BierTalk Spezial 53 – Live vor Ort zur Bierköste 2023 in Neumünster – Hobbybrauer Leif, David und Sebastian im Talk

Im Teil zwei unseres Live-Talks von der Bierköste in Neumünster sprechen wir mit drei Hobbybrauern. Leif ist schon lange dabei und wurde von einem Rollenspiel inspiriert, Sebastian kam etwas später dazu und liebt vor allem den handwerklichen Teil des Bierbrauens, während David erst durch die Pandemie an den Sudkessel fand und ähnlich wie Leif zum echten Bier-Tüftler geworden ist. Gemeinsam verkosten wir einen spannenden Versuch, bei dem alle Hobbybrauer dieselbe Würze als Basis genommen, aber dann mit verschiedenen Hefen vergoren haben. Im BierTalk erzählen sie zudem ihre Geschichten und geben Einblicke in die Gedankenwelt der Bier-Hobbyisten, vom eigenen Logo bis zu International Beer Sommelier…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Wir sind immer noch in Neumünster auf der Bierköste und haben jetzt die Diskussionsrunde zum Thema Hobbybrauer hier. Und, ja, haben drei wunderbare Menschen hier mit mir am Tisch, die gleich ein bisschen was erzählen werden über ihre Erfahrungen in der Brauwelt und natürlich werden wir auch ein paar Biere verkosten. Aber ich fange vielleicht einfach mal an, der Erste sitzt nämlich gleich links neben mir, wir kenne uns schon ganz gut, der Leif. Und, ja, vielleicht stellst du dich kurz selber vor und erzählst ein bisschen, wie du überhaupt hierhergekommen bist.

Leif: Ja, genau, mein Name ist Leif, ich komme aus Bochum. Ich habe mit dem Hobbybrauen 2004, 2005 mehr aus der Not heraus angefangen. Weil, ich habe Rollenspiele, also Pen & Paper gespielt und zwar das Schwarze Auge und in einem Quellenband stand drin, die Torwarte trinken ein starkes Dinkelbier. Und dann war klar für die nächste Runde, ich hätte gern dieses Dinkelbier. Also geguckt und ich habe ums Verrecken kein Dinkelbier gefunden und habe aber beim Suchen dabei Rezepte für Dinkelbier gefunden und bin dann eingetaucht in die ganzen wie-kann-man-Bier-brauen-Geschichten. Das war damals noch deutlich rudimentärer als heute, was man so an Infos gefunden hat. Es gab das Buch vom Klaus Kling, was ich bekommen habe, und musste danach aber erst mal aufgeben, weil es tatsächlich kein Dinkelmalz so eben mal irgendwo zu kaufen gab. Und habe dann angefangen mit einem Fertigbrau-Set. Und das war ein belgisches Klosterbier und ein Pulver, also ein Malzextrakt auf Pulverbasis, mit dem ich dann quasi mein erstes Bier gebraucht habe. Dann habe ich es irgendwann doch mit richtigem Malz versucht und musste dann auch erst mal ein bisschen pausieren, weil in meiner Studentenwohnung nur Teppichboden war. Also richtig Brauen, nicht so die spitzen Idee, zu mindestens wenn man die Kaution irgendwann wiedersehen wollte. Und bin dann irgendwann wieder dazu gekommen, ich weiß gar nicht, wann genau. Und habe es dann aber tatsächlich eher also mit meinem Beruf, also mit Informatik und meinen Heimautomationsgedanken eher mehr kombiniert, habe also da viel mit Sensorik gearbeitet, auch relativ viel mit Automation, dann eher in die Richtung gezielt. Ja und braue seitdem regelmäßig, unregelmäßig verschiedene Biere.

Markus: Ja, also spannend, vom Rollenspiel DSA. Für alle, die es nicht wissen, Das Schwarze Auge, einer der Klassiker letzten Endes der Rollenspielthemen, die man so machen kann. Wo viele, glaube ich, auch aus meiner Generation eingestiegen sind, also wunderbare Geschichte. Und dann bist du praktisch in die Rolle dieses Brauers immer mehr hineingeschlüpft, kann man das so sagen?

Leif: Ja, genau. Also erst mal, ich muss auch sagen, so mein erster großer Fehler auch mit diesem Brau-Set war, ich habe ein Bier gebraut, was ich noch nie getrunken habe. Das heißt, ich wusste gar nicht, was dabei raus kommt. Und habe auch erst mal gedacht, als ich es probiert habe, ich hätte einen schrecklichen Fehler gemacht, weil wie nichts geschmeckt hat, was ich bis dahin unter Bier verortet hätte. Und das ist dann auch so Hand in Hand gegangen mit der ganzen Bierwelt, also quasi dann um die Biere, über die an dann gelesen hatte, warum auch immer, quasi dann die Biere weiter zu verkosten. Und bin dann irgendwann auch geschmacklich viel stärker wieder in Belgien gelandet. Also der belgische Stil ist auch was, was ich unglaublich gern selber braue. Aber das ist auch ein Tipp, den ich irgendwie jedem Heimbrauer mitgeben kann, man sollte das Bier schon getrunken haben, an dem man sich versucht, um zumindest wissen zu können, in welche Richtung es dann geschmacklich gehen soll und nicht zu überrascht zu sein und auch Fehler irgendwie dann besser eingrenzen zu können.

Markus: Nicht nur ein guter Tipp für Hobbybrauer, möchte ich sagen. ich war vor Kurzem erst in Amerika beim World Beer Cup und da haben einige Brauereien auch Biere eingereicht, wo ich mir auch gedacht habe, es wäre schön, wenn ihr einmal in das Ursprungsland gefahren wärt und mal verkostet hättet, was ihr da eigentlich braut. Aber so ist das eben manchmal. Beim Rollenspiel gibt es ja die Skills. Was würdest du sagen, was hat so ein Brauer, welche Skills braucht der, welche sind da besonders wichtig in welcher Relation?

Leif: Das hängt so ein bisschen davon ab, was man möchte. Also ich kenne genug Heimbrauer, für die der Brauvorgang, sage ich mal, dieses Meditative irgendwie, also eigentlich quasi das Ergebnis, was am Ende dabei rauskommt, gar nicht so wichtig ist wie dieser Prozess. Ansonsten für Leute, die reproduzierbar brauen wollen, braucht es natürlich ein Stück weit Disziplin, das mitzuschreiben, das auch irgendwie zu messen. Und auch so ein bisschen Selbstdisziplin, nicht zu viel plötzlich zu variieren. Das ist so ein Punkt, den habe ich auch am Anfang ganz viel gemacht, irgendwie von wegen, es hat irgendwas nicht funktioniert, dann habe ich erst mal die Hefe ausgetauscht, Malz ausgetauscht, Temperaturen variiert und so weiter und es kam irgendwas anderes dabei raus. Aber welche Stellschraube am Ende irgendwie diejenige welche war, ist dann schwierig im Nachhinein rauszufinden. Das heißt, also man muss Geduld haben und man muss auch, glaube ich, sehr iterativ arbeiten, um sich da so ein bisschen vorzutasten.

Markus: Und welcher Skill bei dir hat sich am meisten verändert praktisch von Level 0 bis Level 20, wo du jetzt vielleicht bist?

Leif: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, tatsächlich aber die Methodik und dieses sehr kleinteilige Variieren. Genau, die Geduld und dieses sehr kleinteilige Variieren, das hat sich am meisten gesteigert.

Markus: Ja und dann hast du dich ja auch weiterentwickelt. Also was wären dann so logische Schritte, wenn man mit dem Hobbybrauen anfängt? Was würdest du jemanden raten, der jetzt sagt, okay, ich will jetzt auch damit anfangen, habe mir vielleicht schon so ein kleines Set gekauft oder so? Was wären so Möglichkeiten zum Beispiel, Kontakte zu knüpfen oder Erfahrungen zu sammeln, was würdest du dem raten?

Leif: Also Erfahrungen zu sammeln und zu gucken, einfach die entsprechenden Foren abklappern. Also das Hobbybrauforum, kriegt man eigentlich alles, was man für den Start braucht, kann man sich durchlesen. Aber, wie gesagt, vor allen Dingen Biere trinken, also jetzt verschiedene Biere trinken. Also einfach so zu gucken, was ist auch der Stil, den man will. Weil, das ist natürlich eine intrinsische Motivation. Also wenn man quasi sagt, man möchte genau in die Richtung gehen und man möchte quasi eigentlich auch ein richtig geiles Bier in einem Bereich, den man selbst super gerne trinkt, machen. Damit sollte man dann quasi anfangen, da sollte man einsteigen. Also erst mal quasi den Stil finden, wo man sagt so, der begeistert mich. Weil, es wird ein paar Fehler geben und da muss man ja auch durch so ein Motivationstief mal durch. Und tatsächlich auch quasi ganz klar, was ist das, was mich an dem Hobby begeistert? Also ist das eigentlich, das Bier am Ende mit meinen Freunden zu trinken, ist es so die technische Optimierung, irgendwo nochmal an der Anlage zu schrauben? Das ist ja auch so ein Hobby, glaube ich, an anderer Stelle auch. Beim Fahrradfahren muss man sich auch entscheiden, was begeistert mich mehr, auf dem Fahrrad zu sitzen oder irgendwie am Fahrrad zu schrauben? Und das Gleiche ist es beim Brauen ja auch. Also wo kann man nochmal einen Prozess optimieren, wo kann man nochmal zugucken? Wie gesagt, ich skaliere immer so ein bisschen, was Sensorik angeht. Also jetzt dann auch wieder verbunden mit der Arbeit, habe ich jetzt noch einen Sensor in die Hand gekriegt, mit dem ich den Druck im Fass quasi während der Gärung überwachen kann irgendwie im 15-Sekundentakt und kann dann wirklich schauen, wie sich das verhält. Und da muss man einfach wirklich schauen, also was trifft mich am Hobby eigentlich am meisten und was motiviert mich da am meisten.

Markus: Trinkst du noch andere alkoholische Getränke, außer Bier?

Leif: Sehr viel. Also tatsächlich, bevor ich bewusst zum Biertrinken gekommen bin, war ich schon beim bewussten Whisky trinken. Also das war tatsächlich so der erste Genussalkohol, sage ich mal, den ich wirklich bewusst auch darauf, so auf Genuss gezielt, dann getrunken habe. Also, ja, das gibt es auch. Und tatsächlich, die Aromen sind ja auch ganz spannend, also wie sich das gegenseitig dann bedingt oder auch, wie sie dann in den verschiedenen Sachen entstehen und auch verändern. Oder es gibt auch Ideen dann nochmal für Biere, aber, ja.

Markus: Okay. Also, mal sehen, vielleicht können wir irgendwann noch über die Hobbybrennerei reden. Aber gehen wir mal weiter zum David, der hier auch sitzt. Ja, vielleicht das selber erst mal, dass du kurz den Hörern sagst, mit sie es so zu tun haben.

David: Mein Name ist David, ich bin Wahl-Berliner seit inzwischen über elf Jahren. Und, ja, habe dort mein Studium absolviert und bin inzwischen dort auch am arbeiten und bin von Beruf Ingenieur. Und das habe ich so ein bisschen mit Leif vielleicht gemeinsam, beim Hobbybrauen ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich doch dann eher an der Anlage optimiere und tüftel und neue Sensoren einsetze als jetzt nur den Brauprozess im Blick zu haben sozusagen. Ich bin viel später als Leif zum Hobbybrauen gekommen und zwar während, ja, einen der vielen Lockdowns, die wir so gehabt haben in den letzten Jahren. Da habe ich, wie die meisten Menschen auch oder vielen Menschen in der Zeit gehörte ich zu denen, die im Supermarkt das Mehl weggekauft haben und erst mal angefangen haben, Brot zu backen. Bis ich dann irgendwann festgestellt habe, ich esse ja gar kein Brot, und das passte nicht so gut zusammen. Und insgesamt war das mit der Hefe ja doch eine ganz interessante Sache. Und, ja, in die Zeit fiel das auch, dass man sich für Bier, dass diese Welt größer geworden ist als nur das klassische Pils, weil man so die Zeit dazu hatte und es gab dann diese Online-Testings und so. Und dann bin ich relativ früh meinem Freundeskreis damit auf den Geist gegangen, das ich gesagt habe, lasst uns das doch zusammen machen und habe Testings gemacht quasi Online, abends das organisiert. Und offensichtlich bin ich den Leuten damit so auf den Geist gegangen, dass die mir dann irgendwann so ein Hobbybrau-Starter-Set geschenkt haben und haben gesagt, jetzt probier es selbst. Wenn du immer so schlau tust und darüber redest, probier es doch selbst. Und dann hatte ich eine Aufgabe sozusagen und so kam ich zum Hobbybrauen, ja.

Markus: Wenn man sich jetzt überlegt, das fing dann also an mit so einem kleinen Hobbybrauer-Set. Wenn wir jetzt so einen Fast-Forward-Film machen, wie entwickelt sich so eine Hausbraueranlage Zuhause? Also wie viel Anteil deines hohen Raums nimmt es jetzt mittlerweile ein?

David: Ja, du sprichst es an, das ist natürlich ein Hobby, das kann sehr schnell eskalieren, das ist natürlich so. Meistens geht das über den Weg, dass immer ein Gefäß zu klein ist in der ganzen Kette und dann kauft man sich das nach. Und das führt aber zwangsläufig einfach nur dazu, dass etwas anderes zu klein geworden ist. Man muss dann natürlich irgendwann mal den Punkt finden und sagen, jetzt hier ist Schluss. Und, ja, was den Platz angeht, wir, ich mit meiner wunderbaren Lebensgefährtin, sind umgezogen vor gar nicht allzu langer Zeit in eine etwas größere Wohnung, weil der Platz in der alten Wohnung nicht nur für das Brauen zu wenig geworden ist. Und, ja, es gibt da eine Ecke, die recht gut ausgestattet ist und relativ viel Platz einnimmt.

Markus: Und wenn du da diese Biere machst, mit wem probierst du die dann so?

David: Im Freundeskreis, im Kollegenkreis durchaus auch. Also man findet ja dann doch relativ schnell, das ist auch das Schöne eigentlich an dieser Bierwelt, man findet ganz schnell andere bierbegeisterte Menschen, deren Interessenslage ähnlich ist. Leif hat es schon angesprochen, das Hobbybrauerforum, das führt dann teilweise schon dazu, dass man eben doch ein paar Bekannte hat, mit denen man sich Biere, auch quer durch die Republik, anfängt zuzuschicken. Das macht großen Spaß und so sitzt man nicht da alleine, sondern bekommt ehrliches Feedback dann auch. Und das braucht man auch irgendwo natürlich, um sich selbst zu verbessern, um seine Biere zu verbessern, um seinen Prozess besser zu verstehen.

Markus: Nun ist Berlin ja eine sehr quirlige Stadt auch in Sachen Bier und auch in Sachen Hobbybrauen. Ist das dann auch was, wo du da jetzt nochmal richtig angekommen bist, in der Berliner Bierszene?

David: Ja, aber tatsächlich erst seit Kurzem. Also glücklicherweise, ja, die Corona-Maßnahmen sind runtergefahren, ich glaube, ganz offiziell ist es jetzt auch vor Kurzem von den Gesetzmäßigkeiten her so, dass es weg ist. Die ersten drei Jahre meines Hobbys waren da so ein bisschen beschränkt, sage ich mal einfach. Wir haben einen Hobbybrauerstammtisch, an dem ich dann jetzt auch teilnehme sozusagen. Aber die ersten drei Jahre ging das nicht, da hat sich das alles eher Online abgespielt, da musste man sich andere Wege suchen, um da das Gesprächsthema zu finden oder andere bierbegeisterte Menschen dann zu finden, ja.

Markus: Gibt es in Berlin eine Veranstaltung, wo du sagen würdest, wenn jemand, der generell gerne Hobbybraut und sich da informieren will, wo man da hingehen kann?

David: Da gibt es ganz sicher nicht nur eine Veranstaltung, wir haben viele tolle Veranstaltungen, die ausgerichtet werden. Ganz besonders und fokussiert auf das Hobbybrauen, ist es der Hobbybrauerstammtisch, dessen Name mir jetzt nicht so ganz einfällt, wie die Truppe eigentlich ganz genau heißt. Aber wenn man Hobbybrauer und Berlin eingibt, dann findet man das ganz sicher. Sehr offene Menschen, die da auch gerne dazu kommen. Und noch dazu haben wir ja auch eine ganze Vielzahl von kleinen inzwischen kommerziellen Brauereien, die mehr oder weniger im Heimbraubereich oder im Micro-Brewing-Bereich angefangen haben. Und auch die haben meist ihre kleinen Veranstaltungen, wo sich bisher alle Brauer, die ich kennengelernt habe, gefreut haben, wenn sie angesprochen werden, weil sie meistens eben auch irgendwie aus dem Home-Brewing kommen. Bis hin zu inzwischen, ja, Branchengrößen, wie beispielsweise den Olli Lemke, der halt einige Brauer und Brauerinnen angestellt, die sich freuen, wenn man sie einfach mal anspricht darauf, wo sie denn eigentlich so herkommen.

Markus: Wunderbar. Dann schauen wir doch hier mal zum Lokalmatador, würde ich jetzt mal sagen. Wir haben hier den Sebastian aus Neumünster oder fast Neumünster, ja, wirst du gleich aufklären, aber zumindest hier aus dem Kreis.

Sebastian: Aus dem Umfeld, ja.

Markus: Genau. Ja, stell dich doch auch gerne mal kurz vor, wer bist du, wo kommst du her und warum überhaupt.

Sebastian: Ja, moin, ich bin Sebastian und ich komme hier aus der Gegend, um genau zu sein, Lentföhrden. Das ist so halber Weg zwischen hier und Hamburg eigentlich. Also ich bin hier die Vertretung von unserem Stammtisch. Unser Stammtisch heißt, Neumünster braut. Wir sind so 17 und wir treffen uns regelmäßig hier meistens in der Wittorfer Brauerei, wo einer unserer Stammtischbrüder jetzt auch Teilhaber ist. Da hat sich jetzt auch so eine gewisse Kollaboration entwickelt. Und, ja, an unserem Stand haben wir ja Zurzeit auch 19 Biere, glaube ich, die wir parallel ausschenken. Und zum Hobbybrauen gekommen bin ich so mittel, also nicht so früh wie Leif, aber früher als David. Ich habe das seit 2016, mache ich das. Das ist irgendwie in mehreren Stufen eigentlich gekommen. Ich habe mich schon immer für Bier interessiert. Also immer, wenn man irgendwo anders war, das regionale Bier probiert und immer mal, auch damals in der Schule noch, wenn man mit seinen Kumpels im Park zum Saufen getroffen, wurde diskutiert, ist jetzt das Oettinger Pils oder das Oettinger Export besser. Und ich habe da auch immer, wo ich war, regionale Biere getrunken, getestet. War auch mit meinen Eltern damals auch schon als Jugendlicher in Bamberg, das war auch ein sehr einschneidendes Erlebnis.

Markus: Sehr löblich!

Sebastian: Ja, ich glaube, wir waren im Rosenkeller und haben U getrunken.

Markus: Ja, kann passiert sein.

Sebastian: Ist das der Keller?

Markus: Also es gibt die Wilde Rose.

Sebastian: Das war das, genau.

Markus: Genau und es gab mal eine Zeit, wo es da auch Mahrs Bräu gab.

Sebastian: Es ist schon länger her. Und aus dem Interesse hat mir dann irgendwann meine damalige Nochfreundin so ein Brauseminar geschenkt. Das war aber schon 2006, 5, 6, 7 irgendwie bei der Ricklinger Brauerei. Die ist auch hier in der Nähe auf dem Land, so eine Landbrauerei. Und da war das aber, da ging es noch nicht so ums Selber brauen, es war mehr so ein bierseeliger Ausflug. Das war damals auch noch sehr günstig, das hat irgendwie 50 Euro gekostet, gab Frühstück, Mittag, Abendessen und den ganzen Tag Bedienung vom Hahn frei.

Markus: Das ist ein Deal.

Sebastian: Das ist ein Deal. Und dann ist das aber, ja, habe ich das nicht weiter verfolgt, das war lustig. Und dann, ich habe immer Heise gelesen, also CT-Zeitschrift und so. Und 2016 kam dann tatsächlich in dieser Computer-Zeitschrift die Nachricht, das BrewDog, die ja auch hier sind, ihre Rezepte open sourcen. Die haben ja damals ihren ganzen Back-Katalog und die Rezepte Online gestellt. Und da war die erste Reaktion, ja, das ist ja interessant, aber was soll man damit machen, das kann man gar nicht Zuhause machen. Irgendwie habe ich das gelesen und so drauf rumgedacht, sage so, nee, der Typ in der Brauerei damals, der hatte irgendwie zwei Gaskocher und einen großen Topf, das kann man auch Zuhause machen. Und dann habe ich mich da weiter informiert und habe aber seitdem tatsächlich nie was von BrewDogs-Rezepten gebraut. Und habe dann ganz klassisch angefangen mit so einem Gäreimer, mit Läutersieb und einem Einkocher, den ich für 30 Euro von eBay-Kleinanzeigen. Und der ist auch immer noch in meinem Braugeraffel. Ich will es jetzt nicht Anlage nennen, weil diese Anlagentechnik, was euch so toucht, das ist überhaupt nicht so meins, also ich braue sehr, ja, handwerklich. Ich habe kein Rührwerk, keine Temperatursteuerung, das Maischen mache ich in so einer Kühlbox von Coolman. Und da braue ich entweder direkt Kombirast oder ich habe noch eine kleine Induktionsplatte, wo ich dann Dekoktion mache und so, wenn ich mal stufenmaischen möchte. Und das Einzige, wo ich einen Sensor habe, ist an meinem Kühlschrank, wo ich dann vergäre.

Markus: Das heißt also, wenn jetzt jemand zum Beispiel da zuhört und sagt, ich will wirklich ganz rudimentär anfangen, was braucht er dann Minimum an Ausrüstung, um ein Bier herstellen zu können?

Sebastian: An Minimum? Also man braucht auf jeden Fall eine Lösung zum Läutern, irgendwie muss man läutern. Und man muss irgendwie warmes Wasser kriegen und man braucht ein Gefäß, wo man es vergären kann. Und wenn man die richtige Hefe nimmt, kann man auf Temperatursteuerung verzichten. Also da diese Einkocher, wie gesagt, gibt es günstig gebraucht. Damit kriegt man warmes Wasser, da kann man auch drin Maischen, wenn man dicke Arme hat und gerne rührt. Und so ein Set, so große 30-Liter-Eimer mit so einem Läuterblech gibt es günstig im Internet und damit kommt man eigentlich schon ziemlich weit, das reicht vollkommen aus.

Markus: Klasse. Also kann man wirklich schnell anfangen, wenn man möchte?

Sebastian: Man kann schnell anfangen. Man sollte sich noch eine Möglichkeit besorgen, um die Stammwürze zu messen, also entweder ein Fraktometer oder eine Spindel. Das möchte man schon wissen, was ich da fabriziert habe. Ein Thermometer braucht man natürlich auch, um zu wissen, ob das Wasser warm genug ist. Aber zwingend mehr braucht man nicht unbedingt. Also mein Geraffel hat sich so ein bisschen angestaut jetzt, ich habe eine Induktionskochplatte, aber ich habe keinen Topf, der groß genug ist, um darauf auch zu kochen, deswegen habe ich für den großen Topf noch einen Gaskocher. Und das ist so ein bisschen zusammengesucht, aber nicht automatisch, aber sehr flexibel.

Markus: Ja und irgendwie natürlich auch in der Evolution, die wir grade schon gehört haben, man hat verschiedene Gefäße, man versucht immer mal wieder, ein bisschen was up zu graden im Rahmen der Möglichkeiten sozusagen oder wie man will, ja.

Sebastian: Nee, also ich bin damit eigentlich zufrieden. Es gibt halt immer so verschiedene Bereiche, Leute haben halt so Hobbys im Hobby. Vielen mögen das gern und machen Stunden in Etiketten, andere automatisieren da, schreiben Programme, auch für Rezepterstellung gibt es ja diverse. Oder Gärsteuerung, da gibt es auch, weil ein Haufen ITler auch irgendwie brauen.

Markus: Ja.

Sebastian: Das kommt aber nicht von euch, von dem CRE-Podcast damals mit Andreas Bogk. Und man kann Hefe fahren, das ist auch ein Hobby, wo man sich da noch reinnerden kann. Da gibt es halt verschiedene Richtungen.

Markus: Ja, okay.

Sebastian: Leute mögen Rezepte, Leute mögen Bier, Leute mögen Anlagen und da, das ist ein facettenreiches Hobby, ist für jeden was dabei. Und ich mag es halt gerne entspannt.

Markus: Nee, so habe ich es auch erlebt. Aber vielleicht ganz kurz für die Hörer zur Einordnung, weil du es grad erwähnt hast. Andreas Bogk ist so einer, also der Ersten vielleicht nicht, aber einer, der wirklich sehr bekannt ist für dieses Thema Hobbybrauen. Der in Berlin die Berliner Weisse wiederbelebt hat und letzten Endes der Vorgänger für Ulrike Genz und die Schneeeule so ein war. Und den habe ich mal besucht vor vielen, vielen Jahren, als der noch voll im Saft war, sehr spannende Geschichte auf jeden Fall.

Sebastian: Die Schneeeule hat doch auch noch die Kulturen, die die damals da revitalisiert haben. Und Andreas Bogk war damals mit Tim Pritlove auch in einem sehr bekannten Podcast und hat da, keine Ahnung, fünf, sechs stundenlang über sich und wie man Bier braut erzählt. Und damals, als es noch halbwegs aktuell war, sind dadurch halt auch sehr viele dann zum Hobbybrauen gekommen. Und dieser Podcast ist halt vor allen Dingen vom Chaos-Computer-Club-Umfeld und daher, das hat dann einen Haufen ITler in das Hobby gespült.

Markus: Ja, war ja der Andreas letzten Endes selber auch. Und bevor wir zu den Bieren kommen, noch die Frage, du hast dir ja einen richtig schönen Namen auch für deine Brauerei ausgesucht, Auenland-Brauerei. Wie kamst du da drauf, über die klassische Geschichte, gibt es da was mit Bier oder wie?

Sebastian: Ja, das ist tatsächlich die langweiligste Geschichte aller Seiten, weil die Straße, wo ich wohne, heißt Auenland.

Markus: Ach nee. Also da hättest du jetzt die Chance gehabt, eine unglaubliche Legende darauf zu … nein, alles gut.

Sebastian. Nein, aber wir sind natürlich große Herr-der-Ringe-Fans, meine Frau und ich, aber es hat sich halt so ergeben. Wir waren auch heilfroh, als das Neubaugebiet dann Auenland genannt wurde. Aber bei uns im Dorf mögen sie irgendwie kreative Straßennamen, es gibt tatsächlich auch die Sesamstraße bei uns.

Markus: Ach! Na, Gott sei Dank wohnst du in der Auenstraße. Wie wichtig ist es denn für einen Hobbybrauer, dass er dann eben auch eine eigene Identität, einen eigenen Namen, ein eigenes Logo macht, ist das ein wichtiger Bestandteil dessen?

Sebastian: Ich denke, das ist für jeden individuell verschieden. Also für mich nicht, ich mag halt irgendwie gern Bier, aber ich habe jetzt eigentlich nicht so den Drang, damit groß nach außen zu treten. Ich mache das für mich, für Bekannte, ich trinke gern Bier und wir treffen uns öfter mit unserem Brauverein, der ja kein Verein ist. Und irgendwie so ein Logo macht man sich ja dann doch, damit man was auf die Flasche stempeln kann und doch mal, wenn man doch mal abfüllt und das verschenkt, dass man da was anzugucken hat.

Markus: Ja, nee, auf jeden Fall eine schöne Geschichte. Und wir haben jetzt ja hier drei Biere und dahinter steckt ja auch eine besondere Geschichte. Also ihr habt ja die Wittorfer Brauerei, wo ihr, wie du grade gesagt hast, auch damit verbandelt seid. Und, ja, vielleicht erzählst du mal ganz kurz, was war die Idee hinter diesen Bieren? Also es sind ja nicht nur drei, es sind ja insgesamt, glaube ich, 12, 13 oder so, aber wir haben jetzt drei aus dieser Serie, was ist da die Idee gewesen?

Sebastian: Die Idee, das wir, also unser Stammtisch eingeladen wurde in die Brauerei, mit deren Brauer zusammen auf der großen Anlage einen Sud zu brauen und quasi eine Würze herzustellen. Was natürlich eine coole Sache ist, sowas, wenn man das mal machen kann. Das gibt es ja bei irgendwelchen Brauwettbewerben, ist das ja quasi der Hauptpreis, da einen Sud auf einer richtigen Anlage zu brauen. Das fanden wir natürlich alle cool. Und, ja, dann waren wir da und die Idee war, dass dann jeder in selbst mitgebrachten Gefäßen ein bisschen Würze mitnehmen kann, so viel er möchte und die dann selber veredelt.

Markus: Veredelt heißt, sich dann überlegt, welche Hefe nehme ich dazu?

Sebastian: Welche Hefe mache ich dazu, was tue ich da sonst noch so rein? Und ich denke, wir haben da eine ziemlich breite Range dann an Bieren rausgekriegt. Weil, es gibt ja den alten Spruch, der Brauer macht die Würze, die Hefe macht das Bier. Und die sehen zwar alle ähnlich aus, die Biere, die wir jetzt vor uns haben. Also alle sehr hellgelb, strohgelb.

Markus: Ja.

Sebastian: Aber vom Geschmack her ist da durchaus Varianz drin. Viele haben jetzt auch Früchte dazu gemacht. In meinem habe ich jetzt eine belgische Hefe, die auch sehr ausdrucksstark ist.

Markus: Das haben wir hier ja auch dabei, ne?

Sebastian: Das haben wir dabei, das das Dritte, glaube ich …

Markus: Also super spannende Geschichte. Ich habe so ein ähnliches Projekt letztes Jahr mitgemacht, das war in Dänemark. Also etwas größer skaliert, der Brauerverband da praktisch zur Verfügung gestellt für große Brauereien, dasselbe Malz, denselben Hopfen. Und die Idee war dann eben auch, dass die praktisch mit derselben Grundrezeptur, aber verschiedensten Hefen unterschiedliche Biere herstellen. Daraus haben die dann einen Wettbewerb gemacht und ich war dann damals in der Jury, diese ganzen Biere zu bewerten. Und da war dann ähnlich wie hier, da kamen also dann Lagerbiere dabei raus, es kam jede hopfengestopfte Variante, die man sich vorstellen kann, bis hin zu eben auch Saisons, Sauerbieren, solche Sachen und es ist schon toll zu sehen, was Hefe alles kann. Also dann nähern wir uns doch vielleicht mal dieser Geschichte. Und Nummer eins ist jetzt die Lagerversion sozusagen. Da reiche ich vielleicht mal kurz das Mikro wieder rüber, wir kommen dann gleich wieder zurück zu dir. Und, ja, Leif, vielleicht gehen wir das mal so an. Also Nummer eins, das ist jetzt praktisch die Würze, wie der Sebastian grade erzählt hat, mit untergäriger Hefe, ganz klassische untergärige Hefe.

Leif: Ja. Ich glaube, das ist von Garret. Ich glaube, der hat das eigentlich auch noch ein bisschen hopfengestopft. Das hat sich aber seit letzter Woche, wo wir das intern verkostet haben, so ein bisschen noch gewandelt.

Markus: Okay.

David: Aber mit der Nase riecht man es noch.

Markus: Ja. Also haben wir auf jeden Fall eine fruchtige Nase, ein bisschen Citrus, ein bisschen so Waldbeeren vielleicht.

David: Es ist auch, also das hört man jetzt natürlich nicht, es ist auch mit das klarste Bier, was ja auch für Lager unerwartet ist.

Markus: Ja. Na, dann probieren wir doch mal. Ja, kann man es trinken?

David: Ja.

Markus: Ja, absolut. Also schönes einfaches Lager, durchaus mit ein bisschen Pep sozusagen.

Leif: Da ich ja kein Sommelier bin, darf ich sagen, es ist süffig.

Markus: Auf jeden Fall.

David: Es hat eine schöne Restsüße, also das ist tatsächlich was. Also man eliminiert ja immer so die Schritte dann auch und automatisiert direkt, die man nicht so mag. Das ist dann bei mir tatsächlich das Herstellen der Würze, das ist sowas, das gibt mir erst mal nichts. Also dieser Schritt, das Rezept, ja, das Würze herstellen irgendwie nicht so und das Abfüllen auch nicht, da mache ich viel im Fass. Da ist tatsächlich bei mir immer so ein Problem, also dadurch, dass der Schritt nicht so meins ist, neige ich dazu, da immer so ein bisschen Probleme zu kriegen, was dann auch immer so den Körper angeht. Meine Biere landen immer so im hochvergorenen Bereich, da muss ich immer so ein bisschen aufpassen. Also das mache ich eher über die Rezeptur als jetzt über dann das Gärverfahren, da versuche ich dann, eher da zu optimieren als im Gärverfahren. Also das Zeug bringt mir gar nichts, das ist der Grund, weshalb ich es auch wegautomatisiert habe.

Markus: Ja, nee, also wunderbar hier die Lagerversion. David, dann schauen wir nochmal noch die hopfengestopfte obergärige Version an, das ist jetzt praktisch die Nummer zwei. Und, ja, wie der Leif schon gesagt hat, das ist jetzt ein bisschen trüber, könnte man sagen, opaler.

David: Ja, es bringt ein bisschen, genau, naturtrübe Variante, so wie sie häufig im obergärigen Bereich dann auch und vor allem im Hobbybereich. Wir filtrieren ja gar nicht und zwar aus gutem Grund. Ja, ganz wunderbares Aroma. Ich würde auch sagen, das hier entweder ein Whirlpool oder im Kaltbereich nochmal ein bisschen mit Hopfen gearbeitet worden ist, auch wenn ich das Rezept jetzt nicht kenne.

Markus: Viel Citrus auf jeden Fall, viel so richtig Zitrone, also richtig fruchtige Aromen. Sehr intensiv auch. Okay, dann Prost!

David: Haben hier sehr viel rote Beere irgendwie so in Nase und Mund.

Markus: Und eine ordentliche Bittere hinten raus, ja.

David: Die dazu führt, das die Restsüße, die man beim Lager deutlich besser gespürt hat, hier ein bisschen weiter nach hinten gedrückt wird. Aber es balanciert sich schön aus, finde ich, ist die Süße trotzdem noch spürbar, aber es wird aufgefangen durch die Bitterstoffe des Hopfens.

Markus: Ja, man denkt nicht unbedingt, dass die Basis für dieses Bier, bis auf die Hefe, identisch ist.

David: Die Würze.

Markus: Ja, die Würze, ja, genau, ja.

Sebastian: Interessant, wie viel Bittere durch das Stopfen halt noch rein kommt. Weil, die Bittere wird ja normal beim Kochen eingestellt und da ist ja alles gleich gelaufen. Rein durch das Hopfenstopfen hat das eine ordentliche Bitte gekriegt.

Markus: dann kommen wir natürlich, Sebastian, jetzt zu deinem Schätzchen sozusagen. Das ist jetzt von den Dreien auf jeden Fall das, was die deutlichste Trübung aufweist. Ja, das ist jetzt ein Saison, ein belgischer Bierstil. Und, ja, wie kamst du drauf, das zu machen?

Sebastian: das hat sich angeboten, ehrlich gesagt. Maßgabe bei dem Bier war, ich hatte keinen Platz in meinem normalen Gärtank. Ich habe nächste Woche Geburtstag, da habe ich Bier speziell für gebraut und deswegen brauchte ich jetzt irgendwas, was bei Raumtemperatur vergären kann. Und da bietet sich so eine belgische Hefe an. Die wird dadurch ausdrucksstark, aber das möchte man ja auch haben bei diesen Belgiern. Und ich habe, ja, wenig Arbeit damit. Bei Raumtemperatur vergoren in einem Kanister, den ich mir extra dafür noch gekauft habe. Dann die Nachgärung, habe ich auch direkt im Fass gemacht, weil, das normale Geraffel war belegt. Und ich finde, dafür, dass ich mir da wirklich sehr wenig Arbeit mit gemacht habe, finde ich es schon gut.

Markus: Ja, nee, auf jeden Fall. Also man erkennt auf jeden Fall den Bierstil sofort. Also in der Nase hat man gleich so dieses typische Spiel, so eine leichte bananige Note, auch ein bisschen Citrus, ein bisschen Gewürzaromen, das, was halt so ein Saison einfach ausmacht. Eine sehr angenehme Note auch, also ein bisschen auch wieder rote Beeren fast so ein bisschen, Stachelbeere vielleicht. Naja, also auf jeden Fall viel. Und eine hohe Rezenz, schöne Kohlensäure, wunderbar. Hinten raus ein bisschen was Pfeffriges. Also auch ein durchaus sehr gelungenes Bier und echt erstaunlich, wie unterschiedlich das wirklich funktioniert. Hat euch das selber überrascht? Habt ihr euch getroffen, die alle mal zusammen probiert?

Sebastian: Ja, das haben wir letzte Woche gemacht. Aber wir wollten eigentlich auch so einen internen Meister küren, wer jetzt da gewonnen hat. Aber nachdem man 17 Biere getestet hat, ist die Abstimmung dann irgendwie ins Wasser gefallen.

Markus: Also das ist schon mal ein sehr guter Einblick in das Thema Hobbybrauen, vielen Dank an dieser Stelle. Vielleicht nochmal, wenn jetzt jemand zuhört, der gerne Hobbybrauer werden will, David hat es ja grade schon ein bisschen gesagt und Leif ja auch, man kann dem Forum beitreten, man kann aber auch die Vereine vor Ort finden. Gibt es die überall?

Sebastian: Es gibt eigentlich in jeder größeren Stadt irgendwelche Brauseminare. Also hier in Neumünster machen das zwei aus unserem Verein in Zusammenarbeit mit der Brauerei. Die machen das auch in der Brauerei und zeigen das da. Weil, wenn man sich im Internet in einem Forum, die Informationsvielfalt, das erschlägt einen. Weil, es gibt ja auch, allein die Würze herzustellen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie wir schon gehört haben, sehr automatisiert oder sehr händisch und alles dazwischen. Und wenn man halt einmal irgendwie so einen Weg gezeigt kriegt, so kriegt man das hin mit einfachen Mitteln, das machen ja die meisten Brauerkurse auch, dann hat man einen Startpunkt, wo man dann sich selber weiter informieren kann. Ich habe es halt einmal da bei diesem Kurs da gesehen vor ewigen Jahren, aber wenn man es dann selber macht, da habe ich mich im Internet informiert. Das war ewige Zeit wie nur Lesen und der eine sagt so, der andere so und dann am Ende halt irgendwie sage, ich mache das jetzt auf diese Art. das war eine schwierige Entscheidung, das hat den ganzen Start der Sache so ein bisschen nach hinten geschoben. Aber so einen Braukurs mal mitzumachen, ist, denke ich, nicht verkehrt. Und hier in Neumünster, wie gesagt, es gibt diesen Braukurs. Und wir treffen uns jetzt auch einmal im Monat und das wird auch da beworben. Also wenn da Leute ihren Braukurs machen, dann kriegen die die Würze mit Nachhause und dann können die vier Wochen später zu uns an den Stammtisch kommen und werden dann direkt freundlich aufgenommen und kriegen Feedback.

Markus: Ja, also das kann man auf jeden Fall sagen. Und ich habe neulich mal gelesen, offiziell gibt es in Deutschland schon über 10.000 Hobbybrauer, die sich in Vereinen organisieren. Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer noch wesentlich höher, wenn man von einer Dunkelziffer in diesem Bereich sprechen kann. Leif, vielleicht noch ganz kurz, was hast du für Projekte biermäßig jetzt noch dir für die Zukunft so überlegt, was du unbedingt mal machen willst oder woran du bist?

Leif: Dem Flo Erdel auf Instagram zu folgen, triggert mich immer noch, so ein bisschen in Richtung Fasslagerung und Sauerbiere mehr reinzugehen. Das ist sowas, was ich mir jetzt noch vorstellen könnte. Aber dann jetzt nicht irgendwie Holzchips, sondern wirklich dann mit Fass und so weiter, das wäre sowas, das würde ich mir nochmal vornehmen.

Markus: Spannend. Also ist da der nächste Raum Zuhause belegt, dann aber mit Fässern, auch gut. David, vielleicht auch an dich noch eine letzte Frage. Du hast ja schon erzählt, mit deiner Lebensgefährtin zusammen, ist das manchmal eine Konkurrenzsituation zwischen Bier und Partnerschaft oder nicht?

David: Naja, Konkurrenzsituation würde ich jetzt noch nicht sagen. Also ich habe auf jeden Fall das große Glück, dass ich da sehr, sehr viel frei Hand oder eigentlich völlig freie Hand da habe und meine Partnerin freut sich sehr darüber, dass ich dieses Hobby ausübe, probiert auch gerne mit und ist da genauso begeistert. Oder eigentlich ist es ganz oft sogar so, dass es bei uns in der Partnerschaft eher so ist, das ich mit mir hadere, den nächsten Prozessschritt zu gehen oder irgendwas zu kaufen oder, soll ich an dem Tag jetzt wirklich brauen oder mache ich was anderes? Und dann heißt es eigentlich von ihr immer, ach, mach doch einfach, ist doch schön, es ist dein Hobby und geh dem doch einfach nach. Und deswegen muss ich da sagen, da habe ich absolut Glück. Und nicht nur, weil sie grade mit im Raum sitzt da, das ist tatsächlich so. Ich musste grade schmunzeln, als der Leif gesagt hat, dass er in die Sauerbier-Richtung geht. Ich hatte ja erzählt, dass ich ein Wahl-Berliner bin und vielleicht brauchen wir irgendwann eine weitere Wohnung irgendwo anders, weil, mir liegt das Thema Sauerbier genauso am Herzen und natürlich vor allem die Berliner Weisse, als Thema groß am Herzen. Und das ist so die Geschichte, auf die ich mich als Nächstes stürzen wollen würde. Und dann muss man ein bisschen gucken, dass das Equipment sauber bleibt, was die Wildhefen angeht, sonst schmeckt alles sauer. Aber ich weiß da zum Beispiel auch von meiner Lebensgefährtin, das wäre gar nicht so schlimm…

Markus: Okay. Das ist natürlich wichtig, dass da eben auch alle an einem Strang ziehen. Und dann sind wir mal gespannt, wenn wir uns in einem Jahr wiedersehen hier zur Bierköste Nummer 2, was sich bis dahin getan hat, sowohl bei dir, Sebastian, als auch bei euch beiden und hier in Neumünster. Und, ja, dann erst mal euch noch einen wunderschönen weiteren Tag heute.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 52 – Live vor Ort zur Bierköste 2023 in Neumünster – Neumünsteraner Bierkulturgeschichte

Mal wieder ein Live-BierTalk, diesmal von der Bierköste in Neumünster. Das Thema ist die Neumünsteraner Biergeschichte, über die wir gemeinsam mit Oberbürgermeister Tobias Bergmann, Holsten-Urgestein Gerhard Hauer und Henning Freese, der vor einigen Jahren mit der Wittorfer Brauerei das Brauen wieder zurück an die Schwale gebracht hat. Wir tauchen also in drei Welten ein, einmal in das Brauen um 1970, als in Neumünster mehr Bier gebraut wurde als heute in ganz Franken zusammen, dann in die Welt der Craft-Brauerei, die mit 20 verschiedenen Sorten eine für die Stadt bisher ungekannte Vielfalt braut und schließlich in die Welt der Politik, die versucht, Brauen, Brauer und Bierkultur in einem immer schwieriger werdenden Umfeld zu unterstützen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute ganz spannend, weil nämlich live und zwar live aus Neumünster. Das ist ziemlich genau in der Mitte von Schleswig-Holstein, wir sind wir zur ersten Bierköste zusammen und habe hier einen ganz spannenden Tisch mit lauter kompetenten Menschen rund um das Thema Bier in Neumünster. Und werden uns jetzt da gleich ein bisschen unterhalten, damit ihr auch einen Eindruck bekommt, was der Norden in Sachen Bier so zu bieten hat. Und vielleicht fangen wir einfach gleich mal mit unserem ersten Gast an. Es ist der Tobias Bergmann, ist der Oberbürgermeister dieser wunderschönen Stadt und dementsprechend natürlich auch politisch verantwortlich für alles, was hier mit dem Thema Bier so passiert. Vielleicht mal vorne weg, trinken Sie überhaupt Bier?

Tobias Bergmann: Danke schön, danke schön für die Einladung.

Markus: Naja, es gibt Politiker, die das nicht tun.

Tobias Bergmann: Danke schön für die Einladung. Und sage, als Franke kann ich dir, Markus, gleich die Rückmeldung geben, ich bin ja in München geboren und in Niederbayern aufgewachsen und deshalb trinke ich Bier schon seit einer ganzen Zeit. Ja, ich trinke Bier und ich genieße Bier.

Markus: Dann würde der ein oder andere Bayer jetzt sagen, du hast den ersten Kulturschock schon hinter dir.

Tobias Bergmann: Wenn der Kulturschock ist sozusagen, von den süßen Hellen zu dem herben Pils zu gehen, dann ist das genau richtig.

Markus: Was hat dich bewogen, hier überhaupt herzukommen?

Tobias Bergmann: Neumünster ist eine großartige Stadt. Und was ich sozusagen neben dem mit gestalten will, ich glaube, Neumünster hat viele Chancen auch im Bereich des Brauens und dann habe ich gedacht, es braucht da den richtigen Pott politische Rahmenbedingungen. Und dann habe ich gedacht, mit meiner Tradition kann ich das auch gerne machen.

Markus: Ja und ist ja auch sinnvoll, wenn wir als Bayern mal einen sinnvollen Export mal so.

Tobias Bergmann: Auf alle Fälle.

Markus: Nein, alles gut. Und wie hast du dann hier so deine ersten Biere erlebt? Also hast du dann tatsächlich hier zum ersten Mal nordisches Pils getrunken?

Tobias Bergmann: Nee, also sozusagen ich bin schon länger sozusagen auch in Hamburg gewesen und habe das mit getrunken. Was ich sozusagen hier als Allererstes mit erlebt habe, war die Wittorfer Brauerei. Also das war das, was ich sozusagen an der Stadt mit festgestellt habe, weil natürlich sind wir sozusagen so ein bisschen geprägt von, du kriegst ja mittlerweile in den Supermärkten in Bayern genau das gleiche Bier, was du in Hamburg oder in Neumünster mit kriegst. Und ich bin sozusagen total begeistert, dass sich sozusagen so lokale Biere wieder mit entwickelt mit haben. Und ich meine, ich will jetzt Herrn Hermann nicht vorgreifen, also der ist ja wirklich der Experte, aber Neumünster hat ja eine große Brautradition und die war sozusagen so ein bisschen dann eingeschlafen gewesen seit den 80er-Jahren. Und drum bin ich froh, dass wir sozusagen mit der Wittorfer Brauerei da irgendwie wieder anknüpfen können. Und das war sicher auch ein Grund, als ich im Wahlkampf in der Wittorfer Brauerei gewesen bin, dass ich gesagt habe, ich gebe jetzt noch ein bisschen mehr Gas, dass ich hier Bürgermeister bin, weil wir auch so eine großartige Brauerei haben.

Markus: Ja und die Politik hat ja eine gewisse Affinität zum Thema Bier, also nicht nur in Bayern, insofern, klar. Und man muss sagen, es stimmt ja, also Neumünster, hier wurde mal über eine halbe Million Hektoliter Bier gebraut. Das ist mehr als alle Franken zusammen. Ja, also das ist schon auf jeden Fall ordentlich, also insofern natürlich eine spannende Geschichte. Und vielleicht noch für die Hörer, die jetzt Neumünster nur so halb verorten können, also wenn mir jemand das gesagt hätte vor einem Jahr oder vor anderthalb, hätte ich gedacht, naja, Schleswig-Holstein, da muss irgendwo eine Küste sein und da gibt es vielleicht eine Insel und da gibt es vielleicht einen Fischer oder irgendwie sowas. Wie muss ich mir Neumünster vorstellen?

Tobias Bergmann: Also sozusagen für alle, die sozusagen aus dem Süden das hören, Neumünster ist die größte salzwasserfreie Stadt Schleswig-Holsteins. Das kann man damit definieren also. Und ist sozusagen so 100 Kilometer nördlich von Hamburg. Alle zu meinen bayrischen Freunden sage ich immer, das ist ungefähr so groß wie Landshut. Damit können die das sozusagen …

Markus: Oder wie Bamberg.

Tobias Bergmann: Oder wie Bamberg, ja, genau, an der Stelle. Und was dann Neumünster wirklich noch besonders macht und drum sage ich, wir kommen ja gleich dazu, Neumünster ist eine gewachsene Arbeiterstadt. Also wir sind nicht Chichi Sylt oder Timmendorfer Strand, sondern wir sind eine ehemalige Textilstadt sozusagen und genau diese Arbeiter haben auch ordentliches Bier gebraucht und drum haben wir ordentliches Bier hier immer gebraut.

Markus: Und gibt es so einen Lieblingsbierstil der Neumünsteraner, also was bestellt der klassische Neumünsteraner, wenn er hier in die Kneipen geht?

Tobias Bergmann: Boah, da frag mal nicht.

Markus: Da fragen wir nachher mal nach.

Tobias Bergmann: Okay. Also wir sagen jetzt im Vergleich sozusagen, also was ich merke ist, der Neumünsteraner oder wir sind da neugierig. Wir sind neugierig, dass wir sagen, wir wollen echt was ausprobieren. Also sozusagen, du bist Franke, das ist ja sozusagen so, die sagen, was der Bauer nicht kennt, das säuft er nicht, ist sozusagen euer Prinzip so ein bisschen.

Markus: Das ist eher Bayrisch.

Tobias Bergmann: Und das ist das, was wir hier nicht haben. Also, klar, das ist eher das herbere Bier, aber die Neugierde nach dem Bier und wir probieren mal was aus, und das erleben wir jetzt hier das Wochenende, ist hier tatsächlich offen. Also Weltoffenheit im Biergeschmack, würde ich das der Stadt zuordnen.

Markus: Auf jeden Fall. Und ich finde, man erlebt das schon, wenn man draußen schaut, wird auch, dass sich die Hörer das ein bisschen vorstellen können, wir sind am Kleinflecken. Das ist sozusagen der kleine Bruder vom großen Marktplatz. Ist aber wunderschön, eine große Wiese, eine uralte Eiche, die da mittendrinsteht. Drum rum dann diese verschiedenen Bierstände, insgesamt 10, 15.

Tobias Bergmann: Die Kirche haben wir noch.

Markus: Die Kirche natürlich.

Tobias Bergmann: Die Kirche gehört auch dazu.

Markus: Die Kirche gehört auch hier zum Dorf sozusagen oder zur Stadt, also ein wunderschöner Ort, wo man einfach sehr, sehr schön auch sein kann. In der Nähe ist dann auch so eine, wie heißt das, das Wasser?

Tobias Bergmann: Der Teich.

Markus: Ja, aber da hat es doch einen Namen.

Tobias Bergmann: Schwale.

Markus: Die Schwale, genau, wo man dann ja früher auch das Eis gewonnen hat hier für die Lagerkeller. Also auch eine wichtige Funktion im Thema Bier. Und vielleicht, ja, die Bierköste, erste Veranstaltung dieser Art. Wie ist das, wenn man hier eine neue Veranstaltung als Oberbürgermeister mit etabliert, die dann sich um das Thema Bier dreht? War das sofort eine Herzensangelegenheit oder hat man da heutzutage Fragezeichen wegen Alkohol und so, wie ist das?

Tobias Bergmann: Also mir ist das total sympathisch, weil ja, es ist ja sozusagen, was wir hier machen, ist sozusagen in die Richtung Craft-Beer. Also wir gehen ja nicht her und sagen, so Zielrichtung ist, möglichst viele Hektoliter hier auszuschenken und möglichst viel sozusagen Blasmusik und alle stehen am Abend auf den Tischen. Sondern was wir hier, das ist ja praktisch eine Bier-Gourmet-Köste und das passt, glaube ich, richtig mit dazu.

Markus: Also das ist ein wunderschönes Fest.

Tobias Bergmann: Und dass wir ein bisschen lustiger sind, wenn wir Nachhause, als wir hierhingekommen sind, da spricht ja auch nix dagegen.

Markus: Absolut. Also Bierkultur spielt natürlich immer eine Rolle und die hat auch die Menschen schon immer begleitet. Ich highlighte mal schnell über hier zum Gerhard Hauer, der ja hier praktisch der in Neumünster ist, der wahrscheinlich am längsten mit dem Thema Bier zu tun hat. Vielleicht, wenn Sie ein bisschen erzählen, wie kamen Sie überhaupt zu dem Thema Bier, sind Sie praktisch aus dem Muttermund schon in den Braukessel gefallen oder wie muss man sich das vorstellen?

Gerhard Hauer: Nein, in jungen Jahren war ich bei meinem Großvater in der Brauerei, der da als Geschäftsführer war und habe da die Nase dann schon mal reingesteckt. Und habe dann nachher meine Lehre begonnen in Westberlin bei der Schultheiss-Brauerei und danach bin ich dann in verschiedenen Brauereien in Norddeutschland gewesen. Anschließend bin ich dann zum Studium wieder nach Berlin gegangen. Und wie ich fertig war, hatte ich das Glück, hier in Neumünster einen Job zu kriegen.

Markus: Und Sie sind auch aus Neumünster?

Gerhard Hauer: Nein, also normalerweise bin ich Mecklenburger, also ich bin Rostocker.

Markus: Und wie sind Sie dann hier rübergekommen, nach der Ausbildung sozusagen oder?

Gerhard Hauer: Nee, ich war in Westberlin, also das war ja alles frei, das war ja kein Problem. Und ich habe dann in Berlin mitgemacht den 17. Juni und ich habe dann auch 61 den Mauerbau noch mitgemacht, hatte mich aber dann schon entschieden, aus Berlin wegzugehen. Was ich dann auch gemacht habe und bin nachher, 64, wieder nach Berlin zurück zum Studium gegangen.

Markus: Wie muss man sich das damals vorstellen, Brauer lernen, war das noch viel Feuer, Eis und Schweiß oder wie muss man sich das vorstellen?

Gerhard Hauer: Also das war schon mit sehr viel Handwerk verbunden und die Änderung hat sich so erst in den 70er-Jahren, hat dann die Modernisierung in den Brauereien Schritt genommen.

Markus: Also Sie mussten noch richtig Hand anlegen, Pfannen schrubben?

Gerhard Hauer: Wir haben noch mit Holzfässer gearbeitet, wir haben auch noch Holzgärbottiche gehabt oder die Fässer selber, das waren auch alles noch Holzfässer. Das war natürlich, körperlich war das schon eine schwierige Sache. Aber wir haben es gut überstanden, ja.

Markus: Wie war es in Sachen Haustrunk, war wenigstens auf der Seite ordentlich was geboten?

Gerhard Hauer: Haustrunk ist bundeseinheitlich geregelt. Also normalerweise in Berlin oder auch hier in Schleswig-Holstein oder Hamburg waren zwei Liter Haustrunk angesagt. Und wir hatten hier in Neumünster eine Sonderregelung, bei uns gab es drei Liter.

Tobias Bergmann: Das ist richtige Politik.

Markus: Also das hält offensichtlich ja auch jung, also sehr schön. Also das heißt, Sie kamen hier nach Neumünster, was war dann Ihre Aufgabe in der Brauerei?

Gerhard Hauer: Ich habe angefangen und bin dann hier Kellermeister gewesen und habe nachher im Endeffekt den ganzen Betriebsablauf mit gesteuert, vom Malzeinkauf bis Sudpläne machen und, und, und.

Markus: Und was macht so ein Kellermeister genau? Also wenn der früh aufsteht, der geht in die Brauerei, trinkt erst mal eins oder wie muss man sich das vorstellen?

Gerhard Hauer: Kann man natürlich, konnte man, das wäre auch nicht das Problem gewesen. Aber, ja, da haben Sie erst mal Leute, die über drei Schichten laufen. Also da müssen Sie erst mal sehen, ist alles okay gewesen und dann kommt der Tagesablauf, je nachdem was da ist. Von der Abfüllung angefangen, ja, Abfüllung, speziell was auch Fässer angelangte. Wir hatten hier einen Fassbieranteil von ungefähr 20 Prozent. Das ist nicht sehr viel gewesen, aber es reichte dann trotzdem noch. Und das Bier wurde vertrieben durch eigene Verleger, von Grömitz angefangen bis nach Büsum rüber und alles, was dazwischen lag.

Markus: Also eine ordentliche Verbreitung. Vielleicht für die Hörer auch noch kurz als Einordnung, also Neumünster war tatsächlich auch schon vor dieser großen Brauerei eine Bierstadt. Wie die meisten Städte hier im Norden, gab es ein obergäriges Braunbier und das ist dann eben rund um die Reichsgründung, hat sich das verändert. Man hat dann hier eine untergärige Brauerei nach bayrischem Vorbild gebaut.

Gerhard Hauer: Also die Brauerei Hinselmann existierte schon seit 1760 und ist dann, wie gesagt, im Jahr 1864 teilweise in der Stadt noch produziert und hat aber die Lagerkeller draußen in der Brachenfelder Straße genutzt, die da gebaut worden sind. Und da in der Nähe lief ja auch die Schwale so. Weil es ja noch keine Kühlmaschinen gab, sondern alles mit Natureis gemacht werden musste, da konnte man dann das Eis dort gewinnen und die Keller kalt halten.

Markus: Das heißt, die untergärige Produktion ging 1860 rum los oder erst 1880 rum?

Gerhard Hauer: Nee, die ging erst 1890 los, um 1890.

Markus: Und da hat man dann das Eis auf der Schwale geschlagen im Winter und in die Keller verbracht?

Gerhard Hauer: Überall, das ist bei jeder Brauerei so gewesen, das also überall irgendwo in der Nähe ein großer See oder ein Teich sein musste, wo man dann Natureis gewinnen konnte. Damals hatte man ja auch noch entsprechend niedrigere Temperaturen. Zurzeit hätten wir da kein Glück mehr. Und man hat hier angefangen 1896, eine Kühlmaschine einzubauen.

Markus: Das war aber auch schon relativ bald, ne?

Gerhard Hauer: Ja. Die sind also immer ganz gut gewesen, was die Modernisierung und das anbelangte.

Markus: Wie haben Sie das dann, als Sie hier waren, war das schon alles komplett umgestellt auf moderne Kühlmaschinen?

Gerhard Hauer: Ja, also Kühlmaschinen war alles schon modern umgestellt. Und wir hatten damals auch noch in den alten Kelleranlagen Sole-Kühlungen. Die haben wir dann abgebaut und haben umgestellt auf direkte Verdampfung mit NH3, also Ammoniak.

Markus: Und die Hinselmann Brauerei wurde ja dann übernommen, über mehrere Wege dann zur Holsten Brauerei letzten Endes. Als Sie kamen, war es schon Holsten, genau. Und ich habe gelesen, es gab dann verschiedene Bierdeckel. Und auf den Bierdeckeln, die aus der Neumünsteraner Ecke kommen, war dann eben das Neumünsteraner Stadtwappen noch mit drauf und daran konnte man so ein bisschen erkennen, wo das Bier her kam.

Gerhard Hauer: Das war sowieso eine Sache, wir haben hier überwiegend Holsten Edel hergestellt zu damaliger Zeit und dann kam nachher Ende der 50er-Jahre die Entwicklung des Holsten Pilsener dazu. Und Holsten Pilsener war im Endeffekt der Renner. Und wir haben dann sehr viel Holsten Pilsener auch für die Kieler mit gemacht und auch zu Anfang für die Hamburger. Bloß dann wurde das mehr und Hamburg hat dann nachher selber angefangen, auch Holsten Pilsener herzustellen. Aber sonst, das ging immer schon da los, wenn einer eine Flasche hatte, hat er erst mal geguckt, wo kommt das Holsten Edel her? Ach ja, aus Neumünster, das können wir trinken. Wenn es von einer anderen Brauerei kam, dann haben sie das also abgelehnt.

Markus: Noch kurz, bevor wir dem auf den Grund gehen, was war das Edel dann für ein Bier, eher ein Export oder?

Gerhard Hauer: Export nicht, es war also ein leichtes helles Bier, was man vielleicht auch den bayrischen Bieren etwas näherbringen konnte. Auf jeden Fall, das war der Renner.

Markus: Und wir haben ja vorhin erfahren, das Geheimnis ist so ein bisschen das Neumünsteraner Wasser.

Gerhard Hauer: Ja, wir hatten hier drei Brunnen. Der eine Brunnen war nur für Kesselspeisewasser gedacht, der zweite Brunnen war für Eiswasser gedacht und der dritte Brunnen war das Betriebswasser. Und was wir dann hier gemacht haben, wir haben nachher das kalte Betriebswasser, was im Betrieb eingesetzt wurde, haben wir ozonisiert und dadurch hatten wir also im Endeffekt ein steriles Wasser. Wir  brauchten also keine Desinfektionsmittel im Lagerkellerbereich, sondern wir haben die Tanks mit Wasser ausgespritzt, also erst gereinigt natürlich und dann nachher mit Wasser ausgespritzt und dann waren sie also soweit biologisch einwandfrei.

Markus: Und ist das ein sehr weiches Wasser?

Gerhard Hauer: Nee, wir hatten eine Wasserhärte von ungefähr neun bis zehn Grad.

Markus: Oh, also schon.

Gerhard Hauer: Ist schon gut. Und das war natürlich auch so, für das Brauwasser war das natürlich auch gut. Und speziell das Pilsener ist hier ja entwickelt worden von einem unserer oder von meinem Vorgängern und das war natürlich der Renner.

Markus: Ja, na, das ist doch wunderbar. Wir haben hier Dosen, wo auch Hinselmann wieder draufsteht. Aber da steht sogar ein European Beer Star drauf, sehe ich grade, Wahnsinn, vom Henning, wir werden da nachher gleich drüber sprechen. Trotzdem können wir das vielleicht mal aufmachen und Sie können mal sagen, ob es dem nahe kommt. Wobei, es ist jetzt ein dunkles Arbeiterbier. Haben Sie damals auch dunkle Biere gemacht?

Gerhard Hauer: Nee, aber nur als Bockbier, als helle Biere nicht.

Henning Freese: Genau, von dem Bier war ja, nochmal an die Tradition davor anzuknüpfen, eine alte Brauerei, die Breite Brau hatte nicht, was dann die große Hamburger Brauerei gemacht hat.

Markus: Das war eher immer Altbier sozusagen oder ist es umgedreht?

Henning Freese: Nee, ein Kellerbier, ein dunkles Kellerbier ist das.

Gerhard Hauer: Ein Kellerbier.

Markus: Ah, untergärig, okay. Ja, gut, dann machen wir das doch mal auf und geben uns eins ins Glas, genau. So, also jetzt hat hier jeder sich das schön eingeschenkt, genau. Also ein wunderschönes Bier, wenn wir es anschauen. Schöne wunderbare kastanienbraune Farbe, über drüber der Schaum.

Gerhard Hauer: Die Farbe ist gut, Geschmack ist auch gut.

Markus: Ja, soweit bin ich noch nicht. Ja, wunderbar, riechen wir mal rein. Ah ja, schön karamellig, malzig, wunderbar, wie es sich gehört. Da werden wir gleich noch ein bisschen drüber sprechen. Nehmen wir mal einen Schluck, Sie kennen es schon, ich muss jetzt nochmal ran, Moment. Also das knüpft nochmal an, das heißt, Sie haben das Edel gemacht, dann das Pils gemacht. Und waren das dann die beiden Sorten oder gab es noch andere Biere?

Gerhard Hauer: Nein, nein, wir haben Bockbier auch gemacht, aber Bockbier war ja zeitmäßig begrenzt. Also es ging nur von November, Dezember bis praktisch in den Februar rein und dann war Schluss. Im Sommer gab es gar kein Bockbier, jedenfalls bei uns nicht, bei anderen Brauereien ist das was anderes gewesen. Haben wir Export gemacht, aber das war eine Sorte, die bei uns nicht lief. In Kiel lief sie und bei uns lief sie überhaupt nicht.

Markus: Ja, okay. Und wie war das dann, als das Brauen hier zu Ende ging, wie haben Sie das erfahren und wie war das dann?

Gerhard Hauer: Ja, erfahren haben wir das schon also im Endeffekt davor und zwar hieß es immer, Neumünster wird zugemacht und es geht nach Hamburg. Und dann war, wie gesagt, der Zeitpunkt festgelegt für Ende 95, sodass wir dann also im Endeffekt das Personal aufgrund des Sozialplanes und was da alles eingestellt war. Jeder von den Mitarbeitern konnte mit nach Hamburg kommen, wenn er wollte oder aber er konnte sich auszahlen lassen. Das war also an und für sich sehr gut geregelt. Und wie gesagt, mich haben sie dann schon ein Jahr vorher nach Hamburg geholt, weil da zwei Mann in Rente gingen. So und nun hieß es, nun geh da. Und das war eine Entscheidung von 24 Stunden. Da kam der Vorstand an und sagte, Herr Hauer, wie ist es? Ja, sage ich, ich muss ja zu mindestens nochmal 24 Stunden Bedenkzeit haben. Ja, selbstverständlich, kein Thema. Und dann bin ich zu meinem alten Chef nochmal hin und habe dem das dann vorgetragen und er sagte, Herr Hauer, gibt es doch nix zu überlegen, sieh zu, dass du nach Hamburg kommst. Und das war ja auch die richtige Entscheidung. Sonst hätte ich noch ein Jahr länger hier machen können und wäre dann nach Hamburg gegangen, aber so habe ich dann gleich den Absprung gewagt.

Markus: Und dort haben Sie dann einen Teil Ihrer Mannschaft wieder um sich scharren können oder war dort alles neu?

Gerhard Hauer: Nee, das war alles neu, das waren alles neue Leute. Und das war natürlich, Hamburg ist ein anderer Schlag gewesen und auch von der Größe her natürlich erheblich aufwendiger.

Henning Freese: Das Schlimmste war, das Bier hat nicht geschmeckt.

Markus: Ja, hat Ihnen das Bier wirklich nicht geschmeckt? Jetzt dürfen Sie es ja sagen.

Gerhard Hauer: Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mal unseren Pott mitgebracht. In der Brauerei war es so, also wenn man sich da getroffen hat, dann gab es einen sogenannten Cups, wo der Schimmel / das war also ein Kupfergefäß, wo anderthalb Liter rein gingen. Es wurde angewärmt und wenn Sie gekommen sind oder hätten mich besucht, habe ich gesagt, willst du mal einen Schluck haben, dann gab es da einen Schluck aus dem Pott.

Henning Freese: Ja, aus dem Keller ist es halt ganz kalt, im Lagertank. Also es ist einfach zu kalt zum trinken, deswegen gab es diese Gefäße. Da wurde derjenige immer losgemacht, mach mal einen Schimmel, Bier warmmachen.

Markus: Ich war vor ein paar Wochen in Tschechin in einer Brauerei, da ist es immer noch so.

Gerhard Hauer: Zurzeit ist ja Holsten im Jahr 2004 von der Karlsberg übernommen worden, da ist in der Brauerei jetzt generelles Alkoholverbot.

Markus: Oh.

Gerhard Hauer: Das ist schon eine harte Nummer.

Markus: Das stimmt. Aber da waren Sie schon raus oder?

Gerhard Hauer: Ja, 2003 bin ich in Rente gegangen, also insofern.

Markus: Rechtzeitig die Kurve gekriegt. Wunderbar. Dann gehen wir nochmal kurz rüber zu Hennig. Wir haben dich ja grad schon ein bisschen gehört, vielleicht stellst du dich nochmal ganz kurz unseren Hörern selber vor, denn du bist derjenige, der die Brautradition wieder zurückgebracht hat nach Neumünster.

Henning Freese: Ja, nicht ganz allein, aber mit meinem Team. Ich bin Henning Freese, bin gebürtiger Neumünsteraner, schon ewig hier verwurzelt. Und ich bin eigentlich gar kein richtiger Brauer, ich bin ein Heimbrauer, so bin ich gestartet. Also wie man hier auf der Köste auch am Heimbrauerstand sehen kann, habe ich das Zuhaue mit meinem Vater gemacht unten im Keller. Und das hat dann so viel Spaß gemacht, dass irgendwann die Idee entstanden ist, Neumünster bräuchte doch eigentlich wieder eine Brauerei. Ich habe dann mit einem guten Freund von mir, mit dem Torsten Behrend vor mittlerweile sechs Jahren bei einer ganz schlimmen Nacht, wo wir uns ganz fürchterlich betrunken haben, beschlossen, dass wir jetzt eine Brauerei bauen. Völlig ahnungslos und völlig blauäugig sind wir da gestartet mit und haben ein tolles Gebäude gefunden in Wittorf, daher kommt der Name Wittorfer Brauerei. Ist auf dem Gelände, das heißt Hermann G. Schmid Hof, war früher unter anderem Lederverarbeitung an diesem Gewerbehof. Ganz toll mit roten Backsteinen außen verkleidet, also im Hinterhof. Da haben wir eine Halle gefunden und dort haben wir dann vor sechs Jahren eine kleine Brauerei rein gebaut, die dann den Betrieb aufgenommen hat vor sechs Jahren, genau.

Markus: Ja, eine kleine Brauerei, die mittlerweile über 18 Sorten, glaube ich, im Sortiment hat. Also ihr strengt euch da auch ganz schön an und es gibt das Bier auch mittlerweile in der Dose, in der Flasche, in verschiedenen Möglichkeiten und ihr braut auch durchaus noch für andere. Also wirklich ein richtiges Unternehmen draus geworden, ne?

Henning Freese: Ja, ich habe es anfangs erst wirklich als Hobby oder nebenbei gemacht. Nicht als Hobby, kann man nicht sagen, aber nebenberuflich und habe dann vor zwei Jahren meinen anderen Job an den Nagel gehängt. War auch sehr froh, dass ich da weggekommen bin und mache das seitdem dann eben mit dem Team in Vollzeit. Wir haben letztes Jahr auch nochmal ein bisschen erweitert. Wir hatten ursprünglich so ein ganz kleines Sudhaus mit fünf Hektoliter Kapazität und haben jetzt im letzten Jahr nochmal umgebaut, haben jetzt eins mit 20 Hektolitern, also schon ein bisschen größer, was aber immer noch verschwindend gering ist. Ich glaube, was wir im Jahr produzieren, Gerd, das habt ihr irgendwie an einem Tag gemacht, so ungefähr, die 100 Hekto, ja oder noch kürzer.

Markus: In einer Schicht wahrscheinlich.

Henning Freese: Ja, genau.

Gerhard Hauer: Wir haben pro Sud ausgeschlagen 400 Hektoliter.

Henning Freese: Drei Sude, das ist unsere Jahreskapazität.

Markus: Ja, das war eine andere Nummer, wie gesagt, das ist eben schon richtig große Biergeschichte, wir kommen auch nachher nochmal zurück. Aber vorher noch zu dir, wie haben das die Neumünsteraner aufgenommen? Also deine Familie, deine Freunde waren bestimmt alle begeistert, aber so der Rest?

Henning Freese: Sehr offen und sehr, sehr herzlich und ganz viel Begeisterung. Neumünster ist, also für gebürtige Neumünsteraner ist das immer eine sehr tolle Stadt, aber so die Städte rundherum gucken immer so ein bisschen runter auf Neumünster. Ich kann das überhaupt nicht verstehen und ich finde, das ist überhaupt nicht gerechtfertigt. Grade die Kieler gucken immer runter, obwohl die …

Markus: Ja, gut, die sind ja geographisch drüber, vielleicht deswegen.

Henning Freese. Naja, die waren mal Olympia-Stadt. Naja, eigentlich haben sie nur die Segelwettbewerbe gehabt und eigentlich war es auch Schilksee und nicht Kiel, aber gut, ich mag die Kieler.

Markus: Es gibt da so eine Geschichte zwischen Bamberg und Bayreuth, die hört sich ähnlich an, also insofern.

Henning Freese: Ne, also ganz ehrlich, es gibt hat tolle Sachen in Neumünster, aber nicht so furchtbar viele, wo die Leute mit Stolz drauf gucken und sagen, das verkörpert Neumünster und das kann ich nach außen tragen. Und ich habe so das Gefühl, alle haben darauf gewartet, das es noch was gibt, wo man sagen kann, okay, neben den Pferdetagen, neben der Holsten Köste, neben dem, naja, der Fußballverein ist jetzt aktuell auch nicht so, also der wird jetzt grad wieder ein bisschen besser, aber die Leute freuen sich einfach, dass es was gibt, was ein Aushängeschild ist für die Stadt. Und ich habe ganz viele, die zu uns kommen und sagen, ich fahre zu Freunden, ich will was mitbringen, ich habe an euer Bier gedacht. Und die feiern das einfach, die freut das, dass es uns gibt.

Markus: Mit was für Bieren habt ihr angefangen?

Henning Freese: Wir haben ganz viel rumexperimentiert, haben aber sehr schnell gemerkt, dass es eigentlich ein, na, die Amerikaner sagen Flagship, einen Verkaufsschlager geben muss. Also ein Bier, was einfach nach Bier schmeckt und was die Leute trinken wollen, also wenn sie hier an den Tresen kommen und sagen, ich möchte ein Bier, so. Und dann haben wir ein Helles gemacht, weil wir gesagt haben, Pils-Biere gibt es schon 28 hier im Supermarkt, Helle gab es vor vier, fünf Jahren noch nicht so viele, wir machen ein Helles, machen es ein bisschen milder, ein bisschen besser trinkbar. Und wir haben in Neumünster, das ist so eine Besonderheit, eine ganz tolle Telefonvorwahl, die heißt 04321. Und so eine Zahlenfolge, die man sich gut merken kann, deswegen heißt unser Hauptbier, unser Helles, das heißt 04321, helles Stadtbier. Also wir haben eine Bierkategorie erschaffen. Das Landbier haben wir nicht, weil, wir sind ja nicht auf dem Land, deswegen haben wir ein Stadtbier gemacht. Also ein ungefiltertes Helles ist das.

Markus: Das ist aber auch mutig, oder, mit einem untergärigen Bier anzufangen?

Henning Freese: Ja, genau. Und das hat die Neumünsteraner total überzeugt also und auch das Marketing passt einfach und es spiegelt die Stadt wieder. In Kiel verkauft es sich gar nicht, ich weiß nicht, warum.

Markus: Die hören dich vielleicht ab und zu. Nun habt ihr mittlerweile ja viele verschiedenen Sorten Bier. Ich habe ja jetzt sogar eins mit Limette getrunken vor Kurzem. Wie ist das so, wie kommt das so an und habt ihr Konflikte mit den Behörden deswegen?

Henning Freese: Nee, also das sage ich jetzt nicht so laut, in Schleswig-Holstein sind die relativ entspannt, die Menschen. Nee, also wir, da kommt wieder die alte Hobbybrauerseele durch, die lieben es ja, Sachen ins Bier rein zuschmeißen, die da eigentlich nicht reingehören und das machen wir natürlich ganz viel. Also eigentlich brauen wir die meiste Zeit Helles und Dunkles und immer, wenn wir mal einen Tank frei haben, dann leben wir uns aus. Wir haben einen ganz tollen jungen Brauer, der bei uns auch gelernt hat. Und der kriegt ab und zu mal gesagt, morgen ist ein Tank frei, mach mal ein Bier. Und dann macht er ein Bier halt und dann tobt er sich eben einfach aus. Und dadurch, dass wir so klein sind, das sind immer so Größen zehn oder 20 Hektoliter. Das sind dann halt 3.- 4.000 Dosen und die kriegt man halt immer irgendwie weg, da habe ich dann meine Leute und da verkaufen wir eigentlich alle Sorten.

Markus: Und wenn unsere Hörer jetzt das Bier mal probieren wollen, kann man das auch Online irgendwie bestellen?

Henning Freese: Genau, gibt es bei uns im Webshop, Wittorfer Brauerei, einfach mal bei Google eingeben, dann findet man das.

Markus: Okay, ja, das werden wir auch in den Shownotes verlinken. Vielen Dank. Ich gehe noch einmal zurück zu unserem lieben Herrn Oberbürgermeister. Mal ganz kurz gefragt, jetzt haben wir ja ganz viel gehört über die Brauseele der Stadt in der Vergangenheit und jetzt auch in der Zukunft. Da hat man doch viele Emotionen oder, das ist doch schön oder, als Bürgermeister, wenn man sowas hat.

Tobias Bergmann: Ja, großartig, also sozusagen großartig. Ich meine, viele dieser Geschichte, grade was Herr Hauer erzählt, die kannte ich ja auch noch nicht. Und an solche Traditionen anknüpfen ist, glaube ich, ganz, ganz wertvoll. Und was wir als Stadt ja auch haben wollen, ist ja nicht nur das Bier zu brauen, das freut uns natürlich, wenn es ist, grade aber, dass wir das Bier auch trinken. Und das ist ja dann auch die Verknüpfung, die wir dann heute, jetzt das Wochenende, am Kleinflecken mit haben, das wir hierhergehen und sagen, hier kommt die Stadt zusammen und hier treffen wir uns und hier leben wir auch mit zusammen. Und das ist das, was wir sagen, was ich in der Wittorfer Brauerei großartig finde, das ist ja tatsächlich so ein alter Industriecharme, der da mit zusammengehört und das, glaube ich, ist hier wirklich wichtig. Und ich freue mich, dass wir keine bürokratischen Hürden damit haben und das unterstützen wir total gerne.

Markus: Jetzt eine Frage vielleicht noch, was ist mit den Gebäuden passiert? Also wir haben ja gehört, das waren ja richtig große wuchtige Gebäude in der Stadt, was ist da heute drin?

Gerhard Hauer: Also in der Brachenfelder Straße ist also, nachdem so zwei Jahre das schlecht war, dass da irgendwelche Firmen reingegangen sind. Inzwischen ist es aber so, das Arbeitsamt ist mit reingegangen bei dem Flaschenkeller, der recht groß war und auch in der Höhe groß war. Da hat man eine zweite Decke eingezogen, hat also entsprechend Büroräume da eingebaut. Das ist also vom Arbeitsamt übernommen worden. Und vorne sind viele kleine Firmen drin, was also sich gut entwickelt hat. Denn das war ja vor allen Dingen nicht genau vorauszusehen, was entsteht. In Kiel zum Beispiel hat man die ganze Brauerei geschliffen, da sind nur Wohnungen gebaut worden und das ist nicht sehr schön. Und hier haben wir das Glück, das wir also bis auf die Keller da unten, in den oberen Bereichen alle Räume vermietet haben.

Tobias Bergmann: Und nochmal sagen, was auch, glaube ich, wichtig ist, der Schornstein ist noch da. Also sozusagen, die Stadt war ja geprägt als Industriestadt. Und wer im Internet sich das Wappen von Neumünster anschaut, dann ist es ja nicht nur der Schwan, sondern dann sind es auch die Schlotte, der Schornstein ist auf alle Fälle noch da. Und, Herr Hauer, wir haben ja den Kunstflecken und ich war einmal in dem Keller unten gewesen, was ich jetzt weiß, was Ihr Reich ja lange Zeit gewesen ist.

Gerhard Hauer: Mit war, ja.

Tobias Bergmann: Und da haben wir eine großartige Kunstausstellung mit gehabt, die wir in diesen alten Kellerräumlichkeiten mit gehabt haben. Also das ist ja auch das Großartige sozusagen, was du da gefunden hast in der Wittorfer Brauerei, das wir sagen so, Industriecharme mit haben, den wir hier ja tatsächlich noch nutzen können. Also der ja in Hamburg oder so in Kiel schon völlig unbezahlbar mit ist. Aber da kann sich was Großartiges entwickeln und das wollen wir weiter fördern.

Gerhard Hauer: Die Kellerräume sind aber leider nicht belegt. Die sind also damals ausgeräumt worden, alle Tanks, die da drin waren, das waren insgesamt, ich glaube, 220 Stück, aus Aluminium überwiegend, die sind also alle rausgenommen worden. Und damals war also dann auch grade im Jahr so 85 / 86 der alte Direktor, den wir hatten, Direktor Stüwe, der hatte dann die Vorstellung, da noch eine Hausbrauerei rein zubauen und es sollte ein Kutschenmuseum erstellt werden. Aber es ist beides nix geworden. Wobei ich sagen muss, mit der Hausbrauerei, das wäre also schwierig gewesen. Zu damaliger Zeit haben wir hier in Neumünster ja sehr viel Bundeswehr auch noch gehabt und da ist ja nichts mehr von vorhanden, auf Deutsch gesagt. Das ist leider sehr schade, auch grade für die Wittorfer Brauerei.

Tobias Bergmann: Die würden trinken.

Gerhard Hauer: Ja.

Henning Freese: Auf die Uni warte ich noch hier.

Gerhard Hauer: Aber jedenfalls, das ist dann so gewesen. Und wie gesagt, die Kellerräume sind ausgeräumt, sind trocken, da hätte man auch sehr gut einen Jazz-Keller rein bauen können. Aber inzwischen hat man daneben auf dem Gelände, was also auch zur Brauerei gehörte, ein Wohnhaus gebaut. Da wäre grade so ebenerdig gewesen, dass man da hätte reingehen können, aber es ist alles nicht gemacht worden, leider.

Markus: Naja, schauen wir einfach mal, wie es sich entwickelt. Wir werden auch nächstes Jahr wieder eine Bierköste haben, da könnt ihr dann natürlich auch gerne vorbeikommen, wir verlinken auch das natürlich in den Shownotes. Und ansonsten sage ich Ihnen Dreien jetzt erst mal vielen Dank für dieses schöne Gespräch und euch da draußen natürlich noch viel Spaß beim Nachdenken über den nächsten Urlaub in Neumünster.

Henning Freese: Yes.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 113 – Interview mit Steffen Volkmer, Biersommelier und YouTuber zum Thema „Comics & Bier“

Eigentlich besteht die Leidenschaft von Steffen Volkmer aus Büchern mit vielen bunten Seiten und verhältnismäßig wenigen Worten. Landläufig Comics genannt, begeistern sie längst nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern haben auch eine große Anhängerschaft unter den Baby-Boomern und ihren Nachfolgern. In der Regel startete diese Liebe mit dem ersten Heftchen in der Jugend und hat sich zu einer stattlichen Comic-Sammlung entwickelt, die nicht selten die Ehepartner zu regelmäßigen Wutausbrüchen reizt. Steffen wandelt seit vielen Jahren auf diesen Pfaden und hat das Hobby sogar zum Beruf gemacht. Allerdings entsagte er der vermeintlichen Monogamie und fand ein zweites Herzensthema, nämlich Bier. Schnell fand er einen Weg, beides zu verbinden und startete eine Veranstaltungsreihe namens „Comics & Bier“, zu der es mittlerweile auch einen stattlichen YouTube-Kanal gibt. Besonderes Bier und bunte Bücher finden hier nun parallel statt, ein sensorischer Pleonasmus in höchster Form, und deshalb natürlich auch ein guter Grund, hier im BierTalk zu landen…

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Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder für mich etwas ganz Besonderes, weil wir neue Welten, neue weiten betreten, aber welche, die mir natürlich am Herzen liegen, die mir Spaß machen. Und da muss ich vielleicht gleich noch ein Geheimnis lüften, aber das mache ich erst, wenn wir unseren Gast kennengelernt haben. Wir haben nämlich heute Steffen Volkmer zu Gast, der sich vor allem dem Thema Bier und Comics widmet. Aber, Steffen, vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern mal selbst vor.

Steffen: Ja, also sehr gerne. Mein Name ist Steffen Volkmer, das fiel ja schon. Ich bin in der Region Stuttgart Zuhause und bin tatsächlich hauptmäßig angestellt als Comic-Redakteur bei einem großen deutschen Comic-Verlag. Und habe so eine Liebe für Comics, also ich bin wirklich eine Nerd, eine Liebe für Comics entwickelt, die ich dann irgendwann gepaart habe mit einer Leiber zum Craft-Beer. Und zwar in Form dessen, dass ich eine Show aus der Taufe gehoben habe, mit dem schönen Namen Comics & Bier. Erstaunlicherweise geht es dabei auch um Comics und Bier. Und zwar war das ursprünglich mal eine Live-Show, eine Live-Show, die wir auf die Bühne gebracht haben so nach dem Motto, wir wollen gerne so das literarische Quartett mit Comics machen. Und um das Ganze noch ein bisschen aufzupeppen, haben wir dann gesagt, okay, wir besprechen zu viert vier Comics und dazwischen werden vier Craft-Beere verkostet. Und das hat mittlerweile so richtige Dimensionen angenommen, dass diese Show monatlich stattfindet. Während Corona habe ich das Ganze dann auch noch ins Internet gesteckt, weil da natürlich nichts live on stage stattfinden durfte. Und es macht einfach riesigen Spaß, diese beiden Leidenschaften zu verbinden. Am Anfang war ich zwar schon Comic-Profi, aber Bier-Noobs, wie man so schön in Neudeutsch sagt. Ich hatte kaum Ahnung von Craft-Beer und außer, dass ich etwas sagen konnte wie, schmeckt mir oder schmeckt mir nicht. Und wir haben dann immer mehr dazu gelernt, weil wir halt immer mehr Biere auch durchgekostet haben. Wir hatten auch immer die jeweiligen Brauer oder sonstige Wissende da, die uns dann da aufgeklärt haben. Und irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, jetzt muss ich auch noch mehr in Erfahrung bringen über die Sache und dann habe ich auch noch den Diplom Biersommelier gemacht, um mein Wissen noch so ein bisschen zu untermauern. Ja und an dem Punkt bin ich jetzt eben angelangt.

Markus: Ja und das ist ja auch eine super schöne und super spannende Geschichte. Kurze Nachfrage noch, das heißt, wann habt ihr damit angefangen?

Steffen: Das Comics & Bier als Live-Show, also on-Stage-Event, das haben wir vor etwas mehr als fünf Jahren angefangen. Es kommt einem nicht so lang vor, weil eben diese beiden Corona-Jahre da irgendwie gedanklich immer rausfallen, aber tatsächlich ist das schon mehr als fünf Jahre.

Markus: Ja, also das finde ich sehr spannend, weil ja viele dieser Formate, sind ja mehr oder weniger durch oder während der Pandemie entstanden. Und das ist ja dann etwas, was es schon länger gibt und das ist ja wirklich was Besonderes, also wunderbar. Und ich muss sagen, um da gleich mich zu outen, ich habe durchaus auch ein Faible für Comics. Und es liegt ein bisschen daran, dass ein sehr guter Freund von mir, mit dem ich auch mal eine Zeitlang in einer WG zusammengewohnt habe, der ist richtig Comic-Nerd und sammelt die und geht auch zu jedem Tauschtag und holt sich dann Autogramme und Zeichnungen und ist da voll unterwegs. Und hat auch seine Kinder angesteckt, was ich auch total spannend finde. Und natürlich, wenn man da zusammenwohnt, wenn man sich gut kennt, dann kriegt man das irgendwie ein bisschen mit und dann bin ich oft mit ihm eben auch zu den Läden. Und damals so in den 90ern, da war das ja noch so eine Hinterhofnummer. Also da gab es keine großen Comic-Läden, sondern da waren das Privatleute, die so in ihrem Nebenzimmer ihren kleinen Laden betrieben haben, also super spannende Geschichte. Ich habe mich dann nach und nach mehr auf das Thema Brettspiel verlegt, aber bin deswegen trotzdem immer noch dem Comic sehr zugeneigt. Und es gibt ja auch spannende Comics rund um das Thema Bier, da arbeitest du ja auch an einem, da werden wir bestimmt auch noch gleich drüber reden. Aber vielleicht vorher nochmal ein bisschen, um deiner Biergeschichte noch etwas auf die Pelle zu rücken sozusagen, wann hast du denn überhaupt dein erstes Bier im Leben getrunken, kannst du dich da noch erinnern?

Steffen: Ich habe mein erstes Bier ziemlich früh getrunken, da müsste ich so um elf Jahre alt gewesen sein, vielleicht auch zehn Jahre, ich bin mir nicht ganz sicher. Da bin ich mit meinen Eltern hier bei uns im reitverein gewesen, also meine Eltern haben immer Pferde besessen und ich war dann dabei. Und mir ging es an dem Tag irgendwie nicht so richtig gut, keine Ahnung, was Falsches gegessen oder irgendwie, vielleicht war mir auch nur langweilig, auf jeden Fall hat es im Magen gegrummelt. Und da hat dann eine Bekannte von meinen Eltern gesagt, ja, dann trink doch mal hier ein Schluck Bier, Bier hilft gegen Magenprobleme. Die Eltern fanden das irgendwie, ja, einigermaßen witzig und haben mich tatsächlich trinken lassen, im festen Glauben, dass ich dieses, ja, doch recht bittere Getränk für einen Kindergaumen, sofort wieder hinstellen würde. Und ich habe dann aber angefangen zu trinken und fand das irgendwie total geil und habe dann immer weiter getrunken, bis sie mir dann den Humpen weggenommen haben. Und danach war dann auch meine Magenproblematik weg. Und seitdem wollte ich dann immer weiter Bier trinken und habe auch recht früh schon damit angefangen. Also so als 14-, 15-Jähriger war ich dann schon regelmäßig dabei und habe mir von irgendwelchen älteren Klassenkameraden mal gerne aus dem Kiosk schon mal ein Bier holen lassen und war eigentlich immer sehr, sehr Bier-begeistert. War natürlich früher auch Punk-Rocker, da gehörte das so ein bisschen dazu, dass man Bier trinkt. Aber ich hatte halt, sagen wir mal, von Bierkultur einfach keine Ahnung, sondern ich war einfach nur Biertrinker und wie man das in jungen Jahren dann macht, leider ging es dann manchmal auch eher um den Suff als um den Genuss. Und da finde ich doch heute das Craft-Beer-Trinken schon was ganz anderes, wo man einfach auch an einem Abend mal so mit einfach nur einer Flasche oder einem Glas zufrieden ist, wo man dann sagt, woah, dieses Bier, das hat mir jetzt aber quasi alles gegeben. Und da geht es dann eben auch nicht mehr um den Suff, sondern es geht rein um den Genuss und das finde ich schon deutlich besser.

Markus: Ja und erst mal vielen Dank, dass du so ehrlich bist. Es gibt ja viele Gäste, die dann so die ganzen gesetzlichen Fristen in ihrer Erinnerung sehr genau einhalten. Wobei andererseits auch wenige wissen, dass man ja in Deutschland sogar mit 14 schon offiziell Bier trinken darf, zumindest wenn die Eltern dem nicht widersprechen also. Aber egal, da müssen wir heute nicht drüber sprechen. Auf jeden Fall, ja, spannende Geschichte. Heißt das dann, du hast ein Bier getrunken, bevor du deinen ersten Comic gelesen hast?

Steffen: Nein, meine Comic-Leidenschaft geht tatsächlich in eine Zeit zurück, da konnte ich noch gar nicht lesen. Mein Vater hat das tatsächlich insofern bestärkt, dass er mir immer von Dienstreisen gerne Comics mitgebracht hat, Asterix, auch sehr früh schon Superman, Batman. Und natürlich dann aber auch die Ducks, also sprich Donald und Dagobert, damals in diesen Großbänden, die gab es dann immer zu Weihnachten. Das heißt, ich glaube, er hat sich die Sachen immer zum Lesen gekauft und hat sie mir dann eigentlich mitgebracht. Und somit hat meine Comic-Leidenschaft zu einer Zeit angefangen, wo ich mit dem Text bei den Bildern noch gar nichts anfangen konnte, sondern mir quasi den Text noch selber ausgedacht habe. Und sobald ich lesen konnte, ich habe, glaube ich, mit Comics auch das Lesen gelernt, war das einfach meine große Leidenschaft. Und wenn du sagst, du bist früher auch gerne mal auf Cons gegangen, also ich bin ein großer Con-Gänger und seit ich für den Verlag arbeite, natürlich auch in professioneller Hinsicht. Das heißt, ich organisiere bei uns auch die gesamten Stände. Ich habe sehr viele Zeichner kennengelernt, bin oft nach Amerika auch zu San Diego Comic Con, der größten der Welt gereist. Und ich bin auch ein fanatischer Comic-Sammler. Ich sage immer, bei mir Zuhause leben meine Comics und ich selber bin eigentlich nur zu Gast.

Markus: Ja, das kenne ich auch, mit diesen großen Regalen, wo dann eben meterweise die Comics drin stehen, kenne ich von meinem Freund sehr, sehr gut. Und da ist man dann auch sehr stolz, wenn man die ein oder andere Erstauflage hat oder Ausgabe hat oder eben so den ein oder anderen ganz besonderen Comic. Und ich muss sagen, also ich habe angefangen mit dem lustigen Taschenbuch, also die Ducks sozusagen und dann ging das so ein bisschen über Asterix. Und habe dann das Erste, was ich dann gesammelt habe, waren die Mundart-Ausgaben von Asterix, weil ich das total witzig fand, einfach da mal die verschiedenen deutschen Dialekte durchzuspielen in so einem Comic. Und davon habe ich ziemlich viele, also das fand ich ganz schön. Bist du über die auch mal gestolpert?

Steffen: Ja, selbstverständlich, ich habe die auch da, weil ich selber auch ein großer Mundartfan bin. Also ich lebe ja hier im Schwäbischen, aber in meinem Elternhaus wurde Hochdeutsch gesprochen und deswegen musste ich mir das Schwäbisch quasi auf dem zweiten Bildungsweg aneignen. Also bis zu meinem sechsten Lebensjahr habe ich überhaupt kein Schwäbisch gesprochen. Habe mir dann vom Taschengeld die Tübinger Gogenwitze geholt. Das sind so Witze mit den Tübinger Ureinwohnern, die so extrem Schwäbisch reden und habe versucht, das nachzusprechen, weil es mir zu blöd war, das im reitverein immer mich alle von der Seite angequatscht haben und ich nix verstanden habe und habe mir das so quasi angeeignet. Habe dann aber festgestellt, wenn ich vom Hochdeutschen herkomme, dann kann ich doch auch mit anderen Dialekten spielen und habe das dann genauso gemacht. Was heute dazu führt peinlicherweise, wenn ich in irgendeiner Region bin und von Mundartlern umgeben bin, dass ich dann immer selber auch in die Mundart ganz schnell reinrutsche und natürlich selber aber mich nicht so gut drin bewegen kann, was halt oftmals immer so ein bisschen peinlich wird. Aber da kann ich gar nichts mehr dagegen machen. Und das interessiert mich aber auch in der Verschriftlichung. Also ich habe auch Germanistik studiert und Linguistik und da kommen solche Sachen dann natürlich auch immer vor. Auch die Frage, wie kommt aus dem Mittelhochdeutschen her, mit den Lautverschiebungen, alles Mögliche? Und deswegen finde ich auch die Verschriftlichung immer total interessant. Weil, die gibt es ja offiziell gar nicht, das muss ja jede Region so für sich selber machen und deswegen habe ich diese ganzen Mundartbände auch da. Und ich war bei uns im Verlag sehr lange für die Simpsons-Comics zuständig und da haben wir auch Mundartbände rausgebracht in verschiedenen Mundarten, was ich immer total spannend fand.

Markus: Boah, das wusste ich noch gar nicht, ist ja auch interessant. Ja, also ich habe mir so überlegt, wenn man so auf die Comic-Geschichte schaut und ein bisschen auf die Biergeschichte schaut, vielleicht gibt es da ja auch so ein bisschen Parallelen. Also ich weiß nicht, ob du es nachvollziehen kannst, wenn man so überlegt, man hat so diese große Marvel-Welt, also amerikanische Comics, die es in ziemlich großer Auflage gibt. Die, sage ich jetzt mal, vielleicht auch ein bisschen einfacher gestrickt sind, sagen wir mal so. Das könnte ja so ein bisschen eine Parallele sein zu dem typischen amerikanischen Bier. Und wenn man dann schaut, was es dann eben so gab, erst mal die deutschen Geschichten oder überhaupt länderspezifische Geschichten, bis hin zu eben dann so etwas wie Dialektausgaben oder ganz besonders kunstvollen Geschichten, Graphic-Novels, wie auch immer, wie sich das immer weiter ausdifferenziert hat. Das ist doch auch ein bisschen ähnlich zu dem Thema Bier, was sich dann auch immer weiter wegentwickelt hat vom Mainstream und immer mehr auch bestimmte Themen bespielt. Kann man da Analogien feststellen oder spinne ich da jetzt einfach?

Steffen: Ja, ist eine sehr gute Frage. Also ich würde sagen, man findet auf jeden Fall Parallelen. Wobei die Comic-Geschichte dann doch ein bisschen anders verläuft als die Biergeschichte. Also ich könnte da jetzt, glaube ich, ein stundenlanges Referat drüber halten, wo die Parallelen sind und wo das dann ganz stark voneinander abweicht. Ich würde aber schon mal sagen, dass man bei den großen amerikanischen Comic-Genres oder dem großen amerikanischen Comic-Genre, was einfach das Superhelden-Genre ist, das kann man jetzt, glaube ich, nicht so mit dem großen amerikanischen Bierkompanien vergleichen, die ja nun, sagen wir mal, ein, hah, sehr gleichförmiges Bier rausbringen. Während innerhalb des Superhelden-Genres natürlich schon auch so ein paar Sachen eher so ein bisschen vor sich hin plätschern, aber du findest halt ganz viel Großartiges allein schon darin. Und diese Diversifizierung, die man jetzt da mit den Craft-Beeren gleichsetzen könnte, die findet eigentlich eher unterhalb des Ganzen so ein bisschen statt, ist aber wieder auch so eine eigene Sache, die nicht diesen Mainstream entspringt. Weil, wir haben halt bei Bier, haben wir Bier und die Craft-Beere sind halt auch Biere. Bei den amerikanischen Comics hast du die Superhelden und dann hast du aber irgendwelche Grafic-Novels und du hast Dinge, die eben nicht den Superhelden entspringen, aber du hast das eben bei den Superhelden auch. Während die großen amerikanischen Bierfirmen, meines Erachtens, es nicht schaffen, aus ihrem eigenem Programm auch noch so ein paar Orchideen raus wachsen zu lassen, die man auch gerne konsumieren möchte, geht das halt beim amerikanischen Mainstream, wenn man da die Superhelden hernimmt, schon, da findet man dann doch eben ganz viele Highlights drin. Und auch historisch gesehen, würde ich mal sagen, gibt es da schon ein paar Parallelen, aber auch ein paar Abweichungen. Sagen wir mal so, wenn man es machen möchte, dann findet man, glaube ich, viele Analogien, die man so hernehmen kann, aber so ganz, ganz, ganz super gut vergleichen lässt es sich, glaube ich, nicht.

Markus: Na gut, dann war es eher nur so eine kleine Schnapsidee, aber ich wollte es zumindest probiert haben. Und wobei man sagen kann, natürlich, die amerikanischen Brauereien haben jetzt vielleicht nicht diese Eigenentwicklungen, aber sie kaufen sich die Orchideen natürlich kräftig zu, das ist dann vielleicht die andere Seite. Aber apropos, ich sage ja immer, man kann nicht über Bier reden, wenn man es nicht trinkt und ich glaube, du hast dir ein Bier bereitgestellt. Oder mehrere, ich weiß gar nicht, wie ist es bei dir?

Steffen: Ich habe mir tatsächlich zwei bereitgestellt und bin noch so ein bisschen hin- und hergerissen, welches ich jetzt nehmen soll. Weil ich bin zuletzt so ein bisschen auf den Trichter von Age-Bieren gekommen. Das heißt, ich habe auch sehr viele sehr Hochprozentige und Gehaltvolle grade in meinem Kühlschrank stehen und ich wollte eigentlich grade eher was Leichtes trinken. Da musste ich erst eine Weile suchen, jetzt habe ich zwei vor mir stehen und bin noch nicht so ganz 100-prozentig sicher, welches ich nehmen soll. Also zum einen habe ich von Hop City, die ich übrigens ganz großartig finde, ein Hightop Hopper Beer, ein Creamsicle Ale oder Creamsicle, wie auch immer man das aussprechen möchte, also ein cremiges Strongbeer mit 5,6 % vol. in einer sehr schönen Dose. Und das andere in einer noch schöneren Dose von Bevog Brewery, ein Raspberries and Blackcurrant double fruited Sour Ale. Und ich bin, das ist meine zweite große Leidenschaft, ein Sauerbierfan. Und wie gesagt, eigentlich wollte ich was Leichtes trinken, das hat 3,5 % vol.. Ich glaube, ich mache das hier mit dem von Bevog und das heißt auch Lola, sehr farbenfroh, auch eine sehr schöne Dose. Ich denke, ich werde das nehmen.

Markus: Okay, spannend. Also dann kannst du dir das andere ja noch aufheben. Wobei ich das auch spannend finde, das hat sich ein bisschen für mich angehört, als wäre es ein Cream Ale, also zumindest in sich irgendwie drin. Und da, muss ich sagen, ich war jetzt grade erst in den USA zum World Beer Cup, um dort Biere zu bewerten und habe da dann in den verschiedenen Brauereien, die ich da so besucht habe, tatsächlich das Cream Ale so ein bisschen als neuen Bierstil für mich entdeckt. Das ist schon spannend, da gibt es tolle Varianten und hat mir immer sehr gemundet, muss ich sagen. Aber, erzähl doch mal, wie geht es dir mit deinem Sour Ale?

Steffen: Ich glaube, du hast recht, das ist ein Cream Ale, ich glaube, dass das auch tatsächlich recht gut ist, weil, das ist eben auch mit Weizenflocken eingebraut, was ja das ganze Mundgefühl tatsächlich etwas weicher, etwas cremiger macht. Ein bisschen irritiert bin ich, dass das dann abgerundet wird hier mit natürlichen Aromen. Da kann ich immer so relativ wenig mit anfangen, was man mir damit sagen möchte, Organe, Vanille, Citrus, was auch immer, alles Mögliche soll da drin sein noch an natürlichen Aromen, ja.

Markus: Also Vanillearoma nehmen sie gern mal in den USA für alle möglichen Biere, also insbesondere grad für Cream Ales, die gibt es dann auch mit Vanille und Kaffee zum Beispiel oder Kakao oder ich hatte mal ein wirkliches Gutes mit Pistazie, auch spannend. Also man muss sich da natürlich ein bisschen verabschieden von unserem deutschen Reinheitsgebot, das ist nun mal so, aber es gibt durchaus spannende Interpretationen. Also manches ist dann auch ein bisschen over the top durchaus, aber, ja, muss man einfach ausprobieren. Gut, aber wie gesagt, zurück zu deinem Bevog.

Steffen: Genau, ich mache mal so ein Bevog, ich mache das jetzt mal auf. Ah ja, geht ganz gut.

Markus: Klingt schon mal gut.

Steffen: Ja. Wie gesagt, sehr schöne farbenfrohe Dose. So. Ah, das Bier kommt raus und hat, wie erwartet bei Rapsberry, eine sehr schöne Rotfarbe. Wunderbar feinporigen Schaum, der erstaunlich gut hält für das, dass das ein Sour Beer mit Fruit ist, weil normalerweise diese Fruchtanteile ja gerne mal dem Schaum etwas entgegenwirken. Wenn ich die Nase drüber halte, hätte ich jetzt zuerst mal auf Himbeere getippt und nicht auf Raspberrie. Oder ist das Himbeere, warte mal.

Markus: Ich würde mal sagen, Raspberry ist Himbeere, wobei ja noch Blackcurrant drin sein soll, glaube ich, hast du gesagt, also das wäre ja dann schwarze Johannisbeere.

Steffen: Genau, ich hatte die Blackcurrant grade im Kopf und dachte so, häh? Ja, nee, genau, aber die Himbeere ist eben im Duft sehr, sehr, sehr stark. Das ist also Himbeere pur, würde ich mal sagen. Da werde ich doch mal gleich einen Schluck nehmen.

Markus: Das muss ja auch genial aussehen, ich überlege grade so, schwarze Johannisbeere und Himbeere, das müsste so ein richtig schönes, ja, dunkelpink ergeben oder so oder?

Steffen: Also es ist pink, allerdings nicht dunkel, ist wirklich eine sehr, sehr, sehr schöne Farbe, auch sehr schön trübe. Und wenn man jetzt nimmt, ist es eine wunderbare Fruchtsäure, also hat tatsächlich mehr was von einem Fruchtsaft. Es gibt, ja, im Nachklang kommt so ein bisschen dann auch das Bierige rüber. Hah, man hätte für mein Gefühl, da hatte ich in letzter Zeit auch ein Paar, noch ein bisschen mehr vielleicht tatsächlich Biernote mit mehr Hopfen rein bringen können, damit es nicht so arg nach Fruchtsaft schmeckt. Aber, so als Nachmittagsgetränk finde ich das richtig geil und wenn es draußen entsprechend warm ist, kann man sich davon auch mal zwei, drei Dosen in den Kopf stellen, weil es ja eben nur diese 3,5 % vol. hat. Also sehr schönes, sehr, sehr, sehr, sehr schönes Sommerbier und eigentlich genauso wie diese Fruited Sours sein müssen, nicht zu sauer, nicht zu süß, sehr erfrischend. Wie gesagt, ein bisschen mehr Biernote hätte ich mir noch drin gewünscht, aber muss jetzt auch nicht zwingend sein. Also eigentlich ein sehr angenehmes Getränk.

Markus: Ja, es verabschiedet sich grade sowieso so ein bisschen diese Kategorie Fruited Sour, Pastry Sour, wie auch immer, verabschiedet sich grade so ein bisschen vom Bieraroma und bleibt aber trotzdem irgendwie Bier. Also hatten wir in Amerika auch eine große Diskussion dann an den Judgeging-Tables, weil das bisher zumindest immer so ein Thema war, das man gesagt hat, okay, wenn man solche Dinger macht, dann sollte man irgendwie trotzdem immer noch am Ende des Tages erkennen, dass man hier ein Bier hat. Aber je mehr man halt in diese Richtung geht, grade auch bei den Pastry Sours, da ist man dann halt irgendwann wirklich weg vom Thema Bier und muss sagen, okay, das ist dann einfach nur noch flüssig. Dass ist das, was es gemeinsam mit dem Thema Bier hat, vielleicht die Kohlensäure, aber dann entwickelt sich das anders. Aber, ja, ist für mich jetzt auch gar nicht schlimm, also solange man das immer schön erklärt und weiß, was es ist. Also ich habe da schon ganz, ganz tolle Vertreter getrunken und grade, wenn es dann auch noch so richtig schön fruchtig ist, präsent ist, so wie du es jetzt auch beschrieben hast, ist das, glaube ich, spannend. Wie riecht und schmeckt es dann so?

Steffen: Also ich finde es wirklich ganz großartig. Wie gesagt, es schmeckt auch sehr himbeerig, also die Blackcurrant ist, glaube ich, auch nur so dran vorbeigeführt worden und primär sind es die Himbeeren, es duftet großartig. Und was ich halt an diesen Fruited Sours ganz generell schön finde, völlig egal, ob da jetzt der Biergeschmack deutlich durchkommt oder nicht, sie haben halt nicht diese Süße, die mich bei Radlern ganz oft so gestört hat, wenn man halt im Sommer wirklich mal schnell ein Getränk gegen den Durst haben wollte, mir war das immer zu süß. Also selbst, wenn ich es dann selber für mich hin gemischt habe, war es mir dann immer so süß. Und Zitronensprudel ist jetzt ja auch nicht so der Weisheit letzter Schluss. Da muss ich sagen, da finde ich diese gebrauten Sachen, wo auch richtig dann Fruchtmus mit verwendet wird oder die ganzen Früchte, das finde ich dann schon deutlich interessanter.

Markus: Auf jeden Fall. Hast du schon mal die Berliner-Weisse-Variationen von Lemke durchprobiert?

Steffen: Habe ich, aber noch schöner fand ich, dass ich letzte Woche erst in Berlin war und mich da einen Abend bei Schneeeule hingesetzt habe. Und die machen ja nun wirklich grandiose Sauerbiere, Berliner Weisse nachempfunden oder vielleicht auch sogar noch Originale, das hat mir sehr viel Freude bereit. Wobei ich die von Lemke auch mag, die habe ich auch hier stets im Kühlschrank stehen.

Markus: Ja, ich finde, das sind so ein bisschen die beiden Enden der Fahnenstange. Also sie sind ja beide auf den historischen Pfaden unterwegs, aber Lemke eben eher, sage ich mal so, dass es noch kompatibel ist für den normalen Touristen und Berliner. Und die Uli, die macht halt auch gerne mal die krasse Nummer. Und ich muss sagen, also mein Lieblingsbier von ihr ist ja die, wie heißt sie, Hot Irmi, also das heißt, mit Ingwer und Chili, die Berliner Weisse. Das ist dann schon wirklich gewöhnungsbedürftig, aber ich finde das richtig geil. Also weil, dieses Zusammenspiel von Chili-Schärfe und Ingwer-Schärfe mit diesen Aromen noch dazu, Citrus, dann die Paprikaaromen, das ist Wahnsinn. Und ist auch ein tolles Bier, das man altern kann übrigens. Also, naja.

Steffen: Das wollte ich grade sagen, also ich bin bei ihr gewesen. Ich habe auch ein Interview mit ihr gemacht, das im Rahmen meines YouTube-Kanals demnächst dann mal kommt, wo ich auch ihre gesamte, mein Gott, die ist ja nun wirklich in diesem Thema, die lebt ja für dieses Thema, das ist ja wirklich großartig. Und im Zuge dessen hat sie mir dann auch so ein bisschen ihr Schatzkästchen aufgemacht und ich durfte einige von diesen Aged-Varianten noch verkosten. Und da muss ich dann echt sagen, da wird das dann richtig gut, wenn so diese Säure ein bisschen eigentlich eher abnimmt, eher milder wird und diese anderen Aromen, die ja in alle möglichen Richtungen gehen können, sich dann ausbilden. Das ist also super spannend. Also da kommen ja dann meine beiden aktuellen Leidenschaften, nämlich Aged und Sour, kommen in Perfektion zusammen.

Markus: Ich meine, die Uli, also ich kenne sie schon lange und ich überlege grade, ich kenne sie eigentlich auch, seit sie selber angefangen hat, als sie das damals vom Andreas Bogk übernommen hat. Also Wahnsinn, was die auch für eine Entwicklung hingelegt hat, also muss ich wirklich sagen, sie ist ein ganz toller Mensch und sie ist aber auch eine ganz tolle Brauerin oder Frau am Berliner-Weisse-Kessel. Weil, am Anfang war es ja gar nicht selber brauen, sondern eben einfach nur clevere Weiterentwicklung der Würze. Also das Wörtchen nur war jetzt nicht abwertend gemeint, sondern ist eben dieser Teil und ist aber eben auch große, große Kunst. Und ich muss wirklich sagen, du machst mir echt Durst, ich mache jetzt mal mein Bierchen auf. Allerdings habe ich mich nicht so ganz in die Sauerecke getraut, das liegt aber daran, dass ich noch vier saure Biere im Kühlschrank hab, weil wir heute Abend ein Belgien-Bier-Testing haben und die wollte ich jetzt noch nicht aufmachen, sondern habe mir ein anderes rausgenommen. So und zwar ist das auch ein schönes Fläschchen, ich lasse es mal reinlaufen. Ja, also das ist eine richtig schöne und auch spannende aufgemachte Bierflasche, kommt hier aus der Nachbarschaft von Bamberg, nämlich aus Bayreuth von Maisel & Friends. Und ist eine besondere Edition, das sie gemacht haben, nennt sich Bockville und kommt daher, dass die ein Colobration-Brew gemacht haben mit einer kalifornischen Brauerei. Und in Amerika ist ja grade so die Lagerbierwelle am kommen. Das heißt also, irgendwie geht die ganze Welt zurück zum untergärigen Bier, hat man so das Gefühl. Was natürlich für unsere Ecke hier eigentlich ganz schön ist, weil, da kommt es ja ursprünglich mal her. Und da gibt es dann auch ein Festival und das heißt eben Lagerville. Das heißt, da kommen alle Brauereien hin und dürfen nur untergärige Biere ausschenken und dafür haben sie dann dort ein Bier gemacht, mit denen zusammen. Wo sie für die Heißphase nur deutsche Hopfen verwendet haben und für die Kaltphase, für das Hopfenstopfen, dann eben viele schöne amerikanische Hopfen. Und das Ganze ist ein Maibock, ist auch schon so richtig schön golden im Glas mit einer leichten Trübung. Schöner Schaum, der da oben drauf sitzt, der ist auch ein bisschen getönt. Und wenn man da reinriecht, hat man ganz viel, ja, so Steinfrucht, also wie soll man sagen, so Aprikose, Grapefruit, Pfirsich, Mango, richtig schön, aber eine schöne Säurenote auch, die schon in der Nase da ist. Fast so ein bisschen Bergamotte, also auch spannend. Jetzt probiere ich mal ein Schlückchen. Ja, sehr schön. Also fängt die Citrusnote gleich am Anfang an, breitet sich richtig schön aus und dann kommt so der Bock durch mit seiner Süße, ein bisschen eine Honigsüße. Der bleibt dann auch relativ lang auf dem Mund, ist ein bisschen cremig. Und dann, wenn man das runterschluckt, bleibt so ein Citrusnachhall und ganz viel Bittere, die dann so Stück für Stück sich ausweitet und diesen ganzen Bock wieder so ein bisschen aufräumt, dass er nicht so den Mund belegt. Und dann am Ende geht es auch noch ein bisschen wärmend runter. Also wirklich auch ein sehr schönes Bier. Und wie du schon gesagt hast, das ist eben das Tolle, das man heutzutage Biere, ja, ganz anders trinkt und einfach schön verkosten kann und sich mit dem beschäftigt und dann macht das natürlich nochmal umso mehr Spaß. Wie kamst du denn zu dieser Idee dann, Comics und Bier zusammenzubringen?

Steffen: Ja, also ich hatte ja vorher schon mal so angerissen, dass wir eigentlich so ein literarisches Quartett nur mit Comics machen wollten, einfach um diese Comic-Kultur nach vorne zu bringen. Jetzt ist es aber so, das Medium Comic in Deutschland jetzt, hah, immer noch so ein bisschen belächelt wird, unter Fernerliefen läuft. Und es war zum einen gar nicht so einfach, da eine Location dafür zu finden und die dann auch von dem Konzept zu überzeugen. Und zum Zweiten haben die dann gesagt, ja, aber das ist ja nicht so richtig abendfüllend. Und dann habe ich eben überlegt, ich hatte kurz davor für die Zeitung, ich arbeite auch als Journalist nebenher noch immer mal, die Eröffnung eines Craft-Beer-Ladens in meiner Heimatstadt begleitet und habe dann so gedacht, das wäre doch eigentlich eine Idee, diese beiden in Deutschland noch nicht so weit verbreiteten Sachen zusammenzuführen. Und wäre eigentlich auch ganz witzig, wenn das Publikum dann immer noch mit verkosten könnte. Das heißt, wir stellen die Comics vor, reden darüber, zeigen die Inhalte. Trinken dann ein Bier, lassen uns erklären, was da alles drin ist und das Publikum darf mittrinken. Und habe dieses Konzept dann quasi vorgestellt, habe das Ganze noch ein bisschen aufgepeppt mit Live-Musik, sodass das praktisch eine richtige Fullshow gibt. Also zweieinhalb bis drei Stunden an so einem Abend läuft das Ganze dann schon. Und das läuft inzwischen, wie gesagt, richtig super. Am Anfang war das so, hast du so gemerkt, die Leute wussten nicht so richtig, was sie damit anfangen sollen. Ich habe mir aber auch gute Leute für die Bühne geholt, die halt auch wirklich reden können, mit denen ich gut reden kann, wir harmonieren sehr gut, sind sehr witzig, teilweise aber auch sehr kritisch. Und haben einfach gesagt, solange nicht vor der Bühne weniger Leute sind als wir auf der Bühne, ja, machen wir das einfach und haben dann angefangen. Und die Ersten, die da waren, die fanden das so cool, das sie dann gesagt haben, wir kommen wieder und bringen das nächste Mal dann noch Leute mit. Und so ging das dann immer weiter und weiter und weiter und mittlerweile haben wir einen festen Stamm an Fans, die mit uns das machen, die immer wiederkommen. Aber es kommen halt auch immer wieder ganz viele Neue, teilweise welche vermehrt wegen den Comics. Die haben wir dann teilweise jetzt an das Bier schon hingeführt. Teilweise kommen welche wegen dem Bier, wegen der Verkostung, die interessieren sich jetzt auch mehr und mehr für Comics. Es kommen aber auch einige, die nur wegen dem Entertainment das Ganze machen, weil wir so wirklich sehr, sehr, sehr unterhaltsam sind oder eben auch wegen der Musik. Und was willst du an einem Montagabend schon anderes machen? Montagabend ist übrigens immer unser Live-Termin. Und so ist das gewachsen und hat echt viel Spaß gemacht bisher. Und vor allem auch mir natürlich sehr viel Netzwerk gebracht, weil, ich rufe natürlich bei verschiedenen Brauereien an und sage, guckt mal, wir haben da die und die Show, wollt ihr uns nicht mit Bieren ein bisschen ausstatten beziehungsweise könnt ihr mir die zu einem etwas günstigeren Tarif anbieten, weil wir das ganze ohne Eintritt machen. Also wir machen das wirklich nur zum Spaß für das Bier und für die Comics. Und die Brauer sollen aber natürlich auch was davon haben. Und wenn sie nicht vor Ort sind, um ihr eigenes Bier da in den Ring zu werfen, also es quasi dann auch selber als Testing-Paket zu verkaufen, dann müssen wir das natürlich kaufen. Und dann finde ich es immer schön, wenn wir nicht auf so viel Kohle, die wir selber rein investieren, sitzenbleiben. Das heißt, wir machen dann Testing-Pakete mehr oder minder zum Selbstkostenpreis und dazu müsste ich sie natürlich ein bisschen billiger gestellt bekommen. Und die meisten Brauereien, die nicht selber dabei sein konnten, die haben das auch mit großer Freude gemacht. Also wir hatten jetzt erst, wo wir grade reden, wir hatten erst gestern eine Show und da hatten wir zum Beispiel Biere von der Inselbrauerei Rügen da. Da war es natürlich schwierig, wenn wir im Süden sitzen und die im Norden, das die jemanden runter schicken. Aber die haben uns zum Beispiel dann wunderbare Videos zu jedem Bier geschickt und das hat einfach total Spaß gemacht. Weil, hier in der Umgebung Stuttgart haben wir mittlerweile fast jede Brauerei abgegrast, die persönlich hätte dabei sein können und damit muss ich jetzt quasi die Fühler immer weiter nach außen ausstrecken. CREW REPUBLIC aus München war auch schon dabei. Die haben dann hinterher gemeint, beim nächsten Mal schicken sie jemanden aus München runter, fand ich auch ganz super. Also so wächst und gedeiht das Ganze und bringt mich natürlich auch in die Position, mehr und mehr Leute in der deutschen Craft-Beer-Szene kennenzulernen, was ich einfach super finde. Weshalb ich dann für meine Online-Variante das Ganze jetzt auch ein bisschen ausgebaut habe. Normalerweise besprechen wir dort auch zwei Biere und zwei Comics, also in einer abgespeckten Version, weil drei Stunden das im Internet zu machen, das ergibt überhaupt keinen Sinn. Das heißt, da gucken wir, dass wird das in einer halben Stunde hinbringen in einer etwas verkürzten Form. Aber das habe ich jetzt eben auch noch ein bisschen ausgebaut mit Interviews, die dort reingestellt werden unter dem Signe NERDINGER, sind dann Leute aus der Comic-Szene, die ich interviewe und unter dem Signe BIERINGER sind dann Menschen dabei eben aus der Bierszene und so versuche ich das Ganze auch immer weiter auszubauen und mit Hilfe von Entertainment die Leute sowohl für Comic als auch für Bier zu interessieren.

Markus: Was du wunderbar hinbekommst. Und jetzt hast du schon eine meiner weiteren Fragen beantwortet, weil ich fand diese Begriffe NERDINGER und BIERINGER ziemlich cool und wollte wissen, was die Unterscheidung ist, aber jetzt haben wir es ja schon hinbekommen. Ja, cool, also auf jeden Fall eine schöne Geschichte. Wenn du jetzt da die Brauereien aussuchst oder auch die Biere, machst du dir da Gedanken dazu, worum es in dem Comics geht und überlegst, ob da irgendwas zusammenpasst oder ist es mehr oder weniger einfach so ein bisschen eine wilde Zusammenwürfelung?

Steffen: Also es ist generell eine wilde Zusammenwürfelung, weil wir natürlich immer versuchen, bei den Comics Novitäten vorzustellen. Da hast du nicht die Chance, das ganze immer so thematisch aufzubauen, sondern das ist allein schon eine wilde Zusammenstellung. Wenn ich da jetzt noch gucken würde, welche Biere dazu passen, dann müsste mich wirklich jemand dafür bezahlen, weil, dann hätte ich für nichts anderes mehr Zeit. Was wir aber machen ist, wir machen hin und wieder Specials, die thematisch dann tatsächlich in eine Richtung gehen. Wir werden zum Beispiel im übernächsten Monat, werden wir in einem Metal-Club in Stuttgart ein Special machen und da werden wir dann Comic machen, die eben zum Thema Metal in irgendeiner Form passen, das haben wir schon mal gemacht. Und da dann eben auch entsprechende Biere raus suchen, gibt es ja relativ viele, die dann entweder auf dem Label irgendwie mit Metalmusic was machen oder aus anderen Gründen sehr gut dazu passen, weil sie zum Beispiel in Wacken gebraut werden, was natürlich auch eine ganz gute Konnotation ist. Und so versuchen wir das immer wieder mal, wenn wir solche Specials haben, dass wir dann tatsächlich auch Biere und Comics so ein bisschen mehr noch in eine Einheit bringen, aber bei der normalen Show ist es schlicht und ergreifend einfach nicht machbar.

Markus: Ja, das stimmt. Also ich habe das nur ein einziges Mal gemacht, oder na, stimmt gar nicht so ganz, aber mehr oder weniger ein einziges Mal gemacht, da hat mich unser örtlicher Buchladen hier gefragt, die hatten einen Autoren zu Gast, der ziemlich krasse Krimis geschrieben hat, also vor allem so mit richtig Blut und harten Sachen. Und hatten mich dann gebeten, weil dem wollten sie eine kleine Überraschung machen und da haben wir dann nach der Lesung, haben wir dann eine kleine Bierverkostung gemacht und dann habe ich praktisch sechs Biere rausgesucht, die zu seinen jeweiligen Büchern thematisch so ein bisschen gepasst haben. Also wo auch bei den Bieren dann entweder Gruselgeschichten dahinter waren. Oder er hatte dann eine Geschichte, da ging es um so einen Mörder, der dann den Leuten die Bärte abgeschnitten hat und ich habe dann dazu das Bart Bier von Rogue damals rausgesucht und so. Also war eine super witzige Geschichte, aber man muss natürlich dann immer über fünf Ecken konstruieren, also das sehe ich auch so. Und ich habe demnächst eine Lesung mit dem Thomas Lang. Ich weiß nicht, ob du den kennst, der ist aus deiner Ecke.

Steffen: Den hatte ich schon mal in der Show, ja.

Markus: Ah, wunderbar, genau, also mit dem habe ich auch einen Abend beziehungsweise wir haben gemeinsam einen Abend, so muss man es ja sagen, hier in Bamberg in einer Buchhandlung, wo er dann aus seinem neuesten Buch liest, das tatsächlich hier in Franken spielt und ich dann auch dazu jeweils ein paar Biere paire. Da freue ich mich auch schon drauf, das wird auf jeden Fall auch eine ganz lustige Geschichte. Ja, ich habe natürlich in deinen Kanal auch ein bisschen reingeschaut. Und du hast ja eine riesen Themenvielfalt, das finde ich schon mal echt super. Und bin dann tatsächlich an so einem Dreistundenmitschnitt hängengeblieben, als du den Mark Benecke zu Gast hattest, der ja an sich schon ein ganz spannender Mensch ist und dann noch mit dem Thema Erotik und Bier und Comic, ja, das fand ich schon cool. Also Comic hat schon ziemlich viele Facetten oder?

Steffen: Ja, du findest im Thema Comic alles, was du sonst eben auch in Kultur und Popkultur findest, also das zieht sich durch alle Bereiche durch. Und das mit Mark Benecke, der selber ein großer Comic-Fan ist, das war schon sehr, sehr, sehr witzig, weil, der hat auch von sich aus gesagt, er kommt da einfach hin zur Show. Und das war noch zu der Zeit, wo ich dachte, ich stelle dann so diese Liveshows, diese Bühnen-Shows wirklich so in Gänze rein. Aber man muss schon sagen, diese Dynamik, die der Abend so mit sich bringt, das erlebst du nur tatsächlich live. Und wenn man sich das dann von außen anschaut, dann ist das manchmal schon auch so ein bisschen so, dass es manchmal so Längen drin hat und man kann das aber nicht so richtig gut passend zusammenschneiden, da fehlen dann wieder Elemente. Außerdem war das noch eine sehr, sehr, sehr frühe Show, der Mark Benecke hat schon gesagt, er kommt demnächst mal wieder, da freue ich mich dann auch schon sehr drauf. Aber davon sind wir ein bisschen davon weggegangen, quasi diese Mitschnitte dann als Volles reinzustellen, sondern was wir jetzt immer machen, wenn wir eine Bühnen-Show hatten, das wir dann hinterher in der Online-Variante, die heißt dann DOPPELBOOK, das wir die dann quasi so zusammenfassen. Da sieht man dann ein bisschen, wer hat gespielt, welche Biere waren da, das ist dann so ein bisschen so ein Rückblick auf das Ganze, weil man es dann doch etwas komprimierter vorliegen hat. Weil, ich muss ganz ehrlich sagen, ich verstehe jeden, der sagt, er möchte sich jetzt keine Dreistunden-Show aus der Konserve anschauen.

Markus: Ja, das stimmt, das ist dann irgendwann auch ein bisschen anstrengend. Ich muss auch zugeben, also die ganzen drei Stunden habe ich nicht geschafft, sagen wir mal so. Ja, da muss man schon ziemlich nerdig drauf sein, um das dann zu tun. Vor allem im Zeitalter jetzt, wo es eben dann auch Podcasts gibt und andere Sachen, wo man dann eben auch ganz schön da einsteigen kann. Trotzdem finde ich das mutig und spannend und man merkt auch wirklich die Leidenschaft, die da von allen Seiten zusammenkommt. Ja, also ein toller Kanal, den werden wir natürlich auch in den Shownotes verlinken, sodass ihr lieben Hörer dann auch da mal rein hören könnt und reinschauen könnt. Denn bei dir auf YouTube seid ihr dann ja auch jeweils immer zu sehen und auch die Bücher und das ist schon auch immer sehr spannend. Ich wollte noch ein bisschen drüber sprechen, du hast ja auch ein aktuelles Projekt, wo du dann tatsächlich das Thema Bier und Comic total zusammenbringst. Weil, es gibt eine wunderbare Grafic-Novel, glaube ich, sagt man, zum Thema Bier, die habe ich schon, ja, seit es die gibt. Ich weiß gar nicht genau, wann die rausgekommen ist, aber schon länger her. Die gibt es eigentlich nur auf Englisch bisher beziehungsweise, ich glaube, auf Ukrainisch gibt es die auch mittlerweile oder so, aber jedenfalls nicht auf Deutsch. Und da geht es einfach um die Biergeschichte und die ist richtig schön dargestellt in kleinen historischen Episoden und Geschichten, sehr, sehr schön gezeichnet, super tolles Buch. Das habe ich auch schon oft verwendet bei mir in der Ausbildung, um Leuten eben was zu zeigen und da war oft die Sprache so die Hürde. Und du bist jetzt dran und übersetzt das oder?

Steffen: Ja, also ich übersetze es nicht persönlich, aber du hast natürlich Recht, das ist genau das Ding, das einem tatsächlich hilft, um sich mit der Bierhistorie eigentlich in einer sehr schönen komprimierten und wirklich gut auch recherchierten und dargestellten Form auseinanderzusetzen. Als ich meinen Biersommelier gemacht habe, habe ich natürlich diese gesamten Lehrmaterialien gehabt und immer, wenn ich mich mit irgendeiner Thematik beschäftige, stelle ich mir die Frage, gibt es da eigentlich auch ein Comic dazu? Und dann habe ich recherchiert und habe dann rausgefunden, es gibt nicht so wahnsinnig viele Comics zum Thema Bier. Von denen, die es gibt, sind die wenigsten gut. Und die, die noch gut übrig bleiben, die gibt es nur in Englisch, not in german. Und war jetzt so für mich kein großes Problem, aber ich fand es tatsächlich schade, weil ich dachte so, mein Gott, das Ding, das müsste es doch eigentlich auch auf Deutsch geben. Und dann habe ich mich dran erinnert, dass ich ja bei einem Verlag arbeite und habe das einfach meinen Leuten, die für die Programmplanung zuständig sind, mal so vorgeschlagen und habe die Gründe erklärt, warum ich der Meinung bin, das müsste dringend auf Deutsch rauskommen. Dann haben die gesagt, ich soll doch mal die Rechte recherchieren. Wir haben festgestellt, wo die liegen und wie man dran kommt. Und dann haben wir die Lizenz eingekauft und jetzt bin ich grade dabei, als Redakteur dafür zu sorgen, dass dieser Band im September, hoffentlich, dieses Jahres in der schönst möglichen deutschen Variante rauskommt. Das heißt, ich habe mir einen Übersetzer gesucht, der selber auch mit Bieren sich auskennt, bei dem liegt das grade zum übersetzen, ich als Redakteur werde dann hinterher gucken, dass dann da so noch die Feinjustierung vorgenommen wird. Und außerdem haben wir bei diesem Buch-Comic-Projekt, das heißt übrigens dann hinterher Bier, die Grafic-Novel. Wir machen nicht den langen Titel, den die Engländer hatten, sondern wir machen Bier, die Grafic-Novel, ein Streifzug durch die Historie oder die Geschichte des Bieres. Und das fängt ja wirklich an, ja, vor 10.000 Jahren bis in die Neuzeit zum Craft-Beer. Ist noch relativ aktuell, also es ist, glaube ich, rausgekommen 2017, also das ist schon noch relativ neu, alles was da drin steht und wie gesagt, super gut recherchiert. Ja und was ich sagen wollte, wir haben uns dann och so gedacht, wenn wir sowas machen, vielleicht haben irgendwelche Brauereien, Brauer oder auch Shops Interesse, für sich selber, also für den eigenen Shop oder für Promo, da Kleinauflagen mit eigenkreierten, also mit ihrem Cover zu machen. Und das habe ich dann vor einigen Wochen so als Projekt auch ein bisschen ausgeschrieben, habe verschiedene Brauereien angeschrieben, habe gesagt, hättet ihr nicht Lust, da einzusteigen? Der Grund, warum wir das anbieten ist, ich weiß nicht, es geht jetzt vielleicht schon ein bisschen zu sehr ins Detail, aber ist natürlich nicht ganz uneigennützig, wir bieten das natürlich an, dass man sich da einkaufen kann, aber eigentlich mehr oder minder zum Selbstkostenpreis. Nicht ganz, also es kommt ein ganz kleiner Gewinn für den Verlag dabei rüber, wobei, den brauchen wir natürlich auch, aber der ist wirklich minimal. Aber warum wir das machen ist, die Papierpreise sind seit Corona in unermessliche Höhen geschossen und auf die Art und Weise erhoffen wir uns halt quasi die Print-Auflage, also sprich, die Papiermenge zu erhöhen, was natürlich den Preis drückt. Das heißt, wir werden das an den Markt bringen mit dem Normal-Cover und geben dann Brauern und Brauereien, Shops die Möglichkeit, Kleinauflagen, 100 bis 200 Stück, mit ihrem eigenen Cover zu versehen und das dann praktisch bei sich anzubieten oder eben für Promozwecke zu nutzen und wir, wie gesagt, profitieren davon, dass wir einen günstigeren Papierpreis bekommen. Und da bin ich grade so ein bisschen am sammeln. Einige haben sich schon zurückgemeldet und wollten da auch tatsächlich mitmachen, das finde ich super, super schön. Haben sich aber auch sehr viele nicht gemeldet, weshalb ich da jetzt so ein bisschen Nachakquise mache. Vielleicht hilft ja auch, wenn heute einer hier in den Podcast rein hört und sagt, hej, möchte ich machen, dann sollen die sich einfach bei mir melden.

Markus: Wollte ich grade sagen, also an alle Brauer*innen, die hier zuhören und wir haben in den Shownotes dann alles verlinkt, da könnt ihr euch natürlich gerne an den Steffen wenden und natürlich ist es toll, so ein Projekt zu unterstützen. Und das Thema Papierpreis kann ich nur aus erster Hand auch so sagen, wir machen ja auch regelmäßig Bücher und das ist krass, was das an Mehrkosten verursacht hat in letzter Zeit und verursacht und auch Unsicherheit produziert. Und das ist nur folgerichtig, dass man dann irgendwie versucht, das irgendwie auf breitere Schultern zu stellen. Und außerdem finde ich es auch völlig legitim, also sowohl eine Brauerei als auch einen Verlag als auch die ganzen anderen Dinge, die eben so sind, sind Wirtschaftsunternehmen und natürlich dürfen die auch am Ende des Tages einen Gewinn machen und das ist auch legitim. Also dafür muss man sich auch nicht entschuldigen, sondern es ist halt einfach ganz normales Wirtschaften. Und, ja, also du willst ja auch von was leben und die Buchhändler wollen von was leben und jeder muss irgendwie seine Brötchen kaufen und da gehört das einfach dazu. Also insofern kann ich es nur unterstützen und wie gesagt, ein ganz, ganz tolles Buch. Ich habe jetzt auch nochmal kurz nachgeguckt, also es kam 2015 schon raus. Ich habe es damals vorbestellt gehabt und ich weiß auch wieder warum, weil ich damals einen Workshop gemacht habe für Pilsener Urquell in Pilsen. Und ich sollte für die also einerseits eine Verkostung machen mit ganz vielen verschiedenen Varianten von Pilsbier aus ganz Europa, um einfach mal so darzustellen, wie sich diese Idee Pils aus Pilsen heraus entwickelt hat, in welchen Varianten. Und parallel auf der anderen Seite wollten sie eben auch ein bisschen historischen Input, wie eben das Pilsener Bier entstanden ist und wie es sich weiterentwickelt hat. Und da gibt es in dem Buch ja auch ein schönes Kapitel, wo diese Geschichte von Pilsen sehr schön dargestellt wird, wie die Einwohner dann den Fässern die Böden ausschlagen und man dann eben auf dieses neue Brauhaus umsteigt und so weiter. Und deswegen habe ich das damals bestellt und war super, kam auch richtig gut an, also sehr spannende Geschichte. ist es denn inhaltlich komplett unverändert oder habt ihr da noch irgendwie diese letzten Jahre angepasst oder ist das vielleicht sogar schon eine neuere Edition von dem Autor oder so?

Steffen: Nee, es gibt leider keine neuere Edition. Es ist auch die letzten Jahre, ich finde, dass das noch ganz gut funktioniert, wie die das da drin haben. Weil diese Craft-Beer-Szene am Ende, das ist ja praktisch so, da merkt man, das ist neu, das sind die Sachen. Ich fand nicht, dass man da so allzu viel dran verändern muss. Ich stehe allerdings in Kontakt mit dem Zeichner und dem Autor und werde auch in Absprache mit dem Übersetzer schauen, ob wir vielleicht noch irgendwas updaten. Was mir zum Beispiel ein bisschen Schwierigkeiten bereitet, dass geht da drin ja auch in einem Kapitel um das deutsche Reinheitsgebot und die haben aber nicht die Variante von 1516 genommen, die für uns ja eigentlich die Wichtigere ist, weil wir sie so als Wichtigere erkoren haben, sondern die etwas frühere Variante, das gab es ja in verschiedenen Varianten. Und da habe ich eigentlich gedacht, weil halt für uns dieses Datum so präsent ist, dass wir die Seite quasi ein bisschen updaten auf das, was für uns in Deutschland wichtiger ist, auch wenn historisch das andere Datum total korrekt ist und werde das dann mit einer Fußnote versehen. Und solche Kleinigkeiten, wo man praktisch Stellschrauben stellen kann, die werden wir natürlich schon auf jeden Fall machen.

Markus: Ja, ich meine, ansonsten, es ist halt einfach auch wieder schon ein Stück Bierbuchgeschichte, also muss man ja auch sehen, weil es verändert sich ja alles ständig. Und ich habe ja auch schon ein paar Bücher zu dem Thema rausgebracht und jedes Buch ist so ein bisschen der Spiegel seiner Zeit. Und natürlich gibt es jetzt schon wieder neue Erkenntnisse und neue Geschichten und neue Schwerpunkte vielleicht auch und auch die Craft-Beer-Welt, in Anführungsstrichen, hat sich ja auch weiterentwickelt. Aber es ist ja grade gut zu sehen, wie das eben zu diesem Stand war 2015, das war ja so ein bisschen eins der Höhepunktjahre, wo eben das auch von seiner, sage ich jetzt mal, Lautstärke am Markt mit am größten war. Also bis so 16, 17 hat ja wirklich die Craft-Beer-Szene es geschafft, die Themen in den Medien einfach zu beherrschen und damit auch eine Wahnsinns Wirkung auf den Konsumenten gehabt, der ja heute Bier ganz anders kauft und ganz anders genießt als noch vor zehn Jahren. Insofern, ich meine, letzten Endes, die beiden Biere, die wir jetzt hier verkosten, also Bevog, glaube ich, wurde 2013 gegründet und Maisel & Friends 2012, also sind ja alles Kinder dieser Zeit. Und das ist total spannend, weil das Buch das natürlich auch ein bisschen reflektiert. Insofern finde ich es auch ganz gut, wenn man die Dinge so lässt, um einfach das zu reflektieren. Aber beim Reinheitsgebot bin ich natürlich völlig bei dir, das ist in der deutschen Ausgabe schon wichtig, weil, sonst hast du die ersten 500 Kommentare auf Amazon von irgendwelchen, das sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, Volksschullehrern, die dann immer da drauf rummäkeln und das will man dann ja doch nicht haben.

Steffen: Ja, genau so. Aber ansonsten, wie gesagt, ich bin von diesem Buch begeistert und ich freue mich, dass es dir auch gefällt. Ich mag das auch wirklich, dass man da auf die verschiedenen Länder, die mit Bier wirklich was zu tun haben, eingeht und am Ende dann immer noch so die typischen Bierstile auf so einer Seite zusammengefasst hat. Und was ich machen werde, also ich persönlich werde mir auch eine Kleinauflage mit eigenem Cover, mit einem Comic- und Bier-Cover machen lassen, weil mein Plan tatsächlich ist, dann auch irgendwann mal meine Biersommeliertätigkeit mit Testings aufzunehmen und die möchte ich dann gerne an diesem Band entlangführen. Und da freue ich mich schon sehr drauf, dass irgendwann mal dann wirklich anbieten zu können.

Markus: Also dann musst du mir unbedingt Bescheid geben, da komme ich dann sehr gerne mal vorbei, bin ich sehr gespannt drauf.

Steffen: Ich hoffe ja auch, dass du mal zu Comic & Bier kommst zur Live-Show, das wäre ja auch klasse.

Markus: Ja, also wenn es sich ausgeht, sehr, sehr gerne natürlich. Darf man denn da dann einen eigenen Comic oder ein eigenes Bier mitbringen oder habt ihr das dann vor Ort?

Steffen: Wir haben das vor Ort, aber theoretisch können wir es natürlich auch so machen, dass ich dich als Bierexperten reinhole und du dann die Biere des Abends zum einen auswählst und zum anderen auch präsentierst. Also auch das lässt sich durchaus machen.

Markus: Also da sage ich nicht nein, das mache ich sehr, sehr gerne. Müssen wir nur noch einen Termin finden, aber das finde ich auf jeden Fall eine ziemlich coole Nummer und da freue ich mich total drauf, euch da auch zu unterstützen und da mal dabei zu sein, klasse Sache.

Steffen: Finde ich super cool! Das kann ich an der Stelle vielleicht aber auch noch das Wort nach außen tragen, also wenn irgendeine Brauerei, ein Brauer, eine Brauerin das heute gehört hat und sagt, da wollte ich unbedingt ja auch mal dabei sein, auch wenn ich bis grade gar nicht wusste, das es das gab, auch da wieder, kontaktiert mich gerne, ich bin wahnsinnig offen für alles und alles, was mir angeboten wird. Ich habe große Brauereien und kleinste Mikro-Brauer schon dabei gehabt. Einer meiner Liebsten, die ich kennengelernt habe, das ist aus Heiligenstein das Holystoner-Bier. Und der macht halt wirklich Kleinstauflagen und der hat mir einfach für den Abend auch mal vier Biere gestellt. Und da bin ich wirklich mit dem Auto selber hingefahren und habe die Dinger abgeholt, dass wir sie am Abend da haben. Also ich mache da schon sehr viel, einfach nur, damit es eine wunderschöne Show ist.

Markus: Ja, das merkt man auch in jeder deiner Folgen, dass das Herzblut einfach an aller erste Stelle steht. Und das finde ich auch so schön und deswegen habe ich auch gesagt, ich muss mich unbedingt mal mit dir hier live unterhalten und das ist ja auch eine ganz schöne Geschichte. Gibt es noch irgendwas, was du in Zukunft planst oder jetzt zu dem Thema eben Comics & Bier noch andere Projekte, die du da am Laufen hast?

Steffen: Nee, also aktuell sind es die Sachen, die ich wirklich grade so bearbeite. Also zum einen meinen YouTube-Kanal noch ein bisschen mit mehr Interviews zu unterfüttern. Da stehe ich sicher irgendwann auch bei dir vor der Haustür, um quasi das Gegeninterview dann mit dir zu führen. Und ansonsten erst mal das Comic-Projekt, Comic-Bier-Projekt über die Bühne bringen, möglicherweise vielleicht dann doch noch ein, zwei mehr Leute zu finden, die mitmachen wollen, das dann im Herbst rausubringen, dann mein eigenes Testing darauf aufzubauen. Ich glaube, das sind erst mal genug Baustellen. Wenn ich die alle abgearbeitet habe, dann kann ich sehen, was ich neu angreife, aber im Augenblick habe ich damit, glaube ich, echt noch genug zu tun.

Markus: Allerdings. Da kannst du dann vielleicht sogar ein Comic über deine eigene Biergeschichte schreiben, das ist doch bestimmt eigentlich auch ganz lustig. Also dann, von meiner Seite aus vielen, vielen Dank, das war ein ganz spannender Einblick in deine Welt. Nochmal für alle Hörer, wir verlinken natürlich in den Shownotes die Möglichkeiten, den Steffen zu kontaktieren, ebenso den Link zum Buch, den Link zum YouTube-Kanal, sodass ihr also auf jeden Fall da immer an der richtigen Stelle landet. dir noch viel Spaß, viel Erfolg, eine gute Zeit auf deinem Weg zum weiteren Bierexperten und Bier und Comic und überhaupt, wie auch immer. Und, ja, dann freue ich mich, wenn wir da auch in Kontakt bleiben und auf unsere Veranstaltung, die wir dann gemeinsam auf die Beine stellen.

Steffen: Also du kriegst mich auf jeden Fall nicht mehr los, das kann ich dir jetzt schon versprechen. Und ich bedanke mich sehr, sehr, sehr für das wunderbare Interview, das wunderbare Gespräch, hat viel Spaß gemacht und ich fühle mich auch sehe geehrt, dass ich mitmachen durfte.

BierTalk 112 – Interview mit Georg Kugler, Inhaber der Elch Bräu Brauerei und Brennerei aus Thuisbrunn

Mitten in der Fränkischen Schweiz liegt ein Bier-Kleinod mit einer ganz besonderen Geschichte. Ehemals Wölfische Brauerei, dann Gasthof Seitz und nun Elch-Bräu ist das Unternehmen von Georg Kugler mittlerweile zum Fixstern am Bierkeller- und Brauereihimmel der Franken geworden. Die Liebe zum Bier entdeckte Georg Kugler über einen interessanten Umweg: Ein Freund seines Vaters arbeitete bei einer großen Berliner Brauerei und entfachte mit seinen Erzählungen das Interesse am Thema Gerstensaft bei dem damals 12jährigen. Also war der Weg vorgezeichnet: Lehre bei der benachbarten Lindenbräu in Gräfenberg, Braumeisterdiplom und die Frage, was nun? Diese Frage klären wir im Podcast und sprechen natürlich auch über die spannenden Biere und Whiskys aus dem Hause Elchbräu…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute eine wirkliche Herzensangelegenheit, denn wir sind zurück mal wieder im Bierland Franken bei einem ganz lieben und liebenswürdigen Menschen, den ich schon lange kenne, dessen Biere ich sehr schätze und, ja, der mir mittlerweile ein Mensch ist, der mir wirklich sehr ans Herz gewachsen ist. Und wo ich mich sehr freue, dass wir auch ein gutes Verhältnis haben und eben auch gemeinsam Bier- und Edelbrandsommelier sind, also eine ganz spannende Geschichte auf jeden Fall. Lieber Georg, schön das du hier bist. Vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Georg: Ja, hallo, mein Name ist Georg Kugler, ich bin der Inhaber und Braumeister vom Elch-Bräu in Thuisbrunn.

Markus: Wunderbar, vielen Dank. Ja, also Thuisbrunn, Elch-Bräu, eine ganz spannende Geschichte, hinter der ganz viel steckt. Viele haben ja da auch gleich diesen fränkischen Eindruck, 20.000 Generationen, bei dir ist es aber was ganz Besonderes. Aber fangen wir vielleicht ein bisschen vorne an, was den Namen angeht, falls es jemand nicht so ganz verorten kann, wo oder was ist denn Thuisbrunn?

Georg: Thuisbrunn ist eine kleine Ortschaft im Landkreis Forchheim, wir liegen so zwischen Nürnberg und Bamberg.

Markus: Und dort kann man zum Beispiel wandern oder Fahrrad fahren oder eben auch Bier trinken.

Georg: Ja, in der Fränkischen Schweiz kann man wunderschön wandern. Wir sind auch Teil des Fünf-Seidla-Steig, das ist ein bekannter Bierwanderweg. Und, ja, Mountainbiken, wandern, klettern, bowlen, alles möglich bei uns.

Markus: Genau und dazwischen liegt eben eine wunderschöne Brauerei mit einem wunderbaren Biergarten, mit einer Brauerei, mit einer Brennerei und etwas, was du dir wirklich selbst aufgebaut hast und da kommen wir gleich mal ein bisschen dazu. Vielleicht mal vorneweg gefragt, wie kamst du denn überhaupt zum Thema Bier? Also klar, wächst man hier in Franken irgendwie auf, aber so, dass es irgendwie ernster wurde, weißt du noch, wie das passiert ist?

Georg: Wir heißen ja Elch-Bräu, weil wir alle Jäger sind. Und ein guter Freund von meinem Vater, der ist mit auf die Jagd gegangen, der kam aus Berlin und der war Diplom-Braumeister bei Schultheiss und zum Schluss Prokurist. Und der hat mich da ein bisschen so als Junge hingebracht, dass ich auch gesagt habe, ich will auch Braumeister werden. Genau und das habe ich aber schon mit, ja, 12, 13, 14 gesagt, dass ich mal Brauer werden will.

Markus: Das ist doch mal was Schönes oder, dass ein Berliner, ein Preuße, einem Franken die Liebe zum Bier nahebringt, sehr spannend. Weißt du denn noch, was dein erstes Bier war?

Georg: Nein, das weiß ich nicht mehr. Das ist in Franken wahrscheinlich schwer.

Markus: Ob Bier oder Muttermilch, das ist dann immer so die Frage, aber, ja, also das auf jeden Fall. Und das heißt also, du hattest diesen Entschluss schon immer in deinem Herzen. Und das heißt, du bist dann auch gleich nach der Schule sofort zur Brauerei oder hast du da noch eine Schleife gedreht?

Georg: Genau, ich habe dann eine Ausbildung gemacht bei Lindenbräu in Gräfenberg, mit denen sind wir auch heute noch sehr gut befreundet. Und danach habe ich dann meinen Braumeister gemacht, habe dann 2002 mit meiner Frau die Gaststätte übernommen und das haben wir dann nach und nach aufgebaut. Und 2007 haben wir dann eben die Brauerei neu gegründet.

Markus: Die Gaststätte übernommen, heißt, das kanntest du vorher schon oder hast du da erst mal gesucht oder wie kamst du dazu?

Georg: Nee, das war mein Patenonkel und der hatte keine Kinder und zum Schluss jetzt auch mein Adoptivvater und, genau, der hatte keine Kinder und wollte das eben übergeben, dass das weitergeht und dann haben wir das gemacht. Und mein Ziel war ja eigentlich schon immer, eine Brauerei zu eröffnen. Und, ja, in Franken gehört halt eine Gaststätte zur Brauerei dazu.

Markus: Auf jeden Fall und andersrum. Ja und das heißt also, das war vorher schon Gaststätte und hatte da schon eine lange Tradition?

Georg: Ja, ja, also es war vorher schon eine Brauerei, eine große auf dem Anwesen. Die haben Wölfische Brauerei geheißen und zum Schluss Mayer. Und die sind aber ein paarmal verkauft worden, 1920 oder Anfang der 20er-Jahre ist das ein paarmal verkauft worden und dann ist das pleite gegangen. Also es sind auch noch uralte große Gewölbekeller da, das war eine ganz große Brauerei hier in der Gegend mit 20, 30 Wirtschaften, die auch beliefert wurden und eigener Büttnerei, eigener Brennerei dabei. Also das Anwesen selber hat schon eine Biertradition, nur wurde die halt 80 Jahre, sagen wir mal, ausgesetzt.

Markus: Ja, das ist auch wirklich spannend. Wir waren ja schon mal gemeinsam in diesen alten Felsenkellern unterwegs und wenn man da mal eben drin rumläuft, dann wird auch sofort klar, dass das eben Erstens eine lange Biertradition hat und vor allem damals auch richtig groß war. Das ist schon sehr, sehr spannend. Und was für Bier gab es dann am Anfang bei euch in der Wirtschaft?

Georg: Als ich übernommen habe, gab es Weißenoher und dann hatten wir auch mal Friedmann und Lindenbräu, bevor wir die Brauerei dann gemacht haben, aufgebaut haben.

Markus: Und du hast schon deine liebe Frau erwähnt. Hat die gewusst, was sie da heiratet, also das es dann in Richtung Gaststätte und Bier geht?

Georg: Ja, ja, die hat ja von Anfang mitgemacht, genau.

Markus: Und die hat auch eine Verbindung zum Thema vorher schon gehabt?

Georg: Nein, das nicht.

Markus: Aber geht jetzt in der Rolle schon so ein bisschen auf?

Georg: Ja, ja, die ist voll dabei, macht das Büro und steht auch in der Gastronomie mit.

Markus: Ja und dann kam es zum Thema eigene Brauerei, das ist ja auch sowas, was man nicht so aus dem Ärmel schüttelt. Wie geht man da vor, hast du da verschiedene Hersteller abgeklopft oder gebrauchte Brauereien gesucht oder wie läuft das?

Georg: Ja, ich hatte schon immer den Dieter Pollok von KASPAR SCHULZ, der kennt mich, glaube ich, schon, seit ich meine Ausbildung gemacht habe beim Lindenbräu, weil ich da schon immer angeklopft habe. Und der wurde auch nicht müde, alle paar Jahre mal ein Angebot loszuschicken, wenn ich gefragt habe. Und dann 2007 war es eben soweit, dass wir dann da zugeschlagen haben und es dann gekauft haben. Und das war an meinem 30., ja, an meinem 30. Geburtstag in Nürnberg war das auf der Messe, auf der Brau.

Markus: Das ist doch ein geniales Geburtstagsgeschenk eigentlich. Und dann haben die Thuisbrunner bestimmt ganz schön geschaut oder, als die ganzen Kessel angeliefert worden sind und Tanks und so?

Georg: Naja, klar, das ist natürlich schon eine coole Sache, wenn da eine Brauerei geliefert wird. Das war ein Zehnerbraublock, der ist ja mittlerweile verkauft, wir haben hier im letzten Jahr nochmal neugebaut. Aber das ist natürlich schon, wenn da die LKWs kommen mit Sudhaus und Lagertanks, das ist schon ein tolles Bild und auch ein tolles Gefühl natürlich.

Markus: Das glaube ich. Und da waren sie dann auch stolz oder, dass sie im Ort wieder eine Brauerei haben.

Georg: Ja, klar, das ist natürlich schön.

Markus: Ja und nun gibt es eine neue Brauerei und ein altes Gasthaus und das Ganze braucht einen Namen. Und ich glaube, das ist auch was, wo sich viele Leute schon so Gedanken gemacht haben, wie und warum. Jetzt hast du schon so gesagt, ihr seid Jäger, trotzdem kommt jetzt der gemeine fränkische Jäger nicht unbedingt auf den Namen Elch, also wie hat sich das ergeben?

Georg: Ja, ich sage aber auch immer, Löwen gibt es ja auch nicht Franken und wir haben ja auch einen Löwenbräu in Franken oder mehrere. Und der Elch, also der Hans hat ihn damals in Kanada geschossen und der ziert seit 1986, hängt dieser Elchkopf eben bei uns in der Kneipe. Und, ja, die Leute sind halt nicht nur zum Seitz, also so heißt die Gaststätte, sondern haben auch viele gesagt, sie gehen zum Elch. Und als dann diese Entscheidung war, wir wollen eine Brauerei machen, da hat eine Freundin von mir, die ist Grafikerin, die hat uns dann dieses Logo aufgesetzt, weil wir gesagt haben, ja, Müller, Mayer, Huber, da kann sich keiner dran erinnern, aber Elch-Bräu, das bleibt im Kopf. Und, ja, jetzt haben wir da ein tolles Logo und auch der Name und, ja, es bleibt auf jeden Fall im Kopf, die Leute wissen, wo sie waren, wenn sie beim Elch-Bräu waren.

Markus: Absolut, also das kann ich nur bestätigen. Weil, das war tatsächlich auch in meiner allerersten Recherche zum Fränkischen Brauereiführer so, als ich da bei euch in der Gegend war, wenn man da so gefragt hat, was könnt ihr noch empfehlen, wo geht man denn hin? Und dann hieß es immer, zum Elch und dann war das also völlig klar. Und dann natürlich auch, wenn man dann noch das Logo gesehen hat und die Flaschen und so, völlig richtig, das ist tatsächlich cool und prägt sich irgendwie ein. Und ihr arbeitet ja an diesem Elch auch weiter, also wenn man jetzt das aktuelle Logo anschaut, dann ist das ja ein Elch, der einen anschaut und einen quasi so ein Bierglas rüber reicht. Also da gibt es dann auch so eine Entwicklung oder, die sich im Laufe der Zeit mit so einem Logo entwickelt?

Georg: Ja, also wir haben ja dieses feste Logo und dann haben wir uns jetzt seid, ich glaube, Anfang letzten Jahres haben wir uns dazu entschieden oder vor zwei Jahren, dass wir den Elch zum Leben erwecken. Und wir haben da einen ganz tollen Illustrator, der Kai Klimiont aus Hamburg. Und, ja, da haben wir jetzt eben auch unsere Etiketten oder auch dieses erste Bild mit, Homöopathie wird besser, wenn man sie verdünnt, wir konzentrieren auf den vollen Geschmack. Das haben wir dann rausgebracht und das werden wir auch in Zukunft, werden wir da immer wieder mal was aufleben lassen, weil wir eben den Elch als Marketinginstrument sehen. Und, ja, das Logo ist kräftig, ist stark und das andere machen wir halt so nebenbei, dass die Leute uns auch schön im Kopf behalten.

Markus: Apropos im Kopf behalten, ich bin mir nicht ganz sicher, aber war nicht von dir irgendwie der Satz, dass die Energie, um einen halbe Liter kaltes Bier zu erwärmen, größer ist als das, was man damit in sich aufnimmt?

Georg: Das ist von einem Bekannten von mir, der hat das, ich weiß gar nicht, wo der das mal gepostet hat, ich weiß nicht, ob es bei uns mal auf der alten Internetseite war oder ob es bei ihm irgendwo war, ich weiß es gar nicht. Aber, ja, also diese Geschichte gibt es. Ist natürlich ein bisschen Thermodynamik, ist ein bisschen Verarsche, aber, ja, das stimmt.

Markus: Ja, es ist, glaube ich, eine Nachkommastelle verrutscht, aber das kann man ja an dieser Stelle ein bisschen vernachlässigen. Apropos, also die geneigten BierTalk-Hörer werden sich jetzt wundern, dass wir immer noch kein Bier aufgemacht haben. Es ist tatsächlich so, dass wir das heute relativ spontan ausgemacht haben und ich deswegen grade kein Bier da habe. Aber ich kenne natürlich eure Biere sehr, sehr gut und deswegen sollten wir trotzdem drüber reden. Und ich muss sagen, also zumindest die Core Range der vier Biere, die es eigentlich immer gibt, das ist auf jeden Fall schon mal eine ganz spannende Geschichte. Und dann gibt es ja noch so ein paar Ausreißer, die du in alle möglichen Richtungen nebenbei machst und dann gibt es ja auch noch die Brennerei, also auf jeden Fall viel bei euch zu erleben. Wenn wir jetzt ein Bier aufmachen würden, welches würdest du denn zuerst aufmachen?

Georg: Das Dunkel, weiß ich kein Weizenbiertrinker bin. Ich probiere Weizen eigentlich immer nur, wenn es zum Abfüllen ist, aber ich trinke eigentlich selten ein Glas Weizen, wenn ich ehrlich bin.

Markus: Das freut mich, weil, ich hätte auch mit dem Dunklen angefangen, also alles gut. Und es ist ja auch mal ein Experiment, dass man praktisch virtuell ein Bier trinkt. Aber ich muss wirklich sagen, wenn ich jetzt mich an euer Dunkles erinnere, was mich am allermeisten fasziniert, ist einerseits diese wunderbare schöne tiefbraune nussige Farbe und auf der anderen Seite dieses unglaubliche Aroma, was dann eben auch in so Schokolade-, Nougat-, Nusstöne geht und total rund und weich ist, also wirklich ein Wahnsinns Genuss für ein dunkles Bier. Und da frage ich mich immer, wie kriegt man sowas genauso auf den Punkt immer wieder hin?

Georg: Ja, wir haben natürlich lange an unseren Rezepten gefeilt und es ist auch, ich sage mal, ein klassisches Dunkel, unserem Wasser natürlich geschuldet. Wir haben ein extrem hartes Wasser hier bei uns, 19 Grad deutsche Härte. Und wir bereiten das Wasser nicht auf, also für keines unserer Biere. Und, ja, wir nehmen hier nur Münchner Malz, Wiener Malz und dann noch Spezialmalze. Man sieht das auch an dem cremefarbenen Schaum, also der ist ja nicht so schneeweiß, wie man es oft bei dunklen Bieren sieht und das ist natürlich der Malzauswahl geschuldet. Und, ja, in all unseren Bieren steckt natürlich Rezeptentwicklung und etwas Zeit, das hat sich natürlich über die Jahre so entwickelt, aber jetzt haben wir die Rezepte eigentlich fest, also schon länger fest und fahren die halt so durch. Und, ja, das Dunkle, sage ich, ist immer eigentlich am einfachsten zu machen, das hat am wenigsten Schwankungen.

Markus: Ja, das ist ja auch gut so, ehrlich gesagt, weil genauso wie es ist, so soll es auch sein. Und ich muss sagen, man sucht ja auch oft in Franken länger, bis man so ein richtig schönes typisches Dunkel findet, weil doch die Varianz bei uns relativ groß ist, sagen wir mal so. Und grade in Seminaren, wenn man eben zeigen will, wie dieser Bierstil eigentlich ist oder sein soll, da finde ich das immer total schön, dass den Leuten dann entsprechend mit eurem eben näherzubringen und wirklich ein ganz faszinierendes Bier. Bei vielen Brauereien ist sowas ja eher eine Randsorte, wie ist das denn bei dir?

Georg: Die Hauptsache, die ist bei uns das Pils, aber das Dunkle läuft also sehr gut. Also das läuft wahrscheinlich mit über 30 Prozent vom Ausstoß.

Markus: Na, das ist dann ordentlich.

Georg: Also das läuft sehr gut. Und ich finde es auch ein bisschen traurig, dass jetzt dieser helle Trend die ganzen Biere ablöst, also man hört überall nur noch Hell, Hell, Hell, hell. Ja, finde ich ein bisschen schade, weil das diese ganze Kleinbrauereibewegung oder auch den Biergeschmack der Biervielfalt natürlich nicht ganz so zuträglich ist. Weil, nur helles Bier mit vielleicht nicht ganz so viel Hopfen hat jetzt natürlich nicht so viele Geschmacksunterschiede wie ein kräftiges Dunkles oder ein hopfiges Pils. Drum finde ich diese Entwicklung grade ein bisschen schade, aber das wird auch irgendwann wieder in die andere Richtung gehen.

Markus: Also das hoffe ich auch. Wenngleich ich neulich mit dem Marketingmanager von einer größeren Brauerei gesprochen habe und der sagt, die haben ja so ihre Auguren, die da über Jahrzehnte nach vorne schauen können oder zumindest glauben, das zu können und die sagen, also dieser helle Trend wird noch relativ lange anhalten und auch noch viel Aufschwung haben. Also ich bin auch gespannt und ich sehe es auch mit einer ähnlichen Sorge wie du. Zumal man jetzt auch wieder sieht, wenn jetzt die großen Brauereien, da gibt es ja jetzt oft so ein Remake von dem Hellen und da merkt man, dass das dann nochmal mehr in die Richtung geht von dem, was wir eigentlich international Lager nennen, also ein helles Bier, was sehr hochvergoren ist, relativ wenig eigenes Aroma hat, wenig Hopfen, also sehr zurückhaltend. Und das ist dann natürlich schade, weil das eigentlich diametral dem entgegensteht, wofür eigentlich grade in Franken unsere Biere stehen.

Georg: Ja oder allgemein Kleinbrauereien, also wir stehen ja für Geschmack und man will sich ja von der Masse abheben und auch von den Großbrauereien abheben. Und, ja, das ist ein bisschen schade, aber der Konsument entscheidet natürlich, was er trinkt.

Markus: Das stimmt. Aber immerhin entscheidet er sich zu 30 Prozent für euer Dunkles, das ist schon mal gut, weil, damit wird es das auf jeden Fall weiter geben, was ich schon mal super finde. Ihr habt da vom Bügelverschluss weggewechselt oder?

Georg: Ja, wir haben weggewechselt wegen unserem Abfüller. Und wir sind ja auch letztes Jahr, wir haben ja nochmal groß investiert in die Brauerei, haben neue Lagertanks bekommen, haben 25 Hekto, Dreigerätesudhaus bekommen, vollautomatisch. Und, ja, wir sind jetzt auf Euro-Flaschen umgestiegen, weil eben auch mit der Geschmacksstabilität und auch der Einfachheit halber vom Füllen. Der Rittmayer füllt nur noch einen Tag Bügel in der Woche und wenn wir da jetzt teilweise zweimal füllen müssen, dann haut das da nicht hin.

Markus: Kann ich auch gut nachvollziehen. Nur einfach für die Hörer, die das vielleicht noch kennen aus der Bügelflasche, das gibt es jetzt eben im klassischen Gebinde, ja.

Georg: Was ich da noch gern dazu sage, ist von der Bügelflasche, ganz früher war es angedacht, dass wir als reine Gasthausbrauerei uns aufstellen und das halt nur die Leute vor Ort das Bier mitnehmen. Und, ja, mir haben jetzt dann zum Schluss auch die Kästen und unsere Etiketten nicht mehr so gefallen und dann haben wir halt eben gesagt, wir, wie man so schön sagt, relaunchen das und machen eben neue Kästen, andere Etiketten, stellen von Bügel auf Euro um. Und wir wollen uns jetzt eben auch mehr so m Getränkemarktbereich, FRISTO hat uns jetzt aufgenommen, Fränky sind wir dran, da präsentieren. Und als Nächstes wird es dann auch uns, der Rittmayer füllt jetzt Dosen ab, ich denke, das wird aber hauptsächlich für den europäischen Markt gehen, du weißt ja, das wir stark in Italien, dass wir da vertreten sind, dass das dann mehr ins europäische Ausland geht, genau.

Markus: Cool, der Elch in Dosen, das ist doch wunderbar, da freue ich mich schon drauf. Also da merkt man ja auch, in letzter Zeit geht ja da die Diskussion ziemlich hoch her, soll man Dose machen oder nicht? Und letzten Endes, es ist eben so, wenn man jetzt mal nur ans Bier denkt, dann ist die Dose auf jeden Fall eine gute Sache, weil jede Dose praktisch so ist, wie ein kleines Fass. Und wenn man dann aus der Dose aus das in ein schönes Glas gibt, dann ist dem überhaupt nichts entgegen zusagen. Ganz im Gegenteil, man hat ja weniger Gewicht, man hat letzten Endes weniger Aufwand, mehr Sicherheit und eben die Sicherheit vor dem ganzen Thema Licht und Oxidation zum Teil. Das ist dann natürlich schon cool, also spannend.

Georg: Genau und es gibt auch etliche Studien mit langen Transportwegen, wenn es dann mal über 100 oder so Kilometer sind, das mit Hin- und Rücktransport eben diese CO2-Bilanz oder Umweltbilanz eben dann auch schon mit der Dose wieder besser ausfällt beziehungsweise als mit der Flasche. Das wird ja oft gern vergessen, aber ich sage mal, grade wenn man sagt, man will sich da auch auf das Auslandsgeschäft ein bisschen fokussieren noch, da haben wir ganz gute Kontakte, dass man da dann eben sagt, man nimmt die Dose, weil es dann eben einfach keinen Sinn macht, Glasflaschen hochzuschicken, die Kästen wieder zurückzuschicken, das ist einfach, ja, ist nicht wirtschaftlich. Da ist die Dose dann einfach auch kleiner verpackt, nimmt weniger Gewicht weg, ja, hat dann da auch ihre Vorteile.

Markus: Absolut. Also ich meine, ich bin ein großer Freund der Nachhaltigkeit, aber bei dem Thema, muss man wirklich sagen. Also das ist natürlich auch wie immer, es gibt Studien, die das eine oder andere belegen, aber allein, wenn man die Logik bemüht, ist das ja klar, das ab einer gewissen Entfernung, ab einer gewissen Gewichtsgeschichte, zeitlichen Horizont, dann einfach natürlich die Dose irgendwann gewinnen muss. Also das ist so und das ist ja auch okay, ja.

Georg: Den Rücktransport dann wieder und ich sehe es genauso, wie du eben grad gesagt hast.

Markus: Genau. Ich wollte sowieso noch ein bisschen über das Thema Kasten und Flasche und so sprechen, aber wir sollten zwischendurch, also normalerweise hätten wir jetzt oder würden wir jetzt unser nächstes Bier aufmachen. Und da ist jetzt die Frage, zu welchem du jetzt greifen würdest, drei hätten wir ja noch?

Georg: Zu unserem Nix Amore, das ist ein helles Kellerbier. Nicht ganz so hell wie vielleicht gewohnt, sondern weil wir da viel Wiener Malz mit verwenden, ich sage jetzt mal, wie ein klassisches Kellerbier.

Markus: Ja, also klassisch finde ich genau richtig, weil man einfach merkt, wie dieser Malzkörper eine entscheidende Rolle bei diesem Bier spielt. Und das gibt dem halt Charakter, das gibt dem einfach Kraft und auch ein schönes Aroma und hat aber trotzdem die Leichtigkeit von so einem hellen Bier, ist schön ausgewogen und ist halt auch was, wo man wirklich bewusst etwas schmecken kann. Also das ist wirklich ein ganz schönes Bier, das Mundgefühl ist schön, die Cremigkeit ist toll, also das finde ich auch.

Georg: Genau. Wir haben auch 20 Bittereinheiten drin, das machen wir nur mit dem Hersbrucker Hopfen. Und, ja, also der Hopfen kommt dann auch zum Schluss, hat man noch eine schöne leichte heuige, grasige Hopfennote hinten dran, dass das Bier eigentlich dann schön ausgewogen macht. Weil eben, dieser Malzkörper ist schon auch schön da, wie du das beschrieben hast, aber zum Schluss ist da eben noch ein kleiner Gegenpart, sage ich mal, da, der das dann ganz abrundet.

Markus: Ja und natürlich die Trinkfreude hebt. Das heißt, man trinkt sich da halt auch gerne mal ein Zweites und ein Drittes und so weiter. Bei der ganzen Harmonie würde man jetzt aber sagen, warum steht da Nix Amore drauf?

Georg:  Wie wir das Bier das erste Mal gemacht haben, da gibt es so eine bayrische Band, Tom und Basti, die haben auch schon ein paarmal bei Mark gespielt, habe ich gehört und die haben ein Lied Nix Amore. Und das haben wir da den ganzen Tag, warum auch immer, das weiß ich nicht, haben wir das rauf und runter gehört. Und dann haben wir eben gesagt, also komm, uns fällt kein Name für das Bier ein, wir brauchen einen Namen, dann nennen wir es Nix Amore.

Markus: Hat das Bier auch ein bisschen was von der Musikschwingung mitbekommen vielleicht, wenn das Ding den ganzen Tag gelaufen ist.

Georg: Genau.

Markus: Ja und du hast ja schon angesprochen, du hast ja mittlerweile einen deutlichen Draht in Richtung Italien, da gibt es ja wirklich eine enge Verbindung und viel Austausch. Und ich weiß gar nicht, ob wir schon mal im BierTalk über Manuele Colonna gesprochen haben, ein spannender Mensch, der einfach als Italiener die fränkischen Biere lieben hat lernen können und dann beschlossen hat, okay, er holt das Ganze nach Italien. Hat dann in Rom seine eigene Bar aufgemacht mit einem quasi unaussprechlichen Namen, hat dort jede Menge fränkische Biere eben am Hahn. Und dann auch beschlossen, er macht ein eigenes Bierfest, das Frankenbierfest in Rom mitten in der Stadt in einem historischen alten Gebäude, wo 1.000e Italiener kommen und 60 verschiedene fränkische Brauer und ihre Biere genießen, tagelang. Das ist ein richtiges Happening und da sind natürlich die Brauer auch persönlich vor Ort und der spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle. Es gab dann noch einen Importeur, der da viel mit dazu beigetragen hat, die fränkischen Biere nach Italien zu bringen. Wie kamst du denn mit dem ganzen so ins Gespräch?

Georg: Ja, du hast mich irgendwann mal angerufen, der Manuele, der hat irgendwo mal ein Bier getrunken und würde es gern mal vor Ort trinken.

Markus: Oh! Okay, da sieht man mal wieder, mein …

Georg: Ich glaube, der hat irgendwo in Rom, da hatte ich einen Importeur schon nach Italien, da hat er das irgendwo getrunken und war dann so begeistert. Und er war auch schon bei mir davor zweimal in der Kneipe. Und dann hast du das Ganze, glaube ich, mit eingefädelt, ja, das er da zu mir kommt. Und seitdem, ja, hat sich da eine richtige Freundschaft zwischen uns beiden entwickelt. Das letzte Mal habe ich sogar bei ihm in der Wohnung geschlafen, wie ich in Rom war, ich war jetzt schon ein paarmal unten. Und, ja, der Manuele, muss man aber auch wirklich sagen, er ist wirklich Bier-verrückt und kennt alle Brauereien in Franken. Und wenn der da ist, er ist zwei, drei Wochen da und besucht jeden Tag vier, fünf Brauereien und schaut, wie die Biere sind, wie sie sich verändern und, und, und, also er ist da wirklich akribisch und hat, glaube ich, ein Wissen über die fränkischen Biere wie wenig andere, würde ich mal sagen.

Markus: Ja, also das glaube ich auch. Und er hat mittlerweile auch ein Buch geschrieben auf Italienisch über die fränkischen Brauereien, wo er die alle vorstellt. Da habe ich damals mit ihm auch lange zusammengesessen, weil logischerweise ein bisschen unsere Bücher da Pate bei der ganzen Geschichte gestanden sind. Und, ja, also ich kann nur sagen, ein ganz liebenswürdiger Mensch, der wirklich im positivsten Sinne Bier-verrückt ist. Der sich eben auch drum kümmert, dass diese Biere in einer guten Qualität in Italien landen. Also das heißt, sie wirklich schnell gekühlt da runter bringt, dort auch vernünftig ansticht, sodass die dann dort halt auch erleben können, was wir unter einer Bierkultur verstehen. Das ist ja nicht selbstverständlich und insofern, ja, super spannend. Und wie hast du das erste Mal erlebt da in Italien, als du da warst, mit deinem Bier?

Georg: Ja, ist natürlich Wahnsinn, wenn dann in der Kneipe dein Bier ausgeschenkt wird. Das Ma Che Siete zählt ja zu einer der besten Bierkneipen der Welt, auch wenn es vielleicht nicht so ausschaut, aber es werden nur top Biere ausgeschenkt. Und auch in einer top Qualität und wenn da was nicht passt, dann fliegst du sofort vom Hahn raus, das wird auch nicht ausgeschenkt. Und, ja und er hat sich natürlich auch eine Kundschaft, eine Stammkundschaft erzogen, die mittlerweile auch richtig viel vom Bierwissen, über Bierfehler Bescheid wissen. Auch in das Fränkische fahren, die verschiedenen Brauereien vor Ort besuchen und das nicht nur einmal, sondern teilweise ein- oder zweimal im Jahr, also ist wirklich interessant. Und dann, wenn du mit diesen Leuten redest, die dann sagen, ja, bei dir war ich auch schon zwei-, dreimal im Biergarten und ich mag halt das Pils mehr als das Dunkle oder umgekehrt, also ganz toll. Und er transportiert halt auch diese Emotionen und dieses, ja, eines dieses, das Bier ist halt in Italien, sage ich mal oder da unten ist es halt was Besonderes und nicht wie bei uns in Franken halt irgendwas, was schon immer da war und was uns halt begleitet, sondern da wird richtig eine Show drum gemacht oder, ja, die Italiener lieben es ja, über Essen und Getränke zu reden.

Markus: Ja, also eigentlich könnte es wirklich ein bisschen Vorbild sein, wie wir mit unserem Kulturgut Bier auch umgehen könnten, in gewisser Weise.

Georg: Ja, das stimmt.

Markus: Ja, okay. So, jetzt haben wir das Kellerbier genossen, machen wir noch eins auf. Jetzt haben wir noch zwei, das Pils und das Weizen.

Georg: Ja, das Weizen lassen wir ja weg, haben wir gesagt.

Markus: Okay, lassen wir es weg, okay. Aber nichtsdestotrotz zwischen durch, liebe Hörer, auch das ist natürlich einen Schluck wert, ein schönes klassisches Weizen, schön fruchtig, schön frisch, also.

Georg: Das stimmt, es ist nur nicht mein persönlicher Geschmack, ich greife lieber zum dunklen Pils oder dem Hellen oder auch zum Bockbier, ja.

Markus: Nee, völlig okay, dann machen wir jetzt das Pils auf. Und da muss ich sagen, da gibt es auch einen Punkt, der mich ganz besonders begeistert und zwar schon immer, weil dieses Pils so einen ganz intensiven schönen Citrusgeruch hat und zwar eher nach einer Orange als nach einer Zitrone, was man so normalerweise bei den meisten anderen Pils-Bieren hat und das hat mich schon immer total begeistert. Und dazu kommt dann natürlich auch die schöne ausgewogene Bittere, die schon auch ordentlich da ist, aber eben schön eingebunden ist, sehr weich ist vielleicht das falsche Wort, aber sehr harmonisch mit dem Malzcharakter, denn das Ganze hat, und so ist es wirklich, ein besonderes Pils und es ist trotzdem ein richtig gutes Pils. Und das ist eine sehr spannende Kombination, die es in Franken ganz selten gibt. Wie kamst du zu dem Rezept und was macht diesen ganz besonderen Geschmack und Geruch aus?

Georg: Ja, ist natürlich der Hopfen und auch unser Endvergärungsgrad. Und da haben wir eben auch, als am Pils, das war das Bier, an dem wir am längsten gefeilt haben, weil wir da eben auch kein Wasser aufbereiten, wann wir den Hopfen geben, zu welcher Zeit und wie viel. Und, ja, das war auch ein langwieriger Prozess, sage ich mal. Aber das Pils ist für mich so eine Herzensangelegenheit, weil, wenn man ein richtig gutes Pils hat, sage ich, das macht einfach Freude zu trinken. Wenn da wirklich alles passt und grade im Sommer, wenn es richtig warm ist und man hat dann diese schöne Bittere, die dann aber nicht unangenehm kratzig ist, sondern einfach harmonisch da ist und die regt dann zum Weitertrinken an und auch der CO2-Gehalt, der muss dann zu der Bittere passen. Ach, das macht dann einfach Spaß, im Biergarten das zu trinken. Ja, ich sage mal, zur Brotzeit dann gerne Dunkles oder das Kellerbier, aber wenn man dann sagt, man trinkt noch eins oder zwei und bleibt dann sitzen und unterhält sich mit Freunden, dann kommt halt das Pils.

Markus: Stimmt, also in der Reihenfolge, wie wir es jetzt grade gemacht haben so ein bisschen. So würde ich es auch machen, ja, sehr schön. Und es ist eben, es ist so ein Langstreckenbier, da kann man sitzen und hat trotzdem Spaß dran. Also es ist, man trinkt es nicht nebenbei, sondern man trinkt es trotzdem bewusst und das finde ich wirklich eine schöne Geschichte da dran. Und grade dieses Erfrischende ist toll ja.

Georg: Genau. Und das ist für mich auch die Kunst eines guten Brauers oder was ein gutes Bier von einem Durchschnittsbier unterscheidet, ist eben, man kann ein kräftiges Aroma eben auch trinkbar machen oder eine gewisse Drinkability dazu haben. Oft hört man ja, man braucht soundso viel IBU und soundso viel Alkohol, ja, aber es ist keine Kunst, viel von allem und das Ganze ist dann nicht wirklich rund oder harmonisch. Das wird dann leider oft vergessen, aber das macht für mich eben diesen kleinen aber feinen Unterschied einfach aus.

Markus: Genau, absolut. Und das vielleicht noch kurz für die Hörer, weil wir es vorhin auch schon erwähnt haben, IBU steht für die International Bitter Units, also für die Bittereinheiten, die so ein Bier haben kann. Und da würde man landläufig sagen, ein Helles liegt vielleicht irgendwo so bei 15 oder so und ein Weizen vielleicht so bei 10 und beim Kellerbier sind wir vielleicht so bei 20. Und beim Pils sollte es dann eigentlich so in die 30 gehen, machen allerdings wenige Pils-Biere, aber das ist eben eine reine Messgröße. Und entscheidend ist immer, wie ist diese Bitte eingebunden in das Gesamtkonzept dieses Bieres. Weil, wenn das eben nicht gut ist, dann ist auch eine niedrige IBU-Note, kann zu kräftig sein oder viel zu schwach, je nachdem oder eine hohe kann einfach das ganze Bier erschlagen und dann habe ich gar nix, außer dieser Bittere und dann ist auch blöd. Also insofern, entscheidend ist ja für eine Brauerei immer, dass so ein Bier auch ein zweites und ein drittes Mal getrunken wird und dazu muss es einfach rund sein, passen, harmonisch sein und eben auch grade dieses Thema Bittere. Nun würden manche Leute ja sagen, man kann mit hartem Wasser kein Pils brauen, was würdest du denen sagen?

Georg: Ja, geht anscheinend doch. Also wir haben eine kleine Kalkfällung durch unseren Warmwassertank, aber, ja, es lässt sich schon machen. Es ist ein bisschen, ja, vielleicht ein bisschen anders. Aber, wir haben schon den European Star in Gold gewonnen für das Pils, für das Dunkle auch schon und es lässt sich dann doch machen. Ist vielleicht nicht so einfach, aber auch Wasser, das ist halt auch so eine Idee von mir, ich möchte mein Wasser nicht enthärten, weil, Wasser macht eben so viel vom Bier aus, ist Charakterträger, ist Geschmacksträger auch. Und wenn alle Brauereien oder auch die kleinen Brauereien alle ihr Wasser enthärten oder ideal enthärten auf den Bierstil hin, geht eben auch viel Charakter und Diversität einfach verloren. Also ich mache das bewusst nicht, weil ich das eben möchte, dass mein Wasser eben einen Charakter zum Bier beiträgt.

Markus: Wunderbar, vielen Dank. Ich hätte auch sonst jetzt gesagt, nicht umsonst haben beide Biere ja schon einen Beer Star gewonnen. Aber das ist eben der Punkt, ich glaube, es hat auch was damit zu tun, es wird ja immer so gesagt, beim Reinheitsgebot geht es eben darum, dass ein Brauer in Deutschland oder Franken oder Bayern, wie auch immer, einfach kreativ sein muss mit seinen Rohstoffen, die er eben nun mal hat, umgehen muss und damit eben Wege finden muss, all die Dinge zu erreichen, wo andere halt, sage ich mal, ein Aroma ins Bier rein schmeißen. Jetzt mal ganz böse gesagt, ist jetzt nicht so gemeint, aber gesagt. Und da ist natürlich die Fortsetzung auch das, dass ich halt, wenn ich mit meinen Rohstoffen zurechtkommen muss, ich auch mit meinem Wasser zurechtkommen muss und Wege finden muss, wie am Ende auch mit meinem Rohstoff am Ende eben das rauskommt, was ich mir vorstelle. Und da ist das Pils auf jeden Fall ein wunderbares Beispiel dafür also. Und ich bin wirklich eigentlich kein Pils-Freund, das werden die meisten BierTalk-Hörer*innen ja wissen, aber deins ist wirklich eins, das ich gerne trinke. Und insofern, ja, wunderbar, sehr schön. Eigentlich ein bisschen schade, dass wir es heute nur virtuell haben, aber ich werde es demnächst nochmal nachholen. Und alle Hörer sind natürlich eingeladen, dass dann bei sich zuhause auch zu tun. Apropos, kann man dein Bier irgendwie bestellen, gibt es einen Online-Shop oder sowas?

Georg: Ja, wir haben einen Online-Shop, also kauf-deinenelch.de. Und, ja, da sind Biere und Obstbrände und Whisky und dann, wir haben aber auch noch einen reinen Online-Shop für den Whisky, genau.

Markus: Wunderbar. Also da kommen wir gleich noch dazu. Ich habe ja vorhin noch gesagt, ich würde noch kurz was zu dem Thema Kasten und Flasche und so sagen, weil ja jetzt viel in der Diskussion ist, Pfand, lohnt das Ganze und wie kann man denn überhaupt damit in Zukunft umgehen? Und du bist ja eigentlich ein Paradebeispiel dafür, dass Menschen in eine Urlaubsregion kommen und dann eben sagen, so ähnlich wie, keine Ahnung, der Franke irgendwo am Gardasee ist und sagt, der Wein ist so gut und dann nimmt man sich halt entsprechend ein paar Kisten davon mit. So nehmen die sich dann halt hier ihre Kisten von deinem Bier mit und fahren dann damit irgendwo Nachhause, nach Holland oder nach Italien oder nach Berlin oder sonst wohin. Und damit ist natürlich dein Bierkasten wahrscheinlich auf nimmer Wiedersehen irgendwo weg und die Flaschen in gewisser Weise auch. Das heißt, das ist ja eigentlich schon ein Thema. Also wie ist das für dich, kalkulierst du das mit ein oder ist das was, wo du versuchst, die Leute zu motivieren vielleicht auch, dass sie wiederkommen oder freust du dich indirekt so ein bisschen, dass vielleicht eine Pfanderhöhung kommt, was denkst du?

Georg: Ja, Pfanderhöhung wäre natürlich eine riesen Erleichterung für uns kleine Brauereien in Franken, ich hoffe, das es kommt. Aber es ist natürlich, wenn man merkt, die Leute sind aus Berlin oder da- und daher und nehmen einen Kasten mit, da hat man schon immer ein bisschen Bauchweh, weil man denkt, hm. Viele sagen zwar, ja, ja, wir sind fast jährlich hier oder wir kommen wieder und man kennt die auch, aber manchmal kriegt man dann halt auch Kästen, man kriegt sie ja zum Glück wieder, aber die waren dann trotzdem fünf Jahre weg und sind nur einmal abgefüllt worden. Und viele bekommt man halt auch nicht wieder und das ist halt schon ein gewaltiger Kostenfaktor.

Markus: Stimmt und da muss man auf jeden Fall auch mal drauf hinweisen, vielleicht ist das vielen gar nicht so bewusst. Also Pfand kriegt man für so einen Kasten 1,50, aber wenn du den neu bestellst, da bist du mit ungefähr 5,00 Euro dabei oder?

Georg: Circa, ja.

Markus: Ja und bei den Flaschen ist es noch schlimmer eigentlich, dann ist man ja Pfand 8 Cent und dann hat man ja, je nachdem, 25, 30 Cent pro Flasche oder so, also auch einfach wirklich ein Faktor, der sich dann wirklich bemerkbar macht, grade bei den Mengen.

Georg: Ja, klar. Ein Kasten und dann noch 20 Flaschen drin, da kommt dann ein ganz schönes Sümmchen zusammen.

Markus: Genau. Also legt der Brauer schon mal 8 Euro drauf, wenn der Kasten weggeht. Und es gibt ja tatsächlich Brauer in Franken, die nur noch Bier hergeben, wenn jemand Leergut mitbringt. Das ist natürlich die Radikalversion und kann, glaube ich, nicht jeder machen. Aber, also das sei auch nochmal allen hier Zuhörenden gesagt, also wenn ihr euch von kleinen Brauereien Bier bestellt, dann ist das schon mal super, oder mitnehmt, aber denkt eben auch dran, dass ihr dieses Leergut wieder zurück in den Kreislauf bringt. Weil das natürlich auch zu diesem Thema Nachhaltigkeit gehört, ein weiterer Punkt, der sonst vielleicht früher oder später dazu führt, dass man einfach zu anderen Gebinden irgendwann mal umsteigt, weil das so nicht vernünftig funktionieren kann. Ja, Bier, apropos, du hast gesagt, es gibt noch Bockbier. Was gibt es sonst noch bei dir?

Georg: Ja, dunklen Doppelbock haben wir jetzt im Winter gemacht, 1.21 Gigawatt. Der war, ja, an unser Dunkles angehaucht, halt einfach noch ein bisschen kräftiger, aber auch wunderschön zu trinken. Und halt eben diese ganzen Kaffee- und Kakaonoten einfach noch ein bisschen mehr raus gearbeitet. Auch bewusst nicht ganz so viel CO2 drin, weil, ich finde, wenn zu viel Kohlensäure in einem dunklen oder in einem Schwarzbier ist, das macht dann das Aroma ruck zuck brenzlig, drum ist auch da in dieser Abfüllung bewusst ein bisschen weniger CO2 drin. Und, ja, was haben wir noch? Ein Räucherle haben wir schon gemacht oder ein Pils mit einem Teil Rauchmalz, aber das sind halt einfach immer so ein paar Spaßgeschichten, die wir dann im Biergarten als Sonderbier ausschenken oder wo halt da mal nach Italien ein kleiner Teil geht. Vor ein paar Jahren haben wir auch schon mal einen Cider gemacht, indem wir einfach frischgepresster Apfelsaft von drei verschiedenen Äpfel. Das haben wir mit dem Johannes Haas zusammen, der hat die Äpfel mit ausgesucht. Und haben dann also ohne Schwefel, sondern bei mir in der Brauerei mit einer sauberen Hefe, haben wir das vergoren, absetzen lassen. Ja, macht auch Spaß und ab und zu einfach mal ein bisschen was anderes. Sauerbier haben wir auch eine Zeitlang gemacht, Mixed Fermentation, aber da, sage ich mal, da haben wir hier in Franken noch nicht die Kundschaft dazu. Und durch die Gastronomie und durch die Brennerei hapert es bei mir auch ein bisschen an der Zeit, dass dann mehr auf den internationalen Markt zu drücken oder halt in Europa, wo wir eigentlich schon Kontakte hätten, ja, drum haben wir das ein bisschen einschlafen lassen.

Markus: Zumal ja auch einfach letzten Endes du als fränkische Brauerei natürlich auch für die Klassiker stehst.

Georg: Genau.

Markus: Und die Sauerbiere kriegt man auch international natürlich, in Anführungsstrichen, auch woanders, auch wenn es nicht deine sind. Also die, die ich probiert habe, waren auch wunderbar, also bitte gerne bei Gelegenheit mal wieder eins machen. Diese 1.21 Gigawatt ist eine Anspielung auf „Zurück in die Zukunft“ oder?

Georg: Genau, genau.

Markus: Hah, das werden jetzt auch vielleicht nicht viele wissen.

Georg: Der Fluxkompensator braucht einfach 1.21 Gigawatt, um zurück in die Zukunft zu kommen. Und das ist ein dunkler Doppelbock mit 8% Alkohol und, ja, der bringt euch zurück in die Zukunft.

Markus: Sehr, sehr cool, also schöne Geschichte, wunderbar. Und dann klettern wir einfach die Alkoholleiter noch ein bisschen nach oben. Das heißt also, du hast dann die Gaststätte gehabt, du hast dann die Brauerei eingerichtet, du hast dann beschlossen, okay, wir gehen noch eins weiter, wir machen jetzt auch eine Brennerei. Wie kam das denn, hattest du das auch schon irgendwie immer im Kopf oder gab es da eine Initiation dazu?

Georg: Eine Kleinbrennerei gab es ja schon immer, so mit einer 150-Liter-Brennblase. Und 2014 war dann die Entscheidung, also entweder Brauerei vergrößern oder Brennerei. Und ich habe 2014, da habe ich schon bestimmt sechs, sieben Jahre lang immer wieder Whisky getrunken und mich auch für Whisky interessiert. Und dann haben wir eben gesagt, also komm, wir machen einen deutschen rauchigen Whisky mit einem deutschen Torf. Das lassen wir uns in einer Mälzerei in Belgien, in Deutschland haben wir da keine gefunden damals, die stellen unser Malz mit dem deutschen Torf her. Und das machen wir eben seit 2014. Und unsre Brennblase, die war größer wie die alte Brauerei, also wir haben 1.200 Liter in die Brennblase gebracht und im Sudhaus haben wir nur 1.000 Liter produzieren können, also 10 Hektoliter.

Markus: Ja, das ist natürlich spannend zu hören. Und ich muss auch sagen, ich erinnere mich noch an eine Gegebenheit und zwar habe ich irgendwie, ich glaube, 2014 oder 15, habe ich ein Buch geschrieben über die Brennereien in Franken. Und dann habe ich damals bei dir angerufen und habe gesagt, ich würde dich auch gerne mit in dieses Buch aufnehmen und dich vorstellen. Und dann hast du damals zu mir gesagt, das können wir leider nicht machen, weil, ich habe den Whisky zwar fertig, aber der muss jetzt noch 3 Jahre liegen, bevor ich ihn ausschenken kann und deswegen macht das keinen Sinn. Und das fand ich damals wirklich eine ganz spannende Geschichte, das werde ich auch nie vergessen. Und so war das ja auch letzten Endes, also Whisky muss ja mindestens 3 Jahre lagern, bevor man ihn verkaufen darf oder so nennen darf.

Georg: Genau, also man geht 3 Jahre lang in Vorleistung, genau, also ist sehr kostenintensiv, zeitaufwendig. Aber es ist halt auch extrem interessant, weil in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, für was nimmt man sich wirklich solange Zeit? Und das macht halt dann auch beim Whisky eben extrem Spaß. Unser ältestes Fass ist 9, wir werden nächstes Jahr einen 10-jährigen Whisky haben. Und, ja, wir haben insgesamt so 120, 140 Fässer grade liegen. Und, ja, ist jetzt geplant, dass wir mehr machen, aber, ja, alles Step by Step.

Markus: Ich finde das ja auch sehr spannend, wenn man den Brauer hat, der hat ja irgendwie den Drang, alle paar mindestens Tage zu seinem Lagertank zu gehen und mal zu zwickeln und zu schauen, wie steht es denn mit dem Bier, wie geht es denn dem. Wenn ich jetzt überlege, ich habe dann so einen hochprozentigen Whisky jahrelang in meinem Fass, wie hält man sich denn da zurück oder hält man sich nicht zurück?

Georg: Man hält sich nicht zurück, ja, man ist natürlich neugierig. Also und vor allem, die ersten Jahre war es natürlich extrem interessant eben auch zu sehen, wie sich der Whisky verändert über die Zeit. Also mittlerweile haben wir ein gewisses Know How und auch eine Erfahrung und wissen, es gibt dann so gewisse Zeitfenster, in denen er sich dann gerne verändert und da kann man dann mal wieder probieren oder probiert. Aber grade natürlich am Anfang, man weiß ja nicht, was passiert. Man stellt ein Destillat, einen Newmake her, legt es dann ins Fass, das Fass hat ja auch einen großen Einfluss. Und dann ist man natürlich neugierig, weil, es steckt ja extrem viel Kapital drin und dann will man eben auch wissen, wo die Reise hingeht. Und, ja, wir probieren heute noch viel, aber damals haben wir schon auch viel probiert, einfach um zu wissen und auch zu verstehen, was passiert.

Markus: Das stimmt. Und das ist, glaube ich, auch so der ganz große Unterschied. Weil, viele Leute fragen mich ja auch, jetzt gibt es ja in Schottland Whisky-Destillerien seit Jahrhunderten sozusagen und bei uns haben ja viele jetzt erst angefangen und was sind so die Unterschiede? Und ich glaube, das ist tatsächlich so ein Punkt, wo es beim Bier ja eigentlich andersrum ist, wo der fränkische Brauer sagt, okay, wir haben hier, was weiß ich, 50 Generationen, die Bier machen, da ist einfach sehr viel Erfahrung in dem Thema schon drin und woanders fangen sie grade erst an, so ist es eben beim Whisky vielleicht andersrum. Auf der anderen Seite hat man bei uns halt wieder andere Voraussetzungen und auch ein anderes Niveau vielleicht vom Ausgangsprodukt und so und vielleicht auch ein anderes Denken. Ja, also was das Thema Whisky angeht, war ich ja auch bei der Frankfurt Trophy vor Kurzem und habe da eben mal wieder, weil ja die ganzen Leute bei uns aus der Akademie, die landen da ja dann bei der Bierjury, dann kann ich eben als Edelbrandsommelier auch mal in die Edelbrandjury und bin dann tatsächlich beim Whisky gelandet. Und das war schon sehr spannend zu sehen, was es da für eine große Bandbreite gibt, weil wir Schottische hatten und eben auch verschiedenste Deutsche und Internationale. Aber man kann tatsächlich Unterschiede schmecken. Wie würdest du denn das sagen, was macht so einen Unterschied zwischen einem klassischen deutschen Whisky oder vielleicht auch deinem Whisky aus zu einem klassischen schottischen Whisky?

Georg: Ja, also ich sage mal, diese frühere klassische deutsche Whisky-Kategorie, da kommen ja immer mehr Brenner davon ab. Ich sage mal, das waren sehr, sehr saubere Destillate, die dann einfach oft gerne auch in neue Weißeiche oder französische Eiche gelegt wurde und eben sehr holzlastig, intensiv. Also jemand, der davor Whisky getrunken hat, hätte vielleicht diese Produkte nicht unbedingt als Whisky bezeichnet. Aber es gibt mittlerweile in Deutschland schon auch etliche Destillerien, die das mittlerweile anders machen und auch sehr gut machen. Drum bin ich da immer ein bisschen vorsichtig mit der Kategorie deutschen Whisky und schottischen Whisky. Was man halt einfach merkt bei uns, man muss sich eben als Kleiner absetzen. Wir setzen uns jetzt einfach schon mal ab durch unser eigenes Malz mit dem deutschen Torf. Dann verwenden wir unsere Bierhefen, haben eine siebentägige Gärung. Wir sagen also, wir lassen das auf jeden Fall sieben Tage gären, damit sich das Jungbier schon mal ein bisschen mehr harmonisiert und nicht mit einer Turbohefe nach ein, zwei Tagen oder 36 Stunden durchgegoren ist. Und dann destillieren wir eben auch sehr extrem langsam eigentlich, wir hauchen das Destillat eigentlich nur fast ohne Gegendruck und ohne Dephlegmation eben am Kupfer vorbei. Was ein sehr süßes, nussiges, leicht rauchiges Destillat oder Newmake eben ergibt und das legen wir dann ins Fass. Und, ja, also es muss jeder, ich sehe es ja beim Bier genauso, es muss jeder seinen Weg irgendwie selber finden. Das Entscheidende ist einfach, was zum Schluss im Glas ist und ob das jetzt schottischer oder deutscher Whisky ist, es muss einfach gut sein. Und wenn es gut ist, dann hat man alles richtig gemacht, meiner Meinung nach.

Markus: Absolut. Und vielen Dank, dass du das sagst, weil, mir geht es auch so, dass man eben eher zum Beispiel merkt, aus welchem Stall so ein Whisky kommt. Und wenn da eine Brauerei dahinter sitzt, dann ist das oft eine andere Qualität, weil natürlich das, was die mit dem malz vorher schon anfangen können, natürlich was anderes ist, als wenn das eben jemand ist, der, in Anführungsstrichen, nur eine Brennblase hat. Also auf jeden Fall spannend. Und da hast da jetzt praktisch dieses Torf vom Dorf, rauchige Thema für dich so auf die Schiene hauptsächlich gehoben oder hast du auch noch andere Whiskys?

Georg: Nee, also wir machen nur einen rauchigen Whisky und, ja, weil ich eben auch gern rauchige Whiskys mag. Ich mag allgemein kräftige Produkte, ob das beim Käse oder Salami oder Bier oder Whisky eben ist oder auch Wein, ich mag das allgemein gern, wen die Produkte ein bisschen kräftiger sind. Und drum eben auch den rauchigen Whisky aus der Fränkischen Schweiz mit dem deutschen Torf, ja, war eine ganz bewusste Entscheidung und das ziehen wir einfach auch weiter durch.

Markus: Und es gibt auch noch klassische Edelbrände aus deiner Schiene, also Obstbrände, Fruchtbrände sozusagen?

Georg: Haben wir auch. Also mit einem Gin haben wir jetzt während Corona angefangen, das läuft eigentlich auch sehr gut. Mit dem Sven Goller aus Bamberg vom Schwarzen Schaf und der hat uns da ein bisschen beraten und der Gin, der läuft wirklich sehr gut. Und die Obstbrände haben wir ein bisschen runtergefahren, weil wir uns eben jetzt auf dieses Whisky-, Gin-Thema. Wir haben jetzt auch rauchigen Eierlikör, rauchigen Kirschlikör, einen rauchigen Pfirsichlikör und einen rauchigen Schokolikör, die Ellies heißen die, die Elchliköre. Das sind die Ellies, da haben wir unseren Elch ein bisschen weiblich werden lassen und, ja, die laufen auch. Aber da wollen wir eben unserer Schiene treu bleiben und das soll jetzt dann auch nicht noch von der Brennerei, es ist jetzt nicht gedacht, dass wir noch mehr Produkte aufziehen, vielleicht noch ein paar Geiste, aber dann soll es das auch gewesen sein, einfach um noch ein bisschen einen Cashflow für den Whisky zu kreieren, weil es eben schon sehr kostenaufwendig ist. Also da steckt in dem Whisky-Projekt, steckt mittlerweile richtig viel Geld drin.

Markus: Also apropos Flow, da erinnere ich mich, letztes Jahr auf dem Bierfest in Nürnberg, da durfte ich ja den Rauch-Eierlikör probieren. Und ich muss sagen, diesem Getränk bin ich absolut verfallen, also das ist Wahnsinn, total genial. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass das geht, das so zu kombinieren, aber es ist wirklich faszinierend. Also so ein kleines Stückchen Himmel auf jeden Fall zusammen zum Beispiel mit einer Kugel Walnusseis oder so, Wahnsinn.

Georg: Perfekt, ja, ja, genau, zum Eis perfekt. Und auch mittlerweile etliche Stammkunden, die es im Online-Shop bestellen oder bei uns holen, weil es eben auch was Besonderes ist. Ist was, was nicht überall kriegt und es hat halt auch sein, ja, es ist einfach ein Charakterprodukt vom Geschmack her.

Markus: Ja und als solches passt es natürlich perfekt in die Range. Ja, eine Sache müssen wir noch besprechen, wenn man bei euch nämlich auf die Whisky-Angebotsseite drauf schaut, dann sieht man nicht nur den Torf vom Dorf und das Torfduett, sondern man sieht auch den Neustart. Das hat eben was damit zu tun, dass euch leider ein Schicksalsschlag ereignet hat oder ereilt hat, sagt man ja, also das heißt, es gab einen Brand bei euch. Vielleicht nur ganz kurz, was ist genau passiert und wie habt jetzt da die Weichen gestellt für die Zukunft?

Georg: Ja, bei uns hat es Mitte Februar, hat es oben im Dachstuhl gebrannt und es ist aber, ich sage mal, zum Glück kein Personenschaden, dem Whisky ist auch nix passiert. Es ist halt, die ganzen Versorgungsleitungen, Automatik, Büro, Dampfkessel, das ist kaputtgegangen, der Dachstuhl. Und wir sind jetzt, also die Versicherung, die hat schon angezahlt, aber wir sind jetzt hinten, der hintere Teil vom Gebäude steht unter Denkmalschutz und da sind wir jetzt eben grad dran, ob wir das nicht vielleicht komplett wegreißen dürfen und dann den hinteren Teil, so wie das vordere Betriebsgebäude aufbauen. Und vielleicht sogar noch einen Stock draufsetzen und dann ein Pultdach draufmachen und nochmal Photovoltaik. Wir haben ja jetzt schon 99 Kw-Photovoltaik, auch seit 2014, auch mit dem Batteriespeicher über Nacht. Und, ja, das würden wir hat jetzt wieder gerne machen, da sind wir auch grad drüber, aber das ist jetzt noch nicht ganz fest, soll aber die nächsten 2 Wochen wahrscheinlich entschieden werden. Und dann können wir da komplett weiter in die Planungsphase gehen, wie es dann weitergeht, komplett. Also beim Schulz, das ist schon angestoßen, dass da wieder die Automatik, der Schaltschrank, dass das alles wieder kommt. Aber wir müssen eben jetzt vom Gebäude schauen, wie es jetzt da weitergeht und ob wir uns da anders aufstellen können oder dürfen.

Markus: Ja, das ist ja klar und da drücken wir euch natürlich auch ganz fest die Daumen. Ganz spannend fand ich, also das war ja auch so ein richtiger Schock auch, also kann ich mich noch gut erinnern an dem Tag, dann gingen so die Bilder durch die Facebook-Gruppen oder auch in WhatsApp oder sonst irgendwie und dann macht man sich natürlich Gedanken, macht sich Sorgen. Und ich habe dann ein paar Tage später mit jemand gesprochen, der bei dir auch im Ort wohnt und eben gesagt hat, Mensch, und der da auch bei der Feuerwehr ist, wie toll das war, dass wirklich aus dem Ort und aus den umliegenden Ortschaften ganz schnell ganz viele Leute gekommen sind, die da auch geholfen haben und das man es wirklich geschafft hat, also sich erst mal um die Menschenleben zu kümmern, aber dann natürlich auch um die Whisky-Fässer zu kümmern. Weil, das wäre natürlich ein Drama gewesen, wenn denen was passiert wäre. Und das, finde ich auch, das zeigt auch, wie sehr verwurzelt ihr da mittlerweile in der Ortschaft seit oder?

Georg: Ja klar, uns kennt man, die Gastronomie kennt man. Und, ja, war natürlich auch ein Glücksfall, dass die Feuerwehr nicht weit weg von uns stationiert ist und das ist alles wirklich wahnsinnig schnell gegangen. Und, ja, da hatten wir wirklich Glück im Unglück, muss man wirklich sagen.

Markus: Absolut. Also da, wie gesagt, drücken wir euch die Daumen, dass das alles gut vorangeht. Nochmal erst recht der Aufruf an die Hörer, also kauft euch ein gutes Elch-Bier, kauft euch einen von den guten Whiskys oder auch den Rauch-Eierlikör, dann könnt ihr auch den Georg unterstützen, dass alles ganz besonders gut und schnell wieder ins normale Fahrwasser oder sogar drüber hinaus kommt. Dir auf jeden Fall ganz, ganz vielen Dank für deine Zeit, die vielen Infos und die spannenden Geschichten aus Thuisbrunn, aus dem Elch-Bräu und natürlich auch für deine Leidenschaft zum Produkt, zum Bier, was es uns ermöglicht, so schöne tolle Biere auch trinken zu dürfen, danke schön.

Georg: Ja, Markus, ich danke dir.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 111 – Interview mit Vanessa Pantoudis, Biersommelière und Inhaberin von hop around the world, Ludwigsburg

Vanessa Pantoudis hat sich in den letzten Jahren Stück für Stück ihren Traum verwirklicht: Bierreisen, Biersommelière, Verkostungen und nun ein eigener Bierladen mit dem Namen „hop around the world“ in Ludwigsburg. Innerhalb kürzester Zeit konnte sie sich im Herzen Baden-Württembergs etablieren und zur kompetenten Anlaufstelle rund um den Gerstensaft werden. Im Podcast begleiten wir die quirlige Jungunternehmerin auf ihrem spannenden Weg in die Selbständigkeit und auf ihre Reisen rund um die ganze Welt…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir eine spannende und charmante Reise auf die andere Seite unserer Republik, also wir bleiben im Süden, aber gehen eben nach Westen und besuchen das schöne Ludwigsburg und dort die liebe Vanessa. Wir kennen uns schon sehr lange und ich bin sehr froh, dass wir uns endlich auch mal im BierTalk kennenlernen und damit ihr euch alle auch die Vanessa eben vorstellen könnt und apropos, vielleicht stellst du dich mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Vanessa: Ja, hallo Markus, vielen Dank auch nochmal für die Einladung. Hallo zusammen, mein Name ist Vanessa. Ich bin aus dem wunderschönen Ludwigsburg, der tollen Barrockstadt kurz vor den Toren Stuttgarts. Und ich bin international Beersomelier und Qualifided BeerJudge, natürlich bei der Bierakademie ausgebildet von Markus persönlich. Und ich habe hier am 25.11. meinen Traum verwirklicht von einem Bierfachhandel im schönen Ludwigsburg mit Testings und Events.

Markus: Ja, wunderbar zu hören. Und natürlich, wie ihr mitbekommen habt, wie gesagt, wir kennen uns schon länger und angefangen hat das, glaube ich, irgendwann mal mit einem Telefonat vor einigen Jahren während dieser berühmten Pandemiezeit und so weiter, aber da kommen wir bestimmt noch hin. Trotzdem finde ich es ja total spannend eben, du bist jetzt da, wo du dir gewünscht hast, irgendwann zu sein. Trotzdem war ja vielleicht dieser Wunsch nicht am Anfang gestanden. Also wie kamst du denn überhaupt in dieses Thema Bier hinein?

Vanessa: Tatsächlich sprechen wir ja auch in unseren lieben Stammtischrunden immer von diesem Biererweckungsmoment. Und mein persönlicher Biererweckungsmoment war jetzt nicht in unserem schönen Heimatland, sondern ein bisschen weiter weg und zwar in Irland. Ja, also wie du weißt, ich reise ja ziemlich gerne und daher kommt mein Name meines Ladens auch nicht von ungefähr, hop around the world ist bei mir eigentlich immer Programm. Und, ja, da hat es so angefangen, sich die Leidenschaft zum Reisen und eben zum Bier zu entwickeln und so ging es eigentlich los, so bin ich zum Bier gekommen, ja.

Markus: Kannst du dich noch erinnern, wann du überhaupt zum ersten Mal ein Bier getrunken hast?

Vanessa: Das hatte ich neulich schon mal, die Frage, natürlich erst mit 16. Ja, nee, also hier auf jeden Fall. Ich mochte Bier auch immer sehr, sehr gerne, aber es hat mich hier zumindest in unserer Region einfach nicht so gepackt. Also war ja vor ein paar Jahren wirklich noch so, okay, du gehst hier in eine irgendwie in eine Kneipe, in ein Restaurant, in einen Club und dann gab es halt Pils, Export, Weizen und das war es dann auch schon. Und dann auch nicht von mehreren Brauereien, sondern immer nur von ein, zwei. Und das, da ich ein sehr, sehr neugieriger Mensch bin, hat mich das, ja, schnell gelangweilt und, ja, so ging es dann eben in anderen Ländern los. Und dann habe ich erst auch unsere schöne Biervielfalt hier ein bisschen näherkennengelernt, sage ich jetzt mal.

Markus: Ja und wenn man so an Baden-Württemberg denkt, also mir ging es immer so, da hat man eben diese doch sehr konservative Ader in Richtung Bier, aber auf der anderen Seite gibt es ja diese riesen große Wein- und Schnapstradition und so. Hatte dich das vielleicht zuerst gepackt oder gar nicht?

Vanessa: Nee, gar nicht tatsächlich. Ich habe, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, mit dem Wein hatte ich tatsächlich auch nicht wirklich viel am Hut, bis ich 2017 auf Sardinien Weißwein entdeckt habe. Nee, also das hat mich hier auch nicht so gepackt. Ich glaube, wenn man in so einer Weinregion aufwächst, ich gehe immer wahnsinnig gern in die Weinberge wandern und spazieren, aber bis vor ein paar Jahren hat mich das einfach auch nicht so interessiert. Ich meine jetzt dadurch, dass man eben beruflich in der Getränkebranche zu tun hat, ist das immer interessanter. Aber, nee, ja, das Bier war tatsächlich zuerst da.

Markus: Das ist ja schön zu hören, also spannend auf jeden Fall. Wobei ich auch sagen muss, also Weinbergswanderung habe ich auch schon gemacht. Das finde ich schon auch was Schönes, weil man da ja auch diesem Produkt, also der Natur so richtig folgen kann und dem sich nähern kann. Wir haben dann damals auch so Verkostungen im Weinberg gemacht, aber da muss ich einfach sagen, da fehlt mir dann, auf Neudeutsch gesagt, so ein bisschen die drinkability, dass man mit so einem Wein im Weinberg dann auch wirklich den Durst löschen kann, der da entstanden ist, während man da durchwandert. Also, naja, wie auch immer, aber auf jeden Fall natürlich spannend, dass du dich diesen Baden-Württembergischen Versuchungen gar nicht erst gestellt hast, sondern eben gleich zum Thema Bier gewandert bist. Und Irland, das heißt natürlich, das ist schon ein Land, wo das Bier ganz besonders im Fokus steht. Da geht es ja vor allem auch um die dunklen Biere, um die Stouts, hast du da irgendwelche Lieblinge?

Vanessa: Allgemein ist das so der Bierstil meines Herzens, also ich komme da auch nie drum rum. Also es ist tatsächlich nur wegen den Stouts, bin ich auch zum Bier gekommen, also so richtig intensiv mich damit auseinanderzusetzen. Ich denke, an Guinness wird keiner vorbeikommen. Also wenn du schon allein in Dublin landest und ein bisschen durch die Innenstadt gehst und diese imposante Brauerei eben allgegenwärtig ist, ja, das ist irgendwie immer wieder schön. Ich habe tatsächlich, ich bin jedem Stout eigentlich angetan aus Irland, aber ich habe jetzt, ja, ich habe vielleicht auch eins hier vor mir stehen.

Markus: Das ist ein gutes Stichwort. Also da merkt man mal wieder, dass der manchmal Holger eben doch fehlt, also falls du zuhörst, lieber Holger, sei gegrüßt, denn er hat mich früher immer rechtzeitig erinnert, dass man natürlich dann auch irgendwann so ein Bierchen aufmachen muss, weil der BierTalk sonst eine recht trockene Angelegenheit ist. Also, dann kommen wir doch da schnell mal hin, was hast du denn da für ein Bierchen? Und schenke es dir auch ruhig ein und lass uns mal ein bisschen teilhaben.

Vanessa: Ja, also ich würde sagen, ich versuche das mal so wunderschön aufzumachen, wir ihr das immer in den BierTalks macht. Ich hoffe mal, das kommt irgendwie rüber. Ja.

Markus: das war gut!

Vanessa: Das hat doch jetzt gut funktioniert. So, es strömt auf jeden Fall schon ein wunderbarer Geruch entgegen. Und wenn du es jetzt hören könntest, wie schön das hochschäumt, das hat man wahrscheinlich nicht so wahrgenommen, aber …

Markus: Nein, wir hörten leider nur, dass wir nichts hören, aber du kannst es uns beschreiben.

Vanessa: Also ich beschreibe euch mal, also der Schaum ist eine richtig riesige Schaumkrone. Also das Glas war jetzt grade komplett gefüllt mit Schaum, geht aber relativ schnell wieder runter. Ein, sage ich jetzt mal, fast hellbraun, kaffeeartiger Schaum, so eine Crema, wie man das so schön kennt. Ja, sehr, sehr schnittfest, feinporiger Schaum. Und das Bier ist super, ja, sage ich jetzt mal, dunkel-opak. Kann man eigentlich kaum durchschauen, ich sehe meine Hand dahinter nicht mehr. Und der Geruch, also wie gesagt, kommt schon, wenn man die Flasche aufmacht, entgegen geströmt. Ah, richtig schöne Kaffee-, Bitterschokoladennoten, also da kriegt man richtig Lust, den ersten Schluck hier zu nehmen und das werde ich jetzt auch grade mal tun. Prost, ihr Lieben, Prost, lieber Markus!

Markus: Prost! Ja, viel, viel Spaß und Freude bei diesem Bier, dass du uns ja schön so beschrieben hast, da kriege ich jetzt auch richtig Lust. Also ich warte jetzt noch auf deine ersten Momente und dann werde ich auch natürlich hier ein Bierchen auf der anderen Seite aufmachen. Aber, ja, man kann ja noch sagen, wenn wir das eben so erleben, grade in Irland waren wir ja auch schon zusammen, wenn man da so im Pub ist, das ist einfach ein Lebensgefühl, das ist unglaublich. Und das dreht sich natürlich auch um Bier, aber man sieht eben, das es gar nicht nur um Bier geht, sondern um diese ganze Kultur, die sich da drum strickt um das Zusammensein, um die Musik, um die Fröhlichkeit, um vielleicht auch ein bisschen den Alltag vergessen und das ist schon Wahnsinn. Aber gut, zurück von der Bierphilosophie zur Wirklichkeit, wie geht es deinem Bier, wie schmeckt es?

Vanessa: Ach ja, also du hast ja grade schon wieder so richtig schön über Irland gesprochen, da habe ich mich wieder zurückgesetzt gefühlt, wo wir abends in dem Pub waren und da noch eine schöne Live-Musik dabei war. Ich habe das tolle Brehon Ulster Black Oatmeal Stout im Glas. Ich finde Oatmeal Stouts total spannend, weil sie einfach so, es ist ja oft bei den Stouts so, dass sie relativ trocken dann sind und dass quasi der Hafer, der macht das immer so schön cremig. Also dann hat man ein ganz anderes Mundgefühl. Und das ist bei dem Bier einfach so, also wenn da den Schluck nimmst, du hast sofort so ein extrem vollmundiges Aroma im ganzen Mundraum. Und grade das, was in der Nase versprochen wird, wird auch eingehalten. Also du hast diese typischen Kaffee-, Espresso-Noten, Bitterschokolade, aber auch so eine, ja, fast weiche karamellige Note noch mit dabei. Und das macht es, ja, sehr, sehr angenehm und einfach zu trinken, ob es jetzt als erstes Bier oder als letztes Bier wäre, ja.

Markus: Oder auch das Bier dazwischen, je nachdem.

Vanessa: Oder auch das, oder auch das.

Markus: Genau, nein, also wunderbar. Und ich finde auch, dieses Mundgefühl ist grade so bei den Oatmeal Stouts, dass einfach so der Schüssel irgendwie, weil es einen eben voll packt, weil es auch dieses schöne weiche angenehme süße Runde ist, was man dann wirklich einfach gerne trinkt, ja, super. Und Brehon ist natürlich auch eine ganz tolle Brauerei, totalspannend. Weißt du, dass die mit Guinness oder nicht mit Guinness, das war jetzt falsch, aber mit der irischen Getränkekultur was ganz Besonderes verbindet, sage ich es mal so rum.

Vanessa: Nee. Also ich weiß nur, dass es eben eine schöne Farmhouse-Brauerei ist und ich muss immer lachen, wenn hinten draufsteht, Farmerbrewer and Drinker.

Markus: Richtig, genau. Und das ist nämlich ganz spannend, das habe ich auch durch Zufall mal erfahren und zwar waren die ursprünglich eine Milchfarm, also eine Viehfarm und haben halt Milch produziert. Und der Großteil der Milch landete in diesen Getränken, die praktisch Whisky-Sahnelikör machen oder wir kennen das eher unter dem Namen Baileys. Und tatsächlich war das eigentlich deren Haupteinnahme, dafür die Milch zu liefern oder die Sahne zu liefern und sind dann eben irgendwann, haben sie beschlossen, nein, wir müssen jetzt auch selber was machen und sind dann eben auf zum Bier.

Vanessa: Das war eine sehr, sehr gute Idee. Also ich bin auch, ja, durch die Bank weg immer wieder begeistert von den Bieren. Ja, die kann ich auch immer mit großer Leidenschaft auch verkaufen und stelle die immer sehr, sehr gerne bei Tastings auch vor. Sei es jetzt in den einzelnen Bier-Tastings oder eben auch mit Käse zum Beispiel oder bei Schokoladen-Tastings oder so, da kann man immer richtig gute Pairings mit den tollen Bieren machen.

Markus: Ja, überhaupt, also deren Imperial Stouts mag ich auch so gerne, die machen ganz viele fassgereifte Sachen, also super spannend. Was für einen Käse würdest du jetzt du deinem Oatmeal Stout reichen?

Vanessa: Also hier würde ich auf so einen schönen Bergkäse mit Salzkristallen gehen, ja. Das ist der Gipfelrausch hier bei meinem Lieblingskäsehändler in Ludwigsburg, Käse Haas, übrigens liebe Grüße. Ja, das ist ein wirklich perfektes Pairing.

Markus: Wunderbar. Also das ist ja, wir sind ja ein werbefreier Podcast, deswegen dürfen wir solche Sachen auch mal machen und auch mal sagen. Also lieber Käsehändler deines Vertrauens, auch von meiner Stelle, vielen Dank und freue ich mich, wenn wir mal vorbeikommen, wenn wir das mal probieren können.

Vanessa: Ja, unbedingt.

Markus: Und jetzt habe ich tatsächlich Lust, jetzt mache ich meins auch mal auf. Moment, so.

Vanessa: Jetzt bin ich gespannt.

Markus: So.

Vanessa: Auch wieder schön angehört.

Markus: Ja. Offen ist es, jetzt kommt es noch ins Glas. So.

Vanessa: Ja, bei dir hat man es richtig gehört mit dem Schaum.

Markus: ich habe es auch direkt neben dem Mikro aufgemacht, das ist natürlich ein bisschen unfair an der Stelle, aber naja, kein Thema. Also, ja, wir haben ein schönes Bier und das ist jetzt in der Tat ein helles Bier. Also habe ich ja gar nicht so oft im Glas im BierTalk, muss ich sagen, aber heute hat mich das einfach mal interessiert. Und zwar bin ich ja gestern Abend erst zurückgekommen aus den USA und musste deswegen relativ kurzfristig mich entscheiden, was für ein Bier ich in meinen Kühlschank stecke. Und es haben sich bei mir ein paar Pakete gestapelt und eins davon kam aus Bayreuth, wo regelmäßig mir die neuen Versuchssude praktisch von der Maisel & Friends Brauerei geschickt werden.

Vanessa: Cool.

Markus: Und da war jetzt eben eines drin und da habe ich mir gedacht bei dem Etikett und bei dem Namen habe ich so an dich denken müssen. Das heißt nämlich Living Lager, Living Barbecue Lager und ist auch so ganz feurig und lebendig und da ist ganz viel los. Und da habe ich gedacht, das passt auf jeden Fall besonders gut also. Und spannend natürlich, weil, wir haben wir also ein Lager, ein untergäriges Bier und natürlich Barbecue, ein bisschen Rauchnoten, sollen da drin sein und dann können die es sich natürlich nicht verkneifen, auch noch mit dem Hopfen zu spielen und das soll da alles sein. Also dementsprechend schauen wir uns das Ganze mal an. Also es ist auf jeden Fall ein schönes goldenes Bier mit einer ganz leichte Trübung, strahlt mich an, hat so ein bisschen einen Schimmer. Und oben drauf dann sehr langanhaltend, der steht nämlich immer noch, während ich die ganze Zeit hier rumrede, Schaum, auch leicht cremefarbig. Und wenn man da reinriecht, tatsächlich hat man also eine leichte Rauchnote. Also als Bamberger muss ich sagen, eine …

Vanessa: Ich wollte grade sagen, also …

Markus: … ja, ja, eine leichte Rauchnote. Also andere würden vielleicht sagen, eine kräftige Rauchnote. Und das Schöne ist, sie spielt noch ein bisschen. Also da ist dann darum einerseits so ein bisschen Honig, würde ich sagen, so Akazienhonig und auf der anderen Seite kommen dann aber auch so grüne, grasige und fruchtige Aromen rüber. Und da ist man jetzt in der Tat eher so bei Beeren, ich würde jetzt sagen, Stachelbeere, ein bisschen Apfel vielleicht, leichte Citrusnoten hat es auch. Aber jetzt nicht so Mango, Maracuja, wie man das vielleicht manchmal hat von Hopfengestopften.

Vanessa: Also nicht so der tropische Fruchtkorb, sondern eher die Blumen- und Blütenwiesen hier?

Markus: Genau, eher so der heimische Fruchtkorb. Was natürlich auch zu so einem Barbecue hier Zuhause auch erst mal ganz gut passt. Jetzt nehme ich mal ein Schlückchen, Moment.

Vanessa: Cheers.

Markus: In der Tat, dieses Spiel setzt sich fort. Also man hat weiterhin den Rauch, der verschwindet dann mal kurz, dann kommen diese ganzen Früchte und dann wird es relativ süß auch. Und dann kommt eine leichte Hopfenbittere und am Ende kommt der Rauch wieder zurück und dominiert dann eigentlich und klinkt dann so aus. Also wirklich ganz schön, rund, angenehm und auch lebendig. Also passt auf jeden Fall. Da wirst du bestimmt auch demnächst noch was bekommen, um das zu probieren.

Vanessa: Ah, da würde ich mich freuen.

Markus: Super, schöne Geschichte, also auch ein tolles Bier. Und dann können wir jetzt wieder weiter reden, ist ja wunderbar.

Vanessa: Ja, super, auch noch mit Bier im Glas, das ist doch sehr …

Markus: Hervorragend. Also, liebe Hörer, falls ihr jetzt euch auch ein Bier eingeschenkt habt, dann sagen wir auch nochmal Prost und, ja.

Vanessa: Prost.

Markus: Also wir waren ja grade mitten in so einem irischen Pub. Vielleicht, wenn jemand das noch nicht erlebt hat von unseren Hörerinnen und Hörern da draußen, magst du das mal beschreiben? Also wie läuft das, wie kommt man in so einen Pub rein, was passiert da, wo landet man am Ende und wie lange dauert die ganze Geschichte?

Vanessa: Also die Dauer hängt natürlich von dem Besucher der der Besucherin ab. Aber ich werde das auch nie vergessen, also wo ich das erste Mal in einen irischen Pub gekommen bin, war ich sofort irgendwie erschlagen von dieser Freude und Gastfreundschaft. Und mein heimisches Pub hier hat tatsächlich auf der Speisekarte stehen, where you be a stranger only once, also wo du nur ein einziges Mal ein Fremder bist. Und das, finde ich, in den irischen Pubs ist das tatsächlich, fühlt man sich gleich irgendwie so dazugehörig. Und es spricht jeder einfach mit dir und fragt, und, wo kommst du denn her? Ach, schön, ja, du musst aber unbedingt das und das und das noch erleben und das Bier solltest du probieren und wie auch immer. Und dann ist eben auch dieses, du geht an den Tresen und siehst, okay, da sind mal mindestens zehn verschiedene Biere vom Zapf und du kannst dich da einfach mal durchprobieren. Und das hat mich im ersten Moment oder immer noch, dass ich denke, boah, cool, ich kann hier einfach wirklich Vielfalt erleben in einem Pub und das finde ich immer das Schöne daran.

Markus: Ja und die Vielfalt erlebt an auch mit den Menschen, muss ich sagen, denn, auf dem Weg zu diesem Zapfhahn mit den ganzen verschiedenen Bieren, muss man ja erst mal durch diese ganzen Menschen durch. Und um den Tresen stehen dann nochmal mehr Menschen und auch durch die muss man durch und währenddessen gibt es auch wieder lustige Konversationen. Und manchmal gibt man sich sogar während des Wartens einen aus. Also es ist auf jeden Fall einfach eine super, ja, super schöne lustige, spaßige Angelegenheit und Atmosphäre. Habe ich selten erlebt, dass man auch gerne mal auf ein Bier wartet, weil halt zwischendurch irgendwas passiert und man wieder eine Erfahrung reicher ist. Und, ja und toll natürlich dann auch die Musik oder?

Vanessa: Ja, wollte ich grade sagen. Oder du drehst dich halt um, weil grade ein Lied angespielt wird, wo du denkst, oh cool, da muss ich jetzt aber zugucken, muss mit klatschen, muss mitsingen auch. Also so dieses miteinander singen, ist da ja auch so ein großes Ding. Also ich war 2018 im Mai, genau, haben wir eine Rundreise gemacht. Also, bitte, jeder, der sich der irischen Welt angetan fühlt, sollte mal eine komplette Rundreise / Also wir sind mit einem Camper rumgefahren und da sind wir in einem kleinen Ort gelandet, der hieß Strandhill. Und da waren, glaube ich, so 50 Häuser oder so. Es ist so ein ganz kleines Dörfchen mit einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer, also so richtig zum Atlantik raus, also sehr, sehr rau, es war auch relativ kalt. Und da war halt ein Pub in diesem kleinen Dorf. Und wir sind dort dann rein, hier Guinness bestellt, ich war schon natürlich wieder mega glücklich, und setzen uns hin. Und dann plötzlich fingen die Leute an, zwei haben ihre kleine Gitarre, einer eine Fidel rausgeholt, eine Trommel und dann ging es einfach los und dann hat das ganze Pub gesungen und hat mitgemacht. Und da war ich so, dachte, das gibt es doch jetzt gar nicht. Das ist ja wie in so einem, ja, Traum, wie man sich Irland irgendwie vorstellt, aber es war tatsächlich so. Ja, das ist einfach schön.

Markus: Ja, das finde ich auch das Krasse eigentlich, ne, das es wirklich, also jedes Klischee, was man vielleicht so ein bisschen vor Augen hat, das erfüllt es dann auch also. Und zwar im positiven Sinn, also macht ja wirklich …

Vanessa: Genau, also nicht so kitschig oder so, dass du denkst, okay, ja, war ja klar, dass das passiert, sondern es ist einfach ein schönes Klischee. Und manchmal sind Klischees doch auch gut.

Markus: Absolut, nee und es macht auf jeden Fall jede Menge Spaß, das auf jeden Fall. Und ich muss sagen, bisher kannte ich ja so dieses Mitsingen, also in Deutschland erlebt man das vielleicht zum ersten Mal, wenn man irgendwann mal Weihnachten zu einem Konzert geht, wo dann am Schluss alle zusammen Stille Nacht singen oder irgendwie sowas, so ein Mitsingkonzert oder so. Oder, hier in Franken gibt es immerhin noch Wirthaussingen, das wird zwar nicht mehr oft gemacht, aber manchmal. Da erlebt man das noch, aber ansonsten ist das, glaube ich, wirklich extrem ungewöhnlich, dass da wirklich hunderte, tausende Menschen in Pubs gemeinsam die Klassiker anstimmen sozusagen und in Irland ist es eben tatsächlich so.

Vanessa: Ja und vor allem halt spontan. Also ich finde diese Spontanität, beeindruckt mich so. Also du hast das ja, wie du es sagst, bei uns gibt es das schon auch, natürlich nicht so viel, aber dass das einfach so spontan, komm, ach, hier, ich kann ein bisschen Geige spielen, du kannst ein bisschen Gitarre spielen, komm, nimm doch mal die Trommel oder nimm einfach mal den Stuhl oder so und dann geht es halt los.

Markus: Und es scheint auch keine unmusikalischen Iren zu geben oder?

Vanessa: Gefühlt nicht, nee.

Markus: Oder das Bier hilft, das kann vielleicht natürlich auch sein, aber …

Vanessa: Dass man das so wahrnimmt, ja.

Markus: Also auf jeden Fall, wie gesagt, das kann man jedem nur empfehlen, wenn ihr das noch nicht gemacht habt. Also fahrt einfach mal nach Irland oder fliegt oder wie auch immer ihr da hinkommt, nehmt Zeit mit und nehmt einfach eine Offenheit mit, eine persönliche Offenheit, eine Offenheit für Biere, eine Offenheit in eurem Herzen und dann werdet ihr da, glaube ich, richtig schöne spannende tolle Zeiten verbringen. Und, ja, dann so wie wir, angesteckt sein oder wie insbesondere du angesteckt sein und da auch immer wieder hin wollen. Also das ist schon toll.

Vanessa: Ja, das immer wieder hin wollen, ist so ein Ding, ja. Also ich könnte wirklich jedes Jahr hingehen. Übrigens auch mit Großbritannien, also da bin ich auch immer. Mir fehlt London jetzt schon wieder und ich war 2020 das letzte Mal.

Markus: Ja, das stimmt. Wobei, die singen, glaube ich, schlechter, aber sie kochen noch schlechter, also immerhin, egal.

Vanessa: Man muss nur gute Sachen suchen, das gibt es auch.

Markus: Das stimmt. Und ich meine, immerhin, das Gute ist, man findet überall in Großbritannien auf jeden Fall ein indisches Restaurant und da schmeckt es immer sehr gut, also insofern, das geht. Eben und man hat natürlich die Pubs, also das ist ja überall.

Vanessa: Ansonsten muss man das mit Bier überbrücken und noch Fish and Chips und dann geht das schon.

Markus: Ja, eben, also zur Not, der Fisch muss schwimmen und so. Nee, alles okay. Ja, wir waren überhaupt bei diesem Thema Reisen. Also Irland, haben wir jetzt eindeutig mitbekommen, ist eins deiner Lieblingsländer. Wo warst du denn sonst noch und gab es da auch Bier?

Vanessa: Ach je, wo ich sonst noch war. Ich muss mal meine Scratch Map hier aufmachen, dass ich dir das ganz genau sagen kann. Aber, ich sage immer, es gibt so drei Länder, die mich besonders geprägt haben. Also das war zum eine Irland und zum nächsten war es Island. Also der hohe Norden, da war ich letztes Jahr erst wieder. Und wenn ich an einen Ort mehrmals zurückkehre, dann heißt es einfach, dass es mir so, so gut gefällt. Und, ja, also jeder sollte da wirklich mal hingehen und mal die Natur und diese Weite und auch, ja, oft auch Stille so auf sich wirken lassen. Und mittlerweile gibt es da sogar elf Brauereien, also wo ich 2016 das erste Mal war, habe ich nur vier entdecken können. Also das ist wirklich, kann man ja sagen, fast exorbitant gestiegen, also die Bierkultur entwickelt sich da immer weiter. Wir haben ja auch bei der IBC jetzt die isländische Delegation auch mit dabei, finde ich total cool. Ja und das letzte Land, was mich, glaube ich, noch mehr oder fast am meisten in meinem Leben geprägt hat, ist Neuseeland. Ja, da war ich zweimal, durfte ich da sein und ich kann es kaum erwarten, wieder zurückzukehren. Und da ist nämlich auch mit Bier wirklich viel, viel los. Und merkt man jetzt ja auch bei uns hier, die ganzen Brauereien benutzen sehr, sehr gern, also grade kleine neuseeländische Hopfen. Also das finde ich total spannend.

Markus: Ja, absolut. Da muss ich auch noch was dazu beitragen. Denn, ich meine, also auf der einen Seite bin ich da total neidisch, weil Neuseeland wirklich ein Land ist, wo ich total gerne mal hin will. Und da hat mich einfach weder das Schicksal noch irgendwelche andere Gelegenheit bisher noch nicht hingeführt, vielleicht schaffe ich das noch, mal sehen. Aber auf jeden Fall war ich halt eben in den USA, unter anderem dort, um beim World Beer Cup zu judgen, aber eben auch danach bei der Craftbrewers-Conference. Und dort habe ich einen Workshop besucht von neuseeländischen Hopfenpflanzern. Und da bin ich dann mal ein bisschen tiefer in dieses Thema eingestiegen, weil es ja tatsächlich so ist, dass man mittlerweile überall so die heißen Hopfen sozusagen, also die so unter der Theke gehandelt werden, weil sie wirklich so ganz besonders sind, das sind ja wirklich immer diese neuseeländischen Hopfen. Und da war so ein bisschen auch die Frage, warum und wieso und woher und überhaupt? Und, ja, dann haben die eben so ein bisschen erzählt. Und das finde ich ganz, ganz spannend, allein schon von der Topographie her ist es eben so, Neuseeland sind ja diese beiden Inseln und auf der anderen Seite liegt nach links Australien, die sie ja so als ihre komischen armen Nachbarn aus dem Westen bezeichnen. Und auf der anderen Seite hat man halt jede Menge Wasser sozusagen, der Pazifik. Und das bedeutet, vom Klima her ist es eben auf der einen Seite sehr trocken, auf der anderen Seite sehr feucht. Und auch von den regelmäßigen Stürmen, die kommen, wird fast immer die Landwirtschaft ordentlich beeinträchtigt. Und das heißt, es gibt eigentlich nur im Nordteil der Südinsel so ein V-förmiges Gebiet, das eben auf der einen Seite von einem Gebirge begrenzt wird, wo dann eben diese Stürme nicht hinkommen und auf der anderen Seite ziemlich ausgedehnte Vegetation halt, sodass die Feuchtigkeit sich da auch gut halten kann. Und in diesem V-förmigen Gebiet, dort liegen diese ganzen Hopfenanbauzonen sozusagen und so fürchterlich viele sind das auch gar nicht. Und dann haben sie eben auch ihr eigenes Hopfenzuchtpropgramm, weil das natürlich eine Insel ist, völlig isoliert und damit auch ganz andere Bedingungen hat als jetzt bei uns, wo ein Hopfenpflanzer mit allen möglichen Krankheiten und was weiß ich was alles kämpfen muss, genauso in den USA. Und dort ist es eben so nicht. Also da gibt es einfach die klassischen Schädlinge nicht, weil die da noch nie hingekommen sind, bisher, toi, toi, toi.

Vanessa: Wollte ich sagen, ja, ganz genau.

Markus: Und da können die natürlich spannende Experimente machen und haben dann auch viele neue Hopfensorten gezüchtet auf der Basis von den bekannten amerikanischen oder deutschen Hopfensorten und das eben aromatisch echt in ganz spannende Extreme getrieben. Und ich muss wirklich sagen, wir haben da auch wieder neue Biere probiert, wieder mit neuen Hopfenvarianten aus Neuseeland und die werden wieder klasse. Also das ist unglaublich, was diese kleine Insel Hopfen-mäßig auf die Beine stellt.

Vanessa: Als ich das letzte Mal dort war, habe ich mich ja noch nicht so intensiv damit beschäftigt, aber ich freue mich jetzt schon, wenn ich dann mal wieder hin kann, mich mal dem zu widmen auch. Also die Region, von der du erzählt hast, ist ja auch bekannt für Wein, das ist auch ein bekanntes Weinanbaugebiet. Deswegen finde ich diese Symbiose da auch sehr, sehr spannend. Also wenn ich nur an den Nelson Sauvin denke, den Hopfen, der hat ja, also ich finde, oft einfach so eine schöne Weißweinaromatik mit dabei. Und das finde ich total spannend, weil das eben auch für Menschen dann ein ganz anderes Geschmackserlebnis ist, die halt sagen, hej, Bier ist eigentlich nicht so mein Ding. Und dann stellst du denen halt wirklich so ein Bier vor mit diesem Hopfen und dann ist es so ein Woh-Effekt und so ein Aha-Erlebnis auch.

Markus: Und ich kann mir vorstellen, dass das bei dir natürlich nochmal richtig gut ankommt, wenn du dieses Bier Leuten präsentierst, weil du dann ja auch noch sagen kannst, du warst da und du kennst dieses Gefühl, du kannst es vermitteln. Und das ist natürlich auch nochmal eine ganz andere Nummer, ne?

Vanessa: Ja, das schon. Also ich mache das auch total gerne, also ich spiele auch in meinen Testings oder auch in meinem Laden immer mit verschiedenen Ländern und Regionen. Also ich versuche oder ich mache das eigentlich so, dass ich jeden Monat einem anderen Land oder Region der Welt widme, sodass es auch für die Besuchenden immer spannend bleibt. Also das man sagt, oh, cool. Zum Beispiel im März ging es natürlich um Irland, Saint Patrick´s Day, also das war auch natürlich total toll. Im April ging es um Belgien und Niederlande, jetzt im Mai war es Großbritannien, dann kommen ein bisschen mediterrane Sachen. Also ich versuche, das einfach immer so ein bisschen in die Richtung, ja, zu leiten. Und das ist eben, wie du sagst, ich mag das halt auch sehr, sehr gerne, über Dinge zu sprechen, die ich selber erlebt hab.

Markus: Und da sind wir jetzt auch schon wieder ein bisschen bei dir und bei deinem Laden, hop around the world. Und ich glaube, die Hörer*innen verstehe jetzt auch langsam, warum das Ding hop around the world heißt, aber da kommen wir gleich noch ein bisschen dazu, weil, da müssen wir noch ein bisschen Zeit zurückspulen beziehungsweise wieder vorspulen. Also wir waren ja dabei, dass du Bier eben kennengelernt hattest über deine Reisen, über Irland, aber da war das für dich ja eher noch so ein Hobby oder Vergnügen oder irgendwie so. Wie hat sich das denn weiterentwickelt, dass du irgendwann gesagt hast, naja, also, hm, vielleicht wird aus diesem Bier mehr als einfach nur so ein schöner Zeitvertreib?

Vanessa: Ich muss grad noch eine Sachen einwerfen, weil wir grade über neuseeländische Hopfen gesprochen haben. Du meintest ja, ich könnte mir auch zwei Biere heute Abend kaltstellen und natürlich habe ich mir ein Bier mit neuseeländischen Hopfen noch kaltgestellt. Deswegen war das grade ganz witzig, dass wir darüber gesprochen haben.

Markus: Das stimmt. Also kannst du jetzt selber entscheiden, ob du das jetzt aufmachen willst oder ob wir noch eine Schleife drehen und dass du es dann aufmachst.

Vanessa: Ja, ich denke, eher noch zum Ende. Dafür ist das Stout noch so schön im Glas, das muss jetzt noch ein bisschen genossen werden.

Markus: Okay, gut.

Vanessa: Ja, auf jeden Fall, wann ich, sagen wir es mal so, ich glaube, 2020 war so für viele, viele Menschen, wahrscheinlich für alle Menschen auf der Welt, einfach ein sehr seltsames Jahr, also da ist ja die Welt kopfgestanden. Und ich habe zwölf Jahre ja im Handwerk gearbeitet, also ich war in einer kleinen Handwerksfirma tätig, Schilder- und Lichtreklameherstellungshandwerk, habe den Job auch immer sehr, sehr gerne gemacht, bin auch viel rumgekommen. Also ich war viel auf Montagen unterwegs, ich war im Vertrieb, Werkstatt, alles, was man eben so macht in einer kleinen Firma. Ja und dann habe ich mich aber 2020, Ende 2020 so gefragt, hm, ist das eigentlich wirklich das, was du dein Leben lang halt machen willst? Und dann habe ich die Frage mit nein beantwortet und habe mich eben so gefragt, was wünsche ich mir denn in meiner Heimatstadt, also was fehlt mir denn hier? Und mir hat tatsächlich, ja, so ein Ort gefehlt, den ich jetzt, ja, versuche, mehr zu etablieren und geschaffen habe, ein Bierbegegnungsort, sage ich jetzt mal. Also bei mir sollen die Menschen jetzt nicht nur einkaufen, sondern man trifft sich, man spricht über Bier, man redet mit anderen Bier-verrückten Menschen. Hat tolle Events, kann Brauereien auch persönlich treffen oder auch einfach mal ein bisschen Live-Musik hören und besondere Biere probieren. Und, ja, das war dann so mein Ziel, dass ich mir gesetzt hab Anfang 2021. Und dann haben wir uns kennengelernt.

Markus: Das stimmt. Und dann können wir jetzt ein bisschen fast forward machen, du hast dann Biersommelier bei uns gemacht, sehr erfolgreich natürlich und danach auch noch den Beer-Judge drangehängt und dann …

Vanessa: Ich war allerdings nie gut in der Schule übrigens, ich war nie gut in der Schule, nur bei euch.

Markus: Naja, ich wollte ja auch mal Lehrer werden und habe dann beschlossen, in einer Schule bin ich kein guter Lehrer, aber außerhalb vielleicht schon. Also, vielleicht hat es auch was damit zu tun. Aber egal, nein, schön, also das war auf jeden Fall ganz toll. Und ich werde auch nie vergessen, das erste Mal, wo wir uns halt persönlich gesehen haben, da hatten wir uns ja dann in der Hallertau verabredet zu einer Hopfenexkursion. Und das waren ganz tolle Momente, wenn man zum ersten Mal Menschen sieht, die man eigentlich schon ein halbes Jahr kennt und gefühlt schon ein halbes Leben kennt. Und das hätte ich nie gedacht, dass das so funktioniert. das war eigentlich immer auch, als wir angefangen haben mit diesen Online-Kursen so das große Manko, wo ich manchmal gedacht habe, Mensch, kann das irgendwie funktionieren mit diesem ganzen Online-Thema, werden das trotzdem menschliche Momente? Und das hast unter anderem du wirklich unter Beweise gestellt, dass das eben sehr wohl geht. Und das, ja, also wirklich, hat mich auch da ganz toll begeistert. Und, ja, also das heißt, du hattest diese Idee, du hast den Kurs gemacht und dann ist es ja trotzdem noch so, von der Idee ist ja noch kein Laden, also ist ja doch auch nicht so schwierig. Wie kam das denn?

Vanessa: Also wie es mit dem Laden kam, ja, es war, ich setze mir dann halt einfach ein Ziel und das will ich erreichen. Also ich bin jetzt selbstständig seit Mitte März letzten Jahres und habe mir dann einfach vorgenommen, okay, einen Schritt nach dem anderen. War dann erst mal so unterwegs, also man konnte mich dann eben so buchen für Events oder für Firmenfeiern, Jubiläen, alles Mögliche habe ich ja dann gemacht. Quasi mein erstes Event war bei uns im schönen Barockschloss, also wir haben ja in Ludwigsburg drei Schlösser. Und wir haben hier eine ganz tolle, ja, Online-Marketing-Agentur, die nennt sich, Hallo Ludwigsburg. Und eigentlich hatte ich mit den Mädels, mit der Deborah nur telefoniert, um mal einen Termin auszumachen, ja, ich mache mich jetzt selbstständig und ob man da eben nicht so ein bisschen Werbung machen könnte und so. Und dann hat sich quasi nach dieser halben Stunde im Gespräch so rausgestellt, hej, sag mal, wir machen eine Messe im Schloss in Ludwigsburg, möchtest du da nicht mitmachen? Ich hatte halt noch überhaupt nichts irgendwie vorbereitet, also ich war so, okay, ich mache mich jetzt grade selbstständig und dann, hm, komm doch mal mit ins Schloss, in das Gebäude unserer Stadt so. Und dann, ja, das war eigentlich mein Start, Startpunkt, ja und so…

Markus: Also jede Menge kaltes Wasser, in das du da geschmissen wurdest sozusagen.

Vanessa: Ja, geschmissen wurde, ich meine, mir wurden einfach sehr, sehr viele Chancen, ja oder ich habe eine Chance ergriffen auch. Also weil, manchmal muss man es auch einfach machen. Also wenn man zu viel nachdenkt, dann wird es manchmal auch nix.

Markus: Das stimmt und auch das ist wirklich was, was du echt vorbildhaft gemacht hast, eben die Chancen dir dann einfach zu packen und zu nehmen. Und ich kann mir vorstellen, das war für die eine oder andere Ludwigsburgerin oder Ludwigsburger dann gar nicht so einfach, wenn die auf einmal dann so ein Bier vorgesetzt bekommen, zum Beispiel mit neuseeländischen Hopfen oder so. Wie war das denn in diesem Schloss, kam das gut an?

Vanessa: Ja, das kam echt gut an. Das war am ersten Aprilwochenende letzten Jahres und davor war es total warm und super Temperaturen draußen und so, und ich hatte meinen Stand halt draußen, ja. Weil, du darfst eben mit Getränken und mit Speisen, darfst du nicht in die Innenräume. Ich so, ja, klar, dann stehen wir eben draußen und ich habe da eben meinen Stand und habe dann in einer anderen Ecke noch Testings gemacht, also da habe ich so Quick-Testings veranstaltet. Ja und dann in der Woche vor der Veranstaltung haben wir so den Wetterbericht geschaut und dann so, oh, es schneit.

Markus: Schneit?

Vanessa: Ja, es hat an dem Wochenende dann komplett durchgeschnien. Und wir waren eben draußen mit unserem Stand und es waren irgendwie minus ein Grad. Hat es alles nicht einfacher gemacht, aber irgendwie war das dann doch, hatte es seinen Charme. Und die Leute fanden das dann so cool, dass sie dann draußen auch noch ein Bier trinken konnten bei den Temperaturen. Für mich war es ganz gut, ich musste nicht meinen Kühlschrank mitnehmen, die Biere waren sowieso kalt. Ja, also, aber die Leute waren total interessiert auch daran.

Markus: Tja, da denke ich mal eher so ein bisschen an isländische Temperaturen oder so, wenn man da…

Vanessa: Ja, ich hatte tatsächlich auch ein isländisches Bier dabei, das hat gut gepasst.

Markus: Ah, na wunderbar, faszinierend. Ja, aber das ist dann eben auch sowas, man hat dann so eine tolle Gelegenheit und alles Mögliche und dann kommt sowas dazwischen. Wobei man ja sagen muss, okay, trotzdem ist es immer noch besser als es hat 40 Grad. Was wahrscheinlich sowieso nie passiert wäre Ende März oder Anfang April, aber trotzdem trinken die Leute ja auch bei kälteren Wetter gerne mal das ein oder andere Bierchen und probieren es vor allem auch einfach mal, das ist ja auch eine wichtige Sache. Und ich muss sagen, wir haben uns ja vor Kurzem auch gesehen, da waren wir in Baden-Württemberg bei einer Veranstaltung, wo du ja später auch noch deinen Auftritt dann gehabt hast, sprechen wir vielleicht auch noch drüber und haben da ja dann auch so ein bisschen die typischen Baden-Württemberger kennengelernt. Und das ist schon ein spannendes Volk, auch ein durchaus preisbewusstes Volk, muss ich sagen.

Vanessa: Kann man so sagen, ja.

Markus: Natürlich auch ein nettes Volk, keine Frage, also liebe Menschen, die aber halt manchmal andere Prioritäten setzen als vielleicht andere Leute in der Republik. Das ist manchmal auch eine Herausforderung oder?

Vanessa: Ja. Also, gut, ich lebe mein Leben lang jetzt eigentlich hier, bin ja auch hier geboren. Aber dadurch, dass ich halt auch einen anderen kulturellen Hintergrund, also ich bin ja Halb-Griechin, Viertel-Serbin und dann erst Viertel-Deutsche, wenn ich da so ein bisschen, ja, glaube ich, anders großgeworden und bei mir Zuhause gab es wirklich jegliche Kulturen. Ja, manchmal war mir das typisch Schwäbische auch fast ein bisschen fremd, muss ich sagen. Also ich habe bis zum Anfang meiner Ausbildung, habe ich den schwäbischen Dialekt eigentlich kaum um mich rum gehabt oder auch so dieses typisch Schwäbische, sage ich jetzt mal. Ich hatte da echt auch meine Schwierigkeiten, dass zu verstehen. Ja, ich glaube, man muss es einfach so ein bisschen mit, ja, mit Witz nehmen. Also was hier auf jeden Fall ist, hier ist ein hohes Qualitätsbewusstsein. Und dann kann man auch, wenn man jetzt ein bisschen, sage ich jetzt mal, hochpreisigere Biere irgendwie verkauft oder wie auch immer, das kann man dann so sehr, sehr gut an die Leute ran bringen.

Markus: Ja, das glaube ich auch. Also grade, weil eben, weil man eben sagt, das hat einen Anspruch sozusagen. Wenn der dann auch erfüllt wird, dann sind die auch glücklich und zufrieden. Und ich glaube auch, dass grade du so eine Scharnierfunktion da übernehmen kannst, weil du ja quasi sie ja trotzdem abholen und verstehen kannst und auch weißt, wie du dann den Leuten eben auch diesen anderen Weg aufzeigst und ihnen vielleicht auch eine Freude bescheren kannst, die die sich selber im Leben noch gar nicht so vorgestellt haben. Also hat ja auch was, wenn man dann so ein vielleicht sich vorgestelltes, wie soll ich sagen, also Hindernis dann auch einfach mal überwindet und dann merkt, wie schön das ist, wenn man dann so ein Bier, was weiß ich, vielleicht normalerweise nie gekauft hätte, weil man nur auf das Preisschild schaut, wenn man das dann eben probiert, weil einfach die Dame einen das so schön charmant erklärt. Dass ist das vielleicht auch ein ganz tolles Erlebnis, wo man sich dann selber freut und sagt, Mensch, das macht doch Sinn, sich auch in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln, sagen wir mal so. Ja, aber wir waren noch im Schloss, wie kommt es denn dann zum Laden?

Vanessa: Ja, dann ging es eigentlich weiter, also wie gesagt, ich habe ja nie aufgehört dann, ja, verschiedene Events zu machen. Also zum Beispiel letztes Jahr durfte ich ab Mai dann auf dem Hi.Francky sein. Also du musst dir vorstellen, wir haben ja auch schon drüber gesprochen, das ist eine alte Malzkaffeefabrik von Caro-Kaffee gewesen. Das ist ein altes Nestle-Gelände und ich habe mich dann quasi bei dem Gelände beworben. Also das ist so eine Freifläche, die bespielt wird, also jetzt auch wieder, ganz toll, war ich gestern wieder bei der Eröffnung mit dabei. Und da war ich dann über vier Monate mit einem Außenstand und habe jede Woche andere Biere dabei gehabt und habe so den Leuten in Ludwigsburg quasi verschiedenste Biere präsentiert. Und habe halt immer geschaut, wo könnte man denn, die man so kennt, unv. ImmoScout und diese ganzen Portale, habe halt immer geschaut, okay, wo könnte es jetzt mal einen Laden geben? Und hatte, ja, eigentlich immer Pech, muss ich sagen. Also fast ein Jahr habe ich ja intensiv gesucht und es war relativ oft so die Aussage, auch wenn es mal gepasst hätte, nee, eine Bierkneipe wollen wir nicht haben. Also da war schon sehr, sehr viel Aufklärungsarbeit auch zu tun. Und vielleicht, um das wieder aufzugreifen, was du vorhin gesagt hast, ich denke, wenn ich jetzt einen Weinfachhandel machen würde oder gemacht hätte, wäre es einfacher gewesen, weil, das ist für die Leute greifbarer hier. Ja und dann, irgendwann kam über verschiedene Wege, also auch dann von Stammkunden von mir von diesem Frank-Areal, kam dann so ein Inserat rein geflattert, wo die meinten, ej, guck dir doch das mal an, das sieht so toll aus, melde dich da mal. Und ich hatte das auch schon auf ImmoScout gesehen, war aber noch nicht ganz so sicher. Ja und dann habe ich es mir dann mit der Isa, mit meiner Partnerin angeschaut und eigentlich war es in dem Moment schon klar, wo wir reingegangen sind oder wo ich mit meiner Vermieterin schon telefoniert habe, ja, das ist es. Also es ist echt genauso, wie ich es mir vorgestellt habe eigentlich, also ich hätte es mir nicht schöner ausmalen können. Ein wunderschönes Souterrain, sage ich jetzt mal, es ist eine EG-Fläche und dann geht es noch so ein bisschen Treppen runter. Mit alten Holzbalken, freigelegt, also überall siehst du auch so dieses alte Holz, also ist total schön. Und wer mich jetzt in Ludwigsburg mal besuchen kommt, ich hatte auch vorab meine Messestände und so immer selber mit Holzkisten gebaut, also das hat einfach perfekt gepasst, und habe jetzt nicht nur den Verkaufsraum, sondern einen kleinen Tasting-Nebenraum. Das heißt, ich kann halt auch während der Verkaufszeiten, kann ich auch Tastings machen, das ist total toll. Und, ja, meine Vermieterin wohnt über mir und die ist, ja, eine der coolsten Personen überhaupt, die feiert das total. Also, ja, habe richtig Glück gehabt.

Markus: Ja, ich kann mich auch noch erinnern, wo du mir damals die ersten Bilder geschickt hast von dem Laden, wo du gesagt hast, Mensch, den könnte ich haben, ist das spannend. Und mich hat auch diese Form, diese Freiheit, diese Offenheit und vor allem dieses Holz total fasziniert und das ist echt, ja, super schön und auch toll, dass die Vermieterin da so hinter dir steht. Trinkt die auch mal ein Bier?

Vanessa: Ja klar, aber am liebsten tatsächlich das Helle von SinghBräu, von meinem guten Freund aus …

Markus: Naja, ist ja nichts dagegen zu sagen.

Vanessa: Ja, nee, sie ist einfach so, ja, nee, ein Helles, das mag sie einfach super gern. Und dann freue ich mich immer, ja, wenn sie eben da zu den kleinen süßen Fläschchen greift. Ja, aber auch so probiert sie immer mal wieder sich durch. Und, ja, ist sehr, sehr schön im Haus bei uns.

Markus: Wunderbar. Wie lange oder wie hast du auf so die Woche, wenn jetzt jemand zu dir kommen möchte?

Vanessa: Also ich habe Dienstag bis Donnerstag von 13 bis 18 Uhr geöffnet, Freitag 13 bis 19 Uhr und Samstag 11 bis 16 Uhr, genau. Und dann sind eben noch die verschiedenen Events, die sind meistens ab 18 Uhr, sage ich jetzt mal, Testing so 18 bis 20, 21 Uhr. Dann, ich habe einen Stammtisch der besonderen Biere, der ist auch von 18 bis 21 Uhr. Das ist dann quasi eine relativ lockere Runde, da stelle ich ein Bier vor. Also ein Bier ist dann quasi mit drin, das stelle ich den Leuten vor und danach ist einfach so ein schönes Beisammensein, ja, fast so ein bisschen wie ein Barcharakter. Und dann habe ich noch meine Brauerei- Live-Musik-Events, die gehen dann von 18 bis 22 Uhr.

Markus: Boah, also wirklich immer was los, das ist ja wunderbar. Wenn man jetzt so ein Testing erleben möchte, wie kommt man da ran?

Vanessa: Also ich habe Online meine ganzen Termine immer eingestellt auf meiner Website und bin natürlich auf Instagram und Facebook auch ziemlich aktiv. Ja und wie du sagst, also ich habe jede Woche eigentlich ein Event oder fast zwei. Ich mache da schon sehr, sehr viel und sehr gerne auch was. Ja und dann kommen jetzt auch, jetzt geht es ja langsam Richtung Sommer, jetzt kommen auch die ganzen Außen-Events wieder, ja, das wird toll, wird richtig spannend. Zum Beispiel die Ludwigsburger Bierkultur, die ich zusammen mit dem Kraftpaule aus Stuttgart veranstalte.

Markus: Ja, das ist auch noch spannend, der liebe Torsten war ja auch schon Gast bei uns. Und das ist tatsächlich auch jemand, den ich praktisch mehr oder weniger von der ersten Idee zum Laden begleitet habe bis zur Realisierung. Und das freut mich umso mehr, dass grade ihr beide jetzt dann auch zusammengefunden habt und Dinge zusammen macht. Aber bevor wir vielleicht da noch weitergehen, du wolltest ja noch ein Bier aufmachen, glaube ich.

Vanessa: Ja, ich wollte noch ein Bier aufmachen.

Markus: Wenn du es denn möchtest.

Vanessa: Ja, also natürlich. Also, ich muss nur ganz kurz das Glas natürlich ausspülen.

Markus: Ja, ja, kein Problem, wir spielen ein bisschen Fahrstuhlmusik dazwischen, so, ja.

Vanessa: Juhu oder Jeopardy, dim, dim, dim.

Markus: Na, wie heißt es, das Girl aus Ipanema oder so oder? Na, egal. Das ist ja das Schlimme bei einem Podcast, da darf man ja keine Musik spielen, sonst ist das gleich sehr, sehr teuer, weil man ja so viele potenzielle Hörer*innen hat und dann ist das für die GEMA quasi nicht greifbar, deswegen lassen wir es lieber. Aber apropos Live-Musik, wir könnten mal jemand singen lassen, aber weiß ich gar nicht, wie das dann wäre. Egal, also, nun ist das Glas gereinigt.

Vanessa: Ich habe mich auch erst neulich mit der GEMA wieder auseinandergesetzt. Weil natürlich, in einem Laden spielt man Hintergrundmusik und wenn ich natürlich Live-Musik-Events da habe, ist das auch so eine Sache. Ja, also sehr, sehr spannend. Übrigens, ich habe grade nochmal nachgeschaut, weil du gefragt hattest, ich war schon in 35 Ländern.

Markus: Woah, das ist ja schon eine große Menge Planet sozusagen. Da müssen wir gleich noch weiterreden, aber hören wir uns erst mal oder, ja, doch, hören wir mal, was du zu deinem Bier zu sagen hast.

Vanessa: Genau. Also jetzt versuche ich, es auch mal wieder schön aufzumachen.

Markus: Perfekt.

Vanessa: Es strömt mir auch gleich schon wieder entgegen. Na, das hat man wahrscheinlich auch wieder nicht gehört, aber …

Markus: Doch, dieses Mal hat es ein bisschen geplätschert.

Vanessa: Oh, sehr schön, na also. Ich habe das wunderbare New Seeland Island Pale Ale von True Bräu aus München hier im Glas. Also das ist ein, sage ich jetzt mal, Hazy Pale Ale aus dem Bilderbuch, sage ich jetzt mal. Super schöne Schaumkrone, schneeweiß, ja, recht großporiger Schaum. Strahlend gelb im Glas, also so richtig schön sonnengelb. Sehr trüb, ich sehe auch meine Hand wieder nicht. Und wenn man jetzt die Nase rein hält, kommen eben gleich diese verschiedenen Hopfenaromen, diese Aromen in die Nase. Also das hat auch wieder diese leichte Weißweinaromatik mit dabei. Ich finde, bei dem Bier ist es tatsächlich auch ein bisschen kräutig, also wir haben da so schöne Bergkräuter irgendwie in der Hand so zerkleinert. Citrus, Zitrone, Orange, leicht Grapefruit. So ein bisschen Sternfrucht auch, mag ich auch sehr, sehr gern. Und jetzt nehmen wir mal den ersten Schluck. Ja, ist immer wieder ein Geschmackserlebnis. Also es ist wirklich komplett, der ganze Mund ist voll mit diesen erfrischenden Citrusaromen und dann so dieses ganz Weiche, also es umspielt so fast die Zunge hinten so ein bisschen mit diesen Trauben so, also wenn du so schöne helle Trauben isst. Kräutig, eher so ein bisschen Thymian, leicht Basilikum noch mit dabei. Ja und es ist total weich, also es ist super weich, ja.

Markus: Und ich bin schon wieder neidisch, das ist ja sehr, sehr schön. Und es erinnert mich auch ein bisschen, muss ich sagen, weil wir ja grade erst diese Biere da probiert haben aus Neuseeland. Und es ist wirklich spannend, also da habe ich zwei so Trends eben festgestellt. Einmal, das man wirklich ziemlich oft gut erkennen kann, wo diese neuseeländischen Hopfen im Spiel sind. Und das Zweite, da haben wir unseren gemeinsamen Freund den Florian Erdel, der ja ganz viel schon experimentiert mit dem Thema Biotransformation. Also was passiert, wenn man mit Hefe, Malz, Hopfen und so weiter so spielt, dass es da eben besondere Aromakombinationen gibt durch die biologischen Prozesse. Und auch das ist ein Trend, den man tatsächlich den Bieren dann anschmeckt oder wo man eben merkt, okay, wo sind Hefen verwendet worden, die diese Eigenschaften haben und die dann eben noch diese besonderen Aromen rausholen können. Und das ist wirklich ein tolles Erlebnis, das vergisst man auch nicht so schnell. das Einzige ist, dass dann natürlich logischerweise, wenn diese intensive Aromatik die eigene Wahrnehmungsgeschichte soweit verschiebt, dann sind natürlich auf der anderen Seite die Sachen, die man vorher hatte, werden ein bisschen blasser. Also das ist dann halt leider so. Aber man merkt eben wirklich, wie intensiv was geht, wenn man das wirklich, sage ich mal, perfekt wäre das falsche Wort, weil, es kommt wahrscheinlich noch ein Trend dann nach oder so, aber wenn man das zumindest soweit treibt, wie es bis jetzt noch nicht getrieben worden ist, also das ist schon toll. Und das sind dann Getränke, wie du sagst, die haben eine neue Welt, die haben eine neue Qualität. Und da verabschiedet man sich auch wirklich von dem bisherigen Gedanken Bier, sondern hat wirklich ein ganz spannendes, ja, natürlich Bier, aber halt mit viel mehr Aroma, mit anderen Aromen.

Vanessa: Ich habe das die Woche auch tatsächlich vom Fass bei mir im Laden, also ich habe ja auch immer zwei verschiedene Fassbiere angezapft. Und ich habe es tatsächlich mit Fernweh im Glas betitelt und so fühlt sich das auch an, wenn man das trinkt. Weil man einfach sofort, auch wenn man jetzt nicht wüsste, woher diese Hopfensorten kommen, merkt man, okay, das muss irgendwas sein, das jetzt nicht hier heimisch ist.

Markus: Bin ich immer noch fasziniert, sowohl von den Leuten als auch von den Bieren. Ja, also auch nochmal der Aufruf natürlich an alle, die das vielleicht noch nicht probiert haben, also besorgt es euch mal. Ihr merkt ja, es gibt sogar aus München solche Biere, also einfach da mal ein bisschen drauf achten und ein bisschen sich da drauf einlassen. Ja, wir waren jetzt noch ein bisschen beim Ausland, da würde ich dich gern noch zwei, drei Sachen fragen, bevor wir dann auch mal irgendwann zum Ende kommen müssen, aber so ist das ja in diesen BierTalks. Ja, 35 Länder, das ist ganz schön viel. Wir waren in Irland, wir waren auf Neuseeland, wir waren auf Island. Also ich muss ja sagen, das freut mich auch schon deswegen, weil ich ein totaler Insel-Freak bin und ich eigentlich am liebsten immer erst mal auf jeden Fall zu einer Insel fahre und mir dann überlege, wohin. Ja und deswegen die Frage, wo warst du denn sonst noch auf Inseln?

Vanessa: Auf Inseln, Australien.

Markus: Oh ja, das ist ja eine ziemlich große Insel.

Vanessa: Das ist eine ziemlich große Insel. Okay, warte mal. Natürlich, gut, Mallorca, die Kanaren, griechische Inseln. Gut, Irland ist ja auch eine Insel, italienische Inseln. In den Niederlanden war ich tatsächlich das erste Mal mit meiner Abschlussfahrt damals, sind wir mit einem Segeltörn von Insel zu Insel gefahren, das war eigentlich auch ganz witzig. Ja, Großbritannien natürlich. Südafrika, nee, da waren wir leider nicht auf einer Insel. Curacao war ich schon.

Markus: Woah!

Vanessa: Dann in Vietnam war ich auf einer ganz tollen Insel, die heißt Phu Quoc. Und da haben wir einen Kochkurs gemacht bei einer lieben Familie, die eine eigene Farm hatte. Und da war auch wieder so die Begegnung mit dem Bier tatsächlich. Wir sind dann an so einer Scheune vorbeigelaufen, also er hat uns die ganze Farm gezeigt, was er da für Früchte und Gemüse anbaut und war ganz toll. Und dann sind wir eben an dieser Scheune vorbeigelaufen und dann hing da so ein Bierschild, so ein Bierleuchtschild. Und dann so, ich weiß jetzt nicht mehr genau den Namen, aber lass es Phu Quoc Brewering gewesen sein und dann meinte ich so, häh, ja, braust du auch hier Bier? Und er meinte, ja, er braut jetzt hier auch Bier. Weil, es war ein deutscher Tourist hier und der meinte, hier würde gut eine Brauerei reinpassen.

Markus: Ist ja unglaublich, Wahnsinn.

Vanessa: Das ist einfach auch so eine schöne Geschichte, ja.

Markus: Und das hast du auch probiert dann, die Biere?

Vanessa: Ja. Also er hatte nur eins da, also so typisch Lager halt. Aber war gut, kann man nicht meckern auf jeden Fall.

Markus: Faszinierend. Ja, das ist ja schon mal sehr schön. Und gab es sonst noch ein Land, was vielleicht jetzt keine Insel war, was dich besonders beeindruckt hat?

Vanessa: Was mich besonders beeindruckt hat? Ja gut, habe ich ja vorhin schon hier, Großbritannien. Gut, USA war natürlich auch sehr beeindruckend. Also da dufte ich zweimal sein, einmal im Rahmen einer kleinen Rundreise durch New Mexiko, Arizona, Nevada. Also das war auch schon total spannend, da war ich 21, nee, 20 war ich und ich war total traurig, weil ich natürlich kein Bier trinken durfte.

Markus: Ach so, ja, stimmt, ja.

Vanessa: Ja. Wir waren in Las Vegas oben auf dem Stratosphere-Tower, also da konntest du dann quasi über ganz Las Vegas drüber schauen. Und da gab es eine richtig tolle Bar und ich dachte, cool, jetzt so ein Bier. Ja, ging dann halt nicht.

Markus: Boah, krass. Okay.

Vanessa: Das war auch so ein bisschen, naja. Ja, ansonsten, klar, Australien ist halt, da habe ich ja nur einen kleinen Teil sehen dürfen. Also wir waren an der Ostküste und dann noch das zweite Mal, also durfte ich auch schon zweimal sein, im Süden. Und das ist total unterschiedlich, also da muss man, glaube ich, noch zehnmal hinreisen, dass man da wirklich jede Ecke irgendwie mal anguckt.

Markus: Ja, nee, das stimmt. Und es ist überhaupt so, die Welt ist einfach doch ziemlich groß und man hat ja immer nur so Teile, die man irgendwie sehen kann. Also ich muss sagen, mir ging es am Anfang zum Beispiel so, als ich ein paarmal in Paris war, da hat man immer alles mit der U-Bahn gemacht. Das heißt, man fährt irgendwohin und steigt dann immer irgendwo aus und dann kennt man halt so die, was weiß ich, halben Kilometer rund um diese U-Bahnstation. Und dann habe ich einmal ganz bewusst gesagt, ich nehme jetzt gar keine U-Bahn, sondern ich laufe alles.

Vanessa: Ah, cool.

Markus: Und tatsächlich verbinden sich dann diese ganzen Inseln, die man so hat, erst zu einem Ganzen, dass man dann auch wirklich so einen Eindruck von dieser Stadt bekommt. Und so ähnlich habe ich es auch in London gemacht und in Berlin. Und das ist natürlich ganz schön anstrengend, aber wirklich auch total spannend. Und dann bekommt man nämlich auch ein Gefühl für die Entfernungen und man bekommt auch ein Gefühl für diese unterschiedlichen Stadtteile, die halt auch anders ticken. Also grad Berlin ist ja so ein Beispiel, da habe ich dieses touristische Ding, wo in der Mitte halt das Brandenburger Tor ist und so. Und klar, da geht jeder hin und jeder Tourist kennt das. Aber dann gibt es diese ganzen Kieze, die ja eigentlich auch lauter Großstädte sind, das darf man ja nicht vergessen.

Vanessa: Ja, sicher, voll, ja, das stimmt.

Markus: Das ist ja, also jeder Kiez über 100.000 Einwohner hat. Und diese Großstädte haben alle auch wieder ihr Zentrum und ihre Unterteilungen und da leben verschiedene Menschen. Und da gibt es natürlich auch Biere und die passen dann aber auch zu den Gegenden, wo die jeweils sind. Und dann versteht man zum Beispiel auch eher, warum eben die eine Brauerei hier ist und die andere da und das fand ich total spannend. Und, ja, wie gesagt, also die Welt ist groß und grade bei so Ländern wie USA oder Australien.

Vanessa: Du hattest neulich, ja, auch wegen dem World Beer Cup, warst du ja zuerst in New York. Und das war so spannend, was du da geschrieben hast, dass in New York 70 Brauereien ansässig sind, das finde ich so krass.

Markus: Das ist Wahnsinn, ja. Ja, aber, ehrlich gesagt, in London sind es mittlerweile immer noch 260 oder so. Also diese riesen Städte, das ist Wahnsinn.

Vanessa: Ja, schön.

Markus: Ja, selbst, in Anführungsstrichen, kleinen Nashville, wo wir jetzt waren, selbst da, also ich habe sie jetzt nicht gezählt, aber es gab echt viele Brauereien. Und ich meine, gut, es wird auch ein bisschen anders gehandhabt, da ist es halt auch einfacher, sagen wir mal, mal eben sich so seinen Braukessel irgendwo hinzustellen und die Mentalität ist halt auch ein bisschen anders. Das ist, das muss ich wirklich sagen, das hat man da gemerkt, also jetzt ohne jetzt übermäßig zu schwärmen oder wie auch immer, aber es ist einfach so, der klassische Amerikaner, sage ich jetzt mal, der hat einfach so ein Möglichkeitsdenken. Also die sagen halt, okay, ich würde gern eine Brauerei aufmachen und dann sagt der, ich mache eine Brauerei auf. Und wenn dann irgendwie dazwischen eine Schwierigkeit ist, dann wird eben das getan, was zu tun ist, um diese Schwierigkeit zu überwinden. Und meistens schaffen die das dann auch, also haben auch weniger Hürden vielleicht als bei uns. Ja, eben also. Und bei uns ist es ja oft so, dass man sich, bevor man dann irgendwas macht, man erst mal wirklich alles sammelt, was es an Hürden theoretisch geben könnte und dann wird dieser Berg natürlich immer größer und immer höher. Und dann sagt irgendwann jemand, ich steige da gar nicht hoch, weil mir das dann einfach zu viel ist und dann bleibt man halt ewig unten. Und das ist in der Tat was, was ich echt spannend finde, also man hat da wirklich so ein permanentes Aufbruchsgefühl erlebt. Wo auch ich zum Beispiel mir gedacht hätte, wenn ich jetzt da aus irgendwelchen Gründen bleiben müsste, irgendwas würde ich schon machen können, um mich da über Wasser zu halten und da integriert zu werden, um da irgendwie klarzukommen. Also wie gesagt, das ist jetzt kein jugendlicher Amerika-was-weiß-ich was-Traum, sondern das ist so, wie ich es erlebt habe, muss man wirklich sagen. Natürlich hat das alles seine Schattenseiten und Dinge, die nicht so schön sind wie bei uns, aber dieses, also diese Grundeinstellung der Menschen, auch diese Grundfreundlichkeit, muss ich sagen, die waren alle immer sehr nett, sehr sympathisch, haben sich echt bemüht.

Vanessa: Das kann ich auch nur bestätigen, ja.

Markus: Mir ist das bewusst geworden, ja, ganz kurz noch, als ich wieder gelandet bin, bin ich dann, wo sind wir denn vorbeigekommen, ah ja, dann waren wir in Frankfurt am Flughafen und bin ich raus aus dem Flughafengebäude zu meinem Bus. Und dann ist das eben, als Erstes muss man mit einem Shuttle fahren, wo man von einem Terminal zum anderen fährt. Kennt man ja vielleicht bei Flughäfen und so. Und dann war der Shuttle-Bus, in den ich rein bin, fast voll, also nicht ganz voll, aber schon ganz gut gefüllt. Und dann war da draußen offensichtlich ein junger Mann, dessen Job es war, das so ein bisschen zu steuern. Und dann kam so eine japanische Familie, irgendwie Eltern und zwei Kindern und hatten halt so einen Wagen dabei mit drei, vier Koffern drauf, also schon ein bisschen größeres Gepäck. Und dann hat dieser junge Mann wirklich nichts Besseres zu tun gehabt, als die in einem ziemlich harschen Ton anzugehen, dass sie jetzt in diesen Bus nicht mehr einsteigen können, weil in einer Viertelstunde der Nächste kommt und sie da jetzt eh nicht mehr reinpassen und das geht jetzt nicht und so weiter. Und da hat man wirklich gemerkt, eine schlechte Stimmung einfach war. Man hätte das auch anders machen können beziehungsweise wäre auch noch bei Weitem genug Platz gewesen, da mit reinzukommen. Zumal, man hätte etwas Platz machen können, die da drin waren. Und man hat auch dann wirklich das Unverständnis aus den Augen dieser japanischen Familie gesehen, was da grade abgeht. Und das ist wirklich so symptomatisch. Also nicht, dass es bei uns immer so ist, es gibt auch viele nette Deutsche, keine Frage, aber wirklich grade in diesem geschäftlichen Umfeld immer erst mal zu gucken, welche Regeln gibt es, die jemand beachten muss und worauf muss ich Leute hinweisen und so weiter, das ist schon ein bisschen deutsch, muss ich sagen.

Vanessa: Ja, definitiv, also das kann ich auch nur bestätigen. Also was ich jetzt vorhin noch sagen wollte, ich finde auch, ja, kommt ja auch so klischeehaft eben, dass in den USA alles so aufgesetzt eben ist. Aber, ich muss sagen, ich fühle mich da eben trotzdem willkommen. Also wenn jemand einfach freundlich und nett ist zu mir, ob der das in dem Moment vielleicht jetzt ernstmeint oder nicht, finde ich das trotzdem schöner, wenn ich mich willkommen fühle und freundlich behandelt, wie eben vielleicht auch so eine Geschichte, die du jetzt grad erzählt hast, ja.

Markus: Genau, das ist ja der Punkt. Genau, richtig, das, was du sagst, ne, weil das kann ja sein, vielleicht war dass das erste bewusste Erlebnis, wo diese vier Japaner einen Deutschen erlebt haben so richtig. Und das ist natürlich, sowas prägt.

Vanessa: Voll, ja.

Markus: Also insofern, das stimmt und, ja. Aber gut, ich meine, das Gute ist ja, allen Leuten, die bei dir in den Laden kommen, geht es definitiv nicht so. Die werden bestimmt freundlich und fröhlich begrüßt und dann auch gleich biermäßig auf den richtigen Pfad geführt und dann haben die auch eine schöne Zeit und ganz viel Spaß.

Vanessa: Ja, also das will ich auf jeden Fall immer vermitteln. Und ich habe auch wirklich viele, viele Menschen da, die kommen rein und sagen, ich habe gar keine Ahnung von Bier, ich brauche aber ein Geschenk für meine Liebsten oder so. Und dann sage ich halt immer, gut, dafür bin doch ich da, dann nehme ich dir das ab und dann machen wir ein schönes Geschenk. Ich packe einen schönen Geschenkkorb zusammen und dann sind die Leute total happy und, ja, haben einen schönen Tag. Und mir ist es einfach dann immer wichtig, dass die Leute rausgehen und ein Lächeln irgendwie im Gesicht haben.

Markus: Ja, liebe Hörer, jetzt habt ihr auch genau das gehört, worum es uns ging, also euch zu sagen, pass auf, fahrt mal nach Ludwigsburg, besucht die liebe Vanessa. Schaut euch im Laden um, lasst euch beraten, lasst euch verführen und geht dann natürlich vielleicht mit einem möglichst leichten Geldbeutel wieder raus und vielen Erlebnissen und spannenden Bieren und, ja, erzählt weiter. Und, ja, vielen Dank, liebe Vanessa, für deine Zeit, für diese spannenden Stunden, für deine zwei Biere, die mich schon wieder sehr neidisch gemacht haben. Und dann wünsche ich dir heute noch einen ganz, ganz schönen Tag und natürlich viel Erfolg dann wieder zurück auf dem Festival.

Vanessa: Danke schön, das wünsche ich dir auch, einen ganz, ganz tollen Abend und ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 110 – Interview mit Paul Schüßler, Hobbybrauer, Blogger & Gewinner des Wettbewerbs der Home Brew Bayreuth 2023

Paul lernte schon als Stöpsel die Segnungen der Getränkeindustrie kennen, das Bier entdeckte er dann als Teenager – und ein paar Jahre später entdeckte es ihn: Denn ein geschenktes Bierbraukit verwüstete zwar Küche und Gaumen, aber dann kam der Ingenieur in Paul heraus und er stellte sich der Herausforderung, den Gerstensaft zu meistern. Als Glückspilz gewann er schließlich eine komplette BrauEule und der Bann war gebrochen. Seine spannenden Reisen kann man über Pauls Blog und YouTube-Kanal „Friedies Brauhaus“ verfolgen und sieht dort auch, wie er das Thema Hobbybrauen auf ein neues Level gehoben hat. Im BierTalk verkosten wir vier Biere aus der Braufeder von Paul und sprechen über die ganz besondere Faszination dieses Hobbys.

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder richtig im Bier, diesmal beim Brauen, beim Heimbrauen, Hobbybrauen, aber auch irgendwie beim richtigen Brauen und bei jemanden, der das auch wirklich richtig drauf hat und im Blut hat. Und da freue ich mich total drauf, dass wir uns endlich mal hier auch virtuell treffen, nachdem wir uns ja persönlich schon auf diversen Wettbewerben und Festivals gesehen haben. Ja, ich bin heute zusammen mit Paul Schüßler, besser bekannt vielleicht auch unter seinem Online-Thema Friedis Brauhaus, wo wir auch gleich noch drüber sprechen. Paul, wunderbar, dass du da bist. Hallo, erst mal.

Paul: Ja, hallo, schön, dass ich hier sein darf. Ich freue mich total, ich höre euch, dich regelmäßig und jetzt selber hier dabei zu sein, ist super.

Markus: Cool! Na, das ist ja umso besser, endlich habe ich mal meinen Hörer gefunden. Ein paar mehr sind es schon, also alles gut. Aber freut mich natürlich riesig, perfekt. Ja und normalerweise labern wir erst mal ewig rum, aber, du hast uns vier tolle Biere geschickt und ich glaube, wir sollten bei dir einfach mit einem Bier anfangen und dann anfangen zu reden, wenn du nix dagegen hast.

Paul: Das hört sich gut an, das hört sich gut an.

Markus: Wunderbar. Also du hast vier wunderbare Biere in einem Päckchen geschickt und die stehen jetzt alle vor mir, unterschiedlich breit, hoch, manche auch mit einem besonderen Gewand oben drauf. Mit welchem würdest du denn anfangen wollen?

Paul: Ich glaube, ich würde das Autum Cream Ale als erstes trinken.

Markus: Ah, sehr schön!

Paul: Das ist am gespanntesten und ist ein guter Starter.

Markus: Also es schaut schon in der Flasche bei mir ganz toll aus, also als hätte ich es so vorbereitet. Sind außen dran richtig schöne Kondenswasserperlen, die so überall sich verteilen. Wenn ich die Flasche gegen das Licht halte, schimmert es schon so richtig schön raus. Und Herbst und Cream Ale, das ist ja beides ein tolles Thema, also machen wir das mal auf, hervorragend. So! Ach ja, sehr schön! Also bei mir ist es schon so richtig cream-alig, wenn man das so sagen kann, also ein richtig schöner Schein, Schimmer in diesem Bier. Oben drauf ein richtig fester schöner Schaum, leicht getönt. Ja, die Farbe kann man kaum beschreiben, also so Sand, Orange, ein Sonnenuntergang im Herbst, das passt eigentlich dann sehr gut zu dem Bier. Wie würdest du es beschreiben?

Paul: Ja, also hast du wunderbar gesagt. Ich muss dazu sagen, ich habe das Fass quasi jetzt fast leer und habe dir eine der letzten Flaschen quasi da rausgeschickt. Das heißt, es kann sein, dass ein bisschen Hefetrübung mit dabei ist. Aber, grundsätzlich hast du das sehr schön beschrieben, genau. Also es sollte nicht so wie so ein klassisches Cream Ale, so strohgelb sein, sondern sollte so eben an den Herbst angelehnt, ein bisschen orangefarbener, sandiger sein, einfach ein bisschen, ja, ein bisschen herbstlicher.

Markus: Ja, nee, fantastisch. Und, ja, passt ja auch zum Ursprung des Cream Ales, das waren damals bestimmt auch keine strohgelben Biere, also insofern hervorragend. Und wenn man da so reinriecht, hat das auch einen ganz angenehmen Geruch. Das ist schön, das schwankt so, auf der einen Seite habe ich so schöne fruchtige Aromen. Und da habe ich so einen Apfel, einen richtig schönen frischen Apfel, den man so aufschneidet. Und dann geht das aber auch so über in so rote Beere, bis hin zu so fast Wein-, Weißweinnoten und dann kommt aber auch so ein bisschen Getreide, so das klassische Malzaroma rüber. Und sehr frisch insgesamt, einen sehr, sehr frischen spritzigen Geruch. Wenn man sowas sagen kann, ist ja auch immer schwierig, aber es macht auf jeden Fall ein bisschen Lust. Also, ja, wie siehst du es?

Paul: Ja, genau, also ich habe versucht, also ich habe jetzt mehrere Cream Ales schon gebraut, weil dieser Stil auf einmal so ein bisschen, auf einmal war er da und ich wollte dann auch gucken, wie schmeckt das. Weil, in Deutschland eins zu kriegen, ist gar nicht so leicht, ein richtiges Cream Ale, also ein Bier mit einem bestimmten Mais- oder Reisanteil. Und dann haben wir es oder ich dann selber ausprobiert. Und die Variante habe ich dann tatsächlich auch ein bisschen hopfiger gemacht. Ich habe einen amerikanischen Hopfen genommen, habe da relativ viele Hopfengaben verteilt im Brauprozess. Und dann eben auch spät raus hinten damit noch ein bisschen gestopft, sodass dann diese Aromen so ein bisschen zustande kommen. Und, ja, es sollte trotzdem, so wie du es auch sagst, trotzdem so ein frisches Bier sein, nicht ganz so schwer, aber es sollte so langsam den Herbst einläuten. Und jetzt, ja, mittlerweile haben wir ja schon den Herbst hinter uns, den Winter fast hinter uns oder, den haben wir eigentlich schon hinter uns und, ja, aber man kann es trotzdem noch trinken, finde ich, also es passt auch jetzt so in diese Frühlingstage.

Markus: Absolut. Und ich muss sagen, wir haben ja heute am Tag der Aufzeichnung so einen richtig typischen Apriltag, zumindest hier in Bamberg. Das heißt, es hat den ganzen Tag abwechselnd geregnet, ein kleines bisschen Sonne, dann hat es gestürmt, vorhin hat es gewittert, jetzt grade ist wieder blauer Himmel, aber die Hälfte vom Himmel hat schon wieder ein Wolkenband. Also das ist auch herbstlich, also insofern ist das, wenn man die Welt jetzt andersrumdrehen würde, dann wären wir jetzt praktisch ja im Herbst, also insofern ist alles gut. Ja und ich finde auch wirklich, Cream Ale ist ein total spannender Bierstil und wie du sagst, man kriegt sie kaum. Also wir haben für unsere Online-Ausbildung, haben wir für das Amerika-Modul ja auch Cream Ales gebraucht. Und am Ende vom Tag habe ich dann tatsächlich Leute gebeten, die letztes Jahr beim World Beer Cup waren in den USA und habe denen da eine Einkaufsliste gegeben, was sie alles mitbringen sollen und da waren ganz viele Cream Ales dabei, damit wir irgendwas zum Verkosten hatten, das war in der Tat schwierig. Und der Bierstil an sich ist ja toll und auch die Idee dahinter sozusagen, okay, wir machen jetzt mal so ein bisschen eine Art von, ja, so eine Mischung aus Pils und Golden Ale irgendwie. Das man sagt, man hat eine obergärige Hefe, die man kalt vergärt, hat die amerikanischen Rohstoffe noch dazu und macht dann irgendwie ein schönes Trinkbier, also passt ja eigentlich. Apropos trinken, das habe ich ganz vergessen. Prost!

Paul: Prost! Ja, also ich finde das auch sehr, sehr spannend, diesen Stil und finde ihn auch absolut, ja, flexibel in der Nutzung. Also man kennt so diese Klassischen, also wir als Hobbybrauer, wir gucken ja auch in die amerikanischen Foren rein oder wir schauen, was da so gebraut wird. Und dann kommt natürlich auch immer mal wieder ein Cream Ale, aber die sehen immer relativ gleich aus. Aber, ich finde, es funktioniert auch ein bisschen dunkleren Malzen. Ich habe hier halt auch ein bisschen Münchner Malz mit dazugegeben statt nur Pilsner und Mais und habe auch so ein bisschen einen ganz, ganz leichten Karamellanteil mit dabei, sodass es dann eben diese Farbe gibt und auch so ein bisschen vollmundiger wird. Und trotzdem drauf geachtet, dass die Hefe halt relativ viel Zucker umsetzt, sodass es dann eben diese Frische und Spritzigkeit kriegt.

Markus: Genau, also das wollte ich grad sagen, das merkt man eigentlich sehr schön, dass dieses Bier so ein bisschen auf beiden Welten reitet. Also auf der einen Seite merkt man schon das Hochvergorene, hat durchaus auch von dem Alkohol, kriegt man schon ein bisschen was mit, dadurch ist es aber auch schlank. Und auf der anderen Seite hat man dann tatsächlich eben aber auch vom Karamellmalz noch so ein bisschen leichte schöne röstige Aromen dabei. Überhaupt das Malz macht sich bemerkbar, der Körper ist schön, das Mundgefühl ist auch schön cremig. Und das ist ja das, was den Amerikanern so ein bisschen verlorengegangen ist, das man einfach über diese ganzen Adjunks, die man verwendet, einfach die ganzen schönen Malzaromen, die über den Prozess der Malzherstellung einfach in das Malz reinkommen, dass man die einfach verloren hat oder reduziert hat und die Biere dann nicht mehr so viel hergeben. Also das ist wirklich schön und ich finde auch hinten raus die Bittere sehr angenehm. Also die kommt dann und bleibt auch.

Paul: Genau, das war auch ein bisschen der Plan, dass man schon so ein, naja, nicht kantig, aber der Herbst ist ja auch so ein bisschen, wie du es jetzt beschrieben hast, wir haben ja fast schon, dieses Aprilwetter ist ja herbstlich. Aber so habe ich es mir halt auch vorgestellt und ein bisschen kantig ist es schon und so sollte eben dieses Bier sein.

Markus: Ja und auch toll, wenn du das vor einem halben Jahr schon gemacht hast, dass es sich immer noch in so einem tollen Zustand befindet. Ist ja auch nicht selbstverständlich, ne.

Paul: Ja, das ist grade bei uns Hobbybrauern natürlich so eine Geschichte, ist schwierig. Oxydation und sowas spielt da natürlich eine ganz große Rolle und auch natürlich Alterungsaromen. Aber, ja, wir geben oder ich gebe mir da größte Mühe, dass das alles klappt und das es auch lange hält.

Markus: Ja, also wunderbar! Schon mal vielen Dank für dieses Bier, das werden wir jetzt die nächsten Minuten genießen. Wir werden auch gleich noch reden, wie Leute dann mal an deine Biere kommen und so weiter. Aber, vorher müssen wir natürlich das nachholen, was wir bei jedem normalen BierTalk machen, heute aber nicht, nämlich, wir müssen natürlich dich doch ein bisschen näher kennenlernen. Und, ja, ich habe mal auf eurer Homepage, auf deiner Homepage ein bisschen rumgeschaut und dann habe ich zuerst was gelesen, wo man wiedermal sieht, dass der Kopf manchmal schneller ist als die Augen oder so ähnlich. Denn da steht ein bisschen was über dich und dann habe ich gelesen, ich bin seit meinem 12. Lebensjahr Hobbybrauer. Eigentlich stand da, ich bin seit 12 Jahren Hobbybrauer.

Paul: Ja, richtig.

Markus: Aber bei dir kommt es einem manchmal auch so vor als wärst du seid deinem 12. Lebensjahr Hobbybrauer, insofern war das vielleicht auch ein Freudscher Verdenker, wen es sowas gibt. Aber, wie war das denn bei dir, also wie bist du großgeworden, wie kamst du zum Bier und wann hast du gesagt, ich mach es lieber selber?

Paul: Also aufgewachsen bin ich tatsächlich mit Bier schon relativ früh, wenn man das so sagen kann, denn mein Vater war schon immer in der Getränkeindustrie unterwegs und da war auch die ein oder andere Brauerei immer dabei und dann später auch größere Brauereien. Das heißt, Bier war eigentlich immer da und man hat es dann schon auch immer mal probiert. Ich würde sagen, zum Bier trinken so richtig, das war dann eher so mit, ich würde sagen, 16, 17, also relativ spät, wo ich dann richtig gemerkt habe, okay, das ist so meins. Aber viel, viel später kam es dann wirklich erst dazu, dass ich gemerkt habe, okay, Bier kann noch viel mehr. Das war grade so ein Punkt, ich kann mich da an eine Craft-Beer-Messe, wenn es nicht sogar die erste Craft-Beer-Messe in Mainz war, in einer ganz, ganz kleinen Halle mit wenigen Brauern, die damals ihre Biere vorgestellt haben. Und da habe ich schon so ein bisschen gemerkt, okay, hier geht viel, viel mehr als ein Pils, ein Helles oder ein Weizen. Und ich habe dann ein, ja, Bierbrau-Kit geschenkt gekriegt zum Geburtstag von einem Kumpel, wo man dann in der Küche so ein bisschen experimentieren kann. Und viel mehr war das tatsächlich auch nicht. Also ich muss wirklich sagen, die ersten zwei Biere, die ich damit gemacht habe, die waren untrinkbar. Aber der Ehrgeiz hat mich dann eben gepackt und dann habe ich mir ein erstes Set zusammengestellt. Und wie es der Zufall dann aber so wollte, habe ich hier in einem hessischen lokalen Radiosender, vor 10 Jahren war es jetzt ziemlich genau, ein Bierbrauset oder, ja, die BrauEule, ich kann ja hier das so sagen, die BrauEule von Brumas, der ein oder andere kennt das vielleicht, gewonnen. Also ich habe das einfach als Wunsch angegeben und wurde dann tatsächlich auch gezogen. Und dann ging es relativ schnell. Also dann, die ein oder anderen Hobbybrauer kennen das, dann ist das alles ein bisschen ausgeufert in einen eigenen Braukeller irgendwann, ja und mit Blog, Instagram, YouTube und so weiter und so fort. Ja, da war die Leidenschaft dann auf einmal da, wirklich, das ging schnell.

Markus: Also quasi erst ein Opfer des Haustrunks und dann aber ein Glückskind also einer Verlosungs- oder Geschenkaktion. Das ist ja richtig cool.

Paul: Sehr schön umschrieben, ja, so war es.

Markus: Naja und wenn ich überlege, also so viele Hobbybrauer kenne ich ja jetzt gar nicht richtig gut. Also ein anderer ist der Florian Erdel, der bei uns ja im Team ist. Und da muss ich ja sagen, wenn man da in den Keller runtergeht, das ist ja, also Hobbybraukeller ist da ja schon eine sehr charmante Beschreibung. Wenn man jetzt allerdings bei dir so in die letzten Videos reinschaut und auch auf die Fotos schaut, schaut auch ähnlich aus. Also im Grunde ist das schon eine Anlage, mit der man es auch wirklich ernstmeinen könnte, wenn man denn wollte, oder?

Paul: Ja, also das ist wirklich auch so ein bisschen Hobby im Hobby geworden, also die Anlagenentwicklung, also im Hobbybereich natürlich, aber dieses Anlagenbauen, da rumschrauben, Vergorung, das effizienter machen. Und vor allen Dingen, was ich halt immer im Blick habe ist, wenn ich ein Rezept braue, was mir gefällt oder wo ich dann sage, boah, das ist genau richtig, dann möchte ich das wieder brauen können. Also das man einfach die Rezepte wiederholen kann, das ist mir recht wichtig. Und dafür ist natürlich ein bisschen Automatisierung notwendig und die, ja, ein oder andere Pumpe und die ein oder andere Steuerung, damit man das einfach wieder so hinkriegt. Und, ja, das macht mir einfach auch Spaß. Aber die Anlage, die ist selten die Gleiche, also da bastele ich ganz, ganz viel immer dran rum.

Markus: Aber ich finde, das ist was, da haben manche Hobbybrauer oder viele, vielen Craft-Brauern wirklich was voraus. Weil dieser Wille, die Dinge kontrollierbar und reproduzierbar und nachvollziehbar irgendwie zu halten, das ist ja eigentlich die wahre Kunst, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, zumindest, wenn man jetzt mal das aus einer eher deutschen Brille sieht. Und viele Craft-Brauer machen ja erst mal los und da ist kein Sud wie der andere. Und das muss jetzt nicht schlecht sein, aber es ist ein völlig anderer Ansatz, also das finde ich schon spannend. Und finde ich auch immer in der Diskussion mit Hobbybrauern sehr gut und sehr, ja, auch erhellend, wie sehr das die Leute antreibt, das man wirklich sagt, okay, ich möchte das dann auch nachvollziehen können, ich möchte es reproduzieren können, ich möchte da wirklich eine Qualität dahinter sehen.

Paul: Ja, also das kenne ich auch von vielen Hobbybrauern so und ist bei mir auch so. Also es gibt ganz, ganz unterschiedliche Hobbybrauer. Es gibt auch die, die einfach ihren Einkocher haben, mit ihrem Holzlöffel da drin rumrühren und einfach dadurch so eine Art Meditation erfahren und einfach da mal ein bisschen runterkommen, abschalten können. Aber es gibt eben auch die, die sich dann so ein bisschen da drin, ja, nicht verlieren, aber die da drin einfach aufgehen und versuchen dann Biere, die gut geklappt haben, die funktioniert haben oder auch Teilprozesse einfach nur davon, eben reproduzierbar zu machen, indem man die Anlage so ein bisschen optimiert.

Markus: Ist das vielleicht auch ein bisschen was, was so von deinem sonstigen Leben beeinflusst wird? Oder andersrum gefragt, was machst du denn so, womit beschäftigst du dich so, wenn du nicht grade Bier braust?

Paul: Nee, es ist eigentlich genau, also es ist so mein Kontrapart, den ich habe und wo ich auch ganz froh bin, dass ich das gefunden habe. Also ich sitze grundsätzlich bei der Polizei in der Verwaltung in der IT und ist relativ trocken, ist halt einfach ein Bürojob, Montag bis Freitag. Und man kann das, was man da so schafft, nicht so richtig anfassen. Und deswegen hat mich das, glaube ich, auch so begeistert, als ich so die ersten Biere gemacht habe, auch wenn die nicht so gut gelungen sind, aber trotzdem, auf einmal hatte man was, was man selber gemacht hat, in der Hand und konnte es trinken und auch mit Freunden und Familie teilen. Und das war ein ganz tolles Erlebnis und so, das hat mich halt einfach gepackt.

Markus: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und natürlich, also bei der Polizei in der Verwaltung, das ist ja auch schon so ein, zwischen zwei Welten stehen, ne. Auf der einen Seite so die bösen Jungs und die harten Geschichten und auf der anderen Seite sitzt du halt am PC und schaust dir das Ganze an, ist ja auch spannend. Und wahrscheinlich kannst du dann ja nebenbei auch immer mal so Nachhause in dein Brauhaus gucken, wie die Gärung grade steht und da so ein bisschen auch am Ball bleiben, oder? Also darfst du jetzt wahrscheinlich offiziell nicht sagen, aber du könntest, wenn du denn wolltest.

Paul: Wenn ich wollte, wäre das überhaupt kein Problem, das stimmt.

Markus: Okay, aber lassen wir das mal beiseite. Okay, also wenn man dann so reinwächst in diese ganze Hobbybrauerszene, dann kann man ja auch, wenn man möchte, das Ganze vertiefen und eben bei Wettbewerben mitmachen. Wie ist das denn bei dir losgegangen? Also ab wann hast du dir gedacht, Mensch, jetzt schaue ich mal, gebe ich mal so ein Bierchen ab und schaue mal, ob das so ankommt?

Paul: Ja, also ich habe es eingangs erwähnt, ich bin ein recht ehrgeiziger Mensch und messe mich tatsächlich auch gern mit anderen, das ist im Sport so und in vielen Bereichen. Und meine Frau sagt da auch schon immer, ich mache aus allem so ein bisschen so einen Wettbewerb. Manchmal nervt sie das auch schon, aber, ja, das macht mir einfach Spaß. Und zu gucken, was machen andere Hobbybrauer, kann ich da mithalten? Und grade am Anfang war es natürlich so, und das hört man jetzt auch immer wieder von vielen, die anfangen, man möchte einfach mal ein Feedback von Profis haben. Weil, grade am Anfang war es so, dass ich selber in der Verkostung einfach noch nicht so firm war. Also ich konnte nicht so richtig beschreiben, was stört mich an dem Bier, was finde ich richtig gut. Ich konnte einfach nur sagen, es schmeckt mir oder schmeckt mir nicht und konnte es vielleicht so leicht umschreiben, aber das war nicht das, was ich hören wollte. Und deswegen war es immer ganz schön, Wettbewerb, mitgemacht. Natürlich hat man immer mit gefiebert und gehofft, das hat aber ganz, ganz oft nicht geklappt, muss ich sagen. Aber man hat dann ein professionelles Feedback bekommen und konnte damit dann eben wieder das nächste Bier vielleicht ein bisschen besser machen oder in bestimmten Bereichen sich verbessern.

Markus: Ja, die Atmosphäre finde ich da auch immer ganz toll. Also das ist ja wirklich so, dass man da zusammen ist und mit jedem natürlich sich austauscht, Tipps bekommt, neue Tools, neue Möglichkeiten, neue Rohstoffe, neue Rezepte, wie auch immer da bekommt. Und natürlich auch dieses Miteinander sich dann auch freuen, wenn dann irgendjemand gewinnt und eben also wenig, sagen wir mal, so Konkurrenz in dem Sinne, dass man sich das dann irgendwie neidet, sondern es ist wirklich eine tolle Community. Und das geht ja dann wirklich über Altersgrenzen hinweg, über die Geschlechter sowieso und auch über Nationalitäten. Also das finde ich wirklich eine ganz spannende Gemeinschaft, die am so im Hobbybrauen eigentlich hat.

Paul: Absolut, ja.

Markus: Ja. Bist du da eher so lokal verwurzelt oder bist du da eher so deutschlandweit unterwegs oder hast du auch schon internationale Hobbybrauer getroffen?

Paul: Alles so ein bisschen, alles gemischt. Also muss ich auch sagen, die Community ist einfach super. Ich bin eben auch bei Instagram unterwegs und da zum Teil ja auch dann mit englischen Texten. Oder man kommt eben auch einfach mit anderen Hobbybrauern, die jetzt nicht aus Deutschland kommen, sondern aus Skandinavien, aus den USA, aus Südamerika. Überall auf der Welt schreibt man sich und sagt, hast du mal das Rezept für mich oder welche Hefe hast du benutzt, wie hast du das gemacht? Oder grade so Equipment, ist ja auch so ein bisschen mein Steckenpferd, da wird man auch viel gefragt. Und das ist das Schöne am Hobbybrauen, so wie du das gesagt hast, man hält es nicht zurück, das Wissen, sondern man gibt es weiter und man teilt es mit den anderen. Also das ist so, wenn ich jetzt ein gutes Bier gemacht habe, dann teile ich das Rezept. Und wenn ich einen Wettbewerb damit gewonnen habe, dann die Meisten, also natürlich nicht alle, aber die Meisten teilen dann ganz, ohne irgendwie Probleme, das Rezept mit den anderen. Geben noch Tipps oder sagen so ein paar Infos dazu, was sie sich dabei gedacht haben und genauso bei den ganzen Equipment-Sachen. Und das ist das Schöne untereinander und man gönnt es sich dann natürlich auch, es ist einfach eine richtig schöne Gemeinschaft. Und ich habe auch wirklich viele, mit denen ich regelmäßig schreibe, die eben nicht aus Deutschland sind, sondern eher so grade viel Skandinavier, die auch sehr, sehr gern hobbybrauen.

Markus: Das stimmt, ja, da ist es auch ganz weit verbreitet. Und ich denke wirklich, es ist halt auch so, wenn du jetzt dein Gewinnerrezept zum Beispiel hast und gibst das irgendjemanden weiter, ist ja die Wahrscheinlichkeit trotzdem relativ klein, selbst wenn der das minutiös nachverfolgt, der hat eine andere Anlage, der hat vielleicht trotzdem leicht andere Rohstoffe, andere Chargen, macht die Zeiten vielleicht ein bisschen anders. Also es wird ziemlich sicher nicht dasselbe Bier am Ende dabei rauskommen. Also ich glaube, da ist man trotzdem schon ein bisschen geschützt davor, dass man komplett kopierbar ist oder?

Paul: Ja, das auf jeden Fall. Und das geht einem ja selber so, dann hat man doch mal irgendwie den Hopfen vielleicht nicht da, nutzt einen anderen dann einfach oder Kleinigkeiten, die dann auch entscheiden. Die großen kommerziellen Brauer, die wissen das, die machen das ja jeden Tag und versuchen ja auch, ihre Biere eben zu reproduzieren. Aber das gelingt uns Hobbybrauern nicht und schon gar nicht, wenn wir die Rezepte teilen. Aber, was eben funktioniert, du siehst, wie hat jemand anderes das gemacht, was hat er sich so ein bisschen dabei gedacht. Man kann sich so ein bisschen die Idee hinter dem Bier gut vorstellen und das dann vielleicht für sich so ein bisschen umsetzen. Das mache ich ganz gern, also ich gucke gern andere Rezepte an. Ich braue die eigentlich nie nach, aber ich nehme da so Ideen raus, wenn ich so sehe, okay, aha, der hat das Malz kombiniert damit oder er hat die Hefe mal eingesetzt. Komisch, aber vielleicht sollte man es mal probieren. Das sind so die Gedanken, die ich dann habe auch dabei.

Markus: Apropos Gedanken, die du hast, also Erstens müssen wir dann wieder ein weiteres Bier angehen …

Paul: Sehr gerne.

Markus: … aber vielleicht vorher auch noch, du hast ja grade erwähnt, du hast eine Frau. Das ist ja für den klassischen Hobbybrauer mit so einer Anlage, wie du sie hast und der Intensität, mit der man das Hobby betreibt, gar nicht so einfach. Ist die dabei, trinkt sie auch Bier?

Paul: Ja, also Gott sei Dank, die trinkt sehr gerne Bier und die mag auch die extrem hopfigen Sachen. Also so ein IPA, Double IPA, das kann manchmal gar nicht bitter genug sein und hopfig genug, das ist so ihr Ding. Und die unterstützt mich tatsächlich von Anfang an. Und man muss ja auch sagen, ich habe ja nicht nur das Hobbybrauen, sondern eben auch noch den Blog und die Videos. Und diese ganze Kanäle, das kostet auch alles Zeit und macht mir halt natürlich mega viel Spaß, aber ich versuche, das alles unter einen Hut zu kriegen, Familie. Ich habe ja oder wir haben auch noch zwei Kinder, die wollen natürlich auch bespaßt werden und die wollen natürlich auch Zeit mit dem Papa haben und das funktioniert bislang alles gut. Aber, ja, ich lege halt selten die Füße hoch und ruhe mich aus, sondern wenn ich dann mal ein bisschen Freizeit habe, dann geht es eigentlich in den Braukeller.

Markus: Ja und irgendwie müsst ihr ja die Zeit überbrücken, bis die Kinder dann im trinkfähigen Alter sind, also insofern, so, sagen wir mal so. Okay, ja, naja, gut, ich habe jetzt ganz viele Sachen im Kopf, aber die darf ich, glaube ich, in meinem Podcast nicht sagen. So, wir haben ja noch drei wunderbare Biere. Eines, habe ich jetzt grade schon so ein bisschen dran gedacht, als du gesagt hast, okay, man will so Rezepte klonen oder so, aber da werden wir sicherlich eher erst gegen Ende dazukommen, wahrscheinlich. Und dann haben wir noch zwei andere da stehen. Ich würde ja wahrscheinlich eher das BRLO zuerst verkosten oder würdest du es lieber andersrum machen?

Paul: Ja, also ich hätte jetzt auch gesagt, du kannst es dir aussuchen, weil, wir sind, ich denke, so auf einer Ebene, was die Aromen angeht. Wir können gerne das von BRLO trinken.

Markus: Ja, weil, das war ja auch ein Bier, wo du dann bei einem Wettbewerb erfolgreich warst oder?

Paul: Genau. Das war 2021 bei Störtebeker, da habe ich mit meinem Peanut Butter Brown Ale den Kreativwettbewerb gewonnen, d darf man ja immer ausschenken. Beim Störtebeker gibt es Deutsche Hobbybrauer Meisterschaft und da gibt es die Möglichkeit, dass die Hobbybrauer ausschenken dürfen und die Hobbybrauer, die eben das Bier trinken. Und die Besucher, die da sind, die können dann eben für ihr Lieblingsbier abstimmen und da hat dieses Bier gewonnen. Und als ersten Preis durfte ich das dann 2022, Anfang 2022, also hat schon ein bisschen Zeit auf dem Buckel, durfte ich das dann bei BRLO in Berlin einbrauen. Und, ja, ist sehr cool geworden, das Bier, wollte ich dir auf jeden Fall mitgeben.

Markus: Ja, also da bin ich schon mal ganz gespannt. Und wenn man da liest, was hinten draufsteht, das lese ich einfach mal vor, da steht, Freue dich auf einen flüssigen Schokoriegel mit einer ordentlichen Portion Erdnuss, sowie der leichten Süße von Ahornsirup und Vanille. Also das ist schon mal ordentlich. Da würde man jetzt in einer faustrischen Tradition fragen, wie hältst du es mit dem Reinheitsgebot?

Paul: Ja, das hast du ja jetzt quasi vorgelesen, wie ich es damit halte. Also ich bin ganz froh, dass wir Hobbybrauer uns da nicht dran halten müssen. Ich mache gern klassische Biere, aber überwiegend probiere ich auch sehr viel aus. Und das ist so ein Bier, das habe ich über Jahre entwickelt und immer wieder gebraut, weil ich nicht immer ganz zufrieden war. Es sind halt sehr, sehr viele Zutaten auch drin, dass muss man auch dazu sagen. Und, ja, irgendwann war es dann soweit und ich habe gedacht, okay, ich nehme das, glaube ich, mal mit zu Störtebeker und schenke das dort aus. Und das war dann die, ich glaube, 5. Version dieses Bieres und, ja, damit habe ich dann da oben gewonnen.

Markus: Na gut, dann würde ich mal sagen, ab ins Glas.

Paul: Jawohl.

Markus: Ja, wunderbar, also da macht es seinem Namen schon alle Ehre, also es heißt ja Brown Ale und es ist ein Brown Ale, also sehr schön. Bei mir, würde ich sagen, Kastanienfarben. Es hat einen ganz leichten Schimmer, leuchtet mich richtig an. Ich habe oben wieder so einen leicht getönten weißen Schaum oder beigefarbenen Schaum, der auch sehr stabil ist. Und die Farbe ist wieder wirklich sehr attraktiv. Und wenn man reinriecht, dann ist schon tatsächlich jede Menge Aroma da. Nussig und dann kommt tatsächlich über so haselnussige Aromen, walnussige Aromen, kommt man dann langsam in die Erdnuss und die ist dann auch präsent. Und dann kommt auch so ein bisschen was wie so honigmäßig. Das kommt dann wahrscheinlich auch vom Ahornsirup. Ja, ein bisschen holzige Noten vielleicht auch und dann natürlich so toastig, Brotrinde und so ein Hauch rote Beeren, würde ich auch wieder sagen. Das finde ich auch schön. Ja, also auch so diese holzige Aromen gehen dann so über in so Karamell, vanillige Aromen. Und dann hat man vielleicht ganz am Ende noch so ein bisschen Feige oder so, also auch irgendeine schöne exotische Frucht. Also finde ich vom Geruch her schon mal richtig toll, zumal es ja jetzt schon über ein Jahr alt ist oder?

Paul: Ja, also es müsste jetzt, genau, gebraut haben wir es, glaube ich, im März 2022, ja.

Markus: Boah, also dafür Wahnsinn! Wie hast du das Aroma so für dich?

Paul: Ja, absolut, also du hast es natürlich noch ein bisschen komplexer beschrieben als ich das hingekriegt hätte, aber gehe ich absolut mit. Das Bier ist einen Ticken anders geworden als das Original, wie ich es gebraut hatte. Aber das ist natürlich bei den ganzen Zutaten und man hat ja dann wirklich auch nur einen Versuch, das quasi nachzubrauen, ist das natürlich klar. Aber ich finde, die Grundidee ist absolut da. Und das Schöne ist, mein oberstes Credo für das Bier war, dass ich die ganzen Aromen da haben möchte, aber es soll trotzdem trinkbar sein. Also ich möchte nicht sagen, dass ich davon nur ein Glas trinken kann oder ein halbes, sondern ich wollte davon auch so zwei, drei Flaschen trinken können und das war so ein bisschen das Ziel.

Markus: Also da war ich jetzt am Anfang etwas skeptisch, als ich das so in der Hand hatte, aber jetzt, wo ich dann auch schon probiert habe, kann ich das 100-prozentig unterschreiben. Also es ist ganz spannend, es geht los, ich muss nochmal, ja, es geht los mit dieser süßen Note. Und das ist auch tatsächlich richtig süß, also hat man tatsächlich auch fast eine Zuckernote fast.

Paul: Es ist auch Laktose drin, kann man dazu sagen.

Markus: Ah, okay, ja dann, okay, ja, das hat man dann. Dann schwächt sich das ein bisschen ab und das Nussige beginnt. Und es beginnt wieder so über eine Walnuss in eine Haselnuss und wenn man dann ein bisschen länger, dann wird es zur Erdnuss. Und dann kommt auch, es steht ja Peanut Butter drauf und das heißt, die Peanut Butter ist ja normalerweise auch noch gesalzen und interessanter Weise kommt dann auch so eine leichte Salznote. Oder vielleicht habe ich es ja auch nur so im Kopf, aber ich glaube, es ist auch Salz drin oder?

Paul: Es ist auch Salz drin, genau. Also es ist neben Hopfen, Malz, Hefe und Wasser, Ahornsirup, Vanille, Salz und eben diese Erdnuss, also Erdnussaroma mit rein. Und so hat man dann eben wirklich so, ja, also das sind alles so verbindende Elemente. Die Grundidee war, ich liebe Erdnuss und ich wollte Erdnuss irgendwie mal im Bier haben. Und ich habe dass das ein oder andere Mal schon trinken dürfen, meistens waren das dann aber so schwere Imperial Stouts, so mit 10 Umdrehungen, fast schon dickflüssig ins Glas geflossen. Und das war lecker und das roch gut, aber das war mir einfach zu viel. Und ich hatte ein relativ trinkbares oder gut trinkbares Brown-Ale-Rezept und habe gedacht, vielleicht würde das funktionieren, auch wenn der Körper das vielleicht nicht ganz hergibt, so viele Aromen zu tragen. Und dann habe ich ein bisschen herumexperimentiert und habe dann eben versucht, diese Erdnussbutter hinzukriegen, indem ich Erdnussaroma benutzt habe. Viele werden jetzt sagen, ja, da hat er die rote Linie überschritten. Aber, wie gesagt, da mache ich mir nicht ganz so den Kopf, wenn ich so eine Idee habe, dann versuche ich das umzusetzen. Habe aber auch in den ersten beiden Versuchen für das Bier tatsächlich auch Erdnüsse verwendet und so weiter, aber der Öl- beziehungsweise Fettgehalt von den Nüssen macht den Schaum kaputt und es ist sehr, sehr schwierig, da ein ansehnliches Bier zu kriegen. Und dann bin ich irgendwann bei so einem Aroma gelandet und habe das dann eben kombiniert und habe dann gemerkt, okay, Vanille ist eigentlich ganz schön, wenn man das so in Richtung Schokoriegel haben möchte. Vanille ist ja oft in Schokolade auch drin und man assoziiert das so ein bisschen damit, dass es dann so ein bisschen süß, schokoladig wird auch dadurch. Und was relativ spät dazugekommen ist, ist dann das verbindende Element Ahornsirup und diese Kernigkeit, die das mitbringt und gleichzeitig diese, ja, du hast es als Honig beschrieben, das trifft es vielleicht auch ganz gut, also diese leichte Süße. Aber der Zucker wird eben komplett umgesetzt von der Hefe wiederum, und das war so das verbindende Element, was mir lange gefehlt hat bei dem Bier. Und dann habe ich es irgendwann gehabt und dann kam einfach noch eine Prise Salz obendrauf und dann war es irgendwann fertig.

Markus: Ja, faszinierend. Also manche mögen sich vielleicht erinnern an die Diskussion, die vor einiger Zeit mal im Internet war über das Zimtschneckenbier.

Paul: Ja, ich kenne es auch, ja.

Markus: Da können wir auch noch drüber sprechen. Aber, egal, also ich meine …

Paul: Deswegen habe ich die rote Linie jetzt auch so erwähnt, genau.

Markus: Ja, ja, aber das, ich meine, klar, aber letztens Ende, ich meine, solange immer draufsteht, was drin ist und dann kann jeder entscheiden, ob er das will oder nicht …

Paul: Genau, ja.

Markus: … also insofern. Und das andere, was nicht gut ist, wenn jemand Aromen verwendet und es nicht drauf schreibt. Aber ansonsten ist es klar und das finde ich auch wunderbar. Was ich sehr spannend finde ist, dass das Mundgefühl so cremig ist. Also das gibt dem Bier total viel, weil dann eben im Mund richtig was passiert. Und das unterstützt dann natürlich nochmal diesen Eindruck von Erdnuss und das man da wirklich was kaut und vom Schokoriegel. Und das geht da vielleicht tatsächlich in so einen typischen, keine Ahnung, ich bin leider nicht so firm, was es an kommerziellen Schokoriegeln mit Erdnuss gibt, aber sowas jedenfalls hat man da wirklich so ein bisschen im Mund. Also nicht, weil ich keine Marken nennen will, mir fällt jetzt einfach keine ein, aber ich weiß, ich hatte schon welche. Aber hast du da für das Mundgefühl dir auch was überlegt, um da diese Cremigkeit rein zubekommen?

Paul: Ja. Also ich habe dass das erste Mal gebraut und habe dann gemerkt, okay, das könnte was werden, aber das Brown Ale alleine, das trägt diese Aromen nicht so richtig. Also man braucht ein bisschen Vollmundigkeit, damit sich das alles so ein bisschen entfalten kann. Und da habe ich mir dann überlegt, dass ich einfach mit Laktose ein bisschen nachhelfe und so ist das dann entstanden. Also ich habe dann quasi das Brown Ale gebraut, habe dann beim Kochen am Ende noch ein bisschen Laktose hinzugegeben. Laktose kann durch die Hefe nicht umgesetzt werden beziehungsweise dieser Milchzucker und bleibt dann eben auch im fertigen Bier und das bringt halt diese Cremigkeit rein. Und das kann man relativ gut steuern, indem man es einfach so ein bisschen ausprobiert, was vielleicht zu viel ist oder was zu wenig ist.

Markus: Und das Weizen hilft wahrscheinlich auch ein bisschen, ne, dass das noch mit dabei ist?

Paul: Ja, natürlich. Also da habe ich natürlich auch ein bisschen gespielt mit den Malzen. Klassischen Weizenmalz in einem Brown Ale, das habe ich natürlich sonst nicht drin, aber da habe ich natürlich auch ein bisschen was mit reingepackt, einfach um diese Vollmundigkeit und dieses Mundgefühl ein bisschen zu verstärken.

Markus: Und was hat der Micha Lembke dann von BRLO gesagt, als du zum ersten Mal dahingegangen bist und gesagt hast, pass auf, ich habe hier meine Erdnussbutter und ich habe hier was weiß ich was alles, wie hat der geschaut?

Paul: Naja, es war auf jeden Fall witzig, weil, er war bei der Verkündigung tatsächlich vor Ort bei Störtebeker. Und du hast vorhin ja den Flo Erdel erwähnt, der ist damals Zweiter geworden mit einem, wie sollte es auch anders sein, mit einem Sauerbier. Ich weiß nicht mehr genau, was das war, ich glaube, es war sogar fassgereift. Und der Michael Lembke hat dann gesagt, ich weiß jetzt gar nicht, ob ich froh sein soll, das du Erster geworden bist und der Flo Zweiter oder andersrum. Er war schon so ein bisschen geschockt, wie wir das jetzt brauen können. Aber wir haben uns dann, ja, zusammentelefoniert, ganz, ganz viele Emails geschrieben und haben dann versucht, das Rezept eben hoch zu skalieren. Ich habe halt relativ viel im Kaltbereich, im Keg vorgelegt, dazugegeben, da war das relativ einfach auch zu dosieren. Das konnten wir eben bei BRLO nicht so einfach machen mit den Tanks und so weiter, deswegen haben wir fast alles in den Heißbereich gegeben. Und da mussten wir natürlich dann ein bisschen überlegen, wie wir das machen. Und gleichzeitig kam dann eben auch die Geschichte mit dem Reinheitsgebot dazu, da brauchten wir dann eben die Sondergenehmigung dafür. Und da ist der Frau dann aufgefallen, also die Frau vom Amt, ich weiß gar nicht, was es ist in Berlin, Peanut Butter Brown Ale draufsteht, aber gar keine Erdnussbutter drin ist. Heißt, wir mussten dann das ursprüngliche Rezept tatsächlich auch noch ein bisschen anpassen und haben dann dieses, in dem Bier hier, P2B heißt das, glaube ich oder PB2, ich weiß es gar nicht, also dieses Peanut Butter Pouder, was die Amis sehr gern nutzen, um sich ihre Erdnussbutter dann selber anzurühren. Das ist so ein Pulver und davon haben wir dann noch ein bisschen was dazugegeben und dann war die Frau vom Amt auch zufrieden, dass Erdnussbutter drin ist, weil Erdnussbutter draufsteht und dann konnten wir das Bier brauen.

Markus: Wahnsinn. Also das ist natürlich immer eine spannende Diskussion, wenn man dann mit den Ämtern jeweils zu tun hat. Und ich muss sagen, ich habe da auch schon mal eine Schulung gemacht, ich glaube, sogar exakt für dieses Amt da in Berlin und Brandenburg, was dafür zuständig ist. Und das war schon erstaunlich, weil ich denen tatsächlich überhaupt erst mal zum Beispiel Berliner Weisse mitgebracht habe. Die sitzen ja in Berlin, aber das war für die tatsächlich Neuland, das so ein Bier eben auch sein kann. Und dann haben wir eben auch diverse amerikanische und belgische und was weiß ich was alles für Biere verkostet, weil es für die überhaupt erst mal wichtig war zu erfassen, was kann denn überhaupt alles ein Bier sein. Und das fand ich ganz interessant, also das so eine Behörde auch mal sagt, wir wollen das kennenlernen, wir wollen da eine Schulung machen, damit wir dann in Zukunft auch besser damit umgehen können. Also immerhin ist es ja durch die Prüfung gekommen, das ist ja dann schon mal was. Nochmal gefragt, wie ist das denn, wenn du da auf so einem Wettbewerb bist und die Verkündung naht? Also wie ist es dir so gegangen in dem Moment bei Störtebeker?

Paul: Bei Störtebeker, ja, also ich fieber da natürlich immer mit, also da bin ich ganz ehrlich. Ich habe schon relativ viele Wettbewerbe mitgemacht, habe immer mit gefiebert und habe aber auch bei ganz vielen eben nichts gewonnen. Also ich glaube, selbst die Hobbybrauer und man sieht es ja auch ganz oft bei den Wettbewerben, selbst ein relativ neuer Hobbybrauer gewinnt auch mal irgend so einen großen Wettbewerb, weil er einfach ein richtiges Ding landet. Und man fiebert einfach mit und hofft natürlich, das sein Bier irgendwie was geworden ist. Weil, man gibt ja sein Bier auch ab und ist vielleicht nicht 100 Prozent davon überzeugt, also man selber ist ja immer der kritischste Betrachter des Bieres, also das geht mir jedenfalls so, aber man gibt das natürlich ab, weil man denkt, ja, das ist schon gut, das kann man schon zu so einem Wettbewerb geben und so ein bisschen Feedback wäre schön. Und dann hofft man natürlich trotzdem, dass es am Ende klappt. Ich wusste bei Störtebeker aber, das ich wirklich relativ viele Chips in dieser Dose drin habe, also da ging fast nix mehr rein. Also ich wusste schon, dass das relativ viel geworden ist, weil das Bier auch einfach sich rumgesprochen hatte. Es hieß dann, ja, da gibt es ein Snickers-Bier, ein Keksbier, ein Erdnussbier und dann kamen relativ viele und wollten das eben probieren. Das ging ganz, ganz schnell und das Fass hat auch nicht gereicht für die ganze Session.

Markus: Okay. Und dann ist dann praktisch so die Verkündung und man merkt, man ist dann nicht der Dritte und nicht der Zweite und was geht dann so in einem vor?

Paul: Ja, also einerseits denkt man dann so, ah, hm, schade, dass man eben nicht diesen Platz abgeräumt hat. Aber dann ist natürlich dieses kleine Quäntchen Hoffnung drin, dass man denkt, okay, vielleicht ist es ja doch der erste Platz und, ja, da war es dann so. Und wenn dann aber der Name eben fällt oder wenn der Name dann gesagt wird, kann man es meistens eigentlich nicht so richtig fassen.

Markus: Ja, also faszinierend. Ich kann jetzt einfach mal nahtlos überleiten, was ja dann uns mehr oder weniger auch zum nächsten Bier führen wird wahrscheinlich. Wir haben uns ja vor Kurzem in Bayreuth gesehen und da war ja auch ein Wettbewerb wieder auf der Tagesordnung, zusammen mit der HOME BREW. Und da war es ja nicht der Publikumspreis, den du am Ende des Tages abgeräumt hast, sondern überhaupt der Preis, also die gesamte Geschichte. Da konntest du also vorher nicht wissen, wie viele Münzen du sozusagen im Köcher hattest. Und das war auch wirklich spannend. Ich war ja da in der Jury, bin ich ja schon lange mit Michael zusammen praktisch so ein bisschen Jury-Chef. Und wir hatten 150 oder sowas, Einreichungen. Das ist natürlich bei einem Bierstil tatsächlich für die Jury auch eine echte Herausforderung. Und das war auch ein ganz schöner Prozess, bis wir da am Ende dann auch die Gewinner hatten. Also für uns war es auch echt Arbeit und am Ende auch, waren wir sehr froh, dass wir dann auch einen würdigen Sieger sozusagen gekürt haben. Aber wie war das denn da? Also weil, ich meine, da hattest du ja überhaupt gar keine Vorahnung, dass du da jetzt am Ende oben stehen wirst.

Paul: Nee, also d war es tatsächlich so, also man muss dazu sagen, für die Hobbybrauer sind diese Wettbewerbe, wo die Biere quasi eingereicht werden vorher, das ist so die Königsdisziplin. Also da denkt man am wenigstens, dass man da was abräumt, weil Erstens ganz, ganz viele mitmachen und man weiß ja auch, wenn man da ist, wer da so um einen drum rum steht, was da für gute Hobbybrauer dabei sind oder sehr gute Hobbybrauer dabei sind. Also da denkt man meistens dann, das haut nicht so richtig hin. Aber der Micha macht das ja immer ganz, ganz spannend und zählt dann die besten 10 noch vorher auf, bevor er dann sagt, wer gewonnen hat. Und ich war, ich weiß gar nicht, ich glaube, das war das American Pale Ale, das haben die schon mal gesucht, da war ich auch schon mal in den Top-10. Und war dann aber nicht unter den Top-3 und dann habe ich gesagt, ah. Und mein erster Gedanke war, als er mich vorgelesen hat tatsächlich, ah, wieder Top-10 und es reicht wieder nicht, also obwohl noch gar nicht feststand, wer das Ding gewonnen hat. Also man geht wirklich nicht davon aus, es ist wirklich ganz oft so, also man denkt so, ach, da machen so viele mit, da sind so gute Biere dabei. Und man kennt natürlich auch den ein oder anderen, der dann in er Top-10 ist und hat das Bier vielleicht schon getrunken im Vorhinein und denkt so, boah, das war aber auch wirklich richtig gut, verdient da drin. Aber, ja, es war dann wirklich sehr, sehr witzig, denn ich stand mit dem Heiko Müller zusammen, den ich sehr, sehr kenne und der ist Zweiter geworden und der hatte ja auch schon mal gewonnen bei Maisels. Das war wirklich, wir standen da so nebeneinander, Arm in Arm, wussten, dass wir in den Top-10 sind und haben mit gefiebert. Das war ein ganz, ganz toller Moment gewesen.

Markus: Ja, absolut, also es war auch eine Wahnsinns Stimmung. Also um das mal so ein bisschen zu beschreiben, da ist dann dieser Raum, der Brausaal und da sind also bestimmt 6-, 700 Leute oder sowas drin, mindestens, also wenn nicht sogar mehr, ich weiß es gar nicht genau, also gestopft voll jedenfalls. Und das ist dann natürlich mehrheitlich die Hobbybrauer, natürlich alle, die selber eingereicht haben. Dann sind ja an dem Tag auch überall Stände, wo ausgeschenkt wird und bis kurz vor der Verkündigung ist ja auch noch Ausschank. Und dann kommen noch alle möglichen Leute von außen mit dazu und natürlich die ganzen Offiziellen und wer alles und dann füllt sich das. Und dann ist es wirklich, die Stimmung kocht, die Luft ist zum schneiden und alle sind da total begeistert und dann wird eben schon ab der Verkündung der Top-10, wird schon mit gefiebert. Und dieses Mal hat der Michael ja fast ein bisschen gemein, da war ja ein Mädel dabei und das  hat er ein bisschen schwierig angekündigt, sodass die sich, glaube ich, wirklich berechtigt Hoffnungen gemacht hat, irgendwas zu gewinnen. Und das war dann fast ein bisschen schade, als er sie dann so verbal raus gekegelt hat. Aber nichtsdestotrotz, es hat sich einfach weitergetragen und geschaukelt und am Ende hat der Raum wirklich im Grunde die drei Plätze durchgefeiert und gejubelt und das Ganze getragen. Und am Ende war das eine große Glückseligkeit und eine Vorfreude vielleicht auch auf das letztendliche Produkt, da sind wir ja auch alle gespannt. Und, ja, um das vielleicht noch zu lüften, der Bierstil, um den es ging, war auch für den Micha natürlich eine gewisse Herausforderung. Also wir sprechen da von Michale König, der ja bei Maisel eben als Biersommelier tätig ist und den Wettbewerb auch so ein bisschen kuratiert. Und der hatte sich ein Hobby Dunkel überlegt, also wie man eben ein dunkles Bier mit Hopfen, mit so einen gewissen Twist gibt. Und ich muss jetzt mal sagen als schlechtester Hobbybrauer der Welt, der ich ja nun mal wahrscheinlich bin, da habe ich mir vorher Gedanken gemacht in meiner Rolle als Beerjudge, wie würde ich mir denn so ein Hobby Dunkel vorstellen. Und meine Idee war ja, na gut, dann macht man halt mehr oder weniger ein klassisches Dunkel, schön schokoladig, röstig, aromatisch und dann gibt man dazu irgend so einen klassischen Aromahopfen, keine Ahnung, Mandarina Bavaria, irgend sowas, mit ein bisschen vielleicht Cascade oder so, macht dann da eine fruchtige Note rein und dann ist es am Ende irgendwie wie eine Frucht, die da in Schoko gehüllt ist und dann ist das gut, so habe ich mir das vorgestellt. Und ich muss dann ja wirklich sagen, als wir dann diese ganzen Biere verkostet haben, hat dieser Idee, die ich hatte, eigentlich gar keins entsprochen, die waren alle völlig anders, also nicht schlecht, aber völlig anders. Und das hat mich wirklich gewundert, dass keiner, in Anführungsstrichen, auf so eine banale Idee gekommen ist wie ich, sondern sich das anders gedacht hat. Aber wie kommt denn sowas bei einem Hobbybrauer an, wenn du so eine Ausschreibung hast, fängst du dann eher an, dir möglichst komplexe Gedanken zu machen oder hast du vielleicht schon Biere, die du mal gemacht hast, die in so eine Richtung gehen, die du noch ein bisschen abänderst oder wie läuft das dann so ab dem Moment, wo ich weiß, für den Wettbewerb mache ich jetzt ein Hoppy Dunkel zum Beispiel?

Paul: Dieser Bierstil, muss ich ganz ehrlich sagen, der hat mich richtig gereizt, weil das wirklich eine Herausforderung ist. Zum Ersten, Münchner Dunkel ist ein sehr, sehr schwieriger Bierstil und ein untergäriger Bierstil. Und gleichzeitig dann dort, wo eigentlich die Malzigkeit dominieren sollte, aber eine Hopfennote reinzubringen, die vielleicht nicht dominiert, aber auf jeden Fall mithalten kann, das war so eine richtige Herausforderung und da hatte ich richtig Lust drauf. Und bei mir ist es eher so, dass die erste Rezeptidee ganz, ganz oft sehr, sehr, wie soll ich sagen, sehr, sehr komplex ist. Also ich habe da ganz, ganz viele Ideen, ich schreibe die erst mal auf. Ich habe hier so ein Tool, da schreibe ich das alles rein. Da fallen mir vielleicht Hopfen ein, die ich schon mal benutzt habe. Ich hatte auch schon zweimal Münchner Dunkel gebraut, also ich hatte so ein Grundrezept quasi. Und dann streiche ich relativ viel wieder raus und versuche mich so ein bisschen auf das Wichtige zu konzentrieren in dem Rezept. Und überlege mir dann aber auch gleichzeitig oder danach dann, wie man diese Idee, ja, wie man das vereinen kann, wie man das gut umsetzen kann. Und da habe ich mir bei dem Bier, das habe ich auch zweimal gebraut, muss ich auch dazu sagen. Mit dem Ersten war ich nicht so zufrieden, ich habe dann noch an ein paar Stellschrauben, ja, ein paar Schrauben gedreht und habe dann eben die zweite Variante in die Flasche gebracht. Und mit der war ich auch nicht 100-prozentig zufrieden, muss ich ganz ehrlich zugeben, aber habe mich natürlich dann mega gefreut, als das geklappt hat. Und konnte es dann nach dem Sieg, als ich dann wieder hier Zuhause war, auch ganz, ganz anders trinken, das muss man echt sagen.

Markus: Hm, dann nimm uns doch mal ein bisschen mit auf die Reise. Also wie war dann dein erstes hochkomplexes Rezept oder deine erste Idee, was wolltest du da alles machen und was ist dann am Ende dabei rausgekommen?

Paul: Ja, also was ganz, ganz viel oder wo ich es immer so ein bisschen übertreibe am Anfang, das sind eben die Malze. Also wir haben ja so viele Malze zur Verfügung, die auch relativ einfach zu bestellen sind und vielleicht hat man auch ganz, ganz viele davon Zuhause und da ist mir relativ viel eingefallen. Und dann habe ich aber nochmal auch geguckt, was denn alles so erlaubt ist laut diesem Wettbewerb und da war man ja schon ein bisschen eingeschränkt auf Gerstenmalze. Aber ich hatte ganz, ganz viele Karamellmalze drin und Röstmalze und habe das dann aber so ein bisschen rausgenommen. Und war dann aber mit dem ersten Versuche, den ich dann auch wirklich gebraut habe, da habe ich es vielleicht auch ein bisschen zu weit runter gebrochen, der hatte mir ein bisschen zu wenig Körper für ein Dunkel und auch tatsächlich zu wenig Hopfenaroma. Also beides zu wenig, das war so wirklich so ein bisschen so ganz, ganz ernüchternd, weil ich gedacht habe, okay, also genau das wollte ich eigentlich nicht, schade. Und dann habe ich das aber so geplant gehabt, dass ich nochmal einen zweiten Sud machen kann und habe dann eben, ja, ein paar Stellschrauben gedreht, wo ich dann einfach gesagt habe, okay, alles klar, also das muss auf jeden Fall rein, das kann man auf jeden Fall ausprobieren. Und ein bisschen gepokert habe ich auch, muss ich auch ganz ehrlich sagen.

Markus: Mit der Röstgerste?

Paul: Ja, zum Beispiel. Also ein klassisches Münchner Dunkel wird ja oder ganz, ganz viele Puristen sagen, dass muss man mit Dekoktion brauen, also mit Zubrühen und so weiter. Will ich mit meiner Anlage aber auch nicht machen, hatte ich auch nicht riesen Lust drauf. Das ist immer eine riesen große Sauerei, also das ist nicht so meins. Viele Hobbybrauer kennen den Trick, Melanoidinmalz, ein bisschen was davon rein und dann kommt schon von alleine so ein bisschen so eine Brotigkeit, so eine Kernigkeit. Hatte ich beim ersten Versuch auch drin, hat mir nicht gereicht. Ich habe mich dann aber dran erinnert, dass ich bei manchen dunklen Bieren gerne, für mich auf jeden Fall, ein relativ unbekanntes Karamellmalz gegeben habe und das war Carabohemian, das ist von Weyermann. Und dieses Malz, das bringt exakt das, was man braucht, also es bringt so nussige, brotige Aromen ins Bier. Und ich habe das dann mit dem Melanoidin kombiniert, mit Münchner 2, also von der Farbe her einfach dieses Münchner 2 als Basis quasi und dann eben davon ein bisschen. Und dann einfach, um die Farbe einzustellen, ich weiß nicht, ob es den Geschmack auch zuträglich war, habe ich dann tatsächlich auch noch Röstgerste hinzugegeben.

Markus: Ja, also da müssen wir das jetzt unbedingt mal probieren. Ich hoffe, es ist in dieser Flasche drin, wo Hoppy Dunkel drauf steht. Schon, oder?

Paul: Ja, ja, genau.

Markus: Ja, okay.

Paul: Das ist das, ja, ja.

Markus: Wunderbar.

Paul: Ich musste es ja benennen, und es gibt ja schon von Maisels das Hoppy Hell oder gab, muss ich jetzt mittlerweile, glaube ich, sagen. Und da habe ich gedacht, okay, dann ist das jetzt das Hoppy Dunkel, schauen wir mal.

Markus: Wunderbar, also, machen wir es auf. Ein Siegerbier mit dem Sieger zusammen verkosten, das ist natürlich was ganz besonders Schönes. So, na, dann lass uns doch mal dieses Bierchen uns ein bisschen näher anschauen. Also anschauen ist ja relativ, weil es tatsächlich ja wirklich so rüberkommt wie ein klassisches Münchner Dunkel. Also im Glas ist es jetzt, würde ich mal sagen, ganz unschuldig, also schöne satte braune Farbe, da gehen wir in so ein dunkelbraun, nussbraun, haselnussbraun vielleicht so ein bisschen. Der Schaum hat auch eine schöne, richtig dunkle Färbung. Also das ist wirklich so, als würde ich jetzt da in München irgendwo in einem Brauhaus sitzen und mir ein klassisches Dunkel geben lassen. Aber wenn man dann die Nase reinsteckt, dann ist das irgendwie ganz anders. Also würde man da jetzt die Augen zumachen, dann ist es irgendwie so eine Mischung aus einem klassischen britischen IPA und vielleicht natürlich dann noch irgend so Aromahopfen nochmal obendrauf gelegt. Also es ist spannend, weil es wirklich so ein bisschen beides hat. Und so ganz am Ende des Einatmens, da hat man dann trotzdem auch ein bisschen so malzige, brotige Aromen, die dann rüberkommen. Aber erst mal ist es echt fruchtig, hopfig, Grapefruit, rote Beeren, Limetten so ein bisschen, also ganz viele verschiedene Aromen, auch ein bisschen so florale Geschichten. Also sehr spannend, muss ich sagen. Und ich muss sagen, ich habe es jetzt ganz unvorsichtiger Weise aus Versehen auch schon probiert und das finde ich nochmal spannender, weil es tatsächlich wirklich diese beiden Köpfe dieses Bieres zeigt. Und jetzt weiß ich auch wieder, natürlich war ich ja beim Finale dabei in der Jury und wir haben die dann alle verkostet und du erinnerst dich ja am Ende kaum mehr.

Paul: Das glaube ich, ja.

Markus: Also wenn man dann so 150 Biere am Tag verkostet hat und dann nochmal die besten 10, dann ist ja irgendwann, ist ja mal gut. Und dann hast du einfach danach nicht mehr die Erinnerung, wie das ein oder andere Bier dann genau so war. Und jetzt habe ich aber die Erinnerung, ist wieder voll da, weil, mir geht es jetzt genauso, wie es mir da am Jurytisch auch ging. Du fängst eben an, es ist erst mal ein hopfenbetontes Bier, du hast diese Fruchtigkeit. Und dann auf der Zunge beginnt sich das so ein bisschen umzudrehen und diese Fruchtige, Hopfige geht langsam aber sicher nach hinten so, geht eher in die roten Beeren und geht dann über in diese röstigen, süßen, schokoladigen, nussigen Aromen von dem Dunkel. Und dann am Ende mischt sich sogar eine leichte Röstbittere, eben die Hopfenbittere mit rein und am Ende hat man tatsächlich wirklich so, als wären das jetzt wirklich zwei Biere, die man getrunken hat, anstatt eins. Und das ist schon echt spannend und wirklich gut hinbekommen, also Chapeau nochmal!

Paul: Danke.

Markus: Toll, auch wieder ein schönes Mundgefühl. Aber jetzt weiß ich auch wieder, warum es auch völlig zu Recht gewonnen hat. Also das ist dir wirklich toll gelungen, Wahnsinn!

Paul: Vielen, vielen Dank. Ja, also jetzt, wie gesagt, ich kann das jetzt auch ganz anders trinken als vor dem Wettbewerb. Bin wirklich immer noch so ein bisschen, ja, erstaunt, dass es geklappt hat, ich konnte es gar nicht fassen. Und wenn man jetzt das Bier so trinkt, das ist das natürlich was ganz, ganz Tolles und man kann das mit ganz anderen Gefühlen nochmal trinken. Aber ich freue mich auch, dass es eben so, ja, ausgewogen, ausbalanciert ist zwischen diesen zwei Welten, also diesen malzigen Körper, nussig, brotig, kernig, so dieses leicht röstige, schokoladige vom Münchner Dunkel und dann trotzdem die Hopfenaromen, die aber eben nicht zu schwer sind oder nicht zu dominant sind in dem Bier.

Markus: Ja und ich glaube, es ist auch gar nicht so einfach, da die richtigen Hopfen zu finden oder? Also welche, die jetzt nicht zu extrem sind, zu bitter sind oder zu sehr in diese Zitrusaromatik gehen, das ist sicherlich nicht so einfach oder, wie hast du da so die Komposition gemacht?

Paul: Ja, also ich hatte relativ schnell als ersten Gedanken den Simcoe, also für die Aromagabe Simcoe-Hopfen im Kopf gehabt. Ein Klassiker für die, die solche Biere immer mal brauen, hopfige Biere, also Simcoe kann man eigentlich immer verwenden, gibt es schon auch lang. Und der bringt eben genau diese, für mich, finde ich immer, so ein bisschen leichte Harzigkeit, aber im Vordergrund so diese roten Beeren, rote Johannisbeer, ein bisschen Grapefruit und das bringt der so richtig schön rein. Den hatte ich im Whirlpool gegeben bei der ersten Variante und es war mir aber zu wenig. Und dann habe ich eben geschaut, okay, was passt vielleicht noch zum Simcoe dazu? Was kann man vielleicht noch nach der Gärung geben als Stopfhopfen, um das so ein bisschen, ja, noch ein bisschen zu intensivieren, vielleicht ein bisschen komplexer im Hopfenaroma zu werden? Und da habe ich dann den Talus gefunden beziehungsweise den hatte ich auch schon verwendet. Das ist ein relativ neuer Hopfen, eine neue Züchtung. Ich habe denn dann als Cryo-Variante hinzugegeben und das war, ja, das funktioniert einfach. Der bringt eben auch diese roten Beeren so ein bisschen rein, dieses Zitrische, Grapefruit-artige und unterstützt dann einfach den Simcoe da nochmal so ein bisschen. Wer so ein bisschen interessiert ist, welche Hopfen so gut zusammenpassen, es gibt von Yakima Chief da eine schöne Übersicht. Und die haben aufgestellt, welche Hopfen eher gegen Ende, also wenn man auf Aroma bezogen jetzt ist, welche Hopfen man eher gegen Ende des Brauprozesses beim Kochen dann gibt oder im Whirlpool und welche Hopfen man eher, ja, im Kaltbereich dann zum Stopfen gibt. Und dann auch nochmal quasi, welche Hopfen sich gegenseitig so ein bisschen ergänzen, um eine Komplexität zu schaffen. Und da habe ich mich so ein bisschen durchgelesen, eingelesen und habe eben für mich dann diese Kombination Simcoe-Talus gefunden. Habe aber auch den Hallertauer mittelfrüh als ganz, ganz klassischen Hopfen, weil ich den immer im Münchner Dunkel oder ganz, ganz oft in solchen klassischen untergärigen Biere benutze, auch kurz vor Kochende benutzt. Das war mir auch irgendwie so wichtig so als, ja, wie soll man das sagen, so als Anlehnung an das Original oder an so einen Klassiker.

Markus: Eine kleine Hommage an …

Paul: Ja, genau, das trifft es, glaube ich, ja, stimmt.

Markus: Sehr schön, nee, also wirklich, hast du toll hinbekommen. Und ich bin schon mal sehr gespannt, was der Markus Briemie mit dir zusammen da draus am Ende zaubern wird. Weil, für den ist es ja immer nochmal ein Thema, dass er das dann übersetzt auf seine große Anlage und auf all das, was dann halt bei Maisel so wichtig ist auch noch rund um ein Bier, dass es am Ende eben auch kommerziell irgendwie funktioniert. Aber da bin ich mir sicher und da freue ich mich schon drauf. Ich kriege ja dann immer zugeschickt, wenn sie rauskommen, da freue ich mich schon sehr auf diese drei Fläschchen und da werden wir dann vielleicht nochmal miteinander sprechen und das Ergebnis nochmal …

Paul: Ja, sehr gerne.

Markus: … verkosten sozusagen, genau. Da vielleicht noch eine Frage, weil das BRLO-Ding ja schon ein bisschen länger rum ist. Wie ist das denn kommerziell gelaufen, ist das angekommen bei den Leuten?

Paul: Ja, also der Name hat halt die Leute neugierig gemacht, das war, glaube ich, auch so ein bisschen die Intention. Also ich hatte es damals Scandale, im Sinne von Skandal und Ale, ja, betitelt. Aber das war dann auch so eine marktrechtliche beziehungsweise den Namen gab es, glaube ich, schon irgendwie auf dem Markt so ähnlich. Und dann hat BRLO gesagt, schreiben wir einfach drauf, was da drin ist. Und ich glaube, das war auch so dieser Marketingstreich, dann zu sagen, okay, so kriege ich die Leute. Grade wenn das auch, das wurde auch ausgeschenkt am Gleisdreieck in Berlin im BRLO Brew House, da konnte man das auch trinken. Und wenn da natürlich Peanut Butter Brown Ale steht, dann sind die Leute natürlich schon mal, die so ein bisschen vielleicht sich ausprobieren wollen oder mal was Neues trinken wollen, die werden dann schon hellhörig und sagen, okay, das probiere ich mal aus. Ging sehr gut weg, war relativ schnell, glaube ich, auch ausverkauft, grade vom Fass, das hat sehr gut gepasst. Also das hat mich sehr gefreut.

Markus: Ja und man muss auch sagen, also für alle die, die es vielleicht noch nicht kennen, also ihr müsst unbedingt, wenn ihr in Berlin seit, da mal vorbeischauen, das Gleisdreick, überhaupt ein sehr geschichtsträchtiger und interessanter Ort. Und dort gibt es eben eine Stelle, an der schon seit, was weiß ich, gefühlt 10 Jahren oder sowas, eigentlich ein Haus gebaut werden soll, aber irgendwie werden sich die Leute, die das bauen wollen, nicht so ganz einig, ob und wie sie das jetzt machen wollen. Und solange haben sie eine Interimsnutzung dieses Grundstücks praktisch genehmigt. Und die Interimsnutzung war dann eben für BRLO, die Idee, okay, dann bauen wir da eine Brauerei und die bauen wir halt aus Containern, also so, dass wir sie quasi mehr oder weniger von einem Tag zum anderen auch wieder abbauen können. Und so ist das dann eben so ein kleines, sage ich mal, Brauerei-Container-Dörfchen. Mittlerweile hat sich das dann auch so ein bisschen eingelebt, weil ja so wie man das von Berlin kennt, die Dinge halt dann doch ein bisschen dauern. Und jetzt gibt es auch diesen wunderschönen Biergarten, wo dann Hopfenranken überall sind. Also im Sommer gibt es wenig schönere Orte in Berlin, wenn man jetzt mal so eher auf der innovativen Seite Biere genießen will, dann ist das auf jeden Fall ein toller Ort. Und da kann ich mir total gut vorstellen, da passt das Bier natürlich wie Arsch auf Eimer, würde ich jetzt mal so sagen, weil Leute da eben abgeholt werden also und das passt ja dann auch sehr gut zur Location, zum Essen. Da gibt es ja auch ein ganz spezielles Food-Konzept, was es jetzt nicht so alltäglich überall gibt. Und insofern, also das ist toll und ich glaube, da kannst du auch schon, ja, stolz ist vielleicht das falsche Wort, finde ich immer ein schwieriges Wort, aber froh sein, da mal entsprechend präsent gewesen zu sein mit einem deinen Rezepten. Das ist ja immer schön, wenn so ein Baby dann auch mal richtig funktioniert und Leute das gut finden. Und, ja, also sehr coole Sache. Und das wird mit dem Maisel-Bier bestimmt nicht anders werden, da freue ich mich schon drauf. Aber sind wir so ein bisschen natürlich auch schon in unserem letzten Thema, in Anführungsstrichen, was ja vielleicht sogar dein größtest ist, nämlich, was du eben so mit deinem Blog, mit deinen Videos treibst unter dem Stichwort Friedis Brauhaus. Das klingt ja so ein bisschen unschuldig, dahinter steckt aber ja eigentlich eine Nummer, die sich schon eben ein bisschen mehr mit dem Thema Bier beschäftigt als eben so das klassische Brauhaus. Also wie kamst du denn überhaupt auf diesen Namen?

Paul: Friedi war bei uns zu Schulzeiten, ja, so ein geflügeltes Wort oder so ein Spitzname. Also wir haben uns gegenseitig zum Teil einfach Friedi genannt, das war einfach, wie auch immer das entstanden ist. Aber das war einfach dann auch bis, ja, jetzt mittlerweile nicht mehr ganz so, aber das hat sich relativ lang gehalten. Und als es an die Namensfindung ging, weil natürlich dann alle sagen wollten, ja, wie heißt denn das jetzt, irgendeinen Namen muss man dem ja geben und da habe ich gedacht, warum nicht Friedi oder Friedis. Weil, die Intention war dann so ein bisschen, das war so der Freundeskreis und für mich ist Bier auch so eine Geselligkeit, unter Freunden ein Bierchen trinken, gibt eigentlich fast nix Schöneres. Und dann habe ich gedacht, das ist eigentlich eine coole Idee, Friedis Brauhaus. Ja und dann hat sich das auch seit 10, 11 Jahren nicht mehr geändert, also dabei ist es dann geblieben.

Markus: Obwohl es mittlerweile ein bisschen die Unschuld verloren hat, also zumindest, was jetzt so das Equipment angeht. Also Brauhaus, denke ich mir, naja gut, d stehen dann irgendwie zwei Kessel rum und dann ist da halt einer, der rührt so ein bisschen und vertieft sich dann so, macht halt so sein Zeugs. Aber wenn man allein deine Videos schon anschaut, das geht ja schon sehr professionell zur Sache, wo du dich eben mit Themen wie Hefe-Banking auseinandersetzt oder halt verschiedenste Gerätschaften dann ausprobierst, wie man die Parameter messen kann und so weiter und so fort. Halt wirklich schon sehr professionelles Zeugs sozusagen, was du da auch verwenden kannst, das ist schon sehr spannend. Und das scheint auch die Leute sehr zu interessieren, du hast ja mittlerweile über 2.000 Follower schon allein auf dem YouTube-Kanal. Das ist ja schon richtig viel. Gibt es da Interaktionen, schreiben Leute dir da auch?

Paul: Ja, also täglich habe ich eigentlich. Ich versuche immer, allen Leuten zu antworten auf den Kanälen, Mail, Instagram, YouTube, ich schaffe das aber natürlich nicht immer. Aber, ja, es ist tatsächlich so, dass mich das auch immer so ein bisschen überwältigt, wenn ich jetzt irgendwo was hochlade oder so, dass dann wirklich viele Rückfragen kommen oder auch natürlich, dass die Leute sagen, cooles Video oder schöner Post, schöne Bilder, wie auch immer. Das ist auch immer ganz, ganz toll, ganz, ganz viele Interaktionen. Und da sieht man einfach, diese Community, die ist so richtig wissbegierig, also die suchen nach, ja, nach irgendwelchen Kanälen, wo sie sich noch mehr anlesen können. Und wenn man sich das dann natürlich dann noch angucken kann, so geht es mir selber auch, dann ist das natürlich immer nochmal ein bisschen schöner zu verdeutlichen, wie manche Sachen funktionieren und nehmen vielleicht auch so ein bisschen die Angst, bestimmte Sachen zu machen. Also grad so Brauwasser ist zum Beispiel sowas, da habe ich auch zwei Videos zu gemacht, da hat der ein oder andere Hobbybrauer immer Angst. Im Chemieunterricht habe ich jetzt auch nicht wirklich aufgepasst, aber mit so ein paar Basics kriegt man das hin. Und wenn man das dann eben zeigt, dann kann man die Leute so ein bisschen mehr abholen und die versuchen es dann auch selber. Und das ist dann immer richtig cool, wenn man grade solche Rückmeldungen kriegt, hier, ich habe dein Mischbett von Entsalzer nachgebaut oder wie auch immer, ich stelle jetzt mein Brauwasser ein, du hast mir da so ein bisschen die Angst genommen, das ist immer ganz, ganz toll.

Markus: Ja und ich glaube, das erreichst du halt durch diese sehr charmante Art, einerseits so ein bisschen eine Chronologie, deine Entwicklung mit den ganzen Themen zu verknüpfen. Also man kann dir da auf zwei Wegen folgen, also entweder, man verfolgt einfach so deine Entwicklung oder man verfolgt diese konkreten Themen, aber man kriegt immer beides mit. Und das finde ich eigentlich sehr schön und macht das Ganze auch sehr sympathisch. Auf der anderen Seite bedeutet es aber auch, das weiß ich ja selber auch, da steckt ja viel dahinter. Also die Beiträge zu schreiben, vernünftige Fotos zu machen, die ordentlich zu bearbeiten, dass dann auf die Website zu stellen. Dann Videos machen, nochmal ein ganz anderes Thema. Das muss ja ganz anders geplant sein, auch von der Aufnahme und dann das ganze Thema, scharfstellen, was weiß ich, bis am Ende zur Bearbeitung, schneiden, Tonspur, was weiß ich, also das ist ja wirklich ein riesen Ding. Konntest du das vorher schon, hast du das so währenddessen dir so beigebracht oder wie machst du das?

Paul: Also das macht mir einfach auch sehr, sehr viel Spaß, muss ich sagen, grade das Videoschneiden. Das ist so ein, ja, Hobby. So viele Hobbys kann man gar nicht haben, aber das macht mir schon viel Spaß und ich konnte das eben damit verknüpfen. Ich konnte das tatsächlich nicht, also ich habe mir das so ein bisschen selber beigebracht. Und ich werde auch oft gefragt, welches Equipment ich nutze? Und ich bin da relativ einfach unterwegs, also ich mache meine Videos mit meinem IPhone, muss man echt so sagen. Ich habe da jetzt keine große Kamera oder irgendwas, sondern ich mache das mit meinem IPhone und schneide am iPad. Habe noch ein externes Mikrofon, eine Softbox für Licht, damit es ein bisschen ordentlich aussieht und den Rest mache ich dann quasi mit Apps, die zur Verfügung stehen und, ja, arbeite mich da immer weiter ein, versuche mir das so ein bisschen selber beizubringen. Gucke selber YouTube-Videos, wie man das am besten macht, das ist ja auch ganz witzig und, ja, dann kommen eben diese Sachen bei raus.

Markus: Ja, nee, also kann ich voll nachvollziehen und ich finde das auch echt interessant. Also mir blutet ja so ein bisschen das Herz, muss ich sagen, weil ich komme ja eigentlich so aus der fotografischen Ecke und kurz vor der Pandemie habe dann nochmal investiert und mir noch so ein ganz neues Equipment mit 100 Megapixel gekauft, um wirklich die letzten paar Dinge noch aus Fotos rauszuholen, grad auch für unsere Bücher und so. Und ich muss sagen, ich habe immer Video gescheut wie der Teufel das Weihwasser, weil ich mir immer gesagt habe also entweder kannst du ein stehendes Bild oder du kannst ein bewegtes Bild, aber man kann eigentlich selten beides und habe das nie gemacht. Und dann über diese Pandemiegeschichte, war das dann ja zwingend erst mal notwendig, sich überhaupt mit diesem Thema Online, Webcam, also ich hatte nicht mal eine Webcam vorher, wo ich sonst jeden technologischen Scheiß immer hatte, aber eine Webcam hat mich nie interessiert. Also musste ich mir dann erst mal über eBay Webcams kaufen, dann so mit Maske verhüllt, Übergabe noch im März 2020, wo ja jeder gedacht hat, die Welt geht unter, das war ja eine völlig andere Zeit. Und sich da dann eben rein arbeiten und dann eben mit den ersten Online-Themen, dann konnte man die aufnehmen und dann konnte man diese aufgenommenen Sachen dann eben Online stellen beziehungsweise Leuten zur Verfügung stellen. Und dann musste ich mich da rein arbeiten, es blieb ja gar nichts anderes übrig. Und am Ende des Tages, jetzt mittlerweile machen wir ja auch unseren Video-Kurs und da habe ich mich dann jetzt eben doch in dieses Thema Video bearbeiten, Video schneiden und auch machen, irgendwie rein gearbeitet. Und mittlerweile, muss ich sagen, okay, es hat schon seine Berechtigung, es ist allerdings echt hart. Also für mich auch war es echt ein Lernprozess, umzudenken eben von einem Foto zu einem Video. Also ich weiß auch nicht, ob ich da wirklich gut bin, aber es funktioniert zumindest, sagen wir mal so. Aber ich finde es eben schon erstaunlich, um auf den eigentlichen Punkt zurückzukommen, ich habe da eine Kamera, die kostet mit Objektiv zusammen vielleicht 20.000 Euro, aber für unsere Videos nehme ich einfach ein Handy. Und zwar ganz banal deswegen, also letzten Endes kannst du mit beiden 4K-Videos machen oder theoretisch sogar 8K, wenn du willst, das sind ja Unmengen an Daten, die du da produzierst. Aber, bei der Kamera brauchst du immer jemand, der auf die Parameter achtet, der auf die Schärfe achtet und so weiter, das heißt, du brauchst immer einen zweiten Mann oder Frau. Und der oder die muss dann auch fit sein, muss deine Gedanken mitgehen, muss das alles mitgehen. Oder du nimmst halt so ein modernes Handy mit KI und komischerweise denkt das von selber ziemlich gut mit. Das heißt, wenn du irgendwelche anderen Sachen machst, stellt es richtig scharf, verfolgt die Gesichter, ist da alles easy. Und wie gesagt, am Ende des Tages ist es kaum mehr zu unterscheiden, ob du jetzt das Ganze eben mit dem Handy gedreht hast oder mit einer hochwertigen Spiegelreflex. Also natürlich, es ist ja kein Kinofilm, den man da macht, da ist es dann nochmal anders. Aber so für diesen Zweck, und das finde ich also fast schon etwas bedrückend, dass du am Ende, wie gesagt, die teure Kamera liegt jetzt mehr oder weniger seit ein, zwei Jahren in der Schublade sozusagen, wird nur noch ab und zu rausgeholt, wenn ich eben mal wirklich ein Foto machen will, das ich eben für solche Zwecke brauche und ansonsten ist die Handy-Technologie völlig ausreichend. Ich habe mittlerweile ein Handy, das macht ein 200-Megapixel-Foto, das ist unglaublich. Also natürlich ist das nicht dieselbe Qualität, aber unterm Strich, für das, was man am Bildschirm braucht, für normale Bedürfnisse völlig ausreichend und, ja und man kann tolle Sachen machen. Und ich kann nur sagen, also ich finde sowohl deine Teaser-Bilder echt sensationell, weil sie echt Lust machen, weil man da Dinge entdeckt, das Spaß macht, in diesen Fotos auch was zu entdecken. Und auch die Überschriften sind so, dass sie neugierig machen, dass man sich überlegt, was meint er denn jetzt da wieder damit?

Paul: So soll es sein.

Markus: Ja, so soll es sein, aber das sind ja alles Dinge, die sind nicht selbstverständlich. Und das ist was, was ich echt toll finde und wo ich dir auch nochmal gratulieren kann, auch für die Videos eben, das ist wirklich, es macht Spaß, das anzuschauen. Und man kann das auch anschauen, wenn man gar nicht unbedingt sagt, man will jetzt das Bier nachbrauen, sondern es macht einfach Lust, das zu sehen und zu gucken, wie du dich der Sache so näherst, also schon eine schöne Geschichte. Also auch hier nochmal an die Hörer, wir werden es natürlich in den Shownotes auch verlinken, aber grundsätzlich, also Friedis Brauhaus ist sicherlich eine der topp Quellen für Infos rund um dieses wunderbare Thema Hobbybrauen. Und da sind wir jetzt ja fast schon …

Paul: Das geht ja runter wie Öl.

Markus: Ja, aber ist so. Also ich kann ja zum Beispiel, also ich plaudere jetzt einfach mal aus dem Nähkästchen, aber es ist halt so, wir haben ja auch für den Online-Kurs ein Video gemacht mit dem Flo Erdel zusammen zum Thema Brauen. Und haben uns da überlegt, naja gut, wir könnten es so machen, wie wir es halt in unserem Live-Kurs oder auch im Live-Online-Kurs gemacht haben, dass wir halt mehr oder weniger sehr rudimentär Bier gebraut haben. Also einfach einen Wassertopf genommen haben und Malz, das Malz geschrotet, da rein. So ein bisschen halt eine ganz banale Rezeptur nachvollzogen, damit die Leute halt mal die Verzuckerung sehen und so weiter halt. Und dann haben wir gesagt, nee, eigentlich, das ist was, das geht einfach und das kriegen sie so auch mit und das kann man anschauen. Wir wollen eher zeigen, wie das eben ist, wenn man sich als Hobbybrauer intensiver damit beschäftigt. Und wenn man jetzt eben versucht, die Dinge raus zu kitzeln, und wie du es am Anfang schon geschildert hast, auch zu dokumentieren und eben überall die Stellschrauben kennenzulernen und mit denen auch zu spielen und haben dann eben auch die verschiedenen Rohstoffe vorgestellt und dazu auch Versuche gemacht. Und da war es dann ganz oft, dass der Flo einfach gesagt hat, pass auf, da gibt es ein tolles Video von Friedis Brauhaus. Und dann haben wir das natürlich auch verlinkt in den Unterlagen zum Beispiel und habe ich mir dann auch angeschaut. Und das ist dann wirklich, glaube ich, also, ja, also wenn das dann auch so weiterverbreitet und empfohlen wird, dann es hat es ja auch eine gewisse Qualität. Und, ich muss auch sagen, also ich lerne jedes Mal ein bisschen was dazu und das ist ja das Schöne bei der ganzen Geschichte, man wird ja nicht dümmer. Mit jedem Gespräch mit einem Hobbybrauer, mit jedem Bier, das man trinkt, mit jedem, wo man sich damit beschäftigt, ist wieder irgendein kleiner Erkenntnisgewinn oder eine Freude oder irgendwas, wo man sich danach denkt, Mensch, die Zeit war es absolut wert. Und das, ja, ist es eben da auch, also, ja, gut. So, jetzt haben wir hier, und da steht ja bei dir, also ich glaube, ich hoffe, ich habe das jetzt richtig, da gibt es bei dir einen Blog-Eintrag, da steht, der Versuch ein Klon-Rezepts zum Vestvleteren 12. Ist dass das, was ich hier in den Händen halte?

Paul: Das ist das, was du in den Händen hältst, mit dem kleinen Verschreiber auf dem Etikett, den ich dann auch nicht mehr korrigiert habe, nachdem ich einige Falsche etikettiert hatte, also da fehlt das x vor den zwei Einsen quasi. Aber, das ist genau das, was du in den Händen hältst. Ich habe mich mehrere Wochen mal mindestens, wenn nicht Monate, mit dem Vestvleteren-12-Bier beschäftigt, nachdem ich das endlich mal irgendwie in die Hände bekommen hatte und natürlich auch mit dem, ja, mit diesem Reiz, den das Bier umgibt dadurch, dass es eben, ja, das beste Bier der Welt mehrmals geworden ist, wollte ich natürlich dann irgendwann auch. Weil ich auch belgisches Bier sehr gerne mag, muss man auch sagen, grade so auch die dunklen schweren Biere. Und das, glaube ich, ist bei dir auch so und deswegen habe ich das auch mit reingepackt. Das hat mich einfach gereizt zu sagen, okay, vielleicht kann man das ja irgendwie nachbrauen, auch wenn es dann nicht so viele Quellen gibt. Und da habe ich mich intensiv durch viele, viele Quellen gelesen und habe dazu auch, wie du sagst, einen Blog-Beitrag geschrieben, wenn das interessiert und habe da auch, ja, einfach erzählt, was ich mir so ein bisschen selber erarbeitet habe oder selber eine Brücke geschlagen habe in einem Rezept, wenn was gefehlt hat oder eben, wo ich das her hatte und wie sicher diese Quelle ist.

Markus: Ja und das ist total spannend nachzuvollziehen. Also es liest sich fast so ein bisschen wie ein Krimi, dieser Blog-Beitrag, weil man da wirklich merkt, okay, da fängt jemand am Anfang an sozusagen, seziert den Tatort und guckt, also sagen wir, das Wasser in dem Fall, was ist da so los. Und baut dann so Stück für Stück dieses Bier zusammen, bis es dann am Ende da rauskommt, wo man es sich dann eben vorgestellt hat. Inklusive der original Hefe, du hast sogar die Hefe aus so einer Flasche rausgezogen.

Paul: Genau. Also es gibt ja dieses klassische hobbybrauer.de-Forum und da hatte ich gelesen, dass es jemand geschafft hat, die Hefe bei einer Flasche wieder zu reaktivieren. Und dann habe ich gedacht, okay, also im Rahmen dieses Projektes habe ich gedacht, okay, das versuche ich auch mal und habe versucht, an ein paar Flaschen ranzukommen. Und es klappt nicht, für die Hobbybrauer, die das probieren wollen, es klappt nicht bei jeder Flasche, aber es hat ein paar Versuche gebraucht und dann hatte ich ein bisschen Gäraktivität in meinem Versuch. Und dann habe ich diese Hefe eben immer weiter hochpropagiert und wieder aufgepäppelt.

Markus: Ja und das ist spannend, da gibt es auch ein Foto davon, wie man das sieht, wie die Hefe bei dir eben tatsächlich wieder anfängt zu leben. Und, ja, also jetzt bin ich mal gespannt. Alleine schon die Flasche ist natürlich schön, du hast oben so ein Wachssiegel drüber sozusagen. Das heißt, man muss erst mal sich da durchkämpfen, bis man zu diesem schönen Bierchen kommt. Ich mache das jetzt mal. So, jetzt sind wir schon drin und machen mal auf. Hah! Also ich muss ja dazu sagen, ich habe tatsächlich vor gar nicht allzu langer Zeit das letzte Vestvleteren 12 getrunken.

Paul: Also bei mir ist es schon ein bisher her.

Markus: Denn, also ich hoffe mal, ich plauder jetzt nicht zu viel aus dem Nähkästchen, aber als ich eben bei Maisels war, habe ich ja auch einen Workshop gehalten vorher, so einen Beerjudge-Kurs am Donnerstag und dann war am Freitag eben der Wettbewerb und am Samstag die Messe mit entsprechender Verkündigung dann von den Gewinnern und so weiter, also die HOME BREW. Und die hatten für ihr Liebesbier einiges an Vestvleteren Bieren eingekauft, als sie damals das Liebesbier aufgemacht haben und konnten aber aufgrund verschiedener Umstände nicht alles davon verkaufen. Und dann habe ich schon vor einiger Zeit dem Michael König gesagt, pass auf, also was ihr noch übrig habt, das nehme ich euch gerne ab. Und dann hat er mir kurz, also am Donnerstag, glaube ich, kurz bevor ich losgefahren bin, noch mal kurz geschrieben, ja, das Bier wäre jetzt eigentlich da, du könntest es mitnehmen. Dazu muss man noch sagen, dass mein Auto jetzt nicht unbedingt so ein großes ist und da ja die ganzen Sachen drin waren für das Seminar. Aber nichtsdestotrotz habe ich gedacht, na gut, das hilft jetzt nix, da muss man durch, das machen wir jetzt und habe gesagt, okay, machen wir. Und am Ende des Tages war das dann ein Äquivalent von 6 oder 7 Kästen verschiedener Vestvleteren-Biere. Es gibt ja 3 davon, also von allen 3 eben bunt gemischt, dazu noch diese Holzkästen. Und, ja und dann war ich im Auto, habe ich dann angefangen, also Bier lässt sich in Autos gut stapeln, wenn man die Kästen erst mal draußen lässt. Das habe ich schon früh gelernt und deswegen ging das eigentlich dann ganz gut. Und am Ende musste ich mich dann entscheiden, gehen die 4 Holzkästen mit oder mein letztes Rollup von der Bierakademie? Das war aber schon ein bisschen älter, deswegen ist das Rollup jetzt Geschichte.

Paul: Ja, gute Entscheidung, glaube ich.

Markus: Manchmal muss man eben Prioritäten irgendwie setzen, genau.

Paul: Genau.

Markus: Und, genau und weil doch och 3, 4 Flaschen am Ende waren, die nicht mehr ins Auto gepasst haben, habe ich dann gedacht, okay, dann mache ich jetzt diesem Seminar, dem Beerjudge-Seminar die Freude und wir trinken am Schluss alle zusammen so ein schönes Vestvleteren 12 und dann haben wir eben 6 oder 7 Flaschen aufgemacht und das dann schön miteinander verkostet. Also insofern ist es gar nicht so lange her und deswegen muss ich auch sagen, die Farbe hast du schon mal echt perfekt getroffen, also als das jetzt ins Glas gelaufen ist. Auch die Schaumbildung zum Beispiel, das ist ja auch was ganz Schönes, wie sich beim Vestvleteren dieser schöne Schaum bildet, so nach und nach aufbaut, dann schön stehenbleibt, diese intensiver Färbung. Also das war schon mal wirklich sehr, sehr original. Also da hätte ich jetzt rein von der Optik her, wüsste ich nicht, wie man das unterscheiden können sollte, das war schon mal toll. Auch wie es so im Glas liegt. Ich meine, es hat ja doch über 10%, das merkt man dann auch, die Viskosität ist da. Und man freut sich natürlich auch so ein bisschen. Ah! Ja, also ich muss jetzt schon mal dran riechen, es hilft ja nix. Mhm! Also da, finde ich, ja, also ist auch da, ich meine, gut, es ist dieselbe Hefe, aber trotzdem, es könnte ja anders sein. Aber hier hat man wirklich sehr schön diese intensiven roten Beeren, die das Vestvleteren hat. Also so viel Brombeer, Kirsche, ja, auch Johannisbeer, also so die ganze rote Beerenriege sozusagen ist da zusammen. Dahinter kommt dann eben so malzig, Toffee, so ein dunkles Toffee, richtig schwer auch in der Nase und dann geht es noch über in so eine richtig schöne Nussnougataromatik. Ah, ja, wirklich, also ich meine, ich liebe dieses Bier und ich liebe überhaupt belgische Biere und insofern ist das jetzt grade sehr, sehr schön, also die Nase ist absolut fantastisch. Mensch, Wahnsinn, das solltest du kommerziell machen. Naja egal, also gut, trinken wir mal einen Schluck. Hm! Also sehr toll finde ich diese Rosinennnoten, die auch das Vestvleteren hat, sind hier sehr intensiv, fast noch ein bisschen frisch. Aber gut, ich trinke es ja meistens etwas älter. Wie alt ist denn dieses hier?

Paul: Gebraut habe ich es, glaube ich, 2021 im Sommer irgendwann. Ich glaube, im Juni oder so, 21.

Markus: Also bestes Alter für ein Vesti 12. Nee, also ganz, ganz toll! Eine Süße auch, eine schöne Restsüße. Und ich finde, auch vom Abgang her, ja, also wirklich diese schönen Beerennoten, nochmal ganz viel Kirsche, Schwarzwälder Kirschtorte, sehr schöne weinige Mischung, die sich da mit diesen Rosinen so ein bisschen verbindet. Pflaumen vielleicht auch noch, Feigen, Datteln. Also, ja, super. Also ich würde sagen, es ist nicht 100 Prozent, also ein kleines bisschen ist es, aber wobei ich nicht sagen will, besser oder schlechter, aber etwas anders, aber sehr schön. Also ein ganz, ganz tolles Quadrupel. Also von der Optik und von der Nase her bin ich beim Klon voll dabei. Wie geht es dir?

Paul: Ja, also ich habe mir schon fast gedacht, als ich das auch angefangen habe, also es war ja auch ein Versuch, also ich habe das wirklich nur einmal so gebraut, dass ich das nicht genau treffen werde. Wobei, du hast es ja angesprochen, auch beim Vesti und auch grundsätzlich beim Quadrupel und den schweren belgischen Bieren, es kommt auch so ein bisschen drauf an, wie alt sind die Biere. Da gibt es ja so ein bisschen so Formkurven, wann sind sie ein bisschen besser, wann sind sie ein bisschen schlechter. Man wird es nicht ganz treffen, aber der Reiz war einfach da, zu versuchen als Hobbybrauer mit den Mitteln, die man so hat, an so ein Bier halt ranzukommen. Und natürlich auch so ein bisschen den geschichtlichen Hintergrund oder die Geschichte zu dem Bier so ein bisschen kennenzulernen, weil, dazu muss man schon ein bisschen nachlesen, bis man das so findet. Weil, man kann jetzt nicht einfach bei Vestvleteren auf die Seite gehen und liest da quasi alles sich durch, sondern man muss da schon so ein bisschen tiefer einsteigen, und das war einfach super spannend.

Markus: Also es sind ja mindestens 3 Brauereien an dem ganzen Thema beteiligt und das macht es ja auch so spannend. Und auch diese ganze Story eben, dass sie da ursprünglich ja in einer anderen Brauerei gebraut haben, was heute Sankt Bernardus ist und die ja mehr oder weniger das Ursprungsrezept noch weiter brauen. Und dann Kloster selber aber gesagt hat, wir wollen wieder selber und haben dann sich die Hefe von Westmalle geholt und haben dann so ein bisschen ihr eigenes Bier verändert. Naja und dann halt noch dieses Thema, was die Verfügbarkeit angeht, das wirklich so zu reduzieren, dass du bis vor Kurzem ja noch da nur eine Telefon-Hotline hattest, wo du ab und zu mal durchkamst. Und mittlerweile ist es zwar Online, aber nicht viel leichter, das Bier zu bekommen. Also das hat schon natürlich was, allein wenn man die Verfügbarkeit so einschränkt.

Paul: Ja, das hat einfach einen Charme. Also das du dann da einen Termin kriegst und so ein Halbstunden-Slot, wo du dann da sein musst und dann kriegst du deine Holzkiste in den Kofferraum geladen, das ist schon also für die Mönche natürlich einfach, aber es ist natürlich auch so ein bisschen Marketing, es funktioniert einfach. Wenn man sich ein bisschen rarmacht, ist das ja immer so, dass man dann sagt, oah, das muss ich bedingt mal probieren. Und wie du sagst, grade diese Hefegeschichte ist ja sowieso immer so ein Hobbybrauerthema, also Hefe, untergärig, obergärig, Starter machen oder nicht oder welche Hefe ist das. Ich glaube, da machen sich manche Brauer, die es gelernt haben, gar nicht so diese Gedanken, aber die Hobbybrauer sind da immer sehr, sehr intensiv. Und ich weiß noch, als ich mit meinem Vater, kurz vor Weihnachten war das oder um Weihnachten rum ist immer dieser Sankt Bernardus Tag oder so, dieses ab 12, wird dann da so ein bisschen gefeiert. Und da gibt es immer so ein YouTube-Stream und dann gucke ich mir den an und die trinken so ein Abt 12 und essen ein bisschen Käse. Und auf einmal sagt der Brauer von Sankt Bernardus so in einem Nebensatz, ach ja und wir haben das auch mal bei uns gebraut und eigentlich ist das auch noch die Hefe, die die uns damals gegeben haben und sie nutzen mittlerweile die Westmalle-Hefe. Und da habe ich gesagt, was? Was ist denn hier los? Und dann habe ich nochmal zurückgemacht und habe mir das nochmal angehört und habe gedacht, okay, das ist ja jetzt mal sehr interessant. Und so kam da dann so ein bisschen auch, dass ich das dann mit in den Blog aufgenommen habe. Und für mich da natürlich gedacht habe, okay, jetzt habe ich die Hefe aufgepäppelt, aber anscheinend ist es ja nur, in Anführungszeichen, die Westmalle-Hefe und die Originalhefe von damals ist eventuell bei Sankt Bernardus. Sehr, sehr interessantes Thema auf jeden Fall.

Markus: Nee, auf jeden Fall. Und, ich meine, letzten Endes trotzdem, es ist halt einfach ein tolles Bier. Und ich muss sagen, wir haben ja schon öfters bei uns in der Akademie diese Verkostung gegeneinander gemacht, also ich bleibe dabei, also selbst in der Blindverkostung, muss ich sagen, schmeckt mir persönlich das original Vestvleteren, also mit der neuen Hefe sozusagen, besser als das Sankt Bernardus 12. Wobei das trotzdem ein tolles Bier ist, alles super …

Paul: Ja, mag ich auch total.

Markus: … aber für mich ist es einfach einen Hauch komplexer einfach in der Aromatik. Und vielleicht hat es auch was damit zu tun, dass die Westmalle-Hefe vielleicht per se eine etwas spannendere Hefe ist als die alte Vestvleteren Hefe, kann ja auch sein.

Paul: Mag sein.

Markus: Also wenn man allein überlegt, wie Chimay zum Beispiel, was die für einen Probatz um ihre Hefe gemacht haben, bis sie dann da gelandet sind, wo sie waren. Oder auch die Geschichte von Latab, dass das ja eigentlich ein Kloster war, was gegründet worden ist mit untergärigen Bieren und sich dann ja jetzt erst umentschieden hat, wieder obergärig zu brauen als alle untergärig gebraut haben. Also das ist total spannend, wenn man sich mal ein bisschen näher mit diesen belgischen Klöstern beschäftigt, was da so alles Treiber waren. Und, ja, nee, also, aber was ich übrigens auch finde jetzt, wo ich mehr davon getrunken habe, was man auf jeden Fall merkt, ist natürlich die 10%, aber auch diese wärmende Wirkung. Also das ist ja auch im Original super schön, dass man das nachvollziehen kann, wie es eben so im Körper runter rinnt, die Speiseröhre sozusagen bis in den Magen und dann ist es so eine wohlige Wärme, wo wir jetzt fast schon wieder beim Herbst angekommen sind. Also sehr, sehr schön und eine tolle Geschichte und natürlich auch eine Wahnsinns Herausforderung, denke ich, sowas dann eben zu machen, sich als Challenge zu setzen. Aber, ja, vielleicht, das hast du ja am Anfang gesagt, das ist so ein bisschen dein Thema, das du gerne auch dich mit Dingen misst und eine Challenge eben dann auch zur Not dir selber stellst oder, wenn sie dir kein anderer stellt, dann machst du sie dir halt selbst.

Paul: Richtig, das macht mir einfach Spaß, ja.

Markus: Wunderbar. Na, dann, würde ich sagen, von meiner Seite aus sind alle wichtigen Fragen, die ich hatte, beantwortet. Gibt es noch etwas, was du gerne loswerden würdest an die Community?

Paul: Boah, da überrumpelst du mich jetzt. Nee, eigentlich nicht. Also vielleicht an die Hobbybrauer, weil es kommen immer wieder die gleichen Fragen, grade was das Equipment angeht, wenn da der ein oder andere Hobbybrauer zuhört, ihr könnt auch richtig, richtig gute Biere, und die habe ich auch selber schon getrunken und du, Markus, vielleicht auch schon von Hobbybrauern getrunken hast, ihr könnt richtig gute Biere brauen, wenn ihr nicht das Highend-Equiqment habt. Ihr könnt mit sehr einfachen Mitteln sehr gute Biere herstellen. Das ist so, ja, das ist so eine Info, die ich gerne immer rausgebe, weil viele, viele immer den Braukeller auch zum Beispiel bei Flo Erdel sich angucken oder beim mir. Das muss nicht sein, das ist ein Hobby im Hobby, ihr könnt auch mit einfachen Mitteln richtig gute Biere herstellen und das haben die ein oder anderen Wettbewerbe mit dem ein oder anderen Sieger schon bewiesen.

Markus: Auf jeden Fall. Und da bin ich da erinnert auch an einen der Lieblingssätze von Holger, der mit mir diesen BierTalk auch mal angefangen hat, der immer sagt, er hat die besten und die schlechtesten Biere der Welt von Hobbybrauern getrunken. Also insofern, das Spektrum ist einfach groß, aber genau das macht die Sache ja so spannend. Also von meiner Seite aus ganz, ganz vielen Dank also einerseits für deine Zeit heute, für die tollen vier Biere, aber auch für das, was du tust, was du im Netz für das Thema machst, wie du die Leute an das Bier und das Brauen heranführst und mach bitte weiter. Und, ja, ich freue mich schon, wenn wir in Kontakt bleiben und dann vielleicht mal eins der nächsten Biere wieder gemeinsam genießen.

Paul: Vielen, vielen Dank. Sehr gerne, das machen wir so.

 

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

 

BierTalk Spezial 51 – Interview mit Anna-Kathrin Ott, fränkische Kandidatin zur Wahl der Bayerischen Bierkönigin 2023

Anna-Kathrin Ott stellt sich der Wahl – Eurer Wahl! Denn sie will Bayerische Bierkönigin werden. Nachdem die sympathische 34jährige sich in den Vorrunden durchgesetzt hat, steht sie nun im Finale und ist als einzige Fränkin im Rennen. Kein Wunder also, dass sie im BierTalk zu Gast ist und erzählt, wie sie überhaupt zum Mitmachen gekommen ist, was Ihr Umfeld dazu sagt und wie Ihr ihr auf ihrem Weg helfen könnt. Spannend ist auch ihr Beruf, denn bei der Bundeswehr gibt es viele Herausforderungen, die allerdings in der Regel nichts mit einem Maßkrug zu tun haben, auch wenn das vielleicht manche von Euch glauben…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder eine ganz besondere Folge, auf jeden Fall sicher eine charmante und spannende Folge, denn wir haben unsere fränkische Kandidatin zur Bayrischen Bierkönigin bei uns am Mikrofon und das ist auf jeden Fall schon mal was. Und natürlich auch spannend, weil wir ja jetzt in dieser Vorphase sind und das auch so ein bisschen begleiten können in den nächsten Wochen, wie das dann geht und werden sie dann vielleicht hoffentlich nochmal wieder begrüßen können, wenn sie denn dann im Amt ist. Also auf jeden Fall wunderbar, dass du hier bist, Anna- Katrin Ott oder Anna, wie wir jetzt unter uns mal so sagen. Schön dass du da bist und, ja, hallo, stell dich doch vielleicht unseren Hörern mal kurz selber ein bisschen vor.

Katrin: Ja, servus zusammen. Ich bin die Anna, also Anna-Katrin, ich bin 34 Jahre jung. Ich komme aus der kleinen Gemeinde Seinsheim, das ist in der Nähe von Kitzingen bei Würzburg, liegt in Unterfranken. Wie schon angesprochen, fränkische Finalistin für die Wahl zur Bayrischen Bierkönigin, auch die Einzige aus ganz Franken und freue mich heute, mit dem Markus den Podcast machen zu können.

Markus: Na, wunderbar, sehr schön. Ich habe auch schon gelesen auf der Seite, wo du dich so ein bisschen vorstellst, sehr charmant, deine Fremdsprachenkenntnisse sind Englisch und Fränkisch, sehr schön.

Katrin: Ja, da musste ich auch lachen, als ich das gesehen habe, ja, in der Tat.

Markus: Ja, nee, also wunderbar und ist natürlich auch eine schöne und wichtige Geschichte, das Franken ja grade beim Thema Bier in Bayern durchaus eine Rolle spielt. Und, ja, vielleicht mal so vorne weg, wie bist du denn so zum Thema Bier überhaupt gekommen? Also mit der Muttermilch hast du es ja wahrscheinlich noch nicht bekommen in Unterfranken, oder?

Katrin: Nee, definitiv nicht. Und auch grad jetzt so hier bei mir in der Region, also ich habe es jetzt auch schon ganz oft von den Leuten gehört, kommt ja immer das Thema Unterfranken eigentlich eher Weinregion und so weiter auf. Mein Vorzug geht wirklich zum Bier. Wie bin ich dazu gekommen, das kann ich so eigentlich gar nicht genau sagen. Seinsheim, also in der Gemeinde, wo ich wohne, hat ja auch eine ganz kleine Brauerei. Da war Freitag immer auf, da ist man am Freitag hingegangen, hat ein Bier getrunken, konnte sich seine eigene Brotzeit mitnehmen, einfach Gemütlichkeit, Geselligkeit. Und ich bin eine sehr leidenschaftliche Volksfestgängerin, also sei das jetzt Oktoberfest, Bergkirchweih, Kiliani, alles, was so im Umkreis ist, gehe ich gern hin. Und da spielt natürlich das Bier die deutlich größere Rolle wie der Wein und da bin ich einfach dann so hängengeblieben. Und jetzt habe ich wirklich so die Liebe zum Bier, die Faszination für das Produkt. Und, ja, genau, so bin ich dazu gekommen die letzten Jahre.

Markus: Ja und auf jeden Fall natürlich spannend, auch die Geschichte von eurer kleinen Brauerei, die Seinsheimer Kellerbräu. Die haben sich ja auch so aus einer Motivation raus gegründet, dass man endlich mal wieder Bier haben will, so in dieser Weinregion. Und die sind ja auch schon 20 Jahre oder sowas am Braukessel sozusagen. Hast du da schon mal mitbrauen können, das miterleben können?

Katrin: Also mitbrauen selber konnte ich noch nicht. Wir waren natürlich früher öfter mal dort und dann konntest du auch reinschauen und konntest mal rumlaufen, dir das alles anschauen. Momentan ist es ja nicht ganz so aktiv, die Brauerei hat jetzt mal gebraut für eben den Tag des Bieres. Da war bei uns in der Gemeinde eine Veranstaltung, da hat er extra dafür ein Helles und ein Dunkles gebraut. War einfach total schön, dass man wieder trinken konnte. Und, ja, also wie gesagt, umschauen konnte man sich da schon und Freitag war immer offen. Und, ja, wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann wieder dahin zurückgeht.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und sie haben natürlich auch diese tolle Aktion, wenn man mit einem Citroën 2 CV, also mit der berühmten Ente ankommt, dann bekommt man dort sogar Freibier, also spannende Brauerei auf jeden Fall. Und so bist du ein bisschen reingekommen und, ja, also das heißt, du hast dich dann in diesem Bier so ein bisschen eingefunden. Und dann, wie kamst du auf die Idee zu sagen, okay, ich würde gerne Bierkönigin werden?

Katrin: Ja, also das war eine total witzige Geschichte, wenn man ehrlich ist. Ich war letztes Jahr mit meinem Papa und meiner Schwester auf dem Oktoberfest und gehe da auch echt total gern hin, also wie auf alle anderen Volksfeste auch, das fasziniert mich einfach. Ich finde einfach, das ist so ein Lebensgefühl, an dem Tag ist man happy, ist man glücklich. Und mein Papa liest jeden Tag die regionale Tageszeitung und da war ein Artikel drin, dass die Bewerbung für das Amt der 12. Bayrischen Bierkönigin derzeit läuft und Unterfranken hat noch gar keine Bewerberin. Und mein Papa hat das abfotografiert, hat das an unsere Familien-Whats-App-Gruppe geschickt und meinte noch so, hej, Anna, das wäre doch genau was für dich. Und ich hatte dann auch gar nicht mehr arg viel Zeit zum überlegen, weil es war wirklich ein paar Tage vor Bewerbungsschluss auch. Habe mit einer Bekannten dann meine Bewerbung ausgefüllt, wir saßen abends schön gemütlich zusammen. Und, ja, war dann völlig überrascht, dass ich dann auch ein paar Tage später die Email bekommen habe, herzlichen Glückwunsch, erste Hürde ist geschafft, Einladung zum Casting. Und, genau, also so bin ich dazu gekommen, also wirklich durch eine Whats App von meinem Papa. Ja und dann, meine Freunde, Bekannten meinten alle, hej Anna, das ist doch genau dein Ding, wäre voll was für dich, probiere es doch mal, bewerb dich. Das habe ich gemacht und, ja, jetzt stehe ich im Finale.

Markus: Ja, also auf jeden Fall spannend. Und ich finde, da merkt man schon so ein bisschen die unterfränkische Lebensart, weil, da ist man einfach mal spontan, da hat man Lust, da macht man einfach mal. Und hat dann vielleicht auch noch ein bisschen das Quäntchen Glück dazu und dann ist ja alles bestens, also bin ich gespannt. Hast du denn eine deiner Vorgängerinnen, die Sabine mal kennengelernt, die auch aus Unterfranken war?

Katrin: Ja, die habe ich tatsächlich jetzt am vergangenen Montag kennengelernt, da war ich in Würzburg. Da gibt es ja immer zum Tag des Bieres, einen Tag danach in Würzburg Freibierausschank von regionalen Brauereien. Da war ich jetzt mit dabei und da hat sie auch vorbeigeschaut, die durfte ich da kennenlernen. Ja, war ganz toll.

Markus: Ja, nee, also ganz toll. Und auch eine ganz Liebe, die war auch schon bei uns im BierTalk und habe ich mit ihr auch mal ein paar Veranstaltungen zusammengemacht vor dieser ganzen Pandemiegeschichte. Aber ja, spannende Geschichte. Was mich noch interessiert, du bist ja von Beruf Soldatin. Also das ist jetzt auch vielleicht nicht so der Beruf, den jeder sich so von Anfang wählt und vielleicht auch nicht der, den sich die Eltern für das Kind wünschen, sage ich mal so. Wie kam denn das?

Katrin: Ja, das kam damals, da waren wir auf einem Tag der offenen Tür und meine Schwester hatte sich auch mal so Infomaterial kommen lassen und ich fand das total interessant. Und damals war es ja noch so, also ich bin jetzt mittlerweile auch schon im 18. Dienstjahr, also ich bin mit 17 direkt zur Bundeswehr gegangen, damals war es ja so, als Frau hattest du von Anfang an auch sechs Monate Probezeit. Also ich hätte da nach der Probezeit auch sagen können, okay, ich habe es mir angeschaut, ist nichts für mich, ich gehe wieder raus. Und habe ja auch relativ klein angefangen, ich hatte dann erst mal quasi einen Vertrag für vier Jahre. Wo ich dann gesagt hatte, okay, wenn ich jetzt feststelle nach vier Jahren, das ist nicht meins, ich gehe raus, ich mache draußen was, wäre ich erst 21 gewesen. Also noch wirklich so in einem Alter, wo man sagt, da fängt man nochmal eine Ausbildung an. Mir hat es dann aber total gut gefallen und ich bin dann dabeigeblieben. Habe dann auch über die Bundeswehr meine Berufsausbildungen gemacht. Also ich habe einmal Bürokauffrau gelernt auf Gesellenebene und habe dann noch die Meisterebene drauf gesetzt, also geprüfte Personalfachkauffrau. Und, ja, also mir macht das Spaß, ich mag meinen Job. Und ich habe auch echt von meiner Familie da die Unterstützung jederzeit, auch in den vergangenen Jahren, ich war dann ja doch viel unterwegs und viele Lehrgänge und Versetzungen, also wirklich also nur positive Resonanz. Und, ja, ich könnte mir eigentlich auch nix, was heißt eigentlich, ich könnte mir nix anderes vorstellen.

Markus: Und wie muss ich mir so einen Arbeitstag bei der Bundeswehr vorstellen? Also fährt man da mit dem Auto in der Kaserne vor uns sagt hallihallo und dann sattelt man das Gewehr und den Rucksack oder wie läuft das bei dir so ab, so ein Tag?

Katrin: Ja, es kommt immer natürlich auf deine Tätigkeit drauf an. Bei mir ist es jetzt tatsächlich so, dass ich ja auch im Bereich der Personalbearbeitung eingesetzt bin, aufgrund von meiner Ausbildung eben. Und momentan bin ich auch in einer Amtsbehörde, also in einer Kommandobehörde. Da ist es wirklich so, ich komme Früh zum Dienst und ich gehe nachmittags oder abends, je nachdem wie lange ich halt arbeite. Ich habe derzeit jedes Wochenende frei, ich habe den Luxus von Home- Office und Gleitzeit. Also wenn ich jetzt keine Uniform tragen würde in dem Sinn, dann könnte man das schon mit jemand ganz normalen im zivilen Leben vergleichen, der früh zur Arbeit geht und abends Nachhause kommt. Wenn du eine andere Verwendung hast, geht es natürlich in diesem Ausmaß oder in dieser Regelung, wie ich sie jetzt habe. Also ich arbeite jede zweite Woche in Vollzeit von Zuhause aus, ich bin jeden Freitag im Home-Office und in meiner Dienststelle tatsächlich nur ein paar Tage im Monat. Das ist momentan halt für mich einfach der Luxus von der Personalbearbeitung, dass ich da relativ zeitlich flexibel bin und wirklich viel von Zuhause aus arbeiten kann.

Markus: Ja, man sagt ja der Bundeswehr so eine gewisse Nähe zum Thema Bier nach. Haben den deine Kolleginnen und Kollegen sich da drüber gefreut, als du denen erzählt hast, ich schaue mal, vielleicht werde ich Königin?

Katrin: Ja, die waren natürlich alle auch total begeistert, so wie mein ganzes Umfeld, meine Familie, Freunde, Bekannten-, Verwandtenkreis. Also ich habe von niemanden irgendwas Negatives gehört, die sind alle voll dabei, die stehen hinter mir. Ich meine, letzten Endes, würde ich jetzt sagen oder sage ich, ist es bei der Bundeswehr genauso wie in der privaten Wirtschaft im Zivilleben, man trifft sich mal auf ein Feierabendbier, man geht abends mal mit den Kollegen was essen, trinken, Bier. Mehr verbinde ich aber mit meinem Beruf und Bier auch nicht. Also ist jetzt nicht so, dass man sagt, man säuft da den ganzen Tag, ja, vielleicht der ein oder andere irgendwie mal denkt. Das ist definitiv nicht der Fall. Und von daher würde ich jetzt meinen Beruf mit Bier gar nicht anders in Verbindung bringen wie andere Berufe also.

Markus: Ja, natürlich, das darf man nicht falschverstehen. Man darf ja nicht vergessen, ich komme ja noch aus einer Generation, da hat man eben Wehrdienst gemacht oder Zivildienst gemacht und da war natürlich die Geschichte schon mit diesen ganzen jungen Männern in diesen Kasernen.

Katrin: Ich glaube, da war es ein bisschen anders wie jetzt, ja.

Markus: Da war das definitiv ein bisschen anders. Aber natürlich, nichtsdestotrotz, es ist ja trotzdem spannend und ich meine, letzten Endes hast du dann ja schon mal eine gewisse Hausmacht, sage ich mal, die dich dann hoffentlich auch gut unterstützen. Vielleicht gleich mal an dieser Stelle, falls jemand jetzt gleich schon sagt, ich möchte gerne abstimmen, wie kann ich dir denn jetzt helfen, dass du dann an dem Abend auch durchkommst und Königin wirst?

Katrin: Genau, also ich erkläre mal so das Gesamtbild, wie das Ergebnis dann zustande kommt. Also es gibt jetzt seit dem 20. April, läuft ein Online-Voting, das geht noch bis zum 18. Mai 12 Uhr und da kann man Online für die Kandidatin jeweils abstimmen. Und dieses Ergebnis zählt zu einem Drittel zum Gesamtergebnis. Und die beiden anderen Drittel, die generieren sich aus dem Finalabend am 25. Mai, der findet im Löwenbräukeller statt. Da ist dann ein Drittel die Jurystimme und ein weiteres Drittel die Stimmen von den Gästen am Wahlabend. Und wie gesagt, also das Online-Voting eben momentan relativ wichtig, das läuft jetzt grad eine knappe Woche, also morgen ist die erste Woche, wo es dann läuft. Und ich bin jetzt grad auf Platz 2 und ich freue mich natürlich über jede Stimme. Man kann da abstimmen unter www.bayrisches-bier.de. Ist eine Sache von, ich würde sagen, maximal einer Minute. Es ist wichtig, dass man eine gültige Email-Adresse hat, die muss man dann nämlich eingeben und im Anschluss die Email bestätigen, das die Stimme auch zählt. Hier ist es wirklich wichtig, es muss eine ganz normale Email-Adresse sein, keine Fake- Email, keine 10-Minuten-Email, weil die erkennt das System und sortiert die aus und dann ist die Stimme auch wieder ungültig und zählt nicht.

Markus: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und grade bei diesen Online-Votings, da war ja früher doch immer so ein Thema, dass dann alles Mögliche passiert ist und mittlerweile ist das eben sehr sicher und sauber. Also hier schon mal der Aufruf an alle, die jetzt hier zuhören, schaut da einfach mal rein. Es geht auch unter bayrische- bierkoenigin.de, also ihr kommt auf jeden Fall irgendwie zu diesem Online-Voting und könnt dann entsprechend eure Stimme abgeben. Ja, vielleicht nochmal kurz zu der Geschichte, wie ging das bei dir weiter? Also das heißt, du hast dann den Brief bekommen, hurra, erste Hürde geschafft. Und was passiert dann, also wenn man dann in diese nächste Riege kommt, was hattest du dann für Möglichkeiten, was ist passiert?

Katrin: Genau, also ich habe dann die Info bekommen eben, dass ich eingeladen bin. Dann habe ich das natürlich mit der Arbeit abgeklärt, ob ich dran teilnehmen darf? War dann kein Problem. Und dann ist es so, es waren insgesamt 70 Bewerberinnen für das Amt und der Bayrische Brauerbund hat dann schon mal ein bisschen so vorsortiert und hat zum Casting, ich glaube, 23 oder 24 Kandidatinnen eingeladen. Und das Casting hat stattgefunden in München im GOP Varieté-Theater. Wir haben vorher eine Mail bekommen, dass man sich so ungefähr zwei bis drei Minuten selber auf der Bühne vorstellen soll und ein kleines Maskottchen oder einen kleinen Glücksbringer mitbringt, über den man was erzählen kann. Und im Anschluss gab es noch ein paar Fragen von der Jury. Ich bin dann da hingefahren, mein Schwager hat mich begleitet, meine Schwester war noch mit dabei in München. Und, ja, wir wurden dann eingeteilt in zwei Gruppen, also ganz normal klassisch nach dem Alphabet. Man durfte dann auch immer nur die Kandidatinnen sehen, die nach einem kamen, logischerweise, ne, dass man die Fragen von der Jury nicht vorher weiß und so. Ja und ich war dann in der zweiten Gruppe, bin dann raus auf die Bühne, habe mich vorgestellt, habe was über meinen Glücksbringer erzählt. Ich glaube, es waren dann so vier oder fünf Fragen von der Jury und so insgesamt müssten das so zwischen fünf und sechs Minuten gewesen sein, habe dann hinten im Saal Platz genommen. Und in der Mittagspause hat sich dann die Jury beraten und dann wurden im Anschluss auch die Finalistinnen verkündet.

Markus: Genau. Ist das dann schon das Video, was man da so auf der Website sieht oder ist das ein anderes?

Katrin: Genau, also wir wurden direkt ins kalte Wasser geschmissen, sage ich mal so. Direkt, die sechs Finalistinnen stehen da, bitte nicht von der Bühne runtergehen, sofort Foto, Radio, Kamerateam, Blitzlicht. Und dann auch gleich die ersten ein, zwei, drei kurzen Emails, wo man halt so ein, zwei Sachen gefragt worden ist. Und das ist eben auch mit der Ausschnitt auf der Seite vom Bayrischen Brauerbund oder von der Bierkönigin, was beim Online-Voting, was man sich da mit anschauen kann, ja.

Markus: Also mitten rein ins Rampenlicht. Und habt ihr euch dann als Kandidatinnen auch ein bisschen besser kennengelernt?

Katrin: Ja, also klar, man unterhält sich dann, man hat sich im Vorhinein auch schon ein bisschen unterhalten oder hinten im Backstage-Bereich. Es war dann doch eine gewisse Art von Aufregung oder Nervosität bei der ein oder anderen mehr oder weniger halt eben da. Dann unterhält man sich, kommt ins Gespräch. Und wir hatten dann ja auch zwei Veranstaltungen jetzt im Vorfeld des Online-Votings vom Brauerbund, wo man sich dann auch immer wieder gesehen hat und miteinander zusammen war. Also, ja, ich würde schon sagen, dass wir uns ein bisschen kennengelernt haben, ja, das schon, ja.

Markus: Ja und wie gehst du mit diesem Nervositätspunkt um oder bist du eher so eine Rampensau oder wie muss man das sagen, also, ja.

Katrin: Ja, also für mich war es jetzt nicht so das Problem, auf einer Bühne zu stehen oder vor Leuten zu sprechen. Also zum einen habe ich das früher durch meinen Beruf ja oft gemacht. Ich habe in einer Theatergruppe gespielt, ich war in vielen Vereinen, ich habe ganz früher auch mal so eine kleine Jugendgruppe geleitet. Da ist es jetzt nicht so, dass ich sage, oh Gott, ich stand noch nie auf einer Bühne oder, oh Gott, ich muss vor Menschen sprechen. Ich war jetzt auch schon auf der ein oder anderen Veranstaltung, wo ich eingeladen worden bin, wo ich dann das Mikro in die Hand bekomme und die Gäste begrüße, ein, zwei Sätze über mich, zum Online- Voting, zur Wahl. Das ist jetzt nicht so, dass ich sage, ich habe übelst Lampenfieber und weiß nicht, was ich sagen soll, das gar nicht. Aber, ich glaube, an dem Tag war jede einfach ein bisschen aufgeregt. Weil, natürlich möchte jede weiterkommen oder man weiß, okay, die nächsten Minuten entscheiden jetzt da drüber, schaffe ich es ins Finale, ja oder nein. Also ich glaube, da war bei jeder Kandidatin so eine kleine Nervosität, Aufregung schon da.

Markus: Und hat da auch der Glücksbringer ein bisschen geholfen?

Katrin: Also ich bin der Meinung, der hilft mir immer, den habe ich nämlich tatsächlich schon mein ganzes Leben lang. Das ist ein kleines Kuscheltier, das habe ich zu meiner Geburt bekommen. Und ich sage mal, immer in so nichtalltäglichen Situationen habe ich den dabei. Also der kann auch in der Tasche stecken oder im Koffer oder im Rucksack, wo auch immer, aber Hauptsache, er ist dabei. Und das war beim Casting eben auch so. Also wir sollten das natürlich mit auf die Bühne nehmen. War auch gut, man hatte was in der Hand, man musste nicht überlegen, was mache ich mit meinen Händen, wo tue ich die hin, das war schon ganz gut. Und ich bin der Meinung oder, ja, offensichtlich, ich bin jetzt im Finale, hat er seinen Dienst erfüllt, ja.

Markus: Wunderbar, dann werden wir den ja auch noch kennenlernen am Finalabend, bin ich ja mal gespannt. Und der hatte vielleicht die Chance dann auch, ein bisschen um die Welt zu reisen. Ja und dann habt ihr ja noch eine Fortbildung auch gemacht nochmal schon als Kandidatinnen, ne?

Katrin: Genau, also wir hatten zwei Veranstaltungen. Das war zum einen so ein Online- und Medientraining vom Brauerbund mit einem professionell ausgebildeten Medientrainer. Da ging es halt ein bisschen so da drum, wie sprichst du vor der Kamera, wie stehst du vor der Kamera. Wir wurden auch aufgenommen, dass du dich selber siehst, deine Körpersprache, deine Körperhaltung. Dann noch so, er hat dann quasi gesagt, er ist jetzt der Reporter und macht mit dir ein Interview. Auch mal ein bisschen vielleicht nicht immer so nette oder eindeutige Fragen, wie gehst du dann damit um. Da waren wir, wie gesagt, einen Tag in München. Das war super interessant, das war echt auch spannend und hat einen wirklich auch weitergebracht oder ich konnte für mich viel mitnehmen. Und dann hatten wir ja noch unsere Studienreise Bier in Kulmbach. Das waren zwei Tage, also Donnerstagabend und der komplette Freitag. Was auch eine echt geniale Veranstaltung war. Da hatten wir zum einen abends ein 4-Gang-Bier-Menü mit Bierverkostung, mit zwei Biersommeliers in den Museen vom Mönchshof. Also total interessant, total spannend wirklich, super Essen. Und am nächsten Tag hatten wir dann eben einmal den Brauprozess selber in dem gläsernen Sudhaus eben in den Museen. Weizen haben wir da gebraut, das war interessant. Also über Rohstoffkunde, der hat uns alles erklärt, der Braumeister. Dann war noch ein Vortrag dabei vom Doktor Ebbertz und haben uns das Brauereimuseum noch angeschaut in Kulmbach. Und, ja, total tolle Veranstaltung, konnte ich echt viel, viel mitnehmen. Bin total froh, dass ich das jetzt schon erleben durfte, erleben konnte. Und, ja, waren echt zwei super Veranstaltungen, die einem auf den Weg jetzt hin zum Finale auch definitiv was bringen und man da viel mitnehmen konnte.

Markus: Ja, das stimmt und da hast du auf jeden Fall, eben, schon mal einen Gewinn sozusagen da rausgezogen. Und das kann man auch den Hörern wirklich nur sagen, also das Museum in Kulmbach, das ist wirklich toll, das Bayrische Brauereimuseum. Kann man viele spannende Exponate sehen natürlich, unter anderem auch so die ältesten Sachen, die so mit Bier verbunden waren auf deutschen Boden, aber auch dieses gläserne Sudhaus. Das ist auch was Besonderes, das habe ich sonst eigentlich noch nie gesehen, dass man wirklich ein komplettes Sudhaus aus Glas macht, sodass man jeden einzelnen Schritt nachvollziehen kann, so ein bisschen die Magie des Bieres erleben kann. Und das ist sicherlich was, was euch dann auch so ein bisschen ansteckt. Was hast du denn so für Ideen, wenn du es denn wirst, was würdest du auf jeden Fall gerne erleben? Gibt es irgendwie so ein Highlight, wo du dir denkst, ja, da freue ich mich jetzt schon drauf, wenn das klappt, hast du sowas im Kopf?

Katrin: Also wenn ich es werden sollte, also wir wissen ja auch schon so grob, oder was heißt, grob, wir wissen ja auch schon, was sind zum Beispiel die Pflichttermine, wo der Bayrische Brauerbund sagt, da bist du dann als amtierende Bierkönigin gefordert, da sollst du da sein. Das wissen wir eben schon, das man halt vielleicht auch einfach schon ein bisschen so planen kann, ne und jetzt nicht unbedingt da einen Urlaub bucht oder so. Also ich möchte natürlich grundsätzlich so viel Termine wie möglich wahrnehmen, weil, jeder Termin ist einzigartig und kommt in diesem einen Jahr halt auch nur einmal. Ja, ich glaube schon, was so vorne mit dabei ist, also wie gesagt, ich bin ein Fan von unseren Volksfesten in Bayern, ich glaube, einfach wirklich mal so dieser Umzug am Oktoberfesteinzug der Fest- und Wiesenwirte, Schützen- und Trachtenumzug, wenn du dann da mit dabei bist, das ist, glaube ich, schon ein echt tolles Erlebnis. Und alles andere mit Sicherheit auch. Also ich glaube, es ist sehr schwer, da eine Gewichtung festzulegen, was wäre so mein Highlight oder was möchte ich auf jeden Fall. Weil, wie gesagt, ich glaube einfach, jeder Termin hat was Besonderes, hat was Spezielles, ist auf seine eigene Art und Weise interessant und toll und von daher, ja, wie gesagt, möchte ich so viel wie möglich wahrnehmen. Aber Oktoberfest, ja, der Umzug, glaube ich, das wäre schon mal ein einmaliges Erlebnis, ja.

Markus: Ja, nee, das glaube ich auch. Und natürlich die ganzen Anstiche, die du dann überall vornehmen darfst, diverse Fässer, die du öffnen kannst sozusagen und sicherlich auch der ein oder andere Auslandstrip, das ist schon auch sehr spannend, man kommt dann schon gut rum. Also insofern hast du da sicherlich viele, viele schöne Highlights. Und, ja, letzten Endes ist das, glaube ich, auch was, das wird dann auch dadurch, dass man es dann mach, dass man es erlebt, auch nochmal richtig schön und spannend. Und, ja, jetzt hast du grade schon gesagt, Trachten, Dirndl, jetzt sind wir ja hier in Franken, wie siehst du denn das, also hast du sowas früher schon immer gehabt? Und jetzt hast du wahrscheinlich schon eine Ausrüstung irgendwie bekommen oder so, wie läuft denn das?

Katrin: Also ich hatte das schon wirklich früher, also auch, wenn ich Kinderbilder anschau von mir und meiner Schwester im kleinen Alter, also im jungen Alter, Kindesalter hier, ein kariertes Kleidchen mit Kragen oder ein kleines Dirndl. Und jetzt auch so die letzten Jahre, in der Jugend, als man dann angefangen hat, auch wegzugehen auf die Volksfeste. Ich trage auch gern mal ein Dirndl auf einer Familienfeier, für mich ist das wirklich ein schönes Kleidungsstück. Auch die Lederhose, ich finde das toll, ich finde das cool. Das ist einzigartig, das gibt es in der Welt so nicht nochmal. Und ich mache da jetzt auch keinen Unterschied, ob Bayern oder Franken. Grundsätzlich sage ich, jeder soll anziehen, was er möchte, wo er sich am wohlsten drin fühlt. Ich fühle mich immer wohl, wenn ich ein Dirndl anhabe und hatte das jetzt auch in der letzten Zeit natürlich wieder vermehrt an. Klar, im Lockdown bei Corona hing es im Schrank, da hat man es nicht gebraucht. Aber als ich es letztes Jahr dann mal wieder anziehen konnte, als es auf das erste Volksfest nach dem Lockdown ging, ja, war einfach auch wieder ein tolles Gefühl, das endlich mal wieder anziehen zu können. Ich finde es, wie gesagt, ein wundervolles Kleidungsstück, egal ob für die Frau das Dirndl, für den Mann die Lederhose. Und ich persönlich ziehe es gern an, ich habe auch mehr als nur eins im Schrank hängen. Ja und für das Finale, also das Finale gestaltet sich in zwei Runden. In der ersten Runde trägt man ein eigenes Dirndl von sich und in der zweiten Runde bekommen wir tatsächlich ein Dirndl gestellt, ja.

Markus: Dann habt ihr da auch noch sin bisschen Laufstegstress sozusagen, wenn ihr euch da zwischendurch umziehen müsst. Ist wahrscheinlich auch gar nicht so einfach. Ja, sehr spannend. Also, ja, ich bin gespannt, ich werde ja da sein an dem Abend, werde das miterleben, werde auch mit wählen natürlich, also insofern, es geht voran. Und du kannst auch ein bisschen eigene Fangemeinde mitbringen oder? Hast du da schon Leute zusammengetrommelt, die da mitkommen?

Katrin: Ja, also natürlich ist es so, ich habe von den ganzen Finalistinnen jetzt auch den weitesten Anreiseweg und am Anfang war es ein bisschen schwierig. Mittlerweile habe ich jetzt so mitbekommen, dass doch die ein oder andere Karte gekauft worden ist, worüber ich mich natürlich riesig freue. Es ist immer schön zu wissen, es jemand auch in dem Saal, den du kennst, der dich unterstützt, der dich supportet. Einfach zu wissen, da ist jemand, den du kennst und nicht nur ungefähr 450 fremde Menschen, also das ist vom Gefühl her schon schön. Klar, meine Familie ist dabei und soweit ich jetzt weiß, schaffen es dann wohl ein paar Freunde. Und meine Bürgermeisterin hat mir auch gesagt, worüber ich mich riesig freue, dass sie und, ich glaube, unser zweiter Bürgermeister, sich auch eine Karte gekauft haben und mich da supporten an dem Abend und das freut mich natürlich riesig.

Markus: Ja, das ist auch eine ganz spannende Geschichte, weil im Falle des Falles dann natürlich auch Zuhause ein Empfang natürlich sicherlich auf dich warten wird. Aber das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist. Vielleicht noch so als kleiner Tipp am Rande für die, die mit fiebern, also wie gesagt nochmal, ihr könnt alle Online abstimmen und wenn ihr dann das Ergebnis mit verfolgen wollt, könnt ihr das, glaube ich, auch Online mittlerweile tun. Und was sollten denn die Leute für ein Bier trinken, wenn sie das Ganze mit verfolgen, was wäre denn so dein Tipp oder vielleicht auch, was ist dein Lieblingsbier? Oder Bierstil, du musst ja keine Marke nennen.

Katrin: Ja, die Frage habe ich jetzt schon sehr oft gestellt bekommen und ich bin ganz offen und ehrlich, ich habe tatsächlich kein Lieblingsbier, weder eine Sorte noch eine Marke. Ich trinke wirklich immer das, worauf ich Lust habe. Also ich habe es schon ein paarmal gesagt, ich bin auch immer ein Fan von regionalen Produkten. Klar, jetzt hier Daheim relativ viel von den regionalen Produkten. Also es muss jetzt nicht nur ein Bier aus Unterfranken sein, sondern einfach Biere hier aus der Region. Wenn ich zum Beispiel im Urlaub bin, dann gerne ein Bier von da. Einfach das auch mal zu probieren, hej, wie schmeckt es denn hier oder wie schmeckt es auch im Ausland. Also das mache ich schon immer ganz gern. Wozu ich selten nein sage, das ist so ein gutes Kellerbier, ein Helles, das finde ich immer ganz gut. Aber wenn ich jetzt sage, heute habe ich mal Bock auf ein Weizen oder ich habe Bock auf ein Märzen, dann trinke ich das, also da bin ich nicht festgelegt. Und das will ich natürlich allen sagen, die zuhören, die sagen, jetzt mache ich mir ein Bier auf und dann gehe ich mal auf die Seite und stimme mal ab, trinkt das, was euch am besten schmeckt und worauf ihr Lust habt.

Markus: Ja, nee, da haben wir auch was gemeinsam. Und das ist ja auch völlig richtig, weil jede Situation, jede Zeit, jede Gelegenheit hat irgendwie ihr Bier und das ist durchaus unterschiedlich. Letzte Frage von mir noch, warst du schon mal in Bamberg, hast du schon mal Rauchbier getrunken?

Katrin: Ich war schon mal in Bamberg, eine meiner besten Freundinnen wohnt in Bamberg. Das Rauchbier, also wir haben tatsächlich auch bei der Bierverkostung ein Rauchbier dabei gehabt. Ich wusste ja mehr oder weniger, in Anführungsstrichen, was da jetzt geschmacklich auf mich zukommt. Die ein oder andere war dann doch, dass es so intensiv nach Rauch schmeckt oder dieses Raucharoma eben hat, überrascht. Wie gesagt, ich wusste es ja. Ja, muss man mögen, ist was ganz Spezielles, aber ich finde halt auch wieder was ganz Tolles, was Besonderes, was es nicht überall gibt. Ich finde, das zeichnet ja auch die Braukultur hier in unserer Region in Franken, in Bayern aus. Und von daher, ja, ich weiß, wie ein Rauchbier schmeckt. Und Bamberg, klar, bin ich jetzt auch am Wochenende.

Markus: Oh! Na gut, schade. Ja, obwohl, ich bin zum Teil auch da, vielleicht sehen wir uns, werden wir gleich noch besprechen. Also auf jeden Fall dir alles, alles Gute, wir drücken dir ganz fest die Daumen. Nochmal der Aufruf an alle Hörer, schaut auf die Seite, unterstützt eure Kandidatin, im Idealfall natürlich unsere Anna-Katrin. Und, ja, dann hoffe ich mal, wir sehen uns auf jeden Fall am Wahlabend und dann eben vielleicht auch danach und ganz grundsätzlich bist du hier natürlich immer gerne willkommen. Dann nochmal vielen Dank für deine Zeit und nochmal toi, toi, toi.

Katrin: Ich sage auch danke.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 50 – Interview mit Felipe Santander, Gründer der Brauerei & Fotogalerie „Hopulus“ in Bogotá, Kolumbien

Felipe Santander betreibt eine Fotogalerie mit Brauerei im fernen Kolumbien. Nach einer Karriere in der Industrie beschloss er auszusteigen und sich Gerstensaft und Kunst zu widmen. Unter dem Namen „Hopulus“ entstehen spannende Biere, meist nach deutschen Vorbild, teils sogar aus selbst angebauten Rohstoffen. Gerade bei dem internationalen Botschaftspublikum erfreuen sich diese Kreationen großer Beliebtheit, aber auch bei den Einheimischen und regelmäßigen Gästen aus dem Ausland kommt das gut an. Im Podcast gibt Felipe einen Eindruck in seine Welt und das für viele eher unbekannte Bierland Kolumbien – und macht große Lust auf einen Besuch…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sehr, sehr, sehr spannend, weil wir mal wieder ein Special haben und weil wir ein neues Land entdecken, zumindest ein neues Land, was das Thema BierTalk angeht. Wir waren ja schon ganz schön rund um die Welt, aber es gibt eben einige Länder, da waren wir noch nicht. Und heute fühlen wir so eine weiße Stelle auf unserer Landkarte, gehen nach Südamerika und sind in Kolumbien und treffen dort Felipe Santander und der hat dort eine Brauerei, ganz viel zu erzählen und macht ganz spannende Kunstprojekte. Und, ja, also, Felipe, wunderbar, dass du hier bist und vielleicht stellst du dich den Hörern mal ganz kurz selber vor.

Felipe: Ja, danke. Danke, Markus, für diese Einladung und diese Chance, auch in Deutschland ein bisschen was über uns zu erzählen, dass die Zuhörer deines Podcasts uns auch ein bisschen kennenlernen. Ganz kurz, ich bin sowohl Deutscher als auch Kolumbianer, Mutter Deutsch, Vater Kolumbianer, deswegen bin ich zweisprachig aufgewachsen. Und nach sehr langem Arbeiten in der Corporate-Welt, ich habe mit Siemens viele spannende Sachen gemacht, eine sehr internationale Karriere gemacht bei Siemens, inklusive China, USA, Deutschland und Kolumbien, habe ich mich entschlossen, auszusteigen aus dieser sicheren Siemens-Welt und meine eigene Brauerei aufzumachen. Das ist jetzt vor vier Jahren gewesen und wir machen hier in Kolumbien sehr gute deutsche Biere nach dem deutschen Reinheitsgebot unter dem Namen Hopulus, Hopulus ist unsere Brauerei. Sie heißt Hopulus, weil das ein Wortspiel ist zwischen dem Wort Hopfen oder auf Englisch Hop und Lupulus, das ist Latein für Hopfen, auf Spanisch sagt man Lúpulo. Und somit haben wir eine Marke geschaffen, wo wir glauben, dass sowohl die Kolumbianer die kennen und verstehen, als auch die internationalen Kunden, die wir haben. Kolumbien ist ein Land, was tatsächlich wächst und wo sehr viel los ist und wo auch sehr viele Botschaften ihre Dependancen haben, grade hier in Bogotá, in der Hauptstadt, wo wir sind und somit haben wir Kundschaft aus aller Welt. Und da war es uns wichtig, einen Namen zu schaffen, was alle verstehen. Hopulus, Cerveza Hopulus, so heißt unsere Biermarke.

Markus: Ja, faszinierend, da werden wir auch gleich ein bisschen drüber sprechen, logischerweise. Und auch über Kolumbien als Land, was ja schon faszinierend ist, überhaupt mal so ein bisschen zu erfahren, mal so ein bisschen reinzuschauen, wie es denn da so abgeht in Sachen Bier und überhaupt. Und, ja, ich glaube auch, dass der Name sehr, sehr clever gewählt ist, weil er ja trotzdem ein bisschen aus dieser normalen spanischen Namensgebung rausfällt, aber eben auch nix Amerikanisches ist und so, also da wirklich so ein bisschen eine Alleinstellung eigentlich hat, das gefällt mir echt auch schon richtig gut. Aber vielleicht vorneweg, du hast gesagt, du warst in dieser Konzernwelt, also eigentlich gesättelt und ich glaube du hattest ja auch schon Familie und so. Wie kommt man da auf die Idee zu sagen, nee, also jetzt lass mal, ich mache jetzt was ganz was anderes und dann mache ich auch noch Bier?

Felipe: Es ist tatsächlich eine spannende Geschichte und, ja, ich glaube, wenn man so durch das Leben geht, kann man eigentlich nicht alles planen, es ergeben sich ein paar Dinge und die definieren, was man dann tatsächlich auch langfristig machen möchte. Ich bin, also wie gesagt, ich bin Kolumbianer, ich bin hier geboren und aufgewachsen, bin auf die deutsche Schule gegangen, habe mein Abi hier gemacht. Und als es dann zum Studium überging, habe ich beschlossen, in Deutschland zu studieren an der TU München. Ich bin Maschinenbauingenieur und habe dann in den USA in Stanford tatsächlich meine Diplomarbeit machen können in einer Zusammenarbeit mit Siemens. Habe somit doch schon recht früh begonnen, ein internationales Leben zu führen und habe dann, wie du schon sagtest, meine Corporate-Welt, mein Corporate-Leben begonnen bei Siemens. Damals in der Zugstarte, die hatten ihre Zentrale in Erlangen und somit bin ich von Kolumbien erst mal nach München zum studieren. Da habe ich das Bier, ja, würde ich fast sagen, das Biertrinken lieben gelernt, weil doch München einen sehr starken Fokus auf Bier hat. Nicht nur durch das Oktoberfest, aber auch durch dieses sehr schöne helle Bier, was die dort haben, habe ich es einfach lieben gelernt. Und der tiefere Interesse für das Bier, der kam erst später, der kam erst später, als ich dann tatsächlich nach Erlangen gezogen bin, um bei Siemens zu arbeiten, in die fränkische Bierregion. Ich kannte das alles gar nicht, wusste auch gar nicht, dass das auf mich zukommen würde und habe dann dort gemerkt, dass es fantastische kleine Brauereien gibt, im Prinzip Gasthöfe. Das ist ja, die Franken Region ist ja die Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Und da habe ich auch gesehen, okay, wenn kleine Gasthäuser ihr Bier brauen können, dann ist das vielleicht tatsächlich auch was, was ich selber erlernen kann. Und somit habe ich nicht nur die Liebe für das Biertrinken gewonnen, sondern auch gemerkt, dass man es auch selber machen kann. Und dann habe ich mich immer mehr rein gesteigert, erst mit einem ZVS-Kurs, Bier brauen. Das war sehr einfach, in der Küche, im Prinzip auf dem Herd. Und das Ergebnis war aber so lecker, das war ein schönes Kellerbier, was wir damals gemacht hatten, das ich gesagt hatte, okay, das muss jetzt in die nächste Stufe gehen und dann habe ich es etwas professioneller gelernt. Und im Prinzip war das nicht leicht, weil ich alle meine Ferientage, meine Urlaube damit verbracht habe, das Bierbrauen zu lernen. Ich bin auch kein Braumeister per se, aber ich habe im Prinzip mir alle nötigen Inhalte parallel, während der Arbeit, ich habe im Prinzip alle Ferien dafür genutzt, Kurse zu machen in einer richtig guten Brau-Akademie, um dann auch tatsächlich gut Bier brauen zu können auf einem sehr hohen Standard. Und, ja, das ist so ein bisschen mein Werdegang und der Grund, weshalb ich dann tatsächlich das Bierbrauen begonnen habe.

Markus: Also jetzt muss ich erst mal aufklären, liebe Hörer, wir haben das vorher nicht abgesprochen, also ich finde es natürlich wunderbar, wenn jemand Franken so über den grünen Klee lobt, das ist ja auch wunderbar. Geht mir runter wie Öl und hat natürlich auch eine gewisse Berechtigung, das natürlich auf jeden Fall. Und umso besser, wenn es dann dafür sorgt, dass jemand die wahre Liebe zum Bier entdeckt und dann sogar so weit geht, selber sich entsprechend zu verwirklichen und dann sogar einmal auf dem anderen Ende der Welt eben eine Brauerei aufzubauen. Und das finde ich ein ganz, ganz spannendes Abenteuer, zwei Fragen vielleicht dazu. Also einerseits, dein eigentlicher Beruf als Ingenieur, hat dir das geholfen, dann dort auch eine Brauerei irgendwie aufzusetzen? Und die andere Frage, du hast ja eben auch Familie, hattest du die dann hier in Deutschland schon und hast die dann mitgenommen oder hast du die erst dort kennengelernt?

Felipe: Ja, zwei Fragen, die du da stellst, einmal zu meinem Werdegang, Maschinenbau, ob uns das geholfen hat beziehungsweise zum Thema Familie, fangen wir mal mit der Ersten an. Ich glaube, Maschinenbau hat mir sehr geholfen. Sehr geholfen, weil ich am Ende des Tages nicht Braumeister bin, sondern ich bin ein Unternehmensleiter, der eine Fertigung führen und aussteuern muss und dazu braucht man doch einige Kenntnisse in Sachen Fertigungstechnik. Wir werden sicherlich auch später nochmal auf das Thema Handwerkskunst im Vergleich zu industrieller Produktion eingehen. Nennt man hier auf Spanisch arte de señal versus industrial. Ich habe mir es nicht leisten können am Anfang, als wir gegründet haben, eine schöne Brauanlage à la Kaspar Schulz aus Bamberg kaufen zu können und mit im Prinzip etwas Stehendem schon anzufangen. Ich musste tatsächlich meine eigene Brauanlage selber bauen und entwickeln. Wir haben hier sehr gute Edelstahlspezialisten, Schweißer und gute Mechan-Experten hier und somit habe ich mit denen gemeinsam meine Anlage entwickelt und gebaut. Da ist sehr viel Know How, was ich in Deutschland gesammelt habe, eingeflossen, sehr viel Know How aus Führungen, die ich gemacht habe mal bei Kaspar Schulz, von vielen Brauereien, die ich besucht habe. Ich habe fast 15 oder 20 Braugasthöfe besucht und habe sie gefragt, was sie mir empfehlen würden, was sie anders machen würden, was gut war, was schlecht war? Und somit ist eine gewisse Menge an technischen Know How in unsere Anlage rein geflossen. Unsere ZKG-Tanks haben wir selber gebaut. Da sind viele Themen, viele Details wichtig, so wie innen drin die Oberflächengüte, wie fein das sozusagen geschliffen ist, wie die Schweißnähte sind, wie der Konus unten ausgebildet wird, das ist alles dort rein geflossen. Und somit würde ich schon sagen, dass mein technisches Know How auch geholfen hat, mit einer selbstentwickelten Anlage sehr gutes Bier zu brauen. Und somit, ja, ich glaube, das ist eine ideale Kombination aus zwei Welten, die Bierwelt und die Ingenieurswelt. In München werden ja auch die Brauingenieure ausgebildet. Das werden ja am Ende des Tages auch nicht Braumeister, sondern das werden Menschen, die irgendwelche Brauanlagenfabriken gestalten und bauen und somit glaube ich, dass das schon ideal zusammentrifft. Wenn man dann auch noch gerne kocht, was ich selber gerne tue privat, dann kommen da, glaube ich, drei wichtige Welten zusammen. Zum Thema Familie, ja, meine Frau ist aus München. Wir haben uns während des Studiums kennengelernt und haben tatsächlich schon Kinder in Deutschland bekommen, unser erstes Kind ist in Deutschland geboren, unser zweites Kind dann hier in Kolumbien. Ich bin zurück nach Kolumbien gekehrt, nicht, weil ich hier eine Brauerei aufmachen wollte, sondern weil Siemens mich nach Kolumbien entsandt hat. Was natürlich sehr schön ist, in mein eigenes Land entsandt zu werden. Ich war Spezialist für Antriebstechnik, hatte bei einer wichtigen Ausschreibung in China 2004 schon mitgewirkt, um Hochgeschwindigkeitszüge nach China zu verkaufen. Und bin dann zurück nach Erlangen, Nürnberg gekehrt. Irgendwann wollte ich gerne nach Kolumbien, das war mein persönliches Ziel. Und dann wusste ich, dass ich nicht mehr Hochgeschwindigkeitszüge machen könnte, sondern ich müsste mich irgendwie allgemeiner beschäftigen mit Antriebstechnik. Dann haben wir Elektroantriebe für Busse entwickelt, das war dann schon wieder in Nürnberg. Und irgendwann kam dann tatsächlich der Hinweis von Siemens, lieber Herr Santander, in Kolumbien werden viele Dieselbusse bald gekauft, umgestellt von Diesel auf Elektro, möchten Sie denn nicht dahingehen und dort etwas bewegen? Habe ich natürlich gesagt, ja. Und als wir dann, nachdem wir vier Jahre hier das eine mit einem gewissen Erfolg dann umgesetzt hatten, hatte dann Siemens gesagt, wir hätten Ihre nächste Position in Shanghai. Und interessanterweise hat meine deutsche Frau sich in Kolumbien verliebt und findet das leben hier sehr, sehr schön und sehr gut. Und somit haben wir dann beschlossen, okay, wir gehen dann nicht mehr mit Siemens nach China, sondern wir bleiben hier. Und das war der Moment, wo ich dann sagte, okay, dann steige ich aus dieser Corporate-Welt aus und mache meinen Traum, meine Brauerei zu gründen, eine Realität. Und das wäre im Prinzip der familiäre Teil, deswegen sind wir dann von Deutschland nach Kolumbien gezogen, unser zweites Kind ist hier geboren und jetzt sind wir hier. Jetzt sind hier und ich arbeite nicht mehr mit Elektroantrieben für Busse, sondern mit Elektroantrieben für Pumpen, die wir in unserer Brauerei betreiben müssen.

Markus: Aber das bringt uns ja nahtlos eigentlich zum nächsten Thema, nämlich Kolumbien. Ich glaube, wenn wir 100 Deutsche fragen, was sie sich unter Kolumbien vorstellen, käme da ein ziemlich diffuses Bild raus, irgendwo zwischen Entwicklungsland und Pampa und was weiß ich, irgendwelchen vielleicht auch kriminellen Umständen, sonst was, was man noch so in Erinnerung hat vielleicht aus den 80ern oder so. Aber wie muss ich mir denn das Land vorstellen, wie ist es da und wenn du schon sagst, Elektromobilität, inwiefern gibt es da auch moderne Dinge, wie schaut es da aus?

Felipe: Nun, Kolumbien ist ein großes Land, ich glaube, es ist von der Fläche her dreimal so groß wie Deutschland, haben aber die Hälfte der Einwohner, also 40 Millionen Einwohner ungefähr. Und die Meisten dieser 40 Millionen wohnen tatsächlich in den Ballungszentren Bogotá, Medellín und Barranquilla, Cali. Sind vier große Städte, Bogotá natürlich die größte Städte mit ungefähr 11 Millionen Einwohnern. Und das ist da, wo wir jetzt wohnen und wo wir die Brauerei haben. Kolumbien, klar, war in den Schlagzeilen, Pablo Escobar war sicherlich ein Thema sehr, sehr lange. Hat sich aber stark gewandelt, wir hatten sehr gute Präsidenten, die im Prinzip geholfen haben, dem Land, ja, einen anderen Weg zu geben. Kolumbien hat sich industriell sehr stark entwickelt, hat eine der stärksten Wirtschaften in ganz Südamerika. Steht heutzutage sehr, sehr gut da, ist ein großer Exporteur von Kaffee, Schnittblumen. Man denkt immer, die Blumen kommen aus Holland, aber die holländischen Märkte werden alle mit Blumen aus Kolumbien gefüllt, Rosen, also das ist so die Stärke Kolumbiens. Es wird auch sehr viel Kohle auch exportiert, grade jetzt mit dieser Energiekrise ist das Thema Kohlenproduktion wieder ins Leben gerufen worden. Das heißt, Kolumbien lebt von diesen Exporten, auch von Erdölexporten, aber Kolumbien hat auch eine starke, ja, inländische Wirtschaft. Und es ist erstaunlich, viele, die uns besuchen in Bogotá, die sind hier und laufen hier rum und denken, man, das ist ja wie jede europäische Stadt, ihr habt schöne Gegenden. Wir haben sicherlich auch Gegenden, die nicht so schön sind, wo die ein oder andere, auf Portugiesisch sagt man Favela dazu, wo die Slums sind, aber im großen Ganzen tut sich sehr viel hier. Und ich würde jetzt sagen, von den 11 Millionen Einwohnern in Bogotá, hat man, ja, um die 2 Millionen, die doch ein höheres Einkommen haben. Und das ist vergleichbar im Prinzip mit einer Stadt wie, ja, vielleicht München, vielleicht sogar Berlin in Deutschland und somit ist unser Markt hier nicht klein. Wir verkaufen natürlich kein günstiges Bier, wir verkaufen ein edles Premiumbier, aber haben tatsächlich um die 2 Millionen Kunden, die wir akquirieren können und akquirieren wollen und somit finden wir uns hier damit sehr zurecht. Ansonsten Kolumbien, und das ist auch ein Fokus von uns, ist ein wunderschönes Land. Wir sind zwar in den Tropen, aber hier am Äquator haben wir keine Jahreszeiten, aber die Temperatur definiert sich im Prinzip aus der Höhe, in der man ist oder in der man wohnt. Bogotá zum Beispiel ist auf 2.600 Meter, das ist Zugspitzhöhe. Hier herrscht nicht das ewige Eis, sondern hier ist es im Prinzip sehr angenehm, wir haben, ich würde fast sagen, wir haben den ewigen Herbst. Es ist tagsüber sehr schön warm, abends ist es so kühl, dass man auch mal einen Pullover und eine Jacke anziehen kann und man kann sehr gut schlafen und somit haben wir hier eine ideale Temperatur. Und man kann aber auch weiter hochgehen, auf 4.700 Meter beginnt die Schneegrenze. Wir haben Gipfel, die gehen bis 5.300 Meter, das heißt, wir haben auch das ewige Eis. Aber wenn man Bergab fährt, ungefähr zwei Stunden hier von Bogotá, ist man bei unglaublichen 38 Grad und Pool-Temperatur, überall sind Palmen zu sehen und Bananenplantagen und Kaffeeplantagen. Das ist das Besondere an diesem Land, diese Vielfalt an Temperatur, diese Vielfalt an Klimazonen. Wir haben die höchste Anzahl an Arten in der Tierwelt, also es ist ein sehr artenreiches Land. Und somit auch, je nachdem in welcher Höhe man sich befindet, hat man alle Landschaften, vom ewigen Eis bis zur ewigen Wüste und alles, was dazwischen ist, bis zum Dschungel. Manchmal sieht man hier, da in der Nähe von Bogotá, Bilder, wo man sehr viele Tannen sieht und wo man denkt, das könnte ja Europa sein, es ist ein sehr vielfältiges Land.

Markus: Ja, also faszinierend, da machst du richtig Lust drauf, das zu besuchen. Und du hast mir ja im Vorfeld auch ein paar Videos schon geschickt, die ihr macht, da reden wir gleich ein bisschen drüber. Und muss ich auch sagen, das hat mich total begeistert, auch das zu sehen und auch erstaunt. Weil, also bisher, was ich wusste war eben, okay, es ist ein Land, was an zwei Ozeanen liegt und dadurch natürlich auch geprägt ist, aber zum Beispiel diese ganze Bergwelt, das war mir überhaupt nicht im Kopf. Und, ja, also super spannend und dann eben auch das Thema, dort eine Brauerei aufzumachen. Hat denn dieses Klima, jetzt in deinem Fall jetzt in Bogotá, die Höhe auch einen Einfluss auf das Bier, also auf die Gärung zum Beispiel oder so?

Felipe: Auf die Gärung nicht, die Gärung, die Hefe, die macht ihre Arbeit ziemlich gleichmäßig auf unterschiedlichen Höhen. Es hat sicherlich einen Einfluss auf den Energiekonsum der Brauerei, deswegen haben wir auch beschlossen, hier in Bogotá zu brauen. Wir haben hier im Prinzip eine Durchschnittstemperatur von ungefähr 17 Grad, 16 Grad im Jahr, das ist sehr, sehr gut. Wenn man unten an der Küste ist, wir haben ja die Atlantik- und die Pazifikküste, die Atlantikküste zur Karibik hin, ist di erschlossenere. Da müsste man natürlich viel mehr Geld ausgeben in Kühltechnik und das erhöht dann die Kosten. Die Höhe hat aber tatsächlich einen Einfluss auf das Sieden, also wenn wir in der Sudpfanne arbeiten hier, haben wir im Prinzip den Siedepunkt bei 93 Grad Celsius und nicht bei 97 oder 98, die wir im Prinzip in Europa haben. Das heißt, wir müssen etwas länger kochen, um tatsächlich das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen. Man kann Sudpfannen entwickeln und bauen, Kaspar Schulz macht das auch sehr erfolgreich und sehr gut, wo man im Prinzip mit einem Überdruck arbeitet und somit auch höhere Siedetemperaturen erreicht. Wir haben das jetzt nicht, aber auf dieser Höhe, 2.600 Meter, kann man noch relativ gut arbeiten, somit haben wir da nicht sehr große Einwirkungen. Was sehr spannend ist, und das ist vielleicht auch der Ursprung unserer Brauerei, da begann alles richtig interessant zu werden, als wir schon hier in Kolumbien gelebt haben und ich noch für Siemens gearbeitet habe, wir haben ein Landgut außerhalb von Bogotá und da wurde früher sehr viel Gerste angebaut für die Kolumbianische Brauerei, die heißt Bavaria. Und jahrelang hat im Prinzip die ganze Gegend dort davon gelebt, Gerste zu produzieren, Gerste anzubauen. Das endete ganz plötzlich, weil Bavaria als Brauerei beschlossen hat, wir wollen jetzt lieber importieren, als selber hier in Kolumbien zu produzieren. Die haben da sicherlich ein paar Cent pro Tonne eingespart, aber das hat bei denen dann Sinn gemacht. Und somit ist diese ganze Gegend etwas verarmt, hatte plötzlich nichts mehr landwirtschaftlich zu produzieren oder musste sich im Prinzip ein neues Feld suchen. Und auf diesem Landgut habe ich, bevor wir überhaupt gebaut haben oder gegründet haben, habe ich gesagt, ich möchte da mal einen Test machen, um zu sehen, ob wir auf dieser Höhe wieder Braugerste produzieren können. Und dann habe ich, ich glaube, zwei Hektar Land landwirtschaftlich genutzt, habe Samen, alte traditionelle Gerstensamen bekommen und haben einen Versuch gemacht, um zu sehen, ob ich irgendwann, wenn ich größer geworden bin als Brauerei, wenn sich das lohnt wirtschaftlich, ob ich meine eigene Gerste produzieren kann, mein Braumalz und das war sehr erfolgreich. Wir haben natürlich jetzt nicht einen so hohen Ausstoß gehabt wie in Deutschland, weil wir doch nicht so lange Sommertage haben, aber wir hatten ein sehr gutes Ergebnis. Dieses ersten Kilo, da habe ich eine kleine Kiloprobe mitgenommen nach München, habe sie bei Doemens analysieren lassen und auf Braueignung testen lassen und die haben mir im Prinzip attestiert, dass die Gerste ganz fantastisch genutzt werden kann. Und somit, um nochmal zurück auf deine Frage zu kommen, zur Höhe, zur Temperatur, sind wir hier in einer idealen Brauwelt gelandet. Wir produzieren zwar noch nicht unsere eigene Braugerste, weil das doch erst ab einem gewissen Volumen Bierproduktion Sinn macht, aber zumindest haben wir da einen langfristigen Weg, den wir gehen können und den wir gehen möchten, um wieder die Gerstenproduktion hier in Kolumbien zu aktivieren. Und jetzt grade mit der internationalen Wirtschaftslage, mit dem Krieg, die Braugerste, die wir benützen, kommt heutzutage tatsächlich auch aus Bamberg. Sie wird immer teurer, der Dollar ist immer teurer für uns. Das heißt, irgendwann sollten wir auch diesen Weg gehen, dass wir unsere eigene Gerste hier landwirtschaftlich produzieren, das werden wir dann irgendwann mal machen.

Markus: Ja, dann kommen die Bamberger nur noch in Form von Personen, nicht noch in Form von Körnern zu euch, schauen wir mal. Aber was mich noch interessiert, in dem einen der Videos habe ich gesehen, ihr habt schon auch so eine Art Rösttrommel, wo du auch was mit Getreide machst oder habe ich mich da versehen?

Felipe: Ach, super, sehr schön. Nee, gut, dass du das erwähnst. Alle Brauereien hier machen irgendwelche dunkleren Biere, die haben aber alle einen Nachteil. Genauso, wie wenn man hier in Kolumbien Kaffee rösten würde und es dann nach Deutschland exportieren würde und sechs Monate später macht irgendjemand diese Packung auf, da sind viele der Röstaromen verloren gegangen. Und wir haben einen Braugasthof, damit muss ich eigentlich anfangen, wir verkaufen dort unser eigenes Bier, aber wir haben auch beschlossen, unseren eigenen Kaffee zu rösten für die Kunden, weil das einfach leckerer ist und frischer ist. Und irgendwann beim Bierbrauen kam der Hinweis, man, wieso kaufen wir denn dunkles Malz aus Bamberg, das im Prinzip sechs Monate braucht, bis es bei uns ankommt in den Säcken, was tatsächlich sehr viel Aroma verliert? Wieso rösten wir nicht selber unser Malz? Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir irgendwann mal selber unser Malz produzieren möchten. Ich habe im Prinzip auch das Braumalzproduzieren bei Doemens gelernt in München und habe dann gesagt, okay, jetzt machen wir Folgendes, jetzt kaufen wir Pilsener Malz zwar aus Bamberg, aber versuchen mal selber, unsere dunklen Malze selber hier zu produzieren. Wir rösten unser Pilsener Malz und machen daraus im Prinzip ein Münchner Malz zum Beispiel oder ein Wiener Malz und das geht dann in unser Produkt rein. Unser Kellerbier beispielsweise hat unser selbstgeröstetes Malz. Und die Kunden sind begeistert, weil unser Kellerbier, viele machen hier dunklere Biere, aber unseres hat sehr viel mehr von diesen Röstaromen drin. Dieser Karamellgeschmack, der ist bei uns sehr präsent. Das kommt daher, das wir tatsächlich uns getraut haben, selber unser Malz etwas zu rösten.

Markus: Das ist ja eine spannende Geschichte. Und vielleicht auch so ein kleiner Tipp für den ein oder anderen Hobbybrauer da draußen, vielleicht mal so ein bisschen mit so einer kleinen Kaffeerösttrommel nachzuhelfen beim Malz und die Aromen selber noch ein bisschen zu intensivieren, coole Sache. Vielleicht mal so ganz generell gefragt, wenn ich jetzt in Kolumbien eine Brauerei aufmachen will, also in Deutschland wäre das ja ein Unterfangen, da braucht man viele Jahre und 1.000 Gespräche und Formulare und Genehmigungen und was weiß ich was alles. Wie ging das, hast du da einfach gesagt, ola, ich bin jetzt eine Brauerei oder wie läuft sowas?

Felipe: Also tatsächlich ist es, ich würde fast meinen, genauso kompliziert wie in Deutschland, man muss sehr viele Ämter besuchen, man muss sehr viele Freigaben bekommen, man muss eine richtige Location haben, in der man brauen kann. Das Thema Braugasthöfe ist ja in Europa schon sehr bekannt und du kannst du einen Braugasthof haben und die Tanks sind im Prinzip mitten zwischen den Tischen, wo die Kunden essen. Da sind die hier päpstlicher als der Papst, hier darf man zum Beispiel keine Tanks im Gästeraum haben, weil die der Meinung sind, da könnte ja eine Kontamination entstehen, man könnte im Prinzip das Produkt konterminieren. Ist de facto nicht, weil, die Tanks sind ja verschlossen und unter Druck. Wenn da etwas aufgeht, dann geht eher Druck raus, als irgendwelche Fremdstoffe, die reingehen würden. Aber hier ist man sehr papstlich. Wir waren im Prinzip das erste Brauhaus, was tatsächlich in der Stadt mit einem Restaurant aufgemacht hat. Wir haben da Auflagen erfüllen müssen, dass im Prinzip der Zugang zur Brauerei über einen separaten Eingang geht, dass die Rohstoffe über einen separaten Eingang reingehen, die dürfen nicht durch das Restaurant rein. Und wir müssen im Endeffekt alles, ja, nahezu hermetisch mit Glas versiegeln, damit man tatsächlich darstellen kann und denen zeigen kann, den Behörden, dass es eine Trennung gibt zwischen Gästeraum und Brauerei. Ich denke mal, die Hürden sind ähnlich. Gut, Dank meinem Maschinenbauhintergrund haben wir das alles relativ gut meistern können, auch produktionsseitig. Ja, in Deutschland hat man einen riesen Vorteil, dass die Banken dieses Geschäft kennen, dass die Banken sehr gute Kredite geben. Man braucht im Prinzip einen guten Businessplan, wo man den Banken zeigen kann, dass man etwas aufbauen kann, das man weiß, in welche Richtung es geht und dass sich das Geschäft trägt und dann kriegt man auch schon seinen Millionenkredit, um so ein Geschäft aufzumachen, um es auch richtig gut aufzumachen. Da kenne ich einige wunderschöne Beispiele aus Deutschland. In den Sinn kommt mir der Goldene Engel zum Beispiel in Ingelheim, eine fantastische kleine Brauerei, die auch sehr erfolgreich ist. Die hat, ja, relativ viel Budget gehabt, um zu starten. Hier ist es ein bisschen anders, ich glaube, das ist die größte Hürde, die wir hier haben. Die Banken leihen zwar Geld, kennen natürlich das Braugeschäft überhaupt nicht. Das heißt, da hat man wahrscheinlich eher mit 15 bis 25 Prozent Zinsen im Jahr zu rechnen, wenn man Geld von einer Bank holen würde und das macht so ein Geschäft natürlich sofort kaputt und zunichte. Das heißt, was man hier aufbauen kann oder muss, das muss man im Prinzip mit eigenem Kapital machen. Und das ist das, was die richtig große Herausforderung ist, hier mit relativ wenig Geld viel zu schaffen, das ist in Europa anders. Und ab einer gewissen Größe wird das alles leichter, aber der Einstieg ist hier extrem, extrem schwer.

Markus: Das heißt also, du hast wirklich alles mit eigener Händearbeit von Null auf schaffen müssen sozusagen?

Felipe: Genau, genau, genau, also sowohl die Finanzierung muss idealerweise mit eigenem Kapital laufen. Da ist im Prinzip mein ganzes Leben, meine ganzen Lebensersparnisse von meiner Siemens-Tätigkeit reingegangen. Und auch das technische Know How, es gibt hier sehr wenige, die einen beraten können. Wenn man Anlagen kauft, dann müssen die sehr teuer eingeführt werden. Und deswegen haben wir damals auch beschlossen, okay, wir machen wirklich sehr viel selber. Und erstaunlicherweise ging das sehr, sehr gut, wir haben sehr gute Tanks, wir haben eine sehr gute Brauanlage hier bauen können, alles aus Edelstahl. Wir haben im Prinzip ein 600-Liter-Sudsystem mit, ich glaube, fünf bis sechs Pfannen und können somit innerhalb von einem Tag 2.000-Liter-Tanks hier befüllen mit drei bis vier Suden am Tag. Und, ja, es ist schwieriger, ich glaube, es ist tatsächlich schwieriger, hier etwas aufzubauen als in Deutschland. In Deutschland muss man zwar die Regeln einhalten und sich da etwas auskennen, aber wenn man sich ein bisschen auskennt, wenn man das ein oder andere auch gelernt hat. Ich kann es auch aus eigener Empfehlung absolut empfehlen an jeden Hobbybrauer, der gerne etwas wachsen möchte, schaut euch mal Doemens an. Doemens ist eine Brau-Akademie in München, wo man alles lernen kann. Man kann da den vollen Braumeister machen, aber man kann auch Kurse belegen, die einem im Prinzip den gleichen Inhalt geben. Das dauert natürlich ein bisschen länger, aber das kann man auch berufsbegleitend machen. Und das kann ich jedem empfehlen, weil, dann hat man auch eine solide Grundlage, um etwas Schönes und Gutes zu machen.

Markus: Ja, jetzt hast du gesagt, ihr habt auch noch ein Restaurant dazu. War das von Anfang so und wer hat das dann gemacht und was gibt es da überhaupt?

Felipe: Nee, super. Ja, das Ziel oder zumindest ist das unsere Überzeugung auch, wenn man hier etwas Kleines aufbaut und anfängt zu wachsen, geht das nur, wenn man die Marge behält. Das heißt, wenn man ein Konzept schafft, wo man selber das Bier verkauft an den Endkunden und nicht erst über Supermärkte geht oder über Restaurants geht. Dann ist die ganze Marge weg und man muss doch ein sehr hohes Volumen produzieren, damit dass Sinn macht. Somit war das Konzept schon von Anfang an, es muss ein Brauhaus werden, wir müssen selber das Bier verkaufen. Und, das hat natürlich auch einen riesen Vorteil, die Leute hier, die kannten das noch gar nicht, die haben noch nie eine Brauerei gesehen, und wenn die plötzlich die Tanks sehen und die Produktion und das Sudhaus, dann hat das natürlich auch ein paar positive Effekte. Und somit war von Anfang klar, dass wir ein Restaurantkonzept auch mit dazu schaffen müssen. Es hat eine Weile gedauert, bis wir das richtige Konzept haben, da waren wir schon im Bau sozusagen der Brauerei und der Örtlichkeiten. Bitte sucht uns auf Instagram oder auf Facebook, wir haben auch einen YouTube-Kanal, wenn ihr Hopulus, H, o, p, u, l, u, s eingebt, dann findet ihr das, dann seht ihr auch ein paar Bilder zu dem, was ich grade erzähle. Wir haben ein Restaurantkonzept entwickelt, was absolut neu ist. Hier in Kolumbien gibt es doch sehr viele, um die 200 Stück Brauereien und jeder, der versucht hat, sein Bier selber zu verkaufen, hat einen Pub aufgebaut. Also dieses englische, diese irische Bierkonzept, wo im Prinzip ein typischer englischer Pub vorliegt, mit frittiertem Essen, mit schlechtem Essen meines Erachtens, sehr viel Pommes, sehr viel Chicken Nuggets und sehr viel, ja, einfache Snacks. Und wir wollten uns davon tatsächlich sehr stark unterscheiden und somit haben wir beschlossen, lass uns doch eine Fotogalerie schaffen, eine sehr künstlerische Welt schaffen, eine sehr elegante, eine sehr schöne Welt, optisch sehr schöne Welt, in der es deutsches Essen zu kaufen gibt. Wir sind auch tatsächlich nicht auf dieses klassische bayrische Gasthauskonzept gegangen, was doch sehr gut ankommt bei den Kunden, sondern wir wollten ein bisschen anders sein. Und ich fotografiere für mein Leben gerne und somit haben wir unser Restaurant so gestaltet, das es gleichzeitig eine Galerie ist, eine Fotogalerie ist, in der alle zwei Monate eine neue Fotoausstellung ausgestellt wird. Somit schaffen wir auch einen Raum, wo die Kunden gern hingehen möchten, um sich das anzuschauen. Und gleichzeitig und ich würde fast behaupten, das ist die einzige Fotogalerie der Welt, die in ihrem Herzen eine Brauerei hat. Mit Fotokunst Geld zu verdienen, ist sehr schwer. Und ich glaube, wir haben es jetzt aber geschafft, ein Konzept zu haben, wo die Brauerei die Galerie stützt und somit, das beides zu einem sehr, sehr schönen Konzept zusammenwächst. Und das ist im Prinzip unser Konzept, wir haben deutsches Essen, also bei uns gibt es die Bratwürste, die Weißwürste. Schäufele haben wir jetzt nicht, aber wir die Schweinehaxen hier im Programm. Wir machen auch etwas, was den Kolumbianern tatsächlich sehr gut schmeckt, wir verkaufen auch Flammbrot, Flammkuchen nennt man das auch, aus der Region des Elsass. Kartoffelsalat, so typisch deutsches Essen, was sehr gut zu dem Bier passt. Und das in eine, ja, sehr künstlerische Gegend, Atmosphäre anzubieten, das ist, glaube ich, ein absolutes Novum. Galerien haben ja immer Ausstellungen und da wurde schon immer Wein ausgeschenkt, wieso nicht eine Fotogalerie, in der halt statt Wein Bier ausgeschenkt wird, das war unsere Idee.

Markus: Also das finde ich auch ganz großartig. Und da teilen wir ja auch eine Leidenschaft, also ich habe ja mein ganzes Tun und Schaffen auch mal in der Fotografie angefangen. Und das fand ich auch total spannend eben zu sehen, auch die verschiedenen Videos, die es bei euch da gibt, wo man eben dem auch so ein bisschen beiwohnen kann, die Fotografen auch begleiten kann, also das ist wirklich ein Erlebnis. Und deswegen habe ich vorhin auch gesagt, das es für mich nicht nur eine Brauerei ist, das ist wirklich auch ein ganzes Kunstprojekt, wo das beides so zusammenkommt, also auf der einen Seite die Braukunst und auf der anderen Seite eben die Fotokunst und dann die Kunst, das entsprechend zu präsentieren. Und ich glaube, wie du auch grade sagst, normalerweise verbinden die Leute mit so Galerien dann eben eher Wein oder Sekt oder sogar Champagner. Und das man sagt, nee, das geht auch wirklich mit einem schönen Bier in einem schönen Ambiente, ohne dass man jetzt gleich an großen Alkoholmissbrauch denkt, sondern einfach das genießen, zusammen, diese verschiedenen Aspekte auch für die verschiedenen Sinne, die man damit anspricht, das gefällt mir wirklich richtig gut. Und, ja, wie gesagt, also da muss ich unbedingt mal vorbeischauen.

Felipe: Ja, ganz richtig, Markus. Ich glaube, um nochmal kurz auf das Thema einzugehen, es gibt ja heutzutage nicht nur Weinsommeliers sondern auch Biersommeliers. Ich glaube, Bier ist tatsächlich, wenn man auch gutes Bier machen kann, dazu zählen meines Erachtens auch die deutschen Lagerbiere, wir können gerne auch gleich ein bisschen über unsere Biersorten reden, aber ich glaube, wenn man gutes Bier, zum Beispiel unser Helles, unser Münchner Helles servieren wir in einem Sensorikglas. Das sieht eher aus wie ein Weinglas, wo man sehr gut die Duftnoten des Bieres aufnehmen kann. Und wenn man das Bier so präsentiert, so serviert, das ist ein sehr leckeres Bier, dann passt das auch sehr, sehr gut zu einer Galerie und das ist das, was wir tatsächlich geschaffen haben und gemacht haben. Du erwähntest ganz kurz Videos, die wir machen. Wir haben uns das als Ziel vorgenommen, marketingmäßig, so ähnlich wie auch Red Bull, Red Bull vermarktet nicht wirklich ihr Produkt. Nie sieht man irgendeine Werbung, die beschreibt, wie viel Coffein oder wie viel Taurin in dem Produkt drin ist, die haben eher eine spannende Welt um die Marke herum geschaffen. Und das war Inspiration für uns zu sagen, okay, nehmen wir doch mal ein Thema und das wird unser zentrales Marketingthema, das heißt fotografische Abenteuer. Das heißt, wir haben die Galerie, wir haben die Ausstellung, wir laden Fotografen aus aller Welt ein. Und wenn jemand das hier hört, bitte kontaktiert uns, wer fotografiert, wer vor allem professionell fotografiert, kommt vorbei. Wir haben ein fantastisches Fahrzeug, das ist so ein Toyota Landcruiser, was man aus den Safaris kennt und das ist mit unseren Marken sozusagen vollgepflastert. Wir reisen mit Fotografen, die uns besuchen, sowohl Kolumbianisch als auch internationale Fotografen, in wunderschöne Gegenden Kolumbiens und fotografieren dort die Landschaft, fotografieren Tiere, fotografieren Menschen und dokumentieren diese Reisen.- Und diese Dokumentare, die dauern ungefähr 15 bis 20 Minuten, sie sind auf unserem YouTube-Kanal zu finden. Jetzt fragt sich jeder von euch da draußen, was hat das denn jetzt mit Bier zu tun? Natürlich trinken wir am Ende der Shooting-Tage oder wenn mal schlechtes Licht ist, gerne ein gutes Bier. Und ihr könnt euch das vorstellen, bei 38 Grad Hitze, feuchter Luft, wenn man irgendwo ist, dann kommt so ein eisgekühltes helles Bier sehr, sehr gut rüber oder ein schönes Keller am Abend. Und der Fotograf, zum Glück haben die das bisher auch alle sehr gerne mitgemacht, irgendwann im Video, dann sagen die Fotografen, dass nach einem tollen Tag ein tolles Bier getrunken wird. Das ist unser Slogan, después de un gran día un gran cerveza, nach einem tollen Tag ein tolles Bier. Und das ist da, wo wir im Prinzip diese zwei Welten vereinen, dieses Genießen, nachdem man etwas Besonderes gemacht hat am Tag, dieses Bier genießen, dieses schöne Biererlebnis zu haben und das auch noch in einer fantastischen Landschaft, in einer fantastischen Umgebung, das ist das, was wir zu unserem Marketingkonzept gemacht haben. Und das ist das, was ihr, wenn ihr auf YouTube nach Hopulus sucht, dort haben wir einen Kanal, der heißt The Hopulus Experience, da könnt ihr euch das auch mal anschauen. Wir haben einen Fotografen aus Berlin mal zu Besuch gehabt und sind mit dem auf 3.000 Meter Höhe gefahren, wo die höchsten Palmen dieser Erde existieren. Der hat der Palmen gesehen, Plamen im Nebel, man sieht sehr selten Palmen im Nebel. Und das hat dem so gut gefallen und natürlich tatsächlich haben wir dann zwischenzeitlich unser Bier getrunken, um einfach diese schönen Erlebnisse zu genießen. Und das ist, ja, das ist unsere Marketingwelt, das ist das, wo wir gesagt haben, okay, wir schaffen etwas, ein bisschen anderes. Wir sind nicht ein klassisches Brauhaus, wir sind nicht ein klassischer Pub. Wir trennen uns davon, wir schaffen eine sehr elegante, sehr schöne künstlerisch angehauchte Welt und verbinden die Welt mit der des Biergenusses.

Markus: Nach einem großen Tag ein großes Bier

Felipe: Genau, después de un gran día un gran cerveza.

Markus: Genau

Felipe: Nun, so wie in den meisten Ländern dieser Welt, wurde vor 100 Jahren ungefähr hier in Kolumbien zum ersten Mal im Prinzip Bier produziert. Die, die tatsächlich hier die größte Brauerei damals aufgebaut haben, das war die Familie Kopp. Das ist tatsächlich ein sehr deutscher Nachname, das war eine deutsche Familie, die haben hier die Brauerei Bavaria gegründet, die es heutzutage immer noch gibt. Heutzutage natürlich unter den Fittichen von SABMiller, damals und heutzutage Inbev. Die haben die Lagerbrautradition hier auch etabliert, so wie in vielen Ländern der Welt, wo man hauptsächlich Lager trinkt, somit kennt der durchschnittliche Kolumbianer Lagerbiere. Seit ungefähr 20 Jahren, seitdem die ersten Micro-Brewerys hier entstanden sind, gab es natürlich einen sehr starken Push von denen in Richtung Ale, vor allem englische Ales, amerikanische Alles, IPA ist hier sehr präsent. Das heißt, in der Brauhauswelt beziehungsweise in der handwerklichen Brauwelt kennt man hauptsächlich Ales. Und wir sind so ziemlich die erste kleine Brauerei, die hier auch tatsächlich dann auch Lager gebraut hat, weil wir der Meinung sind, dass ein gutes Lagerbier vielleicht die Krönung ist der Bierbraukunst. Es ist sehr leicht, ein Ale zu machen, es mit Hopfen vollzustopfen und dann ein sehr bitteres, sehr geschmackliches Bier zu haben, was aber im Prinzip alle Fehlgärungen und Fehlprozesse in der Produktion überschattet. Dagegen ein feines Helles zu machen, was diese wunderbaren Noten von einem Hellen hat, wo am Ende dieses Retronasale vorherrscht, das schafft nicht jeder. Und da kommt natürlich auch unser Know How, sowohl von mir als auch von unserem Braumeister. Unser Braumeister wurde auch in Doemens ausgebildet, kommt aus Venezuela, hat dort für eine der größten Brauereien gearbeitet, die heißt Polar. Und zum Glück konnte ich den akquirieren und er braut im Prinzip für uns hier richtig gute Biere nach Deutschem Reinheitsgebot. Und somit zu deiner Frage nochmal, was trinkt denn hier der Mensch? Die Menschen sind sehr diese traditionellen Lager gewohnt. Das sind sehr dünne Biere, sehr leichte Biere, weil die natürlich auch gut für das Geschäft sind. Die Micro-Brewery-Szene hat sehr stark die Ales jetzt 20 Jahre lang gepusht. Und wir sind ganz bewusst dagegen geschwommen, gegen den Strom und haben gesagt, wir machen halt auch gute Lagerbiere, die aber halt dann auch ein bisschen mehr Geschmack haben als das normale industrielle Lagerbier. Das ist so unsere Welt, unsere Bierwelt.

Markus: Ja, spannend. Und was ich gesehen habe ist, ihr habt auf jeden Fall dieses Kellerbier, was ja auch ein dunkles Bier ist, dann habt ihr das Helle, dann habe ich ein Kölsch gesehen und ein Weizen.

Felipe: Ganz richtig, ganz richtig. Also das sind jetzt unsere vier klassischen Sorten, die auch bei uns immer im Programm sind. Münchner Hell, einfach, weil ich in München studiert habe und das Münchner Hell lieben gelernt habe. Und es ist erstaunlich, auch in Deutschland trinkt man ja inzwischen sehr viel Helles. Aber ich habe auch gemerkt, auch in Deutschland, nicht jeder kriegt ein gutes Helles hin. Hauptsächlich die klassischen Brauereien aus München, Augustiner, Tegernseer, das sind so unsere Benchmarks gewesen. Das gute Helle hat am Ende so einen Nachgeschmack, das nennen wir Retronasal, das kommt im Prinzip von hinten in die Nase nochmal rein und das macht diese Biersorte sehr besonders. Und wir haben es geschafft tatsächlich, weil wir auch das Know How haben tatsächlich auch durch unsere Doemens-Zeit dort erworben, diese Biere zu machen und das kommt sehr, sehr gut an. Wir haben natürlich das Kellerbier, weil ich ja auch in Erlangen und Nürnberg gelebt habe und dieses Bier einfach lieben gelernt habe, weil das so ein süffiges, nicht zu stark sprudelige, das hat tatsächlich ein bisschen weniger Kohlensäure, das Keller, aber tatsächlich eine sehr, sehr starke Geschmacksnote hat durch diese Röstaromen. Das haben wir auch im Programm. Dann haben wir ein Kölsch. Wir dürfen es natürlich nicht Kölsch nennen, wir nennen es Typ Kölsch. Das ist ein klassisches deutsches Ale, etwas trockner, sehr hell, also es ist tatsächlich ein Kölsch, nicht ein Alt. Das kommt auch sehr gut an bei unseren Kunden, vor allem die, die ein bisschen diese Bittere, diese trockene Note suchen. Und dann haben wir ein Hefeweizen, das ja inzwischen in ganz Deutschland sehr viel getrunken wird, aber eher aus dem Südraum kommt. Und da bin ich sehr glücklich, dass wir mit unserem Braumeister diese wunderbaren Bananenaromen rein bekommen haben. Wir brauen nach dem Reinheitsgebot, da ist keine Banane oder keine Bananenschale drin, aber wir schaffen es tatsächlich allein durch die Gärung, diese unglaubliche fruchtige Süße reinzubringen und das kommt sehr gut an. Wir haben interessanterweise in der Pandemie, konnten wir auch wachsen, dazu können wir auch gerne nachher nochmal reden. Aber wir haben während der Pandemie neues Bier entwickelt und zwar ein Pils. Und als die Frage entstand, was machen wir denn für ein Pils? Es gibt ja unterschiedliche Pilssorten, norddeutsches Pils oder wir machen ein holländisches Pils oder wir machen was ganz anderes. Da haben wir beschlossen, ganz bewusst, ein japanisches Pils zu brauen. Das brauen wir mit einem besonderen Hopfen aus den USA, das ist der Amarillo-Hopfen. Der Amarillo-Hopfen, für denjenigen, der das hier nicht kennt, ist eine wunderschöne Kreuzung von einer Zitruspflanze mit einer Hopfenpflanze. Und damit schafft man es, etwas Zitrusaromen in die Hopfendolde hineinzubekommen, diese Zitrusaromen sind dann im Bier drin. Und deswegen ist es auch ein japanisches Pils geworden, weil es im Prinzip ein etwas bittereres Bier ist, was aber tatsächlich am Ende im Abgang eine wunderbare Zitrusnote hat. In diesem Fall sogar eine Pomelo, das ist diese asiatische Grapefruit und das schmeckt sehr, sehr gut. Und ich glaube, das war eins unserer erfolgreichsten Biere jetzt. Nicht nur, weil unsere Kunden das gerne trinken, sondern weil wir in eine der wichtigsten und größten Restaurantketten hier in Kolumbien reingekommen sind, die heißen Wok. Die haben ein asiatisches Konzept und verkaufen hier im Prinzip durch die Bank, von Japan bis zu Thailand, sehr, sehr gute Gerichte. Und die Kunden dort lieben unser Bier tatsächlich, weil es tatsächlich auch ein frisches aromatisches schönes Pils ist, was hier gebraut wird. Und das hat uns überrascht, das hat uns sehr überrascht. Da sind wir zwar ein bisschen aus dieser Welt der deutschen Biere herausgebrochen, aber, ich glaube, als kleine Brauerei kann man sich das dann auch tatsächlich leisten. Wir sind nicht gezwungen, nur deutsche Biere zu machen, sondern wir richten uns im Prinzip nach den besten Bieren dieser Welt und versuchen, diese zu kreieren. Und jetzt seit Neuesten haben wir noch eine neue Biersorte, die ist grade angelaufen, wir testen sie auch grade erst nur bei unseren Kunden in Kolumbien. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist, aber ich glaube, es ist in Deutschland relativ einfach, da hat man halt als Brauerei seine Genehmigung und seine Lizenz und dann kann man im Prinzip brauen was man möchte und verkaufen was man möchte. Hier muss man für jede Brausorte eine Genehmigung von der Gesundheitsbehörde bekommen, das Label muss freigegeben werden. Das kostet Zeit und Geld und deswegen können wir nicht 30 unterschiedliche Biersorten haben bei uns, sondern wir müssen ganz bewusst entscheiden, was wir machen. Und jetzt haben wir ein Happy Lager rausgebracht. Wir nennen das bewusst Happy Lager, so wie glückliches Lagerbier. Es ist ein sehr hopfiges Lagerbier, man könnte sich das fast vorstellen wie eine Art IPA. Also ein sehr aromatisches, nicht sehr bitteres, aber sehr starken Aromahopfenanteil, aber nicht als Ale, sondern als Lager. Und das ist ein Trend, den wir in den USA gesehen haben. Die Brooklyn Brewery macht zum Beispiel ein fantastisches Happy Lager. Und wir haben das nicht Hopy Lager genannt, sondern Happy Lager und das kommt sehr, sehr gut an, weil doch sehr viele Kunden, die zu uns kommen, die wollen alle ein IPA trinken. Und ich bin der Meinung, die Welt braucht nicht noch mehr IPAs, die Welt braucht jetzt Biere, die genauso interessant sind, aber vielleicht auch ein bisschen bekömmlicher sind. Und das ist grade eine sehr spannende Zeit, wir sehen grade, wie sich das entwickelt und ob sich das dann lohnt, das tatsächlich auch genehmigen zu lassen.

Markus: Ja, klingt auf jeden Fall total spannend. Und ich kann dich da nur bestärken, es ist tatsächlich der große Trend schlechthin, also insgesamt geht die ganze Welt nach diesem, ja, sage ich mal, Hype, hin zum Ale, jetzt wieder zurück zum Lager. Also zumindest die Craft-Welt, die Bierwelt in Generell ist ja sowieso über 90 Prozent Lager, das wird man auch so nicht ändern können, aber wenn wir von diesen anderen zehn Prozent sprechen, die eben doch sehr experimentell unterwegs waren in den letzten 20 Jahren. Und in der Tat entdecken die jetzt dieses Thema IPL, also das IPA nur eben als untergäriges Bier und damit mit eben diesem angenehmeren Körper, mit diesen besseren Drinkability-Eigenschaften so ein bisschen für sich. Und da finde ich das auf jeden Fall eine sehr gute Idee, sowas zu machen.

Felipe: Ich lache mich grad innerlich tot, weil, du hast grade IPL gesagt, da musste ich wirklich überlegen. Klar, India Pale Lager, nicht ein Ale, wunderschöner Begriff. Ja, ich sehe das genauso, das ist ein Pendel, der jetzt zurückschlägt, Ales sind tatsächlich interessant. Und ich liebe selber auch belgische Biere, ich finde sie fantastisch, nur sind die auch für eine Brauerei kein gutes Geschäft. Was hier sehr oft passiert, die Leute probieren es, Haken dran, habe ich schon mal probiert, tolles Bier, aber jetzt hätte ich gern ein normales industrielles Lager. Und was wir halt versuchen, ist tatsächlich interessante Biere und deswegen rede ich auch so positiv von diesem Hellen, unser Hopulus Hell, was wir hier verkaufen. Das ist ein sehr bekömmliches Bier, aber es hat diese wunderbare Note am Ende, wo man sagt, Mann, das war ein Bier, wo man am nächsten Tag auch sagt, woah, ich habe gestern ein tolles Bier getrunken, das nicht aus meinem Gedächtnis sozusagen weggeht. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, wenn man was machen möchte. Für alle, die da draußen eine Brauerei aufbauen möchten, ganz wichtig, ihr müsst die Qualität erst in den Griff bekommen und dann lohnt es sich, Geld in Marketing zu investieren. Wenn man die Qualität nicht im Griff hat und Marketinggeld ausgibt, dann ist das ganze Geld sozusagen umsonst ausgegeben worden.

Markus: Das sind sehr, sehr wahre Worte, absolut und, ja, so mancher Brauer hätte das vielleicht vorher mal hören sollen. Aber vielleicht hören es ja jetzt manche und nehmen das ein bisschen mit und das ist gut so. Vielleicht zum Abschluss noch eine Frage, wenn jetzt jemand von uns das mit Enthusiasmus gehört hat und von Kolumbien und von dir begeistert ist und kommen möchte, wie stellt man das denn am besten an, also bucht man da einfach einen Flug nach Bogotá oder wie geht das?

Felipe: Ja, also das Wichtigste ist, wenn ihr kommt, schaut bei uns vorbei, fragt nach Felipe, Felipe Santander ist mein Name, wenn ihr bei uns in der Brauerei seid. Über Waves, Uber, Google, alle Plattformen, TripAdvisor, Google & Co findet ihr uns. Das Restaurant heißt Galeria Hopulus und unser Bier heißt Cerveza Hopulus. Wie kommt man hierher? Ehrlich gesagt, das ist sehr einfach, Lufthansa fliegt fast, ich glaube, täglich sogar, Frankfurt-Bogotá an. Es gibt aber sehr viele Flüge heutzutage sowohl über Madrid, als auch über London, Portugal, über Istanbul kann man auch hierherfliegen. Wir sind tatsächlich wahnsinnig gut erschlossen, Bogotá ist tatsächlich auch ein Hub geworden, wo viele, die nach Argentinien wollen, Brasilien wollen, Peru, Ecuador wollen, die fliegen oft über Bogotá in diese Richtung. Sehr leicht zu erreichen, steigt im Flieger in Frankfurt ein, landet in Bogotá. Wie gesagt, die Meisten kommen hier in Shorts an, weil sie denken, sie sind dann in den Tropen und wundern sich, oh, das ist ja doch etwas frisch hier, der ewige Herbst. Je nachdem, wo man dann sein wird, einfach die richtige Kleidung mitbringen. Kolumbien, absolut erreichbar. Ist tatsächlich auch in den ganzen Reisemagazinen als eins der Top-5-Länder momentan, die man bereisen kann, bereisen sollte, drin. Wir haben eine wunderschöne Karibikküste, eine ganz tolle Stadt, die heißt Cartagena, eine alte Stadt, im Prinzip die Perle der Karibik. So wie Dubrovnik die Perle der Adria ist, haben wir die Perle der Karibik. Ein fantastisches altes Städtlein, da fühlt man sich wie Ernest Hemingway. Wir haben Nationalparks im ganzen Land, sowohl an der Küste. Die Pazifikküste ist kaum erschlossen, da gibt es ganz wenig Hotels. Wir haben da dunkle Strände, so ähnlich wie auf Island, mit so einem dunklen, fast schwarzen Sand. Dort kann man Wale in der Jahreszeit von Juli bis Oktober sehen. Jemand, der gerne Bergsteigt, wir haben 5.300-Meter-Berge. Das ist dann auch schon mal eine andere Herausforderung, weil, oben hat man dann schon weniger Sauerstoff. Es ist ein tolles Land, es lohnt sich zu bereisen und vielleicht schaut mal einer von euch auf unseren YouTube-Kanal und kriegt ein bisschen Fernweh und Reiselust. Wir haben immer wieder Kontakt mit Menschen, die um die Welt reisen in ihren Fahrzeugen, diese Thema Vanlife ist sehr berühmt und sehr bekannt. Es gibt einen wunderschönen Kanal, kann ich auch sehr empfehlen, The Sunnyside Phil. Das ist im Prinzip ein Pärchen, das ist mit ihrem Landrover, was sie in Deutschland gekauft hatten, gestartet, haben Alaska besucht und sind dann im Prinzip ganz runter bis nach Argentinien gefahren. Ich habe von denen erfahren, als die grade, glaube ich, in Mexiko waren und habe denen tatsächlich natürlich einfach über YouTube einen Hinweis geschickt, kommt, besucht uns doch. Und das fanden die so toll, dass die bei uns ein Bierchen trinken konnten, dass sie dann tatsächlich auch bei uns Zuhause eine Weile gewohnt haben, als sie ihre Webseite aktualisiert haben und dann sind wir mit ihrem Fahrzeug ein bisschen durch die Gegend gefahren. Und auch er hat damals ein paar Videos gemacht von uns in der Brauerei, weil er das Thema deutsches Bier natürlich auch sehr toll fand. Und die waren sehr begeistert von Kolumbien, sie haben sehr schöne Ecken besucht. Die Videos sind alle auf deren Kanal, The Sunnyside Phil, auf YouTube zu sehen. Und, ja, vielleicht sieht der ein oder andere sowohl unsere Videos als auch andere Videos über Kolumbien und sagt, Mann, das will ich mal gerne machen. Das Land ist sehr gut zu bereisen, es ist sehr sicher geworden. Einfach mal aus meiner eigenen Erfahrung, ich wurde hier noch nie überfallen, mir ist noch nie etwas passiert, ich war zwei Wochen in Paris, wurde zweimal überfallen. Also ist alles relativ. Ich glaube, es lohnt sich, ich glaube, es lohnt sich, dieses Land kennenzulernen. Und wen ihr dann schon hier seid, dann trinkt mal ein Bierchen bei uns, es wird euch sicherlich schmecken.

Markus: Ja, absolut und da habt ihr jetzt richtig viel oder hast du jetzt richtig viel Lust gemacht. Und für den einen wird dann vielleicht aus dem ewigen Herbst ein ewiger Frühling, das ist ja auch ganz schön. Und ich danke dir auf jeden Fall ganz, ganz herzlich für deine Zeit und für die spannenden Infos und auch für die Lust, die du uns gemacht hast, mal in die Ferne zu schweifen. Bis zum nächsten Mal, danke schön.

Felipe: Markus, ich danke dir für diese Möglichkeit, bei euch im Podcast zu sein. Für uns als kleine Brauerei in Kolumbien ist das wirklich eine Ehre, dass Brauer in Deutschland uns kennenlernen. Und irgendwann wachsen wir vielleicht mal über die Grenze Kolumbiens hinaus vielleicht mit unserem Konzept The Hopulus Experience, wo es im Prinzip um mehr geht als nur Bier, sondern um Lebensstil, um Abenteuer zu erleben. Aber danke für die Möglichkeit, bei dir im Podcast zu sein.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 22 – Talk with Alfie Amayo, Head Destiller of Seekers Spirit House in Phnom Penh, Cambodia

Alfie Amayo originally wanted to pursue a career in medicine, but then he found his new calling at the still. In his hometown of London, he advised bars and pubs and eventually became the brand ambassador for 10 Degrees C. This eventually brought him to the City of London Distillery, where he worked as brand manager. The next adventure was supposed to be a little trip around the world, but ended at the first stop, Cambodia. There, he helped set up Seekers Independent Spirits – and a month’s planned time turned into many years. He found his wife and a new home in the small Southeast Asian country and, as Head Distiller, is responsible for the company’s innovative brandies and liqueurs. In the podcast, we talk about the beer market in Cambodia, Alfie’s exciting career, and the many innovations he has introduced at and with Seekers…

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BierTalk 109 – Interview mit Janina Rösch, Kuratorin der Ausstellung „Berauschend“, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Janina Rösch hatte Ihr erstes Erlebnis rund ums Thema Alkohol bereits als Kind, als sie in den großväterlichen Mostbottich gefallen war. Wenig später entdeckte sie ihre Berufung zu Archäologie und Frühgeschichte, als sie in den Bibliotheken unter anderem die „Was ist Was“- Reihe verschlang. Das entsprechende Studium folgte und anschließend die Aufgabe als Ausstellungskuratorin am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Ihr erstes Projekt widmete sie dem Schwert, doch das nächste sollte sich dann um des Menschen liebste Rauschsubstanz drehen: „Berauschend – 10.000 Jahre Bier und Wein“ heißt die aktuelle Ausstellung rund um die Kulturgeschichte des Alkohols, die in der schwäbischen Landeshauptstadt zu sehen ist. Im BierTalk sprechen wir über die Hintergründe und Herausforderungen, nicht zuletzt, weil diese Ausstellung in den beiden Corona-Jahren konzipiert werden musste und damit auch Janina vor bisher unbekannte Aufgaben stellte…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute ganz besonders spannend, ich bin unterwegs mal wieder auf Reisen, diesmal quasi im Nachbarbundesland, in Baden-Württemberg in der Hauptstadt, in Stuttgart. Und ich durfte schon ein erstes Mal erleben, denn, ich bin Paternoster gefahren, zum ersten Mal in meinem Leben. Sehr, sehr spannend und kann ich jedem nur raten, also wenn man hier mal in der Markthalle vorbeikommt, dass mal auszuprobieren, durchaus ein sehr interessantes Erlebnis. Aber, viel spannender ist wahrscheinlich meine Gesprächspartnerin, ich sitze hier mit Janina Rösch, die unter anderem für die Ausstellung hier zuständig ist, bei der ich gestern einen Vortrag gehalten habe, der Titel ist Berauschend und da werden wir gleich ein bisschen drüber hören. Janina, vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern mal selbst vor.

Janina: Ja, auch von mir ein herzliches Willkommen hier in Stuttgart und schön, dass dir die Paternosterfahrt gefallen hat. War aber ein exklusives Erlebnis, das heißt, es dürfen nur Besucher, die in unsere Büros, in unsere Büroräumlichkeiten kommen im Landesmuseum, dürfen das nutzen. Aber, im Stuttgarter Rathaus gibt es noch einen anderen Paternoster, denn man nutzen kann. Deswegen war das für dich heute ganz exklusiv. Hast du es überlebt?

Markus: Ja, Sensation.

Janina: Bist nicht ins Nirgends gefallen, genau. Ja, zu meiner Person, ich bin Janina Rösch, ich bin derzeit als Ausstellungskuratorin angestellt hier am Landesmuseum und habe die letzten zweieinhalb Jahre die Sonderausstellung Berauschend, 10.000 Jahre Bier und Wein, kuratieren dürfen und habe mich voll und ganz der Kulturgeschichte des Alkohols gewidmet. Und bin jetzt auch ganz froh, dass die Ausstellung steht, gut angenommen wird. Und es ist immer dann so, das Baby wächst und es ist da und dann, wenn dann dieser Moment da ist und es ist alles so, wie man es sich vorgestellt hat, dann freut man sich natürlich umso, vor allen Dingen, wenn es den Besuchern dann einfach auch gefällt.

Markus: Ja und ist durchaus ein spannendes Thema und grad in der heutige Zeit auch eine Herausforderung, denn wir sprechen über 10.000 Jahre Bier und Wein, bedeutet also auch, über 10.000 Jahre Alkoholkonsum. Und der wird ja, zu Recht, auch kritisch gesehen in der heutigen Zeit. Und da sind wir gespannt, werden wir später noch drüber sprechen, wie das bei euch in der Ausstellung dann entsprechend auch behandelt wird. Vorher vielleicht ein bisschen zu dir, hast du denn persönlich eine Beziehung zu alkoholischen Getränken?

Janina: Habe ich, ja. Also schon mal vorneweg, ich trinke Alkohol. Ich habe meinen eigenen Alkoholkonsum, da kommen wir bestimmt später auch nochmal drauf, auch während der Planungsphase zur Ausstellung definitiv auch nochmal reflektiert. Bin natürlich, wie viele von uns, in das Trinken hineingewachsen. In Deutschland darf man sehr früh Alkohol trinken. Meinen ersten kleinen Rausch hatte ich wirklich schon aus Versehen als Kind und zwar durch den Mostkeller meines Opas.

Markus: Oh!

Janina: Und habe dann natürlich, so wie viele andere Jugendliche auch dann irgendwann, zu meiner Zeit war das dann noch die Alkopops, die dann aufkamen, groß in den Medien dann ja auch Thema. Ist, glaube ich, auch gut, dass es die heute nicht mehr gibt. Und heute trinke ich total gerne sowohl Bier als auch Wein, also ich bin da nicht sehr festgelegt. Ich mische es nicht an den Abenden, aber ich trinke beides gerne, aber auch Cocktails und so bin ich nicht abgeneigt. Und ich mag sehr gerne Marillenschnaps.

Markus: Schade, hätte ich das gewusst, hätte ich nämlich einen mitgebracht. Kann man aber nachholen.

Janina: Genau.

Markus: Ja, ne. Aber das ist natürlich, also es geht immer um einen sinnvollen und sensiblen Umgang mit dem Thema und um eine Selbstreflektion und das ist ja dann auch gut so. Aber vielleicht vorher, du hast ja ganz andere Leidenschaften in deinem Leben noch entdeckt, eben grade die Forschung, die Geschichte, die Frühgeschichte. Wie kam das denn, also hast du schon als Kind gerne im Sandkasten tiefer gebuddelt als die anderen oder wie muss man sich das vorstellen?

Janina: Ja, ich glaube wirklich, meine Faszination für die Archäologie kam wirklich durch Bücher. Ich war viel in der Bibliothek mit meiner Mama, in der Stadtbücherei und habe die Was-ist-was-Bücher verschlungen. Und da gab es ja die unterschiedlichsten archäologischen Ausführungen, von den Römern über die Ägypter, bis hin zu den Maya und so weiter. Und habe dann während der Schulzeit, glaube ich, einfach da parallel schon ganz viel angefangen zu lesen und mich dann nach dem Abitur entschieden, dann zu studieren. Bin dann nach Hamburg und habe dort frühgeschichtliche Archäologie studiert und bin dann jetzt wieder in Stuttgart gelandet.

Markus: Ja und bist auf dem Weg auch über das Schwert gestolpert, wie ich gelesen habe. Was gibt es denn Besonderes über Schwerter zu sagen?

Janina: Vieles und zwar so vieles, dass wir eine ganze Ausstellung hier am Landesmuseum hatten, hieß ja Faszinationsschwert, wir haben auch die Kulturgeschichte des Schwertes einmal von den Anfängen bis in die heutige Rezeption von Videospielen. Es ist immer noch eine der meistgenutzten Waffen in Videospielen, dann dargestellt in der Ausstellung. Und das Spannende beim Schwert ist vor allen Dingen auch daran, dass es ja wirklich die erste vom Menschen geschaffene Waffe war, die ausschließlich zum Töten gedacht war. Das hat natürlich einen ganz eigenen Charakter, der dann natürlich mitschwingt. Und durch das, dass die Geschichte des Schwertes eben dann auch schon so lange war, spielte das dann natürlich auch in viele Facetten des Lebens mit hinein. Also in religiöse kultische Aspekte, bis hin dann in Propaganda, wie wir sie dann irgendwie ja auch ein bisschen im Zweiten Weltkrieg dann erfahren haben. Also auch eine sehr, sehr spannende Geschichte.

Markus: Also ein bisschen wie auch beim Thema Bier beziehungsweise Alkohol, dass man solche Kulturgüter hat, die die Geschichte der Menschheit dann einfach, seitdem die beiden zusammenkommen sozusagen, begleiten und verschiedene Funktionen im Laufe dieser Zeit haben, auch genutzt und missbraucht werden, je nachdem wie man das sieht. Ja und Archäologie hatte ich gestern im Vortrag auch ein bisschen erwähnt. Also da gibt es ja einerseits diese erste Ausgrabung in der heutigen Türkei, Syrien, in dieser Grenzregion Göbekli Tepe. Was ich da ganz spannend fand, waren so die neuesten Erkenntnisse, das man jetzt halt davon ausgeht, dass das eine dauerhafte Siedlung war, die weitaus mehr Bier produziert hat als einfach nur mal eben für ein Fest. Und das wiederum bedeutet ja dann, dass man, ja, im Grunde sehr viel früher schon Bier hat brauen können müssen, um diese Profession überhaupt entwickeln zu können am Ende des Tages. Also warst du vielleicht zufällig schon mal dort vor Ort beziehungsweise hast mit Leuten gesprochen, die da waren?

Janina: Leider nicht. Also natürlich im Zuge der Vorbereitung auf die Ausstellung haben wir natürlich jeden wissenschaftlichen Artikel verschlungen, der uns unter die Nase kam und haben uns da natürlich dann ja auch eingelesen. Unsere Ausstellung beginnt auch mit Göbekli Tepe, das ist so der Auftakt in die Geschichte des Bieres, weil das eben die frühesten Pfunde sind, die wir machen können. Natürlich steht es ja außer Frage, dass vielleicht irgendwann noch ältere Pfunde gemacht werden, das ist ja häufig so. Es ploppt ja nicht einfach auf und dann ist es da, sondern grade Bier ist ja auch etwas, was hergestellt werden muss, also ich kann es nicht vom Baum pflücken. Wäre schön, dann sind wir vielleicht im Paradies unterwegs bei dem ein oder anderen in der Vorstellung. Aber da steckt natürlich eine Entwicklungsgeschichte hinter, die sich vielleicht dann an einzelnen Stellen wie eben Göbekli Tepe dann eben zeigt und dann aufploppt und die können wir dann fassen. Mal schauen, was in ein paar Jahren ist.

Markus: Ja, allerdings, da wird die Forschung sicherlich noch die ein oder andere Sache beleuchten. Was ich auch interessant finde ist, dass die Forscher ja dann sagen, oder manche zumindest, dass diese Entwicklung oder Entdeckung des Bieres, des Brauens für viele andere menschliche Errungenschaften mit verantwortlich ist. Also allem voran mal dieses Thema Geselligkeit, das man eben sagt, okay, vorher, trinke ich halt, wenn ich Durst habe, aber dann erlebe ich dieses Gefühl, man sitzt zusammen und trinkt ein leicht berauschendes Getränk. So stark waren die Biere damals ja nicht, aber es löst eben auch in der Steinzeit die Zunge und sorgt dafür, dass man eben dieses Gemeinschaftsgefühl erlebt. Bis hin zu späteren Entwicklungen, wo es sogar Wissenschaftler gibt, die sagen, letzten Endes könnte man die Erfindung der Mathematik und der Schrift mehr oder weniger auf das Bier zurückführen. Habt ihr da in der Vorbereitung auch so Extreme festgestellt, wo ihr euch gewundert oder auch gefreut habt, je nachdem?

Janina: Ja, Extreme, glaube ich, sind uns durchaus begegnet. Das Spannende ist ja auch in der Wissenschaft, man stellt Thesen auf und versucht sie irgendwie zu begründen, zu erschließen und es können ja auch viele verschiedene Meinungen erst mal nebeneinanderstehen. Und ich glaube, das ist eben in Göbekli Tepe eben auch der Fall. Also es ist zum einen, ich frage mich wiederum, inwiefern der Alkohol an sich eine Rolle gespielt hat, wie stark war dieses Bier überhaupt? Also ist da erst mal ein großer Rausch überhaupt zustande gekommen? Inwiefern war dieses Bier, das dort gebraut wurde, eher Nahrungsmittel, also diese Frage, Bier, Brei, Brot, die dann da ja auch mitschwingt? Aber ich denke und das ist die Erfolgsgeschichte des Alkohols, die dahintersteckt, Alkohol macht was mit uns, er verändert unsere Wahrnehmung im ersten Moment. Die ganzen Folgen, die am Morgen danach oder dann die Jahre später aufkommen, jetzt mal Beiseite gepackt, aber er verändert unsere Wahrnehmung. Also wir werden entspannter, gelöster, hemmungsloser in einer gewissen Art und Weise auch. Und wenn wir Menschen zusammenkommen, wir sind gesellige Säugetiere, die dann natürlich auch einfach dann im Geselligen Alkohol trinken und das eben schon so lange Zeit. Also ich denke, der Alkohol spielt schon eine gewisse Rolle, aber das heute auch noch tut. Die Frage ist nur, wie stark war es vielleicht doch eher Lebensmittel in der Vergangenheit? Das ist natürlich, glaube ich, es ist so ein, ja, so ein Ding, ich glaube einfach, wir können es nicht abschließend bewerten oder beziehungsweise klären. Das ist ja auch immer das in der Vergangenheit, wir stellen Thesen auf, aber wirklich zu 100 Prozent können wir manche Sache einfach nicht beantworten.

Markus: Ja und vielleicht ist es auch einfach so ein fließender Übergang.

Janina: Genau.

Markus: Also weil, natürlich war es ein Getränk, klar und dadurch, dass eben der Vorgang, den man machen musste, passiert ist, war ein einigermaßen sicheres Getränk. Und auf der anderen Seite, es gibt ja diese Versuche, die man dann auch vor Ort probiert hat mit den heißen Steinen. Das fand ich auch interessant, dass man damals praktisch schon die Idee eines Steinbieres hatte, wo man Steine erhitzt, die man dann in die Maische sozusagen gibt und damit einen relativ kontrollierten und reproduzierbaren Prozess machen kann. Und da kamen sie ja dann so bei 2 bis 4% Alkohol raus.

Janina: Genau, ja.

Markus: Also etwas, was dann schon bei längeren, größeren Konsum Wirkung zeigt, vielleicht jetzt nicht zu einem Komatösen Zustand führt.

Janina: Nein.

Markus: Andererseits weiß man natürlich auch nicht, wie die Enzymatik damals dieser Menschen war. Es gibt ja heute auch auf der Welt unterschiedliche Gruppen, die unterschiedlich sensibel für das Thema Alkohol sind. Insofern wäre das vielleicht auch nochmal eine Forschung, zu gucken, wie sich das überhaupt entwickelt hat, also ob sich der Mensch vielleicht sogar erst an diesen Alkohol angepasst hat. Das weiß ich nicht, aber es könnte natürlich sein. Genau, aber da kommen wir schon so ein bisschen auch in das Thema, wie konzipiere ich so eine Ausstellung. Und jetzt sind wir ja auch hier in Baden-Württemberg, sprich, hier spielt ja mindestens ein anderes alkoholisches Getränk auch noch eine große Rolle. Also wie kam das denn überhaupt, dass ihr gesagt habt, ihr macht sowas und wie hat sich das dann so zusammengefügt zu dem, was es heute ist?

Janina: Ja, es ist eine lange Zeit, die wir benötigen, bis eine Ausstellung steht. Also wir haben zweieinhalb Jahre letztendlich daran gearbeitet, bis sie eröffnet wurde. Das ist so der Durchschnitt an Zeit, die wir immer benötigen. Es beginnt immer mit einer Idee, wie so vieles. Und das Landesmuseum war unter anderem an einem Forschungsprojekt beteiligt, dass sich der Frage gewidmet hat, was tranken eigentlich die frühen Kelten, gemeinsam mit der Universität München und noch anderen Partnern. Und wir hatten da eben Pfunde zur Verfügung gestellt, die eben naturwissenschaftlich untersucht wurden. Man hat Proben aus den Wänden der Innenkeramik entnommen und letztendlich da naturwissenschaftlich untersucht, was war einst in den Gefäßen denn drin? Und dann war eben die Idee, ja, wir haben diese Forschungsergebnisse, es sind tolle Bände publiziert worden, aber wir sind ja ein Museum, machen Ausstellungen, können wir da nicht einfach eine Ausstellung draus machen? Und da das Thema aber sehr enggefasst ist und wir 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche haben, die wir bespielen dürfen, haben wir dann eben dann versucht, das weiter zuziehen, sind vom Gedanken an den Rausch wieder zurück in Richtung Alkohol. Also die Frage, warum berauscht sich der Mensch eigentlich so gerne, haben wir dann versucht wieder einzugrenzen, okay, wir bleiben einfach bei dem, was auch für Württemberg steht und eben das Bier und der Wein. Ich meine, Stuttgart ist die einzige Großstadt Deutschlands, wenn man mit dem Zug reinfährt, sieht man die Weinhänge mitten in der Stadt.

Markus: Stimmt.

Janina: Das hat man sonst nirgends. Also grade Wein und Stuttgart ist wirklich sehr eng. Aber wir haben ja auch tolle Brauereien hier bei uns und viele kleine Craft-Bier-Brauereien, die ich alle kennenlernen durfte während der Ausstellungsgestaltung. Und, genau und dann fängt man an, es zurechtzuzurren, man geht auf die Suche nach verschiedenen Objekten, die zum Teil auch in unserer Sammlung sind. Also man schaut immer zuerst, was haben wir eigentlich an Objekten da, welche Geschichte können wir erzählen? Dann schaut man natürlich in anderen Museen oder anderen Orten, wie können wir das noch aufstocken mit Leihgaben? Und, ja, man schreibt ein Drehbuch und versucht, ja, die Ausstellung ist ja als Rundgang konzipiert, das heißt, man versucht einen Erzählstrang von Anfang bis Ende zu erzählen. Wir arbeiten mit einem externen Gestaltungsbüro, mit einem Architektenbüro zusammen, die dann eben die Ausstellungsgestaltung für uns übernimmt. Da finden dann ganz viele Workshops statt, dass man dann Bierinhalt, baulichen Inhalt und dann schaut man, wie passen wir zusammen, wir kriegen wir da auch das Bild zu der Geschichte gut vermittelt? Ja und dann nimmt alles seinen Lauf. Und man recherchiert natürlich unendlich viel. Das war während Corona nochmal eine große Herausforderung. Normalerweise fahren wir auch in andere Museen, in Archive und holen uns da Impressionen, aber auch nochmal Eindrücke und das hat dieses Mal alles am Rechner stattgefunden. Das war wirklich eine Herausforderung da dann, auch ein anderes Arbeiten, weil wir sonst, wir arbeiten sehr streng oder sehr eng in einem Team und der Austausch fand am Telefon oder halt eben digital statt. Das war eine ganz neue Sache, hat aber super funktioniert. Und, ja, jetzt steht sie da.

Markus: Ja, also da kommen wir auch gleich noch dazu, also das wäre meine übernächste Frage sozusagen auch ein bisschen gewesen, nach Corona. Vorher vielleicht noch kurz, du hast gesagt, diese Pfunde aus der Keltenzeit, was war denn da drin, was es Wein, war es Bier, was es Met?

Janina: Vieles. Das hat es eben gezeigt, das war sowohl Wein, der natürlich importiert wurde. Der Weinanbau hier bei uns in der Region kam erst viel später, der kam mit der Ausbreitung der Klöster im Mittelalter. Nicht wie viele glauben, dass es hier während der Römerzeit eben schon Weinanbau gab, das stimmt nicht.

Markus: Aha.

Janina: Zumindest hier bei uns in der Region. Trier, die Ecke, sieht es nochmal anders aus. Aber das heißt, als bei uns der Weinbau groß wurde, da waren die Römer schon längst wieder weg. Also ist es auf die Klöster zurückzuführen, Bier und Klöster haben ja auch eine sehr enge Geschichte.

Markus: Absolut, ja.

Janina: Der Wein letztendlich auch. Und jetzt habe ich den Faden verloren.

Markus: Wir waren bei diesen keltischen Überresten, also was man da rausfinden konnte, was es nun war.

Janina: Genau, also da war eben Wein drin, der importiert wurde aus Ländern südlich der Alpen. Dann eben Met, konnte nachgewiesen werden. Andere Obstgärungsgetränke, das ist vielleicht natürlich immer schwierig, das dann genauso auszuklamüsern, dass man dann irgendwie sagt, ja, das ist jetzt genau das Getränk. Bier natürlich, aber auch Milchprodukte und Fleisch konnte natürlich in den Gefäßen nachgewiesen werden, genau.

Markus: Also hat der Mensch schon immer so eine Art Lagerhaltung praktisch praktiziert, logischerweise. Und, ja, ich fand es ganz interessant, weil ich in meiner Forschung auch drauf gestoßen bin, dass zum Beispiel dieses Wort Cervisia, was die Römer haben, dass das, wahrscheinlich zumindest, auf keltischen Ursprüngen fußt. Und die stehen dann eigentlich für Bienenwachswaben sozusagen auch der einen Seite und für Wasser auf der anderen Seite, was ja auch in unserem Whisky dann zum Beispiel dann steckt. Und dass die Römer dieses Wort sozusagen dann irgendwann für alles halt übernommen haben, was mit Alkohol und Flüssigkeit zu tun hat, außer Wein natürlich, das fand ich auch eine sehr spannende Geschichte. Und, ja, wie du schon gesagt hast, man muss viel forschen, man muss viel nachschauen sozusagen, Archive wälzen, Literatur, mit Menschen sprechen. Und ich hatte während der Corona-Zeit auch so ein großes Projekt, da habe ich die Chronik geschrieben für den Brauerbund. Und das war auch sowas, wo man dann normalerweise eben hin- und herfährt, Interviews führt, in Archive geht, zu Brauereien fährt, wie auch immer, und grade so in diesem ersten Jahr 2020 ging ja gar nix. Und das wäre noch so eine Frage, also ihr habt es offensichtlich gut hinbekommen, war es ein großes Hindernis? Wärt ihr schneller gewesen anders oder wäre die Ausstellung vielleicht anders geworden, wenn das nicht gewesen wäre?

Janina: Ich glaube, der Workload wäre ein anderer gewesen. Weil natürlich, es fiel natürlich jetzt zusammen mit, wir haben davor alle in unseren Büros hier gearbeitet, die Kommunikationswege waren kurz. Wenn ich irgendwie, bin ich mal schnell ins Nachbarbüro und habe gefragt, du, sag mal, wie sieht es eigentlich aus? Und so natürlich dann, man muss telefonieren, man muss den Mensch erreichen. Und auch die persönliche Umstellung von, ich arbeite in meinem Zuhause, in dem ich eh schon den ganzen Tag bin und sich da einfach neu einzustellen, war, glaube ich, für uns alle wahrscheinlich einfach auch eine große Herausforderung. Dadurch war der Workload, glaube ich, einfach vielleicht nochmal stärker als zuvor, weil man es anders kannte, man musste sich neu einstellen. Ich glaube aber, durch das, dass wir wirklich alle sehr gut zusammengearbeitet haben und uns immer wieder zusammengerafft und einfach auch sehr viele Video-Calls gemacht haben, hat man wenigstens ein Gesicht. Also ich saß da manchmal stundenlang vor dem Bildschirm. Weil natürlich auch, die Workshop hätten sonst vor Ort stattgefunden in einem großen Raum mit Häppchen und hier und da und Kaffee und wir hätten noch irgendwie Pause draußen in der Sonne gemacht. Ging natürlich nicht, man blieb dann einfach drei, vier Stunden am Bildschirm kleben und hat dann alles besprochen, was dann irgendwie wichtig war. War auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber ich glaube, es hat der Ausstellung definitiv nicht geschadet und sie würde wahrscheinlich, auch wenn es Corona nicht gegeben hätte, genauso dastehen wie jetzt auch. Beziehungsweise ein paar Zahlen würden fehlen, weil wir natürlich eine große Wand installiert haben, in der wir Statistiken zu, so trinkt Deutschland, haben.

Markus: Stimmt, ja.

Janina: Und da habe ich natürlich dann auch die Corona-Zahlen einfließen lassen, wie hat Corona unser Trinkverhalten verändert. Ist ja auch spannend, da nochmal drauf zugucken.

Markus: Das ist auch spannend, da werden wir auch gleich noch drüber sprechen. Ich wollte eins noch einwerfen, weil, ich muss sagen, bei mir hat es tatsächlich schon ein bisschen was verändert und in gewisser Weise auch im Positiven. Weil, durch diese Video-Calls war es dann auch so, dass ich mit Leuten auch gesprochen habe, mit denen ich vielleicht normalerweise gar nicht unbedingt gesprochen hätte. Also zum Beispiel habe ich in dieser Zeit den Kontakt aufgebaut zu dem Leiter der Ausgrabung in Abydos, in Ägypten, der dort ja eine Brauerei ausgräbt, vielleicht die früheste industrielle Brauerei, die es überhaupt gibt, der Matthew Adams. Und ich glaube, ohne diese Corona-Zeit wäre ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen zu versuchen, da irgendwas herzustellen. Und mittlerweile ist das fast schon eine Freundschaft. Und das finde ich schon spannend, weil vielleicht dieses Internationale, dieser Austausch ein bisschen größer werden konnte, einfach weil es dann auch egal war, ob ich den Call jetzt mit jemanden in Hamburg führe oder in New York. Und insofern, also da, fand ich für mich zumindest, gewisse Bereicherung. Ja, das heißt also, diese ganze Zoom-Geschichte oder Webcall-Geschichte hat auf jeden Fall auch nochmal einiges dazu beigetragen. Nun hast du grade erwähnt, Corona hat das Trinkverhalten verändert. Also überhaupt ist Trinkverhalten ja ein Thema. Wie würdest du denn sagen, hat dieses Trinkverhalten sich so im Laufe der Zeit verändert? Also ich habe zumindest gelesen, dass es am Anfang durchaus auch eine Sehnsucht nach dem Rausch gab im Hinblick, dass es eine religiöse Bedeutung hatte, weil die Leute gedacht haben, sie nähern sich damit irgendwie einer metaphysischen Ebene, wie auch immer, und dann gibt es natürlich dieses, sich Mut antrinken oder so. Also was habt ihr da so gefunden und wie hat sich das verändert, vielleicht sogar bis in die Jetztzeit mit der Pandemie?

Janina: Also es war natürlich in den Medien, war natürlich da ganz groß, Brauereien müssen Bier wegschütten. Einfach, weil wir in den Kneipen, in den Restaurants und in den Gaststätten einfach kein Bier mehr getrunken haben, einfach aus dem Grund heraus, die waren zu. Es hat sich aber der Konsum insoweit verändert über die Zeit, dass wir mehr Zuhause getrunken haben und auch anders getrunken wurde. Entweder dann eben alleine oder man dann eben auch, also zum Beispiel, ich habe auch mit Freundinnen über Zoom abends ein Glas Wein getrunken, also das hat man dann schon auch gemacht. Ich glaube, in der Testing-Szene hat sich da einfach nochmal ganz viel verändert …

Markus: Absolut, ja.

Janina: … weil, das gab es vorher so nicht. Jetzt ist es, glaube ich, immer noch so, dass es Bestand hat. Also das zieht sich, glaube ich, einfach weiter, ist erfolgreich genutzt worden in der Zeit und wird, denke ich, auch gut weitergeführt. Also mir ploppt ab und zu einfach durch Werbung immer mal wieder was auf. Klar, mein Fokus ist natürlich immer noch stark auf den Alkohol, dadurch wird bei mir in Social Media natürlich auch noch einiges rein gespült, was ich sonst vielleicht nicht gehabt hätte, genau. Aber, ich glaube, wir kehren immer mehr wieder zurück zum Konsum wie er vorher war. Spannend fand ich auch in der Zeit, also grad in Stuttgart war es ein großes Thema, ich glaube, es war 2020 auf dem Schlossplatz, als dann Alkoholverbote ausgesprochen wurden, weil sich da dann Jugendliche getroffen haben. Ist natürlich auch kritisch zu sehen von Zeiten, warum müssen überhaupt Alkoholverbote ausgesprochen werden? Das ist ja eigentlich eine gesamtgesellschaftliche Frage, wo schaffen wir Orte für Menschen, wo können sich Menschen aufhalten? Und in der Öffentlichkeit gibt es eben für bestimmte Personengruppen sehr wenig Plätze, an die sie gehen können. Und grade Jugendliche, man sucht Abgrenzungen, man möchte nicht mehr nur Zuhause sein, weg von den Eltern. Und da werden natürlich öffentliche Plätze gesucht, die aber oftmals keine Schutzplätze sind. Und mit Verboten bin ich mir persönlich nicht so sicher, ob das dann der richtige Weg ist, aber, genau …

Markus: Ja, die Diskussion wurde ja vieler Ortens geführt, unter anderem auch bei uns in Bamberg auch, ja, das schon. Wenn wir vielleicht ein bisschen in die Geschichte zurückschauen, gab es da solche Verschiebungen des eher lockeren Alkoholkonsums oder des eher restriktiveren beziehungsweise eben auch Phasen, wo man eben das mehr religiös gesehen hat oder eben mehr so profan? Also habt ihr da im Zuge eurer Ausstellung in der Geschichte was gefunden, wie die Menschen im Zeitraum ihrer Geschichte mit dem Alkohol so umgehen?

Janina: Ja, also ich glaube, schon sehr lange ist eben der übermäßige Alkoholkonsum, wird kritisch gesehen. Also sowohl bei den alten Griechen im antiken Griechenland ist eben übermäßiger Weinkonsum ebenso verpönt, wie wir es in der Bibel finden können. Also ist es, wenn du irgendwie zu viel trinkst, ist es eine Sünde, dann bist du vielleicht bereit, noch mehr Sünden zu begehen. Beispiel dafür ist zum Beispiel die Geschichte von Lot und seinen Töchtern im Alten Testament, die ja eben Angst haben, das eigene Geschlecht stirbt aus und machen ihren Vater betrunken. Das ist ja auch eine Art Warnung, die in dieser Geschichte steckt, also übermäßiger Alkoholkonsum. Das ist ja auch das Spannende in der Bibel letztendlich, zum einen steht Alkohol oder beziehungsweise der Wein für Fruchtbarkeit oder aber eben Blut Christi, sowohl im katholischen als auch im evangelischen Glauben, spielt das ja eine große Rolle. Aber auf der anderen Seite, übermäßiger Alkoholkonsum ist eben, ja, auch in einer Art und Weise, wird restriktiv gesehen beziehungsweise ist verpönt.

Markus: Das fand ich übrigens auch spannend im Zuge von einer anderen Recherche, dass das Christentum ja immer wirklich mit diesem Wein verbunden ist, wohingegen zum Beispiel das Judentum ganz explizit erlaubt in Gegenden, wo eben der Wein nicht die Hauptrolle spielt sondern zum Beispiel das Bier, dass man dann für die religiösen Riten auch Bier verwendet. Seid ihr da vielleicht auch drauf gestoßen, dass es mal so eine Bewegung in der Kirche vielleicht gab, wir hätten lieber ein Messbier statt einen Messwein?

Janina: Bin ich persönlich jetzt nicht drauf gestoßen, fände ich aber eigentlich ganz spannend, da nochmal nachzugucken, ob es da in die Richtung nochmal irgendwie was herauszufinden gibt, bin ich aber persönlich nicht drauf gestoßen.

Markus: Na, wer weiß, also. Noch eine Frage vielleicht, während ihr dann diese Ausstellung konzipiert, die Politik ist ja auch immer vorsichtig, was das Thema Alkohol angeht. Musstet ihr, um das dann zu tun, da auch ein paar Hürden überwinden und ein paar spezielle Wege gehen sozusagen, um dann so eine Ausstellung auch machen zu können? Ist es sensibler, im Gegensatz zu einer Schwertausstellung zum Beispiel eine Alkoholausstellung zu machen?

Janina: Ja, ich glaube, Schwert und Alkohol nehmen sich da nicht viel. Bei Schwert, natürlich hatten wir auch interne Diskussionen in Richtung Gewaltverherrlichung. Das ist ja auch einfach eine Waffe, die tötet, kann sehr viel Schaden anrichten. Beim Alkohol war es jetzt aber ähnlich. Also natürlich, da kam jetzt von Seiten Politik, kam da nichts, keine Hürden, die uns auferlegt waren. Sondern wir haben uns viel mehr selbst Hürden auferlegt, indem wir eben auch durch das, das Alkohol eben in unserer heutigen Kultur noch so allgegenwärtig ist, ich muss ja immer Stellung beziehen. Selbst wenn ich heute sage, ich trinke keinen Alkohol oder ich trinke überhaupt gar keinen Alkohol in meinem Leben, habe ich ja eine Meinung dazu. Also ich muss mich zu positionieren, das ist ja das Spannende daran. Und wir dann von Anfang an in der Planung uns überlegt haben, okay, wir müssen einen Teil in der Ausstellung integrieren, der eben den Alkoholkonsum in der heutigen Rezeption kritisch darstellt. Und gleichzeitig haben wir aber auch gesagt, wir sind alles Kulturwissenschaftler, Archäologen, Historiker, Kunsthistoriker, die Expertise der modernen Alkoholprävention liegt definitiv nicht bei uns im Haus, da müssen wir uns Expert*innen von außen ran holen. Und so bin ich relativ früh in der Planungsphase eben auf verschiedene Stellen hier in Stuttgart und im Land zugegangen, also die Freie Liga der Wohlfahrtspflege, der Suchthilfeverbund Baden-Württemberg. Kleinere Vereine wie Release U21 oder LAGAYA e.V., die eben speziell Suchthilfeprävention oder Suchthilfearbeit für Frauen und Mädchen machen und habe die zu einem Expert*innengremium eingeladen, habe Workshops gehalten, war auch spannend. Also ich habe letztendlich mein Konzept für diesen Ausstellungsbereich schon eigentlich runter geschrieben gehabt, habe ihn zur Diskussion gestellt. Und da kam wirklich sehr vieles noch im Austausch zustande, weil ich eben dann auch gelernt habe zum Beispiel, man sagt eben nicht Sucht, man spricht viel mehr von Abhängigkeit. Das natürlich auch ins Wording bei mir mit eingeflossen ist oder auch Ideen zu Mitmachstationen neu generiert wurden. Zum Beispiel haben wir jetzt eine Wand, durch die man durchschauen kann, da sind Rauschbrillen draufgeklebt. Man hat 0,6, 0,8 Promille wenn man durchschaut, aber natürlich ist es nicht der Rausch eins zu eins, weil, der restliche Körper ist natürlich nüchtern. Dennoch ist der Blick natürlich sehr unscharf. Und man muss eben versuchen, die, in einem Künstlichen, eigene Haustür zu öffnen mit einem Schlüssel. Das sind ja so Momente, die wir alle entweder selbst erlebt haben oder schon mal miterlebt haben oder aus Film und Fernsehen letztendlich kennen. Also da war nämlich die Idee, die kam eben von außen, das wir versuchen, die Menschen, die zu uns kommen, in die Richtung dieses Themas bei sich selbst abzuholen, den eigenen Konsum zu reflektieren. Man kann ein Spiel spielen, in dem man eben erfährt, wie viel darf ich eigentlich Gramm pro Tag reinen Alkohols, laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, überhaupt zu mir nehmen?

Markus: Das ist wenig, ja.

Janina: Und das ist halt, also als Frau wäre es bei mir nicht mal eine Halbe. Also es ist sehr, sehr …

Markus: Ja. Ja, ja, da ist man bei 0,3-Bier, ne.

Janina: Genau, es ist sehr wenig. Und das man sich da einfach nochmal reflektiert. Und deswegen ist ein relativ großer Ausstellungsbereich dann entstanden, in dem wir eben uns dann komplett diesen Fragen gewidmet haben, wie schadet das meinem Körper, wie schadet das der Gesellschaft. 57 Milliarden Euro kostet uns unser Konsum jedes Jahr. Also das sind die wirtschaftlichen Folgen, das sind Krankenhauskosten, Straßenverkehr, Unfall und so weiter, ist alles mit rein gerechnet. Durch die Alkoholindustrie nehmen wir aber nur 3 Milliarden Euro ein. Also wir lassen es uns wirklich sehr viel kosten, dass wir so viel konsumieren. Wir sind ein Hochkonsumland, aber dennoch tun wir es und das ist ja das Spannende daran.

Markus: Ja, der Mensch ist eben oft unerklärbar.

Janina: Genau.

Markus: Ja, wobei, ich muss halt sagen, ich erlebe es auch so, dass sich das ein bisschen wandelt. Also ich meine, wir kommen aus einer Zeit, so als ich vielleicht noch Kind war, da war der Alkoholkonsum ja wirklich völlig normal. Und da war es auch so, dass man in der Brauerei am Tag 6, 7 Maß Bier einfach als Trinken bekommen hat, ohne jetzt irgendwelche Diskussionen oder dass der Bauarbeiter am Tag 2 Kisten Bier getrunken hat und so. Also sowas war zu dieser Zeit normal, was sich da manifestiert in so einem Playmobil-Kasten oder solchen Geschichten. Und dann wandelt sich das, wo dann immer mehr eben das Thema Sucht, Abhängigkeit, Krankheit, die Folgen thematisiert werden. Und ich habe den Eindruck, dass es allerdings jetzt in der Jugend nochmal eine andere Bewegung gibt, wo die zwar ganz bewusst und in immer größerem Maße sagen, wir wollen keinen Alkohol trinken. Aber jetzt gar nicht mal mehr so unter diesem Suchtaspekt oder Krankheitsaspekt, sondern aus ganz banalen gesundheitlichen Gründen oder weil sie es einfach nicht mögen oder weil sie halt einen Lebensstil ohne Alkohol pflegen wollen und auch keinen wirklichen Grund darin sehen, jetzt ein alkoholisches Getränk zu trinken, wenn ich eben ein nichtalkoholisches trinken kann. was auch eine Herausforderung zum Beispiel für die Brauereien ist, weil sie dann natürlich Alternativen entwickeln müssen für eine Käuferschicht, die jetzt vielleicht 15 bis 20 ist, aber in 10 Jahren sind das ganz wichtige Menschen und denen muss ich ja eine Antwort geben auf ihre Fragen. Also habt ihr da auch festgestellt, dass dieser Trend sich insgesamt verstetig, weniger Alkohol oder gar keinen mehr zu konsumieren und das es sich unabhängig macht von den bisherigen Gründen, eben Krankheit, Sucht oder Religion, sondern das es per se ein Trend ist, der da kommt?

Janina: Ja, also wir konnten das definitiv feststellen. Ich glaube auch, das wird immer mehr werden. Ich finde, eines der besten Beispiele ist ja auch der Absatz an alkoholfreiem Bier. Der ist ja einfach in den letzten Jahren wirklich exorbitant durch die Decke, von kaum einem Absatz bis hin zu wirklich jetzt wirklich Zahlen, die wirklich sich hinstellen.

Markus: Ja, ja, wir sind bei 10 Prozent.

Janina: Genau, das ist wirklich sehr ordentlich. Und ich denke, das wird in Zukunft sich verstetigen, vielleicht auch verfestigen einfach durch das, dass die Jugend einfach insgesamt weniger Alkohol trinkt als es vielleicht die Jugend noch vor 10, 20, 30 Jahren getan hat und es zieht sich natürlich dann ja auch ins Erwachsenenleben mit hinein. Es gibt neue Trends wie, man kann auf Partys gehen, die komplett souver sind. Grade in Berlin ist die Szene da natürlich größer. Man kann 5-Gänge-Menüs in der Sterneküche komplett ohne alkoholische Getränke bestellen und essen und genießen. Es ist ja auch, wird viel experimentiert natürlich auch. Und ich finde, man sieht es auch immer letztendlich an der Tatsache, was wir in den Supermärkten zu kaufen finden. Alkoholfreien Gin finde ich mittlerweile bei Müller also.

Markus: Ja, ja. So ähnlich wie bei den veganen Produkten zum Beispiel, wo das einfach immer mehr normal wird und auch ein Übergang zum normalen eigentlich schon stattfindet. Ich denke mal, das Gute ist beim Bier, dass ja die Brauereien viele gute Gründe haben für ein alkoholfreies Bier. Also wir haben ein fermentiertes Getränk, was grundsätzlich immer gesünder ist. Wir haben sehr viele gesunde Inhaltstoffe, wenn eben kein Alkohol drin ist, was jetzt Vitamine, Minerale, Spurenelemente und so weiter, alles Mögliche angeht. Wir haben die Isotonie, das heißt, die Energie wird auch sofort vom Körper aufgenommen. Es ist kalorienarm im Verhältnis und ich habe eben nicht, wie bei den Softdrinks, Zucker zugegeben oder künstliche Farbstoffe, Aromen, wie auch immer. Also ich denke, es gibt viele gute Gründe für Brauereien, dieses Thema alkoholfreies Bier für sich zu entdecken. Nun geht es aber nicht nur ja um Bier in der Ausstellung, wir sind zwar ein Bier-Talk, aber wir müssen auch ein bisschen über diesen Tellerrand schauen. Wie ist es denn beim Thema Wein, also inwieweit laufen diese beiden Getränke ein bisschen parallel in ihrer Geschichte und wo gibt es da große Unterschiede sozusagen?

Janina: Ja, der Weinanbau ist definitiv jünger als die Geschichte des Bieres, hier sind wir so 8.000 vor heute. Mit dem Ende der letzten Eiszeit hat sich eben der wilde Wein in die Kaukasus-Region zurückgezogen, sage ich mal und dort finden wir heute eben die ältesten Nachweise für Weinanbau. Und von dort aus hat sich der Weinanbau dann, wie so vieles auf der Welt, dann eben über die Welt verteilt durch das, dass wir Menschen einfach gerne unterwegs sind. Genau und ab dann läuft es natürlich in einer gewissen Art und Weise, würde ich sagen, parallel. Beziehungsweise das Bier hier bei uns in Württemberg oder in Deutschland ist natürlich früher konsumiert worden als der Wein. Ich habe ja eben auch das, dass eben der Weinanbau hier in der Region Stuttgart eben erst mit der Ausbreitung der Klöster im Mittelalter zu uns kam. Das heißt aber nicht, dass man nicht schon vorher auch Wein konsumiert hat, denn man konnte ihn ja auch einfach importieren, was die Römer ja auch im großen Stil gemacht haben.

Markus: Absolut. Und was es auch gab, war ja dann Wein, den man nicht aus Trauben hergestellt hat, sondern aus Äpfeln zum Beispiel, aus Birnen und sowas. Habt ihr dazu auch Dinge gefunden, also gab es hier Obstanbau für das Thema Alkohol oder war das dann eher so ein Nebenprodukt?

Janina: Ja, wir natürlich grade die Schwäbische Alb oder an den Hängen der Schwäbischen Alb, da wird ja sehr viel Obstbau betrieben. Und wie gesagt, ich komme aus einer Mostfamilie. Aber wir hatten dann eben das Thema soweit eingegrenzt, dass wir gesagt haben, wir lassen die anderen Obstweine in einer gewissen Art und Weise außen vor und konzentrieren uns wirklich nur auf die Geschichte des Weines an sich, also des Traubenweines und eben als Pondon eben zum Bier, das wir eben diese zwei Geschichtsstränge miteinander verbinden und zu einem machen.

Markus: Ja und es ist auch so, dass man ja bei uns oft so einen Wertigkeitsunterschied festgestellt hat, also das der Wein schon eher als Kulturgetränk und als hochwertiges Getränk gesehen wurde und früher ja auch eher für die Oberschicht gedacht war und das Bier dann eben eher so das banale Getränk für die Masse der Bevölkerung. Aber, wenn man sich so anschaut in den letzten Jahren, wir haben jetzt eine Bierkönigin auch in Baden-Württemberg, das ist ja was relativ Neues zum Beispiel. Es gibt, wie du schon angesprochen hast, die neuen Craft-Brauereien, wo man eben auch ein Bier für 5, 8 Euro kauft und wo es auch gekauft wird und entsprechend auch gewertschätzt wird. Also siehst du da eine Entwicklung, durchaus auch in der Baden-Württembergischen Perspektive, wie sich da ein bisschen was angleicht oder ist es einfach ein Generationenthema, was man da als höherwertig ansieht?

Janina: Ich glaube, es wird sich immer mehr angleichen, definitiv. Also der Trend ist nicht zu verachten, der grade in der Craft-Bier-Szene auch hier definitiv in Baden-Württemberg vonstattengeht. Und wie du ja auch eben meintest, es gibt wirklich sehr, sehr tolle teurere Biere natürlich auch. Ich meine, man bezahlt eben für Qualität, das ist einfach so. Und man will ja auch wissen, was in seinem Glas ist. das ist ja auch das Schöne, was ich finde, an dieser ganzen Craft-Bier-Szene, die dahintersteckt, dass wirklich dieses Handcrafted und ich weiß, welche Zutaten in das Bier hineingeflossen sind, welche Braukunst dahintersteckt, vielleicht noch eine Geschichte des Braumeisters, der Braumeisterin, die mir nebenbei noch erzählt wird. Also es gleicht sich immer mehr diesem, wie sage ich es vielleicht, dieser Entertainment-Charakter, den ich beim Wein ja schon gewohnt bin. Ich kenne den Winzer, das Weingut, es wird mir die Geschichte des Weingutes erzählt, ich bekomme Zusatzinformationen auch über die Reben und so weiter, über die Hanglage und was es da noch alles gibt. Und da, denke ich, ist das Bier mittlerweile fast mit auf.

Markus: Ja, also Storytelling, Emotionalisierung, einfach dieses eben, Begeisterung, Passion, Handwerk, all das rüberzubringen, das auf jeden Fall. Was mir gestern auch aufgefallen ist, also tatsächlich hatten wir dann in den Fragen am Ende auch jemand, der ganz offen gesagt hat, ist denn dieses Thema, dass Bier jetzt auch teurer wird auch im Zuge der ganzen Krisen, die wir ja jetzt erleben seit einigen Jahren, ist das etwas, was die Gesellschaft spaltet, weil sich die einen das Bier noch leisten können und die anderen nicht? Muss ich sagen, fand ich zwar im Kern richtig, die Beobachtung, dass es eine Gefahr gibt, dass eine Gesellschaft sich spaltet in welche, die sich etwas leisten können und welche, die sich etwas nicht mehr so leisten können. Wobei ich persönlich glaube, dass das Bier da nicht das Thema ist, weil der Preisunterschied jetzt nicht so riesig ist. Und auf der anderen Seite ja die Menge des Konsums stark rückläufig, wenn ich von 2 Kästen Tageskonsum spreche, dann machen natürlich 5 Euro pro Kasten was aus, aber wenn ich eine Flasche am Tag trinke, dann sind das Cent-Beträge. Habt ihr denn solche Diskussionen auch im Zuge der Rezeption vielleicht auch? Wie haben die Leute die Ausstellung aufgenommen, kam dann sowas auch auf?

Janina: In diese Richtung speziell jetzt nicht. Aber es gibt natürlich nochmal Rezensionen, die dann auf einen zukommen so, warum habt ihr den Most außen vor gelassen? Also das sind dann einfach planungstechnische Fragen, die dann da dahinterstecken. Aber nochmal zum Bier, wie spaltet es die Gesellschaft, wenn der Bierpreis nach oben geht? Ich denke auch definitiv, also natürlich, es wird grade alles teurer, es ist alles teurer, natürlich muss das Bier der Preissteigerung eben auch angepasst werden. Aber ich denke, es gibt wichtigere Themen, die eben gesellschaftspaltend sind als das Bier oder per se der Alkohol.

Markus: Ja. Ja und die auch einfach dahinterliegen. Also es ist dann auch leicht und ich meine, das ist natürlich was, ohne jetzt eine Medienschelte zu betreiben, aber es ist natürlich einfach, am Bierpreis irgendwas auszumachen, wo eben ganz andere Leute praktisch dahinterstecken. Ja, trotzdem haben wir grad so ein bisschen angefangen, wie nehmen die Leute diese Ausstellung wahr, was kommt da für ein Feedback? Also seid ihr zufrieden mit der Menge Menschen, die da kommen und was gab es so an Kommentaren, an Anregungen, wie läuft das so?

Janina: Wir sind super zufrieden, wie bekommen auch durchweg wirklich tolles Feedback von den Menschen, die in der Ausstellung waren. Vor allen Dingen auch nochmal zu dem Thema, was macht Alkohol mit uns und vor alle Dingen auch zu den ganzen negativen Folgen, wie wir dargestellt haben, wird eben auch gerne von Schulklassen genutzt und jüngeren Menschen. Präventionsarbeit findet eben unter anderen bei uns hier im Alten Schloss statt. Und da ist das Feedback wirklich gut. Ich habe auch erst letztens wirklich tolles Feedback bekommen zu einem unserer Ausstellungsbereiche, wir zeigen die Hofkultur der Württemberger. Ich meine, wir sind bei uns im Alten Schloss und können eben auch die ganzen Schätze der Württemberger, die ja in unserer Sammlung sind, in Bezug auf die Trinkkultur darstellen und haben uns da nicht lumpenlassen und wirklich, haben unsere, sage ich mal, Schatzkammern geleert und eine höfische Tafel in einer gewissen Art und Weise nachgebaut und da glitzert und glänzt es natürlich. Das kommt wirklich sehr gut an. Da stehen dann große staunende Augen vor den Vitrinen und freuen sich ob der ganzen Kostbarkeiten. Zum Beispiel haben wir einen kleinen Schildkrötenautomaten, das ist ein Trinkspiel. Das ist ein echter Schildkrötenpanzer, gut, dass man das heute nicht mehr bauen darf aus echten Schildkröten, hoffentlich. Aber das ist, die Mechanik ist unten in dem Panzer hinein gebaut und ich kann den über einen Schlüssel aufziehen. Das Kunstwerk ist von 1630, also schon relativ alt. Und wenn ich es aufgezogen habe, könnte ich es jetzt über den Tisch fahren lassen bis zu dir, an der Tischkante hält es an, weil ein Kläppchen, der Mechanismus fährt aus und so fällt die Schildkröte nicht vom Tisch. Es ist aber ein Trinkspiel. Das heißt, ich habe noch einen Kreisel, den drehe ich. Da kommen dann Aufforderungen heraus, trink aus, gibt weiter, lass stehen. Und dann ruckelt diese Schildkröte mit einem Becher auf dem Rücken auf dich zu und du musst dann entsprechend der Aufforderung dann eben trinken, weitergeben oder was auch immer tun. Also die Menschen am Hof wussten sich definitiv zu unterhalten an der Tafel. Ist natürlich nur ein kleiner Einblick in die Zeit, weil wir natürlich ja wirklich sehr stark in der Oberschicht dann verortet sind. Also die breite Masse hatte natürlich diese Art von Festivitäten eben nicht zur Verfügung gestellt bekommen

Markus: Ja, trotzdem interessant. Finde ich auch zum Beispiel, wenn man jetzt nur, sagen wir mal, Filme oder Bilder aus der Kaiserzeit sieht oder so, wie normal dieses Leben damals eigentlich schon war. Und selbst aus solchen Zeiten, wenn man dann solche Spiele hat, merkt man, natürlich gibt es Unterschiede, was Technologie und so weiter angeht, aber dieses grundsätzliche Zusammenleben hat sich doch relativ schnell so entwickelt. Ja, vielleicht so abschließend noch so ein bisschen die Frage jetzt, du bist für das Museum verantwortlich, für die Ausstellung, hat sich da auch was verändert? Also wenn ich mir jetzt überlege, ich gehe da raus und frage 100 Menschen, wann waren sie das letzte Mal in einem Museum, ist die Antwort wahrscheinlich anders, als wenn ich vor 50 Jahren gefragt hätte oder so. Also gibt es da schon Herausforderungen und macht dieser Job trotzdem Spaß?

Janina: Er macht trotz alledem natürlich sehr viel Spaß. Es ist ein ganz toller Job, vor allen Dingen, weil man eben in verschiedenen Themenbereich hineinspringen darf, sich professionalisieren und dann kommt eben das nächste Thema im Bereich des Ausstellungsmachens, es macht natürlich auch wirklich sehr, sehr großen Spaß. Aber natürlich haben wir und das ist wirklich eine sehr große Diskussion, die im Museumswesen in den letzten Jahrzehnten geführt wird, wie bindet man eben neue Besuchsgruppen, Besucherinnengruppen an das Haus, an die Häuser, an Museen? Die Konkurrenz ist groß im, sage ich mal, Freizeitbereich. Die Entscheidung, die natürlich getroffen werden muss am Wochenende, gehe ich jetzt in eine Ausstellung in ein Museum oder gehe ich in den Freizeitpark oder gehe ich ins Kino oder, oder, oder, oder sitze ich einfach nur Zuhause und schaue Neflix. Also man hat natürlich ein Überangebot in vor allen Dingen großen Städten wie Stuttgart oder auch andernorts und wir versuchen da natürlich mit Ausstellungen wie diese, so attraktiv wie möglich für eine breitere Masse zu sein, die dann hoffentlich auch zu uns kommt und die Ausstellung sich anschaut.

Markus: Ja und man sieht ja auch, also nicht zuletzt gestern am guten Besuch, aber auch, wo ihr eben erzählt, wie viele Leute sich das anschauen, dass das durchaus funktioniert. Wie lange läuft die Ausstellung noch und vielleicht noch so 2, 3 Highlights, ein paar hast du schon erwähnt, was können Leute erwarten, die sich das Ganze anschauen wollen?

Janina: Ja, also die Ausstellung läuft noch bis zum 30. April, also ein bisschen Zeit ist noch, nach Stuttgart zu kommen und sich die Ausstellung anzuschauen. Ja, wir haben ganz viele Highlights. Ich meine, für mich ist natürlich fast jedes Objekt ein Highlight, weil ich tolle Geschichten drum herum erzählen kann und weiß. Spannend sind vor allen Dingen eben auch unsere keltischen Pfunde, wir haben das Grab vom Klein-Asbergle ausgestellt. Das ist ein Prunkgrab, eben ein frühkeltisches, was eben mit tollen, wirklich prunkvollen Gefäßen. Das Trinkhorn von Hochdorf zeigen wir, das fasst 5 1/2 Liter. Das ist ein riesiges, riesiges eisernes Trinkhorn. Eben bin ich ja schon drauf eingegangen, eben auf die Schätze vom Württemberger Hof, die natürlich wirklich toll sind. Bis hin zu wirklich schönen Leihgaben, die wir von anderen Museen eben zur Verfügung gestellt haben. Wie zum Beispiel aus dem Vorderasiatischen Museum aus Berlin haben wir eine kleine Keilschrifttafel ausgestellt, in der in Keilschrift die Trinkhymne auf die Biergöttin Ninkasi zu lesen ist.

Markus: Oh!

Janina: Wirklich ein sehr tolles Stück, sind wir auch sehr froh, dass wir das ausstellen und zeigen dürfen in der Ausstellung. Ja, es ist bunt durchgemischt. Eins meiner persönlichen Highlights ist auch das, was du schon erwähnt hast, dieses Playmobil-Set, den Typ Bauarbeiter, wo eben Bierkästen noch mit drin sind. Heute undenkbar, heute würde Playmobil keine Bierkästen mehr in die Kinderzimmer stellen. War auch 1975 schon schwierig, wurde dann wieder aus dem Sortiment genommen. Also da stecken eben viele Geschichten drin. Oder aber auch ein ganz profanes Weckglas, steckt eine tolle Geschichte hinter. Der Herr Weck hat dieses Patent erworben eben zum Einmachen, Einkochen von Lebensmitteln. Man konnte zum ersten Mal im Winter eben Früchte genießen, ohne auf den Rumtopf zurückzugreifen. Der Herr Weck war unter anderem eben auch Abstinenzler. Also es steckt hinter so vielen Objekten ganz tolle Geschichten und es lohnt sich, nach Stuttgart zu kommen.

Markus: Absolut! Also wobei ich jetzt gelernt habe, das ich immer einen Fauxpas begehe, in meine Marmeladen gebe ich immer gerne entsprechende Fruchtbrände, um das Aroma zu intensivieren. Das ist natürlich dann etwas kritisch zu sehen, aber egal. Also auf jeden Fall dann nochmal den Aufruf natürlich an alle Hörer, scheut nicht den Weg nach Stuttgart. Es ist ja auch vom Bahnhof aus sehr leicht zu erreichen, trotz der bekannten Dauerbaustelle, aber man ist sehr schnell da und es fahren ja trotzdem Züge. Also das auf jeden Fall machen und sich das anschauen, ja, faszinierend. Vielen Dank, also sowohl für die ganze Arbeit rund um diese Ausstellung, auch für die Zeit jetzt natürlich und dann noch viel Erfolg bei der nächsten Ausstellung. Weißt du schon, worum es geht?

Janina: Ja, wir haben eine Kinderausstellung, die als nächstes eröffnet wird und zwar zum Thema der Kleinen Hexe.

Markus: Oh, okay, also spannend, kann man dann auch gleich nochmal wiederkommen. Vielen Dank und heute noch einen schönen Tag dir.

Janina: Ja, danke dir.