In dieser Folge von BierTalk treffen wir einen alten Bekannten wieder: Christian Klemenz, Gründer und Geschäftsführer der Bierothek. Bereits vor fast fünf Jahren war er zu Gast in unserem Podcast – damals noch zu Beginn der Pandemie. Seitdem hat sich viel getan: Die Bierothek hat sich weiterentwickelt, neue Geschäftsfelder erschlossen und sogar ein eigenes Hopfenwasser auf den Markt gebracht. Wir sprechen über die Herausforderungen und Chancen im Bierhandel, den Wandel der Craft-Beer-Szene und neue Trends wie alkoholfreie Biervarianten. Außerdem blicken wir auf ein besonderes Projekt mit historischer Bedeutung: das Weißbier „Weisse Taube“, das nicht nur eine alte Brauereimarke wiederbelebt, sondern auch an die jüdische Geschichte Bambergs erinnert. Eine spannende Episode voller Einblicke in die Welt des Bieres…
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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.
Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir endlich mal wieder in meiner Heimatstadt in Bamberg und haben einen Gast, den die eine oder der andere unter den Hörerinnen und Hörern schon kennt. Also einerseits vom Podcast, denn er war damals zu Gast Folge 6, vor fast 5 Jahren, also lange, lange her. Ganz am Anfang der Pandemie, da hatten wir natürlich ganz andere Themen. Und bei ihm ist sicherlich auch viel passiert in diesen 5 Jahren, gehe ich davon aus und deswegen bin ich ganz froh, hier bei dir in deinen Räumlichkeiten sein zu können, lieber Christian Clemens. Vielleicht stellst du dich ganz kurz den Hörern noch mal vor, für die, die dich vielleicht noch nicht kennen.
Christian: Ja, vielen Dank für die Einladung in deinen Podcast und herzlich willkommen bei uns im Büro in Bamberg, Markus. Ich stelle mich gerne kurz vor, Christian Clemens, Gründer und Geschäftsführer der Bierothek®. Wir sind Bierspezialitätenhändler mit stationären Einzelhandelsfilialen, Online-Handel und Großhandel. Das heißt, wir treiben alles, was ein bisschen besonders im Bierbereich ist über verschiedenste Kanäle, sowohl in Deutschland als auch europaweit.
Markus: Wahnsinn, also da hat sich viel getan. Und ich erlebe es ja selber, wenn ich unterwegs bin, man stolpert immer mal wieder über den Laden oder über das Logo oder auch einfach Brauereien, die mit euch Partnerschaft haben, ihre Biere über euch vertreiben. Und das freut mich dann immer sehr, weil man eben merkt, ein bisschen geht dann irgendwie doch und es gibt auch immer Innovationen aus eurem Haus. Und ich habe so ein bisschen noch mal vor diesem Podcast in den Alten reingehört und das war schon lustig, da hatten wir zum Beispiel eine große Story über Bier für Indien. Wieweit ist das für dich gefühlt jetzt weg?
Christian: Das ist so der Anfang der Geschichte, sage ich jetzt mal, Indien spielt immer noch insofern eine Rolle, ein Teil unseres Entwicklerteams sitzt in Indien, ja, wir haben da immer noch ganz starke enge Beziehungen. Der Bierexport an sich, der spielt jetzt aktuell keine so große Rolle mehr, wobei wir das vielleicht auch wieder aufnehmen wollen, aber so hat es tatsächlich mal begonnen. Ja, da warst du auch einer der Allerersten, die journalistisch drüber berichtet haben, ich erinnere mich, ist schon ein bisschen her. So ging es mal los und mittlerweile hat es sich entwickelt und, genau und mittlerweile sind wir die Bierothek® mit all ihren Facetten und Bereichen, die wir jetzt haben.
Markus: Ja, wenn wir jetzt sagen, 5 Jahre sind da jetzt vergangen, vielleicht so ein, zwei, drei Sachen, die dir einfallen, die in diesen 5 Jahren vielleicht so Meilensteine waren, die passiert sind seit unserem letzten Podcast.
Christian: Genau, es war tatsächlich also ziemlich zum Anfang von der Pandemie, ich erinnere mich noch, es war so Frühjahr 2020.
Markus: Ja, April oder irgendwie so, ja.
Christian: So um den Dreh rum, genau. Und das war wirklich natürlich nicht einfach für uns als Firma, weil wir nicht wussten, was für Auswirkungen wird das jetzt haben. Und glücklicherweise haben wirklich, sage ich mal, die Schwierigkeiten im stationären Bereich, die es durchaus gab naheliegenderweise, relativ gut kompensieren können durch Wachstum, was sich dann im Online-Handel ergeben hat, ja. Also da hat sich das ein bisschen bewährt, dass wir quasi nicht nur auf ein Pferd gesetzt haben schon immer, sondern ein bisschen auf mehrere Pferde und konnten das ganz gut ausgleichen. Und da hat, sage ich mal, der E-Commerce wirklich einen großen Sprung für uns gemacht und war auch so der Grundstein dafür, dass wir dann gesagt haben, wir wollen über den klassischen E-Commerce hinaus, wir wollen wirklich einen Marktplatz für Brauereien aufbauen und nicht nur in Deutschland, in Europa. Also quasi, wie das oft so ist, aus schwierigen Zeiten entsteht auch noch mal was ganz Gutes. Und mittlerweile ist das jetzt für uns so fast mit das Wichtigste von vielen Sachen, die wir machen, dass wir wirklich versuchen wollen, eine digitale Bierplattform zu bauen, die nicht nur in Deutschland Bier vertreibt, sondern europaweit und auch offen ist für Brauereien, um sich da anzuschließen.
Markus: Damals war das Stichwort irgendwie noch Craft-Beer. Wenn ich jetzt heute in die Szene rein höre, findet das entweder gar nicht mehr statt oder ist fast schon ein Schimpfwort geworden. Wie siehst du da die Entwicklung so ein bisschen?
Christian: Ja, das Wort Craft-Beer, ja, da kann man, glaube ich, wirklich mittlerweile Bücher drüber schreiben, ja. Also ich würde für uns sogar ein bisschen in Anspruch nehmen, dass wir den Begriff Craft-Beer auch von Anfang an eigentlich nie so überstrapaziert haben. Also wir haben ihn natürlich schon auch benutzt und bespielt und auch, klar, weil er eigentlich schon immer auch was bedeutet hat, aber wir haben eigentlich immer eher von Spezialitäten gesprochen. Weil, also unser erster Laden war ja auch hier in Bamberg, da hat schon immer das fränkische Sortiment eine ganz große Rolle gespielt, was in der Breite einfach sehr klassische Biere waren. Und das ist eigentlich bis heute so, das hat immer eine wichtige Rolle gespielt und wir haben da nie versucht, irgendwie einen Gegensatz aufzumachen, Craft-Beer gegen traditionell, neu gegen alt, sondern eigentlich immer gesagt, wir als Bierothek® wollen eigentlich der Anlaufpunkt sein, wo einfach die ganze Vielfalt zusammenkommt und da ein bisschen, sage ich mal, agnostischer rangehen, weniger ideologisch, sondern einfach sagen, wir wollen besondere Bierspezialitäten verkaufen, von daher haben wir uns nie so sehr an den Begriff ran gehangen. Aber ich gebe dir Recht, also so, es hat sich durchaus teilweise ein bisschen ins Negative sogar gewandelt in der Kommunikation an Kunden, dass manche das eher ein bisschen negativ verbinden. Was schade ist. Ich sage mal, letztendlich geht es um Bierspezialitäten. Begrifflichkeit ist eigentlich immer in gewisser Weise sekundär, ist jetzt für mich nicht das Wichtigste, wie es genannt wird, aber ist natürlich schon auch ein bisschen sinnbildlich für die Entwicklung, die die Branche, die Szene in den letzten 5 bis 10 Jahren genommen hat.
Markus: Ja, das auf jeden Fall. Und eine Sache, die mir auch noch einfällt, letztes Mal waren wir noch zu dritt, da war der Holger dabei.
Christian: Stimmt.
Markus: Und sein wichtiger Job, also nicht der wichtigste, er hatte da viele andere Jobs natürlich auch, aber ein sehr wichtiger Job war immer dafür zu sorgen, dass wir im BierTalk nicht vergessen, ein Bier zu trinken.
Christian: Das stimmt.
Markus: Und da sind wir fast schon wieder ein bisschen drüber raus, deswegen, denke ich, sollten wir langsam damit anfangen, der Tisch biegt sich ja quasi vor Bierspezialitäten und anderen. Ja, also was möchtest du gerne verkosten, worauf hast du Lust?
Christian: Also wenn es in Ordnung ist, ohne, dass wir jetzt hier die eisernen Regeln des Podcasts brechen, würde ich sogar mit einem Nichtbier beginnen, sondern mit unserem Hop Soda®, unserem Hopfenwasser. Da warst du ja auch dabei, als wir die erste Abfüllung kurz vor der BrauBeviale im November hatten. Und ist, glaube ich, eine ganz schöne Innovation, die wir, wie gesagt, kürzlich auf den Markt gebracht haben. Und, genau, wenn es in Ordnung ist, würden wir damit anfangen.
Markus: Absolut, also es ist ja Hopfen drin, also insofern sind wir schon nah am Bier. Es klingt auch schon perfekt.
Christian: Genau, man hat es schon gehört, die Dose.
Markus: Sehr schön!
Christian: Genau, also Podcast heißt ja, der Hörer sieht jetzt nichts, aber man kann schon mal sagen, also es ist ein Hopfenwasser und so schaut es auch aus, also es ist erst mal durchsichtig.
Markus: Genau, es schaut aus wie ein Wasser, also insofern natürlich völlig klassisch, können wir die ganze Beschreibung und sowas ein bisschen reduzieren. Ihr habt vielleicht auch schon ein bisschen gehört, es hat Kohlensäure, ordentlich Kohlensäure, schön, prickelnd und perlt und macht und tut. Und dadurch kommt auch ein bisschen Aroma schon in die Luft, also ein bisschen Hopfenaroma, spannend.
Christian: Genau, das ist eben das Besondere. Also vielleicht noch mal zur Genese, wie ist dieses Produkt entstanden, die Firma BarthHaas aus Nürnberg, die ja vielleicht der ein oder andere kennt, hat mit ihren Liquid Hops da Produkte auf den Markt gebracht, die es eben auch ermöglichen, natürliches Hopfenaroma in Wasser zu bekommen in einer löslichen Form. Und, genau, ist was Neues und wir haben dann mit BarthHaas zusammen in so einem, ja, Entwicklungsprozess dann auch das Rezept verfeinert, versucht, wie kriegen wir da ein stabiles Produkt hin. Und mit unserer langjährigen Partnerbrauerei Rittmayer in Hallerndorf dann, genau, das Produkt entwickelt. Und das Besondere ist eben das schöne Hopfenaroma. Wenn man mal reinriecht ins Glas, dann merkt man es auch.
Markus: Ja, wunderbar. Also alles, was man vom Hopfen eigentlich so kennt, ein bisschen Citrus, ein bisschen was tropisch Fruchtiges, auch ein bisschen was Grüngrasiges, auch ein bisschen Menthol. Also ganz viele verschiedene frische fruchtige angenehme Aromen, die einem da so entgegenkommen, wunderbar.
Christian: Genau. Es ist eben, also ich hoffe, nicht nur für Hopfenfans, aber Leute, die natürlich Hopfen mögen, ist das einfach eine schöne Sache. Und wir wollen da vielleicht auch so ein bisschen eine Lücke schließen zwischen Wasser und den Limonaden, sage ich jetzt mal. Also Limonaden sind ja immer mit Zucker und so weiter und das ist eben eigentlich aus dem Gesundheitsaspekt, wenn man auch so möchte, ohne Kalorien, ohne Zucker ein Wasser, was trotzdem eine schöne Aromatik noch hat. Und bisher haben wir echt ein schönes Feedback, kommt im Markt auch gut an. Und wir sind guter Dinge, dass wir den Artikel dauerhaft etablieren können.
Markus: Ja, das wäre ja wunderbar. Also jetzt müssen wir mal trinken, sonst verdursten wir hier. Ja, wie der Name sagt, Hopfenwasser. Aber schön, also man hat wirklich diese schöne Hopfenaromatik gleich am Anfang, es gibt einem auf der Zunge ein schönes Gefühl. Also ein bisschen anders als normales Wasser, sage ich mal. Man hat so ein bisschen dieses Cremige vielleicht auch auf der Zunge und dann wirklich entfalteten sich die Aromen, man hat das Hopfige und wenn man dann runterschluckt, kommt das noch mal durch die Nase zurück, es ist immer noch da. Und jetzt, wo ich rede, man hat auch so eine feine Bittere. Also ist nicht so übertrieben, wie andere Leute vielleicht denken würden, Hopfenwasser muss schweine-bitter sein, das ist es nicht, lässt sich sehr, sehr schön trinken.
Christian: Genau. Und ich finde, was auch vielleicht so ein Hopfeneffekt ist, also es animiert auch, finde ich, immer so ein bisschen zum Nachtrinken so. Die Zunge hat so, ja, einen leichten Belag und es animiert auf jeden Fall zum Nachtrinken, finde ich immer.
Markus: Ja, nee, das auf jeden Fall. Und ich glaube auch, das wird auch Leute noch mal abholen und überhaupt für dieses Thema interessieren, die vielleicht vorher mit Bier nicht so viel anfangen konnten. Gefällt mir gut, also ja. Und es ist eben keine Limo, es ist nicht süß, es hat eben da keine Kalorien an der Stelle. Und das ist natürlich schon eine schöne Sache, also weil ich mir vorstellen kann, dass auch viele Leute, denen jetzt einfach ein Wasser zu langweilig ist, so eine Möglichkeit haben, ein bisschen wenigstens schön Aroma, einen schönen Kick dabei zu haben. Und erfrischend finde ich es auch, also schön.
Christian: Genau. Und wir haben auch schon den ein oder anderen Biersommelier, der sagt, ach, das ist super, das kann ich in meine Tastings einbauen. Weil, bei Tastings ist ja auch öfter Mal ein Wasser noch mit dabei eben so und dann ist es auch eben einfach ein bisschen spannender, sage ich jetzt mal, als nur ein Wasser.
Markus: Genau und wenn einem das Helle zu langweilig ist, gibt man halt ein bisschen noch Wasser dazu. Gut, ist vielleicht übertrieben, aber immerhin. Also es heißt Hop Soda® und ich habe heute, ich war halt noch mal einkaufen heute früh und habe es dann auch schon in den Läden stehen sehen.
Christian: Sehr gut.
Markus: Und habe auch manchmal ein bisschen beobachtet und tatsächlich, Menschen nehmen das mit. Und von der Palette war vielleicht so ein Drittel, war schon weg, also es scheint Interesse zu finden, wünsche ich euch natürlich. Und das ist wirklich eine tolle Idee und schön, dass ihr das geschafft habt, dass hier am Markt zu platzieren, das ist ja schon auch ein Wupp.
Christian: Genau. Wir sind natürlich immer auf der Suche, wollen auch so ein bisschen natürlich innovationsfreudig sein, probieren auch mal was aus. Und ich denke, das hat uns über die Jahre immer so ein bisschen ausgezeichnet und das ist vielleicht auch ein Beispiel dafür.
Markus: Ja und Zielgruppe ist dann einerseits Leute, die eben schon dieses Hopfige, Bierige wollen und andererseits Leute, die eben sagen, Wasser allein ist mir zu langweilig, ich will aber auch kein süßes Zeug irgendwie, sondern ich möchte eben Wasser mit einem schönen Kick, der mir ein bisschen mehr gibt sozusagen.
Christian: Genau, wir haben zum Beispiel jetzt öfter auch schon aus der Kundschaft gehört, ach Mensch, das passt doch super irgendwie, wenn ich zum Beispiel sonst in der Tankstelle bin, dann habe ich entweder nur alkoholische Getränke, gezuckerte Getränke oder eben komplett geschmacksfreies Wasser. Und da ist quasi ein Artikel, der hat ein bisschen Aroma, aber ist eben ohne Zucker und, genau, so ein bisschen zwischen Wassern und Limonaden angesiedelt.
Markus: Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass es dem ein oder anderen Barkeeper vielleicht gefällt als Zutat, oder?
Christian: Ja, genau, also wir sind auch schon mit dem Sven Goller hier vom schwarzen Schaf aus Bamberg in Kontakt und weil wir auch öfter gehört haben, das ist doch eigentlich auch ein super Filler-Getränk. Auch Mitarbeiter von uns haben schon jetzt auch zusammen mit Gin entdeckt, dass man da verschiedene Sachen machen kann. Also da auch ein Aufruf an die Hörerschaft, also wenn es da gute Ideen gibt, zu was es sich auch noch eignet, freuen uns sehr zu hören, für was es sich alles einsetzen lässt.
Markus: Man könnte ja mal so einen Wettbewerb machen, so Rezepte einsenden und dann machen wir mal so, mal schauen. Also spannend auf jeden Fall und wirklich cool, dass es sowas gibt. Wie war das, bist du auf den Georg Rittmayer zugegangen oder wie lief da die Geschichte so ein bisschen?
Christian: Genau, also letztendlich von BarthHaas ein paar Leute getroffen, die haben davon erzählt, dass sie eben diese Produkte jetzt haben. Dann habe ich im Sommer beim Braumeister Camp in Salzburg, beim Axel Kiesbye war ich zu Gast. Habe ich noch den Headbrewer von Sierra Nevada getroffen, der mir erzählt hat, dass es mittlerweile bei ihnen im Tapproom bei Sierra Nevada als Hop Water mittlerweile auch schon fest am Han ist sogar. Also in den USA gibt es mehrere Brauereien mittlerweile, für die Hopfenwasser schon, also da ist das schon ein bisschen, wie das oft so ist eben mit Trends in den USA, ein bisschen voraus. Und da dachte ich, Mensch, das ist doch eigentlich eine gute Sache und bin dann eben auf den Georg Rittmayer zu, ja, einer meiner, wenn nicht sogar der langjährigste Partner, seitdem ich in der Bierbranche unterwegs bin. Und, genau, der Georg ist ja immer sehr offen dafür und, genau und dann haben wir uns mal zusammengesetzt mit den Leuten von BarthHaas in Hallerndorf und haben dann gefeilt, wie wir das Produkt am Ende hinbekommen.
Markus: Und wie viel darfst du sagen, was für Hopfen in welchem Verhältnis, was ist da so drin, kann man da was darüber erfahren?
Christian: Da kann ich natürlich jetzt nicht alles verraten, aber ich kann sagen, es war doch ein nicht ganz so kurzer Entwicklungsprozess von der Rezeptur. Also ich glaube, wir waren, ich glaube, zweimal in Hallerdorf, zweimal in Nürnberg, haben hier im Büro noch mehrfach verkostet und so weiter, also es hat auf jeden Fall mehrere Runden gedreht, bis wir dann von der Rezeptur so hingekommen sind. Weil wir reden, wie gesagt, nicht von einem Hopfenöl, sondern es ist eine Kombination aus verschiedenen, wo man auch dann verschiedene Sachen in den Vordergrund stellen kann. Genau, will man eher eine Harzigkeit, weil man eher eine Fruchtigkeit, wie will man das kombinieren. Der Trockenheitseffekt, wie stark soll der durchkommen und so weiter. Also man kann da schon viel machen, wie das Produkt am Ende dann sein soll. Und wir sind mit dem Ergebnis ganz zufrieden und, genau und schauen jetzt mal, wie der Markt es annimmt.
Markus: Und redet man da eher von Milligramm pro Liter oder von Kilogramm oder wie ist so das Verhältnis, wie viel Hopfen braucht man da für sowas?
Christian: Also, genau, das ist der Liquid-Hops, also das ist ja quasi die kondensierte Form, wenn man so möchte, also da reden wir von, ja, also Litern, sage ich jetzt mal, die man für einen 20-Hektolitertank da braucht, also sind jetzt keine riesigen Mengen, aber, genau.
Markus: Schon ergiebig. Ja, also auf jeden Fall spannend und schön. Gratulation an der Stelle. Und ich kann mich erinnern, ich bin ja mal vor 8 Jahren oder sowas aus Brasilien zurückgekommen und hatte da auch schon Hopfenwasser gefunden. Habe ich damals einigen Leuten gezeigt, auch euch und da war die Welt noch nicht reif dafür und jetzt, mittlerweile ist sie das. Also das finde ich schon echt eine sehr coole Nummer.
Christian: Ja, es hat natürlich auch, also wie gesagt, wir zahlen da so ein bisschen auf mehrere Trends auch letztendlich ein. Auch ein Trend, der nicht zu verleugnen ist, ist auch der alkoholfreie Trend, muss man einfach ganz klar sagen, Alkoholfrei spielt einfach eine immer größere Rolle. Allgemein, auch einfach durch das Konsumverhalten und so weiter, die Leute wollen einfach auch immer alkoholfreie Alternativen haben. Und bist du ja auch ein großer Verfechter dafür, dass ein Brauereierlebnis zum Beispiel nicht immer nur zwangsläufig mit Alkohol verbunden sein muss und so weiter.
Markus: Absolut, ja.
Christian: Und man muss den Leuten, glaube ich, einfach auch nur Angebote geben. Genau und Hopfen ist, denke ich, auch so ein Aspekt, viele Leute mögen eben gerade dieses Hopfige und so weiter und deshalb auch eine Möglichkeit, wie man das eben in der nichtalkoholischen Form genießen kann.
Markus: Ja, also das stimmt, das ist natürlich so ein Trend der allgemein gerade läuft, eben alkoholfreies Bier. Und da finde ich auch sehr interessant, ich habe heute zum Beispiel, zufällig sind mir die beiden Alkoholfreien von Sierra Nevada in die Hand gefallen. Die habe ich noch nicht probiert, bin ich mal gespannt, wenn ich die dann mal verkostet habe, wie das so ist. Aber man merkt eben, dass jede Brauerei eigentlich mittlerweile versucht, sich dem Thema irgendwie zu nähern. Die einen bleiben mehr beim Bier, sage ich mal, die anderen gehen ein bisschen weg davon, aber insgesamt braucht man einfach Antworten auf die Frage von Gruppen von Menschen, die eben sagen, wir wollen gerne was trinken und gerne auch ein handwerklich gemachtes Getränk, aber halt ohne Alkohol. Und, ja, da ist das auf jeden Fall ein Anfang, denn mit so einem Hop Soda® kann man natürlich alles machen, also kann man pur trinken, kann man mischen, kann man wieder mit Spirituosen mischen, also je nachdem. Genau, aber wenn wir schon dabei sind, der Tisch biegt sich ja trotzdem, was könnte man denn noch ein bisschen probieren?
Christian: Ja, wir könnten vielleicht auch aus gewisser Aktualität der Ereignisse, habe ich einfach jetzt auch noch mal ein Stone Beer mitgebracht, weil, das hat ja Schlagzeilen gemacht, dass Stone von den Auslandsmärkten zurückzieht und nur noch in den USA in Zukunft erhältlich sein wird. Und dann dachte ich so, als kleine Reminiszenz zum Abschied, erzählt vielleicht auch ein bisschen beispielhaft die Geschichte von Craft Beer in Deutschland, sage ich jetzt mal. Genau, habe ich auch noch ein hopfiges Stone IPA, könnten wir auch noch mal, solange es es noch gibt.
Christian: Genau.
Markus: Ja, es hat ein bisschen Endzeitstimmung manchmal so, ja. Ja, das ist schon, wenn man überlegt, dass Greg Koch mal nach Deutschland gekommen ist, um Europa für das Bier zu erobern, von seiner Sicht ist das schon eine krasse Entwicklung, dass sie jetzt gesagt haben, nachdem Greg ja auch von Bord ist, muss man fairerweise sagen, sich zurückzuziehen. Aber es ist natürlich ein wunderbares Bier, wenn man es hier so im Glas sieht.
Christian: Genau, es ist ein wunderbares Bier. Genau, wie gesagt, ich will auch in keinster Weise da irgendwie Endzeitstimmung verbreiten oder so, im Gegenteil, also wie gesagt, wir sind ja in der Branche, wir glauben dran, dass es mittel- bis langfristig absolut eine Daseinsberechtigung hat und auch weiterwachsen wird. Aber zur Wahrheit gehört eben auch dazu, dass in dieser Anfangsphase, nenne ich es jetzt mal, oder das gewisse Sachen einfach nicht so funktioniert haben, wie es sich vielleicht viele Leute am Anfang gedacht haben und, genau, Stone mit sehr ambitionierten Plänen ist da sicherlich ein Beispiel dafür.
Markus: Ja und man muss auch sehen, ich glaube mal, es hat sich ja mittlerweile auch etabliert, den Laden gibt es jetzt seit 40 Jahren. Das ist natürlich auch was, wo mittlerweile eine gewisse Sättigung eingesetzt hat, wo jetzt auch die Neugier und die Nerds und so, das ist ja alles durch, kennt man jetzt, das sind schon die Alten irgendwie und vielleicht verändert sich auch ein bisschen die Einstellung. Aber gut, beschäftigen wir uns ganz kurz ein bisschen mit dem Bier. Also es ist eine ganz großartige Farbe, so ein bisschen orangerot leuchtend, schön. Was können wir noch sagen, Klassiker Bernstein, naja, schöne IPA-Farbe auf jeden Fall, oder?
Christian: Ja, auf jeden Fall, ja. Ich finde, auch richtig charakteristisch, also ich finde, ein Stone-IPA kann man auch immer relativ gut erkennen.
Markus: Ja.
Christian: Genau und wenn man da auch reinriecht, merkt man schon gleich, da ist knackig was los, wenn es um Hopfen geht.
Markus: Ja, also Verwandtschaft mit euren Hopfen-Soda ist durchaus gegeben. Ja, auch viel schöne fruchtige Hopfen natürlich und vor allem viel davon, das ist ja bei Stone auch einfach so ein bisschen Markenzeichen. Und auch diese harzigen Noten, kräutrigen Noten und ein bisschen natürlich Citrus, Tropenfrucht, Grape Fruit, Pfirsich, also jede Menge Zeug.
Christian: Jede Menge Zeug, genau.
Markus: Sehr schön. Na, Prost. Wunderbar.
Christian: Zum Wohl!
Markus: Danke schön! Ja, so ist es. Aber das ist vielleicht noch der Punkt, ich überlege, ich glaube, mein erstes Stone IPA habe ich, ach Gott, keine Ahnung, wie lange das her ist, aber irgendwann mal in Berlin getrunken bei irgend so einem Event. Und damals war das schon was, wo man die Augen aufgerissen hat, also weil, so bitter, mit so einem Selbstverständnis und mit so einer Designgestaltung und überhaupt, das war schon was Neues damals. Und das hat damals, also wenn man da halt dagegenstellt, was man sonst hatte, irgendein Berliner Pils oder so, das ist dann schon eine Nummer gewesen. Und das weiß ich noch, da sind damals 100e von Leuten zu diesem kleinen Laden gepilgert irgendwo mitten in Berlin, wo das da war und alle wollten eben dieses ganz besondere Bier endlich mal probieren und da war natürlich auch viel Hype und Story drum rum. Jetzt haben wir es hier ganz schön in der Dose, aber es ist wunderbar. Wie ist es denn, kriegt ihr jetzt noch was oder ist das schon die letzte Charge?
Christian: Die letzte Lieferung ist, glaube ich, gerade auf dem Weg oder dabei anzukommen, ich weiß es gar nicht mehr genau, aber das war es dann leider. Weil, wie gesagt, die Amerikaner entschieden haben beziehungsweise die japanischen Eigentümer nach der Übernahme von Sapporo, dass sie sich jetzt erst mal auf dem Heimatmarkt konzentrieren müssen und das Auslandsgeschäft jetzt erst mal zu kompliziert ist und sich erst mal zurückziehen. Ist natürlich schade, genau, aber so ist es leider. Genau, es ist weiterhin einfach nicht so einfach, es ist, muss man auch dazu sagen, jetzt kein rein deutsches Phänomen, sondern allgemein haben sie gesagt, es ist, genau, zu kleinteilig, zu kompliziert, deswegen haben sie sich da weiter zurückgezogen.
Markus: Ja und ich glaube, also da steckt vielleicht auch ein bisschen dahinter, dass sie ja eigentlich eine Strategie hatten, auf dem amerikanischen Markt irgendwie einzusteigen und ja angefangen haben mit Anker, was sie zuerst übernommen haben und dann wahrscheinlich festgestellt haben, dass die Brauerei dort vielleicht nicht das ist, was sie wirklich gesucht haben von den Produktionskapazitäten, von den ganzen Möglichkeiten. Und da war natürlich Stone dann irgendwie eine andere Nummer als ganz moderne Produktionsanlage natürlich und mit viel mehr Möglichkeiten und viel mehr Distribution und das jetzt dann alles auf neue Beine zu stellen, kann ich mir schon gut vorstellen. Aber für uns natürlich schade, weil dann schon Klassiker so ein bisschen wegfallen. Ich weine ja am meisten dem Xocoveza hinterher, muss ich sagen, das war immer mein Lieblingsbier von Stone und fand ich so vielschichtig, so komplex, so einzigartig in der Bierwelt, dass schon, naja.
Christian: Ja, ja. Also, genau, leider, wie gesagt, USA manchmal ein bisschen Vorreiter von gewissen Entwicklungen. Auch in den USA ist jetzt der Craft-Beer-Markt nicht mehr so am Wachsen wie es in der Vergangenheit immer der Fall war, im Gegenteil, hat jetzt auch ein bisschen mit Rückgang zu kämpfen. Also, genau, der Biermarkt ist und bleibt nicht einfach, aber nach Regen kommt auch wieder Sonne, ja.
Markus: Ja, ist eine sehr gute Einstellung, ich glaube, die einzig Richtige auch für Unternehmer, also das ist der Unternehmergeist eigentlich. Natürlich hat man immer mal schwere Zeiten, da muss man auch irgendwie durch und dann kommen eben auch wieder gute Zeiten. Ich denke mal, an sich eine gute Sache ist doch, wenn man jetzt mal den amerikanischen Markt verlässt und auf den europäischen zurückkehrt, dass ihr ja doch in Europa viele Schätze gehoben und entdeckt habt und auch viele Kontakte auch in Länder habt, die man normalerweise gar nicht mit Bier verbunden hat. Wie entwickelt sich das denn so?
Christian: Genau, also wir bauen ja quasi unseren europäischen Footprint, sage ich jetzt mal, immer weiter aus insofern, dass wir quasi jetzt immer mehr europäische Länder anschließen an unsere Plattform. Was meine ich damit, und zwar, dass wir es legal möglich machen, in diese Länder zu verschicken. Was ja gar nicht so einfach ist, weil die nationalen Gesetzgebungen für Biersteuern und so weiter in jedem europäischen Land unterschiedlich sind. In einem Land wird die Biersteuer anhand des Alkoholgehalts bemessen, im anderen nach der Stammwürze in Plato, im anderen ist es eine Kombination aus beiden und so weiter und so weiter. Das heißt, wenn man das wie wir im größeren Stil rechtssicher betreiben will, dann muss man sich in den Ländern Fiskalvertretungen aufbauen, ist sehr kompliziert. Das heißt, wir haben dann eigene lokale Steuernummern in Spanien, in Italien, in Finnland, in Schweden. Und, genau, ist ein sehr langwieriger Weg, was uns, wie gesagt, vor 5 Jahren, als wir den letzten Podcast hatten, da war der E-Commerce noch viel kleiner, hat sich aber entwickelt, da haben wir gesagt, Mensch eigentlich, wir müssen auf die nächste Stufe gehen, wir müssen eigentlich aus Deutschland hinaus und über Deutschland hinausdenken. Und wenn wir den E-Commerce wirklich sinnvoll betreiben wollen, dann müssen wir ihn eigentlich europäisch denken. Und auch, wenn es da viele Hürden gibt, dann müssen wir sie eben nehmen und, genau, haben uns dann auf den Weg gemacht.
Markus: Und heißt das, es gibt jetzt in all diesen Ländern irgendwo einen kleinen Briefkasten, wo Bierothek® draufsteht?
Christian: Da gibt es überall eine Fiskalvertretung von uns. Das kann eine private Firma sein, kann auch sowas wie eine Außenhandelskammer sein und so weiter, die eben in unserem Namen mit unseren IDs, also unsere Lizenzen oder die haben die Lizenzen in Vertretung sozusagen, wird dann da eben die Verbrauchssteuer, sprich Biersteuer in den Ländern eben abgeführt, ja.
Markus: Betrifft das auch das Thema Pfand?
Christian: Also spielt alles rein, auch jetzt teilweise Verpackungsregelungen und so weiter so. Also wie gesagt, sehr kompliziert, nichts, was man mal so nebenbei machen kann und insbesondere auch nichts, was man als mittelständische Brauerei irgendwie auch mal so nebenbei machen kann. Deswegen machen wir uns ja die ganze Arbeit, ja, dass wir das dann letztendlich allen Brauereien anbieten können und sagen können, hej, wenn du an Endkunden europaweit verkaufen willst, dann komm zu uns, dann bieten wir dir die Möglichkeit, dass du quasi europaweit direkt an Endkunden verkaufen kannst, weil wir stellen sicher, dass das alles legal, sauber und logistisch sicher funktioniert.
Markus: Also nicht nur ein Service für den Verbraucher, der sagen kann, er kann das dann jetzt dadurch überall bestellen, sondern auch für eine Brauerei, die euch nutzen kann, um sich sichtbar zu machen.
Christian: Absolut, genau, das ist unser Ansatz. Letztendlich, wir verstehen uns als Enabler, ein englischer Begriff, also Möglichmacher, der deutsche Begriff. Genau, Kunden wollen Brauereien erleben, wollen Biere erleben, Produkte erleben und wir wollen es eben möglich machen, dass eben halt der Kunde direkt mit der Brauerei interagieren kann in Form von, er kann gewisse Biere, die er mag, eben von der Brauerei beziehen. Und, genau, das ist unser Job, wir wollen Endkunden mit Brauereien verbinden letztendlich.
Markus: Kann ich mir das denn so vorstellen, wenn ich einen Freund in Finnland habe und wir wollen zusammen ein Schlenkerla trinken, dass ich dann sage, gehe auf den Webshop der Bierothek® und bestell dir ein Schlenkerla und dann kriegst du das und dann können wir das gemeinsam trinken?
Christian: Zum Beispiel, genau, ja, genau. Und in Kürze, vielleicht als kleine Ankündigung, wird es noch ein Stück weitergehen, wir werden in Kürze unser sogenanntes Hopnet online bringen. Das ist dann quasi das Backend für Brauereien, wo wir dann unseren Marktplatz dann so richtig öffnen, dass quasi Brauereien, die zum Beispiel schon selbst sagen, ich habe selbst schon die Möglichkeit zu versenden oder ich versende ohnehin schon selbst, ich kann Pakete selber packen, dass sie dann sich bei uns einloggen können, ihre Produkte, Artikel bei uns einstellen können und über die Plattform dann eben anbieten können europaweit. Und unsere Plattform kümmert sich um alles, erstellt die Dokumente, dass alles rechtssicher ist, wickelt die Zahlungsabwicklung ab und so weiter und die Brauereien kann dann quasi direkt an den Endkunden verschicken und, genau, wir kümmern uns um den Rest.
Markus: Apropos wir und uns, also als ich jetzt da vorhin reingelaufen bin und so im Geiste gezählt habe, waren da, glaube ich, 15 Leute oder sowas, die da um mich rum waren. Ich war vorhin zufälligerweise sogar auch in eurem Lager, da sind ja auch Menschen, mittlerweile ist da ein ganz schöner Menschenstamm, Stave gewachsen irgendwie, oder?
Christian: Ja, genau, wir haben diesen Freitag unsere Weihnachtsfeier, es werden jedes Jahr immer ein paar Leute mehr, also so. Wir machen unsere Weihnachtsfeier immer nach Weihnachten oder Winterfest, wie auch immer, ja. Genau, ja klar, mittlerweile sind wir ein paar Leute, um das alles möglich zu machen. Genau, sind einfach über die Jahre gewachsen, es sind immer mehr Aufgaben und Funktionen eben dazugekommen, haben auch mehrere Mitarbeiter, die remote für uns arbeiten, die jetzt nicht hier am Standort Bamberg sind, sondern an anderen Standorten. Und, ja, genau, wir tun unser Bestes und wollen weiterarbeiten, noch mehr Bier noch mehr Menschen zugänglich zu machen.
Markus: Und wie ist das für dich? Also wenn ich mir jetzt überlege, man fängt ja nicht an, was weiß ich, macht ein Studium und macht dann irgendwie so einen kleinen Laden auf und dann plötzlich hat man 20 Mitarbeiter und Filialen in der halben Welt und 1.000 Sachen, an die man denken muss. Also fängt das Gehirn an, sich anders zu strukturieren oder wie geht es dir damit?
Christian: Ja, also die Ambition hatte ich schon von Anfang an, würde ich mal sagen, ja. Also wie es sich dann genau entwickelt, du hast es ja vorhin auch schon angesprochen gehabt, ich habe mal begonnen, Bier nach Indien zu exportieren. Da war ich mir auch nicht sicher, was bedeutet das, ja, bin ich dann jetzt quasi das halbe Jahr in Indien irgendwann Mal oder wie läuft das weiter. Also so eine unternehmerische Reise, die ist ja nicht immer ganz planbar und, genau, findet dann so ihren Weg. Aber, genau, letztendlich so von unserem ersten Laden, der 2014 in Bamberg eröffnet hat, hatten wir ja letztes Jahr erst das 10-jährige Jubiläum, genau, war uns natürlich nicht klar, wie sich das alles entwickeln wird, aber die Ambition war auf jeden Fall da zu sagen so, wir glauben, dass wir da was Vernünftiges machen und irgendwie ein gutes Angebot für Kunden schaffen und das wollen wir multiplizieren, ja, also wir wollen es quasi noch mehr Leuten zugänglich machen, ja. Und letztendlich, was stationär gilt, das gilt online auch, also haben wir gesagt, genau, eigentlich haben wir für deutsche Kunden ein gutes Online-Angebot, eigentlich haben wir es auch für Franzosen und Italienern, für Dänen auch und deswegen wollen wir es noch mehr Leuten zugänglich machen.
Markus: Und dir fällt das leicht, das alles so in der Hand zu haben?
Christian: Ja, mit allen Ups and Downs, die es auch immer so gibt, aber mir macht es weiterhin große Freude, genau, ich fühle mich sehr wohl in der Bierbranche, genau. Bin jetzt ja, wie gesagt, seit über einem Jahrzehnt dabei, habe viele Höhen und Tiefen mitgemacht, habe viele Leute kommen und gehen sehen, sage ich jetzt mal, aber, genau, also ich bin da unbeirrt.
Markus: Also das Feuer brennt noch.
Christian: Absolut, absolut, ja.
Markus: Ja, ich meine, du warst ja damals sogar in einer Fernseh-Show und hast damals das Konzept vorgestellt bei irgendwelchen Investoren.
Christian: Ja, das ist eigentlich eine ganz lustige Geschichte, genau. Und zwar, jetzt komme ich wieder zurück, genau, wir haben ja begonnen, unsere Biere nach Indien zu exportieren, haben damals dann auch relativ viel Presseaufmerksamkeit bekommen. Ist ja auch ungewöhnlich, so ein kleiner Uniabsolvent, der sich da einbildet, irgendwie jetzt ohne Erfahrung Bier über die halbe Welt zu verkaufen. Und, genau, du sprichst an auf die ominöse Show „Hölle der Löwen“.
Markus: Ich glaube, ja.
Christian: Genau, die es damals noch gar nicht gab. Und zwar wurden wir von der Produktionsfirma angesprochen, da gab es nur so einen Arbeitstitel, war nicht klar, wie die Show heißt, wo du läuft, wer da drinsitzt, es war eigentlich gar nichts klar, es war nur klar, es soll irgendwie eine TV-Show geben, und die sind auf uns aufmerksam geworden, ob wir da mitmachen wollen. Und als junger Gründer muss man jeder Publicity-Chance, die sich einem bietet, auch nutzen und da habe ich gesagt, klar, dann nehmen wir da teil. Und zum Zeitpunkt der Aufzeichnung war gerade die Gründung, also die Eröffnung der ersten Bierothek®. Und da hat sich auch so der Fokus fast so ein bisschen verschoben quasi, die Bedeutung vom Indien-Geschäft hat ein bisschen abgenommen und die Bedeutung vom Bierothek®-Geschäft hat zugenommen. Und als es dann zur Aufzeichnung kam, habe ich dann den Redakteuren gesagt so, na gut, wir machen mittlerweile eigentlich schon fast ein bisschen was anderes, aber das war den Fernsehleuten dann eigentlich egal.
Markus: Machen Sie mal.
Christian: Die haben gesagt, nee, das mit Ihnen, das ist Exotischer, machen Sie das, erzählen Sie diese Geschichte. Und, genau, also wie das immer so ist im Fernsehen, sage ich mal, das war eigentlich, hat nicht 100-pronzentig, sage ich mal, die Wirklichkeit zu dem Zeitpunkt widergespiegelt, es ging ja so ein bisschen auch um die Show. Aber, genau, es kam zu keinem Investment, aber hat uns auch ein bisschen Publicity gebracht, also von daher war es jetzt kein Schaden, kein riesen Nutzen auch nicht und, genau.
Markus: Aber ist daraus irgendeine Art Kontakt erwachsen, also trifft man die Löwen da irgendwie auch mal oder ist das eher so …
Christian: Nee, das nicht, aber auch ganz lustig, mittlerweile mein Co-Geschäftsführer, mein Mitgeschäftsführer, Partner, der Max Böhm, der seit Anfang letzten Jahres bei uns mit an Bord ist, der hat meinen Auftritt ganz gut gefunden und hat mir dann damals bei Xing, bei dieser Online-Plattform irgendwie eine Nachricht geschickt, dass er meinen Auftritt gesehen hat und den ganz gut fand. Und so hat sich dann ein gewisser Kreis geschlossen, als wir dann vor 2 Jahren auch wieder in Kontakt gekommen sind, weil, wie gesagt, er hatte mich damals schon kennengelernt über das Fernsehen sozusagen, ja.
Markus: Das ist auch interessant, wie Leute dann manchmal wieder zu einem zurückkommen nach so vielen Jahren dazwischen, das ist schon erstaunlich, Wahnsinn. Also es schreit ja eigentlich danach, dass wir noch ein anderes Bier probieren, wenn du magst.
Christian: Ja, selbstverständlich gerne. Und zwar habe ich noch ein Bier dabei, was auch ein bisschen was mit Bamberg zu tun hat oder mit unserer Geschichte und zwar die die Weisse Taube. Du kannst dich vielleicht auch erinnern, Markus, du warst ja damals ganz früh auch mit dabei und zwar im Jahr 2017, also vor mittlerweile 8 Jahren, war hier in unserer Lokalzeitung im Fränkischen Tag ein Artikel über die Weiß-Tauben-Bräu, die vor 100 Jahren, also die 1917 den Braubetrieb eingestellt hatte. Das Besondere an der Weiß-Tauben-Bräu war, es war eine der ersten Brauereien, die Weißbier produziert hat, Weizenbier, was ja für Franken eigentlich eher ungewöhnlich war. Und die Brauereigaststätte hat aber weiterhin bestanden und die war zufälligerweise direkt neben der Bamberger Synagoge. Und während der NS-Zeit hat diese Brauereigaststätte von den Nationalsozialisten auch quasi als ein bisschen Getto gedient, wo die Bamberger Juden vor ihrem Abtransport einkaserniert worden sind. Und der Georg Rittmayer hatte den Artikel auch gelesen gehabt, da sind wir irgendwie ins Gespräch gekommen, haben gesagt, Mensch, eigentlich, das wäre doch wert, dass wir vielleicht diese alte Weißbiermarke wieder aufleben lassen. Und haben gesagt, wenn wir das machen, dann müssen wir das eigentlich auch mit dieser, ja, indirekt jüdischen Geschichte, sage ich jetzt mal, kombinieren und haben gesagt, wenn wir das machen, dann wollen wir aber auch mit dem Bier, ja, in Anführungszeichen, was Gutes tun und haben gesagt, wir unterstützen von der Bamberger Willi-Aron-Gesellschaft das Legen von Stolpersteinen. Genau und haben da schon mehrere Stolpersteine in Bamberg damit finanziert, mit Einnahmen, die aus dem Bier entstanden sind. Und auf dem Etikett, auf dem Weißbieretikett ist nämlich nicht nur die Taube drauf, sondern ist eben auch der Brauerstern drauf, der ja aber gleichzeitig auch der Davidstern ist. Da kommt es ja oft zu Verwechslungen, wenn auch vor Brauereien eben halt der Stern hängt, dass die Leute denken, ist das eine jüdische Brauerei. Nein, ist es nicht, es ist das Zunftzeichen der Brauer eben, ja.
Markus: Richtig, ja und es ist ja eine ganz interessante Geschichte, die dahintersteckt. Wenn man überlegt, Matthias vom Schlenkerla, der Matthias Trum, der Inhaber und Bräu und überhaupt, hat darüber mal lange recherchiert und mittlerweile eben rausgefunden, dass dieser Stern ja im Grunde ein Zeichen war, was man insgesamt damals, das ist ein alchemistisches Zeichen, was man Produkten gegeben hat, wenn es denn gelingen sollte, sagen wir mal so. Und es war so, dass die jüdisch stämmigen Drucker tatsächlich, wenn sie dann ein neues Buch gedruckt haben, diesen Stern am Anfang draufgemacht haben, um eben zu sagen, es soll ein gutes Werk sein, es soll gut beginnen. Und das war dann so, dass die durch verschiedene Pogrome, die es eben gab in manchen Städten Europas, Prag zum Beispiel, dann sich konzentriert haben und daraus dann, weil dann eben nur noch wenige Druckereien übrig waren und die, die es gab, die jüdischen Druckereien alle den Stern verwendet haben, war das denn eben auf einmal etwas, was man dann mit den Juden verbunden hat. Also auch das ist ganz interessant, weil eigentlich war vorher das Zeichen für die jüdische Kultur eher dieser siebenarmige Leuchter und gar nicht dieser Stern. Also eigentlich ging das sogar ein bisschen andersrum. Total interessant, wie es sich so entwickelt hat und, ja, insgesamt natürlich auch eine krasse Geschichte. Ich habe damals die ersten Stolpersteine hier in Bamberg mit initiiert mit der Willi-Aron-Gesellschaft, war lange Zeit auch im Vorstand und wir haben viele, viele Aktionen auch gemacht und ich finde es auch wichtig, die Kultur so ein bisschen am Leben zu halten. Und das finde ich eine ganz tolle Idee, dieses Weißbier zu machen. Ich freue mich schon drauf, weil es nämlich auch ein richtig gutes geworden ist. Jetzt haben wir noch das Problem, wir müssen es aufbekommen.
Christian: Aber das kriegen wir auch hin.
Markus: Das kriegen wir auch hin. So, hervorragend.
Christian: Zack.
Markus: Einmal mit Profis arbeiten, sensationell. Ach, wie schön, wunderbar.
Christian: Genau und das Besondere auch an unserem Weisse-Taube-Weizen ist, es hat jetzt nicht diese ganz typischen Bananennoten, sondern eher deutlich die Nelke ist da dominanter als die Banane.
Markus: Ja, was man auch in der Nase schon deutlich auf jeden Fall hat. Ein bisschen Banane ist auch da, ich finde, das ist so ein bisschen eine schöne Kombination. Ich meine, der Georg Rittmayer hat ja, ich weiß gar nicht, wie lange das jetzt her ist, 15 Jahre oder sowas, eine neue Brauerei sich geleistet, also nach einer 600-jährigen Brauereigeschichte, glaube ich.
Christian: 650, oh Gott, ja.
Markus: Sehr lang auf jeden Fall, selbst für fränkische Verhältnisse. 1422, das heißt, 600 Jahre.
Christian: 600, ja.
Markus: Mittlerweile 603, genau. Und da hat er eine Weißbierbrauerei mit integriert, also mit offener Gärung und allem, was da eben so ist. Und deswegen kann er wunderbare Weizen machen, was eben so nicht jede Brauereien einfach machen kann aufgrund ihrer Anlage. Und das ist schon, ja, super frisch, super fruchtig. Tolle Nase, die einfach, ja, einem die ganzen Weißbieraromen bringt. Es ist ein bisschen Kontrast zu dem Hopfen, den wir gerade so hatten von Stone und vom Hop Soda® , jetzt sind wir mal auf der Hefeseite und das ist richtig schön, ja.
Christian: Genau, Hefe-Esternote, ja.
Markus: Ja, na dann, Prost!
Christian: Zum Wohl!
Markus: Danke! Ja, liebe Hörer, ihr müsst einfach nur einen Podcast machen, dann könnt ihr ständig irgendwas trinken, wunderbar.
Christian: Du kannst uns auch dann öfter besuchen.
Markus: Ja oder so, genau. Nein, aber wirklich toll, also wunderbar weich. Das finde ich eigentlich das Hervorstechendste, neben dem schönen runden Aroma ist dieses schöne weiche Mundgefühl.
Christian: Und wenn wir jetzt diesen Rhythmus beibehalten und du dann in 5 Jahren mich wieder interviewst in diesem Podcast, dann hoffe ich, ich mache jetzt schon mal eine Ankündigung, berichten zu können, wir wollen nämlich auch unbedingt dieses Bier nach Israel bringen.
Markus: Woah!
Christian: Das würde uns sehr gut gefallen. Wir hatten sogar tatsächlich auch schon israelische Besuchergruppen hier in Bamberg, die sich die Geschichte davon erzählen lassen wollten, von dem Bier. Und wir merken, es kommt einfach immer sehr gut an, die weisse Taube als Friedenssymbol, es hat einfach so, es passt einfach vieles zusammen, das Etikett ist weiß-blau und so weiter. Und, genau, daran arbeiten wir, ich hoffe, ich kann in 5 Jahren drüber berichten, dass es uns gelungen ist.
Markus: Also das finde ich eine spannend, es wäre mir sogar eine Sonderfolge zwischendurch wert.
Christian: Ah, okay.
Markus: Das könnte man auf jeden Fall auch machen. Genau, wenn wir so schon von Plänen reden, was ist sonst so geplant für die Zukunft noch, was steht gerade so?
Christian: Ja, der Ausbau der Plattform in weitere europäische Länder. Wir wollen unser Großhandelsgeschäft auch weiter ausbauen. Das heißt, wir beliefern ja diverse Handelsketten, Flughäfen auch immer mehr, ja. Also wenn man an dem ein oder anderen deutschen Flughafen ist und da eine Bierpackung verschiedener fränkischer, bayrischer Biere sieht, dann ist die auch öfter Mal von uns, genau, das wollen wir auch weiter ausbauen. Immer mal wieder Innovationen machen, bringen, wie das Hop Soda®, auch technische Innovationen, genau, da wird es immer weiter vorwärts gehen. Also uns wird definitiv nicht langweilig werden.
Markus: Das glaube ich. Eine Frage vielleicht noch, was mir so aufgefallen ist, dieses Weihnachts-, Adventskalender-Geschäft mit Bier scheint ja irgendwie zu boomen, seid ihr da auch mit dabei?
Christian: Wir haben natürlich auch einen Bier-Adventskalender, da kommt man ja gar nicht drum herum. Genau, als das hat sich mittlerweile, ich kann mich noch erinnern, als wir die erste Bierothek®-Filiale, also Weihnachten 2014, da war das noch was ganz Innovatives, sage ich jetzt mal. Da haben wir teilweise per Hand irgendwie Flaschen eingewickelt und in einen Karton und so weiter und die Leute fanden es mega lustig, dass es sowas wie einen Bier-Adventskalender gibt. Mittlerweile, glaube ich, gehört es fast zum Standard dazu, so wie die Kinder den Schokoladenkalender zu Weihnachten bekommen, bekommt der ein oder andere Mann, oder Frau natürlich auch, einen Bier-Adventskalender zu Weihnachten, ja.
Markus: Und da seid ihr auch mit dabei, okay.
Christian: Das machen wir natürlich auch, ja.
Markus: Das ist spannend, ja, finde ich gut. Also insofern sage ich vielleicht auch mal im Namen der vielen Hörerinnen und Hörer, die bei euch schon eingekauft haben, sich überrascht und beschenken haben lassen und natürlich auch selber dadurch überrascht waren von dem ein oder anderen Bier, neue Welten entdecken konnten, sage ich in deren Namen mal vielen Dank dafür, auch für das Standing!
Christian: Ich danke für die Treue der Kunden!
Markus: Und freue mich dann, wenn wir uns in spätestens 5 Jahren wieder hören und dann sehen, wo auf der Welt dich es dann verschlagen hat und eben eure Biere und andere Biere, welche dann hier sind und so, spannend auf jeden Fall. Also vielen Dank für dieses wunderbare Wiedersehen, hat mir sehr viel Freude gemacht und toi, toi, toi, alles Gute weiterhin!
Christian: Vielen Dank für deinen Besuch und war schön, wieder hier im Podcast zu sein.
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.