Luisa Schröen erblickte das Licht der Welt dort, wo viele den Himmel vermuten: In Werter, der Heimat der berühmten Sahnekaramellbonbons. Doch wie es immer so ist – als junge Frau startete sie in die Welt und fand sich an der Universität in Utrecht wieder, wo sie sich einen Nebenjob in einer Kneipe suchte. Gefunden hat sie aber auch eine große Liebe, der sie ihre heutige Berufung verdankt: Den Bierverteller, seines Zeichens einer der schönsten Bierläden der Welt. Liebevoll arrangiert sie das riesige Sortiment und sorgt dafür, dass sich jeder Bierliebhaber abgeholt fühlt, egal, wieweit er oder sie bereits in der persönlichen Biererfahrungsreise gekommen ist. Die charmante und humorvolle Biersommeliére versteht ihr Handwerk – und bringt genau dieses Flair auch wunderbar im BierTalk rüber. Hier geht es natürlich um ihre Geschichte, aber auch um Utrecht, die Niederlande und das Bier…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute haben wir wieder ein Spezial, weil wir ins Ausland gehen und wir haben eine ganz besonders charmante und bierkundige Gästin aus einer schönen Stadt, die ich letztes Jahr bereisen durfte, nämlich aus Utrecht. Und unsere Gästin ist die liebe Luisa, aber vielleicht stellst du dich am besten unseren Gästen mal kurz selber vor.
Luisa: Ja, hallo Markus, erst mal vielen Dank für die Einladung, schön, dass ich an deinem Podcast teilnehmen darf. Ja, ich bin Luisa, bin 35 Jahre alt, wohne, wie du schon sagtest, im schönen Utrecht in den Niederlanden. Wie du aber sicherlich hörst, komme ich nicht ursprünglich aus den Niederlanden, sondern komme aus Deutschland, aus einem kleinen Dörfchen. Werther, das ist in der Nähe von Bielefeld, vielleicht sagt dir das was, ist aber auch nicht so wichtig. Ich wohne inzwischen seit 15 Jahren in den Niederlanden und führe seit 2017 den Bierverteller. In erster Linie ist es ein Craft-Beer-Geschäft in Utrecht, wir organisieren aber auch Bierverkostungen, sowohl bei uns im Laden als auch bei Leuten Zuhause, bei Firmen. Selbst auf Campingplätzen wurden wir schon eingeladen, also das ist alles möglich.
Markus: Spannend, also werden wir auch gleich ein bisschen drüber reden, was der Bierverteller denn eigentlich bedeutet. Jetzt erst mal, wenn du von Werther sprichst, da kenne ich nur Bonbons, hat das was damit zu tun?
Luisa: Genauso ist es, ja. Werthers´s Echte, da komme ich her.
Markus: Nicht schlecht, jetzt habe ich endlich mal ein Bild dazu. Ja, schön. Wächst man da als Kind auch damit auf?
Luisa: Ja, natürlich. Ich habe sogar noch eine Zeitlang in der Fabrik gearbeitet, um mir meinen Sommerurlaub zu finanzieren. Also, ja, man wächst definitiv damit auf. Aber ansonsten ist Werther jetzt nicht der spannendste Ort, was, ja, vielleicht auch der Grund ist, warum ich dann irgendwann gesagt habe: „So, jetzt muss ich mal raus, jetzt verschlägt es mich in die Niederlande.“
Markus: Und wie kommt es dann für dich zu dem Thema Bier, also war das was, was dich auch schon als Jugendliche beschäftigt hat oder wie kommst du da so in die Ecke?
Luisa: Ja, die Art und Weise, wie ich zum Thema Bier gekommen bin, ist eigentlich eine sehr traurige Geschichte. Gleichzeitig kann ich auch nicht über den Bierverteller erzählen, ohne diese traurige Geschichte auch zu erzählen, also das hängt alles sehr zusammen. Es ist nämlich so, dass der Bierverteller ursprünglich die Firma meines Mannes war, von Thomas. Der hat in 2012 angefangen, Bierverkostungen zu organisieren hier in den Niederlanden. Und das lief total gut, so gut, dass er irgendwann in 2016 sich dazu entschlossen hat, auch ein Biergeschäft dazu zu eröffnen, hier in der Twijnstraat. Das ist eine der ältesten Einkaufsstraßen von Utrecht. Und sechs Wochen nach der Eröffnung wurde Thomas krank. Und nur zehn Monate später ist er an den Folgen von Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Und das war natürlich erst mal eine ganz fürchterliche und traurige Situation, in der ich auch mir auch noch gar nicht so klar war, was machen wir jetzt mit dem Laden? Und Thomas hatte zum Glück ein ganz tolles Team schon im Laden stehen in diesen ersten sechs Wochen, die sich dann erst mal darum gekümmert haben, dass der Laden erst mal irgendwie weiterläuft. Und relativ schnell habe ich mich dann doch dazu entschlossen, das aufzugreifen und einfach mal auszuprobieren, wie das ist, einen Bierladen zu führen. Das war gar nicht unbedingt meine Ambition. Ich hatte eigentlich einen ganz anderen Background, ich habe Anthropologie hier studiert in den Niederlanden. Und, ja, aber da ich auch grade erst meinen Master abgeschlossen hatte, als Thomas krank wurde und ich auch natürlich in einer Situation war, in der ich erst mal völlig, überhaupt nicht wusste, was ich tun sollte, dachte ich, na, warum denn eigentlich nicht? Und das gar nicht mal so, weil ich das für Thomas machen wollte. Also er war da auch sehr, sehr deutlich und hat gesagt: „Du, mit dem Laden, mach was du willst und du brauchst da nicht für mich irgendwas machen.“ Sondern einfach auch aus Neugierde, weil ich das Thema Bier immer schon spannend fand, viel mit Thomas probiert habe, verkostet habe, natürlich auch viele Geschichten gehört habe. Und, ja, so habe ich das dann ausprobiert. Und jetzt sind wir fünf Jahre weiter. Inzwischen bin ich Biersommelier, ich habe meine Ausbildung letztes Jahr abgeschlossen und, ja, führe ich den Laden mit viel Spaß und mit einem tollen Team und tollen Kunden, die zu uns kommen. Und so komme ich zum Thema Bier.
Markus: Ja, also ist natürlich eine nicht sehr schöne Geschichte und eine, die sicherlich auch, ja, für dich nicht einfach war, überhaupt anzunehmen. Und auf der anderen Seite hast du jetzt einfach sein Lebenswerk ein bisschen auch zu deinem gemacht. Und das wiederum ist ja auch eine schöne Geschichte, die dann auch eine Fortsetzung irgendwie findet.
Luisa: Ja.
Markus: Ja, was mich vorher noch interessiert hätte, wie kamst du überhaupt nach Holland, in die Niederlande? Also wenn man da so in Werther groß wird und Bonbon brät und sich dann überlegt, vielleicht gehe ich woandershin, würden vielleicht normale Menschen sagen: „Ich gehe nach Berlin oder Hamburg oder München“ und, ja, aber wie kommt man dann in die Niederlande?
Luisa: Ja, das stimmt, was du sagst, die meisten meiner Freunde sind nach Berlin gegangen. Ich habe mich dann doch für die Niederlande entschieden, weil meine Schwester hier studiert hat und da bin ich regelmäßig hingefahren. Und als ich dann mein Abi gemacht habe, dachte ich danach, so, jetzt muss ich raus. Und dann war die Wahl relativ schnell getroffen, einfach weil ich da schon häufig war, mir das sehr gut gefallen hat. Ich hatte noch keine konkreten Pläne, was das Studium angeht und habe dann erst mal da angefangen, in einer Kneipe zu arbeiten. Ja und so bin ich dann letztendlich in den Niederlanden kleben geblieben, habe dann angefangen zu studieren. Und während meines Studiums habe ich dann mich in einem Bier-Cafe hier in Utrecht beworben, das Kafé België hier. Der Name sagt es schon, belgische Biere. Ja und da stand Thomas hinter der Theke und so haben wir uns dann auch kennengelernt. Und so habe ich natürlich auch das Bier kennengelernt.
Markus: Ja, das ist auch eine interessante Sache, weil die meisten Leute bei uns vielleicht, wenn man an Niederlande, oder Holland sagen wir ja in der Regel bei uns, denkt, eher so, ja, mit Heineken das Ganze vielleicht assoziiert und …
Luisa: Ja.
Markus: … vielleicht mit Dosenbier und was weiß ich was. Also man jetzt nicht unbedingt die Idee hat, okay, da ist jetzt eine Bierkultur, wie man sie vielleicht aus Belgien kennt oder so. Das heißt, wir waren denn deine ersten Begegnungen, war das wirklich die Dose Heineken auf den Tisch oder kam da wirklich gleich ein besonderes schönes kräftiges intensives Bier?
Luisa: Nee, also die allerersten Begegnungen waren tatsächlich Pils und häufig auch wahrscheinlich Heineken, wobei das in dem Moment für mich nicht die allergrößte Rolle spielte. Und dann, das dauerte eine Zeitlang, in erster Linie fing das an mit den belgischen Bieren, die hier natürlich auch sehr präsent sind, inzwischen eher traditionell. Also inzwischen ist natürlich auch einiges passiert in den Niederlanden, was das Bier angeht. Aber, ich glaube, so die belgischen Biere haben als erstes einen großen Eindruck gemacht, weil ich das aus Deutschland gar nicht so kannte. So hat es angefangen und dann natürlich auch mit der Bewerbung im Kafé België.
Markus: Ja und dann startet so eine Biergeschichte los.
Luisa: Ja.
Markus: Vielleicht, wenn man sich das so überlegt, die Hörer wissen vielleicht gar nicht, was Utrecht eigentlich ist. Also was heißt, was es ist? Wissen wir schon, eine Stadt. Aber, wie muss ich mir das vorstellen, was ist das für eine Stadt, was gibt es da für eine Bierkultur? In welcher Gegend bist du da unterwegs, wie schaut das aus?
Luisa: Ja, Utrecht ist absolut eine Bierstadt und hat, seitdem ich hierhingezogen bin, ist auch wahnsinnig viel passiert auf dem Gebiet, was das Thema Bier angeht. Wie ich sagte, das hat angefangen mit den belgischen Bieren, aber inzwischen wird natürlich in den Niederlanden wahnsinnig viel und tolles und gutes Bier gebraut. Es gibt inzwischen unzählige Bier-Cafés, aber auch jede Menge Brauereien hier in Utrecht, die tolles Bier brauen. Und, ja, da lohnt sich der Besuch für die Bierfans absolut, ja.
Markus: Ja und der Bierverteller ist eben ein Laden, in dem ich Bier kaufen kann, aber auch ein Wissenszentrum, ein Kommunikationszentrum. Vielleicht auch so ein bisschen so ein Netzwerkgenerator, wo sich Leute einfach treffen. Und bevor wir da drüber reden, sollten wir jetzt vielleicht einfach mal ein Bier probieren.
Luisa: Unbedingt!
Markus: Also ich habe mir jetzt zwei aufgehoben, bevor ich dich besucht habe, habe ich ja doch einiges an Bier mitgenommen. Und zwei sind noch da, die werde ich gerne nach und nach aufmachen. Aber du hast dir vielleicht auch was ausgesucht und natürlich, erstens, der Gast zuerst und zweitens sowieso Ladys first, also insofern …
Luisa: Na, das ist sehr nett.
Markus: … magst du vielleicht mit einem Bier anfangen?
Luisa: Ja, klar, das mache ich. Also erst mal zu der Frage, welches Bier habe ich mir ausgesucht? Du hast ja gesagt, vielleicht hast du einfach zwei Lieblingsbiere. Die Wahl war sehr, sehr schwer. Also was die Lieblingsbiere angeht, gibt es natürlich so ein paar Klassiker, wo ich dachte, oh ja. Zum Beispiel das Orval, ein belgisches Trappistenbier, was ich, wenn ich nicht weiß, was ich trinken soll, immer gut finde. Oder beispielsweise das Raging Bitch von Flying Dog war das erste Bier, was Thomas für mich eingeschenkt hat. War für mich so der Eye-Opener auf dem Gebiet IPAs damals. Aber irgendwie dachte ich mir dann auch, ja, ich will natürlich auch schon ein niederländisches Bier mir aussuchen und dann habe ich letztendlich gedacht, ich suche mir was aus, was nahe bei mir ist, was mir am Herzen liegt. Und dann war die Wahl relativ schnelle getroffen, sind auch zwei Utrechter Biere übrigens. Und das erste Bier, was ich mir ausgesucht habe, ist das Sterk Water. Das Sterk Water ist ein Pale Ale, gebraut für das fünfjährige … ach, schau an.
Markus: Also was ihr jetzt nicht sehen könnt, ich habe grade in die Kamera gehalten, dass das auch das Bier ist, was ich mir zuerst ausgesucht habe, also sehr schön. Also erzähl nur weiter, aber das ist ja schön, weil, dann können wir gemeinsam probieren.
Luisa: Ja, das ist klasse. Ja, das Sterk Water ist ein Pale Ale, wurde gebrauen von der Brauerei Maxismus hier in Utrecht für das fünfjährige Jubiläum vom Bierverteller, das war letztes Jahr im Sommer. Es ist aber so, dass das Sterk Water auch schon vor fünf Jahren einmal gebraut wurde. Und zwar war das in der Zeit, die, die ich eben erzählt hatte, in der Zeit, als Thomas krank wurde. Da haben sich alle Utrechter Brauereien zusammengeschlossen, um Thomas zu unterstützen und ihm zu zeigen, wir sind da, wir denken an dich, und sie haben gemeinsam das Sterk Water gebraut. Wovon der Gewinn des Bieres auch an eine Stiftung gespendet wurde, die sich einsetzt für neue wissenschaftliche Untersuchungen für die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ja und so war für mich dann letztes Jahr, als wir unser Jubiläum feiern wollten, die Frage, was machen wir in Zeiten von Corona? Ich wollte das nicht einfach so vorbeiziehen lassen, diese fünf Jahre, konnte jetzt aber auch keine riesen Party schmeißen, auch wenn ich das gerne gemacht hätte. Ja und dann dachte ich mir, es wäre doch schön, dieses Bier dann doch noch einmal brauen zu lassen, auch weil häufig mal die Frage kam, wird das nochmal irgendwann gebraut? Naja und in diesem Fall habe ich mich dann für den einfachereren Weg entschieden, nicht nochmal alle Brauereien zusammengetrommelt, sondern habe dann eine der beteiligten Brauereien gefragt, ob sie Lust hätten, das nochmal mit uns zu brauen? Das ist Brauerei Maxismus und so gibt es jetzt wieder das Sterk Water. Ich schenke es mal direkt ein.
Markus: Ja, auf jeden Fall, mache ich mit. Man hört schon, es kommt aus einer Dose.
Luisa: Ja. So, dann sage ich erst mal Prost.
Markus: Prost.
Luisa: Von der Farbe her goldgelb, würde ich sagen. Es ist ein bisschen hazy, trubel sagt man auf Niederländisch. Ich muss dazu sagen, …
Markus: Ja.
Luisa: … ich bin dadurch, dass ich erst in den Niederlanden mich so wirklich mit Bier auseinandergesetzt habe, gewöhnt, auf Niederländisch über Bier zu reden. Und alle Begriffe, …
Markus: Okay.
Luisa: … was das Bier angeht auf Deutsch, musste ich mir so langsam dazu lernen. Also es fällt mir nicht immer einfach, auf Deutsch über Bier zu reden. Vom Aroma …
Markus: Du kannst gern im Zweifelsfall auch niederländisch sprechen und wir versuchen es dann zu übersetzen.
Luisa: Ja, das kriegen wir bestimmt hin. Da habe ich später auch noch eine Frage, vielleicht kannst du mir da helfen. Vom Aroma her, so ein bisschen fruchtig, ein paar Cirtrustöne, aber auch etwas florales da drin. Und das wirst du wahrscheinlich vielleicht gleich im Geschmack auch zurückerkennen.
Markus: Okay. Ja, es erinnert so an, ich überlege, so Blüten, ja, mit der Bitteren, vielleicht so an Jasmintee, also in so eine Richtung geht das für mich.
Luisa: Genau, so ist es.
Markus: Aber viel Grapefruit auch.
Luisa: Ja, es wurde nämlich auch mit Jasmintee gebraut, unter anderem.
Markus: Ach, okay. Ich habe noch gar nicht auf die Dose geschaut, muss ich sagen.
Luisa: Ah, das ist sehr gut. Denn meistens, wenn die Leute auf die Dose schauen, dann steht drauf, grüner Jasmintee, Curcuma, ich glaube, Hafer steht …
Markus: Ach, ja.
Luisa: … grüner Jasmintee und Curcuma. Und was ich häufig im Laden miterlebe ist, das Leute erst mal ein bisschen erschrocken sind und sagen: „Wie? Grüner Jasmintee und Curcuma, da klingt ja sehr intensiv.“ Also ich finde persönlich, dass es eigentlich sehr mild ist und sehr subtil, dieses Florale von dem Tee, was eigentlich sehr angenehm ist. Wobei Leute häufig denken, dass es wahrscheinlich ein ziemlicher Kracher ist, was den Tee und das Curcuma angeht. Es hat was damit zu tun, dass Curcuma anscheinend, ich habe jetzt nicht die wissenschaftlichen Untersuchungen dazu gelesen, aber Curcuma ist anscheinend, hat eine positive Wirkung bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Und die Stiftung, von der ich eben erzählt hatte, die dann auch die Spenden von dem Gewinn des Bieres empfangen hat, die haben auch die Wirkung von Curcuma bei der Behandlung untersucht. Und daher hatten sich die Brauer damals schon dazu entschlossen, dass Curcuma irgendwie damit reinzubringen. Jetzt bei dem zweiten Batch, der gebraut wurde, fünf Jahre später, haben wir uns dazu entschlossen, das Curcuma etwas zurückzubringen, weil das damals doch ein bisschen viel war und stattdessen haben wir uns dazu entschlossen, den grünen Jasmintee dazu zunehmen.
Markus: Ah.
Luisa: Und so haben wir das Rezept doch ein bisschen angepasst nach unseren Wünschen.
Markus: Ja, also ich kann mich erinnern vom Kochen mit Curcuma, dass das ja auch eine sehr intensive Farbe hat. Obwohl, man kann das auch ein bisschen wiedererkennen hier, ne …
Luisa: Ja, das denke ich auch.
Markus: … also so ein sehr schönes Orange.
Luisa: Ja, das Goldgelb kommt, denke ich auch, ein stückweit vom Curcuma, ja.
Markus: Ja und ein sehr schönes Mundgefühl, also sehr schön, wie es auf der Zunge so moussiert. Ich finde, es hat auch eine relativ alkoholischen Eindruck. Also auch das habe ich noch gar nicht geschaut, wie stark das eigentlich ist.
Luisa: Es ist nicht so stark …
Markus: Mal gucken.
Luisa: … 5,8.
Markus: Na gut, für holländische Verhältnisse.
Luisa: Wahrscheinlich.
Markus: Bei uns wäre 5,8 ja mindestens ein Festbier, also insofern, ja. Aber, gut, ich meine, es hat halt einfach ein bisschen Intensität und ist ja auch gut. Und das tut natürlich auch den Aromen gut, wenn ich ein bisschen mehr Alkohol habe.
Luisa: Ja.
Markus: Und was heißt denn eigentlich Sterk Water? Ist das Stärkungswasser oder wie kann man das übersetzen?
Luisa: Ja, das ist ein bisschen schwierig zu übersetzen. Ich habe tatsächlich sogar noch darüber nachgedacht, wie übersetze ich das Sterk Water. Also wenn ich es direkt übersetze, heißt, das starke Wasser. Das verstehst du wahrscheinlich auch noch, ohne Niederländisch zu sprechen. Aber Sterk Water ist die Flüssigkeit, in der, oh Gott, wie erkläre ich das? Sterk Water ist die Flüssigkeit, in der beispielsweise Organismen eingelegt werden im Naturkundemuseum.
Markus: Ach, okay.
Luisa: Gibt es da ein Wort für?
Markus: Na, ich überlege grade. Ist das nicht einfach Alkohol?
Luisa: Ja, das ist sehr starker Alkohol, aber es wird halt, es gibt hier dann den Begriff Sterk Water dafür.
Markus: Bow, krass.
Luisa: Ja.
Markus: Okay. Ein Konservierungsmittel sozusagen?
Luisa: Genau, so ist es, ein Konservierungsmittel. Passt in dem Fall vielleicht nicht 100-prozentig wegen den 5,8 Prozent. Die Entstehungsgeschichte des Namens ist vielleicht etwas zu lang her und zu komplex, um das jetzt hier auszuführen.
Markus: Okay, also wer das wissen möchte, der muss einfach nach Utrecht kommen und dich besuchen …
Luisa: So ist es.
Markus: … dann kann er sich das ja ausführlich anhören. Ja, also erst mal ein tolles Bier. Schön und sehr würzig, dass wir uns dasselbe ausgesucht haben, das macht natürlich schon mal einen schönen Auftakt. Und wenn wir jetzt überhaupt über Utrecht als Bierstadt, hast du ja grade schon gesagt, sprechen, die Brauerei Maxismus, habe ich auch besucht. Faszinierender Laden, tolle Leute dort auch, die sich wirklich unglaublich viele Gedanken machen und die auch wirklich sehr kreative, spannende Biere machen mit einer sehr großen Reichweite, also Range. Das heißt also, sowohl Klassiker als auch wirklich ganz kreative verrückte Biere, bis hin zu alkoholfreien Bieren. Und das wirklich in einer tollen Qualität. Also wir durften uns da einmal Querbeet durch verkosten und haben auch so ein paar alte Flaschen probieren dürfen, die die da eingelagert haben, also wirklich eine ganz großartige Brauerei. Hast du zu den Brauereien in Utrecht insgesamt einen näheren Kontakt oder gibt es so ein Paar, wo du intensivere Kontakte hast?
Luisa: Ja, generell haben wir definitiv einen guten Kontakt zu den Utrechter Brauereien, einfach auch, weil ich gerne direkt bei den Brauereien bestelle, also solange das möglich ist natürlich. Und das Tolle ist, dass die meisten der Utrechter Brauereien auch noch direkt bei uns liefern und das nicht über den Großlieferanten geht. Und so spricht man sich häufig, hat man viel Kontakt, sieht man sich natürlich auch regelmäßig in den Utrechter Bier-Cafés. Das finde ich immer sehr schön, dass man, ja, meistens, wenn man bestimmte Cafés besucht, dann doch auch regelmäßig Leute aus den Brauereien trifft und das ist einfach eine sehr nette, ja, eine sehr nette Welt, in die man sich begibt. Also der Kontakt ist gut, definitiv und, ja, ja.
Markus: Ja und so haben wir uns ja auch kennengelernt, muss ich sagen, weil ich ja mit meinem Freund Uwe Kalms unterwegs war, der wiederum auch in den Niederlanden eine Brauerei hat, sein Braustudio. Und als wir zu dir gekommen sind, hat er auch grade gesagt, er muss eh noch Bier ausliefern und dann schauen wir doch mal vorbei. Und dann haben wir uns unterhalten, er hat nebenbei das Bier ausgeladen, dann habe ich mich ein bisschen umschauen können und das war schon auch eine tolle Erfahrung. Das gibt es bei uns nur noch ganz selten, dass die Brauer da wirklich selber zu den Shops fahren. Und vielleicht noch kurz zum Shop, jetzt sind wir grade an dem Punkt, vielleicht klären wir kurz die Hörer auf, was hinter dem Bierverteller steckt. Also was bedeutet dieser Begriff und welcher Kosmos ist da mittlerweile erwachsen?
Luisa: Kosmos, das finde ich ein gutes Wort. Also der Bierverteller, um es mal zu übersetzen, heißt, der Biererzähler. In Deutschland wird häufig noch gedacht, dass es Bierverteiler heißt, aber es ist der Biererzähler. Das ist auch, was wir tun, wir erzählen über Bier, sowohl bei Verkostungen als auch im Laden. Es ist ein Craft-Beer-Shop. Wir haben ungefähr 700 verschiedene Biere. Das wechselt natürlich, da kommen jede Woche wieder neue Biere dazu, aber wir haben auch definitiv ein fast festes Assortiment. Sagt man das so auf Deutsch?
Markus: Sortiment.
Luisa: Ja, Sortiment …
Markus: Wunderbar.
Luisa: … danke. Sowohl Klassiker als auch die allerneuesten New England IPAs und Emperial Stouts und natürlich auch Barrel Aged, jede Menge. Also wir haben ein relativ breites Sortiment, was das angeht. Und ich finde es auch wichtig, dass bei uns sowohl die absoluten Bier-Nerds und Geeks willkommen sind und auch tolle Sachen finden und neue Sachen finden oder auch Sachen, die schwieriger zu finden sind. Aber ich finde es auch ganz wichtig, dass Leute willkommen sind und sich willkommen fühlen, die vielleicht neugierig sind, selber noch nicht so wirklich wissen, was sie lecker finden, was sie gerne trinken, vielleicht auch nicht so super viel Ahnung vom Bier haben, dass die sich willkommen fühlen. Denn ich merke doch regelmäßig, dass unser Sortiment vielleicht ein bisschen einschüchternd wirken kann, wenn man erst mal so in den Laden reinkommt, es steht halt wahnsinnig viel Bier da und dann finde ich es wichtig, dass wir jemanden an die Hand nehmen und, ja, dass man nicht eingeschüchtert ist davon.
Markus: Ja und das ist auch so, also es steht ja nicht nur einfach so da, sondern ich finde da, das ist zum Beispiel der Punkt, wo man schon auch merkt, dass einfach, ja, eine, ich sage jetzt mal, das klingt ein bisschen plump, aber dass eine Frau irgendwie die Hand anlegt. Weil, wenn ich so bei den Bierläden, die wir bei uns so haben, bei den Meisten rumschaue, dann ist das halt oft sehr technisch, sehr strukturiert, dann geht es entweder nach Stammwürze oder nach Bierstil oder wie auch immer. Und bei dir sind es ja wirklich so kleine Erlebniswelten, wo ich mir eben verschiedene Biere holen kann, die auch noch sehr schön drapiert sind, schön eben angerichtet sind, dass man auch wirklich sich da richtig freut, den Laden zu erkunden. Für mich war das so eine Mischung aus einer Apotheke und einer Bibliothek, also wo man irgendwie Lust hat, einfach überall die Ecken sich anzuschauen, mal ein Bier rauszuholen, genauer hinzuschauen. Und es gibt auch eine Leiter, wo man hochklettern kann, um dann sich eben Biere von weiter oben zu holen oder anzuschauen, also das fand ich extrem einladend und sehr angenehm von der Atmosphäre. Und ich habe sogar Bamberger Bier dort entdeckt, was mich natürlich dann sofort begeistert hat, dass ich sogar ein schönes Rauchbier bei dir gefunden habe. Also insofern, das kann man auch allen nur empfehlen, die sich irgendwie professionell mit dem Thema beschäftigen, so wie du das präsentierst. Habe ich das auf der Welt noch nicht gesehen und es ist auf jeden Fall eine sehr schöne einladende und abholende Art der Einrichtung, wo ich mir gut vorstellen kann, dass sich sowohl jemand abgeholt fühlt, der eben wenig Ahnung von Bier hat, als auch jemand, der jetzt voll auf der Nerd-Schiene unterwegs ist und sich dann auch zurechtfindet und das, finde ich, ist toll. Also war das, hast du da sehr viel Energie in diese Darstellung, Einrichtung gesteckt?
Luisa: Also erst mal freut es mich total, dass von dir zu hören, grade von dir als Experten. Ja, da ist natürlich drüber nachgedacht und das ist, wie gesagt, das ist mir auch sehr wichtig, dass die Leute sich abgeholt fühlen. In erster Linie war die Aufteilung des Ladens nach Geschmack, also wir das so ein bisschen probiert, verschiedene Geschmacksrichtungen aufzuteilen. Wobei das inzwischen auch manchmal sehr schwierig wird, da Biere einzusortieren. Und das wollen wir auch nicht, Biere in Schubladen stecken, aber um so ein bisschen eine Richtung zu geben. Die Idee kam ursprünglich von Thomas, um das so zu machen und die Einrichtung, ja, war natürlich auch seine Idee. Hat er gemeinsam mit seinem Vater, mit meinem Schwiegervater, wochenlang dran gearbeitet und da waren auch Freunde dabei, die da mitgeholfen haben und den Laden so eingerichtet haben. Und, ja, das habe ich dann irgendwann so aufgegriffen, zusammen mit meinem Team und das macht mir auch sehr viel Spaß, dann darüber nachzudenken. Und es ist ja auch so ein bisschen so eine Wohnzimmeratmosphäre und da ich auch viel da bin und das auch so ein bisschen mein zweites Wohnzimmer ist, ist es ja auch schön, wenn es da gemütlich ist und Leute sich da wohlfühlen.
Markus: Ja, das wäre vielleicht auch so eine Frage gewesen, also wie oft trifft man dich persönlich da an?
Luisa: Ja, das ist wechselhaft, aber schon relativ regelmäßig. Ich probiere, also in letzter Zeit weniger am Wochenende, aber ich finde es dann doch auch schön, die Wochenenden so ein bisschen mitzunehmen, weil das natürlich die geselligsten Tage sind, wie man auf Holländisch sagt. Aber, ja, doch, man trifft mich häufig an, absolut.
Markus: Wunderbar. Ja, ich habe vorhin vom Kosmos gesprochen, weil man ja, wenn man ein bisschen auf der Website schaut, man sieht, es gibt natürlich den Laden, aber es gibt eben auch viele andere Angebote, also zum Beispiel Bierverkostungen, dann Bier-Quiz, Bierspiele, Blindverkostungen, auch Foodpairing. Auch Möglichkeiten für Gastronomen und Brauereien, sich da eben kundig zu machen oder schlauzumachen oder helfend beraten zu lassen, und das ist natürlich viel mehr als einfach nur ein Biergeschäft. Und bei den Bierverkostungen habe ich gelesen, man kann das sogar auf einem Boot mieten. Wie muss ich mir das denn vorstellen?
Luisa: Jetzt muss ich ganz ehrlich sagen, das du noch die alte Website gesehen hast.
Markus: Oh nein! Okay, okay.
Luisa: Wir sind grade dabei, die Website zu erneuern und auch unser Angebot ein bisschen zu updaten. Deshalb ist das Boot erst mal vielleicht nicht so interessant für den Podcast, wenn ich ganz ehrlich bin.
Markus: Na gut, aber es war bestimmt schön, oder?
Luisa: Es war total klasse, absolut. Hier in Utrecht bietet sich das natürlich an, mit dem Boot durch die Grachten zu tingeln und dann dabei Bier zu verkosten. Das ist durch Corona so ein bisschen eingeschlafen und momentan bin ich dabei, das alles zu erneuern. Und letztendlich, unter uns, stellt sich raus, dass es nicht so ganz praktisch ist, das weiterzuführen. Deshalb, für den Podcast leider nicht so interessant.
Markus: Ach, naja, das ist ja trotzdem, ich meine, es geht ja auch immer ein bisschen drum reinzuschauen, wie sich Dinge entwickeln. Und natürlich gibt es, glaube ich, nirgendwo, auch bei uns in der BierAkademie, keine reinen Erfolgsgeschichten, sondern man versucht Dinge und lernt dann eben, dass sie aus irgendwelchen Gründen vielleicht nicht ganz perfekt funktionieren oder dass man sie ändern muss oder dass man halt sich dann was anderes einfallen lässt. Also jede Erfahrung ist ja ein Gewinn …
Luisa: Absolut.
Markus: … sozusagen.
Luisa: Das stimmt.
Markus: Und ich muss sagen, ich habe auch schon Verkostungen zum Beispiel auf Kreuzfahrtschiffen gemacht. Und das war dann immer so, da musste ich nach Nürnberg fahren und hatte dann sechs verschiedene Biersorten für insgesamt 70 Leute, glaube ich. Dann hatten wir zu jedem Bier eine Praline oder ein Lebkuchen, also irgendein Foodpairing dabei und dann noch einen Bierstachel und einen Eisbock und so weiter. Das einzig Gute war, das war im Winter, also November, Dezember und es war recht kalt, das heißt, ich konnte das alles im Auto hinfahren, ohne dass ich Kühlung gebraucht habe und dann ausladen. Aber das ist natürlich ein riesen Act, dass dann vor Ort zu machen. Und das Beste war dann, als ich den Bierstachel anmachen wollte, ist erst mal der Stewart völlig in Panik ausgebrochen, weil man ja auf so einem Schiff nicht einfach ein offenes Feuer machen kann und schon gar keins, was so heiß ist. Und, naja, also, wie gesagt, auch da lernt man dann natürlich dazu, insofern kann ich mir das sehr gut vorstellen, dass es da die ein oder andere Sache gab, wo man sich überlegt, das machen wir vielleicht dann eher anders. Aber was ich och entdeckt habe, ist das Foodpairing-Thema, auch mit Pralinen gibt es das, ne?
Luisa: Absolut, ja und das ist auch was, was mir sehr am Herzen liegt, was ich total gerne machen. Was nicht immer einfach ist, also man muss vielleicht schon einiges probieren und natürlich hilft da die Ausbildung zum Sommelier auch, da habe ich jede Menge dazugelernt. Aber, ja, das machen wir nach wie vor bei Verkostungen, dass wir kleine Häppchen dazu servieren, die perfekt bei den Bieren dazu anschließen, die dazu passen. Und das macht mir auch wahnsinnig viel Spaß. Das Tolle ist, dass wir hier in der Twijnstraat, wo der Laden ist, es ist wie so eine kleine Delikatessenstraße. Also hier gibt es einen ganz tollen Käseladen, da gibt es einen, ja, das ist mehr als ein Gemüseladen, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Persepolis hat auch ganz tolle Oliven und, ja, verschiedenste Leckereien, die man wunderbar kombinieren kann mit dem Bier. Und auch gar nicht so weit von hier, gibt es auch einen ganz tollen Pralinenladen und es macht einfach Spaß, da auf die Suche zu gehen nach tollen Kombinationen und die dann auch anderen Leuten vorzustellen und kosten zu lassen.
Markus: Ich glaube, das ist überhaupt so ein bisschen was Schönes, wenn man dann mit anderen vor Ort, die für ihre Sachen jeweils brennen, dann wirklich sagen kann, okay, dann lasst uns doch mal schauen, inwieweit können wir das zusammenbringen, können wir uns vielleicht auch gegenseitig unsere Kunden so ein bisschen hin- und herschieben. Und insgesamt natürlich einfach das Geschmackserlebnis nochmal intensivieren und den Leuten einfach noch mehr beibringen, dass man eben ganz bewusst genießen kann. Und das ist dann eben auch ganz weit weg vom Massenkonsum von Bier oder Schokolade oder was auch immer, sondern dann geht es wirklich drum, zu genießen, bewusst sich eine schöne Zeit zu gönnen und einfach seine eigenen Sinne zu erleben und zu erforschen. Und das finde ich grade beim Foodpairing immer eine ganz spannende Geschichte.
Luisa: Ja, ganz genau. Vielleicht wird es dich auch freuen zu hören, dass eines unserer Favoriten-Foodpairings kombiniert mit dem Schlenkerla Märzen, ja.
Markus: Hervorragend! Also bei uns wäre es eine Zimtpraline, was ist es denn bei euch?
Luisa: Ah, interessant. Was ganz anderes, wir sind weniger in der süßen Richtung.
Markus: Okay.
Luisa: Oh, das werde ich natürlich mal ausprobieren mit der Zimtpraline, das hört sich auch gut an.
Markus: Unbedingt, ja.
Luisa: Bei uns ist es eine Käsesorte, die heißt auf Niederländisch unv. #00:27:38-0#. Wenn ich das probiere zu erklären, es geht so ein bisschen, ein alter Gouda, wo dann auch so wirklich so schöne Kristalle im Käse sind.
Markus: Oh, ja, hm, ja.
Luisa: Und der mit dem unv. #00:27:48-2# da Rauch-Märzen, ja, ist so eine der Kombinationen, die wir immer gerne anbieten.
Markus: Also das stelle ich mir auch toll vor. Das ist Übrigens auch sowas, glaube ich, wo der gemeine Deutsche einfach denkt, okay, Käse in Holland ist halt irgendwie so Gouda oder Edamer vielleicht, je nachdem, aber das ist es halt nicht. Und vor allem, diese Dimensionen, wenn man diese Käse reift. Also ein alter Gouda, das ist ja was ganz faszinierendes und entwickelt ganz, ganz, ganz tolle Aromen und macht dann auch richtig Spaß. Und da kann man dann auch mit den sehr aromatischen Bieren, wie dem Rauchbier oder auch ein IPA oder Bock, Doppelbock, damit arbeiten und das macht total Spaß, also, faszinierend, schön.
Luisa: Ja, dem schieße ich mich an.
Markus: Was hast du dir denn noch für ein Bier ausgesucht?
Luisa: Ich habe das zweite Bier, was ich mir ausgesucht habe, ist ein Schwarzbier, aber, ein niederländisches …
Markus: Das ist ja schön.
Luisa: … Schwarzbier. Und zwar ist das von Boot 122 und kommt auch aus Utrecht, Boot 122 oder Boot 122 auf Niederländisch, ist ein Bier-Cafe hier in Utrecht, was es noch gar nicht so lange gibt. Und ich hatte ja schon gesagt, beide Biere, die ich mir ausgesucht habe, sind eigentlich sehr nahe bei mir, liegen mir sehr am Herzen. Boot 122 ist die Kneipe von meinem Freund Carlos und von einem ehemaligen Mitarbeiter von mir, der Ilko und die beiden haben gemeinsam ihr eigenes Bier-Cafe gegründet vor, na, ich denke, das es jetzt so anderthalb Jahre, zwei Jahre her ist. Das ist so Anfang des Lockdowns, haben die beiden sich dazu entschlossen, eine Kneipe zu eröffnen. Super Timing!
Markus: Wunderbar, ja.
Luisa: Ich schenke jetzt erst mal ein. Ich kann dir auch grade erst mal die Dose zeigen.
Markus: Ja. Oh ja, eine schöne schwarze Dose. Genau, schenk ruhig erst mal ein. Also das ist übrigens auch, kann ich ja währenddessen kurz den Hörern nochmal sagen, das ist natürlich auch was Spannendes, dass die Dose einfach zum Beispiel in den Niederlanden schon mal einen ganz anderen Stellenwert hat als bei uns. Aber, es ist schlicht und einfach das beste Behältnis für Bier, um es gut, qualitativ schön zu lagern und auch einfach zu transportieren und zu verkaufen. Insofern, ja, solange man es dann in ein schönes Verkostungsglas gibt, ist das wunderbar.
Luisa: Ja, genau.
Markus: So, jetzt sind wir mal gespannt, wie du uns das Bier beschreibst.
Luisa: Ja, das Schwarzbier von Boot 122 wurde übrigens lustiger Weise auch gebraut bei Brauerei Maximus. Da habe ich weiter nicht groß drüber nachgedacht, das war Zufall eigentlich. Von der Farbe her würde ich sagen, nicht pechschwarz, sondern eher dunkelbraun, wenn ich es so gegen das Licht halte, vielleicht so ein bisschen Richtung Cola, mit einem cremefarbenen Schaumkragen. Vom Geruch her rieche ich so ein bisschen dunkle Schokolade, Bitterschokolade, sehr klar Malz-betont. Vielleicht noch so ein bisschen Röstbrot damit drin. Und wenn ich dann einen Schluck probiere …
Markus: Prost!
Luisa: … Prost, ist es sehr viel leichter als man erwarten würde. Und das ist das, was mir beim Schwarzbier so gut gefällt, dass du sowohl das Malzige hast, die Schokoladentöne, ein bisschen Kaffee ist da auch mit drin, ohne dass ich direkt das Gefühl habe, ich trinke eine flüssige Schokolade oder einen starken Kaffee. Was ich gerne mache, also ich mag auch unheimlich gerne Imperial Stouts und die schwereren Varianten, aber so an einem sonnigen oder an einem Frühlingstag finde ich das Schwarzbier wahnsinnig angenehm, weil das halt doll drinkbar ist, wie wir auf Holländisch sagen. Ich habe da noch keine richtige Übersetzung für gefunden.
Markus: Ja, das ist das große Problem überhaupt auf Deutsch, weil, es gibt diesen tollen englischen Begriff …
Luisa: Ja.
Markus: … dringability und das wäre ja doll drinkbar sozusagen, und man hat bei uns noch nicht wirklich was dafür entwickelt. Wir haben in der BierAkademie, sagen wir immer Trinkfreudigkeit oder so, aber das ist auch nur eine Krücke, also so einen richtigen Begriff dafür haben … wir sagen letzten Endes, landen wir dann bei der drinkability, weil es ja doch irgendwie jeder versteht. Aber, doll drinkbar ist natürlich auch super, also versteht man auch sofort und hat auch diesen lustigen Charakter irgendwie dabei, also diese Freude und den Spaß und das gehört ja irgendwie auch dazu.
Luisa: Ja, sehr gut, also du hast auf jeden Fall verstanden, was ich meine. Was hast du dir denn noch für ein Bier ausgesucht?
Markus: Ja, was habe ich mir denn ausgesucht? Also auch eine Dose übrigens und zwar, ich zeige sie dir jetzt mal.
Luisa: Ah!
Markus: Ah, ja. Und zwar, ich muss sagen, ich kaufe ja selten Bier nach Etikett, also weil, eigentlich finde ich das ja doof. Aber auf der anderen Seite, manchmal macht man es halt doch und das hat mich einfach angesprochen. Also ist einfach von der Darstellung her sehr viel Comic und dann steht eben drüber, Apfelstrudel-Doppelbock und das fand ich irgendwie witzig also so als Idee. Und war ja auch grade, glaube ich, wann war ich denn da, im November oder so, also vor Weihnachten, hat man auch so ein bisschen an diese Aromatik gedacht. Und dann ist es auch noch von einer Brauerei, die Uiltje heißt, was ich irgendwie witzig fand, die sind in Harlem. Und, ja, jetzt mache ich mal auf, so. Ja, sehr spannend. Also, wie gesagt, ausgesucht habe ich es mir einfach, weil ich die Dose spannend fand, weil ich die Darstellung witzig fand und weil ich mir auch gedacht habe, was sich wohl hinter so einem Apfelstrudel-Doppelbock verbirgt. Und jetzt habe ich es also zum ersten Mal im Glas. Also ich sehe auch ein schönes, so nussbraunes Bier, auch auf jeden Fall opal. Und dann haben wir drüber einen schönen ziemlich dunklen Schaum, so haselnussbraunen Schaum, der auch ziemlich fest ist, ziemlich viel davon. Und wenn man so reinriecht tatsächlich, hat man also einerseits ganz viel Karamell und dann auch so, wie soll man sagen, was man sonst vielleicht von Haribo kennt, so einen süßen Geruch. Die Österreicher sagen dazu Zuckerlton, da gibt es auch keine wirkliche deutsche Übersetzung dafür. Und dann kommen so rote Kirschen, aber dann auch so Apfel tatsächlich, Apfel-, Birnenaromen dazu und so ein bisschen Gewürz, ein bisschen zimtige Noten vielleicht. Jetzt probiere ich mal ein Schlückchen. Hm, also auch ein wunderschönes Mundgefühl, sehr cremig, sehr weich. Und es geht süß los, dann kommen tatsächlich diese, ja, Gummibärchenaromen, anders kann man das gar nicht sagen und geht dann tatsächlich in Apfel, in Zimt, klingt da auch schön aus. Hinten raus kommt dann noch ein bisschen Honig, Schokolade, bleibt auch sehr lange, hat auch einen sehr wärmenden Abgang. Also auch da habe ich, ehrlich gesagt, noch nicht groß geschaut, was drin ist oder wie stark es ist. Oh, jetzt sehe ich grade, es hat irgendwie Prozent, also erklärt sich das auch sofort, wie man den Alkohol so spürt, wie er so den Gaumen runter rinnt. Also ein spannendes Bier und natürlich ein faszinierendes Bier von der Aromatik her. Kennst du da auch die Brauerei näher?
Luisa: Näher nicht unbedingt, aber Brauerei Uiltje ist eine der bekannteren niederländischen Brauereien. Lustiger Weise hatte ich übrigens auch überlegt, dass Bier heute Abend mir auszusuchen, habe es dann aber letztendlich nicht gemacht, ja.
Markus: Ach, das wäre es ja gewesen.
Luisa: Aber, ja, unter anderem fand ich es auch interessant, weil Brauerei Uiltje eine der niederländischen Brauereien ist, die total abgefahrene Sachen macht. Und auch eine der Ersten, die sich da getraut haben, mehr unv. #00:34:56-9# Biere, sagt man auf Niederländisch, mehr experimentellere Biere vielleicht zu machen, wie das Bier, was du jetzt auch grade verkostet hast. Daher ist das auch irgendwie sehr typisch für die jetzige niederländische Bierkultur, finde ich, die vielleicht nicht so, ja, es ist ja die Niederlande sind ja jetzt nicht so bekannt wie die Belgier, die mit den traditionellen Bieren, sondern, ja, mein Eindruck. Da bin ich eigentlich sehr gespannt, was du dazu sagst, wie du die niederländische Bierkultur erfährst und siehst. Mein Eindruck ist, dass es doch sehr, ja, eher in die experimentelle Richtung geht und da viel immer Neues kommt. Es kommen viele IPAs momentan natürlich, ja und dafür ist Uiltje eigentlich ein sehr gutes Beispiel. Obwohl du jetzt kein IPA natürlich verkostet hast, aber dennoch.
Markus: Ja, aber dennoch ein sehr experimentelles Bier. Können wir auch gleich noch drüber sprechen, finde ich auch interessant, überhaupt diese Experimentierfreude. Also ich habe vorhin noch ein bisschen kurz nachgeschaut über die Brauerei und gelesen, dass der Brauer vorher bei der Jopenkerk gearbeitet hat. Und das ist ja auch schon spannend, wie gesagt, aus deutscher Sicht, ne, zu sagen, wir installieren da in einer Kirche eine Brauerei und experimentieren da mit entsprechenden Bierstilen, ist auch schon spannend. Also wenn du mich fragst, wie ich die holländische Bierkultur einschätze oder wie ich sie erlebe, was ich ganz spannend finde, es ist eben was Eigenes. Also man hätte ja sonst vielleicht gesagt, na gut, es orientiert sich halt entweder an der deutschen Bierkultur. Was ein bisschen natürlich stimmt für die große Menge der untergärigen leichten Lager, die es halt einfach so gibt. Oder eben an der belgischen Bierkultur, weil das ja nebenan ist und die halt auch sehr intensiv und sehr prägend ist mit ihren Trappistenbieren zum Beispiel, mit den Sauerbieren. Aber, ich glaube, es ist eher so, dass die Niederländer sich vielleicht auch so in ihrer Tradition als Handelsnation, sich eher anders orientieren. Also vielleicht sogar tatsächlich eher Richtung USA oder auch Richtung Skandinavien oder so, Richtung England so ein bisschen und sich eher da umgeschaut haben und dadurch einen Weg gefunden haben, wie sie auf dem Kontinent trotzdem irgendwie was Eigenes machen. Und das dann eben verbunden mit schon auch einem Geschäftsinn und einem ganz besonderen Humor. Also wie wir jetzt hierbei den Bieren ja auch erleben, mit spannenden Namen, mit spannenden Geschichten, mit spannenden Rezepturen, da einfach dafür sorgt, dass man eine sehr hohe Identifikation hat, eine sehr hohe persönliche Bindung auch zu Brauern, zu Brauereien entwickelt und das Ganze dann eben noch in diesem, ja, räumlich relativ begrenzten Gebiet, das aber super vernetzt ist. Also auch das kennen wir aus Deutschland ja nicht. Ich kann mich mit einer Karte in den Niederlanden in den Zug setzen und kann überall hinfahren, wo ich will und gehe einfach nur raus, halte die Karte hin und hab bezahlt. Das wäre ja bei uns völlig undenkbar. Und man kann rund um die Uhr überall hinfahren, ist sofort da. Und das ist natürlich auch noch eine ganz andere Art und Weise, so ein Land zu erleben und damit, ist natürlich auch eine Möglichkeit, mir eben Brauereien anzuschauen. Und, ja, also das ist einfach sowas, wo ich auch finde, wo vielleicht auch so eine Identität erwachsen ist für die niederländischen Brauer, die eben dadurch auch, ja, so ein bisschen ihr eigenes Ding machen und miteinander auch gut können und gerne vielleicht so Eindrücke von außen aufnehmen, aber es auf ihre Weise tun. Und das gefällt mir wirklich sehr gut und hat mich auch überzeugt, muss ich sagen, grade bei den Ganzen, die ich jetzt besucht habe in Utrecht und auch in unv. #00:38:09-3#
Luisa: Interessant! Ja, absolut, ich finde, dass du das eigentlich sehr schön zusammengefasst hast und dem schließe ich mich auch an. Ich glaube, das die USA da einen großen Einfluss haben, auf das, was hier so in den letzten Jahren passieren ist, aber das natürlich die niederländischen Brauereien da auch ihren eigenen unv. #00:38:25-8# ihren eigenen Twist angegeben haben, ja, absolut.
Markus: Ja, apropos Twist, ja, das wäre vielleicht noch eine Frage. Bei uns in Deutschland wird ja rauf und runter das Reinheitsgebot rezitiert, wenn es um das Thema Bier geht. Und nun haben wir jetzt drei Biere getrunken, da hat nix, also keins was mit dem Reinheitsgebot zu tun. Kennt man diesen Begriff überhaupt in den Niederlanden oder nicht und wie geht man mit diesen besonderen Ingredienzien um?
Luisa: Ja, das finde ich sehr lustig, dass du das erwähnst. Ja, den Begriff kennt man natürlich! Auch hier in den Niederlanden gibt es die Fans des deutschen Bieres. Lustiger Weise ist das unter den absoluten Bier-Geeks momentan ein Trend, dass man eher zurückgeht zu den untergärigen deutschen Bieren, die sehr clean sind im Vergleich zu dem, was man vielleicht hier von den niederländischen Brauereien kennt. Auch bei den Brauereien merke ich in letzter Zeit den Trend zum Lager, das ist ja sehr interessant. Das Reinheitsgebot, ja, ist etwas, was definitiv bekannt ist, aber was hier absolut keine Rolle spielt. Ich finde das immer ganz lustig, wenn ich dann meine Freunde in Deutschland treffe oder meine Familie und denen natürlich immer irgendwas mitnehme zum probieren. Mein Bruder war am Anfang sehr skeptisch, wenn da noch irgendwas anderes drin war als Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Also da war dann immer, wie? Also, nee, also das geht jetzt aber nicht, Curcuma im Bier! Da wurde er sehr unruhig, inzwischen ist es auch ganz anders, denn ich habe ihn natürlich auch begeistern können für andere Biere. Also da merke ich auch schon och einen deutlichen Unterschied.
Markus: Also dieses Thema Reinheitsgebot ist, glaube ich, bei uns, wird es mittlerweile auch ein bisschen anders gesehen. Also zumindest, sagen wir mal, von den Leuten, die sich ernsthaft mit dem Thema Bier beschäftigen. Und da gibt es einfach die beiden Sichten oder Seiten, dass es einerseits natürlich eine gewisse Berechtigung hat, grade aus der wirtschaftlichen Sicht. Und auf der anderen Seite natürlich man trotzdem auch eine gewisse Flexibilität haben muss, grade im Vergleich international und vor allem auch, was jetzt die Wiederbelebung historischer Bierstile auch angeht, weil es ja einfach keinen Sinn macht, ein Wacholderbier zu brauen ohne Wacholder. Also da tut sich, glaube ich, bei uns auch viel. Und ich glaube, in Deutschland ist vor allem das große Problem, dass das Reinheitsgebot, was wir haben, von den verschiedenen Bundesländer völlig anders gelebt wird und auch von den Gesetzgebern jeweils dort oder von den ausführenden Offiziellen anders interpretiert wird und damit eine Brauerei nicht überall dieselben Rahmenbedingungen hat. Und das ist dann natürlich einfach schon schwierig, wenn ich, nur weil ich im falschen Bundesland bin, irgendwas darf oder nicht darf. Also da bedarf es sicherlich einer gewissen Reform. Wobei, wie gesagt, das an und für sich natürlich auch eine gewisse Berechtigung hat, aber, riesen Diskussion und spannend. Aber ist mir jetzt nur aufgefallen, weil wir jetzt da ja mitten drin sozusagen gelandet sind. Und was mir grad noch eingefallen ist, wo du es gesagt hast bei den Brauereien, wir haben auch zum Beispiel Sander van de Streek besucht, auch eine tolle Brauerei. Und der hat also einerseits natürlich auch ganz tolle verschiedene spannende intensive Biere, aber eben auch eine ziemlich große Ranch von alkoholfreien Bieren. Also bei uns ist das auf jeden Fall ein Trend, der sehr stark auf dem Vormarsch ist. Allerdings erst mal so in Richtung alkoholfreies Weizen und Pils, aber mittlerweile wird das auch viel mehr. Wie ist das denn in den Niederlanden, ist das ein Thema oder ist man eher schon noch auf der alkoholischen Ecke?
Luisa: Nee, alkoholfrei ist ein absolut großes Thema. Und mit Sander van de Streek, Brauerei van de Streek, hast du auch direkt ein sehr, sehr gutes Beispiel genannt. Ich glaube sogar tatsächlich, dass deren alkoholfreies Bier das bestverkaufte Bier ist aus der gesamten Ranch von ihren Bieren. Auch bei uns im Laden sehr populär und das ist auch wirklich ein ganz tolles alkoholfreies IPA. Ist hier Thema, habe ich auch in den fünf Jahren, die ich jetzt im Laden stehe, absolut gemerkt, dass das immer mehr wächst und da auch auf der einen Seite viel mehr die Frage ist, nach den alkoholfreien Bieren, auf der anderen Seite auch immer mehr tolle Biere angeboten werden, die geschmacklich auch einfach immer besser entwickelt sind. Also da passiert einiges, definitiv. Und auch die verschiedensten Bierstile, das finde ich auch das Tolle daran. Also es ist nicht nur alkoholfreies Bier, Pils und Weizen, sondern von Stouts zu Sours, gibt es da echt jede Menge momentan.
Markus: Also zum Beispiel ja auch bei van de Streek. Also das fand ich wirklich echt erstaunlich, was die alles für Bierstile mittlerweile in alkoholfrei verwandeln. Und, ja, ich kann mich auch erinnern, dass er mir erzählt hat, dass das momentan deren bestgehender Teil der Ranch sozusagen ist. Und wir haben auch bei uns in Deutschland zum Beispiel mit Kehrwieder eine Brauerei in Hamburg, die, ja, ich glaube, eher nicht unbedingt bewusst, aber halt dann so in dieses Segment reingekommen sind und wo mittlerweile auch die alkoholfreien Biere mit Abstand das meistverkaufte Bier sind und damit auch ein ganz wichtiges Standbein. Also insofern, klar, also geht mir auch so, wenn ich die Statistiken zum Beispiel mir anschaue, da gibt es ja auch Untersuchungen, wie die, sagen wir mal, jüngeren Generationen, mittlerweile ist man ja auch nicht mehr ganz jung, wie die so an das Thema Bier rangehen. Und da ist es so, dass tatsächlich ja viele junge Leute offensichtlich sagen: „Naja, also einerseits finde ich diese Sache mit dem Bier ganz gut, weil es ja, in der Regel zumindest, aus natürlichen Rohstoffen hergestellt wird, weniger Kalorien hat und im Grunde ein ganz gesundes Getränk ist, wenn der Alkohol da nicht wäre.“ Und dann eben auf der anderen Seite sagen sie: „Okay, Alkohol will ich aber nicht trinken.“ Und dann ist eben dieser Kompromiss zu sagen, wir nehmen ein alkoholfreies Bier, schon einfach eine schöne Geschichte und ist dann für die auch besser als jedes Cola, Fanta oder Saftschorle oder so. Und da sieht man dann eben auch, dass in dieser Altersgruppe, sagen wir mal, zwischen 14 und 29, dass einen ganz großen Stellenwert hat und man da viele Biertrinker hat, die viel Bier trinken, aber noch nie eins mit Alkohol getrunken haben. Und das ist jetzt momentan, glaube ich, für die Brauereien noch gar nicht so greifbar, vor allem bei uns nicht. Aber, man darf nicht vergessen, die sind jetzt vielleicht 20, aber in zehn Jahren sind die 30 und dann sind sie einer der kaufkräftigsten Zielgruppen. Und wenn man dann keine Antwort auf deren Fragen hat, dann wird es schwierig. Also insofern ist das, glaube ich, ein großes Thema. Und ein anders großes Thema, finde ich, ist die ganze Nachhaltigkeitsgeschichte. Also da habe ich auch vor Kurzem einen Podcast gemacht mit einem Brauer aus Amsterdam, wo wir da ein bisschen drüber gesprochen haben. Und für die ist es auch so ein Thema, das sie sage: „Grade bei uns in Holland ist da natürlich mit eben Klimawandel, Meeresspiegel und so weiter, auch eine gewisse Sensibilität da.“ Merkst du das auch?
Luisa: Ja, wobei ich glaube, dass das auch nicht einfach ist, unv. #00:44:51-9# wie heißt das auf Deutsch? Ich bin auf der Suche nach dem …
Markus: Nachhaltig, nachhaltig.
Luisa: Nachhaltig, danke. Nachhaltig zu brauen, also es gibt schon einige Brauereien, die sich da sehr mit auseinandersetzen. Die unv. #00:45:01-6# Bierbrauerei ist, glaube ich die da sehr, sehr vorbildlich am brauen ist und sich damit auseinandersetzt. Hier in Utrecht gibt es Brauerei de Leckere, die biologische Biere brauen. Also das ist definitiv ein Thema, aber ich glaube, dass das etwas ist, was auch noch Zeit braucht. Also es ist, ich bin kein Brauer, aber ich glaube, es ist auch nicht einfach, nachhaltig zu brauen.
Markus: Ja, nee, also das auf jeden Fall nicht, aber es ist zumindest ein Thema, was, glaube ich, die Leute wirklich bewegt. Und auch da habe ich neulich eine Statistik gelesen, dass mittlerweile über die Hälfte der Leute sagt, ihnen ist das wichtig, also ob eine Brauerei, wo sie halt überhaupt was kaufen, das kann auch ein Kleidungsstück sein, dass da einfach auf das Thema geachtet wird. Und über 80 Prozent sagen, sie können sich gut vorstellen, ein Produkt oder eine Brauerei nicht mehr, also dort nix mehr einzukaufen, wenn man eben da nicht da dran denkt. Und das ist ja auch so ein Punkt, wenn man das dann weiterdenkt, dann ist das durchaus auch ein Punkt, mit dem man sich beschäftigen muss. Aber gut …
Luisa: Absolut, ja.
Markus: … bevor wir da zu sehr ins Details gehen, langsam habe ich dich ja auch lang genug hier genervt, aber mich würde noch interessieren, wenn ich jetzt wiederkommen würde oder jemand anderes unser Hörer kommt und du mir oder denen drei Biere mitgeben würdest, welche drei wären das?
Luisa: Oh! Ich dachte, du fragst, an welche Orte in Utrecht würdest du uns schicken.
Markus: Das können wir ja auch noch besprechen.
Luisa: Ja. Welche drei Biere würde ich dir? Du kommst mich besuchen aus Deutschland und ich gebe dir drei Biere aus meinem Laden mit, bow, mit der Frage habe ich nicht gerechnet. Also hätte ich natürlich jede Menge Gegenfragen, ich würde dich erst mal fragen, was du denn gerne trinkst.
Markus: Da bin ich mal ganz ehrlich und sage, ich trinke gerne ein Bamberger Rauchbier. Das hilft dir wahrscheinlich nicht weiter, oder?
Luisa: Ja, da kann ich dich erfreuen, das habe ich auch, aber …
Markus: Oder so, ja.
Luisa: … dafür kommst du ja nicht nach Utrecht.
Markus: Ja.
Luisa: Also ich denke, dass ich sowieso erst mal anfangen würde bei den Utrechter Bieren. Zwei Beispiele haben ja jetzt heute Abend verkostet. Übrigens, über Boot 122 habe ich auch noch jede Menge erzählen können, aber da sind wir noch gar nicht zu gekommen. Also ich würde definitiv anfangen mit einem Utrechter Bier, aber welches? So konkret kann ich da, glaube ich, gar nicht eine Antwort zu geben, es gibt so viele tolle Biere. Es kommt auch sehr drauf an, was jemand gerne trinkt, das ist immer so die erste Frage. Ich finde es schön, jemand auch so ein bisschen was Neues mitzugeben.
Markus: Sagen wir, es ist ein lauer Sommerabend und er hat vielleicht seinen Freund oder seine Freundin dabei oder sie hat ihren Freund oder Freundin dabei und möchte abends sich dann irgendwo an eine Gracht setzen und diese drei Bierchen trinken.
Luisa: Na, bei so einem lauen Sommerabend haben wir zum Glück auch viele Biere im Kühlschrank stehen. Und dann würde ich definitiv erst mal anfangen mit einem schönen IPA. Willst du wirklich konkret hören, welches?
Markus: Nein, musst du nicht, kannst auch einfach nur einen Bierstil sagen, kein Thema.
Luisa: Ja, nee, ich würde definitiv anfangen mit einem IPA, je nachdem, was jemand gerne trinkt, New England, West Coast. Das kann natürlich alles Mögliche sein. Also ich finde das immer sehr abhängig von der Person und worauf jemand grade Lust hat. Zum abschließen, trotz des Sommerabends, ist es natürlich toll, irgendwie einen tollen Barrel Aged, Stout, irgendwas in die Richtung, was Besonderes, was Schweres. Darf ja auch mal sein an so einem Abend. Und zwischendrin würde ich das sehr abhängig machen von dem, was jemand gerne trinkt. Also du merkst, ich finde das nicht einfach, dass so allgemein zu beantworten.
Markus: Das ist auch nicht einfach. Ähnlich gemein wie die Frage, die mir immer gern gestellt wird, welches Bier nehme ich auf eine einsame Insel mit? Ist auch schwierig, grade wenn man sich viel in der Bierwelt bewegt. Oder eine andere beliebte Frage ist auch, welches Bier trinkst du dann am nächsten Morgen? Aber …
Luisa: Die hatte ich noch nicht.
Markus: Siehst du mal, kannst du dir auch mal Gedanken drüber machen. Na gut, aber egal, dann machen wir es doch andersrum, dann sage uns doch einfach vielleicht noch drei Orte, wenn wir nach Utrecht kommen und dich besuchen, wo sollten wir auf jeden Fall noch hingegangen sein?
Luisa: Ja, also ihr kommt natürlich zum Bierverteller. Ich würde euch dringend empfehlen, Fahrräder zu mieten, denn das ist eigentlich die beste Art und Weise, sich hier durch Utrecht zu bewegen und es gibt dir auch noch ein bisschen mehr Möglichkeiten, tolle Bierorte in Utrecht zu besuchen. Falls ihr doch in der Innenstadt bleiben wollt, Cafe DeRat ist ein ganz tolles Bier-Cafe hier im Zentrum. Warst du da?
Markus: Nein oder vielleicht, ich weiß es gar nicht genau, aber der Name sagt mir jetzt nix. Aber ich war in vielen Läden, also, wer weiß.
Luisa: Ja, das kann gut sein, dass ihr da vorbeigekommen seid. Ganz tolles uriges Bier-Cafe mit einer wahnsinnig tollen Auswahl und auch viel Ahnung. Also die Leute, die da stehen, haben auch wirklich Ahnung von dem, was sie ausschenken. Dann ist es natürlich auch, gehört eigentlich zum Pflichtprogramm, auch eine Brauerei zu besuchen. Es ist sehr schwer, die sind alle klasse. Es ist immer schwierig, sich einen auszusuchen, aber Brauerei De Kromme Haring ist eine tolle Adresse. Vielleicht wart ihr auch da, ich weiß es nicht.
Markus: Da war ich, ja.
Luisa: Ja, machen auch ganz tolle Biere. Und wenn ihr dann doch schon mit dem Fahrrad ein bisschen euch außerhalb der Innenstadt bewegt, würde ich euch definitiv noch zu Boot 122 schicken. Nicht nur für das Schwarzbier, das ist auch von der Location ganz toll. Vielleicht noch ganz interessant zu erzählen, die haben ihre Kneipe aufgebaut in einem Hausboot, das Hausboot liegt aber nicht mehr im Wasser, sondern auf dem Trockenen. Und ursprünglich wurde dieses Hausboot für ganz andere Zwecke genutzt, es gab hier nämlich mal in Utrecht ein Rotlichtviertel auf Hausbooten. Also das Rotlichtviertel, wie man das aus Amsterdam vielleicht kennt und das war hier in Utrecht auf verschiedensten Hausbooten in einem Kanal und das wurde irgendwann aufgelöst und diese Hausboote wurden dann ins Trockene gelegt. Und eines dieser Boote steht jetzt auf einem Industriegelände, wo auch ganz viele Künstler ihre Ateliers haben. Also das ist auch ein ganz spannendes Gebiet, um so ein bisschen so rumzulaufen. Und da haben Carlos und Ilko ihre Kneipe aufgebaut, es komplett selber renoviert, schenken da ihr Schwarzbier. Sind jetzt grade dabei, also das Bier wurde ja gebraut bei Brauerei Maximus und die beiden sind jetzt grade dabei, auch dafür zu sorgen, dass sie in ihren eigenen Kesseln brauen können. Wahrscheinlich in der kleinsten Brauerei von Utrecht und das ist ein Gartenhäuschen neben der Kneipe. Und die haben neben ihren eigenen Bieren auch ein ganz tolles Angebot an Bieren, unter anderem lustiger Weise viele deutsche Biere, aber auch einiges an lokalen Bieren. Also wenn man Utrecht besucht, will man natürlich auch die Utrechter Biere probieren. Und da sind, ja, Cade DeRat, de Kromme Haring und Boot 122 gute Adressen, aber es gibt noch sehr viel mehr.
Markus: Auf jeden Fall. Aber das Boot habe ich auch noch nicht besucht, das werde ich dann natürlich tun. Und siehst du, so sind wir dann doch noch zu unserer Bierverkostung auf ein Boot gekommen, ist doch auch schön.
Luisa: Letztendlich doch, ja, so ist die Sache wieder rund.
Markus: Ja, ne. Also bei Kromme Haring kann ich nur sagen, ich war dort mit einem finnischen Freund, mit dem ich zusammen da unterwegs war und wir sind dann hin und haben gesagt, wir würden gerne mal die Biere probieren. Und dann gab es so Sechserprobierdings und sie hatten, glaube ich, insgesamt 24 Sorten oder 30 und haben dann gemeint, ja, welche Sechs wir probieren, ne? Haben wir gemeint, naja, wir probieren alle! Und dann, wie, alle? Ja, halt, erst die Sechs und dann die Sechs. Und das konnten sie erst nicht so recht glauben, aber dann mit einem Finnen oder einem Franken konfrontiert, hat das dann schon funktioniert.
Luisa: Und dann habt ihr tatsächlich alles an einem Abend probiert?
Markus: Ja, aber halt in kleinen Gläschen natürlich, ne.
Luisa: Ja, ja.
Markus: Und wir sind beides Bier-Dutches, also wir haben dann auch das, was uns nicht so behagt hat, auch nicht ausgetrunken. Und haben dann zur Belohnung auch noch eine kleine Brauereiführung bekommen, das war dann schon auch spannend zu sehen. Und es ist ja auch toll, also die sind ja so zwischen Amerika und England irgendwie so von ihrem Gedankengut und auch von ihren Bieren und das ist auch schön, also diese Einflüsse ein bisschen zu sehen. Und dann gibt es da eine Kaffeerösterei noch in dem Laden mit drin und so, also insgesamt einfach eine spannende Ecke, wo es auch Spaß gemacht hat, da mal vorbeizuschauen.
Luisa: Schön, das freut mich zu hören.
Markus: Ja, mindestens genauso viel Spaß wie mit diesem wunderschönen BierTalk mit dir gemacht zu haben. Also an dieser Stelle 1.000-Dank, vielen Dank und, ja, auch für deine Geduld und deine Zeit und deine vielen Tipps und die tollen Biere. Jetzt weiß ich auch, warum ich sie bei dir gekauft habe und warum sie mir so gut schmecken und freue mich dann schon, wenn wir uns bald mal vor Ort in Utrecht wiedersehen und du bist natürlich auch gerne in Bamberg jederzeit eingeladen.
Luisa: Ja, sehr gerne, vielen Dank, Markus und ich komme gerne mal in Bamberg vorbei, also das steht auch noch ganz oben auf meiner Liste.
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de