BierTalk Spezial 33 – Interview mit Martin Voigt, Journalist, Videoblogger und Bierfestorganisator aus Wien, Österreich

Martin Voigt wuchs als Kind und Jugendlicher vor allem mit Apfelwein in Frankfurt auf. Aus beruflichen Gründen zog es ihn aber alsbald in die österreichische Hauptstadt, wo er seine Liebe zum Bier entdeckte. Alles begann mit einem verzweifelten Buchprojekt, für das Martin 255 Biere verkostete und seine Familie an den Rand der Verzweiflung brachte. Die Fortsetzung wurde dann allerdings keine Neuauflage, sondern ein Blog, der sich später zum eigenen YouTube-Kanal mit täglichen Biertests mauserte. Doch damit nicht genug, der Wahl-Wiener startete mit dem ersten Craftbierfest in Österreich ein weiteres sehr erfolgreiches Projekt und gilt damit als einer der Begründer der jungen Kreativbierszene der Alpenrepublik. Hört im BierTalk die ganze Geschichte und freut Euch auch auf die Verkostung zweier österreichischer Bier-Klassiker…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir nochmal in unserem Nachbarland Österreich unterwegs, allerdings treffen wir dort jemanden aus Deutschland. Die ganz genauen Geschichten werden wir natürlich gleich noch hören, ich freue mich auf jeden Fall, Martin, dass du bei uns bist und vielleicht stellst du dich erst mal unseren Hören kurz selbst vor.

Martin Voigt: Ja, erst mal hallo und vielen herzlichen Dank für die Einladung. Mein Name ist Martin Voigt, mich hat es vor 17 Jahren, ja, durchaus von der Bierwüste Frankfurt nach Wien verschlagen. Und aus dem Apfelweinmekka kommend in ein Land voll mit Bierkultur kommend, hatte ich zum Glück Arbeitskollegen, die mich dann irgendwann mal in die Bierkultur eingeführt haben. Und über einen eher Zufall, bin ich zum Thema Bier gekommen beziehungsweise auch zum Schreiben über Bier. Und das hat sich jetzt zu einem Blog entwickelt, der in letzter Zeit sich eher auf YouTube mit Biervideos abspielt. Und ich fühle mich so ein bisschen als Bindeglied zwischen dem Bierkonsumenten, dem Bierinteressierten und den Brauern auf der anderen Seite. Ich versuche in meinen Videos immer so ein bisschen den Brauer vorzustellen, die Biere vorzustellen, ein bisschen Ideen zu geben, was sind denn neue Trends am Markt, was sind neue Biere am Markt. Dass die Leute einfach ein Gefühl dafür kriegen, A) es gibt durchaus ein bisschen mehr als das, was sie im Supermarkt kaufen können, aber auch den Brauereien, die dahinterstehen, dort ein Gesicht zu geben, wer ist denn der Brauer? Wie tickt der, was hat der für Ideen, was möchte der mit seinen Bieren vermitteln und einfach so ein bisschen Geschichten über Bier auch erzählen.

Markus: Das ist dann praktisch Probier-TV, da werden wir gleich noch ein bisschen drüber sprechen. Es gibt aber auch zum Beispiel ein Buch von dir und auch andere Möglichkeiten, wie man dich kennenlernen oder dir begegnen kann. Vielleicht trotzdem, also es klang ja also für den Franken erst mal so, von der Bierwüste in die Bierdiaspora vielleicht. Also aus unserer Sicht von damals, heutzutage wissen wir natürlich schon ein bisschen anders. Aber vielleicht vorneweg, wie kamst du überhaupt zum Thema Bier? War in deiner Urheimat für dich Bier überhaupt ein Thema oder bist du tatsächlich eben in so einen Apfelweintopf gefallen?

Martin Voigt: Ja, also ich habe tatsächlich früher Apfelwein auch selber gemacht. Habe viele Freunde gehabt, die Streuobstwiesen hatten, wir haben die Äpfel gesammelt und haben Apfelwein gemacht. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und war auch, glaube ich, immer sehr gut trinkbar, also wir haben sehr viel Spaß mit unserem Apfelwein gehabt. Aber Frankfurt, ich glaube, sagt schon vieles aus, zu der Zeit, wo ich jung war, wo wir weggegangen sind, Bier getrunken haben, wir haben kein Bier aus Frankfurt getrunken, das war eher aus Nordhessen. Weil, die Frankfurter Brauereien, das war so ein bisschen als Billig-Bier verschrien und ich glaube, auch im Augenblick noch. Die Marken, die in Frankfurt wirklich beheimatet sind, vielleicht mit den Craft-Beer-Ausnahmen, sind doch jetzt nicht ganz oben mit dabei, wenn man von Biergenuss spricht. Und das hat sich, glaube ich, auch in den Jahren nicht verändert. Das hat sich aber für mich in Wien geändert. Ich war in Frankfurt Apfelweintrinker und habe gerne ein Weißbier getrunken. Und Weißbier war in Österreich immer relativ schwer zu kriegen. Es gibt im In-Viertel viele gute Weißbierbrauereien, aber grundsätzlich ist Österreich ja ein Märzenland und Weißbiere in Wien, das ist schon echt schwierig zu finden und dann macht man sich auf die Suche. Apfelwein gibt es sowieso nicht, außer man hat den importiert. Und wie gesagt, ich hatte einen Arbeitskollegen, der mich dann so mit diesen grade aufkommenden Kleinbrauereien in Kontakt gebracht hat. Und ich hatte ja gesagt, ich bin eher durch einen Zufall dann auch zum Bloggen gekommen. Weil, ich hatte irgendwo auf meiner Lebens-Bucket List den Wunsch, ich wollte ein Buch schreiben. Und für mich war immer das Problem, über was schreibe ich denn jetzt? Also ich wollte, es klingt vielleicht ganz komisch, aber ich wollte einfach nur ein Buch mit schönem harten Einband in der Hand halten, wo mein Name draufsteht, um das dann abhaken zu können. Wie jemand anders vielleicht einen 8.000er besteigen möchte oder mal einen Marathon laufen möchte, so war für mich, ich möchte ein Buch schreiben. Und das lief so ein bisschen parallel zu dem Kollegen, der mich grade so in diese Bierwelt einführte. Und ich dachte mir dann, dass Verhältnis zwischen Deutschen und Österreichern beziehungsweise einem Deutschen, der nach Österreich kommt, ja, die Deutschen und die Österreicher, das ist so eine kleine Hassliebe. Und ich dachte mir, vielleicht ist es eine witzige Geschichte, der Deutsche kommt nach Österreich und lernt die österreichische Bierwelt kennen. Und das ist in Wahrheit proBier!. Der Titel geht auf den Verlag zurück, den habe ich dann aber auch für meinen Blog gekapert und letztendlich dann das TV drangehängt und nachher die Videos gemacht. Und habe damals 2013, 255 österreichische Biere verkostet und habe eigentlich sehr viel Überraschung in meinem Umfeld erzeugt, weil die meisten Leute sagen: „255 Biere? Soviel gibt es überhaupt auf der Welt? Wir reden über Österreich.“ und es ist vermutlich zu dem Zeitpunkt ungefähr ein Viertel gewesen, was die Brauereien in Österreich gebraut haben. Also ich habe dann schon gemerkt, das Wissen um die heimische Bierkultur ist meistens sehr auf den Schornstein der eigenen Brauerei beschränkt. Aber das eben grade diese Kleinbrauereien da sind und das sich in der Bierkultur grade weltweit auch viel tut, das war damals wirklich noch in den Kinderschuhen.

Markus: Das klingt auf jeden Fall spannend, 255 Biere bewusst verkosten, das muss man erst mal machen. Wie hat es denn damals ausgesehen? Also kam da jemand auf dich zu und hat gesagt, Mensch, wir würden gern ein Buch machen, magst du hier Biere testen oder hat dir jemand einfach mal die ganzen Biere vorbeigefahren oder musstest du die selber kaufen oder wie muss ich mir das vorstellen, wie entwickelt sich so ein Projekt, weil, ist ja gar nicht so einfach?

Martin Voigt: Naja, ich hatte ja diese Idee, ich möchte ein Buch schreiben und die Frage war, mache ich was aus meinem beruflichen Alltag? Ich komme aus der Baubranche, fand ich aber dann relativ unspannend. Und irgendwann merkte ich so, Bier könnte eigentlich eine gute Story sein. Und ich habe dieses Buch tatsächlich geschrieben und habe mich dann auf die Suche nach einem Verlag gemacht. Also das Buch war fertig, was, glaube ich, nicht so der allerschlaueste Weg ist. Weil, man trifft natürlich nicht den Bedarf eines Verlags, sondern man hat ein fertiges Produkt und sucht jetzt jemand, der das haben will. Und ich hatte aber das Glück, dass ich einen Verlag aus Tirol bekam, der auch Bierliebhaber zu seinen Lesern zählte. Man hatte sich dem Thema Bier so ein bisschen schon mal angenähert und habe da eigentlich offene Türen eingerannt. Und bis auf ganz wenige Änderungen ist das eigentlich so, wie ich das geplant hab, durchgerutscht. Und für mich war damals eigentlich das Thema erledigt und habe dann aber eben diese Reaktionen bekommen, ja, wann kommt denn Band II raus, mach doch mal weiter. Und wie du es schon richtig gesagt hast, 255 Biere zu verkosten, das ist nicht nur für einen selber eine ziemliche Herausforderung, sondern das muss auch die Familie aushalten. Weil, man macht das ja nicht über drei, vier Jahre, sondern dieses ganze Projekt hat ungefähr vier, fünf Monate gedauert. Die Verkosterei, die Schreiberei war nachher, ich sage mal, eher Beiwerk. Aber das reine Verkosten war doch auf vier, fünf Monate verteilt und das müssen die erst mal durchhalten. Und da war für mich klar, Band II, das tue ich mir nicht mehr an. Aber, ich hatte aus der Vergangenheit schon ein bisschen eine Affinität zum Schreiben und habe dann eben mit Bloggen angefangen. Was ja, glaube ich, eine sehr einfache und moderne Variante ist. Und die Videos sind sozusagen eigentlich nur gekommen, auch wieder mit Rücksicht auf die Familie. Weil, einen Blog-Beitrag über Bier zu schreiben, Fotos da zumachen, du bist ja auch Fotograf, Produktfotographie von Flaschen, das ist richtig, richtig hohe Kunst und da kam dann so ein bisschen der faule Sack in mir durch und ich habe auf einer Blogger-Konferenz in Dublin einen polnischen Bier-Blogger kennengelernt, der sich grade ausschließlich auf YouTube spezialisiert hat. Und da sind zwei Dinge passiert, ich habe meine Liebe für polnische Biere gestartet und mich eigentlich zu dem Zeitpunkt dafür entschieden, dass ich nur noch Videos mache. Weil, sich vor die Kamera zu stellen, das Bier zu verkosten, Anfang und Ende drauf schneiden und die Sache ist erledigt. Und das ist dann sowas, was auch sehr schön sich mit dem familiären Leben vereinbaren lässt und man in einer Familie, wo ich der einzige Biertrinker bin, nicht allzu viel rote Karten gezeigt bekommt.

Markus: Ja, ich stelle mir das grade so ein bisschen bildlich vor, wenn du da innerhalb von vier Monaten 255 Biere verkostest, da ist natürlich die Frau dann irgendwann heimlich mit dem Jutesäckchen aus dem Haus und hat verschiedene Altglascontainer gesucht, damit es nicht so ausschaut, als wäre das hier so ein Alkoholikerhaus. Also kann ich mir schon vorstellen, dass das gar nicht so einfach ist, da sich irgendwie durchzusetzen, oder?

Martin Voigt: Du wirst lachen, ich habe die ganzen Flaschen aufgehoben, weil, ich hätte gerne auf dem Titelbild ein Foto gehabt, das gibt es auch, das Foto, wo ich alle verkosteten Flaschen in der Landkarte Österreichs aufgestellt habe im Wohnzimmer. Es war allein ein Projekt, dieses Foto zu machen. Aber es hat auch den ein oder anderen Karton im Keller gegeben, der ständig im Weg war, weil da eben, keine Ahnung, 80 Flaschen drin waren. Und davon gab es halt vier, fünf am Ende, die, ja, dann nachher für das Foto noch herhalten mussten, also ich konnte die nicht unterwegs wegschmeißen. Und, ja, aber am Ende des Tages habe ich da sehr tolerante Zeitgenossen Zuhause gehabt, die das dann immer lustig fanden. Und die wussten, es ist ja auch irgendwann vorbei und irgendwann ist das Buch mal draußen und dann haben sie auch wieder ihre Ruhe vor meiner Bierverkosterei.

Markus: Okay. Wobei mein Kopfkino weitergeht und ich mir grad die Diskussion vorstelle, wenn das Wohnzimmer in eine Bierlandkarte verwandelt wird. Aber gut, du hast ja auch ein Bier dabei, jetzt bin ich mal gespannt, was du dir ausgesucht hast und lass uns doch mal teilhaben an deinem Geschmack.

Martin Voigt: Ja, ich habe mir überlegt, wenn du schon in Österreich bist, was ist denn so ein typisch österreichisches Bier? Und ich hatte, ehrlich gesagt, zwei Biere zur Auswahl. Ich habe eine Brauerei, ich erwähne das jetzt mal, weil ich glaube, dass diese Brauerei auch in Deutschland sehr gut verfügbar ist und es ein schönes Beispiel dafür ist, was die moderne österreichische Bierwelt machen kann. Ich hätte gerne von Brew Age das Alphatier mitgebracht, ein New England IPA. Warum? Weil ich das erste NEIPA im Supermarkt einfach eine schirre Sensation finde, wenn man sich die Bierwelt vor fünf, sechs, sieben Jahren angeschaut hat, war völlig undenkbar. Und mit Brew Age verbindet mich sehr, sehr viel. Ich habe mich dann aber doch für den klassischeren Weg entschieden, weil, wir sind ja auf einem Bierwettbewerb und in Kärnten ist Loncium Zuhause. Und Loncium ist eine auch kleine Brauerei, die ein sehr breites Sortiment hat und von dem Märzenbier über Weißbier, Pils, New England IPAs, alkoholfreie Biere, Stouts, Weißbier, alles braut und regelmäßig auf internationalen Wettbewerben teilnimmt und da auch immer die österreichische Flagge sehr, sehr hochhält. Weil, ja, du weißt es ja auch, wie es auf Wettbewerben ist, man kann nur gewinnen, wenn man auch teilnimmt. Und das sind sicher Vertreter der österreichischen Brauwelt, die eben auch international die Flagge hochhalten. Und da habe ich ein Wiener Lager jetzt mitgebracht, hier steht Austrian Amber drauf. Aber, ich mache das mal auf.

Markus: Also jetzt hört ihr auch mal, dass wir wirklich jede Falsche immer live öffnen, ja.

Martin Voigt: Ja und ich schenke das da mal ein. Und die Biergeschichte Österreichs ist ja ganz eng mit dem Wiener Lager verbunden. In der Brauerei Schwechat hier vor den Toren Wiens, als Anton Dreher diese Bierspezialität untergäriger Art zum ersten Mal gebraut hat und einen Bierstil kreiert hat, der lange Zeit in Vergessenheit geraten ist. Den viele amerikanische Craft-Beer-Brauereien ja skurriler Weise am Leben erhalten haben und der zum Jubiläum dieses Bierstils vor ein paar Jahren dann auch wieder von österreichischen Craft-Beer-Brauereien aufgegriffen wurde und nicht zuletzt dann auch wieder von der Schwechater Brauerei. Und heute, glaube ich, kann man in Österreich keine Brauerei egal welcher Größe aufmachen, ohne ein Wiener Lager zu haben. Und das von Loncium ist ein wirklich schöner Vertreter. Man sieht diese herrliche, ja, schon Orange, Bernsteinfarbe, klar. Ein schöner Schaum, der auch wunderbar am Glas hängt, nicht zu intensiv. Und auch die Nase, so ganz leichte Fruchtnoten mit drin, aber natürlich grundsätzlich malzdominiert. Ich meine, man sieht es ja auch an der etwas dunkleren Farbe, dass es hier eben eher auf der malzigen Seite Zuhause ist. Und das ist auch ein gutes Beispiel für ein Bier, was jetzt auch ein bisschen an Temperatur gewonnen hat, das liegt unheimlich weich im Mund, die Kohlensäure sehr fein. Dieses leichte Obstige, Fruchtige, verbunden mit den Malznoten, ist einfach ein herrliches, ja, jeden-Tag-Trinkbier. Aber es ist auch ein Bier, in dem man sich verlieren kann, in dem man einfach dann versucht, die Nuancen raus zuarbeiten. Und da ist, finde ich, auch Loncium einfach eine schöne Brauerei, die diese Bierstile, die es in Österreich gab und jetzt wieder gibt, ganz hochhält und einfach einer breiteren Masse dann auch zugänglich macht.

Markus: Ja, wunderbar. Wir haben übrigens auch mal wieder so eine Fastpremiere, einmal haben wir es ja schon geschafft, dass wir gemeinsam in dem BierTalk angestoßen haben, heute können wir es wieder tun.

Martin Voigt: Sehr zum Wohl.

Markus: Wunderbar, zum Wohle. Sehr fein, also ich muss sagen, kann dir nur zustimmen, ist ein ganz tolles Bier. Also allein die Farbe begeistert mich total, also weil das wirklich so ein schönes leuchtendes Orange ist, was sich in diesem Glas da breitmacht. Und oben drauf dann die Nase, wie du schon sagst, also natürlich Karamell und so, aber eben auch so eine fruchtige Note drum rum, also ganz schön und weich. Und ich finde auch immer, wenn man ein Bier etwas wärmer trinkt und es dann immer noch schmeckt, dann ist es auf jeden Fall ein gutes Bier. Weil, das ist ja oft so ein Thema, wenn die Biere zu warm werden und sie dann nicht mehr so schmecken, dann ist es meistens eben vielleicht nicht das Beste. Aber hier merkt man, auch mit seinen jetzt vielleicht so 14 Grad oder so, ist das immer noch wirklich super gut trinkbar.

Martin Voigt: Und das ist auch letztendlich eine Anekdote, die quasi meinen doch etwas holprigen Einstieg in die österreichische Bierszene vielleicht schön beschreibt, dieser Arbeitskollege, von dem ich vorhin geredet hab, der übrigens mittlerweile Franziskaner Mönch ist. Also auch eine sehr lustige Geschichte, der hat sich aus dem irdischen Leben in die geistige Welt verabschiedet. Aber nach wie vor, wir sind auf Facebook befreundet, also auch da sind Franziskaner Mönche zu finden. Der hat mir ein Samichlaus mitgebracht. Und der Samichlaus, ja, eines der durchaus stärkeren Lagerbiere, die es von der Stange gibt. Aus der Schloss Brauerei Eggenberg mittlerweile, ursprünglich, die liegen ja in der Schweiz. Aber mit 14 Volumenprozent Alkohol sicher ein Doppelbock, der es doch eher kerniger drauf hat, den hat er mir mitgebracht. Und ich habe in meiner völligen Ahnungslosigkeit dieses Bier in den Kühlschrank gestellt und dachte mir, das trinkst du heute Abend. Und habe es dann auch mit vier, fünf Grad aus dem Kühlschrank rausgeholt, eingeschenkt, getrunken und zum Telefonhörer gegriffen und habe gesagt: „Was um alles in der Welt hast du mir da mitgegeben?“ Es hat nur nach Alkohol geschmeckt, es war überhaupt kein Genuss. Und die lapidare Antwort war: „Ruf ich in einer halben Stunde wieder an und lass das Bier stehen.“ Und das war eine meiner besten Lektionen für Temperatur. Mein Bier, nach einer halben Stunde im Glas war die Kohlensäure, die bei dem Bier nicht ganz so wichtig ist, natürlich nicht mehr ganz so stark, aber dieses Bier hatte dort nahezu Raumtemperatur und war ein herrlicher Genuss. Und das sind dann so diese Lehren, die man als blutiger Anfänger einfach sein ganzes Bierleben mitnimmt und weiß, Temperatur ist ein ganz wichtiges Thema. Und lieber drei Grad mehr als drei Grad zu wenig und man macht eigentlich nichts falsch und, ja.

Markus: Ja, also völlig richtig. Und ich muss sagen, das ist vielleicht auch so ein kleiner Tipp für die Hörerschaft, also wenn ihr mit österreichischen Bieren anfangen wollt, also, klar, natürlich auch die anderen, die wir jetzt auch schon so genannt haben, aber Samichlaus ist auf jeden Fall eine spannende Geschichte, weil es wirklich ein Bier ist, was sensorisch unheimlich viel zu bieten hat. Auch ein Bier ist, was man durchaus lagern kann. Kann man ja ruhig erzählen, wir hatten gestern Abend ein Menü und haben dann als Abschluss von dem Menü die Samichlaus-Biere von 2001, 2009 und eben aus dem aktuellen Jahr in einer Querverkostung gehabt. Und das ist schon total spannend, wenn man eben merkt, wie sich so ein Bier in 20 Jahren entwickelt und das es sich entwickelt und was da eben für eine tolle Aromatik dabei rauskommt. Also wirklich ganz toll, vielen Dank, sowohl für die Geschichte als auch für dieses tolle Loncium-Bier. Da, muss ich sagen, das ist so die erste österreichische Brauerei, die ich jenseits von Stiegl wirklich bewusst wahrgenommen hab. Und zwar, das ist auch schon viele Jahre her, da hat ein Freund von mir, der hat Sophie Straub von der Drei Kronen Brauerei in Memmelsdorf, der damals Geschäftsführer war von den privaten Braugasthöfen und die hatten eine Tagung irgendwo in Österreich, und hat mir dann Bier mitgebracht. Und das war das Sortiment, was Loncium damals hatte, waren fünf oder sechs Flaschen. Und das war für mich auch so eine Geschichte, wie, du bringst mir aus Österreich Bier mit? Das ist ja erst mal, da ist ein großes Fragezeichen dahinter und so. Und dann habe ich die aber nach und nach verkostet und muss wirklich sagen, das war ein tolles Erlebnis. Und sie waren alle sauber, sie haben super gut auch geschmeckt, waren tolle Beispiele. Und habe dann auch auf die Homepage geschaut und mich so ein bisschen informiert und das ist wirklich ein sehr, sehr gutes Beispiel, was da in Österreich mittlerweile passiert. ja, vielleicht noch eine Frage an der Stelle, wo wir grade bei dem Thema Österreich sind, wenn du von Frankfurt nach Wien gegangen bist, jetzt Wahl-Wiener bist und, glaube ich, erst mal zumindest auch dableiben willst, wie würdest du denn die Unterschiede sehen? Also was ist der Unterschied zwischen Wien und Frankfurt und was hat dich wirklich gepackt, dass du sagst, okay, ich bleibe jetzt da?

Martin Voigt: Eines der Vorurteile, die der Deutsche gegenüber dem Österreicher haben, ist, der Österreicher ist langsam, er ist der Gemütlichere, er tut sich schwer, Geschwindigkeit aufzunehmen im Geschäftsleben. Und eine der ersten Lektionen, die du lernst, ist, völliger Unsinn. Der Österreicher macht es sich einfach nur leichter. Und ich kam aus Frankfurt, habe tatsächlich einen Arbeitstag gehabt, der im Büro o zwischen acht Uhr in der Früh und meistens 21 Uhr am Abend stattgefunden. Also ich war tatsächlich meistens über zwölf Stunden im Büro. Und wenn mal jemand so um vier oder fünf Nachhause gegangen ist, war so der Spruch, nimmst du dir einen halben Tag frei? Und ich bin in eine Welt reingekommen, wo ich schon sagen muss, man verlässt zwischen 16 und 18 Uhr auf jeden Fall das Büro, um acht Uhr in der Früh geht es auch los. Aber man geht nicht zwingend Nachhause, sondern man trifft sich mit Kunden, Arbeitskollegen, Projektpartnern, auch Freunden in einem Lokal, trinkt ein Bier zusammen, bespricht geschäftliche Dinge, bespricht Privates. Und so bekommt man einen persönlichen Bezug zu seinem gegenüber. Das macht einem Türen auf, macht einem aber auch das Geschäftsleben unheimlich viel leichter. Weil, es ist ja eine gewisse Nähe da und man tut sich einfach viel schwerer, jemand, zu dem man eine persönliche Nähe hat, dem, auch wenn im Geschäftsleben mal was schiefgeht, dem einfach spontan den Hals rumzudrehen. Und in Frankfurt war es doch sehr Business Minded, da ist was passiert und das Fallbeil ist runtergegangen und der Kunde war weg. Und hier ist es einfach so, man sitzt beim Glas, das muss nicht unbedingt ein Bier sein, das kann auch der Weiße Spritzer sein, der ja in Wien auch sehr gerne getrunken wird, das kann ein Wein beim Heurigen sein. Übrigens bitte nie den Fehler machen beim Heurigen nach einem Bier zu verlangen. Das war einer meiner ersten Fehler als ich mit Freunden beim Heurigen war und gefragt habe, ob sie auch ein Bier haben? Schneller kann man sich als Deutscher nicht outen. Aber es ist dann einfach dieses persönliche Verhältnis, man kriegt gesagt: „Du, da ist ein Problem, schau, dass das bis nächste Woche erledigt ist“ und dann ist das Thema erledigt. Und man spart sich einfach diesen ganzen Trouble rechts und links des Weges. Und am Ende des Tages, habe ich so ein bisschen das Gefühl, dass die geschäftliche Reisegeschwindigkeit in Österreich teilweise sogar schneller ist als in Deutschland, man merkt es nur nicht so und man macht sich das Leben einfach leichter. Und diese Mentalität ist, glaube ich, viel mehr an meinem persönlichen Naturell als dieses strenge, teilweise sogar roboterhaftige Arbeiten wie ich es in Frankfurt kennengelernt habe. Und ich merke selber, wenn ich zu Geschäftszeiten nochmal in Frankfurt bin, sehe so, wie sich die Bankentürme leeren und die Leute eigentlich nur stur zur S-Bahn, zur U-Bahn oder mit dem eigenen Auto Nachhause fahren, da ist einfach eine richtige Stressatmosphäre da, man will nur noch Nachhause und hat eigentlich nichts mehr, was einen in der Stadt hält. Und in Wien findet das Leben einfach auf der Straße statt. Es gibt auch viele, die sagen: „Es ist so, ja, das Sprungbrett zum Balkan“, also die quasi noch gesicherte Bastion und wo noch ein bisschen Recht und Ordnung herrscht, bevor der Balkan anfängt. Und da ist viel dran, also dieses auf der Straße sitzen, einen Cappuccino trinken, einen Espresso trinken, ein Bier trinken, Wein trinken und im Zweifelsfall auch mal ein bisschen das Leben genießen, das ist schon eine Mentalität, die dem Österreicher, aber speziell auch den Wienern zu eigen ist und da fühle ich mich sehr, sehr wohl.

Markus: Das kann ich sehr gut nachvollziehen, habe auch die Zeit in Wien jetzt sehr genossen, muss ich sagen. Und hat mich auch ein bisschen erinnert, weil, zumindest im Sommer ist es bei uns in Bamberg oft ähnlich, also auch da sitzt man wirklich gerne bei einem Bierchen noch zusammen. Und ich muss auch sagen, es ist einfach, also wenn ich so diese Business-Leute oft sehe, da hat man so das Gefühl, dass das ganze Leben so eine Art Bucket List ist. Also einerseits, man arbeitet so seine Jobsachen ab, aber dann Zuhause muss eben auch, keine Ahnung, das Haus gebaut werden und das Auto gekauft werden, der Baum gepflanzt, der Sohn, was weiß ich was und der Urlaub und der Urlaub, aber am Ende ist es wirklich nur noch ein Abhaken von Dingen, wo man glaubt, dass man die machen muss, um ein gutes Leben zu leben, aber dabei gerät das Leben an sich völlig in Vergessenheit. Und das ist was, was ich immer wieder erlebe, grade weil ich natürlich mit Leuten oft im geschäftlichen Bereich einfach mal ein Bier trinke und wenn man dann merkt, okay, man lehnt sich einfach mal zurück und redet ein bisschen und kommt einander ein bisschen näher, dann baut man eine Beziehung auf, wie du sagst. Und das hat eine ganz andere Qualität, als wenn das eben so rein eine geschäftliche Geschichte ist.

Martin Voigt: Und was ich auch lernen musste, ist, das viele, die in Wien arbeiten, am Wochenende zur Familie in die Bundesländer fahren. Also Österreich ist ja ein sehr zentralistischer Staat, ich glaube, Wien hat so 1,9 Einwohner in der Kernstadt und um die drei Millionen im Umland. Das ist bei achteinhalb Millionen Einwohnern in Gesamtösterreich schon eine ziemliche Konzentration. Und deswegen endet auch die Arbeitswoche meistens Freitags um zwölf Uhr, ein Uhr, da wird dann die Südosttangente, das ist so die Stadtautobahn in Wien, wird verstopft und die Leute fahren in die Bundesländer zu ihren Familien. Jeder hat noch ein Haus auf dem Land, hat Familie. Und wenn die am Montag wieder zurückkommen, die bringen teilweise auch Produkte aus ihrer Heimat mit, unter anderem auch Bier. Der Tiroler bringt dann die Knackwürste mit, Käse aus Vorarlberg und auch dieses kulinarische Austauschen innerhalb des Landes wird dadurch extrem beflügelt. Und wenn man sich jetzt auch mal ein bisschen die Bierlandschaft anschaut, es gibt in Österreich mit der Brauunion, die hinter Marken wie Gösser, Zipfer, Kaiser, Wieselburger steckt, eigentlich nur einen großen internationalen Konzern und alles andere, was sich in der österreichischen Bierlandschaft tummelt, sind lokale kleine Brauereien. Und eigentlich ist der Österreicher schon gewohnt, dass Bier aus seiner Region zu kaufen. Und der Vorarlberger, der bringt natürlich einen Kasten Mohren-Bier mit und der Kärntner bringt möglicherweise einen Kasten Loncium mit und aus dem Süden kommt dann noch das Murauer Bier und so hat jeder auch so ein bisschen über das Bier seine eigene Identität wieder in der Stadt. Und ich war bei Freunden, die einen Bierhandel haben und sah eben Kisten Mohren-Bier dort stehen und das passte jetzt nicht so per se erst mal ins Craft-Beer-Sortiment, was die sonst verkaufen. Aber während ich da saß, kamen drei, vier Vorarlberger rein und nahmen eben eine Kiste des Bieres aus ihrer Heimat mit, weil sie eben in Wien wohnen und wollten das am Wochenende nicht mitnehmen, vielleicht sind sie auch mit dem Zug gefahren. Und Bier schafft in Österreich unheimlich viele lokale Identität und der Österreicher ist auch gewohnt, eben lokal zu kaufen. Und deshalb tun sich auch kleine Craft-Beer-Brauereien irrsinnig leicht, mit jetzt vielleicht nicht dem super freakigen Bieren, da muss es kein IPA sein, da muss es kein Imperial Stout sein, da muss es kein Sauerbier sein, sondern man kann mit einem Märzen, was aber den Namen der Stadt trägt, unheimlich realisieren am Markt. Und das ist einfach schön zu sehen, dass eben über Bier auch Heimat geschaffen wird. Und das ist einfach in Österreich, finde ich, vielleicht jetzt mal in Deutschland abgesehen von Franken, weil da ist es natürlich vielleicht sogar vergleichbar, aber in Österreich ist es landesweit so, dass über Bier, oder auch Wein natürlich , man so ein Stück Heimat an den Arbeitsplatz mitbringen kann und da letztendlich auch Freunde begeistern kann.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und ich denke mal, also Bier schafft Heimat, ist auf jeden Fall etwas, was Österreich und Franken verbindet. Also es gibt ja auch ein Bierland Franken und es gibt ein Bierland Österreich, also da gibt es durchaus ähnliche Strukturen. Und ich habe mich jetzt, während du erzählt hast, auch erinnert, dass ich noch drei Kästen Mohren Eisbock bei mir im Keller habe seit zehn, 15 Jahren. Da muss ich mal eine Flasche rausholen für einen der nächsten BierTalks, der hat sich bestimmt schön entwickelt. Ja, was mich noch interessieren würde, du hast jetzt diese ganzen Biere verkostet und das Buch geschrieben und man merkt ja auch, wie sehr du Teil dieser österreichischen Bierwelt auch irgendwie bist, wie sehr du da auch davon begeistert bist, aber wie haben die denn dich und dein Buch aufgenommen? Also kam das dann überall gut an, sagen die: „Super, genauso muss es sein“ oder gab es da auch den ein oder anderen Brauer, der gesagt hat: „Hej, was will denn der Piefke da“ und so?

Martin Voigt: Du sprichst einen ziemlich wunden Punkt an, weil es war tatsächlich so, dass ich ja als völliger Nobody und aber auch als jemand, der keine Ausbildung in Bier hatte, in diese Szene reingefallen bin und ich hatte einfach nur Spaß an dem, was ich gemacht habe. Und ich habe mir da, glaube ich, schon ein bisschen den Unmut auch bei den Granden der Bierszene zugezogen. Zum einen, was macht der denn da? Es wusste ja keiner, was ich da tue. Und da gab es durchaus auch im Vorfeld des Buchs, gab es den Austausch mit Anwälten, die mich mal mit einstweiligen Verfügungen überziehen wollten, das ist alles nachher gut ausgegangen. Ich habe da auch Fehler gemacht, das weiß ich. Nur, ich habe natürlich diesen Markt aufgewirbelt, weil, ich kann in Wien relativ viel Bier kaufen, auch viele verschiedene Biere, aber nicht 255. Und ich habe dann das gemacht, was ein ahnungsloser Autor für Bierbücher macht, ich habe einfach mal eine Adressliste mit Brauereien rausgesucht und habe ein sehr langes Anschreiben verfasst, habe erklärt, was ich gerne machen möchte und habe gefragt, ob ich das Bier von ihnen kaufen könnte? Für mich war immer ganz wichtig, ich möchte das Bier kaufen. Und natürlich gibt es viele Brauereien, die dann einfach sagen: „Wir finden die Idee super und wir schicken dir das Bier zu und wollen da jetzt auch keine Rechnung sehen.“ Und es gab aber auch Brauereien, die mich kontaktiert haben und gesagt haben: „Besuch uns mal, komm mal vorbei. Wir finden deine Idee super und wir stellen dir Kontakte her.“ Also der Support auf der Brauerseite war viel, viel größer als auf der Seite der, ja, damals existierenden Bierschreiber, Bierausbilder, weil ich ja genau in deren Wasser jetzt fischte. Und ich habe dann versucht, denen ein bisschen klarzumachen, es geht hier nur um mein Buch, wenn das durch ist, seid ihr mich los. Aber der Widerstand wurde immer größer und da habe ich mich dann auch so ein bisschen herausgefordert gefühlt, habe gesagt: „Okay, wenn ihr mich nicht haben wollt, dann bleibe ich.“ Und merkte aber, dass eben genau diese vielleicht alten Gesichter gar nicht mehr so die waren, die jeden Konsumenten angesprochen haben. Und ich habe eine jüngere Generation vielleicht angesprochen, habe mich sehr stark und auch sehr klar auf das Thema Craft-Beer fokussiert, auch wenn in dem Buch natürlich die klassischen Marken auch mit drin sind. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass mich eigentlich so diese jungen Wilden viel mehr interessieren und habe dann lange Zeit so ein bisschen einen Gegenpol unfreiwilliger Weise gebildet. Und man merkte, den werden wir jetzt nicht mehr los und dann hat man sich angefangen zu arrangieren. Und man kommt dann auch relativ schnell miteinander klar, wenn man sich auch, ich sage mal, nie ausgesprochen, aber so gegenseitig die Claims absteckt und merkt, nee, der will jetzt nicht hier 20 Testings im Monat machen und will auch keine Vorträge bei Brauereien halten, sondern der hat da ein ganz anderes Zielpublikum. Und als wir dann 2014, also eigentlich ein Jahr nachdem ich das Buch geschrieben habe, das Craft Bier Fest in Wien zu dritt gegründet haben, haben wir eine Bewegung losgetreten, wo dann auch selbst der ärgste Kritiker sagen musste: „Ah ja, so ganz schlecht ist der Typ ja nicht für die Bierszene.“ Und da haben wir, glaube ich, dann auch, ich sage mal, durch Taten Überzeugungsarbeit geleistet.

Markus: Also dem kann ich mich nur anschließen. Bevor wir noch kurz über das Craft Bier Fest sprechen, weil ich das durchaus auch ein interessantes Thema finde, habe ich jetzt auch noch ein Bierchen mir hier aus dem Kühlschrank geholt, weil ich gedacht habe, wenn wir schon da sind und gemeinsam ein Bier trinken, habe ich auch eins dabei. Und interessanterweise hat Österreich Deutschland ja auch etwas voraus, nämlich, es gibt in Österreich eine Trappistenbrauerei. Wir hatten auch mal eine in Deutschland, die ist aber mittlerweile geschlossen worden und Bitburger hat das Bier dann im Craftwerk noch irgendwie im Angebot, aber es ist zumindest kein Trappistenbier mehr. Und hier haben wir eben Engelszell und haben von denen verschiedene Trappistenbiere. Und eins haben wir jetzt hier, das ist das Blond, das heißt Nivard, ist in einer schönen Flasche mit einem hellblauen Etikett, selten für Bier eigentlich. Ich mache mal auf und schenke hier mal ein.

Martin Voigt: Vor allem auch selten für Trappistenbiere, die ja häufig auch eher dunkelgehaltene Etiketten haben. Aber die Brauerei Stift Engelszell, glaube ich, ist sehr früh den Weg gegangen, nicht zu versuchen, klassische Trappistenbrauereien zu kopieren, sondern eine eigene Identität zu schaffen. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass der irdische Mastermind, der hinter dieser Brauerei steckt, nämlich der Peter Kramer von der Brauerei Hofstetten, der, glaube ich, bei dem Stift relativ viel Überzeugungsarbeit geleistet hat, weil er einfach sich gefreut hat, dass ein Trappistenkloster in der Nähe ist und gesagt hat: „Dann muss es doch auch ein Trappistenbier geben.“ Und ich glaube, nachdem die ersten, ja, Wälle mal eingerissen waren, mittlerweile sind die Trappisten im Kloster sehr begeistert von dem, was sie dort tun, nennen ja auch ihre Biere nach ehemaligen Ordensbrüdern. Und haben auch dem Bierland Österreich über das Trappistenbier, was ja keiner auf der Landkarte hat, auch wieder einen sehr eigenen Stempel aufgedrückt und einfach die Szene wieder um eine Nuance bereichert. Und das finde ich einfach ein sehr schönes Projekt und kommt international gut an. Schafft tollen Tourismus auch in die Gegend, Amerikaner, die auf einmal sagen: „Hej, da gibt es noch eine Trappistenbrauerei in Europa, die wir möglicherweise noch nicht kennen.“ Und am Ende des Tages leben, glaube ich, sowohl die Trappistenmönche beziehungsweise auch die irdischen Hotelanbieter, Gastronomen in der Gegend, relativ gut von diesem Produkt.

Markus: Ja, das glaube ich auch. Übrigens, wer das mal sich näher zu Gemüte führen will, wir haben mit Henri Reuchlin schon mal einen BierTalk gemacht zum Thema Trappisten. Da wird auch ein bisschen erklärt, wo das herkommt und was da dahintersteckt letzten Endes, seine Philosophie. Und hier haben wir eben ein schönes Beispiel, ich stoße mal schnell mit dir an.

Martin Voigt: Zum Wohl.

Markus: Prost, zum Wohl. Beschreibe es vielleicht auch noch kurz, also wir haben jetzt hier ein Blond, würde man sagen. Und das ist natürlich spannend, ähnlich wie zum Beispiel auch im englischen Bereich bei Pale Ale, das muss gar nicht so hell sein, das muss nur deutlich heller sein als die entsprechende wirklich dunklere Variante. Also hier haben wir quasi so ein, ja, einfach gesagt, ein bernsteinfarbenes Bier, es ist auf jeden Fall auch wieder so leicht orangeschimmernd. Das hat eine leichte Trübung, einen schönen, ganz festen Schaum, der auch leicht getönt ist. Jetzt riechen wir nochmal rein. Also schön, das sind diese Noten, die man von Trappistenhefen eben kennt, schön fruchtig, frisch, eine leichte Zitrusnote, ein bisschen Karamell, sogar ein bisschen rote Birnen, ein bisschen Banane, also ein sehr schöne runde Geschichte, dahinter kommen dann natürlich auch so ein bisschen getreidige Noten. Und dann probieren wir mal ein Schlückchen.

Martin Voigt: Und das Stift Engelszell hat ja den unschätzbaren Vorteil, dass es in einer Gegend ist, wo obergärige Biere auch gelernt sind. Also ein Bananenaroma zum Beispiel oder überhaupt ein Fruchtaroma in der Nase erschreckt in Oberösterreich eben niemand. Und man, ja, besetzt dort eine Nische mit einem Blond zum Beispiel, ich meine, es gibt ein klassisches Weißbier aus Stift Engelszell. Und ich weiß nicht, wie viele Trappistenbrauereien es auf der Welt gibt, die ein Weißbier brauen. Und man hat ja immer so das Gefühl, dass muss ein Dubbel, Quadrupel, Tripel sein und das Stift Engelszell hat natürlich diese Bierstile aufgegriffen, aber auch eine lokale Identität, und da sind wir schon wieder bei dem Thema, mit einem Weißbier geschaffen. Und das ist einfach auch, finde ich, ein tolles Merkmal dieser Brauerei, dass es eben als Trappistenbier nicht immer diese klassischen belgischen Bierstile sein müssen.

Markus: Ja, also ich finde, das merkt man auch hier, also das könnte auch ein Bernstein-Weizen sein, was man bei uns in der Nähe irgendwo in Bayern, Franken bekommt. Zusätzlich ist natürlich noch diese belgische Trappistenhefenote oben drauf, aber so vom Grund-Feeling her, von der Karbonisierung, von auch diesem bananigen Ton, wie auch dann diese Karamelltöne aus dem Malz da schön weich und rund sind, also ein sehr, sehr angenehmes spannendes Bier. Und ich überlegen grad, also ich kenne, glaube ich, nur ein Weizen von der Trapp, da steht dann Witbier drauf, ist aber ein klassisches Weizen, also ohne Koriander und Orangenschalen, das ist auch ein schönes Weizen. Aber das ist wirklich, ja, spannend, die ganze Geschichte um das Stift Engelszell. Das werden wir sicherlich auch irgendwann mal beleuchten. Kriegen wir heute aufgrund der Zeit, die wir ja schon fast wieder überschritten haben, nicht mehr hin. Ich wollte mit dir aber noch über dieses Thema Craft Bier Fest sprechen, weil das vielleicht auch noch interessant ist, wie sich das dann so weiterentwickelt hat. Also wenn du da vielleicht nochmal kurz drauf eingehen könntest, wie das so läuft und vielleicht, wie sich auch deiner Meinung nach diese österreichische Szene grade, in welchem Zustand die sich befindet.

Martin Voigt: Also wir haben das Craft Bier Fest 2014 gegründet, auch eigentlich auf eine ganz, ganz wüsste Art und Weise. Wir waren zu dritt und eigentlich waren es der Max Wurzer und ich, wir waren in Amberg auf dem Bierfest damals von der Nicole Püschel.

Markus: Mariahilfberg, ist dass das?

Martin Voigt: Nein, das war The Leading Beers, hieß das damals. Das war so, die ja leider damals schwer erkrankt war, die Nicole und das so als ihr Lebenswerk gesehen hatte, dieses Festival organisiert, es war ein wunderbares Fest. Ich war mit dem Max Wurzer, der damals myBier betrieben hat, also einer der ersten Versand für kleine Brauereien in Österreich und der schon sehr viel auch für diese Szene getan hat. Und wir waren auf diesem Festival und sind dann am Sonntag in einem Zustand zurückgefahren, der, glaube ich, grade so an der Legalitätsgrenze war und wir haben uns eigentlich immer gedacht, warum müssen wir nach Deutschland fahren, um auf ein Bierfestival zu fahren, wo es geile Biere gibt? Und vielleicht auch dieses Bierfestival, das waren nicht die Freak-Craft-Brauereien. Der Alex Himburg war damals, glaube ich, so das Wildeste, was es dort gab und ansonsten waren das sehr viele lokale Brauereien, die auch experimentiert haben mit Hopfen. Es gab ein, kann mich noch sehr gut dran erinnern, ein Weißbier mit Mandarina, Bavaria Hopfen. Aber das war dann auch so ein bisschen die Verrücktheit, die dieses Bier schon hatte und dieses Festival hatte. Also es war jetzt nicht ein Fest, was sich nur mit New England IPAs oder super hopfigen IPAs oder Stouts definiert hat, sondern das waren sehr klassische bayrische Biere dort. Und wir sind nach Wien gekommen und haben eigentlich gedacht, das war 2012, 2013, Entschuldigung, 2013 war es, Ende des Jahres und haben gesagt: „Wir müssen sowas in Wien machen.“ Und dann sind wir auf den Micky Klemsch getroffen, der zur selben Zeit eigentlich eine ähnliche Idee hatte, nur einen ganz anderen Zugang hatte, er kam aus der Eventbranche, also hatte so ein bisschen das Event-Knowhow. Und wir haben uns Anfang Januar 2014 zusammengesetzt und haben dann mal geschaut, haben gesagt: „Eigentlich hätten wir gern im Mai das Fest.“ Und wir haben den Termin festgemacht, ich glaube, 18. Mai war das damals, da wussten wir schon, wann es stattfindet, da haben wir gesagt: „Ja, jetzt müssen wir anfangen zu organisieren.“ Also wir haben uns quasi gesagt, an dem Tag soll es stattfinden und dann haben wir angefangen. Und wir hatten natürlich überhaupt keine Erfahrung, es gab keine Referenzwerte, aber wir haben gemerkt, dass es Getränkehändler, Brauereien in Österreich gegeben hat, die genau darauf gewartet haben, mal zu erfahren, wie tickt denn der Markt überhaupt. Und wenn ich es irgendwo versuche, dann muss ich es natürlich bei der Geographie von Österreich, muss ich es in Wien versuchen, weil, wo sonst soll sowas funktionieren? Und wir haben dann das erste Festival Freitag, Samstag, Sonntag gestartet. Hatten das, glaube ich, schlechteste Wetter, was man sich vorstellen kann, weil die Veranstaltung auch open Air war, wir durften am ersten Tag Zelte gar nicht aufbauen oder diese Pavillonzelte. Es war am Donaukanal, wir haben eine herrliche Indoor-Veranstaltung gehabt mit 500 Gästen. Damals standen so Brauereien wie Bierol, Brew Age, die ja eigentlich jetzt so für diese moderne Bierkultur in Österreich stehen, die standen ganz am Anfang. Die kamen mit ihren ersten Bieren daher und wussten eigentlich auch nicht so, trinkt eigentlich irgendwer unser Bier, gibt es da einen Markt für? Es gab Brauhaus Gusswerk, was ja in der Bioschiene sehr etabliert ist, die so ein bisschen schon eine Fangemeinde hatten, aber es war auch Stiegl dabei, Loncium war dabei, es waren sehr viele klassische Brauereien mit am Start. Und wir hatten einfach eine riesen Gaudi an einem Abend, wo eigentlich keiner seine Zelte aufbauen konnte. Es gab einen kleinen festen Bau, jeder hat seine Biere mit reingebracht und wir sind mit ungefähr 500 Leuten da in diesem Glasbau am Donaukanal gestanden und haben gemerkt, hej, wir sind eine kleine eingeschworene Gemeinschaft, die richtig Bock auf Bier hat, nur die anderen müssen es noch verstehen. Und Samstag war dann das Wetter, ja, es hat ein bisschen geregnet, es war nicht besonders nett, aber es lief so ein bisschen schleppend an. Und das Wetter wurde dann am Nachmittag besser und die Brauereien sind zum Teil bis um vier Uhr in der Früh am Donaukanal gestanden und haben ihr Bier ausgeschenkt. Man muss wissen, der Ort, den wir da ausgewählt haben, ist so in der Nähe vom sogenannten Bermudadreieck, das ist so die Partymeile in Wien, also da stört sich auch keiner über Lärm. Und wir haben um zwölf Uhr das Fest verlassen, haben gesagt: „Also alles, was jetzt passiert, den Ärger mit der Polizei, der gehört euch.“ Und am nächsten Morgen haben wir in ziemlich kleine Augen geschaut und gesagt: „Na, wie lange ist es denn gegangen?“ Und die haben gesagt: „Naja, bis vier, halb fünf haben wir dann schon gemacht, aber dann haben wir auch zugesperrt.“ Und dann kam der Sonntag, herrlichstes Wetter. Der Wiener geht dann sofort raus, es wurde mit Rollerblades, diesen Kickboards, Fahrrädern am Donaukanal gefahren und die Leute sind stehengeblieben, haben gesagt: „Was ist denn da los, Bierfest.“ Und wir hatten, glaube ich, knapp dreieinhalb, 4.000 Besucher allein nur an dem Sonntag. Und am Ende des Sonntags kamen dann die Brauereien zu uns und sagten: „Gut, dass wir nicht drei Tage gutes Wetter hatten, weil, die hätten uns am Freitag, spätestens am Samstagmittag hätten die uns leergesoffen und wir hätten für Sonntag kein Bier mehr gehabt.“ Daran sieht man einfach mal, man war überhaupt nicht auf so eine positive Resonanz eingestellt, man hat überhaupt nicht damit gerechnet, dass diese Biere so gut ankommen. Da gab es, glaube ich, das erste Mal in Wien Punk IPA vom Fass und das ist gelaufen wie die Feuerwehr, weil es einfach neu war. Und das war so ein bisschen die Initialzündung auch für Bierhändler, hej, da gibt es einen Markt, das interessiert die Leute, da gibt es Brauereien, die brauen diese Biere. Und ziemlich genau ein Jahr später hat ja mit Almacén, die BeerLovers in der Gumpendorfer Straße aufgemacht. Ich glaube, einer der größten Craft-Beer-Stores, glaube ich sogar europaweit, mit, ich glaube, mittlerweile fast an die 2.000 verschiedenen Bieren. Und das wäre völlig undenkbar gewesen, ohne diese, ja, die Marktforschung Craft Bier Fest. Und wir dann eigentlich innerhalb von kürzester Zeit zu einer fixen Größe geworden. Und der Micky, der leider auch viel zu früh im letzten Jahr verstorben ist, hatte dann die Idee, wir machen das Fest einfach zweimal, wir machen eine Frühjahrs-Edition und eine Herbst-Edition. Und jeder hat von uns gesagt: „Du bist ja völlig wahnsinnig.“ Und er hat dann aber auch so das Fingerspitzengefühl gehabt, in der Frühjahrs-Edition ein Gastland einzuladen, wo dann Biere aus einem europäischen meist Land präsentiert wurden, Belgien war dabei, Finnland war dabei, Tschechin war dabei. Und das Novemberfest war eigentlich immer das letzte Bierfest für alle Brauereien, die, ja, auch von weiterweg kamen und hatte eine, ja, so quasi das Klassentreffen-zum-Saisonabschluss-Charakteristik. Und die Feiern, nachdem abgebaut worden ist, die sind mittlerweile legendär, die finden, ja, immer am Samstag, wir sind mittlerweile nur noch auf einem zweitägigem Rhythmus, weil, drei Tage hält kein Mensch durch, reduziert worden. Und Samstagabend, wenn dann die Brauereien abgebaut haben und jeder halt so seine halbangebrochenen Fässer noch zusammenschiebt und dann einfach gefeiert wird, weil, es ist das letzte Fest im Jahr. Es wird so ein bisschen resümiert unter der Brauereischaft und es ist einfach, ja, diese freundschaftliche Gefühl, ein Miteinander und jeder hat einfach auf dieses Thema Bier unheimlich viel Lust. Und das ist so ein bisschen der Stempel, den wir, glaube ich, diesem Festival aufgedruckt haben, im Frühjahr ein sehr solides Craft Bier Fest für die Stadt Wien und im November, das letzte Novemberwochenende. Und zum Glück findet es heuer wieder statt in der Marx Halle im dritten Bezirk, eine wunderschöne, von der Architektur her, gestaltete Halle. Und wir werden dann eine schwere Zeit beenden mit einem Craft Bier Fest in der, ja, nach Corona-Zeit, tue ich mich ein bisschen schwer, aber zumindest einer jetzt kontrollierten Corona-Zeit und es wird wieder ein Fest geben. Und das ist einfach ein tolles Zeichen, dass das wieder losgeht und alle sitzen in den Startlöchern und warten nur drauf, die Freunde wieder zu treffen und die Bierwelt hochleben zu lassen.

Markus: Ja, das ist ja auch eine Stimmung, die wir jetzt zum Beispiel auf dem Bierwettbewerb erleben, dass ja wirklich die ganzen internationalen Juroren sich teilweise zwei Jahrelang nicht gesehen haben und wie das so herzlich und mit so viel Freude und Energie und gemeinsamem Gefühl und Freude am Bier einfach abgeht und man merkt, wie das wieder zusammenwächst. Also sehr, sehr schön. Und ja, jetzt haben wir schon mal einen Tipp für die Hörer, wo sie dich erleben können, nämlich dann im November bei dem Fest. Und vielleicht so abschließend noch kurz, wir haben am Anfang schon drüber gesprochen, es gibt diesen YouTube-Kanal proBIER.TV. Wenn du vielleicht da noch den Hörern kurz sagst, wie komme ich dahin, was erwartet mich da und wie kann man sich dir da irgendwie nähern.

Martin Voigt: Ja, also es gibt grundsätzlich die Webseite, das ist immer der einfachste Weg, auch auf den YouTube-Kanal zu kommen, proBIER.TV. Und, ja, der normale Weg, wie Leute zu mir kommen, ist eigentlich über YouTube dann nach proBIER.TV zu suchen, da findet man mich relativ schnell. Ich mache jeden Tag, also sieben Tage die Woche eine Bierverkostung, mit zwei Tagen in der Woche, die, ja, mit Bieren aus Spezialgebieten schon belegt ist, Freitag ist mein Polishbeerfriday. Ich habe vorhin gesagt, ich habe meine Liebe zum polnischen Bier entdeckt und bin fest davon überzeugt, und das sehe ich jetzt mittlerweile auch bei deutschen Craft-Beer-Versendern, die polnische Craft-Beer-Szene ist eine, die leider viel, viel zu unbekannt ist. Es gibt tolle Brauereien, die mit einer wahnsinnig hoher Qualität Biere brauen, die der Craft-Beer-Freak normalerweise für unfassbares Geld aus den USA Hype-Brauereien importiert und man eigentlich gar nicht weiß, dass es ähnliche oder, meiner Meinung nach, teilweise sogar bessere Qualität, weil, die musst du jetzt nicht drei Monate irgendwie über den Atlantik schippern, aus einem Nachbarland wie Polen gibt. Und das versuche ich eben so ein bisschen zu ändern und da komme ich wieder, was ich vorhin gesagt habe, das ist einfach so meine Mission, ich möchte von Bierwelten erzählen, die die Leute vielleicht noch nicht kennen und da ist eben dieser Polishbeerfriday ein Element. Und das zweite Element, was es gibt, ist der Supermarktsamstag, weil, ja, man mich immer ein bisschen kritisiert hat, wenn ich die normalen Biere verkostet habe. Aber, genau über diese normalen Biere findet ja vielleicht ein Weintrinker auch den Zugang zum Bier. Und warum soll auf einem Craft-Beer-Kanal auch normales Bier, was in einem Supermarkt gekauft wird, und das ist die einzige Bedingung, die dieses Bier haben muss, es muss irgendwo auf der Welt aus einem Supermarkt stammen und da versuche ich die Leute eben mit solchen Bieren abzuholen. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch ein Craft-Beer gibt, weil mittlerweile das Craft-Beer-Sortiment ja weltweit auch im Supermarkt sehr, sehr hoch ist. Polen, Lidl ist einer der größten Craft-Beer-Händler. Das glaubt man gar nicht, vom Volumen her. Kroatien ist genau dasselbe, Lidl verkauft nach Volumen das meiste Craft-Beer in Kroatien. Und da sieht man mal, dass diese Welt sich einfach anfängt zu drehen und genau da möchte ich die Leute abholen. Ich lade sie auch immer ein, grade für den Supermarktsamstag, mir mal ein bisschen Biertipps zu geben. 50 Prozent sind Leute, die mir vollgesonnen sind und sagen: „Hej, ich habe da ein tolles Bier im Supermarkt gesehen, probier das mal oder, das ist mein Lieblingsbier aus dem Supermarkt. Was sagst denn du dazu?“ Und die anderen 50 Prozent, und ich nehme das tatsächlich auch mit Humor, sind so Biere, wo man sagt: „Jetzt wollen wir mal sehen, wie er das Gesicht verzieht, wenn er es probiert.“ Und insofern ist das immer so ein bisschen mit Augenzwinkern auch manchmal zu sehen und macht einfach riesen Spaß und hält diese Community auch ein bisschen zusammen. Und darum geht es letztendlich, den Spaß beim Bier zu haben. Und den versuche ich zu vermitteln und das ist letztendlich der Sinn und der Zweck dieses Kanals. Und ich mache keine Werbung, ich lasse mich nicht sponsern, was ich vorhin gesagt habe, die meisten Biere, ich sage immer, die meisten Biere, weil es natürlich Brauereien gibt, die inzwischen einem dann auch mal kostenlos da Nachhause schicken oder wenn man sie besucht, einem das Bier auch schenken. Aber grundsätzlich ist schon mein Credo, ich möchte mein Bier bezahlen und möchte dann auch meine Meinung völlig ungefiltert dazu sagen dürfen und das tue ich auch.

Markus: Ja, also dem kann ich nur beipflichten, ist auch meine Philosophie wirklich, also nie nach irgendwelchen Gratis-Bieren oder sowas zu betteln oder zu bitten, sondern mein Anspruch ist auch immer der, ich bezahle es und wenn einem dann mal jemand was schenkt, ist das grundsätzlich okay, aber, eine Abhängigkeit darf da auf gar keinen Fall sein. Ja, also ich muss noch sagen, ich freue mich auch schon drauf, dann Morgen das nächste Video zu sehen. Mal schauen, wie du da oder in welchem Zustand du dann bist nach den 100 Bieren, die wir heute verkosten. Wir müssen jetzt eh gleich noch los zur Best Of Show Verkostung. Euch wünschen wir jetzt noch einen schönen weiteren Tag nach dem BierTalk und vielleicht macht ihr euch auch das ein oder andere Bier aus Österreich oder Polen oder vielleicht auch Deutschland auf. Und vielen Dank, lieber Martin, war ein großes Vergnügen und bis bald mal wieder, tschüss.

Martin Voigt: Servus.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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