BierTalk Spezial 51 – Interview mit Anna-Kathrin Ott, fränkische Kandidatin zur Wahl der Bayerischen Bierkönigin 2023

Anna-Kathrin Ott stellt sich der Wahl – Eurer Wahl! Denn sie will Bayerische Bierkönigin werden. Nachdem die sympathische 34jährige sich in den Vorrunden durchgesetzt hat, steht sie nun im Finale und ist als einzige Fränkin im Rennen. Kein Wunder also, dass sie im BierTalk zu Gast ist und erzählt, wie sie überhaupt zum Mitmachen gekommen ist, was Ihr Umfeld dazu sagt und wie Ihr ihr auf ihrem Weg helfen könnt. Spannend ist auch ihr Beruf, denn bei der Bundeswehr gibt es viele Herausforderungen, die allerdings in der Regel nichts mit einem Maßkrug zu tun haben, auch wenn das vielleicht manche von Euch glauben…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder eine ganz besondere Folge, auf jeden Fall sicher eine charmante und spannende Folge, denn wir haben unsere fränkische Kandidatin zur Bayrischen Bierkönigin bei uns am Mikrofon und das ist auf jeden Fall schon mal was. Und natürlich auch spannend, weil wir ja jetzt in dieser Vorphase sind und das auch so ein bisschen begleiten können in den nächsten Wochen, wie das dann geht und werden sie dann vielleicht hoffentlich nochmal wieder begrüßen können, wenn sie denn dann im Amt ist. Also auf jeden Fall wunderbar, dass du hier bist, Anna- Katrin Ott oder Anna, wie wir jetzt unter uns mal so sagen. Schön dass du da bist und, ja, hallo, stell dich doch vielleicht unseren Hörern mal kurz selber ein bisschen vor.

Katrin: Ja, servus zusammen. Ich bin die Anna, also Anna-Katrin, ich bin 34 Jahre jung. Ich komme aus der kleinen Gemeinde Seinsheim, das ist in der Nähe von Kitzingen bei Würzburg, liegt in Unterfranken. Wie schon angesprochen, fränkische Finalistin für die Wahl zur Bayrischen Bierkönigin, auch die Einzige aus ganz Franken und freue mich heute, mit dem Markus den Podcast machen zu können.

Markus: Na, wunderbar, sehr schön. Ich habe auch schon gelesen auf der Seite, wo du dich so ein bisschen vorstellst, sehr charmant, deine Fremdsprachenkenntnisse sind Englisch und Fränkisch, sehr schön.

Katrin: Ja, da musste ich auch lachen, als ich das gesehen habe, ja, in der Tat.

Markus: Ja, nee, also wunderbar und ist natürlich auch eine schöne und wichtige Geschichte, das Franken ja grade beim Thema Bier in Bayern durchaus eine Rolle spielt. Und, ja, vielleicht mal so vorne weg, wie bist du denn so zum Thema Bier überhaupt gekommen? Also mit der Muttermilch hast du es ja wahrscheinlich noch nicht bekommen in Unterfranken, oder?

Katrin: Nee, definitiv nicht. Und auch grad jetzt so hier bei mir in der Region, also ich habe es jetzt auch schon ganz oft von den Leuten gehört, kommt ja immer das Thema Unterfranken eigentlich eher Weinregion und so weiter auf. Mein Vorzug geht wirklich zum Bier. Wie bin ich dazu gekommen, das kann ich so eigentlich gar nicht genau sagen. Seinsheim, also in der Gemeinde, wo ich wohne, hat ja auch eine ganz kleine Brauerei. Da war Freitag immer auf, da ist man am Freitag hingegangen, hat ein Bier getrunken, konnte sich seine eigene Brotzeit mitnehmen, einfach Gemütlichkeit, Geselligkeit. Und ich bin eine sehr leidenschaftliche Volksfestgängerin, also sei das jetzt Oktoberfest, Bergkirchweih, Kiliani, alles, was so im Umkreis ist, gehe ich gern hin. Und da spielt natürlich das Bier die deutlich größere Rolle wie der Wein und da bin ich einfach dann so hängengeblieben. Und jetzt habe ich wirklich so die Liebe zum Bier, die Faszination für das Produkt. Und, ja, genau, so bin ich dazu gekommen die letzten Jahre.

Markus: Ja und auf jeden Fall natürlich spannend, auch die Geschichte von eurer kleinen Brauerei, die Seinsheimer Kellerbräu. Die haben sich ja auch so aus einer Motivation raus gegründet, dass man endlich mal wieder Bier haben will, so in dieser Weinregion. Und die sind ja auch schon 20 Jahre oder sowas am Braukessel sozusagen. Hast du da schon mal mitbrauen können, das miterleben können?

Katrin: Also mitbrauen selber konnte ich noch nicht. Wir waren natürlich früher öfter mal dort und dann konntest du auch reinschauen und konntest mal rumlaufen, dir das alles anschauen. Momentan ist es ja nicht ganz so aktiv, die Brauerei hat jetzt mal gebraut für eben den Tag des Bieres. Da war bei uns in der Gemeinde eine Veranstaltung, da hat er extra dafür ein Helles und ein Dunkles gebraut. War einfach total schön, dass man wieder trinken konnte. Und, ja, also wie gesagt, umschauen konnte man sich da schon und Freitag war immer offen. Und, ja, wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann wieder dahin zurückgeht.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und sie haben natürlich auch diese tolle Aktion, wenn man mit einem Citroën 2 CV, also mit der berühmten Ente ankommt, dann bekommt man dort sogar Freibier, also spannende Brauerei auf jeden Fall. Und so bist du ein bisschen reingekommen und, ja, also das heißt, du hast dich dann in diesem Bier so ein bisschen eingefunden. Und dann, wie kamst du auf die Idee zu sagen, okay, ich würde gerne Bierkönigin werden?

Katrin: Ja, also das war eine total witzige Geschichte, wenn man ehrlich ist. Ich war letztes Jahr mit meinem Papa und meiner Schwester auf dem Oktoberfest und gehe da auch echt total gern hin, also wie auf alle anderen Volksfeste auch, das fasziniert mich einfach. Ich finde einfach, das ist so ein Lebensgefühl, an dem Tag ist man happy, ist man glücklich. Und mein Papa liest jeden Tag die regionale Tageszeitung und da war ein Artikel drin, dass die Bewerbung für das Amt der 12. Bayrischen Bierkönigin derzeit läuft und Unterfranken hat noch gar keine Bewerberin. Und mein Papa hat das abfotografiert, hat das an unsere Familien-Whats-App-Gruppe geschickt und meinte noch so, hej, Anna, das wäre doch genau was für dich. Und ich hatte dann auch gar nicht mehr arg viel Zeit zum überlegen, weil es war wirklich ein paar Tage vor Bewerbungsschluss auch. Habe mit einer Bekannten dann meine Bewerbung ausgefüllt, wir saßen abends schön gemütlich zusammen. Und, ja, war dann völlig überrascht, dass ich dann auch ein paar Tage später die Email bekommen habe, herzlichen Glückwunsch, erste Hürde ist geschafft, Einladung zum Casting. Und, genau, also so bin ich dazu gekommen, also wirklich durch eine Whats App von meinem Papa. Ja und dann, meine Freunde, Bekannten meinten alle, hej Anna, das ist doch genau dein Ding, wäre voll was für dich, probiere es doch mal, bewerb dich. Das habe ich gemacht und, ja, jetzt stehe ich im Finale.

Markus: Ja, also auf jeden Fall spannend. Und ich finde, da merkt man schon so ein bisschen die unterfränkische Lebensart, weil, da ist man einfach mal spontan, da hat man Lust, da macht man einfach mal. Und hat dann vielleicht auch noch ein bisschen das Quäntchen Glück dazu und dann ist ja alles bestens, also bin ich gespannt. Hast du denn eine deiner Vorgängerinnen, die Sabine mal kennengelernt, die auch aus Unterfranken war?

Katrin: Ja, die habe ich tatsächlich jetzt am vergangenen Montag kennengelernt, da war ich in Würzburg. Da gibt es ja immer zum Tag des Bieres, einen Tag danach in Würzburg Freibierausschank von regionalen Brauereien. Da war ich jetzt mit dabei und da hat sie auch vorbeigeschaut, die durfte ich da kennenlernen. Ja, war ganz toll.

Markus: Ja, nee, also ganz toll. Und auch eine ganz Liebe, die war auch schon bei uns im BierTalk und habe ich mit ihr auch mal ein paar Veranstaltungen zusammengemacht vor dieser ganzen Pandemiegeschichte. Aber ja, spannende Geschichte. Was mich noch interessiert, du bist ja von Beruf Soldatin. Also das ist jetzt auch vielleicht nicht so der Beruf, den jeder sich so von Anfang wählt und vielleicht auch nicht der, den sich die Eltern für das Kind wünschen, sage ich mal so. Wie kam denn das?

Katrin: Ja, das kam damals, da waren wir auf einem Tag der offenen Tür und meine Schwester hatte sich auch mal so Infomaterial kommen lassen und ich fand das total interessant. Und damals war es ja noch so, also ich bin jetzt mittlerweile auch schon im 18. Dienstjahr, also ich bin mit 17 direkt zur Bundeswehr gegangen, damals war es ja so, als Frau hattest du von Anfang an auch sechs Monate Probezeit. Also ich hätte da nach der Probezeit auch sagen können, okay, ich habe es mir angeschaut, ist nichts für mich, ich gehe wieder raus. Und habe ja auch relativ klein angefangen, ich hatte dann erst mal quasi einen Vertrag für vier Jahre. Wo ich dann gesagt hatte, okay, wenn ich jetzt feststelle nach vier Jahren, das ist nicht meins, ich gehe raus, ich mache draußen was, wäre ich erst 21 gewesen. Also noch wirklich so in einem Alter, wo man sagt, da fängt man nochmal eine Ausbildung an. Mir hat es dann aber total gut gefallen und ich bin dann dabeigeblieben. Habe dann auch über die Bundeswehr meine Berufsausbildungen gemacht. Also ich habe einmal Bürokauffrau gelernt auf Gesellenebene und habe dann noch die Meisterebene drauf gesetzt, also geprüfte Personalfachkauffrau. Und, ja, also mir macht das Spaß, ich mag meinen Job. Und ich habe auch echt von meiner Familie da die Unterstützung jederzeit, auch in den vergangenen Jahren, ich war dann ja doch viel unterwegs und viele Lehrgänge und Versetzungen, also wirklich also nur positive Resonanz. Und, ja, ich könnte mir eigentlich auch nix, was heißt eigentlich, ich könnte mir nix anderes vorstellen.

Markus: Und wie muss ich mir so einen Arbeitstag bei der Bundeswehr vorstellen? Also fährt man da mit dem Auto in der Kaserne vor uns sagt hallihallo und dann sattelt man das Gewehr und den Rucksack oder wie läuft das bei dir so ab, so ein Tag?

Katrin: Ja, es kommt immer natürlich auf deine Tätigkeit drauf an. Bei mir ist es jetzt tatsächlich so, dass ich ja auch im Bereich der Personalbearbeitung eingesetzt bin, aufgrund von meiner Ausbildung eben. Und momentan bin ich auch in einer Amtsbehörde, also in einer Kommandobehörde. Da ist es wirklich so, ich komme Früh zum Dienst und ich gehe nachmittags oder abends, je nachdem wie lange ich halt arbeite. Ich habe derzeit jedes Wochenende frei, ich habe den Luxus von Home- Office und Gleitzeit. Also wenn ich jetzt keine Uniform tragen würde in dem Sinn, dann könnte man das schon mit jemand ganz normalen im zivilen Leben vergleichen, der früh zur Arbeit geht und abends Nachhause kommt. Wenn du eine andere Verwendung hast, geht es natürlich in diesem Ausmaß oder in dieser Regelung, wie ich sie jetzt habe. Also ich arbeite jede zweite Woche in Vollzeit von Zuhause aus, ich bin jeden Freitag im Home-Office und in meiner Dienststelle tatsächlich nur ein paar Tage im Monat. Das ist momentan halt für mich einfach der Luxus von der Personalbearbeitung, dass ich da relativ zeitlich flexibel bin und wirklich viel von Zuhause aus arbeiten kann.

Markus: Ja, man sagt ja der Bundeswehr so eine gewisse Nähe zum Thema Bier nach. Haben den deine Kolleginnen und Kollegen sich da drüber gefreut, als du denen erzählt hast, ich schaue mal, vielleicht werde ich Königin?

Katrin: Ja, die waren natürlich alle auch total begeistert, so wie mein ganzes Umfeld, meine Familie, Freunde, Bekannten-, Verwandtenkreis. Also ich habe von niemanden irgendwas Negatives gehört, die sind alle voll dabei, die stehen hinter mir. Ich meine, letzten Endes, würde ich jetzt sagen oder sage ich, ist es bei der Bundeswehr genauso wie in der privaten Wirtschaft im Zivilleben, man trifft sich mal auf ein Feierabendbier, man geht abends mal mit den Kollegen was essen, trinken, Bier. Mehr verbinde ich aber mit meinem Beruf und Bier auch nicht. Also ist jetzt nicht so, dass man sagt, man säuft da den ganzen Tag, ja, vielleicht der ein oder andere irgendwie mal denkt. Das ist definitiv nicht der Fall. Und von daher würde ich jetzt meinen Beruf mit Bier gar nicht anders in Verbindung bringen wie andere Berufe also.

Markus: Ja, natürlich, das darf man nicht falschverstehen. Man darf ja nicht vergessen, ich komme ja noch aus einer Generation, da hat man eben Wehrdienst gemacht oder Zivildienst gemacht und da war natürlich die Geschichte schon mit diesen ganzen jungen Männern in diesen Kasernen.

Katrin: Ich glaube, da war es ein bisschen anders wie jetzt, ja.

Markus: Da war das definitiv ein bisschen anders. Aber natürlich, nichtsdestotrotz, es ist ja trotzdem spannend und ich meine, letzten Endes hast du dann ja schon mal eine gewisse Hausmacht, sage ich mal, die dich dann hoffentlich auch gut unterstützen. Vielleicht gleich mal an dieser Stelle, falls jemand jetzt gleich schon sagt, ich möchte gerne abstimmen, wie kann ich dir denn jetzt helfen, dass du dann an dem Abend auch durchkommst und Königin wirst?

Katrin: Genau, also ich erkläre mal so das Gesamtbild, wie das Ergebnis dann zustande kommt. Also es gibt jetzt seit dem 20. April, läuft ein Online-Voting, das geht noch bis zum 18. Mai 12 Uhr und da kann man Online für die Kandidatin jeweils abstimmen. Und dieses Ergebnis zählt zu einem Drittel zum Gesamtergebnis. Und die beiden anderen Drittel, die generieren sich aus dem Finalabend am 25. Mai, der findet im Löwenbräukeller statt. Da ist dann ein Drittel die Jurystimme und ein weiteres Drittel die Stimmen von den Gästen am Wahlabend. Und wie gesagt, also das Online-Voting eben momentan relativ wichtig, das läuft jetzt grad eine knappe Woche, also morgen ist die erste Woche, wo es dann läuft. Und ich bin jetzt grad auf Platz 2 und ich freue mich natürlich über jede Stimme. Man kann da abstimmen unter www.bayrisches-bier.de. Ist eine Sache von, ich würde sagen, maximal einer Minute. Es ist wichtig, dass man eine gültige Email-Adresse hat, die muss man dann nämlich eingeben und im Anschluss die Email bestätigen, das die Stimme auch zählt. Hier ist es wirklich wichtig, es muss eine ganz normale Email-Adresse sein, keine Fake- Email, keine 10-Minuten-Email, weil die erkennt das System und sortiert die aus und dann ist die Stimme auch wieder ungültig und zählt nicht.

Markus: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und grade bei diesen Online-Votings, da war ja früher doch immer so ein Thema, dass dann alles Mögliche passiert ist und mittlerweile ist das eben sehr sicher und sauber. Also hier schon mal der Aufruf an alle, die jetzt hier zuhören, schaut da einfach mal rein. Es geht auch unter bayrische- bierkoenigin.de, also ihr kommt auf jeden Fall irgendwie zu diesem Online-Voting und könnt dann entsprechend eure Stimme abgeben. Ja, vielleicht nochmal kurz zu der Geschichte, wie ging das bei dir weiter? Also das heißt, du hast dann den Brief bekommen, hurra, erste Hürde geschafft. Und was passiert dann, also wenn man dann in diese nächste Riege kommt, was hattest du dann für Möglichkeiten, was ist passiert?

Katrin: Genau, also ich habe dann die Info bekommen eben, dass ich eingeladen bin. Dann habe ich das natürlich mit der Arbeit abgeklärt, ob ich dran teilnehmen darf? War dann kein Problem. Und dann ist es so, es waren insgesamt 70 Bewerberinnen für das Amt und der Bayrische Brauerbund hat dann schon mal ein bisschen so vorsortiert und hat zum Casting, ich glaube, 23 oder 24 Kandidatinnen eingeladen. Und das Casting hat stattgefunden in München im GOP Varieté-Theater. Wir haben vorher eine Mail bekommen, dass man sich so ungefähr zwei bis drei Minuten selber auf der Bühne vorstellen soll und ein kleines Maskottchen oder einen kleinen Glücksbringer mitbringt, über den man was erzählen kann. Und im Anschluss gab es noch ein paar Fragen von der Jury. Ich bin dann da hingefahren, mein Schwager hat mich begleitet, meine Schwester war noch mit dabei in München. Und, ja, wir wurden dann eingeteilt in zwei Gruppen, also ganz normal klassisch nach dem Alphabet. Man durfte dann auch immer nur die Kandidatinnen sehen, die nach einem kamen, logischerweise, ne, dass man die Fragen von der Jury nicht vorher weiß und so. Ja und ich war dann in der zweiten Gruppe, bin dann raus auf die Bühne, habe mich vorgestellt, habe was über meinen Glücksbringer erzählt. Ich glaube, es waren dann so vier oder fünf Fragen von der Jury und so insgesamt müssten das so zwischen fünf und sechs Minuten gewesen sein, habe dann hinten im Saal Platz genommen. Und in der Mittagspause hat sich dann die Jury beraten und dann wurden im Anschluss auch die Finalistinnen verkündet.

Markus: Genau. Ist das dann schon das Video, was man da so auf der Website sieht oder ist das ein anderes?

Katrin: Genau, also wir wurden direkt ins kalte Wasser geschmissen, sage ich mal so. Direkt, die sechs Finalistinnen stehen da, bitte nicht von der Bühne runtergehen, sofort Foto, Radio, Kamerateam, Blitzlicht. Und dann auch gleich die ersten ein, zwei, drei kurzen Emails, wo man halt so ein, zwei Sachen gefragt worden ist. Und das ist eben auch mit der Ausschnitt auf der Seite vom Bayrischen Brauerbund oder von der Bierkönigin, was beim Online-Voting, was man sich da mit anschauen kann, ja.

Markus: Also mitten rein ins Rampenlicht. Und habt ihr euch dann als Kandidatinnen auch ein bisschen besser kennengelernt?

Katrin: Ja, also klar, man unterhält sich dann, man hat sich im Vorhinein auch schon ein bisschen unterhalten oder hinten im Backstage-Bereich. Es war dann doch eine gewisse Art von Aufregung oder Nervosität bei der ein oder anderen mehr oder weniger halt eben da. Dann unterhält man sich, kommt ins Gespräch. Und wir hatten dann ja auch zwei Veranstaltungen jetzt im Vorfeld des Online-Votings vom Brauerbund, wo man sich dann auch immer wieder gesehen hat und miteinander zusammen war. Also, ja, ich würde schon sagen, dass wir uns ein bisschen kennengelernt haben, ja, das schon, ja.

Markus: Ja und wie gehst du mit diesem Nervositätspunkt um oder bist du eher so eine Rampensau oder wie muss man das sagen, also, ja.

Katrin: Ja, also für mich war es jetzt nicht so das Problem, auf einer Bühne zu stehen oder vor Leuten zu sprechen. Also zum einen habe ich das früher durch meinen Beruf ja oft gemacht. Ich habe in einer Theatergruppe gespielt, ich war in vielen Vereinen, ich habe ganz früher auch mal so eine kleine Jugendgruppe geleitet. Da ist es jetzt nicht so, dass ich sage, oh Gott, ich stand noch nie auf einer Bühne oder, oh Gott, ich muss vor Menschen sprechen. Ich war jetzt auch schon auf der ein oder anderen Veranstaltung, wo ich eingeladen worden bin, wo ich dann das Mikro in die Hand bekomme und die Gäste begrüße, ein, zwei Sätze über mich, zum Online- Voting, zur Wahl. Das ist jetzt nicht so, dass ich sage, ich habe übelst Lampenfieber und weiß nicht, was ich sagen soll, das gar nicht. Aber, ich glaube, an dem Tag war jede einfach ein bisschen aufgeregt. Weil, natürlich möchte jede weiterkommen oder man weiß, okay, die nächsten Minuten entscheiden jetzt da drüber, schaffe ich es ins Finale, ja oder nein. Also ich glaube, da war bei jeder Kandidatin so eine kleine Nervosität, Aufregung schon da.

Markus: Und hat da auch der Glücksbringer ein bisschen geholfen?

Katrin: Also ich bin der Meinung, der hilft mir immer, den habe ich nämlich tatsächlich schon mein ganzes Leben lang. Das ist ein kleines Kuscheltier, das habe ich zu meiner Geburt bekommen. Und ich sage mal, immer in so nichtalltäglichen Situationen habe ich den dabei. Also der kann auch in der Tasche stecken oder im Koffer oder im Rucksack, wo auch immer, aber Hauptsache, er ist dabei. Und das war beim Casting eben auch so. Also wir sollten das natürlich mit auf die Bühne nehmen. War auch gut, man hatte was in der Hand, man musste nicht überlegen, was mache ich mit meinen Händen, wo tue ich die hin, das war schon ganz gut. Und ich bin der Meinung oder, ja, offensichtlich, ich bin jetzt im Finale, hat er seinen Dienst erfüllt, ja.

Markus: Wunderbar, dann werden wir den ja auch noch kennenlernen am Finalabend, bin ich ja mal gespannt. Und der hatte vielleicht die Chance dann auch, ein bisschen um die Welt zu reisen. Ja und dann habt ihr ja noch eine Fortbildung auch gemacht nochmal schon als Kandidatinnen, ne?

Katrin: Genau, also wir hatten zwei Veranstaltungen. Das war zum einen so ein Online- und Medientraining vom Brauerbund mit einem professionell ausgebildeten Medientrainer. Da ging es halt ein bisschen so da drum, wie sprichst du vor der Kamera, wie stehst du vor der Kamera. Wir wurden auch aufgenommen, dass du dich selber siehst, deine Körpersprache, deine Körperhaltung. Dann noch so, er hat dann quasi gesagt, er ist jetzt der Reporter und macht mit dir ein Interview. Auch mal ein bisschen vielleicht nicht immer so nette oder eindeutige Fragen, wie gehst du dann damit um. Da waren wir, wie gesagt, einen Tag in München. Das war super interessant, das war echt auch spannend und hat einen wirklich auch weitergebracht oder ich konnte für mich viel mitnehmen. Und dann hatten wir ja noch unsere Studienreise Bier in Kulmbach. Das waren zwei Tage, also Donnerstagabend und der komplette Freitag. Was auch eine echt geniale Veranstaltung war. Da hatten wir zum einen abends ein 4-Gang-Bier-Menü mit Bierverkostung, mit zwei Biersommeliers in den Museen vom Mönchshof. Also total interessant, total spannend wirklich, super Essen. Und am nächsten Tag hatten wir dann eben einmal den Brauprozess selber in dem gläsernen Sudhaus eben in den Museen. Weizen haben wir da gebraut, das war interessant. Also über Rohstoffkunde, der hat uns alles erklärt, der Braumeister. Dann war noch ein Vortrag dabei vom Doktor Ebbertz und haben uns das Brauereimuseum noch angeschaut in Kulmbach. Und, ja, total tolle Veranstaltung, konnte ich echt viel, viel mitnehmen. Bin total froh, dass ich das jetzt schon erleben durfte, erleben konnte. Und, ja, waren echt zwei super Veranstaltungen, die einem auf den Weg jetzt hin zum Finale auch definitiv was bringen und man da viel mitnehmen konnte.

Markus: Ja, das stimmt und da hast du auf jeden Fall, eben, schon mal einen Gewinn sozusagen da rausgezogen. Und das kann man auch den Hörern wirklich nur sagen, also das Museum in Kulmbach, das ist wirklich toll, das Bayrische Brauereimuseum. Kann man viele spannende Exponate sehen natürlich, unter anderem auch so die ältesten Sachen, die so mit Bier verbunden waren auf deutschen Boden, aber auch dieses gläserne Sudhaus. Das ist auch was Besonderes, das habe ich sonst eigentlich noch nie gesehen, dass man wirklich ein komplettes Sudhaus aus Glas macht, sodass man jeden einzelnen Schritt nachvollziehen kann, so ein bisschen die Magie des Bieres erleben kann. Und das ist sicherlich was, was euch dann auch so ein bisschen ansteckt. Was hast du denn so für Ideen, wenn du es denn wirst, was würdest du auf jeden Fall gerne erleben? Gibt es irgendwie so ein Highlight, wo du dir denkst, ja, da freue ich mich jetzt schon drauf, wenn das klappt, hast du sowas im Kopf?

Katrin: Also wenn ich es werden sollte, also wir wissen ja auch schon so grob, oder was heißt, grob, wir wissen ja auch schon, was sind zum Beispiel die Pflichttermine, wo der Bayrische Brauerbund sagt, da bist du dann als amtierende Bierkönigin gefordert, da sollst du da sein. Das wissen wir eben schon, das man halt vielleicht auch einfach schon ein bisschen so planen kann, ne und jetzt nicht unbedingt da einen Urlaub bucht oder so. Also ich möchte natürlich grundsätzlich so viel Termine wie möglich wahrnehmen, weil, jeder Termin ist einzigartig und kommt in diesem einen Jahr halt auch nur einmal. Ja, ich glaube schon, was so vorne mit dabei ist, also wie gesagt, ich bin ein Fan von unseren Volksfesten in Bayern, ich glaube, einfach wirklich mal so dieser Umzug am Oktoberfesteinzug der Fest- und Wiesenwirte, Schützen- und Trachtenumzug, wenn du dann da mit dabei bist, das ist, glaube ich, schon ein echt tolles Erlebnis. Und alles andere mit Sicherheit auch. Also ich glaube, es ist sehr schwer, da eine Gewichtung festzulegen, was wäre so mein Highlight oder was möchte ich auf jeden Fall. Weil, wie gesagt, ich glaube einfach, jeder Termin hat was Besonderes, hat was Spezielles, ist auf seine eigene Art und Weise interessant und toll und von daher, ja, wie gesagt, möchte ich so viel wie möglich wahrnehmen. Aber Oktoberfest, ja, der Umzug, glaube ich, das wäre schon mal ein einmaliges Erlebnis, ja.

Markus: Ja, nee, das glaube ich auch. Und natürlich die ganzen Anstiche, die du dann überall vornehmen darfst, diverse Fässer, die du öffnen kannst sozusagen und sicherlich auch der ein oder andere Auslandstrip, das ist schon auch sehr spannend, man kommt dann schon gut rum. Also insofern hast du da sicherlich viele, viele schöne Highlights. Und, ja, letzten Endes ist das, glaube ich, auch was, das wird dann auch dadurch, dass man es dann mach, dass man es erlebt, auch nochmal richtig schön und spannend. Und, ja, jetzt hast du grade schon gesagt, Trachten, Dirndl, jetzt sind wir ja hier in Franken, wie siehst du denn das, also hast du sowas früher schon immer gehabt? Und jetzt hast du wahrscheinlich schon eine Ausrüstung irgendwie bekommen oder so, wie läuft denn das?

Katrin: Also ich hatte das schon wirklich früher, also auch, wenn ich Kinderbilder anschau von mir und meiner Schwester im kleinen Alter, also im jungen Alter, Kindesalter hier, ein kariertes Kleidchen mit Kragen oder ein kleines Dirndl. Und jetzt auch so die letzten Jahre, in der Jugend, als man dann angefangen hat, auch wegzugehen auf die Volksfeste. Ich trage auch gern mal ein Dirndl auf einer Familienfeier, für mich ist das wirklich ein schönes Kleidungsstück. Auch die Lederhose, ich finde das toll, ich finde das cool. Das ist einzigartig, das gibt es in der Welt so nicht nochmal. Und ich mache da jetzt auch keinen Unterschied, ob Bayern oder Franken. Grundsätzlich sage ich, jeder soll anziehen, was er möchte, wo er sich am wohlsten drin fühlt. Ich fühle mich immer wohl, wenn ich ein Dirndl anhabe und hatte das jetzt auch in der letzten Zeit natürlich wieder vermehrt an. Klar, im Lockdown bei Corona hing es im Schrank, da hat man es nicht gebraucht. Aber als ich es letztes Jahr dann mal wieder anziehen konnte, als es auf das erste Volksfest nach dem Lockdown ging, ja, war einfach auch wieder ein tolles Gefühl, das endlich mal wieder anziehen zu können. Ich finde es, wie gesagt, ein wundervolles Kleidungsstück, egal ob für die Frau das Dirndl, für den Mann die Lederhose. Und ich persönlich ziehe es gern an, ich habe auch mehr als nur eins im Schrank hängen. Ja und für das Finale, also das Finale gestaltet sich in zwei Runden. In der ersten Runde trägt man ein eigenes Dirndl von sich und in der zweiten Runde bekommen wir tatsächlich ein Dirndl gestellt, ja.

Markus: Dann habt ihr da auch noch sin bisschen Laufstegstress sozusagen, wenn ihr euch da zwischendurch umziehen müsst. Ist wahrscheinlich auch gar nicht so einfach. Ja, sehr spannend. Also, ja, ich bin gespannt, ich werde ja da sein an dem Abend, werde das miterleben, werde auch mit wählen natürlich, also insofern, es geht voran. Und du kannst auch ein bisschen eigene Fangemeinde mitbringen oder? Hast du da schon Leute zusammengetrommelt, die da mitkommen?

Katrin: Ja, also natürlich ist es so, ich habe von den ganzen Finalistinnen jetzt auch den weitesten Anreiseweg und am Anfang war es ein bisschen schwierig. Mittlerweile habe ich jetzt so mitbekommen, dass doch die ein oder andere Karte gekauft worden ist, worüber ich mich natürlich riesig freue. Es ist immer schön zu wissen, es jemand auch in dem Saal, den du kennst, der dich unterstützt, der dich supportet. Einfach zu wissen, da ist jemand, den du kennst und nicht nur ungefähr 450 fremde Menschen, also das ist vom Gefühl her schon schön. Klar, meine Familie ist dabei und soweit ich jetzt weiß, schaffen es dann wohl ein paar Freunde. Und meine Bürgermeisterin hat mir auch gesagt, worüber ich mich riesig freue, dass sie und, ich glaube, unser zweiter Bürgermeister, sich auch eine Karte gekauft haben und mich da supporten an dem Abend und das freut mich natürlich riesig.

Markus: Ja, das ist auch eine ganz spannende Geschichte, weil im Falle des Falles dann natürlich auch Zuhause ein Empfang natürlich sicherlich auf dich warten wird. Aber das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist. Vielleicht noch so als kleiner Tipp am Rande für die, die mit fiebern, also wie gesagt nochmal, ihr könnt alle Online abstimmen und wenn ihr dann das Ergebnis mit verfolgen wollt, könnt ihr das, glaube ich, auch Online mittlerweile tun. Und was sollten denn die Leute für ein Bier trinken, wenn sie das Ganze mit verfolgen, was wäre denn so dein Tipp oder vielleicht auch, was ist dein Lieblingsbier? Oder Bierstil, du musst ja keine Marke nennen.

Katrin: Ja, die Frage habe ich jetzt schon sehr oft gestellt bekommen und ich bin ganz offen und ehrlich, ich habe tatsächlich kein Lieblingsbier, weder eine Sorte noch eine Marke. Ich trinke wirklich immer das, worauf ich Lust habe. Also ich habe es schon ein paarmal gesagt, ich bin auch immer ein Fan von regionalen Produkten. Klar, jetzt hier Daheim relativ viel von den regionalen Produkten. Also es muss jetzt nicht nur ein Bier aus Unterfranken sein, sondern einfach Biere hier aus der Region. Wenn ich zum Beispiel im Urlaub bin, dann gerne ein Bier von da. Einfach das auch mal zu probieren, hej, wie schmeckt es denn hier oder wie schmeckt es auch im Ausland. Also das mache ich schon immer ganz gern. Wozu ich selten nein sage, das ist so ein gutes Kellerbier, ein Helles, das finde ich immer ganz gut. Aber wenn ich jetzt sage, heute habe ich mal Bock auf ein Weizen oder ich habe Bock auf ein Märzen, dann trinke ich das, also da bin ich nicht festgelegt. Und das will ich natürlich allen sagen, die zuhören, die sagen, jetzt mache ich mir ein Bier auf und dann gehe ich mal auf die Seite und stimme mal ab, trinkt das, was euch am besten schmeckt und worauf ihr Lust habt.

Markus: Ja, nee, da haben wir auch was gemeinsam. Und das ist ja auch völlig richtig, weil jede Situation, jede Zeit, jede Gelegenheit hat irgendwie ihr Bier und das ist durchaus unterschiedlich. Letzte Frage von mir noch, warst du schon mal in Bamberg, hast du schon mal Rauchbier getrunken?

Katrin: Ich war schon mal in Bamberg, eine meiner besten Freundinnen wohnt in Bamberg. Das Rauchbier, also wir haben tatsächlich auch bei der Bierverkostung ein Rauchbier dabei gehabt. Ich wusste ja mehr oder weniger, in Anführungsstrichen, was da jetzt geschmacklich auf mich zukommt. Die ein oder andere war dann doch, dass es so intensiv nach Rauch schmeckt oder dieses Raucharoma eben hat, überrascht. Wie gesagt, ich wusste es ja. Ja, muss man mögen, ist was ganz Spezielles, aber ich finde halt auch wieder was ganz Tolles, was Besonderes, was es nicht überall gibt. Ich finde, das zeichnet ja auch die Braukultur hier in unserer Region in Franken, in Bayern aus. Und von daher, ja, ich weiß, wie ein Rauchbier schmeckt. Und Bamberg, klar, bin ich jetzt auch am Wochenende.

Markus: Oh! Na gut, schade. Ja, obwohl, ich bin zum Teil auch da, vielleicht sehen wir uns, werden wir gleich noch besprechen. Also auf jeden Fall dir alles, alles Gute, wir drücken dir ganz fest die Daumen. Nochmal der Aufruf an alle Hörer, schaut auf die Seite, unterstützt eure Kandidatin, im Idealfall natürlich unsere Anna-Katrin. Und, ja, dann hoffe ich mal, wir sehen uns auf jeden Fall am Wahlabend und dann eben vielleicht auch danach und ganz grundsätzlich bist du hier natürlich immer gerne willkommen. Dann nochmal vielen Dank für deine Zeit und nochmal toi, toi, toi.

Katrin: Ich sage auch danke.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 50 – Interview mit Felipe Santander, Gründer der Brauerei & Fotogalerie „Hopulus“ in Bogotá, Kolumbien

Felipe Santander betreibt eine Fotogalerie mit Brauerei im fernen Kolumbien. Nach einer Karriere in der Industrie beschloss er auszusteigen und sich Gerstensaft und Kunst zu widmen. Unter dem Namen „Hopulus“ entstehen spannende Biere, meist nach deutschen Vorbild, teils sogar aus selbst angebauten Rohstoffen. Gerade bei dem internationalen Botschaftspublikum erfreuen sich diese Kreationen großer Beliebtheit, aber auch bei den Einheimischen und regelmäßigen Gästen aus dem Ausland kommt das gut an. Im Podcast gibt Felipe einen Eindruck in seine Welt und das für viele eher unbekannte Bierland Kolumbien – und macht große Lust auf einen Besuch…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sehr, sehr, sehr spannend, weil wir mal wieder ein Special haben und weil wir ein neues Land entdecken, zumindest ein neues Land, was das Thema BierTalk angeht. Wir waren ja schon ganz schön rund um die Welt, aber es gibt eben einige Länder, da waren wir noch nicht. Und heute fühlen wir so eine weiße Stelle auf unserer Landkarte, gehen nach Südamerika und sind in Kolumbien und treffen dort Felipe Santander und der hat dort eine Brauerei, ganz viel zu erzählen und macht ganz spannende Kunstprojekte. Und, ja, also, Felipe, wunderbar, dass du hier bist und vielleicht stellst du dich den Hörern mal ganz kurz selber vor.

Felipe: Ja, danke. Danke, Markus, für diese Einladung und diese Chance, auch in Deutschland ein bisschen was über uns zu erzählen, dass die Zuhörer deines Podcasts uns auch ein bisschen kennenlernen. Ganz kurz, ich bin sowohl Deutscher als auch Kolumbianer, Mutter Deutsch, Vater Kolumbianer, deswegen bin ich zweisprachig aufgewachsen. Und nach sehr langem Arbeiten in der Corporate-Welt, ich habe mit Siemens viele spannende Sachen gemacht, eine sehr internationale Karriere gemacht bei Siemens, inklusive China, USA, Deutschland und Kolumbien, habe ich mich entschlossen, auszusteigen aus dieser sicheren Siemens-Welt und meine eigene Brauerei aufzumachen. Das ist jetzt vor vier Jahren gewesen und wir machen hier in Kolumbien sehr gute deutsche Biere nach dem deutschen Reinheitsgebot unter dem Namen Hopulus, Hopulus ist unsere Brauerei. Sie heißt Hopulus, weil das ein Wortspiel ist zwischen dem Wort Hopfen oder auf Englisch Hop und Lupulus, das ist Latein für Hopfen, auf Spanisch sagt man Lúpulo. Und somit haben wir eine Marke geschaffen, wo wir glauben, dass sowohl die Kolumbianer die kennen und verstehen, als auch die internationalen Kunden, die wir haben. Kolumbien ist ein Land, was tatsächlich wächst und wo sehr viel los ist und wo auch sehr viele Botschaften ihre Dependancen haben, grade hier in Bogotá, in der Hauptstadt, wo wir sind und somit haben wir Kundschaft aus aller Welt. Und da war es uns wichtig, einen Namen zu schaffen, was alle verstehen. Hopulus, Cerveza Hopulus, so heißt unsere Biermarke.

Markus: Ja, faszinierend, da werden wir auch gleich ein bisschen drüber sprechen, logischerweise. Und auch über Kolumbien als Land, was ja schon faszinierend ist, überhaupt mal so ein bisschen zu erfahren, mal so ein bisschen reinzuschauen, wie es denn da so abgeht in Sachen Bier und überhaupt. Und, ja, ich glaube auch, dass der Name sehr, sehr clever gewählt ist, weil er ja trotzdem ein bisschen aus dieser normalen spanischen Namensgebung rausfällt, aber eben auch nix Amerikanisches ist und so, also da wirklich so ein bisschen eine Alleinstellung eigentlich hat, das gefällt mir echt auch schon richtig gut. Aber vielleicht vorneweg, du hast gesagt, du warst in dieser Konzernwelt, also eigentlich gesättelt und ich glaube du hattest ja auch schon Familie und so. Wie kommt man da auf die Idee zu sagen, nee, also jetzt lass mal, ich mache jetzt was ganz was anderes und dann mache ich auch noch Bier?

Felipe: Es ist tatsächlich eine spannende Geschichte und, ja, ich glaube, wenn man so durch das Leben geht, kann man eigentlich nicht alles planen, es ergeben sich ein paar Dinge und die definieren, was man dann tatsächlich auch langfristig machen möchte. Ich bin, also wie gesagt, ich bin Kolumbianer, ich bin hier geboren und aufgewachsen, bin auf die deutsche Schule gegangen, habe mein Abi hier gemacht. Und als es dann zum Studium überging, habe ich beschlossen, in Deutschland zu studieren an der TU München. Ich bin Maschinenbauingenieur und habe dann in den USA in Stanford tatsächlich meine Diplomarbeit machen können in einer Zusammenarbeit mit Siemens. Habe somit doch schon recht früh begonnen, ein internationales Leben zu führen und habe dann, wie du schon sagtest, meine Corporate-Welt, mein Corporate-Leben begonnen bei Siemens. Damals in der Zugstarte, die hatten ihre Zentrale in Erlangen und somit bin ich von Kolumbien erst mal nach München zum studieren. Da habe ich das Bier, ja, würde ich fast sagen, das Biertrinken lieben gelernt, weil doch München einen sehr starken Fokus auf Bier hat. Nicht nur durch das Oktoberfest, aber auch durch dieses sehr schöne helle Bier, was die dort haben, habe ich es einfach lieben gelernt. Und der tiefere Interesse für das Bier, der kam erst später, der kam erst später, als ich dann tatsächlich nach Erlangen gezogen bin, um bei Siemens zu arbeiten, in die fränkische Bierregion. Ich kannte das alles gar nicht, wusste auch gar nicht, dass das auf mich zukommen würde und habe dann dort gemerkt, dass es fantastische kleine Brauereien gibt, im Prinzip Gasthöfe. Das ist ja, die Franken Region ist ja die Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Und da habe ich auch gesehen, okay, wenn kleine Gasthäuser ihr Bier brauen können, dann ist das vielleicht tatsächlich auch was, was ich selber erlernen kann. Und somit habe ich nicht nur die Liebe für das Biertrinken gewonnen, sondern auch gemerkt, dass man es auch selber machen kann. Und dann habe ich mich immer mehr rein gesteigert, erst mit einem ZVS-Kurs, Bier brauen. Das war sehr einfach, in der Küche, im Prinzip auf dem Herd. Und das Ergebnis war aber so lecker, das war ein schönes Kellerbier, was wir damals gemacht hatten, das ich gesagt hatte, okay, das muss jetzt in die nächste Stufe gehen und dann habe ich es etwas professioneller gelernt. Und im Prinzip war das nicht leicht, weil ich alle meine Ferientage, meine Urlaube damit verbracht habe, das Bierbrauen zu lernen. Ich bin auch kein Braumeister per se, aber ich habe im Prinzip mir alle nötigen Inhalte parallel, während der Arbeit, ich habe im Prinzip alle Ferien dafür genutzt, Kurse zu machen in einer richtig guten Brau-Akademie, um dann auch tatsächlich gut Bier brauen zu können auf einem sehr hohen Standard. Und, ja, das ist so ein bisschen mein Werdegang und der Grund, weshalb ich dann tatsächlich das Bierbrauen begonnen habe.

Markus: Also jetzt muss ich erst mal aufklären, liebe Hörer, wir haben das vorher nicht abgesprochen, also ich finde es natürlich wunderbar, wenn jemand Franken so über den grünen Klee lobt, das ist ja auch wunderbar. Geht mir runter wie Öl und hat natürlich auch eine gewisse Berechtigung, das natürlich auf jeden Fall. Und umso besser, wenn es dann dafür sorgt, dass jemand die wahre Liebe zum Bier entdeckt und dann sogar so weit geht, selber sich entsprechend zu verwirklichen und dann sogar einmal auf dem anderen Ende der Welt eben eine Brauerei aufzubauen. Und das finde ich ein ganz, ganz spannendes Abenteuer, zwei Fragen vielleicht dazu. Also einerseits, dein eigentlicher Beruf als Ingenieur, hat dir das geholfen, dann dort auch eine Brauerei irgendwie aufzusetzen? Und die andere Frage, du hast ja eben auch Familie, hattest du die dann hier in Deutschland schon und hast die dann mitgenommen oder hast du die erst dort kennengelernt?

Felipe: Ja, zwei Fragen, die du da stellst, einmal zu meinem Werdegang, Maschinenbau, ob uns das geholfen hat beziehungsweise zum Thema Familie, fangen wir mal mit der Ersten an. Ich glaube, Maschinenbau hat mir sehr geholfen. Sehr geholfen, weil ich am Ende des Tages nicht Braumeister bin, sondern ich bin ein Unternehmensleiter, der eine Fertigung führen und aussteuern muss und dazu braucht man doch einige Kenntnisse in Sachen Fertigungstechnik. Wir werden sicherlich auch später nochmal auf das Thema Handwerkskunst im Vergleich zu industrieller Produktion eingehen. Nennt man hier auf Spanisch arte de señal versus industrial. Ich habe mir es nicht leisten können am Anfang, als wir gegründet haben, eine schöne Brauanlage à la Kaspar Schulz aus Bamberg kaufen zu können und mit im Prinzip etwas Stehendem schon anzufangen. Ich musste tatsächlich meine eigene Brauanlage selber bauen und entwickeln. Wir haben hier sehr gute Edelstahlspezialisten, Schweißer und gute Mechan-Experten hier und somit habe ich mit denen gemeinsam meine Anlage entwickelt und gebaut. Da ist sehr viel Know How, was ich in Deutschland gesammelt habe, eingeflossen, sehr viel Know How aus Führungen, die ich gemacht habe mal bei Kaspar Schulz, von vielen Brauereien, die ich besucht habe. Ich habe fast 15 oder 20 Braugasthöfe besucht und habe sie gefragt, was sie mir empfehlen würden, was sie anders machen würden, was gut war, was schlecht war? Und somit ist eine gewisse Menge an technischen Know How in unsere Anlage rein geflossen. Unsere ZKG-Tanks haben wir selber gebaut. Da sind viele Themen, viele Details wichtig, so wie innen drin die Oberflächengüte, wie fein das sozusagen geschliffen ist, wie die Schweißnähte sind, wie der Konus unten ausgebildet wird, das ist alles dort rein geflossen. Und somit würde ich schon sagen, dass mein technisches Know How auch geholfen hat, mit einer selbstentwickelten Anlage sehr gutes Bier zu brauen. Und somit, ja, ich glaube, das ist eine ideale Kombination aus zwei Welten, die Bierwelt und die Ingenieurswelt. In München werden ja auch die Brauingenieure ausgebildet. Das werden ja am Ende des Tages auch nicht Braumeister, sondern das werden Menschen, die irgendwelche Brauanlagenfabriken gestalten und bauen und somit glaube ich, dass das schon ideal zusammentrifft. Wenn man dann auch noch gerne kocht, was ich selber gerne tue privat, dann kommen da, glaube ich, drei wichtige Welten zusammen. Zum Thema Familie, ja, meine Frau ist aus München. Wir haben uns während des Studiums kennengelernt und haben tatsächlich schon Kinder in Deutschland bekommen, unser erstes Kind ist in Deutschland geboren, unser zweites Kind dann hier in Kolumbien. Ich bin zurück nach Kolumbien gekehrt, nicht, weil ich hier eine Brauerei aufmachen wollte, sondern weil Siemens mich nach Kolumbien entsandt hat. Was natürlich sehr schön ist, in mein eigenes Land entsandt zu werden. Ich war Spezialist für Antriebstechnik, hatte bei einer wichtigen Ausschreibung in China 2004 schon mitgewirkt, um Hochgeschwindigkeitszüge nach China zu verkaufen. Und bin dann zurück nach Erlangen, Nürnberg gekehrt. Irgendwann wollte ich gerne nach Kolumbien, das war mein persönliches Ziel. Und dann wusste ich, dass ich nicht mehr Hochgeschwindigkeitszüge machen könnte, sondern ich müsste mich irgendwie allgemeiner beschäftigen mit Antriebstechnik. Dann haben wir Elektroantriebe für Busse entwickelt, das war dann schon wieder in Nürnberg. Und irgendwann kam dann tatsächlich der Hinweis von Siemens, lieber Herr Santander, in Kolumbien werden viele Dieselbusse bald gekauft, umgestellt von Diesel auf Elektro, möchten Sie denn nicht dahingehen und dort etwas bewegen? Habe ich natürlich gesagt, ja. Und als wir dann, nachdem wir vier Jahre hier das eine mit einem gewissen Erfolg dann umgesetzt hatten, hatte dann Siemens gesagt, wir hätten Ihre nächste Position in Shanghai. Und interessanterweise hat meine deutsche Frau sich in Kolumbien verliebt und findet das leben hier sehr, sehr schön und sehr gut. Und somit haben wir dann beschlossen, okay, wir gehen dann nicht mehr mit Siemens nach China, sondern wir bleiben hier. Und das war der Moment, wo ich dann sagte, okay, dann steige ich aus dieser Corporate-Welt aus und mache meinen Traum, meine Brauerei zu gründen, eine Realität. Und das wäre im Prinzip der familiäre Teil, deswegen sind wir dann von Deutschland nach Kolumbien gezogen, unser zweites Kind ist hier geboren und jetzt sind wir hier. Jetzt sind hier und ich arbeite nicht mehr mit Elektroantrieben für Busse, sondern mit Elektroantrieben für Pumpen, die wir in unserer Brauerei betreiben müssen.

Markus: Aber das bringt uns ja nahtlos eigentlich zum nächsten Thema, nämlich Kolumbien. Ich glaube, wenn wir 100 Deutsche fragen, was sie sich unter Kolumbien vorstellen, käme da ein ziemlich diffuses Bild raus, irgendwo zwischen Entwicklungsland und Pampa und was weiß ich, irgendwelchen vielleicht auch kriminellen Umständen, sonst was, was man noch so in Erinnerung hat vielleicht aus den 80ern oder so. Aber wie muss ich mir denn das Land vorstellen, wie ist es da und wenn du schon sagst, Elektromobilität, inwiefern gibt es da auch moderne Dinge, wie schaut es da aus?

Felipe: Nun, Kolumbien ist ein großes Land, ich glaube, es ist von der Fläche her dreimal so groß wie Deutschland, haben aber die Hälfte der Einwohner, also 40 Millionen Einwohner ungefähr. Und die Meisten dieser 40 Millionen wohnen tatsächlich in den Ballungszentren Bogotá, Medellín und Barranquilla, Cali. Sind vier große Städte, Bogotá natürlich die größte Städte mit ungefähr 11 Millionen Einwohnern. Und das ist da, wo wir jetzt wohnen und wo wir die Brauerei haben. Kolumbien, klar, war in den Schlagzeilen, Pablo Escobar war sicherlich ein Thema sehr, sehr lange. Hat sich aber stark gewandelt, wir hatten sehr gute Präsidenten, die im Prinzip geholfen haben, dem Land, ja, einen anderen Weg zu geben. Kolumbien hat sich industriell sehr stark entwickelt, hat eine der stärksten Wirtschaften in ganz Südamerika. Steht heutzutage sehr, sehr gut da, ist ein großer Exporteur von Kaffee, Schnittblumen. Man denkt immer, die Blumen kommen aus Holland, aber die holländischen Märkte werden alle mit Blumen aus Kolumbien gefüllt, Rosen, also das ist so die Stärke Kolumbiens. Es wird auch sehr viel Kohle auch exportiert, grade jetzt mit dieser Energiekrise ist das Thema Kohlenproduktion wieder ins Leben gerufen worden. Das heißt, Kolumbien lebt von diesen Exporten, auch von Erdölexporten, aber Kolumbien hat auch eine starke, ja, inländische Wirtschaft. Und es ist erstaunlich, viele, die uns besuchen in Bogotá, die sind hier und laufen hier rum und denken, man, das ist ja wie jede europäische Stadt, ihr habt schöne Gegenden. Wir haben sicherlich auch Gegenden, die nicht so schön sind, wo die ein oder andere, auf Portugiesisch sagt man Favela dazu, wo die Slums sind, aber im großen Ganzen tut sich sehr viel hier. Und ich würde jetzt sagen, von den 11 Millionen Einwohnern in Bogotá, hat man, ja, um die 2 Millionen, die doch ein höheres Einkommen haben. Und das ist vergleichbar im Prinzip mit einer Stadt wie, ja, vielleicht München, vielleicht sogar Berlin in Deutschland und somit ist unser Markt hier nicht klein. Wir verkaufen natürlich kein günstiges Bier, wir verkaufen ein edles Premiumbier, aber haben tatsächlich um die 2 Millionen Kunden, die wir akquirieren können und akquirieren wollen und somit finden wir uns hier damit sehr zurecht. Ansonsten Kolumbien, und das ist auch ein Fokus von uns, ist ein wunderschönes Land. Wir sind zwar in den Tropen, aber hier am Äquator haben wir keine Jahreszeiten, aber die Temperatur definiert sich im Prinzip aus der Höhe, in der man ist oder in der man wohnt. Bogotá zum Beispiel ist auf 2.600 Meter, das ist Zugspitzhöhe. Hier herrscht nicht das ewige Eis, sondern hier ist es im Prinzip sehr angenehm, wir haben, ich würde fast sagen, wir haben den ewigen Herbst. Es ist tagsüber sehr schön warm, abends ist es so kühl, dass man auch mal einen Pullover und eine Jacke anziehen kann und man kann sehr gut schlafen und somit haben wir hier eine ideale Temperatur. Und man kann aber auch weiter hochgehen, auf 4.700 Meter beginnt die Schneegrenze. Wir haben Gipfel, die gehen bis 5.300 Meter, das heißt, wir haben auch das ewige Eis. Aber wenn man Bergab fährt, ungefähr zwei Stunden hier von Bogotá, ist man bei unglaublichen 38 Grad und Pool-Temperatur, überall sind Palmen zu sehen und Bananenplantagen und Kaffeeplantagen. Das ist das Besondere an diesem Land, diese Vielfalt an Temperatur, diese Vielfalt an Klimazonen. Wir haben die höchste Anzahl an Arten in der Tierwelt, also es ist ein sehr artenreiches Land. Und somit auch, je nachdem in welcher Höhe man sich befindet, hat man alle Landschaften, vom ewigen Eis bis zur ewigen Wüste und alles, was dazwischen ist, bis zum Dschungel. Manchmal sieht man hier, da in der Nähe von Bogotá, Bilder, wo man sehr viele Tannen sieht und wo man denkt, das könnte ja Europa sein, es ist ein sehr vielfältiges Land.

Markus: Ja, also faszinierend, da machst du richtig Lust drauf, das zu besuchen. Und du hast mir ja im Vorfeld auch ein paar Videos schon geschickt, die ihr macht, da reden wir gleich ein bisschen drüber. Und muss ich auch sagen, das hat mich total begeistert, auch das zu sehen und auch erstaunt. Weil, also bisher, was ich wusste war eben, okay, es ist ein Land, was an zwei Ozeanen liegt und dadurch natürlich auch geprägt ist, aber zum Beispiel diese ganze Bergwelt, das war mir überhaupt nicht im Kopf. Und, ja, also super spannend und dann eben auch das Thema, dort eine Brauerei aufzumachen. Hat denn dieses Klima, jetzt in deinem Fall jetzt in Bogotá, die Höhe auch einen Einfluss auf das Bier, also auf die Gärung zum Beispiel oder so?

Felipe: Auf die Gärung nicht, die Gärung, die Hefe, die macht ihre Arbeit ziemlich gleichmäßig auf unterschiedlichen Höhen. Es hat sicherlich einen Einfluss auf den Energiekonsum der Brauerei, deswegen haben wir auch beschlossen, hier in Bogotá zu brauen. Wir haben hier im Prinzip eine Durchschnittstemperatur von ungefähr 17 Grad, 16 Grad im Jahr, das ist sehr, sehr gut. Wenn man unten an der Küste ist, wir haben ja die Atlantik- und die Pazifikküste, die Atlantikküste zur Karibik hin, ist di erschlossenere. Da müsste man natürlich viel mehr Geld ausgeben in Kühltechnik und das erhöht dann die Kosten. Die Höhe hat aber tatsächlich einen Einfluss auf das Sieden, also wenn wir in der Sudpfanne arbeiten hier, haben wir im Prinzip den Siedepunkt bei 93 Grad Celsius und nicht bei 97 oder 98, die wir im Prinzip in Europa haben. Das heißt, wir müssen etwas länger kochen, um tatsächlich das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen. Man kann Sudpfannen entwickeln und bauen, Kaspar Schulz macht das auch sehr erfolgreich und sehr gut, wo man im Prinzip mit einem Überdruck arbeitet und somit auch höhere Siedetemperaturen erreicht. Wir haben das jetzt nicht, aber auf dieser Höhe, 2.600 Meter, kann man noch relativ gut arbeiten, somit haben wir da nicht sehr große Einwirkungen. Was sehr spannend ist, und das ist vielleicht auch der Ursprung unserer Brauerei, da begann alles richtig interessant zu werden, als wir schon hier in Kolumbien gelebt haben und ich noch für Siemens gearbeitet habe, wir haben ein Landgut außerhalb von Bogotá und da wurde früher sehr viel Gerste angebaut für die Kolumbianische Brauerei, die heißt Bavaria. Und jahrelang hat im Prinzip die ganze Gegend dort davon gelebt, Gerste zu produzieren, Gerste anzubauen. Das endete ganz plötzlich, weil Bavaria als Brauerei beschlossen hat, wir wollen jetzt lieber importieren, als selber hier in Kolumbien zu produzieren. Die haben da sicherlich ein paar Cent pro Tonne eingespart, aber das hat bei denen dann Sinn gemacht. Und somit ist diese ganze Gegend etwas verarmt, hatte plötzlich nichts mehr landwirtschaftlich zu produzieren oder musste sich im Prinzip ein neues Feld suchen. Und auf diesem Landgut habe ich, bevor wir überhaupt gebaut haben oder gegründet haben, habe ich gesagt, ich möchte da mal einen Test machen, um zu sehen, ob wir auf dieser Höhe wieder Braugerste produzieren können. Und dann habe ich, ich glaube, zwei Hektar Land landwirtschaftlich genutzt, habe Samen, alte traditionelle Gerstensamen bekommen und haben einen Versuch gemacht, um zu sehen, ob ich irgendwann, wenn ich größer geworden bin als Brauerei, wenn sich das lohnt wirtschaftlich, ob ich meine eigene Gerste produzieren kann, mein Braumalz und das war sehr erfolgreich. Wir haben natürlich jetzt nicht einen so hohen Ausstoß gehabt wie in Deutschland, weil wir doch nicht so lange Sommertage haben, aber wir hatten ein sehr gutes Ergebnis. Dieses ersten Kilo, da habe ich eine kleine Kiloprobe mitgenommen nach München, habe sie bei Doemens analysieren lassen und auf Braueignung testen lassen und die haben mir im Prinzip attestiert, dass die Gerste ganz fantastisch genutzt werden kann. Und somit, um nochmal zurück auf deine Frage zu kommen, zur Höhe, zur Temperatur, sind wir hier in einer idealen Brauwelt gelandet. Wir produzieren zwar noch nicht unsere eigene Braugerste, weil das doch erst ab einem gewissen Volumen Bierproduktion Sinn macht, aber zumindest haben wir da einen langfristigen Weg, den wir gehen können und den wir gehen möchten, um wieder die Gerstenproduktion hier in Kolumbien zu aktivieren. Und jetzt grade mit der internationalen Wirtschaftslage, mit dem Krieg, die Braugerste, die wir benützen, kommt heutzutage tatsächlich auch aus Bamberg. Sie wird immer teurer, der Dollar ist immer teurer für uns. Das heißt, irgendwann sollten wir auch diesen Weg gehen, dass wir unsere eigene Gerste hier landwirtschaftlich produzieren, das werden wir dann irgendwann mal machen.

Markus: Ja, dann kommen die Bamberger nur noch in Form von Personen, nicht noch in Form von Körnern zu euch, schauen wir mal. Aber was mich noch interessiert, in dem einen der Videos habe ich gesehen, ihr habt schon auch so eine Art Rösttrommel, wo du auch was mit Getreide machst oder habe ich mich da versehen?

Felipe: Ach, super, sehr schön. Nee, gut, dass du das erwähnst. Alle Brauereien hier machen irgendwelche dunkleren Biere, die haben aber alle einen Nachteil. Genauso, wie wenn man hier in Kolumbien Kaffee rösten würde und es dann nach Deutschland exportieren würde und sechs Monate später macht irgendjemand diese Packung auf, da sind viele der Röstaromen verloren gegangen. Und wir haben einen Braugasthof, damit muss ich eigentlich anfangen, wir verkaufen dort unser eigenes Bier, aber wir haben auch beschlossen, unseren eigenen Kaffee zu rösten für die Kunden, weil das einfach leckerer ist und frischer ist. Und irgendwann beim Bierbrauen kam der Hinweis, man, wieso kaufen wir denn dunkles Malz aus Bamberg, das im Prinzip sechs Monate braucht, bis es bei uns ankommt in den Säcken, was tatsächlich sehr viel Aroma verliert? Wieso rösten wir nicht selber unser Malz? Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir irgendwann mal selber unser Malz produzieren möchten. Ich habe im Prinzip auch das Braumalzproduzieren bei Doemens gelernt in München und habe dann gesagt, okay, jetzt machen wir Folgendes, jetzt kaufen wir Pilsener Malz zwar aus Bamberg, aber versuchen mal selber, unsere dunklen Malze selber hier zu produzieren. Wir rösten unser Pilsener Malz und machen daraus im Prinzip ein Münchner Malz zum Beispiel oder ein Wiener Malz und das geht dann in unser Produkt rein. Unser Kellerbier beispielsweise hat unser selbstgeröstetes Malz. Und die Kunden sind begeistert, weil unser Kellerbier, viele machen hier dunklere Biere, aber unseres hat sehr viel mehr von diesen Röstaromen drin. Dieser Karamellgeschmack, der ist bei uns sehr präsent. Das kommt daher, das wir tatsächlich uns getraut haben, selber unser Malz etwas zu rösten.

Markus: Das ist ja eine spannende Geschichte. Und vielleicht auch so ein kleiner Tipp für den ein oder anderen Hobbybrauer da draußen, vielleicht mal so ein bisschen mit so einer kleinen Kaffeerösttrommel nachzuhelfen beim Malz und die Aromen selber noch ein bisschen zu intensivieren, coole Sache. Vielleicht mal so ganz generell gefragt, wenn ich jetzt in Kolumbien eine Brauerei aufmachen will, also in Deutschland wäre das ja ein Unterfangen, da braucht man viele Jahre und 1.000 Gespräche und Formulare und Genehmigungen und was weiß ich was alles. Wie ging das, hast du da einfach gesagt, ola, ich bin jetzt eine Brauerei oder wie läuft sowas?

Felipe: Also tatsächlich ist es, ich würde fast meinen, genauso kompliziert wie in Deutschland, man muss sehr viele Ämter besuchen, man muss sehr viele Freigaben bekommen, man muss eine richtige Location haben, in der man brauen kann. Das Thema Braugasthöfe ist ja in Europa schon sehr bekannt und du kannst du einen Braugasthof haben und die Tanks sind im Prinzip mitten zwischen den Tischen, wo die Kunden essen. Da sind die hier päpstlicher als der Papst, hier darf man zum Beispiel keine Tanks im Gästeraum haben, weil die der Meinung sind, da könnte ja eine Kontamination entstehen, man könnte im Prinzip das Produkt konterminieren. Ist de facto nicht, weil, die Tanks sind ja verschlossen und unter Druck. Wenn da etwas aufgeht, dann geht eher Druck raus, als irgendwelche Fremdstoffe, die reingehen würden. Aber hier ist man sehr papstlich. Wir waren im Prinzip das erste Brauhaus, was tatsächlich in der Stadt mit einem Restaurant aufgemacht hat. Wir haben da Auflagen erfüllen müssen, dass im Prinzip der Zugang zur Brauerei über einen separaten Eingang geht, dass die Rohstoffe über einen separaten Eingang reingehen, die dürfen nicht durch das Restaurant rein. Und wir müssen im Endeffekt alles, ja, nahezu hermetisch mit Glas versiegeln, damit man tatsächlich darstellen kann und denen zeigen kann, den Behörden, dass es eine Trennung gibt zwischen Gästeraum und Brauerei. Ich denke mal, die Hürden sind ähnlich. Gut, Dank meinem Maschinenbauhintergrund haben wir das alles relativ gut meistern können, auch produktionsseitig. Ja, in Deutschland hat man einen riesen Vorteil, dass die Banken dieses Geschäft kennen, dass die Banken sehr gute Kredite geben. Man braucht im Prinzip einen guten Businessplan, wo man den Banken zeigen kann, dass man etwas aufbauen kann, das man weiß, in welche Richtung es geht und dass sich das Geschäft trägt und dann kriegt man auch schon seinen Millionenkredit, um so ein Geschäft aufzumachen, um es auch richtig gut aufzumachen. Da kenne ich einige wunderschöne Beispiele aus Deutschland. In den Sinn kommt mir der Goldene Engel zum Beispiel in Ingelheim, eine fantastische kleine Brauerei, die auch sehr erfolgreich ist. Die hat, ja, relativ viel Budget gehabt, um zu starten. Hier ist es ein bisschen anders, ich glaube, das ist die größte Hürde, die wir hier haben. Die Banken leihen zwar Geld, kennen natürlich das Braugeschäft überhaupt nicht. Das heißt, da hat man wahrscheinlich eher mit 15 bis 25 Prozent Zinsen im Jahr zu rechnen, wenn man Geld von einer Bank holen würde und das macht so ein Geschäft natürlich sofort kaputt und zunichte. Das heißt, was man hier aufbauen kann oder muss, das muss man im Prinzip mit eigenem Kapital machen. Und das ist das, was die richtig große Herausforderung ist, hier mit relativ wenig Geld viel zu schaffen, das ist in Europa anders. Und ab einer gewissen Größe wird das alles leichter, aber der Einstieg ist hier extrem, extrem schwer.

Markus: Das heißt also, du hast wirklich alles mit eigener Händearbeit von Null auf schaffen müssen sozusagen?

Felipe: Genau, genau, genau, also sowohl die Finanzierung muss idealerweise mit eigenem Kapital laufen. Da ist im Prinzip mein ganzes Leben, meine ganzen Lebensersparnisse von meiner Siemens-Tätigkeit reingegangen. Und auch das technische Know How, es gibt hier sehr wenige, die einen beraten können. Wenn man Anlagen kauft, dann müssen die sehr teuer eingeführt werden. Und deswegen haben wir damals auch beschlossen, okay, wir machen wirklich sehr viel selber. Und erstaunlicherweise ging das sehr, sehr gut, wir haben sehr gute Tanks, wir haben eine sehr gute Brauanlage hier bauen können, alles aus Edelstahl. Wir haben im Prinzip ein 600-Liter-Sudsystem mit, ich glaube, fünf bis sechs Pfannen und können somit innerhalb von einem Tag 2.000-Liter-Tanks hier befüllen mit drei bis vier Suden am Tag. Und, ja, es ist schwieriger, ich glaube, es ist tatsächlich schwieriger, hier etwas aufzubauen als in Deutschland. In Deutschland muss man zwar die Regeln einhalten und sich da etwas auskennen, aber wenn man sich ein bisschen auskennt, wenn man das ein oder andere auch gelernt hat. Ich kann es auch aus eigener Empfehlung absolut empfehlen an jeden Hobbybrauer, der gerne etwas wachsen möchte, schaut euch mal Doemens an. Doemens ist eine Brau-Akademie in München, wo man alles lernen kann. Man kann da den vollen Braumeister machen, aber man kann auch Kurse belegen, die einem im Prinzip den gleichen Inhalt geben. Das dauert natürlich ein bisschen länger, aber das kann man auch berufsbegleitend machen. Und das kann ich jedem empfehlen, weil, dann hat man auch eine solide Grundlage, um etwas Schönes und Gutes zu machen.

Markus: Ja, jetzt hast du gesagt, ihr habt auch noch ein Restaurant dazu. War das von Anfang so und wer hat das dann gemacht und was gibt es da überhaupt?

Felipe: Nee, super. Ja, das Ziel oder zumindest ist das unsere Überzeugung auch, wenn man hier etwas Kleines aufbaut und anfängt zu wachsen, geht das nur, wenn man die Marge behält. Das heißt, wenn man ein Konzept schafft, wo man selber das Bier verkauft an den Endkunden und nicht erst über Supermärkte geht oder über Restaurants geht. Dann ist die ganze Marge weg und man muss doch ein sehr hohes Volumen produzieren, damit dass Sinn macht. Somit war das Konzept schon von Anfang an, es muss ein Brauhaus werden, wir müssen selber das Bier verkaufen. Und, das hat natürlich auch einen riesen Vorteil, die Leute hier, die kannten das noch gar nicht, die haben noch nie eine Brauerei gesehen, und wenn die plötzlich die Tanks sehen und die Produktion und das Sudhaus, dann hat das natürlich auch ein paar positive Effekte. Und somit war von Anfang klar, dass wir ein Restaurantkonzept auch mit dazu schaffen müssen. Es hat eine Weile gedauert, bis wir das richtige Konzept haben, da waren wir schon im Bau sozusagen der Brauerei und der Örtlichkeiten. Bitte sucht uns auf Instagram oder auf Facebook, wir haben auch einen YouTube-Kanal, wenn ihr Hopulus, H, o, p, u, l, u, s eingebt, dann findet ihr das, dann seht ihr auch ein paar Bilder zu dem, was ich grade erzähle. Wir haben ein Restaurantkonzept entwickelt, was absolut neu ist. Hier in Kolumbien gibt es doch sehr viele, um die 200 Stück Brauereien und jeder, der versucht hat, sein Bier selber zu verkaufen, hat einen Pub aufgebaut. Also dieses englische, diese irische Bierkonzept, wo im Prinzip ein typischer englischer Pub vorliegt, mit frittiertem Essen, mit schlechtem Essen meines Erachtens, sehr viel Pommes, sehr viel Chicken Nuggets und sehr viel, ja, einfache Snacks. Und wir wollten uns davon tatsächlich sehr stark unterscheiden und somit haben wir beschlossen, lass uns doch eine Fotogalerie schaffen, eine sehr künstlerische Welt schaffen, eine sehr elegante, eine sehr schöne Welt, optisch sehr schöne Welt, in der es deutsches Essen zu kaufen gibt. Wir sind auch tatsächlich nicht auf dieses klassische bayrische Gasthauskonzept gegangen, was doch sehr gut ankommt bei den Kunden, sondern wir wollten ein bisschen anders sein. Und ich fotografiere für mein Leben gerne und somit haben wir unser Restaurant so gestaltet, das es gleichzeitig eine Galerie ist, eine Fotogalerie ist, in der alle zwei Monate eine neue Fotoausstellung ausgestellt wird. Somit schaffen wir auch einen Raum, wo die Kunden gern hingehen möchten, um sich das anzuschauen. Und gleichzeitig und ich würde fast behaupten, das ist die einzige Fotogalerie der Welt, die in ihrem Herzen eine Brauerei hat. Mit Fotokunst Geld zu verdienen, ist sehr schwer. Und ich glaube, wir haben es jetzt aber geschafft, ein Konzept zu haben, wo die Brauerei die Galerie stützt und somit, das beides zu einem sehr, sehr schönen Konzept zusammenwächst. Und das ist im Prinzip unser Konzept, wir haben deutsches Essen, also bei uns gibt es die Bratwürste, die Weißwürste. Schäufele haben wir jetzt nicht, aber wir die Schweinehaxen hier im Programm. Wir machen auch etwas, was den Kolumbianern tatsächlich sehr gut schmeckt, wir verkaufen auch Flammbrot, Flammkuchen nennt man das auch, aus der Region des Elsass. Kartoffelsalat, so typisch deutsches Essen, was sehr gut zu dem Bier passt. Und das in eine, ja, sehr künstlerische Gegend, Atmosphäre anzubieten, das ist, glaube ich, ein absolutes Novum. Galerien haben ja immer Ausstellungen und da wurde schon immer Wein ausgeschenkt, wieso nicht eine Fotogalerie, in der halt statt Wein Bier ausgeschenkt wird, das war unsere Idee.

Markus: Also das finde ich auch ganz großartig. Und da teilen wir ja auch eine Leidenschaft, also ich habe ja mein ganzes Tun und Schaffen auch mal in der Fotografie angefangen. Und das fand ich auch total spannend eben zu sehen, auch die verschiedenen Videos, die es bei euch da gibt, wo man eben dem auch so ein bisschen beiwohnen kann, die Fotografen auch begleiten kann, also das ist wirklich ein Erlebnis. Und deswegen habe ich vorhin auch gesagt, das es für mich nicht nur eine Brauerei ist, das ist wirklich auch ein ganzes Kunstprojekt, wo das beides so zusammenkommt, also auf der einen Seite die Braukunst und auf der anderen Seite eben die Fotokunst und dann die Kunst, das entsprechend zu präsentieren. Und ich glaube, wie du auch grade sagst, normalerweise verbinden die Leute mit so Galerien dann eben eher Wein oder Sekt oder sogar Champagner. Und das man sagt, nee, das geht auch wirklich mit einem schönen Bier in einem schönen Ambiente, ohne dass man jetzt gleich an großen Alkoholmissbrauch denkt, sondern einfach das genießen, zusammen, diese verschiedenen Aspekte auch für die verschiedenen Sinne, die man damit anspricht, das gefällt mir wirklich richtig gut. Und, ja, wie gesagt, also da muss ich unbedingt mal vorbeischauen.

Felipe: Ja, ganz richtig, Markus. Ich glaube, um nochmal kurz auf das Thema einzugehen, es gibt ja heutzutage nicht nur Weinsommeliers sondern auch Biersommeliers. Ich glaube, Bier ist tatsächlich, wenn man auch gutes Bier machen kann, dazu zählen meines Erachtens auch die deutschen Lagerbiere, wir können gerne auch gleich ein bisschen über unsere Biersorten reden, aber ich glaube, wenn man gutes Bier, zum Beispiel unser Helles, unser Münchner Helles servieren wir in einem Sensorikglas. Das sieht eher aus wie ein Weinglas, wo man sehr gut die Duftnoten des Bieres aufnehmen kann. Und wenn man das Bier so präsentiert, so serviert, das ist ein sehr leckeres Bier, dann passt das auch sehr, sehr gut zu einer Galerie und das ist das, was wir tatsächlich geschaffen haben und gemacht haben. Du erwähntest ganz kurz Videos, die wir machen. Wir haben uns das als Ziel vorgenommen, marketingmäßig, so ähnlich wie auch Red Bull, Red Bull vermarktet nicht wirklich ihr Produkt. Nie sieht man irgendeine Werbung, die beschreibt, wie viel Coffein oder wie viel Taurin in dem Produkt drin ist, die haben eher eine spannende Welt um die Marke herum geschaffen. Und das war Inspiration für uns zu sagen, okay, nehmen wir doch mal ein Thema und das wird unser zentrales Marketingthema, das heißt fotografische Abenteuer. Das heißt, wir haben die Galerie, wir haben die Ausstellung, wir laden Fotografen aus aller Welt ein. Und wenn jemand das hier hört, bitte kontaktiert uns, wer fotografiert, wer vor allem professionell fotografiert, kommt vorbei. Wir haben ein fantastisches Fahrzeug, das ist so ein Toyota Landcruiser, was man aus den Safaris kennt und das ist mit unseren Marken sozusagen vollgepflastert. Wir reisen mit Fotografen, die uns besuchen, sowohl Kolumbianisch als auch internationale Fotografen, in wunderschöne Gegenden Kolumbiens und fotografieren dort die Landschaft, fotografieren Tiere, fotografieren Menschen und dokumentieren diese Reisen.- Und diese Dokumentare, die dauern ungefähr 15 bis 20 Minuten, sie sind auf unserem YouTube-Kanal zu finden. Jetzt fragt sich jeder von euch da draußen, was hat das denn jetzt mit Bier zu tun? Natürlich trinken wir am Ende der Shooting-Tage oder wenn mal schlechtes Licht ist, gerne ein gutes Bier. Und ihr könnt euch das vorstellen, bei 38 Grad Hitze, feuchter Luft, wenn man irgendwo ist, dann kommt so ein eisgekühltes helles Bier sehr, sehr gut rüber oder ein schönes Keller am Abend. Und der Fotograf, zum Glück haben die das bisher auch alle sehr gerne mitgemacht, irgendwann im Video, dann sagen die Fotografen, dass nach einem tollen Tag ein tolles Bier getrunken wird. Das ist unser Slogan, después de un gran día un gran cerveza, nach einem tollen Tag ein tolles Bier. Und das ist da, wo wir im Prinzip diese zwei Welten vereinen, dieses Genießen, nachdem man etwas Besonderes gemacht hat am Tag, dieses Bier genießen, dieses schöne Biererlebnis zu haben und das auch noch in einer fantastischen Landschaft, in einer fantastischen Umgebung, das ist das, was wir zu unserem Marketingkonzept gemacht haben. Und das ist das, was ihr, wenn ihr auf YouTube nach Hopulus sucht, dort haben wir einen Kanal, der heißt The Hopulus Experience, da könnt ihr euch das auch mal anschauen. Wir haben einen Fotografen aus Berlin mal zu Besuch gehabt und sind mit dem auf 3.000 Meter Höhe gefahren, wo die höchsten Palmen dieser Erde existieren. Der hat der Palmen gesehen, Plamen im Nebel, man sieht sehr selten Palmen im Nebel. Und das hat dem so gut gefallen und natürlich tatsächlich haben wir dann zwischenzeitlich unser Bier getrunken, um einfach diese schönen Erlebnisse zu genießen. Und das ist, ja, das ist unsere Marketingwelt, das ist das, wo wir gesagt haben, okay, wir schaffen etwas, ein bisschen anderes. Wir sind nicht ein klassisches Brauhaus, wir sind nicht ein klassischer Pub. Wir trennen uns davon, wir schaffen eine sehr elegante, sehr schöne künstlerisch angehauchte Welt und verbinden die Welt mit der des Biergenusses.

Markus: Nach einem großen Tag ein großes Bier

Felipe: Genau, después de un gran día un gran cerveza.

Markus: Genau

Felipe: Nun, so wie in den meisten Ländern dieser Welt, wurde vor 100 Jahren ungefähr hier in Kolumbien zum ersten Mal im Prinzip Bier produziert. Die, die tatsächlich hier die größte Brauerei damals aufgebaut haben, das war die Familie Kopp. Das ist tatsächlich ein sehr deutscher Nachname, das war eine deutsche Familie, die haben hier die Brauerei Bavaria gegründet, die es heutzutage immer noch gibt. Heutzutage natürlich unter den Fittichen von SABMiller, damals und heutzutage Inbev. Die haben die Lagerbrautradition hier auch etabliert, so wie in vielen Ländern der Welt, wo man hauptsächlich Lager trinkt, somit kennt der durchschnittliche Kolumbianer Lagerbiere. Seit ungefähr 20 Jahren, seitdem die ersten Micro-Brewerys hier entstanden sind, gab es natürlich einen sehr starken Push von denen in Richtung Ale, vor allem englische Ales, amerikanische Alles, IPA ist hier sehr präsent. Das heißt, in der Brauhauswelt beziehungsweise in der handwerklichen Brauwelt kennt man hauptsächlich Ales. Und wir sind so ziemlich die erste kleine Brauerei, die hier auch tatsächlich dann auch Lager gebraut hat, weil wir der Meinung sind, dass ein gutes Lagerbier vielleicht die Krönung ist der Bierbraukunst. Es ist sehr leicht, ein Ale zu machen, es mit Hopfen vollzustopfen und dann ein sehr bitteres, sehr geschmackliches Bier zu haben, was aber im Prinzip alle Fehlgärungen und Fehlprozesse in der Produktion überschattet. Dagegen ein feines Helles zu machen, was diese wunderbaren Noten von einem Hellen hat, wo am Ende dieses Retronasale vorherrscht, das schafft nicht jeder. Und da kommt natürlich auch unser Know How, sowohl von mir als auch von unserem Braumeister. Unser Braumeister wurde auch in Doemens ausgebildet, kommt aus Venezuela, hat dort für eine der größten Brauereien gearbeitet, die heißt Polar. Und zum Glück konnte ich den akquirieren und er braut im Prinzip für uns hier richtig gute Biere nach Deutschem Reinheitsgebot. Und somit zu deiner Frage nochmal, was trinkt denn hier der Mensch? Die Menschen sind sehr diese traditionellen Lager gewohnt. Das sind sehr dünne Biere, sehr leichte Biere, weil die natürlich auch gut für das Geschäft sind. Die Micro-Brewery-Szene hat sehr stark die Ales jetzt 20 Jahre lang gepusht. Und wir sind ganz bewusst dagegen geschwommen, gegen den Strom und haben gesagt, wir machen halt auch gute Lagerbiere, die aber halt dann auch ein bisschen mehr Geschmack haben als das normale industrielle Lagerbier. Das ist so unsere Welt, unsere Bierwelt.

Markus: Ja, spannend. Und was ich gesehen habe ist, ihr habt auf jeden Fall dieses Kellerbier, was ja auch ein dunkles Bier ist, dann habt ihr das Helle, dann habe ich ein Kölsch gesehen und ein Weizen.

Felipe: Ganz richtig, ganz richtig. Also das sind jetzt unsere vier klassischen Sorten, die auch bei uns immer im Programm sind. Münchner Hell, einfach, weil ich in München studiert habe und das Münchner Hell lieben gelernt habe. Und es ist erstaunlich, auch in Deutschland trinkt man ja inzwischen sehr viel Helles. Aber ich habe auch gemerkt, auch in Deutschland, nicht jeder kriegt ein gutes Helles hin. Hauptsächlich die klassischen Brauereien aus München, Augustiner, Tegernseer, das sind so unsere Benchmarks gewesen. Das gute Helle hat am Ende so einen Nachgeschmack, das nennen wir Retronasal, das kommt im Prinzip von hinten in die Nase nochmal rein und das macht diese Biersorte sehr besonders. Und wir haben es geschafft tatsächlich, weil wir auch das Know How haben tatsächlich auch durch unsere Doemens-Zeit dort erworben, diese Biere zu machen und das kommt sehr, sehr gut an. Wir haben natürlich das Kellerbier, weil ich ja auch in Erlangen und Nürnberg gelebt habe und dieses Bier einfach lieben gelernt habe, weil das so ein süffiges, nicht zu stark sprudelige, das hat tatsächlich ein bisschen weniger Kohlensäure, das Keller, aber tatsächlich eine sehr, sehr starke Geschmacksnote hat durch diese Röstaromen. Das haben wir auch im Programm. Dann haben wir ein Kölsch. Wir dürfen es natürlich nicht Kölsch nennen, wir nennen es Typ Kölsch. Das ist ein klassisches deutsches Ale, etwas trockner, sehr hell, also es ist tatsächlich ein Kölsch, nicht ein Alt. Das kommt auch sehr gut an bei unseren Kunden, vor allem die, die ein bisschen diese Bittere, diese trockene Note suchen. Und dann haben wir ein Hefeweizen, das ja inzwischen in ganz Deutschland sehr viel getrunken wird, aber eher aus dem Südraum kommt. Und da bin ich sehr glücklich, dass wir mit unserem Braumeister diese wunderbaren Bananenaromen rein bekommen haben. Wir brauen nach dem Reinheitsgebot, da ist keine Banane oder keine Bananenschale drin, aber wir schaffen es tatsächlich allein durch die Gärung, diese unglaubliche fruchtige Süße reinzubringen und das kommt sehr gut an. Wir haben interessanterweise in der Pandemie, konnten wir auch wachsen, dazu können wir auch gerne nachher nochmal reden. Aber wir haben während der Pandemie neues Bier entwickelt und zwar ein Pils. Und als die Frage entstand, was machen wir denn für ein Pils? Es gibt ja unterschiedliche Pilssorten, norddeutsches Pils oder wir machen ein holländisches Pils oder wir machen was ganz anderes. Da haben wir beschlossen, ganz bewusst, ein japanisches Pils zu brauen. Das brauen wir mit einem besonderen Hopfen aus den USA, das ist der Amarillo-Hopfen. Der Amarillo-Hopfen, für denjenigen, der das hier nicht kennt, ist eine wunderschöne Kreuzung von einer Zitruspflanze mit einer Hopfenpflanze. Und damit schafft man es, etwas Zitrusaromen in die Hopfendolde hineinzubekommen, diese Zitrusaromen sind dann im Bier drin. Und deswegen ist es auch ein japanisches Pils geworden, weil es im Prinzip ein etwas bittereres Bier ist, was aber tatsächlich am Ende im Abgang eine wunderbare Zitrusnote hat. In diesem Fall sogar eine Pomelo, das ist diese asiatische Grapefruit und das schmeckt sehr, sehr gut. Und ich glaube, das war eins unserer erfolgreichsten Biere jetzt. Nicht nur, weil unsere Kunden das gerne trinken, sondern weil wir in eine der wichtigsten und größten Restaurantketten hier in Kolumbien reingekommen sind, die heißen Wok. Die haben ein asiatisches Konzept und verkaufen hier im Prinzip durch die Bank, von Japan bis zu Thailand, sehr, sehr gute Gerichte. Und die Kunden dort lieben unser Bier tatsächlich, weil es tatsächlich auch ein frisches aromatisches schönes Pils ist, was hier gebraut wird. Und das hat uns überrascht, das hat uns sehr überrascht. Da sind wir zwar ein bisschen aus dieser Welt der deutschen Biere herausgebrochen, aber, ich glaube, als kleine Brauerei kann man sich das dann auch tatsächlich leisten. Wir sind nicht gezwungen, nur deutsche Biere zu machen, sondern wir richten uns im Prinzip nach den besten Bieren dieser Welt und versuchen, diese zu kreieren. Und jetzt seit Neuesten haben wir noch eine neue Biersorte, die ist grade angelaufen, wir testen sie auch grade erst nur bei unseren Kunden in Kolumbien. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist, aber ich glaube, es ist in Deutschland relativ einfach, da hat man halt als Brauerei seine Genehmigung und seine Lizenz und dann kann man im Prinzip brauen was man möchte und verkaufen was man möchte. Hier muss man für jede Brausorte eine Genehmigung von der Gesundheitsbehörde bekommen, das Label muss freigegeben werden. Das kostet Zeit und Geld und deswegen können wir nicht 30 unterschiedliche Biersorten haben bei uns, sondern wir müssen ganz bewusst entscheiden, was wir machen. Und jetzt haben wir ein Happy Lager rausgebracht. Wir nennen das bewusst Happy Lager, so wie glückliches Lagerbier. Es ist ein sehr hopfiges Lagerbier, man könnte sich das fast vorstellen wie eine Art IPA. Also ein sehr aromatisches, nicht sehr bitteres, aber sehr starken Aromahopfenanteil, aber nicht als Ale, sondern als Lager. Und das ist ein Trend, den wir in den USA gesehen haben. Die Brooklyn Brewery macht zum Beispiel ein fantastisches Happy Lager. Und wir haben das nicht Hopy Lager genannt, sondern Happy Lager und das kommt sehr, sehr gut an, weil doch sehr viele Kunden, die zu uns kommen, die wollen alle ein IPA trinken. Und ich bin der Meinung, die Welt braucht nicht noch mehr IPAs, die Welt braucht jetzt Biere, die genauso interessant sind, aber vielleicht auch ein bisschen bekömmlicher sind. Und das ist grade eine sehr spannende Zeit, wir sehen grade, wie sich das entwickelt und ob sich das dann lohnt, das tatsächlich auch genehmigen zu lassen.

Markus: Ja, klingt auf jeden Fall total spannend. Und ich kann dich da nur bestärken, es ist tatsächlich der große Trend schlechthin, also insgesamt geht die ganze Welt nach diesem, ja, sage ich mal, Hype, hin zum Ale, jetzt wieder zurück zum Lager. Also zumindest die Craft-Welt, die Bierwelt in Generell ist ja sowieso über 90 Prozent Lager, das wird man auch so nicht ändern können, aber wenn wir von diesen anderen zehn Prozent sprechen, die eben doch sehr experimentell unterwegs waren in den letzten 20 Jahren. Und in der Tat entdecken die jetzt dieses Thema IPL, also das IPA nur eben als untergäriges Bier und damit mit eben diesem angenehmeren Körper, mit diesen besseren Drinkability-Eigenschaften so ein bisschen für sich. Und da finde ich das auf jeden Fall eine sehr gute Idee, sowas zu machen.

Felipe: Ich lache mich grad innerlich tot, weil, du hast grade IPL gesagt, da musste ich wirklich überlegen. Klar, India Pale Lager, nicht ein Ale, wunderschöner Begriff. Ja, ich sehe das genauso, das ist ein Pendel, der jetzt zurückschlägt, Ales sind tatsächlich interessant. Und ich liebe selber auch belgische Biere, ich finde sie fantastisch, nur sind die auch für eine Brauerei kein gutes Geschäft. Was hier sehr oft passiert, die Leute probieren es, Haken dran, habe ich schon mal probiert, tolles Bier, aber jetzt hätte ich gern ein normales industrielles Lager. Und was wir halt versuchen, ist tatsächlich interessante Biere und deswegen rede ich auch so positiv von diesem Hellen, unser Hopulus Hell, was wir hier verkaufen. Das ist ein sehr bekömmliches Bier, aber es hat diese wunderbare Note am Ende, wo man sagt, Mann, das war ein Bier, wo man am nächsten Tag auch sagt, woah, ich habe gestern ein tolles Bier getrunken, das nicht aus meinem Gedächtnis sozusagen weggeht. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, wenn man was machen möchte. Für alle, die da draußen eine Brauerei aufbauen möchten, ganz wichtig, ihr müsst die Qualität erst in den Griff bekommen und dann lohnt es sich, Geld in Marketing zu investieren. Wenn man die Qualität nicht im Griff hat und Marketinggeld ausgibt, dann ist das ganze Geld sozusagen umsonst ausgegeben worden.

Markus: Das sind sehr, sehr wahre Worte, absolut und, ja, so mancher Brauer hätte das vielleicht vorher mal hören sollen. Aber vielleicht hören es ja jetzt manche und nehmen das ein bisschen mit und das ist gut so. Vielleicht zum Abschluss noch eine Frage, wenn jetzt jemand von uns das mit Enthusiasmus gehört hat und von Kolumbien und von dir begeistert ist und kommen möchte, wie stellt man das denn am besten an, also bucht man da einfach einen Flug nach Bogotá oder wie geht das?

Felipe: Ja, also das Wichtigste ist, wenn ihr kommt, schaut bei uns vorbei, fragt nach Felipe, Felipe Santander ist mein Name, wenn ihr bei uns in der Brauerei seid. Über Waves, Uber, Google, alle Plattformen, TripAdvisor, Google & Co findet ihr uns. Das Restaurant heißt Galeria Hopulus und unser Bier heißt Cerveza Hopulus. Wie kommt man hierher? Ehrlich gesagt, das ist sehr einfach, Lufthansa fliegt fast, ich glaube, täglich sogar, Frankfurt-Bogotá an. Es gibt aber sehr viele Flüge heutzutage sowohl über Madrid, als auch über London, Portugal, über Istanbul kann man auch hierherfliegen. Wir sind tatsächlich wahnsinnig gut erschlossen, Bogotá ist tatsächlich auch ein Hub geworden, wo viele, die nach Argentinien wollen, Brasilien wollen, Peru, Ecuador wollen, die fliegen oft über Bogotá in diese Richtung. Sehr leicht zu erreichen, steigt im Flieger in Frankfurt ein, landet in Bogotá. Wie gesagt, die Meisten kommen hier in Shorts an, weil sie denken, sie sind dann in den Tropen und wundern sich, oh, das ist ja doch etwas frisch hier, der ewige Herbst. Je nachdem, wo man dann sein wird, einfach die richtige Kleidung mitbringen. Kolumbien, absolut erreichbar. Ist tatsächlich auch in den ganzen Reisemagazinen als eins der Top-5-Länder momentan, die man bereisen kann, bereisen sollte, drin. Wir haben eine wunderschöne Karibikküste, eine ganz tolle Stadt, die heißt Cartagena, eine alte Stadt, im Prinzip die Perle der Karibik. So wie Dubrovnik die Perle der Adria ist, haben wir die Perle der Karibik. Ein fantastisches altes Städtlein, da fühlt man sich wie Ernest Hemingway. Wir haben Nationalparks im ganzen Land, sowohl an der Küste. Die Pazifikküste ist kaum erschlossen, da gibt es ganz wenig Hotels. Wir haben da dunkle Strände, so ähnlich wie auf Island, mit so einem dunklen, fast schwarzen Sand. Dort kann man Wale in der Jahreszeit von Juli bis Oktober sehen. Jemand, der gerne Bergsteigt, wir haben 5.300-Meter-Berge. Das ist dann auch schon mal eine andere Herausforderung, weil, oben hat man dann schon weniger Sauerstoff. Es ist ein tolles Land, es lohnt sich zu bereisen und vielleicht schaut mal einer von euch auf unseren YouTube-Kanal und kriegt ein bisschen Fernweh und Reiselust. Wir haben immer wieder Kontakt mit Menschen, die um die Welt reisen in ihren Fahrzeugen, diese Thema Vanlife ist sehr berühmt und sehr bekannt. Es gibt einen wunderschönen Kanal, kann ich auch sehr empfehlen, The Sunnyside Phil. Das ist im Prinzip ein Pärchen, das ist mit ihrem Landrover, was sie in Deutschland gekauft hatten, gestartet, haben Alaska besucht und sind dann im Prinzip ganz runter bis nach Argentinien gefahren. Ich habe von denen erfahren, als die grade, glaube ich, in Mexiko waren und habe denen tatsächlich natürlich einfach über YouTube einen Hinweis geschickt, kommt, besucht uns doch. Und das fanden die so toll, dass die bei uns ein Bierchen trinken konnten, dass sie dann tatsächlich auch bei uns Zuhause eine Weile gewohnt haben, als sie ihre Webseite aktualisiert haben und dann sind wir mit ihrem Fahrzeug ein bisschen durch die Gegend gefahren. Und auch er hat damals ein paar Videos gemacht von uns in der Brauerei, weil er das Thema deutsches Bier natürlich auch sehr toll fand. Und die waren sehr begeistert von Kolumbien, sie haben sehr schöne Ecken besucht. Die Videos sind alle auf deren Kanal, The Sunnyside Phil, auf YouTube zu sehen. Und, ja, vielleicht sieht der ein oder andere sowohl unsere Videos als auch andere Videos über Kolumbien und sagt, Mann, das will ich mal gerne machen. Das Land ist sehr gut zu bereisen, es ist sehr sicher geworden. Einfach mal aus meiner eigenen Erfahrung, ich wurde hier noch nie überfallen, mir ist noch nie etwas passiert, ich war zwei Wochen in Paris, wurde zweimal überfallen. Also ist alles relativ. Ich glaube, es lohnt sich, ich glaube, es lohnt sich, dieses Land kennenzulernen. Und wen ihr dann schon hier seid, dann trinkt mal ein Bierchen bei uns, es wird euch sicherlich schmecken.

Markus: Ja, absolut und da habt ihr jetzt richtig viel oder hast du jetzt richtig viel Lust gemacht. Und für den einen wird dann vielleicht aus dem ewigen Herbst ein ewiger Frühling, das ist ja auch ganz schön. Und ich danke dir auf jeden Fall ganz, ganz herzlich für deine Zeit und für die spannenden Infos und auch für die Lust, die du uns gemacht hast, mal in die Ferne zu schweifen. Bis zum nächsten Mal, danke schön.

Felipe: Markus, ich danke dir für diese Möglichkeit, bei euch im Podcast zu sein. Für uns als kleine Brauerei in Kolumbien ist das wirklich eine Ehre, dass Brauer in Deutschland uns kennenlernen. Und irgendwann wachsen wir vielleicht mal über die Grenze Kolumbiens hinaus vielleicht mit unserem Konzept The Hopulus Experience, wo es im Prinzip um mehr geht als nur Bier, sondern um Lebensstil, um Abenteuer zu erleben. Aber danke für die Möglichkeit, bei dir im Podcast zu sein.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 22 – Talk with Alfie Amayo, Head Destiller of Seekers Spirit House in Phnom Penh, Cambodia

Alfie Amayo originally wanted to pursue a career in medicine, but then he found his new calling at the still. In his hometown of London, he advised bars and pubs and eventually became the brand ambassador for 10 Degrees C. This eventually brought him to the City of London Distillery, where he worked as brand manager. The next adventure was supposed to be a little trip around the world, but ended at the first stop, Cambodia. There, he helped set up Seekers Independent Spirits – and a month’s planned time turned into many years. He found his wife and a new home in the small Southeast Asian country and, as Head Distiller, is responsible for the company’s innovative brandies and liqueurs. In the podcast, we talk about the beer market in Cambodia, Alfie’s exciting career, and the many innovations he has introduced at and with Seekers…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

BierTalk 109 – Interview mit Janina Rösch, Kuratorin der Ausstellung „Berauschend“, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Janina Rösch hatte Ihr erstes Erlebnis rund ums Thema Alkohol bereits als Kind, als sie in den großväterlichen Mostbottich gefallen war. Wenig später entdeckte sie ihre Berufung zu Archäologie und Frühgeschichte, als sie in den Bibliotheken unter anderem die „Was ist Was“- Reihe verschlang. Das entsprechende Studium folgte und anschließend die Aufgabe als Ausstellungskuratorin am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Ihr erstes Projekt widmete sie dem Schwert, doch das nächste sollte sich dann um des Menschen liebste Rauschsubstanz drehen: „Berauschend – 10.000 Jahre Bier und Wein“ heißt die aktuelle Ausstellung rund um die Kulturgeschichte des Alkohols, die in der schwäbischen Landeshauptstadt zu sehen ist. Im BierTalk sprechen wir über die Hintergründe und Herausforderungen, nicht zuletzt, weil diese Ausstellung in den beiden Corona-Jahren konzipiert werden musste und damit auch Janina vor bisher unbekannte Aufgaben stellte…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute ganz besonders spannend, ich bin unterwegs mal wieder auf Reisen, diesmal quasi im Nachbarbundesland, in Baden-Württemberg in der Hauptstadt, in Stuttgart. Und ich durfte schon ein erstes Mal erleben, denn, ich bin Paternoster gefahren, zum ersten Mal in meinem Leben. Sehr, sehr spannend und kann ich jedem nur raten, also wenn man hier mal in der Markthalle vorbeikommt, dass mal auszuprobieren, durchaus ein sehr interessantes Erlebnis. Aber, viel spannender ist wahrscheinlich meine Gesprächspartnerin, ich sitze hier mit Janina Rösch, die unter anderem für die Ausstellung hier zuständig ist, bei der ich gestern einen Vortrag gehalten habe, der Titel ist Berauschend und da werden wir gleich ein bisschen drüber hören. Janina, vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern mal selbst vor.

Janina: Ja, auch von mir ein herzliches Willkommen hier in Stuttgart und schön, dass dir die Paternosterfahrt gefallen hat. War aber ein exklusives Erlebnis, das heißt, es dürfen nur Besucher, die in unsere Büros, in unsere Büroräumlichkeiten kommen im Landesmuseum, dürfen das nutzen. Aber, im Stuttgarter Rathaus gibt es noch einen anderen Paternoster, denn man nutzen kann. Deswegen war das für dich heute ganz exklusiv. Hast du es überlebt?

Markus: Ja, Sensation.

Janina: Bist nicht ins Nirgends gefallen, genau. Ja, zu meiner Person, ich bin Janina Rösch, ich bin derzeit als Ausstellungskuratorin angestellt hier am Landesmuseum und habe die letzten zweieinhalb Jahre die Sonderausstellung Berauschend, 10.000 Jahre Bier und Wein, kuratieren dürfen und habe mich voll und ganz der Kulturgeschichte des Alkohols gewidmet. Und bin jetzt auch ganz froh, dass die Ausstellung steht, gut angenommen wird. Und es ist immer dann so, das Baby wächst und es ist da und dann, wenn dann dieser Moment da ist und es ist alles so, wie man es sich vorgestellt hat, dann freut man sich natürlich umso, vor allen Dingen, wenn es den Besuchern dann einfach auch gefällt.

Markus: Ja und ist durchaus ein spannendes Thema und grad in der heutige Zeit auch eine Herausforderung, denn wir sprechen über 10.000 Jahre Bier und Wein, bedeutet also auch, über 10.000 Jahre Alkoholkonsum. Und der wird ja, zu Recht, auch kritisch gesehen in der heutigen Zeit. Und da sind wir gespannt, werden wir später noch drüber sprechen, wie das bei euch in der Ausstellung dann entsprechend auch behandelt wird. Vorher vielleicht ein bisschen zu dir, hast du denn persönlich eine Beziehung zu alkoholischen Getränken?

Janina: Habe ich, ja. Also schon mal vorneweg, ich trinke Alkohol. Ich habe meinen eigenen Alkoholkonsum, da kommen wir bestimmt später auch nochmal drauf, auch während der Planungsphase zur Ausstellung definitiv auch nochmal reflektiert. Bin natürlich, wie viele von uns, in das Trinken hineingewachsen. In Deutschland darf man sehr früh Alkohol trinken. Meinen ersten kleinen Rausch hatte ich wirklich schon aus Versehen als Kind und zwar durch den Mostkeller meines Opas.

Markus: Oh!

Janina: Und habe dann natürlich, so wie viele andere Jugendliche auch dann irgendwann, zu meiner Zeit war das dann noch die Alkopops, die dann aufkamen, groß in den Medien dann ja auch Thema. Ist, glaube ich, auch gut, dass es die heute nicht mehr gibt. Und heute trinke ich total gerne sowohl Bier als auch Wein, also ich bin da nicht sehr festgelegt. Ich mische es nicht an den Abenden, aber ich trinke beides gerne, aber auch Cocktails und so bin ich nicht abgeneigt. Und ich mag sehr gerne Marillenschnaps.

Markus: Schade, hätte ich das gewusst, hätte ich nämlich einen mitgebracht. Kann man aber nachholen.

Janina: Genau.

Markus: Ja, ne. Aber das ist natürlich, also es geht immer um einen sinnvollen und sensiblen Umgang mit dem Thema und um eine Selbstreflektion und das ist ja dann auch gut so. Aber vielleicht vorher, du hast ja ganz andere Leidenschaften in deinem Leben noch entdeckt, eben grade die Forschung, die Geschichte, die Frühgeschichte. Wie kam das denn, also hast du schon als Kind gerne im Sandkasten tiefer gebuddelt als die anderen oder wie muss man sich das vorstellen?

Janina: Ja, ich glaube wirklich, meine Faszination für die Archäologie kam wirklich durch Bücher. Ich war viel in der Bibliothek mit meiner Mama, in der Stadtbücherei und habe die Was-ist-was-Bücher verschlungen. Und da gab es ja die unterschiedlichsten archäologischen Ausführungen, von den Römern über die Ägypter, bis hin zu den Maya und so weiter. Und habe dann während der Schulzeit, glaube ich, einfach da parallel schon ganz viel angefangen zu lesen und mich dann nach dem Abitur entschieden, dann zu studieren. Bin dann nach Hamburg und habe dort frühgeschichtliche Archäologie studiert und bin dann jetzt wieder in Stuttgart gelandet.

Markus: Ja und bist auf dem Weg auch über das Schwert gestolpert, wie ich gelesen habe. Was gibt es denn Besonderes über Schwerter zu sagen?

Janina: Vieles und zwar so vieles, dass wir eine ganze Ausstellung hier am Landesmuseum hatten, hieß ja Faszinationsschwert, wir haben auch die Kulturgeschichte des Schwertes einmal von den Anfängen bis in die heutige Rezeption von Videospielen. Es ist immer noch eine der meistgenutzten Waffen in Videospielen, dann dargestellt in der Ausstellung. Und das Spannende beim Schwert ist vor allen Dingen auch daran, dass es ja wirklich die erste vom Menschen geschaffene Waffe war, die ausschließlich zum Töten gedacht war. Das hat natürlich einen ganz eigenen Charakter, der dann natürlich mitschwingt. Und durch das, dass die Geschichte des Schwertes eben dann auch schon so lange war, spielte das dann natürlich auch in viele Facetten des Lebens mit hinein. Also in religiöse kultische Aspekte, bis hin dann in Propaganda, wie wir sie dann irgendwie ja auch ein bisschen im Zweiten Weltkrieg dann erfahren haben. Also auch eine sehr, sehr spannende Geschichte.

Markus: Also ein bisschen wie auch beim Thema Bier beziehungsweise Alkohol, dass man solche Kulturgüter hat, die die Geschichte der Menschheit dann einfach, seitdem die beiden zusammenkommen sozusagen, begleiten und verschiedene Funktionen im Laufe dieser Zeit haben, auch genutzt und missbraucht werden, je nachdem wie man das sieht. Ja und Archäologie hatte ich gestern im Vortrag auch ein bisschen erwähnt. Also da gibt es ja einerseits diese erste Ausgrabung in der heutigen Türkei, Syrien, in dieser Grenzregion Göbekli Tepe. Was ich da ganz spannend fand, waren so die neuesten Erkenntnisse, das man jetzt halt davon ausgeht, dass das eine dauerhafte Siedlung war, die weitaus mehr Bier produziert hat als einfach nur mal eben für ein Fest. Und das wiederum bedeutet ja dann, dass man, ja, im Grunde sehr viel früher schon Bier hat brauen können müssen, um diese Profession überhaupt entwickeln zu können am Ende des Tages. Also warst du vielleicht zufällig schon mal dort vor Ort beziehungsweise hast mit Leuten gesprochen, die da waren?

Janina: Leider nicht. Also natürlich im Zuge der Vorbereitung auf die Ausstellung haben wir natürlich jeden wissenschaftlichen Artikel verschlungen, der uns unter die Nase kam und haben uns da natürlich dann ja auch eingelesen. Unsere Ausstellung beginnt auch mit Göbekli Tepe, das ist so der Auftakt in die Geschichte des Bieres, weil das eben die frühesten Pfunde sind, die wir machen können. Natürlich steht es ja außer Frage, dass vielleicht irgendwann noch ältere Pfunde gemacht werden, das ist ja häufig so. Es ploppt ja nicht einfach auf und dann ist es da, sondern grade Bier ist ja auch etwas, was hergestellt werden muss, also ich kann es nicht vom Baum pflücken. Wäre schön, dann sind wir vielleicht im Paradies unterwegs bei dem ein oder anderen in der Vorstellung. Aber da steckt natürlich eine Entwicklungsgeschichte hinter, die sich vielleicht dann an einzelnen Stellen wie eben Göbekli Tepe dann eben zeigt und dann aufploppt und die können wir dann fassen. Mal schauen, was in ein paar Jahren ist.

Markus: Ja, allerdings, da wird die Forschung sicherlich noch die ein oder andere Sache beleuchten. Was ich auch interessant finde ist, dass die Forscher ja dann sagen, oder manche zumindest, dass diese Entwicklung oder Entdeckung des Bieres, des Brauens für viele andere menschliche Errungenschaften mit verantwortlich ist. Also allem voran mal dieses Thema Geselligkeit, das man eben sagt, okay, vorher, trinke ich halt, wenn ich Durst habe, aber dann erlebe ich dieses Gefühl, man sitzt zusammen und trinkt ein leicht berauschendes Getränk. So stark waren die Biere damals ja nicht, aber es löst eben auch in der Steinzeit die Zunge und sorgt dafür, dass man eben dieses Gemeinschaftsgefühl erlebt. Bis hin zu späteren Entwicklungen, wo es sogar Wissenschaftler gibt, die sagen, letzten Endes könnte man die Erfindung der Mathematik und der Schrift mehr oder weniger auf das Bier zurückführen. Habt ihr da in der Vorbereitung auch so Extreme festgestellt, wo ihr euch gewundert oder auch gefreut habt, je nachdem?

Janina: Ja, Extreme, glaube ich, sind uns durchaus begegnet. Das Spannende ist ja auch in der Wissenschaft, man stellt Thesen auf und versucht sie irgendwie zu begründen, zu erschließen und es können ja auch viele verschiedene Meinungen erst mal nebeneinanderstehen. Und ich glaube, das ist eben in Göbekli Tepe eben auch der Fall. Also es ist zum einen, ich frage mich wiederum, inwiefern der Alkohol an sich eine Rolle gespielt hat, wie stark war dieses Bier überhaupt? Also ist da erst mal ein großer Rausch überhaupt zustande gekommen? Inwiefern war dieses Bier, das dort gebraut wurde, eher Nahrungsmittel, also diese Frage, Bier, Brei, Brot, die dann da ja auch mitschwingt? Aber ich denke und das ist die Erfolgsgeschichte des Alkohols, die dahintersteckt, Alkohol macht was mit uns, er verändert unsere Wahrnehmung im ersten Moment. Die ganzen Folgen, die am Morgen danach oder dann die Jahre später aufkommen, jetzt mal Beiseite gepackt, aber er verändert unsere Wahrnehmung. Also wir werden entspannter, gelöster, hemmungsloser in einer gewissen Art und Weise auch. Und wenn wir Menschen zusammenkommen, wir sind gesellige Säugetiere, die dann natürlich auch einfach dann im Geselligen Alkohol trinken und das eben schon so lange Zeit. Also ich denke, der Alkohol spielt schon eine gewisse Rolle, aber das heute auch noch tut. Die Frage ist nur, wie stark war es vielleicht doch eher Lebensmittel in der Vergangenheit? Das ist natürlich, glaube ich, es ist so ein, ja, so ein Ding, ich glaube einfach, wir können es nicht abschließend bewerten oder beziehungsweise klären. Das ist ja auch immer das in der Vergangenheit, wir stellen Thesen auf, aber wirklich zu 100 Prozent können wir manche Sache einfach nicht beantworten.

Markus: Ja und vielleicht ist es auch einfach so ein fließender Übergang.

Janina: Genau.

Markus: Also weil, natürlich war es ein Getränk, klar und dadurch, dass eben der Vorgang, den man machen musste, passiert ist, war ein einigermaßen sicheres Getränk. Und auf der anderen Seite, es gibt ja diese Versuche, die man dann auch vor Ort probiert hat mit den heißen Steinen. Das fand ich auch interessant, dass man damals praktisch schon die Idee eines Steinbieres hatte, wo man Steine erhitzt, die man dann in die Maische sozusagen gibt und damit einen relativ kontrollierten und reproduzierbaren Prozess machen kann. Und da kamen sie ja dann so bei 2 bis 4% Alkohol raus.

Janina: Genau, ja.

Markus: Also etwas, was dann schon bei längeren, größeren Konsum Wirkung zeigt, vielleicht jetzt nicht zu einem Komatösen Zustand führt.

Janina: Nein.

Markus: Andererseits weiß man natürlich auch nicht, wie die Enzymatik damals dieser Menschen war. Es gibt ja heute auch auf der Welt unterschiedliche Gruppen, die unterschiedlich sensibel für das Thema Alkohol sind. Insofern wäre das vielleicht auch nochmal eine Forschung, zu gucken, wie sich das überhaupt entwickelt hat, also ob sich der Mensch vielleicht sogar erst an diesen Alkohol angepasst hat. Das weiß ich nicht, aber es könnte natürlich sein. Genau, aber da kommen wir schon so ein bisschen auch in das Thema, wie konzipiere ich so eine Ausstellung. Und jetzt sind wir ja auch hier in Baden-Württemberg, sprich, hier spielt ja mindestens ein anderes alkoholisches Getränk auch noch eine große Rolle. Also wie kam das denn überhaupt, dass ihr gesagt habt, ihr macht sowas und wie hat sich das dann so zusammengefügt zu dem, was es heute ist?

Janina: Ja, es ist eine lange Zeit, die wir benötigen, bis eine Ausstellung steht. Also wir haben zweieinhalb Jahre letztendlich daran gearbeitet, bis sie eröffnet wurde. Das ist so der Durchschnitt an Zeit, die wir immer benötigen. Es beginnt immer mit einer Idee, wie so vieles. Und das Landesmuseum war unter anderem an einem Forschungsprojekt beteiligt, dass sich der Frage gewidmet hat, was tranken eigentlich die frühen Kelten, gemeinsam mit der Universität München und noch anderen Partnern. Und wir hatten da eben Pfunde zur Verfügung gestellt, die eben naturwissenschaftlich untersucht wurden. Man hat Proben aus den Wänden der Innenkeramik entnommen und letztendlich da naturwissenschaftlich untersucht, was war einst in den Gefäßen denn drin? Und dann war eben die Idee, ja, wir haben diese Forschungsergebnisse, es sind tolle Bände publiziert worden, aber wir sind ja ein Museum, machen Ausstellungen, können wir da nicht einfach eine Ausstellung draus machen? Und da das Thema aber sehr enggefasst ist und wir 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche haben, die wir bespielen dürfen, haben wir dann eben dann versucht, das weiter zuziehen, sind vom Gedanken an den Rausch wieder zurück in Richtung Alkohol. Also die Frage, warum berauscht sich der Mensch eigentlich so gerne, haben wir dann versucht wieder einzugrenzen, okay, wir bleiben einfach bei dem, was auch für Württemberg steht und eben das Bier und der Wein. Ich meine, Stuttgart ist die einzige Großstadt Deutschlands, wenn man mit dem Zug reinfährt, sieht man die Weinhänge mitten in der Stadt.

Markus: Stimmt.

Janina: Das hat man sonst nirgends. Also grade Wein und Stuttgart ist wirklich sehr eng. Aber wir haben ja auch tolle Brauereien hier bei uns und viele kleine Craft-Bier-Brauereien, die ich alle kennenlernen durfte während der Ausstellungsgestaltung. Und, genau und dann fängt man an, es zurechtzuzurren, man geht auf die Suche nach verschiedenen Objekten, die zum Teil auch in unserer Sammlung sind. Also man schaut immer zuerst, was haben wir eigentlich an Objekten da, welche Geschichte können wir erzählen? Dann schaut man natürlich in anderen Museen oder anderen Orten, wie können wir das noch aufstocken mit Leihgaben? Und, ja, man schreibt ein Drehbuch und versucht, ja, die Ausstellung ist ja als Rundgang konzipiert, das heißt, man versucht einen Erzählstrang von Anfang bis Ende zu erzählen. Wir arbeiten mit einem externen Gestaltungsbüro, mit einem Architektenbüro zusammen, die dann eben die Ausstellungsgestaltung für uns übernimmt. Da finden dann ganz viele Workshops statt, dass man dann Bierinhalt, baulichen Inhalt und dann schaut man, wie passen wir zusammen, wir kriegen wir da auch das Bild zu der Geschichte gut vermittelt? Ja und dann nimmt alles seinen Lauf. Und man recherchiert natürlich unendlich viel. Das war während Corona nochmal eine große Herausforderung. Normalerweise fahren wir auch in andere Museen, in Archive und holen uns da Impressionen, aber auch nochmal Eindrücke und das hat dieses Mal alles am Rechner stattgefunden. Das war wirklich eine Herausforderung da dann, auch ein anderes Arbeiten, weil wir sonst, wir arbeiten sehr streng oder sehr eng in einem Team und der Austausch fand am Telefon oder halt eben digital statt. Das war eine ganz neue Sache, hat aber super funktioniert. Und, ja, jetzt steht sie da.

Markus: Ja, also da kommen wir auch gleich noch dazu, also das wäre meine übernächste Frage sozusagen auch ein bisschen gewesen, nach Corona. Vorher vielleicht noch kurz, du hast gesagt, diese Pfunde aus der Keltenzeit, was war denn da drin, was es Wein, war es Bier, was es Met?

Janina: Vieles. Das hat es eben gezeigt, das war sowohl Wein, der natürlich importiert wurde. Der Weinanbau hier bei uns in der Region kam erst viel später, der kam mit der Ausbreitung der Klöster im Mittelalter. Nicht wie viele glauben, dass es hier während der Römerzeit eben schon Weinanbau gab, das stimmt nicht.

Markus: Aha.

Janina: Zumindest hier bei uns in der Region. Trier, die Ecke, sieht es nochmal anders aus. Aber das heißt, als bei uns der Weinbau groß wurde, da waren die Römer schon längst wieder weg. Also ist es auf die Klöster zurückzuführen, Bier und Klöster haben ja auch eine sehr enge Geschichte.

Markus: Absolut, ja.

Janina: Der Wein letztendlich auch. Und jetzt habe ich den Faden verloren.

Markus: Wir waren bei diesen keltischen Überresten, also was man da rausfinden konnte, was es nun war.

Janina: Genau, also da war eben Wein drin, der importiert wurde aus Ländern südlich der Alpen. Dann eben Met, konnte nachgewiesen werden. Andere Obstgärungsgetränke, das ist vielleicht natürlich immer schwierig, das dann genauso auszuklamüsern, dass man dann irgendwie sagt, ja, das ist jetzt genau das Getränk. Bier natürlich, aber auch Milchprodukte und Fleisch konnte natürlich in den Gefäßen nachgewiesen werden, genau.

Markus: Also hat der Mensch schon immer so eine Art Lagerhaltung praktisch praktiziert, logischerweise. Und, ja, ich fand es ganz interessant, weil ich in meiner Forschung auch drauf gestoßen bin, dass zum Beispiel dieses Wort Cervisia, was die Römer haben, dass das, wahrscheinlich zumindest, auf keltischen Ursprüngen fußt. Und die stehen dann eigentlich für Bienenwachswaben sozusagen auch der einen Seite und für Wasser auf der anderen Seite, was ja auch in unserem Whisky dann zum Beispiel dann steckt. Und dass die Römer dieses Wort sozusagen dann irgendwann für alles halt übernommen haben, was mit Alkohol und Flüssigkeit zu tun hat, außer Wein natürlich, das fand ich auch eine sehr spannende Geschichte. Und, ja, wie du schon gesagt hast, man muss viel forschen, man muss viel nachschauen sozusagen, Archive wälzen, Literatur, mit Menschen sprechen. Und ich hatte während der Corona-Zeit auch so ein großes Projekt, da habe ich die Chronik geschrieben für den Brauerbund. Und das war auch sowas, wo man dann normalerweise eben hin- und herfährt, Interviews führt, in Archive geht, zu Brauereien fährt, wie auch immer, und grade so in diesem ersten Jahr 2020 ging ja gar nix. Und das wäre noch so eine Frage, also ihr habt es offensichtlich gut hinbekommen, war es ein großes Hindernis? Wärt ihr schneller gewesen anders oder wäre die Ausstellung vielleicht anders geworden, wenn das nicht gewesen wäre?

Janina: Ich glaube, der Workload wäre ein anderer gewesen. Weil natürlich, es fiel natürlich jetzt zusammen mit, wir haben davor alle in unseren Büros hier gearbeitet, die Kommunikationswege waren kurz. Wenn ich irgendwie, bin ich mal schnell ins Nachbarbüro und habe gefragt, du, sag mal, wie sieht es eigentlich aus? Und so natürlich dann, man muss telefonieren, man muss den Mensch erreichen. Und auch die persönliche Umstellung von, ich arbeite in meinem Zuhause, in dem ich eh schon den ganzen Tag bin und sich da einfach neu einzustellen, war, glaube ich, für uns alle wahrscheinlich einfach auch eine große Herausforderung. Dadurch war der Workload, glaube ich, einfach vielleicht nochmal stärker als zuvor, weil man es anders kannte, man musste sich neu einstellen. Ich glaube aber, durch das, dass wir wirklich alle sehr gut zusammengearbeitet haben und uns immer wieder zusammengerafft und einfach auch sehr viele Video-Calls gemacht haben, hat man wenigstens ein Gesicht. Also ich saß da manchmal stundenlang vor dem Bildschirm. Weil natürlich auch, die Workshop hätten sonst vor Ort stattgefunden in einem großen Raum mit Häppchen und hier und da und Kaffee und wir hätten noch irgendwie Pause draußen in der Sonne gemacht. Ging natürlich nicht, man blieb dann einfach drei, vier Stunden am Bildschirm kleben und hat dann alles besprochen, was dann irgendwie wichtig war. War auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber ich glaube, es hat der Ausstellung definitiv nicht geschadet und sie würde wahrscheinlich, auch wenn es Corona nicht gegeben hätte, genauso dastehen wie jetzt auch. Beziehungsweise ein paar Zahlen würden fehlen, weil wir natürlich eine große Wand installiert haben, in der wir Statistiken zu, so trinkt Deutschland, haben.

Markus: Stimmt, ja.

Janina: Und da habe ich natürlich dann auch die Corona-Zahlen einfließen lassen, wie hat Corona unser Trinkverhalten verändert. Ist ja auch spannend, da nochmal drauf zugucken.

Markus: Das ist auch spannend, da werden wir auch gleich noch drüber sprechen. Ich wollte eins noch einwerfen, weil, ich muss sagen, bei mir hat es tatsächlich schon ein bisschen was verändert und in gewisser Weise auch im Positiven. Weil, durch diese Video-Calls war es dann auch so, dass ich mit Leuten auch gesprochen habe, mit denen ich vielleicht normalerweise gar nicht unbedingt gesprochen hätte. Also zum Beispiel habe ich in dieser Zeit den Kontakt aufgebaut zu dem Leiter der Ausgrabung in Abydos, in Ägypten, der dort ja eine Brauerei ausgräbt, vielleicht die früheste industrielle Brauerei, die es überhaupt gibt, der Matthew Adams. Und ich glaube, ohne diese Corona-Zeit wäre ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen zu versuchen, da irgendwas herzustellen. Und mittlerweile ist das fast schon eine Freundschaft. Und das finde ich schon spannend, weil vielleicht dieses Internationale, dieser Austausch ein bisschen größer werden konnte, einfach weil es dann auch egal war, ob ich den Call jetzt mit jemanden in Hamburg führe oder in New York. Und insofern, also da, fand ich für mich zumindest, gewisse Bereicherung. Ja, das heißt also, diese ganze Zoom-Geschichte oder Webcall-Geschichte hat auf jeden Fall auch nochmal einiges dazu beigetragen. Nun hast du grade erwähnt, Corona hat das Trinkverhalten verändert. Also überhaupt ist Trinkverhalten ja ein Thema. Wie würdest du denn sagen, hat dieses Trinkverhalten sich so im Laufe der Zeit verändert? Also ich habe zumindest gelesen, dass es am Anfang durchaus auch eine Sehnsucht nach dem Rausch gab im Hinblick, dass es eine religiöse Bedeutung hatte, weil die Leute gedacht haben, sie nähern sich damit irgendwie einer metaphysischen Ebene, wie auch immer, und dann gibt es natürlich dieses, sich Mut antrinken oder so. Also was habt ihr da so gefunden und wie hat sich das verändert, vielleicht sogar bis in die Jetztzeit mit der Pandemie?

Janina: Also es war natürlich in den Medien, war natürlich da ganz groß, Brauereien müssen Bier wegschütten. Einfach, weil wir in den Kneipen, in den Restaurants und in den Gaststätten einfach kein Bier mehr getrunken haben, einfach aus dem Grund heraus, die waren zu. Es hat sich aber der Konsum insoweit verändert über die Zeit, dass wir mehr Zuhause getrunken haben und auch anders getrunken wurde. Entweder dann eben alleine oder man dann eben auch, also zum Beispiel, ich habe auch mit Freundinnen über Zoom abends ein Glas Wein getrunken, also das hat man dann schon auch gemacht. Ich glaube, in der Testing-Szene hat sich da einfach nochmal ganz viel verändert …

Markus: Absolut, ja.

Janina: … weil, das gab es vorher so nicht. Jetzt ist es, glaube ich, immer noch so, dass es Bestand hat. Also das zieht sich, glaube ich, einfach weiter, ist erfolgreich genutzt worden in der Zeit und wird, denke ich, auch gut weitergeführt. Also mir ploppt ab und zu einfach durch Werbung immer mal wieder was auf. Klar, mein Fokus ist natürlich immer noch stark auf den Alkohol, dadurch wird bei mir in Social Media natürlich auch noch einiges rein gespült, was ich sonst vielleicht nicht gehabt hätte, genau. Aber, ich glaube, wir kehren immer mehr wieder zurück zum Konsum wie er vorher war. Spannend fand ich auch in der Zeit, also grad in Stuttgart war es ein großes Thema, ich glaube, es war 2020 auf dem Schlossplatz, als dann Alkoholverbote ausgesprochen wurden, weil sich da dann Jugendliche getroffen haben. Ist natürlich auch kritisch zu sehen von Zeiten, warum müssen überhaupt Alkoholverbote ausgesprochen werden? Das ist ja eigentlich eine gesamtgesellschaftliche Frage, wo schaffen wir Orte für Menschen, wo können sich Menschen aufhalten? Und in der Öffentlichkeit gibt es eben für bestimmte Personengruppen sehr wenig Plätze, an die sie gehen können. Und grade Jugendliche, man sucht Abgrenzungen, man möchte nicht mehr nur Zuhause sein, weg von den Eltern. Und da werden natürlich öffentliche Plätze gesucht, die aber oftmals keine Schutzplätze sind. Und mit Verboten bin ich mir persönlich nicht so sicher, ob das dann der richtige Weg ist, aber, genau …

Markus: Ja, die Diskussion wurde ja vieler Ortens geführt, unter anderem auch bei uns in Bamberg auch, ja, das schon. Wenn wir vielleicht ein bisschen in die Geschichte zurückschauen, gab es da solche Verschiebungen des eher lockeren Alkoholkonsums oder des eher restriktiveren beziehungsweise eben auch Phasen, wo man eben das mehr religiös gesehen hat oder eben mehr so profan? Also habt ihr da im Zuge eurer Ausstellung in der Geschichte was gefunden, wie die Menschen im Zeitraum ihrer Geschichte mit dem Alkohol so umgehen?

Janina: Ja, also ich glaube, schon sehr lange ist eben der übermäßige Alkoholkonsum, wird kritisch gesehen. Also sowohl bei den alten Griechen im antiken Griechenland ist eben übermäßiger Weinkonsum ebenso verpönt, wie wir es in der Bibel finden können. Also ist es, wenn du irgendwie zu viel trinkst, ist es eine Sünde, dann bist du vielleicht bereit, noch mehr Sünden zu begehen. Beispiel dafür ist zum Beispiel die Geschichte von Lot und seinen Töchtern im Alten Testament, die ja eben Angst haben, das eigene Geschlecht stirbt aus und machen ihren Vater betrunken. Das ist ja auch eine Art Warnung, die in dieser Geschichte steckt, also übermäßiger Alkoholkonsum. Das ist ja auch das Spannende in der Bibel letztendlich, zum einen steht Alkohol oder beziehungsweise der Wein für Fruchtbarkeit oder aber eben Blut Christi, sowohl im katholischen als auch im evangelischen Glauben, spielt das ja eine große Rolle. Aber auf der anderen Seite, übermäßiger Alkoholkonsum ist eben, ja, auch in einer Art und Weise, wird restriktiv gesehen beziehungsweise ist verpönt.

Markus: Das fand ich übrigens auch spannend im Zuge von einer anderen Recherche, dass das Christentum ja immer wirklich mit diesem Wein verbunden ist, wohingegen zum Beispiel das Judentum ganz explizit erlaubt in Gegenden, wo eben der Wein nicht die Hauptrolle spielt sondern zum Beispiel das Bier, dass man dann für die religiösen Riten auch Bier verwendet. Seid ihr da vielleicht auch drauf gestoßen, dass es mal so eine Bewegung in der Kirche vielleicht gab, wir hätten lieber ein Messbier statt einen Messwein?

Janina: Bin ich persönlich jetzt nicht drauf gestoßen, fände ich aber eigentlich ganz spannend, da nochmal nachzugucken, ob es da in die Richtung nochmal irgendwie was herauszufinden gibt, bin ich aber persönlich nicht drauf gestoßen.

Markus: Na, wer weiß, also. Noch eine Frage vielleicht, während ihr dann diese Ausstellung konzipiert, die Politik ist ja auch immer vorsichtig, was das Thema Alkohol angeht. Musstet ihr, um das dann zu tun, da auch ein paar Hürden überwinden und ein paar spezielle Wege gehen sozusagen, um dann so eine Ausstellung auch machen zu können? Ist es sensibler, im Gegensatz zu einer Schwertausstellung zum Beispiel eine Alkoholausstellung zu machen?

Janina: Ja, ich glaube, Schwert und Alkohol nehmen sich da nicht viel. Bei Schwert, natürlich hatten wir auch interne Diskussionen in Richtung Gewaltverherrlichung. Das ist ja auch einfach eine Waffe, die tötet, kann sehr viel Schaden anrichten. Beim Alkohol war es jetzt aber ähnlich. Also natürlich, da kam jetzt von Seiten Politik, kam da nichts, keine Hürden, die uns auferlegt waren. Sondern wir haben uns viel mehr selbst Hürden auferlegt, indem wir eben auch durch das, das Alkohol eben in unserer heutigen Kultur noch so allgegenwärtig ist, ich muss ja immer Stellung beziehen. Selbst wenn ich heute sage, ich trinke keinen Alkohol oder ich trinke überhaupt gar keinen Alkohol in meinem Leben, habe ich ja eine Meinung dazu. Also ich muss mich zu positionieren, das ist ja das Spannende daran. Und wir dann von Anfang an in der Planung uns überlegt haben, okay, wir müssen einen Teil in der Ausstellung integrieren, der eben den Alkoholkonsum in der heutigen Rezeption kritisch darstellt. Und gleichzeitig haben wir aber auch gesagt, wir sind alles Kulturwissenschaftler, Archäologen, Historiker, Kunsthistoriker, die Expertise der modernen Alkoholprävention liegt definitiv nicht bei uns im Haus, da müssen wir uns Expert*innen von außen ran holen. Und so bin ich relativ früh in der Planungsphase eben auf verschiedene Stellen hier in Stuttgart und im Land zugegangen, also die Freie Liga der Wohlfahrtspflege, der Suchthilfeverbund Baden-Württemberg. Kleinere Vereine wie Release U21 oder LAGAYA e.V., die eben speziell Suchthilfeprävention oder Suchthilfearbeit für Frauen und Mädchen machen und habe die zu einem Expert*innengremium eingeladen, habe Workshops gehalten, war auch spannend. Also ich habe letztendlich mein Konzept für diesen Ausstellungsbereich schon eigentlich runter geschrieben gehabt, habe ihn zur Diskussion gestellt. Und da kam wirklich sehr vieles noch im Austausch zustande, weil ich eben dann auch gelernt habe zum Beispiel, man sagt eben nicht Sucht, man spricht viel mehr von Abhängigkeit. Das natürlich auch ins Wording bei mir mit eingeflossen ist oder auch Ideen zu Mitmachstationen neu generiert wurden. Zum Beispiel haben wir jetzt eine Wand, durch die man durchschauen kann, da sind Rauschbrillen draufgeklebt. Man hat 0,6, 0,8 Promille wenn man durchschaut, aber natürlich ist es nicht der Rausch eins zu eins, weil, der restliche Körper ist natürlich nüchtern. Dennoch ist der Blick natürlich sehr unscharf. Und man muss eben versuchen, die, in einem Künstlichen, eigene Haustür zu öffnen mit einem Schlüssel. Das sind ja so Momente, die wir alle entweder selbst erlebt haben oder schon mal miterlebt haben oder aus Film und Fernsehen letztendlich kennen. Also da war nämlich die Idee, die kam eben von außen, das wir versuchen, die Menschen, die zu uns kommen, in die Richtung dieses Themas bei sich selbst abzuholen, den eigenen Konsum zu reflektieren. Man kann ein Spiel spielen, in dem man eben erfährt, wie viel darf ich eigentlich Gramm pro Tag reinen Alkohols, laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, überhaupt zu mir nehmen?

Markus: Das ist wenig, ja.

Janina: Und das ist halt, also als Frau wäre es bei mir nicht mal eine Halbe. Also es ist sehr, sehr …

Markus: Ja. Ja, ja, da ist man bei 0,3-Bier, ne.

Janina: Genau, es ist sehr wenig. Und das man sich da einfach nochmal reflektiert. Und deswegen ist ein relativ großer Ausstellungsbereich dann entstanden, in dem wir eben uns dann komplett diesen Fragen gewidmet haben, wie schadet das meinem Körper, wie schadet das der Gesellschaft. 57 Milliarden Euro kostet uns unser Konsum jedes Jahr. Also das sind die wirtschaftlichen Folgen, das sind Krankenhauskosten, Straßenverkehr, Unfall und so weiter, ist alles mit rein gerechnet. Durch die Alkoholindustrie nehmen wir aber nur 3 Milliarden Euro ein. Also wir lassen es uns wirklich sehr viel kosten, dass wir so viel konsumieren. Wir sind ein Hochkonsumland, aber dennoch tun wir es und das ist ja das Spannende daran.

Markus: Ja, der Mensch ist eben oft unerklärbar.

Janina: Genau.

Markus: Ja, wobei, ich muss halt sagen, ich erlebe es auch so, dass sich das ein bisschen wandelt. Also ich meine, wir kommen aus einer Zeit, so als ich vielleicht noch Kind war, da war der Alkoholkonsum ja wirklich völlig normal. Und da war es auch so, dass man in der Brauerei am Tag 6, 7 Maß Bier einfach als Trinken bekommen hat, ohne jetzt irgendwelche Diskussionen oder dass der Bauarbeiter am Tag 2 Kisten Bier getrunken hat und so. Also sowas war zu dieser Zeit normal, was sich da manifestiert in so einem Playmobil-Kasten oder solchen Geschichten. Und dann wandelt sich das, wo dann immer mehr eben das Thema Sucht, Abhängigkeit, Krankheit, die Folgen thematisiert werden. Und ich habe den Eindruck, dass es allerdings jetzt in der Jugend nochmal eine andere Bewegung gibt, wo die zwar ganz bewusst und in immer größerem Maße sagen, wir wollen keinen Alkohol trinken. Aber jetzt gar nicht mal mehr so unter diesem Suchtaspekt oder Krankheitsaspekt, sondern aus ganz banalen gesundheitlichen Gründen oder weil sie es einfach nicht mögen oder weil sie halt einen Lebensstil ohne Alkohol pflegen wollen und auch keinen wirklichen Grund darin sehen, jetzt ein alkoholisches Getränk zu trinken, wenn ich eben ein nichtalkoholisches trinken kann. was auch eine Herausforderung zum Beispiel für die Brauereien ist, weil sie dann natürlich Alternativen entwickeln müssen für eine Käuferschicht, die jetzt vielleicht 15 bis 20 ist, aber in 10 Jahren sind das ganz wichtige Menschen und denen muss ich ja eine Antwort geben auf ihre Fragen. Also habt ihr da auch festgestellt, dass dieser Trend sich insgesamt verstetig, weniger Alkohol oder gar keinen mehr zu konsumieren und das es sich unabhängig macht von den bisherigen Gründen, eben Krankheit, Sucht oder Religion, sondern das es per se ein Trend ist, der da kommt?

Janina: Ja, also wir konnten das definitiv feststellen. Ich glaube auch, das wird immer mehr werden. Ich finde, eines der besten Beispiele ist ja auch der Absatz an alkoholfreiem Bier. Der ist ja einfach in den letzten Jahren wirklich exorbitant durch die Decke, von kaum einem Absatz bis hin zu wirklich jetzt wirklich Zahlen, die wirklich sich hinstellen.

Markus: Ja, ja, wir sind bei 10 Prozent.

Janina: Genau, das ist wirklich sehr ordentlich. Und ich denke, das wird in Zukunft sich verstetigen, vielleicht auch verfestigen einfach durch das, dass die Jugend einfach insgesamt weniger Alkohol trinkt als es vielleicht die Jugend noch vor 10, 20, 30 Jahren getan hat und es zieht sich natürlich dann ja auch ins Erwachsenenleben mit hinein. Es gibt neue Trends wie, man kann auf Partys gehen, die komplett souver sind. Grade in Berlin ist die Szene da natürlich größer. Man kann 5-Gänge-Menüs in der Sterneküche komplett ohne alkoholische Getränke bestellen und essen und genießen. Es ist ja auch, wird viel experimentiert natürlich auch. Und ich finde, man sieht es auch immer letztendlich an der Tatsache, was wir in den Supermärkten zu kaufen finden. Alkoholfreien Gin finde ich mittlerweile bei Müller also.

Markus: Ja, ja. So ähnlich wie bei den veganen Produkten zum Beispiel, wo das einfach immer mehr normal wird und auch ein Übergang zum normalen eigentlich schon stattfindet. Ich denke mal, das Gute ist beim Bier, dass ja die Brauereien viele gute Gründe haben für ein alkoholfreies Bier. Also wir haben ein fermentiertes Getränk, was grundsätzlich immer gesünder ist. Wir haben sehr viele gesunde Inhaltstoffe, wenn eben kein Alkohol drin ist, was jetzt Vitamine, Minerale, Spurenelemente und so weiter, alles Mögliche angeht. Wir haben die Isotonie, das heißt, die Energie wird auch sofort vom Körper aufgenommen. Es ist kalorienarm im Verhältnis und ich habe eben nicht, wie bei den Softdrinks, Zucker zugegeben oder künstliche Farbstoffe, Aromen, wie auch immer. Also ich denke, es gibt viele gute Gründe für Brauereien, dieses Thema alkoholfreies Bier für sich zu entdecken. Nun geht es aber nicht nur ja um Bier in der Ausstellung, wir sind zwar ein Bier-Talk, aber wir müssen auch ein bisschen über diesen Tellerrand schauen. Wie ist es denn beim Thema Wein, also inwieweit laufen diese beiden Getränke ein bisschen parallel in ihrer Geschichte und wo gibt es da große Unterschiede sozusagen?

Janina: Ja, der Weinanbau ist definitiv jünger als die Geschichte des Bieres, hier sind wir so 8.000 vor heute. Mit dem Ende der letzten Eiszeit hat sich eben der wilde Wein in die Kaukasus-Region zurückgezogen, sage ich mal und dort finden wir heute eben die ältesten Nachweise für Weinanbau. Und von dort aus hat sich der Weinanbau dann, wie so vieles auf der Welt, dann eben über die Welt verteilt durch das, dass wir Menschen einfach gerne unterwegs sind. Genau und ab dann läuft es natürlich in einer gewissen Art und Weise, würde ich sagen, parallel. Beziehungsweise das Bier hier bei uns in Württemberg oder in Deutschland ist natürlich früher konsumiert worden als der Wein. Ich habe ja eben auch das, dass eben der Weinanbau hier in der Region Stuttgart eben erst mit der Ausbreitung der Klöster im Mittelalter zu uns kam. Das heißt aber nicht, dass man nicht schon vorher auch Wein konsumiert hat, denn man konnte ihn ja auch einfach importieren, was die Römer ja auch im großen Stil gemacht haben.

Markus: Absolut. Und was es auch gab, war ja dann Wein, den man nicht aus Trauben hergestellt hat, sondern aus Äpfeln zum Beispiel, aus Birnen und sowas. Habt ihr dazu auch Dinge gefunden, also gab es hier Obstanbau für das Thema Alkohol oder war das dann eher so ein Nebenprodukt?

Janina: Ja, wir natürlich grade die Schwäbische Alb oder an den Hängen der Schwäbischen Alb, da wird ja sehr viel Obstbau betrieben. Und wie gesagt, ich komme aus einer Mostfamilie. Aber wir hatten dann eben das Thema soweit eingegrenzt, dass wir gesagt haben, wir lassen die anderen Obstweine in einer gewissen Art und Weise außen vor und konzentrieren uns wirklich nur auf die Geschichte des Weines an sich, also des Traubenweines und eben als Pondon eben zum Bier, das wir eben diese zwei Geschichtsstränge miteinander verbinden und zu einem machen.

Markus: Ja und es ist auch so, dass man ja bei uns oft so einen Wertigkeitsunterschied festgestellt hat, also das der Wein schon eher als Kulturgetränk und als hochwertiges Getränk gesehen wurde und früher ja auch eher für die Oberschicht gedacht war und das Bier dann eben eher so das banale Getränk für die Masse der Bevölkerung. Aber, wenn man sich so anschaut in den letzten Jahren, wir haben jetzt eine Bierkönigin auch in Baden-Württemberg, das ist ja was relativ Neues zum Beispiel. Es gibt, wie du schon angesprochen hast, die neuen Craft-Brauereien, wo man eben auch ein Bier für 5, 8 Euro kauft und wo es auch gekauft wird und entsprechend auch gewertschätzt wird. Also siehst du da eine Entwicklung, durchaus auch in der Baden-Württembergischen Perspektive, wie sich da ein bisschen was angleicht oder ist es einfach ein Generationenthema, was man da als höherwertig ansieht?

Janina: Ich glaube, es wird sich immer mehr angleichen, definitiv. Also der Trend ist nicht zu verachten, der grade in der Craft-Bier-Szene auch hier definitiv in Baden-Württemberg vonstattengeht. Und wie du ja auch eben meintest, es gibt wirklich sehr, sehr tolle teurere Biere natürlich auch. Ich meine, man bezahlt eben für Qualität, das ist einfach so. Und man will ja auch wissen, was in seinem Glas ist. das ist ja auch das Schöne, was ich finde, an dieser ganzen Craft-Bier-Szene, die dahintersteckt, dass wirklich dieses Handcrafted und ich weiß, welche Zutaten in das Bier hineingeflossen sind, welche Braukunst dahintersteckt, vielleicht noch eine Geschichte des Braumeisters, der Braumeisterin, die mir nebenbei noch erzählt wird. Also es gleicht sich immer mehr diesem, wie sage ich es vielleicht, dieser Entertainment-Charakter, den ich beim Wein ja schon gewohnt bin. Ich kenne den Winzer, das Weingut, es wird mir die Geschichte des Weingutes erzählt, ich bekomme Zusatzinformationen auch über die Reben und so weiter, über die Hanglage und was es da noch alles gibt. Und da, denke ich, ist das Bier mittlerweile fast mit auf.

Markus: Ja, also Storytelling, Emotionalisierung, einfach dieses eben, Begeisterung, Passion, Handwerk, all das rüberzubringen, das auf jeden Fall. Was mir gestern auch aufgefallen ist, also tatsächlich hatten wir dann in den Fragen am Ende auch jemand, der ganz offen gesagt hat, ist denn dieses Thema, dass Bier jetzt auch teurer wird auch im Zuge der ganzen Krisen, die wir ja jetzt erleben seit einigen Jahren, ist das etwas, was die Gesellschaft spaltet, weil sich die einen das Bier noch leisten können und die anderen nicht? Muss ich sagen, fand ich zwar im Kern richtig, die Beobachtung, dass es eine Gefahr gibt, dass eine Gesellschaft sich spaltet in welche, die sich etwas leisten können und welche, die sich etwas nicht mehr so leisten können. Wobei ich persönlich glaube, dass das Bier da nicht das Thema ist, weil der Preisunterschied jetzt nicht so riesig ist. Und auf der anderen Seite ja die Menge des Konsums stark rückläufig, wenn ich von 2 Kästen Tageskonsum spreche, dann machen natürlich 5 Euro pro Kasten was aus, aber wenn ich eine Flasche am Tag trinke, dann sind das Cent-Beträge. Habt ihr denn solche Diskussionen auch im Zuge der Rezeption vielleicht auch? Wie haben die Leute die Ausstellung aufgenommen, kam dann sowas auch auf?

Janina: In diese Richtung speziell jetzt nicht. Aber es gibt natürlich nochmal Rezensionen, die dann auf einen zukommen so, warum habt ihr den Most außen vor gelassen? Also das sind dann einfach planungstechnische Fragen, die dann da dahinterstecken. Aber nochmal zum Bier, wie spaltet es die Gesellschaft, wenn der Bierpreis nach oben geht? Ich denke auch definitiv, also natürlich, es wird grade alles teurer, es ist alles teurer, natürlich muss das Bier der Preissteigerung eben auch angepasst werden. Aber ich denke, es gibt wichtigere Themen, die eben gesellschaftspaltend sind als das Bier oder per se der Alkohol.

Markus: Ja. Ja und die auch einfach dahinterliegen. Also es ist dann auch leicht und ich meine, das ist natürlich was, ohne jetzt eine Medienschelte zu betreiben, aber es ist natürlich einfach, am Bierpreis irgendwas auszumachen, wo eben ganz andere Leute praktisch dahinterstecken. Ja, trotzdem haben wir grad so ein bisschen angefangen, wie nehmen die Leute diese Ausstellung wahr, was kommt da für ein Feedback? Also seid ihr zufrieden mit der Menge Menschen, die da kommen und was gab es so an Kommentaren, an Anregungen, wie läuft das so?

Janina: Wir sind super zufrieden, wie bekommen auch durchweg wirklich tolles Feedback von den Menschen, die in der Ausstellung waren. Vor allen Dingen auch nochmal zu dem Thema, was macht Alkohol mit uns und vor alle Dingen auch zu den ganzen negativen Folgen, wie wir dargestellt haben, wird eben auch gerne von Schulklassen genutzt und jüngeren Menschen. Präventionsarbeit findet eben unter anderen bei uns hier im Alten Schloss statt. Und da ist das Feedback wirklich gut. Ich habe auch erst letztens wirklich tolles Feedback bekommen zu einem unserer Ausstellungsbereiche, wir zeigen die Hofkultur der Württemberger. Ich meine, wir sind bei uns im Alten Schloss und können eben auch die ganzen Schätze der Württemberger, die ja in unserer Sammlung sind, in Bezug auf die Trinkkultur darstellen und haben uns da nicht lumpenlassen und wirklich, haben unsere, sage ich mal, Schatzkammern geleert und eine höfische Tafel in einer gewissen Art und Weise nachgebaut und da glitzert und glänzt es natürlich. Das kommt wirklich sehr gut an. Da stehen dann große staunende Augen vor den Vitrinen und freuen sich ob der ganzen Kostbarkeiten. Zum Beispiel haben wir einen kleinen Schildkrötenautomaten, das ist ein Trinkspiel. Das ist ein echter Schildkrötenpanzer, gut, dass man das heute nicht mehr bauen darf aus echten Schildkröten, hoffentlich. Aber das ist, die Mechanik ist unten in dem Panzer hinein gebaut und ich kann den über einen Schlüssel aufziehen. Das Kunstwerk ist von 1630, also schon relativ alt. Und wenn ich es aufgezogen habe, könnte ich es jetzt über den Tisch fahren lassen bis zu dir, an der Tischkante hält es an, weil ein Kläppchen, der Mechanismus fährt aus und so fällt die Schildkröte nicht vom Tisch. Es ist aber ein Trinkspiel. Das heißt, ich habe noch einen Kreisel, den drehe ich. Da kommen dann Aufforderungen heraus, trink aus, gibt weiter, lass stehen. Und dann ruckelt diese Schildkröte mit einem Becher auf dem Rücken auf dich zu und du musst dann entsprechend der Aufforderung dann eben trinken, weitergeben oder was auch immer tun. Also die Menschen am Hof wussten sich definitiv zu unterhalten an der Tafel. Ist natürlich nur ein kleiner Einblick in die Zeit, weil wir natürlich ja wirklich sehr stark in der Oberschicht dann verortet sind. Also die breite Masse hatte natürlich diese Art von Festivitäten eben nicht zur Verfügung gestellt bekommen

Markus: Ja, trotzdem interessant. Finde ich auch zum Beispiel, wenn man jetzt nur, sagen wir mal, Filme oder Bilder aus der Kaiserzeit sieht oder so, wie normal dieses Leben damals eigentlich schon war. Und selbst aus solchen Zeiten, wenn man dann solche Spiele hat, merkt man, natürlich gibt es Unterschiede, was Technologie und so weiter angeht, aber dieses grundsätzliche Zusammenleben hat sich doch relativ schnell so entwickelt. Ja, vielleicht so abschließend noch so ein bisschen die Frage jetzt, du bist für das Museum verantwortlich, für die Ausstellung, hat sich da auch was verändert? Also wenn ich mir jetzt überlege, ich gehe da raus und frage 100 Menschen, wann waren sie das letzte Mal in einem Museum, ist die Antwort wahrscheinlich anders, als wenn ich vor 50 Jahren gefragt hätte oder so. Also gibt es da schon Herausforderungen und macht dieser Job trotzdem Spaß?

Janina: Er macht trotz alledem natürlich sehr viel Spaß. Es ist ein ganz toller Job, vor allen Dingen, weil man eben in verschiedenen Themenbereich hineinspringen darf, sich professionalisieren und dann kommt eben das nächste Thema im Bereich des Ausstellungsmachens, es macht natürlich auch wirklich sehr, sehr großen Spaß. Aber natürlich haben wir und das ist wirklich eine sehr große Diskussion, die im Museumswesen in den letzten Jahrzehnten geführt wird, wie bindet man eben neue Besuchsgruppen, Besucherinnengruppen an das Haus, an die Häuser, an Museen? Die Konkurrenz ist groß im, sage ich mal, Freizeitbereich. Die Entscheidung, die natürlich getroffen werden muss am Wochenende, gehe ich jetzt in eine Ausstellung in ein Museum oder gehe ich in den Freizeitpark oder gehe ich ins Kino oder, oder, oder, oder sitze ich einfach nur Zuhause und schaue Neflix. Also man hat natürlich ein Überangebot in vor allen Dingen großen Städten wie Stuttgart oder auch andernorts und wir versuchen da natürlich mit Ausstellungen wie diese, so attraktiv wie möglich für eine breitere Masse zu sein, die dann hoffentlich auch zu uns kommt und die Ausstellung sich anschaut.

Markus: Ja und man sieht ja auch, also nicht zuletzt gestern am guten Besuch, aber auch, wo ihr eben erzählt, wie viele Leute sich das anschauen, dass das durchaus funktioniert. Wie lange läuft die Ausstellung noch und vielleicht noch so 2, 3 Highlights, ein paar hast du schon erwähnt, was können Leute erwarten, die sich das Ganze anschauen wollen?

Janina: Ja, also die Ausstellung läuft noch bis zum 30. April, also ein bisschen Zeit ist noch, nach Stuttgart zu kommen und sich die Ausstellung anzuschauen. Ja, wir haben ganz viele Highlights. Ich meine, für mich ist natürlich fast jedes Objekt ein Highlight, weil ich tolle Geschichten drum herum erzählen kann und weiß. Spannend sind vor allen Dingen eben auch unsere keltischen Pfunde, wir haben das Grab vom Klein-Asbergle ausgestellt. Das ist ein Prunkgrab, eben ein frühkeltisches, was eben mit tollen, wirklich prunkvollen Gefäßen. Das Trinkhorn von Hochdorf zeigen wir, das fasst 5 1/2 Liter. Das ist ein riesiges, riesiges eisernes Trinkhorn. Eben bin ich ja schon drauf eingegangen, eben auf die Schätze vom Württemberger Hof, die natürlich wirklich toll sind. Bis hin zu wirklich schönen Leihgaben, die wir von anderen Museen eben zur Verfügung gestellt haben. Wie zum Beispiel aus dem Vorderasiatischen Museum aus Berlin haben wir eine kleine Keilschrifttafel ausgestellt, in der in Keilschrift die Trinkhymne auf die Biergöttin Ninkasi zu lesen ist.

Markus: Oh!

Janina: Wirklich ein sehr tolles Stück, sind wir auch sehr froh, dass wir das ausstellen und zeigen dürfen in der Ausstellung. Ja, es ist bunt durchgemischt. Eins meiner persönlichen Highlights ist auch das, was du schon erwähnt hast, dieses Playmobil-Set, den Typ Bauarbeiter, wo eben Bierkästen noch mit drin sind. Heute undenkbar, heute würde Playmobil keine Bierkästen mehr in die Kinderzimmer stellen. War auch 1975 schon schwierig, wurde dann wieder aus dem Sortiment genommen. Also da stecken eben viele Geschichten drin. Oder aber auch ein ganz profanes Weckglas, steckt eine tolle Geschichte hinter. Der Herr Weck hat dieses Patent erworben eben zum Einmachen, Einkochen von Lebensmitteln. Man konnte zum ersten Mal im Winter eben Früchte genießen, ohne auf den Rumtopf zurückzugreifen. Der Herr Weck war unter anderem eben auch Abstinenzler. Also es steckt hinter so vielen Objekten ganz tolle Geschichten und es lohnt sich, nach Stuttgart zu kommen.

Markus: Absolut! Also wobei ich jetzt gelernt habe, das ich immer einen Fauxpas begehe, in meine Marmeladen gebe ich immer gerne entsprechende Fruchtbrände, um das Aroma zu intensivieren. Das ist natürlich dann etwas kritisch zu sehen, aber egal. Also auf jeden Fall dann nochmal den Aufruf natürlich an alle Hörer, scheut nicht den Weg nach Stuttgart. Es ist ja auch vom Bahnhof aus sehr leicht zu erreichen, trotz der bekannten Dauerbaustelle, aber man ist sehr schnell da und es fahren ja trotzdem Züge. Also das auf jeden Fall machen und sich das anschauen, ja, faszinierend. Vielen Dank, also sowohl für die ganze Arbeit rund um diese Ausstellung, auch für die Zeit jetzt natürlich und dann noch viel Erfolg bei der nächsten Ausstellung. Weißt du schon, worum es geht?

Janina: Ja, wir haben eine Kinderausstellung, die als nächstes eröffnet wird und zwar zum Thema der Kleinen Hexe.

Markus: Oh, okay, also spannend, kann man dann auch gleich nochmal wiederkommen. Vielen Dank und heute noch einen schönen Tag dir.

Janina: Ja, danke dir.

BierTalk 108 – Interview mit Leopold Schwarz, Inhaber der Schwarzbräu in Zusmarshausen, Schwaben, Bayern

Leopold Schwarz wuchs als Kind in die Brauerei seiner Familie hinein und lernte sie von klein auf lieben. Touren mit den Bierfahrern oder heimliche Runden mit den Gabelstaplern standen auf der Tagesordnung. Aus dem Abenteuerspielplatz wurde dann allerdings auch Ernst, als er beschloss, mit dieser Jugendliebe eine lebenslange Bindung einzugehen. Seitdem hält er die Zügel in Zusmarshausen in den Händen und lenkt das kleine Unternehmen durch alle Unbilden der heutigen Zeit. Der Lohn: Die Schwarzbräu ist die meistdekorierte Brauerei Deutschlands! Im BierTalk berichtet er aus seiner Geschichte, verrät die Geheimnisse hinter seinen Bieren und verkostet sie auch mit uns…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute bin ich sehr, sehr froh, weil wir endlich mal wieder ein richtiges Hochamt des Bieres feiern können. Wir waren jetzt sehr viel unterwegs, waren viel im Ausland, haben viele Leute getroffen und da war oft das Thema Bier an sich und auch die Verkostung ein bisschen zu kurz gekommen und das ändern wir heute, endlich mal wieder. Wir sind im wunderschönen Bayernland, sogar in Schwaben und sind da bei der Zusmarshausener Schwarzbräu und haben den Leopold Schwarz zu Gast. Ich freue mich total, dass du hier bist und sage erst mal hallo. Und vielleicht stellst du dich unseren Hörern mal ganz kurz selber vor.

Leopold: Hallo Markus, ja, vielen herzlichen Dank für die Einladung. Du hast es schon gesagt, mein Name ist Leopold Schwarz, ich bin 56 Jahre alt und ich habe das Vergnügen, dass ich der Inhaber von der Familienbrauerei Schwarzbräu sein darf. Wir brauen hier ja fast vier Hände voll verschiedener Biere und ich werde von einem ganz tollen und fantastischen Team unterstützt.

Markus: Ja und das ist faszinierend und schon über viele, viele, viele Jahre, also ein altes Unternehmen mit ganz viel Tradition und eines der wenigen, die noch selber Malz herstellen. Das finde ich ganz faszinierend, da würde ich auch gern ein bisschen drüber reden. Und, was ich auch gelesen habe, ihr seid die am meisten dekorierte Brauerei mindestens in Deutschland. Das finde ich natürlich auch spannend, da werden wir auch ein bisschen drüber sprechen. Und ich habe ein ganzes Paket mit neun verschiedenen Bieren bekommen, also eine Menge Arbeit. Aber fangen wir vielleicht erst mal bei dir ein bisschen an, wir haben ja gesagt, Familienunternehmen. Wie war das denn, also als du so großgeworden bist, wann hast du so realisiert, okay, das ist eine Brauerei und das ist spannend und da möchte ich vielleicht auch mal hin?

Leopold: Ja, das ist eine interessante Frage. Ja, mein Elternhaus war direkt neben der Brauerei, also wirklich je nach Sonnenstand teilweise im Schatten der Brauerei und die Brauerei war letztendlich auch ein Stückchen unser großer Spielplatz. Es war damals noch nicht so ganz mit dieser Arbeitssicherheit und all diesen Dingen, wir sind am Wochenende in die Brauerei und sind Stapler gefahren, ja, da steckten noch alle Schlüssel. Und, ja, ich habe zum Glück nie einen Zwang gespürt, hier arbeiten zu müssen. Ich habe das mehr so gesehen wie offene Türen, in die ich gehen darf. Ich weiß schon, dass die Familie da, und in meiner speziellen Situation, der Großvater ein großes Interesse hatte, dass die Enkel hier tatsächlich mit einsteigen, aber es war für mich ohne Druck und am Schluss tatsächlich eine eigene Entscheidung.

Markus: Ja, das ist ja auch faszinierend. Und wenn ich so zurückdenke an die 70er-Jahre, ich glaube, da war so eine Brauerei wirklich der perfekte Abenteuerspielplatz, also das kann ich mir gut vorstellen. Wie kam das so bei deinen Schulfreunden und Kollegen an, hattest du da öfters Besuch quasi?

Leopold: Als wir noch jünger waren, so mit zehn, zwölf, da hatte ich einen Freund im Ort und wenn wir mal nachmittags nicht wirklich was zu tun hatten, dann sind wir bei uns ins Versandbüro, haben gefragt, ob wir mit dem Bierauto mitfahren können und dann haben wir am Nachmittag mit dem Bierauto eine Runde gedreht. Und das war schon immer sehr nett.

Markus: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, da hatten auch die Fahrer bestimmt ihren Spaß. Zusmarshausen, für jetzt Leute, die damit wenig anfangen können, wo ist das ungefähr und wie schaut es da aus?

Leopold: Zusmarshausen ist 25 Kilometer westlich von Augsburg, also zwischen Ulm und Augsburg, direkt an der Autobahn A8 gelegen. Wie schaut es hier aus? Wir haben eine klassische Kirche mit einem Zwiebelturm, wir sind im Naturpark Westliche Wälder, das heißt, wir haben sehr viele Wälder und wir haben eine leicht hügelige Landschaft.

Markus: Also wirklich ein echtes Naturparadies, na wunderbar. Ja und dann haben wir hier diese ganzen Biere und vielleicht fangen wir einfach auch schon mal mit einem an, bevor wir so ganz trocken werden beim reden. Mit was würdest du denn gern anfangen?

Leopold: Also ich würde anfangen, also ich bin ja beim Bierprobieren, bin ich Traditionalist, ich hole grad mein Glas her, ich habe mal vier Biere für die Verkostung im ersten Schritt vorgesehen. Das ist Erste ist unser Exquisit, das ist eines unserer wichtigsten Sorten. Das zweite ist unser Bayrisch Dunkel, das Dritte, würde ich das Ex und Hop empfehlen und dann habe ich noch zwei verschiedene Jahrgänge vom Aged Bock mitgeschickt.

Markus: Na, das klingt doch nach einem wunderbaren Programm. Und auf dem Exquisit steht auch noch drauf Braumeisters Liebling, das ist natürlich besonders schön. Und, ja, wenn wir mit dem anfangen wollen, dann hauen wir das doch mal ins Glas, bin ich sehr gespannt. Ja, machen wir mal auf. So, wunderbar. Also wir haben ein richtig schönes goldgelb strahlendes, ganz klar filtriertes Bier. Wunderbarer Schaum, steht wie eine Eins, richtig schön cremig, feinporig. Hm, ja, macht auf jeden Fall optisch schon mal Lust. Jetzt weiß ich gar nicht, wie du gerne vorgehen möchtest. Möchtest du sie ein bisschen beschreiben, soll ich ein bisschen was erzählen, wie hast du es gerne?

Leopold: Also das können wir überlegen. Für mich ist es spannender, wenn du anfängst, dann lerne ich wahrscheinlich auch noch was zu. Aber ich kann ein bisschen was zum Bier an sich erzählen, vielleicht zur Einleitung. Ja, du hast ja schon gesagt, auf dem Etikett steht Exquisit, das ist der Sortenname und das Ex soll auch die Verwandtschaft zum Exportbier zeigen, weil, der Bierstil ist tatsächlich Exportbier. Im internationalen Sprachgebrauch ist das ja das Dortmunder. Und das soll eigentlich ein schön ausbalanciertes Bier sein, ausgewogen, nicht zu herb, es soll einen Malzkörper haben, aber nicht zu voll, soll eine schöne helle Farbe haben. Wir beschreiben unser Exquisit in unserer Bier-Range als das perfekt ausbalancierte Bier.

Markus: Also ich konnte natürlich nicht an mich halten und habe auch schon einen ersten Schluck genommen und kann schon mal …

Leopold: Das mache ich jetzt auch, auf dein Wohl, Prost!

Markus: Und ich kann schon mal, ohne zu spoilern, sagen, dass das absolut stimmt, also auf jeden Fall ein unheimlich ausgewogenes Bier. Ich finde, in der Nase riecht es richtig frisch, also man hat wirklich so richtig schöne, ein bisschen leicht Zirtrus, aber auch schöne grüne, kräutrige Hopfenaromen, die aber, wie gesagt, vor allem unheimlich frisch sind. Also das ist sehr einladend, da bekommt man richtig Lust. Dahinter ist dann tatsächlich auch so dieses klassische Kornfeld, Getreide, so ein bisschen ganz, ganz leichte Röstaromen, ein bisschen Honig, ein bisschen Brot, also sehr, ja, angenehm, genau. Und wenn man das dann im Mund hat, begeistert mich vor allem diese Cremigkeit. Also das ist ein richtig schönes, ein wunderbares Bier, was auf der Zunge moussiert, den ganzen Mundraum einnimmt. Es fängt so mit einer süßen Note an, geht dann in diese Getreidearomatik rein dann, wenn es auf der Zunge so vor sich hin cremt, dann beginnt nach und nach auch die Bittere sich bemerkbar zu machen. Und wenn man dann runtergeschluckt hat, dann entwickelt die sich nach und nach und am Ende hat man da wirklich eine richtig schöne kräftige, lange anhaltende Bittere, die den Mund auch schön wieder austrocknet, ohne zu viel zu sein und damit den Trunk wirklich schön abrundet. Also ein richtig schönes klassisches Export. Wo ich mir auch sehr gut vorstellen kann, so die klassischen Speisen dazu, der Wurstsalat, der Emmentaler, was auch immer man da gerne hat. Und ich sage es auch immer, wenn mich die Leute fragen, wo man denn für ein gutes Export hinfahren muss, da sage ich immer, am besten fahrt ihr nach Schwaben, weil das wirklich die Region in Deutschland ist, wo ich am ehesten bisher so typische Vertreter gefunden habe. Und das ist absolut ein Volltreffer, was das angeht, ja, toll!

Leopold: Ja, das Exportbier ist und war hier in der Gegend sehr stark verbreitet, es ist auch eines unserer Hauptsorten.

Markus: Hast du da eine Idee, warum das so ist, also warum grade die Schwaben das so behalten haben, wo doch alle anderen, inklusive Rheinland, Ruhrgebiet, da aufgegeben haben und zum Pils gegangen sind?

Leopold: Das kann ich dir nicht sagen. Ich denke, das ist im Verlauf der Jahrzehnte tatsächlich schon auch weniger geworden, weil auch das Pils bei uns auch viele Jahre stark gewachsen ist. Momentan ist ja auch Pils ein bisschen schwächer so als Sorte, aber den genauen Grund kann ich dir nicht sagen.

Markus: Ist auch nicht so wichtig, Fakt ist jedenfalls, es ist so! Und ich finde, was man diesem Bier auch anmerkt, ist eine Sache, über die wir vor Jahren auch schon mal gesprochen haben, nämlich das ihr eure Biere schön richtig lange lagern lasst. Und grade sowas wie dieses Export, das braucht diese Zeit, dass es sich harmonisiert, dass es eben richtig schön vom Aroma zusammenkommt, um dann so ein schönes komplettes Bier zu werden. Und das ist, glaube ich, vielleicht auch so ein bisschen ein Geheimnis, viele hauen die Biere einfach zu schnell raus, nach drei, vier Wochen und dann ist einfach da das nicht mehr so gegeben. Wie lange lagert ihr die so in der Regel?

Leopold: Ja, das, was du sagst, das sehen wir auch manchmal im Fernsehen, da wird ja tatsächlich schon auch in der Werbung von einer großen Biermarke, sprechen die von vier langen Wochen, aber die meinen hier Gärung und Lagerung. Und wir reden hier jetzt erst mal über zehn Tage erste Gärung. Und ich sage ganz bewusst erste Gärung, weil wir die erste Gärung eben mit der allerersten Bierhefe machen. Und wenn wir dann die Gärung abgeschlossen haben, wir lassen tatsächlich das Bier ausgären, dann wenden wir das Kräusenverfahren an. Das heißt, wir geben einen Schuss frische Bierwürze mit einer zweiten, also einer anderen Bierhefe dazu. Und so kommen wir dazu, dass all unsere Biere eben zweimal vergoren sind mit zwei unterschiedlichen Bierhefen. Und das ist ganz wichtig für die Art und Weise, wie wir Bier brauen und es ist auch sehr geschmacksprägend. Und nach den zehn Tagen erster Gärung kommen dann, je nach Biersorte, zwischen 5 und 16 Wochen Nachgärung und Lagerung dazu.

Markus: Ja und dann kann so ein Bier natürlich reifen. Darfst du denn oder willst du denn verraten, was das für Hefen sind?

Leopold: Das sind Zwei. Also es werden oft Nummern und Namen genannt, die Erste ist eine relativ weit verbreitete untergärige Bierhefe, die ein bisschen besser vergärt. Die Zweite ist eine, wir sagen immer Staubhefe dazu. Das ist eine, die bei tiefen Temperaturen sehr gute Ergebnisse kriegt und die macht ein ganz typisches Aroma im Duft. Was man auch hier in diesem Exquisit, das wir jetzt im Glas haben, tatsächlich riechen kann.

Markus: Das ist dann diese ganz leichte auch fruchtige Note?

Leopold: Ja, die fruchtige Note. Ich beschreibe das immer, ich finde, das Bier hat eigentlich sehr schön drei Komponenten, wir riechen was Frisches, was Aromatisches, was von den Hefen kommt, wir riechen einen Hauch des Hopfens. Wir setzen hier zum Beispiel auch eine gehörige Portion Hallertauer Tradition ein. Und ich finde, der gibt so eine ganz leichte sanfte, das nenne ich, samtig nussige Note in dieses Bier. Und natürlich das Malz, das wir in dem Fall ja auch selbst hergestellt haben, das gibt halt den Körper auch. Ist ja verantwortlich natürlich für die Ernährung der Hefe und damit für den Alkohol, aber auch, gibt natürlich noch die kleine Restsüße mit zum Bier.

Markus: Und diese Hefenote würde ich als so, na, wie so ein roter Apfel vielleicht, könnte man das sagen oder wie beschreibst du die?

Leopold: Ja, der rote Apfel ist eine sehr gute Beschreibung, ich denke, das trifft es sehr gut. Was du vorhin gesagt hast, das rieche ich auch im Bier, da ist was Frisches drin, das sind teilweise ja die Schwefelverbindungen aus der Gärung. Auf der anderen Seite sind es auch ein bisschen Elemente aus dem Hopfen, die das eben frisch und samtig machen. Was uns generell bei unseren Bieren sehr wichtig ist, wir verwenden keine Bitterhopfen. Also wir verwenden ausschließlich Aromahopfen für die Biere, weil wir der Meinung sind, dass es einfach für die Drinkability unheimlich gut ist. Es gibt einen schönen Geschmack, keine nachhängende Bittere, sondern milde, sanft, weiche Biere.

Markus: Ja, also das finde ich auch, grad die Bittere, das ist total schön, also sie ist da und sie ist präsent, aber sie geht nie über dieses gewisse Level. Und das ist wirklich was, was das Bier total rund macht und was da diesen Trunk auch toll macht. Und ich bin normalerweise kein großer Freund der hellen oder auch der Exportbiere, außer sie sind richtig gut gemacht.

Leopold: Ich hoffe, das ist der Fall für dich hier.

Markus: Das ist für mich auf jeden Fall der Fall. Also wir haben auch hier in der Gegend bei mir die Reckendorfer Brauerei, die hat die sogenannte Helle Freude. Das ist auch ein Export, das geht so in dieselbe Richtung. Das mag ich auch gern, weil die Biere einfach einen Charakter haben. Also ich finde, oft sind die so weichgespült, so leer und dann frage ich mich eigentlich, warum trinke ich jetzt überhaupt ein Bier irgendwie?

Leopold: Ja, das frage ich mich manchmal auch.

Markus: Genau. Und das hat einen wirklich schönen Charakter, eine eigene Note, einen schönen Geschmack und ist trotzdem etwas, was sich eben auch schön mit anderem verbindet. Also insofern, tolle Geschichte. Wie lange macht ihr dieses Export schon?

Leopold: Also aus meiner Sicht schon immer. Ich müsste jetzt hier in unserer Etikettensammlung nachsehen, wann ich das erste Exportetikett finde. Ich glaube, dass es den Namen Exquisit seit den 70er-Jahren gibt.

Markus: Ja, na, das ist ja schon ordentlich. Ja und das überhaupt, nachdem es euch ja schon so lange gibt, muss es ja auch irgendwann diese Zeit gegeben haben, wo man von obergärig auf untergärig umgestellt hat. Habt ihr da mal in den Analen was gefunden, wann das so war, wie das so funktioniert hat?

Leopold: Also wir sind eigentlich so von der Prägung, sind wir eine traditionelle untergärige Brauerei. Wann das quasi in den alten Zeiten passiert ist, kann ich nicht sagen, also da habe ich auch noch nie Aufzeichnungen gefunden.

Markus: Okay. Man sieht auf jeden Fall richtig spannend auf der Homepage, das kann ich allen Hörern nur empfehlen, da mal ein bisschen in die Geschichte reinzuschauen, weil da nämlich diese schönen alten Bilder auch noch da zu sehen sind. Also wie das Eis noch auf den Weihern geschlagen wurde und wie man dann in den Lagerkellern unten eben gearbeitet hat, und das ist schon, ja, faszinierend. Also wir haben das hier im Brauerei Museum einmal gemacht, wir haben da einen alten Eiskeller und in dem alten Eiskeller haben wir die alten Gerätschaften, die man früher eben verwendet hat, um Eis von den Seen auszusägen und dann über Pferdefuhrwerke zu transportieren, haben das dann tatsächlich mal gemacht. Also haben diese Werkzeuge genommen, sind auf den Weiher raus und haben mal Eis produziert und das war echt Knochenarbeit. Aber total spannend und natürlich sehr befriedigend am Ende, wenn man da mit so einem ganzen Fuhrwerk voller Eisstangen zurückgekommen ist. Und da konnte man sich richtig schön reinversetzen, wie das war und das sieht man eben auf euren Fotos auch. Und das ist, ja, da ist einfach sehr viel historische alte Bierkultur irgendwie dabei.

Leopold: Ja, die Fotos, die wurden neulich in einem Buch mit verwendet. Es gibt eine Neuauflage eines Buches, das heißt Bier- und Wirtshauskultur in Schwaben und Franken. Und der Autor oder, das sind mehrere Autoren, einer war bei uns und hat einige Unterlagen von uns mitgenommen und dem haben wir ein paar Bilder mitgegeben, die hat er auch für das Buch verwendet. Und da ist sehr schön beschrieben, wie viele Brauereien in Zusmarshausen es früher gab und wie die historische Situation war. Das ist sehr spannend, das ist ein ganz neues Buch und da stehen einige Dinge drin, die ich tatsächlich noch nicht wusste.

Markus: Super, dann habe ich auch gleich noch einen Tipp für mein Bücherregal.

Leopold: Ja, ist wirklich gut. Also das Buch ist sehr umfassend, beschreibt ganz viele verschiedene Facetten.

Markus: Und vielleicht noch ganz kurz, weil du es grade erwähnt hast, ihr habt ja die eigene Mälzerei, das machen ja wirklich nicht mehr viele. Vom Anteil her, wie viele eurer Malze macht ihr denn da noch selber?

Leopold: Also wir sind annähernd Selbstversorger. Es gibt mal Nischenmalze, die wir da zukaufen, aber, ich sage mal, wir gehen schon stramm auf die 100 Prozent zu.

Markus: Klasse! Und dann wisst ihr auch immer, von welchem Bauern sozusagen, von welchem Feld euer jeweiliges Getreide kommt?

Leopold: Ja, das ist schon sehr spannend, also es gibt südlich der Donau noch drei Brauereien, die Malz selbst erzeugen und in Deutschland insgesamt noch ein Dutzend. Und man denkt, wir haben rund 1.500 Brauereien, da sieht man, wie wenige das letztendlich sind, die das noch selbst machen.

Markus: Ja, nee, das sind nicht mehr viele. Also hier in Bamberg haben wir ja noch zwei, aber das ist definitiv ein anderes Malz, weil das alles Rauchbier ist. Aber ansonsten, stimmt, also da gibt es wirklich nicht mehr viele. Und das heißt dann, für dich war auch dieser Teil Mälzer in diesem ganzen Brauerthema auch ein ganz wichtiger Teil dann, ne?

Leopold: Ja, das ist für uns schon immer wichtig, das ist schon immer, also von Kindesbeinen an war das auch schon immer existent, wir kennen den Geruch oder ich kenne den Geruch schon immer. Ja, das ist halt ein elementarer Bestandteil. Und das ist eigentlich sehr traurig, dass das bei vielen Brauereien so in Vergessenheit gerät. Die allermeisten Brauereien müssen ja eben ihr Malz von Industriemälzereien kaufen, kriegen dort die standardisierten Qualitäten ohne jegliche Individualität. Und das leben wir tatsächlich anders, wir versuchen, das auch nach außen zu tragen. Und das ist schon wirklich spannend, ganz viele Kunden und Konsumenten realisieren das auch, dass das was Besonderes ist.

Markus: Und das bedeutet ja auch, ihr könnt, wenn ihr wollt zumindest, für eure Biere die Malze ganz gezielt herstellen. Also zum Beispiel für dieses Export eben sagen, okay, das Karamellmalz muss genau so und so und so sein. Wie man es ja normalerweise, wenn man es bei einer Industriemälzerei bestellt, nie bekommen kann, oder?

Leopold: Ja, richtig, ja, das ist sehr individuell und wir machen tatsächlich das Malz für uns.

Markus: Und wie muss ich mir das vorstellen, ist das dann, ja, so ein recht moderner Mälzbetrieb, Teil von eurer Brauerei oder ist das ein separater Bau und gibt es da dann eigene Keimkästen oder wie ist das Ganze so angelegt?

Leopold: Also es ist tatsächlich in die Brauerei vollkommen integriert, also die Gebäude gehen ineinander über. Das ist ganz interessant, in dieser Zeit, als die meisten Brauereien eben das Mälzen aufgegeben haben, hatten die ja noch die Tennenmälzereien, wo das Malz in dünnen Schichten auf Solnhofener Platten lag und das war ja damals unheimlich viel Handarbeit. Und in der Phase hat sich mein Großvater auch damit beschäftigt, das Mälzen aufzugeben und ist aber schon quasi im ersten Schritt mit den potenziellen Malzlieferanten, war er nicht ganz zufrieden mit dem, was die ihm angeboten hatten, welche Qualitäten. Und er hat sich dann Anfang der 60er-Jahre entschieden, eine neue Mälzerei zu bauen und das war genau in der Phase, wo ganz viele Brauereien ihre eben aufgegeben haben. Und wir hatten Glück, das ist eine Bauform, die man eigentlich heute noch so bauen würde. Wir haben Saladinkästen, wir haben fünf Keimkästen und korrespondieren dazu eben eine Darre. Und die ist jetzt eben auch schon über 50 Jahre alt und wir erhalten sie und die ist einem sehr guten technischen Zustand.

Markus: Und tut auch ihren Dienst sozusagen, wunderbar, sehr schön. Na, da bin ich ja mal gespannt, was wir als Nächstes verkosten, weil, da können wir dann mal gucken, ob das Malz sich dann entsprechend auch ändert. Was steht denn auf unserem Speiseplan als nächstes?

Leopold: Also ich würde empfehlen, dass wir als nächstes Bier das Bayrisch Dunkel nehmen. Ja, ich denke, wir haben da die gleiche Bierphilosophie in der Verkostung, oder?

Markus: Ja, überhaupt, also ich bin ein großer Fan der dunklen Biere, so fürchterlich viele gibt es ja auch gar nicht mehr, zumindest die eben richtig gemacht werden. Und wenn ich dann noch höre, dass jemand das Malz dafür selber macht, dann bin ich ganz besonders gespannt, weil man da ja dann nochmal, ja, ein anderes Aroma erwarten kann. Ich mache mal auf. So, wunderbar.

Leopold: Ja, wir haben vor zwei Jahren, haben wir unsere Etiketten modifiziert und wir haben auch dieses Bier dann, was bisher immer Dunkel hieß, haben wir in Bayrisch Dunkel transferiert und schreiben darunter Münchner Art. Und das soll eben zeigen, es war eigentlich der Bierstil der Münchner vor über 100 Jahren. Und du hast schon eingeschenkt, das mache ich jetzt auch.

Markus: Ja, also mir stahlt es schon entgegen. Also das finde ich ja ganz besonders schön, weil wir hier so ein tiefes Kastanienbraun haben mit einem richtig schönen Rotstich, der so richtig entgegen leuchtet. Also man könnte fast von einem Rubin sprechen, das finde ich ganz toll. Und oben drüber ist jetzt auch wieder richtig schöner cremiger feinporiger Schaum. Ein bisschen getönt, wie es sich gehört, das jetzt dazu passt. Und wenn man da reinriecht, dann ist es ein richtig schönes, ja, Schokolade, Vollmilchschokolade, nussig.

Leopold: Ich finde auch, Rosinen, dunkle Beeren und es ist eine ganz schöne Melange. Und ich nehme dieses Pärchen sehr gerne mit zu Bierproben, weil ich im Prinzip erklären kann, das sind eigentlich die gleichen Biere, wir haben nur verschiedene Malze verwendet.

Markus: Das stimmt, das ist wieder so richtig schön weich und rund im Mund. Also das ist für mich immer so ein entscheidendes Merkmal, wie verhält sich dieses Bier im Mund? Also nehme ich das rein, das ist ziemlich leer und fließt einfach so runter oder ist ein bisschen kratzig, ein bisschen unangenehm, wie auch immer? Oder habe ich hier eben so ein richtig schönes weiches Gesamtkunstwerk, würde ich fast sagen, wo man wieder auf der Zunge dieses Moussierende hat, dieses schöne angenehm Cremige und am Anfang intensiv die süßen Noten, die dann mit den Rosinen so ein bisschen übergehen in dieses leicht Schokoladige, Nussige? Ich denke da so an Haselnuss, Nougat, in so eine Richtung, richtig schön. Und hinten rum, wenn man dann trinkt oder getrunken hat, runtergeschluckt hat, dann hat man tatsächlich auch wieder eine leicht Bittere, aber diesmal ein schönes Spiel aus der Hopfenbittere und auch so ein bisschen der Röstmalzbittere. Aber ganz dezent, also sehr rund, sehr, ja, im Einklang, muss ich sagen. Und das würde mich jetzt wirklich interessieren, heißt das, von der Hopfenrezeptur ist es auch identisch zu einem Export?

Leopold: Nahezu, da ist ein ganz kleiner Unterschied. Beim dunklen Bier überlagert natürlich das dunkle Malz unheimlich viel vom Hopfen. Aber wir verwenden auch in diesem Bier keine Bitterhopfen. Und das ist uns an diesem Bier wirklich wichtig, es ist weich, rund, ich finde es auch samtig. Und die Farbe, die du beschrieben hast, die gefällt uns auch, da sind wir sehr glücklich damit. Es ist eigentlich für manche Leute heutzutage nicht dunkel genug, aber das ist eben dieser ganz traditionelle Münchner Bierstil, so war das Bier früher. Das war dadurch, oder ist es, einfach wirklich gut und schön trinkbar. Es ist nicht zu voll, wir haben keine kratzige Bittere. Wir verwenden auch kein Röstmalz, keine Brandmalze, keine Farbmalze dafür.

Markus: Ja und das schmeckt man auch. Also wirklich wunderbar, ein echter Genuss! Und grade, weil ich diesen Bierstil so gerne mag, bin ich da jetzt richtig glücklich. Und ich finde es auch ganz wichtig, weil, eben, heutzutage wird oft bei den Bieren, werden Dinge einfach überinterpretiert. Das heißt, es ist dann extrem dunkel, extrem röstig, extrem süß, extrem mastig. Oder bei den hopfigen Bieren dann halt extrem bitter oder extrem hopfenaromatisch oder so und dabei vergisst man den eigentlichen Zweck. Also das waren ja einfach Biere, die gedacht waren, harmonisch rund zu sein, von denen man gerne einfach viel trinkt. Und auch ohne ständig drüber nachzudenken, sondern es war ja einfach ein Getränk. Und ich finde, man merkt das zum Beispiel auch ganz gut, ich mache ja regelmäßig immer diese Oktoberfestbier-Testings und da hat man jetzt diese modernen Oktoberfestbiere. Nichts dagegen zu sagen, aber das sind halt einfach relativ helle, kräftige Starkbiere, oder Starkbier nicht, aber kräftige Biere auf jeden Fall. Und dann gibt es aber immer noch dieses eine letzte Oktoberfest-Märzen, glaube ich, von Hacker-Pschorr. Und das finde ich ganz faszinierend, weil das auch noch ziemlich ursprünglich wirkt zumindest. Also da hat man eben auch eine Farbe, die so ähnlich ist wie hier. Nicht ganz so schön vom Rotstich her, aber auf jeden Fall auch ein nicht zu dunkles Braun und auch schöne weiche karamellige Aromen, sehr gefällig. Wo man sich auch, in meinen Augen, noch eher so ein bayrisches Festbier drunter vorstellen kann, als unter den dann doch eben sehr modernen, sehr hellen Oktoberfestbieren, wie man sie heute so hat, aber ist vielleicht ein anderes Thema. Aber, ich finde, hier ist es wirklich diese Idee dieser Münchner Art schön getroffen und gut, dass es das dann in Schwaben wenigstens noch gibt.

Leopold: Ja, das freut mich, wenn du das so siehst, danke.

Markus: Sehr, sehr gern. Also ich würde es nicht sagen, wenn es nicht so wäre. Und Braumeisters Liebling stand ja auf dem Exquisit, was würdest du denn dem hier für ein Attribut geben?

Leopold: Also da haben wir Münchner Art drunter geschrieben. Eigentlich hätte Chefs Liebling drunter gehört, weil, das gehört zu meinen Favoriten. Aber da wollten wir einfach nochmal den Biertyp unterstreichen.

Markus: Ja, nee, das habe ich mir eben auch gedacht, also ich kann mir gut vorstellen, also das wäre auch mein Liebling. Obwohl, die anderen habe ich jetzt noch gar nicht probiert. Aber wie gesagt, das ist ja so ein bisschen einer meiner Lieblingsbierstile und es gibt sie so selten und insofern, ja, nee, also wunderbar, sehr, sehr schön. Und von den Kunden her, wie gliedert sich das so auf? Also du hast gesagt, Pils ist eher rückläufig, hat das Dunkle denn so gewisse Stammkundschaft wenigstens?

Leopold: Das Dunkle ist sehr stabil. Allerdings ist es auch letztendlich bei den Nischenbieren inzwischen, klar, wir sind da im Trend, wie der Markt einfach. Das Exquisit ist für uns eine ganz wichtige Sorte, auch unser helles Bier ist natürlich eine total wichtige Sorte geworden in den letzten Jahren.

Markus: Ja und dann sieht man hinten auf dem Etikett auch eine Goldmedaille zum Beispiel prangen, in dem Fall von den World Beer Awards. Da haben wir uns ja auch mal gesehen vor einigen Jahren schon persönlich.

Leopold: Ja, genau.

Markus: Was hat das denn mit dieser Meistprämierung zu tun? Also, ja, natürlich seid ihr gut, das haben wir jetzt ja schon festgestellt, aber gibt es so ein Geheimnis, wie man das schafft, da wirklich auch immer gut abzuschneiden?

Leopold: Das Geheimnis ist das Bier. Es sind natürlich zwei Stufen, wir sind ja in der glücklichen Lage, dass wir ein sehr großes Sortiment haben. Und das ist auch wieder in der Geschichte zurück, mein Großvater hat 1954 auf der Weltausstellung in Brüssel das erste Mal einen wirklich tollen Preis gewonnen und da hat er quasi den großen Brauereien den Rang abgelaufen als kleine Landbrauerei. Und er hatte dann immer Spaß, seine Biere zu Wettbewerben zu schicken und hat immer wieder gewonnen. Und das haben wir eben über die Jahrzehnte immer fortgeführt und das hat dazu geführt, dass wir eben so viele Medaillen haben, wir sind inzwischen bei weit über 700. Klar, wenn da jedes Jahr 10 oder 20 dazukommen, manchmal auch mehr, wenn es gut läuft, dann wird das einfach mehr.

Markus: Dann müsst ihr eigentlich so ein eigenes Museum schon bauen, ne, wo man nur Medaillen sehen kann.

Leopold: Ja, leider hat man ganz lange Zeit die Medaillen, sich nie organisiert. Es gibt ja inzwischen auch viele Wettbewerbe, die machen es ausschließlich mit Urkunden. Wir haben tatsächlich zwei Stellen in der Brauerei, wo wir auch die Urkunden zeigen und aufhängen, grade die, die wir für die spannendsten halten. 700 Urkunden am Stück wären jetzt vielleicht in laufenden Metern spannend, aber dann doch zu viel für die Gäste.

Markus: Das stimmt. Was macht es denn mit den Mitarbeitern, also sind das Leute, die sehr lange schon im Unternehmen sind? Vielleicht gibt es ja welche, die kennst du noch von deiner Kindheit oder so, weiß ich nicht. Und gibt es da eine sehr enge Bindung, die die dann entwickeln zum Unternehmen?

Leopold: Ja, wir haben schon sehr lange Betriebszugehörigkeiten. Es wird jetzt im Sommer, wird ein Mitarbeiter in Ruhestand gehen, der ist dann 43 Jahre bei uns gewesen und das ist schon eine Besonderheit. Wir haben 10 und 20 Jahre, haben wir sehr oft, wir hatten auch wirklich schon öfters diese 30 und 40 Jahre.

Markus: Wie viel Leute habt ihr insgesamt bei euch?

Leopold: Wir sind ein bisschen über 80 im Team. Ist relativ viel für eine Brauerei, das liegt aber auch daran, dass wir eine sehr starke eigene Logistik haben. Wir haben 15 eigene LKWs, mit denen wir die Kunden beliefern. Und wir haben auch ein sehr schönes Handwerkerteam, also bei uns arbeiten auch zwei Maurer, Maschinenschlosser, Mechatroniker, die letztendlich dann die ganzen Anlagen und Gebäude auch in Schuss halten.

Markus: Ich glaube, das vergisst man oft, ne, was so eine Gebäudelogistik für so eine Brauerei einfach bedeutet und das man im Grunde ja immer daran arbeiten muss, die Dinger aktuell zu halten, sonst fällt das ja irgendwann in sich zusammen, ne.

Leopold: Ja, da gibt es ja diesen Spruch, eine Brauerei, die nicht baut, bald nicht mehr braut, heißt der Spruch. Und da ist schon was dran. Das liegt daran, dass das Thema Bier für die Gebäude unheimlich belastend ist, Bier ist schwer, wir haben Nässe, Feuchte, wir haben ganz viel Wasser. Wir brauchen auch im Zweifel Wärme, wenn es um die Heizung geht oder Füllerei, wir haben die Reinigungsmittel und all diese Themen, da muss man natürlich dran bleiben.

Markus: Und wenn man sich so anschaut, die 80 Mitarbeiter, wie teilen die sich so auf in Brauerei und Mälzerei, jetzt mal abseits von den Handwerkern?

Leopold: In der Mälzerei arbeitet ein Kollege eben hauptamtlich. Der hat natürlich Vertreter, also, ja, darf ab und zu in Urlaub, wenn er mal krank ist, brauchen wir ja auch einen, der seine Arbeit macht. Und unsere Braumeister kümmern sich eben von der Steuerung und von der Rezeptur und da drum. Da gibt es einen Braumeister, der das quasi zur Hauptaufgabe hat, aber die anderen müssen da eben auch im Thema sein und das macht es für die Braumeister tatsächlich total spannend. Und das habe ich schon manchmal gehört, wenn wir einen neuen Braumeister gesucht haben, dass einer sagt, ja, das juckt ihn schon mal, auch tatsächlich Malz zu machen.

Markus: Wenn ich jetzt hier so in Franken bin oder unsere Hörer vielleicht in Berlin oder sonst wo, gibt es Biere, die man auch regional von euch bekommt oder andere Getränke aus eurem Haus?

Leopold: Ja, wir haben seit einigen Jahren unser neues helles Bier, das ist Marie Hausbrendel. Damit gelingt es uns tatsächlich, aus unserem traditionell angestammten Verbreitungsgebiet raus zuwachsen. Da gehen wir quasi Richtung München schon, wir gehen Richtung Stuttgart, also Baden-Württemberg, haben wir einige Kunden schon, wir sind in Nordbayern und im südlichen Thüringen vertreten.

Markus: Stimmt, die habe ich auch schon öfters Mal in den Regalen stehen sehen, die Marie. Also auch ein sehr hübsches Design, muss ich sagen. Hält aber auch allen moderneren Kriterien stand, also kein in irgendeiner Art und Weise despektierliches, wie das vielleicht bei anderen Bieren so ist, also nein, ein sehr einladendes. Und dann macht ihr ja noch alkoholfreie Getränke auch, ne?

Leopold: Ja, wir haben eine Schiene, wo wir alkoholfreie Getränke herstellen. Die heißt, Alaska, da machen wir das klassische Sortiment an Limonaden, Apfelschorle, Fruchtgetränk und solche etwas jüngeren Getränke.

Markus: Ja, apropos Getränke, also nicht, dass ich das dunkle Bier schon ausgetrunken hätte, das werde ich nachher in Ruhe machen, aber wir können ja noch ein Weiteres probieren. Und, ja, was steht denn jetzt auf dem Programm?

Leopold: Da würde ich jetzt quasi, wie nennt man das, einen Verwandten vom Exquisit nehmen, das Ex und Hop. Also das Ex im Namen ist für uns relativ wichtig.

Markus: Okay.

Leopold: Und dieses Bier, da gibt es auch eine nette kleine Geschichte dazu, das hat unser Marketingmann und ein Braumeister beim Mittagessen entwickelt und erfunden. Und die kamen dann n nach der Mittagspause zu mir uns sagten, sie hätte eine Idee, sie würden gern ein kaltgehopftes Lager machen und haben mir beschrieben, wie sie die Versuche machen wollen. Habe ich gesagt, das klingt doch gar nicht schlecht, probiert es doch aus. Und dann durften die oder dann mussten die einige Versuche machen, wir haben immer wieder probiert und da hat sich dann so der Name entwickelt, dass wir gesagt haben, Ex und Hop, weil, das ist exquisit und wir geben Hopfen dazu.

Markus: Ja, ich finde das ein ganz spannendes Spiel, also weil da, eben, also auf der einen Seite habt ihr, klar, eurer Exquisit und das Export und ihr habt den Hopfen drin. Auf der anderen Seite steht natürlich für Ex auch das schnelle Austrinken eines Bieres sozusagen und Ex und Hop ja erst Recht für dieses Thema, los und weg damit. Also ein schönes Spiel und ich glaube, ihr habt das ganz gut gelöst, auch mit diesem Verschluss. Das ist jetzt ja mal, ja, wie soll man sagen, ein Kronkorken mit einer Lasche, die man abziehen kann. Gibt es da einen professionellen Ausdruck, wie das heißt?

Leopold: Ja, der heißt vom Hersteller, das ist ein Ring-Pull

Markus: Ah! Okay, stimmt.

Leopold: Und, ja, das erspart einen den Öffner. Wobei, man muss auch fairerweise sagen, es ist noch nie eine Bierflasche zugeblieben, die geöffnet werden sollte. Aber das ist eben so ein bisschen so ein anderes optisches Attribut auch für dieses Bier.

Markus: Na, dann ziehe ich jetzt mal am Ring.

Leopold: Ich habe schon.

Markus: Ah, jetzt. Nicht schlecht, ein bisschen hat er sich gewehrt, aber dann war er da.

Leopold: Ja, du hast wahrscheinlich gleich senkrecht nach oben gezogen. Man zieht ihn eigentlich zuerst in die Waagerechte und macht ihn dann auf.

Markus: Ah! Naja, siehst du, man muss es eben nicht nur hier haben. Nein, sehr schön. Ja, aber ganz toll, was ich ganz spannend finde, das Bier ist von mir noch 30 Zentimeter weit weg, aber ich rieche es schon. Also das ist natürlich schon intensiv, die Hopfennote. Jetzt gehen wir mal ein bisschen näher ran.

Leopold: Also als wir dieses Bier dann entwickelt haben und verkostet haben, da war die Craft-Beer-Welle ja schon am toben. Und da haben wir auch viele Craft-Biere bekommen, wo wir sagen, ja, okay, ganz lustig zu trinken, aber eigentlich nicht wirklich gut. Es gibt wirklich viele tolle Craft-Biere und wir hatten uns dann auf die Fahne geschrieben, wir wollen ein trinkbares Craft-Bier. Und das war das Ziel hier, das wir eben, wir wollten schon in die Richtung vom Pale Ale gehen, aber da wir eben von der Tradition eher untergärig sind, wollten wir das mit dem Exquisit machen. Und das ist ja ganz spannend, in der Phase gab es ja für diesen Bierstil noch gar keinen Namen und erst später hat sich dann auch in den Wettbewerben dieser Begriff New Style Lager raus kristallisiert. Und wir verwenden jetzt hier eine Kombination aus verschiedenen Hopfen, da sind schon allein im Basisbier Exquisit drei verschiedene Hopfen drin. Und dann kommen eben noch ein paar moderne Hopfen rein, wir haben jetzt Simcoe, Sammet und Cascade, mit dem wir dann die Kalthopfung machen.

Markus: Und die prägen sich wirklich schön aus. Also man hat so, ja, auf jeden Fall Zitrusaromen, das geht so in Grapefruit, in Bergamotte, also eine schöne herbe Zitrusnote auch. Und dann hat man aber auch so ein bisschen was Kräutriges und ein bisschen auch Richtung tropische Früchte, also so im Hintergrund ist Honigmelone, ein bisschen Mango vielleicht. Also wirklich ein tolles Aromenspiel.

Leopold: Also unsere Gäste, die ich immer frage bei dem Bier, was riecht ihr denn? Da sagen eben ganz viele, Ananas, Mango, Papaya und Maracuja auch. Und das ist schon wirklich spannend, grad für Leute, die jetzt mit Bier immer wieder mal zu tun haben, aber sich nicht so intensiv damit beschäftigen wie wir. Es ist schon eine Überraschung, dass man diese tollen Aromen durch Hopfen in ein Bier bekommt.

Markus: Absolut. Und wie du jetzt gesagt hast, man merkt auch wieder das Basisbier, also die Idee ist ja dem Exquisit sehr nahe oder ist wahrscheinlich ziemlich ähnlich und hat auch wieder schön dieses Cremige, das Vollmundige. Und der Hopfen liegt da einfach so drüber, also so, als hätte man auf so einem Bett oben so einen richtig schönen Aufsatz oben drauf, wo dann diese ganze Aromatik ist und die bleibt auch sehr lange. Und ich merke auch, das nach dem Trunk, wenn man so spricht, wie ich es jetzt tue, durch die Nase das immer noch wiederkommt, also wieder dieses Fruchtige. Und da kommen auch tatsächlich jetzt die Tropenfrüchte noch viel mehr raus, grade so dieses Maracuja- und Mangoaroma, faszinierend. Und die Bittere hält sich trotzdem im Rahmen. Also es ist jetzt nicht so, dass einen das erschlägt, wie das bei manchen ähnlichen Bieren so ist also.

Leopold: Und das war uns eben so wichtig, dass wir ein Bier machen, das einfach nicht nur eine Hopfenbombe ist. Und das ist auch meine Kritik an einigen Craft-Brewern, die im Prinzip in ihrer Modernität von allem zu viel geben. Und ich finde, das ist eben das, was gute Lebensmittel ausmacht, die müssen zum Stil passen, die müssen interessant schmecken, die sollten ein komplexes Aroma haben, aus meiner Sicht und das ist nicht nur eine Einbahnstraße. Und das, wenn wir es zum Beispiel mit Käse vergleichen, man kann einen industriell erzeugten Emmentaler kaufen, der riecht wie Emmentaler, der hat die Leitaromen, also die führenden Aromen dieses Käsesstils drin, aber wenn man einen traditionell gemachten, einen guten Emmentaler hat, der hat viele Geschmacksnuancen. Und das ist für uns beim Bier auch wichtig. Und das versuchen wir tatsächlich rüberzubringen und da ist das Ex und Hop ein sensationeller Vertreter. Das Ex und Hop und das Dunkel, darum habe ich die auch sehr gern in der Verkostung dabei, sind meine Geheimwaffen. Man trifft ja manchmal, zum Glück relativ selten, Gäste in der Bierprobe, die sagen, ah, ich trinke eigentlich gar nicht so viel Bier, ich bin der Fahrer. Und dann sage ich, ja, aber Ihnen Bier eigentlich? Na, eigentlich nicht so. Und dem bitte ich dann Ex und Hop an oder Bayrisch Dunkel und mit einem von beiden erreiche ich die Meisten. Und dieses Ex und Hop zum Beispiel ist durch die Kalthopfung ja, entsteht ja der Hop Creep. Das heißt, die Bierhefe bekommt ja neue Nährstoffe und auch Enzyme und die schiebt tatsächlich nochmal an. Also praktisch, die zweite Gärung startet dann nochmal, das ist schon fast wie eine dritte und darum ist dieses Bier relativ trocken, hochvergoren. Und das spricht dann die Leute an, denen die Restsüße beim Bier manchmal zu viel ist. Oder das Dunkle, das ist Münchner Art, wo einfach ganz andere Aromen sind, viel vollmundiger und etwas interessanter als klassisches helles Bier oder Pils. Und das ist schon schön zu sehen, dass ich dann doch einen Gast habe, der sagt, ja, stimmt, schmeckt eigentlich gut. Und dann bin ich ganz happy, wenn ich da einem Gast zeigen konnte, das es auch ein Bier gibt, das im schmeckt.

Markus: Absolut. Und ich muss sagen, ich überlege grade so, weil wir hatten in letzter Zeit so ein paar Folgen, da ging es um das Thema Biotransformation, also was die Hefe aus den Hopfenbestandteilen, wenn dann eben die Gärung ansteht. Und das ist, glaube ich, bei den obergärigen Hefen mittlerweile ganz gut erforscht, aber ich habe so den Eindruck, bei den untergärigen vielleicht noch nicht. Also vielleicht gibt es da durchaus Aromakompenenten, die über den Weg, so wie ihr das macht, da nochmal das Ganze verstärken, nochmal fruchtiger werden, nochmal dieses Gesamtbukett unterstützen, weil es wirklich richtig schön angenehm weich und rund ist, ohne in dieser Bittere zu stark zu sein, und das ist doch echt eine angenehme Geschichte. Wie macht ihr das mit dem Hopfenstopfen, habt ihr da ein spezielles Gerät dafür?

Leopold: Nein, wir machen das ganz konventionell, wir legen den Hopfen in den Tank, der leer und gereinigt ist, der wird dann mit Kohlensäure geflutet, unter Druck gesetzt. Und dann pumpen wir praktisch ein Exquisit Kellerbier in diesen Tank und lassen praktisch diesen Kaltauszug entstehen.

Markus: das ist ein gutes Stichwort, was du sagst, Kellerbier. Es hat eine leichte Trübung, das kommt dann daher sozusagen?

Leopold: Ja, genau, ja.

Markus: Ah ja, sehr schön. Es wirkt auch sehr voll, das Mundgefühl ist richtig schön intensiv, so richtig, ja, so richtig vollmundig. Also, muss ich nochmal nachschenken. Wie kommt das an bei den Leuten, grade mit diesem Ring-Pull-Verschluss?

Leopold: Wir haben den Ring-Pull auch bei ein paar anderen Sorten im Einsatz. Dieses Ex und Hop kommt ja in der Steinie Flasche, 0,33l, da ist das bei uns der bevorzugte Verschluss. Ja, das mögen halt die Menschen, das ist halt so ein kleines, wie nennt man das, charmantes Attribut für dieses Bier.

Markus: Ja, ich kenne das sonst nur von diesem Feuerwehrbier, wie nennt man das, den Lösch-Zwerg, genau. Die haben das auch immer dran und da habe ich es zumindest zum ersten Mal bewusst so wahrgenommen. Und ich finde immer, es ist so ein Ritt auf der Rasierklinge, manchmal geht es gut, manchmal geht es nicht gut. Also hier, glaube ich, ist es gutgegangen. Wir haben hier in Franken eine Brauerei, die haben auf den normalen Drehverschluss umgestellt und das hat überhaupt nicht funktioniert. Also da haben die Leute irgendwie nicht damit assoziiert, dass es ein hochwertiges Bier ist und das sind die nie wieder losgeworden. Also ganz interessant, wie manchmal die Bevölkerung so unterschiedlich drauf reagiert. Aber hier, finde ich, passt es einfach zu diesem Thema von dem Bier ziemlich gut. Und ich glaube, dass viele überrascht sind, also welche, die euch nicht kennen, die das Bier vielleicht zum ersten Mal kaufen, für die ist das erst mal sehr viel Bier, also vom Aroma, von der Intensität her, für den Namen und für die Flasche, Und das kann, glaube ich, eine sehr positive Überraschung für Leute sein.

Leopold: Ja, das stimmt. Also insbesondere das Fachpublikum bemerkt es, dass es uns als sehr traditionelle Brauerei doch gelungen ist, diesen Schritt zu wagen. Und da sind wir auch sehr stolz drauf, weil es praktisch auch zeigt, dass wir nicht nur die traditionellen Bierstile können, sondern auch die modernen. Wir machen einmal im Jahr eine Sonderedition in wirklich kleiner Menge. Da haben wir aktuell ein Dry Hopped Dark Ale im Programm, das ist ein wunderbares Bier. Das ist halt die Krux an diesen speziellen Bieren, der Biermarkt ist einfach dominiert von Pils und Hellem und da bekommen diese wirklich spannenden Biere zu wenig Aufmerksamkeit.

Markus: Ja, wie hast du das überhaupt so verfolgt, also auf der einen Seite hatten wir ja diesen, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, Craft-Bier-Trend, der vielleicht 2007, 08 langsam losging, dann irgendwie 16, 17 seinen Höhepunkt hatte und dann sind wir ja quasi in diese Pandemie gerauscht, die sicherlich eine ordentliche Herausforderung für jede Brauerei, sicher auch für euch war. Und dann jetzt eben dieses ganze Thema mit Energie und Verfügbarkeit und so. Wobei ich glaube, dass ihr über eure eigene Mälzerei auf jeden Fall da schon mal einen Vorteil habt, was für viele andere Brauereien, glaube ich, anders ausschaut. Aber wie ist denn da für euch die Lage, wie siehst du das so, wie hat sich das entwickelt?

Leopold: Meinst du jetzt diese ganze Kette entlang, die du beschrieben hast?

Markus: Wenn du die noch hinbekommst, ja, ansonsten kannst du gerne auch einen Einzelaspekt nehmen.

Leopold: Ja, diese Craft-Bier-Welle, das habe ich vorhin schon so im Nebensatz mal erwähnt, dass ich eben finde, so interessant die auch ist, am Anfang war es einfach neu und oftmals ist das Neue gut. Dann sind ganz viele auf den Markt gekommen mit verschiedensten Craft-Bieren. Auch mit sehr interessanten emotionalen Auftritt, weg vom Klassischen, jung aussehend, flippig, verrückt, in ganz vielen emotionalen Ebenen. Und als das dann mehr wurden, haben die Kunden dann doch gemerkt, es gibt ganz verschiedene Craft-Biere. Also jetzt bleiben wir mal einem Bierstil, einem Pale Ale oder ein IPA, plötzlich kristallisiert sich raus, es gibt gute und schlechte. Und das ist wirklich eine Herausforderung, in dem Markt zu bestehen. Und wenn man jetzt weitergeht über Corona, dann ist einfach bekannt, dass grad auch kleinere Brauereien in diesem Craft-Bier-Segment akute Probleme haben. Es gibt einige, die mussten tatsächlich schließen und das ist ja ein weltweites Phänomen. Und andere schließen sich da den großen Konzernen an.

Markus: Wie habt ihr denn während der Pandemie so agiert? Also habt ihr da auch so eigene Konzepte am Anfang entwickelt oder hat es euch gar nicht so tangiert oder wie ging es euch?

Leopold: Ja, das hat uns schon sehr tangiert. Das ist schon shocking, wenn die Gastronomie praktisch über Nacht nichts mehr bestellen darf. Also da war es uns schon schwummerig an manchen Punkten, aber wir mussten einfach weitermachen. Im Handel war es sehr uneinheitlich, es gibt verschiedene Händler, wo die tatsächlich die Menge gewachsen ist, das heißt, es gab da eine Umschichtung von Gastronomie zum Handeln. Aber unterm Strich hat es nicht ausgereicht, um die Lücken zu decken. Was für uns in der Phase eben gut war, das unser neues Bier, die Marie Hausbrendel, das Helle eben sehr gut läuft und uns da wirklich geholfen hat.

Markus: Also eine richtige Entscheidung zur richtigen Zeit, könnte man so sagen.

Leopold: Ja, ja, ein bisschen Glück war da schon dabei.

Markus: Ja, ja, natürlich aber manchmal gibt es ja auch das Glück der Tüchtigen, wie auch immer. Und jetzt in der aktuellen Situation, was das Energiethema oder auch die Rohstoffe angeht?

Leopold: Also es ist wirklich von mir noch nie gesehene Kostensteigerungen. Wir haben Artikel, die sind gar nicht zu bekommen. Wir bauen grad eine kleine Verbesserung in der Brauerei, der Schaltschrank war ein halbes Jahr unfertig, weil Standardteile aus der Elektronik gefehlt haben. Und daran merken wir das, das sind Teile, die haben am Dienstag bestellt und die war am Donnerstag geliefert. Energie wird teuer, Papier wird teuer, Glas plus 50 Prozent. Gerste, sind wir momentan so zwischen 30 und 60 Prozent, da hat sich jetzt für die kommende Ernte der Preis noch nicht so ganz final gebildet. Das sind Preissteigerungen, die ich in Summe in 20 Jahren nicht gesehen habe.

Markus: Und die man natürlich irgendwie weitergeben muss, wenn man überleben will, oder?

Leopold: Das geht überhaupt gar nicht, also das sind Preissteigerungen, das ist wirklich unglaublich. Aber wir sehen es ja als Privatmann oder jeder sieht es im Supermarkt an einem Stück Butter oder an vielen anderen Artikeln.

Markus: Das stimmt, ja. Aber gut, wir werden sehen, wie das sich so entwickelt. Und ich denke, auch jeden Fall bleibt ihr bei der Qualität und das finde ich ja ganz, ganz wichtig Und jetzt bin ich mal gespannt, du hast gesagt, wir trinken vier Biere, du hast vorhin aber fünf aufgezählt. Jetzt bin ich mal gespannt, wie du dieses Rätsel löst.

Leopold: Das kann natürlich sein, dass ich nicht ganz so gut zählen kann, wenn ich mit dir eine Bierprobe mache. Ja, ich habe dir mitgeschickt Aged Bock, das ist extra lange gereiftes Bockbier. Und ich habe dir zwei Jahrgänge mitgeschickt. Ich hoffe, wir haben nix verwechselt, bei mir steht 2016 und 2021 auf dem Tisch.

Markus: Richtig, genauso sind die bei mir auch angekommen, die beiden Schätzchen.

Leopold: Und das ist praktisch unser dunkler Doppelbock, den wir eben extra lange reifen lassen und dann eben in verschiedenen Jahrgängen anbieten. Und das ist für mich was ganz Tolles, um da praktisch dieses Thema der Bierreifung auch tatsächlich zu erklären und passt wieder zu uns als Brauerei mit eigener Mälzerei. Also wir nehmen hier ein malzbetontes Bier und ein untergäriges Bier, weil das quasi unsere große Tradition ist.

Markus: Und da habe ich bei euch gelesen, dass die Geschichte dazu auch noch ist, dass in der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg man so ein bisschen Malz auf die Seite schaffen konnte und dann ein Bockbier eingebraut hat, dass dann erst mal auf die Seite getan hat, bis dann diese Besatzungszeit ein bisschen einfacher wurde. Stimmt das so oder ist das eine schöne Geschichte?

Leopold: Nein, das ist wirklich echt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kamen die Amerikaner ja vom Westen her Richtung Zusmarshausen und der Großvater wusste überhaupt ja nicht, was dann passieren würde. Und er hatte eben noch Malzvorräte und er hat dann die Malzvorräte als Doppelbock eingebraucht und hat den Doppelbock dann in den Lagerkellern eingelagert und hat die Türen buchstäblich zugemauert und verputzt, um sie zu verstecken. Unsere Brauerei ist in der Ortsmitte von Zusmarshausen, genau gegenüber der Kirche und die amerikanischen Truppen haben dann das Wohnhaus hier als ihre regionale Kommandantur besetzt. Die Familie meiner Großeltern musste dann ausziehen und hat in zwei Räumen, in Brauerei und Mälzerei, gewohnt. Und die Amerikaner waren ja clever, die haben sofort kapiert, was hier los ist und haben die Brauerei auch gleich noch annektiert und wurde zur Militärbrauerei erklärt. Und dabei konnte eben dann mein Großvater sehr schnell wieder Bier brauen und hat dann nach dem Zweiten Weltkrieg dieses versteckte Bier als Doppelbock auf den Markt gebracht. Und da ist jetzt praktisch der Nachfahre in verschiedenen Reifestufen. Und welches würdest du denn jetzt als Erstes nehmen, das jüngere oder das ältere?

Markus: Boaw, das ist schwer. Wahrscheinlich würde ich tatsächlich das Jüngere nehmen, um dann eben zu sehen, was die Alterung dann damit macht. Nur einen Moment, bevor wir es aufmachen, will ich noch zwei Worte kurz verlieren über noch zwei andere Schätzchen, die hier stehen, einfach nur, um es gesagt zu haben. Also hier haben wir ja noch ein wunderbares Bier stehen, da steht Stolz der Bayern drauf. Das ist natürlich schon mal schön, wenn ein Bier so heißt. Das ist das Pils, das Schweden Pils, glaube ich auch oder ist das wieder ein anderes Bier?

Leopold: Die sind unterschiedlich, der Stolz der Bayern ist etwas spritziger und herber. Und das Schweden Pils wird sehr viel aus der Flasche getrunken, das ist nicht ganz so spritzig.

Markus: Okay, also auf jeden Fall noch spannende Biere aus dieser Pils- und hopfigen Ecke. Und dann haben wir noch diese ganzen schönen Weißbiere, unter anderem auch ein dunkles Weizen, was ich auch ganz toll finde, weil ich das so gerne für Foodpairings nutze. Das ist so ein bisschen für mich so das Allround-Bier, also ziemlich egal, was man da auf dem Teller hat, ein dunkles Weizen passt irgendwie immer dazu. Und das finde ich auch total schön, also das ihr euch auch diese obergärige Schiene euch bewahrt habt. Das macht ihr auch noch, ne?

Leopold: Ja, das ist ein wichtiger Punkt, ja, es macht eben Spaß. Wir haben auch ein leichtes noch und ein alkoholfreies Weißbier und haben damit praktisch fünf Weißbiere.

Markus: Eine ordentliche Palette, ja. Und habt ihr die getrennt in der Brauerei, von der Gärung her?

Leopold: Nein, das ist ja heute kein Thema mehr. Also wir haben zwar einen Tank, in dem wir hauptsächlich die Weißbiere machen, aber die Brauerei ist ja quasi eine große Küche für Bier. Das ist heute zum Glück kein Thema mehr, dass man das wirklich stark trennen muss. Die Reinigung, das hängt im Prinzip an den Reinigungsprozessen und das ist heutzutage kein Problem mehr zum Glück.

Markus: Das stimmt. Ja, ein Brauer ist ja zu über 50 Prozent Putzfrau und das schlägt sich dann ja so auch ein bisschen nieder, genau. Na, dann werde ich mir die Weißbiere für nachher aufheben. Okay, dann gerne zurück zu diesen wunderbaren Bockbieren und, ja, dann machen wir doch mal die 21. Edition auf, jetzt bin ich mal gespannt. Ich muss mal meinen Öffner wiederfinden, wo habe ich den? Ach da, so. Was ja schon mal sehr schön ist, dass die in den kleinen Flaschen auch sind, weil, ich glaube, die meisten Leute sind von einer 1/2-Liter-Bockbierflasche ein bisschen überfordert. Da kann man mit so einem 0,3er wirklich auch abends mal schön sich was gönnen.

Leopold: Ja, das ist, meinen Freunden sage ich immer, bei dem Bier gebe ich eine Einschlafgarantie.

Markus: Okay. Also, liebe Hörer, wenn wir jetzt dann irgendwie gleich entgleiten, dann ist das eben so, wir gucken mal. Oh, also die Farbe ist ja noch schöner als die vom Dunklen, das ist ja der Wahnsinn, also so ein schönes Rotbraun, ganz, ganz toll, intensiv. Jetzt ein kleines bisschen opal, also es leuchtet, schimmert ein bisschen. Oben drüber ein richtig schöner, auch schön gefärbter Schaum, wo man richtig sieht, dass er auch diese Brauntöne hat. Und, ja, steht aber auch wieder wie eine Eins, also ganz toll. Oh ja und in der Nase schon ganz viel von diesen Rosinen, Beerennoten.

Leopold: Und das ist eben das Spannende eben, dass dieser Aged Bock durch die lange Reifung schon wirklich an Volumen gewinnt, er ist vollkommen samtig, der ist ja auch lange gegoren und gereift. Das heißt, wir haben extrem feinporige Kohlensäurebildung und das macht dieses Bier unheimlich spannend.

Markus: Wenn da jetzt 21 draufsteht, ist der dann eher im Januar oder eher im Dezember 21 gebraut?

Leopold: Der ist im Sommer 21 gebraut. Also wir brauen immer, in aller Regel, machen wir einige Sude im Sommer. Der ist dann, je nachdem wie er sich wirklich entwickelt, zwischen 10 und 16 Wochen im Lagerkeller und dann kommt er eben in die Flaschen.

Markus: Boah und ich kann mich gar nicht sattriechen. Also das sind so Biere, muss ich sagen, also da ist das Riechen schon so toll, dass man fast nicht mehr trinken muss. Also natürlich muss man am Ende, aber es hat so viel, so eine hohe Aromendichte, also ganz viel rote Beeren, Kirsche, Johannisbeere.

Leopold: Also das ist ein super Bier. Ich war am Samstagabend bei einem Kunden von uns zum Abendessen, der hatte Roastbeef gemacht mit Aged-Bock-Jus und das war sensationell. Und das ist wirklich ein Bier, mit dem ich auch selber gerne koche, weil es einfach super wird.

Markus: Das stimmt, also Bier ist auch in der Küche eine ganz, ganz tolle Zutat. Und jetzt, muss ich grad sagen, ich habe grad den ersten Schluck genommen, das ist auch sehr angenehm, also wieder sehr rund, sehr weich. Und ich finde, hier für einen Bock wirklich angenehm, also leicht ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber es trinkt sich schön. Also es ist nicht so mastig, nicht so schwer, man hat trotzdem diese alkoholische Note, es ist wärmend. Grade so im Nachgang dann, wenn man so getrunken hat, merkt man, wie man dieses Bier so ein bisschen verfolgen kann, wie es so durch den Körper kommt. Aber am Anfang unglaublich weich, sehr schöne süße Note, auch wieder in dieses Nussige, Nussnougatartige und drüber eben diese ganzen fruchtigen Aromen, ganz intensiv, ich würde sogar sagen, Richtung Brombeere. Ja, also ganz vielschichtig, ganz fein und auch sehr cremig wieder, also auf der Zunge auch ein tolles Mundgefühl. Das bringt mich noch zum Thema Wasser, habt ihr euer eigenes Wasser für euer Bier?

Leopold: Ja, wir haben eigene Tiefbrunnen in der Brauerei, die gehen bis 80 Meter. Und wir sind ja so im Süden, wir sind ja sehr wasserreich und unter uns läuft spannenderweise ein ganz langsam fließender Tiefwasserstrom von der Schwäbischen Alb Richtung Niederbayern und das ist tertiäres Tiefenwasser. Also das ist Wasser, das aus der letzten Eiszeit stammt.

Markus: Boaw, also mega Aged sozusagen.

Leopold: Ja, so ähnlich. Und das ist reglementiert, das Landratsamt ist da sehr genau, wer mit diesem Wasser was macht und da ist Bierbrauen zum Glück sehr hoch angesehen.

Markus: Und von der Zusammensetzung ist das da ein sehr weiches Wasser?

Leopold: Nicht sehr weich, aber es ist ein weiches Wasser, ja.

Markus: Also, ja, toll! Ich muss wirklich sagen, das verbindet sehr gut das Alterungspotenzial eines solchen Bieres mit einem sehr weichen, runden, und im Verhältnis für einen Bock, auch schlanken Körper. Also das finde ich wirklich sehr angenehm, aber, wie du sagst, gefährlich. Einschlafpotenzial finde ich ein gutes Wort, ja. Wie viele Jahre hebt ihr das dann auf? Also das ist jetzt von 21, wie lange wird es das geben?

Leopold: Das hängt immer davon ab, wie es dann verkauft wird. Also wir haben aktuell noch von 2012, haben wir noch ein paar Flaschen für einen Eigenversuch da und ein Jahrgang ist aus und dann haben wir 13, ich glaube, 14 ist aus, 15, 16, 17 haben wir noch und, klar, 21. Also wir haben eigentlich von allen Jahrgängen, haben wir immer noch ein paar Kisten da.

Markus: Und das ist dann schon ein schönes Spielchen, die ab und zu rauszuholen und dann so ein bisschen zu sehen, was passiert denn so mit diesen Bieren.

Leopold: Ja, wir haben zum Beispiel auch so einen Geschenkkarton, da sind drei Flaschen und ein Glas drin, wo man praktisch einfach das Thema Bierreifung in einem kleinen Päckchen erleben kann.

Markus: ich muss ja sagen, ich erlebe das bei meinen Seminaren immer wieder, also ich habe ja selber auch, also grade so typische Bamberger Bock- und Doppelbockbiere, die ich relativ lange schon lagere und erlebe immer wieder so leichte Diskussionen, die man dann auch mit den Leuten führen muss. Also teilweise mit den normalen Konsumenten, die halt erst mal verstehen müssen, dass so ein Bier auch richtig spannend sein kann, wenn es mal ein paar Jahre alt ist. Und manchmal habe ich es auch erlebt, wenn ich zu Veranstaltungen gefahren bin, dass dann die Gastronomen zum Beispiel gesagt haben, ich weiß gar nicht, ob ich das ausschenken darf. Also bei den Bieren jetzt ja nicht, aber wenn ich normales Bockbier habe, was ich bei mir halt länger gelagert habe, dann ist das MHD natürlich durch. Und das sind wirklich immer spannende Diskussionen, Leuten erst mal nahezubringen, was für ein Alterungspotenzial Bier wirklich haben kann. Wann habt ihr damit angefangen und wie kommt das so an?

Leopold: Also das hängt natürlich davon ab, was ist es für ein Bierstil und ganz wichtig ist ja auch die Verpackung. Das heißt, wenn man einen Flaschenfüller hat, der einen extrem geringen Sauerstoffeintrag hat, dann ist es natürlich viel leichter und besser. Dann habe ich noch das Thema Licht und Wärme und das beeinflusst ja das Bier. Ich glaube, es wird beim Bier oftmals vergessen, dass Datum drauf, heißt ja mindestens haltbar bis, ja. Auf der anderen Seite ist Bier ein Frischeprodukt und schmeckt eigentlich frisch wirklich in aller Regel am besten. Der dunkle Bock, Doppelbock ist natürlich dann schon in der Sondergruppe, weil, die dunklen und starken Biere sind eben dazu gemacht oder ideal geeignet, sie länger reifen zu lassen. Wenn du auf das Etikett geschaut hast, wir geben ein MHD von 20 Jahren. Das ist schon etwas skurril, das einfach mal so zu machen, aber das soll es einfach mal aufzeigen, ja. Und auf der anderen Seite verstehe ich die Gastronomen und auch die Kunden, weil, es gibt ja viele Produkte, wo es ja richtig gefährlich ist, wenn man über das MHD hinausgeht. Also es gibt viele Lebensmittel, die werden nicht nur vom Geschmack schlechter, sondern gehen ja bis ungenießbar und gesundheitsschädlich, von eklig mal ganz zu schweigen. Und Bier hat halt diesen Vorteil, dass Bier verändert den Geschmack. Irgendwann schmeckt es stumpf, wenn man jetzt mal bei einem hellen Bier ist, das überaltert ist. Aber die dunklen Biere und so ein starkes, das entwickelt eben total spannende Aromen.

Markus: Ja, absolut. Und ich glaube wirklich, das ist ganz wichtig, dass du grad nochmal diesen Punkt gemacht hast, man muss unterscheiden zwischen den normalen Bierstilen, die wir bis jetzt praktisch getrunken haben. Da macht es Sinn, sie wirklich so frisch wie möglich zu genießen, im Idealfall wirklich zur Brauerei zu fahren, sich sein frisches Bier zu holen und auch nicht viel mehr, als man in den nächsten ein, zwei Wochen trinkt und dann lieber wiederzukommen und sich wieder Frisches zu holen. Und auf der anderen Seite eben sowas wie dieses hier, ein dunkles Doppelbockbier, wo man dann natürlich sagen kann, okay, also das hat jetzt mal ein Alterungspotenzial, ähnlich wie ein guter Rotwein auch und damit kann man auch mal experimentieren. Und das Gute ist natürlich, man kann das zu einem anderen Preis. Weil, wenn ich jetzt erst mal 24 Flaschen Rotwein einlagern will, das kostet mehr und das dauert auch. Und wenn ich dann die raushole, habe ich auch nochmal immer eine ganze Flasche, die ich aufmachen muss. Bei so einem Bier kann ich sagen, okay, der Kasten kostet vielleicht 20, 25 Euro, weiß nicht genau, wie es bei euch ist und dann kann ich mir das ja schön einlagern in meinem Keller und kann jedes Jahr mal wieder probieren mit einer Flasche und das erleben. Also für relativ kleines Geld diese Erfahrung dieser Dimension, was macht Reifung mit einem Bier, ist für jeden eigentlich möglich. Und das ist spannend, auf jeden Fall. So, 16, ein ganz besonderer Jahrgang, oder?

Leopold: Ich habe ihn jetzt einfach mal so ausgewählt, weil ich fand, das fünf Jahre Abstand ein schöner Abstand ist. Ein, zwei Jahre ist manchmal zu wenig, um wirklich große Differenzen zu spüren. Ich hatte jetzt zum Beispiel beide, meine Flaschen wurden ja nicht mit der Post geschickt wie deine, die standen natürlich lange Zeit ruhig, da war natürlich das obere Drittel vollkommen klar. Auch das hat sich jetzt natürlich etwas eingetrübt. Wir schreiben auf dem Etikett auch vielsagend, wir reden von Opalisierend. Das heißt, wir weisen drauf hin, dass es eben nicht mehr ganz fein ist. Und dadurch wird er natürlich dunkler und dichter und es verändert sich natürlich auch die Textur im Trunk und gibt ein ganz anderes Mundgefühl. Und das finde ich total spannend. Ich finde, diese fünf Jahre merkt man jetzt hier ganz stark, der Aged Bock 2016 ist vollkommen voluminös, er riecht aber immer noch fein und ausgewogen und hat eben diese tolle Textur beim Trinken.

Markus: Okay, also ich muss ihn aufmachen, soweit bin ich noch gar nicht, muss ich jetzt gleich mal machen.

Leopold: Habe ich schon wieder Vorsprung.

Markus: Nein, wieder, zum ersten Mal, also alles gut, wunderbar. Aber heißt das, ihr habt den Bock auf der Hefe liegen oder ist der filtriert, bevor er in die Flasche kommt?

Leopold: Der ist filtriert, der ist filtriert, ja.

Markus: Also ich mache mal auf.

Leopold: Aber wir filtrieren ja all unsere Biere relativ schonend. Das ist ja für viele kleinere Brauereien, wie wir es auch sind, ganz wichtig, weil, das ist so ein ganz starkes Differenzierungsmerkmal. Die großen Industriebrauereien, die ein MHD von einem Hellen von ein bis zwei Jahren drauf schreiben, die filtrieren so scharf, das es da gar nichts mehr zum Ausfallen gibt. Und das sieht man jetzt in diesem Bier auch, da ist eine richtige Trübung entstanden, die kommt ja von den Eiweißverbindungen im Bier. Und je mehr man aus einem Bier raus filtriert, desto weniger schmeckt man. Technisch gesehen kann ja ein Bier so lange filtrieren, dass es am Schluss klar wie Wasser ist, ja. Dass das nicht mehr gut schmeckt, ist ja klar.

Markus: Also die Farbe finde ich Wahnsinn! Also es ist eine Ticken dunkler, würde ich sagen, aber immer noch dieses richtig intensive Rötliche. Ja, das geht jetzt schon fast in so einen Mahagoni-, Kirschholzton, also richtig intensiv. Der Schaum immer noch, also nicht ganz so hoch, aber fast so hoch wie bei dem 21. und von der Nase unheimlich intensiv. Und da kommt jetzt aber noch was dazu, was vorher nicht war und das geht jetzt in so eine Vanillerichtung.

Leopold: Ja, ich finde, das ist richtig, Vanille ist eine sehr schöne Beschreibung und so Sherry-Noten. Also da merkt man jetzt tatsächlich Sherry-Noten drin und holzige Noten. Als wir das Bier das erste Mal im Test hatten, war das Fassbier und dann haben wir das auf der Braukunst Live in München dabei gehabt und ganz viele Gäste haben dann gefragt, auf welchem Holz das Bier gereift ist? Und ich finde, es entstehen tatsächlich Holzaromen, wo ja Vanille auch ein Vertreter dabei ist, bei der Eiche, da merkt man es ja grad im Whisky sehr stark. Und das hat uns dazu motiviert, dass wir eben das Etikett ein bisschen Holz-Like darstellen.

Markus: Ja, nee, da bin ich absolut dabei. Also es entsteht genauso ein leichter Holzton, wie man es von einem Eichenholz zum Beispiel erwarten würde, ein bisschen Vanille, ein bisschen Karamell und trotzdem hat man dann diese Trockenfrucht, Rosinen, rote Beerennoten wieder da, jetzt kommt der Sherry mit dazu. Also jetzt probieren wir mal ein Schlückchen, also ich zumindest, du hast ja schon. Sehr spannend! Also was ich interessant finde, es ist trotzdem sehr rund, sehr weich, sehr trinkbar geblieben, entwickelt aber ein Aroma, jetzt mal banal gesagt, das ist fast wie so ein weißer oder heller Süßwein, wie so ein Samos. Ich weiß nicht, wenn ihn jemand schon mal getrunken hat, so ein griechischer Süßwein, so richtig intensive süße Noten, die tatsächlich an Wein auch erinnern, hat aber die Cremigkeit, die Vollmundigkeit von einem Bier, drum rum ist das Röstaroma. Ja, also ich finde, die Nuss ist ein bisschen weniger, dieses Nussige und dafür ist dieses Sherry-, Weinthema ein bisschen stärker, aber unheimlich rund, unheimlich weich, unheimlich angenehm also.

Leopold: Wenn so ein Bier eben auch Zuhause hat, ist es auch wichtig, dass es dunkelsteht. Also das Licht ist manchmal der größte Feind vom Bier und das ist bei diesem Aged Bock ganz wichtig.

Markus: War das deine Idee?

Leopold: Nein, das war nicht meine Idee, es war eine Idee des Braumeisters. Aber als der mit der Idee kam, dann musste ich schmunzeln, weil mein Großvater, da kann ich mich erinnern als ich ein kleiner Bub war, hat er gesagt, er hat noch ein paar Flaschen dunklen Doppelbock von vor zwei Jahren im Keller gefunden. Da sagte er so, der schmeckt fast besser als frisch, hat er gesagt, ja. Und dann war das eigentlich ganz schnell entschieden, dass wir das ausprobieren und, ja, wir sind ganz angetan davon.

Markus: Ja, ich finde es auch ganz toll. Also ich finde, manchmal merke ich bei meinen Experimenten, dass hinten raus, so im Nachtrunk, so eine Kratzigkeit, so eine unangenehme Bittere auch entsteht, wo man dann merkt, das ist dann nicht mehr so ganz schön. Das habe ich hier aber gar nicht.

Leopold: Ja, das kommt aber, Markus, das kommt auch wieder davon, dass wir auch in diesem Bier keine Bitterhopfen verwenden. Und das ist in meinen Augen in weiten Teilen der Brauer wirklich unterschätzt, das die Hopfen einen ganz großen Effekt auf das Bier haben, vor allem auf die Trinkbarkeit und, ich sage mal, die Reinheit auf der Zunge. Das ist ein ganz schmaler Grat zwischen einer angenehmen und einer kratzigen Bittere.

Markus: Das stimmt, ja. Jetzt hast du grade gesagt immer wieder auch so, bei deinen Verkostungen. Das heißt, was ist so aktuell deine Rolle in der Brauerei?

Leopold: Leider nicht nur Bierbrauen, ja, ich bin so der klassische Inhaber. Wir sind ja eine kleine Brauerei, wir haben ein kleines Team. Klar, ich kümmere mich um den Vertrieb, wir haben einige Verkäufer im Haus. Ich bin natürlich der Ansprechpartner für unseren technischen Leiter und Kopf der Braumeister, ich bin immer wieder natürlich bei den Braumeisterbesprechungen dabei. Ich habe einen Marketingmanager im Haus, eine Dame, die unterstützt mich im Marketing. Da diskutieren, was wir machen, was man verändern muss und diese laufenden Arbeiten. Und so habe ich eben für mich eigentlich das Tolle, dass ich in alle Facetten von der Firma reinschauen kann. Ich bin mit dem Einkauf befasst. Wenn ich joggen gehe, dann sehe ich jetzt da im Wald schon wieder die frisch ausgesäten Gerstenfelder, ich sehe die Gerste über die Wochen hinweg wachsen, ich sehe die Ernte. Und wir kaufen dann die Ernte, wir machen Malz draus, wir kaufen noch andere Sachen. Wir haben einen unheimlich technischen Prozess, der ist sehr spannend. Wir haben Prozesstechniken, wir haben Steuerungssysteme und das Spannendste eben, ein echt cooles Produkt am Ende und das ist Bier.

Markus: Klingt allerdings auch nach einer wahnsinnigen Herausforderung, weil du ja an ganz vielen verschiedenen Ecken und Enden und Themen präsent sein musst und Entscheidungen fällen musst und irgendwie, ja, einfach immer wieder gefordert bist. Das stelle ich mir wirklich nicht so leicht vor.

Leopold: Ja, wobei Entscheidungen fällen, ja. Aber es ist ja nicht so, dass der Chef auf einem dicken Stuhl sitzt und Daumen hoch, Daumen runter, sondern es gibt ganz viele Entscheidungen, die werden ja im Team gemacht. Also zum Beispiel, wir haben vor zwei Jahren, das ist für jede Brauerei ganz wichtig, eine Investition, wir haben einen neuen Flaschenfüller ausgesucht und bestellt und dann auch tatsächlich montiert. Und da guckt man sich die verschiedenen Modelle an, überlegt, der oder der und optimiert dieses gesamte Projekt. Und mein Ziel ist immer, das es eigentlich kooperative Projekte sind. Das quasi auch bei uns die Leute, die damit arbeiten werden, die werden sehr früh mit eingebunden. Und das ist halt total wichtig, weil die Leute, die an den Maschinen arbeiten, die als Brauer arbeiten, die haben wirklich viel Erfahrung und die geben viele Hinweise die man beachten sollte, damit das Ergebnis am Schluss wirklich gut wird.

Markus: Ich glaube, dass das auch so ein bisschen das Geheimnis ist, wie man eben mit seinen Mitarbeitern auch langfristig gut zusammenarbeiten kann, heutzutage, weil es einfach wirklich wichtig ist, dass immer mehr als ein Team zu verstehen und weniger als eine Hierarchie, wie das vielleicht früher mal war. Und davon profitiert man ja eigentlich, weil alle dann mitdenken und im Grunde das Ganze mehr ist als die Summe seiner Einzelteile, könnte man so sagen.

Leopold: Ja, das ist schon. Das klingt ein bisschen so wie Blabla, aber es ist in der Realität. Also mir ist das vor einigen Jahren mal ganz markant aufgefallen, da habe ich mit einem Braumeister besprochen, dass es an einer Ecke im Leitungssystem, das man da was umbaut und verbessert. Und dann wurde das Projekt eben freigegeben und besprochen und dann habe ich die Baustelle auch gesehen. Und als dann alles fertig war, war ich mal wieder vor Ort und dann war einer der Brauer dabei und dann habe ich gefragt, und, funktioniert alles, passt es? Dann sagte er, ja, ist ganz gut und hat mir gleich drei Vorteile erklärt. Und dann bin ich bei der nächsten Braumeisterbesprechung, bin ich gewesen und habe gesagt, ja, ich hab Lob gekriegt für den Umbau, das funktioniert gut. Dann sagen die Braumeister, ja, der Brauer kann ja gar nix anderes sagen. Da sage ich, ja, warum? Ja, wir haben ihn doch gefragt, ob alles in Ordnung ist und haben auch seine Ideen mit umgesetzt, ja. Und das ist, das darf man nie vergessen.

Markus: Ja, auf jeden Fall, man muss die Leute mitnehmen, sowohl die Mitarbeiter als auch die Kunden sozusagen. Habt ihr denn so Ideen, Pläne für die Zukunft, gibt es Biere in der Pipeline oder andere Dinge, wo ihr grade dran arbeitet?

Leopold: Also momentan haben wir kein neues Bier in der Pipeline. Also Ideen haben wir, das ist keine Frage, aber man muss die Ideen auch immer auf die Straße bringen, muss sie umsetzen. Grad der Verkauf ist unheimlich kreativ, der kommt schon fast jeden Monat mit einer Idee, aber ich glaube, man muss sich schon auf seine Stärken besinnen. Wir haben ein großes Sortiment und da hat man dann schon zu tun, das am Laufen zu halten. Und aktuell, das sage ich jetzt ganz offen, ist unsere größte Herausforderung, dass wir den Sommer alles Material beisammen haben.

Markus: Es soll ja ein Jahrhundertsommer werden, ungefähr der Fünfte in einer Reihe oder so ungefähr, aber ich glaube, das wird hoffentlich ein guter Sommer, grade für die Brauereien. Wenn auch natürlich jetzt die Herausforderungen nochmal anders sind durch die von dir bereits genannten Kostensteigerungen. Nichtsdestotrotz, wenn jetzt Leute die Biere haben wollen, man kann es bei euch im Online-Shop bestellen, da läuft dann über Biershop Bayern, ne?

Leopold: Ja, genau, richtig.

Markus: Wunderbar, also das kann man allen nur empfehlen, die jetzt zugehört haben und vielleicht nochmal zurückspulen wollen, dann vorher vielleicht die Biere besorgen und dann mit uns gemeinsam trinken und ansonsten dann eben gerne diese doch fast 20 verschiedenen schönen Bierchen genießen. Vielleicht noch eine schöne Sache, die ich in Erinnerung habe von vor ein paar Jahren, da hatte ich zwei Flaschen, auf der einen stand Schneeflöckchen und auf der anderen stand Schneeböckchen. Was hat es denn damit auf sich?

Leopold: Ja, das war die Phase, da hatten wir vor einigen Jahren, hatten wir immer jedes Jahr überlegt, ob wir für die nächste Saison ein Winterbier auf den Markt bringen. Früher war es ja das Weihnachtsbier und das Weihnachtsbier hat ja das Problem, wenn Weihnachten vorbei ist, dann möchte es keiner mehr trinken. Und dann hatten wir hier eben die Entscheidung getroffen, dass wir für ein Winterbier uns entscheiden und haben einen Namen gesucht. Und der Name, die Idee für dieses Bier, stammt von meiner Frau, da sind wir im Auto unterwegs gewesen, ich weiß noch genau die Stelle. Das war im Januar und da haben wir schon das beschlossen für das nächste Jahr. Und da sagt sie zu mir, als wir einen kleinen Berg hinunterfuhren, wie wäre es als Idee mit Schneeflöckchen? Und dann habe ich das zuerst ein bisschen für zu kitschig gehalten, aber es war natürlich dann sofort auf der Liste drauf. Und als wir dann mit den Verkäufern und Marketing alle Namensideen besprochen hatten, dann fiel die Wahl auf dieses Schneeflöckchen. Und dann haben wir eben zwei Jahre später aus dem Schweden Bock, den haben wir dann umbenannt in Schneeböckchen, weil wir fanden, dass es ein sehr schönes Pärchen ist.

Markus: Ist es auch, auf jeden Fall. Und da sieht man mal wieder, wie wichtig es ist, ein Familienunternehmen zu haben, um da eben alle Kompetenzen zusammenzubringen. Ich sage ganz, ganz vielen Dank für deine Zeit, für die vielen Infos und, ja, für die tollen Biere natürlich.

Leopold: Ja, sehr gerne, Markus.

Markus: Gerne, mach bitte unbedingt weiter so, dass wir auch weiter diese tollen Biere genießen können. Und, ja, ich freue mich, wenn wir uns bald mal wieder sehen und wünsche dir heute auf jeden Fall noch einen wunderschönen weiteren Tag, danke.

Leopold: Danke, Markus, alles Gute für dich auch.

BierTalk English 21 – Talk with Mike Myers, Malthouse Manager at Root Shoot Malting, Loveland, Colorado, USA

Mike Myers has had a fast-paced career – from working in retail to his first brews as a hobby brewer to his current job as malthouse manager at Root Shoot Malting in Colorado. The foundation for this was laid by his wife, who unsuspectingly gave him his first home brewing system for his birthday and thus initiated the biggest change in their life together. In the podcast, Mike talks about this exciting adventure journey and reports on his creative everyday life as a maltster in the American craft beer scene.

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Zusammenfassung auf Deutsch:

Mike Myers berichtet von seiner Karriereentwicklung, die von einer Arbeit im Einzelhandel bis hin zur Mälzerei reichte, wobei seine Leidenschaft für das Brauen durch ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau, ein Heimbrau-Set, entfacht wurde​​. Er erzählt von den Anfängen des Craft Beer-Booms in Colorado und wie seine Teilnahme am Beer Camp-Programm von Sierra Nevada seine Karriere in der Bierindustrie beeinflusste​​.

Myers diskutiert auch die Herausforderungen und Erfahrungen im Bereich der Malzherstellung, insbesondere bei Root Shoot Malting. Diese Firma ist einzigartig, da sie sowohl eine Farm als auch eine Mälzerei betreibt, wobei sie ihre eigenen Getreide anbaut und verarbeitet. Diese vertikale Integration ermöglicht eine präzise Kontrolle des gesamten Prozesses von der Aussaat bis zum fertigen Produkt​​.

Weiterhin teilt Myers seine Eindrücke von einer Reise nach Deutschland, die seine Ansichten über Bierkultur und Malzverarbeitung beeinflusst hat. Er betont die Bedeutung der Konsistenz im Malzprozess und die Rolle, die das spezielle Equipment von Casper Schultz dabei spielt​​. Myers hebt hervor, wie Root Shoot Malting darauf abzielt, sich durch die Produktion von geräuchertem Malz und anderen speziellen Malzsorten zu differenzieren​​.

Zusätzlich zur Mälzerei ist Myers weiterhin in der Heimbrauszene aktiv und berät professionelle Brauer in der Verwendung des Malzes von Root Shoot. Er diskutiert die Möglichkeiten einer Erweiterung der Firma, möglicherweise durch den Aufbau einer Destillerie​​.

Abschließend spricht Myers über die Bedeutung des Landwirtschaftsaspekts bei Root Shoot Malting, die verschiedenen Getreidesorten, die sie anbauen, und wie sich dies auf die Qualität ihres Malzes auswirkt. Er betont, dass die Qualität des Bieres mit der Qualität der Gerste beginnt​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today, we have an interesting journey. We go to the United States more or less in the centre of the United States. We go to Colorado, and we meet Mike Myers. He is a maltster, brewer. So we will see many, many things. Farmer maybe also. So we met in Bamberg, and we decided to keep in touch and now we are recording this podcast and I’m looking very much forward to it. But maybe Mike, introduce yourself a little bit to the listeners.

Mike Myers: Sure. My name is Mike Myers. I’m originally from Colorado, I’ve spent my whole life here. Started down my adventures in the brewing world in about 2006, where I started home brewing. That’s kind of where I found some love and interest in some of the fermentation arts. I spent my whole life here in Colorado, like I said, I graduated from Colorado State University. And it was pretty much that move to go to Colorado State University in Fort Collins, where I fell in love with the beer community really. At that time, Odell Brewing Company had just started to expand and New Belgium had started to get really big. And so you had this bustling craft beer scene that was happening in Fort Collins and I just happened to turn of age during that timeframe. So we spent a lot of weekends roaming around Fort Collins and all the new craft breweries that were opening up. And so that’s how we spent a lot of our weekend free time when we weren’t at school and working. So just going around and discovering everything that was new. And then sometime, my wife bought me a homebrew kit for my birthday. And if you ask her, it was probably the worst birthday present ever, because it’s led me down this journey into beer since that moment she gave that to me. It just sparked some inner interest, and fueled some knowledge, thirst for learning how everything is made and the raw materials and sharing experiences with brewing and just being around the like-minded people that are enjoying the process of fermentation. So I did a lot of home brewing for a long time. And then I won a contest to go to Sierra Nevada, out in Chico, California, they opened up a contest for home brewers and it was called the Beer Camp Program. And so they invited I think it was eight or nine of us from across the United States to come out to Chico and actually brew with Sierra Nevada. And so we got to formulate our own recipe and we spent three days out there, they basically just turned us loose in the brewery. And it was at that moment I was, I knew like I did not want to do my corporate job anymore. That was the defining moment. Because I used to work for a grocery store chain which is the chain conglomerate is Kroger which is the largest grocer in the United States. But I worked for a division of those guys. And I was running a grocery store for a living, and once I went out to Sierra Nevada, I knew I didn’t want to do grocery store work any longer. That was it. I had seen the other side.

Markus Raupach: That really sounds great. Was there any beer at the grocery store?

Mike Myers: Early in Colorado we weren’t even able to sell beer on Sundays. It was against the law. So when we were in early days of college, if you wanted to drink beer on Sunday, you would have to drive to Wyoming to get across the state lines to go get beer because it was legal in Wyoming. But at that time, it was just your large brewers, Bud, those guys, the big guys in the grocery stores. There wasn’t anything what It is now. Now it’s a pretty fierce competition inside of that retail market, which they actually just legalized selling wine in grocery stores. It started on the first. So it’s only been going for about six or seven days here in Colorado.

Markus Raupach: Wow. So there’s still some sort of prohibition laws active at the moment?

Mike Myers: Yes, I wouldn’t call them so much prohibition. They’re just controlling where you can buy it. Because you can buy beer, wine and liquor in liquor stores. And now they’re slowly expanding that offering to the grocery stores.

Markus Raupach: So it’s a term of offer and where you can get it. And are you allowed to walk out with a beer in your hand? Or is that also forbidden?

Mike Myers: You are not, by law supposed to be drinking in public. But you can, yes, closed cans are just fine. Which was my favourite thing about being in Germany, especially Munich and walking on the streets and eating and drinking and enjoying the outdoor in the square. That was like one of my favourite things about visiting Munich.

Markus Raupach: So is it also forbidden to drink outside in something like a beer garden, if it’s a restaurant or something like that?

Mike Myers: Not forbidden. I mean, they have those. But you cannot leave the grounds with open containers. So you have to consume everything inside of that, the logistical area.

Markus Raupach: That’s very interesting. Maybe that’s a point where we can go into your earlier days, so when you grew up in Colorado, with more restrictive laws and things. How do you get in contact with alcohol and what, do you remember your first beer?

Mike Myers: My dad, when I was a kid, he used to drink Michelob and they had this really interesting hourglass bottle. And I definitely was too young to be consuming, but he would give me sips of it every once in a while. And that would, that was, I guess, my first intro into beer in general was just seeing the hourglass bottles. I just see him vividly in my mind from my childhood. But it wasn’t until I think high school, secondary school where your friends are out in the prairies drinking beer. That was probably my first introduction into it. And it was always the whatever was cheap and whatever didn’t taste very good. I would say my palate is quite refined.

Markus Raupach: Okay. And when your wife bought you the homebrewing system, did you have experience before brewing with friends or something like that?

Mike Myers: No, not at all. As part of my grocery store journey through work, I used to manage the bakery department. So we had a lot of pastries, making a lot of breads that we were making. And there’s some art form to making loaves of bread and those pastries and making them beautiful. And I’ve always just enjoyed that process. And there was, there’s actually a kid that used to work for me and he had brewed a little bit of beer. And he brought some in for me one day, and he said, I bet you would really like this. And then I told my wife about it, she’s bought it for me for my birthday. But just always the presentation piece of creating foods, and that you’re always eating and drinking with your eyes first. So being able to present something beautiful, even if it’s pastries, I’ve always just enjoyed that process.

Markus Raupach: Yes, and of course, if it’s made by yourself, then it’s even much more interesting, even maybe you always think it’s a good product because you made it. So there’s a different habit on that. So that’s really great. And so then you started brewing and where did you have the first recipes? Was there something like an explanation with the brewing system?

Mike Myers: There was a really great local homebrew store in Fort Collins. The guy who runs it actually runs his own brewery now and they’ve since closed that homebrew store. But the brewery that he operates is called Equinox Brewing and it’s in Fort Collins and they make lovely beer. And the gentleman that owned it, he actually worked at like Alaska Brewing company and he’s been all over the world just kind of brewing his beer. But he’s landed in Fort Collins and he opened that homebrew supply store. And so I used to spend a lot of weekends in there, going in there finding stuff in books and just reading what I could. Mostly like Charlie Papazian’s book on the Joy of Home Brewing. My copy of that has been dog-eared and highlighted and read multiple times just trying to learn about the different processes and the different ingredients and what yeast contributes. And that that book is 20-some years old at least.

Markus Raupach: Yes, but it’s like a bible. So really.

Mike Myers: It is. I mean, it truly is. I own two copies of it. That’s how impactful of a book that was

Markus Raupach: And did you wife ever regret giving you the homebrewing system?

Mike Myers: I’m sure.

Markus Raupach: So now she has to try every batch you brew.

Mike Myers: Exactly. She tries everything and I make her drink beer that she doesn’t like and …

Markus Raupach: Okay.

Mike Myers: Although I get to take her on lots of adventures through beer, so.

Markus Raupach: So I know it has always both sides. So and then you have been to the beer camp at Sierra Nevada. And how did you then make your way to Root Shoot Malting? How did that go?

Mike Myers: Well, it was probably about that time after visiting the beer camp at Sierra Nevada, I started looking around at finding a new career in beer. And so I spent a lot of time trying to get a job as a brewer or in a brewery and trying to leave my than corporate job at the grocery store. And I could just not ever land inside of a brewery and it was because I never had any practical experience. And so I was always passed over. And so, during this timeframe, I had pretty much honed my skills as a homebrewer to the point where I was winning a lot of homebrew competition medals. I was picked for the Great American Beer Fest for the pro-am. I think I’ve had about six selections to be, to have my beer on tap in the pro-am section at the Great American Beer Fest, up for a Beer Fest medal. So I’ve honed my skills over those years to be able to produce world-class beer in my basement. So I mean, I had all this really interesting, like just thirst for knowledge on how to make it, how to process it, what steps I needed to take, my equipment. I just had all those things in place. But what I didn’t have was any practical experience inside operating a brewery. So I was never granted an opportunity to do that inside of a working brewery. I did a lot of collaboration brews as a homebrewer. And then once Todd was getting going, they were starting to build Root Shoot, and I’ve known Todd for almost 30 years of my life. And so he was reaching out to me to connect him as soon as they were starting to get going. And so I was using my homebrewing resources to connect the malting company with the brewers that I knew. And so that’s kind of where the relationship began. So from their very first batch, I was just a cheerleader for what they were doing. And I just continued being that cheerleader because I fell in love with what they were doing and what they were building and the idea of what was going on at Root Shoot. And so I just helped them along, I would go to beer events, I would wear their T-shirt, I would pass out cards. Just as an unpaid person that just wanted to see them succeed. And so finally Todd got the malting company up and running and it took a couple years. And they needed some help operating their facility and just day-to-day operations. And so I got into talks with him about what it would take to get me out of my corporate job and what I needed from them. And we finally came to an agreement and that was when I pulled the trigger and I left my corporate job to come take this giant leap of faith to come run this malting company, this craft malting company that had just started. So and I just had my five-year anniversary with Root Shoot just the other day. So I’ve been running the malting operations in the malting facility for Root Shoot for five years now.

Markus Raupach: Wow, that’s a big story. And is it easy to go from homebrewing, even if it’s in a very good and high skilled shape into malting? Because it’s a little bit different, or isn’t it? Did you get what’s easy?

Mike Myers: It’s a whole different world. But when I first joined Root Shoot, I thought I knew something about malt. And it turns out I really didn’t know shit. So, but I continued to read and consume anything I could on malting and just learn and watch videos. And then I went to the University of Montana for their, they had a week-long course on the production of craft malting. And then I went to North Dakota State University and attended their barley-to-beer program. So I have some, over the years, I’ve been able to gather some educational background to accompany just my operational, firsthand experience running the malting facility. But I would say that anything with like creating something that’s very consistent, there’s a lot of process-driven things. And so, coming from the grocery store, which is a very process-driven operation, I was able to translate all those things that we did in the grocery store into running this malting facility. So truly repetition and understanding the processes and what changing certain parameters changes the final product. I’ve just translated all that knowledge from the grocery store into running that malting operation with extreme consistency. And that has helped us grow as a company, because we’re producing a very consistent product, end product.

Markus Raupach: Yes. And just to round it up a little bit for the listeners, Root Shoot Malting is a farm and a malting, so both. And so that’s also a very important part. So you grow your own grains, and then you malt them. So I think it’s quite unique, or they were one of the first ones to use such micro malting systems. So did they have a farm before? Or did they start the whole thing in 2016?

Mike Myers: Sure. I’ll just back up a little bit. So the family, the Olander family has been farming in northern Colorado for five generations. So during those five generations, they farmed a lot of different things, and we’ve had a lot of land. Over those five generations, we’ve lost some of the land and we’ve pretty much reduced what we’re growing. So we’ve grown things as popcorn. We grew hemp one year. We grow barley, we grow wheat, alfalfa, oats, rye. I mean, we have quite a few different things that we’re growing. And corn, we grow a lot of corn, silage corn and distilling corn. So the generation of the company is that Todd and his dad went to a tour at New Belgium Brewing Company. This was a long time ago. And they were asking the brewers where they got their barley from. And the brewers told them that they were bringing it in from Europe. And that didn’t quite connect because they were growing barley 15 minutes away from New Belgium. So there was, why would New Belgium purchase malting barley from halfway across the world when it’s growing, high-quality barley right down the street from them.

Markus Raupach: Yes.

Mike Myers: So that’s where the genesis of Root Shoot came along. And so we’ve basically transitioned our farm out of like commodity farming into very small grain specific to our malt house. So right now we currently have 1500 acres that we’re operating on where we’re growing barley, rye, wheat, oats, and corn. Now, we’ve pretty much just eliminated all other things out of our farm, just to be able to provide the brewing and distilling with what they need from our farm. So we have complete vertical integration of our operation, meaning that we are the farmer, we are the malting company and then we are the distribution piece on our products. And that puts us in a really, really small threshold of people that are doing that across the world. Now there are lots of farmers selling barley out, which is fine. There are some maltsters that are just buying barley. But us being able to control that entire process from the day we put the seed in the ground to the time we harvest to the malting, and then by the time it reaches a brewer’s hand, it’s only been through about three people by the time it goes from field to the brewery. So we’re shortening that transition time for everyone. So it’s helped us with a lot of internal growth of our operation.

Markus Raupach: And when they decided to go into malting, I think that’s also not so easy. If you are a farmer and say, okay, we want to do malt, you can’t go into a grocery store and say I want a maltery. So did you know how they did that and how they came along with the German system?

Mike Myers: Yes, so the family spent out of those five generations of farming, they spent about 30-plus years growing barley specifically for Anheuser Busch and Coors. So we had 30 years of barley growing experience and the initial thought was, well let’s open a malting company. I mean, how hard could it be? Turns out was really hard. But I mean, we had 30-plus years of growing barley, high-quality barley experience. And so we started, Todd started looking around at malting equipment. And there’s a lot of different ways that you can do malting. You can do floor malting. I mean, it’s just endless the way that you can do it. And I just got done reading, I forget his name, Lars, he just wrote a book on his beers in maybe Norway? No. Anyways, he was talking about the malting process on these farms. And they just used to throw barley in a burlap sack and then throw it into the creek. And then they would pull it out about three days later, and then let it sprout in their barn. So I mean, like malting is not, it doesn’t have to be super complex. It’s a very simple process. But anyways, when we started looking around, we started talking to the different breweries in the area. And all of them said that they would be interested in buying malted barley if it was grown and processed locally. But the one thing that they told us was that it had to be consistent. And that kind of stuck, resonated, that they’re looking to produce very consistent beer. So they need their raw materials to also be very consistent. So that just resonated when we started looking for malting equipment. And that led us down the road to purchase Casper Schultz malting system. Because it gave us the absolute most control over every single process. Every single, all the airflow, the temperatures, we just were able to control everything using their system. And so farmers with no experience in malting, we relied on that Casper Schultz system to pretty much guide us on how to produce high-quality consistent malt.

Markus Raupach: And that worked.

Mike Myers: And it would, it has worked very well for us. So we originally purchased just the 10-ton malting drum and the steep tank. And right now we’re operating on three 10-ton malting drums. But originally, we just purchased the one. And then we operated on that for a few years until we pretty much ran into capacity issues. And then we purchased the second one, installed it, ran it for a couple of years and then we purchased the third one. And then we’ve been operating on it for about a year now.

Markus Raupach: Wow. And you just have been to Bemberg and visited Casper Schultz factory and some of the breweries here. So how was the visit? How did you enjoy Bamberg and the local sites here?

Mike Myers: I’ll tell you, I’ve never been to Europe, never been to Germany. And what an amazing adventure that was. We, as a group, we visited and did so many different things in our eight-day stay through the country and they all involved beer and the production of beer. And we visited Casper Schultz, and Bamberg, of course, was my favourite, Munich, going to all the different breweries there. The Hallertauer growing region for hops. I mean, we visited a couple of distilleries. It truly was a pretty spectacular visit. And the beer, the culture, the beer culture is so different there than it is here in the United States. It’s just, I don’t think sometimes we know how good it is when we’re in it as people. Living in Fort Collins in the mecca of beer, I’m very spoiled here. And I don’t really understand that until I leave and go to different parts of the country where the beer is not so good. But being in Bamberg and Munich and these beautiful beers and Weihenstephan has been brewing for a thousand years. That just doesn’t, it almost becomes just second nature. You don’t understand how special it is until you remove yourself from it.

Markus Raupach: So what would you say was the most spectacular thing for you, yourself?

Mike Myers: The time we spent at Schlenkerla was pretty amazing. We got to go into the beer caves and we got to spend time with the brewer. And he showed us his smoked malt system and drinking the beer straight out of the fermenter. And then eating dinner at their location of the city. The city is so beautiful. The cobblestone streets, I mean, just all these intricate things that play into it. But spending the time. I think I spent three nights I ended at the Schlenkerla Brewery when we were in Bamberg, just because I couldn’t get enough of it. And then when we flew back to the United States, I went to the liquor store and then got some of their Rauchbier and drank it the next day. I just couldn’t get enough.

Markus Raupach: Right. So you brought some ideas to the States, to Root Shoot maltings like making smoked malt or like growing hops or some of these ideas?

Mike Myers: Yes. I mean, we got to spend a lot of time talking to a lot of different brewers and what they were looking for. And we were also looking to expand our operation to produce some smoked malts, which we talk about quite often on how to diversify our offerings. And we want to make a very unique experience using, for the brewers, using our malt. So what more unique of an experience to have if you can come smoked malts at the malting company, and then take that smoked malt to the brewery, make the smoked beer and, it’s just this very intricate process. And inviting the breweries in to come actually participate in that. It just gives this level of ownership into that process to where, like, we talked earlier about being able to make something and then present it and how wonderful it is.

Markus Raupach: That really sounds great. And especially if you maybe find a way to do it more in the original way. So because if you buy normal industrial smoke malt, it’s finished malt which is then put into a smoking chamber. So it’s a different way of smoking than you do it in the original way, which Schlenkerla does, where you have the whole process in the smoky surroundings. So it’s a very different taste and a very different harmony in the beer. So if you should be able to make that in the States, I think that would be great.

Mike Myers: I mean, we’re always looking to differentiate ourselves a little bit. So one way is through that smoking process. Small batch. We talk about maybe burning whiskey barrels.

Markus Raupach: Oh yes.

Mike Myers: I mean, just your options are endless.

Markus Raupach: And you have different woods in the States. So you can really have a lot of interesting experiences. So sounds great. Did you ever consider brewing at Root Shoot Malting? Or do you still homebrew?

Mike Myers: I still homebrew. It’s been a little bit. Now that we’re, we’ve gotten a little bigger of a company, there’s definitely less free time to do that. But we do rely on that homebrewing side and some of the homebrew community and even the homebrew club in our area is pretty, I’m heavily involved in it. When we make something new, I always am kicking out some bags to the local brewers that I know that make some high-quality beer to get their feedback before we start releasing things. So we’re definitely still entrenched in that homebrew side. And even though I’m not a professional brewer, I get to execute a lot of my ideas of our malt on the professional side by working through a couple of our trusted accounts and having conversations about them on how I think they should make beer with our malt. So it’s kind of, I’m not so much homebrewing anymore, but more executing those ideas on the professional scale.

Markus Raupach: So you’re consulting your customers, let’s say.

Mike Myers: Yes, I mean, pretty much.

Markus Raupach: Wow.

Mike Myers: So we change ideas all the time on what direction that we want to go as a company. We have some good ideas and sometimes we’ve thought about opening a brewery on-site, or having some sort of agritourism, a piece of our business. But I think the truth of the matter is, a distilling operation is probably more likely than a brewery.

Markus Raupach: It’s easier and quicker.

Mike Myers: Yes. And the only bad thing about a distillery, you just have to have a large initial investment in it. And that’s where it becomes a little tricky. But we did eyeball the Kaspar Schulz distilling equipment while we were out in Bamberg.

Markus Raupach: And it’s beautiful also.

Mike Myers: It is. It is very beautiful.

Markus Raupach: Maybe a few words on Root Shoot Malting if you think on farming and malting. What would you say is the more important part of it?

Mike Myers: Oh man, I think there, truthfully, it all starts at the farm. That’s where tending to the fields and making sure the right biodiversity in the soil is there and that you’re harvesting at the right times, and that your moisture content is where it needs to be and your protein content is at an acceptable level. I mean, everything truthfully starts out in the fields. You can make, you have to have good barley to make good malt, which then translates to good beer. And that’s where it all starts. So I mean, Todd on the farm side is doing an amazing job creating some very beautiful barley for us to then malt and then in turn, we’re giving it to the brewers. That’s high-quality barley, high-quality malt, and then they’re making high-quality beer with it.

Markus Raupach: In general, what grains do you grow at the farm?

Mike Myers: So we’ve grown a lot of different varieties of barley over the years. But we have whittled it down to a barley variety called Genie. And this Genie is from a company called Lima Grain and it’s a European company, seed company. They provide us the seed, we grow it, and it has done very well for us. Which we are the masters in a couple of different areas. So to be able to rely on one grain means that it has to grow well out in the field, it has to have good yield, it has to produce the right amount of protein, and then it also has to malt well. And then translate that and then it has to brew well. So we’ve worked through a couple of different varieties that maybe had just maybe some undesirables and we’ve whittled it down to the Genie variety of barley and that’s what we’re growing and that’s what we’re malting as of now.

Markus Raupach: Is it a summer or a winter variety?

Mike Myers: It’s a summer. So we’re actually getting ready to plant here in the next couple of weeks as soon as the ground thaws. And then we generally harvest it in July or August and that is all weather dependent.

Markus Raupach: What would you say is the difference between if you have this two-row and the six-row barley, if you see from a brewer’s and from a farmer’s perspective? Where are the main differences?

Mike Myers: Basically your protein levels are the main difference. Six-row barley has kind of fallen out of favour in the United States at least, and maybe in some of the other growing regions around the world. But two row is the preferred style for brewers. It gives a plumper kernel. It’s more uniform in growth. You get more extract out of it. Lower protein. Your six-row barley is higher in protein, and it’s favoured for your, like cattle feed and some different food processing. So I think in America’s brewing history, there’s a lot of six-row usage in the early days with a lot of adjunct corn brewing. And we’ve since moved away from that just because the kernels are small, and then the protein levels are a little elevated. So it’s more suited for feed, really.

Markus Raupach: That’s something I also read about that. That was more or less also the reason of the adjunct brewing to have the six-row barley in the beginning. We now have the climate change. Do you feel something with that on the farm? Do you have changes in the fields in the rain and everything?

Mike Myers: Yes. I mean, a great example would be last year in Colorado, it was so hot and so dry that our farm harvested barley, the earliest it has ever harvested barley. We just had no rain from pretty much April to August. And this year, it has done nothing but snow all winter, which is a little abnormal, but we’ve had snow cover on the ground for the longest that they have in some recorded times.

Markus Raupach: Crazy. And what do you do if you don’t have rainfall for six months? Do you water the grains or what are you doing?

Mike Myers: So we’re lucky. In Colorado, there’s some, they have, there basically a water system that gets water to the farms. It’s a ditch system. So we’re close enough to the source that, and we’ve been farming long enough that we have access to some of that water. So the water companies who dictate when the water comes, when they send it, we use it. And we also do some pivot farming techniques, meaning that we’re able to water during the summer as long as we have water from the ditch system. And once they turn that water off on the ditch system, that is it. So you’re hoping for some rains to help along the barley during that hot dry June/July time. But you’re definitely living the life of a farmer watching the skies.

Markus Raupach: In terms of the grains here in Germany, we only malt barley and wheat and maybe rye. But you also are malting corn?

Mike Myers: No malting corn. There are some people that are doing that around us, some of the other malting companies. But we have not malted any corn. And the reason being is we don’t want to introduce corn into our process, because we have a hard time getting it out. So a long time ago, we tried putting some corn through our packaging line and it got stuck in there, and it came out for months like just little pieces of corn. So we’ve just decided that we do not want to deal with that ever. So we just basically treat corn as a cross-contaminant in the malting facility. But there are some people making some corn, malted corn around us and we’re also sending some of our corn from our farm to another distillery and they’re malting it, and then making it into single malt bourbon pretty much.

Markus Raupach: Okay. And what grain varieties and what malt varieties do you offer?

Mike Myers: So this year we’re growing a variety of rye called Guardian. It’s new to us. Last year we grew a variety called Bono. And we’re switching over to this Guardian variety because some of the characteristics of it are a little more spicy than the Bono that we were growing. So we’re pretty excited to get that into the ground and then to be able to offer that next year. We have some very interested distillers. We have a distillery in Texas that is making some whiskies with different varieties of rye. So every year they’re sourcing one variety, distilling it and putting it away. And they’re just trying to showcase the different expressions from all the different ryes in their portfolio. So anyways, we have this Guardian rye. We grow some Monida oats. And we have just non-GMO regular corn for the distillers and then the Genie barley. Then we also grow, it’s called Huffman white wheat, and it’s just a variety of white wheat. And the more interesting one we have is we have a variety of wheat called Oland wheat. It’s actually called Olandsvete and it’s from Sweden. So there’s kind of a story behind the wheat. So the Oland family, so Todd Olander, they can trace their family roots to Sweden to the Isle of Oland is where they’re from. And so there’s this wheat that grows there that’s called Olandsvete. So we brought some in from Sweden, we planted a little bit, and then we harvested it, and we then replanted it the next year, so we can actually get some acreage off of it. So we’ve grown it up over the last couple years. But it’s, there’s a very loose story between the Oland wheat and the Olander family, but it’s a very …

Markus Raupach: That’s a fantastic story. Yes, great.

Mike Myers: It’s a great story. But nobody in the United States is growing it or malting it. And this Oland, Olandsvete wheat is prized for its breadmaking ability in Sweden. So it’s got really high protein, it’s got some really interesting characteristics to it. So we find some very fruity notes when we malt it, and it gets translated into beer. It’s interesting stuff.

Markus Raupach: And what malt varieties do you do like pale malt and chocolate malt and something like that?

Mike Myers: We have about 13 different varieties of malted barley that we’re making. So we’re making a distillers malt, a pale, a pilsner, an English style, light Munich, Munich 10. We make a couple of different varieties of wheat. Just adding some colour and some heat onto the wheat gives it a little bit different characteristic. So we’re taking that one base variety of barley, and then we’re turning it into about 13 different end products. And what we’re doing is we’re just basically changing time, temperature and moisture of those grains inside of the kiln, and we can, it comes out with a different product.

Markus Raupach: Sounds like a little playground. So you can really experiment and adjust every parameter. That sounds really great.

Mike Myers: It is. We don’t have a pilot system. So our pilot system is about 16,000 pounds. We have to make sure we know what we want when we do it.

Markus Raupach: Okay. That’s also interesting. Let’s talk a little bit about your customers. So where are they based? Are they more or less Colorado customers, or all over the states or even farther?

Mike Myers: We have about 130 breweries that we work with just in the state of Colorado. And there’s a handful outside of the state of Colorado. And then for distilleries, we have about a dozen that we work with and most of those are in the state of Colorado too. Now our company has not found the need to look outside of Colorado due to its concentration of breweries and distilleries, where we’re able to make and sell just as much as we can within our own state. Now, we do have some folks that buy some stuff. We have a brewery in Alabama, we’ve sent some stuff to Montana, we send some corn out to California. What becomes an issue is logistics becomes an issue on the price of moving grains around. So it works in our favour that we have so many breweries here in the state of Colorado that we can just, in our own backyard, there’s 50 breweries. So within ten minutes of our malting facility, we can go to 50 different places. So it’s really, our location has also helped fuel some growth for us.

Markus Raupach: That sounds great. And how would you describe the actual beer scene in Colorado? You say there are a lot of breweries. Does this also mean a lot of different beers and beer ideas and innovations? Or what can we expect if we come to Colorado and try beers?

Mike Myers: I think there are so many different breweries, and they’re all trying to fill their own niche market. So some breweries are only producing lager beer and then some breweries are only producing Belgian-style beers or very German-focused breweries. So it just kind of, it depends on what you’re looking for because you can find any style and you can find a brewery that’s producing those style adjacent things or very specific smoked beers. Or you really, you could throw a rock and hit a brewery and there’s just lots of different ideas. And with a lot of competition, a lot of folks are looking at differentiation. So when there’s one street with four breweries on it, what makes me different from the guy right down the street? And so we have a lot of breweries that are looking at their raw materials as their first point of differentiation, whether they’re buying just a mass market commodity grains, or whether they’re sourcing from one of the local maltsters to create some difference in their portfolio. So truly in the city of Denver, it’s pretty expansive. If you have a style that you’re looking for that you want to drink, it’s not hard to find a brewery making that.

Markus Raupach: Okay, that sounds really, really great. And when we are talking about the cities of Denver, and Fort Collins, is there something else in Colorado which is worth visiting?

Mike Myers: The city of Loveland, the city of Greeley. I mean, just the entire front range from basically Denver north which includes Boulder, there are beautiful breweries in almost every city where they’re not only beautiful breweries, but they’re also making very beautiful beer. And you have Anheuser Busch and Coors. So you have these mega breweries that are producing very consistent, beautiful beer with beautiful facilities, and then Odell. And I mean, it truly is a brewer’s playground here in Colorado.

Markus Raupach: Okay, now you’ve made me really thinking of coming as soon as possible. So thanks a lot. That was a great insight into your history and the history and the story of Root Shoot Maltings. So thank you for your time, for the information, for the talk and hope you have a nice day now and I’m really looking forward that we meet again, maybe in Bamberg, maybe in Colorado.

Mike Myers: You come here and I’ll show you around.

Markus Raupach: Perfect. Sounds great. Thanks. Bye.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 49 – Zu Gast im Podcast „Horch amol“ – Interview mit Matthias Oberth, Online-Chef der NN und FB-Admin

Der BierTalk war mal wieder zu Gast, diesmal beim Podcast „Horch amol“ und NN-Online-Chefredakteur Matthias Oberth. Wir sprechen über die fränkische Bierperspektive und die hiesige Lebensart, die das Gebiet rund um Nürnberg, Bamberg, Bayreuth & Co. so liebenswert macht…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute ein Spezial, weil wir mal wieder zu Gast sind in einem anderen Podcast. Diesmal in Nürnberg, also gar nicht so weit weg von Bamberg und zwar bei „Horch amol“, das ist der Podcast über Politik und mehr und wird von den „Nürnberger Nachrichten“ veröffentlicht. Und dort reden normalerweise der Chefredakteur Michael Husarek und der Online-Chef Matthias Oberth miteinander, allerdings war der Michael verhindert und deswegen hat sich der Matthias quasi mich ans Mikrofon gewünscht. Ja, heraus kam eine spannende Stunde rund ums Bier und am Ende sogar ein bisschen um den Fußball. Viel Spaß dabei und bleibt uns natürlich treu im BierTalk.

Matthias: Es ist einfach heute wieder einmal so, dass Michael Husarek, der Chefredakteur der „Nürnberger Nachrichten“, sehr, sehr viele Termine hat und ich mir gedacht habe, hm, ehe ich den Podcast ausfallen lasse, hm, stelle ich mir ein Zeidler-Bier neben meinen Computer, werde das dann auch im Laufe dieses Podcasts einschenken und lade mir jemanden ein, der so viel Ahnung von Bier hat, dass es völlig legitim ist, bei diesem Podcast ein Bier zu trinken. Und deshalb freue ich mich auch ganz besonders, dass es geklappt, nämlich Markus Raupach in den Podcast einzuladen. Und Markus Raupach, ja, ich bezeichne ihn wirklich als Bierpapst, ich kenne ihn auch schon relativ lange. Wir haben schon etliche Veranstaltungen auch miteinander durchgeführt und uns auch um Bücher und Apps und alles Mögliche mit Bier gekümmert, also wobei er mit seinem Partner Bastian Böttner federführend war und ist. Und wenn ich so ein bisschen in seine letztjährigen Aktivitäten reinschaue, ich verfolge natürlich über Facebook, was er so treibt, dann lese ich Brasilien, ich lese Belgien, ich lese Tschechin, jetzt im Januar, glaube ich, schon wieder Österreich, also er ist viel unterwegs in Sachen Bier, meistens bei Bierverkostungen und Bierpremierungen. Und deshalb ist meine erste Frage, einerseits herzlich willkommen, Markus, aber die erste Frage, die fränkischen Brauereien sind aber schon noch die Allerbesten, also die oberfränkischen wahrscheinlich, oder?

Markus: Ha, natürlich, sowieso. Also, nein, also auch im Ernst, kann man natürlich sagen, ich werde auch gleich noch ein bisschen was dazu sagen. Trotzdem vorerst mal hallo und ich freue mich auch sehr, hier bei dir sein zu dürfen, und ist ja immer sehr spannend, wenn man sich gegenseitig auch mal so im Podcast besucht. Und, ja, also ich freue mich auf unsere Zeit, ich habe mir auch zwei Bierchen sogar hier hingestellt. Sind noch nicht offen, kann ich mir da überlegen, mit welchem ich anfange, schauen wir mal. Aber gut, zuerst mal zu dem Thema, die fränkischen Brauereien. Naja, natürlich, sie sind halt aus mehreren Gründen besonders spannend, einmal, es ist die Heimat des untergärigen Bieres. Also hier bei uns ist das entstanden, da sind die ältesten Brauereien, die sowas machen und dementsprechend auch die, die am meisten Erfahrung damit haben. Und das ist etwas, dieses Bier wird weltweit Zurzeit, 95 % aller Biere auf der Welt sind untergärige Biere und deswegen, alle Brauer, die irgendwo sind, ob in Japan oder Chile oder Brasilien oder sonst irgendwo, die wollen alle mal nach Franken, um zu sehen, wie es wirklich geht. Und das ist natürlich der Punkt und das schmeckt man auch. Das heißt, unsere Biere haben einfach, international gesagt, die höchste drinkability, auf Fränkisch würde man sagen, es läuft. Und trotzdem gibt es innerhalb dieses Themas doch so viel Varianz, mit den Bockbieren, mit den unterschiedlichen Rezepturen und unterschiedlichen Rohstoffen, Hopfensorten, Hefesorten, die wir haben, Wasser natürlich, sodass auch innerhalb dieser Bierstile so viele Möglichkeiten da sind, dass man bei uns ja wirklich von einem Ort zum anderen gehen kann und immer wieder ein anderes besonders schmackhaftes Bier hat. Und das macht es aus und das macht Spaß und deswegen komme ich natürlich auch immer sehr gerne Nachhause.

Matthias: das ist gut zu hören. Es gibt auch genug zu erzählen über die heimische und fränkische Brauereilandschaft, da passiert ja auch relativ viel, aber ich würde für den Laien, und da zähle ich mich nach wie vor auch dazu, obwohl ich gerne Bier trinke, aber für den Laien vielleicht noch ganz kurz, was ist der Unterschied zwischen untergärig und obergärigen Bier?

Markus: Also ganz grundsätzlich ist das untergärige das jüngere Bier. Das heißt, diese Biere sind aufgetaucht so zum ersten Mal im 14.- 15. Jahrhundert und so richtig durchgesetzt haben sie sich dann ab dem 16. Jahrhundert. Was ist der Unterschied? Sie sind bei kälteren Temperaturen in der Gärung und in der Herstellung und das bedeutet, dass damals schon diese Biere stabiler waren. Kann man sich vorstellen, im Kühlschrank halten die Dinge länger und dementsprechend ist es bei einer kalten Gärung eben auch so, dass es weniger Verunreinigungen, weniger Organismen gibt, die da auch irgendwie eine Rolle spielen. Das heißt, man konnte diese Biere lagern, man konnte sie verkaufen, exportieren und so weiter. Und das war eben der große Vorteil gegenüber den normalen klassischen obergärigen Bieren, die bei warmen Temperaturen entstanden sind, die waren oft nach zwei, drei Tagen schon sauer. Und so hat sich das dann eben durchgesetzt und der Ursprung liegt hier bei uns.

Matthias: Das ist ja mal ganz gut zu hören. Also das heißt, wir waren diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass man Bier über einen längeren Zeitraum nicht als Sauerbier sondern als gutes Bier trinken konnte. Jetzt muss man noch dazu sagen, man merkt es aber, glaube ich, schon ja auch an deinen ersten Erzählungen und deiner, ja, Vehemenz, mit dem du auch zum Bier sprechen kannst, du bist natürlich Biersommelier, du bist es auch schon relativ lang. Wie bist du eigentlich zum Bier gekommen? Liegt das daran, wenn man in Bamberg lebt oder geboren ist oder aufwächst, wie auch immer, saugt man das dann mit auf oder gibt es da andere Dinge, die einem zum Bier bringen und zu der Bierleidenschaft?

Markus: Naja, wir werden ja Fränkisches Rom genannt und man weiß ja auch, alle Wege führen nach Rom und so ungefähr ist das mit dem Bier auch. Also es gibt welche, die mich fragen, ob ich zuerst Muttermilch oder Bier bekommen habe? Bin ich mir gar nicht so sicher, weil ich weiß, dass meine Mutter damals nicht gestillt hat, also vielleicht war es wirklich andersrum. Aber egal, lassen wir das mal so bewenden. Aber natürlich, wenn man hier groß wird in Bamberg, vor allem eben in der Zeit damals, 70er-, 80er-Jahre, da war die Bierkultur ja noch viel präsenter und da wächst man so hinein. Natürlich, wir haben jeden Sommer in den diversen Biergärten oder Bierkellern verbracht, das war das Wohnzimmer, wo man mit der Familie, mit den Freunden hin ist. Man hat sein Essen mitgebracht, mit Liebe die Tischdecke ausgebreitet auf der Bierbank und dann eben seine Salate hingestellt und dann den ganzen Nachmittag sich dann dort ebenes sich gutgehenlassen und da wächst man in diese Bierkultur hinein. Allerdings war das für ja damals völlig normal. Das heißt also, für mich war das nix Besonderes und dementsprechend habe ich auch nie drüber nachgedacht, dass es etwas geben könnte, wo das nicht so ist. Und das ist mir so richtig bewusst geworden eigentlich erst, als ich studiert habe. Weil, ich wollte ursprünglich weg aus Bamberg, eben mal ein bisschen was anderes sehen und so und dann war es aber einfach finanziell so schwierig, dass ich am Ende des Tages doch in Bamberg geblieben bin. Und war allerdings einer der ganz wenigen an der Bamberger Uni, die von hier waren. Das heißt, alle anderen kamen eben von sonst wo her und ich habe dann gesagt: „Heute Abend gehen wir dahin und heute Abend gehen wir dahin“ und jedes Mal haben die mir erzählt, das gibt es doch gar nicht, schon wieder eine Brauerei, schon wieder fünf verschiedene Biere und was weiß ich was. Und so hat man das dann kennengelernt, dass das wirklich was Besonderes ist. Und, naja und dann sieht man das mal aus einer anderen Perspektive, aus einem anderen Blickwinkel. Und dann habe ich angefangen mit einer Arbeit für Medien, war das natürlich auch das Bier immer ein großes Thema, habe viel für Gastronomien dann auch gearbeitet. Und daraus sind die ersten Bücher entstanden und dann auch die ersten Biersommelierveranstaltungen. Und als das dann immer besser funktioniert hat, wurde die Deutsche BierAkademie als zweite Firma draus, vor zehn Jahren haben wir damit angefangen. Und, ja und dann haben wir selber angefangen, Biersommeliers auszubilden und so kam eins zum anderen, also mittlerweile eben auch die Bier-Judge-Tätigkeit. Was ja wirklich spannend ist, weil es eine Familie ist, die sich so auf dem Globus 10-, 20-mal im Jahr irgendwo immer trifft und es wirklich ganz liebe, nette Leute sind und man Länder ganz anders kennenlernt, weil man immer kein Tourist ist sondern eben ein Freund und da lernt man Länder anders kennen.

Matthias: Und gleich dazu das entsprechende Bier, ist auch klar.

Markus: Absolut.

Matthias: Ja, lass uns mal ganz kurz, du hast grad schon gesagt, du bist Autor, du hast mit Bastian Böttner, ihr habt zusammen, ich glaube, 2005 war das, habt ihr zum ersten Mal einen Brauereiführer rausgebracht. Also ich würde sie schon fast als legendär bezeichnen, eure zwei Bücher, einmal die Brauereien und Brauereigaststätten in Franken und dann die Bierkeller und Biergärten in Franken, die ihr damals rausgebracht habt und immer wieder neu aufgelegt, immer wieder aktualisiert. Und jetzt ganz aktuell, grade rausgekommen, ein wiederum sehr umfangreiches Werk, es nennt sich Bierland Franken, es sind wieder knapp 300 Brauereien und Brauereigaststätten drin. Warum jetzt Bierland Franken, wie unterscheidet sich das Buch von dem anderen oder was ist neu dran und warum muss man dieses Buch unbedingt haben? Ich habe es zum Glück schon?

Markus: Also haben muss man es schlicht und einfach, wenn man sich gerne mit den fränkischen Brauereien auseinandersetzt, weil es einfach immer der aktuelle Sachstand im Thema ist sozusagen. Also du hast jetzt im Grunde ein Buch, wo eben alle, zumindest zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, aktiven fränkischen Brauereien drin sind, mit all ihren Daten, mit ein bisschen Geschichte, mit den Bieren, mit Zusatzinfos, ob du dich mit deinem Wohnmobil dahinstellen kannst und solche Dinge. Und du hast auch immer Bilder dazu und, wie gesagt, auch die Biersorten, auch so ein bisschen Gründungsdatum und Bierdeckel und so für die Nerds, halt alles, was man so gerne hat. Und dementsprechend, deswegen macht das schon Sinn, das zu haben. Es ist keine so riesengroße Investition, wenn man die so ungefähr alle zwei Jahre macht, dann ist das auf jeden Fall billiger als jedes ÖPNV-Ticket oder Netflix-Abo oder sonst irgendwas, also insofern auf jeden Fall eine gute Investition. Und was ist anders? Also im Grunde ist es einfach eine Fortführung der bestehenden Konzepte. Wir haben notgedrungen den Verlag mal wieder wechseln müssen, jetzt haben wir es selber verlegt und deswegen hat das Baby einfach einen neuen Namen bekommen. Und hat aber auch eine inhaltliche Idee, weil wir seitdem es ihn gibt, in dem Verein Bierland Oberfranken aktiv sind, dort auch im Vorstand sind und der hat jetzt vor ein paar Jahren beschlossen, sich eben auch dem gesamtfränkischen Thema zu widmen und eben Bierland Franken auch zu machen. Und dementsprechend ist es auch eine gewisse thematische Deckung, weil man eben sagt, okay, wir unterstützen wirklich alles, was dieser Verein an Zielen hat, nämlich die fränkischen Brauereien zusammen einander näherzubringen und dann anderen Leuten diese fränkische Bierkultur näherzubringen. Genau das wollen wir auch und dementsprechend ist es auch naheliegend, das zusammenzuführen.

Matthias: Jetzt ist es so, du hast es ja grad genannt, Bierland Oberfranken, damit ging es ja ein bisschen los, also die oberfränkischen Brauereien, da haben wir ja auch nach wie vor die größte Brauerei, auf die wir sicherlich auch stolz sein können. Ich selber bin ja ein Mittelfranke und habe gesehen jetzt auch im neuen Buch, dass die mittelfränkischen Einträge sich erweitern, auch Unterfranken hat ordentlich zugelegt. Was ist aus deiner Sicht der Grund? Wir können später noch, müssen wir ja auch, über Brauereiensterben sprechen, war ja viele, viele Jahre ein riesen Thema, aber mir geht es jetzt erst mal so darum, was glaubst du, warum kommen auf einmal wieder mehr Brauereien oder kleine Brauereien dazu und jetzt grade auch in Mittel- und Unterfranken, die ja bislang, vielleicht im Vergleich zu Oberfranken, biertechnisch noch ein bisschen hintendran waren?

Markus: Ich glaube, das ist eine wirklich relativ komplexe Frage. Naja, weil, ich meine, auf der einen Seite, glaube ich, hat man früher immer überlegt, warum sind denn die in Oberfranken immer noch da? Also es war jetzt weniger so die Sichtweise, schön das sie da sind, sondern komisch, dass sie da sind. Und das lag einfach ein bisschen daran, das Oberfranken eigentlich traditionell eher etwas rückständig war, etwas ärmer war, eine sture Bevölkerung hatte, die wenig von anderen Brauereien zu begeistern war und insofern es da viele Gründe gab, auch historisch immer sehr zersplittert war und deswegen gab es auch sehr, sehr viele Braustätten. Also da gibt es viele Gründe, warum das bei uns so war. Und in Unter- und Mittelfranken, das sind ja beides wirtschaftlich sehr viel mehr prosperierende Regionen, beides eher auch, zumindest zum Teil, protestantisch geprägte Regionen und auch welche, die von der Industrialisierung schneller profitiert haben und so. Und dementsprechend war da einfach auch der Fortgang der Konzentration beim Thema Bier schneller und größer. Und ich glaube, deswegen gab es einfach dort auch weniger Brauereien, weil einfach schneller das Thema eben Aufkaufen und das Schließen von kleinen Braustätten und sowas kam oder eben auch einfach so viele Alternativjobs zur Verfügung standen, dass der gemeine Brauereisohn sich dann überlegt hat, na, dann gehe ich vielleicht lieber in die Industrie oder sonst wohin. Da verdiene ich mehr Geld und habe Urlaub und so weiter und muss da nicht Zuhause in der Brauerei schuften. Also das ist so ein bisschen Vergangenheitsthema und wenn man jetzt in die Zukunft schaut, ist es, glaube ich, so, dass endlich das Thema Brauen und Bier wieder sexy geworden ist, würde ich mal so sagen. Also wenn wir in die 90er schauen oder auch Anfang der 00er-Jahre, da war die Brauerei vor Ort eigentlich so ein bisschen die Melkkuh für alle örtlichen Vereine. Wenn man irgendeine Veranstaltung gemacht hat, dann musste die Brauerei halt Werbung schalten, dafür war die gut. Und ansonsten war der Brauer halt einer, der hat den ganzen Tag gearbeitet, der hat nie Urlaub gemacht, ja, das waren komische Typen. Und wenn man dann die Brauereisöhne, also ich hatte in meiner Abiklasse auch einen Sohn zum Beispiel aus einer Brauerei in Trabelsdorf, die es heute auch gar nicht mehr gibt, der hat halt auch erzählt, gegessen wird, was halt die Gäste übriglassen, so ungefähr und, wie gesagt, Urlaub gibt es nicht und alle arbeiten in der Brauerei mit, natürlich kostenlos und dementsprechend ist das kein Leben, das man sich wünscht. Und dementsprechend war auch da für die Nachfolger das sehr unattraktiv, in so einen Beruf hineinzuwachsen. Und da hat sich jetzt einfach massiv was verändert, auch vom Ansehen der Bevölkerung ist der Bierbrauer oder die Bierbrauerin wieder eine spannende Persönlichkeit, ein Handwerker, ein Künstler in gewisser Weise. Das Bier an sich hat einfach einen Stellenwert wieder gewonnen als heimisches Produkt, als Naturprodukt auch, als unterschiedliches, als identitätsstiftendes Produkt und so, also da ist einfach viel passiert. Und glaube ich auch, dass ein Brauer jetzt sagt, okay, wenn ich jetzt eine neue Brauerei irgendwo aufmache, dann bin ich da ein angesehener Teil dieser Gesellschaft und das macht auch wieder Spaß. Und sie haben auch das Selbstbewusstsein, für ihr Bier einen vernünftigen Preis zu verlangen, sodass sie eben auch mal Urlaub machen können oder so, sodass es eben sich mehr einem normalen Geschäftsleben annähert als diesem, ja, diesem doch schwierigen Tun, was so in den 90ern grade so noch angesagt war. Also insofern hat sich das Image von Brauerei und von Bier verändert. Und ein letzter Satz vielleicht noch, was auch noch dazugehört hat, natürlich hatten wir bis in die 80er, 90er diese alten Patriarchen, die diese Familienunternehmen halt geführt haben seit dem Zweiten Weltkrieg und das war auch in den Familien immer ein Thema. Weil, man darf nicht vergessen, es waren Menschen, die haben immer alles richtig gemacht und die wussten immer alles besser. Und wenn du da als Sohn reinwächst und hast dann so einen Vater vor dir, der mit 50, 55 noch in seinem vollen Saft steht, der hat überhaupt kein Interesse, irgendwas zu übergeben oder dir irgendwie eine Entscheidungsfreiheit zu geben oder so. Warum auch, passt ja immer alles und so. Und da haben natürlich ganz viele auch drunter gelitten und auch deswegen gesagt: „Nee, also da habe ich kein Interesse, den Laden zu übernehmen.“ Aber die Generation ist jetzt eben weg. Das heißt, es ist einerseits der Raum da, auch für Nachfolger dahinzugehen und eben andererseits auch der Raum, neue Brauereien zu gründen und beides passiert.

Matthias: Genau, auch bei uns ist eine neue Brauerei entstanden und deswegen habe ich ja gesagt, ich habe ein Zeidler neben den Computer mir hingestellt. Das werde ich jetzt auch mal aufmachen, weil, jetzt haben wir schon fast eine Viertelstunde geredet, du zwar mehr und du müsstest eigentlich noch viel ausgetrockneter sein von der Kehle her als ich. Aber ich habe mir eine Flasche Stamer-Bräu hierhergestellt, weil, das ist eine der Neugründungen hier in Buchheim, ist ein Ortsteil von Burgbernheim, die es  jetzt ungefähr seit ein, eineinhalb Jahren ungefähr gibt und, ja, die sich, glaube ich, ganz gut machen. Eine Kleinbrauerei mit einem Bräu, der sich da sehr engagiert. Und ich schenke mir jetzt mal, ich schaue mal, ob das klappt, wenn das jetzt hier ploppt, schauen wir mal. Boah!

Markus: Na, hervorragend.

Matthias: Hervorragend, oder?

Markus: Sensationell, sehr schön.

Matthias: Das war echt, nicht gefaket. Jetzt können wir vielleicht noch gluck, gluck, gluck, vielleicht man das dann auch noch. Na, das ist sehr leise.

Markus: Aber man hört es, doch.

Matthias: Aber man hört es.

Markus: Das ist ja, kriegen wir auch immer beim BierTalk im Podcast, immer so die Anfragen, das wir doch dieses Flaschenöffnen immer einspielen. Aber das stimmt gar nicht, es ist echt. Also insofern, ja, da bin ich jetzt mal gespannt.

Matthias: Genau, du kannst es ja nochmal bestätigen, schau hin, eine wunderbare Schaumkrone habe ich auch noch hinbekommen.

Markus: Oh ja.

Matthias: Im klassischen Willy-Becher natürlich eingeschenkt, auch klar. Ja und es nennt sich Hopfenperle. Ich schaue nochmal drauf, es hat, ja, Malzsorten Pilsener, Hopfensorte die Perle, Select und Saphir. Da kannst du ja jetzt mir ein bisschen was erzählen, während ich hier schon mal einen Schluck nehme.

Markus: Ja, also, ich meine, ganz grundsätzlich, die Hopfenperle ist eben ein hopfenbetontes Bier, man könnte vielleicht auch sagen, eben so eine Art Pils. Und offensichtlich arbeitet er da mit der Technik des Hopfenstopfens. Das heißt, man gibt dann dem kalten Bier in der Kaltphase zumindest auch nochmal etwas Hopfen zu, dadurch kriegt man mehr von den ätherischen Ölen des Hopfens da rüber. Und du könntest jetzt bei Saphir einerseits so eine leichte Zitrusnote haben, andererseits so ein bisschen so kräutige, blumige, bis hin zu so einer Sommerwiese, wenn man so überlegt, wenn man da so eine Heublumenwiese, irgendwie sowas im Kopf hat. Ich weiß nicht, ob du sowas dir grade vorstellen kannst, das sind so typische Aromen. Der Select ist wahrscheinlich eher für die Bittere zuständig, hat aber auch so ein bisschen Zitrusaromen, also so in dem Feld könnte sich das bewegen, wobei das Malz natürlich auch noch das Seinige dazu tut sozusagen.

Matthias: Ich bin so froh, dass das jetzt ein Biersommelier so beschrieben hat. Und er hat vollkommen Recht, also ich habe natürlich, nicht natürlich, ich habe die Zitrusnote geschmeckt, ich hätte es bloß nicht so schön ausdrücken können. Und die Sommerwiese stelle ich mir jetzt auch grad vor, weil ja heute wieder so ein Tag ist, wo die Sonne den ganzen Tag scheint und man irgendwie so ein kleines bisschen das Gefühl bekommt, wie der Frühling ausschauen könnte. Also wunderbar beschrieben, es schmeckt auch sehr gut, es ist auch sehr süffig. Und, ja, also ich freue mich, wie gesagt, darüber, dass es auch hier bei uns in der Gegend sozusagen Nachwuchs gibt. Aber wir haben glücklicherweise ja auch hier, ein bisschen Eigenwerbung darf ich ja im Podcast machen, vor allem, wenn mein Nürnberger Kollege nicht mit am Start ist, dann kann ich hier ganz unbesorgt Bad Windsheim herausstellen. Wir haben ja das Brauhaus Döbler, ist ja auch eine Brauerei, die es seit langer, langer Zeit und die ja jetzt inzwischen auch das Kommunbrauhaus im fränkischen Freigangmuseum betreibt. Also wir sind schon noch sozusagen, können uns glücklich schätzen, dass es so läuft wie es läuft.

Markus: Mit einer äußerst charmanten Juniorchefin, die Katharina, das ist ja, ja, in vielerlei Hinsicht eine ganz wunderbare Brauerei, sagen wir das mal so, sehr schön. Aber ich muss auch sagen, die Stamer-Bräu finde ich interessant, weil meine zweite Leidenschaft, in Anführungsstrichen, sind ja auch die Edelbrände und die haben auch eine große Brennerei. Und ich bin ein großer Freund der dunklen Biere und auch das gibt es dort. Und deswegen ist es in der Tat wirklich schön, dass es sowas gibt und das Brauereien auch noch sich um solche Dinge kümmern. Und grade dunkle Biere sind mittlerweile gar nicht mehr so oft angesagt, also spannend. Aber da muss ich jetzt auch eins aufmachen.

Matthias: Ja, mach du eins auf. Ich sage, es ist an sich ein wunderbarer Übergang erst mal, weil wir jetzt auch ein bisschen über die verschiedenen Biersorten sprechen können. Ich mache noch einen kleinen Werbeblock und sage, also Stamer-Bräu ist, glaube ich, mittwochs, aber sicherheitshalber immer mal im Internet nachschauen, mittwochs geöffnet und an den Wochenenden. Und natürlich die Brauereigaststätte Döbler am Kornmarkt, die ist fast die ganze Woche offen, aber auch immer mal gucken, wann genau die Öffnungszeiten sind. Und das ist eine absolute Empfehlung, in diese urige Brauereiwirtschaft reinzubrechen und dort das ein oder andere Hopfenkaltschalengetränk zu sich zu nehmen. So aber, Markus, was hast du am Start?

Markus: Und natürlich auch im Museum, im Freilandmuseum, das ist auch besonders schön.

Matthias: Selbstverständlich. Du weißt, es ist, wenn man vor Ort ist, geht man immer am seltensten in die Einrichtung, die eigentlich vor der Haustür liegt. Aber das ist Pflichtprogramm eigentlich, vier- bis fünfmal im Jahr, dass man sich im Freilandmuseum sehen lässt und natürlich dann dort auch das gute Bier trinkt.

Markus: Und die Bratwürste, aber gut, lassen wir das mal beiseite. Also ich habe hier jetzt auch ein schönes Bierchen und zwar wurde mir das tatsächlich vom Brauer geschenkt letztes Wochenende. Da habe ich nämlich eine Verkostung moderiert, eine ziemlich umfangreiche und die war im Saal von der Becher Bräu in Bayreuth. Und, ja und der Johnny, der hat seinen Biersommelier bei uns gemacht letztes Jahr, also der Inhaber von Becher Bräu und der hat mir ganz stolz seinen Rauchbock überreicht, den es jetzt an diesem Freitag, also jetzt, wenn es dann am Mittwoch veröffentlicht wird, am Freitag, also übermorgen sozusagen ist dann die Premiere. Und, ja, genau, diesen wunderbaren Rauchbock und den hat er mir mitgegeben unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Das brechen wir jetzt mal nonchalant, ist ja egal, man sieht es ja nicht, man hört es nur. Und es ist ganz schön, weil, aus Bayreuth kennt man ja eigentlich meistens nur die Maisel Brauerei. Wobei das Nur jetzt nicht despektierlich klingen soll, ist auch eine wunderbare Brauerei mit tollen Bieren, wo wir viel schon zusammengearbeitet haben, macht mir ganz viel Spaß, dort zu sein. Aber so ein bisschen im Schatten ist dann eben die Becher Bräu und ihre Dependance, die Manns Bräu, die mitten in der Stadt ist, die machen ganz tolles dunkles Bier. Und eben die Becher mit ihrem Saal auch, mit ihrem Lokal, das ist einfach wunderbar, das Essen ist toll. Also, ja, kein Thema und da, ja, mache ich jetzt mal den Rauchbock auf, wir schauen. Ich weiß nicht, wie schön das Öffnen war, aber es war wahrscheinlich zu hören.

Matthias: Ja, sehr gut zu hören.

Markus: Jetzt probiere ich es mal mit dem Blubbern.

Matthias: Ja, da sieht auch, wer der Profi ist, der hat Erstes ein anderes Glas, das fließt das Bier auch schon vom Geräusch her ganz anders rein. Also ich gehe mal davon aus, du kannst es auch gleich erklären, warum du so ein bauchiges Glas nimmst, um wahrscheinlich die Gerüche und alles noch besser darstellen zu können oder mitzubekommen.

Markus: Ja, also sagen wir mal so, es gibt ja einen Unterschied, ob ich jetzt Bier trinke oder ob ich professionell trinke, also so erkläre ich es immer den Leuten bei Verkostungen. Und wenn wir verkosten wollen, dann versuchen wir natürlich, von diesem Bier ein Maximum der Aromen erfassen zu können. Und dafür macht es durchaus Sinn, ein Glas zu haben, was die auch darstellen kann und da hat jetzt zum Beispiel der klassische Willy-Becher so ein bisschen seine Schwächen. Dafür hat er Stärken beim Thema drinkability, natürlich, das ist ja auch gut so. Aber hier ist es eben so, es ist ein bisschen wie ein Weinglas geformt, das sorgt dafür, dass die Aromen, die aus dem Bier rauskommen, sich oben in der Mitte konzentrieren, da, wo dann gleich meine Nase ist, dementsprechend kann ich die dann auch wirklich schön aufnehmen. Dann habe ich vom Glas her selber hier ein Kristallglas. Das heißt, es hat 99 % Lichtdurchlässigkeit, das ist bei so einem normalen Glas vielleicht so 80 %. Das bedeutet, die Biere wirken immer ein bisschen dumpfer, in der Regel haben sie einen Blaustich in so einem normalen Glas, das ist dann für die Farbbeurteilung auch schwierig. Und dann geht es ja immer um das Thema Kohlensäure. Also du hast jetzt einen wunderbaren Schaum, aber der fällt natürlich mit der Zeit dann zusammen. Und wenn man ein Glas hat, das so gebaut ist, dass die Kohlensäure immer wieder sich regenerieren kann, dann kann man da eben auch mehr draus verkosten. Aber das wäre ein eigener Podcast, das Thema Glas und Bier, da kann man Stunden drüber reden, sehr spannend. Das ist einfach unser Verkostungsglas, dass wir uns ausgesucht haben für die BierAkademie und das nehme ich halt auch immer ganz gerne. Und, ja, vom Bier her schaut es ein bisschen ähnlich aus wie deins. Also wir haben hier so ein schönes Goldbraun, würde ich sagen, ein helles goldenes Braun, obendrauf sitzt dann ein schöner weißer, leicht getönter Schaum, schön feinporig. Und wir haben ein opakes Bier, also wir können da nicht durchgucken. Also wenn man durchschauen kann, dann nennt man es glanzfein, wenn man ein bisschen durchschimmern kann, dann ist es opal und wenn man gar nichts mehr sieht, dann nennt man das opak. Also hier richtig opak, viel Hefe noch da drin, unfiltriert, aber ist ja auch gut so, hat man noch mehr Aroma von dem Bier. Und wenn man reinriecht, dann in der Tat ist da diese leichte Rauchnote. Wobei auch das so ein Thema ist, für den Bamberger ist das ja eine leichte Rauchnote, für den Rest der Welt ist es ganz schön viel …

Matthias: Genau.

Markus: … weil wir das einfach gewohnt sind. Das erinnert einen dann so ein bisschen an eine Mischung aus Lagerfeuer und Rauchschinken und sowas, ein bisschen Räucheraal ist vielleicht auch dabei. Und im Hintergrund ist aber auch hier eine Hopfennote. Die ist ganz spannend, die ist ein bisschen kräutrig und dann kommt auch so ein bisschen Akazienhonig, das hat was mit dem malz zu tun. Ein sehr schönes Bier, probieren wir das mal. Tolles Mundgefühl, das heißt, weich, cremig auf der Zunge, es moussiert, spielt so ein bisschen mit dem Gaumen. Es geht süß los, dann fließt es so langsam runter und dann kommt dieser Rauch, entfaltet sich, dann haben wir wieder diese Honignoten und dann, nach dem Schlucken, kommt dann auch eine gewisse Bittere, die bleibt dann auch. Und wenn ich länger rede, dann fängt es an, so ein bisschen meinen Mund auszutrocknen, es zieht sich so ein bisschen zusammen und dann, ja, kriege ich einfach Lust auf den nächsten Schluck. Das ist genau das, was der Johnny sich dabei gedacht hat. Und bei einem Bock natürlich auch gefährlich, weil man dann auch gerne eben den nächsten und nächsten Schluck macht. Also ein sehr schönes Bier, hat auch eine schöne Süße, das passt gut zu diesem Rauchcharakter, sehr rund, sehr harmonisch. das, was ich eben vorhin von den fränkischen Brauereien beschrieben habe. Weil, sowas kann man nicht an der Uni lernen, das hat was mit der DNA des Betriebs zu tun und das ist eben bei uns besonders ausgeprägt, ja.

Matthias: Da hast du grade die DNA des Betriebs genannt, da würde ich nochmal ganz kurz zu dem Rauchbier nachfragen, ist irgendwie ja wirklich was Fränkisches, ja und wahrscheinlich durch Schlenkerla einfach weltbekannt geworden. Manche sagen ja, also ich habe jetzt mal zwei Begriffe, was ich immer wieder lese, als würde man in einen frischgeräucherten Schinken beißen, andere sagen, als würde man in einen Aschenbecher beißen. Also man mag es oder man hasst es, wie siehst du das?

Markus: Naja, erst mal würde ich die Leute fragen, ob sie denn in ihrem Leben schon mal in einen Aschenbecher gebissen haben? Da werden die wenigsten sagen, dass sie diesen Geschmack wirklich kennen. Aber es ist natürlich so, also man muss halt sagen, das Besondere ist, dass nur beim Schlenkerla und beim Spezial, also nur in diesen beiden Bamberger Brauereien es so ist, dass sie auch noch ihr malz selber herstellen. Warum ist das was Besonderes? Weil das noch auf die mittelalterliche Art und Weise passiert. Das heißt, dieses Korn, Getreidekorn ist vom Anfang des Prozesses bis zum Ende immer im Rauch. Kann man sich so vorstellen, wenn wir in unseren Jugendjahren so in der Disco waren und man ist da, was weiß ich, abends um sieben oder sowas rein, morgens um drei oder vier wieder raus und dazwischen wurde ja nur gequalmt, das heißt, noch drei Tage später hast du in jeder Zelle deines Körpers dieses Aroma gehabt. Und so ist es eben bei diesen Malzkörnern auch. Wenn man ein modernes, industriell produziertes Rauchmalz hat, dann ist es meistens so, dass das normal produziertes Malz ist, was dann am Ende des Prozesses nochmal in eine Räucherkammer kommt. Das ist dann so, wenn wir früher durch diese Disco einmal durchgelaufen sind, dann haben wir danach auch nach Rauch gerochen, aber so ein paar Stunden später war das dann auch wieder weg. Und dementsprechend ist einfach die Intensität und die Harmonie und die Durchdringung dieses Raucharomas bei diesen beiden Brauereien anders als beim Rest der Welt. Und das macht es einfach so spannend, weil wir hier auch noch auf dieser historischen Art und Weise unterwegs sind. Und das ist vielleicht noch der Hintergrund, warum diese Biere, wenn man sie zum Beispiel direkt aus dem Lagertank in der Brauerei probiert, da sind die gar nicht so rauchig, weil das da eben noch voll harmonisch voll eingebunden ist. Das entwickelt sich dann erst durch den Abfüllprozess, in der Flasche wird der Rauch ein bisschen kräftiger. Aber das hat natürlich nix damit zu tun, wie früher Leute dieses Bier genossen haben und deswegen hat es auch früher niemanden groß gestört, weil man sich einerseits dran gewöhnt hat und weil es andererseits auch ein sehr harmonischer Genuss war. Und das sieht man heute auch noch, wenn man grade beim Schlenkerla zum Beispiel, hat sich ja seit einigen Jahren diese wunderbare Tradition eingebürgert, dass man auch vor dem Laden steht und dort sein Bier trinkt. Und das ist wirklich spannend, egal wann man da hingeht, also auch zum Beispiel am Mittwochnachmittag oder so, dann findet man vorm Schlenkerla eine Traube von 50, 100, 200, je nachdem, Leuten, die dort einfach stehen mit ihrem Seidler in der Hand und trinken halt ihr Rauchbier. Und das ist eine neue Tradition geworden, die sich seit dem Rauchverbot entwickelt hat. Zeigt aber, wie lebendig das ist und wie dieses Bier immer noch einfach zur Seele der Stadt gehört und das freut mich natürlich.

Matthias: Jetzt hast du ja gesagt, Seele der Stadt und gleichzeitig auch, dass es ja was Historisches ist eigentlich, also es gibt es schon lange, lange Zeit und es gibt auch sozusagen eine wunderbare Begründung dafür, warum diese zwei Rauchbiere auch so besonders rauchig schmecken. Das gibt mir die Gelegenheit, ein bisschen den Bogen zu spannen von der traditionellen Herstellung des Bieres, du hast auch vorhin die Patriarchen genannt und die Brauerei ist schon immer so betrieben worden wie sie immer betrieben wurde und das vielleicht auch ein Grund war für dieses Brauereisterben, eben auch diese einerseits Sturheit, dann diese wahnsinnig viele Arbeit, die es dort zu machen gab, kein Urlaub, ja, ist bestimmt nicht das Angenehmste. Und jetzt wächst aber auch, und wir hatten dieses Brauereisterben ja auch und jetzt wächst aber grade so eine Generation an jungen Brauern heran, die ganz, ganz viel experimentieren, sicherlich auch mit Rauchmalz, aber mit ganz, ganz anderen Dingen, also Stichwort wäre Craftbeer, aber auch ganz allgemein, was halt alles grad rumexperimentiert wird. Die aber wiederum bei dem ein oder anderen Biertrinker, und es sind nicht grad wenige, auf ganz, ganz massive Kritik stoßen, die das als Panscherei bezeichnen, die nicht verstehen, warum wir nicht bei hellem Märzen und Pils bleiben oder bei ihren üblichen vier bis fünf Biersorten, die die Brauerei immer gebraut hat. Und, aber da sprechen wir noch separat drüber, die sich massiv über die Preise empören, die für solche Biere aufgerufen werden. Vielleicht erst mal so aus deiner Sicht, der wirklich diese Szene seit Jahrzehnten eigentlich beobachtet und das alles auch mitbekommen hat, was da grade entsteht und entstanden ist. Ist es aus deiner Sicht ein guter Weg, diese neuen Biere überhaupt zu produzieren, so viel rum zu probieren? Weil, ich sage jetzt mal ganz frech, ein riesen Markt ist es wahrscheinlich nicht, es ist schon was sehr Spezielles oder liege ich da völlig verkehrt, ist es die Zukunft jeder Brauerei?

Markus: Oh ja, ein komplexes Thema. Also vielleicht vorneweg, ich finde, da merkt man immer, dass wir armen Franken in einem Staat zusammenleben müssen mit den Bayern und den Schwaben. Weil, genau diese beiden Eigenschaften, die du grade genannt hast, also so die typische bayrische Eigenschaft ist, das haben wir noch nie gemacht, das brauchen wir nicht, das wollen wir nicht, das braucht es nicht. Und diese typische schwäbische Eigenschaft ist, das ist zu teuer, teurer als vorher, was weiß ich, wir müssen Geld sparen, hin und her. Und eigentlich erlebe ich die meisten Franken, also wenn man hier so die Klassischen hat, hier auch in den Seminaren oder so, in beide Richtungen verhältnismäßig offen. Also das wundert mich auch, aber ist tatsächlich so, weil ich ja auch zum Beispiel Seminare in Bayern, also im typischen bayrischen Gebiet gebe und da sind die Menschen tatsächlich anders. Also da, wenn man nicht als Drittes oder Viertes so ein Augustiner Hell hat oder so, dann wird es kritisch. Das ist hier in Franken tatsächlich anders, da ist man doch in der Regel relativ offen. Und auch was den Preis angeht, wenn die Leute mal verstanden haben, warum Dinge vielleicht etwas teurer sein müssen, wenn sie es nachvollziehen können, dann ist es in der Regel für sie auch okay. Und wir haben durchaus in Franken mehrere Beispiele für Brauereien, die extrem hohe Bierpreise im Verhältnis durchsetzen und damit am Markt auch bestehen können. Also da können wir auch drüber, ein spannendes Thema. Aber egal, also zurück zu diesem ganzen Craft-Thema, da, finde ich, ist schon mal das erste Problem, das es viele Missverständnisse gibt. Also es gibt nicht das Craft-Bier, es gibt dafür keine Definition und es ist auch nicht zwingend so, dass experimentieren also auf der einen Seite auf so großem Level stattfindet und auf der anderen immer bedeutet, dass da komische Sachen im Bier sind. Weil, wir dürfen nicht vergessen, grundsätzlich haben wir unser Reinheitsgebot und 99 % all dieser neuen innovativen craftigen Brauereien bewegen sich im Reinheitsgebot. Also das heißt, die experimentieren mit verschiedenen Malzen, mit verschiedenen Hefen, mit verschiedenen Hopfen, teils auch mit dem Wasser zum Beispiel oder mit so etwas wie Rauchmalz oder mit Holzfässern oder so, also da gibt es innerhalb dieser traditionellen Möglichkeiten, Bier zu brauen, einfach eine große Bandbreite. Und die haben wir in Deutschland eigentlich auch immer gekannt. Die ist nur ein bisschen verlorengegangen über den Ersten Weltkrieg, da gab es Rohstoffmangel, dementsprechend hat sich da die Vielfalt deutlich eingedampft. Dann hatten wir gleich danach die Inflationszeit, das hat dann die Brauereien wirtschaftlich ziemlich in den Ruin getrieben. Dann hatten wir den Zweiten Weltkrieg, wo sie dann auch noch bombardiert, abgebaut, demontiert, was weiß ich was wurden und dementsprechend hatten wir danach eine Stunde null und dann ging es eigentlich hier los mit diesen klassischen 5%-Bieren, die wir heute als Norm kennen. Aber vorher hatten wir auch eine ganz verschiedene große Bandbreite unterschiedlich starker und unterschiedlich schmeckender Biere und da gehen wir schlicht und einfach wieder ein bisschen hin. Und da gibt es eben ganz klassische Beispiele, also wenn wir zum Beispiel beim Schlenkerla sind, die haben zum Beispiel ein Leichtbier im Programm mit 1,2%, was rauchig ist, sie haben zwei alkoholarme Biere mit 0,6, glaube ich oder sowas und 0,9 im Programm ohne Rauch, sie haben einen Doppelbock mit 8% zum Beispiel. Also da gibt es eine riesen Bandbreite verschiedenster Biere, obwohl das nun erwiesenermaßen eine ganz traditionelle klassische Brauerei ist, und so gibt es eben ganz, ganz viele Beispiele. Und dann haben wir natürlich auch die, die jetzt sagen, wir experimentieren auch mal über diese Grenzen hinaus. Das kann man dann sehen wie man will. Also Beispiele wären hier ganz klassisch auch wieder die Mälzerei Weyermann in Bamberg, die ja einfach für ihre internationalen Kunden verschiedenste Rezepturen ausprobieren will und muss und deswegen auch oft nicht unbedingt Rücksicht auf ein Reinheitsgebot nehmen kann, wenn man halt einen Kunden hat, der ein Bier in Indien entwickeln möchte und zum Beispiel, keine Ahnung, Himbeeren darein tun möchte. Dann kann er das natürlich und dann muss ich ihm auch zeigen, wie das geht, also dementsprechend ist das klar. Oder auch der Felix in Nürnberg mit orca brau, der offensichtlich da einen guten Draht zu seinen Behörden hat und da auch viele Dinge machen kann, die andere Brauer wieder nicht machen können, auch cool und spannend. Und ich denke halt, solange das transparent ist, also solange der Verbraucher weiß, zum Beispiel, das ist jetzt ein Bier, das ist mit Himbeeren gebraut, dann kann er sich ja entscheiden, ob er das mag oder nicht. Aber ich würde das per se nicht verteufeln, weil, ich glaube, da wird vieles durcheinandergebracht. Was schwierig bei einem Bier zum Beispiel ist, und das gilt wahrscheinlich für jedes Lebensmittel, wenn eben mit Chemikalien, mit irgendwelchen Beschleunigern, mit irgendwelchen künstlichen Aromen, mit solchen Dingen gearbeitet wird. Und das passiert weder in Deutschland in Sachen Reinheitsgebot, noch bei diesen Craft-Bierbrauereien. Das ist etwas, was man in der Regel bei den großen internationalen Industriebrauern hat, die halt versuchen, ein ganz banales Bier noch schneller und noch billiger zu produzieren und das ist natürlich was, was wir nicht wollen. Aber all diese anderen Dinge, also die hier landläufig so assoziiert werden mit diesem Thema Craft, das sind eigentlich sehr gute natürliche spannende, interessante Dinge. Und wie gesagt, da muss man einfach mal schauen, ob seinen persönlichen Bierhorizont erweitern möchte, ob man sich da traut, ob man sich interessiert. Und das ist, ich sage immer, das ist so ein bisschen wie am Anfang des Lebens, wenn man so das andere Geschlecht entdeckt, jedes Mal lernt man wieder ein bisschen mehr, was man vielleicht nicht mag und dann lernt man auch wieder was, was man mag. Und so ist es beim Bier hat auch, also da gibt es halt Sachen, die möchte man gerne wieder haben und Sachen, die braucht man halt nicht mehr. Und das ist aber eine persönliche Sache und da kann ich jetzt nicht generell sagen, ist alles schlecht, sondern dann habe ich halt meine Vorlieben und meine Themen und damit muss ich halt dann umgehen.

Matthias: Also den Vergleich hatte ich bislang noch nie gehört, aber der ist natürlich fantastisch, um sich an bestimmte neue Biere heranzutasten sozusagen, das zu vergleichen mit, ja, dem Kennenlernen des anderen Geschlechts, wunderbar. Ja, ich hätte noch einen anderen Namen, du hast den Felix von orca brau ja erwähnt, orca macht ja da wirklich sehr, sehr viel, sehr unterschiedliche Dinge, immer in kleinen Auflagen auch. Hat, glaube ich, absolut auch seine Fangemeinde und ich denke, auch völlig zu Recht. Ich würde noch einen zweiten Namen in die Runde werfen wollen, das ist natürlich David Hertl, den wir beide ja auch schon lange kennen. Ich kann mich erinnern, dass er damals bei der ersten Buchvorstellung, damals als ganz, ganz junger Brauer dabei war. Der hat den Saal gerockt, das war unglaublich. Ich habe am Schluss gedacht, wir müssen den irgendwie raustragen, weil der überhaupt nicht aufgehört hat zu erzählen, also nicht zu trinken sondern zu erzählen, und die Leute, der Saal hat getobt. Ein unglaublicher Entertainer auf der einen Seite, auf der anderen Seite, glaube ich, ist er über die Jahre hinweg wirklich zu einem mehr als ernstzunehmenden Brauer geworden. Und trotzdem, und das würde mich jetzt mal bei dir interessieren, er ist jemand, der ja auch in der Szene, und wir zum Beispiel machen ja diese Facebook-Gruppe, wir lieben Bier aus Franken, mit inzwischen über 48.000 Mitglieder, er wird ja immer wieder angefeindet. Und das ist ja zum Teil, ist das ja hasserfüllt, also wo man sich fragt, wie kann das sein? Und das ist jemand, der 10.000 Dinge, hat man den Eindruck, immer wieder ausprobiert, was Neues und mal da und mal da und dann auf einmal dort in der Brauerei und ein Kühlschiff hat und dann dort was macht. Woher kommt das, aus deiner Sicht, dass so ein Mensch, den man doch eigentlich, ja, man muss ihn vielleicht nicht bewundern, aber man muss zumindest anerkennen, was da jemand als Leistung bringt, dass der trotzdem in der Szene dann immer wieder angefeindet wird, aber auch auf der anderen Seite immer wieder eine eiserne und gute Fangemeinde hat. Und das sei ihm ja auch vergönnt, aber er muss auch sich immer wieder Vorwürfen aussetzen, die, denke ich, zum Teil wirklich unter die Gürtellinie gehen.

Markus: Naja, ich denke, der David ist halt jemand, der schon immer polarisiert hat. Also ich kenne ihn wirklich seit seiner ersten Brauerminute, würde ich fast sagen. War ganz lustig, weil ich da in Schlüsselfeld wirklich war, als er angefangen hat, zufällig mehr oder weniger, habe dann auch gleich seine ganze Familie kennengelernt und seitdem sind wir immer wieder zusammen, treffen uns. Er ist auch so ein bisschen bei uns mit im BierAkademie-Team, das heißt, da haben wir öfters miteinander zu tun. Und ich habe ihn zum Beispiel auch in Schneid, die Brauerei, die er da mit dem Kühlschiff übernommen hat, da habe ich ihn so ein bisschen hingebracht. Also das ist auf jeden Fall eine sehr, sehr gute Beziehung, die wir haben, wobei ich trotzdem sicherlich, glaube ich, objektiv darüber sprechen, kein Thema. Wie gesagt, er ist ein Mensch, der polarisiert. Grade am Anfang, da war er jemand, der laut war und schnell geredet hat und von sich natürlich völlig überzeugt war und der wie so eine Dampflok da durchmarschiert ist und da gab es kein Rechts und kein Links. Und das hat natürlich Leute schon auch ein bisschen erschreckt und auch beeindruckt. Und was er aber von Anfang an hatte, und das unterscheidet ihn von vielen anderen dieser Zunft, er hat immer ein Auge gehabt, was wirtschaftlich sinnvoll ist und was am Ende funktioniert und was nicht. Und das ist, glaube ich, das, womit er sich den Neid dann auch erarbeitet hat, weil ich das dann tatsächlich zum Beispiel auf der Consumenta in Nürnberg erlebt habe. Da stehen halt 20 Stände von 20 fränkischen Brauereien, 19 davon sind irgendwelche klassischen Namen, die jeder kennt und die haben halt dann ihr normales Bier da und dann gibt es halt, was weiß ich, 01 für 1,00 Euro und dann stehen die halt sich die Beine in den Bauch. Und der 20. ist der David, der steht da in der Mitte, hat sein ganzes Gedöns da aufgestellt, ist natürlich vom Anfang der Halle bis zum Ende zu hören, hat verrückte Biere dabei und hat dann seine Tonflaschen mit 0,3 für 29,90 Euro und ist am zweiten Tag ausverkauft. Und das ist dann was, wo sich halt diese ganzen anderen fragen, warum? Also wir stehen da, wir machen seit Generationen ein gutes Bier, das ist auch noch viel billiger und es ist wunderbar und es interessiert keinen. Und da hat der David einfach ein unglaubliches Händchen dafür, auch die Stimmung zu schaffen, die Lust zu schaffen, das auszuprobieren, zu ihm persönlich so eine gewisse Beziehung aufzubauen, er kann Storytelling. Das ist halt die Frage, wenn ich einfach nur hinschreibe, ich habe ein Helles, dann ist das nicht spannend. Es ist beim Wil, da kann man wieder den Vergleich ziehen, aber ich lasse jetzt irgendwelche blumigen Vergleiche mal lieber weg, aber die Verpackung macht es halt einfach auch. Also habe ich jetzt ein Bier, ich habe neulich mal als Vergleich, den ich jetzt mal so aus dem Bauch raus sage, ich kreiere ein Bier und ich nenne das zum Beispiel das Wunderseidler. Dann kann ich anfangen zu erzählen, da kann ich sagen, naja, das Malz zum Beispiel, das kommt von einem Bauern bei mir hier um die Ecke, der baut ein paar historische Gerstensorten an, sogar Bio und das bringt er eben persönlich zur Mälzerei und dann landet es hier in meinem Bier. Und der Hopfenbauer, das ist einer, den kenne ich seit meiner Jugend, wir waren schon auf dem Traktor zusammen als fünfjährige und ich komme da immer noch hin. Und mittlerweile hat er von seinem Vater den Hof übernommen und jetzt hole ich da eben den Hopfen und es ist super toller Hopfen, wunderbar und das passt ganz toll. Und mein Wasser, das kommt hier aus der Talsperre. Und natürlich ist das Allgemeinwasser, aber ich habe hier eine Wasseraufbereitung, da bringe ich das Wasser genauso, wie es um 1730 war, als meine Brauerei gegründet worden ist. Und dann ist das natürlich das Wunderseidler, weil, 1750 gab es hier mal das preußische Bierwunder, als Napoleon da war und dann geheilt worden ist durch unser Bier von einem Steinleiden und so ein Bier haben wir jetzt hier. Und schon wird aus diesem ganz banalen hellen Kellerbier ein faszinierendes Bier, wo ich von ganz vielen Seiten sagen kann, ja, das interessiert mich, das ist spannend, da erinnere ich mich dran. Das erzählt mir eine Geschichte und die kann ich auch weitererzählen. Und sowas, das muss ich mit meinem Bier halt machen, ich muss als Brauer interessant sein, als Brauerei interessant sein, muss interessante Biere machen und muss was zu sagen haben. Und das ist, glaube ich, was, was Leute dann eben auch als Kunden überzeugt. Und dann ist auch der Preis egal, weil, dieses Wunderseidler gibt es nur bei mir. Und entweder du zahlst die 5,00 Euro oder du hast es halt nicht. Und dann habe ich auch keinen Vergleich mit irgendwas anderem. Und so ist es da eben beim David oft auch, er hat besondere Namen, er hat besondere Verpackungen, er hat besondere Ideen und dann trinken die Leute eine Gurken-Gose. Wo jeder sagen würde, also Essigwasser kann ich Daheim auch machen. Aber nein, wenn man das entsprechend macht, entsprechend verpackt und, ohne despektierlich zu sein, das ist auch ein tolles Getränk, macht er super als Produkt, ich sage nur, vom Vergleich her, natürlich könnte man auch sagen, das ist eben so ähnlich, es ist immer eine Frage, wie man das tut. Und das ist zum Beispiel auch auf dem Bierfest im Burggraben in Nürnberg immer wieder faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich grade auch die Typen wirken.

Matthias: Ja, ja.

Markus: Und natürlich polarisiert das. Und natürlich ist dann in so einer Gruppe, wenn dann so ein Kasten Hertl-Bier für 43,90 im Getränkemarkt steht, dann geht da irgendjemanden sicherlich die Galle, aber meistens haben die das Bier noch nicht getrunken, kennen den David überhaupt nicht, sondern haben nur dieses Preisschild gesehen und regen sich generell da drüber auf. Wobei man in anderen Ländern einfach nur sagen würde, was für ein Brauer, der es schafft, dieses Bier für 43,90 zu verkaufen, wo andere das Problem haben, das für 8,90 zu tun. Und insofern, ja, manchmal muss man auch ein bisschen bewundern.

Matthias: Genau. Also ich glaube, du hast es sehr gut erzählt, gesagt mit dem Storytelling. Ich glaube, insofern war, denke ich auch, der David ein bisschen Pionier und viele haben ja inzwischen nachgezogen und erzählen Geschichten. Und grade das, was du auch genannt hast, aus ihrer Familie, weil da gibt es ja oft genug, die Skurrilen, die etwas anderen Gestalten, die knotzigen Typen, die, ja, die sich allem quergestellt haben, die anders agiert haben als wie die normalen Menschen sozusagen im Dorf oder im Örtchen. Also da merkt man schon, dass viele, viele nachgezogen haben und das ist ja auch gut so und man liest das auch gerne und lässt sich das auch gerne erzählen und ich glaube, den Braustätten tut es ja ganz gut. Ich würde ganz gern aber trotzdem noch ein paar Worte mit dir über diese Preisdiskussionen sprechen. Also die Frage, die natürlich jeder Laie irgendwann mal stellt und die musst du wahrscheinlich alle zwei Wochen beantworten, warum kann Oettinger ein Bier für, ich sage jetzt mal, 5,00 Euro, jetzt werden sie es im Moment nicht mehr so verkaufen, aber ein Kasten Bier, 20 Flaschen 0,5 Liter, für 5,00 Euro verkaufen und warum sagt man, dass eine fränkische Brauerei, die ja inzwischen immer noch für, weiß ich nicht, 13,00, 14,00, 15,00, 16,00 Euro verkauft, warum müssen die so viel verlangen? Und, das ist die anschließende Frage, warum müssten die eigentlich viel mehr verlangen? Weil, wenn man sich im Moment anschaut, wie die Preise für die, ja, die Substanzen, die halt nötig sind für die Energie, nach oben gegangen sind, sagen ja viele Brauer: „Es reicht eigentlich nicht mehr das, was wir im Moment verlangen.“

Markus: Ja, auch das wieder eine sehr komplexe Frage.

Matthias: Mit dem Bier ist es nicht so einfach.

Markus: Aber so ist es mit dem Bier, das ist alles nicht mehr so einfach.

Matthias: Es ist nicht so einfach, es ist nicht nur einfach einschenken und austrinken, da steckt viel dahinter.

Markus: Nein, nein. Also ich meine, erst mal muss man sagen, also Oettinger, es gibt tatsächlich immer noch Oettinger-Sonderangebote für 4,99 den Kasten. da muss man sie allerdings auch ein bisschen in Schutz nehmen, das hat also natürlich auch etwas damit zu tun, das sie ihr Bier verhältnismäßig günstig abgeben, aber oft auch etwas damit zu tun, dass das in Deutschland auch zur Politik der Supermärkte oder Getränkemärkte gehört. Also das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel so einen klassischen großen Supermarkt habe und ich mache dann zum Beispiel in meinem Prospekt dieses Sonderangebot, das Oettinger für 4,99, dann stelle ich das natürlich genau ins hinterste Eck meines Supermarktes und gehe davon aus, dass die Leute am Ende diesen Kasten Oettinger kaufen, wo ich als Supermarkt vielleicht 3,00 oder 4,00 Euro sogar drauflege. Aber auf dem Weg zu diesem Kasten füllen die sich natürlich den Wagen und auf dem Rückweg nochmal. Und durch diesen Effekt, das dafür diese ganzen anderen Produkte in dem Warenkorb landen, habe ich am Ende mehr verdient und habe damit auch diesen Oettinger-Kasten mehr als finanziert. Also das muss man ein bisschen sagen, da können oft die Brauereien auch gar nichts dafür, weil oft die Lebensmitteleinzelhändler oder auch die Getränkehändler diese Preise nutzen, um ihr eigenes Marketing zu betreiben. Dann muss man natürlich sagen, natürlich hat Oettinger auch per se einfach eine andere Preisstruktur, weil sie in ziemlich großen Mengen dieselben Biere machen. das übrigens mit sehr guten Rohstoffen und sehr hoher Qualität, keine Frage. Aber wenn man das eben im großen Maßstab macht, dann kann man das wesentlich billiger produzieren, ist ja klar, als wenn ich das eben immer nur in ganz kleinen Chargen machen muss, weil ich immer dieselbe Zeit brauche. Oder auch anteilig zum Beispiel, was Energiekosten und Räumlichkeiten und so weiter angeht, natürlich bei einem 10-mal so großen Tank einfach andere Kosten pro Liter entfallen als eben bei einem Zehntel davon. Also das muss man einfach auch sagen, dass da der Produktionsprozess günstiger ist. Und dann haben sie an sich natürlich, zumindest unter dem vorherigen Chef, jetzt ist ja seine Tochter am Ruder und wird einiges ändern, aber vorher war es eben so, dass sie ganz bewusst gesagt haben, sie machen so gut wie gar keine Werbung, sehr wenig Marketing und haben eigentlich ihr Geld mehr als Spedition verdient als als Brauerei. Und da muss man auch sehen, dass die ganz knallhart agiert haben. Also wenn du jetzt zum Beispiel ein Getränkehändler warst, dann war eben klar, um 6:59 Uhr kommt der Oettinger-Laster und da ist deine Rampe für 5 Minuten leer, damit der abladen kann und dann fährt der weiter. Und wenn um 6:59 Uhr die Rampe nicht leer war, dann ist der weitergefahren und du hast eine Konventionalstrafe gezahlt und so. Und dementsprechend war das natürlich auch alles anders getacktet. Also insofern, das hat auch einfach ganz banale wirtschaftliche Gründe und dementsprechend kann man das auch schlecht vergleichen mit der klassischen Familienbrauerei, die wir hier in Franken haben. Ohne, wie gesagt, Oettinger dafür zu blamen oder zu bashen, weil, ich meine, letzten Endes, das Bier an sich ist gut, was sie machen. Ich nehme es selten in Verkostungen, weil es mir dafür ein bisschen zu glattgebügelt ist. Aber das ist nicht negativ gemeint, sondern ich brauche halt einfach in Verkostungen Biere mit Ecken und Kanten. Und wenn ich von einem Bier 4 Millionen Hektoliter verkaufen will, dann muss ich es eben möglichst ohne Ecken und Kanten machen, also dementsprechend kann man das dem Bier nicht vorwerfen. Wenn man jetzt auf unsere Familienbrauerei geht, die hat halt unglaublich viele Kostenfaktoren, die jetzt dazu kommen und unglaublich viele Kostenfaktoren, die sie früher nicht wirklich berücksichtigt hat, so, klingt kompliziert. Also bei den jetzigen Dingen, ist klar, das kennen wir alle, wir haben die Energiepreissteigerungen, das wirkt sich aus auf das Etikett, auf den Kronkorken, auf die Logistik, dass das hin- und hertransportiert wird. Wir haben die Einwegfalsche, wir haben den Kasten und so weiter, all diese Dinge, ist alles teurer geworden, Malz hat doppelten Preis mittlerweile, Hopfen 70 % mehr, Abwasser ist teurer geworden. Also allein die ganz normalen Kosten, die ich für mein Bier habe, sind extrem gestiegen und die Brauer können sich halt nur teilrefinanzieren. Also zum Beispiel, sagen wir das Thema Pfand, dann kriege ich ja für so eine klassische Flasche 8 Cent. Wenn ich die irgendwo kaufe, neu, beim Glasladen, dann zahle ich irgendwas zwischen 20 und 30 Cent für so eine Flasche. Das heißt also, allein da legt der Brauer, nur wenn er diese Flasche kauft und in seinen Pfand-Pool gibt, pro Flasche schon mal 12 bis 22 Cent drauf. Noch schlimmer ist es bei Bügelflaschen zum Beispiel, da sind es dann nochmal 20 Cent mehr. Oder auch so ein klassischer Kasten, kriege ich 1,50, glaube ich, Pfand, kosten tut der um die 5,00 bis 6,00 Euro. Und das sind allein schon mal Kosten, allein wenn der 1.000 neue Kästen kauft, hat er schon mal ein paar 1.000 Euro verbraten, die er nie wiederkriegt, weil er das Ganze einfach in sein Pfand-Pool steckt und dafür eben kein adäquates Geld bekommt. Und vor allem nicht, wenn Leute Kästen mit Nachhause nehmen und nicht mehr zurückbringen. Also in dem Pfandsystem steckt ganz viel. Vielleicht noch ein letzter Punkt, bevor es zu ausführlich wird, was da noch dazugehört ist, dass in Deutschland sich da mittlerweile auch ein Zweitsystem etabliert hat. das heißt, es ist nicht so, dass der Getränkehändler deinen Kasten bekommt und dann dir wieder zur Brauerei zurückbringt, sondern es gibt einen Zwischenhändler, der alle Flaschen, alle Kästen aufkauft, sortiert und dann wieder zurückgibt. Und die sind natürlich clever, das heißt, die halten die Dinger auch zurück, wenn die Preise niedrig sind und geben sie her, wenn sie hoch sind. Und manche Kästen liefern sie gar nicht an die Brauerei, weil es sich nicht lohnt, die werden eingeschmolzen und verkauft. Also auch da passiert einfach viel. Okay, also so viel Mal zu diesem Thema. Und dann gibt es hat diese versteckten Kosten, die so bis in die 80er-, 90er oder auch 00er-Jahre nicht wirklich interessiert haben, ganz banal gesagt, das war die Oma oder der Bruder oder auch die Ehefrau, die im Laden immer kostenlos mitgearbeitet haben oder vielleicht für 400,00 Euro angestellt waren oder damals vielleicht 401,00 Euro für die Krankenkasse, aber das war ein lebenslanger Sklavendienst. Den man dann, wenn die Personen dann mal krank wurden oder jetzt auch älter geworden sind, musste man das ersetzen durch normale Mitarbeiter und die haben auf einmal den Mindestlohn und einen vernünftigen Lohn und Urlaub und so weiter. Und da merken die Brauer auf einmal, dass es nie irgendwo einkalkuliert war. Das Gleiche gilt für das Sudhaus, normalerweise baut jede Generation oder vielleicht jede zweite Generation in der Brauerei, baut ein neues Sudhaus. Das würde bedeuten, dass man als Brauer immer wieder was zurücklegen muss, weil, irgendwann ist das Sudhaus kaputt, da brauche ich es wieder neu. Wenn ich das nie mache und nie einkalkuliere, dann kann ich natürlich billiger mein Bier verkaufen, aber irgendwann ist mein Sudhaus im Eimer und dann mache ich halt die Brauerei zu, weil mir keine Bank einen Kredit gibt und so. Also da ist ganz viel, was da einfach wirtschaftlich schwierig ist. Und vielleicht ein allerletzter Punkt, den wir auch noch alle kennen, ist einfach die Corona-Zeit. Da haben wir einerseits das Personalproblem, was immer noch natürlich die Brauereien jetzt beschäftigt und andererseits das Thema, das viele zwar staatliche Hilfen bekommen haben, aber in Kreditform. Das heißt also, sie haben Geld gekriegt und das konnten sie auch verwenden. Und dann war eben festgelegt, zwei Jahre lang müssen sie das nicht zurückbezahlen, aber nach zwei Jahren schon, oft ohne Zinsen, aber es muss eben zurückbezahlt werden. Und diese zwei Jahre laufen jetzt aus, das heißt also, die Brauereien müssen jetzt auch noch zusätzlich diese Kredite eben zurückbezahlen. Und das dann mit den Kosten, die jetzt eh schon mehr werden und so weiter, führt einfach dazu, dass man zumindest zu den alten Preisen wirtschaftlich nicht vernünftig agieren kann. Und so ist es eben so, dass eigentlich eine Brauerei in Franken, wenn sie einigermaßen agieren will, um die 20,00 Euro für ihren Kasten verlangen muss. Deckt sich meiner Meinung nach aber auch mit dem Verbraucherverhalten. Denn, also ich kann mich noch erinnern, in meiner Jugend hat so der klassische, wir haben früher Bauarbeiter gesagt, da gibt es bestimmt mittlerweile einen politisch korrekten Ausdruck dafür, aber diese Leute jedenfalls, die hatten auch ein schönes Leben, aber die haben am Tag im Sommer zwei Kästen Bier getrunken und das war völlig normal. Und heute kauft man sich halt vielleicht noch einen Sixpack in der Woche. Und dementsprechend kann ich mir dann auch ein etwas teureres Bier leisten, wenn ich gar nicht mehr so viel davon trinke, dann ist es, glaube ich, auch okay.

Matthias: Sehr schöne Erklärung. Bei uns hieß das Tapezier-Pils, kann ich mich noch erinnern.

Markus: Auch gut.

Matthias: Ich wollte noch ganz kurz auf einen Punkt eingehen, aber wir kommen immer mehr in die Tiefe zwar, aber das würde mich schon noch kurz interessieren. Ich muss kurz nachdenken, du hast vorhin nämlich so ein Thema angesprochen, genau, jetzt ist es mir wieder eingefallen, du hast so ein Thema angesprochen, Sudhaus kaputt, kannst du dann nicht mehr, ja, du schließt die Brauerei. Oder du lässt an anderer Stelle brauen, das ist mir dann so im Hinterkopf, hat es bei mir so ein bisschen klingeling gemacht, auch so eine Diskussion in Biertrinker- und vielleicht sogar Bierkennerkreisen. Ist das dann noch ein Brauer, wenn er sein Bier woanders brauen lässt nach seiner Rezeptur? Auch eine riesen Diskussion, diese sogenannten Chipsy-Brauer, die halt irgendwo bei einer Braustätte oder halt regelmäßig in einer Braustätte brauen lassen. Wie siehst du diese Entwicklung, die ja durchaus inzwischen eine gewisse Relevanz hat in der Szene?

Markus: Na, ich denke, man muss es zweiseitig sehen. Also auf der einen Seite finde ich es per se nicht schlimm, wenn ich als Verbraucher weiß, dass es so ist, also wenn der Brauer auf die Flasche zum Beispiel drauf schreibt, gebraut bei oder gebraut von oder irgendwie sowas. Dann weiß ich das ja, dann ist es transparent und dann kann ich selber sagen, ist gut oder schlecht. Was ich problematisch finde ist, wenn sich jemand dann noch als eigene Brauerei darstellt und das auch so drauf schreibt und auch so ein bisschen die Story so erzählt und noch vielleicht schöne Bilder von einem Sudhaus oder so. Das finde ich schwierig, weil, das ist ein bisschen Verbraucherverarschung, das finde ich nicht gut. Und wir machen es bei unseren Büchern so, dass wir zumindest, also nach Möglichkeit, man macht natürlich auch Fehler, aber wo wir es machen können, da nehmen wir nur welche auf, wo wir sicher wissen, dass sie auch selber ihr Bier brauen. Also so reines Lohnbrauen ist für mich keine Brauerei. Man muss auch ein bisschen realistisch sein, ich glaube, wenn du jetzt eine gestandene Brauerei hast und bist ein richtig guter Brauer und so weiter und hast aber noch freie Kapazitäten und jetzt jemand anderen in deiner Brauerei brauen, dann glaube ich einfach nicht, dass du sagst, okay, Hans-Josef, hier, kriegst du meinen Schlüssel, du darfst in meiner Brauerei zwei Tage tun und lassen was du willst, danach komme ich wieder und mache mein Zeug. Das ist natürlich Quatsch, also weil, ich will ja meine Brauerei weiter am Laufen haben. Das heißt, in 99 % der Fälle ist es so, dass mehr oder weniger das Rezept gemeinsam besprochen wird, oder vielleicht auch sogar weniger als das, und dann der Brauer, dem die Brauerei gehört, dieses Bier am Ende des Tages herstellt. Also da steht jetzt nicht groß jemand anderes am Kessel und rührt da jetzt rum, sondern es ist halt eine Auftragsarbeit, in der Regel nur bedingt steuerbar von dem, der da als Gypsy-Brauer hingeht. Und wie gesagt, legitim und völlig okay und wenn das Produkt stimmt, für mich auch klar und gut. Aber was ich nicht mag ist, wenn sich solche Leute eben als Brauer hinstellen, weil, das sind sie in dem Fall einfach nicht.

Matthias: Ja, wir haben fast schon eine Stunde miteinander geredet, das ist die Überlänge des Podcasts bei uns, deshalb kommen wir eigentlich jetzt auch schon ein bisschen zum Ende. Du hast dein zweites Bier noch gar nicht vorstellen können, aber vielleicht sagst du zumindest noch, was bei dir neben dem Rechner steht, dass wir das noch mitbekommen und dann komme ich nämlich zur Abschlussfrage, die wie immer die allerschwierigste bei uns im Podcast ist: Aber das sage ich dir natürlich erst, wenn du uns dein zweites Bier noch ganz kurz zumindest gezeigt und, nicht besprochen vielleicht, aber gezeigt hast und gesagt hast, was es ist und warum.

Markus: Okay, das kann ich natürlich gerne machen. Und ich muss wirklich sagen, obwohl ich jetzt immer wieder getrunken habe, aber das ist eben so, so einen Rauchbock, den kann man in Schlucken genießen, den muss nicht in ganz großen Schlucken nehmen, dann hält der auch ein bisschen durch. Wobei er auch wirklich sehr trinkbar ist, also da kann ich mir gut vorstellen, auch mal ein bisschen mehr zuzulangen, aber, egal. Also das ist die eine Seite und natürlich versuche ich immer auch ein bisschen ausgleichend zu sein, deswegen ist das andere Bier, was ich hier habe, tatsächlich auch aus Bayreuth, nämlich von der Maisel Brauerei, das ist deren Bockbier, das sie dieses Jahr gemacht haben. Hat auch eine besondere Geschichte, weil das tatsächlich früher, also so vor 10, 15 Jahren noch, war das Maisel Bayreuther Bockbier immer so ein Geheimtipp. Also da gab es sehr wenig davon, das gab es nur eine ganz kurze Zeit und man konnte auch nicht viel davon kaufen. Und es war aber immer legendär gut und es war auch ein Bier, das man gut lagern konnte. Und das ist grade bei Bockbieren eben spannend, wenn man sowas mal 1, 2, 3, 4, 5 Jahre schön kühl in seinem Keller lagert und dann diese gealterten Versionen genießt und vielleicht sogar mit den Frischen wieder vergleicht. Also kann ich jedem nur empfehlen, das mal auszuprobieren, grade zur Bockbierzeit sich einfach mal 2, 3, 4 dunkle Bockbiere, ein paar Kästen in den Keller zu stellen, das kostet nicht viel und auch nicht viel Platz, und das einfach mal ein paar Jahre vergessen und dann wieder hochholen und probieren und vergleichen, und das konnte man mit dem Bier auch immer gut. Und mittlerweile ist es etwas häufiger zu bekommen, aber es ist immer noch ein sehr, sehr feines Bier und deswegen habe ich da eben auch noch ein Fläschchen gehabt und da habe ich gedacht, wenn ich schon das eine Bayreuther Bier dann für den Talk vorbereite, dann muss ich natürlich das andere auch vorbereiten, das mache ich dann erst nachher auf. Aber, wie gesagt, das kenne ich auch gut, das ist ein schönes braunes Bockbier mit schönen nussigen, ja, bis hin fast schon Nougat-Aromen, ganz angenehm, ganz weich, also auch ein Bier, auf das man sich wirklich freuen kann, so.

Matthias: Ja, wunderbar, sage ich schon mal vielen, vielen Dank. Ich würde mal sagen, es ist nicht unser letzter Podcast, ich muss wieder drauf setzen, dass Michael Husarek wieder irgendwann mal entweder in Urlaub ist oder zu viele Termine hat, dann lade ich mir wieder Markus Raupach ein und dann werden wir auf jeden Fall es schaffen, dann auch zwei Biere zu öffnen und darüber zu sprechen und über die ganze Szene letztendlich, aber vor allem auch natürlich über die fränkischen Brauereien. Und wir freuen uns natürlich auch darüber, das nach wie vor ganz, ganz viele Menschen nicht nur aus Franken diese Brauereien und Brauereigaststätten besuchen und dort ihr Bier auch ganz bewusst konsumieren wollen. Ich finde das immer wieder toll, auch bei uns in der Facebook-Gruppe, wenn du siehst, dass die Leute aus ganz Deutschland und drüber hinaus, ganz bewusst sich dann für ihre Urlaubsreise nach Franken entscheiden, um eben die ein oder andere Brauerei da aufzusuchen. Aber jetzt, Markus, kommt die eigentliche Frage, weil, Bier ist schön, aber eigentlich relativ unwichtig, genauso wie wir ansonsten oft über Politik oder irgendwelche gesellschaftlichen Entwicklungen sprechen, alles vollkommen egal, es geht um den 1. FC Nürnberg und die Frage ist, wann steigt der 1. FC Nürnberg endlich in die 1. Bundesliga auf und wo landet er am Ende dieser Saison? Ich stelle dir die Frage nach einer mehr als peinlichen 0:1-Niederlage im Franken Derby in Fürth, bei dem ich beiwohnen konnte und ich mich echt geniert habe eigentlich, ein Clubfan zu sein.

Markus: Tja, das ist, also das Leben als Clubfan ist tatsächlich kein leichtes. Und ich muss auch sagen, jetzt grade bei dieser Niederlage, wir kennen ja beide wahrscheinlich den Helmut L. aus Fürth, der ein sehr lebendiger Fürther ist und der hat das natürlich mit einem sehr großen süffisanten Unterstrich gepostet, dieses 0:1 beziehungsweise aus seiner Sicht natürlich dieses 1:0. Insofern, ja, das ist schwierig. Grundsätzlich würde ich mir auf jeden Fall wünschen, dass der FC N baldmöglichst wieder in der 1. Liga spielt. Ich kann mich noch an Tage erinnern, ich war damals im Stadion, wo sie gegen Bayern gewonnen haben, das war noch dazu an meinem Geburtstag, also das waren schon tolle Zeiten. Oder ich war auch zum Beispiel zufällig in der Nähe, als sie das letzte Mal aufgestiegen sind und bin dann von der Autobahn runter, hörte im Stadium im Radio und dann direkt vorne hingefahren, ausgestiegen und auf den Rasen und mir mein Stückchen Rasen mitgenommen, also durchaus. Allerdings habe ich dann dieses traumatische Erlebnis gehabt, dass ich mir da eine Dauerkarte gekauft habe für die nächste Saison und dann sind wir ja abgestürzt und sofort wieder in die 2. Liga, das war schon auch bitter.

Matthias: Also du hast alles schon miterlebt, dir brauche ich nichts zu erzählen.

Markus: Ich habe alles miterlebt. Also vielleicht eins vielleicht noch dazu, ich bin auch, glaube ich, einer der ganz wenigen Menschen, die im selben Jahr sowohl den DFB-Pokal als auch die Meisterschale in der Hand hatte. Und zwar war das 2007, da habe ich als Fotograf noch viel gearbeitet und habe damals beim VFB eben fotografiert und beim Club und jeweils bei einer Meisterschaft und dann beim Pokalsieg und durfte dann jeweils kurz Hand anlegen, also war sehr spannend. Aber egal, also deswegen, ich bin dem FC N sehr verbunden, habe allerdings gelernt das, wenn ich im Stadium bin, das Ergebnis durchaus unterschiedlich ausfallen kann. Aber ich freue mich auf jeden Fall absolut, wenn sie baldmöglichst wieder in der 1. Liga spielen, da werde ich schon nochmal wieder vorbeischauen. Ja, diese Saison, es ist schwierig, weil, es ist halt der große Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Aber, ja, vielleicht kriegen sie es ja irgendwie hin, im oberen Mittelfeld zu landen, mal schauen, also es sind ja noch ein paar Spieltage. Schön ist es nicht und das ist eben auch das Problem, wenn es so ein bisschen wehtut beim Zuschauen, dann ist es auch schon schwer. Aber es ist trotzdem dieses Gänsehaut-Feeling, wenn man im Stadion ist und die Hymne gespielt wird, das verliert man nicht. Und das ist auch in der 3. Liga schön, also insofern, manchmal ist es eben so, ja.

Matthias: Vielleicht gibt es dann, das wäre noch die allerallerletzte Frage, vielleicht gibt es in der 3. Liga dann ein ganz anderes Bier. was wäre denn dein Wunsch an Bier, was in einem Stadion in Nürnberg oder in Fürth, also in Fürth gibt es ja das Grüner-Bier zumindest, also als ein regional runter gebrochenes Tucher-Bier, aber was wäre denn dein Wunsch, was man in einem Fußballstadion an Bier ausschenken sollte in Nürnberg?

Markus: Boah, das ist in der Tat schwer, weil dann müsste man ja quasi eine Brauerei absolut bevorzugen. Und dazu muss man halt auch wissen, dass es in einem Stadion gar nicht so leicht ist, also wenn man das mal gesehen hat zum Beispiel in der Veltins Arena, was das bedeutet, so ein komplettes Stadion. Also die haben ja praktisch die Braukapazität einer mittelgroßen Brauerei, wird da an einem Spieltag rausgehauen und das alles mit den Leitungen und so weiter, das ist gar nicht so einfach. Also wir könnten da jetzt nicht sagen, wir nehmen die Stamer-Bräu, weil die könnten grade mal 5 Sekunden Bier ausschenken, dann wäre der Jahresausstoß erledigt in so einem Stadion. Das heißt unterm Strich, natürlich muss es einer von den größeren Brauereien sein. Vielleicht würde ich mir ein bisschen mehr Varianz wünschen, weil, man hat ja dann oft einfach immer nur so das Helle. Da vielleicht also gerne mal ein Rotbier, gerne auch mal was Dunkles, vielleicht auch was Leichtes und was Alkoholfreies, also das man da ein bisschen mehr Varianz hat, das fände ich schon ganz gut. Aber ich würde jetzt in der Tat mich schwertun, eine spezielle Brauerei zu bevorzugen, weil das gemein ist, wenn man die Hintergründe nicht weiß. Also wahrscheinlich gibt es in Franken nur 3 oder 4, die in der Lage wären, das Stadion wirklich zu bespielen. Aber das würde jetzt keiner richtig verstehen und würde dann sagen, naja, warum schlägt er denn jetzt die vor? Dementsprechend, also wichtig wäre für mich wirklich, eine Wahlmöglichkeit zu haben, das wäre schön. Man könnte ja vielleicht an verschiedenen Stellen im Stadion verschiedene Biere anbieten, hätte auch was, könnte man die Leute ein bisschen in Bewegung versetzen.

Matthias: In Bewegung versetzen, genau, ja.

Markus: Ja, warum nicht. Aber auf jeden Fall sollte man die Tradition an sich bewahren, dass man auch ein Bier im Stadion trinken kann. Das ist ja eher sogar etwas, was wahrscheinlich auf der Kippe steht demnächst. Und das ist auch eine der wichtigsten Baustellen, wo ich zum Beispiel auch in meiner Tätigkeit als Botschafter für das deutsche Bier unterwegs bin, dafür zu sorgen, dass wir einfach einen vernünftigen Umgang mit dem Thema Alkohol haben, um nicht die gesamte Bierkultur am Ende, zumindest was das Thema alkoholhaltiges Bier angeht, da zu verlieren an solchen Stellen.

Matthias: Da hast du jetzt noch ein Thema angesprochen, die meinen immer schon, es ist die letzte Frage und jetzt würde ich sagen, wir sind am Ende der Sendung angelangt, aber eine Frage habe ich noch, ich bitte um eine kurze Antwort. Du bist Präsident, weil du es grad gesagt hast, ich weiß nicht, ob du darauf angespielt hast, aber du bist Präsident der Vereinigung der Deutschen Bierkonsumenten. Was zum Teufel ist das denn?

Markus: Also es hat in der Tat damit jetzt konkret nichts zu tun, wenn gleich ich tatsächlich, wie gesagt, mich auch sehr starkmache für alkoholfreie und alkoholarme Biere, weil ich es wichtig finde. Die German Beer Consumers Union, also die Vereinigung der Deutschen Bierkonsumenten ist im Grunde die Idee, etwas zu haben, was eben weder auf der Seite der Brauereien, noch auf der Seite des Staates steht, sondern eben mal auf der Seite des Verbrauchers und dessen Interessen vermittelt. Also einerseits eine Transparenz zu haben, was habe ich da für ein Bier, wo kommt das her, warum es so einen Preis und so weiter, aber andererseits eben auch die Vielfalt und das Thema Biersteuer und solche Dinge, gegenüber dem Staat zu vertreten. Und sowas gibt es in ganz Europa, in jedem Land, also in England zum Beispiel die Camerer mit 300.000 Mitgliedern und das gab es in Deutschland eben nicht. Und da habe ich über meine internationalen Tätigkeiten die anderen kennengelernt und dann gesagt: „Wir brauchen sowas in Deutschland auch.“ Deswegen habe ich das initiiert und gegründet und bin auch aktuell noch der Präsident, aber das werde ich sicherlich demnächst mal abgeben. Aber das ist vor allem spannend im europäischen Kontext, weil tatsächlich in Brüssel ganz viel stattfindet in Bezug eben auf Gesetzgebung rund um Bier, Alkohol und so weiter und da brauchen wir Deutsche auch eine Stimme und genau sowas ist die GBCU, also das ist die Idee. Kann übrigens jeder Mitglied werden, 12,00 Euro im Jahr, keine teure Angelegenheit und macht sehr viel Spaß.

Matthias: Wunderbar, damit schließen wir noch mit einem Werbeblock. ich erinnere aber auch nochmal an das Buch Bierland Franken, der Preis ist vorhin gar nicht genannt worden, 24,90 Euro. Also billiger als so mancher Kasten Bier und auf jeden Fall lang haltbar. Und ich habe auch schon durchgeblättert und ich finde es nach wie vor immer wieder toll, viele Anregungen. Man kann viele, viele Ausflüge mit diesem Buch planen, weil auch viele Freizeittipps mit dabei sind, also echt, eine echte Empfehlung, besten Gewissens kann man das den Zuhörern und Zuhörerinnen ans Herz legen. Ich danke dir, Markus, für diese echt spannende, über eine Stunde jetzt schon und wie gesagt, ich würde mich freuen, wenn wir, ja, irgendwann demnächst auch wieder zusammenkommen, um über Bier und vielleicht auch Politik oder was auch immer zu reden. Hat mir Freude gemacht, vielen, vielen Dank und bis zum nächsten Mal.

BierTalk English 20 – Talk with Thomas Sjöberg, Founder of Fluid Boundaries Brewing from Brussels, Belgium

Thomas Sjöberg is from Belgium, now lives in Finland and has his fiancée in the USA. Together with his job as a brewery consultant and beer judge, this takes him around the world several times a year. During his youth, he discovered Belgian Trappist beers and decided to make it more than a hobby. After moving to Finland, the opportunity arose to jump on the slow-starting craft beer bandwagon. Along the way, he completed almost every beer sensory training course there is. Finally, the first job in a brewery in Estonia followed by one in Sweden and next the job as Head Brewer in Estonia at another brewery. In the podcast, Thomas talks about this exciting journey and his current projects…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Zusammenfassung auf Deutsch:

Thomas Sjöberg, der in Belgien aufwuchs und jetzt in Finnland lebt, hat seine Verlobte in den USA und reist aufgrund seiner Tätigkeit als Brauereiberater und Bierjuror mehrmals im Jahr um die Welt. Seine Leidenschaft für Bier begann in seiner Jugend mit belgischen Trappistenbieren und führte ihn schließlich zur professionellen Brauerei, zunächst in Estland, dann in Schweden und schließlich als Braumeister in einer weiteren estnischen Brauerei​​.

Sjöbergs Interesse am Biergeschäft entfachte, als er nach Finnland zog und dort die Unterschiede in der Bierkultur bemerkte. Er absolvierte nahezu jeden Bier-Sensorikkurs und sammelte zahlreiche Zertifizierungen. Seine berufliche Laufbahn umfasst diverse Erfahrungen in verschiedenen Brauereien, darunter Freiwilligenarbeit bei Mikkeller und professionelle Arbeit bei Pühaste in Estland sowie eine Brauerei in Schweden​​.

Er gründete Fluid Boundaries Brewing, eine Beratungsfirma für Brauereien, und entwickelte unter anderem interessante Rezepte, darunter ein Bananenbier in Estland sowie ein Bier mit Pistazien. Diese Experimente spiegeln seine Neigung zu kreativen und unkonventionellen Braustilen wider​​​​​​. Sjöberg betont seine Präferenz für das Brauen von Lagers und hopfenbetonten Bieren und zeigt weniger Interesse an der Verwendung von Kveik, einer traditionellen norwegischen Hefe, im Brauprozess​​.

Er hat an vielen internationalen Bierwettbewerben teilgenommen und schätzt besonders die Vielfalt und Qualität der Biere, die er beispielsweise beim Asia Beer Championship in Singapur verkostet hat​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast, BierTalk. Today we do a little bit like a world journey. We have a very dear friend of mine, Thomas Sjöberg and he really was living throughout the world, he was in breweries, he’s a beer sommelier, he’s a beer judge, he’s a very experienced expert in the beer world. And so I’m very happy to have him here and to talk about his life, his experience and his brewing perspective. So Thomas, it’s very nice to have you here. Maybe you introduce yourself a little bit to our listeners.

Thomas Sjöberg: Yes, of course. And thank you for inviting me. As I said, this is the first time that I’m on the podcast, so I try to do my best. But I’m Thomas Sjöberg, I grew up in Belgium, and nowadays, I live in Finland. But it’s also a little bit more complicated because I have a fiance in US. So I do a lot of moving between Finland and US. And on the beer side, I’ve been judging in commercial competitions a lot with Markus, actually, for the past six years. And I’ve also worked in the brewing industry. So I’ve worked as a professional brewer, I’ve worked in cellar, and I do a bit of everything with beer related. So that’s a little bit about me.

Markus Raupach: That’s on the very low basic what you do because it’s a lot of things, a lot of experience and also some big names. So I’m very happy to have you here. Maybe first time you say you are from Brussels, but you’re also, you sound a bit Swedish or Finnish in terms of the name. So is it about your parents, or what was the connection there?

Thomas Sjöberg: Yes, so my mother is from Finland, and my father is from Belgium, but he’s actually also half Norwegian. So in the end, I have maybe a little bit more Scandinavian blood. But I grew up and studied in Belgium. So I left Belgium when I was 25 years old and to some people, it’s confusing, because I have a Swedish name. I took my mother’s name, and I have a French accent. So I tell people that I’m a bit of both, but maybe sometimes I tell that I’m a bit more Belgium because that’s where I spent most of my life and important first years of my life. So culturally, I would say I’m a little bit more Belgian. But now it’s been more than ten years that I’m in Finland. So I’ve taken a bit from the Finnish culture as well.

Markus Raupach: Can you remember where you had your first beer?

Thomas Sjöberg: So exactly where I cannot really remember. I started probably very young, like, I think many youngsters in beer, traditional beer countries like Germany or the Czech Republic. So it was not much about tasting that I’m sure of, but I know that early on when I was already 16, 17 I started to enjoy drinking different beers. So a lot of the Trappist beers, not really lambic, because it wasn’t so popular and it was not, let’s say a type of beer that was available in many bars. So that was not really the kind of beers I was drinking. But beers like Chimay Bleue, and Orval, Westmalle Tripel and Dubbel. I mean, all these classic beers, I started enjoying already more than 20 years ago.

Markus Raupach: That’s a wonderful start in the beer world, to be honest. So not Heineken, not AB Inbev and things. So you started with the Trappist beers. Why not?

Thomas Sjöberg: And it’s also really funny because so I was going to the European School in Brussels, and I was actually living a little bit outside of Brussels. And after school, sometimes I was lazy to go back home. So I would stay at a friend’s house and the father was really into beer. So he always had a lot of beers in his fridge, like always, maybe eight or ten different beers. And with my friend during the week, even if we’re already really young, we would actually taste already different beers. So a bit the same beers that I just mentioned earlier.

Markus Raupach: And when came the idea to go into the beer business?

Thomas Sjöberg: So it came slowly, I would say it really started when I moved to Finland because the culture was very different in Finland. So first of all the domestic products were not so good. But at the same time, there were a lot of imported beers and that was like something very different than Belgium. So I started to be curious and wondering why Finland cannot make as good beer as Belgium. And then what are these, like American styles that I’ve never heard of? So I started to taste and drink, for example, some of the Sierra Nevada beer and Stone at the time, which was very new. And that’s kind of what slowly got me into beer.

Markus Raupach: And you also had your military service in Finland? In Germany, the soldiers drink a lot, especially at the Navy. I don’t know. How is it in Finland?

Thomas Sjöberg: So yes, I mean, maybe not during the week, because we were locked in. But during the weekend, we could go back home. And I was also in the Navy, actually. And we were drinking a lot, but it was not, especially in Finland, it was not very interesting beer drinking. It was quantity and not so flavorful beers.

Markus Raupach: That’s right. But you have a quite interesting craft beer scene now in Finland, and I think it started maybe so eight years ago, something like that, that you had this variety. Now it’s maybe 120 breweries, something like that, or it’s more?

Thomas Sjöberg: I don’t exactly know production sides, but brewery there is at least 120, maybe close to 150. And maybe, I don’t know, 20% are kind of contract brands or very small breweries. But there is quite a decent numbers. Actually, the density of brewery per capita is higher in Finland than in Belgium. Yes, by a little, but yes.

Markus Raupach: That’s good. It’s a very good figure. And so you had the idea to start in the beer business and so did you go to university and study brewing? Or did you go to a brewery and make an internship or what was the start?

Thomas Sjöberg: Yes, so as I said, it came fast when I arrived to Finland, my passion for beer, but it developed slowly. So like the way it started was for three or four years after work, I was reading about beer and reading about beer and, let’s say, after four years, I was already thinking that maybe I should or I want to work in the beer industry. But I didn’t really have much certification or papers from study. So I thought that, although I know already quite some, I should do some brewing certifications and like sommelier tasting. So first I did the general certificates from the Institute of Brewing and Distilling. I did the Dumonds, but that was 2017. It was actually the first English class of Dumonds in Munich. I also did the certified Cicerone and then the BJCP, that was in 2016. And now I’m still studying. I think it’s important to always learn. And so I’m actually finishing a diploma in brewing from the Institute of Brewing and Distilling, which is like a bachelor degree in brewing. And I’m also in the middle of my advanced Cicerone. So I took the tasting part of the exam in the end of last year, and I passed that. So now I have the written coming in May. And so I do spend some time actually now to prepare for these two exams and hopefully, I can get the advanced Cicerone and diploma in brewing from the Institute of Brewing and Distilling.

Markus Raupach: That’s a lot of certificates. And very interesting. Maybe you’re one of the most educated beer judges because you have all these different institutes. But that’s very interesting because sometimes we talk about that and then we try to compare what is Dumonds doing? What is the IBD doing? What is the Cicerone? What is BJCP? If someone would ask you what are the main differences, do you have an idea what you could say about this?

Thomas Sjöberg: I mean, it’s also a little bit tricky to compare, because on the IBD side, I’ve done only like brewing and packaging, and I’ve not done sommelier and let’s say a tasting judging side. So it’s a bit tricky for me to compare IBD with some of these sommelier certifications. But if I compare, let’s say, Cicerone with BJCP and Dumonds, depending also on the level, I think the Cicerone is requiring like knowledge in many aspects of beer and brewing. Dumonds and the BJCP, it’s more focused on the tasting and judging, whereas in Cicerone you also have brewing and draft and cleaning and food pairing for example. I also would say that I believe that the certifications for Cicerone and BJCP, I mean, again, it depends which levels. But they may give more because some of the levels require more, let’s say, like long, continuous studying. So for example, in Dumonds we get very good quality training and knowledge and like learning about beer styles. But the time to lead to the certification is actually in time relatively short. But for example, like, for advanced Cicerone, the preparation is very long and of course, because it has different aspects, not only tasting, let’s say it’s a broader, like wider knowledge I would say certification. Also compared to the BJCP. But yes, it’s not so easy to in a few words, really say the main difference and what are those differences?

Markus Raupach: Yes, of course. I was just curious. And also, because it’s also it’s a little bit coming from different beer ideas. So if you have a German Institute, I think the thinking in general is different from like an American institute, something like that. So the approach to beer is a different one.

Thomas Sjöberg: Yes, and I mean, also in the Cicerone, regarding beer styles, they use the BJCP. So when it comes to assessing beer and definition of beer styles, they use the BJCP. So if we are talking about tasting and styles, the Cicerone is the BJCP. So that’s kind of a similarity. Whereas Dumonds has a bit more their own thing and the German culture like you say that influences.

Markus Raupach: Yes, and then you also had experiences in different breweries. So I read that you have been, for example, to Mikkeller. So what was this first experience? What did you do there?

Thomas Sjöberg: No, actually like, yes, so I’ve worked with many breweries. But Mikkeller was actually volunteering. So in the beginning, before I got in the industry, I was doing not a lot of volunteering, but quite some and for beer festival. So I did volunteer in Mikkeller celebration three or four times. So that’s what you saw, I think. But in breweries, I first started to work in Estonian Pühaste. So I volunteered there to learn the trade, I was doing mostly cellar work. I was there for three months. And after that, because I just wanted to learn more and different ways of working in breweries. I had a friend from Sweden who is one of the founders and the brewer of O/O Brewing. I don’t know if you know about O/O Brewing.

Markus Raupach: I think I know the name from, I was several times in Finland for the small beers, great breweries competition which is every year in Finland, and I think they were part of it.

Thomas Sjöberg: I moved there a couple of months and I learned about brewing. And also I was doing cellar work. We were two persons in the production and after that, I got a head brewer job in Estonia, a small brewery, ten-hectolitre brew house and 13 fermentation tanks. And there I was for a bit more than a year and also doing new beers and the existing beers. And after that, I wanted to come back to Finland so I started consulting activity and with that consulting business, I have been making recipes for breweries. I have also been working, so some breweries, sometimes someone goes on holiday or maybe is injured or they have a lot of work and they need someone. So I have also been doing that and also some troubleshooting. So like to help. I have three breweries that I have worked for, like three to six months period. Actually one even for a longer period of time to help them make better beer. And also, one of those breweries, they had bought a 30-hectolitre brew house and they were only working with a five-hectolitre single vessel system. So they were not familiar to work with the three vessels, 30 hectolitre. And they had asked me to help them. And so I was also with them to show them and brew for a little while as well.

Markus Raupach: And then you founded also your own company?

Thomas Sjöberg: Yes, so I mean, my own company sounds like a brewery, because it’s called Fluid Boundaries Brewing. The idea to have this name was just for the consulting side of my activity and the idea that in the future, I will launch a contract brewing brand. So I have also made beers for contract breweries and also, I have made some beers for the supermarket that every year they want a new beer, and they have been making a beer for the supermarket. But I haven’t yet launched my own brand. But that was not kind of my main idea in the start. My main idea was to have my own activity and to do consulting, help breweries, and also make recipes for different breweries.

Markus Raupach: Yes, I think that’s a good idea because if you have your own brand and your own beer, then you are not independent anymore and you have always the focus, of course, on your own business. And that can be more or less inhibiting a good consulting job. So I think it’s good to be, if you are a consultant, to be as free as possible. And that of course, if you’re not part of the beer business, you can act freely there and consult in an easier way.

Thomas Sjöberg: Yes exactly.

Markus Raupach: And I also read you created a lot of interesting recipes. So I heard about a banana beer I think in Estonia. How do you brew with bananas in Estonia? So I don’t think they grow there normally.

Thomas Sjöberg: Yes, so I mean, nowadays, we can do any kind of beers from anywhere in the world more or less. And the brewery wanted to hire me also to make new beers and I wanted to do fruit. I mean, not only fruit beers, but the brewery was quite popular for like sour beers, like kettle sours. And I’ve always found, I mean, I’ve wanted to do beers that you wouldn’t see often. And also, I’ve been inspired by some fruits or nuts that work well in sour and people don’t necessarily think of that. Banana is an example. But for example, coffee or coconut or some cocoa even in my opinion, sometimes can work really well in sours. And so I wanted to do a banana sour. And it was actually not so strong sour. So let’s say it was maybe a little bit not a true, not a little bit puckering sour, but still smooth kind of at the same time.

Markus Raupach: And when did you add the banana? In the fermentation or in mashing? Or when you add the fruit?

Thomas Sjöberg: We add it to, banana purees in the end of fermentation, let’s say maybe a plate before finishing gravity. And we were adding about 90 to 100 kilo in 10 hectolitres of the banana puree.

Markus Raupach: That’s a lot.

Thomas Sjöberg: It’s a bit. I mean, everything is relative. In US some people are like doing much more than that even and some are doing less with great results.

Markus Raupach: That’s right, but do you remember another fruit where it was maybe a special challenge to brew with?

Thomas Sjöberg: When I was there, I also made a sour with strawberries and it’s a challenge in the sense more of the cost that you need to use a lot of strawberry to get some impact. And there was a little bit some like money budget constraints, so I couldn’t really get the result that I wanted. So we started, when I was at that brewery with 120 kilo of strawberry. And the result was decent, but not as much as I would want. And we couldn’t really go up, we even had to go a bit down with the quantity. So let’s say that the strawberry was a little bit a challenge because of the cost and the amount that you need to use. So but I have not experimented with like crazy fruits, so I’ve not made beers with kiwi or durian or stuff like that.

Markus Raupach: But you did a beer with pistachios. So I’m a big fan of the pistachio and I only had, I remember, I think I had two beers yet with pistachios, and I think both of them were cream ales from the States, which were quite well. But I’m always looking for pistachio beer. So you made, I think, a dark beer style if I remember the right way.

Thomas Sjöberg: Yes, so it was a dark beer and for me where it started was, there is Copper Tail Brewing, which is from Florida and one year in the Talent Craft Beer weekend the brewery who was there, they had an Imperial Stout with pistachio. And there was some other adjuncts. I think there was vanilla, and maybe cocoa, but I’m not sure. But the pistachio was really, really strong and pure. And I really loved that beer. And it was probably, it was, I think, maybe even my first beer with pistachio at the time and I’ve always had it in my mind. I remember I was talking with the brewer, what did you use and how much. And so I remember that beer. But now also there is another brewery which is called Arcane which I actually have the t-shirt. And they have, when we are talking about sours with some fruit or nuts, like they have like a pistachio sour but that’s also green colour. I think they use some kind of colouring. But for me, it’s really amazing. It’s called the Pistachio Cream Puff. I don’t know, if you’ve heard. It’s a very small brewery, so it’s difficult to get their beers. But anyways, so I did this beer with Volfas Engelman, which is a very big brewery owned by Olvi Group, which is a big Finnish company. And we made the milk stout with pistachio and vanilla. And I would say the beer overall was good, but it was a little bit lacking. I think the extract give a bit more almond, a little bit kind of more almond character. So I didn’t find it as good as those two pistachio beers that I mentioned earlier. But it was still some pistachio but I think it’s very tricky. They are, like most of it is. I mean, those two beers that I really liked, they have been made with extracts and I know there has been some beers that have been made with real pistachios, but to my recollection, I haven’t tried such beers. And I’ve heard with a good quality extract, you can get the best results. So that’s what I tried. But yes, it was an extract from US. And actually the Copper Tail told me that extract was the one they used, but for some reason I had a little bit less quality results.

Markus Raupach: But that’s interesting to hear. So because I was always was wondering how you get this nutty aroma into the beer. And I’m still wondering how you can do it with normal pistachios. But I think with the extract, it’s a good way. And so you have a concentrated aroma and then you can marry it with the beer. So that sounds interesting. So really great. And so a lot of experiments and at the moment, so you are still working for these three breweries? You are consulting? Or do you do something else at the moment?

Thomas Sjöberg: No at the moment, so I’m still attached to a contract brewer which means new beer factory. And it’s basically a friend of mine. He bought a house and he was doing renovation. And under the flooring, he actually found old labels and documents from a very old brewery which existed from like 1870 to 1920 in the city of Turku. And this friend of mine decided to relaunch the brewery with the same name and he has asked me to make the beers for them. But because it’s a contract brewery and the brewery where they make the beers or where we make the beers is not, let’s say, so available, there is limited production. But for this company, I have made a German pils and Helles. So let’s say that you have asked me questions about fruit and experimental beers, although I’m interested in those, let’s say that I’m maybe even more interested in making lagers and hoppy beers. Let’s say five, six, seven per cent more or less all styles of lagers except maybe a little bit the dark ones and on the hoppy side West Coast and hazy IPAs, those are the beers I like to brew. Because I like the challenge of clean fermentation and pronounced fresh malt and fresh hop character. So in some ways, sometimes when you do these fruit beers, you can screw of course, but it’s maybe less technical and it’s certainly a bit in a way maybe less artistic because you use some extracts.

Markus Raupach: Yes, of course. But you have a lot of Scandinavian roots, so no idea of using kveik or something like that?

Thomas Sjöberg: Not really. I mean, let’s say that, I mean kveik, of course, it’s been very popular and it’s been used like in Scandinavia in general. But in Finland, it has been more about the Finnish bread yeast with the Sahti. So kveik is also a little bit more of a Norwegian influence. And to me, I’ve rarely been convinced that using kveik can make good lagers, for example. So it’s also one reason why I haven’t used much of kveik. But I have had actually pretty good lager with kveik and pretty good hazy IPAs with kveik, but I’ve never really gone into that territory. So not much kveik for me.

Markus Raupach: Okay. I just think it’s an interesting field which is at the moment more or less uncharted. So I think there will be no few yeast strains or it’s not yeast, it’s a collaboration of different microorganisms. I think it’s not a single yeast always but they made a lot of fake lagers here in Germany and also very fruity IPAs with this yeast. So here in the home brewing scene, let’s say, it’s the hot shit at the moment for the home brewers.

Thomas Sjöberg: But what is your opinion with kveik and lagers, for example?

Markus Raupach: It didn’t convince me at the moment. So it’s an interesting idea and also on one side, it’s also a bit frightening. Because if they really make it that they can do lager-like beers in two days or something like that, that can be a huge impact on the business, especially for the big breweries. But let’s see. So but in general, it’s interesting that you have these old yeasts surviving in the Norwegian world and this behaviour that you can dry them and reactivate them and the whole brewing process, it’s very interesting. And I personally, I’m very interested in this historical beer styles or beer ideas. So I have been, I think, two or three years ago, I was in Finland for the Sahti Festival, where they have their own Sahti competition. And that was, for example, very interesting to see that being alive with that group of 200 homebrewers coming together in the middle of the country on a parking lot, and everybody pours his beer, and then they party and cheer, and it’s fantastic. So it’s beer culture. And that’s something very interesting.

Thomas Sjöberg: I haven’t had the chance to judge there, but I’m sure it must be very interesting.

Markus Raupach: It’s challenging, because all these beers are quite strong.

Thomas Sjöberg: In that sense, but also, I think, it’s kind of … I mean, maybe with some German, because it’s the bread yeast has a bit similarities with some of the Hefeweizen and the Phenolics and the banana. So but I think for a very lager country, it can be also a little bit more, like challenging, because it’s like and carbonated sweet style.

Markus Raupach: Yes, we had, we are doing our beer sommelier courses here and on the last day of the course, we all come together, have a beer judge, of course, also, and then a huge meeting in the evening. And we had three times I think we had guests, also participants from Finland in the course. And they brought from Finland, Sahti. And then we had that to the normal participants and sometimes also to the staff of the restaurants where we were. And this was always very interesting to see their reaction. If you tell them this is beer and you have like a 10-person, zero carbonation, sweet banana, Juniper thing, sometimes a bit smoky.

Thomas Sjöberg: Even a little bit smokey phenolics. Have you had a favourite or it’s not really your jam and you don’t remember one of your favourite.

Markus Raupach: I don’t remember the name because Finnish is so complicated for me. But I remember the guys and I think you will also know them. It’s there they are, they have clothes like furs, and they make five or six different Sahtis with lots of different berries. All of them are very strong, 12, 15, 16%. They look like Stone Age people. Also the labels with gods and things.

Thomas Sjöberg: Yes, it’s Raum, I think it’s Raum Bryki or something like this. I should double-check. But yes, the medieval, the brewer is always wearing, I mean, medieval kind of clothing. I think medieval is the best way to describe it.

Markus Raupach: Yes, it is.

Thomas Sjöberg: And it’s actually not far from where I live here. It’s maybe hour, hour and a half.

Markus Raupach: Not great.

Thomas Sjöberg: Yes, but you probably had some of those beers in the festival of the best beer of Finland.

Markus Raupach: Yes, in the festival and also I was travelling through Finland two times. So the last time I went from Helsinki to Turku. I was in Turku, I visited a brew pub, which was a school, from a school that was very impressive. And then I visited the Kakola Brewing. I think you know them on a hill. That’s quite a new brewery. And then I went through the islands to what is the name? Aland, the Aland Islands. Yes, sorry.

Thomas Sjöberg: You went to Aland Islands. So then you went to Stallhagen maybe?

Markus Raupach: Yes, I visited Stallhagen. That was great. Also the brewery and the honey beer they do is quite nice. And there’s another brewery on the main island, a small one. I also visited them. So this was really a very interesting trip.

Thomas Sjöberg: Yes, I come back to the school brewery because my mother actually used to go to school where the beer brewery is.

Markus Raupach: Wow.

Thomas Sjöberg: Yes. And I mean there are different rooms and one if not more than one, where even classes and she was in those rooms as a student. I have also been there drinking my beer like 50 years later. It’s kind of funny.

Markus Raupach: Yes, and it’s still a little bit looking like a school. So the maps on the walls and things.

Thomas Sjöberg: Exactly, yes.

Markus Raupach: Yes, it was great. That was a great experience. And next to it was a hall where you could buy food and things. And so I really liked the Finnish country. It was a very, very great trip. Also Turku as the city is very interesting with the castle and all the structures and the church.

Thomas Sjöberg: And you have always been here in the, I think good time of the year, right? Usually it’s been in July.

Markus Raupach: It was yes, true. It was always in the summertime and the first time I realized that it’s really a tough thing was when I was planning my first trip, and I asked the rental car people if I could rent a Cabrio so the car, you can open the roof. And they said, in Finland, we could only give that for maybe a month and the rest of the car would be in the garage. So we don’t have these cars. But I was always there in summertime, it was always very hot. So I was really astonished how hot it can be. So once we had in the morning, we had 28, 29 degrees at eight in the morning. So that was really very hot.

Thomas Sjöberg: Yes, I mean, I think because I recall some of the times when we judged in the Best Beer of Finland that the weather was really nice. But it’s also a little bit exceptional. So usually there are some summers where it’s quite rainy, and 20, let’s say low 20 degrees. So it’s not always super hot. But sometimes.

Markus Raupach: Yes, but when the beer is there, the sun is shining.

Thomas Sjöberg: Of course.

Markus Raupach: Maybe last question, if you go to competitions, so you have been to many beer competitions throughout the world. So do you have a place where you liked it most or which was impressing you most? Or something you really remember?

Thomas Sjöberg: So I mean, when you ask you mean more specifically, let’s say the place or like the competition itself?

Markus Raupach: Or whatever, whatever you have in mind. Sometimes it’s one and sometimes it’s the other. So I have very different also things in my mind about that.

Thomas Sjöberg: I mean, for me, also, judging outside of Europe has been quite recent. So for me that’s kind of has been an exciting thing that last year I went to judge in the Asia beer championships in Singapore. And I had been in Singapore before, but I think the competition and the ambience and the diversity of food, and also the quality of the beer was really good. So that was for me one of the great competitions I have been to. But of course, the Italian Beer Challenge, I love the Italian Beer Challenge and the Brazil Beer Cup and the competition in Mexico. I mean, usually I think that when it’s a little bit sunshine, good food, I’m always happy, and good beer of course. So those places have been great competitions and good countries and places to have fun.

Markus Raupach: Yes for me, if I look back, the biggest difference I think is between Mexico and Italy in terms of the beer competition. Because in Mexico I was last year in the summertime or early summertime. So the air was 28 degrees, the sea was 28 degrees, sunshine, so and we were judging really ten meters from the beach. So it was really like you go outside and you go in the water and it’s all the same temperature. It was wonderful. I was at Rojo and but, and if you go to Italy, we are normally in Rimini, which is also a beautiful beach and a great site, a great location. But we are there, we will be next week, so we are there in January or February. So in the total wintertime and that’s also interesting because you have the beach, but no people. So I think it’s the only time where you can walk the Rimini beach just walking along without meeting anybody. And it’s also beautiful. It’s different. Not hot, but also beautiful.

Thomas Sjöberg: Yes. No, I mean it’s true that in the Birra dell’Anno usually it’s been a little bit cold and chilly, but still it’s really good competition. I think lots of very talented judges and also the food. I’m very much a foodie, so whenever I go to a country where there is good food and there are many countries with good food. But I’m always also a bit more excited. So in Italy we have these evenings with the different cheeses and ham and whatnot, like everything.

Markus Raupach: The judges always bring additional things and that’s also interesting. Some bring cheese, some bring hams, some bring spirits, whatever. So of course, that’s the best thing to have the community, the crowd, and also maybe 50% of us are meeting three, four, five, six times a year somewhere on the planet and that’s like a family that’s moving together and that’s really a very nice thing. So I’m really looking.

Thomas Sjöberg: And actually we do I mean, I have been to, I mean, we have been in many competitions at the same time. So I think there are a couple of I mean, regulars, and we do we have been in quite a few together.

Markus Raupach: And that’s interesting, because you really make friends you would normally never meet. That’s also a very, very interesting and a global thing. So that’s what I really like about that beer judging thing that you meet interesting people, you have something, of course in common, but everybody has his own life, his own history, and that together it makes always a very nice time. So really great. So as great as our talk. So I’m very happy. Thank you for your time. And I’m very much looking forward to meet you next week in person. In Italy, let’s have some good beers, maybe some grape ales. What about grape ales? Brewing grape ales?

Thomas Sjöberg: Yes. I mean, it’s also not something I have worked with, but I have judged two years actually in Villa Verano and it’s a beer style that I really enjoy. I think it has a lot of, it can be quite broad. So you can have a bit of sour, not sour, and let’s say more grape and red grapes, white grapes, and funky, not funky. So it’s definitely something that is very interesting and a drinkable style as well. So maybe I should one day try to make a bit of grape ales. But so far I’ve more been enjoying tasting it than brewing.

Markus Raupach: Yes, of course. But I heard that also in Belgium, they are now growing wine. So maybe they’re … and also in Finland. So maybe the potential is growing for that.

Thomas Sjöberg: Yes, I think it’s, it should.

Markus Raupach: Alright, so have a nice time. Thanks again for your time. And yes, let’s meet next week.

Thomas Sjöberg: Thanks Markus, see you next week.

Markus Raupach: Yes, see you next week. Bye.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

 

BierTalk Spezial 48 – Interview mit Markus Trinker, Kreativbraumeister der Stiegl-Brauerei in Salzburg, Österreich

Markus Trinker ist seit mehr als zehn Jahren Kreativbraumeister der Salzburger Stiegl-Brauerei und hat dort seinen Traumjob gefunden. Gemeinsam mit seinem Team steht er für die vielen klassischen Bierspezialitäten des Hauses, sein größtes Augenmerk liegt allerdings auf dem Gut Wildshut, wo allerlei Experimente vom Urbier bis zum Flanders Red angesagt sind. Angefangen hat alles mit einem zufälligen Gespräch in seiner Jugend – halb zog es ihn, halb sank er hin… Nach der Ausbildung folgten zahlreiche Stationen, auch im Ausland, bis er schließlich in der Heimat auch seine Bier-Heimat fand. Im Podcast verkosten wir viele Stiegl-Biere und sprechen über die Faszination, die den Kreativbrauer antreibt…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus Raupach: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute bin ich immer noch auf Reisen und dieses Mal ganz spannend, nämlich im Nachbarland in Österreich und dort im Salzburger Land beziehungsweise im Moment tatsächlich in Salzburg selber. Da war gestern eine ganz faszinierende Präsentation zur Geburt eines neuen Bieres, da werden wir sicherlich auch noch drüber sprechen. Und heute sind wir eben in der zentrale dieser Brauerei, nämlich bei Stiegl und ich sitze hier mit Markus Trinker, der als Brauer, Braumeister für die Dinge hier verantwortlich zeichnet. Und bin ich ganz gespannt, mal hier sein zu dürfen. Markus, schön das ich hier sein darf und vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Markus Trinker:  Ja, hallo aus Salzburg. Freut mich, das ich mit dir heute plauschen darf über Bier, über dieses Machen, sei es in der Stiegl Brauerei oder in Wildshut. Mein Name ist Markus Trinker. Trinker, wenn man Trinker heißt, glaube ich, ist der Name Programm. Nein, so ist es nicht, ja, ich bin Kreativbraumeister, ich zeichne verantwortlich für das Kreativsortiment in der Stiegl Brauerei, genauso wie für die Kreativbiere im Stiegl-Gut Wildshut draußen. Bin jetzt seit, ja, über 13 Jahren in der Stiegl Brauerei, ich glaube, ich komme da nicht mehr weg, so wie es ausschaut. Ja, ich habe eine tolle Aufgabe da, habe ein tolles Team. Wir haben eine, wie soll ich sagen, viele Möglichkeiten, die wir bespielen können und ich glaube, das ist das Paradies für Braumeister, wo halt das Herz höherschlägt und, ja, einfach Bierbrauen, wie man es sich halt erträumt, so setzen wir die Sachen auch bei uns um, ja.

Markus Raupach: Ja und quasi eben auch eine Spielwiese mit diesem Gut, da werden wir nachher noch drüber sprechen, also wo es dann eben auch um Urgetreide geht, um alte Herstellungsformen, bis hin zur Gärung, zu Gefäßen, zu all diesen Dingen, mit denen man gerne mal spielen möchte und oft vielleicht nicht darf, weil man in so einer klassischen Brauerei einfach ein Pilsen, ein Dunkles und ein Weizen braut und insofern natürlich eine sehr spannende Geschichte. Aber vielleicht mal vorneweg, du hast es grade schon gesagt, wenn man mit diesem Namen groß wird, das ist natürlich schon ein gewisser Rucksack, den man da mitnimmt. Wann wurde dir das denn klar, dass du in Richtung Bier dich entwickeln willst?

Markus Trinker: Es war ein Zufall, ja. Also ich bin ja gebürtiger Ennstaler, ich bin in Schladming aufgewachsen und eigentlich hätte ich vorgehabt, irgendwas in die Richtung Holz zu machen. Und bin aber dann einmal als Ferialjob, Ferialpraktikant, Sommerpraktikant in die Schladminger Brauerei gekommen und habe dann auch das Glück dann gehabt, dass ich in den Gärkeller gekommen bin. Und, ja, habe da einen riesen Spaß dran gehabt, die paar Wochen, wo ich da gearbeitet. Und dann ist so das Gespräch mit dem damaligen Braumeister entstanden und der hat gesehen, dass ich engagiert bin und Freude habe. Parallel haben sie gesagt, ja, sie suchen eigentlich eh einen Lehrling, ob ich jetzt nicht da bleiben möchte? Und, gut, ich habe sofort ja gesagt, weil, ich sage, so schön kann das andere gar nicht sein, das gibt es gar nicht. In den jungen Jahren hat man halt vielleicht schon so ein bisschen eine Vorstellung, was man will, aber erst, wenn man es dann sieht, ja, dann gefällt es einem richtig. Ja und so bin ich dann zum Brauwesen gekommen, habe eine klassische Lehre gemacht, bin dann ein paar Jahre später nach Deutschland gegangen, habe dann bei Doemens meinen Braumeister gemacht. Ja, war Etappen in Brauereien, ich war insgesamt 9 Jahre in Ingolstadt, also rund herum, ich war in einer fränkischen Brauerei 4 1/2 Jahre Betriebsleiter. Und, ja und irgendwann hat es mich wieder Heim verschlagen in das schöne Österreich, ja, in die Berge. Und, ja und jetzt bin ich da und bin immer noch beim Bier und kann mir auch nichts anderes vorstellen.

Markus Raupach: was hat denn deine Familie gesagt und deine Freunde, als du dich dafür entschieden hast?

Markus Trinker: Naja, es ist immer so, ich glaube, es ist wie, wenn man da so vielleicht am Stammtisch so spricht und man erfährt, dass man in einer Brauerei arbeitet, das ist immer ein bisschen spannend und aufgeregt, ja, das ist schon was Tolles. Und für meine Familie war es natürlich wichtig, dass ich eine ordentliche Ausbildung habe und dass ich das auch gut mache, ja. Und für meine Freunde und so war es natürlich voll cool, weil, wie gesagt, ein Bierbrauer dabei. Also das war schon, ja, war schon ein toller Moment, wie man einfach dann zum Bierbrauen kommt, ja.

Markus Raupach: Und wenn du jetzt diese beiden Welten auch erlebt hast, eben in Deutschland als Betriebsleiter, Brauer zu sein und in Österreich zu sein, auf der einen Seite sind sich die Bierwelten nahe, auf der anderen Seite gibt es auch klare Unterschiede. Was sind für dich so die wichtigsten Punkte, die das unterscheidet?

Markus Trinker: Naja, es ist natürlich, ich sage mal, die Brauereigröße. Wir sind die Stiegl Brauerei, also das ist nach wie vor die größte Privatbrauerei in Österreich, wir sind doch, ja, mittlerweile, glaube ich, über 800 Mitarbeiter, das ist schon ganz was anderes, wie natürlich in so einer etwas kleineren mittelständischen Brauerei. Aber das ist vielleicht der Unterschied, das, was überall gleich ist, ist dieses Herzblut, mit dem du selber dabei bist, mit dem die Brauer dabei sind, immer der Fokus auf das Produkt, auf die Rohstoffe, natürlich auch, das Ganze ein bisschen weiterzuentwickeln. Und die Kultur selber, ich meine, Bayern, Österreich, ja, also das war kein Kulturschock für mich, sondern ich habe mich sehr wohlgefühlt. Ganz im Gegenteil, es war dann für mich nach diesen doch einigen Jahren, fast schon ein bisschen schwierig, wieder davon Abschied zu nehmen und wieder daherzukommen. Also ich habe eigentlich dann Heimweh gehabt nach Deutschland, ist ganz arg. Aber es geht immer um das Gleiche und das ist Leidenschaft und Emotion. Und das ganze Drumherum sind natürlich die betrieblichen Gegebenheiten, klar, wie funktioniert das oder das. Ich habe natürlich hier in der Stiegl Brauerei natürlich auch andere Tätigkeiten und ein bisschen andere, ja, der Tagesablauf ist ein bisschen anders als wie früher. Aber es ist halt immer, es geht halt bei uns Brauern halt um das Bierbrauen und das ist einfach das, was uns verbindet, ja.

Markus Raupach: Gestern Abend waren natürlich auch die ein oder anderen Leute dabei, die sich auch mit Bier beschäftigen, darunter auch ein paar aus Deutschland. Und da kam sofort wieder dieses Gespräch auf das Thema Reinheitsgebot, dass das in Deutschland eben so ein großes Hindernis ist und Österreich da so frei ist. Empfindest du das auch so?

Markus Trinker: Naja, ich meine, das Reinheitsgebot, das ist ja so ein zweischneidiges Schwert, ja. Auf der einen Seite verstehe ich das vollkommen, dass man auf die Tradition setzt und die bewahrt, ja und das ist auch wichtig. Das ist natürlich auch das, wenn man jetzt natürlich an das Bierland, sage ich mal ans Oktoberfest denkt et cetera, ja, da ist halt eine Volksfeststimmung, die kommen her, die Leute, können was anfangen mit dem Thema Reinheitsgebot. Und für den einen, der ein bisschen kreativer sein möchte, ist es tatsächlich ein Hindernis, ja. Und da ist natürlich bei uns in Österreich, der Lebensmittelkodex betreibt sein Bier, der ist halt natürlich ein stückweit offener dem gegenüber. Wir haben auch ein ganz klares Regelwerk, ja, also das ist halt auch ganz klar abgegrenzt, aber wir haben halt das Kapitel Kreativbier auch drin, ja. Du stellst halt auf das Etikett vor der Sachbezeichnung Vollbier oder wie auch immer, stellst du Kreativbier und dann ist es auch zulässig, dass du mit alternativen Rohstoffen braust, da du vielleicht Gewürze rein gibst, ja. Ich meine, wir wissen alle, Gewürze, früher vor dem Hopfen, Rotbiere, es ist ja nix, was ja die Farbe gegeben hat, oder Honig zum Beispiel oder Früchte. Und das ist für mich hier natürlich super geregelt, ganz klar geregelt und das ist der Vorteil. Und ich glaube auch, dass vielleicht ein gewisser Rahmen in Deutschland geschaffen werden müsste, für die ein oder andere Bierspezialität. Ich sage jetzt, es muss ja nicht total freaky sein, aber internationale Bierspezialitäten, ein Sweet Star zum Beispiel, ja, was man halt zum Beispiel mit Laktose dann irgendwann macht. Also so, für solche Sachen sollte schon ein Rahmen geschaffen werden, weil ich finde es nicht unbedingt dann auch fair, dass man da einfach ganz knallhart einigen sagt, du darfst das jetzt tun. Es ist ja immer noch, auch der Lebensmittelkodex betreibt sein Kapitel kreativ, ist ja immer noch klar geregelt, was reinkommt, das sind jetzt nicht Aromen oder wie auch immer, sondern es müssen natürliche Rohstoffe sein, ja, in natürlicher Form. Ob das dann ein Fruchtpüree ist, einfach in pürierter Form, wie auch immer, aber es ist natürlicher Herkunft und das ist wichtig. Und für mich ist es extrem wichtig, egal ob das es jetzt das Reinheitsgebot ist oder ob es was anderes ist, das, was reinkommt, muss einfach klar und unverfälscht sein, dann passt es wieder für mich, ja.

Markus Raupach: Ja, nee, absolut. Und was ich sehr wichtig finde ist, und das hast du grad auch nochmal schön gesagt, es ist ja nicht so, dass in den anderen Ländern Narrenfreiheit herrscht, sondern man hat überall immer irgendwelche Regelungen rund um das Thema Bier, die halt unterschiedlich gefasst sind, aber man kann nirgendwo machen was man will. Also insofern ist das schon spannend und natürlich auch wichtig. Und letzten Endes, dieser entscheidende Vorteil von Bier, dass es eben ein fermentiertes Getränk ist mit diesen natürlichen Rohstoffen, mit wenig Kalorien, mit vielen natürlichen Inhaltstoffen und so weiter, das hat es ja immer gemein. Und das ist, glaube ich, auch für die Verbraucher draußen wichtig, dass man halt eben nicht wie bei einem, sage ich mal, Erfrischungsgetränk mit künstlicher Farbe und Aromen und was weiß ich was, jede Menge Zucker, das kann einem beim Bier nicht so passieren.

Markus Trinker: Die Prämisse ist, es muss sauber bleiben.

Markus Raupach: Ja.

Markus Trinker: Weil das ist eigentlich, das muss man bewahren. Und das halt natürlich dann schon ein Reinheitsgebot über die Laufe der Jahre bewahrt, ja, der Kodex. Und das ist ganz wichtig, dass man da jetzt nicht hergeht und sagt, naja, jetzt lassen wir mal das oder das zu, keine Ahnung, verwendet dann Schwefel oder wie. Also da muss man dann irgendwann die Bremse ziehen und da muss man sagen, okay, wir sind so unverfälscht, wir sind natürlich und da muss man auch dabei bleiben.

Markus Raupach: Ja. Und vielleicht eins noch, bevor wir das Thema dann auch verlassen, aber ich denke auch, der Aspekt ist ja auch anders. Also früher waren diese Gebote ja vor allem dafür da, dass man zum Beispiel nicht das Bier künstlich, die Haltbarkeit verlängert hat oder die Produktion verbilligt hat oder solche Dinge gemacht hat. Heute geht es ja eher drum, dass die, die die Grenzen ausloten oder überschreiten wollen, zum Beispiel historische Biere machen wollen oder mit besonderen natürlichen Zutaten, Gemüse, Obst, was weiß ich was brauen wollen, Gewürze, das ist ja eine ganz andere Zielrichtung als zu sagen, ich will jetzt mit einer Chemikalie ein schnelleres, ein billigeres und länger haltbares Bier machen oder so.

Markus Trinker: Das ist absolut korrekt, ja.

Markus Raupach: So und wenn wir schon drüber reden, müssen wir, glaube ich, auch mal was trinken. Du hast hier 5 wunderschöne Fläschchen hingestellt, ein paar kleinere und ein paar größere.

Markus Trinker: Genau, es ist ja schon nach 10 Uhr, da darf man schon, gell.

Markus Raupach: Genau.

Markus Trinker: Ja, also vielleicht kurz zur Vorstellung der Biere, die jetzt da vor uns auf dem Tisch stehen. Gestern haben wir ja, du natürlich auch, alle Wildshuter Biere durch verkostet, die Frischebiere und die Reifebiere und dann haben wir unsere Hausbiere, die Stiegl-Haus-Biere. Wir haben ja eine kleine Brauerei in der Brauerei. Das heißt, wir haben natürlich, ja, die Große ist für das Kernsortiment da und unsere Hauptsorte ist natürlich das österreichische Märzen, auch das Stiegl-Hell sieht jetzt an, also wird immer mehr beliebter, ja. Und dann haben wir unsere kleinen feinen Biere. Wir haben eine 20-Hektoliter-Brauerei unten im Braugewölbe, wo das Museum beheimatet ist und da brauen wir halt, ja, unsere Kreativbiere, unsere Hausbier in verschiedenen Gebindeformen. Und da sind wir eher ein bisschen modern unterwegs, ja, in Wildshut sind wir eher ein bisschen traditioneller, geerdeter unterwegs. Da trauen wir uns ein bisschen mehr so zu spielen auch mit den Gewürzen und mit Hopfenstopfen, wie auch immer. In Wildshut ist eher dann immer der Fokus auf unser Getreide, weil wir selber das Getreide da draußen kultivieren und so. Und natürlich auch vom Auftreten unterscheiden sie sich ganz klar. Aber Stiegl-Gut Wildshut und die Stiegl Hausbrauerei sind schon ineinander etwas verzahnt, weil ich natürlich genauso für die Hausbiere sehr viele Rohstoffe für Wildshut mit verbraue, weil ich natürlich einfach diesen, ja, diesen ganzen Bereich quasi irgendwie zusammengefasst, meine Kollegen in Wildshut, die arbeiten zusammen und das ergänzt sich sehr, sehr viel. Also wir nutzen da wahnsinnig viel die Synergien, ja. Das ist ja ganz wichtig, genauso für die Hausbrauerei, die große, genauso für die Kreativbrauerei nach Wildshut raus und das ist halt wichtig. Und auch dieses Verständnis, ja, diese Offenheit, ja. Das sind jetzt nicht diese übertriebenen X-Hektoliter, was wir da machen, aber für den ein oder anderen ganz wichtig. Und wir fallen auch da mit den Bieren ein bisschen auf, das ist natürlich in der heutigen Zeit auch wichtig. Und vor allem, wir sorgen mit der Vielzahl von Bieren, Frischebiere, Reifebiere, das klassische Biersortiment immer bedienen, eine gewisse Braukompetenz und das ist natürlich dann wieder der ganze Stolz eines Braumeisters.

Markus Raupach: Auf jeden Fall. Also da muss ich jetzt vielleicht nochmal für die Hörer ein bisschen diesen Bogen aufspannen, die jetzt noch nicht in Salzburg und Umgebung waren oder bei euch im Stiegel, bei der Stiegl Brauerei waren, dass sie so ein bisschen einen Eindruck haben. Also wir haben hier einerseits die Brauerei, mehr oder weniger mitten in der Stadt und das ist eine gestandene große Brauerei mit einem vernünftigen Sortiment und einem wunderbaren Museum. Also allein das ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Und dann gibt es da eben die kleine Brauerei, von der du schon gesprochen hast. Und dann gibt es etwas außerhalb von Salzburg, so eine 1/2 Stunde Fahrzeit, Kilometer werden es 30 sein, sowas in dem Dreh, oder?

Markus Trinker: Ja, es sind ein bisschen über 30, 32 Kilometer, je nachdem welche Richtung man fährt, ja.

Markus Raupach: Genau, da liegt dann das Gut Wildshut, eben auf dem Land und dort baut ihr verschiedenste Getreidesorten an, habt auch eine eigene Mälzerei zum Beispiel dort und dann eben eine Brennerei auch und habt dort verschiedene Sachen, über die wir noch sprechen, die ihr mit diesem Bier weiter verarbeitet. Und dieses Dreigestirn sozusagen, darüber haben wir jetzt grade gesprochen. Und neben dem klassischen Sortiment, darüber werden wir sicherlich auch noch sprechen, haben wir jetzt das aus dieser kleinen Brauerei. Und was machen wir da grade auf?

Markus Trinker: Ja, ich glaube, das ist meistens ganz gut, wir fangen mit dem Wit an.

Markus Raupach: Oh, sehr schön.

Markus Trinker: Das ist so, wir befolgen ja die Regeln, ja, man beginnt mit dem Leichteren oder mit dem weniger Aromatischen und so. Und das Wit heißt bei uns Schneeweißchen & Orangenrot. Wir haben ja für alle unsere Hausbiere, auch für die Wildshuter Biere, immer so einen klingenden Namen, ja, das ist wie zum Beispiel Gipfelstürmer, was ich auch da habe oder das Hopfenlager oder ein anderes zum Beispiel, diese Rosamunde, das ist die Berliner Weisse mit Himbeeren, ja. Also da sind wir, da ist nicht nur der Braumeister kreativ, sondern da ist auch dann unsere Marketingabteilung sehr kreativ. Und das ist ja natürlich auch dann wichtig, also die Biere dann irgendwie auch ein bisschen vom Namen her auffallen. Und Schneeweißchen & Orangenrot ist eigentlich ein klassischer Interpret von einem Wit-Bier. Wir verbrauen dort einen hohen Anteil an laufenden Landweizen, den wir wiederum in Wildshut anbauen und selber vermälzen. Und einen Teil tun wir vermälzen, so wie es beim Wit üblich ist und einen Teil nehmen wir unvermälzt dazu, ja, also das ist so knapp halb / halb, die Mischung und dann natürlich Gerstenmalz. Ja, brauen im 20-Hektoliter-Maßstand die Sude, vergären das auch mit einer schönen, ich sage einmal, eher glattgebügelteren Ale-Hefe, damit nicht zu viel Aromatik entsteht, damit eher diese Orangen und Koriander ein bisschen im Vordergrund stehen. Und da bin ich schon bei den Zutaten, ja. Orangen und Koriander, ist natürlich dabei, aber in zwei Gaben, einmal gebe ich es im Whirlpool, ja, damit es einfach mehr in den Körper hineingeht. Und dann aber zum Schluss, am Ende der Reifung in der Lagerung, gebe ich es nochmal in den Tank rein, in ein bisschen einem anderen Verhältnis, damit ich halt da eher ein bisschen diese Aromatik reinkriege, ja. Und das Entscheidende, das ist ja immer der Rohstoff, ja. Und das ist natürlich auch das, wir haben sehr viele Gewürze, Kräuter, wie zum Beispiel Gin Style IPA, was man mit den Botanicals vom Gin üblicherweise dann auch braut. Und da ist es natürlich auch so, dass ich über die Jahre wirklich jetzt tolle Lieferanten habe, nicht dieses Klassische, irgendwie einfach so 0815-Orangenschalen liefern, sondern auch wirklich Orangenschalen, die nach Orangen schmecken und nicht nach Medizin oder wie auch immer und das ist schon wichtig, also das ist immer das Entscheidende. Du kannst ein Wiener Schnitzel noch so gut panieren, wenn das Fleisch nicht die Qualität hat, wird das Schnitzel nicht schmecken, ja. Ja und das ist halt das Bier, mit dem wir, ich glaube, jetzt haben Winter, mit dem haben wir im Sommer viel mehr eine Freude, ja, aber ich glaube, jetzt passt das auch, genau.

Markus Raupach: Also wunderschön auf jeden Fall von der Farbe, also wo wie ein Wit-Bier halt sein muss, sein hell, strahlend, leuchtendgelb, oben drüber dann ein richtig schöner feiner weißer Schaum. Und tatsächlich von der Nase her dieses Piel zwischen Koriander und dieser Zitrusaromatik. Also es kommt sogar der Koriander fast zuerst und dann kommt die Orange und wickelt das so ein bisschen ein, sehr schön, ja.

Markus Trinker: Es ist nicht übertrieben, ja, es ist eher ein bisschen verhaltener, weil natürlich auch diese, wie soll ich sagen, also für mich auch natürlich immer diese drinkability sehr stark im Vordergrund ist. Das sind auch Biere, die man gerne mal ein bisschen mehr trinkt et cetera. Und hat man keine Ahnung, muss man dann aufpassen, wenn es zu viel wird, wird es oft ein bisschen zu seifig. Koriander ist nicht oft jedermanns Sache, aber diese Spur Koriander und diese Spur Orangen machen es dann letztendlich aus. Und das ist halt immer diese subtilen Noten, ja, die man einfach da sucht und braucht, dass das Produkt einfach rund ist, ja.

Markus Raupach: Ja, eben, so eine runde Geschichte, harmonische Geschichte. Tolles Mundgefühl, ne.

Markus Trinker: Ja, es ist sehr, sehr, sehr einfach, sage ich jetzt mal, also man begreift das Bier sehr schnell. Wie gesagt, das ist halt, wenn man sich jetzt vorstellt, draußen schneit es jetzt fast und wir haben Minusgrade, aber wenn es jetzt im Sommer 30 Grad hat und du steigst jetzt mit dem Bier ein in einen netten Grillabend. Und ich sitze ja bei mir Zuhause, also meine Lebensgefährtin, die trinkt das sehr, sehr gerne, weil, es ist ein bisschen weniger Hopfen drin, es ist eher so ein bisschen femininer angehaucht, sage ich jetzt einmal so und, ja, passt wunderbar in unser Sortiment. Und das ist jetzt in diesem Jahr, im Frühjahr, im letzten Jahr war es nur in den Sommermonaten, jetzt haben wir es ins ganzjährige Sortiment mit eingebracht, aber eben in einer kleinen Flasche. Das heißt, wir haben zwei unterschiedliche Flaschenformen, die sich komplett unterscheiden zu den anderen. Weil, das eine ist viel größer wie die klassischen Biere und das andere viel kleiner. Das heißt, ich rede jetzt von einmal 750 Milliliter und einmal 250 Millimeter. Also die 250 Millimeter sind halt die Zwerge, so wie wir hier unten sagen, als jetzt dieses entry back, dieses zum Einsteigen, ja, ich probiere es erst einmal so im Regal, wenn ich es so sehe, das ist ganz gut. Und die Große ist, ich sage immer, diese Biere sind eine Besonderheit, du trinkst es sehr gern zu zweit, ja, da passt das, so eine 7/10-Flasche, dann auch wieder sehr, sehr gut. Und wir sehen halt, dass sie durchaus eine Berechtigung hat also an den Absatzzahlen et cetera, also es geht uns da sehr gut mit der großen Flaschen, ja. Und wir haben uns bewusst gegen dieses klassische Mittelmaß entschieden, weil, da sind wir sehr vergleichbar. So sind wir halt wieder ein bisschen separiert und das passt schon so, ja.

Markus Raupach: Und das betrifft aber nur die Hausbiere oder betrifft das auch das normale Sortiment?

Markus Trinker: Das betrifft jetzt wirklich nur die Hausbiere. Also die Hausbiere, wir füllen wir selber ab, also wir sind auch in der Hausbrauerei, sage ich jetzt mal, sehr autark unterwegs. Wir haben alles unten, wir haben ein Sudhaus, wir haben Gärund und Lagerung. Ich habe eine kleine KZE, ich habe die Abfüllung, eh grad im letzten Jahr investiert wieder in eine neue Abfüllung. Und da sind wir auch jetzt sehr flexibel, sage ich jetzt einmal, hinsichtlich natürlich der Flaschengrößen, wir können da viel tun. Wobei wir auch gesehen haben, was am Anfang immer so nett war und schön war, wir kommen immer mehr in die Prozessoptimierung rein. Es wird halt ein bisschen mehr Menge, ja, du musst halt einfach schauen, dass die Maschinen, dass die einfach optimal funktionieren, ausgelastet sein werden immer. Also es geht da schon bei den Hausbieren, die Tendenz in, wir müssen einfach liefern, ja, die Qualität muss passen, wie auch immer. Drum musst da halt grad im Weihnachtsgeschäft, ja, geht es gut rund, ja, unten. Es gibt oft Tage, da stehe ich dann auch wieder mit den Gummistiefeln unten, was ich eigentlich am liebsten tue, nicht so viel am Schreibtisch. Und da sieht man einfach, was da möglich ist, was man machen kann. Und das Wichtigste ist einfach, man lebt es ja vor, aber meine Jungs, meine Leute da unten, all meine Mitarbeiter, ich habe einen Braumeister unten, zwei Brauer, ab und zu hilft mir halt der von Wildshut vielleicht, wenn ich ihn brauche. Und das ist halt einfach so eine Leidenschaft von Bierfreunden, ja, das ist, die haben eine Freude. Und das ist das Wichtigste, wenn die Mitarbeiter eine Freude haben dabei, was sie machen, dann kann auch nur was Gutes entstehen.

Markus Raupach: Absolut. Und ich denke, es ist halt natürlich auch so, wenn man sowas macht und wenn man das dann gut macht und wenn man Erfolg hat, dann kommt eben der Fluch dieses Erfolgs, dass dann natürlich das Ganze wächst und man dann schauen muss, wie man da zurande kommt. Aber vielleicht nochmal zurück auf das Bier, was mich total begeistert, ist dieses Zusammenspiel aus der Kohlensäure und dem Weizenanteil, weil das im Mund so ist, als würde man die Zunge in Orangenwatte einpacken. Also das entfaltet sich ganz anders, super schön.

Markus Trinker: Ja, das ist gleich so geschmeidig.

Markus Raupach: Geschmeidig, okay.

Markus Trinker: So samtig, smooth, ja, das ist schon. Das ist natürlich der Weizen und das macht es halt auch aus. Also in jedem Hausbier steckt ein kleiner Anteil an kleiner Anteil Wildshuter Urgetreide. Und dieses Wildshuter Urgetreide ist für mich immer so ein bisschen diese Würze da drin, ja, das Besondere. Weil der laufende Landweizen, ich meine, der ist ja in der Region hier beheimatet, ja, den hat irgendwann, ist halt dieser Weizen mit dem immer höher, weiter und bessere Erträge verschwunden. Weil so alte Sorten, da hat man immer auf Hybrid geschätzt und wie auch immer und mittlerweile kommt das halt alles wieder zurück, ja, man besinnt sich wieder mehr. Und Wildshut ist da mit Sicherheit ein Vorreiter, wir haben sehr früh schon angefangen mit dem Rekultivieren von Urgetreide. Und dieser Weizen, der hat einen hohen Eiweißgehalt. Ist natürlich super für das Produkt, ja, weil man da nicht viel drin braucht. Automatisch, wenn Weizen mehr Eiweiß hat et cetera, ist es ein bisschen mehr verbunden mit Geschmack, also auch gut für den Schaum. Also es hat viele positive Eigenschaften, was ein Urgetreide, sei es ein Weizen oder Gerste, da mitbringt. Und so geben wir halt jedem Hausbier auch ein stückweit eine Alleinstellung, allein schon durch diese, ja, sagen wir 20 % Urgetreide, was überall drinsteckt. Stecht auch überall dann immer oben auf dem Etikett, ja, also es ist mit Urgetreide, steht immer auch die Sorte oben, was man da drin hat. Es kann einmal ein Schwarzhofer sein, was wir draußen haben, das kann einmal ein Dinkel sein, eben das Rotkorn, das habe ich da bei der Dinkel Weisse dabei. Und, ja, das ist natürlich dann auch schon schön, wenn man natürlich als Brauer ein bisschen einen Einfluss hat schon. Ich stimme mich zum Beispiel auch mit Bauern draußen ab, mit dem Anbauplan. Natürlich dann die ganze Ernte, man analysiert die Ernte und dann geht es ans Mälzen. Und beim Mälzen können wir schon an den Stellschrauben drehen, die wir brauchen, ja, das sehen wir ja dann bei den Wildshuter Bieren. Also wir formen schon unsere Gersten so, oder die Weizenmalze so wie wir sie eigentlich wollen. Und das ist natürlich dann auch wieder was, wo man merkt, dass das zusammengehört, ja, mälzen und brauen, ja. Das ist ja irgendwann getrennt worden durch die ganze Industrialisierung, ja, also der wirtschaftliche Faktor im Vordergrund. Und das leben wir natürlich in Wildshut draußen und da haben wir die Möglichkeiten und das ist natürlich schon super.

Markus Raupach: Absolut. Wenn man in den belgischen alten Unterlagen so ein bisschen rumstöbert und die dann von ihrem Brauen von den alten Wit-Bieren schreiben, dann beschreiben die grade das Thema Läutern als ziemlich große Herausforderung. Und haben ja sogar eigene Gerätschaften entwickelt, wie man es schafft, diesen Weizenbambel irgendwie einigermaßen lebendig zu halten. Wie geht es euch da mit dem Thema, mit Rohfrucht?

Markus Trinker: Ja, absolut gut. Also das ist jetzt auch wieder so, diese alten Sorten sind wahnsinnig Enzym-stark, ja. Also das heißt, du hast jetzt, wenn du jetzt 20 % Rohfrucht verwendest, was wir ja dürfen bei unserem Kodex, ja, auch wieder wichtig, ja, haben wir da überhaupt keine Probleme mit der Verzuckerung oder mit dem Läutern. Du musst halt natürlich schon beim Schrotten schauen, dass du jetzt grad Weizen beim Malz spalten ein bisschen anders einstellst, also ein bisschen intensiver maischen. Aber das flutscht durch. Also ich habe erst immer ein bisschen Probleme bei Bieren, die dann so ab 18 Plato oder was, natürlich da, da sitzt du ein bisschen länger beim Läutern dabei. Habe aber auch gute Anlagen, das muss ich auch sagen.

Markus Raupach: Ich erinnere mich da so dumpf an einen Sonnenkönig, das war ein Imperial Wit, da war das wahrscheinlich dann so, oder?

Markus Trinker: Ja, die sind natürlich schon, da machst du ja nicht so viele Sude, ja und die sind natürlich dann oft ein bisschen, ja, wie soll ich sagen, Experiment will ich nicht sagen, eher Erlebnis so, ja. Also ohne dass es Dich mal wieder auf den Hintern haut, geht’s auch nicht, Du fällst shcon ab und zu um und aus dem lernen wir halt, ja. Und das ist auch dieses Know How, das du aufbaust, ja, mit den Fehlern, die passieren, ja. Also bitte, bei uns ist jetzt nicht, wir gehen nicht hin und schütteln alles aus dem Ärmel raus. Also wir schreiben viel mit, wir dokumentieren wahnsinnig viel, ja. Weil, mir ist es auch wichtig, das ich, wenn ich Morgen aus irgendwelchem Grund jetzt da nicht mehr da stehe, dass das alles einfach weitergeht, ja. Wir bilden alles gut ab, es ist alles reproduzierbar. Wir brauen ja in der Kreativbrauerei so von den Prozessen her, wie in der Großen. Das heißt, wir verproben im gleichen Rhythmus, wir bilden alles ab, Chargenrückverfolgbarkeit, also da unterscheidet sich eigentlich sozusagen nur die Größe, ja und der Bierstil, sonst ist alles ziemlich ähnlich. Und das ist wichtig, weil, man hat auch da eine Verantwortung, ja, das Produkt, das muss immer gleichmäßig sein. Das ist, der Kunde, der immer seinen Gipfelstürmer kauft, es gibt Leute, die kaufen das regelmäßig, die wollen halt auch, dass der halt immer so schmeckt wie er schmecken soll, ja. Und das ist natürlich dann auch irgendwann einmal, wenn man am Anfang ein bisschen experimentiert, irgendwann muss man den Prozess definieren und dann muss das passen. Und dann darfst du da nicht mehr viel dran rumschrauben, also das muss dann aufhören. Ein bisschen anpassen geht immer, ja. Bei einem Jahrgangsbier ist es überhaupt kein Problem, ja, jedes Jahrgangsbier ist super. Weil, ich stelle es immer hin, mache eine Bierbeschreibung und sage dann, so ist es, ja, fertig und dann war es das. Und bei einem Bier, das es halt seit Jahren gibt, ich denke, da muss man halt dann schon immer ein bisschen feinjustieren, ja, das ist klar. Man ändert die Rezeptur laufend, weil sich ja der Rohstoff ändert, aber es ist schon wichtig, dass man die Normwerte hält und gleichbleibend in der Qualität ist. Und das ist natürlich auch das, wir nutzen halt eben auch diese Synergien. Wir haben ein tolles Labor, ja, das nutzen wir natürlich in der Hausbrauerei. Wenn wir halt eine Würze haben, haben wir halt am nächsten Tag die volle Würzanalyse, Und deswegen ist aber auch der Anspruch ein bisschen ein anderer, sage ich jetzt mal, weil wir natürlich das, was wir haben, uns natürlich so viel Sicherheit oder so viel Wert liefert, dass wir einfach wirklich auf einem hohen Niveau bleiben, was sein muss.

Markus Raupach: Ja. War denn diese Hausbrauerei schon da als du hierher kamst oder wie hat sich das entwickelt?

Markus Trinker: Ja, die war tatsächlich also so, wie sie jetzt unten steht, nicht mehr, ja. 1995 wurde damals die kleine 10-Hektoliter-Brauerei in der Brauwelt eröffnet, da ist es losgegangen schon mit den ersten Hausbieren, wie auch immer. Man kann auch sagen, dass damals schon die Stiegl Brauerei einer der ersten Craft-Beer-Brauer war und Kreativbrauer war, weil zu der Zeit hat es vielleicht die ein oder andere Gasthausbrauerei schon gegeben, aber noch nicht so in dieser Fülle wie jetzt, ja. In Österreich, ich glaube, wir haben 330 oder was, haben wir Brauereien, die auch das gewerblich betreiben. Und damals der Braumeister hat dann schon natürlich probiert und experimentiert mit Früchtebier, wie auch immer, im etwas kleineren Maßstab. Und diese 10-Hektoliter-Brauerei, die haben wir dann 2015 nach Wildshut übersiedelt, die steht jetzt in Wildshut draußen. Ist auch wieder das Thema Kreislaufwirtschaft, ja, du sollst nichts wegschmeißen, das haben wir dort ein integriert. Die ist halt total manuell und haben sie eigentlich ausgetauscht in der Hausbrauerei gegen eine 20-Hektoliter-Vollautomatik, ja, also ich bin jetzt da von einem guten Anlagenbauer betreut. Und dann haben wir natürlich an größere Mengen schon gedacht, ja und dann ist ja das gewachsen. Natürlich kommen noch ein paar Tanks dazu, über die Füllabfüllung muss man dann nachdenken und installieren und so kommt man dann schon immer wieder zu, Gott sei Dank, einen nächsten Stepp, ja. Corona hat uns natürlich schon, also das erste Jahr war für Kreativbier eine Katastrophe klarer Weise. Aber wenn man heute das Jahr, ich sehe immer das Jahr, jetzt sind wir in 23, wenn ich das letzte Jahr nehme, dann vergleichen wir mit 19, ja, dann passt es sehr gut in das Muster hinein. Und, ja, betreiben wir da unten jetzt 20 Hektoliter und in Wildshut eben die 10 Hektoliter, die kleine und das passt eigentlich recht gut. Also die Größen, die Unterschiede, die Batch-Größen, das funktioniert super.

Markus Raupach: Das heißt also praktisch, ja, diese Erneuerung der Hausbrauerei ging so ein bisschen Hand in Hand mit der Einrichtung von der Brauerei in Wildshut?

Markus Trinker: Ja, 2012 haben wir die Mälzerei in Wildshut errichtet. Und für die Eigentümerfamilie Kiener war ganz klar damals schon, jetzt machen wir Urgetreide, wir vermälzen selber, wir nehmen alle Prozessschritte der Bierherstellung wieder selber in die Hand. Das heißt, da war natürlich schon die Idee, wann kommt die Brauerei? Haben wir dann 2015 auch umgesetzt, im Frühjahr dann in Betrieb gegangen. Und da war dann auch, ja, was tun wir jetzt, wie tun wir es da draußen, kaufen wir? Nein, ja, eigentlich eine Hausbrauerei, das wird schon sehr klein, ja, machen wir das und wir behalten aber auch alles. Und so war eigentlich das super, weil wir gesagt haben, das passt optimal, das Hausbier. Und da tun wir die Tanks raus, die Kleinen, was wir koppeln und die Brauerei und mit Schroterei, wie auch immer. Ein paar Sachen natürlich haben wir dazu gestellt, ja, die ganze Energieversorgung haben wir halt nicht gehabt und installiert und so hat das super gepasst und ich würde es halt wieder tun.

Markus Raupach: Wie muss ich mir das denn auf dem Gut Wildshut überhaupt vorstellen, also ist das quasi wie ein Bauernhof? Also komme ich dahin und dann gibt es da einen Landwirt, der irgendwo aussät und erntet und dazwischen macht einer seine Brauerei oder ist es eher ein Industriebetrieb, also wie muss ich mir das vorstellen?

Markus Trinker: Ja, also es geht schon Hand in Hand, ja, aber natürlich macht jetzt nicht einer alles. Also wir haben da draußen unsere Landwirtschaft. Die ist jetzt, wenn man zum Stiegl-Gut Wildshut kommt, dann sieht man dieses Ensemble. Da sieht man halt den Kramerladen, wo man halt bewirtschaftet ist, man sieht die Brauerei, man sieht die Mälzerei, das ehemalige Depot. Es ist aber dann, es sind ein paar Arbeiter, ist dann unsere Landwirtschaft, wo wir auch nicht nur auf dem Acker auf alte Getreidesorten setzen, sondern auch in der Landwirtschaft bei unseren Tierrassen. Wir haben Pinsgauer Rinder, wir haben das, ja, schwarze Bergschaf, wir haben die dunkle Biene draußen, also alles auch alte Tierrassen, Mangalicia-Schweine und das zieht sich so durch. Und man kann natürlich, auch wenn man draußen ist, ich sage jetzt mal, hat man vielleicht die Möglichkeit, wenn man fragt, dass man kurz einmal den Bauernhof anschauen kann. Aber im Großen und Ganzen geht es natürlich um das Biergut selber. Und rund um sind unsere Äcker und das wird dann von unserem Landwirt bewirtschaftet. Wie gesagt, wir stimmen uns dann mit der Landwirtschaft ab, ja. Das heißt, wir haben da draußen Bio, wir haben da draußen eine siebenjährige Fruchtfolge. Dazwischen kämen halt die Zwischenfrüchte, also ich sage mal, es sind mal Erbsen dabei, es ist der Weizen, es ist alles, was man eigentlich so hat. Und das geht natürlich dann schon in Abstimmung, was brauchen wir an Getreide, ja, wie viel Weizen, wie schauen die Äcker aus. Natürlich, die Äcker sind ein bisschen unterschiedlich in der Lage, wie auch immer, vielleicht auch, sage ich jetzt mal, auch vom Boden her. Und, ja und dann geht es in der quasi abgestimmten Übersicht, der Wechsel quasi, an das Anbauen. Und das Schöne ist auch, dass wir in Wildshut draußen, also der Braumeister draußen, der Sebastian und ich, dass wir uns auch immer erkundigen oder auch durchgehen und schauen, wie ist es, wie schaut es draußen aus im Acker, ja? Also du gehst wirklich durch das Gerstenfeld durch und du kriegst einen ganz anderen Bezug, ja. Das heißt, als Brauer, als Braumeister hat man in der Regel einen Malzlieferanten, hat Normwerte und man hat einen Preis, ja. Momentan ist der Preis ein bisschen angezogen, die Normwerte sind hoffentlich die gleichen, aber man beschäftigt sich nur mit denen. Wir beschäftigen uns schon, wir zittern mit bis zur Ernte. Also das heißt, grade natürlich, wie schaut es aus, Witterung, ja, lange Dürrezeiten, viel Niederschlag auf einmal. Und das ist natürlich schon, du baust einen ganz anderen Bezug auf auch wieder zur Landwirtschaft. Was für einen anderen selbstverständlich ist, ist für uns automatisch nicht selbstverständlich, ja. Und du musst auch ein bisschen mit dem mit und der Landwirt sagt dann auch zu uns, schau mal, ich war schon mal draußen, was sagt ihr dazu? Wir unterstützen auch da mit den Messungen, Feuchtigkeit, wie auch immer. Es geht wirklich Hand in Hand. Auch dann wirklich bei der Ernte, da stehen wir halt draußen, nehmen das ganze Getreide an, geht in die Silos rein, wird vorgereinigt und ab dem Zeitpunkt gehört es uns.

Markus Raupach: Also das heißt, man steht dann auch anders auf am Morgen, schaut erstmal raus, wie ist das Wetter und hat ein bisschen im Hinterkopf, okay, was macht das jetzt vielleicht mit meiner Ernte. Also eine andere Herangehensweise so ein bisschen auch an das Leben aber auch.

Markus Trinker: Andere Sensibilität hat man, entwickelt man, ja, also generell eine andere Haltung. Das ist auch natürlich so mit den Tieren et cetera und man verändert auch so ein bisschen seine Lebensweise. Das ist schon, also es prägt mich auch, ja.

Markus Raupach: Und wenn ich das richtig verstanden habe, es ja auch nicht so, man macht dieses Gut und baut das Getreide an und fertig, sondern da muss man ja überhaupt erst mal dafür sorgen, dass die Böden in der Lage sind, mit dieser Fruchtfolge, mit dem Thema überhaupt wieder zu arbeiten. Und das heißt also, da war ja dann auch ganz viel geistige Vorarbeit irgendwie so dabei und auf der anderen Seite ist ja auch alles Bio und dann hat man noch diese Urgetreidesorten. Das ist ja sicherlich insgesamt auch gar kein so einfaches Thema, also die erst mal zu finden, diese alten Getreidesorten, dann zu überlegen, wie kann ich das vom Anbau her so machen, das es passt, eine Fruchtfolge zu entwickeln und das entwickelt sich vielleicht auch weiter und dann kommt eine andere Getreidesorte, was weiß ich. Also das ist schon viel Management auch, ne.

Markus Trinker: Und vor allem, es ist schwierig, eine Getreidesorte zu halten, ja. Also das heißt, ich kann ja nicht dann anrufen im Lagerhaus und sagen, ich brauche jetzt ein Saatgut, ich brauche 2 Tonnen, ja, der kann das nicht einmal schreiben. Also es ist genau, wir kümmern uns auch selber um das Saatgut, ja. Das heißt, wir haben auch da ein großes Augenmerk auf die Saatguterhaltung. Das heißt wirklich, nach der Analyse schauen wir uns das Getreide an, sortieren das sehr robuste, gute Getreide aus, tun es reinigen als Saatgut und es kommt wieder auf unseren Acker raus, ja. Also du bist schon auch selber verantwortlich für das, was du tust.

Markus Raupach: Wo habt ihr diese Getreidesorten überhaupt dann hergehabt?

Markus Trinker: Ja, da ist so einer, der sich sehr viel mit dem Thema Urgetreide auseinandergesetzt hat, bin ich immer noch in Kontakt, der kommt aus Nordrhein Westfalen. Da ist auch viel experimentiert worden, es gibt aber auch unsere Bauern, die Erzeugergemeinschaft Zissersdorf, die sich auch mit dem Thema Urgetreide auseinandergesetzt hat. Dann haben wir, ja, so eine Pfälzer Landgerste, wo wir halt mal ein paar Kilo bekommen haben, wo wir dann zuerst einmal schauen müssen, passt es überhaupt in unsere Region, kommt sie zurecht mit dieser Vegetation, klimatisch natürlich. Und dann ist sie vielleicht gut gewachsen, das passt dann, aber dann musst du schauen, wie sind die Mälzungseigenschaften, ja, also das ist das und wie sind dann die Braueigenschaften, ja. Und das ist oft so und man muss sich auch bewusst verabschieden von diesen klassischen Normzahlen, die man halt irgendwo einmal gehört hat, ja. Also man ist schon gut dabei, aber man kann gute Biere draus machen, ja. Also früher, es gibt so natürlich Normzahlen, da bist du total weit daneben, ja, sei es beim Eiweiß, sei auch vom, sage ich jetzt einmal, von der Mürbigkeit her, wie auch immer, ja, so wichtige Werte für einen Brauer, der sagt, mit dem kann man kein Bier machen. Aber man kann und die werden halt dann dafür sehr eigenständig. Und das ist das, muss man da ein bisschen aufzeigen. Und es ist alles ein bisschen anders mit dem Urgetreide, aber es macht Riesenspaß, weil es halt nicht genormt ist.

Markus Raupach: Letzte Frage zu dem Thema, wie ist es mit dieser Fruchtfolge, kann man das irgendwo nachlesen oder musste man das dann auch entwickeln, wie funktioniert das?

Markus Trinker: Ja, diese Fruchtfolge, das ist schon was, was natürlich ein Bierlandbau sehr stark, ich sage jetzt mal, praktiziert wird, weil es natürlich auch wichtig ist. Du kannst jetzt nicht mit der Chemiekeule über den Acker ziehen, sondern du musst natürlich, wenn du jetzt zum Beispiel Mais anbaust, was ja auch in der Fruchtfolge drin ist, der Mais ist ja natürlich einer, der dem Boden sehr viel entzieht, ja. Dann musst du halt wieder was anbauen, keine Ahnung, ein Kleegras, wie auch immer, damit wieder was in den Boden hineinkommt, ja und so ist halt dieses Wechselspiel. Und deswegen ist das eigentlich schon, ja, wie soll ich sagen, wir haben mit Sicherheit unsere Eigenheiten, ja, aber es ist schon eine siebenjährige, achtjährige Fruchtfolge, wird in der Regel von wirklich guten Bierbauern erfolgreich angesetzt, ja.

Markus Raupach: Ja, also was ich am faszinierendsten dabei finde, ist einfach auch dieses Denken in den längeren Zeiträumen. Also das ich einfach sage, okay, ich denke eben nicht von einem Jahr auf das nächste, sondern ich habe mindestens 8 oder 9 Jahre im Blick und muss dann natürlich auch ein bisschen danach planen, aber auch danach leben und diese Gegebenheiten auch akzeptieren. Und das, ja, bietet natürlich Chancen, Risiken, alles was dazu gehört. Wir sollten, glaube ich, noch ein Bier aufmachen.

Markus Trinker: Ja, das glaube ich jetzt auch. Ich habe deinen Blick gesehen, wie er zum nächsten Bier geschweift ist.

Markus Raupach: Ja, ja, so.

Markus Trinker: Ja, wir haben jetzt da das nächste Bier, das ist das Hopfen Lager. Also wenn man in den Namen hineinhorcht, kann man es schon ein bisschen erraten. Gut, Lager, wissen wir, ein untergäriger Bierstil, ja. Also wir orientieren uns da an einem ganz üblichen Hellen, das ist eine reine Pilsener-Malzschüttung. Wir vergären das, also beim Würzekochen, wir setzen da im Sudhaus auf Hallertau Tradition als Hopfengabe. Wir tun schon ein bisschen üppiger Hopfen natürlich, klarer Weise und vergären das mit unserer Haushefe, mit der W3470 verwenden. Da sind wir wieder bei den Verfügbarkeiten der Synergien. Ja und dann kommt da irgendwann einmal, wie halt bei einem Pale Ale auch immer da, eine schöne Ladung Hopfen hinein. Und das ist aber in der Kombination jetzt, wird jetzt nicht so wuchtig, wie halt ein Pale Ale, sondern es wird eher so vielleicht zwischen fruchtig, grün-grasig, zitrusartig. Das kombinieren wir mit der Citra und mit dem Saphir, ja. Also das heißt, der Saphir bringt halt so ein bisschen dieses heimische Hopfengefühl hinein und der Citra bringt halt so dieses, ja, fruchtigeres Aroma hinein. Und diese Kombination haben wir mal ausprobiert und hat uns sehr gut gefallen. Und ist auch wieder was, das jetzt nicht so aufdringlich ist, sage ich jetzt mal, also mit dem man sich gleich mal anfreunden kann, ja. Also da muss man jetzt kein absoluter Bierexperte sein, das versteht man auch, ja. Und, ja, aber trotzdem sehr frisch. Also ich sage ja, das ist wie, wenn ich die Tür aufmache zum Hopfenlager, das ist immer gleich. Und deswegen auch so ein bisschen dieses, war der Name dann Hopfen Lager, ja. Weil Lager, einmal auf das Lagerbier und wirklich auf unser Hopfenlager hier drin und vom Bierstil ist es halt dann ein Hoppy Hell, ja, mit ein bisschen über 5% Alkohol, also alles ganz klassisch.

Markus Raupach: Also was ich so toll finde, ist vom Geruch her, dass es so eine schöne Verbindung ist zwischen diesen Citrusaromen auf der einen Seite und auf der anderen so diese berühmte Blumenwiese, Heu. Wie du sagst, das ist auch dann so ein bisschen heimisch, das ist jetzt kein exotischer Fruchtkorb irgendwie mit Mango oder so, sondern das ist sehr viel floral und sehr angenehm, sehr weich, sehr einladend.

Markus Trinker: Das war wichtig, weil ja der Bierstil ja heimisch ist, sage ich jetzt einmal. Und das geht auch gut, wie gesagt, also Hopfenstopfen, Dry-Hopping, geht ja mit Lagerbier auch super. Und das ist halt natürlich, du hast halt, wie soll ich sagen, du hast ja da von der Aromatik her eine Basis, du hast ein bisschen einen leichten Malzkörper drin, ja, du hast jetzt die Hefe. Hefearomen sind kaum vorhanden, ja, weil du natürlich untergärig unterwegs bist. Und, ja, das ist, ich denke einmal, das haben wir letztes Jahr irgendwann mal ausprobiert, da hat es eine Exklusivzuteilung gegeben für einen größeren EWH in Österreich und das ist sehr gut angekommen. Ja, Feedback, es schaut natürlich auch ein bisschen so, wie schaut es auch bei Antep und so die Meinungen und es hat ihnen gefallen.

Markus Raupach: Ja, also was ich finde, es spricht eine sehr klare Sprache. Also man hat in der Nase dieses Florale, den Citrus und so. Und im Mund geht es dann auch zur Sache, man hat eine schöne Bittere, die auch kräftig ist und selbstbewusst ist und dableibt und dann aber auch erfrischend ist und am Ende wirklich den Mund auch wieder schön aufräumt. Dazwischen hat man auch wieder das Citrussige, kommt sehr schön, sehr intensiv und eine schöne Weiche, weiches Mundgefühl und eben auch ein bisschen was vom Malz, ein bisschen Honig vielleicht, ein bisschen klassisches Getreide. Und dieses Zusammenspiel, eben sehr selbstbewusst, sehr präsent, das gefällt mir gut. Also ich glaube, das kann ich mir vorstellen, dass es für die Leute auch sehr positiv überraschend ist, weil viele sich ja vielleicht vorstellen, wenn man erst mal dieses Florale eben so ein bisschen riecht, dass es dann eben auch so ein bisschen nett geschmeidig daherkommt. Also es ist schon natürlich ein schönes Bier, aber es ist eben eins, das auch präsent ist und das sich dann auch wirklich da deutlich äußert und das ist schön, also, ja.

Markus Trinker: Und auch wieder, das ist jetzt so, am gestrigen Abend haben wir halt Biere getrunken, da trinkst du jetzt kein Maß, ja. Das ist wirklich was, aus der Erfahrung heraus, ja, also ich tue ja nicht nur gern Bier brauen, sondern ich stehe auch gern vorm Grill und ich tue auch generell gern kochen, weil ich einfach, ja, ich bin ein Genussmensch, ja. Und da ei einem netten Grillabend, da kannst du schon ein paar Boxen leeren von dem, also es funktioniert, das haben wir gesehen.

Markus Raupach: Auf jeden Fall. Nein, also wunderbar, sehr schön und wieder ein tolles Beispiel einfach, wie man diesen Bierstil schön umsetzen kann, spannend umsetzen kann. Und, ja, du hast ja vorhin schon erwähnt, ihr habt ja das klassische österreichische Märzen im Hauptsortiment und jetzt eben auch ein Stiegl Hell. Wenn man jetzt so die landläufige Meinung in Deutschland abfragt, dann würden die Meisten sagen, naja, ein österreichisches Märzen ist ja mehr oder weniger ein Helles. Wo würdest du da den Grenzstrich ziehen, wie würdest du denen das erklären?

Markus Trinker: Ja, also natürlich hat sich unser Chefbraumeister, der Christin Pöpperl, da viele Gedanken gemacht über das Bier. Wir haben auch im Vorfeld natürlich viel geredet über, dass sie sehr verwandt sind, aber es ist schon so, dass das Stiegl-Goldbräu ein sehr typisches österreichisches Märzen ist, mit doch ein bisschen mehr Ecken und Kanten wie vielleicht die Biere von den Mitbewerbern. Das merkt man dann schon, ja, ein bisschen auch von der Farbe her, es setzt sich dann schon ein bisschen ab. Also es ist schon noch sehr typisch, wir sind bei 12 Grad Stammwürze. Und ich sage jetzt einmal, einfach die Wahrnehmung von einer Blindverkostung, wenn man die Biere verkostet, dann merkt man halt beim Goldbräu diese perfekte Balance von Malzkörper und Hopfen, dieses in der Nase so, ein bisschen auch das Malzige sogar eine Spur, ein bisschen was Nussiges drin, so ein bisschen Biskuit, also doch ein extrem runde, sehr runde ausgewogene Sache. Und das Stiegl-Hell ist halt eine Spur trockener, ist schon mal gleich einmal auch von der Nase her hopfiger, ja, es ist ja so einfach Hopfen-frisch, ja, wie man das sagt, also mit einem ganz leichten Anflug von Schwefel, Also es ist schon, von der Aromatik unterscheiden es sich und dann auch vom Körper, von der Struktur her auch. Und optisch natürlich auch, also wir sprechen da schon ein paar EBC-Farbunterschied. Und wir wissen ja alle, dass sich ja der Gaumen von den, ich sage jetzt mal, von den Biertrinkern ja eine Spur weit immer verändert, ja. Und das ist schon so, das grad das Stiegl-Hell bei der Jugend, ja, Fußballverein, wie auch immer, da kommt das sehr, sehr gut an, ja. Das ist so, ah, das ist ein Bier, das ist so frisch. Es ist nicht so ausgewogen vollmundiger, sondern eher, es kommt viel leichtfüßiger daher. Und ich glaube, das macht es dann aus und deswegen habe beide Biere eine Berechtigung.

Markus Raupach: Also könnte man sagen, dass das österreichische Märzen so ein bisschen karamelig vielleicht sein kann oder so?

Markus Trinker: Also das österreichische Märzen unterscheidet sich schon zum German Style Hell, dass es einfach eine Spur mehr Malzkörper hat, ja. Also so vom Hopfen her, nicht in der Hopfenaromatik, aber so vom Körper, also von der Bittere her, das einfach das Zusammenspiel vom Malzkörper und Hopfen eine Spur verstärkter ist. Und auch von der Farbe, das sieht man ja auch, die Unterschiede, wenn man es analysiert, beim Hellen überlegt man sich halt bei 6 EBC, wie auch immer. Und bei einem österreichischen Märzen geht die Form schon ein stückweit auf, ja. Aber es ist natürlich auch, es vermischt sich schon ein bisschen auch, ja. Eine andere Brauerei ist wieder, schreibt auch Märzen drauf, ist aber schon eher schon wieder an einem Hell. Es ist halt, naja, warum sind sich die Biere so ähnlich, weil einfach das der Bierstil ist, der am liebsten getrunken wird, Punkt.

Markus Raupach: Ja und weil natürlich auch das Thema Bierstil in gewisser Weise ein Luxus ist, den wir uns jetzt seit 30, 40 Jahren leisten. Vorher haben halt Brauereien das gemacht, was sie schon immer gemacht haben und haben halt aufgeschrieben, was sie schon immer drauf geschrieben haben. Und wenn sich das halt mal verändert hat von einem Jahr zum anderen, von der Rezeptur, von der Verfügbarkeit, dann war das eben so. Und ich glaube, das ist halt auch ein Thema, dass man da heute oft viel diskutiert und am Ende ist der Bierstil gar nicht wichtig, ja.

Markus Trinker: Genau. Aber wichtig war für uns natürlich, und das möchte ich nochmal dazu sagen, nicht jetzt dann sagen, ja, also, was weiß ich, das kommt ja jetzt von draußen, wir müssen ein bisschen hopfiger werden, wir müssen vielleicht eine Spur schlanker werden, wie auch immer. Und du kannst ja nicht sagen, du machst ein Bier, mit dem du, ich sage jetzt mal, das Bier von Herrn und Frau Österreich, also das österreichische Märzen, das muss schon so bleiben. Das heißt, ja, das bewahren wir und wir machen einfach was, was für dieses Publikum, dass das verlangt, optimal hineinpasst und da sind wir ganz gut unterwegs. Und wir sehen halt, dass die beiden Biere, das sind jetzt super etabliert im österreichischen LEH, ja, die kennen die Leute, die wissen, der eine greift halt lieber zu dem, der eine lieber zu dem. Es ist auch oft so, dass der sagt, du, in Wien, da trinke ich viel lieber das Goldbräu. Also im Sommer, wenn es so heiß ist, ja, dann trinke ich das Hell, weil das zischt ein bisschen mehr. Und ich glaube, so passt das auch und so ist das optimal gelöst. Und da sind wir echt froh, dass uns das auch aufgegangen ist, weil am Anfang haben wir natürlich schon, ja, wie geht es uns mit dem Hell, ja, mit diesem German Style Hell? Und ich gehöre ja selber zu der Fangemeinde, das muss man auch dazu sagen, weil ich sage immer, für mich die absolute Krönung von unseren Bieren ist das Stiegl-Pils, ja. Weil es ist einfach, das ist so schön hopfig und so toll und in einem richtigen Glas, also ich brauche halt immer ein bisschen mehr Hopfen vielleicht. Aber es ist ja generell, und jetzt bin ich auch wieder bei dem, ich meine, wir haben so viele Biere, vom Kernsortiment über die Hausbiere bis zu den Wildshuter-Bieren, also von klassisch bis Fass-gereift, bis Amphoren-gereift, vorgereift, es ist schon schön, wenn man so eine Auswahl hat in der eigenen Brauerei.

Markus Raupach: Auf jeden Fall. Also in gewisser Weise ist das ein toller Luxus und auf der anderen Seite ist, glaube ich, auch das, was du grade geschildert hast, einfach das, was auch sowohl eine gute lebendige Brauerei als auch einen guten Braumeister auszeichnet, dass man einfach sieht, okay, wohin entwickeln sich Dinge, was möchte der Markt, wie kann ich da sinnvoll damit arbeiten und an der einen Stelle erkennen, wo muss ich vielleicht Bestehendes verändern und an der anderen Stelle erkennen, da brauche ich vielleicht was Neues. Und das, finde ich, ist immer wieder eine Herausforderung, wie man mit diesen Dingen umgeht. Und jetzt sind wir eigentlich schon beim Wildshut, beim Gut und bei der Brauerei dort, weil das vielleicht am weitesten weg ist von dem, was man jetzt vielleicht mit der klassischen Brauerei assoziiert. Du hast es grade schon gesagt, da gibt es Fassreifung, da gibt es Amphorenreifung, auch das muss man vielleicht noch erklären. Wie hat sich denn das überhaupt entwickelt, dass es dort so wirklich ganz besondere Biere gab?

Markus Trinker: Naja, das ist so, Wildshut war immer schon so völlig losgelöst und da dieses Thinktank, also das heißt, sehr kreativ zu sein, Sachen auszuprobieren, mutiger zu sein, das war da immer die Intention von unserer Eigentümerfamilie, ja. Also das heißt, da draußen was entstehen lassen. Von dem auch lernen, das war auch wichtig. Also das heißt, wir probieren was und lernen auch daraus, geht es gut, geht es auch nicht gut. Das gehört ja auch dazu, wenn man was tut, das ist wie beim Sport auch, man hat ein paar Niederlagen auch. Und so ist halt irgendwie das eine zum anderen gekommen, ja. Wir haben sehr früh schon da mit der Fassreifung auch begonnen, mit unserem Sonnenkönig. Und dann ist halt auch die Idee mit den Amphoren entstanden, ja. War auch von Herrn Doktor Kiener. Und wir haben uns das dann angeschaut, also gemeinsam, Chefbraumeister Christian Pöpperl und ein Team, ein Kollege vom Marketing, sind wir mal zum Weingut Orth gefahren und haben uns einmal die Amphoren angeschaut. Und dann haben wir gesehen, es passt einfach gut nach Wildshut, ja .Weil, Wildshut ist nicht vergleichbar, Wildshut ist anders, es ist ein Biergut. Und ein Biergut ist wie ein Weingut, es macht halt alle Prozessschritte selber und man geht vielleicht ein Stück weiter hinsichtlich der Veredelung oder in unserem Fall beim Reifen. Und so haben wir dann angefangen mit dem Bau der Brauerei oder mit der Inbetriebnahme der Brauerei 2015, dass wir da draußen so 4 georgische Tonamphoren mit jeweils 10 Hektoliter vergraben haben. Die kommen aus Georgien, ja. Im Endeffekt, es sind Tongefäße, die handgefertigt werden. Da gibt es nur noch wenige, die das beherrschen, mittlerweile auch UNESCO Kulturerbe, das Ganze. Und dann haben wir gesagt, naja, gut, wenn man so Amphoren und, ja, wie halt in der Antike, wenn man sowas auch macht, dann nehmen wir halt auch Rezepturen wie früher, ja. Das heißt, wir haben halt wirklich das Glück auch gehabt, das wir Urgetreide haben, das ist auf der Hand gelegen. Und dann haben wir uns ein bisschen an die ersten Rezepturen rangemacht und haben natürlich auch gebraut wo wie in der Antike. Und wer so ein bisschen bewandert ist in der Historie, der Hopfen ist erst viel später dazu gekommen, das heißt, das Bier lebt auch heute noch ohne Hopfen, es ist ein gemaischtes, vergorenes Getränk. Das steht im Sudhaus, das kommt dann in die Amphoren, es wird kurz angegoren, ja und kommt dann in die Amphoren hinein. Es kommen dann Honig, Datteln, Safran, Anis und Schafgabe dazu und dann wird das Ganze mit einem Deckel verschlossen. Und das Wichtige ist, früher, das hatte ja keine Kühlung. Und früher war es ja auch so, quasi am Brausilvester, von Michaeli bis Georgi, also in den kalten Jahreszeiten. Und das befüllen wir auch dann so im Spätherbst, so in den Oktober hinein und lassen das jetzt in der kalten Jahreszeit und holen das so im März, Ende März, wenn es ein bisschen wärmer wird, holen wir es wieder von der Natur aus so zurück. Also wir übergeben das Bier der Natur und wir holen es wieder zurück. Und das ist eigentlich schon was, und jetzt kommt es, ich meine, das Bier, du hast es ja gestern verkostet, es ist spannend, es ist nicht vergleichbar, also in keinster Weise. Und die Biere alle in Wildshut haben eine Geschichte, ja, die erzählen was, ein bisschen einen Hintergrund. Und das ist natürlich auch, das ist ja die Geschichte einfach, ja, von der Antike, von dem, wie einfach mit den Sumerern, ja, wie ist eigentlich Bierbrauen entstanden, was haben die ersten Brauer quasi, Brauerinnen verwendet als Zutaten, wie auch immer. Und das ist ein bisschen eine Anlehnung. Natürlich machen wir es nicht so, klarer Weise, weil wahrscheinlich wird es dann auch noch anders schmecken, denke ich mal, aber schon immer ein bisschen mit einem Hintergrund. Und jetzt verkostet man das Bier und jetzt erzählt da ein Biersommelier oder vielleicht im besten Fall der Braumeister draußen, der Sebastian oder wer auch immer, diese Geschichte dazu und dann trinkst du das ganz anders.

Markus Raupach: Absolut, ja. Man muss vielleicht den Hörern noch ein paar Bilder mit auf den Weg geben, also diese Amphoren sind ja richtig groß.

Markus Trinker: Ja, also ich knapp 1,80 groß, ja und es schauen grad noch ein paar Haarspitzen, schauen raus, wenn ich drin stehe.

Markus Raupach: Ja und das ist Handarbeit. Also sprich, das wird in Georgien gefertigt, dann wird es dort ja mit Bienenwachs, glaube ich, innen ausgekleidet, um es abzudichten. Und dann muss das ja irgendwie erst mal hierherkommen, ohne das was passiert, ist ja auch nicht so einfach. Und dann muss man das hier eben im Boden vergraben. Und das hat einerseits den Grund, dass die Temperatur bewahrt wird und andererseits den Grund, dass natürlich, wenn man da dann viel rein füllt, der Ton enormer Belastung ausgesetzt ist.

Markus Trinker: Ist für die Stabilität, genau.

Markus Raupach: Genau und da schüttest du diese Erde drum rum natürlich auch, das kann dann nicht brechen.

Markus Trinker: Ja, Kies.

Markus Raupach: Oder Kies, genau. Und das ist schon eine unglaublich spannende Geschichte. Vom Brauprozess her heißt das, ihr macht im Grunde eine Maische und da findet dann praktisch schon Verzuckerung und Gärung so ein bisschen gleichzeitig statt oder wie?

Markus Trinker: Ja, wir haben am Anfang wirklich eine klassische Maische mit paar Temperaturrasten und wir haben am Anfang wirklich Maische vergoren, also wir haben die ganze Maische hineingepumpt in die Amphoren. Und das war, wie soll ich sagen, man muss ja natürlich dann auch ein bisschen an das Endergebnis denken, es dann schon ganz anders, ja, ganz speziell. Und jetzt machen wir es so, wir läutern auch, aber wir kochen nimmer, also wir trennen flüssig vom festen Bestandteil. Wir brauchen keinen Hopfen, wir gehen aber eine Spur hoch, damit die Enzymatik inaktiviert ist und dann schlagen wir ganz normal aus und lassen es kurz angären in einem Bottich und dann gehen wir aber schon rein, ja. Das heißt, da draußen findet keine Spontangärung statt.

Markus Raupach: Also ihr gibt schon eine Hefe bewusst zu?

Markus Trinker: Wir geben eine Hefe rein. Wobei wir da drinnen durch das, dass es mit Bienenwachs ausgekleidet, du hast es schon gesagt, wir reinigen auch diese Amphoren jetzt nicht chloralkalisch und Dings, sondern wir machen das nur mit Wasser. Und da drinnen ist schon eine gewisse Mikroflora und da sind eigentlich sehr viele Mikroorganismen drin. Also wenn ich im Labor nachfrage, was er so findet, sagt er immer, frage mich, was ich nicht finde, dann bin ich schneller. Aber es ist eine Vielzahl von Mikroorganismen, es ist ein bisschen Dreck dabei, man merkt das auch. Es ist ein bisschen eine Säure dabei, man sieht es ja auch am PH, also wir sind da schon bei 3,8 jetzt. Man merkt einfach, dass da was passiert von den Dingen und das ist auch wichtig, ja.

Markus Raupach: Wobei ich sagen muss, dass die Edition, die wir jetzt gestern Abend verkostet haben, ganz weit weg war von diesem Allerersten, dass ich damals bekommen habe, was so eingewickelt, aus dieser ersten Charge, das hatte ja auch eine ordentliche Säure entwickelt.

Markus Trinker: Ja, das war furchtbar, war furchtbar.

Markus Raupach: Aber war spannend natürlich, also weil es echt ein Einblick war in diese alten Zeiten sozusagen. Also da sieht man aber auch, was da für ein Entwicklungsschritt auch dazwischen dann steht, zwischen so einem ersten Produkt und dann dem, was man jetzt so hat, ja.

Markus Trinker: Man muss ja dann irgendwann auch sagen, man kann es schon genauso spannend halten. Es gibt vielleicht auch manche, die sagen, ja, jetzt haben sie es flachgebügelt. Aber es ist immer noch wahnsinnig eigenständig und es schmeckt. Es hat vom Geruch her, es ist immer noch so wie damals, diese, ja, sage ich einmal, diese Grundmischung, ja, die macht schon einen besonderen Duft, der einzigartig ist und den findest du überall gleich. Von der Säure her wesentlich bekömmlicher, auch von der Farbe her, durch den Safran natürlich sehr gelblich schön. Und, ja, es ist natürlich jetzt, man muss so ein bisschen so auch schauen, wie kann man es auch servieren, also wie zugänglich ist das Produkt, ja und nicht in Schönheit sterben, das ist nicht unser Ziel. Und deswegen haben wir ein bisschen natürlich adaptiert, aber, ich glaube, das ist eine Berechtigung wert.

Markus Raupach: Absolut. Ich finde also diesen Geruch, finde ich total faszinierend mit Anis und Schafgabe und wie das so miteinander spielt. Und, nee, also ich finde auch, das Produkt ist jetzt auf jeden Fall nicht schlechter, anders natürlich, erzählt aber nach wie vor eine unglaubliche Geschichte und ist, glaube ich, für Leute einfach echt eine Entdeckung und ein Horizont, den sie vorher noch nicht so gesehen haben. Und das finde ich wirklich eine ganz spannende Geschichte.

Markus Trinker: Genau. Ist natürlich auch super, weil, wir haben das Bier genau dann abgefüllt, also wie die Einreichung war zum letzten European Beer Star. Suchst du dann auch vergebens eine Kategorie, gibt es nicht. Gibt es halt eine Kategorie Free Style, da haben wir gesagt, gut, das passt. Ja und dann haben wir dann Bronze gemacht damit, ja. Und ich glaube, in dieser Kategorie reichen schon ein Paar ein, weil das ist natürlich sehr different, ja. Und war dann schon wieder gut, hat geschmeckt, weil, sonst wäre es nicht dabei gewesen.

Markus Raupach: Ja und das, finde ich, ist zum Beispiel auch ein entscheidender Punkt, es ist auf jeden Fall ein sehr wohlschmeckendes Getränk. Mal unabhängig von allem anderen, was man da an Erwartungen hat, es ist auf jeden Fall eine tolle Geschichte. Und da sind wir auch generell nochmal bei dem Abend gestern, da ging es zwar auch um dieses Bier, aber das war ja eher so die zweite Geige sozusagen, das wirklich Spannende oder Wichtige in dem Moment war ja ein anderes neues Bier, das Mystique. Und das fand ich aus vielerlei Hinsicht sehr interessant. Also einerseits überhaupt zu sagen als Brauerei, ich widme mal so einen Abend einem Bier und gebe dann auch entsprechende Aufwand an eine Künstlergruppe, die das dann versucht umzusetzen und aus so einem Bier dann eine Live-Performance macht auf eine ganz eigene Art und Weise. Und hole mir eben auch die Leute zusammen, habe da eine Küche, die sich dann versucht, da entsprechend spannende Pairings dazu zumachen und letzten Endes zelebriere ich eben dieses Produkt, dieses spannende Bier an diesem Abend. Und da war ja unter anderem auch der Hans-Peter Drexler und ich habe mir gedacht, vielleicht hat er sich gedacht, wenn wir damals das TAPX, das Erste, so präsentiert hätten, dann wäre das vielleicht anders gelaufen. Aber das war ja damals ein Punkt, die haben das mehr oder weniger einfach rausgebracht und dann haben das Leute gekauft in der Erwartung eines wunderbaren Weißbieres. Und dann kamen diese Flasche reihenweise zurück, weil die Leute gesagt haben, das ist sauer. Und das sollte ja so sein, aber das wusste zu dem Zeitpunkt keiner. Und das fand ich gestern Abend wirklich ganz toll, also einerseits diesen Aufwand überhaupt zu betreiben, als Brauerei sowas zu machen und andererseits diesem Bier dann eben auch einen guten Start in die Welt zu geben, weil es eben auch eine gewisse Erklärung gibt. Aber vielleicht reden wir kurz drüber, was ist es denn überhaupt für ein Bier?

Markus Trinker: Ja, also beginne ich da ein bisschen weiter vorne. Du bist ja auch runtergegangen in diesen ehemaligen Eiskeller, ja. Also wo jetzt auch das Stiegl-Gut Wildshut steht, war früher mal eine Brauerei und die haben natürlich, wie halt üblich damals, wie es noch keine künstliche Kühlung gegeben hat, haben sie ja diese Eiskeller gehabt, ja, wo es also durchaus gekühlt worden ist. Und wie wir da draußen so angefangen haben mit diesem, ja, Umsetzen unserer Philosophie, sind wir irgendwann mal auf den Keller gestoßen. Der war total zugefallen, man hat kaum den Eingang gefunden, das war, keiner hat recht davon gewusst. Und irgendwann bin ich einmal reingegangen, habe da Fotos gemacht, ja. Und ich bin rausgegangen, weil, wenn es jetzt da eingestürzt wäre, dann wäre es vorbei gewesen mit, ja. Und dann ist die Idee geboren da irgendwann, ja, zuerst haben wir gesagt, setzen wir das Ganze um und dann kümmern wir uns um den Keller. Und dann sind wir das angegangen, das Thema und dann haben wir gesagt, ja, was machen wir da drin? Wir können da jetzt kein klassisches Lager oder irgendwas machen, Sonnenkönig gibt es ja schon, fassgereift, die. Und dann war eigentlich sonnenklar, es muss was sein in Richtung Belgien. Es ist eigentlich, es liegt auf der Hand, ja, eine Vielzahl an Mikroorganismen, wie auch immer. Und spontanvergären ist ja natürlich ein bisschen schwierig in unserer Region, weil, wir haben ja wahrscheinlich von der Mikroflora her, sind wir nicht so gesegnet wie rund um Brüssel. Und dann war eigentlich Flanders Red auch deswegen, weil ich diesen Bierstil sehr schätze, so ein bisschen unser Ziel, jetzt nicht exakt nachzubrauen, aber so eine Richtung. Und, ja und dann haben wir uns halt an die Sache ran gewagt. Wir haben uns ein bisschen, ich sage jetzt mal, natürlich auch bei solch einem Bierstil ein bisschen eine Hilfe geholt, also fachliche Expertise von einem erfahrenen Brauer aus Belgien und habe das Ganze dann in die Umsetzung gebracht. Und wie es halt so ist, wir brauen ein Bier, ein Brown Ale, ganz klassisch. Und dann haben wir so 10-Hektoliter-Eichenfässer angeschafft und dann legen wir das halt in diesen Keller, ja und dann lassen wir halt das mit unterschiedlichem Befüllgrad reifen, ja. Andererseits vielleicht brauchen wir mehr bei dem einen Bier mit der Aerobie, also das heißt Essigsäure, des andere Milchsäure. Und das ist ja diese Kombi, also dieser Blend aus diesen verschiedenen gereiften, unterschiedlich gereiften Bieren, wo sowas dann entsteht, was in diese Richtung Flandern Red geht, flämisch. Und, ja und das haben wir dann gestern quasi aus der Taufe geholt. Und es war das ganze Projekt spannend, genauso spannend aber gestern für mich auch die Reaktion der Leute, ja. Ich meine, ihr seid Bierexperten, da waren aber auch ein paar dabei, die von der klassischen Gastronomie kommen, ein paar Sportler, wie auch immer, die natürlich das erste Mal so eine Berührung gehabt haben mit so einem Sauerbier. Aber es war die Tendenz eigentlich durchgängig so, also positiv überrascht, ja und es waren viele, die haben gesagt, das mag ich gern. Und das war eigentlich schön, weil, es ist schon ein bisschen mutig auch, ja, das muss man schon dazu sagen. Ein halbes Jahr davor haben wir die Perlage präsentiert, da ist unser Bier mit der Champagnerreifung, wo wir mit einer Champagne-selektierten Hefe arbeiten, mit Flaschenreifung. Und, ja, Perlage, ein schönes Mundgefühl und sehr schlank und sehr fruchtig, wenig Hopfen, Riesling. Und das war zugänglich, verstehen die Leute sofort. Die haben das getrunken, man steht dann da mit der Champagnerflasche rum und sagt, ah, kenne ich, ist wie Sekt oder Bier, so in der Mischung. Das Beste aus zwei Welten, so sage ich es immer, ja. Und das war dann schon ein bisschen ein mutigerer Schritt, aber es ist echt super angekommen. Und wie du gesagt hast, sowas braucht eine Bühne, ja, sowas braucht diese Inszenierung vielleicht auch, ja. Und auf der Bühne abends war dann bewusst der Jason Turner, hat das ein bisschen in einer anderen Sprache verpackt, das Ganze, von der Beschreibung her. Und das ist auch sehr wichtig und da, glaube ich, dann hat das ein ganz anderes Potenzial, eine ganz andere Chance. Das wären jetzt keine 100.000 Hektoliter werden, also niemals, ja. Aber das ist natürlich dann wieder eine Besonderheit mehr am Stiegl-Gut Wildshut, die Reifebiere. Und, ja und auch wir sind jetzt, ich habe gestern auch mit meinem Braumeister, mit Sebastian nochmal draußen schon eine Zeitlang geredet, wir fangen erst an. Wir haben auch gesehen bei der ersten Abfüllung, ein bisschen müssen wir schon dort feilen, ja, ein bisschen mit der Essigsäure, auch mit der Farbe. Also es ist ja logisch, dass wir nicht alles aus dem Ärmel schütteln beim ersten Mal. Aber was wir nicht tun, wir kommen nicht mit einem Produkt raus, das gar nicht geht. Also es ist natürlich, wir haben gestern auch geredet und mir war also wichtig, dieses Feedback, ja, also das ist auch, wir machen was. Und genauso beim Whisky, ja, ich meine, das war auch, das Feedback gestern war sehr, sehr wichtig. Ich denke, wir sind auf einem super Weg, es ist cool, dieses Ding, da haben wir vielleicht eine Idee mit dem Finishen, wie auch immer. Und das ist so wichtig und das lebt jetzt. Und das ist auch wieder Wildshut, wir entwickeln uns ja ständig weiter. Also das, was gestern war, das ist wieder wichtig für die nächsten Etappen, die wir da draußen haben. Aber, und das ist immer eines, wir da draußen, wir geben dem Bier Zeit, ja. Bei uns beginnt Bierbrauen im Boden und unser Herz gehört auch dem Bier da draußen. Und das ist nicht nur bei uns Brauern so, sondern das ist auch beim Landwirt so, das ist beim ganzen Service, das ist beim Koch, so, ja, wir tun ja auch Brot backen da draußen, die die Führungen machen, die Guides. Und das ist so wichtig, dass man das spürt, was wir da tun. Das ist eigentlich das Wichtigste, man spürt, wenn man da hinkommt, dann sieht man das, aber man spürt das auch. Und wenn man das vermitteln kann, dann haben wir es geschafft.

Markus Raupach: Also das fand ich auch, hat man sogar bei jedem Servicepersonal gemerkt, dass die da mit einem ganz anderen, ja, mit einer ganz anderen Idee bei der Sache sind und da sich auch ganz anders gekümmert haben. Auch anders eingeschenkt haben als man das vielleicht normalerweise erwarten würde bei irgend so einem Event, in Anführungsstrichen. Und, ja, also das Bier an sich fand ich wirklich ein faszinierendes Bier, einen sehr, sehr guten Start auch. Für die Hörer, die den Bierstil jetzt nicht so kennen, also vielleicht so die bekannten Vertreter wären jetzt die Rodenbach-Biere natürlich oder Duchesse de Bourgogne zum Beispiel, die durchaus auch polarisieren innerhalb von dieser Welt.

Markus Trinker: das sind aber wirklich die Großen, ja.

Markus Raupach: Ja, ja, natürlich, ich sage ja, aber für die landläufigen …

Markus Trinker: Vor den Braumeistern und vor den Bieren, da verneige ich mich, also, ja.

Markus Raupach: Natürlich. Also letztes Jahr war ich dort, habe den Rudi besucht in Roeseare bei Rodenbach eben und, klar, du läufst durch endlose hallen von Fässern, das ist ja schon mal so ein Punkt. Also ihr habt da in eurem Keller jetzt irgendwie 8 Holzfässer stehen, das hat der in seiner Eingangshalle. Also das ist einfach, das ist eine ganz andere Nummer. Und was natürlich bei den Belgiern spannend ist, und ich glaube, das ist tatsächlich so ein Lernprozess, ist eben wirklich dieses Thema Zeit und dieses Thema, wann arbeiten welche Mikroorganismen wie. Also wenn man auch mit dem Frank Bohn zum Beispiel spricht, der sagt halt zum Beispiel, die Brett in meinen Fässern, die fängt eigentlich nach 18 oder 20 Monaten überhaupt erst an. Also das heißt, vorher habe ich da zwar irgendwo in diesem Konzert drin, aber das die eine ernsthafte Rolle spielt, sensorisch, das braucht einfach eine unglaubliche Zeit. Und auch dieses Zusammenspiel grade mit den Holzfässern eben, wie viel Sauerstoff lassen sie zu, das muss genau genug sein, um eben noch ein bisschen zu haben, aber eben nicht zu viel, dass es dann nicht überwiegt. Und da haben die natürlich einfach einen Erfahrungsvorsprung über die Jahrzehnte und Jahrhunderte, die die da machen. Also ich fand das gestern wirklich ein sehr, sehr spannendes tolles Bier, also es hat schön diese Essignoten, ohne zu überborden. Nicht so diese Süße, das fand ich auch sehr angenehm, weil, dadurch ist es wirklich auch sehr rund. Wir hatten Gastronomen am Tisch bei uns und da war dann wirklich eine sehr interessante Diskussion, wie präsentiere ich das einem Gast, weil ich weiß, dass er es eigentlich mag. Aber wenn ich ihm jetzt sage, ich habe hier ein neues Bier für dich, wird er das nicht verstehen. Also wie präsentiere ich dem das, wozu, zu welchem Zeitpunkt serviere ich das und so, da haben wir ganz viel diskutiert, super spannend.

Markus Trinker: Aber da siehst du mal, dass im Endeffekt dann der Gastronom es genauso schwer hat wie wir Braumeister.

Markus Raupach: Ja, absolut.

Markus Trinker: Also das ist ja genau das, ja, also es braucht ja natürlich erfahrene Biersommeliers, Bierkenner, die dann aufklären, ja, das ist ja so wichtig. Es ist ja beim Wein ja auch so, es gibt ja Weine, die extrem speziell sind, ja. Ich denke jetzt in Österreich an Uhudler, ja. Uhudler, wenn du da einfach sagst, da hast du einen Wein, sagst du, das stimmt was nicht, ja. Ja, ist ein Uhudler. Ah, okay, ja. Also es ist schon, ich glaube, jetzt beim Kirchenwirt drunten am See, der halt Schweinebraten, Wiener Schnitzel verkauft und das, hat dieses Bier nix verloren. Aber ich bin der Meinung, genauso wie Antique gehört Mystique in den ein oder anderen Bierkeller, ja. Also ich bin jetzt auch dabei, gestern war es ja auch eine nette Unterhaltung auch mit dem Doktor Zepf und Doktor Stempfl, die der Meinung waren, dieses Bier, es ist ja vor ein paar Wochen abgefüllt worden, das wird nicht in der Flasche rund, es wird eine Entwicklung haben. Und das ist natürlich auch das Schöne, weil, da haben wir jetzt kein Problem mit Drehung, ja.

Markus Raupach: Absolut, ja.

Markus Trinker: Also wir haben 5 Jahre drauf wahrscheinlich eh sogar zu wenig, könnte man mehr drauf schreiben mit MHD. Aber das ist auch was, was jetzt sehr viele wahrscheinlich einmal Heim tun, um zu sehen, was es entwickelt da in der nächsten Zeit. Und eins bin ich mir sicher, das ist ja wie bei dem Urbier, wie auch immer, diese Biere wachsen in der Flasche mit der Zeit.

Markus Raupach: Auf jeden Fall.

Markus Trinker: Ja, also das ist klar und das ist natürlich auch spannend. Und dann gibt es natürlich auch so coole Bierlokale, wie auch immer, wo das auch wirklich dann zelebriert werden kann. Leute, die gerne ausprobieren, die gibt es immer, ja und dann funktioniert das auch. Aber man darf da nicht in Mengen denken.

Markus Raupach: Nee und das finde ich auch wieder faszinierend. Jetzt machen wir erst mal unser letztes Bier auf, den Gipfelstürmer.

Markus Trinker: Genau, den Gipfelstürmer, ja.

Markus Raupach: Da bin ich auch gleich sehr gespannt.

Markus Trinker: Der Gipfelstürmer ist, ja, ist eigentlich, ich sage immer so, das ist fast das Goldbräu unter den Hausbieren, also das machen wir mengenmäßig sehr viel, Gott sei Dank, ja. Es begleitet uns auch schon die letzten Jahre über und wir, ja, wir würden halt auch nix dran ändern. Weil, der Gipfelstürmer ist eine Dinkelweisse. Das heißt, in dem Weizenweg, es gibt ja auch unseren Dinkel. Der Dinkel ist ja eben das Rotkorn, ja, auf Stiegl-Gut Wildshut gedeiht und da auch vermälzt wird. Und das ist eine hopfige Dinkelweisse. Das heißt, wir tun da auch Hopfenstopfen, verwenden aber dann ein Triskel, also wir gehen dann so ein bisschen in die französische Region über, kombiniert mit einem Simcoe. Funktioniert sehr gut mit dieser obergärigen, sage ich mal, Estrigkeit, Aromatik, wir haben halt da unsere klassische Weißbierhefe, die wir auch für unser Weißbier haben, also auch das verwenden wir da drin. Und das ist schon, ja, wenn man es jetzt beschreibt von der Farbe her, haben wir ganz ein Helles, ja, so ein bisschen goldgelb mit einem leichten Orange drin, was wir haben. Und in der Nase haben wir eigentlich schon ein bisschen was Weißbierartiges, es ist leicht die Banane oder die Banane ist jetzt nicht Banane, es ist grün, ja, die ist grün, ganz wenig Nelke. Und das ist eigentlich schon, das ist was, wo man auch wieder kennt, das Bier, ja, wo man auch sofort riecht, das ist jetzt kein klassisch Weizen, sondern das ist anders, wo ich sage, da ist Hopfen mit im Spiel, ja.

Markus Raupach: Ja, für mich ist es so, als hätte man so eine Art, vielleicht so ein Mangopüree und da lege ich dann so eine relativ unreife Banane, halbiert so oben drauf und dann rieche ich da rein, so ungefähr.

Markus Trinker: Ja, man hat diese unreife Banane, Mango trifft es sehr gut, ja, da drin. Und das zieht sich dann durch, ja, wenn man dann trinkt, das ist sehr trocken, ja, es hat eine schöne Säure, klassisch auch von der Weißbierhefe, ja, ist ein schöner PH-Sturz. Und da merkt man, es ist also auch von der Bittere, es ist von der Bittere nicht bitter, ja. Es ist ja immer der Hopfen nur in der Aromatik versteckt und das ist es, ja, von der Bittere ist es nicht auffällig. Da haben wir nur 16, 17, also wie ein Weißbier auch, aber halt schön mit Hopfen versetzt, schön Hopfengestopft und da bringen wir die Aromatik rein.

Markus Raupach: Das geht auch so in Weißweinnoten, finde ich, wenn man es dann mal im Mund hat, ja, so Trauben, so Stachelbeere.

Markus Trinker: Stachelbeere, jawohl.

Markus Raupach: Ganz schön, ja.

Markus Trinker: Genau und es ist ewig frisch, ja, es ist so schön. Und das ist auch wieder ein Bier, was ich, ich sage mal, liebe, ja. Das einfach so ein universeller Speisenbegleiter ist, ja, hat alles, was so sommerliche Sachen angeht. Und wir haben halt auch, das ist das Bier, das immer die meisten Auszeichnungen jetzt schon gehabt hat. Also ist zwar mittlerweile zweimal im European Beer Star, Staatsmeister, Fallstaff, es ist immer mit dabei. Es polarisiert nicht zu sehr, aber es fällt immer positiv auf. Und das ist einfach da so schön und zu sehen, dass da gewisse Mengen dann möglich sind, ja. Und nicht unbedingt sein muss, dass der Kreativbraumeister der Kreativbrauerei immer wieder ständig was Neues macht. Wir machen ja ein bisschen Abwechslung beim Einbringen, aber es gibt da Sachen, die beständig super sind, das ist jetzt damit Sicherheit der Fall.

Markus Raupach: Ist das von der Brauerei her eine Herausforderung, wo man den Weizenanteil durch Dinkel ersetzt?

Markus Trinker: Das ist halt teurer, deutlich teurer, der Dinkel. Und Dinkel musst du stehen lassen, der ist natürlich in der Spelz drinnen, wir vermälzen ihn selbst, man würde sonst von der Extraktausbeute keinen Unterschied kennen, ja. Also optisch kennst du es, klar und geschmacklich kennst du es dann auch wieder. Der Dinkel, der ein bisschen eine leichte Brotnote mit einbaut, aber noch eine Spur cremiger wird wie der Weizen, finde ich. Und es ist halt einfach der Dinkel eine Spur weit ein edleres Getreide. Man merkt es ja auch beim Brot, ja, Dinkelbrot, also nur Dinkel drin ist, Roggen, das sind schon die Brote, die ein bisschen, sage ich jetzt einmal, die eine Spur wertiger sind.

Markus Raupach: Das stimmt.

Markus Trinker: Das spiegelt sich dann auch in dem Bier wieder.

Markus Raupach: Ja, nee, also auch ein ganz schönes, auch ein bisschen nobles Bier, in der Tat auch durch die Kohlensäure, durch diese intensive Aromatik, das ist auch sehr präsent auch. Also man kann das auch mal so trinken, aber ich würde es bewusst genießen, weil es einfach viel sagt. Also finde ich schon ganz schön, ja.

Markus Trinker: Und Gipfelstürmer ist halt auch so ein bisschen, weil da drinnen das Aroma vom Gletschereisbonbon ist, und deswegen halt auch dieser Name, ja. Und die Kollegin, die Marlene hat immer gesagt, der Name kommt auch deswegen, weil ich auch gerne in den Bergen bin und auf dem ein oder anderen Gipfel oben bin. Aber es ist, ja, man ist dann irgendwann so stolz auf das, wenn das funktioniert, wenn das Feedback zurückkommt, ja. Ich meine, das ist diese Arbeit, die du tust, aus Überzeugung machst, nicht, weil es ein 9-to-5-Job ist. Und dann die Leute teilweise wirklich tolle Nachrichten schreiben und Emails schreiben und sich bedanken, weil sie so ein tolles Bier getrunken haben, egal ob das jetzt aus dem Kernsortiment ist, Kreativsortiment und Wildshut ist. Zeitgleich natürlich auch, ich bin jetzt wieder beim Urbier, ja, ich meine, es haben natürlich Leute das Urbier gekauft, die gesagt haben, okay, kaufen werde ich es, ist nett und schön, trinken es Daheim, beschweren sich, weil es sauer ist. Dann nimmst du dir halt die Zeit, ja und schreibst halt wirklich, warum man das so gemacht hat und dass das halt, wir haben in die Natur übergeben und das Ganze. Und dann kommt halt meistens auch zurück, der bedankt, na, das habe ich gar nicht gewusst und so, ach so, ja. Ja, es hat mir aber trotzdem nicht so geschmeckt, aber wenn ich das gewusst hätte, dann. Und das ist eigentlich so genau das und das ist auch so wichtig, ja, also das heißt, es darf auch nix unbeantwortet bleiben, ja, der Kunde muss schon abgeholt werden bei den Sachen.

Markus Raupach: Deswegen war dieses Event gestern, glaube ich, auch ganz wichtig. Und grade, weil du es noch erwähnt hast vorhin mit dem Thema Foodpairing, das erinnert mich grade noch dran, wir haben dann eben diskutiert, was man mit diesem Mystique macht. Und am Ende hatten wir dann als Foodpairing so im Kopf, man müsste so eine Art Pilzragout machen oder so ein Pilzgulasch oder irgendwie sowas und dazu dann so einen Knödel und den müsste man mit Zwetschgen irgendwie füllen und das dann in der Kombination mit diesem Bier müsste funktionieren, war so unsere Idee.

Markus Trinker: Also, ja, rein von den geschmacklichen Komponenten würde es gut zusammenpassen.

Markus Raupach: Das können wir mal probieren, ja.

Markus Trinker: Aber man muss aber auch erst einmal im Kopf zusammenkriegen, in eine Knödel eine Zwetschge rein. Also in einen Semmelknödel oder was meinst du?

Markus Raupach: Nee, ich würde sogar einen Normalen nehmen, das kann man ja trotzdem machen. Und doch, das kann, glaube ich, gut gehen. Also der Gedanke ist halt, von der Grundaromatik her haben wir in dem Mystique ja ziemlich viel Umami auf der einen Seite, Säure auf der anderen, ein bisschen Süße, aber nicht zu viel. Und dass muss ich ja dann irgendwie vom Foodpairing erst mal auch ähnlich darstellen und da kann ich mit den Pilzen halt schön das Umami abdecken, mit den Zwetschgen kriege ich die Säure. Und dann muss ich das Ganze halt noch irgendwie ergänzen, weil, wenn ich sonst nur das Gleiche habe, ist ja auch langweilig, das heißt, ich brauche da noch so ein bisschen drum rum. Und da kann ich mit den Gewürzen natürlich bei den Pilzen schön arbeiten, der Kloss gibt mir ein bisschen mehr Vollmundigkeit praktisch da mit rein und habe ich ein bisschen Röstaromen vielleicht noch, die ich oben drauf gebe. Aber wie gesagt, das war nur so der Gedanke, das wollte ich dir einfach mal mitgeben, weil ich das so interessant fand wirklich. Macht man ja auch selten, dass man mit so einem Gastronomen mal so eine 1/2 Stunde diskutiert. Und wir haben wirklich angefangen bei Adam und Eva, einfach weil die Überlegung einfach war, was mache ich denn damit, jetzt habt ihr mir ein tolles Instrument in die Hand gegeben, aber mein Ziel ist ja am Ende, einen Gast damit irgendwie glücklich zu machen und das ist ja gar keine so leichte Aufgabe.

Markus Trinker: Aber da siehst du wieder mal, da hat der Braumeister eine Idee, einen Einfall, dann müssen die anderen viel überlegen, was jetzt wirklich dann los ist dann hinten raus, ja, also du schaffst quasi Arbeit draus.

Markus Raupach: Sozusagen, ja, eine Aufgabe an die anderen, weil das muss ja dann auch irgendwie weg. Ja, letzte Frage vielleicht noch. Auf den Flaschen steht Bio und da steht vegan, sind das Themen, die in der Bierwelt wichtig sind?

Markus Trinker: Ja, also Bio ist eine Grundhaltung für mich, ja. Also das ist mich mittlerweile auch das, so wie wir es machen, eine Selbstverständlichkeit, ja, also die Landwirtschaft, so wie wir sie betreiben mit der Fruchtfolge, geht ja gar nicht anders. Du kannst sowas nicht in einem konventionellen Maßstab machen, es würde sich widersprechen. Also das heißt, Bio ist für mich abgehakt und es ist auch ein bisschen ein Lebensgefühl, sage ich jetzt einmal so. Vegan ist, es gibt sicher Menschen hier im Unternehmen, für die das wichtiger ist als für mich. Es gibt mit Sicherheit auch welche, die vielleicht dann auch wirklich hin greifen, weil es natürlich schon einfach dieses auch so leben, ja, ihre Grundeinstellung ist, ihre Grundhaltung so ist. Aber für mich ist es auch immer so, ich weiß, es ist sowieso vegan, letztendlich, also man muss es jetzt nicht da drauf schreiben. Bis auf das, wir hätten fast einmal einen Fehler gemacht, wegen dem Honig.

Markus Raupach: Ja, da gibt es aber auch wieder unter Veganern eine große Diskussion, inwieweit Honig jetzt vegan ist oder nicht, das ist in der Tat, ja.

Markus Trinker: Es ist ein tierisches Produkt, ja und irgendwie haben wir dann, ich weiß nicht, damals Etiketten gehabt und irgendwann haben wir dann gesagt, du, da ist Honig drin, Ja, stimmt. Und jetzt haben wir das von dem einen Bier ausgetauscht und dann steht halt da oben nochmal Bio, also so Bio. Und ansonsten sind wirklich alle Produkte vegan, ja, auch jetzt, ich sage jetzt einmal vom Etikett her, das ist ja vom Zulieferer so klassisch abgesegnet. Und es ist vielleicht in der heutigen Zeit, mit Sicherheit hat es auch seine Berechtigung. Wobei, wenn es nicht oben steht, da bin ich jetzt da, das ist ein bisschen ein Ding, ist auch okay.

Markus Raupach: Ja, also ich denke, auch ein bisschen Mitdenken ist natürlich schon immer ein Thema. Und ein Bier bei uns ist ja in der Regel ein veganes Produkt. Also es gibt Bierkulturen, wo zum Beispiel Filtration aus Fischblasen eingesetzt wird, da ist es definitiv nicht vegan. Oder, ich wurde mal gebeten, ein Bier aus Island zu rezensieren, das sie mit Wal gebraut haben. Das war eine der wenigen Male, wo ich dann gesagt habe, das mache ich nicht, das wollte ich nicht unbedingt tun. Aber es gibt auch in Schweden zum Beispiel ein Bier, da wird irgendwie ein Drüsensekret von irgendeinem Waldtier eingesetzt. Wobei, das überlebt das, es gibt nur so ein Sekret ab. Aber bei uns war halt früher vegan, wie du grade gesagt hast, das Thema immer Etikett, vor allem der Leim, mit dem das dann da drauf gepinnt wird und so, also da gibt es tatsächlich Diskussionen. Aber grundsätzlich, finde ich, eben, ist dieses Verständnis, dass Bier prinzipiell mal ein veganes Produkt ist, gehört einfach in die Köpfe der Leute rein und ich glaube, das ist bei vielen auch schon angekommen. Aber Bio, das finde ich auch wichtig, ja, weil, viele sagen in Deutschland immer so, naja, wir haben ja das Reinheitsgebot und eigentlich ist das ja sowieso schon eine Reduktion auf ein gewisses Minimum, wozu brauche ich da noch Bio? Aber natürlich, wenn ich jetzt an die Landwirtschaft denke, was da alles theoretisch möglich ist, kann ich natürlich mit dem Bio-Emblem nochmal was anderes ausdrücken und das finde ich schon gut. Und spielt euch natürlich jetzt grade, was das Gut angeht, auch in die Hände, weil man da natürlich nochmal mehr zeigen kann, wie man da arbeitet.

Markus Trinker: Das wäre nie ein Thema gewesen, also das ist auch bei den Hausbieren, durch das, das wir das verwenden, viele Malze auch von Wildshut. Natürlich ist es für einen Brauer eine Spur schwieriger, ich denke jetzt grad in die Richtung Aromahopfen, ja. Also es gibt jetzt viel Hopfen, einen Mosaik in Bio werde ich nie kriegen, ja. Also ich weiß, dass der Hopfen sehr gut ist, ich hätte ihn auch gerne, aber da musst du halt dann Abstriche machen ab und zu. Aber ich bin dann auch wieder eine Spur weit, dann sage ich immer, ich muss ja nicht alles haben, ja. Und ich meine, wir haben eh so eine breite Palette, so einen großen Spielraum et cetera, Markus, du musst da schon mit denen auch klarkommen, kannst auch da aus dem was Gutes machen, muss nicht immer dann die komplette Hopfenpalette sein, wie gesagt.

Markus Raupach: Und das haben wir ja heute auch gesehen, dass es auf jeden Fall funktioniert.

Markus Trinker: Das funktioniert auch, das ist klar. Es gibt mit Sicherheit, mit Sicherheit, ich weiß es, viele Kreativbrauer oder Craft-Brauer, die einfach viel mehr mit dem Hopfen experimentieren. Das ist, glaube ich, auch wieder, das unterscheidet uns wieder ein bisschen, wir stopfen die Hausbiere auch natürlich mit einem Hopfen, experimentieren, aber der Schwerpunkt bei uns eher schon so ein bisschen das Getreidethema wiederum ist im Ganzen und diese ganze Kette, Verkettung. Das ist eigentlich dann, ja, irgendwann hast du eine eigene Richtung, die du gehst, ja und das ist schön, wenn man weiß, dass man die erfunden hat und wenn man bestätigt wird, dass das die richtige Richtung ist.

Markus Raupach: Absolut und wie gesagt, das haben wir jetzt heute auch bei den Bieren absolut feststellen können. Ganz allerletzte Frage, wenn jetzt unsere Hörer bei euch zu Besuch kommen wollen, also einerseits gibt es hier eben die Brauwelt, das Museum und ins Gut kann ich quasi auch immer oder muss man da einen Termin ausmachen, wie läuft das?

Markus Trinker: Ja, also beim Stiegl-Gut Wildshut draußen in St. Pantaleon haben wir jeden Tag offen, jetzt aktuell ist es, glaube ich, nur Montag, sperren sie ein bisschen später auf, erst, glaube ich, um 17 Uhr. Also es ist eigentlich jeden Tag geöffnet. Das heißt, man kann da draußen sich verwöhnen lassen von den Bieren, aber natürlich auch von der Küche her, ja, wir haben eine top Küche draußen, wir tun sogar Brot backen, also es ist einfach so viel Handwerk da draußen. Und man kann aber auch, wenn man vorher anruft, das man einen Guide bucht, dass man eine Führung kriegt oder vielleicht die Möglichkeit hat, dass man sich draußen einer Führung anschließt, weil eh grad eine ist. Also einfach anrufen, auf die Homepage gehen, die Kolleginnen und Kollegen geben einen da Auskunft, machen alles. Wir haben auch ein wunderschönes Gästehaus draußen, man kann nächtigen draußen. Aktuell haben wir eine Baustelle, es wird ein bisschen umgebaut, es wird größer gemacht, ja. Ist ja immer ein gutes Zeichnen, wenn dazu gebaut wird. Und dann kann man wirklich da draußen entschleunigen, rundum dieses Biergut letztendlich inhalieren. Und Stiegl-Bräu jetzt, die hat auch immer geöffnet. Da kann man selber durchgehen, ein Ticket lösen, man startet im Shop, man geht durch, man sieht da auch die Hausbrauerei. Dann hat man natürlich die ganzen Etappen, einmal die Rohstoffe, dann das Kino, was ein bisschen so futuristischer ist und dann hat man halt die Historie, einmal die geschichtliche generell vom Bier und das Geschichtliche von der Stiegl-Brauerei. Gegründet 1492, das heißt, wir sind eine sehr, sehr alte Brauerei, genau und mit viel Tradition und das sieht man dann auch. ja und dann schließt man die Tour ab und ist direkt mitten in der Brauwelt, in der Stiegl-Brauwelt, wo wir zwei jetzt dann auch hingehen und ein Bier trinken und vielleicht auch was Gutes essen, es ist jetzt ja schon Nachmittag. Und da kann man sich auch wiederum verwöhnen lassen von unseren ganzen Bieren, von der ganzen Bierpalette. Fast alle Biere frisch vom Fass und natürlich auch wieder tolle Küche, typisch Salzburgerisch, bis hin zu den Salzburger Nockerln. Wir haben Biersommeliers dort, die empfehlen dir das richtige Bier dazu. Also das ist schon was, was eigentlich auch die Stiegl-Brauerei auszeichnet, ja, wir leben Bierkultur, ja, egal ob das in Wildshut ist oder da ist. Wir sind auch fortschrittlich, ja, Energieeffizienz, Elektromobilität. Auf der anderen Seiten fahren wir immer noch mit Pferden rum. Das heißt, eben rund um die Brauerei fährt eine Kutsche das Bier aus, ja. Das heißt, Tradition bewahren, fortschrittlich zu sein, also nicht stehenbleiben, sondern in die Zukunft auch schauen. Und ich glaube, es gibt kaum eine Zunft oder irgendwas, wo Moderne und Tradition so schön zusammenpassen.

Markus Raupach: Das stimmt.

Markus Trinker: Also das fällt mir immer wieder mal auf. Weil, wenn du auf das Oktoberfest gehst, ja, die Augustiner haben immer noch ein Holzfass, einen Hirsch, ja, die bewahren das, ja, die könnten wahrscheinlich schon längst auf die / nein, die wollen das gar nicht. Die sind aber auch, wenn du in die Brauerei reingehst, dann sind die extremst modern aufgestellt, ja, die neueste Technologie, fortschrittlich, wie auch immer. Und das ist so schön, dass das einfach auch von den Brauern her, dieser Stolz und der Stolz auf das Geschichtliche und das, was man jetzt macht und auch das Ding. Das ist so schön und das ist einfach, ich könnte mir nix anderes vorstellen. Also ich habe noch ein paar Jahre zu arbeiten, ja, und ich hoffe nur, dass ich eben viele schöne Biere machen kann und viel Spaß bei der Arbeit habe. Und was mir auch jetzt wichtig ist, die, was jetzt so nachkommt, auch motiviert an die Sache ran lasse, vieles auch weitergebe jetzt, ja. Also das muss man dann auch lernen, ja,

Markus Raupach: Ja, ja, ein bisschen loslassen.

Markus Trinker: Schon loslassen mehr, ja. Also das ist ja ein Neuer, ich meine, Braumeister, das sind die Führungskräfte von Morgen und das ist einfach, ist man dann noch mehr stolz, dann hat man das weitergegeben, was man eigentlich angefangen hat und so. So gibt man das weiter. Und, ja, es ist einfach nur schön.

Markus Raupach: Ja, also ein besseres Schlusswort gibt es gar nicht. Also wir hoffen auch, dass du weiter schöne tolle Biere uns schenkst und hast jetzt auch ganz viel uns mitgegeben für den geistigen Rucksack, viel, worüber man nachdenken muss, was einem auch wirklich viel gibt. Und insofern wünsche ich unseren Hörern, dass sie dann auch mit einem großen Koffer kommen und dann ein bisschen auch die physischen Manifestationen deiner Braukunst mit Nachhause nehmen. Und, ja, sage vielen, vielen Dank für die Zeit, für die vielen Infos und, ja, jetzt freue ich mich auf noch mehr schönes Bier mit dir.

Markus Trinker: Vielen herzlichen Dank.

 

BierTalk 107 – Interview mit Markus Lohner, Braumeister (Camba Bavaria) und Anlagenbauer (Braukon) aus Seeon am Chiemsee

Markus Lohner startete als Brauer und Mälzer in ein spannendes Leben, das ihn nach einigen Jahren in den USA zur Gründung einer eigenen Brauanlagenmanufaktur namens Braukon brachte. Und wer Anlagen baut, der möchte natürlich auch selbst Bier brauen, was er 2008 auch schaffte. Seit 2016 ist die Basis des Doppelunternehmens Braukon / Camba Bavaria in Seeon am Chiemsee und hat sich zu einer echten Pilgerstätte für Bierliebhaber und Brauer entwickelt. Hier zeigt sich eben nicht nur, wie man eine Brauerei vernünftig plant, sondern auch, was man alles damit anstellen kann. Daraus ergibt sich natürlich auch ein spannender Lebenslauf mit vielen Wendungen – und ein BierTalk, der mit vielen Bieren und gut zwei Stunden Länge eine echte XXL-Ausgabe geworden ist…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus Raupach: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute etwas in vielerlei Hinsicht Besonderes, denn wir sind vor Ort in einer Brauerei, natürlich bei unserem Gast, logischerweise. Ich bin auch ein ganzes Stückchen unterwegs gewesen, also von Bamberg aus fast vier Stunden und zwar nach Süden zum Bayrischen Meer, also Chiemsee. Und da sind wir jetzt in Seeon, das ist nicht weit weg vom Chiemsee, ein wunderschönes Kloster, aber eine nichtminderschöne Brauerei. Und dort werden nicht nur Biere gebraut, sondern auch Brauanlagen hergestellt, verantwortlich zeichnet Markus Lohner und der sitzt mir jetzt gegenüber. Schön, dass wir hier sein dürfen! Und Markus, vielleicht stellst du dich mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Markus Lohner: Ja, schön dass du da bist, Markus, den Vornamen haben wir ja schon mal gleich.

Markus Raupach: Das ist einfach, ja.

Markus Lohner: Ja, Markus, ich bin ausgebildeter Brauerei und Mälzer, habe dann irgendwann bei Doemens meinen Brautechniker beziehungsweise Produktionsleiter gemacht über den Brauanlagenbau, sieben Jahre als Projektleiter. Bin ich dann zum Hofbräuhaus in die USA zum Franchise gewechselt, war extrem erfolgreich und in der Zeit habe ich dann BrauKon gegründet. Wenige Jahre nach dem Start wurde das dann auch erfolgreich. Wenn man eine Brauanalgenfirma gründet, dann dauert das ja doch ein bisschen, bis die Massen Schlange stehen und eine Brauerei von jemand kaufen wollen. Ja und von Anfang war eigentlich das Ziel, dass wir unsere eigene Brauerei hier haben als Referenzanlage, als Show, als einfach einen Brauertraum, weil man sich einfach auch austoben will, wenn man auf der ganzen Welt unterwegs ist. Und das haben wir dann 2008 verwirklicht, sind 2016 dann an den neuen Standort nach Seeon gezogen. Und, ja, hier geht es uns mittlerweile ganz gut.

Markus Raupach: Absolut, ja. Und Brauertraum ist vielleicht genau das richtige Stichwort. Also für alle, die noch nicht hier waren, Klammer auf, das sollte ihr natürlich unbedingt baldmöglichst ändern, Klammer wieder zu, also für alle, man geht rein und sieht erst mal quasi eine Art Bieraltar, könnte man sagen. Also einen großen Taproom mit 20 verschiedenen Zapfhähnen, Kühlschränken, um die Ecke eine kleine Bäckerei, wo man tolle Sachen noch zu essen haben kann. Fantastische Gulaschsuppe, habe ich hier grade probiert. Und dahinter türmt sich dann eine Brauerei auf mit all den Gerätschaften, die man sich so vorstellt und dahinter auch die entsprechenden Lagertanks, Gärtanks und so weiter, sodass man also wirklich alles auf einen Blick hat. So ein bisschen wie früher die Orgel in der Kirche, nur das eben bei den Tasten jetzt Bier raus kommt. Apropos, so eine kleine Orgel haben wir hier auch vor uns stehen, nämlich ungefähr so 10, 15 verschiedene Flaschen und Dosen, interessante Biere, mal sehen, ob wir die heute alle verkosten. Aber ich bin auf jeden Fall gespannt und es ist natürlich, auf so einem Klavier auch spielen zu können. Vielleicht da auch die erste Frage, wie entwickelt sich das, also wann hast du in deinem Leben mal gedacht, dass du bist, wo du jetzt bist?

Markus Lohner: Das war nie geplant. Zu meinem ehemaligem Chef habe ich mal gesagt: „Ich mache sicherlich keine Gaststätte und ich mache sicherlich auch keine Firma im Brauanlagenbau.“ Habe ich dann irgendwann aufgehört, sowas zu sagen, weil es dann doch anders kommt, aber der Werdegang war nicht vorauszusehen. Und das war jetzt auch nicht ich, sondern unser Team. Und da habe ich auch unheimlich großes Glück gehabt, dass ich von Anfang den Klaus Raunecker, Christian Huber, Christian Kuhl und dann bis vor zwei Jahren auch den Fritz Banke dabei gehabt habe, wir waren ein unheimlich starkes Team. Und im Endeffekt, auch wenn man Entscheidungen treffen muss in einem Team, ist es wichtig, dass es das Team mitträgt und schaffen tut man es nur in der Gemeinschaft.

Markus Raupach: Das heißt, als du so bewusst in die Welt gekommen bist, vielleicht so die ersten Schul- oder später dann Studientage verbracht hast, ab wann hat sich das raus kristallisiert, dass schon dieses Thema Bier, Bierbrauen, deine Welt sein wird?

Markus Lohner: Ah, spät. Ich war jetzt schulisch nicht der Überflieger und habe dann irgendwann auch die Fachhochschule geschmissen. Und irgendwann hat meine Mutter mir eine Stellenausschreibung in die Hand gedrückt und hat gesagt: „Da gehst du jetzt hin, die brauche jemand, der die LKWs am Abend auflädt.“ Und, gut, das war eine Brauerei, war dann später mein Lehrbetrieb. Ich sage immer ganz salopp: „Da habe ich gelernt, wie man es nicht macht.“ Ich lasse jetzt den Namen weg, aber die haben jetzt irgendwann zu brauen aufgehört, von daher macht es jetzt nicht mehr so viel aus. Es war nicht unbedingt spannend, in dem Betrieb schon, aber als Brauer in einer bayrischen Brauerei unterwegs zu sein, war jetzt nicht meine Erfüllung. Der Spruch, das haben wir schon immer so gemacht, hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen. Bin dann über Umwege sozusagen eigentlich zu Doemens gekommen, habe da den zweijährigen Braumeister und eben Produktionsleiter gemacht, und es war ganz klar, dass ich nicht in die Brauerei gehe. Damals ging das los mit den Gasthausbrauereien. Das fand ich ganz spannend und habe mich dann in München bei der Firma Beraplan Härter beworben, die mich dann auch genommen haben. Aber die sind zu meinem ersten Arbeitstag eigentlich umgesiedelt ins Chiemgau und so bin ich im Endeffekt an den Chiemsee gekommen. Wunderschöne Gegend natürlich und war da sieben Jahre als Projektleiter unterwegs. War richtig schön abwechslungsreich, hast verschiedene Kunden in der ganzen Welt kennengelernt. Im ersten Jahr war ich in Russland und in Japan, im zweiten Jahr war ich im Spreewald und im Bayrischen Wald, also es war ziemlich abwechslungsreich. Und irgendwann kamen dann natürlich auch spezielle Biere dazu.

Markus Raupach: Ja und da werden wir jetzt auch gleich ein rein verkosten. Eine letzte Frage vor dem ersten Bier noch, von der Stimmmodulation her klingst du jetzt ein bisschen Schwäbisch, verorte ich das richtig?

Markus Lohner: Ja, ja, bayrisch Schwaben, da lege ich Wert drauf. Ist zwar ziemlich knapp an der Grenze, aber mein Geburtsort ist Gundelfingen und da war auch meine Lehrbrauerei, ja, ist 100 Kilometer westlich von München. Von daher, ja, hier bin ich natürlich nur Zugezogener, das hat sich auch die letzten 25 Jahre nicht geändert, aber mit Brauerei ist man dann schon wie geduldet, muss man sagen.

Markus Raupach: Ja, du trägst auf jeden Fall was Sinnvolles bei zur örtlichen Population. Genau, jetzt haben wir hier schon mal was Wunderbares im Glas.

Markus Lohner: Ja, wobei ich ganz gern mit dem Hellen angefangen hätte.

Markus Raupach: Dann fangen wir ganz gerne mit dem Hellen an. Ist ja das Gute, in einer Brauerei gibt es nicht nur viele Biere, sondern auch viele Gläser.

Markus Lohner: Ja, genau.

Markus Raupach: Dann können wir die bereits eingeschenkten Gläser noch einen Moment warten lassen und haben jetzt hier, ihr hört das jetzt auch schön, ein richtig wunderbares Helles im Glas, mit einem ganz tollen Schaum schon mal. Also das ist ja schon mal ein wunderbares Qualitätsmerkmal. Und auch eine ganz tolle schöne helle Farbe, ist ja fast zitronengelb, richtig schön. Und ja, das ist jetzt euer Helles?

Markus Lohner: Genau, unfiltriert, darum haben wir es beim European Beer Star auch einmal eingeschickt in der Helle-Kategorie. Und sind da auch mächtig stolz drauf, dass wir die letzten drei Jahre immer in den Medaillenrängen waren. Und du weißt ja selber, was das bedeutet.

Markus Raupach: Oh ja.

Markus Lohner: Wir sind hier natürlich in der Hochburg, ich sage immer: „Die Weltmeister vom Hellen könnte man auch zwischen München und Salzburg abhalten“, plus zwei, drei, aber es ist schon gewaltig, was hier an Qualität aus den Brauereien rausläuft.

Markus Raupach: Ja, also das auf jeden Fall. Also einerseits ist überhaupt der European Beer Star kein leicht zu gewinnender Wettbewerb, aber in dieser Kategorie natürlich ganz besonders, weil da halt alles mitmischt, was Rang und Namen hat. Aber ich muss sagen, mal wieder zu Recht, also alleine schon der Geruch ist genauso, wie man sich das vorstellt. Also eine wunderschöne Mischung aus diesen leicht getreidigen, strohigen Töne aus dem Malz und dazu dann eben schöne Hopfennoten, ein bisschen grasig, ein bisschen grün, leichte Zitrusnote. Also sehr schön rund, sehr schön harmonisch und macht auch richtig Lust. Dazu auch ein bisschen so eine Hefenote, wo man eben dann das Unfiltrierte merkt. Und, ja, also als Kellerbier-Franke sozusagen ist mir ja normales Helles immer zu langweilig, so ist es aber wirklich schön, also toll! War das für euch eine neuere Entwicklung, ein Helles zu machen oder war das von Anfang an im Portfolio?

Markus Lohner: War von Anfang an im Portfolio. Es war am Anfang allerdings von der Farbe her ein bisschen satter, wir haben es doch ein bisschen in die normale Richtung rübergebracht. Aber wir haben in Truchtlachingen angefangen mit einem Hellen und einem Weißbier. Ich sage mal, irgendwelche Porters und Stouts, da wären wir zu schnell in der Ecke gewesen, die machen ein Bier, das schmeckt mir nicht, man muss ja irgendwo den normalen Verbraucher auch abholen. Und, ganz klar, genauso wie ein IPA zur Bierlandschaft gehört, gehört auch ein Helles zur Bierlandschaft und ich trinke es auch selber ganz gern. Und für uns Brauer ist natürlich auch das Helle das Bier, das wir normalerweise probieren, wenn wir in eine Brauerei rein gehen und schauen, wo der Hase langläuft, weil, im Hellen kann man nichts verstecken.

Markus Raupach: Richtig, also ein klassisches Benchmark-Bier, wo man einfach weiß, okay, wissen die, was sie tun oder eben nicht. Und, ja, ist mir auch aufgefallen, als ich vor vielen Jahren in den USA war und man dann unbedingt gemeint hat, man muss und mit einem Kölsch empfangen. Und das war dann aber ausgerechnet das Bier, was ihnen am allerwenigsten gut geraten war und das war natürlich ein bisschen schade, wurde dann später durch die anderen Biere noch einigermaßen wettgemacht. Aber es ist schon so, diese hellen, klaren, strukturierten Biere, das muss man hinbekommen. Und auf der anderen Seite sind es auch die Brot- und Butter-Biere letzten Endes, ihr habt das ja auch schön in der klassischen bayrischen 0,5er-Flasche. Und da sind wir vielleicht überhaupt ein bisschen nochmal bei der Geschichte, du hast ja grad noch erzählt von deiner Anstellung, dass du dann in der Welt unterwegs warst, verschiedene Brauanlagen realisiert hast und wann oder wie ist dann dieser Sprung gekommen zu sagen, okay, jetzt mache ich es einfach selber?

Markus Lohner: Ja, nicht wirklich geplant, also ich bin 2003 rüber in die USA und im April oder Mai war, glaube ich, der erste Arbeitstag und im Juni habe ich BrauKon gegründet. War natürlich schon eine extrem spannende Zeit damals. Aber es war so, dass der ehemalige Arbeitgeber, salopp gesagt, den Bauch runtergegangen ist und dann ehemalige Kollegen auf mich zugekommen sind und haben gesagt: „Markus, du wolltest doch eh irgendwie selbstständig was machen.“ Ich habe da an einem Konzept gearbeitet, allerdings echt in einer anderen Richtung, natürlich im Bierbereich schon, aber nicht als Brauanlagenbauer, das ist eigentlich total utopisch, als Brauanlagenbauer anzufangen. Und eins der schwierigsten Punkte war zum Beispiel, ein Konto, ein Geschäftskonto bei einer Bank zu bekommen als absoluter no name, nicht in dieser Region verwurzelt. Das war ziemlich schwierig, muss man sagen. Und, ja, weil, Brauanlagen bauen, du alleine, wie soll denn das funktionieren? Und von daher war die Schwelle schon unheimlich groß am Anfang und wenn du keine Referenzen vorzuweisen hast, unheimlich schwierig. Ja, okay, solange habe ich es mir offensichtlich nicht überlegt, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht, aber ein paar Sachen haben wir offensichtlich richtig gemacht, sonst wäre es ja nicht so erfolgreich geworden.

Markus Raupach: Absolut. Wobei ich mir das schon auch spannend vorstelle, also ich kann mich durchaus in den Banker reinversetzen, wenn du jetzt da zur Tür reinkommst und sagst, ich würde gern eine Brauerei bauen. Und wenn man dann überlegt, okay, was gehört da dazu? Da brauche ich die Maschinen, da brauche ich die Rohstoffe, die Produktionshallen, dann habe ich da Logistik, die Lieferungen, internationalen Zahlungsverkehr, Zoll, was weiß ich, was alles, das ist jetzt kein einfaches Unterfangen, würde ich sagen also. Aber du hattest dann einfach die Unterstützung von der Mannschaft oder war das am Anfang wirklich auch für dich ein 24-Seven-Job mehr oder weniger?

Markus Lohner: Ja, natürlich. Eine Mannschaft haben wir ja am Anfang nicht gehabt, wir waren ja im Endeffekt ein loser Zusammenschluss aus letztendlich Selbstständigen, Ich-AGs, Garagenbauer, wie wir da auch genannt wurden oder die Ich-AG-Firma. Ja, ich habe mit meinem Gehalt als Braumeister, habe ich ein paar Mini-Jobber bezahlt, weil, die ersten eineinhalb Jahre waren ohne Auftrag, also da gingen die Zahlungen nur in eine Richtung und das war schon heftig. Und ich finde es heute noch sensationell, dass unser erster Kunde in Amerika von einem Wettbewerber eigentlich zu uns rübergeschickt worden, weil der sich, glaube ich, nicht die Arbeit machen wollte, und nach ein paar Treffen ist er dann mit einem Zwei-Geräte-Sudhaus rausgelaufen. Letztendlich hat er einer Firma das Vertrauen gegeben, wo der Besitzer, der Inhaber Braumeister war von einer Gasthausbrauerei, die Firma auf einem anderen Kontinent war und keine Referenz vorzuweisen hat. Und wenn man sich die Entscheidung letztendlich vorstellt, ein neues Sudhaus zu kaufen, ist das bei uns eigentlich eine Lebensentscheidung von einem Brauereibesitzer, Brauer. Und, boah, das war der erste große Schritt. Und so waren wir halt 2004 in Nürnberg auf der Messe zum ersten Mal haben wir schon sagen können, wir haben ein Projekt, super. Und, ja, war eine spannende Zeit.

Markus Raupach: Toll! Also ich denke, das spricht auf jeden Fall auch für dich und natürlich auch für ihn, also weil, den Mut einfach zu haben, das ist gut und das findet man vielleicht auch eher in Amerika als in Deutschland. Und grade weil, wie du es sagst, bei uns ist es ja so, man sagt so im Schnitt, jede Generation macht vielleicht ein neues Sudhaus. Also das ist wirklich eine Entscheidung, die man als Brauereiinhaber einmal im Leben trifft. Ist das denn dann auch reibungslos gelaufen?

Markus Lohner: Im Radio sieht man nicht, wenn man rot anläuft, oder?

Markus Raupach: Nein, nein, nein.

Markus Lohner: Nein, überhaupt. 2007 war die Finanzkrise, nein, es ist nie reibungslos gelaufen, wir haben Höhen gehabt, wir haben Tiefen gehabt. Aber ich finde das auch wichtig, weil du dann immer wieder geerdet wirst. Und wenn es gut läuft, wenn es von selber läuft, ist es einfach, aber gut bist du erst, wenn das Umfeld nicht so einfach ist, ja. Natürlich haben wir am Anfang Vollgas gegeben. Den Braumeisterjob beim Hofbräuhaus in Newport als Teilzeitjob gesehen, obwohl es 40 Stunden waren, von daher kann man es sich ausrechnen, was damals gearbeitet wurde. Aber es war eben ein unheimliches Team, am Anfang haben wir gesagt: „Viele Lokomotiven.“ Und es war auch eine komische Zeit, weil, den Mittelstand, den gab es immer weniger, es wurden kaum Brauereien gebaut. Und irgendwie ging das dann in Amerika zart los und irgendwie ging es dann auch in Deutschland und Europa wieder weiter. Also es war, das kann man nicht planen, das sind mehrere Faktoren zusammengekommen, weil es geklappt hat. Aber ein großer Punkt, wieso es bei uns geklappt hat, war die totale Fokussierung auf das Equipment mit der Brauanlage, das möglichst beste Bier zu brauen, nicht das effizienteste und nicht irgendwas anderes, sondern aus diesen Sudkesseln sollte die beste Würze rauskommen. Und da sind auch alle Entwicklungen, die wir gemacht haben, in der Richtung unterwegs gewesen. Effizient musst du sowieso sein, wenn du aus Deutschland eine Anlage kaufst oder produzierst, aber es kommt immer auf den Hauptfokus drauf an. Und wenn man sich eine Küche vorstellt und man redet ein halbes Jahr nur über Food-Kost und muss die runterbringen, dann wird das Essen im Frühjahr wahrscheinlich nicht mehr so gut schmecken. Wenn du nur die Qualität immer im Fokus hast, dann ist die auf Nummer eins und alles andere ist ein Kompromiss und den gehen wir halt ein.

Markus Raupach: Das ist gut und ist auch wichtig, wenn die Kunden das so sehen. Vielleicht, bevor wir zur nächsten Frage kommen, haben wir jetzt unser zweites Bier.

Markus Lohner: Jetzt haben wir unser zweites Bier, ja.

Markus Raupach: Ich glaube, wir müssen da jetzt mal angreifen, weil es mich so anlächelt und mir auch schon etwas Geruch entgegen strömt. Und das ist jetzt so ein bisschen optisch der Gegensatz, wir haben jetzt ein wirklich fast komplett orakes Bier. Sehr schöner weißer feinporiger Schaum oben drauf und es hat eben eine unheimlich fruchtige Nase, die mir hier schon so entgegengekommen ist. Also ich würde sagen, es changiert so zwischen Banane, Mango, Papaya, was weiß ich, ein bisschen Apfel, also Zitrusnoten natürlich auch und sehr intensiv. Jetzt als Laie würde ich sagen das muss dann wahrscheinlich eine Weizenhefe mit irgendwie Hopfen verbunden sein, sind wir da richtig?

Markus Lohner: Dir brauche ich nichts vormachen, obwohl ich es nur im Glas serviert habe.

Markus Raupach: Ja.

Markus Lohner: Ja, es ist unsere JagerWeisse. Hat namenmäßig ein bisschen eine Geschichte durchgemacht über Laufbier und dann die kurzfristig Simcoe Weisse. Die verrät auch die Hopfensorte, die hier vornehmlich drin ist. Ist ein bayrisches Weißbier, allerdings dann hopfengestopft und sehr erfolgreich bei den Wettbewerben. Ist jetzt kein Mainstream-Weißbier, das schmeckt einen oder es schmeckt einen nicht, aber wenn es jemanden schmeckt, dann bleibt er dabei. Und das merkt man schon, ist eins der drei bestverkauftesten Biere von uns und, ja.

Markus Raupach: Ja, also Geschmack ist fantastisch, ich habe es grade schon verkostet. Also ein tolles Mundgefühl, richtig cremig, perlt schön im Mund, dann kommt eben diese schöne fruchtige Note hinten raus. Spielt es dann mit der Bittere und der Fruchtigkeit, bleibt sehr lange und räumt dann aber hinten so eine kleine astringente Note wieder auf und man bekommt wieder richtig Lust. Also ein ganz tolles, erfrischendes, schönes Bier, das sehr viel zu erzählen hat. Es erinnert mich ein bisschen an einen Moment, ich glaube, über den habe ich schon ein paarmal erzählt, aber ist egal, das war, glaube ich, 2007 oder 2006 oder 2008, irgendwie in dem Dreh, da hatten wir in Bamberg den Bierquerdenker-Workshop, den ersten, den es überhaupt gab. Und damals war der Hans-Peter Drexler da und hat seine Hopfenweisse vorgestellt und hatte damals aus Amerika Flaschen mitgebracht, weil, in Deutschland gab es ja keine. Und da waren so um die 120 Leute aus der deutschen Bierwelt versammelt im Saal der Brauerei Kessmann in Bamberg und man hat dazu diskutiert, wo geht die Bierwelt hin und Trallala. Und dann hat der Hans-Peter diese Biere ausgeschenkt und das war dann eben die Hopfenweisse. Und es war ab dem Zeitpunkt, wo das Bier am Tisch war und die Braumeister das dann probieren konnten, bestimmt drei, vier, fünf Minuten lang still. Und das hat man selten in der Brauwelt. Und ich glaube, das war was, also viele haben es erst mal nicht verstanden, also wieso mache ich ein Weißbier mit Hopfen und wo kommen diese intensiven Noten her, diese Fruchtigkeit oder auch die kräutigen Noten da? Und mittlerweile hat sich dieses Thema, Hopfen in Verbindung mit Weißbier, ja dann echt einen Platz am Markt erobert, aber hat erst mal ein bisschen gedauert. Wie kommt es hier, du sagst jetzt, es ist euer drittstärkstes Bier, sind das grade auch die bayrischen Kunden hier, die sagen, mal ein anderes Weizen?

Markus Lohner: Ja, es geht quer durch. Ich meine, jetzt als bayrischer Brauer tust du dich da natürlich zuerst einmal schwer, mit so einer Hopfenweisse, da kann ich den Hans-Peter gut verstehen. Das steht auch nicht im Buch drin, das ist ja wie, als wenn du ein dunkles Pils machst. Da schaut dich auch jeder an und sagt, weißt du jetzt nicht, was du brauen musst? Ist natürlich zuerst einmal schon erklärungsbedürftig. Auf der anderen Seite, wie gesagt, die Geschmackswelt, die Bierwelt ist unterschiedlich, ist verschieden. Ja, es ist kein normales Weißbier. Für einen Menschen auf der Insel gibt es kein normales Weißbier oder als Weißbier sicherlich in der Ecke Craft oder was weiß ich was. Und bei uns ist halt ein Stout kein normales Bier, in Irland sehen sie das anders. Und ich finde die Herangehensweise bei uns einfach, wie sie früher war, überholt. Damals gab es ja noch Lückenbiere beziehungsweise die gab es ja gar nicht, weil, hat man nicht brauen können zwischen 14 und 16 Plato. Das war in Amerika eine ganz andere Herangehensweise, die haben sich überlegt, wie könnte denn das schmecken? Ich habe Lust auf das und ein bisschen auf das und vielleicht vom Hopfen her könnte ich noch das machen und dann war es gut oder nicht gut. Und wenn es gut war, hat man sich dann überlegt, was für einen Namen man dem Kind gibt. Und bei uns braust du halt ein Helles oder ein Pils oder ein Weißbier und das muss so schmecken, wie es in der Kategorie-Guideline im Endeffekt steht, weil sonst hast du es als Brauer ja nicht drauf. Zum Glück ist das mittlerweile überholt.

Markus Raupach: Ist interessant, so wie du es vorhin gesagt hast in der Küche, wo man sagt, einmal hast du einfach das Schnitzelrezept und dann kommt halt immer dasselbe Schnitzel dabei raus. Das mag gut sein, aber es ist halt immer dasselbe. Oder du hast halt eine Kreativität, wie man sich vielleicht ein Schnitzel auch denken kann und dann kommen halt sehr viele verschiedene Varianten dabei raus, die vielleicht nicht mehr das beste Originalrezept darstellen, aber eben auch interessant sind. Und ich glaube, da hat sich schon wirklich viel verändert. Und wir sind bei einem Punkt, den du auch schon angesprochen hast, eure Innovationskraft oder die innovative Kraft, die eben in BrauKon und Camba steckt und sieht man ja bei euch hier auch. Und es gibt ja zum Hopfenstopfen von euch ein spezielles Gerät, die HopGun. Wie kam das, also war das eine Inspiration, die du aus Amerika mitgebracht hast oder wie kam es da dazu?

Markus Lohner: Ja, ich beziehungsweise wir, in Amerika, hast du ja mitbekommen, da kommt ja so unheimlich viel Hopfen in die Biere rein und dann steigen die auf zehn Meter hohe Tanks hoch mit der Leiter und einem Sack. Das war teilweise nicht zum Zuschauen, was da im Endeffekt abgelaufen ist, und es gab keine Gerätschaften. Und wir haben dann sehr schnell im Endeffekt ein Gerät auf den Markt gebracht, wo man eben den Hopfen unfallfrei und auch gut natürlich in den Tank reinbringt, auch vielleicht von der Effizienz her sogar ein bisschen besser. Und, ja, durch das, dass wir die eigene Brauerei haben, durch das, dass wir mit den Kunden so nah beieinander waren, kamen viele Dinge eigentlich von selber, genauso wie auch HopBack. Es gab in Amerika, HopBack ist eine Geschichte nach dem Whirlpool, vor dem Würze kühlen, also der letztmögliche warme Zustand, heiße Zustand, wo man Hopfen geben kann. Und die ganzen Amerikaner, die wir getroffen haben, haben alle Hopfendolden verwendet, was natürlich ein zusätzlicher extremer Aufwand ist. Und irgendwann habe ich einen gefragt: „Wieso nimmst du keine Pellets?“ Ja, da bekam ich als Antwort, kennst du ein Gerät? Dann haben wir es halt auch entwickelt. So sind letztendlich viele Dinge entstanden und von daher sind wir natürlich im Bereich Hopfentechnologie unheimlich weit vorne. Weil die Fragen, wo wir schon nach Antworten gesucht haben und gefunden haben, die haben andere noch gar nicht mitbekommen. Was ja auch verständlich ist durch das, das wir doch viel in Amerika gemacht haben. Allerdings waren wir noch nie praktisch nur Amerika-lastig, also wir haben schon immer mehr wie 50 % nicht in Amerika gemacht. Wir waren und sind absolut gut auf dem deutschen Markt, weil natürlich auch hier sehr viele Brauereibesitzer den Fokus auf Würzequalität und Bierqualität haben, vor allem im Mittelstand, ja.

Markus Raupach: Ja, die HopGun schaut ja für mich fast eher so ein bisschen wie ein halbes Raumschiff aus. Gehört denn das Design und die Namensgebung da auch zum Geschäft?

Markus Lohner: Ja, klar, ich meine, die Namen sind natürlich wichtig. Leider gibt es sehr viele HopGuns auf dem Markt. Die witzigste Story war eigentlich mal, da kam eine Zeitschrift auf uns zu und hat uns gefragt, sie machen einen Bericht über HopGuns und ob wir auch mit dabei sein wollen? Da haben wir gesagt: „Das ist ja interessant.“ Weil, die HopGun ist patentiert und wir haben auch die Namensrechte. Und von daher, auf der anderen Seite muss man sagen, du wirst ja nur kopiert, wenn es gut ist, von daher werden wir offensichtlich sehr oft kopiert.

Markus Raupach: Kann man denn überhaupt so ein Namensrecht international durchsetzen. Also wenn jetzt, sagen wir mal, ein Brauereianlagenhersteller in Indien oder in China oder Burkina Faso, wie auch immer, so eine HopGun baut, kriegt man sowas überhaupt?

Markus Lohner: Mag möglich sein, allerdings nicht in einer Größe von gut 100 Leuten einer mittelständischen Firma in Bayern. Ja, also ein mühsames Thema.

Markus Raupach: Ja, fand ich nur mal interessant, weil, das ist ja wirklich eine Frage, in Deutschland ist es ja relativ einfach, irgendjemand abzumahnen, aber sobald es international wird, ist es ja unglaublich.

Markus Lohner: Kann man vergessen.

Markus Raupach: Da waren ja dann auch viele Dinge, technologisch, die sich dann als neue Fragen aus diesem Hopfenstopfen heraus entwickelt haben. Also am Anfang vielleicht die Menge und die Zeit, dann später sicherlich das Thema Sauerstoffoxidation, mögliche Infektion, wie auch immer, die neuesten Themen jetzt vielleicht nochmal die Interaktion zwischen Hefe und Hopfen, andere Aromen, die rauskommen. Also ist das ein Feld, auf dem man praktisch nie aufhören kann, neue Dinge zu entdecken?

Markus Lohner: Also ich glaube nicht, dass man da jemals bis zum Schlusspunkt kommt, weil ja, das Thema bewegt sich und da kommt wieder was Neues dazu. Und es ist ja unglaublich, wenn man sich vorstellt, man hat jetzt ein Gerät, eine Gerätschaft, wo man Hopfen ins Bier bringt und wenn man sich die verschiedenen Hopfensorten mal anschaut, die schauen vielleicht ähnlich aus, die Pellets, aber verhalten tun sich die in dem Gefäß ja komplett unterschiedlich. Da gibt es Hopfensorten, die sind innerhalb von zwei, drei Minuten aufgelöst und andere Hopfensorten, die mögen sich nach zwei Stunden noch nicht auflösen und von daher ist es da unheimlich schwierig, ein universelles Gerät zu entwickelt. Ja, das bleibt spannend, definitiv. Und was für den einen Brauer perfekt sein mag, muss nicht unbedingt perfekt sein für den anderen Brauer. Und eigentlich ist es ja super, weil, durch das haben wir ja auch eine Biervielfalt, das macht das Ganze schon sehr interessant.

Markus Raupach: Auf jeden Fall, ja. Und es hört ja auch beim Hopfen nicht auf, also man kann mit den anderen Rohstoffen, bis hin zum Wasser, entsprechend natürlich auch alle möglichen Dinge tun. Da wären wir eigentlich bei einem der nächsten Biere. Weiß ich nicht, ob es dir schon in die Reihe passt, weil, dann würde ich jetzt tatsächlich mal das Wit aufmachen, weil das eine ganz spannende Geschichte ist. Also alle für die, die Wit-Bier kennen, die kennen das ja als belgischen Bierstil. Da müssen wir vielleicht noch dazu sagen, die kennen den modernen belgischen Bierstil, weil, das war ursprünglich mal mehr oder weniger so eine Art Weizenbier, obergärig, was es bei uns auch gab. Und dann hat eben Pierre Celis die Rezeptur entwickelt, die heute für ein Wit-Bier steht, nämlich mit Orangenschalen, mit Koriander. Und das sind natürlich Zutaten, die wir hier in Deutschland eigentlich in ein Bier so wirklich gar nicht tun dürfen. Und jetzt gibt es hier aber ein Wit, was auch diese Aromen repräsentiert und da gehört natürlich viel dazu. Also vielleicht erst mal, dass wir dran riechen und schauen, wie wir das hier so haben. Und tatsächlich, man hat eine Zitrusnote, man hat eine schöne gewürzige Aromatik, ein tolles Mundgefühl, ein sehr leichtes Bier, wie eben ein Wit-Bier auch gehört, die Zitrusnote hält lange an. Ja, wie macht man das und war das einfach?

Markus Lohner: Naja, zuerst einmal ist es natürlich nach dem Reinheitsgebot, nachdem ich ja doch über Jahre da einiges auf den Deckel bekommen habe, habe ich dann eingesehen, dass man dieses Thema nicht lösen kann in unseren Breitengraden und habe mich mittlerweile schon damit abgefunden. Das hat ja auch seine Vorteile, muss man sagen, weil, es kommt nicht von ungefähr. Aber das Wit-Bier ist im Endeffekt aus einem Projekt raus entstanden, wir haben bei uns zusammen mit der BrauKon oder 35 Braumeister und um die näher an den Sudkessel zu bekommen, haben wir hier monatlich so eine Braumeister-Edition und da ist immer eine Gruppe mit vier, fünf Leuten, die sich da mit der Rezeptur zusammenfindet. Und wo wir das Wit-Bier dann zum ersten Mal verkostet haben, haben ich gesagt: „Boah, das hat Potenzial, das hat fast Potenzial, das es beim European Beer Star eine Medaille gewinnen könnte.“ Und dann haben wir es eingeschickt und dann hat es die Goldmedaille gewonnen und seitdem haben wir es im Sortiment. Ist natürlich in Bayern teilweise ein bisschen schwer vermittelbar, aber hat eine unheimlich große Fangemeinde bei Frauen.

Markus Raupach: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, weil es ein wirklich schönes, leichtes, spritziges, erfrischendes Bier ist mit dieser Zitrusnote, die auch hinten schön lange bleibt. Und ist das hier ein Zusammenspiel aus speziellen Hefen und Hopfen oder wie muss ich mir das vorstellen, wie kommt man zu diesem Aromaprofil?

Markus Lohner: Ja, es ist hopfengestopft. Die Sorte habe ich jetzt vergessen, auf die wäre ich auch nie draufgekommen.

Markus Raupach: Das lassen wir auch, ja.

Markus Lohner: Also vom Brau ist das natürlich ein sensationell positives Ergebnis, wenn man sowas hinbekommt, was man normalerweise eben nur mit Orangen und Koriander schafft. Natürlich sind diese Aromen nicht so ausgeprägt, wie wenn ich da Unmengen in der Richtung rein schmeiße, aber es ist offensichtlich erkennbar, sonst wäre es ja nicht bei dem Wettbewerb weitergekommen, und, ja, fand ich schon. Weil, das Helle ist eine Seite, aber hier sind halt schon bei Innovationen, die muss man erst mal so hinbringen und das macht das Brauen dann doch total interessant.

Markus Raupach: Also braucht das vielleicht auch ein kreativer Brauer, dass er auf der einen Seite sein Sortiment hat, das es halt auch gibt, wie ein Helles, wie ein Dunkles oder so, wo man sicherlich auch im Rahmen dessen, worum es geht, experimentieren kann, aber dann eben auf der anderen Seite so ein bisschen Spielwiese, wo man dann eben auch mal probieren kann, forschen kann und Neuland betreten kann?

Markus Lohner: Ja, schon. Ich meine, gut, es gibt die Brauer, die das ganze Leben zwei Biersorten machen und das ist okay. Auch hier ist die Basis im Endeffekt Sauberkeit und Organisation. Es ist jetzt nicht so, dass hier nur neue Kreationen rauslaufen, die Basis ist, wie wir es vorhin gesagt haben, das Helle muss perfekt sein und dann kann ich zu spielen anfangen. Wenn das Basisbier nicht okay ist, dann kann ich es mit viel Hopfen vielleicht übertönen, das funktioniert beim IPA ganz gut, aber bei bestimmten anderen Biersorten funktioniert das halt nicht. Und bei uns ist einfach das Hauptziel, dass wir Biere auf den Markt bringen, wo du einfach total gern ein zweites Glas trinkst, wo du weitermachen willst, wo du einfach Freude am Bier hast und nicht nur die ersten fünf Minuten am riechen.

Markus Raupach: Das ist auch so ein bisschen das Bild, was ich vor Augen habe, wenn ich mir diese vier Biere anschaue, die da mit dem Wit zusammen in einer Front hier stehen, weil da immer drüber steht so Chiemsee-Edition sozusagen. Also es ist ein hopfiges Helles, hopfiges Lager, genau, dann haben wir ein schwarzes, ein dunkles Bier sozusagen und ein Pale Ale und jetzt eben dieses Wit. Und sind das praktisch alles Biere mit dieser Idee, dass man sagt, okay, der Urlauber ist hier vielleicht am Chiemsee, landet am Ende in einem Biergarten und möchte einfach schön entspannen, aber das eben mit einer gewissen Aromenvielfalt, ist das die Idee hinter diesen Bieren?

Markus Lohner: Ja, die sind alle vier letztendlich für uns eigentlich, ja, massentauglich, ist jetzt ein schwieriges Wort. Ich sage mal, wenn man ein Viererpack mit den verschiedenen vier Bieren hat und keines der vier Biere schmeckt einen, das ist dann höchst ungewöhnlich. Wenn man natürlich den Urlauber, der hier reinkommt, gleich mit einem IPA empfängt, das sein Erstes im Leben ist, dann kann es schon sein, dass man ihn überfordert. Man macht das ganz gerne in einer Bierprobe, man muss ihn zuerst einmal abholen, ja. Und auf der anderen Seite gehe ich schon gern mal ein, zwei Meter weiter, da haben wir natürlich auch Biere wie das Black Shark am Start, wo man mal zeigen kann, hej, so kann Bier auch schmecken, das würde dich aber überfordern. Tut es auch die Meisten beim ersten Mal. Aber es zeigt einfach eine Bandbreite von Bieren und das macht einfach Spaß. Und ist natürlich auch preislich, haben wir hier geschaut, dass wir zwischen den sogenannten Craft-Bieren und den Traditionellen, wo ja doch ein großer Gap dazwischen ist, dass wir das mit Bieren im 5%-Alkoholbereich ein bisschen auffüllen und, ja, das geht halt ganz gut. Also vor allem das Wit und das HopLa ist Richtung Italien, wo wir einen guten Importeur haben, absolut auf Wachstumskurs und wird extrem gut angenommen.

Markus Raupach: Ja, ich denke, für mich geht es da immer auf der einen Seite um das Thema Erwartung und auf der anderen Seite um das Thema Horizonterweiterung. Also dass ich einmal damit eben kämpfen muss, dass auf der einen Seite die Leute natürlich eine Erwartung an das Thema Bier haben. Und da gibt es durchaus Landstriche in Deutschland, wo das relativ eng ist, einfach weil sie ihr ganzes Leben lang mehr oder weniger nur eine Art von Bier kennengelernt haben oder vielleicht zwei. Und auf der anderen Seite ist eben die Frage, ist die Bereitschaft da, den Horizont zu verändern und wenn ja, in welchen Geschwindigkeiten? Und da kann man natürlich viel spielen und das ist tatsächlich auf der Welt auch überall ein bisschen unterschiedlich und mit unterschiedlichen Klientelen natürlich unterschiedlich. Und da finde ich auch, also diese vier Biere sind welche, glaube ich, wo man einfach, wie du sagst, zumindest mit einem auf jeden Fall jemanden abholen kann und ihn dann von seiner Wohlfühlzone, sage ich mal, so ein bisschen weiterführen kann. Und dabei geht es auch gar nicht drum, die Leute, ja, zu überzeugen oder zu bekehren oder wie auch immer, sondern es geht einfach drum zu sagen, okay, du hast dein Bier, wo du dich wohlfühlst. Das ist gut, dass du das trinkst, dann trinke es auch gerne weiter. Aber es gibt vielleicht Anlässe oder Ideen, wo du bisher nicht Bier getrunken hast, vielleicht eher einen Wein genommen hast, einen Cocktail oder eine Limo oder so und da haben wir jetzt auch mal ein interessantes Angebot aus der Bierwelt. Und so entdecken die das und dann ist es, glaube ich, auch nachhaltig, also so erlebe ich es zumindest. Ja, wie siehst du das mit euren Kunden?

Markus Lohner: Also der größte Spaß ist eigentlich, wenn Besucher uns, ja, besuchen und sagen, sie trinken kein Bier und sie mögen kein Bier.

Markus Raupach: Richtig.

Markus Lohner: Da geht natürlich die Herausforderung an. Und irgendwie, rausgelaufen ist noch nie jemand mit dieser Einstellung. Und das macht natürlich schon Spaß, weil, wie oft ist es, dass sie eigentlich nur das eine Bier kennen. Du hast verschiedene Regionen angesprochen, auch bei uns beschränkt es sich doch mehr und mehr auf das Helle. Weißbier ist leider im Sturzflug, was total bedauerlich ist, weil ich den Bierstil liebe. Aber das Bayrische Madsen, wo gibt es das noch? Ein Dunkles wird fast nicht mehr getrunken. Und das ist natürlich schon, was wir am Standort leben und das ist ein tolles Feedback, wenn die Leute sagen: „Ich mag ja eigentlich kein Dunkles, aber eures schmeckt mir super.“ Und die Leute wissen gar nicht, was für eine Biervielfalt es gibt und man muss die irgendwo heranführen, aber man muss es ja nicht gleich mit einem, ich sage immer, Jaglerhammer machen. Es gibt eben zwischen einem Hellen und einem IPA doch eine sehr große Biervielfalt und nicht jedem ist das Helle das Seine und nicht jedem ist das IPA das Seine. Und darum macht es die Bandbreite. Okay, als Produzent, als Brauerei muss man die teilweise natürlich auch hinbekommen, hinbekommen auch so, dass man es verkauft bekommt, weil ist man eher in der Kategorie eingetragener Verein und das will man ja auch nicht sein. Und da haben wir aber mittlerweile wirklich eine gute Balance gefunden mit festen traditionellen, mit festen internationalen saisonalen Bieren. Und was wir da noch haben, unsere Braumeister Edition und wenn es mir dann mal ganz langweilig ist, dann kann man ja auch eins der Biere genießen, die andere Brauereien bei uns brauen lassen.

Markus Raupach: Stimmt, also da kommen wir auch noch dazu, das ist natürlich auch ein spannendes Thema. Und ich finde, grade was du jetzt am Anfang gesagt hast, einfach wichtig, weil, es gibt so ein amerikanisches Lied, das sagt, between black and white there is more than grey, und das ist eben so. Und ich erlebe es zum Beispiel bei unseren Schokolade- und Bierseminaren, meistens kommen da Pärchen, die sich das geschenkt haben, so unter dem Motto, du kriegst das Bier und ich kriege die Schokolade. Und das Spannende ist wirklich, dass auch da es so ist, dass eigentlich nie so ein Pärchen rausgeht, ohne dass der oder die, meistens diejenige, die vorher gesagt hat, sie trinkt jetzt kein Bier, gesagt hat: „Mensch, jetzt habe ich was entdeckt, das mag ich und es überrascht mich“ und das ist toll. Und ich glaube, das macht am meisten Spaß, mit Bier eben zu agieren, Leute zu überraschen, zu begeistern, damit auch ein bisschen für sich einzunehmen und überhaupt, glaube ich, darauf dann ein erfolgreiches Unternehmen zu begründen. Jetzt haben wir hier das hopfengestopfte Lager.

Markus Lohner: Genau.

Markus Raupach: HopLa, was natürlich auch ein toller Name ist, da bin ich als Franke wieder voll dabei. Wobei wir wahrscheinlich Hoppala schreiben würden, ohne hartes B, wie man so schön bei uns sagen würde. Aber, ja, schön, riecht auch wunderbar. Hier ist auch klar so eine Zitrus-, Grapefruit-Note in der Nase, verbindet sich aber auch mit so ein bisschen malzigen leichten Honignoten, sehr schön. Und auch natürlich schön anzusehen, also tolle helle strahlende gelbe Farbe, oben drüber dann ein richtig schöner fester weißer Schaum, also wie es sich gehört. Probieren wir mal. Tolles Mundgefühl, das ist mir vorhin schon aufgefallen, sehr cremig, sehr weich. Und überraschend, finde ich so ein bisschen auch, mit diesen kräutrigen Hopfennoten, die dann hier auch dabei sind und ein schöner Malzkörper, spannend. Also wo wir grade dabei sind, mit Hopfen, klar, arbeitet ihr, macht ihr auch was mit dem Wasser?

Markus Lohner: Ja, gut, wir haben eine Wasseraufbereitung, aber in dem Bereich sind wir eigentlich, ja, sehr basic unterwegs, wir schauen, dass das Wasser die Voraussetzungen hat, dass wir die guten Biere produzieren können. Es ist ein Zukunftsprojekt, ob wir wirklich das Wasser und die Biersorten mal anpassen, da sind grade noch ein paar andere Projekte auf der Überholspur. Es ist sicherlich ein Feld, wo noch was rauszuholen ist. Aber, wie gesagt, es wird nicht langweilig beim Brauen, man findet definitiv immer was, wo man noch was verbessern kann, aber da haben wir grade andere Projekte, wo wir da dran sind, ja.

Markus Raupach: Was hat die Leute denn mehr überrascht, der Hopfen im Weizen oder der Hopfen im Lager?

Markus Lohner: Das wird sich die Waage halten, das HopLa ist doch ein bisschen, na, dezenter, das Lager-Weisse ist doch sehr prägnant, wo die Leute ja ganz klare Erwartungen haben. Das HopLa ist ein fruchtiges Lager, noch lange kein Pils, weil einfach die Bittere fehlt. Aber jetzt nicht so, dass die Leute da sagen, was ist denn das? Beim Weissbier, da hat man ganz klare Vorstellungen, wo dann sicherlich der ein oder andere schon mal gesagt hat: „Da stimmt was nicht.“ Ja, das haben wir jetzt bei dem Bier noch nicht gehört. Aber beide, das Wit und das HopLa, haben natürlich großes Potenzial, vor allem wenn es wärmer wird, erfrischende Biere, ja, richtig schöne Durstlöscher.

Markus Raupach: Also auch nochmal eins für die Kategorie im Biergarten.

Markus Lohner: Genau.

Markus Raupach: Und dafür aber auch was, was mit noch anderen Speisen geht. Also es geht auch mit den Klassikern im Biergarten, klar, mit dem, sage ich jetzt mal, Wurstsalat oder der Emmentaler-Platte oder so, aber hier könnte man auch ein asiatisches Gericht zum Beispiel dazu haben oder auch Grillgerichte funktionieren da schön. Also das ist ein Bier, was da auch nochmal ein bisschen mehr Potenzial hat, nicht nur der Durstlöscher zu sein, sondern auch ein bisschen aromatischer Gegenspieler, das schon.

Markus Lohner: Ja, das sehen wir schon, dass wir auch vor allem Richtung Italien grade Kombinationen, ob wir es wirklich noch mehr in das Foodpairing mit reinbringen, da hat es definitiv Potenzial.

Markus Raupach: Jetzt, was mir noch im Kopf rumschwirrt, du hast ja vorhin gesagt, ihr praktisch in Truchtlaching angefangen und seit dann hier nach Seeon. Wie lief das so oder vielleicht auch ein bisschen warum, also ihr hättet ja dort auch sagen können, wir bauen da einfach noch mehr oder größer oder höher?

Markus Lohner: Ja, gut, in Truchtlaching waren wir immer zur Miete, zur Pacht und in Truchtlachingen sind wir aus allen Nähten geplatzt. Wir haben eigentlich schon 2011, 2012 nach einem Standort gesucht, was jetzt im Chiemgau nicht ganz so einfach ist, ja, wir wollten jetzt natürlich keine Gastronomie bauen. Ich habe die Firma angefangen, ich werde immer gefragt, wieso die Firma in Truchtlaching oder in Seeon ist, da ist immer die Antwort, ja, weil ich hier wohne und eigentlich hat es ganz einfache Ursachen. Ist für die Brauerei nicht der perfekte Standort, natürlich wäre München da ein ganz anderer Standort gewesen, wo man das Potenzial von der Marke ganz anders ausschöpfen hätten können, aber muss es natürlich auch finanziert bekommen, von daher haben wir lange gesucht. Weil ja der Standort an der Alz in Truchtlaching, so schön wie er war, aber war relativ schnell dann am absoluten Limit auch von Verordnungen. Ich glaube, keiner von denen will irgendwas mit der unteren Naturschutzbehörde vom Landkreis Traunstein zu tun haben, da gibt es schon Wände, die sind so hoch, dass man einfach nicht drüber kommt. Und darum haben wir einfach das Ziel gehabt, das wir unsere eigene Firma bauen und das hat dann doch mit ein paar gehörigen Hindernissen 2016 ganz gut geklappt und seitdem sind wir hier.

Markus Raupach: Und da ist jetzt auch dieser Zweiklang zwischen Brauerei und allem, was zur Brauerei dazugehört, mit Ausschank und so weiter und auf der anderen Seite die Produktion, ist in diesem Gebäude ja vereint, ne?

Markus Lohner: Absolut und die Synergien, es ist einfach toll, es macht Spaß. So schwer es gefallen ist, den Standort Truchtlaching aufzugeben, aber es war halt trotzdem ein Standort außerhalb von einer 1.500-Seelen-Gemeinde, der schon manchmal ja auch gut gefüllt war, aber die Winterzeit, da das Thema, die dauert sieben bis acht Monate, bis die Leute wiederkommen. Und das betriebswirtschaftlich darzustellen, war fast unmöglich, heutzutage kann man sagen unmöglich, weil, ja, die Gastro-Branche es nicht leicht hat.

Markus Raupach: Richtig. Aber ihr habt immerhin den Vorteil, ihr habt den touristischen Anschuss an all das Geschehen am Chiemsee sozusagen , also wo ja doch eine gewachsene Tourismusregion ist, mit vielen Leuten, die auch viele Ausflüge machen, sei es jetzt als Wanderer oder Radfahrer und habt dann eben auch die Attraktion mit dem Kloster Seeon und dem See und so weiter hier nebenan. Das heißt, das ist für euch ein Potenzial, was jetzt zu dem dazu kommt, was sowieso vor Ort hier ist, oder?

Markus Lohner: Total, also der Standort wächst und gedeiht. Es ist unheimlich eine Freude, wenn man sich die Zahlen anschauen kann. Wir hatten natürlich während Corona, sind sie nicht nach oben gegangen. Aber wir haben eine hauseigene Bäckerei seit vier Jahren und auch hier irgendwo der Gedanke, zurück zu langsamer Produktion, zurück zum Fokus auf die Rohstoffe und es kommt unheimlich gut an. Also allein, wie die Marke profitiert hat von unserer Bäckerei, war eigentlich eine tolle Entwicklung. Camba ist ja im Endeffekt, das Wort kommt ja aus dem Lateinischen und ist der Raum in Klöstern, wo gebacken und gebraut wurde. Heute backe ich, morgen braue ich, der Zusammenhang hat mir schon immer gut gefallen. Und es ist auch für die Sinne, also wenn man reinkommt, Brot und Bier passt halt einfach auch geruchlich vom Brauen und vom Backen zusammen. Es geht voll auf, wird auch hier in der Region sehr gut angenommen. Da haben wir mit der Brauerei eher mehr Probleme gehabt. Brot, hast du auch keine Hemmnisse, dass du reinkommst in eine Bäckerei. Und, ja, der Standort ist von Montag bis Samstag jeden Tag geöffnet, von 8 bis 19 Uhr und es funktioniert sehr, sehr gut, keine Kurve, sondern eine Gerade nach oben.

Markus Raupach: Ja, absolut. Und ich muss sagen, ich bin ja auch ein altes Süßmäulchen sozusagen und immer, wenn ich hier bin, muss ich mir aus der Bäckerei was mitnehmen, weil es auch einfach sehr lecker ist. Und was ich auch spannend finde ist, ihr spielt ja auch wirklich so ein bisschen mit den Zutaten, also da gibt es ja zum Beispiel auch ein Brot mit Bier zum Beispiel und so. Also da gibt es durchaus auch Synergien zwischen diesen beiden Gewerken, oder?

Markus Lohner: Ja, ja, wir haben die Braukruste, die ist mit unserem Dark Side, Schwarzbier, wo einfach die Aromen super gut rüberkommen. Ein Bierbrot, was total gut zur Brotzeit passt, perfekt eigentlich. Und wir machen natürlich auch mal ein Treberbrot. Wobei wir lange gewartet haben. Das haben wir erst seit einem halben Jahr, weil ich nicht ein Treberbrot haben wollte, die Aufgabe war an den Stefan, du musst das Beste machen. Und da haben wir ziemlich rumgetüftelt und sind da sehr, sehr zufrieden damit.

Markus Raupach: Ich finde, man sieht das auch, wenn man den Leuten zuschaut, wie sie das Brot essen. Also weil, das ist zum Beispiel was, wo ich in Franken immer ein bisschen weine, weil sie sich oft in Bierkellern ganz große Mühe geben mit Hausmacherwurst und Käse und Zeug und dann gibt es halt irgend so ein billiges labbriges Graubrot dazu, das man mehr oder weniger wirklich nur als Unterlage benutzen kann, um irgendwas draufzulegen. Und hier, ich habe es ja grad selber gehabt zu meiner Gulaschsuppe, so ein schönes Schwarzkrüstchen. Aber wenn man auch die Leute sich anschaut, die essen einfach das Brot, da muss nix drauf sein, nicht mal Butter, sondern das hat einfach einen tollen Geschmack, ein tolles Aroma und so muss Brot, glaube ich, auch sein, also dann ist es gut. Ein bisschen ähnlich wie beim Bier eigentlich, da muss ein Charakter da sein und da muss ein schöner eigener Geschmack da sein. Und das ist cool, wenn man das selber beeinflussen kann, finde ich, weil, dann hast du auch immer ein gutes Brot Zuhause, ne?

Markus Lohner: Das hört sich jetzt vielleicht geschwollen an, aber durch die eigene Bäckerei hat das Ganze an Lebensqualität gewonnen. Das ist total, es macht jedem Spaß. Ein guter Indikator sind natürlich immer die eigenen Angestellten, das glaube ich nicht, dass jemand ein anderes Brot kauft wie unseres. Und, ja, wie gesagt, das rundet das Ganze extrem gut ab. Mal schauen, vielleicht fällt uns noch das eine oder andere ein, aber Zurzeit läuft das ganz gut so.

Markus Raupach: Sind wir mal gespannt. Ja, vielleicht noch eine Frage, aber, genau, du hast Recht, lass uns vorher noch ein Bierchen aufmachen. Ich weiß nicht, ob wir so viele heute noch schaffen.

Markus Lohner: Ich hätte es fast übersprungen und wäre auf das Dark gegangen.

Markus Raupach: Ja, dann lass uns mal ein Dark probieren.

Markus Lohner: Pale Ale, haben wir wahrscheinlich beide schon mal getrunken.

Markus Raupach: Ja, also muss ich ja zugeben, natürlich kenne ich die meisten eurer Biere auch schon lange und ich muss sagen, einer meiner old time favorit ist auch aus eurem Hause, das ist nämlich ein heller Doppelbock, den ihr damals in ein Sauternes-Fass, glaube ich oder irgend so ein Süßweinfass gelegt habt.

Markus Lohner: Muskateller?

Markus Raupach: Muskateller, richtig. Und das war oder ist immer noch ein Erlebnis, das ich nicht vergesse, weil das wirklich eine ganz tolle Kombination von solchen Aromen war. Und dementsprechend, natürlich kenne ich eure Biere, aber es ist Erstens immer gut, sie frisch in der Brauerei zu probieren und natürlich noch dazu mit dem, der sie letzten Endes verantwortet, das macht natürlich noch mehr Spaß. Und das hier macht natürlich seinem Namen jetzt alle Ehre, also es heißt Dark und es ist dark. Also für alle Märchenkenner, ist hier schwarz wie Ebenholz könnte man ein bisschen sagen. Oben drauf dieser wunderbare Schaum, der jetzt auch richtig schön, ja, in so eine Kastanienfarbe geht und auch da schön richtig drauf sitzt. Auch wenn man das schwenkt, wie das Bier sich so im Glas verhält, ganz toll. Und, tja, in der Nase ist dann eben diese Mischung Kaffee, dunkle Schokolade, ein bisschen Lakritz, aber auch so ein paar rote Beeren, ein bisschen Brombeeren, also ganz spannendes Zusammenspiel. Und ist das jetzt eher ein deutsches Schwarzbier oder eher in Richtung eines Dark britischen Bierstils, wie würdest du sagen? Untergärig ist es, ne?

Markus Lohner: Untergärig, ja, ja. Ich würde es schon als deutsches Schwarzbier sehen. Es gibt Leute, die finden Diacetyl drin, wobei es sicherlich nicht von der Gärung kommt. Aber, ich meine, wir schicken es eigentlich beim Wettbewerb immer beim tschechischen Schwarzbier ein, da haben wir in vier Jahren dreimal Gold geholt. Um das ein bisschen zu umgehen, weil das eigentlich nur die einzige Differenzierung zwischen den zwei Bierstilen ist, aber ich würde es ganz klar beim deutschen Schwarzbier sehen.

Markus Raupach: Ja, also ich bin nicht der beste Sensoriker, aber bei Diacetyl tatsächlich relativ sensibel. Und hier, muss ich sagen, habe ich es aber nicht, muss ich sagen. Also für mich ist diese Kaffeenote ganz, ganz toll. Geht in so eine, es gibt diese Schokolade mit Kaffeenoten und wenn man das so hat zusammen, finde ich, so riecht das hier, also wie so Kaffee-Nipps in einer mitteldunklen Schokolade. Und, ja und auch die Bittere ist hinten sehr schön, das Röstige kommt gut rüber. Und da haben wir auch in der Ausbildung immer so ein Thema, also wie unterscheide ich jetzt ein Bayrisch Dunkel von einem Schwarzbier? Ist das jetzt einfach nur Röstaromatik, wie sieht es mit der Vergärung aus und so? Und ich finde das hier wirklich ganz schön, weil es einfach zeigt, okay, die beiden haben schon was miteinander zu tun, aber ich bin hier halt wirklich in dieser röstigen, in dieser Kaffeenote drin und das ist der große Unterschied. Wo ich eben bei einem Bayrisch Dunkel eher in dieser schokoladigen, süßlicheren Welt Zuhause bin und auch mehr Körper jetzt habe. Und hier ist es halt ein bisschen schlanker, ein bisschen höher vergoren und, ja, aber sehr schönes Bier auch.

Markus Lohner: Ja, ich finde schon und viele von uns finden das Dark eins der drei besten Biere, die wir haben. Die Kategorie ist leider nicht der Verkaufsschlager, muss man da sagen. Aber, ja, vor allem, wenn man jetzt das Dark Side, das Schwarzbier im Vergleich zum Bayrischen Dunkel hat. Wobei, unser Bayrisches Dunkel ist auch ein relativ schlankes, ein bisschen dezent Karamell. Aber, ja, die zwei Biere unterscheiden sich massiv, muss ich sagen. Und ich mag dunkle Biere sehr, sehr gern. Wir haben Zeiten gehabt, da haben sechs oder sieben dunkle schwarze Biere im Sortiment gehabt. Aber wie gesagt, manchmal muss man den Verkauf dann auch hinbekommen und der Markt ist sehr schwierig für die Richtung. Und, okay, manche sind natürlich auch rausgefallen, weil sie nicht nach dem Reinheitsgebot waren damals.

Markus Raupach: Ja, also ich erinnere mich wehmütig, muss ich sagen, weil ich auch schon immer ein Freund dunkler Biere bin und jetzt eben auch miterlebe, wie immer wieder eins verschwindet und leider ersatzlos und das ist natürlich sehr, sehr schade. Weil, ja, also natürlich kann man schöne helle Biere machen, alles gut und schön, aber wenn man eben jetzt so sozialisiert ist in der Bierwelt, das eben eine gewisse Aromatik grade auch vom Malz da sein sollte, auch wenn man über das Rauchbier zum Beispiel kommt, da ja in der Regel auch eine ordentliche Malznote haben, dann ist einem diese helle Soße, in Anführungsstrichen, irgendwann mal ein bisschen langweilig und da ist es toll, wenn es sowas gibt. Also hoffe ich mal, ihr bleibt noch lange bei der Stange, was dieses Bier angeht. Willst du das Wort Millstone überhaupt in den Mund nehmen, wir können auch einfach über ein anderes Bier reden, gibt ja genügend hier am Tisch?

Markus Lohner: Ja, das produzieren wir schon lange nicht mehr, können wir gern überspringen.

Markus Raupach: Dann überspringen wir das. Was hier auch noch steht, das ja durchaus auch ein ganz spannendes Thema, sind zwei Dosen. Und das ist ja etwas, also das klingt jetzt ein bisschen blöd, aber wo ich schon lange auch mit Brauern hier drüber rede und wo grade in Franken mich viele immer ziemlich komisch anschauen, weil ich glaube, dass die Dose hier, also zumindest vor ein paar Jahren noch, vor einer Renaissance stand. Und jetzt, glaube ich, mitten drin ist, weil einfach das als Behältnis sich natürlich durchsetzt aus vielerlei Gründen, einerseits was die Logistik angeht, was die grundsätzlichen Kosten angeht, auch die Qualität unterm Strich. Und natürlich ist die Dose des Jahres 2023 nicht die Dose des Jahres 1993, wo man vielleicht noch einen metallischen Geschmack in der Limo hatte, das ist ja heutzutage alles nicht mehr der Fall. Und insofern, ihr steigt da jetzt auch in dieses Thema ein. Wie siehst du das, seit wann beschäftigst du dich damit und wie sind eure Pläne damit?

Markus Lohner: Wir haben eine Dose schon 2015, 2016, einen Versuch gehabt am anderen Standort, bei meinem Geburtsort in Gundelfingen. Und, ja, von der Dose sind wir schon lange überzeugt. Wir haben auch echt viele Langzeitversuche Dose-Flasche gehabt, die letzten Jahre und es ist einfach Fakt, dass vor allem hopfenbetonte Biere in der Dose absolut gewinnen, ich bezeichne sie als kleines Fass.

Markus Raupach: So ist es.

Markus Lohner: Und wenn ich die ein oder andere Biersorte teilweise nach ein paar Monaten in der Flasche probiere und habe es dann im Fass im Vergleich, da gibt es nichts zu diskutieren, es ist qualitativ für hopfenbetonte Biere besser, Punkt, da kann man nichts gegen sagen. Über Logistik, passt halt einfach zweieinhalb-mal so viel drauf, vom Aussehen kann man auch deutlich besser spielen. Wie gut das Mehrwegsystem insgesamt noch ist, das ist eine eigene Diskussion. Ich komme grad von einem ganz großen Center, wo ganz, ganz viele Flaschen und Kisten sortiert wurden im Dreischichtbetrieb. Also da kann man schon ein großes Fragezeichen mittlerweile hinmachen, je nachdem, wer die Statistik macht, finde die Dose besser oder findet die Flasche besser. Wenn ich regional hier aufgestellt bin und nicht weit fahre, dann ist es, ohne Wenn und Aber, eine Mehrwegflasche topp, absolut. Aber wenn man das als kleine Brauerei heutzutage sieht, wir kriegen seit 40 Jahren 3,10 Euro Pfand für den Kasten und der kostet im Einkauf 10 Euro. Also wenn ich 7 Euro bei jeder Kiste verliere, ja, es wäre schön, wenn man nur annähernd die Spanne hätte, das ist ein sehr mühseliges Thema. Und von daher haben wir uns jetzt aus mehreren Gründen in dieser internationalen Bierschiene für diese Spezialitäten für die Dose entschieden. Und die Entscheidung war nicht schwierig, von der Investitionsseite, ein ganz klarer Vorteil. Und wir sind hier weiterhin regional, traditionell in unserer roten Kiste unterwegs, Mehrweg, da gibt es auch keine Argumente dagegen. Und überregional, national, international soll so viel wie möglich in die Dose. Weil, eine Mehrwegflasche nach Amerika schicken, ist jetzt nicht Sinn und Zweck der Sache.

Markus Raupach: Nee, auf jeden Fall, also bin ich in beiden Richtungen 100-prozentig bei dir. Für mich auch immer sehr augenöffnend, wenn wir auf der Messe sind in München oder in Nürnberg und dann die Brewers Association da ist und die wirklich diese frisch abgefüllten IPAs, Double IPAs, was auch immer, dabei haben aus der Dose. Das ist einfach eine komplett andere Qualität als das, was wir normalerweise eben so bei uns in der Regel bekommen können, einfach aufgrund dieses Umstands. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich das Thema, und das ist ja auch was, was du völlig zu Recht ansprichst, wo ich glaube, einfach keiner eine Lösung hat. Dieses Mehrwegsystem krankt ja vor allem daran, dass es eben nicht den Wert repräsentiert. Also wie du schon gesagt hast, wenn ich einen Kasten an sich schon mal, wo ich 3,10 Euro oder sowas Pfand bekomme für den Kasten, wenn ich den für 6, 7, 8, 9 Euro kaufen muss, wenn ich jetzt noch Bügelflaschen habe oder sowas, dann bin ich sonst wo. Und das Pfand muss ja das repräsentieren, was es kostet, sonst passiert ja das Gleiche wie woanders auch, die Leute nehmen es mit und man hat den Verlust bei der Geschichte. Und grade bei erfolgreichen Brauereien, also bei uns zum Beispiel ja auch im Bamberger Raum, fast jeder Tourist nimmt ein, zwei Kisten Bier mit und die nimmt er natürlich dahin mit, wo er wohnt. Und wenn man dann mal versucht, einen Spezialbräu-Bierkasten zum Beispiel irgendwo in Hamburg beim Getränkemarkt abzugeben, das wird scheitern. Und andere wiederum sammeln die sogar und ich möchte gar nicht wissen, wie viele von diesen Kästen eben irgendwo rumstehen. Und das bedeutet, wie du eben sagst, pro Kasten meistens einen höheren Verlust als der Gewinn darstellt, den man mit dem Gewinn jemals haben konnte und damit macht das einfach wenig Sinn. Und ich glaube wirklich, das muss man in diese Diskussion der Dose mit einbeziehen, weil einem ja das Mehrwegsystem nichts nützt, wenn man es sich nicht leisten kann. Und das, so schön die potenzielle Umweltbilanz ist und wenn man dann noch da rumrechnet, was eben mit umeinander fahren, sortieren, das Spielchen eben auch der Zwischenhändler, wann verlange ich welchen Preis wofür, das macht die ganze Sache auch nicht besser. Jetzt hast du hier heimlich ein Bier eingeschenkt, als wir über Hopfen gesprochen haben und ich befürchte fast, es ist ein hopfenbetontes Bier, was haben wir denn da?

Markus Lohner: Ja, es ist unser IPA, das übernächste Woche in die Dose kommt das erste Mal. Und da haben wir ein klein wenig an der Rezeptur gespielt und waren die Woche in einer Blindverkostung mit 20 verschiedenen Bieren und waren über das Ergebnis mehr wie glücklich, muss man sagen. Aber probiere du es, ich hoffe, dir schmeckt es so wie uns.

Markus Raupach: Also ausschauen tut es auf jeden Fall auch wieder wunderbar, eine richtig schöne helle Farbe, ja, es ist opal. Und, ja, es hat einen richtig intensiven Hopfengeruch und zwar beides, einerseits diese grünen, grasigen Noten, die man sich auch grade von Hopfen-Pellets, wenn man die so vor sich hätte, aber hat und auf der anderen Seite aber ganz viel fruchtige Noten. Das geht in Mango, in die Tropenfrüchte, aber auch so ein bisschen Blaubeeren, Stachelbeeren, also eine sehr, sehr vielfältige Nase, die ich hier habe, auch Ananas, also ein richtiger Obstkrob. Bin ich mal gespannt, probieren wir das mal. Woah! Also im Mund nochmal intensiver. Das ist fast schon an der Grenze dessen, was man so machen kann in der Menge Wasser oder Flüssigkeit. Woah! Und zwar spannend, also es geht los mit dieser Fruchtigkeit, es hat eine süße Note, da drauf kommen dann diese, ja, reifen Früchte, Mango, wie ich sie grade beschrieben habe, rote Beeren, auch so ein bisschen Guave, also eine sehr interessante tropische Note mit dabei. Dann moussiert es auf der Zunge und man schluckt es runter und dann entfaltet sich aber auch eine Bittere, wie sich das für ein IPA gehört. Die sich aber Zeit lässt, also die noch ein bisschen Raum lässt für diese fruchtigen Aromen. Man hat die Cremigkeit noch im Mund davon und hinten dann, nach und nach, wenn die Fruchtigkeit abklingt, dann breitet sich die Bittere aus. Dann hat man auch ein bisschen den Eindruck, dass da eine alkoholische Note ist, kommt aber erst sehr spät. Wärmt auch ein bisschen, also wahrscheinlich ist es gar nicht so schwach auf der Brust. Ja, also ein tolles, intensives hopfenbetontes, fruchtiges IPA, ist euch gut gelungen. Freue ich mich auf die Dose.

Markus Lohner: Da wollte ich jetzt nicht unterbrechen, da hätte ich dich jetzt noch eine Viertelstunde weiterreden lassen können.

Markus Raupach: Habt ihr euch das so gedacht?

Markus Lohner: Ja, ja, wir sind sehr zufrieden damit, ja. Und wir freuen uns eben auch drauf, bei richtiger Lagerung natürlich, ich sage mal, im Sommer in der prallen Sonne soll es natürlich nicht sein, kühl gelagert, Licht ist eben kein Thema, schmeckt dieses Bier in der Dose einfach über Monate frischer, fruchtiger im Vergleich zur Flasche.

Markus Raupach: Ja. Also die Frische ist der entscheidende Punkt und das merkt man hier richtig. Oft haben solche Biere dann schnell so ein bisschen was Dumpfes.

Markus Lohner: Ja.

Markus Raupach: Und das ist hier gar nicht. Also das ist richtig, der Hopfen shinte, wie man so schön auf Englisch sagt, da gibt es ja wenig immer so deutsche Begriffe dafür. Und was auch toll ist, ist diese Harmonie. Also weil, es ist ja auch oft bei IPAs so, dass man die schon trinkt, aber so nach einem halben Glas oder spätestens einem, Glas ist dann irgendwie auch Ende Gelände. Aber das hier ist wirklich so rund, dass man danach sagt, Mensch, würde ich jetzt doch gerne weitermachen. Wo sind wir denn da alkoholisch, nur das ich mal frage?

Markus Lohner: 6,6.

Markus Raupach: Ah ja, okay.

Markus Lohner: Also gar nicht so.

Markus Raupach: Gar nicht so.

Markus Lohner: Wir haben früher, wo wir begonnen haben mit der Camba, war das IPA bei über 8, 8,2. Auch von der Farbe her deutlich dunkler, aber über die Jahre hat sich der Bierstil ja doch ein bisschen in eine hellere Richtung bewegt. Und auch von dem, ja, ich würde sagen, es ist ein bisschen mehr Mainstream geworden, was auch okay ist. Weil, es macht ja auch keinen Sinn, wenn du ein Imperial IPA mit 8,6 hast und ein IPA mit 8,2. Von daher haben wir eigentlich eine ganz schöne Bandbreite und haben eigentlich auch absichtlich das IPA in einen Bereich runtergebracht, wo vielleicht doch der ein oder andere mehr hin greift. Und ich finde schon, das ist jetzt keine Nische mehr.

Markus Raupach: Stimmt. Ja, das ist jetzt für einen deutschen Biertrinker noch ein Bereich, den er vielleicht vom Festbier her kennt und dann ist es ja absolut in Ordnung. Ja und ich finde auch, also das ist beim IPA eine spannende Entwicklung, wo wir, wenn wir so an diese ersten Craft-IPAs denken, so wie Sierra Nevada zum Beispiel oder so, wo das ja im Grunde noch eine britische Rezeptur war, mit Karamellmalz und wo auch der Malzkörper noch eine ordentliche Rolle gespielt hat und dann da auch die Frische vom Hopfen nicht ganz so kriegsentscheidend war. Dann hin zu einem Bier, wo ich diese Malznote komplett rausnehme und im Grunde dann eigentlich nur noch so eine Art Leinwand habe, auf der man dann den Hopfen hin malt. Und das hat natürlich ganz andere Herausforderungen auch an das Thema Hopfen als in dieser Ursprungsvariante. Und da sind wir ja jetzt und ich glaube, das ist auch nochmal so ein Punkt. Wie macht ihr das mit Hopfen, kriegt ihr den hier aus Bayern, aus der Hallertau oder global oder wie muss man sich das vorstellen?

Markus Lohner: Ja, schon global. Wir haben das Glück, dass wir ihn direkt aus den USA beziehen können und da recht gute Verträge haben. Aber auch natürlich für die heimischen Biere kommt der Hopfen aus der Hallertau oder aus Tettnang. Ganz klar, für ein Helles brauchen wir jetzt keinen amerikanischen Hopfen. Und auf der anderen Seite, Hopfen muss ja auch irgendwo eine Stabilität bekommen, darum braucht es da eben jahrelangen Anbau. Wir haben schon Biere auf den Markt gebracht, das war mal eins mit Melone dabei und nach sechs Wochen war die Melone weg und dann ist es auch nicht gut, wenn es nur noch auf dem Etikett zu sehen ist. Aber natürlich hat da die Hallertau, die dortigen bayrischen Hopfenhersteller total aufgeholt, aber sie haben natürlich auch Jahre aufholen müssen. Und von daher schauen wir schon, dass wir mehr und mehr heimisch bekommen, weil Malz ist sowieso heimisch. Gut, Hefe ist ein anderes Thema, aber da haben wir mittlerweile unsere ganz kleine Hefebank mit 40 oder 50 eigenen Hefen, die wir verwenden. Also in der Richtung sind wir, glaube ich, extrem gut unterwegs. Und Hopfen, ja, sobald wir eine Möglichkeit sehen, das Aroma, den Geschmack näherzubekommen natürlich, aber teilweise müssen wir es doch noch aus Amerika und aus Neuseeland beziehen.

Markus Raupach: Ja, wo du grade Neuseeland sagst, also ich finde interessant, es gibt ja grade so Strömungen, also auf der einen Seite so eine Renaissance des 45er-Pellets, also wo man einfach diese angereicherten Pellets wieder mehr haben will unter neuem Namen sozusagen. Und auf der anderen Seite aber auch diese, ja, quasi Extrakte, grade so aus Neuseeland, wo man nochmal sehr, sehr aromatische Sachen bekommen kann. Oder dann auch Dinge, wo wieder in die Frage mit dem Reinheitsgebot kommen, wenn da Traubenschalen mit verarbeitet werden oder irgendwie so, da gibt es ja durchaus Varianten. Aber sind das neue Spielwiesen, mit denen man sich so ein bisschen gerne auch rumschlägt?

Markus Lohner: Ja, Spielweisen schon. Du sagst es grade wieder, solange sie im Reinheitsgebotsbereich möglich sind, weil wir sind hier, glaube ich, im Eldorado der Gesetzeshüter und von daher ist die Spielwiese für uns nicht ganz so groß. Aber das Bier, das ist ein bestes Beispiel, das man auch mit einer etwas kleineren Spielwiese ganz gut spielen kann.

Markus Raupach: Da muss ich gleich noch eins nachfragen, wenn man unten die Brauerei sieht, dann hat man links die Hopfengabe und rechts so ein kleines Teil, da steht Gewürzdosierer oder so ähnlich drauf. Was muss ich mir da drunter vorstellen?

Markus Lohner: Das ist ein Ausstellungsstück von BrauKon.

Markus Raupach: Ah, sehr gut, wunderbar.

Markus Lohner: Nicht im Betrieb, nein. Wie gesagt, die Brauerei wurde 2016 installiert, geplant wurde sie schon vorher, damals haben wir noch ein bisschen mehr Handel gehabt in dem Bereich. Aber als Ausstellungsstück ist es natürlich total wertvoll, weil wir doch sehr viele internationale Kunden haben, die natürlich das Produkt brauchen. In dem Fall ist es das einzige Produkt, das wir ausstellen, das wir nicht selber hernehmen.

Markus Raupach: Okay. Wobei man ja sagen muss, auch das ist ja eine interessante Geschichte. Weil, in Bamberg haben wir ja zum Beispiel die Mälzerei Weyermann, die ja auch eine Versuchsbrauerei haben ganz bewusst, um ihren internationalen Kunden auch so ein bisschen zeigen zu können, was man so alles machen kann.

Markus Lohner: Ja, klar.

Markus Raupach: Und, also jetzt mal unter uns Gebetsschwestern, es hört ja keiner zu, da sind ja auch die ein oder anderen Biere dabei, die vielleicht nicht so ganz dem Reinheitsgebot entsprechen. Aber da hat man wohl einfach, und das ist ja das, was ja in letzter Zeit für mich so ein bisschen eine Frage an der ganzen Geschichte ist, grundsätzlich finde ich das Reinheitsgebot gut, aber was ich schwierig finde, das es halt regional so unterschiedlich gelebt wird, und das der eine Brauer halt so ein bisschen bestraft wird, dass er da ist und der andere eben ist 300 Meter weiter und da ist es anders. Musst du jetzt auch gar nix dazu sagen, habe ich jetzt gesagt, aber das finde ich dann schon einfach auch ein bisschen schade, weil man natürlich Potenzial nicht so nutzen kann, naja.

Markus Lohner: Natürlich. Aber, wie gesagt, wenn man dann nach mehreren Ordnungswidrigkeiten in den Genuss des Strafrechts kommt, und da bin ich mittlerweile, weil man doch wieder irgendwie eine Flasche Mix-Stout gefunden hat, dann hört irgendwann der Spaß auf, wenn dann die Option Freiheitsstrafe ist, so lächerlich, wie das klingen mag, von daher habe ich mir die Hörner zum Glück abgestoßen. Wir haben auch irgendwann erkannt, um einmalig auf das Thema Mix da zu kommen, das wirklich der Großteil der deutschen Verbraucher mit dem Thema nix anfangen kann. Das ist wie gegen Windmühlen, man gewinnt diese Auseinandersetzung nicht, weil ja auf der anderen Seite eben nicht die Zuhörer da sind, die eigentlich mit dem Thema was anfangen können. Das Reinheitsgebot ist vom Ursprung her eine wichtige, gute Sache und es ist auch eigentlich werbemäßig international, wie das gesehen wird, ich meine, ich komme ja viel in der Welt umher und wie international das Bayrische Reinheitsgebot gesehen wird, das ist einfach toll, aber es weiß halt niemand, was es bedeutet. Und wir haben in Österreich, haben wir ein Mix-Stout gebraucht als Biermischgetränk. Okay, war nett, interessiert hat es niemand. Wir haben dann mit Sondergenehmigung Mix-Stout in Bremen gebraut, haben dann sogar Bier drauf schreiben dürfen, obwohl es für mich ein Biermischgetränk ist, Resonanz keine. Vor Kurzem wurde mir dargelegt, dass man Bier nicht nach dem Reinheitsgebot brauen können und das hätten wir dann alkoholisches Malzgetränk taufen dürfen, auf meine Nachfrage, weil ich ja doch mit dem Thema sehr bewandert bin. Götz Steinle war da sehr hilfreich auch von uns, wir haben da jahrelang wirklich Geld investiert. Und im Endeffekt auf meine Frage hin, in welcher Steuerklasse ich das Ganze darf, da kam als Antwort, das können sie nicht sagen, weil, es ist eine andere Behörde. Also von daher, ich habe kein Problem, wenn das in Deutschland irgendwo möglich ist, in diesem Landkreis ist es nicht möglich. Das kann ich beim Notar unterschreiben, ja und wie gesagt, von daher ist das Thema bei uns aber auch wirklich schon lange kein Thema mehr, weil, wenn man diese Bandbreite anschaut, dann muss es nicht unbedingt hier produzieren. Wir haben auch einen Collab gemacht mit Omnipollo, da sind sogar Brezen mit dabei, der wurde in Schweden produziert und da geht das ja. Also man kann dann schon das eine oder andere trotzdem noch machen, wenn man das unbedingt haben will, aber letztendlich muss es ja irgendwo auch zielführend sein. Und für uns ist es nicht mehr zielführend, das Thema eigentlich zu bewegen und da haben wir uns wirklich genug die Hörner abgestoßen.

Markus Raupach: Ja, wobei ich sagen muss, in Sachen Marketing wäre es vielleicht nicht schlecht, also wenn du als Brauer vielleicht mal so vier Wochen Knast hättest, ich meine, also das wäre wahrscheinlich auf der ersten Seite von vielen Zeitungen, wenn ein Brauer fürs Bierbrauen in den Knast kommt, aber egal.

Markus Lohner: Das Thema besprechen wir dann danach, das ist im Gange, schauen wir mal.

Markus Raupach: Ich meine, es ist noch besser, früher hätte man dich wahrscheinlich im Fluss versenkt oder so, also insofern ist es …

Markus Lohner: Ja, ja, klar, also von daher hat es definitiv eine Weiterentwicklung gegeben. Heute zahlt man nur noch und hat eine Option, von daher, früher hat man die nicht gehabt.

Markus Raupach: Na, okay. Also zwei Themen möchte ich noch besprechen, sonst ufert das heute auch wieder aus. Und, ja, wunderbar, wir haben natürlich noch ein neues Bier, das können wir immer gerne zwischenrein besprechen, perfekt. Und zwar zwei Punkte, das eine hast du grade angesprochen, die Colloborationsbroth, da kommen wir vielleicht zum Schluss drauf. Und dazwischen gibt es ja noch so eine Zwischenstufe, also ihr seid natürlich Brauer, aber eben auch Brauanlagenhersteller. Und da gibt es natürlich Brauereien, die sich vielleicht nicht gleich eine Brauanlage bei euch leisten, aber trotzdem ein Bier bei euch machen lassen und das finde ich persönlich eigentlich immer eine gute Entwicklung. Weil, ich finde es vernünftiger zu sagen, man möchte eine eigene Rezeptur entwickeln, eine eigene Marke aufbauen und macht das aber mit einer Produktion, die funktioniert, die weiß, was sie tut, wo man einfach entsprechende Leute drum rum hat, die einen auch helfen und unterstützen, als man kauft sich mit dem letzten Cent irgendeine Brauanlage und rührt dann irgendwas zusammen, hat dann zwar auch sein eigenes Bier, aber in der Regel ein Qualitätsproblem. Und ich glaube, das ist tatsächlich etwas, was sich bei uns mittlerweile durchsetzt, das es also Marken gibt, die dann zum Beispiel zu Leuten wie zu euch kommen und sagen, wir haben da eine Idee, wir haben eine Rezeptur. Und dann ist wahrscheinlich die Bandbreite recht fließend, also zwischen den einen, die genau wissen, was sie wollen und ihr mehr oder weniger der ausführende Teil seit und die anderen, die halt schon auch eine Beratung brauchen, was sie denn da überhaupt machen und wie das am Markt ankommt und wie man das vermarktet.

Markus Lohner: Ja, die Bandbreite ist sehr groß, ja. Für uns ist es ein sehr interessantes Geschäftsfeld, weil wir durch den Neubau, wir haben hier eine 50-Hekto-Anlage und von Truchtlachingen rübergebracht, die 10-Hektoliter-Anlage. Wir haben eine Bandbreite, wie sie wahrscheinlich in Deutschland sehr selten zu finden ist. Also eben auch im kleinen Maßstab auf der kleinen 10-Hekto-Anlage da Dinge produzieren können, auf einem total automatisierten Level. Die zwei Anlagen sind fast baugleich, unterscheiden sich grade vom Automatiktyp oder des Automatisationstyp. Aber die Produkte wie HopBacan, HopBack und Würzekochsystem, ist eigentlich alles identisch bis auf die Größe. Und haben wir jetzt da mit der Dosenlinie natürlich auch das Feld noch erweitern können, Flaschenabfüllung, Dosenlinie, sind wir super aufgestellt und  da schon, ich glaube, eine sehr, sehr gute Adresse für die Craft-Brauer. Und, ja, ist schon ein großer Sprung in die Selbstständigkeit. Ein Bier produzieren zu lassen und zu vermarkten ist ein Thema, aber das Bier, das man dann ja eventuell auch höherpreisig verkaufen will, muss halt dann schon bestimmten Qualitätsansprüchen genügen und auch konstant genügen. Und eine Brauerei zu betreiben, das haben wir 2016 beim Umzug gemerkt, dass ist sogar für jemand, der da schon im Thema ganz gut drin ist, wenn du da nicht die richtigen Leute hast und das nicht richtig organisiert ist, dann kannst du da in ein schiefes Fahrwasser reinkommen. Und das sollte man sich nicht zu leicht vorstellen, ohne dass ich jetzt da von BrauKon-Seite ein Bremsklotz sein will, aber es muss vom Konzept her schon Sinn machen und man muss auch die richtigen Leute haben. Weil, Brauen ist jetzt nicht auf den Knopf drücken und, egal von welchem Hersteller, läuft dann automatisch Bier raus, also Brauen ist schon eine Herausforderung. Ich habe mal in einem Buch, das eigentlich nicht über das Brauen ging, gelesen, und den Vergleich bringe ich eigentlich ganz gerne an, da schrieb ein Arzt, dass er in einer halben Stunde jemanden erklären kann, wie man einen Blinddarm operiert, er aber drei Jahre braucht, um zu erklären, was man machen muss, wenn was schiefgeht. Und beim Brauen kann man das Zuhause, man kann auch Glück haben, wenn man ein bisschen mehr im Thema drin ist, dann ist es nicht nötig, aber das Ganze auf einer Konstanz zu haben und dann in Richtung Abfüllung mit der ganzen Sauerstoffproblematik und Biologie. Wir haben ein Labor, das reicht für eine Hektoliterzahl, wo noch eine Null dazukommt, so ist das ausgestattet und vor allem auch mit unserer Karin auch qualitativ ausgestattet. Das sollte man nicht unterschätzen, das Thema. Und die ganzen regionalen und alteingesessenen Brauereien, das ist ja schon auch so, dass sie auch was können, so ist es ja nicht. Und jetzt einfach so Knöpfchen drücken und dann ein gutes Bier raus, so leicht ist dieses Brauhandwerk nicht. Braukunst, Brauhandwerk, man sollte das Thema nicht unterschätzen.

Markus Raupach: Ja, da gab es ja auch diverse lustige Filmchen, so der Sodastreamer, auf den man drauf drückt, mit dem Bierkonzentrat und so.

Markus Lohner: Ja, genau.

Markus Raupach: Das ist natürlich alles wirklich Quatsch. Und insofern, ja, finde ich sehr schön, das hier zum Beispiel von meinem guten Freund Thorsten Schwämmle ein Craftpaule-Bier, das bei euch entsteht, hier steht und da gibt es ja viele andere Beispiele auch, also das finde ich ganz toll. Und finde ich auch eine gute Möglichkeit, wie einfach so eine Kreativität dann auch leben kann und gepaart ist aber mit einem echten Handwerk, mit Leuten, die wissen, was sie tun und dann hat man auch ein zufriedenstellendes Ergebnis. Und da ist er ja ein gutes Beispiel, weil diese Biere in Stuttgart ja auch sehr gut laufen.

Markus Lohner: Absolut.

Markus Raupach: Und das ist natürlich ganz schön. Und, ja, so ein ähnliches Bier, wie solche Leute gerne denken, haben wir jetzt ja hier im Glas, hast du grade eingeschenkt. Das lief etwas schwerer hinein, hatte man so den Eindruck, sieht man auch, wenn man es hier so im, Glas hat und da entströmen auch tolle Aromen. Das ist jetzt also auf der einen Seite natürlich ein sehr Malzbetontes, da habe ich viel Lakritze, viel Kaffee, viel dunkle Schokolade, aber auf der anderen Seite habe ich hier auch Hopfennoten und habe hier so eine Ananas, die hier mit ins Spiel kommt, was natürlich schön zusammenspielt. Dunkle Schokolade, Ananas, ist eine Kombination, die eigentlich immer ganz lecker ist. Und auch so ein bisschen rote Beeren wieder, so wie vorhin. Jetzt probiere ich mal ein Schlückchen. Also als erstes fällt mir wieder das Mundgefühl auf. das, finde ich, ist oft so ein Punkt, wenn Biere das nicht haben, dass sie nicht im Mund jetzt hier schön cremig sind, schön mit der Zunge spielen, dann wirkt es oft leer oder dann ist es unrund. Und das habe ich hier und das sorgt auch dafür, dass man diesen Geschmack nach und nach annimmt. Und dann fängt es eben an mit einer gewissen süßen Note, mit diesen fruchtigen zitrusigen Noten und dann kommen immer mehr die schokoladigen, die Kaffeenoten. Und wenn man dann runterschluckt, dann breitet sich auch eine Bittere nochmal aus. Also, ja, intensiv, auch eine Wärme. Also dieses Bier kann man dann auch im Körper verfolgen, wie es dann so hinein kommt und bleibt. Aber, ja, also auch ganz schön. Ich glaube, auf der Flasche steht Imperial Stout oder so ähnlich?

Markus Lohner: Das ist unser Black Imperial IPA.

Markus Raupach: Ah, Imperial IPA, wunderbar.

Markus Lohner: Und die 20 Plato und 100 Bittereinheiten kann man nicht verstecken.

Markus Raupach: Nein. Ja, wobei diese Hopfennote ist echt schön, also das gefällt mir gut.

Markus Lohner: Das ist schon ein ganz besonderes Bier, auch von der Historie her. Wir haben ja unheimlich viele gute amerikanische Craft-Brauer als Kunden gehabt, ob das 3 Floyds, Droegs und so weiter und wenn sie dann unsere Biere mal probiert haben, dann kam oft das Wort nice. Und da habe ich mir gedacht, okay, ja. Okay, eure IPAs sind intensiver, aber wir haben hier auch ein bisschen einen anderen Markt. Und irgendwann, nachdem dann irgendwann letzten Nice haben wir gedacht, okay, jetzt, hej, übertreiben können wir auch. Und das war wirklich Huber Christina, ihn heißt das Bier too mutch, und mir gefällt der Bierstil unheimlich. Und beim IPA hat man viel Hopfen, noch mehr Hopfen, man kann da spielen, aber es geht auch immer in eine bestimmte Richtung rein und wenn es dann ganz viel Hopfen ist, dann ist es halt ein Imperial IPA. Aber hier muss man die Balance zwischen Malzkörper und Hopfen schaffen. Und es gibt kein Bier, wo wir so viele Versuche gebraucht haben, um das hinzubekommen, weil, die Bittereinheiten können direkt durchschlagen oder du hast einen Malzkörper der alles erschlägt. Und das in eine Balance zu bringen, und Balance bei dem Bier hört sich irgendwie komisch an.

Markus Raupach: Ja, auf hohem Niveau.

Markus Lohner: Vom Bier ist es natürlich auch das, was am meisten spaltet, aber auch, wo am meisten eine zweite Reaktion kommt. Wenn jemand sowas noch nicht getrunken hat, dann gehen die Augen auf, also man kann das alles lesen, die brauchen gar nichts sagen und dann kann man lesen, was der sich jetzt grade denkt. Und dann, puh, hui und so weiter und so fort. Und oft dauert es dann eine halbe Minute und dann kommen einige zurück und sagen: „Jetzt habe ich es nochmal probiert, das schmeckt mir“, es ist total interessant. Das Bier hat eine Geschichte und das Bier kann auch bei jedem, der es zum ersten Mal probiert, wirklich im Gesicht eine Geschichte erzählen und das macht dermaßen Spaß. Wir kriegen auch, wenn wir auf Bierfestivals sind, jetzt gibt es das ja zum Glück wieder, am Abend, die letzte halbe Stunde, kommen total viele daher und sagen: „Ah und jetzt zum Abschluss noch ein Black Shark.“ Und das ist natürlich schön, dann weißt du auch, wo du stehst.

Markus Raupach: Das kann ich voll nachvollziehen. Also was mir besonders gut gefällt, ist dieser Ausklang hinten raus, wo ich diese beiden Bitteren habe, also die Röstmalzbittere auf der einen Seite und die Hopfenbittere auf der anderen Seite, die so ein bisschen miteinander spielen. Und das wiederum macht sie beide zusammen weniger intensiv und trotzdem sehr facettenreich. Und das eine, was sie auf jeden Fall machen, ist den Mund natürlich austrocknen, aber sie bringen diese Fruchtigkeit auch wieder zurück und auch diese Schokoladigkeit. Und damit habe ich jetzt, selbst wenn ich jetzt seit ein paar Minuten nichts mehr getrunken habe, immer noch dieses Aroma im Mund und das ist natürlich, ja, eine tolle Geschichte und auch ein richtig schönes Foodpairing-Bier, würde ich sagen, also mit dem kann man richtig viel anstellen. Wir sind natürlich nicht mehr in einer Kategorie, wo man drei davon zur Halbzeit beim Fußballschauen trinkt sozusagen. Das muss man den Leuten auch immer ein bisschen erklären. Aber ich finde es auch einen ganz tollen Bierstil, aber ein schwerer Bierstil. Also alles, was mit Black IPA oder mit diesem Zusammenspiel zwischen den Hopfen- und den Malznoten hat, wie du sagst, die Balance hinzubekommen, das habe ich noch nicht so oft wirklich in einem schönen harmonischen Zusammenspiel erlebt. Und jetzt hier grade mit dem auch höheren Alkoholgehalt, ist natürlich nochmal eine dritte Komponente auch dabei, die ja auch noch aromatisch wirkt und nicht überborden darf. Und, ja, also auch wieder gelungen.

Markus Lohner: Ja, wir haben natürlich gefeiert, dass wir letztes Jahr beim World Beer Award in London drüben dann in der Oberkategorie IPA die Goldmedaille gewonnen haben für das Bier, das ja schon spaltet.

Markus Raupach: Ja.

Markus Lohner: Und, ja, wir sind totale Fans davon. Wir haben einen Mitarbeiter gehabt, der hat es immer als Gipfelhalbe mitgenommen.

Markus Raupach: Tja.

Markus Lohner: Kann man machen, aber ansonsten passt es mit Sicherheit auch vorm Kamin und so weiter. Es ist einfach ein Bier, wo man Spaß dran hat und trotzdem, finde ich, auch ein zweites trinken kann. Okay, man muss mit dem Alkoholgehalt natürlich aufpassen, aber es ist nicht so, dass du nach einem halben Glas sagst, okay, das überfährt mich jetzt. Wenn man an dem Bier ein Gefallen gefunden hat und ich habe es damals eigentlich nur als one-timer gesehen oder einmal im Jahr, weil, das ist ja so robust, dass das schon ein, zwei ohne Probleme durchhält und ich konnte es nicht verstehen, dass wir den ersten Sud damals nach sechs Wochen verkauft hatten. Und seitdem haben wir es im Sortiment und es kommt auch nicht mehr raus.

Markus Raupach: Ja, nee, sehr gut. Und ich finde auch, wenn es wärmer wird, entfaltet sich diese Schokoladennote nochmal mehr und das macht es natürlich auch nochmal schön. Und wie du schon sagst, ich finde auch, die World Beer Awards in diesen obersten Level, also wer dann am Ende den World Beer Award in der Kategorie bekommt, das ist eigentlich, so wie ich es kenne, wahrscheinlich der härteste Wettbewerb auf der Welt, weil man vorher natürlich die nationalen Entscheidungen, das ist alles eher machbar. Aber dann, war ich ja selber dabei in London letztes Jahr, dann sind es eben wirklich 20 völlig verschiedene IPAs, die da auf dem Tisch stehen und dann muss man wirklich jedes in sich bewerten und sagen, okay, von dem, worum es bei diesem Bierstil geht, wo bin ich da ungefähr. Und das ist eben natürlich beim einem Session IPA was anderes als zum Beispiel bei einem Black Imperial IPA oder so. Und da sind entsprechend auch Leute immer nur dabei in der Jury, die da schon entsprechend auch Erfahrungen haben. Was mir auch immer Spaß macht, weil man natürlich jedes Mal was dazulernt. Also das ist eigentlich das Coolste bei diesen Wettbewerben, dass man ja praktisch eine Gratis-Fortbildung bekommt, weil, wann hat man sonst schon die Leute der Welt, die sich damit intensiv beschäftigen, an einem Tisch und kann mit denen dann tolle Biere verkosten und einfach jeder bringt so seine Expertise, seine Sichtweise ein. Und das ist dann immer, auch wenn wir dann oft nach langen Diskussionen am Schluss sagen: „Okay, okay, so ist es jetzt, der gewinnt und so“, dann trinkt man nochmal, stößt nochmal an, feiert das auch nochmal ein bisschen, dass diese Entscheidung auch irgendwie ein bisschen geboren wurde am Ende und natürlich umso schöner, wenn man dann merkt, dass es beim Brauer auch entsprechend ankommt. Ja, also insofern auch vielleicht mal eine wichtige Messages, dass wir uns das nicht leichtmachen bei diesen Wettbewerben, sondern das ist in der Tat, also zumindest für die, die das ernsthaft angehen, ist das echt Arbeit, aber eine schöne, also das natürlich auf jeden Fall.

Markus Lohner: Ja, gut, da sind wir ja beide vertreten. Jetzt beim World Beer Award war ich leider noch nie in London drüben, aber ist mit Sicherheit eine wahnsinnig schöne Erfahrung.

Markus Raupach: Ist toll, ja.

Markus Lohner: European Beer Star ist klasse und es ist halt einfach eine Blindverkostung und mit sehr vielen, die sich mit Bier auskennen. Und die Medaillen sind einfach schon ein Gradmesser, dass du weißt, wo du als Brauerei stehst. Leider, wie gesagt, beim Konsumenten kommen sie bei Weitem nicht so an wie in den USA drüben. Da haben andere Wettbewerbe, wo es viele Medaillen gibt, einfach, ja, nicht dazu beitragen und auch die Brauereien selber teilweise nicht. Aber in der Branche wird das natürlich schon gesehen und ist für uns natürlich auch eine totale Synergie jetzt, nicht nur auf der Camba-Seite, sondern auch auf der BrauKon-Seite, also die Wettbewerbe sind für uns wichtig und darum nehmen wir auch dran teil und das ist eine unabhängige Jury, die dir sagt, wie gut du bist, Punkt. Und, ja, über die Ergebnisse Zurzeit freuen wir uns eigentlich sehr. Jetzt haben wir eins, das war jetzt eigentlich eine gute Brücke …

Markus Raupach: Na gut.

Markus Lohner: … unser dunkler Doppelbock, der Mastrobator.

Markus Raupach: Genau, den Namen musst du nochmal aussprechen, weil, ich verspreche mich garantiert dabei.

Markus Lohner: Der Mastrobator.

Markus Raupach: Genau, also dieses Spielchen mit den Bockbierennamen in Deutschland ist natürlich super und das ist ein besonders schönes. Wie kam es dazu?

Markus Lohner: Ja, unser Brauführer sagt immer: „Die ganzen guten Namen waren schon weg“ und dann ist der Chef mit dem dahergekommen. Wir bringen es nicht mehr ganz zusammen, ehrlich gesagt. Es muss an einem schönen Abend gewesen sein und das erste Jahr hieß er auch noch Doppelbock. Und was für uns als Brauerei das absolut Coole war, am Anfang, wenn man als Brauanlagenbauer Braumeister ist, dann ist man ja gar kein richtiger Braumeister so beim Stammtisch und so, ist mir wirklich mal passiert. Und das wurde regional natürlich schon ein bisschen, ja, ob es belächelt wurde, argwöhnisch angeschaut, die bauen Brauereinen, deswegen müssen sie noch lange kein Bier brauen können. Beim ersten European Beer Star, wo wir mitgemacht haben, haben wir mit unserem Doppelbock, damals leider noch nicht mit dem Namen, die Goldmedaille geholt und die Diskussion war rum, Doppelbock, Goldmedaille, in Bayern. Da weiß man, wie viel Wert die Brauereien auf ihren Doppelbock legen. Und die Rezeptur ist ziemlich strange, wir kochen die Vorderwürze mehrere Stunden. Ist natürlich von der Energieseite her furchtbar, aber man kriegt hier einfach ein viel ausgeprägteres Aroma hin im Karamellbereich. Und die Rezeptur ist eigentlich zusammen mit einem amerikanischen Brauer damals entstanden, mit dem ich beim Hofbräuhaus gebraut habe, wo ich am Anfang gedacht habe, ach, Tim, was machst denn du? Aber das Ergebnis war dann mehr wie überzeugend.

Markus Raupach: Es erinnert mich ein bisschen so an das, was wir in der Ausbildung immer erzählen, wenn wir über das mittelalterliche Brauen sprechen, weil die ja ganz bewusst gekocht haben für den Geschmack, also für das Aroma. Heute wissen wir ja, es hat auch einen großen, ja, Einfluss auf die Sauberkeit letzten Endes, aber das war denen ja damals gar nicht bewusst, sondern sie wussten einfach, durch diese Würzekochen entstehen karamellige schöne, angenehme Aromen. Und insofern ist es ja naheliegend, dass intensiver zu tun. So ein bisschen das Gegenteil von dem, was viele Brauereien normalerweise tun, in dem sie im Nachhinein noch einen Nachguss drauf geben und es eher wieder ein bisschen verdünnen. Ist natürlich sehr, sehr spannend, da ein Konzentrat zu erzeugen so in gewisser Weise, noch dazu mit all diesen Reaktionen, die dann durch das lange Kochen entstehen.

Markus Lohner: Also wenn ich nicht selber dabei gewesen wäre damals beim ersten Sud, ich hätte es eigentlich nicht geglaubt. Wir haben die Vorderwürze, glaube ich, zweieinhalb oder drei Stunden gekocht und er hat es immer wieder probiert. Und erst bei einem Punkt, wo für ihn das Karamellisieren ausreichend war, ging das Go. Und das war einer der besten Verkoster, den ich jemals getroffen habe, also der hat eine Nase gehabt, die war sensationell.

Markus Raupach: Wahnsinn.

Markus Lohner: Ja, das erweitert natürlich irgendwo den Horizont. Weil, ich vergesse nie ein Gespräch, wo ich mit einem technischen Leiter einer sehr, sehr, sehr bekannten amerikanischen Brauerei geführt habe und diesem Tim Rastetter, der damals der erfolgreichste Einzeleinsender beim Great American Beer Festival war über Jahre, ein brutal guter Braumeister und die haben sich da mehrere Stunden im Hofbräuhaus über Biere unterhalten und ich bin dabei gesessen und habe gedacht, boah, das sind lauter böhmische Dörfer. Und irgendwann ist einer von den Zweien auf die Toilette, also ein paar Stunden.

Markus Raupach: Passiert.

Markus Lohner: Und dann hat der andere, der Bill sich entschuldigt, Markus, entschuldige, das wir uns da mit unserem amerikanischen Gerede uns da in Ektase geredet haben. Und ich habe gesagt: „Hej, das ist mega interessant, mich haut es fast vom Hocker, toll, ich lerne da brutal was dazu.“ Und dann hat der mich angeschaut und hat gesagt: „Red kein so einen Mist“, hast den Maßkrug Helles genommen und hat gesagt: „Das ist Braukunst, wir spinnen. Aber das zu erzeugen, das ist eine wirkliche Gabe und das ist eigentlich das Höchste.“ Und da hast du erst gesehen, wenn man den Spagat schafft oder die Brücke schlägt zwischen diesem Erfindergeist, was die Amerikaner haben und dem, was wir in Deutschland hier einfach gelernt haben, das hat ja eine Basis und die wird total anerkennt drüben, dann macht Bierbrauen sowas von Spaß, das kann man sich gar nicht vorstellen. Aber man muss sich natürlich gegenseitig echt respektieren. Und die haben teilweise komplett andere Ansätze, wie gesagt, der deutsche Brauer überlegt sich, wie er das Pils macht, das Helle macht, das Dunkle macht, ist da in einem relativ überschaubaren Bereich drin. Und dann kommst du mit denen zusammen, die das alles über den Haufen schmeißen, teilweise auch Sachen machen, wo man sagt: „Ej, das haben wir echt anders gelernt.“ Aber dann schmeckt es aber so wie es schmeckt und dann sagt du: „Okay, vielleicht haben wir doch nicht alles richtig gelernt und vielleicht ist nicht alles richtig, was bei uns in den Büchern drinsteht.“ Weil am Ende des Tages zählt das, wie es schmeckt und wie es riecht, wie es im Mund ankommt. Und Bier kann so Spaß machen und das hat mir damals total gefehlt. Weil, wenn du in traditionellen Brauereien, ohne die abzuwerten, drin warst, dann hat sich das leider nicht bewegt. Und auch in dem Bereich hat die ganze Craft-Biergeschichte wirklich etwas erreicht, sie hat wieder traditionelle Brauer mehr an die Rohstoffe ran geführt, man macht sich mehr Gedanken über das Thema und wir haben alle davon profitiert, alle. Und das finde ich das Tolle. Und darum hat es mich immer total aufgeregt, wenn die anderen mit ihrem blöden IPA geredet haben und die anderen dann wieder gesagt haben, ein Helles ist kein Bier. Die Bierlandschaft ist so toll und die geht von hell oder alkoholfrei bis zum Imperial IPA und von rechts nach links und von oben nach unten. Und das ist Bierlandschaft und alles gehört dazu.

Markus Raupach: Das wäre jetzt ein gutes Schlusswort, wenn wir nicht noch zwei Biere hätten. Das ist völlig richtig und ich glaube, also was ich auch so in Gesprächen jetzt zum Beispiel, ich hatte ja auch Professor Narziß schon im BierTalk, ich habe den Eindruck, man hat sich einfach zulange drauf konzentriert, diesen Prozess für die bekannten und beliebten klassischen Biersorten soweit zu optimieren, dass man dabei völlig aus den Augen verloren hat, was eben das noch alles an Facetten haben kann, an Spielwiesen haben kann. Und das fängt bei dem reinen Brauvorgang an, geht aber auch zu Hopfen und zu den Diskussionen über das ganze Hopfenthema, bis hin eben, ja, zu solchen Experimenten, wo wir jetzt fast schon wieder in mittelalterliche Brauideen zurückkommen. Also was ich hier total toll finde an diesem Doppelbock, der hat so eine Note von karamellisierten Walnüssen, wenn ich das so rieche. Und das ist eine ganz, also Erstens mag ich Walnüsse total gern.

Markus Lohner:  Ich auch.

Markus Raupach: Aber überhaupt eine nussige Note ist schön, aber normalerweise geht es eher in so eine Haselnussnote und hier hat man ein bisschen mehr Charakter noch über diese Walnuss. Und dazu dann dieses schöne Karamellige, also das ist schon von der Nase her eine ganz, ganz tolle Geschichte, optisch sowieso, also sehr schön, wie sich das im Glas bewegt und fließt und, ja.

Markus Lohner: In Kombination mit Woodfore Reserve und irgendwas, hat mir mal Amerikaner gesagt: „Schicke ihn ein, er gewinnt irgendwann Gold.“ Ja, mal schauen.

Markus Raupach: Mal schauen, ja, kann ich mir aber gut vorstellen.

Markus Lohner: Geschafft haben wir es noch nicht. Ja, er fand das eine total interessante Kombination, wo dann so die Vanillearomen noch mehr mit rein gemixt, Boah, das hat schon Spaß gemacht oder macht Spaß.

Markus Raupach: Ja. Also das finde ich übrigens, fällt mir jetzt auch grade auf, wo ich ihn trinke, also es ist einerseits natürlich ein wunderbarer Doppelbock mit vollem Aroma, allerdings lässt er etwas Raum, wo man sich gut vorstellen kann, dass da zum Beispiel so ein Bourbon-Fass oder andere Aromen sich auch noch mit verbinden können. Und auch eine Alterung bis zu einem gewissen Grad dem auch gut tun kann. Also das ist ein tolles Bier, mit dem man viel noch anstellen kann. Vielleicht kommt Mastrobator ja auch ein bisschen vom Meister, von Maestro, könnte man ja auch sagen.

Markus Lohner: Von daher kommt es.

Markus Raupach: Ja, genau, wunderbar. Also ein Bier haben wir noch, also da freue ich mich einfach so drauf, genau, diese Dose. Wenn wir schon ein Omnipollo Collab haben, also außer, du möchtest zwischendurch noch, mein Gott, also jetzt ist auch schon egal.

Markus Lohner: Na gut, bringen wir es. Schnabulierer ist eine Braumeister-Edition, für den wir letztes Jahr eben auch eine Medaille bekommen haben und vom Craftpaule das IPA, aber IPA haben wir vorhin schon gehabt, eben als Vertreter der Contract-Brauer, die wir hier haben. Aber man hört es, ich mache schon die Omnipollo …

Markus Raupach: Die Dose wird schon geöffnet, wir können trotzdem noch ganz kurz über den Schnabulierer vielleicht sprechen, also auch, wenn du, wie gesagt, auch gerne schon einschenken kannst, kein Thema. Also ist ja an sich schon wieder ein schöner Name, der Schnabulierer. Also ein Bier, was man einfach gern mal so wegschnabuliert, also einerseits genießt, andererseits aber auch einfach gerne trinkt, so würde ich das übersetzen vom Begriff her. Und die Braumeister-Edition sagt ja auch was, wo eben temporär sich die Leute hier so ein bisschen austoben können. Was ist das für ein Bier?

Markus Lohner: Ein belgisches Saison. Und das ist so schade, dass natürlich der Markt von bayrischen Brauereien für belgische Bierstile überschaubar ist, ich liebe es. Ich war jetzt schon bei mehreren Bierreisen schon in Belgien drüben und es macht jedes Mal unendlich Spaß, Tripel, Saison, Wit-Bier sowieso.

Markus Raupach: Vielleicht müssen wir es doch verkosten. Die Dose ist zwar offen, aber es ist noch nicht eingeschenkt.

Markus Lohner: Ja.

Markus Raupach: Also auch, wenn es jetzt unverschämt sein mag, aber das klingt jetzt so interessant, weil, ein gutes Saison ist natürlich ein fantastisches Bier, insofern.

Markus Lohner: Natürlich auch sehr gut geeignet für die Reifung, muss man schon sagen. Und auf den Reisen jetzt nach Belgien, wir waren so oft mit unserer Gruppe, Understatement, Die glorreichen Sieben, in Brauereien, wo wir die ersten Braumeister waren, die ersten Braumeister aus Deutschland. Da haben wir gesagt: „Die Wand zwischen Belgien oder die Bierwand zwischen Belgien und Deutschland ist mindestens so hoch wie die Berliner Mauer immer war“, was so schade ist, dass da kein Austausch stattfindet. Aber es sind natürlich auch komplett unterschiedliche Bierwelten. Und in Richtung Geschmacksvielfalt finde ich das, was da drüben abläuft, schon absolut faszinierend, ohne zu sagen, dass ich das bei uns in Bayern nicht genauso toll finde, es ist, wie gesagt, eine Bierlandschaft. Und das haben die Amerikaner natürlich gut verstanden, so ein bisschen noch was von England, sie haben sich überall die Sahne runtergeholt und sehen eigentlich das total Gute an den traditionellen Bierländern. Und wir müssen es manchmal ein bisschen noch mehr sehen, aber okay, es ist halt so, wie es ist.

Markus Raupach: Ja, ich finde, also was ich besonders interessant finde, ist, dass es ja eine unterschiedliche Entwicklung gab in England, Belgien und Deutschland, was die Entwicklung der Biere jetzt so in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgeht. Also bei uns war ja einfach durch die Kriege, durch die Zerstörung so eine Art Stunde null und man hat dann wieder angefangen. Und dann hat sich das bei diesen 12% Stammwürze, 5% Alkohol eingependelt und das war oder ist unsere Biernormalität, die wir seit 1945 ungefähr haben. Haben dabei halt unsere gesamte Palette an Leichtbieren mehr oder weniger vergessen, die es vorher gab und die Starkbiere haben sich eigentlich nur im Süden erhalten, wo man halt die Bockbiertradition hatte, mittlerweile natürlich auch wieder im Norden. In England ist es so verlaufen, dass die ja eigentlich ganz gut starke Biere hatten und dann aber über die beiden Kriege runtergegangen sind von der Stammwürze, immer weiter runter und das sich nie wieder erholt hat. Und wir deswegen in der englischen Bierwelt, wenn wir jetzt so in Pubs sind, mit einem Bier zwischen 3- und 4% in der Regel konfrontiert werden, was es da so normal am Hahn gibt, wenn man jetzt mal von Craft-Brauereien absieht, sondern das klassische Real Ale. Und in Belgien war es grad andersrum, da gab es eher eben die leichteren Farmbiere und was es da so alles gab. Und dann hat sich das über die Zeit, so Vandervelde-Gesetz und so entwickelt, dass die Biere alle eher weiter oben angelangt sind und wir deswegen jetzt ein Saison haben im Schnitt zwischen 6, 6,5 oder so, was dort als Normalbier angesehen wird. Und das finde ich im Vergleich dieser Bierwelten ganz spannend, dass es da halt wirklich so ganz große Unterschiede gibt, wo jetzt der Normalbiertrinker seit zwei, drei Generationen sich einnordet, wenn es da so aufwächst, wo die Belgier halt da sitzen und ihr Blond mit 6-, 6,5% ganz einfach mal so eben wegtrinken.

Markus Lohner: Das normal ist.

Markus Raupach: Und der Engländer eben, wenn er nach Belgien kommt, nach zwei Bieren vom Stuhl fällt, das ist dann halt was anderes. Und Saison ist ein ganz toller Bierstil, finde ich, weil er halt durch dieses Hochvergorene, Feine, Edle, diese weinigen Noten, fruchtigen Noten, ja, es anders repräsentiert und es auch trotzdem viel Spaß macht, dieses Bier zu trinken. Und so ein bisschen habe ich das hier auch. Also was heißt, ein bisschen, ich habe das hier auch.

Markus Lohner: Ich wollte grade sagen.

Markus Raupach: Schöne weinige Noten, ja.

Markus Lohner: Da kommt natürlich mittlerweile unsere Hefebank zu tragen, wo wir ganz spannende Sachen drin haben. Und, okay, weil wir haben natürlich auch ganz gern die Zuckergeschichte im Auge, die wir Deutsche negativ sehen. Aber wenn man vor allem Biere länger lagert, dann hat es auch deutliche Vorteile, weil bei uns einfach über die Lagerung, Doppelbock, du kriegst die Ester rein, das ist nicht alles so toll. Und in meinem Bierkühlschrank drüben sind ziemlich viele bayrische Biere drin, die dann halt nach Jahren noch Spaß machen.

Markus Raupach: Ja.

Markus Lohner: Da sind wir da ganz vorne mit dabei. Also ich bin ein großer Fan von belgischen Bieren.

Markus Raupach: Ja, also das eint uns auf jeden Fall schon mal. Und wie gesagt, wir haben hier richtig schön diese weinigen feinen Noten, also das ist ganz toll. Leichter Zitrus, ein bisschen auch Gewürznoten dabei. Wieder ein schönes cremiges Mundgefühl, auch eine gewisse Süße und hinten raus dann erst Recht wieder Zitrus, ein schöner Malzkörper, auch ein bisschen Honig, ja, das einfach lange bleibt und trotzdem sehr schlank ist also da, trinkt sich einfach schön. Kann ich mir auch vorstellen in einem Sektglas zum Beispiel mal zu einem Empfang, kann man sowas schön reichen.

Markus Lohner: Ja, funktioniert, absolut.

Markus Raupach: Funktioniert wunderbar, ja.

Markus Lohner: Absolut. Also auf das Mundgefühl, auf den Nachtrunk legen wir unheimlich Wert drauf. Ja, ist natürlich Kochen und Anlagetechnologie, ist schon ein wesentlicher Faktor, da stößt du teilweise an Grenzen. Weil, wenn man jetzt eine alte Brauerei mit direkter Beheizung sieht, da sind wir im dunklen Bereich natürlich gut unterwegs, aber du kommst einfach an deine Grenzen. Und wenn man das sieht, was möglich ist mit den Rohstoffen, was faktisch Malzvielfalt, also wie gesagt, mittlerweile kann ich es ganz gut ertragen, dass wir in dem Bereich bleiben müssen, bleibe eigentlich ganz gerne drin. Und ob das jetzt ein Wit ist, hopfengestopftes Lager, IPA, du hast da eine Bandbreite, die echt gut ist. Und alles Weitere gibt es ja von anderen Brauereien.

Markus Raupach: Ja, eben. Ja, wobei, ich meine, letztens Endes, ich meine, man kann halt einfach wirklich auf diesem Klavier spielen.

Markus Lohner: Genau.

Markus Raupach: Und das finde ich schon auch eine spannende Geschichte, dass die deutschen Brauer da auch so kreativ sind innerhalb der jeweiligen Vorgaben, das hinzubekommen. Und ich meine, gut, letzten Endes, es handelt sich immer um Aromen und um einen Umgang mit Prozessen und mit Rohstoffen und nachdem man ja da doch sehr viele Möglichkeiten hat, lässt sich natürlich auch vieles darstellen. Allerdings ist das immer so eine Geschichte, wo ich finde, da wird dem hier oft Unrecht getan, weil da natürlich viel Kunst drinsteckt. Also natürlich muss ein Winzer auch gut sein, logischerweise, aber an anderen Stellen in seinem Prozess. Also der macht halt viel im Weinberg und in dieser Zeit und dann eben beim Maischen letzten Endes, aber danach ist dann irgendwie so gut. Aber beim Brauen ist dieser Prozess, der da eben, das Brauen an sich, das Maischen und alles danach, hopfenstopfen zum Beispiel, aber insgesamt das Spiel da mit den verschiedenen Hefen, mit allem drum und dran, wo man doch sehr bewusst dran geht, auch eine große Kunst, die oft so ein bisschen verkannt wird, finde ich. Also zumindest, wenn wir in Deutschland sind, da ist der Stellenwert von Bier oft nicht da, wo er vielleicht hingehört.

Markus Lohner: Ja, wobei ich den Winzern jetzt nichts abtun will, aber …

Markus Raupach: Nein, nein, nein.

Markus Lohner: … die haben einen ganz anderen Ansatz und den finde ich total spannend. Ich kenne jetzt weniger deutsche Winzer, ich bin jetzt hier jahrelang im Winter in Südafrika gewesen und habe da das Glück gehabt, mit etlichen Winzern zu reden. Also denen ihr Ansatz ist komplett anders wie der vom Brauer. Okay, beim Wein heißt es ja Cuvee und beim Bier heißt es Bierpanscher. Wobei wir bei holzfassgereiften Bieren schon eher wie ein Winzer denken müssen. Und was die da teilweise machen mit Böden und mit einer Palette, die sie sich aneignen an Geschmäckern, an Noten, was sie dann irgendwo im richtigen Verhältnis zusammenmischen, total spannend, total. Also ich schaue schon ganz gern auf über den Tellerrand vom Brauer raus. Wo ich auch in der Bäckerei, wo wir das begonnen haben, das war total interessant, da habe ich mir gedacht, hej, das gibt es ja gar nicht, das könnte ja sein, der redet da teilweise fast vom Gedankengang wie amerikanische Craft-Brauer. Du hast da immer wieder in diesen produzierenden Lebensmittel, produzierenden Bereich, so viele interessante Ansätze, wenn der Rohstoff natürlich im Vordergrund steht. Wenn alles über Effizienz geht, das hast du vorhin gesagt, Deutschland hat einen sehr, sehr verbraucherfreundlichen Bierpreis. Das freut die Verbraucher, die Produzenten nicht ganz so, aber darum haben sich natürlich auch die Brauereien dahin entwickelt. Und das darf man nicht verteufeln, da gibt es schon einen Grund dafür, ist ein bisschen wachgerüttelt worden und das ist auch gut so, und der Mittelstand hat das ja auch erkannt. Und wie gesagt, in der Region sind wir sowieso sehr gut beieinander, das Ganze Fränkische, toll. Wir haben in Bayern einfach eine Bierlandschaft, die Spaß macht, muss man schon sagen. Und da beneidet uns, glaube ich, fast die ganze Welt. Die Belgier nicht, weil die wissen es gar nicht, wollen es nicht wissen. Aber, ja, ist schon ein Segen, in so einer Gegend sich Zuhause fühlen zu können.

Markus Raupach: Das stimmt, absolut. Ja, wobei ich noch einen Satz sagen muss, ich finde das wirklich ein sehr, sehr gelungenes Saison, weil es auch die, wie man so schön sagt, drinkability eines Saisons hat. Und das ist ja oft so ein Punkt, das hinzubekommen, ist auch gar nicht so einfach, trotz dieses hohen Vergärungsgrads und dieser intensiven Aromatik und der Bittere, die ja trotzdem da sein muss, da ein schönes ausgewogenes Bier hinzubekommen. Das gefällt mir wirklich sehr gut. Und, ja, das zeigt vielleicht auch, dass die Internationalität halt größer geworden ist, auch was die Bierstile angeht, was die Rohstoffe angeht und man da natürlich mittlerweile einfach noch mehr auch machen kann, weil der Verbraucher vielleicht jetzt auch ein bisschen mehr offener ist und auch mal gern was anderes ausprobiert. Und, ja, also, ja, sind wir mal gespannt auf diese Dose. Du hast ja schon gesagt, da ist eine Brezel drin, es ist zumindest auch eine drauf.

Markus Lohner: Ja, darum heißt es ja auch Free Lunch. Ja, Omnipollo macht natürlich schon sehr ausgefallene Sachen. Und wir haben hier den schwedischen Lehrling gemacht, witziger weise ja eigentlich ein bayrisch Helles mit schwedischem Malz. Und beim Free Lunch muss man das Glas jetzt vorher nicht unbedingt ausspülen, weil das erschlägt alles, was vorher war, auch das Saison. Und, ja, schaut ein bisschen ölig aus.

Markus Raupach: Absolut. Also ich muss den Namen nochmal sagen, hoffentlich kriege ich es jetzt nach den ganzen Bieren noch unfallfrei hin. Also da steht jetzt Chocolat and Vanila Sprinckled Pretzel Imperial Stout. Ich habe ja gelernt, man muss von hinten anfangen, also Stout, Imperial Stout kriegt man hin. Pretzel, das ist das klassische Wort für Bretzel und dann haben wir hier noch Schokolade und Vanille. Erinnert mich vielleicht so ein bisschen an diesen Snack, den es manchmal gibt, die Brezeln, die in Schokolade getaucht sind, die man so in kleinen Tütchen kaufen kann. Ja, also Omnipollo, das ist natürlich schon eine Hausnummer: Und das ist auch so ein typisches Omnipollo, vom Aussehen her, also sehr intensiv von der Farbe. Man merkt auch schon, da ist ein bisschen Alkohol dabei und natürlich sehr aromatisch. Und das ist eine Brauerei die wirklich spaltet, also muss man sagen, aber die in meinen Augen auch oft spannende Grenzen auslotet oder sogar wieder überschreitet, um nochmal neue Sachen vorzustoßen und, ja, die sich auch einfach trauen und ich glaube, wo es auch einfach Spaß macht, Collaborations zu machen. Ja,. wir können ja erst mal kurz über das Bier sprechen und dann würde mich interessieren, wie da so ein Collab eigentlich abläuft, weil es ja auch immer so eine Frage ist, wie so zwei Brauereien, kreative Köpfe, eigene Philosophien, dann sich treffen und zu sagen, jetzt machen wir hier gemeinsam ein Bier. Aber vielleicht erst zu diesem Bier, es ist ja echt sehr spannend. Also als Mittagessen zu bezeichnen, finde ich es auch interessant, aber das ist ja gratis, insofern also kommen wir zu Free Lunch. Aber man hat tatsächlich, und das, finde ich, ist immer die Herausforderung, wenn ich diese Zutaten habe jetzt hier wie Schokolade, Vanille, diese Bretzeln und dann Imperial Stout, dann möchte ich das irgendwie auch wahrnehmen können und das kann man. Und das, finde ich, ist für mich immer so die Benchmark, auch in einem Bierwettbewerb. Weil es gibt ja doch Brauer, die schreiben alles Mögliche da drauf, was angeblich drin ist und wenn man dann reinriecht, naja, dann riecht es halt wie ein ganz normales Jeweiliges von diesem Bierstil und dann ist man sogar eher enttäuscht. Und hier finde ich das ganz spannend, weil man wirklich von der Schokolade bis zur Vanille, bis zu dieser Brezenkruste und dann eben die Stout-Noten mit diesem kaffeeigen Ton, wirklich alles dabei hat, also sehr interessant. Wuchtig natürlich auch, 11%, okay, aber es ist halt drin was draufsteht. Und hat eine schöne süße Note und auch so eine herbale, so eine kräutrige Note, die finde ich ganz spannend. Ja, mal schauen, was da noch so draufsteht, Haferflocken, Vanille- und Kakaoraspeln, Bretzeln. Habt ihr da wirklich ganze Brezeln rein geschmissen?

Markus Lohner: Ja, allerdings sind die schon eher ein bisschen auf der Marketingseite, muss man sagen. Vanille, absolut, da ist auch richtig Geld ausgegeben worden. Zu dem Bier könnte natürlich mein Braumeister der Stangel Michael deutlich mehr sagen. Meine Tochter war ein paar Wochen oben in der Brauerei, die Brauerin gelernt hat und dort gearbeitet hat. Das war, glaube ich, auch in dem Zeitraum, wo es dann abgefüllt wurde. Ja, Omnipollo macht wirklich sehr außergewöhnliche Biere. Gut, mit ihnen kommen wir zusammen, weil wir die Brauanlage geliefert haben und so wie doch auch die Mehrzahl der Collabs eigentlich zusammenkommen, was natürlich auch eine schöne Synergie ist. Weil, wenn die Brauereien, Brauereibesitzer dann zu uns kommen zur Abnahme, um das Sudhaus anzuschauen, die Brauerei anzuschauen, hat man natürlich super gut Zeit für sowas. Den Brauprozess will man eh durchsprechen, die Automatik durchsprechen, dann eignet sich natürlich so ein Collab schon unheimlich dafür. Und das wollen wir auch noch viel mehr nutzen in der Zukunft. Ich verlagere eigentlich grade meinen Schwerpunkt Richtung Camba. Früher war ich ja sehr viel unterwegs in den USA und habe den Verkauf von Brauanlagen drüben gemacht, mittlerweile seit einem Jahr bin ich eigentlich viel mehr vertrieblich auf der Camba-Seite zuständig. Brauerei, brauche ich ja zum Glück nicht so viel machen, weil wir da ein ausgezeichnetes Brauereiteam haben und, ja, so kommt die Qualität, so kommt die Konstanz rein. Und ich versuche eigentlich grade, die Synergien nochmal zu nutzen und da sind die Collabs natürlich toll. War ja auch mit der Hauptgrund, wieso wir auch gesagt haben, die Brauerei als Showroom, als Technikum, Weiterentwicklung und dann diesen mega Erfahrungsaustausch, den du mit Spitzenbrauern aus der ganzen Welt hast. Wo, wenn ich jetzt irgendein Bier machen will, das jetzt eben nicht im deutschen Bierspektrum angesiedelt ist, dann weiß ich fünf Leute, die ich anrufen kann oder wenn ich eine Hopfensorte brauche, wie den Nelson damals, den es eigentlich nicht mehr gab, dann weißt du auch zwei, drei Braumeister, wo du anrufen kannst, wo du sagst, ej, kannst du mir da aushelfen? Das ist das Schöne an der Brauindustrie und da sind wir natürlich mitten drin. Und wie gesagt, die Collabs eignen sich da perfekt, weil vor allem im Ausland natürlich unser Know How von den traditionellen deutschen, bayrischen Biersorten angezapft wird und genauso haben wir dann höchstes Interesse, die anderen Sachen zu erfahren. Da reden wir jetzt nicht von irgendwie kopieren von Rezepturen, sondern vom Erfahrungsaustausch, weil, auf dem Level kopierst du nicht, das wäre dann doch ein bisschen erbärmlich. Ich vergleiche es immer mit einem Spitzenkoch, der die Chance hat, wobei ich mich jetzt nicht als Spitzenkoch bezeichnen würde. Aber wenn du das ganze Jahr mit absoluten top Koryphäen zu tun hast und diesen Austausch auf dem Level hast, dann kannst du entweder wegschauen oder du kannst es aufsaugen.

Markus Raupach: Ja, also du kannst eigentlich nur gewinnen, das ist der Punkt. Wobei, da finde ich, ist schon auch nochmal von der Anlagenbauseite interessant, weil ich ja jetzt, wenn ich eine klassische deutsche Brauanlage baue, dann weiß ich ja, okay, wo bewegen sich die Stammwürzen und was wird da verwendet, das ist ja alles bekannt. Aber wenn ich jetzt eine Brauanlage baue eben außerhalb des deutschen Bierraumes, dann sind vielleicht andere Stammwürzen, andere Zutaten, andere Anforderungen letzten Endes auch an das Rohr oder an irgendwelche Gerätschaften. Inwieweit muss man sowas auch noch berücksichtigen, wenn man zum Beispiel eine Anlage in Schweden baut?

Markus Lohner: Ja, Omnipollo, da reden wir schon von Stammwürzen über 30 Plato, die man jetzt im bayrischen Sektor nicht unbedingt braucht. Wir bauen unsere Anlagen extrem flexibel, also wir versuchen da schon so viel wie möglich rein zubekommen, aber mit Zusätzen oder mit Anpassungen, wo es da eben drüber rausgeht. Früher ist halt eine Sudhausgröße, war definiert, wie groß die Pfanne, wie groß der Bottich ist. Heutzutage ist es für uns ganz normal zu fragen, hej, was sind deine zwei, drei Main-Biersorten, in welchem Platobereich bewegen sich die? Gibt es noch ein paar andere Sachen, die wir wissen müssen, wo du das Teil, wo du das anpasst, aber so, dass das andere natürlich auch möglich ist. Und je breiter du von Grund auf da aufgestellt bist, umso leichter geht das irgendwann und das ist schon unser Ziel. Wir haben eigentlich noch keine Herausforderung nicht erfüllen können, weil, am Schluss ist es ja doch Bier, auch wenn es extrem stark, extrem leicht, extrem dunkel, extrem hopfig ist. Und mit anderen Brauereien, die da immer wieder drüber rausgehen, und das Black Shark ist ja auch was, wo man drüber rausgeht, lernst du ja immer mit dazu und kommst schon in einen Randbereich rein, wo du manchmal sagst, jetzt wird es echt spannend. Da können wir dann aber nicht zehn Sude raus pressen, aus dem Sudhaus, sondern das geht natürlich dann zu Einbußen in Punkto Effizienz, aber wenn du das für dein Bier, für deinen Geschäftserfolg für nötig hältst, ja, dann machen wir das. Weil, den Anspruch haben wir schon, dass wir das dann trotzdem schaffen. Und das war auch der Grund, glaube ich, vom Erfolg. In Amerika haben wir oft das Feedback bekommen über andere, das sind die, die zuhören. Weil, der deutsche Brauer ist schon sehr oft von sich selber überzeugt und geht da teilweise in ein anderes Land und erklärt denen, wie man Bier braut. So anmaßend war ich nie, wahrscheinlich weil ich auch nicht der Überbrauer bin, sondern einfach gesagt habe: „Hej, das Ding, das schmeckt so gut.“ Offensichtlich habe ich da beim Lernen ein paar Sachen übersehen und habe das immer nur bewertet an dem, wie das schmeckt, was für einen Erfolg der hat. Und wenn der mit dieser Methode Erfolg hat, dann muss ich mich als Lieferant drauf einstellen. Und das macht echt Spaß, wenn man das von der Seite dann sieht und vor allem, wenn du dann so eine Mannschaft hinter dir hast, die dann echt daran auch Spaß hat. Aber ansonsten ist man auch nicht lange bei uns, muss ich sagen. Das ist, Spaß am Bier gehört bei uns dazu, ja. Haben wir halt den Kundenkompass, da steht Lebensgefühl Bier und da stehen wir auch dafür.

Markus Raupach: Absolut, das sieht man auch allein schon daran, dass im Nebenraum ein Kicker steht, sich die Leute also durchaus auch mal vergnügen können. Und, ja, also ganz, ganz vielen Dank für deine Zeit, für all die Infos, für das Standing jetzt hier, auch diese ganzen Biere mal so durch zu verkosten, fand ich ganz spannend. Und auch vielen Dank dafür, dass du heute nicht nur zugehört hast, sondern auch was erzählt hast. Wobei du auch zuhören musstest, ich rede ja auch immer was zwischendurch. Aber, nein, also sehr, sehr spannend, vielen Dank nochmal, das war ganz toll. Und nochmal an die Hörer natürlich die Empfehlung, also die einfachste Möglichkeit ist, hier vorbeizukommen, es ist ein wunderschöner Ort. Hier kann man sogar Urlaub machen, also man kann die Zeit beliebig verlängern, die man hier in der Gegend ist, ganz, ganz wunderschön. Und natürlich kann man die Biere auch Online sich bestellen und dann vielleicht ein bisschen mit uns mit verkosten, auch das ist ja möglich. Also viel Spaß auf jeden Fall und dir nochmal vielen, vielen Dank.

Markus Lohner: Ja, danke, Markus, hat Spaß gemacht.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de