Der erste Hopfen seit 40 Jahren

In Breitengüßbach wird eine alte Tradition wiederbelebt

HopfenbauernBreitengüßbach. Er war der letzte Hopfenbauer der Region. Vor 40 Jahren allerdings musste Andreas Eichhorn seinen Hopfengarten aufgeben. Der Anbau war nicht mehr wirtschaftlich. Nun aber strahlen seine Augen wieder. Gemeinsam mit einem Kollegen kümmert sich der heute 75-Jährige liebevoll um den neuen Hopfengarten in Breitengüßbach. Nun fuhren sie ihre erste Ernte ein.

Die Idee kam von Brauer Jörg Binkert, der rund um sein neues Brauhaus Mainseidla einen Hopfengarten anlegte. Doch auch als gestandener Brauer kennt man sich mit dem grünen Gold nur sehr bedingt aus. Also lag es nahe, die beiden ehemaligen Hopfenbauern aus dem Ort um Rat und Hilfe zu bitten. Andreas Eichhorn (75) und sein Kollege Georg Weinkauf (87) willigten sofort ein, als im Frühjahr die ersten 14 Hopfenstöcke gepflanzt wurden. Vor allem für Weinkauf eine große Freude. Schließlich hatte er bis 1973 einen eigenen Hopfengarten mit über 200 Stöcken. Den Ertrag lieferte er zusammen mit Braugerste von seinen Feldern bei der Schlossbrauerei in Reckendorf ab – und durfte eine entsprechende Menge Hausbrauerbier mit nach Hause nehmen.

HopfenbauernNachbar Weinkauf hatte zwar einen kleineren Hopfengarten und seine Hopfenerfahrungen eher in der Kindheit gesammelt, aber „was man mal gelernt hat, verliert man nie wieder.“ Als erstes macht er sich auf die Suche nach dem Hopfenkönig. So heißt eine kleine Käferart, die einen silberfarbenen Ring um den Körper trägt. „In den guten Hopfenjahren war der Ring nicht silbern, sondern golden“, so der 87jährige. Den Käfer fanden die drei zwar nicht, aber jede Menge gut gewachsener Reben mit bestem Brauerhopfen. Die Sorte kennt Andreas Eichhorn ganz genau: „Das ist Spalter Tradition, eine echte Landsorte, noch dazu richtig robust. Wir haben uns da früher wenig Gedanken um die Sorte gemacht, aber wir wussten, dass der immer gut wächst.“ Jede der 14 Pflanzen im Mainseidla-Hopfengarten hatte im Frühjahr an die 20 Triebe gebildet. Nur drei durften stehen bleiben, der Rest landete als Hopfensprossensalat auf den Tellern von Brauer Binkert und seinen Hopfenbauern. Aus jedem der drei verbliebenen Triebe bildete sich eine Rebe, die nach einigen Jahren bis zu sieben Meter in die Höhe sprießt.

Nun ging es an die Ernte. Die drei ernteten all Reben ab – für das erste Jahr schon ein satter Ertrag. Künftig werden etwa zehn Kilogramm im Jahr geerntet werden können. Aus dem Hopfen braut Binkert seinen „Hopfenbock“, ein starker Trunk mit 6,5% Alkohol, der am 9. November angestochen werden soll. Neben dem ersten Breitengüßbacher Hopfen kommt in diesem Jahr noch Spalt Spalter Hopfen zum Einsatz, eine der edelsten und teuersten fränkischen Hopfensorten überhaupt.

Text & Fotos: Markus Raupach

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