BierTalk 102 – Interview mit Norbert Heukemes, „Vater“ des Belgischen Bier-Weltkulturerbes aus Eupen, Belgien

Norbert Heukemes wuchs in einer besonderen Region Europas auf: Im deutschsprachigen Teil Belgiens, genauer gesagt dessen Hauptstadt Eupen. Dort brachte er es bis zum Generalsekretär des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien und war hauptverantwortlich für den erfolgreichen Antrag zur Aufnahme der Belgischen Bierkultur in des Verzeichnis des Immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO. Natürlich hat er auch selbst eine ordentliche Bierleidenschaft und betreibt sogar seine eigene kleine Hobby-Brauerei. Im BierTalk nimmt er uns mit auf eine spannende Reise zwischen seine verschiedenen Welten…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute eine ganz besondere Folge, weil sie an Weihnachten veröffentlicht wird, also unser kleines BierTalk-Geschenk an euch. Und dafür haben wir uns natürlich auch gedacht, wir gehen an einen ganz besonderen Ort, zu einem ganz besonderen Menschen, mit einer ganz besonderen Geschichte. Und, ja, wir sind in Belgien, aber irgendwie auch in Deutschland und es geht um Bier, es geht ums Heimbrauen, es geht aber auch um Weltkulturerbe, also das kleine Rad bis zum großen Rad, sehr spannend. Und ich bin hier zusammen mit Norbert Heukemes und, ja, vielleicht stellst du dich einfach mal ganz kurz den Hörern selber vor.

Norbert: Ja, mein Name ist Norbert Heukemes, ich bin 65 Jahre alt, bin frisch pensioniert, wenn man das so sagen kann, also ich bin am 1. April dieses Jahres in die Rente gegangen. Ich bin Vater von vier mittlerweile erwachsenen Kindern und habe in verschiedenen Funktionen als Beamter in Belgien gearbeitet. Ich habe den Naturparkzentrum Botrange und den Naturpark Hohes Venn – Eifeld fast 10 Jahre lang geleitet und bin danach zur Deutschsprachigen Gemeinschaft gewechselt und habe dort meine Karriere beendet als Generalsekretärs des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Für diejenigen, die das nicht so kennen, also die Deutschsprachige Gemeinschaft ist einer der belgischen Teilstaaten, vergleichbar mit einem deutschen Bundesland, allerdings, es ist ein sehr, sehr kleines Bundesland dann.

Markus: Ja, aber auf jeden Fall spannend. Und wahrscheinlich wissen das einfach viele von den Hörern einfach nicht, also es gibt einfach einen Teil zwischen Deutschland und Belgien, der immer mal wieder den Besitzer gewechselt hat, dann längere Zeit zu Preußen beziehungsweise später Deutschland gehört hat und dann nach dem Ersten Weltkrieg zu Belgien kam, dann mal kurz mit den Nazis wieder zurück war, aber trotzdem dann wieder bei Belgien geblieben ist. Und das Schöne ist aber, dass dort die deutsche Kultur und die deutsche Sprache durchaus erhalten geblieben sind. Und da vielleicht auch so im Kleinen ein bisschen Völkerverständigung stattgefunden hat, was vielleicht auch ein bisschen dazu beigetragen hat, dass sich vieles so entwickelt hat, wie es jetzt heute ist Wie war das so für dich, du bist hier auch aufgewachsen, oder?

Norbert: Ja, ich bin in Eupen, das ist die größte Stadt in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, ich bin in Eupen geboren, aufgewachsen. Habe kurzseitig Eupen verlassen, um in Namur zu studieren, um dann auch anfangs an der Universität in Namur als Assistent zu arbeiten, aber habe sonst mein Leben hier in Eupen verbracht. Und, ja, die Deutschsprachige Gemeinschaft ist wirklich diese deutschsprachige Grenzregion, ein Teil von Belgien, wie du gesagt hast. Und aufgrund der Autonomiebestrebungen eigentlich der französischsprachigen und der flämischsprachigen Landesteile, da diese Autonomie auch durch Sprache aufgebaut war ursprünglich und auf der Kultur, es war anfangs eine reine Kulturautonomie, war es dann auch folgerichtig, dass die Deutschsprachigen da ihre Ansprüche geltend gemacht haben. Und innerhalb Belgiens sind wir eine der gleichberechtigten Gemeinschaften neben der französischen Gemeinschaft und der flämischen Gemeinschaft. Und, ja, wenn man es einfach darstellen will, gibt es in Belgien eigentlich vier größere Teilstaaten, es gibt Flandern, es gibt die Wallonie, es gibt Brüssel und es gibt die Deutschsprachige Gemeinschaft. Rein verfassungsrechtlich juristisch ist es noch ein bisschen komplizierter, aber das würde hier den Podcast sicherlich sprengen. Ich glaube, für das einfache Verständnis ist einfach wichtig, es gibt eine deutschsprachige Minderheit in Belgien, die praktisch in einen Teilstaat dann zusammengefasst ist mit eigener Gesetzgebungshoheit, mit eigenem Parlament, mit eigener Regierung und, ja, die so ihre Autonomie ganz einfach auch selbst gestalten kann und selbst auslegen kann.

Markus: Ja und ich meine, wir sind ja zwar kein Geschichts-Podcast, aber ein bisschen, ja, Adjucation gehört irgendwie ja auch dazu, wie man so modern sagt. Und das finde ich schon ganz wichtig, dass man das auch ein bisschen einfach weiß und so die Zeitläufe kennt. Das heißt aber dann für dich, deine Jugend war in dieser Zeit ziemlich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Wie hast du das so erlebt dann in Belgien als deutschsprechender Junge?

Norbert: Ja, also wir haben hier den Vorteil gehabt, dass die deutsche Sprache von Anfang an eigentlich Unterrichtssprache auch geblieben ist. Das heißt, ich habe das ganze Schulsystem in deutscher Sprache durchlebt, haben dann natürlich von Anfang an, also praktisch vom ersten Primarschuljahr an auch Französisch gelernt und konnten also das Abitur auf Erlass hin praktisch zweisprachig, ich will nicht sagen, vollkommen zweisprachig. Also als ich dann nachher zur Universität gegangen bin und auch nachher, als ich im französischsprachigen Landesteil gearbeitet habe, habe ich noch ein zweites und ein drittes Mal dann die französische Sprache gelernt. Aber trotzdem, diese Zweisprachigkeit ist natürlich sehr wichtig und das ist auch das, was mich eigentlich im Rückblick auch immer fasziniert, die Zweisprachigkeit hat häufig zu Problemen geführt. Ich kann mich erinnern, zu meiner Zeit als ich im Naturparkzentrum Botrange arbeitete, musste alles in zwei Sprachen verfasst werden, jede Einladung, jedes Protokoll einer Sitzung, die Flyer mussten natürlich in vier Sprachen, also in drei oder vier Sprachen, weil wir ja auch touristisch aktiv waren. Das ist natürlich etwas, das hemmt, ich würde mal sagen, den normalen Arbeitsfluss, auf der anderen Seite gibt es nichts Bereichernderes als in zwei Sprachen oder in zwei Kulturen oder am Schnittpunkt von zwei Kulturen aufzuwachsen. Weil, ich meine, es gibt wenig Menschen, die von sich behaupten können, dass sie sowohl Goethe als auch Grygo, die Muttersprache ganz einfach, im Unterricht durchgesehen haben, gelesen haben, besprochen haben. Es gibt wenig Menschen, die genauso gut, würde ich sagen, Wolf Biermann und Georg Brassens zu ihrem Kulturgut, natürlichen Kulturgut zählen können. Und das ist unheimlich bereichernd und das hilft natürlich auch, wenn man auf Reisen ist in Europa, wenn man unterwegs ist, man spricht mehrere Sprachen, man ist gewohnt, mit mehreren Kulturen umzugehen. Das ist sehr bereichernd und das möchte ich nicht mehr missen. Und das ist etwas, was wir von Anfang an ganz einfach als Chance haben mitnehmen können. Ich denke, für unsere Eltern, Großeltern war die Grenze und die Grenzlage häufig Ausgangspunkt von Schwierigkeiten. Unsere Generation oder meine Generation hat die Chance eigentlich gehabt, diese Grenzlage auch als bereichernd und als, ja, als Chance für die eigene Entwicklung sehen zu können.

Markus: Ja, bevor wir zum Bier kommen, noch ein Satz von mir dazu. Das kann ich auch nur bestätigen aus der Erfahrung jetzt zum Beispiel, wenn wir immer in Brüssel sind am ersten Wochenende im September, da ist dann Belgian Beer Weekend und da ist dann immer eine Ansprache vor den versammelten Brauern, und diese Ansprache findet in vier Sprachen statt. Und das Erstaunliche ist, der oder die Vortragende wechselt während der Ansprache ständig von der einen in die andere Sprache, das merkt man auch gar nicht so wirklich. Und ich muss auch sagen, wenn man da zuhört, versteht man auch immer mehr von den jeweiligen anderen Dingen. Also es ist tatsächlich so, dass das in den Leuten ganz anders verwurzelt ist und sich tatsächlich auch ein bisschen überträgt auf das Publikum und das ist faszinierend. Aber da sind wir jetzt beim Bier und da wäre jetzt auch die Frage, wie war das denn dann in Sachen Bier, also wächst man dann eher mit dem Pils auf oder eher mit dem Blonde und dem Triple oder beides?

Norbert: Also als junger Mensch war für mich Bier sozusagen eigentlich Pilsbier. Wir hatten hier in Eupen, gab es oder gibt es jetzt noch, das Eupener Bier, das wurde auch früher noch in Eupen gebraut und das ist eigentlich das einzige Belgische Bier, dass nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wird. Das hat natürlich damit zu tun, dass wir ja auch deutsche Wurzeln haben beziehungsweise eine deutsche Vergangenheit haben und sehr viel von der deutschen Kultur hier dann auch noch gelebt wird. Und Bier gehört für mich zumindest, aber auch für viele andere Menschen ja auch, zur Kultur, die Art und Weise, wie man Bier braut und wie man Bier konsumiert. Das heißt, lange Zeit war das Pilsbier das Bier, das ich persönlich gerne, manchmal auch häufig oder zu häufig getrunken habe. Dann kam allerdings so zu Beginn der 2000er-Jahre, sind Freunde aus Deutschland auf mich zugekommen mit der Bitte, doch einmal für sie eine Exkursion zum Thema des belgischen Bieres durchzuführen. Sie benötigten das, um in Deutschland selbst ein Biermuseum einzurichten und sie wollten da auch sich von der belgischen Biertradition, ich will mal sagen, inspirieren lassen, um dann da dieses Museum einzurichten. Ich habe das dann gerne gemacht. Der Vorteil war, kurz vorher war das Jahr des belgischen Bieres gewesen, das heißt, ich verfügte über ausreichend Dokumentation oder konnte einfach an Dokumentation rankommen und habe 48 Stunden, eine Reise organisiert, also das startete Donnerstagsabends, das war Samstagsmittags zu Ende. Und das war dann auch für mich so ein Ranführen, so ein tieferes Ranführen. Natürlich kannte ich schon aus der Studentenzeit das ein oder andere Bier, das ein oder andere Duvel, das ein oder andere Tripel, aber das war nicht das, sagen wir mal hauptsächlich trank. Und diese Reise war dann so interessant, dass wir das eigentlich jährlich fortgeführt haben. Wir haben also während fünf Jahren praktisch eine Provinz nach der anderen oder eine Gegend nach der anderen hier in Belgien zum Thema Bier erkundet. Es blieb dann auch nicht bei 48 Stunden, es waren dann am Ende Reisen von einer Woche, wo wir also Brauereien besichtigt haben, wo wir Museen besichtigt haben, wo wir besondere Kneipen, besondere Restaurants und wirklich uns haben inspirieren lassen von dieser belgischen Bierkultur. Die Freunde selbst kamen zum Teil aus Franken, sodass wir das dann auch nachher fortgesetzt haben mit Reisen durch das Frankenland und dann dort diese reiche Bierkultur auch haben genießen können, sodass ich auch da einen Einblick hatte. Das hat nachher auch noch eine Rolle gespielt bei meiner eigenen Brauerei. Wir sind in Tschechin gewesen, um dort Bier, Brauereien und, ja, die Bierkultur zu erleben und wir sind dann noch, da war dein Buch sehr hilfreich, Markus, wir haben noch eine Reise durch die Brauereien in Berlin gemacht. Da bin ich dann eigentlich dazu gekommen, dass ich nicht nur Pils trinke, sondern auch eben andere Bierstile ganz gerne genießen kann. Vielleicht ist es auch so, dass man, wenn man ein bisschen älter wird, dass der Genuss dann eine ganz andere Rolle auch spielt oder man eher in der Lage ist, dann auch Bier zu genießen. Auf jeden Fall habe ich festgestellt, dass die Bierkultur etwas mehr noch ist als das ein oder andere Pils, was man dann trinken kann.

Markus: Also auf jeden Fall schon mal eine ganz spannende Bierreise. Und da in Franken haben wir uns dann ja auch kennengelernt, Und ich muss auch sagen, also ich habe dann ja auch angefangen ungefähr zu dieser Zeit, anderen Leuten die Bierkultur zu zeigen und ich finde wirklich, man erlebt auch die eigene Bierkultur nochmal anders, wenn man das eben mit und für andere tut und das gibt einen dann auch nochmal einen ganz anderen Hintergrund. Also ich kann mir auch vorstellen, dass das für dich auch in Belgien nochmal eine ganz andere Erfahrung war zu sehen, wie eben andere Leute dann auf diese Biere, auf die Brauereien reagieren, auf die Geschichte, auf die Kultur. Das hat wahrscheinlich dein Gefüge da auch nochmal ein bisschen verändert, oder?

Norbert: Auf jeden Fall. Ich meine, es ist, vielleicht geht es vielen so, aber wenn man natürlich fünf Jahre hintereinander, und wir haben das ja später noch dort geführt, wir sind dann auch später nach Belgien zurückgekommen, anderen Menschen das eigene Land zeigt, ja, dann muss man ja zuerst mal das eigene Land kennenlernen, ja. Und das ist nicht immer gegeben, ich habe viele Ecken kennengelernt, auch bei der Vorbereitung dieser Reisen, bei der Vorbereitung dieser Exkursionen, die ich vorher nicht kannte, ich habe viele Aspekte kennengelernt, die ich so nicht kannte. Und das ist für mich auch eine Bereicherung gewesen und ein ganz anderer Blick wieder auf Belgien, auf mein eigenes Land, auf die Vielfalt in diesem Land, ja, auf die Lebensweise hier, auf dieses, ja, auch die Toleranz, die man hier finden kann und das, ja, das war für mich sehr, sehr interessant. Und ich bin auch den Kollegen und Freunden dankbar, dass sie mich eigentlich mit dieser Aufgabe betraut haben, weil, dadurch haben sich für mich auch wieder, ja, neue Blicke auf mein eigenes Land dann ergeben.

Markus: Ja, also mir geht es zum Beispiel auch mit diesem Berlin-Buch so, also weil ich vorher schon ab und zu mal in Berlin war, aber die Stadt auch nie wirklich als Bierstadt wahrgenommen habe. Ich hatte da gute Freunde, die da wiederum biermäßig engagiert waren, deswegen kannte ich so ein bisschen was, aber nicht wirklich viel. Und als dann diese Idee von dem Buch und dem Nachfolgebuch dann gekommen ist, habe ich wirklich gesagt, okay, dann muss ich das eben recherchieren. Und hatte dann für drei Wochen eine Ferienwohnung in Berlin und bin wirklich jeden Tag losgezogen, habe mit allen Brauern persönliche Termine ausgemacht, mit denen immer so einen halben Tag verbracht und Fotos gemacht und Interviews gemacht und so. Und bin auch ganz bewusst von jedem zum anderen gelaufen, wo es möglich war, also wo es dann gar nicht ging, war es schwierig, aber normalerweise schon, weil man dann auch ein Gefühl bekommt für Entfernungen und ein Gefühl bekommt für die Kieze, weil ja jeder irgendwie ein bisschen anders ist und man merkt dann so ein bisschen, wie die Leute ticken und man sieht, wer wohnt denn da so. Und das hat mir dann auch ein völlig neues Bild von Berlin gegeben. Wenn man halt vorher nur an diesen touristischen Hotspots war, dann kennt man halt die Gedächtniskirche und das Brandenburger Tor und den Reichstag oder so, aber das eigentliche Leben findet da in diesen ganzen Stadtteilen statt, die jeweils ihre eigenen Zentren, ihre eigenen Themen haben. Und da gehören natürlich die örtlichen Brauereien auch dazu und dann ist das auch kulturell nochmal ein ganz anderes Erlebnis, weil ja auch jede Brauerei ihre Veranstaltungen, ihre Feste, ihre Themen hat, die da halt auch dazu gehören und insofern. ja. Aber du hast schon im Nebensatz erwähnt, deine Brauerei, das heißt also, wann hat dich dann dieser Funke irgendwie ereilt zu sagen, ich möchte auch selber Bier machen?

Norbert: Ja, das ist schon, nachdem wir zwei, drei Jahre lang diese Exkursionen gemacht haben durch Belgien, ja, dann hat man 20, 30, 40, vielleicht 50 Brauereien dann auch besucht, hat immer wieder erklärt bekommen, wie denn dieser Brauvorgang ist. Hatte ich vielleicht vom ersten zum zweiten Jahr, hatte ich es auch schon wieder vergessen, aber dann irgendwann, dann prägt es sich dann doch ein, denn es ist ja auch nicht so kompliziert und dann hatte ich schon das Interesse, das dann auch selbst zu machen. Und habe das dann begonnen, wie wohl viele Menschen das beginnen, indem ich mir so ein Starterkid zugelegt habe und dann in der eigenen Küche hier angefangen habe, Biere zu brauen. Das waren dann zwei 15-Liter-Sude an einem Wochenende, sodass ich dann, wenn dieser Braugang dann abgeschlossen war, 30 Liter hatte. Das waren dann mal so zweieinhalb Kästen Bier, also so 60 Fläschchen Bier oder so. Das war dann schon möglich, so zu testen, das habe ich auch zwei, drei Jahre gemacht. Habe dann auch im Verwandtenkreis, im Bekanntenkreis, im Freundeskreis, ja, fand das dann auch Anklang, ja, waren immer froh, wenn ich dann mit ein paar Bierchen auftauchen konnte. Und irgendwann war das dann für mich nicht mehr ausreichend oder nicht mehr befriedigend, weil, ja, ich mache schon gern meine Sachen und die Sachen, die anpacke, auch richtig und 100-prozentig. Und wenn man so in der Küche braut, man kann vieles experimentieren, aber was dann fehlt, ist ja dann doch das professionelle Werkzeug, was vor allen Dingen fehlt ist die Temperaturkontrolle. Temperaturkontrolle ist sehr, sehr wichtig beim Brauen, die ist wichtig beim Maischen, da wird ja der Grundstein dann auch gelegt eigentlich für die Qualität des Bieres und sie ist wichtig nachher nochmal bei der Gärung. Auch da ist die Temperaturführung wichtig, je nachdem bei welcher Temperatur man etwas vergärt hat, man mehr oder weniger von diesem oder jenem Aroma. Und wenn man so in der Küche braut, dann ist das ja mehr oder weniger dann dem Zufall überlassen und das wollte ich nicht mehr. Ich habe dann auf diesen Exkursionen auch viele Brauer kennengelernt und habe bei einem Brauer angefangen, dann so mit auszuhelfen, so am Wochenende. Weil, das war auch noch eine Mikrobrauerei, der war auch nebenberuflich Brauer, das heißt, der Brauvorgang, die Arbeiten waren Freitag, Samstag, Sonntag. Das heißt, man konnte eigentlich ohne den eigenen Beruf zu vernachlässigen, samstags da mal aushelfen oder sonntags. Und, ja, habe dann ganz normal da zuerst abgefüllt, Etiketten geklebt, dann nach und nach auch gebraut und dann meine Rezepte mit ihm zusammen, also praktisch überführt vom 15-Liter-Sud auf den 500-Liter- beziehungsweise 1.000-Liter-Sud. Und dann auch nebenberuflich mich selbstständig gemacht, damit das auch steuerrechtlich alles sein Okay hatte. Als Beamter konnte ich mir nicht erlauben, da irgendwie in den Verdacht der Schwarzarbeit zu kommen und habe das also dann auch ordentlich alles angemeldet. Und nachdem ich das dann einige Jahre so gemacht habe, genügte auch das mir wieder nicht, dann wollte ich eigentlich meine eigene Brauerei auch machen. Vor allen Dingen, weil immer mehr dann aufkam, das Firmen sich in anderen Brauereien einfach ein Bier brauen ließen, ihr Etikett draufklebten und das dann als eigenes Gebräu verkauften, und der Verbraucher sieht ja da leider nicht den Unterschied. Er sieht ja nicht den Unterschied zwischen dem, was hier in Belgien die Bierfreunde eine Bierfabrik nennen oder eine Getränkefabrik und einem Brauer. Und mir war schon wichtig deutlich zu machen, dass das eine eigene Produktion ist, die ich da den Menschen anbiete. Und, ja, dann habe ich also hier selbst dann auch in der Garage die eigene Brauerei eingerichtet, alles auch nach den geltenden Vorschriften und, ja, habe dann die eigenen Biere nicht mehr in Lüttich bei dem befreundeten Brauer gebraucht, sondern hier bei mir Zuhause dann.

Markus: Spannend. Kannst du dich noch an dein erstes Rezept erinnern, was du so in dieser 15-Liter-Kategorie gemacht hast?

Norbert: Ja, ja, da kann ich mich gut dran erinnern, weil, ich wollte kein Risiko eingehen, es ist also ein Rezept, da habe ich keine Gewürze mal verwendet, sondern nur Hopfen. Es war nicht ganz nach dem Reinheitsgebot, weil ich ja Zucker zufügen musste für die zweite Gärung. Es war ein dunkles Bier, es war von dunklen Malzen. Es war auch einfacher zu machen als mit hellen Malzen, weil, dieser stärkere Malzgeschmack, der kann etwaige Fehler dann auch ein bisschen überdecken, das muss man ja ganz ehrlich sagen. Und, ja, so dunkle Malze, auch nicht zu stark gehopft, das war das Cabane Nummer eins, nee, oder, das war das Nummer eins. Die ersten Biere habe ich nur einfach durchnummeriert, Nummer eins, Nummer zwei, Nummer drei, Nummer vier und aus der Nummer vier habe ich dann eigentlich mein erstes Bier, das ich auf den Markt brachte, dann raus kristallisiert.

Markus: Ja und jetzt ist es dir grade schon rausgerutscht praktisch, es hat ja auch einen Namen, also wir haben hier ja auch eins stehen. Also du hast es schon eingeschenkt, ich habe jetzt hier auch oder magst du es mir einschenken, je nachdem, noch ein schönes Glas. Das hören wir jetzt auch schon, genau, wie es hier ins Glas kommt, wunderbar. Und auf dem Glas steht Caban oder Cabane, je nachdem, wie kommt es dazu?

Norbert: Ja, also das war schnell gefunden, der Name für das Bier. Ich wohne hier an der Straße, die heißt Hütte, also in Eupen die Straße heißt Hütte. Warum heißt sie Hütte? Weil wohl in grauer Vorzeit hier Eisenerz verhüttet worden ist. Und nur, Hütte hat ja eine zweite Bedeutung, nämlich kleines Häuschen. Und wenn ich kleines Häuschen oder Hütte dann auf Französisch übersetze, ist das Cabane. Und so war der Name des Bieres schnell gefunden, weil er genau in Deutsch und in Französisch sich einfach aussprechen lässt. Ja, es ist ein französischer Name, dass muss man sagen, aber das heißt, auch für die deutschsprachigen oder selbst für deutsche Kunden ist es machbar, aber es gibt dann auch trotzdem diesen belgischen Einschlag, der dann deutlich wird, es ist ein belgisches Bier, deshalb heißt das Bier Cabane. Und ich habe deren zwei mittlerweile, die ich regelmäßig gebraut habe, das war das Cabane Blonde, so ein helles, 7% Alkohol und dann hatte ich das Cabane a bre, das war dann so ein, ja, ein amberfarbenes, ja, mit Münchner Malz und Pale Ale und das hatte 8, bis 8 1/2% Alkohol. Und bei diesem Cabane a bre zum Beispiel, da sind dann auch, ich will mal sagen, meine Kenntnisse der fränkischen Braukultur eingeflossen, weil da ein ganz geringer Anteil von Rauchmalz mit verarbeitet worden ist.

Markus: Ja, das freut mich ja insbesondere, sehr schön! Also, liebe Hörer, erst mal Prost, ja, genau, wenn du schon dabei bist, erst mal Prost, genau. Vielleicht, während du trinkst, beschreibe ich kurz. Also wir haben hier, ja, ein wunderschönes, ja, kann man sagen, goldfarbenes Bier, das einen richtig schönen Schimmer hat, der mir so entgegen leuchtet. Wir haben ja Abend, das heißt, wir sehen hier einfach den Lampenschein richtig schön im Bier. Oben drüber sitzt dann ein feinporiger, fester weißer Schaum, richtig wie so ein Schaumbad, also ganz, ganz fest, voll. Und wenn man da dran riecht, wir haben jetzt vorhin uns schon drüber unterhalten, also da ist ganz viel so Rose, Hibiskus, ein bisschen Tee, Citrus, Banane, also ganz viele tolle Aromen, die, ja, auch zur belgischen Bierkultur einfach dazu gehören. Und, ja, im Mund, jetzt probiere ich doch mal ein Schlückchen, merkt man, hochvergoren, klassisch, ist ja auch typisch Belgisch. Und wie du ja auch grade schon gesagt hast, da, wo wir Deutsche vielleicht sagen, naja, normales Bier hat 5% und ein stärkeres hat vielleicht 6 oder 6 1/2, da ist man in Belgien halt eher so bei 7 und dann vielleicht so bei 10, das ist einfach eine andere Norm. Und das merkt man hier natürlich auch, dadurch, dass es so hochvergoren ist, merkt man den Alkohol aber nicht und hat dann wirklich sehr schöne, auch so weinige Noten und dann kommt auch nochmal dieses schöne Florale mit den Rosen und ein bisschen Kirsche vielleicht auch und dann die Banane. Und dann auch so ein bisschen das Getreide, ein bisschen Brot und hinten raus ist es dann richtig schön, ja, spritzig, weinig. Ein bisschen Pfeffer vielleicht sogar noch, wo man dann hinten so ein bisschen merkt, es kitzelt einen, dass man dann auch gern den nächsten Schluck nimmt, also wirklich ein richtig schönes tolles typisch belgisches Bier. Ja, kriegst du das immer so hin?

Norbert: Ja, also ich versuche natürlich immer das gleiche Bier hinzubekommen. Was natürlich auf so einer kleinen Anlage nicht unbedingt immer gelingt, es ist immer, das typische Cabane, das ist auch das, was mich besonders freut, das ist, das es mir, obwohl ich sehr unerfahren war und auch eigentlich jetzt noch bin, also ich bleibe ja doch nebenberuflicher Brauer, ist mir, glaube ich, gelungen, ein Bier zu schaffen, dass man aus anderen Bieren raus schmeckt. Und das schaffe ich jedes Mal wieder, aber ich kann nicht garantieren, dass von einem Sud zum anderen, das immer das Gleiche ist. Also so genau kann ich die Gärführung nicht machen, so genau kommen auch nicht immer dann auch die Gewürze und der Hopfen nicht immer abgewogen. Und man muss ja auch ehrlich bleiben, also diejenigen, die immer dieses gleiche Bier machen, das geschieht ja auch nicht immer dadurch, dass genau die gleiche Gärführung ist und die gleiche Brauführung, sondern es geschieht häufig dadurch, dass verschiedene Sude, eine große Anzahl von Suden, verschnitten werden miteinander, um dann immer diesen gleichen Geschmack zu haben. Und, ja, das ist ja etwas, also beim Wein stört es niemanden, wenn der gleiche Wein von einem Jahrgang zum anderen dann ganz einfach sich verändert, beim Bier erwartet man immer den gleichen Geschmack. Ein Brauer in Franken hat mir mal gesagt, es ist gleich, ob du gutes Bier machst oder schlechtes Bier machst, Hauptsache ist, du machst immer das Gleiche.

Markus: Ja, so ist das in der Tat und eigentlich ja wirklich schizophren, weil ja auch beim Bierbrauen einfach Rohstoffe dazugehören, wo jedes Jahr sich natürlich auch Zusammensetzung, Qualität und so weiter, Verfügbarkeit, ändert und man allein deswegen ja auch nie wirklich immer ein Gleiches garantieren kann, aber das ist vielleicht noch ein anderes Thema. Was mir grade noch auffällt, wir haben hier auf dem Glas den Schriftzug und oben drauf haben wir dann so ein kleines Logo mit einem, ja, gelben Quadrat und dann einem wahrscheinlich auch ursprünglich mal rotem Quadrat, in dem aber ein Teil des gelben Quadrats ist und dann ist da noch ein orangener Kreis. Hat das auch eine Bedeutung?

Norbert: Ja, ja, das hat eine Bedeutung, es hat eine Geschichte vor allen Dingen. Als ich anfangs hier mein Küchenbier braute, wenn ich es mal so nennen darf, wollte ich dann trotzdem Etiketten auf diesen Flaschen haben. Und da hat meine Frau mir ein Etikett entworfen, so am Laptop, mit den Möglichkeiten, die sie hat. Und sie hatte stilisiert Hütten dargestellt, also Cabane. Und als ich dann ein professionelles Logo mir habe machen lassen bei einem Grafiker, als ich die eigene Brauerei dann hier einrichtete, dann habe ich ihm das als Vorlage gegeben. Und er hat natürlich nicht, ein Grafiker orientiert sich nie an der Vorlage eines anderen, aber er hat dann doch die Idee übernommen. Und diese Idee ist in dem, was du da beschrieben hast, in diesem Logo wieder mit eingeflossen.

Markus: Wunderbar, also wirklich sehr schön, ein Gesamtkunstwerk. Kleiner Wermutstropfen ist natürlich jetzt, dass du letztes Jahr wegen der Flutkatastrophe hier auch betroffen warst und deswegen die Brauerei momentan nicht aktiv sein kann, ne?

Norbert: Ja, also das Haus steht am Fluss, an einem Bach, der allerdings dann am 14. Juli 2021 wirklich zu einem reißenden Fluss geworden ist. Da hat man mal gemerkt, dass dann trotz allem, auch wenn man nur im Mittelgebirge oder am Rande des Mittelgebirges wohnt, dass man es mit Gebirgsflüssen zu tun. Denn, ja, das Haus hier und die angrenzende Garage standen 1,80 Meter unter Wasser und da ist natürlich dann in der Brauerei selbst sehr vieles zerstört worden. Und, ja, ich bin guter Hoffnung, dass ich das auch wieder aufbauen werde, aber das habe ich bisher noch nicht geschafft. Zum einen muss alles eine längere Zeit trocknen und zum anderen möchte ich es dann auch ein bisschen anders planen. Ich bin da ein bisschen pessimistisch, ich denke, dass dieses Wasser wiederkommen wird, vielleicht nicht 1,80 Meter, aber 1,00 Meter richtet auch sehr viele Schäden an und ich muss also alles so planen, dass ich mich gegen, sagen wir mal, ein vertretbares Hochwasser, wenn man davon überhaupt reden kann, dann auch schützen kann, das Haus schützen kann, die Brauerei schützen kann. Das nimmt ein bisschen Zeit in Anspruch, aber ich denke schon, dass ich im Laufe des nächsten Jahres das Ganze wieder aufnehmen kann.

Markus: Dann geben wir das auf jeden Fall schon mal als Neujahrswunsch mit, dass wir nächstes Jahr vielleicht uns mal wieder unterhalten können und dann vielleicht das Ganze schon auf dem Weg des Entstehens ist sozusagen. Ja, jetzt kommen wir vielleicht noch zu dem zweiten, ja, wirklich auch ganz, ganz wichtigen Punkt, über den wir uns auch schon oft unterhalten haben und den ich ja auch dankenswerter Weise so ein bisschen mit begleiten durfte. Und zwar ist das belgische Bier oder die belgische Bierkultur ja die Erste und bisher auch die Einzige, die auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste steht und das ist zumindest auch deinem Wirken zu verdanken. Und da würde mich einfach mal interessieren, also wie kommt es überhaupt dazu, wie kommt man auf die Idee, das zu tun, warum ist es dann grade die deutsche Minderheit, die sowas tut? Und vielleicht so die ersten Schritte, dann können wir ja weiterschauen.

Norbert: Ja, also das hat dann nichts zu tun mit meiner Tätigkeit als Hobbybrauer oder als nebenberuflicher Brauer, sondern es hatte zu tun mit meiner Tätigkeit beim Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft. In Belgien sind es diese Gemeinschaften, also die flämische Gemeinschaft, die französischsprachige Gemeinschaft und die deutschsprachige Gemeinschaft, die für Kultur zuständig sind und also auch für das Kulturerbe und speziell dann auch hier für das immaterielle Kulturerbe. Und es gibt ja diese Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit von der UNESCO, es gibt diese Konvention der UNESCO, die das alles regelt. Und Staaten können ja dann immaterielles Kulturerbe, das sie selbst als solches anerkannt haben, dann beantragen, dass es auf diese Liste gesetzt wird. In Belgien muss ein solcher Antrag, wird initiiert von einer der drei Gemeinschaften, die ja für die Kultur zuständig sind und muss dann auch von den drei Gemeinschaften dort getragen werden, damit es bei der UNESCO eingereicht werden kann. Der belgische Brauerverband hatte dann damals die Initiative ergriffen und hat bei den drei Gemeinschaften zuerst einmal beantragt, dass jede der Gemeinschaften diese Bierkultur in ihre eigene Liste des immateriellen Kulturerbes dieser Gemeinschaft aufnimmt. Das ist dann auch erfolgt. Und, ja, dann ging es darum, das Ganze auch eben bei der UNESCO einzureichen. Und es war so, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft bisher noch nie einen Antrag eigentlich bei der UNESCO gestellt hatte und, ja, dann wurde sich darauf geeinigt, dass das die Deutschsprachige Gemeinschaft dann wäre, die diesen Antrag federführend für alle belgischen Kulturgemeinschaften einreichen sollte. Und das war dann also Aufgabe meines Ministeriums und dem Ministeriums, dem ich vorstand, dann diesen Antrag vorzubereiten. Da hat es sehr viele Besprechungen dann gegeben mit den Ministerien der beiden anderen Gemeinschaften, aber auch mit Experten, um dann einen Antrag so, ja, zusammenzustellen, dass er Aussicht auf Erfolg hatte. Und es genügt nicht, dass auf Ebene der Ministerien oder an ein paar Schreibtischen zu besprechen. Was der UNESCO ja wichtig ist, das ist, dass es sich bei diesem immateriellen Kulturerbe, dass es sich um noch lebendes Kulturerbe handelt, dass sich auch weiterentwickelt. Das soll nicht einen musealen Aspekt haben, dieses immaterielle Kulturerbe, sondern man muss schon nachweisen, dass es Menschen gibt in den betroffenen Ländern, die dieses Kulturerbe auch noch leben, die es pflegen, die es weiterentwickeln. Nun gibt es natürlich Kulturpraktiken oder immaterielles Kulturerbe, wo das relativ einfach ist, vor allen Dingen diese Gemeinschaft dann zu beschreiben, die dieses Kulturerbe trägt. Weil das manchmal, also wenn ich die Krabbenfischer von ostende, dieses Krabbenfischen ist auch ein immaterielles Kulturerbe, es ist auch sehr, sehr interessant, aber es ist eine relativ kleine Gemeinschaft, die das Ganze trägt. Das ist, ja, das ist da einfach zu definieren. Bei der Biokultur ist es schon etwas komplizierter darzustellen, wer sind eigentlich die Träger dieses immateriellen Kulturerbes? Und es können nicht die Brauereien alleine sein. Es wird ein Kulturwert in die Liste eingetragen und nicht ein kommerzielles Produkt. Also nicht das Bier ist das Kulturerbe, sondern die Bierkultur als solche, da gehören natürlich die Brauereien dazu, aber da gehören die Vermittler dazu. Bei uns gibt es Situlogen, es gibt Situlogenverbände, es gibt diejenigen, die die Bierfeste organisieren, es gibt die Ausbildungsstätten, wo man also zum Brauer entweder sich ausbilden kann oder wo man weitergebildet so. Es gibt die Biersommeliers, es gibt dann die mehr folkloristischen Vereinigungen, diese einzelnen Bruderschaften, Ritterschaften, die sich um das Bier rum entwickelt haben, all die müssen dieses Kulturerbe dann auch mittragen, müssen den Antrag auch mittragen. Sodass wir auch dort einige, ja, Events dann organisiert haben, wo Vertreter von all diesen Gruppierungen zusammenkommen konnten dann und wurden jeweils über den Stand der Vorbereitung des Antrags informiert und konnten dann auch kommentieren, wieder ihre Sicht der Dinge da beifügen. Und wir mussten deutlich machen, und ich glaube, das ist uns dann ganz gut gelungen auch, deutlich machen, dass das wirklich mehr ist als ein Getränk oder ein alkoholisches Getränk, sondern das es um das Ganze herum da nun wirklich Kulturpraktiken gibt, eine gelebte Kultur gibt. Und, ja, dann ist der Antrag eingereicht worden, ist begutachtet worden. Und 2016 im November bin ich dann selbst in Adis Abeba gewesen wo diese Konvention dann getagt hat und wo dann der Antrag schlussendlich auch angenommen wurde, neben einer Reihe anderer Anträge. Das war auch interessant, das mal zu sehen und mitzuerleben.

Markus: Ja, also da durfte ich ja schon Fotos sehen und das ist ja in der Tat wirklich super spannend, also grade, weil das eben auf so einer nationalen globalen Ebene stattfindet. Da werden wir sicherlich auch gleich nochmal drüber sprechen. Vielleicht vorher nochmal ganz kurz, was du jetzt beschrieben hast, das klingt ja nach unheimlich vielen Gesprächen, Terminen, auch nach sehr viel Zeit, die sowas einfach in Anspruch nimmt und sicherlich auch nach vielen Einflusskritierien. Also grade, weil es ja auch was mit Wirtschaft zu tun hat, weil wir natürlich auch mit Alkohol zu tun haben, da gibt es ja auch die ganzen Gesundheitsaspekte und so weiter. Also wie war das, warst du da eher Diplomat oder Politiker oder eher Verwalter? Also wie schafft man das dann so zu kanalisieren, das man am Ende diesen doch sehr strikten Bedingungen dieses Antrags entsprechen kann?

Norbert: Also ich muss schon sagen, den Meisten der Beteiligten war es natürlich auch wichtig, dass wir einen Antrag einreichen, der Chancen auf Erfolg hat, das muss man da schon deutlich machen. Man muss dann manchmal ein bisschen ausgleichend wirken zwischen dem Expertentum auf der einen Seite und, ich würde sagen, dem,  was die Menschen auch leben auf der anderen Seite, das muss auch ausgewogen sein und jeder muss seinen Platz da haben. Aber, ich würde sagen, das sind wir in Belgien eigentlich gewohnt, das wir also Entscheidungen treffen müssen oder Entscheidungen herbeiführen müssen, in denen jeder sich wiederfinden kann, in denen jeder seinen Platz dann auch hat. Wir waren auch sehr gut beraten von Experten in dem Bereich, das muss man auch sagen. Und, ja und für mich selbst dann die Rolle war, moderierend in dem gesamten Prozess, vor allen Dingen auch immer sorgen, dass der Prozess weiter aufrecht erhalten wird. Und es stimmt natürlich, es muss allen Aspekten, muss Rechnung getragen werden. Weil die UNESCO, diese Konvention, die darüber entscheidet, die hat schon strenge Kriterien und es ist natürlich so, dass man jetzt nachweisen muss oder wir haben nachgewiesen und in dem Antrag deutlich gemacht, dass selbst die Brauereien sehr viel unternehmen, um Alkoholmissbrauch vorzubeugen bei Jugendlichen, um Alkohol am Steuer entgegenzuwirken. Also hier gibt es ja ganze Kampagnen, die jährlich stattfinden, die sogenannte Wop-Kampagne, die aber auch von den Brauereien und vom Brauereiverband mitgetragen wird. Das ist, das muss natürlich, das ist auch Teil eines solchen Antrags. Dann haben wir auch deutlich machen können, dass immer mehr Brauereien bemüht sind, den ökologischen Fußabdruck eigentlich so gering wie möglich zu halten. Sei es in der Art und Weise, wie sie die Energie, brauen ist ja ein sehr energiefressender Prozess, aber wie sie dann sich da einbringen, um das also energiesparender, energiesparsamer zu machen. Das hat ja auch ökonomische Gründe, das ist ja nicht von der Hand zu weisen, aber da passte das eben gut zusammen. Oder andere Brauereien, die mit dazu beitragen, dass im Umfeld der Brauerei ganz einfach die Pestizidbelastung sinkt, weil sie das Wasser aus eigenen Brunnen nehmen, also da sind Schutzzonen auch eingerichtet worden so. Das muss alles nachgewiesen werden natürlich, um zu zeigen, das ist ein Kulturerbe, aber es fügt sich auch ein in das moderne Leben und trägt den modernen Notwendigkeiten auch Rechnung und entwickelt sich weiter.

Markus: Und dann habt ihr das also auf nationaler Ebene geschafft. Und dann eben diese Zeit bis Adis Abeba, war das dann so, dass ihr vorher schon wusstet, wir fliegen dahin und kriegen diese Bestätigung oder war das dann etwas, was man wirklich erst vor Ort gewusst hat, schaffen wir es oder schaffen wir es nicht?

Norbert: Das bekomme ich jetzt nicht mehr so ganz hinein und auch zusammen. Also die endgültige Entscheidung ist effektiv in Adis Abeba gefallen dann, weil, dort treffen sich dann alle und …

Markus: Also ihr wusstet nicht, ob es klappt oder nicht?

Norbert: Wir wussten es nicht. Wir wussten, dass wir gute Aussichten hatten, weil so Zwischenevaluierungen man dann bekommt. Wir haben so Teilergebnisse sicherlich gehabt, aber die eigentliche Entscheidung fällt in Adis Abeba. Und es war nicht jetzt ein formalles Hinfahren, um zu sagen, ja, wir nehmen das jetzt in Empfang oder so, sondern das hätte auch anders ausgehen können. Alle Signale standen auf grün, das muss ich wohl dabei sagen. Weil, ich denke, ich kann da sagen, da haben so viele Menschen mitgearbeitet, das ist nicht mein Verdienst, also der Antrag war schon sehr gut vorbereitet von den Experten, die da mitgewirkt haben. Also es stand alles auf grün, wir sind also positiv gestimmt dahingefahren. Trotzdem bin ich selbst dann auch hingefahren, weil, es gibt ja, sagen wir mal, diplomatische Vertreter, die dann Belgien auf solchen Sitzungen dann vertreten. Aber ich bin dann selbst auch mitgefahren, damit im Falle einer Diskussion vor Ort noch jemand hätte mit argumentieren können, aber es war dann nicht nötig.

Markus: Und was ist das dann für ein Gefühl? Also man wartet da ja und dann geht diese Veranstaltung irgendwann los und dann werden Dinge verkündet und auf einmal fällt dann eben der Name Belgien oder beziehungsweise die Bierkultur, wie ist das, was geht da vor?

Norbert: Ja, das ist, ja, es war ein schöner Moment, das muss ich ganz einfach sagen. Und es ist dann auch so, kommen alle anderen Vertretungen und gratulieren dann und so, also es war ein schöner Moment in meinem Berufsleben, wenn ich das mal so sagen darf.

Markus: Ja, nein, also wirklich, ganz, ganz spannend. Und ich habe ja dann eben auch über dich mitbekommen, wie das dann so war und ich fand das auch spannend. Ich war ja dann auch beteiligt an dem deutschen Kulturerbe, dass allerdings momentan nur auf der nationalen Liste steht, aber auch das war ein riesen Prozess. Und da, muss ich sagen, war es dann so, wir haben damals die Mitteilung bekommen, dass wir auf der nationalen Ebene jetzt anerkannt sind, am Tag des ersten Lockdowns. Da waren dann wirklich so beide Herzen in einer Brust, ne, wo man auf der einen Seite sagt, juhu, es fällt ja auch viel Last von einem ab, es ist ja auch irgendwas geschafft. Und auf der anderen Seite weiß man dann, okay und ab jetzt ist die Branche praktisch dicht und es wusste ja keiner, wie das weitergeht. Also insofern, da war bei mir dann tatsächlich so auf und ab an beiden Stellen. Aber ich finde, also ich glaube, dieses Gefühl habt ihr doch dann auch gehabt, dass einfach man was erreicht hat und das da eine Last auch abfällt und das befreit ja auch irgendwie, ne?

Norbert: Auf jeden Fall, es ist ein schönes Gefühl.

Markus: Und was hat es dann für Folgen gehabt, also ihr habt diesen Status bekommen, hat das dann bedeutet, dass ihr hier in Belgien Dinge tun musstet und muss man jetzt immer noch Dinge tun, um das auch aufrecht zu erhalten?

Norbert: Ja, es ist also so, Belgien muss regelmäßig berichten über den Zustand der Elemente des immateriellen Kulturerbes, die anerkannt sind von der UNESCO, also mehrfach regelmäßig über die Bierkultur berichten. Aufgrund von Corona haben wir, glaube ich, noch keinen offiziellen Bericht einreichen müssen, das erfolgt alle sechs Jahre. Wir sind aber da auch schon vorher aktiv geworden und das war auch schon im Antrag selbst beschrieben, es ist ein Observatorium der Bierkultur ins Leben gerufen worden. Und in diesem Observatorium sind dann vertreten eigentlich all diejenigen, die den Antrag unterstützt haben, natürlich die betroffenen Ministerien, aber auch dann der Brauerverband, der Bierfreundeverband Situs, die einzelnen Bruderschaften, dann auch die, ja, Ausbildungsstätten sind dabei, Forschungsstätten sind auch dabei, die sich so mit Kulturerbe auseinandersetzen. Das Observatorium, das sind dann so 10 bis 15 Menschen, man trifft sich vielleicht ein- bis zweimal pro Jahr und, ja, tauscht aus, wie ist die Entwicklung. Man muss eigentlich beobachten, wie entwickelt sich die Bierkultur als solche, gibt es Gefahren für dieses Element, muss etwas unternommen werden, um dieses Kulturerbe, dass es sich in die richtige Richtung entwickelt oder, ja, ist es bedroht? Es gibt ja auch Kulturerbe anderer Art, wo dann durch verschiedene Entwicklungen, gesellschaftliche Entwicklung oder durch andere Entwicklungen, vielleicht dann Gefahr wirklich droht, dass das Kulturerbe, dieses Elementar weiter bestehen bleibt. Und wir sind dazu übergegangen, dass wir jetzt aus eigener Initiative alle zwei Jahre einen Bericht veröffentlichen, den Bericht über die belgische Bierkultur in den betroffenen Jahren, und wir greifen dann verschiedene Aspekte heraus und es werden dann verschiedene Artikel zu diesen Aspekten dann publiziert. Es ist nicht so sehr ein statistischer Jahresbericht, denn die Kultur kann man jetzt schwer so statistisch fassen, die Statistiken über die Bierproduktion und über den Export und Import, alles Mögliche. Ich meine, das kann der Brauerverband besser als wir das dann können. Aber in diesem Bericht wird mehr so dargestellt, was sind besondere Entwicklungen. Jetzt zum Beispiel der letzte Zweijahresbericht ist natürlich darauf eingegangen, wie hat die Bierkultur gelitten oder sich entwickelt während dieser Corona-Pandemie. Dann sind aber auch neuere Entwicklungen aufgezeigt worden, die wir feststellen in Belgien, es wird jetzt viel daran gearbeitet, kurze Kreisläufe zu fördern. Also zu versuchen, wieder eigene Gerste, Biergerste oder Braugerste anzubauen, eigenen Hopfen, ja. Wieder diese kurzen Wege auch beim Bierbrauen zu fördern, das ist eine Entwicklung. Andere interessante Entwicklung ist, wir müssen mittlerweile unterscheiden zwischen Mikrobrauereien und Pico-, Nano-Brauereien. Also ich habe das selbst festgestellt, die ersten Brauereibesichtigungen, die ich so machte mal, wie gesagt, Anfang der 2000er-Jahre und dann habe ich vor zwei, drei Jahren nochmal, kurz vor dem Lockdown, eine Reise durch Belgien gemacht , also wir können mittlerweile Brauereien besichtigen, die 50, 75 oder 100 Hektoliter pro Jahr nur produzieren, das war vorher, fing das bei 250 Hektoliter an. Also es gibt immer mehr, das ist eine Entwicklung, die wir in der Gesellschaft feststellen, ja und das wird dann einfach dokumentiert durch Artikel. Der Bericht ist dreisprachig, also es gibt Artikel in Deutsch, es gibt Artikel in Französisch, es gibt Artikel in Niederländisch oder in Flämisch dann. Und wir hoffen, wenn das regelmäßig jetzt auch fortgeführt wird, dann doch über die Jahre eine umfangreiche Dokumentation der Entwicklung der Bierkultur in Belgien auch aufzeigen zu können.

Markus: Würdest du sagen, dass diese Anerkennung und dieser Status oder überhaupt der belgischen Bierkultur, dass das auch etwas verändert hat, also im Land oder innerhalb dieser Bierkultur oder auch außerhalb?

Norbert: Es ist also so, dass sich diese Bierkultur, vor allen Dingen diese Spezialbiere, es gibt eine regelrechte Explosion im Moment. Man fragt sich auch, wie lange wird es noch weitergehen, dass noch mehr Brauereien entstehen werden, kleine? Also die Anzahl an Brauereien wächst, die sind auch während der Pandemie, ist die Anzahl der Brauereien gewachsen, ja, also diese kleinen Brauereien. Und man fragt sich aber, kann das gehen? Ich denke schon, dass das teilweise damit zu tun hat, aber das, muss man jetzt ehrlich sagen, das ist so ein Bauchempfinden, messbar haben wir nichts, wir haben nichts vorher, wir haben keine Nullmessung oder, also.

Markus: Ja, ist es vielleicht so, dass sich insgesamt die belgischen Brauer oder die Teilnehmer dieser belgischen Bierkultur, vielleicht ein bisschen mehr als Belgier fühlen, weil man doch in Belgien auch diese starke Distanz hat oft zwischen der Wallonie und Flandern oder so oder hat sich daran nicht so viel verändert?

Norbert: Das kann ich so nicht sagen. Ich muss auch sagen, ich habe in der Brauerszene jetzt so diese Distanz nicht in dem Maße festgestellt, wie man es in anderen Bereichen eventuell feststellen kann, das muss ich auch dabei sagen, das habe ich bisher …

Markus: Ist doch schön.

Norbert: … ist mir nicht so bewusst, also habe ich nicht so erlebt bisher zumindest. Und ich denke schon, dass der Stolz auf das eigene Bier, das Bewusstsein, dass man, ja, doch eine besondere Bierkultur hat, die ist in den letzten 10, 15 Jahren sicherlich sehr stark gestiegen. Und ich denke, dass dann diese Anerkennung auf Ebene der UNESCO, dass das immaterielles Kulturerbe ist, dass das da nochmal ein bisschen verstärkt hat beziehungsweise auch so, dass man mal dann bekräftigt hat, ja, es ist einfach so. Also wenn ich noch an meine Jugendzeit zurückdenke, wenn ich an die 70er-Jahre zurückdenke, es gab nicht diese Vielfalt der Biere, die wir jetzt kennen in Belgien, das war eigentlich im Abklingen, vielleicht sogar im Aussterben begriffen. Und es sind dann Blicke von Leuten von außerhalb, die das ganze eigentlich dann Anfang und Mitte der 80er-Jahre wieder ins Leben gerufen haben oder die das aufgehalten haben, diesen Niedergang.

Markus: Ja, also ich habe jetzt auch grad viel noch drüber nachgedacht, es ist tatsächlich so. Also ich denke mal, innerhalb der belgischen Bierwelt, die ich jetzt kenne und auch der Leute aus der belgischen Bierwelt, ist es in der Tat so, dass eben im Bier diese Unterschiede relativ wenig gemacht werden. Also man merkt es halt dadurch, dass vielleicht die Sprache jeweils ein bisschen anders ist, zumindest die erste Sprache, die jeweils vor Ort gesprochen wird, aber ansonsten ist es tatsächlich doch was sehr Gemeinsames. Und ich muss auch sagen, also zumindest für mich jetzt von außen, ist das ja tatsächlich was, was für dieses Land auch steht. Also wir kennen, ja, vielleicht belgische Schokolade und Waffeln, das ist doch sehr touristisch, aber, ich denke mal, dieses Thema belgisches Bier, das ist schon was, was international anerkannt ist, was ja auch eine der großen Bierwelten ist und in jedem Buch da drüber zu finden, also da steht dann eben ja auch Belgien als Land drin. Und ich glaube, das ist schon was, was auch identitätsstiftend irgendwie mit zumindest sein kann, ne?

Norbert: Ja. Ich meine, es gibt unterschiedliche Bierstile, ein flämisches Rotbier ist was ganz eigenes und das ist nicht mit einem Tripel-Bier irgendwo aus den Ardennen zu vergleichen, also es sind schon eigene Bierstile, aber das haben sie auch in anderen Ländern. Also ich meine, was in Norddeutschland gebraut wird, ist auch unterschiedlich zu dem, was in Franken gebraut wird.

Markus: Ja, wobei, ich finde, das ist genau ein ganz guter Punkt, weil, ich glaube, das es in Deutschland es zum Beispiel ganz schwer ist, jemanden zu sagen, er nimmt diese deutsche Bierkultur als Ganzes. Also wenn ich jetzt zum Beispiel einen Münchner habe und sage dem, was hältst du von einem Kölsch oder von einem Alt oder von einer Berliner Weisse, dann wird der mir in der Regel eine ziemlich klare und eher negative Antwort da drauf geben und umgekehrt. Und ich glaube, das ist wirklich was, was wir auch noch lernen müssen und vielleicht auch ein bisschen von den Belgiern lernen können, dass man dieses gegenseitige Respektieren, Anerkennen und auch eine Vielfalt schätzen, selbst wenn man nicht die ganze Vielfalt selber schätzt, das einfach dann ein bisschen zu können. Also da, glaube ich, da ist auch so ein bisschen Learning, was wir vielleicht so nehmen können.

Norbert: Ja und ich meine, unter den Bierkennern und unter den Situlogen, wie wir es hier in Belgien nennen, da mag man noch wissen, wo welche Brauerei ist, aber ich bin sicher, dass bei dem durchschnittlichen Verbraucher, der trinkt ein bestimmtes Bier, ohne unbedingt zu wissen, wo dann jetzt in Belgien diese Brauerei angesiedelt ist, die das Bier herstellt. Also, da bin ich nicht sicher, dass man da immer den Unterschied macht, sondern es wird dann wirklich als belgisches Bier höchstwahrscheinlich wahrgenommen.

Markus: Ja, nein, also sehr spannend. Und ich kann auch da nur nochmal sagen, bin ich dir auch persönlich sehr dankbar, dass du dich so engagiert hast und ihr gemeinsam diesen Antrag dann eben auch erfolgreich durchgebracht habt. Ja, vielleicht so abschließender Weise, wir haben ja die Weihnachtsfolge, also wenn du dir irgendwas wünschen könntest für die Bierkultur, vielleicht für die belgische, vielleicht für die internationale, für nächstes Jahr oder die nähere Zukunft, was wäre das vielleicht?

Norbert: Also ich würde mir wirklich wünschen, dass diese Vielfalt uns noch lange erhalten bleibt. Ich würde mir auch wünschen, dass es vor allen Dingen stark auf Authentizität bleibt, also dass darf jetzt nicht also verramscht werden, das würde ich mal sagen, ja, es muss wirklich auch als Kultur erhalten bleiben und es muss authentisch bleiben. Das wünsche ich mir zumindest und es darf jetzt nicht in den, ja, in den Weiten des riesen Kommerzes jetzt untergehen, das würde ich mir wünschen.

Markus: Ein wunderbarer Wunsch, den ich auch nur teilen kann. Ich sage vielen, vielen Dank für deine Zeit, für die Informationen. Und wir werden natürlich noch die Shownotes verlinken, dass die Leute auch ein bisschen noch mehr über dich erfahren können. Und, ja, vielleicht bis zu einem Update in der nächsten Zeit und dir auf jeden Fall auch alles Gute für das neue Jahr.

Norbert: Danke und dir auch alles Gute im kommenden Jahr dann, tschüss.

Markus: Tschüss.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 15 – Talk with David Anderson, Beer Judge and Founder of Dave’s Brewfarm in Wilson, Wisconsin, USA

David Anderson started his beer career as a home brewer in 1992 and developed the concept for his own brewery, the Brewfarm. Belgian-style beers were to be the focus there. After the initial ideas in 1995, he set about implementing them, developing beer recipes and buying a plot of land. But the implementation finally succeeded at another location, but the property provided the start-up capital. The Brewfarm quickly became a focal point for the local community and, of course, the center of David’s life. Recently, he was able to sell the brewery and now devotes himself to his new passion: traveling the world as an International Beer Judge…

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Zusammenfassung auf Deutsch:

David Anderson begann seine Bierkarriere 1992 als Heimbrauer und entwickelte das Konzept für seine eigene Brauerei, die Brewfarm, mit einem Schwerpunkt auf belgischen Bierstilen. Nach dem Kauf eines Grundstücks im Jahr 1995 konnte er seine Brauerei erst an einem anderen Standort verwirklichen, aber der Verkauf des ursprünglichen Grundstücks lieferte das Startkapital. Die Brewfarm wurde schnell zu einem Mittelpunkt der lokalen Gemeinschaft und zum Zentrum von Andersons Leben. Nach dem Verkauf der Brauerei widmet er sich nun seiner neuen Leidenschaft als internationaler Bier-Richter.

Anderson erzählt von seiner frühen Begegnung mit Bier und dem Übergang zum kommerziellen Brauen. Er spricht über die Veränderungen in der amerikanischen Bierlandschaft seit den 1990er Jahren, die Unterschiede in den Bierstilen an der Ost- und Westküste der USA sowie die Herausforderungen und Erfolge beim Betreiben einer eigenen Brauerei. Seine Brauerei, Dave’s Brewfarm, konzentrierte sich auf eine Vielzahl von Bierstilen, einschließlich belgischer Einflüsse, und fungierte als Testraum für neue Biere. Anderson betont auch die Bedeutung guter Geschäftspraktiken und das Gleichgewicht zwischen Verkauf in der eigenen Brauerei und Vertrieb in Geschäften​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. I’m still in Brazil after more than a week. But now we’re sitting together. I’m here with David Anderson, a good friend and beer judge of mine. And yeah, we are talking about his beer history. He had a brewery, but we’ll hear a lot about this in a few moments. So please, David, introduce yourself to the listeners.

David Anderson: Well, hi, listeners. This is David Anderson. I’m from the United States. I live in the state of Wisconsin and I currently live in a city called La Crosse. Beer history. So, me and beer go way back to I guess I can say homebrewing back in 1992, and started to make some good beers and people liked my beer and said, wow, you should open a brewery. So, I took that and ran with it and created a concept I called the Brew Farm to be able to brew beer on a farm or a rural spot and kind of in the image of a Belgian farmhouse style brewery. Back in 1995, I started.

Markus Raupach: Long time ago.

David Anderson: Yeah.

Markus Raupach: A long time before and long time after. So, let’s see. And how did it all start? So, when you grew up? When did you have your first contact to beer?

David Anderson: Oh boy. So, I had some cousins. I think the first time I ever had a beer was when I was probably eight or nine and up at the cousin’s farm. And they said, here, try this. And it was a beer called Falstaff. It was a classical, plain old American lager. And I think I went to my first keg party when I was 12, and kind of went from there. And then like I said, mentioned, discovered homebrewing in 1992 and from there, it went to the more formal period where I decided I wanted to open my own brewery in 1995. I started writing my business plan, and then realized that being a home brewer was just a good step. It was an introduction to brewing, but I was nowhere near the necessary information and experiences to brew commercially. So in 1996, early 1996, I went to the Siebel Institute in Chicago, where I had some training, both classroom and some hands on training, which helped start the process to be a commercial brewer. And soon after that, I still pursued ideas and the whole taking an idea and making it reality, which is a million steps in between and thousands and thousands of details. So, I started brewing for a brewery called Ambleside Brewing in Minneapolis, Minnesota in 1997. Brewed with them for the year and a half they existed. They went out of business after a year and a half, which was very informative on many things on what not to do, as opposed even to what to do. I found what not to do being almost more important as I put mine together, than what to do.

Markus Raupach: That’s an important learning I think to see better what you don’t do next time or you do your own time.

David Anderson: Exactly, or because I let somebody else make million dollar mistakes is always a preferential.

Markus Raupach: Maybe let’s see, how did the beer market look in the early 90s and then later on when you started? What was in the US at this time?

David Anderson: Very good question. I believe when I started in 95, there were 300 breweries give or take. And now there’s more than 9000. So, it was kind of the Wild West time. It was a lot of breweries that had been going for a long time like Anchor and Sierra Nevada and things that have been going since the 80s. So, there was definitely brewers to look to, to get inspiration on how to start and grow and to be good craft brewers. And it was one of those times where you pretty much knew almost everybody in the business. It was very friendly and collegial atmosphere, and everybody’s helping everybody else. Because the goal was creating that delicious, clean, tasty, interesting glass of beer at the end of the day.

Markus Raupach: So you met all these legends we say today.

David Anderson: I did. Yeah. And it started, it’s because the first time I got into the beer judging, I started beer judging soon after I completed the Siedel, because there was sensory training at Siedel. So I was like, oh, I can definitely be able to take a beer and pick it apart as far as the visual, the aromas, the flavors, the mouthfeel, the beer experience, as I call it, to be able to do that. So I started judging homebrew in 1996 in the Minneapolis area where I was living. And soon I applied for judging at the Great American Beer Festival, and at that time, there wasn’t that many beers entered, and there wasn’t that many judges. So I was on a, I think it’s about a two year or three-year waitlist, and finally got to judge at the Great American Beer Festival in 2005. So that was my first big commercial endeavor and that’s where I met a lot of the legends. Because they were, they’d been doing it for a while and because the wave was probably about 10, 12 years before that, I think, they started. But then my first international experience was Birra dell Anno I think it was 2006 or seven. And that’s when it was in Milano. And that was such a fantastic experience to be able to judge internationally. And that kind of set the tone, or I guess the idea that I really like to travel the world, drink beer and write it off on my taxes.

Markus Raupach: This traveling for judging also influenced your brewing?

David Anderson: Very much so. And because I get access and get to experience beers, I’d never be able to experience. Because I go to wherever we’re at in Brazil, or I was in Japan prior to coming here, and it was earlier this year and I was in Germany for European Beer Star this year. So going to the source and being able to not only just experience the beers at the festival, visiting all the breweries that I can possibly, going to the store and just finding a random beer and it’s like what is this, and trying it and being able to, but yeah, it was very fruitful for my brewing, which we’ll get to soon. That was inspirational or just would give you a kernel of an idea. It’s like, wow, somebody put yuzu fruit in the beer. And it’s like, wow that’s really an interesting idea. I could make a beer with X, Y and Z and yuzu fruit.

Markus Raupach: So that might be maybe a good advice for a brewer to be also a beer judge.

David Anderson: I highly recommend it. I really believe that it not only sharpens your sensory to be able to understand your own beers. But to be able to just be intelligent, I guess, or just be smart about what’s going on with your beers and be able to course correct. Because I know a lot of brewers are very poor at sensory, which seems backwards because you’re drinking your own beer and you can’t tell if there’s a problem. That’s a big problem.

Markus Raupach: If you look back to the 90s, when I did research for my books, I read the idea that you had America more or less separated in two parts in terms of beer, or general in terms of society in the 70s and 80s. Because you had the West Coast with all these crazy people, which maybe didn’t make it in the East Coast. But then they went there and made it more easy and be creative. And some of them made the computer stuff and some of them made the beer stuff. And on the other side, you had the East Coast people, hard working class and all these people with also their beers and this constant is more or less in between. So did you also discover that? And did you have connection to the West Coast or to the East Coast? Or where did you get your ideas?

David Anderson: That’s a good question. There was an East Coast, West Coast divide and the beer styles, if they said American IPA back in the mid-90s, a West Coast IPA would be very different from an East Coast IPA, and there’s still some differentiation between the coasts. But I think as the craft beer market has grown, there’s become a little more homogenous so that the East Coast kind of blends a little bit with West Coast, and they have intermingling. So, there’s definitely a merging of kind of styles when it comes to things of that nature. As far as the Midwest, it’s been such back in the 1800s there’s been German and Czech immigrants. So, there’s a very heavy lager emphasis in the upper Midwest and that, it took a while for the craft, especially the hop angle of craft beer to really take hold. You don’t want to think too spicy in the Midwest, because oh, that’s too much flavor. So, the lagers ruled the day back then.

Markus Raupach: So, when you started did you have access to the beers from the West Coast and to the raw materials from there? Or do you have more local stuff or more lager stuff?

David Anderson: You can get access to the hops. That wasn’t too much of a problem. In the Midwest is the grainbelt. So, the malts were grown in Minnesota and North Dakota, so things were, there’s a number of large malting facilities in the Midwest, so that was easy to get at. Hops were accessible. You get the stuff from Hopsteiner and it was, the important hops were a little bit more difficult. But as the market grew, availability grew with it.

Markus Raupach: And being a homebrewer, it was easy that time to start up like getting the equipment, getting the raw materials, other recipes? Or did you have communities? Or how did that come?

David Anderson: A little bit of both. There were the classic, what they call homebrew shop, or the local homebrew shop and they had all the materials. They didn’t have a great variety of things; it was pretty limited. And they, you typically have a premade kit or preassembled kit. So, all the ingredients were there, you just had to have the equipment and they gave you direction. So, it was kind of like making soup at that point, but not quite. I always, people think that making beer is the equivalent of making soup. So, I use that analogy for not making soup. So yeah, it’s one of the things were once you start with a premade kit and then you have ideas, because I like to cook. So, there’s a cooking background so where you can take and extrapolate from the existing recipes to like, well, what if I use this ingredient? Or what if I changed this yeast or these hops and be able to experiment? And that kind of set the tone for later down the road when I opened my own brewery.

Markus Raupach: So you opened your own brewery, but did you have a normal job before? Some regular thing?

David Anderson: I don’t know about normal. My career is that I didn’t really have a career. I’ve been in the beer business in many different facets. Once I started putting together my business plan for Dave’s Brewfarm in 95, went to Siebel, 96, then I bought some commercial land in the city of Plymouth, Minnesota where I was going to open up essentially a brew pub. It wasn’t really my original vision of brewing on the farm. It was more of a rock bottom type, brew pub with 210 seats and 10-barrel brewhouse and big restaurant. And I chased that for three years before in the late 1990s. The market went south and nobody wanted to invest in a restaurant at that time. So, then I sold the land I bought which, not knowing what was in the future, but that lump sum that I got from selling the land enabled me to down the road, build the brewfarm.

Markus Raupach: So what were your customers at this time in the brewery and the tap room? Before the brewfarm, when you first …

David Anderson: They never came to exist.

Markus Raupach: Oh, you just had the land.

David Anderson: Just had the land. I had the land, I had construction plans, I had two banks that were ready to write loans, but I needed to raise three quarters of a million dollars privately. Yeah, it ended up being a $2.1 million project. Yeah, it was big. But the investors were scared to invest in a restaurant. Essentially it was a restaurant that happened to brew beer. That’s truly what a brew pub is. First and foremost a restaurant that happens to brew beer, not a brewery that happens to have a restaurant. That’s typically more American in that regard.

Markus Raupach: So you could keep your investors and start the new project.

David Anderson: I really didn’t have investors. Again, I had everything in place for them. But there was nothing there. But I owned the land and the land had increased in value significantly in the four years that I held it. So, once I sold that, I had a nice lump sum to be able to. And after I sold it, then I went to work for, what did I do? I worked for other distributors. I actually moved from Minnesota out to, I got married, moved up to Massachusetts and started brewing for a brewery called Paper City Brewery in Holyoke, Massachusetts for two and a half years. I started a beer export company in 2002, called Brewers Alchemy Exports and showcased beers at the 2002 Great British Beer Festival. I brought a bunch of American beers over. So, I had my hands in a lot of different kind of entrepreneurial things. Then I went to work for a beer distributor, moved back to St. Paul, Minnesota, and went to work for a beer distributor. So as a salesman selling online or not online, draft accounts in the Minneapolis market. And then finally in 2007, I started looking at land. And in February of 2008, I closed on 35 acres of what would become the Brewfarm.

Markus Raupach: Before we look to the Brewfarm, what about your family? Did they support you? Your parents or your wife or whatever? Or what did they say is that you told them you’re going into the brew business?

David Anderson: They were a little skeptical as I was as well. I suppose it’s always good to have a little bit of scepticism because it’s now looking back, I know how difficult and how the deck is stacked against you to be able to actually create it and be successful. So, they were supportive all the way through. And it’s like, well if this is what you want to do, we’ll support you. And so I went forward and jumped off the cliff, hoping there was a net below.

Markus Raupach: Do you have siblings?

David Anderson: Yes, I have siblings. I’m the eldest. I’ve got a brother who’s a piano player and another brother who is a mechanical engineer and a sister who does marketing.

Markus Raupach: Good bunch of people.

David Anderson: Oh yes, very good.

Markus Raupach: Great.

David Anderson: And they are all very again, supportive.

Markus Raupach: Okay, and then you had the idea of the Brewfarm. So that for me means you have a farm, like animals and maybe some crops and also, of course, beer. Was the emphasis more on the farm or more on the beer? Or how did that go?

David Anderson: Definitely, beer first. So, when the farm came together, it was just bare land. It was 35 acres. Not sure what that translates into hectares, but it’s a good chunk of land. Beautiful, rolling, Wisconsin farmland, and it was just the dirt and trees, that was it. So, everything that became the Brewfarm, we had to physically build or somehow manage to create. And broke ground September of ‘08, was built as a live workspace. So, the building itself was built into the hillside and that’s where the brewery was. It’s 40 feet by 60 feet, so 2400 square feet. Sorry for all you metric fans out there. And then the living space was above it, about 1500 square feet of living space.

Markus Raupach: So the scenery was you had hills in the back and a river or something?

David Anderson: No, there were some natural springs, a pond. So it wasn’t really the water feature. Of the 35 acres, 22 were tillable or pasture and the balance was woods. And as far as the farm aspect, we planted hops. We had four different varieties. I can’t remember now. I think one was Fuggles. One was Centennial, Cascade and Northern Brewer. And for anybody thinking about growing hops, don’t.

Markus Raupach: I just was thinking you need such a lot of knowledge to do all these different things. So, did you have people for that? Or did you have to learn that on your own? Or how did that?

David Anderson: Yes, it was all my own. At the time I was married. So, I had my now ex-wife, she was very into the growing of things. In fact, we had a, what’s called a community supported agriculture. So she grew crops and sold shares for families outside the city. But yeah, it was just, I’d never had employees. I was a solo operator. So yes, doing everything. People would ask like, so do you grow your own barley and malt it? And I’m like, no. It’s just 24 hours in a day. It’s just me.

Markus Raupach: I just wanted to ask, because for me, that sounds like a 26-hour day.

David Anderson: It is at least 26, yeah, and more. And it’s one of those things where I’ve been so involved in it and it just was kind of a natural thing for, there’s always stuff to do. And people would ask me, it’s like, well, do you have a job outside of this? And then I’d give them the look like, are you kidding me? Do you know what goes on to make that nice, clean glass of beer that you’re drinking, just to make it look easy? So many details and so much hard work.

Markus Raupach: And you also had a taproom there?

David Anderson: Yes. We had a taproom. It was kind of tucked into the corner of the brewery space. It wasn’t originally planned. But somebody had said, well, you know, you should really consider that. It’s good for marketing directly to your customers. The profit margins are very good for manufacturing to retail. So, you should probably just put in a little taproom. I was like, oh okay, sure. So, I put in a bar. We had eight different lines that were constantly rotating. And it was pretty minimalist when it came to taprooms. So, I mean, we put out chairs and tables in the brewery space. So, like wintertime, it would be really, really snug. We could get about 50 or 60 people in there. But during the summertime and spring and fall was outside in the Brewfarm and it was fantastic. People would drive from the cities, Twin Cities, 45 minutes, hour, one way to come out and spend time at the Brewfarm.

Markus Raupach: So people came for beer or also for food?

David Anderson: They brought their own food. It was something that, people said, Oh yeah, you should have a restaurant and do food. And it’s like no, I don’t want to be a restaurant. I want to focus on the beer. And the licensing for having a restaurant is much more onerous. It’s a lot more rigorous because the health considerations of preparing food. We did sell frozen pizzas. So that was as far as I wanted to go with food. But we encouraged people to bring picnics and grills and things like that to be able to enjoy.

Markus Raupach: That still doesn’t sound for me that there’s a lot of income generated by that.

David Anderson: Interesting. So when people would, they’re trying my beer and it’s like, wow your beer is really good. And they’d say, what’s going to happen when you grow. And I said, I’m going to grow enough to be sustainable. I’m going to get enough money to cash flow. And that’s the whole key, I think, to any business is cashflow and debt management. So those two things, to minimize your debt and cashflow enough to pay that debt and have enough cushion. Because it’s not, if something’s going to go wrong, it’s when something’s going to go wrong. So, you need to have enough funds in savings to be able to cover those emergencies, and those breakages and things that are going to happen.

Markus Raupach: And you also had your animals. So you sold maybe eggs or meat?

David Anderson: We had chickens and ducks. So, we had probably 30 chickens, most of them layers, some meat birds, and then we also had ducks. They were mostly layers. We had like Peking ducks for, those are fantastic to be able to cook. A lot of work, but, so that wasn’t really so much as an income stream as it was good to have fresh.

Markus Raupach: And what beers did you make?

David Anderson: Which beers didn’t I make? It was a huge variety. I had two brewing systems, I had a seven barrel, little two vessel system and then I had a pilot system which was 10 gallons. So I could experiment. It was a lot of Belgian style influence, I guess, so saisons and some of the stronger trappist areas.

Markus Raupach: Tripels.

David Anderson: Tripels. But I also did lagers. I did a lot of things that I just ended up calling Brewfarm style because they didn’t fit into. I know styles from being a beer judge, but they certainly didn’t fit any particular style.

Markus Raupach: Was there something like an all-time favorite, which was always available?

David Anderson: So I ended up, when I first started, I contracted a couple of beers in packages because I didn’t have either the money or the space to put in a canning line or a bottling line. So I had two beers, one was called Brewfarm Select, which was a pale, 5.5% lager. Had a nice hop balance to it. And the other one was called Matacabras, which is a Spanish wind that is so strong, it kills goats. It blows them off the cliff. It’s very strong. I know, people are like really? And then in fine print on the label, it says, “No goats were harmed in the production of this ale.” Just to cover for all the PETA people out there. But those were the two pretty much. So the Matacabras was 8.5%, had the trappist yeast strain, it had rye malts, American hops, so it was a very kind of a mix again, Brewfarm style. And on the label I put, “A curious ale,” because it really, again, didn’t fit. People were like, what is this? I’m like, Well.

Markus Raupach: A beer.

David Anderson: It’s delicious. But there’s, I mean, so many different beers. And the taproom was kind of like test room, I guess, is the best way to describe it. Because, I put a new beer on. Is it good? Thumbs up, thumbs down. And some new beers would always get chatter. So, I had a scotch ale called McAnderson that was typically a fall time seasonal. I called them seasonal because it was 8, 8.5% again. And there’s another one called SOB OMG.

Markus Raupach: Oh my God.

David Anderson: Yeah. It was sour orange basil, SOB and then oh my goodness. But it was with a sour orange puree and fresh basil. So it was summertime. So it’s fun to be able to do that. We grew the basil in our garden, I made other, a lot of the flowers and wildflowers. I made a dandelion saison. There was other ones with bee balm. We had planted some grapes, so some cold hardy grape varieties. There were raspberries that grew wild. So, to be able to forage quite a few ingredients and begin an experiment to see what kind of base beer style would it go with, what kind of yeast would be appropriate to go with it. And usually hopping was always very minimal for stuff like that to showcase the special ingredients.

Markus Raupach: So that was more or less your showroom and then you contracted the successful piece. And you sold that in stores?

David Anderson: Correct, yes. Yeah.

Markus Raupach: And was that easy? Because I heard in the Three Tier System, it’s not so easy to get always in stores.

David Anderson: Wisconsin had law that under 300,000 barrels, which I was very under, you can self-distribute.

Markus Raupach: Okay.

David Anderson: But I did work with a distributor to have both throughout Wisconsin where I did some self-distribution in my small area, and then out states, I had a distributor who distributed my beers. And then I had a Minnesota distributor cover the … I was 45 minutes from Minneapolis, St. Paul which is a huge beer market. So, I had a distributor there in that market. That’s how the beer got around.

Markus Raupach: So, and then people drove to your location.

David Anderson: Yep.

Markus Raupach: What about the alcohol law driving thing? Is that in the US?

David Anderson: It’s there. It’s 0.8%, which is pretty standard throughout. States for a while had a wide variety of alcohol limits. But now 0.8 has been the typical. And more often than not, people would have a designated driver. So, and I also started my taproom hours early, so people weren’t coming out and getting drunk. So, I started at three in the afternoon and I closed at seven. Those were my hours.

Markus Raupach: That’s really early.

David Anderson: Very early, yes. Because I didn’t want to be a bar. I didn’t want to be, to have customers, because I lived upstairs. And seven o’clock usually meant I was planning to close at about eight. And I didn’t want to be the bar that people hung around and got drunk at. Because, again, the liability is very, very high. I had people who I’d say, no, I’m taking your keys. You’re staying the night because you’ve had too much. And so it’s something just to be aware of as a proprietor standing behind the bar. You’re watching your customers, you’re talking to them, making sure that they’re not over imbibing.

Markus Raupach: So it is true that you could have been sued if some.

David Anderson: Oh yeah.

Markus Raupach: Yes.

David Anderson: Very much so. Yeah, I had a very high liability insurance for that case. And anybody who serves and sells alcohol has to have that kind of liability protection. Because they typically will go back and they’ll just say they were over served. And without having an alcohol tester to tell me exactly. One person can drink three beers and another person, three beers and one’s drunk or one’s barely buzzed. You’ve just got to be aware.

Markus Raupach: So you set up a brand with a profile? What would you say how much was it on your premise? And how much was it by selling in the stores?

David Anderson: It’s changed over time. So, I brewed my first beer in 2009 and the taproom opened late 2009. And I also started contract brewing in 2000. Actually, before I brewed any beer, I had recipes developed before. So I started the contract because I wanted to get the, I used the contract, packaging and whatnot to get the Brewfarm name out there. Because when I first started, I said, well yeah, it’s Dave’s Brewfarm. What’s a Brewfarm? And nobody had, because I made the word up in 1995. So, it went very well with packaging up till about 2012, 2013. And then the craft beer market in the United States just exploded. So, what was fairly, I hate to say, easy to sell in 2009, and 10 and 11, became extremely difficult in 2012 and 13, because the marketplace was just flooded. Ran out of shelf space and it became very competitive amongst not only just the brewers, but the distributors as well. So the shelf space became a very hot commodity. And so at that point, I quit the contract and packaging and focused solely on the taproom, because there was no way I could compete being as small as I am. I didn’t have this huge war chest of marketing money to stand out, or even though the beer did the marketing, it became too competitive.

Markus Raupach: So you are a bit of a victim of the success of the craft beer.

David Anderson: Oh, very much so, yeah. It’s interesting now, again, looking back. Because I was probably like one of the smallest breweries in the United States, and I was doing volume and just being, I don’t know many single operator breweries right now or even back then. There was maybe less than three or four of us. So being able to succeed as a small brewery, again, it’s about the debt management, it’s about the cash flow and I could do that. I wasn’t going to, I didn’t get into the business to get rich quote unquote. For me, it was lifestyle. I had to make money. That’s the business. But I wasn’t out to just like suddenly become this multi-billionaire, craft brewer in Wilson, Wisconsin. So, it was a fantastic lifestyle and experience to be able to do that and living up there and brewing whatever I wanted was, I think many brewers would be very envious of having that instead of brewing the same beer, because that’s their core.

Markus Raupach: How was the relationship to the other brewers? Because in Germany, we had something like a breakpoint in the craft beer market. It was in Germany, about 2014, 15, before it was all one loving family, whatever. And then they started to be competitors. And then there were lines between and breaks and whatever. And it started to be more competitive and not being so friendly anymore. So, did you have the same thing in the US?

David Anderson: It was similar. In the area I was, there’s probably six other small brewers. And they’re all small brewers. I think the competitiveness got to the ones that I call the middle tier, making more than, say, 10,000 barrels annually. And most of the ones in my area were probably less than 1,000 barrels, annual production. So, there was always competitiveness, but it wasn’t to the point where it would ruin the friendship and ruin the partnership. So, if I called up somebody said, hey, I need some hops. I’d get hops. And if somebody called me up and said, hey, can I get some grain? Here you go, no problem. So that never went away. But the division that you spoke of in 2014, maybe it had been a little earlier, but like I said, 2012, when things really got super flooded in that time period, I heard infighting stories, especially about the breweries in the Minneapolis market. It was much more competitive for the brewers there.

Markus Raupach: So it started to be harder for you, but you kept on, your business?

David Anderson: Yeah.

Markus Raupach: And how did it then develop the next year?

David Anderson: It maintained. I saw a dip in, again, 2012, 13, because all these new breweries, so people only have X amount of attention, X amount of dollars, X amount of time. So, all these new breweries, everyone was going out and trying. But then, after about a year or so, I saw stuff picking back up again, because they’d tried these other breweries, and they’re like, well, it’s not as good as Dave. So, they came back and business, and then it was pretty steady state up until I sold it, so. Or Covid, I should say.

Markus Raupach: Yeah, yeah. I was, let’s say, the end in whatever way. But how did that come then? Did you say, Okay, now enough is enough? Or was it more or less the pandemic? Or what did you make leave it?

David Anderson: It’s a little complicated. At the time, I was still married, and my ex-wife got a job. She’s a college professor, and she got a job in a city two and a half hours away. So in 2015, we decided well, we’ll sell the Brewfarm and I’ll just move down, which was fine. So we tried to sell the Brewfarm, had a lot of people, ton of interest, but nobody, they didn’t have what I called the two C’s, cash and competence. They had one or the other, but you really need to run, knowing what I know, you needed both those a lot. Because living the dream, it turns out is really expensive, and a hell of a lot of work.

Markus Raupach: And you wanted to continue. Not just having money, also have someone to continue your work.

David Anderson: Correct, yeah. I wanted, I call the legacy buyer. So the legacy I built from my initial business time with the Brewfarm, I want. Because the community that was created by being just brewing beer, but that would come in, was really special. I mean, it sounds kind of corny, but it turned into this thing where people would I’d say, walk in strangers, and they’d walk out friends. And it was in the middle of nowhere, so you really had to make an effort to get out there. It wasn’t oh you just stopped by. Because I was literally in the middle of nowhere. So, it was a very concerted effort, but again, all these strangers would come together and then they became regulars. And it was an amazing thing to watch it happen. So that legacy was to me important and to the customers, also, they were like, what’s going to happen when you’re not there? And it’s like, I’m hoping that, I’m really looking for a buyer who’s going to take what I built and actually run with it. Because I called myself a minimalist when it came to what I could do because it’s just me. It ran fine and the cash flowed fine. But that was my kind of somewhat odd business model that I created. So, there was so much more potential for events and food and concerts and things of that nature that somebody could do. And thankfully, I did eventually end up with a buyer who fit the bill.

Markus Raupach: So you left before the pandemic.

David Anderson: No. The Brewfarm was for sale, kind of on and off from about 2015. So the pandemic, the last time I sold a beer was March 8th of 2020. And the state of Wisconsin shut down shortly thereafter, and then everything else unfolded. And I had, like I said, been trying to sell. So it wasn’t the selling of the Brewfarm, it wasn’t caused by the pandemic. It was accelerated by the pandemic, and it kind of changed the dynamics of potential buyer. Because suddenly you’re facing a pandemic. It was like, Ah. Because this isn’t viable for me to buy this and try and run a business where if we’ve got the plague knocking on the door. So once that settled down a little bit, I finally, the buyer, Joseph Alton is his name and I’ve known him for more than a decade. And it was one of those things where the timing came together at a good time. And he showed interest and we started talking and eventually came down to he bought it and it was end of October of ‘21 when it closed.

Markus Raupach: And what is the name now?

David Anderson: The name now is Botany Brewfarm.

Markus Raupach: But it’s still a Brewfarm.

David Anderson: It’s still a Brewfarm. Yes. And so yeah, he’s got a lot of good ideas. He’s 20 years younger, which is very, very helpful for.

Markus Raupach: Oh yes.

David Anderson: Youth and energy are required to run the Brewfarm. So if I had been ten years younger, I never would have sold, literally. I’m at an age where it’s like, I can do all the things and then man, it hurts and it’s a lot of work. It takes it takes a lot. So having youth will be very beneficial for him to be successful.

Markus Raupach: And these five years when you decided to sell and could not sell, your ex-wife had this far away job. So that must be hard times.

David Anderson: It was not easy, no. I would spend some time before we got divorced. We got divorced, I think 2017. No, no, we got divorced in 2019. Things had started going apart in 2017. But I would spend time because actually I started a master’s degree program in 2017 part time.

Markus Raupach: For brewing?

David Anderson: No, no. It was completely different. For leadership. So my ex was teaching at a college called Viterbo University in La Crosse and they had a business school where they had a leadership program. And I went to numerous lectures and presentations and it’s like, oh this sounds interesting. And so I started taking coursework and ended up with a master’s degree in December of 2019. Because you can never stop learning.

Markus Raupach: So by then you sold the Brewfarm and then you were more or less free?

David Anderson: Completely free. Oh my gosh.

Markus Raupach: So then you’re more or less focused on beer judging? Or do you also study something with a leader?

David Anderson: Yes, short answer there. I’ve been free except for my puppy dog responsibility wise, since the end of October in 2021. So yeah, I judged quite a bit. I think I mentioned earlier I did Italy, I did Germany, Japan and now Brazil for 2022. And I had done brewery consulting in the past prior to the Brewfarm. I spent time in Vietnam, Italy, Israel on start-up breweries. I haven’t pursued actively any start a brewery work. But that’s something that I’m looking to next year because now that it’s been a year, it’s like, okay, I kind of got the travel bug. Because I didn’t go anywhere when I was at the Brewfarm. Because if I went somewhere, no beer, no sales. So it was very hard to get away.

Markus Raupach: So no holiday, no.

David Anderson: Nothing. So now, I’m kind of, I was making up time this year in spending a lot of time on the road. So 2023 looks to me like I can take on projects. And the leadership aspect, I am quite, I mean, I think there’s a lot of breweries that could use some leadership training and whatnot at all levels, whether it’s CEO down or head brewer up or whatever the case may be.

Markus Raupach: And if you look at the US craft beer or maybe beer market in general, so when you were working at the Brewfarm these years, if you have no holiday, you also have no time to see what’s happening somewhere else. So if you now look back on that, is there a big change? Is it different now? What do you think what it’s about?

David Anderson: Yeah, it’s definitely changed. It’s matured to the point, I mean, there was a lot of big breweries that expanded just before the pandemic. And there’s been a lot of fallout from that. So, a lot of places have gone out of business or have very drastically reduced their expansion plans. The market itself, I think, craft beer, it’s flat right now. I don’t know, it’s not growing because I think people were basing projections on unlimited growth, which is completely unrealistic.

Markus Raupach: Yes.

David Anderson: So I never understood, we’re going to keep on growing at 45% every year until eternity, which it doesn’t work that way. I know that a lot of brewers took a hit and started producing hard seltzers. The hard seltzer market, but I’ve heard now that that’s going down significantly as well. So things go in phases. And then, if you chase trends, you’re going to be at the whim of trends. And if you brew solid beers, have good people, you should be able to succeed on just being a good brewer instead of having to be a pastry stout seltzer, who knows what.

Markus Raupach: So do you have an idea of why we still have raising numbers of breweries in the US?

David Anderson: I think there’s a lot of room, I believe, for small brewers.

Markus Raupach: Local ones.

David Anderson: Yeah, hyperlocal. Beer is best fresh at the source. And that’s why if a taproom is available, I’ll go to a taproom because that’s truly the best expression and best enjoyment is right at the brewery. And again, depending on the business model, they take on just enough debt and can cash flow, small brewers can be successful very easily. Again, you’re not going to get rich, if getting rich is your motivation, opening a brewery is not the way to do it. There are much better ways to make a lot of money than the craft beer market. So, if it’s a passion project and you’ve got a smart business plan, and are a good brewer, and a good brewer and a good brewer, you should be successful. And there’s a lot of places that can support a small brewery. If you only have to sell 600 to 1,000 barrels annually, and you have a small town of 30 to 50,000 people, easy.

Markus Raupach: Maybe one last thing. Did your view on the big players change? Because when I think on the big players in Germany, maybe 20 years ago, they were all competing, they were trying to destroy the small ones getting up, every hectolitre counts. So, and they were very rude on the market. And now some of them understood that if they destroy all the small things, they will lose their identity and then they start to do more corporations. But on the other hand, more and more small ones are bought by big ones. And then also some are managed in a new way, which then means beers change, and also may not be better anymore, whatever. So yes, do you think there has been a change in the States?

David Anderson: The big brewers, I respect the brewers themselves. The fact that they can brew that much volume consistently, I’ve got a deep, deep respect for that. As far as business practices, I don’t have that much because they’re just going, like I said, squeezing every dollar or euro out of any and every opportunity. So, I don’t see that having changed. It’s kind of deviated in its methodology, whether it’s buying small brewers and either changing them significantly, or just shutting them down to buying out the competition. They still do that on quite a scale. And again, they’re just motivated by shareholder return. I wish it was not as greed driven and it was more, we’re all in this together and we should all try and grow the market together. And you’ve got your segment and we’ve got our segment and let’s help each other. But that’s a fantasy.

Markus Raupach: I think there’s a big difference between the people in management and brewers. Because also in the big players, you have brewers and they love what they do and they love their beers and they’re as proud as the others.

David Anderson: Correct.

Markus Raupach: So I think that’s always hard. And also, I saw there is some change in the storytelling. Because when you see with before, maybe 2010 or like this, the big players said okay, we are the big ones. So we more or less, don’t care about the others and we have more history, we have more the bigger equipment and the better resources, and whatever. So, but then I realized that they started to take over the messages of the smaller ones. So let’s say they just found out that they had two founders, which were immigrants and which had a personal history and an idea about beer and it changed how they made it look like. And also nowadays, now they make advertising windmills and farms, and so all this sustainability comes over. So, I think they realize things, but they are more making it up than making it good.

David Anderson: It’s true. I mean, again, they’re trying to take what’s become a commodity, and then back into a story whether it’s real or imagined. Because they’ve seen what the storytelling from the craft brewers has done, and how that engages consumers. And I never spent a nickel on advertising or marketing. I just put stuff out on my blog, or my Facebook page, like, I’m open this weekend. So all the people that had my beer became my marketing and the marketing team, and it was all word of mouth. And word of mouth advertising and marketing is so powerful, and it’s so sticky, and it’s so persuasive. And the big guys see that and go, wow, I want a piece of that word-of-mouth marketing. So they tried to create this aura of being special. And they pay people to go out and be influencers and say, Hey, you should try this big brand of beer because it’s got this XYZ story. And it doesn’t stick. Because people can see through it. They know authenticity. Sometimes it takes a little bit to see through it. But in the end they’ll say it’s like, well, that’s not a good, that’s a fake story. And then the beer doesn’t support the story.

Markus Raupach: Yeah, that’s it. And maybe last question. Do you maybe partly regret that you left that? And how are your ex-customers? Do they still have contact to you and ask for beers or ask for recipes? Or is there still a community?

David Anderson: There’s no regret, because I’m kind of a serial entrepreneur, I guess. And the fact that I ran the Brewfarm for 12 years was actually the longest I’ve done something. So I created something from nothing, and I’m very proud of that. But it was just time. Nothing lasts forever. I do miss my customers. The Brewfarm community that was created, I miss the people and the contact and hearing their stories and seeing the friendships that developed over the time. I still do hear from customers often, Facebook’s been my method for keeping track. I mean, I can’t stand Facebook philosophically, but it’s a fantastic tool for keeping in touch with friends all around the world. I did brew collaboration very recently with Alexander (Bazo?) of Bamberg Brewery. And so I just put up a label that he had created for our collaboration called, Rye are you so hoppy? And people were like, oh, he’s brewing again, he’s brewing again. So there’s the chatter that goes on. I miss that kind of excitement that gets generated by when I create something new and my customers are, would be like, oh, he’s got a new beer. We’ve got to go try it. But you have to go to Brazil to drink it. So that little detail.

Markus Raupach: Bambeer Farm.

David Anderson: Yeah.

Markus Raupach: Great. So thanks a lot for your time. Thanks a lot for having us taking part in your story and hear what it’s about, and yeah. All the best for your next time and for the next ideas in businesses.

David Anderson: Thank you, Markus. Appreciate the interview.

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BierTalk Spezial 47 – Interview mit Oliver Boje, Gründer der Cervejaria Badenia in Santo Amaro da Imperatriz, Brasilien

Oliver Boje hat zwei Herzensthemen: Bier und Eisenbahn. Letztere begleitete ihn in den ersten Jahrzehnten seines Lebens, als er in Baden Karriere auf Schienen machte. Nebenbei begeisterte er sich aber immer mehr für das Thema Bier, lernte schließlich brauen und begann, bei einer örtlichen Brauerei am Wochenende auszuhelfen. Außerdem kam nach und nach ein drittes Herzensthema dazu, die Liebe zu Brasilien. Drei waren jedoch eines zuviel, deswegen sagte er der Eisenbahn Adjeu und wanderte mit seinem Partner nach Südamerika aus, um dort eine Brauerei zu gründen. Mittlerweile ist dieses Baby über zehn Jahre alt und zu einer stattlichen Unternehmung gediehen, die in Brasilien ihresgleichen sucht. Wir haben Oli in seiner badischen Oase in Brasilien besucht und erlebt, dass man selbst im Paradies noch eine paradiesische Auszeit genießen kann…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute senden wir wirklich ein bisschen aus dem Paradies, in ganz vielerlei Hinsicht, sowohl was die Temperatur, das Wetter, die Sonne und überhaupt die Natur angeht, aber auch, was den Ort angeht. Es ist natürlich eine Brauerei, es ist ein ganz tolles Bier, was wir hier haben mit einer wunderbaren Location. Und, ja, ich freue mich, hier zusammen zu sein mit meinem Freund Oli, Oliver Boje, der hier in Brasilien eine Brauerei, ja, aufgebaut hat, kann man sagen. Und, ja, Oli, vielleicht stellst du dich einfach mal ganz kurz unseren Hörern selber vor, damit sie wissen, mit sie es zu tun haben.

Oliver: Ja, mache ich doch gerne. Vielen Dank, Markus, für die Einladung. Also mein Name ist Oliver Boje, ich komme ursprünglich aus Pforzheim, bin 54 Jahre alt, habe bis 2008 bei der Deutschen Bahn in Deutschland gearbeitet und mich dann mit meinem Partner entschlossen, hierher zu kommen nach Brasilien und eine Hausbrauerei aufzumachen. Und, ja, seit 2013 sind wir hier am Start, das sind jetzt 9 1/2 Jahre, im April werden es 10. Und, ja, wir sind ganz zufrieden hier, das läuft ganz gut. Ja, gut, die Pandemie hat natürlich auch Spuren hinterlassen, das ist auf der ganzen Welt so. Aber das ist schon mal im Groben das, was zu sagen wäre.

Markus: Ja, also und wir sitzen hier in einem wunderschönen Biergarten, also vielleicht den südlichsten Biergarten der Welt, ich weiß es nicht genau, aber auf jeden Fall einer der schönsten. Und das Tolle ist hier wirklich die Aussicht, wir haben diese brasilianische Natur, wir sind im Süden von Brasilien. Also wenn man auf die Karte schauen will, da gibt es dann eben Rio, Sao Paulo und wenn man noch ein bisschen weiter südlicher geht, dann kommt Florianópolis und da ist eine kleine Insel nebendran und gegenüber ist ein Stückchen Land und genau da, da sind wir jetzt und genießen dieses wunderschöne Bier zusammen und sind hier eben beim Oli. Und man hat hier die Aussicht, das ist so ein bisschen wie in den Alpen, würde ich sagen. Also man hat schöne Berge, also ohne jetzt Schnee oben drauf, aber eben Berge drum rum, kleine Häuschen, die da so in den Wäldern drin sind. Wir haben große Bäume über uns, sind riesen große Ahornbäume hier um uns rum, es steht aber auch ein großer Mangobaum, also daran erkennt man auch, dass wir jetzt nicht in Deutschland sind. Und es ist eben die Südhalbkugel, das bedeutet, wir haben jetzt hier im November, Oktober, November, schon Frühling, und wenn ihr en Podcast hört im Dezember, dann ist es schon Sommer, also dann ist es hier auch richtig warm. Und das ist einfach was, wo man diese unglaubliche Natur, diese Energie, die dieses Land hat, einfach spüren kann. Und da kann ich auch gut verstehen, dass du dich hier wohlfühlst, vielleicht sollten wir aber trotzdem mal zurückschauen, wie kam das denn? Also wenn du sagst, du hast bei der Eisenbahn gearbeitet, da muss ja irgendwann die Idee kommen, wenn man so im braven Baden-Württemberg ist, okay, ich will jetzt nach Brasilien, ist ja jetzt nicht grade um die Ecke.

Oliver: Ja, also das mit dem Brasilien, das begann 1993, als ich das erste Mal nach Brasilien kam, um hier meinen Urlaub zu verbringen, weil ich hier Familienangehörige habe in Dreizehnlinden, heißt die Stadt, auf Portugiesisch Treze Tilias, hier im Bundesstaat Santa Catarina. Die Stadt wurde in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts von Österreichern gegründet und das Ganze war ein Programm Brasiliens damals, die Südstaaten hier zu besiedeln. Ja, es war halt relativ dünn besiedelt, deswegen gibt es hier viele Italiener, viele Deutsche, viele Österreicher und so weiter, viele Portugiesen natürlich auch und es war ganz gezielt eine Kolloni, na, also eine Kollono …

Markus: Eine Kolonisation.

Oliver: Ja, vielen Dank. Und, ja und so kam ich also das erste Mal 1993 nach Brasilien, habe mich sofort in dieses Land verliebt und kam dann jedes Jahr im Januar, um den europäischen Winter abzukürzen und hier Sonne und neue Energie zu tanken. Und, ja, so hat sich das ergeben. Dann sind meine Eltern gestorben, mein Vater 2004, meine Mutter 2006 und 2005 hatte mein Geschäftspartner dann seinen ersten Herzinfarkt in Deutschland. Und dann haben wir also beschlossen, wollen wir so weitermachen wie bisher oder wollen wir eventuell nochmal was Neues im Leben ausprobieren? Und dann habe ich mit 40, damals 40 Jahren, haben wir dann das Abenteuer Brasilien gestartet und das ging bis jetzt ganz gut.

Markus: Ja, das Abenteuer Brasilien, das ist auf jeden Fall schon mal spannend, also ein Abenteuer, kann ich mir vorstellen. Es ist ja schon schwierig, in Deutschland einen Laden aufzumachen, aber wie ist das denn in Brasilien? Also kann man da einfach hingehen und sagen, gut, da würde ich jetzt gerne mal was aufmachen oder wie läuft das?

Oliver: Ja gut, natürlich haben wir uns zuvor in unseren Urlauben davor schon erkundigt, was man alles beachten muss und wie es ungefähr funktionieren könnte. Allerdings sind wir auf der Insel Florianópolis gelandet und hatten dort auch schon ein Grundstück und alles, wo das hätte erbaut werden sollen und dann haben wir also festgestellt, dass die Umweltgesetzgebung das gar nicht zulässt, weil zu damaliger Zeit die gesamte Insel Florianópolis als, ja, wie sagt man, sorna urbana auf Portugiesisch heißt …

Markus: Kritische Zone.

Oliver: …  also als Stadtgebiet, ja, genau. Und in diesem Stadtgebiet also es nicht zulässig war, einen Industriebetrieb zu eröffnen, und das wussten wir nicht. Zur brasilianischen Gesetzgebung zählte zu dieser eine Hausbrauerei als Industriebetrieb, während in Deutschland ja eine Hausbrauerei noch eher als Gastronomiebetrieb läuft oder zumindest durchgeht. Und deswegen haben wir dann unsere Zelte auf der Insel abgebrochen und durch Zufall sind wir dann hier auf dem Kontinent gelandet, wie du schon erwähnt hast, in Santa Amaro oder Imeratriz, wo wir heute sind. Und wir sind hier am, ja, das heißt Bocca Di Serra, also am Mund des Gebirges, hier beginnt die Serra Catarinense und man kann hier schon die Ausläufer direkt vor unserem Tisch hier sehen. Und mir persönlich gefällt es hier sowieso besser, ich habe mit Strand nicht so viel am Hut. Ich komme aus dem Nordschwarzwald und da sind mir so Berge eigentlich eher lieber als Meer. Aber es sind 10 Kilometer an den Strand, wenn ich also im Sommer, wenn man dann den Strand will oder mal im Winter am Strand spazierenlaufen, ist man gleich da.

Markus: Ja, ja, also das kann ich aber sehr gut nachvollziehen. Also wobei wir in Bamberg immer sagen, das Positivste am Klimawandel könnte sein, dass wir irgendwann auch einen Strand haben, dann ist die Stadt komplett. Nein, aber, man muss wirklich sagen, Brasilien ist ja überhaupt so ein riesen großes Land, was sich, glaube ich, Leute gar nicht vorstellen können, also es ist größer als die Vereinigten Staaten auf dem Kontinent und es ist auch größer als ganz Europa. Und das ist natürlich schon einfach von der Dimension her ganz was anderes als wir so kennen und umso faszinierender, wie das hier alles funktioniert. Und vielleicht noch vorneweg gefragt, Gasthausbrauerei, du hast gesagt, du hast vorher bei der Eisenbahn gearbeitet, ist jetzt auch nicht so der direkte Übergang, also wie kamst du da zu diesem Thema?

Oliver: Das ist eine Geschichte extra, das kam so, nach den ersten Reisen nach Brasilien in den 90ern, war es dann mal empfehlenswert, auch etwas Portugiesisch zu lernen. Und in Deutschland gibt es ja eine Volkshochschule, Portugiesischkurs in Pforzheim eingeschrieben, war zwar Gall-Portugiesisch, aber das war ja Wurscht. Und da trafen wir unsere Freundin Silvia aus Ersingen, welche gleichzeitig auch die Repräsentanz der Volkshochschule in Ersingen damals hatte, wo man sich einschreiben konnte. Das gibt es wahrscheinlich heute alles nicht mehr, wird wahrscheinlich heute alles online gehen, aber damals war das noch so. Und die hat uns eingeschrieben an einem Hausbraubierkurs beim Pfarrer von Nussbaum an einem Samstag im November 2004. Und da habe ich dann das erste Mal in meinem Leben Bier gebraut, war sofort begeistert, habe das dann ausgebaut Zuhause als Hobbybierbrauer mit allem Pipapo. Und dann ist der Portugiesischkurs in Pforzheim in die Brüche gegangen, dann gab es einen neuen Portugiesischkurs in Karlsruhe, da dann brasilianisch, schon genau richtig. Und da musste ich eine Zeitlang dann alleine hingehen und mit dem Zug fahren. Und da war nach dem Portugiesischunterricht dann noch Zeit und so kam ich dann ins Badisch Brauhaus nach Karlsruhe, habe da zufälligerweise den Braumeister getroffen und wir kamen ins Gespräch, haben uns unterhalten. Und dann kam ich öfters dahin und dann habe ich gefragt, ob ich mal ein Bier mitbringen darf? Und letztendlich war es dann so, dass ich dort in meiner freien Zeit bei der Eisenbahn dann so ein bisschen ihm über die Schulter gucken durfte und gelernt habe. Er hat mir dann auch Bücher ausgeliehen aus seiner Meisterausbildung und so weiter, die ich dann während meiner Dienstzeit in den Nachtschichtstunden und am Wochenende, wenn es ruhiger war bei der Eisenbahn, dann verschlungen habe und so kam das mit dem Bierbrauen.

Markus: Faszinierend. Und wir haben so ein Ergebnis jetzt auch hier, also um gleich vorzugreifen, bevor es uns zu warm wird. Also wir haben hier ein wunderbares Bierchen stehen, es ist, ja, bernsteinfarben, also richtig schöne wunderbare braune Farbe mit so einem schönen Schimmer, ein bisschen orange, rot, golden. Oben drauf sitzt ein schöner weißer Schaum, leicht getönt. Strahlt mich richtig an, also passt hier auch wunderbar zur Natur. Ja, was haben wir denn da für ein Bierchen?

Oliver: Das ist unser Oktoberfestbier.

Markus: Okay, ein Oktoberfestbier am anderen Ende der Welt sozusagen.

Oliver: Edition 2022, ja, gebraut mit Wiener-Malz und mit Carahell, 28 Bittereinheiten, knappe 6% Alkohol. Und da wollen wir mal probieren.

Markus: Da wollen wir probieren. Also grundsätzlich auf jeden Fall ein wahrscheinlich Originaleres, Prost, als so Manches auf der Wiesn.

Oliver: Ja, wahrscheinlich, ja.

Markus: Ja. Wunderbar! Also schön cremig, rund, schöne Malzaromen, nussig, dann hat man, also, ja, tatsächlich, also wirklich so ganz angenehme, kann man sagen, leicht süße Karamellnoten. Ein ganz angenehmes Bier und dann hat man eine tolle Hopfennote, die also deutlicher ist als so Manche, die man so in Deutschland hat, aber sehr angenehm, die das ganze sehr rund macht, ein toller Trunk. Und hinten raus bleibt dann dieses karamellige, nussige und, ja, zaubert einen so ein Lächeln auf die Lippen, also ein sehr, sehr schönes Bier, Gratulation!

Oliver: Ja, freut mich, dass es dir schmeckt, mir schmeckt es auch. Aber ich bin ja da immer bescheiden, was meine Biere angeht, ich mache mir da nicht mehr so viel draus. Aber ich denke schon, also unseren Gästen schmeckt es auch und, irgendwas mache ich richtig, glaube ich.

Markus: Ich meine, das ist ja, immerhin, ich meine, ihr seit fast 10 Jahre jetzt hier, 9 1/2 Jahre, grade Jubiläum, werden wir gleich noch drüber reden. Und jetzt haben wir eben dieses wunderschöne Bier und, ja, warum ich gesagt habe, fast originaler, weil ja eigentlich die Oktoberfestbiere Märzenbiere waren und die ursprünglichen Märzenbiere waren ja alle eher bernsteinfarben, basierend auf den alten Kellerbieren und erst das, was wir heute als Oktoberfestbier kennen, ist so hell geworden. Also insofern ist das wirklich sehr, sehr ursprünglich und damit eben auch wunderbar trinkbar und faszinierend und natürlich toll, das hier zu genießen. Und vielleicht noch eine Information für die Hörer, hier in Blumenau das ist so ein bisschen um die Ecke, in Anführungsstrichen, also für brasilianische Verhältnisse, man fährt so zwei Stunden oder so.

Oliver: Ja, 160 Kilometer, ist in der Nachbarschaft.

Markus: Genau, fast nix. Und da ist das zweitgrößte Oktoberfest der Welt, also dementsprechend natürlich auch spannend, dass man so sieht, wie die Kultur sich eben so fortträgt. Aber da kommen wir eben gleich noch dazu, wenn wir uns drüber unterhalten, warum du überhaupt hier an diesem Fleck gelandet bist. Ja, machen wir das doch als Nächstes gleich. Wie ging es dann weiter, du hast also das Brauen gelernt und dann die Liebe zu Brasilien gelernt oder anders rum und, ja und dann wolltest du beides vereinen?

Oliver: Ja, das war dann in den währenden Urlauben, Anfang der 2000er-Jahre, wo dann also von USA die Craft-Beer-Welle erst hier in Brasilien angelandet war, bevor sie nach Deutschland oder nach Europa kam, hat es hier begonnen, dass hier die Eisenbahnbrauerei gegründet wurde. Also die Marke heißt Eisenbahn, dann gab es Schornstein, dann gibt es Bierbaum in Dreizehnlinden, das waren so die Ersten unter anderen, die da sich gegründet haben. Und nachdem ja dann, ja, dann ist 2004 mein Vater gestorben, 2005 hatte mein Partner den ersten Herzinfarkt und dann ist 2006 meine Mutter gestorben und dann war so die Frage, wollen wir denn so weitermachen in Deutschland oder wollen wir nicht was Neues machen und wollen wir nicht nach Brasilien gehen und das, was wir wissen über Bier und Gastronomie, nicht dort in einer Hausbrauerei aufgehen lassen? Und so haben wir es gemacht.

Markus: Das ist echt, stelle ich mir ganz schön mutig vor.

Oliver: Ja, das war, ich denke schon. Also ich sage immer, es ist gut, wenn man vorher nicht alles weiß, was auf einen zukommt.

Markus: Ja.

Oliver: Und, ja, es war, dann hat es auch bei der Eisenbahn gepasst, Deutsche Bahn AG, Personalreduzierung. Und dann wäre, also ich habe am Bahnhof Mühlacker gearbeitet, wäre angestanden, dass also Personal hätte reduziert werden müssen, aber ich schon mit dem Gedanken, auch wenn es noch ein Geheimnis war zu damaliger Zeit, aber schon mit dem Gedanken im Hinterkopf, nach Brasilien zu gehen und ich mir auch das finanziell zu dem Zeitpunkt leisten konnte, habe ich gesagt, wisst ihr was, wir machen das so, ich reduziere meine Arbeitszeit von 100 auf 70%, dann ist das, was ihr an Personal abbauen wollt, ausgeglichen, es muss keiner gehen, ich arbeite weniger. Und so haben wir es gemacht und das war gut für alle, Win-Win-Situation, wie man heute sagt. Und die Zeit, die ich dann mehr Zuhause war, war ich dann noch mehr in der Brauerei in Karlsruhe und habe zusätzlich noch im Restaurant in Pforzheim in der Küche gearbeitet, um auch da die Küchenorganisation und alles, was man halt so braucht, mich da weiterzubilden, fortzubilden, damit ich gut vorbereitet hier in Brasilien ankomme.

Markus: Und das, muss man sagen, haben wir jetzt auch grade schon probiert, haben einige Spezialitäten aus der Küche gehabt, von der Weißwurst bis zum Cordon Blue und dem Schnitzel. Und das war wirklich alles hervorragend, also kann man nur so weitergeben, also wirklich ganz große Küche. Und ich muss sagen, das sage ich jetzt auch mit dem Aspekt, dass ich, als ich zum ersten Mal vor vier oder fünf Jahren in Brasilien war, bin ich ja nach Blumenau gekommen und das ist ja so eine Stadt, die sich ganz viel auf ihre deutschen Wurzeln eben reduziert oder konzentriert. Und da gibt es auch so ein deutsches Dorf, was ein bisschen Disney World ist, um das so ein bisschen zu sagen und dort war es dann eben so, dass wir als Tchutches angekommen sind, als international Beer-Tchutches und das man dann uns gesagt hat, okay und als ganz besonderes Schmankerl dürft ihr Tchutches jetzt jeden Tag bei uns Mittagessen und Abendessen und zwar in unserem deutschen Restaurant. Und das war dann ungefähr, also die anderen Tchutches waren ja von allen möglichen anderen Ländern der Welt, aber ich war nun mal aus Deutschland und für mich war das dann ziemlich blöd, dass du dann jeden Mittag irgendwo in Brasilien bist, um Haxen und Schnitzel zu essen und eben auch in einer durchaus anderen Qualität, als man es so kennt. Und da bin ich jetzt sehr froh, dass bei dir ganz anders erlebt zu haben und da, muss ich sagen, kann man sehr, sehr gerne hinkommen. Ja, aber vielleicht trotzdem noch die Frage jetzt, wenn man sagt, Brasilien ist so groß, ich habe es ja schon erwähnt, wie oder wie habt ihr dann überlegt, dass ihr genau hierhinkommt, also ihr hättet ja auch irgendwo am Amazonas oder sonst irgendwo sein können?

Oliver: Ja, das hat halt diesen familiären Hintergrund, da halt um drei Ecken verwandt, die Familie Dreizehnlinden, wie die Stadt auf Deutsch heißt, lebt im Bundesstaat Santa Catarina. Sind von hieraus genau 410 Kilometer, Haustür, Haustür. Und weil wir hier schon von Anfang an herkamen und halt Santa Catarina, dann auch Florianópolis einen Flughafen hat, wo man auch gut hinkommen kann und weil natürlich dann die Insel auch den Charme einer Insel hatte und der Atlantik halt, auch der Strand gelockt hat, war das die richtige Idee, hierherzukommen. Vor allen Dingen gab es zu dem Zeitpunkt hier in der Region noch gar keine Hausbrauerei, heute sind es in der Zwischenzeit bestimmt 10, 12, würde ich mal schätzen. Es gibt also ganz, ganz viele, die Craft-Beer-Welle hat sich ausgebaut.

Markus: Und dann kommt man hierhin und muss sich ja erst mal einen Ort suchen. Also im Grunde, ist ja ein riesen großes Land, man hat eine lange Straße, die sind wir jetzt langgefahren, um hierher zu kommen und dann, irgendwann fängt halt eine Ortschaft an und da hat man rechts und links so ein paar Hütten. Also stelle ich mir jetzt auch schwierig vor zu sagen, okay, genau da möchte ich jetzt hingehen. Also wie funktioniert das denn?

Oliver: Ja, gut, das war jetzt halt, wie schon erwähnt, durch die Gesetzeslage auf der Insel es nicht möglich war, dann, wo gehen wir hin? Es musste natürlich der Großraum Florianópolis sein, weil, man braucht ja auch Publikum, man möchte ja Bier verkaufen, also konnte man sich nicht irgendwo in die Prärie zurückziehen. Und dann waren wir halt auf der Suche im Großraum Florianópolis. Waren erst in einer benachbarten Stadt, das war die erste deutsche Besiedelung in Santa Catarina 1829, wenn ich mich recht entsinne, in São Pedro de Alcântara. Da war es zwar ganz nett, wunderschön dort, aber das ist, wie sagt man so schön, jwd und das war da also nix. Und unser Anwalt, den wir hatten, um unsere Firma zu gründen, der hat auch eine Klientin hier in Santo Amaro und mit der hat er uns bekannt gemacht. Die hatte hier ein Hotel und hatte einen guten Draht zur Stadtverwaltung und zum Bürgermeister und die hat gesagt, weißt du was, ich gehe auf das Rathaus, ich mache für euch einen Termin aus, das kriegen wir hin. Und so war es und dann haben wir uns getroffen mit dem Bürgermeister. Und dann, um diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen, sind also mit unserem Projekt da im Rathaus aufgeschlagen zum Termin und haben uns vorgestellt, was wir vorhaben, wie wir das machen wollen, was das werden soll. Und haben also schon verlangt, das also er als Bürgermeister uns sagt, ja, das ist möglich in Santo Amaro oder es ist nicht möglich, damit das halt nicht also wieder in Gesetzesproblemen wegen Umweltgesetzen gibt und so. Und dann haben wir das also geklärt, jawohl, ist möglich. Also dann haben wir uns auf die Suche gemacht und haben das ganz geschickt, heute denke ich, ganz geschickt angestellt. Wir haben das so gemacht, das einmal mein Geschäftspartner alleine mit dem Auto durch die Stadt gefahren ist und geguckt hat, wo Grundstücke zum Verkauf waren, und am nächsten Tag bin ich alleine durch die Stadt gefahren und habe dasselbe gemacht. Und dann haben wir uns am Abend dann zusammengesetzt und haben gesagt, ich habe das gesehen, das gesehen, das gesehen und das hat mir gefallen und das fand ich weniger gut. Und so haben wir gemeinsam uns für dieses Grundstück entschieden und haben dann dieses Grundstück hier auch gekauft.

Markus: Ja, völlig richtige Entscheidung, wirklich ein Paradies, auf jeden Fall. Und das Tolle ist wirklich, man hat auf der einen Seite die geschäftige Straße und dann hat man die Brauerei und das Restaurantgebäude. Und wenn man da hinten rausschaut, ist eine Idylle, man hört nichts mehr von irgendwelchen Autos, es ist einfach von der Aussicht her bombastisch und man hat einfach eine, ja, eine wunderschöne Atmosphäre, um auch ein Bierchen zu genießen. Allerdings stand zu der Zeit ja noch viel, ne, da stand wahrscheinlich eine Halle?

Oliver: Nein, da stand, wo die Brauerei ist, das war eine Garage für zwei Omnibusse, für zwei Reisebusse und es war nur das Haus, wo ich heute lebe, wo ich heute wohne. Und ein Teil von dem, was heute Restaurant ist, war nochmal eine Garage, da haben wir dann aufgebaut und vergrößert. Und dann hatten wir erst so ein Deck, wie man bei uns sagt, wie heißt es, eine Terrasse aus Holz mit so Holzplanken und da haben wir dann 2018 unseren Pavillon, unseren Schwarzwald-Pavillon aufgebaut. Das ist heute unser Nebenzimmer, das kann man ja auch gut für Veranstaltungen, also wie sagt man immer so schön in Deutschland, für Hochzeiten, Konfirmationen und Beerdigungen, dann benutzen, für Familienfeste und so. Und das funktioniert eigentlich ganz gut, abgesehen, wenn nicht grade Pandemie ist oder so.

Markus: Ja, hat man ja normalerweise nicht ständig.

Oliver: Nein, ja.

Markus: Nein, nein, absolut. Und mittlerweile schaut es ja auch so ein bisschen aus wie so ein kleines bisschen Schwarzwald, also das Haus habt ihr wirklich sehr, sehr schön hergerichtet und es ist auch wirklich sehr schmuck. Trotzdem noch die Frage, wie ist denn so, also jetzt auch wieder, du hast eine Halle, da braucht man eine gewisse Vision und da muss ja irgendwoher eine Brauanlage kommen, die fallen ja jetzt auch nicht vom Himmel in Brasilien. Also wie kriegt man das alles hin, ich finde das faszinierend?

Oliver: Ja, das war gar nicht einfach, weil, ich kam ja dann schon mit gewissen Vorstellungen 2008 hierher, 2008, ja, im Oktober. Es werden jetzt genau, am Samstag jetzt, am 29. Oktober werden es genau 14 Jahre, das ich hier lebe. Und da war noch nix, Brauanlagen war überhaupt nix. Und da hatte ich ja zum Glück in Karlsruhe dann viel gelernt und hatte ja auch viel Literatur mitgebracht, Bücher, alles was man so braucht und so weiter, ne und dann ging das los. Da haben wir, also als wir festgestellt haben, dass es auf der Insel nicht geht, waren wir erst da noch, ja, beteiligt noch nicht, aber es war eventuell im Gespräch, uns zu beteiligen an einer schon existierenden Brauerei auf der Insel, die schon das Recht hatte, dort zu sein, bevor die Gesetze geändert wurden. Aber das hat dann nicht so richtig funktioniert. Aber da war schon die Idee, mir ein Sudhaus nach meinen Vorstellungen bauen zu lassen und das war auch schon in Auftrag gegeben. Aber, also ich bin jetzt ja schon 54, also ganz klassisch auf Millimeterpapier gezeichnet und so weiter, nix CAD und so weiter, das haben dann die alles dort gemacht, aber bemaßt und die Verrohrung eingezeichnet, alles von Hand. Habe das dann mal eingescannt und nach Karlsruhe zu meinem Braumeister geschickt, das er mal da einen Blick drauf wirft, ob ich was vergessen habe. Und nachdem dann das Okay war, das alles soweit gut ist, dann haben wir das also bauen lassen. Und dann war das Sudhaus schon fertig 2000, bow, jetzt lass mich lügen, 2011, ja, 2011, da war es schon bei der Brasil Brau in Sao Paulo ausgestellt vom Hersteller, da gab es hier noch gar nix. Und dann musste es von Sao Paulo wieder zurück nach Rio Grande do Sul, in den Nachbarbundesstaat und musste dort in der Halle eingelagert werden, weil hier noch nix fertig war. Und dann wurde es im Februar, Karneval 2013 wurde es also aufgebaut und installiert und im April 2013 gingen wir dann an den Start, ja.

Markus: Das heißt, das war mal ein 10-Hektoliter-Sudhaus, wir haben acht Tanks, die ihr dazu habt. Ihr macht fünf verschiedene Biersorten?

Oliver: Ja.

Markus: Ja und habt aber immer so regionale Specials, also so saisonalle Specials?

Oliver: Ja, das sind viele fixe Bierstile, ein brasilianisches Pilsner, etwas weniger gehopft, etwas leichter, wie es der Brasilianer gern hätte oder gern hat. Und das verkaufen wir aber hier bei uns nicht, das ist also ausschließlich für Geschäftskunden oder für Privatkunden, die also darauf bestehen, dass sie was Leichteres haben wollen. Ansonsten machen wir dann Münchner Hell, Münchner Dunkel und Weizenbier, klar, Klassiker, muss sein. Und dann ein Saisonbier und da haben wir jetzt grad Oktoberfestbier. Und da hat das Jahr so seinen Ablauf, den wir da haben und auf den unsere Gäste dann auch schon sehnsüchtig warten, weil, jedes unserer Saisonbiere hat natürlich seine Fans.

Markus: Also da gibt es dann zum Beispiel ein Bockbier und ein Märzen und sowas oder mal …

Oliver: Ja, fränkisches Rotbier.

Markus: Oh, Rotbier, sehr gut.

Oliver: Fränkisches Rotbier.

Markus: Wunderbar!

Oliver: Und das war auch Zufall. In Brasilien ist es so, ich muss ja die Biere beim Ministerium für Acrikulturen anmelden und man kann also nur Bierstile anmelden, die international anerkannt sind, die gelistet sind. Und dann ist das fränkische Rotbier bei Brewers Association, wenn ich mich recht erinnere, 2019 gelistet worden.

Markus: Ah, okay.

Oliver: Und dann habe ich gesagt, genau das ist das Bier, was gefehlt hat, was ich brauche. Und deswegen haben wir das ja dann 2019 auch der Stadt Santa Amaro gewidmet als Geburtstagsgeschenk und deswegen gibt es das immer im Juli, gibt es fränkisches Rotbier, heißt dann hier Ruby Imperial.

Markus: Wow, na, sehr schön. Aber jetzt dafür zur falschen Jahreszeit da, heißt also, ich muss auf jeden Fall mal wiederkommen.

Oliver: Ja!

Markus: Oder natürlich auch ihr, liebe Hörer, wenn ihr dann mal hier vorbeischaut, ist das vielleicht eine gute Jahreszeit. Ja, wie haben das denn die Brasilianer so aufgenommen, also dass da so ein Deutscher herkommt und sich dann mal so eine Brauerei hin baut mit Restaurant, wie kommt das an?

Oliver: Das kommt ganz gut an. Also am Anfang, wir hatten natürlich am Anfang dann so, wenn man baut und wenn man so ein Projekt hat, das wird natürlich alles noch viel teurer, dann war natürlich für Marketing kein Geld mehr übrig am Ende, klar. Und das hat natürlich dann gedauert und wir haben dann aber ganz speziell auch auf Mund-zu-Mund-Propaganda gesetzt. Und das war, glaube ich, im Nachhinein ganz gut, dass man die Geduld und die Zeit da aufgebracht hat. Und, ja, am Anfang war es so, ja, es gab am Anfang so, ja, das ist doch was für die Eliten und für die Reichen und wir würden Parkgebühren verlangen und Eintritt und was weiß ich nicht alles. Also lauter Fake-News, wie das heute so schön heißt. Und interessanter Weise ist es so, der Großteil unserer Gäste kommt tatsächlich nicht Santo Amaro, sondern aus dem Großraum Florianópolis, also direkt von der Insel oder aus den Stadtteilen auf dem Kontinent, aus San José, Palhoça, was ja dann direkt an Florianópolis anschließt. Und ein gewisser Kundenstamm kommt natürlich aus Santo Amaro auch, aber es gibt immer noch Leute aus Santo Amaro, die hier dann irgendwann mal samstags, sonntags oder am Abend zum Essen aufschlagen und, ach, das haben wir ja gar nicht gewusst, wir fahren hier jeden Tag vorbei und man sieht immer nur die Brauerei. Ja, gut, man sieht natürlich an der Straße immer nur die Brauerei. Aber so groß ist Santo Amaro jetzt nicht, wir haben 23.000 Einwohner, also wenn sich das noch nicht rumgesprochen hat in der Zwischenzeit, ja, dann kann man denen eigentlich auch nicht helfen. Aber, es ist tatsächlich so, ja.

Markus: Und kamst du denn mit deinem Portugiesisch, Brasilianisch gleich zu Recht, wie war das so?

Oliver: Naja, gut, wir kamen ja recht gut vorbereitet an, das hat dann auch ganz funktioniert. Es hat halt die Praxis gefehlt, wir haben halt in Deutschland bei der Volkshochschule dann halt Grammatik und Vokabeln, aber das Anwenden. Aber heute so, meine Gäste sagen, dass ich eigentlich sehr gut Portugiesisch spreche. Also auch grammatikalisch richtig und so weiter, da sind die Meisten doch erstaunt. Ich auch.

Markus: Ja, also es ist ja, glaube ich, einfach eine ganz tolle Sache, weil man sich ja dann irgendwie auch einleben muss. Also das habe ich mir heute auch überlegt, als ich so hierhergefahren bin, wie das so ist, wenn man hier ankommt und dann sagt, okay, ich habe die Zelte abgebrochen und ich habe praktisch meine Heimat, in Anführungsstrichen, so ein bisschen aufgegeben und komme dann irgendwo ganz neu an. Und das ist halt wie bei so einer Pflanze, man muss ja erst mal Wurzeln schlagen, erst mal irgendwo heimisch werden und sich dann da auch irgendwie Zuhause fühlen. Und das ist, glaube ich, ein Prozess, der geht nicht von 0 auf 100, oder?

Oliver: Nee, aber das hat ganz gut, weil wir ja dann in Florianópolis angefangen haben und da konnte man natürlich dann schon planen und sich einleben und herantasten. Gut war natürlich, zu der Zeit war sehr aktiv die, heißt Arserva, die Abkürzung, das sind also die Vereinigungen der Hausbrauer von Santa Catarina, die auf der Insel sehr stark waren. Und ich musste mich ja orientieren, ich mag ja kein brasilianisches Bier von AmBev, mag ja kein Mensch, deswegen musste ich ja dann schauen, wo ich meine Zutaten für mein eigenes Bier herkriege. Als der Container da war und meine Hausbrauanlage, alles da war, Flaschen und was man so haben muss, habe ich mich natürlich dann, bis die eigene Brauerei stand, den Hausbrauern angeschlossen und da mich regelmäßig einmal die Woche freitags mit denen in der Bäckerei getroffen, um da die Biere auszutauschen und zum schnacken. Und so hat man sich dann schon relativ schnell eingelebt.

Markus: Ist ein gutes Stichwort, was du grade so sagst, weil, ich meine, Brasilien ist jetzt nicht unbedingt bekannt dafür, dass die Rohstoffe hier wachsen. Also wie macht man das denn? Also du hast deine Brauerei und du hast die Idee, ein Bier zu brauen, aber dann brauchst du ja Hopfen und Malz und so und Hefe und wie kriegt man das?

Oliver: Ja, heute ist das auch kein Problem mehr, aber 2008, 2009, als es noch alles so für ganz Brasilien in den Kinderschuhen steckte, war das nicht so einfach. Also die erste und damals einzigste Firma, die Hausbrauer, also Privatpersonen beliefert hat, das war der Werner Emmel in Porto Alegre, Rio Grande do Sul und alles …

Markus: Der jetzt auch eher deutsch klingt oder österreichisch.

Oliver: Nee, nee, das ist auch Familie deutscher Abstammung und so weiter.

Markus: Okay.

Oliver: Aber der Werner, der ist schon Brasilianer, also das sind schon mehrere Generationen, wo die Familie hier ist. Aber das war damals die einzigste Möglichkeit in Porto Alegre als Privatperson zu Malz, Hopfen und zu Hefe zu kommen. Oder auch, wenn man was an Brauutensilien, also an Equipamento gebraucht hat, also an Ausrüstung und so. Heute ist das einfacher, in der Zwischenzeit gibt es das fast an jeder Ecke oder im Internet, im Internet, Online-Shop und so. Aber damals war das echt schwierig, ja.

Markus: Ja, kann ich mir gut vorstellen. Und wie ist es mit den Rezepturen oder überhaupt den ganzen Brauverfahren? Es ist ja hier ein anderes Klima, es ist wärmer, es ist feuchter vielleicht, die Jahreszeiten sind anders, musste man da irgendwas anpassen oder konntest du mehr oder weniger mit deinen Rezepturen so …

Oliver: Nee, ich bin mit meinen Rezepten, ich habe das nur angepasst von meiner Hausbrauanlage dann auf die große Anlage, aber ansonsten ist alles wie es in Deutschland auch war. Ein bisschen, ja, also beim Weizenbier bin ich am Anfang mit den Bittereinheiten runter, bin aber jetzt wieder hoch, weil ich selbst nicht damit zufrieden war. Und das bleibt jetzt auch so, also nix mehr dieses mir einreden lassen, dass der Brasilianer keine Bittereinheiten mag, das ist sowieso auch …

Markus: Nee, das stimmt nicht.

Oliver: … eine Geschichte aus dem Reich der Erzählungen und so weiter. Das ist auch, die Brasilianer glauben ja fest daran, dass wir Deutschen Bier immer zu Zimmertemperatur trinken.

Markus: Uh! Okay.

Oliver: Also 90 Prozent der Gäste sagen, ah ja, ihr Deutschen, ihr trinkt doch das Bier so, also wenn es jetzt hier bei 30 Grad steht, dann halt bei 30 Grad. Nee, nicht ganz. Das trifft vielleicht im Winter zu, wenn es draußen …

Markus: Aber ich muss sagen, dieses Vorurteil ist mir auch in China begegnet.

Oliver: Okay.

Markus: Mir wurde da ein lauwarmes Tsingtao serviert, in der Erwartung, dass ich dann vor Begeisterung nur so vom Tisch springe. Ich habe dann mein bestes Schauspieltalent zum Besten gegeben, aber das ist natürlich schon alles ein bisschen anders. Ja, aber letzten Endes, du bist ja oder ihr ward ja dann auch nicht alleine. Wie kommt man denn zu Personal und wie bringt man die dazu, dann ein vernünftiges Schnitzel zu braten auch? Das ist ja richtig brasilianische Urkunst.

Oliver: Nein, also unsere Küche ist ja speziell, also mehr basierend auf deutscher Küche, ja. Und ich habe das halt meinen Mitarbeitern angelernt, Sauerkraut kochen, Schnitzel panieren und Kartoffelsalat machen. Also schwäbischen Kartoffelsalat machen, muss man dazu sagen, also keine Mayonnaise. Und das können die alles. Semmelknödel machen die perfekt.

Markus: Ihr habt sogar Weißwürste und Nürnberger Bratwürste, also.

Oliver: Wir haben sogar jeden Tag, allerdings erst abends, jeden Tag machen wir frische Laugenstangen.

Markus: Wow!

Oliver: Und die gibt es abends oder am Wochenende halt schon zu Mittag, also wir machen aber jeden Tag Laugenstangen. Am Anfang musste ich das alles selber machen. Da bin ich dann am Tag, war ich in der Brauerei, 17 Uhr aus der Brauerei raus, schnell in die Küche, den Hefeteig für die Laugenstangen machen, dann ins Bad, umziehen. Und dann, wenn der Teig dann gegangen war, mit den Laugenstangen weitermachen und dann das Restaurant irgendwann aufmachen. Aber das machen wir auch, jeden Tag frische Laugenstangen, das muss sein.

Markus: Also durchaus auch eine kulturelle Missionsarbeit so ein bisschen.

Oliver: Ja, ja, ja, genau.

Markus: Ja und wie sind deine weiteren Pläne so? Also ihr habt euch jetzt ja gesättelt, der Laden ist jetzt da, steht, der Biergarten kann vielleicht ausgebaut werden, was sind so für Ideen?

Oliver: Das wäre jetzt, ja gut, die Pandemie hat natürlich auch bei uns ein Loch die Kasse gerissen, also Geld habe ich grade keins, zum investieren großartig. Da müssen wir jetzt nochmal ein Jahr arbeiten wieder, dass die Kriegskasse wieder gefüllt ist.

Markus: Also hier war auch Lockdown sozusagen?

Oliver: Ja, ja, aber nur fünf Wochen. Nur fünf Wochen, 2020, so wie überall die berühmten fünf Wochen, März, April 2020, aber danach war ja trotzdem nicht viel los, es war ja nicht wie vorher. Keine Familienfeste, kein Weihnachten, 2020 keine Jahresabschlussfeten. Letztes Jahr nur bedingt, auch noch nicht so richtig. Deswegen hoffe ich jetzt, dass da eigentlich jetzt dieses Jahr. Also die Leute sehnen sich schon danach. Also man hat es gesehen, ich war ja letzte Woche in Blumenau beim Oktoberfes. Und Gäste heute, die zum Mittagessen da waren, waren auch zum Oktoberfest da, die hatten ihre Karten schon über das Internet gekauft und hatten den Eintritt. Schlagen, sie haben immer nur da noch Leute rein gelassen, so wie auf der anderen Seite wieder Leute gegangen sind. Über den ganzen Block hat sich wohl die Schlange an der Kasse gezogen und es kamen nicht alle rein.

Markus: Wahnsinn.

Oliver: Ja, war also abartig viel los in Blumenau, weil alle heiß drauf waren, wieder rauszugehen, wieder zu feiern und so weiter. Ich freue mich jetzt schon auf das Bierfestival im März.

Markus: Also vor dem Bierfest ist nach dem Bierfest oder anders rum, je nachdem wie man das sehen mag, sehr schön. Naja, dann sage ich vielen, vielen Dank für diesen kleinen Einblick in deine wunderbare Welt. Wünsche dir noch ganz viel Erfolg und Glück und alles, was man eben so braucht, damit es weiter voranwächst, dein Pflänzchen und sage nochmal vielen Dank, hier gewesen sein zu dürfen oder noch hier sein zu dürfen, weil das wirklich echt ein tolles paradiesisches Erlebnis ist, danke schön.

Oliver: Ja, ich hab zu danken, Markus. Wir haben uns kennengelernt in Blumenau beim Bierfestival, ich durfte schon zweimal bei euch in Bamberg sein, einmal auch bei einem deiner Events und so weiter und wir waren zusammen in Nürnberg beim Tucher damals. Und das war sehr interessant, hat mich auch damals sehr gefreut und freut mich immer, wenn jemand aus Deutschland da ist und deshalb, wir bleiben dran.

Markus: Machen wir, danke.

Oliver: Ich danke auch.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 101 – Interview mit Franz Reisky von Dubnitz, Mitinhaber und Braumeister der Cervejaria Brewpoint in Petrópolis

Franz Reisky von Dubnitz ist Brasilianer mit deutsch-österreichischen Wurzeln und deswegen auch der deutschen Sprache mächtig. Als jüngstes von vier Kindern entschied er sich, sein Leben dem Bier zu widmen. Ein Braumeisterstudium in Deutschland und Österreich folgte, dann aber kehrte er in die Heimat zurück, arbeitete zuerst bei einer großen Brauereigruppe und wechselte dann zu einer kleinen Brauerei, bei der er mittlerweile auch Teilhaber ist. Im BierTalk berichtet er von seiner spannenden Geschichte und der heutigen Situation in Brasilien…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir praktisch auf der anderen Hälfte unseres Planeten, auf der anderen Seite und auch auf der anderen Seite, wenn man so die Mitte nimmt, wir sind nämlich auf der Südhalbkugel in Brasilien, Florianópolis beziehungsweise der Insel dahinter und sind hier bei einem Bierwettbewerb. Und da habe ich einen wunderbaren Gast, der glücklicherweise auch Deutsch spricht, das heißt für euch, eine gute Möglichkeit, auch mal über den Atlantik zu gucken in unserer Sprache, und das ist der Franz. Und vielleicht, Franz, stellst du dich am besten selber mal ganz kurz unseren Hörern vor.

Franz: Ja, hallo Markus, danke für die Einladung. Ich entschuldige mich, als Brasilianer werde ich mir ein paar Deutschfehler erlauben. Ich bin der Franz, ich bin ein Brasilianer, deutsch-, österreich-abstämmig, 34 Jahre alt und bin Braumeister hier in Brasilien.

Markus: Und wie kommt es, dass du so gut Deutsch sprichst?

Franz: Meine Mutter ist aus Salzburg, ist eine Salzburgerin und mein Vater ist Brasilianer, aber die Großeltern kamen aus Deutschland, so wurden wir immer doppelsprachig großgezogen. Und ich sage immer, das ist das größte Geschenk meiner Eltern für die fünf Kinder, die zweite Sprache und deswegen kann ich Deutsch.

Markus: Wow, du hast also vier Geschwister?

Franz: Ja, wir sind zu Fünft, vier Geschwister, ich bin der Allerjüngste und der einzige Brauer in der Familie, ja.

Markus: Und endlich, doch noch was Gutes aus einem von euch geworden.

Franz: Genau, das ist es, ja.

Markus: Und das heißt, bist du dann hier geboren oder in Salzburg geboren oder wie war das?

Franz: Ich bin in Petrópolis geboren, das ist eine kleine Stadt in der Nähe von Rio de Janeiro, ja. Wir liegen in den Bergen oben, auf 800 Meter, circa 60 Kilometer entfernt und da bin ich geboren, bin auch aufgewachsen. Dann habe ich eine kurze Zeit in Deutschland beziehungsweise auch Österreich gelebt und jetzt bin ich wieder in Petrópolis platziert und da arbeite ich und habe eine kleine Brauerei.

Markus: Oh, Petrópolis klingt für uns so nach Benzin, hat das was damit zu tun?

Franz: Nein, das ist so, wir haben sehr viele Polis in Brasilien, ja. Die Allererste hast du vielleicht nicht gemerkt, hast du schon genannt, Florianópolis.

Markus: Ah, stimmt.

Franz: Und das kommt vom Griechen Polis, Stadt von, ja. Das heißt, Florianópolis war die Stadt von Florian und Petrópolis, woher ich komme, das war die Stadt von Petrus und das war unser Kaiser, ja. Weil, Brasilien war eine portugiesische Kolonie und als Napoleon Richtung Portugal gezogen ist oder seinen Krieg geführt hat, ist die kaiserliche Familie aus Portugal nach Brasilien ausgewandert, ja und da hatten wir den Kaiser Petrus. Und Rio war die Hauptstadt, da haben sie auch gelebt. Aber in diesen Zeiten gab es kein Aircondition, keinen Ventilator und im Sommer war es doch sehr, sehr warm in Rio und auch sehr feucht und als Europäer haben sie sich einen frischeren Ort gesucht. Und dann sind sie in den Bergen rauf und haben eine sehr schöne Farm gefunden, das war die Farcienne de Provençaux Circo, die hat er dann gekauft. Und da wurde ein Deutscher, ich würde sagen, importiert, das war der Julius Koeler, ja, Julius Koeler, das war ein Architekt und der hat die ganze Stadt sozusagen, dieses Projekt gemacht. Und nachdem es doch die Stadt von Petrus war, ist es Petrópolis geworden.

Markus: Spannend, also durchaus einen Besuch wert, wenn man das so hört.

Franz: ja, ja, auf jeden Fall. Wir haben das meistbesuchte Museum Brasiliens, ja, das war das Haus, wo Petrus gewohnt hat. Dann gibt es eine sehr, sehr schöne Kathedrale, ja, einen Kristallpalast, was die Kaiserin bekommen hat von ihrem Mann und da wurde auch 1888, ja, das Ende der Sklavatur in Brasilien unterschrieben.

Markus: Oh!

Franz: Ja, Petrus war nicht im Lande, das heißt, die Kaiserin hat das Wort gehabt damals und das hat sie damals dort unterschrieben und diesen Palast gibt es bis heute noch, sehr, sehr schön. Und für uns Bierlieber oder die, die wirklich Bier lieben, auf 3-, 400 Meter von diesem Palast gibt es die Cervejaria Bohemia, das war die erste Brauerei Brasiliens, ja, von der Familie Kramer. Das heißt, Petrópolis, da ist sehr viel Geschichte und auch Biergeschichte dabei.

Markus: Also ein doppelter Grund, da mal hinzufahren. Aber vielleicht mal zurück zu dir, das heißt also, du kommst hier auf die Welt sozusagen und wann kommt das Bier zu in dein Leben und wann wird es auch dein Beruf?

Franz: Ja, ich habe hier in Brasilien, gibt es nicht so verbreitet die Berufsschulen, ja, wie in Deutschland. Das heißt, wir sind in der Schule praktisch bis zu unserem 17., 18. Lebensjahr und dann gehen sehr viele auf die Uni. Ich habe damals Betriebswirtschaft studiert, nach drei, vier Jahren habe ich schon gemerkt, dass die Nummern irgendwie was sehr Trockenes sind, ja und es wäre vielleicht was anderes wert. Und nachdem meine Schwester den verkehrten Weg gemacht hat von meiner Mutter, das heißt, sie ist von Brasilien nach Österreich ausgewandert und lebt seit 25 Jahren in Österreich, habe ich sie angerufen, ja, sage ich, ich würde mal eine Zeit kommen zu dir, nach meiner Uni, nach meinem Abschluss, ja, um zu schauen, wo das Leben mich hinführt, ja, da war ich 21 damals. Und ich habe dann doch überlegt, es wäre schade, wenn ich einfach nur so herumlaufe, ja, ich suche mir ein Praktikum und ich würde sehr gerne in einer kleinen Brauerei das Praktikum machen. Da habe ich damals die Möglichkeit bekommen bei Mülln Brau, Augustiner, im berühmten Bräustübl in Salzburg zu beginnen. Und das war wirklich sehr, sehr schön, weil, da wird noch sehr altmodisch gebraut, ja. Das heißt, Kühlschiff, offene Gärung, die ganze Filtration noch mit der Masse, ja und dann haben wir die Holzfässer und das war wirklich eine sehr, sehr interessante Schule. Von da aus bin ich dann zu Doemens, habe den einjährigen Braumeister gemacht im Jahrgang 11 / 12. Und nachdem bin ich zurück zu Augustiner noch auf ein kurzes Sommerpraktikum. Das war damals der Umbau, da haben sie das 1912er-Sudhaus ausgebaut nach 100 Jahren, haben ein neues hingestellt von Kaspar Schulz, sehr, sehr schön. Und danach habe ich, ja, schon Sehnsucht gehabt auf mein Land und ich habe gesagt, das wäre jetzt doch der Moment zurückzukehren und dann bin ich in eine sehr große Braugruppe hier in Brasilien eingestiegen, das ist die Grupo Petrópolis, ja, die brauen Blackdrinks, Itaipava. Die haben auch die Lizenz und brauen die Weltenburger Biere hier in Brasilien, da gibt es eine sehr, sehr gute und langjährige Zusammenarbeit. Und 2015 bin ich dann raus aus Gruppe, bin nach Chile ausgewandert. Das war damals so ein Blitz in meinem Kopf und ich habe gesagt, ja, ich versuche was Neues in einem neuen Land. Und nach einem Jahr war wieder Sehnsucht nach meinem geliebten Brasilien und seit 2016 bin ich wieder in Petrópolis. Und das war auch das Jahr, wo wir die Brauerei BREWPOINT begonnen haben mit ein paar Freunden, und da bin ich Braumeister und Eigentümer bis heute.

Markus: Spannend! Ganz kurz, Chile, hast du da auch bei einer Brauerei was gemacht?

Franz: Es war die Idee, eine kleine Brauerei aufzubauen, ja. Ich habe doch in diesen zwölf Monaten, wo ich dort war, viele Brauereien besucht, aber nichts Weiteres als Bier trinken und verkosten, nicht wirklich arbeitend.

Markus: Kann man dort allerdings auch gut machen. Also war ich ja vor ein paar Jahren schon, in Chile gibt es auch viele spannende Brauereien und auch viele mit wirklich, ja, tollen und innovativen Ideen und, ja, auch viel Geschichte. Und, ja, dann hast du also ein paar Freunde um dich gescharrt und ihr habt dann gesagt, wir machen eine Brauerei?

Franz: Genau. Es war ein bisschen umgekehrt, als ich damals 2011 / 12 bei Doemens war, ja, gab es in Brasilien eine sehr starke Bewegung von Hausbrauen, ja. Die haben sich getroffen, die haben gesagt, ja, vielleicht machen wir hier einen Verband oder da eine Gruppe. Und die aus Petrópolis haben mich damals so genannt als internationaler Botschafter von denen. Ich weiß nicht ganz genau, was das damals hieß, aber ich habe gesagt, ja, mal schauen, wie ich denen helfen kann. Und es war in Wirklichkeit nur eine große Freundschaft und ich habe immer neue Tipps aus Deutschland gebracht, wie kann man das brauen oder das ändern. Und im Jahr 2016 war es so, ich war in Chile, ja und diese Bekannten haben sich zusammengetan und haben investiert in Braugeräte, ja. Aber es kam da der Moment, wo sie gesagt haben, ja, aber da fehlt was, ja, da fehlt ein Brauer oder ein Braumeister und wie werden wir das machen? Und dann habe ich gesagt, ich komme gerne auf sechs Wochen, ja, mache den Start der Brauerei für euch, die Inbetriebnahme und dann gehe ich wieder, ja, das war eigentlich mein Plan. In diesen sechs Wochen habe ich ein Mädel kennengelernt, das ist meine jetzige geliebte Michel, meine Frau. Dann haben wir uns wirklich verliebt, nachher verlobt, dann halt geheiratet, jetzt haben wir den kleinen Frederico, der ist zehn Monate alt. Und so bin ich auch im Projekt BREWPOINT geblieben und da bin ich heute der erste Braumeister und ich habe mich in der Zwischenzeit auch, eine Beteiligung eingekauft und bin heute einer der Eigentümer.

Markus: Wahnsinn! Also das freut mich total, das zu hören, weil es ja auch ganz spannend ist für jemand, eben so nach und nach in dieses Geschäft reinkommt. Und wie kann ich mir das vorstellen so von der Größe her, wie groß ist die Brauerei, wie viel Bier macht ihr so?

Franz: Wir brauen heute circa 20.-, 25.000 Liter im Monat, ja. Ich bin sehr der Meinung, hier in Brasilien haben wir einen Spruch, ja, wir essen sehr viel unseren weißen Reis und ich fahre zum Brunnen, ja und ich sage immer, ein gut gemachter Reis mit schwarzen Bohnen wird immer verkauft. Im Vergleich, ein gutes Schnitzel kann man immer verkaufen, ja. Und die Brasilianer, das sehen wir auch hier in den Bierwettbewerben, ja, in den letzten Jahren entwickeln sich die klassischen Bierstile sehr, sehr gut. Und das war auch schon 2016, habe ich gesagt, fangen wir mal an mit Standardbieren, ganz normale Biere. Wenn wir die gut brauen, ja, haben wir einen großen Markt, den wir betreten können. Und nicht nur mit Früchten oder IPAs, brauen wir mal die gute alte deutsche Bierschule, ja. Nach sechs Jahren haben wir jetzt das zweimal schon gewählte Beste München Dunkel Brasiliens, ja.

Markus: Wow!

Franz: Ja, unser dunkles Bier, mit dem haben wir auch schon südamerikaweit Medaillen bekommen.

Markus: Wow!

Franz: Und das ist wirklich mein großer Stolz. Viele sagen dann, ja, als du damals bei Weltenburg warst im Kloster, hast du es wirklich gut gelernt. Dank auch damals Leo Recht, das war der Braumeister, Hermann Goß, die ganze, ich nenne es die große Familie, ja, weil, damals war ich noch in der Petrópolis-Gruppe. Und, ja, das ist, wir brauen dann diese Biere und mit denen sind wir auf diese Größe gekommen von 20.-, 25.000 Liter. Aber jetzt trauen wir uns doch hinaus, um belgische Biere zu brauen, vielleicht klassische Biere mit einer brasilianischen Frucht oder in der Rezeptur ein bisschen was ändern, aber ist wirklich, unser Hauptverkauf sind die klassischen deutschen Biere. Wir haben ein German Pils, ein Weizenbier, ein Bockbier und ein dunkles Bier.

Markus: Also nochmal was, was ich dann unbedingt probieren muss, also das steht auf jeden Fall auf der Liste. Ich muss auch sagen, jetzt heute zum Beispiel beim verkosten hatten wir jetzt in meiner Gruppe zum Beispiel leichtes Weizen. Und ich habe wirklich Schlimmes befürchtet, aber es waren zwei hervorragende Biere dabei, die auch in Deutschland medaillenverdächtig gewesen wären. Also man muss wirklich sagen, und das ist jetzt im Vergleich, ich war ja schon dreimal in Brasilien vorher, in Blumenau bei dem Wettbewerb und da war es beim Weißbier immer schwierig. Also man merkt wirklich, dass die Qualität nach oben geht. Und, ich meine, das ist ja der drittgrößte Biermarkt der Welt, ist vielen Deutschen gar nicht so bewusst. Wie ist das überhaupt so, also der brasilianische Biermarkt von dir als Insider, was mögen die am liebsten, was sind so die Highlights für Brasilianer in Sachen Bier?

Franz: Ich glaube, wir können den brasilianischen Markt teilen, ja. Es gibt den gigantischen brasilianischen Markt, da wird das ganz normale, wir nennen es Pilsner Art, ja, aber es hat mit einem Pils nichts zu tun, da ist die Bittere Jahr zu Jahr gesunken, ja. Es ist für unsere Verhältnisse, für die Hitze, ja, ein sehr leichtes Bier und die Bittere liegt zwischen 5 und 10 Bittereinheiten, ja. Und das entspricht, ich würde sagen, 90, 95 Prozent vom brasilianischen Markt, das heißt, das trinkt die Mehrheit. Aber die Leute kommen schon darauf, ja, Bier ist nicht nur das, ja. Das heißt, immer wenn eine Person mir sagt, ich trinke kein Bier, ich mag kein Bier, ich sage immer, du hast das richtige Bier noch nicht gefunden, ja. Warum nicht? Es ist mir zu bitter. Passt, ich präsentiere dir ein Weißbier, ja. Nein, es ist mir zu hell. Ich präsentiere dir ein dunkles Bier, ja und so kann man sich diesen Markt entwickeln. Die Brasilianer sind sehr, sehr offen auf neue Produkte, aber sie sind auch nicht sehr treu auf gewisse Produkte. Das heißt, es gibt einen Teil vom Markt, der will immer was Neues, Neues, Neues. Das heißt, die verkosten nicht das Bier, sondern nur die Neuheit, ja. Und da gibt es viele Brauereien, die in diese Richtung gehen, aber andere, die auch in der klassischen Richtung bleiben. Nur im Vergleich, wir reden dann von Biermengen, es gibt Brauereien in Brasilien, die brauchen schon zwischen 8 und 10 Millionen Hektoliter im Jahr, ja. Das heißt, es gibt Braustätten in Brasilien, die brauen fast schon so viel, wie die ganzen Länder in Europa Bier verkaufen, ja. Das ist wirklich gigantisch, aber so entwickelt sich unser M. Ich habe diese Möglichkeit gehabt, in einer sehr großen Gruppe zu arbeiten und jetzt in einer sehr kleinen Brauerei und diese Zusammenarbeit zwischen zwei Welten, die ist auch sehr, sehr gut für den brasilianischen Markt. Die großen Brauereien haben schon gemerkt, sie müssen auch mitmachen, mit anderen Sorten Bier, ja. Und nachdem die Großen, die haben Zugriffe auf tolle Rohstoffe, haben die Technologie und die Labors dafür, das heißt, sie helfen uns auch sehr, diesen Markt zu entwickeln.

Markus: Also da gibt es auch eine Zusammenarbeit?

Franz: Da gibt es eine Zusammenarbeit, ja, ja.

Markus: Das wollte ich nämlich grade fragen, weil, ich denke mal, das ist ja gar nicht so einfach, wenn man in einem Land wie hier, wo es eben warm ist, feucht ist und wo die Rohstoffe jetzt nicht so verfügbar sind und so. Wenn man dann auch noch eine untergärige Brauerei anfängt, also dieses ganze Thema mit der Hefe umgehen, das richtige Malz bekommen und den richtigen Hopfen und so, wie habt ihr das gemacht von Anfang an, ist das importiert, habt ihr auch brasilianische Quellen?

Franz: Heutzutage ist es so, wir haben die Cooperativa Agrária, ja, das ist eine große Mälzerei hier in Brasilien. Das heißt, unser Basismalz, Pilsner-Malz, sie mälzen jetzt auch Münchner-Malz und Vienna-Malz, das bekommen wir aus Brasilien und sehr viel aus Argentinien und Uruguay und die Spezialmalze, die kommen halt aus Europa. Den Hopfen importieren wir, Großteils, ja, aus Europa und USA. Jetzt wird sehr stark in Hopfen entwickelt und investiert in Brasilien. Und da ist die Petrópolis-Gruppe auch sehr, sehr stark als große Brauerei, sie haben Möglichkeiten, große Flächen anzubauen und kommen auch schon mit guten Hopfen an den Markt, ja, für die Kleinen, das heißt, sie entwickeln das für die Kleinen. Und die Hefe bekommen wir halt die Trockenhefe, ja und die tun wir dann in der Brauerei selber führen. Und da merken wir, wie sich der Markt entwickelt, ja. Du warst schon Öfters auch hier und das merke ich auch von Jahr zu Jahr, wenn wir dann ein leichtes Bier verkosten oder ein Helles, ja, wo wirklich die Gärung sehr, sehr sauber geführt werden muss, da hatten wir vor ein paar Jahren Probleme, ja, aber das bekommen jetzt die Brauer wirklich sehr, sehr gut in den Griff. Und da steigt die Qualität auch unserer Biere, grade unserer Lagerbiere.

Markus: Würdest du sagen, es gibt aktuell neue Trends im brasilianischen Biermarkt für bestimmte Sorten?

Franz: Ich würde sagen, wir haben Catharina Sour, ja, auf jeden Fall. Ich glaube, was jetzt momentan sehr stark neu dazukommen wird, ist diese Arbeit mit dem brasilianischen Hopfen, ja. Wir Brasilianer, wir sind sehr stolz, weil, es wurde uns immer gesagt, in Brasilien wächst kein Hopfen. In Brasilien wächst Hopfen, wir können sogar zweimal im Jahr ernten, ja, weil, wir haben den starken Winter nicht.

Markus: Das heißt, sogar dreimal, hat mir jemand erzählt.

Franz: Genau, sogar dreimal, aber da gehe ich mal auf sicher und nenne nur zweimal, ja. Und ich glaube, der brasilianische Hopfen, das wird für uns eine neue Welt sein, ja, da gehen viele Türen auf. Und da gibt es auch die starke Arbeit mit den ganzen Holzsorten, ja, Barrel Age Biere, vielleicht Fässer, wo schon Cachaça drin war, das ist unser Zuckerrohrschnaps. Und nicht nur wegen Wein und Whisky, das ist auch für uns eine gute Möglichkeit. Ich glaube, wir haben sehr, sehr viele Möglichkeiten, unseren Biermarkt weiter zu entwickeln und auch neue Ideen hereinzubringen, aber ich bin ein sehr großer Botschafter der alten guten klassischen Biere, die haben immer Platz.

Markus: Ja und da gibt es eben auch spannende Hölzer zum Beispiel, mit denen man ja bei uns in Europa noch kaum Kontakt hatte und die kann man auch sehr schön verwenden, um klassische Bierstile nochmal in eine neue Richtung zu schubsen und so. Also das finde ich schon eine ganz spannende Geschichte. Und du hast es schon erwähnt, es gibt das Catharina Sour, was im Grunde so eine Art Berliner Weisse ist mit eben tropischen Früchten hier aus dem Regenwald. Und das finde ich auch toll, diese Vielfalt an Früchten und diese Vielfalt an Aromen. Wenn wir in Deutschland sind, dann kriegen wir vielleicht irgendwie eine grüne Mango auf dem Markt und das hat aber überhaupt nichts damit zu tun, wenn ich hier in den Laden gehe und kriege halt zehn verschiedene Sorten Mangos, alle voll reif, von ziemlich sauer zu richtig süß, zu sehr gewürzig, also ganz unterschiedliche spannende Früchte. Und das kann man auf alle anderen Früchte übertragen, ob das Melonen sind oder Papaya oder Passionsfrucht, Maracuja oder so, also das finde ich wirklich toll. Und habt ihr auch sowas bei euch in der Brauerei, das ihr mit Früchten etwas macht?

Franz: Wir haben mit Früchten noch nicht begonnen, ja. Wir hatten vor drei Jahren die Idee gehabt mit Berliner Weisse zu beginnen, aber doch mit einem Sirup. Nicht den klassischen Sirup, weil, den bekommen wir hier nicht. Ja, dann haben wir gesagt, gehen wir doch in Richtung brasilianische Früchte, aber noch in Sirup. Das heißt, mit einer Naturfrucht haben wir noch nicht die Versuche gestartet, aber wir haben doch diese Idee jetzt auch in Zukunft, damit zu arbeiten. Weil, wie du gesagt hast, wir haben einen riesen Vorteil, wir haben das ganze Jahr vielleicht nicht dieselben Früchte, ja, aber wir haben immer frische Früchte, das ist unglaublich. Und auch für uns hier in Brasilien passiert es oft, das wir zu Wettbewerben kommen und wir müssen uns vorstellen, Brasilien ist riesig groß, wir sind hier im Süden, bis Rio sind es schon 1.200 Kilometer, ja und da haben ich noch gar nicht Über Norden, Nordosten geredet, ja. Und dann kommen auch die Jurys aus Nordost, aus dem Norden und sagen, ja, aber diese Frucht kenne ich ja, seitdem ich Kind bin. Und da sage ich als Brasilianer, ich habe schon mal davon gehört, aber ich weiß nicht, wie das schmeckt. Und da gibt es eine wirklich gute Zusammenarbeit. Und auch, wenn Ausländer kommen und sagen, ja, eine Passion-Fruit, Maracuja, schmeckt so. Nein, nein, es ist nicht so, dass es so schmeckt, das wirklich, Frische schmeckt so. Und dass man das ins Bier reinbringt, ist wirklich sehr, sehr interessant.

Markus: Also das ist für mich wirklich die größte Entdeckung eigentlich gewesen, als ich das erste Mal hier war, bin ich auch wirklich gleich in einen Markt gegangen und habe mir ganz viele Früchte gekauft und habe dann erst mal am nächsten Morgen nur Früchte gehabt, um diese Vielfalt einfach zu haben. Und das ist wirklich was ganz Tolles, was uns völlig abgeht, weil wir halt diese tropischen Früchte nie in der Qualität bekommen, dafür haben wir andere schöne Sachen. Also insofern, ist ja das Tolle, das überall auf dem Planeten irgendwas anderes spannend ist und bei euch sind es eben zum Beispiel die Früchte. Was mich ein bisschen interessiert, wie reagieren denn die Leute in Petrópolis auf eure Brauerei? Habt ihr da Stammkunden, sind die von Anfang an dabei und was sind das für Leute, sind das eher ältere oder gibt es da auch internationale Community, wie schaut das aus?

Franz: Es ist so, in den ersten drei Jahren haben wir nicht wirklich den persönlichen Kontakt gehabt zu unseren Kunden. Ja, es war im ersten Moment, war es wirklich so eine Eisplatte, die müssen wir brechen und da haben wir gesagt, wir müssen zu den Kunden kommen und erklären, wir brauen doch, unter Anführungszeichen, normales Bier, was sie auch trinken können, ja. Das heißt, wenn sie am Wochenende ein Barbecue machen für die ganze Familie, bekommen sie bei uns 30-Liter-Fässer oder 50-Liter-Fässer von normalem Bier, ja, wenn wir dieses Wort benützen dürfen. Und mit der Pandemie, ja, das heißt mit Covid, hatten wir von einen Moment auf den anderen, war alles zu, die ganzen Gaststätten und dann haben wir gesagt, was machen wir jetzt? Und dann haben begonnen, Rampenverkauf zu machen. Das heißt, das, was es schon in Europa gibt oder in Deutschland seit Jahren, haben wir gesagt, machen wir das bei uns, ja. In Brasilien da gibt es ein großes Rätsel, das ist unser ganzes steuerliche System, aber da könnten wir einen zehnstundenlangen Podcast machen nur, dass ich einen kleinen Teil erzähle davon. Aber da haben wir gesagt, jetzt müssen wir doch diese Lizenz bekommen, das wir direkt verkaufen können, von der Brauerei aus. Die Leute haben gedacht, ah, super, jetzt haben wir eine illegale Kneipe gefunden, wo wir trinken dürfen. Da haben wir gesagt, nein, ihr dürft Siphonflaschen bringen, ja und ihr könnt unser Bier in kleineren Mengen Nachhause mitnehmen. Wir hatten ein sehr großes Problem mit der ganzen Rohstoffkette beziehungsweise Glasflaschen und Pappkartons, ja, haben wir einfach nicht mehr bekommen im Jahr 2020 / 21, sehr, sehr streng war das Problem 202. Und dann haben wir den Leuten gesagt, bringt uns irgendeine Flasche und das füllen wir euch mit Bier. Wir haben die Preise ein bisschen runter gesetzt, weil, unser Lager war sehr hoch und wir haben unser Bier verkauft. Aber der größte Gewinn in dieser Zeit war, dass die Leute Erstens herausgefunden haben, wo eine Brauerei ist, ja. Und jetzt kommen sie zu uns, jetzt dürfen wir wirklich in der Brauerei auch Bier servieren. Das heißt, von Mittwoch bis Sonntag, Mittwoch, Dienstag, Freitag nach der Schicht, das heißt, ab 17 Uhr haben wir eine offene Kneipe ohne Essen, ja. Und da kommt die Idee auch vom Biergarten, ich sage immer, ihr dürft alles bringen, was ihr wollt, ja, zum Essen, wir verkaufen euch das Bier. Und jetzt haben wir doch eine sehr, sehr starke Kundschaft, die kommen immer zu uns, trinken ein, zwei, drei Bier und nehmen sich, ah, ich habe Fußball um neun im Fernsehen, ja, ich gehe jetzt Nachhause und die nehmen da noch ein paar halbe oder Liter mit. Und das ist wirklich sehr lustig, wenn dann eine Person kommt mit einer 5-Liter-Plastikflasche, da war Wasser drin und sagt, ich brauche nur 5 Liter Lagerbier, weil, ich habe ein Abendessen mit zwei Freunden und das ist halt das Gebinde, was ich habe, ja. Ich habe gesagt, ja, aber willst du keine ordentliche Flasche? Nein, nein, nein, das wird in den nächsten zwei Stunden getrunken. Und das ist wirklich, da haben wir gesagt, da werde ich nicht nein sagen, wenn der Kunde das so möchte. Aber wir verkaufen die Flaschen, das hört sich für uns, die Europäer, sehr, sehr komisch an, die PET-Flaschen sind hier sehr, sehr gut angekommen während der Pandemie. Warum? Plastik haben wir immer sehr viel gehabt wegen Recycling, Brasilien ist sehr stark beim Recycling von dem ganzen Material. Die sind für uns billig, ja, aber wir erklären dem Kunden, da muss das Bier innerhalb drei, vier, fünf Tagen maximal getrunken werden. Das heißt, es ist keine Flasche, wo du das Bier lange lagern oder lassen darfst, ja. Und das funktioniert wirklich gut. Es ist zwar nicht schön, aber es ist praktisch und geht gut bei uns.

Markus: Und die Brasilianer trinken also wirklich gerne Bier.

Franz: Ja, sehr, sehr gerne. Das ist, die Brasilianer, ich habe mal gelesen, ich weiß jetzt nicht ganz genau die Nummer, aber wir liegen sicher unter den Top 5 der Welt im Bierkonsum, und das mal über 200 Millionen Einwohner, das bringt unseren riesigen Markt, ja.

Markus: Ja, das ist wirklich spannend. Und da seid ihr ja wieder nahe an den Österreichern, die ja auch einen relativ hohen pro-Kopf-Bierverbrauch haben.

Franz: Ja, genau. Und dann, wenn wir über die Bayern reden, dann ist …

Markus: Gut.

Franz: … Weltmeister.

Markus: Das kann, aber, egal. Also auf jeden Fall spannend. Und wie war das für deine Familie, also ist dann dein Vater irgendwann gekommen, hat dir auf die Schulter geklopft und gesagt, gut gemacht, Junge oder wie haben die das angenommen mit dem Bier?

Franz: Es ist so, ich habe, bevor ich nach Deutschland bin im letzten Jahr, wo ich auf der Uni war, habe ich mit meinem Vater gearbeitet. Wir haben eine Industrie gehabt in der Nähe von Sao Paulo, wir haben Textilmaschinen gebaut. Mein Großvater, das heißt, Vater meines Vaters hat in den 60er-, 70er-Jahren viele Vertretungen gehabt aus Deutschland für Textilmaschinen und es kam dann der Moment, wo sie gesagt haben, bauen wir diese Maschinen unter Lizenz in Brasilien. Viele dieser Industrien wurden verkauft in Deutschland und wir haben dann diese Lizenzen bekommen oder gekauft und wir haben dann weitergebaut. Und von den fünf Kindern sind ja drei Buben, ja, ich war der Letzte, der noch in die Industrie eingestiegen ist, jeder ist eine Zeitlang mit meinem Vater geblieben. Aber wir haben dann schon gemerkt, der chinesische Markt, ja, der liefert Erstens die fertigen Textilien sehr, sehr billig und auch die Maschinen, ja. Und dann mit dem Wechselkurs, das war für uns ein sehr schwieriger Moment. Und dann hat mein Vater auch das gemerkt, für die Buben ist das wirklich keine so große Zukunft und hat uns auch Flügel gegeben und erlaubt und hat gesagt, sucht euren Weg, ja, was euch Freude bringt und auch Zukunft für euer Leben. Und ich bin dann damals ausgestiegen, habe gesagt, lieber Vater, danke sehr für die Möglichkeit, dass ich hier mit dir war, aber ich werde es nicht weiterführen, ja. Vor der Pandemie hat er dann die Industrie geschlossen, das heißt, diesen Betrieb gibt es nicht mehr. Wir haben zwar die sehr schönen Erinnerungen, ja, alles, was uns auch ermöglicht wurde durch diesen Betrieb und im ersten Moment war es so, ja, uh, er hat mich verlassen, jetzt bin ich hier alleine mit fast 70 Jahren, aber dann doch hat er immer jedem Freund erzählt, mein Sohn ist mal zu mir gekommen und hat gesagt, weißt du, Vater, mein Bier ist Bier. Ja, es ist, ich suche jetzt das, was ich in meinem Leben machen möchte. Und heute ist er wirklich sehr, sehr stolz, trinkt auch unser Bier sehr gerne, macht sehr viel Werbung unter Bekannten und alles und wir haben jetzt wirklich einen sehr, sehr guten Weg gefunden. Die Mutter ist immer so, ja, das Thema Alkohol, hm, Bier, ja, besorgt, aber sie weiß auch, wenn wir es wirklich mit, wir war das Wort, Responsibility?

Markus: Ja, Vernunft, mit Maß und Ziel.

Franz: Genau, mit Maß und Ziel, mit Vernunft genießt, ist es doch auch sehr, sehr schön, ja. Und grade ein Österreicher und ein Deutscher, der nicht versteht, dass ein Bier ein Lebensmittel ist, ja, der hat irgendwo was verpasst.

Markus: Da ist was schiefgegangen, genau.

Franz: Genau.

Markus: Ja, apropos, wie ist es den in der Brauerwelt? Also da erlebe ich ja, dass die brasilianischen Brauer schon auch miteinander viel in Kontakt sind und man sich auch kennt und hilft. Wie ist es da so, hast du da eine besondere Stellung, weil du eben diesen Mix Österreich, Deutschland, Brasilien mitbringst, wie ist es da?

Franz: Es ist so, ich würde sagen, wir haben zwei große Welten, ja, das heißt, wir haben die wirklichen alten traditionellen Brauer. Die sind von den 60ern- bis zu den 90er-Jahren, die waren die zweitgrößten Brauereien Brasiliens, das waren Baltika und Brahma, ja, die waren damals bei Doemens, WB, Weihenstephan, das war wirklich, die wurden in Deutschland geschulte und ausgebildet, ja. Und dann gab es von den 90er-Jahren so bis 2005, 2010 war eher Stille in dem ganzen Thema Brauerausbildung, da haben wir sehr wenige Brauer oder Braumeister ausgebildet in Deutschland. Sehr viele, das war unsere Brauerschule hier in Brasilien und da gibt es wirklich sehr viele junge Neue, die heute in diesen Markt eingestiegen sind und da gibt es die Alten, ja. Nachdem sehr viele Junge im ersten Moment gegen die großen Brauereien geredet haben, ja, gibt es so ein bisschen ein, ich würde sagen, einen Abstand, ja, zwischen diesen zwei Welten. Und ich bin irgendwie einer, der sehr gut in diesen zwei Welten drin ist, ja, das heißt, ich habe sehr viel Kontakt zu den alten Brauern. Erstens wegen der Sprache, sie freuen sich jedes Mal, wo sie wieder Deutsch reden können, ja und wenn sie dann plötzlich hören von einem Jungen, der nach 30 Jahren in derselben Schule war und sagt, nein, diesen Lehrer gibt es noch, ja und diese Kneipe gibt es auch noch, ja, da trinkt man noch eine Halbe. Ja und wie war das damals in Gräfelfing? Ah, so, so, so, ja, da freuen sie sich wirklich, weil, da kommen die guten Erinnerungen wieder. Und ich hatte wirklich die Möglichkeit, mit einem sehr, sehr großem Braumeister zu arbeiten, das war der Roland Reis in der Petrópolis-Gruppe. Das war der allererste erste oberste Braumeister, wir sagen immer, der Meister der Meister, ja. Und er ist leider vor zwei Jahren gestorben, aber hat in uns wirklich sehr starke Wurzeln gehabt oder gelassen, in dem er die Bierkultur, ja, wir sind wirklich, wir müssen das verteidigen, es ist nicht nur, in eine Brauerei gehen, Bier brauen und in den Markt zu bringen, ja, es ist die große Bierkultur und die müssen wir am Leben halten. Und da bringe ich sehr viel von dem zu den jungen Brauern, ja. Und ich bin zwar sehr jung, lebe in Rio, die ganze Bierszene ist sehr stark von Sao Paulo Richtung Süden, da heißt, Sao Paulo, Santa Catarina, Paraná und Rio Grande do Sul. Ich bin mehr mit diesen Brauern zusammen in Wochen wie diesen zum Beispiel, wo wir in dem Wettbewerb sind, aber im Alltag habe ich nicht so viel Kontakt zu denen, das heißt, da bin ich nicht der Berühmteste. Ich bin auch eine Person, die nie sehr, sehr gerne im Vordergrund ist, ja, das heißt, ich bin sehr zurückgezogen. Aber wenn einer kommt und mit mir spricht, dann erzähle ich gern die Geschichten, zeige auch die zwei schönen Seiten von den beiden Welten und versuche wieder, das zusammenzunähen, ja, das wirklich wir alle zusammen arbeiten und in eine einzige Richtung gehen.

Markus: Ja. Nein, das machst du auch wunderbar und das machst du ja auch jetzt hier grade und das ist sicherlich toll. Ich glaube, dass viele Leute auch Lust bekommen, mal nach Brasilien zu fahren, nicht nur wegen der Strände und Samba, sondern auch wegen dir. Was würdest du denn sagen, wenn jetzt jemand sagt, hat eine Woche Zeit oder zwei Wochen, was sollte man unbedingt gesehen haben, wenn man ein bisschen normales Sightseeing mit dem Bier verknüpfen will?

Franz: Ich würde sagen, da gibt es ein sehr praktisches Paket, ja, wenn wir für den deutsch-österreichischen Raum sprechen dürfen, es gibt heute von Lufthansa eine perfekt Verbindung München-Rio.

Markus: Ah!

Franz: Ja, ich würde immer Rio empfehlen in Brasilien, auch weil ich da in der Nähe lebe. Da hat man mal Samba, Caipirinha, tolle Strände, auch Zuckerhut und das Ganze, was Rio einen zeigen kann. Und auf 60 Kilometer sind wir schon in Petrópolis, ja, da haben wir über 10 Brauereien und auch die ganze Geschichte, die ich am Anfang erzählt habe von der ganzen kaiserlichen Familie. Das heißt, man ist nicht sehr lange unterwegs mit Flügen, das heißt, es ist keine riesige Reise, in 11 Stunden ist man verbunden, München-Rio. Und da kann man wirklich eine Woche planen und Rio genießen, Petrópolis, die ganzen Berge. Für die, die gerne wandern und Natur genießen, gibt es in Petrópolis einen sehr großen und wunderschönen Naturpark, ja und da ist wirklich das Highlight, ist, wenn man von Petrópolis nach Teresópolis, das heißt, Stadt von Petrus Richtung Stadt von Theresa geht, das sind 35 Kilometer, ja. Ein paar machen das in einem Tag, aber viele machen dazwischen Camping und machen es in zwei Tagen. Und da hast du wirklich von oben, von dieser ganzen Kette an Bergen, siehst du runter nach Rio, ja. Und da hast du diese große Bucht, die Guanabara, siehst du den Flughafen, siehst mal, wie Rio groß ist, ja. Rio ist nicht nur ein Strand, es ist wirklich eine riesige, riesige Stadt und die ganzen kleinen Städte, die rund herum sind, die mischen sich auch schon mit Rio, also es ist wirklich sehr, sehr groß. Thema Sicherheit, Kriminalität muss man auch sicher immer erwähnen, das gibt es weltweit, ja. Ich muss nur wissen, wo bin ich, wann bin ich, ja. Ich trinke keinen Caipirinha um drei in der Früh am Strand alleine, ja. Ich trinke es mittags, wo viele Leute sind, da fühle ich mich auch sicher. In Petrópolis ist Kriminalität, Gott sei Dank, kein Thema, da können wir wirklich noch sehr, sehr sicher leben und auch beruhigt. Und da kann man vielleicht ein paar Biere bis spät in den Abend rein trinken und die Natur genießen und die schöne Stadt, aber das wäre dann für mich die Empfehlung.

Markus: Ja, das ist doch ein wunderbarer Tipp. Und ich glaube auch, es ist einfach eine Frage, wie man sich selber verhält. Also wenn ich natürlich jetzt, was weiß ich, die Golduhr am Arm habe und eine riesen Kamera um den Hals hängen und dann irgendwo nachts rumlaufe, da kann es woanders auch passieren, dass jemand da aufmerksam wird.

Franz: Genau.

Markus: Also insofern, ich glaube, wenn man mit etwas Hirn da rangeht, dann funktioniert das gut. Und ich kann auch nur sagen, ich bin jetzt, glaube ich, zum dritten Mal in Brasilien und das ist wirklich immer toll, kann man jedem nur empfehlen. Also vielen Dank für deine Zeit, vielen Dank für den Einblick in deine Geschichte. Und ich freue mich schon, wenn ich dich mal dann besuchen kann in deiner Brauerei und das Ganze persönlich erleben kann.

Franz: Ja, sehr gerne, nicht nur für dich, aber alle auch, die uns zuhören, die Türen bei uns sind immer ganz, ganz offen, ja. Ihr könnt mich auch auf Instagram suchen, fff, die 3 f´s, zizi, ja, es ist ziziweis, ist mein Nikname, seit ich Kind bin, ja. Weil, ich war der Franz, der Franzi, der Franzzizizi und die fff´s sind halt von Franz Ferdinand, ist mein Name und deswegen. Aber auf Instagram kann mich jeder finden, mir eine Message schicken, ich habe dich im Podcast gehört, ich würde gern in die Brauerei kommen. Die Türen sind immer wirklich herzlich offen und ihr könnt alle gerne zu uns kommen.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 14 – Talk with Gordon Strong, BJCP President, Grand Master Beer Judge & Keeper of the Style Guidelines

Gordon Strong was inspired by friends to take up home brewing, launching a veritable hobbyist career. He quickly found his way to the BJCP, the Beer Judge Certification Program, until he became its president. In the interim, others have taken the helm, but Gordon has kept his pet project, the evolution of the Style Guidelines, to himself. As Grandmaster Judge, he travels the world gathering the information that keeps the compendium alive. In the podcast, he tells his story and also explains the background of the BJCP and how all beer lovers can contribute to the Style Guide…

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Zusammenfassung auf Deutsch:

Gordon Strong begann seine Bierkarriere in den 1990er Jahren als Heimbrauer und schloss sich bald darauf dem BJCP an, wo er schließlich zum Präsidenten aufstieg. Er ist bekannt dafür, die Richtlinien des BJCP-Stilführers zu verfassen und zu pflegen.

Strong diskutiert über die Entwicklung des BJCP, das ursprünglich als Referenz für Wettbewerbs- und Prüfungszwecke diente, aber inzwischen zu einer breiteren Anwendung als gemeinsame Biersprache gewachsen ist. Die Stilrichtlinien wurden im Laufe der Jahre weiterentwickelt, um genauer auf die Herkunft und die aktuellen Eigenschaften der Bierstile einzugehen, anstatt sich nur auf importierte Beispiele in den USA zu konzentrieren. Strong arbeitet eng mit internationalen Experten zusammen, um die Genauigkeit und Relevanz der BJCP-Richtlinien zu gewährleisten.

Das BJCP ist eine ehrenamtliche Organisation, die sich auf die Zertifizierung und Schulung von Bier-Richtern konzentriert. Die Richtlinien des BJCP werden etwa alle fünf Jahre aktualisiert, um sie stabil zu halten und den Anforderungen der Prüfungen und Wettbewerbe gerecht zu werden. Strong betont, dass die BJCP-Richtlinien eine Richtschnur und kein striktes Dogma sind, und ermutigt Bierliebhaber und Brauer, sich an der Weiterentwicklung der Richtlinien zu beteiligen​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today I’m very honored because I have a great master beer judge next to me. So and maybe the Grandmaster beer judge because it’s Gordon Strong. Maybe most of you, European audience doesn’t know him. I don’t know. We will see better. But maybe introduce yourself a bit, and then we talk about your great career.

Gordon Strong: Hi, thanks for having me on. Yeah, my name is Gordon Strong, the president emeritus of the Beer Judge Certification Program, and the Grandmaster judge, the highest rank in the program. But I’ve been a homebrewer for more than 25 years. I actually won the US National Championship three times and after that, I wrote a couple of books. I wrote the book, Brewing Better Beer, and Modern Homebrew Recipes. Many people know me from the BJCP as the person who writes the style guidelines. So, if you have complaints about how I describe German styles, then please address those to me. I want to make them correct. Yeah, I’m a brewer. I’m a judge, I’m a beer style guy, I’m a writer, speaker. I do a lot of things about beer, travel internationally for beer judging. So, I’ve seen a lot of places and met a lot of interesting people. And it’s a fun life.

Markus Raupach: Yeah, it is, and we already met sometimes at a competition. So yeah. That’s great. And so, but maybe first, to give a view to the customers or to the listeners, how did you come to beer? Was it in your youth when you said, okay, let’s make beer?

Gordon Strong: Yeah. Well, it was actually after I was out of college. Oh, it’s probably in my early 30s that some friends of mine from college were making their own beer, and they would bring it to New Year’s parties or something like that and I was pretty impressed. This was in the 1990s before people called this craft beer. We called it microbrewing back then if you remember. And no, so I wanted to learn a lot about beer. I’m sort of an engineer by background, and I have a strong interest in learning about things. So I got a lot of the Michael Jackson books on beers and read about them, and some instructional books on home brewing and just started brewing. And then as we say, you catch the bug, and you get the illness, and you’re hooked for life.

Markus Raupach: But you have also a normal life before. So, have you been an engineer? Or what did you do?

Gordon Strong: Yeah, I’m a computer scientist. So, I’ve worked in a number of places and doing things that aren’t nearly as interesting as beer. But they pay my bills, because it’s really hard to sort of make a living at beer. Beer is an expense for us, not an income source. So, I get a little bit of money from the things I do. But yeah, I have a real job. And this is my hobby, but it takes up all of my free time.

Markus Raupach: And you also have a wife. Is she with beer?

Gordon Strong: I have a wife. Yeah, I have a wife and daughter. My daughter’s in college. My wife was also an engineer and fortunately, both of them, at least tolerate my hobby or my obsession as they refer to it. Especially when we get to travel internationally. It’s like my wife complains about all the time I spend on beer until the time when I asked her, do you want to go to New Zealand with me? Oh, then beer is interesting. Next year, maybe South Africa and I think she’d be interested in that place as well. So yeah, we get to see a lot of interesting places around the world and get to see how people are interpreting craft beer in all those countries.

Markus Raupach: Yes, and you never are just the tourists. You always have people, you are in the society. It’s a great thing.

Gordon Strong: Yeah. Yeah, it’s very easy as an American to only look at our own country. That’s, I think one of our biggest faults. So, I really do want to try to have a world perspective, especially when it comes to describing beer that it’s not just from an American centric point of view.

Markus Raupach: And what about the BJCP? Was it something you formed? Or was it already there? How did that?

Gordon Strong: Yeah, the BJCP had existed since 1985 and I didn’t take the exam for it until 1997. So that’s when I joined the program. It had been going on for a while. And then I became part of the leadership in the early 2000s, maybe 2005 is when I was first elected. And then I ran the organization for 15 years before stepping down from that. And they really did honour me with like creating a president emeritus so I could continue to promote the program and represent their interests worldwide, without having to actually run the organization. But I still write the guidelines and we put out a new edition of the beer style guidelines at the end of last year.

Markus Raupach: And also, maybe our listeners, maybe they know the BJCP guidelines, but they don’t really know what is behind that. So maybe you can explain a little bit what is the original idea and how did it develop? And what is the meaning of the BJCP?

Gordon Strong: Yeah, thanks. That’s actually the subject of a talk I’m going to give it a homebrewer conference here in Brazil in a couple of weeks. And so, I’ve been thinking about it recently. Really, the the first set of style guidelines for the BJCP were created in the 90s before I was involved, and it was just kind of a reference for judges. You get together and at that time, it was mostly homebrew competitions, not commercial beer. So, the brewers and the judges needed a common reference to say, here’s how this beer should be evaluated. What are the standards to evaluate it against? And very early on, they were very short, two or three sentences that just. Often, they were just historical notes of what part of the world this beer is from. But early guidelines for the BJCP tended to describe beers as they existed in the US import market. So, I had some problems with some people in the UK who said the descriptions were wrong. But this is how your beers taste. And they wouldn’t say what the problem was. And years later, I had learned after several trips there that we were really describing older, oxidized examples. So, we were saying the beers had too much caramel when they really had more fruit. And when you have the fresh examples, you can see that difference. So yeah, so I do try to travel more so I can describe these world beer styles, how they are in their place of origin, not how they arrive in a store in the US. So, the guidelines have evolved over the years. Originally, like I said, they were almost what I would call a book report. We’d read Michael Jackson’s books and some other things and try to pull out the sensory characteristics of some of these beers and put them in a document. And oftentimes, the styles described a single commercial example of the style and whether or not that beer really represented the style or not. I’ll give you an example. I’ll give you Germany beer. It’s like altbier. The original styles were really written for, and excuse me if I say this badly, Uerige. And if you go to Dusseldorf and try all the beers in the Altstadt, that you find that beer is very extreme. All the other beers are very closely centred around a certain sensory character. But this other one was well known and it was perhaps much more aggressive and the style was written that way. So, all these normal examples really didn’t fit in. So, on a trip to Dusseldorf, I tasted them all and tried to record the characteristics, and then I changed the description to not just be a clone of this one beer. And we did that with a lot of styles. The 2015 edition of the BJCP guidelines, I really tried to make much more international. Because the BJCP had grown, I tried to bring in more judges from outside the US. And then of course, we had to have the guidelines to be able to be used in all these different countries. So, I wanted to be correct about the beers in the origin. And some people in the US complained of, well, the beers don’t taste like that here, or I can’t find the examples or, some other complaint. It’s like, well, you need to travel more. If you want to learn about beer, you should always go as close to the source as possible, taste the beer when it’s fresh. If you still don’t like it, then you probably don’t like that beer. Because this is how it should taste. So, I tried to describe the beer and the way it should be. And then, of course, like the beers themselves, the styles evolve over time. If you look at the number of new types of IPAs that get produced, it’s continuous. And that’s hard to track. So, we tried to describe beers that are relatively stable, that haven’t been changing for a while, because we’re not going to put up new guidelines every year, as people are using these to study for exams, and we don’t want to keep changing the study materials. That’s not fair to anybody.

Markus Raupach: But I think that’s also an interesting thing. And as you say, it’s changing and it’s developing, and I think it gets more and more meetings also. Because, of course, it’s something people need for doing their exams. But now, it’s also a bit of history, because every beer style has a short part about its history, about classical examples.

Gordon Strong: Yeah, yeah, exactly.

Markus Raupach: So that’s really, now it’s more like a companion and also, you can use it to explore new beer styles, maybe or to create new beer styles, whatever. So, I think it’s really, it’s getting more than just the exam.

Gordon Strong: Yes, yes. Originally it was a competition reference and an exam reference. But since we give the content away for free, a lot of people have adopted it. And I find, that wasn’t the original intent. But I’m very pleased to see it used that way as a common language of beer. There’s historical notes I wanted to talk about a second because particularly, I know there’s some sensitivity when an American is writing about the history of something that’s not ours. Sure, I can write about the history of things that have occurred during my lifetime. But for classical things, especially in beer, sometimes there’s stories that get told and retold, and maybe they’re not so true. They sound good, but so, I tried to actually I asked Ron Pattinson. You’re one of in years past, he had been one of our biggest critics. So, I went to him and asked him nicely, like, “Ron, I write these and I know you have some problems with this. Would you help me understand the areas that need some improvement?” And he’s helped me on a couple of those things. And the last edition, I was really surprised to see how positive he was. I mean, to use the name Ron Pattinson and the word positive in the same sentences, yeah, you know how rare that is.

Markus Raupach: Yes, I got him on board.

Gordon Strong: Yeah, yeah so and because he helped and he saw we were trying to make a good faith to get this right. We were trying to describe things as they were not how they should be. So, he saw that there wasn’t any sort of political intent.

Markus Raupach: Intentional…

Gordon Strong: Right. I’m not trying to tell brewers what to make. I’m trying to document what they’ve done. So, he saw some value in that. He saw how people were using it. And so, I was very happy to sort of have his endorsement that the history was. He’ll never agree that it’s perfect, but …

Markus Raupach: No, and as I experienced in my own work, I also wrote some books about beer and there’s always history and story.

Gordon Strong: Yeah.

Markus Raupach: And the border is very narrow and sometimes you think it’s history and ten years later, you learn, okay, it was just a story. And so, as you always learn, and there’s not so much profound research on beer history yet. It’s getting better and better, but so I think that’s okay to say maybe you had a wrong idea. Now you learn it was wrong, then you correct it. And as long as you do so it’s okay.

Gordon Strong: Right. Because if you don’t have the sort of strong ownership of what you wrote, say, we’re trying to get it right and if we learn something new, that’s where I think having a scientific background sort of helps. It’s like, well, we have new data, and we changed our conclusion. So, if something is wrong, and there’s sort of proof, I want to be able to fix that. But a lot of times it’s just people’s opinions of, well, I read this story somewhere. I’m like, that’s, no, no, no. Let’s look at something real.

Markus Raupach: Yes, and also, if you think that the idea of beer styles like we have it today, that’s maybe born in the 90s. In that strict way, for especially in my area in Franconia, brewers brewed beer and they wrote something on a label and that’s it. And as long as people buy it and drink it, there’s no problem. The problem is when they enter the competition.

Gordon Strong: Competition.

Markus Raupach: That’s the thing. And as long as they don’t do that…

Gordon Strong: Who cares? The same thing as a homebrewer. It’s like, make the beer that you want to drink. There’s no problem with that. But if you’re trying to enter a competition and you want to call it something, then understand there’s some guidelines there. And we’re not trying to limit the creativity of brewers, we’re just trying to make it fair for the brewers when they compete together. Otherwise, it’s the equivalent of going to a beer festival and just having a People’s Choice. Then it’s whatever the strangest ingredient or the most alcoholic beer or it’s always something really strange that wins. With guidelines, sometimes you can have a very straightforward style win, something we’ve recently experienced.

Markus Raupach: And also, I think it’s a very important thing also for the people I educate as beer sommeliers, you have both. You have your personal opinion about beer, what you like, what you don’t like. But you have to learn to separate from that and to have a view of, like, that’s, you have the guidelines.

Gordon Strong: It’s okay to evolve.

Markus Raupach: Yes. So, when you are at the competition, it’s not you judging the beer, it’s the guidelines, and you say how close it is to the guidelines.

Gordon Strong: Yeah, you’re like a referee.

Markus Raupach: Or like an instrument maker.

Gordon Strong: Yeah, yeah, yeah.

Markus Raupach: Whatever. So, it’s like an objective view on beer.

Gordon Strong: We try to make it that way. But there’s, when all other things are equal, that’s when that extra, when your personal opinion comes in, is this the best thing you’ve ever tasted? Is this something you will tell stories about? Will you remember these years in the future? And I’ve had beers like that, and I’ve had some of them here. The one that we tasted was, I’ll tell stories about that.

Markus Raupach: Yes, of course. And I think it’s also at competitions as we were just in the best of show yesterday, just to explain the idea.

Gordon Strong: Yeah, the context.

Markus Raupach: And it’s also if you’re not so, if you have not so experienced judges, it’s always the most impressive beers that win.

Gordon Strong: Yeah.

Markus Raupach: Like the imperial stout 15% aged in barrels, whatever. Because that’s so intense.

Gordon Strong: Whatever has the longest description.

Markus Raupach: But on the other hand, maybe it is much more tricky to make like just a plain helles or something like that.

Gordon Strong: Yeah, a very subtle beer.

Markus Raupach: And to have that in mind, that’s a …

Gordon Strong: Executed perfectly.

Markus Raupach: Maybe we can talk also a bit about the BJCP itself. So how does it work? If someone in Germany says okay, I’d like to do that. How does that work?

Gordon Strong: Yeah, we have exams that you have to take to become a judge. It starts with an online exam, which is, I don’t know if it’s 100 questions or some, either true false or multiple choice, and there’s a time limit. And you take that just to show that you know something about beer, that you’re not just a completely new person at it. You pass that, and then you’re allowed to take a practical tasting exam. And there, it’s trying to give you an experience similar to a competition. So you judge six beers and there’s a time limit. You have 15 minutes per beer, which is actually quite generous. So, they’re asking people to be complete. And there are proctors who are there who are also judging the beers and that’s something that I do a lot. So, I taste the beers, I write my notes. And then my score sheets and the examinees score sheets go off to independent graders who don’t know who, they don’t know the identity of the people. And they just sort of compare, what did we describe? What did they describe? And what is the quality of their sheets? Are they giving good feedback? Are they giving good descriptions? Is this a score sheet you as a brewer would want to receive? So, they’re graded against that and they get a score that determines the rank of the judge. That plus the practical experience, you have judging and competition. So, it’s a combination of the exam score and the practical experience. We do have exams in Europe and we do have a few members in Germany. It’s small, but growing. I think mostly in the West, I think.

Markus Raupach: I have some in the jury of the World Beer Awards.

Gordon Strong: I think we have an exam coming up in Rumrod. Is that how you say it?

Markus Raupach: Rumrod. Even in Germany it’s a hard word.

Gordon Strong: And where is that? That’s closer to Belgium?

Markus Raupach: Yes. In that direction.

Gordon Strong: Yes. Okay.

Markus Raupach: People can drive it in Germany, though.

Gordon Strong: Yeah, yeah, it’s, yeah. You have good highways.

Markus Raupach: So, it’s all about points and if you have a certain number of points then you rank higher?

Gordon Strong: Yeah, yeah. If you have more as your experience grows, you can achieve higher ranks, but it’s always a combination of the exam score. The exam score enables you to reach higher ranks if you have sufficient experience. So, at first level, you take this online exam, then you take a practical tasting exam, and to achieve the highest ranks, which is like the top 20%, there’s a written examination. But that’s down the road for new people. They have to have this other experience first.

Markus Raupach: And you are grandmaster judge, which means …

Gordon Strong: So, the ranks are recognized, certified, national, master, grandmaster. And the grandmaster, it’s sort of like black belt in karate. It goes up. If you complete the requirements, every time you complete the requirements again, you get the next higher level. So, I’m like level 15. So, I’ve done a lot of judging and a lot of service to the organization. It doesn’t mean I’m necessarily a better sensory judge than a master judge. It’s a master judge who has extensive experience and who’s performed service to the organization.

Markus Raupach: Or who started early enough.

Gordon Strong: Yeah, yeah there is, it’s a time commitment. Yeah. So, over the course of 25 years, I’ve judged in maybe 400 competitions, and often judging Best of Show and doing all these other things. I’m helping with exams, and yeah.

Markus Raupach: So, you would get a point for being at a jury and you would get another point for maybe being table captain or like Best of Show?

Gordon Strong: You get at least one point per competition. But then it’s a half point per session. So here, we judge three days and there were two sessions a day so three points. And if you’re on Best of Show, you get an extra half point. So, it’s experience based. Did you perform something where you would have learned improvement of your skill? You can also get points for giving the exams or proctoring exams, or there’s educational points that we have.

Markus Raupach: And I like the idea. I like the idea because it demonstrates that also being at competitions is always learning. And only judging is you always learn because you are together with other people, and you have the interaction when somebody knows the beer maybe differently, or better or longer.

Gordon Strong: Yeah, it’s not just learning about beer, it’s learning how to come to a consensus, how to sort of, we call it playing well with others. The things you should have learned in early school. Yeah, some people are better at that than others. But yeah, you’re always learning. And that’s one of the reasons why I like traveling international. And every time I’m in a new country, I ask, can I judge the fruit beers? Can I judge the spice beers? Can I judge the beers with special ingredients? Because I want to learn what you have available to you. So, in Brazil, oh, that’s amazing, because of the huge variety of fruit they have here. And a lot of them have no name in English. So that means we don’t see them. So, they’re all very new. But some of them are quite amazing and they work really well in beer.

Markus Raupach: And even inside Brazil, some people from the South don’t know the fruits from the East or from the North or from the West, whatever.

Gordon Strong: Brazil is an enormous country. It’s slightly bigger than the mainland of the US. And the US is, especially in European terms …

Markus Raupach: It’s big.

Gordon Strong: It’s big,

Markus Raupach: Maybe last thing about the BJCP as an organization, so is it voluntarily or are they building on it? Or how does that work?

Gordon Strong: Yeah, it’s entirely a volunteer organization, none of us are compensated. So, I say, we don’t make money at this. I spent 15 years running the organization and I didn’t get a salary for that. It was all volunteer work. I write the style guidelines. I’ve written books and writing the style guidelines was more work. So, I don’t receive something for that. But I get invited to fun places, and I get to meet people and that’s the reward. But yeah, all the leadership positions in the BJCP are volunteer. So, it’s people who have other jobs and this is their hobby, and they’re just trying to make a better organization for judges. So really, the BJCP was designed as a certification organization. So that we’re setting some standards and giving exams and evaluating those. All the other things we do are in support of that goal. So, when we do style guidelines, that’s not really our original purpose. People might know us for that, but we do the guidelines to be able to support the exams, which is the purpose. We do the competitions because that’s how the judges get the experience, and we record the points, and we keep track of all that and rank advancement, and people get little pins when they. There’s always some shiny thing you get. It’s fun and that helps the competition organizers know who the better judges are when they want to have the people be in charge of each of the categories.

Markus Raupach: But how are decisions made? For example, if you say, I want to make new guidelines next year, is there a board [gremium]? Or how does that work if you have people, volunteers in every country?

Gordon Strong: Well yeah, we have volunteers in every country, but the organization is global. So, there’s a board of directors that’s made up of regional representatives from ten regions, sort of based on population. So, regions of the US plus we, recently we added a Latin American region, an Asia Pacific region and a Europe Middle East Africa region. So, it has sort of a multinational corporation kind of feel to it, but it’s all based on the number of judges that are in there, because we want the regions to be approximately the same size. So as regions grow, maybe we change the boundaries. So, each of those has an elected representative, elections are every three years.

Markus Raupach: All the judges have one vote?

Gordon Strong: Or each active judge in the region has a vote for their representative and that person represents them on the board, and that makes the sort of governing decisions. But there are appointed directors in charge of things like the exam, competitions, styles, education, communications, IT. So those representatives don’t have direct control over that. There is sort of a president of the organization which is selected from the representatives. So, it is somewhat challenging if people aren’t in paid positions. You have to, there is no real coercion way of getting somebody to do something. You have to be persuasive. You have a good idea and then you get people to follow it, or you together come up with a plan and that’s what you work on. So as far as the style guidelines go, everybody who wants to have input is welcome to send me suggestions. We have an email address, style@bjcp.org and anybody that wants to send something can. I read them all and we look at that. But we update the guidelines about every five years because we want the exams to be stable. Judges need to learn them for competitions. And there are very many translations. It’s translated into a lot of languages and it’s put onto phone apps and there’s a lot of work that happens once some content changes. So, it’s a balance between, yeah, we want to get these new styles out and, but like, all the work that other people would have to do to make it available. So, we think five years is about right.

Markus Raupach: For me, it sounds good. And to be honest, I also, I made a beer game based on the BJCP. So, I have to update it now because it’s based on 2013, 15. But it’s fun and it’s great, and I’m really happy that you and your people do this and did this. And I really can’t imagine how hard it is to run a global organization. Because maybe that’s the biggest challenge you have on earth to bring people from all countries or time zones or religions or whatever’s together. And beer is a good thing as a common basis, common ground. And so, as we have.

Gordon Strong: Yeah, it is very challenging. I think part of the success would come from trying not to be too controlling about it. Beer isn’t autocratic. So, people that criticize sometimes would say, you’re telling me what I have to do. I’m like, no, not at all. That’s your misunderstanding, that’s not us. So, we try to explain what we’re about, what we’re trying to do. And if somebody has new ideas, we’ll listen. But we’ll evaluate them because we get input from all over.

Markus Raupach: Yeah, someone has to see.

Gordon Strong: Yeah, yeah.

Markus Raupach: Whether it’s history or story.

Gordon Strong: Yeah, yeah exactly. Exactly. That’s actually what I enjoy the most is the guidelines. So that’s what I continued to do. After I gave up all my other duties, I kept the guidelines because I really enjoy those and I feel like, we call it a stewardship. You’re taking care of something that’s not really your own. It’s ours. So, I think it fails if it tried to become mine, because it’s not mine. It’s not mine. I’m just, I’m just trying to help describe what’s existing.

Markus Raupach: And I think that’s a very big learning you have to do. It’s never yours. It always goes into the world and it stays. And you will be gone one day and that remains…

Gordon Strong: Yeah. Hopefully a long time.

Markus Raupach: I mean, you in terms of we.

Gordon Strong: Yeah, yeah, yeah, yeah.

Markus Raupach: Not you personally.

Gordon Strong: Yeah.

Markus Raupach: But yes, but thanks a lot for all you did and do and will be doing. And thanks also for the time you had here for us.

Gordon Strong: This was a fun discussion to talk about this. There’s a lot of misinformation out there and if people didn’t hear it directly, then maybe they’ll be interested in becoming beer judges. And maybe then I’ll see you at one of these competitions someday.

Markus Raupach: Yeah. Perfect. So, thank you again. See you in the next competition. Let’s see where in the world, but it will be somewhere.

Gordon Strong: Yeah, yeah, I have to come out your way and maybe you can show me some of those beers of Franconia.

Markus Raupach: I will. There’s a lot of new stuff and old stuff and many things to explore and discover.

Gordon Strong: Yes.

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 100 – Holger Hahn und Markus Raupach ziehen Bilanz nach zweieinhalb Jahren und über 150 Folgen BierTalk

Das Projekt „BierTalk“ startete am 1. April 2020 zu Beginn der Pandemie, damals eher als Beschäftigungstherapie, mittlerweile ist daraus eines der Top-Medien rund um den Gerstensaft geworden. Die beiden Initiatoren, Holger Hahn und Markus Raupach, blicken zurück auf eine spannende Zeit mit vielen Herausforderungen und nach vorne auf eine für die Branche schwierige Zeit mit vielen Ungewissheiten…

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Holger: Herzlich willkommen zum BierTalk der Bierakademie. Und manche von euch erkennen vielleicht die Stimme wieder, wir machen heute den 100. BierTalk und ich war jetzt schon lange nicht mehr dabei, aber der Markus hat gesagt: „Mensch, der 100. BierTalk, auf jeden Fall muss ich nochmal wieder dabei sein.“ Und deshalb bin ich auch dabei, also herzlich willkommen zum 100. BierTalk der Deutschen Bierakademie, es ist mir eine Ehre, habe, die Ehre, Markus.

Markus: Ja, mir natürlich auch. Es ist ja ein bisschen gemauschelt, weil wir durch die ganzen Specials und sonstigen Folgen insgesamt jetzt, glaube ich, bei 155 oder so, aber bei den klassischen Talks haben wir jetzt eben die 100 erreicht und das, finde ich, ist auf jeden Fall natürlich eine kleine Feier wert, ein Anstoßen, vielleicht auch ein bisschen reflektieren, vielleicht auch ein bisschen nach vorne schauen, je nachdem. Aber ist schon spannend, wenn man überlegt, als wir mal angefangen haben mit diesem Thema, ich weiß nicht, ob du dich noch erinnern kannst, das war ja doch eine verrückte Zeit und dann war das, glaube ich, auch erst mal eine verrückte Idee, die sich aber dann relativ schnell als ganz spannend herausgestellt hat, oder?

Holger: Absolut, also es war fast wie immer, du hast mir irgendwas vorgeschlagen, ich habe gedacht, ach, was soll denn das wieder und was ist das für ein Schwachsinn. Und Corona ist halt Corona und jetzt fängt der auch noch mit einem Podcast an und weiß ich gar nicht, wie das geht und wie man das macht und alles. Und so, wie du dann halt immer bist, hast du dann gesagt: „Hej, wir machen das einfach, wir probieren das aus. Und du kannst das noch für so unsinnig erklären, ich glaube, das funktioniert. Ich kann das auch alles, ich schneide das, ich nehme das auf.“ Dann habe ich mir gedacht, ach, mein Gott, abends mit dir zu telefonieren quasi und dabei ein schönes Bierchen zu trinken, so schlimm ist das jetzt auch wieder nicht. Und dann haben wir es gemacht und, ja, wie du sagst, also der 100. Echte und dann eben mit den Englischen und mit den Spezial und wie auch immer, ist es dann doch, ja, also zu einer Erfolgsgeschichte geworden, das muss man einfach so sagen und da können wir stolz drauf sein und du im Besonderen, weil, du bist der Erfinder dieser Idee und ich habe das ja nur eine Zeitlang begleitet.

Markus: Naja, aber ganz wichtig, finde ich, grade am Anfang, weil, da war ja auch noch nicht ganz klar, wohin die Reise geht. Also wie du schon sagst, es war ja am Anfang wirklich so ein bisschen die Idee, naja, lass uns wenigstens mal zusammen ein Bier trinken, lass uns das irgendwie ein bisschen interessant machen, lass andere dran teilhaben irgendwie. Aber das es sich zu einem wirklichen Medium entwickelt, also wo man sagt, okay, wir haben da jetzt Gesprächspartner wirklich global eigentlich und sprechen durchaus auch über sehr aktuelle Themen und haben sehr große Bandbreite auch, das ist was, das war in den ersten Wochen, glaube ich, noch nicht da. Also wenn man überlegt, wenn wir da so abgegrast haben, das war halt unser nächstes Umfeld. Und damals auch die Qualität natürlich noch katastrophal, wenn man überlegt, die ersten Aufnahmen, das war schon alles nicht so ohne und mittlerweile, ja, hat sich das wirklich ganz massiv gewandelt und auch der Inhalt hat sich ein bisschen verändert. Am Anfang haben wir ja Bier raten immer noch mit gemacht, können wir heute eigentlich auch mal wieder tun, also ich habe dir ja noch nicht erzählt, welche Biere ich habe und von dir weiß ich es auch nicht, insofern können wir das gerne mal wieder machen. Und, ja, insofern ist das durchaus auch etwas, was sich so ein bisschen verändert hat, angepasst hat, aber mir am Anfang auch viel gegeben hat. Also ich muss sagen, nachdem ja alles andere weggebrochen ist, war das in der Tat so ein bisschen was, was mich auch ein bisschen aufrecht gehalten hat und auch an diesem Bier hat festhalten lassen, weil, sonst war ja eigentlich nix, also in der Zeit.

Holger: So ist es, du hast vollkommen Recht. Also wann war der Lockdown, im März 2020, keiner wusste, wie es weitergeht, alles war so ganz komisch und, ja, dann haben wir da einfach losgelegt, ich glaube, also wirklich zeitnah, also ich weiß gar nicht mehr genau.

Markus: Ja, der 1. April war die erste Folge.

Holger: Ja, genau, 1. April, genau, also wirklich ziemlich zeitnah. Und dann war ja auch eine Idee, einfach mit unseren Freunden in Kontakt zu bleiben und dann zu mindestens das Bierchen Zuhause zu zelebrieren. Und Themen sind uns nie ausgegangen und natürlich Ansprechpartner und Gesprächsgäste auch nicht und ich glaube, allen hat es ziemlich Spaß gemacht, also mir auf jeden Fall, die ganze Zeit. Und wir haben ja auch unglaublich tolle Leute kennengelernt, die wir vorher gar nicht kannten und alle hatten eben was zu sagen zum Thema Bier. Und, ja und ich denke, das ist jetzt einfach, hat sich etabliert und musst du, müssen wir einfach weiter fortsetzen. Und wenn man dann auch schaut, welche Verbreitung das bekommen hat, also ich weiß nicht, wir werden ja international gehört, also in Ländern, wo man denkt, mein Gott, also wie kommen die jetzt auf den BierTalk-Podcast? Und natürlich auch die Abonnenten haben sich stattlich entwickelt, also du kannst ja auch mal Zahlen nennen, also du hast ja da Statistiken dazu, kannst du ja mal ganz kurz machen.

Markus: Ja, kann ich gerne machen. Also das ist wirklich faszinierend, also wir haben weit über 100 Länder, wo wir gehört werden. Natürlich ist das stärkste Land Deutschland, aber interessanter Weise, das zweitstärkste sind schon die USA, also noch vor Österreich und der Schweiz. Und ich habe mich da mal ein bisschen informiert, ein paar Leute gefragt und das kommt wohl daher, dass in Amerika ja ziemlich viele Leute Deutsch lernen wollen und das sind oft auch Bier-interessierte Leute und die sagen dann: „Naja, wenn ich mich schon mit diesem Thema, mit dieser Sprache beschäftigen muss, dann möchte ich das wenigstens mit einem Thema machen, das ich spannend finde.“ Und so suchen sich dann viele grade den BierTalk aus, weil sie sagen: „Okay, da kriege ich Deutsch, da kriege ich Bierinfos, da kriege ich die verschiedenen Dialekte auch so ein bisschen mit, kriege auch so ein bisschen Spezialwortschatz, der eben für mein Thema Bier auch ein bisschen was ist“ und deswegen ist grade in den USA der BierTalk interessanter Weise ein gerne gehörtes Format, also sehr spannend. Aber wir haben eben auch in den Ländern wie Miramar zum Beispiel oder Osttimor oder, keine Ahnung, Chile, Peru, es ist wirklich, es gibt fast kein Land auf der Welt, wo nicht zumindest einmal ein BierTalk gelaufen ist. Und das ist schon wirklich spannend und das zeigt natürlich auch ein bisschen diese Globalisierung, die so ein bisschen dahintersteckt. Hat natürlich auch was damit zu tun, dass der ein oder andere Stammhörer vielleicht einfach in Urlaub fährt und dann dort im Urlaub auch seinen BierTalk hört, dann haben wir natürlich dadurch den Hörer in dem Ausland sozusagen, aber, also die Summe über die Welt verteilt zeigt natürlich, dass es schon einfach Leute gibt, die vielleicht auch Ex-Patriots sind, Deutsche, die da irgendwo wohnen und sich dann einfach ein interessantes Thema suchen, was sie gerne hören. Und was die Leute angeht, die Anzahl, das ist gar nicht so einfach, weil es ja verschiedene Portale gibt und auf den verschiedenen Portalen auch die Zugangswege unterschiedlich sind, aber wir können also sagen, das jede Folge so um die 10- bis 20.000 grundsätzliche Hörer hat. Und dann im Laufe ihrer Zeit, weil, die steht ja dann Online und bei uns ist es ja auch so, dass die Folgen alle verschriftlicht sind, also transkribiert, im Laufe dieser Zeit gibt es natürlich dann auch mehr Zugriffe auch nochmal über die Audiothemen oder auch über YouTube, da haben wir ja auch alle Podcasts nochmal eingestellt und dann eben auch nochmal über die Website, wo dann zum Beispiel Journalisten, haben wir auch schon einige gehabt, die gesagt haben: „Mensch, das habe ich für einen Artikel benutzt, weil, da kann man sich spannende Zitate rausziehen und so“, das ist schon, ja, eigentlich eine ganz stattliche Menge. Also ich würde mal sagen, so ein mindestens fünfstelliger Podcast, das ist schon was also. Und man kriegt auch immer wieder mal mit, dass einen Leute drauf ansprechen, das finde ich auch schön. Beim ersten Mal habe ich noch gesagt: „Ach, du bist unser Hörer“, aber es ist mehr als einer, also insofern, doch, hat sich toll entwickelt und entwickelt sich auch weiter. Und, ja, ist, glaube ich, einfach dadurch, dass es da ist und sich weiter verbreitet, dann einfach ein spannendes Format. Ja und das muss ich sagen, obwohl ich sonst gar nicht so der Podcast-Hörer bin, also ich habe noch so zwei, drei andere, die ich mir bewusst reinziehe, aber jetzt so wie manche Leute, die wirklich dann den ganzen Tag nix anderes gemacht haben während der Pandemie, so war es jetzt bei mir auch nicht. Aber gut, schön, BierTalk funktioniert, freut uns. Bei dir klimpert es schon, habe ich gehört.

Holger: Oh, bei mir klimpert es schon. Naja, wir haben ja so eine gute alte Tradition und die war ja, dass du rätst, was ich mir so überlegt habe und ich muss raten, was du im Glas hast oder in der Flasche, wie auch immer oder, bei dir weiß man das ja nie also, ich meine, es kann ja auch sein, dass da grade eine Versuchsschankanlage steht und dann auch noch frisch gezapft und so. Das war ja ganz am Anfang, haben wir das ja immer gemacht, wenn du dich erinnerst und ich würde vorschlagen, wir können ja diese gute alte Tradition nochmal wieder aufleben lassen, also du könntest einfach versuchen, mal herauszufinden, was ich mir für heute überlegt habe.

Markus: Also gut, klassischer Weise, glaube ich, bist du bei einem Bier aus der Heimat geblieben, also mindestens einem deutschen Bier, vielleicht sogar eher einem bayrischen Bier. Dann bist du ja normalerweise ein Fan von Export- oder Pils-Bieren, also würde ich mal sagen, wahrscheinlich auf jeden Fall ein helles Bier und ein untergäriges Bier. Jetzt kannst du ja sagen, wie nah ich dran bin.

Holger: Also das ist quasi eine Achterbahnfahrt, also Heimat passt und vor allen Dingen auch lokal. Aber ich bin grade gar nicht in München, sondern meine neue Arbeit, also bei mir hat sich ja vieles verändert in meinem Leben und eins davon ist einfach, dass ich eine neue Arbeit habe, eine neue Aufgabe habe und die bringt mich sehr häufig in das Hohenloher Land, also Hohenloher Frankenland und zwar bin ich jetzt grade in Crailsheim und da bin ich lokal geblieben, so. Also insofern hattest du da Recht, ich bin in der Heimat, bin jetzt hier, Crailsheim liegt ja nicht in Bayern, aber Bayern ist jetzt nicht weit entfernt. Und geschichtlich kann man einfach immer auch sagen, das war so ein Wechselbad der Geschichte hier, also die Hohenloher Franken waren mal Bayern und dann waren sie wieder Baden-Württemberger oder Württemberger an der Stelle und es ging so hin und her, aber aktuell ist es Bundesland Baden-Württemberg und, ja und da bin ich dann lokal geblieben. Und jetzt kannst du ja nochmal einen zweiten Versuch starten.

Markus: Also gut, da muss ich mal überlegen. Also Brauereien kenn ich in der Ecke eigentlich nur die Engelbräu aus Crailsheim. Einfach, weil ich das vom Namen her auch schon immer schön fand, das Engel-Bier sozusagen. Also nehme ich mal an, dass es ein Engel-Bier ist.

Holger: Genau, also jetzt bist du wirklich ganz heiß, ja, also jetzt wird es richtig warm, ja, jetzt so.

Markus: Ja, ja, also die haben ja alles. Also was ich besonders gerne mag, sind die beiden dunklen Biere oder saisonal dann sogar die drei dunklen Biere, also es gibt ja so ein klassisches Dunkel und ein dunkles Kellerbier und den dunklen Bock, also die mag ich besonders gern. Dir würde ich natürlich wieder eher was aus der helleren Ecke zutrauen.

Holger: Also jetzt wird es wieder grade kalt.

Markus: Ah, jetzt wird es wieder kalt, okay.

Holger: Also jetzt wird es wieder ganz kalt. Also im Prinzip ist es so, du hast es gesagt, also Engel bietet eine unglaubliche Bandbreite an Bieren und da ist jetzt was ganz Besonderes passiert dieses Jahr und zwar ist das dunkle Kellerbier, ist in seiner Kategorie eben European-Beer-Star-Award-Sieger geworden.

Markus: Ach, stimmt, ja, ja.

Holger: Und dann habe ich mir halt gedacht, also European Beer Star, das ist schon was, also das ist auf jeden Fall mehr als irgendeine DLG-Plakette oder so, ja. Und dann habe ich gedacht, Mensch, das ist ein Wettbewerb, der durchaus qualitativ auch was hergibt und wenn die dann eine Goldmedaille vergeben, dann ist das würdig, auch wirklich zum 100sten BierTalk mit uns beiden, dabei zu sein. Und das war mir halt dann wichtig, also lokal und klassisches Bier der Brauerei, wo sie auch sehr erfolgreich sind in den Kellerbieren, gibt es auch noch ein helles Kellerbier, das eben auch ausgesprochen erfolgreich hier ist. Und Engel, ich weiß nicht, ob du das weißt, also Engelbräu ist auch im Ausland relativ stark, also die sind hier auf lokaler Ebene, habe ich so den Eindruck, gar nicht so präsent, also da könnte man vielleicht auch nochmal ein bisschen nachlegen, vertriebsseitig, aber Engel gibt es echt überall, ja. Und ich habe jetzt also heute auch davon erzählt, dass wir diesen BierTalk machen und habe dann auch gesagt, was ich mir da für ein Bierchen überlegt habe und habe dann gesagt: „Mensch, also wenn ihr das noch nicht wusstet, aber ist Europameister in dem Bierstil“ und dann haben, also die Crailsheimer haben dann gemeint: „Engel, also ich kann dazu nur sagen, in Hamburg ist die Kiste Engel-Bier billiger als bei uns und deshalb kaufe ich das nicht.“ Also habe ich heute zum Beispiel gehört, ja. Und das ist auch so ein Phänomen, oder, also das ist ja auch ein Phänomen, das ist also Brauereien, wo man jetzt eigentlich sagen könnte, Mensch, qualitativ super, Bandbreite super, Vielfalt super, Tradition super, lokal und trotzdem werden sie dann vor Ort von den Einheimischen, also von den Ureinwohnern dann vielleicht doch nicht so geschätzt oder entdeckt wie es sich eigentlich gehört. Also beispielsweise auch Riegele in Augsburg ist auch so ein Beispiel, da versuche ich auch immer wieder drauf hinzuweisen, was Riegele alles kann und hat und die Augsburger selbst, die schmettern das dann immer sofort ab und sagen: „Ach, Blödsinn“, ja und so ist es mir hier in Crailsheim eben auch gegangen. Aber ich kenne das Bier schon, also ich habe das auch schon, bevor es die Goldmedaille erlangt hat, hier schon getrunken. Und es ist so, dass eben das Pils wirklich auch, mag ich sehr und eben der helle Bock, finde ich gut, sehr gut, ein ganz tolles Bockbier auch und eben das dunkle Kellerbier. Und das hat aber nix damit zu tun, dass ich jetzt, sage ich mal, den dunklen Bock oder das helle Kellerbier in irgendeiner Weise abwerten möchte, überhaupt nicht, aber man muss sich ja entscheiden und ich habe mich halt jetzt einfach für den Europameister entschieden, das ist so, ja.

Markus: Das ist ja auch völlig legitim und wahrscheinlich oder wahrscheinlich eine gute Entscheidung. Also ich kenne es ja deswegen, weil die auch schon immer bei der DLG dabei sind und da auch schon oft den Bundesehrenpreis gewonnen haben, und diese Siegerbiere gibt es dann immer beim Deutschen Brauertag in Berlin. Und da machen schon eher auch die ganz großen Brauereien mit und wenn man da dann ist als Gast und vielleicht jetzt nicht unbedingt so die Klassiker, die man auch einfach so kennt, trinken will, dann ist man relativ schnell bei den Engel-Bieren. Und deswegen, also ich glaube, vor vier, fünf Jahren oder sowas, habe ich die mal dann dort durchprobiert und seitdem kenne ich die und mir gefallen die auch gut. Und ich kann mir aber auch vorstellen, dass das vor Ort so ein bisschen was ist, was ich hier aus Franken auch kenne. Also auf der einen Seite, glaube ich, hat der Baden-Württemberger dann auch noch diesen Hang dazu, grade wenn er aus der Schwäbischen Ecke kommt, einfach dieses Finanzielle, Sparsame noch so ein bisschen zu haben und da ist dann das Argument, wenn du sagst, wenn der Kasten woanders billiger ist als hier, dann kaufe ich ihn hier nicht, das kann ich mir sogar noch vorstellen. Ich glaube, da steckt noch mehr drin, also einerseits vielleicht einfach die Gewohnheit. Also so kenne ich es ja bei uns hier auch und ich muss sagen, bevor ich wirklich mich mit dem Thema Bier in unserem Sinne, also beruflich damit auseinandergesetzt habe, davor war es für mich auch einfach normal, also ich war halt in Bamberg großgeworden, ich bin aus Bamberg und dann wusste man, okay, es gibt halt 15, 20 verschiedene Biere in der Stadt und die sind alle gut und eigentlich macht man da nie was falsch, und im Umland ist es genauso, in jedem Dorf hat man eine Brauerei. Aber man hat das nie als Besonderheit betrachtet, das ist mir erst klargeworden, als ich dann an der Uni war und die ganzen Leute von außen kamen und dann gesagt haben: „Mensch, bei uns gibt es im Umkreis von 150 Kilometern nur ein Bier und bei dir sind es 150 Meter.“ Das war dann in der Tat so ein Erwachungsmoment für mich auch, wo ich gemerkt habe, okay, das ist nicht nur was Normales, das ist schon was Besonderes. Aber das muss erst mal passieren.

Holger: Absolut.

Markus: Eine andere Sache, die, glaube ich, noch dazu kommt, ist, das ging hier mit einer Brauerei auch so, also wir haben hier die Weismeiner Püls-Bräu und die haben als einer der Ersten auf den Schraubverschluss gesetzt. Und der wurde oder wird auch immer noch hier in der Gegend eher so, ja, minderwertig, billig, einfach assoziiert, also weswegen Leute einfach ein Bier aus einer Schraubverschlussflasche offensichtlich als weniger attraktiv empfinden. Also ich muss sagen, ich fand es einfach immer komisch, weil ich damit eher Mineralwasser assoziiert habe als Bier, hatte aber jetzt nicht unbedingt ein Qualitätseindruck, kann mir aber vorstellen, dass das vielleicht auch noch mitspielt, weil ja Engel, glaube ich, die meisten Flaschen auch im Schraubverschluss macht.

Holger: Ja, alle.

Markus: Vielleicht ist das so ein Konglomerat, ja.

Holger: Nee, nee, alle, also es ist sowieso also, ja, eine eigene Flasche und dann eben der Schraubverschluss, und das kann auch mit eine Rolle spielen, habe ich jetzt hier noch nicht gehört. Aber was ich auf jeden Fall gehört habe, ist so nach dem Motto, Dunkel schmeckt doch nicht, also das ist irgendwie zu rauchig und so, also das schmeckt doch nicht. Und ich habe jetzt hier im Hotel, also ich wusste das ja mit diesem Europameistertitel und dann haben die hier helles Kellerbier von Engel im Ausschank. Und, naja, dann habe ich halt gesagt, ich meine, mein Gott: „Nimm doch mal einfach das dunkle Kellerbier auch mit rein, macht einen Tischaufsteller, trinken Sie hier den Europameister. Und wenn ihr das dann am Tisch anbietet und sagt, Mensch, probiert es doch mal, und es sind ja alles dann Hotelgäste, die dann in der Regel ja nicht hier aus Crailsheim kommen, dann habt ihr doch immer ein Bier verkauft, ja, das will doch jeder mal trinken.“ Und die haben dann auch erst gesagt: „Nee, also das Dunkle kommt nicht so gut an, eigentlich wollen alle ein klassisches bayrisches Helles, ja.“ Also gibt es natürlich auch, Engel Hell, aber, nee, das ist nicht so. Und dann sage ich: „Mensch, hört doch mal, draußen stehen die Kürbisgerichte, ihr werbt jetzt mit den Wildwochen und so und was gibt es da Tolleres als ein dunkles Kellerbier, also jetzt macht das, ja.“ Und jetzt, halt dich fest, jetzt haben sie es wirklich gemacht, ja und das macht mich natürlich stolz. Und dann haben wir auch so ein bisschen Biere probiert und wir haben da ein bisschen diskutiert, also ich dann auch mit den Servicekräften hier und so. Und dann war natürlich erst mal dann natürlich auch das Thema Glas. Engel hat so ein schönes Kellerbierglas, was so satiniert ist und so, also das sieht auch toll aus. Und dann habe ich gesagt: „Aber komm, lass uns doch jetzt mal Teinacher Wassergläser“, also die haben so ein Glas, das sieht so aus wie dieses Sam-Bier-Verkostungsglas nur ohne Stiel. Und dann haben wir halt mit verschiedenen Rotweingläsern auch probiert und so und eben dann mit diesem typischen Engel-Bierglas, was die halt für das Kellerbier auch empfehlen, gibt es hier dann in 0,3 und in 0,5, die Gläser. Und, ja, also dann waren die alle total angefixt und jetzt übertragen die das auch auf die Gäste. Und ich hoffe, dass die Rückmeldung ist, dass es wirklich gut funktioniert hat, einfach mal als Saison und als Besonderheit, den Gästen hier zu sagen, hej, wir habe hier ganz besondere Biere und eine tolle Brauerei. Und dann ist ja der Slogan von Engel, ist ja, Prost, mein Engel. Und das ist auch so ein Klassiker zwischen uns beiden, ja, also du bist ja natürlich was ganz Besonderes für mich und ich könnte auch jeden Tag zu dir, Prost, mein Engel, sagen, aber was ja auf jeden Fall ein Klassiker im Podcast zwischen uns beiden immer war, du hast ja immer so viel gelabbert und ich habe ja immer so viel Durst gehabt und jetzt ist das auch wieder so ein Punkt, ja, also wir machen jetzt hier schon ewig rum, also darf ich jetzt endlich mal trinken?

Markus: Ja, ja, mach doch. Lass uns teilhaben, was du so im Glas hast.

Holger: Naja, gut okay, dann, ich hole es jetzt kurz, ja, also dann geht es sofort weiter.

Markus: Gut, dann überbrücke ich al solang. Ja, also wunderschönes Engel-Bier, da freue ich mich jetzt natürlich auch schon drauf und habe es ein bisschen noch in meinem Hinterkopf, muss ich sagen, auch wenn es schon ein bisschen her ist, aber wir haben auf jeden Fall schöne malzige Noten zu erwarten. Mal gucken, was der Holger dazu sagt, ist ja nicht sein Standard, aber, gucken wir mal.

Holger: Ja, ich bin schon wieder hier und jetzt öffne ich mal den Schraubverschluss. Und schon die erste Besonderheit, der Schraubverschluss hat eben oben schon das Kennzeichen des European Beer Star Awards drin, also das Logo und dann steht da halt, ausgezeichnet als Europas bestes Kellerbier, ja, also das haben sie schon mal gemacht. Und ich habe natürlich da auch drauf geachtet, dass ich jetzt also schon so eine Flasche erwische, die eben schon diesen neuen Drehverschluss hat. So, ich schenke jetzt mal ein.

Markus: Ja.

Holger: Oh ja, also ein ganz, ganz satter Schaum, also ein wirklich richtig satter Schaum. Und, ja, jetzt muss ich das mal hier ein bisschen gegen das Licht halten, weil, ich habe hier im Hotelzimmer nicht die absolut optimalste Beleuchtung, ja. Aber ich kann vielleicht über die technischen Daten ein bisschen schon sprechen, also das hat 5,3 Prozent Alkohol, Volumenalkohol und ich denke, jetzt haben wir so acht bis neun Grad grade als Trinktemperatur. Ich hatte es hier bei mir im Hotelzimmer einfach draußen auf die Fensterbank gestellt und wo ich jetzt hier wieder zurückkam ins Hotel, und ich glaube, das ist wirklich ideal. So und jetzt verkoste ich es mal. Ja, also richtig samtig weich, ja, also wirklich unglaubliches schönes Mundgefühl, sehr vollmundig, so, wie man sich so ein ganz klassisches dunkles Kellerbier vorstellt. Von der Farbe her geht es so ganz in den Kastanienton, der Schaum ist feinporig und ist auch, ja, der Kastanienfarbe so ein bisschen angepasst, also ist nicht rein weiß, sondern eher cremefarben. Und da ist also das im Mund, was auf dem Etikett steht, es ist wirklich ein dunkles, naturtrübes Kellerbier, ja und ist so eine fein fruchtige Note, die da rüber kommt. Also auch so eine leichte Säure, finde ich, aber sehr ausgewogen, richtig voluminös. Ein ganz, ganz leichtes Röstaroma habe ich, aber das gehört sich ja im Prinzip auch für ein dunkles Bier, würde ich jetzt einfach mal sagen und, also mir schmeckt das wirklich gut. Also da ist eine Karamellnote, kann ich jetzt sagen, kommt da noch so ein bisschen durch, schimmert da rein. Es ist auch so ein bisschen brotig, also so brotig, hat eine Note von frischem Schwarzbrot, würde ich jetzt noch im Nachtrunk so hinterher schieben. Nee, also das ist wirklich ein perfektes Bier eben für genau das, was ich grade schon gesagt habe, also beispielsweise, wenn man jetzt Maronen hat vielleicht und dazu einfach dieses dunkle Kellerbier oder auch Wildgerichte, Kürbissuppe, die vielleicht so ein bisschen sämig ist, also das ist was. Ist jetzt vielleicht kein Durstlöscherbier, aber ein ganz, ganz toller Speisenbegleiter. Also herrlich, wirklich herrlich.

Markus: Ja, also da läuft einem ja wirklich das Wasser im Mund zusammen. Und jetzt weiß ich auch wieder, warum ich am Anfang ein bisschen skeptisch war bei dem Engel Kellerbier, weil ja ziemlich viele Baden-Württemberger Brauereien Kellerbiere machen, aber mit obergäriger Hefe, also selbst Riegele zum Beispiel. Und das ist ja immer so ein Thema, also ist das überhaupt ein Kellerbier, kann das überhaupt ein Kellerbier sein? Wobei hier, ist ja kein Thema, Engel macht das ganz normal klassisch untergärig, also alles gut. Aber das fand ich schon auch immer interessant, wie Brauereien auf diesen Gedanken kommen. Also ich selber habe am Anfang immer gesagt: „Das geht gar nicht.“ Mittlerweile also bin ich immer noch zu 90 Prozent auf der Seite, das geht gar nicht, aber es ist ein bisschen, wo ich sage: „Okay, irgendwie kann man das vielleicht rechtfertigen, weil das halt früher immer Mischgärungen waren.“ Vielleicht gab es ja auch wärmere Keller, ich weiß es ja nicht, aber es ist zumindest ungewöhnlich, sagen wir mal so. Ja, fein, schmeckt, finde ich gut.

Holger: Ja, also mir fällt jetzt grade noch darüber hinaus ein, wenn man jetzt so auch noch so in die Dessertseite geht, ja, also so ein Florentiner zum Beispiel oder so eine Nussecke, überzogen mit dunkler Schokolade. Oder überhaupt, also das müssen wir auch nochmal unbedingt wieder machen, also jetzt können wir ja direkt den nächsten BierTalk schon wieder besprechen, wir müssen unbedingt nochmal wieder mit Goldhelm Schokolade und Bieren arbeiten, wir beide.

Markus: Oh ja.

Holger: Wir müssen das auch den Hörern nochmal in Erinnerung rufen, was das für eine großartige Kombination ist. Also das ist, ja, das ist eine Offenbarung eigentlich. Also das müssen wir auch noch machen und das ist auch so ein Thema, ja, also Schokolade da zu kombinieren, ist sicher auch eine ganz gute Idee, zu diesem schönen Engel Kellerbier dunkel. Ja, doch, super.

Markus: Ja, also Schokolade und Bier beziehungsweise überhaupt Dessert und Bier. Das war auch eine meiner ersten Entdeckungen und macht auch immer wieder Spaß, weil ich halt leider auch ein bisschen auf der süßen Ecke gerne bin und da macht es natürlich Spaß, das beides zu verbinden.

Holger: Wieso leider?

Markus: Naja, leider, weil das Problem ist, es bleibt ja immer was hängen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Holger: Ach, aber, Markus, also ich sage mal, du bist halt ein Körper, ja, also wenn ich das so sagen darf und …

Markus: Andere sind ein Geist, aber gut.

Holger: Und, ja, mein Gott, also, ja, also so ist das halt und fertig. Und, also ich meine, jetzt zum Beispiel so eine Ganasche-Creme-Brülée pur, weißt du, das ist schon was. Also, mein Gott, mir fallen da so viele Sachen ein und dann, du darfst da aber nicht drüber nachdenken, weil, das mindert ja den Genuss. Also wenn du jetzt denkst, okay, jetzt kann ich da dieses Stück Schokolade und mit dem Bier und was macht das jetzt wieder und das macht mich noch dicker und so. Aber das ist doch scheißegal, also wir kennen dich alle so wie du bist und ich sage dir schon, wenn genug ist.

Markus: Okay, na gut. Aber jetzt habe ich auch Durst und muss auch erst mal.

Holger: Ja, genau, aber, also jetzt muss ich ja auch raten, oder?

Markus: Genau, oh ja.

Holger: Okay, ich versuche auch mein Glück. Also wer dich jetzt verfolgt hat, die letzten Wochen, Tage, der weiß, Irland und Brasilien ….

Markus: Und Belgien.

Holger: … da gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass du das also nicht so machst wie ich es jetzt gemacht habe, also das man einfach ganz lokal bleibt dann dort, wo man sich grade aufhält, sondern du wirst wahrscheinlich in die Ferne schweifen und bringst was mit von deinen Reisen. Und da wird es irgendwas Spannendes und Außergewöhnliches sein, gern vielleicht sogar in der Dose. Ja, so in die Richtung wird es wahrscheinlich gehen. Also vielleicht nicht experimental-style, das jetzt vielleicht auch nicht, weil 100ster BierTalk und so, aber sowas richtig Klassisches aus UK, aber sehr modern und toll interpretiert, so in die Richtung würde ich tippen.

Markus: Ja, also der Tipp an sich ist legitim. Allerdings ist es so, ich musste dieses Mal nur mit Handgepäck reisen, also das heißt, ich hatte keinen Koffer dabei und zwar über die ganze Reise. Also ich war ja praktisch am Stück erst in Brasilien, dann in Belgien und dann in Irland und dann erst wieder Zuhause und das hat einfach gedungen, das ich also nur meinen Rucksack dabei hatte. Und das bedingt wiederum, dass man immer durch die Sicherheitskontrolle muss und dann darf man eben nix mitnehmen. Bedeutet, ich habe tatsächlich, also obwohl ich wirklich liebend gerne gewollt hätte, konnte ich kein einziges Bier mitnehmen. Das war schon ein bisschen traurig und insofern musste ich die dann alle jeweils vor Ort probieren. Habe auch oft da gedacht, welches man jetzt zum Beispiel mal in einen BierTalk mitnehmen könnte, aber bin dann eben an der Sache gescheitert. Das Einzige, was zwischendurch Nachhause gewandert ist, war ein Paket, dass ich in Frankfurt am Flughafen aufgegeben habe, als ich aus Brasilien zurückkam und auf dem Weg nach Belgien war, aber da war dann nur meine dreckige Wäsche drin, um das Ganze etwas zu erleichtern. Also deswegen tatsächlich mal nichts Exotisches, sondern ich bin auch Zuhause geblieben.

Holger: Ah ja, okay. Aber richtig Zuhause, also richtig Zuhause wäre ja dann Rauchbier und da dann, ja, also ich meine, dann vielleicht Schlenkerla Eiche, fünf bis sieben Jahre alt wäre, also würde uns gut zu Gesicht stehen beim 100. BierTalk, und auch da könnte man sehr schön über Foodparing philosophieren. Also das wäre ja richtig Zuhause.

Markus: Das wäre richtig Zuhause, wäre auch schön. Also von der Stilrichtung, es ist tatsächlich ein Bier, was etwas Rauch hat, aber es stammt nicht aus einer der klassischen Rauchbierbrauereien, sondern aus einer sehr kleinen Brauerei, die es noch gar nicht solange gibt und die jetzt vor Kurzem ihr erstes, sagen wir mal, normales Rauchbier rausgebracht hat und jetzt eben ein besonderes Bier mit ein bisschen Rauch. Wir kennen den Brauer auch beide ziemlich gut.

Holger: Hertl.

Markus: Genau.

Holger: Ja, haha.

Markus: Nicht schlecht! So, also wir sind bei der Braumanufaktur Hertl beziehungsweise ein bisschen eben auch bei mir. Also ich glaube, ich muss es auflösen, weil es sonst zu …

Holger: Ah ja, okay, also lös es auf, genau.

Markus: Ich löse es auf, genau, also weil es ein zu spezielles Thema ist. Und zwar, ich überlege grade, ob ich erst trinke oder erst aushole. Jetzt habe ich erst mal meinen Öffner runter geschmissen.

Holger: Jetzt fällt der erst mal alles aus der Hand. Bleib ganz ruhig, bleib ganz ruhig.

Markus: Also, ich würde sagen, ich glaube, ich gieße erst mal was ein, Moment. So, offen ist es. Also, klassische Flasche, klassischer Kronkorken. So, also es ist von der Farbe her auch ein dunkles Bier oder zumindest relativ dunkel, ich würde mal sagen, ja, so Kastanienfarben ungefähr. Ein richtig schöner dicker, fester, feinporiger Schaum, der da obendrüber sitzt. Auch ein bisschen cremefarben, also der ist durchaus auch getönt. Und wenn man rein reicht, dann ist es eben etwas Rauch, aber auch so ein bisschen fruchtige Noten, ein bisschen so Weintrauben. Und dann kommen so nussige, so Haselnuss, Nutella, Schokolade, sowas in diese Richtung. Sehr spannend, muss ich mal ein Schlückchen probieren. Ein ganz weiches Bier, weich im Mund, rund, sehr cremig. Fängt dann auch mit diesen Kastanien-, nussigen Noten an, dazwischen hat man dann wieder den Eindruck von Nutella, hinten raus kommt dann auch ein bisschen Bittere, dann kommt auch die Fruchtigkeit wieder. Also ein wirklich sehr komplexes Bier, was auch sehr erfrischend ist. Spannend! Also ich muss dazu sagen, ich habe es jetzt ja so beschrieben, als hätte ich es noch nie getrunken und es ist auch so. Weil, also der Hintergrund der Geschichte ist der, auf der einen Seite gibt es das fränkische Bierfest. Das gibt es ja schon ziemlich lange in Nürnberg, da waren wir auch schon öfters zusammen und dort habe ich auch schon seit Langem immer einen Stand. Und durch Zufall über einen Freund habe ich vor vier, fünf Jahren erfahren, dass da, wo meine Vorfahren herkommen, also aus dem Schlesischen Gebiet, was heute Polen ist, da sind Namensvetter von mir, die wahrscheinlich irgendwie auch mit mir verwandt waren, ausgewandert vor ungefähr 200 Jahren. Und die sind ausgewandert nach Dänemark und haben dort eine Brauerei gegründet mit dem Namen Raupach’s Bryggeri, das ist in der Nähe von Århus gewesen. Und die hat bis 1974 existiert. 1974 ist witziger Weise mein Geburtsjahr und da hat man dann die Brauerei dichtgemacht und auf dem Gelände steht jetzt ein großes Wohnanwesen, ein paar Wohnblocks und ein paar Gewerbeimmobilien, nennt sich aber immer noch Raupach’s Bryggeri vom örtlichen Namen her und, ja und der Ortsteil, der heißt Odda, wo das ist. Und ich bin durch Zufall da drauf gestoßen und habe dann ein bisschen nachgeforscht und lauter Bierdeckel gefunden, Etiketten gefunden und rausgefunden, dass niemand die Namen irgendwie benutzt, dass keiner die Namensrechte hat. Und dann habe ich nachgeforscht, was das für Bierstile waren, die die damals gebraut haben. Und die heißen ja so lustig in Dänemark, also da gibt es ein Juleøl und ein Vitøl und ein Skibsøl und lauter solche Dinge, also Bier heißt ja dort øl. Und dann habe ich angefangen, mich mit diesen Bierstilen auseinanderzusetzen und habe dann vor vier Jahren schon mal ein Vitøl für das Bierfest gebraut unter diesem Raupach´s Label sozusagen. Das kam auch sehr gut an, das haben wir damals in Memmelsdorf gebraut bei der Isabella Straub beziehungsweise Mareien heißt sie ja jetzt, bei den Drei Kronen. Und dann war es eben jetzt dieses Jahr so nach der Pandemie, das ich mir überlegt habe, ja, eigentlich könnte man an diese Tradition ja anknüpfen. Und war dann tatsächlich vorher im Januar schon in Kopenhagen, oder nee, es war sogar im Februar, eingeladen von einem Bierwettbewerb und dort gingen so spannende Ideen, wie man verschiedene Biere mit verschiedenen Läden braut, egal. Dabei habe ich ein Buch gefunden, wo ein dänischer Brauwissenschaftler tatsächlich diesen ganzen alten Bierstil aufgedröselt hat und zwar auf Englisch. Und das habe ich dann mitgenommen und dann eben so ein bisschen geschaut, was es für Raupach-Bierstile in dieser Brauerei gegeben hat und was in diesem Buch so steht und bin dann auf einen Bierstil gestoßen, den ich sehr spannend fand, nämlich das Skibsøl. Also das Skibsøl, übersetzt, das Schiffsbier, war dann praktisch das Bier, was die Matrosen bekommen haben, die da losgefahren sind. Und das sollte ein Bier sein, was die gut trinken können und was möglichst lange frisch bleibt, was nicht zu alkoholisch ist, aber eben, was sich gut hält. Und im Grunde kennt man das ja von anderen Bierwelten auch, dass die Matrosen und lange Schiffsreisen da so eine Rolle gespielt haben. Und viele wissen gar nicht, dass die Dänen ja früher auch Kolonien wirklich überall hatten. Also selbst in Nordamerika gab es dänische Kolonien, in der Karibik gab es dänische Kolonien, Saint Thomas zum Beispiel war ganz lange eine dänische Kolonie, bis nach Indien, und in dieser Zeit waren eben auch die unterwegs. Und dieses Skibsøl war ein rauchiges Bier und ein relativ hochvergorenes Bier mit etwas niedrigerer Stammwürze, sodass eben möglichst wenig Angriffsfläche für Bakterien da war und ein sehr trinkbares Bier und, ja und so ein schönes Alltagsbier. Und dann habe ich gesagt: „Okay, dann lass uns das für das Bierfest brauen.“ Das hatten wir dann auch dieses Jahr im Juni dann in Nürnberg beim Bierfest und das fanden die Leute auch ziemlich cool. Gebraut habe ich es da beim David Hertl in seiner neuen Brauerei in Schnaid. Und als wir da waren, hatte ich auch eine ukrainische Gastbrauerei. Also du merkst, die Geschichte wird etwas länger, aber sie wird nicht mehr sehr lang. Und dann hatten wir die Ukrainer eben da, die hatten ihre Biere und wir haben da insgesamt so um die 6.000 Euro für die Ukrainer erlösen können als Unterstützung. Und als die wieder gefahren sind, haben wir uns überlegt, was können wir denn tun, um das weiterlaufen zu lassen? Und die Überlegung war dann auch von David und von mir, dann lass uns doch noch ein Bier in der Flasche machen, wo wir dann pro Flasche auch nochmal eine Spende machen. Und als Rezept haben wir dann überlegt, nehmen wir dieses Skibsøl und machen daraus eben dann dieses Bier. Und deswegen steht jetzt auf der Flasche, auf dem Etikett als Name auch Freiheit, das hat sich der David dann gewünscht und drunter steht, Mehrkornbier, Skibsøl und dann tatsächlich die drei Namen, also Hertl, die Braumanufaktur natürlich, dann das Logo von der Raupach´s Bryggeri und Varvar, unsere ukrainischen Freunde. Und hinten drauf kann man dann nochmal sehen, was drin ist. Also wir haben hier Gersten-, Weizen-, Hafer-, Dinkel-, Roggenmalz und Rauchmalz. Also viele verschiedene Malze, das war in der Zeit eben damals auch so üblich. Vom Alkohol sind wir bei 4,8 und haben ein obergäriges Bier natürlich. Also eine sehr schöne spannende Mischung mit vielen Aromen und viel Geschichte und viel drum rum, wie ich das eigentlich gerne mag. Und, ja und ich muss auch sagen, ich habe es eben dann nicht trinken können seitdem. Weil, also der David hatte ein bisschen gebraucht, bis er es fertiggebraut hatte, dann hat er ein Etikett gemacht, dann mussten wir das Etikett nochmal machen lassen und bis es dann gedruckt war, war ich wieder unterwegs. Und deswegen ist es jetzt, seit ich wieder da bin, auf dem Markt und ich habe jetzt heute mir die erste Flasche gekauft, um es selber zu probieren und das habe ich jetzt eben grade getan. Also, du siehst, eine lange Rede für wenig Bier, aber auf jeden Fall spannend.

Holger: Sehr gut, jetzt trink mal einen Schluck. Und, ja, das ist ja ein richtiger Collab-Brew, würde man sagen und dann smoky, rosty, ja, oder?

Markus: Ja.

Holger: Also mir taugt es auch ausgezeichnet, ich habe es halt auch schon probiert. Und ich finde die Idee toll und dieses ganze Zusammenwirken von diesen Dingen, die du jetzt erklärt hast. Und ich will jetzt also nur, weiß ich nicht, ob das bei jedem dann so richtig sauber rübergekommen ist, also das heißt nicht Kipsøl sondern Skibsøl, ja?

Markus: Genau, Skibsøl.

Holger: Also das man das auch nochmal, also das ist (buchstabiert) Skibs und dann eben dieses dänische o mit diesem Strich durch und dann ein l, also Skibsøl, ja.

Markus: Ja, genau.

Holger: Und, naja und dann, das ist ja, ich meine, trinken für einen guten Zweck ist ja auch was Tolles.

Markus: Ja!

Holger: Also das sollten alle machen. Also das sollten alle machen, also alle, die jetzt zuhören, sollen das bitte machen und dieses Freiheits-Bier trinken und, ja und dann kann man eben dabei eben Leute aus der Ukraine unterstützen. Und das, finde ich, ist doch ganz großartig, ja.

Markus: Ja, also ist es auf jeden Fall. Ich muss ein bisschen Wasser in den Wein gießen, aber nur kurz. Weil, für mich war das auch so ein ganz entscheidendes Erlebnis, also als wir die Ukrainer dann da hatten bei uns auf dem Bierfest, haben wir uns natürlich auch unterhalten, was macht ihr denn dann mit diesem Geld, was wir zusammen jetzt da erwirtschaften? Und dann war die Antwort, naja, das ist für die Familien unserer gefallenen Mitarbeiter. Und ich finde, dieser Satz drückt eigentlich alles aus, also wie krass das alles ist, also das man eine Firma hat mit Leuten, die einem am Herzen liegen. Das ist ja eine kleine Brauerei mit vielleicht insgesamt 20 Mitarbeitern. Und zu dem Zeitpunkt, das war jetzt ja im Juni, da schon mehrere Mitarbeiter hatten, die eben gefallen waren und man dann sagt, okay, man tut dann jetzt für die Familien etwas, also da ist so viel drin, ich fand das so, das hat mich richtig bewegt, muss ich sagen und auch lange Zeit beschäftigt und weil es auch noch was anderes ist, wenn einem das dann jemand persönlich erzählt. Und ich habe ja dann von denen auch ihre Geschichte gehört natürlich, wie die da Ende Februar, Anfang März mit der Situation zurechtgekommen sind und, ja, also das ist einfach total krass, kann ich nur sagen! Wo man eigentlich gedacht hat, man muss sich damit nie wirklich persönlich mal auseinandersetzen und jetzt ist es schon sehr nah dran. Und, ja, also insofern, wie gesagt, das ist ein sehr ernstes Thema, was zwischendurch halt auch dazu gehört. Ich meine, wir hatten ja während der Pandemie auch immer wieder unsere Diskussionen auch mit den Leuten und man wusste ja nie so recht, grade am Anfang, wo die Reise hingeht. Das ist grad oft emotionale Achterbahnfahrt und, also die Sache hat mich wirklich echt beschäftigt, muss ich sagen, ja.

Holger: Ja, ich denke, das beschäftigt uns ja alle, im Prinzip täglich und man weiß ja auch nie so richtig, wie es ausgeht und wie es weitergeht und, ja. Aber, ich muss jetzt einfach sagen, Prost, mein Engel, ja.

Markus: Ja, dito.

Holger: Und wir trinken jetzt einfach darauf, dass es doch noch irgendwie so ausgeht, dass es irgendwann wieder gut sein kann, die Ukraine wieder aufgebaut wird, eigenständig wird, möglichst viel von ihrem Gebiet wieder zurückerlangt hat. Und, ja und so komische Demagogen, die sich da sowas einfallen lassen, keine Chance mehr auf der Welt haben!

Markus: Das ist ein gutes Wort, Prost!

Holger: Prost! Ja, Mut zur Freiheit, ja, das ist ja, ja, naja, ja. Jetzt kann man fast keine Kurve mehr kriegen, also das …

Markus: Doch, ein bisschen schon, weil, ich glaube, also vielleicht nutzt du die Gelegenheit und erzählst vielleicht den Hörern auch ganz kurz, weil, manche haben sich ja vielleicht da ein bisschen gewundert, dass du ja vor ein paar Monaten so immer seltener im BierTalk aufgetaucht bist. Dass du vielleicht ein bisschen erzählst, was so bei dir sich so verändert hat, was da so dahintersteckt und wie sich so dein Bieralltag vielleicht mittlerweile gestaltet.

Holger: Ja, also Leben ist ja das, was passiert, während man andere Pläne macht, also so hat es John Lennon mal gesagt, und genauso war das auch bei mir. Also wir waren ja, denke ich, vor der Pandemie waren wir beide zu 100 Prozent Bier, haben beide zu 100 Prozent eben unser Geld damit verdient und da war eigentlich für nichts anderes mehr Platz. Und es ist ja auch nichts Schöneres, wenn man sein Hobby quasi zum Beruf macht. Und trotzdem wissend, dass die ganz treuen und alten BierTalk-Hörer, ja, ich habe ja dann noch so eine andere Leidenschaft und das sind eben die historischen Nutzfahrzeuge, also bin eben einfach immer noch mit meiner alten Welt, eben mit der Nutzfahrzeugwelt immer verbunden und auch verbunden geblieben und die liegt mir auch sehr am Herzen. Und, naja und dann sind halt grade jetzt diese b2b-Geschäfte, die wir hatten, die ja auch ausgesprochen ertragreich waren, die sind mit dem ersten Lockdown einfach von heute auf morgen weggebrochen. Und dann erst mal freut man sich ja, weil, man hat dann ein bisschen mehr Zeit und man kommt runter, man kommt zur Ruhe und so, aber dann war abzusehen, dass das sich so schnell nicht erledigt und das also grade die Brauwirtschaft und auch die Gastronomie dauerhaft da drunter leiden werden und das es auch Konsequenzen hat. Und dann habe ich dann einfach Folgendes gemacht und habe dann so in meine alte Welt, also in diese Nutzfahrzeugwelt hineingerufen, Mensch, passt auf, ich würde zur Verfügung stehen und wenn ihr irgendwas habt, was projekthaft abgearbeitet werden kann oder so, ich kann das tun. Und dann gab es eben Ford als Nutzfahrzeughersteller, die ein neues Produkt entwickelt hatten und wollten dieses Produkt eben auch hier in Deutschland etablieren, da ging es da drum, wer wird Importeur? Und da gab es dann wiederum die Gegebenheit, dass ein mir sehr, ja, kann man wirklich sagen, ein Freund, ein wertvoller Mensch, der eben einen MAN-Betrieb hat und dessen Familie hatte also überlegt, diese Importeursrolle zu übernehmen. Und der hat mich dann angesprochen, hat gesagt: „Mensch, Holger, willst du da nicht mithelfen und willst du das nicht mit begleiten und so?“ Und das war natürlich ein ganz tolles Angebot und eine ganz tolle Aufgabe und das ein richtiges, ja, ein richtiges Startup eigentlich in dem Zusammenhang. Und dann habe ich mich da also voll rein geschmissen und dann haben wir dann irgendwann auch den Importeursvertrag unterschrieben. Da gibt es dann in der Firma, eine vierte Generation und man ist jetzt dann eben auch Gesellschafter dieser neuen Company und wir versuchen jetzt also diese neue Sattelzugmaschine, also diesen Ford-Truck, hier in Deutschland eben einzuführen. Und ich habe einfach die Ehre, dabei zu sein. Und jetzt kannst du dir natürlich vorstellen oder ihr alle, auch die Hörer können sich sicher vorstellen, das ist jetzt kein Job, den man einfach nebenbei machen kann und irgendwann gab es halt den Punkt, ich musste mich entscheiden. Also ich musste jetzt einfach sagen: „Komm, okay, dieses Projekt dauerhaft zu begleiten und meine ganze Kraft und Energie da hineinzustecken oder entferne ich mich jetzt wieder nach der Projektphase daraus und schaue mal, was sonst so passiert, bis eben das Business, was ich davor gemacht habe, dann wieder ganz normal läuft.“ Und ich habe dann, ich habe ja drei Kinder und ich wohne in München und dann habe ich einfach gesagt: „Komm, das macht mir so viel Spaß und ich gehe jetzt da voll und ganz hinein.“ Und dann gab es, also das ist jetzt so eine ganz tolle positive Wendung und ich bin da auch glücklich und zufrieden damit und bin auch froh, dass ich das gemacht habe, weil es unglaublich viel Spaß macht. Ist auch eine internationale Tätigkeit, das Auto wird in der Türkei gebaut, ich bin regelmäßig dann eben auch mit türkischen Kollegen zusammen und bin dann auch in der Türkei vor Ort und so, also ist wirklich eine sehr spannende Aufgabe. Und gleichzeitig haben sich dann meine Eltern im Zusammenhang mit der Pandemie entschieden, wirklich beide geleichzeitig pflegebedürftig zu werden. Bei meiner Mutter wurde das Bein amputiert und musste noch zur Dialyse, hochgradig Zucker. Mein Vater hat das alles überhaupt nicht verpackt, also auch mit der Amputation und alles, was da passiert ist und war dann auch kurzzeitig auch auf der geschlossenen Psychiatrie. Und da könnt ihr euch dann vorstellen, also das war total hart, also das Jahr 2021, neue Aufgabe, alte Aufgabe komplett weggebrochen, beide Eltern absolut pfleghebedürftig, mittlerweile auch in einem Altenheim. Bin ich sehr, sehr froh, überhaupt ein Altenheim gefunden zu haben, was beide gleichzeitig aufnehmen konnte, aber das war halt lange nicht so. Und, ja und dann bleibt nicht mehr viel Zeit für ein Hobby, das man zum Beruf gemacht hat, sondern dann bricht einfach alles zusammen und man hat dann auch für nix anderes mehr Zeit und pflegt seine Eltern und versucht, diese neue Aufgabe zu bewältigen, so ist die Situation gewesen. Und deshalb war ich sehr lange jetzt nicht dabei und jetzt hat sich das alles ein bisschen stabilisiert. Also der neue Job hat, ja, schon Strukturen, also das ist immer noch sehr pionierhaft, aber wir kommen in die Professionalität. Und wie gesagt, meine Eltern sind jetzt im Altenheim, sind da gut versorgt und jetzt so langsam wird es wieder heller bei mir. Und da war das jetzt gut, das wir gesagt haben: „Komm, 100. Folge zum BierTalk, da darf ich wieder Mal dabei sein.“ Und da freue ich mich natürlich, dass ich auch wirklich dabei bin. Also so, ja, so ist das. Aber du, ich meine, du weißt es ja, aber wir hatten ja vorher auch gesagt, wir reden da drüber, warum das alles so war und jetzt wissen es die Hörer halt auch.

Markus: Ja, ist schon krass, wie schnell sich so ein Leben vom Kopf auf die Füße stellen kann oder andersrum, je nachdem, wie schnell das eben passieren kann. Und das, ja, ich habe es ja miterlebt, war natürlich auch für dich einerseits sicher eine ganz harte Zeit und auch eine wirklich, die dich unheimlich unter Druck gesetzt hat und das war dann schon, ja, also schon etwas, was einem mehr als alles abverlangt hat. Also insofern auch, Chapeau, wie du das alles durchgestanden hast und dass du jetzt wieder in ein Fahrwasser kommst, wo du damit, glaube ich, gut zurechtkommst. Und, ja und vielleicht haben wir dann ja auch in der Zukunft ab und zu mal Gelegenheit, bei weiteren Jubiläumsfolgen, uns da wieder auf Biere zusammenzusetzen. Ich meine, man kann das Jubiläum ja selber festlegen, das kann ja die 110. oder 125. oder 150. oder wie auch immer, 133. Folge sein, da gibt es ja jede Menge Möglichkeiten. Also auf jeden Fall bist du natürlich immer sehr gerne herzlichst willkommen, das ist keine Frage! Und wir haben ja gesehen, du hast nix verlernt, also so, wie du vorhin das Bier beschrieben hast, wunderbar.

Holger: Ja, genau, also die Frage habe ich ja gar nicht beantwortet, du hast ja gesagt, ich soll noch was dazu sagen, wie jetzt mein Bierleben aussieht. Also das Bierleben sieht so aus, dass ich einfach feststelle, dass ich immer noch vieles ausprobiere, sehr wach wahrnehme, was eben am Biermarkt passiert und ich bin, ja, eigentlich wieder zu den Klassikern zurückgekehrt. Also du hast es ja ganz am Anfang gesagt, Pils ist auf jeden Fall definitiv mein Bierstil und ich genieße einfach täglich mein Feierabendbierchen und bin dann einfach zu den Klassikern zurückgekehrt. Das variiert immer noch sehr stark und da gibt es eine große Auswahl, aber es ist vielleicht insgesamt vom Spektrum etwas enger geworden und back to the roots, würde ich das beschreiben, bin da sehr glücklich auch drüber. Und was mich natürlich schmerzt, ist einfach, dass die ganze Branche so sehr gelitten hat. Auch die Craftbeer-Thematik dann, ja, doch nicht das bewegt vielleicht schon, aber dann auch an Marktanteilen nach wie vor, spielen die überhaupt keine Rolle, haben vielleicht erreicht, dass wir über Bier anders sprechen, dass es überhaupt diesen Podcast gibt und wir so viele Hörer haben, aber es gab ja keinen Durchbruch. Und vielleicht brauchte das auch nicht sein, weil, Deutschland hat ja tolle eigene Biere und trotzdem hat es insgesamt die Szene bereichert, in meinen Augen. Du hast jetzt vor Kurzem auf Facebook gepostet, dass die Inselbrauerei einen neuen Eigentümer sucht. Viel hat sich verändert, manche sind verschwunden, gibt es welche, die haben verkauft, aber es ist insgesamt ein bisschen ruhiger geworden. Wir können vielleicht auch drüber reden, wie du Zukunft einschätzt in dem Zusammenhang, wie entwickelt sich der Biermarkt, was erwartest du, wäre spannend auch zu hören. Also ist eine Frage an dich, die ich dir gerne zurückgebe. Ja, aber ich für mich bin einfach ein bisschen wieder back to the roots, so wie früher, also für mich selbst sehr viel mit Bier beschäftigen täglich und sehr bewusst trinken und mich freuen, dass ich nicht mit abgeschmiert bin. Also ich kann dir sagen, geschlossene Psychiatrie, ich habe ihn ja oft besucht, da will man nicht sein, da will man nicht sein. Und dann freut man sich, wenn man abends einfach sein Wunschbier trinkt.

Markus: Ja, nee, das kann ich absolut nachvollziehen. Und, ja, ich glaube, also so ein bisschen, finde ich, ist es vielleicht so, dass das, was du sagst, dieser Gedanke, back to the roots, in vielerlei Hinsicht auf den deutschen Biermarkt zutrifft. Also einerseits, glaube ich, ist es eine ziemlich große Klammer, weil man überlegt, also so richtig die roots verlassen, hat der deutsche Biermarkt, würde ich mal sagen, mit der Deutschen Einheit erst mal. Also interessant, aber das ist schon lange her, 35 Jahre her fast, aber da war es so, dass viele gestandene Brauer, ja, aus einem vielleicht verständlichen Gefühl, man müsste jetzt Aufbruchsstimmung und unbedingt was tun, sind grade viele westdeutsche Brauer in den Osten marschiert und haben irgendwelche Brauereien übernommen, gekauft, dazu genommen, wie auch immer und gar nicht gemerkt, dass sie sich dabei völlig übernehmen. Also weil, das waren oft kleine Brauereien, die, was weiß ich, vielleicht 30-, 40.000 Hektoliter hier produziert haben und haben dann irgendeine Ost-Brauerei übernommen mit einer halben Million Hektolitern und überhaupt nicht gemerkt, was das bedeutet, dass es eine ganz andere Dimension ist und noch dazu eben der Investitionsstau da war und dann ging das alles los. Und dann kam man in diese Mühle mit den Großbrauereien, die dann angefangen haben, genau zu dem Zeitpunkt ihre Biere, die dann zu den Fernseh-Bieren wurden, immer billiger auf den Markt zu schmeißen. Die dann eben von der besonderen Krone der Schöpfung, die man sich vielleicht am Sonntag mal gegönnt hat, wurde das dann zum Alltagsbier und da kamen dann die ganz normalen Biere natürlich unter die Räder, weil die preismäßig überhaupt nicht mithalten konnten. Dazu dann eben dieser neue Biermarkt im Osten, der die Stimmung auch nochmal erheblich verändert hat, der auch den Markt verändert hat und so, also da ist ganz viel in Bewegung gekommen. Das hat sich dann so über die 90er nach und nach ein bisschen beruhigt, währenddessen sind dann die ganzen Gasthausbrauereien entstanden. Und dann kam eben dieses Craftbeer-Thema und hat dann auch nochmal viele Leute verunsichert, viel den Markt durcheinandergebracht, aber auch den Verbraucher durcheinandergebracht und polarisiert. Wo man auf einmal immer in die Extreme gegangen ist und man sich gegenseitig wirklich da in eine Ecken gestellt hat und sich die Köpfe eingeschlagen hat, obwohl man in derselben Branche eigentlich unterwegs ist und so. Und das ging alles immer weiter, bis dann das so eigentlich fast mit der Pandemie, also kurz vorher war ja da schon eine deutliche Konsolidierung festzustellen, aber die Pandemie hat das Ganze dann nochmal verstärkt, das Ganze dann wieder zurück, eingedämpft, eingeschrumpft worden ist und man den Eindruck hat, das jetzt sich alle wieder auf ihre Wurzeln besinnen, weil die einfach merken, okay, wenn ich überleben will, wenn ich mit meinem Laden weiter Bestand haben will, dann muss ich einfach mein ehrliches Geschäft machen, so wie es ursprünglich mal war. Und das ist dann eben tatsächlich mindestens 40 Jahre her und das merkt man bei vielen. Also trotzdem ist natürlich auch was passiert, das heißt, sie haben in dieser Zeit neue Bierstile kennengelernt, sie haben gelernt, ihre Biere anders zu beschreiben, sie haben Geschichten dazu entweder gefunden oder erfunden. Sie haben mit den Rohstoffen gelernt, anders zu arbeiten, ihre Küchen anders zu organisieren. Also all das ist natürlich auch passiert, ist nicht nur ein Zurück, sondern in gewisser Weise auch ein Nachvorne, aber halt so in beide Richtungen. Und trotzdem, muss ich sagen, schaue ich momentan eher mit einem weinenden Auge auf die Branche, weil es echt momentan schwer ist. Also es ist für die schwer, die viel Flaschenbier machen, weil sie, angefangen von den Energiekosten über das ganz banale Thema, wo bekomme ich meine Flaschen her, meine Etiketten, meine Bierkästen? Wie komme ich damit zurecht, dass mein Bierpfand grade mal ein Viertel von dem abdeckt, was mich eine Flasche oder ein Kasten kostet? All diese Fragen sind natürlich für die Brauereien ganz maßgeblich, dazu dann die Transportkosten natürlich noch, Logistik, Wahnsinnsthema. All die, die Gastronomie haben, haben einfach das Problem, sie kriegen keine Leute, die sind irgendwie anscheinend alle verschwunden in der Pandemie und arbeiten jetzt irgendwo anders und sind einfach nicht mehr verfügbar. Der Mindestlohn ist angehoben worden, auch schwierig für die Branche, Also ich will damit nicht sagen, dass das an sich negative Punkte sind. Also ich finde es gut, dass man einen vernünftigen Lohn bezahlt und ich hätte auch schon vorher dafür plädiert, dass die Leute eher mehr verdienen sollen und ich finde es auch gut, dass sich Leute Gedanken machen, wie sie ihr Leben leben wollen und was sie arbeiten wollen. Das sind alles positive Entwicklungen, trotzdem ist die Branche eben sehr träge, um mit sowas zurechtzukommen. Und es fällt ihnen sehr schwer, glaube ich, richtig positive Schlüsse daraus zu ziehen. Ganz im Gegenteil, viele denken, sie machen einfach weiter wie bisher und werden es schon irgendwie aussitzen und das wird nicht mehr funktionieren. Also merkt man allein schon daran, dass viele jetzt auf der einen Seite sagen: „Wir erhöhen unsere Preise nicht“, aber auf der anderen Seite sagen: „Wir machen nur noch statt fünf Tage in der Woche nur noch drei Tage die Woche auf oder vier“ und haben reduzierte Öffnungszeiten während dieser Tage und das sie da nicht verstehen, dass bei nahezu gleichbleibenden Unkosten ich da natürlich mehr verlangen muss, sonst kann ich ja gar nicht an weniger Tagen mit weniger Zeit denselben Umsatz erwirtschaften, das kann ja gar nicht funktionieren, und all diese Dinge. Also ich glaube, es ist wirklich, es ist momentan ein sehr komplexes Thema, was die Branche in Gang hält und ich glaube auch, dass es einfach für viele zu komplex ist und das könnte sein, dass einige überfordert und dass wir auf der Strecke noch einige verlieren. Wir sehen das auch in Europa und in anderen Ländern, dass es schon teilweise der Fall ist. Und, ja, ich bin gespannt. Also mir tut es natürlich leid um jeden Teilnehmer der Branche, um jede Brauerei und jede Gastronomie und jeden Pub, der da zumacht oder aufhören muss oder wie auch immer, das ist natürlich schade. Und jedes Mal, es geht ja nicht nur das Bier verloren, das ist vielleicht auch noch ein letzter Punkt, es geht uns ja nicht um Bier, es geht uns um die Bierkultur und das bedeutet, es geht drum zusammenzusitzen, mit Freunden Spaß zu haben irgendwo. Und das muss dann auch kein Bier sein, das kann auch ein Wasser sein oder ein alkoholfreies Bier, wie auch immer, aber diese ganze Sache, die einfach damit zu tun hat, dass es Brauereien, dass es Bierkultur gibt, einen Biergarten, ein Gasthaus, all das drum rum, die Veranstaltungen. Und wenn wir das verlieren, dann verlieren wir einfach einen Großteil unserer Kultur. Und das ist schade und davor habe ich Angst und da möchte ich einfach gerne Meins dafür tun, dass es möglichst nicht passiert, mal sehen.

Holger: Ja. Also vielleicht, also grade das Thema Sterben, auch die Pub-Kultur in Großbritannien, du kommst jetzt grade daher, also erzähl doch nochmal vielleicht von Dublin, von Brasilien, das ist doch vielleicht nochmal ein schöner Abschluss.

Markus: Ja, also das sind total gegensätzliche Eindrücke gewesen. Also in Brasilien hat man tatsächlich so den Eindruck, es ist ein anderer Kontinent, also ist es ja auch, aber es ist wie eine andere Welt. Also dort ist die Bierwelt einfach sehr jung, sehr dynamisch, alle sind in einer Aufbruchsstimmung. Allerdings sind sie jetzt auch schon so weit, also ich war ja vor fünf, sechs Jahren zum ersten Mal da, da war das pure Aufbruchsstimmung, mittlerweile haben sie einfach auch viele, viele neue Brauereien, es gibt über 1.500 jetzt in Brasilien. Dadurch gibt es auch eine gewisse Sättigung, auch einen gewissen Konkurrenzkampf schon, aber das ist noch eher am Anfang. Also das heißt, da ist eher alles noch positiv aufgeladen und die erobern die Welt und sind da auch miteinander zugange und unterstützen sich und schauen da sehr, sehr positiv. Und wenn man dann eben rüber schaut dann in Irland, da hat man schon gemerkt, also natürlich sind die jetzt auch nicht alle griesgrämig, aber es kämpft wirklich jeder auf seine Weise. Also grade in Irland ist es zum Beispiel so, die haben unheimlich hohe Biersteuern. Also für so einen Liter Bier zahlt man bei uns, glaube ich, so um die fünf Cent Steuern und in Irland ist es halt ein Euro. Und dementsprechend ist das eine ganz andere Sache, wie viel dann letzten Endes von so einem Bier übrigbleibt, dass man verkauft. Und die Pubs haben in der Pandemie auch ganz andere Art von Unterstützung bekommen, das heißt, haben sich sehr stark verschuldet und das ist jetzt was, was grade ganz vielen die Luft abdrückt. Also Irland hat ungefähr ein Drittel seiner Pubs jetzt schon verloren in den letzten Jahren. Und auch der Bierkonsum ist in den letzten 20 Jahren von an die 100 Liter pro Kopf auf unter 60 Liter pro Kopf gesunken, das ist schon rasant. Und ist ja auch kein so großes Land, also dadurch ist das schon echt eine krasse Veränderung. Und dann hat man eben auch noch so ein Getränk wie Whisky, was natürlich den Markt auch noch mit dominiert und viele Anteile wegnimmt, deswegen, also das merkt man auch. Und das ist da halt auch total schade, weil grade Irland so ein Land ist, wo die Pubs das Lebensgefühl darstellen. Also das ist einfach, jeden Tag ist da Live-Musik, der ganze Pub, alle singen mit stundenlang. Das ist wie eine allgemeine Chorprobe für jeden Abend, ist Wahnsinn, also das ist einfach richtig toll! Und da sind alle zusammen, alle haben Spaß, alle freuen sich, da prügelt sich auch keiner, das ist wirklich eine ganz tolle Kultur. Und da merkt man halt mit jedem Pub, der zumacht, dass ein Stückchen davon wirklich verloren geht, a was ich grade schon gesagt habe. Also da fand ich die beiden Extreme schon ziemlich deutlich zu sehen. Und ich war auch im August in Schottland und England und da war es zwar nicht ganz so krass wie in Irland, aber auch deutlich spürbar. Und auch die Engländer haben zum Beispiel über ein Drittel ihrer Pubs schon verloren und hatten zwischendurch auch eine deutliche Abnahme an Brauereien. Also man wird sehen, das ist wirklich nicht so einfach. Aber, wie gesagt, wenn man dann über den Teich rüber schaut, es gibt also noch Bierwelten, wo die Stimmung sehr positiv ist und das tut dann auch mal gut. Also da mal da zu sein, wo einfach nicht jeder auch solche Gedanken mit sich rumträgt, sondern wo wirklich die Gedanken eher sind, was mache ich als nächstes und womit begeistere ich meine Leute jetzt und was kann ich jetzt wieder Tolles tun und welche neue Idee habe ich jetzt. Also wirklich dieses ständige Vorangehen, das fand ich wirklich in Brasilien sehr augenscheinlich, oder auch in Mexiko, wo ich im Frühjahr war, das ist eine andere Ecke und auch schön. Also insofern, ein buntes Potpourri so ein bisschen und, ja, die alte Welt muss sich eben grade komplett neu finden und erfinden und das spürt man eben auch beim Bier.

Holger: So ist es, so ist es. Und deshalb kann man nur dazu aufrufen, geht raus, unterstützt die Gastro und versucht, eben einfach diese Bierkultur, die uns so lieb und teuer ist, Markus und mir, zu unterstützen, indem ihr es zelebriert und euch jeden Tag an euren Bieren, an euren Produkten, die ihr testen könnt und genießen könnt, erfreut, das ist wichtig. Und Bier ist halt get togehter.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 13 – Talk with Raf Meert, historian and „The Lambic Mythbuster“ from Brussels, Belgium

Raf Meert is actually an architect, but in his chest also beats a heart for history, especially the history of beer. Over years of painstaking work, he has developed a completely new view of the history of Faro, Lambic and Geuze. In the process, he uncovered many secrets and demystified myths and legends surrounding this fascinating beverage. Of course, you don’t just make friends with that, but Raf has a broad back and a huge amount of expertise, which he lets us share in today’s BierTalk…

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Zusammenfassung auf Deutsch:

Raf Meert ist eigentlich Architekt, hat aber eine Leidenschaft für die Geschichte des Bieres, insbesondere für Faro, Lambic und Geuze. In seinem Buch demystifiziert er Mythen und Legenden rund um diese Biere.

Meert erklärt, dass Lambic ursprünglich als Luxusbier in Brüssel entstand, im Gegensatz zu der verbreiteten Ansicht, es sei ein Bauernbier. Die frühesten Rezepte enthielten mehr Weizen als heute, und die Herstellung war damals anders als die moderne Lambic-Produktion. Interessanterweise bestand Faro vor Lambic, und das ursprüngliche Geuze war einfach ein älteres Lambic direkt aus dem Fass, nicht gemischt oder gemildert. Diese Erkenntnisse widersprechen vielen traditionellen Vorstellungen über diese Biere. Meert betont, dass seine Forschung auf historischen Archivdaten basiert und dass er keine Brauereien besuchte, um seine Informationen zu sammeln. Er erhielt positive Reaktionen auf sein Buch, vor allem von internationalen Lesern. Meert glaubt, dass das Verständnis der Lambic-Geschichte wichtig ist, um die Zukunft dieses Bierstils vorherzusagen​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we have a very special episode because we are together with Raf Meert and he is called the Lambic mythbuster. And that’s very interesting because he just issued a book. And maybe it’s the first one for a long, long time, which really goes deep into the Belgian beer culture and is not relating to the typical traditional stories you read in every other book. So that’s really very interesting. So now I’m curious what he will be telling me. To be honest, I bought the book, I could read about a third of it yet, because reading English is not so easy for me, but I’m getting through. And it’s really very interesting, and I would like to share most of it with you and also Raf will tell a little bit about what he found out. But maybe first you introduce yourself in a short way to the listeners that they know who is the mythbuster.

Raf Meert: So hello, everybody. My name is Raf Meert. I’m 33 years old. I have a master’s degree as an engineer architect. Today I also work as an architect and I am co-owner of a design office specializing mainly in designing public swimming pools, sport accommodations, school buildings. But actually I’ve been interested in history since childhood, primarily local history. And so at the age of 16, I started compiling my genealogy. And my roots on my father’s side are in the south west edge of Brussels, and also in the City of Brussels itself. And yeah, that’s where I started to get interested in history. And I also already research the history of feudal domains, archery guilds and breweries. And so throughout all these years, I became familiar face at the archival repro where they collect those archives and libraries. And so I built up an expertise for historical research in the village, the old village of Brabant also in the City of Brussels itself, in a very natural and informal way, actually. So today, this year, I think it’s my 26th year in archives. It’s what people call a passion. I need to go a couple of days in a year to those archives, going through old documents. That’s my passion.

Markus Raupach: So other people would say, it could have been such a nice life to have swimming pools and sun and maybe a cold beer and all easy. But you like to go deep in the archives and you don’t only drink beer, you also research about beer. But is there a beer like an initiation? Or where did you start drinking beer? Or did it also grab your attention?

Raf Meert: Yes, to make something clear, my main interest is the history. So I’m not into going to beer festivals, trying every new beer that’s on the market. But of course, I like to drink beer. At dinner or in a restaurant, I will prefer a beer over wine. So I really can enjoy a beer. But my main interest is history, as I told, that’s my passion. So when did I get into beer? Actually, my very first beer was a Lambic beer and I remember very well when I drank it. It was July the 15th 1988 on a dreary summer evening. I was eight years old back then. The occasion was the celebration of the 500th anniversary of the local archery guild, and they served raspberry and cherry Lambics from the now closed Alembus brewery here in the village of Schepdaal. So but to make clear the Alembus brand recently restarted, but the historic brewery site has recently been reconverted into lofts. So that evening of the celebration of the archery guild, my brother and I held some mischief and we were able to get our hands on a few glasses of fruit Lambics and we managed to escape our parent’s attention and we snuck to a quiet spot away from the crowds and our parents and empty our prize with great delight. So, at the end of the evening, our parents were surprised to find my brother and myself in a very happy and amusing state. So yeah, that’s my first memory to beer and it was the Lambic beer because I raised in the region of the Lambic beers. So I was born in Brussels and then I grew up in a village called Sint-Pieters-Leeuw. People who know the area a little bit, actually today it’s only a brand that’s left. But I grew up at, I lived at 100 meters from the brewery and then the warehouses. What’s also some of you may know a pub called The Smets van Nijmegen, so it’s traditional. But I don’t know, it’s a correct translation. We call it a brown cafe, brown cafe. So very authentic place and in that time my grandmother was born and raised. So yeah, I’m really into that area of the Lambic production. So it’s always been present in my youth, Lambic.

Markus Raupach: That’s great to hear. And I think it’s also good because now we know you liked Lambic from the first time you tried it. So you are totally out of the idea maybe you want to bash Lambic, so you really like it.

Raf Meert: That’s interesting that you mentioned that because people have sometimes difficulties, you call me the mythbuster. So I say this and this is wrong on Lambic history. But this has nothing to do with the beer itself. For me, it’s telling Lambic’s history correct. It’s for me showing respect for the beer and its history. That’s my main purpose, my main goal. I will not say Lambic is a bad beer, it’s not a good beer. That’s a complete idiot.

Markus Raupach: That’s totally right. And I’m also an historian of restoration and I’ve shared a lot about our traditional beer, which is lager beer in Bamberg. And the area around is more or less the home of that. And just few weeks ago, I had really another very new thing. I learned that lager yeast was not really coming and coming into my area, and then it was there. Now it was a strain, and this came and then it came together with the top fermenting yeast and then it formed, and what we have now today high potential lager yeast, which is a very big difference also in the storytelling, because now we have a link in between. And it’s also interesting, and also people look and think because it’s the same. There are lots of myths and ideas and stories and persons, historical persons, whatever. But maybe, in my view, the Belgium beer history is both old and young. Because if you think of Belgium, it’s a country, it started in maybe 1830 and then you had the bad days with the wars, where a lot of the beer culture was destroyed. And then we had the industrialization and we had the total renewal after World War II. And so everything was like a restart. And I think that made a lot of impact to the Belgium beer culture. And also, what would be interesting for me how it was before when we had more or less this greater Netherlands area, whatever, if there was, was it more a Belgium, or was it more Dutch or French Dutch or whatever, beer culture? So maybe, maybe you tell a little bit about what is the origin. So when would you say we can start to talk about Belgian beer?

Raf Meert: Oh, that’s not so easy question because I’m concentrated on Lambic beers, of course. But something particular is that you talk about Belgian beers, let’s say before mid 19th century, there was a way of defining bears in Belgium, the Netherlands during the Dutch period to make a distinction for beers by the place where they were produced. So every major city in Belgium, Flanders, had its own beer. And yeah, it’s explained by, the pure yeast didn’t exist at that moment yet, explained by the microbiologic environment of each city which was a little bit different. So you have the beers from Leuven beers, Lier, Antwerp. So they have, Mechelen disks, the city where I live now, people could order in a pub, a pub in Brussels, for example, people could order a beer, a Distas beer or a Leuven beer. Yeah, I know what you mean because today, Belgian beer has a certain status and quality level label in it. But I don’t think, for example, in the 19th century, that existed already, except once again for Faro Lambic. Those were beers that were exported even to America at the end of the 18th century. There are references of Faro Lambic in Paris mid 19th century. So, yeah, it was towards the Lambic beers, because, yeah, okay. Maybe it’s because I focused on that. But that’s for sure that Lambic beers were exported to other countries in Europe and overseas.

Markus Raupach: So we could say more or less, that the Lambics and Faro were the first very regional defined beers from what is today, Belgium. So because the other beers are just the top for many beers, which existed everywhere, depending on the water and depending on the yeast and depending on the raw materials. But Lambic was something special, which not existed in other places. Can we say this?

Raf Meert: No, no, it was something very, very, very special. It’s quite amazing or astonishing, surprising to transport exporters beers to America. That’s very, very early in history. So yeah.

Markus Raupach: So how did it start? So because when I read your book, you also say, what we today understand what is Lambic means maybe 30% of wheat and maybe the wood thing and whatever, it’s maybe a modern thing, but it’s not the original thing. So if I would ask you what was the start of this Lambic culture maybe also the place of the start. So, can you tell us a little bit about that?

Raf Meert: To me, that’s the major conclusion of my work to me. It’s always represented as a peasant bear. So that it actually came into being on the countryside. But as far as I can conclude from work in the archives, the earliest reference of Lambic, the name Lambic in the beer context is in the City of Brussels. And that may be difficult to understand because the mainstream theory about Lambic history, there has always been taught that the reference, the connection with Bruegel and his paintings and people working on the field, drinking large amounts of Lambic all day long, that image is not correct, related to the origins of Lambic. Where it was not a common beer, but very clearly a very luxurious beer that cost a lot of money and a worker or workman could not afford Lambic in large amounts, large quantity. So it’s very important to understand that 200, 300 years ago, there was a major distinction between beer for daily consumption on a basic ratio in a way to get enough calories to provide to work and beer that was drunk for pleasure, luxury beers, and so on. And so Lambic was part of that category of luxury beers. That’s something very, very important to understand how Lambic came into being.

Markus Raupach: What did the people drink normally? Which beers then?

Raf Meert: It was a beer that was called white beer. So it was a beer that was not cooked for very long, contained a lot of fermented sugars. Low alcohol, of course. Yeah, that was a very basic beer.

Markus Raupach: Was that what we call Faro now?

Raf Meert: No, that’s another myth or misunderstanding. No. You must understand that during almost the entire 18th century, Faro was the strongest beer brewed in Brussels. That’s why I say we totally need to rethink Lambic history. We need to look in a different way to Lambic history.

Markus Raupach: But there was a connection between Faro and Lambic? Or was it a totally separate beer?

Raf Meert: No, but it’s important to understand that Faro existed already before Lambic. And so in today’s view, the mainstream view, Faro is made from Lambic. So it’s lowered in alcohol. But originally first there was Faro and then beer was brewed stronger, and then they became Lambic. So until the mid 19th century, you can find recipes brewing Faro directly without brewing Lambic and then lowering it in alcohol. So the Lambic came into being. So there is an evolution during the 18th century of brewing beers stronger. Before 1700, there are no references of Faro in Brussels, in the Brussels area. And then at that moment, the strongest beer was called Double because the price, it was a regulated price in the box. And so people had to pay two stuivers for one jar, pot of that beer. So that beer was called Double. That was the strongest beer before 1700. Then first there’s Faro that was stronger than Double. And then at the end of the 18th century, there is Lambic that was stronger than Faro and stronger than Double.

Markus Raupach: So it more or less overtook the Faro. Yes, okay.

Raf Meert: Yeah, yeah, so Lambic is stronger than Faro. Yeah.

Markus Raupach: And guess is there any connection to the place of Lambic or to this airep distilling device, no.

Raf Meert: Distilling device, yes, but not to the village of Lambic, I don’t know, I don’t have any references of, early references because afterwards Lambic was brewed all around the countryside of Brussels. But the earliest references of Lambic as a beer is in Brussels, in the City of Brussels. So that to me, that Lambic village connection, it’s nothing more than a myth.

Markus Raupach: There may be people unhappy with that.

Raf Meert: Yeah, but yeah, that’s difference between myths and trying to reconstruct an historical reality.

Markus Raupach: Yeah, and what about the ingredients? Today we say it’s that quite big pot of wheat. Has that always been the case?

Raf Meert: No.

Markus Raupach: Okay, it’s not for me today.

Raf Meert: No, not the amount of wheat today. Actually, the most original recipes, the earliest recipes dating from 1800, there was even more wheat in it, double as much as today. So today they will say one third of a malted wheat, and two thirds of malted barley. But the most original recipes of Lambic were the opposite, two thirds of unmalted wheat and one thirds of barley malt. And so during centuries, years, the amount of wheat lowered.

Markus Raupach: That’s very interesting because, I heard an a talk of the brewer of Brasserie de la Senne, Yvan, and he said, Okay, maybe there is even a connection between the Berliner Weisse which existed in Germany, and the witch beer, which was in Belgium, because they were maybe similar. And if you look in the Berliner weisse history we also have a huge part of unmalted wheat, and also some sourness. And if we put away the idea of wood, they are really very close together. So maybe there’s, my idea was maybe everywhere they have been maybe more or less barley-based beer and wheat-based beer or mixed beers, whatever, and they evolved in some ways as with modern maltings, and all these things, now we have our today beer styles. But before that was more or less a cloud of beers, which not defined beer styles, because maybe people didn’t think about a beer style, they thought about a beer, which they made with their traditional idea. And if they had to change because there was another grain or whatever then they did, because they didn’t have any other ideas.

Raf Meert: But there’s something also very important what Lambic originally meant in beer history. That is its capability to storage. And so the beers mentioned the white beers, I don’t know how long they kept well. So you can say okay it’s the same ingredients, but all 19th century references will say the same, tell the same. They say do not touch Lambic for two years. You have to leave them in the casks for two years. And I don’t know the comparison to why beers, Berliner Weiße, yeah. It’s the same ingredients but it’s totally different beer I think. What was the purpose of that beer? Because maybe that’s something interesting because those white beers in Belgium came from the most famous is a region of Leuven. So there are references from the 19th century saying that during summer, Faro is too heavy, too strong to drink. So people in Brussels preferred those white beers from Leuven during summer months. So they were transported from Leuven to Brussels to drink it in summer months.

Markus Raupach: So there’s also a connection to sason then? Maybe? No.

Raf Meert: Yeah, yeah, but it was more refreshing. Those white beers were considered more refreshing during summertimes than, Faro was to contain too much alcohol.

Markus Raupach: And where did the name Faro then come from?

Raf Meert: To me Faro, there’s a reference to pharaoh meaning king. And if you can accept that Faro was the strongest beer brewed in Brussels 18th century then Faro was king of the beers. It referred to as strength to me.

Markus Raupach: It’s a nice new story. Maybe it’s true.

Raf Meert: I do not invent that. There are written sources, I think from 1825. The first one telling about.

Markus Raupach: And so, you would say the name of Lambic then is from the distilling device or is there any other?

Raf Meert: Yeah, because if you look at Lambic at the end of the 18th century, it distinguished itself from other beers by its clarity and its strength. So that are two qualities that are related to brandy distilled drinks. So I think that’s where the connection with the distilling device comes from.

Markus Raupach: But not the story about taxation and all these things which was also told that there was a special taxation on distilling devices and then that was taken over by the brewers and things like that. So, okay.

Raf Meert: I don’t think so, no.

Markus Raupach: Alright. And what about the wood? Was there always wood with Lambic?

Raf Meert: Yeah, because when it came into being there was nothing else than wooden casks.

Markus Raupach: So spontaneous fermentation was also always there.

Raf Meert: Yeah, but the difference is that they, if you look at all the references descriptions of the brewing process, they will always especially mention that no yeast was added. So from the coolship directly into the wooden casks. And yeah, that’s something that’s particularly mentioned with Lambic beers, if you look at old brewing manuals or books, something like that, yeah.

Markus Raupach: I was at Rodenbach some months ago, with Rudy and we saw the old cruise ship. And it has that very special shape on the roof, which he told me was made that you can open or close it depending on which beer you brew. And prohibiting an infection of the beer if you close that because of the special shape. Does that also add to the idea you think Lambic was?

Raf Meert: I did not find any references to that, no. I think originally, it was very primitive on the roof, nothing more than that. A wooden, also, we would have, the first cruise ships were wooden.

Markus Raupach: We also have these old wooden cruise ships here in the museum. Mostly they are round in the shape so and of course, what it contained whatever. So yeah, so maybe back to the process of your book. Did you first have the research results? Or did it come also a bit by writing? Or how did the research go? Did you go to the classic Lambic people and had the stories? And then you tried to pass them or how did that go?

Raf Meert: Somebody else we / I think it was two or three months before the release of my book. And I told him I’m writing a book about Lambic. And then he asked me interesting, which brewers did you visit? And I said none. Because to me finding information about history, you have to go to the archives, libraries. That’s where you can find information about the history. So as I told you in the beginning, my passion is that history research thing going to the archive. So I had an amount of, collected some information. So I got a clear view of that line. Okay, this is more or less how Lambic came into being, its history. But then actually, during the writing, I did some extra research because yeah, at the beginning, I did not know where I would end. And I never thought that I would write on it for three years. So I think, okay, it was something, in one year this is finished, but I think okay, it goes a little bit deeper in that and then yeah, okay.

Markus Raupach: And when did you realize that it’s a bit like a minefield, because of so many stories which are connected to today, breweries and brewers?

Raf Meert: There are three major parts in the book. One is about the myth busting, as you call it. So saying it’s an overview of what’s already written or told about Lambic, and then I give some comments on it. The second part is about the earliest final Lambic Gueuze. And then the third part with this, the largest part of the book, it’s about the evolution from the original beers to what it is today. And when I was writing that third part, to me it was clear when this is too much for one man. Because I made some categories where I described the evolution for example, the ingredients the production area, told about spontaneous fermentation, the time, what’s needed to obtain a good beer, a good Lambic beer. So then I realized this is too much. Because on each of those topics, you can write a whole book. And then I realized, Okay, I will give a sort of introduction in all those topics, and then it’s up to others to discuss it or do some further research or to put some entities against it, something like that.

Markus Raupach: Did you have reactions from the brewers, especially those who have their stories busted now?

Raf Meert: No, no. Actually, that may sound very strange to you, or people from abroad, but the interests in this particular aspect of Lambic, so its history, comes from abroad. Yeah, the books are shipped all over the world and people tag me on Facebook, Instagram, they write me personal messages to congratulate me or things like that. But yeah, nothing from Belgium, that’s how it is.

Markus Raupach: It’s a bit sad, but maybe it come.

Raf Meert: That’s how it is.

Markus Raupach: Yeah, one question you just mentioned the topic of Gueuze. Is the relation between Lambic and Gueuze also different to that what we normally think? Or is that true?

Raf Meert: Actually, I write in my book, Gueuze is as old as Lambic. The original Gueuze is just as old as Lambic, because the original Gueuze was nothing more than a Lambic straight from the barrel, nothing added, nothing mixed, not blended. Straight from the barrel with an age three to four years. And so yeah, that’s another, people have some difficulties. The most original Gueuze did not need a bottle. There are plenty of references in the book, stating Gueuze Lambic straight from the barrel.

Markus Raupach: So you could say the most original Gueuze is what we get today as a Lambic.

Raf Meert: You can discuss about the recipes because the amount of wheat was higher, there is also an aspect of the size of the barrels. There’s also the aspect of time. It’s very important, but let’s make abstraction of that. When you visit a Lambic brewer and you go in his barrel room, he goes to the barrel and he serves you a Lambic three to four years old. Nothing added, nothing special. That was the most original Gueuze. Because that’s about what does it mean Gueuze. So Gueuze was a prefix meaning not unprepared, not bland, not sweet and nothing done with it. Something like that. Unprepared.

Markus Raupach: So the historical Lambic was blended or mixed or whatever?

Raf Meert: Yeah.

Markus Raupach: So it was more or less the other way around.

Raf Meert: That’s because today the most I would say, the mainstream view on brewing is you needs to make perfect brews. Your brews may not contain any defaults. Things that aren’t correct in taste or things like that. So the mindset today is brewers have to make good brews in hygienic conditions, everything like that. But if you go to two hundred years back, for example, in time, brewers were not able to make and afterwards they had to remedy those beers. And that’s I call them the ancestor of today’s Gueuze blender. There was some, someone evolved making the beers better. Sweetened them, blended them, clarified them, something like that. There was another process between brewing and serving the beer. And so if Lambic during the two years ago, was blended or sweetened.

Markus Raupach: And when did the switch in these two topics come? Because that’s really interesting that we say, if originally, you had first Gueuze and then you made more or less Lambic out of it. Maybe you had to or you wanted to. And nowadays, it’s more or less the other way.

Raf Meert: Yes, maybe there’s a misunderstanding. So, Gueuze is also, the aspect of time is age. So as I told you earlier, Lambic was brewed and then kept two years in the barrel in the warehouse. At the age of two, the man who was responsible of the barrels, he tasted samples of every barrel and he decided what was the use of the barrel. So it could be blended into Faro, it can be blended and sweetened as Lambic do. So literally sweetened Lambic. It could be sold as what was called bière de coupage. So it was beer, Lambic that was mixed with top fermented beers. And then the last category was the Gueuze. So that beer was kept for another year or two years and that was also, in taste, the less sour assets Lambics.

Markus Raupach: And so it was also the highest quality beer and that may be the reason why it’s today also the highest quality beer.

Raf Meert: There will always be a Gueuze status of higher quality. I call it the resolver of the barrel roop.

Markus Raupach: Which is a nice idea. Great.

Raf Meert: Yeah. So some brewers dated at the end of the 19th century, only 5% of Lambic production makes it to Gueuze. And at that time, but then Faro, large among the Faro bière de coupage, sweetened Lambic, only 5% made it to Gueuze. The switch to the bottle that came into being at the end of the 19th century. So what we call today, traditional Gueuze with the blend of the different ages, that’s a new definition, I would say, at the end of the 19th century. When there was a lot of concurrence by the German lager beers and the English specialty beers. So then in Brussels, the Lambic brewers needed to come up with something new or special and in that period, circumstances Gueuze, what we call today traditional Gueuze, was born or raised. Maybe it already existed. But then that was its breakthrough.

Markus Raupach: Last question about the history thing. Was there a time when it went out of business? And a specific time when it came back? Because as I learned it, it more or less vanished in the 1960s, 70s and then there was…

Raf Meert: I think that, yeah. The beginning of the 1990s, that was really the worst period for those last remaining Lambic brewers and benders.

Markus Raupach: And then it was more or less Frank Boon and the brewery he took over which put it back on the map? Or was it a bunch of people?

Raf Meert: Yeah, I think a bunch of people. Because you have also Cantillon, Jean Pierre always continued, Lindemans also always continued brewing. But the thing is, it was very local. Lambic was drunk most of the local. As I remember from childhood, it was something to me in my memory, it was a glass of nostalgia. It was drunk at special occasions, village festivals, kind of. But in my memory it was not drunk every day.

Markus Raupach: And it was connected with historical brewing processes I think. So still event venue are at Lindemans and you see this medamin construction where they make the brewing or so the old parts of the Boon brewery are in Cantillon, it’s more like a living museum. So that’s really also something connected to old methods of working, brewing.

Raf Meert: To me that something’s very special when you’re referring to the / it’s almost disappeared. You can also look at it as in there were no means or no money to invest. And that’s why we still have those old brewing installations. You can look at it in a different way. But today, it’s something special. That’s true.

Markus Raupach: It’s also very similar to some of our countryside breweries, which are more or less still looking like in the early 1900s. But also, if you go to England, I think this is especially impressive, because in Germany, for example, but I think also in Belgium or France, we had so much destruction during the wars, that they had to rebuild also breweries and they had to invest and innovate and whatever. But if you go to Great Britain and you go to the old England countryside, there are so many breweries which are more or less untouched the last 100, 150 years and they’re still brewing the old way. And then for them, it’s just normal. That’s a very, very big difference to what we find in Central Europe, I think.

Raf Meert: That’s how the idea came into being that Lambic originated on the countryside because that was a situation in the 1970s. I made a map in my book, I think, there were at that moment 24 breweries and blenderies on the countryside and only two or three in the what was then called the agglomeration of Brussels. So Brussels city and 18 suburbs, communities. So yeah, actually by the old Lambic breweries were pushed out of Brussels by making the city more modern, beautiful, things like that. And yeah, that’s why the most authentic breweries are on the countryside today, despite Cantillon, of course.

Markus Raupach: Maybe last question about the book. If I would ask you, what are your three most interesting things in looking back on your work, on your research, what would you say? What are your top three?

Raf Meert: The first thing is, I just said we have to rethink the original Lambic as the peasant’s beer. To me, that’s a completely full idea. Then the second thing, the most original Gueuze, I’m quite certain about that what the definition of that was. And then the third thing, that’s something that I call, you can predict future by looking into the past because history goes up and down. And so today Lambic is back on these sites. But that means that there must go down again. So yeah, that’s something that’s / if you’re looking to history, you can predict the future. That’s what I call that.

Markus Raupach: So you would not recommend to buy shares of Lambic producers now?

Raf Meert: No, no, no. It’s not about that. Now it’s in high demand. Then there will be, if you look into the past, of course. Then there will be an overproduction and then there will be some difficulties to maintain the business. And then, if you look into the past and quality lowered, they did some changes to the production process, and that’s interesting to look how that will evolve in the next, I don’t know, 10 years, 20 years.

Markus Raupach: I think a little bit of that you already see because the prices are varying a lot and also, they are arguing a little bit about that amongst the Lambic producers. And also the idea where’s the original and all these things and new producers which come from.

Raf Meert: If you look at the past month, I think, that of course, they were preparing their releases and things like that. I think, three or even more, larger and smaller Lambic producers. So yeah, we will see what the future will bring.

Markus Raupach: So also the future will bring a new edition of your book with another chapter or something like that.

Raf Meert: Yeah, maybe. Or another topic, completely different historical topic. That will also be nice, I think.

Markus Raupach: Normally, I invite my interview partners to come to Bamberg and to look around. But I think I don’t invite because you destroy our nice myths about our lager beer. No, just joking. Of course you are invited.

Raf Meert: That’s what I told you at the beginning. If you want people to respect what you’re doing, your story, the beers you’re making, especially when it’s an historical beer style, then you also need to respect history. It’s nothing more than that.

Markus Raupach: And I think it’s two ideas of the same thing. So because I’m more historian than beer enthusiasts. So of course, I love beer, and I like beer, and I drink beer and whatever, but I’m not the guy who has to go everyday to the pub and drink five or six beers or whatever. So for me, it’s also more something I like to work with. But I’m more or less work with. But on the other side, of course, normally it’s you look in archives and look for history. But sometimes you have breweries who have a beer, and they need a history. And then it’s more like a commercial work. Then you find or you create history and make a nice story for the beer itself, which is a different way. But that’s also something I was very interested that you mentioned it in the book, because there are many stories in the beer world which only exist because someone like me, maybe, wrote a nice history about a beer before and other people now think that’s real and that’s the original history. And it’s hard to decide which is a makeup and which is an original thing.

Raf Meert: We’re living in difficult times. A few years ago, nobody had heard of something like fake news. Who’s to believe today? That’s really a problem. Where do you find the correct information? The internet?

Markus Raupach: No, that’s also as Wikipedia is something you can change. It’s not so and it is used as other things too. And I think also in the beer world, when we have this old website RateBeer, which was always like a reference, and then it was taken over more or less by a company and then people don’t trust it anymore. So it’s hard. But I think that’s another topic. So if people want to buy your book, they find it at the normal stores like Amazon and or?

Raf Meert: No, only at Cantillon and Drij Fonteinen for this moment, and then there is some interest from distributors, importers in different countries. But I don’t have a complete list of all of them.

Markus Raupach: But there is a website of you where we can contact you?

Raf Meert: Yeah, I need to finish the website. But there’s the Instagram page or Facebook page. And yeah, the book is on the webshop of Cantillon Drij Fonteinen.

Markus Raupach: Okay, so we will put these links in the show notes. And the website, is that Lambic1801?

Raf Meert: That was Lambic1801. That was my research project. But now I have another, LambicUntamed.com. But that’s not the name. It’s in the book, in the first page in the book. But yeah, there’s nothing on it so I need to finish it.

Markus Raupach: Not yet. But this podcast will stay on the internet for a while, so we can update the show notes and we will put it in. So thanks a lot for your time, for the information. And thanks a lot for your work and for the respect and also for the toughness to go through that. And for the interest for beer. So for me it’s a very great thing and I will finish the rest of the book and will be happy to learn new things and maybe we come back to you at another occasion and keep on talking about this fantastic beer and its fantastic history.

Raf Meert: Okay.

Markus Raupach: Bye.

Raf Meert: Bye.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 99 – Interview mit Stefan Hör, Bierforscher an der TU-München und Bier-Sänger aus Leidenschaft und Überzeugung

In Stefan Hörs Brust schlagen gleich zwei starke Herzen – eines fürs Bier und eines für die Musik. Während letztere erstmal nur Hobby bliebt, machte er den Gerstensaft zu seinem Beruf, studierte Brauwesen, arbeitete in einer Brauerei, erfand ein eigenes Kreativbier und ist mittlerweile an der TU München in Weihenstephan gelandet, wo er sich vor allem um die Aspekte des Einflusses von Klima und Wetter auf die Braugerste kümmert. Die Sangeskunst ließ ihn dabei allerdings nicht los. Sie führte Stefan erst zum semiprofessionellen Chorgesang und dann schließlich auch zu Solorollen in Musicals und klassischen Konzerten. Grund genug, seine beiden Leidenschaften zu vereinen und mit dem Programm „Liedkunst trifft Braukunst“ in neue Welten vorzustoßen. Logisch, dass die Abende schnellstens ausverkauft waren – und logisch, dass wir uns mit ihm darüber unterhalten wollten…

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir was ganz Besonderes, mal wieder, aber wirklich, weil wir tatsächlich Sachen verbinden, die auch mir persönlich sehr am Herzen liegen. Also ich glaube, ich habe es schon mal in der ein oder anderen Folge erwähnt, ich habe eigentlich Zeit meines Lebens in irgendwelchen Chören verbracht, viel Musik gemacht und mir auch immer wieder überlegt, wie ich diese Leidenschaft mit Bier und Musik zusammenbringen kann. In Teilen haben wir das auch schon geschafft, aber nicht auf die Art und Weise, die ich besonders cool finde. Und jetzt habe ich endlich jemanden gefunden, der das wirklich macht und mit dem können wir uns jetzt unterhalten, wir sind in Weihenstephan und haben den Stefan Hör am Telefon beziehungsweise am Mikrofon. Und, ja, Stefan, vielleicht stellst du dich erst mal ganz kurz den Hörern vor, damit sie wissen, mit wem wir es zu tun haben.

Stefan: Ja, sehr gern. Genau, ich bin der Stefan Hör, studierter Brauingenieur und aktuell Wissenschaftler in Weihenstephan, beschäftige mich da mit Braugerste und, ja, wie sich die Aufwuchsbedingungen, also das Wetter beim Wachstum der Gerste dann auf Eigenschaften der Braugerste auswirkt und wie das Ganze dann auch mit der Brauereitechnologie zusammenhängt. Also bin eigentlich hauptberuflich wissenschaftlicher Mitarbeiter und teile gleichzeitig die große Leidenschaft, die der Markus grad von sich auch beschreibt, ich habe seit jeher total gern gesungen in vielen Chören und habe irgendwann in meinem Leben beschlossen, dass auch professioneller zu machen. Und bin über den bayrischen Jugendchor gekommen zum professionellen Singen und habe viel Gesangsunterricht erhalten, habe auch mal überlegt, Gesang zu studieren, letztendlich habe ich das immer so nebenher gemacht. Und jetzt ist neben meiner wissenschaftlichen Tätigkeit im Brauwesen, das zu einem Nebenlebensinhalt geworden, nämlich, ja, Konzerte zu veranstalten, bei der ich klassischen Gesang mit einer Bierverkostung verknüpfe. Und, ja, versuche, den Menschen hier einerseits, ja, die Musik näherzubringen, die ja viele Leute gar nicht mehr kennen, klassische Kunstlieder, wo der Fokus drauf liegt und auf der anderen Seite ihnen aber auch geniale Biere näherzubringen. Also wirklich Biere, die in meinen Augen umwerfend sind und die die Leute einfach mehr trinken sollten und kennenlernen sollten.

Markus: Ja, also das klingt wirklich traumhaft. Und ich finde auch das einfach toll, dass man zu den Sinnen, mit denen man Bier oder Musik wahrnimmt,  eben noch die ganzen anderen dazu bauen kann, um das dann zu einer Einheit zu machen und das, ja, werden wir uns bestimmt gleich unterhalten. Allerdings, vorher wollen wir dich vielleicht noch ein bisschen besser kennenlernen und jetzt hast du gesagt, du bist Wissenschaftler, Brauer, Braumeister, studierter Brauer. Wie kommt man denn dahin, also bist du schon als Kind rumgelaufen und hast deinen Eltern gesagt, also wenn ich was mache, dann ist es Bier oder wie hat sich das entwickelt?

Stefan: Das ist eine tolle Frage, da denke ich selber immer mal wieder zurück, weil es gibt immer wieder den Moment, wo ich mich frage, wie kam es denn eigentlich dazu? Es ist ja doch ein bisschen was Verrücktes, wenn man sagt, man forscht letztendlich am Bier, ja. Aber das habe ich schon im Grund, also ist nicht so, dass ich aus einer Familie komme, in der extrem viel Bier getrunken wurde oder gar aus einer Brauerei, nee, das war gar nicht der Fall, meine Eltern haben eigentlich tatsächlich relativ wenig Bier getrunken. Das ist, ich bin zum Bier gekommen, wie viele andere auch, so im Alter zwischen 14 und 16 mal das cool finden und probieren und dann viel Bier trinken. Und letztendlich habe ich mein Abitur gemacht in Sankt Ottilien, war da an einem humanistischen Gymnasium, wo auch viel Musik gemacht wurde, das war sehr schön. Habe Abitur auch in Latein und Altgriechisch gemacht, ja, komme eigentlich da aus einem ganz anderen Eck und habe erst nach dem Abitur, wo man sich dann mal überlegen sollte, was man aus seinem Leben macht, tatsächlich angefangen, mich ganz intensiv mit Bier auseinanderzusetzen. Und da ist mir aufgefallen, dass das einfach ein umwerfendes Produkt ist, weil es so einen unglaublich komplexen Produktionsprozess hat. Also mich hat zum Bier, neben dem, dass ich es gern getrunken habe, eigentlich im Wesentlichen das gebracht, das Bier zu verstehen, ja, ein hochkomplexes Ding ist, ja. Also muss man von vielen Naturwissenschaften was verstehen, man muss die Physik verstanden haben, wie Anlagen funktionieren, ja. Man muss verstanden haben, wie die Natur funktioniert, ja, wie Gerste wächst, dass da Stärke drin ist, dass die dann im Prozess zu Zuckern umgebaut wird, die dann vergärt werden können, ja, dass man auch die Biochemie eben dahinter versteht. Also man hat so ganz viele Elemente, die man braucht, um dann letztendlich in einer große Brauerei, reproduzierbar, ein gleiches Bier hierstellen zu können. Und dieses Faszination für dieses Naturprodukt, dass wir ja dank dem Reinheitsgebot einfach hier haben in Deutschland, ja, das es nicht mit technischen Enzymen irgendwie gemacht und immer gleich, sondern es ist immer die Herausforderung, jede Ernte ist anders, sowohl vom Hopfen als auch von der Gerste und der Brauer versucht damit, trotzdem immer irgendwie eine gleiche Richtung hinzubekommen, und das hat mich unglaublich fasziniert. Also wie es dazu kam jetzt, ich habe nach dem Abitur, ja, Lust gehabt, Bier zu verstehen, habe dann selber Bier gebraut, wie das viele ja auch so in der Küche machen und war Hobbybrauer und da habe ich gemerkt, wow, da steckt viel dahinter. Und bin dann in eine Augsburger Brauerei ins Praktikum gegangen, einfach so zum Spaß und habe gemerkt, das ist toll, das möchte ich machen. Habe dann über die Brauer dort herausgefunden, dass man das in Weihenstephan studieren kann und dann habe ich gleich gesagt: „Ja, das mache ich“, weil das so viele Dinge vereint, ja, es ist nicht nur Physik. Ich habe tatsächlich auch überlegt, mal Medizin zu studieren oder auch Lehramt so. Es ist so, man hat so von allem etwas dabei und das war es letztendlich, wo ich gesagt habe: „Das mache ich.“ Und, genau, dann war ich in Weihenstephan und habe das Studium leider in den ersten zwei Semestern ganz gegenteilig empfunden, wie es dann später wurde. Da waren wirklich nur trockene Vorlesungen über die einzelnen Themen, die ganzen Grundlagenwissenschaften und letztendlich war es ganz wenig zum Bier, das man tatsächlich über das Bierbrauen etwas lernt oder gar selbst macht, ja. Und das habe ich dann zum Glück kompensiert, weil ich gleich zu Beginn gleich, vom ersten Semester an, meine Heimbrauanlage mit nach Freising gebracht habe und die auch weiterentwickelt habe und da einfach selber experimentiert habe. Und ab dem dritten, vierten Semester wurde das dann auch viel besser, da ging es dann auch viel tiefer in die Materie und dann wusste ich auch, dass ich hier am richtigen Platz bin. Genau, also so ist mein Bierwerdegang gewesen. Und ich habe viele Praktika während des Studiums gemacht, auch im Anlagenbau bei Firmen, die Brauereien bauen. Ich habe ein Unternehmen gegründet mit zwei Freunden zusammen, während des Studiums, wir wollten ein Champagner-Bier brauen und das auch verkaufen. Das haben wir auch gemacht, das hat ganz gut funktioniert. Irgendwann ist doch nicht so viel Geld rausgekommen, wie wir das uns erhofft hatten, also wir konnten einfach davon faktisch nicht leben, haben viel draufgezahlt und irgendwann ist das Projekt auch dann verabschiedet worden. Und nach dem Studium habe ich dann tatsächlich auch, weil, es hat sich einfach so ergeben über einen guten Freund, der eine Gastbrauerei betrieben hat, da habe ich dann tatsächlich ein Jahr auch eine Gasthausbrauerei geschmissen als quasi Braumeister, obwohl ich also Ingenieur war, also als Ingenieur abgeschlossen hatte, hatte ich da einfach Lust drauf, ein Jahr nochmal wirklich auch das Handwerk zu leben auch in einem richtigen Betrieb. Und, ja, das war dann viel Pendelei und so und aus privaten Gründen habe ich dann gesagt: „Ich will wieder nach Freising.“ Und hatte da dann auch die Möglichkeit, am Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie, wo ich ja ursprünglich studiert hatte, auch in der Forschung dann einzusteigen und hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter mich mit eben den Gerstenthemen zu beschäftigen, dass ich bis heute eben noch mache.

Markus: Ja, Wahnsinn, das ist ein richtiges Panoptikum gewesen, was du da jetzt so ein bisschen aufgespannt hast und auch wirklich sehr spannend, also vielleicht solltest du auch mal irgendwann ein Buch schreiben. Und auch tatsächlich wieder so ein paar Sachen, die mich auch getriggert haben. Also ich hatte eine Studienkollegin, Angi hieß die und die war auch in Sankt Ottilien, hat da auch gelehrt. Und ich habe also ihren Freund, der war auch in Bamberg an der Uni, das war wiederum ein sehr guter Freund von mir und die beiden haben dann geheiratet. Und da waren wir dann da unten und die haben in der Kirche geheiratet und ich habe damals auf der Empore oben gesungen, das war schön. Und ich finde auch das ganze Ambiente da unten, das ist einfach unschlagbar schön. Also da kann ich auch gut verstehen, dass man dann gerne in Bayern bleibt und das einfach genießt, auch dieses drum rum oder die Landschaft ist doch einzigartig!

Stefan: Ja, wer Sankt Ottilien kennt, also für die, die es vielleicht nicht kennen, das ist ein Benediktiner Koster eigentlich, in der Nähe von Geltendorf, ja, im Landkreis Landsberg ist das, glaube ich, schon gelegen, also, ja, ein Stück von München weg, aber mit der S-Bahn noch zu erreichen. Und da gibt es eben in klösterlicher Tradition auch eine Schule, die jetzt heutzutage mit dem Kloster nicht mehr viel zu tun hat, das ist ein ganz eigenständiges Gymnasium. Und das ist aber wirklich eine, wie du richtig sagst, eine Oase tatsächlich so ein bisschen, also hinter Klostermauern, ja. Das ist eigentlich ein riesen Anwesen, das ist eigentlich ein Dorf, muss man sich vorstellen, auch mit Landwirtschaft und Klosterladen und einem großen Obstgarten, also es ist eigentlich ein eigenes Dorf, das sich irgendwie selbst verwaltet, ja, und da gab es eben auch die Schule, die ich besucht habe. Und es stimmt, ja, ich war da abgeschieden von Großstadt und teilweise mit Blick auf die Alpen bei schönstem Wetter. Es gab den Weiher direkt neben der Schule, wo man dann als Jugendlicher Bier getrunken hat und einfach das genießen konnte, auch die Ruhe. Also, ja, das stimmt, jetzt im Rückblick, wie du richtig sagst, das war total schön, ja.

Markus: Ja und ich finde, das prägt auch so ein bisschen, gibt auch ein bisschen Ruhe vielleicht auch und ein bisschen Ehrfurcht auch vor der Natur, was ja letzten Endes beim Bier auch wieder mit reinspielt. Und ich denke mal und muss auch sagen, ich habe auch Altgriechisch im Abitur gehabt und auch das ist schon, also ist einerseits Exotisch, aber ich fand auch, es hat viel Grundstein gelegt, auch Dinge zu sehen, auch ein bisschen, da ist ja alles, was die moderne Philosophie denkt, wurde damals ja auch schon gedacht. Und das ist total spannend eben zu sehen, wie die Menschheit dieselben Themen immer wieder angeht und auf verschiedene Art und Weisen löst oder nicht. Und insofern also, ja und außerdem, der Altphilologe trinkt natürlich auch gerne mal was und da vielleicht die Frage, kannst du dich noch erinnern, was so dein erstes bewusst getrunkenes Bier war?

Stefan: Ich glaube tatsächlich, dass mein erstes Bier, dass ich bewusst habe, ja, das war höchstwahrscheinlich ein Augustiner in der Grotte in Sankt Ottilien. Das war quasi der Ort, wo sich die Internatler und auch die sonstigen Schüler da getroffen haben, um abends zu feiern oder zusammenzusitzen, erst zusammenzusitzen, dann oft feiern, nennen wir es so. Und ich bin mir tatsächlich nicht mehr ganz sicher, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es ein Augustiner war, ja.

Markus: Ja, bei mir war es damals das Maß U im Biergarten mit meinen Eltern. Aber ich muss sagen, Augustiner habe ich auch eine spannende Erinnerung. Und zwar waren wir mit dem Griechisch-Leistungskurs in München, um dort ein Theaterstück in der Aufführung anzuschauen, ein altgriechisches Stück, zwar auf Deutsch, aber halt von einem altgriechischen Autor und waren dann abends bei dem Professor eingeladen, und da gab es dann auch Augustiner Edelstoff für alle. Das war mein erstes Mal, dass ich das so bewusst getrunken habe, also spannend, aber egal. Du hast auch deine Biermarke erwähnt, das war ja das Cerevisium 1516, fand ich total spannend, muss ich sagen, auch diese Idee, eben so ein Champagner-Bier zu machen. Und ich weiß nicht, ob du magst, aber ich fänd es ganz interessant, da nochmal ein bisschen rein zuhören, also wie ihr auf diese Idee kamt und wie ihr mit der Hefe da so hingekommen seid und wie sich das so entwickelt hat. Also nur, wenn du möchtest natürlich.

Stefan: Ja, sehr gern, können wir schon einen kleinen Ausflug machen. Also wir waren drei Studenten, die sehr ambitioniert Brauwesen studiert haben, wir haben allesamt, der Daniel, der Donatus und ich. Damals war sogar noch ein Koreaner dabei, stimmt, der Thesun, der erste koreanische Diplom-Braumeister, der in Freising, hier in Weihenstephan ausgebildet wurde. Und wir haben uns so vom abendlichen Biertrinken in Freising schon ein bisschen gekannt und wussten voneinander, dass wir alle pensionierte Hobbybrauer sind und sind uns da schon begegnet und habe da die Leidenschaft geteilt. Dann gab es hier in Weihenstephan, das gibt es bis heute, den sogenannten Innovationswettbewerb für Getränke und Lebensmittel und irgendwie hatten wir alle Lust, weil wir einfach was Neues machen wollten, an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Und im ersten Jahr des Wettbewerbs habe ich mit dem Daniel zusammen schon teilgenommen, wollten wir ein Bier machen, das ein bisschen mehr eine andere Zielgruppe, ein bisschen das weibliche Geschlecht anspricht, weniger bitter und so, das haben ja auch schon viele versucht. Da waren wir noch nicht erfolgreich in dem Wettbewerb. Die andere zwei, der Donatus und der Thesun waren ein eigenes Team, sie waren auch nicht sehr erfolgreich. Und irgendwann nach diesem ersten Wettbewerb haben wir gesagt: „Komm, lass uns zusammentun und was wirklich Großes machen.“ Also in dem Alter, mitten im Studium hatten wir einfach auch Lust, wirklich das ganze Wissen, das wir jetzt hier frisch präsentiert bekommen, auch anzuwenden. Und dann kam uns die Idee, weil Donatus, bis heute ein sehr guter Freund, auch Connections in die Winzer-Szene hatte, er hat einen Onkel, der ein Weingut betreibt an der Mosel und der auch einen tollen Winzer-Sekt macht. Und irgendwie kamen wir auf die Idee, warum nicht ein Bier versekten, ja und, ja, letztendlich dann einfach ein Bier-Champagner zu machen. Also zu versuchen und das ist daraus resultiert, die zwei ältesten Gesetzestexte, die es zu Lebensmitteln gibt, zu vereinen, das ist einmal das Reinheitsgebot und die Gesetzesgrundlage für, wann man etwas Champagner nennen darf von 1800-ich-weiß-nicht-mehr-genau, die Sachen zusammenzubringen. Also ein Getränk zu machen, das nach Reinheitsgebot gemacht ist und alle Regeln eben einhält, die traditionell für die Champagner-Herstellung gelten. Und um das zu realisieren, das war schon ein großes Unterfangen. Das war tatsächlich, auch im Rückblick, zu kompliziert, weil das nicht so einfach geht, ja. Bier hat seine eigenen Eigenschaften, Wein hat seine eigenen Eigenschaften, das zu koppeln, ist tatsächlich schwierig, aber wir haben es probiert und das hat gar nicht so schlecht funktioniert, ja. Sprich, das Ziel war es, ein Bier zu brauen, das faktisch Bier ist, aber ganz große Qualitätseigenschaften auch des Champagners hat oder, Champagner dürfen wir nicht sagen, weil es nicht in der Champagne gemacht ist, aber nach der Methode, mit der man Champagner macht. Und da eben über zehn Prozent Alkohol ins Bier rein zubekommen, dem auch eine ordentliche Säure zu geben und vor allem eben die Spritzigkeit und die Perlage, wie man so schön sagt, auch das zu realisieren. Und nach vielen, vielen, vielen Versuchen auf unseren Brauanlagen, die überall in Freising verteilt waren, ist uns das in Zügen auch gelungen. Und mit dem Zwischenprodukt, das es damals noch war, sind wir dann im Folgejahr bei dem Innovationswettbewerb angetreten und haben den dann auch prompt gewonnen. Und da waren wir dann super motiviert und haben einfach gesagt: „Okay, wenn jetzt schon hier die Jury sagt von Brauwissenschaftlern, da waren es noch Leute aus der Industrie da, dass das hier, ja, das zukunftsträchtigste Produkt ist, dann machen wir das jetzt richtig.“ Und haben ein Crowdfunding gestartet, haben über das Crowdfunding, ich glaube, 14.000 Euro damals gesammelt, haben davon Gerätschaften gekauft, mit denen wir das Bier dedorgieren können, also letztendlich die Hefe nach der langen Reifung zu entnehmen und einen Sektkorken draufzumachen und so. Marketingkonzept überlegt, viel Klinkenputzen gegangen und haben dann da über drei Jahre, parallel zum Studium, das aufgebaut, auch Kunden gewonnen, wir waren bis in der 3-Sterne-Gastro unterwegs. Um dann letztendlich aber irgendwann zu merken, dass der Aufwand, dieses Produkt herzustellen, also da kann ich jetzt nicht ins Detail gehen, da könnten wir drei Stunden drüber reden, wie letztendlich der Brauprozess dahinter ausschaut, dass der einfach zu aufwendig ist, als dass man damit ein Produkt herstellen kann, dass so viel abwirft, dass man davon leben kann. Also letztendlich war in jeder Flasche über eine Stunde Handarbeit drin, weil man auch von Hand etikettiert und von Hand rüttelt und wie man das eben auch macht und der Preis dann so hoch ist, dass das einfach zu wenige Leute kaufen, als das es rentabel gewesen wäre und so hat das ist das jetzt grade am auslaufen. Wir haben noch ein paar Flaschen dann gemütlich jetzt auch die letzten vier Jahre immer noch weiterverkauft an den Stammkundenstamm und jetzt ist da auch alles verkauft. Und jetzt wird das, ja, wir haben einfach auch keine Zeit mehr, weil wir alle unsere Berufe haben. Und von dem her war das eine tolle Sache, das auszuprobieren für uns, wir haben da extrem viel gelernt, auch wie der Markt funktioniert und wie der Biertrinker funktioniert und auch der Weintrinker oder der Winzer-Sekt-Trinker. Genau, es war eine tolle Zeit und wir sind extrem dran gewachsen, alle miteinander.

Markus: Ja, also super spannend war es auf jeden Fall. Ich kann mich also noch erinnern, dass ich es getrunken habe, ich kann mich nicht mehr, leider Gottes, so richtig an den Geschmack erinnern, aber faszinierend fand ich es auf jeden Fall, auch von der ganzen Machart her und von der Aufmachung her. Also falls irgendwo noch ein Fläschchen rumliegt, können wir gerne nochmal eine BierTalk-Fortsetzung machen und können das mal live verkosten, vielleicht auch eine interessante Geschichte. Vielleicht eine Frage dazu noch, in Weihenstephan war ja auch das Infinium beheimatet, gab es da irgendwelche Parallelen oder war das total separat voneinander?

Stefan: Das war total separat, das Infinium war ein paar Jahre früher, soweit ich das richtig weiß. Und es waren schon, also es gibt Parallelen, weil es letztendlich dann als Champagner-Bier irgendwie vermarktet wird, aber technologisch ist es ein großer Unterschied. Also wir haben deutlich mehr Alkohol rein bekommen und wir haben das nicht im Tank gemacht, sondern nach traditioneller Flaschengärung, Flaschenreifung und eben handgerüttelt und handdegorgiert, so wie das eben bei teuren Champagnern der Fall ist oder bei teuren Winzer-Sekten. Genau, also das ist auch letztendlich vom Endprodukt, natürlich von der Marketingrichtung und von der groben Ausrichtung, da was Spezielles zu machen, sehr ähnlich, aber auch geschmacklich, wie auch vom Prozess, hat sich deutlich voneinander unterschieden.

Markus: Ja, aber zumindest diese Idee zu sagen, man versucht mal bei einem Bier so in die Champagner-Richtung zu gehen oder überhaupt diese Dinge zusammenzubringen, wie du es grade schon gesagt hast, das finde ich eine ganz faszinierende Sache. Und da habe ich jetzt ein bisschen wieder so kennengelernt bei meinen Reisen nach Italien, wo ja das Grape Ale ziemlich stark jetzt grade aufkommt, also die Mischung aus Bier und Wein in verschiedenster Form, also sei es jetzt wirklich eine gemeinsame Vergärung oder das man Trauben nimmt oder Saft oder Trester oder wie auch immer. Und da gibt es durchaus auch Beispiele, dass das wirklich in so eine extrem aromatisch feine spannende Sekt-ähnliche Richtung geht, auch optisch. Und ich glaube, da kann man schon auch Leute wirklich abholen und begeistern, die jetzt mit so einem normalen Bier vielleicht nicht so viel anfangen können. Also zumindest, glaube ich, habt ihr schon Leute neu in die Bierwelt damit gebracht oder, wie war das Feedback so?

Stefan: Ja, tatsächlich unterschiedlich, wie es ja immer so ist. Wir haben bis heute wirklich Fans, die auch regelmäßig schreiben und sagen, sie brauchen wieder was und wollen wieder was verschenken oder brauchen es für irgendeinen besonderen Anlass. Wir haben auch noch einen Gastronom in Berlin, der immer wieder nachfragt, jetzt grade aber tatsächlich ausverkauft blöderweise. Aber es gibt auf der anderen Seite, gab es auch, also ich erinnere mich noch sehr gut dran, dass wir auf dem Presseball in Berlin einen Stand hatten, um das Produkt, ja, zu vermarkten irgendwo und da präsent zu sein in der gehobenen Szene, dass da ganz viele Leute gekommen sind, was heißt viele, es waren Vereinzelte, die es probiert haben und gesagt haben: „Das hat ja mit Champagner gar nichts zu tun, das kann man ja gar nicht trinken“, so. Also die Leute gab es natürlich auch, ja. Es ist ja immer auch die Frage, mit was vergleicht man es oder vergleicht man es überhaupt? Und das ist, glaube ich, genau der Punkt bei Bier generell oder bei vielen Lebensmitteln, auch im Leben, wenn wir jetzt gleich hier philologisch drüber philosophieren wollen, manche Dinge sollte man einfach gar nicht vergleichen, sondern sie so hinzunehmen, als eigenständige Gattung irgendwie sehen und dann dahingehend einfach auch bewerten. Aber, ja, es gab Leute, die sind bis heute fasziniert und natürlich auch Leute, die das nicht so toll fanden.

Markus: Ja, ich denke, der Vergleich verbietet sich auch einfach, weil es ja so ist, dass man quasi Werkzeuge nimmt, also Herstellungsverfahren, Hefen, was auch immer, aber damit ja trotzdem ganz anders arbeitet. Und dementsprechend dann, man kann jetzt ja auch schlecht sagen, was weiß ich, von zwei verschiedenen Goldschmieden, die produzieren ja auch ganz unterschiedliche Sachen und deswegen sind die ja auch gleichwertig jetzt unterm Strich, obwohl sie jetzt anders ausschauen.

Stefan: Genau.

Markus: Aber, gut, wirklich anderes Thema. Bevor wir zur Musik kommen, also keine Angst, ich vergesse das nicht, aber ich wollte vorher noch so ein paar Sachen einfach, die mich auch noch so interessieren, dich fragen und der letzte Punkt ist sehr, du beschäftigst dich ja jetzt ganz viel mit dem Thema Klima und die Auswirkungen eben auf die Gerste jetzt in dem speziellen Fall, aber sicherlich hast du da bei den anderen Rohstoffen ja auch so ein bisschen Überblick. Und da würde mich mal interessieren, weil es für mich auch so ein Thema ist, mit dem ich mich in letzter Zeit viel beschäftige, wie ist denn dein aktueller Stand, also mit den aktuellen Entwicklungen grade im Bereich des Klimawandels, dass es wärmer wird, dass es trockener wird? Wie siehst du denn so die Zukunft für die klassischen Bierrohstoffe, sind wir da in einer Zeit, wo es vielleicht auch schwierig werden kann oder sind schon Lösungen am Horizont, neue Sorten am Horizont, wo man dann vielleicht umsteigen kann, neue Anbaugebiete, wie ergibt sich das bei dir in der Forschung?

Stefan: Ja, das ist letztendlich so, dass wir genau an diesen Lösungen arbeiten. Also man kann nicht in die Glaskugel gucken und sagen, gut, in zehn Jahren wird es so trocken sein, dass es nach den heutigen Methoden und heutigen Sorten nicht mehr funktioniert, das wäre Schwachsinn. Wir haben aber natürlich Prognosen, Vorherrechnungen, ICCP-Reports und so, die wir uns angucken und schauen, wie wird sich das weiter entwickeln? Und letztendlich ist das einfach totaler Anlass geworden jetzt bei hier in Weihenstephan, da viel, viel tiefer reinzugehen und das wirklich, ja, zu priorisieren irgendwo auch, weil, so Gerstenzüchtung braucht lange, ja, bis es da neue Sorten, angepasste Sorten gibt, da sind wir, bis die letztendlich dann auch zugelassen sind, mal bei zehn, 15 Jahren, die das braucht. Deshalb arbeiten wir da jetzt grad ganz intensiv dran. Und ich bin da, muss ich sagen, ziemlich zuversichtlich, dass wir da langfristig keine großen Probleme kriegen werden. Also ich kann eigentlich, muss ich dazu sagen, eher von der Geste sprechen als vom Hopfen, da bin ich nicht ganz im Thema, muss ich gestehen, das sind auch ganz andere Herausforderungen beim Hopfen. Aber bei der Gerste ist es so, ich bin mir relativ sicher, dass wir das in den Griff bekommen, weil wir frühzeitig jetzt schon dran arbeiten, da auch mit Züchtern zusammenarbeiten, auch mit Brauereien zusammenarbeiten, die wissen, das ändert sich, ja, die Qualitäten ändern sich und wir einfach immer mehr Wissen generieren können. Und, ja, letztendlich gibt es da schon viele Ansatzpunkte, die wir erarbeitet haben in den letzten Jahren, die Züchtung ist nur ein Punkt, verfahrenstechnische Anpassungen ist noch ein anderer Punkt, wo wir dran arbeiten. Also das wir einfach mit, sagen wir mal, Braurohstoffen, die jetzt nicht mehr die gewohnte Top-Qualität haben, sondern ein bisschen unter dem gewohnten Niveau liegen, das wir die trotzdem noch verarbeiten können und da ein super Bier rauskommt. Also da arbeiten wir an mehreren Punkten und ich bin da total zuversichtlich, dass wir das in den Griff kriegen, genau, weil wir es einfach frühzeitig erkannt haben.

Markus: Ja, ich glaube, da gibt es auch einfach viel Austausch, der jetzt einfach möglich wird, der früher wahrscheinlich so gar nicht stattgefunden hat. Also ich war zum Beispiel in England vor Kurzem, da gibt es ja in Norwich dieses John Innes Centre, die ganz viele so historische Gerstensorten oder Getreidesorten anbauen und da eben jetzt auch auf der Suche sind, wie man eben Sorten findet, die vielleicht jetzt nicht den Maximalertrag bringen jedes Jahr, aber dafür eben zuverlässig immer einen hohen Ertrag, unabhängig davon, ob es jetzt feucht oder trocken oder sonst irgendwie ist, und da gibt es eben viele historische Sorten, die das können. Und außerdem, dieses Jahr war ich in Schottland und da hat mich auch fasziniert, da haben wir auch Gerstenbauern besucht, welche Rolle da einfach das Klima spielt. Also dass das zwar viel später anfängt, dass die Gerste dort wächst, aber durch diese sehr viel längere Sonnenscheindauer, die die im Sommer haben, funktioniert das trotzdem wunderbar und natürlich haben die viel Feuchtigkeit und haben tolle Böden. Und das fand ich wirklich interessant, also auch so Sachen, die mir gar nicht bewusst waren, was da eben alles noch so reinspielt, nicht nur die Parameter, die man sich vielleicht hier so aus der Schulbiologie so ein bisschen zusammenreimt. Also doch sicherlich auch ein spannendes Forschungsthema, oder?

Stefan: Ich finde es absolut faszinierend und muss sagen, dass das unglaublich Spaß macht. Also es gab für mich auch den Punkt im Leben, wo ich gesagt habe: „Entweder mache ich jetzt die Musik voll zu meinem Broterwerb auch und steige da mit ins Geschäft ein.“ Ich glaube, viele Freunde, die in Opernhäusern singen, ja, schon fast weltweit verstreut und für mich gab es auch den Punkt, wo ich gesagt habe: „Mache ich das jetzt?“ Aber letztendlich war es dann so, dass grade dieser Teil der Forschung, weil er so eine Relevanz bekommen hat und weil er so tief auch in die Biologie der Pflanze rein geht, dass ich gesagt habe: „Nee, da muss ich jetzt einfach weitermachen, ja.“ Und es ist ultra spannend, für mich jetzt grad im Besonderen, weil natürlich sehen wir immer, wie können wir die Probleme dann letztendlich für die Praxis lösen, aber um das eben zu können, müssen wir in ganz neue Bereiche vorstoßen. Ich meine, wir als Weihenstephan, hier BLQ oder BGT, also Forschungszentrum oder auch hier der Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie, wir haben unsere Forschungsthemen, aber jetzt kommt da ein Neuer dazu und zwar ist das tatsächlich auf genetischer Ebene zu verstehen, wie Gerste oder verschiedene Gerstensorten funktionieren und wie sich die jeweilige Sorte reguliert, also wie sie auf Stress reagiert, ja. Also was macht diese eine Sorte, wenn es die und die Wachstumsbedingungen hat, wenn es zu heiß wird, wenn es kein Wasser mehr hat, wie reguliert sie sich selbst? Und um die Probleme letztendlich lösen zu können, müssen wir einfach in diesen Bereich reingehen, wir müssen die Gerste besser verstehen. Und das eben auch zu sammeln und das ist total schön hier in Freising mit anderen Lehrstühlen, die da einfach auch schon mehr Erfahrung haben, wir haben ja hier viele Leute, die sich mit Pflanzenzüchtungen schon beschäftigen und einfach bioinformatisch da Techniken haben, mit denen man da einfach schneller vorankommt. Und grade dieser interdisziplinäre Austausch mit den anderen Lehrstühlen, mit anderen Forschungsgruppen und das alles aber im Kontext des Bieres, das macht es einfach total spannend und so spannend, dass ich das einfach auch gerne tue, ja und dass ich da auch dran bleibe.

Markus: Ja und da gibt es auch viele Grenzen, die man einfach bewusst dann mal übersteigen muss. Also jetzt grade kurz vor unserem BierTalk haben wir einen BierTalk veröffentlicht, da ging es um Hopfen und zwar um Hopfen in Brasilien. Und da hat der, der den dort anbaut, eben erzählt, dass die eben über Jahre eingetrichtert haben, dass Hopfen in Brasilien nicht wächst, Punkt. Und dann hat er eben einfach mal Hopfenpflanzen mitgenommen und hat die bei sich in Sao Paulo angebaut und er ist gewachsen und er hat Dolden ausgebildet und so weiter. Und dann hat er das veröffentlicht und dann kam immer noch die Antwort, das gibt es gar nicht, das stimmt nicht, Hopfen wächst nicht in Brasilien, Punkt. Und da musste er tatsächlich einen Wissenschaftler holen, der dann mal mit zu ihm Nachhause kam und dann tatsächlich akzeptiert hat, okay, das ist Hopfen und der wächst. Und der hat da mittlerweile weiter experimentiert und ist jetzt soweit, dass er da so eine Art Gewächshaus hat, wo er praktisch dreimal im Jahr eine Hopfenernte einfahren kann, weil halt die sonstigen klimatischen Bedingungen dort so gut sind, dass man der Hopfen eben auf die Art und Weise sogar eben dreimal im Jahr eine Ernte erbringen kann, was auch erstaunlich ist. Also ich denke einfach, da ist vieles eben noch nicht zu Ende gedacht, weil wir auch viele Dinge im Kopf haben, die uns bisher vielleicht am Denken dieser Dinge gehindert haben. Und, ja, aber jetzt lass uns vielleicht doch zur Musik kommen, jetzt haben wir es ja so schön angeteasert, jetzt müssen wir uns auch drüber unterhalten. Und, ja, du hast ja jetzt schon immer wieder durchblicken lassen, dass das deine zweite oder anderthalbte Leidenschaft ist, je nachdem wie man es priorisieren mag. War das schon immer die klassische Musik oder bist du da breiter aufgestellt, wie ist das bei dir?

Stefan: Tatsächlich bin ich zur klassischen Musik relativ spät gekommen. Ich habe erst eigentlich durch das Chorsingen im bayrischen Landesjugendchor, also da war ich dann Anfang 20, erst wirklich verstanden, was ist klassische Musik, ja. Man hat das so im Radio mal ein bisschen gehört oder mal im Schulchor so mal ein bisschen was Klassischeres gesungen, irgendwie von Hendel Halleluja oder sowas, das kennen ja auch viele. Aber was Klassik tatsächlich ist, gut, das ist ja auch wieder eine Schublade, das mag ich immer gar nicht, dass man von der Klassik spricht, ja. Aber das, was man als klassische Musik bezeichnet, alles hat, was für Komponisten es gibt, was für geniale Musik da in verschiedenen Epochen entstanden ist, habe ich erst da kennengelernt und auch da erst so richtig lieben gelernt, also das ist tatsächlich mit Anfang 20 dann erst entstanden. Davor habe ich ganz viel Musical auch gern auch gesungen schon, in der Schule auch, ja, wir haben ein Schul-Musical aufgeführt und war auch also generell breit auch. Ich habe nie in einer Band gesungen, damals war das Singen noch nicht so ein Thema. Aber wirklich die Klassik zu schätzen, das kam dann erst, wie gesagt, mit Anfang 20 und das hat mich auch, muss ich sagen, irgendwie, ja, einfach aufgesaugt, das hat mich richtig, richtig, richtig fasziniert. Wenn man in so einem Klangkörper wie dem bayrischen Landesjugendchor steht, wo 70 Leute drin wirklich singen können und Accapella-Chormusik produzieren, die fährt dir so in die Glieder. Und das kann Klassik nochmal ein bisschen mehr, finde ich, als andere Genres, weil es einfach von den Modulationen und von dem, wie die Stimmführungen sind, so ein bisschen tiefer manchmal geht, ja. Und das hat mich dann so fasziniert, dass ich gesagt habe: „Das will ich können, ich will da vernünftig mit meiner Stimme umgehen können und diese Musik auch produzieren.“ Also irgendwie, es ging noch mehr ans Herz, muss ich sagen und das ist bis heute so, ja.

Markus: Ja, ich finde auch, dass so eine Chorprobe oder dann auch eine Aufführung oder so, das ist auch etwas, was einem irgendwie total entspannt, also Teil von so einem Klangkörper zu sein und gleichzeitig ihn zu produzieren und ihn zu erleben und, ja, diese Wucht der Musik dann auch manchmal auf sich wirken zu lassen. Und wie eben die Einzelteile sich dann zu sowas großen Ganzen fügen und in der Lage zu sein, das auch mitzugestalten und so, also das hat wirklich unheimlich was. Und mir ging es so mit der alten Musik, da habe ich auch so, als ich 20 war, so richtig angefangen, also so Bach und davor. Und da waren wir in einem sehr kleinen Ensemble, so acht bis zwölf Leute, teilweise achtstimmig, also wirklich die Stimmen teilweise einfach zweifach besetzt. Und das ist dann natürlich auch nochmal ein Wahnsinns Erlebnis, wenn du wirklich in so einem kleinen Ensemble ein Bestandteil bist und jeder wirklich aufeinander hören muss und wenn da eben irgendwie eine kleine falsche Höhe oder so ist, dann funktioniert das ganze Ding nicht. Und das ist schon, also fand ich total faszinierend und ist was, was einen auch nicht mehr loslässt, also da bin ich völlig bei dir. Und, ja und das ist dann auch was, was man auch braucht. Also das fand ich immer das Schlimmste an meinem selbstständig sein, dass es mir einfach schwergefallen ist, regelmäßig zu Chorproben zu gehen, weil ich halt nie sagen konnte, ich habe jeden Montag um 18 Uhr Zeit für eine Chorprobe. Also wo halt jemand, der Lehrer ist zum Beispiel, der weiß die nächsten 40 Jahre seinen Stundenplan, mehr oder weniger und das war halt bei mir nie so. Und das war dann auch immer schwierig in Chören, weil die natürlich dann auch gesagt haben: „Naja, der kommt mehr oder weniger wann er will.“ Und das ist halt dann, auch wenn man gut ist, ist es trotzdem blöd, weil die anderen natürlich sagen: „Der kommt ja nur zu den Aufführungen oder so“, das ist dann immer gar nicht so einfach. Insofern habe ich momentan auch grad das Thema, dass ich grade nicht so oft singen kann und nicht so oft wie ich wollte. Aber ich finde, das ist ein ganz toller Bestandteil im Leben und einer, der einem auch sehr, sehr viel gibt und der Seele auch ganz viel gibt. Also da, denke ich mal, da sind wir ziemlich bei einer Erfahrungswelt, würde ich sagen, oder?

Stefan: Ja, absolut, da triffst du auch meine Erfahrungen direkt auf den Kopf. Das ist, ja, ich glaube aber, das ist nicht bei jedem so, also es gibt einfach Leute, glaube ich, die haben da einen ganz starken Zugang und die können sich da unglaublich dran selbst erbauen irgendwie und ganz viel raus ziehen. Es gibt aber, glaube ich, auch Leute, die dem nicht so viel abgewinnen können, also es ist einfach eine Typsache, ja. Und was ich ganz spannend fand ist, dass man irgendwie, man kennt ja Klassik dann schon irgendwie auch, ich habe sie vorher natürlich gekannt aus dem Schulunterricht und sonst wo, aber sie wurde erst dann so richtig spannend, wenn man sie auch selber gemacht hat. Und dass ist das, was, glaube ich, irgendwie leider, irgendwie doch wichtig ist, wenn man drüber spricht. Viele Leute setzen sich da doch auch mal in ein Konzert von mir rein und finden das vielleicht schon ganz nett, aber ich merke immer wieder, wenn man selber nicht in einem Chor gesungen hat oder selber nicht da aktiver reingeguckt hat, weil es einfach doch zum Teil sehr komplex ist und erst, wenn man sich länger damit beschäftigt, die Tiefe irgendwie auch ergründen kann, ja, das eben gewisse Leute da eben den Zugang nicht so gewinnen können. Und ich glaube einfach, ja, man muss sich tatsächlich damit beschäftigen, ein bisschen und am besten selbsterfahren, um vielleicht die Faszination teilen zu können, ja.

Markus: Ja, mir geht es sogar ein bisschen weiter, also ich gehe schon mal in ein Konzert, aber das ist für mich tatsächlich nicht so spannend. Also weil, ich finde das total cool, wenn ich selber Akteur bin, auf der Bühne bin, singe, was auch immer, dann ist es cool, aber wenn ich da sitze und mir das zwei Stunden anschaue, ist irgendwie ganz nett, aber es packt mich gar nicht so. Also ich glaube, das ist schon, vielleicht ist es beim Bier auch ähnlich, dass man einfach, wenn man näher an diesen Dingen dran ist, sich mehr damit beschäftigt hat, viel mehr über die Prozesse weiß und halt einfach den ganzen Kosmos ein bisschen besser kennt, das man dann einfach mehr damit anfangen kann und begeisterter ist und das mehr leben kann, als wenn man praktisch nicht so in der zweiten Reihe sitzt. Vielleicht ist es so, ich weiß es gar nicht. Geht es dir auch so?

Stefan: Ja, mir geht es da auch. Wobei da, muss ich sagen, da kommt es mir immer auf die Interpretation drauf an. Also ich gehe gar nicht so oft auch in klassische Konzerte, wie ich das gern möchte, weil da die Zeit irgendwie nicht reicht, aber ab und zu schaffe ich es schon in die Münchner Staatsoper oder in die Isar Philharmonie. Erst kürzlich habe ich da Beethovens 5. gehört und da dachte ich mir, das hat mich null berührt, ja. Das war überhaupt, also ich mag diese Sinfonie unglaublich, aber man kann sie halt auch so machen oder man kann sie auch so machen und zum Teil so gegensätzlich, dass sie dann für mich gar nicht mehr funktioniert. Also ich teile ein bisschen schon deine Ansicht, dass die Musik, wenn man sie selber macht, vielleicht noch viel spannender ist, als wenn man sie nur hört, aber ich glaube, dass sie beim Hören unglaublich bewegen kann, je nachdem, wie sie halt interpretiert wird. Oder es kommt ja, und das muss man auch sagen, immer auch darauf an, wie der Hörer in dem Moment grade so drauf ist, ja. Es gibt ja Tage, da ist man einfach kaputt und fertig und da kann einen selbst die beste Musik nicht mehr irgendwie bewegen, also finde ich, ist auch da an der Stelle auch immer noch ein ganz wichtiges Element. Aber letztendlich, ja, finde ich, ist die Interpretation, für mich zumindest, das A und O, ja.

Markus: Vielleicht ist das auch irgendwie eine Parallele zum Thema Bier. Also ich erinnere mich in Sachen Musik zum Beispiel dran, ich habe mal eine Zeitlang das Landes- und Jugendorchester Baden-Württemberg betreut in meiner journalistischen Funktion und war da auch bei dem Konzert dann dabei als Fotograf. Und die haben das ganz toll gemacht, weil die vor dem Konzert wirklich den Zuhörern einen relativ kurzen, aber sehr emotionalen Abriss gegeben haben über Gustav Mahler an sich, die Umstände und die Umstände, wie er diese Sinfonie geschrieben hat und so weiter, und danach haben die Leute, die das erzählt haben, das auch musiziert. Und das war ein ganz anderer Zugang, ein ganz anderes Erleben, also wobei auch junge Menschen, glaube ich, nochmal ganz anders sowas dann musizieren, wenn sie das so leben. Und so ähnlich ist es vielleicht beim Bier auch, also man kann jemanden zum Beispiel den Augustiner Edelstoff einfach hinstellen und sagen: „Trink mal“ oder man kann ihm halt die Geschichte erzählen, die dahintersteckt, hinter dem Bier, hinter dem Bierstil, hinter dem ehemaligen Kloster, die Stiftung, alles, was da dazugehört und dann kriegt das auf einmal eine Dimension. Und dann trinkt man das auch ganz anders, weil man dann viel mehr damit anfangen kann und halt damit auch viel mehr verbindet, als einfach nur die pure sensorische Wahrnehmung, die man da hat.

Stefan: Ja, die Parallele, finde ich, kann man absolut ziehen. Und ich glaube, da geht es letztendlich um, ja, wie ich es auch manchmal sage, richtig hinhören oder richtig hinschmecken, also letztendlich bewusst konsumieren, ob das jetzt ein Bier ist oder ob es die Musik ist. Also das eine ist natürlich, das zu erklären, aber das andere ist auch, vielleicht den Rahmen zu schaffen, es wirklich ganz auf sich wirken zu lassen. Und ich bin kein Freund davon, den Leuten zu viel Input zu geben. Also auf den Konzerten, die ich mache, da versuche ich schon so ein bisschen Anstoß zu geben. Hier bei dem Weißbier könnte man ein bisschen in Richtung Banane denken, mal in Richtung Nelke denken und so, aber ich will bewusst nicht zu viel Input geben und zu viel erklären, weil man dann schnell Sachen raus schmeckt, nur weil es derjenige gesagt hat. Also ich will so ein bisschen nur anstoßen, da ist was, ja, aber jetzt nehmt euch die Zeit und die Ruhe, um selber den Geschmack oder die Musik mit etwas zu assoziieren, genau, also das ist wichtig. Aber ich glaube, es geht eher darum, um den Rahmen zu schaffen, dass die Leute nicht einfach trinken, weil man es halt trinkt so, weil man durstig ist, sondern weil man hier etwas erleben will, ja, weil man etwas erfahren will.

Markus: Das ist einfach eine sehr viel bewusstere Wahrnehmung. Aber jetzt sind wir ja schon mittendrin, vielleicht noch kurz vorher gefragt, wie kamst du überhaupt auf den Gedanken, dass so zu machen und wie hat sich dann das erste Mal gestaltet und wie kam das an?

Stefan: Genau, also da sage ich kurz was zu dem Konzept, wie ich es grade mache, aber das verändert sich auch ständig. Also ich habe am liebsten, also wenn man klassischen Gesang macht und sich da ausbilden lässt, lernt man, also viele denken, klassischer Gesang ist gleich Operngesang, so ist es nicht, da gibt es auch verschiedene andere Gestaltungsarten oder Richtungen, in der man die Stimme verwendet. Das Oratorium gibt es noch oder Konzertgesang oder eben, was ich besonders mag, ist der Liedgesang, also das ist wirklich Gestaltung vom klassischen Kunstlied. Und das ist Teil eigentlich einer jeden Sängerausbildung, ob das jetzt an der Musikhochschule ist oder auch guten privaten Lehrern. Diese Lieder werden gesungen, weil sie, finde ich, gewisse Herausforderungen haben, die jetzt andere Richtungen gar nicht haben, ja. Also beim Kunstlied ist es so, dass man ja auch extrem leise singen können muss und das auch auf allen Tonhöhen und auf allen Vokalen, aber auch extrem laut. Also man benutzt die Stimme noch viel vielschichtiger, als jetzt das häufig, ich sage jetzt mal häufig, wie es häufig bei Oper ist, es ist auch nicht immer so, aber da geht es meistens nur darum, einfach laut genug zu sein, um über ein Orchester drüber singen zu können. Beim Kunstlied hast du nur ein Klavier und einen Gesang und da kannst du ganz anders damit arbeiten. Und dieses filigranere Umgehen mit der Stimme, das hat mich einfach am meisten faszinierend, eben nicht nur laut und hoch singen zu können, sondern in allen Lagen auch eben leise sein zu können und da eben mehr zu gestalten, das gibt halt gleichzeitig auch mehr Gestaltungsspielraum. Also sprich, ich habe im Zuge meiner sängerischen Ausbildung, die, muss man ja ehrlich sagen, auch noch lange nicht abgeschlossen ist, da ist man eigentlich auch nie fertig, man hangelt sich weiter und irgendwann kann man ein hohes C singen und irgendwann ein hohes D und irgendwann ist man 65 und die Stimme wird dann schlechter, also man ist da auch nie fertig. Aber ich habe auch nicht den Anspruch zu sagen, dass ich hier wirklich vollausgebildeter Sänger bin. Auf jedem Fall, im Zuge der Ausbildung, die immer nebenher lief, bin ich eben zu diesen Kunstliedern gekommen und habe gemerkt, das macht mir besonders viel Spaß, weil es irgendwo auch noch eine besondere Herausforderung ist, schon allein stimmtechnisch. Gleichzeitig ist es aber auch inhaltlich irgendwie total toll, solche Lieder zu singen, du hast dann irgendwie ein Gedicht von Heinrich Heine, sagen wir mal, dass das ein Schubert oder Schumann oder Brahms vertont hat und, das ist so ein drei-Minutenlied und in diesen drei Minuten steckt unglaublich viel Emotion drin häufig, ja. Und nicht nur, wie man es bei Opernarien oft hat, so eine Emotion, so, jo, ich bin glücklich, weil, keine Ahnung, ich habe jetzt die Geliebte endlich gefunden, sondern in diesen drei Minuten erzählt man auch die Geschichte häufig, wie kam es zu eine Emotion, was sind die Hintergründe und was passiert dann noch, also man hat innerhalb von drei Minuten eine ganz große Handlung, die häufig erzählt wird. Und das hat mir einfach immer total Spaß gemacht, an solchen Liedern zu arbeiten, einmal stimmtechnisch und das andere, wie kann ich diese Geschichte, die da drinsteht, auch transportieren? Wie kann ich es schaffen, Leuten, die keinen Text da nebendran haben, trotzdem, dass sie es emotional verstehen, warum es hier grob geht und welche Facetten von Emotionen das irgendwie mit sich bringt? So und irgendwie habe ich dann gemerkt, dass das so ein Anliegen ist, dass mir beim Bier auch wichtig ist, dass die Leute eben nicht einfach nur einen Schluck trinken und fertig, sondern das sie irgendwie merken, ja, ein so ein Schluck Bier, der ist nicht immer gleich, ja. Also der Antrunk ist anders als dann eine Minute später und dann, drei Minuten später habe ich immer noch einen Geschmack im Mund und das ist aber anders wie davor. Also letztendlich ist das, das ist jetzt vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber es ist schon so, dass auch ein Geschmack oder ein Schluck Bier auch eine Geschichte irgendwo erzählt. Und das kam mir, ja, einfach als Brauer und dann dachte ich mir, das passt dann von diesem Element eigentlich super zusammen und ich als Person verkörpere diese beiden Leidenschaften, jetzt machen wir das einfach mal. Und letztendlich habe ich dann letztes Jahr im Juli in München das zusammen mit der Nicole Winter, die eine ganz exzellente Pianistin ist, gesagt: „Komm, das machen wir.“ Und im Juli haben wir das aufgeführt, jetzt nicht öffentlich, sondern nur ein bisschen Mundpropaganda und Freunde eingeladen, da waren wir so 35 Leute, die sich da auf dem Marienplatz im Movimento getroffen haben, ich habe das da probiert, zusammen mit meiner Frau, die mich da immer ganz toll unterstützt und die ein bisschen den Ausschank zu managt. Und das war ganz toll, weil da waren einerseits Freunde von mir, die eigentlich sich nur in der Musikrichtung bewegen, ein paar Studenten von der Münchner Musikhochschule zum Beispiel, die eigentlich jetzt beim Bier sonst, ja, die trinken alle gern Bier, aber haben noch nie so richtig hin geschmeckt, würde ich jetzt mal sagen. Und auf der anderen Seite waren aber auch Freunde, die ich aus der Brauwelt so kenne, die dann eben da die Musik kennengelernt haben. Und ich habe aus beiden Lagern, also von den Sängern irgendwie, bis heute ein guter Freund, der Gerrit, hat immer noch gesagt: „Dieser dunkle Bock, der war toll und seitdem trinke ich Bier ganz anders, ja.“ Und aus dem Brauerlager, die waren nicht ganz so begeistert, also sie waren schon begeistert von der Musik, aber von denen höre ich das nicht in der Intensität, aber die haben schon gesagt: „Ja, ich verstehe jetzt schon, warum du so Bock drauf hast, das zu machen, ich kann es nachvollziehen.“ Ich glaube, sie würden keinen klassischen Liederabend sich reinziehen, aber sie haben das schon gecheckt. Und irgendwie habe ich dann nach diesem Experiment gemerkt, ja, das funktioniert und habe dann gesagt: „Gut, das machen wir jetzt dann öfter.“ Dann habe ich es im November in Freising hier noch gemacht und jetzt dann dieses Jahr vier-, fünfmal an verschiedenen Orten, oft mit Kulturämtern zusammen, da einfach eine Veranstaltung machen, eine kulturelle Veranstaltung und, ja, es funktioniert für viele. Und wenn letztendlich die Leute aus dem Konzert gehen und der eine sagt: „Coole Musik“ und der andere sagt: „Wow, Bier, ist ja echt was Tolles“, dann habe ich mein Ziel erreicht irgendwie, genau.

Markus: Also faszinierend. Ich würde jetzt gerne noch für die Zuhörer ein bisschen aufdröseln, wie läuft so eine Veranstaltung ab? Also die sitzen jetzt alle da und dann kommst du rein und die Pianistin sitzt da und dann, gibt es dann erst mal ein Bier oder gibt es erst mal ein Lied und wird es dann immer gemeinsam gereicht oder verkostet ihr erst das Bier oder wie muss man sich das ungefähr vorstellen, so einen Abend?

Stefan: Ja, also aktuell ist es so, und das sage ich ganz bewusst, weil das variabel bleibt und vielleicht mache ich es auch mal anders, aber aktuell ist es so, dass ich bewusst das Schmecken von dem Hören trennen will. Ein bisschen auch aus dem Grund, dass man von so einem Glas in der Hand, wo Bier drin ist, sich auch mal schnell ablenken lassen kann, ja und man dann irgendwie am Glas rumfummelt und eigentlich gar nicht mehr auf die Musik hört. Und ich möchte schon ein bisschen die Leute zwingen, wie in einem echten Konzertsaal, hej, ihr müsst jetzt zuhören, ja, weil, ich zeige euch da was, was ihr vielleicht noch nicht kennt. Sprich, es ist so, dass die Leute zum Konzert kommen und irgendwie ihre Karte lösen oder noch an der Abendkasse eine Karte kaufen und dann zum Bezahlen oder zum Einlass quasi schon eine Verkostungsprobe in die Hand bekommen. Und meistens ist es meine Frau, die das dann auch abkassiert und macht und das Bier reicht und einfach sagt: „Ja, das ist das Bier, dass zu den Liedern passt, das es zu Anfang des Konzertes zu hören gibt und man soll ganz bewusst jetzt mal rein schmecken“, mehr Infos gibt es eigentlich nicht. Das heißt, du kommst rein ins Konzert und kriegst eigentlich direkt mal so eine kleine Verkostungsprobe, das sind so ungefähr 0,1, wer mehr will, kriegt auch mehr, wer weniger will, kriegt auch weniger, direkt mal in die Hand gedrückt und soll es einfach, bevor das Konzert überhaupt losgeht, auf sich wirken lassen. Dann geht irgendwann das Konzert los, die Leute stellen ihr Glas ab und gehen in den Konzertsaal. Und da suche ich tatsächlich auch immer wirklich Konzertsäle aus, wo man auch in Reihe irgendwie sitzt und, wie gesagt, eigentlich zum Zuhören gezwungen ist, ohne Bier in der Hand. Dann setzt man sich rein, ja, die Nicole und ich, genau, wir kommen rein und dann beginne ich eigentlich erst einmal mit einer Moderation. Also es gibt nicht gleich Musik, sondern ich erzähle erst mal, ja, natürlich begrüße ich die Leute und sage etwas zu dem Bier, dass sie verkostet haben, was es für eins ist, von welcher Brauerei es ist, warum ich das ausgewählt habe. Und da rede ich dann schon manchmal gern fünf, sechs, sieben, zehn Minuten, je nachdem, auch je nachdem, wie das Publikum das scheinbar hören will und dann sage ich was zu den Liedern und eben, wie ich das zusammenführe. Und dann geht das Konzert los, es gibt dann einen Block von Liedern, die zu dem ersten ausgesuchten Bier eben passen, meiner Meinung nach passen, muss ich sagen. Es gibt auch Leute, die sagen: „Also das, die Form, die passt jetzt nicht wirklich.“ Ich muss auch sagen, manchmal fällt mir das dann während einem Konzert auch auf, dass ich sage: „Irgendwie ist dieses Lied tatsächlich doch ein bisschen zu trist, als das man dazu ein Summer Ale trinkt“, aber, ja, das passiert einfach manchmal. Und, genau, dann ist der erste Block vorbei und dann moderiere ich noch einmal an und sage etwas zu dem nächsten Block. Also eigentlich bisher mache ich es immer so, es gibt drei Stimmungsblocks, die so Lieder zusammenfassen, die eine grobe emotionale Richtung ausdrücken und zu jedem dieses Stimmungsblockes gibt es ein Bier, dass ich dazu paare. Sprich, nach dem ersten Block sage ich etwas zu dem zweiten Block, der ist aktuell immer sehr düster und sehr trist und, ja, schon fast depressiv, sage etwas zu dem, singe dann die Lieder. Und danach geht es in die Pause und die Besucher können dann das Bier in der Pause trinken, dass jetzt zu dem zweiten Block eben dazu passt, also sie müssen das rückwirkend dann zusammenführen, genau. Und dann geht es weiter, nach der Pause kommt der dritte Block, wo ich wieder was dazu sage und wir zusammen musizieren. Und am Ende quasi, bevor man Nachhause geht, verlässt man den Konzertsaal, bekommt dann das Bier, kann hoffentlich das zusammenführen, die emotionalen Richtungen aus der Musik und dann eben aus dem Bier. Und lustiger Weise ist es dann meistens so, oder was heißt lustiger Weise, es ist total schön, ja, dass die Leute meistens dann einfach noch verweilen und einfach auch miteinander in Austausch treten, wenn man ein Bierchen in der Hand hat und ein schönes Konzert hatte, dann geht es meist noch irgendwie eine Stunde oder eineinhalb und dann räumen wir zusammen und das ist vorbei, genau. Also so ist das aufgebaut und, wie gesagt, ist immer wieder variabel. Mir haben jetzt schon mehrere Leute gesagt: „Es wäre doch schön, zu den Liedern direkt das Bier zu trinken.“ Ich denke, ich werde das als Experiment mal machen, aber aktuell mache ich es so, um wirklich die zwei Sachen zu trennen, ja. Die Leute sollen bewusst schmecken und sie sollen bewusst hören und das voneinander getrennt wirklich, ja, in ihrer Atmosphäre, in ihrer Ruhe einfach auch, ja, wirken lassen.

Markus: Ja, ich glaube, das Experiment ist da auch das wirklich Wichtige, weil Leute dadurch einfach lernen, beides nochmal anders wahrzunehmen, sich intensiver drauf einzulassen, den Emotionen vielleicht auch ganz anders zu folgen, den Aromen ganz anders zu folgen. Und ich glaube schon, also ich denke mal, es hat alles irgendwie so seinen Reiz. Also wir haben schon mal mit der Bamberger Uni einen Versuch gemacht hier bei einem Brauhaus in der Nähe, die haben so eine Art Kinoraum und da haben wir acht verschiedene Parings mit fertigen Musikstücken aus unterschiedlichsten Epochen, bis zur Rockmusik aber auch Klassik und eben verschiedene Biere gepart. Und haben da die Leute einmal das Bier trinken lassen ohne Musik und einmal das Bier trinken lassen mit Musik, im Dunklen und sie dann eben aufschreiben lassen, wie sie das empfunden haben von der Bittere, von der Aromatik her und so weiter. Also das Endgültige steht noch aus, aber interessant ist auf jeden Fall, dass es tatsächlich eine Veränderung gibt, wenn man es eben zusammen genießt. Und die Frage ist eben noch, ob es jetzt wirklich gut ist oder ob es eben auch so, wie du schon sagst, vielleicht so ist, dass es sich eher sogar ein bisschen negativ beeinflusst, weil es dann vielleicht too mutch ist, je nachdem, aber auf jeden Fall ist das eine absolut spannende Geschichte. Wenn du das jetzt so aussuchst, also du sagst zum Beispiel, der Mittelteil ist eher düster, ist das dann für dich was, wo du sagst, okay, düster ist für mich mehr Alkohol, mehr Bittere oder ist es vielleicht auch Säure? Also assoziierst du bestimmte Bieraromen oder Farben oder Eigenschaften mit bestimmten Emotionen oder ist es für dich eher eine spontane Geschichte, wo du sagst, bei dem Bier habe ich mich so und so gefühlt, deswegen paare ich das jetzt mit dem und dem Musikstil oder so?

Stefan: Ja, tatsächlich habe ich da schon so ein bisschen meine Standardrichtungen und bei dem, düsteren Teil, beim Mittelteil, den ich, ehrlich gesagt, besonders gern mache, weil man da den Leuten nochmal so richtig einen Schauer irgendwie über den Rücken laufen lassen kann, da gibt es meistens wirklich eine tiefschwarzen, dunklen Doppelbock, den ich mir dazu aussuche. Und zwar ist die Farbe im Vordergrund, aber auch die Stimmung, finde ich, die aus so einem wirklich guten dunklen Bock so herrührt. Das ist einfach auch eher was für den Winter und für Kaminfeuer, irgendwie zurückgezogen mit einer Decke Zuhause sitzen und dementsprechend düstere Musik kann man sich dazu gut vorstellen. Jetzt ist es manchmal so, dass ich mir denke, hm, zum Teil nehme ich da manchmal wirklich sehr depressive Lieder mit rein, auch von Hanns Eisler manchmal eins, wo es tatsächlich über einen Selbstmord geht, ja. Das ist dann schon richtig krass auch für manche Leute. Das mache ich auch einfach, mir macht das auch Spaß, solche Facetten an Emotionen irgendwie zu vermitteln. Dann denke ich mir, dazu passt dann eigentlich kein dunkler Bock mehr, der ja eigentlich ja auch was total Gutes hat, der ja eigentlich auch rund ist, der eigentlich auch eine riesen Harmonie hat. Also eigentlich müsste ich dann zu solchen Liedern auch mal ein Bier bieten, das, ja, sagen wir mal, wirklich widerlich ist, ja, aber das möchte ich nicht. Also ich möchte eigentlich immer zeigen, und so ist es ja bei so traurigen Stimmungen auch, auf so Traurigkeit folgt meistens ja auch irgendwie eine, ja, eine Erlösung von dieser Traurigkeit. Ich meine, es gibt depressive Phasen im Leben irgendwie und dann löst sich das aber auch wieder auf. Also dieses, ohne Tag gäbe es keine Nacht und andersrum, bringe ich da auch dann an und so moderiere ich das meistens auch, dass ja all die Schattenseiten des Lebens ja, wenn sie dann vorbei sind, auch wieder was Gutes haben, wieder was Harmonisches haben. Und deshalb funktioniert es für mich, auch da ein zwar dunkles und schweres Bier zu servieren, dass aber gleichzeitig unglaublich harmonisch und weich ist, ja. Eigentlich zwei paradoxe Dinge, die aber dann, wenn man sich das in Gedanken ruft, auch wieder gut zusammenpassen.

Markus: Ja, das stimmt, das ist wie so eine Reise, wo man einfach durch das tiefe Tal durch muss, um danach das Schöne wieder sehen zu können, was dann auch drauf folgt, also kann ich mir auch bei so einer Bierkombination vorstellen. Hast du einen Bierstil, wo du dir gar keine Musik vorstellen kannst oder andersrum, eine emotionale Liedrichtung, wo du dir kein Bier vorstellen kannst oder glaubst du, es lässt sich da immer was finden?

Stefan: Aktuell, muss ich sagen, solange ich mich da in der Klassik grad bewege und nur mein begrenztes Repertoire habe, das ich einfach auch aufführen kann, gibt es schon viele Biere, glaube ich, zu denen mir keine passende Musik einfallen würde, aber letztendlich nur deshalb, weil ich sie nicht drauf habe, ja. Wenn wir jetzt von der Klassik weggehen würden, was ich tatsächlich auch immer mal wieder überlege und vielleicht auch nächstes Jahr auch machen werde, dass ich auch andere Stilrichtungen mit reinnehme, dann wird es schon wieder einfacher. Also ich glaube, ja, es findet sich Musik zu jedem Bierstil. Ich bin aber aktuell einfach durch die Entscheidung, das jetzt momentan nur mit klassischen Kunstliedern zu machen, in der Hinsicht beschränkt.

Markus: Na, da können wir uns ja dann auf nächstes Jahr freuen. Wie ist das denn überhaupt, wenn jemand jetzt sagt, er möchte dich gerne erleben, wie kommt er dazu zu erfahren, wann es das gibt und wie er dahin kommen kann, gibt es da eine Website oder wie funktioniert das?

Stefan: Also es ist aktuell so, ich habe jetzt am Sonntag noch das vorerst letzte Konzert im Allgäu, in Lindenberg im Kulturboden und bisher jetzt keine weiteren Termine, weil mir das, um ehrlich zu sein, grad alles ein bisschen zu viel zu wurde, die Konzerte zu organisieren und nebenher die Forschung zu machen, wo einfach auch viel Verantwortung dahinter ist und man mit Kollegen arbeitet und so. Also grad ist nichts weiter geplant, nichts Konkretes, ja. Das ist ein bisschen schade, aber ich muss das immer so ein bisschen in der Waagschale halten, ja, die beiden großen Lebensprojekte, Musik und Forschung. Mit der Musik ist es so, da wird es um Weihnachten, mache ich wieder viel Kirchenmusik, da habe ich ein paar Termine im Freisinger Dom und dann auch noch ein Weihnachtsoratorium und so Geschichten, da geht es einfach zeitlich nicht. Aber ich plane ganz konkret für nächstes Jahr dann schon wieder auf jeden Fall weiterzumachen, ich schätze aber nicht, dass das vor Februar wird, weil es einfach auch geplant gehört. Und ich habe aktuell eine Homepage, die heißt kunstlied-zum-anfassen.de, wo das dann auch wieder zu finden sein wird. Da werde ich irgendwann wahrscheinlich auch nochmal eine eigene Webpage machen, wo es nur um Liedkunst trifft Braukunst geht. Es ist nämlich so, dass muss man vielleicht  da dazusagen, das habe ich anfangs tatsächlich vergessen, das Liedkunst trifft Braukunst, wie ich das ja nenne, ist ein Teilprojekt eines von mir initiierten Gesamtprojektes, das sich Kunstlied zum anfassen nennt, das verfolgt das Ziel des Genre, des Kunstliedes der Bevölkerung, die damit vielleicht keine Berührungspunkte hat, einfach näherzubringen. Und da mache ich auch einfach normale klassische Liederabende ohne Bier, wo ich einfach was dazu erzähle oder ich verknüpfe mit einem Musical und so, zumindest habe ich das getan, momentan geht es einfach zeitlich nicht mehr. Deshalb, genau, momentan kunstlied-zum-anfassen.de und da wird man das dann finden und, ja, wie gesagt, ab Februar, schätze ich mal, geht es dann da auch weiter. Und da muss man dann vielleicht ein bisschen suchen, also ich bin, wie gesagt, neben der Arbeit, das ist immer schwierig, das auch gescheit zu präsentieren und das wirklich professionell irgendwie an den Mann zu bringen. Vielleicht schaffe ich es mal, dass da irgendwie eine Konzertagentur drauf aufmerksam wird und sagt: „Das wäre ganz cool, wir übernehmen da die Orga und du machst nur die Show irgendwie“, das wäre tatsächlich auch das Ziel, aber aktuell muss man sich ein bisschen durch Google klicken noch, genau.

Markus: Okay, na, das können die Leute ja machen und wir werden auch das Kunstlied zum anfassen in die Shownotes verlinken, sodass es dann auch leicht ist, da draufzugehen. Und wer weiß, vielleicht machen wir mal ein Konzert mit dir hier, da mache ich mir mal Gedanken, das könnten wir nächstes Jahr ja mal irgendwie auf die Agenda setzen, fände ich total spannend und vielleicht singen wir eins zusammen, mal sehen. Ich muss mal schauen, wie ich überhaupt stimmlich dann da drauf bin, gucken wir mal. Ja, letzte Frage vielleicht von meiner Seite noch, also ich habe ja gesehen, du hast auch schon Musical gespielt und hattest da auch tolle Rollen, also das klingt ja fast so wie die Traumrolle für jemanden, der Musik und Bier liebt, dass man dann den Korbinian verkörpert. Weil, viele Leute wissen ja, das Korbinian auch ein ganz tolles Bier ist, aber eben auch dann eben eine Musical-Rolle. Aber vielleicht die Frage, also vielleicht war das noch nicht deine Traumrolle, gibt es irgendetwas, was du total gerne in der Musikwelt mal erreichen wollen würdest?

Stefan: Ehrlich gesagt, fällt mir da spontan nichts ein. Ich muss sagen, ich habe viel Musiktheater gemacht und habe da total Spaß an Opernaufführungen, da auch in Rollen zu schlüpfen, in Musical-Rollen zu schlüpfen und letztendlich, muss ich sagen, macht es mir tatsächlich viel mehr Spaß, solche Kunstlieder zu singen. Und das hat, also konkret, ich habe da kein Ziel, ja, ich mache das, weil es Spaß macht und arbeite da jetzt nicht konkret auf was hin. Aber vielleicht erkläre ich das kurz, also es gibt, stimmt, es gibt viele Sänger, die sagen: „Ich will unbedingt mal, keine Ahnung, den Tamoni in der Zauberflöte gesungen haben und das muss dann richtig toll werden und so, das ist mein Ziel.“ Nee, das habe ich nicht und das liegt ein bisschen daran, dass ich vom Musiktheater immer mehr ein bisschen wegkomme, weil, ja, du bist nur ein Teil des Ganzen, ja, du bist eine Rolle in einer ganz großen Geschichte. Und die spielst du und die singst du und macht total Spaß, aber letztendlich ist das Gesamtwerk jetzt, wie das komplett wirkt für den Zuhörer, abhängig vom Dirigenten, vom Orchester und von allen anderen. Und mir macht es total viel mehr Spaß, auch mein eigener Dirigent zu sein, selber quasi zu führen und mehrere Geschichten zu erzählen, auch während eines Abends in mehrere Rollen zu schlüpfen. Und das ermöglicht mir eben genau dieses Programm, ich schlüpfe in Rollen, die verliebt sind und fünf Minuten später schlüpfe ich in die Rolle eines total depressiven Menschen, der verzweifelt ist und sich gleich erhängt, ja. Also ich kann da mehrere Sachen gleichzeitig machen und das macht mir einfach mehr Spaß, als in einer Opernproduktion dann nur der dublige Freund zu sein von dem und dem und dann immer das so zu machen. Das hat auch seine Herausforderungen, aber das andere macht mir grad mehr Spaß. Und deshalb bin ich eigentlich genau da, wo ich hin wollte, solche Abende zu machen, wo ich auch, das ist mir schon auch wichtig, selber führen kann. Also oft, auch in der Kirchenmusik oder bei großen Konzerten, singst du da und der Dirigent, der will dieses Tempo haben und der will, dass du da so abfrasierst und so und manchmal denke ich mir, ich finde, das gehört ganz anders, also ich will eigentlich, will ich dieses Tempo haben und eigentlich will ich das so haben. Und bei den Liederabenden, die ich mache, da kann ich das. Da habe ich die Nicole als eine ganz geniale Liedbegleiterin, die genau spürt, schon Sekunden, bevor ich es mache, wie lang ich jetzt den Ton halte oder wann ich abspreche und die riecht das einfach. Und da kann ich tatsächlich die Lieder einfach im Moment, ja, wo ich grade bin, wie ich grade bin, so machen, wie ich finde, jetzt passen sie. Und das ist nochmal eine, ja, das ist einfach nochmal mehr künstlerische Freiheit, ja.

Markus: Kann ich absolut nachvollziehen. Und ein bisschen klingt es für mich, als solltest du mal einen Abend machen mit Liedern von Georg Kreisler.

Stefan: Oh, ja.

Markus: Das wäre spannend, weil, da gibt es ja wirklich alle Höhen und Tiefen, alle Emotionen, alle Geschichten, da kann man sich austoben. Naja, wie auch immer, schauen wir mal, wie das wird. Also ich bedanke mich auf jeden Fall ganz, ganz herzlich bei dir für die Zeit, für die Infos, für diese Reise ein bisschen durch deine Welt und dafür, dass du uns auch begeistert hast, uns mitgenommen hast. Und ich glaube, ganz vielen Leuten Lust gemacht hast, eben mal auf deine Website zu klicken und sich im nächsten Jahr vielleicht mal ein anderes Geburtstagsgeschenk zu gönnen, nämlich Musik und Bier. Danke schön und, ja, vielleicht bis zum nächsten Mal.

Stefan: Danke auch, Markus. Es freut mich, dich mal persönlich kennenzulernen.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 12 – Talk with Max Raffaele, former Homebrewer and now Hop Breeder and Hop Grower in São Paulo, Brazil

Max Raffaele started out as a civil surveyor and professional land surveyor in the US and came to homebrewing through one of his co-workers. After many more or less good brews, he became more and more interested in hops and bought two plants at a local nursery. They developed splendidly and a new love was born. Shortly afterwards, Max met his future wife – a Brazilian. The two married and moved to Sao Paulo – and he immediately started his hop cultivation there as well. The Brazilian brewers reacted incredulously at first, but were quickly converted by fresh local hops. Today, Max can even harvest up to three crops a year and also sells many hop plants throughout Brazil and South America. In the podcast he tells his exciting story…

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BierTalk 98 – Interview mit Bastian Oberwalder von der Brauerei Lemke, Berlin, zu seinen neuen Rumfass-Bieren

Bastian Oberwalder ist stellvertretender Betriebsleiter bei der Brauerei Lemke und mittlerweile sowohl ein Spezialist für Berliner Weisse als auch für holzfassgereifte Biere. Beides sind die Spezialgebiete seiner Berliner Brauerei. Grund genug für die Akteure des Rum Club, gemeinsam mit den Brauern ein ganz besonderes Experiment zu wagen: Volle Holzfässer aus verschiedensten Rum-Ländern wurden in die deutsche Hauptstadt gebracht, dort abgefüllt und sofort mit frischen Lemke-Bieren befüllt. Vier dieser edlen Tropfen verkosten wir gemeinsam mit Bastian in diesem BierTalk, der eigentlich RumTalk heißen müsste…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir mal wieder in der Hauptstadt zu Gast bei einer meiner absoluten Lieblingsbrauereien, nämlich bei Lemke und dort beim Chefbraumeister Bastian Oberwalder. Da bin ich schon mal ganz gespannt, Basti, du hast ja eine ganz besondere Bierserie heute vorbeigeschickt, das sind nämlich Biere, die immer irgendwas mit Rum zu tun haben. Also was genau, werden wir gleich noch besprechen, ich habe auf jeden Fall vier schöne Schätzchen vor mir stehen und die werden wir jetzt gleich mal verkosten. Vielleicht, zur Sicherheit, falls dich die Leute vom ersten Podcast nicht mehr kennen, dass du noch ein paar Worte zu dir selber sagst, dich den Leuten kurz vorstellst.

Bastian: Ja, guten Tag an alle, die jetzt zuhören. Ja, ich bin Basti, hat er ja schon gesagt, ich bin jetzt sieben Jahre bei Lemke, habe da alle Stationen durchgemacht von, ja, Praktikant bis jetzt halt Betriebsleiter. Und, ja, bin auch verantwortlich für so Experimente, konnte jetzt halt während der Corona-Zeit sehr viel machen. Und dann kam vor, wann war das, das war im November oder Oktober letzten Jahres, kamen das erste Mal die Leute von Spirit of Rum auf uns zu, die wollten unbedingt ein Rumfass, was sie frisch entleert hatten, mit einem Bier belegen und dann quasi als Kollektion einmal das Bier rumfassgelagert, einmal das Bier ohne Rumfass und einmal den Rum in einem Paket zu Weihnachten schicken. Und da war es dann so, dass, ja, wir uns eins ausgedacht hatten, was zu dem Rum passt. Und aus dieser einmaligen Geschichte oder eigentlich geplant einmaligen Geschichte, ist jetzt auch, ja, diese Tetralogie, wenn das richtig ist, entstanden, bei dem wir jetzt halt vier verschiedene Biere auf vier verschiedenen Rumfässern gelagert haben und dort, ja, finde ich, sehr gute Sachen kreiert haben.

Markus: Ja, also bin ich jetzt schon sehr gespannt und die vier stehen ja vor mir. Also Tetralogie, völlig richtig, das ist genau das richtige Wort. Und ich finde es ganz spannend, weil man an den Etiketten ja schon klar sieht, okay, das ist was von euch, aber auf der anderen Seite ist es dann auch wieder ein bisschen anders. Also man hat da so eine Jamaika-Fahne, man hat Flammen, man hat etwas, dass das ausschaut wie ein australisches Verkehrsschild und dann hat man etwas, dass ein bisschen anmutet wie ein Hanfblatt, also da bin ich schon mal sehr gespannt. Es geht also immer um Rumfässer, das heißt also um Fässer, in denen Rum war und dann um verschiedene Biere von euch, habe ich das so richtig verstanden?

Bastian: Genau. Und, genau, jedes Etikett wurde von den Spirit-of-Rum-Leuten auch designiert und die haben das ganz gut eingefangen. Ich meine, mit dem Koala kann man gleich sehen, das Fass kommt aus Australien. Dann haben wir bei dem, in Anführungszeichen, Hanfblatt, was eigentlich ein Waldmeisterblatt ist, da hat man im Hintergrund die Ghana-Fahne, also ein Rum aus Afrika, natürlich Jamaika offensichtlich. Und dann hat man auch noch diese Flamme, das ist dann ein sehr, sehr altes Fass, es war ein 38 Jahre altes Rumfass, was wir dann mit unserer Luise belegt haben.

Markus: Wow! Also das wird natürlich ganz besonders spannend, da dieses Zusammenspiel, da freue ich mich schon sehr drauf. Und wie ist das mit diesem Thema Rumfass und das Bier, also worauf muss man denn da überhaupt achten, also kann man da einfach jedes x-beliebige Rumfass nehmen, ausleeren und irgendein Bier rein geben oder wo ist das die Kunst dabei, was ist da wichtig?

Bastian: Im Prinzip war es andersrum, sie haben ein Fass gehabt, wo sie gesagt haben, dass es sehr lecker ist und wir sollten dazu das passende Bier finden, also so ist die Sache entstanden. Es war nicht so, dass man quasi ein Bier hatte, was man aufs Fass legen will, sondern es war andersrum, man hatte ein Fass und auf das soll jetzt ein Bier gelagert werden. Und dann hatten sie eine Probe von dem Rum dabei und dann sind wir durch den Lagerkeller gegangen und haben dann eben geguckt, wie passt es zusammen? Also erst mal den Rum probiert, dann die ersten Ideen, welche Biere könnten dazu passen. Dann eben ein Bier aus dem Keller gezwickelt und dann geguckt, wie harmonisch ist das, wenn man da einen ganz kleinen Schluck von dem Rum dazu gibt, um quasi einen ersten Eindruck zu gewinnen, passt das, passt das nicht? Und dann war es ganz schnell auch klar damals, welches Bier dafür auch infrage kommt.

Markus: Aber wozu brauche ich dann Fass, dann könnte ich doch einfach sagen, ich nehme ein bisschen was von dem Rum und gebe es ins Bier und fertig?

Bastian: Nee, das ist anders. Also tatsächlich ist es so, dass dann das Fass auch noch Holzaromatik mitbringt und es auch komplexer macht. Also nur der Rum an sich ist einfach so, als würde man einen Schnaps reinhalten und das wäre gar nicht so lecker am Ende. Und durch die Lagerung auf dem Fass kriegt man ja diese Mikrooxidation noch, man kriegt einfach ein komplexeres Aroma am Ende.

Markus: Dann braucht es wirklich schon also gewisses Fachwissen und Erfahrung, die man bei euch ja nun ausgewissenermaßen hat, ne?

Bastian: Genau, das braucht man einfach, also man muss ein bisschen Erfahrung haben, muss gucken wie es ist. Und grade auch bei den IPAs ist ja auch die Schwierigkeit, normalerweise will ja ein IPA keine Oxidation haben, dann hat man jetzt das Problem, dass man eben dieses Fass so belegen muss, da musste ich mir auch ein paar Sachen erst überlegen, wie es eben klappt, dass man ein IPA für eine zumindest kurze Zeit auf dem Fass hat. Und wir hatten halt das Glück, dass es frisch entleerte Fässer waren, also die wurden quasi voll nach Europa transportiert, wurden hier entleert und ich habe es einen Tag nach der Leerung, habe ich es bekommen. Das heißt, es war noch sehr, sehr feucht, das Fass, von innen, hatte viel Aromatik und musste nicht erst diesen langen Weg übers Containerschiff nach Deutschland eben, wo es auch ein bisschen austrocknet schon. Und ich bekomme so einfach viel, viel mehr Aromen aus dem Fass raus ins Bier und auch schneller, was beim IPA einfach hilfreich ist, weil, wie gesagt, wir haben ein hopfenlastiges Bier, wir wollen keine Oxidation, keinen Sauerstoff. Und ich habe mir überlegt, wie fülle ich das in das Fass rein, damit ich so wenig Sauerstoff wie möglich in das Fass rein bekomme und auch, dass ich es einen gewissen Zeitraum zumindest lagern kann, ohne dass der Sauerstoff zu sehr in das Bier reinzieht und das Hopfenaroma zerstört? Und das Erste war das IPA, was wir gemacht haben, war das mit dem Koala vorne drauf, das ist uns schon sehr gut gelungen. Das Zweite war das mit der Jamaika-Fahne. Das ist natürlich noch besser, wir haben beim zweiten Mal natürlich auch ein bisschen auch was draus gelernt und es wurde noch intensiver, die Aromatik. Und, ja und dadurch kommt eben diese Holzaromatik, der Rum zieht in das Bier ein und dann eine ganz, ganz leichte Mikrooxidation, das macht es einfach sehr, sehr komplex im Mund.

Markus: Ja, Wahnsinn, also werden wir jetzt gleich probieren. Eine Sache noch, das ist ja dann wirklich was ganz Besonderes, dass man tatsächlich das Fass praktisch voll nach Europa transportiert, frisch leert und sofort mit dem Bier arbeiten kann. Das ist sicherlich eher ungewöhnlich, oder?

Bastian: Das ist super ungewöhnlich. Normalerweise werden die Fässer ja, egal ob das Whisky, Tequila, Rum ist, normalerweise haben wir halt das Problem, dass natürlich das sehr, sehr oft in, ich sage mal, Süd- und Nordamerika entleert wird und wir dann eben diese leeren Fässer bekommen. Verliert viel Aroma auf dem Weg, die Containerschiffe werden ja nicht gekühlt, das heißt, die Fässer werden dort warm gelagert, ohne Feuchtigkeit auf einem Containerschiff und dann verlieren sie einfach so ein bisschen Aroma schon. Also wer weiß, wie viel eigentlich, weil, wir kriegen ja eigentlich nur Fässer, die ja über den Ozean gekommen sind so. Und jetzt, ja, haben wir die Möglichkeit, das über den Rum-Club, dass wir da eben frisch entleerte Fässer haben. Und auch, wenn man an den Fässern riecht, also man zieht den Stopfen raus und riecht einmal rein, das ist eine ganz andere Welt als wie bei denen, die man aus Amerika bestellt jetzt, Tequila-Fässer, wie gesagt, Whisky-Fässer und oder auch Rumfässer. Man kriegt ja auch aus Barbados, Jamaika oder vor allem auch aus Porto Rico Rumfässer ganz gut und die riechen einfach ganz anders. Also da merkt man schon, dass diese schnelle Entleerung und Befüllung einfach sehr viel ausmacht.

Markus: Okay, also da müssen wir jetzt unbedingt mal in die Praxis gehen und, ja, vielleicht fangen wir mit diesem wunderschönen Waldmeisterblatt an. Also ihr habt ja ein Produkt in der Range, wo es um Waldmeister geht, also vermute ich fast, dass wir hier vielleicht mit einer Waldmeister-Weißen was zu tun haben, aber das werden wir jetzt gleich gemeinsam erkunden, ich mache es mal auf.

Bastian: Genau, ich mache es mal auch auf. Ich finde das Geräusch auch schon schön. Was ich dazu sagen muss, ist einfach, das ist ein Rum aus Ghana, der lag zwei Jahre auf diesem Rumfass. Und als sie das mir gesagt haben, sie haben so ein Fass, davon wusste ich gar nicht, dass in Ghana überhaupt Rum produziert wird. Also natürlich wächst da auch Zuckerrohr, aber dass da wirklich in Afrika so Rum produziert wird, war für mich erst mal neu. Und dieser Rum, der in diesem Fass lag, der war ganz anders als dieser Jamaika-Rum, den man vielleicht kennt. Also der war wirklich sehr, sehr citronig, mein erster Eindruck war, als ich den probiert habe, war so bei einem Lebkuchen, das Orangeat und das Citronat, wenn man sich das vorstellt. Also ein Rum, der noch leichte Süße hat, aber sehr, sehr in diese Citrus-, Orangigkeit geht und gar nicht so intensiv nach Holz auch schmeckte, wie gesagt, er war nur zwei Jahre drauf gelegen. Und da war es ganz schön, dass da ein leichtes Bier auch dazu passt und da sind wir eigentlich auch ganz schnell auf die Waldmeister-Weiße gekommen. Wir waren dann im Sauerbierkeller bei uns und haben dann diesen Rum probiert und dachten so, ja, so ein leichtes Bier, vielleicht auch ein bisschen kräuterig, haben den Waldmeister da aus dem Tank gezwickelt und es war sofort ein Match quasi. Und im Fass dann, während der Lagerung war es dann auch so, dass wir, weil die Waldmeister-Weiße auch nur drei Prozent Alkohol hat, dachte ich mir schon, dass es auch ein bisschen länger dauert, das es auf dem Fass liegt, bis es wirklich die Aromatik übernimmt, weil der Alkohol das nicht mehr raus zieht, und haben dann eben das über acht Wochen lang drin gelagert, in dem Fass und es wurde, ja, immer apfelstrudeliger eigentlich. Das heißt, wir haben dann wirklich so eine Zimtigkeit bekommen in der Waldmeister-Weißen, wir haben so eine ganz, ganz leichte Holzaromatik bekommen und eben, ja, es war quasi wie ein Apfelstrudel, mit leichten Rosinenaromen auch und wurde immer schöner bei jedem mal probieren.

Markus: Also dem kann ich nur zustimmen, das ist unglaublich! Also erst schon mal, wenn man es im Glas sieht, hat man diese wirklich schöne leichte Fasstönung in der Waldmeister-Weißen, also das ist dann so ein wunderschöner, also grünbraun klingt total doof, aber es ist eine sehr schöne Kombination da draus. Also man hat praktisch das Normale, ja, so leicht eher helle Bier, also sehr helle Bier und dann kommt da jetzt eben dieser schöne braune Schein dazu, das ist wirklich schon eine Augenweide. Und wenn man reinriecht, bin ich 100-prozentig bei dir, ich habe die ganze Zeit überlegt, was es ist, woran mich es erinnert und es erinnert mich tatsächlich an einen Kuchen, den ich selber total gerne backe und zwar einen gedeckten Apfelkuchen. Also das ist eben ein Apfelkuchen, wo ich dann oben nochmal einen Teig drüber gebe und dann nochmal einen schönen Citrusguss und natürlich sind da auch Rosinen drin und ein bisschen Rum. Und diese Kombination, diese Apfel- und die Gewürzaromen, also der Zimt ganz intensiv und dann eben noch dieses schöne gekochte Apfelige, die Citrustöne, das ist wirklich unglaublich in der Nase, also das ist so eine richtige harmonische Einheit, Wahnsinn, also!

Bastian: Genau, das fanden wir auch. Das hat auch echt lang gedauert, erst nach der fünften Woche kam das so wirklich raus. Und da hat man eben die Probe aus dem Fass genommen mit dem Fassheber und im Glas gehabt, dann dachte an so, bow, das ist doch ein Apfelstrudel. Also ich komme ja aus dem süddeutschen Raum auch und bei uns ist es so, einfach so ein geiler Apfelstrudel mit so in Rum eingelegte Rosinen, die dann da so mit drinstecken und du hast da wirklich echt so einen sauren Apfel, also so Boskoop, reden wir hier, den schmeckst du auch schön raus, oder Granny Smith, so einen schönen sauren Apfel, aber halt, das ist einfach auch so ein leicht teigiges Aroma durch die Brett dann, also super. Und auch von der Farbe her sieht es aus wie so naturtrüber Apfelsaft. Also für mich ist es einfach der perfekte Apfelstrudel im Glas.

Markus: Also ich habe jetzt auch mal einen Schluck genommen und wie du sagst, also man hat natürlich jetzt schon hier die Säure aus dem Bier. Die ist ja auch in einer normalen Waldmeister-Weiße ordentlich, aber eben harmonisch, und die verbindet sich jetzt sehr schön mit diesen Apfelaromen, sodass man eben an so diese klassischen, eher etwas säuerlichen Äpfel denkt, die aber auch am, meisten Aroma geben. Das passt natürlich schon und balanciert sich dann ja auch gut mit dem ganzen anderen Aroma, was man auch noch hat. Und ich habe sogar ein bisschen den Eindruck, wenn ich an den Apfelstrudel denke, da könnte noch so eine Schicht Marzipan dabei sein, das macht es dann, also geht für mich so, dass da noch ein bisschen was Süßes auch ist, was das Ganze dann ganz besonders rund macht. Also sehr fein, tolle Geschichte!

Bastian: Ich fand es auch super. Also das hätte auch für die Zukunft, glaube ich, hat das auch Potenzial, dass man eventuell diese Weiße nochmal auf so Fässer legt. Trotz des geringen Alkoholgehalts von nur den drei Prozent, finde ich es erstaunlich rund und schön und passend einfach.

Markus: Ja, also absolut sensationell, ja.

Bastian: Dafür auch, dass es der erste Versuch war und quasi auch so ein halber Blindflug, man hat ja nur den Rum rein getröpfelt am Anfang und mal geguckt, wie passt das, finde ich die Kombination eigentlich ganz gut gelungen. Man muss halt wirklich dazu eine Beschreibung geben auch, aber ich finde es super rund und super angenehm zu trinken. Auch die Säure ist nicht anstrengend, sie ist da, aber gut abgerundet, passt super rein. Ich liebe es total und bis jetzt auch super angekommen bei den Leuten, mit denen ich Rücksprache hatte, also von daher finde ich es, ja …

Markus: Ja, nee, also wirklich wunderbar. Wie ist das denn bei den Rum-Klub-Leuten angekommen, was haben die denn gesagt?

Bastian: Naja, das war, wir waren auf dem German Rum Festival, das war vor anderthalb Monaten, glaube ich oder knapp zwei Monaten und da hatte ich eine Verkostung, da haben sie es auch angeboten. Da wurden die neueren drei Biere, also das mit dem Koala ist ein bisschen älter als die anderen und die anderen drei, die wurden dann in der Verkostung quasi mit dem Rum verkostet. Das heißt, die Leute haben erst den Rum probiert und danach das Bier, was auf dem Fass und da war es auch weitestgehend sehr, sehr gut. Also die Nächsten, die kamen, wurden auch sehr gut aufgenommen, ich will noch nix vorwegnehmen, aber halt auch dieses Waldmeister-Rum-Bier wurde auch sehr, sehr gut aufgenommen.

Markus: Ich finde das schon sehr spannend, weil das jetzt ja ein Bierstil auch ist, den jetzt der gemeine Biertrinker nicht so gut kennt und wo, glaube ich, auch die meisten Leute, die so fassgereifte oder fassgelagerte Biere kennen, ja nicht damit rechnen. Also die kennen, was weiß ich, das Imperial Stout oder irgendwie so, halt diese kräftigen dunklen, sehr alkoholischen Starkbiere, die natürlich immer irgendwie mit den Aromen der Spirituose zusammengehen. Aber das jetzt hier, also eine Säure zu haben, eine unglaubliche Fruchtigkeit, Gewürzaromen und etwas, was wirklich diesen Rum trägt und ihm auch seinen Charakter belässt, also wie du schon gesagt hast, der schmeckt ja ganz anders als so ein Karibischer Rum und der ist wunderbar erkennbar in dem Bier. Also das gefällt mir richtig gut, der Bierstil ist da, der Waldmeister ist da, aber auch dieser Rum ist da und sie sind alle zusammen wirklich schön harmonisch, also toll geglückt. Ist das denn etwas, wo man einen ganz bestimmten Zeitpunkt hat, wo man dann das Fass leeren muss oder bleibt das eine gewisse Zeit so stabil?

Bastian: Also ich sage mal so, bei den anderen Bieren war es schwieriger, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Da wir hier weniger Alkohol haben, die anderen haben ja mindestens sechs Prozent, hat natürlich der Extraktionsprozess länger gedauert und ging langsamer vonstatten. Das heißt, man hatte so eine größere Range, wo man gesagt hat, okay, jetzt ist es so, jetzt muss es raus. Aber, ja, es kommt natürlich auch, grade bei Sauerbieren auch, die auch eine Brettanomyces haben, ein Punkt, wo du sagst, jetzt muss es raus. Weil, wenn da zu lang diese Mikrooxidation läuft, dann entsteht bei der Brett auch Essigsäure, wenn der Sauerstoff bekommt und dann wird die Säure irgendwann anstrengend und auch nicht mehr schön. Das heißt, man muss schon, also ich habe den zweimal in der Woche probiert, das war immer montags und freitags und habe dann anhand des Geschmackseindrucks entschieden, jetzt muss es raus.

Markus: Tja und da hat man an deinem Lächeln dann immer absehen können, wie du so drauf warst, montags und freitags, ne.

Bastian: Tatsächlich war es so, als das erste Mal hier die Leute vom Rum-Club dabei waren, wir haben alle drei Biere zusammen probiert, nachdem ich gesagt habe, sie müssen jetzt kommen, also jetzt schmecken sie gut, hatten wir alle ein Lächeln drauf, weil keiner damit gerechnet hat, das es so gut wird. Und auch bei den Azubis, die mal probiert haben, während ich Proben gezogen habe, die haben auch gesagt, das ist ja supergeil. Also diese Waldmeister-Weiße mit dem Rumfass, das war tatsächlich so ein super Glückstreffer, weil es einfach unglaublich gut passt, finde ich. Es ist so ein total neues Ding und grade auch so Rumfässer, das findet man noch nicht so häufig in der Bierbranche, das sind eher so Whisky, Tequila und so im Vordergrund, sage ich mal und das man den Rum so ein bisschen ins Bier mit reinbringt und das dann auch harmonisch ist und auch, es kommt ja auch sehr auf den Rum drauf an, den man benutzt. Also so ein sehr, sehr phenolischer, rosiniger Jamaika-Rum, der würde, glaube ich, gar nicht so gut passen, aber der jetzt halt, der passt einfach perfekt zu dieser leichten Weiße und rundet es ab.

Markus: Ja, absolut. Und ich meine, bei Rum hat man halt immer das Problem, dass er so intensiv ist. Und ich meine, das geht halt mit dem Whisky oder sowas, das kann man dann irgendwie alles immer noch ganz gut hinbekommen mit einem entsprechend starken Bier, aber ein Rum ist halt erst mal sehr präsent, und das hier holt sich wunderbar ab. Und da ist halt vielleicht bei euch das Ganze auch richtig aufgehoben, weil ihr halt diese Expertise auch habt, was die Sauerbiere und grade die Berliner Weiße angeht und eben auch die Erfahrung vom Fass. Also das ist schon großes Kino! Jetzt bin ich mal gespannt, ich würde fast sagen, wir gehen mal nahtlos zum Koala über und machen den auch mal auf, schauen wir mal. Also es schaut auch toll aus, weil, man hat hier so ein typisch australisches Verkehrsschild, das ist ja praktisch immer so ein Quadrat, was auf einer der Spitzen steht und ist dann gelb und hat so einen schwarzen Rand und in der Mitte sehen wir jetzt hier den schwarzen Koala und der sitzt natürlich auf dem Fass, also ganz schön. Im Hintergrund hat man noch ein bisschen den Ayers Rock, also ein bisschen natürlich auch australische Landschaft noch dabei, blauer Himmel, etwas Wüste, also alles, wie es sich gehört, ganz viel Assoziation, und ansonsten erinnert das Etikette sehr an euer normales IPA-Etikett. Also jetzt mache ich hier mal auf.

Bastian: Das da in Australien auch so Rum hergestellt wird, war für mich auch komplett neu. Also das kennt man ja eigentlich, glaube ich, auch nicht, für mich war das so ein typisches Produkt der Karibik, Brasilien. Und dann kamen sie mit einem Fass aus Australien an und es roch halt so unglaublich schön intensiv und dann haben gesagt, wir legen da das IPA jetzt drauf und probieren das mal, dass es eben nicht oxidiert, das wir mit ein paar Tricks auch hinkriegen, dass wir es ein bisschen drauf lagern können. Und ich glaube, das war für den ersten Versuch ein echt, echt schöner Mix. Ich bin mal gespannt, was du dazu sagst.

Markus: Okay, also dann lasse ich es hier mal reinlaufen. Wow! Also erst mal bin ich total begeistert, dass es sich so schön präsentiert mit einer richtig dicken festen Schaumkrone. Das ist ja jetzt nicht bei jedem fassgereiften Bier der Fall. Die Farbe, so ein schönes leuchtendes dunkel Goldbraun, was auch so richtig anstrahlt, oben drauf der Schaum auch leicht getönt, ganz feinporig, steht immer noch wie eine Eins. Also optisch schon mal echt Bombe. Bow und in der Nase habe ich jetzt hier ganz viel florale Noten. Also das erinnert mich an Hibiskus, erinnert mich an Rose. Ja, also ganz viel Rose, das ist ganz intensiv, wie Rosenöl eigentlich. Und dann kommt noch, ja, dann kommt im Hintergrund so ein bisschen Ananas, das sind dann die klassischen Aromen, die das IPA auch hat, aber auch was schön Weiches, Flieder, Holunder, Hibiskus, sowas, also Wahnsinn. Finde ich toll, diese ganzen Blüten, floralen Aromen, schön.

Bastian: Ja, das Ding war auch, was man beim IPA dann hat, dass es quasi ja nicht nur nach Rum schmeckt oder das man einfach ein komplett Rum-flabert IPA hat, sondern das quasi unser Bier auch noch durchschneidet, dass es quasi ein Mix ist zwischen dem Fass, was natürlich sehr intensiv ist und aber auch unserem IPA, das man die Bitterkeit durchschmeckt, das man die fruchtigen Aromen hat. Wir haben ja, in Anführungszeichen, normales IPA, also das mit dem grünen Label haben wir rein gefüllt, mit den 6,5 Prozent. Und wir sagen immer normales IPA, weil es das ist, seit wir alle hier sind, aber das ist unser quasi so, ja, East-Coast-IPA, unser Allday-IPA. Wir haben noch das Sprey-Coast, das West-Coast, aber das hier ist etwas süßer, etwas ausbalancierter von Süße, Bitterkeit und Fruchtaromatik. Und Ziel war es eben, dass es nicht nur nach Rum schmeckt, das Bier, sondern das es wirklich eben diesen Mix hat aus Bier, die Hopfenaromatik, also noch die Maracuja, Mango, Citrusfrüchte und gleichzeitig aber auch so ein bisschen das Rumfass trägt, und so sollte das Bier auch am Ende sein.

Markus: Und wie war das Rumfass so in deiner Erinnerung, von der Aromatik her, wenn man nur den Rum nimmt?

Bastian: Nur der Rum, das war ein Fass, das hatte eine Stärke von, ich glaube, 52-Komma-irgendwas Prozent und das war auch nicht so super fruchtig. Also wenn man an Rum denkt, hat man ja immer diese Rosine, dieses extrem also Fruchtige, rosinige Trockenfrüchte eben und dieses Fass war so ein bisschen eher, ja, auch floraler ein bisschen, hatte trotzdem diese Fruchtigkeit. Jetzt ist es auch schon ein bisschen älter, aber, diese Rose ist echt krass, was jetzt da durchkommt, also das ist immer noch schön.

Markus: Ja, also da merkt man dann so ein bisschen, dass Australien doch zum britischen Königreich gehört, hat oder irgendwie ist, weil, die stehen ja total auf alles, was mit Rosen zu tun hat und vielleicht ist es ja bei deren Rums dann auch so üblich. Also total faszinierend, ich habe jetzt auch einen Schluck genommen und da ist tatsächlich so, wie du sagst, also das IPA ist natürlich noch da, wie man es kennt, ist ergänzt um diese wirklich jetzt auch floralen Noten. Es hat natürlich auch ein bisschen klassische Rum-Aromatik, ist schon auch da, also ein bisschen Rosinige, das ist schon vorhanden. Man merkt auch ein bisschen eine Schärfe. Also wobei ich denke, der Alkoholgehalt ist gar nicht viel höher, aber es hat so ein bisschen eine Schärfe so im Abgang. Das ist aber ganz schön, es wirkt so ein bisschen pfeffrig fast, gibt dem noch ein bisschen Pepp. Finde ich auch eine ganz spannende Geschichte. Und ich muss auch sagen, ich wusste schon, dass es Rum in Australien gibt, aber ich habe noch nie einen getrunken, also insofern ist das auch mal spannend, das zu erleben, also toll.

Bastian: Ja, ich auch nicht. Und das Schöne ist, das auch das Aroma einfach schön da bleibt. Weil, das haben wir im Januar abgefüllt, das Bier, also es ist grade neun Monate alt und hat trotzdem noch diese Intensität auch für ein IPA. Und finde ich bemerkenswert, also ich finde es echt noch immer sehr, sehr schön und gelungen.

Markus: Ja, nee und wie du schon vorhin gesagt hast, auch die Oxidation ist wirklich auf ein Minimum eigentlich beschränkt. Ich meine, klar, das ist halt bei einem fassgereiften Bier immer ein bisschen da, aber so sehr, sehr schön. Und das ist ja dann auch okay, weil es ja ein Aroma macht, das man auch haben will und vereinigt sich hier wirklich mit dem Rum echt sehr, sehr interessant.

Bastian: Das war ja noch der erste Versuch, das war wirklich ein Bier, wo ich jeden Tag an das Fass gegangen bin, eine Probe rausgezogen habe und geguckt hab, wie schmeckt es, wie weit ist die Rum-Aromatik ins Bier eingezogen, wie ist die Oxidation? Und beim nächsten Bier, das ist dann das zweite Rum-Bier, da habe ich natürlich auf den Erfahrungsschatz vom Ersten zurückgegriffen und das finde ich zum Beispiel noch gelungener. Es ist eine andere Richtung, aber es schmeckt noch einen Tick frischer einfach, weil ich natürlich hier beim Ersten so, muss ich auch sagen, so den super optimalen Punkt verpasst habe um einen Tag, da habe ich dann gemerkt, jetzt nimmt es langsam ab. Und dann wurde es rausgezogen aus dem Fass sofort direkt und dann eben abgefüllt. Beim Nächsten, das ist wirklich ideal abgefüllt worden.

Markus: Ich meine, das ist für einen Braumeister ja auch schwierig, wenn man so ein Timing hat, wo dann auf einmal wirklich ein Tag eine Rolle spielt in der Aromatik. Ich muss aber wirklich sagen, grade wenn man so den Nachgang, also das Finale von diesem Bier hat, das finde ich auch ganz toll. Also weil dieses Pfeffrige da ist, dann irgendwann kommt auch ein bisschen was von der Bittere. Das IPA ist ja eigentlich ein relativ bitteres Bier, das ist hier aber schön auch eingebunden. Und dann bleibt am Ende wirklich nochmal so ein bisschen was Rosiniges, also dann erinnert man sich doch, okay, also da war jetzt Rum mit im Spiel.

Bastian: Also die es nicht probiert haben, einen Tag vorher war es noch minimal schöner. Und wie gesagt, da nur ich das probiert habe, wusste ich ja, wie es immer schmeckt und habe mir Notizen gemacht und dann war eben der Zeitpunkt, jetzt muss es raus und habe mir dann eben den Zeitpunkt gemerkt, wie lange man so ein IPA noch auf dem Fass lagern, bevor die Oxidation wirklich einsetzt. Und deswegen ist das Nächste, was wir probieren, das ist einfach perfekt rausgezogen. Dieser eine Tag, der für mich wahrscheinlich, der täglich damit zu tun hat, war das ein Argument, das rauszuziehen. Weil Leuten, die das nicht täglich probiert haben, die sagen, ja, es ist immer noch total geil.

Markus: Ja, ist es ja auch! Also überhaupt gar keine Frage, es ist wunderbar und wirklich in dieser Harmonie auch wieder und in der Erkennbarkeit von beidem. Also das ist für mich immer bei diesen Bieren, wenn es drum geht, dass die mit einem Spirituosenfass zusammen verheiratet worden sind, ist mir immer wichtig, dass man am Ende beides erkennt, also dass das Bier noch da ist und das aber auch die Spirituose da ist und das es gemeinsam dann eben etwas Neues ergibt, wo beides erkennbar bleibt. Und das ist wirklich sehr, sehr schön und also gar keine Frage. Aber jetzt hast du mich so neugierig gemacht, ich glaube, ich muss jetzt einfach gleich mal dieses Zweite aufmachen und werde dann einfach mal was dazu sagen und dann musst du sagen, ob das stimmt oder nicht. Also ich mache mal auf.

Bastian: Also ich finde interessant, was du gleich sagen wirst.

Markus: Schauen wir mal. So, also im Glas ist es jetzt. Farbe finde ich jetzt sehr schön, das ist jetzt rotgold, also es hat noch ein bisschen mehr so ein gelbes Strahlen, ein goldenes Strahlen. Der Schaum ist auch wieder wunderbar. Jetzt rieche ich da mal rein. Uih! Also das ist jetzt auch sehr interessant, ich versuche es mal in Worte zu fassen, das ist gar nicht so einfach. Also weil, das ist, man merkt auf jeden Fall schneller die Präsenz von den klassischen Rum-Aromen. Aber da ist noch was dabei, ich muss nochmal kurz drüber nachdenken, ob das Kiwi ist, also irgend so eine grüne Frucht.

Bastian: Ich kann ja kurz zu dem Fass was sagen, das war jetzt ein Jamaika-Rumfass, das war 27 Jahre lang mit einem Rum belegt und das wurde uns dann gegeben. Und diese Rumfässer aus Jamaika, die zeichnen ja durch diese Rosinenartigkeit aus. Auch im Bier, also wenn man ein Stout belegt, hat man immer diesen Rosinengeschmack, getrocknete Früchte, also wirklich getrocknete Feige, getrocknete Datteln, also sehr, sehr fruchtig, sehr, sehr phenolisch. Und das kam man jetzt einer Fass-Stärke von 67,2 Prozent zu uns, frisch entleert. Und tatsächlich war das eins der Fässer, da haben wir sofort gesagt, da muss auch wieder das IPA drauf und es hat sofort gepasst. Also ein IPA aus dem Tank rausgeholt, einen Tropfen von dem Rum rein und es war der Hammer, ja, das ist es.

Markus: Also ich habe noch nicht getrunken, aber von der Nase her ist es wirklich unglaublich dicht. Also bei mir verstärkt sich dieser Eindruck von Kiwi, Stachelbeere, Apfel auch ein bisschen. Natürlich sind die Citrusaromen, die man vom IPA hat und eben Mango und sowas, das ist auch da, aber es ist wirklich so ein ganz interessantes, spannendes Aroma, was mich mehr so in diese Kiwi-Richtung denken lässt, das ist total spannend. Es kommt auch wieder ein bisschen Apfel, es ist natürlich die Rumrosine da. Also gut, ich probiere mal. Das hat jetzt auch ein ganz anderes Mundgefühl, also sehr weich. Es beginnt mit den Citrusaromen, dann kommen so die fruchtigen Aromen, dann ist es auf der Zunge, dann ist fast wirklich ein bisschen Marzipan da und dann hinten kommen die Rosinen. Ein bisschen Mandel, nussige Aromen, auch spannend. Ja und fast auch ein bisschen Kirsche oder so oder Rumfrüchte, rote Rumfrüchte irgendwie, Brombeeren, Himbeeren, irgendwas in Rum eingelegt. Also eine unglaubliche Bandbreite an fruchtigen Aromen, finde ich sehr spannend. Und auch da ist die Bittere deutlich reduziert, also man hat nicht diesen krassen bitteren Eindruck, den man vom IPA vielleicht erwarten würde, sondern es ist wieder schön mit dem Rum verbunden. Dieses Mal nicht so scharf wie bei dem anderen, das geht mehr in dieses weiche Rosinige, bleibt dafür aber länger. Also sehr spannend auch und vor allem so dicht, so komplex. Das ist ein ganz tolles Bier, Wahnsinn.

Bastian: Diese floralen Aromen, die wir vorher hatten mit der Rose, die hat es gar nicht, es gibt wirklich nur eine sehr schöne komplexe fruchtige Note. Was für mich auch ganz war neu ist, dass grade diese Kombination aus IPA und Rumfass, die gab es für mich noch gar nicht, also ich habe vorher keins gekannt, kein IPA, was auf Rumfass lag. Ich habe zwar ein paar Stouts gekannt, die darauf liegen. Fand das aber auch aus dem Ding interessant, weil natürlich die vom Rum-Club auch mitgeredet haben und dann auch gesagt haben, sie wollen unbedingt ein IPA auf Rumfass haben. Und fand das am Anfang eine interessante Idee, weil ich es nicht kannte, konnte mir das auch sehr gut vorstellen, aber vom Ergebnis bin auch super überzeugt, ich finde es ein super geiles Ding. So wie man sagt so, ein Stout mit Whisky, sage ich jetzt von meiner Sicht aus, ein IPA mit Rum klappt einfach. Ich finde, das ist einfach eine geile Kombination.

Markus: Na, ich glaube, es ist halt wie bei vielen solchen Parings, natürlich kann man immer ein Imperial Stout mit Rum oder Whisky zusammenbringen, das ist dann auch was, wo vieles irgendwie zusammenpasst und dann ist es irgendwie rund und dann passt es halt schon, aber es hat jetzt nicht sehr viel Spannung. Und hier, finde ich, das ist eben der Punkt, dass IPA an sich bringt sehr viel Frucht und sehr viel Bittere mit und das ist ja was, was der Rum jetzt, also Fruchtigkeit vielleicht so ein bisschen, aber wenn, dann nur in eine bestimmte Richtung und Bittere jetzt gar nicht hat. Und dafür ist dann aber wieder viel Raum, weil dann eben zum Beispiel dieser ganze Bereich der süßen Aromen, das ist was, wo dann der Rum sich austoben kann so ein bisschen. Ud das ist, glaube ich, besser, weil es hier eine Möglichkeit gibt, sich zu ergänzen. Also nicht nur sich zu verdoppeln sozusagen, wenn ich viele ähnliche Aromen habe, die zusammen halt aufeinander aufbauen, sondern hier habe ich wirklich viel, was auch zusammenkommt und wo dann auch das Gemeinsame was Neues ist, und das ist sicherlich ein großer Vorteil, also.

Bastian: Aber es harmoniert auch einfach zusammen, finde ich. Also ich konnte es mir am Anfang schwer vorstellen ein bisschen, aber grade, weil ich immer von diesem Rosinen-Agendum auch ausgegangen bin, so wie man ihn halt kennt. Aber für mich war das dann, als ich diese frisch entleerten Fässer dann auf den Hof bekommen habe und an diesen Fässern gerochen habe und gleichzeitig auch diese schöne Testing, was halt auch war, wo die zu Dritt bei uns im Keller standen und wir wirklich dann Gläser rausgeholt haben, wir haben das Bier gezwickelt und dann den Rum rein getropft, also ein, zwei Tropfen wirklich nur rein, um zu gucken, wie intensiv ist das, wie schmeckt das? Und dann die Auswahl der Biere, das war einfach an sich schon ein Erlebnis, man hätte filmen müssen und auch den Leuten zeigen müssen, wie sowas vonstattengeht. Aber auch dann eben das richtige Bier dafür zu finden und dann einfach beim IPA mit dem Rum, das passt einfach. Also ich würde kein West-Coast-IPA nehmen, da ist das Problem, Fässer nehmen ja auch immer Vollmundigkeit raus, aus dem Bier. Die Tannine machen das Bier immer schlanker und wenn du so ein trocknes West-Coast hast, dann hast du das Problem, dass es dann am Ende leer schmeckt. Aber unser normales IPA hat noch ein gute Restsüße, die das einfach auffängt und dann hat man einfach so ein schönes, komplexes Bier am Ende und grade mit den fruchtigen Citrusaromen, plus dann auch nochmal, je nachdem welches Rumfass es war, ist einfach super, also ich bin total begeistert von diesem Bierstil, würde jetzt das Bierstil nennen, das Rum-Barrel-Aged-IPA. Naja, ich finde, es hat auf jeden Fall Potenzial dafür, ich finde es sehr gelungen. Und natürlich, wenn man das Glück hat, so frisch entleerte Fässer so bekommen, dann ist das Aroma natürlich noch intensiver.

Markus: Auf jeden Fall. Also ich glaube, das ist jetzt auch was, was mir jetzt total neu ist, weil, diese Dimensionen kannte ich jetzt auch noch nicht, dass dann eben so diese ganz frische Aromatik von der Spirituose eine Rolle spielt. Und das merkt man auch, weil das eben so strahlend ist, so klar ist. Normalerweise sind es immer die Spirituosenaromen, die sind halt dann, das merkt man schon, die sind da, aber gehen dann eher ins Holzige, weil das Fass einen größeren Anteil auch hat von seiner eigenen Aromatik. Und hier ist die Spirituose sehr viel heller, würde ich jetzt mal sagen. Ist schwierig, das in Worte zu fassen, aber man hat einen direkteren, konkreteren Eindruck davon. Und ich bin auch völlig bei dir, das stimmt, dass das Bier wesentlich schlanker wirkt. Was aber eigentlich jetzt auch gut ist, weil das meiste Problem dieser Biere ist ja oft, dass die so stark, so wuchtig sind, dass man davon auch nicht sehr viel trinken kann und nicht gerne trinken kann, weil das irgendwann da so schnell sattmacht. Und das ist was, okay, da sollte man jetzt auch keine fünf Flaschen davon trinken, aber es trinkt sich angenehmer, es trinkt sich runder und es ist dann auch was, was in sich so ein Finish auch wieder hat, wo man danach sagt, okay und jetzt würde ich gern wieder einen Schluck nehmen. Wo man dann bei so einem Imperial Stout aus dem Whiskyfass, irgendwann ist das halt einfach to mutch, da hat man es dann gehabt und dann ist es gut. Aber hier entdecke ich auch immer wieder was Neues, also das ist wirklich, schöne Kombi.

Bastian: Macht einen sehr komplexen Rahmen, aber auch grad beide Biere, die in so komplett unterschiedliche Richtung gehen, also das eine sehr, sehr fruchtig, das eine sehr floral, zeigt einfach auch, dass es sehr komplex ist in den Bierstilen. Natürlich, wie gesagt, unter der Prämisse, das man halt so frisch entleerte Fässer bekommt, wo wir halt jetzt das Glück haben, dass wir das von Zeit zu Zeit kriegen bei denen. Aber da kommt mit Sicherheit noch mehr bei uns, wir haben schon Ideen für die Nächsten.

Markus: Das klingt schon mal sehr gut. Und, also ich denke, das ist jetzt für mich auch, das finde ich auch sehr spannend, das wir ja im Grunde dasselbe Ausgangsbier haben und die Variante jetzt sozusagen der Rum beziehungsweise das Fass ist. Und das ist auch sehr interessant, wie unterschiedlich das sein kann, also wo in beiden Fällen das IPA eine ganz eindeutige Rolle spielt, aber in beiden Fällen sich es jeweils völlig anders entwickelt. Und das ist wirklich auch interessant. Sehr schön, da habe ich jetzt für heute Abend noch zwei wunderschöne halbe Flaschen, die ich mir da unbedingt in Ruhe zu Gemüte führen will. Eine Frage vielleicht noch, da steht jetzt auf diesem Etikett drauf, Shamrock 95, ist das dann, 95, hat das was zu sagen, ist dass das Alter des Rums oder so?

Bastian: Genau, das ist das Befüllungsdatum des Fasses. Deswegen habe ich ja gesagt, ist 27 Jahre alt, 95 wurde es befüllt mit Rum und jetzt 2022 entleert. Also es war wirklich, ein Rum lag 27 Jahre drauf. Und ich hatte das große Glück, dass ich auf dem Rum Festival mit Chef von dem Rum-Club da war und der hat mir ganz viel gezeigt. Und ich hatte Rum gar nicht so auf dem Schirm bei mir als Spirituose und der hat mir da so viel gezeigt und da gibt es auch so viele verschiedene Varianten, nicht nur Rosine, sondern es ist so komplex auch das Rum-Ding, das steht dem Whisky in nix nach. Und es ist auch ganz schön, weil man sieht auch, was ist noch möglich, wenn man sich die richtigen Fässer holt. Und dann muss aber noch wissen, wie die Spirituose daraus schmeckt. Aber ich glaube, also grad dieses Rum-Ding ist noch so eine kleine Nische im Moment insgesamt, hat aber sehr viel Potenzial nach oben. Ich meine, in Butterplätzen mag auch jeder das Rum-Aroma und warum nicht im Bier.

Markus: Ja, ich glaube auch, das ist vielleicht so das Geheimnis von so einem Rum, also wir kennen es ja vom Whisky und da ist es so, der ist natürlich auch sehr komplex und da gibt es ganz viele verschiedene Aromen, aber der Grundgeschmack ist jetzt nicht immer für jeden sehr eingängig. Und beim Rum ist es anders, beim Rum hat man diesen Grundgeschmack, der immer irgendwie Vanille, Karamell, dann die Rosinen, dieses sehr Schöne, eigentlich jeder lächelt, wenn er das irgendwie riecht.

Bastian: Allgemein fruchtiger als der Whisky, ich würde Whisky eher als so holziger, männlicher beschreiben und der Rum ist einfach fruchtiger, verspielter.

Markus: Also verspielter, finde ich einen guten Begriff, weil das macht Whisky eher selten. Also da gibt es natürlich auch viele Spielarten, aber der ist tatsächlich immer taffer, also rauer jetzt im gewissen Sinne und, ja.

Bastian: Er ist holzig, er ist rau, Leder und der Rum, der ist so ein bisschen verspielter, er ist einfach nur fruchtig, locker. Zumindest die, die ich jetzt auch da probiert habe. Selbst wenn du einen teuren Rum, also ich meine, bei Rum ist ja die Tür offen, ich meine, beim nächsten Bier, was wir probieren, da kostet eine Flasche 0,5, 700 Euro aus dem Fass, was wir da wieder befüllt haben. Und selbst da war es so, dass es dann, da war keine Zigarre da, sondern es war halt sehr, sehr holzig, es war sehr tanninig, aber es war eher so Kaffee, Frucht und dann so ein fruchtiger Kaffee, also nicht die Säure, aber du hast diesen fruchtigen Kaffee dann in diesem Rum. Und der Rum ist, finde ich, leichter als ein Whisky. Der Whisky ist schon eher männlich, während der Rum so fruchtig, leicht, verspielter, weiblich ist als Spirituose.

Markus: Genau, beim Whisky spielt auch das Fass einfach nochmal eine viel größere Rolle, wo hier, glaube ich, beim Rum einfach auch die Spirituose selber nochmal eine ganz andere Aromatik mit sich bringt. Und vielleicht auch, weil es grade eben ein Zuckerrohr- oder Zuckerschnaps ist, da halt einfach nochmal viel mehr eine größere Bandbreite vielleicht auch ist, was da an Aromen entstehen kann. Da muss ich mich vielleicht mal wirklich selber noch ein bisschen rein arbeiten, aber ich bin völlig bei dir, da hast du absolut Recht. An der Stelle noch eine Frage, was passiert denn eigentlich mit den Fässern, also wenn ihr das jetzt benutzt habt, behaltet ihr die, verwendet ihr die wieder oder müssen die zurück?

Bastian: Also die geben uns die Fässer ja quasi kostenlos, wir legen das Bier rein, die kaufen das Bier von uns. Was natürlich das Ding ist, das wir auch die Idee haben, dass wir von denen auch Fässer kaufen. Wir haben ja auch so ganz viele Holzfässer, wir haben auch so viele Holzfässer, die einmal belegt werden können.

Markus: Aber das heißt jetzt, wenn die ein Fass euch geben und ihr habt es benutzt, dann gebt ihr es dem Rum-Club zurück. Und was machen die dann damit, stellen die das irgendwo in ihre Verkostungsräume oder kommt da wieder was rein oder was passiert dann?

Bastian: Ich glaube, beides, also sie stellen es teilweise in die Verkostungsräume, teilweise verkaufen sie sie weiter, aber die geben die uns quasi nur zum Befüllen. Während auch wir unsere Fässer mittlerweile verkaufen auch, weil wir genug Deko-Fässer haben und manche Fässer sind einfach so, dass man sie nur einmal befüllen kann, weil das Aroma quasi schon zu weit raus ist dann. Wir haben neun Holzfässer, die können wir drei-, viermal belegen und der Holzgeschmack, das dauert natürlich immer länger pro Belegung, aber so vorbelegte Fässer mit Rum und Ding, die kann man nur einmal belegen, weil, dann ist der Geschmack raus. Also wir haben es versucht mit einer Zweimalbelegung, aber das war so seicht nur, das klappt einfach nicht, das wird kein schönes Bier mehr.

Markus: Also quasi ein ausgelutschtes Fass.

Bastian: Genau. Also man kann sich ein Rumfass kaufen, man kann es einmal mit Bier belegen und danach ist es so ausgelutscht, das schmeckt einfach nicht mehr. Also natürlich schmeckt es so ein bisschen nach Rum oder ein bisschen nach Whisky, aber nicht mehr schön. Also das Bier ist halt so seicht dann einfach, seicht ist der richtige Ausdruck dafür, es ist so seicht nach Rum, seicht nach Whisky.

Markus: Okay, dann bin ich jetzt mal sehr gespannt auf die letzte Falsche. Da haben wir jetzt, hast du ja grade gesagt, einen Rum, der normalerweise 700 Euro die 0,5-Liter-Flasche kostet, Wahnsinn.

Bastian: Genau, 38 Jahre altes Rumfass. Ich habe einen kleinen Schluck bekommen von denen zum probieren, tatsächlich unglaublich viel, also man muss wirklich sagen, so Tabak, der Rum. Gerbstoffe aus dem Fass, extrem viel Gerbstoffe, sogar so eine leichte Bitterkeit, aber dann auch noch gleichzeitig diese Rosinenfruchtigkeit, auch aus Jamaika, das Fass. Ja, und natürlich auch eine Fachstärke von 54 Prozent, das trägt das Ganze. Und zum trinken war es echt so, du riechst an dem Glas und das war echt so Tabak, also eher so männliche Noten, muss ich dazu sagen. Und dann haben wir aber die Luise draufgelegt und es hat einfach wunderbar gepasst von Anfang an, also wir haben auch gesagt so, das wird perfekt. Und ich freue mich, was du gleich dazu sagst.

Markus: Ja, also da bin ich jetzt mal gespannt. Das Etikett, richtig lila und in der Mitte habe ich dann Feuer, Flammen. Ja, die machen mich jetzt schon mal richtig heiß, also ich mache mal auf. Also Luise finde ich ja überhaupt ein ganz spannendes Projekt, also so ein Berliner-Weiße-Bock zu machen. Habe ich jetzt auch grade bei uns als Empfehlung ausgegeben, weil ich jetzt viele Interviews gegeben habe hier zur Bockbier-Zeit in Franken und die mich dann immer gefragt haben, was man denn für einen Bock probieren kann, den man normalerweise noch nicht kennt? Und dann habe ich gesagt, passt auf, da müsst ihr nach Berlin fahren und müsst einfach mal einen Berliner-Weiße-Bock probieren. Und, ja, jetzt haben wir den sogar noch im Rumfass. Also optisch erinnert es mich so an die Luise, wie ich es kenne, da ist es jetzt nicht erheblich verändert. Aber, mit der Nase, uih, also da habe ich jetzt tatsächlich rauchige Aromen, fast ein bisschen torfig. Das ist interessant, weil wir ja keinen Whisky haben, sondern einen Rum. Leder, dann kommen aber auch klassische Rumaromen, ein bisschen Rosine, ein bisschen Apfel auch wieder von der Luise. Sehr rund, weich, geschmeidig wirkt es, auch ein bisschen was Florales. Ich nehme mal ein Schlückchen. Also es erinnert mich an die Eiche, die ihr habt, da habt ihr ja die Berliner Weiße mit Eichenholz und dazu kommen aber jetzt diese Rumrosinen, ein bisschen Tabak, ein bisschen Schokolade, ein bisschen Leder, ein bisschen roter Pfeffer. Auch eine gewisse Bittere, ja.

Bastian: Ja, die kommt durch das Fass vor allem. Also das war wirklich so, dass dieser Rum auch diese Bitterkeit hatte, eben weil die Gerbstoffe bei diesem Fass über die 38 Jahre so rein gewandert sind. Also wenn man die normale Luise kennt, dann merkt man auch, wie krass dieses Fass darein schlägt, grade auch in der Aromatik. Also diese Rosinen, dieses, naja, wie kann man es am besten beschreiben? Du hast erst diese Fruchtigkeit, dann hast du diese Holzaromatik, die noch verstärkt ist und dann auch eine gewisse Trockenheit. Also sie kommt nochmal viel, viel trockener rüber, finde ich, als die normale Luise, eben weil durch die Tannine die Rest süße rausgenommen wird.

Markus: Ja, absolut, also ich erlebe es grade ganz intensiv. Also es ist auch eine Geruchs- und Geschmacksreise, also man hat auch das vom ersten Bier, dieses Apfelige, ja.

Bastian: Ich finde ich es auch sehr, sehr schön. Also das war ein Bier, bei der war es echt so, dieses Fass hat sich so schön entwickelt beim Probieren über die Wochen, es lag auch sechs Wochen lang auf dem Fass und es war so jedes Mal, also zweimal die Woche probiert und jedes Mal war es so, jetzt ist es noch geiler, jetzt ist es noch geiler. Und da war es echt schwer, den Punkt zu finden, wann nehme ich es raus oder wird es noch besser? Und irgendwann musste man sich entscheiden so, jetzt, jetzt ist der Punkt, jetzt muss ich es rausnehmen. Und ich finde, es ist wunderschön. Die Farbe ist hell geblieben, es ist keine Oxidation der Farbe und so, dass es nicht braun wird. Die Brett hat im Fass noch gearbeitet, ich finde auch die Brett sehr, sehr stark drin.

Markus: Also ich bin da völlig bei dir, das ist ganz toll. Also die Farbe ist praktisch original und ich glaube, die Brett, die hat sich so richtig gefreut, dass in dem Fass noch was Neues zu fressen ist.

Bastian: Zeigt auch, dass die Brett nochmal ordentlich was gemacht hat. Und ich glaube, es ist mit eins der besten Biere von der Komplexität her, die ich je gemacht habe bei dem, also ich finde es super, also so harmonisch. Und wer belgische Biere mag, ich glaube, der hat damit unglaublich viel Spaß auch.

Markus: Also da triffst du es auf den Punkt, die Harmonie ist der Punkt, das ist so schön, so weich, so in sich ausgewogen. Und man hat die Säure, aber die wird sofort aufgefangen von einer Süße, es ist total rund. Ja und es ist auch hinten raus mit der Bittere, das macht ganz geschmeidig den Mund wieder frei und es ist ein total angenehmer Trunk.

Bastian: Und es lädt vor allem sofort zum nächsten Schluck ein, das ist das Geile. Das ist so, du hast wirklich alles, du hast die Spitze so am Anfang, du nimmst einen Schluck, einen kleinen Nipper, spitze Säure auf der Zunge, hinten auf der Zunge, dann auf einmal die Fassnoten und dann hinten raus so eine Gerbstoffbittere. Also keine Hopfenbittere, wirklich Gerbstoffbittere, die aber so unglaublich geschmeidig weggeht wieder, dass du sofort Bock hast, den nächsten Schluck zu nehmen, also super. Also wie gesagt, das war auch, wo ich dachte so, das ist der Hammer, das einmal wild gegoren hat im Fass und dann, ah! Und mit den 6,5 Prozent natürlich auch so komplex, dass es halt auch das alles trägt, also der Alkohol die ganzen Aromen trägt und es passt einfach zusammen.

Markus: Das zeigt auch nochmal, was für ein Potenzial der Bierstil hat, also die Berliner Weiße in dieser Starkbierform und dann noch in der Kombination mit dem Fass, das ist eine ganz neue Welt, also mit ganz vielen Dimensionen. Und ich habe jetzt nicht alle deine Biere probiert, aber es ist sicherlich eins der topp Biere, die du je gemacht hast, das auf jeden Fall, da bin ich bei dir.

Bastian: Also ich finde es super komplex. Grade für Leute, die so fassgelagertes Bier liebhaben, ist es der Hammer, glaube ich. Weil du hast einfach, du merkst das Fass, es ist nicht nur das Bier, sondern du merkst richtig, dass es auf dem Fass lag und gleichzeitig hast du einfach so eine Addition der Aromen. Also das ist so, es addiert sich zu einem sehr, sehr feinen Geschmack. Wie gesagt, die Tannine, die den Körper rausnehmen, das Bier wird nochmal schlanker, du hast da eine spitze Säure drin, die aber nicht anstrengend ist. Also die ist wirklich sehr, sehr spitz am Anfang, aber verschwindet auch schnell. Das heißt, ist erfrischend, trotz der 6,5 Prozent, die das hat. Und dann einfach dieser schöne Nachgang, der so leicht cremig auch weggeht, finde ich. Du hast so eine kleine Cremigkeit, so wie, wenn man so ein bisschen Sahne mal aus einem Becher trinkt, die aber schnell auch wieder weg ist. Das heißt, dein Mund ist schnell wieder leer und du hast einfach Bock, den nächsten Schluck zu trinken, das ist super.

Markus: Ja, absolut. Und ich finde auch diese phenolische Note ganz schön, weil, die ist da, die klingt an und danach ist sie aber weg. Also sonst ist es ja oft so, dass es dann aufdringlich wird und unangenehm und dann in so Teernoten und so. Das hat man gar nicht, es ist ganz leicht da, ist spannend und dann geht es wieder weg. Also sehr schön, interessant, macht das Bier sehr interessant.

Bastian: Ich finde es auch, ich finde es super, wie gesagt, totaler Fan davon. Und die Leute, die es probiert haben, fanden es auch super geil, also.

Markus: Ja, also Gratulation zu diesen vier faszinierenden Bieren. Wie war es denn dann von dem Rum Club her, haben die da eine Abstimmung gemacht, welches am besten geschmeckt hat oder so?

Bastian: Nee, leider nicht. Wir haben das da verkostet mit den Leuten und es lief aber ganz gut, die Leute waren sehr begeistert. Auch unterschiedlich, natürlich gab es welche, die dann erst mal Probleme hatten mit den Sauerbieren, die drauf lagen. Aber generell sind die alle vier super gut angekommen. Also sogar mit dem Original, das wir damals auf das Rumfass gelegt haben, alle fünf sind super gut angekommen, also waren schnell ausverkauft. Ich glaube, von den jetzigen gibt es auch nur noch so Restbestände. Und das sind auch nur einfach Einmalfüllungen, weil quasi einmal, du hast 190-Liter-Fässer und wenn weg, dann weg. Das sind circa 440 Flaschen, also sehr limitiert. Aber ich glaube, das macht es auch einfach aus für Liebhaber, dass man einfach nur so spezielle Biere hat, die man sich vielleicht ein bisschen auch einlagern kann. Der Rumgeschmack wird nicht so weggehen, die sind sehr geschmacksstabil sogar, aber sehr, sehr geil.

Markus: Absolut. Wie ist es denn, wenn jemand jetzt sich für solche Biere interessiert, soll der bei euch einfach mal auf die Website schauen in diesem Barrel-Bereich oder wie kann man da am besten mit euch in Kontakt treten, wenn man sagt, ich möchte gerne in diesen Holzfassbereichen ein bisschen am Ball sein beziehungsweise solche Biere dann auch haben?

Bastian: Wir haben ja mittlerweile mit der Luise sechs holzfassgereifte Biere, die gibt es eigentlich immer im Online-Shop. Also einfach nur auf die Website, die Speziellen, die jetzt eben für Spirit of Rum kreiert, die gibt es nur dort. Und ansonsten haben wir noch die Beer Machine. Und das nächste Bier wird auch ein Blendend-Rum-Barrel-Aged-Beer zu Weihnachten, also im Dezember und da ist eine Mischung aus Imperial Stout gelagert auf Barbados-, Jamaika- und Puerto-Rico-Fässern. Man muss halt gucken, es gibt die Standardsorten, die sind immer verfügbar, aber diese Rumsachen, wie gesagt, die sind immer so teil, teils pro Jahr. Also wir machen zwei-, dreimal Releases pro Jahr dafür.

Markus: Ja, aber das ist doch schon mal schön, da habe ich auf jeden Fall schon mal für Weihnachten einen spannenden Geschenktipp für mich selbst, den nehme ich sehr, sehr gerne mit. Und für die Zuhörer werden wir natürlich das entsprechend in den Shownotes auch verlinken, dass die dann da auch hinfinden. Und dann, ja, sage ich ganz, ganz vielen Dank für diese schönen Infos, für diese spannende Reise durch diese Biere. Und ich freue mich, bald wieder was von dir im Mund zu haben und mich dann über die nächsten Aromenreisen zu freuen, danke schön.

Bastian: Bleibt gespannt, ich habe ganz viel da in der Pipeline.

Markus: Wunderbar, dann vielen, vielen Dank und, ja, heute noch einen schönen Tag.

Bastian: Ja, euch auch.

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