Herzlich willkommen zu einer weiteren Episode des BierTalks – dem Podcast, in dem wir Bierkultur weltweit erleben und diskutieren! Heute nehmen wir euch mit auf eine außergewöhnliche Reise nach Bangkok, Thailand, wo wir mit einer Frau sprechen, die das Bier nicht nur liebt, sondern es zur internationalen Botschaft gemacht hat: Barbara Frank.
Barbara ist nicht nur eine leidenschaftliche Biersommelière, sondern auch eine Frau mit einer bewegenden Lebensgeschichte. Nach einer Kindheit in der DDR, einer dramatischen Flucht in den Westen und einem Leben auf vier Kontinenten hat sie ihre wahre Berufung gefunden – Bier. In Australien begann ihre Reise in die Welt der Biervielfalt, und seitdem bringt sie ihre Begeisterung und Expertise zu Menschen in Thailand und darüber hinaus.
Freut euch auf spannende Einblicke in thailändische Bierkultur, das Leben als Expat, ihre kreative Arbeit mit Foodpairing und sensorischen Teambuilding-Events – und darauf, zu erfahren, warum manchmal ein bitteres IPA das perfekte Begleitgetränk zu einem scharfen Thai-Curry ist. Barbara zeigt uns, wie Bier nicht nur ein Getränk, sondern eine Brücke zwischen Kulturen sein kann…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute reisen wir um die Welt, aber auch ein bisschen um die Heimat, also in die Heimat genauer gesagt und es wird auf jeden Fall ein spannender Besuch, wir sind in Australien, wir sind in Thailand, wir sind in Italien, aber wir sind eben auch in Deutschland. Wir sind bei Barbara Frank die jetzt in Thailand sitzt und da auch ein bisschen gleich aufklären wird. Aber vielleicht stellst du dich ganz kurz vorher unseren Hörern selber vor.
Barbara: Hallo Markus, grüße dich. Ich grüße aus Bangkok und mein Name ist Barbara Frank und ich bin seit 2016 Biersommeliere. Ich bin mittlerweile fast 59 Jahre jung, bin seit über 40 Jahren verheiratet und, ja, wir haben einen Sohn und auch 2 Enkelkinder. Und wir leben seit 2007 in Thailand, waren aber auch zwischendrin 3 1/2 Jahre in Sidney, in Australien und sind seit 2017 wieder hier zurück in Thailand und werden wohl noch eine Weile bleiben.
Markus: Ja, also total spannend. Da werden wir auch gleich ein bisschen die Hintergründe erfahren, weil es ja doch eher ungewöhnlich ist, sage ich jetzt mal, für einen normalen Deutschen, so einen schönen Lebenslauf zu haben. Wobei, wie gesagt, es klingt auf jeden Fall sehr, sehr spannend. Und wäre es böse zu sagen, dass du im Bereich Bier eine eher Spätberufene bist?
Barbara: Vom Trinken her, von der Geschmacksrichtung, vom ersten Bier nicht. Da war das so, ich bin im Osten von Deutschland geboren und, ja, da ging schon die Liebe zum Bier mit, ja, 16 Jahren los. Und dann sind wir aber noch geflohen, mein Mann, unser Sohn und ich. Wir sind geflohen von Ost nach West, sind dann nach Ruhpolding gekommen und dort war ich, wie das damals so war, der leidenschaftliche Weißbiertrinker und, ja, immer schon Bier, immer dann auch Weißbier. Und mein Mann trinkt leider gar nicht gern Bier und somit war das immer ein Bettel daheim, aber wir haben ja unsere Möglichkeiten gefunden, klarzukommen. Und dann sind wir beruflich, mein Mann arbeitet für die Firma Krones in Neutraubling und dann sind wir nach Regensburg gezogen, dort ging es dann mit dem Bier auch in die Richtung Helles, Dunkles und so weiter. Und dann sind wir 2007, wie gesagt, nach Thailand gekommen und Thailand, eigentlich damals war es die absolute Wüste, es gab nur Mainstream-Bier von Singha, Chang und so weiter und natürlich Heineken. Also von der Biervielfalt war das ja eigentlich sehr enttäuschend. Bis dann 2014, dass wir nach Australien gezogen sind und das war dann richtig spannend, weil, mich haben Freunde, die uns besucht haben, gefragt, Barbara, was kannst du uns für ein Bier empfehlen? Und da bin ich dort in die Bottleshops gegangen und die waren riesig, die Biervielfalt war sensationell. Aber da zu der damaligen Zeit wusste ich überhaupt nicht mit dem Begriff Stout, Porter, IPA, Imperial Stout und so weiter und so fort, überhaupt nichts anzufangen. Und es ist in Australien zu teuer, um rechts im Regal anzufangen und links unten wieder aufzuhören, da kostet eine Flasche Bier im Schnitt Minimum 8 Euro und das war schade. Aber der Zufall kam, dass ein Kollege von meinem Mann und Freund uns besucht hat und der ist promovierter Brautechnologe. Und der kam aus dem Flieger und hat mir den Fokus, die Zeitschrift mitgebracht und meinte, Barbara, hast du Lust, das zu lesen? Und ich schlage die Zeitung auf und der erste Artikel war, die Weltmeisterschaft der Biersommeliere in Brasilien. Und dann sage ich zu meinem Mann: „Das will ich werden! Ich kenne mich überhaupt nicht aus mit Bier, ich will das sein.“ Und dann sagte unser Freund: „Du, das kannst du machen, das kannst du studieren, das kannst du lernen bei Doemens in Gräfelfing, kannst du das machen.“ Gesagt getan, ich rief den nächsten Tag an bei Doemens, habe gesagt: „Ich will mich anmelden zum Biersommelierkurs, was brauche ich für Voraussetzungen?“ Und dann war die Antwort, nur die Leidenschaft zum Bier. Ja, super und dann habe ich gesagt: „Das will ich machen“, wollte mich anmelden und da war ich auf einer anderthalbjährigen Warteliste. So und da das Ganze auch nicht ganz so günstig ist, habe ich mir dann von meinen ganzen Gästen zu meinem 50. Geburtstag gewünscht, bitte schenkt mir Geld, damit ich diesen Kurs belegen kann. Und zu dem Kursgeld kamen natürlich auch etliche Biere, ich wurde überschüttet. Und ich habe meine Geburtstagsfeier also in Ruhpolding gemacht und konnte leider das Bier ja aber nicht alles mitnehmen, weil ich zur damaligen Zeit noch in Australien gewohnt habe. Dann war es endlich 2016 im April, war es soweit, ich konnte von Sidney nach München fliegen und dort meinen Sommelierkurs beginnen. Und die Reise, die hat komplett mein Leben verändert, ich war nicht mehr dieselbe Person, die ich vorher war, ich habe meine Leidenschaft gefunden und habe seitdem in dem Gebiet versucht, immer zu arbeiten, tätig zu sein, meine Freude zu haben. Und ich war so froh, weil, bevor ich die Leidenschaft zum Bier hatte, habe ich in einer Bank gearbeitet und im Versicherungsbereich auch und meine Kunden, die sind nicht immer mit einem Strahlen aus meinem Office gegangen. Aber wenn meine Gäste von meinen Biersommelier-Events oder Foodpairing-Events oder mein Projekt, was ich jetzt habe, gehen, da haben die alle nur ein Lächeln auf dem Gesicht und das freut mich umso mehr.
Markus: Ja, Wahnsinn, also das ist eine sehr spannende Geschichte, wie man zur Bierbotschafterin im positivsten und wahrsten Sinne des Wortes eben werden kann und das noch dazu international. Und auch, wie die Dinge eben so ineinandergreifen, das finde ich auch total spannend. Der Vollständigkeit halber müssen wir noch sagen, dass man den Biersommelier natürlich auch bei der VLB oder bei uns bei der BierAkademie machen kann, das uns keiner einen Werbestempel aufdrückt, das wollen wir beim BierTalk ja nicht. Nee, kein Problem, aber ist ja schön, ich selber war ja auch damals bei Doemens und die machen das auch wunderbar und da gibt es auch gar kein Ding. Und ich finde auch, gerade diese Begeisterung, die man insgesamt in diesen Kursen mitbekommt, die Tür zu einer neuen Welt da aufgestoßen wird, das ist so schön, wenn Leute eben erzählen, wie das auch eben Leben verändern kann und das finde ich ganz, ganz toll. Ich habe noch zwei ganz kurze Fragen, die erste Frage ist, glaube ich, jedem, der so in der Branche ein bisschen unterwegs ist, liegt auf der Lippe oder der Zunge, wie kann es sein, dass jemand bei Krones arbeitet und mit Bier überhaupt nichts anfangen kann?
Barbara: Das frage ich mich seit Jahren. Das ist einfach nicht sein Geschmack, er ist kein Fan von Bittere und somit konnte ich ihm das auch nie, ja, er mag es einfach nicht. Und, ja, deswegen, es ist ja auch ganz interessant, ich habe den größten Erfolg gehabt in Australien, in Sidney, mit Bier in Foodpairing-Events Just for Ladys. Weil die Frauen eigentlich, die sind sehr interessiert immer und Frauen lieben eigentlich die Bittere in einem Campari oder in einem Espresso oder in einer Bitterschokolade, Espresso Affogato und so weiter und so fort. Also ich weiß nicht, warum der Kelch an meinem Mann vorübergegangen ist, es ist einfach so, ich kann ihn auch nicht bekehren.
Markus: Genau, das hat ja vielleicht auch seine Vorteile. Also in Deutschland würde man sagen, dann hast du ja wenigstens immer jemanden, der dich fahren kann.
Barbara: Ja, genau.
Markus: Und, ich meine, letzten Ende, es ist einfach interessant und ist ja auch völlig in Ordnung. Ich muss ja sagen, meine Partnerin ist jetzt auch nicht die allergrößte Bierliebhaberin, vor allem mag sie das nicht, was ich mag, also gerade so dunkle Biere und sowas, da ist sie gar nicht so begeistert. Aber das ist eben manchmal so und das ist ja auch manchmal ganz gut. Meine zweite Frage wäre eher noch so in meiner Rolle als Historiker, da habe ich natürlich aufgehört, also aufgehört im Sinne von aufhören, als du gesagt hast, du bist im Osten aufgewachsen und dann eben noch geflohen. Das finde ich an sich natürlich auch spannend, je nachdem, ob du da drüber reden möchtest. Also erstens würde mich interessieren, wo du da genau aufgewachsen bist, einfach, um auch für mich ein bisschen zu sehen, was ich zumindest für Biere dort verorten würde. Und die andere Seite natürlich, je nachdem, wie gesagt, ob du drüber reden willst, wie diese Flucht verlaufen ist, weil da gab es ja durchaus krasse Geschichten, soweit ich weiß.
Barbara: Genau, also über die Flucht eher weniger, weil die war so dramatisch, das das mich nach über 35 Jahren noch sehr emotional catcht, also das war wirklich nicht lustig. Erzähle ich dir gerne privat, aber jetzt würde das zu weit führen. Aufgewachsen bin ich in der Lausitz und da ist zwischen Dresden, Cottbus, der Ort heißt Hoyerswerda. Wir hatten zum Beispiel, jetzt ganz bekannt ist das Wittichenauer Schwarzbier, also eher dunkles Bier. Aber das ist nicht zu vergleichen mit dem Bier, was wir im Osten getrunken haben. Heutzutage, es ist sehr nett, wenn ich mit meinem Bruder dann, wenn ich im Sommer da bin, habe ich immer einen Geschwistertag und da gehen wir zwei immer auf Brauereitour und da waren wir jetzt dann auch in Görlitz und eben bei Radeberg, ist ganz klar. Und wir waren auch vor 2 Jahren, sind wir bis nach Pilsen gefahren, also wir machen da immer, ja, ganz tolle Brauereibesichtigungen.
Markus: Ja, also biermäßig habe ich da durchaus auch positive Erinnerungen, muss ich sagen. Also ich habe ja mal ein Buch geschrieben über alle Brauereien in Sachsen und Thüringen und da in der Lausitz gab es durchaus was zu entdecken, bis hin zu der Obermühle zum Beispiel, auf jeden Fall auch spannend. Aber ich habe auch überall natürlich krasse Geschichten gehört bei denen, die die Zeit überstanden haben sozusagen während der DDR-Zeit, wo es ja nicht einfach war für Privatbrauereien und andererseits natürlich auch für die, die dann neu angefangen haben, dass man sich in diesem ganzen Business natürlich überhaupt erst mal zurechtfinden musste. Und den Rest verschieben wir dann gerne auf ein anderes Mal oder auf ein privates Mal. Aber auf jeden Fall höchste Anerkennung von meiner Seite aus, weil das sicherlich auch, ja, einfach nicht ohne war, den Mut aufzubringen und das durchzustehen. Umso besser, wie du dich da jetzt dann praktisch international freigeschwommen hast. Also das heißt ja, Australien, Thailand und wie kam denn das eigentlich, also kam dein Mann irgendwann Nachhause und hat gesagt, pass auf, wir gehen jetzt mal nach Thailand oder ist das ein längerer Prozess oder wie schaut das aus?
Barbara: Wie gesagt, wir sind bis jetzt 18-mal zusammen umgezogen, mein Mann und ich und noch damals mit unserem Sohn. Wir sind, glaube ich, die Reisenden und das kam natürlich sicher bedingt auch durch die Flucht, dass wir dieses Gefühl von richtig Daheim nicht so in uns haben. Daheim ist für uns, wo mein Mann und ich sind. Mein Herz schlägt nach wie vor in Ruhpolding, aber, ich glaube, Heimat ist jetzt dort, wo wir, mein Mann und ich sind. Und wir sind total interessiert an neuen interessanten Dingen, beide, wir reisen gern. Und mein Motto ist immer, wenn ich das nicht probiert habe und wenn ich hinterher sage, hätte ich doch, das Wort hätte entspricht, glaube ich, nicht meinem Naturell. Und somit fragte mich dann mein Mann 2007, du, meine Firma, die möchte, dass ich nach Thailand gehe, wie schaut es aus, also er würde nur mit mir gehen, aber wie schaut es aus? Und dann war ich ja damals schon 40 und dann habe ich gesagt: „Du, wenn wir das machen, dann nicht nur für 3 Jahre sondern gleich für 5 Jahre. Weil, mit 40 höre ich keinen festen Job bei der Sparkasse auf.“ Es ist schwierig, damals war es halt noch schwierig, noch einen Job zu haben oder neu zu bekommen. Und dann sind wir 5 Jahre hier gewesen und dann hat es uns so gut gefallen, dass wir gesagt haben, wir gehen aus dem Expatriate Circle raus, wir bleiben auf einem lokalen Vertrag in Thailand, auch noch für Krones, aber lokal. Und, ja, irgendwann hat dann der Vorstand zu meinem Mann gesagt: „Du, wir bräuchten dich in Sidney, in Australien, um eine Niederlassung da aufzumachen. Wie schaut es aus, hast du Lust, magst du gehen?“ Ja und dann sind wir natürlich nach Australien, ganz klar.
Markus: Vielleicht kurz zurück zur Bierseite des Lebens, das heißt also, dass du dich beruflich damit auseinandergesetzt hast, das hat dann praktisch in Australien angefangen?
Barbara: Richtig, genau.
Markus: Genau. Und wie läuft das denn, okay, du bist jetzt in Deutschland, hast den Sommelierkurs gemacht, hast den Kopf voll von europäischen Bierstilen, kommst dann wieder zurück nach Australien, da schaut der Markt natürlich ein bisschen anders aus. Dann die Frage, kann man da einfach sagen, ich mache jetzt Bierveranstaltungen, gibt es da rechtliche Rahmenbedingungen? Keine Ahnung, was man da so tun muss. Und natürlich die große Frage, wie kommt man dann überhaupt an Leute ran, die zu Tastings kommen, also wie positioniert man sich? Stelle ich mir wirklich nicht einfach vor.
Barbara: War eigentlich, ja, es war eine spannende Zeit. Ich kam, wie gesagt, zurück mit meinem Zertifikat, dann war für mich klar, ich will irgendwas machen. Und in Australien habe ich dadurch, dass mein Mann Arbeit hatte, auch gleich eine Arbeitserlaubnis, ich brauchte nur noch einen Kurs vom Government, dass ich mit Alkohol arbeiten darf. Und dann habe ich beim Steueramt mir eine Steuernummer geben lassen und hatte dann ich, ja, selfmade als Solopreneurship eine Firma gegründet als Barbara Beer Sommelière. Und dann war ich die erste Biersommeliere in Australien und ich habe Werbung gemacht durch Meetup, durch Internations, wir waren auch Member vom Segelklub, wir waren Member vom Golfklub, ja, es hat sich rumgesprochen. Bis dann auch, ABC wurde auf mich aufmerksam, die wollten dann oder wir haben auch ein Radio-Interview bei ABC gemacht über meine Tätigkeit als Biersommeliere. Dann ging das los mit den ersten Craft-Beer-Messen. Wir sind auch zu Bier-Tastings, wir sind zu verschiedenen Brauereien gefahren in Australien, also es war spannend. Aber zu der damaligen Zeit, muss ich ehrlich sagen, es gab natürlich nicht die Ausbildung zum Brauer in Australien, somit waren das alles oft Homebrews oder Garagen-Brews, teilweise von nicht so toller Qualität. Die haben ein, zwei Biere gut hinbekommen, aber wenn auch ein Sud nicht so toll war, wurde der trotzdem verkauft, weil es zu teuer war, den wegzuschmeißen. Also es war, teilweise habe ich gesagt zu den Leuten: „Bitte, lieber ein, zwei gute Biere, bevor ihr euch mit dem Rest ein bisschen die Kundschaft verderbt“, aber einzelne Biere waren toll. Und ich war, wie gesagt, voriges Jahr auch wieder da, es hat sich entwickelt, es ist sensationell, ein Traum. Ein Traum, die Craft-Beer-Industrie, überhaupt die kleinen Brauereien, die machen mittlerweile ganz super tolle Biere, nicht zu vergleichen vor 10 Jahren.
Markus: Ja, spannend. Da hatten wir auch den Nick neulich schon im BierTalk, genau.
Barbara: Ja, habe ich gehört, ja, genau.
Markus: Und der hat ja ein bisschen von der anderen Seite erzählt, der kommt ja ganz aus dem Westen von Australien und das ist schon total spannend. Und ich muss sagen, ich warte innerlich noch so ein bisschen drauf, dass ich das endlich auch mal erfahren kann, weil ich schon viele Leute getroffen habe auch gerade bei Bierwettbewerben oder so, die dann eben aus Australien waren und dann auch so ein bisschen erzählt haben, auch über das Australian Pale Ale und was es da halt so alles sonst noch gibt. Also da warte ich auf jeden Fall noch drauf, das wird irgendwann hoffentlich noch werden. Ist auf jeden Fall super spannend und mehr oder weniger für uns, nebenan liegt ja noch Neuseeland, wo es auch viel zu entdecken und zu erfahren gibt. Bist du da auch mal rübergekommen?
Barbara: Ja, ja, wie gesagt, auch alles, wir sind in Urlaub da gefahren und natürlich geht es da immer zu Brauereien. Aber Neuseeland, wo wir damals waren, das war noch vor der ganzen Craft-Bier-Geschichte, das war noch nicht so doll, da gab es auch noch diese Mainstream-Biere, aber es ist eine Reise wert. Und jetzt Australien, Markus, du wirst begeistert sein, jeder Bottleshop, jeder Inhaber, der ist on fire, der wird dir viel erzählen und die Brauereibesuche sensationell, also immer eine Welcome und man freut sich und, ja, spannend. Ganz im Gegenteil zu Thailand, also schwierig.
Markus: Ja, das wollte ich gerade fragen, wenn man jetzt sich das in Australien aufbaut, wenn man diese dann sehr offene Bierkultur hat, die gerade auch noch so entsteht und die Welt erobert und so und dann, ja, dann geht man wieder zurück nach Thailand. War das dann ein bewusster Schritt und wie hast du dann da versucht, dein Bier mitzunehmen sozusagen?
Barbara: Ja, also es war, mein Mann, der Job war vorbei und Australien, wir haben gesagt. „Nein, dort für immer bleiben, geht nicht.“ Weil, du bist in Australien schon wirklich Down Under, du bist so weit von der Heimat entfernt. Wir haben dann auch unser zweites Enkelkind bekommen und Mama lebt noch in Deutschland, die Familie ist da und das ist eben sehr, sehr weit weg. Und dann haben wir gesagt: „Nee, Job zu Ende“, ist mein Mann wieder nach Bangkok, nach Thailand. Und dann kam ich nach Thailand und habe keine Arbeitsgenehmigung bekommen, weil der thailändische Staat sagt, keiner darf hier arbeiten, im Alkoholgewerbe, sage ich jetzt mal, alle, die mit Alkohol zu tun haben, darf man das nicht. Aber das war im Prinzip, ganz detailliert möchte ich in die Politik nicht einsteigen, weil es ist nach wie vor, man kann in Thailand leider noch nicht alles sagen, es ist nicht die Meinungsfreiheit wie in Deutschland. Und hier wird das Geschäft sehr durch die großen Brauereien diktiert, da darf kein Kleiner machen was er will, das geht nicht, also es war schwierig. Dann bin ich 2018, bin ich leider an Krebs erkrankt und das Interessante war dabei, dass ich durch die Chemo keinen Geschmack mehr hatte. Also meine ganzen Geschmacksnerven waren weg, ich habe nichts mehr geschmeckt außer die Bittere, weil es ja quasi ein Schmerz ist sozusagen. Also ich habe gut gegessen, aber immer sehr scharf, um irgendwie das Gefühl zu haben, dass ich was esse oder dass ich was schmecke. Und dann habe ich natürlich eine ganze Zeitlang überhaupt im Bier nichts machen können. Und wo ich wieder gesund war, musste ich wieder richtig trainieren, meine ganzen Geschmacksnerven, meinen Geruchssinn. Der aber wieder komplett zurückgekommen ist, also der ist genauso gut wieder wie vorher. Und weil du mich gefragt hast, wie ich auch zu der Leidenschaft des Bieres gekommen, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich, glaube ich, vom lieben Gott ein bisschen bevorzugt worden bin, was meinen Geruchssinn und meinen Geschmack betrifft. Und im Osten wollte ich eigentlich Lehrerin werden, das ging aber, ja, politisch ein bisschen schwierig, weil mein Bruder schon auf der Hochschule war, durfte für mich nur die Fachschule infragekommen. Somit hieß es, ja, Berufsschullehrerin kannst du werden, aber Lehrerin geht nicht. Und dann sagte ich: „Ah, was soll ich tun?“ Ja, aber zur Berufsschullehrerin musst du einen Beruf vorher lernen, ansonsten kannst du nicht Berufsschullehrerin werden. So und was habe, gelernt, ich wurde Köchin.
Markus: Ah!
Barbara: Meine Mutter sagte: „Köchin, du isst gerne, du trinkst gerne, du kannst super gut schmecken, gut abschmecken, du hast eine tolle Nase und Köchin kannst du, war damals noch der Spruch, Köchin kannst du als Frau immer gebrauchen.“ Naja, gut, ich wurde Köchin und habe das dann auch vorzeitig mit Auszeichnung abgeschlossen. Und das nutzt mir natürlich in meinem heutigen Feld super, dass ich genau weiß, sobald ich ein Bier trinke, welchen Bierstil ich habe, weiß ich sofort, welches Essen dazu passt, welche Gewürze, was ich dazu kochen kann. Also ist ein perfekt Match, spät berufen, aber es kam.
Markus: Wahnsinn! Aber das ist doch toll, wie manchmal Sachen im Leben wieder zusammenkommen.
Barbara: Absolut.
Markus: Also das habe ich mal erlebt, muss ich sagen, als ich ganz am Anfang von meiner Radiokarriere war, da war irgend so ein Firmenboss zu Besuch, in Bayreuth oder so. Und ich bin dahin und war dann so ganz Jungredakteur sozusagen und dann war so ein ganz alter Erfahrener eben da gestanden und wir haben uns so ein bisschen unterhalten und dann hat er zu mir gesagt: „Du, mach dich nicht verrückt, alles gut. Überleg einfach, alles, was du jetzt machst, das sind Bausteine, die werden sich irgendwann später mal zu dem zusammensetzen, was du irgendwann Mal später machen wirst.“ Irgendwie ist es doch so, oder, dass man einfach aus all den Dingen, die im Leben einem eben so passieren und die man lernt und die man erfährt oder nicht, je nachdem, dann sich halt die Dinge zusammensetzen, wie sich das dann später gestaltet. Und das ist natürlich schön, wenn du jetzt das Kochen und natürlich das Bier- und Foodpairing und Events und sowas, da werden wir auch gleich drüber sprechen, was du überhaupt für tolle Veranstaltungen machst. Trotzdem noch die Frage, das heißt jetzt aber, in Thailand kannst du gar nichts machen oder gibt es da jetzt Möglichkeiten, wie du so ein bisschen Events tun kannst?
Barbara: Genau, also manchmal durfte auch in Thailand keine Werbung machen mit gefüllten Biergläsern zum Beispiel. Es war unter Strafe verboten, wenn man zum Beispiel gesehen wurde auf Social Media mit einem Bierglas in der Hand, konnte man mit Strafen belegt werden. Und es durfte niemand selber Bier brauen, also kleine Pubs waren absolut, durften nicht sein. Aber seit 1 1/2 Jahren weicht sich das jetzt auf. Und das ist ganz toll, dass wir mittlerweile ganz viele kleine Brauereien hier auch haben, die super Bier herstellen. Der Import von ausländischen Bier ist auch erleichtert worden, auch die Strafen für Social Media sind weggefallen. Also ich verdiene eigentlich mehr oder weniger nichts, man macht also Biersommelier eigentlich nur zur Freude am Bier. Aber ich arbeite jetzt hier quasi als Entertainer, nennt sich das, so Art Freelancer Entertainer und so geht das. Aber der Verdienst, ich werde davon weder, ja, also kann man …
Markus: Naja, vielleicht nicht monetär, aber es bereichert dich ja anderweitig.
Barbara: Absolut.
Markus: Das ist ja immer auch ein Punkt, weil es ist ja auch eine Möglichkeit, wie man eben mit Leuten in Kontakt kommen kann …
Barbara: Richtig.
Markus: netzwerkt und so weiter. Und das ist ja auch ein ganz entscheidender Punkt letzten Endes, weil darum geht es ja im Leben, das Geld kann man da mitnehmen.
Barbara: Diesen großen, großen Vorteil, den ich habe, ist einfach, ich will auch für keine Firma arbeiten, ich will für keinen Beer-Pub arbeiten, für kein Hotel. Ich darf Dank meines Mannes, der mich sponsert und auf sein Return of Investment wartet, was er wohl nie bekommen wird, aber das ist einfach mein Hobby, er unterstützt mich da und ich habe Freude, es macht mir Spaß und er sagt immer: „Keep my wife busy and my life is easy.“ Und ich bin wirklich busy und das macht mir Spaß und darum geht es.
Markus: Das erinnern mich ein bisschen an einen Spruch, den ein anderer Freund von mir immer sagt, happy wife, happy life.
Barbara: Ja, genau, ähnlich, genau.
Markus: Und das ist ja dann irgendwie der größte Return und Invest, den man haben kann, wenn der Partner oder die Partnerin einfach auch glücklich und zufrieden ist, weil das auf alle anderen Bereiche des Lebens natürlich dann auch ausstrahlt.
Barbara: Richtig.
Markus: Wir hatten mit jemanden aus Thailand auch schon einen BierTalk in der Pandemie, also da war das alles noch sehr, sehr strikt, aber er hat erzählt, dass es damals auch schon so war, dass es eben so unter der Hand, in irgendwelchen Garagenecken und so, gab es überall Leute, die irgendwas gebraut haben und das dann auch irgendwie verkauft haben und über Miramar und sonst irgendwas. Also vielleicht magst du uns ganz kurz ein bisschen mitnehmen, wie das in Thailand jetzt aktuell überhaupt ausschaut, also wie muss ich mir das vorstellen? Also weil du ja auch zum Beispiel eben von Australien nach Thailand gegangen bist. Klar, man kommt der eigenen Familie ein bisschen näher, aber trotzdem ist es ja eine andere Kultur, in die man da wieder zurückkommt in deinem Fall. Also wie ist das da generell so, wie lebt es sich da und wie ist es eben gerade in Sachen Bier jetzt so? Wenn du uns da so ein bisschen mitnimmst, das wäre schön.
Barbara: Genau, also wir, mein Mann und ich, wir führen im Prinzip hier in unseren privaten Räumen ein sehr deutsches Leben. Es geht genau los mit Cappuccino und einem Bircher-Müsli, dann geht mein Mann, fährt in die Firma, arbeitet, kommt abends Heim. Wir gehen oft Essen oder ich mache jetzt daheim was. Am Wochenende, wir sind Mitglieder im Segelklub, wir fahren alle 14 Tage in den Segelklub, das andere Wochenende gehen wir golfen. Wir führen hier, ja, eigentlich ein ganz normales Leben. Was das Bierbusiness betrifft, ist es so, dass jetzt mittlerweile zum Glück, auch hier habe ich ums Eck gleich einen super Beer-Pub. Und das Schöne, was es ist, es ist geführt von Thais, die Imported Beer servieren, aber auch ihr eigenes, was mittlerweile jetzt hier in Thailand gebraut wird und gar nicht schlecht ist, die machen wirklich tolle Sachen. Es gibt mittlerweile auch eine Akademie, die Biersommeliers auch ausbildet, die Brauer ausbilden. Ich war vor 14 Tagen auf einer Pub- und Restaurantmesse, wo viele Biere vorgestellt worden sind, auch Bier-Tastings veranstaltet wurden. Also Thailand ist absolut on fire, sagen wir mal, 10 Jahre später wie jetzt Australien oder Deutschland, aber es geht los und es macht den Thais Spaß. Meine Frage war zum Beispiel an einen Importeur, der deutsches Bier nach Thailand bringt, warum es kein alkoholfreies Bier gibt? Weil bei meinen Events, die ich jetzt mache, bräuchte ich auch Alkoholfreies, um auch eben, ja, auf weniger Alkoholkonsum hinzuweisen. Und dann sagte er: „Nein, wir dürfen kein alkoholfreies Bier einführen, weil das Government sagt, sobald du alkoholfreies Bier hast, dürftest du ja Werbung machen mit dem Alkoholfreien und Alkoholwerbung ist hier verboten, also wird das nicht erlaubt.“ Also ist es nach wie vor ein bisschen schwierig.
Markus: Da sind wir jetzt schon bei einem Punkt, du machst Veranstaltungen. Das heißt, wie kann man sich das vorstellen, hast du dafür einen Raum oder machst du das Zuhause oder in einem Pub? Und hast du da eher importierte Biere oder Biere von vor Ort oder ist das so eine Mischung, wie ist das so?
Barbara: Ich habe angefangen nach der Pandemie mit dem ersten Bier in Foodpairing-Events und da war ich in Restaurants. Also erst habe ich Zuhause für alle möglichen Frauengruppen und Sportgruppen und Segel und Golf und alles, die australischen Womensgroup und für die habe ich die Veranstaltung auch teilweise bei mir Daheim gemacht. Habe gekocht mit Tastingsbons und dann 6 verschiedene Bierstile, hatte eine Präsentation vorher oder während des Essens. Ein Thema war, mit dem ich angefangen habe, auch History of Beer, weil damit konnte ich quasi Social Media machen, weil ich durfte jetzt nicht Werbung machen für Bier, aber die Geschichte des Bieres, damit konnte ich das machen. Habe auch kein Bierglas, da irgendwie Werbung gemacht, damit ich gar nicht Strafe zahlen muss. Und die Geschichte des Bieres vom Anfang, ja, bis heute, mit dem jeweiligen Bier zu dem richtigen Punkt in der Geschichte, mit dem Essen, was dazugehört, hat vielen Leuten viel Spaß gemacht. Aber ich habe da natürlich immer auch das Bier Imported Beer genommen und da kostet hier auch dann die Flasche 8 Euro. Und ich habe auch kein Thai-Essen serviert, sondern auch gutes Western-Food oder hochqualitatives Western-Food. Was auch hier seinen Preis hat, weil das alles importiert wird und auf allen importierten Waren sind dann quasi Luxussteuer drauf. Und das war natürlich sehr hoch vom Preis, dass dann die Leute, die hier vor Ort waren, gesagt haben: „Du, das ist aber teuer so ein Bier im Foodpairing, weil normalerweise ist das Bier und das Essen ja in Thailand sehr günstig.“ Und die Leute, die da waren, die mich gebucht haben, die waren alle happy, happy, aber es war schwierig, da neue Kunden zu finden auf Dauer. Und mich immer zu rechtfertigen, warum meine Events den Preis haben, hat mich ermüdet, muss ich ganz ehrlich sagen. Und jetzt hatte ich einen Vortrag gehabt vor ungefähr einem 3/4 Jahr beim Rotary Club hier in Bangkok und das ging dann nur, ich habe 20 Minuten nur um das Dasein von einem Biersommelier gesprochen. Und hinterher kam ein Herr zu mir, der hat hier eine Firma in Thailand und hat gesagt: „Du, Barbara, könnte ich dich buchen für ein Beer- and Foodpairing-Event?“ Ich sage: „Wie viel Leute hast du?“ Sagt er: „40.“ Und dann sage ich, kam ich spontan während des Gesprächs da drauf: „Du, was hältst du davon, wir machen da ein Teambuilding-Event draus.“ Und er sagte: „Super, warum nicht. Präsentiere mir, was du willst und dann schaue ich.“ So und dann war das Feuer da, um ein Teambuilding-Event zu kreieren. Und dann habe ich mir gedacht, wie genial ist das Produkt Bier, alle Sinne. Und jetzt habe ich ein Teambuilding-Event unter dem Namen sharpen your senses, mit Bier. Und somit sage ich, mit dem Produkt, mit dem Tool Bier kannst du alle 5 Sinne schärfen. Das geht los, wenn das Bier im Glas ist und ich sehe die fantastischen Farben, von strohblond zu opak, black und dann geht es weiter über den Geschmackssinn sowieso. Oder allein, wenn ich höre, wie ein Bier in ein Glas rinnt oder eine Flasche geöffnet wird oder das Highlight, wenn ein Fass auf dem Oktoberfest angeschlagen wird. Es geht weiter über es riechen, eh klar. Aber auch, wenn ich ein Bierglas in der Hand habe, wenn ich taste mit meinen Fingerspitzen, ist das Bier in der richtigen Temperatur, ja oder nein. Also es ist fantastisch, dieses Produkt unter sharpen your senses in Betracht zu ziehen. Und mein Event schaut jetzt so aus, dass es eine halbstündige Präsentation gibt, bis 10, also ich habe jetzt am Freitag ein Event gehabt mit 6 Challenges, jetzt normalerweise geht es über 10 Challenges, und da gibt es Teams, also die Gruppe bilden Teams und gehen dann nach 3 Minuten, wechseln sie zu dem nächsten Game und die haben so viel Spaß dabei. Und es geht zum Beispiel, ich habe da Aromaflaschen, die sie erriechen müssen, welches Aroma ist in den Aromaölen. Und ein nächstes Spiel ist zum Beispiel, welches Bier ist mehr bitter, es geht um die Bittere, um die IBUs. Und dann auch, ein Challenge ist, was ist alkoholfreies Bier, was ist nicht alkoholfrei, was kann man da schmecken? Und, Markus, ich danke dir nochmals für das Bier-Roulette oder Bier-Dart heißt es bei dir, ich nenne es Bier-Roulette. das ist bei mir nach dem Quiz das Highlight, dass mir die Teams ihren besttrainierten Biertrinker oder Bierkenner schicken und dann spielen die dieses Bier-Dart oder Bier-Roulette und müssen wir dann sagen, was das ist und dann gibt es noch mal extra Punkte. Und das macht den Leuten so viel Spaß und gerade die Thais, die werden da zu kleinen Kindern und die jubeln. Und hinterher gibt es Medaillen für die ersten drei Teams, also die besten Teams. Also es macht mir viel Spaß, ich habe Freude dran und es kommt gut an.
Markus: Woah, also das freut mich ja sehr, vielen Dank! Von der Begrifflichkeit, wir nennen es hier einfach nur Biersommelierspiel, weil da gab es vorher schon, was weiß ich, irgendwelche Vorläufer und das ist dann die einfachste Variante. Aber es ist wirklich, ich finde es auch spannend, weil es tatsächlich etwas ist, was man mit Leuten unterschiedlichstem Bier-Knowhow-Level nutzen kann, weil es halt die Möglichkeit gibt, da sehr tief oder eben weniger tief einzusteigen und trotzdem hat jeder seinen Spaß dabei. Vielleicht ganz kurz für die Hörer: innen, die jetzt nicht genau wissen, worüber wir reden, es schaut tatsächlich ein bisschen aus wie ein Roulette, man hat alle Bierstile, man hat die verschiedenen Bierwelten, man hat die verschiedenen Eigenschaften von Bier, von den Farben, Alkoholgehalt und kann eben wie beim Roulette draufsetzen. Und je nachdem, wie komplex die Fragestellung ist, also zum Beispiel setze ich auf den Bierstil oder setze ich eben nur auf den Alkoholgehalt, kann ich eben mehr oder weniger gewinnen und das macht man mehrere Runden und am Ende gewinnt jemand. Und das ist tatsächlich eine schöne Gamification, die man da ins Bier reinbringen kann. Wobei ich den Eindruck habe, du machst das ja bei all deinen Challenges, dass die Leute dann immer irgendwie so ein bisschen was haben, wo sie eben was können müssen oder was probieren sollen oder halt sich selber so ein bisschen entdecken. Und ich glaube, das macht eben auch Spaß, wenn man eben sagt, also wie du ja den Titel auch schon wählst, sharpen your senses, das heißt, am Ende haben die Leute ja auch fürs Leben was gelernt, weil sie eben insgesamt bewusster trinken, bewusster essen, bewusster an Nahrung, an Rohstoffe, an Getränke, an irgendwas rangehen und einfach selber wissen, okay, ich habe da ja ganz tolle Sinne, die muss ich nur nutzen und dann eröffnet mir das eine ganz neue Welt. Und dann ist die Welt vielleicht viel bunter und viel schöner und viel vielfältiger und viel spannender, also sie das eben vorher war. Und das ist wirklich für mich auch ein ganz großer Gewinn bei der ganzen Sommelier-Geschichte, also sowohl für mich selber, als auch für unsere Absolventen, als auch für Teilnehmer von irgendwelchen Veranstaltungen, weil das Fazit immer so ist, ich werde ein Bier nie wieder so trinken wie vorher. Und ich werde vielleicht auch eine Praline nie wieder so essen wie vorher und in eine Erdbeere nie wieder so beißen wie vorher, weil einfach dieses bewusste Erleben von Geschmack, Geruch, Genuss, das ist sowas Tolles, sowas Lebensbereicherndes, wenn man das einmal kennengelernt hat, das bleibt einem dann einfach.
Barbara: Absolut. Und das ist ja eben genau, was du sagst, dieses Bewusstsein schaffen, was man isst, was man trinkt und gerade hier, wo viel mit Haltbarkeitsmitteln, pasteurisiert wird und so weiter, eben auch mit dem Alkohol oder auch die Menge. Und auch bei dem Spiel, also bei diesen 10 Spielen sind die Hälfte der Spiele, da muss man keinen Alkohol trinken. Ich habe zum Beispiel auch wie so eine Art Memory, dass man Bierstil und Essen zusammen matcht oder ich habe ein anderes Spiel, wo man die richtige Temperatur mit dem richtigen Glas und den richtigen Bierstilen matcht, ganz bewusst gemacht, dass eben der Alkoholkonsum nicht überhandnimmt. Und mein Credo ist einfach, bitte öffnet eure Augen, eure Gaumen, eure Nasen für andere Bierstile und achtet wirklich drauf, was ihr zu euch nehmt. Ja und das macht mir viel Spaß. Und gerade jetzt, wo man älter wird, wird das Bewusstsein immer stärker und, ja, das ist aber schön, dass die Leute trotzdem, obwohl Bier natürlich ein alkoholisches Getränk ist, aber es ist ein tolles Naturprodukt, also alle sind begeistert. Und meine Leidenschaft kann ich gut transportieren und, ja, nee, habe hier viel Spaß dabei.
Markus: Ja, also das merkt man auch und das hört man dir an und das sieht man dir auch an. Wobei ich auch sagen muss, jetzt verstehe ich auch zum Beispiel dieses Foto, wo man eben dich sieht mit lauter leeren Gläsern oder in eines faktisch etwas einschenkst, ohne etwas einzuschenken. Das ist dann natürlich auch ein Kunststück, so eine Aussage in ein Bild zu bringen, ohne dass man eben dieses Bier an sich als Flüssigkeit da drin hat, also großes Kino und ehr schön umgesetzt. Eine Frage noch dazu, du hast ja gerade auch Alkoholfrei ein bisschen erwähnt, ist das in Thailand auch etwas, was immer mehr aufkommt, dass man alkoholfreie Biere oder alkoholfreie fermentierte Getränke, wie auch immer man das dann sagt, dass das da mehr aufkommt?
Barbara: Leider nicht. Eben, das ist dieses Problem, dass die FDI, das ist eben hier vom Government quasi die Drogen und Alkoholabteilung, die sagen, nein. Das ist quasi, ich verstehe den Sinn nicht dahinter, alkoholfreies Bier nicht einzuführen oder nicht zu produzieren, nur vor der Angst, dass der Hersteller damit Werbung machen könnte. Die sagen sich natürlich, der Einzige, der hier Werbung machen kann mit alkoholfreiem Bier ist Heineken, Heineken 0,0. Und Heineken hat hier in Thailand so eine große Macht, dass die sagen: „Wir lassen keine andere Brauerei neben uns.“ Und somit ist das nicht machbar für andere Brauereien und dann ist das auch für die nicht attraktiv, alkoholfreies Bier zu brauen. Also es ist schwierig, man kriegt die Leute oft erst über das Bier und dann später über das Alkoholfreie. Aber wie wollen sie Werbung machen, wie wollen sie ihre Biere in Restaurants oder in Pubs platzieren, wenn die keiner kennt, dann trinkt die auch keiner. Und das Thema, es gibt hier in Thailand quasi nur Heineken 0,0. Und ich habe jetzt mal im Supermarkt Paulaner 0,0 gefunden, aber das war schon eine Seltenheit.
Markus: Ja, vor allem ist es auch ein bisschen inkonsistent. Ich könnte ja noch verstehen, wenn man sagt, man macht keine Werbung für alkoholfreies Bier, um Leute quasi gar nicht an das Thema ran zuführen. Aber wenn ich dann einen großen Player habe, dem ich das erlaube, dann ist das natürlich schon ein bisschen schwierig. Aber gut, da musst du halt momentan aktuell durch, wer weiß, wie sich da die Dinge so entwickeln. Vielleicht zum Schluss so ein bisschen, Barbara, du hast ja gesagt, als Köchin entdeckst du das auch ein bisschen wieder. Sind da auch Elemente, die du da mit einbaust, wo du sagst, da hast du spannende Foodpairings, wo dann Leute eben nicht nur ihre Sinne an sich entdecken, sondern auch die Sinne im Zusammenspiel?
Barbara: Ich gehe eher so ran, dass ich sage, die Vielfalt der Bierstile, bitte öffnet eure Augen. Und beim Essen ist es bei mir, da bin ich auch sehr wie die Japaner, ich liebe zum Beispiel viele Farben oder viele Geschmäcker in dem Essen. Dass ich einfach sage, schaut, wie toll das ist, wenn du hier einen Som Tam zum Beispiel hast. Das ist ein Salat aus Mango, da ist Zitronensaft drin, da ist Chili drin, da ist Fischsoße drin, da sind aber auch Karotten. Wenn man das sieht, dann ist diese Vielfalt der Farben allein in einem Essen, in einem dish, so fantastisch und wo ich sage, das ist so mein flower bunch, so mein Bukett, da einfach offen zu sein, das ist für mich eigentlich so die Message. Also ja, da bin ich froh drum, dass ich hier in Thailand oder dass ich eben auch andere Küchen kennenlernen durfte. Eben vor Kurzem war ich in Japan, war da auch ganz begeistert, was da das Bier macht und natürlich, das Essen ist ja eh sensationell. Und, ja, spannend und öffnet einfach die Augen, ich meine, ich liebe auch Gulasch mit Knödel, aber, ja, andere neue Ideen, seit einfach offen für was Neues.
Markus: Also ich stelle mir das gerade so vor, also jemand, der so im klassischen Oberbayern sozialisiert worden ist essenstechnisch, sage ich jetzt mal, …
Barbara: Ja, absolut.
Markus: … wenn ich den dann nach Thailand versetze oder überhaupt nach Ostasien, das ist schon, im positiven Sinne, ein Kulturschock. Also viele Freunde erzählen mir, dass sie mit der Schärfe zum Beispiel nicht zurechtkommen. Da habe ich Gott sei Dank kein Problem damit. Also überhaupt diese überwältigende Vielfalt an Aromen, an Gerüchen, an Farben, wie gesagt, wie da auch damit gespielt wird, wie es präsentiert wird, die Selbstverständlichkeit auch von Vielfalt, finde ich schon, das ist wirklich ganz was anderes. Und das hat dich dann praktisch auch in deiner Kochpersönlichkeit wieder weitergebracht, oder?
Barbara: Ja. Und vor allen Dingen, wie du das jetzt gerade sagst mit der Schärfe, wo ich nach Thailand gekommen bin, konnte ich auch noch nicht scharf essen. Jetzt, nach 17 Jahren oder 18 Jahren mittlerweile, kann es nicht scharf genug sein. Und das beste Argument ist für mich, du findest hier zu einem richtig scharfen indischen Curry, kannst du keinen Wein servieren, da muss es ein richtig bitteres IPA sein oder ein richtig gescheites bitteres Bier und nur so funktioniert es. Und das ist immer mein Highlight, das zu sagen und das vergessen die Leute nicht.
Markus: Ja, vor allem, wenn sie es dann erfahren haben, weil das ja wirklich so spannend ist.
Barbara: Richtig.
Markus: Also gerade, wenn du und so ein typisches Thai-Curry hast und dann eben so ein IPA, wie das dann noch mal miteinander spielt, wie du dann diese Aromen noch mal ganz anders von der Intensität hast. Schön, also jetzt hast du mir richtig Lust gemacht. Das ist schon hart, weil bei uns ist es jetzt hier noch 9:00 Uhr morgens, wir haben ja 5 Stunden Zeitunterschied, das heißt, du gehst ja schon langsam in Richtung Abend und hier muss ich mir jetzt Gedanken machen, was es heut zum Mittagessen gibt und bin schon ganz verzweifelt.
Barbara: Ja, ich hätte mir dir auch gerne ein Bier getrunken, aber, ja, schade, ging nicht. Ist heute Mal ein anderer BierTalk wie sonst, aber …
Markus: Das holen wir gerne dann persönlich nach, also da bin ich schon sehr gespannt drauf.
Barbara: Gern.
Markus: Und vielleicht verschlägt es mich ja auch irgendwann nach Thailand, das wäre auch total spannend. Also auf jeden Fall, was mich total freut und ich hoffe, dass das alle auch mitgenommen haben und mitnehmen können aus dem BierTalk, ist eben deine Begeisterung, deine Lebensfreude, deine positive Neugier, dein Interesse, wie du das auch an Leute dann weiter gibst. Das ist so schön, weil das auch ansteckt, weil das auch inspiriert. Und weil es eben auch so ein bisschen für mich auch zeigt, wie man weltweit global mit diesem ganzen Thema Bier umgehen kann und wie da auch eine ganz wichtige Botschaft, denke ich mal, für viele Themen in der heutigen Zeit rüberkommt, dass wir doch alle so viel Freude an unserer Natur, an dem, was sie hergibt, haben könnten und uns vielleicht ein bisschen zu wenig damit beschäftigen. Und das finde ich sehr, sehr schön, wie du das lebst und dass du es lebst und da bedanke ich mich auch ganz herzlich bei dir, dass du das tust. Und, wie gesagt, ich freue mich riesig, wenn wir uns das nächste Mal sehen, da müssen wir das auf jeden Fall fortsetzen. Letzte Frage vielleicht noch, wenn jetzt Hörer: innen sagen, ich bin demnächst mal in Thailand, ich würde gern die Barbara vielleicht mal erleben oder so, was gibt es da für Möglichkeiten, wie können die zu dir Kontakt aufnehmen?
Barbara: Auf Facebook kann man mich finden oder Instagram, die ganzen sozialen Medien, auf LinkedIn, Telefonnummer ist da auch, einfach anrufen. Ich hatte hier auch einige Biersommeliere, sind wir gekommen, haben mich schon besucht, ganz nett. Liebe Grüße an alle, die mich hier schon besucht haben, also ihr fehlt mir, bitte kommt öfter, kommt alle. Und überhaupt generell wollte ich noch mal ein Dankeschön sagen an die ganze Biersommelier-Community, toller Support, überall, wo ich bin oder auch von dir, Markus oder auch von anderen. Ich kann immer mit Fragen, weil ich bin ja nun fern der Heimat, mit Fragen kommen, da wird sofort unterstützt, da kommen Infos auch, also sensationell, vielen Dank noch mal. Und auch, Markus, dir Danke, dass du mich heute eingeladen hast zum Gespräch, hat mir viel Spaß gemacht. Und wie gesagt, jeder, der nach Bangkok kommt, bitte meldet euch, gehen wir auf ein Bier, vertiefen das ganze Thema, würde mich freuen.
Markus: Wunderbar, dem ist also nichts mehr hinzuzufügen. Auch noch von meiner Seite aus vielen Dank für deine Zeit und hoffentlich bis bald.
Barbara: Alles klar. Liebe bierige Grüße nach Deutschland, servus.
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.