Heute haben wir etwas ganz Besonderes für euch – und zwar senden wir live aus dem Herzen des Schwarzwaldes, genauer gesagt von der Bräunlinger Löwenbrauerei. Podcast-Host Markus ist vor Ort, um mit Eveline Kalb, die bereits die achte Generation der traditionsreichen Brauerei repräsentiert, und ihrem Mann André Luis Martins Pinto, einem Braumeister aus Brasilien, über ihre einzigartigen Biere und spannenden Brauereigeschichten zu sprechen.
Erfahrt, wie Eveline in die Brauereiwelt hineingeboren wurde und was es bedeutet, eine Familienbrauerei mit so langer Tradition zu führen. Und hört Andrés faszinierende Reise vom tropischen Brasilien bis in den Schwarzwald, wo er nicht nur seine Leidenschaft für Bier vertieft, sondern auch spannende Kreationen wie das mehrfach ausgezeichnete „Black Lion“ Schwarzbier entwickelt hat.
Wir sprechen über handwerkliche Braukunst, die Verbindung von Tradition und Innovation, und natürlich werden auch ein paar leckere Biere verkostet. Also lehnt euch zurück, öffnet ein kühles Bier und taucht mit uns ein in die Welt der Bräunlinger Löwenbrauerei…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute natürlich mal wieder was Besonderes, allein schon deswegen, weil wir vor Ort sind, also live. Das machen wir ja nicht so oft und das ist besonders schön heute. Ich bin im wunderbaren Baden-Württemberg im Schwarzwald, wahrscheinlich, also ich werde wahrscheinlich gleich korrigiert, aber wahrscheinlich, bei der Bräunlinger Löwenbräu. Und wir haben uns schon vor einiger Zeit kennengelernt aus verschiedenen Gründen, teilweise beim Bierwettbewerb oder überhaupt bei Bierwettbewerben letzten Endes, kann man ja so sagen, werden wir aber auch gleich noch drüber sprechen. Und, ja, bevor ich zu viel rede, stellt euch doch bitte mal ganz kurz jeweils selber vor.
Eveline: Hallo, ich bin Eveline Kalb. Ich bin von der Bräunlinger Löwenbrauerei im schönen Bräunlingen in Baden-Württemberg, und Schwarzwald ist zur Hälfte richtig.
Markus: Immer hin!
Eveline: Wir sind eigentlich Auf der Baar, aber Bräunlingen hat einen sehr großen Wald und der gehört zum Teil, zum Großteil, zum Schwarzwald.
Markus: Na, dann war ich ja halbwegs, wunderbar. Also schön, wunderbar, vielen Dank, liebe Eveline, gleich mehr zu dir. Und dann haben wir noch den André.
André: Genau. Ich bin André Pinto, ich komme aus Brasilien, ich bin schon in Deutschland seit 12 Jahren. Ich habe in Brasilien in einem großen Konzern gearbeitet. Was wir in einem Jahr in Bräunlingen machen, wir haben in 6 Stunden in Brasilien gemacht. Und seit 12 Jahren bin ich hier mit der Familie und so weiter und bin Braumeister.
Markus: Also quasi vom Regenwald in den Schwarzwald oder so ungefähr, also werden wir auch gleich noch ein bisschen drüber sprechen. Aber ja, fangen wir ruhig mit dir, Eveline an, ganz kurz, das ist ja praktisch deine Heimat, dein Heimatbetrieb auch so ein bisschen. Also wenn du uns so ein bisschen, zwei, drei Stichworte gibst, wie ging es dir so, wie bist du so in dieses Brauereiwesen hineingewachsen und, ja, wie geht es dir überhaupt damit?
Eveline: Ich bin hineingeboren.
Markus: Oder so, ja.
Eveline: Ja, die Löwenbrauerei gehört meiner Familie seit sie gegründet wurde, mein Vater ist die 7. Generation, …
Markus: Woah!
Eveline: … wir dann die 8.. Ja, ich bin hier aufgewachsen, ich kenne es ja gar nicht anders, dass die Familie immer gearbeitet hat in der Brauerei, dass mein Vater immer dabei war. Als ich klein war, war das Sudhaus noch direkt angeschlossen ans Wohnhaus, das war noch drüben, das alte Sudhaus. Das heißt, vom Badezimmer aus gab es eine Tür direkt zum Schrotboden. Damals ist es ab und zu mal passiert, dass die Schrotmühle übergelaufen ist. Das heißt, man ist dann aus dem Badezimmer raus und da lag so ein riesen Berg Malz, das war für uns Kinder lustig, für meinen Vater nicht so.
Markus: Wahnsinn! Ja, also kann man sagen, die Brauerei war damals wie noch ein Kind so oder vielleicht sogar noch wichtiger für die Familie?
Eveline: Also für meinen Vater bestimmt.
Markus: Ja, ich meine, aber das ist natürlich so. Also ich beschäftige mich ja viel damit und es ist einfach, wenn man überlegt, all die, die halt so eine Brauerei nach dem 2. Weltkrieg übernommen und weitergebaut haben und so, für die ist das ihr Lebenswerk so ein bisschen. Und man darf auch nicht vergessen, das ist in einer Zeit gewesen, Wirtschaftswunder, danach stetiger Aufstieg, bedeutet natürlich auch, die, die es noch gibt, haben quasi nie was falschgemacht. Und das ist auch immer schwierig, mit den Leuten dann auch zu reden, wenn man als nächste Generation sagt, naja, vielleicht kann man doch mal irgendwas ändern oder so? Naja, aber ist ja immer so eine Geschichte. Aber wir sind hier, es sind jetzt ganz viele tolle Biere. Vielleicht, bevor wir kurz zum André kommen, was ist denn dein Lieblingsbier?
Eveline: Das ist ganz schwierig, das möchte ich so auch nicht beantworten, weil das kommt immer ein bisschen auf den Tag an. Ich trinke am meisten, trinke ich Pils und Helles, aber es gibt auch einfach mal Tage oder zum Teil auch Gerichte, zu denen passt einfach ein Weizen oder das Black Lion besser dazu, und dann finde ich das mit dem Lieblingsbier immer nicht so schön für alle anderen.
Markus: Da hast du Recht. Das ist auch was, was mir immer passiert, mich fragen die Leute auch immer so, was ist dein Lieblingsbier und ich habe da auch kein vernünftige Antwort, weil es, eben, auf die Situation ankommt, auf die Jahreszeit, auch wie man sich eben gerade fühlt. Inwieweit bist du denn jetzt im laufenden Geschehen in der Brauerei eingebunden, was ist so deine Aufgabe?
Eveline: Also ich mache im Büro ziemlich viel und dann helfe ich hauptsächlich in der Füllerei aus, Filtration mache ich auch noch gelegentlich, aber mit dem Keller habe ich eigentlich nicht mehr so viel zu tun.
Markus: Also da, wo man dich braucht, bist du sozusagen da. Und, ja, vielleicht noch eins, bevor wir zum André kommen, wie habt ihr euch kennengelernt, so aus deiner Perspektive, wie kam das so?
Eveline: Das war ganz einfach, nicht nur aus meiner Perspektive, wir haben uns auf der Braumeisterschule kennengelernt, wir waren gemeinsam auf der Braumeisterschule Doemens in Gräfelfing bei München. Ja, das war Schicksal.
Markus: Genau, also du wolltest oder bist Braumeisterin geworden sozusagen und ihr wart dann zusammen und habt euch da kennen- und lieben gelernt sozusagen.
Eveline: Genau.
Markus: Perfekter Übergang zu dir, André, wie ist es denn mit dir? Also wenn du sagst, aus Brasilien, viele Leute wissen ja nicht, dass Brasilien der zweitgrößte Biermarkt oder der drittgrößte Biermarkt der Welt ist nach China und den USA, also ein riesen großes Land auch beim Thema Bier und vielen gar nicht so bewusst. Aber so aus deiner Perspektive, wie bist du denn großgeworden und wie kamst du zum Thema Bier?
André: Ich habe Chemie studiert in Brasilien, bin Chemie-Bachelor. Und ich habe angefangen in Schincariol, das ist eine Brauerei in, war bis 12 % von dem Marktanteil. Und diese deutsche Kultur ist richtig stark in Brasilien. die kennen die Deutschen, die kennen das Bier von Deutschland. Und dann, mein Chef war deutsch, der Herr Erhardt und er hat alle Braumeister, bevor die eine Führungsposition bekommen haben, mussten erst einmal hier nach Deutschland kommen und hier Braumeister lernen und dann zurück in Brasilien und dann kannst du ein Manager oder auf den Bereich angepasst. Und das war die Geschichte, warum ich hier gekommen, war ich in der Brauerei gelandet und dann, die haben gesagt: „André, willst du Braumeister machen, musst du Braumeister in Deutschland machen.“ Und da habe ich Eveline kennengelernt. Und dann zurück nach Brasilien, 5 Jahre mit Eveline, da habe ich Eveline importiert und dann war die Geschichte, nach 5 Jahren mussten wir wieder nach Deutschland zurückkommen, weil die Familie hat uns gebraucht.
Markus: Ja und das Unternehmen wahrscheinlich auch. Und wie kamst du überhaupt zum Thema Bier? Also war das, wenn du Chemie studiert hast, war da für dich schon das Thema Bier im Hintergrund oder Zufall oder wie war das?
André: Eigentlich nicht. Als ich in Schincariol angefangen, ich habe angefangen, die Spritzgussmaschine. Aber dann habe ich gesehen, dass alles, was aus der Brauerei kommt war viel cooler, Limonade war auch interessant, Labor interessant, ich habe alles gearbeitet, aber halt immer einen Blick, weil, der Geruch im Keller war anders. Also immer gekommen ins Labor und du warst beschäftigt mit dem Sudhaus oder so, das war schon jeden Tag ein bisschen anders. Und wenn ich laufe in verschiedenen Positionen von der Brauerei, immer Richtung Keller, im Sudhaus wurde Bier produziert, war schon sehr, sehr interessant und habe ich schon Interesse in diese Richtung gezeigt vor meinen Chefs. Und dann habe ich auch sofort gesagt: „Ich muss unbedingt was lernen“ und habe angefangen zu studieren und dann Labor und das hat gesprungen einmal wirklich in Brauerei.
Markus: Ja, das heißt, du hast dann auch in Brasilien diesen Aufstieg der Bierkultur mit dem ganzen Craft-Beer-Thema letzten Endes dort auch miterlebt?
André: Nein, das Craft Beer war noch kein Thema in Brasilien. Also es war hier in Deutschland, da habe ich angefangen, es zu hören, das erste Mal hier in Deutschland. Das erste Mal war ich im Elsass und da kaufen alle immer nur belgisches Bier, weil das ich hatte ich nicht erkannt oder nicht gesehen. Das erste Sierra Nevada, erstes Pale Ale in meinem Leben habe ich hier schon in Bräunlingen getrunken. Das erste Mal, dass ein Bier schon Tränen in meine Augen gebracht hat, ich habe gesagt: „Jetzt habe ich verstanden, was ein Bier ist“ und der Nachtrunk und so war boah in meinem Leben, das erste Mal. Und dann habe ich schon hier mit der Craft-Beer-Geschichte angefangen, aber das ist schon das nächste Thema wahrscheinlich.
Markus: Genau, kommen wir gleich dazu, wenn wir die Biere auch verkosten. Also liebe Hörer, keine Angst, wir bleiben nicht auf dem Trockenen und auch die Biere könnt ihr euch bestimmt dann besorgen oder hier einfach mal vorbeikommen, da kommen wir auch noch dazu garantiert. Wir haben uns dann kennengelernt beim European Beer Star, wo du ja auch zum Jurorenteam gehörst. Und das ist dann schon spannend, wenn man sagt, wie sich das bei dir so aufgefächert hat. was würdest du denn sagen, das ist jetzt auch eine blöde Frage vielleicht, aber der Unterschied zwischen deinen Brauerlebnissen in Brasilien und denen jetzt hier? Also du hast ja schon gesagt, die Größe ist unterschiedlich, aber sonst so, was sind so große Unterschiede?
André: Für mich besonders ist, dass ich hier viel mehr Kontakt mit dem Bier habe. In Brasilien, ich hatte 140 Mitarbeiter, da bin ich rumgelaufen und alles geguckt. Ich habe einen Keller, war der Prozess dabei, aber nicht richtig, hatte immer nie das Gefühl, dass wir richtig Bier gemacht haben. Und hier, wir sehen die Rohstoffe kommen und wir sehen, wenn die Kunden trinken das Bier auf dem Fest. Wir sind für den ganzen Prozess, wir reden mit den Kunden, wir entwickeln Etiketten, wir machen neue Biere, wir schreiben das Rezept von null. Und dieser Kontakt mit dem Bier und den Rohstoffen habe ich nie in Brasilien erlebt, weil, war ja eine große Brauerei. Wie gesagt, 6 Stunden war hier eine Produktion von einem ganzen Jahr, war schon Massenproduktion.
Markus: Und du hast auch gerade schon erzählt mit den Kunden. Wie ist denn der Unterschied zwischen den Menschen, also wenn man sagt so, okay, wie sind so die Brasilianer? Ich meine, abgesehen davon, wir sitzen hier im Sommer 2024, de jetzt zumindest gefühlt kein wirklicher Sommer ist, weil er ziemlich kalt ist, aber kann vielleicht noch werden, wird wahrscheinlich noch werden, egal. Aber mal abgesehen vom Klima, also wie würdest du da so den Unterschied sehen von den Menschen, von den Biertrinkern, von der Kultur vielleicht auch?
André: In Brasilien ist es ein bisschen wärmer, nicht nur das Klima, aber es ist sehr einfach, so Freundschaft zu machen und dann bist du schon fast sofort eingeladen zum Grillen oder so. Und hier, ich habe den Eindruck, dass die Leute so ein bisschen mehr geschlossen im Schwarzwald. Ich merke auch, dass es im Norden ein bisschen anders ist, aber das ist auch kein Problem. Aber hier, wenn du eine Freundschaft machst, das ist schon was tiefer. Ich hatte auch eine lange Zeit in Rio de Janeiro gearbeitet, 5 Jahre, auch in einer Brauerei und auch Spritzgussmaschinen. Die Leute, die sind richtig so offen, ich war sofort eingeladen zu vielen Festen, aber richtig Freundschaft so tief, dass du richtig drauf zählen kannst, ist schon ein bisschen anders. Das ist der Unterschied. Ich weiß nicht, ob ich dir geantwortet habe.
Markus: Ja, natürlich. Und hier, fühlst du dich da mittlerweile aufgenommen und hast du auch Freundschaften dann gefunden hier schon?
André: Ja, aber wie gesagt, die Kreise sind so klein, dass ich weniger Freunde habe vielleicht wie in Brasilien. In Brasilien, ich hatte auch mehr Zeit gehabt und auch mehr Zeit für mein Leben, hier ist fast jeder Tag in der Brauerei. Und natürlich finde ich nicht so viele wie in früher, aber ich habe auch gute Freunde hier auch gefunden und ist auch super nett. Heute habe ich mehr Zeit für die Familie und ich habe auch viel Kontakt. Kollegen, habe ich wirklich viel, Freunde kann man nicht so viele zählen wie früher, aber ist trotzdem, ich bin ja Ausländer und ich finde auch, ich bin super angekommen hier in Bräunlingen oder die Leute haben mich …
Eveline: Aufgenommen.
André: … aufgenommen, genau.
Markus: Ja, ich meine, das ist doch eine Sensation, oder, deine Freudinnen haben bestimmt erst mal gestaunt, schleppst du da einen Brasilianer an. Ja, jetzt müssen wir, glaube ich, mal ein Bier probieren. Und auch, wenn du beim Lieblingsbier gesagt hast, du weißt nicht so genau welches, aber jetzt von deiner heutigen Tagesstimmung, mit welchem sollen wir anfangen, überleg mal.
Eveline: Also nachdem wir ja die anderen nachher auch noch probieren, würde ich mit dem Hellen anfangen.
Markus: Okay, wunderbar, dann lass uns das mal tun. Also bin ich mal sehr gespannt.
André: Trinken wir auch?
Markus: Ja, ihr solltet schon auch mitmachen, ja, ich will euch jetzt nichts vortrinken. Also kann ich auch, aber ich muss heute ja auch noch ein bisschen weiter dann, wie gesagt, ich muss ja heute noch fahren, wir haben ja auch noch ein bisschen was hier vor.
André: Zum Wohl!
Eveline: Zum Wohl!
Markus: Zum Wohl! Also vielleicht für die Hörer erst mal und die Hörerinnen natürlich auch, ein wunderschönes klassisches Helles, vom Aussehen, also klar, filtriert, ganz fein. Und von der Farbe, was würdest du sagen, stroh- oder hellgelb, gold?
André: Ja.
Markus: Ist immer schwierig, ne. Und jede Menge Schaum, also steht wie eine Eins, wunderbar. Von der Nase her schöne Mischung aus Hopfen- und Malzaromen, ein bisschen was Grasiges, ein bisschen was Citrusartiges, ein bisschen Heu und dann haben wir eben vom Malz so leichte Honignoten, ein bisschen Getreide und so ist es dann im Mund auch. Und das Schöne ist, es erzählt eine Geschichte. Weil Helle sind ja oft so Biere, die, ja, sagen wir mal, es ist ein bisschen mehr als Wasser, aber jetzt auch nicht viel mehr. Aber hier ist ein gewisser Charakter auch da, sodass man wirklich sagt, okay, ja, da erzählen mir die Rohstoffe auch ein bisschen was. Es bleibt auch relativ lang, hat auch eine schöne Bittere. Wie lange macht ihr dieses Helle schon?
André: Zweieinhalb Jahre ungefähr. Wenn du es vergleicht mit dem Hellen von Bayern, hast du schon sofort gemerkt, das ist ein bitterer. Wir sind ja eigentlich ein Pilsgebiet und hier in unserer Umgebung wird ein Pils mehr getrunken. Wenn du in die Kneipe gehst, du sagst, ich will ein Bier, sie bringen ein Pils. Und das ist so ein Helles, für unseren Geschmack auch, ein kleines bisschen bitterer, aber ist noch dem Hellen-Charakter, auf den Sorten, wenn wir vergleichen mit unserem Pils und so weiter. Und da kann man merken, diese Getreidenote, dass du am Ende und es ist einen Tick vollmundiger. Diese Akaziennote, was wir ein paar Mal gemerkt habe von dem Hellen von Münchner zum Beispiel, haben wir versucht, auch in diese Bier zu kriegen. Das ist Dekoktion, Dekoktionsverfahren.
Markus: Das ihr dann auch macht sozusagen?
André: Wir machen ja auch weiter mit dem Pils auch, aber die hier merkt man mehr, weil dass das Dekoktionsverfahren ist.
Markus: Spannend, ja, also sehr schön auf jeden Fall. Und dass ihr das vor zweieinhalb Jahren angefangen habt, lag dann so ein bisschen an diesem allgemeinen Trend, den man so merkt, dass das Helle jetzt einfach ein Bier ist, was viele Leute wollen?
André: Darf ich es sagen oder sagst du es ?
Eveline: Sag du.
André: Also wir sind seit 12 Jahren hier, das erste Jahr hat Eveline gesagt: „Wir müssen ein Helles machen.“ Das hat niemand hier, ach, ein Helles, nein, das ist ein Bier nicht von hier und so weiter. Und dann, wir sind die Letzten, dass wir angefangen haben, all unsere Kollegen hier in unserer Umgebung hatten schon ein Helles, wir waren ein bisschen später dran.
Markus: Musstest du dich im Familienrat erst durchsetzen sozusagen.
André: Ja.
Markus: Ja, aber hat dir ja Recht gegeben, also der Markt will das und läuft auch bei euch?
André: Das läuft.
Markus: Sehr schön, wunderbar. Und wenn ihr jetzt hier ein Fest habt, ist dann trotzdem das Pils noch die Hauptsorte, ja?
André: Genau.
Eveline: Ja. Also wir machen im Moment das Helle auch eigentlich gar nicht im Fass, sondern nur in der Flasche, weil wir bei den Festen und so ja auch nie so genau wissen, wie viel läuft. Und bei dem Hellen, also es ist bei allen Bieren ist es so, aber beim Hellen ist es uns ganz besonders wichtig, dass es frisch zu den Leuten kommt, dass die Leute das immer frisch trinken können. Deswegen geben wir da auch nur 4 Monate Haltbarkeit drauf und deswegen schreiben wir das Abfülldatum mit drauf. Das führt manchmal zu Verwirrungen, weil die Leute hinten drauf gucken und sehen als erstes das Abfülldatum und denken dann, das wäre das MHD und das Bier wäre abgelaufen, bitte zweimal hingucken. Wir schreiben das Abfülldatum und das MHD drauf, damit die Leute eben sehen können, dass das Bier nicht alt ist, auch wenn es vielleicht nicht mehr so lang haltbar ist wie das, was danebensteht im Getränkemarkt. Aber eigentlich haben wir gehofft, dass die Leute sich dann auch mal überlegen, warum ist denn das andere noch so lang haltbar?
Markus: Richtig.
Eveline: Also wir möchten einfach, dass die Leute ein frisches Bier trinken. Und das können wir machen, weil wir das Meiste direkt in die Getränkemärkte selber ausliefern. Wir arbeiten nicht viel über Händler, wo es dann erst noch mal 3, 4 Monate irgendwo in einem Lager rumsteht, bis es überhaupt zum Getränkemarkt kommt, bis es überhaupt beim Endverbraucher ankommt, ist unseres schon getrunken.
Markus: Ja und das wollte ich gerade noch sagen, das schmeckt man dem Bier auch an, es ist eben richtig frisch, richtig präsent, es strahlt, im positiven Sinn und da merkt man. Und das ist natürlich, ich finde es auch vorbildlich, eben das Abfülldatum draufzuschreiben, weil Leute dann eben auch verstehen lernen, wie alt dieses Bier ist und dann auch damit was anfangen können. Und ja, überhaupt, ich meine, es wird halt viel über dieses MHD gesprochen, was ja bei Bier schwierig ist, weil das Bier ja nicht am nächsten Tag schlecht ist, sondern sich halt einfach verändert. Und das kann man gerade bei einem Hellen gut feststellen, wenn das mal 1, 2 Jahre alt ist, kann man das immer noch trinken, aber es ist halt deutlich schwächer von der Aromatik her, dumpfer könnte man vielleicht sagen, nimmt halt vieles ab, weniger die Harmonie, weniger die Hopfenaromatik und so. Und da ist natürlich frisch ganz, ganz toll und das merkt man auch. Und ich glaube auch, dass das Helle als Bierstil so ein Bierstil ist, der genau das will, also der will frisch getrunken werden und dann ist es eben auch richtig gut. Und das ist vielleicht auch das Erfolgsrezept gerade von diesen Bayrischen Brauereien, wo das ja eigentlich immer schon so war, also bevor das Helle der große Trend war, war das Helle ja einfach das Bier, was man eben auf dem Fest oder in der Wirtschaft ganz frisch getrunken hat. Und das konnten die großen Brauereien ja nie leisten durch die ganze Logistik, die da eben hängt. Und insofern hat dann eben gerade sowas wie Augustiner, die dann eben das Fass da hinstellen und frisch ausschenken, ist natürlich noch mal eine andere Nummer. Also spannend auf jeden Fall finde ich auch für mich als Franke auch, weil bei uns ist ja auch das Helle kein klassischer Bierstil, gibt es bei uns eigentlich ja nicht und war auch komisch für mich zu beobachten, dass der Biermarkt auf einmal sowas will. Aber auch bei uns, jede Brauerei macht mittlerweile eines und hat viel Erfolg damit, insofern sehr schön. Und ihr schreibt ja auch auf eure Flasche das noch mal drauf mit dem frischen Bier, das ist schon cool, dass den Leuten auch zu erklären und zu erzählen und sich da ein bisschen zu differenzieren. Vielleicht überhaupt von der Löwenbrauerei, du hast gesagt, 8. Generation seid ihr jetzt, womit haben die denn mal anfangen, also weiß man das, was die damals für Bier gemacht haben? Wann haben die angefangen 1800-irgendwann, oder?
Eveline: 1783. Damals weiß ich nicht genau, mit welchen Biersorten sie angefangen haben. Also wir haben Etiketten aus den 50er-Jahren, wo es Pils und Export gab. Das Export war allerdings damals auch, glaube ich, noch die Hauptsorte, sondern das hat sich eher so entwickelt. Ab den 50ern, 60ern ist das Export die stärkste Marke geworden und hat dann aber so ab den 80ern auch wieder abgenommen, ab den 80ern kam dann wieder das Pils durch.
Markus: Soweit ich weiß, hat das ein bisschen was auch mit dieser Nachkriegszeit zu tun, wo ja gerade so in den Kohlerevieren im Ruhrgebiet, da war so das Herz der deutschen Industrie und die haben eben dieses kräftigere Exportbier einfach gewollt, nach den 10 Stunden in der Grube so muss man ein da ordentlich was trinken. Und deswegen war das Export ganz lange einfach so der Bierstil, bis dann das Pils das nach und nach abgelöst hat, so Stück für Stück und, ja, davor ist es wirklich schwierig. Also eine gute Frage, was war 1780er-Jahre für ein Bier? Wahrscheinlich irgendeine bräunliche Mischgärung, ober-, untergärig, was auch immer, aber auf jeden Fall ein gutes Bier, sonst gäbe es die Brauerei ja nicht mehr, das muss man ja auch ein bisschen so sehen. Von eurer Palette her, was ist so das älteste Bier, was es schon gab, als du angefangen, dir die Biere der Brauerei anzuschauen?
Eveline: Also in dem Fall das Pils.
Markus: Ah ja, okay.
Eveline: Das Pils gab es schon immer. Vor 40 Jahren in etwa hat dann mein Vater angefangen, das Pils auch unfiltriert zu verkaufen, das ist das Kellerpils. Und als wir 98 das neue Sudhaus gebaut haben, hatten wir dann Platz für einen obergärigen Keller, also einen Bottich und seitdem machen wir das Weizen.
Markus: Also eine offene Gärung dann sozusagen?
Eveline: Ja.
André: Genau.
Markus: Cool, sehr schön. Und das ist dann der Weisse Leo, da müssen wir dann auch gleich noch drüber reden, wenn wir dazu kommen. Und dann gibt es da als Gegenstück den Black Lion, den kennen wir ja auch schon, da müssen wir auch natürlich drüber sprechen. Da würde ich fast sagen, oder gibt es zum Hellen noch was, was unbedingt erwähnen sollten? Oder was gibt es für Feste vielleicht, wenn wir schon drüber gesprochen haben, gibt es irgendwelche Feste, wo wir den Hörern sagen können, also wenn ihr mal Lust habt, hier in die Gegend zu kommen, dann und dann gibt es so ein Fest, wo man unbedingt vorbeikommen sollte?
Eveline: Oh ja, das gibt es und zwar der letzte Sonntag im August, jedes zweite Jahr aber nur, aber dieses Jahr findet es statt und zwar der Straßenmusiksonntag, das ist ein sehr schönes Straßenfest hier in Bräunlingen. Dieses Jahr, glaube ich, der 25. August, müsste das sein. Da gibt es ganz viele Bühnen überall in der Innenstadt verteilt mit vielen Künstlern, Musikgruppen, aber auch Artisten oder Gaukler, die den ganzen Tag überall Programm machen. Die Vereine bauen dann alle ihre Stände auf und es gibt überall was zu Essen und zu Trinken, das ist ein sehr schönes Fest.
Markus: Woah! Okay, also muss ich mir notieren. Wir sind wahrscheinlich vom Ausstrahlungstermin sogar etwas hintendran, aber dann kann man sich das ja in 2 Jahren sozusagen auf jeden Fall notieren, spannende Geschichte und klingt auch nach einem ganz schönen Fest. Also bei uns in Bamberg zum Beispiel ist es so, dass viele Leute ja immer mit den Kirchweihen so alles assoziieren, wir haben aber auch ein Fest, das nennt sich Bamberg zaubert und da ist die ganze Stadt eben, sind überall Zauberkünstler. Das ist dann vielleicht ein bisschen auch so ähnlich, weil die dann auch überall ihre Bühne haben und überall spielen, da gibt es auch überall dann eben Bierstände und sonst was dazwischen. Und das ist noch ein bisschen schöner, finde ich, weil man eben auch für die ganze Familie mal was hat, weil Kinder natürlich da auch begeistert sind, wenn gezaubert wird und es gibt bis zur Feuershow am Abend halt alles Mögliche. Da ist so ein Straßenmusikfest sicher auch was Schönes.
Eveline: Gut, Kirchweih haben wir natürlich auch eine schöne, wir haben die Kilbig hier in Bräunlingen, das ist immer der dritte Sonntag im Oktober.
Markus: Ha, den schaffen wir, gut!
Eveline: Das ist auch ein Straßenfest, wo auch die Vereine ihre Stände aufbauen und überall Essen und Trinken verkaufen, aber da gibt es dann auch noch ein paar Karussells dazu.
Markus: Apropos Karussell, macht ihr da auch ein Bockbier?
Eveline: Jein, das machen wir nicht wegen der Kilbig, sondern unser Bockbier heißt 23.04, das Jahrgangsbier. Das wird jedes Jahr am 23. April eingebraut und soll mindestens einen Stammwürzegehalt von 15,16 haben, zu Ehren des Reinheitsgebotes, das am 23. April 1516 erlassen wurde. Meistens kommen wir aber eher an die 16% hin, also ist es entweder ganz knapp ein Bock oder es wird dann noch ein Bock. Und das Bier lagert dann aber den ganzen Sommer über kalt im Keller und wird zu Anfang September abgefüllt, also kommt Ende August, Anfang September dann auf den Markt.
Markus: Interessant, auch schön. Und ist auch eine schöne Tradition, so wie ihr das lebt mit diesen Terminen dann auch und ein bisschen so wie früher, wo man die Biere ja auch sehr, sehr lange gelagert hat, bis man sie dann ausgeschenkt hat. Ja, dann lass uns doch mal zum Pils kommen, können wir da auch noch drüber sprechen.
André: Jawohl, muss ich kurz holen.
Markus: Wenn du die Zeit hast, gerne. Und auch der Name Löwenbräu, den gab es schon immer oder hieß das früher mal irgendwie anders?
Eveline: Nee, das hieß schon immer so.
Markus: Und liegt daran, dass das Haus den Hausnamen hat Zum Löwen oder der Hof oder wie?
Eveline: Ja, mein Vater hat mir das mal erklärt und zwar hatten früher die Häuser Schutzpatronen und diese Schutzpatronen wurden oft mit bestimmten Tieren abgebildet. Und wenn ich mich jetzt darauf, das müsste ich noch mal nachgucken, der Schutzpatron der Löwenbrauerei dürfte der Johannes gewesen sein, weil er mit dem Löwen in Verbindung gebracht wird oder weil der immer mit dem Löwen abgebildet wird und deswegen heißt dann die Gaststätte Zum Löwen. Denn als die Brauerei angefangen hat, war es ja eigentlich noch so, dass die Brauerei auch eine Gaststätte hatte und man hat das Bier ja nicht so viel in Flaschen abgefüllt, sondern man ist halt mit seinem Krug am Abend in den Gasthof gegangen und hat sich da sein Bier geholt, wenn man es Zuhause trinken wollte. Und so hat auch die Löwenbrauerei angefangen.
Markus: Ja, das hat bei uns lustigerweise in der Pandemie so eine kleine Wiederauferstehung gehabt, wo Leute tatsächlich zu den Brauereien sind mit ihrem alten Holzkrug oder Steinkrug oder so, 3-Liter-Gefäße und dann sich ihr Bier geholt haben, weil man es ja dort nicht trinken konnte. Und war interessant zu sehen, wie es da wieder so Schlangen gab und dann die Leute auch regelmäßig Bier nachhause, Bier austrinken, wieder anstellen.
Eveline: Gassenbier.
Markus: Genau, also sehr, sehr witzig. So, jetzt haben wir hier ein wunderbares Bier. Dankeschön fürs Einschenken. Prost!
Eveline: Prost!
Markus: Also übrigens, die regelmäßigen Hörer wissen das ja, aber falls jemand neu ist, wir machen hier keine Druckbetankung, sondern wir probieren natürlich alle Biere, wir trinken nicht unbedingt immer alles aus und wir teilen uns ja auch zu dritt eine Flasche. Also dementsprechend müsst ihr nicht in dieser Geschwindigkeit mitmachen, man kann ja so einen Podcast auch mal anhalten und weiterlaufen lassen, aber auf jeden Fall macht es natürlich Sinn, die Biere dazu auch zu genießen. Ja, ein wunderbares Pils, mehr von der blumigen Seite für mich von der Aromatik her, sehr schöne Hopfenaromen. Und für mich noch ein bisschen mehr von dieser Akazienhonignote, ist auch ein bisschen da. Und ein sehr weiches Mundgefühl, das finde ich auch sehr angenehm, auf der Zunge auch sehr schön und hintenraus eine Bittere, die sich so aufbaut. Also sie ist erst gar nicht so da und dann kommt sie, wird größer, bleibt und geht dann wieder runter. Also sehr rund, sehr geschmeidig und präsent auch und repräsentiert das auch, gerade im Vergleich jetzt zu dem Hellen einfach dieses bisschen mehr an Bittere, ein bisschen mehr an Körper. Ja, wie ist der Gedanke dahinter, hast du das ein bisschen getunt oder wie ist das?
André: Das ist erst einmal, dass ich hier gekommen, das war immer so, oh, das ist ein Brasilianer, die machen Bier, die 7. Generation schon, war schon eine große Verantwortung. Wir haben versucht, so wenig wie möglich die Rezepte zu ändern, wie es früher war. Wie gesagt, Dekoktionsverfahren, wir haben den gleichen Hopfen wie immer, Pellets Tradition und Tettnang, alles hier Produzenten 50, 80 Kilometer von uns. Aber das ist eigentlich fast immer das gleiche Bier, was wir gemacht haben. Wir haben nur verbessert die Prozesse, die Gärung angepasst, mehr Kontrolle gemacht und so, ein bisschen regelmäßiger machen und so nur verbessern, aber geändert haben wir eigentlich nichts.
Markus: Und als das neue Sudhaus kam, musste man da etwas anpassen?
André: Als ich hiergekommen, war das schon Sudhaus schon lange am Laufen.
Markus: War schon da, okay, sehr schön. Ich finde es relativ hell auch für ein Pils mit Dekoktion. Aber, wie gesagt, vom Mundgefühl, habt ihr ein besonders Wasser oder verändert ihr das Wasser, wie macht ihr das?
André: Das Wasser, wir bekommen das Wasser von der Stadt. Wird nur enthärtet und dann wieder angepasst auf Pils oder Weizen und so weiter, das ist so besonders. Die helle Farbe ist ein Wunsch von dem Seniorchef, er sagt: „Sein Pils soll so eine helle Farbe haben.“ Und wir kaufen Malz extra, was es eine helle Farbe hat. Klar, das ist ein Naturprodukt, aber ab und zu ein bisschen dunkler kommt, dass wir sagen: „Oh, das ist jetzt zu dunkel.“ Ich mag auch so mit dieser hellen Farbe.
Markus: Und bedeutet auch, ein bisschen weniger Malzcharakter jetzt vom Geschmack her.
André: Genau.
Markus: Aber dadurch natürlich sehr viel mehr, man sagt so schön Drinkability. Also dadurch eben auch ein Bier, was vielleicht auch jetzt im Vergleich jetzt zu, sage ich mal, einem bayrischen Pils, so ein typisches Münchner Augustiner Pils oder so, ist es sehr viel eingängiger, sage ich mal. Und dadurch vielleicht auch verständlich, dass es bei euch nach wie vor die Hauptsorte ist, weil die Leute das ja so sehr, sehr schön trinken können. Trotzdem interessant, war das tatsächlich auch so von euren Stammkunden her, das Pils war immer das Hauptthema sozusagen oder gab es da mal andere Zeiten?
Eveline: Also seitdem ich dabei bin, schon. Früher gab es eben das Export, früher war die Hauptsorte das Export, was ein bisschen kräftiger und malziger, weniger bitter war, aber seit ich denken kann, ist eigentlich das Pils die Hauptsorte.
Markus: Also auf jeden Fall, ist auch vom Seniorchef dann offensichtlich das Lieblingsbier, kann man so sagen oder das, wo er am meisten schaut.
Eveline: Also sein Lieblingsbier ist eigentlich das Kellerbier.
André: Das ist, jede Kreation hat sein Bier schon.
Markus: Da können wir vielleicht gleich ein bisschen drüber reden, müssen wir es gleich auch verkosten. Das heißt, das ist dann dasselbe Bier nur unfiltriert?
Eveline: Genau.
André: Richtig, genau.
Markus: Und da habt ihr dann in Sachen Gebinde was ganz anders gemacht, das heißt, wir haben hier eine andere Flaschenform, wir haben den Bügelverschluss und wir haben auch eine Holzkiste. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen, muss ich sagen, finde ich sehr spannend. Hat natürlich auch eine Botschaft, auch den Kunden gegenüber. Gab es das auch schon immer, also wie habt ihr da …
Eveline: Nein, dieses Produkt hat mein Vater entwickelt vor 40 Jahren und hat damals diese Bügelflasche, die ja auch eine etwas Besondere ist, mit dem Etikett und auch mit der Holzkiste, alles zusammen auf den Markt gebracht.
Markus: Das ist natürlich ganz schön, ganz schön lang auch und auch Durchhaltevermögen. Weil, ich kenne eine Bamberger Brauerei, die haben in den 90ern, Ende der 90er Holzkisten eingeführt und haben dann völlig entnervt Anfang der 2000-Jahre damit wieder aufgehört, weil einfach viel zu viele von diesen Kisten verschwunden sind, sage ich mal so. Und natürlich, Holz hat auch viele Eigenschaften, die nicht jeder mag. Aber auf der anderen Seite natürlich, überall in Bamberg stehen noch Regale rum, die sich die Leute damit gebaut haben, Fahrräder, die das hintendrauf haben und es ist ein toller Botschafter natürlich, auch ein Marketingtool. Also wie seht ihr das als Brauerei, also soweit ihr das sagen wollt?
Eveline: Naja, die Holzkiste ist schon nicht so ganz einfach im Handling, also auch mit der Bügelflasche, die Bügelflasche an sich auch. Wir brauchen, um die Bügelflasche abzufüllen in der Füllerei, tatsächlich 2 Personen mehr als für die anderen Biere. Und die Holzkiste ist super, ist auch absolut das Verkaufsargument. Damit brauche ich ja nur irgendwo reinlaufen und die Leute sagen: „Das kaufe ich.“ Ist im Handling aber schwieriger und, ja, sie werden gerne behalten, um daraus Möbel zu bauen. Wir haben den Pfandsatz vor 2 Jahren angehoben und nehmen jetzt 6,00 Euro Pfand für eine Kiste, damit sind wir immer noch nicht am Einkaufspreis. Das Schwierige ist die Kisten zu bekommen, denn die werden auch von Hand gemacht vom Herrn Lessmann in Nördlingen und der Herr Lessmann hat halt auch nur 24 Stunden am Tag.
Markus: Das heißt, er macht das persönlich sozusagen?
Eveline: Ja, also ich glaube, er hat doch noch Mitarbeiter, aber er macht das auch persönlich.
Markus: Also keine Maschinen…
Eveline: Nein, es ist auch ein Familienunternehmen.
Markus: Wahnsinn! Und das ihr 2 Leute mehr braucht, heißt, ihr macht es mit der Hand zu oder wie?
Eveline: Die werden von Hand verschlossen und den Bügel müssen wir auch noch manuell kontrollieren, also ab der Bügel in Ordnung ist.
Markus: Woah, also richtig arbeitsintensiv. Also an der Stelle, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn ihr das Bier habt, wisst es zu wertschätzen, weil das ist dann wirklich ganz viel Handarbeit und damit natürlich in jeder Hinsicht noch mal ein wertvolleres Stück Bier. Darf ich es mal aufmachen?
André: Ja, selbstverständlich.
Markus: Mache ich jetzt mal, wir müssen ja den Plopp natürlich auch schön einfangen, probieren wir mal. Ha, hervorragend! So und da kommt es auch schon raus.
André: Das Bier haben wir gestern abgefüllt.
Markus: Woah! Also frischer geht es eigentlich nicht. Ah ja, faszinierend. Also wir haben ein Kellerpils, wie der Name schon sagt, ein unfiltriertes Pils, ist aber nur eine leichte Trübung. Das heißt, ihr lagert das auch ordentlich vorher im Keller?
André: 40 Tage normalerweise in unserem Haus noch mal.
Markus: Ah ja, das heißt, da setzt sich die Hefe dann auch schon ein bisschen ab und man hat eben ein bisschen diese leichte Trübung. Ansonsten auch da wieder, also toller Schaum. Das ist das 3. Bier jetzt und der Schaum ist jedes Mal super gut. Gibt es ein Geheimnis?
André: Wir beschäftigen uns viel mit dem Schaum in letzter Zeit. Wir haben ein bisschen Carapils für die Biere. Das ist sehr technisch, aber viel Stickstoff normalerweise, das ist ja gerade nicht so üblich für die Brauer. Und für uns ist es Tabu, ich möchte gern nicht in die Hochtemperatur mit der Maische, wenig Rösterei. Wir maischen schon in Niedrigtemperatur, aber da muss auch das Eiweiß dazukommen. Und da haben wir jetzt das gemacht mit dem Carapils und seitdem ist unser Schaum besser geworden.
Markus: Also Ergebnis auf jeden Fall wunderbar. Und vom Geruch, finde ich, noch mehr diese blumigen Noten, das finde ich auch schön, weil das ja was ist, was man gar nicht so oft hat, finde ich, bei einem Pils. Also viele gehen eher in dieses sehr Grasige oder dann diese Citrusnote, aber hier habe ich jetzt viele, es geht schon fast in so eine Jasminnote, also wirklich eine schöne florale Note, sagt man ja auch so schön.
Eveline: Also du hast jetzt gerade angesprochen, dass es nicht so trüb ist. Wir kriegen tatsächlich beim Kellerpils öfter Reklamationen, zum einen, dass das Bier zu trüb sei und zum anderen, dass es nicht trüb genug sei. Wir haben beim Kellerpils tatsächlich eine Naturtrübung. Das ist ja schon so, dass die Verbraucher die letzten Jahrzehnte ab und zu Mal getäuscht werden und dahin auch schlecht erzogen sind, was denn eine Naturtrübung ist. Weil, wenn ich ein Bier einschenke und auf 3 Gläser verteile und das hat von Anfang bis Ende genau die gleiche Trübung, dann ist es keine Naturtrübung sondern eine Eiweißtrübung, die hergestellt wird durch kurzes Erhitzen und wieder Abkühlen des Bieres. Das machen wir nicht, sondern bei uns wird tatsächlich der Schlauch an den Lagertank angeschlossen und so, wie es da rauskommt, so kommt es auch in die Flasche. Wenn der tan anfängt, dann ist es halt trüber und wenn er am Ende ist, wo die Hefe schon mehr Zeit hatte zu sedimentieren, dann ist es halt mal klarer. Und genau das Gleiche gilt aber auch in der Flasche. Du hast jetzt gerade die Flasche kurz umgedreht, bevor du sie aufgemacht hast.
Markus: Genau, aus diesem Grunde, ja.
Eveline: Aber wenn ich eine Flasche Kellerpils auf 3 Gläser verteile, dann sehe ich auch einen klaren Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten Glas. Und das ist eine Naturtrübung. Das ist genau das Gleiche beim Weizen, warum man da den Rest noch ein bisschen aufschüttelt, die Hefe aufschüttelt. Und das ist für mich beim Weizen ja der schönste Moment fast, das Einschenken, wenn du eigentlich ein klares Bier im Glas hast, dann die Hefe aufschüttelst und dann zuguckst, wie die Hefe sich in dem Bier verteilt, das ist das Schönste überhaupt. Und das ist eine Naturtrübung. Wenn man das nicht hat, sondern das Bier schon von Anfang trüb ist, ist es keine Naturtrübung.
Markus: Danke schön, also dem ist nichts hinzuzufügen. Und das ist wirklich ganz besonders wichtig auch, dass ihr an den Mikrofonen beziehungsweise Lautsprechern euch das ein bisschen auch einprägt, weil da wird tatsächlich viel Werbung damit gemacht, mit diesem vermeintlichen Naturtrüb. Und das haben wir auch am Jurytisch oft, dieses Thema, gerade wenn es zum Beispiel um das Thema Pils geht und wie klar muss das denn jetzt sein. Wenn man dann einfach mal überlegt, als das Pils erfunden wurde, als 1843, da gab es ja noch keine Filtration wie wir das heute sehen, sondern da war es eben so, dass man dieses Bier 12 Wochen gelagert hat oder vielleicht sogar 16 und in dieser ganzen Zeit sich die Hefe absetzt und die Biere deswegen ziemlich klar waren. Und wenn man eben heutzutage ein Bier hat, was man auch, wie hier, einfach ordentlich lagert, dann ist die Klärung eh schon so und dann ist eine Naturübung maximal so und sollte sich auch so verhalten, dass es sich am Boden absetzt. Und eben, das Ganze muss man einfach in dem Kontext verstehen wie es ist und da wird eben in der Werbung viel Schmul getrieben, das stimmt und da müsst ihr euch einfach auch ein bisschen immer damit beschäftigen. Ein Bier sollte normalerweise so sein, auch ein Weißbier, dass sich eben das absetzt, wenn das länger steht und man am Boden dann eben entsprechend den Bodensatz hat, sonst ist die Trübung halt anderweitig herbeigeführt. Aber lassen wir dann das mal, bevor wir da in ganz gefährliche Fahrwasser kommen. Aber es ist natürlich, Bier ist eben ein Produkt, was es seit 12.000 Jahren gibt und wo natürlich die Menschheit schon immer versucht dran rumzuexperimentieren und man natürlich jetzt auch in der heutigen Zeit, wo es so viel Marketing gibt, auch immer versucht, neue Wege zu gehen oder Dinge anders auszudrücken oder eben da Marketing anders zu machen. Aber so, ich finde, auch vom Mundgefühl her ist es noch mal voller als jetzt die unfiltrierte Variante. Und ich, also vielleicht, weil du es gesagt hast, aber ich bilde mir ein, so ein bisschen mehr Süße auch zu merken. Ich weiß nicht, ob das an dem Cara-Pils liegt, keine Ahnung, also ganz wenig, aber so ein bisschen, was es für mich auch sehr viel runder macht. Weil ich bin eigentlich gar kein so Pils-Fan, aber das, muss ich sagen, mag ich sehr gern, also spannend. Wie ist es bei den Kunden, wie verteilt sich das zwischen dem normalen Pils und diesem?
Eveline: Also das normale Pils verkaufen wir schon mehr, aber davon verkaufen wir auch mehr im Fass. Die Flasche, die halten sich eigentlich ziemlich die Waage, Kellerpils und normales Pils.
André: Aber von dem Naturtrüben circa 30 % Anteil.
Markus: Also schon was, was sich lohnt, was auch Sinn macht irgendwann?
André: Wir sind bekannt in der Region für diese Flasche, für dieses Kellerpils, die kennen fast alle. Unser Meisterpils, war früher der Name, heute nennen wir es Pils. Das ist ein altes Etikett, wie es früher war, von 1955, ein nostalgisches. Aber das bekannteste hier ist das Kellerpils, naturtrüb, also das erste Mal naturtrüb hier war. Früher war ein Tabu, deswegen immer gedacht, das führt zu Autolyse und so weiter, aber eine Problemflasche war es eigentlich überhaupt nicht. Das ist so dieses gleiche Prinzip von Weizen eigentlich. Wenn man die Hefe gut behandelt und nicht im Stress lebt und diese kurze Haltbarkeit, kann man schon gut dieses Bier genießen.
Markus: Ja, also absolut. Apropos Rohstoffe mit dem Thema Hopfen, du hast gesagt, es kommt hier alles aus der Nähe, wir sind ja Bodensee, Tettnang, großes Hopfenanbaugebiet. Das heißt, da kommen auch die Hopfen her, die da jetzt drin sind. Habt ihr da schon mal ausprobiert so mit Grünhopfen oder sowas?
André: Nur so experimentell für unsere Kunden als Lohnbrauen, haben wir schon gemacht für Inselbier in Reichenau. Letztes Jahr haben wir auch ohne Hopfen Bier gemacht, für uns selber nicht.
Markus: Noch nicht, okay. Aber ist auch eine spannende Thematik, denke ich mal insgesamt, ne?
André: Ja, sehr.
Markus: Und kann man sich das wirklich so vorstellen, dass man da den Hopfen abschneidet und dann hierherfährt und den in Kessel schmeißt, oder?
André: Ist genauso gemacht worden. Aber wir haben Kaltbereiche und das war richtig herausfordernd für die Logistik. Weil sie haben ein Gartenfest gemacht und am Tage, haben dort gepflückt und der Hopfen kommt direkt und wir geben als Dry Hoping, am gleichen Tag.
Markus: Woah!
André: Das muss so circa 18:00 Uhr, vier Schachteln voll mit grünem Hopfen und haben sie direkt in den Tank gegeben.
Markus: Ist ja auch nicht ganz ohne, oder, wenn man im Kaltbereich ist und den Hopfen gibt so. Der bringt ja alles Mögliche mit, da wohnen ja auch Dinge in diesem Hopfen und so.
André: Und nicht nur das.
Markus: Ja, okay.
André: Das war schon ein Tag, kann man sagen, mit viel Action hier im Keller. Weil, das Bier lag schon ein paar Tage kalt und hat schon viel Kohlensäure gebunden und die dritte Hoping, ich war nicht schnell genug und dann es verfallen.
Markus: Kam das Bier entgegen, ja.
André: Wir haben wirklich viel Bier verloren an diesem Tag für den grünen Hopfen. Die waren alle sehr zufrieden mit dem Bier, es hat diese grüne Note gehabt, obwohl es ganz frisch war. Das war sehr interessant zu probieren. Aber vielleicht redest du Morgen mit dem Thomas Bundschuh, weil das war das Bier von ihm, dass wir gemacht haben.
Eveline: Aber er war nicht dabei.
André: Er war nicht dabei, ja, das Bier braue ich da.
Eveline: Die Bierdusche hast du gemacht.
André: Genau.
Markus: Ja, also da werden wir gleich noch drüber reden, über die anderen Biere. Und generell, für euch auch wieder Hintergrund, wir sind hier ja in der Nähe vom Bodensee und wir haben ja vor einiger Zeit schon mal einen BierTalk gemacht mit dem Benny Wabnig von der Inselbrauerei, und ihr seid euch eben verbunden beziehungsweise ein Teil der Biere werden hier abgefüllt oder auch gemacht. Und das ist natürlich auch schön und ich werde morgen dahinfahren und die auch besuchen. Und, ja, werde ich mich mal auch ein bisschen austauschen und gleich mal fragen, ob die das nächste Mal die Bierdusche vielleicht selber abholen, gucken wir mal. Ja, also wunderbar, jetzt waren wir auf dieser Schiene, jetzt würde ich sagen, du darfst gerne sagen, wie machen wir denn jetzt weiter, da stehen ja immer noch Flaschen rum.
André: Weizen.
Eveline: Weizen.
Markus: Dann der Weisse Leo, da bin ich ja mal gespannt. Ist ja auch so ein Bierstil, der in Franken eigentlich überhaupt nicht Zuhause ist. Also Weißbier ist bei uns relativ jung als Bierstil, weil das war bei uns einfach nie eine Weizenregion, war immer eher das Rotbier, was ja typisch Franke ist zum Beispiel, aber sowas hatten wir haben nicht. Okay.
André: Ich schenke komplett ein, aber mach dir keine Sorgen, du musst nicht den 1/2 Liter trinken.
Markus: Ich beschreibe jetzt mal für die Hörer, weil es passiert genau das, was die Eveline gerade erzählt hat, wir hatten eben den Anfang eingeschenkt, da war das wie ein Kristallweizen fast, also völlig klar und jetzt sieht man eben, wie die Hefe kommt und sich dann so richtig schön als kleiner Faden sich da so rein gibt und dann nach und nach sich auflöst. Und jetzt haben wir eben den klassischen Anblick von einem Weizen und auch wieder einen unglaublich fantastischen Schaum. Also das ist ja überhaupt, also ich bin vielleicht deswegen jetzt gerade so extrem bei dem Thema, weil ich jetzt drei Wochen in England war und das ist ja immer ein Drama, was das Thema Schaum angeht beziehungsweise auch eine konsequente Nichtwertschätzung, sagen wir mal so.
Eveline: Das ist aber auch Bierkultur.
Markus: Richtig, ja, ja. Also ich will meinen englischen Freunden hier nicht zu nahetreten, das ist eine ganz tolle Bierkultur und ich muss auch sagen, also wenn man in England in einem klassischen Pub sitzt, das ist sehr, sehr nahe an der Situation, wie wir das bei uns in einer Brauereigaststätte kennen. Also große lange Tische, die Biere sehr eingängig, sehr harmonisch, sehr rund, halt auf die Art und Weise, wie man das dort so macht als Reel Ale, aber man kommt mit allen Leuten ins Gespräch. Also das, was Bier eigentlich ist, so als Basis einer Kultur, wo man sich trifft und wo das Bier vielleicht nicht die Hauptrolle spielt, aber die Verbindung zwischen allen so ein bisschen herstellt und einfach die Brauerei der Ort ist, wo sich Leute treffen oder der Pub und einfach das Kommunikationszentrum sozusagen, wie bei uns halt auch so eine Gaststätte. Und das ist schon auch schön, wie die Engländer das doch leben und Gott sei Dank doch in vielen Ecken, wo das wieder auflebt, hören wir ja viel, dass viele auch geschlossen werden, aber aktuell gibt es das auf jeden Fall noch. Okay, so, jetzt aber wollen wir uns diesem wunderbaren Bier widmen. Prost!
André: Prost!
Markus: Ich rede schon wieder viel zu viel. Ja, also ich will euch nicht immer was vorerzählen, das ist ja eigentlich euer Bier, aber ich kann mal kurz meine Eindrücke schildern und dann könnt ihr ja gerne ergänzen. Also auf jeden Fall ein wunderbares Weißbier, man hat so diesen Bananencharakter, wie man so schön sagt, also diese sehr fruchtigen bananigen Aromen. Wird ja immer gesagt, welche Farbe hat diese Banane, dann sind wir hier irgendwo zwischen grün und gelb, würde ich sagen, sehr, sehr, ja, einnehmend, sehr, sehr rund. Und ein tolles Mundgefühl, dieses Moussierende finde ich sehr schön. Also das kommt in den Mund, füllt den ganzen Mund aus, die ganze Zunge ist voll von diesem Bier sozusagen. Es changiert so ein bisschen, man hat ein bisschen Säuerliches, ein bisschen was Süßes, also ist nicht nur süß. Man hat ja oft so diese eher extrem süßen Weizenbiere, da haben wir hier nicht, sehr ausgewogen und dadurch auch hintenraus so, dass es einen nicht komplett sattmacht, sondern man auch wieder Lust hat, daran auch gerne weiterzutrinken. Auch hinten raus kommen dann so ein bisschen diese phenolischen Noten, also ein bisschen die Gewürznelke, was man so schön sagt, was in diese Richtung Muskat so ein bisschen geht. Also auf jeden Fall ein sehr, sehr volles Bier, das auch wieder sehr viel zu erzählen hat und, ja, also Spaß macht auf jeden Fall beim Trinken. Wie würdet ihr es beschreiben, was würdest du sagen?
André: Ja, wir haben, seit wir hier sind, dass unsere Weizenbiere nicht so bananig sind, wir haben schon dieses Gleichgewicht von Nelke auch. Das ist stark, was viele Kunden auch merken, unsere phenolische Note kann man gut merken. Die Nelke und die Banane, hast du Recht, das ist so in Richtung grüne Banane, was wir immer merken. Und ab und zu, es kommt drauf an auf die Art vom Bier, das kann man schon ein bisschen an der Nase, so tropische Früchte, Anis, Vanille, es ist ein sehr komplexes Bier. Und es ist auch bei uns Brasilianer, war ich so begeistert mit dem deutschen Bier, auch so Craft Beer die ganze Zeit und wir haben immer dieses American Lager getrunken, das ist wie ein Maß Bier. Und hier haben wir so viel Komplexität in einem Glas, das ist unglaublich. Und hier, auch in der Nähe, sind auch super andere Brauereien, die machen immer super Biere, aber alle haben ihren eigenen Charakter. Und das ist wie unseres, das ist ein Unikat. Ich meine, im Vergleich mit unseren Kollegen, es ist immer ein bisschen anders. Und das hat unsere Kundschaft mit der Banane bei dieser Sorte von Weizen, das ist unser Weizen, ist jetzt eigentlich so und es hat dieses Gleichgewicht mit dem Phenolischen, so Nelke und auch Banane und nicht reife Banane, aber grüne Banane.
Markus: Ja, naja, das macht das Ganze ja auch noch mal frischer. Und ich finde auch, jetzt, wo du es gesagt hast, also diese Vanillenote merke ich auch hier und auch dieses Tropenfruchtige. Also Weißbier hat überhaupt, das hat so ein schönes Spektrum, was es entwickeln kann, wenn man die Hefe lässt. Deswegen habe ich auch eben gerade nachgefragt, mit eurer offenen Gärung und so. Das ist auch insgesamt, wenn ich in der Welt so unterwegs bin, es versuchen ja sehr viele Brauereien, ein Weißbier zu machen und sehr oft bleibt es eher bei dem Versuch, weil die oft Probleme haben einfach mit den Gärtemperaturen, das vernünftig hinzubekommen. Und es ist immer irgendwie ähnlich, aber es ist nie wirklich das, was man so unter einem Weißbier versteht. Das merkt man auch bei den Wettbewerben einfach oft, dass es ganz schwer ist, eins zu haben, wo man wirklich diese Komplexität aus diesen Bananennoten, sage ich mal und der phenolischen Note auf der anderen Seite, dazwischen irgendwie noch einen Körper, eine schöne Vollmundigkeit und einen Biercharakter, ein bisschen Bittere auch, die Säure. Das alles irgendwie in Einklang zu bringen, ist echt nicht leicht. Und habt ihr hier sehr schön gemacht und wieder eben auf eine sehr schön trinkbare Art und Weise, was dann eben oft so ein bisschen umschlägt bei anderen in ein sehr wuchtiges, vollmundiges, sehr sattmachendes Bier sozusagen. Wie lange gibt es das schon?
Eveline: Seit 98.
Markus: Okay. Und gibt es da einen Grund dafür?
Eveline: Weil wir damals das Sudhaus neu gebaut haben und da im Sudhaus selber hat sich ein kleiner Raum ergeben, wo wir Platz hatten für diesen Bottich, wo wir das Weizen machen. Weil, das Weizen ist ja obergärig und wir haben bis dahin nur untergärige Biere hergestellt. Wir wollten das aber gerne wegen der Hefe trennen und deswegen mit dem Sudhaus, neuer Raum, neuer Bottich, neue Hefe.
Markus: Hat sich das ergeben. Und das heißt also für euch jetzt heute in der Arbeit, die obergärige Hefe wird dann auch extra separat gehalten.
André: Genau.
Markus: Nehmt ihr da immer frische oder habt ihr einen Propagator oder wie macht ihr das?
André: Erst fangen wir an mit der Trockenhefe und dann wird abgehoben, die Hefe, so am Ende von der Gärung und dann sofort auf das nächste Bier verwendet und dann wird von immer 3 Suden in einem Tank gekreuzt oder kombiniert. Weil wir merken auch, die Trockenhefe ist erst so immer ein bisschen schwach im Aromengeschmack, aber die Zweite geht los und die Dritte ist brutal aromatisch. Wir haben früher Hefe von einer Brauerei geholt, aber da hatten wir es immer ein bisschen anders und heute haben wir das Bier immer gleich und seitdem haben wir eine Verbesserung von der Qualität. Es ist nämlich nicht stabil geworden und da sind wir sehr zufrieden mit den Hefen. Das ist eine Hefe, die nicht so billig ist, das ist ein Münchner Classic, Lallemand, Doemens und so weiter, aber so eine sehr gute Hefe und bringt dieses Gleichgewicht vom Ersten und auch dieses Phenolische.
Markus: Das finde ich jetzt interessant, was du da erzählst, weil mir das auch viele Trappistenbrauereien erzählt haben. Oh, die Eveline muss gehen. Haben wir auch noch nie, machen wir live im Podcast eine Verabschiedung. Also schön, dass du dabei warst, wir machen noch ein bisschen weiter, weil wir da noch ein paar Biere stehen haben. Aber vielen, vielen Dank und bis bald sozusagen. Und liebe Hörer, wenn ihr vorbeikommt, sagt der Eveline einen schönen Gruß.
Eveline: Tschüss.
Markus: Tschüss. Ja, ganz interessant, weil, als ich mich viel mit den Trappistenbrauereien beschäftigt habe, ist es so, dass viele sagen, das Geheimnis ist auch so ein bisschen, dass die praktisch einen Sud brauen, den zur Gärung ansetzen und dann brauen sie am nächsten Tag wieder einen Sud oder auch 2 Tage später oder 3 Tage später und geben den dann zu dem bereits Gärenden dazu, weil die Hefe dann eben schon im vollen Saft steht und dann noch mal aromatisch ganz anders loslegt. Und man dann in dieser Mischung aus diesen 2 oder manchmal sogar 3 Suden, einfach das an Aroma rausbekommt, was man will. Und gerade bei den Trappistenbieren ist ja die Hefearomatik so wichtig und vielleicht hat das auch ein bisschen was damit zu tun. Also klingt jetzt so ein bisschen auch nach dem, was du mir erzählst, dass ihr sagt, ihr verschneidet da eben verschiedene Sude, um da eben eine schöne gleichmäßige Aromatik hinzubekommen.
André: Und auch diese Abheben-Geschichte, dass für die Nächste verwendet wird, da ist so viel Kontakt mit Sauerstoff, dass die Hefe immer am Vermehren ist. Es ist nur das Gären, aber das bringt schon viel Aroma hier. Ich habe es auch für andere Kunden mal gemacht so im geschlossenen Tank, so ein konischer Tank, das Bier ist schon gut, hervorragend, aber kann man nicht vergleichen mit der offenen Gärung, diesen spezifischen Stil.
Markus: Gibt es da für euch eine Herausforderung, also muss man anders arbeiten, wenn man so einen offenen Tank hat?
André: Der offene Tank ist viel empfindlicher. Wir haben alles, was so möglich, keinen Schlauch mehr und alles Edelstahl und muss immer geschlossen sein, einfach weil schon viel CO₂ unten. Wir haben so eine Absaugung, aber muss ein bisschen, wenn die Hauptgärung am Laufen ist, man muss ein bisschen aufpassen wegen Kondensat, aber muss alles geschlossen sein. Und seit wir alles voll schlauen und so weiter, hier dämpfen alles, das ist gut, geht auf 130 Grad. Weil das ist ein sehr empfindliches Bier und wird ja nicht pasteurisiert, habe ich keine kurzzeitige Hitze. Das Bier ist jetzt gerade in diesem Lagertank, erst einmal wir brauen und wir gären offen, dann geht es in den Lagertank und danach wird abgefüllt ohne Sterilisation, ohne Pasteurisation, nichts. Und das ist schon, das muss alles richtig sauber arbeiten.
Markus: Absolut, ja, also weil, sonst funktioniert das absolut nicht so. Und was ich auch interessant finde, gerade bei dem Thema CO₂, hat mich mal einer gefragt, als wir eine Brauereiführung hatten und da gab es auch offene Gärbottiche, ob er sich da jetzt nicht mal drüber beugen soll, um so das Aroma zu bekommen? Da habe ich gesagt: „Das kannst du schon machen, aber das beendet dann dein Leben, weil einfach die CO₂-Schicht oben da drüber ist und wenn man davon einen tiefen Atemzug nimmt, ist das Blut gesättigt mit CO₂ und dann war es das. Und früher hat man in den Brauereien dann oft entweder irgendwelche Tiere gehabt oder Vögel oder Kerzen, die man am Boden hatte, die dann einfach, wenn man gemerkt hat, der Vogel hört auf zu singen, dann ist es Zeit rauszugehen. Gott sei Dank ist CO₂ schwerer als Luft, das heißt, es sammelt sich am Boden und man kann dann rechtzeitig noch gehen. Aber ist in der Tat in Brauereien gerade mit offener Gärung ein wichtiger Punkt, wo man gucken muss, dass eben die Sicherheit auch passt. Ja, also tolles Bier. Wunderbar, damit haben wir jetzt so ein bisschen die Klassiker sozusagen durchprobiert. Ist das so das Sortiment oder gibt es noch andere klassische Bierstile, also habt ihr vielleicht auch ein Export oder Dunkles oder irgend sowas auch mit im Programm?
André: Was haben noch, sind die Saisonalbiere. Wir haben ein Märzen und ein Jahrgangsbier, was Eveline kurz gesagt hat, das ist ein heller Bock und noch ein Festbier. Festbier, haben wir den Namen genommen, weil das die Kunden nicht irritiert, aber eigentlich ist es ein Wiener Lager. Ist schon viel, fast 50 % vom Malz ist Wiener Malz und das Bier hat eine rötliche Farbe. Das kriegen wir im Dezember, so ein Winterbier eigentlich.
Markus: Spannend. Also gut, da muss ich dann noch mal wiederkommen.
André: Ja, gerne.
Markus: Okay, ja, wir haben noch ein paar Bierchen dastehen. Möchtest du noch was verkosten, frage ich mal so?
André: Das Black Lion, weil das aus unserem normalen Sortiment kommt und, ich glaube, kennst du auch.
Markus: Ja. Also kann man ja noch dazu sagen, also ich bin ja auch in der GBCU, das ist die German Beer Consumers Union und da gibt es einen Wettbewerb, auch einen Bierwettbewerb, Lieblingsbier! und der wird jedes Jahr veranstaltet. Und das Besondere ist, dass das ein bisschen anders abläuft als bei normalen Bierwettbewerben. Weil, bei normalen Bierwettbewerben reichen Brauereien ihre Biere ein und die Jury verkostet diese Biere dann blind, das heißt also, die wissen nicht, von welcher Brauerei welches Bier ist. Und dann gibt es eben entsprechend irgendwelche Medaillen, was auch wunderbar ist. Und die Idee beim Lieblingsbier! ist eben, weil es ja aus einer Konsumentenvereinigung kommt, dass nicht die Brauereien die Biere einreichen, sondern dass die Kunden, also die Konsumenten selber sagen, ich habe ein Lieblingsbier, das mag ich besonders gern, das reiche ich jetzt bei diesem Wettbewerb ein. Das heißt also, die Brauerei hat gar keinen Einfluss drauf, ob das Bier eingereicht wird oder nicht, sondern es kommt eben von einem Kunden sozusagen oder einer Kundin. Und dann ist es aber so, dass natürlich die Jury die Biere kennt, also man weiß, welches Bier welches ist, trotzdem sind es alles erfahrene Leute, die auch gut damit umgehen können, und dann wird dieses Bier eben verkostet bis zu einer Finalrunde. Und da wart ihr eben letztens Jahr dabei und auch erfolgreich im Finale, das muss man auch sagen, also eines unserer absoluten Lieblingsbiere. Und insgesamt auch ein sehr erfolgreiches Bier, weil, wenn man sich die Flasche anschaut, sind schon 4 European Beer Stars da drauf, einer in Gold, einer in Silber, zwei in Bronze. Das ist natürlich auch noch eine Hausnummer. Also wenn ein Bier sowas aufweisen kann, viel mehr Qualität muss man gar nicht sagen, weil das weiß man dann. Also eine tolle Geschichte. Ja, vielleicht ein bisschen, hast du dieses Bier entwickelt oder wie ging das?
André: Genau, als ich hierherkam aus Brasilien und ich begann mit dem deutschen Stil, hat mich gewundert, dass es im Schwarzwald kein Schwarzbier gab.
Markus: Ja und kein Rauchbier, aber lassen wir das mal beiseite.
André: Und dann haben wir in unserem Probelager so 15 Liter, also Hobbybrau, ein paarmal entwickelt und unser Fünftbestes, hat die Frau gesagt: „Das ist die Gute“ und dann haben wir es in den Markt gebracht. Das ist immer aber schon ein bisschen, kann man sagen, wenn du ein bisschen Sorgen hast, weil das ist ein ganzes anderes Bier, als wir hier in der Nähe haben. Und es kann sein, das 80 % gesagt haben, das ist so stark oder das ist so vollmundig oder so intensiv und das ist nicht meins. Aber die 20 % haben gesagt: „Woah, das ist ein Bier, dass ich ab und zu trinken will.“ Das ist für mich ein Bier statt Kaffee, dass ich, wenn ich schlafen gehe und einen Kaffee möchte, aber dann schlafe ich gar nicht mehr, dann trinke ich ein Black Lion oder mit Dessert mit Schokolade. Und das ist ein Bier, das hat wirklich viele Fans aus der Craft-Branche. Und hat die Tür geöffnet für die Craft-Beer-Kollegen, weil die haben gesagt, wenn ich ein Black Lion mache, solch ein Bier ist sehr interessant, kannst du ein IPA für uns machen? Hier in Bräunlingen haben wir nicht den Markt dazu. Aber letztes Jahr war circa 20 % von all unserer Produktion Craft Beer. Für Tübingen, Freiburg, Reichenau und so weiter, wir verkaufen es fast nicht in Bräunlingen, das sind 2, 3 Kisten pro Monat, aber das läuft viel in der Stadt, wo viele ausländische Studenten, die sind begeistert von dem Craft Beer.
Markus: Also das heißt, ihr füllt Biere für andere Brauereien ab und ihr braut auch Biere für andere Brauereien?
André: Wir brauen viel Bier für andere. Eigentlich sind es Gypsy Brauer oder kann man sagen Garagen-Brewers. Und mit dem Rezept waren sie zufrieden und haben gesagt: „Super, ich mag mein Bier so und ich möchte es gern jetzt ein bisschen professioneller machen oder dann doch in Flaschen abgefüllt.“ Das ist kein Problem, die Qualität haben im Markt und dann sind sie zu uns gekommen und wir haben dann viele Sachen zusammen gemacht.
Markus: Und das kann ich mir so vorstellen, die haben dann praktisch ihr Rezept und dann kommen die zu dir und sagen, okay, das ist mein Rezept und dann macht ihr einen Probesud und passt vielleicht noch ein bisschen was an, weil die Anlage ja vielleicht etwas anders ist als so eine kleine Heimbrauanlage und dann kommt dieses Bier am Schluss dabei raus, kann man sich das so vorstellen?
André: Genau. Wir adaptieren auf unsere Anlage, in ein paar Sachen kann ich unsere Erfahrung geben und so weiter, aber wir respektieren soweit wie möglich die Rezepte original von unseren Kunden.
Markus: Spannend! Also da gibt es die Biere von Freistil zum Beispiel, wo ja auch im Wettbewerb schon einige dabei waren und eben von der Reichenauer Inselbrauerei auch zum Beispiel. Da, wie gesagt, werde ich morgen vorbeischauen, bin ich auch schon mal gespannt. Jetzt haben wir aber euren Black Lion und auch da wieder muss ich sagen, ganz, ganz toller Schaum als es hier ins Glas gekommen ist. Auch jetzt immer noch ist der wunderbar da und der hat auch eine tolle Farbe. Also das ist ja, vermisse ich oft so bei Schwarzbier, die haben dann oft eher so den fast hellen Schaum und hier, der Schaum ist ja Kaffeefarben fast, also das ist sehr, sehr schön, passt dann natürlich auch toll auf dieses komplett schwarze Bier. Auch das muss man sagen, also da macht es dem Bierstil Schwarzbier mal wirklich alle Ehre. Und jetzt riechen wir mal rein. Ja, die klassischen Röstaromen, so ein bisschen Schokolade, ein bisschen Kaffee, aber auch so ein bisschen was leicht Fruchtiges, leicht Florales wieder so auch ein bisschen. Das heißt, hier sind auch wieder Hopfe mit im Spiel, oder?
André: Hopfen haben wir in diesem Bier richtig wenig im Vergleich mit den anderen. Die Bittere kommt fast alles von dem Malz, weil wir haben hier wirklich viele Röstmalze dabei, das sind 8 verschiedene Sorten Malz. Und ich denke, dieses Florale kommt ein bisschen von der Hefe. Wir gären nicht auf Hochtemperatur, aber hast du auch gemerkt bei den anderen, Pils und Helles und so weiter, diese florale Note, und wir gären alles bei 10 Grad. Es kann sein, ein paar Blumige, dass es von unserer Hefe kommt. Wir füllen so maximal viermal die Hefe, die wir kriege und die ganze Komplexität kommt, denke ich, von den Malzen in diesem Bier. Weil es sind viele verschiedene Karamellmalze, ein Tick Rauchmalz auch dabei, das hast du schon gemerkt.
Markus: Sehr schön, ja.
André: Ohne das, es gibt keine Schokolade. Und da, diese Komplexität von den verschiedenen Farben der Malze kommt. Das ist, dieses Bier, ich mag es immer, sehr gerne brauen wir es, sehen den Unterschied, wenn wir unseren Kasten von Malz geben. Erst einmal von ganz dunkel und schwarz geröstet auf Maximum, CARAFA 3 Spezial ohne Spelzen, das ist richtig schwarz, Tinte, und danach geht es auf CARAFA 2 und CARAFA 1. Und dann gibt es BestX von Bestmalz das ist schon gemischtes Malz. Und danach kommt die CARAFA und dann Münchner, Münchner II, und das geht dann auf Pilsner, nur so die Basis und das bringt schon viel Komplexität. Rauchmalz ist auch dabei. Das ist eine Sorte von Bier, man muss wirklich aufpassen, dass alles richtig sauber ist, weil, wenn ein kleines bisschen von Staub bleibt in unserer Schrotmühle, das nächste Bier ist viel dunkler. Ich kann kein Pilsner brauen direkt nach dem Black Lion.
Markus: Dann kommt der Schwiegervater wieder an, ja, genau.
André: Das Bier dann ist nicht hell genug.
Markus: Ja. Also ich muss sagen jetzt, je wärmer es wird, umso mehr kommt die Schokoladennote. Also das Schöne ist auch, das ist eine richtig komplexe Schokolade, also da ist Nuss dabei, klassische Schokolade, Milchschokolade, Malzröstaromen, geht auch wieder so ins nussige, Haselnuss, aber auch so Paranuss, also ganz verschiedene Aromen, ja. Jetzt muss ich doch mal probieren, habe ich noch gar nicht, Moment. Auch wieder ein schönes Mundgefühl und in der Tat, es spielt so zwischen Kaffee und Schokolade und eine ganz schöne Bittere. Also man denkt ja fast, okay, wenn das so schwarz ist, dann muss da ganz viel Röstbittere sein, ist aber gar. Also sie ist natürlich da, aber auf eine sehr angenehme Art und Weise. Man hat diese Schokoladenaromen auch von der süßen Schokolade so ein bisschen. Also es schwingt und ist, wie du sagst, das ist so ein gute-Nacht-Bier, kann ich mir sehr gut vorstellen.
André: Genau, die Farbe passt. Und geben eine Haltbarkeit, ganz anders als die frischen Biere, weil da haben wir gemerkt, dass die Komplexität auch viel bringt. Ich trinke persönlich dieses Bier, wenn es 2, 3 Jahre alt und ich finde es immer so toll, wie es sich entwickelt. Das ist ein Bier, das wir reifen können. Der Alkohol ist niedrig und danach gärt nicht viel nach, aber die Oxidation, die normalerweise passiert. Durch die Kronkorken gehen etwa 3 ppb pro Tag Sauerstoff, die sowieso kommen, weil so ein Kronkorken nicht mit dem Wachs das tut. Das wird immer komplexer, das ist ein Bier, da kann man so verschiedener Zeit genießen. Auch die Temperatur ändert auch viel. Wenn es sehr kalt, kann man schon nicht mehr die Rauchnoten merken, wenn ein bisschen wärmer, dann merkst du, all diese Schokoladenkomplexität vom Kaffee. Ein paarmal merken ein paar Leute Lakritz, ein paarmal denken Leute, das ist Toastbrot, das ist ein total komplexes Bier.
Markus: Also was ich jetzt finde, und das war schon, bevor du es gesagt hast, dieses Lakritz und zwar aber wirklich. Also in Bamberg ist ja Süßholzanbaugebiet eigentlich gewesen und seit einigen Jahren bauen die das auch wieder an und das heißt, bei uns gibt es jetzt wieder Süßholz. Und das kann man dann, so wie in einer Streichholzschachtel, sind so kleine Stückchen Wurzeln und auf denen kann man dann rum kauen und so. Und das ist genau dieses Aroma. Also bei Lakritz ist dann ja oft so dieses eher Künstliche, hier ist es wirklich, wie Süßholz ist. Weil das hat auch so einen Frischeanteil, also Minze wäre das falsche Wort, aber geht in so eine Richtung, also so eine erfrischende Note.
André: Pfeffriger, sowas.
Markus: Pfeffriger, ja, irgendwie so und das, finde ich, merkt man hier richtig toll, also sehr, sehr spannend und macht es eben sehr, sehr komplex. Also da kann ich mir sehr gut vorstellen, warum unsere Jurykollegen dem die ganzen Beer Stars verliehen haben. Beim Schwarzbier war ich, glaube ich, noch nie am Finaltisch, deswegen bin ich da ganz unschuldig, aber toll. Und auch schön, dass du sagst, ein bisschen Rauchmalz, das schmeichelt mir natürlich und es passt ja auch zum Schwarzwald ein bisschen …
André: Total, ja.
Markus: … ein Schinken muss ja auch ein bisschen geräuchert sein. Ja, wirklich ein ganz, ganz tolles Bier. Und natürlich auch in eurem Portfolio, wenn man sagt, wir haben den Weissen Leo sozusagen und den Black Lion, dann so als Gegenstück so ein bisschen. Und da ist ja auch der Leo, ist da mal der Löwe vom Löwenbräu, denke ich mal, schön auch von der Konsistenz her, cool gemacht. Ja, das ist wirklich ein tolles Bier. Und wie du sagst, das muss man, glaube ich, kann man auch altern, kann man auch ein bisschen damit spielen, wie sich das entwickelt, sehr, sehr schön. Was heißt denn Baaremer Schwarzbier?
André: Weil ich möchte gerne ein Schwarzwälder, aber da hat der Seniorchef, hier ist nicht der Schwarzwald, hier ist Baar und deswegen heißt es eben Baaremer. Ist eigentlich schon was Einziges, dass es nicht überall gibt. Das ist eigentlich nicht wie ein Schwarzbier, ein Schwarzbier ist anders. Aus der Kategorie ist es ein Böhmisches Lager, dunkles Böhmisches Lager, weil es ist ein bisschen komplexer als Schwarzbier. Wir haben immer gesehen, also der brasilianische und der deutsche Stil, ist ein Schwarzbier fast ein Pils dunkel. Und dieses nicht, dieses ist vollmundiger, das ist komplexer. Und da haben wir gesagt: „Okay, das wird ein Baar“, einfach es ist exklusiver.
Markus: Ja, es macht seinem Namen alle Ehre. Also das ist auch so ein Punkt, wenn man einfach nur quasi ein Pils mit Röstmalz oder so, dass kann nie so eine Komplexität erreichen und das ist natürlich schon eine ganz andere Nummer. Okay, dann habe ich es falsch ausgesprochen, dann ist es Baaremer Schwarzbier sozusagen, wieder was gelernt
André: Ja, genau.
Markus: Ja, also auf jeden Fall toll, ein tolles Bier. Hat auch zurecht gewonnen, nicht nur bei uns, eben auch beim Beer Star, also kann man auch euch nur empfehlen. Und das Gute ist, wenn du sagst, man kann es ein bisschen lagern, dann kann man sich auch ein bisschen mehr bestellen und kann das dann vielleicht in den Keller stellen und dann immer mal wieder alle paar Monate eins rausholen und eins probieren. Und passt sicherlich auch gut zu einer Kugel Vanilleeis oder vielleicht auch ein bisschen Kirschen dazu, dann hat man die Schwarzwälder Kirschtorte dabei, je nachdem, auf jeden Fall cool.
André: Und hier riechen die Leute das Räuchern von den Schwarzwälder Schinken.
Markus: Woah!
André: Diesen Geruch in der Luft möchte ich gerne in einem Bier haben. Das Black Lion trifft nur einen Teil, optimal wäre ein Rauchbier. Wir haben noch nicht das Publikum dazu, vielleicht in Zukunft.
Markus: Ja, könnt ihr ja mal probieren. Genau, aber du experimentierst ja auch viel mit Hopfen und mit anderen Dingen, das heißt also, das ist schon auch interessant, dass du sagst, wir haben hier einerseits so eine sehr traditionelle Brauerei, aber eben Spielräume, vielleicht auch mit den Kunden, wo man dann ein bisschen spielen kann und eben unterschiedliche Dinge probieren kann, cool. Also dann sage ich ganz, ganz vielen Dank auch für diesen Einblick in eure Brauerei und kann den Hörerinnen und Hörern nur empfehlen, also kommt mal vorbei. Gibt es denn einen Onlineshop oder wie kann man eure Biere kaufen?
André: Leider wir verkaufen nur wirklich regional, das steht ja auf unserer Homepage, wir verkaufen im Umkreis von 50 Kilometer von hier. Wir haben Kunden, die kommen von weit und hierherkommen zum Kaufen, weil wir haben noch keinen Onlineshop, wir haben noch nicht die Struktur dafür. Die Familie macht schon fast alles, wir sind jetzt in einer neuen Phase zu entwickeln. Wir hoffen, in Zukunft ein bisschen mehr entferntere Kundschaft zu haben, aber es muss erst einmal hier in Bräunlingen kommen.
Markus: Ja, genau. Also in Bräunlingen, ich bin ja heute hierhergefahren, das ist auch eine sehr schönen Anfahrt, muss man auf jeden Fall sagen, eben durch den Wald und man sieht eben die hügelige Landschaft. Und das ist wirklich einfach so, wie man sich das vielleicht im Märchen vorstellen würde, wie ein Schwarzwald ist, genauso ist das auch ein bisschen. Es gibt aber in Stuttgart zum Beispiel, kann ich die Biere kaufen oder Ludwigsburg oder so?
André: Freiburg.
Markus: Freiburg, na gut, immerhin, das ist doch schon mal ein Anlaufpunkt.
André: Genau.
Markus: Okay. Und ansonsten in den Shownotes natürlich die Kontaktdaten, dann könnt ihr auch einfach schreiben, wenn ihr vorbeikommen wollt, könnt euch auch mal die Brauerei anschauen und dem André dann selber Bescheid sagen. Okay, gut, dann vielen Dank noch mal. Und jetzt trinken wir hier noch gemütlich aus und wünschen euch, liebe Hörer, noch einen schönen weiteren Tag.
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