BierTalk Spezial 43 – Fidel Podcast Mensch & Bier mit Jerome Vazhayil (digitalsaal) und Erik Schnickers (BierAkademie)

Der BierTalk war mal wieder zu Gast bei Freunden. Diesmal bei „Fidel“ vom Digitalsaal, mit dem wir gleich eine ganze Serie von Videos aufgezeichnet haben. Der erste Schnipsel beschäftigt sich mit Biergläsern und Pils und den vielen Unbilden, denen sich „mann“ in der Bierwelt oft so stellen muss. Am besten ran ans Glas und mitverkosten…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute gibt es mal wieder was Besonderes, wir haben nämlich einen anderen Podcast besucht und zwar den Fidel-Podcast Mensch und Bier, zu dem wir von einem Freund eingeladen worden sind. Dieser Freund ist Jerome Vasail und er arbeitet bei der Essener Agentur DIGITALSAAL. Im Folgenden hört ihr also den Mitschnitt von dieser ersten Podcast-Folge, es geht um das Thema Pils und um das Thema Glas und die generelle Einstellung zum Thema Bier. Zweiter Gesprächspartner von der BierAkademie war in diesem Fall Erik Schnickers, der zusammen mit mir unseren Video-Biersommelier-Kurs betreut.

Fidel: Jetzt so, ich meine, weil wir heute auch einfach übers Pils reden und ich ja so ein paar mitgebracht hab, also so vom Feeling her, welche würdet ihr zuerst aufmachen?

Erik: Ich würde erst das Fiege nehmen und dann das Urquell, weil, das Urquell hat halt nochmal einen besonderen Geschmack. Wir hatten ja grade schon gesagt, dass wir nicht auf Fehlaromen eingehen, also es ist ja kein Fehlaroma, aber ist ja böhmisches Pils, also von daher.

Markus: Ist ein anderes Bier eigentlich.

Erik: Genau, da hast du noch mal so ein bisschen eine andere Geschmacksversion und da kann man halt vielleicht sagen, das es halt ein deutsches Pils gibt, also eine Range, wo die deutschen Pils-Sorten drin sind. Also die Norddeutschen sind ein bisschen herber meistens als im Rest von Deutschland und dann hast du halt hier so ein böhmisches Pils und das ist einfach, der Beste Vertreter ist das Pilsner Urquell.

Fidel: Für das böhmische Pils?

Erik: Ja, das ist so der Urvertreter dafür.

Markus: Also es gibt nicht wirklich die perfekte Reihenfolge. Also du kannst es historisch angehen, dann würde man wahrscheinlich das Urquell zuerst aufmachen.

Erik: Ja.

Markus: Du kannst es sensorisch angehen, dann würde man wahrscheinlich mit Veltins anfangen. Du kannst es nach den persönlichen Vorlieben machen, nach der Bittere. Und es ist auch die Frage, ob wir heute alle trinken wollen? Die Frage, was wir heute noch so vorhaben? Aber ich stimme dem Erik, du hörst zu, wir können gerne mit dem Fiege anfangen. Vorteil, da musst du auch gar keinen Öffner bedienen.

Fidel: Aber das würde ich gleich mal ausprobieren, ich will mal gucken, ob ich das hinbekomme. Aber, ja, dann lass uns mal mit dem Fiege anfangen, aus Bochum kommt, ne. Machst du das?

Markus: Ich kann das, gerne.

Fidel: Weil, ich möchte gerne sehen, wie ihr eingießt.

Markus: Okay, gut, dann haben wir jetzt natürlich eine Menge zu tun. Also als Erstes muss man überhaupt mal schauen, ob das den akustischen Test überhaupt besteht. Das ist bi so einem Bier natürlich ein Thema, weil, wir haben ja den Bügelverschluss und den muss man hören. Und da gibt es tatsächlich auch Designer, Audio-Designer, die sich Gedanken drum machen, wir dieses Plopp sich anhört und so.

Fidel: Es gibt Leute, die designen quasi Bügelverschlüsse, damit die auf eine gewisse Art und Weise ploppen?

Markus: Quasi, ja, also, ja, es gibt Akustik-Designer, die sich um solche Dinge Gedanken machen.

Erik: Die sich ja auch beispielsweise Gedanken machen, wie Chips crunshen zum Beispiel, das ist auch so ein Ding.

Fidel: Ja, ja, klar.

Erik: Aber wir sind ja beim Bier, also klar und ich glaube, hier haben wir auch so einen Vertreter, der ist da ziemlich intensiv bei. Und ich glaube, es war mit einer der Ersten, der das gemacht, damit man das vernünftige Plopp-Erlebnis hat.

Markus: Genau, Flensburger hat daraus ja wirklich eine Marke gemacht, aus dem Plopp sozusagen.

Fidel: Okay, dann machen wir jetzt Folgendes, kurz Stille, 21, 22, Plopp, 21, 22 und dann geht es weiter, ja?

Markus: Genau, hoffen wir mal, dass es auch seinen Job macht.

Fidel: Okay.

Erik: Gehe ich von aus.

Fidel: Also.

Markus: So muss das.

Erik:  das war ein ordentlicher Plopp.

Markus: Ein klares Plopp, sehr präsent.

Fidel: Das ist das erste Mal, dass ich wirklich ganz krass auf dies, ne, man hört es ja immer, wenn man da so ein Fiege aufmacht, also ich aus Bochum, in Bochum aktuell wohnt und immer in der Umgebung von Bochum gewohnt sein ….

Erik: Wohnte, ansässig war.

Fidel: … gewohnt zu sein …

Markus: Du warst gewohnt, dort zu wohnen.

Fidel: Ich habe gewohnt, um in Umgebung von Bochum zu wohnen, ja, kommt man an dem Fiege natürlich nicht vorbei.

Erik: Nein.

Markus: Ja.

Fidel: Und es ist natürlich auch immer klar, man lässt es immer ploppen, aber das ist das erste Mal, dass ich das Plopp richtig gehört habe.

Markus: Ja, man muss ein Bier mit allen Sinnen genießen und da gehört das auch dazu, auf jeden Fall. Ja, da haben wir dieses wunderschöne Plopp. Und es gibt sogar eine Frage, wie rum dann dieser Deckel fliegt und so. Also, da kann man sich stundenlang damit beschäftigen, weil es für die Firmen natürlich auch ein Thema ist, das nehmen die Leute halt unterschwellig wahr und damit bauen sie auch eine Markenbindung auf, mit solchen Themen.

Fidel: Und das hat eine bestimmte Bedeutung?

Markus: Ja, man sieht halt das Logo.

Erik: Ja.

Markus: Ne, wenn das immer so fällt …

Fidel: Ach so meinst du das.

Markus: … dann siehst du halt kein Logo.

Fidel: Ja, ja, genau.

Markus: Aber so haben die Leute dann, wenn sie das Bierchen anschauen, so, das von vorne ansiehst, dann hast du halt eine durchgängige Markenpräsenz und das ist auch wichtig.

Fidel: Es sei denn, du nimmst die Innenseite und formst die auf eine gewisse Art und Weise. Wird natürlich das Ding ein bisschen teurer machen.

Markus: Naja, es hat, ich meine, also wir können da drüber auch eine Stunde reden. Das hat was mit dem Schwerpunkt zu tun, ich habe hier ja ein Gewicht und ich habe eine Bohrung und je nachdem, wo man diese Bohrung ansetzt, sorge ich eben dafür, welche Seite schwerer ist. Und die fällt hier über dieses Öffnen, fällt die dann und kann die eigentlich nur so.

Fidel: Alles klar.

Markus: Außer wir sind im Weltraum, dann wäre das natürlich anders, aber so.

Fidel: Ja, ja, sicher, ja.

Erik: Sind wir aber nicht.

Markus: Sind wir aber nicht, genau. Also, egal, also, wie gesagt, es ist einfach interessant, über was man sich alles Gedanken machen kann und vielleicht sogar muss, rund um dieses Thema Bier, wenn man halt eine gewisse Marke, eine gewisse Größe erreicht hat.

Erik: Und du hast auch nochmal zwei Sachen, das eine ist natürlich das Wirtschaftliche. Weil, man könnte über Haptik jetzt natürlich noch mehr machen, indem man die Etiketten entsprechend. Manche machen das ja, Krombacher hat ja beispielsweise diese Relief-Flasche oder wie unser lieber Freund Tim Gleim immer sagt, diese Disco-Flasche. Und da hast du natürlich dann auch nochmal so eine Haptik dabei. Ist aber natürlich da nur für die Gastronomie dementsprechend planbarer, als wenn du jetzt jede Flasche so brandest, weil die in der Regel auch zurückgehen. Und da ist halt immer dieses Thema, wann ist es noch wirtschaftlich?

Fidel: Klar.

Markus: Ja und ich meine, letzten Endes ist sowas ja auch immer eine Botschaft. Und wenn ich halt alleine mir das so anschaue, das ist halt die Arbeiterflasche, das klassische bodenständige Pils. Das ist nicht in so einem schlanken schönen Schniddeldiddel, sondern das ist wirklich eben, das repräsentiert das auch. Ich habe ein dickes Glas, ich habe da was in der Hand. Also da gehört ganz viel dazu, dass eben, bevor man überhaupt trinkt, schon mal da eine Botschaft rüberkommt.

Fidel: Klar.

Markus: Und du hast auch gesehen, nach dem Plopp, wie dann hier so die Kohlensäure ein bisschen raus kommt, ein bisschen raus dampft. Das ist auch sowas, wo man dann eben so Lust bekommt und so, also ganz wichtiges Thema. Aber jetzt wollen wir es endlich mal einschenken.

Fidel: Genau.

Markus: So und nun ist die Frage, in welches Glas, wir haben ja verschiedene da stehen? Also wenn ich wirklich freie Auswahl hätte, würde ich tatsächlich dieses hier nehmen, weil das ein Glas ist, was für den Bierstil Pils gemacht ist. Weil, man muss immer überlegen, wenn ich so ein deutsches Pils habe, ein klassisches deutsches Pils, worauf kommt es mit an? Und da ist es eben vor allem die Bittere, dass das eben schön rüberkommt, dann die Resenz, die Kohlensäure, dass das wunderbar in meinem Mund spielt und dann diese Ausgewogenheit mit dem malzigen Körper. Und das kann ich mit einem Glas wie diesem hier von Spiegelau eben steuern, welche Aromen kommen wann wie wo an und dafür ist das schön. Und wir sehen auch hier von der Optik her, wenn man das hier einschenkt, das hier ist ein Kristallglas, bedeutet also, wir haben hier ungefähr 99 Prozent Lichtdurchlässigkeit und da strahlt so ein Pils auch ganz anders, als wenn du das in so ein Senfglas füllst.

Fidel:  Okay.

Markus: Weil, die haben so 60, 70 Prozent Lichtdurchlässigkeit, die haben meistens so einen Blau- oder Grünstich und das sieht man dann eben auch am Bier. Und hier sehe ich, wie das strahlt, wie die Kohlensäure aufsteigt. Ich sehe, wie der Schaum hier oben richtig schön steht und das ist halt was, was auch dazu gehört.

Erik: Und hier siehst du dann eigentlich, normalerweise sagt man ja immer, ist goldgelb, aber hier siehst du auch den Unterschied. Du hast es oben dunkler als unten, aber in der Mitte hast du es halt nochmal viel, viel heller, wenn du das so schön mit Licht dahinter siehst, also ist ganz spannend. Und man muss vielleicht dazu sagen, dass sind jetzt hier beispielsweise auch Gläser, die sind tatsächlich auf dieses Sensorische ausgelegt. Natürlich geht auch ein einfaches Pils, was man einfach trinkt auch aus so einem 0,5er-Willybecher, wo ich ein riesen Fan von bin, aber wenn ich es Sensorisch haben will, wenn ich hier wirklich mit allen Sinnen das Bier auseinandernehmen möchte, dann sind diese Gläser halt tatsächlich das Muss. Aber, nochmal, ist auch immer ein bisschen anlassbezogen. Will ich einfach nur den Durst löschen, 0,5er-Willybecher absolut in Ordnung.

Fidel: Was ist ein Willybecher?

Erik: Der Willybecher ist eigentlich diese, ich würde jetzt fast sagen, Standardkneipengröße.

Fidel: Ja, okay.

Erik: Was man auch auf Kirmes oder sonstigen Volksfesten früher eigentlich immer hatte. Den gibt s in 0,3 und dann halt in 0,5 und das nennt sich Willybecher.

Fidel:  Okay.

Erik: Ja, also Bayreuther hat schon mal so Aktionen, wo es dann so ein Glas, den Willybecher so mit gibt.

Fidel: Das ist quasi auch der technische Begriff, Willybecher?

Erik: Der heißt so, ja, der heißt so, ja, genau, der wurde mal so genannt.

Fidel: Okay.

Erik: Nach wem, weiß ich jetzt nicht, ich würde mal sagen, nach Willy, aber das lassen wir jetzt mal offen.

Fidel: Und wenn du Senfglas, ich meine, wenn du Senfglas sagst, dann denke ich natürlich immer an diese Senfgläser, die als Marketinggag zum ausspülen, du redest wirklich von diesen Senfgläsern?

Markus: Klar, in den 80ern war dass das Thema. Also 90 Prozent der Haushalte, die waren stolz.

Erik: Wir haben heute noch Restbestände, ja.

Erik: Ja, ja.

Fidel: Von alten Gläsern, wo mal Senf drin war und da wird jetzt alles rein geschüttet, Orangensaft, Wasser bis?

Markus: Ich meine, also Nachhaltigkeitsaspekt ist da natürlich groß, also muss man auch sehen.

Fidel: Ja, sicher.

Erik: Ja.

Markus: Das war damals noch gar nicht so wichtig, da war es eher so der Preisaspekt, aber …

Fidel: Es sind korrekte Gläser auch, also die liegen auch gar nicht so schlecht in der Hand.

Erik: Ja, absolut.

Fidel: Aber sensorisch ist das nix, ne?

Erik: Nee, aber dafür sind sie halt ja wahrscheinlich auch nicht gedacht, also deswegen.

Markus: Auch Cola kann man draus trinken. Also, ihr wollt ja auch mittrinken, davon gehe ich mal aus, dann schenke ich mal noch ein bisschen mehr ein.

Fidel: Das wäre ganz gut.

Markus: Also die zweite Wahl würde dann auf unser normales BierAkademie-Verkostungsglas fallen, weil wir das einfach so als Allround-Glas benutzen. Das ist eigentlich gemacht für holzfassgereifte Biere, die eher schwer sind, von der Aromatik eher intensiv, aber trotzdem ist es ein sehr gutes Glas, um Aromen insgesamt einzufangen.

Fidel: Deswegen auch so unten das Bauchige?

Markus: Genau, so das Bauchige. Und was wir hier jetzt weniger haben, ist das Thema Kohlensäure, das heißt, hier wird der Schaum sich relativ schnell setzen. Das ist dann aber nicht so schlimm, weil es ja ein Verkostungsglas ist, da will man ja auch eher schnell dann verkosten. Und, ja, ich schenke mal hier ein bisschen ein, so.

Fidel: So, hier hat sich der Schaum ja schon gesetzt, ne?

Markus: Genau, das werden wir auch gleich sehen, das ändert sich vor allem dann, wenn man draus trinkt. Weil, Gläser sind ja dafür gemacht, das man draus trinkt, also das jetzt hier. Aber ihr seht auch wieder, wie sich das schön präsentiert, einfach ein tolles Pils. Und für alle Zuschauer oder Zuhörer, ihr könnt einfach ein schönes Weißwein- oder Rotweinglas nehmen, die sind auf jeden Fall besser als wie das Senfglas und damit kann man schon mal 80, 90 Prozent der Bieraromen schön wahrnehmen. Und da ist es ja auch so ein bisschen angelehnt, keine Ahnung, wer möchte dieses denn haben von euch? Oder möchtest du lieber das da?

Fidel: Ja.

Markus: Dann kriegst du das da.

Fidel: Danke schön.

Markus: Genau, dann kriegst du das da.

Erik: Ja, sehr gerne, danke.

Markus: Und dann nehme ich jetzt noch was, was so dann so an der Grenze fast ist, weil, das ist eigentlich ein IPA-Glas. Das heißt, das ist dafür gemacht, so Biere, die richtig knackige Bittere haben, aber auch einen voluminösen, kräftigen Körper. Und das in Einklang zu bringen, das ist nicht so einfach und dafür ist dieses Glas entwickelt worden. Das ist für ein Pils jetzt fast schon ein bisschen, ja, ist eine Herausforderung, aber funktioniert natürlich auch.

Fidel: Weil das Pils mehr gefiltert ist?

Markus: Nee, weil das Pils an sich jetzt einfach ein bisschen weniger Körper hat, ein bisschen weniger intensiv auf der Malzseite spielt.

Fidel: Ja, okay.

Markus: Und das heißt, das glas wird mir wahrscheinlich die Hopfennote, die Bittere, ein bisschen mehr betonen. Aber, macht ja nix, beim Pils möchte man das ja vielleicht auch ganz gerne. Also insofern würde ich sagen, Prost!

Fidel: Stößt man an?

Erik: Ja.

Markus: Also wir jetzt auf jeden Fall. Wenn wir normal verkosten, dann würde man noch gar nicht trinken, aber das machen wir jetzt, weil, alles andere ist ja dann irgendwie auch doof, ne.

Erik: Ja, wie du schon sagst, die Kohlensäure bleibt da halt so ein bisschen auf der Strecke, ist aber gar nicht schlimm, weil es hat genug und deswegen ist es noch nicht wild. Und jetzt hat Markus grade was Interessantes gesagt und zwar zur Kohlensäure, Entschuldigung, zum Schaum. Das siehst du jetzt da noch nicht so stark, aber bei dem IPA-Glas und das ist halt auch immer schön , durch dieses Geriffelte unten und auch da kommt immer wieder so ein Stückchen neuer Schaum. Musst du gleich mal beobachten, wenn der Markus trinkt und das dann wieder zurückführt, dann geht das immer über diese Wellen und dadurch wird so ein bisschen Schaum wieder aufgefrischt und dadurch sieht das Bier auch immer frisch aus. Und das, finde ich, haben sie sehr, sehr gut gemacht.

Fidel: Und das sieht man da natürlich sofort.

Erik: Genau.

Markus: Genau, da siehst du es sofort. Und bei dir, muss man sagen, du bist offensichtlich jetzt so, zumindest im fränkischen Sinn, noch kein so richtig gewohnter Biertrinker, weil, man würde natürlich normalerweise einen ordentlichen Schluck nehmen. Und an den meisten Gläsern sieht man auch normalerweise die Trinkhistorie. Das heißt also, hier war der ursprüngliche Füllspiegel, jetzt hast du deinen Schluck hier genommen, bei mir war er ungefähr hier. Und wenn du nochmal ein Schlückchen nimmst und es dann wieder gleich hinstellst, wirst du sehen, dass auch der Schaum sich da wieder entwickelt. Du kannst es ja mal ausprobieren.

Fidel: Ja, was mir jetzt grade auch sofort auffällt, weil du über die Farbe gesprochen hast, war, dass das hier natürlich farblich ganz anders aussieht, wo ich jetzt die drei Gläser habe. Hier sehe ich jetzt noch keinen krassen Unterschied, ich habe aber hier das Gefühl, dass es insgesamt ein bisschen heller ist als hier.

Markus: Also sagen wir mal, das Grundmaterial ist hier bei allen gleich, es ist jeweils Kristallglas, aber wir haben hier einfach einen größeren Durchmesser an Bier. Und das Bier an sich ist ja nicht 100 Prozent durchlässig. Das heißt, wenn du einfach eine längere Strecke hast, die das Licht durch das Bier muss, dann geht mehr verloren und es wird dunkler.

Fidel: Du sagtest ja, man erkennt, dass ich jetzt kein gewohnter Biertrinker bin, erzähl.

Markus: Also ich sagte es ja, in der fränkischen Art und Weise, weil, für uns ist ja sowas eher ein Begrüßungsschluck. Habe ich gestern auch in einer Kölsch-Kneipe erst zu jemanden gesagt. Und die Gläser sind natürlich schon dafür gemacht, dass man einen größeren Schluck nimmt. Und du siehst jetzt auch, wenn du das ernsthaft tust, dann kriegst du danach auch wieder ein schönes Schaumbild.

Fidel: Ich habe auch natürlich einen kleinen Mund, das kommt natürlich auch so ein bisschen dazu, also ich sage mal so.

Markus: Du musst ihn ja auch nicht als Zwischenauffangstation benutzen.

Erik: Genau, kannst du ja direkt durchlassen.

Fidel: Ich meine, ich kenne das natürlich aus dem Band-Kontext, wegziehen. Und ich kenne das auch aus dem Pott-Kontext, du ziehst halt weg also. Und grundsätzlich, für meine Größe von meinem Mund, habe ich einen potenziell relativ guten Zug. Also in Bands trinkst du halt viel, weil es natürlich auch, ich sage mal so, also als Musiker ist es gern gesehen, dass du einfach auch trinkst während der Arbeit oder es auch kannst.

Markus: Es gibt einfach Berufsstände, da gehört das ein bisschen dazu. Und das ist eben beim Journalismus so und das ist bei den Musikern so, funktionieren halt nur mit einer gewissen Promillezahl.

Fidel: Im Journalismus auch, würdest du sagen?

Markus: Ja, ja, ja, auf jeden Fall.

Fidel: Ja?

Markus: Ja.

Fidel: Trinkt der Journalist eher Pils oder eher was anderes ?

Markus: Ach, das kommt drauf an, wo er sitzt.

Erik: Ja.

Fidel: Ja, okay.

Markus: Also ich meine, es gibt ja Journalisten, die dann eher Whisky trinken oder so und dann gibt es natürlich die, die auch gern ein Bier trinken, aber es gibt auch die mit dem Weinchen. Und bei denen, die Bier trinken, kommt es, glaube ich, sehr auf die Verortung an. Also mir würde jetzt wahrscheinlich nicht einfallen, wenn ich ein Buch schreibe, unbedingt ein Pils dazu zutrinken, aber das liegt eher an meiner persönlichen Verortung und Historie, als an dem Pils, ist einfach nicht mein Bierstil. Ja, aber deswegen haben wir trotzdem gute Pils-Biere hier, ne?

Erik: Ja.

Fidel: Ja. Also das heißt, für dich als Franke wäre das Pils nicht das erste go-to-Beer, ja?

Erik: Nö. Also dadurch, dass ich vom Niederrhein komme, ist es eigentlich so, wobei ursprünglich eher Alt. Als damals Diebels halt noch in Diebels-Hand war, haben wir alle Alt getrunken und das war auch echt schön, und ich finde das sehr gut, dass der Bierstil so ein bisschen wieder gepusht wird. Aber grundsätzlich ist man am Niederrhein natürlich aufgrund der guten Verfügbarkeit beim Pils. Und wenn ich allerdings in Bamberg bin, dann bin ich absolut nicht beim Pils, also es sei denn, ich habe da ein Keesmann-Pils, was wirklich eins der Besten ist, die ich kenne.

Fidel: Das auch aus der Gegend kommt?

Erik: Ja, genau, das kommt aus Bamberg, glaube ich, direkt sogar, ja.

Fidel: Okay, alles klar.

Erik: Und das ist für mich eins der Besten überhaupt für den Bierstil Pils. Und du hast grade so schön gesagt ganz am Anfang, hier in Bochum kommt man ja nicht an Fiege vorbei. Und ehrlich gesagt muss ich sagen, muss man auch nicht, weil auch das echt ein schöner und guter Vertreter ist, also kann man gar nicht anders sagen. Und ich fand damals deren Interpretation eines Craft-Beers sehr cool, weil die gesagt haben: „Wir sind Fiege, wir sind Pils, wir machen einfach ein Pils-Bock.“ Und der war auch ganz hervorragend. Da habe ich mich mal in Berlin mit einem Brauer oder einem Besitzer einer Brauerei quasi drum geprügelt. Wir haben uns nachher entschlossen, weil, sie hatten nur noch eine Flasche, wir haben uns nachher entschlossen, wir teilen einfach und das war dann halt eine coole Nummer, ja.

Markus: Ja, es ist wirklich ein tolles Bier, tolle Brauerei.

Erik: Ja.

Markus: Also mir ist da auch immer so im Kopf geblieben, der ehemalige Bundestagspräsident Lammert, der wurde mal zum Botschafter des Bieres ernannt und da muss man eine Antrittsrede halten. Und zur Antrittsrede hatte er dann eine Mütze von der Brauerei Fiege und noch so ein paar andere Utensilien und hat dann eben von seiner persönlichen Biergeschichte erzählt, die eben sehr verbunden ist mit der Fiege-Brauerei. Und da, seitdem habe ich das auch als sehr emotionale Marke, als sehr wirklich lokal verwurzelte Marke mit einfach tollen Menschen und einer tollen Geschichte dahinter wahrgenommen, was mir vorher gar nicht so bekannt war. Auch Bochum als Bierstadt war jetzt für mich eher, ja, so hinten dran, aber das hat mir das nochmal ins Bild gerückt. Und sie machen auch einen sehr guten Bierbrand, das muss man auch sagen, also, ja.

Fidel: Ah, okay, aber den habe ich gar nicht auf dem Schirm, den Bierbrand.

Erik: Ja, steht auch natürlich noch immer hinten an, ist meistens nicht der Fokus. Aber, ja, sollte man mittlerweile gucken, wird immer öfter gemacht und der ein oder andere ist wirklich sehr bekömmlich.

Fidel: Auf dem Pils basierend auch, ja, der Bierbrand, oder?

Erik: Ja, man versucht die Herleitung. Ob das immer so ist, weiß ich nicht, aber es wird wahrscheinlich so sein, dass da das Pils noch genommen wird, vielleicht ein bisschen noch verfeinert, damit die Rezeptur auch dementsprechend passt.

Fidel: Schmeckt ihr das dann raus so?

Markus: Ja, also bei Bierbränden muss man die Historie sehen. Also früher war das tatsächlich so, dass man halt Sude hat, die nicht so geglückt waren, die übriggeblieben waren, wie auch immer, die man jetzt also in Form von Bier nicht verkaufen konnte. Und Alkohol war grundsätzlich was wert, nicht zuletzt wegen der Steuern, die man dafür bezahlt hat, also wollte man das irgendwie auch konservieren. Und da war natürlich die Brennblase eine gute Methode, das zu schützen. Also deswegen kommen die ganzen Obstbrände und so weiter ja auch, weil man damit praktisch Obst verwerten konnte, dass man nicht mehr essen konnte oder was einfach nicht verkaufbar war oder so, dann konnte man das auf die Art und Weise, die Energie konservieren. Und deswegen war das früher tatsächlich so, dass die Bierbrände eher so, in Anführungsstrichen mit den Resten hergestellt worden sind. Heute ist es anders, also heute macht man eher ganz bewusst einen Bierbrand und da sind es zwei wichtige Faktoren. Der eine Punkt ist, so ein Pils hat jetzt, ja, 4,9 Prozent. Und in der Brennblase geht es halt darum, ich fülle die ja, das sind vielleicht 500 Liter oder so und dann kommt der Alkohol dabei raus. Und bei fünf Prozent sind das bei 500 Litern nur noch ganz wenig. Das heißt, also ist die Frage, lohnt sich dieser Prozess? Würde es ja viel mehr Sinn machen, da ein Bier reinzustecken mit zehn, zwölf, 15 Prozent, weil ich dann auf 500 Liter natürlich viel mehr Ergebnis habe. Also versuchen die Brauereien dann eher einen Bock, Doppelbock, irgendwas Starkes einzubrauen, um auch ein maximales Ergebnis zu haben.

Fidel: Na klar.

Markus: Und das andere ist das Aroma und da ist es eben so, dass über die Destillation ein Teil der Aromen einfach verfliegt. Und dementsprechend jetzt zum Beispiel klassisches Hopfenaroma, wie wir das jetzt so in unseren Bieren kennen, sehr schwer übertragbar ist in einen Bierbrand. Also deswegen wir man wahrscheinlich da einen Doppelbock herstellen, der eher weniger Hopfen hat, weil man den sowieso nicht am Ende schmeckt, und insofern, also das sind so einfach Punkte. Die guten Brände sind eigentlich eher so, dass man spezielle dafür ein Bier braut, um ein maximal gutes Ergebnis am Ende in der Brennblase zu haben.

Fidel: Ah, okay. Da müsste man mal mit Fiege sprechen.

Markus: Ja, gut, dazwischen ist natürlich bei den größeren Unternehmen immer noch die Marketing-Abteilung und da wird sicherlich die Botschaft kommen, dass die Basis das Pils ist.

Fidel: Sicher.

Markus: Also weiß ich jetzt nicht, wie die die Geschichte angelegt haben, müsste man mal nachlesen.

Erik: Wird hier wahrscheinlich so sein.

Markus: Aber ist ja, ich finde es jetzt auch generell keinen Widerspruch, also weil, es geht ja generell um die Braukunst, die in einem Unternehmen da ist und um ein gutes Ausgangsprodukt herzustellen, muss ich auch gut brauen können. Und dementsprechend finde ich es eher sogar sinnvoll, wenn die sagen, sie adaptieren das, was sie da brauen, für das Brennen so, dass ich ein möglichst gutes Ergebnis am Ende habe.

Erik: Ja.

Markus: Ja.

Erik: Spricht ja auch dafür, also ist ja schön, wenn sie nachher sagen: „Wir haben das aus unserem Pils gemacht“ und keiner mag es trinken, weil es einfach nicht schmeckt. Da kannst du ja besser sagen, wir stehen auch für Qualität, nicht nur für Pils und nehmen das zwar als Ausgangsbier, machen dann vielleicht sogar einen Pils-Bock wieder und nehmen dass dann für den Brand, aber, wir haben hier eine vernünftige Qualität. Und ich glaube, das steht eher im Vordergrund.

Fidel: Ja, gut.

Erik: Deswegen, müsste man mal einfach fragen, kann natürlich hier sein. Aber, wie Markus schon sagt, der Hopfen kommt da nicht so durch. Da wird es spannende, und da kommen wir bestimmt auch noch zu, wenn man dann halt quasi so einen Eisbock macht, also sprich, dass einfriert, weil dann die Aromen sich konzentrieren, das ist nochmal wichtig.

Fidel: Ja, okay.

Markus: Und vielleicht noch einen Satz dazu, was viele auch nicht wissen, letzten Endes ist ein guter Whisky ja auch nix anders als ein Bierprodukt. Du braust praktisch ja ein Bier ein und brennst es dann und dann wird es Whisky, also beim Malt Whisky zumindest und da ist auch kein Hopfen dabei. Also insofern, das ist nichts anderes, Whisky ist von der Basis her, ist das auch ein Bier.

Fidel: Im ersten Schritt?

Markus: Ja. Im relevanten Schritt, dann destillierst du ja und danach gibst du es halt in verschiedene Fässer und hast dann durch die Fassreifung wieder Aromen …

Fidel: Ja, ja, genau, okay.

Markus: … aber die Basis ist ein Brand.

Fidel: Okay, ja, macht total Sinn. Natürlich nie drüber nachgedacht, aber, ja, also, ja.

Erik: Warum solltest du auch? Also, warum solltest du auch?

Fidel: Ja, ja, genau.

Erik: Müsstest du rein theoretisch dich vor jedes Getränk setzen und dann so, hej, wo kommt das überhaupt her, wie wird es gemacht? Ist natürlich spannend, aber da bist du halt auch viel beschäftigt, wahrscheinlich auch schon verdurstet, bevor du anfangen kannst.

Fidel: Aber das ist letztendlich auch der Grund, warum ihr hier seit, weil ich dadurch jetzt quasi einfach in diesem Podcast einfach dadurch auch ein bisschen was lerne.

Markus: Also zumindest sind die Gläser jetzt schon mal leer.

Fidel: Ja, ihr habt euer Bier schon leer gehabt beziehungsweise eure Gläser leer gehabt und da kann ich natürlich irgendwie …

Erik: Musst du nachziehen.

Fidel: Muss ich nachziehen. Jetzt eine Frage, die sich mir stellt, jetzt habe ich hier einen Restgeruch drin, in dem Glas und man würde jetzt quasi einfach direkt das nächste Bier eingießen?

Erik: Theoretisch, wenn man jetzt in einer Verkostung wäre, also auch egal, ob du das jetzt privat machst, schwenkt man mit Wasser aus. Ich würde es jetzt hier mal einfach so beruhen lassen, dadurch, dass wir ja noch tatsächlich beim Pils sind und somit der Grundgedanke ja ähnlich ist. Also von daher, glaube ich, ist es jetzt hier nicht so wild.

Fidel: Okay.

Erik: Ich sage mal, wenn du irgendwo bist, auf einer privaten Party, dann spülst du es ja auch nicht jedes Mal aus. Aber dann bist du ja auch eher wieder beim Durstlöschen oder beim Geselligen.

Fidel: Was das ist natürlich ein guter, ich sage mal so, ist ein bisschen Workaround, aber es wäre natürlich interessant irgendwie jedes Mal das auszuwaschen dann. Was machst du dann?

Erik: Ja, dann nimmst du Wasser rein und trinkst da einen Schluck. Ja, genau, schwenkst das durch.

Fidel: Einmal so?

Markus: Ja, schön schwenken.

Fidel: Ja, ich müsste wahrscheinlich da im Gläschen ein bisschen mehr Wasser.

Markus: Sehr gut, sehr gut und das jetzt am besten gleich trinken.

Erik: Ja, genau.

Fidel: Zack, zack, zack.

Markus: Dann tust du auch was gegen die alkoholische Wirkung in deinem Körper.

Fidel: Genau.

Markus: So, sehr vorbildlich.

Erik: Also es kommt jetzt drauf an, also wenn man so auf so einem Wettbewerb ist, dann kriegt man entweder teilweise neue Gläser oder bei einigen Wettbewerben werden halt die Flaschen am Tisch gelagert, aber natürlich so, dass du die nicht erkennen kannst und du hast immer dein gleiches Glas. Das kann natürlich zwischendurch mal getauscht werden, aber im gleichen Bierstil spült man das einfach mit Wasser aus und kippt es weg.

Fidel: Aber man merkt schon, viel weniger …

Erik: Ist weniger, ja.

Markus: Klar, logisch, die hast ja jetzt die Aromakomponenten fast alle beseitigt.

Fidel: Das stimmt, ja.

Markus: Und dementsprechend …

Fidel: Aber das ist gut zu wissen. Ja, das ist einfach gut zu wissen, weil dann, wenn man jetzt, ich sage mal, in einer gut sortierten Bar ist und dann sein Bier so trinkt, wie man sagt, ich mache jetzt irgendwie Cocktail eins, zwei und drei über eine Dreiviertelstunde hinweg und man nicht bei dem gleichen Bier bleibt, sondern sagt, man probiert, dann ist natürlich so ein Wasser durchaus von Vorteil, wenn man das auf dem Niveau machen möchte.

Erik: Also das einfachste Mittel, sagen wir mal so.

Fidel: Ja.

Markus: Soweit die erste Folge unseres DIGITALSAAL-Projekts. Wir werden natürlich die weiteren Folgen auch hier im BierTalk publizieren und bekanntgeben. Und ihr könnt natürlich auch auf der Seite von DIGITALSAAL beziehungsweise auf dem YouTube-Channel nachschauen und dort auch das Video dazu anschauen. Jetzt wünsche wir erst mal noch einen weiteren schönen Tag für euch, liebe Hörer und freuen uns schon, wenn wir uns bei der nächsten BierTalk-Folge wieder hören.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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