BierTalk Spezial 59 – Interview mit Dr. Andreas Urban, Braumeister bei der Schwechater Brauerei in Wien, Österreich

Entdecke die faszinierende Welt des Wiener Lagers mit Andreas Urban, Braumeister bei der legendären Schwechater Brauerei! Mit Andreas tauchen wir tief in die Geschichte und das Handwerk hinter einem der traditionsreichsten Bierstile der Welt ein. Er teilt dabei seine spannende Reise von einem Neugierigen der Lebensmitteltechnologie zum Hüter eben dieses Wiener Lagers und erzählt, wie ein fast vergessener Bierstil durch Leidenschaft und Hingabe zu neuem Leben erweckt wurde. Der Braumeister verrät auch, wie Du das beste aus Deinem Besuch in der Wiege des Wiener Lagers machst und wie die Schwechater Brauerei die Bierkultur mit jedem Schluck lebendig hält…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute reisen wir in vielerlei Hinsicht an einen wichtigen Ort, einen wichtigen Zeitpunkt auch in der Geschichte des Bieres, denn wir nehmen die seltene Gelegenheit wahr und gehen mal dahin, wo ein Bierstil seinen Ursprung hat. Und das kann man ja nur noch ganz selten tun und es gibt eben einen, nämlich das Wiener Lager. Und dementsprechend ist auch klar, wir sind in Wien, wir sind bei der Schwechater Brauerei und wir sind dort bei Andreas Urban. Wunderbar, schön das du dir Zeit genommen hast! Toll, dass wir auch Biere haben, die wir zusammen verkosten können. Vielleicht stellst und dich einfach mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Andreas: Ja, ein herzliches Grüß Gott vor den Toren Wiens aus der Brauerei Schwechat. Zu meiner Person, ich habe Lebensmittel- und Biertechnologie an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert, Diplomarbeit und Dissertation schon im Bereich Bier gemacht. Und bin aktiv, sage ich mal, seit gut 1992 in der Bierbranche aktiv tätig. Und um einige Jahre zu überspringen, seit gut 15 Jahren hier Braumeister in der Brauerei Schwechat, an der Wiege des Wiener Lagers. Und das, glaube ich, ist ja auch ein großer Punkt, den wir heute behandeln wollen.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und wie gesagt, es ist ja auch nur noch ganz selten möglich, dass man sowas machen kann. Und, ja, da bist du ja quasi schon ein alter Hase, in Anführungsstrichen.

Andreas: Das ist richtig, ja.

Markus: Ja und wir sehen uns ja immer regelmäßig bei Bierwettbewerben, wenn es eben drum geht, Biere zu beurteilen und zu beschreiben. Und, ja und da sind wir eben auch ins Gespräch gekommen. Und ich muss aber sagen, bevor wir zu dem Wiener Lager an sich kommen, vielleicht noch ein bisschen mehr zu dir.

Andreas: Ja.

Markus: Wie bist du überhaupt zu dem Thema Bier gekommen, war das von Anfang klar oder wolltest du Rennfahrer werden?

Andreas: Am Anfang war es nicht wirklich klar. Als ich mit dem Studium begonnen habe, hätte mich eher die Lebensmitteluntersuchung, Lebensmittelkontrolle interessiert. Habe dann auch mal für ein Jahr Praxis gemacht und das war zu einer Zeit, wo die Beamten dort damals noch mit der Polaroid-Kamera Fotos geschossen haben von den gezogenen Lebensmittelproben und einfach nur extrem viel Bürokratie gemacht haben, um die Proben zu beschreiben und dann in die jeweiligen Fachlabors weitergeleitet. Das hat mich dann abgehalten, diesen Weg weiter zu beschreiten. Und wir haben einen Professor für Technologie der Brauerei an der Uni gehabt, der gemeint hat, ja, es gibt auch die Möglichkeit, Diplomarbeit zu machen. Und das habe ich dann gemacht und irgendwie bin ich dann so in dieses Milieu hineingerutscht, was mir sehr gut gefallen hat. Ich habe dann auch damals noch an der Versuchsstation für das Gärungsgewerbe gearbeitet, wo auch die Berufsschule für Brauer und Getränketechniker, damals hat es noch geheißen Brauer und Mälzer, gewesen ist. Habe dort auch unterrichtet und habe die Zeit dann auch nach dem Diplom genützt, die Dissertation dort zu machen. Und so ist man dann irgendwie in diese Branche gekommen und hat sich auch, wenn man so will, in der kleinen Branche präsentiert. Und ich bin dann 1992 damals noch in die Brau AG in Linz, im Headquarter habe ich begonnen, mittlerweile ist es die Brau Union Österreich AG. Und über die Stationen Linz, Headquarter Qualitätssicherung Zentrallabor, dann über die Brauerei Wieselburg, wo ich die Qualitätssicherung geleitet habe und seit Ende 2001 bin ich in Schwechat und eben seit gut 15 Jahren auch Braumeister am Standort. Biersommelierausbildung habe ich gemacht. Wir kennen uns, wie du richtig erwähnt hast, von diversen Judgegings, wo wir bei Bierprämierungen in der Jury sitzen, ob das European Beer Star ist, ob das bei der Brussels Beer Challenge ist oder, ich denke, wahrscheinlich auch wieder in Las Vegas jetzt beim World Beer Cup, der im April ist. Also Bier, wie soll ich sagen, bewegt mich schon. In meinen Adern ist zwar Blut, aber wahrscheinlich auch immer ein moderates Maß an Bier.

Markus: Das hast du schön gesagt. Ja und in Vegas werden wir uns, als so Gott will, auf jeden Fall auch sehen. Also Flüge sind schon gebucht, ich bin sehr gespannt …

Andreas: Ja, genau.

Markus: … war noch nie da, wird sicherlich interessant. Vielleicht noch kurz, wo kommst du ursprünglich her und was gab es da für ein Bier? Und weißt du noch, wie du überhaupt zu dem Thema Bier kamst?

Andreas: Ja, also es ist nicht so, dass ich aus einer Bierdynastie oder Brauerdynastie komme, ich bin quasi ein Quereinsteiger, ich bin der Erste in meiner Generation. Vielleicht auch der Letzte, weil die Kinder sich in andere Richtungen entwickeln, aber ist auch gut so. Ja, das ist eine gute Frage, wenn du mich jetzt nach der ersten Biersorte oder Marke, die ich getrunken habe? Ist natürlich abhängig, ich habe auch während des Studiums praktiziert, zwei Sommer hindurch in der Puntigamer Brauerei in Graz, aber auch in der Brauerei Schwechat. Und, ja, ich kann es jetzt, ehrlich gesagt, das ist eine Schande, aber ich kann es gar nicht sagen, welches Bier zuerst. Aber ich weiß, es war sicher noch, als ich größer geworden bin, war prinzipiell die Flasche. Aber möglicherweise war es vielleicht sogar ein Zipfer oder auch ein Schwechater, ich kann es nicht wirklich sagen.

Markus: Na, ist ja nicht schlimm. Also wahrscheinlich jedenfalls ein helles Bier?

Andreas: Ja, ja, also definitiv. Der Zugang war über ein Märzen oder Lager Bier. Wobei Märzen, muss man sagen für die deutschen Freunde, ist jetzt nicht das Wies´n Märzen, sondern unser österreichisches Märzen, wo es ja auch eine eigene Kategorie mittlerweile seit mehreren Jahren beim European Beer Star auch gibt. Das unterscheidet sich von eurem Hellen insofern ein wenig, als es etwas stärker gehopft ist, etwas mehr Alkohol hat um ein paar Zehntel. Ja und das war sicher der erste Schritt, um überhaupt mit dem Biergeschmack und dem Bier was anzufangen.

Markus: Ja und dann kommst du eben zur Wiege des Wiener Lager. Da vielleicht werden wir noch ein bisschen drüber reden. Also wir haben ja grade gesagt, eigentlich das helle Bier vorher schon in Österreich, bei uns ja letzten Endes auch mit dem Thema Pils und dann gibt es eben so einen Bierstil, der ja sogar mit Wien, mit der Hauptstadt von Österreich verbunden ist und der fast von der Bildfläche verschwunden war, der eher in Mittelamerika, in den USA irgendwo noch präsent war, aber eben weniger Zuhause. Wie war das, also als du dann nach Schwechat kamst, war das da schon ein Thema oder hat sich das erst wieder entwickelt, wie war das?

Andreas: Nein, nein, das hat sich wirklich erst entwickelt. Also vielleicht, warum dieser Bierstil mit dieser Bernsteinfarbe verschwunden ist, das war natürlich dann auch dem Umstand geschuldet, dass dann unmittelbar, nachdem Anton Dreher 1841 in diesem Bierstil mit dem Wiener Lager mehr oder minder going public rund um den Erdball gestartet hat, ist da ein Jahr später Josef Groll mit dem Pilsbier, das da noch heller gewesen ist, auf der Bildfläche der Brauer erschienen. Und über die Jahre hindurch sind die Biere dann auch immer heller geworden, sodass dann wir dann eben bei diesem Lager- oder Märzen-Bier oder bei dem Hellen gelandet sind. Und es ist richtig, die einzige Brauerei, wenn man so will, die in Österreich noch ein wenig diesen Wiener-Lager-Bierstil gepflegt hat, aber auch es nicht als solches tituliert hat, war die Brauerei Weitra und da relativ nahe zur Brauerei Zwettl im Waldviertel, also nördliches Österreich. Und richtig, es gab dann auch Theresianer, die haben die italienische Brauerei, die hat auch ein Wiener Lager gehabt, also über Jahre hindurch und in Österreich war es eigentlich komplett verschwunden. Und bei uns war es dann so, dass wir 2016 das aufgegriffen haben, weil das waren dann genau 175 Jahre seitdem Zeitpunkt, wo eben 1841 Anton Dreher, der Ältere, diesen Bierstil mehr oder minder, ja, kreiert, mehrere, sagen wir mal, Einzelteile, ein Mosaik zusammengesetzt hat. Damit meine ich eine neue Mälzungstechnologie, indirekte Beheizung, ich meine untergärige Hefe, damit meine ich auch kalte Gärbedingungen, kalte Lagerbedingungen, lange Lagerung bei kalten Temperaturen. Das alles zusammen hat ja dann den Wiener-Lager-Bierstil geprägt. Ja und eben der Anlass war, 175 Jahre, von 1841 her gerechnet. Und das war dann mehr oder minder der Startschuss, dass wir nachempfunden haben oder wir haben es interpretiert, wie das Wiener Lager, der Wiener-Lager-Bierstil geschmeckt haben muss. Ich muss dazu sagen, es ist leider nicht so, dass wir ins Archiv gegangen sind und irgendwo ein bisschen Staub von Büchern weggeblasen und die Originalrezeptur gefunden haben. Sondern über andere Literaturstellen, Beschreibungen von den Bieren, auch wie die Biere dann bei den diversen Weltausstellungen, sowohl in London als auch Paris, wo immer wieder sehr große Erfolge mit diesem Bierstil gefeiert wurden, Berichte darüber gelesen und eben es jetzt in diese Richtung interpretiert und gebraut. Haben den Herren damit auch, dass dann der Bierstil in Österreich plötzlich wieder en vogue war, ich möchte es nicht verheimlichen, das auch die Kollegen im 16. Bezirk Ottakring mit dem Wiener Original genauso in die gleiche Kerne geschlagen oder gebraut haben und ein paar andere kleinere Brauereien. Bis hin dazu, dass sich auch, seien es Hausbierbrauereien oder auch Hobbybrauer, plötzlich auch wieder mit diesem Bierstil befassen. Und das, finde ich, ist generell sehr gut. Das ist ein toller Beitrag zur Bierkultur und zur Diversifizierung zu den unterschiedlichen Bierstilen. Vielleicht ein Satz da noch zu meiner Person, ich bin auch hier ehrenamtlich Präsident vom Bund Österreichischer Braumeister und Brauereitechniker und da ist mir generell die österreichische Bierkultur, ganz egal ob große, kleine Brauereien, Konzernbrauerei, Privatbrauerei, generell ist mir sehr wichtig, etwas für die Bierkultur zu tun und zu bewerkstelligen. Und, genau, da freut es mich eben, dass es in Österreich selbst wiederdiesen Bierstil gibt. Und wir haben auch ein bisschen damals noch mit Doemens, als dort der European Beer Star abgehandelt wurde und die Kategorien mehr oder minder definiert und festgelegt wurden, ein paar Jahre kämpfen müssen, dass das Wiener Lager zu einem eigene Bierstil, auch eine eigene Kategorie wurde und nicht irgendwo bei dem Amber Lager mit läuft.

Markus: Ja, da habt ihr sehr wohl daran getan. Und ich glaube, es ist auch wirklich wichtig, grade auch für die Brauer eben aus einem Land, dass man so einen eigenen Bierstil hat, so eine gewisse Ikone irgendwie hat, hinter der man sich auch mal versammeln kann. Und ich habe die Diskussion jetzt grade erst miterlebt mir den polnischen Brauern, die eben ihr Baltic Porter haben und ihr Grodiczky haben, worauf sie sehr stolz sind. Was auch dort unheimlich die Euphorie entfacht und man eben da versucht, auch so eine gewisse Identität mit Bier selber zu haben und da ist das natürlich cool. Ich würde, bevor wir es gleich probieren, vielleicht noch kurz in die Geschichte ein bisschen einsteigen und zwar so, ich würde vielleicht ein bisschen erzählen, was ich so aus dem Vorfeld in Erinnerung habe und dann kannst du ja vielleicht ein bisschen erzählen, wie das dann vor Ort in Schwechat so ein bisschen weitergegangen ist. Also im Grunde gab es diese, sage ich mal, Spionagereise, in Anführungsstrichen, von Sedlmayer, Lederer und Dreher. Also interessant auch, ein Österreicher, ein Franke und ein Bayer, die zusammen nach England fahren und nach Schottland und dort eben die Bierkultur unter die Lupe nehmen beziehungsweise sogar unter den hohlen Gehstock, in dem sie Bogen ziehen, in dem sie sich das Ganze anschauen. Und dort war man damals gute 100 Jahre weiter als der ganze Kontinent. Und dieses Wissen nehmen die mit und haben dann an verschiedenen Punkten eben Dinge, wo sie ansetzen können. Einmal natürlich die Technologie an sich, Labortechnik, überhaupt Messungen von Temperaturen, von Stammwürzen, all das.

Andreas: Ja, Saccharomet war die Vorstufe von Saccharomter, ist dann auch schon in England bekannt gewesen, dort war einfach das Zentrum der Bierkultur, der Bierbrauereitechnologie, muss man vielmehr sagen, ja.

Markus: Richtig, genau. Und dann kommen die eben zurück und erfinden aber dann auch eben diese moderne Art des Mälzens. Das heißt, es gibt dann eben diese heutigen Standardmalze, Pilsner Malz, Münchner Malz, Wiener Malz, die sich dann natürlich am Ende auch in einem gewissen Bierstil niederschlagen. Und dann muss man aber noch das Panoptikum sehen vor Ort in Schwechat, wo man dann diese sehr, sehr, für damalige Verhältnisse, moderne Brauerei hat, mit gigantischen Eisweihern, wo dann eben auch entsprechend Eis geerntet wird, um kalt arbeiten zu können. Wo dann später auch die Dampfmaschine steht, eine der Ersten. Also wo man immer vorne dran ist und das weiter entwickelt und da dann eben auch diesen eigenen Bierstil hat. Und das finde ich interessant, wie war das denn so, als der Anton Dreher da zurückkam, wie hat sich das denn vor Ort entwickelt? Und wie sieht es die Brauerei aus der heutigen Perspektive, was da damals in den 1840er-, 50er-Jahren passiert ist?

Andreas: Es wäre schon spannend, könnte man eine Zeitreise machen und sich mit ihm unterhalten, mit Anton Dreher, dem Älteren, wie das gewesen ist. Es war ja so, er kam zurück und hat aber sein ganzes Wissen nicht an die Brauerei rundherum weitergegeben. Und da gab es auch diesen Ausspruch, also quasi Anton Dreher kommt zurück und ist dümmer als zuvor, weil er eben sich nicht so in die Karten blicken ließ. Es sind unterschiedlichste Dinge. Wo bei uns noch ein Holzkühlschiff in Verwendung war, hat er schon das Ganze gesehen und dann aus Metall. Dieser ganze Umstieg von direkte auf indirekte Befeuerung, wie sich das ausgewirkt hat in England im Pale Ale oder bei uns halt dann, dieses Wiener Malz, wo ich nur mit heißer Luft, als Wasserdampf dann ausscheide. Das Malz war viel heller, es ist nicht angebrannt gewesen und nicht diese rauchigen, also brenzligen Röstnoten gehabt. Und was auch noch dazu kam, plötzlich waren dann nicht mehr Tonkrüge aktuell, sondern es waren dann auch Glaskrüge leistbar, ja. Das heißt, wenn ich das Bier im Glas hatte, habe ich die hellere Farbe gesehen. Ich habe auch gesehen, obwohl der Filter noch nicht mehr oder minder erfunden wurde, dass durch die lange kalte Lagerung einfach es zu einem Absetzverhalten von Hefezellen, von den Eiweißpartikeln, von Druckstoffen gekommen ist und das Bier dann auch schon blanker erschienen ist. Und das war natürlich revolutionär und daher auch der große Erfolg. Auch wenn jetzt, wenn wir das Wiener Lager haben und sagen, naja, hell, so wirklich hell ist es ja nicht, es hat ja diese Bernsteinfarbe. Aber im Vergleich zu den Bieren, die früher gewesen sind, die ja fast in Dunkelbraun, Schwarz gegangen sind, war das natürlich ein starker Sprung, wenn man so will. Ja, vielerlei Hinsicht, die Dampfmaschine, das ist richtig. Die Eiskeller, die er angelegt hat. Wo wir quasi Nebenflüsse von der Donau, Seitenarme, wo im Winter das Eis geschnitten wurde, dann im Eiskeller die Eisblöcke gelagert, um halt möglichst, bis hin fast rund ums Jahr brauen zu können. Was ja bei uns schon möglich war, während, wenn ich jetzt an Bayern denke, gab es ja da ein Verbot, dass in der warmen Jahreszeit nicht gebraut werden darf. Wenn ich mich nicht irre, dann zwischen Josefe und Michael, zwischen April und Ende September, da wurde ja nicht gebraut. Dann gab es den Brausilvester am 30. September und dann ging es ja wieder los mit dem neuen Braujahr, wenn man so will. Das hat es bei uns dann nicht so gegeben. Und natürlich auch die, wie soll ich sagen, die Kooperation dann mit Karl von Linde. Und das war aber dann schon sein Sohn, der Anton Dreher, der Jüngere, der aber dann zuerst, und das ist manchmal vielleicht falsch dargestellt, die erste Kältemaschine gab es da nicht in Schwechat, sondern in Triest. Wo dann wirklich der erste funktionierende Maschinentyp also eingebaut oder installiert wurde. Der Grund ist vielleicht auch darin zu sehen, dass allein von der geografischen Lage wohl Triest immer schon wärmere Temperaturen hatte als hier im Wiener Raum. Und dann, eine der nächsten Kältemaschinen gab es dann eben auch hier in Schwechat. Und auch, weil du vorher diese Zusammenarbeit und diese Bierreise, Studienreise angesprochen hast mit Gabriel Sedlmayr primär, das hat ja noch über viele hindurch, gab es ja diese Freundschaft. Und man darf nicht außer Acht lassen, Sedlmayr selbst war ja der eigentlich, der in Auftrag gegeben hat bei Karl von Linde, eine Kältemaschine zu produzieren. Nur er hat dann durch die Rückschläge, die der Karl von Linde hatte, wo dann teilweise Maschinen explodiert sind und, und, und, hat er dann den Geldhahn etwas zugedreht. Aber alles in allem, diese Verbindung hat lange Zeit sehr viele Früchte getragen zwischen dem bayrischen Sedlmayr und dem, ja, bei Wien, in Schwechat befindlichen Anton Dreher oder Anton Dreher, der Ältere beziehungsweise der Jüngere.

Markus: Genau, also in beiden Fällen eben klassische Familiendynastien, die sich mit diesem Thema eben auch auseinandersetzen. Und vielleicht auch für die Hörer, um das noch ein bisschen einzuordnen, Triest, heute Italien, damals aber schon seit zig Jahren, wenn nicht sogar 100en von Jahren, eben österreichisch. Deswegen ganz normal eigentlich für …

Andreas: Ja.

Markus: … für einen Österreicher zu sagen, dann gehe ich eben in die klimatisch sinnvollste Ecke und mache das eben dort. Und natürlich auch eine große Stadt, eine Handelsstadt, eine Hafenstadt mit vielen Leuten, wo natürlich auch wirtschaftlich das sehr interessant war, ne.

Andreas: Das hat ja auch mitgeholfen, dass dann Exporte gestartet sind, nicht nur in ersten Kühlwaggons dann quasi im europäischen Festland, wo Anton Dreher … Wir haben einen noch bei uns unmittelbar vor den Toren der Brauerei stehen, einen Holzwaggon, wo dann Eisblöcke quasi unterhalb des normalen Bodens gelagert waren zum Kühlen des Waggons, wo die Bierfässer drinnen waren. Wenn zum Beispiel jetzt zur Weltausstellung nach Paris die Fässer transportiert wurden, dann ist halt in gewissen Abständen das Eis bei den Bahnhöfen erneuert worden, sodass man wirklich eine, wollen wir es nennen, Kühlkette aufrechtgehalten. Und dieses Wissen hat natürlich nicht nur, ja, also die Geschmackstabilität hat da sehr davon profitiert. So sind dann die Biere auch vor Ort eben, sei es in London bei der Weltausstellung oder auch in Paris, natürlich toll angekommen, keine Frage.

Markus: Ja und vielleicht noch ein Wort zum Sommerbrauverbot, muss man auch kurz, weil ja nicht immer alle Hörer ständig unsere Bücher lesen und sich damit beschäftigen. Es ist aber natürlich eine ganz spannende Geschichte, dass man eben aus dem 16. Jahrhundert das noch in Bayern hatte, dass man gesagt hat, okay, wir brauen wirklich nur zwischen Michaeli und Georgi und dazwischen eben nicht. Und das war ein Gesetz, was tatsächlich bis 1865 in Kraft geblieben ist. Und die Österreicher waren mit Schuld dran, in Anführungsstrichen, dass es dann endlich gefallen ist, weil die eben über die Grenze Bier über Bier exportiert haben im Sommer und die bayrischen Brauer haben immer mehr in die Röhre geguckt. Und haben dann zwar so ein bisschen in so einer bayrischen mir-san-mir-Mentalität die Grenzen etwas verschoben und dann bis im Juni, bis im Juli gebraut, aber war schwierig. Und dann hat man eben in einem großen Prozess, wo man dann auch die Regierung entsprechend unter Druck gesetzt hat, geschafft, dass dann am 19. Mai 1865 endlich das aufgehoben war und dann konnte man quasi auf Augenhöhe sein. Und dann kam natürlich tatsächlich auch relativ bald das Helle auf den Markt und dann waren einfach wieder so ein bisschen gleiche Verhältnisse hergestellt. Aber super spannend.

Andreas: Ja.

Markus: Also Biergeschichte ist ja überhaupt ein unglaublich spannendes Thema, mit dem ich mich sehr gerne beschäftige und weswegen ich auch so große Freude habe, dass wir heute über dieses tolle Thema und über dieses Bier reden können. Wobei wir es vielleicht auch mal trinken sollten.

Andreas: Ja, ja!

Markus: Du hast jetzt ja dankenswerter Weise mir einen Fourpack geschickt, also vier und in dem Fall Dosen von diesem wunderbaren Wiener Lager. Was auch von der Aufmachung her schon wirklich mir sehr gut gefällt. Schöner historischer Schriftzug, man sieht auch den Anton Dreher drauf, 1841, also wie es sich gehört. Und ich mache mal auf. Ich glaube, du kannst es mir gleich tun, oder?

Andreas: Ja. Ich habe mir auch in dem Fall eine Dose hergestellt, weil wir in Schwechat auch das Dosenkompetenzzentrum der Brau Union sind. Gibt aber natürlich das Bier auch im Fass und auch in unserer grünen Nostalgieflasche. Wo wir beginnend eigentlich 1999 unseren Schwechater Zwickl, diese Flasche, diese Nostalgieflasche wieder zum Leben erweckt haben so quasi, die Form spricht den früheren Bierflaschen, wie sie noch in der sogenannten Sturzkiste auch gewesen sind. Das waren Holzkisten, wo mehr als, ich glaube, es waren 26 Flaschen, wo dann auch, um den Platz auszunutzen, ungefähr sechs Flaschen dann über Kopf drinnen waren in der Kiste. Wir haben es bei uns noch am Exkursionsweg, so ein paar Relikte. Ja, ja, aber wie gesagt, um den Postweg auf jeden Fall, dass die Dosen oder das Bier sicher ankommt, habe ich in dem Fall die Dose gewählt.

Markus: Ja, nein, da bin ich dir auch sehr dankbar. Zumal ich sagen muss, also ich habe es ja noch nicht geschafft, vor Ort in der Brauerei zu sein. Ich glaube, es gibt ja auch ein Brauereimuseum …

Andreas: Ja.

Markus: … und so, also das muss unbedingt, steht auf meiner Liste, hoffentlich vielleicht sogar dieses Jahr zu tun.

Andreas: Gern!

Markus: Aber letztes Mal war es eben so, da kam ich vom österreichischen Bierwettbewerb, der da noch in Baden war und hatte ungefähr fünf Minuten auf dem Bahnhof in Wien, um dann weiterzufahren, und bin dann wirklich in den nächsten Kiosk quasi rein gerannt, habe mir diese wunderbare schöne grüne Flasche geschnappt, habe sie bezahlt und bin in den Zug und Nachhause gefahren. Und man muss wirklich sagen, es ist eine tolle Flasche, da hat man auch echt was in der Hand. Ich war am Anfang ein bisschen verwundert, weil die grüne Flasche natürlich immer nicht so vorteilhaft sein kann, aber wenn sie entsprechend gut behandelt, ich habe sie von hinten rausgenommen und bei mir auch schön kühl gehabt und dann auch gleich verkostet, war toll.

Andreas: Ja, ja.

Markus: Trotzdem bin ich jetzt gespannt hier auf die Dose, wie sich das jetzt … Komplett ohne Licht, ja. Hah, ach ist das schön! Also ich muss ja als Bamberger sagen, ich bin ja mit eben eher braunen und dunklen Bieren großgeworden, das ist meine Welt und so schön, also wirklich wunderschön, wie das hier im Glas ist, das macht richtig Lust. Also wir sind bei einer sehr hellen Kastanie oder, man könnte fast sagen, es hat einen Orangestich, also es strahlt mich richtig an.

Andreas: Ja, ja, genau, das ist, was wir auch meinen, der typische orangene Reflex. Und das Ganze, kann man sagen, kommt natürlich nur dann gut zur Geltung, das Bier ist ganz fein filtriert, dann kommt auch dieser orange Reflex oder dieses Feuer sehr gut durch. Auch wenn wir wissen, dass damals eben zu Zeiten von Anton Dreher, die Filtration eigentlich noch nicht gegeben hat.

Markus: Ja und da muss man ja auch sagen, wie du es vorhin schon gesagt hast, ich glaube, das ist vielen Leuten ja nicht bewusst, früher hat man diese Biere ja mindestens drei Monate gelagert, manchmal sogar länger. Und das bedeutet einfach, dass die Hefe sich absetzt und diese Biere waren in der Regel fast blank. Also das wir so filtrierte Biere haben, wie wir das heute so kennen, das ist ja erst im 20. Jahrhundert, hat sich das so durchgesetzt. Insofern, boah, also wunderbar! Es hat auch einen tollen Geruch, muss ich sagen. Also hier die ganze Umgebung hier in meinem kleinen Podcast-Studio, alles riecht so karamellig, nussig.

Andreas: Ja, ja.

Markus: Ein bisschen so nach Toffee.

Andreas: Ja, also diese Karamellnoten, die sind durchaus gewünscht.

Markus: Ja, na hoffe ich doch!

Andreas: Und ich finde, auch wirklich sehr schön. Wir haben einen sehr dichten feinporigen Schaum und der hat da so eine ganz leichte Ocker-Creme-Farbe. Das, finde ich, ist auch, ja, ist ein schönes Gesamtbild. Und wenn du, wie du richtig sagst, trotzdem diese Karamellnote, leichte Malznoten und dann, glaube ich, ist es soweit, dass man auch einen Schluck nehmen sollte.

Markus: Unbedingt, Prost! Also sehr cremig.

Andreas: Ja, es zieht sich, aus meiner Sicht, diese Karamellnote durchaus sehr schön weiter. Es ist, würde ich sagen, typgerechte Vollmundigkeit, nicht übertrieben, aber man merkt schon, es hat einen gewissen Körper mit einer leichten Malzsüße, ohne das es aber wirklich als süß empfunden wird. Und wenn du ein bisschen zuwartest, im Nachtrunk hast du einerseits doch ein bisschen so eine Röstbittere auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite, wir verwenden auch als letzte Hopfengabe den Saazer Hopfen. Vielleicht aus dem Grund auch, weil Anton Dreher, der Ältere, auch in Tschechen in der Gegend um Saaz auch Hopfenfelder besessen hat. Also er hat überhaupt viele landwirtschaftliche Betriebe besessen, unter anderen auch einen erstanden eben im Bereich Tschechen, um auch unabhängig zu sein, was den Hopfen betrifft. Er hatte auch landwirtschaftliche Güter gehabt, wo Gerste angebaut wurde. Das heißt, er hat auch versucht, ja, mal sagen, autark zu sein, was die Rohstoffe betrifft, weil er die ganzen Felder und Ländereien besessen hat. Ja und das war so, um das abzuschließen mit dem Saazer Hopfen, um dem Ganzen noch mehr Stimmigkeit oder auch Identizität zu verleihen.

Markus: Ja, also finde ich, merkt man auch so im Nachgang, dieses recht typische Aroma, ein bisschen harzig, klare definierte Bittere, wie man das auch von den Pilsener Bieren zum Beispiel kennt. Und finde ich auch hier wieder historisch natürlich total gut, dass man sagt, okay, man nimmt dann den Saazer Hopfen. Das ist ja so das ursprüngliche Hopfenkulturanbaugebiet, heute Zatec in der Tschechischen Republik eben, wo im Grunde der Kulturhopfen an sich jetzt auch herkommt. Und natürlich haben die dann damals in Österreich, Ungarn, da auch die Qualität gesucht und dann eben auch verwendet für dieses Bier. Und das ist interessant, weil genauso dann auch im Pilsener gelandet ist und dort seine Arbeit verrichtet. Also was ich wirklich total schön finde, ist dieses Schlanke. Also wenn wir hier bei uns so Biere von dieser Farbe haben, dann sind die deutlich süßer und sind deutlich gehaltvoller, haben weniger Karbonisierung, haben weniger Hopfenbittere. Das ist in der Tat ein großer Unterschied, aber man merkt trotzdem, dass eben die Karamellmalze drin sind, so eine leichte Röstmalznote ist dabei. Aber es ist viel leichter, es trinkt sich viel angenehmer. Und die hohe Kohlensäure macht es auch sehr frisch, also gefällt mir gut.

Andreas: Was man auch dazu sagen muss, es hilft natürlich auch etwas, ein gewisser kleiner, aber doch Anteil an Melanoidinmalz, das ja in der Schwenkphase sich länger hält. Ja, also wir sind durchaus zufrieden, dass es sich so darstellt.

Markus: Ja, nee, also wunderbar und kann man, wie gesagt, allen Hörern und Hörerinnen nur empfehlen, dass auch mal zu verkosten, natürlich idealerweise vor Ort oder dann eben auch mal Zuhause, je nachdem.

Andreas: Ich wollte noch sagen, das große Problem ist, dass es leider, und das ist Konzernentscheidung, aber so ist es halt, wenn man zu einem Konzern gehört, muss man schon dazu sagen, leider im Ausland, wenn man so will oder in den nahegelegenen umgebenden Ländern leider nicht erhältlich ist. Also man muss unbedingt in den Wiener Raum fahren, aber es lohnt sich ja sowieso, Wien zu besuchen und Umgebung.

Markus: Absolut! Und, ja, was natürlich auch wunderbar ist, also jetzt von meiner Warte aus gesprochen, es gibt ja einen Zug, der fährt durch, von Nürnberg bis nach Wien. Das ist man, glaube ich, insgesamt vier Stunden unterwegs, das ist gar nicht so dramatisch.

Andreas: Das ist richtig, das ist sensationell. Das habe ich zuletzt erlebt, als ich eben beim European Beer Star, wo die Verkostung eben in Nürnberg war. Es ist unglaublich, das schafft man mit keinem Auto. Also das ist zu empfehlen, mit und ohne Deutscher Bahn.

Markus: Ja, na, manchmal hat man ja die österreichischen Wägen, also es wechselt ja so ein bisschen ab.

Andreas: Ja, ja, es ist mal so, mal so. Auch die österreichische Bundesbahn, ist nicht alles Gold was glänzt.

Markus: Ja, naja, aber ihr habt auch die besseren Speisewägen, dass muss man zum Beispiel auch sagen und das bessere Kaffeeangebot. Aber relativ.

Andreas: Okay.

Markus: Also alle, die mich kennen, wissen, dass ich ein sehr pensionierter Bahnfahrer bin und das kommt mir natürlich tatsächlich unheimlich entgegen. Und insofern, also eine Reise nach Österreich und besonders auch nach Wien ist immer zu empfehlen, ganz grundsätzlich.

Andreas: Ja.

Markus: Was man noch sagen muss, gibt es denn überhaupt irgendwelche historischen Aufzeichnungen, wie diese Biere geschmeckt haben oder welche Rezepturen sie genau hatten oder ist das alles irgendwie weg?

Andreas: Naja, es ist eher, würde ich sagen, nur mehr aus diversen anderen Unterlagen, wo man so daraus schließen kann, wie es geschmeckt haben wird. Wir haben, ehrlich gesagt, keine Unterlagen. Wir haben zwar noch diverse Aufzeichnungen, da aber leider kein Wiener Lager mehr vorgekommen ist. Und was mir aber sehr geholfen hat, einen, den wir, glaube ich, alle kennen, der Conrad Seidl in seiner Funktion als Bierpapst, mit dem ich auch immer wieder Kontakt habe, hat mir eine Ausgabe des Journal of the Society of Arts von 1869 zukommen lassen, wo über das nach London importierte Dreher-Bier berichtet wird. Und da schreiben sie, es sei heller und klar, mit einem kräftigen, dichten Schaum, süß und wohlschmeckender als englische Bier, so wie leicht getreidigen Geschmack. Die Hopfung sei betont und die Bittere mit Fortdauer der Wahrnehmung nach einer Minute zunehmend spürbar. Die Bierfarbe war zwischen Kupfer und einem leichten rötlich-braun angesiedelt. Das Bier, obwohl nicht filtriert, nahezu blank aufgrund der langen kühlen Lagerung. Ich glaube, dem ist gar nicht viel hinzuzufügen. Aber es war leider nicht so, dass wir ins Archiv gingen und die Rezeptur gefunden haben, schade natürlich. Es ist immer so, wenn es zu Übersiedlungen kommt und früher war die Zentrale in Wien direkt auf der Landstraße und wenn dann etwas aufgelassen wird, gibt es leider Leute, die den einfachen Weg wählen, alles wegzuwerfen. Dramatisch vor allem für Bierhistoriker, wie du auch einer bist. Aber, ja, so ist es mal und man muss eben damit zurechtkommen, was man vorfindet. Vielleicht noch erwähnt, du bist ja im Besitz des Buches über die Geschichte der Brauerei Schwechat …

Markus: Ja.

Andreas: .. Wo ich mit anderen Kollegen, Alfred Paleczny und dem anderen Bierhistoriker Christian Springer, ein Buch über die Geschichte der Brauerei Schwechat eben verfasst habe. Und die haben dann doch eine Fülle an Unterlagen geschichtlicher Natur, gar nicht so sehr über den Bierstil, aber über die Entwicklung von Anton Dreher, dem Älteren und seinem Vater noch, wie sie aus Deutschland gekommen sind, wo sie dann in Klein Schwechat sesshaft wurden. Ja, also es ist durchaus spannend. Grad die Rezeptur als solche, mit der kann ich nicht dienen.

Markus: Naja, aber das ging ja schon ziemlich nah. Also man muss ja auch immer vergleichen, wenn das jetzt aus einem englischen Umfeld war, dann hatten die ja zu dieser Zeit ihre Biere zum Vergleich. Und wenn man dann eben …

Andreas: Ja, genau.

Markus: … dann kommt man da ja ziemlich gut mit dieser Beschreibung hin. Vielleicht dieses relativ Süße finde ich ganz interessant. Aber es lag vielleicht einfach daran, dass man damals diese ganz hohen Vergärungsgrade vielleicht so nicht erreicht hat, wie das heute ist.

Andreas: Ja, wird stimmen, ja.

Markus: Ja, aber, ja und was ich auch wichtig finde, ist, Schwechat war ja bis in die 1920er-Jahre oder sowas, war das ja gar nicht Wien, sondern es war eine eigenständige Gemeinde, eine eigenständige Stadt und dann wurde es ja erst zum Wien, oder?

Andreas: Ja, also es war so, Klein Schwechat kam dann zu Wien und wurde erst viel, viel später wieder … also jetzt sind wir lokalisiert zu Niederösterreich. Vieleicht 300 Meter und ich bin schon an der Wiener Stadtgrenze. Wenn ich jetzt von meinem Büro hinausschaue, dann gibt es da vorne die Klederinger Straße, läuft da drüben, das sind vielleicht 70 Meter entfernt, auf der rüberen Seite ist schon Wien. Also wir sind wirklich, drum sage ich immer so gerne, vor den Toren Wiens befinden wir uns.

Markus: Ja und was damit zusammenhängt, ist eben die Frage, dieser Begriff Wiener Lager, ist dann eher ein, ich sage mal, moderner Begriff, also kommt der erst im 20 Jahrhundert auf oder hat man das …

Andreas: Nein, nein, das war schon das Vienna Lager, das ist auch so in dem englischen Artikel von 1869, steht Vienna Lager.

Markus: Ah, okay.

Andreas: Also da waren wir Großraum Wien oder Wien, ja, ja, das ….

Markus: Interessant. Ja und interessant auch, dass ja viele Auswanderer, die da eben aus Österreich ausgewandert sind, ähnlich wie auch Brauer, die eben zum Beispiel aus Deutschland weggegangen sind nach Amerika, dann eben ihre Rezepturen, ihre Hefen mitgenommen haben und dort ihre Biere gemacht haben. Und dass es dann eben in Mexiko, in Texas große, ja, Brauereien gab und bis heute noch gibt, wo mehr oder weniger ein Wiener Lager hergestellt wird …

Andreas: Ja.

Markus: … was dann lange Zeit eben größer war als das eigentliche im Mutterland. Habt ihr da mal Verbindungen irgendwie hergestellt?

Andreas: Nein, nicht wirklich. Es ist zwar auch interessant, dass sich der Name Dreher noch hält, wir kennen es wahrscheinlich alle, die irgendwo in Italien Urlaub gemacht haben. Da gibt es einerseits das Dreher Bier, das aber natürlich eher ein Helles ist. Beziehungsweise in Ungarn gibt es auch noch ein Dreher Bier, wo sogar noch das alte Logo Verwendung findet mit dem weißen Dreieck auf rotem Grund. Aber, ja Kontakt mit Mexiko haben wir aufgenommen, nein. Aber es ist ja generell so, wie du richtig sagst, sind ja viele amerikanische Brauereien so entstanden, dass eben vermutlich, also mehrheitlich deutsche Brauer, ob das jetzt Coors, ob das Miller und so gewesen ist, die sind ja alle, oder Budweiser, Budweiser, aus Deutschland gekommen und haben dort die Bierbranche zum Leben erweckt, wenn man so will. Das wissen ja die wenigstens. Und da gibt es ja in der Brauwelt den Günther Thömmes, der hat sich da sehr verdient gemacht hat und, genau, immer diese Dynastien und Geschlechter, die Wichtigen aus der Braubranche, ja, ermittelt hat, ja.

Markus: Vielleicht nochmal zurück zur Brauerei, ihr macht ja jetzt nicht nur Wiener Lager, also das ist natürlich heute unser Thema und ist auch der große Star für Leute, die sich eben für das Thema Bier interessieren. Was gibt es denn sonst so?

Andreas: Es ist so, unsere Hauptmarke ist natürlich ein klassisches Schwechater, wenn man so will, bei uns heißt es Schwechater Bier, also ein Lagerbier, das die Farbe wie ein Helles hat mit 11,6 Stammwürze und 5,0 Alkohol. Vielleicht dazu gesagt, was wir jetzt im Glas haben, hat 12,8 Stammwürze und 5,3% Alkohol. Wir haben, wie schon vorher kurz erwähnt, als wir über die Glasflasche gesprochen, die Nostalgieflasche, wir haben unser, in einigen Teilen würde man Kellerbier sagen, aber wir sagen, es ist das Schwechater Zwickl, das ist auch der Begriff, der im Osten Österreichs eigentlich der Gängige ist, mit 12,5 Stammwürze und 5,2% Alkohol. Wie gesagt, die Hauptmarke ist das Schwechater Bier, das gibt es mit dem roten Etikett oder die rote Dose. Dann produzieren wir ein alkoholfreies Schwechater, das ist das Schlossgold, eine Marke, wo wir die Lizenz übernommen haben damals noch vom Feldschlösschen von der Schweiz. Die quasi auf gleicher Basis wie ein Clausthaler, nur über das Kältekontaktverfahren, also kurze Kontaktzeit der Hefen mit der Würze, nur ganz wenig Gärungsnebenprodukte, die da zwischenzeitlich entstehen. Kurze Kontaktzeit bei zwei bis fünf Grad vielleicht fünf Tage und dann natürlich entfernen der Hefe, auch schon die Gärung gestoppt. Das ist die Variante, wie wir die beiden Alkoholfreien machen. Sind nicht 100-prozentig alkoholfrei. Aber ich glaube, das ist ja wie bei euch auch, <0,5 maximal =0,5% Alkohol, also das bewegt sich dann tatsächlich irgendwo bei 0,3% und davon wird man sicher keinen Rausch sich anzüchten können. Ja und dann einmal im Jahr und das macht Freude, weil dort sind wir immer etwas kreativ und jedes Jahr etwas anders gestaltet, die Rezeptur, einen Schwechater Zwickl Bock, der nahezu an eure Bezeichnung Doppelbock herankommt, wenn er 17,7 Stammwürze und, sage ich mal, so bei 7,5 bis 7,7% Alkohol hat. Das ist natürlich dann die Königsdisziplin, wo wir auch ein bisschen an der Rezeptur schrauben können. Sonst, muss ich sagen, sind wir natürlich als eine Brauerei, die 1,1, 1,2 Millionen Hektoliter im Jahr produziert und abfüllt, natürlich, was die Kreativität mit kleinen Suden und neuer Sorten, sind wir da etwas eingeschränkt. Aber jeder hat halt seine Berechtigung und ich kann durchaus gut damit leben, die Qualität von Schwechater Bieren hochzuhalten, ohne kreativ sein zu müssen und irgendein Pastry Stout zu kreieren.

Markus: Ja, das stimmt. Und letzten Endes, ich meine, ist ja auch gut, wenn man sich auf das konzentriert, was man schlicht und einfach am besten kann.

Andreas: Ja.

Markus: Und das ist ja auch gut so. Was mich noch interessieren würde, du hast mir ja in der Dose geschickt und bei uns in Deutschland ist das Thema Dose ja, ich würde mal sagen, immer noch so gut wie am Anfang. Also muss man ja sagen, wir hatten ja Getränkedosen bis um 2000, dann sind die mehr oder weniger verschwunden mit der Einführung von unserem Grünen-Punkt-System und dem Pfandsystem für Dosen, dann waren die weg vom Markt, zumindest was das Thema Bier angeht. Und dann kam die Dose langsam wieder über sowas wie Prosecco und so und jetzt feiert sie so ein bisschen Renaissance, weil eben viele grad kleinere Brauereien, Craft-Brauer sagen, es ist einfacher zu verschicken, es ist einfacher zu händeln.

Andreas: Gewichtsstabilität ist natürlich ein ganz enormes Plus und die Geschmacksstabilität damit gegeben ist. Du sprichst da einen Punkt an und stichst in eine furchtbare Wunde, weil, wie du wahrscheinlich weißt, vielleicht ist aus dem Grund die Frage gestellt, mit Anfang, als mit Jänner 2025 wird es auch in Österreich ein Dosenpfand und ein Pfand auf PET-Flaschen geben. Wie sich das entwickelt, ich hoffe, man hat aus, wenn mir jetzt erlaubt ist zu sagen, aus den Fehlern, die gleich bei unseren Nachbaren, also bei euch passiert sind, dass man so ein Pfand nicht beginnt. Aber ich glaube, diese 25 Cent, die sind fix. Man muss auch dazu sagen, dass das Flaschenpfand von ursprünglichen 1 Cent pro Flasche, wird auch auf 20 Cent angehoben, leider nicht ganz auf das Dosenniveau. Ich glaube, das größte Problem ist nicht die Bereitschaft, 25 Cent mehr zu zahlen, weil für die Flasche sind es dann auch 20 Cent mehr, aber du hast Zuhause das Handling. Jetzt muss ich die Dosen aufheben, ich darf sie nicht zusammendrücken, weil irgendwo gibt es eine EAN-Code oder wie auch immer, der dann eingelesen werden muss und erkannt werden muss. Da, glaube ich, also das ist für mich eigentlich der größte Knackpunkt. Aber, ja, mal sehen, es ist, ja, unsere Achillesferse, ja.

Markus: Ja, aber momentan seid ihr schon ein Dosenkompetenzzentrum.

Andreas: Ja, ja. Und es ist auch, in Österreich ist es so, dass wir, was die Dose betrifft, bewegen wir uns so gesamt, was den Gebindemix betrifft, so ungefähr bei, ja, 26, 28 Prozent, also wir nähern uns der 30 Prozent, die in der Dose verkauft werden. Hat natürlich auch noch etwas Aufschwung genommen seit Corona, wo generell der Lebensmittelhandel und der Bierverkauf im Lebensmittelhandel gestiegen ist. Und wie wahrscheinlich generell, in eurem Lande genauso, Gastronomie zurückgegangen ist. Viele, die gemerkt haben, ja, Zuhause Bier trinken ist auch nett. Sie gehen weniger weg, konsumieren weniger. Und ich glaube, Gastronomie ist in all unseren Ländern, ja, geprügelt und täglich sperrt irgendein Wirt zu, ne.

Markus: Ja, das nimmt leider Gottes zu und auch immer mehr Gestalt an, weil es in Europa so ein bisschen zeitversetzt passiert, habe ich den Eindruck. Also aus Irland zum Beispiel kamen ja die ersten Horrorbotschaften schon vor zwei Jahren, dass da mittlerweile jeder vierte Pub geschlossen ist und dieser Trend eben weiter anhält. Und bei uns scheint es langsam auch Realität zu werden. Aber gut, wir müssen sehen, da ist vielleicht auch einiges an Marktbereinigung im Gange, die mittelfristig so oder so passiert wäre, das kann auch sein. Aber auf jeden Fall mahnt es, mit Sachverstand an die Sache ranzugehen. Das Gute, glaube ich, für euch ist, dass die Dose ja nicht von so einem negativen Image kommt wie das bei uns damals war, da war das ja wirklich das Billigbier. Und die Dose war auch damals, ehrlich gesagt, in den 90ern, da hat man noch das Metallische geschmeckt, da war das auch ein dickes Metallding und das hatte nicht das, was heute diese Dosen haben, diese gewisse Eleganz und eben die Geschmacksstabilität. Also insofern, das glaube ich, also da hoffe ich jedenfalls, wünsche ich euch, dass das nicht zu sehr reinhaut.

Andreas: Wegbereiter sind unter anderen, ob bewusst oder unbewusst, einige von den kleineren Brauereien, damit meine ich bis hin zu den Craft-Brewerys. In Österreich die Erste war Bevog, das ist an der Grenze zu Slowenien, also in Radkersburg genau genommen, in der Steiermark. Das war der Erste, der gesagt hat, sein Bier kommt in die Dose. Und gut, von Amerika brauchen wir gar nicht reden, da ist es Gang und Gäbe, das Bier teilweise nur mehr in der Dose ist. Und was mir besonders gefällt, wenn du bei uns dein Bier in einem Siphon abfüllen lässt im Bierlokal, dann haben die dort ihre Dose, wo sie dann sich fast, umgerechnet ungefähr ein Liter Bier abfüllen, je nachdem, was grad on tape ist und dann kommt noch der Deckel drauf, Dosenfalz drauf, zack. Und, ja, es ist einfach, die Lichtundurchlässigkeit und damit eine längere Haltbarkeit, Geschmackstabilität, das kann man nicht leugnen. Und der Eindruck, dass das Bier dann metalisch schmeckt, das ist, ja, hält sich über Generationen, ist aber durch nichts gerechtfertigt. Ein Dreiglas hast, gleiches Bier, Flasche und Dose, wird man nicht signifikant den Unterschied merken.

Markus: Ja, wenn überhaupt dann meistens eher zum Negativen von manchen Flaschen.

Andreas: Wenn es über eine gewisse Lagerzeit geht, ja, genau.

Markus: Also dementsprechend, jede Dose ist ja wie ein kleines Fass. Ja, dann …

Andreas: Genau, ein Nano-Keg.

Markus: Genau. Das ist ja ein schöner Ausdruck, den werde ich mir auf jeden Fall merken. Ja, dann vielen Dank für deine Zeit und  die vielen Infos. Vielleicht magst du am Schluss noch einen kleinen Tipp geben, wenn jetzt Leute sagen, sie wollen eben mal zu euch. Was ist die beste Jahreszeit, um bei euch vorbeizuschauen? Gibt es ein paar Tipps drum rum, die du Leuten noch geben würdest, die sagen, sie wollen Wiener Lager erleben?

Andreas: Also wenn es eine Gruppe so ab fünf ist, dann können sie natürlich auch eine Exkursion bei uns buchen, wo sie durchgeführt werden auf den Spuren von Anton Dreher. Und dann nachher auch im Brauhaus unsere Schwechater Triologie, die Hopfenperle, ein filtriertes, quasi pilsartiges Bier, dann eben das Zwickl und das Wiener Lager zu verkosten. Wir haben auch einen schönen Gastgarten bei dem Brauhaus dabei mit aus einer anderen Location stammend, verpflanzten Kastanienbäumen. ja, also ich würde sagen, grade am Wochenende sind keine Führungen, das ist vielleicht ein Manko, aber wenn man in der heißen Jahreszeit, auch an einem Freitag geht es sich noch aus, da wird auf jeden Fall produziert und abgefüllt. Ja, immer eine Reise wert. Und ganz simpel und www.schwechater.at kommt man auf die Website und dann kann man sich schon informieren und Kontakt aufnehmen und eine Exkursion sich organisieren.

Markus: Wunderbar, dann nehmen wir diese Tipp so mit. Und wünsche ich dir heute noch einen wunderschönen weiteren Tag und sage nochmal vielen Dank für deine Zeit.

Andreas: Ja, danke ebenso, hat mich sehr gefreut. Und, ja, dann würde ich schließen mit dem Spruch, Hopf und Malz, Gott erhalt´s. Es hat mich sehr gefreut, bye, bye.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 131 – Interview mit Jonas Trummer, Head Brewer bei der Little Atlantique Brewery in Nantes, Frankreich

In dieser Folge von BierTalk entführen wir Sie auf eine geschmackvolle Reise quer durch Europa – von den Hopfenfeldern Deutschlands über die Brauereien Polens bis hin zu den Craft Beer Pubs Frankreichs. Unser spezieller Gast, der weitgereiste Braumeister Jonas Trummer, teilt seine Anekdoten aus der Welt des Bieres mit uns und geht mit uns auf eine Reise durch die Geheimnisse der aktuellen europäischen Bierkultur, von traditionellen Brauverfahren bis zu experimentellen Craft Bieren. Schenken Sie sich ein kühles Glas ein und stoßen Sie mit uns an – auf eine Episode voller Entdeckungen und leidenschaftlicher Bierliebe…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir eine kleine europäische Reise, wir sind natürlich in Deutschland, aber irgendwie auch in Polen und irgendwie auch in Frankreich und sonst wo auf der Welt. Also schauen wir einfach mal. Ich freue mich sehr, dass Jonas Trummer bei uns ist, ein eben europäisch erfahrener Brauer. Und, ja, vielleicht, Jonas, stellst du dich mal selber kurz unseren Hörern vor.

Jonas: Ja, guten Tag. Dankeschön für die Einladung, Markus! Mein Name ist Jonas Trummer, wie du schon gesagt hast, Braumeister aus Leidenschaft, aber auch promovierter Brauingenieur. Und momentan in Frankreich tätig in Nantes, 60 Kilometer weit weg von der Atlantikküste.

Markus: Ja, auf jeden Fall eine spannende Ecke. Also insgesamt ja Frankreich jetzt grade die europäische Biernation, könnte man fast sagen, also sowohl was die Anzahl als auch, was die Vielfalt zum Beispiel angeht und auch den Drive, der da irgendwie in der Szene ist. Auf der anderen Seite, Atlantik auch interessant. Ich habe mir da zum Beispiel vor einigen Jahren ein Bier bestellt, was mit Spirulina-Algen hergestellt worden ist und das war dann ein blaues Bier. Fand ich auch super interessant, also man ist da wirklich sehr kreativ. Und ich glaube, man hört auch, dass du eher so aus dem Südwesten von Deutschland kommst, dachte ich zumindest. Aber ja, vielleicht kannst du uns da ein bisschen aufklären, also wie hat es dich überhaupt zum Brauen verschlagen?

Jonas: Ja, genau, das hast du schon richtig gehört, ich strenge mich an, so gut wie möglich Hochdeutsch zu reden, aber ich bin tatsächlich aus dem Nordbadischen, aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. Was dann ja auch gar nicht so weit weg ist dann wieder zu euch rüber ins Frankenland. Und, genau, dass ist mein süddeutscher Einschlag. Und wie das so ist nun mal in der Region und im Dörflichen, ganz genauso wie im Frankenland, da ist man von jungen Jahren natürlich auch schon auf den Sportfesten und Musikfesten mit dem Bier in Kontakt. Und da hat mir das damals schon zugesagt und ich wollte einfach noch mehr darüber wissen schon in jungen Jahren. Und da kam das eigentlich so mit dem ersten Kontakt, dass ich gesagt hab, für das einwöchige Praktikum, dass man im Gymnasium machen muss, also wenn man da so 15, 16 Jahre alt ist, da bin ich dann zu der Tucher Brauerei nach Nürnberg gegangen tatsächlich. Und das war so die erste Erfahrung für mich auch im Technischen und im Wissenschaftlichen, wie das eigentlich mit dem Bier funktioniert. Und das war eine wunderbare Woche dort in Nürnberg. Das war dann noch in der alten Brauerei in der Stadt und da hat es auch wirklich sehr viel Spaß gemacht. Für mich war das eine neue Erfahrung, mit 16 Jahren da um sechs Uhr morgens aufzutauchen. Um neun Uhr gab es ein paar Pfandmarken in die Hand und es hat geheißen, trink ein Bier, wenn du willst, wir trinken alle eins. Heißt, das war schon sehr interessant damals.

Markus: Ja und irgendwie auch eine Einführung ins Frankenland, ne?

Jonas: Ganz genau, das war so die erste Einführung ins Frankenland auch.

Markus: Und vielleicht können wir an der Stelle ganz kurz noch aufräumen mit dem Mythos, dass man in solchen Brauereien gar nicht wirklich Bier braut, sondern nur auf Knöpfe drückt. Das ist nicht sondern, ne?

Jonas: In der neuen Tucher Brauerei war ich noch nicht. In der Alten war es tatsächlich sondern, dass noch viel auch mehr Handarbeit war. Und das muss ich dann tatsächlich sagen, ja, man muss nicht immer Knöpfe drücken, aber es gibt natürlich auch sehr große Brauereien, wollte viele Knöpfe gedrückt werden, aber ohne das Handwerkliche kommt man nie aus in einer Brauerei heutzutage.

Markus: Genau, das ist der entscheidende Punkt, ohne kommen man da nicht weiter. Aber ich habe dich völlig unterbrochen, also du bist jetzt im Frankenland vom fränkischen Biervirus auch am Morgen infiziert. Wie geht es weiter?

Jonas: Das war gigantisch natürlich dann mit der Tucher Brauerei und da ich mir schon sondern mit 16, ja, das könnte man ja eventuell studieren. Ich sehe, diesen Studiengang gibt es. Meine Eltern waren dachte nicht sondern ganz begeistert davon damals, die haben gesagt: „Jonas, werde doch Lehrer und braue ein bisschen hobbymäßig.“ Und insofern war es noch nicht ganz klar. Ich habe dann aber mir so ein, wie viele andere in unserem Metier, auch ein Bierbrauset gekauft mit 16 und dachte die ersten Biere gemacht. Da sind auch einige Flaschen explodiert. Viele Grüße an meinen Vater, der musste das aushalten, dass im Keller die Flaschen explodieren. Und das war so die erste Erfahrung mit dem selber Brauen dann. Aber dann nach dem Abitur, um mich nochmal zu vergewissern, dass ich das studieren möchte auch, war ich dann bei der Rothaus Brauerei für sechs Monate und habe da ein Praktikum gemacht, quasi ein Vorpraktikum für das Studium des Brauwesens- und Getränketechnologie in Weihenstephan. Und da war mir dann auch klar danach, das möchte ich unbedingt machen. Weil einerseits, Brauerei Rothaus wunderbar, wunderbar gelegen, hochmodern und sehr, sehr nette Menschen. Heißt, da hat mir das wirklich sehr gefallen, in einer Brauerei zu arbeiten und da noch mehr drüber zu wissen. Und so kam es, dass ich mich dazu entschlossen habe, nach Freising zu gehen nach Weihenstephan, ja.

Markus: Wahnsinn, das ist echt spannend. Und ich finde es sehr schön, dass du eben auch sagst, okay, du warst zwar bei den größeren Läden, aber eben auch da macht es Spaß, da trifft man einfach tolle Leute, die mit viel Motivation an diesem Lieblingsgetränk arbeiten und am Ende kommt eben auch was Gutes dabei raus, das ist schön. Apropos, wir reden die ganze Zeit über Bier, aber wir haben keins. Jetzt haben wir uns im Vorfeld ja so ein bisschen abgesprochen, dass wir einfach jeder ein, zwei Bierchen holen und mal gucken, was man so hat. Magst du dir schon eins aufmachen oder ist es dir noch zu früh?

Jonas: Für mich ist es in Ordnung, wir können gern eins aufmachen, ich habe schon gut frühstückt vorher.

Markus: Na wunderbar. Ja, magst du anfangen oder soll ich, wie du willst.

Jonas: Ja, also ich stelle das erste Bier mal vor, bevor ich es einschenke. Was ich mir hier geholt habe, wie gesagt, in Nantes, Frankreich, gibt es viele Craft-Beer-Shops und es gibt eine sehr gute Auswahl an internationalen Bieren, Craft Beer, aber auch traditionell, weniger deutsche Biere, die man findet. Umso mehr bin ich froh, dass ich hier den Weihenstephaner Vitus gefunden habe und den schon sicherlich zwei Jahre nicht mehr getrunken habe und der mich auch ein bisschen ans Studium erinnert. Und da hoffe ich, dass er immer noch so gut schmeckt wie damals. An Preisen mangelt es ihm ja nicht.

Markus: Nein, das auf gar keinen Fall. Und ich muss sagen, ich war letztes Jahr erst in Weihenstephan vor Ort und habe auch da mal wieder einen Vitus genossen und es ist und bleicht nach wie vor ein wunderbares, unglaublich aromatisches, komplexes, tolles Bier. Und auch ein schöner Start in so einen Sonntagmorgen, finde ich nicht schlecht, coole Nummer! Bin ich gleich gespannt, was du erzählst. Und ich muss sagen, es bringt mich auch ein bisschen zurück an die Anfänge von der BierAkademie, weil einer unserer allerersten Aufträge war, dass wir in Frankreich Ausbildungen gemacht haben für eine Getränkemarke, die nannte sich oder nennt sich R&B, also Wein und Bier. Und die waren oder sind in den Industriegebieten nahe der großen Städte jeweils und haben eben große Auswahl an Weinen aber eben auch internationalen Bieren, viele deutsche Biere, viele belgische Biere und da gibt es auch noch Salami und so ein bisschen anderes Zeugs. Und da hat sich dann damals eben so vor 10, 15 Jahren so die rebellische Jugend Frankreichs getroffen, wenn sie eben mal nicht das machen wollten, was ihre Eltern machen. Und das war so der Anfang dieser ganzen Biergeschichte, die ja jetzt in Frankreich natürlich ganz anders ausschaut. Gibt es die R&B-Stores noch?

Jonas: Die gibt es tatsächlich noch. Hier in Nantes sind circa drei in den Außenbereichen. Und da verkaufen wir natürlich auch unser Bier hin tatsächlich, ja.

Markus: Ja, das ist ja wunderbar. Haben wir ein bisschen, haben wir da auch einen Anteil dran. Aber jetzt zurück zu deinem Vitus.

Jonas: Ja, genau, also ich mache mal auf. Und leider keine Weißbierglas hier, weil, die habe ich alle in der Brauerei stehen, ja, wir in der Brauereien nur die Pint-Gläser haben und nicht sagen, Weißbier kann man leider nur aus einem Weißbierglas trinken, drum habe ich mein Weißbierglas dort geparkt. Aber ich habe hier ein schönes Teku.

Markus: Absolut!

Jonas: Das macht es natürlich auch.

Markus: Ja, ist ja auch ein unglaublich aromatisches Bier, wo man ganz viel eben der Hefearomen letzten Endes hat. Macht ihr in eurer Brauerei in Nantes auch deutsche Bierstile?

Jonas: Ja. Also wie du dich ja gut auskennst in Frankreich, die ganz traditionellen oder die kleinen Brauereien, die damals angefangen haben, die sind ja mehr auf die belgischen Bierstile dann, haben die angefangen. Und in Frankreich ist es ja immer noch so, dass die Konsumenten oftmals nur unterscheiden zwischen einem Blonden, einem Braunen und einem Dunklen und einem Bernsteinfarbenen. Und da ist eigentlich immer klar, dass es sich grundsätzlich um einen belgischen Stil handelt. Heißt es Blonde, ist es ein belgisches Blonde, meistens natürlich auch dann mit einer belgischen Hefe vergoren, wo dann diese Phenole und Ester abgibt, was es ein bisschen gewürzig gemacht. Und das Brune, das Braune, ja natürlich auch ein belgisches Braunbier. Und das Ambre, das Bernsteinbier ist normalerweise auch dann sowas wie ein Dubbel oder ein Tripel. Und da haben wir das ganz anders angegangen bei uns in der Brauerei hier, bei uns ist das Blonde ein American Pale Ale. Heißt, schön fruchtig, mit amerikanischen Hopfen, kaltgestopft natürlich. Und unser Ambre ist kein belgisches Dubbel oder sondern ein Doppelbock und richtig schön, ganz fein vergoren, ohne irgendwelche Nebenprodukte, heißt, das ist clean. Und dann haben wir ein Schwarzbier, das ist natürlich dann auch ein deutscher Bierstil, das ist unser schwarzes Bier. Und zusätzlich das Blanche, das Weißbier. Machen wir kein belgisches Witbier, sondern ein bayrisches Weißbier.

Markus: Woah, beeindruckendes Programm!

Jonas: Das sind so die Hauptbierstile. Aber kann ich nachher noch ein bisschen mehr drüber erzählen, was für Biere wir hier noch machen. Ganz, ganz viele verschiedene Craft-Beer-Stile, die sehr, sehr interessant sind und die man in Deutschland meistens so nicht findet in kleineren oder mittelständischen Brauereien.

Markus: Genau, das Ganze heißt Atlantique Brewery, glaube ich, ne?

Jonas: Genau, Little Atlantique Brewery. Und das ist gelegen unten an der Loire, also am Fluss. Und das wurde umgebaut, das war früher mal eine Seifenfabrik und das Gebäude, das war brachgelegen jetzt für 80 Jahre und das wurde umgebaut vor fünf Jahren. Und das haben sie wirklich gigantisch gemacht, ein Holzbau, das sieht aus ein bisschen wie eine Kathedrale, Platz für bis zu 800.000 Leute. Heißt, ein richtig schöner großen Biergarten außen und dann natürlich die zugehörige Küche. Die in Frankreich natürlich auch immer ein bisschen anders aussieht wie jetzt in deutschen Biergärten, sondern es ist auch schon ein bisschen mehr diese Haute Cuisine mit ihrem Mittagstisch, aber abends dann auch mal Burger oder Fish & Chips. Und das ist wunderbar gelegen und ist jetzt seit fünf Jahren am Laufen und stetig am wachsen.

Markus: Ja, also wunderbar. Und Nantes überhaupt, also ich war in den 90ern tatsächlich zuletzt da, also ist schon ein bisschen her, aber habe nur sehr, sehr positive, wunderschöne Erinnerungen an die Stadt und an die Architektur und alles, was sich so entlang der Loire schlängelt. Aber ich glaube, wir müssen zuerst zurück zum Bier, ich habe dich schon wieder unterbrochen mit dem Vitus. Wie läuft es denn?

Jonas: Ich habe noch gar nicht reingerochen, das werde ich jetzt mal machen. Ja, ist immer noch so gigantisch wie früher. Also ganz, ganz viele Ester und die Banane ist natürlich stark im Vordergrund hier. Auch mit ganz wenig Nelke und man riecht, dass es vollmundig sein wird. Also ich werde mal einen Schluck trinken.

Markus: Prost auf jeden Fall!

Jonas: Prost! Wirklich gigantisch, ja. Vollmundig, die Banane ist da. Die 7,7% Alkohol, die auf der Flasche stehen, schmeckt man gar nicht wirklich raus, es macht es halt einfach auch sehr drinkable. Und ein klasse Bier! Also freut mich, dass ich es gefunden habe.

Markus: Ja und freut mich, dass du es hier im Talk vorstellst. Ich glaube, den Vitus haben wir noch nie, aber es ist wirklich ein absolut sensationelles Bier, was ich auch immer wieder gerne bei Tastings verwende. Ist einfach auch eine Bank, also da kann man sich drauf verlassen, das ist eben einfach immer gut. Und es lässt sich auch ein bisschen lagern, das heißt, man muss da jetzt nicht unbedingt auf das MHD groß schauen. Also wirklich eine ganz, ganz schöne Geschichte. Jetzt muss ich aber sagen, mir läuft so ein bisschen das Wasser im Mund zusammen, also muss ich auch ein Bier aufmachen.

Jonas: Jawohl.

Markus: Jawohl und ich habe tatsächlich mal in meinen Kühlschrank geschaut, was da noch an schönen Nettigkeiten rumsteht. Und ich war mal wieder in der Jury vom Bierwettbewerb von Maisel´s, so ein Hobbybrauwettbewerb bei der Home Brew letztes Jahr und da hat dann das Hopy Dunkel gewonnen. Und dann haben sie mir jetzt eine der ersten Flaschen von diesem dann groß gebrauten Gewinnersud geschickt. Ich habe es aber selber noch nie probiert, deswegen werde ich das jetzt mal tun. War eine ganz spannende Geschichte, weil wir in der Jury dann viel diskutiert haben, wenn ich diese Vorgabe gebe Hopy Dunkel, was ist wichtiger? Also das wir wirklich ein schönes Dunkel haben, dass da eben die Malzaromen, diese, ja, sagen wir mal Röstaromen, Schokolade, Kaffee, was da so dazugehört, eben schön präsent ist oder ist es wichtiger, dieses Hopy im Vordergrund zu haben, also sehr intensive hopfige, blumige, fruchtige, was weiß ich was für Aromen? Und da gab es dann tatsächlich logischerweise auch so zwei Strömungen in der Jury. Und auch von den eingereichten Bieren, da waren teilweise welche dabei, die waren hell. Was dann irgendwie schon ein bisschen grenzwertig war, fand ich. Bis hin zu eben absoluten stoutigen Röstgaranten, sage ich mal so. Aber dieses hier hat gewonnen, das war dann, glaube ich, ein ganz guter Kompromiss, auch ein ganz lieber Brauer. Ich mache mal auf, so. So, also in der französischen Bierwelt würde man das unter den Ambre wahrscheinlich, bernsteinfarbenen Bieren. Wobei es relativ dunkler Bernstein ist, also sowas zwischen Bernstein und Kastanie, könnte ich mir vorstellen. Der Schaum ist auch richtig schön getönt, lädt ein. Ja und in der Nase hat man tatsächlich diesen Twist, also einerseits ein bisschen so nussige Aromen, obwohl man das Röstige tatsächlich riecht. Aber auf der anderen Seite so Stachelbeere, ein bisschen tatsächlich auch so gelbe Früchte und ein bisschen rote Beeren vielleicht im Hintergrund, also tatsächlich auch schön fruchtig. Ich probiere mal. Hm, mhm, sehr fein. Also ein toller Twist. Das fängt relativ süß an, da kommen dann diese schönen malzigen Aromen. Dann kommt das Hopfige und hinten raus eine kräftige, lange, intensive Bittere, das macht das ganze schön rund. Also der Paul Schüssler hat es gewonnen, von Friedie´s Brauhaus. Kennen tatsächlich die ein oder anderen, haben wir hier auch schon im Podcast. Und wirklich, also auch jetzt, wo es ein paar Tage schon in meinem Kühlschrank steht, hat toll gewonnen, ist ein wunderbares Bier und hat auch zu Recht diesen Wettbewerb gewonnen. Sehr schön, mal was Kreatives. Und da sind wir ja schon wieder bei Frankreich, oder? Also wie kamst denn du überhaupt auf die Idee, dann nach Frankreich zu kommen?

Jonas: Ja, gut, das hat sich so entwickelt. Die ganzen Jahre war ich ja eigentlich im europäischen Umland unterwegs, muss man sagen. Genau, ich greife vielleicht mal ein bisschen zuvor noch. Während dem Studium war ich auch schon dann in Budapest für ein Erasmus-Jahr. Und in meiner Masterarbeit in Weihenstephan bin ich dann auch sechs Monate nach Irland gegangen und das war in Cork an der Universität bei der Professorin Elke Arendt. Und das hat ja schon der Martin Zarnkow erwähnt im letzten Podcast, dass er dort auch promoviert hat. Und zu der Zeit war der Martin Zarnkow mein quasi Masterarbeitvater. Insofern haben wir da diese Connection und ich muss sagen, eine sehr enge Verbindung. Und ich hoffe auch, dass ich ihn dieses Jahr bald wiedersehe und es wird wahrscheinlich so sein, weil er auch zu einer Konferenz kommt, die ich nachher noch kurz vorstellen werde. Und, genau, da war ich dann auch in Irland und bin da rumgekommen. Aber dann ging es für mich erstmal nach dem Studium in Freising fast ins Frankenland, aber noch auf der badischen Seite, da war ich dann bei der Distelhäuser Brauerei in Tauberbischofsheim. Und die ist ja jetzt nicht allzu klein, aber ich sage mal, für Deutschland eine mittelständische Brauerei, die sehr gut aufgestellt ist und natürlich eine ganz, ganz lange Tradition hat, auch beim Slow Brewing mitmacht. Heißt, da wird wirklich Wert drauf gelegt, dass die Biere lang ausgelagert sind und traditionell hergestellt werden. Und da war ich im Qualitätsmanagement als Betriebskontrolleur und war eigentlich für das Labor zuständig. Und das hat mir auch wirklich sehr, sehr viel Spaß gemacht dort. Und da freue ich mich auch immer, weil, das ist eine halbe Stunde von meinem Dorf weg, aber immer, wenn ich mal in die Heimat komme, dann wird eigentlich nur Distelhäuser Pils getrunken. Das überhaupt auch dieses Jahr oder letztes Jahr den goldenen Preis European Beer Star gewonnen hat für das Pils.

Markus: Völlig zu Recht. Und Distelhäuser überhaupt eine spannende Brauerei, weil sie eben so in diesem Feld zwischen Baden-Württemberg und Bayern und Franken irgendwie liegt und auch viel ausstrahlt. Also viel in die Würzburger Gegend auch exportiert zum Beispiel und da auch relativ bekannt ist. Und ich muss sagen, ich erinnere mich, ich weiß nicht, ob das zu der Zeit war, wo du da warst, da haben die mal ein neues Bier rausgebracht, das nannten sie dann Distel Blond. Also würde man die Werbung heute vielleicht schon wieder ein bisschen anders gestalten. Also damals war so eine nette blonde Dame aus den 60ern, würde ich sagen, auf den Covern überall, auf den Etiketten und so. Aber das hat ziemlich eingeschlagen und war eine sehr spannende Geschichte, eine der ersten traditionellen Brauereien, die mal so einen ganz anderen Weg gegangen ist. Ich weiß nicht, war das zu deiner Zeit?

Jonas: Ja, ganz genau. Und da war ich super froh drum, weil leider Gottes wurde uns in Freising damals noch nicht viel von Craft Beer vermittelt, da ist das noch nicht angekommen in Deutschland. Und als ich dann bei der Distelhäuser war, waren das tatsächlich die Ersten, die angefangen haben mit diesem Blond, was ja eigentlich ein American Pale Ale ist, unfiltriert. Und das hat allen so gut geschmeckt. Also mein Haustrunk war 80 Prozent nur dieses Distelhäuser Blond. Und ich bin sehr froh, dass sie es immer noch produzieren. Ich glaube, die Flasche hat sich geändert, bin mir aber nicht ganz sicher, aber es wird immer noch produziert. Und die Distelhäuser hat damals auch schon angefangen in ihrer Versuchsbrauerei mit Stout, mit Porter, mit IPA, dass dann auch auf einem großen Sudhaus gebraut wurde. Und die hatten damals auch diese Craft-Beer-Schiene, die dann aber leider nicht ganz so gut gelaufen ist zu dem Zeitpunkt und die wurde dann wieder eingestellt, soweit ich weiß.

Markus: Ja, das ist ja leider Gottes eine Entwicklung, die wir doch jetzt aktuell bei vielen Brauereien in Deutschland sehen, also dass das Sortiment kleiner wird, also sowohl vom Gebinde als auch von der Anzahl der verschiedenen Biere, die es gibt. Und, ja, also das vor keinem halt macht, auch nicht vor den großen Namen. Und das ist schon, ja, also zum allerersten Mal wehgetan hat es mir ein bisschen bei der Brauerei, die ich grade trinke. Weil, Maisel & Friend´s hatte ein wunderbares Schoko-Porter, also es war einfach ein schönes Porter mit ganz vielen Schokoladenaromen. Und das war eigentlich mein Lieblingsbier und das war so das erste Mal, wo ich da so mitbekommen habe vor ein paar Jahren, dass von dieser immer größeren Range diese Brauereien auch wie Stieg´l oder Riegele oder eben Maisel aufgebaut haben, dass man da dann zurückgeht und das wieder ein bisschen reduziert. Und das Porter war eben damals das erste Opfer, sagen wir mal sozusagen. Aber das nimmt tatsächlich zu, keine so schöne Entwicklung, muss ich sagen. Aber gut, bleiben wir erstmal bei dir. Also, genau, du warst jetzt dann, was war die letzte Station, wo wir drüber gesprochen haben, du warst dann bei Distelhaus, genau, also dort, genau.

Jonas: Da hatte ich auch die schöne Erfahrung, nach Schweden mal zu gehen. Da haben wir den Austausch gemacht über das Jis-Projekt. Das ist organisiert von Herrn Metzger von der Berufsschule Karstadt für die Brauer und der hat es damals ins Leben gerufen. Und der hat da unseren Flaschenkellermeister, den Ludwig gefragt, ob er nicht Lust hat, da mal einen Austausch zu machen, zwei Wochen? Und da habe ich gesagt: „Da komme ich auch mit.“ Und da waren wir dann in der Närke Brauerei in Ørebro in Schweden für zwei Wochen und haben da einen Austausch gemacht im Technischen und mal geschaut, wie die da so das Bier brauen. Und das war sehr, sehr interessant, eine sehr, sehr kleine Brauerei. Aber soweit ich weiß, sind die bei der Weltbier-Homepage immer noch auf dem ersten Platz mit ihrem sehr, sehr dunklen starken Stout. Heißt, die haben sich da spezialisiert auf diese starken dunklen Biere, wie man sie auch oft aus Schweden oder aus dem Norden kennt. Das war super interessant und mal in Schweden auch zum Austausch zu sein. Und, genau und dann ging es für mich eigentlich Richtung PhD, Richtung Doktorandenprojekt.

Markus: Nochmal ganz kurz zu dem Thema Schweden, das finde ich nämlich total spannend. Jetzt weiß ich gar nicht, ob wir uns da dann schon kennengelernt haben. Weil ich habe damals für einen Austausch, vor dem Herrn Metzger, ein Bierkulinarium gemacht und das war super spannend. Weil er hat mir damals erzählt, er hat eben jetzt für sein Hefeprojekt Leute aus Deutschland, aber auch Leute aus Schottland und aus Schweden. Und er wollte dann die irgendwie zusammenbringen an einem Abend, um so halt ein bisschen die Verständigung anzuregen und so, das war wohl eher am Anfang des Projektes. Und dann habe ich lang drüber nachgedacht, was tun? Und die Berit von Närke zum Beispiel kannte ich schon, weil die früher mit dem Andreas Gensthaler auch zusammen schon Sachen gemacht hat, der wiederum ein Freund von mir ist. Und habe dann so ein bisschen rumtelefoniert und mir überlegt und kam dann auf die Idee, okay, dann machen wir es einfach so, dass wir ein 10-Gang-Menü machen, wo wir immer eine Speise aus Schweden und ein Bier aus Schottland oder andersrum kombinieren. Und da gab es dann halt so Sachen wie zum Beispiel Surströmming, der Hering in der Dose, der dann platzt, wenn man ihn aufmacht und endlos stinkt. Oder Haggis zum Beispiel oder dann dieses Bier aus Schweden mit dem Drüsensekret von irgendeinem Tier, also eine sehr, sehr spannende Geschichte, bis zur Blausuppe. Und geändert hat es dann in einem fränkischen Finale. War auf jeden Fall ein sehr denkwürdiger Abend. Aber ich weiß nicht, da warst du wahrscheinlich noch nicht dabei, oder?

Jonas: Da war ich noch nicht dabei. Ich glaube, das war das Eröffnen von dem Hefeprojekt. Das muss das Jahr vorher gewesen sein, so dieses Inaugurationstreffen oder das war das Jahr danach, wo sie dann auch den Sud gemacht haben mit den Schotten, da bin ich mir nicht ganz sicher.

Markus: Ich auch nicht, aber ist ja nicht so wichtig. Aber ich fand es auf jeden Fall sehr spannend, weil wirklich die schwedische Craft-Beer-Welt ja auch nochmal was ganz anderes ist. Und Schweden ist so ein bisschen der Hidden Champion irgendwie. Also es gibt ja da auch 4-, 500 Brauereien, aber denken viele Leute ja so gar nicht dran, ist bei vielen nicht auf dem Schirm. Und spanend und cool, dass du da auch schon reingeschaut hast.

Jonas: Auf jeden Fall spannend, nicht nur Schweden, ganz Skandinavien. Und wenn man dann wieder ein bisschen weiter rüber schaut ins Baltikum, Litauen ist da natürlich auch ein Vorreiter und Estland, da sind sehr, sehr gute Brauereien. Und da braucht man gar nicht mit anfangen da mit Farmhouse Ales und diese ganzen Hefen, die da gezüchtet werden von den Hausbrauern. Also gigantisch, was da auch passiert.

Markus: Cool! Und dich hat es dann aber erstmal nach Belgien verschlagen, ne?

Jonas: Ich war auch in Belgien, aber ich war dann vor allem in Krakau, in Polen. Da habe ich mich beworben auf ein Doktorandenprojekt, dass es so eigentlich noch nie gab und auch dann nicht mehr weiter fortgeführt wurde. Da musste ich mich damals bewerben und auch mit schwerem Herzen dann von Distelhäuser weg, aber das Projekt hat sich zu gut angehört. Und zwar dass das European Joint Doctorate in full sciences, aber natürlich auf Bier spezialisiert, Projekt. Und da waren acht Stellen ausgeschrieben und das war für sechs Universitäten. Heißt, da war die Technische Uni Berlin dabei, dann war Carl Löwen dabei in Gent, die Universität Gent, Nottingham war dabei, Kopenhagen und Krakau. Und das ist natürlich ein super Angebot, wenn du weißt, dass du an sechs Universitäten deine Ausbildung kriegst. Und zusätzlich war da auch noch Carlsberg mit am Start, FlavorActiV, die diese Sensorikkapseln herstellen, die du ja kennst und die VLB in Berlin als wichtiger Partner. Und der letzte Partner war Bootmalt, der jetzt mittlerweile das größte Mälzereikonglomerat der Welt ist, soweit ich weiß. Genau und das war ein super Projekt. Und ich war vor allem in Krakau dann an der Universität als meine Hauptuniversität und als meine Zweituniversität war ich ein halbes Jahr lang in Gent an der Universität von Gent. Und das war wirklich ein super Projekt und mein Thema war eigentlich die Forschung an alternativen Rohstoffen zum Vermälzen und dann zum Bierherstellen.

Markus: Ja, da ging es vor allem um Linsen, habe ich gelesen. Kann man aus Linsen Bier brauen?

Jonas: Genau. Da kam so, also hört sich vielleicht ein bisschen verrückt erstmal an, aber wir haben uns da Gedanken gemacht, an was forschen wir man jetzt? Das ist ein europäisches Projekt, es sollte was ganz Neues sein. Und ich habe ja natürlich schon die Erfahrung gehabt von meinem Studium in Freising und dann habe ich mich noch weiter schlaugemacht und dann ein Liquid Show Review gemacht und geschrieben. Und dann kam es so raus, ja, es wurde natürlich schon an vielen geforscht und die meisten Getreide sind eigentlich schon so abgehakt, was angeht Bier und Mälzen, funktioniert es, funktioniert es nicht? Und da haben wir gesehen, ja, es gibt noch Möglichkeiten, aber warum nicht mal was ganz Neues machen, wo noch gar niemand dran geforscht hat und wo noch nix publiziert wurde? Und dann habe ich mir so Gedanken gemacht, vielleicht auch mal Hülsenfrüchte. Und im Endeffekt habe ich mich dann dafür entschieden, mich auf grüne Linsen zu spezialisiere. Weil, das Doktorandenprojekt war auf drei Jahre angesetzt, heißt, es war nicht viel Zeit. Da bin ich dann gleich ran und habe mich spezialisiert auf die grünen Linsen. Und habe vor der Mälzung natürlich ganz viele Analysen gemacht und dann bin ich Schritt für Schritt durchgegangen in den Laboranalysen. Bis zum Schluss, bis man da ein Bier gebraut hat auf einer 100-Liter-Anlage und das natürlich dann auch verkostet wurde. Und am Schluss dann die Doktorarbeit drüber geschrieben. Heißt, war was ganz Neues, mal einen neuen Weg gegangen. Aber die wichtigste Erkenntnis oder von meinem Doktorandenprojekt, es funktioniert, man kann mit grünen Linsen Malz herstellen und dann auch Bier.

Markus: Faszinierend! Kommt da von den Linsen auch ein Aroma ins Bier?

Jonas: Ganz klar! Und das ist ja bei Hülsenfrüchten immer so, wir wissen ja, wie es riecht, wenn man die kocht, ob das jetzt Erbsen sind oder Linsen oder Bohnen, die haben alle bestimmte Stoffe, die ein wenig so erbsig riechen. Und das Schöne beim Vermälzen ist, da kann man diese Stoffe dann auch abbauen. Weil erstmal tun wir ja das Korn keimen lassen und dann werden ganz viele von den Stoffen schon abgebaut. Und dann danach, wenn wir das abgarren, heißt trocknen, können wir ja nochmal einstellen, wie dunkle soll das Malz eigentlich werden. Und dadurch dann auch viele Maja-Aromen herstellen, Melanoidine, die dann richtig schöne Karamellaromen reinbringen, wo man danach dann gar nicht mehr dieses Erbsige hat. Heißt, da muss man einfach den Prozess anpassen und dann kann man das richtig schön einstellen und dann bringen die so was richtig schönes Nussiges rein in das Bier, also wirklich interessant.

Markus: Klingt nach einem Brown Ale, sehr schön. Aber heißt das, es wäre tatsächlich eine eventuell gangbare Alternative, solche Stoffe auch für das Bierbrauen zu verwenden oder ist das von der Technik oder von den Kosten her eher schwierig?

Jonas: Ganz klar, dass ist eine Option. Wenn wir in die Zukunft schauen sowieso, wir wissen ja, dass der Gerstenanbau zurück gehen wird, vor allem in Europa, aufgrund von der Klimasituation. Heißt, da kann man dann angepasste Linsen zum Beispiel anbauen stattdessen. Aber jetzt schon ist es auf jeden Fall eine Energieersparnis. Weil, ich habe gesehen, man braucht viel weniger Wasser zum Beispiel bei dem Weichen, was der erste Schritt ist bei der Vermälzung und danach, die Keimung an sich ist nur 50 Prozent der Zeit wie jetzt bei dem Gerstenkorn. Heißt, da haben wir schon mal wieder Zeit eingespart und dadurch hat man ganz viel Energie eingespart. Und leider Gottes natürlich, diese Hülsenfrüchte haben ein bisschen mehr Proteine wie ein Getreidekorn. Deswegen hat so ein Grünlingsmalz einen Extrakt von circa 60 Prozent, was im Vergleich Gerstenmalz mit 80 Prozent, was 20 Prozent weniger ist. Aber zum Beispiel genauso viel jetzt ein Buchweizenmalz oder ein Sorgummalz, die haben auch nicht mehr. Und was das Schöne ist bei dem Linsenmalz ist auch, da muss man das Korn nicht vorkochen, wie es jetzt zum Beispiel bei einem Mais wäre oder beim Reis, das kann man einfach mit einmaischen. Wenn man das gemischt mit einem Gerstenmalz, sind dann die Enzyme vom Gerstenmalz mehr als genug, um das dann auch mit zu verkleistern und dann zu verzuckern.

Markus: Hast du da jetzt quasi ein Patent drauf? Also wenn jetzt eine Brauerei sagt, sie möchte das gern machen, muss die zu dir kommen oder wie funktioniert das?

Jonas: Leider nicht. Ich hätte es machen können, falls ich nicht in einem europäischen Projekt gewesen wäre. Heißt, das Projekt war von der EU gesponsert und der Holer ist ein twenty-twenty und da darf man dann keine Patente anmelden.

Markus: Okay. Ist also offen für alle?

Jonas: Genau. Das ist ja die schöne Sache an der Wissenschaft von der EU, offen für alle und es ist alles publiziert, das ist frei zugänglich und jeder kann sich das anschauen. Und was vielleicht auch noch ganz interessant ist, mit so einem Linsenmalz, diese Hülsenfrüchte, die haben ja kein Gluten. Heißt, mit einem bestimmten Anteil von Linsenmalz kann man dann auch ganz schnell unter den Low-in-Gluten-Schwellenwert kommen und da dann ein glutenfreies oder ein weniger-Gluten-Bier herstellen. Das ist auch ganz interessant zum Beispiel.

Markus: Absolut. Das ist ja auch ein ganz neuer Trend, in Anführungsstrichen. Also ich habe das schon vor vielen Jahren in Italien kennengelernt, da ist das Thema glutenfrei ja schon lange sehr groß. Ich habe es dann in England mitbekommen und mittlerweile ist es auch bei uns durchaus eine Nummer oder auch in den USA zum Beispiel. Und das wird sicherlich zunehmen, also die Frage eben, wie man ein glutenfreies Bier herstellen kann? Und auf dem Weg ist es natürlich wirklich relativ einfach. Also bliebe noch die klassische Frage, ich überlege grade mal, nach dem Reinheitsgebot wird das wahrscheinlich schwierig, obwohl es sich um ein in Deutschland heimisches Produkt handelt, ne, aktuell zumindest noch, wird es schwierig?

Jonas: Genau. Ich denke, es wäre möglich, man müsste es halt unter einer Bierspezialität anmelden. Aber es sollte möglich sein, mit Linsen oder mit Linsenmalz zu brauen in Deutschland und dass das regelkonform ist, genau. Außerhalb von Deutschland gar kein Problem natürlich.

Markus: Ja, stimmt, als besonderes Bier geht es auf jeden Fall. Also sehr, sehr spannend, schöne Geschichte, also toll. Vielleicht für die Hobbybrauer unter uns, ist es kompliziert, so ein Linsenmalz selber herzustellen?

Jonas: Auf keinen Fall, das ist ganz einfach. Das Schöne ist, dass die Linsen eine ganz, ganz hohe Keimfähigkeit haben. Heißt, nach ungefähr, ich sage mal maximal 20 Stunden, aber schon so nach 16 Stunden sind die soweit angekeimt, dass man sie aus dem Wasser rausnehmen kann und dann vielleicht noch zwei Tage keimen und danach abtrocknen. Und das kann man ganz schön im Ofen machen, ohne Probleme. Ich würde da vorschlagen, um ein bisschen diese erbsigen Noten abzubauen und schöne Karamellaromen aufzubauen, würde ich so 100 Grad vorschlagen zum Abtrocknen. Also ganz langsam anfangen mit 50 Grad und danach bei 100 Grad ab dann und dann kann das jeder Daheim herstellen, gar kein Problem.

Markus: Und ich würde noch eine Rauchdarre dazu empfehlen, kann man ein Rauchlinsenbier machen, das ist bestimmt auch lustig. Schön!

Jonas: Ganz sicherlich, ist mal was Neues.

Markus: Ja, du hast jetzt grade erzählt, du warst in Krakau. Da war ich jetzt auch schon mehrmals, ist ja auch eine wunderschöne Stadt mit natürlich ganz, ganz viel Geschichte, auch Wissenschaftsgeschichte, immer hin- und hergewechselt zwischen allen möglichen europäischen Ländern. Und ist ja jetzt ganz lebendiger Bestandteil der genauso lebendigen polnischen Bierszene. Und ich glaube, du warst da ja auch in den entscheidenden Jahren, wo das in Polen so richtig losgegangen ist. Vielleicht magst du uns da noch ein bisschen was erzählen, wie du das so erlebt hast und wie es heute auch in Polen so ist.

Jonas: Als ich da dann nach Krakau kam für das Doktorandenprojekt, das war 2017, da war diese Craft-Beer-Szene schon in vollem Gange in Polen. Da war ich richtig überrascht, weil ich das ja auch so nicht aus Deutschland gewohnt war. Und das war tatsächlich so, dass es damals schon sicherlich fast 10 Jahre lang in Polen angefangen hat mit diesem Craft-Beer-Hype und dieser Craft-Beer-Szene. Heißt, das war in vollem Gange, als ich dort ankam und an jeder Ecke hat man da Craft-Beer-Kneipen gefunden oder wie sie sie dort nennen, die Multitabs mit ganz vielen Zapfhähnen. Und immer mehr Brauereien haben aufgemacht. Natürlich haben auch etliche zugemacht wieder, wie es nun mal ist in der Craft-Beer-Szene, aber dieser Hype war vorhanden und man hat ihn auch gespürt. Und das hat natürlich auch einen großen Einfluss gehabt auf die Unis dann. Bei uns im brautechnologischen Department haben wir dann immer mehr Anfragen gehabt, könnt ihr mal für uns einen Versuchssud machen auf eurer Versuchsanlage oder wollt ihr für uns nicht die Hefe propagieren, solche Sachen. Und wirklich interessant. Und da waren auch Bierstile, die man so vielleicht nur gehört hat, dass es die in den USA gibt. Aber ich muss ehrlich sagen, Polen war für mich da so einer der Ersten, der wirklich dann wie die Amerikaner das Craft Beer gemacht. Die Italiener waren natürlich noch ein bisschen vorher, aber die sind mehr traditioneller geblieben mit ihrer arti ginale. Und das war schon sehr, sehr interessant zu sehen in Polen, wie dieser Hype da tatsächlich angefangen ist und angenommen wurde.

Markus: Ja, auf jeden Fall ein Wahnsinn, auch wie jung das dort ist, wie lebendig, wie groß auch die Hobbybrauerszene dort ist. Und ich glaube, das ist auch genauso wie du es gesagt hast, das finde ich auch spannend, wenn man so Europa anschaut, die Italiener haben doch sehr auf Belgien geschaut zum Beispiel und auch zum Beispiel, die Franzosen schauen auch eher auf die belgischen Bierstile. Und es gibt eigentlich nur zwei Länder oder zwei größere Bierländer, sage ich mal, die Niederlande und Polen, die wirklich eher den amerikanischen Trend übernommen haben und gar nicht so in die Nachbarländer geguckt haben. Die baltischen Staaten wahrscheinlich auch, das könnte man sicherlich dazu auch rechnen, zum gewissen Teil auch Skandinavien. Aber das ist schon wirklich interessant, weil dadurch haben wir auch in Europa so eine ganz unterschiedliche Bierkultur. Aber das würde ich auch allen nur empfehlen, unbedingt mal in Polen vorbeizuschauen. Ich bin da immer öfter und habe da mittlerweile auch richtig gute Freunde, auch zum Beispiel in Grodzisz, wo eben das ursprüngliche Grodzisz, das Grätzer Bier herkommt. Oder auch viele, die einfach gutes Baltic-Porter machen, wo wir halt einfach dadurch auch zwei echte polnische Bierstile haben, wo sie auch sehr stolz drauf sind und auch sehr kreativ damit sind. Also habe ich wirklich ganz, ganz toll und positiv erlebt. Also, ja, war für mich einer der ganz großen Überraschungen in den letzten Jahren, wie schön und lebendig und offen auch die Bierszene in Polen ist.

Jonas: Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich nach meinem Doktorandenprojekt dann auch dort bleiben konnte. Weil da hat ja eine Brauerei aufgemacht, die dir was sagt, wo du ja auch schon öfters warst jetzt, in Krakau in der Studentenstadt und die haben einen Braumeister gebraucht. Und die haben gesagt: „Die Brauerei wird in zwei Monaten eröffnet, Jonas, hättest du nicht Interesse?“ Und da hat mich das sehr gefreut, dass ich dort bleiben konnte in Krakau. Und das ist die Browar Górniczo-Hutniczy, BGH abgekürzt, und das ist im größten Studentenveranstaltungszentrum von Polen. Und da warst du ja auch schon, Markus, ne?

Markus: Genau, da war ich auch schon, da ist jedes Jahr auch ein Bierwettbewerb und ein Kongress dazu. Und, ja, absolut faszinierend und auch von der Anlage her schön. Also ich finde es auch wirklich toll, wie grade dieses kreative Umgehen mit den Anlagen dort da ist und trotzdem aber auch eine richtig gute handwerkliche Tätigkeit. Also wenn man jetzt in anderen Ländern ist, dann hat man oft eine Brauanlage, da würde man jetzt in Deutschland sagen, hm, würde das Ordnungsamt vielleicht eher zumachen oder so. Und das hat man in Polen überhaupt nicht, also da ist alles pikfein sauber gepflegt und dazu aber noch diese kreative Ade. Das ist eine schöne Verbindung, finde ich.

Jonas: Auf jeden Fall. Also da legen sie sehr, sehr Wert drauf in Polen und es gibt kaum eine Brauerei, die nicht sauber ist oder auf dem neuesten modernsten Stand. Und sie kaufen sehr, sehr oft deutsche Ware. das ist teilweise aus Bamberg natürlich, ich werde jetzt nicht alle Markennamen nennen, aber aus Bamberg wird ganz viel in Polen gebaut, Sudhäuser, aber auch andere deutsche Hersteller, die dort gut verkaufen in Polen. Und das ist natürlich schön zu sehen, dass sie da auch wirklich Wert drauf legen auf das Material.

Markus: Ja, das auf jeden Fall. Und da hast du dann ungefähr zwei Jahre noch verbracht oder drei Jahre, in Polen?

Jonas: Genau, da durfte dann auch zwei Jahre sein und alle Bierstile entwickeln, alle Rezepte schreiben, alle Prozesse festlegen. Heißt, das hat mich sehr, sehr gefreut, dass mit aufzubauen. Und ich durfte es dann auch übergeben an einen guten Freund, der jetzt Braumeister ist. Aber das Schönste natürlich für mich ist, dass die Rezepte die gleichen geblieben sind und immer noch bei jedem Wettbewerb, bei dem sie mitmachen, ganz viele Preise gewinnen. Also die ganzen traditionellen Bierstiele wie Pils, Märzen, Weißbier, der Maibock, die gewinnen immer Preise und da bin ich ganz froh drum. Und umso mehr freue ich mich natürlich, wenn ich immer wieder zurückkommen kann ab und zu und die dann wieder probieren kann.

Markus: Und ich muss wirklich sagen, was mich fasziniert, ich tue mich unheimlich schwer mit der polnischen Sprache. Du hast das aber in der kurzen Zeit ganz gut gelernt, ne, wie macht man das?

Jonas: Ja, klar, also ich habe es irgendwann dann angefangen, doch zu lernen nach so eineinhalb Jahren dort mit einer Sprachlehrerin. Natürlich hat es auch geholfen, dass ich eine polnische Freundin hatte, da ist man dann noch mehr unter Zugzwang. Aber wenn man erstmal reingekommen ist, dann macht es wirklich Spaß, da mit den Einheimischen zu reden. Die Polen sind sehr, sehr offen und man kann Fehler machen mit polnisch. Sie reden auch alle super Englisch, heißt, da kann man immer hin- und herschwenken und das macht sehr, sehr viel Spaß, diese Sprache zu lernen. Und ist sehr hilfreich auch mit anderen slawischen Sprachen. Und, genau, das bringt mich vielleicht zum nächsten Punkt, nachdem ich dann in der Brauerei war dort in Krakau, da war es dann halt leider so, dass ja Corona kam und dann ist es nicht so ganz gut gelaufen. Und ich musste aber noch meine Doktorarbeit fertigschreiben, aber habe nie Zeit dafür gehabt. Und dann habe ich gesagt: „Ich mache eine Auszeit für ein halbes Jahr.“ Und da habe ich ein Angebot bekommen von einem Freund von mir, das ich ein halbes Jahr lang in Montenegro auf ein Steinhaus in den Bergen aufpassen kann. Da habe ich gesagt: „Da fahre ich hin und da schreibe ich meine Doktorarbeit, das Buch und bin in der Natur.“ Und das hat auch super geklappt und war eine wunderbare Zeit, mit viel Hausbrauen dann in dem Steinhaus, was natürlich auch wieder schön war, dass ich nicht vom Bier weggekommen bin und vom Brauen.

Markus: Also das klingt ja wirklich faszinierend! Steinhaus in den Bergen ist praktisch eine Hütte nur aus Stein und schon relativ weit oben oder wie muss man sich das vorstellen?

Jonas: Ja, das war auch mal eine Ölfabrik und das wurde umgebaut zu einem Wohnhaus, also schon recht groß. Und das war in den Bergen auf so ungefähr 1.000 Meter Höhe, aber das waren nur fünf Kilometer unten vom Meer weg. Heißt, man konnte mit dem Fahrrad auch mal ans Meer runterfahren oder hoch in die Berge zum wandern. Also wunderbar, der beste Platz, um eigentlich eine Doktorarbeit zu schreiben. Nach einem halben Jahr war es dann auch in Ordnung und drum bin ich dann nach Frankreich gekommen.

Markus: Ja, aber das finde ich schon, also sowas, muss ich sagen, hätte ich in meinem Leben auch gerne mal gemacht, also für so ein halbes Jahr mal komplett für sich, auf sich konzentrieren und so ein Projekt durchziehen mit der Natur. Klingt auf jeden Fall irgendwie sehr romantisch. Hatte wahrscheinlich auch seine Tücken, aber, ja, vielleicht auch spannend eben oder gut für dich, um diesen Übergang dann woandershin wieder hinzubekommen. Und das hat sich dann schon währenddessen abgezeichnet mit Frankreich oder erst später?

Jonas: Ganz genau. Nein, es war ja klar, dass ich nachdem, wenn die Doktorarbeit fertiggeschrieben ist, mich wieder wo bewerbe. Und es waren ein paar Sachen in Aussicht. Im Endeffekt habe ich mich dann entschieden zwischen Schweden auch wieder, Schweden, Deutschland oder Frankreich, welcher soll es werden? Und im Endeffekt habe ich mich dann für Frankreich entschieden. Schweden war mir zu dem Zeitpunkt ein bisschen kalt, Deutschland war mir zu früh, wieder in die Heimat zurückzukommen. Und Frankreich hat mich ein bisschen gereizt, weil ich die Sprache schon fast vergessen hatte von der Schule her. Und da dachte ich, Sprache wieder lernen, die Brauerei ist super aufgestellt und die sind am wachsen und da kann ich neue Rezepte einbringen. Heißt, habe ich mich für Frankreich entschieden und das war auch die richtige Entscheidung so, ja.

Markus: Das heißt, die haben dich gezielt kontaktiert oder hast du es irgendwo gefunden?

Jonas: Die haben das ausgeschrieben gehabt bei LinkedIN und da habe ich mich dann beworben und da haben sie mich eingeladen. Und haben wir uns super verstanden gleich und so kam das zustande.

Markus: Fantastisch. Apropos, wie geht es denn deinem Vitus, ist da überhaupt noch was davon da?

Jonas: Grade eben den letzten Schluck getrunken.

Markus: Hah, was für ein Timing. Hast du dir noch ein zweites aufgehoben oder denkst du, es reicht erstmal?

Jonas: Ich habe den Vitus nicht ganz leer getrunken, heißt, nur die halbe Flasche, aber das Teku-Glas ist grad leer.

Markus: Okay.

Jonas: Und ich habe noch ein zweites Bier, das vielleicht ganz interessant ist, um es vorzustellen, ja.

Markus: Na dann, auf, auf.

Jonas: Gut. Ich schwenke nochmal das Glas aus mit Wasser.

Markus: Natürlich, mache ich bei mir auch mal schnell.

Jonas: Also ich habe noch ein Bier gefunden, dass ist von der Nothern Monk Brewery, die sind in Leeds in England. Und die sind hier in Frankreich, nicht nur in Frankreich, auch in England und Europa, aber vielleicht weniger in Deutschland, die sind sehr bekannt hier für ihre Craft-Biere. Heißt, die machen diesen ganzen verrückten Stouts und ganz viele IPAs. Und hier habe ich ein Bier, das heißt Nord. Das ist ein Hazy IPA, heißt New England IPA. Und das ist zusammen gebraut mit der Mack Brauerei. Ich weiß nicht, ob die dir was sagt, die ist in Tromsö, in Norwegen, das ist die nördlichst gelegene Brauerei der Welt. Und da haben die dieses New England IPA gebraut zusammen, 6,2%. Und da bin ich mal gespannt, weil ich hier in Frankreich viel stärker mit den New England IPAs zu tun hatte wie zuvor und auch ganz viele braue. Insofern ist das für mich ganz interessant, wie jetzt dieses hier ist. Dann machen wir mal auf.

Markus: Ja, mach mal auf, da bin ich gespannt. Und, ja, vielleicht währenddessen kurz erzählt, in Leeds, da war ich auch schon mehrmals. Ist eine wahnsinnig interessante Stadt, auch von ihrer Geschichte her. War mal praktisch die Textilhauptstadt der Welt und hat daher auch noch richtig viele historische Gebäude eben aus den Anfängen der Industrialisierung. Hatte damals auch globale Bedeutung, unheimlich viel Geld. Ganz interessant, das sieht man zum Beispiel, ein Industriegebäude ist so ein bisschen nachgebaut nach einem alten ägyptischen Tempel, also wir faszinierend. Es gab so einen Turm in der Stadt, der so aussieht wie so ein italienischer Glockenturm und so, also wirklich sehr interessant aus dieser Zeit. Und sie sind eben jetzt auch in dieser ganzen Craft-Beer-Bewegung durchaus mit dabei. Ich habe drei Brauereien dort kennengelernt, einmal den Klassiker, sage ich mal in Anführungsstrichen, Kirkstall, das sind so mit die Ersten. Und der Inhaber vor allem hat viele andere mit initiiert, ganz spannende, interessante, tolle Geschichte. Die haben auch viele schöne Pubs, also lohnt sich auf jeden Fall, da mal hinzuschauen. Und dann war ich bei North Brewing, die jetzt mittlerweile soweit ich weiß, auch von Kirkstall mitgeführt werden, aber noch eigenständig brauen. Die haben sogar zwei Braustätten, sehr schöne klassische britische Biere auch. Und dann eben Nothern Monk, die in so einem alten Backsteinkogus sitzen, etwas außerhalb der Innenstadt, würde ich sagen. Im Keller eben die Brauerei, oben drüber ein ganz schöner, moderner, toller Taproom. Und die sind wir total experimentell, total kreativ, mit sehr vielen interessanten, spannenden Bieren, bis hin zu irgendwelchen Pastry Stouts und was weiß ich was. Also da habe ich schon alles Mögliche probiert und auch alles wir sehr, sehr gut. Sehr interessant, tolle Ecke auf jeden Fall. Und, ja, weiß nicht, warst du da schon mal vor Ort?

Jonas: Nein. Hört sich aber gigantisch an, also da müsste ich auf jeden Fall mal hin und die Biere probieren dort vor Ort natürlich. Es schmeckt vor Ort immer besser wie exportiert und hört sich echt super an.

Markus: Ja, also wirklich wunderschön, auch der Fluss, der Kanal. Und man darf auch nicht vergessen, um die Ecke liegt Tadcaster, wo Sam Smith ist mit der Brauerei, die auch unglaublich ist als historische Brauerei einfach, was man dort alles sehen und erleben kann, die Biere sowieso. Also, ja, England überhaupt auch immer eine Bierreise wert aus vielen Gründen, in vielen Dimensionen. Aber ja, wir schweifen ein bisschen ab. Wobei, wir schweifen gar nicht ab, wir sind ja bei deinem Bier. Wie ist es denn?

Jonas: Also vom Aussehen her wie es sein soll. Man kann nicht durchschauen, es ist wirklich sehr, sehr trüb. Ja, es sieht auch schon cremig aus. Und die Farbe ist wie ein leicht dunklerer Orangensaft, ein bisschen wie ein trüber Apfelsaft, aber in der Nase auf jeden Fall wie es sein soll, sehr citrusartig, Grapefruit. Also auf jeden Fall mehr bei den Citrusfrüchten als wie Ananas, ganz leicht Kokosnuss. Aber im Geschmack ein bisschen atypisch für ein New England IPA, mehr grüne Aromen, so ein bisschen mehr, ja, vegital sagt der Franzose. Also ist mehr gewürzartig jetzt im Geschmack und, ja, mehr diese grünen Aromen. Das ist interessant, aber nicht schlecht, also ist auf jeden Fall ein leckeres Bier.

Markus: Na fein, Glückwunsch auf jeden Fall. Und ist ja auch schön, mal diesen anderen Weg zu gehen. Weil ich denke, diese extrem Fruchtigen, da gibt es ja jetzt ganz, ganz viele. Und wir können auch gleich nochmal sprechen über diesen ganz neuen Trend mit diesen fire-list-Bieren, wo man dann eben nochmal richtig über die Thiole Fruchtaromen da rausholt. Ich muss sagen, ich mache auch mal schnell mein Bierchen auf, ich habe mir auch noch eins rausgesucht. Und zwar habe ich noch so ein weihnachtliches Überbleibsel gefunden, könnte man sagen. Und zwar habe ich von Kühn Kunz Rosen ein Bierchen bekommen, das nennt sich Schrille Nacht. Und das ist auch witzig, weil den Inhaber kenne ich schon ewig. Der Wendelin, der war damals in einem unserer allerersten Masterclasses von der BierAkademie und seitdem sind wir in Kontakt geblieben und auch immer wieder bei Bierveranstaltungen gesehen. Und der macht immer so einen Ritt auf der Rasierklinge zwischen dem, was er eben so machen darf und was er machen will. Und schafft es aber eigentlich sehr, sehr gut, auch mit sehr vielen kreativen Bieren. Und hier haben wir eine Kooperation auch, also er hat nicht alleine, sondern in dem Fall mit, auch in Mainz, Schwarze Rose, Sind vier Jungs, soweit ich weiß, die sich da eben seit ungefähr 2019/20 auch dem Bier verschrieben haben und halt eben ein deutsches Weihnachtsbier gemacht. Wobei, sie nennen es Winter IPA, Winter Indian Pale Ale. Und, ja, habe ich schon gesagt, dass es Schrille Nacht heißt, ich weiß es nicht, aber ich sage es nochmal. Und mache ich mal auf, Schrille Nacht. So. Also Farbe jetzt hier etwas heller. So, Wald, na, hm, hm, hm, überlege, BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de Honig, aber ist kein Waldhonig, das wäre dunkler. Also vielleicht so eine Mischung aus Wald- und Blütenhonig, wenn es sowas gibt, keine Ahnung, aber BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de so. Und, oh ja, in der Nase sehr viel die Gewürzaromen, Kardamon, Piment, Citrus, ein bisschen auch so teeartige Aromen, ein bisschen Apfel, Birne. Mhm, interessant. Ganz im Hintergrund tatsächlich auch ein bisschen Bier und ein bisschen Honig. Schauen wir mal. Mhm, ah ja, tolle Mischung. Also geht auch wieder eher süßlich los. Wobei es gar nicht so stark ist, hat 6,8. Dann sehr cremig, sehr moussierend auf der Zunge. Und da kommen dann tatsächlich einerseits die Bittere und andererseits die Gewürze mit den ganzen ätherischen Ölen. Und schmeckt man auch, da sind auch so Tannen- oder Kiefernnadeln drin, das kommt ganz stark und bleibt dann auch lang. Und hat dann fast so ein bisschen eine mentholige Wirkung, also erfrischt so ein bisschen, vor allem im Nachtrunk. Tolle, spannende Reise. Hat ein bisschen auch die Stachelbeeren, die ich grade schon bei dem anderen Bier hatte. Also, ja, interessant. Also es geht auch in Deutschland und es gehen auch solche kreativen Biere. Sehr schön, schmeckt. Also Schrille Nacht, auch eine Empfehlung, falls es das in diesem Jahr wieder geben sollte. Fein. Ja, da sind wir auch schon bei den ganz Kreativen. Ja, da sind wir jetzt schon bei den ganzen richtig kreativen Bieren und vielleicht dann auch tatsächlich ein bisschen bei dir in Frankreich angekommen. Da kannst du uns vielleicht auch ein bisschen mitnehmen auf diese Reise. Also du kommst da an und ich weiß nicht, wie viel Vorwissen du hattest, aber das muss ja auch dann die Zeit gewesen sein, wo in Frankreich grade so das Richtung Höhepunkt gestrebt ist. Also heute haben wir ja, ich würde sagen, es sind jetzt wieder so 3.500 Brauereien, es waren mal über 4.000 kurz, aber eine riesen Zahl auf jeden Fall. Viele, viele kleine, viele, viele Experimente und eben sehr, sehr viel Kreativität, sehr kreativ, sehr wirbelig irgendwie die Szene. Und, ja, wie hast du das erlebt und wie hast du dich da eingefügt und was hast du dann in deiner Brauerei sozusagen draus gemacht?

Jonas: Ja, genau, also das war wirklich eine Überraschung und war wunderbar zu sehen, was es hier denn auch für eine Biervielfalt gibt. Natürlich viele kleine Brauereien, wie wir gesagt haben, die sich auf belgische Bierstile festgelegt haben, aber auch ganz, ganz viele neue Craft-Bier-Brauereien, die hier waren als ich ankam und die immer noch aufmachen. Heißt, als ich hier angekommen bin, das war dann grad noch das Ende von Covid, von Corona, da war dass das erste Jahr, wo eigentlich wieder hier aufgemacht wurde im Frühjahr und die Brauerei durchstarten konnte mit ihrem Verkauf auch vor Ort. Und wie vorher schon gesagt, unsere Hauptsorten sind eigentlich diese Grundsorten, ein Doppelbock, ein American Pale Ale, ein IPA, ein Weißbier, ein bayrisches und ein Schwarzbier. Aber von dem an der Seite haben wir als Brauer, also wir sind vier Brauer, ich als Braumeister und die drei anderen Brauer dazu, da können wir machen was wir wollen. Und da tun wir natürlich dann brainstormen, welche Biere wären gut? Wir müssen uns natürlich mit dem Verkauf auch kurzschließen, was würde er am liebsten verkaufen? Und der Verkauf verkauft natürlich am liebsten auch Craft-Biere momentan, die IPAs sind. Heißt, wir machen ganz viele New England IPA-Sachen, Dubble New England IPA, wo dann viel mit Haferflocken gebraut wird, viel mit starkem Weizenmalzanteil. Aber was wir auch gemacht haben jetzt in letzter Zeit, waren diese Pastry Sours. Heißt, ein sauervergorenes Bier im Würzekessel und danach abgekocht und normal vergoren mit der Hefe. Und das dann mit ganz vielen Früchten vermischt, mit Vanille, eventuell mit Laktose und das ist dann wirklich dieses Pastry, dieses Gebäck. Und diese Biere sind auch sehr, sehr interessant und ich bin sehr, sehr froh drum, dass ich das hier brauen kann in Frankreich, da ja alles außerhalb vom Reinheitsgebot ist. Und hier ist es auch kein Problem, mal Enzyme zuzugeben, weil, es ist außerhalb vom Reinheitsgebot hier. Und manchmal macht es auch Sinn, wenn man zum Beispiel ein Puree-IPA macht, heißt, ein Trocken-IPA, wo dann wirklich kein Extrakt mehr drin sein soll. Und diese Biere sind auch wirklich interessant und gigantisch.

Markus: Ja, also das klingt nach einer tollen Spielwiese auch für Brauer. Und ich erinnere mich da an ein lustiges Erlebnis mit meinen englischen Beer-Judge-Kollegen Tim Web. Mit dem war ich in Krakau vorletztes Jahr beim Bierwettbewerb und er sollte dann in der Kategorie Pastry Sour die Biere bewerten. Und er hat ich dann geweigert und hat es tatsächlich nicht gemacht, weil er gesagt hat, für ihn ist das kein Bier. Und daraus hat sich dann große Diskussion entsponnen. Wobei ich sagen muss, also für mich ist es auf jeden Fall auch Bier, man muss diese ganzen verschiedenen Dinge einfach so nehmen wie sie sind und halt dann als Judge auch innerhalb der Kategorien, wo sie sind, entsprechend bewerten. Aber tim ist natürlich auch eine Koryphäe und eine Legende. Das ist so jemand, dem kann man das auch nicht krummnehmen, zumal er das auf eine sehr charmante englische Art gemacht hat und wir genügend Judges waren, um das dann noch zu beurteilen. Und dann hast du aber oft auch auf der anderen Seite Leute, die sagen: „Naja, so ein Pastry Sour, da kippst du halt ein bisschen was zusammen und dann kommt immer irgendwie was dabei raus.“ Aber das stimmt gar nicht. Also das wirklich genau zu harmonisieren, zu balancieren, dass dann am Ende auch was schön Trinkbares, ein tolles Erlebnis dabei rauskommt und alle Zutaten irgendwie erkennbar sind, das ist gar nicht so einfach, oder?

Jonas: Ganz genau, das muss alles miteinander harmonisieren. Das fängt schon an mit der Milchsäuregärung, die muss ja auch schön ablaufen, da muss man die richtigen Milchsäurebakterien raussuchen. Und wenn das schon nicht funktioniert, dann ist es schon nicht harmonisiert danach. Dann, natürlich kommt es drauf an, welche Früchte man sich raussucht. Aber das muss ja auch ausbalanciert sein von der Menge her und dann alles ausbalanciert mit der Vanille, wie viel Restextrakt man drin hat. Heißt, dass ist nicht ganz einfach und insofern ist das schon ein Stil, der zurecht vorhanden ist. Und ich würde es auch ein Bier nennen. Nichtsdestotrotz sage ich auch, mir ist ein Pils lieber. Aber ein Pastry Sour ist auf jeden Fall auch zu Recht ein Bierstil, auf jeden Fall.

Markus: Ja, das sind irgendwie so zwei Lehren, die ich über diese ganze Craft-Beer-Welle gewonnen habe. Also auf der einen Seite diese Vielfalt und Kreativität unglaublich zu schätzen und zu würdigen und zu respektieren, aber auf der anderen Seite auch wirklich wieder zu schätzen, was ein richtig gut gebrautes klassisches Pils, Helles, Dunkles, wie auch immer, sein kann. Also irgendwie für beide Seiten hat das für mich eine Aufwertung gebracht und das finde ich auch wirklich gut, weil letzten Endes kommt das ja dann dem Bier an sich zu Gute, könnte man so sagen. Wie sind denn die Franzosen in der Brauerei, was kommen denn da für Leute, was trinken die gerne? Gibt es da auch bestimmte Kombinationen vielleicht mit dem Essen, was es gibt oder so?

Jonas: Ja, sicherlich. Also bei uns machen wir viele Food Paring und wir schlagen immer vor, welches Bier zu welchem Gericht passt. Und die Franzosen sind, wie ich vorhin am Anfang gesagt hab, ganz viele kennen einfach nur die Farben von einem Bier und wissen dann gar nicht, was es eigentlich ist. Heißt, unser Service tut die dann auch ein bisschen aufklären und erklärt jeden Bierstil und wie er schmeckt und welche Aromen der hat. Es ist ganz wichtig, da auch ein bisschen die auszubilden, die Klienten. Und, genau, die sind sehr fokussiert auf diese neuen Craft-Beer-Stile. IPA ist eigentlich immer zu finden in jeder Kneipe, findet man neben einem Lager auch ein IPA. Das wird so in Deutschland ja nicht sein. Und das ist eine schöne Entwicklung auf jeden Fall. Und was bei uns noch ist, die Leute sind sehr interessiert, unsere neuen saisonalen Biere immer zu probieren. Heißt, die kommen natürlich dann vorbei und sagen: „Habt ihr was Neues, was gibt es hier?“ Und da haben wir auch immer, das habe ich noch gar nicht erwähnt, immer diese Barrel-Aged-Biere, wo ich jedes Jahr eins mache. Ob das jetzt ein Baltic Porter ist oder ein Imperial Stout, die haben wir auch immer da. Und dann werden die auch teilweise mit Stickstoff gezapft, dass die noch ein bisschen cremiger sind wie so ein Stout. Und da muss ich sagen, sind die französischen Leute sehr, sehr interessiert. Aber, wie wir grad gesagt haben, auch wie die Brauer, ist das Blonde, das Lagerbier hier immer noch im Vordergrund. Und da habe ich bei uns in der Brauerei auch ein Lager entwickelt mit einer neuen Hefe. Eine neue Hefe, die bei höheren Temperaturen vergären kann und somit das Bier ein bisschen schneller herstellen können wie die traditionelle Lagerherstellung. Und dieses Bier schmeckt klasse und mittlerweile ist das unser zweitbester Verkaufsschlager schon, dieses Lagerbier. Heißt, die Leute wollen Neues, aber natürlich wollen sie auch ein richtig schönes knackiges und sauberes Lagerbier.

Markus: Genau und beides zusammen ist ja eigentlich immer so die Idealvorstellung, die man in so einer Kneipe praktisch hat. Ich war letztes Jahr in Frankreich in Nancy, da war unter anderem auch ein Kongress und eine Messe auch, wo man viele Brauereien auch kennengelernt hat. Dieses Jahr ist das Brewers Forum ja in Lille. Ich weiß nicht, ob wir uns da vielleicht sogar sehen, müssen wir mal schauen. Und ich muss sagen, ich habe so ein bisschen auch gemerkt, dass in Frankreich eben die Sputze wohl so ein bisschen erreicht ist und wir so ein bisschen übers Zeit jetzt rübergehen. Es hat eben auch schon abgenommen, natürlich auch wegen der aktuellen Energiepreissituation und so. Wie erlebst du die französische Brauereiszene grade?

Jonas: Ka, leider Gottes ist es so, dass wirklich einige kleine Brauereien zumachen. Ich merke es hier in der Region auch ganz stark, weil hier in Nantes und im Umkreis gibt es sicherlich 40, 50 Brauereien, wo von viele natürlich auch ganz klein sind und da machen schon einige zu, man bekommt es mit. Und ich bekomme es dann natürlich auch mit, dass die Braumeister oder die Besitzer dann neue Arbeit suchen wollen. Insofern ist das schwierig, die Situation. Und man muss sich wirklich gut aufstellen als Brauerei, man muss ein gutes Wachstum haben und man muss gut verknüpft sein mit den Distributoren auch zu den einzelnen Kneipen. Heißt, wie du sagst, in Frankreich geht es leider natürlich auch jetzt ein bisschen in die Rezension, was Brauereineuaufbau und was an Brauereien zumacht, sind mehr und mehr Brauereien momentan.

Markus: Ja, aber trotzdem bleibt ja ein Großteil der Vielfalt und das ist ja auch schön. Wie sind denn deine weiteren Pläne? Also ich glaube, du wirst jetzt in Frankreich nicht mehr allzu lange bleiben, oder?

Jonas: Genau. Also ich habe vorgesehen damals, dass ich ungefähr zwei Jahre hier bleibe. Und so habe ich es mir jetzt auch weiter vorgenommen und ich werde so in ein, zwei Monaten hier die Seile abbrechen und habe schon drei, vier neue Sachen im Gespräch, wo ich anfange. Da will ich noch nicht weiter vorneweggreifen. Aber was ich vorher noch mache, ich helfe meinem ehemaligen Doktorvater von Krakau momentan dabei, seine brautechnologische Konferenz vorzubereiten. Die ist in der Nähe von Krakau und die ist alle zwei Jahre und das ist eine sehr, sehr interessante Konferenz. Da wird auch der Martin Zarnkow vorbeikommen und eine Präsentation geben. Heißt, da freue ich mich, wenn ich ihn wiedersehe. Und vielleicht willst du ja auch vorbeikommen, Markus, das ist wirklich sehr interessant. Sehr schön gelegen in den Bergen auch, so in den Hügeln und ein sehr schönes Hotel mit Wellness, kann man nur empfehlen.

Markus: Also es klingt immer besser. Wann wird das denn ungefähr sein?

Jonas: Diese Konferenz, die heißt SZDF, das ist szdf.com und die ist vom 8. bis zum 10. Mai.

Markus: Ah ja, okay. Na, da werde ich gleich mal, wenn wir fertig sind, im Kalender schauen, würde ich, wenn es irgendwie geht, tatsächlich gerne machen, weil ich auch noch nie im Sommer in der Ecke da unten war, sondern immer nur im Winter mit ganz viel Schnee und Eis. Was auch schön ist, aber wäre auch mal schön, dass dort im Sommer bei warmen Temperaturen zu erleben. Ja, cool. Also vielen Dank für diesen tollen Einblick in deine Welt und deine Geschichte. Gibt es sonst noch irgendwas, was du uns mit auf den Weg geben willst oder unseren Zuhörer: Innen?

Jonas: Nein. Ich möchte mich auch recht herzlich bedanken für das schöne Gespräch und für den Austausch. Und ich hoffe, wir sehen uns natürlich in Polen dann zur Konferenz. Wenn nicht, wie du gesagt hast, in Lille, denke ich auch, dass es möglich ist. Und wenn alles nicht klappt, dann komme ich einfach nach Bamberg.

Markus: Das sowieso, also da bist du immer herzlich eingeladen und sehr, sehr gerne gesehen, freue ich mich drauf. Aber ich bin mir ziemlich sicher, eine der beiden anderen Wege wird vorher auch funktionieren. Also dir auf jeden Fall heute noch einen schönen Tag, gut angefangen mit guten Bieren hast du ihn. Vielen Dank auch für die Biere, über die du uns erzählt hast und für deine Zeit sowieso. Und ja, dann alles Gute und bis bald.

Jonas: Vielen Dank dir, Markus.

 

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 130 – Interview mit Jean Pierre Bourg, Bierliebhaber aus Frankreich und Franken

In der heutigen Folge von BierTalk tauchen wir ein in eine Geschichte, die nicht nur die Grenzen von Ländern, sondern auch von Kulturen und Generationen überschreitet. Unser Gast, Jean Pierre Bourg, ein französischer Bierenthusiast, hat seine Liebe zum Bier aus seiner Heimat mitgebracht und sie in der herzlichen Umarmung Frankens wiederentdeckt. Von den windgeküssten Küsten Le Havres bis zu den gemütlichen Brauereien Oberfrankens, Jean Pierres Reise ist eine Hommage an die universelle Sprache des Biers. Heben Sie mit uns das Glas auf die Entdeckung von verborgenen Bierjuwelen, auf die Freude am gemeinsamen Genuss und auf die unzähligen Geschichten, die in jedem Schluck stecken. Willkommen bei BierTalk – eine Folge, die beweist, dass es nie zu spät ist, seine Leidenschaft zu leben und dass die Liebe zum Bier keine Grenzen kennt…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute gibt es tatsächlich wiedermal etwas Besonderes und zwar sind wir zwar in Bamberg, aber wir haben trotzdem einen internationalen Gast, nämlich Jean Pierre Bourg aus Frankreich, jetzt habe ich es doch wieder falsch ausgesprochen – Bourg – jetzt war es, glaube ich, richtig, aber er wird es gleich selbst nochmal sagen. Und, ja, aus Frankreich, aber er hat eine neue Wahlheimat gefunden nämlich Franken. Und das ist schön und schön, dass du hier bist, Jean Pierre und, ja, vielleicht stellst du dich erstmal kurz unseren Hörern selber vor.

Jean Pierre: Hallo zusammen! Ich bin der Jean Pierre Bourg, 71 Jahre alt, in die Rente gekommen, habe 50 Jahre lang 200 Meter vom Ozean in Le Havre gewohnt, also ein halbes Jahrhundert. Und mit der Rente, da ich kein Seemann bin, habe ich gedacht, na, am Meer kannst du nicht bleiben und verbringe deine Rente wo es dir gefällt. Und wo es mir gefällt, das ist Oberfranken und speziell die Fränkische Schweiz.

Markus: Und speziell die fränkischen Biere, das ist ja auch das, was uns ein bisschen zusammengebracht hat, was für dich ja auch ein bisschen Lebenselixier vielleicht auch ist. Wann beginnt denn deine persönliche Biergeschichte?

Jean Pierre: Also meine persönliche Biergeschichte beginnt schon mit der Geburt. Ich bin keine zehn Kilometer von einer Brauerei geboren, die heißt Brasserie Jenlain, genau Brasserie Duyck, die eine Linie Jenlain-Biere in Frankreich hergestellt. Und ist seit Anfang der 60er-Jahre hochgekommen durch die nahegelegene Großstadt Lille, Universitätsstadt. Und dieses Bier, dieses Bière de Garde hat einen großen Andrang bei den Studenten gefunden. Also ich bin zehn Kilometer geboren davon und auch zehn Kilometer von einer etwas kleineren Brauerei, die es damals noch gar nicht gab. Diese Brauerei hat eine spezielle Besonderheit und zwar, die liegt genau auf der Grenze zwischen Belgien und Frankreich, belgisches en Nord und Frankreich Departement de Nord. Wenn du in die Brauerei reinkommst, bist du in Frankreich. Wenn du in der Wirtschaft bist, bist du noch in Frankreich, bestellst du eine Kiste 75-Zentiliter-Flaschen Bier, musst du zwei Meter weiter kommen an die Rampe und dort bist du in Belgien und gibst deinen Zoll da, ja, unglaublich.

Markus: Und wie heißt diese Brauerei?

Jean Pierre: Brasserie Au Baron, Au Baron.

Markus: Habe ich schon mal gehört.

Jean Pierre: Die bringen ein Bière de Garde, die mit Jenlain, also Jenlain sitze ich, eine tiefe Stufe, Cuvée des Jonquilles, die machen da. Das ist ein Bière de Garde, wirklich ein super Bier, einfaches Bier, aber trinkbar, trinkbar, trinkbar.

Markus: Da muss man vielleicht auch für die Hörer ein bisschen aufklären. Also Bière de Garde, das ist ein französischer Bierstil, ein obergäriges Bier, aber wenn man es übersetzt, heißt es ja eigentlich ein Lagerbier, also ein Bier, was gelagert wurde. Und wenn ich jetzt so von der Sensorik, würde ich sagen, dass ist so ähnlich wie ein Kellerbier hier bei uns.

Jean Pierre: So etwa.

Markus: Also ein sehr schön einfach trinkbares, ausgewogenes, angenehmes, rundes, weiches Bier. Meistens auch so bräunlich, nicht zu hell. Und, ja, also das kennt man bei uns ganz wenig und es gibt tatsächlich nur in dieser Ecke, glaube ich, Brauereien, die das traditionell herstellen.

Jean Pierre: Nein, nein, Bière de Garde, die kann man schon mit einem Saison vergleichen. Die war gebraut, um die Leute, die auf den Feldern arbeiten im Sommer, also etwas Flüssigkeit zu geben. Aber die Bière de Garde, das ist schon fast ein Bock, also ein Bière de Garde, Cuvée des Jonquilles, das sind 7%.

Markus: Oh!

Jean Pierre: Aber die merkst du nicht. In der Wärme, das passt, passt, passt, trinkbar, trinkbar.

Markus: Ja und man weiß ja auch nicht, wie diese Biere früher waren. Da waren sie wahrscheinlich nicht so stark vom Alkohol.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Aber nichtsdestotrotz und schön finde ich auch, man kann die ja in der Regel, wie du schon gesagt hast, auch in dieser großen Flasche kaufen, zum Beispiel gibt es ja 0,75. Also da ist das dann schon auch eine Ansage, dass muss man dann auch erstmal schaffen.

Jean Pierre: Ja und das ist ja auch ein Fall, aber diese 75-Zentiliter-Flasche ist praktisch, um ein Bier zu teilen, also zusammen zu trinken, ja. Also zweimal 37 Zentiliter, perfekt und dann kommt die nächste Flasche.

Markus: Genau. Und man hat meistens einen Bügelverschluss, also man kann die auch wieder zumachen und so. Also sehr spannend. Kannst du dich noch erinnern, wann du zum ersten Mal überhaupt Bier getrunken hast?

Jean Pierre: Nein, nein. Also damals, ich bin 52 geboren, im vorigen Jahrhundert und, nein, ich kann mich nicht erinnern. Also die Brasserie Duyck gab es seit etwa 1920 und Brasserie Au Baron, die diesen Cuvée des Jonquilles herstellt, hat die Brauerei 1889 eröffnet, erst sehr spät. Aber die ist noch eine junge Brauerei und die ist in Frankreich also hoch berühmt, hoch berühmt.

Markus: Ja. Und dann bist du also groß geworden, hast das Bier kennengelernt. Was hast du dann beruflich gemacht, hattest du da mit Bier was zu tun?

Jean Pierre: Ja, also ich hatte mit Bier überhaupt nichts zu tun mit meinem Beruf. Ich war in einem Büro mit einem Bleistift und ich habe mit Ziffern und Steuer gearbeitet, also in einer Steuerkanzlei, ja, über 40 Jahre. Aber dafür, da ist der Kopf, der arbeitet, dann gibt es eine Belohnung, ein Bier zu genießen am Abend, das war super.

Markus: Ja, apropos, das sollten wir auch tun, bevor wir hier zu lange mit leerem und vor allem trockenen Mund sitzen. Du hast ja ein wunderbares Bier mitgebracht, also schon mal vielen Dank an dieser Stelle, nämlich den Huppendorfer Heller Kathrein Bock. Sehr gespannt, habe ich noch nicht getrunken dieses Jahr. Dann habe ich noch ein paar Biere auch da. Also du kannst gerne auswählen, mit was möchtest du denn gerne anfangen? Wollen wir das gleich?

Jean Pierre: Ja.

Markus: Also dann machen wir mal auf. Genau, ich mache hier mal. Also Huppendorf, für alle, die es nicht wissen, in der Nähe von Bamberg eine dieser vielen, vielen Brauereien, die wir hier haben. Moment, so, es ist auf, ich mache rein. So und noch ein Glas.

Jean Pierre: Dankeschön!

Markus: So, wunderbar! Ach, ist das schön! Also schon mal, nochmal vielen Dank für dieses tolle Bier, dass du das mitgebracht hast. Also schon mal ganz toll im Glas, so richtig Honiggold, könnte man sagen. Schöner weißer Schaum, steht wie eine eins, klarfiltriertes Bier. Also riecht auch schön, also grasig, ein bisschen Heu, ein bisschen die Blumenwiese, wie man so schön sagt, ein bisschen Honig, ein bisschen Karamell. Also sehr, sehr spannend. Wie geht es dir?

Jean Pierre: Einladend.

Markus: Ja, einladend, auf jeden Fall. Was sagst du vom Geruch her, außer einladend, gibt es noch was, was dir einfällt?

Jean Pierre: Ich habe immer diese Basis, also dann Malt, Malt ist tatsächlich im Bier. Malt muss man riechen und das riecht man da. Und da kommen ja die honigen Töne.

Markus: Ja und man kann, also ich habe da oft die Assoziation so an ein französisches Baguette, wenn das frischgebacken ist, aus dem Ofen kommt, hat man auch schon, das kommt vom Malz, dieser Geruch.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Sehr schön, ein toller Geruch. Dann würde ich sagen Prost! Ups, heute haben sie nicht geklungen. Mal schauen. Nee, Gläser wollen heute nicht, also Prost. Tja, wunderbar! Also ein ganz großartiger heller Bock, sehr schön wärmend, ja.

Jean Pierre: Also die Wärme kommt erst danach, die kommt nicht vor. Aber das ist süßig, Honig also.

Markus: Ja und ganz toll finde ich auch das Mundgefühl, also so im Mund, wie das moussiert und der ganze Mund ist voll. Ja, das bleibt ganz lange, also ein ganz intensives wunderbar schönes Bier. Ist das eine deiner Lieblingsbrauereien in Huppendorf?

Jean Pierre: Ja, ja. Also warum ich nach Oberfranken gekommen bin …

Markus: Ja, klären wir das doch mal.

Jean Pierre: … also als ich noch Student war, bin ich ein bisschen, ziemlich überall, in der damaligen Bundesrepublik gereist, durch die DDR, die war noch da. Und ich habe auch sehr nette Jobs in Deutschland gemacht, in Mannheim, Köln, Berlin und immer für das Bier interessiert, aber nur so, also Bier gehört dazu, mehr nicht. Und einmal in einer Zeitschrift habe ich einen Artikel gelesen, die Stadt Bamberg organisiert oder bietet ein Bierseminar eine Woche lang, nur über das Bier. Dann habe ich gesagt, das musst du probieren, machen. Habe ich mich angemeldet. Und das war 1985 …

Markus: Woah!

Jean Pierre: … bin ich zum ersten Mal in Bamberg gewesen, eine Woche lang. Eine kleine Gruppe, wir waren zehn, zwölf Leute aus verschiedenen Ecken, alle deutsch, eine internationale Beteiligung. Und das war wunderbar, nur über das Bier und mit einem Programm, nicht nur da, aber mit einem Programm, ein Braumeister mit uns als Lehrer. War eine tolle, tolle Woche. Ein Jahr danach habe ich das wiederholt, also andere Brauereien so, war alles super. Und bei einer Blindverkostung hat der Braumeister gesagt, eines müssen die Leute wissen, hier in Bamberg im Sommer ab 16 Uhr verlassen die Bürger ihre Stadt. Und warum verlassen sie ihre Stadt? Um Platz für die Touristen da, die in Bussen nach Bamberg strömen und alle Kneipen füllen. Und dann hat jemand einen Finger gehoben und eine Frage gestellt, Herr Lehrer, wenn Sie sprechen von, wenn die Leute herkommen, die Bamberger hinfahren, können Sie uns ein paar Adressen, Anschriften von diesen kleinen Landbrauereien nenne? Man kann nicht alle besuchen. Und die drei Namen, die damals gegeben wurden, war Huppendorf drin und dadurch bin ich nach Huppendorf gekommen.

Markus: Und hast die Familie dann auch kennengelernt, nehme ich mal an.

Jean Pierre: Aber ja. Also der Opa, also der Michael mit Frau Kunigunde, der Johannes, der damals noch …

Markus: Ja, eben, der hat es ja jetzt, der Johannes, ne?

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Genau, ja.

Jean Pierre: Und erst danach ist der André erst gekommen. Also drei Generationen wurden krasser.

Markus: Ja, die machen aber viele tolle Sachen und viele richtige Sachen. Also einerseits natürlich ihr tolles Bier, das auch in der Bamberger Stadt sehr bekannt ist, also man hat den Spitznamen Huppy und meint damit eigentlich das Vollbier.

Jean Pierre: Ja, okay.

Markus: Und hinter dem Vollbier versteckt sich, ja, ist schwierig, das genau zu definieren, heute würde man vielleicht sagen, hm, vielleicht ein Export oder ein Helles, ich weiß es gar nicht, wie man es genau bezeichnen würde.

Jean Pierre: Ja, Vollbier, das ist mehr Bernsteinfarbe, ja.

Markus: Ja, ja, es geht mehr in diese Richtung.

Jean Pierre: Also ein Export Bernstein, das ist schon, ja, für die Franken, das ist kein Problem.

Markus: Ja, ja, wir sind da ja sehr …

Jean Pierre: Ja, ja, ja, ganz genau, ja, ja.

Markus: Ja, naja, das ist, es ist einfach, du hast ja gesagt, wir sind in den 80er-Jahren und damals haben sich die Leute hier in den Brauereien überhaupt nicht drum gekümmert, was ein Bierstil ist. Sie haben halt ihr Bier gemacht. Und diese Biere haben sich bis heute gehalten und deswegen stehen da halt so Sachen drauf wie Vollbier, was man in keinem einzigen Bierstilkatalog heute finden kann, weil das ja eigentlich nur eine Bezeichnung für die Steuer ist. Aber es ist eben ein filtriertes Bier, deswegen kann man nicht sagen, es ist ein Kellerbier. Also wir sind irgendwo bei einem schönen bernsteinfarbenen Bier.

Jean Pierre: Also das sicher. Also der Huppy, das ist kein Keller …

Markus: Nee.

Jean Pierre: … denn ein Keller ist trüb, für mich.

Markus: Genau, richtig, genau, das kann keins sein, ja.

Jean Pierre: Und das Vollbier ist perfekt.

Markus: Absolut, ja

Jean Pierre: Also in diesem Sinn ist das kein Keller. Aber zwischen Keller und Vollbier, also gibt es keinen großen Unterschied.

Markus: Ja, ja.

Jean Pierre: Und das Lustige ist, also beide fließen, also kommen sehr, sehr gut in der Kehle und das unkompliziert. So soll für mich Bier sein. Also du musst gar keine Fragen stellen da, das ist keine Universität, ja, das muss einfach reinkommen und dabei hast du Spaß.

Markus: Ja.

Jean Pierre: Und wenn Geschmack drin ist, also nicht nur reines Wasser, ja, es muss etwas mehr sein.

Markus: Ja und das ist der Grund, warum ich persönlich kein Fan vom Hellen bin, weil mir ist das immer zu wenig irgendwie vom Geschmack her, muss ich sagen.

Jean Pierre: Ja, die Süßigkeit ist drin, aber mehr ist schwer zu finden, ja, im Hellen. Und hier in diesem Bock hast du was und das bleibt lange, lange, lange im …

Markus: Am Gaumen.

Jean Pierre: … am Gaumen, ja.

Markus: Ja, nee, also was ich ganz toll finde ist, man hat dieses intensive Aroma, man hat den Honig und die Süße und das Getreide und alles drum und dran und auch den Alkohol. Das merkt man auch, das fließt runter, das wärmt ein bisschen. Aber dann, wenn man getrunken hat, kommt dann diese Bittere und räumt alles wieder ein bisschen auf und man ist ziemlich schnell wieder da, wo man vorher war und ist wieder bereit für den nächsten Schluck. Das hat er echt gut gemacht, weil man eben zwar ein sehr kräftiges Bier hat mit 7,5%, aber es läuft, wie du grade so schön gesagt hast.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Und das ist natürlich auch das Gefährliche grade an den fränkischen Bockbieren, die sind oft sehr, sehr eingängig, sage ich mal so.

Jean Pierre: Ja, aber das hat was drin, die bieten was, ja, also.

Markus: Ja, auf jeden Fall.

Jean Pierre: Ja. Also das war das Kapitel Huppendorf. Und was für mich sehr schön war, das Huppendorf auch eine Wirtschaft hatte mit Nächtigungsmöglichkeiten. Das heißt, du bist dort auf der Höhe, fast am Ende der Welt und wenn du ein bisschen zu viel genossen hast, kein Problem, ein Bett hast du dort und es ist kein Problem. Und die Leute sind nicht schockiert, warum, nein. Ein paar Stunden und dann ist alles wieder gut, kein Problem.

Markus: Ja. Also das ist überhaupt bei vielen fränkischen Brauereien, ist das so, dass man eben noch übernachten kann, das es Gasthöfe sind. Und das macht natürlich die Sache auch besonders schön. Wie war das denn, hast du deinen Freunden in Frankreich dann erzählt von deinen Biererlebnissen hier in Franken, wie haben die das aufgenommen?

Jean Pierre: Die können das nicht verstehen.

Markus: Okay.

Jean Pierre: Und schon, also in Frankreich, muss man sagen, also Bier ist jetzt im Trend.

Markus: Jetzt?

Jean Pierre: Also Frankreich im Moment hat die größte Zahl von Brauereien in Europa.

Markus: Ja.

Jean Pierre: Unglaublich!

Markus: Unglaublich.

Jean Pierre: Unglaublich. Aber die Meisten, also 2.500 im Moment, also 60 oder 70, also rund 1.000 mehr als Deutschland. Das glaubt niemand, aber so ist es. Aber das sind kleine, kleine Mikrobrauereien und man muss sich wirklich die Frage stellen, ob sie wirtschaftlich sind? Denn der Biergenießer, der ist immer bereit, ein Bier zu probieren. Aber wenn nichts drin ist, dann hat der Brauer verloren, sein Bier trinkst du nicht mehr.

Markus: Ja.

Jean Pierre: Und hier in Franken, du kannst nichts falschmachen, alle, alle schmecken gut, du kannst überall kommen. In Frankreich ist das nicht so. Und, ja, noch ein paar Jahre dauern, aber wir sind schon, ja, in solchem Punkt, in Zahlen, durch das Volumen, bei Weitem nicht in Volumen. Aber von diesen 2.500 und ein paar Brauereien, da sind ein paar Brauereien, die sind wirklich gut, aber wenig.

Markus: Ja. Gut, aber ich glaube auch, das wird sich entwickeln.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Also ich finde es überhaupt sehr spannend, Frankreich ist so das letzte Land, glaube ich, in Europa, wo dieser Craft-Beer-Boom so eingeschlagen hat. Und ja, wie du sagst, es gibt viele, die jetzt einfach mal loslegen und auf die Wirtschaftlichkeit nicht wirklich Wert legen und die es auch schwer hatten jetzt mit der Pandemie, mit der Energiekrise, mit den Preise. Und deswegen sind auch 20 Prozent, glaube ich, sowas, sind in letzter Zeit geschlossen worden. Aber es sind immer mehr und mehr auch Gute dabei. Also ich war letztes Jahr in Nancy und habe da viele Brauereien drum rum besucht. Und da war auch ein Beer Festival, wo noch mehr Brauereien dann auf diesem Festival waren und wir konnten das alles probieren. Und da waren richtig, richtig gute Biere, experimentelle Bier natürlich auch.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Also das ist dann auch etwas anderes als in Franken, wo wirklich, man legt Wert drauf, dass man einfach ein gut trinkbares schönes Bier hat, was zur klassischen Brotzeit, zum klassischen fränkischen Essen einfach gut passt und nicht bremst und einfach angenehm ist. Und dort ist es schon so, dass man sich ausprobiert und das man eben mal verrückte amerikanische Biere macht. Mal auch mit eigenen französischen Zutaten spielt, mit Kastanien, mit Honig, mit Lavendel oder auch mit Algen zum Beispiel hatte ich schon französische Biere und so, also da gibt es ganz, ganz spannende Geschichten. Und wo man auch versucht so, die eigene Geschichte ein bisschen wieder zu entdecken, weil es ja durchaus auch schon mal eine Bierkultur in Frankreich auch gegeben hat, die ein bisschen auch wieder verschwunden ist und da geht man jetzt auch wieder hin. Und deswegen, also ich finde das ein ganz tolles Land, grade jetzt auch. Also insofern, liebe Hörer da draußen, wer die Gelegenheit hat, unbedingt nach Frankreich fahren und dieses wunderschöne Land natürlich erleben, aber eben auch diese neue Bierkultur, das ist wirklich beeindruckend. Und Lille ist ja ein anderes Zentrum jetzt grade der Bierkultur. Da werde ich dieses Jahr auch sein, da ist ja das Brewers Forum und da sind auch viele Ausflüge, da freue ich mich schon sehr drauf, ja. Ja, aber du hast dann für dich, als du dann beschlossen hast, du gehst komplett hier rüber, war das eine spontane Entscheidung, oder?

Jean Pierre: Ja. Also ich war total in meinem Beruf, also professionell drin und plötzlich ist die Rente gekommen, also in ein paar Monaten da. Also mit allem, was in Frankreich passiert, habe ich gesagt, Frankreich ade, Oberfranken helau.

Markus: Genau.

Jean Pierre: So und das war spontan und das bereue ich nicht. Ich habe zwei Leidenschaften, Bier genießen und auch was für den Körper tun. Also ich bin ein Sauna-Fanatiker! Also meine Tage sind zu kurz.

Markus: Also das haben wir gemeinsam, ich bin auch sehr gerne in der Sauna. Das finde ich schon großartig, macht mir auch sehr viel Freude, ist super entspannend und ja.

Jean Pierre: Ich habe dich noch nicht in Obernsees getroffen.

Markus: Ja, weil ich meistens in der Obermain Therme bin.

Jean Pierre: Ah!

Markus: Also für euch Hörer, in Franken gibt es mehrere Thermen.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Aber hier zwischen Bamberg und Bayreuth sind vor allem zwei, die Obermain Therme, die in Bad Staffelstein ist, auch eine tolle Bierstadt.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Und eben die Therme Obernsees, die ein bisschen außerhalb von Bayreuth liegt oder Kulmbach, je nachdem, wie man das sehen mag. Beides wunderschöne Plätze. Für mich aus Bamberg ist die Obermain Therme einfach näher.

Jean Pierre: Nicht sehr weit.

Markus: Ich bin in einer Viertelstunde da und das ist natürlich einfach. Aber Obernsees war ich auch schon, aber selten, muss ich sagen, trotzdem auch schön. Und es gibt noch Weitere, also in ganz Franken, eigentlich überall, bis runter Richtung Mittelfranken, wo es dann an den alten Römerstraßen dann ganz tolle Thermen gibt, eben in Weißenburg zum Beispiel oder so, Treuchtlingen, also wunderbar, schön. Ja, also das sind zwei Leidenschaften, die man gut verbinden kann, glaube ich.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Wenn du jetzt in Sachen Bier unterwegs bist, ich habe schon gesehen, du hast unser Buch auch dabei und sammelst auch dann Etiketten oder Bierdeckel oder wie läuft das?

Jean Pierre: Ja, also ich habe Bierdeckel gesammelt, aber das ist schwer zu glauben, aber die Bierdeckel nehmen viel Platz,

Markus: Oh ja!

Jean Pierre: … im Volumen. Also bin ich auf Bieretiketten gekommen und dann ist es etwas einfacher. Also was ich sammele, das sind alle Bücher über das Bier erzählen. Also ich habe englische, französische, deutsche, tschechische Bierbücher und ist schon eine …

Markus: Eine ordentliche Bibliothek.

Jean Pierre: … ordentliche Sammlung. Ich bin schon stolz drauf, ja.

Markus: Das kannst du sein! Weil, es ist gar nicht so einfach, also vor allem, wenn man international versucht Literatur zu bekommen. Also jetzt mittlerweile geht es etwas besser, aber …

Jean Pierre: Italienische.

Markus: Ja, die sind aber sehr schwer zu bekommen. Also ich habe letztes Jahr zum Beispiel die beiden neuen Bücher von Teo Musso …

Jean Pierre: Den Teo, ne.

Markus: Ja und das war total schwierig, weil man die in Deutschland ja nicht kaufen kann. Ich habe dann über einen italienischen Freund, der hat mir die besorgt und dann geschickt. Also man muss erstmal wissen, dass es die gibt. Also das ist doch eine spannende Sache, ja.

Jean Pierre: Teo Musso in Piemont oder so.

Markus: Ja, das ist immer relativ.

Jean Pierre: Ein wunderbarer Mensch, also …

Markus: Ja.

Jean Pierre: .. klar im Kopf und ruhig. Und der hat viel, viel für den italienischen Bierruf gemacht, ja.

Markus: Ja, überhaupt für die ganze europäische Bierkultur. Er hat das Teku-Glas ja mit entwickelt.

Jean Pierre: Ja, ja, ja.

Markus: Und mit seinen Bieren, eben Birra Baladin, ist er Vorreiter.

Jean Pierre: Baladin.

Markus: Ja, ja, Baladin, ja, ja, natürlich, ist er Vorreiter ja in ganz vielen Stilen auch gewesen.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Also für mich das faszinierendste Bier hat er mir vorletztes Jahr gegeben. Er hat ja seinen Eisbock, den nennt er ja Xyauyù, also nach …

Jean Pierre: Xyauyù ist ja auch nun huh!

Markus: Genau. Witziger Weise ein Bier, dass er nach den Lauten benannt hat, die sein Sohn gemacht hat als er klein war. Und da hat er eine Version gemacht, die hat er in ein japanisches Sake-Fass, nein, doch, Sake-Fass, genau.

Jean Pierre: Xyauyù gibt es mehrere, eine Linie also.

Markus: Ja und das fand ich total faszinierend, also wie man damit spielt, das habe ich vorher noch nie so erlebt. Zumal man auch da dann wirklich dieses Umami, das ist so intensiv, also sehr spannend. Also, ja und er ist da wirklich jemand, der, ja, als Person unglaublich toll ist, aber eben auch seine Biere da für ihn sprechen.

Jean Pierre: Der hat eine sehr nette Frau, die aus Marokko kommt …

Markus: Aha.

Jean Pierre: … und die spricht Französisch.

Markus: Ah!

Jean Pierre: Und der Teo, parlez-vous francais, ja.

Markus: Das wollte ich grade noch fragen, wenn du so viele Bücher hast aus allen möglichen Ländern, sprichst du dann auch die Sprachen, also Tschechisch zum Beispiel?

Jean Pierre: Ich verstehe schon Tschechisch, sprechen ist etwas anders, ein paar Worte, ja, gar kein Problem, aber lesen, verstehen, ja, schon. Aber was alles mit dem Biervokabular oder Wortschatz zu tun hat, ein tschechisches Gespräch, das ist für mich schwieriger. Aber mit den Bierwörtern hautsächlich, das …

Markus: Das kriegt man dann doch drauf, das stimmt, ja.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Bist du dann auch viel unterwegs? Also besuchst du dann auch in Tschechien oder Italien oder in Norddeutschland oder so?

Jean Pierre: Also für mich war die Pandemie also eine echte Katastrophe. Ich war immer unterwegs, also in der Rente habe ich gesagt, Oberfranken, Oberfranken, aber ein bisschen Luft, also Tschechien, Italien, Frankreich, Belgien. Aber mit der Pandemie war alles … und nach der Pandemie bleibe ich hier. Nur Anfang November voriges Jahr, also das waren schon dreieinhalb Jahre, dass ich nicht mehr in der Tschechien war, und dort habe ich also Anfang November eine Woche lang in Prag verbracht und habe mich mit Bier beschäftigt.

Markus: Ja, das kann man in Tschechien sowieso, in Prag ganz besonders. Andere Orte, die man sicherlich kennt ist Pilsen zum Beispiel natürlich, Budweis kennt man vielleicht logischerweise, das sind ja so Namen, die man so hat.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Aber Prag hat auch viele Brauereien, auch viele kleine Brauereien, Klosterbrauereien, Craft-Brauereien, ja.

Jean Pierre: Die Stadt Prag ist flächenmäßig sehr groß, sehr groß, über 500 Quadratkilometer. Und im Moment, da sind über 50 Braustätten in Prag. Und die Meisten, die liegen in einem Viertel, wo überhaupt kein Tourist hinkommt. Und das ist sehr faszinierend, sehr schöne Biere.

Markus: Und wie bist du da unterwegs, bist du mit dem Auto oder mit Bus?

Jean Pierre: Da fahre ich mit dem Auto und in Prag ohne Auto, nur die öffentliche Mittel, dann hast du kein Problem.

Markus: Ja, kommt man mit Straßenbahnen und so, kommt man da ja gut …

Jean Pierre: Ja, ja,

Markus: Wunderbar.

Jean Pierre: Ja, alles kombinieren, Straßenbahn und Bahn, Busse, Züge, ja, alles, ja.

Markus: Wunderbar. Hast du noch einen Plan, wo du demnächst vielleicht hin möchtest, hast du eine Idee, wo du als Nächstes, wenn du mal wieder unterwegs sein möchtest, wo du hin möchtest?

Jean Pierre: Nee, ich habe mehrere Programme für eine Woche. Frankreich, Belgien, Tschechei, Italien, die sind da in meinem Kopf. Und ich werde noch versuchen, aber ich weiß ja nicht, wie das klappt, ich habe ein Problem mit meinem Reisepass, der geht im April zu Ende und ich muss mal sehen, wie ich als Franzose meinen Reisepass verlängern kann. Also muss ich mich im Konsulat oder wie kann ich meinen französischen Reisepass verlängern?

Markus: Das ist eine gute Frage.

Jean Pierre: Denn ich würde gern nochmal in die La Belle Province hinfliegen und danach zurückkommen, ja, also in Quebec, ja.

Markus: Ja. Warst du da schon mal in Kanada?

Jean Pierre: Ja, ja, viel, viel, viel.

Markus: Ja, da gibt es mittlerweile ja auch eine Bierrevolution so ein bisschen und auch sehr unterschiedlich. Im Französischsprachigen Teil, das ist ganz anders als im englischsprachigen Teil.

Jean Pierre: Ja.

Markus: Und auch je nach Land, also es gibt ja dort auch Bundesländer oder Staaten und das ist auch nochmal anders, genau. Also fand ich auch sehr interessant. Die hatten mir mal, eine französische Brauerei, eine kanadisch-französische Brauerei hatten wir mal als Gast auf dem Bierfest in Nürnberg, Brasserie du Bois Blanc.

Jean Pierre: Bitte?

Markus: Brasserie du Bois Blanc hieß die.

Jean Pierre: Brasserie du Bois Blanc?

Markus: Ja.

Jean Pierre: Aber ja.

Markus: Und die waren großartig, ganz liebe Jungs und tolle Biere und die haben eben auch viel erzählt. Und insofern, also das auch so ein Tipp. Also es ist sowieso wie du sagst, wenn man über das Bier die Welt erkundet, dann geht man oft in Ecken, wo man als Tourist normalerweise nicht hinkommt.

Jean Pierre: Ja, ja.

Markus: Und das ist dann doch ein ganz anderes Erlebnis eigentlich der Menschen und auch der Ländern und natürlich der Kultur, also insofern auch eine Empfehlung.

Jean Pierre: Ja und ich werde in Montreal, also die größte Stadt in der Provinz Quebec, dort sein. Also man braucht nicht raus von Montreal, in Montreal kann man eine Weltbierreise machen. Also britische, amerikanische, brasilianische, französische aus Quebec, alle Bierstile der Welt findest du in Montreal. Unglaublich, wirklich.

Markus: Faszinierend. Ein bisschen wie Berlin, zumindest vor einiger Zeit. Da sind allerdings einige leider schon wieder weg, aber es gab oder gibt immer noch eine große Vielfalt natürlich. Also, ja, spannend. Okay, dann sage ich dir ganz, ganz vielen Dank. Jetzt ist tatsächlich auch unser Bockbier ausgetrunken. Also vielen, vielen Dank für deine Zeit und für die Infos und den Einblick in dein Leben! Ich wünsche dir noch ganz viel Freude mit unseren fränkischen Bieren und freue mich schon, wenn wir uns dann …

Jean Pierre: Magisch, also wirklich, du bist nie enttäuscht.

Markus: Das stimmt.

Jean Pierre: Das kann passieren, es ist was passiert im Bier da. Aber nein, das passt immer.

Markus: Das ist das beste Schlusswort überhaupt. Also nochmal vielen Dank und dann bis zum nächsten Bier und euch noch eine schöne Zeit!

Jean Pierre: Ja, danke schön.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 58 – Interview mit Fred Scheer, Bierberater aus Nolensville, Tennessee, USA

In der heutigen Episode von BierTalk tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Craft-Bier-Kultur der USA, einem Land, das sich in den letzten Jahrzehnten von einer einheitsbreiigen Bierlandschaft zu einem Paradies für Bierliebhaber und -kenner entwickelt hat. Unser Gast ist kein Geringerer als Fred Scheer, ein Pionier der amerikanischen Craft-Bier-Bewegung, dessen Lebenswerk von Deutschland über Wisconsin bis nach Tennessee reicht. Scheers Reise begann vor vier Jahrzehnten, inspiriert von der legendären Figur Professor Narziß und einer zufälligen Begegnung, die sein Leben für immer verändern sollte. Er landete in einer Zeit in den USA, als das Land gerade einmal 20 Brauereien zählte und die Vielfalt des Biers auf ein Minimum reduziert war. Doch Scheers Abenteuerlust und sein unermüdlicher Einsatz für Qualität und Innovation führten ihn zu einer bahnbrechenden Rolle bei der Capital Brewery in Madison, Wisconsin, wo er als deutscher Braumeister die Craft-Bier-Revolution mitgestaltete.

Fred Scheers Erzählungen führen uns durch die Höhen und Tiefen der Bierbranche, von den frühen Tagen, als Craft-Bier noch ein Fremdwort war, bis hin zu seinen bahnbrechenden Experimenten bei Pabst, wo er die Grenzen des Möglichen auslotete – von Clear-Beer bis hin zu alkoholfreien Bieren, die weit über die damaligen Standards hinausgingen. Seine Geschichten spiegeln nicht nur die Evolution der Bierkultur in den USA wider, sondern auch die persönliche Reise eines Mannes, der sein Leben der Perfektionierung des Brauhandwerks gewidmet hat.

Heute, in seiner „Ruhestandsphase“, setzt Fred Scheer sein Engagement für die Bierwelt bei Mill Creek Brewing in Tennessee fort, wo er mit seiner Erfahrung und Leidenschaft neue Generationen von Brauern inspiriert. Sein Einfluss erstreckt sich über Kontinente und Generationen, ein lebendes Zeugnis dafür, wie weit Leidenschaft und Hingabe einen führen können.

Begleiten Sie uns auf dieser inspirierenden Reise durch Fred Scheers Bierwelt, eine Geschichte, die nicht nur Bierenthusiasten begeistern wird, sondern jeden, der verstehen möchte, wie Innovation, Tradition und unermüdlicher Einsatz die Landschaft einer ganzen Branche verändern können…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir wieder eine Reise und zwar über den großen Teich in ein großes Land mit einer großen Bierkultur und einem großen Biermarkt, nämlich in die USA und treffen dort einen ganz spannenden Menschen, der sich dort auch ganz viel um das Bier verdient gemacht hat. Und da bin ich schon ganz gespannt, es ist der Fred Scheer und heute ist er Mitbegründer der Mill Creek Brewery in Nolensville, in Tennessee, und hatte aber viele, viele andere Stationen. Und, ja, ich freue mich schon, dass wir uns da drüber unterhalten und sage jetzt erstmal hallo! Und vielleicht sagst du zwei, drei Sätze zu dir selber, dass unsere Hörer dich kennenlernen.

Fred: Okay. Guten Morgen, Markus. Mit meinem Deutsch, okay, geht noch ganz gut, aber nach 40 Jahren, da kann schon mal was schieflaufen. Ich bin ungefähr vor 40 Jahren, bin ich hier rübergekommen, da hat mich der Professor Narziß, der hat mich da mit einem angesetzt, mit einem Ed Janus in Madison, Wisconsin, und da habe ich dann angefangen hier in Amerika.

Markus: Also 40 Jahre, das ist ja wirklich eine lange Zeit, das heißt, wir reden da ja von 1990, 1980, diese Zeit?

Fred: Ja, ja.

Markus: Das ist ja eigentlich eine Zeit, wo die Bierkultur oder, ich sage mal, die Biervielfalt in den USA, zumindest so, wie ich das gelernt und gelesen hab, eher so an ihrem Tiefpunkt war. Also wo wir im ganzen Land noch 20 Brauereien hatten, wo mehr oder weniger eine Einheitskultur geherrscht hat und wo dieses Craftbeer-Thema aber an der Westküste schon angefangen hatte, so ein bisschen Fuß zu fassen. Also warum bist du überhaupt da rüber und wie hast du das dann vor Ort erlebt?

Fred: Da hat der Ed Janus, das war der President von der Capital Brewery in Madison, Wisconsin und die haben einen deutschen Braumeister gesucht. Und ich hatte einfach nix Besseres zu tun und habe ich dann ja gesagt. Und ich hatte ihn kennengelernt im Dezember und im Februar habe ich hier in Madison, Wisconsin Fuß gefasst. Und da haben wir dann, wir waren die dritte Craft-Brewery damals in dem Lande.

Markus: In den ganzen USA?

Fred: Ja.

Markus: Woah! Und wie muss man sich das damals vorstellen? Also ist man da normalerweise rumgefahren und konnte wählen zwischen Bud Light und Cours Light oder so oder wie war da so die Bierwelt, die man so vorgefunden hat?

Fred: Ja, da hat es ja nichts anderes gegeben, Bud Light, Miller Light, Cours Light, sonst hat es nichts gegeben. Und die anderen Biere, ich weiß noch, wenn ich in die Brauerei, in die Gaststätte oder Restaurant oder was rein bin, unser Bier vorgestellt, die haben mich anguckt, als ob ich aus dem siebten Himmel rausgekommen bin, weißt du, es war unglaublich. Und dann habe ich immer gesehen, die haben Salz in das Bier rein geschüttet, damit sie Schaum kriegen. Also ich habe Sachen erlebt, du, das kannst du dir gar nicht vorstellen, aber es war halt damals so, ne.

Markus: Ja. Also ich kann mich noch erinnern, dass man bei uns Reiskörner ins Bier gemacht hat, damit da eben ein bisschen Karbonisierung aufsteigt und so, aber Salz ist natürlich nochmal heftiger. Also Craft Brewery heißt dann praktisch, also die haben dich angeheiert, weil sie vorhatten, in dieses Business einzusteigen …

Fred: Ja.

Markus: … und hatten dann auch schon einen Plan, bestimmte Bierstile zu machen?

Fred: Ja, das waren deutsche Biere, wollten die, also Pils und ein Dunkel und ein Bockbier. Und mehr wollten wir nicht machen und haben wir auch nicht gemacht. Und da haben wir uns da, weißt du, du kannst dich ja nur auf eine Sache ganz groß verstärken, ja. Du kannst nicht, wie die Amis das machen, so 20 Biere haben, ja. Und da haben wir dann angefangen mit Capital Pils, dann Capital Dark und dann zur Weihnachtszeit ein Bockbier.

Markus: Und wie haben die Leute drauf reagiert, wenn man denen dann zum ersten Mal so ein Pils …

Fred: Wunderbar, wunderbar, einwandfrei, einwandfrei. Damals hatte ich noch so einen riesen großen Schnurbart und da hatten die von der Brauerei als Werbung mein schönes Gesicht mit einem bayrischen Hut und auf den Bussen, auf der Seite von den Bussen. Und da war immer die Information drüber, Capital Brewery, Middleton in Wisconsin und da sind die Leute gekommen, ja. Und da haben die noch nie solche Biere getrunken, ich würde sagen, 70 Prozent von denen haben solche Biere gar nicht getrunken, die wussten das gar nicht. Und dann, so ging das weiter. Und dann haben wir im ersten Jahr, haben wir 15.000 gemacht, 15.000 Barrel. Und dann, als ich wegging, waren es 32.000.

Markus: Wann bist du weg, nach wie viel Jahren?

Fred: Ich war zweieinhalb Jahre da.

Markus: Okay, dann war es ja eine richtige Leistung, also alles verdoppelt sozusagen.

Fred: Ja.

Markus: Und aber trotzdem nur die drei Sorten oder waren dann schon welche dazugekommen?

Fred: Als ich wegging, nur die drei Sorten und dann nach einem Jahr hatten sie 15.

Markus: Woah! Ab dann mit den klassischen IPA und was man eben so weiter hat?

Fred: Oh ja, oh ja und die waren schrecklich, die waren schrecklich.

Markus: Gibt es die Brauerei noch?

Fred: Ja, oh ja.

Markus: Was machen sie heute für Biere?

Fred: Auch immer noch das Gleiche. Wenn das eine nicht mehr verkauft wird, machen sie wieder ein neues.

Markus: Hm. Okay.

Fred: Also, ich würde sagen, von den IPAs, Indian Pale Ales, das Beste, dass ich getrunken habe, war in Hamburg. Da ist einer, ich weiß jetzt nicht mehr, ist eine Kleinbrauerei, die haben einen amerikanischen Braumeister da. Da war ich vor 25 Jahren, war ich da. Du weißt ja, dass ich mit Krones war, ne?

Markus: Mhm.

Fred: Und die haben eine Krones Anlage und da war ich da oben in Hamburg. Wunderbares, wunderbares IPA hat der gemacht. Ich weiß auch nicht, ob die Brauerei noch auf ist oder nicht. Aber hier in Amerika, da war am Anfang, war das ein ganz bekanntes IPA, ich würde den Namen sagen. Und der hat am Anfang in den 80er-Jahren wunderbar geschmeckt, wunderbar. Heute kannst du die gar nicht mehr aufmachen und trinken, ist schade. Dadurch habe ich aber bei Pabst angefangen.

Markus: Ja, also bevor wir vielleicht noch gleich weitergeh nach deinen zweieinhalb Jahren, vielleicht nochmal ganz kurz zurück. Du hast ja in Deutschland Braumeister gelernt, studiert.

Fred: Ja.

Markus: Und wie kam das denn überhaupt, also wo bist du großgeworden und wie kamst du auf die Idee mit dem Thema Bier?

Fred: Ich bin im Saarland aufgewachsen. Du weißt ja, wo das Saarland ist.

Markus: Ja, ganz links.

Fred: Ganz links, auf jeden Fall bin ich da aufgewachsen. Mein Vater war im Verkauf bei der Becker Brauerei in St. Ingbert. Und ich war immer ein fauler Hund, ich wollte nix machen, ne. Und da hat mein Vater, der kannte den Braumeister gut, hat mein Vater eines Tages gesagt: „Okay, wenn du nichts machst, dann lernst du Brauer.“ Und dann habe ich angefangen, Brauer zu lernen, drei Jahre war da, ja. Und der Braumeister war fantastisch, ja, Braumeister Schwarz. Und dann habe ich mich entschieden, da hatte ich noch nicht meine Gesellenprüfung gemacht, da habe ich mich entschieden, dass ich meinen Braumeister machen will. Und wie ich das ihm gesagt habe, hat der sofort angefangen, da war ich im Labor, da war ich überall, ja. Und da war ich mit 19, war ich Biersieder. Das hat es gar nicht gegeben damals, dass ein junger Kerl das machen darf, ne. Auf jeden Fall und dann bin ich weg und war dann noch in der Bundeswehr und habe dann meinen Braumeister bei Doemens gemacht.

Markus: Genau und bist dann quasi direkt in die USA abgeworben worden sozusagen.

Fred: Bin ich ungefähr, ja, genau, bin ich danach weg.

Markus: Tja. Okay, dann springen wir nochmal zurück, also dann warst du bei deiner ersten Station. Und dann nach zweieinhalb Jahren, wie ging das dann weiter?

Fred: Da hat mich, da war einer, wie hieß der noch, Karl Strauß. Hast du den Namen schon mal gehört?

Markus: Ja.

Fred: Onkel Karl, eines Tages kommt der in die Brauerei. Schön, habe ich mich gefreut, so eine Person. Ein schönes Bier habe ich ihm kredenzt, auf jeden Fall, da sagte er: „Hör mal, hast du Spaß, woanders hinzugehen?“ Ich sage: „Das kommt drauf an.“ Und da sagte er: „Ja, dann müssen wir uns mal drüber unterhalten.“ Und dann habe ich gesagt: „Wo denn?“ Sagt der: „Ja, in Milwaukee.“ Da habe ich gesagt: „Och, das ist ja nicht weit von hier.“ Und da sagt er: „Ja, bei Pabst Brewing.“ Wir waren damals die fünftgrößte Brauerei in der Welt. Und da sagte er: „Ich muss einen haben, der national und international alles macht im Bereich Technik.“ Und unbekannterweise so Pabst so, das habe ich noch nie gehört, bin ich dahin und habe dann da angefangen, die ganze Sache zu werfen. Auch international, China und so, war auch mehrere Male in Australien und weiß Gott, wo ich überall war. Und die Brauerei war so schlecht, die Tanks, da habe ich Angst gehabt durchzugehen, habe ich gemeint, die fallen um. Also es war alles so auf die letzte Nadel. Und, ja, dann, ich habe zugesagt natürlich wegen Geld, war ganz toll. Kann ich ja jetzt sagen, ich bin ja getimte.

Markus: Naja und in den 80ern, 90ern viel Geld in den USA, das war viel Geld in der Welt, ja.

Fred: Oh ja, oh ja. Und dann auch die Reisen, wir hatten fünf Jahre unser eigenen Jet, international. Den haben die nachher an Miller Brewing verkauft. Und eines Tages, ich habe immer als Junge dran gedacht, als junger, weil mein Vater immer seinen Haustrunk und alles mit Nachhause gebracht, den ich geklaut habe und da hat er gesagt: „Hauch mich mal an.“ Da sagt er: „Hast du mir schon wieder das Bier geklaut.“ Und da habe ich gedacht, Mensch, das muss doch mal irgendwo, dass man ein Bier herstellt, dass nicht riecht und wenn du es im Glas hast, sieht aus wie Wasser. Und da habe ich mich da dran geklammert wie verrückt. Und da habe ich das Eisenklar entwickelt. Schon mal was davon gehört?

Markus: Nein.

Fred: Das ist ein Clear-Beer, ein klares Bier. Kannst du mit auf die Straße gehen, sieht ja keiner, dass es Bier ist.

Markus: Hat auch keinen Schaum?

Fred: Es hat im Anfang ein bisschen Schaum, aber dann war der weg. Aber die Limonade hat ja auch einen Schaum, wenn du sie einschenkst, ne …

Markus: Stimmt.

Fred: … ganz so schwupp, weg ist sie. Und da habe ich das gemacht, da war ich stolz wie so ein kleiner König. Aber das konnte ich …

Markus: Und wie macht man das? Also das heißt, du verwendest dann kein Malz …

Fred: Doch.

Markus: …  oder ganz wenig oder wie?

Fred: Es ist 60 Prozent Bier und 40 Prozent ist es Limonade, …

Markus: Ach so.

Fred: … Zitronenlimonade. Aber, die Filtration ist ganz, ganz scharf. Die ist also so scharf, dass du mit Hochdruck das durchdrückst, ja. Und hat einfach hingehauen. Und nachher haben wir das zu Course, glaube ich, verkauft, ja. Genauso habe ich mir gedacht, Mensch, damals ein Alkoholfreies, hat ja keiner geglaubt, ne und da habe ich gesagt: „Ja, dann mache ich ein Alkoholfreies.“ Und wie das auf die Sache kam, war, wenn ich in die Brauereien bei Pabst da rumgefahren bin, geflogen bin und bin ich in die Brauerei immer rein und das Erste, was ich gemacht habe, bin ins Sudhaus, schönen guten Tag. Weißt du, mit den Leuten, mit den Brauern, weil die waren ja alle schon in den 70er-Jahre, ja. Da habe ich da immer so 30, 40, 50 Donuts gekauft, dann haben wir da gesessen, die gegessen und Kaffee getrunken und uns unterhalten. Und eines Tages kam ich nach Milwaukee und der Hauptbrauer, Hauptbiersieder war nicht da, ich sage: „Wo ist der denn?“ Ja, der ist im Krankenhaus, der hat Kidney, wie heißt das, …

Markus: Niere.

Fred: … hat er Schwierigkeiten. Bin ich dahin und da hat er da gelegen und da haben die das Blut ausgetauscht. Und da hast du nur immer da gehört, pttt, sch, pttt, sch. Habe ich zuerst nur geguckt, da habe ich den Doktor gefragt, ja, wie geht denn das? Und da sagt er: „Ja, da geht das Blut rein und hier unten kommt es raus.“ Habe ich gesagt: „Ja, das sehe ich ja auch, aber was wird?“ Sagt er: „Alles, was kleinmolekular ist, kommt durch, aber größere Sachen kommen nicht durch.“ Habe ich gesagt: „Wie wäre denn das mit Alkohol? “ Ja“, sagt er, „der bleibt raus, der geht nicht rein.“ Und da habe ich so eine Maschine gekauft und bei Pabst oben haben wir sie unters Dach gestellt, das keiner sie sehen kann. Und da haben wir das Hauptbier, haben wir davon ein Alkoholfreies gemacht. Wir sind runter bis auf 0,5. Und den Alkohol, den wir raus, den konnten wir ja nicht in das Abwasser machen, den haben wir dann rausgenommen, in einen Tank rein und dann später in ein anderes Bier rein. Und da haben wir das entwickelt, das Olde English 800. Das war also das Bier in den braunen Bags, weißt du, wo die immer auf der Straße …

Markus: Okay, wo keiner sehen durfte, was da drin ist, genau, ja.

Fred: Und da haben wir das davon gemacht. Ich weiß auch nicht, ob die das heute noch haben oder nicht. Aber auf jeden Fall, da hat es mir dann Spaß gemacht, solche Sachen konnte ich da machen, ne.

Markus: Ah, das ist ja interessant. Also das heißt, ihr habt eine Dialyseanlage gekauft …

Fred: Ja.

Markus: … und habt die. Also, ich meine, heutzutage ist das ja durchaus einer der Standardprozesse bei der Entalkoholisierung, aber damals war das ja sehr innovativ. Also ich würde mal vermuten, wahrscheinlich wart ihr mit die Ersten, die sowas gemacht haben.

Fred: Ja, oh ja. Und wir haben die ganzen Brauereien, nicht die ganzen, die meisten Brauereien zugemacht, Pabst und haben die an die Chinesen geschenkt. Da haben die da in Chaozhou einen Bierpark, einen Pabst-Park, haben die die alle wieder aufgebaut, ne.

Markus: Als Ausstellungsstücke, oder?

Fred: Nee.

Markus: Oder zum Benutzen?

Fred: Zum Benutzen. Naja, mehr kann ich da nicht sagen. Die haben aber, die Amerikaner hier, die haben jede Menge Geld da dran gemacht.

Markus: Faszinierend, also das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Geschichte. Vielleicht noch eine Frage zu dem Blue Ribbon oder vielleicht überhaupt generell zu den Pabst-Bieren. Soweit ich das mitbekommen habe, war es ja so, dass man immer mehr in die adjuncts gegangen ist und immer mehr raus aus den Malzen. Hast du diesen Prozess noch mitbekommen oder war das schon in einem Stadium, wo es jetzt auch ist, als du da warst?

Fred: Das war schon da drin, ja. Die Probleme kamen, das kann ich ja ruhig sagen, weil da waren verschiedene da, die Technik, Marketing und Sales, die waren hier oben und die haben uns gedrückt und die haben immer gemeint, die können machen was sie wollen, ja. Und da haben die auch angefangen mit, immer höher der Corn Syrup und solche Sachen, das war also, das war Wahnsinn. Und ich konnte da auch nicht viel machen. Weil hier in Amerika, Sales, die haben die Hand über alles. Wenn dir ein Braumeister hier sagt, dass er über alles entscheidet, dann lügt er, ja.

Markus: Okay, also alles capital driven sozusagen.

Fred: Genau, genau.

Markus: Hm. Okay. Also dann warst du bei Pabst, wie lange warst du da?

Fred: Fünf Jahre, dann konnte ich es nicht mehr aushalten.

Markus: Also es kam nicht noch jemand mit noch einem besseren Angebot, sondern du hast einfach gesagt, es reicht?

Fred: Doch, doch.

Markus: Ja, okay.

Fred: Doch, ja. Da kam Krones und dann bin ich bei Krones, da habe ich da angefangen als Direktor für Brewing and Malting. Und das war schön, das war schön. Haben wir da die Brauereien ausgebaut und Engineer. Da habe ganz tolle Leute kennengelernt, also richtige Könner, ne.

Markus: Also im Grunde Brauanlagen verkauft und aufgebaut. Weltweit oder war USA der Markt oder weltweit?

Fred: Weltweit.

Markus: Okay.

Fred: Mein Aufgabengebiet war Nordamerika und Central-Amerika, Carribbean und Canada. Und hier in Amerika haben wir, also die Größte war ja die 107 Hektoliter-Brauerei, da haben wir ein, zwei verkauft, das war ein Wahnsinn. In Canada und dann ging es natürlich los in der Carribbean. Weil in Carribbean, die Inseln, jetzt musst du genau zuhören, die Inseln machen immer die Werbung, dass das Wasser von der Quelle kommt.

Markus: Naja, vielleicht auf der ein oder anderen gibt es vielleicht eine, ich weiß es nicht, ich war da noch nie.

Fred: Ja, ich wollte auch nicht zusehen. Nur die Schwierigkeit da ist, weil du ja immer die hohen Temperaturen hast und das Salzwasser verdunstet und da hast du immer Oxidieren und das war also schlimm. Aber die machen gute Biere, die Biere in der Karibik, man, die sind gut. Warst du schon mal da gewesen mit deinem Podcast?

Markus: Nein. Na, lass mal überlegen. Also kommt drauf an, wo man Karibik ansetzt, ich war schon mal an der Mexikanischen Küste, glaube ich und Kolumbien, aber noch nicht auf einer von den Inseln. Also das steht vielleicht auch noch an, …

Fred: Ja, ja, ja.

Markus: … mal gucken.

Fred: Das ist sehr gut, sehr gut machen die das.

Markus: Es gibt dort auch einen Bierwettbewerb, den Copa Caribe. Da war ich auch schon mal eingeladen, da konnte ich damals nicht. Da werde ich jetzt mal versuchen, dass ich da mal hinkam. Weil grundsätzlich interessiert mich das schon sehr, weil diese Inseln ja auch alle so unterschiedlich sind, dadurch, dass die diese Kolonialgeschichte haben. Das die einen halt den Dänen gehört haben oder den Holländern oder den Engländern logischerweise, den Franzosen, den Spaniern, Portugiesen, da waren ja alle irgendwie und teilweise über 100e von Jahren und damit gibt es dann eben schon auch kulturelle Prägungen und architektonisch und überhaupt. Und dann natürlich der ganze Bevölkerungsmischmasch, der dort logischerweise herrscht, auch durch die Sklaverei damals und so, also mit all den Eigenschaften oder Nebenkriegsschauplätzen, die da eben auch noch bestehen. Aber grundsätzlich ist das heute, glaube ich, eine ganz interessante Kultur. Ich erlebe es zumindest, wenn ich Menschen von dort treffe, mit ganz viel Lebensfreude, mit einer sehr lebendigen Art, mit einer sehr offenen Art, mit einer sehr kreativen Art auch und auch mit einem Spaß am Ausprobieren von Geschmäckern und Aromen. Und ich kann mir vorstellen, wenn man das ins Bier überträgt, dann ist das schon was anderes, als wenn ich, sagen wir mal, einen Braumeister in Grönland hab, der von seinem Mindset einfach ganz woanders steht, insofern ist das sicher spannend.

Fred: Na, die haben da in der Karibik sehr viele deutsche Braumeister. Und da ist einer in der Brauerei, ist eine deutsche Brauerei, also von deutschen Einwanderern und der Braumeister ist ein Einheimischer, sein Deutsch ist fantastisch. Und da hat er mir erzählt, wie er so ein kleiner Junge war, sechs oder sieben, die hatten Zuhause kein Geld. Und er hat noch nie Schuhe gesehen, bis er die in der Brauerei gesehen hat, mit Schuhen rumlaufen. Und da hat er da angefangen in der Brauerei, weißt du, Flaschen sortieren als Kind und so weiter. Und da kam der Braumeister, das war ein deutscher, da kam der einmal zu ihm und hat gesagt: „Was willst du denn mal werden, wenn du größer bist?“ Da sagt er: „I want your Job.“

Markus: Klar.

Fred: Das hat dem Deutschen so gut gefallen, der hat Brauer gelernt in der Brauerei in der Karibik. Und dann nach zwei Jahren hat er ihn nach Deutschland geschickt, nach Saarbrücken, da war Stone, Language. Da hat er Deutsch gelernt innerhalb von anderthalb Jahren. Und dann ist er nach Doemens und hat da innerhalb von zwei Jahren seinen Braumeister gemacht und ist dann wieder zurück. Und da hat der Deutsche, da hat der die Schlüssel geholt von der Brauerei, hat sie ihm gegeben, da hat er gesagt: „Du bist jetzt der Braumeister.“

Markus: Now you got my job.

Fred: Ja, unheimlich, unheimlich.

Markus: Großartig, da ist eine tolle Geschichte, ja.

Fred: Ja. Für den gibt es auch nur deutsche Sachen. Nur die Schwierigkeit ist mit dem Malz, Malz und Hopfen, ja. Die kriegen sehr wenig Kontakt, um nach Malz nach der Karibik zu kriegen, ja. Also das holen sie hier in Amerika, aber das ist ja eine andere Sache. Du musst dich mal mit den deutschen Mälzern unterhalten.

Markus: Ja, also das Feld ist ja noch groß, also da kann man noch vieles tun, spannend auf jeden Fall. Aber das war ja jetzt nur ein kleiner Einblick, aber ich denke, da hast du an ganz, ganz vielen Stellen einfach tolle Geschichten und tolle Menschen erlebt und kannst da auf einen ganz reichen Schatz zurückgreifen. Können wir ja gleich nochmal drauf einsteigen. Was mich noch interessieren würde, wir haben uns dann ja getroffen letztes Jahr oder dieses Jahr, kommt drauf an, der Podcast wird 2024 ausgespielt, das heißt, dann war es letztes Jahr. Wir zeichnen das grad kurz vor Silvester auf, dementsprechend sagen wir jetzt noch dieses Jahr. Aber haben wir uns getroffen, als ich in Nashville war beim World Beer Cup und dann haben wir da einen Ausflug gemacht mit ein paar Judges und waren dann in der Mill Creek Brauerei oder bei Mill Creek Brewing und dort haben wir dann dich getroffen. Und das ist ja so ein bisschen dein Ruhestandsprojekt, könnte man vielleicht sagen, also wo du dich engagierst und die Leute berätst und unterstützt. Und das fand ich ja insgesamt als Brauerei eine sensationelle Anlage. Also um das den Hörern mal so ein bisschen zu beschreiben, im Grunde hat man eine ziemlich große Halle, mal so grundsätzlich, in der Mitte, ziemlich in der Mitte steht die Brauanlage mit allem, was dazugehört, also Abfüllung, Tanks, das Brauhaus natürlich, alles drum und dran. Vorne dran entsprechend dann einen Tap, ein Ort, wo man eben die ganzen Biere ausschenkt logischerweise. Dann, da gibt es noch Foodtrucks, die dann da rumstehen, teilweise in der Hale, teilweise außerhalb der Halle. Und dann gibt es Vergnügungsbereiche mit Spielautomaten, man hat Bereiche, wo man seinen Hund mitbringen kann, …

Fred: Ja.

Markus: … es gibt Spielplätze auch für Kinder zum Beispiel also. Und das Ganze entwickelt sich dann zu einem Treffpunkt der Leute, die einfach längere Zeit dort hinkommen und die auch als Familien da hinkommen, die da ihre Kindergeburtstage feiern. Und das könnte man sich ja bei uns ganz schwer vorstellen, also überhaupt eine Brauerei in so einem Einraumkonzept. Das wäre bei uns wahrscheinlich nicht mal erlaubt von der ganzen hygienischen Geschichte her. Und auf der anderen Seite eben auch die Möglichkeit zu sagen, okay, wir bringen in eine Brauerei, wir bringen unseren Hund mit rein, wie auch immer und alle haben da Spaß und wachsen auch in ein Leben mit Brauerei mit Bier hinein. Das ist natürlich schon schön. Also magst du uns vielleicht ein bisschen mitnehmen, wie es überhaupt zu diesem Projekt kam und wie sich das so entwickelt hat.

Fred: Die Idee kam, weil, die Halle war leer, da war überhaupt nichts drin, ne. Und da hat einer von den Leuten, der da wohnt, darf man die Namen sagen hier, ja Chris war das damals und da hat der die Idee gehabt, naja, dann bauen wir hier eine Brauerei rein und alles Mögliche. Und er hat mit mir zusammen und haben wir das angefangen. Die Brauerei, die hat er gebraucht gekauft, ne, das waren 15 Barrel, das sind 18 Hektoliter oder 20 Hektoliter. Und die Tanks, wir haben sieben Tanks jetzt da, eine kleine Hefeanlage mit fünf-Hektolitertanks. Und die Biere sind nicht filtriert, werden unfiltriert abgefüllt. Deshalb haben wir auch die Toiletten größer gebaut. Und dann haben wir vor dem Sudhaus, die große Halle, da haben wir die bayrischen Tische, die dastehen.

Markus: Stimmt, es schaut aus, wie in einem bayrischen Biergarten. Das ist richtig, ja.

Fred: Ja, da kamen die Leute. Weil, also bei uns in der Brauerei dürfen die Leute ihr eigenes Essen mitbringen, ne, die kommen da mit Töpfen rein und alles Mögliche. Und dadurch machst du auch sehr viele Kunden, ne. Und dann haben wir vorne die Wirtschaft gebaut, die Bar. Und da können im Ganzen, können 500, 600 Leute darein, ne und dann noch vorne dran der Biergarten, da passen ungefähr 100 rein. Also ein ganzes Erlebnis, die Brauerei und alles Mögliche ist ein Erlebnis. Wir machen Besichtigungen, die Leute sind also unheimlich wissensbegierig, was da läuft. Und deshalb hatte ich auch die andere Brauerei, der andere Brew Pub, wo wir hin waren, hatte ich den auch ausgesucht, weil die zwei Gaststätten oder Brauereien, das sind die Einzigen, wo es ein Biererlebnis gibt.

Markus: War das Bearded Iris, die anderen, oder?

Fred: Ja, Bearded Iris.

Markus: Genau, das war auch ganz, ganz toll, ja.

Fred: Ja, hast du ja gesehen, du kannst ja hingehen, wo du da hingehst, zwischen den Tanks, solange, wie du nicht rauchst. Bier klauen darfst du auch, musst nur aufpassen, dass keiner die Polizei ruft, ne. Also das ist schon unheimlich. Und dann auch, ich rede nur von den Zweien hier, ne, als ich mit denen gesprochen habe, habe ich zuerst den Mill Creek, da habe ich gesagt: „Hör mal, hier ungefähr 30, 40 deutsche Braumeister oder Brauer, Braumeiser, Journalisten und so, das müssen wir da mal machen.“ Sagt er: „Okay, kein Problem, bauen wir alles auf, da können die sich reinsetzen“, wo wir waren, ne, da können sie machen was sie wollen. Und Bier wird solange, wie sie trinken, haben sie Bier. Und dann habe ich auch noch Essen da beigeholt. Also die haben sich da sehr gefreut, dass wir da waren.

Markus: Ja, nee, es war auch ein toller Abend, auf jeden Fall, ja.

Fred: Ich glaube nicht, findest du sowas noch in Deutschland?

Markus: Also es kommt drauf an, in der direkten Art und Weise natürlich nicht. Vor allem nicht in der Kombination, dass man jetzt da doch die eher jungen Unternehmer hat, die ja wirklich sich da grade was aufbauen und auch ganz anders so ein bisschen von ihrem Spirit, von ihrem Mindset dabei sind und das dann in Kombination mit einem auch eher traditionellen Denken und so, das gibt es bei uns jetzt nicht so oft. Aber es ist überhaupt schwierig zu vergleichen. Also ich fand jetzt beide Locations wirklich einzigartig in ihrer Art und Weise. Und bei Bearded Iris fand ich es halt interessant, dass die jetzt auch schon ein bisschen über diesen allerersten Schritt hinaus waren. Also normalerweise fängt man ja erstmal dann irgendwie jung an und hat dann sein junges Team und dann haben alle nur die Brauerei im Kopf und dann arbeitet man 24 Stunden da dran und alles ist gut. Aber dann werden ja irgendwann älter und kriegen Frauen und haben Kinder und so weiter oder andersrum, wie auch immer, aber jedenfalls sind dann andere Dinge im Leben auch wichtig und dementsprechend verändern sich dann so ein bisschen die Prioritäten. Und da waren die so mittendrin, in diesem Prozess, aber trotzdem hat da die Brauerei und das Entwickeln der Brauerei den höchsten Stellenwert gehabt. Und was ich so interessant fand war, egal, wo ich da in den USA bei den Brauereien gefragt hab, war immer so die erste Antwort, wenn ich gefragt habe, ja, was wollt ihr eigentlich, was ist euer Ziel und dann war die Antwort immer, ja, we wanna grow. Also so, also das heißt, wir wollen wachsen. Und wenn man sie dann ein bisschen weitergefragt hat, dann wussten sie ganz genau, nächstes Jahr machen wir so viel und in zwei Jahren machen wir so viel und dann so viel und dann sind wir so groß und dann verkaufen wir irgendwann oder so. Und das ist, glaube ich, der größte Unterschied. Weil, wenn man bei uns zu einer Brauerei geht, also die, die es schon länger gibt, die wollen in der Regel nicht wachsen. Also grade hier bei uns in Franken, in Bayern die vielen kleinen Familienbrauereien, die haben ihre Größe und die haben sie teilweise seit 50, 100 Jahren, länger und wollen gar nicht mehr, weil sie sagen, okay, mit dem, was wir produzieren, sind wir zufrieden, wir verkaufen, was wir machen, ist alles schön, wir überleben da auch gut und alles ist in Ordnung. Und andersrum, viele junge Neugründer haben nicht so einen ganz konkreten Plan, also die fangen halt mal irgendwie an. Und man muss ja manchmal für Kapital auch so einen Businessplan sich machen lassen, dann schreiben die halt irgendwas darein. Aber dass die das wirklich so verinnerlichen, wie ich das in den USA erlebt habe, das gibt es jetzt da nicht. Und das ist schon ein großer Unterschied, finde ich.

Fred: Die Brauereien, die kleinen Brauereien, mit denen ich noch sehr viel und denen ich helfe, ich habe da immer von der Brauwelt international, von der Lydia, denen gebe ich immer die Zeitschrift. Da sind die wie kleine Könige, die freuen sich so drauf, weil hier gibt es ja sowas gar nicht. Und die ganze Technik und alles Mögliche, was da drin ist, da habe ich ja den Fehler gemacht, dass ich denen die Zeitschriften gebe. Und ich musste mir eine andere Email-Adresse holen und alles Mögliche, weil da kamen 3-, 400 Emails am Tag, 3-, 400 Anrufe, wie ist das, was ist das? Weil die Amerikaner ja nicht Brauer lernen. Ich glaube, da ist keiner dabei, der Brauer gelernt hat. Und da hatte ich mir damals überlegt, warum soll man das nicht auch so als Lehrgänge? Und da habe ich dann Lehrgänge gemacht, da waren so immer 50, 60 Leute da und die dann ein Certificate gekriegt haben mit dem Brauerwappen, dass sie an dem Lehrgang teilgenommen haben. Da freuen sich die Amerikaner hier ganz groß, ne. Aber im Großen und Ganzen, die lernen ja nicht Brauer und es gibt auch keine Institution wie Doemens, Weihenstephan und Ulmen, gibt es ja hier nicht, ne. Es gibt einige, drei, vier, die sind nach Berlin und nach München und haben da ihren Braumeister gemacht. Einen kenne ich, der ist aber jetzt bei Budweiser, der war Soldat und ist dann dageblieben, hat dann seinen Braumeister gemacht, ne, so. Aber im großen Ganzen, die bauen eine Brauerei auf, haben ihr eigenes kleines bisschen Kapital, jede Menge Investor und dann nach drei, vier Jahren verkaufen sie, ne. Wir haben ja da genug Beispiele hier. Guckst du jetzt Anchor Brewing, das war Sapporo. Ich bin mal gespannt, wer die jetzt kriegt.

Markus: Ja, wenn sie überhaupt noch offen hat. Also da, soweit ich weiß, bauen sie, glaube ich, das Sudhaus mittlerweile schon ab. Das ist natürlich schon sehr schade. Aber gut. Klar, aber man könnte ja auch sagen learning by brewing, wenn man das versucht, so ein bisschen runter zu brechen. Was ich ja interessant fand bei Mill Creek war auch die Range an Bieren. Also einerseits, klar, klassisch moderne Craft-Biere, wie man sie bei uns jetzt auch kennen würde, ein Cold IPA und jede Menge verschiedene IPAs und Pale Ale und so weiter, aber eben auch ein Jack Pilsener zum Beispiel. Und dann interessanterweise auch ein Light, American Light Lager und von diesem Light Lager noch eine Premiumversion. Wobei ich da bis heute nicht verstanden habe, was der Unterschied ist, aber gut. Aber auch ein Mexican Lager und so, also wirklich eine ziemlich große Bandbreite unterschiedlichster Bierstile. Und das fand ich auch wieder erstaunlich, das ist auch ein bisschen was, was es bei uns gibt, das viele Craft-Brauereien jetzt eben auch anfangen, ganz klassische Bierstile wie ein Helles oder ein Pils oder sowas zu machen. Vielleicht auch, weil es verlangt wird, aber bei dem American Light Lager war ich schon erstaunt. Aber ist das da trotzdem auch von einer Craft-Brewery anders als das Original, sage ich mal?

Fred: Die versuchen das Original zu machen, ob es gelingt, das sei dahingestellt, ja. Aber wie bei uns, wir haben das ja nur nach Nachfragen. Da wird einmal im Monat, werden die ganzen, die Bartenders, die Verkäufer, die sitzen zusammen und da wird diskutiert, was verlangen die Leute, ja. Und dann, den Braumeister holen wir dazu und dann, willst du das machen oder nicht? Das ist ganz allein ihm seine Entscheidung, da redet ihm keiner rein. Ich habe da zu viel gesehen, wo Verkauf und diese, dem Techniker reinreden und dann klappt es nicht. So, das muss er entscheiden, ne. Genauso wie ja Great American Beerfestival, da kriegt er immer nur ein one-way-Ticket nach Denver und besser, er gewinnt da was.

Markus: Sonst darf er nicht mehr kommen. Und was habt ihr schon gewonnen an Preisen.

Fred: Wir haben jede Menge, jede Menge, verschiedene. Weißt du, hier gibt es ja an jeder Ecke, gibt es Bierverkostung, ne. Und jetzt fangen sie ja in Deutschland auch an, ne, der Kilian.

Markus: Ja, ja, auf jeden Fall. Also Bierwettbewerb meinst du jetzt vor allem, genau, da. Klar, wir haben bei uns den European Beer Star, der ja ein großer und alter Wettbewerb ist, der zweitälteste nach dem World Beer Cup sozusagen.

Fred: Ja.

Markus: Und, ja, in Amerika gibt es natürlich überall größere, kleinere Bierwettbewerbe.

Fred: An jeder Ecke.

Markus: Naja, ist ja auch schön.

Fred: Ja.

Markus: Ja, aber vielleicht zum Abschluss noch ein bisschen, wie ist denn die aktuelle Situation? Also bei uns in Europa, wir haben ja tatsächlich jetzt einiges mitzumachen wegen der Gesamtsituation. Also wir kamen ja aus der Pandemie schon ziemlich angeschlagen raus und dann kam ja mehr oder weniger der schon schwellende Ukraine-Krieg, der dann nochmal eins draufgekriegt hat und dementsprechend aber dann die Energiepreissituation. Jetzt insgesamt ist das Ganze offensichtlich ein bisschen schwierig und man merkt eben, wie die Konsumenten weniger für Bier ausgeben, vor allem weniger teure Biere jetzt vielleicht auch kaufen und man insgesamt so eine gewisse Zurückhaltung merkt und wir tatsächlich jetzt auch die ein oder andere Brauerei schon haben, die zumacht. Wobei es in Deutschland noch nicht so intensiv ist. In Frankreich zum Beispiel hat dieses Jahr ungefähr ein Drittel der Brauereien geschlossen. Das ist viel, weil vorher ein großes Wachstum war. Also Frankreich ist momentan in Europa das Land mit den meisten Brauereien, mit über 3.000 und da ist eben jetzt dann ein Drittel schon viel. Also der einzige Markt, der sich da erstaunlich robust zeigt, ist der Polnische. Aber, ich weiß nicht, wie ist das denn in Amerika, also wie läuft es bei euch grade, sind die eher happy oder eher weniger, wie sieht man das?

Fred: Das ist eine ganz interessante Frage, in Amerika ungefähr, ich würde sagen, ungefähr 20, 25 Prozent der Brauereien schließen. Also ich würde sagen, von fünf neuen Brauereien, eine wird geschlossen. Die sind da, jeder denkt, die können da schnell … Hier in Amerika sagt man, you make a quick buck, willst du schnell einen Dollar oder Geld machen, ne. Und das ist das verkehrte Denken, ja. Und die anderen vier Brauereien, die bleiben dann noch auf, drei, vier Jahre und dann haben sie, glaube ich, vielleicht drei, vier Investoren. Dann kommen zwei, die sagen: „Ej, ich will mein Geld, aus.“ Weißt du, dann sind nur noch drei auf von den fünf. Und das ist hier in Amerika sehr schlecht, auch die Qualität. Wirklich ein cooles Beispiel ist, da war einer, der hat eine Brauerei in Florida aufgebaut, der kam von Bayern Und da haben die den auch eingeladen gehabt als Jugde, als Verkoster. Und da kam er in seinem bayrischen Anzug und alles Mögliche. Und da war auch sein Bier, auch dabei, ne und das war furchtbar, das war voll Diacethyl und alles. Das hat ihm auch nichts soweit ausgemacht, wir haben ihm das alle gesagt. Und dann, das Jahr später kam er wieder, aber wir haben das gar nicht gewusst, das war er. Wie heißen die Franzosen mit den Cappys?

Markus: Ah, diesen Dreizack oder Dreispitz oder so, mhm.

Fred: Ja und da kam er mit so einem ganz dünnen Schnurbart, da haben wir gesagt: „Bist du das?“ Ja. Hast du die Brauerei noch? Sagt er: „Nee, als ich zurück kam nach Florida, habe ich die ganzen Biere, die infiziert waren, habe ich dann als belgische Biere verkauft.“ Der hat die Brauerei heute noch.

Markus: Aber eben als belgische Brauerei.

Fred: Ja, Wahnsinn, Wahnsinn. Aber der hat es natürlich gemacht, ne. Und ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht hat er die Brauerei schon verkauft, wer weiß das, ja. Es gibt auch nicht mehr so viele Deutsche hier. Einer war dabei, den habe ich mal gehört, Oliver Wesseloh, der war hier Verkäufer und wie ich gehört habe, hat der hier eine Brauerei aufgemacht.

Markus: In Hamburg, ja, Kehrwieder.

Fred: Ja, genau. Uns sonst, ja, es waren viele Deutsche da, die Brauereien aufgebaut habe und wie sie am Laufen waren, sind sie wieder zurück nach Deutschland.

Markus: Tja. Naja, haben dann ein neues Glück versucht, insofern auf jeden Fall eine sehr interessante Entwicklung. Ja, was hast du noch vor in Sachen Bier, bei Mill Creek zum Beispiel vielleicht noch ein Barrel-Aged-Thema zu etablieren oder gibt es irgendwas, wo du sagst, das würde dich vielleicht noch reizen, so ein Projekt?

Fred: Barleywine, ein schöner guter Barleywine und dann in 350-ml-Flaschen rein und dann so ein Glas Barleywine. Das war auch vorher bei Anchor Brewing, die hatten einen fantastischen Barleywine. Gibt es leider nicht mehr.

Markus: Das war das Old Foghorn, oder?

Fred: Ja, genau, genau.

Markus: Ein wunderbares Bier, ja.

Fred: Ach, ach war das und dann …

Markus: Ich hab noch ein paar Flaschen im Keller, aber nicht mehr viele.

Fred: Oh! Ja?

Markus: Ja.

Fred: Wann soll ich vorbeikommen?

Markus: Naja, nächstes Jahr.

Fred: Und dann ist Samuel Adams, der hat ja fantastische Starkbiere und der Jim macht da ein unheimlich gutes Starkbier.

Markus: Ja, ich meine, allen voran natürlich Utopias. Wobei ich das …

Fred: Ja.

Markus: … leider Gottes nur ein einziges Mal trinken durfte. Aber immerhin, also es gibt, glaube ich, gar nicht so viele Leute, die das jemals trinken durften …

Fred: Nee.

Markus: … zumindest außerhalb der USA. Und bei mir war das vor, ich glaube, fünf oder sechs Jahren, da hatten die das nämlich eingereicht beim European Beer Star. Und dann hat es beim European Beer Star natürlich auch die Goldmedaille gewonnen.

Fred: Ja.

Markus: Und es gibt da immer die Nacht der Sieger, wo dann alle Judges und alle prämierten Biere an einem Abend zusammen sind sozusagen und die Brauer auch, wenn sie denn da sind, und dann werden praktisch die Restflaschen, oder was heißt die Restflaschen, die Flaschen der prämierten Biere eben verkostet und da war dann eben auch das Utopias da. Und das war dann schon, da war natürlich eine lange Schlange und jeder wollte dahin und natürlich hat dann jeder auch nur einen kleines bisschen, damit auch jeder was bekommt. Und das Schöne war, am Ende habe ich dann eine von den leeren Flaschen noch mitnehmen können, das ist natürlich auch schön, weil das sind so Keramikflaschen, die im Grunde auch schon wie ein Sudkessel, ganz großartig. Und das sind Biere, die man halt, also wenn man jetzt bei eBays schaut oder so, dann können die Flaschen 2-, 3-, 4.000 Dollar kosten, eine und wenn man sie überhaupt bekommt. Also da ist es eher eine Frage der Verfügbarkeit und nicht unbedingt eine Frage des Preises. Und, ja, das ist natürlich ganz großes Bierkino, sagen wir mal so und ist auch immer lustig, wenn man das hier jemanden in Deutschland erzählt, weil die natürlich von einem Flaschenpreis von 60 Cent kommen und dann ist so eine 5.000-Dollar-Nummer, ist völlig unvorstellbar für irgendjemand in Deutschland. Also insofern, ja, ist ja auch irgendwie krass. Aber das stimmt, die gibt es natürlich auch noch. Und, ja, also dann hoffe ich mal, dass wir uns nächstes Jahr beziehungsweise, wenn der Podcast ausgestrahlt wird, dieses Jahr vielleicht wieder sehen. Ich werde wieder da sein beim World Beer Cup, diesmal ist er ja in Las Vegas. Mal schauen, vielleicht ergeben sich ja irgendwelche Zwischenpunkte, wäre schön.

Fred: Ja, genau, du bist immer herzlich eingeladen und wir haben uns alle sehr gefreut.

Markus: Ja, ja, ich mich auch, also war eine großartige Geschichte. Und insofern sage ich nochmal vielen, vielen Dank jetzt auch für deine Zeit und für den kleinen Einblick so in deine Geschichte. Und dir natürlich alles Gute, deiner Familie alles Gute und aus der heutigen Perspektive auch alles Gute für das neue Jahr. Und, ja, dann freue ich mich, wenn wir uns mal wiedersehen und wünsche dir heute noch einen wunderschönen weiteren Tag.

Fred: Danke, dir auch. Alles klar, Dankeschön.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 129 – Interview II mit Dr. Martin Zarnkow, Brauer, Mälzer und Forscher an der TU München in Weihenstephan

Im zweiten Interview mit Prof. Zarnkow, der seit 26 Jahren in Weihenstephan forscht und lehrt, gehen wir der Geschichte der modernen untergärigen Hefe weiter auf den Grund und sprechen auch über seine spannende „Hefejagd“ auf allen Kontinenten. Thema sind zudem der aktuelle Forschungsstand zur Ursache der Aromen von Hefen und Hopfen, die Wechselwirkung mit Insekten und die sich zunehmend verändernden Umwelteinflüsse bei Rohstoffen und Brauprozess…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute knüpfen wir ein bisschen an einen BierTalk an, den wir vor gut anderthalb Jahren geführt haben, damals ging es um die Hefejäger, also um die Leute, die in der Welt unterwegs sind und sich auf die Suche nach den unentdeckten, unbekannten, irgendwo schlummernden Hefepilzen begeben, mit denen sich vielleicht dann auch gute und spannende Biere brauen lassen. Ja, das waren damals Martin Zarnkow und Mathias Hutzler im Gespräch. Der Martin ist jetzt heute wieder hier, weil wir gesagt haben, wir wollen auf jeden Fall das fortsetzen, wir wollen auf jeden Fall anknüpfen und einfach mal sehen, was sich so für neue Themen ergeben und vielleicht auch andere spannende Themen aus der Wissenschaft, denn er ist ja an der TU München in Weihenstephan. Und, ja, schön, dass du hier bist! Und vielleicht sagst du für alle Leute, die den letzten Talk jetzt nicht ganz präsent haben, nochmal zwei, drei Worte zu dir, Martin.

Martin: Ja, danke, Markus. Also Martin Zarnkow, ich habe einen ganz typischen fränkischen Nachnamen, aber ich komme tatsächlich aus dieser Gegend, ich bin Nürnberger und bin seit 26 Jahren an der TU München in Weihenstephan. Habe Brauen gelernt und natürlich auch das Mälzen habe ich studiert und habe auch da drauf promoviert, das allerdings in Irland bei Elke Arendt in Cork. Beschäftige mich seit 26 Jahren mit der Forschung, wusste nicht, dass das tatsächlich so viel Spaß machen kann. Wollte natürlich, als ich Brauer gelernt habe, eine Brauerei in der Fränkischen Schweiz, wie, ich denke mal, sehr viele andere, die diesen schönen Beruf ergriffen haben. Seit 26 Jahren beschäftige ich mich unter anderem damit, warum Gerste, ja, warum ist unser Bier so wie es ist heute, Gerste-untergärig? Warum ist der Hopfen da drin? Ja, tolles Produkt, Zweifels ohne, aber warum, warum ist das hauptsächliche hergestellte Bier kein Stout und kein irgendwelches Ale oder kein Weißbier, sondern es ist dieses untergärige helle, filtrierte, kühlgetrunkene Lagerbier, eben mit Gerste, Gerstenmalz gemacht, mit Hopfen und mit untergäriger Hefe? Und vor ein paar Jahren kam eben dieser Glücksfall hier zustande, dass ich einen neuen Kollegen bekommen hab, das heißt, ich wurde der neue Kollege von Mathias Hutzler. Und Mathias mit einer ganz tiefen mikrobiologischen Ausbildung gesegnet und wir können also jetzt dann, nachdem ich sehr viel auf diesem Getreidebereich schon geforscht hab, können diese Hefebereich uns genauer angucken und vergessen selbstverständlich den Hopfen bei dem Ganzen nicht. Waren jetzt auch schon einige Male, viele Male unterwegs auf dieser sogenannten Hefejagd. Haben inzwischen einen weiteren Mitstreiter hier im Haus aus Argentinien, Juan, mit dem wir auch schon zusammen in Georgien waren. Und er war auch einer derjenigen, der die Saccharomyses Eubajanus in Argentinien-Patagonien gefunden hat, beschrieben hat, charakterisiert hat. Und sein Fachwissen haben wir eingekauft, ja und er ist jetzt Gastwissenschaftler bei uns, ja. Und wir haben also auch dieses kommende Jahr 24 wieder viel vor. Wir wollen also in einige spezielle Regionen, weil wir immer mehr die Theorien bestätigt sehen, dass wir in Gegenden müssen, die vom Menschen sehr stark unberührt sind, um diese Eltern zu finden, von der untergärigen Hefe. Die Saccharomyses Pastorianus hat Eltern, hat Mama und Papa, wer auch immer was ist, eine davon ist die obergärige Hefe, eine obergärige Hefe, die wir aber noch nicht kennen, die nennt sich also Saccharomyses Cerevisiae und die andere ist eine Saccharomyses Eubajanus. Die, die man bisher gefunden hat, die Eubajanus-Hefen in Patagonien eben, Tibet, Amerika, also USA und jüngst auch in Irland, kommen ran, aber sie sind es sind, ja. Und Mathias und ich, wir haben jetzt noch mit ganz vielen Daten von unserem verstorbenen Freund Franz Meußdoerffer von historischen Daten und mithilfe von genetischem Material, haben wir jetzt eine neue Theorie aufgestellt, wo zumindest diese erfolgreiche Hybridisierung stattgefunden hat. Warum sage ich erfolgreich? Weil man sich auch vorstellen könnte, aber wir sind darüber nicht sicher, dass es so eine Hybridisierung vorher, nachher, vielleicht jetzt sogar immer wieder gegeben hat. Es ist viel Konjunktiv in dem Ganzen, ja. Aber zwischen 1602 und 1615 war ein besonderes Ereignis oder eine besondere Situation, die dazu geführt hat, dass da wohl in dem Hefegemisch etwas entstanden ist, was dann später weltweit verteilt worden ist. Und da kommt auf jeden Fall unsere untergärige Hefe her, die wir heute weltweit so erfolgreich einsetzen.

Markus: Und das ist auch der Punkt, wo der Mensch dann eingegriffen hat sozusagen, also wo er dann diesen Hybriden in irgendeiner Form domestiziert hat, übernommen hat und dann durch die Ausbreitung der Biere, die man damit herstellen kann, ihn auch überall verteilt hat oder, kann man das so sehen?

Martin: Ich denke schon, dass man das so, also auf jeden Fall, was dieses Ereignis betrifft, kann man das so sehen, ja. Also irgendjemand hat das erkannt, dass da etwas, ja, passiert ist oder es hat jemand zumindest erkannt, dass das Produkt, das daraus erfolgt, dem Konsumenten offensichtlich schmeckt, ja. Das ist, also diese Interaktion, die war sicherlich in vielerlei Hinsicht, also nicht nur jetzt bei der Untergärigen beim Lagerbier, sondern bei allen Bieren im Endeffekt. Irgendjemand hat mal wieder was Neues gemacht und der Konsument hat das in die Finger bekommen oder getrunken, probiert und hat dann festgestellt, das schmeckt mir oder auch eben nicht, ja. Also das ist, diese Interaktion, die gab es definitiv. Und diese Interaktion, die fand ja vorher auch schon statt, dass sich Bedingungen geändert haben. Und das war ja eben auch genau in dieser Zeit, dass sich Bedingungen geändert haben. Es war jetzt schon längere Zeit, war es kühler, grade auch in Bayern, denn der Ort, wo das stattgefunden hat, war in München, ja. Und dort hat eben die bayrischen Herzöge oder der Herzog, der hatte ein Hofbräuhaus sich gebaut, weil er eigentlich nicht mehr abhängig sein wollte von den anderen Bieren, die unter anderem in Einbeck hergestellt worden sind, richtig weit weg und aber an den Hof geliefert wurden. Da bin ich immer noch wirklich erstaunt, was die in Einbeck da wohl geleistet haben, was für ein stabiles Produkt sie erzeugt haben. Denn von Einbeck nach München sind so gut wie keine Wasserwege, sondern das wurde auf dem Landweg transportiert. Natürlich, ein paarmal geht schon Wasserweg, aber nicht richtig viel. Weil, unteranderem musst du über die europäische Wasserschiede und zu dem Zeitpunkt war mal wieder kein Projekt fertig, ja und die Straßen waren definitiv schlecht, der Transport war sechs Kilometer pro Stunde, das hat also richtig lang gedauert. Und wir wissen alle, Sauerstoff und schütteln ist bis heute was, was überhaupt nicht gut dem Bier zu Gesicht steht. Es ist erstaunlich, was also hier angekommen sein muss und mit dem sich also die Obrigkeit immer noch äußerst zufrieden gesehen hat. Und, tja, aber da hat er dann eine Entscheidung getroffen, er will das jetzt also alles selber gemacht haben. Hat sich einen Braumeister aus Einbeck geholt, der ziemlich sicher seine Hefe mitgebracht hat und hat noch jemanden geholt, einen anderen Braumeister, nämlich aus der Ortschaft Schwarzach, Schwarzach liegt im Landkreis Bogen in Niederbayern. In Schwarzach war das Geschlecht der Degenberger und die Degenberger haben dieses böhmische Weißbier gebraut. Und das also haben die Herzöge schon verstanden, dass das ein ganz klein wenig die Lizenz zum Geld drucken ist, weil man das auch im Sommer brauen konnte und ein bei den Konsumenten gut ankommendes Produkt herstellen konnte. Und diese zwei unterschiedlichen Braumeister mit ihren unterschiedlichen Technologien, mit ihren unterschiedlichen Hefegemische, das ist jetzt auch ganz wichtig zu verstehen, das waren natürlich keine reinen Hefen, das wurde ja erst 1883 überhaupt erfunden, diese Technik, die kamen dann in diesen 13 Jahren zusammen nach München in dieses Hofbräuhaus. Und das ist dokumentiert, dass man in der Zeit eine kalte und eine warme Gür gemacht hat, ja, also man hat zwei verschiedene Biere hergestellt nach zwei verschiedenen Art und Weisen. Und wir gehen einfach davon aus, dass dort diese Hybridisierung stattfand, wo auch immer was herkam. Denn, strenggenommen haben die Schwarzacher obergärig gebraut und die Einbecker tendenziell zu dem Zeitpunkt. Aber auch das waren ja eben Mischungen und da lagen eventuell Sachen vor, wir haben also da weitere Indizien in diese Richtung. Wir waren in Schwarzach selber, das ist immer noch zu erkennen, was für ein imposantes Schloss das war. Das ist allerdings heute schon lange als Ort umfunktioniert worden, aber es gibt ein ganz großes Gebäude, wo auch heute noch alte Brauanlagen drin sind. Und dort haben wir also wirklich in der letzten Nische in einem Loch in der Wand, rücklinksliegend und mit verlängernden Tupfern, ja, also wir haben tatsächlich auch praktische Handlungen, wir mussten auch zeigen, dass wir praktisch ein bisschen versiert sind, wir haben wirklich in diesem hinterletzten Loch, also diesem Fundloch, haben wir einen ganz spannenden Hefehybrid gefunden. Allerdings eben nicht den, den wir so suchen, also das ist auch ziemlich sicher nicht eines von diesen Mama und Papa, ja. Aber es zeigt, das also da immer noch etwas vorherrscht, was aus dieser Zeit sein könnte und eine Hybridisierung auch hinter sich hatte. Also super spannend, wirklich wahr, das ist mal das eine. Und warum kommen wir auch überhaupt da drauf? Weil einige Zeit später, allerspätestens dann seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ich mache jetzt einen größeren Zeitsprung, die Brauer sprachen da von der Setzhefe, also das ist diese Hefemischung, dass das also verteilt worden ist an die Freunde vom Sedlmayr, heutige Spaten-Brauerei, ja. Die haben damals nicht in Wettbewerb gedacht, es waren auch keine Heineken oder Carlsberg war ganz sicherlich kein Wettbewerber zu der damaligen Spaten-Brauerei. Und der hat also diese Hefe dann verteilt, unter anderen, und das hat dann Hansen, nachdem er dann auch die Hefereinzucht gemacht hat, hat er es nochmal weitergetrieben. Also wenn man das Pferd von hinten aufzäumt, sprich, von der heutigen Sichtweise, das geht alles wohl auf dieses Ereignis zurück.

Markus: Also ganz, ganz spannende Zeitreise, wo wir jetzt auch schon ein paar Jahrhunderte hin- und herspringen. Ich würde gern an zwei Punkten nochmal einhaken, also einmal dieser Punkt vor 1602 sozusagen, nur, damit wir die Hörern auch nochmal ein bisschen wegnehmen, weil nicht alle ja den letzten Talk gehört haben. Also ihr geht ja im Grunde davon aus, dass es eine primitive untergärige Hefe gegeben haben muss, die in dem Hefe-Cocktail, der in Bayern, Ostbayern da unterwegs war, vielleicht auch Franken und die Brauer dort ihre Biere eben eher kühler vergoren haben und damit in diesem Cocktail diese einfache untergärige Hefe praktisch da eine entscheidende Rolle übernommen hat und damit einfache niedrige alkoholische, untergärig geprägte Biere möglich waren. Im Gegensatz zu denen, die entstanden sind, wenn man das Ganze bei wärmeren Temperaturen vergoren hat, wo dann eben, ich sage mal, der obergärige Anteil in diesem Hefe-Cocktail die Führung übernommen hat, weil einfach aufgrund der Temperaturen die dann die besseren Bedingungen hatten. Also war ich da überhaupt richtig jetzt so weit, kann man das so sagen?

Martin: Ja, ja, hast du gut gemacht, ja. Im Endeffekt war es immer ein Kampf, ja und irgendjemand hat sich dann durchgesetzt und das ist eben eine dieser Interaktionen. In dem Fall hat sich derjenige durchgesetzt, der mit diesen Umgebungskonditionen jetzt besser zurechtgekommen ist, ja. Dazu zählt sehr viel, also auch, ehrlich gesagt, die Behältnisse, aus welchem Material die gemacht worden, waren die drucklos, waren die unter Druck, ja, wie hoch waren diese Behältnisse. Wurde dann später grade bei der Porter-Herstellung in London ganz ausschlaggebend, dass wurden riesige Gefäße, ja und natürlich hat das einen Einfluss. Die Außentemperatur hat einen starken Einfluss und dadurch, dass es kühler geworden ist und man auch aus vielerlei Gründen in diese Keller gegangen ist, wo die Temperatur dann auch lange Zeit gleichbleibend so kühl gehalten werden konnte, da hat sich die untergärige Hefe einfach leichter getan, ja, die kann damit noch arbeiten. 12 Grad Celsius und drunter, damit kann die obergärige Hefe nichts anfangen, ja. Die stirbt da nicht, die können ja ganz andere Temperaturen überleben, aber sie ist nicht aktiv, da muss man ja immer wieder unterscheiden, aber die Untergärige ist da aktiv. Und das Tolle an der ganzen Sache ist, viele andere sogenannte bierschädliche Bakterien wie gewisse Milchsäurebakterien, Essigsäurebakterien und so weiter, die können da nix mit anfangen, ja, diesen kalten Temperaturen, größtenteils. Und somit sind es auch sehr reine Biere geworden, ja. Und das war eben dann dieses andere Interaktionsfeld jetzt zwischen Produzent und dem Konsumenten, ja. Also du hast auch vollkommen richtig gesagt, da waren immer wieder Tendenzen da. Wir sträuben uns komplett bis 1883, von einem reinen untergärigen oder obergärigen Bier zu sprechen, sondern die waren tendenziell in die eine oder andere Richtung. Und wir kommen aus der obergärigen Tendenz und machen dann diesen großen Wechsel im ausgehenden Mittelalter zum Untergärigen, zum professionalisieren, weg von den Frauen als die Bierbrauer, zu den Männern, den neueren Bierbrauern, zum reproduzierbaren Einsatz von Hopfen. Jetzt wird gekocht, es wurde vorher nicht zwangsläufig gekocht, in manchen Regionen überhaupt nicht. Das ist ja immer noch der allergrößte Denkfehler, den sogenannte Brauhistorikerhaben, dass sie aus dem heutigen Gedankenfeld kommen und sagen, ja, Bier brauen muss auch was mit Kochen zu tun haben. Heute ja, aber nicht früher. Das wechselte zu dem Zeitpunkt aber auch, im ausgehenden Mittelalter. Ich spreche da von der ersten großen Revolution, die zweite war dann die Industrialisierung.

Markus: Ich will den Gedanken nochmal ganz kurz weiterspinnen, könnte man dann vielleicht sagen, also wenn wir uns in diese Zeit nochmal reinversetzen, die Münchner holen diesen Einbecker Braumeister der kommt mit seinem Equipment, da ist auch dann Hefe eben mit dabei und kommt an. Dann haben sie vielleicht ja auch schon Braumeister, haben diesen Schwarzacher Braumeister und dann wird Bier gebraut. Und wenn ich jetzt überlege, okay, vielleicht hat man da in München ja zu der Zeit eher schon gesagt, wir versuchen das mal mit diesem eher kühleren Vergären. Und wenn man jetzt dem Einbecker Braumeister sagt: „Pass auf, wir machen es jetzt mal so, wie wir das machen.“ Und dann legen die los und machen dann eben in der kalten Gärung dieses Bier und da ist dann aber natürlich auch die Hefe mit in der Luft schon, die der Einbecker ja auch mitgebacht hat. Und dann ist der dann entstehende Cocktail in diesem Bier und das fängt an zu vergären bei eben kälteren Temperaturen- Und dann wäre ja eigentlich der logische Schluss einer Evolution, dass dann eben die Hybridisierung stattfinden muss, weil ja diese Power-Hefe, die wärmere Temperaturen gewöhnt ist, ja auch arbeiten will, überleben will und über diesen Zusammengang mit der einfachen untergärigen Hefe dann einen Weg gefunden hat, wie das funktioniert. Also könnte man sich das so einfach erklären oder ist das jetzt ein bisschen Küchenlatein?

Martin: Ganz ehrlich, da war ein einziger Knackpunkt nur in deiner Darstellung, aber so kann man sich das tatsächlich vorstellen. Wirklich das Einzige, wovon wir uns ein bisschen entfernen sollten ist, dass die Hefen einfach so durch die Luft schwirren, die Hefen sind zu schwer. Die natürlich, wenn entsprechende Luftzüge sind und so weiter, dann sind die in der Luft. Aber, weißt du, da nur als Beispiel, Brüssel wird ja immer wieder gesagt, die sogenannten Spontanvergärungen, die sind so gut wie nur möglich in Brüssel, weil da also die entsprechenden Mikroorganismen durch die Luft schwirren und flirren. Dem ist nicht so, die Studien gibt es, du findest also fast überhaupt nichts da in der Luft, was also da von Relevanz ist für diese Biere, Hefen sind dafür zu schwer. Aber, und das hast du ja auch gesagt, Transporteure, die Materialien, die wir verwenden, also Rohstoffe, natürlich auch das Werkzeug und, nicht zu vergessen, wir selber, ja. Und jetzt mal ganz ehrlich, wenn du als Braumeister gerufen wirst, um an einem fremden Hof jetzt dann Bier zu brauen und du kannst ziemlich sicher davon ausgehen, nicht so wie in unserer heutigen Zeit, dass du keinen großen Kontakt mehr zu deiner alten Brauerei halten kannst und die können dir nicht schnell mal nochmal irgendwas schicken, dann nimmst du alles mit, was für dich relevant ist. Und da nimmst du auch deine Hefe in irgendeiner Form mit, ja. So, ich stelle mir das so vor, wie mit diesen Kveik-Ringen, ja, das man also die irgendwo drauf tut, trocknen lässt. Sowas haben wir auch in Georgien gesehen, da hat man dann Blätter genommen, um das zu schaffen. Und das nehme ich mit, ja. Ich breche so ab, dass ich, ja, das klingt bitter, aber da komme ich nicht wieder hin, in meine Heimat, somit habe ich alles dabei, also bin auch ich ein wichtiger Transporteur des Ganzen, ja. Und, ja, dann ist da in diesem großen Gebäude oder diesen verschiedenen Gebäuden, insgesamt sind es ja mehrere gewesen, waren halt da verschiedene Bedingungen und dann sind halt da Sachen zusammengekommen, die vorher noch nie zusammen waren. Und dann haben die in diesen katholischen Landen unerlaubten Sex gemacht. Das ist ja unglaublich, ja.

Markus: Wahnsinn! Also das lassen wir jetzt hier mal so stehen, aber es war in Bayern, in München, im Erzbistum … Nein, lassen wir das mal so stehen. Aber auf jeden Fall wirklich, es ist auch sehr, sehr interessant und ich glaube, das ist immer noch nicht das letzte Ende der Fahnenstange. Aber, ich denke mal, das wird ja letzten Endes immer irgendwie passiert sein und auch heute immer noch passieren, dass evolutionäre Prozesse ja irgendwie da sind, also es gibt Hefen und es gibt Weiterentwicklungen und mit jeder neuen Generation gibt es ja wieder Potenzial für Mutation und so. Und wir sehen ja jetzt mit diesem ganzen Trend einerseits auf der Seite mit den ganzen Kveik-Hefen, dann mit den ganzen neuen Hefen, sage ich jetzt mal, mit den unterschiedlichsten Eigenschaften, bis hin zu den alkoholfreien oder alkoholarmen Geschichten oder den Hefen, die dann zum Beispiel Aromen machen, die man normalerweise dem Hopfen zuschreibt und so. Also das ist ja ein ganz großer Kosmos, der sich da jetzt so ein bisschen entwickelt. Und ich kann mir vorstellen, dass wir da eher am Anfang sind, also die Hefe vielleicht so ein bisschen der neue große heiße Scheiß werden kann in der Brauwelt, weil sie vielleicht auch an vielen Stellen Dinge vereinfachen, beschleunigen, vergünstigen oder ersetzen kann. Was vielleicht jetzt auf der anderen Seite, wenn wir eben sehen, was durch den Klimawandel, durch andere Bedingungsveränderungen eben auf der Rohstoffseite zum Beispiel  beim Hopfen nicht mehr möglich ist oder anders möglich ist zumindest, also, ich glaube, da kann sich vieles ändern, wenn die Brauwirtschaft flexibel genug ist. Also da vielleicht noch einen Satz, dann bin ich mal gespannt, was du dazu sagst, aber, ich glaube, wir nehmen ja jetzt eine Braukunst wahr, die wir so seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben wie sie jetzt ist und die sich halt so über die letzten 100 Jahre entwickelt hat oder 150 Jahre und jetzt in ihrer Art und Weise ein bisschen am Ende angelangt ist. Also ich vergleiche es immer ein bisschen mit dem Verbrennungsmotor, den man halt auch da entwickelt hat und seitdem immer bessere, immer schnellere entwickelt hat und jetzt irgendwie am Ende der Fahnenstange angelangt ist, wo man halt das nicht mehr weiterentwickeln kann, sondern eigentlich mal einen Schritt zurück machen muss und überlegen muss, okay, wie kann ich denn das ganze Thema mal neudenken, wie kann ich es anders denken, wie kann ich mit anderen Rohstoffen, Materialien, wie auch immer, arbeiten. Und ich könnte mir vorstellen, die Braukunst ist ja auch schon viele 1.000 Jahre alt, da gab es viele Schritte, viele Änderungen, viele Themen, dass sowas vielleicht auch mal wieder ansteht. Weiß ich nicht, ist sowas denkbar, habt ihr sowas auch in der Wissenschaft auf dem Schirm?

Martin: Also das ist jetzt eine interessante Richtung, die du dem Gespräch gibst. Ich habe vorhin schon nicht einfach geantwortet und das werde ich auch jetzt nicht. Was den Verbrennungsmotor angeht, da muss ich ja persönlich sagen als Verbrennungsmotorfan, der selber sehr viele Motorräder mit Verbrennungsmotoren hat, dass ist, also so, wie das im Augenblick gehandhabt wird, ist das ein Fehler, davon bin ich überzeugt und der Verbrennungsmotor ist technisch natürlich nicht am Ende, sondern der ist also zu einer fantastischen Reife, hat der sich entwickelt. Und warum ich mit dem Verbrennungsmotor jetzt einsteige ist, dass ich das auch beim Bier so sehe. Wir haben eine fantastische Reife entwickelt in genau diesen letzten 150 Jahren. Ehrlich gesagt hat es wirklich in diesem 1883 begonnen, mit der Entwicklung oder Erfindung dieser Propagationstechnik, dieser Reinzuchthefe von eben dem Christian Hansen. Die große, große Kritik damals war ein starker Streit, ganz besonders mit Berliner Professoren, dem Professor Lindner, Lindner mit Dora, mit weichem D, du weißt schon, war. Und das ist nämlich das Interessante, das ist nämlich genau das, was du jetzt grade gesagt hast, wenn ihr das so macht, wie der Hansen das so euch vorgibt, dann stoppt ihr die Evolution. Und bis dahin haben wir uns genau dahin entwickelt und Hansen hat irgendwie gesagt: „Hej, das ist gut, das ist richtig gut, was jetzt entstanden ist. Und ich beende das jetzt in der Form, dass ich jetzt eine einzige Hefezelle rausnehme und diese eine Hefezelle, die vermehre ich, ja, die klone ich und nur noch die wird jetzt dann verwendet.“ Das Spannende ist, als der Hansen das gemacht hat und das Bier dann seinen Kunden vorgesetzt hat, dann haben die am Anfang gesagt: „Ej, was ist denn das für ein Bier? Das ist nicht mehr mein Bier, ich mag das gar nicht so.“ Aber man hat sich offensichtlich sehr schnell dran gewöhnt, also diese Brauerei hat sich so, wie man gut sehen kann, also von diesem Rückschlag bestens erholt in den letzten 150 Jahren und fast alle anderen Brauereien auch, so. Und diese Evolution und Lindner wollte das nämlich noch anders, der wollte eigentlich weiterhin, dass dieser Kampf stattfindet, ja und das also eine dominierende Hefe aufgrund der Konditionen, nämlich, welche Würzesubstrat ich anbiete und welche Temperaturen ich fahre und welche Drücke und Bababa, ja, all die Einflüsse darauf, er wollte, dass das weiterhin geschieht und das also immer die Sieger dann genommen und dann die Sieger vermehrt werden, ja. Die Sieger hat schon auch Hansen gemacht, aber halt eben einmal und das war es, ja, so ungefähr. Vielleicht hat er es auch ein paarmal gemacht, aber danach war Schluss. Und diese Evolution führen wir aber jetzt heute fort. Das wird uns immer klarer durch unsere Hefejagd und durch diese Rückblicke, die wir haben und durch dieses Verständnis, und es wird ja, das sind ja nicht nur wir, die da dran arbeiten. Dass also dann also diese Eubajanus-Stämme, die man gefunden hat in diesen verschiedenen Regionen, von denen ich vorher schon gesprochen hab, das man also neue Kreuzungen macht, neue Hybridisierungen und guckt, ob man da nicht noch was Neues dabei entstehen lässt, ja. Wir sind uns, das meine ich jetzt ernst, dieser Verantwortung durchaus bewusst, dass wir da auch was tun müssen, denn wir haben eine ganz komische Notiz bekommen im Schimmelpilzbereich und zwar für Camembert, wo auch so eine Reinzucht stattgefunden hat. Ich weiß aber nicht wann und wie lange das schon ist. Aber dass die Forscher Angst haben, dass durch diese ständige Wiederführung dieses einen Stammes, das der sich dann so stark mal entfernt von den Ursprünglichen, dass also dieses Produkt gar nicht mehr so sein wird, wie wir das eigentlich heute gewohnt sind. Und das wollen wir natürlich nicht, ja. Außer, außer in 50 Jahren sagt der Konsument: „Das ist einfach nicht mehr mein Bier, mein Bier ist jetzt einfach das dunkle Weißbier“, oder was auch immer. Und das ist ja natürlich das gute Recht des Konsumenten, das sagen zu dürfen, ja. Und der Schaum hat gefälligst grün zu sein. Das sage ich wegen deiner wunderschönen Farbe im Hintergrund, ja, wie auch immer, ja. Das ist die Macht des Konsumenten und da müssen wir uns dann natürlich auch drauf einlassen. Aber es ist interessant, du hast es genauso richtig gesehen, dieses Evolutionäre wurde da unterbrochen, ja, gestoppt und wir greifen es aber auch wieder auf, ja, das ist so. Und wir werden, das ist auch eines der Forschungsthemen, dass wir also diese Mischungen wieder zulassen, also diese Setzhefen halt hier im Laborbereich und da dann die Gewinner rausholen, ja.

Markus: Ja, also das ist auf jeden Fall ein spannender Punkt, da freue ich mich auch schon drauf, was da vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch dabei rauskommt. Was mich noch interessieren würde, also Danke für das Komplimente, ich habe es auch gar nicht nur so auf die Hefen bezogen, sondern ich sehe es ein bisschen auch zum Beispiel  auf die Brautechnologie an und für sich, also da hat du ja auch den weiteren Blick. Wenn man überlegt, da gab es ja auch Entwicklungen, was weiß ich, das Schonkochsystem oder wie auch immer, also wo man halt jetzt vielleicht auch an so einem Punkt angelangt ist, wo jetzt auch vom Prozess, von der Technologie, vom Equipment her vielleicht auch sowas erreicht ist, wo man sagt, okay, vielleicht ist man da jetzt auch vielleicht noch nicht ganz am Ende der Fahnenstange, aber halt auch schon ziemlich weit und lernt jetzt andere Brauverfahren kennen oder entwickelt historische Brauverfahren wieder. Also werden ja Raw Ales jetzt zum Beispiel wieder mehr gebraut oder eben, wie gesagt, auch mit den Kveik-Hefen gehen Prozesse auf einmal viel schneller und bei ganz anderen Temperaturen, als man das vorher hatte. Also siehst du da auch einen Umbruch oder denkst du, das ist auch eher so ein Prozess, der jetzt in dieser Form erstmal so bleibt und  wie eine Großbrauerei heute ausschaut, so wird sie in 50 Jahren auch ausschauen?

Martin: Na gut, also im Prinzip sind wir eine Wiederkäuergesellschaft, also wir holen immer wieder mal Themen raus, ja. Also in der Wissenschaft sagt man auch, du darfst, du solltest die Themen alle 30 Jahre mal wieder hervorholen, weil die Methoden besser geworden sind, das ist aber jetzt die Wissenschaft. Was ich schon sehe, ist also, dass es wirklich, was mich auch echt freut, dass wirklich wieder viele Sachen gemacht werden, die schon mal da waren. Es freut mich dann sehr, wenn das jemand auch als eine traditionelle alte Technik auch erstmal so anerkennt. Was mich überhaupt nicht freut, wenn sich einer hinstellt und sagt: „Ich bin unfassbar innovativ.“ Ich mag dieses Wort schon gar nicht und hat einfach nur ein bisschen vergessen mal, in ein älteres Buch reinzugucken. Buch, also das ist Ding gebunden, mit Seiten dazwischen, ja. Das lohnt sich manchmal und dann auch zu sehen, dass die Altvorderen unglaublich viel schon wussten, konnten und fantastische Sachen auch produziert haben. Aber es freut mich, das also eine ganz tolle Tendenz da ist für eine große Diversifizierung. Also wir haben Sachen heute auf dem Markt, die ich nicht kannte, als mir das Produkt Bier bewusst wurde, ja und das ist wirklich eine schöne Entwicklung. Ich denke trotzdem, aber ich kann es natürlich nicht genau sagen, dass wir noch für viele Jahrzehnte das Gro des sogenannten Bieres, also ich denke, das es weiterhin noch das untergärige helle, filtrierte, kühlgetrunkene Lagerbier sein wird, weil, das Ding hat ein paar Besonderheiten, da müssen die anderen Biere erstmal hinkommen, um eben eine große Masse anzusprechen, das dürfen wir ja auch nicht so ganz vergessen, ja. Ich denke schon, dass das also weiterhin noch das Bier sein wird unserer Wahl. Wie gesagt, ich bin kein Prophet und ich meine auch, dass wir in einem gewissen Rahmen auch diese Technik und Technologie auch ziemlich gut schon erreicht haben. Wobei auch wir hier im Haus, wir stolpern da grade immer wieder mal über so ein paar Sachen, wo wir Prozesse wahnsinnig schnell machen können und die Hefen sind ein Teil davon, ganz sicher, ja. Und wir haben da verschiedene Aspekte, einerseits müssen wir auf eben die veränderten Rohstoffe eingehen, die wir ja haben Veränderungen, ja, nenne es Klimawandel. Aber ganz grundsätzlich haben wir Veränderungen, weil wir neue Sorten bekommen und so weiter, in welchem Bereich auch immer und weil wir mit immer mehr Themen konfrontiert werden. Wir sind im sogenannten Antrophrozän, also vom Menschen bestimmten Zeitalter und wir beeinflussen die Qualität unseres Grundwassers und, und, und. Und da müssen wir natürlich mit rechnen und da versuchen wir also gleichbleibende Qualität zu schaffen. Und andererseits versuchen wir natürlich, Sachen besser zu machen, die Aromen besser zu machen, anders zu machen, Stabilitäten zu verbessern und so weiter. Und natürlich auch schlichtweg Prozesse schneller zu machen und dazu gehören auch neuartige Anlagen und da passiert schon auch weiterhin einiges.

Markus: Ja, also ich glaube, das schreit dann nach einem dritten Teil unseres Podcasts, wo wir da vielleicht noch ein bisschen näher drauf eingehen. Weil, ich glaube, da gibt es wirklich auch viele spannende Punkte und auch grade eben jetzt so neue Richtungen, wo man zum Beispiel  auch im Rohstoffbereich, beim Hopfen, beim Malz jetzt auch grad ein bisschen gucken muss, mit den sich verändernden Rahmenbedingungen, die es einfach klimatisch, wirtschaftlich, wie auch immer gibt. Und wo die Brauindustrie natürlich irgendwie damit klarkommen muss, wenn sie dableiben will, wo sie ist. Aber ich habe noch ein anderes Thema, was ich heute unbedingt mit dir besprechen wollte, weil wir uns ja auch getroffen haben im Sommer, was sehr, sehr schön war und wir uns da viel unterhalten haben. Und ein Punkt, der für mich mal ganz neu war, war die Frage, weil das, finde ich, das hast du vorhin auch schon so schön gesagt, man stellt sich ja viel zu oft die ganz simple Frage warum, also warum sind Dinge so, warum ist etwas da? Und da hast du eben gesagt, naja, du hast dir diese Frage einfach mal gestellt bei dem Thema zum Beispiel, warum macht die Hefe Aromen oder der Hopfen oder so? Also warum sind die überhaupt da? Es gibt ja jetzt erstmal so ganz prinzipiell keinen Grund, warum das so ist. Und dann hast du da ja letzten Endes, ich versuche es mal zusammenzuschrumpfen auf zwei, drei Worte, eine Kommunikationsstrategie gefunden, also die hinter dieser ganzen Aromenwelt steckt, und das bedeutet ja nix anderes als eine Art Sprache. Und bedeutet aber auch, wenn ich diese Sprache verstehe, dann kann ich mit der auch nochmal anders umgehen. Und das ist ja auch nochmal ein interessanter Aspekt, den wahrscheinlich, glaube ich, viele Brauende, sage ich mal, nicht auf dem Schirm haben oder zumindest, das ist denen vielleicht nicht so bewusst. Also, ja, also vielleicht, wenn du da nochmal drauf eingehen würdest so in etwa, wie wir das damals so nachvollzogen haben, wie kam man überhaupt da drauf und was bedeutet eben Kommunikation, was gibt es da vielleicht für Beispiele und was kann man daraus lernen vielleicht.

Martin: Also als Erstes verrate ich mal, wo wir uns getroffen haben im Sommer, nämlich auf einem belgischen Bierfestival, was eine unfassbar tollt Veranstaltung war. Und da es da ein bisschen Bier zu trinken gab und die Belgier 5%vol-Biere als wenig-Alkohol-Biere darstellen, ja, wurde die Zunge auch leichter, so will ich mal vorsichtig mich ausdrücken. Ja, also dieses warum hat mich schon immer beschäftigt. Aber dazu muss man jetzt vorab sagen, da sind auch viele andere fantastische Forschergruppen draufgekommen und haben das also tiefer begutachtet. Unter anderem auch ein Belgischer, das ist Kevin Verstrepen, ja, der also da ganz tolle Versuch gemacht hat jetzt grade, was also bei Hefen die Begründung ist dafür. Denn das muss man sich natürlich schon fragen, warum die Natur, jetzt in Form der Hefen oder der Hopfen, diesen sehr starken Aufwand doch betreibt, Aromakomponenten zu produzieren? Und zum Beispiel der Hopfen, der hat im Augenblick nachweislich 400 verschiedene Aromen, die der da produziert. Das Ganze kostet die Pflanze, oder der Hefe dann selber, sehr viel Energie. Energie, die sie ja eigentlich in etwas anderes reinstecken würde, was ihr erstes vorrangiges Ziel ja eigentlich ist, die Vermehrung, ja. So und das ist also bei Pflanzen, und ich weiß nicht, was älter ist jetzt an Erkenntnis, aber bei Pflanzen weiß man das also schon länger, dass also Aromakomponenten auf jeden Fall ein wichtiger Teil der Kommunikation ist. Und es gibt auch gewisse Küchenkräuter, die können nicht miteinander und andere können ganz hervorragend miteinander, das liegt auch unter anderem an diesen Aromasubstanzen. Und wozu sind die da? Die sind also wirklich da, um zu warnen oder um Hilfe anzufordern oder sonst was auch immer, wenn sie befallen werden von Läusen, so muss man sich das vorstellen, ja. Also mein Hopfisch ist sehr schlecht, aber ich stelle es mir so vor, ja. Und bei der Hefe ist es auch eine ganz spannende Geschichte. Und wenn man das nämlich versteht, und das ist das, was wir hier in Weihenstephan immer versuchen, den Studierenden beizubringen, verstehe die Natur, verstehe die Biochemie, den Metabolismus dahinter und dann kannst du das auch entsprechend in die Praxis umsetzen. Und die Sache ist einfach so, die Hefe hat zwei Schritte, also wir schubsen sie zu zwei Schritten, wir geben ihr erstmal sehr viel Sauerstoff und ein paar Fettsäuren und Zink und so weiter und natürlich auch weitere Sachen, die sie gut verwerten kann und muss, wie Aminosäuren und da wird sie sich erstmal vermehren. In dieser Vermehrungsphase, in den ersten paar Stunden dieses Prozesses, da produziert sie fast keinen Alkohol und relativ wenig Aromen, ja und vermehrt sich und konzentriert sich eigentlich auf das, was sie hauptsächlich vorhat. Jetzt ist dieser Sauerstoff gezehrt nach so etwa acht Stunden und dann tritt dieser Pasteur-Effekt ein und die Hefe fängt jetzt dann plötzlich an, die alkoholische Gärung zu machen. Was macht sie dabei? Sie vergiftet dieses Substrat, das also nur noch sie einigermaßen damit zurechtkommt, in einer gewissen Aktivität bleibt. Aber für sie selber ist es auch irgendwann mal wirklich richtig giftig, deswegen haben alle Hefen irgendwo ihre Grenze, was sie an Alkohol bilden können, aber es können ganz viele andere Mikroorganismen sich da drin nicht verbreiten. Und in dieser Zeit werden jetzt sehr viele Aromen produziert, so die berühmten Ester, auf die wir ja so viel Wert legen bei sehr vielen Bieren, ja, wie zum Beispiel Isoamylacetat oder Ethylacetat und solche Sachen. Und diese Aromen werden unter anderem produziert, um natürlich uns, den Konsumenten zu erfreuen, ja. Aber das ist ganz sicherlich nicht der Grund der Hefe gewesen, sondern um andere Transporteure auch anzulocken und das sind unter anderem die Fruchtfliegen oder auch Wespen, ja. Bier funktioniert ganz wunderbar auch als Wespenfalle. Aber vielleicht sollte man sich nach dieser Geschichte nochmal überlegen, ob man diese tollen Insekten wirklich so misshandeln soll. Und diese Insekten werden angelockt. Und das sind zum Beispiel solche Studien, die gemacht worden sind da in Belgien, wo man also dann die Hirnströme oder die Regionen in den Hirnen dieser Insekten untersucht hat, also was da passiert. Wahrscheinlich schaut es bei uns genauso aus, wenn der Berg ruft, ja oder das Oktoberfest. Und die haben also dann ein Taxis und gehen also direkt auf dieses Produkt zu und können dann, ja, wohl über ihre haarigen Beine, diese Aufnahmen wurden gemacht, das also Hefezellen an den Beinen von solchen Insekten also haften bleiben, können die also dann diese Hefen aufnehmen, die in einem Substrat sind, das nicht mehr das bietet, was die Hefen eigentlich wollen, ja, nämlich Zucker, Fettsäuren, Aminosäuren und so weiter, plus Sauerstoff. Und dann werden die wohin auch immer transportiert, wo also diese idealen Bedingungen wieder vorherrschen, damit sie sich also wieder vermehren können. Ich finde es ultra-faszinierend. Und das bedeutet jetzt wirklich in die Praxis umgesetzt, ich muss mir das vor Augen führen und ich muss mir sagen, was will ich? Will ich ein Ester-reiches, ein aromareiches Produkt haben, dann muss ich das und das tun, ja, dann muss ich das einfach fördern. Will ich das nicht, dann versuche ich das natürlich zu unterdrücken. Und so sollen die Leute denken. Und jetzt mal ganz ehrlich, ja, ich bin keiner, der missionarisch umherzieht und sagt, Leute, das Reinheitsgebot ist das Tollste überhaupt und ihr alle auf der Welt, ihr sollt das tun, ja, überhaupt nicht. Ich bin ein so großer Fan dieser fantastischen belgischen Biere und viele andere Biere auf der Welt, die außerhalb dieses Reinheitsgebotes gebraut worden sind. Aber, diese Reduktion auf diese vier Inhaltstoffe und damit dieses Besinnen auf diese biochemischen Prozesse, das zu lernen, zu verstehen, das ist schon eine Schule, die das Reinheitsgebot gefördert hat, verlangt hat regelrecht, das haben die nicht gewusst damals, das ist schon klar, ist schon klar, ja, aber das finde ich schon ziemlich toll, ja. Das ist eine tolle Folge aus dem Ganzen, wo alle von profitieren, ja. Also nochmal, ich bin da nicht missionarisch unterwegs, ja, da will ich gar nicht falsch verstanden werden, aber gefallen tut mir das schon, dass da etwas Tolles entstanden ist und dass wir, wir alle, aus dem Ganzen lernen, ja. Und da geht wahnsinnig viel nur allein, in dem man diese vier Inhaltstoffe hernimmt, in dem ich diese biochemischen Prozesse verstehe.

Markus: Ja und ich finde ja auch, es ist ja nix, was sich gegenseitig ausschließt. Also wir können ja sagen, es gibt, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, die deutsche Bierwelt oder die bayrische Bierwelt, wo man eben das Reinheitsgebot als Bestandteil dieser ganzen Geschichte …

Martin: Die fränkische Bierwelt.

Markus: … hat und dann gibt es eben die, ja, die fränkische, genau und dann gibt es eben andere Bierwelten, die sich halt andere Regeln und andere Gesetzmäßigkeiten gegeben haben und innerhalb derer dann funktionieren und dann eben auch wieder …

Martin: Und die Produkte haben, ja, genau.

Markus: Genau. Und ich glaube, so muss man und man muss sich gegenseitig akzeptieren und respektieren und dann ist ja alles gut. Also insofern, ich bin da sehr froh, dass es diese verschiedenen Welten gibt. Und, ich glaube, vieles in der Bierwelt haben wir nur, weil es eben irgendwann mal diese Beschränkung gab. Und auf der anderen Seite gewinnt man jetzt aber auch vieles aus den anderen Welten, die sich jetzt wieder ein bisschen mehr öffnen für uns. Also da gibt es, glaube ich, mittlerweile wieder auch viel Kommunikation, was ja eigentlich auch genau gut und richtig ist.

Martin: Du sagst was vollkommen Richtiges, wir sollten uns nicht deswegen streiten, das ist die Sache nicht wert, ja. Wir sollten den Respekt zeigen vor den verschiedenen Sachen und wir sollten es auch nicht vorverurteilen, ja. Und ich habe das also bedauerlicher Weise schon immer wieder mal so mitbekommen, ja, da gibt es dieses sehr hässliche Wort der Industriebiere und so weiter und das mag ich überhaupt nicht, ja, das ist dermaßen unfair und zu eng gedacht und falsch gedacht, ja. Denn da muss man nämlich, wenn man das nämlich genauer betrachtet bei diesen Brauereien, die man unter diese Kategorie meint zu schieben, dann muss man nämlich mal genau reingucken und stellt fest, das ist eine riesen Kunst, solche Volumen in dermaßen guten Qualitäten Jahr ein, Jahr aus reproduzierbar herzustellen, also Hut ab! Genauso Hut ab wie vor allen anderen kreativen Leuten, ja, die einfach wunderbare kleine fantastische Chargen produzieren. Also mir geht es eigentlich auch, mir geht es um den Respekt voreinander, ja.

Markus: Ja und ich denke, es hat halt jeder auch unterschiedliche Ziele und unterschiedliche Ideen dahinter. Und letzten Endes muss man das ja auch ein bisschen mal rein marktwirtschaftlich sehen, also wenn eine Brauerei acht Millionen Hektoliter Bier verkauft, dann kann sie ja so falsch nicht liegen mit dem, was sie tut. Also weil, irgendjemand muss es ja kaufen, ne, wenn das Bier keiner mögen würde, dann würden sie es nicht loswerden. Also dementsprechend glaube ich einfach, es gibt in dieser Bierwelt halt die unterschiedlichsten Tierchen und alle haben ihre Buddys und eben nicht. Und die, die keine mehr finden, sind irgendwann auch mal weg, das ist die andere Seite. Das erleben wir ja auch, dass halt Bierstile oder Brauereien oder was auch immer, auch mal aufhören zu existieren, wenn der Markt das nicht mehr hergibt. Das ist auch manchmal nicht schön, aber es ist einfach auch die Entwicklung letzten Endes, und da wirken wir ja alle mit. Also dementsprechend, es gibt halt für mich auch Anlässe, da trinke ich gerne mal eben eher, sage ich jetzt mal, industriell hergestellte Biere und dann gibt es Anlässe, da trinke ich eben eher die anderen und oft habe ich sie eher zusammen und schätze halt einmal die Eigenschaften hier und einmal die Eigenschaften da und dann passt das auch. Also insofern, stimmt, also Bushing ist auf jeden Fall am falschen Platz. Denn, was ich auch persönlich sagen muss, ich habe ja an all diesen verschiedenen Dimensionen und auch Orten auf der Welt, Brauer und Braumeister und was weiß ich kennengelernt und letzten Endes habe ich keinen gefunden, in dem nicht dieses Herz schlägt, der einfach ein gutes Bier machen will, der für dieses Thema brennt, der da ein Interesse dran hat, der die Bierwelt an sich liebt. Und bei den Großen ist halt oft so, die gehen halt dann gerne mal zu den Kleinen oder haben noch ihre kleine Brauanlage, wo sie sich dann eben ausleben. Und bei den Kleinen ist es so, die halt sagen, na gut, aber wenn ich dann mal in Ruhe ein Bier trinke, dann hole ich mir halt auch eher so eins. Und letzten Endes, also da gibt es keinen Unterschied. Und das ist, glaube ich, das Allerwichtigste, die Menschen, die da dahinterstecken, sind auf jeden Fall nicht besser und nicht schlechter und alle auf jeden Fall, wie du schon sagst, wirklich Meister ihrer Zunft, wenn sie das gut machen. Und das ist ja ein ganz wichtiger Punkt, wo wir auch ja grade drüber gesprochen haben. Ich wollte nochmal kurz auf dein Hopfisch eingehen, also bei der Hefe leuchtet mir das ja irgendwie ein, dass die Hefe zum Beispiel  sagt, okay, ich bin da jetzt in Nöten und dann produziere ich halt irgendwas, was diese Insekten anlockt. Wobei es auch interessant ist, weil, da muss es ja auch den Zeitpunkt in der Evolution gegeben haben, wo dann dieser Hefepilz ausprobiert hat, was lockt denn überhaupt Insekten an. Also das ist ja, man lernt die Sprache ja nicht von null auf 100, sondern das muss sich ja auch mal entwickelt haben. Finde ich interessant, wie das vorher mal stattgefunden hat. Aber wie ist es denn jetzt zum Beispiel, also ist das denn eine wirkliche Kommunikation, wenn ich jetzt beim Hopfen bin, also reden die Pflanzen miteinander, also gibt es da Antwort und Rückantwort oder ist das eher nur so ein one-way-Thema, ich sende meine aktuelle Situation aus, um den anderen was mitzuteilen? Und weil du grade auch Hilfe gesagt hast, also gibt es denn eine Form, wie sich Pflanzen gegenseitig helfen? Also ich frage einfach mal so anknüpfend irgendwie, wie ist es denn da so?

Martin: Die Frage kann ich nicht in allen Punkten wissenschaftlich wirklich solide beantworten. Was die Hilfe angeht, wird wohl die Kommunikation von der Pflanze zu Nützlingen gehen, ja, zu Marienkäfern oder so ähnlich, die also dann gewisse Milben oder Läuse dann aufknabbern. Pflanze zu Pflanze, da gehe ich davon aus, du merkst, ichbewege mich im Konjunktiv, ja, da gehe ich schlichtweg davon aus, das grundsätzlich gewarnt wird, ja und dass einfach, ja, dass sich Pflanzen durch eine andere Art und Weise sich davor wappnen können. Vollständig verschließen können sie sich nie dagegen. Aber das ist grundsätzlich bei den Pflanzen, ist natürlich auch ein großer Druck da, ja, von verschiedenen Einflussfaktoren von außen, das sind also nicht nur irgendwelche Schädlinge oder so, sondern es ist natürlich auch Trockenheit oder Wind und Hagel und was weiß ich auch alles, was also diese Pflanzen schädigen kann. Aber da ist, also das, weißt du, da ist ja noch eine andere Sache mit dabei, die uns da Indizien dazu liefert, zu dieser Kommunikation, also eine gute Anzahl an diesen Aromakomponenten sind sozusagen ß-Glucosidisch gebunden. Das bedeutet, also wenn die Aromakomponente frei vorliegen würde, würde sie entsprechend flüchtig sein und riechen, ja. Die ist aber jetzt an ein Zuckermolekül gebunden oder an ein Maltose-, Maltotrius, als an verschiedene Zuckermoleküle gebunden und dadurch ist sie nicht flüchtig und dadurch kannst du sie nicht wahrnehmen. Tritt auch nicht aus der Pflanze aus, ist aber eine Art Reserve für die Situation, wo sowas gebraucht wird. Und dann haben diese Pflanzen natürlich die Enzymsysteme, um diese Glukose oder diesen Zucker abzuspalten, ja, also die haben ß-Glucosidasen. Und das ist auch sowas von spannend, dass also besamte Hopfenpflanzen mehr von diesen ß-Glucosidasen haben. Warum das jetzt in Hinsicht auf Kommunikation wichtig ist, das, gestehe ich, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber draufgekommen bin ich aus einem anderen Grund, weil die Briten, die ja auch eine lange Tradition im Hopfenanbau haben und bei den Briten ist es nicht verboten, auch mal eine männliche Hopfenpflanze stehenzulassen. Bei uns, überall auf der Welt ansonsten, ist es verboten, weil wir wollen unbesamte weibliche Hopfendolden haben. Alles andere, so hat man mir das noch in der Lehre beigebracht, verfälscht das Ergebnis, ja und man kriegt da auch Fettsäuren mit rein, der Schaum wird schlechter und so weiter. Also man hat uns also richtig Angst gemacht. Und wenn man ja auch in die Hopfenrundschau so reinschaut, da steht das ja zum Teil drin, das es also regelrecht unter Strafe ist, wenn man in den Siegelbezirken männliche Hopfenpflanzen stehenlässt, so. Das hat mich mal interessiert, warum bei den Briten nicht und bei allen anderen schon? Und da haben wir tolle Versuche gemacht damals mit der Christina Schönberger von Hopfen und Barth und auch mit Anton Lutz hier von Hüll, der Forschungsstation. Und ich hatte also das Glück, in Britannien und in Deutschland Hopfen zu bekommen, die besamt und unbesamt waren, also ich hatte da Kreuzversuche und die haben wir uns angeguckt. Und, ganz ehrlich, die Besamten wie die Unbesamten haben sich erstmal quasi nicht unterschieden. Also die waren in allen wertgebenden Qualitätsmerkmalen, jetzt diese vier, mehr habe ich nicht gemacht, vier Stück, vier verschiedene Muster hatte ich und die haben sich also da nicht unterschieden, aber sie haben sich im ß-Glucosidasengehalt unterschieden. Und was ich jetzt daran besonders cool finde ist, dass in Britannien eine sehr lange Tradition mit Hopfenstopfen ist. Bedeutet nicht, dass die Briten, wie das Internet so ab und zu Mal preisgibt, die Erfinder des Hopfenstopfens sind. Also das ist eine viel, viel ältere Technik, ja. Ich habe ein Buch von 1683, wo das schon drinsteht, und die sind bestimmt nicht die Ersten gewesen, sondern das liegt total auf der Hand, aber, die Briten haben eine sehr lange Tradition. Und wenn man das nämlich jetzt sich überlegt, dass ich so einen Hopfen, der mehr an diesen ß-Glucosidasenenzymen hat und den eben kalt gebe, also nicht zum Würze kochen, wo ich ja die Enzyme dann denaturiere und inaktiv mache, wenn ich den da in den kalten Bereich gebe und ich habe diese ß-Glucosidisch gebundenen Aromakomponenten dabei, und diese Versuche habe ich auch gemacht, dann halte ich dieses besondere Hopfenaroma über eine längere Zeit konstant, weil über die Zeit die Aromen neu freigegeben werden. Also das ist eigentlich eine ganz schlaue Sache, ja, das haben die nur so nicht gewusst.

Markus: Also super interessant, finde ich auch ganz spannend. In Amerika, also in den USA habe ich auch besamten Hopfen teilweise gesehen, auch Zwitterpflanzen teilweise, also da …

Martin: Ja, ist eine wilde Pflanze, die Hopfenpflanze, ja.

Markus: … nimmt man das auch nicht immer so ganz genau. Also bei uns, glaube ich, ist letzten Endes, glaube ich, Professor Narziß der, der das mal sehr propagiert hat, dass man eben keinen besamten Hopfen nimmt. Das finde ich auch ein ganz interessantes Thema, was da am Ende wohl irgendwann mal dabei rauskommt. Also dass das Hopfenstopfen älter ist, das denke ich auch, logisch, weil, ich meine, das hat man ja grade zu den Zeiten gemacht, wo die Biere nicht so stabil waren und da sind wir ja vor vielen 100 Jahren, um da irgendwie aromatisch noch irgendwas zu bewegen, zum Beispiel. Aber gut, ist nochmal ein ganz anderes Thema.

Martin: Du darfst nur nicht vergessen, wenn ich dich kurz unterbrechen darf, also der Hopfen, den darf man gar nicht synonym mit dem Bierbrauen verstehen, sondern in früherer Zeit, also auch wieder im Mittelalter, da habe ich halt die Quellen. Das ist immer eine Frage, wie komme ich an Quellen ran, ja? Und alles, was also wirklich alt wird im tatsächlichen Mittelalter, und meine Quellen sind im ausgehenden Mittelalter, im tatsächlichen Mittelalter habe ich allerhöchstens mal Quellen, wenn es um einen Gerichtsstreit ging. Also das ist immer ganz doof. Und erst dann kann ich ein bisschen erkennen, oh, ach so, so haben die offensichtlich das gedacht, soll die Norm sein dafür, ja, aber, okay. Und Hopfen wurde für den Wein verwendet, für den Met und für Sauerteig, ja, um zu selektieren, um die Mikroorganismen, also das Gro an Mikroorganismen auszutreiben, nicht um zu bittern, ja, weil das nicht gekocht wurde. Es wurde ja auch das Bier erst viel später wirklich gekocht mit dem Hopfen, ja. Und ich habe schon so einen Weißwein gemacht mit Hopfen, das hat super funktioniert und war, soweit ich das beurteilen kann, ein wirklich gutes Produkt. Wir haben auch mal einen Sauerteig mit Hopfen hergestellt und dieses Brot haben wir an die DLG eingeschickt, sofort einen silbernen Preis gewonnen. Das funktioniert, ja und da kann man echt tolle Sachen mit machen. Also das sollte man auch mal ein bisschen deutlich sagen, Hopfen wurde für viele andere Sachen auch verwendet, weil es sinnvoll ist.

Markus: Also da, wir sprechen jetzt, glaube ich, von Teil vier unserer Podcast-Reihe, das machen wir dann gerne. Wir sind jetzt auch schon fast eine Stunde hier am sprechen, deswegen würde ich vielleicht noch eine letzte Frage stellen und damit vielleicht auch den Bogen nochmal ein bisschen schließen, nämlich auch wieder ein bisschen mehr an den Historiker in dir. Wir haben ja angefangen mit dieser Hybridisierung, mit dieser Zeit zwischen 1602 und 1615 und du hast ja gesagt, das ist auch schwierig mit dem belegen und so. Was mich interessieren würde, gibt es denn einen Punkt, an das den Akteuren damals bewusst geworden ist, was sie da tun? Also wo die dann gesagt haben, okay, das ist jetzt ein anderes Bier, das hat andere Eigenschaften, das ist vielleicht sogar ein Erfolgsprojekt sozusagen, also so nach dem Motto, Chaka, wir haben da jetzt wirklich was geschafft? Also gibt es irgendwann mal so Belege so, wo die sich selber schreiben oder wo es eine Belobigung gibt oder vielleicht, keine Ahnung, einen Orden oder so, also wo dann die Brauer wirklich selber auch reflektiert haben, okay, wir haben da jetzt wirklich eine Weiterentwicklung gemacht, wir sind da an einem neuen Punkt?

Martin: Ja, aber viel später. Und zwar hat das bayrische Bier, im weiteren Sinne, auch mit dem fränkischen … nein, stopp, das bayrische Bier, so wie heute Altbayern gesehen wird, also Oberbayern und Niederbayern, bis 1840 keinen Stellenwert in der Literatur gehabt, es wurde als nicht besonders dargestellt. Manche sagen, weil die Wissenschaftlichkeit gefehlt hat, die woanders schon, wie mit Liebig in Hannover und so weiter, die schon richtig stark gegriffen haben. Da haben also die norddeutscheren Bezirke, hauptsächlich die Preußischen auch in Berlin, haben da wohl also stark vorgelegt. Das fränkische Bier hatte einen guten Ruf zu dem Zeitpunkt. Und dann kam diese erste große … stopp, stopp, die zweite große Revolution, die mit der Industrialisierung ja losging, aber dann kamen diese fantastischen Bier wie das Pilsener in Pilsen, das Märzen in Wien und das dunkle untergärige Bier in München. Und plötzlich war dieses bayrische Bierbrauen en vogue, war der Goldstandard und wurde kopiert und zitiert und niedergeschrieben und jeder wollte wissen, wie es geht. Und dann kam ja auch dieses berühmte Buch, die Bayrische Dickmaischbrauerei, die, in Anführungszeichen, Geheimnisse preisgegeben hat. Das war eigentlich das große Aha, die Aha-Zeit, ja, wann dieser Wechsel war. Aber jetzt sage ich dir noch was, was in dieser Zeit auch passierte, das finde ich auch so spannend, in beiden Revolutionszeiten, ich nenne es weiterhin so, also im ausgehenden Mittelalter und auch da um 1840, 45 rum, hat es den Wein schlimm erwischt. Im ausgehenden Mittelalter wurde es hier in Bayern zu kalt durch diese kleine Eiszeit und der Wein hat nicht mehr genug Öchsle, also sprich, Glukose produziert und aufgebaut, sodass einfach der Wein tatsächlich zu sauer geworden ist. In Bamberg, ihr sprecht immer davon, vom Wendewein, ja, also da musst du dich nachts ein paarmal wenden, wenn du ihn getrunken hast, weil sonst die Magenschleimhaut durchgeätzt wird. Und das muss wohl immer schlimmer geworden sein und so wechselte man dann so peu a peu, nicht von heute auf morgen, auf Hopfenanbau und auf Bier. 1840, 1845 kam was ganz Schlimmes für den Wein und das war der Mehltau und der hat den Wein in ganz Europa, ja, ziemlich vollständig da niedergemacht. Das sind also zwei Ereignisse, die komischerweise mit diesen großen Sprüngen zusammenfallen. Und das ist kein Zufall, ja, also da, das spielt wirklich eine Rolle bei dem Ganzen, ja. Aber da war ein ganz großer Wechsel in der Wahrnehmung dieser Produkte.

Markus: Woah! Also jetzt habe ich schon Folge Nummer fünf im Kopf, sehr schön. Also ich danke dir auf jeden Fall recht herzlich für die spannende Unterhaltung heute, für die neuen Einblicke und die neuen Perspektiven. Und verspreche auch, dass es nicht wieder anderthalb Jahre dauert, bis wir den nächsten Talk machen, das sollten wir auf jeden Fall in kürzerer Zukunft fortsetzen. Und bin auch sehr dankbar für deine Offenheit und für den Input, den du aus dem wissenschaftlichen Bereich einfach rein geben kannst, weil, ich glaube, grade in der, sage ich jetzt mal, Craftbeer-Welt wird immer sehr viel, sage ich mal, Küchenlatein und Dinge, die man sich halt irgendwo angelesen hat, das Internet ist ja groß, proagiert und selten geschaut, wie sind die Dinge denn wirklich. Und diese schlichte Frage warum, wird sich viel zu selten gestellt und das ist sehr schön, dass du uns da hilfst, dahin wieder zurückzufinden. Und, ja, von meiner Seite aus nochmal vielen, vielen Dank und ich freue mich auch schon aufs nächste Mal.

Martin: Ja, danke, Markus, hat wie immer Spaß gemacht, aber wirklich. Ich wünsche dir eine gute Zeit, ja.

BierTalk English 32 – Talk with Nick Galton-Fenzi, Brewing and Destilling Consultant from Perth, Australia

Nick Galton-Fenzi advises breweries and distilleries in Western Australia, of varying sizes and with different offerings. In total, there are over 100 active breweries in his region and he is a vibrant part of this scene. The capital Perth is one of the most isolated places in the world, with plenty of sea and desert around it. That’s why the beers there are unique and are made with local ingredients, especially barley and wheat. Nick takes us into this exciting world in the podcast and tells us about his unique story as a brewer in many countries around the globe…

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Zusammenfassung auf Deutsch:

Nick Galton-Fenzi ist Berater für sechs Destillerien für Gin und Wodka sowie drei Brauereien. Er diskutiert die einzigartigen Braubedingungen in Westaustralien, einschließlich des lokalen Anbaus von Malzgerste und Hopfen.

Galton-Fenzis Weg zum Brauen begann in seiner Jugend, als er mit abgelaufenen Braukits experimentierte. Er betrieb später seine eigene Brauerei, Beaten Track Brewery, und setzte sich für die Lockerung der Braugesetze in Westaustralien ein. Galton-Fenzi hat international Erfahrungen in der Bierbranche gesammelt und in über 50 Brauereien in 23 Ländern gearbeitet.

Das australische Biermarkt hat sich von wenigen großen Brauereien zu einer vielfältigen Landschaft mit vielen kleinen Brauereien entwickelt. Der Markt bietet nun eine breite Palette an Bierstilen, von traditionellen australischen Bieren wie Coopers Sparkling Ale bis hin zu modernen Craft-Bieren. Galton-Fenzi ist auch in der Destillation tätig und betont die Bedeutung von hochwertigen Rohstoffen und Wasserqualität.

Schließlich lädt er Interessierte ein, ihn in Westaustralien zu besuchen, um die lokale Bier- und Spirituosenkultur zu erleben.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we do maybe the farest journey we ever did. So we go to the other half of the planet. We go to Australia first time and we meet a nice friend, dear friend of mine, beer judge, colleague, and great brewer, Nick Galton-Fenzi. And he’s back there I would say because we come to his history in a few moments. So it’s great to have you here, Nick and yeah, maybe you introduce yourself a little bit to our listeners.

Nick Galton-Fenzi: Thank you, Markus, thank you very much for the invite to speak with you this afternoon. Oh, your morning time and my this afternoon.

Markus Raupach: Yeah, that’s a bit crazy that we have all these hours between us. But we both have sunlight. So that’s maybe, I hope so. Yes. So that’s a great thing. So maybe first we talk about your actual situation. So you are in Australia at the moment. So what are you doing? Which brewery are you working for? What is your daily life at the moment?

Nick Galton-Fenzi: Absolutely. So I am a consultant brewer and distiller in Perth, in Western Australia. I run six distilleries, mostly doing gin and vodka production and I also operate three breweries that do a brewpub type situation. So we have over-the-counter customers, retail, and packaged and takeaway products from the breweries. They’re all very small venues, there’s nothing that’s particularly large about either of them. However, in Western Australia, we have around 100/115, operational micro pub, small breweries and those three breweries that we do run, or I run, we have a small market share.

Markus Raupach: Wow, that still sounds like a lot of work and it’s also for us, very interesting, very fascinating. If we think of Australia, we have this huge continent. And we know some of the coastal cities in the East, in the West, and that’s more or less our shape. Maybe in the middle there is this rock. It’s more or less everything we know, some maybe know about the barrier reef and something like this. But maybe you can introduce a little bit into the country. So is it really only on the coastline? Or is there also something in between? And is it a common thing? Or is it more like there are the Eastern people, the Western people? Or how is it organized?

Nick Galton-Fenzi: So Western Australia and Perth is the most isolated city in the entire planet. From a flight from London you can do a direct flight and it is a 20-hour direct flight. So we are by no means accessible. You can come through Singapore, through Hong Kong, through Doha. Whichever way you go, you are still looking at somewhere between 20 and 26 hours of transit time. So we are very isolated as far as the population. As a consequence, our beers are quite unique. We are located in a place called the wheat belt. And the wheat belt is our largest agricultural region and takes up the furtherest southwest area of Western Australia, and we get some very high-quality wheat and malting barley. We have some local growers of malting barley which are of excellent quality and we have some very unique conditions. Obviously in winter, we get some very wet conditions and when we do get drought, it is substantial. And the drought regions means that we sometimes end up with some malting barley that is of small kernel size. So it means we have some husk to starch ratios that gives us some very unique flavor profiles. As far as WA goes we also have some local hop growers and we were originally known for hop-growing regions that then got taken over by tobacco, that were then converted into wine growing. And now we’re just starting to see a resurgence back into hop growing again, which is great for the area. So we do have now local maltings, local hop growers and a variety of locally produced raw products that we can now use in our beer production, which is amazing.

Markus Raupach: Yeah, and how many people live in the area in Western Australia?

Nick Galton-Fenzi: So when I moved into Western Australia, we were just on 1.2 million people. We are just on, just shy of 3 million now. So it’s almost a doubling of population. The doubling in population means that we have a very thirsty population. We have very hot summers, we’re talking 37 degrees centigrade in summer, and we have very cold winters, which are around five degrees centigrade in winter. So we need to cater for both of those seasons as far as growing, and with that level of population, which means that business is fairly good. And when I started my first brewery here in Western Australia, I was in under 20 of the first breweries that were here. And now, as I said, there’s over 100 breweries, due to some changes in legislation and the consumer is probably the winner out of all these aspects.

Markus Raupach: Yes, and we are coming a little bit to your personal history, which is, I think, also very interesting. So you were born in Western Australia.

Nick Galton-Fenzi: Yes, I’m an international. I was born in Papua New Guinea in Goroka. I was raised there and then moved to Sydney, Queensland, and then Western Australia. I spent some time in Africa and in the UK when growing up, but most of my time was in Western Australia. And it’s in the last seven years that I had spent working and living in UK, had the opportunity to obviously travel and meet people like yourself at the international competitions and get to meet people in Africa. I’ve worked in over 50 breweries in 23 countries in the last seven years, which has given me quite a well-rounded understanding about how people produce beer in different countries, about their raw materials, and the different ways in which people appreciate the products that are abrood to their palates.

Markus Raupach: Wow, that’s very fast-paced, and very great overview that you also now have of a brewing sector and all over the world. Do you still remember your first beer?

Nick Galton-Fenzi: I do. Absolutely, I do. This is a bit of a crazy story. This is what got me into brewing originally. So my best friend at school, we were 16. My best friend Andrew Biggs, we were cleaning out his father’s garage and we stumbled across what was called an Alinda fermenter. And the Alinda fermenter was one of the very first imports into Australia. It was a black plastic 25-litre all-in-one kit and kilo. Before you’d seen Alinda fermenters there was nothing that was really sort of available. Cooper’s was only just sort of starting to get up and going. So anyone who’s used Cooper’s kits, we’re talking about mid to late 70s. So we finished cleaning out the garage, we’d found one of his fermenters, and we’d found some kits of Cooper’s that were ten years over past due date, which still had the original yeast on them. And his father said, as soon as we have finished cleaning out a garage, I’ll teach you how to make beer because this is what I did in my youth and it was great fun, and I learned a lot. So the beer we made was obviously terrible. The kits were well past the due date, the yeast probably wasn’t even viable at that stage. I’m going to say it was probably more of a lactobacillus fermentation than it was out of any other anaerobic activity. I at that point went, this is terrible. There must be a better way to make beer. I’ve drunk commercial beer and it’s great. But this is probably one of the worst things I’ve put in my mouth. So I made a little bit of a quest of mine to work out why, how. I then spent four years at university doing biology environmental and biochemistry not for that focus. It was an interest, science, thanks to my father. But to then work out how to make a good beer. And 25 years later, I would like to think that I can make an acceptably drinkable beer. But it’s taken me 25 years to learn and I have had my conscience, my what’s the word I’m looking for, my ass handed to me several times by some very, very competent brewers when I thought I knew how to make it all and what the best way to do it and what my knowledge was, and to what I am now learned today and how I learn it. So when my, I ran my own brewery for 13 years, I started Beaten Track Brewery in Kalgoorlie in Western Australia in 2005 and that gave me an understanding about market, demographics, people. And then as that further went through, I then thought that I knew everything. I thought that I understood how to make beer and by the time I reached UK, and I was brewing for one of Dorset’s largest brewing companies, Dorset Brewing, doing production for Wetherspoons, Marstons, I was the youngest brewer on the deck at that stage. And what the people there had taught me, and just me, yes, I had a lot to learn even after 13 years of practical brewing experience.

Markus Raupach: But it started like a hobby, and when, how did the decision go that you say okay, I make my earnings out of it. So I started as an own company. So how did that go? How did it work?

Nick Galton-Fenzi: That’s a very good question. It was a hobby and it was a passion of mine to understand the biology, understand the production processes, understand if I change this malt what was the flavor effects out of it. And I started originally home brewing and I would have people come around to my house and I would try the beers on tap. And I had a little three-tap system that I had built. This is in very early days, we’re talking 1998 in Western Australia, before people had really sort of even considered what home brewing was, what craft brewing. Our first craft brewer in Western Australia, which is the Bootleg Brewing in Margaret River region in 1988, and all this, I mean, it’s a long and a short period at the same time, ten years. And I was trying to replicate some of the things that the Bootleg Brewing had done. So I was brewing, people are interested in the products and they said you should sell this, it’s a good product. So I started seeking out a commercial premises, which was a powder coaters. So this is industrial warehouse that came up for sale. I had purchased the warehouse itself and speaking with the owners who were renting it out at the time, it almost sent me broke three times by the time I had purchased, I had made mortgage payments. I was working at the time trying to pay down until I could afford to actually move into the building. And by the time I’d moved in, I then started building a brewery. And it took me four years to build the cool rooms, the tap and tasting room. Unfortunately, Western Australia at the time, it was 2014, we could only sell under this particular license beer by nine liters. That was the smallest volume we could sell it. We couldn’t do tap tastings, we couldn’t do taproom events, you couldn’t even have someone come in and buy a middy schooner or a pint at that stage either.

Markus Raupach: So if I would have come to the pub, I would have to buy nine litres of beer?

Nick Galton-Fenzi: You would have had to buy nine litres as a takeaway, or I could have given you one or two free samples. But that was it. You couldn’t do anything more than that. If I had served you anything more than two or three samples, then I would have been in breach of my production license. So I then started lobbying the West Australian government and that took me two years. I had to get support from the smaller brewers, the middle-sized brewers. I had pushback from large brewers obviously because it was going to eat into their market share. I had pushback on smaller brewers that had tavern-style licenses. Whichever way I go, I had met market insurrection that no one was particularly happy about what I was doing. Two years later, by the time I managed to push through tap tasting rooms, any size takeaways from a producer’s license, there was 20 breweries that had then put in their licenses for assessment following the changes to the legislation. So that revolutionized brewing in Western Australia. And since then, it has been a significant growth market under a producer’s based license. And so whether it may be good for some of the producers or bad for some of the producers, I think it’s a good thing for the consumers who now had a significant choice.

Markus Raupach: And now you get a lot of free biers if you meet your colleagues in Western Australia, I think.

Nick Galton-Fenzi: I always remember that time, it’s a long time ago, we’re talking 2014 through to 2016. So it’s six years and a lot of the people who are starting breweries now, weren’t even part of that process. They wouldn’t have even remembered the nine-litre minimum production, minimum sell on a producer’s license back in 2005. So those who do I get very well looked after and those who don’t, that is amazing for their business.

Markus Raupach: And so it was a tough time also for you. And what about your family? Did they always back you? Or were maybe from your parents sometimes why don’t you be a teacher or a policeman or whatever? Stop that.

Nick Galton-Fenzi: I was working in two roles. So I was also working in mining at the time as well and I was also working the brewery. So I was doing on average, as with every brewery owner, producer, around 16 hours a week, sorry, 16 hours a day, and somewhere between 75 and 85 hours a week. So anyone who’s run their own business will be well familiar with the amount of hours that you need to do in order to do it. And it’s not because you want to make money. Anyone who wants to get into brewing to make money, it’s a flawed plan. But if you have a genuine interest in the product, and the demographic and the people and the science behind it, then you will gain a it’s a wonderful job. But there’s many other ways to make money that’s a lot easier, but not in brewing.

Markus Raupach: So your family was with you. They loved your beers. At least then.

Nick Galton-Fenzi: They did. My parents were very much into it. And I was self-funded. My parents gave me an understanding into science and how that worked, and I took that and ran. And it was very much thanks to my dad, Brian, who taught me all these things. And then said, this is how you do it. And then, Bill Biggs, who had the garage and the clean out, and he was an avid scientist as well, and how his understanding and imparting his information into that. So it was all science-based.

Markus Raupach: Wow. That’s the best base for making good beer. So that’s very good. Maybe also have a little look, how was the Australian beer market in these times, the 80s, the 90s? And how is it today? Maybe you give us a little overview what we will find if we come there today and how it developed in the last 20 years.

Nick Galton-Fenzi: Completely. It’s a really, really good question.

Markus Raupach: For people who don’t have any clue about Australian beer market. So for us, we only know Foster’s.

Nick Galton-Fenzi: Yes, so I guess that’s one of the most unusual things is that you will not find Foster’s in Australia at all. It is for sale in, it’s a very well-marketed, and it’s brewed under license in every single country. So if you are buying it in Germany, in Belgium, in England. If it’s in England it’s brewed at Caldicott. It’s brewed in Belgium, it’s brewed under license. It is a great product in everywhere that you go. It’s consistent for its market share. But if you expect to walk into Australia and buy Fosters, you will never ever see a tap here. We have some great brewers, the megas, and they meet the market demand into their market share. Small brewers, microbrewers, we can’t meet the demand for the drinkers. We can only produce so much. The larger brewers meet that volumetric demand. And we have some great brewers. Not every beer is to everyone’s flavour and taste. So you will find something when you get to Australia that you will particularly enjoy. And then if you want to investigate the smaller micro-niche market, then there are thousands of offerings that you will find that will meet your taste and flavour. So in the 80s, we had smaller offerings from very big corporations. We had the Alan Bonds of the world that were buying up large breweries, consolidating and making them into even larger breweries. We would have, if you were out buying beer at a public license, maybe one of four, it was about all that you would have the pick of. With the opening up of the market with the interest in microbrewing, which was spearheaded by a lot of the US brewers, Sierra Nevada, Pete Slosberg, Pete’s Wicked Ales, and even the smaller breweries in UK, things like Dorset Brewing Company and Bill Sharp before they’d been taken over, these breweries were small and met the market requirements. So you had this massive, massive offerings as in massive companies, small offerings. And then as you went through, you would then have more and more diversification, smaller and smaller companies with more and more offerings. And now we’ve run into the 2020s and you have so many little breweries with so many offerings and you can find yourself a chocolate peanut, double lactose stout, and you can find the most amazing single hop, single malt pilsner through single origin producers. And it’s really up to the consumer about what they want to drink, and which direction they would like to head as far as the products go.

Markus Raupach: That sounds a little bit that also the consumers change. Their knowledge, their mind changed, their tastes changed. Is that true?

Nick Galton-Fenzi: Correct, yes. I spent a lot of time in my first brewery, in Beaten Track in Kalgoorlie and I would have customers who would walk in, and I’d say, well, what do you normally drink and they would say, oh we drink Swan draft. I would drink Jack Daniels. I said, okay, so if you’re a Swan draft drinker, you’re going to like something that’s light, dry and crisp. The closest thing that we have to that is the summer ale. If they were Jack Daniels drinkers, it would be strong, and darker and sweet, and definitely with a focus on sweet. So we’d focus in on things like the scotch ale. And say, it’s not a whiskey, but it might meet your palate requirements of dry and sweet and slightly stronger as far as the tastes and flavours. So you would match your customer to the type of flavors that they were familiar with. And again, with any sort of human emotion, it’s familiarity and routine. And if you can pick something that a customer likes as far as taste and flavour, and something that they’ve experienced before, and say, okay, this is the bridging and it was taken from New Belgium, the ethos was essentially taken from places like New Belgium Brewing with a Fat Tire. And when a customer would walk in and say, I like Coors Light, and they would say, well, we don’t have Coors Light. But what we do have is we have Fat Tire for you. And they would say, oh this is actually quite tasty. This is not the same, but it’s something I’m familiar with. And then one consumer, one drink, one customer at a time, would then go, oh, this is actually not the same product, but a different product that I enjoy. And I like the taste and like the flavours. And that’s how you win over customers and customer appreciation and repeat customers by basing it on something they already had but giving a little bit of a twist, a little bit more taste, a little bit more flavour, a little bit more care, attention, some local ingredients, some local hop producers, some local malt producers. And then hopefully then that reaches into the realms of that farm-to-table, the farm-to-plate sort of scenarios where you are now supporting local people, local malts, rather than always going to the largest consumers, multi-conglomerates. And they’ve got a place and they got the time, but bring it back that little step and give a little bit more care, attention, consumer focus to the product.

Markus Raupach: And is there an Australian beer history and maybe even Australian beer styles?

Nick Galton-Fenzi: Of course. So our oldest and most well-known is the Cooper’s and Cooper’s Sparkling Ale. So when you look through the BJCP style guidelines, you’re looking to the Cooper style and that is the quintessential. It’s earthy, it’s woody, it is dark. We’ve got crystal malts, we’ve got some slightly darker sort of Munich malts, amber malts in this. It’s robust. It’s a flavour sensation. If you’ve never had a Cooper’s Red Ale from a 750 mil long neck bottle, it is just a flavour epiphany. You are not going to necessarily gel with it the very first time because it is a very robust flavour. But I think everyone at some stage needs to try that particular beer because it is Australia’s first oldest sort of style ale. It’s produced in South Australia and Timothy Cooper who runs and still manages the brewery, and if you ever get a chance to contact him about his history, you will be absolutely blown away by where they are, where they’ve come from and how they’ve managed to maintain such a market presence up until now.

Markus Raupach: And is this also the Australian Pale Ale? Or is this a different thing?

Nick Galton-Fenzi: So under the BJCP guidelines my take on this is, it’s supposed to be an Australian sparkling, Australian Pale Ale is supposed to be the Cooper Sparkling. It’s what it’s supposed to be modelled on. It is a very, very unique type of beer and we’ve never had anything prior to it, we’ve never had anything post to it. And I think that’s probably maybe where a lot of us judges sort of go wrong. You can read the descriptions in the guidelines, but unless I think you’ve tasted the actual original, and done a side-by-side to what some of the competition offerings are, it’s an absolute minefield. But there’s nothing quite like it. Once you’ve tasted Australian Sparkling Cooper’s that is, you can’t, it can’t be untasted. It is unique.

Markus Raupach: Okay, I have the same experience with all of the beers I had the luck to go to the roots and have the originals and it’s very different if you sit on a judging table and you have been there, you know the originals, you know the brewers, maybe the history and that gives you a broader understanding of the beer style and of the idea. And so I’ve not been to Australia yet so I have to do this in the future definitely. Looking forward to this. If we look to the other countries, they also in the craft beer area started to develop new, let’s say, styles. So like the New Zealand’s with their hops or other countries with wine hybrids and things like that. Is there also something in Australia going on now on this side?

Nick Galton-Fenzi: Completely. Look, the innovation from New Zealand-based hops as you’re probably well aware, much work or rework Nelson Sauvin, which had been around for a few years now and a very, very distinctive flavours. The offering of the Australian hops and the galaxy whichever one is very, very familiar with it as far as their tastes and flavours, and it still remains a stellar mid to full palate hop. I have seen a lot of innovation as far as West Australian hop growing and we now have our local hop, Preston Valley hops from the southwest in Mar Garu which is one of our major wine-growing region. And I have not used any of their hops but they are now starting to plant out and grow. And the market receiver, I was down at the Fremantle Beer Festival just on Saturday and I got to try Steve Wearing, he is the head brewer at King Road, he was using the Preston Valley hops in his pilsner. I gotta say it’s probably one of the most amazing West Australian pilsners I have tried. And obviously, you’ve obviously got to look at your how you call this and originality and what is a pils and pilsner and where it comes from. But as far as a lager goes, and the taste and flavour, spectacular. It’s a great hop, good brewers, good innovation, good growing, and obviously, attention to detail. And I think, we’re going to see a little bit more innovation. Even myself, I’m working with some Margaret River. Margaret River in Western Australia, or those people who don’t know, this is our premier wine-growing region. So if you are drinking wines from Western Australia, chances are they do come from the Margaret River area. It is our premium grape-growing type zone. And we’re starting to deal with places like Felix Casper Wines where we’re doing the Italian grape, the X Three sort of styles. And that was, thank you very much to people like Rory Lancellas of Aegir Project in Cape Town, in South Africa, who sort of spearheaded some of these styles and techniques. And I have learned from him as far as how and the process involved. And now we have some spectacular X Three Italian grapes that are going to go into production and market offerings in 2024. So, yes, there’s a lot of things that are happening as far as like hop innovation, innovation as far as alternative ingredients, local malts and provenance availability to market.

Markus Raupach: And as you are also distilling, so what about, what spirits are you producing? And is there also some interaction like ageing beer in spirits barrels and things like that?

Nick Galton-Fenzi: Yes, that’s a really, really good question. As far as like the distilling side of things, we are a fledgling market, I would like to see more grassroots sort of wash through to finished spirit production. But we have some amazing industrial distillers that are able to distil 100% whitewash to the point of, it creates an amazing flavour profile as a neutral grain alcohol. And then making gin from those processes and then doing a finishing polishing product in pot stills gives market demand, market and consumers what is probably far up and above what those producers who are making their own washes and distilling four or five times in order to get some very clean, neutral alcohols. So using a combination of industrial distillation, and artisan small distillation, we can make some very, very good quality products. And I was just out with a colleague of mine last night, and we were discussing the merits of start-through-to-finish washes versus using industrial continuous distillation, and then polishing processes. You can’t compete with the quality of products that they make. It’s very clean, it’s very neutral. And I’ve distilled vodka in Poland and UK, and I still haven’t come quite close to the quality of industrial spirit with a copper reduction polishing process. By the time you’ve done it six times distillation. One day, Markus, you have to make it down here so you can come and try these processes and see and taste for yourself. Because I can guarantee we probably won’t see the eyebrows on your forehead once you realize exactly what and how these things are being done, because they are an incredible taste profile.

Markus Raupach: So the things you are distilling, it’s in a larger scale? Or also more like micro-distilleries?

Nick Galton-Fenzi: So the micro-distillery side, plenty of smaller size 250, 350-litre pot still styles, but we are using a combination of both primary production to make wash and industrial fermentation to make neutral ethyl alcohol and then flavouring using junipers, corianders, all the typical styles of gin production for London dry.

Markus Raupach: But you don’t do whiskies and things like that.

Nick Galton-Fenzi: Personally I have been involved in whiskey production in Isla But in Western Australia, we have one distillery, which is running with to my knowledge that are doing full whiskey production. We have more distilleries in Tasmania than what there is in Scotland and they have their own peat bogs. The unusual thing about peat bog in Tasmania is that most of the detritus material is coming into the peat bog from eucalyptus pepperberry-style of organics. So it’s very spicy, very peppery, which gives it such a unique flavour and you can’t replicate that anywhere around. Whereas obviously when you’re in Scotland, you’re dealing with a more neutral organics from their peat and gives very, very different flavour profiles, depending on what the plant growth and organics is around at the time and what you’re burning, what you’re smoking.

Markus Raupach: Wow, that really sounds interesting, especially as I’m a fan of all these smoked things. And so I have also to try the Tasmanian whiskey.

Nick Galton-Fenzi: Yes, absolutely.

Markus Raupach: I read that you also have been working in the West Indies so in the Caribbeans. How was that? Especially with the weather conditions. And did you ever have time to brew because you always have been to the beach? Or how was it there?

Nick Galton-Fenzi: I had a great experience in the Caribbean. I was employed through the Carib Brewery in St. Kitts and Nevis, so it’s a sister island, St. Kitts and Nevis. And those islands are located 15 minutes apart. The Carib Brewery is the licensee for Royal Stout, Guinness, they also produce Carib, Carib Light, three ranges of soft drinks. And it’s mostly lager production at 28 days in cold ferment-type conditions. I was very kindly taken under the wing to do some product development and analysis. Unfortunately, I was right in the period of Covid when I had landed in 2020. The usual number of tourists that you would normally see through the island is around 10,000 a week. So you have an island that has a population of 30,000 people with 10,000 people a week visiting. I had landed right at that point where the tourist trade had really started to slow down. We’re due to launch a new product, the Carib IPA. It’s an American tourist destination and hotspot. And the project went a long way. We did a lot of market testing and confirmation and got, the product actually got released I think 2022. But it was a good six months after I had left the project. So I hadn’t unfortunately followed up but yes. I have the Guinness licensees. The Carib Brewery does all the production for Antigua, Trinidad, Tobago, Florida, and if you’re drinking Guinness, which is the royal, which is the tropical stout, it’s a seven-a-half per cent stout that’s served in 275 mil bottles and it’s sweet, strong, dark, very, very full flavour. But incredibly well attenuated. You’re talking attenuation of like 85%. So although you have it’s got no sharp bite to it or anything else like that. It is just pure malt and it’s malten dry, and it’s surprisingly refreshing for seven and a half per cent. For the last, until 1990, it was one of the largest sellers in the Caribbean region through Jamaica, Antigua, St. Kitts and Nevis, which is just amazing considering the colour. So yes. But no, great experience.

Markus Raupach: It’s very, very interesting. And in an area where it’s so humid, it’s so warm, that people drink seven and a half per cent as their favourite.

Nick Galton-Fenzi: Completely, completely.

Markus Raupach: Yes, and I also read that at the same time or a little later, you also had a little mead adventure. So you also went into this alcoholic drink. How did that come?

Nick Galton-Fenzi: That’s right. So I was contracted through the Wye Valley Brewery and Meadery, the hive mind brew house. We originally started their first brew house, I originally started that and built their first brew house. There was some issues with the lease and lease holdings, the landholder eventually had to pick all the materials up and then rebuild the entire brewery in Caldicott which is just down the road from one of the largest industrial brewing for the whole of the UK in Caldicott. So I was doing the mead production and the first load of their beer production. And we had three first releases, which was the IPA, their summer ale and their big smoke, a smoked porter, which took out a three-star great taste award for the UK. One of only two beers that took out the three-star awards out of about 5000 entrants. So it was a very nice, very nice accolade and being produced at the moment. So if you haven’t got to check them out, Wye Valley Brewery and Meadery in Caldicott in Wales. They have a number of hives that is at the Caldicott Castle, which is right next door to them. And that castle was built in the 1100s. Their hives are based in that Caldicott area and they use the honey from the castle to do all their main production. So Matt Newell, he is a beekeeper, he does all the honey production through to their mead production. And it’s a full start through to finish establishment as far as so I was doing all the water chemistry, their new brewing production and their mead development and analysis.

Markus Raupach: So you were more involved in the beer side there not on the mead side?

Nick Galton-Fenzi: Definitely. Yes definitely more in the beer side of production. And I was doing the water chemistry innovation for their mead side of things. So obviously, when you have a 15% traditional mead, you still have 85% water to do your dilution. It’s very important to make sure that that water meets the taste and flavour requirements that complement the finished mead. So we’re using things like heather meads, very, very delicate. And we’re using the summer meads, which are a little bit more robust. So by looking at those water chemistry and balancing that up with a few chloride, your sulfates, your calcium and your yeast health sort of parameters it was making sure that everything had balance into it.

Markus Raupach: So also a fascinating world. And maybe what brought you back finally to Australia? What are your plans for the future at the moment?

Nick Galton-Fenzi: Yes, so my folks live in Western Australia. I had moved back from UK mid-last year to spend some more time with them. And that’s pretty much what the draw card was to make sure that my parents got looked after and they’ve obviously given me everything they have entirely, and I need to make sure that they get looked after. And I’ve been very fortunate to be taken on by groups in Western Australia. The Wildwood Brewing down in the southwest, Flying Fine by Sinjin Hammond, who are a brewery and distillery and stoler. And I continue my knowledge and I continue to learn and understand as far as every single day that you’re brewing, you are learning this. There’s no two days. And I’m now just coming to understand the difference between summer and winter conditions. So in Perth in Western Australia, we have a very large desalination plant that operates off our coast and that produces most of our, not most of our, but some of our drinking water. We chandi that back into our natural water mounds. We’re a fairly dry place. But the difference between the summer rainfall and winter rainfall means the difference between 400 parts per million TDS down 280 parts per million TDS. So it’s looking at those differences in summer and winter rainfall and how that impacts on our local water supply and what that means for our brewing water supply. Because in summer, I need to up the calcium chloride, calcium sulfate to make sure I get the correct mash pHs and in winter, I need to dial that down by about 30% to make sure that I meet the requirements of that. And then in one of the breweries that I’m working at, we have tank and rainwater. It’s a very finite supply, 200,000 kilolitre supply. Sounds like a lot. But when you’re doing brewing at a five to one ratio, that means for every one litre of finished beer using five litres of water. So looking at rain, like how to make sure you save water and how the seasonal differences between summer and winter on your water vary and what that means for your consumers. And it’s quite substantial as far as production.

Markus Raupach: Wow, so that sounds again, like a lot of work a lot of science to be done, a lot of things behind the curtain. So just last question, if people come to Australia, if they want to try some of your beers, what do they have to do? Where do they have to go to meet maybe you and your beers, of course, and your spirits?

Nick Galton-Fenzi: Send me an email, that’s all I can say. Send me an email, I would love to hear from anyone who is visiting. I am a keen advocate for Western Australian beers, spirits hospitality, and please just get in touch. And I will point you in the right directions about where you need to go, who you need to have a chat with, and Markus you are top on the list. And you probably need to get here and bring Bastian from Altenburger Brewery with you. And I’d love to host both of you and show you around. And because we have some incredible offerings. It’s a lovely place. It’s quiet, it’s easy to get around, it’s a very, very safe place. And we have some great beers and great spirits on offering. And it’s a long way to travel. So it needs to be a little bit organized, but please just get in touch and I would love to host anyone who would love to visit the area.

Markus Raupach: Fantastic. So you will put your contact data of course in the show notes and so thanks a lot for this wonderful conversation for this insight into the other side of the world and that you’re so open and produce so many good beers and spirits. And also thanks for your friendship and I’m also very much looking forward to visit you and Australia, and of course I will bring Bastian also with me. He was also already on the podcast so we are good friends and he makes fantastic beers, and I’m thinking he will be also looking forward to visit you. So thanks a lot and see you soon.

Nick Galton-Fenzi: Thank you Markus. All the best and thank you very much for your time.

 

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 31 – Talk with Father Karel, Subprior and Brewer at Grimbergen Abbey Brewery, from Grimbergen, Belgium

Grimbergen Abbey has not had its own beer since the brewery was destroyed during the French Revolution. After more than 200 years, the 15 monks of Grimbergen Abbey and the brewery groups Alken-Maes (Heineken) and Carlsberg have now decided to resume operations at the abbey north of Brussels, Belgium. A microbrewery with a capacity of 10,000 hectoliters per year started production in 2021. Father Karel combines his daily monastic life with the management of the abbey brewery and supports the master brewer Marc-Antoine Sochon. To this end, he completed an apprenticeship at the Jacobsen Brewery in Copenhagen and received theoretical instruction at the Scandinavian School of Brewing. Today, the brewery has three beers: Grimbergen Astrum Pale Ale (6%), Grimbergen Magnum Opus Brut (8%) and Grimbergen Ignis Quadruple (10%), but father Karel and the brewmaster are already working on new beers, especially some barrel-aged ones, as he tells us in the podcast…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Zusammenfassung auf Deutsch:

Vater Karel erzählt, dass die Abtei Grimbergen die älteste noch existierende Norbertinerabtei weltweit ist und eine lange Brautradition hatte, die während der Französischen Revolution unterbrochen wurde. 1958 begann die kommerzielle Produktion des Grimbergen-Biers durch andere Brauereien, und seit 2016 ist Carlsberg daran beteiligt. Vater Karel, der zuvor in der Seelsorge tätig war, spielt eine zentrale Rolle im aktuellen Projekt einer Mikrobrauerei innerhalb der Abteimauern, die 2021 eröffnet wurde. Diese Mikrobrauerei produziert einzigartige Grimbergen-Biersorten, die sich von den traditionellen Sorten unterscheiden.

Vater Karel spricht auch über seine persönliche Geschichte mit Bier und Wein, seine Entscheidung, dem Klosterleben beizutreten, und die täglichen Aktivitäten in der Abtei Grimbergen. Er beschreibt die Abtei als lebendige Gemeinschaft mit einer aktiven Mönchsgemeinde, die sich in pastoraler Arbeit und Projekten wie der Unterstützung der Ukraine engagiert. Zusätzlich zur Brauerei gibt es in Grimbergen eine Ausstellung, die den Besuchern die Geschichte des Bierbrauens und die Bedeutung des Hopfens näherbringt. Das Wappen der Abtei, ein Phönix, symbolisiert die Widerstandsfähigkeit und den Glauben der Gemeinschaft. Vater Karel träumt davon, ein Bier mit der originalen Hefe von 1795 zu brauen und experimentiert mit der Verwendung von Weinfässern für die Bierproduktion. In der Abtei werden verschiedene spezielle Biere gebraut und verkostet, darunter ein winterliches Glühbier und ein Champagner-Bier. Abschließend lädt Vater Karel die Zuhörer ein, die Abtei zu besuchen und die einzigartigen Biere zu probieren.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we travel again in the wonderful beer country of Belgium and we visit a very special brewery in a monastery. And we visit of course, also the man who had the idea of the whole thing. It’s Father Karel from Grimbergen. So hello, Father Karel, and maybe you introduce yourself a little bit to our listeners.

Father Karel: Hello, everybody. I’m Father Karel. I’m 59 and I’m Norbertine father of the Abbey of Grimbergen. And Grimbergen is the oldest still exist Abbey all over the world of Norbertine fathers. And we have always a tradition of brewing until the French Revolution. And then we are still wait until 1958 of the commercial Grimbergen you can find everywhere brew by other breweries. And now it’s in the hands of Carlsberg. And in 2016, Carlsberg, Alken-Maes and the Abbey decide to put a microbrewery here in the walls of the Abbey of Grimbergen. And so I’m involved with this project and that’s a short way. Before I have also done a pastoral work more than 25 years. And so.

Markus Raupach: Let’s start maybe a little bit in these early days. So do you remember when you had your first contact to beer? And was it before or after you decided to enter the order?

Father Karel: Yes, it was when I still was father in the Abbey. I was in vault at the moment with the three big Paris and the Abbot asked me in 2010, he needed somebody for the accountancy problems, finance problems, and the workers in the Abbey. And he asked me, Karel, can you do that? Okay. Very soon, you know what you must pay for everything to renovate the roofs and so on and so on. But I don’t know at that moment what is income of the Abbey. And then we look forward of the contracts we had with Grimbergen beer. And at that moment, we were already still by Carlsberg, called we have by a Belgium brewery they have by the name Grimbergen, the name Grimbergen, and also the coat of arms of the phoenix. So I travelled to Copenhagen to negotiate an old contract and that was a start of my beer expertise and so on. Very good thing. And we find there, a partner with Carlsberg who have also seen that the Abbey had, that human beings are more important than only to get money. So we were very glad with that. And in 2016, the CEO of Carlsberg came to Grimbergen and he asked me, Father, tell me your dream. And I told him my dream is to brew again inside the walls in the basement of the Abbey, 500 litre or so. And another guy on the board of Carlsberg, he told me, Father, we are multinational. We don’t care about 500 litres beer. And everybody laughing with me. The fathers, my colleagues, they laugh at me. They say, you see Father Karel’s stupid idea? No, no, said the CEO. It’s not a stupid idea. It is a nice idea and I have the money for that. And so we start with renovate festivity hall to a microbrewery, and the opening was in 2021. And so we are still now two years, full two years working on it, the different Grimbergen beers. And what we make it’s not the normal Grimbergen beers you find everywhere, the blonde or the double. Very good beers, but that is made by the big breweries. We make new varieties for the future here in the microbrewery.

Markus Raupach: So fascinating story, and maybe just a little bit back in your personal history. So can you remember your first beer, when you drank your first beer?

Father Karel: My first beer I was I think 50 years old, and that was I think Gouden Carolus. Yes, my name is Carolus, gold Carolus. It is a dark beer, very famous here in Belgium. Very tasting beer. I knew I have my periods that I have drinking beer. When I was a parish priest, I was also very involved and my passion was also (Burgundy?) wine. And that means that we, do we now also samples with barrel aged in the brewery of Burgundian barrels and so on. So yeah, and of course, since 2010, 2012 it’s daily that I must have drinking beer, different other types of beers of other markets, other breweries. It’s very exciting to do that, yes.

Markus Raupach: When you were a young boy, when did you decide to go into the Christian order? Was it a process? Or was it something you already always knew?

Father Karel: It was not a process, it was like, boom. I was anti-Catholic. It was not so of the same line of the Catholic Church at that moment. But I meet a priest and I said to myself, he’s always happy, and I don’t understand it. You don’t have a wife, the salary it’s nothing, it means nothing. You must know in Belgium it’s different than in Germany. In Germany it’s, es gibt kein Steuer. We don’t have that in Belgium. We have a salary of the state, but it’s very, very, very low. You can simple life with that, that’s only that. So, and I was wondering that he was also happy. And he bring me to the gospel of Jesus and there are other various in life than only get money. Yes. And that was, for me, a very important meeting to know that and to have more and more the knowledge to find my way in that. And then I look forward to an abbey because I think I’m not make. I’m not a person to live alone in a house. And so that’s the reason that I came here in Grimbergen. Doing a pastoral, living together inside the Abbey, but going outside on pastoral work, hospitals, schools, and so on and so on.

Markus Raupach: Yes, and maybe the people don’t really have an idea of what and where the Grimbergen Abbey is. So maybe you describe a little bit where you are and how it looks like and how many monks are there and how life is everyday.

Father Karel: Okay, Grimbergen is on the periphery of Brussels, in the north of Brussels. By car you can drive in ten minutes to the airport, international airport of Brussels. You are in ten minutes in the centre of Brussels. So, but it is in the Flemish part, it’s not in the French part. It’s the Flemish part of Belgium. Grimbergen, what I say already, is the oldest Norbertine Abbey founded by St. Norbert himself. And also in Germany, St. Norbert’s very famous, certainly in Bavaria, because we have a lot of Norbertine Abbey’s there in Windberg, Roggenberg, in the south of Bavaria different abbeys, also Norbertine Abbey’s. So Grimbergen we are now with nine fathers in the Abbey and two fathers in South Africa. So it is a varied community, but a very active form. All the fathers doing a lot of work, seven parishes or more, all in the north of Brussels. I think we are at this moment we do a lot of 25, 30 parishes. Somebody who is also volunteer working, doing working in the hospital, University Hospital in Brussels. I am also involved. I’m involved with the microbrewery but also with what I have done volunteer with Ukraine. Different convoys bring ambulances to their renovate. Already three schools have built shelter, like a bunker for 300 children in Ukraine. So that’s my pastoral dimension. And on the other hand, I do the microbrewery. I’m more the marketing guy and the face of the microbrewery, and of the mark of Grimbergen, yes.

Markus Raupach: Yes, and it’s not only a brewery, you also have this wonderful exhibition. What was the idea to do that to have like a whole experience? And what can people expect if they come and see that?

Father Karel: Yes for me, it was important that a brewery, you can put a brewery anywhere. But an abbey brewery that’s yes, that’s a little bit different, because you are still in an abbey. So there is a time of silence. That means that we don’t work in the weekends. That means that we don’t work at night. That we have a very good humanity, relationship with the workers, two guys, young guys who work in the microbrewery and are members of Carlsberg group. But we have a very good relationship with them. For instance, to know what, how is their family situation? Yes, it’s important to know that and also people who come to us. So for me, there is, we want a brewery, a small brewery, but also an experience, experience of hops. A lot of people don’t know anymore what is hops. So we have put a small hop field inside the garden, and also an herb garden. Because in the time of the Middle Ages, there was still herbs to making beer to give bitterness on the beer more sustainable 40 days and also a sighting and other moment to have beer that sustainable 40 days. And we’re still waiting when hops comes from Germany. It’s from the Vikings. Vikings. Then Germany, and Germany by the ports of Bremen and Hamburg came to here in Belgium. The first Abbey was African. And then it’s ten kilometre from Grimbergen. And so we know on all drawings, we see all the hop fields in the Middle Ages that we had. So for me, it was important to have a hop variaty of the Middle Ages, the Groene Belle. It’s an aromatic hop that we can use on the end of fermentation, boiling the wort. And then we have also an experience hall with different Belgium beer styles and tastings. And the people they can come in group by guide, or they can do it by themselves. And so guiding tour, and then they can go look inside the microbrewery and also they can put with a key, I like this one. I like more hoppy beer. I like more sweet beer. And on the end of the tour, the computer calculates which Grimbergen you shall like it. And you can order them in the bar. The Phoenixhof is a big brasserie with food pairing. There you can taste all the Grimbergen beers, and of course, the varieties of the microbrewery we make now.

Markus Raupach: Yes, it’s a fascinating experience. I did it myself when I visited you. And maybe also for clarification for our listeners, The Phoenix is like the logo animal of the Abbey. Where does that come from?

Father Karel: Well, the phoenix is a mythological bird and the fathers have put the phoenix as coat of arms of the Abbey as symbol after the first destruction we think in 1142 already. Then you must know that the Abbey after that is three times destroyed and they put it in flames. They were occupied by Spain, we were occupied by the Ottonen and Hungarians, we were occupied by the French, we were occupied by the Germans. But because with the French they have destroyed a lot of things in the French Revolution here. So three times is, they have, the Abbey was totally destroyed. And even then the fathers came back and rebuilt everything, the Abbey and the brewery, each time again and again and again. And that’s make for us that the phoenix is the DNA of Grimbergen, of the fathers of Grimbergen. We believe in ourselves, we believe in our mission. Its resilience, very important, and we are proud also for that. So, and that’s for us, it’s more than a mythological bird. It’s for us, it’s mean, yes. Hands and foot and, yes, everything. 

Markus Raupach: You told us that it’s the oldest brewing tradition more or less in Europe. Could you say a little bit about the early history? So when did the monastery and the brewing start? And maybe also, what influence had it on the location of the brewery today?

Father Karel: We still know that there was a brewery before 1566, before the religious war between the Catholics and the Protestants. Because when the fathers came back after the destruction of the religious war, this day in a daily book of a father, the abbot, Abbot de Velasco, he rebuilt the brewery. And it makes sense because we know that each Abbey had in the Middle Ages, a brewery. Why? Because in different places, water wasn’t drinkable, first and second, beer, cheese and bread was a kind of payment the workers. You must know that in the Middle Ages, more than 1300 people work for the Abbey. The Abbey has 2500 acres great. It was amazing, with ten farms with eight water mills. Also fouir windmills. They have territory, woods, and so further and so further. They have a big lake also for fishing, because they eat fish three times in a week. So it was an economical point, it was an education point, it was the liturgical point, a spiritual point an abbey. It was very important. They were the first you can say the first big companies in Europe, abbies. You can say you like it or you like it not, but that is our history, even in Germany, I think. That’s our  history. So we know, and we have just before the French Revolution, so the French came here in 1794 and then it was very tough for the fathers to have lived inside the Abbey because they must pay a lot of taxes. And there was no anymore allowed to be priests. The free out of the Abbey by the sword of French soldiers. And we have still ingredient list at that time from the last brew that we have of how many hops, how many wheat, how many malt, everything. And that’s now the occasion we have to find out a brew have similar – but it’s not easy – to have a brew similar to make a brew similar, like a brew before the French Revolution. That’s my dream to still make it. So we know now where was the old brewery? We have found in underground the place and we have taken measurements and send it to Copenhagen. And they have, we have sent ground of the old basement of the brewery and they have analysed it. After three months, they sent me back phone and they said, Father Karel, we have found the original yeast of the brewery of the brews before the French Revolution. Wow, that’s amazing.

Markus Raupach: And with this yeast you’d make your beer nowadays.

Father Karel: Not yet. Not yet. We are still working on it. Now we use the normal Grimberger yeast still, but I think in one year or two years we will certainly come with a beer, a Grimbergen beer with making by the original yeast of 1795.

Markus Raupach: So that’s really a fascinating story and it also shows that you are still going forward and developing new ideas, new beers, new ways to produce beer and also the idea to bring the past back a little bit. Maybe at the moment which beers are available in the brewery when people visit you? Which beers can they have and what is their idea of each beer?

Father Karel: So at this moment, we have four/five beers. We have a winter beer, only in wintertime. It’s a Glühwein, but then in beer. With caneel [cinnamon]. It’s very exciting. It’s a dark beer. Then we have Astrum. And Astrum bring us to the history of the top of the microbrewery. We have the first observatory for stars. It’s called Mira. It’s protected by the king of Belgium and it was also a father who was the founder of that. And so we have added, and it’s an IPA on the end of the lagering. We added galaxy hop on it and it’s six degrees. It’s a very refreshing beer. It’s the daily beer that we’re drinking on the end of the day in the brewery. Then we have Ignis and Ignis means fire, and it’s been to the rich history of Grimbergen, what I told you different times destroyed. They have put everything in flames. So for me it was important to have the burning wood in my glass, to smell the burning wood in my glass. So what we have done is roasted malt added to the beer and that gives you an, yes, you you can smell the burning wood on it and also a little bit banana taste on the end. It’s a quadruple, it’s ten degrees. And then we have Magnum Opus, it means masterpiece. And this was a beer we have made it for the opening of the microbrewery. We are brewers, beer brewers, we are not winemakers. So when we were winemakers for an opening we sell used champagne, but we are beer makers. So what we have done on the end of the third fermentation with Grimbergen yeast, we have added champagne yeast. We don’t can use the name because it’s a protected name, champagne. So we call it with a sprinkling yeast, but people know it’s come from champagne for Epernay, and that give a very refreshment and a dry on the end. But for me, it was not enough. I want also to have the taste of wine in my beer. And then we have found and hop variety in New Zealand, Nelson Sauvin. And that mixed numbers of molecules of white wine and it’s a hop field near wine field from Sauvignon Blanc. And so you become in that beer a refreshment, minerality and on the end of the yeast, of champagne yeast, a dry taste on the end. But this is what we have now. And we have also a brut rose, and that you can only taste in the Brasserie Phoenix of near the Abbey. And then we have added on the end of the lagering 8% quick on it. So it’s very exciting. It’s not sweet. It’s not sweet because quicks are no sweets. So yeah, I can only say come and taste it.

Markus Raupach: Yes, and I only can confirm that because I was there and I tasted it, and all the beers were really fantastic. Really very special. And of course being from Bamberg I love the little smoky character of the smoked malt in the Ignis. So it was really a great experience. And also afterwards you also showed us your experiments with wooden barrels. So they’re also very interesting beers. How did this idea come at the moment and what is maybe in the future available about that?

Father Karel: My big passion is also wine. And so I went since 2001 to Boulogne and I know a lot of winemakers and farms, wine farms there. Have very good relationships. It’s more friends for me than I must buy wines there. And so I asked them, is it possible to have barrels for Mirassou when they have put Chardonnay? Do you have also Pinot Noir barrels from a very impressive village in France. And also a friend for me who is, it’s one of the biggest wine, famous wines, Le Pin from Jacques Thienpont in Bordeaux Pomerol and that’s Merlot. We have put there, the Magnum Opus, and on the right one, we have put the Ignis, yes? And so what we have seen now, we have seen that on the barrels of Merlot from Bordeaux, that there is a second fermentation. So that rest of the yeast and also for the grapes of the wine are still in fermentation. And that gives another taste on the beer. And when you don’t know it, then you have I think a glass, a dark glass and you taste that, that can be difficult to find out it’s now a beer or it’s vine. And you have tasted, so you can tell them. So and that we want also to do that. It’s no innovation but yes, it’s very nice. It’s for me, very nice to do that.

Markus Raupach: Yes, it’s very nice and also I must say it’s crazy or impressive to see that you still can do something special, something different to all the others and it’s a unique taste, unique idea which you have in the Abbey. And so that’s really interesting that you have beers that are a little bit like a Flanders red or a little bit like a Greek or a little bit like a champagne beer but still in a different way. So that’s really fantastic. So I know you have limited time. Maybe a last question. In your monastic life with your other fathers, when during the day do you drink beer and which ones? Or are there special days where you drink special beers?

Father Karel: So normally at 11 o’clock we have a tasting in the brewery because your mouth is clear and fine. And then on the end of the day at 5 pm, we have a meeting every day I come there, even I have busy in the Abbey. I come there greeting my colleagues there and we have certainly a tasting of the beers. We always taste Astrum because it’s low in alcohol. The rest, Magnum Opus is eight, quadruple is ten degrees, Brut Rose is also eight. So you must be a little bit careful because we are still working after that in the Abbey. We have meetings still in the evening. So yes. And then on Sunday in the Abbey, all the fathers we then have a very good glass of Grimbergen on Sunday evening.

Markus Raupach: And for Christmas?

Father Karel: And for Christmas itself, we either have the Hiemis Calix. It’s the golden Calix. It’s a winter beer, yes.

Markus Raupach: Okay, so fascinating. I wish you all the best. Thanks a lot for your time and as I said, I really encourage all our listeners to come to the Abbey to visit you and visit this fascinating project and honour and taste your beers. Thanks a lot.

Father Karel: Always welcome. Thank you. Bye-bye.

 

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 128 – Interview mit Bruder Tobias Matheis, Brauer im Franziskaner-Minoritenkloster Schönau in Gemünden am Main

Bruder Tobias von den Würzburger Franziskaner-Minoriten bekam zur Feier seines lebenslangen Eintrittes in das Klosterleben, der Profess, von den Kollegen in seiner ehrenamtlichen Arbeit in der von ihm gegründeten Würzburger Straßenambulanz ein ganz besonderes Geschenk: Einen Braukurs beim Inhaber der damals kleinsten Brauerei Frankens, Frank Engelhardt in Seinsheim. Die Saat war gesät, seitdem begleitete ihn seine improvisierte Brauanlage von einer Station zur nächsten und auch die Freundschaft zu Brauer Engelhardt wuchs. Heute ist Bruder Tobias der einzige Bruder in Deutschland, der auch innerhalb der Klostermauern braut, und stellt somit die kleinste Klosterbrauerei der Welt dar. Im BierTalk sprechen wir über seine Geschichte, seine Ideen und verkosten natürlich auch sein Bier, das – kleiner Spoiler – auch geschmacklich völlig überzeugen konnte…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute, Samstag vor Weihnachten, ist es wichtig, auch mal andere Wege zu beschreiten und trotzdem auf dem Weg des Bieres zu bleiben. Und deswegen habe ich mir überlegt, wir besuchen einen ganz besonderen Menschen, Bruder Tobias im Kloster Schönau, der selber eben auch den Pfad des Bieres auch beschreitet und der über den weg Spiritualität und Bier auch anderen Menschen dieses Thema näherbringt. Also sehr schön, dass ich überhaupt hier sein darf, diesen Ort auch kennenlernen darf mit dir zusammen und schön, dass du da bist. Und vielleicht ganz kurz, wenn du dich unseren Hörern nochmal selber vorstellst.

Tobias: Ja, gerne. Herzlich willkommen auch hier bei uns in Schönau. Mein Name ist Bruder Tobias. Vielleicht vorweg, ich bin Pfälzer, ich versuche Hochdeutsch zu reden, aber ich hoffe, man versteht mich, aber der Akzent wird bleiben, ne, da stehe ich auch dazu.

Markus: Wunderbar. Kloster Schönau, Pfalz, wie kam dieser Weg, wie kamst du überhaupt so ins Klosterleben, kann man es so relativ zusammenfassen oder ist das ein längerer Prozess?

Tobias: Das ist schon ein Prozess, du kannst nicht sagen, jetzt ist die Berufung da, jetzt weiß ich Bescheid, dahin geht es. Es sind so kleine, ja, Wegmarkierungen oder die sogenannten Zufälle, die es ja nicht gibt, die einem zugefallen wären. Und wenn man das ernstnimmt, diese Zeichen, dann kriegt man dann auch schon einen Weg gezeigt und was dran ist. Und irgendwann, früher oder später, kommt der Punkt, wo ich mich entscheiden muss auch und werde sagen in meinem Leben, da gibt es noch mehr als das, was mir Welt und was vorgaukelt.

Markus: Und es gibt ja verschiedene Orden. Was für ein Orden ist das, wo du jetzt hier bist und gibt es da auch einen Entscheidungsprozess, wo man da hingeht?

Tobias: Also für mich war diese Spiritualität von Anfang an klar, dass Franziskanische, also wir folgen einem Franz von Assisi, der diese Spur gelegt hat. Und ich kann nur ein Stück nachfolgen, seinen Spuren. Ich bin kein, das ist ja auch das Oberbayrische, das Schöne, eine Verbindung, Franziskaner, ja, also Franziskanier. Es gibt nur einen Franz von Assisi und ich bin der Tobias und habe meine Berufung und die muss ich in dieser Spur des Franziskanischen gehen. Aber in der Spur dieses Ordensgründers, der uns gesagt hat, wie wir leben sollen, wir sollen die Menschen zur Liebe Gottes führen in Freundlichkeit und Fröhlichkeit, ne und das versuchen wir hier auch ein Stück bei uns.

Markus: Das heißt also Lebensfreude, Lebenslust gehört auch irgendwie zum geistigen Leben dazu?

Tobias: Das gehört mit dazu, wie auch alles andere, was ich im Leben erfahren werde, früher oder später, es gibt eine Freude und Fröhlichkeit und glücklich sein. Aber auch, ja, das Dunkle, wie beim Brauen auch, ne. Ich brauche die Bittere im Bier, die gehört dazu, zu dem guten Geschmack, ja.

Markus: Ja, oft ist es ja die Bittere, die dann eben den Anreiz setzt, weiterzumachen. Ist ja vielleicht auch im Leben manchmal so ein Punkt. Wie soll ich mir das vorstellen, so ein Bruderleben im Kloster? Wie viele seit ihr hier in diesem Kloster und wann geht so ein Tag los und wann endet der und was passiert so dazwischen?

Tobias: Genau, wir sind hier in Schönau sechs Brüder. Das Tagesprogramm, wie es gestaltet wird, legt jeder Konvent an seinem Ort fest. Wir beginnen hier um 06:45 Uhr, also die Gebetszeiten und Essenszeiten sind Gemeinschaftszeiten. Morgens beginnen wir mit der Laudes und Meditation, Stille und Gottesdienst und dann ist so das Tagesprogramm, unterbrochen wieder durch Gebet, Mittagsgebet, Mittagessen. Und abends wieder die Vesper und zwischendrin, was jeder Bruder halt für eine Aufgabe hat.

Markus: Und wie lange bist du hier an diesem Ort schon?

Tobias: Ich bin hier vier Jahre im Kloster Schönau. Und wir haben jetzt wieder Kapitel und ich werde die nächsten vier Jahre auch noch hier sein.

Markus: Ach, das heißt also, alle vier Jahre könnte man theoretisch auch woanders hin?

Tobias: Genau, das ist Provinzkapitel, wo auch der Provinzial neu gewählt wird oder wiedergewählt wird. Und der guckt dann in seinem Programm, was er vor hat oder was, wie, wo besetzt werden kann.

Markus: Also er entsendet dass quasi auch die Leute so ein bisschen?

Tobias: Genau, ja.

Markus: Wo warst du vorher, was gab es da für Stationen und was hat dich dann hierhergeführt?

Tobias: Gut, die ersten beiden Jahre der Ausbildung bei uns in den Orden rein, ist das Postulat und das Noviziat. Das war bei mir damals in Maria Eck, das ist ein Bergkloster am Chiemsee in Oberbayern. Und da habe ich die ersten zwei Jahre verbracht. Da war auch ein Klostergasthof dabei, die Wallfahrtskirche und das Kloster. Und dann ging es weiter in Würzburg, da ist dann das sogenannte Juniorat. Und dort habe ich dann auch meine feierliche Profess gemacht in Würzburg, also die Gelübde auf Lebenszeit. Da war für mich auch klar so ein bisschen die Arbeit, wo die hingeht. Ich bin von Beruf ja Krankenpfleger und habe da in Würzburg die Würzburger Straßenambulanz gründet, so eine medizinische Versorgung für Wohnsitzlose, und deren Tätigkeit gehe ich seitdem nach. Und da kommt jetzt auch dieses Bierbrauen mit dazu. Zu meiner feierlichen Profess haben mir die Kollegen von der Bahnhofmission, Wärmestube, so einen Braukurs geschenkt. Und da habe ich den Frank Engelhardt kennengelernt, der auch Sozialpädagoge ist, in Würzburg arbeitet. Und der Winfried Zippel, ein ehemaliger Braumeister, der mich da begleitet hat und wo wir immer zusammen weitergetüftelt haben, bis das stand, was ich jetzt hab, diese kleine Hobbybrauerei. Die war dann zuerst mal in Würzburg aufgebaut. Da habe ich erstmal in der Klosterküche meine Werke vollbracht. Das war dann immer wieder ein bisschen störend, ja und so bekam ich eine alte Schreinerei auf dem Klostergelände, wo ich dann die Brauerei einrichten durfte. Das Ganze habe ich dann mitgenommen dann auch bei der nächsten Versetzung ins Kloster Schwarzenberg im Steigerwald. Dort habe ich dann auch wieder im Keller gebraut. Und das Interessante vielleicht, diese Versetzung fand an einem Tag statt, am 16. März, da war einmal dieser Bombenangriff, wird gedacht, in Würzburg. Das heißt, ich bin von Würzburg weggefahren und angekommen in Schwarzenberg. Und 100 Jahre genau zuvor, bei uns werden immer die verstorbenen Mitbrüder vom nächsten Tag vorgelesen, denen gedacht, ist genau der Bruder Rufin Schmidt verstorben, 100 Jahre vorher. Der war Bierbrauer im Kloster Schwarzenberg, dort hatten wir eine eigene Brauerei. Ja und da frage ich mich, das kann doch kein Zufall sein. Also das wieder, was einem zu zugefallen wird. Für mich war das einfach, es hat gepasst.

Markus: Ja, das ist sehr spannend. Wie reagieren da die Klosterbrüder? Also jetzt aus dem Bauch raus würde ich ja sagen, die sind alle total glücklich, weil sie sagen, endlich haben wir ein eigenes Bier. Oder gibt es da auch welche, die sagen, Mensch, das macht nur Dreck und Ärger und was weiß ich?

Tobias: Ja, die, die Bier trinken, bis jetzt hat es ihnen immer geschmeckt. Aber es gibt natürlich auch Mitbrüder, die kein Alkohol trinken, die stehen der Sache halt ein bisschen kritisch gegenüber. Aber, ich denke, die ganzen Jahre hat sich ja gezeigt, dass da keine Auswüchse sind, dass es da Orgien gibt oder Betrunkene oder irgendwelche Ausfälle da zu verzeichnen sind. Also von daher ist das schon, glaube ich, mittlerweile hat jeder begriffen, was sich da tut und dass e auch in den Rahmen passt.

Markus: Und was sind das für Biere, die du da mit dieser Anlage hergestellt hast? Sind das dann so Klassische, wie man es sich bei Klöstern vorstellt, dunkle Biere oder was machst du da so?

Tobias: Also ich, vom Typ her bin ich mehr nicht der Experimentiertyp oder der Klassiker, also dieser Szene der Craft-Biere. Ich meine, bei mir ist es auch ein handwerklich gebrautes Bier, aber es muss einfach passen. Ich mache eine Sorte, ein untergäriges Kellerbier mit vier Malzsorten, zwei Hopfensorten. Und habe so schon meinen Standard drin und dem bleibe ich auch so treu, es muss schmecken.

Markus: Und das tut es ja offensichtlich.

Tobias: Also scheinbar, bis jetzt kamen weniger Beschwerden.

Markus: Und dann so, also jetzt andersrum gesagt, wenn du jetzt sagst, man wird ja alle vier Jahre versetzt. Wenn ich jetzt überlege, ich bin in so einem Kloster und ich habe so jemanden wie dich als Mitbruder, der ein wunderbares Bier macht, dann versuche ich den doch eher festzuhalten. Also wie ist das, wenn man da dann geht?

Tobias: Ja, gut, das letzte Mal habe ich schon gemerkt, es wird immer mehr, was man so mitsammelt und auch mitnehmen muss dann. Es ist eher die Problematik, was investiere ich weiter, weil ich ja nicht weiß, wie lange bleibe ich an diesem Ort, ja. Also man hätte schon längst eine Kleinsudanlage auch installieren können. Aber das ist bei Franziskanern halt genau dieser Punkt, wir sind versetzbar und unterwegs und, ja, haben nicht die Stabilitas wie die Benediktiner, das wir an einem Ort sind und bleiben.

Markus: Und wenn du jetzt dann zum Beispiel die Rohstoffe für deine Biere kaufst, kauft die dann offiziell das Kloster ein, muss man da einen Antrag stellen oder wie funktioniert das?

Tobias: Genau, die für die Hobbybrauerei kaufe ich ein. Wenn es ein bisschen größer wird, hole ich die über die Seinsheimer Kellerbräu, beziehe ich mein Malz da drüber und komme auch günstiger dann ran.

Markus: Genau, das ist vielleicht auch ein interessanter Aspekt. Das heißt, du hast dann eine Brauerei gefunden, wo du ein bisschen auch unter das Dach schlüpfen konntest und da auch ein bisschen größere Sude machen konntest?

Tobias: Genau, mit dem Frank Engelhardt, ein guter Freund jetzt mittlerweile, der in Seinsheim seine kleinste Brauerei Unterfrankens betrieben hat, habe ich da einen guten Kooperationspartner gefunden, mit dem ich auch die ganzen Kurse mitgestaltet habe bei unserem Kloster in Schwarzenberg, unter dem Titel Bier und Spiritualität. Und, ja, da hat sich auch viel Schönes ergeben, viele schöne Begegnungen und den Leuten, ja, hat es einfach gut getan.

Markus: Ja, bevor wir da noch ein bisschen einsteigen in dieses Thema, vielleicht auch die Frage, hat der Brauprozess an und für sich auch vielleicht etwas Spirituelles? Also gibt es da, ach, es gibt ja viele Rasten, es gibt viele Dinge, die einfach so passieren. Also kommt man da vielleicht auch ins Nachdenken oder vielleicht auch in eine eigene Spiritualität manchmal?

Tobias: Also ich braue am liebsten alleine und da tut sich sehr vieles. Also wenn man bewusst den Morgen beginnt und geht mit allen Sinnen rein in diesen Prozess, da hat man pures Leben. Also angefangen von den Zutaten, das ist richtig franziskanisch einfach, mit so wenigen natürlichen Sachen zum Schluss etwas Schmackhaftes, was gut tut, was gut ist, einfach herzustellen und diesen Prozess auch zu erleben, der Zeit braucht. Zeit, Lebenszeit, ich gebe auch viel Leben da mit rein, viele Gedanken während des Prozesses. Allein bei dem Kochen, auch bei dem Rasten, einfach sagen, ja, Leben braucht auch Ruhe, es muss was, ja, geschehen, sich verändern. Und die Zugaben auch wie Hopfen, auch die, ich habe vorher gesagt, diese Bittere, was auch zum Leben dazugehören muss und es gehört dazu, das kann ich nicht ausklammern, aber es darf sein, muss vielleicht oft sein, aber es kommt dann auch was Schmackhaftes hinten raus.

Markus: Gibt es denn eine Regel, wie viel Bier man trinken darf, soll als Bruder am Tag?

Tobias: Das ist bei uns in der Ordensregel nicht vorgeschrieben. Das war früher bei den Benediktinern, die ja in der Fastenzeit, wie viel sie bekommen können, dass sie ihre Kalorien zu sich nehmen. Das Maß, was jeder für sich zu sich nimmt, muss jeder selbstverantwortlich, wir sind kein Kindergarten und sagen, na, also das muss ich schon im Blick haben. Wenn ich morgens schon ein Bier bräuchte, dann ist es schon so weit, ja.

Markus: Auf jeden Fall. Und wann hat das angefangen, dass auch jetzt Leute außerhalb von dem Kloster mal von diesem Bier verkosten durften, konnten? Also wie hat sich das oder hat sich da überhaupt was entwickelt, wie war das?

Tobias: Ja, es bleibt ja nicht geheim, ne, der macht was und der hat was und da wird gefragt, könnten wir was haben? Und, ja, dann muss man sagen, ja, müssen wir gucken, wie wir das machen, das es geht so.

Markus: Das heißt, sie kommen dann vorbei und wenn grad was da ist, gibt es einen Krug oder man setzt sich zusammen und redet dann vielleicht auch ein bisschen. Also vielleicht auch, um, sagen wir mal, die Zunge zu lösen bei Themen, wo es schwer ist oder so?

Tobias: Genau, jetzt kommt dieses Konzept Bier und Spiritualität, das geht nicht um Selbstzweck, dass ich jetzt gebraut hab. Jetzt hier in Schönau zum Beispiel jetzt im Sommer hatten wir unten so einen Bauwagen stehen und da ist so ein Konzept, einfach auch so Gespräch am Bauwagen. Das kann bei einem Bier sein, beim Kaffee oder beim Wasser, aber das Medium Bier bringt zusammen und, ja, bringt Leute auch hierher, um ins Gespräch zu kommen.

Markus: Noch eine Frage zum Medium Bier. Ich kenne aus der jüdischen Geschichte, dass es da mal eine lange Diskussion gab im 19. Jahrhundert, ob man, wenn man eben sich in Deutschland aufhielt als jüdischer Gläubiger, den Wein nicht ersetzen konnte durch Bier. Und dann gab es eine offizielle Entscheidung aus der Synagoge in München, dass eben, wenn man sich in einem Land befindet, in dem Bier denselben Stellenwert hat wie der Wein im Heiligen Land, dann darf man statt Wein auch Bier für alle religiösen Handlungen und so nehmen. Gab es so eine Strömung auch mal im Christentum, dass man gesagt hat, grade hier in Franken, in Bayern ersetzt man den Messwein vielleicht durch ein Messbier?

Tobias: Gut, die Diskussion kenne ich nicht, aber ich hätte kein Problem damit. Also es geht ja da drum, was hat Jesus gefeiert einfach, ja, beim letzten Abendmahl, sich zusammenzusetzen, sie haben gegessen, getrunken. Ob das jetzt Bier oder Wein ist, also um das geht es ja nicht, was das Getränk ist. Aber es gibt ja auch, ich glaube, in Soest ein Kirchenfenster, auf dem das letzte Abendmahl dargestellt wird, wo Altbier auf dem Tisch steht.

Markus: Oh!

Tobias: Also einfach das reingebrochen auch in den Alltag von den Menschen, die da leben, die das dann auch verstehen, warum steht da jetzt Altbier auf dem Tisch bei Jesus.

Markus: Das ist interessant. Also das heißt, Bier kann auch ein Medium sein, um Nähe zu erzeugen?

Tobias: Mit Sicherheit, ja.

Markus: Bei Leuten, wo das zum täglichen Leben dazu gehört, also jetzt nicht im Essex, aber halt, wenn man sich jetzt überlegt, bis vor 30, 40 Jahren war es wahrscheinlich einfach üblich, dass Leute eben am Abend vielleicht ihre Halbe getrunken haben oder zwei und da war das vielleicht durchaus Nähe. Aber kommen wir vielleicht zu dem Thema Bier und Spiritualität, da gibt es auch ganz spannende Materialien dazu und das eine geht los mit Hopfen und Malz, Gott erhalt´s. Also da spielen ja im Grunde schon diese beiden Themen eine große Rolle. Also, ja, wie ist denn überhaupt das Verhältnis, wenn ich jetzt sage, von der Geistlichkeit zum Brauen, zum Bier, wie kann man sich das vorstellen, wo sind da Überschneidungen, wo gibt es Verbindungen?

Tobias: Ja, diese Verbindung ist erstmal dieser Gott, der alles geschaffen hat. Und wo ich sage, wenn dieser Gott verboten hätte, dass ich jetzt das Bier trinke, dann würde die Gerste nicht wachsen, dann gäbe es die Gerste nicht. Er hat sie geschaffen und wir dürfen sie nehmen und, ja, in unserem Sinne auch verantwortlich damit umgehen und, ja, dankbar für diese Gaben, die von weiter her kommen wie von dieser Erde. Und das ist ja das Spirituelle, was dahintersteht. Auch durch das Bier kann ich durchgucken, das kommt nicht aus dem Zapfhahn oder vom Getränkemarkt, sondern es kommt von viel weiter her. Einmal von den Menschen, die unterschiedliche Arbeit leisten, damit das entsteht, aber auch dann dieses Göttliche, dass dahintersteht, der gesagt hat, ja, ich schenke dir als Mensch die Zutaten, nutze sie, gehe verantwortungsvoll damit um, sei dankbar und genieße sie.

Markus: Also ein bisschen fast schon auch eine Anlehnung an die griechische Philosophie, wo es ja auch eine Strömung gab, die gesagt hat, die Göttlichkeit steckt in jedem Stückchen, in allem, was es auf der Erde gibt. In allem, was wir haben, ist ein bisschen was von der göttlichen Wesenheit drin, kann man das so sehen?

Tobias: Das sehe ich auch so, genau, ja. Wir sind ja umfangen von diesem Gott und Gott steht hinter allem und hinter seiner Schöpfung, die er uns schenkt, zum verantwortungsvollem Umgang.

Markus: Ja, das ist vielleicht auch eine Frage. Weil, auf der einen Seite kriegen wir ja von Gott die Freiheit, das zu tun, was wir tun wollen, auf der anderen Seite gibt es natürlich auch immer Punkte, wo diese Freiheit dann in einen Missbrauch, wie auch immer, also egal, ob es jetzt bei Bier ist oder bei anderen Dingen, übergeht, also wo wir dann mehr tun, als für uns gut ist oder vielleicht für alle gut ist. Und dann auch immer die große Frage, warum lässt dann eine Wesenheit wie Gott sowas zu, warum gibt es da keine Grenzen? Also da hadern doch bestimmt viele Menschen auch damit, oder?

Tobias: Aber bin ich nicht verantwortlich dafür, dass ich mir diese Grenze auch setze oder erkenne, wenn ich eine Grenze überschreitet, also wo ich meinem Körper nichts Gutes tue, ja. Und mein Körper ist Gottes Tempel, also dieser Gott wohnt in mir, lebt in mir und will, dass ich auch diesen Tempel, ja, ehre. Und da gehört halt ein Übermaß oder eine Völlerei oder ein, ja, Essex nicht dazu. Also das liegt aber in meiner Verantwortung, dass auch dem Körper gegenüber so zu vermitteln und sagen, so, hier ist eine Grenze. Und ich kann da ein, zwei Bier genießen, das mache ich auch und muss es nicht saufen. Weil Bier ist gut, solange man es nicht säuft.

Markus: Ja, also im Grunde eine Lebensfreude auf der anderen Seite und eben eine gesunde Mäßigung auf der anderen Seite, damit man diese Lebensfreude auch wirklich genießen kann.

Tobias: Ja, genießen.

Markus: In einem Zustand bleibt, wo das dann auch so ist. Wie sind denn so die Erlebnisse, wenn man jetzt sagt, Bier und Spiritualität, da kommen Leute an den Bauwagen zum Beispiel, was ergeben sich da für Gespräche? Gibt es da Erlebnisse, Ereignisse, an die man sich erinnert, wo man sagt, Mensch, das war wirklich eine sehr interessante erbauliche Begegnung vielleicht auch?

Tobias: Es gibt, ja, ganz unterschiedliche Lebensgeschichten, die da jetzt berichtet werden oder mitgeteilt werden. Es geht nicht drum, jetzt groß da zu palavern oder, ne, ist einfach mal da und dann ergibt sich das ein oder andere. Das Schönste für mich war nach einem Wochenende, wo ein Teilnehmer gesagt hat, wenn ich sowas früher schon erlebt hätte, hätte ich mich von dieser Kirche nicht so weit entfernt. Also das war so richtig nochmal, was eigentlich die Menschen wollen und suchen auch, nicht die Verbote und Gebote, sondern einfach das Leben, ne. Einfach leben, mit den Menschen eine Strecke gehen, ein Stück Weg gehen, einen Lebensweg gehen, mit allem, was dazugehört und sie so anzunehmen, zu akzeptieren. Und da darf dann natürlich auch dieses gute Bier auch mit dazugehören.

Markus: Ja, das heißt, du bist ja dann für die Menschen, mit denen du da  zu tun hast, die Verkörperung der Spiritualität letzten Endes, also die Begegnung, die man dann hat. Und das ist natürlich was viel Konkreteres als irgendwelche abstrakten Gebote, wie du grade gesagt hast. Und wenn das dann eben noch mit einem Bier vielleicht erfolgt, ist das vielleicht wirklich eine Erfahrung, kann ich mir auch gut vorstellen, die einem wieder ein bisschen zurückbringt. Weil ja auch da natürlich die verschiedenen Mitglieder der Kirche auch verschieden verhandeln und da gibt es dann auch schwarze und weiße Schafe, wie immer halt und mit denen muss man dann auch irgendwie umgehen. Gab es da dann auch in solchen Bier- und Spiritualitätsbegegnungen Gespräche um solche Dinge?

Tobias: Das Schöne ist halt bei unseren Kursen, die wir durchgeführt haben, es ist so und wir lassen die Menschen so stehen. Und, ja, er ist da, so wie er ist, auch mit seiner berechtigten Kritik der Kirche gegenüber oder was er erlebt hat, dass ich kann ich ihm halt nicht wegnehmen, das ist ja da. Aber wir können sagen, du, es gibt auch das andere, da müssen wir auch drauf gucken, das Schöne, was es auch gibt, ne, wie im Leben auch, es gibt nicht nur schwarz, guckt doch mal auf das Weiße und das Gute auch, da dahintersteckt.

Markus: Ja, jetzt hast du ein schönes Stichwort gesagt, Kurse, also das heißt, das ist ja dann was anderes als die Begegnung am Bauwagen. Wie stelle ich mir das vor? Also trifft man sich da, trinkt ein Bier, liest einen Text und redet und trinkt wieder ein Bier oder wie kann man sich das vorstellen?

Tobias: Ja, diese Kurse haben wir im Kloster Schwarzenberg gemacht. Dort haben wir ein Bildungshaus mit Übernachtungsmöglichkeiten, was wir hier nicht haben. Und der Tagesablauf sah so aus, dass wir von einem Punkt eine Wanderung gemacht haben in diese kleinste Brauerei Unterfrankens, haben da dann einen Abend gestaltet mit einer deftigen Brotzeit. Unterwegs gab es spirituelle Impulse auf dem Weg. Und dann sonntags haben wir in einer kleinen Kapelle in Unterrimbach so einen kleinen Gottesdienst für uns gefeiert und sind dann zum Bierkeller gelaufen. Und im anderen Kurs haben wir in einer stillgelegten Brauerei im Sudhaus so einen kleinen Gottesdienst gefiert mit ein paar Liedern. Ist kein großes Hochamt gewesen, aber einfach, ja, gute Texte, Brot geteilt. Das ist für mich das Wichtigste einfach, dass wir, ja, Brot teilen, einfach das, was auch Jesus im Abendmahl halt getan hat. Tut es zum einen bedächtig, macht es, teilt Brot miteinander und da, ja.

Markus: Ist das eine Fähigkeit, die heute vielleicht ein bisschen abhandengekommen ist, also dieses, auch was geben, nicht nur nehmen, auch teilen wollen, andere teilhaben lassen vielleicht auch? Ist das in der Gesellschaft vielleicht an manchen Stellen schwierig geworden?

Tobias: Mag sein, ich will nicht so auf die Gesellschaft gucken, ich will nur sagen, es ist einfach das Teilen, einfache Sachen teilen, ne, festgemacht an diesem Stückchen Brot, ja. Also man darf nicht alles so verkomplizieren. Und da ist dann auch für mich nicht die Frage, teilt das Brot jetzt eine Frau oder ein Mann oder ein Priester oder Nichtpriester? Teilen, wir haben das geteilt und ich sage, wir haben eine Form Gottesdienst gefeiert in dieser Gruppe.

Markus: Ja.

Tobias: Er war da.

Markus: Ich finde, das ist auch ein tolles Erlebnis, wenn man viel unterwegs ist und eben überall auf der Welt Menschen trifft und immer wieder erlebt, dass in dem Moment, wo eben mehrere Leute zusammen sind und gemeinsam zum Beispiel einen schönen Abend haben, Brot teilen, Bier teilen, Essen teilen, was auch immer, dann ist das immer mehr als die Einzelteile. Und da manifestiert sich vielleicht auch ein bisschen, dass es eben schön ist, wenn wir in Gemeinschaft zusammen sind und auch gemeinsame Ziele haben. Also das finde ich ganz schön und finde ich auch toll, dass ihr das auch so verfolgen könnt hier. Jetzt haben wir hier auch eine Flasche Bier stehen, da bin ich natürlich sehr interessiert, da auch mal reinzuverkosten. Vielleicht vorher kurz gefragt, was ist da drin und wie kam das in diese Flasche und wo kommt das her?

Tobias: Da ist Bier drin.

Markus: Da ist Bier drin.

Tobias: Genau. Diese Flasche, also das ist gebraut in der kleinsten Brauerei in Seinsheim, vergärt in Seinsheim und abgefüllt mit einem Flaschenfüller in Seinsheim. Also daher, dort habe ich die besten Voraussetzungen, dass dann hier in der Flasche zu präsentieren.

Markus: Aber deine Rezeptur ist das?

Tobias: Das ist meine Rezeptur von hier, genau.

Markus: Dieses Kellerbier, von dem wir da grade gesprochen haben?

Tobias: Genau, ja.

Markus: Genau, in einer wunderschönen Bügelflasche. Schauen wir mal, ob sie …

Tobias: Ja, wir haben auch eigene Gläser und ein eigenes Logo gemacht hier in Kloster Schönau damals.

Markus: Uih!

Tobias: Dieses Kreuz, das Santiago Kreuz im Hintergrund, das franziskanische Kreuz mit diesem geschwungenen S für Schönau. Da stellt so die fränkische Saale dar, die bei uns unten vorbeifließt und auch so ein Bogen, einen s-förmigen Bogen unten macht.

Markus: Ja und ich finde auch die drei Wörter sehr mutig, einfach. franziskanisch. gut., das ist auch ein Statement.

Tobias: Genau, ja.

Markus: Ja, also gut, dann schauen wir mal, ob sie tönt. Hah, sehr schön! Dankeschön. Wunderbar. Jetzt bin ich fast ein bisschen andächtig, muss ich sagen. Weil, ist ja ganz selten, dass man so ein Bier zum allerersten Mal bekommt.

Tobias: Also wir beten eigentlich immer vorm Bier trinken.

Markus: Okay.

Tobias: Auch bei den Gruppen, da habe ich so ein Gebet, ein Gebet vor einem Glas Bier. Weil der Fritze fragt auch: Betet Ihr auch immer vorm Essen? Sagt er, nee, meine Mutter kocht eigentlich ganz gut. Aber wir beten vorm Glas Bier.

Markus: Okay.

Tobias: Hat dir, schöpferischer Gott, schon einmal jemand Danke gesagt dafür, dass es das Bier gibt? Nicht nur den Menschen will ich ehren, der diese Mischung das erste Mal gebraut hat, vielmehr ist es ein Zeichen deiner Vielfalt und deines Geschenkes an uns Menschen. darum will ich, ja, hindurchgucken und dir danken, oh Gott. Und weil du es bist, der mir solches schenkt, sage ich nicht Prost, sondern Amen.

Markus: Amen. Also vorneweg, auf jeden Fall ein sehr gelungener Trunk. Auch mit einer ordentlichen Hopfengabe, merkt man hinten raus auch schön. Schöne Blumigkeit, dazwischen eben auch vom Malz so ein bisschen Honig, sehr schön als klassisches Kellerbier. Hast du das Rezept nach und nach entwickelt oder war das schon immer da, wie ging das?

Tobias: Genau, also in Würzburg habe ich ein dunkles Bier gebraut, dort haben wir sehr hartes Wasser. Und in Schönau und Schwarzenberg bin ich so zu dieser Rezeptur jetzt ein bisschen gekommen, so Anlehnung an unsere alten Klosterbrauerei in Schwanfeld. Und die Malzezusammensetzung, wie gesagt, es sind vier Malze drin und zwei Hopfen, ein Bitterhopfen und Aromahopfen.

Markus: Darfst du verraten für die Hobbybrauer unter den Hörern so ein bisschen, was da drin ist oder willst du lieber sagen, das ist mein kleines Geheimnis?

Tobias: Das ist drin Wasser, Hopfen, Malz. Ich denke so, was jeder Hobbybrauer, was jetzt die Malze und …

Markus: Ja, ja, genau, also was so ein bisschen …

Tobias: Da ist ein Pilsenermalz, ein Münchner Malz, etwas, nicht großer Anteil, ein Karamelmalz Hell und ein Wiener Malz.

Markus: Das ist eine schöne Mischung, also klingt für mich auf jeden Fall schon mal gut.

Tobias: Alles andere ist Klostergeheimrezept.

Markus: Ja, weiht man das Wasser, wenn man braut in einem Kloster?

Tobias: Wir haben hier eine eigene Quelle, also eigene Runden und dadurch, dass das Wasser hier allein schon hoch in die Brauerei fließt, ist das schon geweiht also.

Markus: Von Vorneherein.

Tobias: Genau.

Markus: Wunderbar. Also es gibt ja hier in der Nähe den Kreuzberg in der Rhön zum Beispiel oder dann weiter weg andere Klöster, wo gebraut wird, gibt es da irgendwelche Verbindungen? Also besucht man sich gegenseitig, schickt man sich mal ein Bier, kommen da Leute, wie ist das?

Tobias: Gut, ich war jetzt vor drei Wochen mal oben auf dem Kreuzberg, wollte mal die jungen Brauer kennenlernen. Jetzt ist eine neue Mannschaft oben, der alte oder letzte Brauer ist ja nicht mehr dort. Die wollte ich einfach mal kennenlernen. Und, ja, ich habe gesehen, unser Bierkrug steht auch dort im Sudhaus neben dem Seinsheimer. Da sage ich so, das kann doch wieder kein Zufall sein, ne. Genau, vielleicht sollte hier was stattfinden. Ja, aber sonst ist keine große, ich meine, ich kenne das Bier oben und, ja, aber ist keine intensive Verbindung.

Markus: Wäre das für dich mal was, was du gerne machen würdest, also zum Beispiel nach Belgien fahren, mal ein paar Trappisten Klöster besuchen?

Tobias: Oh, jetzt sprichst du was Falsches an. Ich habe eine Fahrt geschenkt bekommen auf meiner feierlichen Profess, neben dem Brauprozess, über eine Klostertour durch die Klöster in Belgien, die Trappisten Klöster. Aber ich muss dir sagen, das war für mich also eine Tortur, weil, das Bier schmeckt mir überhaupt nicht. Also das, das geht sich überhaupt nicht aus, das, ja.

Markus: Warst du da in einer Gruppe oder warst du da allein?

Tobias: Nee, wir sind zu dritte gefahren, also zwei Freunde aus der Pfalz, die mir das geschenkt haben und ich, haben dann diese Tour gemacht.

Markus: Aber du bist jetzt nicht anders behandelt worden als Bruder dort oder, weil, viele haben ja dort Türen, wo man nur selten dahinterkommt und so?

Tobias: Ja, nee, in einem sind wir, da ist der Abt, war das, glaube ich, neu gewählt worden und wurde eingeführt, da sind wir noch reingekommen, Und sonst waren wir jetzt nicht groß in den Klöstern, also in der Klausur mit drin.

Markus: Okay. Aber es gibt ja zum Beispiel auch in Engelszell ein Kloster, die machen auch durchaus oder haben gemacht, mittlerweile ist das ja, weiß man nicht mehr genau, wie das da weitergeht, aber zumindest gibt es da auch Bierstile, die jetzt nicht Belgisch sind. Würde dir generell sowas mal Spaß machen, so in andere Klöster mal zu gucken, wo Bier gebraut wird, dass dir schmeckt?

Tobias: Ja, ich glaube, ich bin sehr wählerisch, was Bier angeht, also was mir schmeckt.

Markus: Okay. Da sind die Pfälzer ähnlich wie die Franken.

Tobias: Sagen wir mal, es gibt ja in Deutschland nur noch, ich sage mal, ein oder zwei richtige Klosterbrauereien. Also wo ich sage, wenn jemand vom Kloster braut und im Kloster gebraut wird, ist das eigentlich die Schwester Doris in Mallersdorf und ich hier in Kloster Schönau, wenn ich hier braue. Also von daher, alles andere sind ja entweder aus, ne …

Markus: Outgesourcte oder …

Tobias: Ja oder GmbH, jetzt Kreuzberg auch, ne. Ja, schön, also …

Markus: Aber Schwester Doris wäre mal jemand, mit dem du mal …

Tobias: Mit der Schwester Doris war ich schon auf Klostermärkten, wo wir ihr Bier ausgeschenkt haben. Habe da auch immer mal eine Woche bei ihr verbracht, in der Brauerei, mitgearbeitet. Also da ist schon eine Verbindung da.

Markus: Schön! Ja, das finde ich auch, ein sehr beeindruckenden Mensch, die auch in diesem Thema Spiritualität und Bier eine sehr schöne Kombination gefunden hat, also weil, ich finde, das ist schon was Besonders, da so in Einklang zu kommen. Weil, also so wie ich zum Beispiel auch viele Brüder und Schwestern erlebe eben in anderen Klöstern zum Beispiel in Belgien, da ist ja dann doch die Abgeschiedenheit, dieses eher, die Welt da draußen nicht wahrnehmen oder sich davon so ein bisschen abschotten, ist eher so also und da ist dann das Bier der wenn sie Käse machen oder Marmelade oder wie auch immer, ist dann eher so das Mittel zum Zweck, aber es ist eben nicht eine Teilhabe oder ein Akzeptieren dessen, dass eben diese Lebensfreude auch dazugehört und das man das auch mitnimmt. Also da gibt es ja durchaus unterschiedliche Konzepte bei den verschiedenen Orten, ne?

Tobias: Genau. Wegen dem haben wir unser Konzept im letzten Jahr dahin gebracht, dass wir, oder das war jetzt in diesem Jahr, Ausschank hatten hier in unserem wunderschönen Klostergarten, wo wir Menschen eingeladen haben, an Stehtischen von fünf bis neun einfach. Es gab unser Klosterbier, es gab Wasser und einen Apfelsaft von unseren Bäumen im Garten und die Leute konnten sich ihre Brotzeit mitbringen. Begegnungen schaffen, also hier einen Raum schaffen, wo Menschen kommen, sich wohlfühlen, es tut ihnen gut, es schmeckt ihnen, man kommt ins Gespräch. Und das ist ein Stück Gottesdienst, was wir hier dann in unserem Klostergarten feiern.

Markus: Allerdings, ja. Und dieses Konzept hast du ins Leben gerufen oder ihr als Gemeinschaft?

Tobias: Das haben wir hier als Gemeinschaft so erstmal so ausprobiert und dann gesehen, es läuft, es geht gut und es darf auch nicht größer werden.

Markus: Okay. Heißt aber, wenn jetzt jemand zum Beispiel mal Interesse hat, das zu erleben, also wir sind hier im Spessart oder, kann man das so sagen?

Tobias: Das ist am Rand vom Spessart, genau, ein Ausläufer.

Markus: Das sieht man ja auch schon, wenn man hierherfährt, also große Wälder, wirklich ganz intensives Naturerlebnis auch, wenn man hier ist. Die Saale fließt vorbei, wirklich eine sehr, sehr lebendige Natur auch, die viel Kraft auch ausstrahlt. Das heißt, also wenn man hier mal herkommen will, sieht man dann auf der Internetseite? Wo sieht man dann, wenn so eine Veranstaltung ist, wo man auch mal ein Bier haben kann?

Tobias: Wir haben so eine eigene Internetseite, franziskaner.kloster.schoenau.de, da werden dann die Veranstaltungen bekanntgegeben.

Markus: Perfekt, also das werden wir dann auf jeden Fall auch verlinken. Und, ja, also vielen Dank für diesen Einblick in dein Leben, in deine kleine Brauerei und auf jeden Fall auch vielen Dank, dass du das überhaupt machst und dich dem annimmst. Und, ja, weiß nicht, gibt es noch irgendwas, was dir wichtig ist, eine Botschaft, die du, es ist ja der Tag vor Weihnachten, wenn wir das hier ausstrahlen, vielleicht noch an die Leute bringen möchtest?

Tobias: Ja, einfach den Blick auf diesen einfachen Gott, der herabgekommen ist. Wir haben ja einen heruntergekommenen Gott, ne, der sich nicht geekelt hat, in einem Stall zur Welt zu kommen und bei diesem Dreck und, ja, Kuh und alles, ja, also. Und seitdem weiß ich eigentlich auch, was für einen Gott wir haben, ja, einen Gott fürs Leben, mitten im Leben und der einfach zu uns steht, durch das Leben. Und mit nur so einem Gott kann ich mich auf den Weg machen und will ich mich auf den Weg machen und sagen, Hopfen und Malz, Gott erhalt´s.

Markus: Ein besseres Schlusswort hat es im BierTalk noch nie gegeben. Also nochmal vielen, vielen Dank und an euch, liebe Hörer, schaut einfach mal vorbei nächstes Jahr.

Tobias: Danke auch.

BierTalk 127 – Interview III mit Claus-Christian Carbon, Professor für allgemeine Psychologie an der Universität Bamberg

Im zweiten Teil unseres Interviews mit Prof. Claus-Christian Carbon geht es um ein wichtiges Thema, bei dem er auf europäischer Bühne Maßstäbe gesetzt hat. Denn ihm gelang es, mit dem Begriff „Wellbeing“, die Bierkultur aus einer anderen Perspektive zu sehen. Mithilfe dieses neuen Framings können wir unsere Bierkultur und ihre Ausprägungen jenseits des allgegenwärtigen Themas „Alkohol und Gesundheit“ betrachten. Schließlich haben unsere Brauereien viel mehr zu bieten als ein Rauschgetränk: Gemütlichkeit, Heimat, Genuss, Glück usw. Dabei ist es gar nicht wichtig, ob sich im Glas oder Krug überhaupt ein Getränk mit Alkohol befindet. Hinter diesem Konzept verbirgt sich nichts anderes als die vielleicht einzige Chance für unsere Brauereien, sich wieder einmal zu wandeln und sich gut für die Zukunft aufzustellen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Falls ihr noch nicht die Folge gehört habt, die wir zuvor ausgestrahlt haben, dann solltet ihr das vielleicht nachholen, denn wir sind jetzt beim Teil 2 unserer Doppelfolge mit unserem allerersten BierTalk-Gast CCC, der sich dort auch ausführlich vorstellt, also das könnt ihr dann auch dort hören. Und wir haben gesprochen über ihn natürlich und über die EBCU, über die GBCU, also über die europäischen Bierkonsument:innenvereinigungen und sind natürlich auch ein bisschen ins Bierphilosophieren gekommen, wie das so ist und all die Aspekte, die eben auch damit zu tun haben. Und in dieser Folge soll es jetzt ganz explizit eben um ein Herzensanliegen, Herzensprojekt gehen, da uns beide eigentlich vereint, denn es geht eigentlich um nichts weniger als den Fortbestand unserer Bierkultur, also mal ganz knallhart gesagt. Denn wir haben momentan das Thema, klar, dass wir immer eigentlich den Kontext von Alkohol haben und das Alkohol, wie alle anderen Genussmittel und Drogen, natürlich Restriktionen unterliegen und man versucht grade von öffentlicher, staatlicher Seite, das auch immer mehr einzuschränken und eben auch in eine Ecke zu drängen, das es eben aus dem Alltag mehr und mehr verschwindet. Und nichts ist mehr im Alltag, als eben die gastronomische Kultur und das heißt, wenn wir jetzt so einfach weiterschauen würden und sagen, wir wollen weiter Gastronomie haben, aber wir dürfen keinen Alkohol mehr haben, dann würden wir langfristig uns von dem Thema Bierkultur verabschieden. Und das ist eben eine ganz entscheidende Frage, wie gehen wir damit um? Und es gibt, das ist ja das Schöne, eine gute Möglichkeit, wie man als Brauerei, als bierliebhabender Mensch trotzdem sein Kulturgut Bier haben kann und eben mit weniger oder sogar ohne Alkohol und trotzdem das Ganze eben noch mit der Brauerei, mit den Menschen, mit der Geschichte, mit den Orten, mit all dem, was dazugehört, verbunden ist. Und du hast diesen wunderbaren Begriff wellbeing dafür gefunden und deswegen übergebe ich jetzt auch gerne gleich das Mikrofon. Und erzähl uns doch ein bisschen vielleicht, wie kommst du überhaupt oder wie kamst du überhaupt zu diesem Begriff, was bedeutet er für dich und wie waren so die ersten Erfahrungen, als du anderen von dieser Idee erzählt hast?

Claus-Christian: Ja, also das ist tatsächlich eine interessante Reise gewesen. Also ich wurde eben angefragt, ich habe das in der anderen Folge auch erklärt, von der EBCU, kannst du was zu beer and health machen, also Bier und Gesundheit? Und ich habe gesagt: „Das ist ein super wichtiges Thema, ganz, ganz spannend, Gesundheit ist natürlich, ja, das ist einer der ultimativen Werte, aber, ich würde gerne das Thema ein bisschen anders framen. Und wenn ihr gestattet, das ich das ein ganz bisschen anders angehe, weil ich bin eben vom Fach her, bin ich Psychologe und Psychologen haben sehr, sehr wirkmächtige Theorien. Also das ist wirklich eine ganz, ganz tolle Wissenschaftsdisziplin und wir sprechen ganz viel natürlich von Gesundheit, aber darüber hinaus gibt es natürlich noch was anderes, nämlich wellbeing.“ Und ich habe gesagt: „Wenn ihr mir erlaubt, dass ich das ein bisschen anders gestalte, dann würde ich das sehr, sehr gerne übernehmen.“ Und sie haben erst zögerlich, haben sie gesagt: „Ja, aber da ist hoffentlich auch irgendwie Gesundheit in der Box drinnen, die du da bearbeiten wirst?“ Und da habe ich gesagt: „Ja, ja, ich werde über Gesundheit sprechen, aber ich werde dann zu einem anderen Thema überwechseln.“ Und ich will das ganz kurz erklären, bei Gesundheit ist es so, ich glaube, Gesundheit ist ganz zentral und das sehen wir auch an solchen  Grußforen, das wir zum Beispiel sagen, ich wünsche dir viel Gesundheit oder viel Gesundheit und viel Glück, ist dann schon spannender also. Aber es gibt eigentlich kaum sowas wie, ich wünsche dir viel wellbeing oder Wohlbefinden, weil man meist naiver Weise denkt, dass der Zustand der Gesundheit einen zu Glück und einem erfüllten Leben führt. Ich glaube, es ist schon wichtig, dass wir die Gesundheit sehr, sehr stark immer im Auge haben, weil natürlich, wenn du sehr, sehr ungesund lebst, dann wirst du eigentlich manche Sachen gar nicht mehr genießen können, du kannst frühzeitig sterben, du kannst frühzeitig krank werden. Du kannst vielleicht manche Dinge, sind dann unverträglich und die darfst du nicht mehr essen, trinken, machen, ja. Das ist alles ärgerlich, aber es gibt erstmal so ein paar, ja, interessante Fälle. Es gibt Menschen, die sind gar nicht so richtig gesund und denen geht es trotzdem besser als Menschen, die gesund sind. Das ist so eine Erstindikation, dass es nicht vollständig das Gleiche ist, health and wellbeing, Gesundheit und Wohlbefinden. Die zweite Sache ist, es gibt Leute, die sehr, sehr gesund leben, aber kaum Wohlbefinden haben, die sich also über alles Mögliche beschweren, wo das Leben schwer ist, wo immer Probleme auftauchen. Weil das ist tatsächlich so, nur deswegen, weil du nicht krank bist, was jetzt eine Definition von Gesundheit wäre, heißt eben noch nicht, dass andere Werte dazukommen. Und das müssen wir erst teilweise erlernen, manches ist uns auch zugefallen. Und man kann da vielleicht eine Metapher finden, also ich nutze gerne die Folgende, die ich mal entwickelt habe. Nämlich, also nehmen wir mal an, es ist eine Epidemie oder vielleicht sogar eine Pandemie, sowas wie Covid 19 und du sagst, mein oberstes Ziel ist, durch diese Pandemie zu kommen. Wir wissen nicht, wie lang die dauert, weil das weiß man im Vorhinein nicht. Man hat so ein paar statistische Anhaltspunkte aus der Geschichte, meist dauert sowas zwei, drei Jahre, kann man nachlesen, da gibt es Datenbanken dazu. Jetzt musst du mindestens zwei, drei Jahre irgendwie gesund bleiben, wie machst du das? Du könntest dir zum Beispiel einen atombombensicheren Keller, kannst du dir mieten, wenn du die entsprechenden Mittel hast. Oder du kannst dich irgendwohin begeben in eine Gegend, wo eben der Virus nicht angekommen ist und du wirst eben eine Maske tragen, du wirst alles tun, dass du hermetisch abgeriegelt bist, du triffst keine Menschen natürlich, keine Tiere und so weiter. Und jetzt überlegen wir mal, okay, nehmen wir mal an, diese Person wird wirklich nicht erkranken. Das ist erstmal toll, also Ziel erfüllt. Aber was ist denn eigentlich jetzt in diesen zwei, drei Jahren passiert mit der Person? Die Person ist isoliert gewesen, hat niemanden gesprochen. Die Person hat ganz, ganz vieles nicht erleben können, was weiß ich, sowas wie essen und trinken, bestimmte Sportarten vielleicht trotzdem weiterhin gemacht, aber immer alleine und vielleicht alles nur virtuell, was weiß ich, besprochen, irgendwelche Probleme und so weiter. Aber nie einen Menschen in die Arme genommen, einen Menschen vielleicht geküsst, mit dem Menschen irgendwelche anderen Sachen gemacht haben, die dieser Person eigentlich Spaß machen und man hat immer nur alles dem Diktat der Gesundheit unterworfen. Wie schon gesagt, ich negiere nicht, das Gesundheit sehr, sehr wichtig ist, ist eine Basis, die uns, ja, eben gesund in die Zukunft bringt, aber es bringt uns noch nicht das Wohlbefinden, da fehlt noch was. Und kulturelle Einbettung, soziale Einbettung, sowas wie geschätzt werden, geliebt werden, das ist alles ganz, ganz wichtig. Und warum spreche ich jetzt bei Bier mit wellbeing da? Wir sehen halt sehr, sehr viele Leute, die tatsächlich gerne Bier trinken, gerne davon erzählen, was sie beispielsweise für tolle Brauereien Daheim haben, also mit funkelnden Augen von ihrer Region sprechen. Vielleicht auch sowas, Leute, die ein bisschen eine Ausbildung haben, mal was gelesen haben, von einem Biersommelier oder einer Biersommeliere gelernt haben, das man Hopfennoten auseinanderhalten kann. Und plötzlich ist das ein spannendes Getränk, plötzlich sagt man, mein Gott, das ist eine andere Karbonisierung als das oder eine Dose schmeckt vielleicht anders und vielleicht sogar besser als die Flasche und ein Keg oder ein anderes Fass ist leckerer, weil da wiederum andere Bedingungen sind oder heute schmeckt es mir anders als gestern. All diese Sachen, die meist in einem sozialen Diskurs geführt werden, ja, die kann ich eigentlich kaum erleben, wenn ich immer nur auf die Kalorien achte, wenn ich auf den Alkohol-Level achte, wenn ich auf all das achte, was da eben drin ist und was es angeblich mit mir macht. Das heißt aber nicht, dass man es ignorieren darf. Also zum Beispiel jetzt einfach zu sagen, nee, es geht nur um wellbeing und nicht, ich fühle mich wohl, wenn ich einfach viel zu viel immer trinke und überhaupt auf nichts anderes achte. Nein, da würde ich dann auch wiederum sagen, das funktioniert auch nicht, wenigstens nicht auf Dauer. Das kann auch mal gut sein, zum Beispiel auf einem Fest ausgelassen mal zu feiern, ich denke, das gehört zur Kulturgeschichte des Menschen dazu. Wenn es aber ein tägliches Feiern ist, dann muss man das auch wieder reflektieren und ich denke auch, es führt meist dazu, dass die Leute auf Dauer kein wellbeing mehr haben. Aber wellbeing ist tatsächlich für mich das zentrale Konstrukt.

Markus: Ja, das ist eigentlich ja so ein Zusatz oder auch Ersatz für das Wort Gesundheit, was ja bei uns oft ein bisschen eng gefasst wird.

Claus-Christian: Richtig.

Markus: Also die Meisten sagen ja, Gesundheit heißt, mein Körper ist in einem guten Zustand. Das heißt aber noch lange nicht, dass mein Leben in einem guten Zustand ist, denn vielleicht sowas wie eine geistige Gesundheit oder wie Lebensqualität an für sich, gehört ja vielleicht auch dazu, dass man eben sagt, okay, ich möchte halt auch was erleben. Also Beispiel, wenn wir Bierverkostungen machen, ist es ja immer so, dass grade bei Einsteigerseminaren wir am Anfang erstmal sensorisch so ein Bier erfassen. Und das heißt, wir bringen den Leuten bei, wie man seine fünf Sinne nutzt, um etwas, was man zu sich nimmt, zu erleben, zu erfahren, dann auch zu genießen, zu reflektieren, da drüber zu sprechen, Worte zu finden und sich auszutauschen. Und für ganz viele ist das tatsächlich zum ersten Mal, dass die das machen. Und das ist dann auch etwas, wo ich dann im Nachgang schon sehr oft die Rückmeldung bekommen hab, dass das fast so eine Initialzündung war, sich überhaupt mit dem ganzen Thema Nahrung, Getränke, Genuss, Ernährung anders auseinanderzusetzen. Und viele Leute dann angefangen haben, im Nachgang von so einem Seminar eben auch, was weiß ich, den Wein oder die Limonade oder den Orangensaft oder auch die Schokolade, den Käse, was sie normalerweise täglich in sich reingestopft haben, ja, ganz anders zu erfassen und es ihnen Spaß macht und sie dann zum Beispiel zu einem Käseseminar gehen und dann eben da ganz andere Welten und Genüsse für sich erleben und dann auch anders reisen. Und da gibt es tatsächlich auch Lebensläufe, die sich verändert haben von Menschen. Also, wie gesagt, ich bin da nur ein ganz kleiner Faktor, aber es gibt eben Leute, wo ich sagen kann, okay, die haben aufgrund dessen, das wir hier zusammengekommen sind, das wir uns damit beschäftigt haben, ihr Leben verändert. Also fällt mir zum Beispiel unser Erik Berkenkamp ein, unser Stadtführer hier. Den habe ich vor 15 Jahren oder sowas gefragt, ob er bei uns den Stadtführungsteil übernehmen kann bei den Biertouren? Und damals hatte der mit Bier nahezu nichts am Hut und hat halt ein bisschen was, wie er es immer macht, sehr schön zur Stadt erzählt, aber war halt auch bei den teilen dabei, die ich dann zwischendurch gemacht hab rund ums Bier. Und dann, ein paar Jahre später hat er mich dann gefragt, Mensch, findet er interessant und würde gern den Biersommelier machen, dann hat er das eben bei uns in der Akademie gemacht. Und dann hat er da ein neues Netzwerk aufgetan, hat dann angefangen zu reisen. War mittlerweile mit dem Fahrrad wohlgemerkt an der ganzen amerikanischen Westküste, in Australien, in Neuseeland, auf Taiwan, überall, in Bezug auf das Thema Bier und macht jetzt fast nur noch eben Bierseminare und ist da ganz viel aktiv. Und für ihn war das echt eine entscheidende Erweiterung, Bereicherung seines Lebens. Er hatte zwischendurch auch mal eine schwere Erkrankung, wo man auch gemerkt hat, wie sowas dann auch da trägt und einen vielleicht ein bisschen hält, erhält in gewisser Weise, dass man da noch Ziele hat und Wünsche hat. Und insofern, also ich finde wirklich, das ist schon ein Punkt, das man vielleicht also Gesundheit oft ein bisschen sehr eng sieht. Also ich finde, da muss auch jeder seine eigenen Prioritäten setzen, wo ist meine Lebensqualität und wo setze ich im Rahmen meiner Lebensqualität Schwerpunkte. Und wie immer, glaube ich, muss man halt, wenn man den Schwerpunkt irgendwo setzt, irgendwo was abziehen, weil man halt nicht alles gleichzeitig machen kann. Also ich kann zum Beispiel nicht, keine Ahnung, jedes Wochenende irgendwohin reisen und gleichzeitig Zuhause irgendwie das Leben mit meiner Familie genießen, das wird nicht funktionieren. Also muss ich irgendeinen Kompromiss dabei eingehen und dann halt mit meiner Entscheidung am Ende auch leben. Also auch das gehört dann irgendwie dazu, mit sich selber da im Reinen zu sein. Also insofern, ja, ist Gesundheit vielleicht überhaupt ein Begriff, der im Deutschen viel Kontext verloren hat. Oder noch nie hatte, das weiß ich gar nicht, wie ist das?

Claus-Christian: Ja, ja, also ich meine, es ist ja schon mal auf jeden Fall gut, wie man über Gesundheit spricht und nicht über Krankheit. Also ich meine, das ist ja zum Beispiel , man geht, um gesund zu werden oder um ein Kind zu bekommen, ins Krankenhaus, das ist ja eine völlig absurde Sache, ja, du hast eine Krankenkasse, obwohl du eigentlich ja gesund werden willst. Aber du willst vor allem ein gutes Leben führen, also das ist tatsächlich, das ist nicht nur ein ethisch hochwertiges Leben, sondern eben auch ein Leben, was erfüllt ist, wo du anderen Menschen auch diese Erfüllung weitergeben kannst. Also es ist eben praktisch unvorstellbar, dass man eben als Mensch, der die ganze Zeit sich nur beschwert, diese negative Energie in irgendwie positive Energie bei anderen umattribuieren kann, das geht kaum, ja. Also wir brauchen mehr von diesen Menschen, die sich einfach wohlfühlen. Aber natürlich nicht auf Kosten von anderen, das ist natürlich auch eine wichtige Sache, weil das ist kein wirklich nachhaltiges Wohlfühlen. Und ich finde das so spannend, was du grade gesagt hast, jeder muss da auch für sich selbst so ein bisschen merken, wie er räsoniert, also welche Resonanz er mit bestimmten Sachen erlebt. Manche lesen halt gerne abgeschieden und trinken vielleicht wahnsinnig gern einen grünen Tee und die anderen lieben es einfach zusammen zu sein in einem eher lauteren Biergarten. Und vielleicht gehören wir ein bisschen mehr zu dieser Fraktion, aber das ist trotzdem auch nicht so, dass es einfach nur ums Bierdümpeln geht, sondern es geht eben um eine ganze Kultur, es geht um die soziale Einbettung und dieses Ankommen, dort mal einfach sein zu können, wie man vielleicht ist, ja. Und das man eben auch mit ganz unterschiedlichen Leuten zusammenkommt, ja, das ist ja das Magische am Bier, das verbindet wirklich Christen, das verbindet Ethnien, Kulturen und so weiter. Und das man eben diesen gesamtheitlichen Blick eben auf wellbeing oder Wohlbefinden hat und nicht so eine Erbsenzählerei wie ganz oft mit Gesundheit. Also ich gebe mal ein Beispiel, für mich ist es so relativ unzweifelhaft, dass die mediterranen Ländern bei bestimmten Problemen, die sie vielleicht haben, einen ganz, ganz großen positive Faktor hat und der wird fast von niemanden bestritten, nämlich die haben eine unfassbare Ess- und Trinkkultur, ja, also wenigstens traditionell. Nehmen wir einfach mal Italien, was bestimmt einer der hervorragendsten Vertreter dieser mediterranen Küche ist. Und es ist eine Küche, wenn du die rein von den Werten her anschaust, also zum Beispiel  einfach Salz, Zucker, Fett, das ist eigentlich das, was maßgeblich in der EU gemessen wird, um Gesundheit zu attestieren, beispielsweise über den Nutri Score, der macht sowas. Also da kann man eben anschauen, wie die nutrishen, also die Ernährung, wie gut die ist, wie hochwertig die ist. Und dann wird einfach gesagt, okay, wenn das zu salzig ist oder wenn es zu süß ist oder zu fett, dann wirst du einen Malus kriegen, da wirst du negative Punkte kriegen und dann fällt du halt von A, was hervorragend ist, auf ein E zurück oder du bist irgendwo zwischendrin. Und wenn du jetzt mal anschaust, was die verwenden im mediterranen Bereich, dann ist es natürlich vor allem Olivenöl, ja. Rein messtechnisch ist das Fett, ja und da wird auch nicht unterschieden zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren. Also ob das ein Bio-Olivenöl ist, ob es ein hochwertiges extra virgine ist oder irgendwas, das spielt keine Rolle, es ist Fett. Aber es ist eben nicht einfach Fett. Natürlich kannst du es so deklarieren und du kannst das so bashen, negativ sehen, Fakt ist, Olivenöl gehört nicht nur in die Küche, sondern es ist wahnsinnig lecker, es macht den Leuten Spaß und es ist auch noch gesund. Ja, es ist so, es ist eine verrückte Sache. Und wenn du aber die einzelnen Sachen rausnimmst, dann ist das immer irgendwo negativ. Genauso salzig, also wenn du natürlich Pasta isst und dort die gescheit salzt, also die sind normalerweise in sehr salzigen Wasser, eigentlich wie Salzwasser ist, sehr salzig, ja, dann schmecken die sehr, sehr lecker, aber es ist natürlich ein bisschen problematisch. Nur in dem Moment, wo du das Ganze wegnimmst, bist du zwar gesünder unterwegs, aber du verlierst halt auch eine Lebenskultur oder eine Lebensfreude und so weiter, also musst du irgendwie aufpassen. Auf keinen Fall es verharmlosen, wenn du jetzt die ganze Zeit zu viel Salz, zu viel Zucker, zu viel von diesen Sachen, zu viel Fett nimmst, du würdest jetzt gesättigte Fettsäuren die ganze Zeit essen, dann ist das problematisch. Aber wenn man eben beispielsweise, ich nehme mal ein Beispiel, du nimmst die Vorweihnachtszeit, in unserem Kulturkreis sowas wie Österreich, Bayern, da machen wir traditionell Daheim Vanillekipferl. Vanillekipferl ist eine Sache, die ist analytisch gesehen, ist das eine Katastrophe, da ist total viel Fett drin, da ist ganz, ganz viel Zucker drin, ein bisschen Salz ist sogar drin. Und jetzt könntest du sagen, nee, das sollte eigentlich nicht auf den Speiseplan eines heranwachsendes Kindes. Jetzt ist es aber so, vielleicht hat das Kind erstmal diese wunderbaren Vanillekipferl, also eine tolle Plätzchenart,  mit der Oma, mit dem Opa, mit einem Onkel oder einer Tante, mit Mama, Papa, irgendjemand, Geschwistern hergestellt. Das heißt, das ist nicht einfach so gekauft üblicherweise, sondern das ist ein Prozess. Da hat Spaß gemacht, da musstest du Kompetenz erwerben, da bist du stolz drauf, ob es geklappt hat oder nicht. Der Zucker hat natürlich wieder nicht richtig gebappt, aber bei den Ersten schon und so weiter. Das ist also wirklich ein ewiger Kampf und das ist eine ganz, ganz tolle Sache, zum Schluss hat man diese mehr oder weniger gut hergestellten Vanillekipferln. Und, das ist jetzt das Entscheidende, man isst die Vanillekipferl ja nicht jeden Tag. Es ist nicht ein Consumer-Produkt á la longue, das du immer wieder isst, sondern du freust dich das ganze Jahr, wenn wieder die Küche, die Backstube einfach nach Vanille riecht. Und das sind die Vanillekipferln und das ist was Wunderbares und was Magisches. Und wenn du das jetzt einfach siehst als wellbeing und die Analyse, dass das eben alles eigentlich ungute Sachen sind, die da drin sind, dann merkst du schnell, da gibt es tatsächlich einen Unterschied. Und ich plädiere eben sehr stark für ein maßvolles wellbeing, wo Gesundheitsaspekte auf keinen Fall ignoriert werden, nicht dass das falschverstanden wird, aber das vor allem mal das große Ganze, was einen beglückt und Freude macht, tatsächlich ins Auge genommen wird.

Markus: Ich finde, wenn wir jetzt sagen, wir waren ja jetzt bei den ganz normalen menschlichen Grundernährungsstoffen sozusagen, also Fett, Zucker, Salz, was man da eben so normalerweise hat und wenn wir jetzt unser Bier betrachten, dann haben wir natürlich noch einen Stoff, bei dem es grundsätzlich mal einfach per se problematisch ist, weil wir natürlich sagen, eine körperliche Gesundheit und der Genuss eines Zellgiftes wie Alkohol, schließt sich eigentlich aus. Also das heißt, in dem Moment, wo ich sage, ich habe ein alkoholisches Getränk, sei es jetzt ein Bier, sei es ein Brand, sei es ein Wein, was auch immer, kann ich einfach nicht mehr von Gesundheit sprechen. Also da begebe ich mich dann ja sogar in justiziable Ecken, wenn ich das als Werbung mache für mein Unternehmen.

Claus-Christian: Richtig.

Markus: Und das ist ja einfach auch ein wichtiger Punkt, das man, glaube ich, in einem allerersten Schritt sagt, wir müssen das trennen, das man sagt, okay, wir reden nicht mehr über Bier und Gesundheit, weil dieses und einfach nicht funktioniert. Aber wir reden davon, dass wir ja aufgrund dieser Tradition mit diesen Getränken, eine ganze Kultur geschaffen haben, die natürlich zum Teil auch daraus besteht, diese Getränke herzustellen, auszuschenken und zu genießen, aber die man eben auch erleben kann, ohne jetzt direkt Alkohol zu haben. Also sprich, ich kann dieses wunderbare Gefühl, in einem Brauereigasthof zu sitzen, dort was Gutes zu essen, mit Menschen mich zu unterhalten, die Atmosphäre zu genießen, dieses jahrhundertealte Gebäude, die wunderschönen Braukessel, was auch immer da alles ist, die Storys, kann ich alles erleben, auch wenn ich in meinem Glas, sage ich jetzt mal, im Extremfall ein Mineralwasser hab. Deswegen bin ich da trotzdem nicht fehl am Platze und bin trotzdem Teil dieser Kultur, der gastronomischen Kultur und gewisser Weise auch Teil der Bierkultur. Und ich glaube, das finde ich ganz, ganz wichtig, dass wir im ersten Schritt einfach mal sagen, wir können diese Kultur nur retten, wenn wir das eben von dem Alkohol per se trennen. Und das heißt, im nächsten Schritt muss ich dann sagen, okay und trotzdem habe ich ja, wie wir grade besprochen haben, Menschen, die eben sagen, für mein persönliches wellbeing, für meine Lebensqualität gehört es zum Beispiel  dazu, ab und zu mal ein oder zwei Gläser Bier oder einen Brand oder einen Wein oder irgendwas zu trinken und vielleicht auch irgendwann mal einen Abend mit meinen besten Freunden mit vier, fünf Bieren in so einem Gasthaus zu haben. Das habe ich für mich in meinem persönlichen Setting so festgelegt und lebe für mich auch mit den Konsequenzen, die das hat. Aber trotzdem ist das dann ja eine persönliche Entscheidung, die nix mit der Basis zu tun hat, dass man diese Kultur hat. Und das bedeutet auf der anderen Seite, dass die Brauereien natürlich, wenn sie per se als Hersteller von alkoholischen Getränken dann schauen wollen, wie kann ich in die Zukunft gehen, für sich ein Produkt oder Produkte erfinden müssen oder finden müssen, wo sie dann eben sagen, ich habe auch für diese Menschen da ein Angebot, die eben sagen, ich will weniger oder bei manchen Anlässen vielleicht gar keinen Alkohol trinken. Und da gab es ja früher auch schon Antworten, das darf man nicht vergessen. Also viele Brauereien stellen ganz normale alkoholfreie Getränke wie Mineralwasser, Limonaden, Saftschorlen oder sowas her. Also es ist nicht so, dass das jetzt was völlig Neues ist, Brauereien schenken Biermischgetränke aus. Also das klassische Radler war ja nicht nur ein Getränk, das irgendwie süßer war, sondern eben auch eins, was weniger Alkohol hat. Und seit einiger Zeit gibt es eben auch verschiedenste alkoholfreie Biere oder alkoholarme Biere, auch das gehört mittlerweile zum Sortiment. Und ich glaube, das ist einfach ein Teil dieses Dienstleistungsspektrums, was so eine Brauerei einfach entwickeln muss und auch ein Selbstverständnis. Und das vielleicht als letzten Punkt von meiner Seite aus, was auch ganz wichtig ist, wir haben ja einen zunehmenden Anteil in der Bevölkerung, grade in den jüngeren Generationen, die, sagen wir mal, so jetzt zwischen 15 und 30 sind, die eben sagen bewusst, ich will keinen Alkohol trinken und ich hab überhaupt gar kein Verständnis dafür, wenn irgendjemand Alkohol trinkt.

Claus-Christian: Richtig, aus religiösen Gründen, kulturellen Gründen und so weiter.

Markus: Genau, es gibt ja 1.000 Gründe.

Claus-Christian: Finde ich in Ordnung.

Markus: Und klar, das ist vielleicht auch eine Minderheit, wobei es gar nicht mehr so wenige sind, aber es ist eben auch so, wie grad gesagt, es sind ja soziale Wesen. Das heißt, wenn ich jetzt, sagen wir mal, eine Familie habe oder einen Freundeskreis, sagen wir mal, das sind zehn Leute und davon habe ich zum Beispiel  zwei, die einfach sagen, nee, ich möchte was genießen, aber ich möchte jetzt keinen Alkohol. Und dann gehe ich eben oder habe ich die Möglichkeit, irgendwo hinzugehen und habe dann die Wahl eben zwischen, sagen wir mal, einer traditionellen Brauereigaststätte, wo ich halt die Wahl habe zwischen einem hellen, einem dunklen Bier, einem Weizen und einem stillen Wasser. Oder ich habe eben eine andere Gaststätte, wo ich eben sage, ich habe auch zwei, drei verschiedenen normale Biere, dann gibt es vielleicht ein leichtes Bier, ein alkoholfreies Bier, vielleicht zwei, vielleicht auch eine Fassbrause oder irgend sowas und halt einfach ein gewisses Spektrum, wo dann auch diese Leute glücklich werden. Dann ist es ja logisch, wo diese ganze Gruppe hingeht. Also es entscheiden sich ja nicht nur die zwei, woanders hinzugehen, sondern alle zahn gehen woanders hin. Und das ist, glaube ich, was, was viele Brauereien noch nicht so ganz verstanden haben, dass es nicht darum geht, dass sie diese wenigen glücklich machen, sondern das es drum geht, die Kultur besteht aus vielen, die aber alle glücklich sein wollen und dann muss ich die beiden eben auch mit einschließen. Und das ist ein Lernprozess. Also den hatten wir ja grade erst bei vegan und vegetarisch.

Claus-Christian: Richtig.

Markus: Also auch da haben wir ja erst vor kurzer Zeit die Schwelle überschritten, dass es maximal Käsespätzle gibt, auch da gibt es mittlerweile ein größeres Angebot. Wie ist das von der psychologischen Seite, habt ihr das auch, seht ihr diese Entwicklungen?

Claus-Christian: Ja, ja, die Entwicklung gibt es ganz, ganz klar. Und ich meine, das Wichtige ist eben dieser Inklusionsaspekt. Also die Problematik ist ja, dass man bis vor Kurzem sich tatsächlich moralisch über die Leute gestellt hat, die eben etwas gemacht haben, das jetzt erstmal von der Norm abgewichen ist. Aber von der Norm abweichen, das ist immer eine spannende Sache, sich dem zu stellen, ist eine spannende Sache, weil man sich natürlich neu reflektieren muss. So hat das ja auch zum Beispiel dazu geführt, weil es eben einen Wertewandel gab, dass man zum Beispiel das Rauchen und das starke Trinken tatsächlich heute anders bewertet. Wenn meine Studierenden heute eine Person sehen, wie Humphrey Bogart, der eben locker leicht, für uns vielleicht noch locker leicht und cool, in der Ecke steht und einen Whisky nach dem anderen trinkt, dann sehen das heute meine Studierenden eher als einen Suchtkranken, wo wir das noch als eine coole Socke gesehen haben, ja. Also dieser Wertewandel hat begonnen oder wir sind immer sozusagen, wir sind immer im Wandel. Und das müssen wir auch als Chance begreifen. Also das wir einfach nicht mehr sagen, früher gab es diese Regel zum Beispiel, mit jemanden, der keinen Alkohol hat, stoße ich nicht an. Was ist denn das für ein Quatsch? Ja, also das ist traurig, das ist ein trauriges Ende eigentlich, weil das schließt wirklich Menschen aus. Und es kann ja auch schlichtweg damit zu tun haben, dass der das sogar gerne trinken würde, aber er hat ein Auto und er ist eben jemand, der mittlerweile eben, das ist wiederum typisch für heute und das finde ich positiv, dass die Leute halt nicht mehr trinken und fahren, ja, sondern das es eigentlich sich ausschließt. Und das man eben nicht mehr cool angesehen wird, sondern das eben auch die Freunde und Freundinnen sagen, du, hör mal zu, du hast doch jetzt hier drei Bier getrunken, ja, das ist alles schön und gut, das ist deine Sache, aber warum willst denn du jetzt zum Auto, das geht so nicht. Ja, also das ist eine positive Entwicklung. Was eine negative Entwicklung ist, ist, dass es eben Leute gibt, die weiterhin beharren darauf zum Beispiel, Bier muss Alkohol haben. Ich glaube, das ist ein ganz, ganz toller Geschmacksträger, Alkohol, das muss man so sehen. Ich bin selber Biersommelier, wie du weißt und ich hab große Freude auch an solchen Bieren, aber das sollte nicht das Standardbier immer sein und es sollte eben unbedingt die Möglichkeit erwogen werden, auch ein alkoholfreies zu nehmen, grade wenn man noch leistungsfähig sein will tagsüber, wenn man noch fahren will und so weiter. Weil, dafür ist es ja auch ein großartiges Getränk. Weil, was gibt es denn Besseres als so ein isotonisches Getränk wie ein Bier? Ich denke nur vor allem an ein Weißbier, ein alkoholfreies, was du nach dem Sport trinken kannst, das ist noch besser als Mineralwasser. Normalerweise ist eigentlich, das beste Getränk ist natürlich irgendwo Mineralwasser. Dafür, nein, ist es tatsächlich eher ein isotonisches Bier, was eben keinen Alkohol hat. Aber du hast ja auch hier was mitgebracht.

Markus: Genau, also wir haben ja auch ein spannendes alkoholfreies Bier, was in dieser Tradition eben ist, das man versucht, sich da neue Gedanken zu machen. Und vielleicht einen Satz noch dazu, ich glaube, das ist auch ein wichtiger Punkt, Leute, die sich mit dem Thema Reinheitsgebot beschäftigen, die denken ja immer, das ist etwas, da ging es immer drum, dass der Verbraucher ein reines gutes Produkt hat. Wenn man dann aber die Geschichte des Reinheitsgebots sieht, die jetzt über 500 Jahre alt ist, dann können wir maximal vielleicht 120 Jahre mit dem Thema Verbraucheridee assoziieren und der Rest ist schlicht und einfach eine wirtschaftliche Regelung, die auch Sinn hatte und die ich auch gar nicht kritisieren will. Aber so ähnlich ist es beim Bier auch. Also wir haben heute, sagen wir, Bier ist etwa, das trinke ich in Gesellschaft, um mich zu berauschen vielleicht, um Spaß zu haben, aber die längste Zeit der Existenz von Bier, war Bier einfach ein Getränk also und zwar das Getränk. Weil, als Alternativen gab es Milch, wenn verfügbar und Wein, wenn verfügbar, der aber in der Regel recht teuer und das waren die drei Getränke, die es gab. Und das heißt, Bier haben auch, was weiß ich, Schwangere, Kinder, Alte, Kranke getrunken, manche Kranke sogar bewusst, um den Nährwert zu haben. Und das heißt, da ging es nie drum, diese Biere möglichst alkoholisch zu haben, sondern ganz im Gegenteil, da ging es her drum, ein Getränk zu haben, was eben easy drinking ist. Und so haben eigentlich traditionell, wenn wir die Geschichte so rückschauen, normale Biere lagen bis in die Moderne hinein bei 2, 3% Alkohol. Also dies, was wir heute so kennen, das ist etwas des späten 19. Jahrhunderts, dass sich da 5% und mehr entwickelt hat für ganz normale Biere. Und dementsprechend, glaube ich, ist das auch nochmal ein Punkt, dass man einfach sehen muss, es ging weniger immer um sich alkoholisieren, sondern einfach, um zusammen etwas zu trinken und dieses Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Naja und hier haben wir also ein alkoholfreies Bier. Es nennt sich Botanic oder Botanic oder Botani, weil es nämlich auch Italien kommt von Teo Musso, einer der schillerndsten Gestalten eigentlich, die noch existieren auf jeden Fall der ganzen Craftbeer-Bewegung und einer von den beiden großen italienischen Bierpäpsten, würde ich sagen. Er hat eine wunderbare Brauerei, die du ja auch schon besucht hast, ganz spannend. Ich selber war leider noch nie da, habe ihn schon öfters getroffen, aber immer auf irgendwelchen Messen oder Events. Und er ist eben wirklich, im positiven Sinne, also leider Gottes ist es jetzt nicht mehr so positiv belegt, aber früher hätte man gesagt, ein Querdenker, der einfach versucht hat, wirklich auch Bier anders zu denken und zwar in allerlei Hinsicht. Also er hat ein Birra Nazionale entwickelt, wo man also wirklich den Italienern ein italienisches Bier gibt mit den Zutaten, mit den ganzen Ideen. Er hat aber auch einen Eisbock zum Beispiel entwickelt mit einem unaussprechbaren Namen Xyauyú, den er aufgrund einer Formulierung eines seiner Kinder gemacht hat, also ganz spannende Geschichten. Er ist nach Japan gefahren und hat sich dort Sake-Fässer geholt, um dieses Bier zu reifen. Und er hat sich während der Pandemie dann Gedanken um Biercocktails gemacht, auch ganz spannend. Und das neuste Kind aus dieser Schmiede ist jetzt eben hier dieses Botanic. Und die Idee war, er wollte halt natürlich auch eine Antwort haben für die, die wenig oder keinen Alkohol haben wollen und hat sich dann überlegt, na gut, aber ich kann jetzt nicht einfach ein alkoholfreies Weizen macht. Also will er nicht und passt auch nicht zu ihm, erwartet auch keiner. Und hat eben dann aus einer Erfahrung als jemand, der sich mit ganz vielen Rohstoffen auseinandersetzt, gesagt, okay, dann mache ich da jetzt was ganz, ganz wirklich Neues und hat gesagt, ich nehme lokale Ingredienzien, aber auch ein bisschen exotische. Also da ist Passionsblume drin, Enzian zum Beispiel, Cannabis Sativa, also CBD könnte man auch sagen, also verschiedenste Ingredienzien, Koriander, um diesem Getränk da wirklich auch Aromen zu geben. Hat auch eine spannende Dose genommen. Ich sage ja normalerweise, man darf nie aus der Dose trinken. Das ist mal eine, die man oben komplett aufmacht, wenn man sie öffnet.

Claus-Christian: Genau, ist total anders gebaut.

Markus: Das ist wirklich ganz anders gebaut.

Claus-Christian: Habe ich gar nicht gesehen.

Markus: Und auch ganz spannend, weil die Herstellerfirma, soweit ich weiß, zwischenzeitlich in Konkurs gegangen ist und er alles aufgekauft hat, was es noch gibt, also auch viel, viel Geschichte dahinter. Und jetzt haben wir dieses Bier. Ich mache es mal auf, es wird ordentlich knallen, schauen wir mal.

Claus-Christian: Woah!

Markus: Da ist Druck dahinter.

Claus-Christian: Das ist ja super!

Markus: Ein lebendiges Produkt. Und ich schenke mal ein.

Claus-Christian: Woah! Das ist ja echt ein Erlebnis.

Markus: Jetzt habe ich ein bisschen mehr Schaum produziert als ich wirklich wollte, tut mir leid, aber das ist hier eben …

Claus-Christian: Das riecht auch gut.

Markus: Also Hintergrund, ich habe es schon ein bisschen bei mir, also es ist nicht über dem MHD, aber es ist eben ein Bier, was lebt und lebendig ist und weiter sich entwickelt und deswegen mehr Druck aufbaut, deswegen haben wir den jetzt hier so in der Flasche auch gehabt. Und was wir auf jeden Fall sehen, ist ein richtig schöner weißer Schaum. Wir haben, ja, eine hellgelbe Farbe.

Claus-Christian: Ist ruhig, ne, ja.

Markus: Ruhig, genau. So leicht trübe und wir sehen auch die Kohlensäure. Und, ja, reicht auch interessant.

Claus-Christian: Ja, viele, viele Gewürze.

Markus: Ja, so Wein und Citrus und dann eben diese Gewürznoten, genau.

Claus-Christian: Sehr lecker!

Markus: Ja, sehr interessant, sehr vielfältig auch, ne.

Claus-Christian: Ja.

Markus: Und grade, also ein Bier mit Enzian habe ich vorher noch nie getrunken.

Claus-Christian: Habe ich auch noch nie. Da ist wirklich, sind so Blumenaromen, ganz toll. Wir haben es natürlich jetzt im eigentlich falschen Glas in gewisser Weise, weil der hat ja selber ein Glas entwickelt, hast du ja auch mal erzählt, das Teku Glas. Das ist jetzt dagegen ein Bierglas, was wirklich unglaublich hochwertig auch ist, aber so ein bisschen bauchig, was von der EBCU auch tatsächlich ausgegeben worden ist.

Markus: Ja, aber je länger man reinriecht, umso mehr hat man wirklich diese blumigen, fruchtigen, gewürzigen Noten, also sehr intensiv als Bier. Am Gaumen eher etwas leichter.

Claus-Christian: Ja.

Markus: Aber wenn man sich jetzt überlegt, wo sind wir? Wir sind ja in Italien, viel Sonne, schöner Nachmittag da in seinem Biergarten und hat die wunderschöne Landschaft drum rum und da sitzt man gerne, trinkt sowas. Und das ist dann eben eine tolle Alternative, sage ich jetzt mal, auch zu einer Cola oder so.

Claus-Christian: Ja, ja.

Markus: Und das ist, glaube ich, auch was, was Leute immer nicht so ganz verstehen, aber sehen wollen, wenn ich den Alkohol wegnehme, dann ist Bier eigentlich das gesündeste Getränk überhaupt, also zumindest, wenn man jetzt mal von Wasser absieht. Wobei das auch relativ ist, weil ein Wasser halt einfach Wasser ist. Aber beim Bier habe ich halt all diese Inhaltstoffe, die durch einfach die Gärung … also wir reden ja heutzutage davon bei all den super Foods, ganz viele davon sind fermentiert, weil Gärung einfach an sich viele positive Aspekte i Nahrungsmittel bringt. Wir haben die ganzen Mineralien, die Vitamine, die Spurenelemente, all das, was eben das ausmacht und wir haben am Ende sehr viel weniger Kalorien als in jedem Softdrink, in jeder Saftschorle.

Claus-Christian: Genau.

Markus: Und damit ist eben ein alkoholfreies Bier eigentlich das Beste, was man so trinken kann. Und vielleicht muss man es auch ein bisschen in eine andere Ecke stellen, also nicht neben das Bier als Ersatzprodukt, sondern vielleicht zu den Softdrinks als Alternative dazu. Weil da gehört es auf jeden Fall auch hin und wird auch von vielen so gesehen.

Claus-Christian: Ja, ja. Und die Leute, die tatsächlich noch so Vorurteile haben, die sagen, oh, das hat doch immer so eine süßliche Note und so weiter, das sind halt einfach so die frühen Anfänge gewesen des alkoholfreien Bieres, gibt es natürlich immer noch, solche Vertreter, aber es hat sich unglaublich weiterentwickelt. Ich musste mich da auch wirklich umorientieren und ich finde das heute faszinierend und trinke unglaublich gerne auch antialkoholische Getränke wie eben so ein Bier. Und ich sehe das tatsächlich so, es ist einerseits doch schon auch eine Alternative zum Bier, weil die eben manchmal so gut. Zum Beispiel das hier ist wirklich super, ein super Sommergetränk, was anstatt eines Biers tatsächlich verkonsumiert werden könnte. Aber, wie du es auch sagst, also es ist allemal besser als so ein Softdrink, was vielleicht dann auch noch irgendwelche komischen Flavours hat, wo man nicht mehr weiß, was genau mit den Dingern gemacht worden ist. Hier wissen wir es wenigstens einigermaßen gut, es ist einigermaßen dokumentiert und es ist tatsächlich hier mit Leidenschaft gemacht und das gefällt mir sehr gut.

Markus: Ja. Und da kann man vielleicht sogar nochmal eine Brücke schlagen zum Reinheitsgebot, weil ich natürlich dann in Deutschland sagen kann, ein alkoholfreies Bier, war reinheitsgebotskonform gebraut ist, da bin ich natürlich 100 Prozent safe. Also da habe ich keine künstlichen Farbstoffe, keine künstlichen Aromen, keine Zusätze irgendeiner Art und Weise, sondern wirklich nur das Ergebnis einer Gärung aus Getreide irgendeiner Art, ich habe Hopfen, ich habe Malz und hab halt Hefearomen und damit entwickelt sich, entfaltet sich das und der Brauer macht für mich dann eben sein persönliches Kunstwerk sozusagen. Und ich kann da eigentlich, was eben Gesundheit, in Anführungsstrichen, Inhaltstoffe angeht, sehr, sehr sicher sein. Wobei ich jetzt hier beim Teo auch sagen muss, der hat jetzt hier keine künstlichen Enzianaromen genommen, sondern das ist eben so einer, der läuft auf den Berg und gräbt eine Wurzel aus.

Claus-Christian: Das ist ja echt beeindruckend.

Markus: Ja.

Claus-Christian: Nein, also und dieses ganze wellbeing, also das, was wir jetzt eben auch grade zelebrieren, wir sitzen jetzt hier gemeinsam an einem Tisch, wir trinken zwar nicht gemeinsam aus der Dose, aber wir haben es eben in Sommeliergläser hier tatsächlich umgeschüttet. Und wir stoßen an, das müssen wir jetzt wirklich erstmal machen.

Markus: Ah ja, stimmt.

Claus-Christian: Und versuchen gemeinsam hier Geschmacksnuancen rauszufinden. Und diese Sache, ich kann es einfach nur empfehlen, weil das bringt dir wirklich wellbeing, weil das einfach, das bringt dich so zusammen. Du merkst auch, dass der andere ein bisschen anders tickt, aber du kannst profitieren davon. Du hast auf einmal eine Geschichte. Die Geschichte von Markus, ich kannte diese ganze Geschichte von dem Botanic noch nicht. Das werde ich jetzt wahrscheinlich auch jemand anderen weiter erzählen. Ich habe auf einmal eine Geschichte, die mir einfach so dargeboten worden ist und wo ich jetzt demnächst einfach jemand anderen auch wiederum Freude machen kann. All das ist tatsächlich Bierkultur und all das ist wellbeing also. Und das ist sowas von viel, viel mehr als Gesundheit, dass ich wirklich dafür plädiere, dass jeder neue Facetten von sowas Hochwertigen wie einem Bier tatsächlich, ja, erfährt und tatsächlich immer auf dieser Reise bleibt, dieses spannende Ökosystem um das Bier herum zu verstehen, ja. Da geht es um Länder, da geht es um Macher, da geht es um Menschen und Konsumenten, da geht es um Geschichte, es ist Wahnsinn, ja, Ingredienzen, Menschen, die einfach als Freaks auftreten und sagen, ich will hier einfach was machen. Und das finde ich so irre bei diesem Brauer, das ist eben ein Mensch, der einfach vor gut 20 Jahren, ich glaube, es ist so um 1999, irgendwie so um die Zeit, hat der einfach angefangen und hat gesagt, warum verdammt nochmal machen wir in Italien den super Wein und warum machen wir das super Essen und wir machen die super Nachspeisen und alles machen wir super, und es ist auch so, in Italien macht man so unglaublich gute Sachen. Aber bei dem Bier war das eben noch nicht so ganz sichtbar, weil es große Brauereien nur gab, die das einfach relativ sorglos behandelt haben. Und dann hat er gesagt, nee, wir machen das jetzt auch mal super. Und heute, wenn du da vorbeikommst in dieser Brauerei, ich stehe da wirklich, also ich muss sagen, das ist fast schon so heilige Hallen, weil ich alles, was ich dort draus trinke, merke ich, dass es mit unfassbarem Sachverstand und einer Liebe und einer Detailtreue gemacht worden ist und, ja, das begeistert mich.

Markus: Ja und da muss man noch einen Satz dazu sagen, was das Ganze auch noch ein bisschen weiter aufmacht, die italienische Bierkultur, in Anführungsstrichen, das ist was relativ Neues. Also weil, wir alle kennen das Römische Reich, das war nie eine Gesellschaft, die Bier als ihr Getränk gesehen hat, für die war immer Wein das Thema. Die haben dann zwar Bier gemacht oder gehandelt, aber immer nur für ihre Kolonialvölker und so. Und die Bierkultur, die Italien dann so nach dem Ersten Weltkrieg hatte, das war eine österreichisch, ungarische Bierkultur. Also da kamen diese großen Brauereien eigentlich alle her, also aus Triest zum Beispiel  oder Südtirol und in diesen Ecken und eine eigentliche Bierkultur Italiens in der Form gab es überhaupt nicht. Und die ist mit dem Teo Musso und seinen Mitstreitern dann so entstanden. Und das ist auch was, was, glaube ich, viele gar nicht so sehen, dass das wirklich eben, unter diesem Anspruch, wir kommen aus einem Geniesserland, aus einem Genussland, wo es uns um Rohstoffe geht, um Herstellung geht, um die Menschen geht und wir wollen jetzt dieses für uns eigentlich neue Feld der Bierkultur selber entdecken, entwickeln. Und dadurch sind die ja auch so kreativ und sehr offen. Also sehr, sehr spannend. Also insofern, wie du schon gesagt hast, dieses wellbeing kann man auf jeden Fall auf all diese Dinge ausdehnen. Und am besten für alle, denen das Spaß macht, ist es wirklich zu reisen, sich die Brauereien anzuschauen, die Menschen anzuschauen, die Orte anzuschauen. Das Flair einzuatmen, das ist auch etwas. Manche Dinge kann man nur erfahren, wenn man auch da ist. Und dann, glaube ich, wird jeder Horizont weiter und das ist was, was jeden Menschen, glaube ich, immer bereichert. Also auch an dieser Stelle nochmal danke schön, dass du meinen Horizont so viel bereichert hast. Und in dem Fall durch diesen Input auch den Horizont der EBCU erweitert hast, um einen ganz entscheidenden Punkt, glaube ich, der ihr hoffentlich, wenn sie das auch selber versteht als Organisation, helfen wird, in der Zukunft weiter existieren zu können. Und für euch natürlich da draußen alle, wie schon im letzten Teil gesagt, wenn ihr Lust habt, wenn ihr da Spaß dran habt, euch zu beteiligen, dann macht das, geht in die jeweiligen Mitgliedsorganisationen, engagiert euch. Lernt das ganze Thema kennen und merkt einfach, dass die Bierkultur schon immer Teil der menschlichen Kultur war, deswegen so reich und so vielfältig ist und deswegen eben auch nicht wegzudenken. Und genau deswegen sollten wir dafür auch ein bisschen stehen.

Claus-Christian: Ja, genau das machen wir jetzt. Gut, danke schön.

Markus: Ja, auch vielen Dank.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 126 – Interview II mit Claus-Christian Carbon, Professor für allgemeine Psychologie an der Universität Bamberg

Claus-Christian Carbon, auch „CCC“ genannt, war unser allererster Gast im BierTalk. Seitdem ist viel passiert. Der Psychologe hat bei der Deutschen BierAkademie die Weiterbildung zum International Beer Sommelier absolviert, wurde Mitglied der Vereinigung der Deutschen Bierkonsumenten GBCU e.V. und deren Vertreter auf Europäischer Ebene. Dort zeichnet er verantwortlich zum Wechsel der Perspektive auf die Verbindung von Alkohol und Bier. Grund genug, erneut miteinander zu sprechen, in einer geplanten (!) Doppelfolge, in deren erstem Teil es sich um GBCU und EBCU und ihre Daseinsberechtigung dreht…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute, wie immer eigentlich, eine ganz besondere Folge, aber vielleicht ist sie heute sogar ganz besonders besonders, weil wir nämlich tatsächlich unseren allerersten Gast wiedertreffen. Also das heißt, als der BierTalk mal angefangen hat so eben, als auch die Pandemie so grade in der ersten Welle war und wir das aus der Taufe gehoben haben, da warst du unser allererster Gast und hast uns natürlich dadurch auch geholfen und unterstützt und auch wirklich wichtige Impulse gegeben. Insofern freue ich mich riesig, dass wir hier sind! Und noch etwas Besonderes, den Auftakt machen zu einer bewussten Doppelfolge. Auch sowas haben wir im BierTalk noch nie gemacht, also spannend. Also insofern, lieber CCC, schön, dass du hier bist. Vielleicht trotzdem stellst du dich kurz unseren Hörern vor, weil ja vielleicht nicht jeder seit der zweiten Folge dabei ist.

Claus-Christian: Sehr, sehr gerne, lieber Markus. Es ist mir eine große Ehre, eine große Freude, hier wieder dabei zu sein. Mein Name ist Claus-Christian Carbon, ich bin mehr oder weniger stark bekannt als CCC für Claus-Christian Carbon. Und, was bin ich? Ich bin erstmal ein Mensch, der irre gerne Bier trinkt und ich engagiere mich sehr, sehr stark für Bier. Habe aber natürlich auch noch meinen anderen Background, ich bin Psychologe. Auch mal spannend, ein Psychologe, der tatsächlich über Bier spricht, und auch Philosoph. Und ich leite hier einen Lehrstuhl hier, das heißt in der wahrscheinlich wichtigsten Stadt des Bieres, nämlich Bamberg, einen Lehrstuhl für allgemeine Psychologie und Methodenlehre. Hört sich ziemlich kompliziert an, aber es geht tatsächlich um genau die Themen, die uns bei Bier auch interessieren. Das ist sowas wie Wahrnehmung, sowas wie Erinnerung an zum Beispiel tolle Geschmäcker und auch natürlich Geschmack und Genuss.

Markus: Ja und auch die Selbstwahrnehmung und auch der verantwortungsvolle Umgang mit all diesen Dingen gehört natürlich auch dazu. Und insofern ist das ja auch ein bisschen was, was wir ja schon in unserer zweiten Folge eben gemeinsam besprochen haben. Jetzt in unserer Doppelfolge soll es einerseits um etwas ganz Interessantes gehen, nämlich um die EBCU beziehungsweise auch die GBCU. Manche wissen es vielleicht schon, was es ist, die anderen werden es in wenigen Minuten wissen. Und im 2. Teil werden wir dann auch ein bisschen über das Herzensthema sprechen, was du aufgebracht hast, was für mich auch eines geworden ist, nämlich eben die Frage, wie schafft man die Transformation von einer, sagen wir mal, alkoholzentrierten Bierkommunikation zu einer, ja, wie soll man es bezeichnen, zu einer, wo es eben nicht um den Alkohol geht, sondern um die Effekte, um die Auswirkungen, um das, was Bierkultur eben macht und was gar nicht verbunden ist mehr mit dem Alkohol an sich . Also das werden wir sehen, Stichwort wellbeing. Aber da dauert es jetzt noch ein bisschen, wir gehen jetzt eben erstmal in Richtung EBCU. Und da vielleicht ganz kurz, was ist das? Es nennt sich European Beer Consumers Union, also sozusagen die Vereinigung der europäischen Bierkonsumenten. Das ist so eine Art Dachorganisation, das heißt, es gibt in jedem nahezu europäischen Land einen Verband, einen Verein von Menschen, die gerne Bier trinken, manchmal sogar mehrere. Und die wiederum haben sich teilweise sogar wieder zu einem Dachverband zusammengeschlossen. Aber es gibt auf jeden Fall in jedem Land einen oder zwei Vertreter für die Bierkonsument:innen und die wiederum als Verbände sind dann Mitglied in der EBCU und die vertritt dann die Interessen der Bierkonsumenten eben auf europäischer Ebene. Und warum ist das wichtig? Es ist wichtig, weil wir einfach die Interessen der Industrie auf der einen Seite haben und die Interessen der Politik auf der anderen Seite und dabei fällt der Konsument einfach oft runter und dabei wird auch oft das vergessen, worum es manchmal wirklich geht. Ja und da bist du ja so ein bisschen fast ins kalte Wasser geflogen, also wenn ich überlege, wie du da dazu gekommen bist. Ich bin ja schon etwas länger dabei und das fand ich damals ganz toll, dass du dich dafür interessiert hast. Und vielleicht nimmst du die Hörer mal ein bisschen mit auf diese Reise. Also wie war das, also zum ersten Mal von diesem Laden gehört hast, als du dann da warst, als du diese Menschen kennengelernt hast, als du selber reingekommen bist, wie entwickelt sich das, wie ist das so mit dir zusammengekommen?

Claus-Christian: Ja, also erstmal eine spannende Sache, es sind tolle Leute, die das organisieren. Die EBCU ist riesig, muss man wirklich sagen, also wahrscheinlich die größte Konsument:innengesellschaft oder Organisation für Bier auf der Welt, vermute ich, weil wir haben tatsächlich über 200.000 Mitglieder und das eben in 17 Ländern und das mit 19 Partnerorganisationen. Das ist also schon eine wirklich gewaltige Sache. Und du hast mich ja damals aufmerksam gemacht, ich kannte das tatsächlich nicht, es sagte mir überhaupt nichts, die Abkürzung kannte ich noch nicht mal. Und du hast gesagt: „Mensch, schau dir das mal an, da sind interessante Leute. Es wäre toll, wenn du dich in bisschen tatsächlich engagieren kannst.“ Engagieren kannst du dich da eigentlich nur, wenn du schon einen Teil einer nationalen Organisation bist. In dem Fall war ich ja einer der ersten Mitglieder der GBCU, also der German Beer Consumers Union, die du ja auch gegründet hast. Und diese Sache hatte mich schon sehr interessiert, jetzt auch europäischer Bühne fand ich das besonders toll. Und du hast irgendwann gefragt: „Mensch, kannst du nicht mal irgendwie so einen Vortrag oder so eine Diskussion mitmachen, du hast so spannende Themen?“ Und dann habe ich mich da eben engagiert, die Leute fanden das auch ganz interessant. Und dann wurde ich eben gefragt: „Mensch, willst du nicht Mal teilnehmen an so einer Art Tagung, ist das, es ist immer so zwei, drei Tage?“ Und dann wurde ich eben relativ schnell als sogenannter Executive gewählt. Und Executives, es gibt insgesamt fünf, davon ist einer eine Chairperson, also die leitet das Ganze. Und ich bin eben seitdem ein Executive, das ist seit 2021. Und ich wurde dann gefragt: „Für was stehst du, was sind denn deine Themen?“ Und ich habe gesagt: „Naja, Genuss ist die eine Sache, Wahrnehmung ist das eine.“ Und dann wurde ich gefragt: „Mensch, könntest du auch sowas machen wie Health?“ Und, naja, Gesundheit ist natürlich ein wahnsinnig wichtiges Thema, habe ich mir gedacht. Aber, und das ist dann eben in meiner Amtszeit verändert worden, es ging eben nicht nur um Gesundheit, sondern eben sehr, sehr stark wellbeing. Darüber werden wir ja dann später nochmal reden, deswegen müssen wir das hier nicht mehr weiter elaborieren. Aber, ja, seitdem bin sehr, sehr aktiv. Wir treffen uns eben alle zwei, drei Wochen und tatsächlich ist das Online. Aber wir treffen uns, und das ist das besondere Highlight, eben in sogenannten Delegiertentreffen, ja, alle, das ist, glaube ich, sechs Monate, treffen wir uns und das eigentlich fast immer in einem anderen Land. Und während dieses Prozesses, als ich bei der EBCU war, wurde mir das eben so erklärt, naja, wir sind so eine Art Verein. Aber eigentlich war das nicht so ganz klar, wir haben ein Sekretariat in England. Und England ist natürlich jetzt nicht mehr so ganz, ganz nahe an der Europäischen Union, aber natürlich unfassbar wichtiges Land. Eine ganz, ganz tolle Partnerorganisation die CAMRA, die sehr, sehr groß ist, die hat alleine 160.000 Mitglieder und das fand ich ganz, ganz spannend. Aber wir hatten nicht so einen richtigen krassen europäischen Touch. Und das haben wir dann tatsächlich überlegt, ob wir nicht umziehen nach Brüssel. Und das hat sehr, sehr viel Aufwand bedeutet, weil wir eben tatsächlich jetzt seit kurzer Zeit eine bestätigte NGO sind, wir sind vom belgischen König, sind wir bestätigt, eine NGO. Und wir können frei handeln und wir können jetzt auch Kontakte knüpfen mit Parlamentariern. Und das ganz, ganz Wichtige, was mir dabei eben im Kopf immer ist, das ist eben nicht so eine typische Lobby-Organisation, wo man immer mit großer Skepsis hört, mein Gott, die machen da irgendwelche Lobby-Politik. Ja, wir machen zwar Lobby-Politik, aber wir dürfen kein Geld annehmen, wir sind also wirklich eine überkonfessionelle und eine politisch nicht in eine Richtung einzuordnende Gruppierung, sondern wir sind einfach Menschen, die sich einsetzen für die Vielfalt und für das Wissen über Bier und von Bier.

Markus: Ja und es hat vor allen Dingen, finde ich, was damit zu tun, das es eben eine Verbraucherzentrierung ist, was die Sicht angeht. Und das bedeutet eben, dass mit unter durchaus Themen gibt, wo man eben mit der Industrie, mit den Brauereien mitgeht. Also wenn es eben drum geht, die Umstände zum Beispiel, um Bier zu verkaufen, Steuern und solche Dinge eben vernünftig zu halten oder auch, was zum Beispiel, ja, die Inhaltstoffe oder ähnliche Dinge angeht, was es irgendwie erlaubt oder verboten oder sonst wie ist. Also das kann sein und auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Punkte, wo wir eben eher sagen, wir sind vielleicht auf der Seite, in Anführungsstrichen, von staatlichen Organisationen, die zum Beispiel sagen, wir wollen zum Beispiel auf dem Etikett auch wirklich draufstehen haben, was da drin ist oder wo es eben gebraut worden ist oder so. Und dann gibt es durchaus auch Positionen, die keiner der beiden zuzuordnen sind, sondern wo wir als Verbraucher einfach sagen, das sind unsere ureigensten Interessen. Da geht es zum Beispiel darum, einfach eine Vielfalt zu haben, eine Auswahl zu haben und auch vielleicht gewisse Qualitätsstandards. Und auch auf Wettbewerbe zu schauen, die auch zu zertifizieren, ob sie eben auch im Sinne eines Consumers ein guter Wettbewerb sind und so. Also da gibt es ganz, ganz tolle und interessante Aspekte der ganzen Geschichte, die es dann eben auch reizvoll machen, da irgendwie dabei zu sein. Und vielleicht auch nochmal gesagt zu diesen halbjährlichen Treffen, das ist eben auch schön, weil man ja immer zu Gast ist. Also das heißt, wir haben diese 19 Organisationen, das reicht von Island bis Italien, von Spanien bis Polen, also wirklich durch ganz Europa und jedes Mal ist man woanders und eine der Organisationen richtet dieses Treffen aus. Und das bedeutet eben, dass alle anderen zu Gast sind, dass man Brauereien oder auch Läden oder Gastronomien sieht, die man vielleicht so auf diese Art und Weise sonst nie sieht. Das man Menschen trifft, die man vielleicht auch normalerweise so nie trifft und das man einen wunderbaren Austausch hat. Und für mich auch einfach lernt, auf dieser internationalen Ebene als Mensch zu kommunizieren. Also das wird dann einfach mittelfristig völlig unwichtig, aus welchem Land man kommt, weil man gemeinsame Themen, gemeinsame Ideen und Interessen hat und wirklich dieser ganze, sage ich jetzt mal, Nationalgedanke eben mit seinen negativen Aspekten dabei verschwindet. Und man es eher als Bereicherung ansieht, dass halt gewisse Länder, gewisse Nationen gewisse, ja, wichtigere Punkte oder Schwerpunkte haben, die dann eben für die Leute, die von da kommen, wichtig sind. Aber das wird, wie gesagt, eher als enrichment, als Bereicherung gesehen und nicht als Hindernis und das finde ich auch eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Wie hast du das denn so erlebt, was war denn dein erstes Auslandstreffen, wo du dabei warst?

Claus-Christian: Das erste Auslandstreffen, wo ich dabei war, war tatsächlich in den Niederlanden. Und vielleicht erinnerst du dich noch, wir sind da auch zusammen da noch in Zwolle gewesen und dann waren wir auch noch bei dieser wirklich tollen Brauerei, die in einer alten Festungsanlage in der Nähe von Amsterdam eben ist. Da war ich jetzt auch mittlerweile öfters. Ja und das macht eben dann Charakter aus, also eine Tagung, ein Kongress, könntest du sagen, eine bereichernde Mitgliedsversammlung, die einfach immer woanders ist. Die immer einen Lokal-Kolorit hat, wo wir regionale Spezialitäten auch mal verkosten können logischer Weise, aber vor allem auch über nationale Problematiken sprechen können. Also in der Pandemie beispielsweise, wie geht es den einzelnen Wirten jetzt, wie geht es den einzelnen Brauereien, wie geht es den Homebrewern? Woher kriegt man jetzt bestimmte Stoffe in einem Krieg wie dem Ukraine-Krieg, wo vielleicht bestimmte Logistiken, bestimmte, ja, Zulieferungen und so weiter schwieriger sind? Wie kann man sich gemeinsam organisieren, um eben dafür zu kämpfen, das Bier, so ein wunderbares Produkt, ein so lange kulturell gewachsenes Produkt, einfach in seiner Vielfalt bewahrt wird und weiterentwickelt wird? Auch das ist ja eine ganz, ganz spannende Sache. Weil, wir können natürlich wahnsinnig viel lernen, Diversität ist eine der tollsten Sachen, die wir eigentlich haben auf dieser Erde. Diversität bedeutet eben nicht die Gefahr, dass man irgendwas anderes übergestülpt bekommt, sondern Diversität ist die große Chance, bereichert zu werden von anderen, von Gedanken anderer, von Brauverfahren, von Wirtschaftssystemen, von Logistiken bis hin zum Pfandsystem. Ich fand es so spannend, einfach mal zu hören, wir versuchen grade, so ein einheitliches Pfadsystem tatsächlich hinzubekommen. Und wie könnte denn das aussehen, geht das überhaupt? Und manche schauen einen mit großen Augen an und sagen, wie, Pfand auf Bierflaschen oder auf Bierdosen, sowas gibt es doch gar nicht, das hat doch kein Mensch. Doch, doch, da gibt es eben viele, die haben sowas und von denen können wir lernen. Aber wir können eben in Deutschland, die vielleicht sowas schon haben, andere Sachen wiederum lernen, wo man eben merkt, die haben Bierkulturen, die haben Verfahren, Bierverfahren, Bierbrauverfahren, die sind eben anders, aber es schmeckt unglaublich lecker oder es ist zumindest interessant. Und das ist etwas, ja, was uns bereichert und was, glaube ich, genau diese Gruppe von europäischen Ländern ausmacht, Europa ist deswegen zu stark, weil wir so unterschiedlich sind.

Markus: Ja, das war eine der wichtigsten Erkenntnisse auch während der Pandemie, fand ich, weil vorher, ja, hat man sich zwar getroffen, aber das war tatsächlich eher so nebeneinander. Und dann haben wir in der Pandemie gemerkt, wie das dann auch zu einem Miteinander wird und werden muss. Und da hat es dann auch angefangen, dass wir zum Beispiel Workshops angefangen haben, ein Workshop-Programm, wo wir grade so diese exotischen Bierstile, die jetzt eben nicht jeder in jedem anderen Land kennt, mal beleuchten. Also zum Beispiel aus Deutschland die Gose oder aus Finnland das Sahti oder aus Polen das Grodzizkie oder so. Und da gibt es kostenlose Workshops, die ihr euch anschauen könnt unter der ebcu.org-Adresse oder auch in der gbcu.de, kann man da reinschauen und kann über die ganzen Bierstile eben was lernen, sich informieren und eben sehen, wie auch da dieser europäische Reichtum eben da ist, und das finde ich ganz toll. Und auch für euch jetzt, die ihr da zuhört, das ist eben auch ein Thema, das ist offen, also ihr könnt da mitmachen. Also klar, jeder, der jetzt in Deutschland zuhört, das ist wahrscheinlich die Mehrheit, ihr könnt euch in Deutschland eben engagieren in der GBCU. Da kommen natürlich auch entsprechend die Links dann in die Shownotes. Aber wer jetzt zum Beispiel in Österreich, in Luxemburg, in Italien oder sonst wo zuhört, ihr habt jeweils Consumer-Organisationen, die findet ihr auf den beiden Websites, die ich grad schon genannt hab und könnt euch da einfach melden, könnt mitmachen und könnt dann eben zum Beispiel zu diesen europäischen Tagungen auch mitfahren. Da kann man auch als Gast einfach mal dabei sein, das erleben, das Netzwerk kennenlernen und einfach für sich selber sehen, macht mir das Spaß, ist das mein Thema, ist das interessant und dann kann man sich da, ja, ein bisschen austoben. Apropos austoben, wir haben ja einen BierTalk und eigentlich sollte man auch ein Bier zum Talk probieren. Und ich glaube, du hast also mindestens ein Bier, was man auch mit der EBCU verbinden kann hier, ne?

Claus-Christian: Ja, also es gibt so einige. Aber welches meinst du jetzt speziell, meinst du jetzt dieses hier?

Markus: Ja.

Claus-Christian: Da haben wir vor uns ein wirklich sehr, sehr besonderes Bier. Das heißt Bamberger Unibier, historisches Schankbier und das ist tatsächlich letztes Jahr gebraut worden zur 375-Jahrfeier dieser Universität. Und das ist eben was sehr, sehr Bemerkenswertes, wir sind ja an der Universität Bamberg und die Stadt Bamberg ist ja bekannt für eine unglaubliche Diversität von auch alten Brauereien vor allem, es gibt aber auch junge Brauereien. Und das ist eine Brauerei, die hier im Umland ist, also ganz, ganz nah an Bamberg, die das tatsächlich nicht irgendwie einfach gebraut hat und jetzt haben wir das umgelabelt, so wie das manche Organisationen machen so als kleinen Gimmick zur Weihnachtsfeier oder zu irgendeiner 100-jährigen Feier. Sondern das ist tatsächlich extra gebraut worden und mit einer wirklichen wahnsinnig interessanten Geschichte und einer, ja, das ist ein richtiges Narrativ. Und vielleicht kannst du ja auch ein bisschen was dazu sagen. Also ich kann dann gleich auch noch was beitragen, weil ich bin in dieser Braukommission gewesen, aber du bist ja da eigentlich nochmal viel wichtiger gewesen, das muss man ja auch mal ganz deutlich sagen.

Markus: Ja, nein, man muss es in gewisser Weise relativ sehen, aber es ist schon auch so. Also Hintergrund, EBCU hat auch was damit zu tun, dass ich natürlich auch für dieses Bierthema ein bisschen stehe und dafür auch entsprechend mich positioniert hab und die Leute das auch wissen und du ja da auch jetzt hier so dabei bist. Und als die Uni entdeckt hat, das sie tatsächlich ein Jubiläum hat, weil das war so der Hintergrund, eigentlich wusste sie das gar nicht und es war so, dass das letzte Jubiläum, das 350-Jahre-Jubiläum, habe ich damals in meiner Eigenschaft als Studentenvertreter mit organisiert und deswegen hatte ich im Kopf, naja, das ist 25 Jahre her, also gibt es doch wieder was zu feiern. Und habe dann eine andere Freundin von mir, die zu der Zeit die Sekretärin vom Rektor war, angesprochen, was denn eigentlich mit der Unifeier ist? Und dann hat sie gesagt, oh, welche Unifeier und dann ging das so ein bisschen los. Und irgendwie kam dann in der Kommunikation, also wie gesagt, ich hab da ja nur als Außenstehender mal so diese Frage gestellt, aber kam eben dann die Idee auf, Mensch, was macht man denn? Und weil eben nicht, wie wir damals, zweieinhalb Jahre vorher eine Kommission hatten, die dann diese 350-Jahrfeier vorbereitet hat, sondern man ja quasi mehr oder weniger ein paar Wochen davor war, da haben sie mich dann eben gefragt, ob ich noch eine Idee hab sozusagen, was man denn so machen könnte, um dieses Jubiläum zu feiern? Und da war es natürlich naheliegend zu sagen, naja, wir sind in Bamberg, wir sind hier an der Uni, wir haben die Studenten, wir haben natürlich auch eine gewisse Nähe zu diesem Thema Bier. Aber wir haben eine Verantwortung, also wenn schon Bier, dann eben was, wo man auch vernünftig mit umgehen kann, wo man auch all die Themen anspricht, die man heutzutage beim Thema Bier eben ansprechen sollte und muss und kann. Und dann habe ich vorgeschlagen, na, dann lasst uns doch ein Bier machen und eben eins machen, was an diese Zeit von vor 375 Jahren erinnert. Ich habe dann eben mit einem Brauer zusammen mir überlegt, wie könnte so eine Rezeptur ausschauen? Was gab es für Malze vor 375 Jahren hier in Bamberg, was gab es für Hefen? Wie haben Biere geschmeckt, wie alkoholisch waren die damals, all diese Punkte drum rum. Und heraus kam dann eben ein Bier wirklich, wo wir viele verschiedene Malze hatten, also klassisch natürlich Gerstenmalz, aber eben auch Dinkelmalz, Roggenmalz und vor allem auch Rauchmalz, weil natürlich damals, da waren alle Bier hier mehr oder weniger rauchig. Allerdings nicht so intensiv, wie wir das heute vielleicht vom Schlenkerla kennen, weil auch damals schon so war, dass die Mälzer ja wussten, wir machen Malz mit diesem Raucharoma, aber das war ja eher ein Nebenprodukt, was nicht anders ging. Und deswegen haben die alle versucht und versuchen sie, ehrlichgesagt, auch heute noch, dass man diese Rauchnote nicht übertreibt, sondern das man versucht, sie eher ein bisschen im Hintergrund zu halten. Und so hat man eben einen leichten Rauch-Touch, der dann auch schön für die Leute anzunehmen war. Und von der Alkoholstärke haben wir eben gesagt, ja, gut, die Biere damals lagen so irgendwie um die 3% und wenn wir schon bei 375 Jahren sind, dann könnte man ja auch die 3,75 anpeilen. Und das haben wir dann auch getan und so war das dann. Und dann gab es eben eine Kommission, weil ich dann auch gesagt hab aus meiner Tradition als Studierendenvertreter, das ist jetzt nix, wo man sagen kann, die Unileitung beschließt und dann machen wir.

Claus-Christian: Genau.

Markus: Sondern das muss ja was sein, wo man alle beteiligt und wo man eben sagt, okay, es gibt diese Idee, wir klären erstmal ab, ist das etwas, was die Leute auch interessiert hier an der Uni, die dabei sind? Und dann schaut man, wie man sie beteiligt, indem man eben eine Kommission hat, wo dann von allen Unigliederungen jemand dabei ist, das auch wieder spiegelt. Dann auch ein Tasting macht, wo man auch gemeinsam überlegt. Beim Hopfen war man ja relativ flexibel zu sagen, naja, dann machen wir einfach mal verschiedenste Varianten und machen dann mal ein Tasting mit dieser Kommission und probieren, welcher Hopfen einer Mehrheit davon am besten schmeckt. Und so hat dann doch auch die Kommission viel mit entschieden, wie dieses Bier am Ende ist. Und so, das ist auch ein wichtiger Punkt, weil man damit eben auch etwas hat, wo sich alle mit identifizieren, wo sie mit im Boot sind. Und wo ich natürlich auch wenig Gegenstimme habe logischerweise, weil ja alle mit dabei sind. Und das ist ja auch wichtig, grade bei so einer staatlichen Geschichte und dem Thema Alkohol, hier irgendwie alle im Boot zu haben. Und insofern also ein sehr spannendes Projekt, hat mir viel Freude gemacht und war natürlich umso schöner dann, dass du da auch mitgemacht hast. Und vielleicht sagst du noch ganz kurz, wie es dir in dieser Kommission so ergangen ist, wie war das da so?

Claus-Christian: Also ich fand diese Kommission einfach wahnsinnig spannend, weil es hat ja tatsächlich die einzelnen, man nennt das Statusgruppen, also das ist wissenschaftsstützendes Personal, also Sekretariate beispielsweise oder die Druckerei und so weiter hat da mitgemacht. Aber es haben eben auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mitgemacht, die Profs haben mitgemacht. Und auch die Universitätsleitung, ein wahnsinnig starkes Kommittent der Universitätsleitung, ein unglaubliches Engagement, auch emotional, weil wir einfach sagen, Bamberg steht eben für das Bier. Und wir müssen ja auch irgendwie sehen, natürlich kannst du das Bier komplett aus der Gesellschaft verbahnen, weil du sagst, mein Gott, da ist ja auch 3,75%, was zwar wenig ist, aber trotzdem mehr als natürlich kein Alkohol. Und du kannst sagen, naja, wir begegnen diesem Problem damit, dass wir das ganz abschaffen und sowas gar nicht mehr machen. Aber die viel positivere Idee ist eben tatsächlich, das sozial einzubetten und einfach zu sagen, hier ist ein Bier, das ist ein echtes Genussmittel, das ist was sehr Besonderes, wir haben hier eine Geschichte und es hat was mit dieser Universität Bamberg zu tun. Das haben auch die Studierenden sehr verstanden, das hat den Meisten sehr, sehr gut auch geschmeckt. Und was ich auch toll fand ist, dass du auch dich, ja, da eingesetzt hast, dass es eigentlich eine obergärige Hefe ist, also das man einfach wirklich auch da nicht irgendwie faked. Das ist halt sehr ungewöhnlich gewesen, jetzt was Untergäriges zu brauen in der damaligen Zeit, ist jetzt, glaube ich, eine Altbierhefe, die da drin ist, dass man eben was aufgreift, was es mal gab. Und wo man vielleicht auch mal sensibilisiert, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man immer eine bestimmte Art von Bieren immer trinkt. Also bewusstes Trinken, ein ganz, ganz genussvolles Trinken. Und eben auch irgendwie ein identifikatorisches Trinken, dass man einfach mal auch sagt, okay, ich schaue mir dieses Etikett an, das übrigens auch in der Kommission gestaltet worden ist, da wurden ein paar Vorschläge gemacht. Und ich habe das große Privileg gehabt, dass der Präsident mir dann irgendwann gesagt hat, du wirst jetzt entscheiden! Weil ich mache Ästhetikforschung und dann habe ich mich genau für dieses Etikett entschieden und ich finde es ganz, ganz famos. Und vielleicht als letzte, naja, vielleicht Information, wo eben auch nochmal die Wissenschaft reinkommt, wir haben rausgefunden, dass das Blau und dieses Weißblau, was da eben verwendet worden ist, eigentlich prototypisch ist für bayrische Biere. Das ist zwar jetzt ein fränkisches Bier, aber trotzdem fühlen wir uns ja dem bayrischen Bier sehr, sehr nahe und sehr, sehr verbunden und Bayern insgesamt. Und deswegen finde ich das einfach wunderbar, dass sich das empirisch so ergeben hat, dass es eigentlich ein prototypisches Bieretikett ist.

Markus: Genau. Jetzt bin ich mal gespannt, wenn du es aufmachst.

Claus-Christian: Jetzt nehmen wir es mal ganz nah.

Markus: Genau, mach mal, ganz nah.

Claus-Christian: Woah!

Markus: Sehr schön!

Claus-Christian: Ah ja, perfekt, super, sehr, sehr schön.

Markus: Ich werde mir direkt daneben einschenken, genau.

Claus-Christian: Super!

Markus: Wunderbar! Also man muss dazu sagen, das ist natürlich jetzt ein halbes Jahr über dem MHD schon, was aber dem Bier normalerweise nix ausmacht, im Gegenteil, es kann sogar ganz positive Dinge bewirken. Es schaut auch noch sehr schön aus, also wir habe einen ganz schönen festen Schaum. Wir haben schöne orangene Farbe, das fand ich damals schon schön, also diese Farbe. Das ist wie so ein Sonnenuntergang über der Universität.

Claus-Christian: Ja, es ist auch ein typischer Bamberger Sonnengang, den haben wir hier eingefangen.

Markus: Wunderbar.

Claus-Christian: Ja, dann zum Wohl!

Markus: Zum Wohl, Prost! Ja, in der Nase auch die leichte Rauchnote.

Claus-Christian: Ja, sehr, sehr schön, sehr schön eingebunden.

Markus: Das war ein bisschen fruchtiger, also das hat jetzt tatsächlich über die Zeit ein bisschen abgebaut, aber ist ja auch nicht weiter schlimm, passiert. Dafür hat es mehr Charakter gewonnen, finde ich jetzt auch ganz schön. Bei diesem Leichtbier am Anfang hat man auch sehr die Leichtigkeit geschmeckt, das ist jetzt nicht mehr.

Claus-Christian: Trotzdem ist es ganz, ganz erstaunlich, man kann wirklich so ein 3,75-prozentiges Bier tatsächlich brauen und es schmeckt erstmal sehr, sehr vollmundig, also ist schon echt toll.

Markus: Ja, coole Sache. Also es war auf jeden Fall auch von der Reaktion eben der Studierenden, ich war ja dann am Unifest auch da, dann das erste Fass angestochen und dann …

Claus-Christian: Ja, das war ein schöner Moment.

Markus: Ja. Und haben dann alle ihren Krug sich abgeholt. Und, muss ich sagen, das hätte ich mir eigentlich mal gewünscht, als ich damals eben an der Uni war, aber da waren wir noch nicht soweit. Allerdings habe ich damals tatsächlich auch schon das Thema Bier forciert, obwohl mir das damals gar nicht so bewusst war. Aber wir haben damals zu dem 350-Jahrfest eben ein großes Fest veranstaltet an der Feki draußen, das ist die Feldkirchenstraßen Universität, da waren insgesamt so um die 6.- 7.000 Menschen da, also ein richtig großes Fest. Und wir haben uns eben überlegt, was machen wir da als Besonderheit? Und das war im Oktober oder November, im November, glaube ich, war das angesiedelt und da haben wir gesagt, okay, dann machen wir da ein Bockbierfest draus. Und hatten dann tatsächlich von sechs oder sieben verschiedenen Brauereien Bockbiere da. Damals natürlich noch als, ja, 20-jährige Studenten hatten wir viele Dinge im Kopf, sagen wir mal so, aber trotzdem, muss ich sagen, es war nicht so, dass dann alle da nur noch betrunken durch die Gegend getorkelt sind. Sondern das, glaube ich, ist überhaupt etwas, was man hier auch grade in der Bamberger Gegend feststellt, dass zumindest die, die in diese Bierkultur normal hineingewachsen sind, in der Regel auch vernünftig damit umgehen. Also das heißt, man trinkt jetzt nicht mit dem Ziel, irgendwann besinnungslos über dem Dings zu hängen, sondern man trinkt seine zwei, drei, vier, je nachdem, am Abend, isst was dazu, unterhält sich nett und merkt irgendwann, dass es jetzt gut ist. Und dann geht man halt auch wieder Nachhause und schläft es aus und dann ist es okay. Also nicht, dass das jetzt alle so machen zu müssen, aber ich meine nur, es ist schon was anderes, wie wenn ich jetzt in einer Kultur aufwachse, wo wochenendliches Komasaufen einfach auf dem Programm steht. Das, glaube ich, kann man jetzt bei den klassischen Bamberger Leuten nicht sagen. Und das, finde ich, war damals ja noch mehr so, also jetzt ist das ja alles noch viel internationaler und durchmischter geworden, vor 25 Jahren waren schon auch viele Bamberger natürlich noch da. Aber insgesamt finde ich es auch wichtig, weil Bier integriert. Also ist ja nicht so, dass das jetzt nur was für die Uni war, sondern da haben natürlich auch die Bamberger, die zum Beispiel beim Unifest zu Gast waren, dieses Bier getrunken, es gab dieses Bier in den Läden. Und damit ist es ja auch eine Aufgabe gewesen, dass man sagt, man will nicht nur die Uni feiern, sondern man will auch die Stadt mit einbinden und die ganz normalen Bürger, dass sie eben stolz drauf sind, das sie hier eine Uni haben und das sie sich damit verbunden fühlen und nicht nur genervt sind von irgendwelchen Studierenden, die nachts …

Claus-Christian: Ganz genau.

Markus: … durch die Gegend laufen, sondern eben sagen, ist cool. Also weil, ich sage immer, man muss ja nur mal in eine Stadt gehen, die keine Uni hat.

Claus-Christian: Ja, da siehst du schnell den Unterschied.

Markus: Ja. Oder wo die Uni auf dem Campus irgendwo ausgelagert ist. Das heißt, die Studierenden haben dann irgendwo ihre Cafés und Restaurants und Kneipen und Bars und Clubs außerhalb und die Stadt selber ist tot. Und das ist wirklich ein Punkt, der grade Bamberg sehr bereichert und sicherlich dann auch dazu mit beiträgt, dass die Bierkultur hier so erhalten bleibt, weil natürlich die Studierenden auch ganz wichtige Arbeitskräfte sind.

Claus-Christian: Ja, natürlich, absolut.

Markus: Und mehr denn je, ne. Und da sind wir auch wieder bei der EBCU, weil das auch eine Herausforderung natürlich ist, was hat sich mit der Pandemie, die für mich eher als Beschleuniger und Katalysator gewirkt hat. Also gar nicht sehr viel Eigenständiges verursacht hat, sondern einfach nur Probleme, die am Horizont schon da waren, sichtbar gemacht hat und eben beschleunigt hat und in der Folge eben jetzt auch die kriegerischen Auseinandersetzungen, die wir grade erleben. Die natürlich was mit Menschen machen, mit dem Markt machen, auch vielleicht was mit der Stimmungslage machen. Also all damit beschäftigen wir uns natürlich auch und haben in allen europäischen Ländern ähnliche Probleme, also weniger Leute, die ausgehen, weniger Leute, die einfach unter Menschen sind. Und da sind wir vielleicht auch bei der Psychologie oder, wenn Menschen nicht mehr unter Menschen gehen, geht vielleicht ein bisschen Menschlichkeit verloren, kann man das so sagen?

Claus-Christian: Ja, wir sind eben soziale Lebewesen, soziale Tiere sagen manche und das ist tatsächlich ganz, ganz wichtig, das zu verstehen. Der eine oder andere will sich vielleicht ein bisschen mehr separieren, aber alle streben wir tatsächlich etwas an, wie gemeinsame Gespräche, eingebunden sein, wenn wir mal ein Problem haben, das wir jemanden finden, der da auch ein Ohr dafür. Und deswegen ist es auch ganz, ganz wichtig, dass wir weiterhin eine Kneipenkultur haben, die natürlich sehr, sehr, ja, vernünftig mit Alkohol beispielsweise umgeht. Wo man sich gegenseitig auch ein bisschen moderiert, aber wo man sich auch gegenseitig hilft, also wir brauchen soziale Netzwerke. Und ich glaube, solche Sachen wie zu Tisch gehen, ja oder in die Kneipe gehen oder zu einem Bierfestival gehen und einfach zusammenzukommen und gemeinsam zu essen, zu trinken, das ist was ganz Entscheidendes. Deswegen bin ich auch engagiert in ganz vielen solchen Thematiken, habe selber eine NGO nochmal gegründet, die genau sowas macht, also die heißt Freaks to Table hier, sagen, kommt doch zu Tisch, ja, kommt dahin, setzt euch hin. Und alle sind eingeladen. Und das ist auch was Wichtiges, ja, wir stehen für Bierkonsum und Bierkonsumentinnen und Konsumenten in einer maßvollen und reflektierten Art und Weise, aber, jeder ist willkommen! Und wenn du eine Schorle trinkst oder wenn du sagst, ein alkoholfreies Bier, ja, natürlich! Weil all das gehört zu dieser Kultur, zusammenzukommen, zu feiern, zu trinken und zu essen.

Markus: Ja und ich finde auch, das sind entscheidende Mechanismen auch in unserer Gesellschaft. Also ich denke da an zwei Punkte, einmal was ich erlebe, wenn wir zum Beispiel ein Bierseminar haben, eine Bierveranstaltung haben, da kommen ja Leute, 10, 20, 30, 40, je nachdem, aus verschiedensten Ecken, teilweise auch Kulturkreisen, auf jeden Fall Schichten, in Anführungsstrichen, wenn man das so sagen kann, also kommen da zusammen und dann erleben die gemeinsam so einen Biergenuss, ein Foodpairing auch einfach. Also erleben vielleicht manchmal zum ersten Mal wie es ist, bewusst etwas zu sich zu nehmen. Also mal dran zu riechen, e s wirklich bewusst zu schmecken, es bewusst zu riechen und erleben, was das bedeutet, wie interessant das sein kann, sich auch in gewisser Weise mit sich selber zu beschäftigen und wie unwichtig dann Dinge werden, die vorher vielleicht vermeidlich wichtig waren. Und wie all diese Menschen dann eben an so einem Abend zusammen lachen können, sich unterhalten können und einfach merken, wie schön das ist, zusammenzusitzen quasi am virtuellen Lagerfeuer und da eben zusammen zu sein. Und das zweite, finde ich, was ich auch finde, wir erleben ja immer mehr diese Polarisierungstendenzen der Gesellschaft und ich hab den Eindruck, dass das früher aufgefangen worden ist. Also früher haben sich Leute vielleicht, sagen wir mal, in einer Kneipe am Stammtisch oder im Freundeskreis oder irgendwo getroffen und dann hat man halt seine Ansichten geäußert, aber dann waren die anderen eben auch da und haben ihre Ansichten geäußert. Und dann hat man gemerkt, okay, es gleicht sich irgendwie in gewisser Weise aus. Man hat andere, die man sowieso schon respektiert, weil es ja Freunde und Bekannte sind, dann geht man auch mit deren Meinungen anders um. Das sind keine anonymen Leute, die irgendwelche Kommentare posten, sondern es sind eben Menschen, die man kennt. Und dadurch, glaube ich, hat sich vieles ausgeglichen, relativiert. Man hat gemerkt, dass manche Aussagen vielleicht doch über das Ziel hinausschießen oder dass man über manche Dinge vielleicht nochmal nachdenkt, bevor man sie weiter so sieht. Und das ist uns so ein bisschen abhanden gekommen, glaube ich, weil Leute einfach, wenn sie Zuhause alleine am PC sitzen, Sachen rausfeuern und kein Korrektiv mehr haben. Und dann eher immer weiter in ihre Blase und in ihre Einbahnstraße gehen und irgendwann auch nicht mehr raus können und dann verrennen sich viele und das ist schade.

Claus-Christian: Also ich finde das auch einen ganz, ganz wichtigen Punkt, es ist tatsächlich so, das ist auch meine Generalthese eigentlich, wenn du Menschen an einem Tisch hast, solltest du es eigentlich auch aushalten, dass das sehr unterschiedliche Meinungen sind so verschiedenen Themen. Es gibt natürlich ein paar Ausnahmen, es ist so, alles, was Menschenverachtend ist, was voller Hass ist, was einfach ungebührlich ist und einfach nur noch unter der Gürtellinie ist, das sollte man eigentlich gar nicht inkludieren. Weil, du brauchst ein Mindestmaß von Respekt gegenüber anderen, das ist ganz wichtig, aber wir müssen es aushalten können, das Menschen einfach anderer Meinung sind und anderer Herkunft sind, andere Lebenserfahrung haben, Lebenseinsichten haben. Und zum Schluss ist es so, wenn wir es schaffen, auch denen zuzuhören und vielleicht auch mal den einen oder anderen Standpunkt von uns selber mal zu reflektieren, selbst wenn wir meinen, das haben wir ja meist, dieses Gefühl, dass wir, ja, der richtigen Meinung aufliegen und der andere hat vielleicht die falsche. Es ist grundsätzlich falsch zu glauben, dass man schon am Ende der richtigen Meinung ist. Und du wirst auch nie richtig ankommen dort, weil es gibt immer verschiedene Anforderungen, verschiedene Sachzwänge, verschiedene Erfahrungen und verschiedene Bildungsniveaus, alles Mögliche und du musst darauf eingehen. Und manchmal merkt man eben durch solche Gespräche sehr schnell, dass man eben doch relativ beschränkt ist selber, wenn man immer sich selbst nur hört oder sich selbst feiert. Und deswegen ist es unglaublich wichtig, solche sozialen Events zu schaffen und es auszuhalten, das anderer einer anderen Meinung sind, solange eben das tatsächlich gegeben ist, die Menschen aufeinander zuhören und nicht aufeinander einhaken.

Markus: Allerdings! Und ich finde auch, man hat ein bisschen eine andere Sicht auf die Wichtigkeit von Dingen, wenn man zum Beispiel sich auch mit diesem Thema Bierkultur beschäftigt. Denn die Bierkultur gibt es jetzt seit ungefähr 13-, 1400 Jahren, mindestens und in dieser Zeit gab es garantiert jede Menge Gelegenheiten, wo ganz viele Menschen ganz unterschiedlicher Meinung waren …

Claus-Christian: Ja.

Markus: … und trotzdem ging das irgendwie weiter und man hat sich dann wieder damit auseinandergesetzt. Also was auch immer da passiert ist, aber die Menschheit ist immer noch da und das Bier ist immer noch da und dementsprechend, glaube ich, ist das auch so ein Punkt, wo man ein bisschen eine gewisse Demut auch haben muss und sich auch mal nicht so wichtig nimmt vielleicht.

Claus-Christian: Richtig.

Markus: Also ein ganz konkretes Beispiel ist, wir hatten jetzt ganz oft die Auseinandersetzungen in diesen Facebook-Gruppen, dass irgendjemand von irgendeiner Brauerei irgendeine Flasche hat und die war aus irgendwelchen Gründen in seiner Meinung nicht gut. Und dann kann ich ja ganz unterschiedlich damit umgehen. Also ich persönlich würde damit so umgehen, dass ich da drüber einfach gar nix schreibe, weil ich finde, diese Meinung kann ich haben und für mich trinke ich halt vielleicht dieses Bier nicht wieder.

Claus-Christian: Genau.

Markus: Und dann ist auch gut, aber das ist jetzt nix, was die Allgemeinheit wissen muss. Aber okay, wenn jemand anderes der Meinung ist, er muss es kundtun, kann man das natürlich tun, aber man kann eben entweder schreiben, Brauerei XY, Bier absolute scheiße, Katastrophe, nie wieder trinken, Plörre, was weiß ich was, oder man versucht eben, eine einigermaßen qualifizierte Äußerung dazu zu tätigen. Und dann hatten wir einfach so das Thema, dass ich dann mal in den Raum gestellt hab, ja, also es ist vielleicht so, dass diese eine Flasche jetzt nicht so war, wie du dir das vorgestellt hast.

Claus-Christian: Richtig, ja.

Markus: Aber dann muss man mal überlegen, was steckt dahinter? Und da ist erstmal ganz konkret, das ist eine Flasche aus einer Charge, wir wissen nicht, was mit dieser Flasche passiert ist, seit sie die Brauerei verlassen hat. Es gibt ganz viele Gründe, warum dieses Bier, ohne Zutun der Brauerei auf diesem Weg, irgendwie nicht mehr so gut ist. Und es gibt auch die Möglichkeit, dass in der Brauerei vielleicht ein Fehler passiert.

Claus-Christian: Richtig.

Markus: Auch das kann sein und auch das ist okay. Menschen machen Fehler oder auch …

Claus-Christian: Ganz genau.

Markus: … Geräte können mal falsch sein, also auch das passiert. Und auch das sagt nicht, dass das Vollidioten sind, die dastehen.

Claus-Christian: Richtig.

Markus: Und der nächste Punkt ist dann, wenn man das noch ein bisschen weitersieht, jede Brauerei, also grade unsere fränkischen Brauereien, die gibt es ja teilweise seit 500, 600, 700 Jahren, natürlich wird in dieser Zeit die Qualität relativ zu den anderen immer geschwankt haben …

Claus-Christian: Na klar.

Markus: … aber es ist doch an sich eine Leistung, dass es diese Brauerei immer noch gibt und über so viele Generationen, über so viele Zeiten hinweg. Und das es immer wieder Leute gegeben hat, Familienmitglieder, die sich bereiterklärt haben, das weiterzuführen. Weil auch das, na, viele denken immer, der kriegt die Brauerei auf einem Silbertablett serviert und ist jetzt ein gemachter Mann. Es ist eigentlich genau andersrum, du wächst mit der Bürde auf, dass deine einzige Möglichkeit, in diesem Leben weiter zu existieren, die ist, dass du diese Brauerei übernimmst. Und das ist natürlich eine Erwartungshaltung und auch ein riesen Rucksack, den man da mitnimmt, dem ist nicht jeder gewachsen. Also manche psychisch nicht, manche intellektuell nicht, manche beides nicht, viele müssen da erst reinwachsen. Und dann hat man natürlich noch die älteren Generationen mit Erwartungshaltungen und so weiter. Also das ist echt ein scheiß Job, muss man auch sagen. Und auch da muss man Respekt haben vor den Brauern, die dann sagen, wir machen das weiter, wir führen das weiter, auch im Sinne der nächsten Generation. Und auch da einfach erwarte ich mir einen gewissen Respekt, eine gewisse Demut davor und sage einfach, okay, wenn halt mal ein Bier nicht gut ist, dann ist es eben so. So wie ich das halt bei meinen Erdbeerpflanzen hab, da ist auch mal eine dabei, die mir nicht schmeckt, deswegen esse ich jetzt auch nie wieder Erdbeeren. Also das ist einfach so ein Punkt und da würde ich mir auch wüschen, wenn Leute ein bisschen ihre eigenen Meinungen, ihre eigenen Absoluditäten zurücknehmen und einfach sagen, okay, das ist jetzt halt eine Momentaufnahme. Und da kann ich mich auch drüber aufregen, aber das ist jetzt deswegen kein Punkt, jemanden zu verteufeln oder ein Unternehmen zu verteufeln oder überhaupt. Das sind alles die Punkte, die wir halt in der EBCU auch haben und insofern spannend. Ja, gibt es noch was, was du zum Thema EBCU beitragen möchtest, sonst würde ich fast sagen, wir machen hier mal einen Punkt?

Claus-Christian: Ja, klar. Also einfach, die letzte Idee ist einfach noch, die ich einbringen will, die EBCU kann natürlich weiterhin wachsen und sollte auch wachsen. Das heißt, jeder ist angehalten, einfach zu überlegen, ob man vielleicht eine Organisation gründet, die unter diesem Dach tatsächlich firmieren kann. Und die andere Sache ist eben, sich tatsächlich zu engagieren. Also wenn man ein Teil von dieser EBCU-Familie ist, man kann beispielsweise bei den Bier-Styles mitschreiben, man kann also Eingaben machen, dass bestimmte Bierstile bisher noch nicht erfasst worden sind. Weil wir haben ja diese große Datenbank, eine wunderschön bebilderte Datenbank mittlerweile von tollen Texten, die wirklich von fachlich sehr, sehr hochwertigen Menschen geschrieben worden sind. Und man kann auch bei anderen Themen sich einfach engagieren und das sollte man auch.

Markus: Ja, dann sage ich an dieser Stelle ganz, ganz herzlichen Dank und wir machen hier einen Punkt unter den ersten Teil unserer Doppelfolge. Ich sage nochmal Prost, stoßen wir nochmal an mit dem Unibier. Und ihr dann bis nächste Woche zum zweiten Teil dieser Folge.

Claus-Christian: Servus, tschau.

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