BierTalk Spezial 65 – Interview mit Asbjörn Gerlach, Braumeister und Mitgründer der Cervecería Kross, Curacaví, Chile

Heute nehmen wir euch mit auf eine besonders spannende Reise, denn wir sind so weit südlich wie noch nie zuvor – und das meine ich geografisch, nicht inhaltlich! 😆 Wir senden diesmal aus Chile, Temuco, direkt aus dem Herzen der chilenischen Craft-Bier-Szene.

Mein heutiger Gast ist ein echter Weltenbummler in Sachen Bier: Asbjorn Gerlach – Berliner Braumeister, Chile-Auswanderer und Mitgründer der Kross Brauerei. Vor über 20 Jahren zog er los, um in einem Land mit zwei (!) Craft-Brauereien eine Bier-Revolution zu starten. Heute gibt es über 600 Brauereien – und wer weiß, wie viele davon er direkt oder indirekt inspiriert hat!

Wir sprechen über seine wilde Reise von Berlin nach Südamerika, über den chilenischen Biermarkt, über Abenteuer mit Behörden und Hopfenjagd im Andenklima. Und ja, wir verraten auch, warum ein pünktlicher Handwerker in Chile ungefähr so selten ist wie ein trinkbares Industriebier!

Und weil wir es nicht lassen können, gibt’s auch noch einen tiefen Blick in die Braukessel: Wir brauen gemeinsam ein Rauchbier mit Merkén, einer chilenischen Gewürzspezialität. Wird’s rauchig? Wird’s feurig? Wird’s lecker? Die Antwort gibt’s gleich – also, Glas füllen und Ohren spitzen! 🎙️🍺

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute eine Premiere, weil, ich glaube, es ist die bisher südlichste Live-Aufnahme, die wir jemals gemacht haben. Also ich hab schon mal in Brasilien, Florianópolis, einen Podcast aufgenommen, aber, ich glaube, dieses Mal sind wir noch südlicher. Wir sind in Chile, in Temuco und bei mir ist Asbjorn Gerlach, der hier die Kross Brauerei mit aufgebaut hat, leitet und eben aber auch aus Deutschland stammt und deswegen natürlich ein spannender Gesprächspartner. Also erst mal vielen Dank, dass du hier bist und vielleicht sagst du ein, zwei Worte für unser Hörer zu dir.

Asbjorn: Okay. Erst mal Danke für die Einladung natürlich. Wie gesagt, mein Name Asbjorn Gerlach, bin gebürtiger Berliner, Diplombraumeister von der VLB und im Jahr 2000 nach Chile ausgewandert und seit 2003 haben wir die Kross Brauerei hier aufgebaut, mittlerweile seit 21 Jahren ja schon im Markt.

Markus: Ja und sehr spannend, wir sind heute hier, weil es ein Collaboration Brew gibt, also eine Zusammenarbeit von verschiedenen Brauern aus ganz Chile und ich darf dankenswerter Weise auch dabei sein und wir machen hier einen Rauchbierbock. Also spannende Geschichte, können wir auch gleich noch ein bisschen drüber reden. Apropos hier, wir sind bei Camilo Klein, der hat eine kleine Brauerei mit einem wunderschönen Biergarten. Also wenn ihr jetzt die Vögel zwitschern hört und vielleicht auch ein bisschen Musik, das ist keine eingespielte Atmo, das ist original. Und es scheint sogar die Sonne, wir haben übrigens September, was hier dem Frühling entspricht. Und so ist es hier auch, also die Blumen spießen, das Gras grünt und man merkt, hier ist die Natur im Aufbruch, also sehr spannend. Und vielleicht da auch gleich ein bisschen so zu diesem Thema Chile für jetzt Leute, die sich das null vorstellen können aus Deutschland, magst du uns vielleicht so ein bisschen einführen, wie ist das hier, wo sind wir hier, wie fühlt es sich so an, wie erlebst du dieses Land?

Asbjorn: Chile ist auf jeden Fall anders, so fängt es schon mal an. Also erst mal, das Interessante ist natürlich, wenn man gerne reist, Chile hat 4 Klimazonen und wenn man sich das Land vorstellt, ist ja ein ganz langes Land, über 4.000 Kilometer lang, an der breitesten Stelle etwa 150 Kilometer breit nur, also nur so ein Streifen. Wenn man den auf Europa drauflegen würde, hättest du alles von der Tunesischen Wüste bis zu den Norwegischen Fjorden, bloß umgedreht, also im Norden ist die Wüste, im Süden hast du die Fjorde. Also zum Reisen kann man innerhalb kürzester Zeit ganz viel erleben. Wir sind hier gerade im Augenblick in der Zone in der Araucanía, das ist quasi wie das Allgäu mit Vulkanen, würde ich mal sagen, so ein bisschen. Viele Flüsse, viele Seen, viel grün, viele Wälder, viele Berge, aber eben auch Vulkane und auf der anderen Seite gleich den Pazifik. Also eins der wenigen Länder, wo man am selben Tag Skilaufen kann und danach ans Meer fahren kann oder umgekehrt. Das gibt es, glaube ich, sonst nur in Neuseeland und in vielleicht in ein, zwei anderen Ländern, also zum Reisen ist es natürlich wunderbar. Biermäßig, als ich rüber kam vor mittlerweile 24 Jahren war nicht so viel los und das habe ich eben als große Chance gesehen. Man konnte also schon mit einem ganz normalen dunkleren Bier, mit einem Stout sagen, woah, was ist das denn, also es war wirklich nichts da. Und es war natürlich mit wenig Aufwand auch Presse zu bekommen und die Leute zu interessieren, war dann damals nicht so schwer. heute weiß ich nicht, ob ich mich noch mal trauen würde, eine Brauerei aufzumachen, heute gibt es über 600 Brauereien in Chile, damals gab es 2, also Craft-Brauereien sage ich mal so dahin. Aber ansonsten, die Kultur ist halt sehr Latino-mäßig, alles ist entspannt, Pünktlichkeit zählt nicht so. Passt mir ganz gut, ich war auch in Deutschland nie sehr pünktlich und fühlte mich hier gleich recht schnell heimisch. Wenn hier jemand sagt, ich lade dich um 8:00 Uhr abends ein und du stehst um 8 vor der Tür, dann haben die noch einen Bademantel an und da ist noch nichts gemacht. Also wenn die sagen, komm um 8, dann heißt das, auf keinen Fall vor 9 und am besten eher gegen 10. Und ein großes Thema, woran ich mich immer noch nicht gewöhnt habe, ist, dass keiner nein sagen kann. Also man sagt, ja, auf jeden Fall, das machen wir sofort morgen und so, wenn du dich auf irgendeinen Handwerker verlassen musst, sowas, ja, auf jeden Fall komme ich. Und dann weißt du schon, aha, das wird schwierig. Und wenn er halt morgens um 10 nicht da ist, dann wartest du bis halb elf, dann rufst du ihn an, ja, ich bin auf dem Weg, hatte gerade eine Autopanne und dann, ja, okay und danach stirbt die Großmutter und dann noch 5 andere Ausreden und dann kommt er doch nicht. Also daran muss man sich erst mal gewöhnen. Aber gut, es gibt ein paar Sachen, die kann man nicht ändern und entweder man sagt, okay, das schlucke ich dann halt und bleibe hier oder ich haue ab, bevor ich ein Magengeschwür kriege. Und ich bin immer noch hier, also ich habe mich dran gewöhnt.

Markus: Ja, also auf jeden Fall ein spannendes Land. Also von der Geographie her sagt man ja auch ein bisschen, es ist wie eine Insel, weil man auf der einen Seite den Pazifik hat, auf der anderen die Anden, die ja auch für nahezu nichts überquerbar sind. was man sogar beim Flugzeug merkt, wenn man herfliegt, dass es einen Extraaufruf dann gibt, dass wir jetzt über die Anden fliegen und man entsprechend sich anschnallen muss und es ruckelt auch ein bisschen und so. Und im Süden hat man eben die Antarktis letzten Endes, also das Ewige Eis und im Norden die Atacama-Wüste, die total eben, wie eine Wüste eben, auch lebensfeindlich ist.

Asbjorn: Die trockenste Wüste der Welt außerdem, ja.

Markus: Richtig. Und was dann eben auch dem Land einiges beschert hat, weil es dadurch auch abgeschottet ist wie eine Insel und wir hier zum Beispiel einfach noch Weinreben haben ohne die Reblaus.

Asbjorn: Das stimmt.

Markus: Und das ist ja auch sehr interessant, dass man hier wirklich ganz tolle Weine auch genießen kann, also neben diesem ganzen Thema Bier lohnt sich das auf jeden Fall. Also wer nicht nur Bier mag, sondern auch Wein, der ist hier gleich quasi doppelt willkommen.

Asbjorn: Auf jeden Fall.

Markus: Und es gibt, glaube ich, so 7, 8 Millionen Leute im Land oder irgendwie so?

Asbjorn: Nee, wir sind 18.

Markus: Ah, 18, ah ja, okay, stimmt, ja, richtig. Also doch einiges auch an Menschenpotenzial sozusagen und an potenziellen Kunden und Kundinnen. Aber vielleicht mal kurz zurück zu dir, weil du gerade so gesagt hast, du bist ja vor 24 Jahren hergekommen. Wie bist du überhaupt zum Thema Bier gekommen, bist du in Berlin groß geworden?

Asbjorn: Ja, ich bin in Berlin geboren, dort aufgewachsen. Nach der Schule wusste ich eine Zeitlang nicht so richtig, was ich machen will. Also Bier getrunken habe ich schon früh, hatte auch eine große Sammlung an Bierflaschen und Etiketten. Ich hatte einen Bierladen in der Nähe unserer Wohnung, habe da alles durchprobiert und fand das immer erstaunlich, wie man aus 4 Zutaten so viel interessante Geschmäcker, Farben und Texturen zaubern kann. Habe aber nie darüber nachgedacht, das selberzumachen, bis ich dann eine Anzeige gelesen habe, Brauerei sucht Brauerlehrling. Ich sagte, ach, das ist ein Beruf, da schicke ich doch mal meinen Lebenslauf hin. Bin dann auch angenommen worden und habe nie wieder zurückgeschaut. Das war damals die Schultheiss Brauerei in Kreuzberg, die ist ja leider mittlerweile auch dicht. Das war 1986, habe ich meine Lehre dort begonnen, klassische Ausbildung, 3 Jahre Lehrzeit. Dann bin ich nach Hamburg gegangen zur Elbschloss-Brauerei, leider auch zu, habe da anderthalb Jahre Vertretung gemacht für einen Brauer, der zur Bundeswehr musste. Dann bin ich zu Malteurop gegangen nach Rostock, das war dann ja schon nach der Wende, um dann 1991 zurückzugehen zur VLB, Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin, um da meinen Diplombraumeister zu machen, zu studieren. Und da bin ich dann 1994 raus, also nach 8 Jahren quasi dann den Braumeistertitel bekommen. Ich wollte eigentlich nie in der Großindustrie arbeiten, fand ich nicht so prickelnd, wusste aber auch nicht. Craft war damals 1994 noch nicht so heiß in Deutschland, und habe dann ein Erlebnis gehabt, als ich meinen Cousin in den Vereinigten Staaten besucht habe in der Nähe von Boston, da gab es schon so ein paar Craft-Brauereien. Das erste Bier, was ich getrunken habe dort, war Pete’s Wicked Ale. Interessanterweise ist Herr Pete heute also auch hier in Temuco.

Markus: Ja, also ganz kurz gesagt, die eifrigen Podcast-Hörer werden sich erinnern, Pete Slosberg hatten wir, glaube ich, vor einem Jahr oder sowas, oder anderthalb, auch schon im Podcast. Ganz spannende Figur und eben der Vater des American Brown Ale und ein ganz toller Mensch nebenbei gesagt und den haben wir Gott sei Dank auch bei uns gerade.

Asbjorn: Genau, ja. Und da habe ich gesagt, boah, das ist ja interessant. Dann bin ich noch zu so einer Gasthofbrauerei gekommen, Commonwealth-Brewhouse hieß das, ich weiß nicht, ob es das noch gibt in Boston, habe da mit dem Brauer gesprochen. Und dann fiel mir Charlie Papazins Buch in die Hand, „The Companion of Homebrewing“ und da schmiss der natürlich alles rein, Kaffee, Kekse, Schokolade. Ich dachte, woah, die Jungs haben ja echt ein Ding an der Waffel. Ich war natürlich ein quadratischer deutscher Braumeister, Reinheitsgebot und so weiter. VLB, da bringt man einem nicht bei, wie man Obst und Gemüse ins Bier tut. Und dann haben wir angefangen, Zuhause mal ein bisschen rumzuprobieren, ich mit 2 Kollegen, auch Braumeister, ebenfalls arbeitslos zu der Zeit und da haben wir gesagt, wisst ihr was, bevor wir in der Schokoladen- oder Lebensmittelindustrie irgendwo enden, lass uns doch mal was versuchen. Und dann haben wir eine kleine Brauerei aufgemacht in Berlin, die Bier-Company, das war 1995. Haben damals auch das erste Hanfbier Deutschlands gebraut, turn- und cana-Bier.

Markus: Ihr wart das, okay.

Asbjorn: Das waren wir, genau, immer gegen den Strom. Und haben dann auch versucht, da mal das Reinheitsgebot zu kippen, wir waren damals ein bisschen revolutionärer drauf. Hat natürlich nicht geklappt. Und, ja, lange Rede, kurzer Sinn, das war dann alles ein bisschen schwierig, der Deutsche Brauerbund hat uns verklagt sogar, dass wir eben das Hanfbier nicht so darstellen dürfen, dass es bierähnlich ist. Wir wussten natürlich, dass es nicht Bier heißen darf, also haben wir gesagt Hanftrunk. Haben gesagt, okay, aber wenn es aussieht wie Bier, wir haben ja Bierdeckel benutzt, Fassbier, Bierflaschen, dann könnte es ja den Eindruck erwecken, es wäre Bier, also durfte das auch nicht. Und damit hatten sie uns dann das Business halt leider kaputtgemacht. Wir haben damals schon in Pritzwalk bei Preussen Pils, das unter Lizenz brauen lassen. Wir haben exportiert nach Spanien, nach England, nach Dänemark, es lief also eigentlich ganz gut, bis dann von einen Tag auf den anderen die Lücken dicht waren. Und dann habe ich gesagt, wisst ihr was, ihr könnt mich mal, Entschuldige bitte den Tonfall. Und ich will so weit wie möglich weg, weil diese Doppelmoral, habe ich keinen Bock drauf. Weil ich wusste, die großen Brauereien hatten patentiert bereits Himbeerbier, Erdbeerbier und so weiter. Und wieso darfst du Limo mit Zitronengeschmack mit Bier mischen und das ist okay? Wieso darf ich keine Zitronenschale ins Bier direkt geben, ist doch viel natürlicher? Lasst doch den Verbraucher entscheiden, das ist zumindest immer noch meine Idee natürlich. Und ich gehe irgendwo weit weg, wo ich machen kann, was ich will, wo es kein Reinheitsgebot gibt, wo man halt kreativer brauen kann. Und zu der Zeit lernte ich dann eine chilenische Dame kennen, heute meine angetraute Ehefrau seit 25 Jahren, Mutter unserer 3 Kinder und da habe ich gesagt, Chile, ich weiß zwar nicht, wo das auf dem Globus zu finden ist, ich fliege da mal rüber, gucke mir das mal an. Und dann, wie gesagt, habe ich gesehen, hier ist nichts, habe ich gesagt, let`s do it. Und dann bin ich einfach mal kurz entschlossen und spontan nach Chile gezogen im Jahr 2000. Dann hier erst mal in so einem kleinen Brewpub gebraut, das hat dann zugemacht. Dann habe ich auf eigene Rechnung bei einem anderen Brauer Kapazitäten angemietet, habe so für kleinere Events, habe mir eine Zapfanlage gekauft und bei den deutschen Firmen, Lufthansa, Mercedes und so weiter dann, die hatten ab und zu Mal ein Event, bin ich da aufgetaucht mit einem Hellen und einem Dunklen, dann wieder abgerauscht. Und darüber habe ich dann meinen heutigen Sozius und damaligen Brew-Mitgründer José Tomas kennengelernt. Und, ja, 2003 mit so 3 Stouts im Hals in so einem Irish Pub, wo ich das Bier gebraut hatte, sagte er, ej, das ist doch guter Stoff und so, lass uns doch was gemeinsam machen. Und nach dem Dritten haben wir gesagt, okay, wir gründen jetzt eine Brauerei, los geht`s. Das war wirklich wie mit der Serviette am Kneipentisch. Und, ja und hier sind wir immer noch zugange, José Tomas ist immer noch der General Manager unserer Brauerei, ich bin immer noch 1. Braumeister, technischer Leiter und wir haben eigentlich was ganz Hübsches aufgebaut hier.

Markus: Ja, spannend, also da kommen wir gleich noch dazu, wie das so ablief. Eine Frage hätte ich noch zu der Geschichte, du warst ja dann eben bei der Schultheiss Brauerei, hast du da das Berliner Weisse brauen noch mitbekommen?

Asbjorn: Ja, das war damals noch in der Bessemerstraße, wo auch die Mälzerei ist oder war damals noch, da haben wir halt auch noch Praktiken gemacht, genau, war so in den letzten Jahren. Wann die dann dichtgemacht hat, weiß ich nicht. Aber ja, wir hatten also 2 Monate in der Weißbierbrauerei damals noch und über ein halbes Jahr in der Mälzerei auch, war auch interessant. Und die Schultheiss Brauerei selber herrlich, aus den 60er-Jahren, alles mit offenen Bottichen, die Gärung. Die Reinigung natürlich von Hand, schrubb, schrubb, schrubb. Aber ganz tolle Erfahrungen, also das hat mich auch stark geprägt tatsächlich.

Markus: Und war die Weisse damals schon mit reinem Lactobacillus oder hatten die noch diesen Cocktail, der da noch mit drin war?

Asbjorn: Nee, zu meiner Zeit war das dann schon so eine Art Reinzucht auf der Würze, die dann darübergefahren wurde, da wurde also nur die Würze quasi hergestellt und dann angezogen. Und das war komplett getrennt natürlich räumlich, von den anderen Brauereien wegen Kontaminationsgefahr und so. Leider war da nichts mehr mit Pedi und Brett und was da sonst noch drin ist , das hatten sie schon ein bisschen vorgereinigt.

Markus: Hast du mal probiert, was es jetzt mittlerweile in Berlin so gibt von Lemke oder von Schneeeule, wie findest du das?

Asbjorn: Also Schneeeule habe ich leider noch nicht probiert. Oliver kenne ich recht gut, Oli Lemke, der war ja ein Semester unter uns nur und hat damals auch, glaube ich 97, mit seiner Brauerei ja schon angefangen zu Bier-Company-Zeiten, wir waren da recht oft und eng zueinander. Und vor 2 Jahren war ich das letzte Mal in Berlin und habe da alles durchprobiert, was er gemacht hat, auch eben mit den Fassgereiften und so. Finde ich super spannend, also die alten mikrobiologischen Kulturen da aus alten Bieren wieder ran zuziehen in Zusammenarbeit mit der Uni. Das ist ja wirklich Bierarchäologie, die er da betreibt auf irgendeine Weise und richtig eine Zeitreise. Es gibt leider keine großen Markt dafür, glaube ich, aber für Bierliebhaber ist das fantastisch, also du machst die Augen zu und denkst, okay, das haben die also getrunken vor 150 Jahren oder vor 100 Jahren, finde ich irre. Also mir hat das gut geschmeckt und ich mag sowieso Sauerbier auch ganz gern mal, also wenn es intensional hergestellt wurde.

Markus: Ja, natürlich, aber super spannend, finde ich auch. Und die Wendezeit, warst du da gerade nicht in Berlin oder hast du das vor Ort miterlebt?

Asbjorn: Ich war 89, also als die Mauer fiel, war ich in Berlin. Ende 89 bin ich nach Hamburg gegangen, das war das Jahr, wo St. Pauli aufgestiegen ist, deshalb kann ich mich noch gut dran erinnern, nach langer Zeit. Genau, 89 bis 91 war ich in Hamburg, danach 1 Jahr in Rostock und dann zurück nach Berlin, ja, aber während der Wende war ich da.

Markus: Und kannst du dich da noch dran erinnern, wie das war so im November 89?

Asbjorn: Auf jeden Fall, also ich bekam einen Anruf morgens um zwei von einem Freund, der sagte, ej, die Mauer ist offen. Ich sagte, ja, lass mich in Ruhe, du spinnst ja irgendwie, kann ja gar nicht sein. Am nächsten Tag musste ich irgendwie zur Bank und da war eine Schlange von 150 Metern vor meiner kleinen Bank, ich dachte, was ist denn hier los? Ej, wir kommen von drüben und so, hier Begrüßungsgeld abholen und da habe ich gedacht, scheiße, er hat Recht, es ist wirklich wahr. Und dann war ein, zwei Monate, war komplettes Chaos, also alle Leute auf der Straße, überall Freibier. Du hast irgendjemand kennengelernt, ej, wo kommt ihr denn her? Ej, hier ist mein Wohnungsschlüssel, du kannst bei mir pennen, überhaupt kein Thema. Das war so Euphorie total irgendwie und nur Party überall. Und dann nach einer Weile beruhigte sich das so ein bisschen, irgendwie sind die Jungs ein bisschen komisch und die haben natürlich das Gleiche von uns auch gedacht irgendwie und dann fing das so ein bisschen an, einzusickern, was da eigentlich passiert ist. Aber es war eine Zeitlang auf dem Kudamm, die Schuhgeschäfte haben Freibier ausgeschenkt und das war wirklich, ej, nehmt alles, alles ist unseres, meins ist deins. Und das war irre, also sowas habe ich nie davor und nie danach wieder erleben können, ehrlich gesagt so, verrückte Zeit. Und dann natürlich die ganzen Clubs in Berlin, in jeder Ruine, überall Zettel verteilt, ej, da ist morgen eine Party. Irgendjemand hatte einen Container Tequila abgeschossen irgendwo, dann gab es da halt nur Tequila, dann war das Ding wieder zu, dann ging es da rüber, da gab es irgendwie Fassbier von irgendwem. Egal, also das war Underground und war verrückte Zeit, sehr kreativ aber.

Markus: Ja, also sehr spannend, ich habe es leider nicht mitmachen können. Also ich war dann etwas später da, 90.

Asbjorn: Aber war immer noch.

Markus: War immer noch spannend, Mauerspechte und so, also das auf jeden Fall, aber die Tage direkt, das wäre sicher super interessant oder war es sicher dann für dich. Und sowas hat man ja wirklich im Leben einmal, also wann fällt schon so eine Berliner Mauer, ne.

Asbjorn: Hoffentlich nur einmal, hoffentlich wird sie nicht wieder gebaut.

Markus: Ja, allerdings. Ja, aber du bist ja relativ weit weg davon, also quasi maximal weit weg fast, wenn man mal Australien außer Rand lässt. Zurück zu der Geschichte, also du kommst dann hier an und sagst, okay, ich mache mit meinem Sozius hier eine Brauerei auf. Wie funktioniert das in Chile, also gehe ich einfach aufs Amt und sage, ich mache mich jetzt hier selbstständig mit einer Brauerei oder ist das kompliziert oder wie läuft sowas?

Asbjorn: Also damals war es ein bisschen leichter, muss ich sagen. Heute kenne ich Kollegen, die sind schon am Brauen, aber die haben nach 3 Jahren immer noch nicht die Lizenz, die legale. Müssen also irgendwie sehen, wie sie das unter dem Radar der Steuer machen, obwohl wirklich alle sich bemühen, das zu machen. Also die Bürokratie ist ziemlich gewachsen hier, es ist also, es gibt mehr Hindernisse als Hilfen, leider und viele Behördengänge, die sagen, nein, da musst du erst mal dahin, das Papier holen. Das ist schon kafkaesk teilweise, also ist furchtbar. Aber damals hatten wir das große Glück, wir haben also gesagt, wo gehen wir hin, bleiben wir in Santiago im Industriegebiet? Da setzt du dich ins gemachte Netz, das ist der Galpón hier, die Halle, da sortierst du dich ein, hier ist der Strom, da ist das Abwasser, kein Thema. Wir haben gesagt, wir wollen das nicht, wir wollen also eine Brauerei bauen ein bisschen mehr auf dem Land, wo die Leute auch sehen, dass das Umfeld eben wirklich auch der Philosophie entspricht, Biere nur mit natürlichen Zutaten zu brauen und so ein bisschen aus diesem Industrieding rauszukommen. Und wir haben also mitten in so einem kleinen Ort außerhalb von Santiago, auf halben Weg an die Pazifikküste, installiert, in Curacaví, heißt das. Das ist also 60 Kilometer außerhalb von Santiago, 40 Minuten mit dem Auto etwa. Neben der meistbefahrenen Autobahn Chiles, weil viele ihre Wochenendhäuschen halt am Meer haben und da müssen sie alle hin. Und da war es so, wir sind also zur Gemeindeverwaltung gegangen und gesagt, ej, wir würden hier gerne eine kleine Brauerei installieren, könnt ihr uns irgendwie helfen, habt ihr was dagegen, wie läuft das hier? Und die haben gesagt, ihr müsst uns versprechen, dass ihr, wenn ihr Arbeitsplätze schafft, dass ihr bevorzugt Leute aus unserer Kommune hier anstellt. Weil Curacaví, das ist eigentlich kein Arbeitsplatz, das ist ein Schlafgemach und die Leute pendeln halt sehr viel. Ist halt eine Zone, wo hauptsächlich alte Kultur betrieben wird, also Landwirtschaft. Da ist dann halt, also zur Erntezeit ist da was los und wenn da keine Ernte ist, dann gibt es da keinen Job. Und dann haben wir gesagt, okay, machen wir natürlich gerne. Okay, dann helfen wir euch, die Papiere schneller zu beschaffen. Und das war wirklich dann in 7 Monaten, hatten wir alles, was wir brauchten, um loszulegen von der legalen Seite her. Und die Brauerei damals, das haben wir lokal bauen lassen nach unseren eigenen Plänen. Es gab also hier Edelstahlindustrie, gibt es natürlich viel durch die Weinindustrie halt. Und wir haben gesagt, Freunde, wir hätten gern den Läuterbottich so und das Maischgefäss so, das sind die Gärtanks. Und das haben die dann halt so angefertigt nach unseren eigenen Plänen. das ging auch recht fix, also wir waren innerhalb von 9 Monaten quasi up and running. Wir hatten aber vorher schon 2 1/2 Jahre, waren wir schon im Markt und haben quasi Contract-Brewing gemacht bei einer kleinen Brauerei, die sich damals auch gerade erst gegründet hatte und so konnten wir den Markt schon mal ein bisschen austesten, bevor wir großen Investitionen getätigt haben. Denn wir hatten immer die Vision, dass sich der Markt so entwickeln wird, dass die Leute mehr Varietät wollen und vielleicht auch bessere Qualität, weil sie auch eben mehr reisen konnten. Man muss ja auch im Kopf haben, dass 1990 ja erst das Militärregime von Pinochet abgesetzt wurde und danach die Wirtschaft sich so ein bisschen freier, freiere Marktwirtschaft sich erst entwickelt hat. Das ist ja auch noch nicht solange her. Das ist noch auch so ein bisschen die Mauer in den Köpfen hier auch, bist du rechts oder bist du links, bist du pro Pinochet oder gegen. Und dazwischen ist ein tiefer Graben und Kommunikation zwischen den beiden Lagern findet wenig statt. Also das Land ist stark gespalten, das muss man auch so sagen. Aber Bierkultur gab es halt nicht und da haben wir gesagt, wenn wir hier zu früh dran sind, dann kann das auch den Bach abgehen. Und so war es ja auch in Berlin, sage ich mal, 1995 mit der Bier-Company, da haben die Leute auch gesagt, habt ihr eine Macke, was macht ihr denn? Irgendwie Bier mit Kräutern und mit Obst und so weiter, gibt es doch gar nicht, ist gegen das Reinheitsgebot. Und heute, ja gut, 20 Jahre später sagst du, okay, das hat sich ein bisschen normalisiert. Aber wir waren da auch zu früh dran natürlich und deswegen wollten wir nicht, dass das noch mal passiert. Also sind wir vorsichtiger rangegangen, haben gesagt, komm, wir machen das unter Contract. Und wenn das nicht läuft, gut, dann investieren wir halt nicht so viel Kohle und verlieren nicht so viel. Aber nach 2 Jahren haben wir gemerkt, ej, da ist Bedarf, das wächst und haben gesagt, okay, jetzt können wir auch selber was bauen. Haben dann einen Investor gesucht, also Kohle war immer noch nicht da natürlich. Wie das so ist am Anfang bei jedem Emprendimientor, wie heißt das, Unternehmer, Unternehmensgründung, wenn das so eine kleine Bude ist und du hast kein großes Kapital dahinter, dann musst du ja alles, was reinkommt, wird wieder finanziert für den Ausbau und am Ende, Geld war niemals da. Und dann haben wir halt jemanden gefunden, glücklicherweise auch Deutschstämmiger, der gerne Bier trinkt. Dann hat er gesagt, Jungs, ihr seid mir sympathisch, das Bier schmeckt gut. Ich glaube euch die Hälfte von euren super Plänen und das Wachstum, aber lasst uns das mal machen. Ich will auch keinen schnellen Return hier haben irgendwie, ich mache das langfristig und macht mal euer Ding. Und er ist dann halt bei uns eingestiegen mit 25 Prozent und mit dem Geld haben wir dann quasi die Brauerei gebaut in Curacaví, die erste Brauerei. Damals mit einer Kapazität, also das Sudhaus hat 25 Hektoliter Ausschlagmenge, wir hatten 4 Gärtanks mit 50 Hekto. Also würde mal sagen, 20.000 Liter im Monat war so die Anfangsgröße. Heute sind bei 600.000 Liter im Monat, die wir brauen können und manchmal auch brauen, also das ist halt stark gewachsen. Aber auch nur, weil sich danach noch eine große Firma, eins der größten Weingüter der Welt, Concha Y Toro. Casillero del Diablo, vielleicht habt ihr das schon mal gefunden im Supermarkt, das gibt es auch in Deutschland, eine der wichtigsten Weinmarken der Welt. Die haben halt eins der nur 3 funktionierenden Vertriebssysteme in Chile, die das ganze Land abdecken. Wie gesagt, das ist 4.000 Kilometer lang, das ist wie Export, also 2.000 Kilometer nach Norden, 2.000 Kilometer nach Süden. Das schaffst du mit eigenen Mitteln natürlich nicht mit einem Fuhrpark oder sowas, da wirst du ja irre bei, dafür braucht man jemand, der das abdeckelt und eben auch die ganze Rechnungsverfolgung, sage ich mal. Es ist leicht, Bier zu brauen, wenn man weiß, wie es geht, es ist relativ leicht, Bier zu verkaufen. Aber hinterher den Scheck dafür zu kriegen, also in Chile die Zahlungsmoral ist erbärmlich und das bricht natürlich jedem Kleinunternehmer auch das Genick, der Cashflow. Es läuft super und wo ist die Kohle, ah, der hat noch nicht bezahlt. Also du musst jedes Mal wieder sagen, wo kriege ich noch mal Geld her, um wieder Malz zu kaufen, obwohl ich das Geld eigentlich in der Tasche haben müsste, aber es ist noch auf der Straße. Und da, das hat uns zwei-, dreimal wirklich an den Rand der Insolvenz hier auch gebracht, wo ich sagte, ej, so kann es eigentlich nicht weitergehen. Und dann haben wir gesagt, okay, also wir machen noch einen Versuch, wir suchen uns jemanden, der die ganze Logistik übernimmt und auch das Vertriebsnetz mit rein bringt und dann eben auch die ganze Rechnungsstellung macht. Und wir haben nur einen einzigen Kunden, ich gebe dir das ganze Bier, du machst den Vertrieb, ein Scheck alle 30 Tage. Ich kann damit rechnen, kann die Löhne bezahlen, kann Licht und Wasser bezahlen und man schläft ein bisschen ruhiger. Logischerweise wollen die natürlich eine Marge dafür haben, aber das wird dann theoretisch durch wachsendes Volumen dann wieder ausgeglichen und so war es denn zum Glück auch. Aber das war also nicht immer ganz einfach und zwei-, dreimal haben wir auch mit dem Gedanken gespielt, das doch wieder sein zu lassen. Mittlerweile bin ich natürlich froh, dass wir das nicht getan haben, klar.

Markus: Und nicht nur du, also weil ich ja schon viele Leute kennengelernt habe, die eure Biere auch einfach sehr gerne trinken. Und wir haben uns ja zuerst gesehen zum ersten Mal vor 5 Jahren.

Asbjorn: In Valparaíso.

Markus: Da waren wir in Valparaíso bei dem Wettbewerb zusammen und haben da auch schon die Bierwelt ein bisschen erkundet, also super spannende Geschichte. Du hast gerade gesagt, jemand Deutschstämmiges, das ist vielleicht noch eine Frage, die sich überhaupt die eine oder andere Hörerin oder der Hörer so stellt, weil du kommst jetzt aus Berlin, also lernst dann zwar eine Chilenin kennen, aber deswegen spricht man ja nicht automatisch fließend Spanisch. Also wie ging das so, bist du da relativ schnell reingekommen oder konntest du das schon? Und wie funktioniert das hier, also gibt es hier auch Englisch-, Deutschsprachige, wie auch immer, wie kann man sich das vorstellen?

Asbjorn: Ja, also Spanisch, um damit anzufangen, konnte ich nicht, als ich meine Frau kennenlernte. Da haben wir ein bisschen auf Englisch rumgemacht, was bei ihr auch nicht so ganz gut war, aber egal. Und als ich dann beschlossen habe, das war 98, dann war ich halt zweimal in Chile, bevor ich beschlossen habe, dann tatsächlich auszuwandern, so ein bisschen zu sondieren, wie das hier aussieht mit dem Biermarkt und so weiter. Und dann habe, weiß nicht, einen Monat vorher habe ich ein bisschen Einzelunterricht genommen und dann hier einfach Learning by Doing. Ich hatte das große Glück, also im Nachhinein hatte ich das große Glück, während meiner Schulzeit empfand ich das als einen Albtraum, ich hatte von der 5. Klasse an bis zum Abi Latein so auf einem altsprachlichen Gymnasium, dachte, wofür soll das denn gut sein? Ja, dann am Ende habe ich also gemerkt, dass da doch ein paar Neuronen noch funktionierten und ein paar Altlasten aktiviert wurden. Das hat mir dann ganz schnell geholfen, ehrlich gesagt, mit dem Spanischen hier zurechtzukommen. Der Akzent der Chilenen ist furchtbar. Also ich habe eine Freundin, die kommt aus Barcelona regelmäßig hier rüber, sagt, ich verstehe nichts. Also es ist kein Hochspanisch, sagen wir mal so, also schon ein arger Dialekt mit vielen Modismen und eigenen Wortschöpfungen, sage ich mal, das ist schon ein bisschen schwieriger, aber es ging relativ schnell. Meine Frau hatte auch sehr viel Geduld mit mir, hat immer sehr langsam und sehr deutlich gesprochen. So deutlich, dass sie heute sagen, wenn sie mit irgendjemanden spricht, der sie noch nicht kennt, du kommst aus Peru oder aus Kolumbien, du sprichst so deutlich und sie sagt, nee, ich bin Chilenin, verdammt noch mal. Also das ist ihr leider dann auch kleben geblieben, dieser Akzent. Aber das ging eigentlich relativ gut, ich habe da auch wenig Berührungsängste, ich sage, die werden mich schon irgendwie verstehen mit Händen und Füßen. Und es ist mir egal, ob das nun jetzt richtig konnotiert ist oder grammatikalisch richtig, ich spreche einfach drauf los und irgendwie geht es dann schon und das hat dann, glaube ich, auch ein bisschen geholfen.

Markus: Ja, funktioniert auch gut. Und ich glaube, es gibt ja auch doch die ein oder anderen deutschsprachigen Leute hier, also Camilo zum Beispiel, wo wir jetzt sind, spricht ja auch Deutsch, also offensichtlich gibt es da auch viele Auswanderer. Und ich glaube, auch von der Brauereigeschichte her war eine der ältesten Brauereien, glaube ich, in Valdivia im Süden von Chile, die ja auch eine deutschstämmige Brauerei war, dann durch ein Erdbeben irgendwie zerstört worden ist und so.

Asbjorn: Genau, Anwandter.

Markus: Also das heißt, da gibt es doch tatsächlich viele, viele Verbindungen. Ja, vielleicht auch so ein bisschen wie mit Brasilien und Portugal, dass man sagt, okay, also mittlerweile ist die brasilianische Bevölkerung und Kultur ja größer als die portugiesische eigentlich und auch da entwickelt sich die Sprache natürlich weiter und anders. Und ich merke das immer, wenn ich mit portugiesischen Freunden spreche, dass die sagen, im Fernsehen sehen wir ganz viele brasilianische Filme und verstehen das dann auch nur halb teilweise. Also schon sehr interessant, wie da auch selbst in unseren Lebensspannen sich da so tolle Veränderungen einfach auch ergeben, was interessant ist. Aber wir kommen am Ende immer zusammen, also Kommunikation funktioniert, wenn man will.

Asbjorn: Wenn man es will, ja.

Markus: Und in der Bierwelt will man ja Gott sei Dank meistens. Was mich noch interessiert ist euer Name, wie kam denn das zustande? Also Kross ist ja jetzt weder Spanisch noch Deutsch oder was ist das?

Asbjorn: Genau, was ist Kross? Ja, also als wir angefangen haben, haben wir gesagt, okay, wir wollen eigentlich nicht die deutschen Wurzeln, meine deutschen Wurzeln ein bisschen ausschlachten, denn es gab schon im Süden Kunstmann. Das ist ja so die größte Craft-Brauerei, sage ich mal, in Chile, die auch schon in den frühen 90ern damit angefangen hat und heute definitiv Marktführer sind, aber die haben natürlich diese lange Geschichte, wie du sagst. In Valdivia, in der Stadt, da war die Anwandter-Brauerei und da gab es deutsche Brauer vor Ewigkeiten und war so ein bisschen mehr traditionell angehaucht. Wir haben gesagt, wir sind ein bisschen jünger, wir können nicht sagen, wir haben eine 100-jährige Geschichte oder sowas, wollten ein bisschen was Moderneres machen und haben einen Namen gesucht, der auch für Chilenen leicht auszusprechen ist, dass man sagt, ej, gib mir mal ein Kunstmann. Die Leute haben sich gar nicht getraut, das auszusprechen, haben gesagt, gib mir mal das Dunkle aus Valdivia, aber als Markenname kam das gar nicht so durch. Also leicht zu merken, leicht auszusprechen, aber mit einer Bedeutung. Und für uns die Bedeutung war, wir wollten halt immer die Sache ein bisschen anders machen als die lokalen Brauereien, immer experimentieren, ein bisschen Pioniere sein auch und uns niemals, sage ich mal, auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern immer sagen, okay, was können wir besser machen, wie geht es weiter, was ist der neue Trend? Das haben wir so ein bisschen im Blut und das haben wir gesucht. Dann sind wir zu einer Marketingagentur irgendwann gegangen, weil wir selber keine guten Ideen hatten. Und der hat sich das angehört, gesagt, okay, Kross, aber mit c, also to cross, das englische Verb, eben irgendwas überqueren oder kreuzen, immer weitergehen, eine Grenze überschreiten, what ever. das war so vom Inhalt das, was wir gesucht haben, aber die Marke sah mit dem C ein bisschen schwach aus. Und irgendjemand nach dem fünften Pinte, der sagte, ej, stellen wir doch einfach ein K hin, hört sich genauso an, spricht sich genauso, aber hat mehr Persönlichkeit. Und das war es dann einfach, so Kross ist das, also immer in Bewegung bleiben, immer ein bisschen aus der Komfortzone raus und Neues suchen. Und deshalb haben wir eben auch dieses Männchen hier, dieser Monito mit dem Bierglas in der Hand. Diese Zone hier, das Gelbe ist die Komfortzone und mit großem Fuß, bam, brechen wir halt raus und rennen und sagen, was gibt es draußen noch zu entdecken, Attacke irgendwie, hier kommen wir. Und das sind wir halt, als wir angefangen haben mit der ganzen Energie und sagen, hej, wir rollen den Markt auf! Das war natürlich eine Vision, ein bisschen zu euphorisch logischerweise, aber das haben wir halt so ein bisschen im Blut und es macht Spaß. Mir macht es am meisten Spaß, neue Rezepte zu kreieren und einfach mal zu gucken, was kann man noch machen außerhalb des Bekannten und deshalb Nomen est omen so ein bisschen. Das hat super geklappt für uns und das ist eben auch super leicht zu merken. Und das Symbol ist eben auch, wenn du es einmal gesehen hast, sagts du, ah, Kross. Also nicht so famose wie da von Nike, sage ich mal, aber wir haben irgendwann gesagt, wenn wir das Ding irgendwann Mal ohne Namen hinstellen, wollen wir auch in 20 Jahren, dass die Leute das trotzdem erkennen.

Markus: Das ist ein bisschen so wie der Mann von Cantinone, ich weiß nicht,. ob du den kennst.

Asbjorn: Ja, genau.

Markus: Das ist ja durchaus ähnlich. Also wir werden natürlich das auch in den Shownotes verlinken, sodass ihr euch das auch anschauen könnt, wenn ihr jetzt einfach in den Podcast-Shownotes eben guckt, da sind alle Links da oder einfach in Google suchen, Cerveceria Kross, da kann man sich das dann auch anschauen, also sehr spannend. Biere, Rezepte, wie war das so? Also habt ihr da dann gesagt, wir setzen von Anfang an eher auf dieses Thema Lager und quasi deutsche Biere oder eher englische? Was war denn damals so, Anfang der 2000 war ja auch die Craft-Bier-Welle noch nicht ganz so.

Asbjorn: Da gab es nichts. Ich habe hier angefangen, ein Golden Ale zu brauen. Damals war es eigentlich eher ein Pale Ale, das hatte also gute mitt-40er Bittereinheiten, das war so eigentlich ein American Pale Ale, würde ich mal sagen nach damaligen Standard. Und ein Stout, das war also auch das erste Stout, gab es beides noch nicht in Chile damals. Ich bin eher norddeutsche Biere gewohnt, also Hopfen mochte ich schon immer ganz gerne, mit Jever und Flens und sowas großgeworden. Und damit haben wir angefangen und dann habe ich das halt gebraut. Mein Sozius ist immer losgezogen, hat versucht, das zu verkaufen und kam immer zurück, die Leute sagen, ist eigentlich ganz lecker und anders, aber es ist viel zu bitter. Und dann musste ich also innerhalb der ersten 1, 2 Jahre, musste ich ganz schnell merken, dass der chilenische Geschmack also sehr viel mehr auf die Malzseite tendiert und Hopfen war damals noch überhaupt nicht aktuell, so bitter mochte keiner und auch heutzutage ist es immer noch schwierig. Also diese Welle von den IPAs und sowas wie in den Staaten, das gibt es hier zwar auch, aber es ist wirklich eine Nische in der Nische, es ist nichts, was massiv hier die Leute hinterm Ofen vor lockt. Also ein bisschen Karamell und süß und dann läuft das irgendwie, 12 Bittereinheiten und ein bisschen klebrig und dann gibt ihm. Also das ist ja, da musste ich mich erst mal dran gewöhnen. Musste also die Rezepte auch angleichen und dann ist eben aus dem Pale Ale ein Golden Ale geworden. Das Stout ist immer noch das Stout. Das hatte damals aber noch Kakaoschalen mit drin, ist also eher ein Chocolate Stout über die ersten 2, 3 Jahre. Mittlerweile ist das auch ein bisschen abgewandelt, hat jetzt einen Schlag Haferflocken drin. Also hat immer noch so ein bisschen mehr dieses Cremige, an der Grenze zu einem Porter oder einem Sweet Stout, also ist kein klassisches Irish Stout so. Damit haben wir angefangen, die ersten 3, 4 Jahre gab es nur Golden und Stout. Dann haben wir ein Pils rausgezaubert irgendwann, haben wir gesagt, Pils? Weil Pils war hier der Markenname eines Industriebieres, weil eigentlich nur immer Bauarbeiter getrunken haben, also Pils war so das ordinärste Bier so dann. Und da haben wir gesagt, in Europa ist aber Pils eigentlich so der Champagner des Lagers irgendwie und da haben wir gesagt, okay, wir versuchen mal, die Leute ein bisschen umzuerziehen und sagen, hej, das ist eigentlich genau das Gegenteil von dem, was ihr kennt. Und haben damals eigentlich noch ein klassisches tschechisches Pils gebraut, wo wir sagen, okay, mit der Bittere und so, vielleicht nicht so, ein bisschen mehr Malzkörper. Das Pils hat mittlerweile 4, 5 Metamorphosen durchgemacht, ist auch einem tschechischen dann zu einem chilenischen Pils geworden, dann zu einem German Pils und mittlerweile ist es, ja, weiß ich nicht mehr, was es ist. Aber wir haben jetzt halt die letzten Male Hopfen getauscht, also früher war es Saazer und Tettnang, Magnum, die alte Schule. Jetzt haben wir das fast alles rausgeschmissen, jetzt ist es Loral und Centennial, seit 2 Monaten erst, mit einem kleinen Twist mehr in die amerikanische Richtung, aber halt immer trinkbar. Also für mich, das Ziel ist immer, super trinkbare Biere zu machen. Das ist also bei allem, was ich mache, auch wenn das Bier 9 oder 10 Umdrehungen hat, dass du trotzdem Lust hast, 2 oder 3 zu trinken, also dass du nicht nach einem halben Glas sagst so, ich kann nicht mehr, gibt mir mal was Leichteres. Dass das halt harmonisch ist, dass alle Rohstoffe ihre Bühne haben, aber eben harmonisch zusammenleben und dass du sagst, lecker, ich will noch eins. Das ist halt mein Ziel immer, bei allem. Ich denke immer an den Verbraucher, wir wollen ja auch Bier verkaufen und keine Museumsbrauerei sein. Damit haben wir angefangen, Pils war das Dritte. Dann haben wir das erste Mal ein Saisonbier gemacht, gab es in Chile auch nicht. Da haben wir den Maibock damals rausgebracht, das war 2010 etwa und haben gesagt, das machen wir nur im Mai, Mai bis Juli, August, genau wie in Deutschland. In Deutschland ist es halt ein Frühlingsbier, hier ist es dann ein Herbstbier, wir sind ja genau umgekehrt, aber passt auch, das erste Starkbier der kälteren Jahreszeit. Das fanden die Leute dann aber irgendwann so lecker, dass sie sagten, ej, könnt ihr das nicht das ganze Jahr machen? So ist der Maibock dann also auch in das klassische Portfolio mit reingerutscht und ist immer noch mit dabei. Und hatte ja vor Kurzem, vor wenigen Monaten beim World Beer Award erstaunlicherweise, auch für mich immer noch unbegreiflich, World´s Best Maibock gewonnen bei der Konkurrenz, die es gibt. Also das war auch ein bisschen woah, schöne Überraschung, sage ich mal so.

Markus: Ja, auf jeden Fall und hat, nur um das kurz einzuwerfen, tatsächlich gegen direkt sozusagen den deutschen, in Anführungsstrichen, Konkurrenten, gegen Rittmayer Maibock knapp verloren im Finale, ich war dabei.

Asbjorn: Du auch, ja, super.

Markus: Also ich meine, wir wussten natürlich zu dem Zeitpunkt nicht,

Asbjorn: Was ist was.

Markus: was ist was, aber das war schon wirklich spannend. Das war ja dieses Jahr in England eben wieder, die große Verkostung. Und fand ich sehr interessant, weil das ist selten, dass du von einem hellen Lager, auch von einem starken hellen Lager so ein hohes Niveau bekommst. Also völlig zurecht auch, das ist super, Gratulation.

Asbjorn: Ja, danke. Ich habe dir auch eins mitgebracht noch mal.

Markus: Sehr gut!

Asbjorn: Ja und dann der große Durchbruch, glaube ich, bei uns, um das jetzt noch mal kurz abzuschließen mit den Rezepten, kam dann mit dem fünften Bier, als wir 5 Jahre alt wurden. Da haben wir gesagt, also statistisch gesehen, 80 Prozent der Firmenneugründungen erleben das 5. Jahr eigentlich nicht und 80 Prozent der 20 Prozent, die noch am Leben sind, haben eine gute Chance, dass sie auch die 10 Jahre erleben werden. Also haben wir gesagt, das ist ein Grund zum Feiern, wir sind noch da und vielleicht werden wir noch älter. Da haben wir gesagt, machen wir doch eine Party und laden alle Leute ein, die uns geholfen haben, bis zu diesem 5. Jahr zu kommen. Also Freunde, Familie, logischerweise auch Lieferanten, Kunden, alle, die an diesem Traum damals gedacht haben und uns dabei geholfen haben und gesagt haben, Jungs, ihr macht das schon. Und haben gesagt, wie können wir uns denn bei den Leuten erkenntlich zeigen, wie können wir denen denn danken? Und da haben wir gesagt, lass uns doch einfach mal ein Spezialbier machen nur für die, kleiner Sud. Und zu der Zeit, da Chile ja auch ein Weinland ist, war gerade eine große Welle von Weinen, die also starkes Vanille-, Karamellaroma aus amerikanischer Eiche hatten. Lass uns doch ein Bier machen, was so ein bisschen diese Idee aufnimmt. Wir haben also ein starkes Brown Ale, also gar nicht richtig auf irgendeinen Stil zugeschnitten, gemacht. Und wie haben wir das gemacht? Wir haben gesagt, ej, wir gucken einfach mal, was haben wir denn im Lager für die anderen 4 Biere und von jedem Malz schmeißen wir was rein, von jedem Hopfen schmeißen wir was rein. Die erste Version war sogar mit Ale- und Lager-Hefe zusammen. Wir haben also alle Zutaten, was wir alles hier bekommen, wir machen ein Resümee und das ist das 5. Bier und da muss alles drin sein von den anderen Vieren und dazu eben noch ein bisschen Holz. Und das haben wir dann halt in Champagnerflaschen gefüllt mit einem schönen Etikett, und als die Party zu Ende war, haben wir gesagt, ej, Danke, Danke für alles, hier ist eine Flasche für dich, nummerierte Edition, tschau, das war die Idee. Und dann kam danach irgendwie, ej, ich habe das getrunken, eigentlich sehr lecker, kann ich da noch mehr haben? Nee, gibt nichts mehr. Und dann rief noch einer an. Und sagten wir, na gut, dann machen wir noch ein bisschen, nur für die Kumpels. Und dann, einer von den Kumpels hatte irgendjemand eingeladen, der hat ein Restaurant gehabt, sagte, toll, das ist doch super, mit dem Fleisch und so, das kann man ja gut kombinieren, ist auch ein gastronomisches Bier. Und dann wuchs das von ganz alleine, wir haben niemals Werbung für dieses Bier gemacht, 7,2 Umdrehungen, holzgereiftes Starkbier. Mittlerweile ist es Nummer 2 bei uns im Verkauf, also das Golden Ale ist Nummer 1, Kross Simco ist Nummer 2, und war halt das erste Bier in einer Champagnerflasche in Chile, das gab es vorher nicht, das erste holzgereifte Bier. Das war so ein bisschen, woah, was ist das denn? Und dafür haben wir, glaube ich, auch viele Leute, Weintrinker, die sonst kein Bier trinken, mit ins Boot geholt, die sagen, oh, das ist ein Bier, das könnte ich auch trinken. So und dann, das war so ein bisschen der Durchbruch, viele Leute kennen uns wegen des Kross Simco, weil das immer in der Erinnerung so ist, woah, das war das erste Ding, was ich getrunken hatte und sagte, woah, das ist das was anderes. ja und mittlerweile haben wir ein festes Portfolio von 11 verschiedenen Bieren, ein bisschen oll over the place, ein paar deutsche Rezepte, englisch. Ich bin ein großer Fan der englischen Küche, also Bierküche natürlich und eben auch ein paar experimentelle Sachen. Auch was Amerikanisches natürlich, wir haben kein Hazy APE, aber ein Hazy Lager. Ja, weil ich so spät dran war, mit dem Hazy-Trend, ich habe mich dagegen gewehrt, ich sagte, warum soll ich mich anstrengen, ein extra trübes Bier zu machen? Also ein Zwickelbier, ein Kellerbier, nichts dagegen, ab jetzt da noch irgendwie Proteine mit reinschmeißen, das war nichts, da habe ich mich also mit Händen und Füssen gegen gewehrt und alle haben gesagt, ej, du musst das jetzt aber machen. Da sage ich, okay, dann machen wir was anderes. Wir können ja nicht 5 Jahre später sagen, ej, Kross hat jetzt aber auch ein Hazy. Super, ja, wie innovativ seid ihr denn? Dann sind wir halt die Ersten, die ein Hazy-Lager machen. Also heute würden viele vielleicht auch sagen Cold IPA, aber Hazy Lager hörte sich ein bisschen cooler, das funktioniert ganz gut. Wir haben ein IPA Pomelo, also mit Grapefruit. Das hat auch beim World Beer Cup dieses Jahr Gold gewonnen, auch sensationell für uns in der Kategorie. Das machen wir also auch schon seit 3, 4 Jahren. Also wir haben Bier mit roten Berries drin, das ist so mehr für die Einsteiger. Es ist super süß, ich kann es persönlich nicht trinken, aber in Chile kommt das gut an. Leute, die kein Bier trinken, sagen, das schmeckt ja wie ein Saft. Genau, ja und so experimentieren wir ein bisschen. Wir haben ein Scotch Ale mit drin, Maibock, Pils, was haben wir noch, das Kross 5. Jetzt haben wir so ein Hoppy Ale, ein recht leichtes, wir haben ein Amber Ale, fast ein Malt, würde ich sagen jetzt. Und, ja, kommt immer was Neues. Wir haben mittlerweile auch 8 eigene Kneipen oder Restaurants sage ich mal mehr als Kneipen, wo wir halt auch ständig neue Biere ausprobieren in kleineren Mengen. Dadurch haben wir natürlich eine Fokus-Group umsonst, sage ich mal, wo die Leute sagen, ej, mehr davon. Nee, das passt mir überhaupt nicht. Haben gerade auch ein Imperial Stout mit Kaffee wieder gemacht und Vanille, nichts super anderes, aber lief super. Ein West Coast Pils haben wir gerade in die Dose gebracht, zum Oktoberfest kommt jetzt ein klassisches Helles, sowas. Also wir spielen immer, es gibt immer, drei-, viermal im Jahr machen wir auf jeden Fall was Neues.

Markus: Also spannend. Also es macht auch total Spaß, dir einfach zuzuhören, weil man einfach merkt, wie sich die Dinge so im Kopf zusammensetzen, dann in die Tat umgesetzt werden und am Ende eben im Glas landen, das ist einfach wunderbar so zu hören. Apropos so neue Trends, wie sieht es bei euch im Thema alkoholfrei aus, ist das in Chile auch ein Thema oder alkoholarm? Und habt ihr euch dem auch schon gewidmet oder wie schaut das aus?

Asbjorn: Sehr gute Frage. Also logischerweise verfolgen wir alles, was auf dem Markt so passiert und das ist natürlich die Kategorie, die, ich glaube, in Zukunft am stärksten möglicherweise wachsen wird, alle Prognosen sagen das und in Chile gibt es einen leichten Trend in die Richtung. Also in den Kneipen haben wir natürlich alkoholfreies Bier aus der Flasche, es gibt ja logischerweise eine ganze Menge auf dem Markt und das läuft jedes Jahr mehr. Also wir sind genau in diesem Augenblick dabei, zwischen Oktober und Dezember ziemlich viele Proben in die Richtung zu machen, wir haben also schon ein bisschen vorgebraut, haben ein bisschen geguckt. Ich hatte bisher, mir fehlte ein Element. Also alle Hefen, die wir ausprobiert haben und alle Versuche laufen daraufhin, halt ein Bier mit gestoppter Gärung zu machen oder mit einer Hefe, die eben Maltose-negativ ist. Wir haben nicht das Geld im Augenblick, jetzt uns eine Entalkoholisierungsanlage hier hinzustellen. Und bei den Bieren, die ich getrunken habe, der Alkohol ist ja nicht nur Alkohol sondern ist eben auch Geschmacksträger und auch Struktur und die Biere schmecken für mich immer ein bisschen leerer. Also jetzt gibt es ja diese neue Hefe von Lallemand LoNa. Oder auch Sierra Nevada, jahrelang rumgedoktert hat und nie was rausgebracht haben und gesagt haben, das war der Mosaikstein, der uns noch gefehlt hat, mit ihrem Trail Pass Golden und Trail Pass IPA, super leckere Biere, beide. Und da geben wir jetzt also ziemlichen Fokus drauf und wollen eigentlich bis Mitte nächsten Jahres was auf dem Markt haben. Logischerweise nicht einfach nur ein Lager, sondern eben auch was für den Craft-Beer-Trinker, ein bisschen mehr Körper und Geschmack, ein bisschen mehr Persönlichkeit. Erst mal nur mit einem Bier und dann gucken, ob das nicht eine Familie wird. Aber strategisch ist es essenziell, möglichst schnell was zu haben, brauchen wir im Portfolio auf jeden Fall.

Markus: Ja und das ist ja auch cool. Also was ich schön finde ist, letzten Endes trifft es ja doch auch wieder den Kompetenzkern eines Brauers, weil er einfach in der Lage ist, eben Getränke herzustellen je nach Kundenbedarf sozusagen. Und ich glaube auch, also was man in Deutschland auch merkt, dieser Trend ist auch da, zum Beispiel verschiedene Verfahren anzuwenden und die Biere dann zu blenden. Weil man einfach bei verschiedenen Verfahren verschiedene Vor- und Nachteile hat und wenn man das entsprechend dann ergänzt, dann hebt sich da auch wieder einiges auf und man kann dann am Ende ein besseres Produkt haben. Also spannend, da freue ich mich schon, wenn ich das nächste Mal da bin, kann ich es dann ja vielleicht probieren.

Asbjorn: Auf jeden Fall, wenn nicht, schicke ich es dir.

Markus: Beziehungsweise wenn die Hörer: innen das hier hören, dann ist es schon da. Weil wir haben ein bisschen Vorlauf und gesendet wird es wahrscheinlich im Januar oder so. Dementsprechend, also spannend, das auf jeden Fall verkosten. Was ich mich auch noch gefragt habe, du hast vorhin so ein bisschen von den Rohstoffen erzählt. Das stelle ich mir auch nicht so einfach vor, also weil, die Hallertau ist weit weg, das Yakima Valley ist weit weg, Neuseeland ist weit weg. Wie macht man das hier, also Hopfen sowieso, frischer Hopfen, dieses Thema, aber auch natürlich letzten Endes Malz und so, also insgesamt die Rohstoffthematik, also hat es sich verändert im Laufe deiner Zeit und wie geht man da so ran?

Asbjorn: Als ich hier ankam, gab es nichts. Es gab eine kleine Brauerei in so einer Disco, da war ein Spanier, der importierte selber Nottinghill Ale. Das war die einzige Hefe, die du hier bekommen konntest. Malz, es gibt also eine Mälzerei in Chile mit zwei Standorten. Die hatten damals ein Pils-Malz, ein angeblich Karamell-Malz, aber das war eigentlich nur ein getoastetes Pils-Malz, also ein bisschen Wasser drauf und dann noch mal geröstet, leicht angetoastet, was auch keiner benutzt hat von der Großindustrie. Und das Malz für das Stout, das mussten wir uns selber rösten damals. Also Pils–Malz angefeuchtet in so einer Kaffeeröstung mit Direktbefeuerung, haben wir uns dann halt die Säcke, die wir brauchten, dann selber geröstet, es gab nichts. Hopfen haben wir auch direkt importiert, damals über Hopsteiner noch. Und Spezialmalze, wir waren die Ersten, die in Chile angefangen haben, Weyermann zu importieren damals. Es ging ein paar Jahre, da mussten wir halt ganze Container importieren, was dann für uns quasi der Jahresbedarf war oder ein bisschen mehr, das war zu viel. Und dann habe ich mir einen Zulieferer hier aus der Weinindustrie geschnappt, habe den mit auf die Brau genommen, habe den Sabine Weyermann vorgestellt, gesagt, ihr müsst mal kurz reden miteinander, du machst jetzt den Import bitte und wir kaufen dir das ab, aber eben chargenweise wie wir es brauchen. Und der Biermarkt wird wachsen natürlich und du hast noch ein paar andere Kunden. Der wollte eigentlich nichts mit Bier machen, am Ende haben sie sich dann dazu durchgerungen, ist mittlerweile der lizenzierte Weyermann-Importeur hier. Und dann fing das an, so ein bisschen besser zu werden, dann kam Hopfen dazu. Mittlerweile gibt es 3 oder 4 Händler, die quasi alles abdecken, vom Edelstahlfass über alle Rohstoffe und noch ein paar andere Sachen, Enzyme, Klärungsmittel oder so. Heute ist es ein Luxus, du kriegst alles, was du irgendwo anders auf der Welt auch kriegst, Hopfen aus Australien, aus Deutschland, von den Staaten, englisch, egal, verschiedene Hefesorten so, das war damals nicht so. Das war also, ich werde jetzt demnächst mal nachbrauen, einfach aus Spaß, unsere ersten beiden Rezepte, wie sie damals waren. Das Golden Ale, was damals ein Pale Ale war, hatte 2 Malze drin und Chinook-Hopfen. Das war der Einzige, den ich gefunden habe mit niedrigem Cohumulon-Gehalt, unter 20 Prozent oder 22, gesagt, den nehme ich mal. Und das war auch der einzige Hopfen, den wir hatten, das war sowohl für Bittere als für das Aroma und, ja, das waren knackige 45 IBU damals und so. Das will ich mal machen und das Stout eben auch. Wir haben mit den 3 Malzen, mit den handgerösteten und ein bisschen Kakaoschalen und that´s it. Also es waren andere Zeiten, war natürlich auch spannend, aber es hat sich sehr gut entwickelt hier und mittlerweile ist es hier genau wie überall auf der Welt, sage ich mal.

Markus: Gibt es hier, also das Land ist ja eben so lang, also müsste es doch eigentlich auch Orte geben, wo man Hopfen anbauen kann, gibt es mittlerweile sowas?

Asbjorn: Gibt es tatsächlich. Wir sind sogar in einer Region, wo also der erste chilenische Hopfen angebaut wurde, das war eine Brauereien damals hier in Temuco, die hieß Kaf. Mit der ersten Ernte von ihnen haben wir ein Collaboration Wet Hope Ale gemacht, ich glaube, 2007 muss das gewesen sein oder 2008, wenn mich nicht alles täuscht. Haben sie also hier am Tag davor geerntet, dann alles auf einen LKW geschmissen, hochgefahren nach Curacavi. Wir hatten alles schon fertig, dass so wenig Zeit wie möglich vergeht wegen der Oxidation und dann genau zum Whirlpool waren sie dann da. Das waren die Pioniere hier, die haben, weiß nicht, einen halben Hekta gehabt vor der Haustür. Mittlerweile gibt es verschiedene Initiativen, total in Chile gibt es heute 15 Hekta Hopfen, die angebaut werden von 5 verschiedenen Projekten. Das größte Projekt ist in Lago Ranco, noch ein bisschen weiter im Süden, Lupulus Hueimen heißen die. Das sind die Einzigen, die das für mich richtig machen, weil alle denken hier, ja, ich baue den Hopfen an und listere. Das Problem ist halt, wir alle wissen ja, was mache ich denn dann irgendwie? Und irgendwann kommt die Ernte, da habe ich sehr wenig Zeit, den Hopfen zu ernten, zu trocknen, schonend zu trocknen und dann halt muss der natürlich auch vermahlen werden und dann unter sauerstoffarmen oder Bedingungen oder freien in Tüten verpackt werden und so weiter. Die Technologie, die man einfach dafür braucht, die Maschinerie ist ja eine riesen Investition und das rentiert sich halt nicht bei kleinen Mengen, ist also noch in den Kinderschuhen. Aber die haben investiert, zwar gebrauchtes Equipment geholt aus Idaho, irgendwas aus Deutschland auch, Erntemaschinen, Pelletiermaschinen, die machen das super. Verdienen im Augenblick leider noch kein Geld damit, aber sind super enthusiastisch und die haben eben angefangen mit chilenischen Hopfen, sage ich mal. Der ist jetzt nicht natürlich hier angebaut worden, aber es gab, also ich weiß nicht, ob ihr das wisst, ich kann dir ja mal noch ein Ding geben, also vor 1910 gab es in Chile auch schon mal über 300 Brauereien. Ich habe so ein Poster, wo auch Etiketten sind, also jeder kleinere Ort, wie heute vielleicht in Franken oder so, hatte 2, 3 Brauereien, das war normal. Sehr viele Deutschstämmige dahinter, aber auch ein paar Engländer, Iren und so weiter. Es gab also alle Bierstile, die heute Craft-mäßig aktuell sind, die gab es damals schon. Dann gab es einen riesen Konzentrationsprozess, verschwand alles, war alles in der Hand von 2 großen Brauereien. Und jetzt gibt es halt diese Renaissance, ist ja immer dieses Ziehharmonikaprinzip, das geht immer auf und zu, egal. Und damals haben eben viele auch Hopfenpflanzen mitgebracht aus Deutschland und es gab hier Hopfengärten, die dann halt geschlossen wurden im Zuge dieser Konzentration. Und dann sind die Pflanzen verwildert und haben sich eben hier auch ans Klima und an den Boden angepasst und sich genetisch auch ein bisschen verändert. Und dann gab es 3 Sorten, die haben die also versucht, analysieren zu lassen in Labors, sowohl in England als auch in den Staaten. Und die haben gesagt, also hat wahrscheinlich irgendeinen Ursprung in der Hallertau, aber das ist auch ein bisschen Cascade noch mit dabei, keine Ahnung, was das ist, du hast da was ganz eigenes. Das Problem bei den Dinger ist, unglaublich wenig Ernteprojekte, sehr sensibel gegenüber, sage ich mal, Klimaveränderungen und in Alphawerte von 1 1/2 bis 2, 2 1/2, aromatisch super interessant. Wir haben also ein Bier, unser Kross 15, zum 15. Jahrestag haben wir ein Bier gebraut, was nur mit chilenischen Zutaten gemacht wurde, chilenischer Hopfen, mit einer Wildhefe, die von einem Apfelbaum hier aus der Gegend gekratzt wurde und eben nur chilenische Malze. Und das hat auch sofort eine Goldmedaille gewonnen hier bei der Copa Cervezas de América und auch Best of Show damals. Leider war diese Hefe eine Diastaticus-Hefe, was wir nicht wussten. Die hat sich dann auch ein bisschen verbreitet in der Brauerei, das hat dann fast 2 Jahre gedauert, bis wir die dann eliminiert hatten. Also das war aromatisch genial, also Mango, Maracuja, Ananas und so, also irgendwo zwischen Brett und Diastaticus, ein ganz wilde Geschichte, super leckeres Bier. Und dazu haben wir noch Traubenmost dazugegeben von einer Pisco-Traube. Großartiges Bier, hat riesen Spaß gemacht, aber, wie gesagt, mit der Hefe haben wir uns ein bisschen vergriffen, da waren wir nicht genau genug bei der Analyse. Also es gibt Hopfenprojekte und genau hier der Organisator dieses Kongresses, weswegen wir gerade hier sind, Luis, ist dabei, ein Projekt aus dem Boden zu stampfen, um hier großflächiger Hopfen anzubauen mit Staatsmitteln. Es gibt also Zuschüsse offenbar, der ist da ganz wild hinterher und mal gucken, ob da was daraus wird. Also klimamäßig geht es. Dann auf der anderen Seite der Cordillera in Argentinien gibt es ja große Hopfenanbaugebiete und das würde schon passen.

Markus: Ja, also spannend, werden wir auf jeden Fall weiter verfolgen. Da waren dann schon wieder ganz viele Anknüpfungspunkte, mal schauen, wie lang dieser Podcast noch wird. Aber wo du gerade über die Hefe sprichst, es gibt ja diese Eubayanus-Hefe, die man vor 10 Jahren oder irgend sowas eben in Patagonien gefunden hat, wo man eine Zeitlang gedacht hat, das wäre so das Missing Link, was die Lagerhefe angeht.

Asbjorn: Die Argentinier wollten das so haben.

Markus: Genau, es war nur nah dran, fast sozusagen, aber nichtsdestotrotz auf jeden Fall eine super spannende Hefe. Es gab ja dann auch große Brauereien, die was damit gemacht haben. Camilo hier macht auch ein Bier damit, mit einem ganz tollen Aromaspektrum. Wie hast du das so erlebt, du warst ja dann damals hier?

Asbjorn: Ja, also ich hatte immer meine Zweifel, weil irgendwie, die historische Linie konnte ich nicht so richtig verfolgen, wie das denn von hier nach Europa gelangt sein soll und dann dort schon 500 Jahre, sage ich mal, vor der reellen Kontaktzeit, sage ich mal, schon in irgendwelchen bayrischen Klostereiskellern gelegen haben soll, das war mir nie ganz klar. Am Ende kam es aber offenbar auch vom Tibet irgendwie, da ist die genetische Übereinstimmung ein bisschen höher, aber egal. Aber natürlich interessant, wie diese Hybridisierung in der Natur stattgefunden hat, und wir haben auch damit gebraut damals. Ich glaube einfach, dass etwas, was noch nicht voll ausgenutzt wird, ist eben die Vielfalt der mikrobiologischen Flora hier, sowohl Bakterien als auch Hefen. Es gibt also hier seit Langem die Diskussion intern von den chilenischen Brauern, was ist denn ein chilenisches Bier? Also heute kopieren wir halt Stile, die es von überall hergibt, aber wir haben nichts Autochtones dahergebracht, wie ein Italian Grape Ale zum Beispiel. Es wäre natürlich ein Klassiker zu sagen, okay, ist auch ein Weinanbauland hier, es ist groß und dafür bekannt, aber gut, dann wäre es halt ein Chilenian Grape Ale, auch nicht so innovativ. Also wo können wir denn was haben, was es sonst nirgendwo gibt, was aber eben auch ein leckeres Bier ist, was die Leute haben wollen? Du kannst natürlich was super Exotisches zusammenbauen, hej, das ist das super Chilenian Ale, da ist das und das drin. Gut, aber wenn es die Leute nicht saufen wollen, ja, dann, warum mache ich das denn? Also nur, um ein irgendwo auf meinem Stempel zu haben wie Argenta IPA oder was, verstehe ich auch bis heute nicht, aber egal. Und das ist die Diskussion, was ist der Punkt, der uns fehlt? Und ich glaube, dass da vielleicht in der Mikrobiologie vielleicht noch ein Schatz liegt, den noch keiner gehoben hat. Und wie gesagt, also diese Hefe, die wir damals benutzt haben, war fantastisch vom Aroma her und vielleicht muss man da auch ein bisschen herum hybridisieren oder so, um das ein bisschen zu domestizieren und da gibt es bestimmt noch andere Sachen. Es gibt hier eine, vielleicht hast du die auch mal kennengelernt, Victoria Lobos, Patagonian Yeast, eine Biotechnologin, die sammelt Mikroorganismen quasi. Wo auch immer sie hingeht, hat sie ihr Abstrichröhrchen dabei, so wie Louis de Funès bei Brust oder Keule mit seinem Fläschchen da. Und die hat mittlerweile eine Bank von über 400 chilenischen autochthonen Mikroorganismen angelegt. Welche sind für Gärzwecke geeignet, welche sind kultiviert, welche kann man auch wieder ernten natürlich und so weiter, bringen also wünschenswerte Eigenschaften mit. Ich glaube, da wird noch einiges passieren hoffentlich in nächster Zukunft, also da sehe ich riesen Potenzial. Und da traut sich alt noch keiner so richtig ran, weil das Risiko natürlich auch nicht unerheblich ist.

Markus: Das stimmt, ja. Wobei man halt sagen muss, wir haben im Podcast auch schon mehrere Folgen gemacht mit den Weihenstephanern, den Hefejägern, die dann wirklich überall auf der Welt unterwegs sind und teilweise in uralten Kellern oder in irgendwelchen Urwäldern oder sonst irgendwo eben auf die Suche gehen oder teilweise bis nach Ägypten in irgendwelche alten Kammern fahren und so. Also wo man einfach merkt, okay, das ist einerseits super spannend, weil die Hefe einfach auch ein Lebewesen ist, was viel ab kann. Also das heißt, die hält sich auch eine Zeitlang und aber dann auch ein riesen Potenzial hat. Und was ich auch sehr beeindruckend fand, war eben, dass der Martin Zarnkow zum Beispiel von Weihenstephan auch eben erklärt hat, dass die Hefe diese Aromen ja zu einer Art Kommunikation nutzt und das ist ja auch spannend. Also dass das eben nicht so aus Spaß ist oder so, sondern das eigentlich in der Natur da wirkliche Vorgänge eben stattfinden, die aromatisch übersetzt oder umgesetzt werden und das nutzen wir dann praktisch in der Bierwelt für unsere Zwecke so ein bisschen aus. Also wirklich, wirklich spannend, was da alles geht. Und ich muss sagen, so ein bisschen nehmen wir diesen Faden ja auf, also wir machen hier ja ein Collaboration Brew, was auf der einen Seite so ein bisschen auf mich, in Anführungsstrichen, anspielt, weil wir halt gesagt haben, wir machen ein Rauchbier. Aber auf der anderen Seite haben wir eben auch gesagt, wir versuchen so ein bisschen lokale Ingredienzien mit reinzubringen, in dem wir Merkén benutzen, was ja im Grunde, ich sage jetzt mal so flapsig, so eine Art gemahlene Chilischote ist, also jetzt wirklich aus der deutschen Perspektive.

Asbjorn: Aber eben ein spezieller Chili.

Markus: Ja, natürlich, ein spezielles Dings natürlich und gibt es auch in verschiedenen Varianten. Wir waren heute auf dem lokalen Markt und haben da ganz, ganz, viele, zig verschiedene Varianten eben durchprobiert, verschiedene Mahlgrade, würde man vielleicht sagen, verschiedene Versetzungen mit verschiedenen anderen Kräutern und Gewürzen und so. Und das ist ja, also in der Küche sowieso, also ich mag sehr gerne auch scharfes Essen und dementsprechend ist der Merkén für mich sowieso etwas, was ich auch vor 5 Jahren schon toll fand und da bin ich sehr gespannt, wie sich das in dem Bier so ein bisschen auswirkt. Und du hast ja von Anfang an gesagt, du hast jetzt, sage ich mal, diese Grenzen, die man in Deutschland dem Bier doch viel setzt, bewusst schon immer überschreiten wollen. Was würdest du jetzt zum Beispiel, wenn Hobbybrauer so zuhören, denen so sagen, wenn man so mit Gewürzen experimentiert, gibt es da so Königswege oder gibt es so Sachen, die man auf jeden Fall nicht machen soll oder was macht man da?

Asbjorn: Also bei Gewürzen, sage ich mal, immer große Vorsicht, große Vorsicht, manchmal ist der Effekt also doch intensiver als man so denkt. Ich habe mich da also mehrfach auch selber vertan, deshalb kann ich da aus Erfahrung sprechen. Speziell wenn es um Kardamom oder sowas geht irgendwie, damit ein klein bisschen, also nicht mal ein halbes Gramm pro Liter, deutlich weniger, hat man manchmal einen ziemlichen Effekt. Also ich würde immer erst mal Versuche machen im Kleinstmaßstab, vielleicht einen Siphon mal abfüllen und verschiedene Dosifizierungen ausprobieren mit verschiedener Kontaktzeit natürlich auch. Und was du ja auch vorgeschlagen hast, was wir jetzt hier wahrscheinlich auch machen werden, ein guter proof ist immer, vielleicht einfach einen Alkoholauszug zu machen, dann kann man sagen, wie viel Tropfen davon mache ich rein. Aber dann, wenn es zu viel wird, du kriegst es ja nie wieder raus, du kannst immer mehr dazugeben, aber du kriegst es nie raus. Also wenn man irgendwas macht und du möchtest das entweder beim Kochen schon dazugeben oder in der Gärung, in der Lagerung, dann erst mal mit weniger ist mehr und dann am Ende, wenn es nötig ist, dann dosierst du halt noch ein bisschen was drauf. Aber immer erst mal Versuchen fahren bei egal welcher unbekannten Zutat, würde ich mal sagen. Ansonsten kannst du dir halt den ganzen Sud versauen, dann musst du verschneiden und am Ende kippst du es doch weg. Also ich sage immer, wenn du ein Bier hast, was nicht schmeckt oder was irgendeinen Fehler hat, lieber wegkippen als das zu mischen. Ein bisschen schlechtes Bier mit viel gutem Bier produziert nur viel schlechtes Bier, also als kleiner Tipp nur. Manchmal muss man halt sagen, nee, das ist nichts, weg damit und dann geht es weiter.

Markus: Ja, also Mut zum Risiko und zum Experiment, das auf jeden Fall.

Asbjorn: Das auf jeden Fall.

Markus: Ja, vielleicht abschließend so ein bisschen, wenn wir jetzt Hörerinnen haben und Hörer, die sagen, ja, spannend, würde ich gerne mal besuchen, komme ich mal nach Chile, schaue ich mir an, was würdest du denen so ein bisschen empfehlen, also wo kommt man an, wo kann man so biermäßig was entdecken? Wie kommt man bei euch, kann man da Touren machen, wie auch immer? Dass du uns da so ein bisschen mitnimmst, was sollten Leute auf ihren virtuellen Reiseplan so ein bisschen draufschreiben?

Asbjorn: Okay, also es gibt ein, werde ich dir nachher mal schicken, es gibt also ein schönes Buch, so eine Art Reiseführer für bierbegeisterte Menschen auch für Chile, wo die Brauereien sind, die man auch besuchen kann und die vielleicht einen taproom haben oder einen Biergarten, da gibt es mittlerweile einen Führer drüber. Und normalerweise kommt man ja in Santiago an, mittlerweile wird aber auch im Süden, in Concepción gibt es jetzt auch einen internationalen Flughafen. Das wird, glaube ich, demnächst auch der Anflughafen für die Leute sein, die vielleicht nach Patagonien wollen und man muss nicht mehr über Santiago gehen. Aber logischerweise gibt es die höchste Konzentration an Bieren und auch an Spezialbierkneipen, sage ich mal, in Santiago, weil das eben auch die bevölkerungsreichste Stadt ist, da würde man ankommen. Beste Reisezeit, würde ich mal sagen, ist jetzt ab Ende September bis vielleicht Ende Februar, sage ich mal, das ist also Frühling, Sommer. Wobei hier die Jahreszeiten ein bisschen gepresster sind, also der Frühling ist vielleicht 1 Monat lang oder 1 1/2 und der Herbst auch, ansonsten ist der Winter recht lang und der Sommer auch, aber der Winter hier ist auch nicht mehr so wie früher. Man kann im Grunde genommen das ganze Jahr über eigentlich ganz gut hierherreisen. Man muss eben sich über die Entfernungen klar sein. Wenn ich nach Chile komme, will ich den Norden und den Süden sehen, das sind 2.000 Kilometer nach oben und 2.000 in den Süden, muss man also ein bisschen Zeit mit einplanen. Aber landschaftlich ist das irre und im Grunde genommen ist es ein Land für mehrere Reisen. Also wenn man nicht nur die klassischen Foto-Shoots machen will, ich gehe mal kurz in die Atacama, das Foto, morgen geht es dann dahin und das ein bisschen näher kennenlernen will, vielleicht auch das Umland, ein bisschen mal den ausgetretenen Pfad verlassen will, ist es ein Land, wo man mehrmals herkommen kann und auch mehrmals 3, 4 Wochen verbringen kann, ohne sich zu langweilen. Also kulinarisch leider nicht so interessant, die chilenische Küche ist sehr sparsam mit Gewürzen. Salz und Zitrone ist eigentlich und eben Merkén vielleicht, wenn man Glück hat und das ist es. Viel Eintopf, viel Kartoffeln, viel Fleisch natürlich, Grill, Grill, Grill, wird hier auch großgeschrieben. Und aber natürlich, was es gibt, wir haben 4.000 Kilometer Küste am Pazifik. Also Meeresfrüchte, wenn euch das gefällt, hier gibt es eine Auswahl, das ist fantastisch. Das Meiste wird exportiert, die Chilenen essen relativ wenig von dem Reichtum, den sie da haben. Ich gehöre nicht zu denen, die wenig essen davon, sondern ich liebe das. Man kann also morgens auf den Fischmarkt gehen und kauft das Zeug fangfrisch, von Muscheln über Seeigel, über verschiedene Fische, das ist irre. Ceviche, wenn ihr das nicht kennt, eben roher Fisch eingelegt, gebeizt sozusagen mit Zitronensaft mit ein paar Gewürzen, auch eine schöne Sache. Also es gibt viel zu entdecken. Mittlerweile gibt es viel Einfluss aus Peru zum Beispiel, das ist ja auch nicht so weit weg. Die haben eine Küche, viel interessanter als Chile, das ist mittlerweile auch überall. Also, ich sage mal, langweilig wird es nicht, man muss halt ab und zu ein bisschen suchen. Und wie gesagt, Kross Brauerei, außerhalb von Santiago, in 40 Minuten zu erreichen. Wir haben Montag bis Sonntag durchgehend geöffnet ab mittags, wir haben Brauereiführungen auch, wir haben einen schönen Biergarten. Wir haben die Küche da, also man kann da auch einen Tag verbringen und eben sich durch alle Biere durchprobieren, ein bisschen Food Pairings machen. Wir haben also auch ein paar Pakete, wo man sagt, Käse und Bier, Schokolade und Bier, man kann da auch so ein bisschen rumspielen und sowas und eben auch die Brauerei kennenlernen. Und es gibt so einen kleinen Beer-Trail, es gibt also auch bei uns in der Nähe 3, 4 andere Brauereien, die man auch besuchen kann, die auch einen Biergarten haben. Also man könnte schon so ein Tagespanorama machen und verschiedene Brauereien abklappern, so ähnlich wie im Fränkischen, sage ich mal.

Markus: Und warst du schon mal so im ganzen Land, also von ganz unten bis ganz oben?

Asbjorn: Ja, aber natürlich nicht so viel wie ich wollte. Ich war also vom nördlichsten Zipfel, ich bin nicht in die Antarktis gekommen und das Südlichste bisher ist Punta Arenas, ich bin also nicht bis nach Punta Arenas gekommen und auch auf der argentinischen Seite nicht nach Ushuaia. Bin in Chile nicht so viel rumgekommen wie ich wollte, eher mehr in Südamerika, also, weiß ich, Columbien, Peru, Paraguay, Bolivien, Brasilien, Argentinien ein bisschen abgeklappert, um zu sehen eben, was hier sonst noch los ist. Das ist ja, jedes Land ist ja wirklich ein Universum für sich. Und Chile ist eben kein Land, was Urwald hat. Ich hatte am Anfang auf dem Schirm, ja, ganz Südamerika ist Urwald, da gibt es Anakondas und Panther überall, da ist hier in Chile, habe ich die bisher noch nicht gefunden, aber es ist ein wunderschönes Land. Und, wie gesagt, also Ausländer aus Europa werden immer weitestgehend freundlich aufgekommen. Man muss aber sehr vorsichtig sein hier, Taschendiebe, besser als in Barcelona. Also Hand aufs Geld, Hand aufs Handy und trau, schau wem, das ist das Einzige, also immer ein bisschen vorsichtig. Aber noch ist es nicht so, dass dir irgendwo eine Knarre an den Kopf gehalten wird oder das man entführt wird oder das einem die Organe entnommen werden. Also die Sicherheit innerhalb der südamerikanischen Länder ist, glaube ich, immer noch die Höchste auf dem Kontinent.

Markus: Ja, also dem kann ich nur zustimmen, also ganz tolles Land und absolut eine Reise wert und wirklich faszinierend in all diesen verschiedenen Facetten. Und mir hat das auch immer sehr viel Spaß gemacht, Pisco und natürlich Ceviche, Pisco Sour und natürlich die Fischvielfalt Wahnsinn an der Küste gerade. Ja und sowieso eben die Biervielfalt, deswegen sitzen wir heute zusammen.

Asbjorn: Und Gin mittlerweile auch. Es gibt also viele Gin-Destillerien mit lokalen Kräutern und Pflanzen, also auch interessante Abarten des bekannten Gins, auch sehr lecker für Cocktails und sowas.

Markus: Ja und vielleicht auch ein letztes Wort noch dazu, ich finde es auch einfach wichtig, weil viele osteuropäischen Perspektiven, wenn man jetzt auch so selbst heute noch in die jüngeren Generationen schaut, dann sagt man, okay, Afrika ist irgendwie ein Land und Südamerika ist irgendwie ein Land. Aber wenn man dann eben näher hinguckt, sind das halt Kontinente, die zig-mal so groß sind wie Europa und dementsprechend auch eine entsprechende Vielfalt haben. Und eben auch diese verschiedenen Kulturen haben, die Einwanderer verschiedenster europäischer Länder aus verschiedenen Epochen, dann natürlich die Leute, die vorher schon da waren und teilweise immer noch da sind und alles, was sich daraus gemischt hat, also super spannend auf jeden Fall, ja. Also insofern, vielen Dank für deine Zeit, für dieses kleine Einbringen in deine Welt so ein bisschen. Und wünsche ich uns heute noch einen schönen Tag und euch, liebe Hörer, da draußen natürlich auch und, ja, auf bald Mal in Chile.

Asbjorn: Ja, hoffentlich, also wir sind immer noch hier, hoffe ich, dann. Und hat riesen Spaß gemacht, Danke für die Einladung, Markus, war topp. Und, ja, hoffentlich kommen die Hörer auch mal rüber und ihr könnt ja über Markus dann sicherlich meine oder unsere Adresse rausfinden. Und schreibt mich an, ich mache gern die Tour für euch persönlich auch, nicht, dass da irgendjemand anderes, wenn jemand aus Deutschland kommt, bin ich immer bereit, dafür Zeit zu opfern, liebend gerne.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 145 – Interview mit Roland Schock, Hobbybrauer aus München

Heute gehen wir auf eine spannende Reise in die Welt der Hobbybrauer und kreativen Bierideen. Unser Gast ist Roland Schock, ein experimentierfreudiger Brauer aus Bayern, der uns mit seiner Leidenschaft für außergewöhnliche Biere begeistert. Vom Zen-artigen Brauvorgang bis hin zu Zutaten wie Guave, rote Beete und Bisongras – Roland nimmt uns mit auf eine Reise voller Geschichten und Geschmackserlebnisse.

Was treibt jemanden an, Biere mit Zutaten zu brauen, die man eher selten im Glas findet? Wie kommt ein Informatiker dazu, sich der Braukunst zu widmen? Und was passiert, wenn eine Hefe mal so richtig zickig wird? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt es in dieser Episode – und natürlich jede Menge Inspiration für alle, die selbst einmal ins Hobbybrauen einsteigen möchten.

Schnappt euch euer Lieblingsbier und taucht ein in eine Folge voller Innovation, Kreativität und Leidenschaft. Prost und viel Spaß beim Zuhören…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute unternehmen wir wieder eine interessante Reise, bleiben ein bisschen in Bayern, gehen aber auch ein bisschen drüber hinaus, das werden wir gleich noch sehen. Eigentlich sind wir erst mal in der Landeshauptstadt, sagen wir so, nämlich beim lieben Roland Schock, der viele Biere braut, viel experimentiert, aber auch schon viel rumgekommen ist und deswegen auch viel zu erzählen hat. Lieber Roland, wunderbar, dass du da bist! Erst mal hallo und vielleicht sagst du ein paar Worte über dich selber zu unseren Hörern.

Roland: Hallo, Markus, es freut mich, sozusagen hier mal in deinem BierTalk mit dabei zu sein. Ich habe schon sehr viele Folgen gehört und muss ja eigentlich sagen, wie du mir dieses Angebot gemacht hast in Bozen auf der Beer Craft, dass ich mir gedacht hab, oh, Ihnen Unwürdiger darf in diesem hochheiligen BierTalk mal mit dabei sein und ich freue mich, dass es jetzt geklappt hat. Und, ja, vielleicht zu meiner selbst noch, ich bin eigentlich Informatiker und ich koche gerne und ich bin dann irgendwie mal über Malzkits jetzt auf die Brauerei gekommen mit Maische und Läutern. Und bin eigentlich immer der experimentierfreudige Kocher und hatte das Ganze ursprünglich als Art Zen-Meditation gesehen, wo man einfach 6 bis 8 Stunden en bloc mal Zeit haben muss, um durchgehend sich einer Sache zu widmen und nicht permanent abgelenkt wird von verschiedenen anderen Kollegen und von der IT.

Markus: Das ist ja mal wirklich eine ganz spannende Herangehensweise und auch mal ganz anders als der landläufige Brauer, würde ich mal sagen, so seinen Beruf definiert. Und das ist auch genau das, was ich daran einfach spannend finde, weil ja insgesamt diese Idee der Hobbybrauer, sage ich jetzt mal, im allerweitesten Sinne, also Menschen, die eben Zuhause gerne selber Bier machen. Das wird ja immer größer, wird immer mehr, ähnlich wie das in anderen Ländern ja auch war. Und da gibt es halt innerhalb davon wieder verschiedenste Ansätze, wie man das jeweils machen kann. Und gerade so Leute wie du, die sagen, ich habe einen sehr anstrengenden, einen sehr fordernden Job und ich brauche einfach auch mal diesen Ausgleich, diese Ruhe und da ist genau sowas, wo ich einerseits tüfteln kann, aber andererseits eben auch diese Ruhe darin habe und mich da drin auch so ein bisschen, ja, reinfrimmeln, verlieren kann und auch mich dann eben austoben kann, das ist genau das, was ich suche. Und so Leute gibt es viele. Also da ist ja auch der Florian bei uns mit im Team, der auch so einer ist, würde ich sagen. Und das begeistert mich total, weil das eben noch mal ein ganz anderer Ansatz ist und dabei auch noch mal andere Biere dabei rauskommen, aber mindestens genauso viel Herzblut eben dran hängt wie bei einem normalen Brauer, sage ich jetzt mal. Und das, glaube ich, ist auch für den Podcast interessant, weil es vielleicht auch Leute inspiriert und animiert zu sagen, ich möchte vielleicht selber mal das ausprobieren, gehe mal zu meinem Hobbybrauerklub um die Ecke und schaue mal oder möchte zumindest mal Hobbybrauerbiere probieren, gehe mal zu den Veranstaltungen und verkoste da, komme mit den Leuten ins Gespräch und sehe dann vielleicht auch die Biere insgesamt ein bisschen aus einem anderen Blickwinkel. Und deswegen finde ich es eben so schön, so Geschichten wie deine zu erzählen. Und du hast ja schon so ein bisschen angefangen und ich habe ja auch ein bisschen angedeutet, es ist ja nicht nur München, sondern du hast ja auch so ein bisschen Oberfranken in dir, was dieses Thema angeht, oder?

Roland: Ja, im Prinzip die Ursprünge der Vergärung kommen natürlich von dem Bruder meines Vaters, der für mich eher kein Onkel sondern eher ein Opa war, weil er einfach wesentlich älter ist als mein Vater. Und dort habe ich die Vergärung schon mal mitbekommen und wir hatten damals Apfelwein produziert.

Markus: Ah ja, das ist auch spannend. Da haben wir in Franken ja durchaus auch eine Tradition, was alle möglichen Fruchtweine und solche Dinge angeht, bis hin zum Sekt, wird hier Apfelsekt auch produziert und so. Das heißt aber, in welchem Alter war das so und wie bist du dann da zum Brauen an und für sich gekommen?

Roland: Naja, ich habe eigentlich nur die Vergärung mitbekommen und durfte dann auch schon die ersten Ergebnisse kosten. Also ich denke, mitbekommen habe ich das natürlich schon im Alter von irgendwie vielleicht 10 Jahren, aber verkosten durfte ich dann erst später. Und ich glaube, die ersten Malzkits hatte ich mir dann aus England mal so, ich möchte fast sagen, illegal importiert, irgendwo im Urlaub mal mitgenommen. Und das war definitiv im letzten Jahrtausend, aber ich weiß nicht mehr ganz genau wann.

Markus: Aber eine Leidenschaft zum Bier an sich entwickelt hast du trotzdem schon auch vorher?

Roland: Ja, getränketechnisch natürlich schon, so in der Pfarrjugend bekommt man das zwangsläufig mit. Mittlerweile bin ich auch bei der freiwilligen Feuerwehr und das ist natürlich eine starke Leber durchaus in der Nachbesprechung gelegentlich gefragt.

Markus: Ja, wer Brände löschen will, der muss auch Durst löschen können, das ist dann irgendwie schon auch ein bisschen so. Und ich meine, es ist hat ja auch eben diesen gemütlichen Geselligkeitsvereinsaspekt, der ja irgendwie auch dazu gehört. Das heißt aber, du bist jetzt praktisch in München verwurzelt, schon immer gewesen oder wart ihr vorher woanders?

Roland: Genau, ich bin waschechter Münchner und bin hier geboren, aufgewachsen und bin nach über 50 Jahren mal rausgezogen in den Speckgürtel von München, bin im Nordosten von München, ganz in der Nähe von der Schweiger Brauerei, habe aber mit denen sonst nichts zu tun. In München selbst habe ich mal Anschluss gefunden an den Münchner Haus- und Hobbybrauerstammtisch, der einmal im Monat stattfindet. Und dort habe ich natürlich auch sehr viele Tipps bekommen. Insbesondere sage ich dem Richard hier an der Stelle Dank, der hat mir nämlich irgendwann mal gesagt, also er findet das faszinierend, wie viel Zeit und Energie ich in so schlechtes Bier reinstecke. Weil, ich hatte damals sehr gerne mit Ingwer gebraut, ich hatte versucht, Ingwer-Bier zu produzieren. Das hat natürlich ihm gar nicht geschmeckt, er ist gelernter Brauer und er hatte mir gleich beim allerersten Bier, dass ich mitgebracht habe, hatte er so gesagt, hast du Trockenhefe verwendet, gell. Und das war natürlich für mich eigentlich immer sozusagen ausschlaggebend, die Meinung vom Richard mir mal genauer anzuhören, was er zu meinem Bier sagt und das hat mir doch einiges gebracht.

Markus: Da braucht man aber schon auch Standing oder, also wenn man in eine neue Gruppe kommt und das Erste, was man hört ist, dass man viel Energie in schlechtes Bier investiert. Da würden wahrscheinlich viele andere sagen, na gut, dann backe ich lieber Brezeln oder so.

Roland: Also die Geschichte mit dem schlechten Bier hat mir der Richard erst Jahre später erzählt.

Markus: Na gut, dann ist deine Ehre gerettet. Also bevor wir da weitermachen, du hast ja 6 wunderbare Flaschen mir geschickt und die könnten wir auch nebenbei so ein bisschen verkosten. Wie immer der Hinweis an die Hörer, es sind 0,5er-Flaschen, aber wir trinken die natürlich nicht alle komplett aus. Wir verkosten einfach nur, den Rest kann man dann ja auch später trinken. Aber es sind jetzt, also dreimal steht 7-Korn drauf, zweimal steht Guave drauf. Da freue ich mich sehr, eine meiner Lieblingsfrüchte, die man so selten bekommt. Und einmal steht Hazy IPA drauf. Wie wollen wir denn da jetzt anfangen?

Roland: Also Anlass war ja der, dass wir uns auf der Beer Craft kurz mal unterhalten hatten, dass mir der erste Sud komplett kaputtgegangen ist und das war das 7-Korn, mit dem könnten wir anfangen. Andererseits, das Red-Guave würde sich fast anbieten, wobei es auch wieder ein exotisches Bier ist. Ich habe da 2 Experimente durchgeführt, einmal mit einem fertigen Sauermalz von einer Firma, ich weiß jetzt nicht, ob ich es nennen darf, es ist halt ein Kaufprodukt.

Markus: Klar.

Roland: Martens Sauermalz und das hatte ich mir einfach gekauft, so eine 1 1/2 Kilo-Dose. Und hatte mich angelehnt an ein Bier, was ich auf einer Münchner, Giesinger Brauereiveranstaltung mal probiert habe von einer Brauerei, die aus den neuen Bundesländern stammt, und die hatten ein Sauerbier mit roter Beete und Guave produziert. Und das war so lecker, dann wollte ich das mal ausprobieren, habe mir Guavensaft besorgt, habe mir rote Beete besorgt und habe einfach mal losgepanscht.

Markus: Da würde ich sagen, da sind wir doch einfach mal ganz kreativ und fangen damit an. Ich habe mir sowieso mehrere Gläser bereitgestellt, weil ich gedacht habe, vielleicht muss man später noch mal was vergleichen, also können wir insofern dann eh so ein bisschen durcharbeiten, aber das ist doch eine schöne Idee. Und, ja, da müssen wir uns sowieso noch unterhalten, da gibt es ja viele spannende Geschichten auch zu der Brauerei, Testbräu ist das ja eben aus Nebra. Bin ich mal ganz gespannt, gibt es viel zu erzählen. Ja, also wollen wir das Alkoholfreie zuerst oder das Normale zuerst?

Roland: Ich würde mit dem Alkoholfreien anfangen, weil das geschmacklich einfach leichter dann ist und es ist im Prinzip ein erfrischendes Getränk.

Markus: Okay, dann fangen wir mal an. Also der Zisch war schon gut. Also es hat Schaum, also es schaut aus wie ein Bier. Von der Farbe her ist es ein etwas dunkleres Rotbraun, würde ich sagen, so rostbraun mit einem Rotstich. Oh ja und hat einen sehr schönen fruchtigen Geruch, das ist dann, ja, Guave natürlich, weil man es jetzt weiß. Und wenn man mal das versucht auszuschalten, dann, würde ich sagen, da ist viel Apfel, viel Birne, ein bisschen weinige Noten auch so, wie so Muscatela, so ein bisschen gewürzig. Vergorene Noten, vielleicht ein bisschen Pfirsich, Nektarine, also eine sehr komplexe schöne Fruchtaromatik in der Nase. Fällt dir noch was ein dazu?

Roland: Ich würde allerhöchstens ergänzen, ich bin teilweise ein bisschen enttäuscht von den farblichen Noten vom Fertigmals, weil die eigentlich immer sehr dunkel sind, ich schätze an der Stelle immer helle und klare Biere. Und zum anderen hätte ich noch dazu gesagt, das Schöne daran ist eigentlich die WSL-17-Hefe. Das ist, wie ich nachgeschlagen habe, eigentlich die Saccharomycodes ludwigii. Die habe ich mir mal bei einem Versender gekauft, so ein kleines Padling und seitdem immer wieder weitergeführt, Hefe-Banking mal ausprobiert. Und ich bin total begeistert von der Hefe, wie man relativ schnell ein schönes, leckeres, vergorenes Getränk bekommen kann, das gut schmeckt, in dem kein Alkohol drin sein muss und das einfach erfrischend ist. Es geht mir beim Bier oftmals nicht um den, ich sage jetzt mal, um den Alkohol, um möglichst starke Biere zu produzieren, obwohl ich sowas gelegentlich mal probiere. Ich habe auch mal nach, ich glaube sogar, nach einem deiner Podcasts, ein Rauchweizen-Doppelbock versucht zu brauen. Und ich finde eigentlich den erfrischenden Teil vom Bier viel leckerer, sodass man, ich sage jetzt mal, sauberes Wasser hat, mit dem man seinen Flüssigkeitsbedarf auch decken kann, ohne dass man den Alkohol wirklich drin haben muss. Und in dem Sinne, Prost.

Markus: Prost! Also da sind wir auf einer Linie, genau, wir machen erst mal Prost, ich stoße hier mit einem meiner leeren Gläser an, Prost. Das ist aber wirklich sehr schön, also finde ich jetzt ganz spannend, weil man also all das, was ich vorhin so gerochen habe, findet sich tatsächlich wieder. Es hat eine angenehme Säure, also jetzt keine, die einen erschlägt, sondern eher so eine erfrischende Säure. Ich würde sagen, so auf einem Level von einem Apfelsaft vielleicht, also so ein schöner trockener Apfelsaft, das kann man also wirklich schön so trinken. Es fängt auch mit einer gewissen Süße an, es hat irgendwie beides so ein bisschen, fängt süß an, dann kommt die ganze Fruchtigkeit, dann eben die Säure. Und nach dem Trunk ist der Mund auch wieder so richtig schön frei und es macht Lust auf mehr. Also wie du sagst, ein sehr erfrischendes Getränk, was auch diese Guave sehr schön rüberbringt. Was, glaube ich, gar nicht so einfach ist mit dieser Frucht. Vielleicht noch ganz kurz als Hinweis für die Hörer, ihr habt gerade gehört, da gab es ein kleines Bohrgeräusch, da liegt nicht daran, dass ihr jetzt irgendwie irritiert seid, sondern beim Roland wird im Hintergrund renoviert, da kann das sein, dass mal was kommt. Und bei mir haben die Nachbarn jetzt gerade ein neues Dach sich bestellt und das wird aufgestellt, auch da kann es mal etwas Lärm geben. Also da nicht erschrecken, das ist auf unserer Seite, aber noch war es ja nur ein marginaler Touch. Genau, also zurück zu diesem wunderbaren Bier, hast du das so erwartet oder hast du dir das anders vorgestellt? Wie geht es dir so, wenn du das trinkst?

Roland: Ich habe gelernt bei der Saccharomycodes ludwigii, von der Beschreibung her heißt es eigentlich, 10 Prozent Glykose entstehen bei der normalen Mälzarbeit und Maischarbeit und das kann im Prinzip die Saccharomycodes ludwigii verdauen, bleibt damit quasi so ganz knapp bei dem halben Prozent und du kannst gleich nach dem Pitchen eigentlich Flaschen abfüllen. Dabei habe ich aber festgestellt, passiert es mir oft, dass ich so ein Gushing-Problem habe und mir sind dann schon einige Flascheninhalte direkt ins Gesicht gesprungen. Und seitdem bin ich dazu übergegangen, eher auf den alkoholfreien Content zu verzichten, dass es alkoholfrei ist, sondern eher das Bier einmal ein paar Tage lang durchgären zu lassen und dann diskret noch mal ein bisschen nachzuzuckern, ich sage jetzt mal, mit 5 Gramm pro Liter, um die Flaschengärung dann hinzubekommen.

Markus: Aber eine andere Hefe nicht im Spiel, also es bleibt bei der Ludwigii?

Roland: Genau, es ist einfach nur die Hefe und die Besonderheit dabei ist auch noch, das hatte der Versender noch mitgeschickt, man so relativ großzügig pitchen, also auf 20 Liter durchaus mal 1 Liter aufgepäppelte Hefe mit dazugeben, dadurch wird das Ganze besser. Und ich züchte die davor an einfach mit dehydrierten Malzextrakt und füttere die also vorher ab, ein bisschen. Ja, Reinheitsgebot gleich an der Stelle, ich füttere dann natürlich mit Zucker nach, ist nicht 100 Prozent nach dem Reinheitsgebot. Aber auch an der Stelle ist ja das Reinheitsgebot wieder sehr dehnbar, was man alles machen darf und ich versuche natürlich schon nach Möglichkeit, nicht komplett dagegen zu verstoßen. Aber bei Guave und rote Beete brauchen wir eigentlich da nicht mehr drüber diskutieren.

Markus: Eben, also das ist ja dann die andere Seite. Ich meine, chemisch gesehen, Zucker ist dann irgendwie doch Zucker am Ende des Tages, also das könnte man so und so machen, das ist, glaube ich, wirklich, also zumindest jetzt in einem Hobbybrauerkontext, völlig in Ordnung und auch notwendig. Also ich muss wirklich sagen, ich finde es echt grandios vom Geschmack her, finde ich total gut. Und jetzt, wenn du es nicht gesagt hättest, dann hätte ich sogar gesagt, ich finde diese dunkle Farbe eigentlich immer ganz interessant, weil diese Biere sind ja oft sehr, sehr hell und das ist vielleicht auch das, was man so als Erwartungshaltung aufbaut. Auf der anderen Seite ist es natürlich schon was, was ich jetzt von meiner Sozialisierung her eher auch von einem Bier erwarten würde, so eine Bernsteinfarbe mit einem Rot-Touch. Also mich spricht es, ehrlich gesagt, an, muss ich sagen, aber da ist vielleicht jeder so ein bisschen anders, das muss man dann einfach sehen. Aber ich finde es toll, wie sehr das jetzt so schmeckt, wie ich jetzt andere Guave-Sours auch kenne in Bezug auf den Alkohol. Also ich hätte jetzt nicht gesagt, wenn mich jemand gefragt hätte, dass das jetzt ein Bier mit so wenig Alkohol ist, selbst wenn da jetzt vielleicht ein Prozent drin ist oder so. Also es schmeckt sehr voll, es hat einen sehr intensiven Charakter, es ist richtig ausdrucksvoll, langanhaltend auch, man hat schön die Frucht präsentiert. Also davon dürftest du mir gerne jederzeit mehr schicken. Wie ist es denn mit den anderen Konsument: Innen im Haushalt, wird das auch von anderen geschätzt?

Roland: Meine Frau liebt das alkoholfreie Bier, sie schätzt auch sehr glutenfreies Bier. Was natürlich in Deutschland, klar gibt es da natürlich einen großen Produzenten mit kleinen grünen Flaschen, der sowas produziert, aber das sind ja dann alles irgendwelche Malzgetränke und Sonstiges und richtig vergoren schmeckt es irgendwie besser, also das, was die Hefe produziert, ist schon schön. Und für diejenigen, die gerne mal mit so einer Hefe was ausprobieren wollen, 6 bis 8 Grad Plato als Startwert und dann eben so eine Saccharomycodes ludwigii oder WSL-17-Hefe, darüber findet man das Ganze auch im Internet, ist eine sehr schöne Geschichte.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und glutenfrei ist auch ein wichtiger Punkt, glaube ich, für die Zukunft. Also gerade, wenn man viel unterwegs ist in England, in Italien oder sowas, da ist das ja Gang und Gäbe, bei uns noch sehr in den Kinderschuhen. Wir haben in Franken die Brauerei Schleicher, die machen das, glaube ich, ganz gut und im Rahmen des Reinheitsgebots, aber es sind wirklich sehr, sehr wenige, die es tun. Aber jetzt vielleicht noch mal zurück zur Guave. Das heißt, wir haben hier Guave und rote Beete, wie, frage ich jetzt einfach mal ganz blöd, also kochst du dann die rote Beete, machst du dann da Saft draus oder kaufst du einfach Saft und wie ist mit der Guave und wann kommt das dazu und wann wieder raus, wie ist das?

Roland: Da hatte ich auch überlegt, wie bekomme ich das Ganze hin, was ich als Steilvorlage mal auf diesem Brauereifest probiert habe? Und da hatte ich dann einfach überlegt, ich besorge mir so 1 Liter Guavensaft und habe dann das Sauermalz verdünnt auf, das war ja eine Dose, das waren irgendwie dann so 10, 11 Liter, weil 1 Dose reicht im Prinzip so für gute 10 Liter beziehungsweise, ich habe es eigentlich ein bisschen stärker verdünnt, weil ich wollte auf die 6 bis 8 Grad Plato kommen, und hatte dann 1 guten Liter Guavensaft reingeschüttet. Ich hatte auch noch mit Hopfen gekocht und ich hatte da Kazbek und deutsche Cascade mit reingekocht und hatte dann noch rote Beete, fertig gekochte rote Beete einfach in kleine Scheiben geschnitten und zur Gärung mit reingeworfen.

Markus: Und was macht die Hefe dann da draus, also kommt es dann durchsichtig wieder raus oder in Teilen und ist dann der ganze Sud rot oder wie muss man sich das vorstellen?

Roland: Also der Sud selbst wird relativ rötlich, also die Farbe hat schon ein bisschen gelitten. Es gibt auch Kandidaten, die würden rote Beete-Pulver nehmen, das kann man auch kaufen. Ich wollte es direkt mit roter Beete probieren, ich hatte nämlich früher mal ein Ingwer-Bier probiert und hatte da Ingwerscheiben direkt reingetan zur Vergärung. Und der Ingwer war nicht perfekt geschält, perfekt desinfiziert und ich hatte dann so eine Kahmschicht drauf, wo ich dann beschlossen habe, ich weiß jetzt nicht, ob ich das jetzt unbedingt trinken möchte und hatte das dann verworfen. Und deswegen hatte ich auch gesagt, wenn ich jetzt so ein Wurzelgemüse drin habe, dann möchte ich auf jeden Fall drauf achten, dass jegliche Bodenbakterien definitiv wegdesinfiziert sind. Und dann habe ich auf die sterilisierte rote Beete in den eingeschweißten Beuteln zurückgegriffen aus dem Supermarkt und habe dann im Prinzip zwei größere Knollen einfach fein aufgeschnitten. Und das, was dann hinterher wieder rauskommt, ist eine nicht mehr rote Scheibe, die hat ziemlich viel Farbe gelassen, das ist dann eher so leicht bräunlich und die Farbe geht eben ins Bier über.

Markus: Ja, also das finde ich auf jeden Fall auch eine ganz interessante Methode. Hast du denn mit der roten Beete an sich schon mal was anderes gemacht oder war das jetzt zum ersten Mal, dass du es da verwendet hast?

Roland: Es war nur in dem Bier drin. Und weil du sagst, habe ich da noch andere Dinge probiert, kommen wir doch eigentlich zur nächsten Flasche. Und zwar, ich hatte vorher auch so ein bisschen gezögert, wie stark kann ich jetzt das Bier verdünnen? Ich experimentiere ja gerne, also ich habe diesen Sud mit diesen 10 Litern, habe ich mal halbiert und habe die Hälfte von dem roten Guave-Sauer direkt vergoren mit einer T-58-Trockenhefe und dabei im Prinzip dann ein alkoholhaltiges Bier rausgekommen. Und den Rest hatte ich dann noch mal so runterverdünnt, dass ich eben dieses alkoholfreie Bier produziert habe mit circa 7 bis 8 Grad Plato mit der WSL-17-Hefe. Also die nächste Flasche hat jetzt genau sozusagen den nichtalkoholfreien Content.

Markus: Okay, na, da bin ich mal gespannt. Und das war jetzt praktisch ein Holger-Hahn-Gedächtnismoment, weil bei ihm war es ja immer so, dass ich zu viel geredet habe und wir nicht zum Biertrinken kamen. Und du hast jetzt diese Rolle übernommen, das finde ich schon mal sehr gut, dass du weitergeleitet hast zur nächsten Flasche. Ich mache hier mal auf. Huih, das war ein großer Zisch. Oh ja, also optisch relativ ähnlich, ich würde sagen, ein Tick dunkler, ja, einen kleinen Tick dunkler. Der Schaum ist auf jeden Fall ganz anders, weil der war vorhin ein bisschen gröber, jetzt ist er ganz fein, ein ganz dichter Schaum. Schön getönt, also der hat auch eine richtig schöne braune Nussfarbe, würde ich mal so sagen. Liegt toll im Glas, auch wenn man es so ein bisschen hin- und herschwankt, auf jeden Fall also optisch wieder eine Bieraugenweide. Etwas trüb natürlich. Jetzt riechen wir mal. Ah, aha, also auch vom Geruch her ähnlich ich finde jetzt, dass diese weinigen, alkoholischen Noten logischerweise irgendwie stärker rüberkommen. Also ich habe mehr von diesen weißweinartigen Geruch, also Muscatela, was ich vorhin so hatte. Und ich muss sagen, ich merke jetzt hier tatsächlich was von der roten Beete im Geruch, die ist jetzt auf jeden Fall da. Die fand ich vorher nicht so stark, aber jetzt ist sie da und drum rum aber dann wieder diese Guave, diese Apfel-, Birnennoten, bis hin so in so tropenfruchtige Noten, also sehr interessant. Aber wie gesagt, diese rote Beete, Wurzelnote, die auch so eine gewisse Schärfe hat. Also ich weiß nicht, ob jemand schon mal Meerrettich gerochen hat, so Wurzelgemüse hat oft so eine leichte Schärfe in der Nase, das hat man hier auch. Spannend, okay.

Roland: Also ich finde, dass rote Beete eher immer so einen leichten muffigen Geruch hat, so einen erdigen Geruch.

Markus: Also kann sie auch haben, durchaus. Hat sie hier aber nicht, Gott sei Dank. Also Hintergrund, wir sind Teil hier von einer solidarischen Landwirtschaft schon seit vielen, vielen Jahren und das heißt, dass sich mehrere Leute zusammentun und praktisch einen professionellen Landwirt anstellen und der dann eben einen Acker bestellt oder mehrere und man dann jede Woche so seine Ernte bekommt. Und der baut wirklich all die klassischen Gemüse, Wurzeln und was es so gibt, an und so kriegen wir über das ganze Jahr verteilt, auch im Winter halt, immer alles Mögliche, also von der roten Beete über verschiedenste andere Sorten. Die gibt es ja nur in rot, die gibt es auch in gelb und in grau und was weiß ich was und alle möglichen Rettiche und Mairüben und was auch immer. Und deswegen habe ich mich notgedrungen, weil man bekommt es einfach, man muss es dann ja irgendwie auch essen, schon viel damit auseinandergesetzt. Und ich finde wirklich, diese Wurzeln haben so einen gewissen gemeinsamen Ton, den man hier auch ein bisschen merkt, aber ist auf jeden Fall toll. Und ich finde auch wirklich, das sind ja so fast vergessene Zutaten, die man früher ja sehr viel verwendet hat und die heute nur noch wenig genutzt werden. Gerade rote Beete scheuen sich viele, weil wenn man die mal in der Küche ordentlich gemacht hat, dann ist die ganze Hand rot für die nächsten 3 Tage, das ist dann so, wenn man keine Handschuhe anzieht, aber der Geschmack belohnt natürlich auf jeden Fall.

Roland: Für den Bierbrauer empfehle ich natürlich dann die Handschuhe und definitiv einmal die Knolle direkt zu kochen, dass sie soweit mal vorbereitet ist und entsprechend desinfiziert ist, dann vielleicht noch schälen, in feine Scheiben schneiden und dann erst in den Sud rein.

Markus: Also möchte ich nur anregen, also Leute da draußen, wenn ihr Lust habt, probiert euch durch. Auch mit unseren heimischen Zutaten gibt es bestimmt viele, viele spannende Sachen, die man da machen kann. Wir kommen ja nachher noch zu einer ganz besonderen Zutat. Aber, also hier muss ich jetzt noch sagen, also geruchsmäßig wieder sehr, sehr spannend, ein bisschen mehr rote Beete, wie gesagt, als Guave, aber beides völlig vorhanden. Vom Geschmack her, ich habe jetzt zwischendurch schon probiert unfairerweise, ich hoffe, du hast auch schon, finde ich es noch runder als das andere, muss ich sagen. Also es mag vielleicht einen Tick saurer sein, das kann ich jetzt gar nicht so sagen, aber es ist unglaublich rund, unglaublich harmonisch. Man hat vom Anfang bis zum Ende diese Aromen, es wechselt so ein bisschen durch, von den weinigen, guavigen, Wurzel, dann wieder so ein bisschen vergorene Früchte, also das ist wirklich eine ganz spannende Reise, die man so hat vom Anfang bis zum Ende. Es bleibt wieder sehr lang im Mund, dieses positive Spiel bei einem Sauerbier, wenn es gut gemacht ist, wo man einfach sagt, das ist echt ein tolles Getränk. Hat einen pH-Wert wahrscheinlich wie ein Weißwein, kann man wunderbar trinken, ist sehr angenehm. Ja, also auch das darfst du öfters vorbeibringen. Weißt du denn, wo wir da liegen alkoholmäßig?

Roland: Ich habe nicht nachgemessen. Also ich habe an der Stelle nicht meine Dichte vorher gemessen und habe dann die Specific Gravity aufgeschrieben. Also aus meiner Perspektive, es ist immer so, Malzkit sage ich mittlerweile ganz salopp 5-Minuten-Terrine, weil, es ist halt dann doch nicht richtig das Brauen von Bier, es geht mir einfach zu schnell. Es ist, ich möchte jetzt nicht sagen, panschen, aber man kann relativ schnell mit einem Malzkit was produzieren, es ist mal wieder Getränk da, man kann wieder was davon trinken. Ein richtiges Bier zu brauen und sich die Zeit dazu zu nehmen, sich zu überlegen, wann packe ich jetzt welchen Hopfen rein, wie mache ich das, welche Malze packe ich zusammen, das ist halt einfach eine andere Dimension. Und mir geht es auch so, ich nehme gerne Rezepte, überlege mir, was habe ich jetzt da, in welche Richtung möchte ich reingehen und variiere die Rezepte, dass es bei mir im KOPF ein Bild gibt und wo ich mir vorher schon vorstelle, wie wird das Ganze, als das sich jetzt sage, okay, ich habe jetzt dieses Rezept, dann bestelle ich mir vom Versender meiner Wahl aufs Gramm genau diese Portionen und dann koche ich das ganz stupide nach. Das ist nicht das Meine, also ich bin an der Stelle immer der Kreative, der einfach was ausprobiert und es wird was draus. Und das macht eigentlich den Reiz von dem Hobby aus.

Markus: Ja, also da bin ich absolut bei dir. Wobei ich mir halt auch gut vorstellen kann, es gibt manchen Leuten einfach auch Sicherheit. Also wenn jemand sagt, okay, ich fange jetzt mal mit so einem Hobby an und habe vielleicht wenig Erfahrung da drum rum und will einfach mal loslegen und will eine relativ hohe Sicherheit haben, dass das, was dabei rauskommt, auch genießbar ist, dann kann das auch ein guter Einstieg sein. Wo man dann, wenn man sagt, okay, ich bin ganz sicher in dem Feld, dann kann man vielleicht mit den Kits anfangen auszuprobieren und dann kann man vielleicht irgendwann weiter zum richtigen Brauen, in Anführungsstrichen, kommen. Also ich glaube, das kann auch so eine Funktion haben, wo jemand vielleicht anders, also du bist ja vielleicht eher vom ich-tüftle-mich-da-gleich-richtig-rein-Aspekt gekommen und andere wollen vielleicht wirklich über die Easy-Going-Schiene überhaupt erst mal ausprobieren. So wie wenn jemand sagt, ich fange das Fotografieren mit so einer Sofortbildkamera an und wenn das funktioniert, dann kaufe ich mir mal eine Spiegelreflex und gehe da mehr in die Tiefe, wie auch immer. Also solange, ehrlich gesagt, solche Ergebnisse dabei rauskommen, freue ich mich sehr, weil es die Bierwelt bereichert und Leuten einfach noch mal mehr Möglichkeiten, mehr Horizont gibt und vielleicht auch ein bisschen die Scheu nimmt vor manchen Sachen und eben sich auch mal mit solchen Zutaten auszuprobieren. Vielleicht an der Stelle noch eine Sache, weil uns ja doch auch die ein oder anderen Brauer hören, also auch Leute, die Brauereien haben und was ich so oft höre, wenn es um das Thema alkoholfrei geht, dass dann sehr viele sagen, naja, das ist so super aufwendig, da müsste ich ja Maschinen und Anlagen und Millioneninvestition und deswegen kann ich das alles nicht machen. Im Grunde ist es doch so, wenn ich jetzt mal einfach auch da wieder sage, ich will mal anfangen mit dem Thema, also ohne jetzt gleich das perfekte Produkt zu produzieren, aber ich will einfach mal loslegen, will mal ein alkoholfreies Bier haben, dann könnte man doch bestimmt mit der Ludwigii-Hefe, die du bei dem Alkoholfreien verwendet hast, da relativ leicht anfangen. Also könntest du da mal vielleicht ein paar Worte vielleicht auch an die Brauer: Innen, die hier zuhören, richten, dass sie vielleicht auch da ein bisschen die Scheu ablegen und vielleicht einfach mal probieren. Ich meine, man hat ja nicht viel zu verlieren, oder?

Roland: Also man kann wirklich nicht recht viel verlieren dabei. Es ist relativ leicht zum Ausprobieren, es ist einfach eine Standardhefe, die man halt einmal bestellt, aufpäppelt und dann zum Pitchen verwendet. Ich kenne eine Brauerei in Bozen, die haben mir auf diesem Stadtteil Braufest gesagt, dass die Hefe für ihr Alkoholfreies auch die Ludwigii ist. Ich glaube auch, dass es noch ein, zwei andere Brauereien hier in der Nähe gibt, die auch die Saccharomycodes ludwigii verwenden, um deren alkoholfreies Bier zu brauen, es ist relativ leicht. Es gibt auch, wie gesagt, von der Hefe sehr angenehme Geschmäcker, es ist wirklich ein relativ bieriger Geschmack. Während ich bei manchen anderen Hefen, und das heißt ja auch, der Brauer macht die Würze und die Hefe macht das Bier, das letztendlich diese Hefe oder den Stamm, den ich habe, dass der einen schönen runden Biergeschmack ergibt. Das, finde ich, ist eigentlich sehr schön an dieser Hefe. Und den Rest, klar, mit Hopfen und Malz kann man natürlich an der Stelle auch noch verschiedene Richtungen erreichen, aber den bierigen Geschmack, das ansprechende Mundgefühl, das bekommt man auch über diese Hefe.

Markus: Ja, ich denke, das ist doch wunderbar, da hat man praktisch so eine Art Leinwand, auf der man dann mit seinem Hopfen und Malz und anderen Aromen malen kann, wie man das möchte. Aber es ist auf jeden Fall für jede Brauerei möglich, auf die Art und Weise mit ihrem ganz normalen Setting eben ein alkoholfreies Bier herzustellen. Also insofern mal der Appell hier an dieser Stelle, alle, die sich noch nicht dahin gewagt haben, probiert es einfach mal, wie gesagt, ihr könnt ja nicht viel verlieren. Und der Roland freut sich bestimmt, wenn sich jemand meldet und ihn fragt, aber es gibt genügend andere auch. Also wie gesagt, einfach mal, geht daran, finde ich gut, das ist wichtig, dass man sowas auch hat.

Roland: Es gibt ja noch zwei Alternativen für alkoholfreies Bier, das eine ist die Umkehrosmose, bei dem der Alkohol nach einem normalen Gärverfahren wieder rausgezogen wird. Dann gibt es noch die gestoppte Gärung und mir ist mittlerweile noch ein 4. Verfahren mal bekannt geworden von einem amerikanischen Podcast. Es gibt eine Firma, die in Alaska angefangen hat zu brauen und die haben natürlich auch aufgrund ihrer Lage, haben sie auch die Situation, dass sie mit möglichst wenig Alkohol auskommen müssen, steuerlich und rechtlich. Und die haben ein Verfahren entdeckt, bei dem nach einem leicht modifiziertem Brauverfahren der Alkohol entzogen wird, der Alkohol kann dann getrennt verwertet werden zum Beispiel für Alkopop oder sonst irgendwas. Und das Bier wird an der Stelle, ich sage jetzt mal, manch Reinheitsgebotsverfechter dreht es jetzt vielleicht den Magen um, das Bier wird dann konzentriert, auf 1/6 des Volumens eingedampft und kann dann verschifft werden oder verbracht werden und kann an der Zielstelle dann wieder runterverdünnt und mit Alkohol versetzt werden. Und soll in diversen geschmacklichen Beurteilungen wieder ein ordentliches Bier geben.

Markus: Also da habe ich auch schon von gehört und wir hatten auch sogar mal einen BierTalk mit dem Gary Tickle, der von einer anderen Firma ist, die das auch anbietet in der Form, so ähnlich zumindest. Und die Idee ist eben, also die kamen von der anderen Idee, von der Logistik, dass sie gesagt haben, wenn ich jetzt zum Beispiel in, sagen wir mal, England sitze und möchte ein Bier nach Neuseeland verkaufen, dann habe ich ja im Grunde 95 Prozent Wasser, was ich da durch die Gegend transportieren muss. Und das ist einfach sehr, sehr viel Gewicht und das kostet einerseits Geld, andererseits Rohstoffe, Energie und so weiter und kann ich das nicht so lösen, dass ich genau dieses Wasser los werde, sagen wir mal so. Und dann sind sie eben weitergegangen und haben dann gesagt, okay, bei diesem Prozess, den sie dann erfunden haben, zerlegt sich das in Wasser, in Alkohol und in die Aromen, sage ich jetzt mal im weitesten Sinne und CO2 natürlich . Und das bedeutet auf der einen Seite, also man kann dann tatsächlich dieses Bier ohne das Wasser woandershin verschicken, man kann es aber theoretisch auch ohne den Alkohol irgendwohin verschicken, weil reinen Alkohol kriege ich woanders ja eigentlich auch. Und ich kann vor allem den Alkohol dann in beliebiger Menge wieder zugeben oder eben weniger, also kann dann den Alkoholgehalt dieses Endgetränkes sogar variieren, CO2 sowieso, kann ich auch woanders dann hernehmen und habe damit wirklich so eine Art Bierkonzentrat, mit dem ich arbeiten kann. Das ist natürlich für alle, die jetzt eben im klassischen Brauen denken und im Reinheitsgebot denken, ist das alles schwierig. Wobei ich mir einfach vorstellen kann, dass es wahrscheinlich dazu führen wird, dass wir auf eine Kultur hinlaufen, die so ein bisschen ist wie in den Science-Fiction-Filmen, die wir kennen, dass es halt irgendwelche Automaten gibt, wo man halt dann auf ein Knöpfchen drückt und dann werden die Komponenten entsprechend gemischt und dann habe ich eben mein Getränk. Ob man das jetzt gut findet oder nicht, andere Frage, aber es ist auf jeden Fall spannend und es scheint ja eine Nachfrage zu geben, also weil, an allen Ecken und Enden wird entwickelt. Also in Löwen habe ich vor 2 Jahren auch schon mal auf einem Kongress sowas kennengelernt, die waren noch nicht ganz so weit vom Geschmack her. Ich konnte die aber probieren, es war ordentlich, nicht wirklich gut, aber in die Richtung. Und da wird natürlich weiter geforscht. Also, ja, ich glaube, das ist ähnlich wie bei vielen anderen Sachen, hier hört halt die Entwicklung nicht auf.

Roland: Ich gestehe, ich mache auch gerne gelegentlich Kreuzfahrten, weil ich als Geocacher doch gerne in verschiedene Länder komme. Und diese Kreuzfahrten, da gibt es natürlich auch Bier, da wird relativ viel getrunken und die müssen natürlich sehr viel Gewicht und Volumen für das Bier natürlich transportieren und da wäre natürlich so ein Verfahren hervorragend. Wobei, moderne Kreuzfahrtschiffe, die braun mittlerweile schon vor Ort mit dem entsprechenden Wasser. Die verwenden natürlich Umkehrosmose, um ihr Brauwasser zu gewinnen und dann das Ganze zu produzieren. Aber im Prinzip es ist schon durchaus eine interessante Überlegung, an der Stelle so ein Bierkonzentrat verwenden zu können. Aber gut, eigentlich ist das ja nicht unser Thema.

Markus: Naja, aber so ist das in diesen Talks, man kommt ja immer von einem aufs andere. Und vielleicht noch einen Satz dazu, weil das fand ich wirklich interessant, weil du es ansprichst mit den Kreuzfahrten. Das hat ja tatsächlich angefangen Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Engländer notgedrungen eine Brauerei in einem Schiff eingebaut haben, dass sie dann nach Ostasien geschickt haben, um ihre Leute dort mit Bier zu versorgen. Und notgedrungen sage ich deswegen, weil man da Equipment verwendet hat, was durch die Bombardierungen übriggeblieben war und so. Nachlesen kann man das in dem Buch eines bekannten Autoren, der das mal hingeschrieben hat, wie auch immer. Jedenfalls ist super spannend, dass die dann eben auch schon damit gearbeitet haben, eben teilweise das Wasser wieder zu ersetzen vor Ort und so. Also es ist wirklich eine interessante Geschichte, aber du hast Recht, nicht heute unser Thema. Aber ich finde natürlich, wir sind trotzdem irgendwo bei dem Thema Innovation und da gehört es ja irgendwie auch mit dazu, also einfach ein bisschen auch mal weiterzudenken. Und ich kann mir vorstellen, das ist halt wie bei vielen anderen Sachen auch so ist, das natürlich dieses ursprüngliche Handwerkliche immer erhalten bleiben wird, aber sich vielleicht auf diesem Bereich, wo man eben sagt, das ist jetzt, in Anführungsstrichen, das Massenprodukt, da wird sich halt auch was tun, also weil man da halt einfach sagt, okay, das soll billig sein und einfach sein und vom Handling und so weiter. Und wenn das dann für die Leute okay ist, dann entwickelt es sich vielleicht dahin. Umso schöner, wenn man dann endlich mal wieder jemanden hat, der das Bier dann echt macht, so richtig. Und, ja, da kommen wir jetzt ja auch hin, mit was möchtest du weitermachen?

Roland: Also du hast mir indirekt schon die Überleitung gegeben und zwar zu meinem gekippten Sud. Weil, ich sage jetzt mal, eine Brauerei auf einem Schiff hat natürlich auch ein Problem, dass natürlich auch da die Zutaten und insbesondere auch die Hefe einem gewissen Stress unterliegt. Deswegen war ja auch die Diskussion mit dem IPA, dem India Pale Ale, dass es stärker gebraut wurde und verschifft wurde, dass es da noch irgendwie überleben kann. Und ich habe ja einen Sud gehabt, den ich wirklich fast weggeschüttet hätte, komplett, bevor ich ihn in Flaschen gefüllt habe und dann hat mir ein Brauerkollege vom Münchner Stammtisch gesagt, komm, bevor du alle weggießt, füll es doch mal in Flaschen ab und bringt es mal mit zum Stammtisch und dann diskutieren wir drüber. Und was ist da passiert? Also ich habe für ein besonderes Event, hate ich ein sogenanntes 7-Korn gebraut. Das Rezept 7-Korn ist eigentlich relativ bekannt, das ist diese 6-Korn-dm-Mischung, die las Rohfrucht mit Gerste noch vergoren wird, also gemaischt und vergoren wird. Ich hatte dann noch ein bisschen Emmer Malz dazu mit rein, dass ich noch übrig hatte, sodass ich dann auf 7 Körner gekommen bin und hatte die allererste Charge mit einer W-120-Hefe vergoren, die habe ich über Beziehungen bekommen. Und die W-120 Hefe, die ist ja aus dem Braumagazin bekannt, dass das eine Hefe ist, die zwar interessante Aromen produziert, aber auch ewig lang braucht und dementsprechend auch wenig beliebt ist, und die hatte ich verwendet, hatte dann ein sehr schönes Bier. Und dann wurde mir gesagt, das Bier war so gut, das musst du noch mal brauen. Dann habe ich mir gedacht, okay, dann probiere ich mal was Neues aus und habe mir ein Päckchen Flüssighefe besorgt, ein Pilsener Lager, das klang sehr gut und hatte mir gedacht, dann gehen wir quasi ein bisschen in die tschechische Richtung. Dann kam die Hefe an als Hefepack, als Smashpack. Dann, während des Brautages fällt mir ein, oh, ich habe ja vergessen, die Hefe zu aktivieren, also habe ich die Hefe noch schnell aktiviert. Das Beutelchen hat sich so richtig blähen wollen, dann habe ich das noch umgefüllt in meinen Erlenmeyerkolben, habe noch Sauerstoff dazugegeben, habe sie gepusht, damit sie kommt und so. Dann, nach dem Pitchen hat die Hefe irgendwie so nach 2 Tagen so mal ein bisschen Kräusen gezeigt, sie war also sehr unmotiviert und ich wollte eigentlich für 10 Tage wegfahren. Untergärig sollte es ja werden, also Gärkühlschrank bei 15 Grad einfach runtergekühlt, von 22 Grad auf 25 Grad. Also ich habe die Hefe gequält und das hat mir die Hefe auch sozusagen hinterher beschert, ich habe ein Bier gehabt, es hatte einen sehr starken phenolischen Charakter. Sie hat auch während dieser 10 Tage im Kühlschrank, hat sie gerade irgendwie von 1,052 auf 1,046 SG runtervergoren, also quasi fast nichts verdaut und nur phenolischen Duft produziert. Also der Martin Zankow würde jetzt hier sagen, die Hefe wollte hier schleunigst weg, die hatte Transportpartner gesucht, war aber in meinem Bierkühlschrank natürlich nichts da. Und dann hatte ich das Bier damals rausgenommen, habe es wieder erwärmt auf Zimmertemperatur, ich vergäre sehr viel relativ warm, muss ich zugeben. Und dann hat sich das Bier allmählich oder die Hefe hat sich allmählich mal berappelt und hat dann noch was produziert und hat glatt noch einen Teil von dem Phenolischen verdaut. Und wie gesagt, ich habe dann zum Schluss abgefüllt, habe das Bier auch nicht im Kühlschrank gelagert, sondern nur bei Kellertemperatur und es ist mittlerweile sogar einigermaßen vertretbar geworden. Aber es ist immer noch so, ich habe letztes Mal aufgeräumt, ich habe frische Flaschen gebraucht, ich habe 20 Flaschen genommen und habe sie alle geöffnet und alle ausgeleert, weil, es war einfach nicht tragbar. Und, Markus, du hast jetzt das Problem, du hast eine Flasche vor dir und du kannst mal probieren, was draus geworden ist und hinterher dann im Prinzip den Rest sozusagen ad Acta legen.

Markus: Okay, also jetzt bekomme ich einerseits ein bisschen Angst, andererseits ist es auch faszinierend, weil schon der zweite neue Moment heute ist, also 1.) der erste Gast, der mich nötigt, das nächste Bier aufzumachen und 2.) der Erste, der mir eins schickt, wo er sagt, eigentlich würde ich das gar nicht mehr trinken, aber ich bin sehr gespannt auch auf deine Geschichte. Und, ja, mal gucken, also finde ich auf jeden Fall interessant, also dass du ja dann eben von 22 Grad auf 15, hast du gesagt, bist du runter und dass das die Hefe dann schon so demotiviert hat. Aber sie war ja vorher schon faul, also vielleicht war das einfach ein sehr ungezogenes Haustierchen, ein faules, was du da erwischt hast, kann ja sein. Wir gucken mal, ich mache mal auf. Also vom Zisch her auf jeden Fall schön.

Roland: Also von der Nachgärung her eigentlich ganz gut, auch der Schaum ist schön. Die Farbe ist so, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Trübung könnte ein bisschen klarer sein, das ist nämlich sonst immer sehr klar geworden. Wobei, es ist ja jetzt die Pilsener Hefe, das werden wir nachher bei dem anderen Bier noch sehen. Die W-120-Hefe ist sehr schön, sie sackt sehr gut ab und produziert dann klare Biere, während diese Pilsener Hefe doch eher ein bisschen was Trübes liefert, aber das passt auch zu, ich sage jetzt mal, Tschechin und dem typisch tschechischen Bier.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Also ich habe ein leichte Trübung, aber wirklich nur eine leichte, also eher wie so ein Schleier, der sich da so durchzieht. Schaum ist sehr schön, Farbe ist noch etwas heller als unser Guave-Bier, also so ein, ja, wie soll man sagen, so ein Sandbraun vielleicht.

Roland: Und ein kräftiger Duft nach Dettol.

Markus: Ja, also das finde ich interessant, ja, das ist so tatsächlich, ja, phenolisch beschreibt es gut, das hat ja viele Facetten. Also bis hin in so eine fast schweflige Richtung auch und so ein bisschen, ja, also landläufig sagt man so verbrannter Gummi, also in diese Richtung. Leicht rauchig, würden andere wieder sagen, also es ist ja immer so eine Definitionssache, manche sehen es so, manche sehen es so, also ein schottischer Whisky-Trinker zum Beispiel könnte das total cool finden. Probieren wir mal. Ja, du hast Recht, also von der Grundlage her ist es auf jeden Fall ein interessantes Bier, aber dieses Phenolische, es liegt einfach sehr deutlich drüber und legt sich aus.

Roland: Weg mit dieser Flasche.

Markus: Interessant ist die Bittere auf jeden Fall, die da auch so ein bisschen relativ lange nachhängt. Ja und warum hattest du dich überhaupt entschieden, das untergärig zu verbrauen, einfach weil du es wolltest oder hat es einen bestimmten Grund gehabt?

Roland: Also ich vergäre seltener untergärig, aber es war schon ein Ziel eigentlich, dieses 7-Korn-Bier wieder als untergäriges zu produzieren. Weil, das erste Mal hatte ich eben auch diese 120er-Hefe verwendet und die ist eigentlich eine untergärige Hefe. Und mittlerweile habe ich mir auch noch erklären lassen, wie manche ihre Hefen ansetzen, dass die also wirklich jeden Tag um ein Grad runtergehen und tendenziell eigentlich auch schon unten anfangen, also mit 18 Grad oder sowas dann die Hefe anzüchten und auch da schon runtergehen und teilweise bis runter auf 9 bis 10 Grad gehen. Und wenn dann die Hefe im Prinzip vital ist und entsprechend schon gärt, dann erst ist die Hefe gut, um wirklich dann mit dem Sud in Berührung zu kommen.

Markus: Sagen wir einfach, du hast da ein sehr faules Lebewesen erwischt, also eine untergärige Hefe. Aus Amerika war die, aus den USA?

Roland: Nee, also es ist die Firma mit dem W am Anfang und ich habe sie vom deutschen Versender. Und eigentlich ist der Beutel, den ich gerade in der Hand halte, der ist zum 01.07.2024 abgelaufen und das Bier, wann habe ich das gebraut?

Markus: 22.03. steht hier.

Roland: Genau, also es war noch just in time. Klar sagen natürlich manche, von diesen 100 Billionen Zellen sind dann bloß noch soundso viel übrig. Aber ich hatte da noch nie Probleme, ich habe wirklich Hefe auch verwendet, Trockenhefe, die über ein Jahr überlagert wurde, aber meine Hefe lagert natürlich nur im Kühlschrank.

Markus: Apropos, du hast ja vorhin auch gesagt bei der Ludwigii, die Hefe, die du jetzt hast, also das heißt, baust du dir da so nach und nach auch so ein bisschen eine Hefebank auf?

Roland: Meine Frau muss es erdulden, dass im oberen Bereich des Kühlschranks verschiedene Kochsalzfläschchen liegen und das ich da halt immer wieder Hefe weiterpäppel. Also bislang hatte ich sehr viele positive Erfolge. Aber ich hatte mir auch mal von einer Brauerei aus Miesbach eine Weißbierhefe besorgt, insbesondere für meinen Rauchweizenbock und die hatte ich dann auch versucht, noch ein bisschen in Kochsalz einzulagern und die ist graubraun, schwarz geworden und war einfach dann hops.

Markus: Ach herrje, okay, krass.

Roland: Die hat das nicht überlebt, auf Kochsalz gelagert zu werden.

Markus: Na gut, würden wir auch nicht, aber andere Hefen tun das, also insofern interessant. Okay, aber jetzt, ich habe die Flasche ja, wie du mir geheißen hast, jetzt etwas auf die Seite gestellt und jetzt kommt da das Bier raus, spannend. Aber langsam, also insofern, alles noch okay, aber man merkt schon, die Hefe will wir fliehen, von früh bis spät sozusagen, egal, gut. Dann bin ich jetzt mal gespannt, wie wir jetzt weitermachen.

Roland: Genau, dann nimm dir doch mal die Ziegenkornflasche vom Sud Nummer 46, die ohne den Büffel.

Markus: Ja, okay.

Roland: Das ist sozusagen der nächste Sud, der gut geworden ist und der dann mit der W-120-Hefe wieder untergärig vergoren wurde, aufgepäppelt und so weiter. Das ist bei mir schon ein ganz anderer Traum vom Schaum, das Bier ist wesentlich klarer.

Markus: Also der Schaum ist wunderbar, wirklich, steht wie eine eins hier, richtig schön dicht und fest. Und ist auch ein bisschen getönt, also ein bisschen Farbe auch da drin. Und insgesamt ist das Bier deutlich heller, das auf jeden Fall, also jetzt auch von der Klarheit her sogar ein bisschen klarer, würde ich auch sagen. Und vom Geruch her natürlich ganz anders, also manch einer würde sagen, das riecht jetzt einfach nach Bier, aber wenn man dann ein bisschen genauer reinriecht, dann hat man auf jeden Fall so toastige, karamellige, Toffee-Aromen so ein bisschen dabei, aber auch ein bisschen was Kräutiges, auch ein bisschen so Akazienhonig, so eine ganz leichte Honignote. Also auf jeden Fall viel los sozusagen in der Nase und gar nichts Phenolisches mehr. Also die 120 kommt ja eigentlich vom Dunklen, glaube ich, oder, ursprünglich?

Roland: Das ist eigentlich eine gute Hefe für ein dunkles Bier, was eigentlich auch zu dem passt, es ist ja, ich würde jetzt mal sagen, so ein Althell, in Anführungszeichen. Also das, was so ein typisch Münchner Bier an Farbe hat, so ein altes Münchner Bier, das ist auch mir aufgefallen, dass das mittlerweile modern geworden ist, nicht mehr so strohgelbe, helle Biere zu produzieren, sondern so die älteren Biere Münchener Typ. Ich war dieses Jahr in Bilbao in Spanien, hatte dort auch sehr leckere Biere probiert und die waren alle so von der kastanienfarbigen Sorte. Hieß natürlich Münchner Alt, Münchner Bier, in die Richtung, das ist bei denen der Renner schlechthin gewesen und in die Farbe geht das Ganze eigentlich auch rein.

Markus: Nee, also von beidem, also Geruch und Farbe, Optik, sehr ansprechend. Ich habe jetzt auch schon mal genippt und, ja, also es ist sehr vollmundig, sehr kräftig, sehr intensiv. Also das finde ich schon vom Alkoholischen auf jeden Fall auch deutlich, finde ich. Sehr schön, diese verschiedenen Getreidenoten verbinden sich da ganz toll. Für mich ist wieder so eine leichte Honignote auch mit dabei, eine gewisse Süße auch, schön hinten raus eine leichte Bittere, die dann auch schön ausklingt. Also insgesamt ein Bier, was vom Geschmack her richtig viel zu erzählen hat, auf viel so diese Toffeenoten, so ein bisschen Toast, ein bisschen so Brotkruste oder Weißbrotkruste, auch so in die Richtung. Das Einzige ist, ich glaube, es ist mir fast zu intensiv, um zu sagen, ich trinke da jetzt einen 1/2 Liter gegen den Durst, aber für den Geschmack wunderbar, also sehr, sehr schön, sehr dicht, sehr intensiv. Ja, auch da die Frage, war das von dir so geplant oder wie war so die Idee?

Roland: Das 6-Korn- oder 7-Korn-Bier, das ist so intensiv, das nennt sich auch irgendwie 6-Korn-Landbier, also kräftiger, von der Farbe her auch eher und das passt auch dazu. Von der Stärke her war es auch so geplant. Das Emmer Malz gibt noch eine leicht marzipanartige Note mit rein. Und beim Hopfen habe ich ja den East Kent Golding verwendet, der ja auch diese Honigaromen noch mit reinbringt.

Markus: Ja, also jetzt, wo du es sagst, Marzipan merkt man auch, ja, ganz schön. Und ich sehe auf der Falsche noch Chevallier Malz, das ist ja auch eine historische Sorte oder relativ historische Sorte.

Roland: Genau. Das Chevallier Malz habe ich mir selber importiert, da hatte ich direkt in England bestellt und habe einen ganzen 25-Kilo-Sack mir liefern lassen und da hatte ich im Prinzip noch 2 Kilo übrig. Und das Chevallier Malz hatte ich auch sehr gerne am Anfang für mein Alkoholfreies verwendet.

Markus: Ja, ist überhaupt spannend, also was man mit den historischen Malzsorten so alles erreichen kann. Ich war vor ein paar Jahren mal in Norwich im John Innes Centre, das ist so, also entweder das oder eins der Forschungsinstitute rund um Getreide in England und die machen kann ganz viel eben mit verschiedensten historischen Getreidesorten. Bauen die auch an, also da gibt es ganz viele verschiedene Versuchsfelder und es schaut teilweise auch krass aus, weil die ganz andere Ähren und Formen haben und so, als wir das so kennen, und sie haben dann damals auch ganz viele verschiedene Biere vorgestellt. Also einerseits war das auch geschmacklich total spannend eben, wie viel Malz da so reingeben kann, wie viel das Getreide selber reingeben kann an Aroma, mal ganz abgesehen von der Röstung. Und andererseits fand ich es auch interessant, eben von diesen, sage ich mal jetzt, Umweltgedanken, in Anführungsstrichen, also Klimawandel letzten Endes, weil sie eben gesagt haben, ihr Hauptziel ist eigentlich, dass sie festgestellt haben, dass diese ganzen modernen Getreidesorten halt darauf optimiert sind, dass sie bei einem, was wir bis vor Kurzem noch als normales Wetter empfunden haben, dass sie dann eben einen Maximalertrag erbringen. Und wenn man jetzt diese großen Schwankungen hat, also einerseits große Hitzewellen, Dürrewellen, dann aber auch wieder sehr, viel Regen auf einmal und so weiter, dann zeigt sich einfach, dass diese hochgezüchteten Sorten nicht mehr in der Lage sind, ihren Ertrag zu erbringen und das geht dann teilweise runter auf 1/10 von dem, was sie normalerweise bringen. Und wenn man dann dies historischen Sorten nimmt, dann ist es so, dass die also einerseits genügsamer sind, auch was zum Beispiel die Behandlung mit irgendwelchen Schädlingsbekämpfungsmitteln und sowas angeht, aber eben auch, was Wasser und Sonne und so weiter angeht. Das heißt, sie bringen dann halt vielleicht nicht die 10 Doppelzentner pro Hektar, sondern vielleicht nur 5 oder 6, aber dafür halt immer, egal ob es jetzt regnet oder schneit oder die Sonne scheint und Trockenheit ist oder wie auch immer. Das ist dann halt einfach eine durchgängige Sache und viele Farmer steigen da jetzt tatsächlich wieder um, weil sie sagen, sie haben lieber weniger Maximalertrag, aber einen höheren Durchschnittsertrag und das kann man ja irgendwo auch sehen. Also finde ich auch spannend, weil das fängt bei uns auch gerade so an, also dass so einige historische Sorten, also bei uns Steffi zum Beispiel, habe ich drüber gelesen oder so ein paar andere, die sie halt jetzt auch wieder aufnehmen, um zu versuchen, dem ein bisschen entgegenzuwirken. Also finde ich auch interessant, weil das bisher nur sowas ist, wo man halt gesagt hat, okay, ich nehme halt ein Gerstenmalz, ohne sich groß Gedanken zu machen, was da dahintersteckt.

Roland: Ich hatte auf der Recherche mal eine sehr interessante Doktorarbeit gefunden. Und zwar, eigentlich wollte ich nach Kastanien recherchieren und zwar die Verkleisterungstemperaturen von Kastanien, um Kastanienbier zu produzieren. Und bin daraufhin auf eine Studie gestoßen, das war eine Doktorarbeit und zwar die Verkleisterungstemperatur von Gerste in Abhängigkeit vom Klima. Und da kam unter anderem raus, dass sozusagen bei Trockenheit während der sogenannten Kornfüllungsphase, dass die Stärke anders im Korn eingebaut wird, sodass die Verkleisterungstemperatur teilweise um bis zu 1 Grad steigt. Was dann dazu führt, dass die Verkleisterungstemperatur schon wieder so hoch ist, dass die Beta-Amylase Schwierigkeiten hat, diese Stärke dann noch aufzuschließen.

Markus: Boah, das bedeutet natürlich dann ein ordentliches Läuterproblem, ne?

Roland: Unabhängig davon, du setzt deine Gerste ein und kriegst hinterher einen ganz schlechten Ertrag raus, weil du musst sie ja dann zuerst mal noch viel höher erhitzen oder vielleicht sogar noch mit Enzymen nachhelfen, um überhaupt noch ein Bier rauskriegen zu können.

Markus: Finde ich total spannend. Und da sieht man eben, wie man wirklich an jeder Stellschraube schauen muss und steuern muss und sich eben kümmern muss. Das vielleicht auch mal an all die, die immer denken, naja, Brauen heißt ja, ich schütte ein bisschen was zusammen und am Ende habe ich irgendwie ein Bier. Nee, wenn man da sich richtig reinfrimmeln will, dann ist es tatsächlich echt eine Wissenschaft, im wahrsten Sinne des Wortes, also super spannend. Gut, da hatten wir ja auch schon interessante Gäste hier im Podcast, die da aus verschiedensten Aspekten was berichtet haben, ich bin da immer ganz begeistert. Also toll, dass du dich da auch damit beschäftigst und vor allem wiedermal so spannende Ergebnisse dabei rauskommen. Vom Alkoholgehalt her, weißt du da, wo wir sind, 5,5 oder 6 oder so?

Roland: Wir müssten gute 5 Volumenprozent haben, ich bin mir nicht ganz sicher, hatte ich das ausgerechnet oder nicht. Ja, 5 Volumenprozent, 5,1 Volumenprozent hatte ich ausgerechnet. Da habe ich im Prinzip bei mir noch die Messungen gemacht, deswegen bin ich auf die 5,1 Volumenprozent gekommen. Ich muss sagen, ich bin am Ende eigentlich gerne etwas faul bei der Brauerei. Ja, ich messe es mit einem Refraktometer in Brix. Ich sage, ich habe irgendwie 13 Grad Brix, dann ist mir das Auskunft genug, der Rest interessiert mich nicht mehr, es wird ein Bier draus. Ich denke da erst mal drüber nach, wenn vielleicht das Bier mal irgendwann mal vergoren ist. Ich habe mir mittlerweile auch noch eine kleine Spindel gekauft, beim Spindeln bin ich auch nicht päpstlicher als der Papst, dass ich sage, es müssen mindestens oder genaue 20 Grad sein, damit die Spindel dann passt, also Raumtemperatur, die mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger sein kann. Aber ich habe ja dir den Link geschickt, ich würde ihn jetzt ungern in die Speakernotes mit reinpacken zu meinen Brauprotokollen. Das heißt, ich habe da einfach von einem Buch, dass ich mir mal gekauft habe, „Heimbrauen für Fortgeschrittene“, da gab es einen Link dazu, zu den Brauprotokollen. Da sammele ich meine Schmierereien des Brautages, scanne die ein und habe die dann im Internet auf meiner NAS rumliegen, sodass, wenn mich jemand fragt, was war denn da bei dem Bier, dann kann ich selbst noch mal nachschlagen und da notiere ich dann manchmal was. Aber meist ist es so, nur am Brautag wird gemessen und danach lass ich es dann gut sein.

Markus: Ja, nee, ist ja auch völlig in Ordnung, mir ging es nur drum, mir kommt das wirklich kräftiger vor. Kann natürlich auch einfach an diesem Volumen, in Anführungsstrichen, liegen, dass diese vielen Körner mit sich bringen, die einfach viel Aroma, viel Dichte haben, ein tolles Mundgefühl auch. Ja, also sehr, sehr schön. Und was ich auch toll finde, und da sind wir eben bei der Frage von vorhin, obergärig, untergärig, ich finde halt, viele moderne, in Anführungsstrichen, Mehrkornbiere oder auch 7-Korn-Biere, die man so kriegt, werden ja oft einfach mit einer Weißbierhefe vergoren und damit habe ich dann unterm Strich ein Weißbier mit ein bisschen mehr anderem Aroma, aber jetzt nichts eigenständiges. Und das, finde ich, merkt man hier sehr schön, weil da diese Körner viel mehr zum Tragen kommen, sich viel mehr entfalten können, weil sie eben nicht von irgendwelchen phenolischen oder bananigen Noten erschlagen werden und man am Ende da nichts mehr davon hat. Also das finde ich wirklich schön, toll, begeistert mich immer noch, wirklich spät auch noch begeistert. Aber jetzt muss ich mal den Roland geben, weil, du hast noch eine andere Flasche mitgeschickt.

Roland: Ja, wir haben noch 2 Flaschen.

Markus: Außerdem, genau, aber da ist halt die mit dem Büffel drauf, der ja eigentlich ein Bison ist, oder?

Roland: Genau, eigentlich ein Bison.

Markus: Und warum, das lüften wir jetzt.

Roland: Warum dieser Bison und noch dazu, warum genau dieser Bison? Du kannst probieren, ich habe die Flasche jetzt gerade nicht mehr aus dem Keller raufgeholt, ich habe da nämlich nur ganz, ganz wenig davon, nämlich 8 Stück, ja, davon sind schon ein paar weg und ich möchte mir noch gern ein paar aufheben. Weil, ich habe es mir zur Tradition gemacht, meine Biere durchaus auch mal 2 Jahren unten im Kühlschrank liegenzulassen. Ich habe mir von den ganzen alten Suden immer wieder mal ein Fläschchen aufgehoben, die ich dann nach guter Zeit trinke, weil ich sage, ich möchte gerne auch das Langezeitverhalten meiner Biere testen. Und zu dem Bison gibt es noch die Geschichte, in Polen gibt es den Gorbuscha oder den Grasovka, wie er bei uns heißt, das ist der Büffelgrasvodka und das ist ein Vodka, in dem noch so ein Streifen Büffelgras mit reinkommt. Und ich hatte mal als Lieferantenquelle für verschiedene Zutaten, hatte ich eine Firma in Polen erwischt und die hatten eben auch dieses Bisongras im Angebot, so 12 Stängelchen für wenige Euro. Und dann habe ich gesagt, cool, das probiere ich jetzt aus und habe dann in eine Flasche von dem 7-Korn-Bier einfach ein Stängelchen Bisongras mit reingesteckt, ausprobiert, zugemacht. Und so eine Flasche hast du jetzt vor dir.

Markus: Also Wahnsinn, tolle Geschichte schon mal. Ich habe es kennengelernt, das Bisongras, tatsächlich auch einerseits in Polen, also weil die natürlich vor Ort das auch mal anbieten, so ein Vodkachen. Und andererseits hatte ich auch, wenn ich mich richtig erinnere, bei der Frankfurt Trophy, wo ich da meistens eher auf die Edelbrandseite wechsle, um keinen Platz in der Bierverkostung zu belegen für meine lieben Kollegen, die da gerne selber verkosten wollen und da hatte ich auch schon mal diverse Edelbrände mit Bisongras, fand ich auch spannend. Und ich glaube, dieses Jahr hatten wir sogar noch mal in Polen ein Grodziskie mit Bisongras. Also die stehen schon sehr auf dieses Aroma, probieren da ganz viel damit rum und das ist auch sehr spannend. Jetzt gerade hat es mich regelrecht begrüßt, also ich weiß nicht, ob es dir auch so ging, wenn du da eine Flasche aufgemacht hast, ich glaube, das Bisongras vergrößert so ein bisschen die Oberfläche und dann kommt das auch gerne entgegen. Aber es ist gut, weil ich hatte es direkt über dem Glas und da ist es dann auch gleich hineingestürmt, in diesem Fall. Also von der Farbe her, ja, ähnlich wie das andere, ich würde sagen, einen kleinen Ticken dunkler und einen kleinen Ticken trüber, aber das kann jetzt auch an diesem Effekt liegen, dass es eben ordentlich mir entgegengekommen ist. Auf jeden Fall ist der ganze Raum schon erfüllt, das finde ich ganz interessant, weil es so ein ganz spezieller Geruch ist. Also ist gar nicht so einfach, das zu vergleichen, für mich ist es so eine Mischung auf der einen Seite, wenn man so, ich weiß nicht, ob du das kennst, diese Räucherkegel, die man so Weihnachten verwendet, wenn man da irgendwie so Räucherdinger macht, so diese Männchen, wo es dann rausraucht oder so. Also einerseits hat es das und auf der anderen Seite geht es dann in so eine Waldmeisterrichtung, also so irgendwie so dazwischen. Also ich finde das einen total angenehmen Geruch, weil ich beides gerne mag, also ich habe Weihnachten immer gerne gezündelt und ich liebe Waldmeister, also insofern ist das für mich genau das Richtige. Aber man merkt eben vor allem, wie intensiv das ist, weil das wirklich den Restbiercharakter, ich würde jetzt nicht sagen, unterdrückt, sondern, sagen wir mal, selbstbewusst begleitet, wie man das positiv ausdrückt. Und zu riechen, macht Spaß, toll.

Roland: Der Geruch an sich, jetzt schlägt wieder sozusagen meine Chemieliebe durch, ist die Cumarin-Säure und die Cumarin-Säure ist nicht nur in Waldmeister drin, die macht den Waldmeister so interessant, die ist auch in Steinklee drin. Es gibt so homöopathische Tropfen, Melilotus, für diejenigen, die das kennen, das ist im Prinzip auch so ein Cumarin-Säure-Konzentrat, und auch das Bisongras produziert die Cumarin-Säure. Die Cumarin-Säure kann in größeren Mengen natürlich Kopfweh und sonstige Sachen produzieren, ist aber in kleineren Mengen an der Stelle unschädlich oder kein Problem für den Körper. Und ich finde einfach, es ist ein interessanter Zusatzgeschmack. Und, wie gesagt, ich hebe mir da noch ein paar Flaschen auf und genieße die irgendwann mal später, weil ich finde, das ist irgendwie mal was Besonderes.

Markus: Also auf jeden Fall. Und ich finde, also im Mund ist es dann sehr interessant, weil tatsächlich auch da dieser Geschmack, also die Cumarin-Säure / das Bisongras behält die Oberhand, aber es nutzt dieses Mundgefühl, die Cremigkeit, die Intensität, die diese ganzen Malze bringen, die nutzt es aus, um sich wirklich so richtig auf die Zunge zu legen, ganz lange da zu bleiben und selbst nach dem Trunk, noch Ewigkeiten hat man dieses Aroma im Mund. Das vermischt sich auch schön mit den Hopfennoten, ist da auch sehr präsent in der Begleitung, hat diese leichte Bittere, das passt aber auch gut. Und es erinnert mich dran, wir hatten auch schon mal in Bieren, wo wir Amburana-Holz verwendet haben, hatten wir auch schon solche Noten. Kann ich mir gut vorstellen, das wahrscheinlich das Amburana-Holz, der Amburana-Baum auch eben dann dieses Cumarin produziert. Wäre mal interessant zu wissen, was das für eine Funktion in der Natur hat, also ob das dann so eine Art Schutz ist vielleicht, man weiß es nicht, wäre mal interessant. Also auf jeden Fall, hier finde ich das total spannend, weil, ich finde, es ist ein Aroma, was man sonst kaum hat, was sehr angenehm ist, sehr interessant ist, was komplex ist auch. Und was hier in dem Bier einfach in dieser Mischung mit dem sehr schönen 7-Korn-Körper, der Grundlage, die das hat, wirklich sich gut präsentiert und richtig Freude macht und mit jedem Schluck wieder, ja, man beginnt wieder drüber nachzudenken, man speichert diesen Geruch ab und den Geschmack auch, man verbindet sich so ein bisschen damit. Das ist echt, ja, tolle Idee, muss ich sagen, toll, schön, wunderbar, ich bin schon wieder begeistert. Auch davon gerne mehr, wenn du mal mehr als 8 Flaschen machst. Das ist wirklich interessant, ja.

Roland: Ich habe noch so ein paar Stängelchen übrig und in den nächsten Sud kommen auch wieder ein paar Flaschen mit dazu rein, die Bisongras beinhalten. Und das mit dem Amburana-Holz kannte ich noch nicht, aber ich werde mir eins besorgen.

Markus: Ja, kein Problem, das kann ich dir sogar schicken. Aber anderes Thema, da können wir dann im weiteren Gespräch noch drauf kommen. Also auf jeden Fall, ja, super, schön, also ich freue mich jetzt richtig, dass ist echt sehr angenehm und ist auch mal eine ganz neue Seite so, die man an so einem Bier hat. Und wenn ich mich erinnere, eben zum Beispiel die Grodziskie mit Bisongras, die war nicht so intensiv. Also ich glaube, die haben das so gemacht, dass die einen Extrakt gemacht haben vorher mit dem Bisongras und den dann zugegeben haben, irgendwie so. So ist es natürlich einfach sehr direkt und dadurch natürlich auch sehr intensiv.

Roland: Das ist eine spannende Frage, ob da wirklich ein Extrakt helfen kann? Weil, klar, Cumarin-Säure kannst du schon extrahieren, aber vermutlich gibt das Gras auch noch andere Stoffe mit ab, die alkohollöslich sind. Und wenn du einen Extrakt machst, also ich hatte mal ein Experiment gemacht, ich wollte ein Witbier-Konzentrat produzieren und habe Koriander zusammen mit Orangenschalen eingelegt in Schnaps und habe das dann ziehen lassen und habe dann versucht Bier mit diesem Witbier-Konzentrat zu aromatisieren, hat nicht funktioniert.

Markus: Das ist ja interessant, okay. Ich wollte nämlich gerade schon sagen, dann könntest du mal zu deinen Freunden von Geistreich gehen in Burghausen, der Horst und der Jochen, und könntest mal fragen, ob die dir nicht so ein bisschen einen Gin quasi machen da draus. Aber dann bringt es nichts, okay, interessant.

Roland: Vielleicht müsste ich mal lernen, Gin zu produzieren und könnte dann vielleicht da an der Stelle das optimieren.

Markus: Oder so. Aber, also ich meine, ich würde es jetzt gar nicht optimieren, weil ich finde es richtig gut so, ganz ehrlich. Weil, ich meine, letzten Endes, das ist ja auch immer so ein Thema, wenn ich sage, ich mache da jetzt das Bisongras rein, dann soll das doch auch spürbar sein, dann soll das auch intensiv sein und dann soll man das auch wahrnehmen, denn das ist ja eigentlich schade, wenn das da nur so ein Hauch ist. Hatte ich jetzt vor ein paar Tagen erst die Diskussion, da hat ein Freund von uns, der auch mal im Podcast war, ein Bier für thailändische Restaurants gemacht und hat im Grunde, sagen wir mal, eine Art Pils gemacht und da dann eben ein bisschen Zitronengras und Limettenschalen und sowas verwendet. Und ich fand es interessant, aber für mich war es einfach zu wenig. Also man hat es so ganz im Hintergrund mal irgendwie so festgestellt und dann habe ich halt gesagt, na, überleg mal, du bist in so einem Restaurant, du hast eh 1.000 Gerüche um dich rum, du bist abgelenkt, es ist ganz viel los, es ist dunkel, wie auch immer, dann bist du ja sowieso von deiner Sensorik eingeschränkt. Und wenn du dann das Bier hast, wo du vielleicht schon was zu essen dazu hast oder was davor hattest, wie auch immer, dann merkst du wahrscheinlich gar nichts von diesen schönen Aromen und das ist eigentlich ja so ein bisschen verschenkt. Und, naja, jetzt bin ich mal gespannt, sie haben es jetzt noch mal gemacht, bin gespannt, ob es dann intensiver wird. Sie müssen ja auch nicht meinem Ratschlag folgen, aber für mich war es halt so, dass ich das dann so ein bisschen schade fand.

Roland: Was ich noch festgestellt habe, aber ich schaue auch gleichzeitig auf die Zeit, also ich glaube, wir springen deinen Rahmen momentan gerade, ich hatte mal Ingwerbier probiert und hatte den Ingwer wirklich, ich hatte 3 Kilo Ingwer durch den Entsafter durchgejagt und habe 2 Liter reinen Ingwersaft rausgepresst, aus dem Zeug, ich habe fast meinen Entsafter dabei geschrottet, weil Ingwer ist relativ holzig, und habe den rein vergoren. Und interessanterweise frisst die Hefe die Schärfe aus dem Ingwer weg.

Markus: Ach, das ist ja interessant.

Roland: Und das Bier war eigentlich nicht mehr scharf. Ich wollte noch mal einen weiteren Sud machen, wo ich im Prinzip beim Aufkochen von meinem Brauwasser schon Ingwerscheiben in geringen Dosen mit rein tue, weil mir aufgefallen ist, wenn ich Ingwertee produziere, dann wird der Ingwertee eigentlich erst beim Abkühlen so richtig scharf. Und dementsprechend wollte ich mein Brauwasser im Prinzip aufkochen mit Ingwerscheiben, wollte das abkühlen lassen und dann mit diesem Ingwerwasser brauen. Aber ich habe es noch nicht getan, weil ich mir gedacht habe, naja, die Hefe frisst das dann eh weg und dann ist der ganze Aufwand vorbei, aber vielleicht werde ich es mal testen.

Markus: Ja, ist auf jeden Fall einen Test wert. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ehrlich gesagt, aber ich glaube, ich habe vor Kurzem auch einen Podcast mit jemand aufgezeichnet, der sich an einem Ingwerbier probiert hat. Leider habe ich es jetzt gerade nicht im Kopf, aber, ja, also es kann sein, weil wir sind ja immer so ein halbes Jahr voraus, das heißt jetzt, wo wir es aufzeichnen, ist es gerade Ende August, veröffentlichen werden wir wahrscheinlich erst im Januar und ich glaube, dieser Podcast erscheint irgendwann im Oktober, aber ist egal. Also auf jeden Fall für alle, die das jetzt hören, vielleicht habt ihr das ja schon gehört, auf jeden Fall, Ingwer ist natürlich auch eine tolle Zutat. Also ich persönlich bin auch ein großer Freund des Ingwers, ich mag das total gern und ich mag auch total gern, wenn man so Fruchtsäfte hat, das ein bisschen aufzupimpen mit ein bisschen Ingwer. Frisch gepresster Ingwersaft, das ist schon, also gibt dem einfach ein tolles Aroma, natürlich auch eine Schärfe. Ich mag das, verstehe aber auch, wenn es jemand nicht mag. Und eins vielleicht noch, was ich ganz spannend finde beim Thema Ingwer, wir haben ja öfters mal dieses Bier- und Schokoladethema und wenn man da ein belgisches Bier nimmt, zum Beispiel ein Tripel, was sehr viel Kohlensäure auch hat und durchaus auch Alkohol und dann gibt es bei uns hier lokal bei unserem Chocolatier Storath, gibt es frischen Ingwer in dunkler Schokolade. Und wenn man das dann damit kombiniert, dann ist das ganz spannend, weil, am Anfang hat man diese Schokolade mit der Süße und der Bittere und dann kommt das Bier dazu und plötzlich kommt dann dieser Ingwer richtig intensiv, richtig scharf, richtig kräftig raus und der bleibt dann auch. Also auch interessanterweise, wenn man dann runtergeschluckt hat und nimmt einfach nur noch einen Schluck Bier, blüht der wieder auf, also da merkt man, wie stark das im Mund bleibt, diese Aromatik, diese Schärfe. Also Ingwer ist ganz toll, also insofern, ja, müssen wir noch mal eine Folge machen über Ingwerbier. Was übrigens die Zeit angeht, ist alles nicht so schlimm. Also es ist halt für die Hörer schwierig, weil sie dann halt ein bisschen länger zuhören müssen, dürfen, können, wie auch immer, aber wir haben ja keine direkte Limitierung. Nichtsdestotrotz müssen wir natürlich jetzt nicht den Rahmen unbedingt sprengen. Aber wir haben ja noch ein Bier, das sollten wir auf jeden Fall probieren, denke ich mal, oder?

Roland: Und zwar, ich hatte einen beruflichen Trip nach Philadelphia und ich habe mi mittlerweile so zur Regel gemacht, dann dort auch mir Brewpubs zu suchen und einfach mal so zu schauen, was gibt es alles Leckeres. Und da hatte ich in einem Lokal, hatte ich ein strohgelbes Bier, trüb und ich habe reingerochen, ich habe einen Schluck genommen und ich hatte gedacht, ich trinke gerade Grapefruitsaft als Bier. Und dementsprechend hatte ich mir gedacht, boah, Hazy IPA, klingt so richtig interessant. Dann habe ich ein bisschen recherchiert, dann gibt es den Begriff New England IPA, also NEIPA, vermutlich kannst du mir da wesentlich mehr noch dazu zur Unterscheidung sagen als ich es an der Stelle machen kann. Aber ich hatte mir dann einfach mal so ein Malzkit bestellt zum Experimentieren, wie ich es halt gerne mache und habe dann dieses Malzkit als 5-Minuten-Terrine gemacht. Aus meiner Perspektive natürlich, mit dem strohgelben Hazy IPA im Hinterkopf, war es natürlich eine völlige Katastrophe, weil es viel zu dunkel geworden ist und auch die Art und Weise, wie der Hopfen dazu reinkommt, widerspricht meinem Verständnis, aber ich fand es ein sehr interessantes Experiment. Ich bin gespannt, was du dazu sagst. Mein Eindruck ist, dass das Bier sich verändert, dass es vielleicht schon leicht säuerlich geworden ist. Und ich muss auch dazu sagen, du hast jetzt eine 1/2-Literflasche, ich habe vor mir noch eine kellerkalte 0,3er-Flasche und ich hatte zum Münchner Hausbrauerstammtisch eine 1-Literflasche mit dabei, alles Bügelflaschen. Und mich würde interessieren, ob schon jemand festgestellt hat, dass es sich bei den Bierflaschen genauso wie bei den Weinflaschen verhält, dass eine Magnum-Flasche zum Beispiel anders reift und altert als eine normale Flasche. Und mein Eindruck ist, dass eine 0,3er-Flasche schneller reift als eine 0,5er-Flasche und die wiederum schneller als eine 1-Literflasche. Es kann natürlich an dem Sauerstoff liegen, der oben drüber ist, aber im Prinzip, bei meinen Kronkorken verwende ich mittlerweile sauerstoffabsorbierende Flaschen. Meine Flaschen spüle ich auch zuerst noch mal aus mit einer Kaliumsulfitlösung, also dem üblichen Zeug, was man auch für die Weinflaschen verwendet. Und dadurch habe ich eigentlich sauerstofftechnisch relativ wenig Probleme, weil immer noch ein bisschen übrig bleibt und dieses Pyrosulfit auch Sauerstoff wieder verbraucht und an der Stelle natürlich auch wieder mein Bier stabilisiert. Aber ich glaube, auch die komplette Flaschendesinfektion und Sonstiges würde auch mehr als eine Folge benötigen, um da mal sinnvoll drüber zu reden.

Markus: Oh ja und, ich meine, dafür gibt es ja dann ja auch Hobbybrauer-Podcasts, die da auch noch intensiver drauf eingehen, ist auf jeden Fall ein super spannendes Thema. Ich muss sagen, dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht beziehungsweise noch nichts dazu gehört, werde ich aber mal fragen. Also sollte ich ein Ergebnis haben, werde ich es dann in den Shownotes dazuschreiben. Ansonsten sehr gerne natürlich an alle Hörerinnen und Hörer da draußen, wenn ihr da was beitragen wollt, schickt es, ich kann es dann gerne entweder an den Roland weiterleiten oder wir können dann auch noch mal schauen, ob wir dazu sprechen, je nachdem. Jetzt habe ich hier diese schöne 1/2-Literflasche, über den Namen Hazy IPA und so weiter können wir auch gleich noch reden, jetzt lassen wir mal den Geist aus der Flasche, mal gucken. Okay, ich weiß, was du meinst, die Farbe ist in der Tat unerwartet für ein Hazy IPA. Wobei sie nicht schlecht ist, also sie halt nur unerwartet, wir haben hier, ich würde fast sagen, einen Eichenholzfarbe oder Kastanienholzfarbe, also relativ dunkel mit einem schönen Rotstich. Oben ordentlicher Schaum, aber auch ordentlich getönt, also auch der ist, ja, mindestens Haselnussfarben. Aber sehr schöner hopfiger, kräutiger Geruch, der einem da entgegenkommt. Ich würde sagen, ganz viel so rote Beeren, ein bisschen Ananas, ein bisschen Litschi auch, interessant. Ein bisschen Citrus kommt auf jeden Fall auch durch, also so eine schöne Mischung eigentlich und oben drüber auch so ein bisschen diese, ja, ich sage mal, so Tannennadeln oder so halt, dieses etwas Waldige, Harzige. Also auf jeden Fall ganz viel Hopfen und jetzt, muss ich sagen, spielt mir vielleicht das Auge einen Streich, ich meine, auch ein bisschen, also röstaromatisch wäre falsch, aber vielleicht so ein bisschen karamellige Noten wahrzunehmen. Kannst du mir gleich noch erzählen, was da so an Malz drin ist in diesem Kit oder wie die das machen. Aber, ja, jetzt probieren wir mal. Ja, vom Geschmack sind wir schon da, also ich habe sehr viel so Erdbeere, Orange, aber wie du sagst, es ist auch so eine leichte Säurenote, ist da, könnte sein, weiß man immer nicht. Aber an sich, also ja, auf jeden Fall auch ein interessantes Bier mit vielen Facetten. Jetzt bin ich mal gespannt, wie sind denn deine Eindrücke und wie kommt das mit der Farbe zustande?

Roland: Also Punkt 1, ich bin ja experimentierfreudig, ich kaufe gerne ein und verbraue dann relativ spät. Und das, was ich da gekauft habe, ist auch wieder von Mountains ein fertiges Kit. Und das ist ein fertiges Kit mit 2 Dosen Malz, Fertigmalz, bei dem auch schon explizit erwähnt wird, das diese Dosen unterschiedlich sind. Du weißt nicht, was da drin ist, es soll auch noch irgendwie Hafer mit dabei sein und Sonstiges, es wird nicht ganz genau erklärt. Und dann bekommst du noch 4 ominöse Beutelchen mit Hopfen mit dazu. Gut, auf dem einen steht Citra drauf, auf dem anderen stand Mosaic, wenn ich mich jetzt erinnere, ich bin mir nicht mehr 100 Prozent sicher. Und du kriegst diese Beutelchen und es heißt halt von der Anleitung, du verdünnst also mit heißem Wasser, mit kaltem Wasser und so weiter, da wird nichts drüber diskutiert, ob du jetzt das vorher noch abkochst oder sonst was, also aus der richtigen Brauerperspektive ein Albtraum. Und dann lässt du es entsprechend runterkühlen, wieder ein Albtraum. Und dann lässt du es 1 Tag angären mit der Hefe und nach dem ersten Tag suchst du dir die 2 Beutelchen raus, einmal Citra, einmal Mosaic und wirfst den Inhalt von diesen Beutelchen rein, das sind so um die 30 Gramm pro Beutel, was nach dem 1. Tag angären reinkommt. Dann wartest du noch mal 10 Tage, dann kippst du noch mal die gleiche Menge an Citra und Mosaic mit dazu, wartest drauf, bis deine Vergärung von der Specific Gravity unter 1,014 ist. Und dann füllst du ab in Flaschen und dabei verwendest du noch so ein kleines Hopfensäckchen im Prinzip als Filter, damit du nicht den ganzen Hopfen, der da noch rumtreibt, in deine Flaschen reinbekommst.

Markus: Tja, also klingt ja wie ein einfaches System. Und interessanterweise, also ich habe den, ich weiß gar nicht, ob es der Headbrewer ist oder nur Creativbrewer von Mountains vor ein paar Wochen kennengelernt, der war nämlich auch bei den World Beer Awards als Judge, als ich da war beim Finale. Und wir waren am selben Tisch und mit dem habe ich auch noch vor, einen BierTalk zu machen. Da werde ich dich vorher noch mal kontaktieren, was wir ihn genau fragen wollen und dann dröseln wir das noch mal auf, weil das fand ich echt auch sehr interessant. Wir waren dann nämlich noch am Ende bei Woodforde’s, eine Brauerei in Norfolk, die an sich wunder-, wunderschön ist und die haben auch so ein Kit und da habe ich ihn eben drauf angesprochen und da hat er mir das erklärt und so. Und das ist schon sehr interessant, also weil der wirklich einfach davon lebt, diese Kits zu entwickeln. Und das ist natürlich auch eine spannende Herausforderung, da immer wieder andere Bierstile, Bierideen und das dann in dieses Format irgendwie zu bringen, dass es Leute dann eben einfach nachbrauen können. Und es muss auch einiges abkönnen, was die Haltbarkeit angeht und so, also super interessant. Aber ich finde es toll, dass du so viel damit experimentierst. Und, ja und auf diesem Kit war jetzt auch explizit draufgestanden Hazy IPA?

Roland: Genau, das ist das Hazy-IPA-Kit. Das gibt es auch bei diversen Versendern in Deutschland, ich erwähne da jetzt keinen, kann sich jeder selber raus googeln. Ich habe es auch schon empfohlen, ein bekannter vom Braustammtisch in München, der fand das absolut toll und der wollte es unbedingt nachbrauen. Und wie gesagt, ich würde es mir jetzt nicht noch mal kaufen. Und das andere Problem, was ich bei den Malzkits sehe, das habe ich auch erst im Nachgang gelernt, also wie gesagt, ich kaufe mir gern so ein Malzkit und dann komme ich vielleicht erst ein 3/4 Jahr dann später dann dazu, das mal anzugehen, ich habe so viele andere Interessen. Also dann kommt mal so die Bestellwut und dann will man das unbedingt noch mit haben und dann optimiert man die Versandkosten, dann hat man 2, 3 Beutel und die kann man nicht gleich verarbeiten. Und mein Eindruck ist, dass durch die Lagerung bei Kellertemperatur, ich sage jetzt mal 16 bis 20 Grad, dass diese fertigen Malze anfangen nachzudunkeln, deswegen bin ich so ein bisschen betrübt, dass alle Malzkit-Biere relativ dunkelbraun sind. Ich habe noch kein strohgelbes Malzkit gesehen, vielleicht müsste ich mal eins bestellen, wo ich ganz gezielt sage, ich möchte ein besonderes Helles oder ein Pils oder sonst was haben und müsste das gleich nach der Lieferung dann verarbeiten. Und das andere, was auch schon durchdiskutiert wurde, es war ein anderer Podcast, ein Englischer, die immer mit Yakima Valley Hops und so weiter ihre Werbung machen. Bei denen ist es so, die haben mal einen Test gemacht mit 5 Jahre alten Hopfen, der ganz hinten in der Tiefkühltruhe vergessen wurde, ob dieser 5 Jahre alte Cascade gegenüber einem neuen Cascade wirklich noch sozusagen was bringt. Letztendlich kam bei dem Podcast raus, Leute, lagert euren Hopfen im Tiefkühlfach, egal was, lagert ihn im Tiefkühlfach. Auch wenn ein bisschen Sauerstoff mal reinkommt, alles nicht so dramatisch, aber Tiefkühlfach. Und da lagert auch mein Hopfen. Aber so ein Malzkit, wenn ich das kaufe, dann lagert dieser Hopfen natürlich mit dem Malzkit zuerst mal bei dem Hersteller, dann bei dem Zwischenhändler, dann bei dem Endhändler, dann bei mir und das tut dem Hopfen nicht gut.

Markus: Ja, also das denke ich auch. Also mein Hopfen ist auch ausschließlich in der Tiefkühltruhe, wobei ich den nicht zum Brauen, sondern nur zum Vorzeigen verwende. Aber die Erfahrung ist auch die, dass es da wirklich wunderbar funktioniert, auch wenn der dann schon 1 Jahr lang alt ist nach der Ernte oder so. Oder auch die Pellets, die man so geschenkt bekommt oder so, also immer alles sofort in die Tiefkühltruhe, das hilft auf jeden Fall. Vielleicht hat es einfach auch was damit zu tun, dass das ein englischer Hersteller ist und wenn man an die traditionellen englischen Biere denkt, dann ist Hell eigentlich Bernstein, also was viel helleres gibt es nicht. Also wenn man jetzt mal ein klassisches Pale Ale nimmt, was ja im Grunde helles Bier heißt und ein englisches Pale Ale, das ist maximal die Farbe von deinem Guave-Bier, maximal, eher dunkler. Und die dunklen Biere war dann halt das, was wir als Porter und Stout kennen. Und auch die Malzmischungen waren immer so, dass da ordentlich viel Crystal Malt beziehungsweise Karamellmalz dann einfach drin waren. Und die Hopfen waren sowieso alt oder sind es auch noch in vielen englischen Brauereien, aber eben nicht bei Tiefkühltemperaturen, sondern halt ganz normal. Also das will ich jetzt gar nicht belächeln, das ist einfach eine andere Kultur. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das vielleicht auch damit was zu tun hat, dass es einfach jetzt aus deren Perspektive ein normales Bier ist. Und eben auch ein britisches IPA was ganz was anderes ist als ein amerikanisches, aus genau diesem Grunde auch, sowohl vom Alkoholgehalt als auch von der Hopfennote und den Malzcharaktern sind das völlig unterschiedliche Biere, kann ich mir auch gut vorstellen. Aber letzten Endes, ich meine, das Ergebnis ist ja auf jeden Fall trinkbar, das ist doch schon schön und es präsentiert auf jeden Fall eine Menge Hopfen, also das, was es auf jeden Fall soll, das tut es. Und ich denke auch da wieder, ist eine schöne Basis zum Experimentieren und eben sich anregen zu lassen und zu gucken, wie kann ich da vielleicht selber mal ran, also coole Sache. Aber lass uns doch da vielleicht so verbleiben, also wenn ich ihn ans Rohr bekommen, dann kommst du mal als Gast dazu und dann können wir ja mal ein paar Anwenderthemen mit ihm besprechen, fände ich witzig. Ja, das machen wir, sehr cool. Also an dieser Stelle mit dem Blick auf die Uhr, den du ja auch schon angemahnt hast, außer, du möchtest noch etwas loswerden, was ich vielleicht vergessen habe zu fragen oder was dir wichtig ist.

Roland: Ja, ich würde ganz einfach auf den amerikanischen Stil sagen, thanks für having me. Ich finde, dass dieser Ausdruck sehr viel von dem wiederspiegelt, wie die Amerikaner in solchen Situation reagieren, was jetzt mal nicht typisch Deutsch ist. Also ich freue mich, dass es geklappt hat, ich hoffe auch, dass es den Zuhörern Spaß gemacht hat. Ich weiß, ich bin kein gelernter Brauer, ich reflektiere vielleicht manche Dinge anders, weil mich halt das Kochen und die Chemie und manch andere Dinge halt einfach interessieren und ich bin gerne am Experimentieren, ich schaffe es nicht, reproduzierbar das gleiche Bier hinzubringen. Und eigentlich finde ich es auch schade, dass genau dieses 7-Korn-Bier, was wirklich gut geworden ist, dass ich das nicht mehr, Markus, mitbringen konnte, weil es schon weg war. Aber ich finde, es ist ein sehr schönes Hobby, ich kann es jedem empfehlen und an der Stelle weiterzumachen oder es mal auszuprobieren. Ein Nachbar über mir, der hat sogar im Thermomix mal 2 Liter gebraut und hat mir eine Flasche abgedrückt, weil ich ihn dazu initiiert habe. Und ich finde, jeder soll es mal probiert haben, es ist ein altes Hobby und es macht Spaß und, ja, man soll sich da durch irgendwelche Fehlschläge, wie es jetzt mir auch mal passiert ist, innerhalb von 40 Suden soll man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und soll es einfach weiter probieren, Bier ist Kultur.

Markus: Eigentlich das absolut perfekte Schlusswort, ich muss es jetzt trotzdem zerstören, weil mir noch eine winzige Frage eingefallen ist. Denn, wenn jemand mal ein Bier von dir probieren will, dann wäre es wahrscheinlich am cleversten, er meldet sich zu dem Stammtisch in München an, da kann ich den Newsletter-Link ja mit reingeben in die Shownotes und dann kommt er vielleicht mal vorbei, oder?

Roland: Genau. Und, was ich auch schon gemacht habe, ich habe meine Liebe zum Alkoholfreien mal in dem Podcast Walzknecht kundgetan und dann hat da einer gemeint, er hat da die LoNa-Hefe, die es nur pfundweise gibt, die hat er sich mal bestellt und die hat er jetzt ausprobiert und die würde er so in kleinen Häppchen verkaufen. Und ich habe gesagt, ich habe die Ludwigii und wollen wir doch mal tauschen? Und dann sind 2 Päckchen durch Deutschland geschickt worden, er hat mir die LoNa-Hefe geschickt, ich habe ihm die Ludwigii-Hefe geschickt. Und bei einem anderen, der hat mir ein paar Flaschen Bier geschickt, ich habe ihm was geschickt. Ich bin zu solchen Austauschen gerne bereit, einfach mal anpingeln und fragen

Markus: Okay, wunderbar, also Kontaktdaten bekommt ihr alles in den Shownotes. Und dann sage ich von meiner Seite auch vielen, vielen Dank, vielen Dank für die tollen Biere, für die Bereicherung auf meinem jetzt etwas feuchten, aber trotzdem sehr gut duftenden Schreibtisch und da werde ich heute auf jeden Fall noch viel Spaß damit haben. Und insbesondere die Guave hat mein Herz wirklich erleuchtet und berührt und das Bisongras natürlich auch. Also, vielen, vielen Dank und bis bald mal wieder persönlich.

Roland: Gerne geschehen, bis dann.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 144 – Interview mit Peter Jakob, Sommelier und Wine Adventurer aus Dortmund

Zum Jahresbeginn wagen wir einen Ausflug in eine andere Genusswelt: Wein. In dieser besonderen Folge treffen wir Peter Jakob, einen Historiker, Weinexperten und baldigen Barbesitzer, der auf faszinierende Weise die Welten von Wein und Bier miteinander verbindet.

Peter erzählt, wie ihn sein Weg von der Geschichte in die Weinwelt führte, warum Naturweine und alkoholfreie Alternativen immer wichtiger werden, und wie seine geplante Bar in Dortmund Menschen mit den unterschiedlichsten Geschmäckern zusammenbringen soll. Gemeinsam tauchen wir ein in die Geheimnisse der Weinherstellung, sprechen über die Herausforderungen des Klimawandels und entdecken überraschende Verbindungen zwischen Bier und Wein.

Ein inspirierendes Gespräch voller Geschichten, Wissen und Leidenschaft für Genuss – und natürlich auch mit einer Verkostung spannender Getränke, die die Brücke zwischen beiden Welten schlagen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute pünktlich zum Jahresbeginn mal ein Ausflug in eine andere Welt oder vielleicht auch , wir werden gleich sehen. Und zwar treffe ich mich dieses Mal mit Peter Jakob, einem guten alten Freund, wir haben uns mal kennengelernt bei einer Bierschulung, die ich für ihn und seine Gruppe damals gehalten habe. Er war damals bei einer Weinfirma, wir werden uns da vielleicht auch drüber unterhalten, was es genau war. Und dann haben wir uns ein bisschen aus den Augen verloren, dann haben wir uns in New York wiedergesehen witzigerweise, hatten da einen sehr, sehr schönen Abend zusammen. Und neulich habe ich dann seine beiden sehr langen Podcasts, ich glaube, die sind länger als der längste BierTalk, angehört und es war auch faszinierend. Und jetzt treffen wir uns hier gerade in Bamberg im Sommer zur Sandkerwa hier. Und ich freue mich sehr, dass du da bist, Peter und vielleicht sagst du zwei, drei Worte zu dir selber.

Peter: Ja, hej, Markus, also schön, hier zu sein. Ja, Peter Jakob, hast du ja gesagt. Also ich komme aus der Weinwelt, eigentlich ursprünglich nicht, ursprünglich Historiker und über Umwege hat es mich in die Weinwelt verschlagen damals mit meinem Promotionsprojekt, dass ich aber nie abgeschlossen habe. Ja und habe verschiedene Tätigkeiten, seit 92 bin ich selbstständig, mache verschiedenste Sachen, Moderationen, ich bin persönlicher Einkäufer für Leute und habe 2 Jahre lang als Sommelier gearbeitet in der Sternegastronomie. Und, ja, jetzt kommt ein neues spannendes Projekt bei mir auf, wir wollen, vielleicht ist es zu diesem Zeitpunkt dann auch schon so weit, eine Bar aufmachen. Also nicht Cocktail, sondern wirklich Getränke im Allgemeinen, nicht nur Weinbar, sondern auch Bier als Fokus mit dabei und auch, was ich sehr wichtig finde mittlerweile, alkoholfreie Getränke.

Markus: Spannend, also da haben wir schon ganz viele Ansatzpunkte. Übrigens, falls ihr so ein bisschen Hintergrundgeräusche mitbekommt, wir sind heute mal outdoor, was auch bedeuten kann, dass mal ein Windchen weht. Also wir werden sehen, ich weiß nicht genau, wie es sich auswirkt, Entschuldigung schon mal vorneweg, falls da mal was dazwischen bläst oder tönt oder schlägt oder wie auch immer. Ja, also eine Bar, das ist ja sehr spannend. Fangen wir vielleicht trotzdem ein bisschen vorne an, Historiker, da haben wir ja was gemeinsam in gewisser Weise. Da ist man ja grundsätzlich im Studium dem Alkohol nicht abgeneigt, sage ich jetzt mal so.

Peter: Sehr richtig.

Markus: Wie kommt überhaupt die Entwicklung, also wie wird man zu einem Weinmenschen, sage ich jetzt mal, wie ist denn das passiert?

Peter: Ja, bei mir ist das Schicksal gewesen, das mich da hingebracht hat im Prinzip, über den Tod meines Vaters. Er war schon immer ein großer Weintrinker gewesen und ich bin da mit Wein quasi auf eine Art sozialisiert worden. Als Kind natürlich nur sehenderweise, aber halt auch in Österreich gelebt, da haben wir natürlich Weingüter besucht. Und als mein Vater überraschend während meines Studiums gestorben ist, habe ich mir überlegt, was kannst du weiterführen in deinem Leben und von ihm, was er getan hat. Er war promovierter Physiker, hat noch Mathematik studiert, Molekularbiologie war so ein Hobby, Biochemie, Opernpartituren analysieren. Themen, bei denen ich keinen Schimmer habe, also da brauchen wir nicht weitermachen. Dann hatten wir noch Geschichte, aber das habe ich zu dem Zeitpunkt ja studiert und war quasi deswegen mein Berufsfeld, und da habe ich gedacht, der Wein ist das Thema. Und so habe ich in der WG damals während des Studiums angefangen, meinen ersten Weinkeller aufzubauen und darüber, ja, mich intensiver damit zu beschäftigen. Und daraus entwickelte sich dann die Idee, dass ich an der Uni nicht mehr bleiben wollte, aber als Historiker, Doktortitel war eigentlich so, wenn man in der Richtung bleiben will, eigentlich erst mal Thema gewesen und dann habe ich gesagt, dann könnte ich eigentlich eine Konsumgeschichte des Weins in der Bundesrepublik schreiben. Und, genau, habe da angefangen, mich immer intensiver mit dem Wein beschäftigt. Und dann, ist klar, wenn man über so ein Thema schreibt, wer liest dieses Buch? Vielleicht 6 Historiker und der Rest interessiert sich für Wein. Also keine Fehler in der Hinsicht machen, das heißt, wirklich wissen, was man tut. Und dann habe ich angefangen beim WSET, das ist der Wine & Spirit Education Trust, ja, Seminare, Level 2, Level 3 zu machen. Und nach Level 3 stellte ich dann so fest so, oh, jetzt wird es eigentlich erst interessant. Und dann habe ich das Diploma über 2 Jahre gemacht und in dieser Phase entwickelte sich dann auf einmal alles in Richtung Wein, sodass ich dann auch gesagt habe, okay, ich höre jetzt auf mit der Promotion, weil hier sehe ich jetzt ganz neue Felder. Und dann kommen wir letztendlich in die Richtung, wo wir uns dann auch kennengelernt haben. Ich bin dann, nachdem ich das Diploma hatte, eingestiegen als stellvertretender Laborleiter und Qualitätsmanager in einem Essener Unternehmen, das Qualitätssicherung gemacht hat, sensorische Qualitätssicherung. Das heißt, nicht diesen Laborkram, sondern probieren und Qualitäten einschätzen, Fehlersuche et cetera, et cetera. Genau und da wir damals das Thema dann auch als Bier für uns akkreditiert haben, brauchten wir Schulungen und so haben wir uns kennengelernt.

Markus: So kam ich ins Spiel, genau.

Peter: Genau.

Markus: Sehr spannend. Also WSET übrigens gibt es jetzt seit Neuesten auch im Thema Bier, wir fangen jetzt gerade damit an. Ich war gerade in London und habe mich ausbilden lassen als der erste, bisher auch einzige deutsche Beer-Educator für Level 1 und 2, mehr gibt es noch nicht. Wir werden sehen, wie das so läuft, aber spannend auf jeden Fall. Und wichtig, weil die halt einfach auch Standards setzen auch in der Gastronomie und auch entsprechend anerkannt sind. Und man da auch lernt, das fand ich halt das Interessanteste, so eine gemeinsame Sprache zu sprechen, also in der Sensorik und auch generell. Und das hilft, wenn man eben international mit Leuten zu tun hat, die aus unterschiedlichsten Kulturkreisen kommen und man irgendwie trotzdem ein Produkt beschreiben will und man dann eben versuchen muss, den Wortschatz irgendwie zu vereinheitlichen, das finde ich ganz toll. Dieser Wechsel von, ich trinke gerne mal einen Wein zu, ich fange da jetzt an zu riechen und zu schmecken und das aufzudröseln, ist das so ein fließender Übergang oder hattest du mal so jemand, der dich angestupst hat oder wie lief das so?

Peter: Ja, das ergibt sich eigentlich automatisch, also man beginnt ja schon beim WSET dann mit dieser Thematik, dass man halt auch den praktischen Teil hat der Verkostung, sodass man da auch, genau was du sagst, diesen Wortschatz entwickelt, wie gehen wir damit um? Sehr normiert. Teilweise finde ich das ein bisschen schwierig, wie du schon sagst, verschiedene Kulturräume, es ist halt dann trotzdem ein sehr eurozentrisches Bild. Das heißt, wir reden ja über Aromenwelten, die wir mit den Sachen assoziieren. Ein großes Boom-Feld ist China ja gerade da, die komplett andere Assoziationen haben, die viel stärker auch über Blüten arbeiten und so, in der Beschreibung von Düften so. Und das ist dann so im Prinzip so dieser automatische Schwenk, wenn man sich professionalisiert, dass man halt dann anders über die Dinge denkt. Und automatisch mit Wissen kommt natürlich dann auch immer wieder dazu, dass man halt weiß, okay, das kommt daher, das kommt vom Ausbaustil, das kommt von der Rebsorte, das du Gärtemperaturen erkennen kannst und sonst irgendwas, also einschätzen zumindest grob, Holz-Toasting et cetera. Das lernt man einfach da so.

Markus: Ja, ist faszinierend. Also ich muss sagen, so manche Sachen kennen wir ja aus der Bierwelt, also die meisten Hörer: Innen werden wahrscheinlich irgendwie aus der Bierwelt sein und damit was zu tun haben. Das heißt, mit Gärung beschäftigt man sich und das unterschiedliche Gärtemperaturen verschiedene Aromen haben, dass es Gärfehler gibt vielleicht. Wer ein bisschen tiefer eingestiegen ist, kennt auch dieses ganze Thema Holz, Holzfass, was es da eben an Aromen, Oxidation und so weiter gibt. Aber das man dann soweit gehen kann, um zu sagen, okay, das ist jetzt, keine Ahnung, dies und dieses Dorf und der und der Hang und vielleicht noch die und die Rebe, das ist ja was, also das ist, glaube ich, dem Biertrinker völlig fremd, wir könnten niemals sagen, dieses Gerstenkorn ist jetzt da und da gewachsen oder so. Und der Unterschied ist ja auch der, gerade bei den großen Brauereien versuchen wir ja eher immer dasselbe Bier zu machen und damit gibt es gar keine Jahrgangsunterschiede, sondern im Gegenteil, wir hoffen, wir haben das nicht. Und beim Wein ist es ja ganz anders. Was auch bedeutet, dass du dich jedes Jahr updaten musst, weil es ja immer wieder neue Jahrgänge logischerweise gibt mit neuen Aromen. Wie ist da so die Herausforderung? Also wie gehst du, wir können es ja gleich mal ausprobieren, wir haben ja einen da, aber so prinzipiell, wie geht man an so einen Wein ran, um jetzt zu sagen, der ist jetzt da und da großgeworden?

Peter: Ja, das ist nicht so einfach, also teilweise ist es auch mittlerweile unmöglich geworden, es kommt ja immer ein bisschen drauf an, wie sind die Weine gemacht. Das heißt wir haben das, was wir klassisch kennen so, die großen Klassiker, Bordeaux, Burgund, Piemont oder so, da haben wir gute Orientierungsmuster. Das sind die Erfahrungen dort, der Ausbau ist eigentlich immer sehr klassisch gehalten. Also man weiß, was die dort tun und darüber kann man dann im Prinzip sich entlanghangeln. Da muss man natürlich wisse, wie waren die einzelnen Jahrgänge gewesen, das 21 ein bisschen kühler war, 22 deutlich wärmer, was für einen Einfluss das Ganze auf die Geschichte hat. Mittlerweile haben wir aber halt, und da werden wir, glaube ich, auch bei dem Wein von nachher landen, ganz viele neue Bewegungen. Also gibt es jetzt auch schon lange eigentlich, aber als Nische, diese sogenannten Naturweine, Naturewines, die wir dort haben. Dort kaschiert dann letztendlich der Ausbaustil eigentlich das, was wir sonst haben, um uns zu orientieren, zu sagen, okay, von der und der Art her könnte das aus einem warmen Klima kommen, die Stilistik spricht eher für einen europäischen Wein. Die sind meistens, also kann man jetzt auch nicht generalisieren, aber immer ein bisschen, ja, wie soll man es nennen, ein bisschen, ja, wilder so, nicht so ganz klar in der Aromatik ausgeprägt. Während die Überseeweine häufig mit einer sehr, sehr klaren Fruchtausprägung brillieren. Das ist so ein bisschen auch so gewachsen, weil man dort natürlich viel später angefangen hat. Okay, jetzt nehmen wir Südafrika mal raus, die sind älter als das linke Ufer von Bordeaux oder zumindest Teile des linken Ufers von Bordeaux, und dann hat man halt diese Unterschiedlichkeiten. Und da kann man dann schon also über Erfahrungswerte dann versuchen sich anzunähern. Natürlich am Ende zu sagen, das ist ein Premier Cru aus der Lage XY im Burgund, nein, das ist unmöglich. Aber man kann schon versuchen, Orte einzugrenzen, weil der Boden spiegelt sich unheimlich stark in der Aromatik des Weins halt auch wieder so. Und da ist Burgund vielleicht das schönste Beispiel, wenn man dann halt so durch die Dörfer geht und die Weine dort probiert, dann hat man aufgrund der Gegebenheiten andere Aromenprofile. Das heißt, die Weine aus Gevrey-Chambertin sind deutlich dunkelfruchtiger und, ja, kräftiger von ihrer Ausprägung her als zwei Dörfer weiter in Chambolle Musigny, die immer viel rotfruchtiger, viel feiner, eleganter rüberkommen. Und wenn man sich dann halt überlegt, wo das herkommt, dann hat man das, Burgund ist eine Bruchkante, ist von früher ein 9 Kilometer tiefer Graben gewesen. Das kennen wir auch als Rheingraben, das ist dann der Rhone-Sonegraben, die Verlängerung. Und das ist nur noch der oberste Teil der Bruchkante, aber da liegen die ganzen unterschiedlichen Bodenformationen frei. Und je nachdem, wo ich da draufstehe und wie der Unterboden auch darauf ist, wie die Exposition zur Sonne ist, wie Wasser sich darauf verhält, also die Drainagefähigkeiten, das alles beeinflusst die Aromatik. Und so kann man mit viel, viel, viel Erfahrung sich da durchaus annähern, aber im Normalfall liegt man trotzdem voll daneben.

Markus: Ja, aber trotzdem, also das verblüfft jetzt schon und macht mich auch echt baff, also sozusagen, weil das ja eigentlich Wahnsinn ist, was man dann eben alles wissen und können muss. Und das hat ja für dich dann auch den Vorteil hoffentlich, dass du viel reisen darfst oder musst. Und ich glaube, das ist bestimmt schön oder, dass du praktisch so eigentlich das ganze Jahr unterwegs bist und sagst, okay, wo war ich dieses Jahr noch nicht, welches Fläschchen habe ich noch nicht. Wird manchmal da mit offenen Armen empfangen, wie läuft das so, wenn du da so unterwegs bist?

Peter: Ja, das ist ja immer sehr unterschiedlich, aber das sind Weinreisen und natürlich wirst du mit offenen Armen empfangen, weil wir sind ja in der Branche dann die Vermittler, also wir stehen ja zwischen Produzent und Konsument. Das heißt, die Weingüter brauchen uns ja auf eine gewisse Art und Weise, sei es in der Gastronomie, sei es im Handel, um die Weine an die Leute zu bringen. Also Wein verkauft sich ja nicht von alleine, also es sei denn, man will halt nur Alkohol trinken. Aber wenn man das Mehr haben will, was zu dem Kulturgut Wein gehört, dann ist da halt Wissenstransfer nötig und den muss dann halt ein Sommelier oder ein Händler liefern. Und dann ist das natürlich für die Weingüter toll, wenn wir kommen als Gruppe. Es sind meist organisierte Reisen, sonst ist das Wahnsinn. Also privat mache ich das natürlich auch, wenn ich unterwegs bin, dass ich auch mal alleine irgendwo hinfahre und so. Ich war dieses Jahr jetzt in Sizilien gewesen, da hast du ein 4-Tageprogramm einmal über die komplette Insel, das machst du nicht alleine. Ja, das ist schon schön, also es macht Freude, also so, ja, Urlaub als Beruf.

Markus: Ja, also kenne ich ja zum Teil zumindest auch. Wie macht man das mit dem Thema Alkohol, also gibt es da so Grenzen, die man sich selber setzt oder lässt man dem eine Zeitlang freien Lauf und macht dann eine Pause oder wie funktioniert das bei dir oder bei euch?

Peter: Ich glaube, das macht jeder für sich selbst aus. Also ich habe ja die Freude daran noch nicht verloren, also das heißt, man kann es ja auch sehr professionalisieren. Also ich kenne sehr, sehr viele Sommeliers zum Beispiel, die privat nicht viel trinken. Also die treffen sich da in Gruppen, dann werden halt große Tastings gemacht und dann probiert man die ganzen Sachen. Ich persönlich gehöre zu den Leuten, zum Essen gehört für mich Wein. So, das ist, so bin ich aufgewachsen so, das ist für mich so französische Lebensart so, das liebe ich so und deswegen ist das für mich auch ein alltäglicher Begleiter. Und wenn man natürlich professionell mit Wein umgeht im Arbeitsalltag, man spukt den natürlich aus. Also wenn man ins offene Messer geht und jeden Schluck trinken will, ist man nach 2 Stunden ziemlich am Ende.

Markus: Das stimmt.

Peter: Und ich glaube, dann ist man auch sehr schnell Gespött.

Markus: Genau. Bevor wir gleich mal in so ein bisschen Praxis einsteigen, noch eine Frage. Du hattest es am Anfang erwähnt, beim Bier ist ja jetzt gerade eins der großen Themen das Thema alkoholfrei. Da ist vielleicht endlich mal etwas, wo das Bier dem Wein ein bisschen was voraus hat, weil wir uns schon länger damit beschäftigen, auch so von dem Herangehen an das Thema. Nun gibt es ja jetzt auch schon alkoholfreie Weine, also jetzt ganz mal wertfrei. Wie hast du das jetzt erlebt, wann bist du damit zum ersten Mal konfrontiert worden und ist das überhaupt Wein für dich, wie ist das?

Peter: Ja, ist ein spannendes Feld, ja, es passiert da relativ viel. Ich tue mich da immer ein bisschen schwer mit der ganzen Geschichte, also ich finde es auch beim Bier schon irgendwo so kompliziert, das Thema, immer den Alkohol rauszunehmen. Aber Alkohol ist natürlich gerade ein riesen Thema. Also wir sehen jetzt gerade wieder neue Studien, gerade raus wieder gekommen, das jeder Tropfen Alkohol Gift ist. Wir haben auch eine gewisse Lobby, die im Augenblick dahintersteckt und genau in diese Richtung geht, den Alkohol zu verteufeln, während wir gleichzeitig Cannabis irgendwie legalisieren, man muss es nicht ganz verstehen. Ja, beim Wein, genau, es ist alles ein bisschen schwieriger als beim Bier, das ist der zeitliche Vorlauf, den die Bierbranche da hat, das ist ein Vorteil wirklich. Beim Wein haben wir das Problem, die schmecken einfach noch nicht. Also es gibt manche, die sind okay. So, jetzt haben wir natürlich aber beim Wein auch so eine riesen Spannweite von Weinen zwischen, sagen wir mal, 1,99 und 5.000 Euro mit unterschiedlicher Komplexität und sowas. Also wenn ich so einen normalen Discount- oder Supermarkt-Wein aus dem einfachen Segment trinke und dann mir die alkoholfreien Sachen, dann ist das okay von der Qualität her. Wenn ich aber ein bisschen ambitionierter trinke und ein bisschen mehr Freude an Komplexität und Vielschichtigkeit habe, dann funktioniert alkoholfreier Wein nicht. Ich gehe auch davon aus, dass er nie funktionieren wird. Also ich finde auch beim Bier, man schmeckt es einfach, es sind Eingriffe in ein Getränk, die eigentlich keinen Sinn wirklich ergeben. Für mich ist es sowieso schwierig, das ist so ein bisschen für mich so wie vegane Würstchen. Ich habe überhaupt nichts gegen vegane Küche, aber ich muss nicht versuchen zu imitieren, ja. Das heißt, ich kann ja eine ganz eigene Essenskultur aufbauen als vegane Küche, da kann man so viel machen, da braucht man keine hoch verbreiteten Lebensmittel irgendwie kreieren. Und das gleiche sehe ich halt beim Wein und beim Bier auch, wenn ich einen Wein trinken will, möchte ich einen Wein trinken und keinen alkoholfreien Wein. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir im Augenblick noch nicht so viele großartige nichtalkoholische Getränke haben. Also wenn man so in die Karten in Restaurants guckt, dann landet man ja doch immer wieder bei der Apfelschorle und bei der Coca Cola. Nichts gegen Coke, trinke ich unheimlich gerne. Und es geht immer über süß.

Markus: Ja, richtig.

Peter: Es passiert mittlerweile unheimlich viel, also im skandinavischen Raum. Wir haben gerade hier auch in Spanien, passiert relativ viel. Es gibt ja so einen Produzenten, der ist mittlerweile auch sehr bekannt, habe ich das letzte Mal in New York getrunken und das heißt MURI. Und, ja, da sind wir aber auch bei Preisen, die sind dann auch für ambitionierte Weintrinker in der Kategorie so. Und ich glaube, das sind interessante Alternativen, wo man hingehen kann, irgendwie trocken, also das heißt, nicht über Zucker kommende alkoholfreie oder nichtalkoholische Getränke zu haben. Das, glaube ich, wäre der sinnvollere Weg.

Markus: Ja und das heißt ja, ich glaube auch, momentan wäre es ja beim Wein so, dass der quasi entalkoholisiert wird, oder?

Peter: Genau, geht nicht anders.

Markus: Und das würde ja bedeuten, wenn ich eine sehr filigrane Weinstruktur habe, kann ich die ja eigentlich nur zerstören, wenn ich so einen Prozess anwende.

Peter: Genau. Es gibt ja verschiedene Verfahren, die man da anwenden kann, Umkehrosmose ist da eins. Dann haben wir die Spinning Cone Column, die eingesetzt wird. Das ist eine Schleuderkegelkolonne, das kommt eigentlich aus der Marmeladenindustrie aus Australien, vielleicht ist das der am wenigsten radikale Eingriff. Das heißt, da wird über die Zentrifugalkräfte, wird der Wein fragmentiert. Das heißt, alle Inhaltstoffe haben unterschiedliche Flieggeschwindigkeiten, um die rauszubekommen und dann kann man den Alkohol rausnehmen und dann den Rest wieder zusammensetzen. Klingt erst mal so, als ob man dann einfach nur einen alkoholfreien Wein hat, das Problem ist, der Wein ist nicht mehr in Balance. Das heißt, normalerweise wird der zur Alkoholreduktion eingesetzt und dann kann man halt auch nicht sagen, ich hätte gern von den statt 15, 13,5. Sondern man geht hin und sucht den Sweet Spot, wie das so schön heißt, wann ist eigentlich wieder alles in Balance und dann reduziert man auf die Stärke runter. Und das kannst du nicht vorher steuern so, wenn ich ihn komplett rausnehme, ist es schwierig. Und Alkohol ist Geschmacksträger.

Markus: Auf jeden Fall, ja.

Peter: Sehr wesentlicher sogar, also nicht nur Nervengift, sondern halt auch lecker, lecker.

Markus: Ja, also ich finde es spannend auf jeden Fall, dass mal zu verfolgen und habe auch mit alkoholfreien Spirituosen mich schon beschäftigt, was auch ein extrem schwieriges Feld ist.

Peter: Absolut.

Markus: Aber mal sehen, wohin die Reise geht. Heute, wir machen mal einen kurzen Break in die Praxis sozusagen, habe ich mal zwei Flaschen rausgesucht von einer ganz spannenden Fazilität, sagen wir mal ein Fremdwort, nämlich eine Location in Italien, die ist im Sommer ein Weingut und im Winter eine Brauerei, was eigentlich eine sehr spannende Geschichte ist. Dahinter stecken drei Brüder, also der Laden heißt Siemàn, was eben aus dem lokalen Dialekt sechs Hände bedeutet und das sind eben die drei Brüder und die haben sich eben das überlegt. Das liegt so bei Venedig, etwas davor, in so einer sehr hügeligen Landschaft und wenn man da auch hinfährt, fährt man endlos durch die Pampa und dann irgendwann so einen Hügel hoch und da ist dann eben dieses Weingut. Und die hatten sich halt überlegt, okay, das mit dem Wein ist gut und schön, aber was machen wir in der Zeit, wo wir mit dem Wein jetzt nicht so viel zu tun haben, und da kamen sie halt auf die Idee, lass uns Bier machen. Und, ja, die habe ich besucht, glaube ich, 21 oder so, während der Pandemie und habe dann auch entsprechend einiges mitgenommen und mir heute gedacht, das wäre die ideale Gelegenheit, weil wir ja genau diesen Twist so ein bisschen haben. Und ich habe mal zwei Flaschen rausgesucht, das eine ist ein Bier, das ist ein Hoppy Wild Sour Ale with Grapes. Also Wild Sour Ale heißt schon, es ist auf jeden Fall irgendein wild vergorenes, spontan vergorenes Bier, Sour Ale und mit Grapes, also mit Trauben. Das heißt, hat trotzdem irgendwas mit Wein zu tun, aber eben hoppy, das heißt, sie haben auch den Hopfen am Start. Schauen wir mal, was es uns erzählt. Und dann haben wir hier einen Wein, über den kannst du da bestimmt noch mehr erzählen, der heißt Occhio al Bianca Anfora, kommt von 2019. Ist ein Weißwein, würde ich jetzt mal sagen oder zumindest ein heller Wein und ist ein Naturwein, viel mehr weiß ich jetzt auch nicht zu sagen, aber dafür haben wir dann dich. Die Frage wäre, in welcher Reihenfolge, würdest du sagen, erst das Bier oder erst den Wein?

Peter: Ich würde erst den Wein sagen, weil das Bier dürfte aromatisch drüber gehen, das Sour Ale.

Markus: Vielleicht magst du ihn aufmachen, also ich kann es ja eigentlich nur falsch machen, wenn ich mich da dran jetzt versuche. Also schade, dass ihr jetzt nicht zuschauen könnt, das ist schon ein äußerst geübter und professioneller Griff hier zum Sommelier-Besteck und schon ist der Korkenzieher drin, spannend. Und schon ist er offen, sehr schön.

Peter: Dann gieße ich auch ein.

Markus: Würde man da jetzt auch so einen Probeschluck machen, wie man das in Lokalen oft bekommt?

Peter: In dem Fall braucht man es nicht machen. Den Probeschluck macht man ja letztendlich, um den Gast sich letztlich überzeugen zu lassen, ob der Wein Kork hat. Also was heißt Kork, das ist TCA, Trichloranisol. Das ist nicht der Kork an sich, das ist, wenn der Kork schlecht gelagert wurde, wird er von einem Schimmelpilz quasi befallen und das Ausscheidungsprodukt dieses Schimmelpilzes enthält Trichloranisol und das riecht so. Weil das halt immer über den Korken kam, hat man das eben als einen Korkschmecker. Kriegen wir aber auch über Reinigungsmittel, chlorhaltige, rein in den Wein. Zum Beispiel Europaletten werden mit Chlor gebleicht. Das heißt, man sollte sowas nicht im Keller stehen haben, weil dann verseucht man sich den Keller. Und hier haben wir es jetzt aber mit einem Kunststoffkorken zu tun, das ist ein Nomacorc, halte ich nicht sonderlich viel davon, aber gut, da haben wir jetzt nicht das Problem, das irgendwas damit sein könnte.

Markus: Okay. Also wäre mir jetzt auch nicht auf den ersten Blick aufgefallen, schaut von der Ferne auf jeden Fall aus wie Kork ist aber Kunststoff.

Peter: Genau, aber wenn du dir es näher ansiehst, siehst du auch direkt, dass das Kunststoff ist, ja.

Markus: Dann sieht man das, okay. Also das ist ja auch ein Thema, können wir uns nachher auch mal drüber unterhalten, ist ja auch spannend, eben dieses ganze Korkding. Und der ist jetzt im Glas, wie würde man da jetzt rangehen? Also wir würden wahrscheinlich erst mal uns den anschauen.

Peter: Genau, also das kann man immer machen, wie man möchte. Also die Farbe finde ich immer nur dann wirklich beachtenswert, wenn sie auffällig ist. Also man kann ja mit so einer Logik, wenn man so Weine blind verkostet, herangehen und dann gibt einen die Farbe teilweise eine Information, im größten Teil der Fälle nicht. Also die meisten Weißweine bewegen sich in einem relativ engen Farbfeld, sie sind halt irgendwo blassweiß oder blassgelb, so. Hier ist es aber auffällig, er ist sehr golden.

Markus: Ja, also extrem golden, also für fränkische Verhältnisse ein sehr goldener Weißwein.

Peter: Absolut, ja. Haben schon Silvaner, diese Tonfarbe.

Markus: Stimmt, ja.

Peter: Also der neigt ja durchaus dazu, weil er eine sehr, sehr feste Beerenschale hat, da kann man halt viel Farbe extrahieren dann. Und dann ist es klassisch, man riecht dran. Ist wie beim Bier, also im Prinzip ist es nicht wirklich anders. Hier merkt man schon, also es ist der Anteil Naturwein, den wir hierbei haben, das heißt, wir werden hier mit wenig bis gar keinen Schwefel zu tun haben. Wir haben 3 Milligramm pro Liter, steht hinten drauf, Schwefel. Schwefel ist nicht nur, dass es antibakteriell wirkt et cetera, sondern es sorgt auch für Frucht. Das heißt, wenn Weine nehmen, wie wir sie klassisch kennen, also da wurde immer mit Schwefel zur Sicherheit immer gearbeitet, dann haben wir dieses Ausgeprägte. Ich sage jetzt mal beim Rotwein, jetzt mal als Beispiel, so dieses Brombeere, Kirsche, Pflaume et cetera, so. Und wenn ich dann mit dem Schwefel runtergehe, verliert der diese frischfruchtige Aromatik und geht eher so ein bisschen in so trockenfruchtige Noten rein, ein bisschen was Erdigeres. Und beim Weißwein ist es auch so, wir haben hier jetzt auch nicht diese klare frische Fruchtaromatik, sondern, wenn man ein bisschen reinriecht und dann so ein bisschen an, ja, Cider, Cidre denkst so, so leicht mostige Noten, also die dann kommen, das ist ganz, ganz typisch. Das ist sofort ein Hinweis, wenn man da riecht, dann weiß man, wir bewegen uns in diesem Feld der Naturweine.

Markus: Das mit dem Schwefel ist ja interessant. Also das heißt, also der Schwefel wird immer zugegeben oder meistens, oder?

Peter: Also Schwefel entsteht automatisch bei der Gärung. Das heißt, das kann man nicht vermeiden. Also einen schwefelfreien Wein gibt es nicht, das ist ein Gärnebenprodukt, die Schwefelverbindungen, die da drin entstehen, aber es wird halt zusätzlich Schwefel drauf gegeben. So und das ist eine Frage, wie viel macht man? Und es hat sich halt massiv geändert. Früher war, wie in allen Belangen, viel hilft viel. Genau, also in der Landwirtschaft hat man alles draufgeballert und beim Wein hat man auch ganz viel Schwefel draufgehauen. Da wurden Schwefelobergrenzen halt auch einführt, dass man gesagt hat, Weißweine soundso viel, Süßweine dürfen deutlich mehr haben, um sie einfach vor der Nachgärung auch zu schützen. Das heißt, da ist das auch ganz wesentlich, das kann man nicht ungeschwefelt machen. Und, genau und so kommen wir zu der Sache mit immer runtergehenden Schwefel. Also diese Bewegung der Naturweine, die gibt es schon seit den 60er-Jahren eigentlich. In Beaujolais gab es da Winzer, die haben das halt immer so gehandhabt, also das ist eigentlich eine historische Art und Weise ja auch zu arbeiten. Also man muss es ja erst mal industriell im Prinzip so das hinbekommen, dass man genug einsetzen kann an Schwefel.

Markus: Also das heißt, Naturwein definiert sich dann durch dieses nicht Schwefel haben oder auch durch das Einsetzen von wilden Hefen?

Peter: Ja, also letztendlich, der Hintergedanke bei Naturwein ist eigentlich, so gut wie nichts zu machen, das heißt, im Keller. Manche sehen das dann halt auch so, dass sie sich nur über den Keller definieren. Was ich aber für einen Fehler halte, es geht also darum, dass man ein perfektes Lesegut im Weinberg generiert. Deswegen sind die meisten Naturweinerzeuger biologisch oder biodynamisch zertifiziert. Hier sind wir auch, wir haben das EU-Bio-Siegel hinten auf der Flasche. So, das heißt, wir wollen natürlich da möglichst wenig Einfluss nehmen, das heißt, wirklich gutes, gutes Lesegut ist. Das bedeutet natürlich auch eine strenge Selektion. Weil, je weniger Schwefel ich einsetze, wenn ich schlechte Trauben dabei habe, dann ist das eine tickende Zeitbombe und dann kriege ich halt, wenn da irgendwas mit Essigstich dabei ist, dann multipliziert sich das ratz fatz, also muss man da sehr, sehr, sehr vorsichtig vorgehen. Und dann versucht man halt so wenig wie möglich zu machen. Das heißt, man setzt kein Schwefel zu, man filtriert nicht, man schönt nicht, all diese Dinge. Also man lässt eigentlich natürlich vergären und am Ende zieht man die Weine im Prinzip einfach nur ab, sodass man sie von der Hefe trennt, aber halt dann nicht durch einen Filter, sondern einfach sedimentieren lässt.

Markus: Und die Hefe ist auch einfach die, die da ist, oder?

Peter: Genau, das heißt, das sind immer spontanvergorene Weine, ganz genau. Also auch hier dann Wild Yeast. Wie beim Bier, also da haben wir eigentlich die gleiche Idee, die dahinter ist. Hier haben wir jetzt auch eine Cuvée, da haben wir jetzt hier, habe ich vorhin mal gesehen, Hauptrebsorte ist Garganega. Die ist ziemlich bekannt in Italien, weil der Soave wird daraus gemacht. Dann haben wir Tai Bianco. Tai Bianco ist eine historische Rebsorte aus Norditalien, die hieß früher Tocai Friulano, glaube ich, oder sowas. Aber das ist hier verboten worden, also liegt einfach daran, das Tocai …

Markus: Genau, wegen Ungarn.

Peter: Genau, also es gab auch, der Grauburgunder oder der Pinot Gris im Elsass hieß früher auch Tokay Pinot Gris oder Tokay d’Alsace. Und Ungarn hat aber dagegen geklagt und hat Recht bekommen, dass das halt natürlich die Herkunftsbezeichnung aus dem Tokaji ist und deswegen das nicht benannt werden darf, deswegen heißt jetzt der nur Pinot Gris Elsass. Und hier hat man das dann Tai genannt, Tai Bianco. Und dann haben wir noch einen, da bin ich natürlich mit meinem Italienisch wieder so ein bisschen an der Grenze. Das ist in, ich hoffe, ich spreche es richtig aus, Incrocio Manzoni. Das ist eine Neuzüchtung gewesen. Was heißt Neuzüchtung, ist ja fast auch schon 100 Jahre alt, 1930er-Jahre. Der Manzoni, der kommt auch aus der Region Veneto, ich glaube, der war an einer Weinbauschule und hat dort sehr viele Neuzüchtungen gemacht. Das war so eine Zeit, wo es das auch sehr viel gab. Heute wieder, also ist so dieses Thema PIWI, Pilzwiderstand. Und, genau, da gibt es auch Manzioni Bianco von Foradori zum Beispiel, ein ganz toller Wein, der auch aus den Rebsorten, die er gekreuzt hat, gemacht wurde.

Markus: Spannend. Okay, also haben wir schon jede Menge zusammengetragen.

Peter: Ja, genau, jetzt können wir ja mal probieren.

Markus: Ja, genau.

Peter: Was hier halt auffällt, was wieder bei der Aromatik, wir bleiben in dieser herb mostigen Aromatik. Und der hat zwar frische Säure, aber was zusätzlich kommt, was diesem Wein so viel Frische verleiht, der hat viel Gerbstoff.

Markus: Ja, der kommt mir wie so ein Boskopapfel oder so, dicke Schale.

Peter: Ganz genau, also das ist Tannin, das hat man ja auch bei Weißwein, natürlich viel, viel weniger als bei Rotwein, und das kompensiert halt. Also dieser Wein ist, da bin ich mir ziemlich sicher, durch einen BSA gegangen, biologischer Säureabbau, malolaktische Gärung. Das heißt, Milchsäurebakterien verstoffwechseln die Apfelsäure zu Milchsäure, damit steigt der pH-Wert, genau. Und man kriegt halt auch ein anderes Mundgefühl, es ist eine weichere Säure. Und das kann ich natürlich dann wieder kompensieren, um mehr Frische reinzubekommen, in dem ich eine Maischestandzeit mache und dann habe ich dieses Gefühl, das wir haben. Und deswegen hat der auch diese Farbe. Das ist dann wieder Rückstoß, den man jetzt sehen kann. Das heißt, man hat den Wein länger, keine Ahnung wie lange, also auf der Maische stehen lassen, dadurch sind Farbpigmente, die Anthocyane aus der Haut gelöst worden und sorgen dafür, dass wir diese dunklere Farbe kriegen. Und dann ist das Ganze halt auch noch in einer Amphore ausgebaut worden, das ist mittlerweile auch sehr, sehr beliebt. Das ist jetzt hier die Frage natürlich, wie sie das gemacht haben? Das weiß ich jetzt nicht, ob die einfach so wie die Georgier das handhaben, das ist ja so eine historische Art und Weise. In Georgien haben die ja diese Quevri und da kommen dann die ganzen Trauben rein mit Stilgerüst und allem Drum und Dran. Und dann wird das zugemacht, ist eingebuddelt im Boden und irgendwann macht man es wieder auf und der Wein ist fertig, so. Die Dinger sind ziemlich wild. Das ist aber so eine Produktionsmethode, die so ein bisschen wieder zurückgekehrt ist in die Weinwelt, machen halt manche wirklich gerne. Sonst gibt es auch noch Amphorenausbau, den man halt dann nicht so freakig macht, also man dann schon gezielt den Wein in die Amphore gibt, um kein Holz zu haben, das möchte man ja vermeiden als Aromabeeinflussendes.

Markus: Also ich glaube mich zu erinnern, dass es eher so war, also ich war ja vor Ort und habe auch den Raum gesehen, wo das alles stand und da waren dann eher solche Gefäße dann. Weil diese Georgischen sind ja so krass eigentlich, also habe ich zum mal gehört auch von einem Brauer, der sich solche besorgt hat oder besorgen wollte, wenn man die aus dem Boden ausgräbt, sind die so filigran, dass die den Transport gar nicht überleben. Also die sind praktisch dafür gemacht, im Boden eingegraben zu sein.

Peter: Genau, die werden direkt im Boden eingegraben, bleiben da für immer.

Markus: Ja, genau. Bei Stiegl war das, ich erinnere mich. Ist eine Brauerei in Österreich und die haben da sehr viele Experimente damit gemacht und die haben sich eben original georgische Amphoren kommen lassen und von denen haben nur ein oder zwei überlebt und mit denen arbeiten sie. Aber das ist schon auch super spannend. Ja, also hier finde ich ja interessant, normalerweise würde ich von so einem Weißwein, einfach von der Erwartung her, sehr viele eben so fruchtige Aromen, die ganze tropische Palette, was auch immer, so ein bisschen erwarten, da habe ich jetzt tatsächlich eher wenig. Es ist da wirklich sehr viel eben so apfelmostig, Birne vielleicht so ein bisschen, Quitte. Und dann auch so ein bisschen wie Sekt, also sehr, sehr höherperlig oder wie immer man das dann genau ausdrückt, finde ich da ganz interessant, für mich jedenfalls. Und halt natürlich, die Säure ist da und man riecht auch schon so ein bisschen, finde ich, was ich vorhin gemeint habe so mit diesen Apfelschalen. Also irgendwie so diese Gerbstoffe hat man fast schon in der Nase, finde ich. Und im Mund ist er dann sehr, sehr breit, liegt da rum, breitet sich schön aus, man hat diese Tannine am Ende. Ja, ich würde mich jetzt zum Beispiel sehr schwertun, wenn mir das jetzt jemand gibt und mich fragen würde, einfach so ganz banal, ist das ein guter oder ein schlechter Wein? Ich probiere noch mal. Also was mir gefällt, ist diese Intensität, diese klare Botschaft, die der mir vom Anfang bis zum Ende vermittelt, auch, dass das relativ lange da bleibt. Was mir nicht so gefällt ist, dass er nicht sehr komplex ist. Ich habe jetzt nicht sehr große Vielfalt an Eindrücken, die ich habe, es ist eher so ein bisschen monothematisch, aber in sich trotzdem stimmig. Ich weiß nicht, wie würde man jetzt so in der Weinwelt sagen?

Peter: Das ist jetzt ja auch, bin ich voll bei dir. Aber wir haben es jetzt auch mit Rebsorten zu tun, die von sich aus, also über die Neuzüchtung kann ich nicht viel sagen, die habe ich noch nie reinsortig getrunken, also ist das erste Mal, dass ich es überhaupt irgendwie im Glas habe.

Markus: Hervorragend, dass ich dir noch mal eine neue Rebsorte, Wahnsinn.

Peter: Ja, guck mal. Aber wenn du halt gerade Garganega dir anguckst, das ist keine aromatische Rebsorte. Die meisten italienischen Weißweinrebsorten sind nicht sonderlich aromatisch, mit Ausnahmen, aber die Meisten sind eher in so einer Apfel, Citrus und dann kommt eine Komponente mit dazu. Da bewegen wir uns hier ja auch, wir haben diese Apfelkomponente, dann jetzt ins Mostige gehen, wir haben natürlich das Citrische, finde ich schon so ein bisschen so, auch so Zitronenabrieb oder sowas, wenn man da so ein bisschen in diese Nummer hineingehen will. Auch am Gaumen kriegt man halt durch die Säure und die Phenolik so ein bisschen das mit. Ist für mich, genau, es ist jetzt kein großer Wein, aber es ist ein guter Wein, ein sehr guter Wein sogar. Also für mich klassisch etwas, was ich mir zum Essen denken würde. Das ist jetzt nicht so, man setzt sich auf den Balkon und zischt davon eine Flasche, weil dann wird irgendwann relativ schnell der Gerbstoff doch, glaube ich, ja, ein bisschen störend wirken. Aber wenn man jetzt hier dazu einfach ein bisschen was isst, so leichtes Seafood oder sowas, helles Fleisch, Geflügel et cetera oder auch irgendwie Gemüse, ich glaube, das harmoniert sehr, sehr, sehr gut.

Markus: Ja, schön, da freue ich mich, konnte ich dir eine neue Rebsorte und vielleicht auch ein neues Weingut. Kanntest du die schon?

Peter: Nee, kannte ich noch nicht.

Markus: Wahnsinn, unglaublich.

Peter: Man kann nicht alles kennen. Also das Veneto ist auch für mich so noch ein, ja, nicht so besuchtes Gebiet gewesen. Also ich bin mal bis Soave gekommen, da sind wir halt wieder beim Garganega. Schöner Ort übrigens, Soave.

Markus: Ja, total. Also ich kenne ihn nur von der Autobahn her, wenn man da mal rüber schaut, aber da sieht man diese ganzen Mauern und diese Kleinteiligkeit, das muss wunderschön sein.

Peter: Ja, das ist traumhaft. Das Tolle ist, oben ist ja die Burg und die Burgmauer geht den Berg runter, umfasst das komplette Dorf und geht den Berg wieder hoch an die Burg. Das heißt, das ist ein Ensemble, das man dort hat. Das heißt, man hat auch noch diese alten historischen schmalen Passagen, wo man mit, ich glaube, gewissen SUVs, die heute gebaut werden, ernsthafte Probleme haben sollte, durchzukommen, zu Recht. Und, ja, wunderschön. Und das Spannende ist dann halt, wenn man gerade von der Autobahn sich das ansieht, da hat man diesen Blick drauf, die ganze Ebene ist voll mit Wein und dann kommen die Hänge und die sind auch voll mit Wein. So und dann sieht man, was passiert, also die Sachen vom Hang, das ist High Quality und die Ebene, das ist Supermarkt, Discount, Massenmarkt, der da irgendwie bedient wird. Das dehnt sich ja auch auf die andere Seite der Autobahn aus. Das ist so ein bisschen wie bei Lugana mittlerweile, das wächst auch, weil die Deutschen das so gerne trinken, wenn sie am Gardasee sind und nehmen immer ihre Kistchen mit und in München muss man das ja dann auch immer trinken. Genau und das ist halt dann so, wenn die historischen Rebflächen verschwimmen so. Aber ich war echt beeindruckt, ich bin da mit dem Auto dann durchgefahren, bin in die Berge auch mal rein und da muss ich auch noch sagen, also an mancher Stelle, oh, Mosel, nimm dich mal in Acht, das ist hier auch richtig steil. Also das war krass, also wo man dann irgendwann an den Punkt kommt, wo man sagt, hoffentlich kippt jetzt das Auto nicht einfach um.

Markus: Das stimmt, ja, das ist mir auch aufgefallen, wie hügelig das ist und so, ja.

Peter: Valpolicella vorher ja auch schon so, aber wir sind jetzt hier ein bisschen weiter Richtung Venedig. Ich würde mal vermuten, das geht so auch in die Ecke, wo dann auch irgendwann Prosecco angebaut wird so. Aber das ist natürlich hier nicht, das sind auch nicht die Rebsorten, also wahrscheinlich ein bisschen mehr noch rüber zu Soave, aber, genau, schöner Wein, wirklich cool.

Markus: Gibt es eigentlich noch einen Wein, den man dir schenken kann, über den du dich freust?

Peter: Klar, immer einen guten Wein, ist relativ einfach. Die Leute sagen immer, dir kann man ja keinen Wein schenken. Ist so, doch, muss nur teuer sein. Also, ja, das ist dann irgendwo der Punkt, wo man dann dasitzt und sagt, Leute, nicht drei Flaschen, nehmt das Geld für eine. Aber das ist beim Bier ja auch nicht anders. Also man freut sich über ein gutes Bier mehr als über drei Dosen Hansa.

Markus: Oh ja. Kann man dann zumindest so in der Regel sagen, dass ein Wein, der ein höheres Preisniveau hat, dann auch ein höheres Qualitätsniveau hat?

Peter: Ja. Also nicht zwangsläufig, also man kann auch Schrott teuer verkaufen, darum geht es nicht, es ist ein Luxusgut auf gewisse Art und Weise ab einem gewissen Level. Das heißt, der Preis spiegelt auch nicht immer die Qualität wieder, das ist dann halt auch, wie rar und wie gesucht manche Weine sind oder wie rar und gesucht manche Weine gemacht werden so. Also irgendwann ist halt auch die Produktionspreisgrenze erreicht und der Rest ist dann quasi Image, was man dabei hat. Aber ich kann zumindest sagen, also wenn man unter 7,00, 8,00 Euro einen Wein verkauft, da ist es schon schwierig. Also das geht, da geht es über die Masse natürlich logischerweise. Die großen Kellereien bedienen das, das sind auch alles saubere Weine, darum geht es nicht. Also wir haben nicht mehr die Welt, in der untrinkbare Weine im Markt sind. Die werden eigentlich sehr, sehr hart rausselektiert, haben wir ja damals halt auch gemacht. Und, genau, das wird schwierig, da muss man halt sehr, sehr viel mit Technik arbeiten. Das sind auch Maximaleingriffe, die man da machen muss, damit man wirklich die Sachen so hat, die man hat. Die sind dann auch nicht komplex, die Weine, aber ich sage mal, so ab 10,00 Euro beginnt das, wo es sinnvoll wird. Für mich ist es so, ich trinke mittlerweile eher so 20,00 Euro, 15,00, 20,00 Euro plus, so. Weil Wein, es ist wie mit allen, Wein trinken ist wie Essen, ist ein kultureller Lernprozess so, das heißt, ich bin an einer Stelle, wo ich, wenn ich was Besseres getrunken habe, irgendwann feststelle, dass ich halt das, was ich früher getrunken habe, doch eher eindimensionaler finde, weniger komplex, weniger ansprechend als es damals dann gewesen ist. Das ist, man kommt nie wieder zurück so und das ist beim Essen halt auch eigentlich so, also wird es leider immer teuer.

Markus: Ist auch ein gefährlicher Prozess, aber ist so.

Peter: Ja, gut, aber letztendlich ist es auch gut und wichtig, weil Essen und Trinken sind eigentlich unsere lebenserhaltenden Maßnahmen, wenn wir es einstellen, sind wir tot.

Markus: Ohne geht nicht.

Peter: So, das heißt, man kann jetzt natürlich sehr funktional denken und sagen, ja, gut, ist ja egal, was ich esse. Dann macht es halt keinen Spaß, dann ist es nur dazu da, dass man nicht umfällt. Oder man geht halt hin und sagt so, meine Güte, das ist unser Motor, ist unsere Energie, die wir zu uns nehmen, um das zu leisten, was wir alles leisten können, warum sollen wir daran nicht eine unendliche Freude haben, insofern finde ich gutes Essen und gutes Trinken unheimlich wichtig.

Markus: Und ist das auch das, was du jetzt zu deinem Beruf gemacht hast?

Peter: Gutes Essen und gutes Trinken?

Markus: Na, das zu vermitteln, also diese Freude zu vermitteln.

Peter: Ich hoffe, dass ich es kann, das müssen immer andere natürlich beurteilen, ja. Also während der Zeit als Sommelier, glaube ich, ja, ich habe den Leuten schon, glaube ich, Wein anders vermittelt. Also auch, wenn man am Tisch steht und mit Gästen redet, gerade im Fall einer klassischen Weinbegleitung, die man halt so im Restaurant hat, ich habe da nie gesagt, ja, gut, das ist jetzt ein Cabernet Sauvignon, der war 12 Monate in französischen Barriques und schmeckt nach Kirsche, Cassis und Schokolade, das interessiert keinen Menschen. Aber ich erzähle gern die Geschichte hinter dem Wein, sei es über das Weingut, sei es über die Region, sei es über historische Begebenheiten, immer was anderes, jeder Wein hat irgendwo eine Geschichte. Und dann erreicht man einen Punkt, wo auch die Menschen, die den Wein trinken, ihn mit ganz anderen Augen trinken. Das heißt, sie trinken ihn nicht mehr nach dem Gefühl, schmeckt mir oder schmeckt mir nicht, sondern eben eine andere Beachtung, andere Achtsamkeit gegenüber diesem Wein zum Ausdruck so. Und da kommt natürlich am Ende immer raus, dass dann so kommt und sagen, ja, den mochte ich übrigens nicht so, zum Essen war der super so, aber total spannend und gute Geschichte und sonst irgendwas, würde ich mir aber nicht kaufen, so. Aber man hat ihn bewusst getrunken, es ist dann nicht mehr dieser Punkt, dass man hingeht und sagt, schmeckt mir nicht, danke, sondern das ist diese Vermittlung. Es ist halt ja auch ein Handwerk, es ist was artifizielles.

Markus: Ja, da hast du ein schönes Wort gesagt, Wertschätzung. Das, finde ich, ist wirklich in jeder Hinsicht, also einerseits Wertschätzung für das Produkt, für die Menschen. Auch für sich selber, dass man sich eben das dann zugute führt, was man eben dann hat, was man für sich auch selber als Wert schätzt, das finde ich einen ganz wichtigen Begriff. Und auch das finde ich wichtig, dass es dann am Ende eben nicht mehr um diese klassischen Geschmackskriterien geht, sondern man einfach diese Bilder entstehen lässt, diese Story sich entwickeln lässt, die Menschen sich damit verbinden und natürlich dann für sich sagen, so oder so. Aber es ist eben ein ganz anderes Produkt als eines, wo ich einfach drei Labels draufklebe, Kirsche, Pfirsich Ananas oder so und dann habe ich das oder habe ich halt nicht, sondern es ist eben eine ganze Welt, die sich einem da auftut oder eben nicht, gucken wir mal. Also wir haben ja noch das Bier, das müssen wir jetzt unbedingt auch probieren. Jetzt bin ich ja mal gespannt.

Peter: Ja, unbedingt. Das darfst du jetzt mal öffnen., mit Kronkorken kennst du dich besser aus.

Markus: Ja, das werde ich tun. Also der Kronkorken jetzt, ist wahrscheinlich peinlich, das mir irgendwas schiefgeht, wir gucken mal. Hah, einen ordentlichen Plopp haben wir schon mal und es kommt uns auch ein bisschen entgegen. Sehr schön, also jetzt haben wir hier, Gott sei Dank, optisch auch ein Bier.

Peter: Eindeutig.

Markus: Also die Farbe ist eigentlich ganz ähnlich, also so ein schönes Goldgelb.

Peter: Ja, es ist halt natürlich jetzt trüb.

Markus: Es ist trüber, genau und es hat einen Schaum, klarer Unterschied.

Peter: Gott sei Dank hat der Wein nicht gehabt, ja.

Markus: Gibt es Wein mit Schaum?

Peter: Ja, Schaumwein.

Markus: Ja, abgesehen von Sekt und Schaumwein, nee, ne?

Peter: Nein.

Markus: Nein, wäre ein Fehler eindeutig?

Peter: Ja, ich möchte nicht wissen, wie das entsteht.

Markus: Ja, von der Nase her auf jeden Fall kein klassisches Bier.

Peter: Komplexe Nase, riecht. richtig animierend finde ich es nicht. Also meine erste Assoziation war eher so ein bisschen Bauernhof.

Markus: Ja, so Ziege. Ich meine, gut, also wir sind natürlich auch bei einem Wild Sour Ale, sprich, da sind alle möglichen Bakterien und Hefen zugange. Und ich glaube auch, dass wir da so einige Bakterien haben, die mir jetzt von der Nase her auch nicht gleich das Beste vermitteln. Wobei, es ist vielleicht auch dieses Zusammenspiel mit dem Thema Hopfen, der ja da auch irgendwie drin ist. Aber es ist auf keinen Fall ein Bier, wo ich jetzt dran rieche und sage, da muss ich jetzt einen Liter auf ex trinken. Probieren wir mal. Naja, interessant, also ich finde, es ist erstaunlich rund. Also für das, wie es gerochen hat, da habe ich jetzt gedacht, wir kommen in eine extreme Säure und was weiß ich, das finde ich eigentlich ganz schön, es ist säuerlich, aber noch in einem Level.

Peter: Ja, gut, soll es ja auch sein.

Markus: Genau, in einem Level. Wir haben dazwischen so fast schon marzipanige Töne, das finde ich ganz interessant, so ein bisschen auch was Fruchtiges. Hinten raus merkt man dann den Hopfen, also da ist dann offensichtlich tatsächlich mit Hopfen auch gespielt worden, nicht nur von der Bittere, auch von den fruchtigen Aromen. So grüne Früchte haben wir dabei und auch so gelbe, für mich so, keine Ahnung, Mirabellen, irgend so Zeugs, ganz interessant. Und es entwickelt sich auch nach dem Trunk noch was, das finde ich hier auch schön, also dass dieses Bier vielleicht eher etwas banaler anfängt, aber dann sich entwickelt und mir ziemlich viel erzählt.

Peter: Ja, erst mal, was es wirklich hat, es ist lang, also die aromatische Länge ist da. Und was halt hier auch wieder zur Geltung kommt, ähnlich wie beim Wein, jetzt natürlich nur ein bisschen anders, wir haben dieses leicht Bittere und halt auch hier leicht Trocknende, also auch wie so eine Phenolik, die da sich irgendwie zeigt, zur Geltung bringt. Und die haftet relativ lange. Also es gibt ein sehr, sehr frisches Mundgefühl, das man hat, leicht trocknend, aber nicht unangenehm trocknend. Also es schmeckt 1.000-mal besser als es riecht, das muss man schon mal festhalten. Also hier ist dann Garganega gegeben worden, ja.

Markus: Also ich finde wirklich so, also vor allem im Nachgeschmack entwickelt das unheimlich viel, also da bin ich ganz positiv überrascht.

Peter: Hast du eine Ahnung, wie die die Biere machen, als du da warst irgendwie, werden die Trauben einfach dazu gegeben, oder?

Markus: Also er hat es mir damals natürlich erzählt, aber das ist 4 Jahre her oder 3 1/2, ich versuche mich gerade so ein bisschen zu erinnern. Also, ich glaube, in diesem Falle war es so, sie haben erst mal ein Wild Sour Ale gemacht und diese Trauben dann später zugegeben, aber ich glaube, in der Nachgärungsphase, also da war schon noch ein bisschen was aktiv. Genau, das war dann auf den Trauben gelegen und, ich glaube, in dem Fall Glas oder Edelstahl, irgendwie so, also jedenfalls nicht in einem Holz. Aber ganz genau müsste ich jetzt gucken, war eine schlechte Vorbereitung auf den Podcast, muss ich sagen.

Peter: Das war jetzt nur eine Frage. Ich hatte die Tage ein interessantes Bier gehabt aus Frankreich und das ist halt auch so ein bisschen, ja, Natural Beermaker, quasi so die Idee, die da auch hinter steht. Ich weiß gar nicht, wo die herkommen und den Namen auch leider gerade vergessen, keine Ahnung, müsste ich noch mal. Und da war ein Smith Sauvignon. Savagnin ist eine Rebsorte aus Jura oder gibt es auch in anderen Regionen unter anderen Namen. Und, genau, da ist halt Wein, wirklich mit verbindet, also von, keine Ahnung, war auf jeden Fall auch sehr, sehr funky. Also ich finde diese Kombination mit Bier und Wein zusammen durchaus interessant.

Markus: Ja, also ist es auch, also das nennt man dann normalerweise Grape Ale. Machen die auch übrigens, ich habe jetzt nur absichtlich das genommen, weil ich gedacht habe, ich möchte dann lieber doch diesen original Biercharakter haben, also einigermaßen jedenfalls. Weil bei den Grape Ales ist es so, da kannst du im Grunde alles verwenden, aber du musst es eben vor der Gärung zusammenbringen, also sei es jetzt Traubensaft oder eben Rückstände aus der Weinherstellung oder Wein selber, also was auch immer. Also du bringst es dann auf jeden Fall zusammen, es hat immer eine entscheidende Komponente und da gibt es eine ganz spannende Bandbreite, also sowohl Rote als auch Weiße von 15, 18%, sektartigen Getränken bis hin zu 3, 4% eher Leichten, mit ganz spannenden Aromen. Also es ist ein ganz eigenes Feld, wird gerade so ein bisschen neu entdeckt. Also Schwerpunkt international ist Italian Grape Ale, also die italienische Variante, aber es gibt auch hier in Franken zum Beispiel eine Brauerei in dem Fall, die das schon sehr, sehr lange macht und in Frankreich natürlich auch. Also dementsprechend ist immer so ein bisschen Streit, ob die Italiener das wirklich für sich beanspruchen dürfen. Sie wollen es natürlich gerne und dann haben sie auch ihren eigenen Bierstil und so. Egal, aber es ist auf jeden Fall eine tolle Sache und zeigt halt, wie man diese Getränke gut auch zusammenbringen kann. Und ich kann mir auch vorstellen, dass das wahrscheinlich früher, also vor vielen 100en Jahren auch durchaus üblich war, weil man halt irgendwie Getränke hergestellt hat, kann ich mir zumindest vorstellen, dass es da Überschneidungen gab. Auf jeden Fall ist das ein sehr interessantes Feld, wo man sich viel austoben kann. Wie sieht man das denn von der Weinecke aus? Also von der Bierecke aus gibt es sehr viele, die das sehr kritisch sehen, weil sie halt sagen, das ist ja kein Bier mehr und das ist komisch und muss man das machen und Bla. Auf der anderen Seite gibt es eben so ein paar, die sagen, Mensch, spannend, interessantes neues Feld und die Italiener, die sich zum Teil darüber definieren. Wie ist das von der Weinecke, hat man da Angst vorm Bier, oder?

Peter: Nein. Nein, nein, nein, das sind zwei unterschiedliche Welten. Nein, ich glaube, viele haben auch gar nicht so den riesen Blick da drauf. Eine Konkurrenz stellt sich ja auch auf eine gewisse Art und Weise nicht dar, wir leben eigentlich doch sehr unterschiedliche alkoholische Produkte, die sehr unterschiedlich Geschmackswelten auch widerspiegeln. Ich finde das immer ganz schön, da kann man eigentlich das mal so ein bisschen sehen, wenn man an Luther denkt, wie heißt das, Bier ist Menschenwerk, aber der Wein ist von Gott. Genau, dabei war er ein großer Biertrinker gewesen.

Markus: Ja, eben, also haben wir ja oft genug zitiert fürs Bier.

Peter: Genau, genau. Was hat er gerne getrunken, Einbecker, glaube ich.

Markus: Einbecker, kein besseres Bier auf der Welt oder irgendwie, wie auch immer, also jedenfalls, ja.

Peter: Genau. Aber da sehen wir halt, Bier hat überhaupt eine andere Funktion inne gehabt. Also Bier ist viel mehr immer Getränk gewesen, viel mehr Alternative zu Wasser, was eine Gefahrenquelle früher darstellte. Wein hat das auch gehabt natürlich, ja. Zum Beispiel, die Legionäre der römischen Armee hatten ja immer ein Deputat, ein großes gehabt an Wein. Aber das war natürlich nicht der Wein, so wie wir ihn heute kennen, hieß Posca. Deswegen kommt diese Geschichte, können wir gleich wieder aufgreifen, Luther hat da ja diese schöne Szene mit Jesus am Kreuz und dem Essig gemacht. Das ist natürlich kein Essig gewesen, sondern das war Posca. Das heißt, dieser Legionär hat sein Getränk geteilt mit Jesus, das ist eigentlich inhaltlich komplett anders, ja. Und dieses Posca war aber natürlich extrem sauer, das war ein fehlerhafter Wein. Das ist überliefert, dass das Zeug eigentlich nicht wirklich trinkbar war so und das Säure halt irgendwo erfrischend, also hat nichts mit dem zu tun, was er hat. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich ganz sophisticated Weinstile, Falerner wird ja immer so da angeführt oder so. Das heißt, da haben wir auch schon diesen Herkunftscharakter. Also die romanische Welt denkt immer über die Herkunft. Wir wissen gar nicht, was für Rebsorten die angebaut haben, ja, aber der Falerner war der Wein, der aus Falernum kam, so. Das war der größte Ort für die Römer gewesen, da kommen die besten Weine her. Und die haben auch damals schon die Weine für 30, 40 Jahre weggelegt so.

Markus: So lange?

Peter: Ja, da gibt es genug drüber, Primius hat da sehr, sehr viel geschrieben, andere auch, also man hat einen ganz guten Einblick darauf. Und dann tauchen halt die Germanen ja mit diesen Getränken auf einmal wieder so ein bisschen auf. Insofern, glaube ich, das man sehr unterschiedliche Dinge hat und ich glaube, nicht, dass es da. Also ich habe Zuhause noch, ich weiß jetzt gar nicht, wer das gemacht hatte, ein Projekt, dass ist ein deutscher Winzer mit einem kleinen Craft-Produzenten aus Deutschland, die sich zusammengetan haben und genau so ein Ding gemacht haben, Mosel Riesling, der auch so ein bisschen natural gemacht ist, mit Bier zusammen. Und das ist ein ziemlich gutes Getränk sogar, aber es ist halt dann doch wieder anders eingesetzt. Also man wird es immer anders verstehen und anders mit arbeiten, aber ist keine Bedrohung oder, ich weiß nicht, verachten muss man sowieso nichts. Also ich verachte nur, was nicht schmeckt, so.

Markus: Also wobei, da hast du jetzt auch noch mal einen ganz interessanten Aspekt gebracht, weil wir ja jetzt, sagen wir mal, in der Bierwelt heutzutage sehr stark von dem ausgehen, was wir halt heute kennen und das ist halt, sagen wir mal, in der Regel so ein 5% helles Bier, ja, filtriert und wie halt immer, so, ein klassisches Helles oder Pils. Und wenn man jetzt eben in die Historie zurückschaut, dann waren die Biere schon vor 150 Jahren total anders und wenn man noch weiter zurückgeht, natürlich extrem anders und es waren auch damals in der Regel nicht so stark alkoholische Getränke. Es war eben ein Ersatz für ein Wasser und es war auch etwas, wo man sehr viele verschiedene Variationen durch unterschiedliches Verdünnen des Ausgangsprodukts hergestellt hat, mehr oder weniger und damit auch eine breite Palette an Getränken und so. Und die Brauereien hatten auch ganz andere Funktionen, das war halt einfach der Supplier sozusagen für das Thema, wir trinken etwas. Und, ja, ist das beim Wein auch so, also kann man sagen, diese Weine, wenn man jetzt in die römische Zeit zurückgeht oder so oder dann später, waren die auch anders, also auch sowohl von ihrem Alkohol als auch von der Aromatik? Also gibt es da auch so eine Entwicklung oder hatten die schon immer sowas, wie sie jetzt sind?

Peter: Wir müssen ja schon sehen, dass wir auch beim Wein natürlich massive technische Entwicklungen im 20. Jahrhundert haben, die man vorher nicht hatte. Das heißt, das, was die meisten Leute wahrscheinlich als Wein kennen und trinken, sind im Stahltank ausgebaute temperaturkontrollierte, mit selektierten Hefen, also Reinzuchthefen, gearbeitete Weine, die wir da haben und das kann man alles steuern. das war früher natürlich nicht so. Das heißt, was hatte man da? Man hatte Holzfässer halt gehabt, so und auch die nicht immer ganz zurück. Also die Römer kannten das Holzfass erst mal nicht, das Holzfass haben sie bei den Galliern kennengelernt. Das heißt, der Römer hat mit Amphoren gearbeitet, das kann er, Griechenland und dann da hinten, wo der Wein halt irgendwann mal herkam. Also wenn man der Bibel glaubt, gewissen Wahrscheinlichkeit der Berg Ararat, weil das Erste, was Noah gemacht hatte, war Weinberge anpflanzen und sich dann zu besaufen. Das war das Erste, was man macht, wenn das Wasser auf einmal zurückgeht, auch faszinierend, und dann noch seine Kinder verfluchen. Also insofern gibt es da sehr, sehr, sehr viele Entwicklungen, die wir haben. Dann wissen wir nicht, mit was für Rebsorten zum Teil gearbeitet wurde. Mittlerweile haben wir aber wieder so einen Fundus an historischen Rebsorten. Also es gibt diverse Winzer, die anfangen, mit historischen Rebsorten wieder zu arbeiten. Also ein ganz fantastischer Wein ist zum Beispiel von Stephan Steinmetz, das Weingut Günther Steinmetz an der Mosel, der da wirklich ein Sammelsurium an mittelalterlichen Rebsorten zusammengetragen und daraus einen Wein gemacht, der echt gut ist, also richtig gut ist. Die haben im Mittelalter und früher natürlich andere Anbauweisen. Die Monokultur, so wie wir sie heute kennen, ist eine Geschichte der Neuzeit. Das heißt, wir haben im Mittelalter und davor den gemischten Satz. Und das heißt, verschiedenste Rebsorten, quer durchs Beet, quer durcheinandergepflanzt in einem Weinberg, was einfach ein Absicherungssystem ist da. Das heißt, die einen sind noch nicht reif, die anderen sind vielleicht ein bisschen überreif und der größte Teil passt schon. Das heißt, man kriegt jedes Jahr einen Wein hin so. Und das war ja nicht immer so, also es ist ja, wenn man in die Vergangenheit zurückguckt, noch bis in die 80er-Jahre hinein hatten wir in Deutschland katastrophale Jahrgänge da drunter gehabt, also das kennen wir gar nicht mehr so. Also wenn wir heute über katastrophale Jahrgänge reden, dann kann man eigentlich nur lachen, 1984 vergleicht mit egal welchem Jahrgang der 2000. Also sowas haben wir nicht mehr, dass die Sachen nicht mehr reif werden und eine irrsinnige Säure haben und kaum trinkbar waren. Ja, das ist natürlich so eine Situation, die auch noch mal den ganzen Wein verändert, die sind heute alle klarer, sauberer, die Bedingungen sind deutlich besser. Der Fokus auf einzelne Rebsorten ist natürlich da, das hat aber auch wieder Marketinggründe. Also wir haben im Süden, haben wir eigentlich immer Cuvées, wenn man sich da so anguckt. Bordeaux ist am Ende Cuvée, wir haben im Rhonetal die Cuvées, Rioja ist ein Cuvée. Also immer mit verschiedenen Rebsorten gearbeitet, ganz klassisch, um auch hier wieder Schwierigkeiten auszubalancieren. Also Cabernet Sauvignon ist relativ spät reifend, der Merlot ist frühreifend. Das heißt, wenn man ein kühles Jahr hat, kann man ein bisschen den Merlot dazu nutzen, den Cabernet irgendwie halbwegs drin zu halten, dass es wieder einen ordentlichen Wein ergibt. Und irgendwann wird es halt immer stärker auf die single varieties gehen. Wir haben natürlich Regionen, gerade der germanische Raum, also Deutschland, Schweiz, Österreich, also nur so ein bisschen diese Trennung in romanische und germanische Welt, ist deutlich stärker geprägt von rebsortenreinen Sachen. Wir haben aber auch in Burgund natürlich Chardonnay und Pinot Noir als single grape varieties historisch schon. Also früher wurde noch Gamay angebaut, wo da im 16. Jahrhundert, ach, was rede ich da, viel früher, 14. Jahrhundert, 13., 14 Jahrhundert, ich weiß nicht mehr welcher Herzog von Burgund hat erlassen, dass der Gamay in Burgund rausgerissen werden muss und nur noch Pinot Noir angebaut werden darf, weil es die edlere Rebsorte ist so, da geht es so ein bisschen hin. Aber das sind so Wellen. Und dann kam aber im späten 20. Jahrhundert auf einmal das auf, dass die single grape variete, also der rebsortenreine Wein auf einmal total erfolgreich wurde über die USA. Weil, wenn ich die Rebsorte drauf schreibe, dann wissen die Leute, ah ja, das kenne ich, ah, Chardonnay, Chardonnay ist gut, ja, Chardonnay trinke gerne, so. In Burgund steht auch die Rebsorte nicht drauf, da steht Bourgogne Blanc oder steht Mâcon oder sowas drauf, kein Mensch weiß, was es ist. Irgendwann haben die auch angefangen, gewisse Sachen hinten manchmal ein bisschen draufzuschreiben, Chardonnay oder so. Im Supermarkt ist das halt ein Orientierungsmuster. Und Wein verlangt an der Stelle auch sehr, sehr viel Wissen. Also wenn ich die romanische Weinwelt angucke, die immer nur über die Herkunft geht und nicht über die Rebsorten, ich muss wissen, dass ein Barolo immer ein Nebbiolo ist. Beim Bier ist das ein bisschen anders. Taurasi ist Aglianico, steht aber nicht drauf, steht Taurasi drauf, das ist die Herkunft so da. Aber das ist halt so dieses Denken und dann hat man halt da irgendwann in der neuen Welt gesagt, ich schreibe die Rebsorte drauf, können die Leute das besser machen so, erkennen ein bisschen, um was es sich dreht. Großer Sprung gerade.

Markus: Nein, aber ich finde es sehr, sehr interessant. Kann man denn dann sagen, dass in unseren Breiten jetzt dann praktisch so zwei Bewegungen den Wein extrem verändert haben? Das eine ist eben die Verbesserung in der Technik, in all den Dingen, Hygiene, alles, was man eben so tut. Und auf der anderen Seite jetzt eben auch der Klimawandel, der dafür sorgt, dass eben allein die Umstände an und für sich für den Wein, also ich würde mal sagen, vermeintlich vielleicht besser sind, weil sie mehr Sonne, mehr Wärme haben, natürlich auch weniger Wasser oft, das ist sicherlich ein Thema oder halt sehr extreme Wetterlagen, dass es dann plötzlich spät noch mal richtig kalt wird oder wie auch immer. Also da haben wir in Franken, glaube ich, ganz schön viel damit zu kämpfen. Aber könnte man das so im Großen und Ganzen sagen, dass wir da mit diesen beiden Strömungen, also einerseits, wir verbessern den Produktionsprozess und anderseits wir profitieren von dem Klimawandel, ist das beides was, was den Wein bei uns eher stützt?

Peter: Wenn du jetzt bei uns sagst, sagst du Deutschland?

Markus: Ja.

Peter: Weil Klimawandel ist ein sehr, sehr heikles Ding an der Stelle. Es gibt Regionen, die profitiere massiv davon, da ist zum Beispiel die Mosel ein gutes Beispiel, ja, als sehr nördliches Anbaugebiet, hat man jetzt halt nicht mehr diese Jahre, wo die Weine nicht mehr reif werden. Die finden jetzt auch eine deutlich höhere Qualität im wirklich trockenen Weinbau da. Früher war der Zucker ja auch ein bisschen dazu da, um die unkontrollierte Säure irgendwo trinkbar zu machen, heute Restsüße genannt. Und andere Regionen leiden massiv darunter. Also Bordeaux hat neue Rebsorten zugelassen jetzt erst mal für die generischen Bordeaux, um zu schauen, wie geht man mit der Herausforderung des Klimawandels um. Es wird Weinbauregionen geben, in denen man keinen Weinbau mehr betreiben kann, das ist ein riesen Thema. Trockenheit spielt da nämlich genau auch noch mit rein, Bewässerung wird dann halt wirklich schwierig. Wir haben viele Regionen, wo einfach nur bewässerte Weinbau betrieben wird. Was eigentlich auch Wahnsinn ist.

Markus: Ist das Sizilien gewesen zum Beispiel, wo du warst?

Peter: Sizilien, viel Bewässerung, nicht alle, aber ja.

Markus: Aber die sind überlebensfähig, oder?

Peter: Das kommt immer drauf an, wo man ein bisschen ist, es gibt natürlich Rebsorten, die kommen deutlich besser mit gewissen klimatischen Bedingungen klar. Eine Rebsorte, die schon immer in der Hitze gestanden hat, ist resistent, die hat das adaptiert, also die Umgebungsbedingungen, die man hat. Andere Rebsorten kommen damit überhaupt nicht klar. Also wenn ich einen Pinot Noir jetzt in einer heißen Region pflanze, das funktioniert einfach nicht, da kriege ich keinen guten Wein raus. Also kann ich machen, aber das ist dumm und ich muss dann halt bewässern. Wenn man Australien, das da sieht, also frage ich mich, wie kommt man auf die Idee, die bewässern fast alles. Es gibt natürlich welche, die dry farming machen, das ist aber auch extrem schwierig und gleichzeitig ist Wassermangel eins der großen Themen, die die haben. Also auch das ist so ein Risiko, was man da hat, was die ganze Weinwelt betrifft. Also insofern, Klimawandel, hm, hm, hm, hm. Klar, in Skandinavien werden die Weine besser.

Markus: Ja, ja, eben, wir haben jetzt auf Sylt ein Weingut und in England und in Finnland wächst auf einmal Wein.

Peter: Dänemark, genau.

Markus: Das ist schon interessant, ja.

Peter: Nicht alles braucht man, aber es verändert sich. England, in Wales gibt es auch Weinbau und alles, ja. Und England hochinteressant für Schaumweine im Augenblick. Also die haben gerade im südöstlichen Teil Englands, das ist im Prinzip, kommen die in so eine Ecke, wie die Champagne früher war, wir haben die gleichen Bodenformationen. Die Böden der Champagne sind die eine Seite des alten Pariser Beckens, eines Urmeeres und die andere Seite ist die englische Küste. Also wenn wir die schönen weißen Klippen von Dover sehen, wissen wir ungefähr, wie es aussieht unten drunter so. Und das heißt, wir haben den gleichen Boden, es wird wärmer, das heißt, wir kriegen jetzt auf einmal hochqualitative Schaumweine aus England. Dauert vielleicht noch ein bisschen, bis sie wirklich ganz oben anschließen, aber sie sind wir schon sehr, sehr, sehr gut. Und, genau, weil die Champagne eigentlich schon wieder fast ein bisschen zu warm wird. Also noch ist alles super, aber wird auch wieder schwieriger.

Markus: Ja, ich bin mal gespannt, ich bin jetzt Ende September, Anfang Oktober wieder in Chile, da war ich das letzte Mal, glaube ich, 2018 oder 19. Und wir haben da einerseits natürlich Bierwettbewerb und so weiter, also auch viele Brauereien besucht, auch sehr spannend, aber wir haben dann eben auch einen Ausflug in die Weingegend gemacht und viele Weingüter besucht und ich was sehr überrascht, wie viele unterschiedlichen Facetten wird auf relativ wenig Fläche da schon sehen konnten. Also welche, die eben zum Beispiel in Amphoren oder in riesen großen Holzfässern oder was auch immer, den Wein ausgebaut haben, unterschiedlichste Sorten auch. Und dann zum Beispiel auch das Thema Klimawandel. Da hat uns einer ganz stolz so eine Anlage gezeigt, da hatten sie früher eben, wenn es sehr kalt geworden ist, Wasser gesprüht, um die Trauben zu schützen und er hat halt gesagt, naja, die hat er jetzt die letzten 5 Jahre gar nicht mehr angemacht, weil es einfach so kalt gar nicht mehr geworden ist. Und auf der anderen Seite auch diese Geschichte, dass dort jawohl eine der letzten Refugien existiert, wo es noch die alten europäischen Rebsorten gibt.

Peter: Nicht die alten europäischen Rebsorten, das ist nicht richtig. Was wir haben, die Reblaus ist nie über die Anden gekommen.

Markus: Genau.

Peter: Das heißt, wir haben wurzelechte Rebsorten. Also wir haben unsere historischen Rebsorten, nur nach der Reblauskatastrophe hat man halt dann amerikanische Unterlagsrebsorten genutzt und darauf die Rebstöcke aufgepfropft, weil die amerikanischen Rebsorten sind resistent gegen die Reblaus gewesen. Und, ja, Chile ist noch nicht erreicht worden von der Reblaus. Toi, toi, toi, möge es auch so bleiben. Das heißt, dort braucht man nicht mit Unterlagsrebsorten arbeiten. Sollte sie irgendwann über die Anden kommen, dann haben sie ein riesen Problem. Das ist das Gleiche dann halt so wie Kalifornien so, Kalifornien hat ja auch mit wurzelechten Rebstöcken gearbeitet, dann kam die Reblaus, hat das alles weg. Und dann haben die eine Zeitlang Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Unterlagsrebsorte hauptsächlich verwendet, ich habe ihren Namen gerade nicht auf dem Schirm. Und die war eigentlich schon kritisch angesehen, wo viele gesagt haben, die ist nicht so 100 Prozent resistent, aber irgendwie hat denen keiner zugehört. Es war die meistverbreitete Unterlagsrebsorte dann auf einmal und, ja und auf einmal stellt man fest, oh Scheiße, die ist wirklich nicht so richtig resistent. So und das heißt, wir haben eigentlich in Kalifornien, ja, eine relativ junge Weinwelt dadurch wieder, weil die in den 90er-Jahren alles neupflanzen mussten. Das heißt, wir haben Rebstöcke, wir haben nicht diese super alten Weine. Gibt es natürlich auch, logisch, aber ein Großteil davon sind eigentlich noch junge Pflanzungen. Okay, ist jetzt auch schon wieder 35 Jahre alt.

Markus: Und das heißt, die Reblaus gibt es aber trotzdem immer noch?

Peter: Die ist komplett da, die ist überall.

Markus: Also obwohl man jetzt die Weine alle umgestellt hat praktisch?

Peter: Ja, die Reblaus geht ja davon nicht weg, also der Wein geht nur nicht mehr kaputt, die Reblaus ernährt sich weiter.

Markus: Ach so, die ist trotzdem da?

Peter: Also die ist da, die Reblaus wird man nicht mehr los. Die sind wir nicht los geworden, die ist in all unseren Weinbergen. Australien ist weitestgehend auch noch verschont, aber in Victoria und so muss man schon mit Unterlag. Also die arbeiten viel mit Unterlagsrebsorten, weil die genau wissen, das ist eine Frage der Zeit, dass das dahinkommt. Es gibt ja auch einen ganz legendären Weinberg, den Hill of Grace von Henschke, wenn man da reingehen will, muss man durch so ein Desinfektionsbecken gehen, damit auf gar keinen Fall irgendwie was sein könnte.

Markus: Wie alt wird eigentlich so eine Weinrebe?

Peter: Die können verdammt alt werden. Also was habe ich jetzt vor Kurzem gehört, auf Santorini soll es wohl welche geben, die sind 500 Jahre alt. Keine Ahnung, habe ich noch nicht gesehen, aber das habe ich gehört. Dort ist die Reblaus übrigens auch nicht hingekommen, weil ist eine Vulkaninsel, die Böden sind so karg, da ist kein Lebensraum für die Reblaus, deswegen haben die noch so alte Rebstöcke. Sonst sind so alte Rebstöcke in Australien auch zu finden, in Barossa, da gibt es sogar eine Klassifizierung der alten Rebstöcke. Ich glaube, 35 Jahre alt sind Old Vine und die über 100 Jahre alten heißen, glaube ich, ancestors. Also da gibt es so eine ganze Staffelung an verschiedenen Begriffen, die die haben. Und da ist der älteste Weinberg, ist The Freedom Vineyard, gehört dem Weingut Langmeil und der ist 1847 oder sowas, keine Ahnung, angepflanzt worden von Deutschen, die aus religiösen Gründen nach Australien geflohen sind. Und deswegen The Freedom Vineyard, das ist die Freiheit, die sie gewonnen haben und dort ihren Glauben wieder ausleben zu können und das war der erste Weinberg, den sie dort gepflanzt haben. Also die können sehr, sehr alt werden. Im Normalfall ist es aber so, dass halt im großen Stil, wenn man es industriell betrachtet, Weinstöcke nach 20, 30 Jahren meistens irgendwie da rausgerissen werden, wenn es halt nur um Ertrag geht, wenn man über Quantität nachdenkt, irgendwann lässt der Ertrag halt ein bisschen nach und es macht mehr Arbeit alles so, deswegen sind dann meist nicht so alt. Aber die meisten Winzer gucken natürlich, dass sie alte Weinberge kriegen oder ihre Weinberge auch alt werden lassen, sodass man halt auch schaut, wenn man Probleme hat, einzelne Stöcke zu entfernen und nicht gleich alles platt zu roden oder sonst irgendwas.

Markus: Und die Länder, wo wir gerade so drüber gesprochen haben, warst du da überall schon, also wie weit bist du schon so gekommen in deiner Weinreise?

Peter: Ja, unterschiedlich, also Übersee habe ich bisher nur Australien mir angesehen, also die ganze Ecke um Adelaide herum und den Westen, war ich 4 Tage im Murray River mal. Und ich war in Kalifornien unterwegs gewesen, der Rest ist noch im to-do-Programm. Es ist halt immer so ein bisschen, ja, erstens ist es ein Kostenfaktor und zweitens ist es natürlich auch immer so ein Ding, ja, Familie.

Markus: Also, eben, du hast Familie, wie kommen die so damit zurecht, freuen die sich? Gibt es bei deiner Tochter jedes Jahr zum Geburtstag auch einen Wein, hast du den in den Keller gelegt oder wie schaut es Zuhause aus?

Peter: Nee, ich habe aus dem Geburtsjahrgang einiges gekauft und das liegt im Keller. Und ansonsten, nee, das ist so Geburtsjahrgang, das braucht man, ja.

Markus: Apropos, wie lange kann man so einen Wein aufheben?

Peter: Das hängt massiv vom Wein ab, also das kann man gar nicht generalisieren. Es gibt Weine, die sind einfach zum jetzt sofort trinken. Alles, was man im einfachen Bereich des Supermarkts oder so findet, die haben kein Reifepotenzial, kaufen, trinken und niemals weglegen. Also ich glaube, die meisten Keller, in denen irgendwelche Flaschen rumliegen, die Weine sind einfach nur tot. Und dann kommt es immer noch auf die Qualität und den Ausbaustil der Weine und worauf sie reifen. Also ich habe Weine getrunken, die sind über 100 Jahre alt so, das ist teilweise kein Problem. Hat natürlich immer was mit Lagerbedingungen zu tun, wie ist diese Flasche, macht es natürlich immer ein bisschen schwieriger. Was man halt sehen muss, ist halt natürlich eine Veränderung. Also wenn ich einen sehr, sehr alten Wein trinke, dann hat das natürlich nichts damit zu tun, dass ich da auf einmal sitze und sage, guck mal, die ganzen Fruchtaromen, der geht dann in so eine tertiäre Aromatik über und kommt ganz anders, aber ich finde es unheimlich spannend so. Man muss da immer ein bisschen schauen, also das kann man nicht sagen, der Wein kann 5 und der kann 10 und der kann 50 so.

Markus: Das heißt, also wenn du dann deiner Tochter irgendwann diese Geburtsjahrgangsweine gibst …

Peter: Die gebe ich ihr nicht, die trinke ich mit ihr zusammen.

Markus: Oder so.

Peter: Die habe ich auch bezahlt, dann trinke ich die auch.

Markus: Habt ihr schon einen aufgemacht?

Peter: 2010er?

Markus: Ich meine, sie ist ja 14 jetzt, oder?

Peter: Genau, genau, ja.

Markus: Also in 2 Jahren oder wann?

Peter: Ja, das darf sie entscheiden, also so. Also sie hat schon hin und wieder mal ein Schlückchen Wein probiert so, jetzt gerade auch wieder im Urlaub irgendwie so, einfach mal so nippen und so. Aber das wird schon kommen, denke ich, irgendwie so. Ich finde es auch wichtig, also für mich ist das ein wesentlicher Schritt, dass man das frühzeitig lernt. Weil ich glaube, das Schlimmste ist, wenn man vom Alkoholrausch das erste Mal übermannt wird oder überfraut und gar nicht damit umgehen kann, weil man nicht weiß, was passiert da mit einem. Insofern ist das, glaube ich, immer ganz gut, wenn man das in so einem behüteten Umfeld macht, wo man einfach da in sein Bett gehen kann und so und dann weiß, okay, so fühlt sich also das an mit dem Zeug.

Markus: Genau, eben, einfach die persönlichen Grenzen irgendwie dann auch kennenlernen, damit umgehen lernen und dann auch was draus lernen.

Peter: Absolut, absolut, ja. Wenn ich mir dann immer die USA überlege, die fahren Auto, dürfen aber keinen Alkohol trinken. Und dann trinken die das erste Mal Alkohol und kommen darauf gar nicht klar und dann passieren Unfälle, das ist auch völlig irrsinnig.

Markus: Wahnsinn, ja. Und deine Frau kommt immer mit auf die ein oder andere Weintour oder wie ist das so?

Peter: Nee, eigentlich nicht, nein, nein, nein. Also wenn wir im Urlaub was machen logischerweise ja, aber der Rest, das ist ja Business. Also das ist ja, wenn ich Weinreisen mache, dann ist das Arbeit und da haben, sorry to say, aber da haben Privatleute auch nichts verloren. Nee, das ist einfach so. Auch die, die das organisieren, das sind ja häufig zum Beispiel Lieferanten, mit denen ich zusammenarbeite oder so, die nehmen da nicht irgendjemand mit, sondern das sind natürlich die Kunden, die sie mitnehmen. Die sollen ja auch die Weine kaufen so, das ist ja kein Entertainment. Wir werden ja auch subventioniert, also ich zahle da zwar auch meine Anteile daran, aber natürlich würde ich viel, viel mehr zahlen, wenn ich das selber machen würde.

Markus: Ja, ich meine, s ist im Bierbereich ganz ähnlich und es ist ja auch eine andere Schlagzahl. Also wenn wir jetzt zum Beispiel so eine Bierreise irgendwohin machen, dann besuchen wir am Tag, was weiß ich, 10 Brauereien oder so und verkosten pro Brauerei 5 oder 10 Biere. Und das ist für eine Normalperson, die jetzt einfach gerne mal ein Bier trinkt, würde das völlig überfordern und dann irgendwann auch nerven, ehrlich gesagt.

Peter: Ja, natürlich. Beim Wein ist es ein bisschen anders, also da macht man natürlich nicht diese extreme Schlagzahl. Liegt aber, glaube ich, halt auch daran, dass auch hier wieder der Unterschied zwischen Wein und Bier sichtbar wird. Wenn man ein Weingut besucht, geht man in die Weinberge, schaut sich an, wie wird dort gearbeitet, wie ist der Rebschnitt, mit was für Unterlagsrebsorten et cetera, guckt sich das alles an, man geht in die Keller. Das heißt, man beschäftigt sich sehr, sehr intensiv mit jedem einzelnen Betrieb. Das ist beim Bier alles technischer. Also der Brauer baut nicht seinen Hopfen an, so, das macht den Unterschied. Das heißt, beim Bier, glaube ich, ist es viel stärker, man geht in die Brauerei, kriegt ein bisschen was erzählt, probiert die Biere und fertig. Und beim Weingut ist es halt schon, wenn man ein Weingut besucht, ist man da in paar Stunden.

Markus: Also ich meine, es gibt natürlich auch Brauereien, wo es so sein kann, aber das ist eben nicht die Regel, gerade wenn man bei den, sage ich mal, eher industrielleren mittelgroßen Brauereien oder größeren ist, weil da weiß man einfach, was passiert. Logischerweise, die kaufen irgendwo ihre Rohstoffe, haben dann ihre Produktionsanlage und in dem Rahmen der üblichen Schwankungen machen sie halt das, was alle machen. Aber natürlich, wenn man dann eben bei sehr, sehr kleinen, sehr artifiziellen ist wie jetzt zum Beispiel unseren 6 Händen hier oder 3 Brüdern,

Peter: Sind ja auch Winzer.

Markus: .. genau, das ist dann schon eine andere Nummer, wo man dann natürlich auch viel schaut. Aber du hast Recht, also die wenigsten bauen ihren Hopfen oder die Gerste selber an oder machen ihr eigenes Malz. Das haben wir hier in Bamberg zum Beispiel bei 2 Brauereien, aber das ist schon wirklich eine absolute Ausnahme und dementsprechend ist das dann auch anders, das auf jeden Fall. Ja, vielleicht noch ganz kurz, gibt es irgendwelche ganz besonderen Erlebnisse, die du auf deinen Reisen eingesammelt hast, wo du sagst, Mensch, das war mal eine echt spannende Geschichte, da freue ich mich, dass ich in der Weinwelt unterwegs war und das genießen durfte oder erleben durfte?

Peter: Das ist schwierig, ja, ach, das sind so viele, eigentlich ist jedes Erlebnis mit Wein großartig. Naja, also wenn ich in Burgund bin, dann geht mein Herz auf. Das ist eine Region, es geht nicht nur um Wein, Wein ist immer so ein Kulturding halt. Also wenn ich in Burgund bin, dann habe ich die Küche, ich habe den Wein, ich habe die Geschichte, ich habe die Kirchen, alles, was ich dort habe, also das Herzogtum Burgund, was dort halt war. Wenn man einmal nachts durch Beaune geht, das ist einfach wunderschön, man hat dann das Hospices de Beaune oder sonst irgendwas, wird nachts emuliert und so, das ist es natürlich. Ich bin total dankbar, dass ich Teile der neuen Welt da so auch mal sehen konnte. Ich weiß nicht, ob man sonst so nach Australien kommt. Wenn man das privat macht, dann macht man es mit der Familie. Das ist ja nicht, dass man sagt, ich fliege jetzt mal 2 Wochen nach Australien so. Das kommt aber bei mir, dass ich dann gesagt habe, okay, ich bin ja auch Master of Weinprogramm im Moment und habe ich gesagt, okay, ich mache da ein Seminar in Australien. Und so habe ich diese Chance gehabt, dorthin zugehen und das alles mir anschauen zu können, was sonst auch gar nicht bezahlbar wäre. Also ich meine, ein Flug ist schon teuer genug.

Markus: Ja, auf jeden Fall.

Peter: So, 3 Flüge ist eine Katastrophe. Und genauso natürlich einmal in Kalifornien gewesen zu sein, durch Napa Valley zu kommen und das alles zu sehen, das hat mich begeistert. Und das Schönste ist eigentlich, dass man unheimlich viele tolle Menschen kennenlernt, also das ist eigentlich das, egal wo man ist. Also Wein ist so ein Ding, das geht so über alle Befindlichkeiten hinweg, ja. Also das ist, wenn man sich mit Wein beschäftigt, interessiert einen nicht, wo der Mensch herkommt. Es gibt gefühlt keinen Rassismus im Wein, zumindest aus meiner Warte. Natürlich haben wir auch, es ist Landwirtschaft, wir haben auch sehr viel rechtes Denken natürlich dabei, aber es ist dann trotzdem so, also dieses Rumkommen, das ist schon so. Letztes Jahr, glaube ich, war ich das erste Mal in Tocaj und so und das ist toll gewesen, einfach so im ländlichen Raum von Ungarn auf einmal so ein bisschen durch die Gegend zu gehen. Und da haben wir irgend so eine Burg noch besichtigt, da ist die Ukraine und da hinten beginnt Rumänien und hier drüber ist Polen. Ich so, okay, hier sind wir.

Markus: Krass, ja. Da warst du übrigens ganz in der Nähe vom polnischen Hopfenanbaugebiet, das ist da auch, also auf der anderen Seite natürlich, aber das ist da. Da findet einmal im Jahr auch eine große Feier statt, da will ich auch immer mal hin. Jetzt während des Krieges ist das leider ein bisschen schwierig, aber das ist auch sowas, wo ich mir immer wünsche, hinzukommen. Ja, also du sagst auf jeden Fall was, was mir aus dem Herzen spricht und was beim Bier ähnlich ist. Also der Holger, mit dem ich den Podcast mal angefangen habe, der hat immer gesagt, Bier ist come together und bringt eben auch Leute von allen Bevölkerungen, sozialen Schichten und so weiter zusammen. Und das trifft dann eben beim Wein wahrscheinlich genauso zu, halt in einer anderen Art und Weise, vielleicht auch in anderen Kulturkreisen so ein bisschen, die einen sind halt eher beim Wein, die anderen eher beim Bier, aber die Funktion ist einfach die. Und das ist ja auch, was wahrscheinlich die Erfolgsgeschichte hinter diesen beiden Getränken ist, dass es einfach das ist, was die Menschen zusammenbringt und Gemeinschaft schafft und ausgleicht vielleicht auch ein bisschen und Dialog fördert und all diese Dinge halt.

Peter: Ja, das ist ja jetzt, wenn man sich das ein bisschen anschaut, der Wein war, glaube ich, immer ein bisschen anders in der Vergangenheit, weil er häufig auch so ein bisschen was elitäres hatte also, was aber nicht am Wein liegt, sondern an den Menschen. also das teilweise natürlich ein normales Getränk war, in den Weinbauregionen, da war das alles anders, aber wenn man dann halt in der Nichtweinbauregion war, gab es halt auch immer eine relativ snobistische Ebene im Wein. Und was ich ganz schön finde mittlerweile ist halt etwas, wo der Wein sich dem Bier, finde ich, annähernd, das ist die explodierende Anzahl an Weinbars. Genau das, was das Bier eigentlich schon immer hatte mit der Kneipe, am Tresen sitzen, Bier trinken und es verbindet so, beginnt jetzt halt auch beim Wein ein Stück Einzug zu halten. Dass man wirklich Läden hat, wo man nicht ins Restaurant geht, sondern in eine Weinbar geht und dann halt auch wieder auf Gleichgesinnte trifft. Und das ist halt so, wo sich auf einmal dann der Wein dem Bier annähert so, als verbindendes Element.

Markus: Perfekt. Und da bist du jetzt auch genau den Bogen gegangen, den ich mir gewünscht habe, weil du hast am Anfang jetzt erzählt, dein Ziel ist es, eben eine Bar aufzumachen. Und natürlich sprechen wirklich im Podcast auch immer ein bisschen darüber, wie können Leute dich erleben, also wenn jetzt jemand begeistert ist, davon gehe ich jetzt mal aus, dass er dich reden hat hören und einfach sagt, okay, da möchte ich vielleicht einfach mal eine Zeit mit verbringen, den Mann möchte ich näherkennenlernen oder so. Wie kann man das machen, also kann man dich für Touren buchen oder wie wird das da mit deiner Bar sei, also nimm uns da mal ein bisschen mit.

Peter: Ja, gut, also mich buchen, das ist relativ einfach, geht man einfach auf meine Website, die ziemlich lustig übrigens ist. Danke, Michael Thiele, das ist handgezeichneter Comicstile, also belgischer Comicstile der 50er-Jahre. Perterjakob.wine, also englische Schreibweise.

Markus: Ja, verlinken wir dann in den Shownotes.

Peter: Genau, das ist dann so eine Möglichkeit, da kann man mich einfach kontaktieren, ich bin da eigentlich für jede Schandtat zu haben also, es muss aber bezahlt werden, genau. Und, ja, die Bar ist halt irgendwie so ein Ding, das war eigentlich schon immer so ein bisschen ein Traum von mir gewesen irgendwie, weil ich das halt, genau, das Schöne finde, dass man da einen Kommunikationsraum schafft. Und das hatte sich jetzt so angeboten, dass ich mit einem Kollegen das zusammen aufziehen kann. Der hat auch einen Investor an der Seite, dass macht es halt möglich so, dass wir jetzt beginnen. Also wir reden jetzt ja noch vom Sommer 2024 und noch nicht von Januar 2025, ich hoffe, dass wir, wenn dieser Podcast ausgestrahlt wird, dann direkt schon am Start sind.

Markus: Ja, also dann sofort auf und hingehen.

Peter: Ja, genau. Und für mich ist es, ja, das ist so, ja, Gastgebertum, weißt du. Also ich liebe dieses Thema und viele Menschen lieben das auch und dann einfach zusammenzukommen. Natürlich gibt es auch was zu essen, aber es ist kein Restaurant, es soll eine Bar, natürlich trinkt es sich immer besser, wenn man was zu futtern hat, auch länger. Und, genau und alle Menschen mitnehmen, deswegen halt auch so nicht als Weinbar ausschließlich gedacht. Natürlich hat das einen großen Fokus, weil das ist meine Welt, ja, aber es ist hat genau das andere, ich möchte, dass alle irgendwie Spaß daran haben. Deswegen, mir geht es nicht um teuer, mir geht es um Excellenz, aber nicht um teuer. Also ich will nicht snobistisch sein, aber ich möchte halt genau dann halt auch keine, ich sage mal, Industriebiere auf der Karte haben. Ich möchte nicht mit einer Brauerei zusammenarbeiten, die mir den Zapfhahn hinstellt und irgendwelche Außenmöbel und ich dann sage, aus ökonomischen Gründen ist das cool. Aber nein, das möchte ich nicht, sondern ich möchte wirklich ausgewählte Biere auf der Karte haben. Und genauso, was ich vorhin sagte, ich möchte halt auch eine ausgewählte alkoholfreie Karte haben und wo es nicht darum geht, alkoholfreies Bier und alkoholfreien Wein drauf zu haben, sondern wirkliche Alternativen zu haben. Natürlich auch ein Coke, aber genau zu zeigen, was passiert da gerade in diesem ganzen Bereich des no Alkohols, aber auch des low Alkohols, das ist auch noch ein Thema, was mittlerweile wirklich aufkommt. Und dies alles zusammenzubringen an einem Ort und allen Menschen quasi die Möglichkeit zu geben, so ein Erlebnis zu haben. Weil sonst sitzt man das, das ist alles so exklusiv. Wenn ich eine Weinbar mache, sage ich so vielen Leuten, ich brauche euch nicht, ich will euch nicht, so. Ich kenne das noch von früher, wo dann Leute sagen, ja, nee, da gibt es ja nur Wein, ich trinke aber gerne Bier. Und da reicht eine Person, die keinen Wein trinkt und die Leute gehen nicht in den Weinladen, sondern gehen in die nächste Kneipe und dann trinken die den schlechten Wein, weil der andere ein Bier trinken möchte, so, also muss ich auch ein Bier anbieten. Das muss ich dann aber so toll machen, dass alle sich am Ende sagen so, cool, komm, wir gehen dahin, das ist das Ziel.

Markus: Weißt du schon oder darfst du schon was drüber sagen, wo das sein wird?

Peter: Also es wird in Dortmund sein, logischerweise, wo ich ja lebe. Also so, wie es aussieht, ja, es ist noch nichts unterschrieben, deswegen macht es eigentlich keinen Sinn.

Markus: Nee, nee, dann Dortmund.

Peter: Aber sehr zentral, genau, also es wird gut erreichbar sein. Also wir haben eine Immobilie, an der wir dran sind und ich denke, da wird auch jetzt nichts schiefgehen dabei. Könnte ein bisschen größer sein, aber das ist nicht schlimm.

Markus: Ja, manchmal ist ja eine Cosy Bar ja auch ganz schön.

Peter: Natürlich, natürlich, ja und es ist immer besser, eine kleine Bar, die voll ist, als eine große Bar, die leer ist.

Markus: Genau, absolut. Und, ja, also ich werde es natürlich dann entsprechend dann updaten, also du kannst mich ja auf dem Laufenden halten und werden wir das in den Shownotes entsprechend auch verlinken, dass die Leute wissen, wo sie hingehen müssen. Ja, dann sind wir jetzt auch soweit, dass wir uns der Bamberger Sandkerwa nähern müssen, also jetzt musst du ins Bier, ob du willst oder nicht.

Peter: Sehr schön, ja, da freue ich mich ja. Bin ja extra hergekommen, weil ich noch nie in Bamberg war und von allen gehört habe, dass die Stadt so wunderschön sein sollte und dass sich das jetzt gerade durch Zufall mit diesem Wochenende ergeben hat, macht mich sehr, sehr glücklich. Also ich bin sehr gespannt, was mich heute Abend erwartet.

Markus: Genau, ich hoffe, du sagst das Morgen auch noch so, aber ich gehe mal davon aus, also bisher hat es immer allen gefallen. Und dann sage ich auf jeden Fall vielen, vielen Dank für deine Zeit, dass du überhaupt hierhergekommen bist und für deine lieben Ausführungen. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr gelöchert.

Peter: Nee, war super, ich danke dir.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk Spezial 64 – Interview mit Wolfgang Koedel, Braumeister der Cape Brewing Company, Südafrika

In dieser festlichen Weihnachtsfolge von BierTalk entführen wir euch auf eine faszinierende Reise nach Südafrika, wo Wolfgang Ködel, ein echter Franke, seit über zwei Jahrzehnten mit Leidenschaft Braumeister ist. Markus spricht mit Wolfgang über seine außergewöhnliche Karriere – von der Brauerlehre in Bayreuth über internationale Stationen in China und Südostasien bis hin zur Gründung der Cape Brewing Company inmitten der malerischen südafrikanischen Winelands. Taucht ein in Geschichten über bayerisches Bier in exotischen Kulturen, die Herausforderungen des Brauens in Südafrika und die besondere Verbindung von Tradition und Innovation. Erfahrt, wie Wolfgang das erste IPA seiner Karriere in Südafrika braute, warum Weißbier dort als echte Offenbarung gilt und wie Weihnachten bei sommerlichen 38 Grad gefeiert wird. Eine Folge voller Bierleidenschaft, Abenteuer und weihnachtlicher Wärme – perfekt für die Feiertage! Jetzt reinhören und mit uns Südafrikas Bierkultur entdecken…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir eine weite und interessante Reise so ein bisschen auf die andere Seite der Welt, also wir reisen nach Südafrika zum Wolfgang Ködel, eigentlich ein Franke, ein Landsmann sozusagen, der aber seit vielen Jahren dort tätig ist. Kennengelernt habe ich ihn, als ich beim African Beer Cup war zum Judging und wir dann einen Ausflug ins Weinland gemacht haben und dann sind wir eben rausgefahren aus Kapstadt und es wurde immer schöner und ganz viele Plantagen rechts und links und ganz viel Wein und dann fährt man so einen Hügel hinauf und plötzlich steht da eine Brauerei und dann gehen wir rein und in der Brauerei steht der Wolfgang. Und das war natürlich total spannend für mich. Und, Wolfgang, toll, dass du dir die Zeit genommen hast, dass wir miteinander reden können und vielleicht sagst du noch ein paar kurze Worte zu dir.

Wolfgang: Ja, hallo Markus, erst mal vielen Dank, dass ich bei dir sein darf, liebe Grüße an alle Mithörer. Ich bin also Bayreuther, bin 1965 geboren, also 65. Baujahr und verweile seit 12 Jahren in Südafrika.

Markus: Ja, spannend, also wirklich interessant, wie man so ans andere Ende der Welt eben gelangen kann. Und warum ich da so ein bisschen drauf rumreite ist, glaube ich, weil das vielen Leuten nicht so bewusst ist, wie groß dieser Kontinent eigentlich ist. Also man fliegt genauso lang nach Südafrika, wie man zum Beispiel nach Los Angeles fliegt oder so. Also das ist eine riesen Strecke, die man da bewältigt, bis man da ist, man fliegt eben über dieses ganze Land, über die Wüste, über die Steppen und kommt dann eben unten am Kap raus. Und Gott sei Dank ist keine Zeitverschiebung, aber es ist eine Jahreszeitverschiebung, denn die Aufnahme machen wir jetzt gerade im Hochsommer, wir sind hier in Bamberg im Juli, Ende Juli und bei euch ist ja Winter. Ausstrahlung, es ist unser Weihnachts-Podcast, also dementsprechend passt das ja immerhin, aber das finde ich schon auch sehr spannend. Aber bevor wir da noch näher einsteigen, vielleicht erst ein bisschen zu dir. Mal so ganz banal gefragt, wie kamst du denn überhaupt zum Thema Bier?

Wolfgang: Ja, also ich komme also aus einer ganz bodenständigen Familie, mein Papa war Schreiner oder gelernter Schreiner, meine Mama war Hausfrau. Und nach der Schule wollte ich eigentlich Chemie studieren, aber Gott sei Dank war mein Vater also ein ganz großer Bierliebhaber und fand heraus, wenn du in der Brauerei arbeitest, du natürlich jeden Monat einen Haustrunk kriegst, bei uns waren das, glaube ich, zu dem Zeitpunkt 120 Liter, und da war eigentlich mein Weg geebnet, dass der Sohn eine Brauerlehre macht. So kam ich zum Bier, aufgrund des Haustrunks.

Markus: Aber das heißt, dein Vater war dann auch schon in der Brauerei?

Wolfgang: Nee, mein Vater hatte seine Augen eigentlich nur mehr auf den Haustrunk gerichtet und hat gesagt: „Wolfgang, du machst eine Lehre in der Brauerei“ und hat mich dann auch überzeugt. Und Gott sei Dank hat er mich auf diesen Weg geleitet, aber er hatte außer Bier trinken nichts groß anderes mit Bier zu tun, er hat also nie in einer Brauerei gearbeitet.

Markus: Also das nenne ich mal einen sehr pragmatisch fränkischen Ansatz. Darf ich fragen, in welchem Ort du geboren bist in Franken?

Wolfgang: Ich bin Bayreuther.

Markus: Ach so, also richtig aus der Stadt. Und das heißt, du bist dann auch in Bayreuth in einer Brauerei in die Lehre gegangen?

Wolfgang: Meine Lehrzeit war in der Bayreuther Bierbrauerei und Brauerei Gebr. Maisel zu dem Zeitpunkt. Und, ja, war eine tolle Lehre, ich habe eine Lehrzeitverkürzung gekriegt nach 2 1/2 Jahren und ging dann mehr oder weniger auf die Walz danach.

Markus: Das waren ja dann die 80er-Jahre wahrscheinlich, da war bei Maisel ja das Weißbier wahrscheinlich schon das große Thema. Und das hat dir dann auch richtig Spaß gemacht, also war ja nicht so der fränkische Bierstil eigentlich?

Wolfgang: Meinem Papa hätte ich also wirklich kein Weißbier servieren dürfen, der war wirklich mehr Lager- und Pilsner-Trinker. Aber das war diese Zeit mit Dampfbier, ich werde es nie vergessen, wie wir in der Lehre noch mit einem Hefelöffel Hefe von den offenen Gärbottichen abgeschöpft haben für die nächsten Sude, also war eine tolle Zeit. Und über verschiedene Biertypen hat man dann eigentlich erst richtig später gelernt.

Markus: Wenn du Dampfbier sagst …

Wolfgang: Maisel war zu dem Zeitpunkt nicht nur für sein Hefeweizen bekannt, sondern auch für sein Dampfbier. War eine der wenigen Brauereien, die noch Dampfbier gebraut haben zu dem Zeitpunkt und war auch sehr bekannt für sein Diätbier, ein Edelhopfen.

Markus: Genau und Dampfbier war dann ein obergäriges Bier, was aber trotzdem ein Gerstenmalzbier oder wie war das so von der Zusammensetzung her?

Wolfgang: Ich kann dir das genaue Rezept natürlich nicht konkret erläutern, aber es war ein obergäriges Bier, hohe Gärtemperaturen, sehr hohe Drücke gefahren in den Warmtanks mit diesem Dampfbier. Und eine bernsteingoldene Farbe, ein komplexes Bier, ein ganz tolles Bier, habe ich sogar mal hier bei CBC dann später mal nachgebraut.

Markus: Spannend, also dem müssen wir uns auch gleich ein bisschen nähern. Also du hast gesagt, du warst dann fertig bei Maisel, bist dann auf die Walz. Und war das dann schon ein Weg in Richtung Ausland oder wo warst du da erst mal unterwegs?

Wolfgang: Nee, ich habe noch 15 Monate Wehrdienst gemacht in Bayreuth, erstes Panzer-Artillerie-Bataillon und wollte dann in Weihenstephan studieren und bin dann steckengeblieben im Hofbräuhaus Freising erst mal als Brauer im Gärkeller und hatte da sehr viel Spaß. Habe dann Propädeutikum geschrieben, also Vordiplom geschrieben und bekam dann ein Angebot von der Moy Brauerei in Haag Oberbayern. Und das war dann erst mal so eine kurze Pause des Weihenstephans-Studium und war dort für 3 Jahre Betriebskontrolleur und Laborleiter. Und wollte dann natürlich fertigmachen, wollte meinen Meister machen und endete dann in Doemens Fachakademie in Gräfelfing und habe dort meinen zweijährigen Produktionsleiter für Brauwesen und Getränketechnik fertiggemacht und auch so nebenbei noch Handwerksmeister gemacht.

Markus: Uih, also wirklich eine Menge Ausbildung, eine sehr vertiefte Ausbildung mit vielen, vielen Stationen. Und dann, wie ging es dann weiter, dann in die große Welt oder auch erst mal nach München oder wie, was hast du dann gemacht?

Wolfgang: Ja, ich fand während des Studiums, das Malz immer so ein vernachlässigtes Thema war. Und ich dachte mir, ich gehe erst mal in eine Malzfabrik und lerne ein bisschen mehr über die Malzproduktion und die tiefen Hintergründe, wie Malz produziert wird, außer den Basics und bin dann nach Schweinfurt in die Malzfabrik Schubert und war dort 2 Jahre Laborleiter und stellvertretender Betriebsleiter. War ein riesen Spaß. Also Malz ist immer ein bisschen vernachlässigt, ja, man kennt seine Malzanalysen, aber der Hintergrund war eigentlich mehr komplex als ich mir vorgestellt habe. Und nach 2 Jahren bekam ich dann ein Angebot und ging zu Paulaner Brauhaus Consult, wo dann meine große Reise begann.

Markus: Ja, da bin ich auch gleich gespannt. Nur vielleicht noch eine Sache zum Thema Malz, ich glaube, das ist auch vielen gar nicht so bewusst, dass eben bei uns zumindest jeder Braumeister auch ein Malzmeister ist und man praktisch immer beides lernt und beides auch kann. Und Malz ja letzten Endes wirklich die Grundlage für das ganze Thema Bier am Ende des Tages auch legt und man ganz viel damit eben machen kann. Ja, aber zurück, Paulaner, das klingt jetzt erst mal nach München, aber jetzt hast du schon gesagt, international Consulting. Also wie lief das dann, haben die gesagt, wir hätten da ein paar interessante Stationen für dich, mach mal oder wie läuft das so?

Wolfgang: Ja, ich wollte immer ins Ausland, schon als kleiner Junge habe ich gesagt: „Ich gehe mal ins Ausland“ und habe auch viele Bücher gelesen, ganz klar. Ich bekam das Angebot, eine Gasthausbrauerei, 15 Hektoliter, in Shanghai zu eröffnen und habe das angenommen. Weil es natürlich für jemanden, der nie recht groß rauskam, schon eine große Herausforderung war. Aber es lief alles super und war eine große Eröffnung, 500 Sitzplätze mit Nürnberger Bratwürsten und Schweinshaxen und die Shanghainesen liebten das Bier. Und dann ging also so die Reise weiter mit Paulaner dann nach Peking, dann Singapur Brauhaus eröffnet, zwischendurch Manila und Bangkok, wo wir Brauhäuser hatten. Und dann habe ich meine Verlobte kennengelernt in Shanghai und wollte in Deutschland heiraten und dann war ich für 2 Jahre im Bräuhaus am Waldschlösschen in Dresden. War übrigens eine phänomenale Zeit war, wir beide lieben Dresden. Und von da bekam ich das Angebot, ein Brauhaus in Südafrika, in Kapstadt an der Waterfront zu eröffnen. Und da kam eigentlich so wirklich mein Traum in Erfüllung. Südafrika war immer etwas, was ich unbedingt sehen wollte und habe auch als Kind schon viele Bücher über Haie gelesen und als kleiner Junge habe ich immer gesagt: „Du, ich werde mal so ein Kapitän auf so einem Haifischboot in Durban.“ Und wie gesagt, am Ende bin ich hier geendet und jetzt seit 23 Jahren hier in Südafrika.

Markus: Schon mal unheimlich faszinierend, dass so zu hören. Und du bist ja nicht wirklich geendet, sondern du bist jetzt einfach da und das ist ja auch richtig gut, da kommen wir auch gleich dazu. Vielleicht trotzdem noch mal deine Reise so durch ganz Südostasien, ist stelle mir das schon so ein bisschen als Kulturschock vor, also gerade damals. Das heißt ja, das war dann Ende der 90er-, Anfang der 2000-Jahre, da war ich zum Beispiel auch mal in China und es war ja noch eine Zeit, wo da wirklich eigentlich niemand Englisch gesprochen hat, wo man im Restaurant im Grunde gemalt hat, was essen will, um den Leuten irgendwie verständlich zu machen, was man eigentlich möchte und ist wirklich eine völlig andere Welt. Also wie war das denn für dich, war das einfach, sich da einzugewöhnen und wie kommt man da mit Mitarbeitern, mit Kollegen zurecht, wenn die aus dem Land sind? Stelle ich mir wirklich als eine große Herausforderung vor.

Wolfgang: Natürlich war es erst mal ein Kulturschock. Aber wenn du dann in einem Umfeld arbeitest mit einem deutschen Metzger, mit einem Münchner Küchenchef, dann hast du die erste Zeit irgendwie erst mal überbrückt und vergisst irgendwo den Kulturschock, weil da haben wir dann hauptsächlich wirklich nur Deutsch geredet im Geschäft und nach und nach dann wieder Englisch. Inzwischen, würde ich sagen, dass mein Englisch wesentlich besser ist als mein Deutsch, also ich spreche immer so mit Grammatik eines Fünftklässlers, würde ich sagen. Und dann hat man sich irgendwo auch ans Chinesische, ich habe dann Mandarin ein bisschen gelernt, natürlich am Anfang phonetisch und erst mal aufgeschrieben, ni hao war dann einfach ni hau. Und so nach einem Jahr oder so ging das, du konntest überall hinkommen, du konntest dir dein Essen bestellen und vor allem dein Bier bestellen. Also es war nicht so dramatisch, wie viele das vielleicht annehmen. Und die Arbeitskräfte dort waren übrigens fantastisch. Ich hatte einen Assistent, einen Shanghainesen, der hat Bier auch geliebt, war einer wirklich der besten Assistenten, den ich jemals hatte. Also war eine tolle Zeit, da war nichts Negatives. Es war natürlich, die Bierkultur nach Shanghai zu bringen und nach China zu bringen und die Chinesen haben das Essen geliebt, die haben das Bier geliebt, man fühlte sich sehr wohl.

Markus: Ja, also ich meine, das muss ich auch sagen, das wirklich die Bereitschaft und die Offenheit gerade eben dann für Bier und für andere Speisen und in gewisser Weise auch für die andere Kultur da schon groß ist und die auch richtig Freude dran haben, dann das zu probieren und man auch mit viel Respekt behandelt wird. Also das fand ich auch immer sehr, sehr schön, muss ich sagen und hat mir auch viel Freude gemacht. Ich muss sagen, wir haben am Anfang, bevor wir dahin sind, auch so ein bisschen versucht, Chinesisch zu lernen, ich bin brachialst gescheitert. Also ich habe schon jetzt ganz, ganz großen Respekt vor dir, das ist großartig, sich in so eine Sprache dann offensichtlich so schnell einarbeiten zu können, faszinierend. Aber lass uns nach Südafrika kommen, sonst kommen wir da heute gar nicht mehr hin. Bist du dann auch über Paulaner nach Südafrika gekommen oder war das schon eine andere Company?

Wolfgang: Ja, das war ganz witzig, ich habe den CEO Stefan Berghuber kennengelernt im Brauhaus Waldschlösschen in Dresden, der kam mit einer südafrikanischen Delegation und die sprechen natürlich Englisch und Afrikaans. Und dann haben sie mich zurückgeholt in die Brauerei und ich habe nicht gewusst, dass die irgendwie affiliated sind mit Stefan Berghuber und habe denen natürlich eine Brauereiführung gegeben, habe mit denen etliche Biere getrunken, die dann noch zum Taxi gebracht. Und am nächsten Tag rief mich der Stefan Berghuber an, Gott hab ihn selig, du, danke, dass du gestern diese Führung für die Leute gemacht hast. Ich dachte zuerst, ich habe einen Silberlöffel geklaut und werde gekündigt oder so, weil du kennst ja den Stefan eigentlich nur von Zeitungen und Magazinen. Und der sagte: „Du hast gestern eine Führung für meine Leute hier aus Südafrika gegeben, die wollen jetzt eine Brauerei in Südafrika, du muss runter nach Südafrika“ und so kam das alles zustande. Also manchmal, du weißt, wie es ist, manchmal machst du eine Tür zu und eine andere öffnet sich.

Markus: Ja, das stimmt, das ist oft im Leben so, dass gerade aus solchen Situationen, dass man irgendjemand eben zufällig kennenlernt, aber eben in seinem Element auch ist und dadurch natürlich auch entsprechend begeistert und entsprechend indirekt Werbung für sich macht. Und das wird von den andern natürlich wahrgenommen und in dem Moment natürlich dann offensichtlich eine perfekte Konstellation. Okay, dann sagen die, komm nach Südafrika, mach eine Brauerei auf, stelle ich mir jetzt auch erst mal als eine harte Ansage vor. Das heißt, du setzt dich dann ins Flugzeug und machst da eine große Bestellliste, was du alles gerne hättest und dann kommt irgendwann das Schiff und lädt aus und du hast eine Brauerei oder wie stellt man sich das vor?

Wolfgang: Ja, doch, du hast es so fast komplett abgedeckt. Die Brauerei wurde dann entsprechend dem Gebäude angepasst und geschickt. Zu dem Zeitpunkt, ich glaube, das war Caspary-Anlage, war noch keine Kaspar Schulz, eine 15-Hektoliter-Anlage. Man hat sein Malz bestellt, man hat Rezepte von anderen Brauhäusern mitgenommen oder Rezepte, die man schon entwickelt hatte. Also normalerweise gab es immer Standard, ein schönes Helles, ein Hefeweizen und ein Dunkles, das waren die Standards in allen Brauhäusern. Und da ich einer der wenigen ersten Brauer war eigentlich in Südafrika, außer den großen South African Breweries, also zu dem Zeitpunkt gab es vielleicht eine Handvoll kleine andere Brauereien mit 5- bis 10-Hektoliter-Anlagen und ich war praktisch der Einäugige im Land der Blinden, weil niemand kannte wirklich Weißbier. Wir haben Weißbier eigentlich so richtig in den Markt einfließen lassen, weil die kannten nur ein Lager, Südafrika ist ein Lager- oder ein helles-Bier-consuming-Land. Und insofern konnte man dann ein bisschen mehr rumspielen und da fing ich dann auch an, andere Biere zu kreieren und mit in dieses Portfolio einzubauen.

Markus: Und dann warst du ja wahrscheinlich einer der Ersten, die im Grunde auch so jetzt, sage ich mal, den heute so gern genutzten Begriff Craft Beer da unten gelebt haben. Weil ich meine, du hast ja gerade schon erwähnt, SAB, South African Breweries, heute mehr oder weniger Teil einer der größten oder der größten Brauerei der Welt, also schon eine Hausnummer, wenn die da vor Ort ihren Markt haben, das finde ich schon erstaunlich, dass man dann kommen kann, so einfach eine Brauerei aufmacht. Wie war das denn überhaupt, ich meine, du kommst ins Land, du hast ja zu dem Zeitpunkt da wahrscheinlich noch gar nicht so viele Leute gekannt? Bist du dann zu den anderen Brauern erst mal hin, lernt man sich da kennen, ergibt sich da eine Community? Und vom Standort her, ihr ward ja jetzt, als ich euch besucht habe, ward ihr ja da mitten im Weinland, ward ihr damals auch schon da, war das eine bewusste Idee, also wenn du uns da so ein bisschen reinführst?

Wolfgang: Der Anfang hier in Südafrika war mit Paulaner und wir hatten dieses Brauerei-Restaurant, BAB-Konzept mit fast 500 Sitzplätzen, also wirklich deutschem Essen. Und wie gesagt, recht viele andere Brauer gab es nicht, ich war, wie gesagt, der Einäugige im Land der Blinden und ich kannte dann nach ein paar Jahren 3 andere Brauer. Da gab es auch dieses ganze Heimbrauenkonzept noch gar nicht, also deshalb habe ich wahrscheinlich den Titel Vater des Craft-Bieres in Südafrika. Nicht, weil ich der älteste Brauer bin, sondern weil ich einfach der Erste war, der andere Sachen mit einfließen hat lassen und Leute versucht hat, kulturell mehr über Bier zu lernen. Also wenn du es heute anschaust mit fast über 200 kleinen Brauereien, also viele Brauer gingen bei mir schon in die Lehre oder gingen irgendwann Mal durch meine Hände und bekamen advise, weil da sind wir dann wieder enger zusammen. Aber ganz am Anfang, du hattes eine deutsche Community, die hatten natürlich auf sowas nur gewartet, also Paulaner war ein Treffpunkt. Also der Generalkonsul sagte immer: „Also Paulaner ist unsere Außenstelle“, weil sich da alle Deutschen getroffen haben. Wir hatten da so etliche Stammtische, jeder kannte jeden und dadurch hattest du natürlich so ein Z-Faktor, würde ich einfach mal sagen.

Markus: Ja und das Bier und das Essen war ja dann wahrscheinlich auch einfach Aushängeschild und eben so ein bisschen auch Botschafter von der deutschen Kultur, indirekt sozusagen. Und das ist ja auch schon so überall in der Welt, dass viele Leute eben gerade mit Deutschland / und dann auch mit Bayern das Thema Bier einfach sehr viel in Verbindung bringen und da auch einen Respekt davor haben. Und wenn sie dann eben ein richtig gutes echtes Weißbier oder auch ein schönes Dunkles oder Helles bekommen, das ist dann für viele echt eine Offenbarung, weil das halt schon was ganz was anderes ist als die international Lagers, die man dann normalerweise so bekommt. Wobei, eben vor 23 Jahren, da war ja diese ganze Szene noch sehr in der Entwicklung. Das heißt also, du hast dann erst mal, sagen wir mal, die Experts gehabt, also die Deutschen sozusagen und so ein bisschen das drum rum, aber dann nach und nach auch viele Südafrikaner und die haben dann bei dir auch ein bisschen Brauen gelernt und dann haben sich so eben Leute auch mit dem Thema Bier weiterentwickelt und jetzt gibt es ja viele Brauereien in Südafrika. Wenn wir da vielleicht ein kleines bisschen vorspulen, also wie lange war dann diese Paulaner-Zeit und wann hast du dann gesagt, okay, jetzt mache ich dann noch mal diesen Schritt zu diesem eigenen Projekt, wo du jetzt bist?

Wolfgang: Ja, es war ein bisschen anders. Unglücklicherweise verstarb Stefan Berghuber und alle Investitionen in Südafrika wurden also verkauft, unter anderen Paulaner und ich musste also den Laden zumachen. Und komischerweise, einen Tag, nachdem ich wirklich die Türe abschloss, das letzte Bier aus dem Kanal laufen habe lassen, rief mich so ein Schwede an und sagte: „Also du kennst mich nicht, aber ich trinke dein Bier seit 10 Jahren. Willst du für mich eine Brauerei in den Winelands eröffnen?“ Und da sage ich: „Wo bist du?“ Ja, ich bin in Schweden. Sage ich: „Ja, ich bin in Kapstadt.“ Macht nichts, ich komme. Und der flog also am selben Tag noch runter, am nächsten Tag haben wir uns in Kapstadt getroffen. Und sein Name ist Henrik Dunge, er ist der Besitzer der drittgrößten Privatbrauerei in Schweden, der Südafrika liebt und also jedes Jahr mehrmals nach Südafrika kommt, und der hat mir ein Angebot gemacht. wo ich einfach nicht nein sagen konnte. Und war eigentlich ganz witzig, der flog mit seinem ganzen Team runter und dann haben wir da ein paar Bier getrunken und am Ende sagt er: „Und, was meinst du?“ Und dann sage ich: „Naja, zahlst du jetzt eigentlich auch das Bier, das wir getrunken haben?“ Und da sagt er: „Selbstverständlich“ und da haben wir die Hand geschüttelt und das war der Beginn von Cape Brewing Company oder CBC, er hatte also seinen Braumeister gefunden.

Markus: Und dann ging dieses Spiel wieder los, dass du eine Wunschliste gemacht hast und ein Schiff gekommen ist und eine Brauerei ausgeladen hat oder wie muss man sich das vorstellen?

Wolfgang: Ja, natürlich war ich da nicht alleine involviert, das ist immer eine Teamarbeit und unser Partner für die Brauerei war Kaspar Schulz. Also man muss sagen, Åbro ist eine der modernsten Brauereien in Europa und die machen also, wenn sie was machen, machen sie es richtig. Also es war eine 30-Hektoliter brandneue Brauhausanlage mit erst 12 Tanks und dann noch mal 12 und dann noch mal 6. Also es ist eine Brauerei, die auf circa 50.000 Hektoliter ausgelegt ist, also wirklich State of Art, eine ganz tolle Anlage.

Markus: Ja, wir sind ja auch gemeinsam durchgelaufen und das fand ich auch unglaublich beeindruckend, weil man das ja jetzt, muss ich jetzt ehrlich sagen, auch nicht auf den ersten Blick erwartet, dass man, wenn man eben in Südafrika irgendwo ins Weingebiet fährt und dann in so eine Finka-ähnliche Anlage kommt und dann geht die Tür auf und plötzlich steht man in einer topmodernen Brauerei in einer akribisch sauberen Brauerei mit 1.000en von Rohren und Sachen und so Zeug, also wie man das im Grunde von hier eben auch kennt, aber eben nur aus den wir sehr, sehr modernen und sehr, ja, mit Bedacht arbeitenden Brauereien. Und dann, was mir auch gleich aufgefallen ist, daran habe ich auch sofort den Kaspar Schulz erkannt, da war ja so ein Scho-Ko oder er hat so einen Scho-Ko, so einen Schonkocher. Das heißt, es geht auch viel um Effizienz und letzten Endes den Fußabdruck, den CO2-Fußabdruck, denke ich mal, so ein bisschen, also in jeder Hinsicht eine sehr moderne Brauanlage. Und das hat mich echt beeindruckt also und da gehört ja auch was dazu, bei einer Erstinvestition gleich so ein Ding dahin zustellen. Ja, aber du fandest es bestimmt cool, oder? Ist es so, als wenn man als Chauffeur eingestellt wird und kriegt gleich einen Rolls Royce als Fahrzeug?

Wolfgang: Ja, so ungefähr. Aber ich muss auch ehrlich zugeben, ohne Kaspar Schulz, ohne die Braumeister von Kaspar Schulz und meine Techniker, die ich mit vor Ort hatte, die ganzen Schweißer, die haben natürlich die Brauerei so ausgelegt, wie sie auch funktionieren soll. Also ich alleine hätte das auch nicht machen können. Es war wirklich ein Teamwork mit einem Partner, der hinter uns stand, der hat also nie irgendwelche Steine in den Weg gelegt, was wir brauen durften, wir durften alle Biere also selbst konzipieren. Das heißt, da fing dann eigentlich, und das war vor 12 Jahren, da fing dann wirklich so der Trend an zu Craft Beer. Ich habe das erste IPA in meiner 30-jährigen Braukarriere bei CBC gebraut und das war ein Imperial IPA. Und das haben wir dann gleich zu Meininger eingeschickt und haben sogar eine Platinum-Medaille gewonnen. Und da wurden wir dann ein bisschen frecher und haben gesagt: „Komm, jetzt, der Markt ist hungrig nach Pale brauen und Golden Ales und zwischendurch mal ein schönes Festbier oder so ein fränkisches Landbier“ und das kam gut an. Man darf nicht vergessen, dass kulturell Deutschland überall in der Welt, egal ob in China, Singapur, Manila, Bangkok oder Südafrika immer die Reputation hatte, das beste Bier zu brauen. So und viele vergessen das immer und vergessen irgendwo die Geschichte, wir haben wirklich eine Geschichte, die sich sehr viel um Bier dreht. Du weißt es selber, als Kinder, wenn du mal eine Grippe hattest, da hast du ein Glas warmes Bier bekommen, da gab es kein Antibiotika oder so. Bier hat immer eine wichtige Rolle bei uns gespielt, aber auch im Ausland. Und gerade mit den weißen Südafrikanern, man darf nicht vergessen, Hintergrund ist deutsch und holländisch, so Nationen von Biertrinkern.

Markus: Ja, das kann ich mir echt gut vorstellen, dass du dann für die praktisch so eine Pilgerstätte praktisch erfüllt hast, wo die dann eben hingehen konnten und endlich wieder ein vernünftiges vielfältiges Bier trinken konnten. Wie hat sich das denn dann so weiterentwickelt? Also da warst du ja trotzdem vor 12 Jahren dann wahrscheinlich eine der wenigen Brauereien in Südafrika, seitdem ist ja, zumindest bis zur Pandemie, einiges passiert, du hast ja selber gesagt, es haben dann viele so ein bisschen bei dir auch gelernt oder sich zumindest Rat geholt. Wenn du das so ein bisschen vielleicht Revue passieren lässt, wie hat sich denn so dieser Brauereimarkt so in Südafrika entwickelt in dieser Zeit von damals bis jetzt?

Wolfgang: Es war ein ungemeiner Boom, wir waren weit über 200 Kleinbrauereien, Brew-Pubs und der Trend war da, aber leider war da keine Dachorganisation, die ein bisschen über die Qualität geschaut hat. Jeder dachte dann, okay, Bier brauen, da werden wir schnell Millionäre, aber viele wussten halt nicht, dass eine Brauerei ganz sicher kein 100-Meter-Sprint ist und dann ein Marathonlauf und trockneten dann früher oder später aus. Was den ganzen Craft-Beer-Move-Mans natürlich in Südafrika dann einen Dolchstoß versetzt hat, war einfach Covid mit den ganzen Lockdowns. Und so langsam, wir alleine als Brauerei haben über 50 % unserer Gastronomie verloren. Wir hatten über 800 Gastronomien mit unserem Bier am Hahn und nach dem Lockdowns, muss man vielleicht erklären, wir durften wir 11 Monate kein Bier verkaufen in Südafrika. Ihr hattet ja zumindest in Deutschland noch Bier, hier war absolutes Alkoholverbot. Und ich war der Vorstand vom Brauerbund der Craft-Brauereien, der kleinen Brauereien in Südafrika, das heißt, ich konnte schon mal gleich gar kein Bier verkaufen. Die ganz Kleinen, glaube ich, haben schon immer mal so ein paar Kästen durchgeschmuggelt, aber alle haben da sehr damit zu schaffen gehabt und viele haben es einfach nicht geschafft. Also nach Covid waren wir gerade mal 100 Brauereien, die noch existieren, war natürlich fatal.

Markus: Und jetzt geht es wieder ein bisschen aufwärts, kann man das so sagen?

Wolfgang: Ja, ich würde sagen, es geht aufwärts. Man darf nicht vergessen, wir sind Kleinbrauereien, wir sind alle weit unter 5.000 Hektoliter. Und die Größeren wie wir, und da gibt es auch nur eine Handvoll, die vielleicht bei 150.000 Hektoliter sind, also so kleiner Mittelstand würde man sagen, wir kämpfen gegen die zweitgrößten Brauereien der Welt und mit einem Marketingbudget, von dem man nur träumen kann. Also für uns kleine Brauer ist es äußerst schwer zu überleben und es wird ein mühseliger Weg, irgendwann mal einen Return der Investition zu erarbeiten. Aber glücklicherweise, wenn dein Hauptinvestor eine eigene Brauerei seit 5 Generationen hat, der weiß, wie lange es auch dauert, bis man eben genau das erreicht. Aber wir sind gesund, sagen wir mal so. Und viele andere, die sich spezialisiert haben, was sehr gut läuft, sind einfach kleine Gasthausbrauereien mit Gastronomie, da hast du eine Überlebenschance, weil die großen Märkte nur einen gewissen Anteil von Bieren listen werden. Das heißt, die haben Anheuser-Busch, Black SAB Miller oder Heineken und dann natürlich auch Biere von uns. Ich könnte 20, 30 verschiedene Biere produzieren und hätte auch die Kapazität, aber ich kann sie nicht verkaufen.

Markus: Das ist natürlich ein krasser Kampf, den man da führen muss. Was ich auf jeden Fall sagen muss, ich habe ja dann noch viele andere Brauereien auch besucht, solange ich unten war und überall ist mir auf jeden Fall unheimlich aufgefallen, wie viel Leidenschaft die haben und wie viel Kreativität und wie viel Lebensfreude. Und das sind irgendwie so Punkte, wo man einfach merkt, also zumindest die, die ich besucht habe, wie dann wirklich also auf der einen Seite viel experimentiert wird, viele spannende kreative Ideen dann eben auch umgesetzt werden und man wirklich da immer mit einem eben positiven Gedanken darangeht und es auch Unterstützer gibt und so. Und ich glaube, da wirklich vieles von den Idealen, die man sich so früher immer gedacht hat, was so Craft Beer ausmacht, war ja viel Romantik auch mit dabei, ich habe den Eindruck, dass das vieles in Südafrika tatsächlich Realität ist, zumindest, wie gesagt, bei denen, die ich besucht habe. Würdest du denn überhaupt sagen, ist ein Unterschied vom Brauen oder von der Herangehensweise zwischen Südafrika und Deutschland?

Wolfgang: Wenn man unsere Brauergilde hier anschaut und die fängt natürlich bei den Heimbrauern an, wir haben also etliche Heimbrauerclubs, die wir größeren Brauer natürlich immer unterstützen,. Rohstoffe, ich habe das Glück, dass ich mein Malz direkt von Weyermann in Bamberg kriege, ich hole meinen Hopfen aus der Hallertau, aus Spalt und aus Tettnang. Wir haben hier lokale Produktionen von Malz über South African Breweries, das geht zurück zur Apartheit, weil natürlich Südafrika boykottiert wurde. Das heißt, sie mussten selber ihr Malz irgendwo versuchen zu produzieren und haben hier nur 80 Kilometer von Kapstadt eine große Malzfabrik und 400 Kilometer von Kapstadt ist das größte Hopfenanbaugebiet in Südafrika. Es ist einfach ein bisschen schwieriger, du musst mehr planen, du holst dein Malz immer über den Atlantik rein und deinen Hopfen auch, in Kühlcontainern. Das heißt, du musst entsprechend mehr Hopfen und Malz lagern, falls das mal nicht klappt mit den Containern, was relativ oft passiert. Der fährt dann einfach weiter nach Durban oder nach Port Elizabeth und lädt gar nicht hier in Kapstadt ab. Aber ist es schwieriger als irgendwo anders, brauen wir anders als deutsche Brauer und deutsche Heimbrauer und deutsche Craft-Brauer so oder Spezialitätenbierbrauer, in keinster Weise. Ich glaube, was du gesehen hast hier in Südafrika, ich glaube, da ist eine Passion für Bier, das ist nicht zu verleugnen. Und du weißt ganz genau, wenn du etwas machst, was du liebst, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du erfolgreich damit bist. Und ich bin sehr stolz auf die Biere, die in Südafrika produziert werden, wir können ohne Weiteres konkurrieren mit anderen Bierproduzenten in anderen Ländern, also die Qualität der Biere ist, würde ich sagen, doch sehr hoch.

Markus: Dem kann ich nur zu 100 Prozent zustimmen, also egal wo ich war. Also bei dir sowieso, das fand ich ganz toll, weil das war tatsächlich was Unerwartetes, dass man wirklich auch die klassischen deutschen Bierstile in so einer schönen reinen Form bekommt, das war richtig schön, auch das Weißbier richtig fruchtig, richtig vollmundig, so wie man sich das eben wünscht. Und in der Tat, ein gutes Weizen außerhalb von Deutschland, selbst außerhalb von Bayern zu bekommen, ist echt schwer und dementsprechend, also das ha mir schon höchsten Respekt abgenötigt. Aber auch die anderen, wo ich war, ganz, ganz tolle IPAs, Pale Ales, auch viele eben so Biere mit heimischen Kräutern, mit heimischen Früchten, aber natürlich mit importierten Hopfen eben nach dem amerikanischen Stil oder so, also ganz, ganz viele tolle eindrucksvolle, sehr ausdrucksstarke Biere, also können absolut mithalten, gar keine Frage. Du hast ja gerade die beiden großen Brauereien erwähnt, also die Dickschiffe sozusagen, Heineken, AB InBev beziehungsweise SAB, wie beeinflussen die das denn? Also unterstützen die euch eher oder ist das eher eine harte Konkurrenz, also wie geht man da so miteinander um?

Wolfgang: Ja, man muss sagen, dass SABMiller nach der Übernahme von South African Breweries doch uns schon hilft. Wir reden hier nicht über den Handel, aber wir bekommen unser Malz von ihnen wesentlich günstiger wie ihn zu importieren, wir bekommen Hopfen von ihnen. Unter uns Brauern, man vergisst das immer, das ist egal, ob das ein großer Brauer ist oder ein kleiner, die kommen genauso zu mir und trinken mein Weißbier und ich besuche die. Wir haben Personalaustausch, das heißt, die besuchen uns zu Brauereiführungen, wir besuchen sie für Brauereiführungen. Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird, aber am Ende ist es doch schon schwer in so einem Land, diesen Preiskampf zu führen gegen die Großen. Da besteht dann wiederum keine Hilfe, da werden also wirklich keine Gefangenen gemacht, auf allen Seiten, also ist schon ein fairer Kampf. Du darfst auch nicht vergessen, dass du hier doch einen hohen Monopolismus hast, wenn es zum Beispiel um Flaschen geht. Unsere Flasche, die wir kaufen von dem einzigen Glaslieferanten in Südafrika, da zahlen wir mit Sicherheit 1,50 Rand oder 2,00 Rand pro Flasche mehr wie die großen. Und die Großen würden das jetzt nicht durchboxen, dass wir den gleichen Preis zahlen, weil dann könnten wir natürlich besser mit ihnen konkurrieren. Aber wir haben unsere eigenen Mittel und Wege gefunden als kleine Brauer, wir helfen zusammen, wir unterstützen uns, wir kämpfen wir nicht zu sehr gegeneinander. Natürlich, wenn es um Gastronomien geht, da wird schon gekämpft, aber am Ende sind wir uns einig, wir haben ein Ziel, wir wollen unseren Markt erweitern, wir wollen unser Volumen erweitern. Und das ist eindeutig, wenn du dir Deutschland im Vergleich zu Südafrika anschaust, 99,5 % des südafrikanischen Biermarktes ist AB InBev und Heineken. Alle Kleinbrauereien, alle Kleinstbrauereien produzieren weniger wie 0,5 % des Marktes und das ist in Deutschland ein bisschen anders.

Markus: Das stimmt allerdings. Wobei man natürlich sagen muss, was jetzt diese, sage ich jetzt mal, landläufig als Craft bezeichneten Brauereien angeht, das ist in Deutschland auch unterhalb von 1 %, aber wir haben halt insgesamt mehr traditionelle Brauereien, mehr Familienbrauereien. Unter den 10 Top Brauereien sind, glaube ich, 9 immer noch in Familienhand, auch wenn sie große Konzerne mittlerweile sind, das ist schon natürlich ein großer Unterschied. Du hast ja vorhin auch erwähnt, es gibt ja in Südafrika noch diese zweite Polarisierung, dass man sagt, man hat einerseits, sage ich mal, die Bevölkerung eher weiß, die eben von den Holländern abstammt und dann hat man die schwarze Bevölkerung sozusagen, wo ja früher die Apartheit auch war mit ganz krassen Gesetzgebungen und vollkommener Trennung. Wie ist das denn beim Biermarkt und auch bei deiner Kundschaft und bei deinen Restaurants und so, also wie hat sich das denn verändert jetzt seit dem Ende der Apartheit und gibt es da Unterschiede in den Vorlieben zum Beispiel zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen?

Wolfgang: Ich würde sagen, dass eine wachsende Tendenz ist, wir nennen die schwarze Bevölkerung den Hauptmarkt oder den Main-Markt, weil sie einfach prozentual weit über der weißen Bevölkerung liegen. Es war vor vielen Jahren eindeutig nur eine Lager- oder eine Helles-trinkende Bevölkerungsgruppe und das hats ich doch jetzt tendenziell schon geändert und mehr Leute probieren neue Sachen aus, neue Biersorten. Weißbier hat sich etabliert, ohne Frage, Pale Ale hat sich etabliert, aber es wird noch einige Jahre dauern, glaube ich, bis auch wir diese Volumen erreichen, wo Leute sagen, nee, es schmeckt mir, ist mal was anderes. Es ist wirklich ein eindeutig heller Biersortenmarkt.

Markus: Und was jetzt aber die Schwarzen und die Weißen sozusagen angeht, wenn ich jetzt mal so polarisierend das sage, ich weiß gar nicht, ob das politisch korrekt ist, aber gibt es da Unterschiede zwischen den Biervorlieben und der Herangehensweise an das Thema Bier?

Wolfgang: Ja, die Vorlieben liegen eindeutig mit einem Hintergrund, wenn ich kein Bier in Towns jetzt verkaufen kann, das sind also diese Wohngebiete, wo ein Großteil der schwarzen Bevölkerung lebt, da wird ausschließlich South African-Breweries-Bier vertrieben. Also ich könnte da nicht mal reingehen und mein Bier vertreiben, also keine Chance, dass ich da irgendwo wieder rauskommen würde. Die sind schon sehr dominant gerade in diesem Markt und für uns ist es schwer, in diesen Markt einzudringen, wir haben da kaum eine Chance.

Markus: Ja, das ist ja doch interessant, also dass das Bier ja durchaus da auch kulturell eine Rolle spielt. Wenn wir noch mal zu dir zurückschauen, du hast ja gesagt, du hast als Kind schon von Afrika geträumt, hast Durban im Kopf gehabt, nun bist du da gelandet, ja, haben sich die Träume, die Wünsche, deine Vorstellungen erfüllt? Was liebst du an Südafrika, bist du jetzt ein begeisterter Südafrikaner, wie kann man sich das vorstellen?

Wolfgang: Ja, Markus, ich würde sagen, ich habe schon eine neue Heimat gefunden, so sehr ich Freunde, Familie in Deutschland vermisse. Aber wenn du dir Südafrika anschaust, man liest nur immer die Schlagzeilen über die Kriminalität und die Todesraten durch Mord und so weiter, das ist nicht so. Ich würde sagen, 99,9 % der Südafrikaner sind gottesgläubige fantastische Menschen, es macht so viel Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten, es sind alle so dankbar und ich genieße das Umfeld. Du hast auch irgendwo mehr Freiheit, du hast nicht diese Bürokratie. Und wenn du nicht kontinuierlich kontrolliert wirst und in irgendwelche Richtungen geschubst wirst, die du vielleicht gar nicht magst, ist man einfach genügsamer und glücklicher. Ich finde, ich habe das Glück hier gefunden, unabhängig von der wunderschönen Natur, der Wildnis und den Platz, den du hier hast. Also wenn wir hier abends zum Essen fahren und fahren anderthalb Stunden, dann ist das wie eine kleine Spazierfahrt, weil einfach das Land so riesig ist. Ja, ich kann sagen, Südafrika ist meine Heimat.

Markus: Das ist ja ein schönes Fazit, was du dann praktisch so ein bisschen ziehen kannst, gerade, wenn man eben sagt, dass du als Kind schon davon geträumt hast, da irgendwann mal hinzukommen. Und ich glaube auch wirklich, das ist ein Punkt, der auch vielen nicht bewusst ist, weil halt bei uns in klassischen Landkartendarstellungen Afrika immer so ein bisschen geschrumpft wird wegen der Art und Weise, wie das eben in 2D dargestellt wird. Aber das Südafrika eben auch so ein so viel größeres Land zum Beispiel ist als Deutschland, wo man halt einfach wirklich gigantische Entfernungen hat und unheimliche Natur, und das durfte ich ja auch erleben, mit faszinierender Tierwelt einfach und einer großen Vielfalt und eben sehr lieben, offenen und herzlichen Menschen. Also ich muss auch sagen, mich hat das sehr begeistert, ich habe mich da sehr wohlgefühlt, sehr aufgenommen gefühlt auch, mit sehr viel auch wieder Respekt und Offenheit und Interesse und auch wirklich einem Vorschuss an Herzlichkeit einfach, egal wo man hingekommen ist und habe mich da, wie gesagt, auch echt wohlgefühlt, also kann ich allen nur empfehlen. Weil es ist ja wirklich aus Deutschland relativ einfach, sage ich jetzt mal, also abgesehen davon, dass es halt 12 Stunden dauert, aber wenn man dann mal da ist, weil man keine Zeitverschiebung hat und man wirklich da eine ganz andere Welt erleben kann und auch sogar, wenn man aus Kapstadt raus ist, auch noch mal natürlich die Natur und so weiter genießen kann. Jetzt hast du ja schon gesagt, von unserer Seite wird ja immer über die Kriminalität gesprochen und über, was es da eben auch so alles an negativen Aspekten gibt, habe ich jetzt vor Ort auch nicht so erlebt, muss ich sagen. Also man weiß natürlich, wo man vielleicht ein bisschen vorsichtig und wo nicht, aber grundsätzlich habe ich mich nie unsicher gefühlt. Wie siehst du denn jetzt so, wenn man mal an die Zukunft denkt, also einerseits, was den Biermarkt angeht, aber vielleicht auch, was dich persönlich oder auch CBC angeht oder die Gesellschaft, also wie siehst du so die Perspektive, wie entwickelt sich das Land gerade und wo siehst du dich da?

Wolfgang: Also ich werde ganz sicher Südafrika nicht verlassen und die Aussichten sind eigentlich positiver von Jahr zu Jahr. Du darfst nicht vergessen, wir hatten Wahlen, wir haben eine Partei, die Demokratische Allianz, das ist also, würde ich sagen mal, eine weiße Partei und dann hast du den African National Congress, den ANC, das ist also die größte schwarze Partei, die haben ihre Mehrheit verloren und sind zusammen jetzt mit der weißen Partei in eine Koalition gegangen, was äußerst positiv auch wirtschaftlich und für Investoren angesehen wird. Klar ist Afrika relativ korrupt, aber da, welches Übel willst du? Du hast Politiker, die sich immense Diäten zahlen, die müssen natürlich nichts von dir stehlen, weil sie so hohe Gehälter haben, aber dafür kontrollieren sie dich bis ins letzte Detail. Und hier hast du vielleicht jemanden, der nicht so viel verdient und dann vielleicht ab und an mal seine Hand in diesen Cookie-Topf reinsteckt, aber er versucht nicht, dich komplett zu kontrollieren und dein Gehirn zu vereinnahmen und dich absolut unter Kontrolle zu halten.

Markus: Ja, vielleicht noch eine Frage an der Stelle, wir reden ja oft von Afrika und jetzt eben konkret von Südafrika, aber, ich glaube, viele, viele Deutsche, vielen ist das gar nicht bewusst, wie vielfältig dieser Kontinent auch einfach ist, also wie viele verschiedene Länder, wie viele verschiedene Kulturen es da gibt. Vielleicht das noch so abschließend, hast du von Südafrika aus schon andere Länder in Afrika bereist, besucht, gibt es da vielleicht auch Geschäftsbeziehungen, wie ist das so?

Wolfgang: Ja, wir haben Geschäftsbeziehungen schon ins umliegende Afrika. Leider habe ich es in den letzten 12 Jahren nicht geschafft, aus dieser Brauerei wirklich rauszukommen und die Urlaube, die kannst du hier in Südafrika genauso gut verbringen, wir haben so viel Vielfalt, so viele Sachen zu sehen. Du weißt selber, wie du in diesen Winelands warst bei uns und ein paar Stellen bloß dir anguckst, du kannst da ohne Weiteres 3 Wochen verbringen und siehst jeden Tag wieder was neues Tolles. Werde ich irgendwann mal hier ein bisschen auf die Reise gehen, werde ich Botswana besuchen, ja, ganz sicher, aber momentan ist es nach wie vor die Arbeit, die mir am meisten Spaß macht.

Markus: Ja, dann kommen wir langsam zum Schluss, wie gesagt, das ist ja unsere Weihnachtsfolge, das heißt, also wenn es ausgestrahlt wird, dann ist bei dir und bei uns Weihnachten, aber bei dir eben vor allem Sommer. Vielleicht, wenn du uns da noch mal mitnimmst, wie verbringst du die Weihnachtstage?

Wolfgang: Ja, wir feiern genauso Weihnachten wie ihr Zuhause, nur haben wir höchst wahrscheinlich 38 Grad im Schatten. Aber gibt es bei uns eine Weihnachtsgans? Absolut. Und backen wir unsere Weihnachtsplätzchen? Ja, absolut. Brauen wir auf der kleinen Anlage ein Weihnachtsfestbier? Absolut, vielleicht nicht auf der großen, aber auf der kleinen auf alle Fälle. Wir sind nach wie vor verbunden, du kannst deine Herkunft und deine Kultur niemals vergessen, ich werde immer ein Oberfranke sein, egal wie lange ich in Südafrika lebe. Und wir leben hier natürlich auch multikulti, meine Frau, seit über 20 Jahren, ist Chinesin. Das heißt, wir sind hier absolut offen und d für sie ist Weihnachten immer etwas ganz Besonderes. Und da wir momentan sogar Schnee auf unseren Berggipfeln haben hier im Umfeld, wir sind heute gefahren und haben da oben Schnee gesehen, das ist schon verrückt, du bist mitten in Afrika oder am Gipfel von Afrika und hast trotzdem schneebedeckte Berggipfel. Also in diesem Sinne, da das ja eine Weihnachtsedition ist, dann wünsche ich allen eine frohe Weihnacht, während ihr vielleicht ein bisschen friert und wir hier schwitzen.

Markus: Genau, das wünsche ich dir natürlich auch oder wünschen wir dir alle natürlich von Herzen, also genieße die Weihnachtstage und genieße dann eben die schöne Wärme, aber vielleicht eben zwischendurch auch mal ein Plätzchen und denke ein bisschen an die Heimat, die Heimat denkt auf jeden Fall an dich. Und ich freue mich, wenn wir uns dann hoffentlich vielleicht schon nächstes Jahr wiedersehen, wenn ich wieder runterkomme. Und auf jeden Fall Danke für dein Engagement und Danke für deine tollen Biere und Danke für deine Zeit, die du hier mit uns verbracht hast.

Wolfgang: Vielen Dank, Markus und liebe Grüße an alle Mithörer und frohe Weihnacht.

BierTalk English 35 – Talk with Dr. Juan Ignacio Eizaguirre, „yeast hunter“ from TU Munich Research Center Weihenstephan

Today, we’re thrilled to introduce you to a man with what might be one of the most intriguing jobs in the brewing industry – yeast hunter Juan Ignacio Eizaguirre. Born in Buenos Aires, Argentina, with roots in the Basque Country, Juan has traveled the world in search of wild yeast, uncovering the secrets of fermentation. From the forests of Patagonia to ancient beer caves in Germany, he has dedicated his career to exploring the biological foundations of beer and pushing the boundaries of brewing science. Currently based in Bavaria at the world-renowned Weihenstephan, Juan is part scientist, part adventurer, and a true pioneer in discovering how yeast shapes the beers we love.

In this episode, Juan takes us on a journey through his work and passion – mapping yeast diversity, uncovering the mysteries of ancient strains like Saccharomyces eubayanus, and transforming his findings into innovations for brewers worldwide. He also shares his experiences in Argentina’s thriving craft beer scene, his adventures in South America, and what it’s really like to hunt for yeast in some of the most remote and historic locations on the planet. So grab your favorite beer and join us as we delve into the incredible stories, science, and spirit of the yeast hunter, Juan Ignacio Eizaguirre…

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Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast, BierTalk. Today we have maybe the guy with the most interesting job in the world on the phone here. We’ll be talking to Juan Ignacio Eizaguirre. I hope I pronounced it right. He will correct me if I didn’t. It’s not an easy name. It’s a Basque name. But he’s also connected to Argentina, and also he’s in Germany, and he was in America and in Asia and in many caves and lost places around the world. So he is a yeast hunter. So, Juan, it’s great that you are here. Maybe you say some words about yourself, and then we start into the talk.

Juan Ignacio Eizaguirre: Okay, perfect. The last name was perfect, yes, so thanks, Markus for the invitation. It’s really glad to be here with you, talking about beer. This is most important stuff. I am from Argentina. As maybe, you know, in Argentina we have a mixture of different cultures. In my case, my last name came from the Basque Country. That’s why it’s like a Basque name. I was born in Buenos Aires. Then I studied biotechnology here in La Plata, and then I moved to the south to Patagonia. In Patagonia, I did my PhD on brewing yeast, mainly working with Saccharomyces eubayanus. Then we can talk more about that. And then, after the few years on PhD and working with that as yeast hunter, at some point, then I moved here, and I worked in Weihenstephan with Matthias Hutzler and Martin Zarnkow, looking for yeast but now in other environments.

Markus Raupach: Yes, what a fantastic story. So we already had a podcast with Martin and Matthias in the German version of the BierTalk. So I’m very happy that we now do the English one and also tell our English-speaking audience about your fantastic job. Maybe first of all, do you have a favourite beer or other words, what beer would you drink maybe tonight?

Juan Ignacio Eizaguirre: Ah, well, that’s an interesting thing. If you’d asked me a few years ago, I would say like, maybe an American Pale Ale, some Pale Ale, something like that. I can drink a lot. But here now I’m living in Freising in Bavaria, I for sure I will drink Weiss beer tonight.

Markus Raupach: Yes, of course. At the end, they all come back to the Bavarian classics. To be honest, Argentina has a great beer community and a great craft beer scene. And I have a lot of friends there, which I normally meet when I do beer judging around the world. And I’ve had great beers from there. So when you were still in Argentina, did you have some contacts to the craft beer world there?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, sure. So I set in as a home brewer in 2011 and most of the friends that I met in that time, they are brewers now in Argentina, in really big breweries there now. So always, I always had contact with them. And in my former lab in Bariloche, we work really close together with the brewers, with the breweries, not only in Patagonia but also in the rest of Argentina. And I’m also a beer judge. So I used to do the same in Argentina.

Markus Raupach: Just having some beers and talk about them.

Juan Ignacio Eizaguirre: And visit different places in Argentina, South America, and have nice relations with brewers all around South America and drinking beer for sure.

Markus Raupach: Yes, yes, I was in Chile several times for judging there, and I would definitely come back this year for new competitions, the Copa Araucania.

Juan Ignacio Eizaguirre:  Ah, great.

Markus Raupach: I’m looking forward to that.

Juan Ignacio Eizaguirre: So have you ever been in the in the South of Chile, or always in Santiago?

Markus Raupach: No, I only have been to Santiago and to Valparaíso and Vina del Mar and this, but not south so I’m very much looking forward to that.

Juan Ignacio Eizaguirre: Perfect. So if you have time, you cross the Cervecera and also visit some brewers in Bariloche.

Markus Raupach: Okay, I will come back to them, definitely. Yes, it’s a fantastic beer and also South America is a great continent to visit, and there’s so many breweries and such. A big emotional beer world with a lot of different beers, and very great also local fruits, local herbs, local spices, local wood and local yeast, maybe also. So there’s a lot of things going around, but maybe in general, was beer always something like a dream when you grew up as a boy, or was it occasionally that you came to that?

Juan Ignacio Eizaguirre: So you know that? Yes, I’m from Argentina, and Argentina is more a wine country. And when I started at the university, all my friends, my colleague there, always laughing on me, because I always said to the professor there when they ask, why are you studying biotech? And all of my friends that wanted to get a cure for cancer or HIV or whatever, so do something with health, and I always got the same answer, like, no, I wanted to know how to produce wine, but in a scientific way. And the bad thing with the wine is that you can only ferment it once a year because you need the harvest of the grape. And at some point, I have this, one of the courses that I did there, the professor said, okay, we are going to make one of the oldest biotechnologies products in the world, beer. So he teach us at the university how to brew beer. And since that moment, I like get in love of that. So I moved from the wine to the beer, and then, yes, I started to make beer in my home, then with my friends and then at some point, I moved to this, to Patagonia, to do this PhD on the brewing science. And then I get more into the breweries. When I finish, I started to make a consulting in Argentina, also in the US. And, yeah, I always, since 14 years now, I’ve been related to beer.

Markus Raupach: Yes, remember when I first heard the word Patagonia in connection with beer I think that was like 2014-ish, something like that, and there was this huge rumour that finally someone solved the mystery about the modern lager yeast. And then there was a lot of articles and things going around. I think nowadays we know it’s a bit different. But have you been there at this time? Were you involved in this yeast hunt there?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes. So the discovery, it was made by Diego Lipkin. Diego Lipkin was my advisor at the PhD. So when I finished my degree on biotech, my grandfather at the time, he gave me a newspaper with a note that said, in Bariloche in Patagonia, researchers found the origin of lager beer. And I said, okay, cool. So I check of the name of this guy, and I called him, and I said, I’m finished my studies. I wanted to do a PhD. Can I do it with you? And hopefully, Diego was looking for a person to make a PhD there to understand more of this species, because, at that point, it was a new species. He discovered that and published that in 2011 and I started with the PhD in 2013. So what we do is, was mapping the whole Patagonia from Tierra del Fuego, which is the I don’t know the closest place to Antarctica, to the north of Patagonia, and we isolate around 200 strains of eubayanus, and then we map how was the diversity there, and how is this different population of eubayanus that we found if they were able to produce beer, good beers, or not. So my main thesis was on looking in this genomic new strains and how they can work on the brewing science, and also preparing like hybrids and evolved strains for the industry. So always related with this eubayanus and brewing view.

Markus Raupach: Oh that’s really interesting. And I think one of the big companies, I think Heineken or Carlsberg, they did, then later a beer with that.

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, it was in 2015/16, maybe. I think 15, they seeing the stuff, and then they brew the beer in 16. They call H41 because it is the latitude when it were, is Bariloche, when we found the first eubayanus. And they call this limited beers, wide lager project. And after we found it in Patagonia, in 2011 then in 2014 the same yeast was found in Tibet, China, in North Carolina, US and then appear also in New Zealand, and a few years ago it appear here in Europe, in Ireland. At that point, they brew only beer with the North Carolina one, the Tibetan one, and our Patagonian one.

Markus Raupach: So this yeast must have spread from around the whole world. But the question is, from where? So did you find out the origin?

Juan Ignacio Eizaguirre: Most of the Saccharomyces are found in China. So the main, or the main topic that all the researchers, the yeast researchers, discussing about ecology of Saccharomyces genus is okay, this genus born in China, because we can find all the species there or most of them there. But then, we don’t know when at some point eubayanus travelled from China to Patagonia and it’s really well established there. This year, hopefully in December, we are going to send an article. We are working with some Chilean researchers. They are mapping, they are doing like the same with it in our side of the Cordillera de los Andes in Argentina, they are doing the same. Francisco is a researcher, and they’re doing the same with the Chilean side. And now we’re working together to publish the whole history about eubayanus and it’s really crazy. So what we think is that after at some point this yeast travelled to Patagonia, and they established really well in Patagonia. And then again travel and go to at some point here to Europe to hybridize with the cerevisiae. But we don’t know when or where is the exact point of that, and we are still looking. So last month, we were in the Basque Country with Matthias and Martin and also researcher from Spain, David Perez. He is also another colleague of us. He worked mainly in the Saccharomyces genus, looking for Saccharomyces there in Basque country as well. So we are still looking for this missing part of the story.

Markus Raupach: Yes, that’s like a crime novel. So it’s really very interesting. I think, please correct me if I’m wrong. But as far as I know, I think what we definitely know is there must have been this hybridization around 1600,1610, in the Munich area, where this old or former lager yeast strain came together with the modern ale yeast, which was then coming from the Hanse countries, and then it formed our modern lager yeast. But the question is that this old part, the father let’s say like this, there is still the question where the origin, is that right?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, that’s right. That’s the hypothesis that we are working on. Matthias and Martin published this hypothesis two years ago or one year ago, I think it was two. But it is really clear that here you have a lot of history that is well-dated, so you can read the books on when the lager brewing started to be a thing. But with the origin of the strain in particular, it’s not really easy to find a spot, because we need to, I don’t know, to discover the time travel to do that.

Markus Raupach: It’s absolutely fascinating. And I think now we come to the point which where we starting 15 minutes ago, maybe the people are already thinking, when do they start to talk about this? So just to let them know, what is a yeast hunter? Is it like Indiana Jones going into caves and having a gun and maybe a hat and doing some secret things and to see a rich guy in the end, or what? How does that work? So maybe you bring us a little bit with you that we can imagine this.

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, yes sure. So at the beginnings, when I start, I start in Patagonia. Patagonia is, I hope that all of you can travel there at some point, if you like because it’s really an amazing landscape, an amazing place. What I mainly do is go into the forest looking for some organic things. I don’t know. Could be fruits, could be insects, could be bark of some tree in particular, soil samples or whatever in the nature. And I always do the same in Argentina, we do a lot of research, and we could identify in which trees you can find mostly this eubayanus. So now it’s easy at the last year there, sampling there, I could take ten samples and find eubayanus in eight of them. So it’s really successful, the method that we use there in the nature. Now that I’m here, and you have a lot of history and a lot of historical places, it’s changing completely for me, because I used to go to again, to the nature and walk really far away from the trails, from the road wherever trying to be really isolate. Because the story that I wanted to take from the nature is something really old. Not an entropic place where humans are eating or drinking, maybe drinking a beer or craft beer, and then they had the yeast there. But here with Matthias and Martin, I’m learning a lot of the historical places where people sitting around to drink beer. So we are not only looking on natural places, we are also looking for entropic places. We were in Schwabach taking samples from, I don’t know, 500-year-old caves, lager places, and it was crazy for me because I’ve never been in those places. Now I’m doing like a working and also, I don’t know, learning about history of beer here. So it’s perfect.

Markus Raupach: Yes, this is totally fascinating. I also have been to Schwabach, and was going with Martin to these old caves. And I don’t know if he brought you to the same place, but one of them, it was like an underneath cathedral. It was huge, very huge place where they were storing the beer and but also smaller ones. And it’s really beneath the whole city, just in the underground and totally forgotten. But it was a great beer city, a city with a lot of history about brewing, and that is really interesting to find this. But in general, if you collect these biological things, do you have to wear special suits or to have special instruments? Or do you have, like, secret boxes? Or how does that look like?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, so the first thing for me is like understand, what are you looking for? So if you are in the nature, you need to go really in an isolated place where nowhere is or nobody could reach. If you’re looking for an entropic place because you wanted to tell some entropic and historical story about beer or beer brewing, you need to go to these places where they were working on and with which material. And then when you select the place, you need to get some tools, for sure, but it’s not so complicated. You don’t need to use special suits or the Indiana Jones, I don’t know, skirt or whatever. Yes, yes, yes, nothing. But what you need is some sterile container. So that’s the main thing. So you need a necessary container. Could be in a sterile bag, or in a sterile pot or flask, or wherever you have in a sterile that you can find a sterile that is okay. We used to work with storage bags. They are really cheap, so you can buy it, and it’s easy to handle them. Then you need some forceps, scissors, maybe some knife to take the sample. Again, depending on the sample that you are collecting, the tool you are going to use, but in most of the cases, you are going to disinfect, clean the tools really well before the trip. And then in between each sample, you need to disinfect with ethanol and maybe flame it with the burner and that’s it. And then you took the sample, you put it in your bag, a sterile bag, and then we came to the lab. And in the lab, we trying to isolate or cultivate those yeast. You know that yeast, or microbes in general, you cannot see them, right? So we see some yeast when they are like, I don’t know, maybe one million of cells. And then when you have one million, and maybe half a million, you can say, okay, there are yeast there, there’s bacteria there. But if not, it’s impossible. So what we take, it’s just a sample of some organic compounds where maybe the yeast could grow. And then we take this to the lab and incubate it in, depends on what you are looking for. In our case, we need yeast for brewing, so we use just wort, hop wort, and that’s it. That’s the main media we use. If there is something that can grow there, then for sure, it can grow in a beer and then can ferment the beers. So we take the samples, we incubate in this media, and then wait to identify them.

Markus Raupach: That sounds very interesting. So you have all your boxes, and then there starts something. And when do you know that okay, we found something that makes beer? Is it necessary that it looks like beer, or does it have to have foam? Or when do you say, okay, this is interesting? Or do you have to look for everything in the microscope?

Juan Ignacio Eizaguirre: So the first thing is, you need to be patient, right? Because you are incubating some piece of bark that maybe has, I don’t know, 10 cells of some yeast. And then you need to wait until you have one million to see. So you need to be patient with this in this field. And maybe it’s about, maybe, I don’t know, one week to 10 days, you need to incubate the samples, and then you see two different things. But it’s the same as when you brew like a wild or an open, fermented beer. It’s just you need to see some turbidity and some bubbles. If there are turbidity and bubbles for sure, you have something growing on there. And then there are a few rules to identify, okay, this is yeast, so this is bacteria, just looking in the tube, because you know that the cells of the yeast are 10 times bigger, maybe more than the bacteria, so at the end, they can sediment in the tube where you are growing or incubating this sample. So you can see like a creamy slurry of some yeast at the bottom of the flask. And then it’s just starting the old microbiology techniques to isolate in Petri dishes, several media until to get like an isolated colony and then you can identify with molecular methods. In my former lab, we use a PCR method. We need to isolate, extract the DNA, and then make a PCR. A lot of molecular, biological, molecular terms, don’t worry about it. But it takes long. It takes like one week to identify a yeast. And now, okay, this is Saccharomyces eubayanus or whatever. In this case, but yes, I’m sorry, in this facility, the thing is in one day, because we have a machine here. It’s called malitov and it’s working in like, maybe it’s one minute, maybe it’s less. But in one minute, if you have a colony of a yeast, you can say, Okay, this is Saccharomyces blah, blah, blah or torulaspora blah, blah, blah, and it’s perfect. So I’m working with tons of samples right now. I get results really fast.

Markus Raupach: Fascinating. I think during the or after the pandemic, we all know how PCR works. So some learning curves, but so in general, what I’m curious about is I wouldn’t expect that you find like, pure strains. So normally, if you have like a piece of bark or like a dead bug or something like that, isn’t there a lot of things going on, like bacteria and yeast and whatever things? So how do you isolate that?

Juan Ignacio Eizaguirre: So, yes. So mainly you have, it depends on the sample. You could have the three of them, like bacteria, fungi and also yeast. And we used to put some ethanol in the media and if you are growing something in five per cent of ethanol, maybe you avoid most of the bacteria. You can also add some antibiotics to the wort. And then with antibiotics in the wort you avoid completely the bacteria. So depends on the media we are preparing for those yeast hunting. Now we are using three different because we are looking for three different types for groups of yeast. So depends on the media, we use different approach or ethanol or antibiotics to avoid bacteria. Then to avoid the fungi, yes, the critical point is the oxygen. So we need to cultivate it in anaerobiosis or without oxygen. If you cultivate it without oxygen, you avoid most of the fungi, of the filamentous fungi. So then you can also only isolate yeast.

Markus Raupach: Wow, there’s really a lot of knowledge behind and it really sounds fascinating. And afterwards, when you have your samples where you have success. So where something is like fermenting, what is the next step to find out if that is interesting for the beer world, or interesting in scientific ways?

Juan Ignacio Eizaguirre: Well, then is starting the funniest part, I think, or at least the most enjoyable one. Because then you need to brew beer, and that’s amazing. It’s just starting to try, for sure, when you have a name, you know, at least an approach, or the average of capacities of these species. You know, if it is Saccharomyces, maybe it could ferment fast, or should ferment fast, But I don’t know. Maybe you get some torulaspora that produce a lot of esters and it’s also interesting. So then you need to try, we do a lot of trials in a small scale to check maybe the abilities of fermenting the wort. Like if they can consume all the sugars in the wort, or you know that mainly the wort is made by glucose, maltose, maltotriose and then dextrins. Now, with all these non-alcoholic beers around, the yeast companies are looking for yeast could only consume glucose. So they are maltose negatives, because with those kind of yeast you can produce a really small amount of alcohol, and then you can call non-alcohol beer to your product. So this could be one thing. So you check if they can consume the maltose or not. And if they cannot consume maltose, okay, you take it apart, and they said, okay, this could be good for non-alcoholic beverage. And then you continue with the other ones. The ones who can consume maltose. They also consume maltotriose. If they consume maltotriose, they are really now it’s like a diamond to find something like that in nature. It’s not really a thing, because it’s most of the domestication process. The consume of maltose, maltotriose, sorry, in the Saccharomyces genus. So if you find one like the one that they found here a few years ago, who could consume this maltotriose, it’s really important. And then, for me, most important that the sugars is the aromatic profile. Because at the end, you need to drink a beer, right? And you need to enjoy and it should taste good and smell good. If not, no. Nobody wants to drink that. So, yeah, it’s both ways. You need to work on the specifics, sugar consumption, pH level, rate of fermentation, but then also you need to check on the aroma profile.

Markus Raupach: Yes, that’s really a great story and I just imagine is it right if I say, if we look back like 40 years ago, and we have a yeast zoo? There was more or less two or three yeasts in these cages, and now you have a whole zoo with hundreds and totally different ones. And it’s much more interesting to walk around and try this and this. Is that a good imagination?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes. Totally great. But it’s also depending on where we are, right? Because maybe here in Bavaria, it’s like lager beer and Weiss beer, or maybe in this part you can go to, most in the north you get more ale and other ales. But yes, it was ale lager, cerevisiae pastorianus and that’s it. If you move to other countries like Belgium with the somewhat spontaneous fermentation, you get some brettanomyces. You also get some others. But really seldom, really rarely. So mainly it was like cerevisiae pastorianus ale and lager. And now, not only we as researchers or yeast researchers, but the companies, they have, if you check now, I don’t know, some Lallemandm Fermentis, yeast companies they have also offer you lachanceas, brettanomyces. There’s also some companies, a smaller one, liquid ones that they offer you, metschnikowia, torulaspora. Here in Weihenstephan we use also torulaspora, also Saccharomyces paradoxus. So it’s, yes, there are plenty of them. And all of them are different, and they have different profile. And then it depends on the hand of the brewer, how to shape the beer that they want with a new product. And for me, one of the most fascinating stuff is like, what something that we do, we did in Argentina, in Patagonia, is you can really have your own local yeast isolated from your environment and you can tell nice stories about that.

Markus Raupach: Yes. Did you hear about the Rogues Beard Beer?

Juan Ignacio Eizaguirre: Beard Beer, yes.

Markus Raupach: Yes. This is a very local yeast, I think.

Juan Ignacio Eizaguirre: I tell Martin that we should do the same with his beer.

Markus Raupach: Yes, why not? So for all the listeners who don’t know, Rogue did a beer with the yeast isolated from the beard of the master brewer, and it turned out to be a very good beer. It was very fruity, very interesting. So I was very fascinated. Unfortunately, they didn’t continue it, so I only had two bottles. But it was really a great experience. And so you can really do a lot. Maybe something also, which is quite around now in the beer world, is this northern yeast, like this Kveik yeast or strains. I will also go to Norway at the end of this year to be at a congress and a Kveik festival thing. So is that also something which belongs to the yeast world you were talking? Or is that a little bit apart?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, for sure. It’s all they somehow from Norway are really fascinating, and it’s in, I think, when they started, not when they started, so when they, they came again to the brewing world and it was crazy, at least in Argentina. I know I was working for a few breweries, consulting in a few breweries there, and they were in love of this Kveik yeast, because you can brew really fast, you can brew like a really standard product. And so at some point, several breweries were using this Kveik. And for me, it was crazy. The first time when I read about this Lars story on the Kveik, I remember that I got this book from Michael Jackson, and he mentioned that. And he mentioned that in 1997, something like that. He talked about the Kveik yeast, but we never used it in the industry. They started in maybe 2016. So 20 years after that. So it was crazy for me.

Markus Raupach: I didn’t know that. And I did also a BierTalk with Lars and he told the whole story. But this is new. Interesting.

Juan Ignacio Eizaguirre: I will send a photo of the book. I have it, but yes. Well, two years ago, the first time that I came here to Germany, Matthias and Martin invited me to go to yeast hunting to Georgia. We went to the Caucasus. For me, everything was crazy because I couldn’t read the things, because they have this own way to write, and they speak another language. It was completely crazy, but it was so fascinating, this place. And we were taking samples in the nature in the Caucasus, but not only the nature. We visit four small villages. I said villages, but maybe it’s less. I don’t know the English word for that, because this was like maybe 10 houses. So it’s really a small place in the mountains and each of these places has its own brewery there. And they brew a beer with a copper basil. They said they have like, 300 or 400 years old, these basils. They brew a beer completely in a different way that we know now and then, how it’s brewing in the modern world. They used to grow the barley therein the mountain. They malted in the brew houses, in the roof of the brew houses, and they prepared the beer. They mill it, and they prepared the beer with that. But one of the most crazy things that we learned there is in one of the village they use not the Kveik with the good wooden ring stuff like in Norway, but they dry the yeast in leaves. So they have a plant with huge leaves and they take the foam of the fermenter in the second day, they said, the second or the third day where it’s really, the activity is really high, they took a spoon, a copper spoon, they collect the foam and then dry it in that leaf, and they hang it until it’s dry. And then they put it in a small wooden box and use it the next year for the next season of beer because they have only three months where they can brew beer there. So for me, it was fascinating. We are now working with some of those yeast to understand what happened with them, and if they also could be some family of this Kveik.

Markus Raupach: Yes, that would be interesting. That would be like a southeast strain because the normal Kveiks are left and right of these mountains in Norway. And this is really a great story. Wow. And also Martin and Matthias, they told me that in the former times, the idea was that those people who wanted to brew, they had to walk into the forest and stay there for a while just to be there, like a religious ceremony, and then they came back and then they started their process. And they were thinking that probably when they went to the forest and they lived in the forest, they took some of the microorganisms, yeasts, and brought that back, also in the brew houses. Is that like a makeup or do you think that’s also true?

Juan Ignacio Eizaguirre: It could be, could be. When they tell us the story, it was crazy. But we heard so different stuff there. That’s why not. They tell that they go into, they went to the forest for, like, I know, one week or one month, something like that. And when they came again, they can produce this beer. It could be, it could be that they get some of the yeast, but also could be because what they tell us also is that they should avoid the meat and all the diseases that you have when you kill some animals or whatever. So maybe it’s also part of the trick. Avoid the infections and then get clean to produce a beer.

Markus Raupach: Yes, it’s definitely fascinating how these old practice and things evolved and how it was also combined sometimes with religious or at least spiritual things, or ceremonies and things like that. So by the way, I read that you are also brewing beer in Tibet. So what is the story behind that?

Juan Ignacio Eizaguirre: Ah, no, no, no. We had a brewery with friends in Argentina. It’s called Tibet.

Markus Raupach: Ah okay, sorry.

Juan Ignacio Eizaguirre: No, no, no, I’ve never been there. I would love to be there. Hopefully, sometimes I can travel to do some yeast hunting in China at some point. But no, there was a craft brewery in Buenos Aires, and I was the brewer there when I finished my PhD.

Markus Raupach: That’s a nice mix up. But also interesting. Is this brewery still there?

Juan Ignacio Eizaguirre: In Argentina?

Markus Raupach: Yes.

Juan Ignacio Eizaguirre: No, it’s closed with the pandemic.

Markus Raupach: Not an easy time.

Juan Ignacio Eizaguirre: No, no, no.

Markus Raupach: All right, and I read another thing, the proyecto, your career. So what is that?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes. With this also, it’s with another colleague, Marcos Ricardo, we started this consulting company when we were, I don’t know, into something 17 or 18, something like that, to help brewers. At some point, there was a lot of small brewers starting to establish in Argentina. So we help with the quality and also recipes and wherever.

Markus Raupach: So you would say your main job now is to be a yeast hunter.

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, yes. So now it’s a yeast hunter and also itake here at the Weihenstephan several projects, several things going on in the beer world. And it’s crazy. I’m really glad to be here.

Markus Raupach: If you find successfully some interesting yeast, so for example, I also made a talk with Matthias about the non-alcoholic beer the Lasser Brewery does in Germany, which is made by a yeast strain which was found more or less by your team. How does that work that you make sure this is something like your finding? So can you patent a yeast. Or do you make like a copyright? Or, how does that work?

Juan Ignacio Eizaguirre: You cannot patent the yeast because it’s nature, but you can use it and then depends on where you are, who is the one who has the rights on that. We were to Spain in the last month, and with the Nagoya Protocol, all the yeast that we harvest there or we isolate there are from Spain. We for sure, can use it for research. But if there is some commercial thing, they need to be part of the project. Then depends on the regulation of different countries, because in South America it was completely different, and all the rights were from the research council. So if you work for this council after you discovered something, it’s not yours or not from your lab, it’s from the council. So you know it’s more complicated there. But here it’s really easy. You need to try, you need to use some yeast that you know that it was in former time used in other beverage or in other foods, so it’s safe, and then it’s just trying to get the best partner for your beer and it started to brew, and it started the trials.

Markus Raupach: And this is an interesting aspect. I think if, how do you make sure if you find some new yeast or microorganism that it doesn’t produce some byproduct, which is maybe either not healthy, or maybe like drugs or things like that?

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, in yeast it’s not so common. If you have bacteria, you have these biogenic amines which are really complicated, and it’s not nice, so you need to avoid those. In yeast it’s not common, but if there is really a strain yeast, you should avoid that. So we know there are some genus that they are really established in the food and in the beverage world, fermenting world. So we know that if we found something regarding this genus, it’s okay. And there are a few trials that you need to do, and that’s it. But it’s also a thing that is not so well documented, because at the end you are not eating, in most of the cases you are not eating that yeast. So for example, in the non-alcoholic beer, you need to pasteurize it because if not the product, it will be explode if they get the Saccharomyces or an ale yeast from your brewery. So you need to pasteurize at the end. So if the product is pasteurized, you have less concern. Means that you need to demonstrate. But if it’s not, then, yes it is more complicated, and then you need to do more trials. But most of, again, most of the yeast, if they are found in, they were found in some, I don’t know, fermented food or fermented beverage, they are considered safe.

Markus Raupach: Okay, so no new magic mushrooms. You never know. All right. Yes, and if you look back to your work in the past years, so was there one yeast or two, or maybe several ones where you would say, okay, this was really a great thing we found or I found or we could get into the brewing world?

Juan Ignacio Eizaguirre: Well with the eubayanus it was really successful, and it was really nice all the work behind that, because at the beginning, so you are a brewer. So you know. If I tell you that I have a yeast that is not flocculat that could, it takes really long to ferment, maybe 10 to 15 days to ferment that produce phenols and that cannot consume all the maltose in the wort, you probably never choose that, because it has a lot of complaining and a lot of different things that they are not really good when you’re thinking on a brewing yeast. But then it was a lot of work, or we have to do a lot of work to try to put that yeast in the brewing industry. So trying to decrease the phenolic compounds, trying to increase the rate of fermentation, also improving the flocculation, so there is a lot of work that you can do with yeast. And there is this technique, it’s called experimental evolution. It’s a kind of domestication, the same kind of domestication that brewers did for thousands of years. But in the lab, you can do it really fast. So I get, like with one of the strains of eubayanus I get 500 generation in two years. At the end, we get a really, really successful yeast for the industry. So I think this was one of the most enjoyable strains that I used. And here we have a lot of promising yeast, some lachanceas that ferment really fast. They are really, really neutral in aroma. So it could be really interesting to grow with that. And also a few starmerellas that produce a lot of esters, and also some like rose compounds, but cannot ferment maltose. So it could be for the non-alcohol beer. So yeah, there is a lot of things that now we are working on.

Markus Raupach: Yes, that’s also something I learned now that you use the yeast more or less as like a raw material, and then you try to domesticate or to make new generations which have new aspects, new things that make them even better or more interesting for the brewing world. So there’s a lot of work, also of your work afterwards into it, until it comes into the brewing world. That brings me into another question on that, when I was in the States, they do a lot of genetic engineering with yeast, which is not allowed here in Europe. But do you know if they also use some strains like you have? So some like wild strains. Or do they more or less work with the classic strains and bring their engineering into them?

Juan Ignacio Eizaguirre: I think both ways. So they have these GMO, okay. So they can, for those they use mainly like commercial strains, they’re really robust, and they know perfectly. So they can only get the mutation in the gene that they want, and that’s it. But they also, there are a few worts and a few companies working with wild yeast. So I think it’s both. So the Philly Sour from Lallemand, it’s isolated, it was isolated in Philadelphia. So it was also, it was also from the one. So and also in North Carolina there in the University Madison, they produced a few beers with eubayanus, the eubayanus isolated from them. So there are a few nice projects in the US as well with wild organisms.

Markus Raupach: And do you have a personal opinion about this genetic engineering?

Juan Ignacio Eizaguirre: For me, I’m a molecular biologist, so I always learn how to do the modification in the genomes, because it was my first duty. I think it’s okay with the new systems that we have, like this CRISPR Cas9 that you only make, only one change, and at the end it’s just my belief, right? At the end, you are just trying to do faster the evolution in that try at least. So if you, I don’t know, you have a strain when one of the cases is omega yeast, they produce this yeast, it was a Hefeweizen and they silence so they break this puff gene, one of the puff gene. So now it’s only the banana aroma. And it’s interesting because you have now a different background in the beer. So also in eubayanus, there are a few worts. They did eubayanus without phenols with this system, with the CRISPR Cas9 and now we know more and more of the background of the cells. So maybe 20 years ago, the ways to mutate a yeast were completely different, and you need to put a lot of antibiotic resistance to select, then the yeast that you want, and that for sure I should not do it. I will avoid that. But with these new systems that you can also sequence the whole genome from the origin and then from the mutated one, and you can check and you can prove that it’s only one base difference, okay, I think that that’s okay.

Markus Raupach: It’s like with all the other raw materials, you really just find out how huge the potential is in the beer world. And somehow I find it good that we have this protection in Europe. On the other hand, I had a lot of GMO beers in the US or in the UK, where they somehow get the yeast into the country. Don’t talk about them, but they do. And so that’s, but in general, what is really fascinating is that you now can have a lot of aromas just by using the right yeast. So you could even brew without hops and still have a lot of hop aroma and all these things. So I think there is a lot of potential and a lot of opportunities. Also, if we look on the challenges we have on the hop side, on the malt side with the climate change and everything. So I think that’s just another option.

Juan Ignacio Eizaguirre: Yes, yes, yes, for sure. It’s a tool, really interesting tool and now we know how to use it. So it’s, I think it’s completely okay. And also, for this yeast that you mentioned about this, trying to, I don’t know, to decrease the amount of hop that you use in beer, like all the thiolized yeast, but I think it’s perfect. I think it’s perfect. But then, because I also in Argentina, I try a lot of these beers, and then at some points you need, you know, it’s like everything. It was like, okay, all the beers now have a lot of styles. Maybe we don’t need so much less.

Markus Raupach: Yes, it’s a little bit like when all these IPAs started, and then you only had IPAs. So some 50 shades of hops and now you have all this thiolized yeast and at the moment, for me the same in the competitions, I always detect when you have a thiolized yeast. But maybe there’s also some ways to go. So yeah, maybe to the end, let’s talk a little bit about your beer judgings. So you are a BJCP judge, and you were judging just in Argentina right now? Or also in other countries?

Juan Ignacio Eizaguirre: I get the national ranking this year. So I now I’m also grading exams for the BJCP. And I used to judge in Argentina a lot, in Chile also, I did it twice, and in the US, only one. And here in Europe, not yet. Hopefully, I could find someplace to go. It’s a really nice job, I would say. And you also learn a lot. It for me, was really, really good for my, I don’t know, for my skills in the brewing science sector, when I started with the sensory approach, because it’s a tool that all the brewers has inside the brewery and inside themselves. So I think it’s really important to manage those skills.

Markus Raupach: Yes, and it’s also a job with a lot of fun and where you can meet a lot of people and see a lot of places. So definitely that’s good. So maybe we find some ways that I can bring you into some European competitions. It would be great. So thank you very, very much for this little insight in your great work, in your great job. And also thank you for that. It’s very important that we have people that do that and bring our beer industry forward. And I really wish you all the luck and maybe you find some more interesting special yeasts. And yes, great. Thank you very, very much.

Juan Ignacio Eizaguirre: Hopefully well, thank you, and thank you for communicating, because this is the most important thing. We can do a lot of work from the science, but we are not always the best guys communicating that. So it’s really glad to have people like you doing that. So thank you for this invitation for the talk. It was really nice. Hopefully, we can sit together and drink a beer and celebrate with some wild yeast from the yeast hunter project.

Markus Raupach: Oh yes, we will. Thank you.

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk Spezial 63 – Interview mit Barbara Frank, Biersommelière aus Bangkok, Thailand

Herzlich willkommen zu einer weiteren Episode des BierTalks – dem Podcast, in dem wir Bierkultur weltweit erleben und diskutieren! Heute nehmen wir euch mit auf eine außergewöhnliche Reise nach Bangkok, Thailand, wo wir mit einer Frau sprechen, die das Bier nicht nur liebt, sondern es zur internationalen Botschaft gemacht hat: Barbara Frank. Barbara ist nicht nur eine leidenschaftliche Biersommelière, sondern auch eine Frau mit einer bewegenden Lebensgeschichte. Nach einer Kindheit in der DDR, einer dramatischen Flucht in den Westen und einem Leben auf vier Kontinenten hat sie ihre wahre Berufung gefunden – Bier. In Australien begann ihre Reise in die Welt der Biervielfalt, und seitdem bringt sie ihre Begeisterung und Expertise zu Menschen in Thailand und darüber hinaus. Freut euch auf spannende Einblicke in thailändische Bierkultur, das Leben als Expat, ihre kreative Arbeit mit Foodpairing und sensorischen Teambuilding-Events – und darauf, zu erfahren, warum manchmal ein bitteres IPA das perfekte Begleitgetränk zu einem scharfen Thai-Curry ist. Barbara zeigt uns, wie Bier nicht nur ein Getränk, sondern eine Brücke zwischen Kulturen sein kann…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute reisen wir um die Welt, aber auch ein bisschen um die Heimat, also in die Heimat genauer gesagt und es wird auf jeden Fall ein spannender Besuch, wir sind in Australien, wir sind in Thailand, wir sind in Italien, aber wir sind eben auch in Deutschland. Wir sind bei Barbara Frank die jetzt in Thailand sitzt und da auch ein bisschen gleich aufklären wird. Aber vielleicht stellst du dich ganz kurz vorher unseren Hörern selber vor.

Barbara: Hallo Markus, grüße dich. Ich grüße aus Bangkok und mein Name ist Barbara Frank und ich bin seit 2016 Biersommeliere. Ich bin mittlerweile fast 59 Jahre jung, bin seit über 40 Jahren verheiratet und, ja, wir haben einen Sohn und auch 2 Enkelkinder. Und wir leben seit 2007 in Thailand, waren aber auch zwischendrin 3 1/2 Jahre in Sidney, in Australien und sind seit 2017 wieder hier zurück in Thailand und werden wohl noch eine Weile bleiben.

Markus: Ja, also total spannend. Da werden wir auch gleich ein bisschen die Hintergründe erfahren, weil es ja doch eher ungewöhnlich ist, sage ich jetzt mal, für einen normalen Deutschen, so einen schönen Lebenslauf zu haben. Wobei, wie gesagt, es klingt auf jeden Fall sehr, sehr spannend. Und wäre es böse zu sagen, dass du im Bereich Bier eine eher Spätberufene bist?

Barbara: Vom Trinken her, von der Geschmacksrichtung, vom ersten Bier nicht. Da war das so, ich bin im Osten von Deutschland geboren und, ja, da ging schon die Liebe zum Bier mit, ja, 16 Jahren los. Und dann sind wir aber noch geflohen, mein Mann, unser Sohn und ich. Wir sind geflohen von Ost nach West, sind dann nach Ruhpolding gekommen und dort war ich, wie das damals so war, der leidenschaftliche Weißbiertrinker und, ja, immer schon Bier, immer dann auch Weißbier. Und mein Mann trinkt leider gar nicht gern Bier und somit war das immer ein Bettel daheim, aber wir haben ja unsere Möglichkeiten gefunden, klarzukommen. Und dann sind wir beruflich, mein Mann arbeitet für die Firma Krones in Neutraubling und dann sind wir nach Regensburg gezogen, dort ging es dann mit dem Bier auch in die Richtung Helles, Dunkles und so weiter. Und dann sind wir 2007, wie gesagt, nach Thailand gekommen und Thailand, eigentlich damals war es die absolute Wüste, es gab nur Mainstream-Bier von Singha, Chang und so weiter und natürlich Heineken. Also von der Biervielfalt war das ja eigentlich sehr enttäuschend. Bis dann 2014, dass wir nach Australien gezogen sind und das war dann richtig spannend, weil, mich haben Freunde, die uns besucht haben, gefragt, Barbara, was kannst du uns für ein Bier empfehlen? Und da bin ich dort in die Bottleshops gegangen und die waren riesig, die Biervielfalt war sensationell. Aber da zu der damaligen Zeit wusste ich überhaupt nicht mit dem Begriff Stout, Porter, IPA, Imperial Stout und so weiter und so fort, überhaupt nichts anzufangen. Und es ist in Australien zu teuer, um rechts im Regal anzufangen und links unten wieder aufzuhören, da kostet eine Flasche Bier im Schnitt Minimum 8 Euro und das war schade. Aber der Zufall kam, dass ein Kollege von meinem Mann und Freund uns besucht hat und der ist promovierter Brautechnologe. Und der kam aus dem Flieger und hat mir den Fokus, die Zeitschrift mitgebracht und meinte, Barbara, hast du Lust, das zu lesen? Und ich schlage die Zeitung auf und der erste Artikel war, die Weltmeisterschaft der Biersommeliere in Brasilien. Und dann sage ich zu meinem Mann: „Das will ich werden! Ich kenne mich überhaupt nicht aus mit Bier, ich will das sein.“ Und dann sagte unser Freund: „Du, das kannst du machen, das kannst du studieren, das kannst du lernen bei Doemens in Gräfelfing, kannst du das machen.“ Gesagt getan, ich rief den nächsten Tag an bei Doemens, habe gesagt: „Ich will mich anmelden zum Biersommelierkurs, was brauche ich für Voraussetzungen?“ Und dann war die Antwort, nur die Leidenschaft zum Bier. Ja, super und dann habe ich gesagt: „Das will ich machen“, wollte mich anmelden und da war ich auf einer anderthalbjährigen Warteliste. So und da das Ganze auch nicht ganz so günstig ist, habe ich mir dann von meinen ganzen Gästen zu meinem 50. Geburtstag gewünscht, bitte schenkt mir Geld, damit ich diesen Kurs belegen kann. Und zu dem Kursgeld kamen natürlich auch etliche Biere, ich wurde überschüttet. Und ich habe meine Geburtstagsfeier also in Ruhpolding gemacht und konnte leider das Bier ja aber nicht alles mitnehmen, weil ich zur damaligen Zeit noch in Australien gewohnt habe. Dann war es endlich 2016 im April, war es soweit, ich konnte von Sidney nach München fliegen und dort meinen Sommelierkurs beginnen. Und die Reise, die hat komplett mein Leben verändert, ich war nicht mehr dieselbe Person, die ich vorher war, ich habe meine Leidenschaft gefunden und habe seitdem in dem Gebiet versucht, immer zu arbeiten, tätig zu sein, meine Freude zu haben. Und ich war so froh, weil, bevor ich die Leidenschaft zum Bier hatte, habe ich in einer Bank gearbeitet und im Versicherungsbereich auch und meine Kunden, die sind nicht immer mit einem Strahlen aus meinem Office gegangen. Aber wenn meine Gäste von meinen Biersommelier-Events oder Foodpairing-Events oder mein Projekt, was ich jetzt habe, gehen, da haben die alle nur ein Lächeln auf dem Gesicht und das freut mich umso mehr.

Markus: Ja, Wahnsinn, also das ist eine sehr spannende Geschichte, wie man zur Bierbotschafterin im positivsten und wahrsten Sinne des Wortes eben werden kann und das noch dazu international. Und auch, wie die Dinge eben so ineinandergreifen, das finde ich auch total spannend. Der Vollständigkeit halber müssen wir noch sagen, dass man den Biersommelier natürlich auch bei der VLB oder bei uns bei der BierAkademie machen kann, das uns keiner einen Werbestempel aufdrückt, das wollen wir beim BierTalk ja nicht. Nee, kein Problem, aber ist ja schön, ich selber war ja auch damals bei Doemens und die machen das auch wunderbar und da gibt es auch gar kein Ding. Und ich finde auch, gerade diese Begeisterung, die man insgesamt in diesen Kursen mitbekommt, die Tür zu einer neuen Welt da aufgestoßen wird, das ist so schön, wenn Leute eben erzählen, wie das auch eben Leben verändern kann und das finde ich ganz, ganz toll. Ich habe noch zwei ganz kurze Fragen, die erste Frage ist, glaube ich, jedem, der so in der Branche ein bisschen unterwegs ist, liegt auf der Lippe oder der Zunge, wie kann es sein, dass jemand bei Krones arbeitet und mit Bier überhaupt nichts anfangen kann?

Barbara: Das frage ich mich seit Jahren. Das ist einfach nicht sein Geschmack, er ist kein Fan von Bittere und somit konnte ich ihm das auch nie, ja, er mag es einfach nicht. Und, ja, deswegen, es ist ja auch ganz interessant, ich habe den größten Erfolg gehabt in Australien, in Sidney, mit Bier in Foodpairing-Events Just for Ladys. Weil die Frauen eigentlich, die sind sehr interessiert immer und Frauen lieben eigentlich die Bittere in einem Campari oder in einem Espresso oder in einer Bitterschokolade, Espresso Affogato und so weiter und so fort. Also ich weiß nicht, warum der Kelch an meinem Mann vorübergegangen ist, es ist einfach so, ich kann ihn auch nicht bekehren.

Markus: Genau, das hat ja vielleicht auch seine Vorteile. Also in Deutschland würde man sagen, dann hast du ja wenigstens immer jemanden, der dich fahren kann.

Barbara: Ja, genau.

Markus: Und, ich meine, letzten Ende, es ist einfach interessant und ist ja auch völlig in Ordnung. Ich muss ja sagen, meine Partnerin ist jetzt auch nicht die allergrößte Bierliebhaberin, vor allem mag sie das nicht, was ich mag, also gerade so dunkle Biere und sowas, da ist sie gar nicht so begeistert. Aber das ist eben manchmal so und das ist ja auch manchmal ganz gut. Meine zweite Frage wäre eher noch so in meiner Rolle als Historiker, da habe ich natürlich aufgehört, also aufgehört im Sinne von aufhören, als du gesagt hast, du bist im Osten aufgewachsen und dann eben noch geflohen. Das finde ich an sich natürlich auch spannend, je nachdem, ob du da drüber reden möchtest. Also erstens würde mich interessieren, wo du da genau aufgewachsen bist, einfach, um auch für mich ein bisschen zu sehen, was ich zumindest für Biere dort verorten würde. Und die andere Seite natürlich, je nachdem, wie gesagt, ob du drüber reden willst, wie diese Flucht verlaufen ist, weil da gab es ja durchaus krasse Geschichten, soweit ich weiß.

Barbara: Genau, also über die Flucht eher weniger, weil die war so dramatisch, das das mich nach über 35 Jahren noch sehr emotional catcht, also das war wirklich nicht lustig. Erzähle ich dir gerne privat, aber jetzt würde das zu weit führen. Aufgewachsen bin ich in der Lausitz und da ist zwischen Dresden, Cottbus, der Ort heißt Hoyerswerda. Wir hatten zum Beispiel, jetzt ganz bekannt ist das Wittichenauer Schwarzbier, also eher dunkles Bier. Aber das ist nicht zu vergleichen mit dem Bier, was wir im Osten getrunken haben. Heutzutage, es ist sehr nett, wenn ich mit meinem Bruder dann, wenn ich im Sommer da bin, habe ich immer einen Geschwistertag und da gehen wir zwei immer auf Brauereitour und da waren wir jetzt dann auch in Görlitz und eben bei Radeberg, ist ganz klar. Und wir waren auch vor 2 Jahren, sind wir bis nach Pilsen gefahren, also wir machen da immer, ja, ganz tolle Brauereibesichtigungen.

Markus: Ja, also biermäßig habe ich da durchaus auch positive Erinnerungen, muss ich sagen. Also ich habe ja mal ein Buch geschrieben über alle Brauereien in Sachsen und Thüringen und da in der Lausitz gab es durchaus was zu entdecken, bis hin zu der Obermühle zum Beispiel, auf jeden Fall auch spannend. Aber ich habe auch überall natürlich krasse Geschichten gehört bei denen, die die Zeit überstanden haben sozusagen während der DDR-Zeit, wo es ja nicht einfach war für Privatbrauereien und andererseits natürlich auch für die, die dann neu angefangen haben, dass man sich in diesem ganzen Business natürlich überhaupt erst mal zurechtfinden musste. Und den Rest verschieben wir dann gerne auf ein anderes Mal oder auf ein privates Mal. Aber auf jeden Fall höchste Anerkennung von meiner Seite aus, weil das sicherlich auch, ja, einfach nicht ohne war, den Mut aufzubringen und das durchzustehen. Umso besser, wie du dich da jetzt dann praktisch international freigeschwommen hast. Also das heißt ja, Australien, Thailand und wie kam denn das eigentlich, also kam dein Mann irgendwann Nachhause und hat gesagt, pass auf, wir gehen jetzt mal nach Thailand oder ist das ein längerer Prozess oder wie schaut das aus?

Barbara: Wie gesagt, wir sind bis jetzt 18-mal zusammen umgezogen, mein Mann und ich und noch damals mit unserem Sohn. Wir sind, glaube ich, die Reisenden und das kam natürlich sicher bedingt auch durch die Flucht, dass wir dieses Gefühl von richtig Daheim nicht so in uns haben. Daheim ist für uns, wo mein Mann und ich sind. Mein Herz schlägt nach wie vor in Ruhpolding, aber, ich glaube, Heimat ist jetzt dort, wo wir, mein Mann und ich sind. Und wir sind total interessiert an neuen interessanten Dingen, beide, wir reisen gern. Und mein Motto ist immer, wenn ich das nicht probiert habe und wenn ich hinterher sage, hätte ich doch, das Wort hätte entspricht, glaube ich, nicht meinem Naturell. Und somit fragte mich dann mein Mann 2007, du, meine Firma, die möchte, dass ich nach Thailand gehe, wie schaut es aus, also er würde nur mit mir gehen, aber wie schaut es aus? Und dann war ich ja damals schon 40 und dann habe ich gesagt: „Du, wenn wir das machen, dann nicht nur für 3 Jahre sondern gleich für 5 Jahre. Weil, mit 40 höre ich keinen festen Job bei der Sparkasse auf.“ Es ist schwierig, damals war es halt noch schwierig, noch einen Job zu haben oder neu zu bekommen. Und dann sind wir 5 Jahre hier gewesen und dann hat es uns so gut gefallen, dass wir gesagt haben, wir gehen aus dem Expatriate Circle raus, wir bleiben auf einem lokalen Vertrag in Thailand, auch noch für Krones, aber lokal. Und, ja, irgendwann hat dann der Vorstand zu meinem Mann gesagt: „Du, wir bräuchten dich in Sidney, in Australien, um eine Niederlassung da aufzumachen. Wie schaut es aus, hast du Lust, magst du gehen?“ Ja und dann sind wir natürlich nach Australien, ganz klar.

Markus: Vielleicht kurz zurück zur Bierseite des Lebens, das heißt also, dass du dich beruflich damit auseinandergesetzt hast, das hat dann praktisch in Australien angefangen?

Barbara: Richtig, genau.

Markus: Genau. Und wie läuft das denn, okay, du bist jetzt in Deutschland, hast den Sommelierkurs gemacht, hast den Kopf voll von europäischen Bierstilen, kommst dann wieder zurück nach Australien, da schaut der Markt natürlich ein bisschen anders aus. Dann die Frage, kann man da einfach sagen, ich mache jetzt Bierveranstaltungen, gibt es da rechtliche Rahmenbedingungen? Keine Ahnung, was man da so tun muss. Und natürlich die große Frage, wie kommt man dann überhaupt an Leute ran, die zu Tastings kommen, also wie positioniert man sich? Stelle ich mir wirklich nicht einfach vor.

Barbara: War eigentlich, ja, es war eine spannende Zeit. Ich kam, wie gesagt, zurück mit meinem Zertifikat, dann war für mich klar, ich will irgendwas machen. Und in Australien habe ich dadurch, dass mein Mann Arbeit hatte, auch gleich eine Arbeitserlaubnis, ich brauchte nur noch einen Kurs vom Government, dass ich mit Alkohol arbeiten darf. Und dann habe ich beim Steueramt mir eine Steuernummer geben lassen und hatte dann ich, ja, selfmade als Solopreneurship eine Firma gegründet als Barbara Beer Sommelière. Und dann war ich die erste Biersommeliere in Australien und ich habe Werbung gemacht durch Meetup, durch Internations, wir waren auch Member vom Segelklub, wir waren Member vom Golfklub, ja, es hat sich rumgesprochen. Bis dann auch, ABC wurde auf mich aufmerksam, die wollten dann oder wir haben auch ein Radio-Interview bei ABC gemacht über meine Tätigkeit als Biersommeliere. Dann ging das los mit den ersten Craft-Beer-Messen. Wir sind auch zu Bier-Tastings, wir sind zu verschiedenen Brauereien gefahren in Australien, also es war spannend. Aber zu der damaligen Zeit, muss ich ehrlich sagen, es gab natürlich nicht die Ausbildung zum Brauer in Australien, somit waren das alles oft Homebrews oder Garagen-Brews, teilweise von nicht so toller Qualität. Die haben ein, zwei Biere gut hinbekommen, aber wenn auch ein Sud nicht so toll war, wurde der trotzdem verkauft, weil es zu teuer war, den wegzuschmeißen. Also es war, teilweise habe ich gesagt zu den Leuten: „Bitte, lieber ein, zwei gute Biere, bevor ihr euch mit dem Rest ein bisschen die Kundschaft verderbt“, aber einzelne Biere waren toll. Und ich war, wie gesagt, voriges Jahr auch wieder da, es hat sich entwickelt, es ist sensationell, ein Traum. Ein Traum, die Craft-Beer-Industrie, überhaupt die kleinen Brauereien, die machen mittlerweile ganz super tolle Biere, nicht zu vergleichen vor 10 Jahren.

Markus: Ja, spannend. Da hatten wir auch den Nick neulich schon im BierTalk, genau.

Barbara: Ja, habe ich gehört, ja, genau.

Markus: Und der hat ja ein bisschen von der anderen Seite erzählt, der kommt ja ganz aus dem Westen von Australien und das ist schon total spannend. Und ich muss sagen, ich warte innerlich noch so ein bisschen drauf, dass ich das endlich auch mal erfahren kann, weil ich schon viele Leute getroffen habe auch gerade bei Bierwettbewerben oder so, die dann eben aus Australien waren und dann auch so ein bisschen erzählt haben, auch über das Australian Pale Ale und was es da halt so alles sonst noch gibt. Also da warte ich auf jeden Fall noch drauf, das wird irgendwann hoffentlich noch werden. Ist auf jeden Fall super spannend und mehr oder weniger für uns, nebenan liegt ja noch Neuseeland, wo es auch viel zu entdecken und zu erfahren gibt. Bist du da auch mal rübergekommen?

Barbara: Ja, ja, wie gesagt, auch alles, wir sind in Urlaub da gefahren und natürlich geht es da immer zu Brauereien. Aber Neuseeland, wo wir damals waren, das war noch vor der ganzen Craft-Bier-Geschichte, das war noch nicht so doll, da gab es auch noch diese Mainstream-Biere, aber es ist eine Reise wert. Und jetzt Australien, Markus, du wirst begeistert sein, jeder Bottleshop, jeder Inhaber, der ist on fire, der wird dir viel erzählen und die Brauereibesuche sensationell, also immer eine Welcome und man freut sich und, ja, spannend. Ganz im Gegenteil zu Thailand, also schwierig.

Markus: Ja, das wollte ich gerade fragen, wenn man jetzt sich das in Australien aufbaut, wenn man diese dann sehr offene Bierkultur hat, die gerade auch noch so entsteht und die Welt erobert und so und dann, ja, dann geht man wieder zurück nach Thailand. War das dann ein bewusster Schritt und wie hast du dann da versucht, dein Bier mitzunehmen sozusagen?

Barbara: Ja, also es war, mein Mann, der Job war vorbei und Australien, wir haben gesagt. „Nein, dort für immer bleiben, geht nicht.“ Weil, du bist in Australien schon wirklich Down Under, du bist so weit von der Heimat entfernt. Wir haben dann auch unser zweites Enkelkind bekommen und Mama lebt noch in Deutschland, die Familie ist da und das ist eben sehr, sehr weit weg. Und dann haben wir gesagt: „Nee, Job zu Ende“, ist mein Mann wieder nach Bangkok, nach Thailand. Und dann kam ich nach Thailand und habe keine Arbeitsgenehmigung bekommen, weil der thailändische Staat sagt, keiner darf hier arbeiten, im Alkoholgewerbe, sage ich jetzt mal, alle, die mit Alkohol zu tun haben, darf man das nicht. Aber das war im Prinzip, ganz detailliert möchte ich in die Politik nicht einsteigen, weil es ist nach wie vor, man kann in Thailand leider noch nicht alles sagen, es ist nicht die Meinungsfreiheit wie in Deutschland. Und hier wird das Geschäft sehr durch die großen Brauereien diktiert, da darf kein Kleiner machen was er will, das geht nicht, also es war schwierig. Dann bin ich 2018, bin ich leider an Krebs erkrankt und das Interessante war dabei, dass ich durch die Chemo keinen Geschmack mehr hatte. Also meine ganzen Geschmacksnerven waren weg, ich habe nichts mehr geschmeckt außer die Bittere, weil es ja quasi ein Schmerz ist sozusagen. Also ich habe gut gegessen, aber immer sehr scharf, um irgendwie das Gefühl zu haben, dass ich was esse oder dass ich was schmecke. Und dann habe ich natürlich eine ganze Zeitlang überhaupt im Bier nichts machen können. Und wo ich wieder gesund war, musste ich wieder richtig trainieren, meine ganzen Geschmacksnerven, meinen Geruchssinn. Der aber wieder komplett zurückgekommen ist, also der ist genauso gut wieder wie vorher. Und weil du mich gefragt hast, wie ich auch zu der Leidenschaft des Bieres gekommen, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich, glaube ich, vom lieben Gott ein bisschen bevorzugt worden bin, was meinen Geruchssinn und meinen Geschmack betrifft. Und im Osten wollte ich eigentlich Lehrerin werden, das ging aber, ja, politisch ein bisschen schwierig, weil mein Bruder schon auf der Hochschule war, durfte für mich nur die Fachschule infragekommen. Somit hieß es, ja, Berufsschullehrerin kannst du werden, aber Lehrerin geht nicht. Und dann sagte ich: „Ah, was soll ich tun?“ Ja, aber zur Berufsschullehrerin musst du einen Beruf vorher lernen, ansonsten kannst du nicht Berufsschullehrerin werden. So und was habe, gelernt, ich wurde Köchin.

Markus: Ah!

Barbara: Meine Mutter sagte: „Köchin, du isst gerne, du trinkst gerne, du kannst super gut schmecken, gut abschmecken, du hast eine tolle Nase und Köchin kannst du, war damals noch der Spruch, Köchin kannst du als Frau immer gebrauchen.“ Naja, gut, ich wurde Köchin und habe das dann auch vorzeitig mit Auszeichnung abgeschlossen. Und das nutzt mir natürlich in meinem heutigen Feld super, dass ich genau weiß, sobald ich ein Bier trinke, welchen Bierstil ich habe, weiß ich sofort, welches Essen dazu passt, welche Gewürze, was ich dazu kochen kann. Also ist ein perfekt Match, spät berufen, aber es kam.

Markus: Wahnsinn! Aber das ist doch toll, wie manchmal Sachen im Leben wieder zusammenkommen.

Barbara: Absolut.

Markus: Also das habe ich mal erlebt, muss ich sagen, als ich ganz am Anfang von meiner Radiokarriere war, da war irgend so ein Firmenboss zu Besuch, in Bayreuth oder so. Und ich bin dahin und war dann so ganz Jungredakteur sozusagen und dann war so ein ganz alter Erfahrener eben da gestanden und wir haben uns so ein bisschen unterhalten und dann hat er zu mir gesagt: „Du, mach dich nicht verrückt, alles gut. Überleg einfach, alles, was du jetzt machst, das sind Bausteine, die werden sich irgendwann später mal zu dem zusammensetzen, was du irgendwann Mal später machen wirst.“ Irgendwie ist es doch so, oder, dass man einfach aus all den Dingen, die im Leben einem eben so passieren und die man lernt und die man erfährt oder nicht, je nachdem, dann sich halt die Dinge zusammensetzen, wie sich das dann später gestaltet. Und das ist natürlich schön, wenn du jetzt das Kochen und natürlich das Bier- und Foodpairing und Events und sowas, da werden wir auch gleich drüber sprechen, was du überhaupt für tolle Veranstaltungen machst. Trotzdem noch die Frage, das heißt jetzt aber, in Thailand kannst du gar nichts machen oder gibt es da jetzt Möglichkeiten, wie du so ein bisschen Events tun kannst?

Barbara: Genau, also manchmal durfte auch in Thailand keine Werbung machen mit gefüllten Biergläsern zum Beispiel. Es war unter Strafe verboten, wenn man zum Beispiel gesehen wurde auf Social Media mit einem Bierglas in der Hand, konnte man mit Strafen belegt werden. Und es durfte niemand selber Bier brauen, also kleine Pubs waren absolut, durften nicht sein. Aber seit 1 1/2 Jahren weicht sich das jetzt auf. Und das ist ganz toll, dass wir mittlerweile ganz viele kleine Brauereien hier auch haben, die super Bier herstellen. Der Import von ausländischen Bier ist auch erleichtert worden, auch die Strafen für Social Media sind weggefallen. Also ich verdiene eigentlich mehr oder weniger nichts, man macht also Biersommelier eigentlich nur zur Freude am Bier. Aber ich arbeite jetzt hier quasi als Entertainer, nennt sich das, so Art Freelancer Entertainer und so geht das. Aber der Verdienst, ich werde davon weder, ja, also kann man …

Markus: Naja, vielleicht nicht monetär, aber es bereichert dich ja anderweitig.

Barbara: Absolut.

Markus: Das ist ja immer auch ein Punkt, weil es ist ja auch eine Möglichkeit, wie man eben mit Leuten in Kontakt kommen kann …

Barbara: Richtig.

Markus: netzwerkt und so weiter. Und das ist ja auch ein ganz entscheidender Punkt letzten Endes, weil darum geht es ja im Leben, das Geld kann man da mitnehmen.

Barbara: Diesen großen, großen Vorteil, den ich habe, ist einfach, ich will auch für keine Firma arbeiten, ich will für keinen Beer-Pub arbeiten, für kein Hotel. Ich darf Dank meines Mannes, der mich sponsert und auf sein Return of Investment wartet, was er wohl nie bekommen wird, aber das ist einfach mein Hobby, er unterstützt mich da und ich habe Freude, es macht mir Spaß und er sagt immer: „Keep my wife busy and my life is easy.“ Und ich bin wirklich busy und das macht mir Spaß und darum geht es.

Markus: Das erinnern mich ein bisschen an einen Spruch, den ein anderer Freund von mir immer sagt, happy wife, happy life.

Barbara: Ja, genau, ähnlich, genau.

Markus: Und das ist ja dann irgendwie der größte Return und Invest, den man haben kann, wenn der Partner oder die Partnerin einfach auch glücklich und zufrieden ist, weil das auf alle anderen Bereiche des Lebens natürlich dann auch ausstrahlt.

Barbara: Richtig.

Markus: Wir hatten mit jemanden aus Thailand auch schon einen BierTalk in der Pandemie, also da war das alles noch sehr, sehr strikt, aber er hat erzählt, dass es damals auch schon so war, dass es eben so unter der Hand, in irgendwelchen Garagenecken und so, gab es überall Leute, die irgendwas gebraut haben und das dann auch irgendwie verkauft haben und über Miramar und sonst irgendwas. Also vielleicht magst du uns ganz kurz ein bisschen mitnehmen, wie das in Thailand jetzt aktuell überhaupt ausschaut, also wie muss ich mir das vorstellen? Also weil du ja auch zum Beispiel eben von Australien nach Thailand gegangen bist. Klar, man kommt der eigenen Familie ein bisschen näher, aber trotzdem ist es ja eine andere Kultur, in die man da wieder zurückkommt in deinem Fall. Also wie ist das da generell so, wie lebt es sich da und wie ist es eben gerade in Sachen Bier jetzt so? Wenn du uns da so ein bisschen mitnimmst, das wäre schön.

Barbara: Genau, also wir, mein Mann und ich, wir führen im Prinzip hier in unseren privaten Räumen ein sehr deutsches Leben. Es geht genau los mit Cappuccino und einem Bircher-Müsli, dann geht mein Mann, fährt in die Firma, arbeitet, kommt abends Heim. Wir gehen oft Essen oder ich mache jetzt daheim was. Am Wochenende, wir sind Mitglieder im Segelklub, wir fahren alle 14 Tage in den Segelklub, das andere Wochenende gehen wir golfen. Wir führen hier, ja, eigentlich ein ganz normales Leben. Was das Bierbusiness betrifft, ist es so, dass jetzt mittlerweile zum Glück, auch hier habe ich ums Eck gleich einen super Beer-Pub. Und das Schöne, was es ist, es ist geführt von Thais, die Imported Beer servieren, aber auch ihr eigenes, was mittlerweile jetzt hier in Thailand gebraut wird und gar nicht schlecht ist, die machen wirklich tolle Sachen. Es gibt mittlerweile auch eine Akademie, die Biersommeliers auch ausbildet, die Brauer ausbilden. Ich war vor 14 Tagen auf einer Pub- und Restaurantmesse, wo viele Biere vorgestellt worden sind, auch Bier-Tastings veranstaltet wurden. Also Thailand ist absolut on fire, sagen wir mal, 10 Jahre später wie jetzt Australien oder Deutschland, aber es geht los und es macht den Thais Spaß. Meine Frage war zum Beispiel an einen Importeur, der deutsches Bier nach Thailand bringt, warum es kein alkoholfreies Bier gibt? Weil bei meinen Events, die ich jetzt mache, bräuchte ich auch Alkoholfreies, um auch eben, ja, auf weniger Alkoholkonsum hinzuweisen. Und dann sagte er: „Nein, wir dürfen kein alkoholfreies Bier einführen, weil das Government sagt, sobald du alkoholfreies Bier hast, dürftest du ja Werbung machen mit dem Alkoholfreien und Alkoholwerbung ist hier verboten, also wird das nicht erlaubt.“ Also ist es nach wie vor ein bisschen schwierig.

Markus: Da sind wir jetzt schon bei einem Punkt, du machst Veranstaltungen. Das heißt, wie kann man sich das vorstellen, hast du dafür einen Raum oder machst du das Zuhause oder in einem Pub? Und hast du da eher importierte Biere oder Biere von vor Ort oder ist das so eine Mischung, wie ist das so?

Barbara: Ich habe angefangen nach der Pandemie mit dem ersten Bier in Foodpairing-Events und da war ich in Restaurants. Also erst habe ich Zuhause für alle möglichen Frauengruppen und Sportgruppen und Segel und Golf und alles, die australischen Womensgroup und für die habe ich die Veranstaltung auch teilweise bei mir Daheim gemacht. Habe gekocht mit Tastingsbons und dann 6 verschiedene Bierstile, hatte eine Präsentation vorher oder während des Essens. Ein Thema war, mit dem ich angefangen habe, auch History of Beer, weil damit konnte ich quasi Social Media machen, weil ich durfte jetzt nicht Werbung machen für Bier, aber die Geschichte des Bieres, damit konnte ich das machen. Habe auch kein Bierglas, da irgendwie Werbung gemacht, damit ich gar nicht Strafe zahlen muss. Und die Geschichte des Bieres vom Anfang, ja, bis heute, mit dem jeweiligen Bier zu dem richtigen Punkt in der Geschichte, mit dem Essen, was dazugehört, hat vielen Leuten viel Spaß gemacht. Aber ich habe da natürlich immer auch das Bier Imported Beer genommen und da kostet hier auch dann die Flasche 8 Euro. Und ich habe auch kein Thai-Essen serviert, sondern auch gutes Western-Food oder hochqualitatives Western-Food. Was auch hier seinen Preis hat, weil das alles importiert wird und auf allen importierten Waren sind dann quasi Luxussteuer drauf. Und das war natürlich sehr hoch vom Preis, dass dann die Leute, die hier vor Ort waren, gesagt haben: „Du, das ist aber teuer so ein Bier im Foodpairing, weil normalerweise ist das Bier und das Essen ja in Thailand sehr günstig.“ Und die Leute, die da waren, die mich gebucht haben, die waren alle happy, happy, aber es war schwierig, da neue Kunden zu finden auf Dauer. Und mich immer zu rechtfertigen, warum meine Events den Preis haben, hat mich ermüdet, muss ich ganz ehrlich sagen. Und jetzt hatte ich einen Vortrag gehabt vor ungefähr einem 3/4 Jahr beim Rotary Club hier in Bangkok und das ging dann nur, ich habe 20 Minuten nur um das Dasein von einem Biersommelier gesprochen. Und hinterher kam ein Herr zu mir, der hat hier eine Firma in Thailand und hat gesagt: „Du, Barbara, könnte ich dich buchen für ein Beer- and Foodpairing-Event?“ Ich sage: „Wie viel Leute hast du?“ Sagt er: „40.“ Und dann sage ich, kam ich spontan während des Gesprächs da drauf: „Du, was hältst du davon, wir machen da ein Teambuilding-Event draus.“ Und er sagte: „Super, warum nicht. Präsentiere mir, was du willst und dann schaue ich.“ So und dann war das Feuer da, um ein Teambuilding-Event zu kreieren. Und dann habe ich mir gedacht, wie genial ist das Produkt Bier, alle Sinne. Und jetzt habe ich ein Teambuilding-Event unter dem Namen sharpen your senses, mit Bier. Und somit sage ich, mit dem Produkt, mit dem Tool Bier kannst du alle 5 Sinne schärfen. Das geht los, wenn das Bier im Glas ist und ich sehe die fantastischen Farben, von strohblond zu opak, black und dann geht es weiter über den Geschmackssinn sowieso. Oder allein, wenn ich höre, wie ein Bier in ein Glas rinnt oder eine Flasche geöffnet wird oder das Highlight, wenn ein Fass auf dem Oktoberfest angeschlagen wird. Es geht weiter über es riechen, eh klar. Aber auch, wenn ich ein Bierglas in der Hand habe, wenn ich taste mit meinen Fingerspitzen, ist das Bier in der richtigen Temperatur, ja oder nein. Also es ist fantastisch, dieses Produkt unter sharpen your senses in Betracht zu ziehen. Und mein Event schaut jetzt so aus, dass es eine halbstündige Präsentation gibt, bis 10, also ich habe jetzt am Freitag ein Event gehabt mit 6 Challenges, jetzt normalerweise geht es über 10 Challenges, und da gibt es Teams, also die Gruppe bilden Teams und gehen dann nach 3 Minuten, wechseln sie zu dem nächsten Game und die haben so viel Spaß dabei. Und es geht zum Beispiel, ich habe da Aromaflaschen, die sie erriechen müssen, welches Aroma ist in den Aromaölen. Und ein nächstes Spiel ist zum Beispiel, welches Bier ist mehr bitter, es geht um die Bittere, um die IBUs. Und dann auch, ein Challenge ist, was ist alkoholfreies Bier, was ist nicht alkoholfrei, was kann man da schmecken? Und, Markus, ich danke dir nochmals für das Bier-Roulette oder Bier-Dart heißt es bei dir, ich nenne es Bier-Roulette. das ist bei mir nach dem Quiz das Highlight, dass mir die Teams ihren besttrainierten Biertrinker oder Bierkenner schicken und dann spielen die dieses Bier-Dart oder Bier-Roulette und müssen wir dann sagen, was das ist und dann gibt es noch mal extra Punkte. Und das macht den Leuten so viel Spaß und gerade die Thais, die werden da zu kleinen Kindern und die jubeln. Und hinterher gibt es Medaillen für die ersten drei Teams, also die besten Teams. Also es macht mir viel Spaß, ich habe Freude dran und es kommt gut an.

Markus: Woah, also das freut mich ja sehr, vielen Dank! Von der Begrifflichkeit, wir nennen es hier einfach nur Biersommelierspiel, weil da gab es vorher schon, was weiß ich, irgendwelche Vorläufer und das ist dann die einfachste Variante. Aber es ist wirklich, ich finde es auch spannend, weil es tatsächlich etwas ist, was man mit Leuten unterschiedlichstem Bier-Knowhow-Level nutzen kann, weil es halt die Möglichkeit gibt, da sehr tief oder eben weniger tief einzusteigen und trotzdem hat jeder seinen Spaß dabei. Vielleicht ganz kurz für die Hörer: innen, die jetzt nicht genau wissen, worüber wir reden, es schaut tatsächlich ein bisschen aus wie ein Roulette, man hat alle Bierstile, man hat die verschiedenen Bierwelten, man hat die verschiedenen Eigenschaften von Bier, von den Farben, Alkoholgehalt und kann eben wie beim Roulette draufsetzen. Und je nachdem, wie komplex die Fragestellung ist, also zum Beispiel setze ich auf den Bierstil oder setze ich eben nur auf den Alkoholgehalt, kann ich eben mehr oder weniger gewinnen und das macht man mehrere Runden und am Ende gewinnt jemand. Und das ist tatsächlich eine schöne Gamification, die man da ins Bier reinbringen kann. Wobei ich den Eindruck habe, du machst das ja bei all deinen Challenges, dass die Leute dann immer irgendwie so ein bisschen was haben, wo sie eben was können müssen oder was probieren sollen oder halt sich selber so ein bisschen entdecken. Und ich glaube, das macht eben auch Spaß, wenn man eben sagt, also wie du ja den Titel auch schon wählst, sharpen your senses, das heißt, am Ende haben die Leute ja auch fürs Leben was gelernt, weil sie eben insgesamt bewusster trinken, bewusster essen, bewusster an Nahrung, an Rohstoffe, an Getränke, an irgendwas rangehen und einfach selber wissen, okay, ich habe da ja ganz tolle Sinne, die muss ich nur nutzen und dann eröffnet mir das eine ganz neue Welt. Und dann ist die Welt vielleicht viel bunter und viel schöner und viel vielfältiger und viel spannender, also sie das eben vorher war. Und das ist wirklich für mich auch ein ganz großer Gewinn bei der ganzen Sommelier-Geschichte, also sowohl für mich selber, als auch für unsere Absolventen, als auch für Teilnehmer von irgendwelchen Veranstaltungen, weil das Fazit immer so ist, ich werde ein Bier nie wieder so trinken wie vorher. Und ich werde vielleicht auch eine Praline nie wieder so essen wie vorher und in eine Erdbeere nie wieder so beißen wie vorher, weil einfach dieses bewusste Erleben von Geschmack, Geruch, Genuss, das ist sowas Tolles, sowas Lebensbereicherndes, wenn man das einmal kennengelernt hat, das bleibt einem dann einfach.

Barbara: Absolut. Und das ist ja eben genau, was du sagst, dieses Bewusstsein schaffen, was man isst, was man trinkt und gerade hier, wo viel mit Haltbarkeitsmitteln, pasteurisiert wird und so weiter, eben auch mit dem Alkohol oder auch die Menge. Und auch bei dem Spiel, also bei diesen 10 Spielen sind die Hälfte der Spiele, da muss man keinen Alkohol trinken. Ich habe zum Beispiel auch wie so eine Art Memory, dass man Bierstil und Essen zusammen matcht oder ich habe ein anderes Spiel, wo man die richtige Temperatur mit dem richtigen Glas und den richtigen Bierstilen matcht, ganz bewusst gemacht, dass eben der Alkoholkonsum nicht überhandnimmt. Und mein Credo ist einfach, bitte öffnet eure Augen, eure Gaumen, eure Nasen für andere Bierstile und achtet wirklich drauf, was ihr zu euch nehmt. Ja und das macht mir viel Spaß. Und gerade jetzt, wo man älter wird, wird das Bewusstsein immer stärker und, ja, das ist aber schön, dass die Leute trotzdem, obwohl Bier natürlich ein alkoholisches Getränk ist, aber es ist ein tolles Naturprodukt, also alle sind begeistert. Und meine Leidenschaft kann ich gut transportieren und, ja, nee, habe hier viel Spaß dabei.

Markus: Ja, also das merkt man auch und das hört man dir an und das sieht man dir auch an. Wobei ich auch sagen muss, jetzt verstehe ich auch zum Beispiel dieses Foto, wo man eben dich sieht mit lauter leeren Gläsern oder in eines faktisch etwas einschenkst, ohne etwas einzuschenken. Das ist dann natürlich auch ein Kunststück, so eine Aussage in ein Bild zu bringen, ohne dass man eben dieses Bier an sich als Flüssigkeit da drin hat, also großes Kino und ehr schön umgesetzt. Eine Frage noch dazu, du hast ja gerade auch Alkoholfrei ein bisschen erwähnt, ist das in Thailand auch etwas, was immer mehr aufkommt, dass man alkoholfreie Biere oder alkoholfreie fermentierte Getränke, wie auch immer man das dann sagt, dass das da mehr aufkommt?

Barbara: Leider nicht. Eben, das ist dieses Problem, dass die FDI, das ist eben hier vom Government quasi die Drogen und Alkoholabteilung, die sagen, nein. Das ist quasi, ich verstehe den Sinn nicht dahinter, alkoholfreies Bier nicht einzuführen oder nicht zu produzieren, nur vor der Angst, dass der Hersteller damit Werbung machen könnte. Die sagen sich natürlich, der Einzige, der hier Werbung machen kann mit alkoholfreiem Bier ist Heineken, Heineken 0,0. Und Heineken hat hier in Thailand so eine große Macht, dass die sagen: „Wir lassen keine andere Brauerei neben uns.“ Und somit ist das nicht machbar für andere Brauereien und dann ist das auch für die nicht attraktiv, alkoholfreies Bier zu brauen. Also es ist schwierig, man kriegt die Leute oft erst über das Bier und dann später über das Alkoholfreie. Aber wie wollen sie Werbung machen, wie wollen sie ihre Biere in Restaurants oder in Pubs platzieren, wenn die keiner kennt, dann trinkt die auch keiner. Und das Thema, es gibt hier in Thailand quasi nur Heineken 0,0. Und ich habe jetzt mal im Supermarkt Paulaner 0,0 gefunden, aber das war schon eine Seltenheit.

Markus: Ja, vor allem ist es auch ein bisschen inkonsistent. Ich könnte ja noch verstehen, wenn man sagt, man macht keine Werbung für alkoholfreies Bier, um Leute quasi gar nicht an das Thema ran zuführen. Aber wenn ich dann einen großen Player habe, dem ich das erlaube, dann ist das natürlich schon ein bisschen schwierig. Aber gut, da musst du halt momentan aktuell durch, wer weiß, wie sich da die Dinge so entwickeln. Vielleicht zum Schluss so ein bisschen, Barbara, du hast ja gesagt, als Köchin entdeckst du das auch ein bisschen wieder. Sind da auch Elemente, die du da mit einbaust, wo du sagst, da hast du spannende Foodpairings, wo dann Leute eben nicht nur ihre Sinne an sich entdecken, sondern auch die Sinne im Zusammenspiel?

Barbara: Ich gehe eher so ran, dass ich sage, die Vielfalt der Bierstile, bitte öffnet eure Augen. Und beim Essen ist es bei mir, da bin ich auch sehr wie die Japaner, ich liebe zum Beispiel viele Farben oder viele Geschmäcker in dem Essen. Dass ich einfach sage, schaut, wie toll das ist, wenn du hier einen Som Tam zum Beispiel hast. Das ist ein Salat aus Mango, da ist Zitronensaft drin, da ist Chili drin, da ist Fischsoße drin, da sind aber auch Karotten. Wenn man das sieht, dann ist diese Vielfalt der Farben allein in einem Essen, in einem dish, so fantastisch und wo ich sage, das ist so mein flower bunch, so mein Bukett, da einfach offen zu sein, das ist für mich eigentlich so die Message. Also ja, da bin ich froh drum, dass ich hier in Thailand oder dass ich eben auch andere Küchen kennenlernen durfte. Eben vor Kurzem war ich in Japan, war da auch ganz begeistert, was da das Bier macht und natürlich, das Essen ist ja eh sensationell. Und, ja, spannend und öffnet einfach die Augen, ich meine, ich liebe auch Gulasch mit Knödel, aber, ja, andere neue Ideen, seit einfach offen für was Neues.

Markus: Also ich stelle mir das gerade so vor, also jemand, der so im klassischen Oberbayern sozialisiert worden ist essenstechnisch, sage ich jetzt mal, …

Barbara: Ja, absolut.

Markus: … wenn ich den dann nach Thailand versetze oder überhaupt nach Ostasien, das ist schon, im positiven Sinne, ein Kulturschock. Also viele Freunde erzählen mir, dass sie mit der Schärfe zum Beispiel nicht zurechtkommen. Da habe ich Gott sei Dank kein Problem damit. Also überhaupt diese überwältigende Vielfalt an Aromen, an Gerüchen, an Farben, wie gesagt, wie da auch damit gespielt wird, wie es präsentiert wird, die Selbstverständlichkeit auch von Vielfalt, finde ich schon, das ist wirklich ganz was anderes. Und das hat dich dann praktisch auch in deiner Kochpersönlichkeit wieder weitergebracht, oder?

Barbara: Ja. Und vor allen Dingen, wie du das jetzt gerade sagst mit der Schärfe, wo ich nach Thailand gekommen bin, konnte ich auch noch nicht scharf essen. Jetzt, nach 17 Jahren oder 18 Jahren mittlerweile, kann es nicht scharf genug sein. Und das beste Argument ist für mich, du findest hier zu einem richtig scharfen indischen Curry, kannst du keinen Wein servieren, da muss es ein richtig bitteres IPA sein oder ein richtig gescheites bitteres Bier und nur so funktioniert es. Und das ist immer mein Highlight, das zu sagen und das vergessen die Leute nicht.

Markus: Ja, vor allem, wenn sie es dann erfahren haben, weil das ja wirklich so spannend ist.

Barbara: Richtig.

Markus: Also gerade, wenn du und so ein typisches Thai-Curry hast und dann eben so ein IPA, wie das dann noch mal miteinander spielt, wie du dann diese Aromen noch mal ganz anders von der Intensität hast. Schön, also jetzt hast du mir richtig Lust gemacht. Das ist schon hart, weil bei uns ist es jetzt hier noch 9:00 Uhr morgens, wir haben ja 5 Stunden Zeitunterschied, das heißt, du gehst ja schon langsam in Richtung Abend und hier muss ich mir jetzt Gedanken machen, was es heut zum Mittagessen gibt und bin schon ganz verzweifelt.

Barbara: Ja, ich hätte mir dir auch gerne ein Bier getrunken, aber, ja, schade, ging nicht. Ist heute Mal ein anderer BierTalk wie sonst, aber …

Markus: Das holen wir gerne dann persönlich nach, also da bin ich schon sehr gespannt drauf.

Barbara: Gern.

Markus: Und vielleicht verschlägt es mich ja auch irgendwann nach Thailand, das wäre auch total spannend. Also auf jeden Fall, was mich total freut und ich hoffe, dass das alle auch mitgenommen haben und mitnehmen können aus dem BierTalk, ist eben deine Begeisterung, deine Lebensfreude, deine positive Neugier, dein Interesse, wie du das auch an Leute dann weiter gibst. Das ist so schön, weil das auch ansteckt, weil das auch inspiriert. Und weil es eben auch so ein bisschen für mich auch zeigt, wie man weltweit global mit diesem ganzen Thema Bier umgehen kann und wie da auch eine ganz wichtige Botschaft, denke ich mal, für viele Themen in der heutigen Zeit rüberkommt, dass wir doch alle so viel Freude an unserer Natur, an dem, was sie hergibt, haben könnten und uns vielleicht ein bisschen zu wenig damit beschäftigen. Und das finde ich sehr, sehr schön, wie du das lebst und dass du es lebst und da bedanke ich mich auch ganz herzlich bei dir, dass du das tust. Und, wie gesagt, ich freue mich riesig, wenn wir uns das nächste Mal sehen, da müssen wir das auf jeden Fall fortsetzen. Letzte Frage vielleicht noch, wenn jetzt Hörer: innen sagen, ich bin demnächst mal in Thailand, ich würde gern die Barbara vielleicht mal erleben oder so, was gibt es da für Möglichkeiten, wie können die zu dir Kontakt aufnehmen?

Barbara: Auf Facebook kann man mich finden oder Instagram, die ganzen sozialen Medien, auf LinkedIn, Telefonnummer ist da auch, einfach anrufen. Ich hatte hier auch einige Biersommeliere, sind wir gekommen, haben mich schon besucht, ganz nett. Liebe Grüße an alle, die mich hier schon besucht haben, also ihr fehlt mir, bitte kommt öfter, kommt alle. Und überhaupt generell wollte ich noch mal ein Dankeschön sagen an die ganze Biersommelier-Community, toller Support, überall, wo ich bin oder auch von dir, Markus oder auch von anderen. Ich kann immer mit Fragen, weil ich bin ja nun fern der Heimat, mit Fragen kommen, da wird sofort unterstützt, da kommen Infos auch, also sensationell, vielen Dank noch mal. Und auch, Markus, dir Danke, dass du mich heute eingeladen hast zum Gespräch, hat mir viel Spaß gemacht. Und wie gesagt, jeder, der nach Bangkok kommt, bitte meldet euch, gehen wir auf ein Bier, vertiefen das ganze Thema, würde mich freuen.

Markus: Wunderbar, dem ist also nichts mehr hinzuzufügen. Auch noch von meiner Seite aus vielen Dank für deine Zeit und hoffentlich bis bald.

Barbara: Alles klar. Liebe bierige Grüße nach Deutschland, servus.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk English 34 – Talk with Yvan de Baets, Co-Founder and Headbrewer at Brasserie de la Senne, Brussels

In this episode of BierTalk, Markus Raupach interviews Yvan De Baets, co-founder and brew master of Brasserie de la Senne in Brussels. Yvan shares his journey into brewing, from his early inspiration at Cantillon Brewery to co-founding Brasserie de la Senne, which played a key role in reviving Brussels‘ brewing scene. He also discusses the values that drive his work, such as sustainability and quality, and the social aspects of beer. Yvan explains the importance of traditional brewing techniques, the influence of Belgian beer history, and his passion for creating balanced, characterful beers like their flagship Zinnebir and session beer Taras Boulba…

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Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast, Bier Talk. Today, I’m very happy to have Yvan De Baets from Brussels here on the line, and I’m very happy we know each other for a long time now. We meet at several beer competitions, for example, and of course, also in his brewery, which is a fascinating thing. We’ll hear about that and also he’s a great and wonderful person, and it’s very great to meet him on all these occasions. And also, a very funny thing I heard when we met first is that when he opened the brewery, his actual brewery, the Brasserie de la Senne, he doubled the number of breweries in Brussels. So very nice. I’m very much looking forward to our talk. Maybe you introduce yourself a little bit to the listeners, and we are very happy to have you here, Yvan

Yvan De Baets: Yeah, thank you very much for the invitation and introduction, Markus. It’s a pleasure for me to be there. Well, so my name is Yvan, I’m co-founder of Brasserie de la Senne with my business partner, Bernard, Bernard Leboucq, and my main task in the brewery is to be brew master. So I take care of the recipes of the beer. But honestly, if you’re a brewer, you know that the recipes are not the most important things, but more importantly, I choose to bring methods and the technology we are using in the brewery for making a beer. This is my main task. But of course, because I co-own this brewery, I have many, many other things to do, but these are less fun

Markus Raupach: Yes, and what is also very fascinating is that you are not only a brewer, you are also a beer historian, and you also have a social background. So it’s very interesting to hear a little bit about that. So maybe you take us a little bit with you and tell us how you came into brewing and what happened before in your life

Yvan De Baets: All right, it’s a complicated way that I’ve chosen. I will try to make it short. Let’s put it like that. Let’s say that from the age of 18, I like a burning passion for beer, and I tried to be serious with it. So I’ve been drinking beer before that, but less seriously, if I may say. But when I was 18, I had the chance to have a very important meeting in my life as a beer person, I visited the Cantillon Brewery and their Brussels Gueuze Museum. And I had the chance to meet the former brewer and owner of the brewery, Jean Pierre Van Roy. He’s the father of the current owner Jean, and we had time to have a chat together, and I really fell in love with his brewery. But also it really like transmitted me his virus, his love for the good beer. And what I learned with him is that behind a good beer, a well-made beer, there can be values, and that it’s worth fighting for those values. And from there, I decided to be like serious about beer, which means I wanted to try every single beer, especially Belgium beers. I wanted to read all the books on the subject. I started to work as a volunteer in a few breweries, and then I gained knowledge and knowledge. And meanwhile, I was doing studies that have nothing to do in university. I studied political sciences and then another master in work sciences. But when I was in political sciences, I was almost never in my faculty, in my auditorium, but I could follow as a, let’s say, guest student. The brewing courses of the brewing school of that university, it’s UCL University in Louvain. I had a chance there to follow the classes of the legendary brewing professor called Andre Levreux, a great human, a great person, also extremely knowledgeable brewing scientist and who had a lot of experience in breweries, because he used to work as consultant for many, many breweries and I was really, really fascinated. Long story short, as I said, I finished my studies, and then I found a job as a social worker, indeed, for five years. In the meantime, I started home brewing, and the passion grew and grew and grew. And finally, at the age of 33, I was a bit fed up with my current job, and I decided to literally change life and to go back to school, to go back to brewing school. So I went to the Brewing School of Brussels, called Meurice Institute for Brewing and Malting Science. And I did do those studies, and at the age of 34, I became a professional brewer. Again, in the meantime, my business partner, Bernard, not a business partner then, but a friend, started a small brewery in the suburbs of Brussels called Sint Pieters Leeuw, and yet no formal education on brewing at the time. And because I was having that formal education, I became very quickly his technical consultant, and we could stay two years in that location. And finally, in 2006 we decided to join our forces more officially and to create a new brewery called Brasserie de la Senne. We tried then to find a location in Brussels, which is our city. It was very difficult at the time, especially we started with no money, and honestly at the time, when you would go to see a banker to borrow some money from him, he would literally throw stones at your face and thank you, you were crazy. So we’ve been through difficult times for five years and finally, we found our first location in Brussels in 2010. This is when we could claim that we could double, indeed, the numbers of Brussels breweries, because the only remaining one at the time was Cantillon. And Brussels was founded, the official date is in 979 and of course, at the time, very quickly, a brewery was opened. And then nobody knows exactly when, but the second brewery came in the city. So that guy, a thousand years ago could claim he doubled the number of breweries, and then the number grew, grew, grew. The peak was around the year 1900. Brussels was actually a huge, huge and very important brewing centre, and we had about 400 beer makers at the time. And then started the decline and the brewery closed one after the other, and finally, Cantillon was the only surviving one. And so when we came on the market, we probably could claim that we were again doubling the numbers of Brussels breweries. And so that happened basically two times in a thousand years. And so it was funny to realize that.

Markus Raupach: So you really can say you made history a little bit. And also, what I hear is that there are some similar similarities between Bamberg and Brussels in terms of founding and the importance of beer and everything. So that’s also maybe something we can talk about later. Maybe a short question about your life as a social worker. So you were responsible for young people, as far as I know?

Yvan De Baets: Yeah, like two periods in the first one, I was coordinating different social projects in the poorest area of Brussels and of the country, actually. So it was different projects, and I did the coordination of them. And then I became, indeed responsible for the youth service, as we call it, and I was responsible for animators who were supposed to work with the young people also in this very poor area, yes.

Markus Raupach: And I think you still are very social or active in that whole idea. Always, when we talk, you’re very talking about these social things and how important that is. So do you think that is something dating back to these times, or did you have that all your life before?

Yvan De Baets: Difficult question, I don’t know. I probably had something of that in me. And you know what’s fair in our current activity as brewers of values are always very, very important. And since we exist, we have traced like a red line, which are values, our core values, and we have always tried to follow them, and we continue to this day. And so, yeah, the values are something very important for us and of course, human values, but also environmental values, quality values, all those sorts of things and yeah the social part of it is probably a part of the whole thing. It’s not only that, but it has always played a role on one or another, yes?

Markus Raupach: Yes, and I also think that beer is a very social drink. So normally people come together having a beer, and also people from different areas, and also different worlds and whatever, come together and share a beer. So this is something that brings people together, isn’t it?

Yvan De Baets: Totally, it’s the best social rubiconsever. And also, one other beauty with beer is that it’s the only alcoholic beverage that has been created in all the possible, all the existing human cultures in history. And so it’s, for me, at least it should be, the beverage that unites the humans. And I think it’s really beautiful when you think about it.

Markus Raupach: Yes, very, very well said. And something I feel always when I’m travelling, and no matter where you go in the world, you find people who love beer and you can come together and you can talk about it. And so you always have a common ground. So that is something really interesting. Okay, let’s go back to the brewery. But when you started, you didn’t have your own equipment, so that you were like a gipsy brewer, we would say, in American text?

Yvan De Baets: When we had the very first brewery in the suburbs of Brussels, we had our own equipment, which we made with, as I said, almost no money out of secondhand dairy tanks. But it was a proper brewery, and the length of a batch was four hectolitres. Everything was manual. So brewing was manual, the brewer’s paddle, etc. It was really exhausting. And then so we left that first place, real brewery in December 2005 and our second brewery in Brussels then we could do the first batch on December 22, 2010, so five years later. What happened in between is that we have been brewers but without the brewing equipment. But I insist that we were still real brewers. It means that we were renting other people’s breweries, but we brewed ourselves. So the beers were not commissioned full force. It was not made for us by someone else. It was us using someone’s equipment, like if I can borrow your car, for instance, but I’m the driver, I mean, and so I’m responsible for everything. It’s the exact same idea. And it also allowed us to gain experience, because the breweries we used were more professional than our first one, and so we really gained experience and knowledge about equipment, etc., and we basically used two other breweries, De Ranke first, I knew their brewery very, very well, because I used to work two years for them, and they were also using somebody else’s brewery before having their own. And I was there when they started their brewery. And so I knew that place like mine actually, because I was there from day one, basically. And they had extra capacity that we could fulfil making all beers. We even bought some extra lagering tanks that we could place in their cellar for increasing the lagering capacity. And at a certain point, they didn’t have enough capacity for us because we wanted to create a new beer, a triple called Jean DuBois. And for making that beer, I had to go to another friend, located in France, between Lille and Dunkerque in the north of France. It’s Brasserie Thiriez. I was very good friend with Daniel Thiriez. I did some consultancy for him also, and it created a very strong relationship between us, and he had some capacity for us. So every six weeks, say I would take my car and go to his brewery and brew a batch of our triple then come back home. And so this situation lasted for five years. And so 2010 we had our own bring equipment. The size of a batch was 20 hectolitres. Then we ended up in this place brewing a bit more than 13,000 hectolitres, then the place became too small. And now we are at our third facility more in the centre of Brussels. We do batches of 60 hectolitres, and we brewed last year a little bit more than 16,000 hectolitres.

Markus Raupach: Yes, and it’s a wonderful building. I’ve been there many times now, and I only can recommend it to our listeners to do that and also to have the great beer there, of course. But that’s something maybe for later. I think it’s very important that you, that you state that you were always being the driver. So really brewed yourselves, because that is different nowadays, with many beer brands that are on the market, which are more or less brewed by others, just as a brand. So this is really very important. And also I think it’s important that you had the possibility to brew at the brewery you really knew very well. And also the people knew you very well because that is something I sometimes hear, here, when they say, okay, we have some people which want to brew at our brewery, but we don’t trust them what they are doing with our equipment. And that’s also another reason. So I think that is very special that the guys let you work on their equipment. And I was visiting the Ranke last year, and it’s a beautiful brewery, especially the brewing kettle and then the system. So it’s a great setup I think.

Yvan De Baets: It’s not easy to give so to say, your brewery to someone else. You really need big trust in the people. What was easy at De Ranke is that everything was manual, also basically, and so it was not such a complex brewery to use. It really helped us a lot, for sure. And when I was brewing at Thiriez, it was a little bit more automated, which was also good for me to learn more of a more complex brewing equipment. But Daniel Thiriez was always there to assist me. And so, yeah, it was, as I said, it was a great way of learning and see what works, what doesn’t, and things like that.

Markus Raupach: And how did you come upon the name Brasserie de la Senne? So was it something you already had in mind, or was it like an idea?

Yvan De Baets: We didn’t really have it in mind, but we had to do like a brainstorming at some point, to find a new name. And actually, it came quite naturally. La Senne, for the people who don’t know which means most of your audience, I guess, is the river of Brussels. And it’s actually thanks to that river that the city exists because back in the days you would build a city along to a river for water supply and possibly communication also. And it’s also thanks to that river that we have had so many breweries in Brussels because most of our breweries were located along the river Senne and a lot of them were taking the water from the river. And so it’s a river that is extremely important to the city. And it’s also now the drama of Brussels, because very sadly, in the late 19th century, the river has been covered by the authorities of Brussels for very bad reasons. And it’s, I say it’s the drama because I think that a city really desperately needs a river to be nicer. It gives a very nice energy to the cities, the rivers and ours has been stupidly covered. And it was also a way for us to like, give like a sort of tribute to our beloved river that we cannot see anymore.

Markus Raupach: Yes, it’s really something you have to uncover, or to look for, if you are in Brussels, to look for the river. So I also, I didn’t know that before, and then on the city tour, the guide led us there. And so it was really very interesting. So you helped also the people to discover the river and their history. And you also made a beer named after the river, I think the Sennebeer.

Yvan De Baets: Yes, actually Zinnebir. It’s our flagship beer now and the nice thing is that it’s our foundation beer too. It’s the very first beer that we ever brewed, even as home brewers, and now it’s our flagship beer by far, and it has really been adopted by the local people in Brussels. It’s really their beers. And yeah, the name refers to two things. Zinne means the river Senne in the local dialect, but it also refers to zinneka. And zinneka is the nickname that we Brussels people give to ourselves, and it means a little mud. So it’s a dog that is a mix of all possible races. It’s not a purebred, not a pure race dog. And we had many of those in Brussels back in the days, and it became our nickname, because Brussels is, since forever, a very international city. We’ve always been invaded by all the possible neighbours, and we have always welcomed also all the possible foreigners in our city. And it sort of created our richness. Not a lot of people know that, but we are the second city in the world with the most different nationalities. So the first one is Dubai bizarrely, but the second, I was always sure it would be New York or something like that. But no, the second is Brussels. So you can hear all the languages that exist on the planets in our city, basically. So it’s also a tribute to that, the name of our beer, Zinnebir.

Markus Raupach: Yes, that’s also interesting that the city itself now is more or less the capital of Europe. So I think this is something that reflects that also. And but also, I think this is part, then, of your success story that you kind of gave the people their beer back, or a beer back. Because I think Cantillon is not a beer you drink half a litre. So this is, I think, really a beer people can now drink and enjoy.

Yvan De Baets: Indeed, and Cantillon was a beer that everybody here in the city would have drunk 100 years ago. But sadly, the drinking habits changed dramatically, and now it’s even hard to find the cafe serving gose in our city. And but to come back with our Zinnebir, it’s probably our biggest product, is that it’s a beer that is a lot of character. Because, you know, we basically only brew beers that we want to drink ourselves, and we like beer with character, with bitterness. It’s very important for us, even if we want our beers to be balanced as well. But okay, when we started, when we launched Zinnebir the first years, it was way too bitter for the people, and we had to spend hours and hours and hours talking to the customers, talking to the bar owners, to the bar staffs, to explain the beauty of a bitter beer. And it gained some success. Obviously, we did a good job, because a few years after, it’s totally normal for the locals to drink a beer with the level of bitterness of Zinnebir. And I’m not talking only about beer experts. I’m talking about the people, I call the normal people, or the normal drinkers, which are the customers I cherish the most. They are not at all specialists. They were raised with industrial beer, and now they love a beer that is the character of Zinnebir. So we somehow created a classic for Brussels in a short frame time in 21 years, actually, basically. And this is something we are extremely, extremely proud of. We could reach the normal people.

Markus Raupach: Yes and really, they totally adopted the beer. And because I see it when I’m in Brussels, and no matter what cafe you’re going and what other beers are there, but mostly you find the Zinnebir and this is really a great thing. I really like it. But to be honest, my favourite of your beers is the Taras Boulba, which is also an interesting story I think.

Yvan De Baets: Taras Boulba was the second beer we made in the very first brewery. And you know, as I told you, everything was manual brewing there. And so the brew days were very tiring, not to say exhausting. And after a long brew day, of course, we needed the beer. But after one or two Zinnebir at a certain moment, we wanted something even lighter and more refreshing, and this is why we decided to make this session beer 4.5% of alcohol, more bitter than Zinnebir, drier, extremely refreshing with dry hopping, with German hops, by the way, extremely refreshing kind of beer. And it’s a real story. The first batch we are making batches of 400 litres. And so the first batch we really made for us. You know, when you are really thirsty, 400 litres doesn’t last so long. You can deal with it. And of course, we had friends visiting us from time to time, and we told them, oh, we made a beer for us to drink after work. Try it. And people liked it so much and some brought some bottles to cafes, to bars, and in some bars, people liked it also. And so we would like to make a second batch, a third batch, and the story begins like that. But it was really at the origin of beer made for us to quench our own thirst after a manual brew day.

Markus Raupach: And that still works wonderful. So that’s my really, my go-to beer, when I’m in Brussels. That’s a very refreshing, very nice drink. And also another little parallel to Bamberg, because we have the Spezial Brewery, which is one of the two smoked beer breweries, and the owner also started some decades ago to brew a beer just for himself, which is a pale lager without smoke. And this was something you could never get normally as a guest, because he brewed it just for himself, the family and maybe some of the workers, and then some of the people, which are always there, they noticed it, and then they got to try the beer. And they asked him, maybe I can order it. And so it became more and more a secret thing, and then it became available, and it took until the pandemic, then they first time bottled it. And now it’s one of the favourite beers there. It’s also interesting that sometimes these beers, brewers make for themselves are very successful if they come off the market.

Yvan De Baets: Yes, it’s a nice story. And Spezialis one of my favourite breweries in Bamberg, for sure.

Markus Raupach: Yes, that’s also interesting, because you said the Taras Boulbais like a session beer, but if you come from a German idea of beer, a 4.5 beer is a little less than a normal beer, but still a normal beer. So I think there are some differences between the drinking habits of the Belgian people and the German people. But how did you experience that? That would be maybe interesting for the people to switch the view, if someone comes from Belgium and then comes to, let’s say, Franconia, and first-time experience the drinking culture here. So how was that for you? And how did you compare that to yours?

Yvan De Baets: So yes, the first time I came to Bamberg, I had the impression I pushed the door of paradise, honestly. I have to say that I’m for Belgium drinker first and then a brewer. I was and I am very open-minded and extremely open-minded to other beer cultures from Europe, namely the British one and the German one. So I really came with that open mind, and I fell in love with the Bamberg beers and this beautiful city also. And then I came back home and I visited, yes, of course, I visited the region around Bamberg too. And I came back home and I talked to everyone I knew, oh, you know, we Belgium’s always claimed that we are the beer paradise. But sorry, but I found it, and it’s in Bamberg and around as a joke, but I meant it because I really love first the diversity of beers. There’s the quality and the super high drinkability of all those beers. Drinkability for me, is always the most important word when you talk about beer, and it defines what a good beer is, actually.

Markus Raupach: Yes, maybe, let’s say we have two paradises, because it’s real, at least maybe there’s another one. So if you are in the British countryside, it’s also a beautiful experience. So I think everywhere where you have a true beer culture which is based on beer history, of course, after hundreds of years and if it’s still there, they must have invented something they really like. And so yes, and as we already told, it really brings people together. But if you talk about drinkability, this is also something I think all your beers have in common. What are you doing in the brewing process to support that, to bring drinkability in your beers? Are there any secrets you want to tell?

Yvan De Baets: Well it’s really not a secret, but every brewery will tell you that it starts with quality ingredients first, of course, it’s very, very important. But I think our way towards drinkability has like two main parts, maybe. The first one is the choice of hops. We love hops, we love bitterness, we love hop-forward beers, but we have decided for all beers to only use European hops. You know, of course, that the big trend in Britain now is to use hops from the New World, like the US, Australia, New Zealand, whatever. Those hops can be very beautiful. They are extremely interesting. I have nothing against them, but I find it’s way more difficult to use them to get the balance in beer and then drinkability. I think that it’s so much easier to get that with European hops, because they are themselves more subtle, more balanced, and they are not punching your face with bold aromas all the time. So it’s a clear statement that in no core beers, it’s only European hops. And basically they are actually coming only from two countries, Germany and Slovenia, and that’s it. When we do collaboration brews, then we are open-minded. We can use American hops, etc. It’s fun, no problem. But our beers, it’s only European hops, for sure. The second thing trick, if I may, say that we use for getting balance and drinkability is that we designed very special fermenters that are not special at all if you know history. Our fermenters are quite flat. It means that they are wider than tall. They have a special geometry, as we say. And actually, thanks to that geometry, they will give a better balance between esters and higher alcohols. Basically, if you ask your yeast to work in very tall and narrow fermenters, she will use more efficiently the free amino acids that are in the wort and long story short, again, she will create a lot of high alcohols and too little, in my opinion, esters. And so you will get the beer that is easily disbalanced. In our flat fermenters, it’s the opposite actually. The yeast will create less higher alcohols and more esters. And I’m strongly convinced, personally, that the ratio between those two key components is really the key to balancing beer. And who says balance says high drinkability. So that’s really the idea behind it.

Markus Raupach: Yes, and when I was there, you showed me also this tank for the fermentation and to be honest, I think for me, it’s like a mix between the old open fermenters, which were also quite wide, but now in a closed way, because you still have a closed device, but you don’t fill it up to the complete height. So you have this wide thing and I think this is a very good idea to have the advantages of both. So the low pressure, but also a closed system, so no infection. So I think it’s a very clever way to do that. And yes, and it was your idea to do, so.

Yvan De Baets: Yes, but honestly, what I did, I have to be humble with that, because it’s not at all revolutionary. I just took all the ideas because the ancient brewers, that’s how they would build a fermentation tank, but with modern knowledge and using modern science to understand the why behind it. And indeed, the idea was to mimic the quality of fermentation you have in open tanks. It’s my favourite fermentation tank. But when we built our two breweries, we didn’t have, you know, it cost a lot of money to build the brewery and we didn’t have the money to have, like, a separate room for having open tanks, because you need the environment to be very clean, so you need to build like a box in the box, and we couldn’t afford to do that. That’s why I had the idea that, okay, the box would be the fermenter itself, same shape than an open tank, but indeed, with the safety of having it closed, so there is no risk of infection and it’s like super easy to clean, indeed. But I’m sure that if you would put our fermenters in two and having the same one open next to the one that is closed, that the flavour of the beer would be identical. I’m almost sure of that, really. And it’s still my dream to have, one day, a real open fermenter and to build a small box in the big box. That’s my dream before I retire is to have one or two open fermenters and I think I will install my office and my bed in front of those tanks, and spend my life there to admire the beautiful Krausen during fermentation, because there is nothing nicer to watch in the world, in my opinion.

Markus Raupach: So you don’t need any TV anymore, because you have the best. That’s definitely sure. Do you have your own yeast strain in the brewery?

Yvan De Baets: Yes, we have our house strain of yeast for our ales. We make lagers also. For the lagers, we use a very classic German strain that Professor Narziß from Weihenstephan chose in 1970 and it’s the most widely used lager yeasts in the world nowadays, and it’s a great yeast. But for our ales, and we are mainly an ale brewery, we have indeed our house strain of yeast, and I choose it very carefully, and I choose, I strongly believe in the versatility of yeast. I think that you can make a lot of different styles of beer with one strain if you choose the right one, and then you adapt the process and the recipes to the styles you want to do and to your yeast. But I will never be the kind of brewer who will change yeast every time he brews a different style. The reason is that is, for me, very important to get to know your yeast, because it’s the beauty of our trade. We work with something that is alive. And because it’s alive, it’s complex, it’s very sensitive, and you have to build, like, a relationship, I think, between you and your yeast. And so you have to know her. But it takes years and years and years to know your yeast. I don’t have, it takes almost a life, actually, and I don’t have 50 lives. So how could I have, like, 50 different yeasts? I would know nobody the right way, and I would make mistakes all the time. And so I prefer to rely on one strain and work with her all the time. I think also, because it’s related, that is very important for a breweryto have a style, to have a touch that the people can directly recognize. And there is a Brasserie de la Senne touch. When people drink our beers blind, they can, oh, that must be a beer from de la Senne. I think it’s very, very important, and we get that touch because of our yeast, because of our fermenters and because of our brewing methods. But I would not like us to be like a brewery that could be managed by anyone, anywhere. This is, for me, the way to have a sense of a place. You know, we talk about terroir for wine, and terroir exists for hops a lot, for barley also. But once you buy those raw materials, you can make beer everywhere. But the sense of a place, the terroir of a brewery, are the little technical details that make the brewery. And this should all come from the brewer’s decisions, and the brewer’s decisions have to come from his vision about beer. What is for me, the best possible beer, and how will I try? And I say try, because it’s an ongoing process, how will I try to make this beer of my dream become a reality? This is extremely important for me.

Markus Raupach: This is really a great picture to see the yeast, more or less like a pet, to have it in your whole life, work with it. But then I have the question, so if you say you work with your pet, with your yeast, but is there also an influence by the pet on you? So did the yeast also change something in your thinking in the last years?

Yvan De Baets: Oh, I would believe so, because it’s not a one-way relationship. We have to work together. And others see yeast as some goals for ourselves, and the brewers have some goals for themselves. And I think the good brewer is the one who makes everybody happy and who makes compromises sometimes. Because the yeast is there, and she has her own needs and things like that. I know it’s a little bit talking like a hippie about yeast, but I think it’s very important to have that special relationship and to use also your senses and your intuition when you make beer. And it can look like totally ridiculous, I admit, but when I’m alone in the brewery, I speak to my yeast and it helps creating that special relationship. Of course, I don’t do that during the day, otherwise, my guys would make fun of me all the time. But when I’m alone, I open the fermenters and I speak to her or when I pitch the yeast, because, yeah, I forgot to say that, but I’m still a real brewer in my brewery. So I didn’t abandon brewing. I brew minimum one batch a week. This is really my minimum, because that’s what I like to do.

Markus Raupach: So when the day comes when AI is capable to translate yeast language into human language, we hear a lot of nice stories about you and your yeast, maybe. That’s really, really, very, very interesting and I think it is like this. You have to have your ingredients and also your yeast, to work with you and know how it functions and how it doesn’t and all these things. One beer, which is very much related to the yeast, is also the Saison. It’s a beer style you wrote a book about, I think, in 2004 or something and also, you did a lot of talks about it. So maybe you can share a little bit of your insights about this Saison to our listeners. Because I think some of them may know it by having tried some Belgium Saisons or American versions, whatever. But maybe some insights from your perspective. Also, you made a series of differences also in the brewery to reflect the different decades of Saison brewing. So yes, share a little bit of your Saison knowledge with us, beautiful.

Yvan De Baets: Well, that could be very long, and I don’t think we’ve all that time in front of us, but yes. Basically, yes, Saison was a beer originally, although this is poorly documented, but it’s poorly documented because it was a countryside style and the scholars who wrote the big books about brewing in the past, they were city guys. And so they would write about what they knew, what would surround them, actually. So there are plenty, plenty of knowledge about all the urban styles of beers, but almost nothing about the countryside beers. And that was what, that is what Saison where, actually. But so basically, it most probably started in farms. So you know, in farm, in the winter, you don’t have much to do. And so the bigger farms of Belgium, there’s a small brewery attached to them, and what they would do in the winter would be to make a beer meant to be drunk by the many workers they would need in the summer. And it anyway made sense to brew in the winter, because it was the good brewing months like in all the beer countries, like in Germany. Also, you would not brew in the summer, because you would be sure to have infection in your beer. So it was really classic to do that. And so it was a way of making what we call Bière de Garde. So that’s French for beers to be kept, keeping beers that you found in all the beer cultures, in Germany, in UK, in France, in the Netherlands, whatever. And so those beers were made on the way that they would be able to keep for months. Most of the beers of the time they would run, they would be running beer, so beers that were to drink very quickly. But you also had a series of Bière de Garde like the Lambic beers from Brussels, like the Flemish Brown and Reds in West and East Flanders and in Wallonia, especially in the part of Wallonia called Enno, but in all Wallonia, the beer, the local beer together, was the Saison. And so those beers were massively hopped and then after the main fermentation they would undergo, they would age in wooden barrels. And this is what was the most important. They would undergo a secondary fermentation within the wooden barrels. And so this is something really important to understand, is that for those kind of beers, from a historical point of view, the fermentation that counts is the secondary one, not the primary one. And so the brewers could use many, many different yeast for the first fermentation, the first part of fermentation. And it’s a big mistake to believe, like a lot of people nowadays, that there exists something that would be a Saison yeast. It never existed. The problem is that what you find on the trade are yeast that have been taken, some people would say stolen, by yeast companies in bottle of beers sold in Belgium and beers called Saison by the brewers. And those yeast companies, of course, they have to find names for selling the yeast, and so they decided to call those yeasts Saison yeast or Bière de Garde yeast or whatever. And then some brewers make the mistake to believe that you are obliged to use that yeast for making a Saison. You can, of course, use them for making your Saison, but you can use plenty of other yeast. What is important is what will happen in the secondary fermentation. And imagine you are in the 19th century in Belgium, and you age your beer in wood. What will then be the yeast that will be involved in your secondary fermentation? It will, of course, be brettanomyces. So for me, if there is one Saison yeast that ever existed, it’s brettanomyces, of course. And that yeast was perfect for the drinkers of the time, because if you take the whole Belgium, the northern part of France, the southern part of the Netherlands, and I would guess, but I’m not an expert in German brewing, a part of Germany too that touches that area, the people wanted to drink beers that had two qualities. The first one, they liked sour beers. I don’t mean vinegar, but a beer with a nice, appealing tartness, nice appealing sourness, and also beers with a wine-like taste, with some aromatics that make you think about a nice wine. So wineness and sour, it was the two main qualities of beers for the people of those regions and it was called the taste of the north. And actually, when you have brett taking part of the fermentation of your beer, and of course, those yeasts were not added at the time, people didn’t even know brett existed. But it was there, living in the wood and living in breweries. When they ferment a beer, they give very complex aromatics that make you think about wine also, and in some circumstances, they can also bring some sourness to the beer. When they come in contact with oxygen, they will bring some sourness. But the brett were not the only source of sourness. Of course, culture yeast didn’t exist at the time and the person would use a leaven, and that leaven of Saccharomyces cerevisiae, you, most of the time, had some lactic acid bacteria also, and those would also impart some bitterness. But so making beers that we brewed in the winter do not have too big of an infection to tame the infection level so to say. And then followed with a secondary fermentation in wood, brettanomyces would give, anyway, the perfect beer that the people wanted to drink at the time. And basically the old Saisons, they would resemble something between a bitter gose, a bitter traditional gose, or a paler version of a Flemish Brown. I consider that those three styles, they were actually from the exact same family, and there were a lot, there were more similarities between them than differences, and this is why I call them the Belgium Bière de Garde.

Markus Raupach: Fascinating, and I think for a lot of our listeners, a lot of new information, but a lot of things to think about. Also in our beer culture, I think until the beginning of the 20th century, it was all a mixed fermentation, and there was used a lot of wood. So I still have, like, films or movies from the 1950s and 60s where German breweries still used wooden vessels for maturation of beer. So wood was all around for a very long time and, of course, with all the consequences. And of course, people had the beer in the old times, also just as a drink. Of course, it had to be some very pleasant but it’s not our idea today to have this refreshing, whatever, five, six per cent clean lager stuff. So it was there, the drink, the beer and I think there are a lot of similarities in many regions in Europe or even in the world, how these beers tasted just depending on the local sources of ingredients and water and, of course, hops.

Yvan De Baets: Yes, I’m equally convinced, and I knew about that. And again, I think it’s the beauty of beer, is that the people were equally creative and intelligent when it was time to make a beer in different cultures, and there were more things that were similar between beers from different countries than things that would oppose to those beers. And I think it’s really beautiful.

Markus Raupach: Yes, also what I think it’s interesting that this idea of beers from different countries is also something which maybe is also quite a modern thing. Because if we think of the medieval times, I think most of the people didn’t realize that there are different countries because it was so small entities, and they normally never left their place where they lived. And so if there was export or beer that came from another place, it was maybe from a different country, but it was not the idea. So I think all these today ideas of like, we have a German beer style, or an Austrian or a Belgian, this is also something quite new, because it was just local beers with different histories and different ideas. So I think you come, if you work a lot of beer history, it really gets into a ground where you don’t have these strict differences between things anymore. Because they didn’t say, let’s brew a pilsner or let’s brew a dark Marzenor whatever. They brewed a beer, full stop, and they wanted to sell it, and that’s what they did. And that leads us into beer history. So how did you come to the interest or the inspiration of working with beer history, or about beer history?

Yvan De Baets: I think it’s just the huge love I have for my trades being a brewer. You know, I love the sensation of feeling very close to people that lived in other centuries that I never met, and I will never meet, of course. And when you dig into history, you finally realize that those people they are facing the same kind of challenges that you are facing now in your modern brewery. And I like the, yes, that’s sensation of proximity with those ancient brewers. But I also, well, I like history in general, so to say. But what fascinates me the most is to see the intelligence of those ancient brewers. And they didn’t know as we do now the why of the things, but they knew very well the how of the things. They knew how to make a beer. They knew how to make a good beer. It’s easy now to imagine, when you read your books or you see old pictures, that all the beers were infected and probably tasting like crap. I’m sure that the ancient brewers, they were capable of making great beers, of course, the beers that you would keep where the sour Bière de Garde. The other beers, it was probably better to drink them quite rapidly, okay, but I’m sure that those beers were fantastic to drink, and they knew about the basic hygiene also. They knew that you’d better be cleaning your brewery. Of course, they didn’t have all the chemicals that we have now. They didn’t know about the importance of some microorganisms in the infection of beer, but they knew very well that if your tools and devices looked clean, and if you would use very hot water for cleaning them, you would make a better beer. They really knew that very well, actually. And for me, it’s fascinating to see that intelligence, and also if there is one word that I strongly hate in the modern brewing world, and especially among some small, trendy breweries, it’s the word innovation. You know, basically since Pasteur there is, for me, no real innovation in brewing. And if you read your books, you realize actually that the ancient brewers, they’ve tried so many, many, many things. That’s when a young guy now does something that he thinks is very special, when he makes a beer, and most of the time you will find a trace of that in old books, because an old guy, 100 to 150, 200 years ago, have tried the same thing before him, actually.

Markus Raupach: Yes, that’s totally true. I remember the podcast I did with the archaeologist, who dug out the Gobekli Tepe site, and she told that they saw all these devices, and then they made copies and brought them back to Austria and tried to make beer. And what they found out is that these old guys, so like, 12,000 years ago, already had the idea to heat small stones and then put these hot stones into the troughs with the mesh. And so they really could, like, adjust the temperature by adding one more stone or one more stone. And so it’s really like having something to adjust the temperature. So it’s really crazy how much they knew in these times, and this is really long time ago, about the process, so it’s really fascinating.

Yvan De Baets: And I want to add that those people, they have a quality that we are totally losing in our modern societies. They had a very, very good sense of observation, because they took the time to do the things, and they were observing every single detail, and they were very close to their own bodies and their own senses. And so they had very, very good feelings about things and intuitions. And so they, for instance, they knew that when you start seeing some steam at the surface of your wort that you are reaching conversion, saccharification temperature. They know that because they just put their fingers in the mesh and they saw that the mesh would become sweet at that time. And so they knew that just looking at the surface of the worts, that they’re very precious indications almost nobody knows that to do those days. This is also why I love to brew sometimes in very old-fashioned breweries. Like you have one wonderful in Bavaria is the Wasmeier Museum. They recreated an 18th century brewery where you can actually brew. I did that two years ago. It’s one of my best brewing experiences in all my life. And using this very simple set of material, you see really how the people were smart and that you can make a delicious beer that way.

Markus Raupach: That is really fascinating. And also, I found that when I was in England, for example, last year, we did a tour to the Black Country, and there were, let’s say, six or seven breweries that really still work with the equipment from the early 19th century. And also in Norwich, I found a brewer who is still working by measuring the temperature with his elbow. And it’s just, I think if you, if you are aware, if you learn how to do it, you can be a very, very good in measuring like temperatures and things like that. It’s just experience at the end.

Yvan De Baets: Last week, I did a quarter brew in one of my favourite breweries in the world, Harvey’s in Sussex, UK, and they basically work like in the 1920s, 30s. It was absolutely fascinating. And their beers are some of the best in the world for me. But when you’re brewing with such an equipment, you are, per se, very, very close to your product, and then to every single little thing that happens in your brewery, and you know how to adjust things. And it’s so beautiful. It’s really a wonder, I think.

Markus Raupach: Is there in general, in terms of brewing history, something you found out when you were researching, when you found maybe old documents or things like that, that really influenced some beers you produced or still are producing in the Brasserie de la Senne?

Yvan De Baets: For sure. I cannot like point a very precise thing, but I can definitely tell you that, because basically, I’m all day, every day, I read a small part of those old brewing books and it percolates through me, and I will never try to, like exactly copy those beers, because I think it’s impossible and everything has changed so much. But it’s definitely a very important source of inspiration for me, yes definitely. But it’s a general thing that, yes, as I said, that percolates through me all the time. So I cannot point like it’s exactly this or exactly that. It’s more like a general sensation, if I may say so.

Markus Raupach: Yes, I think you read it every day, you hear it, you visit breweries, you talk to people, and that all influences you and stays in you. And when you do decisions about your brewing, about your brewery, that comes out again somehow. And so that’s, yes, that’s really interesting. But I really can only tell our listeners, just visit your brewery. Have the experience. Have the impression. At the moment in Germany, we really have not easy time for brewers. How is in Belgium?

Yvan De Baets: Oh, it stays the same. There are many factors. I hate to say that, but there are way too many breweries and too many beers on the market because it’s not only a question of having too many breweries, we have way more beers than breweries. Because you mentioned that earlier, but the big problem in Belgium beer market now is all the fake brewers that are on the market. By fake brewers, I mean, the contract brewers who don’t know how to make a beer, they don’t have any equipment, but somebody else is brewing for them. And so the market is already saturated, was already saturated, and now it’s only over-saturated, because all those brands that show up every single week, and most of them, they are not lasting very long, because there is no ground behind them. But every week, there are new products on the market which can potentially take the place of the beers of the real brewers. And it’s really, really a problem that we have here. But also as a sure thing, people drink less and yes, there are many factors. People have less money. Also, the general ambiance on planet Earth is not so nice, also, for the moment, to say the least. And yes, there are many factors that put the breweries in danger. But it’s not only Germany, Belgium, it’s also UK, it’s the US, it’s everywhere. My hope is that the best ones will stay in business and that the people will continue to realize the beauty behind a good glass of well-made beer.

Markus Raupach: Yes, and also I talk a lot to brewers here, and I talk to them, okay, you are now a brewery which exists for, let’s say, 300 years, 400 years, and you always have been like a centre of competence in making drinks. And you reduced yourself in the last, let’s say 100 years, very much to a five per cent pale lager thing in Germany. And why not find a little bit back to your history and also do other things and be more open? And for example, we have now this, let’s say, wave of non-alcoholic drinks or beers. And especially because now it’s changing. I think let’s say, until four or five years ago, it was always about making a replacement for a, let’s say normal beer. But now we have a lot of people who never drank an alcoholic beer and just start in their beer career, let’s say with a non-alcoholic beer and will never touch an alcoholic one. So they will never compare, is that exactly like the other one? They will just ask themselves, is that a nice drink I like to drink? Is it nice in terms of the smell, the taste, but also in terms of, let’s say, the calories, or whatever, all these points? So are you taking that into consideration? Are you trying to do low-alcohol, non-alcoholic beers?

Yvan De Baets: My personal position is that I don’t like non-alcoholic beers, because I think for being called a beer, a beer needs alcohol. It’s a bit extreme to say so, but it doesn’t mean that the beer needs a lot of alcohol. My favourite beers are very light alcohol beers. And some of my favourite beers in the world are English beers. For me, if you have a good, well-made, English mild, it’s difficult to beat in terms of pleasure that it brings to you. And that’s basically 2.2 to 2.5% alcohol. So but this is a real beer. I want the beer to be fully fermented and made with classic brewing techniques. I don’t like the equipment that are made to take out the alcohol, for instance. I don’t like the fact that you are obliged to pasteurize non-alcoholic beers, otherwise it’s dangerous. This is not craft for me, and I want to produce beer on the craft way. But yeah, I really am a huge lover of light-alcohol beers, and I just developed two of them. One is 2.6%, the other one is 2.8 and I enjoy them very much because they have all the qualities of a beer, but just way less alcohol. And I like as a brewer, the fact that it’s a huge challenge to make those beers the right way, because in a normal beer, you have already lots of water in your glass, but in super light beers, you have even more water. And to that water, you have to give flavour and structure, mouthfeel as well. And this is what I really call the art of brewing. I say that easily as a Belgian, for me, there is maybe not so much out of for making a triple, for making a very good triple, it’s difficult. But for making a triple, everybody can do it. There are so much raw materials in it that okay, of course, it will be tasty and have lots of body, blah, blah, blah. But making a super light beer, this is extremely, extremely difficult. And I really love those kind of challenges.

Markus Raupach: And I have to say, I also enjoy that, for example, we have, even at our Schlenkerla brewery, they have a light beer with, I think, 0.9 alcohol, and it’s still, it’s a smoked beer. So I can go there for lunch and have two or three or four beers without any consequences in terms of alcoholization. So that’s a perfect thing for me to go for lunch with beer, and even can be able to work afterwards. So this is a great thing. So I think that’s another showcase that brewers have to see how it goes on, to adjust, to adapt to changes, and just to fulfil new demands and to keep on the market. So maybe a last question. What do you, in general, think about the future of the Belgian beer culture? And what role do you think the Brasserie de la Senne will have in that?

Yvan De Baets: Whoa, that’s a tricky question. And sadly, I forgot my crystal ball at home, and I’m still at the brewery now. So it’s difficult for me to answer. Well, the future will be a future with less breweries for sure. My hope is that it will be a future with only real brewers and no fake brewers anymore. But I’m not sure it will happen, because it’s too easy to be a fake brewer those days. And my hope also is that only, as I said, only the quality brewers will stay on the market. But I have no idea if it will happen or not. Yes, that’s the main thing I can say. I think indeed, that lighter beers of the future, I really hope that not all the beers will be non-alcoholic beers in the future, because then I will start making cider or wine or something, probably. But no, I really hope the market will focus on quality and on breweries having good values and will stop listening to the marketing people launching beers without any soul all the time on the market. So yes, but it’s more a hope that I have done a prediction.

Markus Raupach: And you will have your fermentation theatre at home, which is fantastic. And maybe the very last thing, if people want to come to your brewery, maybe want to have a brewery tour, a visit, or something like that, do you book that on the website? Or how do they contact the brewery?

Yvan De Baets: We have a very nice taproom which is really next to the brewer house, and so you can see lots of things already from the tap room, and now we have a nice restaurant also. We are closed on Mondays, but open all the other days of the week. Check on Google to see the exact times for the visits, because we have so many requests, we work with a specialized company who does the tours. But it’s a very, very nice company, and they guys are really passionate people. And I trained them. So basically what they say during the tour is what I would say during a tour. And they do that extremely, extremely well. But these are tours on demand only, so by booking, you can do it through our website or through their website. They’re called, OnceInBrussels, in one word. And on Saturdays, they do tours in French, Dutch and English language at fixed times. And I’m not sure, I’m right, but I think the fixed English tour is at four 4 pm every Saturday. But I think that you have to still book via their website. But it’s extremely well organized. And so if you ask us or them directly, it’s a very easy thing.

Markus Raupach: Yes perfect. I only can confirm that I did it, and it’s beautiful, it’s wonderful, it’s great people, and it’s a great experience. And I will put the links in the show notes so people can easily book. And so I say thank you very, very much for your time, for the insight in your world, and I wish you all the best, especially for the fermentation theatre, and looking forward to see you at the Belgium beer weekend in a few weeks.

Yvan De Baets: Likewise. Thank you for your nice invitation, Markus. And it has been great, great fun talking with you and to everybody. Just want to say a big prost.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk meets Biercast – English

Welcome to a very special episode of BierTalk! In this exciting podcast collaboration, we join forces with the team behind 1000 Years of Beer from the world’s oldest brewery, Weihenstephan. Together with Matthias Ebner, International Brand Ambassador, and Anton Hirschfeld, their podcast co-host, we dive deep into beer’s incredible history and culture. This episode marks our first English-language collab, bringing two beer-loving podcasts together for a spirited conversation.

Our guest is none other than Markus Raupach, renowned author, founder of the German Beer Academy, certified beer sommelier, and a beer judge at some of the world’s most prestigious competitions like the World Beer Cup and European Beer Star. Markus shares how his passion for beer began, from his days growing up in Bamberg, Germany’s smoke beer capital, to launching his BeerTalk podcast during the pandemic. We explore the growing global appreciation for craft beer, the unique culture of brewing, and how storytelling connects people with their favorite brews.

Whether you’re a beer novice or an enthusiast, this episode has something for everyone. We talk about the future of beer education, including fun insights into sensory training and food pairing, and discuss how podcasts are changing the way we share and celebrate the rich, diverse world of beer. Plus, you’ll hear amazing stories like the one about the archaeologist uncovering the world’s oldest brewery in Egypt!

Pour yourself a cold one, sit back, and join us on this journey through beer’s past, present, and future. It’s an episode full of passion, culture, and, of course, great beer stories. Cheers…

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Matthias: Hello and welcome everybody to another episode of 1000 Years of Beer‘, the podcast from the world’s oldest brewery, Weihenstephan. Thanks for tuning in again. As always I welcome you, Matthias, International Brand Ambassador and Brewer, and my colleague Anton.

Anton: Hello everybody. Welcome to this brand-new episode of 1000 Years of Beer‘.

Matthias: Which is actually a call.

Anton: It’s a call. It’s not a call with beer this time. We like to do those, but this is actually one of our, I think.

Matthias: Now our second. Second. Our first in English.

Anton: Yeah, the first in English but the second podcast call we ever did. So our guest today is Markus Raupach. Hi Markus.

Matthias: So as a slight introduction, Markus Raupach is in Germany a very well-known person in the brewing business or in the beer business. He is an author and a founder of the German Beer Academy in Bamberg, maybe a city you all heard about it, I would say. Next to Weihenstephan the second most-famous city for beer in Germany. And I guess Markus will see that a little bit differently, yes, I guess. Yeah, and he’s a beer sommelier. He’s a beer judge on one of the most prestigious beer competitions in the world like the European Beer Star or the World Beer Cup and many, many more things. But Markus, maybe introduce yourself. And also a podcaster, and that’s why it’s a collab, a podcast collab. Markus has the Beer Talk podcast, mostly in German, but also quite some episodes in English, more than 140 episodes last time I checked in so he’s a little bit, yeah, how to say it?

Anton: Ahead of us.

Matthias: Ahead of us. Yes. Yeah, he’s doing it in a little bit more than we do. But also with great guests in his podcast, especially I was very excited but could not hear yet, but I will, the episode with Garrett Oliver, a craft brewing legend. He also did an episode but yeah. Just maybe introduce yourself Markus.

Markus: Yeah, perfect. You already did the job. But it’s a really great idea to brew a podcast together, which is fantastic. So, yes, okay, I’m from Bamberg, and we of course would say it’s the most well-known city for beer in the world. But that’s okay. A lot of patriotism, so I think it’s equal. So Weihenstephan has a lot of special stories. We have our special stories, especially smoked beer, so this is something we only have in Bamberg, so that’s maybe why we are so well-known for that. And as having grown up there, okay, I was always in the beer culture already with my parents when we went to the beer gardens when I was a young kid and had to serve the beer for my father and things like that. So of course beer is part of the Bamberg life, and so I grew up and got into it. And then I started, yeah, writing books about beer, writing articles, doing a lot of photographs. And in the end there was the idea to found the German Beer Academy where we train beer sommeliers, beer judges and also other interesting ideas around beer, special master classes for example, but also in modern terms like we have a special master class for AI and beer sommeliers, so how to use AI in a good way to promote, for example, your events or whatever. So this is also part of what I do, and of course the Beer Talk which is the podcast, and in fact it’s already more than 200 episodes now. And it’s about maybe 30 or 40 in English. I was always a little bit hesitating if it’s good for me or not because I was not very confident with my English, but it’s getting better and so I do more episodes, and especially the one with Garrett Oliver was of course something very special. And I’m looking forward to even record a second one with him because I met him in Las Vegas some months ago where we also met, and he presented the new idea to brew beer with antique grains, so a special African grain called fonio, and he had a friend from Senegal who made the collab with him with his beer. And I already did the podcast with this Senegalese guy and I would like to do a follow-up with Garrett, and let’s see. At the moment we are trying to find a date and arrangement. Then let’s see.

Matthias: Yeah, and Las Vegas, that’s where we met and where we had the idea, making this, yeah, podcast collaboration, and now it finally happened. And thanks for putting this into your calendar. And so we can talk now about some topics we have in common but also something you do especially in your peer educations.

Anton: Let me ask you, just how did you come up with the idea of the podcast? So has this been a process over quite some time, or was it like an idea over beer I guess?

Markus: It’s a little bit of both, so because I started after university, or even when I was at university I worked for a radio station. It’s called Antenne Bayern. It’s a Bavarian station. It was the biggest private radio station in Germany, and I worked there for many, many, many years and radio is really for me the most interesting, the greatest media ever, because really it’s fantastic. It’s a lot of fun. You have all this focus on the audio you have to produce, a little bit like cinema, in the heads of the people just with your words. So this is really an important and a very special way to make news and to talk about things. So I was always in this business wanting to come back to radio again, but then with all these beer things and the academy I totally forgot about that and then the pandemic came. And so I was sitting at home. My calendar, one day ago it was totally full for the whole year and then it was totally empty. No events, no travel, whatever. So I was sitting at home, didn’t know what to do and then this idea came back. Okay. I heard about this new thing called podcast, and this is something with radio and something with beer. I maybe could mix that and do something nice, and in the end I had the idea, “Okay, let’s do the BeerTalk,” and I started it on my birthday in 2020 in the end of March. And it was very interesting, very interesting people we had the opportunity to talk to, and finally we had something to do in the pandemic. And also it was a good reason to drink beer because we always invited brewmasters in the talk and they sent the beer before and then we drank all this beer together, talking about the beers and about the stories and the history and what is for them the key of their beers. And that was always great, so I really fell in love with this. And of course then it stayed. And to be honest, at the beginning as we had enough time it was like three episodes a week. Then it was every week one episode and at the moment it’s every other week. I’m just thinking at the moment maybe I go back to one episode per week. Let’s see. But it’s still a great thing. I love it and I get a lot of nice feedback from the listeners, so I’m very happy. It’s a great thing which really enriched my life again.

Matthias: So the podcast and beer from our experience, we can agree on that. This is a great combination. We always have something to talk about, and it’s a never-ending field actually. So how were your experiences with getting, you know, the feedback for the podcasts? So what do you think are the reasons why people like the topics we’re talking about so much?

Markus: I think it’s different. Some people just like beer and want to know a little bit more about it, or even just …

Matthias: Good reason, by the way.

Markus: Yeah. (Laughter) Yes, of course. Or they just, for example, all these episodes where we drink the beer together with the brewmasters. That’s a very nice thing to also order a box worth of beers and then also drink it while listening, beer after beer. So that’s also a good thing for people to do that, so I get a lot of feedback with that. But also from the industry, a lot of people say, “Okay, you really have a lot of interesting people you’re talking to,” because it’s only brewmasters. For example, I have a lot of historians, so I made a special episode for example with a lady who was researching the German beer during the Nazi time and the World War II time, which is a very interesting part. There’s not much knowledge about it yet, and she found out a lot of interesting things, how they tried to make beer and how they tried to incorporate beer in their idea where they didn’t really like it at the beginning. So it’s a lot of things. Also there was the idea that maybe Hitler was not drinking beer. Other sources say he was, so that is for example interesting. Or maybe also for your English guests which are listening now, I did a great episode with the archaeologist who digs out the oldest brewery in the world or oldest industrial brewery in the world in Egypt in Abydos, Matthew Adams. He is from the States and is the head of the excavation there, and I think this podcast is about two hours where he just tells about his experiences, his findings but also his life in Egypt and everything. So I think this is also, you step into another world and you get a lot of new knowledge, new different views on things. So I think many, many of the episodes are really bringing people to places they probably would normally never go or people they normally would never be able to speak to. And I think this is something that really opens eyes and broadens the minds and the view. And so, yeah, that’s maybe the most common feedback, that people say, “Okay, thank you,” and this really is something that brings me further, brings me new aspects, new ideas and I even more like beer.

Anton: That’s the good thing about it because all these stories give you just a better insight into what the topic of beer is all about. I mean, it’s not only the product itself. It’s not only drinking beer. It’s what comes with it, its culture, its way of life. It’s a way of storytelling even. I mean, if we look at the classic regulars that sit at the restaurants and at the beer gardens and go there every day, they have stories to tell. Most of them have, well, not centuries, sorry. Decades of stories to tell, and I think that’s what it’s about to do a podcast about beer. You kind of want to give the people a feeling that they sit right next to you. They listen to all these stories and try to increase their knowledge about it, so that’s what we see in our experience. This is what’s happening, so people like to open a beer, sit by the table and listen to the stories that we are telling them, even though they only listen to it on podcast of course, but that’s I think the ultimate goal that we set out.

Matthias: Yeah, absolutely. And this actually, by the way, sounds super interesting, like, yeah, the podcast where there’s this American guy who digged out the brewery there in Egypt. This is something I really need to listen into because then it’s not just hearing something new and seeing new aspects of it. It’s also educational, and actually that’s a lot of feedback we get Markus by partners or fans or beer fans or brand fans. But most actually of partners we’re working with like sales reps or importers in the different countries, that they take our episodes on beer, beer knowledge, technology, history, culture, food, whatever, to get deeper into the brand, getting deeper into the knowledge of German, Bavarian style beers. Like, for an example, like our fresh beer episode, so where does it come from? How does this style develop? And so on and so on. And this just helps them to represent and sell the beer or the brand more and more. I mean, I guess that’s actually, by the way one of the most funny aspects of our podcast was this year when the catholic were…

Or maybe you should tell the story. This is like the best impact our podcast ever had.

Anton: So the thing was that we recorded a podcast on the history of Korbinian, St Korbinian.

Matthias: The founder of the monastery and the brewery.

Anton: And it was so well received, this episode about the history, that actually a catholic organization who was responsible for basically religion lessons in school used parts of it in those lessons in Munich schools.

Matthias: Yeah. They’re asking permission to use our podcast to educate our young pupils on the life and history of St Korbinian because this year is the 1,300-year anniversary of the arrival of St Korbinian in Freising or Munich, in Bavaria, that they put this in this year’s…

Anton: Lessons.

Matthias: Lessons and now…

Anton: There’s a beer podcast in religion lessons now.

Matthias: Yeah. Yeah.

Anton: The two of us talking about St Korbinian and what he has to do with beer.

Markus: Yeah. To be honest, religion and alcohol are always very close.

Matthias: Yeah. Especially in Bavaria.

Markus: Especially the catholic religion. If we think of all our we call it Kirchweih. I don’t really know the English word for that, but when the church was consecrated, this day is celebrated every year again and it’s different, which holy person it is, and so it’s on a different date. And so all the full year you can go to every village or two villages here. It’s fantastic, so of course.

Matthias: Some of the Volksfests we have here in Bavaria, yeah, they are based on catholic or religious dates or whatever. So I would say like or like bock-beer time, yeah? Bock-beer season based on catholic lenting time and stuff like that, so a lot of drinking occasions in our beer culture is based on the catholic church. Very interesting.

Markus: Oh yes. Especially when I think if you talk about the bock-beer times, this is something which is also very much related to my area here, Franconia, so the northern part of Bavaria, where really every brewery makes at least one, sometimes two or three bock beers, and they celebrate the first serving of each of these types of bock beers in a big festival. So it starts at the end of September, or maybe in middle of September, and it goes until the end of the year and every week you can go to another brewery and have the first bock beer celebration of this brewery and try this. And it’s always great. It’s a lot of fun, so I think there’s always beer is so connected with the culture. So it’s not only drinking beer. It’s all the thing around it, and maybe also if you talk about the education I think that is also a very important aspect. So I also incorporated some of the podcast episodes into our beer sommelier education because we have a live education and we have a video education program. And in the video education program, there is a lot of course of videos, but also some of the podcast episodes. For example, I did with Frank Boon. He is from Belgium. He is the founder of the Boon Brewery, maybe the godfather of Lembeek, something like that, so he’s the guy who recreated that beer style. And with him, I was talking about Lembeek and also tasting all his beers. And these two episodes, for example, are part of the education because no one can explain it better than him and he does it in a very nice and gentle way. I think podcasts have this educational component and I think people like that. They like to be entertained and educated in this entertainment way where it makes fun but also has some result for your personal knowledge.

Matthias: By the way, educating people Markus, we just introduced you as the founder of German Beer Academy, which is an institute you founded in Bamberg to, yeah, educate people about beer. But maybe you tell yourself about the idea and your mission you’re doing with the German Beer Academy in Bamberg.

Markus: Yeah, of course. The mission is really to bring the beer back on the people’s minds and especially to really make them fans of the beer culture, make them ambassadors of the beer culture so that they really celebrate every beer, that they are proud of the beers, the beer culture, and are also able to talk to others about it, make the storytelling, all these things. Of course also a lot of general knowledge about beer but also specific knowledge like food pairing which is a very interesting part if you find the right chocolate or sausage or cheese or whatever to this or that beer. This is a totally new experience. People learn about their sensory, they learn about their perception of beer, and again they have new words to talk about beer, new vocabulary, so this is a lot of things people really can experience when they are doing such beer education as we do. And so my goal was really to bring beer more in the focus of the people and also to make them conscious about the cultural aspect so it’s not just drink, drink. It’s a world. It’s a world of people. It’s a world of history, of stories, of the breweries, of recipes, of the whole historic component so that we have a lot of fascinating beer styles, beer ideas, great beers in general where you really can go through the whole human history by beers and really, yeah, re-experience what the whole mankind did until today. So really beer is part of our culture and we have to be proud of that and we can really use it also as something if we are working in a restaurant, for example, to create more turnover in the end, to earn more money, and to make more fun for the people, to make them more connected to the restaurant owners or to the brewers and bring that also a little bit into their hearts. So yes. So beer is a fascinating way to get into the people on an emotional way, so this is a lot of fun for me and that is maybe the biggest mission of the Beer Academy, to make more people able to use beer, to celebrate beer, to enjoy beer.

Anton: I think the one thing you mentioned, that you make people talk about beer. I think that is one of the most important aspects because, you know, I always tell people this when I talk about social media and online marketing and all that because the best recommendation is not some kind of ad you see on social media or some kind of ad you see in a paper or anything. The best recommendation is if your friend tells you, “This beer is good. You have to try it.” And that’s something that we need to understand.

Matthias: It’s the most trustworthy thing.

Anton: Exactly. We are a company. We’re far away from our customer in the most case, but a friend is really close. And if we can just shorten the gap between us and the friend who gives you a recommendation, if it’s possible to be a friend as a company, which will probably not be possible, but to get closer to there and to have actually this kind of talk with the people and make them recommend you because they feel confident that you’re not lying to them and all that stuff. And if you can make people talk about your beer and talk about your product, you’re halfway there. I mean, I think that’s very important, to make people realize that there’s a wonderful product there that needs a lot of work, needs a lot of planning, a lot of strategizing, that needs of course a lot of tasting just to have an incredible finished product. This I think is one of the most important aspects. Make people talk about beer. Make them realize what kind of valuable product this is, and this is something that and thank you in the name of the whole industry Markus for making people talk about beer. And that’s a wonderful thing.

Markus: And also you mentioned something very important. It’s also about respect, because many people just buy the beer in the supermarket, open it, drink it, done. But in the end, it’s a product which is made with a lot of, yeah, a lot of emotion, a lot of knowledge. There are people behind every beer and they’re doing their work with their heart, and that is something. We have to respect every beer. We have to respect every brewer. We have to respect these stories and also be respectful when we talk about the beers. Even if there’s maybe one bottle of beer which we don’t like or where something went wrong, that doesn’t mean that all of this beer or this brewery or whatever, the brewer, is bad. That is something that may happen in a craft which is making beer in general. So I think this is also a very important part also of our education, to bring the people to always have respect for the beer and for the brewers and be respectful when talking about beer, for example, when drinking beer, when enjoying beer with their friends.

Anton: Do you think and this is a question maybe for both of you actually. Do you think that that has become better over the last few years? Because in my opinion I see it as an outsider because for me as someone who came into beer and brewing six years ago, for me it was clear back in the day it was a product. You know, like you said, you buy it, you open and you drink it. But I kind of feel like this has changed. People are out there more enjoying beers and not chugging them basically. How do you guys see that?

Markus: I think it has changed, and this is something even in Germany, which we really have to be thankful to the craft beer industry because what happened when all this process started in the early 2000s that the mind of the people changed. Before they bought, let’s say, two crates of beer a week when it was most cheap just to save money and to have a quick drink. That’s it. But then they learned more about beer and there was more talk about beer. There was more talk about beer styles, about the brewers, about the breweries. Beers became name. It was not just Helles. It became maybe Knight Anton II. or something like that. And then there was a story behind. There were pictures. There was a special recipe. You knew which farmer made the barley, which one made the hops, grew the hops, or whatever. All these stories behind became visible and people started not to buy one or two crates. They started to buy like six packs, and even these six packs they bought six different beers. And so this really changed exactly that, so they had more respect for the brewers for the beers and they were more curious. They were more interested, also more open, and they also were ready to pay a little bit more because that’s the other side. I mean, it’s not only the money. It’s much more, and a good beer cannot be cheap. It can never be cheap. So this is also something, especially in Germany, which we have to learn because our beer prices are very, very low and that’s not because we make beer. It’s the opposite. We make maybe the best beer of the world if you see it in an average way. But our understanding is that beer has to be cheap and beer is on the lower end of the price table and whatever. So I think this is also an important thing that changed. For example, we have a brewer here in Franconia who sells the crate of beer for like €40, €45, which is maybe if you have special offers you get nine or ten crates for the same money from other breweries. So this is really a big difference, and this brewer still exists. He can sell his beers and that works. There are beer lovers for that, and so I think there was a lot of change. Of course, in the last years we have a lot of economic trouble in the country so we realize that people don’t want to spend as much money as they did before, especially in the pandemic where you could almost sell everything online. But still. Also when I was at our local beer festival the last week and the beer was €5 per half a liter, which is quite a lot for a Franconian beer festival. But it worked. People drank. People enjoyed. It was a great five-day festival, and I think that really stayed. This connection to beer was like recreated. It was strengthened, and especially here in our region this really worked very well. But I don’t know. What is your perspective from the Bavarian perspective?

Matthias: Yes and no, so it changed, but I guess not in the major part of the people. The major part is still like drinking beer like they always did. The major part of the people buy the beer off premise, mostly in discount situations. It changed a little bit to the better, so there are more people aware of beer, beer quality and what you told. But still they are the minor part of the beer drinkers. Still this will be staying at that level, but on the other side it’s very important to have both sides of it. I mean, not everyone can be a beer connoisseur or whatever. I think it’s also okay when the people say, “Well, yeah, I just drink it. It’s nothing I want to make up my mind, whatever.” It is what it is. But I think that the movement, the craft beer movement of yeah. The rising tide lifts all boats, so it helped the industry a lot. And to those people that received the message from it and changed their mind on it or have a different perspective on it, perfect.

Anton: That’s a good point. I mean, the average drinker should still be able to enjoy his beer without thinking about it a lot. It’s completely okay if you just want to have a drink or have a beer and not analyse it to death basically.

Matthias: Yeah, or whatever. You know, that’s the thing. I mean, beer can be that deep, complex product. It can be this exciting, but also, and I think that’s why I love beer so much, is also that it can be very simple and easy. Beer is not telling you any questions or whatever. It’s just there. I mean, beer can be in a five-star restaurant. Beer can be at the great beer festival. Beer can be in, yeah, in a rough beer bar, whatever, in a tap room. But also beer can be in the stands of your, yeah, I don’t know, local hockey rink or can be on a concert or at public viewing from yeah. I don’t know. Football match. Or just a can of cold beer on a boat out on the lake fishing. I mean, it’s nothing where I need something super fancy. It’s just there, nice, good beer, easy-going. It’s fine too.

Markus: Yeah, but let me add something. I think it’s not a contrast. I think it’s both.

Matthias: No, absolutely. No, no.

Markus: Because when I say people are more connected now with brewers and with brands because they tell more stories that are much better communicated and for the people they are more visible and more interesting, that doesn’t mean that they always drink like connoisseurs. They also drink maybe their beer quickly and whatever, but they stop just looking only for the price. They started to have like a connection with the brewer from their village or from their city or whatever beer they had a special experience. And they want this again, and I think this is also important for the brewers. If they do that, if they do more storytelling, if they do more starting to get this emotional connection to their customers, then the price doesn’t really matter so much anymore. So yeah.

Matthias: Yeah, and then they are willing to pay a fair price and not every time discounted crates for whatever euros. And I tell you what, that’s the importance of being like Weihenstephan, a full portfolio brewery. You can get, you know, your easy, crisp, drinking Helles for your hockey game. You know? I’m just referring to hockey because last week the hockey team we’re sponsoring were just here. So yeah. I can’t see, I don’t know, a dark doppelbock in the hockey stands, you know, in the stadium when we visited. Just a good Hefe and all is fine. I don’t need more anything when I’m watching the game. But on the other side, they’re buying a Helles or a Hefe when you’re connected to a great, like a wheat bock like our Vitus which is deep, which is complex, which has different layers of taste and combinations and stuff like that. And that’s why I think you need to be a full portfolio brewery. You can offer for the moments where you need a complex beer or where you need a beer with some depth that you can offer that then and you can also offer them just an easy damn good Helles. Then you’re there for your fan, for your customer, at any aspect of life where he or she wants to enjoy some drinks, some beers.

Anton: And I think everything just leads back to what you said before Markus. It’s about respect for the product, for the beer. You can enjoy it however you want basically as long as you have respect for the product. This is something I think that’s very important. As long as you realize there are people behind it. It’s not just there. There’s work in it. There are people working on it. There are people making sure that the people who work on it get paid, and that’s all then everything plays into that and everything makes it you know, it is important to ask a fair price for it. And I think if you have respect for the product, you want a drink, in this case, you pay the price for it and I think that’s what it comes back to.

Markus: Yeah. And also I think this is also simply the existence of our two podcasts shows that there has been some change because I think 20 years ago no one would have really cared about people talking about beer every week for hours, whatever. So we have our community, we have our listeners, and all of these again are ambassadors, are again people who talk to other people about what they hear in the podcast and about the breweries and whatever. So it spreads more. And so I think this is also showing that there has been some development, some change, maybe not in the whole customer shift but in an important part, and I think that’s very, very, very important also for the breweries, especially in times like now where it’s hard to sell and where the market changes and where you have to invent new products and to face also other challenges inside and outside the beer world. So I think it’s very important to have your community and you really now can build on your community because now you have one. This is really part of this change.

Anton: I think that another point where you can actually see this kind of progress is that there are more and more people doing their education for a beer sommelier, for example. You are one, so (Laughter) you might as well tell us a little bit our listeners a little something about, how do you… or let’s say it like this. What is a beer sommelier? What does he do, and how do you become one?

Markus: First of all, becoming a beer sommelier is like the ticket to enter a new world of people because there’s a great community amongst all the beer sommeliers or cicerones or BJCP judges or whatever those levels are in the world. We know each other. We visit each other. We meet each other at festivals, at competitions, and if you are part of the world you can travel to any country in the world and you will always have a friend. And so if you want, you can never be just a normal tourist. You always come as a friend or even part of the family, and this is a totally different experience to all the normal life, let’s say like this. So I think this is for me the biggest win of the whole beer sommelier story, that I really got a lot of international friends. And there’s a lot of doors opening now for me where I can have special beers, have special stories, whatever, and this is so many groups, so many great opportunities. I love that. But coming back to what it is, I think the general idea of the beer sommelier is like a translator because you have the breweries and the brewers. They maybe can talk about their beer, but it’s a very technical way so they can talk about the hop varieties or the Plato degrees or maybe the malt or the time of lagering or whatever, things like that. But this is not emotional. This is just technical facts. And on the other side, you have the consumer who was not trained as a brewer. So if he hears about degrees Plato or other numbers, he or she doesn’t really know what that means. So our job is to help the brewer to get the message through and to tell their stories and to really explain the beers, the idea behind the beers, to the people and make them fans or ambassadors or whatever. And on the other hand, for the customer, you translate these things. You know about the numbers and you can tell them what these numbers mean and what they finally get if they buy a beer like that and what is the story behind and the idea behind. And so I think we are really translators from technical to emotional messages and the other way around because also most of the brewers really for them it’s a problem if another customer, a regular one, comes to them and says things about the beer. I don’t know. Maybe, “That’s too bitter for me,” or that’s whatever. This is also something they don’t understand. And a person like a beer sommelier also speaks both languages and can easily translate one or the other way, and of course we have tools. That’s the other way, the other thing, like producing an iceberg or like having great food pairings to find, for example, the best chocolate to this beer or whatever. Also to open the mind of the consumers and to bring them into new levels of enjoying beer. So this is in the end, we are there to really, yeah, make people more fans of the beer, more ambassadors of the beer, to enjoy it more and to know more about it also in a good way.

Anton: Can anybody do it? Or do you have to have some special qualification for it?

Markus: No, it’s open. At the end it’s open for everyone. The only thing is you should at least like beer a little bit. And drink beer, because there is beer educations where even in the first round people spit out the beer again. That is for me a bit questionable, if you do that the whole time if that really helps. I don’t think that people have to drink a lot, but you have to sip, to drink, to swallow at least a little bit to have the aftertaste and all that, which you don’t have if you spit it again. So this is something important. But in general it’s open to anybody. So if you’re interested in beer, you can just sign up and you learn everything from scratch about beer, the raw materials, the recipes, the process, the stories of the beer styles, the story of beer itself, pouring beer in the right glassware, for example, also food pairing as I told you. We also do like beer cocktails. Also for us in the academy, a very important part is the non-alcoholic beers and also the whole story behind alcohol in terms of addiction, in terms of abuse, also in terms of how to talk, for example, to media about it. That’s a very important part. So communication is a big thing, so there are a lot of aspects a beer sommelier can learn if he or she wants to, and I think a lot of good things which come out of it. So, yeah, it’s a great thing I think for everybody who’s interested at least in beer.

Anton: That sounds good to me.

Matthias: The academy is I heard or I saw you have online courses but also the academy is based in Bamberg. Even we are the opinion that Weihenstephan is the most excellent place to visit in terms of beer, Markus you have the once in a lifetime opportunity to tell people in this podcast internationally, after they visited Weihenstephan of course, when they come to Bamberg what to watch or to visit there or what’s the thing to do in Bamberg? I know you’re doing sometimes also tours, but you have here now the possibility to do a little bit of advertising for Bamberg and beer.

Markus: Of course. That is something I do with heart and yes …

Matthias: Yeah, and very generous about it, just saying.

Markus: Yeah. Thank you very much. So but in general, I think Bamberg is maybe the only city where you really can see this beer life every day, so it doesn’t really matter if you come in summer or wintertime, if it’s weekend or if it’s during the week, whatever. If you come to Bamberg, if you go into the old town in the centre, you will experience people standing in front of the breweries, having beer in their hands, talking to each other, people walking by, getting into contact and making new friends, maybe, whatever. So it’s part of the culture everywhere. You have the brewery, restaurants where you have large tables and you sit there, maybe two or three of you, and then other people come and so the crowd starts to grow. And again you make new friends. You get a lot of occasions to have talks and whatever, so it’s a very social city also. And on the other hand, if you are really interested also in beers itself, it’s the city of smoked beer, so this is the only place in the world where you can really enjoy original-made smoked beer, so they’re only the real ones, yes. And there’s a reason why. This is really not marketing. The reason why is these two breweries, Schlenkerla and Spezial. They are producing their own malt in the old way, which means that this malt is in the smoky surroundings from beginning to the end, and this makes a totally different aroma than if you have normally produced industrial smoked malt, which means they produce a normal prism malt or pale malt and then they put it into a smoking chamber. This makes a totally different aroma, so if you want the real stuff this is the reason why you definitely should come to Bamberg and try that. And the other side is it’s more or less the home of traditional lager beer, especially the Keller beer, which means the very old, traditional lagers, the early lagers which were started in the 14th, 15th century. This you really can experience in our rural area around the city and in the city. We have fantastic places, especially in the summertime, big beer gardens where you can sit above the city, have a great view and have a great beer, enjoy the culture, also the food culture. Of course we have a lot of great food. Franconia, it’s well known for that and the combinations with the beer are endless. So it’s really it’s a lot of enjoyment. You will meet interesting people. You will drink great beers. You will have fantastic food. You will have a great time at all. So I never had someone disappointed from Bamberg. Maybe this is the key in the end, so really this is a place where you definitely will have a great time, enjoy fun.

Anton: Great. I think that’s a wonderful last word.

Matthias: Yeah. No, Markus, thanks for being on the podcast today, that we could exchange a little bit our ideas about the podcast and how the beer world changed and also on the education of it and, yeah, and also of course the second-best beer city in Bavaria, introducing it a little bit. Also actually that’s just in the end, just as also an employer of a brewery, thanks what you and your colleagues are doing for the industry and for the business. You’re really helping to understand beer more to the people, to communicate it. And, I mean, this is yeah, something I really have to acknowledge and I really appreciate. Thank you very much.

Markus: Thank you very much, and I also have to give back some compliments because Weihenstephan is the place where you can really get the best wheat beers. This is something we don’t do in Bamberg. You get some, but this is kind of a new invention. Traditionally we don’t have that, and this is something which for Weihenstephan is the best place. And sitting in your beer garden among these great buildings, hearing the bells of the churches, and this is also a fantastic experience. I would never say there’s a number two and a number one, so it’s both ways. I think in general if you know where in Bavaria, there are so many great spots for unique beer experiences. And of course Bamberg and Weihenstephan are definitely two of them, and this is why making beer holidays or something like that in Bavaria is so unique because this is something you really only can enjoy there. And it’s always very special, very traditional, very personal. So, yeah, thanks for having me. It was a great time, and I hope your listeners will enjoy.

Anton: Thank you for your time and to all you guys out there, thanks for listening in. We really appreciate it and Markus, thank you again. And bye-bye everyone. Thank you.

Matthias: See you. Bye-bye.

Markus: Yeah. Bye-bye.

Bier Talk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk meets Biercast – Deutsch

Herzlich willkommen zu einer ganz besonderen Episode von BierTalk! Diesmal wird es nicht nur interessant, sondern historisch: Wir sind zu Gast bei der ältesten Brauerei der Welt – Weihenstephan! Und das Beste daran? Wir haben die Gastgeber des Podcasts „1.000 Jahre Bier“ mit am Tisch. Matthias Ebner und Anton Hirschfeld, die beiden Stimmen hinter dem Podcast der Weihenstephaner Brauerei, erzählen uns, wie ihre Leidenschaft für das Bier sie zu wahren Dampfplauderern gemacht hat – nicht nur am Mikro, sondern auch in der Braukunst und im Marketing.

In dieser Episode sprechen wir darüber, wie ihr Podcast während der Pandemie entstand, wie sie Menschen weltweit auf völlig neuen Wegen erreichen und welche tiefen Einblicke sie durch ihre Arbeit in die komplexe Welt des Bieres gewinnen. Ob es die Zusammenarbeit mit belgischen Brauereien, das große Thema Bierkultur oder die immer wichtiger werdenden alkoholfreien Biere ist – die beiden haben jede Menge spannende Geschichten und Einblicke parat!

Gemeinsam tauchen wir in die Vielfalt des Bieres ein und erfahren, warum gerade Podcasts eine so tolle Plattform bieten, um die Welt des Bieres in all ihren Facetten zu erkunden – von der Sensorik über die Geschichte bis hin zur Brautechnologie. Und natürlich geht es auch um die Frage: Warum sind Bier und Genuss eng mit Menschen und Traditionen verwoben?

Ob ihr nebenbei die Wohnung aufräumt, auf dem Weg zur Arbeit seid oder einfach nur neugierig auf die Geheimnisse der Weihenstephaner Braukunst – diese Episode bringt euch nicht nur näher ans Bier, sondern auch an die Menschen, die dahinterstehen.

Freut euch auf einen inspirierenden Austausch über Tradition, Innovation und die große Leidenschaft fürs Bier. Also, schnappt euch euer Lieblingsbier und seid dabei, wenn zwei Podcast-Welten aufeinandertreffen. Prost und viel Spaß beim Zuhören…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute natürlich wie immer eine besondere Folge, aber eine ganz, ganz, ganz besondere Folge, weil wir mal wieder einen anderen Podcast zu Gast haben beziehungsweise zwei Podcasts einander zu Gast haben, wie auch immer man das genau sieht, und ein ganz besonderer, weil es nämlich der ist, der wohl ältesten Brauerei der Welt. Also wir sind in Weihenstephan und an den anderen Mikros sind der Matthias Ebener und der Anton Hirschfeld, und vielleicht stellt ihr euch mal ganz kurz unseren Hörern vor.

Matthias: Ja, hallo und herzlich wollkommen zu dem Podcast-Collab BierTalk und 1.000 Jahre Bier. Ich bin der Matthias Ebner, ich bin Brauingenieur und hier in Weihenstephan an der Universität ausgebildet und arbeite jetzt in der Brauerei als Markenbotschafter, Vertriebsmanager im Export und Dampfplauderer, also Podcaster.

Anton: Das trifft es ziemlich gut, Teile davon mache ich auch, dampfplaudern zum Beispiel.

Matthias: Wir sind die offizielle Abteilung Dampfplauderei.

Anton: Genau, so ist es. Was aber auch noch zu meinem Aufgaben gebiet gehört, ist das Online Marketing und die ganzen Presseanfragen, was alles so ziemlich PR läuft, läuft über meinen Tisch noch. Und, ja, also vertriebstechnisch bin ich nicht im Einsatz, ich mache nur Werbung. Ich koste nur Geld, du bringst da Geld rein.

Matthias: Ich tue mein Bestes.

Anton: Genau, ich glaube, das ganz kurz über das, wer wir beide eigentlich sind.

Matthias: Genau und seit einigen Jahren halt die Hosts von dem Podcast, genau.

Markus: Ja, fantastisch. Also 1.000 Jahre Bier, das ist natürlich schon ein Thema, also auch eine Aufgabe, auch spannend. Und das heißt eben, ihr seid ja für die Weihenstephaner Brauerei dann sozusagen unterwegs, habt schon viele, viele interessante Themen aufgenommen, unter anderem auch zu dem Collab wiederum, den die Weihenstephaner Brauerei mit St. Bernardus aus Belgien gemacht hat. Also sehr hörenswert, fand ich eine ganz spannende Folge, können wir vielleicht nachher auch noch ein bisschen drüber sprechen, wie sowas zustande kommt. Und vielleicht vorher noch ganz kurz, was mich interessieren würde, also bei mir ist es ja so, der Podcast ist mehr oder weniger aus der Pandemie entstanden, aus einer Laune heraus, wo ich gesagt habe, mein Gott, ich war mal beim Radio sehr lange und habe da viel gemacht und würde da gerne wieder zurück. Wie war das denn bei euch, also kanntet ihr euch vorher schon, wie hat sich das so gefunden, wie entsteht so eine Idee und wie geht es dann los?

Matthias: Ja, war genauso wie bei dir, als Pandemiegeschichte. Nachdem ich als Markenbotschafter nicht reisen konnte aus besagten Gründen und klassische Marketing-Biervertriebsmöglichkeiten einfach nicht gegeben waren, haben der Toni und ich uns einfach mal, ja, gebrainstromt und ein paar Sachen gemacht, wo wir gesagt haben, da könnten wir jetzt quasi so Pandemie-Marketing machen und eines der Optionen oder eine der Sachen war halt der Podcast, und haben unsere Chefs davon überzeugt und dann durften wir es machen.

Anton: Was man vielleicht noch anfügen kann, war eigentlich die Grundidee zu überlegen, wie kann man denn die Menschen jetzt am besten erreichen, vor allem, in welchen Situationen kann man sie erreichen. Da haben wir ja teilweise Livestreams gemacht, wir haben Videos gemacht. Und was wir aber noch, wir wollten einen weiteren Weg und zwar war der Gedanke, in welchen Situationen erreichen wir Menschen noch mehr? Und dann haben wir eben gedacht, gut, man braucht ein Handy oder irgendein Endgerät, um quasi aktiv Videos zu schauen oder aktiv an einem Livestream teilzunehmen. Man kann aber beim Podcast hören auch was nebenher machen und das war uns dann so ganz wichtig, dass man eigentlich die Situationen nutzt, in denen die Menschen sich nicht aktiv auf ihr Endgerät konzentrieren müssen. Das heißt, sie können einfach zuhören und können nebenbei, keine Ahnung, die Wohnung staubsaugen, den Weg zur Arbeit pendeln, was dann nach Corona dann wieder möglich war. Aber das war eigentlich der Hintergrundgedanke, dass wir uns überlegt haben, in welchen Situationen erreichen wir Menschen noch nicht? Und da halt der Podcast dann quasi nur eine weitere Art und Weise aufgezeigt, wie wir das machen können.

Matthias: Ja, mir hat das Format Podcast schon immer gut gefallen, da man im Podcast komplexe Themen einfach ein bisschen weiter ausführen kann, als jetzt in einem 2-minütigen Online-Video auf einer der Plattformen und die Leute bereit sind, einem Podcast eher ein bisschen mehr zuzuhören, also das sie sich Zeit nehmen, mal 20, 30, 60 Minuten und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und, ich glaube, jeder, der einen Bier-Podcast hört, hat mittlerweile schon auch gelernt, wie komplex das Thema, nicht nur Bier machen, sondern auch Bier verkosten, Geschichte vom Bier und, und, und. Also das ist einfach nichts, was man in, ja, was weiß ich, in einem Instagram Reel groß erklären kann, man kann es vielleicht anreißen, aber nicht erklären. Und deswegen hat mir halt der Podcast immer sehr gut gefallen, weil man sich damit einmal quasi hinsetzen kann und mal ein Thema erörtern kann. Und man hat das, glaube ich, wunderbar in unserer allerersten Episode gesehen mit Frau Professor Gastl vom BLQ, also vom Forschungszentrum für Brau- und Lebensmittelqualität in der TUM, wo wir über alkoholfreies Bier gesprochen haben, also die Möglichkeiten, es herzustellen, Herausforderungen und, und, und. Und es ist auf Anhieb, hatten wir, glaube ich, fast einen 60-Minuten-Podcast, weil es halt einfach zu dem Thema und auch die grundlegende Erklärung, wie man alkoholfreies Bier herstellt und so weiter, das braucht einfach ein bisschen, das geht nicht schnell. Und wir haben schon von der 1. Episode weg aufgrund dessen, dass wir uns die Zeit nehmen, gewisse Themen halt einfach mal ein bisschen genauer anzuschauen, sehr, sehr viel positives Feedback gehabt, weil man gesagt hat, ja, okay, da hat man mal die Plattform und die Zeit dazu.

Markus: Ja und ich muss sagen, also meine Erfahrungen sind ähnlich, kann ich gleich noch was dazu sagen, aber meine Erfahrungen mit eurem Podcast sind auch genau die, dass ich dann damals den so Stück für Stück beim Autofahren und dann, ja, beim Aufstehen früh oder so, also jeweils immer wieder gehört habe. Und es ist auch was Nettes irgendwie, weil ihr seid dann auch so ein bisschen dabei, also ist fast so ein bisschen, als würde man sich schon ewig kennen und es schafft auch eine gewisse Nähe und eben die Möglichkeit, ein Thema auch richtig schön zu vertiefen. Was ich auch toll fand, war auch die Gelegenheit, einfach mit Leuten zusammenzukommen und zu sprechen, wo man jetzt normalerweise vielleicht selten dazu kommt. Weil einfach, wenn ich einen Wissenschaftler zum Beispiel habe, so wie ihr ja auch die Martina, wo dann normalerweise man vielleicht sagt, okay, die treffe ich vielleicht mal zufällig irgendwann auf einem Kongress oder so, aber das man wirklich mal inhaltlich über ein Thema redet und sich da ein bisschen vertiefen kann, da ermöglicht eben so ein Podcast ganz, ganz viel und da habe ich auch selber unheimlich viel gelernt. Also geht es euch auch so, dass man da auch viel für sich selber rausziehen kann, aus diesen Gesprächen?

Anton: Auf jeden Fall. Also da kann vielleicht ich noch was dazu sagen, weil ich ja eher der Laie bin auf dem Gebiet, der Matthias ist ja doch Brauingenieur, also der hat ein bisschen mehr Erfahrung auf dem Gebiet.

Matthias: Also ich habe den Toni ja nur in den Podcast reingenommen, weil ich irgendwen gebraucht habe, der sich mit der Technik auskennt.

Anton: Das ist auch sehr eine Vereinfachung der Situation.

Matthias: Nein, das war ein Schmäh, du bist auch wichtig für andere Sachen.

Anton: Ja, gut, gehen wir nicht näher drauf ein. Nein, aber ganz ehrlich, also für mich ist das immer wieder erstaunlich, ich bin ja fachfremd, ich bin ein kleiner Journalist und für mich ist das ein unglaublicher Einblick in diese Branche einfach. Egal, ob wir jetzt mit der Martina sprechen, ob wir mit jemanden sprechen, der seid, weiß ich nicht, also auch, wenn wir mit dem Markus zum Beispiel, mit deinem Chef, sprechen über das ganze Thema Bierexport, in verschiedensten Facetten diese Themen beleuchten, das ist für mich ein Wahnsinn, welche Komplexität in dieser Branche steckt. Sei es vom Technischen, sei es vom Vertrieb her, sei es vom Marketing, es gibt ja verschiedenste Ansatzpunkte und das ist für mich komplett irre eigentlich, wie viel Neues ich mit jedem einzelnen Podcast lerne. Also gerade auch diese Sensorikthemen zum Beispiel , wenn man näher drauf eingeht, welche Stoffe haben welche Auswirkungen auf das Bier, warum ist das so, was passiert? Also für mich ist das so quasi wie mein kleines persönliches Brauingenieurstudium, ehrlich gesagt, also ohne die Prüfungen Gott sei Dank, aber für mich ist es gigantisch, ja. Und ab und zu, glaube ich, lernst du auch noch was Neues, oder?

Matthias: Ja, absolut. Also vor allem, mir geht es darum, dass oftmals diese komplexe Bierwissen, und ich glaube, Markus, da geht es dir ähnlich, in verdauliche Happen zu tun und deswegen ist für mich der Toni einfach extrem wichtig hier in dem Podcast, denn er holt mich und manchmal vielleicht unsere technischen oder brautechnologischen Gäste mal ein bisschen aus der Bubble raus, ja. Also wenn ich jetzt mit unserem Braumeister, dem Tobi Zollo oder mit dem Florian Lehnhardt über diverse Themen und wir dann zu sehr abdriften in irgendwelche, sage ich mal, Bier-Nerd-Bubbles, ja, also irgendwo, wo wir uns als Bierverständige verstehen und unterhalten, aber der Toni jetzt, sage ich mal, als Laie, als Outsider dann halt irgendwann aussteigt, dann holt er uns da wieder raus, ja und da sagt er, jetzt einmal Obacht, Burschen, erklärt es noch einmal für einen Nichtwissenschaftler, Nichtbrauer, was das und das ist. Und er so ein bisschen in den Gesprächen die Mandantschaft dafür übernimmt, für den, sage ich mal, Laienzuhörer und ich glaube, damit wir die Leute sehr gut abholen können.

Markus: Ja und ich glaube wirklich, wir haben ihn da oder ihr habt den Toni dann wirklich da auf so eine neue Reise geschickt, wo er eine neue Welt kennenlernt und sich da so ein bisschen ein wurschtelt. Jetzt gerade noch mal konkret auf diesen Belgien-Podcast auch, da fand ich auch, dass du selbst während des Podcasts, hat man so gemerkt, wie du Stück für Stück da mehr reinwächst und dann am Ende, eben, mit dem geballten Wissen dann dastehst und dann auch richtig brennst. Also das finde ich auch so ein Thema, dass man dann selber mehr Begeisterung auch entwickeln kann, wenn man mal intensiv über die Themen gesprochen hat und dann vielleicht auch die Biere verkostet hat und miteinander dann die Erlebnisse, die Orte, die Bilder so ein bisschen getauscht hat, dann kann man da auch ganz anders drüber reden und wird auch so ein bisschen zum Botschafter, das ist ja letzten Endes das, was ihr sein wollt.

Anton: Ja, absolut, also das ist eigentlich das Spannende da, dass man einfach durch dieses Wissen, dass man dort mehr und mehr bekommt, einfach einem klar wird, das hinter diesem Produkt Bier unfassbare Leistung steckt. Und das, ich muss ganz ehrlich sagen, das war mir einfach, bevor ich in dieser Branche gearbeitet habe, jetzt bin ich auch schon tatsächlich über 6 Jahre dabei, bevor ich in dieser Branche gearbeitet habe, war mir das einfach nicht bewusst. Und wenn ich hier Stück für Stück einfach dazulerne, was alles hinter diesem Produkt Bier steckt, damit es auf der ganzen Welt in hervorragender Qualität getrunken werden kann, für mich ist das unglaublich, also ganz ehrlich. Und das aber dann rauszufinden, woran das denn eigentlich liegt, was macht denn das und so weiter und so fort, also man kann ja hier vom Hundertste ins Tausendste gehen, ist für mich eine unglaublich spannende Geschichte und macht für mich tatsächlich einen großen Teil der Leidenschaft aus, da einfach hinter die Kulissen mehr geblickt zu haben und immer mehr Einblick zu haben.

Matthias: Und ganz wichtig ist auch, glaube ich, in dem Zusammenhang, vor allem für mich war das von Anfang wichtig, nicht nur technische Themen zu beleuchten, weil das A) nicht nur stark die Zuhörerschaf einschränkt, wenn es halt nur um Technik oder sonst was geht, sondern auch den kulturellen Aspekt, nicht nur aus persönlichem Interesse, sondern einfach, weil es ganz, ganz wichtig ist. Ich meine, Markus, du bist selber Autor vieler Bücher zum Thema Bierkultur auch und vor allem auch Wirtshauskultur und Geschichte und ich finde einfach, dass das alles dazugehört und das wir auch über das reden müssen. Deswegen haben wir auch immer wieder regelmäßig Gastronomen von uns im Podcast, um auch die Seite zu beleuchten, deren Konzepte vorzustellen, aber natürlich auch in den letzten Zeiten auch ein bisschen die Schwierigkeiten, die die Gastronomiebranche so hat. Ganz wichtig, und das ist jetzt eher so Privates auch, aber, ja, Kulinarik, also bei mir kommt halt Bier immer mit Kulinarik zusammen. Also da kann ich ja komplett eskalieren, wenn es darum geht, also, ja, ich sage mal, der Bier- und Schnitzel-Podcast, der sagt schon viel aus, also dass das bei mir einfach sehr stark vereinnahmt ist. Und die Sachen einfach rundherum oder warum gibt es ein Volksfest oder was ist da der geschichtliche Hintergrund und wie hat sich ein gewisser Bierstil entwickelt oder sonst irgendwas. Also Bier hat so viele Facetten, die ganze Kulturgeschichte, wie auch, ja, Gastronomie und Kulinarik dazu, ist einfach alles zu beleuchten und mir einfach sehr wichtig, das mit zu tun. Und vor allem in unserer englische Variante vom Podcast hat der Podcast auch ein bisschen mehr, ja, einen pädagogischen Auftrag. Und ich kriege das ganz, ganz oft von meinen Vertriebspartnern, sei es Richtung USA oder sei es in Osteuropa oder in Griechenland, dass da die Leute das wirklich eher nutzen, um, ja, sich weiterzubilden, was unsere Marke betrifft oder auch zur Biertechnik, weil sie auch sagen, es ist manchmal nicht ganz so einfach, an gewisses Background Knowhow oder Tiefen-Knowhow ranzukommen und sie sehen den Podcast einfach als sehr gute Quelle, etwas über die Geschichte Weihenstephans oder des Bieres oder die Kultur zu lernen, über das Bier zu lernen. Also vor allem meine Distributor oder meine Verleger in den USA, ja, die nutzen den regelmäßig, einfach um sich weiterzubilden, wenn sie im Auto fahren von einem Account zum anderen und dann hören sie sich das an. Ich habe erst wieder letzthin eine E-Mail von einem Sales Rep von uns in New York bekommen, den ich besucht habe, der gesagt hat, okay, er hat sich auf die Fest-Saison vorbereitet und er hat den Podcast heute gehört und er hat da noch 2 Fragen dazu, ja. Und das ist natürlich schon dann sehr gut, wenn der Podcast auch als, ja, pädagogisches Tool genutzt werden kann, wofür er auch unter anderem mit konzipiert war.

Markus: Ja, also das finde ich auch. Und das Feedback kriege ich auch relativ häufig, dass Leute eben sagen, Mensch, über den Bierstil oder die Brauerei oder was auch immer habe ich viele jetzt dazugelernt, was ich vorher gar nicht wusste. Und da verändern sich auch Einstellungen, auch zum Beispiel gegenüber bestimmten Brauereien, wo viele Leute vielleicht vorher, vielleicht, was weiß ich, eine negative Eistellung hatten, dann lernen sie eben den Braumeister kennen und erfahren von der Geschichte und dann ist es auf einmal ganz anders, und das ist ja wirklich ganz wichtig. Und was ich auch sehr wichtig finde, ist der erste Punkt, den du genannt hast, dieses Thema, die Bierkultur als Ganzes darstellen und als Ganzes auch feiern. Und letzten Endes auch, gerade in der Zeit wie jetzt, wo zum Beispiel alkoholfreies Bier immer wichtiger wird, dass wir auch sagen, okay, die Bierkultur kann auch aus Bier bestehen, aber sie muss nicht immer aus einem alkoholischem Bier bestehen. Das heißt, das kann einfach auch das Brauereiwirtshaus sein, das kann eben die tolle Küche sein, das können die spannenden Menschen sein, die Location vielleicht an und für sich, die Geschichte dahinter, was auch immer, was ich eben erleben und genießen kann und das kann ich zum Beispiel auch mit einem alkoholfreien Weißbier oder so. Und das ist einfach eine wichtige Botschaft, glaube ich, weil für ganz, ganz viele, leider auch aus der Branche, das immer noch zu 100 Prozent verknüpft ist, dass Bier und Bierkultur immer automatisch eben mit Alkoholkonsum verbunden sind. Und das ist zum Beispiel eins der Themen unserer Zeit, wo man, glaube ich, auch ein bisschen umdenken muss. Wir haben ja einen Collaboration-Podcast, deswegen auch gerne mal den Ball rüber gespielt, vielleicht habt ihr ja irgendwas, was ihr wissen wollt, dann können wir auch gerne mal die Moderation ein bisschen umdrehen, wie ihr wollt oder ich mache weiter.

Matthias: Ja, nee, passt schon, also das ist, glaube ich, jetzt schon ganz gut, ich glaube, wir decken halt auch teilweise sehr viele Themen ab. Vor allem auch bei dir im BierTalk finde ich das sehr spannend in deinem Podcast, dass du auch sehr stark auf die Menschen eingehst. Das ist auch etwas, was wir immer wieder versuchen, dass wir nicht nur allgemein über Themen reden, sondern halt auch über den Menschen dahinter. Ich glaube, und da würde ich gerne deine Meinung hören, dass das vielleicht in der Branche noch ein bisschen zu kurz kommt, vor allem auch im Marketing, über den Menschen dahinter zu reden, also über den Braumeister oder auch natürlich über andere Leute, die in der Brauerei wichtige Aufgaben übernehmen. Denn, ich glaube, das ist einer der kleinen Aspekte oder nicht der kleinen, sondern eigentlich sogar sehr wichtigen Aspekte, was uns andere Getränke- und Genussmittelbranchen voraus haben, also jeder Weinkenner, den ich kenne, der sagt, ja, da gibt es den einen Winzer, ja. Also wir reden da über die Person des Winzers, nicht über das Weingut, sondern oft über den Winzer oder über, dass man den kennt oder das man mal dort war oder sonst irgendetwas. Also diese Persönlichkeitserfahrungen, sei es, das Weingut besuchen, den Winzer kennenlernen bei einer Verkostung, dass die Leute an die Marke oder an das Produkt dermaßen bindet wie selten etwas. Das ist natürlich viel aufwendiger, aber, wie gesagt, wenn man die entsprechende Wertschöpfung natürlich auch hat, dann bindet das an und das ist natürlich sehr nachhaltig. Und deswegen finde ich das sehr schön in deinem Podcast, wie du das da versuchst, immer so rauszustellen, also die Person, die hinter einem Projekt, einem Bier oder einer Brauerei steht. Eins möchte ich da vor allem rausheben, von dir ein BierTalk mit Schlenkerla, ja, das fand ich zum Beispiel total cool, was du da mit dem Martin Knab gemacht hast, denn ich auch kenne, relativ gut kenne, und dass man da halt einfach durch die Persönlichkeit des Menschen einfach auch noch viel bessere Connection dazu bekommt.

Markus: Ja, also vielen Dank, das freut mich sehr, dieses Lob und ich nehme es sehr gerne an und mir ist das eben auch wichtig. Ich glaube, das ist vielleicht eines der Probleme, die die Brauwirtschaft in den letzten vielleicht 50, 60 Jahren so ein bisschen gesammelt hat, nämlich dass sich das Bier von den Menschen so ein bisschen gelöst hat. Das heißt also, die meisten Leute kaufen halt ihren Kasten Bier irgendwo im Getränkemarkt oder aus dem Regal und damit haben die eigentlich kaum mehr Berührung mit den Leuten, die dahinterstecken. Und damit wird es sehr abstrakt, das Gut und wird dann anhand der Etiketten verglichen oder anhand vom Preis, aber die eigentlich Verbindung zu dem Laden, zu der Brauerei, zu der Geschichte oder sowas, das ist ziemlich verloren gegangen. Und die Gaststätten selber haben das auch unterstützt, in dem man halt dann, wenn man jetzt in Nichtbrauereigaststätten, wenn man so reingeht, jetzt sage ich mal ganz banal, beim Italiener, beim Chinesen, wo auch immer, dann steht halt auf der Karte Bier oder Helles oder Weizen oder Dunkles oder irgendwie sowas, aber ansonsten, viel mehr steht da ja meistens gar nicht und ähnlich wird es dann auch präsentiert und serviert und so. das heißt also, für die Leute ist Bier halt, naja, das ist halt ein Getränk. Und für viele Gastronomen ist es halt auch so, dass muss man halt haben, weil man eine Brauerei hat, die bezahlen dann vielleicht noch die Schanktheke und ein paar Regenschirme oder irgend sowas und dann ist es eben wichtig. Aber diese eigentliche Herzensbindung, die man früher hatte und, ich glaube, die viele noch zu eher kleinen Brauereien haben, was wir hier in Franken auch noch relativ gut haben, das ist eben in großen Teilen von Deutschland nicht mehr so. Und das war mir ein wichtiges Anliegen, dass man eben einfach wieder zeigt, okay, eine Brauerei besteht aus Menschen und jeder relevante Schritt, der dort passiert, wird von Menschenhand gemacht und begleitet und geleitet und man muss sich eben da bei jedem Schritt auch was dabei denken, von der Rezeptur bis eben zur Lagerung, zur Abfüllung, was auch immer. Und überall stehen Menschen dahinter, die wirklich mit Herzblut bei der Sache sind, die gerne ihren Job machen, egal ob es jetzt die Braumeister sind oder im Lager arbeiten oder sonst wo, in jeder Brauerei, in die ich reingehe, treffe ich nette Menschen und kann mich mit denen unterhalten. Und das, finde ich, ist mir immer ganz wichtig, das man das ein bisschen nach vorne bringt. Auch dass die Leute verstehen, warum es so wichtig ist, so eine örtliche Brauerei, die sie jeweils vor Ort haben, auch zu unterstützen. Weil das ja nicht nur bedeutet, dass es dem Brauer gut geht und mir vielleicht, weil ich das gute Bier trinken kann, sondern eben insgesamt das auch für den Ort natürlich was tut. Weil, da ist eine Wirtschaft, also im wahrsten Sinne des Wortes, eine Wirtschaft, da sind Leute angestellt, die verdienen Geld, die leben davon, die wohnen irgendwo, die zahlen Miete, die gehen zum Arzt, die gehen einkaufen, was auch immer, das trägt ja alles zu dem örtlichen Geschehen bei. Und einfach da ein bisschen mehr hinter diesem Bier zu sehen, als einfach nur das Getränk, was ich im Supermarkt kaufe, das finde ich sehr, sehr wichtig. Und so jemand wie der Martin Knab ist halt auch jemand, der das mit jeder Zelle seines Körpers lebt und liebt. Und das hatte ich schon ganz lange vor, wir haben dann in der Pandemie immer ein bisschen Probleme gehabt, da einen Termin zu finden und dann hat es jetzt ja Gott sei Dank geklappt und das war wirklich auch für mich ein tolles Highlight. Und da möchte ich auch gern noch mehr damit machen, mit anderen Braumeistern vielleicht so in seiner Liga, die jetzt vielleicht gerade so ausgeschieden sind, die aber noch viel erzählen können über ihre Geschichte und gerade auch so Geschichten aus der Zeit, an die wir uns vielleicht gar nicht mehr erinnern können, das finde ich schon auf jeden Fall spannend. Ja, so weit, so gut.

Matthias: Ja, da stimme ich dir zu, weil Bier ist identitätsstiftend und es ist auch, meiner Meinung nach, gemeinschaftsstiftend, ja, es kann durch das Wirtshaus eine Gemeinschaft unterstützen und beleben. Und das ist etwas, wo wir ja auch wirklich kämpfen, sei es in Bayern oder im deutschsprachigen Raum, mit dem sogenannten Wirtshaussterben, mit den Herausforderungen, die da sind, das dieser Treffpunkt leider etwas verloren geht. Und das gehört einfach dann wieder eine nähere Bindung an eine lokale Marke, an lokale, ja, Hersteller von einem Genussmittel, absolut dazu. Und ich glaube, dass es wichtig ist, mit so einem Podcast oder auch mit den neuen Medien zu arbeiten, aber dass man das halt einfach nutzt, um die Leute anders zu erreichen und vielleicht wieder daran zu erinnern. Was du ja auch sehr hervorragend machst, was du auch angesprochen hast, da möchte ich jetzt kurz drauf eingehen, Markus, du hast gesagt, ja, da steht dann halt drin Bier, ja, oft noch nicht einmal die Marke, sondern einfach nur Bier hell, Bier, Weißbier, ja. Und das hat einfach oft auch ein bisschen mit der fehlenden Bildung zum Thema Bier vielleicht auch ein bisschen zu tun, wenn man jetzt nicht direkt, ja, eine Bierwirtschaft ist. Und du bist ja auch Gründer der Deutschen BierAkademie und da gibt es auch ein sehr schönes Zitat zu finden, wo du sagst, dass man in der Gastronomie, wenn man Biere richtig präsentiert, eben mit jedem Spitzenwein und Champagner gleichziehen können in seiner, ja, in seinem Genuss und in seiner Vielfalt. Und deswegen würde ich dich bitten einmal kurz, also war das unter anderem die Idee, diese BierAkademie zu gründen, dass man da, ich sage mal, Ausbildungshilfe leistet oder was ist die Mission oder was war die Idee dahinter?

Markus: Oh, das ist eine komplexe Frage, ich versuche das mal ein bisschen in einen kurzen Text zu verfassen, mal schauen, Also grundsätzlich muss ich sagen, die Vision war, überhaupt hier in Franken was zu etablieren, was eben, ja, die Bierkompetenz stärkt, was die Verbindung der Leute zu dem Thema Bier zu den Brauereien stärkt und was auch so ein bisschen anzündet, einfach von dem Bier auch begeistert zu sein, da drüber zu erzählen. Und einfach als mehr zu verstehen, als das notwendige Übel in einer Gastronomie, was man halt auch hat, sondern eben auch als Profitcenter zum Beispiel, das ein Gastronom versteht, am Ende des Tages kann ich mit Bier Geld verdienen und ich kann Gäste an mich binden, ich kann ein Erlebnis daraus machen und kann dann Dank dieses Bieres ein besseres Geschäft haben, ein besserer Gastronom sein. Das ist, glaube ich, auch was, was viele gar nicht wirklich verinnerlicht haben, was Bier alles sein kann, wenn man es so richtig anfasst. Und das war so ein bisschen die Idee, 2013 haben wir ja die BierAkademie an sich gegründet, mit dem Thema Bier beschäftigen beruflich, tue ich mich ungefähr seit 2005, so in dem Dreh. 2004 ging das so los, wo dann aus dem Hobby so ein bisschen mehr Beruf geworden ist innerhalb meiner damaligen Werbeagentur, wo wir halt viele Kunden hatten aus der Gastroszene. Wo das Brauerei Museum hier in Bamberg auch Kunde war und ich auch im Vorstand da war und dann auch angefangen habe, eben da Programme mit zu entwickeln und wir dann auch die ersten Biersommeliers hier hatten, die dann auch Veranstaltungen für uns gemacht haben. Und wir einfach auch da erlebt haben, wie schön man das machen kann, wie man mit Bier begeistern kann, wie ganz normalen Menschen auf einmal die Augen strahlen, wenn sie zum ersten Mal ein belgisches Tripel zum Beispiel trinken oder so. Oder wie man auch Leute, die sagen, ich mag kein Bier, plötzlich mal umlenken kann und man merkt, okay, du magst vielleicht das Bier nicht, was du bist jetzt probiert hast, das heißt aber nicht, dass es nicht noch viele, viele andere Sachen gibt. Also diese ganze Idee, Menschen da aufzuschließen, Menschen zu begeistern, ihnen den Weg in die Bierkultur zu öffnen, was für uns ja auch ein Teil unserer lokalen Kultur hier ist, das war wirklich so ein bisschen die Mission und auch die Vision. Und da standen auf der einen Seite die Fortbildungen, also der Biersommelier, dann haben wir noch den Bierfachmann beziehungsweise die Bierfachfrau als Ausbildung, die wir anbieten. Und auf der anderen Seite halt Veranstaltungen, Bierseminare, Biertouren, Bierkulinarien, Foodpairing-Geschichten, wo man dann Bier und Schokolade zum Beispiel, Bier und Käse oder sowas, sehr intensiv auch mal macht und auch da wieder Leute abholen kann. Also das ist wirklich eine Sache, die mir unheimlich viel Freude macht, also zum Beispiel Bier und Schokolade als kleines Beispiel, machen wir hier mit dem Chocolatier Storath, der hat hier eine wunderbare Chocolatier, wie heißt es eigentlich, Schokoladenladen, wie auch immer, also sowas aufgebaut, ist ganz bekannt bei Slow Food, 1.000 Preise gewonnen und so, und mit dem machen wir einmal im Jahr zusammen dieses Bier und Schokolade. Und das heißt dann immer, ich fahre zu ihm raus, ich habe dann den ganzen Kofferraum voller Biere, sind dann bei ihm in der Manufaktur, probieren dann ganz viele verschiedene Kombinationen, suchen dann die raus, die uns am meisten Spaß gemacht haben. Und wenn dann das Event selber ist, dann gibt es in der Regel so 8 Biere und dazu meistens so um die 10, 12 verschiedene Schokoladen oder Pralinen, also zu manchen dann auch mal 2. Und das Lustige ist, wir sind dann immer in der Manufaktur, das heißt also, meistens fällt dann dem Johannes Storath zwischendrin ein, Mensch, wir könnten doch noch das probieren oder das probieren und man merkt halt, wie die Leute dann auch so mitgerissen werden. Und am Ende dauert es manchmal 3, 4 Stunden, geht vorbei wie im Pflug, das Feedback ist immer großartig. Und das macht immer richtig Spaß, wenn man merkt, okay, man hat wirklich Leuten was mitgegeben, man hat die begeistert und dann fällt meistens ja so ein Satz, ich werde ein Bier nie wieder so trinken wie vorher. Und dann sage ich mir immer, Mission erfüllt, sozusagen.

Anton: Das ist aber absolut richtig, dass man nie wieder ein Bier trinkt wie vorher, also das kann ich wirklich bestätigen. Mein erster Tag hier oder die ersten Tage hier, ich bin als 26-jähriger Bursche, sage ich jetzt mal, hierhergekommen, als lokaler Amateurfußballer, wo man das Bier natürlich jetzt gerade nicht …

Matthias: Größe, Fußballgröße muss man ja sagen, also der Lionel Messi vom SV-Vötting.

Anton: Das vielleicht jetzt nicht unbedingt, aber natürlich habe ich als Fußballer dem Bier halt nicht unbedingt die Genusszeit eingeräumt, um das einmal so zu sagen. Und das ändert sich, sobald man sich mit dem Thema einfach beschäftigt, weil man unter ganz anderen Aspekten dann auf einmal Bier trinkt, man verkostet anders, man beachtet auf einmal sensorische Inhalte und beschäftigt sich mit diesem Produkt einfach viel, viel intensiver. Und das ist für mich persönlich das schönste Feedback tatsächlich, wenn jemand jetzt da mittlerweile sagt, er hat sich den Podcast angehört, zum Beispiel einen von unseren Sensorik-Podcasts, dann sagt einer, naja, beim nächsten Mal habe ich jetzt aufgepasst, ob ich das jetzt auch schmecken habe können oder habe drauf geschaut, ob hier ein Alterungsgeschmack drin ist oder sonst irgendwas. Und sie versuchen dann und vielleicht stellt sich ja dann irgendwann einmal ein kleiner Erfolg ein, wenn sie doch tatsächlich mal was rausschmecken. Und das, unter ganz anderen Aspekten auf einmal Bier zu trinken, das macht es sehr spannend für den.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und das ist auch immer wieder eben lustig, Leute dahinzuführen und dann auch zu erleben, wie sie das dann zum Beispiel wieder selber anderen weitergeben. Und das passiert auch manchmal, dass wir Leute haben, die jetzt dann zum Beispiel beim nächsten Bierseminar, schicken die dann eben ihren Freund oder ihren Partner oder irgendwie sowas, also Leute, wo man dann genau merkt, okay, die haben schon vorher miteinander gesprochen und dann fragen die auch manchmal nach bestimmten Dingen. Weil wir meistens auch Bierstacheln zum Beispiel oder Eisbock haben oder so, dann ist das schon was, wo sie am Anfang fragen, wann machen wir denn das, wann machen wir denn das und das möchte ich unbedingt erleben. Und da merkt man schon, wie die dann so angezündet sind und eben auch für sich selber einfach ein bisschen anders an dieses Thema Bier rangehen, mit ein bisschen mehr Ehrfurcht, mit ein bisschen mehr Freude, darum geht es ja auch. Und außerdem ist bei mir oder bei uns auch immer wichtig, dass wir sagen, okay, 2 Dinge sollten immer da sein, auf der einen Seite Respekt vor der Brauerei und vor dem Bier. Also oft wird ja sehr schnell, gerade in sozialen Medien, sehr schnell sehr abfällig über irgendwas gesprochen, weil man einmal eine Flasche erwischt hat, die einem nicht geschmeckt hat, warum auch immer. Und daraus machen die dann immer, die ganze Brauerei ist eine Katastrophe und das kann man nicht trinken und was weiß ich was. Einfach das zu lernen, dass das eben auch ein handwerkliches Produkt ist, was Schwankungen unterliegt und dass das ganz normal ist und das man auch selber Schwankungen unterliegt und einfach nicht von einer Flasche auf die ganze Brauerei und alle Leute und überhaupt schließen kann, sondern einfach mindestens denen noch eine oder zwei weitere Chancen gibt. Und dann einfach für sich selber beschließt, wenn ich es nicht mag, dann nehme ich halt was anderes, aber dann ist es gut. Also das ist die eine Sache und die andere Sache ist die, bei all diesen ganzen Sensorikthemen muss trotzdem auch noch der Raum bleiben, einfach mal ein Bier zu trinken. Also weil, es gibt ja Leute, die dann, was weiß ich, irgendeine Sensorikausbildung machen und egal, was sie dann trinken, dann dauert es immer eine halbe Stunde, bis die dann mal den ersten Schluck nehmen und so. Und das funktioniert ja nicht, wenn ich sage, gestern zum Beispiel habe ich mich mit guten Freunden getroffen und wir haben einfach mal einen Abend Schafkopf gespielt, wenn ich da bei jedem Schluck Bier anfange, über das Bier zu philosophieren, komme ich weder zum Karten spielen noch macht es irgendjemanden Spaß. Also man muss auch einfach das Bier Bier sein lassen können. Und ich glaube, das ist wichtig, die beiden Pole so ein bisschen drin zu haben, dann kann das echt richtig eine tolle Bereicherung sein.

Matthias: Ja, also das sehe ich auch so, man darf das jetzt auch nicht überstilisieren, denn am Ende des Tages ist Bier ein Genussmittel, dass aber nicht in homöopathischen Dosen getrunken wird, sondern auch mal in einer halben und da muss es halt schmecken. Und Bier ist wie ein guter Spezl, ja, er muss Charakter haben und muss was Besonderes sein, aber kann halt einfach auch nur dabeisitzen und, ja, unaufgeregt sein, ja. Also es muss nicht immer das Tripel IPA sein, sondern es darf auch mal einfach nur das Helle sein, das einfach gut runtergeht und mit dem man am Nachmittag auf der Terrasse oder im Biergarten sitzt. Und, ja, darf nicht zu aufdringlich sein, das ist auch Bier, ja und Bier ist auch Fußballstadien und Bier ist Sternerestaurant und, ja, das ist halt das Schöne daran, ja. Und es gibt kaum ein Genussmittel, das welches so gesellschaftlich verbreitet und anerkannt ist und so viele Möglichkeiten hat, irgendwo präsent zu sein als Bier, das ist einfach so und das hat mir immer so an dem Thema Bier gefallen. Und zum Beispiel, wo der Johannes und ich vor 2 Jahren, oder ist schon 3 Jahre her, ja, ist ja wurscht, auf dem Tallinn Craft Beer Weekend in Estland, also das ist ein Invitation Festival, Craft Beer Festival und da war die Brauerei aus Tallin, hat Brauereien eingeladen – und Põhjala ist ja, wie man weiß, nicht unbedingt die auffälligste Brauerei, die machen nur verrückte Sachen. Und wir haben damals einen Collab mit denen gebraut, aber waren dann halt auch auf dem Festival eingeladen, als Brauerei auszuschenken. Und ich sage jetzt mal so im Allgemeinen, wir waren die Einzigen, die, in Anführungszeichen, normales Bier dort ausgeschenkt haben, also unser unfiltriertes Kellerpils, ein Helles, den Vitus, ein Weißbier, Kristall und, ja sind natürlich von dem Publikum, das zu solch einem Festival geht, um Barrel-Aged Triple Stouts oder sowas zu trinken und was ungefähr 90 % der Biere dort ausgemacht hat, da waren wir vielleicht jetzt nicht so besonders der Customerfavorit, aber alle Brauer waren bei uns. Die sind alle zu uns gekommen und haben gesagt, ja, einfach mal ein richtig schönes Pils nur oder ein gutes Weißbier oder sowas. Also wir waren der Ausstellerfavorit, ja. Also manchmal die Einfachheit eines Hellen kann oftmals viel, sage ich mal, Freuden bringen als die Komplexheit eines holzfassgelagerten 12%-Bieres.

Markus: Ja, also da kann ich nur zustimmen und kann auch eine lustige Geschichte beisteuern. Ich war letztes Jahr mit einer Gruppe Journalisten unterwegs in Belgien und wir sind ziemlich gegen Ende der Reise sind wir dann auch bei St. Bernardus vorbeigefahren und waren dann da oben auf der Terrasse und hatten dann so ein großes Menü und die ganzen Biere rauf und runter. Und dann habe ich gesehen, okay, die haben ja auch den Vitus da und bin dann mal hin und habe gesagt, okay, sie sollen mir mal zwei schön einschenken, also beziehungsweise habe ich sie am Ende eingeschenkt, damit sie auch so ausschauen wie sie ausschauen sollen, aber egal. Und dann habe ich diese beiden Biere einfach da an den Tisch gebracht und gesagt, okay, jetzt probiert mal das. Und das war wirklich super spannend, weil, das ist ja ein ungeheuer aromatisches, intensives Bier, was aber trotzdem eine hohe Drinkability hat und, ja, einfach einer meiner All-time Favourites, muss ich sagen. Und das fand ich total spannend zu sehen, wie die Leute, das waren ja alles so Bierjournalisten, die also eher so von den IPAs dieser Welt schwärmen und Sauerbier rauf und runter und was weiß ich, wie die auf einmal gemerkt haben, okay, das ist was richtig Geiles und haben dann ganz viel gefragt und ich habe natürlich erzählt und so. Und ich glaube, das ist wirklich so ein Punkt, einfach diese große Vielfalt des Bieres zu erleben und das, was uns, in Anführungsstrichen, also gerade den bayrischen Brauereien, keiner wegnehmen kann, ist einfach diese unglaublich lange Erfahrung, die in diesen Bieren steckt. Und wenn eine Brauereien seit 20 Generationen, 3-, 4-, 500 Jahren ein Bier macht und immer noch am Markt existiert, dann muss sie ja was richtig machen. Und dann macht sie eben in dem Bier, in der Rezeptur, in der Art und Weise, wie sie das tut, macht sie etwas, was dieses Bier eben sehr angenehm für die Menschen macht, die das dann am Ende konsumieren. Und dieses mit dem englischen Drinkability umschriebene Phänomen, das ist ja das, wo ganz, ganz viele Craft-Bier-Brauereien, junge Brauereien nacheifern, weil sie das alle gerne hätten, aber sie kriegen es nicht hin. Und das ist dann tatsächlich immer ein Erlebnis, was man so auf Festivals zum Beispiel auch hat, wenn man einfach ein schönes Kellerbier, ein schönes Helles, irgendwie was nettes, tolles Einfaches dabei hat, wo die Leute dann am Ende des Tages immer wieder zurückkommen und sagen, okay, das ist jetzt ein Bier, mit dem kann ich am Abend noch mal da sitzen und 2, 3 trinken und diese ganze Reise durch die IPAs und so weiter so ein bisschen abschließen wieder bei einem, in Anführungsstrichen, vernünftigen Bier.

Matthias: Ja, weil man halt mal auch an einem gewissen Punkt halt einfach auch seinen Mundraum zippen muss, also da muss man auch mal durchspülen, sonst hat man ja nur noch den, was weiß ich, was für einen Multiflavor-Pelz im Mund und das ist auf Dauer auch anstrengend. Also das Helle zwischendurch oder das Helle am Abend ist manchmal einfach ein Traum. Und schön die Story mit dem Vitus, ja. Ich sage immer, das ist auch so ein bisschen Brückenbier, das bildet eine Brücke vom Trinktrinker, der normalerweise nur, sage ich mal, etwas klassische oder einfachere, weniger komplexe Bierstile kennt, ins Thema Komplexität, Vielfältigkeit, Mehrschichtigkeit und dann vielleicht Richtung Craft Beer oder, sage ich mal, sehr, sehr komplexe Charakterbier oder umgekehrt, von einem, der eigentlich nur sowas trinkt oder, wie du gesagt hast, Journalisten hier mit IPA hier und Barrel Aged da und weiß der Teufel was, einfach mal, okay, habe was Vielschichtiges, habe was Komplexes mit trotzdem Drinkability. Also es bildet so die Brücke zwischen diesen beiden, sage ich mal, Welten und da ist der Vitus einfach perfekt, er holt jeden irgendwo ab. Und das, glaube ich, ist auch der Grund, warum, glaube ich, der Vitus so oft wiederholt Medaillen gewinnt bei den verschiedensten Wettbewerben und deshalb von Konsumenten, also unsere Verkaufszahlen sprechen ja auch dafür, wie aber auch von Bierexperten, Beer-Judges bei den Wettbewerben als entsprechend hochwertig und medaillenwertig angesehen wird. Und das ist jetzt eigentlich dann, Vitus ist ein Brückenbier, die Brücke,

Anton: Der Übergang.

Matthias: der Übergang, ja, schon, Wahnsinn.

Anton: Unfassbar

Matthias: Ja, das, diese smoothen Übergänge habe ich wirklich von dir.

Anton: Ja, klar.

Matthias: Markus, ein Thema, dass ich mit dir ganz besonders besprechen möchte, ist das Thema Beer-Judge. Du bist ja einer dieser Beer-Judges oder Bierjuror, der auf den verschiedensten Awards dieser Welt unterwegs ist und Biere bewertet. Vorher hast du einen ganz schönen Satz gesagt, der, glaube ich, sehr stark auch in das Thema reingeht, man darf ein Bier nicht kleinmachen nach dem ersten Mal bewerten, weil man hat mal vielleicht einen schlechten Tag oder es kann auch mal eine Charge dabei sein, die vielleicht nicht so gelungen ist, also nicht immer gleich alles zerreißen wie es ist. Ich glaube, so geht es dir ja als Bierjuror ja genauso, das du sagst, okay, man hat nicht immer den gleich guten Tag beim Bier verkosten und man hat nicht immer die gleich scharfe Nase und Zunge bei diesen Tagen und man trinkt ja auch dann verschiedenste Biere und man hat mehrfache Runden und so weiter. Und ich würde dich einfach da jetzt ein bisschen nach deinen Inside Experiences so ein bisschen fragen, wie es so hinter den Kulissen von diesen Wettbewerben ausschaut? Also ich durfte zweimal bei einem Wettbewerb dabei sein, beim European Beer Star und meine Erfahrung am Ende war halt immer, das ist halt schon Arbeit, also das hat nichts mit der Zunge zu tun, ah, geil, ich kann, was weiß ich, 30 Biere testen, sondern das ist Arbeit. Wie empfindest du das?

Markus: Also auf jeden Fall. Und, ich glaube, das ist auch schon mal ein ganz wichtiger Punkt, dass man da als Arbeit sieht. Weil in der Tat, also manchmal bei anderen Wettbewerben, also der Beer Star ist ja einer, da kommt man nicht so einfach hin, aber es gibt ja Wettbewerbe, wo Leute so ein bisschen einsteigen, in dieses Thema, da erlebt man manchmal schon, dass es tatsächlich jemanden gibt, der einfach sagt, okay, er trinkt jetzt hier jede Probe, weil er es so toll findet, dass er jetzt so viel Bier bekommt. Und die Leute werden dann halt einfach nicht mehr eingeladen, weil sie ab der Hälfte des Wettbewerbs auch nicht mehr zurechnungsfähig sind. Das passiert selten, aber ist mir tatsächlich auch schon mal in einer anderen Jury mit jemanden passiert. Das heißt, da muss man wirklich aufpassen und deswegen sind wir auch bei der Beerjudge-Ausbildung wirklich als allererstes mal dran zu sagen, okay, auch wenn ihr jetzt zum Beispiel Biersommelier seid, dann habt ihr erst mal einen subjektiven Kompass für das Bier. Das heißt also, ihr wisst viel über das Bier, ihr könnt beurteilen, wie das schmeckt und so und vor allem, ob es euch schmeckt. In dem Moment, wo ihr aber bei einem Wettbewerb seid, dann seid ihr ja eigentlich, seid ihr gar kein Mensch mehr, in Anführungsstrichen, ihr seid eher so ein Messinstrument. Das heißt, für jeden Wettbewerb gibt es ja Kategorien, also sagen wir jetzt mal wie bei Olympia, wo man 100 Meter rennen muss, also nicht 110 oder 80, sondern genau 100 und dafür ist dann eben auch vorgeschrieben, wie die Bahn ausschaut und wie die Windverhältnisse sein müssen und so weiter. Und bei einem Bier ist es eben auch so, wenn wir jetzt zum Beispiel ein Helles nehmen, da ist halt die Farbe vorgegeben, so und so in dieser Range sollte sich das bewegen, vom Geschmack her, die Malzkomponente soll sich so ausprägen, die Hopfenkomponente so, das Finish vielleicht so und der Gesamteindruck dann vielleicht so. Und da legt jeder Wettbewerb das ein bisschen anders fest. Also das heißt, es kann sein, dass beim European Beer Star die Definition von einem Hellen anders ist als zum Beispiel beim World Beer Cup. Also sicherlich werden die sich ein bisschen überdecken, aber es gibt auch an den Rändern durchaus Unterschiede. Und das heißt, ich muss als Judge mich jedes Mal, wenn ich beim Wettbewerb bin, überhaupt erst mal damit auseinandersetzen, um welches Bier geht es jetzt gerade, zum Beispiel um das Helle und wie ist die Definition von dem Wettbewerb für ein Helles. Und dann muss ich das, was ich bei mir im Glas habe, mit diesen Regularien abgleichen und nicht mit meinem persönlichen Gusto, ob mir das jetzt schmeckt oder nicht. Und gerade in den Vorrunden ist das ganz, ganz entscheidend. Und es kann auch sehr oft sein, dass du als Beerjudge mit einem Bierstil konfrontierst wirst, den du persönlich gar nicht magst, also der dich jetzt gar nicht so wirklich abholt, deswegen musst du trotzdem in der Lage sein, den entsprechend beurteilen zu können. Also das ist tatsächlich so die erste Hürde, dass man es schafft, eben von dem Subjektiven zu dem Objektiven zu gehen und zu sagen, okay, ich verinnerliche die regeln, die der Wettbewerb jetzt eben hat, kann das anwenden auf das, was in meinem Glas ist und kann das dann entsprechend beurteilen. Und mit etwas Erfahrung kann ich dann auch selber merken, okay, heute bin ich vielleicht nicht so sensibel für das eine oder für das andere und man kann sich dann entsprechend kalibrieren, sodass das trotzdem gut funktioniert. Und das geht dann eben durch einen Wettbewerb so von den Vorrunden bis zu den Zwischenrunden, bis zum Finale und da switcht es dann wieder ein bisschen um. Also im Finale ist es dann so, da haben ja dann Biere schon viele Runden durchlaufen und sind immer wieder als die Besten weitergekommen, das heißt, wir haben dann nur noch Biere an dem Tisch, die wirklich die Kriterien des Wettbewerbs 100-prozentig treffen. Aber trotzdem kann es ja nur eine Gold- und eine Silber- und eine Bronzemedaille geben. das heißt, dann geht es doch wieder ein bisschen darum, okay, also wo kann ich jetzt sagen, hier hat der Brauer nach meiner Meinung das besonders kreativ umgesetzt, besonders gut umgesetzt, hier hat er schöne Akzente gesetzt, hier ist dieses Bier besonders frisch, was auch immer, und bin dann im Dialog mit den anderen, die haben ja auch ihre Meinung. Und im Idealfall haben wir alle dieselbe Meinung, meistens ist es nicht so, dann muss man miteinander eben in den Austausch treten und schauen, wie kommt man zu einem Ergebnis, zu einer Entscheidung, welches Bier dann am Ende eben gewinnt, welches zweites, welches dritter wird und welche eben nicht weiterkommen. Und das ist, denke ich mal, die nächste Herausforderung, wo man dann nicht nur Juror ist sondern auch Table-Captain. Das sind dann die, die dann immer so ein bisschen verantwortlich sind, dass es an dem Tisch nach Regeln auch vom Gespräch her entsprechend abläuft, und das bin ich jetzt schon relativ lange auch beim Beer Star. Und da spielt das Bier fast eine untergeordnete Rolle, da geht es wirklich um die Kommunikation, also die dann zu einem Ergebnis zu bringen und auch zu berücksichtigen, es sind ja oft ganz unterschiedliche Leute. Also letztes Jahr zum Beispiel hatte ich am Tisch jemanden aus Japan, jemanden aus Argentinien, aus Frankreich, ich glaube, aus Österreich und noch jemand aus Deutschland und mich oder so, so ungefähr und das sind ja andere Kulturen. Also wenn jemand zum Beispiel klassisch aus der japanischen Kultur kommt, dann sind die oft sehr, sehr zurückhaltend und sind auch, vor allem, wenn Ältere am Tisch sitzen, sind die da sehr respektvoll und sagen erst mal so gut wie gar nichts. Und trotzdem ist es ja wichtig, deren Meinung irgendwie zu holen und mit reinzubringen, weil oft haben sie ja wirklich was zu sagen, sie sagen es halt nur nicht, und das dann hinzukriegen. Wo ich auf der anderen Seite zum Beispiel jemanden aus Argentinien habe, der einfach gerne und viel redet und das gar nicht schlimm findet, aber natürlich jemanden, der das eben nicht tut, völlig an die Wand spielt, wenn man das nicht ein bisschen moderiert. Und insofern, also es gibt wirklich viele Facetten an so einem Bierwettbewerb, wenn man das gut machen will. wo man wirklich, ja, also sowohl mit seiner eigenen Kalibrierung, mit den verschiedenen Regularien sich vertraut machen muss und dann eben auch am Tisch in der Kommunikation, in dem Miteinander gut funktionieren muss, damit am Ende auch wirklich was Gutes und Gerechtes dabei rauskommt. Weil letzten Endes reichen die Brauereien ja Biere ein und erhoffen sich ein entsprechendes Feedback und im Idealfall auch eine Medaille und das soll ja fair sein und soll auch die Richtigen treffen.

Anton: Das heißt aber, man könnte, wenn du jetzt an diesem Final Table bist, weil du ja gesagt hast, es wird auch Kreativität, sage ich jetzt mal, bewertet beziehungsweise mal diskutiert zumindest, dass ein Bier, das zwar im Stil absolut drin ist, aber vielleicht eine Komponente hat, die jetzt untypisch wäre für den Bierstil, auch ein solches Bier könnte dann in dieser Kategorie gewinnen, weil es ja den Stil trifft, aber trotzdem was Neues mit reinbringt oder, habe ich das schon richtig verstanden?

Markus: Ja, also untypisch wäre vielleicht das falsche Wort, weil untypisch würde normalerweise bedeuten, dass es dann eben schon rausgeflogen ist oder spätestens dann rausfliegt. Aber, also ich überlege gerade, was könnte da /

Matthias: Also ich habe einen konkreten Fall dazu, Markus, das war, als ich beim European Beer Star war, da war ich am Tisch mit dem Andy Gahr, der war unser Table-Captain. Und das war Vorrunde oder Zwischenrunde Pils und da war eins dabei, wo wir gesagt haben, das ist geschmacklich mit höchster Wahrscheinlichkeit gedryhoped. Also das war es auch, also das war einfach dieses typische Dryhoping, Fruchtigkeit, mit diesem Flavor gehoped. Und da hat man dann gesagt so, nee, das kann nicht weiterkommen, weil ein Pils ist halt nicht gedryhoped, ja, das ist einfach nicht der Fall, also vor allem nicht beim deutschen Pils. Und hat das dann einfach, weil das dann einfach out oft Style ist. Ich glaube, es gibt jetzt eine Art Modern Lager jetzt oder irgendwas mit Dryhoped-Lager-Kategorie auch, um solchen Bieren eine Plattform zu bieten, wenn ich mich richtig erinnere. Aber prinzipiell hat man gesagt, nee, das passt einfach nicht. Schade, gutes Bier, ja, aber es passt halt einfach nicht zum Stil.

Markus: Genau, also das ist genau der wichtige Punkt, weil eben es diese Richtlinien gibt, unter denen Brauer auch ihre Biere einreichen. Und in den Richtlinien für das normale German Pils steht eben drin, dass es nicht hopfengestopft ist und dementsprechend dann solche Biere da nicht eingereicht werden können, beziehungsweise wenn sie eingereicht werden, fliegen sie eben raus. Dafür gibt es die andere Kategorie, das heißt, glaube ich, New Style Pilsner oder so ähnlich oder New Style Lager, da kann man das dann einreichen und das ist dann auch okay. Aber das ist genau der Punkt, also wo man als Jury in den ersten Runden, also spätestens in der Zwischenrunde, eben auf jeden Fall schon mal alles raussortiert, was den eigentlichen Richtlinien dieses Bierstils dann nicht entspricht oder was einfach dagegen verstößt. Weil sonst, wie gesagt, der Brauer zahlt ja Geld dafür, wenn er sein Bier da einreicht und wenn dann irgendwas gewinnt, was definitiv gegen die Regeln verstößt, also das wäre einfach für den Wettbewerb auch ganz schlecht, insofern, da muss man wirklich drauf aufpassen. Und am Final Table ist es, also wenn wir zum Beispiel Pils nehmen als Beispiel, dann ist oft eine Diskussion, es gibt ja sehr, sehr bittere Pilsbiere, dann gibt es eben welche, die eher weniger bitter sind, das ist eben insgesamt in der Range, die eben möglich ist. Und dann ist eben die Frage, natürlich wollen wir bei einem Pils eine ausgeprägte klare Bittere haben. Also auf Englisch nennt sich das dann Crisp oder so, also das man wirklich einfach das schon hat, aber es darf eben nicht so sein, dass diese Bittere das Ganze erschlägt und die restlichen Komponenten, der malzige Körper zum Beispiel völlig an die Wand gespielt ist und gar nicht mehr stattfindet und es dann auch insgesamt unrund wird und aus der Balance kommt. Und das ist zum Beispiel ein klassischer Fall für so eine Moderation an dem Final Table, wenn man da eben ein paar jüngere Juroren hat, oft eher unerfahrenere, für die ist es manchmal so, die sagen dann, okay, das Bitterste ist das Geilste. Einfach nur deswegen, weil es eben für sie diesen Charakter eines Pils in ihrer Erfahrung am allermeisten repräsentiert, wenn das maximal bitter ist. Und dann muss man eben sagen, okay, in der Moderation dann am Tisch, lest doch mal nach, schaut mal, in der Beschreibung steht hier klar drin, es geht um die Harmonie, um die Balance, natürlich darf und soll die Bittere ausgeprägt sein, aber sie darf eben nicht der alleinige Spieler an diesem Feld sein, sondern es muss eben zusammenpassen. Und dann ist vielleicht dieses andere Bier, was auch kräftig bitter ist, aber wo das sehr viel harmonischer, sehr viel schöner eingebettet, sehr viel besser balanciert ist, das ist dann vielleicht das bessere Bier und dann lass uns doch lieber das auf die Goldmedaille setzen. Zum Beispiel, also sowas sind dann Diskussionen, die dann durchaus entstehen und, ja, wo dann eben auch ein bisschen Erfahrung gesucht wird und wichtig ist.

Matthias: Ja, ich glaube, da ist ja diese interkulturelle Kompetenz ja auch sehr wichtig. Denn ich habe vom letzten World Beer Award die Geschichte eine Juroren erzählt bekommen, der an einem Table mit Weißbier war, German Style, South German Style und da eine internationale Jurorin war, die der Meinung war, ja, das Bier, das ist viel zu bananig, zu fruchtig, zu bananig und das hat da nichts verloren und das ist nicht gut. Und er einfach dann gesagt hat, naja, also nachdem ich aus Deutschland bin und mich mit dem Stil ganz gut auskenne und das auch in der Beschreibung drinsteht, das passt schon so, ja. Und dass da anscheinend eine recht hitzige Diskussion dann drüber ausgebrochen ist, ob das jetzt gut ist oder nicht oder wie auch immer, also wie stark spielt da, sage ich mal, die kulturelle Prägung und die Biererfahrung mit einem Stil wieder? Also, sage ich jetzt mal, der bayrische Juror wird sich mit dem Thema Weißbier allein, sage ich einmal, weil es ein verbreiteter und originärer Stil ist, einer Herkunft nach, ganz gut auskennen, aber vielleicht mit dem West Coast IPA zum Beispiel, wenn ich das jetzt mal so plakativ sagen darf, nicht. Hast du da Erfahrungen gemacht, dass das dann entsprechend Einfluss hat oder siehst du das eher dann sehr, sehr individuell?

Markus: Nein, also ich habe viele, viele, viele Erfahrungen, und mache die auch immer noch, in diese Richtung gemacht, ich denke, es sind halt zwei Komponenten. Die eine ist einfach, am Endes des Tages müssen erst mal die jeweiligen Richtlinien des jeweiligen Wettbewerbs zählen. Also da muss man im Zweifelsfall die Leute erst mal wieder daraufhin zurückholen. Und wenn da halt drin steht, das das eine entsprechende fruchtige Note hat, dann kann jemand zehnmal sagen, dass es das nicht haben soll, wenn die Kategorie daraus besteht, dass es sein soll, dann ist es eben so. Das ist der leichtere Fall, der härtere Fall ist natürlich, wenn gerade eben Leute mit relativ wenig internationaler Erfahrung auf Bierstile stoßen, die sie nicht wirklich vom Ursprung her kennen. Also klassisches Beispiel, gerade World Beer Cup, da gibt es viele Juroren, die sind aus den USA, viele von denen waren auch noch nie woanders, dann haben die halt zum Beispiel ein Kellerbier oder ein belgisches Lambic oder ein Weizen oder was auch immer, bisher immer nur bei amerikanischen Brauereien irgendwo getrunken, also haben immer nur die Interpretationen dessen, was andere denken, dass es sein müsste. Aber sie haben eben nie erlebt, wie das zum Beispiel ist, bei auch im Biergarten zu sitzen und ein frisches Weizen zu bekommen, im Hintergrund die Glocken läuten zu hören und auf das Panorama runterzugucken und dieses Erlebnis einfach zu haben, wie das ist, wenn man da ist, wo das jeweilige Bier herkommt. Denn man darf nicht vergessen, ein Bierstil ist immer eine Idee und ein Bierstil ist entstanden, viel, viel, viel später, nachdem das Bier entstanden ist. Also das heißt, Bierstiele in der Definition, wie wir sie kennen, gibt es erst seit, was weiß ich, der 1980er-, 90er-Jahre, als Bierwettbewerbe aufkamen. Vorher haben die Brauer Biere gemacht und haben sie halt so benannt, wie sie das für richtig gehalten haben. Und es gab natürlich Dinge, die waren relativ klar definiert, ein Weißbier zum Beispiel oder ein Dunkles logischerweise, das muss mindestens dunkel sein, aber es gibt eben auch durchaus Bierstile, in Anführungsstrichen, oder Biernamen, wo wir jetzt zum Beispiel, wenn wir so ein klassisches fränkisches Pils nehmen und stellen das eben neben ein Pils aus Norddeutschland zum Beispiel oder Ostdeutschland, das sind Welten, die dazwischen sind, auf beiden steht da Pils drauf. Und solange die nicht zu einem Wettbewerb gehen und eingereicht werden, solange gibt es da auch keinen Grund, das eine abzusprechen oder eben nicht. Weil niemand, kein Brauer ist jetzt prinzipiell mal gezwungen, nach den Regeln des World Beer Cup oder des European Beer Star oder wie auch immer zu brauen, sondern ein Bierstil, wie gesagt, ist historisch gewachsen, aus Gründen. Also beim Pils wissen wir halt zum Beispiel, das hat sich angeboten, die hatten das entsprechende Wasser, da hat der Hopfen sich entsprechend entfalte können und das war dann einfach dort ein tolles Bier, noch dazu dann am Ende diese Farbe, die dabei rauskam. Das war eine tolle Erfindung, die die ganze Welt bewegt und erobert hat. Andere Biere wie zum Beispiel, sage ich jetzt mal, ein Kellerbier das ist ein historisch gewachsenes Bier, was über Jahrhunderte entstanden ist und überhaupt nie wirklich eine genaue Definition hatte. Da ging es einfach immer nur darum, dass die Brauereien unter den Voraussetzungen, die sie hatten, mit den Rohstoffen, an die sie kamen, dass bestmögliche Ergebnis produziert haben und das war halt ihr Lagerbier / ihr Kellerbier und das gibt es halt im Zweifelsfalle bei den ein oder anderen seit 500 Jahren mehr oder weniger identisch und da hat sich auch nie jemand drum gekümmert, ob jetzt irgendjemand mal einen Wettbewerb macht und eine Regel aufstellt, wie so ein Kellerbier zu sein hat. Also deswegen ist das immer eine ganz wichtige andere Komponente, finde ich, gerade für Beerjudges, die dann zum Beispiel Table-Captains sind oder anspruchsvollere Aufgaben haben, dass die wirklich die Welt bereist haben, dass sie vor Ort waren und das sie eben in Belgien mal die belgischen Bierstile getrunken haben, in Deutschland die deutschen und in Amerika die amerikanischen, wo auch immer, eine entsprechende Neugier auch an den Tag legen, auch eine Offenheit, um dann einfach sagen zu können, okay, ich habe verstanden, was hinter einem Kölsch steckt. Ich war da mal in einer Kölsch-Brauerei, ich habe da das miterlebt, wenn der Köbes kommt, den Kranz serviert, ich Himmel und Erd auf dem Teller habe. Und, ja, dann weiß ich, was ist ein Kölsch ist, was die Idee ist, wofür das gemacht ist und dann kann ich das verstehen. Und das ist halt gerade bei vielen Judges gerade aus dem amerikanischen Raum, die haben dann oft das BJCP-System, das ist deren Homebrewerjudging-System, was es mittlerweile bei uns auch gibt, das relativ strikt ist und was eben sehr stark auf den Heimbrauer ausgelegt ist und eben weniger auf die Realität, die dann irgendwo vor Ort ist. Gerade mit denen kommt es dann oft zu Diskussionen und oft sind die dann auch unheimlich emotional und ich muss dann auch oft sagen, das sage ich auch oft manchmal am Tisch schon vorher, wir dürfen nicht vergessen, am Ende des Tages ist es einfach nur ein Bier. Also es geht jetzt nicht darum, dass wir uns an die Gurgel gehen, weil irgendjemand meint, das wäre jetzt zu bitter oder zu süß, sondern wir werden den restlichen Tag miteinander verbringen, wir werden auch andere Biere trinken, wir werden uns wiedersehen, wir haben alle Freude an dem Thema Bier und das sollten wir uns auch bewahren, auch wenn wir eine unterschiedliche Meinung haben. Und auch die Kultur muss man ein bisschen wieder oft in die Leute reinbringen, dass es auch den Punkt gibt, wo eine Diskussion dann einfach auch zu nichts mehr führt. Dann muss man halt zum Beispiel abstimmen, das mache ich dann oft, dass einfach jeder ein Voting macht und dann zählen wir das Voting zusammen, da gibt es ein Ergebnis. Und dann ist es einfach Demokratie und fertig und dann ist es erledigt, dann braucht man auch nicht mehr diskutieren. Und so, also ich denke, das sind einfach so wichtige Punkte, dass man, ja, es nicht übertreibt bei der ganzen Nummer.

Matthias: Eine letzte Frage habe ich da noch, so vielleicht ein bisschen als Abschlussfrage für unsere Episode, Markus, auch um das Thema Bierwettbewerbe, Beerjudging, da hast du jetzt ja wirklich sehr viel erklärt, was da alles dahintersteckt und wie das abläuft. Was kann man als Kunde da mitnehmen, wenn man jetzt sieht, okay, das Bier hat da und dort eine Medaille, einen Award gewonnen, was würdest du am Endkonsumenten, der jetzt bierunbedarft ist, der ein normaler Biertrinker ist, was würdest du dem im Podcast mit auf den Weg geben zu sagen, okay, was kann ich mir aus dieser Medailleninterpretation als Kunde rausziehen?

Markus: Ja, also generell, glaube ich, kann man sagen, man kann davon ausgehen, wenn ich jetzt ein prämiertes Bier beziehungsweise ein Bier einer Brauerei, die für ein Bier mal eine Medaille entsprechend gewonnen hat, kaufe oder trinke, kann ich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ich ein gut gebrautes, ein sauber gebrautes, ein ordentlich hergestelltes Bier bekomme, das aller Wahrscheinlichkeit nach den jeweiligen Bierstil, für den es die Medaille auch gewonnen hat, dann auch perfekt trifft, in Klammern, so wie der Wettbewerb das jeweils vorgesehen hat. Das heißt aber nicht automatisch, dass jede Flasche, jedes Bier von dieser Brauerei perfekt ist, weil eine Brauerei ja immer nur solange geradestehen kann, wie dieses Bier in der Brauerei war und nicht weiß, was dann passiert ist, seitdem das Bier die Brauerei verlassen hat, wie das transportiert, gelagert worden ist, was der Getränkemarkt damit gemacht hat, der Gastronom, wie auch immer. Und so erlebt man manchmal auch die eigentlich besten Biere in einem katastrophalen Zustand, weil halt dazwischen Dinge passiert sind, die nicht passieren sollen. Und dementsprechend, also man kann sagen, die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass man da ein tolles Bier bekommt. Und wenn ich jetzt zum Beispiel auch wenig über ein Weizen weiß und möchte mal erfahren, wie ein richtig gutes Weizen ist, dann macht es natürlich Sinn, ein goldprämiertes Weizen von einem Wettbewerb zu verkosten, weil die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ich da dann mal so ein Benchmark-Bier habe, wo ich auf jeden Fall richtig liege. Also ich denke, das ist für einen Konsumenten ein wichtiger Punkt. Ich glaube, es gibt noch den Punkt dazwischen, also weswegen ich auch Wettbewerbe so wichtig finde, auf der einen Seite haben wir ja die Brauereien und auf der anderen Seite haben wir die Konsumente und dazwischen sind ja die Zwischenhändler, die es in jedem Land gibt, wie auch bei uns. Und letzten Endes, gerade durch diese ganze Biervielfalt, die sich so extrem vermehrt hat in den letzten 10, 20 Jahren, ist es so, dass der normale Endkonsument so ein bisschen keinen Überblick haben kann, was es insgesamt so in Sachen Bier gibt. Und der Zwischenhändler übrigens auch nicht und das bedeutet dann eben, dass die Zwischenhändler sich ein bisschen an irgendwas orientieren müssen. Und was die meisten machen ist, dass die eben schauen, welche Biere bei Wettbewerben prämiert worden sind, weil sie dann auch wieder eine möglichst große Wahrscheinlichkeit haben, wirklich gute Biere zu bekommen. Und das heißt also, für eine Brauereien macht es Sinn, bei einem Wettbewerb dabei zu sein, weil sie dann, wenn sie gewinnt, sichtbar wird für neue Kundenkreise, die sie vorher noch gar nicht gekannt haben. Und für den Konsumenten macht es Sinn, solche Biere eben zu probieren, weil man da seinen Horizont erweitern kann und vielleicht auch selber mal in andere Welten so ein bisschen vorstoßen kann und auch Anregungen bekommen kann, wo man zum Beispiel mal im nächsten Urlaub hinfährt oder wen man besucht. Also insofern, ich denke, es ist jetzt nicht die Ultima-Ratio-Geschichte, also ich glaube, man darf jetzt nicht sagen, ich gewinne eine Goldmedaille und dann ist das immer das beste Bier, aber es ist eben ein sehr guter Aufhänger für den Kunden, sich mit der Brauerei, mit dem Bier zu beschäftigen und vielleicht auch noch mal ein bisschen bewusster zu trinken, um einfach diese Komplexität, diese Besonderheit von diesem Bier dann auch wirklich, ja, genießen und erfassen zu können.

Anton: Ist ein wunderschönes Schlusswort, täte ich sagen, oder?

Matthias: D’accord. Ja, eine kleine Sache muss ich noch sagen, ja und zwar jetzt im Interesse des 1.000-Jahre-Bier-Podcasts innerhalb dieses Collabs, Community-Treffen.

Anton: Oh, du hast Recht.

Matthias: Ja, genau, da wollen wir noch einmal drauf hinweisen, es ist nicht mehr lang hin, wir werden im Dezember unser Community-Meeting hier in der Brauerei machen, höchstwahrscheinlich an einem Freitag oder Samstag, wir werden bald den Termin fixieren können. Also alle, die daran teilnehmen wollen von unserer Hörerschaft, mal bei unserem Community-Talk hier dabei sein, beim Podcast Fragen stellen können, mit unserem Dr. Florian Lehnhardt eine kleine Bierverkostung machen und sich die Brauerei anschauen und mit uns Dampfpaluderern einfach mal, ja, ein Bier trinken, ja, mein Lieber, ja, meldet auch beim podcast@weihenstephan.de an. War das richtig, Anton?

Anton: Korrekt.

Matthias: Fein. Und sagt uns, warum ihr mitmachen wollt, am Community-Day. Wir haben schon einige Anmeldungen, wir freuen uns, euch zu sehen, also, ja, schreibt uns.

Anton: Wir sind schon an einem Punkt, wo wir auslosen müssen,

Matthias: Ja, genau.

Anton: weil wir natürlich eine begrenzte Anzahl an Plätzen haben. Also auch für deine Hörer natürlich, Markus, wer sich da melden möchte, wer Lust drauf hat, kann gern schreiben.

Matthias: Einfach mal nachher das 1.000 Jahre Bier anhören und wenn ihr nicht zu sehr genervt seid dann von uns, dann schreibt uns doch.

Anton: Genau, das war eigentlich schon unser …

Matthias: Das war sehr angenehm.

Markus: Ja, also das kann ich meinen Hörern und Hörerinnen natürlich auch nur empfehlen, also meldet euch an, schaut, dass ihr dabei sein könnt und hört natürlich auf jeden Fall auch mal rein, keine Frage. Also mir macht es immer sehr viel Spaß, deswegen also kann ich das nur zu 100 Prozent weiterempfehlen und wünsche euch dann viel Glück. Und vielleicht bin ich ja auch da, wir gucken mal.

Matthias: Ja, genau, du bist herzlichst eingeladen, Markus, für dich machen wir sogar noch einen extra Spot frei, wenn du da Zeit und Lust hast, dann könnten wir uns auch in Weihenstephan sehen. Das letzte Mal haben wir uns ja in Las Vegas getroffen und dabei über dieses Collab hier gesprochen, über unseren Collab-Podcast. Ja, vielleicht schaffen wir es ja mal auch hier.

Anton: Man kann sagen, schau einer die feinen Herren an, in Las Vegas können sie sich treffen.

Matthias: Ja, war auf dem World Beer Cup da.

Markus: Wir schaffen das.

Matthias: Wir schaffen das, ja, genau.

Anton: Alles klar.

Matthias: Markus, Danke für deine Zeit.

Anton: Vielen, vielen Dank.

Markus: Wunderbar, Dankeschön.

Matthias: Mach´s gut, tschau.

Markus: Tschau.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 143 – Interview mit Evelin Kalb und André Luis Martins Pinto von der Bräunlinger Löwenbräu

Heute haben wir etwas ganz Besonderes für euch – und zwar senden wir live aus dem Herzen des Schwarzwaldes, genauer gesagt von der Bräunlinger Löwenbrauerei. Podcast-Host Markus ist vor Ort, um mit Eveline Kalb, die bereits die achte Generation der traditionsreichen Brauerei repräsentiert, und ihrem Mann André Luis Martins Pinto, einem Braumeister aus Brasilien, über ihre einzigartigen Biere und spannenden Brauereigeschichten zu sprechen.

Erfahrt, wie Eveline in die Brauereiwelt hineingeboren wurde und was es bedeutet, eine Familienbrauerei mit so langer Tradition zu führen. Und hört Andrés faszinierende Reise vom tropischen Brasilien bis in den Schwarzwald, wo er nicht nur seine Leidenschaft für Bier vertieft, sondern auch spannende Kreationen wie das mehrfach ausgezeichnete „Black Lion“ Schwarzbier entwickelt hat.

Wir sprechen über handwerkliche Braukunst, die Verbindung von Tradition und Innovation, und natürlich werden auch ein paar leckere Biere verkostet. Also lehnt euch zurück, öffnet ein kühles Bier und taucht mit uns ein in die Welt der Bräunlinger Löwenbrauerei…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute natürlich mal wieder was Besonderes, allein schon deswegen, weil wir vor Ort sind, also live. Das machen wir ja nicht so oft und das ist besonders schön heute. Ich bin im wunderbaren Baden-Württemberg im Schwarzwald, wahrscheinlich, also ich werde wahrscheinlich gleich korrigiert, aber wahrscheinlich, bei der Bräunlinger Löwenbräu. Und wir haben uns schon vor einiger Zeit kennengelernt aus verschiedenen Gründen, teilweise beim Bierwettbewerb oder überhaupt bei Bierwettbewerben letzten Endes, kann man ja so sagen, werden wir aber auch gleich noch drüber sprechen. Und, ja, bevor ich zu viel rede, stellt euch doch bitte mal ganz kurz jeweils selber vor.

Eveline: Hallo, ich bin Eveline Kalb. Ich bin von der Bräunlinger Löwenbrauerei im schönen Bräunlingen in Baden-Württemberg, und Schwarzwald ist zur Hälfte richtig.

Markus: Immer hin!

Eveline: Wir sind eigentlich Auf der Baar, aber Bräunlingen hat einen sehr großen Wald und der gehört zum Teil, zum Großteil, zum Schwarzwald.

Markus: Na, dann war ich ja halbwegs, wunderbar. Also schön, wunderbar, vielen Dank, liebe Eveline, gleich mehr zu dir. Und dann haben wir noch den André.

André: Genau. Ich bin André Pinto, ich komme aus Brasilien, ich bin schon in Deutschland seit 12 Jahren. Ich habe in Brasilien in einem großen Konzern gearbeitet. Was wir in einem Jahr in Bräunlingen machen, wir haben in 6 Stunden in Brasilien gemacht. Und seit 12 Jahren bin ich hier mit der Familie und so weiter und bin Braumeister.

Markus: Also quasi vom Regenwald in den Schwarzwald oder so ungefähr, also werden wir auch gleich noch ein bisschen drüber sprechen. Aber ja, fangen wir ruhig mit dir, Eveline an, ganz kurz, das ist ja praktisch deine Heimat, dein Heimatbetrieb auch so ein bisschen. Also wenn du uns so ein bisschen, zwei, drei Stichworte gibst, wie ging es dir so, wie bist du so in dieses Brauereiwesen hineingewachsen und, ja, wie geht es dir überhaupt damit?

Eveline: Ich bin hineingeboren.

Markus: Oder so, ja.

Eveline: Ja, die Löwenbrauerei gehört meiner Familie seit sie gegründet wurde, mein Vater ist die 7. Generation, …

Markus: Woah!

Eveline: … wir dann die 8.. Ja, ich bin hier aufgewachsen, ich kenne es ja gar nicht anders, dass die Familie immer gearbeitet hat in der Brauerei, dass mein Vater immer dabei war. Als ich klein war, war das Sudhaus noch direkt angeschlossen ans Wohnhaus, das war noch drüben, das alte Sudhaus. Das heißt, vom Badezimmer aus gab es eine Tür direkt zum Schrotboden. Damals ist es ab und zu mal passiert, dass die Schrotmühle übergelaufen ist. Das heißt, man ist dann aus dem Badezimmer raus und da lag so ein riesen Berg Malz, das war für uns Kinder lustig, für meinen Vater nicht so.

Markus: Wahnsinn! Ja, also kann man sagen, die Brauerei war damals wie noch ein Kind so oder vielleicht sogar noch wichtiger für die Familie?

Eveline: Also für meinen Vater bestimmt.

Markus: Ja, ich meine, aber das ist natürlich so. Also ich beschäftige mich ja viel damit und es ist einfach, wenn man überlegt, all die, die halt so eine Brauerei nach dem 2. Weltkrieg übernommen und weitergebaut haben und so, für die ist das ihr Lebenswerk so ein bisschen. Und man darf auch nicht vergessen, das ist in einer Zeit gewesen, Wirtschaftswunder, danach stetiger Aufstieg, bedeutet natürlich auch, die, die es noch gibt, haben quasi nie was falschgemacht. Und das ist auch immer schwierig, mit den Leuten dann auch zu reden, wenn man als nächste Generation sagt, naja, vielleicht kann man doch mal irgendwas ändern oder so? Naja, aber ist ja immer so eine Geschichte. Aber wir sind hier, es sind jetzt ganz viele tolle Biere. Vielleicht, bevor wir kurz zum André kommen, was ist denn dein Lieblingsbier?

Eveline: Das ist ganz schwierig, das möchte ich so auch nicht beantworten, weil das kommt immer ein bisschen auf den Tag an. Ich trinke am meisten, trinke ich Pils und Helles, aber es gibt auch einfach mal Tage oder zum Teil auch Gerichte, zu denen passt einfach ein Weizen oder das Black Lion besser dazu, und dann finde ich das mit dem Lieblingsbier immer nicht so schön für alle anderen.

Markus: Da hast du Recht. Das ist auch was, was mir immer passiert, mich fragen die Leute auch immer so, was ist dein Lieblingsbier und ich habe da auch kein vernünftige Antwort, weil es, eben, auf die Situation ankommt, auf die Jahreszeit, auch wie man sich eben gerade fühlt. Inwieweit bist du denn jetzt im laufenden Geschehen in der Brauerei eingebunden, was ist so deine Aufgabe?

Eveline: Also ich mache im Büro ziemlich viel und dann helfe ich hauptsächlich in der Füllerei aus, Filtration mache ich auch noch gelegentlich, aber mit dem Keller habe ich eigentlich nicht mehr so viel zu tun.

Markus: Also da, wo man dich braucht, bist du sozusagen da. Und, ja, vielleicht noch eins, bevor wir zum André kommen, wie habt ihr euch kennengelernt, so aus deiner Perspektive, wie kam das so?

Eveline: Das war ganz einfach, nicht nur aus meiner Perspektive, wir haben uns auf der Braumeisterschule kennengelernt, wir waren gemeinsam auf der Braumeisterschule Doemens in Gräfelfing bei München. Ja, das war Schicksal.

Markus: Genau, also du wolltest oder bist Braumeisterin geworden sozusagen und ihr wart dann zusammen und habt euch da kennen- und lieben gelernt sozusagen.

Eveline: Genau.

Markus: Perfekter Übergang zu dir, André, wie ist es denn mit dir? Also wenn du sagst, aus Brasilien, viele Leute wissen ja nicht, dass Brasilien der zweitgrößte Biermarkt oder der drittgrößte Biermarkt der Welt ist nach China und den USA, also ein riesen großes Land auch beim Thema Bier und vielen gar nicht so bewusst. Aber so aus deiner Perspektive, wie bist du denn großgeworden und wie kamst du zum Thema Bier?

André: Ich habe Chemie studiert in Brasilien, bin Chemie-Bachelor. Und ich habe angefangen in Schincariol, das ist eine Brauerei in, war bis 12 % von dem Marktanteil. Und diese deutsche Kultur ist richtig stark in Brasilien. die kennen die Deutschen, die kennen das Bier von Deutschland. Und dann, mein Chef war deutsch, der Herr Erhardt und er hat alle Braumeister, bevor die eine Führungsposition bekommen haben, mussten erst einmal hier nach Deutschland kommen und hier Braumeister lernen und dann zurück in Brasilien und dann kannst du ein Manager oder auf den Bereich angepasst. Und das war die Geschichte, warum ich hier gekommen, war ich in der Brauerei gelandet und dann, die haben gesagt: „André, willst du Braumeister machen, musst du Braumeister in Deutschland machen.“ Und da habe ich Eveline kennengelernt. Und dann zurück nach Brasilien, 5 Jahre mit Eveline, da habe ich Eveline importiert und dann war die Geschichte, nach 5 Jahren mussten wir wieder nach Deutschland zurückkommen, weil die Familie hat uns gebraucht.

Markus: Ja und das Unternehmen wahrscheinlich auch. Und wie kamst du überhaupt zum Thema Bier? Also war das, wenn du Chemie studiert hast, war da für dich schon das Thema Bier im Hintergrund oder Zufall oder wie war das?

André: Eigentlich nicht. Als ich in Schincariol angefangen, ich habe angefangen, die Spritzgussmaschine. Aber dann habe ich gesehen, dass alles, was aus der Brauerei kommt war viel cooler, Limonade war auch interessant, Labor interessant, ich habe alles gearbeitet, aber halt immer einen Blick, weil, der Geruch im Keller war anders. Also immer gekommen ins Labor und du warst beschäftigt mit dem Sudhaus oder so, das war schon jeden Tag ein bisschen anders. Und wenn ich laufe in verschiedenen Positionen von der Brauerei, immer Richtung Keller, im Sudhaus wurde Bier produziert, war schon sehr, sehr interessant und habe ich schon Interesse in diese Richtung gezeigt vor meinen Chefs. Und dann habe ich auch sofort gesagt: „Ich muss unbedingt was lernen“ und habe angefangen zu studieren und dann Labor und das hat gesprungen einmal wirklich in Brauerei.

Markus: Ja, das heißt, du hast dann auch in Brasilien diesen Aufstieg der Bierkultur mit dem ganzen Craft-Beer-Thema letzten Endes dort auch miterlebt?

André: Nein, das Craft Beer war noch kein Thema in Brasilien. Also es war hier in Deutschland, da habe ich angefangen, es zu hören, das erste Mal hier in Deutschland. Das erste Mal war ich im Elsass und da kaufen alle immer nur belgisches Bier, weil das ich hatte ich nicht erkannt oder nicht gesehen. Das erste Sierra Nevada, erstes Pale Ale in meinem Leben habe ich hier schon in Bräunlingen getrunken. Das erste Mal, dass ein Bier schon Tränen in meine Augen gebracht hat, ich habe gesagt: „Jetzt habe ich verstanden, was ein Bier ist“ und der Nachtrunk und so war boah in meinem Leben, das erste Mal. Und dann habe ich schon hier mit der Craft-Beer-Geschichte angefangen, aber das ist schon das nächste Thema wahrscheinlich.

Markus: Genau, kommen wir gleich dazu, wenn wir die Biere auch verkosten. Also liebe Hörer, keine Angst, wir bleiben nicht auf dem Trockenen und auch die Biere könnt ihr euch bestimmt dann besorgen oder hier einfach mal vorbeikommen, da kommen wir auch noch dazu garantiert. Wir haben uns dann kennengelernt beim European Beer Star, wo du ja auch zum Jurorenteam gehörst. Und das ist dann schon spannend, wenn man sagt, wie sich das bei dir so aufgefächert hat. was würdest du denn sagen, das ist jetzt auch eine blöde Frage vielleicht, aber der Unterschied zwischen deinen Brauerlebnissen in Brasilien und denen jetzt hier? Also du hast ja schon gesagt, die Größe ist unterschiedlich, aber sonst so, was sind so große Unterschiede?

André: Für mich besonders ist, dass ich hier viel mehr Kontakt mit dem Bier habe. In Brasilien, ich hatte 140 Mitarbeiter, da bin ich rumgelaufen und alles geguckt. Ich habe einen Keller, war der Prozess dabei, aber nicht richtig, hatte immer nie das Gefühl, dass wir richtig Bier gemacht haben. Und hier, wir sehen die Rohstoffe kommen und wir sehen, wenn die Kunden trinken das Bier auf dem Fest. Wir sind für den ganzen Prozess, wir reden mit den Kunden, wir entwickeln Etiketten, wir machen neue Biere, wir schreiben das Rezept von null. Und dieser Kontakt mit dem Bier und den Rohstoffen habe ich nie in Brasilien erlebt, weil, war ja eine große Brauerei. Wie gesagt, 6 Stunden war hier eine Produktion von einem ganzen Jahr, war schon Massenproduktion.

Markus: Und du hast auch gerade schon erzählt mit den Kunden. Wie ist denn der Unterschied zwischen den Menschen, also wenn man sagt so, okay, wie sind so die Brasilianer? Ich meine, abgesehen davon, wir sitzen hier im Sommer 2024, de jetzt zumindest gefühlt kein wirklicher Sommer ist, weil er ziemlich kalt ist, aber kann vielleicht noch werden, wird wahrscheinlich noch werden, egal. Aber mal abgesehen vom Klima, also wie würdest du da so den Unterschied sehen von den Menschen, von den Biertrinkern, von der Kultur vielleicht auch?

André: In Brasilien ist es ein bisschen wärmer, nicht nur das Klima, aber es ist sehr einfach, so Freundschaft zu machen und dann bist du schon fast sofort eingeladen zum Grillen oder so. Und hier, ich habe den Eindruck, dass die Leute so ein bisschen mehr geschlossen im Schwarzwald. Ich merke auch, dass es im Norden ein bisschen anders ist, aber das ist auch kein Problem. Aber hier, wenn du eine Freundschaft machst, das ist schon was tiefer. Ich hatte auch eine lange Zeit in Rio de Janeiro gearbeitet, 5 Jahre, auch in einer Brauerei und auch Spritzgussmaschinen. Die Leute, die sind richtig so offen, ich war sofort eingeladen zu vielen Festen, aber richtig Freundschaft so tief, dass du richtig drauf zählen kannst, ist schon ein bisschen anders. Das ist der Unterschied. Ich weiß nicht, ob ich dir geantwortet habe.

Markus: Ja, natürlich. Und hier, fühlst du dich da mittlerweile aufgenommen und hast du auch Freundschaften dann gefunden hier schon?

André: Ja, aber wie gesagt, die Kreise sind so klein, dass ich weniger Freunde habe vielleicht wie in Brasilien. In Brasilien, ich hatte auch mehr Zeit gehabt und auch mehr Zeit für mein Leben, hier ist fast jeder Tag in der Brauerei. Und natürlich finde ich nicht so viele wie in früher, aber ich habe auch gute Freunde hier auch gefunden und ist auch super nett. Heute habe ich mehr Zeit für die Familie und ich habe auch viel Kontakt. Kollegen, habe ich wirklich viel, Freunde kann man nicht so viele zählen wie früher, aber ist trotzdem, ich bin ja Ausländer und ich finde auch, ich bin super angekommen hier in Bräunlingen oder die Leute haben mich …

Eveline: Aufgenommen.

André: … aufgenommen, genau.

Markus: Ja, ich meine, das ist doch eine Sensation, oder, deine Freudinnen haben bestimmt erst mal gestaunt, schleppst du da einen Brasilianer an. Ja, jetzt müssen wir, glaube ich, mal ein Bier probieren. Und auch, wenn du beim Lieblingsbier gesagt hast, du weißt nicht so genau welches, aber jetzt von deiner heutigen Tagesstimmung, mit welchem sollen wir anfangen, überleg mal.

Eveline: Also nachdem wir ja die anderen nachher auch noch probieren, würde ich mit dem Hellen anfangen.

Markus: Okay, wunderbar, dann lass uns das mal tun. Also bin ich mal sehr gespannt.

André: Trinken wir auch?

Markus: Ja, ihr solltet schon auch mitmachen, ja, ich will euch jetzt nichts vortrinken. Also kann ich auch, aber ich muss heute ja auch noch ein bisschen weiter dann, wie gesagt, ich muss ja heute noch fahren, wir haben ja auch noch ein bisschen was hier vor.

André: Zum Wohl!

Eveline: Zum Wohl!

Markus: Zum Wohl! Also vielleicht für die Hörer erst mal und die Hörerinnen natürlich auch, ein wunderschönes klassisches Helles, vom Aussehen, also klar, filtriert, ganz fein. Und von der Farbe, was würdest du sagen, stroh- oder hellgelb, gold?

André: Ja.

Markus: Ist immer schwierig, ne. Und jede Menge Schaum, also steht wie eine Eins, wunderbar. Von der Nase her schöne Mischung aus Hopfen- und Malzaromen, ein bisschen was Grasiges, ein bisschen was Citrusartiges, ein bisschen Heu und dann haben wir eben vom Malz so leichte Honignoten, ein bisschen Getreide und so ist es dann im Mund auch. Und das Schöne ist, es erzählt eine Geschichte. Weil Helle sind ja oft so Biere, die, ja, sagen wir mal, es ist ein bisschen mehr als Wasser, aber jetzt auch nicht viel mehr. Aber hier ist ein gewisser Charakter auch da, sodass man wirklich sagt, okay, ja, da erzählen mir die Rohstoffe auch ein bisschen was. Es bleibt auch relativ lang, hat auch eine schöne Bittere. Wie lange macht ihr dieses Helle schon?

André: Zweieinhalb Jahre ungefähr. Wenn du es vergleicht mit dem Hellen von Bayern, hast du schon sofort gemerkt, das ist ein bitterer. Wir sind ja eigentlich ein Pilsgebiet und hier in unserer Umgebung wird ein Pils mehr getrunken. Wenn du in die Kneipe gehst, du sagst, ich will ein Bier, sie bringen ein Pils. Und das ist so ein Helles, für unseren Geschmack auch, ein kleines bisschen bitterer, aber ist noch dem Hellen-Charakter, auf den Sorten, wenn wir vergleichen mit unserem Pils und so weiter. Und da kann man merken, diese Getreidenote, dass du am Ende und es ist einen Tick vollmundiger. Diese Akaziennote, was wir ein paar Mal gemerkt habe von dem Hellen von Münchner zum Beispiel, haben wir versucht, auch in diese Bier zu kriegen. Das ist Dekoktion, Dekoktionsverfahren.

Markus: Das ihr dann auch macht sozusagen?

André: Wir machen ja auch weiter mit dem Pils auch, aber die hier merkt man mehr, weil dass das Dekoktionsverfahren ist.

Markus: Spannend, ja, also sehr schön auf jeden Fall. Und dass ihr das vor zweieinhalb Jahren angefangen habt, lag dann so ein bisschen an diesem allgemeinen Trend, den man so merkt, dass das Helle jetzt einfach ein Bier ist, was viele Leute wollen?

André: Darf ich es sagen oder sagst du es ?

Eveline: Sag du.

André: Also wir sind seit 12 Jahren hier, das erste Jahr hat Eveline gesagt: „Wir müssen ein Helles machen.“ Das hat niemand hier, ach, ein Helles, nein, das ist ein Bier nicht von hier und so weiter. Und dann, wir sind die Letzten, dass wir angefangen haben, all unsere Kollegen hier in unserer Umgebung hatten schon ein Helles, wir waren ein bisschen später dran.

Markus: Musstest du dich im Familienrat erst durchsetzen sozusagen.

André: Ja.

Markus: Ja, aber hat dir ja Recht gegeben, also der Markt will das und läuft auch bei euch?

André: Das läuft.

Markus: Sehr schön, wunderbar. Und wenn ihr jetzt hier ein Fest habt, ist dann trotzdem das Pils noch die Hauptsorte, ja?

André: Genau.

Eveline: Ja. Also wir machen im Moment das Helle auch eigentlich gar nicht im Fass, sondern nur in der Flasche, weil wir bei den Festen und so ja auch nie so genau wissen, wie viel läuft. Und bei dem Hellen, also es ist bei allen Bieren ist es so, aber beim Hellen ist es uns ganz besonders wichtig, dass es frisch zu den Leuten kommt, dass die Leute das immer frisch trinken können. Deswegen geben wir da auch nur 4 Monate Haltbarkeit drauf und deswegen schreiben wir das Abfülldatum mit drauf. Das führt manchmal zu Verwirrungen, weil die Leute hinten drauf gucken und sehen als erstes das Abfülldatum und denken dann, das wäre das MHD und das Bier wäre abgelaufen, bitte zweimal hingucken. Wir schreiben das Abfülldatum und das MHD drauf, damit die Leute eben sehen können, dass das Bier nicht alt ist, auch wenn es vielleicht nicht mehr so lang haltbar ist wie das, was danebensteht im Getränkemarkt. Aber eigentlich haben wir gehofft, dass die Leute sich dann auch mal überlegen, warum ist denn das andere noch so lang haltbar?

Markus: Richtig.

Eveline: Also wir möchten einfach, dass die Leute ein frisches Bier trinken. Und das können wir machen, weil wir das Meiste direkt in die Getränkemärkte selber ausliefern. Wir arbeiten nicht viel über Händler, wo es dann erst noch mal 3, 4 Monate irgendwo in einem Lager rumsteht, bis es überhaupt zum Getränkemarkt kommt, bis es überhaupt beim Endverbraucher ankommt, ist unseres schon getrunken.

Markus: Ja und das wollte ich gerade noch sagen, das schmeckt man dem Bier auch an, es ist eben richtig frisch, richtig präsent, es strahlt, im positiven Sinn und da merkt man. Und das ist natürlich, ich finde es auch vorbildlich, eben das Abfülldatum draufzuschreiben, weil Leute dann eben auch verstehen lernen, wie alt dieses Bier ist und dann auch damit was anfangen können. Und ja, überhaupt, ich meine, es wird halt viel über dieses MHD gesprochen, was ja bei Bier schwierig ist, weil das Bier ja nicht am nächsten Tag schlecht ist, sondern sich halt einfach verändert. Und das kann man gerade bei einem Hellen gut feststellen, wenn das mal 1, 2 Jahre alt ist, kann man das immer noch trinken, aber es ist halt deutlich schwächer von der Aromatik her, dumpfer könnte man vielleicht sagen, nimmt halt vieles ab, weniger die Harmonie, weniger die Hopfenaromatik und so. Und da ist natürlich frisch ganz, ganz toll und das merkt man auch. Und ich glaube auch, dass das Helle als Bierstil so ein Bierstil ist, der genau das will, also der will frisch getrunken werden und dann ist es eben auch richtig gut. Und das ist vielleicht auch das Erfolgsrezept gerade von diesen Bayrischen Brauereien, wo das ja eigentlich immer schon so war, also bevor das Helle der große Trend war, war das Helle ja einfach das Bier, was man eben auf dem Fest oder in der Wirtschaft ganz frisch getrunken hat. Und das konnten die großen Brauereien ja nie leisten durch die ganze Logistik, die da eben hängt. Und insofern hat dann eben gerade sowas wie Augustiner, die dann eben das Fass da hinstellen und frisch ausschenken, ist natürlich noch mal eine andere Nummer. Also spannend auf jeden Fall finde ich auch für mich als Franke auch, weil bei uns ist ja auch das Helle kein klassischer Bierstil, gibt es bei uns eigentlich ja nicht und war auch komisch für mich zu beobachten, dass der Biermarkt auf einmal sowas will. Aber auch bei uns, jede Brauerei macht mittlerweile eines und hat viel Erfolg damit, insofern sehr schön. Und ihr schreibt ja auch auf eure Flasche das noch mal drauf mit dem frischen Bier, das ist schon cool, dass den Leuten auch zu erklären und zu erzählen und sich da ein bisschen zu differenzieren. Vielleicht überhaupt von der Löwenbrauerei, du hast gesagt, 8. Generation seid ihr jetzt, womit haben die denn mal anfangen, also weiß man das, was die damals für Bier gemacht haben? Wann haben die angefangen 1800-irgendwann, oder?

Eveline: 1783. Damals weiß ich nicht genau, mit welchen Biersorten sie angefangen haben. Also wir haben Etiketten aus den 50er-Jahren, wo es Pils und Export gab. Das Export war allerdings damals auch, glaube ich, noch die Hauptsorte, sondern das hat sich eher so entwickelt. Ab den 50ern, 60ern ist das Export die stärkste Marke geworden und hat dann aber so ab den 80ern auch wieder abgenommen, ab den 80ern kam dann wieder das Pils durch.

Markus: Soweit ich weiß, hat das ein bisschen was auch mit dieser Nachkriegszeit zu tun, wo ja gerade so in den Kohlerevieren im Ruhrgebiet, da war so das Herz der deutschen Industrie und die haben eben dieses kräftigere Exportbier einfach gewollt, nach den 10 Stunden in der Grube so muss man ein da ordentlich was trinken. Und deswegen war das Export ganz lange einfach so der Bierstil, bis dann das Pils das nach und nach abgelöst hat, so Stück für Stück und, ja, davor ist es wirklich schwierig. Also eine gute Frage, was war 1780er-Jahre für ein Bier? Wahrscheinlich irgendeine bräunliche Mischgärung, ober-, untergärig, was auch immer, aber auf jeden Fall ein gutes Bier, sonst gäbe es die Brauerei ja nicht mehr, das muss man ja auch ein bisschen so sehen. Von eurer Palette her, was ist so das älteste Bier, was es schon gab, als du angefangen, dir die Biere der Brauerei anzuschauen?

Eveline: Also in dem Fall das Pils.

Markus: Ah ja, okay.

Eveline: Das Pils gab es schon immer. Vor 40 Jahren in etwa hat dann mein Vater angefangen, das Pils auch unfiltriert zu verkaufen, das ist das Kellerpils. Und als wir 98 das neue Sudhaus gebaut haben, hatten wir dann Platz für einen obergärigen Keller, also einen Bottich und seitdem machen wir das Weizen.

Markus: Also eine offene Gärung dann sozusagen?

Eveline: Ja.

André: Genau.

Markus: Cool, sehr schön. Und das ist dann der Weisse Leo, da müssen wir dann auch gleich noch drüber reden, wenn wir dazu kommen. Und dann gibt es da als Gegenstück den Black Lion, den kennen wir ja auch schon, da müssen wir auch natürlich drüber sprechen. Da würde ich fast sagen, oder gibt es zum Hellen noch was, was unbedingt erwähnen sollten? Oder was gibt es für Feste vielleicht, wenn wir schon drüber gesprochen haben, gibt es irgendwelche Feste, wo wir den Hörern sagen können, also wenn ihr mal Lust habt, hier in die Gegend zu kommen, dann und dann gibt es so ein Fest, wo man unbedingt vorbeikommen sollte?

Eveline: Oh ja, das gibt es und zwar der letzte Sonntag im August, jedes zweite Jahr aber nur, aber dieses Jahr findet es statt und zwar der Straßenmusiksonntag, das ist ein sehr schönes Straßenfest hier in Bräunlingen. Dieses Jahr, glaube ich, der 25. August, müsste das sein. Da gibt es ganz viele Bühnen überall in der Innenstadt verteilt mit vielen Künstlern, Musikgruppen, aber auch Artisten oder Gaukler, die den ganzen Tag überall Programm machen. Die Vereine bauen dann alle ihre Stände auf und es gibt überall was zu Essen und zu Trinken, das ist ein sehr schönes Fest.

Markus: Woah! Okay, also muss ich mir notieren. Wir sind wahrscheinlich vom Ausstrahlungstermin sogar etwas hintendran, aber dann kann man sich das ja in 2 Jahren sozusagen auf jeden Fall notieren, spannende Geschichte und klingt auch nach einem ganz schönen Fest. Also bei uns in Bamberg zum Beispiel ist es so, dass viele Leute ja immer mit den Kirchweihen so alles assoziieren, wir haben aber auch ein Fest, das nennt sich Bamberg zaubert und da ist die ganze Stadt eben, sind überall Zauberkünstler. Das ist dann vielleicht ein bisschen auch so ähnlich, weil die dann auch überall ihre Bühne haben und überall spielen, da gibt es auch überall dann eben Bierstände und sonst was dazwischen. Und das ist noch ein bisschen schöner, finde ich, weil man eben auch für die ganze Familie mal was hat, weil Kinder natürlich da auch begeistert sind, wenn gezaubert wird und es gibt bis zur Feuershow am Abend halt alles Mögliche. Da ist so ein Straßenmusikfest sicher auch was Schönes.

Eveline: Gut, Kirchweih haben wir natürlich auch eine schöne, wir haben die Kilbig hier in Bräunlingen, das ist immer der dritte Sonntag im Oktober.

Markus: Ha, den schaffen wir, gut!

Eveline: Das ist auch ein Straßenfest, wo auch die Vereine ihre Stände aufbauen und überall Essen und Trinken verkaufen, aber da gibt es dann auch noch ein paar Karussells dazu.

Markus: Apropos Karussell, macht ihr da auch ein Bockbier?

Eveline: Jein, das machen wir nicht wegen der Kilbig, sondern unser Bockbier heißt 23.04, das Jahrgangsbier. Das wird jedes Jahr am 23. April eingebraut und soll mindestens einen Stammwürzegehalt von 15,16 haben, zu Ehren des Reinheitsgebotes, das am 23. April 1516 erlassen wurde. Meistens kommen wir aber eher an die 16% hin, also ist es entweder ganz knapp ein Bock oder es wird dann noch ein Bock. Und das Bier lagert dann aber den ganzen Sommer über kalt im Keller und wird zu Anfang September abgefüllt, also kommt Ende August, Anfang September dann auf den Markt.

Markus: Interessant, auch schön. Und ist auch eine schöne Tradition, so wie ihr das lebt mit diesen Terminen dann auch und ein bisschen so wie früher, wo man die Biere ja auch sehr, sehr lange gelagert hat, bis man sie dann ausgeschenkt hat. Ja, dann lass uns doch mal zum Pils kommen, können wir da auch noch drüber sprechen.

André: Jawohl, muss ich kurz holen.

Markus: Wenn du die Zeit hast, gerne. Und auch der Name Löwenbräu, den gab es schon immer oder hieß das früher mal irgendwie anders?

Eveline: Nee, das hieß schon immer so.

Markus: Und liegt daran, dass das Haus den Hausnamen hat Zum Löwen oder der Hof oder wie?

Eveline: Ja, mein Vater hat mir das mal erklärt und zwar hatten früher die Häuser Schutzpatronen und diese Schutzpatronen wurden oft mit bestimmten Tieren abgebildet. Und wenn ich mich jetzt darauf, das müsste ich noch mal nachgucken, der Schutzpatron der Löwenbrauerei dürfte der Johannes gewesen sein, weil er mit dem Löwen in Verbindung gebracht wird oder weil der immer mit dem Löwen abgebildet wird und deswegen heißt dann die Gaststätte Zum Löwen. Denn als die Brauerei angefangen hat, war es ja eigentlich noch so, dass die Brauerei auch eine Gaststätte hatte und man hat das Bier ja nicht so viel in Flaschen abgefüllt, sondern man ist halt mit seinem Krug am Abend in den Gasthof gegangen und hat sich da sein Bier geholt, wenn man es Zuhause trinken wollte. Und so hat auch die Löwenbrauerei angefangen.

Markus: Ja, das hat bei uns lustigerweise in der Pandemie so eine kleine Wiederauferstehung gehabt, wo Leute tatsächlich zu den Brauereien sind mit ihrem alten Holzkrug oder Steinkrug oder so, 3-Liter-Gefäße und dann sich ihr Bier geholt haben, weil man es ja dort nicht trinken konnte. Und war interessant zu sehen, wie es da wieder so Schlangen gab und dann die Leute auch regelmäßig Bier nachhause, Bier austrinken, wieder anstellen.

Eveline: Gassenbier.

Markus: Genau, also sehr, sehr witzig. So, jetzt haben wir hier ein wunderbares Bier. Dankeschön fürs Einschenken. Prost!

Eveline: Prost!

Markus: Also übrigens, die regelmäßigen Hörer wissen das ja, aber falls jemand neu ist, wir machen hier keine Druckbetankung, sondern wir probieren natürlich alle Biere, wir trinken nicht unbedingt immer alles aus und wir teilen uns ja auch zu dritt eine Flasche. Also dementsprechend müsst ihr nicht in dieser Geschwindigkeit mitmachen, man kann ja so einen Podcast auch mal anhalten und weiterlaufen lassen, aber auf jeden Fall macht es natürlich Sinn, die Biere dazu auch zu genießen. Ja, ein wunderbares Pils, mehr von der blumigen Seite für mich von der Aromatik her, sehr schöne Hopfenaromen. Und für mich noch ein bisschen mehr von dieser Akazienhonignote, ist auch ein bisschen da. Und ein sehr weiches Mundgefühl, das finde ich auch sehr angenehm, auf der Zunge auch sehr schön und hintenraus eine Bittere, die sich so aufbaut. Also sie ist erst gar nicht so da und dann kommt sie, wird größer, bleibt und geht dann wieder runter. Also sehr rund, sehr geschmeidig und präsent auch und repräsentiert das auch, gerade im Vergleich jetzt zu dem Hellen einfach dieses bisschen mehr an Bittere, ein bisschen mehr an Körper. Ja, wie ist der Gedanke dahinter, hast du das ein bisschen getunt oder wie ist das?

André: Das ist erst einmal, dass ich hier gekommen, das war immer so, oh, das ist ein Brasilianer, die machen Bier, die 7. Generation schon, war schon eine große Verantwortung. Wir haben versucht, so wenig wie möglich die Rezepte zu ändern, wie es früher war. Wie gesagt, Dekoktionsverfahren, wir haben den gleichen Hopfen wie immer, Pellets Tradition und Tettnang, alles hier Produzenten 50, 80 Kilometer von uns. Aber das ist eigentlich fast immer das gleiche Bier, was wir gemacht haben. Wir haben nur verbessert die Prozesse, die Gärung angepasst, mehr Kontrolle gemacht und so, ein bisschen regelmäßiger machen und so nur verbessern, aber geändert haben wir eigentlich nichts.

Markus: Und als das neue Sudhaus kam, musste man da etwas anpassen?

André: Als ich hiergekommen, war das schon Sudhaus schon lange am Laufen.

Markus: War schon da, okay, sehr schön. Ich finde es relativ hell auch für ein Pils mit Dekoktion. Aber, wie gesagt, vom Mundgefühl, habt ihr ein besonders Wasser oder verändert ihr das Wasser, wie macht ihr das?

André: Das Wasser, wir bekommen das Wasser von der Stadt. Wird nur enthärtet und dann wieder angepasst auf Pils oder Weizen und so weiter, das ist so besonders. Die helle Farbe ist ein Wunsch von dem Seniorchef, er sagt: „Sein Pils soll so eine helle Farbe haben.“ Und wir kaufen Malz extra, was es eine helle Farbe hat. Klar, das ist ein Naturprodukt, aber ab und zu ein bisschen dunkler kommt, dass wir sagen: „Oh, das ist jetzt zu dunkel.“ Ich mag auch so mit dieser hellen Farbe.

Markus: Und bedeutet auch, ein bisschen weniger Malzcharakter jetzt vom Geschmack her.

André: Genau.

Markus: Aber dadurch natürlich sehr viel mehr, man sagt so schön Drinkability. Also dadurch eben auch ein Bier, was vielleicht auch jetzt im Vergleich jetzt zu, sage ich mal, einem bayrischen Pils, so ein typisches Münchner Augustiner Pils oder so, ist es sehr viel eingängiger, sage ich mal. Und dadurch vielleicht auch verständlich, dass es bei euch nach wie vor die Hauptsorte ist, weil die Leute das ja so sehr, sehr schön trinken können. Trotzdem interessant, war das tatsächlich auch so von euren Stammkunden her, das Pils war immer das Hauptthema sozusagen oder gab es da mal andere Zeiten?

Eveline: Also seitdem ich dabei bin, schon. Früher gab es eben das Export, früher war die Hauptsorte das Export, was ein bisschen kräftiger und malziger, weniger bitter war, aber seit ich denken kann, ist eigentlich das Pils die Hauptsorte.

Markus: Also auf jeden Fall, ist auch vom Seniorchef dann offensichtlich das Lieblingsbier, kann man so sagen oder das, wo er am meisten schaut.

Eveline: Also sein Lieblingsbier ist eigentlich das Kellerbier.

André: Das ist, jede Kreation hat sein Bier schon.

Markus: Da können wir vielleicht gleich ein bisschen drüber reden, müssen wir es gleich auch verkosten. Das heißt, das ist dann dasselbe Bier nur unfiltriert?

Eveline: Genau.

André: Richtig, genau.

Markus: Und da habt ihr dann in Sachen Gebinde was ganz anders gemacht, das heißt, wir haben hier eine andere Flaschenform, wir haben den Bügelverschluss und wir haben auch eine Holzkiste. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen, muss ich sagen, finde ich sehr spannend. Hat natürlich auch eine Botschaft, auch den Kunden gegenüber. Gab es das auch schon immer, also wie habt ihr da …

Eveline: Nein, dieses Produkt hat mein Vater entwickelt vor 40 Jahren und hat damals diese Bügelflasche, die ja auch eine etwas Besondere ist, mit dem Etikett und auch mit der Holzkiste, alles zusammen auf den Markt gebracht.

Markus: Das ist natürlich ganz schön, ganz schön lang auch und auch Durchhaltevermögen. Weil, ich kenne eine Bamberger Brauerei, die haben in den 90ern, Ende der 90er Holzkisten eingeführt und haben dann völlig entnervt Anfang der 2000-Jahre damit wieder aufgehört, weil einfach viel zu viele von diesen Kisten verschwunden sind, sage ich mal so. Und natürlich, Holz hat auch viele Eigenschaften, die nicht jeder mag. Aber auf der anderen Seite natürlich, überall in Bamberg stehen noch Regale rum, die sich die Leute damit gebaut haben, Fahrräder, die das hintendrauf haben und es ist ein toller Botschafter natürlich, auch ein Marketingtool. Also wie seht ihr das als Brauerei, also soweit ihr das sagen wollt?

Eveline: Naja, die Holzkiste ist schon nicht so ganz einfach im Handling, also auch mit der Bügelflasche, die Bügelflasche an sich auch. Wir brauchen, um die Bügelflasche abzufüllen in der Füllerei, tatsächlich 2 Personen mehr als für die anderen Biere. Und die Holzkiste ist super, ist auch absolut das Verkaufsargument. Damit brauche ich ja nur irgendwo reinlaufen und die Leute sagen: „Das kaufe ich.“ Ist im Handling aber schwieriger und, ja, sie werden gerne behalten, um daraus Möbel zu bauen. Wir haben den Pfandsatz vor 2 Jahren angehoben und nehmen jetzt 6,00 Euro Pfand für eine Kiste, damit sind wir immer noch nicht am Einkaufspreis. Das Schwierige ist die Kisten zu bekommen, denn die werden auch von Hand gemacht vom Herrn Lessmann in Nördlingen und der Herr Lessmann hat halt auch nur 24 Stunden am Tag.

Markus: Das heißt, er macht das persönlich sozusagen?

Eveline: Ja, also ich glaube, er hat doch noch Mitarbeiter, aber er macht das auch persönlich.

Markus: Also keine Maschinen…

Eveline: Nein, es ist auch ein Familienunternehmen.

Markus: Wahnsinn! Und das ihr 2 Leute mehr braucht, heißt, ihr macht es mit der Hand zu oder wie?

Eveline: Die werden von Hand verschlossen und den Bügel müssen wir auch noch manuell kontrollieren, also ab der Bügel in Ordnung ist.

Markus: Woah, also richtig arbeitsintensiv. Also an der Stelle, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn ihr das Bier habt, wisst es zu wertschätzen, weil das ist dann wirklich ganz viel Handarbeit und damit natürlich in jeder Hinsicht noch mal ein wertvolleres Stück Bier. Darf ich es mal aufmachen?

André: Ja, selbstverständlich.

Markus: Mache ich jetzt mal, wir müssen ja den Plopp natürlich auch schön einfangen, probieren wir mal. Ha, hervorragend! So und da kommt es auch schon raus.

André: Das Bier haben wir gestern abgefüllt.

Markus: Woah! Also frischer geht es eigentlich nicht. Ah ja, faszinierend. Also wir haben ein Kellerpils, wie der Name schon sagt, ein unfiltriertes Pils, ist aber nur eine leichte Trübung. Das heißt, ihr lagert das auch ordentlich vorher im Keller?

André: 40 Tage normalerweise in unserem Haus noch mal.

Markus: Ah ja, das heißt, da setzt sich die Hefe dann auch schon ein bisschen ab und man hat eben ein bisschen diese leichte Trübung. Ansonsten auch da wieder, also toller Schaum. Das ist das 3. Bier jetzt und der Schaum ist jedes Mal super gut. Gibt es ein Geheimnis?

André: Wir beschäftigen uns viel mit dem Schaum in letzter Zeit. Wir haben ein bisschen Carapils für die Biere. Das ist sehr technisch, aber viel Stickstoff normalerweise, das ist ja gerade nicht so üblich für die Brauer. Und für uns ist es Tabu, ich möchte gern nicht in die Hochtemperatur mit der Maische, wenig Rösterei. Wir maischen schon in Niedrigtemperatur, aber da muss auch das Eiweiß dazukommen. Und da haben wir jetzt das gemacht mit dem Carapils und seitdem ist unser Schaum besser geworden.

Markus: Also Ergebnis auf jeden Fall wunderbar. Und vom Geruch, finde ich, noch mehr diese blumigen Noten, das finde ich auch schön, weil das ja was ist, was man gar nicht so oft hat, finde ich, bei einem Pils. Also viele gehen eher in dieses sehr Grasige oder dann diese Citrusnote, aber hier habe ich jetzt viele, es geht schon fast in so eine Jasminnote, also wirklich eine schöne florale Note, sagt man ja auch so schön.

Eveline: Also du hast jetzt gerade angesprochen, dass es nicht so trüb ist. Wir kriegen tatsächlich beim Kellerpils öfter Reklamationen, zum einen, dass das Bier zu trüb sei und zum anderen, dass es nicht trüb genug sei. Wir haben beim Kellerpils tatsächlich eine Naturtrübung. Das ist ja schon so, dass die Verbraucher die letzten Jahrzehnte ab und zu Mal getäuscht werden und dahin auch schlecht erzogen sind, was denn eine Naturtrübung ist. Weil, wenn ich ein Bier einschenke und auf 3 Gläser verteile und das hat von Anfang bis Ende genau die gleiche Trübung, dann ist es keine Naturtrübung sondern eine Eiweißtrübung, die hergestellt wird durch kurzes Erhitzen und wieder Abkühlen des Bieres. Das machen wir nicht, sondern bei uns wird tatsächlich der Schlauch an den Lagertank angeschlossen und so, wie es da rauskommt, so kommt es auch in die Flasche. Wenn der tan anfängt, dann ist es halt trüber und wenn er am Ende ist, wo die Hefe schon mehr Zeit hatte zu sedimentieren, dann ist es halt mal klarer. Und genau das Gleiche gilt aber auch in der Flasche. Du hast jetzt gerade die Flasche kurz umgedreht, bevor du sie aufgemacht hast.

Markus: Genau, aus diesem Grunde, ja.

Eveline: Aber wenn ich eine Flasche Kellerpils auf 3 Gläser verteile, dann sehe ich auch einen klaren Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten Glas. Und das ist eine Naturtrübung. Das ist genau das Gleiche beim Weizen, warum man da den Rest noch ein bisschen aufschüttelt, die Hefe aufschüttelt. Und das ist für mich beim Weizen ja der schönste Moment fast, das Einschenken, wenn du eigentlich ein klares Bier im Glas hast, dann die Hefe aufschüttelst und dann zuguckst, wie die Hefe sich in dem Bier verteilt, das ist das Schönste überhaupt. Und das ist eine Naturtrübung. Wenn man das nicht hat, sondern das Bier schon von Anfang trüb ist, ist es keine Naturtrübung.

Markus: Danke schön, also dem ist nichts hinzuzufügen. Und das ist wirklich ganz besonders wichtig auch, dass ihr an den Mikrofonen beziehungsweise Lautsprechern euch das ein bisschen auch einprägt, weil da wird tatsächlich viel Werbung damit gemacht, mit diesem vermeintlichen Naturtrüb. Und das haben wir auch am Jurytisch oft, dieses Thema, gerade wenn es zum Beispiel um das Thema Pils geht und wie klar muss das denn jetzt sein. Wenn man dann einfach mal überlegt, als das Pils erfunden wurde, als 1843, da gab es ja noch keine Filtration wie wir das heute sehen, sondern da war es eben so, dass man dieses Bier 12 Wochen gelagert hat oder vielleicht sogar 16 und in dieser ganzen Zeit sich die Hefe absetzt und die Biere deswegen ziemlich klar waren. Und wenn man eben heutzutage ein Bier hat, was man auch, wie hier, einfach ordentlich lagert, dann ist die Klärung eh schon so und dann ist eine Naturübung maximal so und sollte sich auch so verhalten, dass es sich am Boden absetzt. Und eben, das Ganze muss man einfach in dem Kontext verstehen wie es ist und da wird eben in der Werbung viel Schmul getrieben, das stimmt und da müsst ihr euch einfach auch ein bisschen immer damit beschäftigen. Ein Bier sollte normalerweise so sein, auch ein Weißbier, dass sich eben das absetzt, wenn das länger steht und man am Boden dann eben entsprechend den Bodensatz hat, sonst ist die Trübung halt anderweitig herbeigeführt. Aber lassen wir dann das mal, bevor wir da in ganz gefährliche Fahrwasser kommen. Aber es ist natürlich, Bier ist eben ein Produkt, was es seit 12.000 Jahren gibt und wo natürlich die Menschheit schon immer versucht dran rumzuexperimentieren und man natürlich jetzt auch in der heutigen Zeit, wo es so viel Marketing gibt, auch immer versucht, neue Wege zu gehen oder Dinge anders auszudrücken oder eben da Marketing anders zu machen. Aber so, ich finde, auch vom Mundgefühl her ist es noch mal voller als jetzt die unfiltrierte Variante. Und ich, also vielleicht, weil du es gesagt hast, aber ich bilde mir ein, so ein bisschen mehr Süße auch zu merken. Ich weiß nicht, ob das an dem Cara-Pils liegt, keine Ahnung, also ganz wenig, aber so ein bisschen, was es für mich auch sehr viel runder macht. Weil ich bin eigentlich gar kein so Pils-Fan, aber das, muss ich sagen, mag ich sehr gern, also spannend. Wie ist es bei den Kunden, wie verteilt sich das zwischen dem normalen Pils und diesem?

Eveline: Also das normale Pils verkaufen wir schon mehr, aber davon verkaufen wir auch mehr im Fass. Die Flasche, die halten sich eigentlich ziemlich die Waage, Kellerpils und normales Pils.

André: Aber von dem Naturtrüben circa 30 % Anteil.

Markus: Also schon was, was sich lohnt, was auch Sinn macht irgendwann?

André: Wir sind bekannt in der Region für diese Flasche, für dieses Kellerpils, die kennen fast alle. Unser Meisterpils, war früher der Name, heute nennen wir es Pils. Das ist ein altes Etikett, wie es früher war, von 1955, ein nostalgisches. Aber das bekannteste hier ist das Kellerpils, naturtrüb, also das erste Mal naturtrüb hier war. Früher war ein Tabu, deswegen immer gedacht, das führt zu Autolyse und so weiter, aber eine Problemflasche war es eigentlich überhaupt nicht. Das ist so dieses gleiche Prinzip von Weizen eigentlich. Wenn man die Hefe gut behandelt und nicht im Stress lebt und diese kurze Haltbarkeit, kann man schon gut dieses Bier genießen.

Markus: Ja, also absolut. Apropos Rohstoffe mit dem Thema Hopfen, du hast gesagt, es kommt hier alles aus der Nähe, wir sind ja Bodensee, Tettnang, großes Hopfenanbaugebiet. Das heißt, da kommen auch die Hopfen her, die da jetzt drin sind. Habt ihr da schon mal ausprobiert so mit Grünhopfen oder sowas?

André: Nur so experimentell für unsere Kunden als Lohnbrauen, haben wir schon gemacht für Inselbier in Reichenau. Letztes Jahr haben wir auch ohne Hopfen Bier gemacht, für uns selber nicht.

Markus: Noch nicht, okay. Aber ist auch eine spannende Thematik, denke ich mal insgesamt, ne?

André: Ja, sehr.

Markus: Und kann man sich das wirklich so vorstellen, dass man da den Hopfen abschneidet und dann hierherfährt und den in Kessel schmeißt, oder?

André: Ist genauso gemacht worden. Aber wir haben Kaltbereiche und das war richtig herausfordernd für die Logistik. Weil sie haben ein Gartenfest gemacht und am Tage, haben dort gepflückt und der Hopfen kommt direkt und wir geben als Dry Hoping, am gleichen Tag.

Markus: Woah!

André: Das muss so circa 18:00 Uhr, vier Schachteln voll mit grünem Hopfen und haben sie direkt in den Tank gegeben.

Markus: Ist ja auch nicht ganz ohne, oder, wenn man im Kaltbereich ist und den Hopfen gibt so. Der bringt ja alles Mögliche mit, da wohnen ja auch Dinge in diesem Hopfen und so.

André: Und nicht nur das.

Markus: Ja, okay.

André: Das war schon ein Tag, kann man sagen, mit viel Action hier im Keller. Weil, das Bier lag schon ein paar Tage kalt und hat schon viel Kohlensäure gebunden und die dritte Hoping, ich war nicht schnell genug und dann es verfallen.

Markus: Kam das Bier entgegen, ja.

André: Wir haben wirklich viel Bier verloren an diesem Tag für den grünen Hopfen. Die waren alle sehr zufrieden mit dem Bier, es hat diese grüne Note gehabt, obwohl es ganz frisch war. Das war sehr interessant zu probieren. Aber vielleicht redest du Morgen mit dem Thomas Bundschuh, weil das war das Bier von ihm, dass wir gemacht haben.

Eveline: Aber er war nicht dabei.

André: Er war nicht dabei, ja, das Bier braue ich da.

Eveline: Die Bierdusche hast du gemacht.

André: Genau.

Markus: Ja, also da werden wir gleich noch drüber reden, über die anderen Biere. Und generell, für euch auch wieder Hintergrund, wir sind hier ja in der Nähe vom Bodensee und wir haben ja vor einiger Zeit schon mal einen BierTalk gemacht mit dem Benny Wabnig von der Inselbrauerei, und ihr seid euch eben verbunden beziehungsweise ein Teil der Biere werden hier abgefüllt oder auch gemacht. Und das ist natürlich auch schön und ich werde morgen dahinfahren und die auch besuchen. Und, ja, werde ich mich mal auch ein bisschen austauschen und gleich mal fragen, ob die das nächste Mal die Bierdusche vielleicht selber abholen, gucken wir mal. Ja, also wunderbar, jetzt waren wir auf dieser Schiene, jetzt würde ich sagen, du darfst gerne sagen, wie machen wir denn jetzt weiter, da stehen ja immer noch Flaschen rum.

André: Weizen.

Eveline: Weizen.

Markus: Dann der Weisse Leo, da bin ich ja mal gespannt. Ist ja auch so ein Bierstil, der in Franken eigentlich überhaupt nicht Zuhause ist. Also Weißbier ist bei uns relativ jung als Bierstil, weil das war bei uns einfach nie eine Weizenregion, war immer eher das Rotbier, was ja typisch Franke ist zum Beispiel, aber sowas hatten wir haben nicht. Okay.

André: Ich schenke komplett ein, aber mach dir keine Sorgen, du musst nicht den 1/2 Liter trinken.

Markus: Ich beschreibe jetzt mal für die Hörer, weil es passiert genau das, was die Eveline gerade erzählt hat, wir hatten eben den Anfang eingeschenkt, da war das wie ein Kristallweizen fast, also völlig klar und jetzt sieht man eben, wie die Hefe kommt und sich dann so richtig schön als kleiner Faden sich da so rein gibt und dann nach und nach sich auflöst. Und jetzt haben wir eben den klassischen Anblick von einem Weizen und auch wieder einen unglaublich fantastischen Schaum. Also das ist ja überhaupt, also ich bin vielleicht deswegen jetzt gerade so extrem bei dem Thema, weil ich jetzt drei Wochen in England war und das ist ja immer ein Drama, was das Thema Schaum angeht beziehungsweise auch eine konsequente Nichtwertschätzung, sagen wir mal so.

Eveline: Das ist aber auch Bierkultur.

Markus: Richtig, ja, ja. Also ich will meinen englischen Freunden hier nicht zu nahetreten, das ist eine ganz tolle Bierkultur und ich muss auch sagen, also wenn man in England in einem klassischen Pub sitzt, das ist sehr, sehr nahe an der Situation, wie wir das bei uns in einer Brauereigaststätte kennen. Also große lange Tische, die Biere sehr eingängig, sehr harmonisch, sehr rund, halt auf die Art und Weise, wie man das dort so macht als Reel Ale, aber man kommt mit allen Leuten ins Gespräch. Also das, was Bier eigentlich ist, so als Basis einer Kultur, wo man sich trifft und wo das Bier vielleicht nicht die Hauptrolle spielt, aber die Verbindung zwischen allen so ein bisschen herstellt und einfach die Brauerei der Ort ist, wo sich Leute treffen oder der Pub und einfach das Kommunikationszentrum sozusagen, wie bei uns halt auch so eine Gaststätte. Und das ist schon auch schön, wie die Engländer das doch leben und Gott sei Dank doch in vielen Ecken, wo das wieder auflebt, hören wir ja viel, dass viele auch geschlossen werden, aber aktuell gibt es das auf jeden Fall noch. Okay, so, jetzt aber wollen wir uns diesem wunderbaren Bier widmen. Prost!

André: Prost!

Markus: Ich rede schon wieder viel zu viel. Ja, also ich will euch nicht immer was vorerzählen, das ist ja eigentlich euer Bier, aber ich kann mal kurz meine Eindrücke schildern und dann könnt ihr ja gerne ergänzen. Also auf jeden Fall ein wunderbares Weißbier, man hat so diesen Bananencharakter, wie man so schön sagt, also diese sehr fruchtigen bananigen Aromen. Wird ja immer gesagt, welche Farbe hat diese Banane, dann sind wir hier irgendwo zwischen grün und gelb, würde ich sagen, sehr, sehr, ja, einnehmend, sehr, sehr rund. Und ein tolles Mundgefühl, dieses Moussierende finde ich sehr schön. Also das kommt in den Mund, füllt den ganzen Mund aus, die ganze Zunge ist voll von diesem Bier sozusagen. Es changiert so ein bisschen, man hat ein bisschen Säuerliches, ein bisschen was Süßes, also ist nicht nur süß. Man hat ja oft so diese eher extrem süßen Weizenbiere, da haben wir hier nicht, sehr ausgewogen und dadurch auch hintenraus so, dass es einen nicht komplett sattmacht, sondern man auch wieder Lust hat, daran auch gerne weiterzutrinken. Auch hinten raus kommen dann so ein bisschen diese phenolischen Noten, also ein bisschen die Gewürznelke, was man so schön sagt, was in diese Richtung Muskat so ein bisschen geht. Also auf jeden Fall ein sehr, sehr volles Bier, das auch wieder sehr viel zu erzählen hat und, ja, also Spaß macht auf jeden Fall beim Trinken. Wie würdet ihr es beschreiben, was würdest du sagen?

André: Ja, wir haben, seit wir hier sind, dass unsere Weizenbiere nicht so bananig sind, wir haben schon dieses Gleichgewicht von Nelke auch. Das ist stark, was viele Kunden auch merken, unsere phenolische Note kann man gut merken. Die Nelke und die Banane, hast du Recht, das ist so in Richtung grüne Banane, was wir immer merken. Und ab und zu, es kommt drauf an auf die Art vom Bier, das kann man schon ein bisschen an der Nase, so tropische Früchte, Anis, Vanille, es ist ein sehr komplexes Bier. Und es ist auch bei uns Brasilianer, war ich so begeistert mit dem deutschen Bier, auch so Craft Beer die ganze Zeit und wir haben immer dieses American Lager getrunken, das ist wie ein Maß Bier. Und hier haben wir so viel Komplexität in einem Glas, das ist unglaublich. Und hier, auch in der Nähe, sind auch super andere Brauereien, die machen immer super Biere, aber alle haben ihren eigenen Charakter. Und das ist wie unseres, das ist ein Unikat. Ich meine, im Vergleich mit unseren Kollegen, es ist immer ein bisschen anders. Und das hat unsere Kundschaft mit der Banane bei dieser Sorte von Weizen, das ist unser Weizen, ist jetzt eigentlich so und es hat dieses Gleichgewicht mit dem Phenolischen, so Nelke und auch Banane und nicht reife Banane, aber grüne Banane.

Markus: Ja, naja, das macht das Ganze ja auch noch mal frischer. Und ich finde auch, jetzt, wo du es gesagt hast, also diese Vanillenote merke ich auch hier und auch dieses Tropenfruchtige. Also Weißbier hat überhaupt, das hat so ein schönes Spektrum, was es entwickeln kann, wenn man die Hefe lässt. Deswegen habe ich auch eben gerade nachgefragt, mit eurer offenen Gärung und so. Das ist auch insgesamt, wenn ich in der Welt so unterwegs bin, es versuchen ja sehr viele Brauereien, ein Weißbier zu machen und sehr oft bleibt es eher bei dem Versuch, weil die oft Probleme haben einfach mit den Gärtemperaturen, das vernünftig hinzubekommen. Und es ist immer irgendwie ähnlich, aber es ist nie wirklich das, was man so unter einem Weißbier versteht. Das merkt man auch bei den Wettbewerben einfach oft, dass es ganz schwer ist, eins zu haben, wo man wirklich diese Komplexität aus diesen Bananennoten, sage ich mal und der phenolischen Note auf der anderen Seite, dazwischen irgendwie noch einen Körper, eine schöne Vollmundigkeit und einen Biercharakter, ein bisschen Bittere auch, die Säure. Das alles irgendwie in Einklang zu bringen, ist echt nicht leicht. Und habt ihr hier sehr schön gemacht und wieder eben auf eine sehr schön trinkbare Art und Weise, was dann eben oft so ein bisschen umschlägt bei anderen in ein sehr wuchtiges, vollmundiges, sehr sattmachendes Bier sozusagen. Wie lange gibt es das schon?

Eveline: Seit 98.

Markus: Okay. Und gibt es da einen Grund dafür?

Eveline: Weil wir damals das Sudhaus neu gebaut haben und da im Sudhaus selber hat sich ein kleiner Raum ergeben, wo wir Platz hatten für diesen Bottich, wo wir das Weizen machen. Weil, das Weizen ist ja obergärig und wir haben bis dahin nur untergärige Biere hergestellt. Wir wollten das aber gerne wegen der Hefe trennen und deswegen mit dem Sudhaus, neuer Raum, neuer Bottich, neue Hefe.

Markus: Hat sich das ergeben. Und das heißt also für euch jetzt heute in der Arbeit, die obergärige Hefe wird dann auch extra separat gehalten.

André: Genau.

Markus: Nehmt ihr da immer frische oder habt ihr einen Propagator oder wie macht ihr das?

André: Erst fangen wir an mit der Trockenhefe und dann wird abgehoben, die Hefe, so am Ende von der Gärung und dann sofort auf das nächste Bier verwendet und dann wird von immer 3 Suden in einem Tank gekreuzt oder kombiniert. Weil wir merken auch, die Trockenhefe ist erst so immer ein bisschen schwach im Aromengeschmack, aber die Zweite geht los und die Dritte ist brutal aromatisch. Wir haben früher Hefe von einer Brauerei geholt, aber da hatten wir es immer ein bisschen anders und heute haben wir das Bier immer gleich und seitdem haben wir eine Verbesserung von der Qualität. Es ist nämlich nicht stabil geworden und da sind wir sehr zufrieden mit den Hefen. Das ist eine Hefe, die nicht so billig ist, das ist ein Münchner Classic, Lallemand, Doemens und so weiter, aber so eine sehr gute Hefe und bringt dieses Gleichgewicht vom Ersten und auch dieses Phenolische.

Markus: Das finde ich jetzt interessant, was du da erzählst, weil mir das auch viele Trappistenbrauereien erzählt haben. Oh, die Eveline muss gehen. Haben wir auch noch nie, machen wir live im Podcast eine Verabschiedung. Also schön, dass du dabei warst, wir machen noch ein bisschen weiter, weil wir da noch ein paar Biere stehen haben. Aber vielen, vielen Dank und bis bald sozusagen. Und liebe Hörer, wenn ihr vorbeikommt, sagt der Eveline einen schönen Gruß.

Eveline: Tschüss.

Markus: Tschüss. Ja, ganz interessant, weil, als ich mich viel mit den Trappistenbrauereien beschäftigt habe, ist es so, dass viele sagen, das Geheimnis ist auch so ein bisschen, dass die praktisch einen Sud brauen, den zur Gärung ansetzen und dann brauen sie am nächsten Tag wieder einen Sud oder auch 2 Tage später oder 3 Tage später und geben den dann zu dem bereits Gärenden dazu, weil die Hefe dann eben schon im vollen Saft steht und dann noch mal aromatisch ganz anders loslegt. Und man dann in dieser Mischung aus diesen 2 oder manchmal sogar 3 Suden, einfach das an Aroma rausbekommt, was man will. Und gerade bei den Trappistenbieren ist ja die Hefearomatik so wichtig und vielleicht hat das auch ein bisschen was damit zu tun. Also klingt jetzt so ein bisschen auch nach dem, was du mir erzählst, dass ihr sagt, ihr verschneidet da eben verschiedene Sude, um da eben eine schöne gleichmäßige Aromatik hinzubekommen.

André: Und auch diese Abheben-Geschichte, dass für die Nächste verwendet wird, da ist so viel Kontakt mit Sauerstoff, dass die Hefe immer am Vermehren ist. Es ist nur das Gären, aber das bringt schon viel Aroma hier. Ich habe es auch für andere Kunden mal gemacht so im geschlossenen Tank, so ein konischer Tank, das Bier ist schon gut, hervorragend, aber kann man nicht vergleichen mit der offenen Gärung, diesen spezifischen Stil.

Markus: Gibt es da für euch eine Herausforderung, also muss man anders arbeiten, wenn man so einen offenen Tank hat?

André: Der offene Tank ist viel empfindlicher. Wir haben alles, was so möglich, keinen Schlauch mehr und alles Edelstahl und muss immer geschlossen sein, einfach weil schon viel CO₂ unten. Wir haben so eine Absaugung, aber muss ein bisschen, wenn die Hauptgärung am Laufen ist, man muss ein bisschen aufpassen wegen Kondensat, aber muss alles geschlossen sein. Und seit wir alles voll schlauen und so weiter, hier dämpfen alles, das ist gut, geht auf 130 Grad. Weil das ist ein sehr empfindliches Bier und wird ja nicht pasteurisiert, habe ich keine kurzzeitige Hitze. Das Bier ist jetzt gerade in diesem Lagertank, erst einmal wir brauen und wir gären offen, dann geht es in den Lagertank und danach wird abgefüllt ohne Sterilisation, ohne Pasteurisation, nichts. Und das ist schon, das muss alles richtig sauber arbeiten.

Markus: Absolut, ja, also weil, sonst funktioniert das absolut nicht so. Und was ich auch interessant finde, gerade bei dem Thema CO₂, hat mich mal einer gefragt, als wir eine Brauereiführung hatten und da gab es auch offene Gärbottiche, ob er sich da jetzt nicht mal drüber beugen soll, um so das Aroma zu bekommen? Da habe ich gesagt: „Das kannst du schon machen, aber das beendet dann dein Leben, weil einfach die CO₂-Schicht oben da drüber ist und wenn man davon einen tiefen Atemzug nimmt, ist das Blut gesättigt mit CO₂ und dann war es das. Und früher hat man in den Brauereien dann oft entweder irgendwelche Tiere gehabt oder Vögel oder Kerzen, die man am Boden hatte, die dann einfach, wenn man gemerkt hat, der Vogel hört auf zu singen, dann ist es Zeit rauszugehen. Gott sei Dank ist CO₂ schwerer als Luft, das heißt, es sammelt sich am Boden und man kann dann rechtzeitig noch gehen. Aber ist in der Tat in Brauereien gerade mit offener Gärung ein wichtiger Punkt, wo man gucken muss, dass eben die Sicherheit auch passt. Ja, also tolles Bier. Wunderbar, damit haben wir jetzt so ein bisschen die Klassiker sozusagen durchprobiert. Ist das so das Sortiment oder gibt es noch andere klassische Bierstile, also habt ihr vielleicht auch ein Export oder Dunkles oder irgend sowas auch mit im Programm?

André: Was haben noch, sind die Saisonalbiere. Wir haben ein Märzen und ein Jahrgangsbier, was Eveline kurz gesagt hat, das ist ein heller Bock und noch ein Festbier. Festbier, haben wir den Namen genommen, weil das die Kunden nicht irritiert, aber eigentlich ist es ein Wiener Lager. Ist schon viel, fast 50 % vom Malz ist Wiener Malz und das Bier hat eine rötliche Farbe. Das kriegen wir im Dezember, so ein Winterbier eigentlich.

Markus: Spannend. Also gut, da muss ich dann noch mal wiederkommen.

André: Ja, gerne.

Markus: Okay, ja, wir haben noch ein paar Bierchen dastehen. Möchtest du noch was verkosten, frage ich mal so?

André: Das Black Lion, weil das aus unserem normalen Sortiment kommt und, ich glaube, kennst du auch.

Markus: Ja. Also kann man ja noch dazu sagen, also ich bin ja auch in der GBCU, das ist die German Beer Consumers Union und da gibt es einen Wettbewerb, auch einen Bierwettbewerb, Lieblingsbier! und der wird jedes Jahr veranstaltet. Und das Besondere ist, dass das ein bisschen anders abläuft als bei normalen Bierwettbewerben. Weil, bei normalen Bierwettbewerben reichen Brauereien ihre Biere ein und die Jury verkostet diese Biere dann blind, das heißt also, die wissen nicht, von welcher Brauerei welches Bier ist. Und dann gibt es eben entsprechend irgendwelche Medaillen, was auch wunderbar ist. Und die Idee beim Lieblingsbier! ist eben, weil es ja aus einer Konsumentenvereinigung kommt, dass nicht die Brauereien die Biere einreichen, sondern dass die Kunden, also die Konsumenten selber sagen, ich habe ein Lieblingsbier, das mag ich besonders gern, das reiche ich jetzt bei diesem Wettbewerb ein. Das heißt also, die Brauerei hat gar keinen Einfluss drauf, ob das Bier eingereicht wird oder nicht, sondern es kommt eben von einem Kunden sozusagen oder einer Kundin. Und dann ist es aber so, dass natürlich die Jury die Biere kennt, also man weiß, welches Bier welches ist, trotzdem sind es alles erfahrene Leute, die auch gut damit umgehen können, und dann wird dieses Bier eben verkostet bis zu einer Finalrunde. Und da wart ihr eben letztens Jahr dabei und auch erfolgreich im Finale, das muss man auch sagen, also eines unserer absoluten Lieblingsbiere. Und insgesamt auch ein sehr erfolgreiches Bier, weil, wenn man sich die Flasche anschaut, sind schon 4 European Beer Stars da drauf, einer in Gold, einer in Silber, zwei in Bronze. Das ist natürlich auch noch eine Hausnummer. Also wenn ein Bier sowas aufweisen kann, viel mehr Qualität muss man gar nicht sagen, weil das weiß man dann. Also eine tolle Geschichte. Ja, vielleicht ein bisschen, hast du dieses Bier entwickelt oder wie ging das?

André: Genau, als ich hierherkam aus Brasilien und ich begann mit dem deutschen Stil, hat mich gewundert, dass es im Schwarzwald kein Schwarzbier gab.

Markus: Ja und kein Rauchbier, aber lassen wir das mal beiseite.

André: Und dann haben wir in unserem Probelager so 15 Liter, also Hobbybrau, ein paarmal entwickelt und unser Fünftbestes, hat die Frau gesagt: „Das ist die Gute“ und dann haben wir es in den Markt gebracht. Das ist immer aber schon ein bisschen, kann man sagen, wenn du ein bisschen Sorgen hast, weil das ist ein ganzes anderes Bier, als wir hier in der Nähe haben. Und es kann sein, das 80 % gesagt haben, das ist so stark oder das ist so vollmundig oder so intensiv und das ist nicht meins. Aber die 20 % haben gesagt: „Woah, das ist ein Bier, dass ich ab und zu trinken will.“ Das ist für mich ein Bier statt Kaffee, dass ich, wenn ich schlafen gehe und einen Kaffee möchte, aber dann schlafe ich gar nicht mehr, dann trinke ich ein Black Lion oder mit Dessert mit Schokolade. Und das ist ein Bier, das hat wirklich viele Fans aus der Craft-Branche. Und hat die Tür geöffnet für die Craft-Beer-Kollegen, weil die haben gesagt, wenn ich ein Black Lion mache, solch ein Bier ist sehr interessant, kannst du ein IPA für uns machen? Hier in Bräunlingen haben wir nicht den Markt dazu. Aber letztes Jahr war circa 20 % von all unserer Produktion Craft Beer. Für Tübingen, Freiburg, Reichenau und so weiter, wir verkaufen es fast nicht in Bräunlingen, das sind 2, 3 Kisten pro Monat, aber das läuft viel in der Stadt, wo viele ausländische Studenten, die sind begeistert von dem Craft Beer.

Markus: Also das heißt, ihr füllt Biere für andere Brauereien ab und ihr braut auch Biere für andere Brauereien?

André: Wir brauen viel Bier für andere. Eigentlich sind es Gypsy Brauer oder kann man sagen Garagen-Brewers. Und mit dem Rezept waren sie zufrieden und haben gesagt: „Super, ich mag mein Bier so und ich möchte es gern jetzt ein bisschen professioneller machen oder dann doch in Flaschen abgefüllt.“ Das ist kein Problem, die Qualität haben im Markt und dann sind sie zu uns gekommen und wir haben dann viele Sachen zusammen gemacht.

Markus: Und das kann ich mir so vorstellen, die haben dann praktisch ihr Rezept und dann kommen die zu dir und sagen, okay, das ist mein Rezept und dann macht ihr einen Probesud und passt vielleicht noch ein bisschen was an, weil die Anlage ja vielleicht etwas anders ist als so eine kleine Heimbrauanlage und dann kommt dieses Bier am Schluss dabei raus, kann man sich das so vorstellen?

André: Genau. Wir adaptieren auf unsere Anlage, in ein paar Sachen kann ich unsere Erfahrung geben und so weiter, aber wir respektieren soweit wie möglich die Rezepte original von unseren Kunden.

Markus: Spannend! Also da gibt es die Biere von Freistil zum Beispiel, wo ja auch im Wettbewerb schon einige dabei waren und eben von der Reichenauer Inselbrauerei auch zum Beispiel. Da, wie gesagt, werde ich morgen vorbeischauen, bin ich auch schon mal gespannt. Jetzt haben wir aber euren Black Lion und auch da wieder muss ich sagen, ganz, ganz toller Schaum als es hier ins Glas gekommen ist. Auch jetzt immer noch ist der wunderbar da und der hat auch eine tolle Farbe. Also das ist ja, vermisse ich oft so bei Schwarzbier, die haben dann oft eher so den fast hellen Schaum und hier, der Schaum ist ja Kaffeefarben fast, also das ist sehr, sehr schön, passt dann natürlich auch toll auf dieses komplett schwarze Bier. Auch das muss man sagen, also da macht es dem Bierstil Schwarzbier mal wirklich alle Ehre. Und jetzt riechen wir mal rein. Ja, die klassischen Röstaromen, so ein bisschen Schokolade, ein bisschen Kaffee, aber auch so ein bisschen was leicht Fruchtiges, leicht Florales wieder so auch ein bisschen. Das heißt, hier sind auch wieder Hopfe mit im Spiel, oder?

André: Hopfen haben wir in diesem Bier richtig wenig im Vergleich mit den anderen. Die Bittere kommt fast alles von dem Malz, weil wir haben hier wirklich viele Röstmalze dabei, das sind 8 verschiedene Sorten Malz. Und ich denke, dieses Florale kommt ein bisschen von der Hefe. Wir gären nicht auf Hochtemperatur, aber hast du auch gemerkt bei den anderen, Pils und Helles und so weiter, diese florale Note, und wir gären alles bei 10 Grad. Es kann sein, ein paar Blumige, dass es von unserer Hefe kommt. Wir füllen so maximal viermal die Hefe, die wir kriege und die ganze Komplexität kommt, denke ich, von den Malzen in diesem Bier. Weil es sind viele verschiedene Karamellmalze, ein Tick Rauchmalz auch dabei, das hast du schon gemerkt.

Markus: Sehr schön, ja.

André: Ohne das, es gibt keine Schokolade. Und da, diese Komplexität von den verschiedenen Farben der Malze kommt. Das ist, dieses Bier, ich mag es immer, sehr gerne brauen wir es, sehen den Unterschied, wenn wir unseren Kasten von Malz geben. Erst einmal von ganz dunkel und schwarz geröstet auf Maximum, CARAFA 3 Spezial ohne Spelzen, das ist richtig schwarz, Tinte, und danach geht es auf CARAFA 2 und CARAFA 1. Und dann gibt es BestX von Bestmalz das ist schon gemischtes Malz. Und danach kommt die CARAFA und dann Münchner, Münchner II, und das geht dann auf Pilsner, nur so die Basis und das bringt schon viel Komplexität. Rauchmalz ist auch dabei. Das ist eine Sorte von Bier, man muss wirklich aufpassen, dass alles richtig sauber ist, weil, wenn ein kleines bisschen von Staub bleibt in unserer Schrotmühle, das nächste Bier ist viel dunkler. Ich kann kein Pilsner brauen direkt nach dem Black Lion.

Markus: Dann kommt der Schwiegervater wieder an, ja, genau.

André: Das Bier dann ist nicht hell genug.

Markus: Ja. Also ich muss sagen jetzt, je wärmer es wird, umso mehr kommt die Schokoladennote. Also das Schöne ist auch, das ist eine richtig komplexe Schokolade, also da ist Nuss dabei, klassische Schokolade, Milchschokolade, Malzröstaromen, geht auch wieder so ins nussige, Haselnuss, aber auch so Paranuss, also ganz verschiedene Aromen, ja. Jetzt muss ich doch mal probieren, habe ich noch gar nicht, Moment. Auch wieder ein schönes Mundgefühl und in der Tat, es spielt so zwischen Kaffee und Schokolade und eine ganz schöne Bittere. Also man denkt ja fast, okay, wenn das so schwarz ist, dann muss da ganz viel Röstbittere sein, ist aber gar. Also sie ist natürlich da, aber auf eine sehr angenehme Art und Weise. Man hat diese Schokoladenaromen auch von der süßen Schokolade so ein bisschen. Also es schwingt und ist, wie du sagst, das ist so ein gute-Nacht-Bier, kann ich mir sehr gut vorstellen.

André: Genau, die Farbe passt. Und geben eine Haltbarkeit, ganz anders als die frischen Biere, weil da haben wir gemerkt, dass die Komplexität auch viel bringt. Ich trinke persönlich dieses Bier, wenn es 2, 3 Jahre alt und ich finde es immer so toll, wie es sich entwickelt. Das ist ein Bier, das wir reifen können. Der Alkohol ist niedrig und danach gärt nicht viel nach, aber die Oxidation, die normalerweise passiert. Durch die Kronkorken gehen etwa 3 ppb pro Tag Sauerstoff, die sowieso kommen, weil so ein Kronkorken nicht mit dem Wachs das tut. Das wird immer komplexer, das ist ein Bier, da kann man so verschiedener Zeit genießen. Auch die Temperatur ändert auch viel. Wenn es sehr kalt, kann man schon nicht mehr die Rauchnoten merken, wenn ein bisschen wärmer, dann merkst du, all diese Schokoladenkomplexität vom Kaffee. Ein paarmal merken ein paar Leute Lakritz, ein paarmal denken Leute, das ist Toastbrot, das ist ein total komplexes Bier.

Markus: Also was ich jetzt finde, und das war schon, bevor du es gesagt hast, dieses Lakritz und zwar aber wirklich. Also in Bamberg ist ja Süßholzanbaugebiet eigentlich gewesen und seit einigen Jahren bauen die das auch wieder an und das heißt, bei uns gibt es jetzt wieder Süßholz. Und das kann man dann, so wie in einer Streichholzschachtel, sind so kleine Stückchen Wurzeln und auf denen kann man dann rum kauen und so. Und das ist genau dieses Aroma. Also bei Lakritz ist dann ja oft so dieses eher Künstliche, hier ist es wirklich, wie Süßholz ist. Weil das hat auch so einen Frischeanteil, also Minze wäre das falsche Wort, aber geht in so eine Richtung, also so eine erfrischende Note.

André: Pfeffriger, sowas.

Markus: Pfeffriger, ja, irgendwie so und das, finde ich, merkt man hier richtig toll, also sehr, sehr spannend und macht es eben sehr, sehr komplex. Also da kann ich mir sehr gut vorstellen, warum unsere Jurykollegen dem die ganzen Beer Stars verliehen haben. Beim Schwarzbier war ich, glaube ich, noch nie am Finaltisch, deswegen bin ich da ganz unschuldig, aber toll. Und auch schön, dass du sagst, ein bisschen Rauchmalz, das schmeichelt mir natürlich und es passt ja auch zum Schwarzwald ein bisschen …

André: Total, ja.

Markus: … ein Schinken muss ja auch ein bisschen geräuchert sein. Ja, wirklich ein ganz, ganz tolles Bier. Und natürlich auch in eurem Portfolio, wenn man sagt, wir haben den Weissen Leo sozusagen und den Black Lion, dann so als Gegenstück so ein bisschen. Und da ist ja auch der Leo, ist da mal der Löwe vom Löwenbräu, denke ich mal, schön auch von der Konsistenz her, cool gemacht. Ja, das ist wirklich ein tolles Bier. Und wie du sagst, das muss man, glaube ich, kann man auch altern, kann man auch ein bisschen damit spielen, wie sich das entwickelt, sehr, sehr schön. Was heißt denn Baaremer Schwarzbier?

André: Weil ich möchte gerne ein Schwarzwälder, aber da hat der Seniorchef, hier ist nicht der Schwarzwald, hier ist Baar und deswegen heißt es eben Baaremer. Ist eigentlich schon was Einziges, dass es nicht überall gibt. Das ist eigentlich nicht wie ein Schwarzbier, ein Schwarzbier ist anders. Aus der Kategorie ist es ein Böhmisches Lager, dunkles Böhmisches Lager, weil es ist ein bisschen komplexer als Schwarzbier. Wir haben immer gesehen, also der brasilianische und der deutsche Stil, ist ein Schwarzbier fast ein Pils dunkel. Und dieses nicht, dieses ist vollmundiger, das ist komplexer. Und da haben wir gesagt: „Okay, das wird ein Baar“, einfach es ist exklusiver.

Markus: Ja, es macht seinem Namen alle Ehre. Also das ist auch so ein Punkt, wenn man einfach nur quasi ein Pils mit Röstmalz oder so, dass kann nie so eine Komplexität erreichen und das ist natürlich schon eine ganz andere Nummer. Okay, dann habe ich es falsch ausgesprochen, dann ist es Baaremer Schwarzbier sozusagen, wieder was gelernt

André: Ja, genau.

Markus: Ja, also auf jeden Fall toll, ein tolles Bier. Hat auch zurecht gewonnen, nicht nur bei uns, eben auch beim Beer Star, also kann man auch euch nur empfehlen. Und das Gute ist, wenn du sagst, man kann es ein bisschen lagern, dann kann man sich auch ein bisschen mehr bestellen und kann das dann vielleicht in den Keller stellen und dann immer mal wieder alle paar Monate eins rausholen und eins probieren. Und passt sicherlich auch gut zu einer Kugel Vanilleeis oder vielleicht auch ein bisschen Kirschen dazu, dann hat man die Schwarzwälder Kirschtorte dabei, je nachdem, auf jeden Fall cool.

André: Und hier riechen die Leute das Räuchern von den Schwarzwälder Schinken.

Markus: Woah!

André: Diesen Geruch in der Luft möchte ich gerne in einem Bier haben. Das Black Lion trifft nur einen Teil, optimal wäre ein Rauchbier. Wir haben noch nicht das Publikum dazu, vielleicht in Zukunft.

Markus: Ja, könnt ihr ja mal probieren. Genau, aber du experimentierst ja auch viel mit Hopfen und mit anderen Dingen, das heißt also, das ist schon auch interessant, dass du sagst, wir haben hier einerseits so eine sehr traditionelle Brauerei, aber eben Spielräume, vielleicht auch mit den Kunden, wo man dann ein bisschen spielen kann und eben unterschiedliche Dinge probieren kann, cool. Also dann sage ich ganz, ganz vielen Dank auch für diesen Einblick in eure Brauerei und kann den Hörerinnen und Hörern nur empfehlen, also kommt mal vorbei. Gibt es denn einen Onlineshop oder wie kann man eure Biere kaufen?

André: Leider wir verkaufen nur wirklich regional, das steht ja auf unserer Homepage, wir verkaufen im Umkreis von 50 Kilometer von hier. Wir haben Kunden, die kommen von weit und hierherkommen zum Kaufen, weil wir haben noch keinen Onlineshop, wir haben noch nicht die Struktur dafür. Die Familie macht schon fast alles, wir sind jetzt in einer neuen Phase zu entwickeln. Wir hoffen, in Zukunft ein bisschen mehr entferntere Kundschaft zu haben, aber es muss erst einmal hier in Bräunlingen kommen.

Markus: Ja, genau. Also in Bräunlingen, ich bin ja heute hierhergefahren, das ist auch eine sehr schönen Anfahrt, muss man auf jeden Fall sagen, eben durch den Wald und man sieht eben die hügelige Landschaft. Und das ist wirklich einfach so, wie man sich das vielleicht im Märchen vorstellen würde, wie ein Schwarzwald ist, genauso ist das auch ein bisschen. Es gibt aber in Stuttgart zum Beispiel, kann ich die Biere kaufen oder Ludwigsburg oder so?

André: Freiburg.

Markus: Freiburg, na gut, immerhin, das ist doch schon mal ein Anlaufpunkt.

André: Genau.

Markus: Okay. Und ansonsten in den Shownotes natürlich die Kontaktdaten, dann könnt ihr auch einfach schreiben, wenn ihr vorbeikommen wollt, könnt euch auch mal die Brauerei anschauen und dem André dann selber Bescheid sagen. Okay, gut, dann vielen Dank noch mal. Und jetzt trinken wir hier noch gemütlich aus und wünschen euch, liebe Hörer, noch einen schönen weiteren Tag.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.