BierTalk 87 – Interview mit Helmut Stampfl, Biersommelier und Gastronomie-Berater aus Meransen (Südtirol), Italien

Wir wagen mal wieder einen Ausflug ins Genießerland Südtirol und haben von dort den Bier- und Käsesommelier Helmut Stampfl zu uns eingeladen. Er stieg zuerst in die Welt der löchrigen Großlaibe ein, bevor er beschloss, sich auch dem Gerstensaft professionell zu widmen. Mittlerweile tut er das sehr erfolgreich beim Getränkeladen von Lucas Harpf in Südtirol und berät vor allem die Gastronomen rund ums Thema Bier. Im BierTalk sprechen wir über seine Erfahrungen und die Stolperdrähte in diesem Geschäft, aber auch über persönliche Erlebnisse und das wohl schönste Bierfest der Welt, die BeerCraft im Bozner Schloss Maretsch…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir wieder eine kleine Reise, wir gehen in ein Übernachbarland, könnte man sagen, aber auch in ein ganz, ganz von uns sehr geliebtes Land, nämlich nach Südtirol. Und haben da den lieben Helmut zu Gast, der auf 1.400 Meter Höhe grade im Schnee erstickt, obwohl wir schon April haben, also, spannende Geschichte. Aber vielleicht vorneweg, Helmut, vielleicht magst du dich unseren Hörern mal kurz selber vorstellen.

Helmut: Ja, schönen guten Tag, danke, dass ich bei euch dabei sein darf: Mein Name ist Helmut, komme aus Südtirol, aus Meransen und bin Biersommelier und Käsesommelier. Und mir passt oder mir gefällt das sehr gut, weil natürlich Bier und Käse wunderbar zusammenpasst sozusagen.

Markus: Ah, das klingt ja schon mal sehr spannend. Also Käsesommelier habe ich ja auch schon hinter mich gebracht. Ich muss sagen, für mich war das die härteste Prüfung seit dem Abitur, weil ich vorher gar nicht so viel Käseerfahrung hatte. Wie war das denn bei dir, hattest du zuerst den Käse- und dann den Biersommelier oder andersrum und wie war da die Prüfung für dich?

Helmut: Ich hatte zuerst den Käsesommelier, weil Käse für mich immer schon sehr interessant war und spannend. Und ich muss dir Recht geben, das war nicht ohne. Also das war echt nicht ohne, die Prüfungen und die ganzen Schulungen und die Dings, also das war schon heftig, ja. Und wie gesagt, den Käsesommelier hatte ich dann nachher. Und ich wusste gar nicht, dass die zwei Sachen so gut zusammenpassen.

Markus: Ja, das ist auf jeden Fall eine ganz spannende Erfahrung. Wir wollen dem Holger aber gar nicht so viel Angst machen, weil der sich tatsächlich ja auch überlegt, den Käsesommelier noch irgendwann nachzulegen. Also insofern, das wirst du schon schaffen! Vielleicht, Helmut, bevor wir richtig tief einsteigen, noch kurz, wie kommst du denn überhaupt zum Thema Bier? Also wahrscheinlich hast du irgendwann als junger Bursch schon mal da zugelangt, aber wann hast du dir gedacht, da wird mehr draus?

Helmut: Also eigentlich komme ich aus der Gastronomie, ich habe 25 Jahre lang in verschiedenen Bereichen in der Gastronomie gearbeitet, Hotelerie, Restaurant, Pub, Discotheken, also Querbeet. Und habe dann zehn Jahre für zwei multinationale Konzerne gearbeitet, einmal habe ich Flügel verliehen und einmal habe ich Wasser verkauft. Und danach hatte ich die Gelegenheit, vor siebeneinhalb Jahren, bei der Firma Harpf Getränke in Bruneck zu arbeiten oder besser gesagt, anzufangen. Und die sind ja in Südtirol Vorreiter, was eigentlich Craft Beer und Biervielfalt anbelangt. Und als Erstes, was ich da machen musste, das war der Biersommelier und so bin ich eigentlich zum Bier gekommen. Ich habe vorher schon immer gerne …

Holger: Ich springe jetzt mal rein, ich springe jetzt mal so hart rein, weil der Lukas Harpf und du und die Midea und das ganze Team, das ist ja nicht nur führend in der Thematik Craft Beer und kreative Biere, sondern ist führend im Trinkgenuss, so ist es, ja! Also wenn man mal irgendwann die Zeit findet, in Bruneck in, sage ich mal, in der Altstadt dann bei euch im Laden auch eine Veranstaltung mitzumachen, in diesem schönen Gewölbekeller auch, aber auch oben im Laden, also für mich eigentlich der schönste Bierladen, den ich kenne. Genauso wie das schönste Bierfest. Hatten wir ja schon mit dem Manfred das letzte Mal. Und, ja, also das muss ich einfach mal so reinwerfen. Aber jetzt will ich euch nicht weiter unterbrechen, bitte schön.

Markus: Na, ich hätte jetzt sowieso auf dich verwiesen, weil ich mir gedacht haben eben, wenn da schon Flügel verliehen werden, dann ist das ja auch ein Thema, was dich total beflügelt, wenn wir in Südtirol sind. Und ist ja auch ein bisschen dein Herzensland und in gewisser Weise ja auch dein Ursprungsland, könnte man so sagen, aber du hast ja jetzt schon ganz viel in der Hinsicht verraten. Vielleicht, bevor wir hier so ganz trocken vor uns hin plauschen, Helmut, hast du dir denn ein Bierchen ausgesucht, das du mit uns genießen möchtest?

Helmut: Ja, ich habe mir heute ganz was Spezielles ausgesucht, weil natürlich bei mir auf 1.400 Metern mit 30 Zentimeter Neuschnee. Normalerweise fängt es jetzt auch bei uns an hier, ein bisschen wärmer zu werden, aber bei diesen Temperaturen habe ich mir gedacht, ich mache mir heute mal so ein schönes Smoky Bock Bier von Batzenbräu auf.

Markus: Ja, das klingt doch schon mal wunderbar. Das kennen wir auch schon und lieben wir auch, glaube ich, ne, Holger?

Holger: Unbedingt, also das finde ich auch ganz toll. Und vielleicht auch noch, wenn wir dann auch noch ein Batzenbräu erwähnen, dann muss man ja eigentlich dann auch noch, ja, das Thema Verband der Diplom-Biersommeliers erwähnen. Und da gibt es ja eine Sektion in Südtirol, wo eben ganz viele, die sich immer wieder auch im Batzenbräu rumtreiben, auch dazu gehören, aber du bist ja sogar der Sektionsleiter, Helmut.

Helmut: Ja, ich durfte von Manfred vor zwei Jahren die Sektion übernehmen. Und natürlich, wie man weiß, die letzten zwei Jahre waren nicht so einfach mit Treffen und Verkostungen und so weiter. Einiges haben wir Online gemacht, aber jetzt im April, dann machen wir wieder mal was live. Wir gehen da die Südtiroler Gasthausbrauereien besuchen. Also wir haben in Südtirol natürlich einige von denen und jetzt, Stepp by Stepp, suchen wir uns ein paar aus und machen immer da ein Treffen, alle paar Monate mal eine neue Gasthausbrauerei.

Markus: Gibt es da mittlerweile so viele?

Helmut: Ja, bei uns gibt es jetzt so zwischen 15 und 17, glaube ich, haben wir jetzt.

Markus: Gibt es da einen Lieblingsort, wo du sagst, da würdest du immer blind sofort hingehen?

Helmut: Ja, natürlich das Batzenbräu, da bin ich ja in der Woche mindestens zwei-, dreimal.

Markus: Das können wir nachvollziehen. Vielleicht magst du noch ein bisschen unseren Hörern den Mund wässrig machen, wenn wir schon von deinem Bierchen sprechen, wie würdest du denn dieses wunderbare Rauchbier beschreiben, sodass die Leute jetzt wirklich richtig Lust bekommen und sich quasi gleich ins Auto setzen?

Helmut: Also das ist ein klassischer Bock, natürlich dunkler Bock, mit so leichten schönen rauchigen Aroma drinnen, also wo du wirklich denkst, okay, du bist zwar vielleicht in Bamberg bei einem Schlenker, aber nicht so intensiv, aber schön füllig, also schön malzig, also wirklich so. Und dass du die schöne leichte Rauchnote von dem Rauchmalz, dass der Christian da herein gepackt hat. Und mir kommt es vor eher so schön süffig. Also man könnte von dem schon ein paar mehr trinken.

Markus: Ja, das kann man auf jeden Fall, also das kann ich auch bestätigen. Ja, aber, Holger, was hast du denn eigentlich zu trinken?

Holger: Was ich habe, also ich habe mir auch einen Bock überlegt also und zwar den Josefibock vom Flötzinger aus Rosenheim. Und das liegt ja auf dem Weg, also wenn man dann in das Traumland Südtirol fährt, dann kommt man da ja sozusagen dran vorbei. Und ich, ja, bin so ein bisschen vielleicht sogar ein Flötzinger-Fan, also auch das Wiesenmärzen zum Beispiel oder jetzt auch hier der Josefibock ist ein ganz, ganz tolles Bier. Hat sogar so eine Toffiffee-Note, Waldhonig, also ist ganz, ganz, ganz toll. Also wer das nicht kennt, also ist auch auf jeden Fall ein Tipp.

Markus: Genau, dann leg doch mal los und beschreib uns mal, wie das so ist.

Holger: Oh, dann muss ich es aufmachen, also.

Markus: Allerdings, allerdings.

Holger: Also ich weiß gar nicht, normalerweise gibst du ja gar nicht so viel Gas, aber heute, naja.

Markus: Naja, ich denke mir, ein bisschen Drive im Glas ist doch immer ganz gut.

Holger: Unbedingt, unbedingt, also wunderbar. Nun ist ja auch so ein schöner Sonntagabend, bei uns hat es auch geschneit, also in München ist es auch weiß, aber es hat auch schon auch wieder die Sonne geschienen heute und da war es dann auch schon wieder schnell weg, aber es ist auch noch viel da. Also, aber jetzt zum Bier. Also wie gesagt, es ist, also von der Farbe her, würde ich jetzt sagen, so ein rötliches Kastanienbraun. Der Schaum ist ganz feinporig und so hell beige. In der Nase hat man eben, ja, eine totale Malzaromatik und man riecht förmlich schon die Malzsüße und den schönen vollen Körper. Und ich probiere es mal. Ja, ganz angenehme Resenz! Und genauso ist es, also es ist ein süßliches schönes Bockbier und hat wirklich im Abgang für mich so ein bisschen ein stückweit so, als würde man ein Toffiffee essen. Und man hat halt diese nussigen Noten, diese schokoladigen Noten, dann auch so in die Bitterschokolade hinein. Und dann im Nachtrunk kommt dann aber auch nochmal so eine Fruchtigkeit, wie vielleicht auch so ein Waldhonig, auch Rosinen, die so dann auch in den Vordergrund kommen. Also, und überlegt habe ich mir dann noch, Datteln mit Speck dazu zumachen und das esse ich grade dazu, und das harmoniert, also das kann man sich gar nicht vorstellen. Also ihr habt natürlich vollkommen Recht, Bier und Käse ist natürlich auch eine Offenbarung, aber jetzt hier grade mein Foodpairing, also Datteln und Speck und dann dieser Josefibock, also schöner kann man einen Sonntagabend kaum beginnen.

Markus: Ja, das ist ja ganz schön unfair, dass du jetzt quasi im Alleingang den BierTalk ausbaust zu einem Food- and Biertalk. Aber, ja, Recht hast du, ist ja auch eine leckere und feine Geschichte. Und, ja, ich habe jetzt leider keine Datteln im Speckmantel, sehr schade. Aber, Helmut, wie ist das denn mit Foodpairing, da beschäftigt ihr euch doch in Südtirol ganz bestimmt auch viel damit?

Helmut: Ja, klar, natürlich, für uns natürlich ist Bier nicht nur Bier zu trinken, sondern auch natürlich Bier in Kombination mit Käse, mit Speisen, mit Fleisch. Also das ist natürlich sehr interessant und auch natürlich Südtiroler Produkte, die sehr gut dazu passen auch. Und da ist es immer spannend zu sehen, wenn man den Menschen mal erklärt, dass sie ein Bier mit Käse probieren können, wo die Meisten nur verstehen, wie geht das überhaupt, ich kenne nur Wein und Käse? Aber wenn sie das mal probiert haben, die sind total begeistert von dieser Kombi.

Markus: Ja, auf jeden Fall sehr spannend. Ich werde jetzt mal mein Bierchen auch aufmachen. Da ist sogar ein bisschen Geschichte dahinter, weil ich die Woche eine Tagung hatte hier in Bamberg, wo wir ganz viele Leute aus ganz Europa zu Gast hatten. Und ich bin da vorher zu Weyermann gefahren, die ja bekanntlicher Weise in Bamberg sitzen und die haben ja einen Shop, wo es ganz viele verschiedene Biere gibt und habe da ein paar Sachen mitgenommen für unsere Tagung. Und dann ist mir da eine Flasche aufgefallen, die gestanden ist an der Kasse, ziemlich nah dran. Eine 0,75-Flasche für zehn Euro! Und da habe ich ein bisschen näher hingeschaut und dann gesehen, dass es ein Bier ist, was ich eigentlich kennen müsste, aber in der Tat noch nicht kenne und habe gedacht, okay, dann muss ich das mitnehmen. Ja, ich mache es mal auf. Der Holger kann ja mal überlegen, was das für ein Bier sein könnte, weil, ihm könnte es vielleicht einfallen, schauen wir mal.

Holger: Oh, sehr schwierig. Also ich bin noch ganz mit meinem Bock beschäftigt und verheiratet und denke mir, der ist schon zweimal, hat der schon Goldmedaillen abgeräumt beim World Beer Award und 2021 nochmal dazu eine Silbermedaille. Und ist relativ gut und schön gelagert, lang gelagert, ganz großartiges Bier mir 7,5 Prozent Alkohol. Aber was kann das sein, was du nicht kennst und kennen müsstest? Also das ist ja und dann bei Weyermann! Also ist das ein Bier, was Weyermann selbst gemacht hat oder ist das ein Bier gewesen, was es einfach bei Weyermann zu kaufen gab?

Markus: Also es ist eins, was es grade bei Weyermann zu kaufen gibt. Und, also, ich kann ja mal ein bisschen auflösen, sonst wird das, glaube ich, auch zu kompliziert. Aber, also die Geschichte, die dahintersteckt ist, wir beschäftigen uns ja auch schon lange, lange mit dem Thema Foodpairing und haben, ah, ich glaube, vor zehn Jahren sowas, ungefähr, ein Spezialseminar gemacht, wo wir eine Masterclass gemacht haben für Biersommeliers über das Thema Bier und Schokolade. Das ging über zwei Tage und hatten da einerseits den Bamberger Schokolatier Storath und waren bei dem in der Schokolaterie und haben selber Pralinen gemacht und ganz viel probiert. Und am zweiten Tag haben die Teilnehmer dann auch am Abend ein eigenes Bier- und Schokolade-Pairing erarbeitet und das dann abends auch präsentiert. Und da hatten wir ihnen Schokoladen gegeben von einem Partner von uns, einen ganz langjährigen Partner von uns, nämlich von Goldhelm. Und da ging so ein bisschen die enge Zusammenarbeit mit Goldhelm los und das hat sich dann so weiterentwickelt. Die sitzen in Thüringen, in Erfurt an der Krämerbrücke. Und vor, ja, was weiß ich, anderthalb Jahren oder sowas, haben die uns kontaktiert, dass sie doch jetzt gerne mal eine Brauerei machen würden. Und dann haben wir mit denen tatsächlich das Projekt so ein bisschen angegangen und sie unterstützt und beraten, bis hin eben dann zum ersten Sud. Und parallel war es so, dass damals bei diesem Schokoladenkurs bei uns auch die Franzi Weyermann dabei war. Und die hat dann seitdem in dem Weyermann-Shop auch immer wieder Produkte von Goldhelm aufgenommen, sodass es da auch immer wieder Schokoladen gab. Und so war es jetzt eben so, dass die von diesem schönen Erfurter Krämerbrücken-Bier auch Flaschen auf einmal im Shop stehen hatten. Und ich hätte mal eins bekommen sollen, das hatte die Post kaputtgemacht und irgendwie habe ich es dann so ein bisschen aus den Augen verloren, ich habe jedenfalls das Endprodukt noch nie verkostet gehabt. Und dann habe ich gedacht, jetzt nehme ich doch mal Gelegenheit, ob ich unser, quasi von der BierAkademie mit entwickeltes Bier, endlich mal probieren kann. Ja und nun habe ich das und ich kann es ja mal ein bisschen beschreiben. Also es ist wirklich ein sehr schönes Bier von der Farbe her. Auf der Flasche steht Märzen und das kann ich auch durchaus bestätigen, also wir haben eine richtig schöne dunkle Bernsteinfarbe, es leuchtet so orange, braun. Der Schaum ist relativ fest und viele kleine Poren, hat eine leichte Tönung auch. Und wenn man so reinriecht, hat man ganz viel Karamell, Toffiffee, nussige Aromen, ein bisschen rote Beeren, ein bisschen Brombeeren, ein bisschen Kirschen vielleicht sogar, also ganz schönes, interessantes, weiches, angenehmes Bouquet. Und jetzt probiere ich mal. Also was mir als erstes auffällt, ein ganz weiches, samtiges, schönes Mundgefühl, also bin ich ganz begeistert, dass das so schön cremig ist. Es fängt mit einer Süße an und entwickelt sich dann über ein bisschen leicht säuerliche Noten, die fruchtigen Aromen kommen, das Karamell kommt und dann hinten raus entwickelt sich tatsächlich auch eine schöne Bittere. Verhältnismäßig kräftig für ein Märzen, aber es hat auch 5,8 Prozent, insofern darf das auch ein bisschen kräftiger sein. Und es klingt dann aus, ziemlich lang, mit einem Spiel zwischen bitter, süß und sauer, also wirklich schön. Aber, also wie gesagt, Säure hier auf der positiven Seite. Die Röstmalze bringen ja immer ein bisschen Säure mit und das hat man hier auch und das passt wirklich schön zur Abrundung von diesem Bier. Also ich bin ganz positiv überrascht. Holger, ich weiß gar nicht, hast du damals die Flasche heil bekommen oder hast du es auch noch nicht probiert?

Holger: Absolut, ich kenne das und du musst ja, also wenn man über Goldhelm spricht, dann muss man fast immer auch über die Etiketten sprechen. Also nicht nur mit den Schokoladen, die ja sozusagen zuerst entstehen, also da entsteht erst ein Bild und dann entsteht eine Schokoladenkreation. Und so ist es eigentlich auch mit dem Bier. Und das, also man muss, also wenn man Goldhelm nicht kennt, hat man echt quasi die Welt verpennt, das kann man wirklich sagen. Und da reitet ja so ein junger Mann, sage ich mal, der Prinz reitet auf dem Ziegenbock. Und da kann ich was dazu vorlesen und zwar, es war einmal ein Ziegenbock, den ritt ein Prinz im edlen Rock. Jetzt soll man bloß nicht denken, man könne Ziegen lenken. So ist das auch im Leben, da kann es sowas geben! Da ruckt und zuckt es auf und ab, wichtig ist, das man macht nicht schlapp. Frohen Mutes soll man reiten, dann wird das Glück dich stets begleiten. Drum merke dir, man muss dran denken, nicht alle Dinge kann man lenken. So wie man es nimmt, so ist der Tag, Prinzenbier ich gerne mag. Jawohl!

Markus: Spannend, also was du alles rezitieren kannst hier, nicht schlecht!

Holger: Ja, ja, also der BierTalk soll ja dafür sorgen, einfach die Welt, also die Bierwelt, den Bierkosmos, den die Hörer haben, der vielleicht manchmal etwas enger ist und manchmal schon ganz weit ist, aber der Anspruch muss ja sein, es immer weiter zu erweitern und einfach klarzumachen, wie großartig Bier ist! Und in Verbindung mit Schokolade ist es auch noch großartiger und in Verbindung mit Käse ist es noch großartiger, oder so, wie das jetzt bei mir grade ist, mit Datteln im Speckmantel. Also, stürzt euch rein in diese hervorragende tolle Welt. Und Goldhelm Schokoladenmanufaktur ist in jedem Fall definitiv ein Tipp! Genauso wie Harpf Getränke in Bruneck, um ganz kurz den Bogen wieder zu schließen.

Markus: Auf jeden Fall! Ich wollte allerdings noch einen Satz dazu sagen, weil es auch ganz witzig ist. Eigentlich wollte ich gar nicht Käse-Sommelier machen, sondern ich hatte mir eigentlich überlegt, dass ich den Schokoladensommelier mache, weil wir eben viel mehr schon mit Bier und Schokolade gemacht hatten. Und da habe ich mich dann eben schlau gemacht und das war so kompliziert und entweder relativ inhaltsleer und dafür sehr teuer oder dann so hoch von den Anforderungen her, dass man quasi schon Konditormeister hätte sein müssen, dass das nicht ging. Und da war ich dann ein bisschen enttäuscht und hatte dann durch Zufall Begegnungen mit Käse-Sommeliers und die haben mich dann praktisch so adoptiert. Weil, da hätte man normalerweise auch nur teilnehmen können, wenn man die entsprechenden Vorkenntnisse schon hatte. Aber das hat dann damals Gott sei Dank geklappt und deswegen ist aus der Schokolade eben der Käse geworden, aber ich bin natürlich der süßen Versuchung trotzdem treu geblieben. Ja, Helmut, wie ist es denn bei dir, Schokolade oder Käse, was würdest du da sagen?

Helmut: Also ich bin auch natürlich Schokoladenfan und die Kombi zwischen Bier und Schokolade und Käse ist ja mega spannend. Und natürlich gibt es bei uns hier in Südtirol, hier auch einige gute Schokolatiers, mit denen wir auch sehr gerne und immer wieder zusammenarbeiten mit Verkostungen. Und, wie gesagt, die kreieren Wahnsinns Sachen, die machen alles selber, die kaufen die Bohnen ein, die rösten die, also wirklich Hand-Craft-gemachte Schokolade sozusagen, also das ist sehr, sehr spannend.

Markus: Und wie ist es bei euch im Laden, gibt es da auch Foodpairings und Veranstaltungen damit, bietet ihr sowas auch an?

Helmut: Also Foodpairing bei uns im Laden eher nicht. Weil natürlich, du musst immer die Vorbereitungen haben und auch, wie gesagt, die Lokalitäten, wo du das machen kannst. Was wir ab und zu mal machen, ist Weinverkostungen, wo ein paar kleine Häppchen dazu isst. Aber das mit Bier und Schokolade oder Bier und Käse, da werde ich dem Lukas sicher mal was sagen, dass wir das mal demnächst natürlich auch mal aufs Programm nehmen. Und wie gesagt, sonst machen wir die, wie gesagt, beim Hubert Stockner, der hat ja seinen Genussbunker, ich weiß nicht, ob ihr da schon mal wart. Und er ist ein wahnsinniger Käse-Affineur, ist auch Biersommelier. Und wenn man seinen Bunker mal gesehen hat und da mal eine Verkostung mit Bier oder auch mit Fruchtsäften und mit Schokolade mitgemacht hat, das ist wahnsinnig spannend.

Holger: Ja, ich war schon da, auch mit der ganzen Familie und da waren sogar die Kinder total begeistert. Und der Hubert, der veredelt ja auch Käse. Also der war ganz lange beim unv. #00:20:49-3# auch, ein Käsemeister und hat sich dann ja selbstständig gemacht. Also, ja, das, also wenn im Schloss Maretsch Bierfestival ist, das ist ja jetzt wieder im Mai, dann ist der Hubert ja immer da. Also jetzt haben wir ja mindestens schon drei Gründe genannt, um nach Südtirol zu fahren und das ist auf jeden Fall noch ein Grund, da unbedingt hinzufahren, ja.

Markus: Ja, nee, auf jeden Fall, also da haben wir ja schon ganz viel Werbung zu Recht gemacht für das Festival. Also da freue ich mich auch wie ein Schnitzel, muss ich sagen, dieses Jahr drauf, endlich wieder hinkommen zu können, das es endlich wieder stattfindet. Vielleicht nochmal zurück zum Laden, Helmut. Hast du da einen Bereich, wo du exklusiv zuständig bist oder wo du dich besonders drum kümmerst, so ein Steckenpferd oder sowas?

Helmut: Also im Laden bin ich, muss ich ehrlich gesagt, sagen, sehr wenig, weil, mein Bereich ist die Gastronomie im Außendienst. Also das heißt, ich betreue Hotels, Bars, Restaurants, erarbeite Konzepte mit denen, mache mit denen Bierkarten, Weinkarten. Also ich bin wirklich zuständig für Akquise von Neukunden und Betreuung von bestehenden Kunden. Also ich bin jede Woche bei meinen Kunden draußen und präsentiere ihnen neue Sachen und mache die Bestellungen und so weiter und so fort.

Markus: Das ist aber spannend. Wie ist das denn, also das ist ja, zum Beispiel grade bei unserer Biersommelier-Ausbildung, immer so ein Thema. Also wie gehe ich denn an einen Gastronomen ran, wie bringe ich dem bei, dass Bier doch eine Sache ist, wo es Sinn macht, sich damit zu beschäftigen, wo er auch Geld damit verdienen kann? Kannst du da vielleicht so ein paar kleine Tipps aus dem Ärmel uns mitgeben?

Helmut: Ja, es ist natürlich sehr schwierig, natürlich einen Gastronomen, der, was weiß ich, Jahrzehnte lang nur ein Bier verkauft hat oder vielleicht zwei oder drei, wenn wir noch ein paar dazurechnen, denen zu erklären, dass Bier auf der Karte sozusagen, auch verschiedene Craft-Biere oder verschiedene Bierstile, auch sehr, sehr ökonomisch für ihn ist und wo er wirklich auch Business machen kann. Wie gesagt, wir haben ja die Chance bei uns in der Firma, die Menschen einzuladen und einfach mal zu uns zu kommen und sich das mal anzuschauen, was wir machen, welche Philosophie dahintersteckt, wieso Bier so extrem wichtig ist in unserem Unternehmen. Nicht nur Bier, sondern auch die anderen Sachen. Aber einfach denen mal zu erklären, dass Bier viel, viel mehr ist als wie nur blond, kalt und mit Schaum sozusagen, ne.

Markus: Kann man das denen überhaupt so erklären? Also ich habe wirklich die Erfahrung gemacht, dass so die eingefleischten Gastronomen, für die ist Bier halt so ein notwendiges Übel und man macht das halt, weil die Brauerei einem vielleicht ein paar Schirme und eine Schankanlage kauft oder so, aber ansonsten ist das halt einfach ein Produkt, womit man wenig verdienen kann, womit man sich nicht profilieren kann und was eigentlich für die meisten Gastronomen völlig aus dem Fokus ist. Oder ist das bei euch vielleicht anders?

Helmut: Es ist bei uns auch teilweise so. Aber natürlich ist es so, wenn ich zum Beispiel jetzt einen neuen Gastronom habe, der was Neues aufmacht und so weiter, der sich so ein bisschen vom anderen Markt abheben möchte, dann ist natürlich Bier oder Bierspezialitäten oder Craft Beer natürlich ein Thema für den. Weil, es bringt ja nix, wenn er dasselbe verkauft wie der Nachbar verkauft. Dann kommt der wahrscheinlich, okay, weil er vielleicht ein schönes Lokal hat, aber wenn da eine Auswahl von verschiedenen Bieren hat, sei es über ein tolles Helles, über Craft Beer, also wirklich einige im Sortiment und dann besuchen das die Leute jetzt. Und es gibt einige Betriebe in Südtirol, die sich da auch recht gut spezialisiert haben, ne. Zum Beispiel 3fiori in Brixen und der Markus Frischknecht, und der ist jetzt, seit zehn Jahren macht er das. Und das ist eine kleine Kneipe mitten in der Stadt in Brixen, die musst du suchen, damit du sie findest. Aber der hat 20, 25, 30 Biere auf der Karte drauf! Und das suchen die Leute auch. Und bei uns ist das so, dass teilweise auch die Jungen sehr, sehr interessiert sind für solche Sachen. Und das wird in der nächsten Zeit natürlich immer ein bisschen mehr kommen, der eine traut sich ein bisschen mehr, mit Bier zu machen, der andere ein bisschen weniger, aber wir sind auf einem guten Weg. Und natürlich, solche Biere, die verkaufst du nicht nur, wie gesagt, so, da musst du die erklären, ne. Und wir machen natürlich auch die Schulungen für die Mitarbeiter und fürs Personal, damit die natürlich auch verstehen, was eigentlich solche Biere ausmachen.

Markus: Ja, das ist ein ganz wichtiger und auch ein ganz spannender Punkt. Da gab es bei uns, glaube ich, einfach auch viel Entwicklung in der Gastronomie. Würde mich al interessieren, Holger, wie hast du das denn so wahrgenommen, also München war ja doch zwischenzeitlich mal relativ vorne dran, was so dieses Thema, Bier anders denken, Bier anders präsentieren, neue Biere und so weiter, anging. Dann hatten wir jetzt natürlich die Pandemie mit allen Erscheinungen drum rum. Wie hat sich das denn bei euch in München gewandelt, also ist das weiter auf dem Weg oder ist es eher wieder zurück zum Alten, wie erlebt man das so?

Holger: Also ich, ich weiß gar nicht, ob das so war, also ich habe das, glaube ich, nie so erlebt. Für mich waren immer, also diesbezüglich war die Hauptstadt immer die Hauptstadt, also Berlin und dann auch noch Hamburg, aber hier in München, jetzt könnte man natürlich sagen, wir haben es auch nicht so nötig, wie die da oben, aber, nee, also ich weiß nicht, ob das hier so jemals war. Also, wir haben natürlich schon auch eine Szene und letzten Endes hat, denke ich, dieses ganze Thema Braukunst Live, die ja zum ersten Mal 2010 hier im MVG Museum stattgefunden hat, schon einiges ausgelöst. Wir hatten dann Red Hot, die Bar mit dem Tibor, ganz tolles Ding. Leider hat es dann nicht funktioniert und die mussten schließen. Und natürlich ist immer nochmal der Mathias Thieme da, eben mit dem Biervana in der Hohenzollernstraße. Wir haben natürlich auch eine Bierothek und wir haben auch frisches Bier mit dem Tillmann, also es gibt schon einiges und natürlich, auf dieser ganzen Welle hat sich dann auch Giesinger entsprechend entwickelt. Und da könnte man jetzt spekulieren, wenn das alles nicht so gewesen wäre und Bier nochmal so eine Aufmerksamkeit bekommen hätte, hätte sich dann Giesinger so entwickeln können wie sie sich entwickelt haben? Aber, letzten Endes ist die treibende Kraft der Steffen Marks und die Mannschaft, der Simon als erster Braumeister, das Thema Crowdfunding und die tollen Location und natürlich auch die hervorragenden Produkte. Aber ich, ja, also ich würde es nicht so sehen, dass München jemals ein echtes Craft-Beer-Zentrum war, das war es, glaube ich, nicht. Und ich glaube einfach, dass jetzt von uns, etwas weiter östlich, Salzburg da viel eher noch zu erwähnen ist. Also man könnte sogar sagen, Salzburg ist mehr Bierstadt als München, würde ich mich trauen zu sagen. Und die Österreicher sind eh mehr Genussmenschen als die Deutschen und die Südtiroler erst recht. Also, so würde ich das einschätzen, ehrlich gesagt.

Markus: Und da hat natürlich auch die Pandemie so ein bisschen mit reingespielt. Wie war das denn bei euch, Helmut, wie habt ihr das erlebt, wie habt ihr diese Lockdowns, diese ganzen Situationen und die zwei Jahre jetzt letzten Endes, hat sich da für euch grundlegend was verändert, habt ihr was Neues in der Zeit vielleicht gemacht und wie geht es euch jetzt?

Helmut: Ja, natürlich, die letzten zwei Jahre waren natürlich nicht leicht, natürlich auch für uns, für unser Unternehmen, für die Firma Harpf natürlich, weil wir natürlich mit Gastronomie, sehr viele natürlich unsere Kunden sind und die meiste Zeit waren die ja ziemlich geschlossen. Aber nichtsdestotrotz musst du auch in einer Pandemie oder wenn es mal nicht so gut ist, nach vorne schauen, einige Sachen neu machen. Wir haben wirklich Bierkataloge, wir haben wirklich in der Zeit natürlich Zeit gehabt für gewisse Sachen und natürlich haben wir uns weiterentwickelt, wir haben neue Produkte aufgenommen Wir haben jetzt zum Beispiel auch Giesinger bei uns im Sortiment. Und natürlich hast du in der Zeit, wo die Hotels natürlich zugehabt haben, auch natürlich die Zeit gehabt, mit den Gastronomen zu sprechen, weil, sonst haben die ja nie keine Zeit. Wenn du da hinkommst, machst du Bestellungsaufnahme, okay, ich habe noch was zu tun, ja, schnell, schnell, weil, der Kunde wartet und so weiter. Und da hat man mit denen wirklich Zeit gehabt, über Bier zu reden und auch über andere Sachen. Und was ich ganz spannend finde, speziell bei der Hotelerie, wenn ich da sehe bei der Abendmenükarte, da steht drauf, okay, das gibt es zum Essen und das ist der Weißwein und das ist der Rotwein. Momentan habe ich bei einigen von meinen Kunden, auch das Bier dazu getan, die bei der Getränkeempfehlung dabei ist, das zu den Speisen passt. Und das funktioniert wunderbar! Und genauso wie zum Beispiel bei Vinotheken bei uns hier in Südtirol teilweise, die haben gemerkt, das Bier natürlich auch was bringt. Und sie haben sich natürlich auch bei uns informiert, welche Biere und so weiter. Und die haben sich natürlich ihr Biersortiment nicht nur für ein, zwei, die haben zwischen zehn, 15, auch 20 verschiedene Biere jetzt im Sortiment in einer Vinothek, was es vorher bei uns in Südtirol natürlich nicht gab.

Holger: Ja und man muss auch nochmal, also vielleicht als Ergänzung, man muss sich mal vorstellen, also ich fahre ja seit Geburt in dieses Land und bin da ja gemacht, also zu mindestens behaupten das meine Eltern und da war ja über Jahrzehnte ein absolutes Monopol der Forst Brauerei, also es gab ja eigentlich nur Forst, ja. So und was da dann sich auch im Laufe der Zeit verändert hat, das ist schon erstaunlich. Und da möchte ich auch soweit gehen, dass eben der Lukas Harpf dann auch in Person, da einiges dazu beigetragen hat, dass es eben, ja, einfach mehr Vielfalt gibt, ne. Natürlich ist Forst immer noch eine sehr große und starke Brauerei, die einen wirklich sehr guten Marktanteil hat und trotzdem hat sich viel bewegt. Also wenn man das wirklich also aus den 70ern heraus denkt, Helmut, du weißt es sicher noch viel besser als ich, also das war ja so, also es gab eigentlich nur Forst, sonst nix.

Helmut: Ja, das stimmt, es gab wirklich nur den Marktführer damals und danach ja kamen in den 80ern-, 90ern-Jahren vielleicht ein paar deutsche Brauereien dazu, von Warsteiner bis, was weiß ich, irgendwann mal Heineken. Aber natürlich, in Südtirol ist das so, wie es in den 80er-Jahren mit dem Wein war, wo angefangen worden ist, Qualitätswein zu produzieren. Soweit sind wir jetzt natürlich mit dem Bier, wo die Leute natürlich auch Bier-affin werden. Und die Beer Craft in Bozen, natürlich wir als Firma als ein bisschen Vorreiter in dieser Szene. Und natürlich nicht zu vergessen, Batzenbräu, das dieses Jahr zehn Jahre wird, das ist spannend. Und wenn du wirklich solche Leute hast oder solche Menschen, wie den Bobbo oder den Lukas, die das pushen und die da wirklich voll dahinterstehen und eigene Wege gehen und im Endeffekt auch Recht bekommen, dass, was sie damals initiiert haben.

Holger: Und die Beer Craft ist ja leider jetzt schon gewesen, war vom 13. bis zum 14. Mai in Bozen. Und wenn ihr nicht dabei sein konntet, dann ist das sehr schade. Aber tragt es euch bitte ein für 2023, weil, es ist einfach unglaublich. Also die Location ist unglaublich, das Ambiente ist unglaublich, es ist eingebettet in eine tolle Reblandschaft mit herrlichem Panorama auf den Rosengarten, mitten im Zentrum der Stadt Bozen. Die Burg, die stammt aus dem 12. Jahrhundert. Also, ja, ich kann gar nicht mehr sagen, also man muss das mal erlebt haben, es ist einfach eines der schönsten Bierfeste, die ich kenne.

Markus: Das auf jeden Fall. Und ist ja, vielleicht auch für die Hörer nochmal kurz zur Einordnung, es ist halt so, wir zeichnen immer etwas vorher auf, deswegen sind wir schon voller Vorfreude, aber wenn ihr das jetzt hört, dann ist es schon vorbei. Aber eben dann nächstes Jahr wieder und da sind wir bestimmt schon wieder voller Vorfreude. Also insofern auf jeden Fall immer ein ganz tolles Erlebnis, weil halt einfach das Ambiente stimmt und die Brauereien stimmen und einfach das Menschliche und der Genuss so im Vordergrund steht, wie eigentlich bei keinem anderen Fest, das ich kenne in Beziehung auf Bier auf der Welt.

Holger: Unbedingt. Und auch die italienische Bierszene, also jetzt haben wir ganz viel auch über Südtirol gesprochen und auch über die Südtiroler Szene, aber, es sind ja dann eben auf diesem Bierfest auch viele italienische Brauereien dabei. Und das ist auch sehr spannend, also auch wie die Italiener Rezepte entwickeln, wie sie vielleicht eher von der Speise kommen und die Produkte denken und wir vielleicht eher von der Technologie die Produkte denken. Also auch das muss erwähnt sein, also diese Bierszene in Italien ist auch außerordentlich! Wirklich außerordentlich, im Flaschendesign, im Etikettendesign, in der Art, wie die Produkte präsentiert werden, was sie an Kreativität bieten und an Geschmacksnuancen. Also ich sage das ja immer, Wein kannst du den Hasen geben, ja und das stimmt da doppelt und dreifach, ja.

Markus: Also ich würde gern nochmal zum Helmut zurückkommen, was seinen Job angeht, wir haben ja grad so ein bisschen drüber gesprochen, die Gastronomen zu beraten. Wenn jetzt ich so ein Gastronom wäre und ich sagen würde, okay, ich habe bis jetzt nur, sagen wir mal, Forst gehabt und habe vielleicht die Möglichkeit, es sogar rauszuwerfen oder wie auch immer und ich würde jetzt sagen, okay, ich gebe dir mal eine Chance, ich würde vier Biere aufnehmen. Was würdest du mir da empfehlen?

Helmut: Ja, es kommt drauf an, möchtest du vier Biere vom Hahn, vom Fass sozusagen oder es kommt drauf an, erstens mal die Location. Weil, wir sind natürlich auf Qualität bedacht und das heißt, ich mache nicht vier Biere vom Hahn rein, wenn ich nicht mindestens alle zwei Tage das Fass wechsele, bei jedem. Dann würde ich sagen, okay, mach lieber ein gutes Helles rein und mit dem Rest bespielen wir über die Flasche, wo du natürlich die Qualität, natürlich im Vordergrund steht und die Qualität immer hast. Weil, wenn ich zum Beispiel jetzt da, was weiß ich, wenn wirklich der Umsatz da ist, der Konsum da ist, dann würde ich natürlich ein interessantes Helles empfehlen, entweder aus Südtirol oder aus Bayern. Dann würde ich vielleicht noch ein italienisches Craft Beer dazu hängen und ein gutes Weißbier und vielleicht irgendwann mal auf dem dritten oder auf dem vierten Hahn so ein Bier, dass man saisonal vom Fass natürlich wechseln kann. Im Winter einen Bock, im Frühjahr vielleicht ein Blanges oder ein IPA oder sowas, also auf der Richtung.

Markus: Ja, also ich sage mal, ich bin so ein Gastronom, eins kann ich vom Fass dazu hängen, das ist okay und die anderen drei würde ich aus der Flasche nehmen.

Helmut: Okay, dann würde natürlich ein klassisches Helles bei dir oder bei dem Gastronomen passen. Und entweder kann man da auf ein handwerklich gebrautes Bier aus Südtirol zurückgreifen oder auf ein klassisches Bayrisches, was wir auch, einige im Sortiment haben. Und dann kommt immer drauf an, möchtest du dich dann ein bisschen über das Craft Beer ein bisschen etablieren oder möchtest du den Menschen ein bisschen was mehr bieten. Also dann würde ich sagen, okay, Weißbier können wir setzen, aber dann würde ich eher schon dann zwischen fünf- und zehnmal in dem Sortiment nehmen, weil, sonst hast du vielleicht natürlich keine Glaubwürdigkeit, wenn du nur drei, also ein IPA oder ein Dunkles hast oder ein Bockbier. Okay, habe ich vielleicht da, aber wenn du wirklich ein bisschen auf Craft Beer und auf Vielfalt gehen möchtest, dann müsstest du mindestens zehn Verschiedene drinnen haben, von der Flasche.

Markus: Okay, das ist natürlich eine Ansage. Und würdest du mir auch was in Sachen Gläsern empfehlen?

Helmut: Ja, natürlich. Bei Gläsern ist natürlich auch ganz interessant, wie gesagt, beim klassischen Hellen würde ich da mal so einen Willy-Becher empfehlen. Und dann bei den Craft-Bieren natürlich, für jedes Craft Beer gäbe es natürlich ein eigenes Glas, aber, wie gesagt, wir versuchen den Menschen da, oder den Gastronomen, immer so zu sagen, okay, du hast ein Dekoglas, das man eigentlich für fast alles verwenden kann, unter anderem auch für Verkostungen und für die Biere. Wenn ich jetzt, wie in Belgien, für jedes Bier ein anderes Glas haben sollte, dann natürlich wäre der Raum in der Bar eigentlich, oder im Restaurant oder im Hotel, eher zu wenig, um die ganzen Biergläser … aber meistens hat man dann schon ein paar schöne Willy-Becher und den Rest geben wir dann meistens natürlich über das Dekoglas.

Markus: Ja, spannend, also sowas finde ich echt sehr interessant. Weil, das spielen wir natürlich in der Ausbildung immer mal wieder durch und da gibt es natürlich auch lokale, regionale Besonderheiten. Aber, ich glaube, das ist einfach so der Punkt, einfach den Gastronomen bewusst zu machen, dass man sich da differenzieren kann, dass man da wirklich auch so ein ganzes Klavier spielen kann, je nachdem wie es eben zu einem passt. Und auch über Vielfalt und über Flaschenware dann natürlich auch ein bisschen wechseln kann, sich ein bisschen ran tasten kann. Und wenn man dann noch so gute Berater hat wie euch, dann ist das natürlich eine ganz, ganz tolle Sache. Wie groß ist denn euer Radius, also würdest du sagen, ganz Südtirol oder geht das sogar noch Richtung Österreich oder sogar Richtung weiter Italien oder wie würdest du das sagen?

Helmut: Also normalerweise, unser Kerngebiet ist natürlich das Pustertal und das Eisacktal, Pustertal und Seitentäler, Gardatal, Adental. Aber meine Hauptzone ist, also montags bin ich meistens in der Gegend, wo ich wohne und die restliche Zeit der Woche bin ich alles, was von Brixen oder besser gesagt, von Klausen westwärts geht, Bozen, Etschtal, Meraner Gegend, Seitentäler. Außer Vinschgau und das Grödnertal beliefern wir eigentlich, Südtirol, fast alles.

Markus: Und habt auch ein entsprechend großes Lager?

Helmut: Ja, natürlich. Natürlich musst du natürlich auch logistisch ein bisschen gut aufgestellt sein. Weil, wenn man natürlich auch mit den Zonen so wächst wie wir, vorher, vor zehn, 15 Jahren war nur Pustertal unsere Zone. Und natürlich, Wachstum kostet natürlich auch Geld, du brauchst Mitarbeiter, du brauchst Chauffeure, du brauchst Lagerarbeiter, damit du das natürlich auch zu den Menschen wieder rausbringen kannst, ne. Und natürlich ist da unser Lager dementsprechend auch groß.

Markus: Da würde ich vielleicht nochmal eins von den Lieblingssteckenpferden von Holger mit ins Spiel bringen. Was macht ihr denn in Sachen Kühlkette?

Helmut: Also wir machen natürlich mit der Kühlkette, haben wir bei uns natürlich die Keller, die sind natürlich alle unterirdisch sozusagen, wo die ganzen Craft Biere gelagert sind. Dann, die Halle bei uns wird natürlich sehr, im Winter natürlich nicht, aber im Sommer, natürlich auch gekühlt. Und wir versuchen im Sommer schon, wenn es wirklich heiß ist, dass unsere Fahrer, die starten teilweise schon um fünf Uhr in der Früh zu unseren Kunden, die natürlich weit weg sind, zum Beispiel wie Bozen oder Meran. Und sonst in Bruneck drüben und Umgebung, da sind wir, glaube ich, in ein, zwei Stunden, sind wir da schon beim Kunden. Also wir versuchen da wirklich schon nicht direkt in der Mittagszeit die Ware dann auszuliefern.

Markus: Na, Holger, das klingt doch nach einem Traumjob für dich eigentlich, oder, da als Bierausfahrer? Kannst du schön früh aufstehen, kannst dich in den LKW setzen, kannst Mittags schön Pause machen, ist doch super, oder?

Holger: Ja, das wäre absolut super. Also und dann auch noch die Midea als Kollegin zu haben, das würde mich eh sehr motivieren. Also, ja, also, ja, vielleicht ist das eine Idee, ich spreche mal mit dem Lukas. Also, ja, vielleicht, warum nicht?

Markus: Ja, klingt doch gut.

Helmut: Wenn wir uns da wieder ein bisschen weiterentwickeln, vielleicht haben wir irgendwann mal einen Job für dich.

Holger: Ja, also ich bin für ja für nix zu schade. Also, ja, also das wäre ein mega Traum, also überhaupt in Südtirol zu leben, wäre eines meiner absoluten Träume. Also habe ich schon immer, mein ganzes Leben. Und vielleicht irgendwann mal, mache ich den vielleicht sogar auch nochmal wahr, wer weiß.

Markus: Wer weiß. Also das wäre doch schon mal ein schöner Ansatz, vielleicht kommt ja da mal noch irgendwann ein Jobangebot rüber. Ja, wir sind ja schon ziemlich am Ende unserer Zeit. Was mich noch interessieren würde, Helmut, wie ist das denn, ich habe in Italien so zwei Themen erlebt oder drei Themen, aber eigentlich zwei, die mich am meisten interessieren. Also einerseits, ein Thema wäre dieser Bierstil, den die Italiener mehr oder weniger für sich reklamieren, nämlich das Grape Ale. Also wie siehst du das, grade in so einem Land wie Südtirol, wo es natürlich auch im Wein geht und ums Experimentieren und ums Aroma, also wie schätzt du das ein? Und der zweite Punkt wäre, ich habe erlebt, dass grade in Italien die Leute auch eher alkoholische Biere gerne trinken. Also das grade auch Bockbiere oder zumindest Export-Märzen, also die stärkeren Bierstile da wirklich vorne dran stehen, das würde mich interessieren. Und letzter Punkt, was ich auch erlebt habe, ist, dass Weißbier für die meisten Brauer eher eine Herausforderung ist. Hat sich da in den letzten Jahren was verändert?

Helmut: Also um zurückzukommen auf das Weißbier, natürlich jetzt, Weißbier ist natürlich eine Herausforderung natürlich für jeden Brauer, auch in Südtirol. Das ist schon nicht ohne, sowas zu machen! Das ist, dem einen gelingt es besser, dem anderen gelingt es weniger gut. Wie gesagt, es ist sehr spannend und hat sich natürlich sehr viel, viel, viel entwickelt in den letzten Jahren, weil, wie gesagt, in Südtirol kennt man ja nur die klassischen Biere, die auch vom Marktführer gebraut worden sind, die brauen ja auch selber kein Weißbier. Und vielleicht wissen sie auch, wieso sie keins brauen, ich weiß es nicht. Und zurückzukommen auf die Italienern, natürlich, die Italiener, das sogenannte Doppio Malto, das ist in Italien natürlich Gang und Gebe. Und wenn ich das kurz übersetzen darf, Doppio Malto heißt natürlich doppeltes Malz. Und wenn du da ein doppeltes Malz hast, dann hast du natürlich auch das Doppelte vom Alkohol her natürlich, ne und denen schmeckt es natürlich auch. Und was ich auch bei der Beer Craft teilweise sehr spannend finde, weil, wir haben ja da selber auch einen Stand dabei und den betreuen der Daniel, mein Kollege und ich und ein paar andere, die ein bisschen aushelfen. Und was ihnen wahnsinnig gut schmeckt, was wir in den letzten Jahren immer wieder gesehen haben, das sind die Rauchbiere. Also ich bin sehr verwundert, dass die Leute hinkommen zu uns und haben unv. #00:44:11-1# Natürlich haben wir ein Rauchbier da, ne, aber das ist auch natürlich sehr spannend, dass die das auch sehr, sehr schätzen. Und dann nochmal zurückzukommen auf das Grape Ale, auf das sogenannte IGA. Ich finde es sehr spannend, das Bier und das ist natürlich nicht von weit hergeholt, weil, wie gesagt, die meisten italienischen Brauereien, die sind ja in der Umgebung von Weinbaugebieten angesiedelt und da ist das ja schon vorprogrammiert, das da irgendwann mal sowas gemacht wird. Batzenbräu macht auch eins. Und es gibt in Italien natürlich sehr, sehr spannende IGAs sozusagen, sogar IPA, IGA, Double, was weiß ich was. Und da wird sich in den nächsten Jahren sicher noch was tun. Und wir hoffen halt, dass wir es irgendwann mal offiziell anerkannt bekommen.

Markus: Ja, da bin ich mal gespannt und warte schon auf das New England Grape Ale oder wer weiß, was es da vielleicht irgendwann noch so in Zukunft geben wird. Und ich meine, Holger, vielleicht machen wir einfach mal einen Rauchbierstand bei der Messe, oder, das wäre doch mal lustig.

Holger: Ja, also das wäre mal was, auf jeden Fall, also.

Helmut: Das wäre sicher keine schlechte Idee. Ich glaube, da müssen wir mal für 23 mit Manfred und mit unv. #00:45:27-5# darüber mal reden, weil, das wäre, ehrlich gesagt, keine schlechte Idee.

Markus: Ja, also ich wäre dabei und Bier hätte ich auf jeden Fall hier aus Bamberg auch genügend mitzubringen und auch noch zu ergänzen, also bis hin zu eben spannenden Kreationen, die Richtung Sauerbier oder sowas gehen, alles halt mit Rauchmalz, da gibt es tolle Sachen. Hm, schön!

Holger: Nee, unbedingt! Also und dann nehmen wir noch Goldhelm Schokolade mit.

Markus: Ja, da sind wir im Himmel im Himmel sozusagen, also, wunderbar. Ja, lieber Helmut, also vielen, vielen Dank, das war ein ganz spannender Talk. Ich hoffe, es hat den Leuten echt Lust gemacht, möglichst bald zu euch zu fahren, Südtirol zu erleben, die Südtiroler Biere zu erleben, euern Laden zu erleben, dich zu erleben. Also ich habe auf jeden Fall schon wieder ganz viel Lust. Und, ja, vielleicht können wir dich ja auch demnächst mal wieder begrüßen oder wir machen mal einen Live-BierTalk unten, wenn wir wieder da sind, da freue ich mich schon drauf. Also vielen Dank nochmal von meiner Seite, das war ein sehr schöner spannender Talk.

Helmut: Ja, danke auch von meiner Seite, es war sehr spannend, mit euch beiden zu reden und einfach mal ein bisschen über Bier zu sprechen. Und wie gesagt, kommt zu uns nach Südtirol, kommt aufs Bierfest, aufs Craft Beer Festival 23, und wie gesagt, das findet immer meistens Mitte Mai statt. Schaut einfach auf die social Medias unter Beer Craft Südtirol und da findet ihr die genauen Daten dann. Und dann noch bierige Grüße.

Holger: Super, danke schön, macht es gut, tschau, tschüss.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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