BierTalk 59 – Interview mit Benny Wabnig von der Inselbrauerei auf Reichenau im Bodensee

Bei Benny Wabnig steckte das Bier schon in den Genen – schließlich war sein Opa in einer Klosterbrauerei groß geworden – und damit waren die Weichen für die künftigen Generationen gestellt… Kurzum: Benny wurde Braumeister und erfüllt sich seitdem auf der beliebten Urlaubsinsel Reichenau im Bodensee einen Traum vieler Kollegen: Dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Doch die Liebe steckt auch im Detail, so gibt es viele besondere Bierkreationen, vom Bio-Bier über ein geheimnisvolles Krimi-Double-IPA bis zum Hochgenießer-Stout oder zum Bier mit Bodensee-Sonnenuntergangfarbe. Sie sehen, hier sind Bierfreunde immer richtig, und genau deswegen haben sich Markus und Holger den jungen Brauer auch in den BierTalk eingeladen, hören Sie selbst und verkosten Sie gerne mit…

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Holger: Herzlich willkommen zum BierTalk Nummer 49. Diesmal wie immer eigentlich was Besonderes. Und zwar wenn ihr mal den Bodensee trinken wollt, dann seid ihr heute ganz genau richtig bei uns. Weil wir haben als Gast den Benedikt Wabnig von der Inselbrauerei. Jetzt kann man sagen, Inselbrauerei haben wir schon mal gehabt so, aber eben nicht vom Bodensee. Das ist das Inselbier und die Zutaten kommen natürlich dann aus der Region und es wird auch Bodenseewasser verbraut. Wenn ihr jetzt schon ganz gespannt seid, ist am Mikrofon wie immer der Holger und der …

Markus: Markus …

Holger: … und der Benedikt. Herzlich willkommen! Wenn du vielleicht dich selbst kurz vorstellst und etwas sagst zu eurem Projekt, das Inselbier, das Reichenauer Inselbier.

Benedikt Wabnig: Ich bin der Benny Wabnig, ich bin 26 Jahre. Geboren und aufgewachsen im Schwarzwald, habe hier auch mein Handwerk gelernt. Habe dann in der Gesellenbrauerei auch als Brauer gearbeitet im Bierkeller, habe mich dann entschieden weiterzumachen. Habe dann bei Doemens zwei Jahre lang Brau- und Getränketechnologie studiert. Habe das dann 2019 abgeschlossen und bin seitdem bei Inselbier. Inselbier gibt’s seit 2016, gegründet von dem Ehepaar Bundschuh, die heute noch meine Chefs sind. Wir haben uns in den letzten zwei Jahren eigentlich komplett einmal verändert, sage ich jetzt mal. Die Brauerei, wie ich sie damals betreten habe, gibt’s so nicht mehr. Also wir haben einen Imagewechsel gemacht und wir haben jetzt mit der Marke „Bodensee“, vorher war es einfach nur ein leckeres Bier aus der Region, aber die Rohstoffe kamen halt aus allen Ecken Deutschlands. Dann haben wir über verschiedenste Kontakte es für uns erschlossen, dass wir auch eine eigene Braugerste für uns anbauen lassen, unweit von uns. Also die ist maximal fünf Kilometer von uns weg. Und (unv. #00:02:00.5# beziehen?) unseren Hopfen ausschließlich aus Tettnang und selbst das Bodenseewasser direkt aus den Stadtwerken in Konstanz.

Holger: Sehr gut! Also habe ich doch schon angekündigt. Aber jetzt gibt’s noch andere Rohstoffe, kommen die dann wirklich alle aus der Region, oder?

Benedikt Wabnig: Die Hefe kaufen wir wie, ich sage jetzt mal, die meisten in unserer Größe als Form von Trockenhefe ein. Die kommt dann natürlich aus einer großen Hefefabrik in Frankreich. Klar, Karamellmalze holen wir aus Bamberg. Aber ansonsten versuchen wir wirklich alles direkt aus der Region zu beziehen. Wir kaufen sogar unsere Flaschen vom nächstmöglichen Hersteller. Die Etiketten werden quasi vor Ort gedruckt. Also wir schauen wirklich, dass wir alles hier aus der Region beziehen können.

Holger: Ihr habt ja doch ein beeindruckendes Sortiment und habt sogar ein Biobier. Da sprechen wir sicher auch noch drüber. Aber damit der Markus nicht verdurstet, können wir zum ersten Bierchen schon übergehen. Und da haben wir uns überlegt, das ist das Inselgold. Da steht jetzt süffig drauf, 5,4 % Alkohol. Und das ist das Bier für die besonderen Momente. Wenn der BierTalk jetzt also kein besonderer Moment ist, dann weiß ich es eigentlich auch nicht. Also machen wir mal auf. Schöner Probierschluck. Wer möchte? Markus, du hast ja noch gar nichts gesagt. Leg mal los! Was hast du im Glas?

Markus: Ich habe mich grad schon total gefreut, weil er gesagt hat, Karamellmalze holen sie in Bamberg. Also ist auch ein bisschen was aus Bamberg hier im Inselbier. Und das ist natürlich sehr schön. Und so wie mir es ausschaut von der Farbe her, ist wahrscheinlich auch ein bisschen was hier in diesem Inselgold. Weil man hat nämlich so eine schöne, fast schon Karamellfarbe, also eine etwas dunklere Farbe. Sie ist trotzdem noch Gold, aber eben eher so ein dunkleres Gold. Das hat einen sehr schönen Schimmer, also lächelt mich ein bisschen an. Der Schaum obendrauf ist auch leicht getönt, schön stabil. Und ich rieche mal rein. Ah ja! Mmh! Also da sind auch so ein paar fruchtige Noten, ein bisschen Zitrus, ein bisschen Orange, aber dann eben Karamell, Honig auch ein bisschen, getreidige Aromen, so röstige, brotige Aromen auch. Jetzt probiere ich mal. Also sehr, sehr weich auf der Zunge. Das gefällt mir ganz gut. Bin ich mal gespannt, ob das vielleicht an dem Bodenseewasser liegt, aber ganz schön, ganz geschmeidig. Und auch wieder viel von diesen brotigen, röstigen Aromen, schön ausbalanciert. Hintenraus kommt dann natürlich eine Bittere, die ist aber schön dezent. Also ein tolles Bier, ein toller Start in den BierTalk.

Benedikt Wabnig: Soll ich euch ein bisschen was über das Bier erzählen, oder?

Holger: Ja, sicher!

Markus: Benny, sag doch mal, was dahintersteckt.

Benedikt Wabnig: Das Inselgold war das erste Inselbier tatsächlich. Das ist das Reichenau Originalbier. Und zwar der Thomas hat damals mit dem ersten Brauer, mit dem er die Brauerei gegründet hat, das war im Herbst 2016, und da waren die Pappeln auf der Reichenau richtig schön schon rostrot an den Blättern. Und er hat dann gesagt, so muss unser Bier aussehen, so wie der Reichenauer Herbst. Und dann haben sie dieses Bier hier kreiert. Ich hab‘s nochmal ein bisschen verändert, als ich gekommen bin, weil es war mir ein bisschen zu röstig und zu scharf im Abgang. Und der Markus hatte ja schon gesagt, das liegt weich auf der Zunge. Ich habe ein bisschen die Malzschüttung ein bisschen verändert, die Malzmischung. Ich verwende auch ein anderes Maischeverfahren als mein Vorgänger. Ich verzichte zum Beispiel jetzt auf einen langen Eiweißabbau, was natürlich nachher beim Kochen wieder sehr viel geschmackgebene Stoffe produzieren könnte. Und ich habe den Röstmalz-Anteil ein bisschen reduziert. Wir benutzen ja das Bodenseewasser, was gerade so im mittelharten Bereich liegt. Also wir haben eine deutsche Härte von 8 – 1 Grad deutsche Härte weniger und wir wären weich. Was in dem Fall aber in Ordnung ist, weil man sagt ja, so mittelfarbige Biere vertragen auch gern mal ein bisschen mehr Resthärte. Dann verwenden wir Tettnanger Cascade im Whirlpool für leichte Zitrusnote im Abgang, die aber nicht im Vordergrund stehen soll. Weil die Biere dominiert, sage ich jetzt mal, das Malzaroma. Und die kräftige Bittere, die hier so schön dann die Süße abrundet.

Markus: Perfekt! Also ein ganz, ganz schönes Bier. Kann ich mir total schön vorstellen, am Bodensee zu sitzen, in den Sonnenuntergang zu schauen und dabei dieses Bier zu genießen. Holger, was sagst du? Eigentlich ist das so ein bisschen dein Lieblingsbierstil, oder? So Richtung Export.

Holger: Du sagst es. Das ist nicht nur in Richtung Export, das ist so ein richtig schönes Export eigentlich auch. Mit so einer schönen Pfirsichnote dahinter und die Farbe ist wirklich phänomenal. Das ist wirklich so eine herbstliche Farbe. Und du sagtest, es entstehen Bilder, wenn man so richtig darüber nachdenkt und über den Bodensee schwelgt, wie der so im Herbst sein kann. Jetzt machen wir einfach weiter, oder? Das nächste Bier ist wieder was Fruchtiges. Also wir haben jetzt das Thema Orange und jetzt kommt das Thema Gelb vom Etikett her. Und das Bier heißt Callista. Und da weiß man ja schon, was Programm ist, oder Benedikt?

Benedikt Wabnig: Genau! In dem Bier steckt ein sogenanntes Session Lager. Also ein stammwürze-reduziertes Lagerbier mit einer Stammwürze von 10 Grad Plato. Hatte den Hintergrund, es sollte eine Alternative zum Radler sein im Sommer. Und zwar, der Thomas hat auf der Braumesse in Nürnberg damals beim Verband Deutscher Hopfenpflanzer ein Festbier getrunken, das mit dem Callista gestopft war. Und fand das so klasse und hat damals zu meinem Vorgänger gesagt, wir müssen auch so ein Bier brauen. Und der hat dann das Callista entwickelt. Und im Prinzip haben wir jetzt hier ein helles Grundbier, was aber auf eine Stammwürze von 10 % reduziert wurde. Daraus resultiert ein Alkoholgehalt von 4,1 %. Zur Lagerung stopfen wir das Ganze dann mit einer beachtlichen Menge von 5 Gramm pro Liter mit dem Callista-Hopfen aus Tettnang.

Markus: Na, dann machen wir es doch mal auf.

Holger: Ich würde auch sagen.

Markus: So Holger, jetzt bist du dran.

Holger: Hier haben wir jetzt so eine goldgelbe Farbe, aber schon auch noch satt. Ein ganz schöner weißer Schaum, schön feinporig. In der Nase kommen jetzt so diese fruchtigen, hopfigen Noten, so ein bisschen Grapefruit auch. Und im Antrunk eine schöne Bittere, macht das Bier schlank und trocken. Sofort Lust auf einen zweiten Schluck. Deshalb rein damit. Und da bestätigt sich schon, was man in der Nase schon vermutet hat, wir haben eben so Zitrusnoten und diese Fruchtigkeit, die man einfach in so einem schönen gestopften Bier eben hat. Und wie ist das eigentlich am Bodensee? Sind das nicht Malzaromatiker eher, die Bodensee-Bewohner? Lieben die den Hopfen oder lieben die den eigentlich nicht?

Benedikt Wabnig: Am Bodensee ist es tatsächlich recht arm mit Brauereien. Also die Dominanz liegt ganz klar bei den Schwarzwälder Brauereien, die dann doch mit ihrem Pils in den ganzen Wirtschaften und Kneipen vertreten sind. Es gibt die Brauerei Ruppaner in Konstanz, die auch regional vertreten ist. Die haben halt ihren Hauptmarkt, klar, in Konstanz. Dann die nächsten sind wir und dann die nächste Brauerei wäre dann zum Beispiel die Krone in Tettnang mitten im Anbaugebiet. Und dann geht’s wieder erst ins Bodensee-Hinterland. Also am Bodensee direkt sind nur vier Brauereien, wenn ich jetzt noch die Inselbrauerei Lindau dazuzähle. Und die sind tatsächlich eher auf mildes Bier aus, die Leute am Bodensee. Und das kam jetzt dann tatsächlich erst durch die Craftbier-Welle und den Boom in Tettnang, dass die Tettnanger auch angefangen haben, andere Hopfensorten anzubauen. Dann haben die Leute sich dafür interessiert, was die Tettnanger da jetzt so schönes Innovatives machen. Und sind dadurch erst dann auf den Geschmack gekommen für andere Biere. Davor war ganz klar Pils, Export und Weizen dominant am Bodensee.

Holger: Dann ist es ja auch noch so am Bodensee wahrscheinlich, das sind auch oft Weintrinker, oder? Also tolle Weinbauregion und da kann man ja auch ganz tolle Tropfen kennenlernen. Und da muss man die Leute erstmal zum Bier rüber holen, oder täusche ich mich?

Benedikt Wabnig: Nein, es ist tatsächlich so. Also Wein hat auch einen ganz großen Stellenwert am Bodensee, zum Beispiel auch bei uns auf der Insel Reichenau. Wir liegen eigentlich mitten in Weinbergen, unsere Brauerei. Und dann gehen wir vom Festland, gehen rüber zur nächsten Stadt Meersburg, und dort von Meersburg bis Friedrichshafen sieht man links nichts anderes als Weinberge. Und jede Stadt hat ihr eigenes Weinfest und die eigene Winzergenossenschaft. Jedes Dorf hat eine eigene Weinkönigin. Der Wein hat so an sich einen kulturellen Stellenwert, der höher liegt als der von Bier.

Markus: Bevor das jetzt hier zum WeinTalk wird, muss ich schon noch anmerken: Es gibt ja ein tolles Hopfen-Anbaugebiet auch am Bodensee. Ich kenne da den Lukas zum Beispiel, Lukas Locher. Die haben ja auch ein großes Hopfengut. Und da war ich auch schon öfters und kann mich erinnern: Wenn man da so morgens im September, später September ist und dann der Nebel so vom See her hochzieht durch die Hopfenfelder, das fand ich schon ein ganz eindrucksvolles Szenario. Und ich fand auch die Hopfen dort unglaublich aromatisch. Und ich muss sagen, ich finde auch diesen Callista-Hopfen in dem Bier Wahnsinn. Also ir habt das wirklich gut getroffen, diese Parallele zum Radler. Also man hat das schon in der Nase, total auch wie Zitronenlimo fast sozusagen. Und auch im Gaumen, bevor dann die Bittere kommt, ist das richtig intensiv. Und das macht richtig Lust. Also finde ich, habt ihr supertoll hinbekommen.

Benedikt Wabnig: Danke schön! Das war auch das Ziel. Und wir leben auch auf der Reichenau ganz klar vom Tourismus, wir sind ein Tourismusziel. Bei uns kommen ganz viele Radfahrer direkt in die Brauwerkstatt. Wir haben dann im Sommer jeden Tag geöffnet von 8 bis 20 Uhr. Die fragen dann immer, ob wir ein Radler haben. Dann sagen wir: Nein! Ihr probiert jetzt lieber mal das Callista. Und dann sagen die tatsächlich: Wenn es sowas öfter gäbe, dann würden sie kein Radler mehr trinken wollen. Also die finden das dann faszinierend, dass man so ein fruchtiges Bier in der Alkoholstärke auch nach dem Reinheitsgebot hinkriegt, ohne ein Mischgetränk daraus zu machen.

Holger: Das sind dann aber wahrscheinlich Touristen aus dem Ruhrgebiet, die sich einfach mit dem Bier auskennen, oder?

Markus: Das schließt sich doch aus.

Benedikt Wabnig: Das möchte ich jetzt so nicht unterstreichen. Aber es ist gemischt, es sind hauptsächlich überwiegend Tagestouristen aus Baden-Württemberg. Aber die Leute, die dann wirklich auf der Reichenau eine Ferienwohnung haben, die sind dann tatsächlich auch eher aus dem Norden Deutschlands, die mal die andere Küste von Deutschland sehen wollen. Und die sind dann ganz klar, seit sie 16 sind, Pils-Trinker. Und für die ist das dann wirklich eine Odyssee, wenn die dann mal bei uns in der Brauwerkstatt sitzen und mal 8 verschiedene Bierstile probieren können, die in alle möglichen Richtungen gehen. Dann erkläre ich das denen, wie das alles entstanden ist und was dann noch mehr möglich sei. Und dann finden die das auf einmal klasse. Und wir kriegen dann auch ab und zu mal eine E-Mail von den Touristen, und sie sagen, sie erinnern sich immer wieder mit Freude an uns zurück, wenn sie jetzt ab sofort in den Craftbier-Laden gehen und sich verschiedenste Bierstile kaufen.

Holger: Da habt ihr wirklich ein ganz schön tolles Portfolio. Also muss ich ehrlich sagen. Wenn wir jetzt schon beim Lukas sind, mit dem habe ich mich mal unterhalten zur Thematik Biohopfen und dann auch noch biologisch-dynamisch, also Demeter-Hopfen. Und dann hat der Lukas zu mir gesagt: Ach, weißt du Holger, ja, gibt’s hier auch zwei, die das machen. Aber die können das nur machen, weil wir alle um die herum spritzen und die Schädlingsbelastungen insgesamt niedrighalten. Und dann wird es halt als Bio- oder Demeter-Hopfen verkauft. Was sagst du dazu?

Benedikt Wabnig: Ja, da hat er nicht ganz unrecht. Die Sache mit dem Biohopfen ist wirklich so eine Sache an sich. Die Biofelder sind wirklich umzingelt von den anderen konventionellen Feldern. Und wir kaufen bei einem dieser zwei Biobauern den Hopfen für unser Biobier ein, die heißen Bentele. Und es ist tatsächlich so. Aber ich sag mal, es hat ein Vorteil, ob das jetzt wirklich vom Grundwasser rüber gedrückt wird und im anderen Feld die Spritzmittel nachher im Hopfen dann sind, da kenne ich mich nicht aus, ich bin kein Botaniker. Aber ich kann sagen, die Hopfen, die dabei rauskommen, sind allererste Sahne. Und ich sehe da vielleicht auch einen Vorteil drin, dass die umzingelt sind von konventionellen Feldern. Weil eben dann die Schädlinge wegbleiben. Die müssen sich ja den erst durch das gespritzte durchkämpfen, bis sie mal bei diesem Biofeld ankommen würden. Beides hat Vor- und Nachteile, sage ich jetzt mal.

Holger: Und lass uns doch nochmal ganz kurz am Biobier hängenbleiben. Haben wir jetzt nicht in der Verkostung, aber sicher interessant auch, und vielleicht auch ein Trend, ein modernes Bier.

Benedikt Wabnig: Also das Biobier ist entstanden letztes Jahr, eine Idee von Thomas Bundschuh, mein Chef. Der hat gesagt: Wir müssen einen Schritt vorausgehen. Der Biotrend schreitet voran. Es gibt schon zwei Biobiere am Bodensee, das ist zum einen von der Tettnanger Krone und das andere vom Ruppaner. Allerdings nicht 100 % aus Bodenseeanbau. Also die kaufen auch aus anderen Anbaugebieten ihre Rohstoffe ein. Und das war dann für uns der Punkt, wo wir gesagt haben: Das wird unser Projekt. Und dann haben wir uns mit der Bio-Musterregion, also dem Landratsamt von Konstanz zusammengesetzt und haben gesagt: Wir brauchen eine Gerste hier aus dem Landkreis, am besten direkt am See. Und dann haben wir tatsächlich im Nachbarort Allensbach, am Festland, einen Biobauern bekommen, der für uns jetzt unsere eigene Biogerste anbaut, die dann separat in einer Mälzerei im Schwarzwald für uns vermälzt wird. Und dann haben wir noch den Hopfen vom Biobauer Bentele, bisher zwei Sorten, die Sorten Tradition und Saphir. Seit dieser Ernte, davor war es nur eine Sorte. Ab sofort wird es dann Saphir, damit es noch ein bisschen einen besonderen Geschmack kriegt. Und dann sind wir noch jetzt gerade daran, ein alkoholfreies Bio-Bodensee-Bier zu machen.

Holger: Der Hopfenbauer, also ich habe jetzt hier gerade eure Biobier-Broschüre vor mir liegen, den Flyer, war ich gar nicht so falschgelegen, ist wirklich ein Demeter-Hof.

Benedikt Wabnig: Genau!

Holger: Das ist eigentlich noch besser als Bio, also biologisch-dynamisch ist dann noch besser. Manometer! Naja gut! Es ist ja ein Bierpaket, das werde ich auch noch mal probieren, wahrscheinlich heute Abend. Wir machen weiter. Du bist ja so ein ganz junger Mann, aber der Markus und ich, wir sind ja schon ein bisschen älter. Ich kann mich entsinnen, früher habe ich immer Kassetten gehört, und es waren dann „Die drei ???“ oft dabei. Und jetzt hier auf dem Etikett gibt’s eigentlich genau in dem Design ein Bild sozusagen, und da steht dann „Die zwei ??“. Das sieht genauso aus wie damals die Kassetten, die ich dann in den 80ern gehört habe. Und da steht aber drauf „Das geheime Double IPA“. Steht dahinter ein Krimi, oder was ist der Hintergrund?

Benedikt Wabnig: Mein Hopfenbauer in Tettnang, bei dem ich immer meinen Hopfen kaufe, der hat eine Zuchtsorte gehabt, die er anbauen sollte für Versuchszwecke und hat gedacht, wem gibt er sie, diese kleine Menge? Und da hat er mich angerufen und hat gesagt: Benny, magst du die haben? Dann habe ich gesagt: Ja, wenn nicht ich? Und dann habe ich mich erkundigt, was diese Sorte könnte. Die hatte damals noch keinen Namen. Die hatte die Charge 20110204, also ich hatte noch gar keine Ahnung davon. Und es wurde dann bekannt, dass sie in Richtung Ananas, Pinienharz und Grapefruit gehen kann. Und dann habe ich mir gedacht: So einen bombastischen Hopfen, den muss man in einen Double IPA verwerten. Und dann haben wir uns mit der Bierboutique Konstanz, das ist so ein Craftbier-Laden in Konstanz, der sehr viel mit uns zusammen macht. Mit dem haben wir dann gesagt: Das wird dann wieder eine Kollaboration zwischen uns. Und dann ging’s darum: Wie nennen wir dieses Bier? Und das dauert dann immer so ein paar Tage, wo wir dann kreativ sind. Und dann hatten wir die Idee, keiner weiß, was das für ein Hopfen ist, keiner kennt ihn, also muss es irgendwas Geheimnisvolles sein. Und sowohl der Martin von der Bierboutique als auch ich haben früher auch „Die drei ???“ gehört. Und haben dann gedacht: Mensch, komm, wir machen so ein „Drei ???“-Abgleich und nennen es einfach „Die zwei ??“, also Inselbier und Bierboutique. Und „das gemeine Double IPA“, weil keiner weiß, was ihn erwarten wird, da keiner noch diesen Hopfen kennt.

Markus: Na, dann müssen wir es mal aufmachen jetzt hier.

Benedikt Wabnig: Genau!

Markus: Wunderbar! Magst du das mal mit uns verkosten, Benny?

Benedikt Wabnig: Kann ich gerne machen. Also wir haben jetzt hier, ich würde sagen, es ist wirklich eine goldgelbe Farbe. Wir haben eine ganz leichte Opaleszenz drin, ein sehr stabiler, feinporig, sahniger Schaum. Im Geruch, würde ich sagen, ist eher die Ananas dominant. Malzaromen gar nicht, also wir haben ja nur helle Malze verwertet. Wir haben auch einen ganz leichten alkoholischen Geruch, also Frucht-(unv. #00:17:11.4#), die aus der Gärung von Hefe kommt. Ich probiere es jetzt mal. Jetzt im Geschmack finde ich ganz klar die Pinie, Stachelbeere und Grapefruit an vorderster Stelle, und erst im Nachtrunk kommt dann die Ananas wieder durch. Wir haben auch eine relativ geringe Bittere gewählt für dieses Bier. Die Double IPAs neigen immer dazu, mit 60 IBUs zu arbeiten. Was ich persönlich zu viel finde, da es dann vom fruchtigen Aroma ablenkt. Wir haben uns jetzt da für 40 IBUs entschieden, also ich finde, was das Bier auch perfekt abrundet. Also ich bin nicht so der Fan von einem Bier, das eine Kante hat. Bei mir muss ein Bier immer rund sein.

Holger: Das finde ich auch. Manchmal mag ich das auch, wenn so ein Bier total polarisiert. Aber ich finde, wenn man so die Zielgruppen im Auge hält und nicht nur die absoluten Hopfen-Nerds dann im Auge hat, sondern wirklich jeden und man möchte gerne auch zeigen, was Bier sein kann, dann finde ich es ganz spannend und komplex, und die Nerds sind befriedigt. Und die, die so Biere noch nicht kannten, weil sie einfach ganz normale herkömmliche Biertrinker und Bierliebhaber sind, die finden es halt auch klasse und spannend. Wenn man das erreicht, dieses zu vereinen, dann, finde ich, hat man es ganz toll gemacht. Und in dem Bier, finde ich, ist es sehr gut gelungen. Schmeckt mir sehr gut.

Markus: Und es ist wieder so unglaublich weich. Also ich finde wirklich, auf der Zunge dieses Mundgefühl, das ist echt einzigartig.

Holger: Das ist wahrscheinlich der Bodensee. Apropos auch im Mund so weich, jetzt hattest du das Thema Wein absolut gestoppt. Da fällt mir jetzt schon wieder das nächste ein. Man könnte ja auch über die Bodensee-Brände natürlich sprechen, und die schönen Destillate, und die sind ja auch alle so weich. Naja!

Benedikt Wabnig: Zum Destillat haben wir tatsächlich auch eine indirekte Verbindung. Und zwar am Bodensee sind zwei weltmarktführende Firmen, die Brennerei-Anlagen bauen. Und eine von den beiden hat unsere Braunlage gebaut tatsächlich.

Holger: Siehst du mal Markus, also das …

Benedikt Wabnig: Sogar unser Sudhaus ist Bodensee-Qualität.

Markus: Ja, Wahnsinn! Klasse! Ich meine, an sich, die Brände, da könnte man natürlich auch sehr lange drüber reden. Die Tradition hat natürlich was damit zu tun, dass am Bodensee einfach auch so tolle Früchte angebaut werden. Und wo es viel Obst gibt, gibt’s dann natürlich auch irgendwann den Brand, weil man ja nicht immer alles essen kann. Und dann kann man das auf die Art und Weise natürlich toll konservieren. Insofern schon sehr, sehr spannend. Ich wollte noch vielleicht ganz kurz nachfragen zum Biobier. Da habe ich auch noch was Schönes von dir gelesen, Benny. Das ist ja doch auch was für die Nerds, weil es ein sogenanntes Smash-Bier ist, also ein Single-Malt & Single-Hop-Bier, was auch so ein bisschen in Mode kommt, um eben nicht nur bestimmte Hopfensorten, sondern auch bestimmte Malzsorten zu präsentieren. Das ist natürlich eine tolle Geschichte. Aber zurück zum Double IPA. Ich fand ja schon das Etikett absolut sensationell. Ich bin auch früher mit „Drei ???“ rauf und runter unterwegs gewesen. Das war wirklich meine Lektüre und mein Hörbuch und was man damals alles so hatte.

Holger: Und dein Vater war auch noch Polizist. Das muss man auch mal erwähnen. Das wissen die Hörer noch gar nicht, haben wir noch nie erzählt.

Markus: Stimmt! Also da war natürlich eine gewisse detektivische Ader sowieso immer in der Familie mit drin. Und insofern hat mich das unheimlich angesprochen. Auch diese Idee, eben mal so einen unbekannten, geheimnisvollen, besonderen Hopfen einfach mal zu verwenden und den Leuten zu zeigen, was noch so alles geht, finde ich ganz, ganz toll. Und ich finde auch, diese Ananas-Noten präsentieren sich wirklich sehr schön und wechseln so hin und her mit dem Stachelbeerigen und mit der Grapefruit. Das ist echt ein Bier, was ganz viel kann. Und ich habe schon ganz viele Food Pairings im Kopf. Also da müssen wir unbedingt mal was damit machen. Eine ganz spannende Geschichte. Was ich mich noch frage, Benny: Wie kommst du denn überhaupt zum Bier? Bist du irgendwann aus dem Mutterleib gekrochen und warst vor einer Maß Bier gestanden? Oder wie lief das, dass du gesagt hast, ich mach jetzt hier den Brauer?

Benedikt Wabnig: Die Geschichte geht sehr weit zurück in die Kriegszeit. Und zwar mein Opa, während der Kriegszeit wurde der aufs Land verschifft in ein Kloster. Und zwar war das ein Kloster in Forchheim. Ist er quasi über die Kriegsjahre im Kloster aufgewachsen. Die Gründe kann sich wahrscheinlich jeder denken, warum. Und er musste damals den Menschen helfen bei der täglichen Arbeit. Und er hat dann immer abends ein Feierabendbier bekommen und wurde damit so zum Biertrinker. Und seitdem ist das bei uns in den Genen. Aber das Lustige ist: Mein Bruder hat es irgendwie nicht so abgekriegt, der trinkt nicht so gerne Bier. Meine Eltern komischerweise auch nicht, die sind eher Weintrinker. Mein Cousin und ich haben es voll abgekriegt. Also seit wir 16 sind, probieren wir uns quasi einmal quer durch Deutschland durch eigentlich im Prinzip. Bei uns in der Clique auch. Und dann habe ich mit 16, als ich mit der Realschule fertig war, habe ich mir Gedanken gemacht: Was könnte ich jetzt machen? Und da gab‘s dann, vom Arbeitsamt haben wir damals so ein Buch bekommen, wo alle Handwerksberufe und allgemein alle Lehrberufe drin verzeichnet sind. Und ich habe mir die interessanten für mich rausgeschrieben und habe so ein Auswahlverfahren gemacht. Und da kam tatsächlich dann für mich Bierbrauer raus, weil ich mich schon immer für die Naturwissenschaften interessiert hatte. Ich hatte immer in Chemie und Bio eine Eins. Von dem her, und ich komme aus einer Handwerksfamilie, also für mich lag es nahe, dass ich irgendwas mit Bier machen will. Ich habe mich dann allerdings dazu entschieden, weil ich ja nur einen Realschulabschluss hatte, dass ich noch die Fachhochschulreife nachhole. Ich habe das berufsbegleitend zu einer Laborantenausbildung gemacht. Also ich habe erstmal was Chemisches gelernt und dann mit 18, als ich das abgeschlossen hatte, habe ich mich dann bei verschiedenen Brauereien beworben, habe ein Praktikum absolviert und fand das dermaßen klasse, dass ich schon am dritten Praktikumstag zu meinem späteren Ausbilder gesagt habe: Ich möchte das auf jeden Fall machen. Und dann habe ich die Ausbildung begonnen und habe es bis heute noch keinen einzigen Tag bereut.

Markus: Wahnsinn! Siehst du mal, Holger, jetzt sehen wir, was wir falsch gemacht haben.

Holger: Ich weiß nicht so richtig, also das alles als Hobby zu haben, ist glaube ich auch sehr schön. Und ich weiß gar nicht, ob jeder Brauer dann so viel Glück hat wie der Benny, halt in so einer schönen, tollen Brauerei und dann auch noch in so einer Urlaubsregion. Also eigentlich hast du jeden Tag Urlaub. Das ist ja nicht jedem vergönnt. Also manche Brauer, mit denen würde ich jetzt nicht tauschen wollen. Mit dem Benny natürlich schon.

Benedikt Wabnig: Das stimmt schon. Also ich schaffe wirklich da, wo andere Urlaub machen. Ich kann jederzeit Mittagspause direkt am See machen. Oder ich gehe runter ans Seeufer in ein Restaurant, das wir beliefern, mache dann gemeinsam mit dem Wirt Mittag. Ich kenne fast die halbe Insel. Dann sind die ganzen Touristen da. Wenn die Touristen da sind, wenn die Urlaub machen, habe ich natürlich keinen Urlaub. Aber ich arbeite da, wo die Anderen Urlaub machen. Und das ist natürlich dann, sage ich mal, 50 % mehr Wert, als wenn ich jetzt irgendwo in einer Riesenbrauerei irgendwo im Keller bei Neonlicht stände.

Holger: Das macht natürlich mehr her, so nach dem Motto: Darf ich dir mal meine Brauerei zeigen? Und der Markus hat halt immer gesagt: Darf ich dir mal meine Briefmarkensammlung zeigen? Das ist halt wirklich schon ein Unterschied.

Markus: In der Tat habe ich mir gerade überlegt, dass das schon eine geniale Möglichkeit eigentlich ist, um sich dann die entsprechende Sirene zum Brauer zu suchen. Aber das ist natürlich dein Ding, Benny, je nachdem. Aber spannend auf jeden Fall, in so einer Region. Toll!

Benedikt Wabnig: Ja!

Holger: Dann kommen wir zum nächsten Bierchen.

Benedikt Wabnig: Vielleicht abschließend zum Double IPA noch.

Holger: Naja, okay!

Benedikt Wabnig: Der Hopfen, tatsächlich vor vier Wochen wurde der veröffentlicht unter einem gewissen Namen. Der heißt jetzt Tango.

Holger: Ganz neue Hopfensorte.

Benedikt Wabnig: Genau! Die ist jetzt dieses Jahr offiziell auf dem Markt. Also eigentlich kann man sagen, dass wir letztes Jahr so ein bisschen das Versuchskaninchen waren. Und ab diesem Jahr ist sie offen auf dem Markt erhältlich, bei diversen Firmen zu erwerben. Ist auch schon ziemlich am Boomen in den ganzen Hobbybrauer-Versänden. Wollte ich noch kurz anmerken für alle Interessierten, die ein ähnliches Bier erreichen wollen wie wir. Die Sorte heißt Tango.

Holger: Ja, das ist eine gute Information, besonders eben auch für die Hobbybrauer.

Markus: Schon wieder ganz viel Kopfkino. Wahnsinn!

Holger: Ja, absolut! Du sprichst gerade von den Sirenen und schon kommt der Tango um die Ecke. Das ist schon was. Und jetzt haben wir noch die Sonderedition vor uns stehen. Und da würde ich sagen, die machen wir jetzt auch noch auf. Und das Finale darf dann der Markus noch mal beschreiben. Bitte!

Markus: Na, das ist aber eine Ehre. Wunderbar! Also machen wir das auf. Das ist sehr schön, das hat oben dann noch so eine kleine Bordüre obendrauf, oder ich weiß nicht, wie man das sagen soll. So ein Stückchen Papier, wo dann eben noch Informationen dazu draufstehen.

Holger: Das heißt Halsetikett-Lasche.

Markus: Das heißt Halsetikett-Lasche? Unglaublich!

Holger: Ja!

Markus: Naja, also sieht man mal. In Deutschland gibt’s für alles wirklich ein Wort. Unglaublich! Dann gibt’s bestimmt auch eine Halsetiketten-Laschen-Verordnung oder so. Aber egal! Nun lassen wir das mal. Schauen wir mal, was wir jetzt hier im Glas haben. Von der Farbe her wieder Sensation. Also jetzt richtig so Ebenholz, dunkelbraun, blickdicht, opak, obendrüber dann ein richtig intensiver, großer, auch wieder so leicht getönter Schaum, ganz kleine Poren, der auch unglaublich lange steht. Also ich habe ihn eingeschenkt und er ist immer noch da, wo er war. Wahnsinn! Wie gesagt, die Farbe finde ich ganz besonders schön, so richtig geheimnisvolles Braun. Jetzt riechen wir mal rein. Ah ja! Und da kommen jetzt so Schokoladennoten, die mischen sich so ein bisschen mit Lakritze und Kaffee. Und dann kommen wieder so brotige …, Brotrinde. Mmh! Ein bisschen Tonkabohne. Faszinierend! Probieren wir mal. Wieder sehr weich. Und ich finde, das tut dem Bier auch total gut, weil es das auch sehr gut trinkbar macht. Also wenn das so weich über den Gaumen fließt, das ist wirklich total angenehm. Wir haben wieder sehr viel schokoladige Noten, vor allem so im Nachtrunk ist das ganz intensiv. Auch so Vollmilchschokolade, also durchaus auch ein bisschen süßer. Wir haben drüber auch ein bisschen was Fruchtiges, ich habe so ein bisschen Kirsche vielleicht, auch ein bisschen ananasige Noten vielleicht auch. Mal schauen, musst du mal erzählen, was ihr da noch für Hopfen verwendet habt. Und eben auch richtig schön weich und rund, wie es sich für so ein Stout gehört. Und da würden einige Iren, glaube ich, ganz schön neidisch sein. Toll! Benny, was habt ihr denn da so verwendet? Sind da auch besondere Hopfen drin?

Benedikt Wabnig: Das Bier heißt Black Diamond. Wir haben ja keine richtig dunkle Sorte, die dunkelste war bisher immer das Inselgold mit diesem Rostrot. Und die haben immer gefragt: Habt ihr was Dunkles, habt ihr was Schwarzes? Und wir hatten von unserer Partnerbrauerei das Schwarzbier und das kam immer super an. Da habe ich gesagt: Nächstes Jahr im Frühsommer machen wir auch was Schwarzes, aber ein Stout. Weil wir sind innovativ auf der Reichenau. Ich finde das Schwarzbier eine super Sache, eins meiner absoluten Lieblingsbiere, aber die Handschrift von Inselbier ist nochmal nachzulegen. Deswegen habe ich gesagt: Wir machen das Ganze obergärig und machen ein Stout draus. Und der Name Black Diamond kommt daher, weil wir hier die Hopfensorte Diamant verarbeitet haben.

Markus: Ah, okay! Das erklärt dann wieder einiges. Und an sich aber ein klassisches Stout. Hast du dich da eher so an den irischen Dingen orientiert oder eher an den Craft Stouts?

Benedikt Wabnig: Sowohl als auch, ehrlich gesagt. Also ich bin absoluter Schwarzbier- und Stout-Fan. Ich habe mich im Prinzip einmal durch die komplette Schwarzbier- und Stout-Szene von Deutschland einmal durchprobiert. Ich habe meine Lieblinge gefunden. Ich kenne auch ein paar Braumeister, die auch sehr gute Schwarzbier und Stouts machen, die mir auch schon so ein paar Tipps und Tricks verraten haben. Und dann daheim habe ich so eine kleine Hobbybrauanlage, da habe ich dann ein, zwei Testsude gemacht und habe dann die Mitte davon quasi gefunden, und die dann auf der Reichenau verbraut. Wir haben jetzt hier eigentlich eine relativ normale Schüttung mit einem sehr hohen gelösten Pilsener Gerstenmalz. Dann habe ich aber noch ein paar Anteile an Münchner Malz dazugegeben, um die ganze Sache ein bisschen abzurunden und auch einen guten Schaum zu erzielen. Weil mein Münchner Malz hat einen sehr hohen Eiweißgehalt. Ich habe mich dann noch für ein dunkles Karamellmalz entschieden, um die ganze Sache noch ein bisschen süßer zu gestalten. Und für ein sehr helles Röstmalz. Es gibt ja bei meinem Lieferanten in Bamberg, von dem wir es vorhin hatten, drei verschiedene Röstmalze, und davon das Hellste habe ich mich entschieden. Denn zum Beispiel mal ganz klassisches Beispiel, Guinness: Guinness, sagen sie immer, das ist nicht schwarz, das ist Dark Shade of Ruby, also ein dunkler Schatten von Rubin. Es ist nicht ganz schwarz. Und genau das wollte ich erreichen. Und wenn man es jetzt mal ins Licht hält, es ist tatsächlich hinter einer starken Lichtquelle eher rötlich. Was die Sache natürlich dann auch angenehmer zu trinken macht. Was dann nicht so in Richtung Kaffee eher geht, sondern eher in Richtung Schokolade. Und genau das wollte ich erreichen. Deswegen habe ich diese zwei Testsude gemacht und habe im Endeffekt mich für die Mitte entschieden. Für die Sorte Diamant habe ich mich deshalb entschieden eigentlich, weil sie eine recht angenehme Bitterkeit aufweist. Also sie hat ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen Alpha- und Betasäure und hat ein fruchtig bis grasiges Aroma. Also eigentlich auch so die Mitte zwischen den beiden Polaren, die in der Craftbier-Szene eigentlich immer angesprochen werden. Also auch wieder die Mitte. Dann habe ich gedacht: Machen wir einfach mal ein Stout, das in der Mitte liegt.

Markus: Ja, Mission erfüllt, kann man da nur sagen, oder Holger?

Holger: Ich würde auch sagen, genauso wie du es jetzt beschrieben hast, ist es auch. Und ich finde diese Cremigkeit der Biere, also jetzt auch ganz besonderes nochmal von dem Stout, aber eigentlich sind ja alle so in diesem samtigen Mundgefühl. Also das ist wirklich klasse. Also wer das Inselbier von der Reichenauer Insel am Bodensee noch nicht kennt, der hat jetzt vier Tipps bekommen in diesem BierTalk und soll sie ausprobieren. Unbedingt! Wie bekommt man euch denn? Also, wenn man jetzt beispielsweise leider in Hamburg wohnt und die trotzdem bestellen möchte?

Benedikt Wabnig: Wir haben einen Online-Händler hier in Baden-Württemberg südlich von Stuttgart, das ist Alehub. Damals, als er angefangen hat, kam der auf uns zu und hat gesagt: Hey! Habt ihr Lust? Und wir: Auf jeden Fall! Klar, Start-up zu Start-up, B2B. Von dem her. Bei Alehub kann man uns bestellen. Ansonsten kann man uns auch einfach eine E-Mail schreiben. Wir haben auch hochsichere Versandkartons. Und wir sind auch gerade dran, mit größeren Disponenten zu verhandeln, die auch unser Bier in größere Städte liefern können. Es ist leider ein bisschen schwierig zu gestalten, aber wir arbeiten dran. Von dem her: Wer unbedingt unser Bier haben möchte, der darf uns gerne eine persönliche E-Mail schreiben und dann bekommt er einen bruchsicheren Versandkarton nach Hause geliefert.

Markus: Das mit dem Versandkarton können wir absolut bestätigen. Es ist nichts gebrochen. Wunderbar verpackt gewesen. Wie ist denn die E-Mail Adresse, wenn wir schon dabei sind?

Benedikt Wabnig: info@reichenau-inselbier.de.

Markus: Wunderbar! Das ist doch eine gute Ansage. Holger, da bestellen wir morgen was. Okay?

Holger: Unbedingt! Heute noch. Mensch, das war doch super. Vielen, vielen Dank! Jetzt müssen wir noch ein schönes Schlusswort finden. Wer möchte es denn machen von euch beiden?

Benedikt Wabnig: Ich hätte vielleicht noch eine kurze Sache dazwischen zu legen. Und zwar, ihr habt ja jetzt ein paar Mal angedeutet, dass meine Biere weich schmecken. Und zwar liegt das daran, dass ich meinen Bieren Zeit gebe für 6 bis 8 Wochen Reifung. Die Zeit nehmen sich leider nicht alle. Ist so eine kleine Philosophie von mir selbst. Also für mich heißt: Ein guter Brauer sollte des Filters nicht bedürfen. Das steht schon in einem Lehrbuch aus den 60er Jahren. Ich finde einfach: Wenn man die Zeit hat, dann sollte man sich auch die Zeit nehmen. Das Bier wird einfach weicher, viel runder und das Kopfweh-Potenzial sinkt drastisch. Leider viele Craftbier-Brauereien, die an dieser Philosophie auch festgehalten haben, haben leider aufgeben müssen, weil sie einfach vom Ausstoß zu schnell gewachsen sind. Und ich finde, das schmeckt man dann auch in den Bieren. Also von meinen ehemaligen Lieblings-Craftbieren kann ich sagen, die schmecken nicht mehr so wie früher. Sie nehmen sich einfach nicht mehr die Zeit. Und ich bin wirklich damit bemüht, dass ich mir weiterhin auch die Zeit für meine Biere nehmen kann.

Holger: Ja, da hast du recht. Also eine gute Lagerung ist die halbe Miete sozusagen. Der zitierte Spruch aus dem alten Brauerbuch, der hat auch wirklich was für sich.

Benedikt Wabnig: Ich kann nur sagen: Jeder ist auf der Reichenau willkommen. Die Reichenau ist ein beliebtes Touristenziel. Bei uns gibt’s immer was zu finden, zu Unternehmungen, und Inselbier hat täglich geöffnet von 8 bis 20 Uhr.

Markus: Wunderbar! Ich bin auf jeden Fall total dankbar, dass wir die Biere entdecken durften, und dankbar, dass du dich für diesen Beruf entschieden hast und dann auch für diese Art entschieden hast, diesen Beruf auszuüben. Ich freue mich schon total, wenn wir dann mal vorbeischauen können. Auf der Reichenau war ich selber noch nie, immer nur auf dem Festland sozusagen. Aber das werden wir machen und dann freue ich mich schon, wenn wir zusammen ein Bier genießen und dann den Sonnenuntergang abgleichen mit der Farbe des Bieres. Also bis dahin auf jeden Fall eine wunderschöne Zeit. Nochmal danke schön! Und bis bald! Und an alle Hörer natürlich: Sonntag, 17:45 Uhr gibt’s dann den Nachbrenner auf Clubhouse. Da schauen wir mal, ob wir uns auch mal mit dem Bodensee-Bier beschäftigen. Bis dann!

Holger: Bis dann! Macht‘s gut! Ciao!

Benedikt Wabnig: Von mir auch noch ein herzliches Dankeschön, dass ich dabei sein durfte. Und ich freue mich auf unsere baldige Zusammenkunft und wir freuen uns über jeden Podcast-Hörer, der auch mal bei uns vorbeischaut und den Podcast vielleicht sogar anmerkt.

Markus: Genau!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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