BierTalk 144 – Interview mit Peter Jakob, Sommelier und Wine Adventurer aus Dortmund

Zum Jahresbeginn wagen wir einen Ausflug in eine andere Genusswelt: Wein. In dieser besonderen Folge treffen wir Peter Jakob, einen Historiker, Weinexperten und baldigen Barbesitzer, der auf faszinierende Weise die Welten von Wein und Bier miteinander verbindet.

Peter erzählt, wie ihn sein Weg von der Geschichte in die Weinwelt führte, warum Naturweine und alkoholfreie Alternativen immer wichtiger werden, und wie seine geplante Bar in Dortmund Menschen mit den unterschiedlichsten Geschmäckern zusammenbringen soll. Gemeinsam tauchen wir ein in die Geheimnisse der Weinherstellung, sprechen über die Herausforderungen des Klimawandels und entdecken überraschende Verbindungen zwischen Bier und Wein.

Ein inspirierendes Gespräch voller Geschichten, Wissen und Leidenschaft für Genuss – und natürlich auch mit einer Verkostung spannender Getränke, die die Brücke zwischen beiden Welten schlagen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute pünktlich zum Jahresbeginn mal ein Ausflug in eine andere Welt oder vielleicht auch , wir werden gleich sehen. Und zwar treffe ich mich dieses Mal mit Peter Jakob, einem guten alten Freund, wir haben uns mal kennengelernt bei einer Bierschulung, die ich für ihn und seine Gruppe damals gehalten habe. Er war damals bei einer Weinfirma, wir werden uns da vielleicht auch drüber unterhalten, was es genau war. Und dann haben wir uns ein bisschen aus den Augen verloren, dann haben wir uns in New York wiedergesehen witzigerweise, hatten da einen sehr, sehr schönen Abend zusammen. Und neulich habe ich dann seine beiden sehr langen Podcasts, ich glaube, die sind länger als der längste BierTalk, angehört und es war auch faszinierend. Und jetzt treffen wir uns hier gerade in Bamberg im Sommer zur Sandkerwa hier. Und ich freue mich sehr, dass du da bist, Peter und vielleicht sagst du zwei, drei Worte zu dir selber.

Peter: Ja, hej, Markus, also schön, hier zu sein. Ja, Peter Jakob, hast du ja gesagt. Also ich komme aus der Weinwelt, eigentlich ursprünglich nicht, ursprünglich Historiker und über Umwege hat es mich in die Weinwelt verschlagen damals mit meinem Promotionsprojekt, dass ich aber nie abgeschlossen habe. Ja und habe verschiedene Tätigkeiten, seit 92 bin ich selbstständig, mache verschiedenste Sachen, Moderationen, ich bin persönlicher Einkäufer für Leute und habe 2 Jahre lang als Sommelier gearbeitet in der Sternegastronomie. Und, ja, jetzt kommt ein neues spannendes Projekt bei mir auf, wir wollen, vielleicht ist es zu diesem Zeitpunkt dann auch schon so weit, eine Bar aufmachen. Also nicht Cocktail, sondern wirklich Getränke im Allgemeinen, nicht nur Weinbar, sondern auch Bier als Fokus mit dabei und auch, was ich sehr wichtig finde mittlerweile, alkoholfreie Getränke.

Markus: Spannend, also da haben wir schon ganz viele Ansatzpunkte. Übrigens, falls ihr so ein bisschen Hintergrundgeräusche mitbekommt, wir sind heute mal outdoor, was auch bedeuten kann, dass mal ein Windchen weht. Also wir werden sehen, ich weiß nicht genau, wie es sich auswirkt, Entschuldigung schon mal vorneweg, falls da mal was dazwischen bläst oder tönt oder schlägt oder wie auch immer. Ja, also eine Bar, das ist ja sehr spannend. Fangen wir vielleicht trotzdem ein bisschen vorne an, Historiker, da haben wir ja was gemeinsam in gewisser Weise. Da ist man ja grundsätzlich im Studium dem Alkohol nicht abgeneigt, sage ich jetzt mal so.

Peter: Sehr richtig.

Markus: Wie kommt überhaupt die Entwicklung, also wie wird man zu einem Weinmenschen, sage ich jetzt mal, wie ist denn das passiert?

Peter: Ja, bei mir ist das Schicksal gewesen, das mich da hingebracht hat im Prinzip, über den Tod meines Vaters. Er war schon immer ein großer Weintrinker gewesen und ich bin da mit Wein quasi auf eine Art sozialisiert worden. Als Kind natürlich nur sehenderweise, aber halt auch in Österreich gelebt, da haben wir natürlich Weingüter besucht. Und als mein Vater überraschend während meines Studiums gestorben ist, habe ich mir überlegt, was kannst du weiterführen in deinem Leben und von ihm, was er getan hat. Er war promovierter Physiker, hat noch Mathematik studiert, Molekularbiologie war so ein Hobby, Biochemie, Opernpartituren analysieren. Themen, bei denen ich keinen Schimmer habe, also da brauchen wir nicht weitermachen. Dann hatten wir noch Geschichte, aber das habe ich zu dem Zeitpunkt ja studiert und war quasi deswegen mein Berufsfeld, und da habe ich gedacht, der Wein ist das Thema. Und so habe ich in der WG damals während des Studiums angefangen, meinen ersten Weinkeller aufzubauen und darüber, ja, mich intensiver damit zu beschäftigen. Und daraus entwickelte sich dann die Idee, dass ich an der Uni nicht mehr bleiben wollte, aber als Historiker, Doktortitel war eigentlich so, wenn man in der Richtung bleiben will, eigentlich erst mal Thema gewesen und dann habe ich gesagt, dann könnte ich eigentlich eine Konsumgeschichte des Weins in der Bundesrepublik schreiben. Und, genau, habe da angefangen, mich immer intensiver mit dem Wein beschäftigt. Und dann, ist klar, wenn man über so ein Thema schreibt, wer liest dieses Buch? Vielleicht 6 Historiker und der Rest interessiert sich für Wein. Also keine Fehler in der Hinsicht machen, das heißt, wirklich wissen, was man tut. Und dann habe ich angefangen beim WSET, das ist der Wine & Spirit Education Trust, ja, Seminare, Level 2, Level 3 zu machen. Und nach Level 3 stellte ich dann so fest so, oh, jetzt wird es eigentlich erst interessant. Und dann habe ich das Diploma über 2 Jahre gemacht und in dieser Phase entwickelte sich dann auf einmal alles in Richtung Wein, sodass ich dann auch gesagt habe, okay, ich höre jetzt auf mit der Promotion, weil hier sehe ich jetzt ganz neue Felder. Und dann kommen wir letztendlich in die Richtung, wo wir uns dann auch kennengelernt haben. Ich bin dann, nachdem ich das Diploma hatte, eingestiegen als stellvertretender Laborleiter und Qualitätsmanager in einem Essener Unternehmen, das Qualitätssicherung gemacht hat, sensorische Qualitätssicherung. Das heißt, nicht diesen Laborkram, sondern probieren und Qualitäten einschätzen, Fehlersuche et cetera, et cetera. Genau und da wir damals das Thema dann auch als Bier für uns akkreditiert haben, brauchten wir Schulungen und so haben wir uns kennengelernt.

Markus: So kam ich ins Spiel, genau.

Peter: Genau.

Markus: Sehr spannend. Also WSET übrigens gibt es jetzt seit Neuesten auch im Thema Bier, wir fangen jetzt gerade damit an. Ich war gerade in London und habe mich ausbilden lassen als der erste, bisher auch einzige deutsche Beer-Educator für Level 1 und 2, mehr gibt es noch nicht. Wir werden sehen, wie das so läuft, aber spannend auf jeden Fall. Und wichtig, weil die halt einfach auch Standards setzen auch in der Gastronomie und auch entsprechend anerkannt sind. Und man da auch lernt, das fand ich halt das Interessanteste, so eine gemeinsame Sprache zu sprechen, also in der Sensorik und auch generell. Und das hilft, wenn man eben international mit Leuten zu tun hat, die aus unterschiedlichsten Kulturkreisen kommen und man irgendwie trotzdem ein Produkt beschreiben will und man dann eben versuchen muss, den Wortschatz irgendwie zu vereinheitlichen, das finde ich ganz toll. Dieser Wechsel von, ich trinke gerne mal einen Wein zu, ich fange da jetzt an zu riechen und zu schmecken und das aufzudröseln, ist das so ein fließender Übergang oder hattest du mal so jemand, der dich angestupst hat oder wie lief das so?

Peter: Ja, das ergibt sich eigentlich automatisch, also man beginnt ja schon beim WSET dann mit dieser Thematik, dass man halt auch den praktischen Teil hat der Verkostung, sodass man da auch, genau was du sagst, diesen Wortschatz entwickelt, wie gehen wir damit um? Sehr normiert. Teilweise finde ich das ein bisschen schwierig, wie du schon sagst, verschiedene Kulturräume, es ist halt dann trotzdem ein sehr eurozentrisches Bild. Das heißt, wir reden ja über Aromenwelten, die wir mit den Sachen assoziieren. Ein großes Boom-Feld ist China ja gerade da, die komplett andere Assoziationen haben, die viel stärker auch über Blüten arbeiten und so, in der Beschreibung von Düften so. Und das ist dann so im Prinzip so dieser automatische Schwenk, wenn man sich professionalisiert, dass man halt dann anders über die Dinge denkt. Und automatisch mit Wissen kommt natürlich dann auch immer wieder dazu, dass man halt weiß, okay, das kommt daher, das kommt vom Ausbaustil, das kommt von der Rebsorte, das du Gärtemperaturen erkennen kannst und sonst irgendwas, also einschätzen zumindest grob, Holz-Toasting et cetera. Das lernt man einfach da so.

Markus: Ja, ist faszinierend. Also ich muss sagen, so manche Sachen kennen wir ja aus der Bierwelt, also die meisten Hörer: Innen werden wahrscheinlich irgendwie aus der Bierwelt sein und damit was zu tun haben. Das heißt, mit Gärung beschäftigt man sich und das unterschiedliche Gärtemperaturen verschiedene Aromen haben, dass es Gärfehler gibt vielleicht. Wer ein bisschen tiefer eingestiegen ist, kennt auch dieses ganze Thema Holz, Holzfass, was es da eben an Aromen, Oxidation und so weiter gibt. Aber das man dann soweit gehen kann, um zu sagen, okay, das ist jetzt, keine Ahnung, dies und dieses Dorf und der und der Hang und vielleicht noch die und die Rebe, das ist ja was, also das ist, glaube ich, dem Biertrinker völlig fremd, wir könnten niemals sagen, dieses Gerstenkorn ist jetzt da und da gewachsen oder so. Und der Unterschied ist ja auch der, gerade bei den großen Brauereien versuchen wir ja eher immer dasselbe Bier zu machen und damit gibt es gar keine Jahrgangsunterschiede, sondern im Gegenteil, wir hoffen, wir haben das nicht. Und beim Wein ist es ja ganz anders. Was auch bedeutet, dass du dich jedes Jahr updaten musst, weil es ja immer wieder neue Jahrgänge logischerweise gibt mit neuen Aromen. Wie ist da so die Herausforderung? Also wie gehst du, wir können es ja gleich mal ausprobieren, wir haben ja einen da, aber so prinzipiell, wie geht man an so einen Wein ran, um jetzt zu sagen, der ist jetzt da und da großgeworden?

Peter: Ja, das ist nicht so einfach, also teilweise ist es auch mittlerweile unmöglich geworden, es kommt ja immer ein bisschen drauf an, wie sind die Weine gemacht. Das heißt wir haben das, was wir klassisch kennen so, die großen Klassiker, Bordeaux, Burgund, Piemont oder so, da haben wir gute Orientierungsmuster. Das sind die Erfahrungen dort, der Ausbau ist eigentlich immer sehr klassisch gehalten. Also man weiß, was die dort tun und darüber kann man dann im Prinzip sich entlanghangeln. Da muss man natürlich wisse, wie waren die einzelnen Jahrgänge gewesen, das 21 ein bisschen kühler war, 22 deutlich wärmer, was für einen Einfluss das Ganze auf die Geschichte hat. Mittlerweile haben wir aber halt, und da werden wir, glaube ich, auch bei dem Wein von nachher landen, ganz viele neue Bewegungen. Also gibt es jetzt auch schon lange eigentlich, aber als Nische, diese sogenannten Naturweine, Naturewines, die wir dort haben. Dort kaschiert dann letztendlich der Ausbaustil eigentlich das, was wir sonst haben, um uns zu orientieren, zu sagen, okay, von der und der Art her könnte das aus einem warmen Klima kommen, die Stilistik spricht eher für einen europäischen Wein. Die sind meistens, also kann man jetzt auch nicht generalisieren, aber immer ein bisschen, ja, wie soll man es nennen, ein bisschen, ja, wilder so, nicht so ganz klar in der Aromatik ausgeprägt. Während die Überseeweine häufig mit einer sehr, sehr klaren Fruchtausprägung brillieren. Das ist so ein bisschen auch so gewachsen, weil man dort natürlich viel später angefangen hat. Okay, jetzt nehmen wir Südafrika mal raus, die sind älter als das linke Ufer von Bordeaux oder zumindest Teile des linken Ufers von Bordeaux, und dann hat man halt diese Unterschiedlichkeiten. Und da kann man dann schon also über Erfahrungswerte dann versuchen sich anzunähern. Natürlich am Ende zu sagen, das ist ein Premier Cru aus der Lage XY im Burgund, nein, das ist unmöglich. Aber man kann schon versuchen, Orte einzugrenzen, weil der Boden spiegelt sich unheimlich stark in der Aromatik des Weins halt auch wieder so. Und da ist Burgund vielleicht das schönste Beispiel, wenn man dann halt so durch die Dörfer geht und die Weine dort probiert, dann hat man aufgrund der Gegebenheiten andere Aromenprofile. Das heißt, die Weine aus Gevrey-Chambertin sind deutlich dunkelfruchtiger und, ja, kräftiger von ihrer Ausprägung her als zwei Dörfer weiter in Chambolle Musigny, die immer viel rotfruchtiger, viel feiner, eleganter rüberkommen. Und wenn man sich dann halt überlegt, wo das herkommt, dann hat man das, Burgund ist eine Bruchkante, ist von früher ein 9 Kilometer tiefer Graben gewesen. Das kennen wir auch als Rheingraben, das ist dann der Rhone-Sonegraben, die Verlängerung. Und das ist nur noch der oberste Teil der Bruchkante, aber da liegen die ganzen unterschiedlichen Bodenformationen frei. Und je nachdem, wo ich da draufstehe und wie der Unterboden auch darauf ist, wie die Exposition zur Sonne ist, wie Wasser sich darauf verhält, also die Drainagefähigkeiten, das alles beeinflusst die Aromatik. Und so kann man mit viel, viel, viel Erfahrung sich da durchaus annähern, aber im Normalfall liegt man trotzdem voll daneben.

Markus: Ja, aber trotzdem, also das verblüfft jetzt schon und macht mich auch echt baff, also sozusagen, weil das ja eigentlich Wahnsinn ist, was man dann eben alles wissen und können muss. Und das hat ja für dich dann auch den Vorteil hoffentlich, dass du viel reisen darfst oder musst. Und ich glaube, das ist bestimmt schön oder, dass du praktisch so eigentlich das ganze Jahr unterwegs bist und sagst, okay, wo war ich dieses Jahr noch nicht, welches Fläschchen habe ich noch nicht. Wird manchmal da mit offenen Armen empfangen, wie läuft das so, wenn du da so unterwegs bist?

Peter: Ja, das ist ja immer sehr unterschiedlich, aber das sind Weinreisen und natürlich wirst du mit offenen Armen empfangen, weil wir sind ja in der Branche dann die Vermittler, also wir stehen ja zwischen Produzent und Konsument. Das heißt, die Weingüter brauchen uns ja auf eine gewisse Art und Weise, sei es in der Gastronomie, sei es im Handel, um die Weine an die Leute zu bringen. Also Wein verkauft sich ja nicht von alleine, also es sei denn, man will halt nur Alkohol trinken. Aber wenn man das Mehr haben will, was zu dem Kulturgut Wein gehört, dann ist da halt Wissenstransfer nötig und den muss dann halt ein Sommelier oder ein Händler liefern. Und dann ist das natürlich für die Weingüter toll, wenn wir kommen als Gruppe. Es sind meist organisierte Reisen, sonst ist das Wahnsinn. Also privat mache ich das natürlich auch, wenn ich unterwegs bin, dass ich auch mal alleine irgendwo hinfahre und so. Ich war dieses Jahr jetzt in Sizilien gewesen, da hast du ein 4-Tageprogramm einmal über die komplette Insel, das machst du nicht alleine. Ja, das ist schon schön, also es macht Freude, also so, ja, Urlaub als Beruf.

Markus: Ja, also kenne ich ja zum Teil zumindest auch. Wie macht man das mit dem Thema Alkohol, also gibt es da so Grenzen, die man sich selber setzt oder lässt man dem eine Zeitlang freien Lauf und macht dann eine Pause oder wie funktioniert das bei dir oder bei euch?

Peter: Ich glaube, das macht jeder für sich selbst aus. Also ich habe ja die Freude daran noch nicht verloren, also das heißt, man kann es ja auch sehr professionalisieren. Also ich kenne sehr, sehr viele Sommeliers zum Beispiel, die privat nicht viel trinken. Also die treffen sich da in Gruppen, dann werden halt große Tastings gemacht und dann probiert man die ganzen Sachen. Ich persönlich gehöre zu den Leuten, zum Essen gehört für mich Wein. So, das ist, so bin ich aufgewachsen so, das ist für mich so französische Lebensart so, das liebe ich so und deswegen ist das für mich auch ein alltäglicher Begleiter. Und wenn man natürlich professionell mit Wein umgeht im Arbeitsalltag, man spukt den natürlich aus. Also wenn man ins offene Messer geht und jeden Schluck trinken will, ist man nach 2 Stunden ziemlich am Ende.

Markus: Das stimmt.

Peter: Und ich glaube, dann ist man auch sehr schnell Gespött.

Markus: Genau. Bevor wir gleich mal in so ein bisschen Praxis einsteigen, noch eine Frage. Du hattest es am Anfang erwähnt, beim Bier ist ja jetzt gerade eins der großen Themen das Thema alkoholfrei. Da ist vielleicht endlich mal etwas, wo das Bier dem Wein ein bisschen was voraus hat, weil wir uns schon länger damit beschäftigen, auch so von dem Herangehen an das Thema. Nun gibt es ja jetzt auch schon alkoholfreie Weine, also jetzt ganz mal wertfrei. Wie hast du das jetzt erlebt, wann bist du damit zum ersten Mal konfrontiert worden und ist das überhaupt Wein für dich, wie ist das?

Peter: Ja, ist ein spannendes Feld, ja, es passiert da relativ viel. Ich tue mich da immer ein bisschen schwer mit der ganzen Geschichte, also ich finde es auch beim Bier schon irgendwo so kompliziert, das Thema, immer den Alkohol rauszunehmen. Aber Alkohol ist natürlich gerade ein riesen Thema. Also wir sehen jetzt gerade wieder neue Studien, gerade raus wieder gekommen, das jeder Tropfen Alkohol Gift ist. Wir haben auch eine gewisse Lobby, die im Augenblick dahintersteckt und genau in diese Richtung geht, den Alkohol zu verteufeln, während wir gleichzeitig Cannabis irgendwie legalisieren, man muss es nicht ganz verstehen. Ja, beim Wein, genau, es ist alles ein bisschen schwieriger als beim Bier, das ist der zeitliche Vorlauf, den die Bierbranche da hat, das ist ein Vorteil wirklich. Beim Wein haben wir das Problem, die schmecken einfach noch nicht. Also es gibt manche, die sind okay. So, jetzt haben wir natürlich aber beim Wein auch so eine riesen Spannweite von Weinen zwischen, sagen wir mal, 1,99 und 5.000 Euro mit unterschiedlicher Komplexität und sowas. Also wenn ich so einen normalen Discount- oder Supermarkt-Wein aus dem einfachen Segment trinke und dann mir die alkoholfreien Sachen, dann ist das okay von der Qualität her. Wenn ich aber ein bisschen ambitionierter trinke und ein bisschen mehr Freude an Komplexität und Vielschichtigkeit habe, dann funktioniert alkoholfreier Wein nicht. Ich gehe auch davon aus, dass er nie funktionieren wird. Also ich finde auch beim Bier, man schmeckt es einfach, es sind Eingriffe in ein Getränk, die eigentlich keinen Sinn wirklich ergeben. Für mich ist es sowieso schwierig, das ist so ein bisschen für mich so wie vegane Würstchen. Ich habe überhaupt nichts gegen vegane Küche, aber ich muss nicht versuchen zu imitieren, ja. Das heißt, ich kann ja eine ganz eigene Essenskultur aufbauen als vegane Küche, da kann man so viel machen, da braucht man keine hoch verbreiteten Lebensmittel irgendwie kreieren. Und das gleiche sehe ich halt beim Wein und beim Bier auch, wenn ich einen Wein trinken will, möchte ich einen Wein trinken und keinen alkoholfreien Wein. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir im Augenblick noch nicht so viele großartige nichtalkoholische Getränke haben. Also wenn man so in die Karten in Restaurants guckt, dann landet man ja doch immer wieder bei der Apfelschorle und bei der Coca Cola. Nichts gegen Coke, trinke ich unheimlich gerne. Und es geht immer über süß.

Markus: Ja, richtig.

Peter: Es passiert mittlerweile unheimlich viel, also im skandinavischen Raum. Wir haben gerade hier auch in Spanien, passiert relativ viel. Es gibt ja so einen Produzenten, der ist mittlerweile auch sehr bekannt, habe ich das letzte Mal in New York getrunken und das heißt MURI. Und, ja, da sind wir aber auch bei Preisen, die sind dann auch für ambitionierte Weintrinker in der Kategorie so. Und ich glaube, das sind interessante Alternativen, wo man hingehen kann, irgendwie trocken, also das heißt, nicht über Zucker kommende alkoholfreie oder nichtalkoholische Getränke zu haben. Das, glaube ich, wäre der sinnvollere Weg.

Markus: Ja und das heißt ja, ich glaube auch, momentan wäre es ja beim Wein so, dass der quasi entalkoholisiert wird, oder?

Peter: Genau, geht nicht anders.

Markus: Und das würde ja bedeuten, wenn ich eine sehr filigrane Weinstruktur habe, kann ich die ja eigentlich nur zerstören, wenn ich so einen Prozess anwende.

Peter: Genau. Es gibt ja verschiedene Verfahren, die man da anwenden kann, Umkehrosmose ist da eins. Dann haben wir die Spinning Cone Column, die eingesetzt wird. Das ist eine Schleuderkegelkolonne, das kommt eigentlich aus der Marmeladenindustrie aus Australien, vielleicht ist das der am wenigsten radikale Eingriff. Das heißt, da wird über die Zentrifugalkräfte, wird der Wein fragmentiert. Das heißt, alle Inhaltstoffe haben unterschiedliche Flieggeschwindigkeiten, um die rauszubekommen und dann kann man den Alkohol rausnehmen und dann den Rest wieder zusammensetzen. Klingt erst mal so, als ob man dann einfach nur einen alkoholfreien Wein hat, das Problem ist, der Wein ist nicht mehr in Balance. Das heißt, normalerweise wird der zur Alkoholreduktion eingesetzt und dann kann man halt auch nicht sagen, ich hätte gern von den statt 15, 13,5. Sondern man geht hin und sucht den Sweet Spot, wie das so schön heißt, wann ist eigentlich wieder alles in Balance und dann reduziert man auf die Stärke runter. Und das kannst du nicht vorher steuern so, wenn ich ihn komplett rausnehme, ist es schwierig. Und Alkohol ist Geschmacksträger.

Markus: Auf jeden Fall, ja.

Peter: Sehr wesentlicher sogar, also nicht nur Nervengift, sondern halt auch lecker, lecker.

Markus: Ja, also ich finde es spannend auf jeden Fall, dass mal zu verfolgen und habe auch mit alkoholfreien Spirituosen mich schon beschäftigt, was auch ein extrem schwieriges Feld ist.

Peter: Absolut.

Markus: Aber mal sehen, wohin die Reise geht. Heute, wir machen mal einen kurzen Break in die Praxis sozusagen, habe ich mal zwei Flaschen rausgesucht von einer ganz spannenden Fazilität, sagen wir mal ein Fremdwort, nämlich eine Location in Italien, die ist im Sommer ein Weingut und im Winter eine Brauerei, was eigentlich eine sehr spannende Geschichte ist. Dahinter stecken drei Brüder, also der Laden heißt Siemàn, was eben aus dem lokalen Dialekt sechs Hände bedeutet und das sind eben die drei Brüder und die haben sich eben das überlegt. Das liegt so bei Venedig, etwas davor, in so einer sehr hügeligen Landschaft und wenn man da auch hinfährt, fährt man endlos durch die Pampa und dann irgendwann so einen Hügel hoch und da ist dann eben dieses Weingut. Und die hatten sich halt überlegt, okay, das mit dem Wein ist gut und schön, aber was machen wir in der Zeit, wo wir mit dem Wein jetzt nicht so viel zu tun haben, und da kamen sie halt auf die Idee, lass uns Bier machen. Und, ja, die habe ich besucht, glaube ich, 21 oder so, während der Pandemie und habe dann auch entsprechend einiges mitgenommen und mir heute gedacht, das wäre die ideale Gelegenheit, weil wir ja genau diesen Twist so ein bisschen haben. Und ich habe mal zwei Flaschen rausgesucht, das eine ist ein Bier, das ist ein Hoppy Wild Sour Ale with Grapes. Also Wild Sour Ale heißt schon, es ist auf jeden Fall irgendein wild vergorenes, spontan vergorenes Bier, Sour Ale und mit Grapes, also mit Trauben. Das heißt, hat trotzdem irgendwas mit Wein zu tun, aber eben hoppy, das heißt, sie haben auch den Hopfen am Start. Schauen wir mal, was es uns erzählt. Und dann haben wir hier einen Wein, über den kannst du da bestimmt noch mehr erzählen, der heißt Occhio al Bianca Anfora, kommt von 2019. Ist ein Weißwein, würde ich jetzt mal sagen oder zumindest ein heller Wein und ist ein Naturwein, viel mehr weiß ich jetzt auch nicht zu sagen, aber dafür haben wir dann dich. Die Frage wäre, in welcher Reihenfolge, würdest du sagen, erst das Bier oder erst den Wein?

Peter: Ich würde erst den Wein sagen, weil das Bier dürfte aromatisch drüber gehen, das Sour Ale.

Markus: Vielleicht magst du ihn aufmachen, also ich kann es ja eigentlich nur falsch machen, wenn ich mich da dran jetzt versuche. Also schade, dass ihr jetzt nicht zuschauen könnt, das ist schon ein äußerst geübter und professioneller Griff hier zum Sommelier-Besteck und schon ist der Korkenzieher drin, spannend. Und schon ist er offen, sehr schön.

Peter: Dann gieße ich auch ein.

Markus: Würde man da jetzt auch so einen Probeschluck machen, wie man das in Lokalen oft bekommt?

Peter: In dem Fall braucht man es nicht machen. Den Probeschluck macht man ja letztendlich, um den Gast sich letztlich überzeugen zu lassen, ob der Wein Kork hat. Also was heißt Kork, das ist TCA, Trichloranisol. Das ist nicht der Kork an sich, das ist, wenn der Kork schlecht gelagert wurde, wird er von einem Schimmelpilz quasi befallen und das Ausscheidungsprodukt dieses Schimmelpilzes enthält Trichloranisol und das riecht so. Weil das halt immer über den Korken kam, hat man das eben als einen Korkschmecker. Kriegen wir aber auch über Reinigungsmittel, chlorhaltige, rein in den Wein. Zum Beispiel Europaletten werden mit Chlor gebleicht. Das heißt, man sollte sowas nicht im Keller stehen haben, weil dann verseucht man sich den Keller. Und hier haben wir es jetzt aber mit einem Kunststoffkorken zu tun, das ist ein Nomacorc, halte ich nicht sonderlich viel davon, aber gut, da haben wir jetzt nicht das Problem, das irgendwas damit sein könnte.

Markus: Okay. Also wäre mir jetzt auch nicht auf den ersten Blick aufgefallen, schaut von der Ferne auf jeden Fall aus wie Kork ist aber Kunststoff.

Peter: Genau, aber wenn du dir es näher ansiehst, siehst du auch direkt, dass das Kunststoff ist, ja.

Markus: Dann sieht man das, okay. Also das ist ja auch ein Thema, können wir uns nachher auch mal drüber unterhalten, ist ja auch spannend, eben dieses ganze Korkding. Und der ist jetzt im Glas, wie würde man da jetzt rangehen? Also wir würden wahrscheinlich erst mal uns den anschauen.

Peter: Genau, also das kann man immer machen, wie man möchte. Also die Farbe finde ich immer nur dann wirklich beachtenswert, wenn sie auffällig ist. Also man kann ja mit so einer Logik, wenn man so Weine blind verkostet, herangehen und dann gibt einen die Farbe teilweise eine Information, im größten Teil der Fälle nicht. Also die meisten Weißweine bewegen sich in einem relativ engen Farbfeld, sie sind halt irgendwo blassweiß oder blassgelb, so. Hier ist es aber auffällig, er ist sehr golden.

Markus: Ja, also extrem golden, also für fränkische Verhältnisse ein sehr goldener Weißwein.

Peter: Absolut, ja. Haben schon Silvaner, diese Tonfarbe.

Markus: Stimmt, ja.

Peter: Also der neigt ja durchaus dazu, weil er eine sehr, sehr feste Beerenschale hat, da kann man halt viel Farbe extrahieren dann. Und dann ist es klassisch, man riecht dran. Ist wie beim Bier, also im Prinzip ist es nicht wirklich anders. Hier merkt man schon, also es ist der Anteil Naturwein, den wir hierbei haben, das heißt, wir werden hier mit wenig bis gar keinen Schwefel zu tun haben. Wir haben 3 Milligramm pro Liter, steht hinten drauf, Schwefel. Schwefel ist nicht nur, dass es antibakteriell wirkt et cetera, sondern es sorgt auch für Frucht. Das heißt, wenn Weine nehmen, wie wir sie klassisch kennen, also da wurde immer mit Schwefel zur Sicherheit immer gearbeitet, dann haben wir dieses Ausgeprägte. Ich sage jetzt mal beim Rotwein, jetzt mal als Beispiel, so dieses Brombeere, Kirsche, Pflaume et cetera, so. Und wenn ich dann mit dem Schwefel runtergehe, verliert der diese frischfruchtige Aromatik und geht eher so ein bisschen in so trockenfruchtige Noten rein, ein bisschen was Erdigeres. Und beim Weißwein ist es auch so, wir haben hier jetzt auch nicht diese klare frische Fruchtaromatik, sondern, wenn man ein bisschen reinriecht und dann so ein bisschen an, ja, Cider, Cidre denkst so, so leicht mostige Noten, also die dann kommen, das ist ganz, ganz typisch. Das ist sofort ein Hinweis, wenn man da riecht, dann weiß man, wir bewegen uns in diesem Feld der Naturweine.

Markus: Das mit dem Schwefel ist ja interessant. Also das heißt, also der Schwefel wird immer zugegeben oder meistens, oder?

Peter: Also Schwefel entsteht automatisch bei der Gärung. Das heißt, das kann man nicht vermeiden. Also einen schwefelfreien Wein gibt es nicht, das ist ein Gärnebenprodukt, die Schwefelverbindungen, die da drin entstehen, aber es wird halt zusätzlich Schwefel drauf gegeben. So und das ist eine Frage, wie viel macht man? Und es hat sich halt massiv geändert. Früher war, wie in allen Belangen, viel hilft viel. Genau, also in der Landwirtschaft hat man alles draufgeballert und beim Wein hat man auch ganz viel Schwefel draufgehauen. Da wurden Schwefelobergrenzen halt auch einführt, dass man gesagt hat, Weißweine soundso viel, Süßweine dürfen deutlich mehr haben, um sie einfach vor der Nachgärung auch zu schützen. Das heißt, da ist das auch ganz wesentlich, das kann man nicht ungeschwefelt machen. Und, genau und so kommen wir zu der Sache mit immer runtergehenden Schwefel. Also diese Bewegung der Naturweine, die gibt es schon seit den 60er-Jahren eigentlich. In Beaujolais gab es da Winzer, die haben das halt immer so gehandhabt, also das ist eigentlich eine historische Art und Weise ja auch zu arbeiten. Also man muss es ja erst mal industriell im Prinzip so das hinbekommen, dass man genug einsetzen kann an Schwefel.

Markus: Also das heißt, Naturwein definiert sich dann durch dieses nicht Schwefel haben oder auch durch das Einsetzen von wilden Hefen?

Peter: Ja, also letztendlich, der Hintergedanke bei Naturwein ist eigentlich, so gut wie nichts zu machen, das heißt, im Keller. Manche sehen das dann halt auch so, dass sie sich nur über den Keller definieren. Was ich aber für einen Fehler halte, es geht also darum, dass man ein perfektes Lesegut im Weinberg generiert. Deswegen sind die meisten Naturweinerzeuger biologisch oder biodynamisch zertifiziert. Hier sind wir auch, wir haben das EU-Bio-Siegel hinten auf der Flasche. So, das heißt, wir wollen natürlich da möglichst wenig Einfluss nehmen, das heißt, wirklich gutes, gutes Lesegut ist. Das bedeutet natürlich auch eine strenge Selektion. Weil, je weniger Schwefel ich einsetze, wenn ich schlechte Trauben dabei habe, dann ist das eine tickende Zeitbombe und dann kriege ich halt, wenn da irgendwas mit Essigstich dabei ist, dann multipliziert sich das ratz fatz, also muss man da sehr, sehr, sehr vorsichtig vorgehen. Und dann versucht man halt so wenig wie möglich zu machen. Das heißt, man setzt kein Schwefel zu, man filtriert nicht, man schönt nicht, all diese Dinge. Also man lässt eigentlich natürlich vergären und am Ende zieht man die Weine im Prinzip einfach nur ab, sodass man sie von der Hefe trennt, aber halt dann nicht durch einen Filter, sondern einfach sedimentieren lässt.

Markus: Und die Hefe ist auch einfach die, die da ist, oder?

Peter: Genau, das heißt, das sind immer spontanvergorene Weine, ganz genau. Also auch hier dann Wild Yeast. Wie beim Bier, also da haben wir eigentlich die gleiche Idee, die dahinter ist. Hier haben wir jetzt auch eine Cuvée, da haben wir jetzt hier, habe ich vorhin mal gesehen, Hauptrebsorte ist Garganega. Die ist ziemlich bekannt in Italien, weil der Soave wird daraus gemacht. Dann haben wir Tai Bianco. Tai Bianco ist eine historische Rebsorte aus Norditalien, die hieß früher Tocai Friulano, glaube ich, oder sowas. Aber das ist hier verboten worden, also liegt einfach daran, das Tocai …

Markus: Genau, wegen Ungarn.

Peter: Genau, also es gab auch, der Grauburgunder oder der Pinot Gris im Elsass hieß früher auch Tokay Pinot Gris oder Tokay d’Alsace. Und Ungarn hat aber dagegen geklagt und hat Recht bekommen, dass das halt natürlich die Herkunftsbezeichnung aus dem Tokaji ist und deswegen das nicht benannt werden darf, deswegen heißt jetzt der nur Pinot Gris Elsass. Und hier hat man das dann Tai genannt, Tai Bianco. Und dann haben wir noch einen, da bin ich natürlich mit meinem Italienisch wieder so ein bisschen an der Grenze. Das ist in, ich hoffe, ich spreche es richtig aus, Incrocio Manzoni. Das ist eine Neuzüchtung gewesen. Was heißt Neuzüchtung, ist ja fast auch schon 100 Jahre alt, 1930er-Jahre. Der Manzoni, der kommt auch aus der Region Veneto, ich glaube, der war an einer Weinbauschule und hat dort sehr viele Neuzüchtungen gemacht. Das war so eine Zeit, wo es das auch sehr viel gab. Heute wieder, also ist so dieses Thema PIWI, Pilzwiderstand. Und, genau, da gibt es auch Manzioni Bianco von Foradori zum Beispiel, ein ganz toller Wein, der auch aus den Rebsorten, die er gekreuzt hat, gemacht wurde.

Markus: Spannend. Okay, also haben wir schon jede Menge zusammengetragen.

Peter: Ja, genau, jetzt können wir ja mal probieren.

Markus: Ja, genau.

Peter: Was hier halt auffällt, was wieder bei der Aromatik, wir bleiben in dieser herb mostigen Aromatik. Und der hat zwar frische Säure, aber was zusätzlich kommt, was diesem Wein so viel Frische verleiht, der hat viel Gerbstoff.

Markus: Ja, der kommt mir wie so ein Boskopapfel oder so, dicke Schale.

Peter: Ganz genau, also das ist Tannin, das hat man ja auch bei Weißwein, natürlich viel, viel weniger als bei Rotwein, und das kompensiert halt. Also dieser Wein ist, da bin ich mir ziemlich sicher, durch einen BSA gegangen, biologischer Säureabbau, malolaktische Gärung. Das heißt, Milchsäurebakterien verstoffwechseln die Apfelsäure zu Milchsäure, damit steigt der pH-Wert, genau. Und man kriegt halt auch ein anderes Mundgefühl, es ist eine weichere Säure. Und das kann ich natürlich dann wieder kompensieren, um mehr Frische reinzubekommen, in dem ich eine Maischestandzeit mache und dann habe ich dieses Gefühl, das wir haben. Und deswegen hat der auch diese Farbe. Das ist dann wieder Rückstoß, den man jetzt sehen kann. Das heißt, man hat den Wein länger, keine Ahnung wie lange, also auf der Maische stehen lassen, dadurch sind Farbpigmente, die Anthocyane aus der Haut gelöst worden und sorgen dafür, dass wir diese dunklere Farbe kriegen. Und dann ist das Ganze halt auch noch in einer Amphore ausgebaut worden, das ist mittlerweile auch sehr, sehr beliebt. Das ist jetzt hier die Frage natürlich, wie sie das gemacht haben? Das weiß ich jetzt nicht, ob die einfach so wie die Georgier das handhaben, das ist ja so eine historische Art und Weise. In Georgien haben die ja diese Quevri und da kommen dann die ganzen Trauben rein mit Stilgerüst und allem Drum und Dran. Und dann wird das zugemacht, ist eingebuddelt im Boden und irgendwann macht man es wieder auf und der Wein ist fertig, so. Die Dinger sind ziemlich wild. Das ist aber so eine Produktionsmethode, die so ein bisschen wieder zurückgekehrt ist in die Weinwelt, machen halt manche wirklich gerne. Sonst gibt es auch noch Amphorenausbau, den man halt dann nicht so freakig macht, also man dann schon gezielt den Wein in die Amphore gibt, um kein Holz zu haben, das möchte man ja vermeiden als Aromabeeinflussendes.

Markus: Also ich glaube mich zu erinnern, dass es eher so war, also ich war ja vor Ort und habe auch den Raum gesehen, wo das alles stand und da waren dann eher solche Gefäße dann. Weil diese Georgischen sind ja so krass eigentlich, also habe ich zum mal gehört auch von einem Brauer, der sich solche besorgt hat oder besorgen wollte, wenn man die aus dem Boden ausgräbt, sind die so filigran, dass die den Transport gar nicht überleben. Also die sind praktisch dafür gemacht, im Boden eingegraben zu sein.

Peter: Genau, die werden direkt im Boden eingegraben, bleiben da für immer.

Markus: Ja, genau. Bei Stiegl war das, ich erinnere mich. Ist eine Brauerei in Österreich und die haben da sehr viele Experimente damit gemacht und die haben sich eben original georgische Amphoren kommen lassen und von denen haben nur ein oder zwei überlebt und mit denen arbeiten sie. Aber das ist schon auch super spannend. Ja, also hier finde ich ja interessant, normalerweise würde ich von so einem Weißwein, einfach von der Erwartung her, sehr viele eben so fruchtige Aromen, die ganze tropische Palette, was auch immer, so ein bisschen erwarten, da habe ich jetzt tatsächlich eher wenig. Es ist da wirklich sehr viel eben so apfelmostig, Birne vielleicht so ein bisschen, Quitte. Und dann auch so ein bisschen wie Sekt, also sehr, sehr höherperlig oder wie immer man das dann genau ausdrückt, finde ich da ganz interessant, für mich jedenfalls. Und halt natürlich, die Säure ist da und man riecht auch schon so ein bisschen, finde ich, was ich vorhin gemeint habe so mit diesen Apfelschalen. Also irgendwie so diese Gerbstoffe hat man fast schon in der Nase, finde ich. Und im Mund ist er dann sehr, sehr breit, liegt da rum, breitet sich schön aus, man hat diese Tannine am Ende. Ja, ich würde mich jetzt zum Beispiel sehr schwertun, wenn mir das jetzt jemand gibt und mich fragen würde, einfach so ganz banal, ist das ein guter oder ein schlechter Wein? Ich probiere noch mal. Also was mir gefällt, ist diese Intensität, diese klare Botschaft, die der mir vom Anfang bis zum Ende vermittelt, auch, dass das relativ lange da bleibt. Was mir nicht so gefällt ist, dass er nicht sehr komplex ist. Ich habe jetzt nicht sehr große Vielfalt an Eindrücken, die ich habe, es ist eher so ein bisschen monothematisch, aber in sich trotzdem stimmig. Ich weiß nicht, wie würde man jetzt so in der Weinwelt sagen?

Peter: Das ist jetzt ja auch, bin ich voll bei dir. Aber wir haben es jetzt auch mit Rebsorten zu tun, die von sich aus, also über die Neuzüchtung kann ich nicht viel sagen, die habe ich noch nie reinsortig getrunken, also ist das erste Mal, dass ich es überhaupt irgendwie im Glas habe.

Markus: Hervorragend, dass ich dir noch mal eine neue Rebsorte, Wahnsinn.

Peter: Ja, guck mal. Aber wenn du halt gerade Garganega dir anguckst, das ist keine aromatische Rebsorte. Die meisten italienischen Weißweinrebsorten sind nicht sonderlich aromatisch, mit Ausnahmen, aber die Meisten sind eher in so einer Apfel, Citrus und dann kommt eine Komponente mit dazu. Da bewegen wir uns hier ja auch, wir haben diese Apfelkomponente, dann jetzt ins Mostige gehen, wir haben natürlich das Citrische, finde ich schon so ein bisschen so, auch so Zitronenabrieb oder sowas, wenn man da so ein bisschen in diese Nummer hineingehen will. Auch am Gaumen kriegt man halt durch die Säure und die Phenolik so ein bisschen das mit. Ist für mich, genau, es ist jetzt kein großer Wein, aber es ist ein guter Wein, ein sehr guter Wein sogar. Also für mich klassisch etwas, was ich mir zum Essen denken würde. Das ist jetzt nicht so, man setzt sich auf den Balkon und zischt davon eine Flasche, weil dann wird irgendwann relativ schnell der Gerbstoff doch, glaube ich, ja, ein bisschen störend wirken. Aber wenn man jetzt hier dazu einfach ein bisschen was isst, so leichtes Seafood oder sowas, helles Fleisch, Geflügel et cetera oder auch irgendwie Gemüse, ich glaube, das harmoniert sehr, sehr, sehr gut.

Markus: Ja, schön, da freue ich mich, konnte ich dir eine neue Rebsorte und vielleicht auch ein neues Weingut. Kanntest du die schon?

Peter: Nee, kannte ich noch nicht.

Markus: Wahnsinn, unglaublich.

Peter: Man kann nicht alles kennen. Also das Veneto ist auch für mich so noch ein, ja, nicht so besuchtes Gebiet gewesen. Also ich bin mal bis Soave gekommen, da sind wir halt wieder beim Garganega. Schöner Ort übrigens, Soave.

Markus: Ja, total. Also ich kenne ihn nur von der Autobahn her, wenn man da mal rüber schaut, aber da sieht man diese ganzen Mauern und diese Kleinteiligkeit, das muss wunderschön sein.

Peter: Ja, das ist traumhaft. Das Tolle ist, oben ist ja die Burg und die Burgmauer geht den Berg runter, umfasst das komplette Dorf und geht den Berg wieder hoch an die Burg. Das heißt, das ist ein Ensemble, das man dort hat. Das heißt, man hat auch noch diese alten historischen schmalen Passagen, wo man mit, ich glaube, gewissen SUVs, die heute gebaut werden, ernsthafte Probleme haben sollte, durchzukommen, zu Recht. Und, ja, wunderschön. Und das Spannende ist dann halt, wenn man gerade von der Autobahn sich das ansieht, da hat man diesen Blick drauf, die ganze Ebene ist voll mit Wein und dann kommen die Hänge und die sind auch voll mit Wein. So und dann sieht man, was passiert, also die Sachen vom Hang, das ist High Quality und die Ebene, das ist Supermarkt, Discount, Massenmarkt, der da irgendwie bedient wird. Das dehnt sich ja auch auf die andere Seite der Autobahn aus. Das ist so ein bisschen wie bei Lugana mittlerweile, das wächst auch, weil die Deutschen das so gerne trinken, wenn sie am Gardasee sind und nehmen immer ihre Kistchen mit und in München muss man das ja dann auch immer trinken. Genau und das ist halt dann so, wenn die historischen Rebflächen verschwimmen so. Aber ich war echt beeindruckt, ich bin da mit dem Auto dann durchgefahren, bin in die Berge auch mal rein und da muss ich auch noch sagen, also an mancher Stelle, oh, Mosel, nimm dich mal in Acht, das ist hier auch richtig steil. Also das war krass, also wo man dann irgendwann an den Punkt kommt, wo man sagt, hoffentlich kippt jetzt das Auto nicht einfach um.

Markus: Das stimmt, ja, das ist mir auch aufgefallen, wie hügelig das ist und so, ja.

Peter: Valpolicella vorher ja auch schon so, aber wir sind jetzt hier ein bisschen weiter Richtung Venedig. Ich würde mal vermuten, das geht so auch in die Ecke, wo dann auch irgendwann Prosecco angebaut wird so. Aber das ist natürlich hier nicht, das sind auch nicht die Rebsorten, also wahrscheinlich ein bisschen mehr noch rüber zu Soave, aber, genau, schöner Wein, wirklich cool.

Markus: Gibt es eigentlich noch einen Wein, den man dir schenken kann, über den du dich freust?

Peter: Klar, immer einen guten Wein, ist relativ einfach. Die Leute sagen immer, dir kann man ja keinen Wein schenken. Ist so, doch, muss nur teuer sein. Also, ja, das ist dann irgendwo der Punkt, wo man dann dasitzt und sagt, Leute, nicht drei Flaschen, nehmt das Geld für eine. Aber das ist beim Bier ja auch nicht anders. Also man freut sich über ein gutes Bier mehr als über drei Dosen Hansa.

Markus: Oh ja. Kann man dann zumindest so in der Regel sagen, dass ein Wein, der ein höheres Preisniveau hat, dann auch ein höheres Qualitätsniveau hat?

Peter: Ja. Also nicht zwangsläufig, also man kann auch Schrott teuer verkaufen, darum geht es nicht, es ist ein Luxusgut auf gewisse Art und Weise ab einem gewissen Level. Das heißt, der Preis spiegelt auch nicht immer die Qualität wieder, das ist dann halt auch, wie rar und wie gesucht manche Weine sind oder wie rar und gesucht manche Weine gemacht werden so. Also irgendwann ist halt auch die Produktionspreisgrenze erreicht und der Rest ist dann quasi Image, was man dabei hat. Aber ich kann zumindest sagen, also wenn man unter 7,00, 8,00 Euro einen Wein verkauft, da ist es schon schwierig. Also das geht, da geht es über die Masse natürlich logischerweise. Die großen Kellereien bedienen das, das sind auch alles saubere Weine, darum geht es nicht. Also wir haben nicht mehr die Welt, in der untrinkbare Weine im Markt sind. Die werden eigentlich sehr, sehr hart rausselektiert, haben wir ja damals halt auch gemacht. Und, genau, das wird schwierig, da muss man halt sehr, sehr viel mit Technik arbeiten. Das sind auch Maximaleingriffe, die man da machen muss, damit man wirklich die Sachen so hat, die man hat. Die sind dann auch nicht komplex, die Weine, aber ich sage mal, so ab 10,00 Euro beginnt das, wo es sinnvoll wird. Für mich ist es so, ich trinke mittlerweile eher so 20,00 Euro, 15,00, 20,00 Euro plus, so. Weil Wein, es ist wie mit allen, Wein trinken ist wie Essen, ist ein kultureller Lernprozess so, das heißt, ich bin an einer Stelle, wo ich, wenn ich was Besseres getrunken habe, irgendwann feststelle, dass ich halt das, was ich früher getrunken habe, doch eher eindimensionaler finde, weniger komplex, weniger ansprechend als es damals dann gewesen ist. Das ist, man kommt nie wieder zurück so und das ist beim Essen halt auch eigentlich so, also wird es leider immer teuer.

Markus: Ist auch ein gefährlicher Prozess, aber ist so.

Peter: Ja, gut, aber letztendlich ist es auch gut und wichtig, weil Essen und Trinken sind eigentlich unsere lebenserhaltenden Maßnahmen, wenn wir es einstellen, sind wir tot.

Markus: Ohne geht nicht.

Peter: So, das heißt, man kann jetzt natürlich sehr funktional denken und sagen, ja, gut, ist ja egal, was ich esse. Dann macht es halt keinen Spaß, dann ist es nur dazu da, dass man nicht umfällt. Oder man geht halt hin und sagt so, meine Güte, das ist unser Motor, ist unsere Energie, die wir zu uns nehmen, um das zu leisten, was wir alles leisten können, warum sollen wir daran nicht eine unendliche Freude haben, insofern finde ich gutes Essen und gutes Trinken unheimlich wichtig.

Markus: Und ist das auch das, was du jetzt zu deinem Beruf gemacht hast?

Peter: Gutes Essen und gutes Trinken?

Markus: Na, das zu vermitteln, also diese Freude zu vermitteln.

Peter: Ich hoffe, dass ich es kann, das müssen immer andere natürlich beurteilen, ja. Also während der Zeit als Sommelier, glaube ich, ja, ich habe den Leuten schon, glaube ich, Wein anders vermittelt. Also auch, wenn man am Tisch steht und mit Gästen redet, gerade im Fall einer klassischen Weinbegleitung, die man halt so im Restaurant hat, ich habe da nie gesagt, ja, gut, das ist jetzt ein Cabernet Sauvignon, der war 12 Monate in französischen Barriques und schmeckt nach Kirsche, Cassis und Schokolade, das interessiert keinen Menschen. Aber ich erzähle gern die Geschichte hinter dem Wein, sei es über das Weingut, sei es über die Region, sei es über historische Begebenheiten, immer was anderes, jeder Wein hat irgendwo eine Geschichte. Und dann erreicht man einen Punkt, wo auch die Menschen, die den Wein trinken, ihn mit ganz anderen Augen trinken. Das heißt, sie trinken ihn nicht mehr nach dem Gefühl, schmeckt mir oder schmeckt mir nicht, sondern eben eine andere Beachtung, andere Achtsamkeit gegenüber diesem Wein zum Ausdruck so. Und da kommt natürlich am Ende immer raus, dass dann so kommt und sagen, ja, den mochte ich übrigens nicht so, zum Essen war der super so, aber total spannend und gute Geschichte und sonst irgendwas, würde ich mir aber nicht kaufen, so. Aber man hat ihn bewusst getrunken, es ist dann nicht mehr dieser Punkt, dass man hingeht und sagt, schmeckt mir nicht, danke, sondern das ist diese Vermittlung. Es ist halt ja auch ein Handwerk, es ist was artifizielles.

Markus: Ja, da hast du ein schönes Wort gesagt, Wertschätzung. Das, finde ich, ist wirklich in jeder Hinsicht, also einerseits Wertschätzung für das Produkt, für die Menschen. Auch für sich selber, dass man sich eben das dann zugute führt, was man eben dann hat, was man für sich auch selber als Wert schätzt, das finde ich einen ganz wichtigen Begriff. Und auch das finde ich wichtig, dass es dann am Ende eben nicht mehr um diese klassischen Geschmackskriterien geht, sondern man einfach diese Bilder entstehen lässt, diese Story sich entwickeln lässt, die Menschen sich damit verbinden und natürlich dann für sich sagen, so oder so. Aber es ist eben ein ganz anderes Produkt als eines, wo ich einfach drei Labels draufklebe, Kirsche, Pfirsich Ananas oder so und dann habe ich das oder habe ich halt nicht, sondern es ist eben eine ganze Welt, die sich einem da auftut oder eben nicht, gucken wir mal. Also wir haben ja noch das Bier, das müssen wir jetzt unbedingt auch probieren. Jetzt bin ich ja mal gespannt.

Peter: Ja, unbedingt. Das darfst du jetzt mal öffnen., mit Kronkorken kennst du dich besser aus.

Markus: Ja, das werde ich tun. Also der Kronkorken jetzt, ist wahrscheinlich peinlich, das mir irgendwas schiefgeht, wir gucken mal. Hah, einen ordentlichen Plopp haben wir schon mal und es kommt uns auch ein bisschen entgegen. Sehr schön, also jetzt haben wir hier, Gott sei Dank, optisch auch ein Bier.

Peter: Eindeutig.

Markus: Also die Farbe ist eigentlich ganz ähnlich, also so ein schönes Goldgelb.

Peter: Ja, es ist halt natürlich jetzt trüb.

Markus: Es ist trüber, genau und es hat einen Schaum, klarer Unterschied.

Peter: Gott sei Dank hat der Wein nicht gehabt, ja.

Markus: Gibt es Wein mit Schaum?

Peter: Ja, Schaumwein.

Markus: Ja, abgesehen von Sekt und Schaumwein, nee, ne?

Peter: Nein.

Markus: Nein, wäre ein Fehler eindeutig?

Peter: Ja, ich möchte nicht wissen, wie das entsteht.

Markus: Ja, von der Nase her auf jeden Fall kein klassisches Bier.

Peter: Komplexe Nase, riecht. richtig animierend finde ich es nicht. Also meine erste Assoziation war eher so ein bisschen Bauernhof.

Markus: Ja, so Ziege. Ich meine, gut, also wir sind natürlich auch bei einem Wild Sour Ale, sprich, da sind alle möglichen Bakterien und Hefen zugange. Und ich glaube auch, dass wir da so einige Bakterien haben, die mir jetzt von der Nase her auch nicht gleich das Beste vermitteln. Wobei, es ist vielleicht auch dieses Zusammenspiel mit dem Thema Hopfen, der ja da auch irgendwie drin ist. Aber es ist auf keinen Fall ein Bier, wo ich jetzt dran rieche und sage, da muss ich jetzt einen Liter auf ex trinken. Probieren wir mal. Naja, interessant, also ich finde, es ist erstaunlich rund. Also für das, wie es gerochen hat, da habe ich jetzt gedacht, wir kommen in eine extreme Säure und was weiß ich, das finde ich eigentlich ganz schön, es ist säuerlich, aber noch in einem Level.

Peter: Ja, gut, soll es ja auch sein.

Markus: Genau, in einem Level. Wir haben dazwischen so fast schon marzipanige Töne, das finde ich ganz interessant, so ein bisschen auch was Fruchtiges. Hinten raus merkt man dann den Hopfen, also da ist dann offensichtlich tatsächlich mit Hopfen auch gespielt worden, nicht nur von der Bittere, auch von den fruchtigen Aromen. So grüne Früchte haben wir dabei und auch so gelbe, für mich so, keine Ahnung, Mirabellen, irgend so Zeugs, ganz interessant. Und es entwickelt sich auch nach dem Trunk noch was, das finde ich hier auch schön, also dass dieses Bier vielleicht eher etwas banaler anfängt, aber dann sich entwickelt und mir ziemlich viel erzählt.

Peter: Ja, erst mal, was es wirklich hat, es ist lang, also die aromatische Länge ist da. Und was halt hier auch wieder zur Geltung kommt, ähnlich wie beim Wein, jetzt natürlich nur ein bisschen anders, wir haben dieses leicht Bittere und halt auch hier leicht Trocknende, also auch wie so eine Phenolik, die da sich irgendwie zeigt, zur Geltung bringt. Und die haftet relativ lange. Also es gibt ein sehr, sehr frisches Mundgefühl, das man hat, leicht trocknend, aber nicht unangenehm trocknend. Also es schmeckt 1.000-mal besser als es riecht, das muss man schon mal festhalten. Also hier ist dann Garganega gegeben worden, ja.

Markus: Also ich finde wirklich so, also vor allem im Nachgeschmack entwickelt das unheimlich viel, also da bin ich ganz positiv überrascht.

Peter: Hast du eine Ahnung, wie die die Biere machen, als du da warst irgendwie, werden die Trauben einfach dazu gegeben, oder?

Markus: Also er hat es mir damals natürlich erzählt, aber das ist 4 Jahre her oder 3 1/2, ich versuche mich gerade so ein bisschen zu erinnern. Also, ich glaube, in diesem Falle war es so, sie haben erst mal ein Wild Sour Ale gemacht und diese Trauben dann später zugegeben, aber ich glaube, in der Nachgärungsphase, also da war schon noch ein bisschen was aktiv. Genau, das war dann auf den Trauben gelegen und, ich glaube, in dem Fall Glas oder Edelstahl, irgendwie so, also jedenfalls nicht in einem Holz. Aber ganz genau müsste ich jetzt gucken, war eine schlechte Vorbereitung auf den Podcast, muss ich sagen.

Peter: Das war jetzt nur eine Frage. Ich hatte die Tage ein interessantes Bier gehabt aus Frankreich und das ist halt auch so ein bisschen, ja, Natural Beermaker, quasi so die Idee, die da auch hinter steht. Ich weiß gar nicht, wo die herkommen und den Namen auch leider gerade vergessen, keine Ahnung, müsste ich noch mal. Und da war ein Smith Sauvignon. Savagnin ist eine Rebsorte aus Jura oder gibt es auch in anderen Regionen unter anderen Namen. Und, genau, da ist halt Wein, wirklich mit verbindet, also von, keine Ahnung, war auf jeden Fall auch sehr, sehr funky. Also ich finde diese Kombination mit Bier und Wein zusammen durchaus interessant.

Markus: Ja, also ist es auch, also das nennt man dann normalerweise Grape Ale. Machen die auch übrigens, ich habe jetzt nur absichtlich das genommen, weil ich gedacht habe, ich möchte dann lieber doch diesen original Biercharakter haben, also einigermaßen jedenfalls. Weil bei den Grape Ales ist es so, da kannst du im Grunde alles verwenden, aber du musst es eben vor der Gärung zusammenbringen, also sei es jetzt Traubensaft oder eben Rückstände aus der Weinherstellung oder Wein selber, also was auch immer. Also du bringst es dann auf jeden Fall zusammen, es hat immer eine entscheidende Komponente und da gibt es eine ganz spannende Bandbreite, also sowohl Rote als auch Weiße von 15, 18%, sektartigen Getränken bis hin zu 3, 4% eher Leichten, mit ganz spannenden Aromen. Also es ist ein ganz eigenes Feld, wird gerade so ein bisschen neu entdeckt. Also Schwerpunkt international ist Italian Grape Ale, also die italienische Variante, aber es gibt auch hier in Franken zum Beispiel eine Brauerei in dem Fall, die das schon sehr, sehr lange macht und in Frankreich natürlich auch. Also dementsprechend ist immer so ein bisschen Streit, ob die Italiener das wirklich für sich beanspruchen dürfen. Sie wollen es natürlich gerne und dann haben sie auch ihren eigenen Bierstil und so. Egal, aber es ist auf jeden Fall eine tolle Sache und zeigt halt, wie man diese Getränke gut auch zusammenbringen kann. Und ich kann mir auch vorstellen, dass das wahrscheinlich früher, also vor vielen 100en Jahren auch durchaus üblich war, weil man halt irgendwie Getränke hergestellt hat, kann ich mir zumindest vorstellen, dass es da Überschneidungen gab. Auf jeden Fall ist das ein sehr interessantes Feld, wo man sich viel austoben kann. Wie sieht man das denn von der Weinecke aus? Also von der Bierecke aus gibt es sehr viele, die das sehr kritisch sehen, weil sie halt sagen, das ist ja kein Bier mehr und das ist komisch und muss man das machen und Bla. Auf der anderen Seite gibt es eben so ein paar, die sagen, Mensch, spannend, interessantes neues Feld und die Italiener, die sich zum Teil darüber definieren. Wie ist das von der Weinecke, hat man da Angst vorm Bier, oder?

Peter: Nein. Nein, nein, nein, das sind zwei unterschiedliche Welten. Nein, ich glaube, viele haben auch gar nicht so den riesen Blick da drauf. Eine Konkurrenz stellt sich ja auch auf eine gewisse Art und Weise nicht dar, wir leben eigentlich doch sehr unterschiedliche alkoholische Produkte, die sehr unterschiedlich Geschmackswelten auch widerspiegeln. Ich finde das immer ganz schön, da kann man eigentlich das mal so ein bisschen sehen, wenn man an Luther denkt, wie heißt das, Bier ist Menschenwerk, aber der Wein ist von Gott. Genau, dabei war er ein großer Biertrinker gewesen.

Markus: Ja, eben, also haben wir ja oft genug zitiert fürs Bier.

Peter: Genau, genau. Was hat er gerne getrunken, Einbecker, glaube ich.

Markus: Einbecker, kein besseres Bier auf der Welt oder irgendwie, wie auch immer, also jedenfalls, ja.

Peter: Genau. Aber da sehen wir halt, Bier hat überhaupt eine andere Funktion inne gehabt. Also Bier ist viel mehr immer Getränk gewesen, viel mehr Alternative zu Wasser, was eine Gefahrenquelle früher darstellte. Wein hat das auch gehabt natürlich, ja. Zum Beispiel, die Legionäre der römischen Armee hatten ja immer ein Deputat, ein großes gehabt an Wein. Aber das war natürlich nicht der Wein, so wie wir ihn heute kennen, hieß Posca. Deswegen kommt diese Geschichte, können wir gleich wieder aufgreifen, Luther hat da ja diese schöne Szene mit Jesus am Kreuz und dem Essig gemacht. Das ist natürlich kein Essig gewesen, sondern das war Posca. Das heißt, dieser Legionär hat sein Getränk geteilt mit Jesus, das ist eigentlich inhaltlich komplett anders, ja. Und dieses Posca war aber natürlich extrem sauer, das war ein fehlerhafter Wein. Das ist überliefert, dass das Zeug eigentlich nicht wirklich trinkbar war so und das Säure halt irgendwo erfrischend, also hat nichts mit dem zu tun, was er hat. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich ganz sophisticated Weinstile, Falerner wird ja immer so da angeführt oder so. Das heißt, da haben wir auch schon diesen Herkunftscharakter. Also die romanische Welt denkt immer über die Herkunft. Wir wissen gar nicht, was für Rebsorten die angebaut haben, ja, aber der Falerner war der Wein, der aus Falernum kam, so. Das war der größte Ort für die Römer gewesen, da kommen die besten Weine her. Und die haben auch damals schon die Weine für 30, 40 Jahre weggelegt so.

Markus: So lange?

Peter: Ja, da gibt es genug drüber, Primius hat da sehr, sehr viel geschrieben, andere auch, also man hat einen ganz guten Einblick darauf. Und dann tauchen halt die Germanen ja mit diesen Getränken auf einmal wieder so ein bisschen auf. Insofern, glaube ich, das man sehr unterschiedliche Dinge hat und ich glaube, nicht, dass es da. Also ich habe Zuhause noch, ich weiß jetzt gar nicht, wer das gemacht hatte, ein Projekt, dass ist ein deutscher Winzer mit einem kleinen Craft-Produzenten aus Deutschland, die sich zusammengetan haben und genau so ein Ding gemacht haben, Mosel Riesling, der auch so ein bisschen natural gemacht ist, mit Bier zusammen. Und das ist ein ziemlich gutes Getränk sogar, aber es ist halt dann doch wieder anders eingesetzt. Also man wird es immer anders verstehen und anders mit arbeiten, aber ist keine Bedrohung oder, ich weiß nicht, verachten muss man sowieso nichts. Also ich verachte nur, was nicht schmeckt, so.

Markus: Also wobei, da hast du jetzt auch noch mal einen ganz interessanten Aspekt gebracht, weil wir ja jetzt, sagen wir mal, in der Bierwelt heutzutage sehr stark von dem ausgehen, was wir halt heute kennen und das ist halt, sagen wir mal, in der Regel so ein 5% helles Bier, ja, filtriert und wie halt immer, so, ein klassisches Helles oder Pils. Und wenn man jetzt eben in die Historie zurückschaut, dann waren die Biere schon vor 150 Jahren total anders und wenn man noch weiter zurückgeht, natürlich extrem anders und es waren auch damals in der Regel nicht so stark alkoholische Getränke. Es war eben ein Ersatz für ein Wasser und es war auch etwas, wo man sehr viele verschiedene Variationen durch unterschiedliches Verdünnen des Ausgangsprodukts hergestellt hat, mehr oder weniger und damit auch eine breite Palette an Getränken und so. Und die Brauereien hatten auch ganz andere Funktionen, das war halt einfach der Supplier sozusagen für das Thema, wir trinken etwas. Und, ja, ist das beim Wein auch so, also kann man sagen, diese Weine, wenn man jetzt in die römische Zeit zurückgeht oder so oder dann später, waren die auch anders, also auch sowohl von ihrem Alkohol als auch von der Aromatik? Also gibt es da auch so eine Entwicklung oder hatten die schon immer sowas, wie sie jetzt sind?

Peter: Wir müssen ja schon sehen, dass wir auch beim Wein natürlich massive technische Entwicklungen im 20. Jahrhundert haben, die man vorher nicht hatte. Das heißt, das, was die meisten Leute wahrscheinlich als Wein kennen und trinken, sind im Stahltank ausgebaute temperaturkontrollierte, mit selektierten Hefen, also Reinzuchthefen, gearbeitete Weine, die wir da haben und das kann man alles steuern. das war früher natürlich nicht so. Das heißt, was hatte man da? Man hatte Holzfässer halt gehabt, so und auch die nicht immer ganz zurück. Also die Römer kannten das Holzfass erst mal nicht, das Holzfass haben sie bei den Galliern kennengelernt. Das heißt, der Römer hat mit Amphoren gearbeitet, das kann er, Griechenland und dann da hinten, wo der Wein halt irgendwann mal herkam. Also wenn man der Bibel glaubt, gewissen Wahrscheinlichkeit der Berg Ararat, weil das Erste, was Noah gemacht hatte, war Weinberge anpflanzen und sich dann zu besaufen. Das war das Erste, was man macht, wenn das Wasser auf einmal zurückgeht, auch faszinierend, und dann noch seine Kinder verfluchen. Also insofern gibt es da sehr, sehr, sehr viele Entwicklungen, die wir haben. Dann wissen wir nicht, mit was für Rebsorten zum Teil gearbeitet wurde. Mittlerweile haben wir aber wieder so einen Fundus an historischen Rebsorten. Also es gibt diverse Winzer, die anfangen, mit historischen Rebsorten wieder zu arbeiten. Also ein ganz fantastischer Wein ist zum Beispiel von Stephan Steinmetz, das Weingut Günther Steinmetz an der Mosel, der da wirklich ein Sammelsurium an mittelalterlichen Rebsorten zusammengetragen und daraus einen Wein gemacht, der echt gut ist, also richtig gut ist. Die haben im Mittelalter und früher natürlich andere Anbauweisen. Die Monokultur, so wie wir sie heute kennen, ist eine Geschichte der Neuzeit. Das heißt, wir haben im Mittelalter und davor den gemischten Satz. Und das heißt, verschiedenste Rebsorten, quer durchs Beet, quer durcheinandergepflanzt in einem Weinberg, was einfach ein Absicherungssystem ist da. Das heißt, die einen sind noch nicht reif, die anderen sind vielleicht ein bisschen überreif und der größte Teil passt schon. Das heißt, man kriegt jedes Jahr einen Wein hin so. Und das war ja nicht immer so, also es ist ja, wenn man in die Vergangenheit zurückguckt, noch bis in die 80er-Jahre hinein hatten wir in Deutschland katastrophale Jahrgänge da drunter gehabt, also das kennen wir gar nicht mehr so. Also wenn wir heute über katastrophale Jahrgänge reden, dann kann man eigentlich nur lachen, 1984 vergleicht mit egal welchem Jahrgang der 2000. Also sowas haben wir nicht mehr, dass die Sachen nicht mehr reif werden und eine irrsinnige Säure haben und kaum trinkbar waren. Ja, das ist natürlich so eine Situation, die auch noch mal den ganzen Wein verändert, die sind heute alle klarer, sauberer, die Bedingungen sind deutlich besser. Der Fokus auf einzelne Rebsorten ist natürlich da, das hat aber auch wieder Marketinggründe. Also wir haben im Süden, haben wir eigentlich immer Cuvées, wenn man sich da so anguckt. Bordeaux ist am Ende Cuvée, wir haben im Rhonetal die Cuvées, Rioja ist ein Cuvée. Also immer mit verschiedenen Rebsorten gearbeitet, ganz klassisch, um auch hier wieder Schwierigkeiten auszubalancieren. Also Cabernet Sauvignon ist relativ spät reifend, der Merlot ist frühreifend. Das heißt, wenn man ein kühles Jahr hat, kann man ein bisschen den Merlot dazu nutzen, den Cabernet irgendwie halbwegs drin zu halten, dass es wieder einen ordentlichen Wein ergibt. Und irgendwann wird es halt immer stärker auf die single varieties gehen. Wir haben natürlich Regionen, gerade der germanische Raum, also Deutschland, Schweiz, Österreich, also nur so ein bisschen diese Trennung in romanische und germanische Welt, ist deutlich stärker geprägt von rebsortenreinen Sachen. Wir haben aber auch in Burgund natürlich Chardonnay und Pinot Noir als single grape varieties historisch schon. Also früher wurde noch Gamay angebaut, wo da im 16. Jahrhundert, ach, was rede ich da, viel früher, 14. Jahrhundert, 13., 14 Jahrhundert, ich weiß nicht mehr welcher Herzog von Burgund hat erlassen, dass der Gamay in Burgund rausgerissen werden muss und nur noch Pinot Noir angebaut werden darf, weil es die edlere Rebsorte ist so, da geht es so ein bisschen hin. Aber das sind so Wellen. Und dann kam aber im späten 20. Jahrhundert auf einmal das auf, dass die single grape variete, also der rebsortenreine Wein auf einmal total erfolgreich wurde über die USA. Weil, wenn ich die Rebsorte drauf schreibe, dann wissen die Leute, ah ja, das kenne ich, ah, Chardonnay, Chardonnay ist gut, ja, Chardonnay trinke gerne, so. In Burgund steht auch die Rebsorte nicht drauf, da steht Bourgogne Blanc oder steht Mâcon oder sowas drauf, kein Mensch weiß, was es ist. Irgendwann haben die auch angefangen, gewisse Sachen hinten manchmal ein bisschen draufzuschreiben, Chardonnay oder so. Im Supermarkt ist das halt ein Orientierungsmuster. Und Wein verlangt an der Stelle auch sehr, sehr viel Wissen. Also wenn ich die romanische Weinwelt angucke, die immer nur über die Herkunft geht und nicht über die Rebsorten, ich muss wissen, dass ein Barolo immer ein Nebbiolo ist. Beim Bier ist das ein bisschen anders. Taurasi ist Aglianico, steht aber nicht drauf, steht Taurasi drauf, das ist die Herkunft so da. Aber das ist halt so dieses Denken und dann hat man halt da irgendwann in der neuen Welt gesagt, ich schreibe die Rebsorte drauf, können die Leute das besser machen so, erkennen ein bisschen, um was es sich dreht. Großer Sprung gerade.

Markus: Nein, aber ich finde es sehr, sehr interessant. Kann man denn dann sagen, dass in unseren Breiten jetzt dann praktisch so zwei Bewegungen den Wein extrem verändert haben? Das eine ist eben die Verbesserung in der Technik, in all den Dingen, Hygiene, alles, was man eben so tut. Und auf der anderen Seite jetzt eben auch der Klimawandel, der dafür sorgt, dass eben allein die Umstände an und für sich für den Wein, also ich würde mal sagen, vermeintlich vielleicht besser sind, weil sie mehr Sonne, mehr Wärme haben, natürlich auch weniger Wasser oft, das ist sicherlich ein Thema oder halt sehr extreme Wetterlagen, dass es dann plötzlich spät noch mal richtig kalt wird oder wie auch immer. Also da haben wir in Franken, glaube ich, ganz schön viel damit zu kämpfen. Aber könnte man das so im Großen und Ganzen sagen, dass wir da mit diesen beiden Strömungen, also einerseits, wir verbessern den Produktionsprozess und anderseits wir profitieren von dem Klimawandel, ist das beides was, was den Wein bei uns eher stützt?

Peter: Wenn du jetzt bei uns sagst, sagst du Deutschland?

Markus: Ja.

Peter: Weil Klimawandel ist ein sehr, sehr heikles Ding an der Stelle. Es gibt Regionen, die profitiere massiv davon, da ist zum Beispiel die Mosel ein gutes Beispiel, ja, als sehr nördliches Anbaugebiet, hat man jetzt halt nicht mehr diese Jahre, wo die Weine nicht mehr reif werden. Die finden jetzt auch eine deutlich höhere Qualität im wirklich trockenen Weinbau da. Früher war der Zucker ja auch ein bisschen dazu da, um die unkontrollierte Säure irgendwo trinkbar zu machen, heute Restsüße genannt. Und andere Regionen leiden massiv darunter. Also Bordeaux hat neue Rebsorten zugelassen jetzt erst mal für die generischen Bordeaux, um zu schauen, wie geht man mit der Herausforderung des Klimawandels um. Es wird Weinbauregionen geben, in denen man keinen Weinbau mehr betreiben kann, das ist ein riesen Thema. Trockenheit spielt da nämlich genau auch noch mit rein, Bewässerung wird dann halt wirklich schwierig. Wir haben viele Regionen, wo einfach nur bewässerte Weinbau betrieben wird. Was eigentlich auch Wahnsinn ist.

Markus: Ist das Sizilien gewesen zum Beispiel, wo du warst?

Peter: Sizilien, viel Bewässerung, nicht alle, aber ja.

Markus: Aber die sind überlebensfähig, oder?

Peter: Das kommt immer drauf an, wo man ein bisschen ist, es gibt natürlich Rebsorten, die kommen deutlich besser mit gewissen klimatischen Bedingungen klar. Eine Rebsorte, die schon immer in der Hitze gestanden hat, ist resistent, die hat das adaptiert, also die Umgebungsbedingungen, die man hat. Andere Rebsorten kommen damit überhaupt nicht klar. Also wenn ich einen Pinot Noir jetzt in einer heißen Region pflanze, das funktioniert einfach nicht, da kriege ich keinen guten Wein raus. Also kann ich machen, aber das ist dumm und ich muss dann halt bewässern. Wenn man Australien, das da sieht, also frage ich mich, wie kommt man auf die Idee, die bewässern fast alles. Es gibt natürlich welche, die dry farming machen, das ist aber auch extrem schwierig und gleichzeitig ist Wassermangel eins der großen Themen, die die haben. Also auch das ist so ein Risiko, was man da hat, was die ganze Weinwelt betrifft. Also insofern, Klimawandel, hm, hm, hm, hm. Klar, in Skandinavien werden die Weine besser.

Markus: Ja, ja, eben, wir haben jetzt auf Sylt ein Weingut und in England und in Finnland wächst auf einmal Wein.

Peter: Dänemark, genau.

Markus: Das ist schon interessant, ja.

Peter: Nicht alles braucht man, aber es verändert sich. England, in Wales gibt es auch Weinbau und alles, ja. Und England hochinteressant für Schaumweine im Augenblick. Also die haben gerade im südöstlichen Teil Englands, das ist im Prinzip, kommen die in so eine Ecke, wie die Champagne früher war, wir haben die gleichen Bodenformationen. Die Böden der Champagne sind die eine Seite des alten Pariser Beckens, eines Urmeeres und die andere Seite ist die englische Küste. Also wenn wir die schönen weißen Klippen von Dover sehen, wissen wir ungefähr, wie es aussieht unten drunter so. Und das heißt, wir haben den gleichen Boden, es wird wärmer, das heißt, wir kriegen jetzt auf einmal hochqualitative Schaumweine aus England. Dauert vielleicht noch ein bisschen, bis sie wirklich ganz oben anschließen, aber sie sind wir schon sehr, sehr, sehr gut. Und, genau, weil die Champagne eigentlich schon wieder fast ein bisschen zu warm wird. Also noch ist alles super, aber wird auch wieder schwieriger.

Markus: Ja, ich bin mal gespannt, ich bin jetzt Ende September, Anfang Oktober wieder in Chile, da war ich das letzte Mal, glaube ich, 2018 oder 19. Und wir haben da einerseits natürlich Bierwettbewerb und so weiter, also auch viele Brauereien besucht, auch sehr spannend, aber wir haben dann eben auch einen Ausflug in die Weingegend gemacht und viele Weingüter besucht und ich was sehr überrascht, wie viele unterschiedlichen Facetten wird auf relativ wenig Fläche da schon sehen konnten. Also welche, die eben zum Beispiel in Amphoren oder in riesen großen Holzfässern oder was auch immer, den Wein ausgebaut haben, unterschiedlichste Sorten auch. Und dann zum Beispiel auch das Thema Klimawandel. Da hat uns einer ganz stolz so eine Anlage gezeigt, da hatten sie früher eben, wenn es sehr kalt geworden ist, Wasser gesprüht, um die Trauben zu schützen und er hat halt gesagt, naja, die hat er jetzt die letzten 5 Jahre gar nicht mehr angemacht, weil es einfach so kalt gar nicht mehr geworden ist. Und auf der anderen Seite auch diese Geschichte, dass dort jawohl eine der letzten Refugien existiert, wo es noch die alten europäischen Rebsorten gibt.

Peter: Nicht die alten europäischen Rebsorten, das ist nicht richtig. Was wir haben, die Reblaus ist nie über die Anden gekommen.

Markus: Genau.

Peter: Das heißt, wir haben wurzelechte Rebsorten. Also wir haben unsere historischen Rebsorten, nur nach der Reblauskatastrophe hat man halt dann amerikanische Unterlagsrebsorten genutzt und darauf die Rebstöcke aufgepfropft, weil die amerikanischen Rebsorten sind resistent gegen die Reblaus gewesen. Und, ja, Chile ist noch nicht erreicht worden von der Reblaus. Toi, toi, toi, möge es auch so bleiben. Das heißt, dort braucht man nicht mit Unterlagsrebsorten arbeiten. Sollte sie irgendwann über die Anden kommen, dann haben sie ein riesen Problem. Das ist das Gleiche dann halt so wie Kalifornien so, Kalifornien hat ja auch mit wurzelechten Rebstöcken gearbeitet, dann kam die Reblaus, hat das alles weg. Und dann haben die eine Zeitlang Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Unterlagsrebsorte hauptsächlich verwendet, ich habe ihren Namen gerade nicht auf dem Schirm. Und die war eigentlich schon kritisch angesehen, wo viele gesagt haben, die ist nicht so 100 Prozent resistent, aber irgendwie hat denen keiner zugehört. Es war die meistverbreitete Unterlagsrebsorte dann auf einmal und, ja und auf einmal stellt man fest, oh Scheiße, die ist wirklich nicht so richtig resistent. So und das heißt, wir haben eigentlich in Kalifornien, ja, eine relativ junge Weinwelt dadurch wieder, weil die in den 90er-Jahren alles neupflanzen mussten. Das heißt, wir haben Rebstöcke, wir haben nicht diese super alten Weine. Gibt es natürlich auch, logisch, aber ein Großteil davon sind eigentlich noch junge Pflanzungen. Okay, ist jetzt auch schon wieder 35 Jahre alt.

Markus: Und das heißt, die Reblaus gibt es aber trotzdem immer noch?

Peter: Die ist komplett da, die ist überall.

Markus: Also obwohl man jetzt die Weine alle umgestellt hat praktisch?

Peter: Ja, die Reblaus geht ja davon nicht weg, also der Wein geht nur nicht mehr kaputt, die Reblaus ernährt sich weiter.

Markus: Ach so, die ist trotzdem da?

Peter: Also die ist da, die Reblaus wird man nicht mehr los. Die sind wir nicht los geworden, die ist in all unseren Weinbergen. Australien ist weitestgehend auch noch verschont, aber in Victoria und so muss man schon mit Unterlag. Also die arbeiten viel mit Unterlagsrebsorten, weil die genau wissen, das ist eine Frage der Zeit, dass das dahinkommt. Es gibt ja auch einen ganz legendären Weinberg, den Hill of Grace von Henschke, wenn man da reingehen will, muss man durch so ein Desinfektionsbecken gehen, damit auf gar keinen Fall irgendwie was sein könnte.

Markus: Wie alt wird eigentlich so eine Weinrebe?

Peter: Die können verdammt alt werden. Also was habe ich jetzt vor Kurzem gehört, auf Santorini soll es wohl welche geben, die sind 500 Jahre alt. Keine Ahnung, habe ich noch nicht gesehen, aber das habe ich gehört. Dort ist die Reblaus übrigens auch nicht hingekommen, weil ist eine Vulkaninsel, die Böden sind so karg, da ist kein Lebensraum für die Reblaus, deswegen haben die noch so alte Rebstöcke. Sonst sind so alte Rebstöcke in Australien auch zu finden, in Barossa, da gibt es sogar eine Klassifizierung der alten Rebstöcke. Ich glaube, 35 Jahre alt sind Old Vine und die über 100 Jahre alten heißen, glaube ich, ancestors. Also da gibt es so eine ganze Staffelung an verschiedenen Begriffen, die die haben. Und da ist der älteste Weinberg, ist The Freedom Vineyard, gehört dem Weingut Langmeil und der ist 1847 oder sowas, keine Ahnung, angepflanzt worden von Deutschen, die aus religiösen Gründen nach Australien geflohen sind. Und deswegen The Freedom Vineyard, das ist die Freiheit, die sie gewonnen haben und dort ihren Glauben wieder ausleben zu können und das war der erste Weinberg, den sie dort gepflanzt haben. Also die können sehr, sehr alt werden. Im Normalfall ist es aber so, dass halt im großen Stil, wenn man es industriell betrachtet, Weinstöcke nach 20, 30 Jahren meistens irgendwie da rausgerissen werden, wenn es halt nur um Ertrag geht, wenn man über Quantität nachdenkt, irgendwann lässt der Ertrag halt ein bisschen nach und es macht mehr Arbeit alles so, deswegen sind dann meist nicht so alt. Aber die meisten Winzer gucken natürlich, dass sie alte Weinberge kriegen oder ihre Weinberge auch alt werden lassen, sodass man halt auch schaut, wenn man Probleme hat, einzelne Stöcke zu entfernen und nicht gleich alles platt zu roden oder sonst irgendwas.

Markus: Und die Länder, wo wir gerade so drüber gesprochen haben, warst du da überall schon, also wie weit bist du schon so gekommen in deiner Weinreise?

Peter: Ja, unterschiedlich, also Übersee habe ich bisher nur Australien mir angesehen, also die ganze Ecke um Adelaide herum und den Westen, war ich 4 Tage im Murray River mal. Und ich war in Kalifornien unterwegs gewesen, der Rest ist noch im to-do-Programm. Es ist halt immer so ein bisschen, ja, erstens ist es ein Kostenfaktor und zweitens ist es natürlich auch immer so ein Ding, ja, Familie.

Markus: Also, eben, du hast Familie, wie kommen die so damit zurecht, freuen die sich? Gibt es bei deiner Tochter jedes Jahr zum Geburtstag auch einen Wein, hast du den in den Keller gelegt oder wie schaut es Zuhause aus?

Peter: Nee, ich habe aus dem Geburtsjahrgang einiges gekauft und das liegt im Keller. Und ansonsten, nee, das ist so Geburtsjahrgang, das braucht man, ja.

Markus: Apropos, wie lange kann man so einen Wein aufheben?

Peter: Das hängt massiv vom Wein ab, also das kann man gar nicht generalisieren. Es gibt Weine, die sind einfach zum jetzt sofort trinken. Alles, was man im einfachen Bereich des Supermarkts oder so findet, die haben kein Reifepotenzial, kaufen, trinken und niemals weglegen. Also ich glaube, die meisten Keller, in denen irgendwelche Flaschen rumliegen, die Weine sind einfach nur tot. Und dann kommt es immer noch auf die Qualität und den Ausbaustil der Weine und worauf sie reifen. Also ich habe Weine getrunken, die sind über 100 Jahre alt so, das ist teilweise kein Problem. Hat natürlich immer was mit Lagerbedingungen zu tun, wie ist diese Flasche, macht es natürlich immer ein bisschen schwieriger. Was man halt sehen muss, ist halt natürlich eine Veränderung. Also wenn ich einen sehr, sehr alten Wein trinke, dann hat das natürlich nichts damit zu tun, dass ich da auf einmal sitze und sage, guck mal, die ganzen Fruchtaromen, der geht dann in so eine tertiäre Aromatik über und kommt ganz anders, aber ich finde es unheimlich spannend so. Man muss da immer ein bisschen schauen, also das kann man nicht sagen, der Wein kann 5 und der kann 10 und der kann 50 so.

Markus: Das heißt, also wenn du dann deiner Tochter irgendwann diese Geburtsjahrgangsweine gibst …

Peter: Die gebe ich ihr nicht, die trinke ich mit ihr zusammen.

Markus: Oder so.

Peter: Die habe ich auch bezahlt, dann trinke ich die auch.

Markus: Habt ihr schon einen aufgemacht?

Peter: 2010er?

Markus: Ich meine, sie ist ja 14 jetzt, oder?

Peter: Genau, genau, ja.

Markus: Also in 2 Jahren oder wann?

Peter: Ja, das darf sie entscheiden, also so. Also sie hat schon hin und wieder mal ein Schlückchen Wein probiert so, jetzt gerade auch wieder im Urlaub irgendwie so, einfach mal so nippen und so. Aber das wird schon kommen, denke ich, irgendwie so. Ich finde es auch wichtig, also für mich ist das ein wesentlicher Schritt, dass man das frühzeitig lernt. Weil ich glaube, das Schlimmste ist, wenn man vom Alkoholrausch das erste Mal übermannt wird oder überfraut und gar nicht damit umgehen kann, weil man nicht weiß, was passiert da mit einem. Insofern ist das, glaube ich, immer ganz gut, wenn man das in so einem behüteten Umfeld macht, wo man einfach da in sein Bett gehen kann und so und dann weiß, okay, so fühlt sich also das an mit dem Zeug.

Markus: Genau, eben, einfach die persönlichen Grenzen irgendwie dann auch kennenlernen, damit umgehen lernen und dann auch was draus lernen.

Peter: Absolut, absolut, ja. Wenn ich mir dann immer die USA überlege, die fahren Auto, dürfen aber keinen Alkohol trinken. Und dann trinken die das erste Mal Alkohol und kommen darauf gar nicht klar und dann passieren Unfälle, das ist auch völlig irrsinnig.

Markus: Wahnsinn, ja. Und deine Frau kommt immer mit auf die ein oder andere Weintour oder wie ist das so?

Peter: Nee, eigentlich nicht, nein, nein, nein. Also wenn wir im Urlaub was machen logischerweise ja, aber der Rest, das ist ja Business. Also das ist ja, wenn ich Weinreisen mache, dann ist das Arbeit und da haben, sorry to say, aber da haben Privatleute auch nichts verloren. Nee, das ist einfach so. Auch die, die das organisieren, das sind ja häufig zum Beispiel Lieferanten, mit denen ich zusammenarbeite oder so, die nehmen da nicht irgendjemand mit, sondern das sind natürlich die Kunden, die sie mitnehmen. Die sollen ja auch die Weine kaufen so, das ist ja kein Entertainment. Wir werden ja auch subventioniert, also ich zahle da zwar auch meine Anteile daran, aber natürlich würde ich viel, viel mehr zahlen, wenn ich das selber machen würde.

Markus: Ja, ich meine, s ist im Bierbereich ganz ähnlich und es ist ja auch eine andere Schlagzahl. Also wenn wir jetzt zum Beispiel so eine Bierreise irgendwohin machen, dann besuchen wir am Tag, was weiß ich, 10 Brauereien oder so und verkosten pro Brauerei 5 oder 10 Biere. Und das ist für eine Normalperson, die jetzt einfach gerne mal ein Bier trinkt, würde das völlig überfordern und dann irgendwann auch nerven, ehrlich gesagt.

Peter: Ja, natürlich. Beim Wein ist es ein bisschen anders, also da macht man natürlich nicht diese extreme Schlagzahl. Liegt aber, glaube ich, halt auch daran, dass auch hier wieder der Unterschied zwischen Wein und Bier sichtbar wird. Wenn man ein Weingut besucht, geht man in die Weinberge, schaut sich an, wie wird dort gearbeitet, wie ist der Rebschnitt, mit was für Unterlagsrebsorten et cetera, guckt sich das alles an, man geht in die Keller. Das heißt, man beschäftigt sich sehr, sehr intensiv mit jedem einzelnen Betrieb. Das ist beim Bier alles technischer. Also der Brauer baut nicht seinen Hopfen an, so, das macht den Unterschied. Das heißt, beim Bier, glaube ich, ist es viel stärker, man geht in die Brauerei, kriegt ein bisschen was erzählt, probiert die Biere und fertig. Und beim Weingut ist es halt schon, wenn man ein Weingut besucht, ist man da in paar Stunden.

Markus: Also ich meine, es gibt natürlich auch Brauereien, wo es so sein kann, aber das ist eben nicht die Regel, gerade wenn man bei den, sage ich mal, eher industrielleren mittelgroßen Brauereien oder größeren ist, weil da weiß man einfach, was passiert. Logischerweise, die kaufen irgendwo ihre Rohstoffe, haben dann ihre Produktionsanlage und in dem Rahmen der üblichen Schwankungen machen sie halt das, was alle machen. Aber natürlich, wenn man dann eben bei sehr, sehr kleinen, sehr artifiziellen ist wie jetzt zum Beispiel unseren 6 Händen hier oder 3 Brüdern,

Peter: Sind ja auch Winzer.

Markus: .. genau, das ist dann schon eine andere Nummer, wo man dann natürlich auch viel schaut. Aber du hast Recht, also die wenigsten bauen ihren Hopfen oder die Gerste selber an oder machen ihr eigenes Malz. Das haben wir hier in Bamberg zum Beispiel bei 2 Brauereien, aber das ist schon wirklich eine absolute Ausnahme und dementsprechend ist das dann auch anders, das auf jeden Fall. Ja, vielleicht noch ganz kurz, gibt es irgendwelche ganz besonderen Erlebnisse, die du auf deinen Reisen eingesammelt hast, wo du sagst, Mensch, das war mal eine echt spannende Geschichte, da freue ich mich, dass ich in der Weinwelt unterwegs war und das genießen durfte oder erleben durfte?

Peter: Das ist schwierig, ja, ach, das sind so viele, eigentlich ist jedes Erlebnis mit Wein großartig. Naja, also wenn ich in Burgund bin, dann geht mein Herz auf. Das ist eine Region, es geht nicht nur um Wein, Wein ist immer so ein Kulturding halt. Also wenn ich in Burgund bin, dann habe ich die Küche, ich habe den Wein, ich habe die Geschichte, ich habe die Kirchen, alles, was ich dort habe, also das Herzogtum Burgund, was dort halt war. Wenn man einmal nachts durch Beaune geht, das ist einfach wunderschön, man hat dann das Hospices de Beaune oder sonst irgendwas, wird nachts emuliert und so, das ist es natürlich. Ich bin total dankbar, dass ich Teile der neuen Welt da so auch mal sehen konnte. Ich weiß nicht, ob man sonst so nach Australien kommt. Wenn man das privat macht, dann macht man es mit der Familie. Das ist ja nicht, dass man sagt, ich fliege jetzt mal 2 Wochen nach Australien so. Das kommt aber bei mir, dass ich dann gesagt habe, okay, ich bin ja auch Master of Weinprogramm im Moment und habe ich gesagt, okay, ich mache da ein Seminar in Australien. Und so habe ich diese Chance gehabt, dorthin zugehen und das alles mir anschauen zu können, was sonst auch gar nicht bezahlbar wäre. Also ich meine, ein Flug ist schon teuer genug.

Markus: Ja, auf jeden Fall.

Peter: So, 3 Flüge ist eine Katastrophe. Und genauso natürlich einmal in Kalifornien gewesen zu sein, durch Napa Valley zu kommen und das alles zu sehen, das hat mich begeistert. Und das Schönste ist eigentlich, dass man unheimlich viele tolle Menschen kennenlernt, also das ist eigentlich das, egal wo man ist. Also Wein ist so ein Ding, das geht so über alle Befindlichkeiten hinweg, ja. Also das ist, wenn man sich mit Wein beschäftigt, interessiert einen nicht, wo der Mensch herkommt. Es gibt gefühlt keinen Rassismus im Wein, zumindest aus meiner Warte. Natürlich haben wir auch, es ist Landwirtschaft, wir haben auch sehr viel rechtes Denken natürlich dabei, aber es ist dann trotzdem so, also dieses Rumkommen, das ist schon so. Letztes Jahr, glaube ich, war ich das erste Mal in Tocaj und so und das ist toll gewesen, einfach so im ländlichen Raum von Ungarn auf einmal so ein bisschen durch die Gegend zu gehen. Und da haben wir irgend so eine Burg noch besichtigt, da ist die Ukraine und da hinten beginnt Rumänien und hier drüber ist Polen. Ich so, okay, hier sind wir.

Markus: Krass, ja. Da warst du übrigens ganz in der Nähe vom polnischen Hopfenanbaugebiet, das ist da auch, also auf der anderen Seite natürlich, aber das ist da. Da findet einmal im Jahr auch eine große Feier statt, da will ich auch immer mal hin. Jetzt während des Krieges ist das leider ein bisschen schwierig, aber das ist auch sowas, wo ich mir immer wünsche, hinzukommen. Ja, also du sagst auf jeden Fall was, was mir aus dem Herzen spricht und was beim Bier ähnlich ist. Also der Holger, mit dem ich den Podcast mal angefangen habe, der hat immer gesagt, Bier ist come together und bringt eben auch Leute von allen Bevölkerungen, sozialen Schichten und so weiter zusammen. Und das trifft dann eben beim Wein wahrscheinlich genauso zu, halt in einer anderen Art und Weise, vielleicht auch in anderen Kulturkreisen so ein bisschen, die einen sind halt eher beim Wein, die anderen eher beim Bier, aber die Funktion ist einfach die. Und das ist ja auch, was wahrscheinlich die Erfolgsgeschichte hinter diesen beiden Getränken ist, dass es einfach das ist, was die Menschen zusammenbringt und Gemeinschaft schafft und ausgleicht vielleicht auch ein bisschen und Dialog fördert und all diese Dinge halt.

Peter: Ja, das ist ja jetzt, wenn man sich das ein bisschen anschaut, der Wein war, glaube ich, immer ein bisschen anders in der Vergangenheit, weil er häufig auch so ein bisschen was elitäres hatte also, was aber nicht am Wein liegt, sondern an den Menschen. also das teilweise natürlich ein normales Getränk war, in den Weinbauregionen, da war das alles anders, aber wenn man dann halt in der Nichtweinbauregion war, gab es halt auch immer eine relativ snobistische Ebene im Wein. Und was ich ganz schön finde mittlerweile ist halt etwas, wo der Wein sich dem Bier, finde ich, annähernd, das ist die explodierende Anzahl an Weinbars. Genau das, was das Bier eigentlich schon immer hatte mit der Kneipe, am Tresen sitzen, Bier trinken und es verbindet so, beginnt jetzt halt auch beim Wein ein Stück Einzug zu halten. Dass man wirklich Läden hat, wo man nicht ins Restaurant geht, sondern in eine Weinbar geht und dann halt auch wieder auf Gleichgesinnte trifft. Und das ist halt so, wo sich auf einmal dann der Wein dem Bier annähert so, als verbindendes Element.

Markus: Perfekt. Und da bist du jetzt auch genau den Bogen gegangen, den ich mir gewünscht habe, weil du hast am Anfang jetzt erzählt, dein Ziel ist es, eben eine Bar aufzumachen. Und natürlich sprechen wirklich im Podcast auch immer ein bisschen darüber, wie können Leute dich erleben, also wenn jetzt jemand begeistert ist, davon gehe ich jetzt mal aus, dass er dich reden hat hören und einfach sagt, okay, da möchte ich vielleicht einfach mal eine Zeit mit verbringen, den Mann möchte ich näherkennenlernen oder so. Wie kann man das machen, also kann man dich für Touren buchen oder wie wird das da mit deiner Bar sei, also nimm uns da mal ein bisschen mit.

Peter: Ja, gut, also mich buchen, das ist relativ einfach, geht man einfach auf meine Website, die ziemlich lustig übrigens ist. Danke, Michael Thiele, das ist handgezeichneter Comicstile, also belgischer Comicstile der 50er-Jahre. Perterjakob.wine, also englische Schreibweise.

Markus: Ja, verlinken wir dann in den Shownotes.

Peter: Genau, das ist dann so eine Möglichkeit, da kann man mich einfach kontaktieren, ich bin da eigentlich für jede Schandtat zu haben also, es muss aber bezahlt werden, genau. Und, ja, die Bar ist halt irgendwie so ein Ding, das war eigentlich schon immer so ein bisschen ein Traum von mir gewesen irgendwie, weil ich das halt, genau, das Schöne finde, dass man da einen Kommunikationsraum schafft. Und das hatte sich jetzt so angeboten, dass ich mit einem Kollegen das zusammen aufziehen kann. Der hat auch einen Investor an der Seite, dass macht es halt möglich so, dass wir jetzt beginnen. Also wir reden jetzt ja noch vom Sommer 2024 und noch nicht von Januar 2025, ich hoffe, dass wir, wenn dieser Podcast ausgestrahlt wird, dann direkt schon am Start sind.

Markus: Ja, also dann sofort auf und hingehen.

Peter: Ja, genau. Und für mich ist es, ja, das ist so, ja, Gastgebertum, weißt du. Also ich liebe dieses Thema und viele Menschen lieben das auch und dann einfach zusammenzukommen. Natürlich gibt es auch was zu essen, aber es ist kein Restaurant, es soll eine Bar, natürlich trinkt es sich immer besser, wenn man was zu futtern hat, auch länger. Und, genau und alle Menschen mitnehmen, deswegen halt auch so nicht als Weinbar ausschließlich gedacht. Natürlich hat das einen großen Fokus, weil das ist meine Welt, ja, aber es ist hat genau das andere, ich möchte, dass alle irgendwie Spaß daran haben. Deswegen, mir geht es nicht um teuer, mir geht es um Excellenz, aber nicht um teuer. Also ich will nicht snobistisch sein, aber ich möchte halt genau dann halt auch keine, ich sage mal, Industriebiere auf der Karte haben. Ich möchte nicht mit einer Brauerei zusammenarbeiten, die mir den Zapfhahn hinstellt und irgendwelche Außenmöbel und ich dann sage, aus ökonomischen Gründen ist das cool. Aber nein, das möchte ich nicht, sondern ich möchte wirklich ausgewählte Biere auf der Karte haben. Und genauso, was ich vorhin sagte, ich möchte halt auch eine ausgewählte alkoholfreie Karte haben und wo es nicht darum geht, alkoholfreies Bier und alkoholfreien Wein drauf zu haben, sondern wirkliche Alternativen zu haben. Natürlich auch ein Coke, aber genau zu zeigen, was passiert da gerade in diesem ganzen Bereich des no Alkohols, aber auch des low Alkohols, das ist auch noch ein Thema, was mittlerweile wirklich aufkommt. Und dies alles zusammenzubringen an einem Ort und allen Menschen quasi die Möglichkeit zu geben, so ein Erlebnis zu haben. Weil sonst sitzt man das, das ist alles so exklusiv. Wenn ich eine Weinbar mache, sage ich so vielen Leuten, ich brauche euch nicht, ich will euch nicht, so. Ich kenne das noch von früher, wo dann Leute sagen, ja, nee, da gibt es ja nur Wein, ich trinke aber gerne Bier. Und da reicht eine Person, die keinen Wein trinkt und die Leute gehen nicht in den Weinladen, sondern gehen in die nächste Kneipe und dann trinken die den schlechten Wein, weil der andere ein Bier trinken möchte, so, also muss ich auch ein Bier anbieten. Das muss ich dann aber so toll machen, dass alle sich am Ende sagen so, cool, komm, wir gehen dahin, das ist das Ziel.

Markus: Weißt du schon oder darfst du schon was drüber sagen, wo das sein wird?

Peter: Also es wird in Dortmund sein, logischerweise, wo ich ja lebe. Also so, wie es aussieht, ja, es ist noch nichts unterschrieben, deswegen macht es eigentlich keinen Sinn.

Markus: Nee, nee, dann Dortmund.

Peter: Aber sehr zentral, genau, also es wird gut erreichbar sein. Also wir haben eine Immobilie, an der wir dran sind und ich denke, da wird auch jetzt nichts schiefgehen dabei. Könnte ein bisschen größer sein, aber das ist nicht schlimm.

Markus: Ja, manchmal ist ja eine Cosy Bar ja auch ganz schön.

Peter: Natürlich, natürlich, ja und es ist immer besser, eine kleine Bar, die voll ist, als eine große Bar, die leer ist.

Markus: Genau, absolut. Und, ja, also ich werde es natürlich dann entsprechend dann updaten, also du kannst mich ja auf dem Laufenden halten und werden wir das in den Shownotes entsprechend auch verlinken, dass die Leute wissen, wo sie hingehen müssen. Ja, dann sind wir jetzt auch soweit, dass wir uns der Bamberger Sandkerwa nähern müssen, also jetzt musst du ins Bier, ob du willst oder nicht.

Peter: Sehr schön, ja, da freue ich mich ja. Bin ja extra hergekommen, weil ich noch nie in Bamberg war und von allen gehört habe, dass die Stadt so wunderschön sein sollte und dass sich das jetzt gerade durch Zufall mit diesem Wochenende ergeben hat, macht mich sehr, sehr glücklich. Also ich bin sehr gespannt, was mich heute Abend erwartet.

Markus: Genau, ich hoffe, du sagst das Morgen auch noch so, aber ich gehe mal davon aus, also bisher hat es immer allen gefallen. Und dann sage ich auf jeden Fall vielen, vielen Dank für deine Zeit, dass du überhaupt hierhergekommen bist und für deine lieben Ausführungen. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr gelöchert.

Peter: Nee, war super, ich danke dir.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

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