BierTalk 34 – Live vor Ort im Batzenbräu Bozen mit Thomas Münster, Tobi Tratter und André Hofer

Ein ganz besonderes Experiment: Der BierTalk live vor Ort, uncut aus dem Biergarten der Batzenbräu in Bozen. Mit den Brauern Thomas Münster und Tobi Tratter verkosten Markus Raupach, Holger Hahn und ihr Südtiroler Biersommelierkollege André Hofer sechs spannende Biere aus der Batzenbräu-Palette und im Nachgang noch das Meisterbier von André, der sich anschickt, zum nächsten Master of Beer zu werden. Dazwischen geht es natürlich viel ums Batzenbräu, um Südtirol und um die Liebe und Lust am Brauen, ein echtes Podcast-Schmankerl…

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von unserem BierTalk. Es ist die Nummer 34 und das ist wirklich etwas ganz Besonderes, weil wir zum ersten Mal live sind. Das heißt, es ist nicht online über irgendein Tool, wo wir aufzeichnen, sondern wir sitzen hier im Biergarten, in einem der schönsten der Welt, in Bozen beim Batzenbräu, sind zu fünft an einem Tisch und werden jetzt gleich viele verschiedene Biere verkosten und uns natürlich schön unterhalten. Mit dabei bin einerseits ich, der Markus und …

Holger: … natürlich der Holger.

Markus: Genau. Und drei junge Männer voll des Bierdrangs, die sich jetzt am besten gleich mal kurz vorstellen. Fangen wir einfach rechtsrum die Reihe an. Wer bist du denn?

Thomas Münster: Mein Name ist Thomas Münster, ich komme aus Auer, aus einem kleinen Dorf südlich von Bozen. Ich bin im Batzenhäusle gelandet 2013, als ich auf der Suche nach Arbeit war und als Kellner hier gelandet bin. Und lange hat es nicht gedauert, wenn man den Bobo kennt, also die Bierpassion und die Liebe zum Bier wird einfach schnell vermittelt. Und somit hat es bei mir auch eingeschlagen. Und ich habe dann den Weg des Brauers eingeschlagen in Wien und dann den Meister in München abgeschlossen vor drei Jahren. Und wir sitzen jetzt hier in einer schönen Runde und freuen uns schon auf ein paar verschiedene Biere.

Markus: Auf jeden Fall. Übrigens nicht wundern, liebe Leute, es ist jetzt hier natürlich ein bisschen lauter, wir haben die komplette Kulisse. Wir lassen das auch ganz bewusst mal live durchlaufen, da erlebt ihr mal, wie das ist, unplugged, uncut, einfach wirklich den BierTalk live. Ja, weiter geht’s mit dir.

Tobi Tratter: Ich bin der Tobi. Ich bin auch Braumeister. Ich habe gedacht, also in der Oberschule hatte mal irgendwann meine Lateinlehrerin gesagt hat, also da habe ich mal einen wachen Moment gehabt in der Schule, da hat sie gesagt, ihr sollt das machen, was ihr jetzt Lust habt. Ihr braucht nicht, keine Ahnung, was studieren, da hab ich mir gedacht, ich trinke jeden Tag Bier, schauen wir mal, wie das so funktioniert. Und ab dem Zeitpunkt eigentlich ich habe schon meine Abschlussarbeit über Bierschaum zum Beispiel geschrieben, dann bin ich auch irgendwann mal ins Batzenhäusle gekommen. Weil wenn es ums Thema Bier geht, kommt man einfach nicht vorbei in Südtirol. Und der Christian hat mir damals dann empfohlen, ich soll in Wien die Ausbildung machen, durfte hier die nötigen Praktikumszeiten machen. Eigentlich bin ich seit 2013 auch hier in der Brauerei tätig. Ich habe dann später auch 2018 meinen Master noch gemacht und wie der Thomas, wir probieren halt unsere Leidenschaft und unser Wissen so weit auszunutzen, damit wir ein gescheites Bier rausbringen am Ende des Tages.

Markus: Fantastisch! Dann machen wir mit dir weiter.

André Hofer: Ja, grüßt euch. Mein Name ist Hofer, André, ich komme aus Dorf Tirol, das liegt bei Meran, also auch im schönen Südtirol, Italien. Ich komme von der Hotellerie, habe 2006 diesen Weinsommelier gemacht, wollte dann anschließend eben den Biersommelier machen, aber zur damaligen Zeit war das ein bisschen schwierig, ich wusste nicht wohin oder waren keine Angebote. Und dauerte dann eigentlich gute 10 Jahre, dass man dann eben diesen Biersommelier gemacht hat bei der Doemens in Gräfelfing. Und ja, ich bin dann infiziert geworden natürlich mit diesem Bier-Metier, habe dann auch angefangen, selber ein bisschen zu brauen. Paar Botanical Beers, Minze, Kardamom, eigentlich alles, was auch bei mir im Hotel irgendwie wächst. Wo ich ein bisschen Geld noch der Bank hatte, habe ich gesagt, okay, mache ich diesen Master auch irgendwie weiter und schließe dann jetzt im November werde ich diesen Master of Beer abschließen. Und war eine tolle Zeit da sozusagen, also es war anstrengend, war viel schriftliche Arbeit mit diesen Bierpaketen, lustig mit Freunden auch und viel getrunken auch, ohne Praxis geht’s auch nicht. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Meine Facharbeit ist eben „Vom Lohnbrauer zum Kleinbrauer“ und mal schauen, was die Chancen gibt die nächsten Monate, Jahre. Ja, ich freue mich, dass ich heute hier sein darf und schauen, dass wir ein Bierchen trinken.

Markus: Wird es aus deiner Hand auch bald spannende Biere geben sozusagen?

André Hofer: Ja, ich habe was mit auch, ich hoffe, dass es relativ gekühlt ist in dieser Box.

Holger: So ein paar Bierchen trinken ist ja ein sehr gutes Stichwort.

Markus: Es heißt ja auch Biergarten.

Holger: Ja, es heißt eigentlich auch Biergarten. Und wenn ich das hier so sehe, dann …

André Hofer: Ein bisschen trocken.

Holger: … müssen wir mal was ändern hier am Tisch, glaube ich.

Markus: Okay! Na dann, hol uns doch mal was Schönes. Bin ich mal gespannt.

Thomas Münster: Ich hol jetzt einfach verschiedene Biere, was wir …

Markus: Genau, was ihr uns alles so präsentieren wollt. Mal schauen, wir haben ja fast unendlich Kapazität zum Aufzeichnen. Schauen wir einfach mal. Ja, fragen wir dich doch mal kurz so als Braumeister hier, was ist denn so für dich das Lieblingsbier, was du am liebsten braust?

Tobi Tratter: Ja, das ist extrem schwierig zu beantworten. Also so rein objektiv, wenn man dann um fünf Uhr irgendwann mal Feierabend hat und so wie es diesen Sommer auch wieder war, 35 Grad plus Luftfeuchte in der Brauerei, da geht man in den Biergarten und dann verdampft mal so im ersten Moment ein halbes Helles. Das ist klar wie Standard. Aber zum Brauen selber vielleicht deine eigentliche Frage, Vorteil hier ist, wir brauen immer wieder neue Biere. Und eigentlich ist das das Spannende. Also wenn wir wieder was Neues versuchen, wenn wir irgendwas auskopfen irgendwann wieder mal bei einem Bier. Weil die Idee in die Tat umzusetzen, das ist das Spannende. Weil da muss man sich ums Malz kümmern, ums Wasser kümmern, wie soll das Rezept ausschauen, wie sollen wir das vergären, welchen Hefestamm nehmen wir, welchen Tank nehmen wir überhaupt, weil das macht ja auch schon ganz, ganz viel aus. Das ist eigentlich die spannende Sache. Es ist halt zu sagen, welches Bier ich am liebsten braue, ist sehr, sehr schwierig. Also wir haben erst gestern wieder 50 Kilogramm Honig in den Topf oben reingehaut für unser Honigbier. Solche Biere, die wir wirklich nur einmal im Jahr machen, die sind immer wieder spannend. Auf der anderen Seite ist natürlich auch ein Helles immer konstant, die gleiche Qualität zu halten, das ist für einen Braumeister eigentlich auch ziemlich, ziemlich interessant. Weil da kommt‘s eigentlich aufs Fingerspitzengefühl an, die Parameter richtig handzuhaben. Und als die Frage ist in meinen Augen beinahe unbeantwortbar.

Markus: Okay!

Tobi Tratter: Vielleicht trinken wir mal zehn Bier und dann schaut’s anders aus. Bis jetzt …

Markus: Vielleicht eine Frage hätte ich noch an dich, André.

André Hofer: Ja.

Markus: Wir sind ja hier in Südtirol, und wie wir gerade gehört haben, ihr seid sehr kreativ, ihr macht euch viele Gedanken. Also auch viel mehr Gedanken als die meisten deutschen Brauer sich vielleicht in ihren Brauereien erst mal machen, weil die ihre Standardsorten machen und die gibt’s seit 500 Jahren. Wo kommt es denn bei euch in Südtirol her, dass ihr euch so andere Gedanken zum Bier macht und so anders an die Biere rangeht?

André Hofer: Ja, ich denke, weil wir relativ eigentlich kreativ sein müssen und weil wir natürlich mit unserer Biergeschichte auch eher dann auf Weißbier und Helles natürlich erst mal irgendwie festgelegt waren, wurden. Und durch diesen ganzen Boom, durch diese Craftbier-Szene hat man sich dann irgendwie Gedanken gemacht, wenn das natürlich die Engländer, die Amis können, wieso eigentlich wir nicht? Und unser Land hat natürlich sehr viele Optionen zum Beispiel mit unseren Trauben, Äpfeln, mit unseren Marillen, das sind die Aprikosen vom Vinschgau, wir haben natürlich sehr gute Ausgangsprodukte auch wie Honig, dass man auch was machen kann. Vielleicht sind wir auch irgendwie offener. Wie gesagt, Italien selbst hat natürlich nicht diese Brautradition und wir haben halt dieses Glück, dass wir sagen, okay, wir machen halt das, was wir Lust haben, was uns zur Verfügung steht, auch von den Getreidesorten wie Dinkel oder die Kastanien, die Trauben natürlich, aus der Toskana. Und ich glaube, es ist eine gute Sache, dass wir einfach da ohne größere Gedanken an die Sache rangehen können. Ob das jetzt jemand mag oder nicht mag, das ist eine andere Sache, aber irgendwie versuchen wir halt die Chance zu nutzen. Batzenbräu macht es so vor, dass eben dann, wenn der Bierstil eben auch erfolgreich sein kann.

Holger: Ich meine, Südtirol ist ein absolutes Genussland, das kann man ja sagen. Und vielleicht …

André Hofer: Wir genießen gern.

Holger: Ja, absolut. Ihr genießt gerne. Und vielleicht können wir ja ganz kurz mal beschreiben, wo sitzen wir überhaupt hier? Also wie sieht es hier aus und so? Die Hörer, also es kann ja sein, dass irgendwer noch nicht da war, dass man einfach mal beschreibt, wo sind wir hier eigentlich. Dann Andreas-Hofer-Straße, Nationalheld, und natürlich dann auch historisches Gasthaus und so. Vielleicht beschreibt ihr mal, wo sind wir hier eigentlich?

André Hofer: Also wie gesagt, Batzenbräu natürlich, die Ursprünge waren glaube ich Anfang 15. Jahrhundert, also 1405 war das eine Künstlerkneipe. Dass ja auch momentan noch verschiedene Musikveranstaltungen auch hier sind. Batzen selbst ist ja eigentlich eine Geldmünze. Mit denen hat man natürlich hier dann bezahlt. Deswegen heißt das dann zum Batzenhäusl. Und dann ab, glaube ich, ab 18. Jahrhundert wurde es immer mehr zum Wirtshaus auch. Und ich glaube, der Bobo ist seit, lass mal denken, glaube ich, seit einigen Jahren, seit 2002, glaube ich, hier oder Besitzer. Hat dann zehn Jahre später diese Brauerei dann eröffnet, haben jetzt auch modernisiert mit Tanks, Lagertanks. Und schön ist eben, dass er auch eben, wie gesagt, diese Kreativität fördert, auch andere leben lässt. Und zusammen sind wir stark. Irgendwie müssen wir alle überleben und jeder soll sein Bierchen brauen.

Markus: Genau. Man muss halt auch den Ort ein bisschen beschreiben. Wir sind hier quasi im Innenhof, also klassischer Brauereihof, würde ich jetzt mal sagen, nur eben in einer etwas moderneren Interpretation. Zu unserer Linken ist das uralte Batzenhäusl mit Malereien, mit mehreren Stockwerken verwinkelt, teilweise ist es gerade so hoch, dass man mit dem Kopf so durchpasst. Also sehr, sehr spannende, tolle Location. Gerade wenn es auch mal Herbst ist oder Winter ist, ist es da ganz, ganz besonders schön vom Ambiente her. Dann hinter uns so ein Querbau, ein bisschen modern, wo man einfach auch ein bisschen Partyambiente, vielleicht auch ein bisschen Pub-Stimmung sozusagen hat. Und rechtsrum geht’s dann in die Brauerei, wo die schönen kupfernen Sudkessel direkt an der Straße stehen mit Glasfassade. Das heißt, das sieht man schon von draußen. Und dazwischen im Hof eben ungefähr 20 Tische, die Hälfte rund, die Hälfte eckig. Es passen immer so sechs, acht Leute hin. Schöne braunweiße Schirme drumherum, alles schön im Batzenbräu-Logo. Schöne Bäume natürlich, die müssen noch wachsen, also die sind wahrscheinlich ungefähr so 10, 15, 20 Jahre alt.

Tobi Tratter: Ja, jetzt die Bäume, das ist ein bisschen besondere Geschichte. Also am Anfang hatten wir Buchen, nur Buchen, aber entweder haben die Gäste zu viel Bier ausgeschüttet oder das Licht war zu rar, die sind uns dann leider eingegangen. Und jetzt haben wir uns neue Bäume gekauft, dieses Mal Eichen. Also die kommen eigentlich aus Trient, wurden umgetopft und jetzt wachsen sie bei uns hier im Biergarten. Und das ist einfach herrlich im Sommer unter den Bäumen zu sitzen, einer der wenigen Orte in Bozen, wo man wirklich Biergartenstimmung hat und vielleicht noch im Kühlen, einen Laubbaum. Es ist recht angenehm. Ja.

Markus: Wunderbar! Oh! Jetzt kommt hier aber ein buntes Potpourri aus sechs verschiedenen kleinen Gläsern. Aha! Was haben wir denn da jetzt alles? Den Rest kriegen wir hin. Wunderbar! Vielen Dank!

Holger: Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.

Thomas Münster: Das ist schwierig zu managen.

Markus: Jetzt haben wir fünfmal sechs Biere vor uns stehen von quasi hellgelb bis richtig dunkelbraun. Dazwischen ist auch mal was Rotes dabei. Überall richtig viel Schaum. Schaut so ein bisschen aus wie am Pokertisch so. Ich setzte jetzt mein rotes, also die sind alle in so einem schönen Holzbrettchen auch. Also spannend! Ja, erzähl doch mal, was haben wir denn da, wie setzt sich das zusammen.

Thomas Münster: Genau. Also das ist jetzt unser Bier-Sampler, den stellen wir eigentlich so meistens individuell für jeden Gast so zusammen, je nach seinem Geschmack. Natürlich bauen wir dann auch wieder gerne ein Bier ein, die sage ich mal saisonbedingt sind wie jetzt zum Beispiel ein Red Frieda oder ein Rauchbock in der Winterzeit, heute haben wir es noch. Auf jeden Fall ist das halt immer interessant bei unseren Gästen dann ein bisschen so draufzukommen, welche Geschmacksart ihnen einfach am meisten zusagt. Weil eben, ihr wisst ja, also jeder hat seinen eigenen Geschmack. Es gibt nicht den Universal-Biertrinker, das ist oft selten. Auf jeden Fall, wenn da ein Neueinsteiger kommt, dann präsentieren wir gerne den Bier-Sampler. Und mit wirklich einer Vielfalt von bis, also wir haben klassisches Helles, Fruchtbier, Sauerbier, bayerisch Dunkelbier, ein Rauchbock, ein Südtiroler Bier mit Gewürzen. Also wirklich auch mit bayerischer Hefe vergoren. Auf jeden Fall kommt man so ein bisschen an den Gast ran und kann sich dann rantasten an seinen Geschmack. Ich würde sagen, wir beginnen mit Nummer 1, oder?

Holger: Unbedingt!

Markus: Auf jeden Fall!

Holger: Ich habe schon gedacht, du kommst nicht mehr wieder. Soalnge haben wir schon den Biergarten beschrieben.

Tobi Tratter: Es war auch ein bisschen schwierig mit dem Schaum, alles zu managen.

Markus: Apropos beschreiben, Holger, beschreib uns doch mal, was wir da haben.

Holger: Da haben wir jetzt erst mal so ein ganz kleines, ich glaube, das heißt Brew Master One Glass von Rastal. Und da, das ist also gefüllt.

Markus: Gottseidank, ja, ja.

Holger: Das ist gefüllt. Und das ist jetzt halt so ein schönes Gold, hellgoldfarbenes Bier, klar, aber ich würde doch sagen, trotzdem unfiltriert. Und hat einen schönen weißen porigen Schaum, der auch sehr gut steht im Glas. Und lacht mich an.

Markus: Ja.

Holger: Ich will eigentlich gar nicht beschreiben, ich will trinken.

Markus: Na gut! Also …

Holger: Also Prost!

Thomas Münster: Prost!

Markus: Prost!

Tobi Tratter: Prost!

André Hofer: Prost!

Holger: Tobias, womit haben wir es denn zu tun? Sag doch mal!

Tobi Tratter: Wir haben so viele Biere, nein, wir haben es jetzt mit einem Südtiroler Hellen zu tun. Wir haben seit längerem schon, seit vier Jahren, haben wir ein Projekt laufen mit Südtiroler Bauern. Die bauen uns Gerste an, wir bringen die Gerste raus nach Deutschland zum Vermälzen, holen dann die Rohstoffe wieder zurück. Also ist zwar ein bisschen aufwendig, aber jetzt in Südtirol gibt’s doch nicht so viele Mälzereien, die uns das machen würden.

Holger: Marktlücke.

André Hofer: Ja, ich glaube, mit dem Filtern.

Tobi Tratter: Genau. Ja.

André Hofer: Und der war, ich glaube, einer der größten von Italien. Und durch diese Weltkriege, wie man weiß, da sind die Arbeiter, die sind zum Teil gefallen und der Rest hatte keine Arbeit mehr gehabt und die Frauen mussten bei den Kindern sein, und dann war das Geschichte.

Holger: Nein, überhaupt war Südtirol sowieso mal eine Kornkammer, also vor dem Obstanbau.

André Hofer: Wir waren nicht nur grundlastig.

Holger: So ist es.

Markus: Kann man aber auch zu Alkohol verarbeiten.

Tobi Tratter: Na, zu der Mälzerei. Die war wirklich bis 1989 aktiv. Damals halt dann der Besitzer ist umgesiedelt ins Piemont. Die Arbeiter hätten dürfen mitgehen, aber zum Beispiel mein Taufpate war selbst dabei betroffen, der war Mälzer dort. Der hat dann gesagt, nein, er bleibt hier bei der Familie, er will jetzt nicht weiß Gott wo hinziehen nur wegen dem Malz. Und dann ist eben, es ist zumindest halbwegs aufrechterhalten worden. Und jetzt ist doch die Feuerwehr, also Landesverband hat doch die Trainings und die Schulen, oder sagen wir die Schule für Feuerwehrleute, für die freiwilligen Feuerwehrleute ist jetzt dort untergebracht. Und es schmerzt schon ein bisschen, also wenn du Kurs hast und du schaust oben aufs Dach raus, dann sieht man noch einen großen Kamin der Darre, der dreht sich immer noch. Und das ist schon ein bisschen wehleidiges Raufschauen, aber der Zahn der Zeit, der nagt überall. Und deshalb müssen wir halt wieder die Gerste nach Deutschland bringen, doch vermälzen, wieder zurück. Und natürlich, das ist dann auch eine preisliche Frage gewesen, weil wir wollen die Bauern auch was verdienen lassen. Zudem kommt dann Transportkosten, die Lohnmälzerei, was dann natürlich noch hinzufällt. Und somit hat man eigentlich einen relativ teuren Rohstoff. Und deshalb konzentrieren wir uns drauf, mit dem Malz eigentlich immer eher besondere Biere zu machen. Und das war jetzt eigentlich so eine Mischung aus besonderen Bier ein Versuch. Wir wollten mal bewusst probieren, was passiert, wenn man ein gewisses Spezialmalz, unter Anführungszeichen, hernimmt und ein normales, stinknormales Helles braut.

André Hofer: Wie viel Prozent habt ihr da eigentlich drin?

Tobi Tratter: 100 Prozent. Also ist alles nur Pale Ale Malz.

André Hofer: Normal gehopft?

Tobi Tratter: Es ist wirklich ein klassisches Helles. Das haben wir dann natürlich, ist Corona dazwischengekommen, ist relativ lange im Lagertank gewesen. Also deshalb ist es auch perfekt blank und ausgelagert. Aber wir haben dann noch mal einen Schritt später entschieden, jetzt noch mal ein Helles nur hier im Biergarten anzubieten, das wäre aber auch vielleicht ein bisschen langweilig. Und dann haben wir es ein bisschen Hopfen gestopft, also wir haben einen neuen Hopfen bekommen, einen South African PAssion. Und den wollten wir mal probieren und da haben wir gedacht, du, wir haben ein helles Bier, relativ neutral, jetzt sehen wir mal, was der kann. Haben ihn dann Hopfen gestopft und das Bier dann als leichtes Summer Beer eigentlich hier im Biergarten. Und das läuft relativ gut, also es ist relativ angenehm zu trinken, es hat relativ wenig Alkohol mit 4,5 %, eine gewisse fruchtige Note durch den Hopfen, erfrischen. Und vor allem, wenn es heiß ist bei uns, braucht’s eher leichte Biere als Bockbier, sage ich mal so.

Markus: Eine perfekte Mariage, würde man fast sagen, in Anlehnung auf andere Bierkulturen. Aber ich finde, also gerade weil es so schön ausgelagert ist, dann kommt der Hopfen richtig schön zur Geltung. Und das gibt dem so den Kick, wo man sagt, Mensch, das macht‘s interessant. Oder Holger?

Holger: Wunderbares Biergarten-Bier. Die Nummer 2 lacht schon.

Markus: Ja, also man merkt, der Holger hat es eilig. Aber gut, also Kompliment auf jeden Fall, auch die Idee, so ein regionales Bier zu machen. Können wir vielleicht nachher noch mal darüber reden, ob es vielleicht auch Ideen gibt, Südtiroler Hopfen irgendwie zu kriegen. Aber nehmen wir ruhig erst mal Bier Nummer 2.

André Hofer: Genau.

Markus: Holger, was haben wir jetzt?

Holger: Jetzt haben wir schon etwas mehr Naturtrübe im Glas. Der Schaum ist auch hier sehr feinporig und weiß.

Markus: Aber die Nase ist ja auch schon ganz anders.

Holger: Ja, die Nase ist ganz, ganz anders. Also hier hat man eine Säure schon in der Nase und auch im Antrunk sehr, sehr spannend. Und ist auch eigentlich perfekt hier für so ein tolles Augustwetter hier in Bozen. Da kann es ja schon mal leicht auch über 30 Grad warm werden. Und da ist jetzt so ein Bier für mich eigentlich optimal. Ist so ein säuerliches, schönes, frisches Aperitif-Bier.

Markus: Ja.

Holger: Würde ich fast sagen.

Markus: Ist so ein bisschen was Apfeliges.

Holger: Genau.

Markus: Sehr, sehr spannend, ein bisschen sexy.

André Hofer: Wir haben zum Beispiel den Radler nicht hat, dann hat man halt wahrscheinlich eine Gose.

Markus: Ja.

Holger: Genau.

André Hofer: So ein bisschen.

Markus: Wie kommt ihr zu dem Bier, wie kommt’s?

Thomas Münster: Die Gose ist natürlich inspiriert von der Leipziger Gose. Aber wir wollten natürlich nicht wie bei allen unseren Bieren den Südtiroler Touch nicht vergessen. Somit haben wir hier ausschließlich Südtiroler Malz gewählt. Was für uns Braumeister natürlich hier die Herausforderung war, ist: Wie bekomme ich eine Säure in das Bier? Also wir stehen dafür, dass wir eigentlich nur saubere Biere machen. In einer kleinen Brauerei ist ja saubere Arbeit das A und O. Wir haben jetzt mittlerweile auch schon ein Labor eingerichtet, um einfach ständige Kontrollen zu haben. Und jeder Brauer weiß, dass Milchsäure-Bakterien sind der Todfeind Nummer eins, außer natürlich bei der Gose. Und hier haben wir dann einen Sud gebraut oder eine Würze, und das durch Kettle Sour, also mit Milchsäurebakterien im Sudhaus noch vergoren. Die Würze wieder aufgekocht, um da wirklich steril oder sauber zu arbeiten. Und dann erst natürlich die Würze vergoren. Das ist natürlicherweise ein Arbeitsaufwand von zwei Tagen, aber wenn man das Bier trinkt, dann sieht man, dass sich die zwei Tage absolut auszahlen. Auf jeden Fall haben wir danach gesagt, wir wollen kein Bier brauen wie jetzt zum Beispiel ein Biermischgetränk oder ein Radler oder Limonade, sondern eine Alternative zu einem Radler bietet. Und natürlich bietet sich eine Gose super an, weil ich eine Frische habe, die leichte Säure habe, einfach ein Alternativgetränk zu einem Radler. Und wir machen ja auch viele Bierverkostungen oder sind da in Hotels, und das erste Bier, was so für einen Biereinsteiger oder für Frauen insbesondere, ist meistens das Gose, was wir präsentieren. Weil einfach im Sommer, wie du genau richtig vorhin gesagt hast, also an einem heißen Sommertag ein schönes kühles Bier und hier die Gose gehört sich einfach. Und natürlich schmeckt man hier in der Nase die Frucht schon raus, also den Koriander. Und das Salz rundet das noch mal ein bisschen ab, also regt wieder schon zum Trinken an. Und somit ist die Gose eigentlich ein wirklich sehr, sehr interessanter Bierstil. Das erste Jahr haben wir gebraut und natürlich haben wir uns da ein bisschen schwerer getan als mit anderen Bierstile. Also da muss man erst mal den Kunden so ein bisschen gewöhnen an die Säure. Aber über die Jahre ist das wirklich fix im Sortiment und da sind wir stolz drauf.

Holger: Und auch toller Name, GoSexy.

Thomas Münster: Genau. Um den ein bisschen aufzupeppen den alten Bierstil, weil da gibt’s ja schon ewig, Gose, haben wir einfach noch mal xy dazugeschrieben, also GoSexy. Und das gefällt den Frauen dann noch mehr.

Holger: Ja, sowas gefällt auch dem Markus immer, oder?

Markus: Absolut! Also ich bin schon völlig begeistert. Aber es würde mich interessieren, André, du bist ja jetzt nicht direkt von der Brauerei, aber du hast ja bestimmt mitbekommen, als dieses Bier rauskam, wie war das denn? Wie hast du selber das empfunden und wie hast du so vielleicht andere Leute darüber reden hören? Wie kam sowas an?

André Hofer: Ich muss sagen, grundsätzlich selbst bin ich natürlich sehr offen, ich probiere gerne Neues aus. Wie gesagt, durch Sommerbierchen. Wenn man natürlich keine Limonade zuhause hat, was trinkt man? Ein Gose. Das Umfeld, ja, war eigentlich, ja, es ist zwiegespalten. Die einen, die Traditionalisten, die Hardcore-Biertrinker, nur ein Bierstil das ganze Leben lang. Und durch meine Verkostungen auch, wenn man das so ein bisschen anpreist, ich sage, okay, probiert ein Schlückchen. Am besten natürlich gratis, dann kannst schauen, ob es Dir schmeckt, dann kommen irgendwann die Leute, ah, eigentlich ist es ja doch nicht so schlecht. Ist natürlich ein anderer Geschmack. Wie gesagt, man muss sich erst daran gewöhnen auch. Das ist ja auch ein großer Punkt eben, dass die Leute einfach noch nicht wissen, okay, was ist das jetzt. Das schmeckt eher irgendwie salzig, sauer. Was hat das mit Bier zu tun? Aber ganz wichtig ist auch die Aufklärung. Und wenn man das ein bisschen aufklärt, dass es eines der Bierstile ist, was wir haben, dann schalten erst die Leute, aha, okay, da gibt’s ja auch was anderes als nur Helles oder nur die IPAs. Also manche sind gut informiert von den Bierstilen und manche, als Biersommelier hat man da halt wirklich viel Arbeit und auch die Personen, dass man ein bisschen aufklärt, um was es sich da handelt.

Holger: Unbedingt! Und man muss hier sagen, an dem Ort gelingt es auch wahnsinnig gut. Wir haben fast schon, also nicht eine Bierkarte, sondern ein Bierkartenbuch.

Markus: Oder einen Pass.

André Hofer: Passport.

Holger: Oder ein Passport. Genau. Und hinten sind ja sogar die beiden Hauptprotagonisten hier, Master of Beer oder wie, ja, Master of Beer ist der Christian Pichler, den haben wir ja auch schon im BierTalk gehabt, und dann The President of Beer, Bobo, alias Robert Widmann, oder umgekehrt. Und das ist auch toll, also dass hier die Servicekräfte, dass sie am Gast beraten und dass man sich das hier vorher anschauen kann und kann auch probieren und so. Und das gehört auch einfach dazu, wenn man so eine Biervielfalt präsentiert, dass das dann auch entsprechend an den Gast transportiert wird. Jetzt würde ich doch fast sagen, wir gehen zur Nummer 3 über.

Markus: Also der Holger hat heute echt, du hast Jungblut getankt hier in Südtirol. Wahnsinn! Also gut, dann. Aber es ist natürlich auch schön, weil jetzt haben wir ein rotes Bier, würde ich fast sagen. Also wir Franken würden sagen, es schaut aus wie roter Federweißer. Also sehr, sehr spannend, komplett trüb, also einen richtig schönen, geheimnisvollen Schimmer. Und jetzt bin ich mal gespannt, wie das riecht. Mmh! Sehr fruchtig. So eine Mischung aus Banane, Kirsche, Himbeere, also ganz viel …

Holger: So ein Beerenmix halt.

Markus: Ja.

Holger: So eine Beerenweiße, würde ich jetzt sagen.

Markus: Würdest du sagen? Okay! Da fragen wir einfach mal die Protagonisten. Was haben wir denn jetzt hier, welche Idee habt ihr da verfolgt?

Tobi Tratter: Tatsächlich ist es eine Beere, was verarbeitet wurde. Aber es ist die schwarze Johannesbeere, Cassis. Eigentlich bekannt für die Hopfensorten so wie Citra oder so. Also schwarze Johannesbeere wächst bei uns natürlich auch sehr, sehr gut. Wir hatten vor, glaube ich, damals vor anderthalb Jahren, zwei Jahren die Ideen, eigentlich könnten wir auch Fruchtbiere machen. Da sind wir wieder bei der vorherigen Frage, was der Thomas schon angesprochen hat. Wie schaffen wir es, ein Fruchtbier zu machen und das möglichst sauber ohne Risiko für die Brauerei. Und das war der erste Versuch, was wir gemacht haben. Also wie gesagt, schwarze Johannesbeere. Wir haben uns dazu gedacht eigentlich die rote Johannesbeere, die jeder kennt, die ist doch recht sauer. Eigentlich sollte das Bier einen leichten Säure-Touch haben. Somit sind wir zu dem Schluss gekommen, okay, auch hier noch Kettle Sour, haben wieder in der Pfanne mit Milchsäure vergoren eine Nacht lang, am nächsten Tag aufgekocht. Haben dann das Bier normal vergoren und später nach der Halbgärung praktisch in der Nachgärung haben wir dann noch mal die schwarzen Johannesbeeren kurz davor aufgekocht natürlich, damit das alles schön sauber bleibt. Diese Marmelade, unter Anführungszeichen, oben auch in den Tank reingekippt mit dem letzten Zucker, was auch die Beeren mitbringen, hat sich dann noch mal alles ein bisschen umgewälzt. Die Farbe ist sehr, sehr gut hervorgetreten. Und man sieht auch also, diese Trübe, die kommt eigentlich weniger von Hefe oder Protein, das ist einfach die Johannesbeere und speziell die schwarze hat viele Pektine. Und somit ist die Trübung stabiler als jedes Weißbier. Also das können wir noch zwei Jahre lagern und wir haben immer noch die gleiche Trübung.

Holger: Wie heißt es jetzt?

Tobi Tratter: Genau. Heißen tut das Bier Red Frieda.

Holger: Red Frieda?

Tobi Tratter: Genau. Das fragt uns auch jeder zweite, wieso heißt das Bier eigentlich Frieda? Und das ist halt eine lustige Geschichte, weil die vierte Tochter vom Christian, die Frieda, heißt eben Frieda, hat richtig knallrotes Haar. Und jeder, der die Frieda als erstes sieht, sticht sie sofort ins Auge, weil sie einfach einen Charakter ausstrahlt, der einzigartig ist. Und somit haben wir gesagt, das Bier ist auch einzigartig. Und das ist unser erstes Fruchtbier. Und deshalb haben wir gesagt, das Bier muss Frieda heißen.

Holger: Sehr gut.

Markus: Spätestens jetzt ist übrigens mindestens einer unserer klassischen bayerischen Stammhörer umgefallen. Also diese Braumeister klassischer Schule, weil als er gehört hat, wie du gesagt hast, ja da nehmen wir die Johannesbeeren und kippen die mal in den Tank oben rein, da ist der praktisch mit umgefallen. Wie ist es denn bei euch mit dem ganzen Thema Reinheitsgebot? Gibt’s hier überhaupt Regulationen? Und wie reagieren die Leute auf sowas?

Tobi Tratter: Wir versuchen, so viel wie möglich Biere nach dem deutschen Reinheitsgebot zu brauen. Also für uns ist das einfach ein Standard, der eigentlich viel über die Qualität aussagt. Also das ist sowieso faszinierend, aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe so viele, so ein facettenreiches Produkt wie Bier herzustellen. Aber manchmal ist es halt einfach nicht möglich, wenn du nur ein bisschen weitergehst, also irgendwann den Schritt weiter, irgendwann bist du über diese Grenze, über diesen roten gezogenen Strich Reinheitsgebot einfach drüber. Und das ist eigentlich relativ angenehm bei uns, also in Italien gibt es kein Reinheitsgebot. Also wir können brauen, wie wir lustig und munter sind. Und das hilft oft bei vielen Bieren schon weiter.

Markus: Ihr seid sehr lustig und sehr munter.

Holger: Ja, aber man muss ja auch sagen, was ist jetzt dagegen einzuwenden, wirklich …

Markus: Ja, nichts.

Holger: … reine Früchte zu verwenden? Man könnte jetzt sagen, also künstlich hergestellte Aromastoffe oder so, da kann man sich jetzt drüber streiten, aber wenn man jetzt 40 Kilo schwarze Johannesbeere auf 1 Hektoliter Bier gibt oder so, da ist doch nichts gegen einzuwenden.

André Hofer: Ist ja reines Naturprodukt.

Holger: Absolut!

Holger: Es ist halt eine andere Form von Reinheit.

Tobi Tratter: Unser Anspruch ist ja, ein Produkt, ein authentisches Produkt vor allem zu machen, da, wo wir mit beruhigtem Gewissen sagen können, so, das ist jetzt ein Fruchtbier. Fruchtbier, das haben wir erst vorgestern diskutiert, für uns wir diskutiert haben, ja, wie viel müssten wir eigentlich wirklich reinhauen, damit das wirklich Fruchtbier ist? Und wir haben gesagt, solange es schmeckt, ist ja super. Also ich glaube, es ist besser und authentischer wie zum Beispiel der 10-Millionste naturtrübe Radler am Markt. Letztlich ist es einfach ein  Badge, wo man sagt, du, ein Bier ist nicht Reinheitsgebot, das schmeckt aber lecker, es erfrischt genauso gut. Und vielleicht manchmal natürlich, du wirst nicht jedes Jahr das gleiche Bier schaffen, das versteht sich von selber. Aber wichtig ist, dass es den Leuten schmeckt, das Bier, glücklich sind und natürlich, dass es uns auch schmeckt.

Markus: Jetzt gebe ich mal dem Holger und sage, wir haben ja noch ein Bier.

Holger: Nee, nee, unbedingt!

Markus: Nummer 4.

Holger: Ja, Nummer 4.

Markus: Da kann ja mal der André uns das beschreiben. Also wenn du mal dem Mikrofon ein bisschen erzählst, was wir da so alles haben.

André Hofer: Sehr gerne. Also wir haben jetzt auch wie gesagt ein Bierchen vor uns. Wir haben ein sehr schönes, Schaumbildung ist auch noch vorhanden. Es ist üppig, aber trotzdem sichtbar. Von der Farbe her ein sehr schönes kastanienbraun, recht klar auch. Also ansprechend natürlich, also wir sprechen ja jetzt von einem dunklen Bier. In der Nase, da schauen wir mal. Mhm (bejahend). Also da sind ja vorwiegend diese Kaffeenoten. Ja, jetzt haben wir es fast mittags natürlich, den ersten Kaffee haben wir hinter uns, der zweite wäre jetzt das Bierchen. Und trinken wir erst mal.

Markus: Ja, Prost!

André Hofer: Zum Wohle!

Tobi Tratter: Prost!

André Hofer: Hoppala! Ist auch recht leicht auch im Trunk auch. Es hat einige Alkoholprozente drin, ich glaube, das wird bei 4,8 etwas sein. Recht trinkfreudig, kann man auch natürlich, wenn man es ein bisschen geschmacklich intensiver mag, kann man es auch im Sommer genießen. Also wird eine Lagerhefe wahrscheinlich sein, oder? Und ja, Speisen da passen, was könnte man dazu auch essen? Das ist jetzt die gute Frage.

Markus: Burger gibt’s hier ja zum Beispiel so gute, habe ich gehört.

Holger: Ja, unbedingt! Da lacht doch wieder die fränkische Seele, wie ich dich kenne.

Markus: Auf jeden Fall! Röstaromen, Schokolade, Kaffee.

Holger: Malz-Aromatik. Wahnsinn!

Markus: So muss Bier. Ja. Ich meine, es könnte natürlich noch ein bisschen Rauch haben, für unsereins. Aber …

Holger: Für den Bamberger …

Markus: Fantastisch! Also sehr schönes Bier.

André Hofer: Wir sind ja natürlich mit Rauch aufgewachsen, natürlich mit unserem Speck. Wo ich in Bamberg war. Ja, da musste ich mich erst daran gewöhnen, obwohl ich diesen Geruch kenne. Aber es ist ja trotzdem was anderes, wenn man das isst oder trinkt.

Holger: Auf jeden Fall ist das was anderes, ob man Speck isst oder trinkt. Das glaube ich auch.

André Hofer: Speck trinken ist blöde.

Markus: Am besten beides. So zusammen ist es super. Ja. Wahnsinn! Toll! Holger, du darfst …

Holger: Nee, nee, wir machen jetzt die Nummer 5, auf jeden Fall.

Markus: Machen wir Nummer 5, auf jeden Fall.

André Hofer: Jetzt geht’s zur Sache dann.

Holger: Das sieht aus wie das erste eigentlich.

André Hofer: Immer schneller.

Holger: Also ohne es jetzt überhaupt zu beschreiben oder reinzuriechen oder so, also es ist ja wirklich wie das Helle, also wie Nummer 1. Wahrscheinlich ist es jetzt ein heller Bock? Also vielleicht.

Markus: Schauen wir mal, oder ganz was anderes. Riechen wir mal dran. Na.

Holger: Na? Vielleicht doch nicht.

Markus: Vielleicht doch nicht.

Holger: Nee, vielleicht doch nicht.

Markus: Also da sind wir doch ein bisschen exotischer unterwegs.

Holger: Nee, nee unbedingt! Es ist ja so richtig fruchtig und so.

Markus: Ein bisschen Jasmin, ein bisschen Banane.

Holger: Also auf jeden Fall obergäriges Bier, das kann man schon …

André Hofer: Kräuter.

Markus: Kräuter. Genau.

Holger: Es gibt ja hier so ein Bier, das heißt Kranewitten, das könnte es fast sein, würde ich sagen.

Thomas Münster: Ziemlich heiß. Ist schon sehr, sehr heiß.

Markus: Sehr heiß, aber noch nicht ganz heiß?

Thomas Münster: Eigentlich schon verbrannt.

Markus: Ja gut, fragen wir mal euch. Was haben wir denn da?

Thomas Münster: Genau. Also das Bier war jetzt für mich ein Muss, weil wir waren ja vorhin beim Thema Reinheitsgebot. Und das Bier war das erste, jetzt sagen wir mal außerhalb vom deutschen und bayerischen Reinheitsgebot. Die Idee vom Christian war, hier einfach ein Südtiroler Bier zu brauen. Und natürlich, wenn man so nachdenkt, was ist klassisch Südtirolerisch, dann denkt man als erstes an Bier. Wie schon gesagt, das Bier südtirolerisch, ausschließlich mit Südtiroler Malz gebraut. Dann eben hat der Christian da an Speck gedacht. Das heißt, Speck wird mariniert mit Salz, Pfeffer und Wacholder. Diese Gewürze haben wir dann natürlich auch mit ins Bier genommen, vergoren mit einer Saisonhefe, also einer belgischen Hefe, was das Bier sehr, sehr trocken macht, sehr schlank. Die Gewürze und die Aromen kommen dann deutlich noch mehr zur Geltung. Wir empfehlen dieses Bier einfach zu einer klassischen Südtiroler Marend. Sagt man, in Deutschland oder Bayern heißt es ja Aufschnittplatte. Weil einfach das Bier wirklich diese schönen Aromen vom Wacholder drin hat, das leicht Salzige wieder am Ende, der Pfeffer unterstützt noch mal ein bisschen die Kräuter und auch das Gewürzige. Die Hefe ist da wirklich interessant, weil sie einfach komplett den Zucker vergärt, also kommt der Malzcharakter noch mal ein bisschen mehr zur Geltung. Und das ist einfach auch wieder mal ein Bier, wo wir stolz darauf sind, weil es das erste Bier war, natürlich mit nur Südtiroler Zutaten. Was mir auch wichtig ist zu sagen, bei all diesen Bieren ist das Südtiroler Qualitätssiegel drauf, wie bei vielen anderen Südtiroler Produkten. Und somit ist das ein besonderes Bier, was wir seit 2013, 2014 schon im Sortiment haben. Und ist ein Muss für uns. Also das Kranewitten, muss man dazusagen, ist übersetzt auf Südtirolerisch, als das deutsche Wort wäre Wacholder.

Markus: Weißt du, dass das einen großen alten Bruder hat?

Thomas Münster: Nein?

Markus: Und zwar, wenn du in den Nordosten Europas gehst, Estland, Finnland, dort gibt es einen Bierstil, der heißt Sahti. Und das ist allerdings mit Brothefe vergoren, aber auch über Wacholderzweigen dann geläutert. Hat in der Regel zehn oder mehr Prozent, also sehr kräftiges Bier. Und ist von der Aromatik aber hier sehr, sehr ähnlich, also sehr intensiv.

Thomas Münster: Interessant.

Markus: Schön präsentiert auch die Kräuter, die Fruchtigkeit. Also sehr spannend. Musst du mal probieren, das ist vielleicht noch eine Idee, so eine Finnisch-Südtiroler Collaboration Brew.

Holger: Aber da kannst du mal wieder hier sehen, was hier an Braukunst produziert wird.

Markus: Ja.

Holger: Das sind ja nur 5,5 Prozent, und was das trotzdem an Geschmack produziert. Da kannst du mal wieder sehen, was die Südtiroler können, ne.

Markus: Absolut! Ja.

Holger: Deshalb habe ich dich hierher gelotst.

Markus: Ich war schon vor dir hier. Aber mit dir bin ich anders hier, das gebe ich auf jeden Fall zu. Fantastisch!

Thomas Münster: Und man genießt das Bier wirklich mit einem selber gemachten Alpenkäse oder mit Speck oder Kaminwurzen, also klassischen Südtiroler Aufschnitt isst, dann passt das Bier einfach wirklich Weltklasse dazu.

Tobi Tratter: Vielleicht die Gewürzgurke sollte man weglassen. Also dann passt es nicht hundertprozentig.

Markus: Übrigens liebe Hörer, wenn ihr langsam merkt, dass der Geräuschpegel drumherum lauter wird, wir sind ja hier, wie gesagt, im Biergarten. Als wir angefangen haben, saßen wir hier noch alleine und dann kamen unsere Biere und dann kamen unsere Gäste. Also mittlerweile sind die ganzen Tische hier besetzt, überall sitzen Leute, haben alle fröhlich bunte lustige Biere vor sich stehen, freuen sich schon aufs Essen. Also wir werden auch, wenn wir hier fertig sind, natürlich die gute Küche des Hauses genießen. Aber wir haben noch ein Bier vor uns. Holger, und ich glaube, …

Holger: Ja, zum Glück!

Markus: … jetzt wird’s richtig ernst.

Holger: Zum Glück, zum Glück!

Markus: Mir schwant vieles.

André Hofer: Krasse Sache!

Markus: Zumindest ist es schon so, dass es leicht am Glas haften bleibt. Also werden wir ein bisschen mehr Alkohol wahrscheinlich hier schon drin haben.

Holger: So sieht‘s aus. Hier haben wir jetzt …

Markus: Das riecht endlich wie Bier.

Holger: Riecht endlich wie Bier. Also jetzt hör mal zu! Jetzt muss man natürlich, also er lacht sich halt kaputt, weil endlich ist Rauch da drin.

Markus: Ja.

Holger: Und ihr kennt den ja, also ich meine, Oberfranke, wird mit Rauchbier schon gesäugt. Und dann ist natürlich, ein normales Bier hat dann eine Rauchnote. Aber für alle anderen Menschen ist es ja nicht so.

Markus: Mmh! Es ist aber nicht nur Rauch. Also es hat, das Rauchige hat so ein bisschen Eiche, finde ich auch, so holzige Noten. Dann kommt auch ein bisschen Malzkaramell.

Holger: Es hat vor allen Dingen auch eine ganz tolle Farbe.

Markus: Oh ja.

Holger: Das muss man halt auch noch mal wertschätzen. Es ist ja so ein …

André Hofer: So richtig ansprechend.

Holger: Ja, so ein kupferfarbenes schönes Bier. Auch da schon richtig klar, wahrscheinlich auch sehr gut ausgelagert. Ich könnte mir jetzt vorstellen …

Markus: Mmh!

Holger: … jetzt bin ich nochmal wieder mutig, weil ich ja gerade so performen durfte. Da könnte man jetzt sagen, das ist ein Gourmet vielleicht?

Thomas Münster: Nein.

Holger: Also weiß nicht, nein.

Markus: Ist nicht stark genug dafür.

Holger: Nein, ist nicht stark genug. Ah, da seht ihr mal wieder, gut.

Markus: Da war der Wunsch Vater des Gedankens.

Holger: Ja, da war der Wunsch Vater des Gedankens. Das kann natürlich sehr gut sein. Tobias, was haben wir im Glas?

Tobi Tratter: Das ist jetzt unser Smoky Bock, also Rauchbock auf gut Deutsch, würde ich mal sagen. Und genau das ist wieder so ein Bier, ganz am Anfang hast du gefragt, was hier eigentlich so das Lieblingsbier ist zum Brauen? Und das ist eigentlich so wieder ein Beispiel dafür, wie war’s denn, wenn wir das das erste Mal gemacht haben? Da sind wir alle drei oben vor der Malz-, äh vor der Schrotmühle gestanden und dann: Ja, nee, nicht so viel Rauchmalz. Doch, doch, das ist ein Rauchbier. Na, nicht so viel Rauchmalz.

Holger: Markus hat gesagt, doch, doch.

Tobi Tratter: Und dann am Morgen, irgendwann haben wir uns geeinigt, okay, Hälfte Münchner, Hälfte Rauchmalz. Weil ich bin eher der gewesen, der gesagt hat, na, ein bisschen weniger ist vielleicht mehr. Der Christian: Na, na, na, gib Vollgas. Das ist Rauchbier. Und der Lutz ist so der Schlichter gewesen. Wir können ein bisschen was von beiden nehmen.

André Hofer: Der war dann der Schiedsrichter, oder.

Tobi Tratter: Also da, glaube ich, haben wir eine Stunde lang eingeschrotet. 20 Minuten ungefähr, eine Stunde und zehn Biere. Es war, eben, genau, das sind oft die Sachen, also vielleicht auch ein Quäntchen Glück gehört da dazu, also genau das Rezept auch zu treffen. Aber vielleicht macht’s auch genau das aus, wenn mehrere Leute zusammen wirklich auf einer fachlichen Ebene diskutieren und dann jeder seine Meinung einbringen kann. Weil es ist wirklich so gewesen, dieses Rezept ist so ein One Shot, haben wir uns gedacht, das machen wir mal. Und dann haben wir letztes Jahr den European Beer Star mit dem gewonnen, also die Goldmedaille.

Markus: Gegen alle Rauchbiere in Deutschland, wohlgemerkt.

Tobi Tratter: Und dann haben wir gesagt, scheiße, jetzt haben wir schon wieder ein Bier, was wir jetzt immer haben müssen. Und seitdem ist das Rauchbock eigentlich immer fix im Sortiment. Also das kann man das ganze Jahr trinken. Wir versuchen sowieso, immer übers ganze Jahr Bockbiere im Angebot zu haben. Wir haben einen Stammgast, der hat gesagt, er kann nicht alles Biere, also er trinkt gerne Bockbier, und er sagt, er kennt sich nicht mehr aus. Jetzt fängt er an, okay, ein, zwei, drei, vier, das war wirklich, eine Zeit lang hatten wir alle vier Bockbiere im Angebot, und dann hat er auch jeden Tag gewechselt. Ein Tag heller Bock, ein Tag normaler Bock, ein Tag Rauchbock, ein Tag Weißenbock. Und immer wieder von vorne. Bis irgendwann zum Glück der Bock fertig war, da hat er nur noch drei gemusst trinken.

Markus: Und was trinkt er jetzt?

Tobi Tratter: Jetzt momentan trinkt er Weißenbock, Rauchbock und heller Bock. Und nie mischen.

Thomas Münster: Der hat genug zu tun.

Markus: Ist immer ein klares Programm, finde ich sehr sympathisch. Ich kann mich erinnern, ich glaube, ich war damals im Halbfinale von dem Rauchbock. Und das ist einfach ein tolles ausgewogenes Bier. Weil das ist ja das Thema, man kann den Rauch überdimensionieren, dann ist es halt nur Rauch. Oder man kann ihn eben unterdimensionieren, dann ist es so ein Hauch von Rauch. Beides finde ich für ein echtes Rauchbier schwierig, sondern das muss eine Ausgewogenheit sein. Das muss da sein, das muss deutlich sein, aber es muss immer noch ein klares Bier sein und muss die typischen Bieraromen haben. Und das finde ich, Holger, ist hier gut gelungen, oder?

Holger: Auf jeden Fall! Also das ist wirklich ganz toll und schön ausgewogen und ausbalanciert.

André Hofer: Und es sollte ja auch getrunken werden. Nicht nur ein Bierchen, sondern …

Holger: Es soll Lust auf den zweiten Schluck machen. Genau.

Markus: Auf jeden Fall!

Holger: Absolut! Man kann ja ganz viel erleben, also ich habe jetzt da noch mal hier dieses Büchlein vor mir und wenn man jetzt eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, …

Markus: Also Holger lernt heute zählen.

Holger: … neun, zehn, elf und so weiter. Also das ist ja Wahnsinn, was hier alles im Angebot ist. Und nicht nur Südtirol ist eine Reise wert, sondern auch Bozen und das Batzenbräu. Kommt hierher, setzt euch hierhin, bestellt euch den Flight, den wir hatten. Und genießt das und beschäftigt euch mit den Bieren, setzt euch damit auseinander, und dann genießt noch die Südtiroler Küche. Und wer da dann nicht mehr glücklich wird oder das tollfindet, dem kann man nicht mehr helfen.

Markus: Oder er muss sich noch eine Südtirolerin oder einen Südtiroler suchen. Dann ist, glaube ich, alles gut, je nachdem. Aber wir haben ja noch eine kleine zweite Halbzeit, denn der André hat uns ja noch ein Bier von sich mitgebracht.

André Hofer: Genau.

Markus: Wollen wir das noch ganz schnell probieren, wenn ihr noch ein paar Gläser holt? Einfach dann testen wir das, dann haben wir praktisch noch so hintenraus was ganz Besonderes. Da sind wir mal gespannt, was du uns da mitgebracht hast.

Holger: Dein Homebrew Spezial.

André Hofer: Genau, Homebrew Spezial. Wie gesagt, ich komme aus der Homebrew Szene, ich habe 2016 eben mit Passion einen schönen Valentinstag gehabt, da haben wir das erste Bierchen gebraut. Und natürlich Tag der Liebe, zum Bier natürlich. Und ja, schauen wir mal. Wie gesagt, angefangen haben wir mit Botanical Beers. Mittlerweile mache ich auch gerne Biere, was recht, sagen wir mal, einfach auch hohe Drinkability haben. Und schauen wir mal, was das Bierchen hergibt.

Markus: Ist es dein Meistersud? Kann man das so sagen?

André Hofer: Ja, den werde ich jetzt wieder brauen, aber mit dem werde ich, wie gesagt, beim Master of Beer natürlich das Bier vorstellen. Und ich bin gespannt.

Markus: Also Südtirol hat übrigens die höchste Dichte an Absolventen des Master of Beer Programms, muss man sagen. Also ganz spannend, von Leuten, die sich einfach wirklich richtig gut mit dem Thema Bier auskennen. Wer damit nichts anfangen kann, es ist so, also Biersommeliers gibt’s ja jetzt schon länger, seit über zehn Jahren bilden verschiedene Institute aus. Aber es gibt eben jetzt noch so einen obendrauf, wo man als Biersommelier sagen kann, okay, jetzt spezialisiere ich mich noch mehr, gehe noch mehr in die Tiefe, gehe auch ein bisschen in die Geschichte. Und da kann ich dann eben Master of Beer werden. Und da ist der André mittendrin und wird uns jetzt gleich mal etwas einschenken, glaube ich.

André Hofer: Genau.

Markus: Ah! Das hast du noch in der Kühlung gehabt sozusagen.

André Hofer: Genau. Nachdem die hübsche Kellnerin das bringt, dann werden wir es einschenken.

Markus: Beschreib uns noch mal die hübsche Kellnerin. Nein Quatsch, wir sind ja hier beim Bier.

André Hofer: Ach so, genau.

Markus: Aber natürlich ist es auch immer schön, dass man hier wirklich viele Attraktionen hat in so einem Biergarten. Also alles gut, alles schön. Apropos Glas, wir hatten jetzt vorhin dieses Craftmaster Glas, jetzt haben wir das Teku-Glas, was übrigens auch eine italienische Erfindung ist, wissen auch die wenigsten. Also sehr spannend. Eigentlich mal entwickelt für Orval von zwei Italienern und mittlerweile eigentlich das Craftbier-Glas, was es so schlechthin gibt.

André Hofer: Schlechthin.

Markus: André, was nimmst du für Gläser normalerweise zum Verkosten, wenn du so für dich trainierst? Nimmst du da das Teku oder nimmst du da andere?

André Hofer: Ja, je nachdem, welchen Bierstil ich habe. Und ich muss auch dazu gestehen, ich nehme auch die Teku-Gläser, damit eben wahrscheinlich die Frucht mehr rauskommt, auch wenn es jetzt natürlich ein Lagerbierchen ist. Aber natürlich Verkosten hat ja auch ab und zu damit zu tun, das richtig zu bewerten und nicht nur für den Riechgenuss und für das Private. Und sonst, wie gesagt, von einer Tulpe bis hin zum Pokal eigentlich alles. Ich bin auch sehr experimentierfreudig, ich mache auch mal ungewöhnliche Sachen. Wie gesagt, dass ich natürlich mal ein großes Bierchen in ein Pilsglas reinhaue oder …

Markus: Mal aus der Kaffeetasse oder so?

André Hofer: Aus der Kaffeetasse nicht, aber ich mache verschiedene Biergläser, weil natürlich mit unseren Bierkursen, natürlich dass wir auch getestet haben und das ist eigentlich spannend zu sehen, wie sich ein Bier entwickelt. Es wurde ein bisschen geschüttelt, gerührt, ist nicht pasteurisiert, nicht filtriert.

Markus: Oh! Jetzt kommen die Flaschen übrigens mittlerweile an den Tisch. Wir haben eine, die man so ein bisschen kennt, so die klassische 0,3er-Flasche.

André Hofer: Genau.

Markus: Mit einem roten Kronkorken obendrauf, ein eher helles, deutlich trübes Bier. Sind wir mal gespannt. Und die andere Flasche würde man jetzt in Deutschland eher so als Weinflasche bezeichnen. Geht so in Richtung von einer Portwein-Flasche vielleicht sogar, also bauchig eher. Oben dicke Öffnung, großer Kronkorken drauf. Was haben wir denn da?

André Hofer: Wenn ich mal zur Flasche kurz was erzählen darf. Wo wir angefangen haben zu brauen, haben wir gesagt, natürlich, wir brauchen ja auch Flaschen. Was haben wir gemacht? Wir sind in so ein Bierlokal gegangen, haben uns natürlich ein Distelhäuser Distel bestellt und das ist eigentlich eine Flasche, die natürlich die Distelhäuser im Angebot hat oder hatte, die Distel. Und die haben wir dann mitgenommen und haben dann natürlich gereinigt, und so hat das ein bisschen angefangen.

Markus: Das heißt, ihr müsst immer ein Bier trinken, bevor ihr eins abfüllen könnt?

André Hofer: Ja, mittlerweile haben wir es im Griff. Mittlerweile haben wir die Prosecco-Flaschen auch.

Markus: Oh ja! Jetzt erleben wir übrigens noch eine Premiere, das Bier wird mit dem Handy geöffnet. Also auch das ist natürlich eine typische Südtiroler Fähigkeit.

André Hofer: Ach so, ja genau.

Markus: Aber bevor ihr jetzt Angst bekommt, es ist natürlich nicht …

André Hofer: So extrem.

Markus: … so, dass das ganz normale Handy genommen wird, sondern dieses Handy hat eine Hülle und in die Hülle ist ein Flaschenöffner eingearbeitet. Also insofern …

André Hofer: Jetzt weiß ich nicht, ob das zu klein ist?

Markus: Aber natürlich haben wir die großen Kronkorken für diese spezielle Flasche.

André Hofer: Ja, das sind große Kronkorken.

Markus: Probier’s doch mal andersrum. Wenn du …

Tobi Tratter: Ja, das geht schon trotzdem.

Markus: Ah, jetzt geht’s auf. Jetzt! Da sieht man den erfahrenen Brauer, der kriegt alles auf.

Tobi Tratter: Ich fülle ziemlich viele Flaschen.

Markus: Und jetzt kommt’s uns auch schon ein bisschen entgegen und landet gerade im Glas.

André Hofer: Das ist schon lange gelagert natürlich, es ist am Anfang natürlich brillant und natürlich mit der Hefe, ein bisschen mehr einschenken.

Markus: Das heißt, das ist ein Bier, was in der Flasche noch weitergegoren hat?

André Hofer: Ja, ich mache eine Flaschengärung. Wir haben eine …

Markus: Danke schön!

André Hofer: … belgische Hefe drin. Etwas haben wir noch drinnen.

Markus: Wir können ja nach und nach.

André Hofer: Genau.

Markus: Stoßen wir vielleicht erst mal an auf dein tolles Bier. Danke schön, dass du uns das mitgebracht hast.

André Hofer: Prost!

Tobi Tratter: Prost!

Thomas Münster: Prost!

Holger: Prost!

Markus: Danke schön, dass wir es hier verkosten können.

André Hofer: Zum Wohle! Wie gesagt, Hefe natürlich Vitamin B.

Markus: Stimmt! Also ganz gesund auf jeden Fall.

André Hofer: Hat natürlich vom Malz, für die Cremigkeit auch Weißenmalz verarbeitet, ein bisschen Münchner, vorwiegend Pilsner. Das sieht man auch durch die Farbe eben. Ich habe da zum Vergleich auch, wie gesagt, eine kleine Flasche. Ist mir aufgefallen natürlich, dass verschiedene Flaschengrößen, auch die Reifezeit oder die Reife da auch anders ist.

Markus: Aha!

André Hofer: Beim Hopfen war ich eher, wie gesagt, zurückhaltend, weil natürlich eines möchte, was dann eher auch getrunken wird, nicht nur einen Schluck, sondern mehrere. Ich habe da einen Hallertauer Ariana mit drinnen. Wie gesagt, deswegen auch diese Zitrusnote.

Markus: Auch ein schönes Sommerbierchen, finde ich schön angenehm frisch.

André Hofer: Das ist halt interessant natürlich, wenn die Hefe am Boden liegt, schmeckt das oder riecht das Bier auch ein bisschen anders, ein bisschen weniger aromatisch.

Tobi Tratter: Man muss jetzt vielleicht auch mal anmerken, das letzte Bier war ein Rauchbock.

Markus: Ja, ja.

André Hofer: Also für das, dass sich die Aromen so stark wieder durchsetzen, also sehr, sehr gelungen, würde ich sagen.

Markus: Genau. Also das muss man auch sagen, liebe Hörer, wenn man jetzt nicht professionell trinkt, so wie wir, dann sollte das Rauchbier eher das letzte Bier sein. Aber das ist schon sehr, sehr spannend.

Holger: Nee, aber hier ein ganz tolles Mundgefühl, finde ich.

Markus: Ja.

Holger: Ein ganz, ganz tolles Mundgefühl.

Tobi Tratter: Kohlensäure schön eingebunden.

André Hofer: Danke.

Markus: Ja, wunderschön weich.

André Hofer: Was mir auch aufgefallen ist, eben auch, wie gesagt, natürlich, das lernt man bei unseren Professoren, immer natürlich die Kühlkette nicht unterbrechen. Das beste Bier habe ich leider zuhause. Ich habe immer kühl gelagert, kommen meine Freunde, trinken wir was. Und wenn ich natürlich dann in der weiten Welt rumreise, dann sage ich immer, bitte kühlen. Ja, ja, machen wir schon. Ich sage, ja, man merkt halt den Unterschied auch. Viele meinen einfach, dass das Bier, ja, das geht von alleine alles und passt schon, aber es ist ja eigentlich ein Naturprodukt und sollte auch so behandelt werden.

Holger: Gibt’s schon einen Namen, also irgendwie Dorf Tirol Special 1 oder so?

Markus: Bavaria One, South Tyrol One.

André Hofer: Ich war da ein bisschen offen. Wie gesagt, ich habe das jetzt als Golden Ale eingebraut. Weil natürlich das Problem immer ist in Südtirol, wenn ich jetzt mit den Fachbegriffen komme, versteht’s keiner. Gut, ich finde auch interessant zu sehen, okay, was sagen die? Okay. Ein Golden Ale, vielleicht hat das zu wenig Bittereinheiten, kann das dann eher ein bisschen so gehen. Eben, so ein bisschen ein Gespräch zu finden, du, hör mal, aber für mich ist das eigentlich ein anderer Bierstil. Und dann kommt’s drauf, mit wem man spricht, ist es natürlich der gute Kollege, der Bierfachmann, der Hotelgast? Das ist eigentlich interessant zu sehen, wie oft sie unterschiedlich und wie oft  sie auch gleich danach bewerten. Und je gleicher das bewertet, desto besser ist es eigentlich.

Markus: Also haben wir dann ab nächstes Jahr wahrscheinlich noch eine neue Südtiroler Brauerei. Kann man das so sehen?

André Hofer: Ja, mal schauen, wo wir das Geld rauszupfen, aber …

Markus: Freut ihr euch da drüber, wenn es mehr Brauereien in Südtirol gibt?

Tobi Tratter: Ja super, kann man woanders noch mehr Bier trinken.

Markus: Wunderbar! Das ist übrigens ein wunderbares Schlusswort. Wir sind jetzt bei einer guten Stunde Podcast angelandet. Ich glaube, wir müssen langsam zum Essen übergehen. Und deswegen, liebe Hörer, dürft ihr jetzt abschalten. Also wir freuen uns sehr, dass ihr dabei wart. Wir freuen uns sehr, dass ihr dabei wart, das heißt, großartig, vielen Dank für diesen tollen BierTalk, für die vielen Storys, Hintergründe und natürlich auch die vielen Bierchen. Und natürlich gerne auf ein nächstes Mal wieder. Ist ein spannendes Projekt, Holger, so live, …

Holger: Nee, unbedingt!

Markus: … vor Ort.

Holger: Ich kann das nur, das müssen wir wieder machen. BierTalk Live ist, glaube ich, ein ganz, ganz tolles Format.

Thomas Münster: Eindeutig! Es hat Spaß gemacht. Vielen Dank für die Einladung! Und unbedingt auf ein Neues!

Markus: Okay! Wunderbar! Dann tschüss, liebe Hörer! Habt viel Spaß! Ciao!

André Hofer: Tschüss!

Holger: Ciao, tschüss!

Tobi Tratter: Servus!

Thomas Münster: Servus!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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