Jeff Maisel gilt als ein echter Pionier der Branche. Sein Vater erfand 1955 das „Champagnerweizen“ und machte die Brauerei zu einem der Marktführer im Weißbiersegment. Jeff sorgte für die Wiederentdeckung der untergärigen Biere im Unternehmen, startete ein Bio-Bier und anschließend das äußerst erfolgreiche Craft-Bier-Label „Maisel & Friends“. Mit dem „Liebesbier“ erschuf er Deutschlands schönsten Biertempel und setzte Maßstäbe in der Verbindung verschiedenster Genussbetrieb unter einem „craftigen“ Dach. Außerdem initiierte er die „Homebrew Bayreuth“ und engagiert sich leidenschaftlich für die Hobbybrauerszene. Grund genug für Markus Raupach und Holger Hahn, einen sehr ausführlichen Biertalk mit dem „fränkischen Burschen“ – wie er sich selbst bezeichnet – zu führen…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu unserem BierTalk Nummer 13. Eine spannende Zahl und sicherlich auch ein sehr spannender Gast. Dabei wie immer ich, der Markus, und …
Holger: … der Holger …
Markus: … und unser Gast Jeff Maisel. Wenn du dich vielleicht kurz selbst vorstellst?
Jeff Maisel: Hallo zusammen. Mein Name ist Jeff Maisel. Ich darf in vierter Generation die Brauerei Gebrüder Maisel führen, bin seit 1996 jetzt schon dabei. Bier ist einfach meine Leidenschaft, insofern freue ich mich, mit euch darüber reden zu dürfen und jetzt endlich eins aufmachen zu dürfen.
Markus: Genau, du hast uns eine ganz eindrucksvolle Palette vorher schon geschickt. Und ich muss sagen, uns geht’s da genauso wie du es schon im Vorgespräch gesagt hast, also man hat schon richtig Lust. Welches sollen wir denn zuerst aufmachen?
Jeff Maisel: Das ist natürlich die spannendste Frage. Ich denke, wir müssen uns von unten auch alkoholmäßig ein bisschen nach oben arbeiten und wahrscheinlich auch vom Aroma her. Insofern berichte ich vielleicht noch mal ganz kurz, warum ich jetzt nicht gleich eine Maisel’s Weisse aufmache, weil das wäre eigentlich genau das, was ich machen müsste, sondern erstmal ein Bier von Maisel & Friends, nämlich Hoppy Hell. Weil ich glaube, dass wir da jetzt so einen richtig schönen, angenehmen Charakter von Gerstenmalz reinbekommen und danach einfach noch eine schöne Hopfennote, fruchtig, sodass wir richtig Durst bekommen, bis es dann hin zu den doch hochprozentigen hingeht.
Markus: Das klingt doch nach einem guten Plan, oder Holger?
Holger: Unbedingt.
Markus: Na, dann machen wir es mal auf.
Holger: Das liebe ich doch. Also normalerweise, Jeff, reden wir immer eine halbe Stunde quasi, also gefühlt, bis man endlich mal was trinken darf.
Jeff Maisel: Der Sound war jetzt perfekt.
Holger: Du entwickelst dich sofort schon zu meinem Lieblingsgast. Prost!
Markus: Das geht schnell.
Jeff Maisel: (unv. #00:01:43.3#). Wenn es ums Trinken geht, sind wir stark.
Markus: Ein wunderschönes Helles im Glas, toll, die Farbe gefällt mir richtig toll schön, macht richtig Lust. Prost!
Jeff Maisel: Jetzt hast mich so mit dem Prost überrascht, konnte ich gar nicht zurückprosten. Also ich habe jetzt einfach schon mal das halbe Glas geleert in der Zeit.
Markus: Na, das spricht ja nur fürs Bier, wunderbar.
Jeff Maisel: Auf euer Wohl!
Markus: Genau. Nochmal auf deins!
Jeff Maisel: Danke.
Markus: Es ist ein bisschen auch eins eurer neuesten Kinder in eurem Sortiment?
Jeff Maisel: Ja, wir sind sicherlich mit dem Bier einfach ein bisschen auf die weitere Entwicklung im Craft Beer beziehungsweise Spezialitätenmarkt eingegangen. Wir haben ja das Glück mit unserer Partnerbrauerei, mit Bayreuther Bierbrauerei, auch das Bayreuther Hell machen zu dürfen, und merken, wie gut die hellen Biere gehen. Merken auf der anderen Seite aber auch, wie schwer sich dann trotzdem der deutsche Biertrinker tut, diese sehr hopfenbetonten Biere mit viel Alkohol jetzt gleich zu konsumieren. Also war es für uns immer so der Ansatz, eine Brücke zu bauen in diese Welt. Und das war dann so der Ansatz zu sagen, Mensch, dann müssten wir es doch schaffen, mal wenig Hopfenbittere zu produzieren und trotzdem diese neuen Themen, die aus USA rüber geschwappt sind, nämlich das Hopfenstopfen zu verwenden und einfach ein ganz sauberes Helles zu machen mit einer schönen fruchtigen Hopfennote drauf. Und deswegen muss ich jetzt euch natürlich erstmal fragen, kommt das denn im Glas an, was ich euch da erzählt habe?
Markus: Holger, dein Lieblingsbierstil, oder?
Holger: Eigentlich nicht, das weißt du ja, also ich bin ein klassischer Pilstrinker. Aber jetzt bei dem Bier finde ich das eben schon so, dass es ein bisschen eine herbe Bittere hat im Abgang, ist schön trocken und dadurch, dass es so trocken ist, auch Lust auf einen zweiten Schluck. Und ich finde es schön interpretiert, also weil ich meine, auf diesen Trend Helles springt im Moment fast jeder auf und da dann auch noch mal ein bisschen was anders zu machen, das finde ich eigentlich ganz schön. Und das ist, glaube ich, hier ganz gut gelungen. Und mir gefällt auch so das Design, das Etikett finde ich sehr schön, auch oben so diese Abrundung am Bauchetikett und so, das finde ich prima. Und Hoppy Hell ist das, was einen erwartet auch, also das ist jetzt keine Lüge, die da draufsteht, sondern die Wahrheit.
Markus: Also mich begeistert besonders der Geruch, muss ich sagen, weil ich kenne das von vielen Hellen, die jetzt nicht immer den angenehmsten Geruch haben, sind manchmal sehr hefig, manchmal ein bisschen schwefelig oder so, und hier kommt auch diese fruchtige Note wunderschön rüber. Und im Trinken hat es dann trotzdem diese sehr weiche, angenehme, sage ich mal Süffigkeit, dass man einfach sagt, Mensch, das trinkt sich wunderschön, ist ein schöner Durstlöscher und ist ein ganz, ganz schöner Begleiter für einen Einstieg in so einen Abend. Gefällt mir auch sehr gut und hält, was es verspricht. Das ist sehr schön.
Jeff Maisel: Das freut mich und vielleicht die Geschichte auch dahinter noch. Was mir besonders gut gefällt, ist in unserem Team, dass da dran wirklich alles handgemacht und selbergemacht ist. Also von der Idee, von der Namensgebung über das Design von unserem Valentin Bräunlein, der Markus Briemle, der das Bier dann auf unseren Wunsch hin kreiert hat, die Hopfen zusammengestellt hat. Also da hat wirklich jeder Hand angelegt, sodass wir wirklich sagen können, das ist ein komplett Home Made Brew, wie man es so schön sagen würde. Und das schreibt man uns manchmal nicht zu, aber das ist einfach die Leidenschaft. Und wenn man es dann aufmachen kann und von vielen hört, Mensch, das schmeckt richtig lecker, natürlich der Hardcore-Trinker sagt auch, mir ist es zu langweilig, das muss man nicht verschweigen, das ist ja auch so. Aber dafür ist es eben auch nicht gemacht, sondern es ist dafür gemacht, wirklich den Durst zu löschen und trotzdem etwas überraschend zu sein.
Markus: Wenn man so ein bisschen eure Geschichte anschaut, das finde ich schon immer sehr spannend, dass ihr ja so im Nachhinein betrachtet sehr viel, sehr früh die Weichen gut gestellt habt. Also es kommt aus einer Zeit, wo man praktisch hauptsächlich die Weißbier-Ecke bedient hat, dann kam das untergärige Bier dazu, das Bio-Bier dazu, ziemlich schnell eine Craft Beer Schiene, die aber eben mit sehr viel Drinkability, dann das große Tap Haus mit der Brauerei, aber auch dann jetzt mit den Erweiterungen, mit dem Café. Ist das alles was, was dir so einfällt, wenn du abends ins Bett gehst und früh aufstehst, oder wie passiert das so, wenn du die 20 Jahre zurückschaust, wie bist du auf diese einzelnen Schritte gekommen?
Jeff Maisel: Das Spannende ist, dass glaube ich immer auch irgendwo Krisen dazugehören, was neu zu erfinden. Und so war es sicherlich ganz am Anfang, als die Brauerei gegründet wurde, es gab einfach zu viele Brauereien, die aus Bäckereien kamen, die Bäcken Bräus, und dann hat man die eigenständige Brauerei gebaut. Sein Großvater, der im Weltkrieg rechtzeitig dran gedacht hat, Fensterscheiben zu kaufen, um die Brauerei wieder zuzumachen nach den Luftangriffen, und so konnten wir schnell wieder produzieren. Und ich denke, mein Vater und mein Onkel dann, als sie gesagt haben, Mensch, wenn wir jetzt nur Exportbier brauen, da kommen wir nicht weiter, und haben damals das Champagner-Weizen gemacht. Und als mein Cousin und ich einstiegen, war eigentlich aber die Zeit dann auch schon wieder ein bisschen abgelaufen, Paulaner, Franziskaner kamen mit Macht noch in den gleichen Markt, in dem wir auch waren, wir waren da vielleicht auch ein bisschen schläfrig. Ich dafür durfte in meiner Jugend unheimlich viel anschauen. Ich habe in den USA studiert, habe da die erste Craft Beer Welle und dann den Anfang der zweiten mitgemacht und hatte damit noch viel Kontakt nach USA. Und auf der anderen Seite bin ich ein richtiger fränkischer Bursch, deswegen wahnsinnig oft beim Conny In Breitenlesau gewesen und bei anderen Brauern, und fand das immer toll, diese Handwerklichkeit, diese Ehrlichkeit. Ich glaube, daraus wirklich und das mit dem Team zusammen, dass man das immer wieder lebt, ob das dann im Sportverein ist, selber Fußball spielen, danach Bierchen trinken, hören, was die anderen Kollegen, Kumpels und so weiter so gern trinken wollen, mit der Mischung aus den Erfahrungen USA, hat dann einfach dazu geführt, dass wir sehr offen geworden sind, auch mit dem Thema, dass es nicht so gut ging Ende 1990er, Anfang 2000er Jahren hatten wir auch unsere Krise. Das hat natürlich für mich die Möglichkeit gegeben, Dinge zu ändern. Und so können wir wirklich Gott danken, dass es immer wieder so puzzlestückartig eins zu eins dazugekommen ist und wir die richtigen Schritte gemacht haben. Und jetzt ist irgendwo, gebe ich dir recht, da haben sich so die Puzzleteile zusammengefügt, und wir sind gut geleitet worden. Und einfach glaube ich auch, weil wir es wirklich alle aus Herzblut und Leidenschaft machen und 24 Stunden an Bier denken.
Markus: Ja Holger, das konnten wir erleben, als wir das Liebesbier besucht haben, oder?
Holger: Ich gebe das auch immer an als absolut positives Beispiel, was man auch gastronomisch im Thema Bier auch umsetzen kann. Eigentlich ist das Liebesbier eine Bier-Erlebniswelt, so kann man das ja beschreiben. Und da geht es eigentlich auch noch weiter, also das ist gar nicht so begrenzt nur auf das Thema Bier, sondern jetzt zum Beispiel auch mit der Kaffeerösterei kommt auch noch mal was in den Fokus, wo man einfach sagt, da gibt es noch andere Produkte, die sind sensorisch total interessant und die kann man wie ein Craft Beer auch entwickeln. Da kommt das eine zum anderen, wenn man dann auch mit den Speisen sich das anschaut, dann der Dry Aged Schrank, der dann da steht, dann sicherlich auch der Michael König, der als Biersommelier da einfach sein Unwesen treibt sozusagen. Und das ist so ein Gesamtkonzept und ich habe jetzt oft auch schon Gastronomen empfohlen, Mensch, fahrt da einfach mal hin, oder wenn ihr irgendwie auf der A9 sowieso im Stau steht, fahrt ab, ist gar nicht so weit weg von der A9 und schaut euch das an, holt euch Ideen und zelebriert Bier. Und das passiert im Liebesbier und das finde ich großartig.
Jeff Maisel: Das macht aber eben auch Spaß und wir haben da auch noch Ideen dahinter, deswegen fanden wir das Thema Kaffee auch so spannend. Und Maisel & Friends ist eben nicht nur eine Marke, sondern das ist wirklich eine Philosophie. Ich habe ja das Glück, mit dem Thomas Wenk einen Gastronom an der Seite zu haben, der einfach brillant ist, der wahnsinnig viele Ideen hat, der eigentlich Koch ist und draußen viel kennt, in der Natur viel kennt, aber auf der anderen Seite ein begnadeter Designer ist, ein Immobilienmensch ist. Ohne solche Menschen an der Seite könntest du es nicht machen. Und ich habe grad den Michael König erwähnt, wir waren gemeinsam im Baubüro gesessen, er hat die Bierkarte geschrieben, haben uns grad kennengelernt, dann hat er ein paar Zettel rübergereicht, habe ich gesagt, ja, das hört sich gut an, so machen wir es. Da hat sich was entwickelt und das wollen wir einfach weiterentwickeln. Und wir hoffen natürlich, dass wir der Bierbranche da auch einiges mitgeben können, deswegen auch immer unsere verschiedenen Tastings, die wir mit fremden Bieren machen, also mit Freunden, mit Expertise machen, oder den 126 Bieren auf der Karte. Das macht einfach Spaß und tut manchmal weh, muss man zugeben, warum trinken die nicht mein Bier? Aber am Ende hat mich dann doch immer wieder überzeugt, dass es schön ist, dass die Leute sagen, toll, dass wir bei dir so viel gute Biere verkosten dürfen, dann glaube ich schon, dass es auch unserer Marke guttut. Und insofern bin ich auch manchmal im Liebesbier und trinke einfach mal ein richtig schönes Schlenkerla Eiche. Das macht einfach Spaß, auch mal anderes zu verkosten. Und dieses Gesamtuniversum, das scheint tatsächlich so zu funktionieren, wie wir uns das auch vorgestellt haben.
Markus: Was man auch gut sieht, finde ich, im Liebesbier, hat mich sehr positiv überrascht, wenn man da so reingeht, auf jedem Tisch hat mindestens einer auch einfach nur ein schönes Helles. Also es ist nicht nur so, dass da irgendwelche Nerds sitzen, die jetzt den letzten hopfengestopften Superduper-Irgendwas suchen, sondern das sind einfach Menschen, die gerne mal ein Bier trinken und die Vielfalt einfach genießen. Und das sollten wir vielleicht auch tun, oder?
Holger: Genau. Das ist doch ein super Stichwort, das wollte ich gerade sagen.
Jeff Maisel: Ja, das Glas ist leer, die Flasche ist leer. Wenn wir so weitermachen, wir das ein anstrengender Abend.
Markus: Ja. Wenn du uns das alles schickst.
Jeff Maisel: Also jetzt als Zweites muss ich natürlich, das geht gar nicht anders, einfach mal auf eine schöne Maisel’s Weisse übergehen. Es wird wahrscheinlich immer einfach das Getränk sein, mit dem ich aufgezogen wurde, wo ich die Etikettendesigns als Kind schon am Tisch stehen hatte, und damals war es ja noch Maisel‘s Weizen. Und ich weiß noch, dass ich meinem Vater gesagt habe, das finde ich blöd mit dem Maisel’s Weisse. Er hatte aber Gott sei Dank recht gehabt. Aber es ist so schön, solche Erinnerungen wirklich zu haben und dann das Bier aufzumachen und zu sagen, ich darf einen Teil dazu beitragen, das weiter zu entwickeln. Aber ich glaube, jetzt müssen wir es wirklich mal aufmachen, oder?
Holger: Unbedingt. Das Original.
Jeff Maisel: Genau, das man dazusagen. Bernsteinfarben, eine eigens kultivierte Hefe.
Holger: Man kann ja mal anstoßen.
Jeff Maisel: Das klingt nicht so gut, wenn ich das gegen den Laptop schmeiße, aber es schaut gut aus.
Markus: Bei mir klingt‘s leider auch nicht gut, weil es schon ganz voll ist. Aber es schaut wirklich ganz, ganz schön aus. Erinnert mich übrigens, ich war mal in Berlin vor zehn, 15 Jahren und habe ein dunkles Weizen bestellt, und dann haben sie mir ein Maisel’s Weisse Original gebracht. Und dann habe ich mich kurz unterhalten, (unv. #00:11:34.4#) gesagt, na, schauen Sie doch an, das ist doch ein dunkles Weizen. Also sieht man, wie unterschiedlich auch die Wahrnehmung oft ist. Also ganz schöne Farbe, richtig schön Bernstein, ja, sehr verführerisch.
Holger: Es kann aber auch sein, Markus, also gerade in Berlin ist ja das Kristallweizen immer noch sehr populär, als das Kristallweizen spielt eigentlich fast nirgendwo mehr eine Rolle, aber im Berliner Markt ist das noch ein Thema. Und wenn dann so eine Kellnerin eigentlich ein Kristallweizen als normales Weißbier oder Weizen ansieht, dann ist das ein Dunkles. Also daher kann es auch kommen.
Jeff Maisel: Du sprichst es zu 100 % an. Wir kommen ja vom Champagner-Weizen, danach Kristallweizen, das hat uns großgemacht, das war auch in Berlin die Marke. Dann kam irgendwann mal ein sogenannter Herr Brombach, der hat sehr viel richtiggemacht und hat Hefe ins Weißbier oder hat die drin gelassen. Ich weiß noch genau, wie mein Vater dann lange überlegt hat, sollen wir das auch tun und wie soll das ausschauen? Und erst dann hat er eben gesagt, wir müssen eine eigenständige Farbe im Bier haben, und dann haben die Braumeister da kreiert, auch da kann ich mich gut erinnern. Die Diskussion ist tatsächlich oft so, dass wir als dunkles Weißbier dann gesehen werden, weil unser Kristallweizen ja ganz hell ist. Aber ich glaube, heute kann man sagen, wir haben es geschafft, wirklich eine Eigenständigkeit reinzubringen. Und ich sehe doch in den letzten Jahren den ein oder anderen, der auch auf diese rötliche Bernsteinfarbe, die wir haben, dann umgestiegen ist, weil du einfach sowas Sattes in der Farbe drin hast. Und wenn dann noch du am Berg sitzt und das Licht dagegen leuchtet, dann hast du so eine rötliche Farbe. Allerdings genauso auch, wenn du im Festzelt bist und die Troglauer Buam spielen und du hast 2.000 Gläser so in die Höhe. Also ich könnte ins Schwärmen geraten.
Holger: Zum Glück haben wir jetzt eine 0,5er Flasche, weil das macht ja wahnsinnig Durst, wenn man dir zuhört.
Jeff Maisel: Genau, dann lasst uns doch mal verkosten, nochmal zum Wohl euch!
Markus: Zum Wohl!
Holger: Wir sind sprachlos.
Markus: Ja, einfach wunderschön dieses Mundgefühl, diese Cremigkeit. Das ist wirklich ein Bier, das dich voll in Beschlag nimmt, was sich voll ausbreitet, wo dieses bananige schöne fruchtige Aroma mit einer ganz leichten Säure, die so ein bisschen dagegen spielt. Also finde ich auch sehr, sehr schön. Ist jetzt vielleicht ein bisschen die falsche Uhrzeit, wobei letzten Endes ist es nie die falsche Uhrzeit. Sehr, sehr schön, ich mag das sehr gern. Und ich habe es sehr oft auch in meinen Verkostungen, weil es für mich auch immer wichtig ist, Biere zu haben, auf die man sich irgendwie verlassen kann. Und das ist eins, wo ich immer weiß, wenn ich das dabeihabe, das ist eine Bank, das kenne ich und da kann ich mit den Leuten gut arbeiten und sehr schön herausarbeiten, wie ein Weizen einfach sein muss.
Holger: Ein treuer Freund sozusagen.
Markus: Sozusagen, ja.
Jeff Maisel: In Franken würde man sagen, das ist doch die Feierabendhalbe oder Feierabendzeitler bei uns natürlich.
Markus: Stimmt.
Jeff Maisel: Insofern passt die Zeit eigentlich perfekt. Eigentlich ist schon alles gesagt, also unser Ziel war es nicht, und ich bin ja ein alter Weihenstephaner, aber ich habe mich manchmal ein bisschen geärgert, dass da zu eindimensional gelehrt wurde, wie ein Pils, wie ein Hell, wie ein Weißbier zu schmecken hat. Und dann ist entweder mal die Nelke ganz vorne gewesen oder mal die Banane, obwohl ich am Anfang sehr skeptisch war, was das Thema Biersommelier angeht, ich gedacht habe, das ist wieder so ein Mode-Schnickschnack, muss ich heute sagen, das hat dem Biermarkt unheimlich geholfen, dass es Menschen gibt, die mehr zum Bier erzählen, mehr erklären, mehr den Geruch, den Geschmack nach vorne bringen und vor allem die Vielfalt. Denn es gibt so viele richtig gute Weißbiere und für jeden ist was dabei. Unseres ist sicherlich keins für den, ach, ich möchte einfach nur ein Bier und runterschlucken. Das ist schon was, wo mehr Volumen dahintersteckt, nicht vom Alkohol, aber vom Geschmack, aber genau das wollten wir auch mit diesem Bier. Und dann gibt es aber wieder welche, die haben wieder ein bisschen mehr Ecken, ein bisschen mehr Kanten in der Richtung, die Drinkability steht hier voll im Vordergrund und deswegen ist mein Schluckmuskel dann auch immer total auf Durchzug, wenn ich noch mal anfange.
Markus: Ich muss da sagen, mein Lieblingsweizen stammt auch aus eurem Haus, aber das gibt’s nicht mehr. Das war die Bio-Weisse, die fand ich ja unglaublich gut, aber leider ist sie nicht mehr da. Haben wir da eine Chance, dass es sowas mal wieder gibt?
Jeff Maisel: Auf jeden Fall gibt es immer Chancen, weil das Thema war unheimlich spannend, hat richtig Spaß gemacht. 2007 haben wir sozusagen die Bayreuther Bio-Weisse gegründet, ist auch gut angekommen. Eins muss man aber sagen: Wenn man heute Bio macht, muss man sich auch mit mehr Sorten dem Bio-Bier widmen und nicht nur mit einer, das hat nicht so funktioniert. Und dann war eigentlich tatsächlich das Problem der Kapazität der Möglichkeiten das zu brauen nicht gegeben, weil sich andere Sorten dann noch besser entwickelt haben. Aber du sprichst mir aus der Seele, ich muss zugeben, das ist ganz interessant zu lernen, dass dadurch, dass das Malz nicht geschwefelt wird bei Bio, also es wird nicht bearbeitet in der Richtung, kriegst du einen deutlich höheren Nelken-Geschmack raus, als du das bei den konventionellen, was ja auch ganz sauber ist und ganz fein, aber es sind schon Unterschiede da und das finde ich immer wieder spannend, dass du nur mit dem Rohstoff und der Art, wie das bearbeitet wird, ein Bier, das mit der gleichen Hefe und mit dem gleichen Wasser gebraut wird, ganz anders geschmacklich auf die Reihe bekommst.
Markus: Jetzt hast du erzählt, ihr macht eure eigene Hefe, also habt eure eigene Hefebank, Hefezucht. Hast du das eingeführt oder gab es das vorher auch schon?
Jeff Maisel: Nein, das gab‘s vorher schon. Das war wirklich mein Vater mit dem Hans Holländer, dem Braumeister damals, die haben diese Hefe, ich weiß gar nicht mehr, wo sie die herhatten, auf jeden Fall gab’s die eben nicht in der Weihenstephaner Hefebank, also das ist eine eigenständige, die haben sie sich dann großgezogen und haben da wahnsinnig viel Forschung reingesetzt, um die in den offenen Bottichen zu transportieren, dass es auch wirklich funktioniert. Heute ist es tatsächlich so, dass wir eine eigenständige Hefe-Vermehrungsanlage gebaut haben und die immer wieder am Leben erhalten. Das ist ganz witzig, in der Corona-Zeit, wäre es so gewesen, dass die Brauerei zugemacht hätte wegen Corona, dann gab‘s schon sechs Freiwillige, die in der Brauerei geblieben wären, die 14 Tage dort geschlafen und gelebt hätten, nur um die Hefe wirklich ständig am Leben zu halten und ihr immer was Neues zum Essen, also eine neue Würze zu geben. Ich darf durchaus sagen, dass alle meine Freunde sich auch angemeldet haben, 14 Tage in der Brauerei zu bleiben.
Markus: Ich wollt grad sagen, das klingt doch nach einem Traumjob für dich, Holger, oder?
Holger: Unbedingt. Mir ist noch mal wichtig, ich habe so drüber nachgedacht so, wie bin ich eigentlich mit Maisel & Friends in Kontakt gekommen und so. Also Maisel’s Weisse, klar, Evergreen, kennt jeder. Aber dann gab‘s irgendwann mal dieses schöne Paket mit dem Indian Ale und mit dem Bararian Ale und mit dem Chocolate Bock, und dann dazu gab’s dieses Glas. Das habe ich dann irgendwann wahrgenommen, ich weiß gar nicht mehr genau, ich glaube, für 6,99 oder so. Und habe das natürlich dann mitgenommen und getrunken, und habe mir gedacht, wow, also Preisleistungsverhältnis geht nicht besser, eigentlich viel zu billig, habe ich gedacht, aber war ich sehr, sehr angetan. Das war so der erste Kontakt zu Maisel & Friends, den ich damals hatte. Da auch nochmal, herzlichen Glückwunsch dazu. Und da hast du mir viele Freuden mit Freundin bereitet.
Jeff Maisel: Das freut mich auch für dieses Preisleistungsthema, sind wir oft mal kritisiert worden. Aber jetzt zeigt es sich auch trotzdem, wir wollten damals einfach eine Brücke zu dem traditionellen Biergeschehen und dem modernen bringen, und dann kannst du einfach nicht mit 20, 30 Euro anfangen. Das ist ein Bruchteil der Weintrinker, die sowas tun, selbst in meinem Freundeskreis sind die meisten, die mal einen Wein trinken, zwischen fünf und zehn Euro, ganz wenige in Richtung 20 Euro. Und deswegen war für uns der Ansatz, das zu suchen, und deswegen, glaube ich, sind wir auch heute noch da, weil es passt, weil Preisleistung in Ordnung ist. Ich glaube, wir da müssen (unv. weiter? #00:18:42.6#) trinken, sonst werden wir diese fünf Biere nicht schaffen.
Markus: Wir können bei dir ein bisschen Zeit dranhängen, das ist schon okay. Aber wir sollten trotzdem natürlich vorankommen.
Jeff Maisel: Macht auf jeden Fall richtig Spaß. Und genau das ist ja das Thema, dann immer wieder zu lernen und den Markt anzuschauen. Und sicherlich waren damals diese Stone Jünger dann auch noch auf dem Markt und haben eher propagiert, das ist alles, Bier muss viel teurer werden und nach oben. Ich glaube, wir dürfen niemals den Kunden vergessen, und dem vor allem auch nicht was vorgaukeln, was nicht da ist. Insofern ist es logisch irgendwo, dass jetzt eine zweite Welle entsteht von Bieren, die die Leute mehr abholen, die sie nach vorne bringen. Und Markus, du kennst das aus Bamberg und der Region, wir haben natürlich das Riesenglück, mit so vielen tollen Bieren aufgewachsen zu sein. Die meisten im Norden kennen eigentlich nur Pils und Weizen oder vielleicht mein Alt und Kölsch, aber nicht diese vielen tollen unterschiedlichen Biere, die man gar nicht in eine Kategorie packen kann. Also ob das ein Hübner ist, ob das ein Breitenlesauer ist oder was auch immer, das sind alles eigene Kategorien schon fast. Und jetzt kommen wir plötzlich mit so Hardcore-Bieren an und manchmal war ich ein bisschen enttäuscht, weil sie uns genau dafür dann kritisiert haben. Aber wenn wir uns dann kennengelernt haben, also der beste Spruch von einem Bierblogger war, ihr macht es einem verdammt schwer, euch nicht zu mögen.
Markus: Das macht ihr auch jedes Jahr beim Hobbybrauer Contest und bei der Home Brew. Da finde ich, das ist auch so viel Gemeinschaftsgefühl, Zusammengehörigkeit und auch dann eben ganz viel Dankbarkeit, weil ihr denen einen Raum gebt und eine Spielwiese und was, wo sie sich ernstgenommen fühlen und Informationen bekommen. Das ist sicherlich ein großes Verdienst, was ihr euch auf die Fahnen schreiben könnt.
Jeff Maisel: Sie geben uns auch zurück, dass Bier wieder gespielt wird, dass Bier eben nicht nur, ich sitze auf der Couch und saufe was, und Bier nicht nur 9,99 Euro ist, sondern Bier ist Leidenschaft. Und wenn du diese Menschen anschaust, die Hobbybrauer, und die Frau, ah, kann ich endlich die Garage mal wieder verwenden, da steht die ganze Brauanlage von meinem Mann drin, oder eben auch Frauen, die dann anfangen, selber zu brauen, da geht einem schon das Herz auf. Also ich glaube ganz, ganz arg dran an diese Hobbybrauer-Szene für die weitere Existenz der deutschen Bierszene.
Markus: Das glaube ich auch. Was machen wir denn jetzt auf?
Jeff Maisel: Ich schwanke ein bisschen. Also wir gehen jetzt mal wirklich in die fränkische Richtung. Ich glaube, wir machen erstmal das Smoky IPA auf. Das ist zwar jetzt ein bisschen härter, ich lasse mich auch überzeugen von dem Bamberger hier. Das nächste wäre nämlich ein Bayreuther Rauchmärzen, an das wir uns mal rangetraut haben.
Markus: Ich bin da völlig flexibel, also beides gerne. Und auf das Smoky IPA freue ich mich ehrlich schon die ganze Zeit, weil ich es noch nicht probiert habe und weil mir auch Freunde schon erzählt haben, dass es ganz toll ist, und das Etikett mich auch schon richtig heiß macht. Also von mir aus können wir damit gerne anfangen, ich kann dann auch wieder den Schalter umlegen zum normalen.
Jeff Maisel: Also heiß machen ist gut, weil das Etikett ist praktisch ein Feuer, auch das ist wieder von Valentin Bräunlein entwickelt worden. Und jetzt machen wir es einfach mal auf und dann reden wir drüber. Das duftet schon von weitem. Bevor ihr was zum Bier sagt, erzähle ich vielleicht ganz schnell noch was zu der Geschichte dazu. Wir versuchen mit Limited Bieren viel zu machen, auf der einen Seite diesem Hopfenreiter, den wir jedes Jahr so als Freundschaftssud machen, und haben dann auch verschiedene Hobbybrauer-Biere jetzt schon gemacht, die wir dann jedes Jahr rausbringen beziehungsweise die der Hobbybrauer, der den Wettbewerb gewinnt, mit uns entwickeln kann. Und hier haben wir jetzt eine Idee auch vom Michael König, nämlich ein Barbecue Bier eigentlich. Das ist das erste Brewbecue, das wir in dem Fall mit Don Caruso gemacht haben, den wir schon vor einem Jahr kennengelernt haben, weil wir halt gefragt haben, Mensch, Fleisch und Grillen und Bier, das passt doch gut zusammen. Der durfte sich jetzt mal an dieses Bier dann ranmachen. Und die Idee war, durch eine leichte fränkische Rauchnote und trotzdem auch diesen Fruchtaromen des Hopfenstopfens ein Bier zu bekommen, das dem Barbecue-Geruch sehr nahekommt. Und jetzt trinken wir mal einen Schluck und dann dürft ihr berichten, wie es euch schmeckt.
Markus: Okay. Das ist wirklich ein ganz schönes Zusammenspiel irgendwie. Also du hast die Rauchnote, du hast das schon in der Nase, aber da kommt dann auch gleich so ein bisschen Ananas und so fruchtige Noten mit. Ich finde auch die Farbe wunderschön, also das ist eine der schönsten Bierfarben, die ich überhaupt jemals gesehen habe. Also so ein richtig schönes Rot-, Braun-, Gold-Schimmern, ganz faszinierend.
Jeff Maisel: (unv. #00:22:53.4#), dass wir es jetzt nicht live zeigen können.
Markus: Schade, ja. Aber gut, jeder ist gerne angehalten sich sowas zu bestellen, ihr habt ja einen Online-Shop, dann kommt das auch. Stellt euch vielleicht so einen Waldhonig vor, der aber schon ein bisschen klar ist und das Glas dann gegen die Sonne, so ungefähr, glaube ich, kommen wir von der Farbe ganz gut hin. Und so leichte Honignoten habe ich dann auch im Mund. Und hintenraus vermischt sich dann dieses Rauchige mit einer leichten Bittere mit der Hopfenbittere und ergibt dann wirklich ein ganz interessantes und für mich sogar ziemlich neues Geschmacksprofil. Ich glaube, das ist wirklich ein Bierstil, den ihr jetzt erfunden habt, oder? Also ich habe noch kein Smoky IPA getrunken, egal wo ich war auf der Welt.
Jeff Maisel: Also ich habe auch noch keins getrunken und ich glaube auch da wieder, diese fränkische Heimat, das Rauch, das (unv. #00:23:34.3#) natürlich schon Spezielles, müssen wir alle zugeben. Aber das dann mit dem IPA verbunden, wir wussten ehrlichgesagt auch nicht, auf was wir uns einlassen. Und (unv. #00:23:42.1#) auf einen alten Spruch von meinem Großvater, der gesagt hat, wenn ihr es nicht verkaufen könnt, müsst ihr es halt selber saufen. Also da drin sind wir stark, habe ich schon mal gesagt. Aber es lässt sich wirklich sehr gut verkaufen, weil genau das Thema, es ist nicht zu rauchig, es ist jetzt eben, Entschuldigung Schlenkerla, es ist kein Schlenkerla. Ich liebe Schlenkerla, deswegen darf ich das so sagen. Sondern es ist einfach wirklich eine schöne Mischung, es hat Rauchnoten, aber es ist nicht übertrieben. Es hat Bitternoten, aber es übertreibt es nicht. Und es hat Fruchtnoten, die sich mit dieser Bittere und dem Rauch ganz gut verbinden. Also ich bin tatsächlich auch ein bisschen in love.
Markus: Holger, bist du noch da?
Holger: Unbedingt, also ich höre euch zu und darf das Bier genießen. Ich habe eigentlich darüber hinaus noch so Beerennoten. Ich meine, da wäre doch so ein bisschen Himbeere und Erdbeere im Spiel?
Jeff Maisel: (unv. #00:24:25.0#) gelesen oder hast du das selber gemerkt?
Holger: Nein, nein. Nein, ich bin hier ganz konzentriert mit meinem Bier. Und dann ist das auch so ein schöner Schaum, also ich habe so einen ganz tollen feinporigen Schaum im Glas. Und die Farbe, das hast du ja schon gesagt, die ist wirklich wunderbar. Ich bin jetzt ein absoluter Rauchbier-Freund, in den Verkostungen erlebe ich halt immer wieder, dass das für die Leute eine echte Herausforderung ist, dass das auch sehr polarisiert, aber bei dem hier könnte ich mir jetzt vorstellen, das ist so spannend und auch komplex eigentlich, dass man sich da richtig mit beschäftigen kann. Und lustigerweise, wie gesagt, ich wohne mitten in Schwabing, da ist jetzt so oft mit Barbecues und so, geht hier eigentlich gar nicht, aber ich habe Lust auf Käse und dieses Bier. Also bei mir kommt so verschiedener Käse in die Gedankenwelt hinein. Da kann ich es mir auch sehr gut vorstellen.
Markus: Ich denke an einen Taleggio, ich weiß nicht, ob ihr den kennt, das ist so ein italienischer käse, ist so ein ziemlich großes Rechteck, schaut ein bisschen aus wie ein Camembert, aber so Rotschmiere noch drauf. Der könnte da sicherlich gut dazu passen.
Jeff Maisel: Aber denke auch mal an so einen Spieß mit Ananas, Paprika und Fleisch dazu, auch das passt, finde ich, wirklich richtig gut.
Markus: Was ich sehr schön finde, das ist ja bei den Tastings oft so, dass man dann halt Leute dabei hat, die vielleicht eigentlich sagen, ich mag gar kein Bier oder die mit Bitteren nichts anfangen können oder, oder, oder. Und das ist mal so ein Bier, wo man eine neue Geschmacksdimension für die Leute hat. Denn auch der Wein zum Beispiel kennt ja normalerweise das Rauchige überhaupt nicht, außer wenn er in ganz speziellen Fässern gelagert worden ist. Und so kann man doch vielen Leuten noch mal so eine ganz neue Dimension an Geschmacksaromatik zeigen. Die ist hier jetzt nicht so krass wie jetzt bei dem Bamberger Rauchbier, aber sie ist schön da und ist schön eingebunden und ist vielleicht genauso, wie wenn ich eben eine Ananas auf den Grill lege. Natürlich nimmt die ein bisschen was von dem Rauch an, behält aber ihre Süße, und es hat dann eben einen schönen Zusammengeschmack.
Jeff Maisel: Ich muss da auch noch mal ein Riesenkompliment an Michael König und an Markus Briemle geben, die das wahnsinnig gut aufnehmen. Ich bin da, gebe ich auch wirklich zu, eher im Hintergrund und Ideengeber, und dann kam eben Don Caruso dazu und hat gesagt, Mensch, das muss schon irgendwie in die Richtung. Die haben das super aufgenommen und wenn du dann das Leuchten in den Augen siehst und die sagen, ich habe da mal was für dich gezwickelt, und da durften wir noch im Liebesbier sein, durfte ich den ersten Schluck nehmen und dann habe ich gesagt, boah geil, Leute, das habt ihr wieder richtig gut gemacht. Also so schön und trotzdem auch, es hat sich wahnsinnig entwickelt. Am Anfang waren diese Beerennoten noch deutlich intensiver, jetzt ist sogar das rauchige Etwas im Vordergrund, aber gibt für mich sogar noch eine schönere Mischung. Und ich habe auch eben dieses Ananas-Thema plötzlich da. Also man merkt auch, dass diese Biere kein eindimensionales Thema sind, sondern das entwickelt sich über die Wochen und Monate immer wieder zu anderen Geschmäckern.
Markus: Ist eben ein lebendiges Getränk irgendwie. Und ich finde, es ist auch ein Zeichen dafür, wie sich gerade auch in Franken was verändert hat, weil das, was du beschrieben hast, so diese ganzen einzelnen Biersorten und Stile und wie das jeder so gelebt hat, das war früher eine relativ geschlossene Geschichte. Also ein Brauer hat halt sein Zeug gemacht und hat die anderen Brauer, wenn überhaupt, so ein bisschen misstrauisch beäugt, aber miteinander gesprochen haben die eher selten. Jetzt so in den letzten zehn, 15 Jahren, hat sich da ja doch eine große Offenheit entwickelt. Dass es überhaupt sowas gibt, wie zum Beispiel Bierland Oberfranken, dass Brauer zusammenkommen, sich austauschen, auch ihre Mitarbeiter mal austauschen und dass sie sich auch in Sachen Bierstilen öffnen, also dass eben eine eigentliche Weißbierbrauerei jetzt auf einmal ein Rauch IPA präsentiert, dass ein Schlenkerla zum Beispiel jetzt auf einmal ein helles und ein dunkles Leichtbier rausbringt oder ein Spezialbier ungespundet das in die Flasche füllt auch ohne Rauch. Also ich finde, da hat man jetzt mittlerweile ganz viele fränkische Brauer, die gelernt haben, voneinander zu lernen, miteinander zu lernen und einfach auf den Markt mehr einzugehen und ihre Kompetenz viel mehr zu zeigen. Weil bisher haben sie ihr Bier perfektioniert, aber halt nur ihres, und jetzt zeigen sie, dass sie eben andere Stile auch können, andere Ideen auch können, mit den Rohstoffen kreativer umgehen können und eigentlich sehr viel mehr draufhaben, als man eigentlich so denkt. Das finde ich richtig cool.
Jeff Maisel: Der erste Hype des Craftbiers ist natürlich jetzt irgendwo vorbei und war vielleicht auch zu extrem, aber gerade wir in Franken leben ja von der Bierkultur und wenn dann ein Johnny Hacker in Bayreuth zum Beispiel sagt, ich fange jetzt auch mal an, Monatsbiere zu machen, dann finde ich das einfach nur toll, weil das heißt, dass bei den jungen Baumeistern auch in Franken angekommen ist, dass Bier viel mehr kann. Deswegen muss man den traditionellen Trinker ja nicht verscheuchen, deswegen gibt es ja immer noch eben das klassische Bier und unsere Kernkompetenz ist und bleibt Maisel’s Weisse, da bleibe ich auch dabei, und das machen wir richtig mit Inbrunst. Und trotzdem ist es doch für jeden schön, mal an den Rändern des Ganzen zu forschen und zu schauen, was gibt es da und einfach das Leuchten in den Augen zu sehen oder vielleicht auch mal die komplette Ablehnung von einem Bier. Auch das macht total Spaß, wenn einer sagt, boah, das geht ja gar nicht. Das gehört irgendwie dazu und das haben die Sommeliers, muss ich Hut ab sagen, und das haben auch die Amerikaner durch ihr Craftbier gelehrt, dass wir wieder zurückgehen und sagen, Bier ist nicht nur das, was wir standardmäßig seit 100 Jahren brauen, sondern die neuen Möglichkeiten. Und da sind wir einfach, und das muss unser Stolz sein in Deutschland, da sind wir durch Weihenstephan, durch die Forschung, durch das Image sind wir einfach in der Verpflichtung und auch in dem Wissen, dass wir das noch ein bisschen besser können als der Rest der Welt.
Markus: Das ist ein sehr schöner Satz, gefällt mir gut.
Holger: Ich höre euch ja wirklich gerne zu, also wirklich total gerne, höre ich euch zu.
Markus: Du willst schon wieder ein Bier, ne?
Holger: Aber jetzt habt über Heimat und Tradition und so gesprochen, und das ist doch genau das Richtige jetzt zum Rauchmärzen überzugehen, weil das ist doch der Bierstil der Heimatregion Franken, oder?
Jeff Maisel: Wir sind jetzt schon sehr, sehr frech und präsentieren als Bayreuther ein Rauchmärzen noch dazu, Schlenkerla und Spezial mögen es mir verzeihen, ich bin bekennender Rauchbierfan. Ich liebe es, und da kann alles auf den Tisch kommen, ein bisschen mehr, ein bisschen weniger. Wir haben in dem Fall mal gesagt, wir wollen ein bisschen weniger. Also es soll nicht zu dominant sein, es soll auch für die Frau, die gern mal ein Bier trinkt, aber eben nicht unbedingt ein Rauchbier, sie soll auch sagen, ach doch, das schmeckt mir ganz gut. Und so haben wir das jetzt mal gestaltet, ich bin gespannt, was ihr dazu sagt.
Markus: Nachdem sich das noch ein bisschen entwickeln wird im Glas, hätte ich noch ganz kurz die Frage: War es denn für dich immer klar, dass du die Brauerei übernimmst und übernehmen willst oder hat sich das ergeben oder wie war das für dich?
Jeff Maisel: Ich wurde nie gezwungen. Es war nie ein, du musst. Aber es war so, in den Ferien war klar, eine Woche der Ferien bist du irgendwo in der Brauerei. Als Häuser abgerissen worden sind bei uns auf dem Gelände, habe ich Backsteine geklopft, ich habe Flaschen sortiert, ich habe Bier ausgefahren, ich habe Zelte aufgestellt, ich durfte im Keller noch wirklich Tanks schlupfen, wie man so schön sagt. Also ich habe alles gemacht, was da drin war, und ich gebe ganz ehrlich zu, das Schlimmste war das frühe Aufstehen. Echt! Ich glaube, ich hätte es am liebsten abgebrochen, aber am Ende hat es mir dann doch so gut gefallen. Und dann habe ich noch die Möglichkeit gehabt, eben drei Semester in den USA zu studieren, wo meine Mutter herkommt, meine Mutter ist Amerikanerin. Und das war dann der letztendliche Punkt, dass ich so dankbar war dafür, dass ich gesagt habe, so, und jetzt ziehe ich das Studium durch und ich steige da ein. Ich habe nie bis zum Ende des Studiums überhaupt eine Sekunde dran gedacht, wie geht es denn eigentlich der Brauerei, wie ist das und so weiter. Ich habe da vollstes Vertrauen gehabt, habe dann gesagt, so, jetzt bin ich fertig und hier bin ich. Und mit einem Schlag war ich plötzlich in der Brauerei. Manchmal, muss ich zugeben, bin ich ein bisschen oberflächlich in der Richtungen und naiv, und das war so ein Schlag, plötzlich war ich in der Brauerei und das hat mir so Spaß gemacht, und so Gas gegeben. Das ist für mich heute Leidenschaft, Hobby, Beruf, ich möchte nichts anderes machen.
Markus: Das ist ein gutes Stichwort für dieses Bier. Prost!
Jeff Maisel: Zum Wohl!
Holger: Das ist jetzt ganz anders, oder? Also wenn man jetzt vorher das Smoky IPA getrunken hat, dann hat man jetzt so eine richtig schöne Malzbombe eigentlich.
Jeff Maisel: Genau. Malzbonbon, ne?
Holger: Ja, der Rauchcharakter ist wirklich dezent. Also das gefällt mir gut. Ich bin ja aus dem Ruhrgebiet und mag aber auch gerne Rauchbier, das muss ich wirklich sagen. Und die harten Sachen auch, also Schlenkerla finde ich auch großartig. Weil da ist auch so ein bisschen Atmosphäre da, also wenn man da in einen Schlenkerla reingeht, das wäre ja ein Frevel, da irgendwas anderes irgendwie zu bestellen. Obwohl jetzt natürlich, klar, Henssler und so, bevor der Markus das wieder sagt. Ja, ja, ja, aber lecker, lecker Rauchbier.
Jeff Maisel: Wir müssen in der Corona-Zeit jetzt wirklich mal ganz kurz einfach auf diese schöne alte Zeit, wir kommen rein, man gibt sich einen Clap, man liegt sich kurz in den Armen, man bestellt ein Bier, da müssen wir jetzt mal kurz darauf anstoßen. Wir hoffen wirklich alle inbrünstig, dass diese Zeit möglichst schnell wiederkommt.
Markus: Oh ja.
Jeff Maisel: Zum Wohl!
Markus: Ich find’s ganz spannend, dass wir das in dieser Reihenfolge getrunken haben. Weil ich habe dieses Bier in Bayreuth schon vor Ort probiert bei der Home Brew, da hat es mir auch geschmeckt, ich hab‘s aber anders in Erinnerung, und ich glaube, das ist jetzt wirklich dieser Effekt, dass wir vorher das Smoky IPA hatten, was ja auch die Rauchnote gespielt hat, aber eben dieses krasse hopfige Aroma, das fruchtige Aroma, und wieviel stärker jetzt die Malzkomponente rüberkommt.
Holger: Ja.
Markus: Diese Süße, das ist Wahnsinn. Das kann ich jedem auch nur empfehlen, wenn ihr eins der beiden Biere bestellt im Online-Shop, dann bestellt euch auch das andere und probiert das in dieser Reihenfolge. Weil das ist wirklich spannend, weil man auch mal sieht, wie so der Einfluss ist von dem einen auf das andere und wie sich die Aromen und die Geschmäcker verändern.
Jeff Maisel: Ich kann es nur zu 100 Prozent bestätigen. Ich war ja hin und her gerissen, was mache ich zuerst? Aber das war genau die richtige Reihenfolge, um bei dem einen das Fruchtige, Rauchige zu zeigen und bei dem anderen so ein bisschen unsere Heimat zu zeigen, nämlich so ein bisschen dieses Kernigere.
Holger: Jeff, ich habe auch noch mal eine Frage. Ich bin ja oft im Sauerland, eigentlich ist es ja so, wenn jetzt eine Veltins-Gaststätte bespielt wird und da gibt es dann eben auch ein Weizen, dann ist es ja meistens von euch. Gelingt das irgendwie auch vielleicht diese Biere mit in die Gastronomie zu bringen eben über diese Verbindung mit Veltins oder ist das undenkbar?
Jeff Maisel: Also undenkbar ist nichts. Man sagt natürlich, Veltins ist eine Großbrauerei und so weiter. Ich habe die anders kennengelernt, ich habe auch andere Großbrauereien anders kennengelernt, als das oft mal gesagt wird. Die sind mit wahnsinnig viel Herzblut dahinter und man kann ihnen einen Riesenkompliment machen, wie sie es geschafft haben, in den letzten Jahren immer wieder neue Akzente zu setzen mit V+, jetzt aber auch mit Grevensteiner. Die lernen schon in dem Fall jetzt tatsächlich auch mal von uns, aber das Thema in der Kleinteiligkeit wie wir es spielen, das ist für sie noch fremd und ist auch schwierig. Auf der anderen Seite haben wir genügend Außendienstmitarbeiter, die das uns dann einfach weitergeben und sagen, hey, da ist ein Gastwirt, der hätte ganz gerne hier mal ein Limited von euch oder würde ganz gern auf Maisel & Friends gehen. Also die kriegen das schon hin, aber in der Größe funktioniert es nicht. Was ich wirklich mal loswerden möchte, ist, es wird zu oft oder es wurde von außerhalb reingebracht, dass die deutschen Großbrauer Industriebrauer sind. Da kenne ich ganz, ganz wenige, die allerallermeisten machen das wirklich mit Herzblut. Und ob das jetzt ein Veltins, Bitburger oder Krombacher ist, die stehen hinter ihrem Bier. Und ich glaube, das ist auch der Riesenunterschied, wir haben einfach wirklich gute Biere, wir haben einfach sehr, sehr viele davon. Und wir sind schon sehr, sehr weit und wir können das noch weiterentwickeln. Und insofern ist meine Erwartungshaltung eigentlich eher die, dass die deutschen Brauer mit aufwachen und dass sie mit das Thema Spezialitäten spielen, weil der Konsument ist jetzt reif dafür, der Biertrinker möchte mehr als nur Pils, als nur Weißbier. Und wer schlau ist, springt auf den Zug auf. Und da muss ich Veltins ein Kompliment machen, das machen die richtig gut.
Holger: Ja. Beim Grevensteiner haben die sicher alles richtig gemacht, von der Story, vom Bier her, vom Etikett her, also von allem eigentlich. Ich weiß gar nicht, wo die jetzt Hektoliter-mäßig liegen, aber da kann man es glaube ich auch daran sehen, dass es eine echte Erfolgsstory ist.
Markus: Wir sind jetzt bei etwas über drei Millionen Hektoliter, das ist schon echt ordentlich.
Holger: Aber insgesamt, oder?
Markus: Ja, ja, insgesamt.
Holger: Beim Grevensteiner sind sie jetzt glaube ich bei 350.000.
Markus: Was immer noch mehr ist als fast jede fränkische Brauerei. Also insofern, das ist schon krass. Und ich war auch schon vor Ort. Was mich besonders begeistert hat, waren allein die Wasserreservoirs, die die haben. Also das sind gigantische unterirdische Anlagen, wo Millionen Liter drin sind. Das kann man sich anschauen, das ist unglaublich. Da sieht man auch, was die für eine Arbeit und für eine Logistik dahinter haben. Also Jeff, du musst jetzt nicht antworten, aber ich habe so ein bisschen den Eindruck, ihr hattet relativ lang auch eine, oder ihr habt ja immer noch eine gewisse Vertriebspartnerschaft, und ich habe so den Eindruck, die haben dann eure untergärigen Biere auch mit vertrieben und das war vielleicht so ein bisschen auch so Testfall, dass sie geschaut haben, okay, welches, das Dunkle, das Export, das Kellerbier, welches geht so. Dann glaube ich, kam das Gevensteiner einfach aus dieser Erfahrung heraus auf den Markt und jetzt vielleicht auch ihr Pülleken, was sie neu machen. Ich glaube, die schauen schon ziemlich clever, was machen andere richtig und wie können sie es dann für sich auch umsetzen.
Jeff Maisel: Ich antworte gerne drauf, weil ich denke, es ist smart von jemand, wirklich den Markt zu beobachten. Und ich bin irritiert manchmal von anderen größeren Brauereien, die einfach nur einem Trend folgen und ein anderes Etikett draufmachen und dann passt das schon. Ich weiß noch, wie Veltins damals gesagt hat, hey, bring mir mal ein paar Kasten von dem komischen Bier, damals war AKTIEN Zwick’l gemeint. Und natürlich haben die sich auch angeschaut, was geht am Markt, haben dann aber auch geschaut, ob es eine authentische Geschichte für sie gibt. Und ich muss echt sagen, Hut ab vor dem, was sie dann geschafft haben als größere Brauerei. Das zeigt für mich, es geht nicht um Größe, es gibt kleine, schlechte Brauereien und es gibt große, schlechte Brauereien und es gibt ganz viele richtig gute kleine Brauereien, von denen wir uns viel abschauen können. Und dann gibt’s wiederum etliche Großbrauereien, wo ich auch sagen muss, Hut ab, die machen das mit Herzblut. Am Ende bleibt’s dabei, wenn du Menschen hast in der Firma vom Kopf bis zu den Füßen, die Spaß daran haben, die natürlich auch Bier entwickeln wollen oder Geld verdienen wollen, aber auch eben das Thema Bier, ihr Geschäftsfeld, weiterbringen wollen, dann ist das wunderbar. Und davon sind wir in Deutschland schon gesegnet, das darf man nicht vergessen, auch wenn wir kleinere Brauer sind, möchte ich da eine Lanze brechen dafür. Das machen wir in Deutschland gut und lasst uns den Markt genauso zersplittert haben wie er jetzt ist, ist für uns alle gut. Das Schlimmste wäre, wenn so eine Situation wie in den USA entsteht, wo nur noch ein Einheitsbier ist und dann auf der anderen Seite nur noch die Craftbier-Richtung ist. Wir haben wirklich so viele Biere, das sieht man im Liebesbier, die wir mit Inbrunst verkaufen können, und das ist echt toll.
Markus: Holger, dieses Erlebnis hast du ja auch gehabt, auch in den großen Brauereien, wo man einfach sieht, dass jeder mit Herz und Leib und Seele dabei ist und eben auch in der Großbrauerei jemand ein begeisterter handwerklicher Brauer sein kann.
Holger: Ich habe ja die Ehre, eben öfter in großen Brauereien zu sein und auch für die dann zu arbeiten. Alles das, was so abfällig ist, Industriebier, Fernsehbier und so, das kann ich auch überhaupt nicht bestätigen. Also das, was ich da erlebe, ist ganz viel Tradition auch, es sind oft auch Familienunternehmen, Jahrhunderte schon, und jeder ist da mit jeder Faser seines Körpers Brauerei, vom Bierfahrer bis hin zum Brauer. Und der Jeff hat es auch richtig gesagt, also die Menschen machen’s, wenn ich etwas zu sagen hätte in den großen Brauereien, würde ich das auch öfter einfach auch in den Vordergrund stellen. Also auch in der kommunikativen Ebene und in der Werbeebene würde ich einfach auch mich mehr trauen, diesen persönlichen Charakter auch zu spielen. Ich glaube, das würde den guttun aus dieser Ecke Fernsehbier, Industriebier auch rauszukommen. Und die Qualität, die da produziert wird, ist ohne Fehl und Tadel. Also auch die Anlagen, das sind alles modernste Brauanlagen, da gibt es Bierlabore im Hintergrund, die sind so riesig, also da gibt es manche Brauereien, die haben nicht so viele Mitarbeiter wie da im Bierlabor da ist. Und da spielt sich die Braukompetenz ab und da wird auch Qualität sichergestellt. All das wird eigentlich nicht gewusst in der breiten Biertrinkerbevölkerung. Und das würde ich eigentlich alles mehr irgendwie kommunizieren. Ich weiß auch nicht genau, wie man das macht, aber mir ist das oft zu platt, dass man da sehr, sehr einfach Werbung macht und viel zu wenig Marke transportiert.
Jeff Maisel: Das wollen wir jetzt auch ganz leise sagen, weil ich kann dem allem zustimmen. Aber wir sind schon ganz froh, dass sie das noch nicht so richtig entdeckt haben.
Markus: Und wir haben eine ganz große Flasche vor uns.
Jeff Maisel: Oh ja.
Markus: Und die müssen wir eigentlich noch angreifen, sonst, ja, das wäre schade. Also die würde ich gerne noch (unv. #00:40:48.7#)
Jeff Maisel: Machen wir jetzt auf jeden Fall. Jetzt machen wir mal (unv. #00:40:50.3#)
Markus: So ein Rauchbier geht ja schnell.
Jeff Maisel: Also mein Glas ist leer.
Markus: Meins auch.
Jeff Maisel: Jetzt wird es richtig spannend, weil das auch wieder so ein Herzblutthema ist. Wir haben, als wir das Liebesbier eröffnet haben, gleich auch mehr Holzfasslagerung eingebaut. Wir haben das in den USA gesehen und da fand ich es wieder toll, wie das Leben spielt, in Weihenstephan wurde mir gesagt, Bier und Holz, das geht gar nicht. Und dann kostet man Sachen und sagt sich, boah, das geht ohne Ende. Und haben das eingebaut, allein schon, weil es optisch attraktiv ist, aber weil wir einfach auch daran geglaubt haben zu sagen, wir werden zum gegebenen Zeitpunkt dort was entwickeln. Und jetzt haben wir ein Bier da, das ist ein Bourbon Bock, ganz einfach. Wir haben schon ganz andere Freaky Biere gemacht, aber das ist ein Bier, wo ich tatsächlich sagen kann, da kann ich mich gerade im Winterhalbjahr wirklich reinlegen und es ist tatsächlich auch über sechs Monate in Eichenholz Fässern gereift. So, trinken wir es jetzt glaube ich auch mal.
Markus: Oh ja. Holger, kommst du mit so einer großen Flasche überhaupt klar?
Holger: Auf jeden Fall, Markus. Ich komme damit klar. Und ich habe es auch schon vorher rausgestellt, damit es nicht zu kalt ist. Die Hörer, die uns jetzt zuhören und natürlich Lust haben, all diese Biere auch zu bestellen, denen muss man auch noch mal zurufen, also das ist jetzt ein Bier, wo man jetzt nicht unbedingt das kühlschrankkalt trinken sollte. Also da muss man schon ein bisschen eine höhere Trinktemperatur haben, um wirklich wahrnehmen zu können, was da alles drinsteckt.
Markus: Genau. Wir müssen vielleicht noch sagen, wie es heißt. Es ist der Bourbon Bock Barrel Aged 2019 mit 7,7 %.
Jeff Maisel: Wir sind jetzt grad dabei, den neuen Jahrgang abzufüllen. Ich stimme dem zu, aber auch vielleicht sage ich nein, lieber doch kalt. Kommt immer darauf an, wie viel Zeit man hat. Wenn man die Zeit hat, dann ist es toll, dass Bier kalt erst mal zu probieren und dann zu sehen wie beim Rotwein, wie es sich entwickelt, wenn ein bisschen Wärme dazukommt. Die Idee ist eigentlich da jetzt entstanden zu sagen, lass uns mal versuchen, ein Bier wirklich zu kreieren, das wieder eine Stufe über dem ist, was wir damals mit Jeff’s Bavarian Ale, Stefans Indian Ale und Mikes Chocolate Bock entwickeln wollten und das trotzdem auch wieder in einem bezahlbaren Rahmen. Und jetzt schauen wir mal, was es kann, oder?
Markus: Mhm (bejahend). Ich hänge ja ehrlichgesagt am Geruch schon. Also ich habe noch gar nicht getrunken.
Holger: Hast du das gehört, wie ich jetzt …
Jeff Maisel: Ja, ich habe es gehört.
Markus: Und ich fand, also allein, wo du vorhin schon Rotwein gesagt hast, ich finde das auch ganz spannend, weil eigentlich, wenn ich mir jetzt so einen richtig dunklen schönen spanischen Rioja vorstelle und da reinrieche, bin ich ziemlich nahe an dem, was ich jetzt hier in der Nase habe. Und dazu dann noch diese Whiskeyaromen, die Vanille, das ist wirklich ganz schön.
Holger: Richtig Marzipan.
Jeff Maisel: Ja, also du hast Marzipan, diese Vanillenoten sind drin. Wir verwenden natürlich auch vorbelegtes Eichenholz, mit Bourbon vorbelegtes Eichenholz, aber eben auch komplett unbehandelt, also nur getoastetes. Und die Mischung macht es dann auch aus. Basis ist da ein typischer Bayreuther Bock, den wir auch in der Bayreuther Bierbrauerei nur einmal im Jahr machen zur Winterzeit, typische Bockbierzeit, nutzen aber diese Basis, weil es hat genügend Alkohol, es hat genügend Restsüße und es hat nicht zu viel Bittere. Denn Holzfassbier verträgt nicht ganz so viel Bittere, die kommt dann oftmals sehr stechend raus. Aber genau in dem Fall, dass die Süße da ist, die Bittere reduziert ist und der Alkohol ausreichend ist, nimmst du am meisten von diesem Holzgeschmack auf. Und deswegen ist tatsächlich der Bourbon Bock die einfachste, aber auch die geschmacklichste Variante, die wir bis jetzt verkostet haben.
Markus: Ich finde das Spiel auch sehr schön. Am Anfang, gleich am Anfang vom Trinken merkt man so eine leichte Säuere. Das ist dann auch schon was, was einen fast wirklich an einen Wein erinnert, was so eine Kirschnote irgendwie mit sich bringt. Dann geht’s über in dieses Malzige, Marzipanige, wenn man von der Kirsche, da wird die Kirsche erst rot und dann ist sie schwarz und dann kommen so diese Vanilletöne, Karamell und hinten raus dann der Whisky. Also wirklich sehr, sehr schön, sehr weich, sehr rund, tolles Bier. Der Bayreuther Bock, den fand ich schon immer gut. Ich habe noch Kästen im Keller, glaube ich, von 2010 und 2011.
Jeff Maisel: Oh.
Markus: Ist auch ein tolles Bier, was sich wirklich eignet gelagert zu werden. Und da sieht man auch, welches Potential da drinsteckt, wenn man das in so ein Holzfass gibt.
Jeff Maisel: Wir haben leider keine (unv. #00:44:57.3# Roben?) mehr, weil wir keinen Lagerraum hatten, aber ich dürste danach, mal eines aus diesen Jahrgängen zu probieren.
Markus: Dann bringe ich nächstes Mal eins mit, wenn ich wieder nach Bayreuth fahren darf.
Jeff Maisel: Freut mich, freut mich.
Holger: So wie ich vorhin bei einem Smoky IPA zum Thema Käse kam, muss man hier ganz zwangsläufig auch über Schokolade sprechen, oder?
Jeff Maisel: Ja, ganz klar. Ja.
Holger: Das ist ja so. Das ist doch ein Finale, oder? Das ist doch ein super Finale für so einen BierTalk. Und wer jetzt nicht wirklich Lust hat, das selber zu erleben und diese Biere in der Reihenfolge, wie wir sie jetzt hatten, auch zu verkosten, also der ist ja selber dran schuld. Also das kann man nicht anders sagen.
Jeff Maisel: Mir hat das unheimlich Spaß gemacht, das jetzt zu verkosten. Ich habe mich auch gefragt, und hoffentlich kann ich da genug erzählen, aber ich glaube, wir könnten noch Stunden erzählen.
Holger: Unbedingt.
Jeff Maisel: Das macht einfach Spaß zu sehen, was Bier alles kann und das schönste Kompliment war mal, wir haben einen Sommelier-Weltmeister beim Wein gefragt, mal die Maisel & Friends Biere zu verkosten und der hat vorher das noch nicht gemacht und hat danach gesagt, boah, er hätte nie gedacht, dass Bier so komplex ist. Es ist unmöglich so viel Biere zu verkosten, wie man Wein verkosten kann.
Holger: Ich muss dir sagen, hier in der Stadt, also in München, gibt es einige hauptberufliche Sommeliers. Und die kommen dann von Dallmayr, Feinkost Käfer, von (unv. #00:46:16.6# Werneck’s?) Weinbar oder Geisel’s Vinothek, Tantris und was es alles gibt. Ich habe dann die Ehre, ab und zu mal dabei zu sein. Da bin ich immer der einzige Biersommelier, der dabei sein darf. Ich sage dann immer, das Beste an jeder Weinverkostung ist das Bier danach, das wisst ihr ja. Dann darf ich da immer was mitbringen. Und dann bringe ich auch immer was mit und stelle das vor und die können das so unglaublich toll wertschätzen. Gerade die Komplexität, die begeistert die total. Wenn man jetzt zum Beispiel auch mit belgischen Sauerbieren dann um die Ecke kommt oder so, das ist Wahnsinn. Und dann, wenn dann der Abend vorbei ist und wir dann aufbrechen nach Hause, dann kommt immer, irgendwer kommt dann zu mir, sagt, ey Holger, bringst schon was vorbei, oder? Also unter der Theke, unter der Theke, da ist das genau das Richtige. Das finde ich, spricht total für Bier, und das muss man transportieren. Da glaube ich in der Tat, dass die Biersommeliers viel dazu beigetragen haben, dass diese Themen jetzt auch so breit gespielt werden.
Jeff Maisel: Es ist ein weiter Weg, den wir gehen müssen, und vielleicht haben wir einfach zwei, drei Jahrzehnte übersprungen, indem wir so richtig den amerikanischen Weg machen wollten. Ich habe es damals schon gesagt, wir müssen unseren Weg gehen, wir müssen den deutschen, den bayerischen, den fränkischen Bierkonsumenten mitnehmen. Und wenn wir das schaffen, dann hat Bier so viel Möglichkeiten, auf einem ganz anderen Niveau gespielt zu werden, als nur zu saufen. Es geht um wirkliche Wertschätzung, um das, was wir hier jetzt gemacht haben, und dann auch zu sehen, wir haben jetzt fünf Biere verkostet und da war keins nur annähernd so wie das andere. Ich glaube, es fällt wahrscheinlich jedem jetzt schwer zu sagen, was war das beste? Man kann nur sagen, welches hat mir am besten geschmeckt.
Markus: Ich noch eine Geschichte auch zum Thema Weinsommeliers erzählen. Wir haben jedes Jahr einmal eine Schulung für ein Institut, die haben hauptberufliche Sommeliers in Essen angestellt, die eigentlich normalerweise nur Wein verkosten und machen seit vier, fünf Jahren jetzt auch Bier. Und haben mich dann eben gefragt, ob ich sie schulen würde, damit sie mit dem Bier auch was anfangen können. Da ist es auch so, ich habe mit denen die englische Bierwelt gemacht, die belgische Bierwelt, die deutsche Bierwelt, und wirklich alles rauf und runter, kreuz und quer. Die können das alles viel besser beschreiben als wir, haben einen viel größeren Wortkasten, wie sie jetzt ein Aroma beschreiben, die fruchtigen Aromen und so weiter, aber das Ergebnis ist immer, wir können zehn Rieslings oder zehn Chardonnays und so, aber bei euch ist jedes Bier anders und jedes Bier hat eine eigene Geschichte, hat eine eigene Aromatik und ein eigenes Standing, und das begeistert die Leute unheimlich. Ich glaube, damit können wir auch wirklich mit Stolz zurückgehen in unsere Bierwelt und sagen, okay, wir haben da echt was anzubieten, was den Leuten viel Spaß macht, was bodenständiger ist und womit wir wirklich eine große Palette haben, wo wir jeden irgendwie abholen können.
Holger: Der Schlüssel ist eigentlich die Gastronomie. Wenn wir es da schaffen würden, dass eben die Servicekräfte da wirklich loslegen können, das wäre prima. Da ist dann Liebesbier auch wieder so ein gutes Beispiel. In so einer normalen Gastronomie ist das eben ein großes Problem. Es fehlt ja nicht an Ausbildungskonzepten oder an Schulungen, sondern auch schon alleine die hohe Fluktuation, die man in der Gastronomie hat, ist da eben nicht förderlich dafür wirklich da diesbezüglich Qualität reinzubringen. Aber ich kämpfe dafür, also für mich ist das ein ganz, ganz wichtiges Thema, die Gastronomie da mitzunehmen, zu begleiten und auch zu fördern, eben dieses Thema dem Gast zu vermitteln, zu transportieren. Da spielt natürlich Leidenschaft auch eine große Rolle.
Jeff Maisel: Da auch die Bitte noch mal an euch an die Sommeliers wirklich darauf einzuwirken, es ist nicht so kompliziert, man muss nicht unbedingt zwei Sommeliers beschäftigen, um Bier zu verkaufen. Es würde schon ausreichen, wenn man eine wirklich ausgefeilte Bierkarte hat. Ob das jetzt dann fünf oder zehn Biere sind und die ein bisschen beschrieben sind, das kriegt jede Aushilfe auch auf die Reihe. Die Erfahrung haben wir gemacht, jeder weiß ganz schnell, was eigentlich am besten ankommt. Und so war jetzt am Schluss bei uns, bevor jetzt Liebesbier zumachte, die klare Aussage, wenn einer kommt und sagt, ich möchte eigentlich normal Bier trinken aber ein bisschen mehr, dann haben die sofort gewusst, ich empfehle dem jetzt mal ein Hoppy Hell. Oder wenn eine Frau kommt, die sagt, ich trinke normalerweise kein Bier, dann hatten wir halt ein Fruchtbier aus Belgien empfohlen. Das haben die ganz, ganz schnell raus. Es geht durchaus, eine schöne Bierkarte zu machen und damit kommen mehr Leute ins Lokal. Und natürlich, Gastronomie, da wird Marke gemacht, die müssen wir irgendwie aktivieren. Es ist nicht so kompliziert wie es so oft mal gemacht wird.
Markus: Warum wollen wir das nicht machen, wenn alles wieder möglich ist und so weiter, dann treffen wir uns einfach mal im Liebesbier, machen Teil 2 sozusagen, einen Live Podcast und gucken mal, wie es sich dann vor Ort so anfühlt, was ihr dann wieder für neue Biere habt und was den Leuten so schmeckt?
Jeff Maisel: Würden wir sehr, sehr gerne machen, das hat mir unheimlich Spaß gemacht. War ein bisschen aufgeregt, muss ich zugeben, weil ich das auch noch nicht gemacht habe, aber wir sehen ja wie schnell die Zeit vergeht, Wahnsinn.
Markus: Dann vielen, vielen, vielen, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und wir freuen uns auf ein baldiges nächstes Mal, drücken natürlich die Daumen für die Brauerei, fürs Liebesbier, dass alles gut vorangeht, und auch diese Krise wie alle anderen mit Erfolg und Bravour meistern könnt.
Holger: Mir ist halt einfach jetzt noch mal wichtig, für alle, die uns zugehört haben, glaube ich, ist es jetzt einfach noch mal wichtig aufzuzählen. Wir haben erst das Hoppy Hell gehabt und dann ganz klassisch Maisel’s Weisse, das Original. Dann sind wir rübergegangen in die Barbecue Welt zum Smoky IPA, haben dann die Malzbombe Rauchmärzen, Bayreuther Rauchmärzen, genießen dürfen. Und als das absolute Finale, das perfekte Digestif sozusagen war dann Maisel & Friends Bourbon Bock, Barrel Aged 2019 dabei. Ich glaube, wir müssen es noch mal klarmachen, dass alle dann quasi auf der Bestellliste das auch richtig machen. Okay?
Markus: Und wir kriegen keinen Cent von Maisel, das sei mal ganz deutlich gesagt. Wenn wir solche Empfehlungen aussprechen, dann wirklich aus absolut freiem Willen und sehr gerne. So, jetzt aber tschüss und bis zum nächsten Podcast.
Jeff Maisel: Servus!
Holger: Tschüss!
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de