BierTalk 111 – Interview mit Vanessa Pantoudis, Biersommelière und Inhaberin von hop around the world, Ludwigsburg

Vanessa Pantoudis hat sich in den letzten Jahren Stück für Stück ihren Traum verwirklicht: Bierreisen, Biersommelière, Verkostungen und nun ein eigener Bierladen mit dem Namen „hop around the world“ in Ludwigsburg. Innerhalb kürzester Zeit konnte sie sich im Herzen Baden-Württembergs etablieren und zur kompetenten Anlaufstelle rund um den Gerstensaft werden. Im Podcast begleiten wir die quirlige Jungunternehmerin auf ihrem spannenden Weg in die Selbständigkeit und auf ihre Reisen rund um die ganze Welt…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir eine spannende und charmante Reise auf die andere Seite unserer Republik, also wir bleiben im Süden, aber gehen eben nach Westen und besuchen das schöne Ludwigsburg und dort die liebe Vanessa. Wir kennen uns schon sehr lange und ich bin sehr froh, dass wir uns endlich auch mal im BierTalk kennenlernen und damit ihr euch alle auch die Vanessa eben vorstellen könnt und apropos, vielleicht stellst du dich mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Vanessa: Ja, hallo Markus, vielen Dank auch nochmal für die Einladung. Hallo zusammen, mein Name ist Vanessa. Ich bin aus dem wunderschönen Ludwigsburg, der tollen Barrockstadt kurz vor den Toren Stuttgarts. Und ich bin international Beersomelier und Qualifided BeerJudge, natürlich bei der Bierakademie ausgebildet von Markus persönlich. Und ich habe hier am 25.11. meinen Traum verwirklicht von einem Bierfachhandel im schönen Ludwigsburg mit Testings und Events.

Markus: Ja, wunderbar zu hören. Und natürlich, wie ihr mitbekommen habt, wie gesagt, wir kennen uns schon länger und angefangen hat das, glaube ich, irgendwann mal mit einem Telefonat vor einigen Jahren während dieser berühmten Pandemiezeit und so weiter, aber da kommen wir bestimmt noch hin. Trotzdem finde ich es ja total spannend eben, du bist jetzt da, wo du dir gewünscht hast, irgendwann zu sein. Trotzdem war ja vielleicht dieser Wunsch nicht am Anfang gestanden. Also wie kamst du denn überhaupt in dieses Thema Bier hinein?

Vanessa: Tatsächlich sprechen wir ja auch in unseren lieben Stammtischrunden immer von diesem Biererweckungsmoment. Und mein persönlicher Biererweckungsmoment war jetzt nicht in unserem schönen Heimatland, sondern ein bisschen weiter weg und zwar in Irland. Ja, also wie du weißt, ich reise ja ziemlich gerne und daher kommt mein Name meines Ladens auch nicht von ungefähr, hop around the world ist bei mir eigentlich immer Programm. Und, ja, da hat es so angefangen, sich die Leidenschaft zum Reisen und eben zum Bier zu entwickeln und so ging es eigentlich los, so bin ich zum Bier gekommen, ja.

Markus: Kannst du dich noch erinnern, wann du überhaupt zum ersten Mal ein Bier getrunken hast?

Vanessa: Das hatte ich neulich schon mal, die Frage, natürlich erst mit 16. Ja, nee, also hier auf jeden Fall. Ich mochte Bier auch immer sehr, sehr gerne, aber es hat mich hier zumindest in unserer Region einfach nicht so gepackt. Also war ja vor ein paar Jahren wirklich noch so, okay, du gehst hier in eine irgendwie in eine Kneipe, in ein Restaurant, in einen Club und dann gab es halt Pils, Export, Weizen und das war es dann auch schon. Und dann auch nicht von mehreren Brauereien, sondern immer nur von ein, zwei. Und das, da ich ein sehr, sehr neugieriger Mensch bin, hat mich das, ja, schnell gelangweilt und, ja, so ging es dann eben in anderen Ländern los. Und dann habe ich erst auch unsere schöne Biervielfalt hier ein bisschen näherkennengelernt, sage ich jetzt mal.

Markus: Ja und wenn man so an Baden-Württemberg denkt, also mir ging es immer so, da hat man eben diese doch sehr konservative Ader in Richtung Bier, aber auf der anderen Seite gibt es ja diese riesen große Wein- und Schnapstradition und so. Hatte dich das vielleicht zuerst gepackt oder gar nicht?

Vanessa: Nee, gar nicht tatsächlich. Ich habe, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, mit dem Wein hatte ich tatsächlich auch nicht wirklich viel am Hut, bis ich 2017 auf Sardinien Weißwein entdeckt habe. Nee, also das hat mich hier auch nicht so gepackt. Ich glaube, wenn man in so einer Weinregion aufwächst, ich gehe immer wahnsinnig gern in die Weinberge wandern und spazieren, aber bis vor ein paar Jahren hat mich das einfach auch nicht so interessiert. Ich meine jetzt dadurch, dass man eben beruflich in der Getränkebranche zu tun hat, ist das immer interessanter. Aber, nee, ja, das Bier war tatsächlich zuerst da.

Markus: Das ist ja schön zu hören, also spannend auf jeden Fall. Wobei ich auch sagen muss, also Weinbergswanderung habe ich auch schon gemacht. Das finde ich schon auch was Schönes, weil man da ja auch diesem Produkt, also der Natur so richtig folgen kann und dem sich nähern kann. Wir haben dann damals auch so Verkostungen im Weinberg gemacht, aber da muss ich einfach sagen, da fehlt mir dann, auf Neudeutsch gesagt, so ein bisschen die drinkability, dass man mit so einem Wein im Weinberg dann auch wirklich den Durst löschen kann, der da entstanden ist, während man da durchwandert. Also, naja, wie auch immer, aber auf jeden Fall natürlich spannend, dass du dich diesen Baden-Württembergischen Versuchungen gar nicht erst gestellt hast, sondern eben gleich zum Thema Bier gewandert bist. Und Irland, das heißt natürlich, das ist schon ein Land, wo das Bier ganz besonders im Fokus steht. Da geht es ja vor allem auch um die dunklen Biere, um die Stouts, hast du da irgendwelche Lieblinge?

Vanessa: Allgemein ist das so der Bierstil meines Herzens, also ich komme da auch nie drum rum. Also es ist tatsächlich nur wegen den Stouts, bin ich auch zum Bier gekommen, also so richtig intensiv mich damit auseinanderzusetzen. Ich denke, an Guinness wird keiner vorbeikommen. Also wenn du schon allein in Dublin landest und ein bisschen durch die Innenstadt gehst und diese imposante Brauerei eben allgegenwärtig ist, ja, das ist irgendwie immer wieder schön. Ich habe tatsächlich, ich bin jedem Stout eigentlich angetan aus Irland, aber ich habe jetzt, ja, ich habe vielleicht auch eins hier vor mir stehen.

Markus: Das ist ein gutes Stichwort. Also da merkt man mal wieder, dass der manchmal Holger eben doch fehlt, also falls du zuhörst, lieber Holger, sei gegrüßt, denn er hat mich früher immer rechtzeitig erinnert, dass man natürlich dann auch irgendwann so ein Bierchen aufmachen muss, weil der BierTalk sonst eine recht trockene Angelegenheit ist. Also, dann kommen wir doch da schnell mal hin, was hast du denn da für ein Bierchen? Und schenke es dir auch ruhig ein und lass uns mal ein bisschen teilhaben.

Vanessa: Ja, also ich würde sagen, ich versuche das mal so wunderschön aufzumachen, wir ihr das immer in den BierTalks macht. Ich hoffe mal, das kommt irgendwie rüber. Ja.

Markus: das war gut!

Vanessa: Das hat doch jetzt gut funktioniert. So, es strömt auf jeden Fall schon ein wunderbarer Geruch entgegen. Und wenn du es jetzt hören könntest, wie schön das hochschäumt, das hat man wahrscheinlich nicht so wahrgenommen, aber …

Markus: Nein, wir hörten leider nur, dass wir nichts hören, aber du kannst es uns beschreiben.

Vanessa: Also ich beschreibe euch mal, also der Schaum ist eine richtig riesige Schaumkrone. Also das Glas war jetzt grade komplett gefüllt mit Schaum, geht aber relativ schnell wieder runter. Ein, sage ich jetzt mal, fast hellbraun, kaffeeartiger Schaum, so eine Crema, wie man das so schön kennt. Ja, sehr, sehr schnittfest, feinporiger Schaum. Und das Bier ist super, ja, sage ich jetzt mal, dunkel-opak. Kann man eigentlich kaum durchschauen, ich sehe meine Hand dahinter nicht mehr. Und der Geruch, also wie gesagt, kommt schon, wenn man die Flasche aufmacht, entgegen geströmt. Ah, richtig schöne Kaffee-, Bitterschokoladennoten, also da kriegt man richtig Lust, den ersten Schluck hier zu nehmen und das werde ich jetzt auch grade mal tun. Prost, ihr Lieben, Prost, lieber Markus!

Markus: Prost! Ja, viel, viel Spaß und Freude bei diesem Bier, dass du uns ja schön so beschrieben hast, da kriege ich jetzt auch richtig Lust. Also ich warte jetzt noch auf deine ersten Momente und dann werde ich auch natürlich hier ein Bierchen auf der anderen Seite aufmachen. Aber, ja, man kann ja noch sagen, wenn wir das eben so erleben, grade in Irland waren wir ja auch schon zusammen, wenn man da so im Pub ist, das ist einfach ein Lebensgefühl, das ist unglaublich. Und das dreht sich natürlich auch um Bier, aber man sieht eben, das es gar nicht nur um Bier geht, sondern um diese ganze Kultur, die sich da drum strickt um das Zusammensein, um die Musik, um die Fröhlichkeit, um vielleicht auch ein bisschen den Alltag vergessen und das ist schon Wahnsinn. Aber gut, zurück von der Bierphilosophie zur Wirklichkeit, wie geht es deinem Bier, wie schmeckt es?

Vanessa: Ach ja, also du hast ja grade schon wieder so richtig schön über Irland gesprochen, da habe ich mich wieder zurückgesetzt gefühlt, wo wir abends in dem Pub waren und da noch eine schöne Live-Musik dabei war. Ich habe das tolle Brehon Ulster Black Oatmeal Stout im Glas. Ich finde Oatmeal Stouts total spannend, weil sie einfach so, es ist ja oft bei den Stouts so, dass sie relativ trocken dann sind und dass quasi der Hafer, der macht das immer so schön cremig. Also dann hat man ein ganz anderes Mundgefühl. Und das ist bei dem Bier einfach so, also wenn da den Schluck nimmst, du hast sofort so ein extrem vollmundiges Aroma im ganzen Mundraum. Und grade das, was in der Nase versprochen wird, wird auch eingehalten. Also du hast diese typischen Kaffee-, Espresso-Noten, Bitterschokolade, aber auch so eine, ja, fast weiche karamellige Note noch mit dabei. Und das macht es, ja, sehr, sehr angenehm und einfach zu trinken, ob es jetzt als erstes Bier oder als letztes Bier wäre, ja.

Markus: Oder auch das Bier dazwischen, je nachdem.

Vanessa: Oder auch das, oder auch das.

Markus: Genau, nein, also wunderbar. Und ich finde auch, dieses Mundgefühl ist grade so bei den Oatmeal Stouts, dass einfach so der Schüssel irgendwie, weil es einen eben voll packt, weil es auch dieses schöne weiche angenehme süße Runde ist, was man dann wirklich einfach gerne trinkt, ja, super. Und Brehon ist natürlich auch eine ganz tolle Brauerei, totalspannend. Weißt du, dass die mit Guinness oder nicht mit Guinness, das war jetzt falsch, aber mit der irischen Getränkekultur was ganz Besonderes verbindet, sage ich es mal so rum.

Vanessa: Nee. Also ich weiß nur, dass es eben eine schöne Farmhouse-Brauerei ist und ich muss immer lachen, wenn hinten draufsteht, Farmerbrewer and Drinker.

Markus: Richtig, genau. Und das ist nämlich ganz spannend, das habe ich auch durch Zufall mal erfahren und zwar waren die ursprünglich eine Milchfarm, also eine Viehfarm und haben halt Milch produziert. Und der Großteil der Milch landete in diesen Getränken, die praktisch Whisky-Sahnelikör machen oder wir kennen das eher unter dem Namen Baileys. Und tatsächlich war das eigentlich deren Haupteinnahme, dafür die Milch zu liefern oder die Sahne zu liefern und sind dann eben irgendwann, haben sie beschlossen, nein, wir müssen jetzt auch selber was machen und sind dann eben auf zum Bier.

Vanessa: Das war eine sehr, sehr gute Idee. Also ich bin auch, ja, durch die Bank weg immer wieder begeistert von den Bieren. Ja, die kann ich auch immer mit großer Leidenschaft auch verkaufen und stelle die immer sehr, sehr gerne bei Tastings auch vor. Sei es jetzt in den einzelnen Bier-Tastings oder eben auch mit Käse zum Beispiel oder bei Schokoladen-Tastings oder so, da kann man immer richtig gute Pairings mit den tollen Bieren machen.

Markus: Ja, überhaupt, also deren Imperial Stouts mag ich auch so gerne, die machen ganz viele fassgereifte Sachen, also super spannend. Was für einen Käse würdest du jetzt du deinem Oatmeal Stout reichen?

Vanessa: Also hier würde ich auf so einen schönen Bergkäse mit Salzkristallen gehen, ja. Das ist der Gipfelrausch hier bei meinem Lieblingskäsehändler in Ludwigsburg, Käse Haas, übrigens liebe Grüße. Ja, das ist ein wirklich perfektes Pairing.

Markus: Wunderbar. Also das ist ja, wir sind ja ein werbefreier Podcast, deswegen dürfen wir solche Sachen auch mal machen und auch mal sagen. Also lieber Käsehändler deines Vertrauens, auch von meiner Stelle, vielen Dank und freue ich mich, wenn wir mal vorbeikommen, wenn wir das mal probieren können.

Vanessa: Ja, unbedingt.

Markus: Und jetzt habe ich tatsächlich Lust, jetzt mache ich meins auch mal auf. Moment, so.

Vanessa: Jetzt bin ich gespannt.

Markus: So.

Vanessa: Auch wieder schön angehört.

Markus: Ja. Offen ist es, jetzt kommt es noch ins Glas. So.

Vanessa: Ja, bei dir hat man es richtig gehört mit dem Schaum.

Markus: ich habe es auch direkt neben dem Mikro aufgemacht, das ist natürlich ein bisschen unfair an der Stelle, aber naja, kein Thema. Also, ja, wir haben ein schönes Bier und das ist jetzt in der Tat ein helles Bier. Also habe ich ja gar nicht so oft im Glas im BierTalk, muss ich sagen, aber heute hat mich das einfach mal interessiert. Und zwar bin ich ja gestern Abend erst zurückgekommen aus den USA und musste deswegen relativ kurzfristig mich entscheiden, was für ein Bier ich in meinen Kühlschank stecke. Und es haben sich bei mir ein paar Pakete gestapelt und eins davon kam aus Bayreuth, wo regelmäßig mir die neuen Versuchssude praktisch von der Maisel & Friends Brauerei geschickt werden.

Vanessa: Cool.

Markus: Und da war jetzt eben eines drin und da habe ich mir gedacht bei dem Etikett und bei dem Namen habe ich so an dich denken müssen. Das heißt nämlich Living Lager, Living Barbecue Lager und ist auch so ganz feurig und lebendig und da ist ganz viel los. Und da habe ich gedacht, das passt auf jeden Fall besonders gut also. Und spannend natürlich, weil, wir haben wir also ein Lager, ein untergäriges Bier und natürlich Barbecue, ein bisschen Rauchnoten, sollen da drin sein und dann können die es sich natürlich nicht verkneifen, auch noch mit dem Hopfen zu spielen und das soll da alles sein. Also dementsprechend schauen wir uns das Ganze mal an. Also es ist auf jeden Fall ein schönes goldenes Bier mit einer ganz leichte Trübung, strahlt mich an, hat so ein bisschen einen Schimmer. Und oben drauf dann sehr langanhaltend, der steht nämlich immer noch, während ich die ganze Zeit hier rumrede, Schaum, auch leicht cremefarbig. Und wenn man da reinriecht, tatsächlich hat man also eine leichte Rauchnote. Also als Bamberger muss ich sagen, eine …

Vanessa: Ich wollte grade sagen, also …

Markus: … ja, ja, eine leichte Rauchnote. Also andere würden vielleicht sagen, eine kräftige Rauchnote. Und das Schöne ist, sie spielt noch ein bisschen. Also da ist dann darum einerseits so ein bisschen Honig, würde ich sagen, so Akazienhonig und auf der anderen Seite kommen dann aber auch so grüne, grasige und fruchtige Aromen rüber. Und da ist man jetzt in der Tat eher so bei Beeren, ich würde jetzt sagen, Stachelbeere, ein bisschen Apfel vielleicht, leichte Citrusnoten hat es auch. Aber jetzt nicht so Mango, Maracuja, wie man das vielleicht manchmal hat von Hopfengestopften.

Vanessa: Also nicht so der tropische Fruchtkorb, sondern eher die Blumen- und Blütenwiesen hier?

Markus: Genau, eher so der heimische Fruchtkorb. Was natürlich auch zu so einem Barbecue hier Zuhause auch erst mal ganz gut passt. Jetzt nehme ich mal ein Schlückchen, Moment.

Vanessa: Cheers.

Markus: In der Tat, dieses Spiel setzt sich fort. Also man hat weiterhin den Rauch, der verschwindet dann mal kurz, dann kommen diese ganzen Früchte und dann wird es relativ süß auch. Und dann kommt eine leichte Hopfenbittere und am Ende kommt der Rauch wieder zurück und dominiert dann eigentlich und klinkt dann so aus. Also wirklich ganz schön, rund, angenehm und auch lebendig. Also passt auf jeden Fall. Da wirst du bestimmt auch demnächst noch was bekommen, um das zu probieren.

Vanessa: Ah, da würde ich mich freuen.

Markus: Super, schöne Geschichte, also auch ein tolles Bier. Und dann können wir jetzt wieder weiter reden, ist ja wunderbar.

Vanessa: Ja, super, auch noch mit Bier im Glas, das ist doch sehr …

Markus: Hervorragend. Also, liebe Hörer, falls ihr jetzt euch auch ein Bier eingeschenkt habt, dann sagen wir auch nochmal Prost und, ja.

Vanessa: Prost.

Markus: Also wir waren ja grade mitten in so einem irischen Pub. Vielleicht, wenn jemand das noch nicht erlebt hat von unseren Hörerinnen und Hörern da draußen, magst du das mal beschreiben? Also wie läuft das, wie kommt man in so einen Pub rein, was passiert da, wo landet man am Ende und wie lange dauert die ganze Geschichte?

Vanessa: Also die Dauer hängt natürlich von dem Besucher der der Besucherin ab. Aber ich werde das auch nie vergessen, also wo ich das erste Mal in einen irischen Pub gekommen bin, war ich sofort irgendwie erschlagen von dieser Freude und Gastfreundschaft. Und mein heimisches Pub hier hat tatsächlich auf der Speisekarte stehen, where you be a stranger only once, also wo du nur ein einziges Mal ein Fremder bist. Und das, finde ich, in den irischen Pubs ist das tatsächlich, fühlt man sich gleich irgendwie so dazugehörig. Und es spricht jeder einfach mit dir und fragt, und, wo kommst du denn her? Ach, schön, ja, du musst aber unbedingt das und das und das noch erleben und das Bier solltest du probieren und wie auch immer. Und dann ist eben auch dieses, du geht an den Tresen und siehst, okay, da sind mal mindestens zehn verschiedene Biere vom Zapf und du kannst dich da einfach mal durchprobieren. Und das hat mich im ersten Moment oder immer noch, dass ich denke, boah, cool, ich kann hier einfach wirklich Vielfalt erleben in einem Pub und das finde ich immer das Schöne daran.

Markus: Ja und die Vielfalt erlebt an auch mit den Menschen, muss ich sagen, denn, auf dem Weg zu diesem Zapfhahn mit den ganzen verschiedenen Bieren, muss man ja erst mal durch diese ganzen Menschen durch. Und um den Tresen stehen dann nochmal mehr Menschen und auch durch die muss man durch und währenddessen gibt es auch wieder lustige Konversationen. Und manchmal gibt man sich sogar während des Wartens einen aus. Also es ist auf jeden Fall einfach eine super, ja, super schöne lustige, spaßige Angelegenheit und Atmosphäre. Habe ich selten erlebt, dass man auch gerne mal auf ein Bier wartet, weil halt zwischendurch irgendwas passiert und man wieder eine Erfahrung reicher ist. Und, ja und toll natürlich dann auch die Musik oder?

Vanessa: Ja, wollte ich grade sagen. Oder du drehst dich halt um, weil grade ein Lied angespielt wird, wo du denkst, oh cool, da muss ich jetzt aber zugucken, muss mit klatschen, muss mitsingen auch. Also so dieses miteinander singen, ist da ja auch so ein großes Ding. Also ich war 2018 im Mai, genau, haben wir eine Rundreise gemacht. Also, bitte, jeder, der sich der irischen Welt angetan fühlt, sollte mal eine komplette Rundreise / Also wir sind mit einem Camper rumgefahren und da sind wir in einem kleinen Ort gelandet, der hieß Strandhill. Und da waren, glaube ich, so 50 Häuser oder so. Es ist so ein ganz kleines Dörfchen mit einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer, also so richtig zum Atlantik raus, also sehr, sehr rau, es war auch relativ kalt. Und da war halt ein Pub in diesem kleinen Dorf. Und wir sind dort dann rein, hier Guinness bestellt, ich war schon natürlich wieder mega glücklich, und setzen uns hin. Und dann plötzlich fingen die Leute an, zwei haben ihre kleine Gitarre, einer eine Fidel rausgeholt, eine Trommel und dann ging es einfach los und dann hat das ganze Pub gesungen und hat mitgemacht. Und da war ich so, dachte, das gibt es doch jetzt gar nicht. Das ist ja wie in so einem, ja, Traum, wie man sich Irland irgendwie vorstellt, aber es war tatsächlich so. Ja, das ist einfach schön.

Markus: Ja, das finde ich auch das Krasse eigentlich, ne, das es wirklich, also jedes Klischee, was man vielleicht so ein bisschen vor Augen hat, das erfüllt es dann auch also. Und zwar im positiven Sinn, also macht ja wirklich …

Vanessa: Genau, also nicht so kitschig oder so, dass du denkst, okay, ja, war ja klar, dass das passiert, sondern es ist einfach ein schönes Klischee. Und manchmal sind Klischees doch auch gut.

Markus: Absolut, nee und es macht auf jeden Fall jede Menge Spaß, das auf jeden Fall. Und ich muss sagen, bisher kannte ich ja so dieses Mitsingen, also in Deutschland erlebt man das vielleicht zum ersten Mal, wenn man irgendwann mal Weihnachten zu einem Konzert geht, wo dann am Schluss alle zusammen Stille Nacht singen oder irgendwie sowas, so ein Mitsingkonzert oder so. Oder, hier in Franken gibt es immerhin noch Wirthaussingen, das wird zwar nicht mehr oft gemacht, aber manchmal. Da erlebt man das noch, aber ansonsten ist das, glaube ich, wirklich extrem ungewöhnlich, dass da wirklich hunderte, tausende Menschen in Pubs gemeinsam die Klassiker anstimmen sozusagen und in Irland ist es eben tatsächlich so.

Vanessa: Ja und vor allem halt spontan. Also ich finde diese Spontanität, beeindruckt mich so. Also du hast das ja, wie du es sagst, bei uns gibt es das schon auch, natürlich nicht so viel, aber dass das einfach so spontan, komm, ach, hier, ich kann ein bisschen Geige spielen, du kannst ein bisschen Gitarre spielen, komm, nimm doch mal die Trommel oder nimm einfach mal den Stuhl oder so und dann geht es halt los.

Markus: Und es scheint auch keine unmusikalischen Iren zu geben oder?

Vanessa: Gefühlt nicht, nee.

Markus: Oder das Bier hilft, das kann vielleicht natürlich auch sein, aber …

Vanessa: Dass man das so wahrnimmt, ja.

Markus: Also auf jeden Fall, wie gesagt, das kann man jedem nur empfehlen, wenn ihr das noch nicht gemacht habt. Also fahrt einfach mal nach Irland oder fliegt oder wie auch immer ihr da hinkommt, nehmt Zeit mit und nehmt einfach eine Offenheit mit, eine persönliche Offenheit, eine Offenheit für Biere, eine Offenheit in eurem Herzen und dann werdet ihr da, glaube ich, richtig schöne spannende tolle Zeiten verbringen. Und, ja, dann so wie wir, angesteckt sein oder wie insbesondere du angesteckt sein und da auch immer wieder hin wollen. Also das ist schon toll.

Vanessa: Ja, das immer wieder hin wollen, ist so ein Ding, ja. Also ich könnte wirklich jedes Jahr hingehen. Übrigens auch mit Großbritannien, also da bin ich auch immer. Mir fehlt London jetzt schon wieder und ich war 2020 das letzte Mal.

Markus: Ja, das stimmt. Wobei, die singen, glaube ich, schlechter, aber sie kochen noch schlechter, also immerhin, egal.

Vanessa: Man muss nur gute Sachen suchen, das gibt es auch.

Markus: Das stimmt. Und ich meine, immerhin, das Gute ist, man findet überall in Großbritannien auf jeden Fall ein indisches Restaurant und da schmeckt es immer sehr gut, also insofern, das geht. Eben und man hat natürlich die Pubs, also das ist ja überall.

Vanessa: Ansonsten muss man das mit Bier überbrücken und noch Fish and Chips und dann geht das schon.

Markus: Ja, eben, also zur Not, der Fisch muss schwimmen und so. Nee, alles okay. Ja, wir waren überhaupt bei diesem Thema Reisen. Also Irland, haben wir jetzt eindeutig mitbekommen, ist eins deiner Lieblingsländer. Wo warst du denn sonst noch und gab es da auch Bier?

Vanessa: Ach je, wo ich sonst noch war. Ich muss mal meine Scratch Map hier aufmachen, dass ich dir das ganz genau sagen kann. Aber, ich sage immer, es gibt so drei Länder, die mich besonders geprägt haben. Also das war zum eine Irland und zum nächsten war es Island. Also der hohe Norden, da war ich letztes Jahr erst wieder. Und wenn ich an einen Ort mehrmals zurückkehre, dann heißt es einfach, dass es mir so, so gut gefällt. Und, ja, also jeder sollte da wirklich mal hingehen und mal die Natur und diese Weite und auch, ja, oft auch Stille so auf sich wirken lassen. Und mittlerweile gibt es da sogar elf Brauereien, also wo ich 2016 das erste Mal war, habe ich nur vier entdecken können. Also das ist wirklich, kann man ja sagen, fast exorbitant gestiegen, also die Bierkultur entwickelt sich da immer weiter. Wir haben ja auch bei der IBC jetzt die isländische Delegation auch mit dabei, finde ich total cool. Ja und das letzte Land, was mich, glaube ich, noch mehr oder fast am meisten in meinem Leben geprägt hat, ist Neuseeland. Ja, da war ich zweimal, durfte ich da sein und ich kann es kaum erwarten, wieder zurückzukehren. Und da ist nämlich auch mit Bier wirklich viel, viel los. Und merkt man jetzt ja auch bei uns hier, die ganzen Brauereien benutzen sehr, sehr gern, also grade kleine neuseeländische Hopfen. Also das finde ich total spannend.

Markus: Ja, absolut. Da muss ich auch noch was dazu beitragen. Denn, ich meine, also auf der einen Seite bin ich da total neidisch, weil Neuseeland wirklich ein Land ist, wo ich total gerne mal hin will. Und da hat mich einfach weder das Schicksal noch irgendwelche andere Gelegenheit bisher noch nicht hingeführt, vielleicht schaffe ich das noch, mal sehen. Aber auf jeden Fall war ich halt eben in den USA, unter anderem dort, um beim World Beer Cup zu judgen, aber eben auch danach bei der Craftbrewers-Conference. Und dort habe ich einen Workshop besucht von neuseeländischen Hopfenpflanzern. Und da bin ich dann mal ein bisschen tiefer in dieses Thema eingestiegen, weil es ja tatsächlich so ist, dass man mittlerweile überall so die heißen Hopfen sozusagen, also die so unter der Theke gehandelt werden, weil sie wirklich so ganz besonders sind, das sind ja wirklich immer diese neuseeländischen Hopfen. Und da war so ein bisschen auch die Frage, warum und wieso und woher und überhaupt? Und, ja, dann haben die eben so ein bisschen erzählt. Und das finde ich ganz, ganz spannend, allein schon von der Topographie her ist es eben so, Neuseeland sind ja diese beiden Inseln und auf der anderen Seite liegt nach links Australien, die sie ja so als ihre komischen armen Nachbarn aus dem Westen bezeichnen. Und auf der anderen Seite hat man halt jede Menge Wasser sozusagen, der Pazifik. Und das bedeutet, vom Klima her ist es eben auf der einen Seite sehr trocken, auf der anderen Seite sehr feucht. Und auch von den regelmäßigen Stürmen, die kommen, wird fast immer die Landwirtschaft ordentlich beeinträchtigt. Und das heißt, es gibt eigentlich nur im Nordteil der Südinsel so ein V-förmiges Gebiet, das eben auf der einen Seite von einem Gebirge begrenzt wird, wo dann eben diese Stürme nicht hinkommen und auf der anderen Seite ziemlich ausgedehnte Vegetation halt, sodass die Feuchtigkeit sich da auch gut halten kann. Und in diesem V-förmigen Gebiet, dort liegen diese ganzen Hopfenanbauzonen sozusagen und so fürchterlich viele sind das auch gar nicht. Und dann haben sie eben auch ihr eigenes Hopfenzuchtpropgramm, weil das natürlich eine Insel ist, völlig isoliert und damit auch ganz andere Bedingungen hat als jetzt bei uns, wo ein Hopfenpflanzer mit allen möglichen Krankheiten und was weiß ich was alles kämpfen muss, genauso in den USA. Und dort ist es eben so nicht. Also da gibt es einfach die klassischen Schädlinge nicht, weil die da noch nie hingekommen sind, bisher, toi, toi, toi.

Vanessa: Wollte ich sagen, ja, ganz genau.

Markus: Und da können die natürlich spannende Experimente machen und haben dann auch viele neue Hopfensorten gezüchtet auf der Basis von den bekannten amerikanischen oder deutschen Hopfensorten und das eben aromatisch echt in ganz spannende Extreme getrieben. Und ich muss wirklich sagen, wir haben da auch wieder neue Biere probiert, wieder mit neuen Hopfenvarianten aus Neuseeland und die werden wieder klasse. Also das ist unglaublich, was diese kleine Insel Hopfen-mäßig auf die Beine stellt.

Vanessa: Als ich das letzte Mal dort war, habe ich mich ja noch nicht so intensiv damit beschäftigt, aber ich freue mich jetzt schon, wenn ich dann mal wieder hin kann, mich mal dem zu widmen auch. Also die Region, von der du erzählt hast, ist ja auch bekannt für Wein, das ist auch ein bekanntes Weinanbaugebiet. Deswegen finde ich diese Symbiose da auch sehr, sehr spannend. Also wenn ich nur an den Nelson Sauvin denke, den Hopfen, der hat ja, also ich finde, oft einfach so eine schöne Weißweinaromatik mit dabei. Und das finde ich total spannend, weil das eben auch für Menschen dann ein ganz anderes Geschmackserlebnis ist, die halt sagen, hej, Bier ist eigentlich nicht so mein Ding. Und dann stellst du denen halt wirklich so ein Bier vor mit diesem Hopfen und dann ist es so ein Woh-Effekt und so ein Aha-Erlebnis auch.

Markus: Und ich kann mir vorstellen, dass das bei dir natürlich nochmal richtig gut ankommt, wenn du dieses Bier Leuten präsentierst, weil du dann ja auch noch sagen kannst, du warst da und du kennst dieses Gefühl, du kannst es vermitteln. Und das ist natürlich auch nochmal eine ganz andere Nummer, ne?

Vanessa: Ja, das schon. Also ich mache das auch total gerne, also ich spiele auch in meinen Testings oder auch in meinem Laden immer mit verschiedenen Ländern und Regionen. Also ich versuche oder ich mache das eigentlich so, dass ich jeden Monat einem anderen Land oder Region der Welt widme, sodass es auch für die Besuchenden immer spannend bleibt. Also das man sagt, oh, cool. Zum Beispiel im März ging es natürlich um Irland, Saint Patrick´s Day, also das war auch natürlich total toll. Im April ging es um Belgien und Niederlande, jetzt im Mai war es Großbritannien, dann kommen ein bisschen mediterrane Sachen. Also ich versuche, das einfach immer so ein bisschen in die Richtung, ja, zu leiten. Und das ist eben, wie du sagst, ich mag das halt auch sehr, sehr gerne, über Dinge zu sprechen, die ich selber erlebt hab.

Markus: Und da sind wir jetzt auch schon wieder ein bisschen bei dir und bei deinem Laden, hop around the world. Und ich glaube, die Hörer*innen verstehe jetzt auch langsam, warum das Ding hop around the world heißt, aber da kommen wir gleich noch ein bisschen dazu, weil, da müssen wir noch ein bisschen Zeit zurückspulen beziehungsweise wieder vorspulen. Also wir waren ja dabei, dass du Bier eben kennengelernt hattest über deine Reisen, über Irland, aber da war das für dich ja eher noch so ein Hobby oder Vergnügen oder irgendwie so. Wie hat sich das denn weiterentwickelt, dass du irgendwann gesagt hast, naja, also, hm, vielleicht wird aus diesem Bier mehr als einfach nur so ein schöner Zeitvertreib?

Vanessa: Ich muss grad noch eine Sachen einwerfen, weil wir grade über neuseeländische Hopfen gesprochen haben. Du meintest ja, ich könnte mir auch zwei Biere heute Abend kaltstellen und natürlich habe ich mir ein Bier mit neuseeländischen Hopfen noch kaltgestellt. Deswegen war das grade ganz witzig, dass wir darüber gesprochen haben.

Markus: Das stimmt. Also kannst du jetzt selber entscheiden, ob du das jetzt aufmachen willst oder ob wir noch eine Schleife drehen und dass du es dann aufmachst.

Vanessa: Ja, ich denke, eher noch zum Ende. Dafür ist das Stout noch so schön im Glas, das muss jetzt noch ein bisschen genossen werden.

Markus: Okay, gut.

Vanessa: Ja, auf jeden Fall, wann ich, sagen wir es mal so, ich glaube, 2020 war so für viele, viele Menschen, wahrscheinlich für alle Menschen auf der Welt, einfach ein sehr seltsames Jahr, also da ist ja die Welt kopfgestanden. Und ich habe zwölf Jahre ja im Handwerk gearbeitet, also ich war in einer kleinen Handwerksfirma tätig, Schilder- und Lichtreklameherstellungshandwerk, habe den Job auch immer sehr, sehr gerne gemacht, bin auch viel rumgekommen. Also ich war viel auf Montagen unterwegs, ich war im Vertrieb, Werkstatt, alles, was man eben so macht in einer kleinen Firma. Ja und dann habe ich mich aber 2020, Ende 2020 so gefragt, hm, ist das eigentlich wirklich das, was du dein Leben lang halt machen willst? Und dann habe ich die Frage mit nein beantwortet und habe mich eben so gefragt, was wünsche ich mir denn in meiner Heimatstadt, also was fehlt mir denn hier? Und mir hat tatsächlich, ja, so ein Ort gefehlt, den ich jetzt, ja, versuche, mehr zu etablieren und geschaffen habe, ein Bierbegegnungsort, sage ich jetzt mal. Also bei mir sollen die Menschen jetzt nicht nur einkaufen, sondern man trifft sich, man spricht über Bier, man redet mit anderen Bier-verrückten Menschen. Hat tolle Events, kann Brauereien auch persönlich treffen oder auch einfach mal ein bisschen Live-Musik hören und besondere Biere probieren. Und, ja, das war dann so mein Ziel, dass ich mir gesetzt hab Anfang 2021. Und dann haben wir uns kennengelernt.

Markus: Das stimmt. Und dann können wir jetzt ein bisschen fast forward machen, du hast dann Biersommelier bei uns gemacht, sehr erfolgreich natürlich und danach auch noch den Beer-Judge drangehängt und dann …

Vanessa: Ich war allerdings nie gut in der Schule übrigens, ich war nie gut in der Schule, nur bei euch.

Markus: Naja, ich wollte ja auch mal Lehrer werden und habe dann beschlossen, in einer Schule bin ich kein guter Lehrer, aber außerhalb vielleicht schon. Also, vielleicht hat es auch was damit zu tun. Aber egal, nein, schön, also das war auf jeden Fall ganz toll. Und ich werde auch nie vergessen, das erste Mal, wo wir uns halt persönlich gesehen haben, da hatten wir uns ja dann in der Hallertau verabredet zu einer Hopfenexkursion. Und das waren ganz tolle Momente, wenn man zum ersten Mal Menschen sieht, die man eigentlich schon ein halbes Jahr kennt und gefühlt schon ein halbes Leben kennt. Und das hätte ich nie gedacht, dass das so funktioniert. das war eigentlich immer auch, als wir angefangen haben mit diesen Online-Kursen so das große Manko, wo ich manchmal gedacht habe, Mensch, kann das irgendwie funktionieren mit diesem ganzen Online-Thema, werden das trotzdem menschliche Momente? Und das hast unter anderem du wirklich unter Beweise gestellt, dass das eben sehr wohl geht. Und das, ja, also wirklich, hat mich auch da ganz toll begeistert. Und, ja, also das heißt, du hattest diese Idee, du hast den Kurs gemacht und dann ist es ja trotzdem noch so, von der Idee ist ja noch kein Laden, also ist ja doch auch nicht so schwierig. Wie kam das denn?

Vanessa: Also wie es mit dem Laden kam, ja, es war, ich setze mir dann halt einfach ein Ziel und das will ich erreichen. Also ich bin jetzt selbstständig seit Mitte März letzten Jahres und habe mir dann einfach vorgenommen, okay, einen Schritt nach dem anderen. War dann erst mal so unterwegs, also man konnte mich dann eben so buchen für Events oder für Firmenfeiern, Jubiläen, alles Mögliche habe ich ja dann gemacht. Quasi mein erstes Event war bei uns im schönen Barockschloss, also wir haben ja in Ludwigsburg drei Schlösser. Und wir haben hier eine ganz tolle, ja, Online-Marketing-Agentur, die nennt sich, Hallo Ludwigsburg. Und eigentlich hatte ich mit den Mädels, mit der Deborah nur telefoniert, um mal einen Termin auszumachen, ja, ich mache mich jetzt selbstständig und ob man da eben nicht so ein bisschen Werbung machen könnte und so. Und dann hat sich quasi nach dieser halben Stunde im Gespräch so rausgestellt, hej, sag mal, wir machen eine Messe im Schloss in Ludwigsburg, möchtest du da nicht mitmachen? Ich hatte halt noch überhaupt nichts irgendwie vorbereitet, also ich war so, okay, ich mache mich jetzt grade selbstständig und dann, hm, komm doch mal mit ins Schloss, in das Gebäude unserer Stadt so. Und dann, ja, das war eigentlich mein Start, Startpunkt, ja und so…

Markus: Also jede Menge kaltes Wasser, in das du da geschmissen wurdest sozusagen.

Vanessa: Ja, geschmissen wurde, ich meine, mir wurden einfach sehr, sehr viele Chancen, ja oder ich habe eine Chance ergriffen auch. Also weil, manchmal muss man es auch einfach machen. Also wenn man zu viel nachdenkt, dann wird es manchmal auch nix.

Markus: Das stimmt und auch das ist wirklich was, was du echt vorbildhaft gemacht hast, eben die Chancen dir dann einfach zu packen und zu nehmen. Und ich kann mir vorstellen, das war für die eine oder andere Ludwigsburgerin oder Ludwigsburger dann gar nicht so einfach, wenn die auf einmal dann so ein Bier vorgesetzt bekommen, zum Beispiel mit neuseeländischen Hopfen oder so. Wie war das denn in diesem Schloss, kam das gut an?

Vanessa: Ja, das kam echt gut an. Das war am ersten Aprilwochenende letzten Jahres und davor war es total warm und super Temperaturen draußen und so, und ich hatte meinen Stand halt draußen, ja. Weil, du darfst eben mit Getränken und mit Speisen, darfst du nicht in die Innenräume. Ich so, ja, klar, dann stehen wir eben draußen und ich habe da eben meinen Stand und habe dann in einer anderen Ecke noch Testings gemacht, also da habe ich so Quick-Testings veranstaltet. Ja und dann in der Woche vor der Veranstaltung haben wir so den Wetterbericht geschaut und dann so, oh, es schneit.

Markus: Schneit?

Vanessa: Ja, es hat an dem Wochenende dann komplett durchgeschnien. Und wir waren eben draußen mit unserem Stand und es waren irgendwie minus ein Grad. Hat es alles nicht einfacher gemacht, aber irgendwie war das dann doch, hatte es seinen Charme. Und die Leute fanden das dann so cool, dass sie dann draußen auch noch ein Bier trinken konnten bei den Temperaturen. Für mich war es ganz gut, ich musste nicht meinen Kühlschrank mitnehmen, die Biere waren sowieso kalt. Ja, also, aber die Leute waren total interessiert auch daran.

Markus: Tja, da denke ich mal eher so ein bisschen an isländische Temperaturen oder so, wenn man da…

Vanessa: Ja, ich hatte tatsächlich auch ein isländisches Bier dabei, das hat gut gepasst.

Markus: Ah, na wunderbar, faszinierend. Ja, aber das ist dann eben auch sowas, man hat dann so eine tolle Gelegenheit und alles Mögliche und dann kommt sowas dazwischen. Wobei man ja sagen muss, okay, trotzdem ist es immer noch besser als es hat 40 Grad. Was wahrscheinlich sowieso nie passiert wäre Ende März oder Anfang April, aber trotzdem trinken die Leute ja auch bei kälteren Wetter gerne mal das ein oder andere Bierchen und probieren es vor allem auch einfach mal, das ist ja auch eine wichtige Sache. Und ich muss sagen, wir haben uns ja vor Kurzem auch gesehen, da waren wir in Baden-Württemberg bei einer Veranstaltung, wo du ja später auch noch deinen Auftritt dann gehabt hast, sprechen wir vielleicht auch noch drüber und haben da ja dann auch so ein bisschen die typischen Baden-Württemberger kennengelernt. Und das ist schon ein spannendes Volk, auch ein durchaus preisbewusstes Volk, muss ich sagen.

Vanessa: Kann man so sagen, ja.

Markus: Natürlich auch ein nettes Volk, keine Frage, also liebe Menschen, die aber halt manchmal andere Prioritäten setzen als vielleicht andere Leute in der Republik. Das ist manchmal auch eine Herausforderung oder?

Vanessa: Ja. Also, gut, ich lebe mein Leben lang jetzt eigentlich hier, bin ja auch hier geboren. Aber dadurch, dass ich halt auch einen anderen kulturellen Hintergrund, also ich bin ja Halb-Griechin, Viertel-Serbin und dann erst Viertel-Deutsche, wenn ich da so ein bisschen, ja, glaube ich, anders großgeworden und bei mir Zuhause gab es wirklich jegliche Kulturen. Ja, manchmal war mir das typisch Schwäbische auch fast ein bisschen fremd, muss ich sagen. Also ich habe bis zum Anfang meiner Ausbildung, habe ich den schwäbischen Dialekt eigentlich kaum um mich rum gehabt oder auch so dieses typisch Schwäbische, sage ich jetzt mal. Ich hatte da echt auch meine Schwierigkeiten, dass zu verstehen. Ja, ich glaube, man muss es einfach so ein bisschen mit, ja, mit Witz nehmen. Also was hier auf jeden Fall ist, hier ist ein hohes Qualitätsbewusstsein. Und dann kann man auch, wenn man jetzt ein bisschen, sage ich jetzt mal, hochpreisigere Biere irgendwie verkauft oder wie auch immer, das kann man dann so sehr, sehr gut an die Leute ran bringen.

Markus: Ja, das glaube ich auch. Also grade, weil eben, weil man eben sagt, das hat einen Anspruch sozusagen. Wenn der dann auch erfüllt wird, dann sind die auch glücklich und zufrieden. Und ich glaube auch, dass grade du so eine Scharnierfunktion da übernehmen kannst, weil du ja quasi sie ja trotzdem abholen und verstehen kannst und auch weißt, wie du dann den Leuten eben auch diesen anderen Weg aufzeigst und ihnen vielleicht auch eine Freude bescheren kannst, die die sich selber im Leben noch gar nicht so vorgestellt haben. Also hat ja auch was, wenn man dann so ein vielleicht sich vorgestelltes, wie soll ich sagen, also Hindernis dann auch einfach mal überwindet und dann merkt, wie schön das ist, wenn man dann so ein Bier, was weiß ich, vielleicht normalerweise nie gekauft hätte, weil man nur auf das Preisschild schaut, wenn man das dann eben probiert, weil einfach die Dame einen das so schön charmant erklärt. Dass ist das vielleicht auch ein ganz tolles Erlebnis, wo man sich dann selber freut und sagt, Mensch, das macht doch Sinn, sich auch in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln, sagen wir mal so. Ja, aber wir waren noch im Schloss, wie kommt es denn dann zum Laden?

Vanessa: Ja, dann ging es eigentlich weiter, also wie gesagt, ich habe ja nie aufgehört dann, ja, verschiedene Events zu machen. Also zum Beispiel letztes Jahr durfte ich ab Mai dann auf dem Hi.Francky sein. Also du musst dir vorstellen, wir haben ja auch schon drüber gesprochen, das ist eine alte Malzkaffeefabrik von Caro-Kaffee gewesen. Das ist ein altes Nestle-Gelände und ich habe mich dann quasi bei dem Gelände beworben. Also das ist so eine Freifläche, die bespielt wird, also jetzt auch wieder, ganz toll, war ich gestern wieder bei der Eröffnung mit dabei. Und da war ich dann über vier Monate mit einem Außenstand und habe jede Woche andere Biere dabei gehabt und habe so den Leuten in Ludwigsburg quasi verschiedenste Biere präsentiert. Und habe halt immer geschaut, wo könnte man denn, die man so kennt, unv. ImmoScout und diese ganzen Portale, habe halt immer geschaut, okay, wo könnte es jetzt mal einen Laden geben? Und hatte, ja, eigentlich immer Pech, muss ich sagen. Also fast ein Jahr habe ich ja intensiv gesucht und es war relativ oft so die Aussage, auch wenn es mal gepasst hätte, nee, eine Bierkneipe wollen wir nicht haben. Also da war schon sehr, sehr viel Aufklärungsarbeit auch zu tun. Und vielleicht, um das wieder aufzugreifen, was du vorhin gesagt hast, ich denke, wenn ich jetzt einen Weinfachhandel machen würde oder gemacht hätte, wäre es einfacher gewesen, weil, das ist für die Leute greifbarer hier. Ja und dann, irgendwann kam über verschiedene Wege, also auch dann von Stammkunden von mir von diesem Frank-Areal, kam dann so ein Inserat rein geflattert, wo die meinten, ej, guck dir doch das mal an, das sieht so toll aus, melde dich da mal. Und ich hatte das auch schon auf ImmoScout gesehen, war aber noch nicht ganz so sicher. Ja und dann habe ich es mir dann mit der Isa, mit meiner Partnerin angeschaut und eigentlich war es in dem Moment schon klar, wo wir reingegangen sind oder wo ich mit meiner Vermieterin schon telefoniert habe, ja, das ist es. Also es ist echt genauso, wie ich es mir vorgestellt habe eigentlich, also ich hätte es mir nicht schöner ausmalen können. Ein wunderschönes Souterrain, sage ich jetzt mal, es ist eine EG-Fläche und dann geht es noch so ein bisschen Treppen runter. Mit alten Holzbalken, freigelegt, also überall siehst du auch so dieses alte Holz, also ist total schön. Und wer mich jetzt in Ludwigsburg mal besuchen kommt, ich hatte auch vorab meine Messestände und so immer selber mit Holzkisten gebaut, also das hat einfach perfekt gepasst, und habe jetzt nicht nur den Verkaufsraum, sondern einen kleinen Tasting-Nebenraum. Das heißt, ich kann halt auch während der Verkaufszeiten, kann ich auch Tastings machen, das ist total toll. Und, ja, meine Vermieterin wohnt über mir und die ist, ja, eine der coolsten Personen überhaupt, die feiert das total. Also, ja, habe richtig Glück gehabt.

Markus: Ja, ich kann mich auch noch erinnern, wo du mir damals die ersten Bilder geschickt hast von dem Laden, wo du gesagt hast, Mensch, den könnte ich haben, ist das spannend. Und mich hat auch diese Form, diese Freiheit, diese Offenheit und vor allem dieses Holz total fasziniert und das ist echt, ja, super schön und auch toll, dass die Vermieterin da so hinter dir steht. Trinkt die auch mal ein Bier?

Vanessa: Ja klar, aber am liebsten tatsächlich das Helle von SinghBräu, von meinem guten Freund aus …

Markus: Naja, ist ja nichts dagegen zu sagen.

Vanessa: Ja, nee, sie ist einfach so, ja, nee, ein Helles, das mag sie einfach super gern. Und dann freue ich mich immer, ja, wenn sie eben da zu den kleinen süßen Fläschchen greift. Ja, aber auch so probiert sie immer mal wieder sich durch. Und, ja, ist sehr, sehr schön im Haus bei uns.

Markus: Wunderbar. Wie lange oder wie hast du auf so die Woche, wenn jetzt jemand zu dir kommen möchte?

Vanessa: Also ich habe Dienstag bis Donnerstag von 13 bis 18 Uhr geöffnet, Freitag 13 bis 19 Uhr und Samstag 11 bis 16 Uhr, genau. Und dann sind eben noch die verschiedenen Events, die sind meistens ab 18 Uhr, sage ich jetzt mal, Testing so 18 bis 20, 21 Uhr. Dann, ich habe einen Stammtisch der besonderen Biere, der ist auch von 18 bis 21 Uhr. Das ist dann quasi eine relativ lockere Runde, da stelle ich ein Bier vor. Also ein Bier ist dann quasi mit drin, das stelle ich den Leuten vor und danach ist einfach so ein schönes Beisammensein, ja, fast so ein bisschen wie ein Barcharakter. Und dann habe ich noch meine Brauerei- Live-Musik-Events, die gehen dann von 18 bis 22 Uhr.

Markus: Boah, also wirklich immer was los, das ist ja wunderbar. Wenn man jetzt so ein Testing erleben möchte, wie kommt man da ran?

Vanessa: Also ich habe Online meine ganzen Termine immer eingestellt auf meiner Website und bin natürlich auf Instagram und Facebook auch ziemlich aktiv. Ja und wie du sagst, also ich habe jede Woche eigentlich ein Event oder fast zwei. Ich mache da schon sehr, sehr viel und sehr gerne auch was. Ja und dann kommen jetzt auch, jetzt geht es ja langsam Richtung Sommer, jetzt kommen auch die ganzen Außen-Events wieder, ja, das wird toll, wird richtig spannend. Zum Beispiel die Ludwigsburger Bierkultur, die ich zusammen mit dem Kraftpaule aus Stuttgart veranstalte.

Markus: Ja, das ist auch noch spannend, der liebe Torsten war ja auch schon Gast bei uns. Und das ist tatsächlich auch jemand, den ich praktisch mehr oder weniger von der ersten Idee zum Laden begleitet habe bis zur Realisierung. Und das freut mich umso mehr, dass grade ihr beide jetzt dann auch zusammengefunden habt und Dinge zusammen macht. Aber bevor wir vielleicht da noch weitergehen, du wolltest ja noch ein Bier aufmachen, glaube ich.

Vanessa: Ja, ich wollte noch ein Bier aufmachen.

Markus: Wenn du es denn möchtest.

Vanessa: Ja, also natürlich. Also, ich muss nur ganz kurz das Glas natürlich ausspülen.

Markus: Ja, ja, kein Problem, wir spielen ein bisschen Fahrstuhlmusik dazwischen, so, ja.

Vanessa: Juhu oder Jeopardy, dim, dim, dim.

Markus: Na, wie heißt es, das Girl aus Ipanema oder so oder? Na, egal. Das ist ja das Schlimme bei einem Podcast, da darf man ja keine Musik spielen, sonst ist das gleich sehr, sehr teuer, weil man ja so viele potenzielle Hörer*innen hat und dann ist das für die GEMA quasi nicht greifbar, deswegen lassen wir es lieber. Aber apropos Live-Musik, wir könnten mal jemand singen lassen, aber weiß ich gar nicht, wie das dann wäre. Egal, also, nun ist das Glas gereinigt.

Vanessa: Ich habe mich auch erst neulich mit der GEMA wieder auseinandergesetzt. Weil natürlich, in einem Laden spielt man Hintergrundmusik und wenn ich natürlich Live-Musik-Events da habe, ist das auch so eine Sache. Ja, also sehr, sehr spannend. Übrigens, ich habe grade nochmal nachgeschaut, weil du gefragt hattest, ich war schon in 35 Ländern.

Markus: Woah, das ist ja schon eine große Menge Planet sozusagen. Da müssen wir gleich noch weiterreden, aber hören wir uns erst mal oder, ja, doch, hören wir mal, was du zu deinem Bier zu sagen hast.

Vanessa: Genau. Also jetzt versuche ich, es auch mal wieder schön aufzumachen.

Markus: Perfekt.

Vanessa: Es strömt mir auch gleich schon wieder entgegen. Na, das hat man wahrscheinlich auch wieder nicht gehört, aber …

Markus: Doch, dieses Mal hat es ein bisschen geplätschert.

Vanessa: Oh, sehr schön, na also. Ich habe das wunderbare New Seeland Island Pale Ale von True Bräu aus München hier im Glas. Also das ist ein, sage ich jetzt mal, Hazy Pale Ale aus dem Bilderbuch, sage ich jetzt mal. Super schöne Schaumkrone, schneeweiß, ja, recht großporiger Schaum. Strahlend gelb im Glas, also so richtig schön sonnengelb. Sehr trüb, ich sehe auch meine Hand wieder nicht. Und wenn man jetzt die Nase rein hält, kommen eben gleich diese verschiedenen Hopfenaromen, diese Aromen in die Nase. Also das hat auch wieder diese leichte Weißweinaromatik mit dabei. Ich finde, bei dem Bier ist es tatsächlich auch ein bisschen kräutig, also wir haben da so schöne Bergkräuter irgendwie in der Hand so zerkleinert. Citrus, Zitrone, Orange, leicht Grapefruit. So ein bisschen Sternfrucht auch, mag ich auch sehr, sehr gern. Und jetzt nehmen wir mal den ersten Schluck. Ja, ist immer wieder ein Geschmackserlebnis. Also es ist wirklich komplett, der ganze Mund ist voll mit diesen erfrischenden Citrusaromen und dann so dieses ganz Weiche, also es umspielt so fast die Zunge hinten so ein bisschen mit diesen Trauben so, also wenn du so schöne helle Trauben isst. Kräutig, eher so ein bisschen Thymian, leicht Basilikum noch mit dabei. Ja und es ist total weich, also es ist super weich, ja.

Markus: Und ich bin schon wieder neidisch, das ist ja sehr, sehr schön. Und es erinnert mich auch ein bisschen, muss ich sagen, weil wir ja grade erst diese Biere da probiert haben aus Neuseeland. Und es ist wirklich spannend, also da habe ich zwei so Trends eben festgestellt. Einmal, das man wirklich ziemlich oft gut erkennen kann, wo diese neuseeländischen Hopfen im Spiel sind. Und das Zweite, da haben wir unseren gemeinsamen Freund den Florian Erdel, der ja ganz viel schon experimentiert mit dem Thema Biotransformation. Also was passiert, wenn man mit Hefe, Malz, Hopfen und so weiter so spielt, dass es da eben besondere Aromakombinationen gibt durch die biologischen Prozesse. Und auch das ist ein Trend, den man tatsächlich den Bieren dann anschmeckt oder wo man eben merkt, okay, wo sind Hefen verwendet worden, die diese Eigenschaften haben und die dann eben noch diese besonderen Aromen rausholen können. Und das ist wirklich ein tolles Erlebnis, das vergisst man auch nicht so schnell. das Einzige ist, dass dann natürlich logischerweise, wenn diese intensive Aromatik die eigene Wahrnehmungsgeschichte soweit verschiebt, dann sind natürlich auf der anderen Seite die Sachen, die man vorher hatte, werden ein bisschen blasser. Also das ist dann halt leider so. Aber man merkt eben wirklich, wie intensiv was geht, wenn man das wirklich, sage ich mal, perfekt wäre das falsche Wort, weil, es kommt wahrscheinlich noch ein Trend dann nach oder so, aber wenn man das zumindest soweit treibt, wie es bis jetzt noch nicht getrieben worden ist, also das ist schon toll. Und das sind dann Getränke, wie du sagst, die haben eine neue Welt, die haben eine neue Qualität. Und da verabschiedet man sich auch wirklich von dem bisherigen Gedanken Bier, sondern hat wirklich ein ganz spannendes, ja, natürlich Bier, aber halt mit viel mehr Aroma, mit anderen Aromen.

Vanessa: Ich habe das die Woche auch tatsächlich vom Fass bei mir im Laden, also ich habe ja auch immer zwei verschiedene Fassbiere angezapft. Und ich habe es tatsächlich mit Fernweh im Glas betitelt und so fühlt sich das auch an, wenn man das trinkt. Weil man einfach sofort, auch wenn man jetzt nicht wüsste, woher diese Hopfensorten kommen, merkt man, okay, das muss irgendwas sein, das jetzt nicht hier heimisch ist.

Markus: Bin ich immer noch fasziniert, sowohl von den Leuten als auch von den Bieren. Ja, also auch nochmal der Aufruf natürlich an alle, die das vielleicht noch nicht probiert haben, also besorgt es euch mal. Ihr merkt ja, es gibt sogar aus München solche Biere, also einfach da mal ein bisschen drauf achten und ein bisschen sich da drauf einlassen. Ja, wir waren jetzt noch ein bisschen beim Ausland, da würde ich dich gern noch zwei, drei Sachen fragen, bevor wir dann auch mal irgendwann zum Ende kommen müssen, aber so ist das ja in diesen BierTalks. Ja, 35 Länder, das ist ganz schön viel. Wir waren in Irland, wir waren auf Neuseeland, wir waren auf Island. Also ich muss ja sagen, das freut mich auch schon deswegen, weil ich ein totaler Insel-Freak bin und ich eigentlich am liebsten immer erst mal auf jeden Fall zu einer Insel fahre und mir dann überlege, wohin. Ja und deswegen die Frage, wo warst du denn sonst noch auf Inseln?

Vanessa: Auf Inseln, Australien.

Markus: Oh ja, das ist ja eine ziemlich große Insel.

Vanessa: Das ist eine ziemlich große Insel. Okay, warte mal. Natürlich, gut, Mallorca, die Kanaren, griechische Inseln. Gut, Irland ist ja auch eine Insel, italienische Inseln. In den Niederlanden war ich tatsächlich das erste Mal mit meiner Abschlussfahrt damals, sind wir mit einem Segeltörn von Insel zu Insel gefahren, das war eigentlich auch ganz witzig. Ja, Großbritannien natürlich. Südafrika, nee, da waren wir leider nicht auf einer Insel. Curacao war ich schon.

Markus: Woah!

Vanessa: Dann in Vietnam war ich auf einer ganz tollen Insel, die heißt Phu Quoc. Und da haben wir einen Kochkurs gemacht bei einer lieben Familie, die eine eigene Farm hatte. Und da war auch wieder so die Begegnung mit dem Bier tatsächlich. Wir sind dann an so einer Scheune vorbeigelaufen, also er hat uns die ganze Farm gezeigt, was er da für Früchte und Gemüse anbaut und war ganz toll. Und dann sind wir eben an dieser Scheune vorbeigelaufen und dann hing da so ein Bierschild, so ein Bierleuchtschild. Und dann so, ich weiß jetzt nicht mehr genau den Namen, aber lass es Phu Quoc Brewering gewesen sein und dann meinte ich so, häh, ja, braust du auch hier Bier? Und er meinte, ja, er braut jetzt hier auch Bier. Weil, es war ein deutscher Tourist hier und der meinte, hier würde gut eine Brauerei reinpassen.

Markus: Ist ja unglaublich, Wahnsinn.

Vanessa: Das ist einfach auch so eine schöne Geschichte, ja.

Markus: Und das hast du auch probiert dann, die Biere?

Vanessa: Ja. Also er hatte nur eins da, also so typisch Lager halt. Aber war gut, kann man nicht meckern auf jeden Fall.

Markus: Faszinierend. Ja, das ist ja schon mal sehr schön. Und gab es sonst noch ein Land, was vielleicht jetzt keine Insel war, was dich besonders beeindruckt hat?

Vanessa: Was mich besonders beeindruckt hat? Ja gut, habe ich ja vorhin schon hier, Großbritannien. Gut, USA war natürlich auch sehr beeindruckend. Also da dufte ich zweimal sein, einmal im Rahmen einer kleinen Rundreise durch New Mexiko, Arizona, Nevada. Also das war auch schon total spannend, da war ich 21, nee, 20 war ich und ich war total traurig, weil ich natürlich kein Bier trinken durfte.

Markus: Ach so, ja, stimmt, ja.

Vanessa: Ja. Wir waren in Las Vegas oben auf dem Stratosphere-Tower, also da konntest du dann quasi über ganz Las Vegas drüber schauen. Und da gab es eine richtig tolle Bar und ich dachte, cool, jetzt so ein Bier. Ja, ging dann halt nicht.

Markus: Boah, krass. Okay.

Vanessa: Das war auch so ein bisschen, naja. Ja, ansonsten, klar, Australien ist halt, da habe ich ja nur einen kleinen Teil sehen dürfen. Also wir waren an der Ostküste und dann noch das zweite Mal, also durfte ich auch schon zweimal sein, im Süden. Und das ist total unterschiedlich, also da muss man, glaube ich, noch zehnmal hinreisen, dass man da wirklich jede Ecke irgendwie mal anguckt.

Markus: Ja, nee, das stimmt. Und es ist überhaupt so, die Welt ist einfach doch ziemlich groß und man hat ja immer nur so Teile, die man irgendwie sehen kann. Also ich muss sagen, mir ging es am Anfang zum Beispiel so, als ich ein paarmal in Paris war, da hat man immer alles mit der U-Bahn gemacht. Das heißt, man fährt irgendwohin und steigt dann immer irgendwo aus und dann kennt man halt so die, was weiß ich, halben Kilometer rund um diese U-Bahnstation. Und dann habe ich einmal ganz bewusst gesagt, ich nehme jetzt gar keine U-Bahn, sondern ich laufe alles.

Vanessa: Ah, cool.

Markus: Und tatsächlich verbinden sich dann diese ganzen Inseln, die man so hat, erst zu einem Ganzen, dass man dann auch wirklich so einen Eindruck von dieser Stadt bekommt. Und so ähnlich habe ich es auch in London gemacht und in Berlin. Und das ist natürlich ganz schön anstrengend, aber wirklich auch total spannend. Und dann bekommt man nämlich auch ein Gefühl für die Entfernungen und man bekommt auch ein Gefühl für diese unterschiedlichen Stadtteile, die halt auch anders ticken. Also grad Berlin ist ja so ein Beispiel, da habe ich dieses touristische Ding, wo in der Mitte halt das Brandenburger Tor ist und so. Und klar, da geht jeder hin und jeder Tourist kennt das. Aber dann gibt es diese ganzen Kieze, die ja eigentlich auch lauter Großstädte sind, das darf man ja nicht vergessen.

Vanessa: Ja, sicher, voll, ja, das stimmt.

Markus: Das ist ja, also jeder Kiez über 100.000 Einwohner hat. Und diese Großstädte haben alle auch wieder ihr Zentrum und ihre Unterteilungen und da leben verschiedene Menschen. Und da gibt es natürlich auch Biere und die passen dann aber auch zu den Gegenden, wo die jeweils sind. Und dann versteht man zum Beispiel auch eher, warum eben die eine Brauerei hier ist und die andere da und das fand ich total spannend. Und, ja, wie gesagt, also die Welt ist groß und grade bei so Ländern wie USA oder Australien.

Vanessa: Du hattest neulich, ja, auch wegen dem World Beer Cup, warst du ja zuerst in New York. Und das war so spannend, was du da geschrieben hast, dass in New York 70 Brauereien ansässig sind, das finde ich so krass.

Markus: Das ist Wahnsinn, ja. Ja, aber, ehrlich gesagt, in London sind es mittlerweile immer noch 260 oder so. Also diese riesen Städte, das ist Wahnsinn.

Vanessa: Ja, schön.

Markus: Ja, selbst, in Anführungsstrichen, kleinen Nashville, wo wir jetzt waren, selbst da, also ich habe sie jetzt nicht gezählt, aber es gab echt viele Brauereien. Und ich meine, gut, es wird auch ein bisschen anders gehandhabt, da ist es halt auch einfacher, sagen wir mal, mal eben sich so seinen Braukessel irgendwo hinzustellen und die Mentalität ist halt auch ein bisschen anders. Das ist, das muss ich wirklich sagen, das hat man da gemerkt, also jetzt ohne jetzt übermäßig zu schwärmen oder wie auch immer, aber es ist einfach so, der klassische Amerikaner, sage ich jetzt mal, der hat einfach so ein Möglichkeitsdenken. Also die sagen halt, okay, ich würde gern eine Brauerei aufmachen und dann sagt der, ich mache eine Brauerei auf. Und wenn dann irgendwie dazwischen eine Schwierigkeit ist, dann wird eben das getan, was zu tun ist, um diese Schwierigkeit zu überwinden. Und meistens schaffen die das dann auch, also haben auch weniger Hürden vielleicht als bei uns. Ja, eben also. Und bei uns ist es ja oft so, dass man sich, bevor man dann irgendwas macht, man erst mal wirklich alles sammelt, was es an Hürden theoretisch geben könnte und dann wird dieser Berg natürlich immer größer und immer höher. Und dann sagt irgendwann jemand, ich steige da gar nicht hoch, weil mir das dann einfach zu viel ist und dann bleibt man halt ewig unten. Und das ist in der Tat was, was ich echt spannend finde, also man hat da wirklich so ein permanentes Aufbruchsgefühl erlebt. Wo auch ich zum Beispiel mir gedacht hätte, wenn ich jetzt da aus irgendwelchen Gründen bleiben müsste, irgendwas würde ich schon machen können, um mich da über Wasser zu halten und da integriert zu werden, um da irgendwie klarzukommen. Also wie gesagt, das ist jetzt kein jugendlicher Amerika-was-weiß-ich was-Traum, sondern das ist so, wie ich es erlebt habe, muss man wirklich sagen. Natürlich hat das alles seine Schattenseiten und Dinge, die nicht so schön sind wie bei uns, aber dieses, also diese Grundeinstellung der Menschen, auch diese Grundfreundlichkeit, muss ich sagen, die waren alle immer sehr nett, sehr sympathisch, haben sich echt bemüht.

Vanessa: Das kann ich auch nur bestätigen, ja.

Markus: Mir ist das bewusst geworden, ja, ganz kurz noch, als ich wieder gelandet bin, bin ich dann, wo sind wir denn vorbeigekommen, ah ja, dann waren wir in Frankfurt am Flughafen und bin ich raus aus dem Flughafengebäude zu meinem Bus. Und dann ist das eben, als Erstes muss man mit einem Shuttle fahren, wo man von einem Terminal zum anderen fährt. Kennt man ja vielleicht bei Flughäfen und so. Und dann war der Shuttle-Bus, in den ich rein bin, fast voll, also nicht ganz voll, aber schon ganz gut gefüllt. Und dann war da draußen offensichtlich ein junger Mann, dessen Job es war, das so ein bisschen zu steuern. Und dann kam so eine japanische Familie, irgendwie Eltern und zwei Kindern und hatten halt so einen Wagen dabei mit drei, vier Koffern drauf, also schon ein bisschen größeres Gepäck. Und dann hat dieser junge Mann wirklich nichts Besseres zu tun gehabt, als die in einem ziemlich harschen Ton anzugehen, dass sie jetzt in diesen Bus nicht mehr einsteigen können, weil in einer Viertelstunde der Nächste kommt und sie da jetzt eh nicht mehr reinpassen und das geht jetzt nicht und so weiter. Und da hat man wirklich gemerkt, eine schlechte Stimmung einfach war. Man hätte das auch anders machen können beziehungsweise wäre auch noch bei Weitem genug Platz gewesen, da mit reinzukommen. Zumal, man hätte etwas Platz machen können, die da drin waren. Und man hat auch dann wirklich das Unverständnis aus den Augen dieser japanischen Familie gesehen, was da grade abgeht. Und das ist wirklich so symptomatisch. Also nicht, dass es bei uns immer so ist, es gibt auch viele nette Deutsche, keine Frage, aber wirklich grade in diesem geschäftlichen Umfeld immer erst mal zu gucken, welche Regeln gibt es, die jemand beachten muss und worauf muss ich Leute hinweisen und so weiter, das ist schon ein bisschen deutsch, muss ich sagen.

Vanessa: Ja, definitiv, also das kann ich auch nur bestätigen. Also was ich jetzt vorhin noch sagen wollte, ich finde auch, ja, kommt ja auch so klischeehaft eben, dass in den USA alles so aufgesetzt eben ist. Aber, ich muss sagen, ich fühle mich da eben trotzdem willkommen. Also wenn jemand einfach freundlich und nett ist zu mir, ob der das in dem Moment vielleicht jetzt ernstmeint oder nicht, finde ich das trotzdem schöner, wenn ich mich willkommen fühle und freundlich behandelt, wie eben vielleicht auch so eine Geschichte, die du jetzt grad erzählt hast, ja.

Markus: Genau, das ist ja der Punkt. Genau, richtig, das, was du sagst, ne, weil das kann ja sein, vielleicht war dass das erste bewusste Erlebnis, wo diese vier Japaner einen Deutschen erlebt haben so richtig. Und das ist natürlich, sowas prägt.

Vanessa: Voll, ja.

Markus: Also insofern, das stimmt und, ja. Aber gut, ich meine, das Gute ist ja, allen Leuten, die bei dir in den Laden kommen, geht es definitiv nicht so. Die werden bestimmt freundlich und fröhlich begrüßt und dann auch gleich biermäßig auf den richtigen Pfad geführt und dann haben die auch eine schöne Zeit und ganz viel Spaß.

Vanessa: Ja, also das will ich auf jeden Fall immer vermitteln. Und ich habe auch wirklich viele, viele Menschen da, die kommen rein und sagen, ich habe gar keine Ahnung von Bier, ich brauche aber ein Geschenk für meine Liebsten oder so. Und dann sage ich halt immer, gut, dafür bin doch ich da, dann nehme ich dir das ab und dann machen wir ein schönes Geschenk. Ich packe einen schönen Geschenkkorb zusammen und dann sind die Leute total happy und, ja, haben einen schönen Tag. Und mir ist es einfach dann immer wichtig, dass die Leute rausgehen und ein Lächeln irgendwie im Gesicht haben.

Markus: Ja, liebe Hörer, jetzt habt ihr auch genau das gehört, worum es uns ging, also euch zu sagen, pass auf, fahrt mal nach Ludwigsburg, besucht die liebe Vanessa. Schaut euch im Laden um, lasst euch beraten, lasst euch verführen und geht dann natürlich vielleicht mit einem möglichst leichten Geldbeutel wieder raus und vielen Erlebnissen und spannenden Bieren und, ja, erzählt weiter. Und, ja, vielen Dank, liebe Vanessa, für deine Zeit, für diese spannenden Stunden, für deine zwei Biere, die mich schon wieder sehr neidisch gemacht haben. Und dann wünsche ich dir heute noch einen ganz, ganz schönen Tag und natürlich viel Erfolg dann wieder zurück auf dem Festival.

Vanessa: Danke schön, das wünsche ich dir auch, einen ganz, ganz tollen Abend und ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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