BierTalk 29 – Interview mit Jan Brücklmeier, Bierbuchautor aus Aurora, Ohio

Jan Brücklmeier ist schon zum zweiten Mal in den USA angekommen – und wieder hat ihn sein Lieblingshobby nicht losgelassen. Erst mangels Alternativen, dann für seine Buchrecherchen nahm er selbst den Rührstock in die Hand und braute seine eigenen Biere. Und nicht nur in den USA hat er sich eine Fangemeinde aufgebaut, auch in Deutschland holen sich viele bei ihm Rat, wenn es zuhause beim Läutern und Gären nicht so richtig klappen will. Im BierTalk spricht der sympathische Bayer über seine Geschichte und die Erlebnisse als Auswanderer auf Zeit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen BierTalk, heute der Nummer 29. Wir haben uns gedacht, bei so einer schönen Zahl muss man auch wieder einen kleinen Ausflug machen. Diesmal geht’s nach Westen, und zwar in die USA, an einen von den großen Seen. Und dort werden wir den Jan Brücklmeier sprechen, der uns gleich ein bisschen was über sich erzählen wird. Vorher natürlich wie immer, am Mikrofon bin ich der Markus und …

Holger: … der Holger.

Markus: Jan, wenn du vielleicht dich mal ganz kurz vorstellst und dann steigen wir ein bisschen ein und lernen dich näher kennen.

Jan Brücklmeier: Ich bin Jan Brücklmeier. Was habe ich mit Bier zu tun? Ich habe Brauwesen studiert, habe auch eine Zeit lang eine Brauerei oder eine Biermarke, so muss man es ja eher nennen, in Deutschland gehabt, Headless Brewing, mit einem Freund zusammen. Ich bin Heimbrauer, ich bin Autor, ich habe ein Buch geschrieben, das zweite ist gerade in der Mache, und ich bin Beer Judge. Daneben bin ich noch Schreiner, Pilot, alles Mögliche. Also ich habe viel gemacht und bin viel interessiert, aber Bier ist so das Thema, das mich mein Leben lang schon begleitet hat.

Markus: Holger, hast du gehört? Ein Pilot.

Holger: Unbedingt! Das fehlt mir ja noch. Ich habe fast alle Führerscheine, die man haben kann, aber einen Flugschein, den besitze ich nicht. Da müssen wir vielleicht dann im Anschluss direkt mal darüber reden.

Jan Brücklmeier: Ja, gerne.

Markus: Und wenn du so schön bescheiden sagst, du hast ein Buch geschrieben, das hat ja auch mit Bier zu tun, oder?

Jan Brücklmeier: Mein erstes Buch heißt „Bier brauen“, relativ kurz und bündig, und genau darum geht’s. Also es ist ein Buch, uns ist aufgefallen, also mir und dem Verlag ist aufgefallen, es gibt so ein bisschen oder gab eine Lücke zwischen den akademischen Büchern, also ich sag jetzt mal hier Narziß und die Narziß-Reihe und den Heimbrau-Büchern. Ich bin ziemlich viel aktiv im Hobbybrau-Forum. Man merkt halt, es ist so, die Leute entwickeln sich und dann ist aber oft das Problem, ein akademisches Buch setzt halt sehr, sehr viel Sachen voraus, die ein Hobbybrauer nicht unbedingt mitbringt. Weil wenn, ich keine Ahnung, aus der IT-Branche komme, ohne die IT-Branche zu brandmarken, dann habe ich vielleicht weniger Erfahrung mit Chemie. Die Idee war eben, ein Buch zu schreiben, das erklärt, was passiert beim Brauen, aber das eben so zu schreiben, dass dem eben auch ein Heimbrauer ohne Vorkenntnisse folgen kann.

Markus: Du bist jetzt in den USA, vielleicht erst mal überhaupt die Frage, wie du dahinkommst, und dann: Hat das vielleicht auch dein Buch ein bisschen inspiriert?

Jan Brücklmeier: Ich bin das zweite Mal in den USA und habe eben Brauwesen studiert, war dann im Maschinenbau tätig. Ich bin vorm Maschinenbau, wie soll man sagen, habe die Seiten gewechselt zur Anwendung, und arbeite für den weltgrößten Lebensmittelkonzern in den USA und kümmere mich hier um Abfüllung und Verpackung. Mein Bierbuch hat durchaus auch mit den USA zu tun. Weil ich bin das erste Mal eben umgezogen und mir hat hier in den USA einfach mein Weißbier gefehlt. Deshalb habe ich zum Heimbrauen eben wieder zurückgefunden und aufgrund von dem habe ich das Hobbybrauer-Forum kennengelernt. Und über das Hobbybrauer-Forum ist mir mal die Idee gewachsen, da muss man ein Buch schreiben.

Markus: Faszinierend! Apropos Hobbybrauer und Bier, Holger, ich glaube, wir müssen mal ein Bierchen aufmachen. Wir lassen dem Gast den Vortritt, oder?

Holger: Unbedingt. Natürlich. Selbstverständlich.

Jan Brücklmeier: Ich habe euch natürlich schon ein paar Mal zugehört. Es gibt einen Tipp von meinem Bier, da steht oben auf dem Hals die Zahl 1040. Und das klingt so.

Holger: Aber das ja ganz einfach, oder? Auf jeden Fall ist das mal ein Bier aus Weihenstephan.

Jan Brücklmeier: Genau. Klingt sehr weich beim Einschenken. Hast du gehört?

Markus: Ein Vitus vielleicht?

Holger: Ja, Vitus oder Korbinian, würde ich jetzt tippen.

Jan Brücklmeier: Würde ich normalerweise trinken, aber bei mir ist ja erst 11 Uhr vormittags, deshalb bin ich auf das normale Hefeweißbier umgestiegen.

Markus: Hm.

Holger: Auch nicht schlecht.

Markus: Gute Wahl. Auf jeden Fall.

Jan Brücklmeier: Der Grund ist, es ist vielleicht nicht mein Lieblingsweißbier, aber es ist aus Weihenstephan. Und wenn wir über Buch und so weiterreden, Weihenstephan hat mich einfach geprägt. Also Weihenstephan, ich habe in Weihenstephan studiert, und das ist nach wie vor noch so eine Verbindung, die ich zu Weihenstephan habe und die ich über das Bier gerne ausdrücke.

Markus: Hast du da in Amerika jetzt auch Verbindungen zu Brauern oder zu Hobbybrauern? Bist du da irgendwie mit eingebunden?

Jan Brücklmeier: Ja. Das ist hier eine ganz andere Community. Es ist Brauer und Hobbybrauer, professionelle Brauer und Hobbybrauer sind viel enger verwoben. Die heutigen professionellen Brauer waren früher Hobbybrauer. Ich bin hier, es gibt einen Hobbybrauer-Verein in Cleveland, also ich wohne in der Nähe von Cleveland, da bin ich aktiv oder mit denen habe ich öfter zu tun. Da gibt’s auch Market Garden, das ist eine Brauerei in Cleveland vom Andy Tveekrem. Der kommt ursprünglich von Dogfish Head und der war eben früher auch Heimbrauer. Und auch mit dem habe ich öfter zu tun, also wir reden öfter, wir brauen oder reden öfter übers Brauen. Ich helfe ihm manchmal in der Brauerei aus. Also es ist eine sehr lebhafte Community.

Markus: Jetzt hast du ja dein Weizen eingeschenkt. Es wird uns natürlich bestimmt interessieren, wie du das jetzt so empfindest. Und vielleicht auch, also ich erlebe es oft international, und Holger, du ja auch, dass die meisten ausländischen Brauer am meisten Probleme haben, ein gutes Weizen zu brauen. Ist das dann für dich als Hobbybrauer auch so? Und wie würdest du dieses Weihenstephan dann da einordnen?

Jan Brücklmeier: Weihenstephan ist wirklich, in meinen Augen, es nicht das beste Weißbier, aber es ist eine absolute Größe und es ist vor allem sehr stetig in der Qualität. Das ist wirklich so, wie soll man sagen, ein Go-to-Weißbier, weil mir wirklich immer wieder auffällt, egal wo man Weihenstephan auf der Welt trinkt, man weiß, man bekommt ein gutes Weißbier. Es hat hier einen relativ guten Ruf Weihenstephan, also es ist wirklich so eins von den Bieren, wo eben sich viele Brauer daran orientieren. Aber wie du schon sagst, Weißbier klingt immer so einfach, aber ist es nicht. Das ist auch mit eben ein Grund, ich trinke gerne Weißbier, meine Frau trinkt gerne Weißbier, warum ich mit der Hobbybrauerei eben wieder verstärkt auch angefangen habe, weil ich beim ersten Mal in den USA festgestellt habe, es gibt einfach kein gutes Weißbier. Weißbier ist eben auch eins von meinen Standardbieren. Also ich mache relativ viel, auch wirklich durch die Bank nicht bloß klassische Biere, aber Weißbier ist immer wieder mit dabei.

Markus: Tja, Holger, das war schon mal ein bayerischer Aufschlag. Wie machst du denn weiter in Sachen Bier?

Holger: Das sage ich euch gleich. Aber das Hefeweizen von Weihenstephan hat ja viele Preise auch gewonnen, ist ein absoluter Klassiker. Ich finde eben auch das Sortiment von Weihenstephan, das ist schon beeindruckend. Da kann man alles Mögliche erleben, was Bier auch sein kann. Jetzt haben sie ja auch noch mal ein Helles gemacht, weil Helles ist ja auch voll im Trend. Aber gerade jetzt vorhin, wir hatten uns ja beide sofort Videos und Korbinian gewünscht, also deshalb haben wir es ja auch sofort gemeint zu erraten. Wenn man jetzt diese beiden Biere auch nimmt, beide Bockbiere sind ja outstanding, würde ich sagen, würde man vielleicht in Amerika sagen. Was habe ich mitgebracht? Ich mach jetzt mal was und lass euch mal raten. Ich stelle es mal ab.

Markus: Ui!

Jan Brücklmeier: Ein Fass.

Markus: 1 Liter Schumacher Alt?

Holger: Das ist ganz kalt.

Markus: Das klang aber so.

Holger: Hör mal weiter zu.

Jan Brücklmeier: Oh! Ich würde sagen, was Belgisches, da ist ein echter Korken drin.

Holger: Sehr warm. Auweia! Jetzt ist der Korken abgebrochen.

Markus: Hört sich nach Bierversuch an.

Holger: Ja, hört sich nach Bierversuch an. Du bist schon wieder versucht, schon wieder ein bisschen unverschämt zu werden.

Markus: Wir machen dann übermorgen weiter, wenn du sie aufhast.

Holger: Also verstehst du, ich meine, man gibt sich einmal Mühe und du kannst es auch wieder nicht wertschätzen. Ich weiß auch nicht, warum ich dich so nett und so toll finde, aber ist jetzt auch scheißegal. Du rätst es eh nicht. Jan, komm, wir machen weiter, lass den Bamberger da.

Holger: So. Puh! Der ganze Raum ist erfüllt von Sensorik. Es hat eine säuerliche Note und einen rosa Schaum. Jetzt den Rest macht ihr.

Markus: Rosé de Gambrinus?

Jan Brücklmeier: Oder wie heißt es, Alexander?

Holger: Ich gebe euch einen kleinen Tipp. Woran kommt man bei einem Brüssel-Besuch als Bierliebhaber nicht vorbei?

Markus: Cantillon?

Jan Brücklmeier: Kriek?

Holger: So ist es. Cantillon, Kriek 100 % Bio Lambic.

Markus: Fein!

Jan Brücklmeier: Das war Teamwork, Markus.

Markus: Ja, super!

Holger: Ich darf nur noch mal darauf hinweisen, bei ungefähr 12 Grad, und da ist es wirklich für mich am allerbesten. Das ist so großartig, und wir haben hier so ein tolles Wetter heute und es ist wirklich richtig warm: Spitze! Also absolute Spitze! Viel besser kann man ein Kriek nicht machen, in meinen Augen.

Markus: Bin ich dann doch neidisch. Schön! Freut mich.

Jan Brücklmeier: Ich auch, ich auch.

Holger: Ja, jetzt bitte weitermachen!

Markus: Soll ich ein Bier aufmachen, ja?

Holger: Jawoll!

Markus: Okay! Gut. Also, dann müsst ihr aber auch raten. Das wird jetzt aber schwer.

Holger: Man hört überhaupt nichts eigentlich. Du schüttest gar kein Bier ein. Ah doch, jetzt so langsam.

Markus: So ein bisschen kam doch. Genau.

Holger: Okay! Du hast ja wahrscheinlich ganz langsam geschüttet, deshalb ist es ein Bier, was eine gute Schaumbildung hat. Ich könnte mir vorstellen, weil wir ja mit Amerika telefonieren, dass es ein IPA ist.

Markus: Nein. Ganz, ganz falsches Ende der Fahnenstange. Auch bei mir ist der Raum sehr aromatisch erfüllt mit sehr vielen Aromen.

Holger: Dann ein Imperial Stout Oak Aged gereift.

Markus: Nein, auch ganz falsch.

Jan Brücklmeier: Habe ich mich getäuscht oder war da am Anfang eine Bügelverschluss-Flasche?

Markus: Leider getäuscht, war ein ganz normaler Kronkorken.

Jan Brücklmeier: Ah!

Markus: Die Flasche ist braunfarben, das Etikett ist schwarz, und da drauf ist mit Rot-Gold etwas drauf geschrieben.

Jan Brücklmeier: Dann ist es Chocolate Stout von Maisel & Friends.

Markus: Leider nicht. Das Etikett hat oben und unten ein Dreieck. Im oberen Dreieck steht der Name der Brauerei und im unteren steht die Füllmenge drin. Es kommt aus einem Nachbarland von Deutschland und ist dem Bier von Holger gar nicht so unähnlich.

Holger: Oh Markus, das ist wirklich schwer.

Jan Brücklmeier: Ja.

Markus: Das ist wirklich schwer, zugegebenermaßen. Es handelt sich um ein Bier von der Brauerei Verzet, das ist so an der Grenze zwischen Belgien und Frankreich. Die machen alle möglichen Bierstile und unter anderem auch ein Oud Bruin. Von diesem Oud Bruin machen sie jedes Jahr mehrere Sondereditionen mit bestimmten Früchten. Und das ist jetzt die Kirschversion davon. Also dementsprechend bin ich da dem Kriek gar nicht so weit weg, nur dass die Basis bei dir eine Geuze ist und bei mir eben ein Oud Bruin. Aber ansonsten auch hervorragend schön rot-braun. Der Schaum war relativ intensiv für den Bierstil, da ist ja normalerweise nicht so viel Schaum drauf. Und der ganze Raum riecht nach Karamell und Kirsch. Ja, doch sehr, sehr schön.

Jan Brücklmeier: Das klingt extrem lecker.

Holger: Aber wie kommst du jetzt auf so ein Bier, wenn wir mit Amerika telefonieren?

Markus: Ach! Weil ich gedacht habe, das ist einfach ein sehr besonderer BierTalk heute, mit auch einer besonderen Geschichte, dass jemand eben aus Deutschland nach Amerika geht, dann aber für die Deutschen ein Bierbuch schreibt, wie sie Bier brauen sollen sozusagen. Ich habe mir gedacht, okay, was habe ich denn noch so richtig an Bieren bei mir rumstehen, die ich schon immer mal trinken wollte, aber noch keine Gelegenheit dafür gefunden habe. Und da ist mir das ins Auge gefallen, da habe ich gedacht, okay, dann nehmen wir das. Und war eine gute Wahl. Ich meine, gut, es hat 6 %, ist schon ein bisschen kräftiger. Wir haben ja bei uns auch immerhin schon nach fünf am Nachmittag, da darf man das, glaube ich, schon. Andererseits ist es ja trotzdem mit den Kirschen und der Säure jetzt kein ganz so schweres Bier. Das heißt, das kann man auch schön noch trinken und dabei sich lustig unterhalten und danach ja auch noch einen Abend dranhängen. Also insofern, war so mein Gedanke.

Jan Brücklmeier: Zu USA passt ja im Endeffekt alles, weil es ist ja auch ein großer Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen und Bierkulturen.

Markus: Das stimmt auf jeden Fall. Ich habe schon viele gute Oud Bruins von amerikanischen Brauereien getrunken, zugegebenermaßen. Also da gibt’s ja doch eine wahrscheinlich noch größere Auswahl als in Belgien selbst. Insofern ganz, ganz spannend. Wenn man von den amerikanischen Bieren spricht, gibt’s da Lieblingsbrauereien oder Lieblingsbierstile oder irgendwas, wo du sagst, wenn, dann greife ich da zu?

Jan Brücklmeier: Meinst du jetzt wirklich richtig Big Brew oder richtig amerikanische Biere oder Craftbiere? Weil Craftbier, die meisten Craftbiere jetzt mal keine heimischen Stile sind. Weil wenn es um die wirklich traditionellen amerikanischen Stile geht, gibt’s eigentlich bloß zwei. Aber in den einen habe ich mich so ein bisschen letzten Sommer neu verliebt, ist Cream Ale.

Markus: Ja, es gibt ja nur, also die zwei Pumpkin Ale und Cream Ale, oder?

Jan Brücklmeier: Ja, und California Common, also Steam Beer.

Markus: Ja, richtig.

Jan Brücklmeier: Aber Cream Ale ist wirklich ein Stil, den ich im Sommer letztes Jahr unheimlich gerne getrunken habe, der auch so ein bisschen im Kommen ist. Weil auch die Amerikaner haben festgestellt, mit einem Super Hazy IPA Imperial mit Hopfen gestopft 3 Kilo auf 1 Hektoliter, da trinkt man eins, aber kein zweites. Einfach, weil es von der Sensorik zu viel ist. Und es ist wirklich so, die letzten zwei, drei Jahre sieht man, dass auch die Craft-Brauer eben wieder Stile neu interpretieren, die halt eine höhere Drinkability haben. Da besinnt man sich eben auch wieder zurück auf traditionelle amerikanische Stile, und da gehört eben ein Cream Ale mit dazu. Ist sehr klassisch, aber auf der anderen Seite, wahrscheinlich hast du es anders erwartet, ich bin auch nach wie vor noch ein absoluter Freund von richtig knackigen West Coast IPAs.

Markus: Also Erwartungen hatte ich gar keine, weil da halte ich mich mittlerweile an Holger mit seinem Lieblingsspruch, Enttäuschung kommt von Erwartung. Deswegen habe ich das schon, aber muss man ja auch nicht. Insofern, nein, ich finde das aber auch sehr spannend, dass man sagt, man besinnt sich einerseits wieder in Richtung Drinkability, weil das einfach für die Brauereien unheimlich wichtig ist. Und auf der anderen Seite, man besinnt sich eben auf wieder eher heimische Dinge, Dinge mit Story, wo man einfach sagt, das repräsentiert uns. Da finde ich diese Stile natürlich sehr, sehr schön. Wobei andererseits mittlerweile ja jede Brauerei auf der Welt jeden Bierstil braut und man kann gar nicht mehr wirklich sagen, wer ist wo zu Hause. Es gewinnen ja auch alle möglichen Brauereien Preise mit Bierstilen, mit denen sie eigentlich so landmäßig gar nichts zu tun haben.

Jan Brücklmeier: Ich mag auch absolut nach wie vor richtig knackige West Coast IPAs. Mein erster Berührungspunkt war hier in den USA, vor jetzt fast 11 Jahren, als ich das erste Mal hierhergezogen bin, es war 30 Grad draußen, wenn nicht noch heißer, eine Art Biergarten, wir sind da mit dem Fahrrad hingefahren, und ein Freund von mir sagt, das musst du mal probieren, und stellt mir ein Dogfish Head 90 Minute IPA hin. Ein super Bier, aber ich natürlich in meiner plumpen bayerischen Art, setze mich dahin und ziehe an diesem Bier an, weil es war ja so ein bisschen Biergarten-Setting. Und ich sage jetzt mal, IPA und ich, wir hatten uns die nächsten 3 Monate nichts zu sagen. Weil das war einfach, aber es war wirklich dann lustig, wirklich, ich habe absolut zu IPA und zu dieser total extremen Hopfen-Aromatik gefunden. Und war dann, also nach dem ersten Mal USA, dreieinhalb Jahre in Deutschland gewesen und ich hatte da wirklich eine harte Zeit. Da war Craftbier noch nicht so extrem verbreitet in Deutschland. Es war eine harte Zeit, wir haben im Allgäu gewohnt, und es war wirklich, jedes IPA, das ich habhaft werden konnte, habe ich mir gekauft und habe es probiert. Weil ich absolut an diesem Bierstil auch hängengeblieben bin.

Holger: Jan, lass uns doch mal ganz kurz zum Cream zurückkehren. Würdest du sagen, das ist ein richtiger Trend in den USA, oder hast du das jetzt einfach nur angesprochen, weil das auch für dich ein toller Bierstil ist?

Jan Brücklmeier: Das ist wirklich ein Trend. Also man sieht, ich sage jetzt mal, es sind so „geteilte Lager“ ein bisschen, in Anführungszeichen. Es ist halt Cream Ale, letztendlich, es gibt einen netten Spruch dazu: The Cream Ale is a Bastard Son of a German Lager and an English Ale, Born in the USA. Das ist so ein bisschen der Punkt, es gibt halt viele Craft-Brauer, die das Lager brauen, untergärig brauen nicht wirklich gut unter Kontrolle haben. Für die ist halt Cream Ale die Möglichkeit, letztendlich ein gut trinkbares Bier zu brauen, das relativ nah an ein Helles oder an ein Pils kommt. Und andere Lager sind halt die, die dann gleich auf ein Lager gehen. Also man sieht schon, dass wirklich viele kleine Brauereien eben auch mit Cream Ales rauskommen. Und plötzlich auch Brauereien, die einen so ein bisschen angestaubten Charakter haben wie mein zweites Bier, das ich übrigens hier dabeihabe, Genesee, seit den 1960ern machen die Cream Ale. Und es war eigentlich immer so, wie soll man sagen, ein Opa-Getränk. Also es gibt viele von meinen Freunden hier in den USA, die sagen, ich kann es nicht glauben, dass die ein Revival feiern, weil das ist ein Bier, das hat mein Opa im Kühlschrank gehabt. Da kommt aber auch so ein bisschen dieser, was ja oft bei Geschmack und Sensorik ist, es kommt eben auch so diese Geschichte bei den Leuten wieder in den Kopf. Das ist das erste Bier, das man dem Opa aus dem Kühlschrank geklaut hat. Dann kommt so ein bisschen die Kindheit wieder und das ist so ein bisschen, glaube ich, auch vielleicht durch die Krisen, die wir gerade in den USA erleben, auch so ein bisschen ein Wohlfühlgetränk, so ein wieder Zurück zu diesem typisch amerikanischen „Kleinstadt-Alles-ist-in-Ordnung-Bier“.

Markus: Es ist ja auch irgendwie interessant so von der Idee her. Dass man beim Cream Ale eigentlichen ein obergäriges Bier hat, was man dann runterkühlt und beim Steam Beer ein untergäriges Bier hat, was eher wärmer vergoren wird. Also das ist ja irgendwie lustig, dass sich diese beiden Bierstile so entwickelt haben, und gerade in den USA.

Jan Brücklmeier: Ja. Ich kann es euch jetzt nicht probieren lassen, aber ich kann es euch hören lassen.

Holger: Ui!

Jan Brücklmeier: Das Genesee Cream Ale.

Markus: Das macht schon mal richtig Lust. Kannst du uns ja noch ein bisschen beschreiben, wenn es jetzt im Glas ist? Dann können wir es uns besser vorstellen.

Jan Brücklmeier: Ja, absolut. Man kann es sich vorstellen, ein bisschen wie früher die Champagner- oder Kristallweizen. Weil es ist absolut klar filtriert, aber es hat natürlich einen relativ guten Schaum. Von der Sensorik her ist es schon in Richtung Lager, aber man merkt so leichte Ester-Noten. Also es kann das Ale nicht verheimlichen und ist vom Geschmack her nicht ganz unähnlich von einem Hellen, würde ich bei uns sagen in Bayern. Also es ist nicht ganz so stark gehopft, es hat oft einen Mais- oder Reisanteil drin, was so ein bisschen das Süßliche rauskitzelt, wie es ähnlich ist bei manchen Hellen-Stilen, ich glaube, bei manchen Hellen-Bieren in Bayern. Also absolut trinkbar.

Markus: Das, was du jetzt hast, ist von einer größeren Brauerei oder von einer kleineren?

Jan Brücklmeier: Man würde wahrscheinlich sagen, eine mittelständische Brauerei. Die nennt sich Genesee, die kommt aus Rochester, New York. Die haben 1960 angefangen, den Bierstil zu brauen, und brauen ihn durchgehend seitdem. Ich habe halt die Verkaufszahlen gesehen, die waren praktisch jetzt Jahrzehnte lang absolut im Keller. Jetzt kommt eben das Revival wieder, man besinnt sich wieder auf die alten Stile, und plötzlich ist das Bier in, was die Brauerei auch ein bisschen überrascht. Ich habe Interviews gesehen, die sich das gar nicht so richtig erklären können, warum das Bier plötzlich so in ist und jahrzehntelang hat sich keiner dafür interessiert.

Markus: Da geben wir, glaube ich, jetzt schon mal eine Bestellung auf. Wenn du wieder nach Deutschland kommst, darfst du da gerne mal ein, zwei Fläschchen mitpacken. Vielleicht muss man den Leuten auch noch erklären, die USA sind jetzt kein kleines Land, also damit man sich das noch ein bisschen besser vorstellen kann: Wo ungefähr bist du da jetzt?

Jan Brücklmeier: Ich bin im Norden, Lake Erie ist einer von den großen Seen im Norden, und eher im östlichen Teil der USA. Es klingt immer so blöd, aber es ist der östlichste Rand vom Mittleren Westen. Ab da fangen die sogenannten, wie wir sie nennen, Fly Over States an. Also nach Westen hin kommen dann die ganzen Staaten wie Iowa und so weiter, also die wirklich sehr flach sind, wo wirklich sehr viel Farm betrieben wird. Und da passiert eigentlich, wie soll man sagen, bis zur Westküste ist es relativ eintönig. Das merkt man auch, wenn man drüber fliegt, es ist relativ flach, Landwirtschaft und das war’s. Und wir sind da so am äußersten östlichen Rand davon.

Markus: Und Holger, bist du da in deinem Trucker-Leben schon entlang gegurkt?

Holger: Unbedingt! Ich habe ja sowieso schon die Route 66 gefahren und hatte mir dafür sogar einen Reiseführer antiquarisch besorgt aus dem Jahre 1934, um die wirklich historische Road wieder zu finden und auch zu fahren. Das ist mir aber nur noch so zu circa 70 Prozent gelungen. Es war aber eine sehr interessante Reise. Vielleicht noch mal eine Frage auch von mir, Jan: Die produzieren das ja jetzt dann auch so flavoured, so mit Lemon und Strawberry. Sind das so Trendgetränke, also auch so wie wir das hier kennen? Was weiß ich, irgendwie, es prickelt so schön in deinem Bauchnabel mit Grapefruit und Weizen und so? Oder auch in der alkoholarmen Variante? Oder wie ist das?

Jan Brücklmeier: Es gibt hier, Shockhead heißt eine der größten, die sich immer schwertun, ist es Craft oder ist es nicht Craft, die eben sehr, sehr viel so Weizenmischgetränke rausbringen. Wo man sagen muss, sie sind anders hier in den USA als die Biermischgetränke, die wir in Deutschland so in den 90er Jahren hatten, sie sind viel weniger süß. Auch Market Garden, nennt sich Shandy, also Radler, aber es ist eigentlich nicht das klassische Radler, wie es wir kennen, sondern das ist eigentlichen ein Bier, das mit Limonen-Schalen und so weiter gebraut ist. Also eher im trockenen, herben Bereich. Wobei, du hast schon recht, es gibt auch diese ganz abgefahrenen Sachen, es gibt die Wassermelone und was weiß ich was, die dann auch künstlich und süß sein können. Aber ich sag jetzt mal, im Craft-Bereich ist es eher die herbere Schiene und eher Bier mit aromatisierten Zutaten als ein wirkliches Biermischgetränk.

Markus: Ich meine, was wir so hören, ist ja, dass es auch diesen neuen Trend in den USA gibt, oder mittlerweile ist er gar nicht mehr so neu, das Hard Seltzer, also wo man letzten Endes Wasser hat und Alkohol und irgendwelche Aromen dazu tut. In Deutschland ist das jetzt auch angekommen, es gibt die erste Brauerei, die das verkauft. Hast du davon auch was mitbekommen?

Jan Brücklmeier: Ja. Es ist hier ein ganz großes Thema. Das ist natürlich, weil der amerikanische Beer Geek natürlich jeden verachtet, der Hard Seltzer trinkt. Wobei man sagen muss, dass viele von den Craft-Brauereien jetzt aber auf den Zug aufgesprungen sind in den letzten drei Jahren und eben auch Hard Seltzer machen. Es gibt jetzt was Neues, das ist so ein bisschen ein Trend, der sich letztes Jahr herauskristallisiert hat als Antwort darauf. Das sind die sogenannten Low Cal IPAs, also Low Calorie IPAs. Bei den Hard Seltzern ist die eigentlich Idee, ein Getränk zu machen mit nur natürlichen Zutaten. Also die sind nicht künstlich die Aromastoffe, aber eben mit unter 100 Kalorien oder unter 90 Kalorien pro Dose. Das ist die Idee dahinter. Und diese Low Calorie IPAs sind auf derselben Schiene, das heißt, da ist ein IPA, soll nach Möglichkeit schmecken wie ein richtiges IPA, aber eben bleibt unter 100 oder unter 90 Kalorien pro Dose.

Markus: Heißt es dann, sehr endvergoren oder wenig Alkohol? Oder wie ist da der Grund, wie kommen die auf wenig Kalorien?

Jan Brücklmeier: Meistens eine Kombination aus beidem. Also ein bisschen leichter eingebraut, also meistens dann nur so um die 4,5 bis 5 % Alkohol. Was ja lustig ist, weil da sind wir in Deutschland im absolut normalen Bereich, aber in den USA ist das schon eher ein Light Beer. Und dann eben halt sehr hochvergoren, also teilweise auch in die Richtung, wie es eine Zeit lang in war mit den Brut IPAs, also mit Enzymen, um wirklich absolut bis auf fast null Restextrakt runterzukommen.

Markus: Du hast ja vorhin von deinem Buch erzählt und davon, dass jetzt gerade ein zweites unterwegs ist. Darfst du über das schon sprechen oder ist das noch so top secret?

Jan Brücklmeier: Nein, absolut. Die Idee war immer ursprünglich, ein Buch zu schreiben, das das Thema Bier als solches behandelt. Und wir haben ziemlich schnell gemerkt, das wird nichts. Der ganze Herstellungsprozess und Bier als Kulturgut, als Lebensmittel, als Genussmittel, das ist einfach zu viel für ein Buch. Und deshalb haben wir es getrennt. Das erste Buch war ganz klar an den Brauer gerichtet und das zweite Buch ist jetzt an den Brauer, aber auch an den Biergenießer oder an den Biertrinker gerichtet. Es ist ein Teil Geschichte drin, aber was eben mir wichtig war, und ich glaube, da seid ihr beide auch die richtigen, Bier soll Spaß machen. Mir fällt immer wieder auf, dass wirklich viele Leute das Biertrinken so verbissen sehen und so verbissen geworden sind mit Spielregeln, und das IPA ist aber kein IPA, weil es hat 2 Bittereinheiten zu viel und ein halbes Prozent Alkohol zu wenig. Bier soll Spaß machen. Ich habe einen Professor gehabt in Weihenstephan, der immer gesagt hat, die wichtigste Aufgabe eines Brauer ist, Freude zu bereiten. Das versuche ich mit dem Buch zu vermitteln, einfach die Vielfalt von Bier, aber eben auch das Bier halt ganz wichtig ist für uns als Kulturgut oder auch das Menschen ganz wichtig war, aber eben auch Spaß machen soll und eben nicht zu ernst genommen werden soll.

Markus: Das Zitat ist auf jeden Fall klasse, das müssen wir uns unbedingt merken. Die Bücher erscheinen nur auf Deutsch oder auch auf Englisch?

Jan Brücklmeier: Ist mein Problem, sie erscheinen nur auf Deutsch. Ich habe jetzt gerade mit dem Braubuch das Problem, dass ich ständig wieder Passagen übersetzen muss, weil natürlich mich viel Hausbrauer hier fragen, Jan, du hast doch ein Buch geschrieben, wie mache ich folgendes? Ich habe zwar auch Kontakt gehabt hier mit ein paar Verlagen, aber es ist einfach, ein Buch in dem Umfang, das hat knappe 500 Seiten, ist schwierig zu übersetzen, weil die Kosten sehr, sehr hoch sind. Das klingt jetzt blöd, aber es ist fast günstiger, ein Buch neu zu schreiben als ein Buch in dem Umfang zu übersetzen.

Markus: Auf jeden Fall. Nein, kann ich voll nachvollziehen, also ich hatte auch schon, gerade auch bei meinem Bierbuch die Nachfrage sowohl auf Spanisch als auch auf Englisch, und die Übersetzungskosten, die sind dann fast fünfstellig. Und damit ist es nicht mehr sinnvoll, also schlicht und einfach, kann man sich im wahrsten Sinn des Wortes sparen. Schade eigentlich, aber so ist es eben in unserer buchschreibenden Zunft. Aber ist dein Englisch so, dass du sagen würdest, du könntest das jederzeit auch auf Englisch?

Jan Brücklmeier: Ich würde sagen: Ja. Ich weiß nicht, ob das ein Amerikaner auch behaupten würde. Man hat hier wirklich ein Problem, das glaubt man nicht, aber Amerikaner sind unheimlich freundliche Menschen. Und ich sage meinen Kollegen immer und immer wieder, wenn ich irgendwelche Fehler mache, sollen sie mich korrigieren. Aber das würden sie im Leben nicht tun. Wenn ich zu meinen Kollegen sage, Jungs, ich habe doch gerade was falsch gesagt, warum korrigiert mich keiner? Kommt als Antwort: Wir haben doch verstanden, was du willst. Ich würde sagen, ich spreche gutes Alltags-Englisch, ich weiß nicht, ob ich ein Buch in Englisch schreiben könnte.

Markus: Ja, da fehlt mir immer so der Mut auch. Ich bin selbst bei englischsprachigen E-Mails immer sehr im Zweifel, ob ich das irgendwie gut hinbekomme oder nicht. Aber gut, letzten Endes ist es so, es geht darum, dass man verstanden wird. Und solange man das am Ende hinbekommt, ist ja zumindest die Kommunikation schon mal gemacht. Vielleicht, so langsam, aber sicher kommen wir dem Ende zu, würde mich noch interessieren: Wie ist denn jetzt bei dir so allgemein die Lage? Also wir hören ja aus Deutschland leider keine guten Nachrichten aus Amerika, sowohl was die Pandemie angeht, als auch, was die ganze politische Situation angeht. Merkst du da Eriesee was davon? Und wie verhält man sich da als Deutscher, wenn man das so mitbekommt?

Jan Brücklmeier: USA, sag ich mal, die haben die Krise nicht ganz so gut gehändelt, wie sie es in Deutschland gehändelt haben. Für mich als Deutscher, also mein Arbeitgeber gibt mir die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten. Also der hat relativ schnell gemerkt, dass wir da in ein Problem steuern, was sich seit März tut. Gott sei Dank haben wir das Glück, dass wir in Ohio einen relativ vernünftigen Gouverneur haben, der das relativ gut händelt. Also wir sind einer von den Staaten, die nicht gerade explosionsartig neue Fälle kriegen. Und du sprichst es an, es ist manchmal so ein bisschen schwierig, weil natürlich, ich bin Deutscher, ich habe einen deutschen Pass, ich bin kein Amerikaner, und ich fühle mich natürlich als Gast im Land. Und es ist immer schwierig dann, die Führung, die offensichtlich Fehler macht, auch so offen zu kritisieren. Da tue ich mir nicht immer ganz einfach.

Markus: Ja, das kann ich mir vorstellen. Das heißt, dein Leben ist trotzdem noch in einem Rahmen, wo du sagst, es ist okay, du bist jetzt nicht ernsthaft betroffen von der Situation persönlich?

Jan Brücklmeier: Ja, also ich war teilweise betroffen, sagen wir es so. Wir machen ja die Heimbrau Convention einmal im Jahr in Romrod und die ist dieses Jahr ausgefallen wegen Corona. Ich war letztendlich schon in Washington auf dem Flug nach Deutschland für die Heimbrau Convention und dann hat mich meine Frau angerufen, das war der Tag, als Trump bekannt gegeben hat, dass er die Grenzen dichtmacht. Und ich bin dann, also Gott sei Dank, habe eine halbe Stunde vorm Einsteigen noch ein Bier an der Bar gefunden und habe dann umgebucht und bin wieder heimgeflogen. Also so gesehen bin ich natürlich schon auch persönlich betroffen, weil einfach Reisen nach Deutschland oder Familie besucht uns in den USA, ist zurzeit einfach nicht möglich. Ich habe jetzt das Glück, dass mein Visa-Status da relativ gefestigt ist, aber ich habe natürlich Kollegen, die auch vollkommen betroffen sind von Einschränkungen, was Visas angeht. So gesehen ist es nicht ganz einfach, weil es so ein bisschen, wie soll man sagen, die Rechtssicherheit natürlich durcheinander würfelt.

Markus: Ja, krasse Sache. Ich habe ja auch jetzt noch einen Flug gut, den ich eigentlich zum World Beer Cup gemacht hätte Anfang des Jahres, aber das ging eben auch nicht. Da werden wir uns überraschen lassen. Gibt’s sonst noch was, was du gerne den Hörern mitgeben würdest von deiner Seite aus in Sachen Bier oder in Sachen Kultur, je nachdem?

Jan Brücklmeier: Was ich wirklich so gelernt habe, und man muss dazusagen, ich bin in Weihenstephan ausgebildet und Weihenstephan war damals sicherlich anders, als man es heute kennt, Weihenstephan war sehr konservativ und sehr klassisch natürlich. Es gab ein helles untergäriges Bier und vielleicht gerade noch mal Weißbier. Was ich da den Leuten wirklich nahelege, ist einfach, offen zu bleiben. Und offen zu bleiben, was ich glaube ich vorhin auch schon mal in meinem Buch gesagt habe, die Sachen nicht so verbissen sehen. Wir sind kein Taubenzüchter-Verein, sondern Bier soll Spaß machen. Und wenn Bier aufhört Spaß zu machen, dann soll man sich ein anderes Hobby suchen.

Markus: Was ein Schlusssatz, wunderbar. Oder Holger, hast du da noch was hinzuzufügen?

Holger: Ich würde einfach nur fragen: Wer gewinnt die Wahl?

Jan Brücklmeier: Ich hoffe nicht, Trump. Also meine Nachbarn haben ein Schild im Garten stehen, da steht drauf so sinngemäß: 2020, wie auch immer, aber nicht Trump.

Markus: Krass! Es gibt ja nur eine Wahl, oder? Da kann sich ja nichts mehr ändern, dass da jemand anders noch ins Rennen steigt?

Jan Brücklmeier: Rein theoretisch kann sich nichts mehr ändern. Ja.

Markus: Naja gut, da können wir eigentlich nur die Daumen drücken und hoffen, dass es wirklich persönlich gut läuft, dass es mit deinem Buch gut läuft, dass du viele gute Biere dennoch bekommst, und hoffentlich bald mal wieder rüberkommen kannst und uns welche mitbringen kannst, das ist natürlich auch gut. Und vielen, vielen Dank natürlich für deine Zeit, für die Informationen. Und auch für deine viele Arbeit bei Facebook, weil ich glaube das auch, das ganze Forum profitiert unheimlich viel von dir und von dem, was du da reinschreibst, und das ist toll, großartig.

Jan Brücklmeier: Dankeschön. Und nächstes Mal, wenn ich komme, bin ich auch wieder in Bamberg, weil ich habe nach wie vor, zwei meiner besten Freunde wohnen in Bamberg. Und ich habe auch in Bamberg einen Teil meiner Praktika gemacht. Also Bamberg hat immer einen sehr besonderen Platz in meinem Herzen, sagen wir es so.

Markus: Und wir haben immer einen ganz besonderen Platz für dich. Vielen Dank!

Jan Brücklmeier: Super. Großartige Sache! Dankeschön.

Holger: Also tschüss!

Markus: Ja, tschüss!

Jan Brücklmeier: Ihr auch, ja, tschüss!

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