BierTalk 111 – Interview mit Vanessa Pantoudis, Biersommelière und Inhaberin von hop around the world, Ludwigsburg

Vanessa Pantoudis hat sich in den letzten Jahren Stück für Stück ihren Traum verwirklicht: Bierreisen, Biersommelière, Verkostungen und nun ein eigener Bierladen mit dem Namen „hop around the world“ in Ludwigsburg. Innerhalb kürzester Zeit konnte sie sich im Herzen Baden-Württembergs etablieren und zur kompetenten Anlaufstelle rund um den Gerstensaft werden. Im Podcast begleiten wir die quirlige Jungunternehmerin auf ihrem spannenden Weg in die Selbständigkeit und auf ihre Reisen rund um die ganze Welt…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir eine spannende und charmante Reise auf die andere Seite unserer Republik, also wir bleiben im Süden, aber gehen eben nach Westen und besuchen das schöne Ludwigsburg und dort die liebe Vanessa. Wir kennen uns schon sehr lange und ich bin sehr froh, dass wir uns endlich auch mal im BierTalk kennenlernen und damit ihr euch alle auch die Vanessa eben vorstellen könnt und apropos, vielleicht stellst du dich mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Vanessa: Ja, hallo Markus, vielen Dank auch nochmal für die Einladung. Hallo zusammen, mein Name ist Vanessa. Ich bin aus dem wunderschönen Ludwigsburg, der tollen Barrockstadt kurz vor den Toren Stuttgarts. Und ich bin international Beersomelier und Qualifided BeerJudge, natürlich bei der Bierakademie ausgebildet von Markus persönlich. Und ich habe hier am 25.11. meinen Traum verwirklicht von einem Bierfachhandel im schönen Ludwigsburg mit Testings und Events.

Markus: Ja, wunderbar zu hören. Und natürlich, wie ihr mitbekommen habt, wie gesagt, wir kennen uns schon länger und angefangen hat das, glaube ich, irgendwann mal mit einem Telefonat vor einigen Jahren während dieser berühmten Pandemiezeit und so weiter, aber da kommen wir bestimmt noch hin. Trotzdem finde ich es ja total spannend eben, du bist jetzt da, wo du dir gewünscht hast, irgendwann zu sein. Trotzdem war ja vielleicht dieser Wunsch nicht am Anfang gestanden. Also wie kamst du denn überhaupt in dieses Thema Bier hinein?

Vanessa: Tatsächlich sprechen wir ja auch in unseren lieben Stammtischrunden immer von diesem Biererweckungsmoment. Und mein persönlicher Biererweckungsmoment war jetzt nicht in unserem schönen Heimatland, sondern ein bisschen weiter weg und zwar in Irland. Ja, also wie du weißt, ich reise ja ziemlich gerne und daher kommt mein Name meines Ladens auch nicht von ungefähr, hop around the world ist bei mir eigentlich immer Programm. Und, ja, da hat es so angefangen, sich die Leidenschaft zum Reisen und eben zum Bier zu entwickeln und so ging es eigentlich los, so bin ich zum Bier gekommen, ja.

Markus: Kannst du dich noch erinnern, wann du überhaupt zum ersten Mal ein Bier getrunken hast?

Vanessa: Das hatte ich neulich schon mal, die Frage, natürlich erst mit 16. Ja, nee, also hier auf jeden Fall. Ich mochte Bier auch immer sehr, sehr gerne, aber es hat mich hier zumindest in unserer Region einfach nicht so gepackt. Also war ja vor ein paar Jahren wirklich noch so, okay, du gehst hier in eine irgendwie in eine Kneipe, in ein Restaurant, in einen Club und dann gab es halt Pils, Export, Weizen und das war es dann auch schon. Und dann auch nicht von mehreren Brauereien, sondern immer nur von ein, zwei. Und das, da ich ein sehr, sehr neugieriger Mensch bin, hat mich das, ja, schnell gelangweilt und, ja, so ging es dann eben in anderen Ländern los. Und dann habe ich erst auch unsere schöne Biervielfalt hier ein bisschen näherkennengelernt, sage ich jetzt mal.

Markus: Ja und wenn man so an Baden-Württemberg denkt, also mir ging es immer so, da hat man eben diese doch sehr konservative Ader in Richtung Bier, aber auf der anderen Seite gibt es ja diese riesen große Wein- und Schnapstradition und so. Hatte dich das vielleicht zuerst gepackt oder gar nicht?

Vanessa: Nee, gar nicht tatsächlich. Ich habe, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, mit dem Wein hatte ich tatsächlich auch nicht wirklich viel am Hut, bis ich 2017 auf Sardinien Weißwein entdeckt habe. Nee, also das hat mich hier auch nicht so gepackt. Ich glaube, wenn man in so einer Weinregion aufwächst, ich gehe immer wahnsinnig gern in die Weinberge wandern und spazieren, aber bis vor ein paar Jahren hat mich das einfach auch nicht so interessiert. Ich meine jetzt dadurch, dass man eben beruflich in der Getränkebranche zu tun hat, ist das immer interessanter. Aber, nee, ja, das Bier war tatsächlich zuerst da.

Markus: Das ist ja schön zu hören, also spannend auf jeden Fall. Wobei ich auch sagen muss, also Weinbergswanderung habe ich auch schon gemacht. Das finde ich schon auch was Schönes, weil man da ja auch diesem Produkt, also der Natur so richtig folgen kann und dem sich nähern kann. Wir haben dann damals auch so Verkostungen im Weinberg gemacht, aber da muss ich einfach sagen, da fehlt mir dann, auf Neudeutsch gesagt, so ein bisschen die drinkability, dass man mit so einem Wein im Weinberg dann auch wirklich den Durst löschen kann, der da entstanden ist, während man da durchwandert. Also, naja, wie auch immer, aber auf jeden Fall natürlich spannend, dass du dich diesen Baden-Württembergischen Versuchungen gar nicht erst gestellt hast, sondern eben gleich zum Thema Bier gewandert bist. Und Irland, das heißt natürlich, das ist schon ein Land, wo das Bier ganz besonders im Fokus steht. Da geht es ja vor allem auch um die dunklen Biere, um die Stouts, hast du da irgendwelche Lieblinge?

Vanessa: Allgemein ist das so der Bierstil meines Herzens, also ich komme da auch nie drum rum. Also es ist tatsächlich nur wegen den Stouts, bin ich auch zum Bier gekommen, also so richtig intensiv mich damit auseinanderzusetzen. Ich denke, an Guinness wird keiner vorbeikommen. Also wenn du schon allein in Dublin landest und ein bisschen durch die Innenstadt gehst und diese imposante Brauerei eben allgegenwärtig ist, ja, das ist irgendwie immer wieder schön. Ich habe tatsächlich, ich bin jedem Stout eigentlich angetan aus Irland, aber ich habe jetzt, ja, ich habe vielleicht auch eins hier vor mir stehen.

Markus: Das ist ein gutes Stichwort. Also da merkt man mal wieder, dass der manchmal Holger eben doch fehlt, also falls du zuhörst, lieber Holger, sei gegrüßt, denn er hat mich früher immer rechtzeitig erinnert, dass man natürlich dann auch irgendwann so ein Bierchen aufmachen muss, weil der BierTalk sonst eine recht trockene Angelegenheit ist. Also, dann kommen wir doch da schnell mal hin, was hast du denn da für ein Bierchen? Und schenke es dir auch ruhig ein und lass uns mal ein bisschen teilhaben.

Vanessa: Ja, also ich würde sagen, ich versuche das mal so wunderschön aufzumachen, wir ihr das immer in den BierTalks macht. Ich hoffe mal, das kommt irgendwie rüber. Ja.

Markus: das war gut!

Vanessa: Das hat doch jetzt gut funktioniert. So, es strömt auf jeden Fall schon ein wunderbarer Geruch entgegen. Und wenn du es jetzt hören könntest, wie schön das hochschäumt, das hat man wahrscheinlich nicht so wahrgenommen, aber …

Markus: Nein, wir hörten leider nur, dass wir nichts hören, aber du kannst es uns beschreiben.

Vanessa: Also ich beschreibe euch mal, also der Schaum ist eine richtig riesige Schaumkrone. Also das Glas war jetzt grade komplett gefüllt mit Schaum, geht aber relativ schnell wieder runter. Ein, sage ich jetzt mal, fast hellbraun, kaffeeartiger Schaum, so eine Crema, wie man das so schön kennt. Ja, sehr, sehr schnittfest, feinporiger Schaum. Und das Bier ist super, ja, sage ich jetzt mal, dunkel-opak. Kann man eigentlich kaum durchschauen, ich sehe meine Hand dahinter nicht mehr. Und der Geruch, also wie gesagt, kommt schon, wenn man die Flasche aufmacht, entgegen geströmt. Ah, richtig schöne Kaffee-, Bitterschokoladennoten, also da kriegt man richtig Lust, den ersten Schluck hier zu nehmen und das werde ich jetzt auch grade mal tun. Prost, ihr Lieben, Prost, lieber Markus!

Markus: Prost! Ja, viel, viel Spaß und Freude bei diesem Bier, dass du uns ja schön so beschrieben hast, da kriege ich jetzt auch richtig Lust. Also ich warte jetzt noch auf deine ersten Momente und dann werde ich auch natürlich hier ein Bierchen auf der anderen Seite aufmachen. Aber, ja, man kann ja noch sagen, wenn wir das eben so erleben, grade in Irland waren wir ja auch schon zusammen, wenn man da so im Pub ist, das ist einfach ein Lebensgefühl, das ist unglaublich. Und das dreht sich natürlich auch um Bier, aber man sieht eben, das es gar nicht nur um Bier geht, sondern um diese ganze Kultur, die sich da drum strickt um das Zusammensein, um die Musik, um die Fröhlichkeit, um vielleicht auch ein bisschen den Alltag vergessen und das ist schon Wahnsinn. Aber gut, zurück von der Bierphilosophie zur Wirklichkeit, wie geht es deinem Bier, wie schmeckt es?

Vanessa: Ach ja, also du hast ja grade schon wieder so richtig schön über Irland gesprochen, da habe ich mich wieder zurückgesetzt gefühlt, wo wir abends in dem Pub waren und da noch eine schöne Live-Musik dabei war. Ich habe das tolle Brehon Ulster Black Oatmeal Stout im Glas. Ich finde Oatmeal Stouts total spannend, weil sie einfach so, es ist ja oft bei den Stouts so, dass sie relativ trocken dann sind und dass quasi der Hafer, der macht das immer so schön cremig. Also dann hat man ein ganz anderes Mundgefühl. Und das ist bei dem Bier einfach so, also wenn da den Schluck nimmst, du hast sofort so ein extrem vollmundiges Aroma im ganzen Mundraum. Und grade das, was in der Nase versprochen wird, wird auch eingehalten. Also du hast diese typischen Kaffee-, Espresso-Noten, Bitterschokolade, aber auch so eine, ja, fast weiche karamellige Note noch mit dabei. Und das macht es, ja, sehr, sehr angenehm und einfach zu trinken, ob es jetzt als erstes Bier oder als letztes Bier wäre, ja.

Markus: Oder auch das Bier dazwischen, je nachdem.

Vanessa: Oder auch das, oder auch das.

Markus: Genau, nein, also wunderbar. Und ich finde auch, dieses Mundgefühl ist grade so bei den Oatmeal Stouts, dass einfach so der Schüssel irgendwie, weil es einen eben voll packt, weil es auch dieses schöne weiche angenehme süße Runde ist, was man dann wirklich einfach gerne trinkt, ja, super. Und Brehon ist natürlich auch eine ganz tolle Brauerei, totalspannend. Weißt du, dass die mit Guinness oder nicht mit Guinness, das war jetzt falsch, aber mit der irischen Getränkekultur was ganz Besonderes verbindet, sage ich es mal so rum.

Vanessa: Nee. Also ich weiß nur, dass es eben eine schöne Farmhouse-Brauerei ist und ich muss immer lachen, wenn hinten draufsteht, Farmerbrewer and Drinker.

Markus: Richtig, genau. Und das ist nämlich ganz spannend, das habe ich auch durch Zufall mal erfahren und zwar waren die ursprünglich eine Milchfarm, also eine Viehfarm und haben halt Milch produziert. Und der Großteil der Milch landete in diesen Getränken, die praktisch Whisky-Sahnelikör machen oder wir kennen das eher unter dem Namen Baileys. Und tatsächlich war das eigentlich deren Haupteinnahme, dafür die Milch zu liefern oder die Sahne zu liefern und sind dann eben irgendwann, haben sie beschlossen, nein, wir müssen jetzt auch selber was machen und sind dann eben auf zum Bier.

Vanessa: Das war eine sehr, sehr gute Idee. Also ich bin auch, ja, durch die Bank weg immer wieder begeistert von den Bieren. Ja, die kann ich auch immer mit großer Leidenschaft auch verkaufen und stelle die immer sehr, sehr gerne bei Tastings auch vor. Sei es jetzt in den einzelnen Bier-Tastings oder eben auch mit Käse zum Beispiel oder bei Schokoladen-Tastings oder so, da kann man immer richtig gute Pairings mit den tollen Bieren machen.

Markus: Ja, überhaupt, also deren Imperial Stouts mag ich auch so gerne, die machen ganz viele fassgereifte Sachen, also super spannend. Was für einen Käse würdest du jetzt du deinem Oatmeal Stout reichen?

Vanessa: Also hier würde ich auf so einen schönen Bergkäse mit Salzkristallen gehen, ja. Das ist der Gipfelrausch hier bei meinem Lieblingskäsehändler in Ludwigsburg, Käse Haas, übrigens liebe Grüße. Ja, das ist ein wirklich perfektes Pairing.

Markus: Wunderbar. Also das ist ja, wir sind ja ein werbefreier Podcast, deswegen dürfen wir solche Sachen auch mal machen und auch mal sagen. Also lieber Käsehändler deines Vertrauens, auch von meiner Stelle, vielen Dank und freue ich mich, wenn wir mal vorbeikommen, wenn wir das mal probieren können.

Vanessa: Ja, unbedingt.

Markus: Und jetzt habe ich tatsächlich Lust, jetzt mache ich meins auch mal auf. Moment, so.

Vanessa: Jetzt bin ich gespannt.

Markus: So.

Vanessa: Auch wieder schön angehört.

Markus: Ja. Offen ist es, jetzt kommt es noch ins Glas. So.

Vanessa: Ja, bei dir hat man es richtig gehört mit dem Schaum.

Markus: ich habe es auch direkt neben dem Mikro aufgemacht, das ist natürlich ein bisschen unfair an der Stelle, aber naja, kein Thema. Also, ja, wir haben ein schönes Bier und das ist jetzt in der Tat ein helles Bier. Also habe ich ja gar nicht so oft im Glas im BierTalk, muss ich sagen, aber heute hat mich das einfach mal interessiert. Und zwar bin ich ja gestern Abend erst zurückgekommen aus den USA und musste deswegen relativ kurzfristig mich entscheiden, was für ein Bier ich in meinen Kühlschank stecke. Und es haben sich bei mir ein paar Pakete gestapelt und eins davon kam aus Bayreuth, wo regelmäßig mir die neuen Versuchssude praktisch von der Maisel & Friends Brauerei geschickt werden.

Vanessa: Cool.

Markus: Und da war jetzt eben eines drin und da habe ich mir gedacht bei dem Etikett und bei dem Namen habe ich so an dich denken müssen. Das heißt nämlich Living Lager, Living Barbecue Lager und ist auch so ganz feurig und lebendig und da ist ganz viel los. Und da habe ich gedacht, das passt auf jeden Fall besonders gut also. Und spannend natürlich, weil, wir haben wir also ein Lager, ein untergäriges Bier und natürlich Barbecue, ein bisschen Rauchnoten, sollen da drin sein und dann können die es sich natürlich nicht verkneifen, auch noch mit dem Hopfen zu spielen und das soll da alles sein. Also dementsprechend schauen wir uns das Ganze mal an. Also es ist auf jeden Fall ein schönes goldenes Bier mit einer ganz leichte Trübung, strahlt mich an, hat so ein bisschen einen Schimmer. Und oben drauf dann sehr langanhaltend, der steht nämlich immer noch, während ich die ganze Zeit hier rumrede, Schaum, auch leicht cremefarbig. Und wenn man da reinriecht, tatsächlich hat man also eine leichte Rauchnote. Also als Bamberger muss ich sagen, eine …

Vanessa: Ich wollte grade sagen, also …

Markus: … ja, ja, eine leichte Rauchnote. Also andere würden vielleicht sagen, eine kräftige Rauchnote. Und das Schöne ist, sie spielt noch ein bisschen. Also da ist dann darum einerseits so ein bisschen Honig, würde ich sagen, so Akazienhonig und auf der anderen Seite kommen dann aber auch so grüne, grasige und fruchtige Aromen rüber. Und da ist man jetzt in der Tat eher so bei Beeren, ich würde jetzt sagen, Stachelbeere, ein bisschen Apfel vielleicht, leichte Citrusnoten hat es auch. Aber jetzt nicht so Mango, Maracuja, wie man das vielleicht manchmal hat von Hopfengestopften.

Vanessa: Also nicht so der tropische Fruchtkorb, sondern eher die Blumen- und Blütenwiesen hier?

Markus: Genau, eher so der heimische Fruchtkorb. Was natürlich auch zu so einem Barbecue hier Zuhause auch erst mal ganz gut passt. Jetzt nehme ich mal ein Schlückchen, Moment.

Vanessa: Cheers.

Markus: In der Tat, dieses Spiel setzt sich fort. Also man hat weiterhin den Rauch, der verschwindet dann mal kurz, dann kommen diese ganzen Früchte und dann wird es relativ süß auch. Und dann kommt eine leichte Hopfenbittere und am Ende kommt der Rauch wieder zurück und dominiert dann eigentlich und klinkt dann so aus. Also wirklich ganz schön, rund, angenehm und auch lebendig. Also passt auf jeden Fall. Da wirst du bestimmt auch demnächst noch was bekommen, um das zu probieren.

Vanessa: Ah, da würde ich mich freuen.

Markus: Super, schöne Geschichte, also auch ein tolles Bier. Und dann können wir jetzt wieder weiter reden, ist ja wunderbar.

Vanessa: Ja, super, auch noch mit Bier im Glas, das ist doch sehr …

Markus: Hervorragend. Also, liebe Hörer, falls ihr jetzt euch auch ein Bier eingeschenkt habt, dann sagen wir auch nochmal Prost und, ja.

Vanessa: Prost.

Markus: Also wir waren ja grade mitten in so einem irischen Pub. Vielleicht, wenn jemand das noch nicht erlebt hat von unseren Hörerinnen und Hörern da draußen, magst du das mal beschreiben? Also wie läuft das, wie kommt man in so einen Pub rein, was passiert da, wo landet man am Ende und wie lange dauert die ganze Geschichte?

Vanessa: Also die Dauer hängt natürlich von dem Besucher der der Besucherin ab. Aber ich werde das auch nie vergessen, also wo ich das erste Mal in einen irischen Pub gekommen bin, war ich sofort irgendwie erschlagen von dieser Freude und Gastfreundschaft. Und mein heimisches Pub hier hat tatsächlich auf der Speisekarte stehen, where you be a stranger only once, also wo du nur ein einziges Mal ein Fremder bist. Und das, finde ich, in den irischen Pubs ist das tatsächlich, fühlt man sich gleich irgendwie so dazugehörig. Und es spricht jeder einfach mit dir und fragt, und, wo kommst du denn her? Ach, schön, ja, du musst aber unbedingt das und das und das noch erleben und das Bier solltest du probieren und wie auch immer. Und dann ist eben auch dieses, du geht an den Tresen und siehst, okay, da sind mal mindestens zehn verschiedene Biere vom Zapf und du kannst dich da einfach mal durchprobieren. Und das hat mich im ersten Moment oder immer noch, dass ich denke, boah, cool, ich kann hier einfach wirklich Vielfalt erleben in einem Pub und das finde ich immer das Schöne daran.

Markus: Ja und die Vielfalt erlebt an auch mit den Menschen, muss ich sagen, denn, auf dem Weg zu diesem Zapfhahn mit den ganzen verschiedenen Bieren, muss man ja erst mal durch diese ganzen Menschen durch. Und um den Tresen stehen dann nochmal mehr Menschen und auch durch die muss man durch und währenddessen gibt es auch wieder lustige Konversationen. Und manchmal gibt man sich sogar während des Wartens einen aus. Also es ist auf jeden Fall einfach eine super, ja, super schöne lustige, spaßige Angelegenheit und Atmosphäre. Habe ich selten erlebt, dass man auch gerne mal auf ein Bier wartet, weil halt zwischendurch irgendwas passiert und man wieder eine Erfahrung reicher ist. Und, ja und toll natürlich dann auch die Musik oder?

Vanessa: Ja, wollte ich grade sagen. Oder du drehst dich halt um, weil grade ein Lied angespielt wird, wo du denkst, oh cool, da muss ich jetzt aber zugucken, muss mit klatschen, muss mitsingen auch. Also so dieses miteinander singen, ist da ja auch so ein großes Ding. Also ich war 2018 im Mai, genau, haben wir eine Rundreise gemacht. Also, bitte, jeder, der sich der irischen Welt angetan fühlt, sollte mal eine komplette Rundreise / Also wir sind mit einem Camper rumgefahren und da sind wir in einem kleinen Ort gelandet, der hieß Strandhill. Und da waren, glaube ich, so 50 Häuser oder so. Es ist so ein ganz kleines Dörfchen mit einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer, also so richtig zum Atlantik raus, also sehr, sehr rau, es war auch relativ kalt. Und da war halt ein Pub in diesem kleinen Dorf. Und wir sind dort dann rein, hier Guinness bestellt, ich war schon natürlich wieder mega glücklich, und setzen uns hin. Und dann plötzlich fingen die Leute an, zwei haben ihre kleine Gitarre, einer eine Fidel rausgeholt, eine Trommel und dann ging es einfach los und dann hat das ganze Pub gesungen und hat mitgemacht. Und da war ich so, dachte, das gibt es doch jetzt gar nicht. Das ist ja wie in so einem, ja, Traum, wie man sich Irland irgendwie vorstellt, aber es war tatsächlich so. Ja, das ist einfach schön.

Markus: Ja, das finde ich auch das Krasse eigentlich, ne, das es wirklich, also jedes Klischee, was man vielleicht so ein bisschen vor Augen hat, das erfüllt es dann auch also. Und zwar im positiven Sinn, also macht ja wirklich …

Vanessa: Genau, also nicht so kitschig oder so, dass du denkst, okay, ja, war ja klar, dass das passiert, sondern es ist einfach ein schönes Klischee. Und manchmal sind Klischees doch auch gut.

Markus: Absolut, nee und es macht auf jeden Fall jede Menge Spaß, das auf jeden Fall. Und ich muss sagen, bisher kannte ich ja so dieses Mitsingen, also in Deutschland erlebt man das vielleicht zum ersten Mal, wenn man irgendwann mal Weihnachten zu einem Konzert geht, wo dann am Schluss alle zusammen Stille Nacht singen oder irgendwie sowas, so ein Mitsingkonzert oder so. Oder, hier in Franken gibt es immerhin noch Wirthaussingen, das wird zwar nicht mehr oft gemacht, aber manchmal. Da erlebt man das noch, aber ansonsten ist das, glaube ich, wirklich extrem ungewöhnlich, dass da wirklich hunderte, tausende Menschen in Pubs gemeinsam die Klassiker anstimmen sozusagen und in Irland ist es eben tatsächlich so.

Vanessa: Ja und vor allem halt spontan. Also ich finde diese Spontanität, beeindruckt mich so. Also du hast das ja, wie du es sagst, bei uns gibt es das schon auch, natürlich nicht so viel, aber dass das einfach so spontan, komm, ach, hier, ich kann ein bisschen Geige spielen, du kannst ein bisschen Gitarre spielen, komm, nimm doch mal die Trommel oder nimm einfach mal den Stuhl oder so und dann geht es halt los.

Markus: Und es scheint auch keine unmusikalischen Iren zu geben oder?

Vanessa: Gefühlt nicht, nee.

Markus: Oder das Bier hilft, das kann vielleicht natürlich auch sein, aber …

Vanessa: Dass man das so wahrnimmt, ja.

Markus: Also auf jeden Fall, wie gesagt, das kann man jedem nur empfehlen, wenn ihr das noch nicht gemacht habt. Also fahrt einfach mal nach Irland oder fliegt oder wie auch immer ihr da hinkommt, nehmt Zeit mit und nehmt einfach eine Offenheit mit, eine persönliche Offenheit, eine Offenheit für Biere, eine Offenheit in eurem Herzen und dann werdet ihr da, glaube ich, richtig schöne spannende tolle Zeiten verbringen. Und, ja, dann so wie wir, angesteckt sein oder wie insbesondere du angesteckt sein und da auch immer wieder hin wollen. Also das ist schon toll.

Vanessa: Ja, das immer wieder hin wollen, ist so ein Ding, ja. Also ich könnte wirklich jedes Jahr hingehen. Übrigens auch mit Großbritannien, also da bin ich auch immer. Mir fehlt London jetzt schon wieder und ich war 2020 das letzte Mal.

Markus: Ja, das stimmt. Wobei, die singen, glaube ich, schlechter, aber sie kochen noch schlechter, also immerhin, egal.

Vanessa: Man muss nur gute Sachen suchen, das gibt es auch.

Markus: Das stimmt. Und ich meine, immerhin, das Gute ist, man findet überall in Großbritannien auf jeden Fall ein indisches Restaurant und da schmeckt es immer sehr gut, also insofern, das geht. Eben und man hat natürlich die Pubs, also das ist ja überall.

Vanessa: Ansonsten muss man das mit Bier überbrücken und noch Fish and Chips und dann geht das schon.

Markus: Ja, eben, also zur Not, der Fisch muss schwimmen und so. Nee, alles okay. Ja, wir waren überhaupt bei diesem Thema Reisen. Also Irland, haben wir jetzt eindeutig mitbekommen, ist eins deiner Lieblingsländer. Wo warst du denn sonst noch und gab es da auch Bier?

Vanessa: Ach je, wo ich sonst noch war. Ich muss mal meine Scratch Map hier aufmachen, dass ich dir das ganz genau sagen kann. Aber, ich sage immer, es gibt so drei Länder, die mich besonders geprägt haben. Also das war zum eine Irland und zum nächsten war es Island. Also der hohe Norden, da war ich letztes Jahr erst wieder. Und wenn ich an einen Ort mehrmals zurückkehre, dann heißt es einfach, dass es mir so, so gut gefällt. Und, ja, also jeder sollte da wirklich mal hingehen und mal die Natur und diese Weite und auch, ja, oft auch Stille so auf sich wirken lassen. Und mittlerweile gibt es da sogar elf Brauereien, also wo ich 2016 das erste Mal war, habe ich nur vier entdecken können. Also das ist wirklich, kann man ja sagen, fast exorbitant gestiegen, also die Bierkultur entwickelt sich da immer weiter. Wir haben ja auch bei der IBC jetzt die isländische Delegation auch mit dabei, finde ich total cool. Ja und das letzte Land, was mich, glaube ich, noch mehr oder fast am meisten in meinem Leben geprägt hat, ist Neuseeland. Ja, da war ich zweimal, durfte ich da sein und ich kann es kaum erwarten, wieder zurückzukehren. Und da ist nämlich auch mit Bier wirklich viel, viel los. Und merkt man jetzt ja auch bei uns hier, die ganzen Brauereien benutzen sehr, sehr gern, also grade kleine neuseeländische Hopfen. Also das finde ich total spannend.

Markus: Ja, absolut. Da muss ich auch noch was dazu beitragen. Denn, ich meine, also auf der einen Seite bin ich da total neidisch, weil Neuseeland wirklich ein Land ist, wo ich total gerne mal hin will. Und da hat mich einfach weder das Schicksal noch irgendwelche andere Gelegenheit bisher noch nicht hingeführt, vielleicht schaffe ich das noch, mal sehen. Aber auf jeden Fall war ich halt eben in den USA, unter anderem dort, um beim World Beer Cup zu judgen, aber eben auch danach bei der Craftbrewers-Conference. Und dort habe ich einen Workshop besucht von neuseeländischen Hopfenpflanzern. Und da bin ich dann mal ein bisschen tiefer in dieses Thema eingestiegen, weil es ja tatsächlich so ist, dass man mittlerweile überall so die heißen Hopfen sozusagen, also die so unter der Theke gehandelt werden, weil sie wirklich so ganz besonders sind, das sind ja wirklich immer diese neuseeländischen Hopfen. Und da war so ein bisschen auch die Frage, warum und wieso und woher und überhaupt? Und, ja, dann haben die eben so ein bisschen erzählt. Und das finde ich ganz, ganz spannend, allein schon von der Topographie her ist es eben so, Neuseeland sind ja diese beiden Inseln und auf der anderen Seite liegt nach links Australien, die sie ja so als ihre komischen armen Nachbarn aus dem Westen bezeichnen. Und auf der anderen Seite hat man halt jede Menge Wasser sozusagen, der Pazifik. Und das bedeutet, vom Klima her ist es eben auf der einen Seite sehr trocken, auf der anderen Seite sehr feucht. Und auch von den regelmäßigen Stürmen, die kommen, wird fast immer die Landwirtschaft ordentlich beeinträchtigt. Und das heißt, es gibt eigentlich nur im Nordteil der Südinsel so ein V-förmiges Gebiet, das eben auf der einen Seite von einem Gebirge begrenzt wird, wo dann eben diese Stürme nicht hinkommen und auf der anderen Seite ziemlich ausgedehnte Vegetation halt, sodass die Feuchtigkeit sich da auch gut halten kann. Und in diesem V-förmigen Gebiet, dort liegen diese ganzen Hopfenanbauzonen sozusagen und so fürchterlich viele sind das auch gar nicht. Und dann haben sie eben auch ihr eigenes Hopfenzuchtpropgramm, weil das natürlich eine Insel ist, völlig isoliert und damit auch ganz andere Bedingungen hat als jetzt bei uns, wo ein Hopfenpflanzer mit allen möglichen Krankheiten und was weiß ich was alles kämpfen muss, genauso in den USA. Und dort ist es eben so nicht. Also da gibt es einfach die klassischen Schädlinge nicht, weil die da noch nie hingekommen sind, bisher, toi, toi, toi.

Vanessa: Wollte ich sagen, ja, ganz genau.

Markus: Und da können die natürlich spannende Experimente machen und haben dann auch viele neue Hopfensorten gezüchtet auf der Basis von den bekannten amerikanischen oder deutschen Hopfensorten und das eben aromatisch echt in ganz spannende Extreme getrieben. Und ich muss wirklich sagen, wir haben da auch wieder neue Biere probiert, wieder mit neuen Hopfenvarianten aus Neuseeland und die werden wieder klasse. Also das ist unglaublich, was diese kleine Insel Hopfen-mäßig auf die Beine stellt.

Vanessa: Als ich das letzte Mal dort war, habe ich mich ja noch nicht so intensiv damit beschäftigt, aber ich freue mich jetzt schon, wenn ich dann mal wieder hin kann, mich mal dem zu widmen auch. Also die Region, von der du erzählt hast, ist ja auch bekannt für Wein, das ist auch ein bekanntes Weinanbaugebiet. Deswegen finde ich diese Symbiose da auch sehr, sehr spannend. Also wenn ich nur an den Nelson Sauvin denke, den Hopfen, der hat ja, also ich finde, oft einfach so eine schöne Weißweinaromatik mit dabei. Und das finde ich total spannend, weil das eben auch für Menschen dann ein ganz anderes Geschmackserlebnis ist, die halt sagen, hej, Bier ist eigentlich nicht so mein Ding. Und dann stellst du denen halt wirklich so ein Bier vor mit diesem Hopfen und dann ist es so ein Woh-Effekt und so ein Aha-Erlebnis auch.

Markus: Und ich kann mir vorstellen, dass das bei dir natürlich nochmal richtig gut ankommt, wenn du dieses Bier Leuten präsentierst, weil du dann ja auch noch sagen kannst, du warst da und du kennst dieses Gefühl, du kannst es vermitteln. Und das ist natürlich auch nochmal eine ganz andere Nummer, ne?

Vanessa: Ja, das schon. Also ich mache das auch total gerne, also ich spiele auch in meinen Testings oder auch in meinem Laden immer mit verschiedenen Ländern und Regionen. Also ich versuche oder ich mache das eigentlich so, dass ich jeden Monat einem anderen Land oder Region der Welt widme, sodass es auch für die Besuchenden immer spannend bleibt. Also das man sagt, oh, cool. Zum Beispiel im März ging es natürlich um Irland, Saint Patrick´s Day, also das war auch natürlich total toll. Im April ging es um Belgien und Niederlande, jetzt im Mai war es Großbritannien, dann kommen ein bisschen mediterrane Sachen. Also ich versuche, das einfach immer so ein bisschen in die Richtung, ja, zu leiten. Und das ist eben, wie du sagst, ich mag das halt auch sehr, sehr gerne, über Dinge zu sprechen, die ich selber erlebt hab.

Markus: Und da sind wir jetzt auch schon wieder ein bisschen bei dir und bei deinem Laden, hop around the world. Und ich glaube, die Hörer*innen verstehe jetzt auch langsam, warum das Ding hop around the world heißt, aber da kommen wir gleich noch ein bisschen dazu, weil, da müssen wir noch ein bisschen Zeit zurückspulen beziehungsweise wieder vorspulen. Also wir waren ja dabei, dass du Bier eben kennengelernt hattest über deine Reisen, über Irland, aber da war das für dich ja eher noch so ein Hobby oder Vergnügen oder irgendwie so. Wie hat sich das denn weiterentwickelt, dass du irgendwann gesagt hast, naja, also, hm, vielleicht wird aus diesem Bier mehr als einfach nur so ein schöner Zeitvertreib?

Vanessa: Ich muss grad noch eine Sachen einwerfen, weil wir grade über neuseeländische Hopfen gesprochen haben. Du meintest ja, ich könnte mir auch zwei Biere heute Abend kaltstellen und natürlich habe ich mir ein Bier mit neuseeländischen Hopfen noch kaltgestellt. Deswegen war das grade ganz witzig, dass wir darüber gesprochen haben.

Markus: Das stimmt. Also kannst du jetzt selber entscheiden, ob du das jetzt aufmachen willst oder ob wir noch eine Schleife drehen und dass du es dann aufmachst.

Vanessa: Ja, ich denke, eher noch zum Ende. Dafür ist das Stout noch so schön im Glas, das muss jetzt noch ein bisschen genossen werden.

Markus: Okay, gut.

Vanessa: Ja, auf jeden Fall, wann ich, sagen wir es mal so, ich glaube, 2020 war so für viele, viele Menschen, wahrscheinlich für alle Menschen auf der Welt, einfach ein sehr seltsames Jahr, also da ist ja die Welt kopfgestanden. Und ich habe zwölf Jahre ja im Handwerk gearbeitet, also ich war in einer kleinen Handwerksfirma tätig, Schilder- und Lichtreklameherstellungshandwerk, habe den Job auch immer sehr, sehr gerne gemacht, bin auch viel rumgekommen. Also ich war viel auf Montagen unterwegs, ich war im Vertrieb, Werkstatt, alles, was man eben so macht in einer kleinen Firma. Ja und dann habe ich mich aber 2020, Ende 2020 so gefragt, hm, ist das eigentlich wirklich das, was du dein Leben lang halt machen willst? Und dann habe ich die Frage mit nein beantwortet und habe mich eben so gefragt, was wünsche ich mir denn in meiner Heimatstadt, also was fehlt mir denn hier? Und mir hat tatsächlich, ja, so ein Ort gefehlt, den ich jetzt, ja, versuche, mehr zu etablieren und geschaffen habe, ein Bierbegegnungsort, sage ich jetzt mal. Also bei mir sollen die Menschen jetzt nicht nur einkaufen, sondern man trifft sich, man spricht über Bier, man redet mit anderen Bier-verrückten Menschen. Hat tolle Events, kann Brauereien auch persönlich treffen oder auch einfach mal ein bisschen Live-Musik hören und besondere Biere probieren. Und, ja, das war dann so mein Ziel, dass ich mir gesetzt hab Anfang 2021. Und dann haben wir uns kennengelernt.

Markus: Das stimmt. Und dann können wir jetzt ein bisschen fast forward machen, du hast dann Biersommelier bei uns gemacht, sehr erfolgreich natürlich und danach auch noch den Beer-Judge drangehängt und dann …

Vanessa: Ich war allerdings nie gut in der Schule übrigens, ich war nie gut in der Schule, nur bei euch.

Markus: Naja, ich wollte ja auch mal Lehrer werden und habe dann beschlossen, in einer Schule bin ich kein guter Lehrer, aber außerhalb vielleicht schon. Also, vielleicht hat es auch was damit zu tun. Aber egal, nein, schön, also das war auf jeden Fall ganz toll. Und ich werde auch nie vergessen, das erste Mal, wo wir uns halt persönlich gesehen haben, da hatten wir uns ja dann in der Hallertau verabredet zu einer Hopfenexkursion. Und das waren ganz tolle Momente, wenn man zum ersten Mal Menschen sieht, die man eigentlich schon ein halbes Jahr kennt und gefühlt schon ein halbes Leben kennt. Und das hätte ich nie gedacht, dass das so funktioniert. das war eigentlich immer auch, als wir angefangen haben mit diesen Online-Kursen so das große Manko, wo ich manchmal gedacht habe, Mensch, kann das irgendwie funktionieren mit diesem ganzen Online-Thema, werden das trotzdem menschliche Momente? Und das hast unter anderem du wirklich unter Beweise gestellt, dass das eben sehr wohl geht. Und das, ja, also wirklich, hat mich auch da ganz toll begeistert. Und, ja, also das heißt, du hattest diese Idee, du hast den Kurs gemacht und dann ist es ja trotzdem noch so, von der Idee ist ja noch kein Laden, also ist ja doch auch nicht so schwierig. Wie kam das denn?

Vanessa: Also wie es mit dem Laden kam, ja, es war, ich setze mir dann halt einfach ein Ziel und das will ich erreichen. Also ich bin jetzt selbstständig seit Mitte März letzten Jahres und habe mir dann einfach vorgenommen, okay, einen Schritt nach dem anderen. War dann erst mal so unterwegs, also man konnte mich dann eben so buchen für Events oder für Firmenfeiern, Jubiläen, alles Mögliche habe ich ja dann gemacht. Quasi mein erstes Event war bei uns im schönen Barockschloss, also wir haben ja in Ludwigsburg drei Schlösser. Und wir haben hier eine ganz tolle, ja, Online-Marketing-Agentur, die nennt sich, Hallo Ludwigsburg. Und eigentlich hatte ich mit den Mädels, mit der Deborah nur telefoniert, um mal einen Termin auszumachen, ja, ich mache mich jetzt selbstständig und ob man da eben nicht so ein bisschen Werbung machen könnte und so. Und dann hat sich quasi nach dieser halben Stunde im Gespräch so rausgestellt, hej, sag mal, wir machen eine Messe im Schloss in Ludwigsburg, möchtest du da nicht mitmachen? Ich hatte halt noch überhaupt nichts irgendwie vorbereitet, also ich war so, okay, ich mache mich jetzt grade selbstständig und dann, hm, komm doch mal mit ins Schloss, in das Gebäude unserer Stadt so. Und dann, ja, das war eigentlich mein Start, Startpunkt, ja und so…

Markus: Also jede Menge kaltes Wasser, in das du da geschmissen wurdest sozusagen.

Vanessa: Ja, geschmissen wurde, ich meine, mir wurden einfach sehr, sehr viele Chancen, ja oder ich habe eine Chance ergriffen auch. Also weil, manchmal muss man es auch einfach machen. Also wenn man zu viel nachdenkt, dann wird es manchmal auch nix.

Markus: Das stimmt und auch das ist wirklich was, was du echt vorbildhaft gemacht hast, eben die Chancen dir dann einfach zu packen und zu nehmen. Und ich kann mir vorstellen, das war für die eine oder andere Ludwigsburgerin oder Ludwigsburger dann gar nicht so einfach, wenn die auf einmal dann so ein Bier vorgesetzt bekommen, zum Beispiel mit neuseeländischen Hopfen oder so. Wie war das denn in diesem Schloss, kam das gut an?

Vanessa: Ja, das kam echt gut an. Das war am ersten Aprilwochenende letzten Jahres und davor war es total warm und super Temperaturen draußen und so, und ich hatte meinen Stand halt draußen, ja. Weil, du darfst eben mit Getränken und mit Speisen, darfst du nicht in die Innenräume. Ich so, ja, klar, dann stehen wir eben draußen und ich habe da eben meinen Stand und habe dann in einer anderen Ecke noch Testings gemacht, also da habe ich so Quick-Testings veranstaltet. Ja und dann in der Woche vor der Veranstaltung haben wir so den Wetterbericht geschaut und dann so, oh, es schneit.

Markus: Schneit?

Vanessa: Ja, es hat an dem Wochenende dann komplett durchgeschnien. Und wir waren eben draußen mit unserem Stand und es waren irgendwie minus ein Grad. Hat es alles nicht einfacher gemacht, aber irgendwie war das dann doch, hatte es seinen Charme. Und die Leute fanden das dann so cool, dass sie dann draußen auch noch ein Bier trinken konnten bei den Temperaturen. Für mich war es ganz gut, ich musste nicht meinen Kühlschrank mitnehmen, die Biere waren sowieso kalt. Ja, also, aber die Leute waren total interessiert auch daran.

Markus: Tja, da denke ich mal eher so ein bisschen an isländische Temperaturen oder so, wenn man da…

Vanessa: Ja, ich hatte tatsächlich auch ein isländisches Bier dabei, das hat gut gepasst.

Markus: Ah, na wunderbar, faszinierend. Ja, aber das ist dann eben auch sowas, man hat dann so eine tolle Gelegenheit und alles Mögliche und dann kommt sowas dazwischen. Wobei man ja sagen muss, okay, trotzdem ist es immer noch besser als es hat 40 Grad. Was wahrscheinlich sowieso nie passiert wäre Ende März oder Anfang April, aber trotzdem trinken die Leute ja auch bei kälteren Wetter gerne mal das ein oder andere Bierchen und probieren es vor allem auch einfach mal, das ist ja auch eine wichtige Sache. Und ich muss sagen, wir haben uns ja vor Kurzem auch gesehen, da waren wir in Baden-Württemberg bei einer Veranstaltung, wo du ja später auch noch deinen Auftritt dann gehabt hast, sprechen wir vielleicht auch noch drüber und haben da ja dann auch so ein bisschen die typischen Baden-Württemberger kennengelernt. Und das ist schon ein spannendes Volk, auch ein durchaus preisbewusstes Volk, muss ich sagen.

Vanessa: Kann man so sagen, ja.

Markus: Natürlich auch ein nettes Volk, keine Frage, also liebe Menschen, die aber halt manchmal andere Prioritäten setzen als vielleicht andere Leute in der Republik. Das ist manchmal auch eine Herausforderung oder?

Vanessa: Ja. Also, gut, ich lebe mein Leben lang jetzt eigentlich hier, bin ja auch hier geboren. Aber dadurch, dass ich halt auch einen anderen kulturellen Hintergrund, also ich bin ja Halb-Griechin, Viertel-Serbin und dann erst Viertel-Deutsche, wenn ich da so ein bisschen, ja, glaube ich, anders großgeworden und bei mir Zuhause gab es wirklich jegliche Kulturen. Ja, manchmal war mir das typisch Schwäbische auch fast ein bisschen fremd, muss ich sagen. Also ich habe bis zum Anfang meiner Ausbildung, habe ich den schwäbischen Dialekt eigentlich kaum um mich rum gehabt oder auch so dieses typisch Schwäbische, sage ich jetzt mal. Ich hatte da echt auch meine Schwierigkeiten, dass zu verstehen. Ja, ich glaube, man muss es einfach so ein bisschen mit, ja, mit Witz nehmen. Also was hier auf jeden Fall ist, hier ist ein hohes Qualitätsbewusstsein. Und dann kann man auch, wenn man jetzt ein bisschen, sage ich jetzt mal, hochpreisigere Biere irgendwie verkauft oder wie auch immer, das kann man dann so sehr, sehr gut an die Leute ran bringen.

Markus: Ja, das glaube ich auch. Also grade, weil eben, weil man eben sagt, das hat einen Anspruch sozusagen. Wenn der dann auch erfüllt wird, dann sind die auch glücklich und zufrieden. Und ich glaube auch, dass grade du so eine Scharnierfunktion da übernehmen kannst, weil du ja quasi sie ja trotzdem abholen und verstehen kannst und auch weißt, wie du dann den Leuten eben auch diesen anderen Weg aufzeigst und ihnen vielleicht auch eine Freude bescheren kannst, die die sich selber im Leben noch gar nicht so vorgestellt haben. Also hat ja auch was, wenn man dann so ein vielleicht sich vorgestelltes, wie soll ich sagen, also Hindernis dann auch einfach mal überwindet und dann merkt, wie schön das ist, wenn man dann so ein Bier, was weiß ich, vielleicht normalerweise nie gekauft hätte, weil man nur auf das Preisschild schaut, wenn man das dann eben probiert, weil einfach die Dame einen das so schön charmant erklärt. Dass ist das vielleicht auch ein ganz tolles Erlebnis, wo man sich dann selber freut und sagt, Mensch, das macht doch Sinn, sich auch in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln, sagen wir mal so. Ja, aber wir waren noch im Schloss, wie kommt es denn dann zum Laden?

Vanessa: Ja, dann ging es eigentlich weiter, also wie gesagt, ich habe ja nie aufgehört dann, ja, verschiedene Events zu machen. Also zum Beispiel letztes Jahr durfte ich ab Mai dann auf dem Hi.Francky sein. Also du musst dir vorstellen, wir haben ja auch schon drüber gesprochen, das ist eine alte Malzkaffeefabrik von Caro-Kaffee gewesen. Das ist ein altes Nestle-Gelände und ich habe mich dann quasi bei dem Gelände beworben. Also das ist so eine Freifläche, die bespielt wird, also jetzt auch wieder, ganz toll, war ich gestern wieder bei der Eröffnung mit dabei. Und da war ich dann über vier Monate mit einem Außenstand und habe jede Woche andere Biere dabei gehabt und habe so den Leuten in Ludwigsburg quasi verschiedenste Biere präsentiert. Und habe halt immer geschaut, wo könnte man denn, die man so kennt, unv. ImmoScout und diese ganzen Portale, habe halt immer geschaut, okay, wo könnte es jetzt mal einen Laden geben? Und hatte, ja, eigentlich immer Pech, muss ich sagen. Also fast ein Jahr habe ich ja intensiv gesucht und es war relativ oft so die Aussage, auch wenn es mal gepasst hätte, nee, eine Bierkneipe wollen wir nicht haben. Also da war schon sehr, sehr viel Aufklärungsarbeit auch zu tun. Und vielleicht, um das wieder aufzugreifen, was du vorhin gesagt hast, ich denke, wenn ich jetzt einen Weinfachhandel machen würde oder gemacht hätte, wäre es einfacher gewesen, weil, das ist für die Leute greifbarer hier. Ja und dann, irgendwann kam über verschiedene Wege, also auch dann von Stammkunden von mir von diesem Frank-Areal, kam dann so ein Inserat rein geflattert, wo die meinten, ej, guck dir doch das mal an, das sieht so toll aus, melde dich da mal. Und ich hatte das auch schon auf ImmoScout gesehen, war aber noch nicht ganz so sicher. Ja und dann habe ich es mir dann mit der Isa, mit meiner Partnerin angeschaut und eigentlich war es in dem Moment schon klar, wo wir reingegangen sind oder wo ich mit meiner Vermieterin schon telefoniert habe, ja, das ist es. Also es ist echt genauso, wie ich es mir vorgestellt habe eigentlich, also ich hätte es mir nicht schöner ausmalen können. Ein wunderschönes Souterrain, sage ich jetzt mal, es ist eine EG-Fläche und dann geht es noch so ein bisschen Treppen runter. Mit alten Holzbalken, freigelegt, also überall siehst du auch so dieses alte Holz, also ist total schön. Und wer mich jetzt in Ludwigsburg mal besuchen kommt, ich hatte auch vorab meine Messestände und so immer selber mit Holzkisten gebaut, also das hat einfach perfekt gepasst, und habe jetzt nicht nur den Verkaufsraum, sondern einen kleinen Tasting-Nebenraum. Das heißt, ich kann halt auch während der Verkaufszeiten, kann ich auch Tastings machen, das ist total toll. Und, ja, meine Vermieterin wohnt über mir und die ist, ja, eine der coolsten Personen überhaupt, die feiert das total. Also, ja, habe richtig Glück gehabt.

Markus: Ja, ich kann mich auch noch erinnern, wo du mir damals die ersten Bilder geschickt hast von dem Laden, wo du gesagt hast, Mensch, den könnte ich haben, ist das spannend. Und mich hat auch diese Form, diese Freiheit, diese Offenheit und vor allem dieses Holz total fasziniert und das ist echt, ja, super schön und auch toll, dass die Vermieterin da so hinter dir steht. Trinkt die auch mal ein Bier?

Vanessa: Ja klar, aber am liebsten tatsächlich das Helle von SinghBräu, von meinem guten Freund aus …

Markus: Naja, ist ja nichts dagegen zu sagen.

Vanessa: Ja, nee, sie ist einfach so, ja, nee, ein Helles, das mag sie einfach super gern. Und dann freue ich mich immer, ja, wenn sie eben da zu den kleinen süßen Fläschchen greift. Ja, aber auch so probiert sie immer mal wieder sich durch. Und, ja, ist sehr, sehr schön im Haus bei uns.

Markus: Wunderbar. Wie lange oder wie hast du auf so die Woche, wenn jetzt jemand zu dir kommen möchte?

Vanessa: Also ich habe Dienstag bis Donnerstag von 13 bis 18 Uhr geöffnet, Freitag 13 bis 19 Uhr und Samstag 11 bis 16 Uhr, genau. Und dann sind eben noch die verschiedenen Events, die sind meistens ab 18 Uhr, sage ich jetzt mal, Testing so 18 bis 20, 21 Uhr. Dann, ich habe einen Stammtisch der besonderen Biere, der ist auch von 18 bis 21 Uhr. Das ist dann quasi eine relativ lockere Runde, da stelle ich ein Bier vor. Also ein Bier ist dann quasi mit drin, das stelle ich den Leuten vor und danach ist einfach so ein schönes Beisammensein, ja, fast so ein bisschen wie ein Barcharakter. Und dann habe ich noch meine Brauerei- Live-Musik-Events, die gehen dann von 18 bis 22 Uhr.

Markus: Boah, also wirklich immer was los, das ist ja wunderbar. Wenn man jetzt so ein Testing erleben möchte, wie kommt man da ran?

Vanessa: Also ich habe Online meine ganzen Termine immer eingestellt auf meiner Website und bin natürlich auf Instagram und Facebook auch ziemlich aktiv. Ja und wie du sagst, also ich habe jede Woche eigentlich ein Event oder fast zwei. Ich mache da schon sehr, sehr viel und sehr gerne auch was. Ja und dann kommen jetzt auch, jetzt geht es ja langsam Richtung Sommer, jetzt kommen auch die ganzen Außen-Events wieder, ja, das wird toll, wird richtig spannend. Zum Beispiel die Ludwigsburger Bierkultur, die ich zusammen mit dem Kraftpaule aus Stuttgart veranstalte.

Markus: Ja, das ist auch noch spannend, der liebe Torsten war ja auch schon Gast bei uns. Und das ist tatsächlich auch jemand, den ich praktisch mehr oder weniger von der ersten Idee zum Laden begleitet habe bis zur Realisierung. Und das freut mich umso mehr, dass grade ihr beide jetzt dann auch zusammengefunden habt und Dinge zusammen macht. Aber bevor wir vielleicht da noch weitergehen, du wolltest ja noch ein Bier aufmachen, glaube ich.

Vanessa: Ja, ich wollte noch ein Bier aufmachen.

Markus: Wenn du es denn möchtest.

Vanessa: Ja, also natürlich. Also, ich muss nur ganz kurz das Glas natürlich ausspülen.

Markus: Ja, ja, kein Problem, wir spielen ein bisschen Fahrstuhlmusik dazwischen, so, ja.

Vanessa: Juhu oder Jeopardy, dim, dim, dim.

Markus: Na, wie heißt es, das Girl aus Ipanema oder so oder? Na, egal. Das ist ja das Schlimme bei einem Podcast, da darf man ja keine Musik spielen, sonst ist das gleich sehr, sehr teuer, weil man ja so viele potenzielle Hörer*innen hat und dann ist das für die GEMA quasi nicht greifbar, deswegen lassen wir es lieber. Aber apropos Live-Musik, wir könnten mal jemand singen lassen, aber weiß ich gar nicht, wie das dann wäre. Egal, also, nun ist das Glas gereinigt.

Vanessa: Ich habe mich auch erst neulich mit der GEMA wieder auseinandergesetzt. Weil natürlich, in einem Laden spielt man Hintergrundmusik und wenn ich natürlich Live-Musik-Events da habe, ist das auch so eine Sache. Ja, also sehr, sehr spannend. Übrigens, ich habe grade nochmal nachgeschaut, weil du gefragt hattest, ich war schon in 35 Ländern.

Markus: Woah, das ist ja schon eine große Menge Planet sozusagen. Da müssen wir gleich noch weiterreden, aber hören wir uns erst mal oder, ja, doch, hören wir mal, was du zu deinem Bier zu sagen hast.

Vanessa: Genau. Also jetzt versuche ich, es auch mal wieder schön aufzumachen.

Markus: Perfekt.

Vanessa: Es strömt mir auch gleich schon wieder entgegen. Na, das hat man wahrscheinlich auch wieder nicht gehört, aber …

Markus: Doch, dieses Mal hat es ein bisschen geplätschert.

Vanessa: Oh, sehr schön, na also. Ich habe das wunderbare New Seeland Island Pale Ale von True Bräu aus München hier im Glas. Also das ist ein, sage ich jetzt mal, Hazy Pale Ale aus dem Bilderbuch, sage ich jetzt mal. Super schöne Schaumkrone, schneeweiß, ja, recht großporiger Schaum. Strahlend gelb im Glas, also so richtig schön sonnengelb. Sehr trüb, ich sehe auch meine Hand wieder nicht. Und wenn man jetzt die Nase rein hält, kommen eben gleich diese verschiedenen Hopfenaromen, diese Aromen in die Nase. Also das hat auch wieder diese leichte Weißweinaromatik mit dabei. Ich finde, bei dem Bier ist es tatsächlich auch ein bisschen kräutig, also wir haben da so schöne Bergkräuter irgendwie in der Hand so zerkleinert. Citrus, Zitrone, Orange, leicht Grapefruit. So ein bisschen Sternfrucht auch, mag ich auch sehr, sehr gern. Und jetzt nehmen wir mal den ersten Schluck. Ja, ist immer wieder ein Geschmackserlebnis. Also es ist wirklich komplett, der ganze Mund ist voll mit diesen erfrischenden Citrusaromen und dann so dieses ganz Weiche, also es umspielt so fast die Zunge hinten so ein bisschen mit diesen Trauben so, also wenn du so schöne helle Trauben isst. Kräutig, eher so ein bisschen Thymian, leicht Basilikum noch mit dabei. Ja und es ist total weich, also es ist super weich, ja.

Markus: Und ich bin schon wieder neidisch, das ist ja sehr, sehr schön. Und es erinnert mich auch ein bisschen, muss ich sagen, weil wir ja grade erst diese Biere da probiert haben aus Neuseeland. Und es ist wirklich spannend, also da habe ich zwei so Trends eben festgestellt. Einmal, das man wirklich ziemlich oft gut erkennen kann, wo diese neuseeländischen Hopfen im Spiel sind. Und das Zweite, da haben wir unseren gemeinsamen Freund den Florian Erdel, der ja ganz viel schon experimentiert mit dem Thema Biotransformation. Also was passiert, wenn man mit Hefe, Malz, Hopfen und so weiter so spielt, dass es da eben besondere Aromakombinationen gibt durch die biologischen Prozesse. Und auch das ist ein Trend, den man tatsächlich den Bieren dann anschmeckt oder wo man eben merkt, okay, wo sind Hefen verwendet worden, die diese Eigenschaften haben und die dann eben noch diese besonderen Aromen rausholen können. Und das ist wirklich ein tolles Erlebnis, das vergisst man auch nicht so schnell. das Einzige ist, dass dann natürlich logischerweise, wenn diese intensive Aromatik die eigene Wahrnehmungsgeschichte soweit verschiebt, dann sind natürlich auf der anderen Seite die Sachen, die man vorher hatte, werden ein bisschen blasser. Also das ist dann halt leider so. Aber man merkt eben wirklich, wie intensiv was geht, wenn man das wirklich, sage ich mal, perfekt wäre das falsche Wort, weil, es kommt wahrscheinlich noch ein Trend dann nach oder so, aber wenn man das zumindest soweit treibt, wie es bis jetzt noch nicht getrieben worden ist, also das ist schon toll. Und das sind dann Getränke, wie du sagst, die haben eine neue Welt, die haben eine neue Qualität. Und da verabschiedet man sich auch wirklich von dem bisherigen Gedanken Bier, sondern hat wirklich ein ganz spannendes, ja, natürlich Bier, aber halt mit viel mehr Aroma, mit anderen Aromen.

Vanessa: Ich habe das die Woche auch tatsächlich vom Fass bei mir im Laden, also ich habe ja auch immer zwei verschiedene Fassbiere angezapft. Und ich habe es tatsächlich mit Fernweh im Glas betitelt und so fühlt sich das auch an, wenn man das trinkt. Weil man einfach sofort, auch wenn man jetzt nicht wüsste, woher diese Hopfensorten kommen, merkt man, okay, das muss irgendwas sein, das jetzt nicht hier heimisch ist.

Markus: Bin ich immer noch fasziniert, sowohl von den Leuten als auch von den Bieren. Ja, also auch nochmal der Aufruf natürlich an alle, die das vielleicht noch nicht probiert haben, also besorgt es euch mal. Ihr merkt ja, es gibt sogar aus München solche Biere, also einfach da mal ein bisschen drauf achten und ein bisschen sich da drauf einlassen. Ja, wir waren jetzt noch ein bisschen beim Ausland, da würde ich dich gern noch zwei, drei Sachen fragen, bevor wir dann auch mal irgendwann zum Ende kommen müssen, aber so ist das ja in diesen BierTalks. Ja, 35 Länder, das ist ganz schön viel. Wir waren in Irland, wir waren auf Neuseeland, wir waren auf Island. Also ich muss ja sagen, das freut mich auch schon deswegen, weil ich ein totaler Insel-Freak bin und ich eigentlich am liebsten immer erst mal auf jeden Fall zu einer Insel fahre und mir dann überlege, wohin. Ja und deswegen die Frage, wo warst du denn sonst noch auf Inseln?

Vanessa: Auf Inseln, Australien.

Markus: Oh ja, das ist ja eine ziemlich große Insel.

Vanessa: Das ist eine ziemlich große Insel. Okay, warte mal. Natürlich, gut, Mallorca, die Kanaren, griechische Inseln. Gut, Irland ist ja auch eine Insel, italienische Inseln. In den Niederlanden war ich tatsächlich das erste Mal mit meiner Abschlussfahrt damals, sind wir mit einem Segeltörn von Insel zu Insel gefahren, das war eigentlich auch ganz witzig. Ja, Großbritannien natürlich. Südafrika, nee, da waren wir leider nicht auf einer Insel. Curacao war ich schon.

Markus: Woah!

Vanessa: Dann in Vietnam war ich auf einer ganz tollen Insel, die heißt Phu Quoc. Und da haben wir einen Kochkurs gemacht bei einer lieben Familie, die eine eigene Farm hatte. Und da war auch wieder so die Begegnung mit dem Bier tatsächlich. Wir sind dann an so einer Scheune vorbeigelaufen, also er hat uns die ganze Farm gezeigt, was er da für Früchte und Gemüse anbaut und war ganz toll. Und dann sind wir eben an dieser Scheune vorbeigelaufen und dann hing da so ein Bierschild, so ein Bierleuchtschild. Und dann so, ich weiß jetzt nicht mehr genau den Namen, aber lass es Phu Quoc Brewering gewesen sein und dann meinte ich so, häh, ja, braust du auch hier Bier? Und er meinte, ja, er braut jetzt hier auch Bier. Weil, es war ein deutscher Tourist hier und der meinte, hier würde gut eine Brauerei reinpassen.

Markus: Ist ja unglaublich, Wahnsinn.

Vanessa: Das ist einfach auch so eine schöne Geschichte, ja.

Markus: Und das hast du auch probiert dann, die Biere?

Vanessa: Ja. Also er hatte nur eins da, also so typisch Lager halt. Aber war gut, kann man nicht meckern auf jeden Fall.

Markus: Faszinierend. Ja, das ist ja schon mal sehr schön. Und gab es sonst noch ein Land, was vielleicht jetzt keine Insel war, was dich besonders beeindruckt hat?

Vanessa: Was mich besonders beeindruckt hat? Ja gut, habe ich ja vorhin schon hier, Großbritannien. Gut, USA war natürlich auch sehr beeindruckend. Also da dufte ich zweimal sein, einmal im Rahmen einer kleinen Rundreise durch New Mexiko, Arizona, Nevada. Also das war auch schon total spannend, da war ich 21, nee, 20 war ich und ich war total traurig, weil ich natürlich kein Bier trinken durfte.

Markus: Ach so, ja, stimmt, ja.

Vanessa: Ja. Wir waren in Las Vegas oben auf dem Stratosphere-Tower, also da konntest du dann quasi über ganz Las Vegas drüber schauen. Und da gab es eine richtig tolle Bar und ich dachte, cool, jetzt so ein Bier. Ja, ging dann halt nicht.

Markus: Boah, krass. Okay.

Vanessa: Das war auch so ein bisschen, naja. Ja, ansonsten, klar, Australien ist halt, da habe ich ja nur einen kleinen Teil sehen dürfen. Also wir waren an der Ostküste und dann noch das zweite Mal, also durfte ich auch schon zweimal sein, im Süden. Und das ist total unterschiedlich, also da muss man, glaube ich, noch zehnmal hinreisen, dass man da wirklich jede Ecke irgendwie mal anguckt.

Markus: Ja, nee, das stimmt. Und es ist überhaupt so, die Welt ist einfach doch ziemlich groß und man hat ja immer nur so Teile, die man irgendwie sehen kann. Also ich muss sagen, mir ging es am Anfang zum Beispiel so, als ich ein paarmal in Paris war, da hat man immer alles mit der U-Bahn gemacht. Das heißt, man fährt irgendwohin und steigt dann immer irgendwo aus und dann kennt man halt so die, was weiß ich, halben Kilometer rund um diese U-Bahnstation. Und dann habe ich einmal ganz bewusst gesagt, ich nehme jetzt gar keine U-Bahn, sondern ich laufe alles.

Vanessa: Ah, cool.

Markus: Und tatsächlich verbinden sich dann diese ganzen Inseln, die man so hat, erst zu einem Ganzen, dass man dann auch wirklich so einen Eindruck von dieser Stadt bekommt. Und so ähnlich habe ich es auch in London gemacht und in Berlin. Und das ist natürlich ganz schön anstrengend, aber wirklich auch total spannend. Und dann bekommt man nämlich auch ein Gefühl für die Entfernungen und man bekommt auch ein Gefühl für diese unterschiedlichen Stadtteile, die halt auch anders ticken. Also grad Berlin ist ja so ein Beispiel, da habe ich dieses touristische Ding, wo in der Mitte halt das Brandenburger Tor ist und so. Und klar, da geht jeder hin und jeder Tourist kennt das. Aber dann gibt es diese ganzen Kieze, die ja eigentlich auch lauter Großstädte sind, das darf man ja nicht vergessen.

Vanessa: Ja, sicher, voll, ja, das stimmt.

Markus: Das ist ja, also jeder Kiez über 100.000 Einwohner hat. Und diese Großstädte haben alle auch wieder ihr Zentrum und ihre Unterteilungen und da leben verschiedene Menschen. Und da gibt es natürlich auch Biere und die passen dann aber auch zu den Gegenden, wo die jeweils sind. Und dann versteht man zum Beispiel auch eher, warum eben die eine Brauerei hier ist und die andere da und das fand ich total spannend. Und, ja, wie gesagt, also die Welt ist groß und grade bei so Ländern wie USA oder Australien.

Vanessa: Du hattest neulich, ja, auch wegen dem World Beer Cup, warst du ja zuerst in New York. Und das war so spannend, was du da geschrieben hast, dass in New York 70 Brauereien ansässig sind, das finde ich so krass.

Markus: Das ist Wahnsinn, ja. Ja, aber, ehrlich gesagt, in London sind es mittlerweile immer noch 260 oder so. Also diese riesen Städte, das ist Wahnsinn.

Vanessa: Ja, schön.

Markus: Ja, selbst, in Anführungsstrichen, kleinen Nashville, wo wir jetzt waren, selbst da, also ich habe sie jetzt nicht gezählt, aber es gab echt viele Brauereien. Und ich meine, gut, es wird auch ein bisschen anders gehandhabt, da ist es halt auch einfacher, sagen wir mal, mal eben sich so seinen Braukessel irgendwo hinzustellen und die Mentalität ist halt auch ein bisschen anders. Das ist, das muss ich wirklich sagen, das hat man da gemerkt, also jetzt ohne jetzt übermäßig zu schwärmen oder wie auch immer, aber es ist einfach so, der klassische Amerikaner, sage ich jetzt mal, der hat einfach so ein Möglichkeitsdenken. Also die sagen halt, okay, ich würde gern eine Brauerei aufmachen und dann sagt der, ich mache eine Brauerei auf. Und wenn dann irgendwie dazwischen eine Schwierigkeit ist, dann wird eben das getan, was zu tun ist, um diese Schwierigkeit zu überwinden. Und meistens schaffen die das dann auch, also haben auch weniger Hürden vielleicht als bei uns. Ja, eben also. Und bei uns ist es ja oft so, dass man sich, bevor man dann irgendwas macht, man erst mal wirklich alles sammelt, was es an Hürden theoretisch geben könnte und dann wird dieser Berg natürlich immer größer und immer höher. Und dann sagt irgendwann jemand, ich steige da gar nicht hoch, weil mir das dann einfach zu viel ist und dann bleibt man halt ewig unten. Und das ist in der Tat was, was ich echt spannend finde, also man hat da wirklich so ein permanentes Aufbruchsgefühl erlebt. Wo auch ich zum Beispiel mir gedacht hätte, wenn ich jetzt da aus irgendwelchen Gründen bleiben müsste, irgendwas würde ich schon machen können, um mich da über Wasser zu halten und da integriert zu werden, um da irgendwie klarzukommen. Also wie gesagt, das ist jetzt kein jugendlicher Amerika-was-weiß-ich was-Traum, sondern das ist so, wie ich es erlebt habe, muss man wirklich sagen. Natürlich hat das alles seine Schattenseiten und Dinge, die nicht so schön sind wie bei uns, aber dieses, also diese Grundeinstellung der Menschen, auch diese Grundfreundlichkeit, muss ich sagen, die waren alle immer sehr nett, sehr sympathisch, haben sich echt bemüht.

Vanessa: Das kann ich auch nur bestätigen, ja.

Markus: Mir ist das bewusst geworden, ja, ganz kurz noch, als ich wieder gelandet bin, bin ich dann, wo sind wir denn vorbeigekommen, ah ja, dann waren wir in Frankfurt am Flughafen und bin ich raus aus dem Flughafengebäude zu meinem Bus. Und dann ist das eben, als Erstes muss man mit einem Shuttle fahren, wo man von einem Terminal zum anderen fährt. Kennt man ja vielleicht bei Flughäfen und so. Und dann war der Shuttle-Bus, in den ich rein bin, fast voll, also nicht ganz voll, aber schon ganz gut gefüllt. Und dann war da draußen offensichtlich ein junger Mann, dessen Job es war, das so ein bisschen zu steuern. Und dann kam so eine japanische Familie, irgendwie Eltern und zwei Kindern und hatten halt so einen Wagen dabei mit drei, vier Koffern drauf, also schon ein bisschen größeres Gepäck. Und dann hat dieser junge Mann wirklich nichts Besseres zu tun gehabt, als die in einem ziemlich harschen Ton anzugehen, dass sie jetzt in diesen Bus nicht mehr einsteigen können, weil in einer Viertelstunde der Nächste kommt und sie da jetzt eh nicht mehr reinpassen und das geht jetzt nicht und so weiter. Und da hat man wirklich gemerkt, eine schlechte Stimmung einfach war. Man hätte das auch anders machen können beziehungsweise wäre auch noch bei Weitem genug Platz gewesen, da mit reinzukommen. Zumal, man hätte etwas Platz machen können, die da drin waren. Und man hat auch dann wirklich das Unverständnis aus den Augen dieser japanischen Familie gesehen, was da grade abgeht. Und das ist wirklich so symptomatisch. Also nicht, dass es bei uns immer so ist, es gibt auch viele nette Deutsche, keine Frage, aber wirklich grade in diesem geschäftlichen Umfeld immer erst mal zu gucken, welche Regeln gibt es, die jemand beachten muss und worauf muss ich Leute hinweisen und so weiter, das ist schon ein bisschen deutsch, muss ich sagen.

Vanessa: Ja, definitiv, also das kann ich auch nur bestätigen. Also was ich jetzt vorhin noch sagen wollte, ich finde auch, ja, kommt ja auch so klischeehaft eben, dass in den USA alles so aufgesetzt eben ist. Aber, ich muss sagen, ich fühle mich da eben trotzdem willkommen. Also wenn jemand einfach freundlich und nett ist zu mir, ob der das in dem Moment vielleicht jetzt ernstmeint oder nicht, finde ich das trotzdem schöner, wenn ich mich willkommen fühle und freundlich behandelt, wie eben vielleicht auch so eine Geschichte, die du jetzt grad erzählt hast, ja.

Markus: Genau, das ist ja der Punkt. Genau, richtig, das, was du sagst, ne, weil das kann ja sein, vielleicht war dass das erste bewusste Erlebnis, wo diese vier Japaner einen Deutschen erlebt haben so richtig. Und das ist natürlich, sowas prägt.

Vanessa: Voll, ja.

Markus: Also insofern, das stimmt und, ja. Aber gut, ich meine, das Gute ist ja, allen Leuten, die bei dir in den Laden kommen, geht es definitiv nicht so. Die werden bestimmt freundlich und fröhlich begrüßt und dann auch gleich biermäßig auf den richtigen Pfad geführt und dann haben die auch eine schöne Zeit und ganz viel Spaß.

Vanessa: Ja, also das will ich auf jeden Fall immer vermitteln. Und ich habe auch wirklich viele, viele Menschen da, die kommen rein und sagen, ich habe gar keine Ahnung von Bier, ich brauche aber ein Geschenk für meine Liebsten oder so. Und dann sage ich halt immer, gut, dafür bin doch ich da, dann nehme ich dir das ab und dann machen wir ein schönes Geschenk. Ich packe einen schönen Geschenkkorb zusammen und dann sind die Leute total happy und, ja, haben einen schönen Tag. Und mir ist es einfach dann immer wichtig, dass die Leute rausgehen und ein Lächeln irgendwie im Gesicht haben.

Markus: Ja, liebe Hörer, jetzt habt ihr auch genau das gehört, worum es uns ging, also euch zu sagen, pass auf, fahrt mal nach Ludwigsburg, besucht die liebe Vanessa. Schaut euch im Laden um, lasst euch beraten, lasst euch verführen und geht dann natürlich vielleicht mit einem möglichst leichten Geldbeutel wieder raus und vielen Erlebnissen und spannenden Bieren und, ja, erzählt weiter. Und, ja, vielen Dank, liebe Vanessa, für deine Zeit, für diese spannenden Stunden, für deine zwei Biere, die mich schon wieder sehr neidisch gemacht haben. Und dann wünsche ich dir heute noch einen ganz, ganz schönen Tag und natürlich viel Erfolg dann wieder zurück auf dem Festival.

Vanessa: Danke schön, das wünsche ich dir auch, einen ganz, ganz tollen Abend und ich freue mich schon auf unser nächstes Wiedersehen.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 110 – Interview mit Paul Schüßler, Hobbybrauer, Blogger & Gewinner des Wettbewerbs der Home Brew Bayreuth 2023

Paul lernte schon als Stöpsel die Segnungen der Getränkeindustrie kennen, das Bier entdeckte er dann als Teenager – und ein paar Jahre später entdeckte es ihn: Denn ein geschenktes Bierbraukit verwüstete zwar Küche und Gaumen, aber dann kam der Ingenieur in Paul heraus und er stellte sich der Herausforderung, den Gerstensaft zu meistern. Als Glückspilz gewann er schließlich eine komplette BrauEule und der Bann war gebrochen. Seine spannenden Reisen kann man über Pauls Blog und YouTube-Kanal „Friedies Brauhaus“ verfolgen und sieht dort auch, wie er das Thema Hobbybrauen auf ein neues Level gehoben hat. Im BierTalk verkosten wir vier Biere aus der Braufeder von Paul und sprechen über die ganz besondere Faszination dieses Hobbys.

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder richtig im Bier, diesmal beim Brauen, beim Heimbrauen, Hobbybrauen, aber auch irgendwie beim richtigen Brauen und bei jemanden, der das auch wirklich richtig drauf hat und im Blut hat. Und da freue ich mich total drauf, dass wir uns endlich mal hier auch virtuell treffen, nachdem wir uns ja persönlich schon auf diversen Wettbewerben und Festivals gesehen haben. Ja, ich bin heute zusammen mit Paul Schüßler, besser bekannt vielleicht auch unter seinem Online-Thema Friedis Brauhaus, wo wir auch gleich noch drüber sprechen. Paul, wunderbar, dass du da bist. Hallo, erst mal.

Paul: Ja, hallo, schön, dass ich hier sein darf. Ich freue mich total, ich höre euch, dich regelmäßig und jetzt selber hier dabei zu sein, ist super.

Markus: Cool! Na, das ist ja umso besser, endlich habe ich mal meinen Hörer gefunden. Ein paar mehr sind es schon, also alles gut. Aber freut mich natürlich riesig, perfekt. Ja und normalerweise labern wir erst mal ewig rum, aber, du hast uns vier tolle Biere geschickt und ich glaube, wir sollten bei dir einfach mit einem Bier anfangen und dann anfangen zu reden, wenn du nix dagegen hast.

Paul: Das hört sich gut an, das hört sich gut an.

Markus: Wunderbar. Also du hast vier wunderbare Biere in einem Päckchen geschickt und die stehen jetzt alle vor mir, unterschiedlich breit, hoch, manche auch mit einem besonderen Gewand oben drauf. Mit welchem würdest du denn anfangen wollen?

Paul: Ich glaube, ich würde das Autum Cream Ale als erstes trinken.

Markus: Ah, sehr schön!

Paul: Das ist am gespanntesten und ist ein guter Starter.

Markus: Also es schaut schon in der Flasche bei mir ganz toll aus, also als hätte ich es so vorbereitet. Sind außen dran richtig schöne Kondenswasserperlen, die so überall sich verteilen. Wenn ich die Flasche gegen das Licht halte, schimmert es schon so richtig schön raus. Und Herbst und Cream Ale, das ist ja beides ein tolles Thema, also machen wir das mal auf, hervorragend. So! Ach ja, sehr schön! Also bei mir ist es schon so richtig cream-alig, wenn man das so sagen kann, also ein richtig schöner Schein, Schimmer in diesem Bier. Oben drauf ein richtig fester schöner Schaum, leicht getönt. Ja, die Farbe kann man kaum beschreiben, also so Sand, Orange, ein Sonnenuntergang im Herbst, das passt eigentlich dann sehr gut zu dem Bier. Wie würdest du es beschreiben?

Paul: Ja, also hast du wunderbar gesagt. Ich muss dazu sagen, ich habe das Fass quasi jetzt fast leer und habe dir eine der letzten Flaschen quasi da rausgeschickt. Das heißt, es kann sein, dass ein bisschen Hefetrübung mit dabei ist. Aber, grundsätzlich hast du das sehr schön beschrieben, genau. Also es sollte nicht so wie so ein klassisches Cream Ale, so strohgelb sein, sondern sollte so eben an den Herbst angelehnt, ein bisschen orangefarbener, sandiger sein, einfach ein bisschen, ja, ein bisschen herbstlicher.

Markus: Ja, nee, fantastisch. Und, ja, passt ja auch zum Ursprung des Cream Ales, das waren damals bestimmt auch keine strohgelben Biere, also insofern hervorragend. Und wenn man da so reinriecht, hat das auch einen ganz angenehmen Geruch. Das ist schön, das schwankt so, auf der einen Seite habe ich so schöne fruchtige Aromen. Und da habe ich so einen Apfel, einen richtig schönen frischen Apfel, den man so aufschneidet. Und dann geht das aber auch so über in so rote Beere, bis hin zu so fast Wein-, Weißweinnoten und dann kommt aber auch so ein bisschen Getreide, so das klassische Malzaroma rüber. Und sehr frisch insgesamt, einen sehr, sehr frischen spritzigen Geruch. Wenn man sowas sagen kann, ist ja auch immer schwierig, aber es macht auf jeden Fall ein bisschen Lust. Also, ja, wie siehst du es?

Paul: Ja, genau, also ich habe versucht, also ich habe jetzt mehrere Cream Ales schon gebraut, weil dieser Stil auf einmal so ein bisschen, auf einmal war er da und ich wollte dann auch gucken, wie schmeckt das. Weil, in Deutschland eins zu kriegen, ist gar nicht so leicht, ein richtiges Cream Ale, also ein Bier mit einem bestimmten Mais- oder Reisanteil. Und dann haben wir es oder ich dann selber ausprobiert. Und die Variante habe ich dann tatsächlich auch ein bisschen hopfiger gemacht. Ich habe einen amerikanischen Hopfen genommen, habe da relativ viele Hopfengaben verteilt im Brauprozess. Und dann eben auch spät raus hinten damit noch ein bisschen gestopft, sodass dann diese Aromen so ein bisschen zustande kommen. Und, ja, es sollte trotzdem, so wie du es auch sagst, trotzdem so ein frisches Bier sein, nicht ganz so schwer, aber es sollte so langsam den Herbst einläuten. Und jetzt, ja, mittlerweile haben wir ja schon den Herbst hinter uns, den Winter fast hinter uns oder, den haben wir eigentlich schon hinter uns und, ja, aber man kann es trotzdem noch trinken, finde ich, also es passt auch jetzt so in diese Frühlingstage.

Markus: Absolut. Und ich muss sagen, wir haben ja heute am Tag der Aufzeichnung so einen richtig typischen Apriltag, zumindest hier in Bamberg. Das heißt, es hat den ganzen Tag abwechselnd geregnet, ein kleines bisschen Sonne, dann hat es gestürmt, vorhin hat es gewittert, jetzt grade ist wieder blauer Himmel, aber die Hälfte vom Himmel hat schon wieder ein Wolkenband. Also das ist auch herbstlich, also insofern ist das, wenn man die Welt jetzt andersrumdrehen würde, dann wären wir jetzt praktisch ja im Herbst, also insofern ist alles gut. Ja und ich finde auch wirklich, Cream Ale ist ein total spannender Bierstil und wie du sagst, man kriegt sie kaum. Also wir haben für unsere Online-Ausbildung, haben wir für das Amerika-Modul ja auch Cream Ales gebraucht. Und am Ende vom Tag habe ich dann tatsächlich Leute gebeten, die letztes Jahr beim World Beer Cup waren in den USA und habe denen da eine Einkaufsliste gegeben, was sie alles mitbringen sollen und da waren ganz viele Cream Ales dabei, damit wir irgendwas zum Verkosten hatten, das war in der Tat schwierig. Und der Bierstil an sich ist ja toll und auch die Idee dahinter sozusagen, okay, wir machen jetzt mal so ein bisschen eine Art von, ja, so eine Mischung aus Pils und Golden Ale irgendwie. Das man sagt, man hat eine obergärige Hefe, die man kalt vergärt, hat die amerikanischen Rohstoffe noch dazu und macht dann irgendwie ein schönes Trinkbier, also passt ja eigentlich. Apropos trinken, das habe ich ganz vergessen. Prost!

Paul: Prost! Ja, also ich finde das auch sehr, sehr spannend, diesen Stil und finde ihn auch absolut, ja, flexibel in der Nutzung. Also man kennt so diese Klassischen, also wir als Hobbybrauer, wir gucken ja auch in die amerikanischen Foren rein oder wir schauen, was da so gebraut wird. Und dann kommt natürlich auch immer mal wieder ein Cream Ale, aber die sehen immer relativ gleich aus. Aber, ich finde, es funktioniert auch ein bisschen dunkleren Malzen. Ich habe hier halt auch ein bisschen Münchner Malz mit dazugegeben statt nur Pilsner und Mais und habe auch so ein bisschen einen ganz, ganz leichten Karamellanteil mit dabei, sodass es dann eben diese Farbe gibt und auch so ein bisschen vollmundiger wird. Und trotzdem drauf geachtet, dass die Hefe halt relativ viel Zucker umsetzt, sodass es dann eben diese Frische und Spritzigkeit kriegt.

Markus: Genau, also das wollte ich grad sagen, das merkt man eigentlich sehr schön, dass dieses Bier so ein bisschen auf beiden Welten reitet. Also auf der einen Seite merkt man schon das Hochvergorene, hat durchaus auch von dem Alkohol, kriegt man schon ein bisschen was mit, dadurch ist es aber auch schlank. Und auf der anderen Seite hat man dann tatsächlich eben aber auch vom Karamellmalz noch so ein bisschen leichte schöne röstige Aromen dabei. Überhaupt das Malz macht sich bemerkbar, der Körper ist schön, das Mundgefühl ist auch schön cremig. Und das ist ja das, was den Amerikanern so ein bisschen verlorengegangen ist, das man einfach über diese ganzen Adjunks, die man verwendet, einfach die ganzen schönen Malzaromen, die über den Prozess der Malzherstellung einfach in das Malz reinkommen, dass man die einfach verloren hat oder reduziert hat und die Biere dann nicht mehr so viel hergeben. Also das ist wirklich schön und ich finde auch hinten raus die Bittere sehr angenehm. Also die kommt dann und bleibt auch.

Paul: Genau, das war auch ein bisschen der Plan, dass man schon so ein, naja, nicht kantig, aber der Herbst ist ja auch so ein bisschen, wie du es jetzt beschrieben hast, wir haben ja fast schon, dieses Aprilwetter ist ja herbstlich. Aber so habe ich es mir halt auch vorgestellt und ein bisschen kantig ist es schon und so sollte eben dieses Bier sein.

Markus: Ja und auch toll, wenn du das vor einem halben Jahr schon gemacht hast, dass es sich immer noch in so einem tollen Zustand befindet. Ist ja auch nicht selbstverständlich, ne.

Paul: Ja, das ist grade bei uns Hobbybrauern natürlich so eine Geschichte, ist schwierig. Oxydation und sowas spielt da natürlich eine ganz große Rolle und auch natürlich Alterungsaromen. Aber, ja, wir geben oder ich gebe mir da größte Mühe, dass das alles klappt und das es auch lange hält.

Markus: Ja, also wunderbar! Schon mal vielen Dank für dieses Bier, das werden wir jetzt die nächsten Minuten genießen. Wir werden auch gleich noch reden, wie Leute dann mal an deine Biere kommen und so weiter. Aber, vorher müssen wir natürlich das nachholen, was wir bei jedem normalen BierTalk machen, heute aber nicht, nämlich, wir müssen natürlich dich doch ein bisschen näher kennenlernen. Und, ja, ich habe mal auf eurer Homepage, auf deiner Homepage ein bisschen rumgeschaut und dann habe ich zuerst was gelesen, wo man wiedermal sieht, dass der Kopf manchmal schneller ist als die Augen oder so ähnlich. Denn da steht ein bisschen was über dich und dann habe ich gelesen, ich bin seit meinem 12. Lebensjahr Hobbybrauer. Eigentlich stand da, ich bin seit 12 Jahren Hobbybrauer.

Paul: Ja, richtig.

Markus: Aber bei dir kommt es einem manchmal auch so vor als wärst du seid deinem 12. Lebensjahr Hobbybrauer, insofern war das vielleicht auch ein Freudscher Verdenker, wen es sowas gibt. Aber, wie war das denn bei dir, also wie bist du großgeworden, wie kamst du zum Bier und wann hast du gesagt, ich mach es lieber selber?

Paul: Also aufgewachsen bin ich tatsächlich mit Bier schon relativ früh, wenn man das so sagen kann, denn mein Vater war schon immer in der Getränkeindustrie unterwegs und da war auch die ein oder andere Brauerei immer dabei und dann später auch größere Brauereien. Das heißt, Bier war eigentlich immer da und man hat es dann schon auch immer mal probiert. Ich würde sagen, zum Bier trinken so richtig, das war dann eher so mit, ich würde sagen, 16, 17, also relativ spät, wo ich dann richtig gemerkt habe, okay, das ist so meins. Aber viel, viel später kam es dann wirklich erst dazu, dass ich gemerkt habe, okay, Bier kann noch viel mehr. Das war grade so ein Punkt, ich kann mich da an eine Craft-Beer-Messe, wenn es nicht sogar die erste Craft-Beer-Messe in Mainz war, in einer ganz, ganz kleinen Halle mit wenigen Brauern, die damals ihre Biere vorgestellt haben. Und da habe ich schon so ein bisschen gemerkt, okay, hier geht viel, viel mehr als ein Pils, ein Helles oder ein Weizen. Und ich habe dann ein, ja, Bierbrau-Kit geschenkt gekriegt zum Geburtstag von einem Kumpel, wo man dann in der Küche so ein bisschen experimentieren kann. Und viel mehr war das tatsächlich auch nicht. Also ich muss wirklich sagen, die ersten zwei Biere, die ich damit gemacht habe, die waren untrinkbar. Aber der Ehrgeiz hat mich dann eben gepackt und dann habe ich mir ein erstes Set zusammengestellt. Und wie es der Zufall dann aber so wollte, habe ich hier in einem hessischen lokalen Radiosender, vor 10 Jahren war es jetzt ziemlich genau, ein Bierbrauset oder, ja, die BrauEule, ich kann ja hier das so sagen, die BrauEule von Brumas, der ein oder andere kennt das vielleicht, gewonnen. Also ich habe das einfach als Wunsch angegeben und wurde dann tatsächlich auch gezogen. Und dann ging es relativ schnell. Also dann, die ein oder anderen Hobbybrauer kennen das, dann ist das alles ein bisschen ausgeufert in einen eigenen Braukeller irgendwann, ja und mit Blog, Instagram, YouTube und so weiter und so fort. Ja, da war die Leidenschaft dann auf einmal da, wirklich, das ging schnell.

Markus: Also quasi erst ein Opfer des Haustrunks und dann aber ein Glückskind also einer Verlosungs- oder Geschenkaktion. Das ist ja richtig cool.

Paul: Sehr schön umschrieben, ja, so war es.

Markus: Naja und wenn ich überlege, also so viele Hobbybrauer kenne ich ja jetzt gar nicht richtig gut. Also ein anderer ist der Florian Erdel, der bei uns ja im Team ist. Und da muss ich ja sagen, wenn man da in den Keller runtergeht, das ist ja, also Hobbybraukeller ist da ja schon eine sehr charmante Beschreibung. Wenn man jetzt allerdings bei dir so in die letzten Videos reinschaut und auch auf die Fotos schaut, schaut auch ähnlich aus. Also im Grunde ist das schon eine Anlage, mit der man es auch wirklich ernstmeinen könnte, wenn man denn wollte, oder?

Paul: Ja, also das ist wirklich auch so ein bisschen Hobby im Hobby geworden, also die Anlagenentwicklung, also im Hobbybereich natürlich, aber dieses Anlagenbauen, da rumschrauben, Vergorung, das effizienter machen. Und vor allen Dingen, was ich halt immer im Blick habe ist, wenn ich ein Rezept braue, was mir gefällt oder wo ich dann sage, boah, das ist genau richtig, dann möchte ich das wieder brauen können. Also das man einfach die Rezepte wiederholen kann, das ist mir recht wichtig. Und dafür ist natürlich ein bisschen Automatisierung notwendig und die, ja, ein oder andere Pumpe und die ein oder andere Steuerung, damit man das einfach wieder so hinkriegt. Und, ja, das macht mir einfach auch Spaß. Aber die Anlage, die ist selten die Gleiche, also da bastele ich ganz, ganz viel immer dran rum.

Markus: Aber ich finde, das ist was, da haben manche Hobbybrauer oder viele, vielen Craft-Brauern wirklich was voraus. Weil dieser Wille, die Dinge kontrollierbar und reproduzierbar und nachvollziehbar irgendwie zu halten, das ist ja eigentlich die wahre Kunst, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, zumindest, wenn man jetzt mal das aus einer eher deutschen Brille sieht. Und viele Craft-Brauer machen ja erst mal los und da ist kein Sud wie der andere. Und das muss jetzt nicht schlecht sein, aber es ist ein völlig anderer Ansatz, also das finde ich schon spannend. Und finde ich auch immer in der Diskussion mit Hobbybrauern sehr gut und sehr, ja, auch erhellend, wie sehr das die Leute antreibt, das man wirklich sagt, okay, ich möchte das dann auch nachvollziehen können, ich möchte es reproduzieren können, ich möchte da wirklich eine Qualität dahinter sehen.

Paul: Ja, also das kenne ich auch von vielen Hobbybrauern so und ist bei mir auch so. Also es gibt ganz, ganz unterschiedliche Hobbybrauer. Es gibt auch die, die einfach ihren Einkocher haben, mit ihrem Holzlöffel da drin rumrühren und einfach dadurch so eine Art Meditation erfahren und einfach da mal ein bisschen runterkommen, abschalten können. Aber es gibt eben auch die, die sich dann so ein bisschen da drin, ja, nicht verlieren, aber die da drin einfach aufgehen und versuchen dann Biere, die gut geklappt haben, die funktioniert haben oder auch Teilprozesse einfach nur davon, eben reproduzierbar zu machen, indem man die Anlage so ein bisschen optimiert.

Markus: Ist das vielleicht auch ein bisschen was, was so von deinem sonstigen Leben beeinflusst wird? Oder andersrum gefragt, was machst du denn so, womit beschäftigst du dich so, wenn du nicht grade Bier braust?

Paul: Nee, es ist eigentlich genau, also es ist so mein Kontrapart, den ich habe und wo ich auch ganz froh bin, dass ich das gefunden habe. Also ich sitze grundsätzlich bei der Polizei in der Verwaltung in der IT und ist relativ trocken, ist halt einfach ein Bürojob, Montag bis Freitag. Und man kann das, was man da so schafft, nicht so richtig anfassen. Und deswegen hat mich das, glaube ich, auch so begeistert, als ich so die ersten Biere gemacht habe, auch wenn die nicht so gut gelungen sind, aber trotzdem, auf einmal hatte man was, was man selber gemacht hat, in der Hand und konnte es trinken und auch mit Freunden und Familie teilen. Und das war ein ganz tolles Erlebnis und so, das hat mich halt einfach gepackt.

Markus: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und natürlich, also bei der Polizei in der Verwaltung, das ist ja auch schon so ein, zwischen zwei Welten stehen, ne. Auf der einen Seite so die bösen Jungs und die harten Geschichten und auf der anderen Seite sitzt du halt am PC und schaust dir das Ganze an, ist ja auch spannend. Und wahrscheinlich kannst du dann ja nebenbei auch immer mal so Nachhause in dein Brauhaus gucken, wie die Gärung grade steht und da so ein bisschen auch am Ball bleiben, oder? Also darfst du jetzt wahrscheinlich offiziell nicht sagen, aber du könntest, wenn du denn wolltest.

Paul: Wenn ich wollte, wäre das überhaupt kein Problem, das stimmt.

Markus: Okay, aber lassen wir das mal beiseite. Okay, also wenn man dann so reinwächst in diese ganze Hobbybrauerszene, dann kann man ja auch, wenn man möchte, das Ganze vertiefen und eben bei Wettbewerben mitmachen. Wie ist das denn bei dir losgegangen? Also ab wann hast du dir gedacht, Mensch, jetzt schaue ich mal, gebe ich mal so ein Bierchen ab und schaue mal, ob das so ankommt?

Paul: Ja, also ich habe es eingangs erwähnt, ich bin ein recht ehrgeiziger Mensch und messe mich tatsächlich auch gern mit anderen, das ist im Sport so und in vielen Bereichen. Und meine Frau sagt da auch schon immer, ich mache aus allem so ein bisschen so einen Wettbewerb. Manchmal nervt sie das auch schon, aber, ja, das macht mir einfach Spaß. Und zu gucken, was machen andere Hobbybrauer, kann ich da mithalten? Und grade am Anfang war es natürlich so, und das hört man jetzt auch immer wieder von vielen, die anfangen, man möchte einfach mal ein Feedback von Profis haben. Weil, grade am Anfang war es so, dass ich selber in der Verkostung einfach noch nicht so firm war. Also ich konnte nicht so richtig beschreiben, was stört mich an dem Bier, was finde ich richtig gut. Ich konnte einfach nur sagen, es schmeckt mir oder schmeckt mir nicht und konnte es vielleicht so leicht umschreiben, aber das war nicht das, was ich hören wollte. Und deswegen war es immer ganz schön, Wettbewerb, mitgemacht. Natürlich hat man immer mit gefiebert und gehofft, das hat aber ganz, ganz oft nicht geklappt, muss ich sagen. Aber man hat dann ein professionelles Feedback bekommen und konnte damit dann eben wieder das nächste Bier vielleicht ein bisschen besser machen oder in bestimmten Bereichen sich verbessern.

Markus: Ja, die Atmosphäre finde ich da auch immer ganz toll. Also das ist ja wirklich so, dass man da zusammen ist und mit jedem natürlich sich austauscht, Tipps bekommt, neue Tools, neue Möglichkeiten, neue Rohstoffe, neue Rezepte, wie auch immer da bekommt. Und natürlich auch dieses Miteinander sich dann auch freuen, wenn dann irgendjemand gewinnt und eben also wenig, sagen wir mal, so Konkurrenz in dem Sinne, dass man sich das dann irgendwie neidet, sondern es ist wirklich eine tolle Community. Und das geht ja dann wirklich über Altersgrenzen hinweg, über die Geschlechter sowieso und auch über Nationalitäten. Also das finde ich wirklich eine ganz spannende Gemeinschaft, die am so im Hobbybrauen eigentlich hat.

Paul: Absolut, ja.

Markus: Ja. Bist du da eher so lokal verwurzelt oder bist du da eher so deutschlandweit unterwegs oder hast du auch schon internationale Hobbybrauer getroffen?

Paul: Alles so ein bisschen, alles gemischt. Also muss ich auch sagen, die Community ist einfach super. Ich bin eben auch bei Instagram unterwegs und da zum Teil ja auch dann mit englischen Texten. Oder man kommt eben auch einfach mit anderen Hobbybrauern, die jetzt nicht aus Deutschland kommen, sondern aus Skandinavien, aus den USA, aus Südamerika. Überall auf der Welt schreibt man sich und sagt, hast du mal das Rezept für mich oder welche Hefe hast du benutzt, wie hast du das gemacht? Oder grade so Equipment, ist ja auch so ein bisschen mein Steckenpferd, da wird man auch viel gefragt. Und das ist das Schöne am Hobbybrauen, so wie du das gesagt hast, man hält es nicht zurück, das Wissen, sondern man gibt es weiter und man teilt es mit den anderen. Also das ist so, wenn ich jetzt ein gutes Bier gemacht habe, dann teile ich das Rezept. Und wenn ich einen Wettbewerb damit gewonnen habe, dann die Meisten, also natürlich nicht alle, aber die Meisten teilen dann ganz, ohne irgendwie Probleme, das Rezept mit den anderen. Geben noch Tipps oder sagen so ein paar Infos dazu, was sie sich dabei gedacht haben und genauso bei den ganzen Equipment-Sachen. Und das ist das Schöne untereinander und man gönnt es sich dann natürlich auch, es ist einfach eine richtig schöne Gemeinschaft. Und ich habe auch wirklich viele, mit denen ich regelmäßig schreibe, die eben nicht aus Deutschland sind, sondern eher so grade viel Skandinavier, die auch sehr, sehr gern hobbybrauen.

Markus: Das stimmt, ja, da ist es auch ganz weit verbreitet. Und ich denke wirklich, es ist halt auch so, wenn du jetzt dein Gewinnerrezept zum Beispiel hast und gibst das irgendjemanden weiter, ist ja die Wahrscheinlichkeit trotzdem relativ klein, selbst wenn der das minutiös nachverfolgt, der hat eine andere Anlage, der hat vielleicht trotzdem leicht andere Rohstoffe, andere Chargen, macht die Zeiten vielleicht ein bisschen anders. Also es wird ziemlich sicher nicht dasselbe Bier am Ende dabei rauskommen. Also ich glaube, da ist man trotzdem schon ein bisschen geschützt davor, dass man komplett kopierbar ist oder?

Paul: Ja, das auf jeden Fall. Und das geht einem ja selber so, dann hat man doch mal irgendwie den Hopfen vielleicht nicht da, nutzt einen anderen dann einfach oder Kleinigkeiten, die dann auch entscheiden. Die großen kommerziellen Brauer, die wissen das, die machen das ja jeden Tag und versuchen ja auch, ihre Biere eben zu reproduzieren. Aber das gelingt uns Hobbybrauern nicht und schon gar nicht, wenn wir die Rezepte teilen. Aber, was eben funktioniert, du siehst, wie hat jemand anderes das gemacht, was hat er sich so ein bisschen dabei gedacht. Man kann sich so ein bisschen die Idee hinter dem Bier gut vorstellen und das dann vielleicht für sich so ein bisschen umsetzen. Das mache ich ganz gern, also ich gucke gern andere Rezepte an. Ich braue die eigentlich nie nach, aber ich nehme da so Ideen raus, wenn ich so sehe, okay, aha, der hat das Malz kombiniert damit oder er hat die Hefe mal eingesetzt. Komisch, aber vielleicht sollte man es mal probieren. Das sind so die Gedanken, die ich dann habe auch dabei.

Markus: Apropos Gedanken, die du hast, also Erstens müssen wir dann wieder ein weiteres Bier angehen …

Paul: Sehr gerne.

Markus: … aber vielleicht vorher auch noch, du hast ja grade erwähnt, du hast eine Frau. Das ist ja für den klassischen Hobbybrauer mit so einer Anlage, wie du sie hast und der Intensität, mit der man das Hobby betreibt, gar nicht so einfach. Ist die dabei, trinkt sie auch Bier?

Paul: Ja, also Gott sei Dank, die trinkt sehr gerne Bier und die mag auch die extrem hopfigen Sachen. Also so ein IPA, Double IPA, das kann manchmal gar nicht bitter genug sein und hopfig genug, das ist so ihr Ding. Und die unterstützt mich tatsächlich von Anfang an. Und man muss ja auch sagen, ich habe ja nicht nur das Hobbybrauen, sondern eben auch noch den Blog und die Videos. Und diese ganze Kanäle, das kostet auch alles Zeit und macht mir halt natürlich mega viel Spaß, aber ich versuche, das alles unter einen Hut zu kriegen, Familie. Ich habe ja oder wir haben auch noch zwei Kinder, die wollen natürlich auch bespaßt werden und die wollen natürlich auch Zeit mit dem Papa haben und das funktioniert bislang alles gut. Aber, ja, ich lege halt selten die Füße hoch und ruhe mich aus, sondern wenn ich dann mal ein bisschen Freizeit habe, dann geht es eigentlich in den Braukeller.

Markus: Ja und irgendwie müsst ihr ja die Zeit überbrücken, bis die Kinder dann im trinkfähigen Alter sind, also insofern, so, sagen wir mal so. Okay, ja, naja, gut, ich habe jetzt ganz viele Sachen im Kopf, aber die darf ich, glaube ich, in meinem Podcast nicht sagen. So, wir haben ja noch drei wunderbare Biere. Eines, habe ich jetzt grade schon so ein bisschen dran gedacht, als du gesagt hast, okay, man will so Rezepte klonen oder so, aber da werden wir sicherlich eher erst gegen Ende dazukommen, wahrscheinlich. Und dann haben wir noch zwei andere da stehen. Ich würde ja wahrscheinlich eher das BRLO zuerst verkosten oder würdest du es lieber andersrum machen?

Paul: Ja, also ich hätte jetzt auch gesagt, du kannst es dir aussuchen, weil, wir sind, ich denke, so auf einer Ebene, was die Aromen angeht. Wir können gerne das von BRLO trinken.

Markus: Ja, weil, das war ja auch ein Bier, wo du dann bei einem Wettbewerb erfolgreich warst oder?

Paul: Genau. Das war 2021 bei Störtebeker, da habe ich mit meinem Peanut Butter Brown Ale den Kreativwettbewerb gewonnen, d darf man ja immer ausschenken. Beim Störtebeker gibt es Deutsche Hobbybrauer Meisterschaft und da gibt es die Möglichkeit, dass die Hobbybrauer ausschenken dürfen und die Hobbybrauer, die eben das Bier trinken. Und die Besucher, die da sind, die können dann eben für ihr Lieblingsbier abstimmen und da hat dieses Bier gewonnen. Und als ersten Preis durfte ich das dann 2022, Anfang 2022, also hat schon ein bisschen Zeit auf dem Buckel, durfte ich das dann bei BRLO in Berlin einbrauen. Und, ja, ist sehr cool geworden, das Bier, wollte ich dir auf jeden Fall mitgeben.

Markus: Ja, also da bin ich schon mal ganz gespannt. Und wenn man da liest, was hinten draufsteht, das lese ich einfach mal vor, da steht, Freue dich auf einen flüssigen Schokoriegel mit einer ordentlichen Portion Erdnuss, sowie der leichten Süße von Ahornsirup und Vanille. Also das ist schon mal ordentlich. Da würde man jetzt in einer faustrischen Tradition fragen, wie hältst du es mit dem Reinheitsgebot?

Paul: Ja, das hast du ja jetzt quasi vorgelesen, wie ich es damit halte. Also ich bin ganz froh, dass wir Hobbybrauer uns da nicht dran halten müssen. Ich mache gern klassische Biere, aber überwiegend probiere ich auch sehr viel aus. Und das ist so ein Bier, das habe ich über Jahre entwickelt und immer wieder gebraut, weil ich nicht immer ganz zufrieden war. Es sind halt sehr, sehr viele Zutaten auch drin, dass muss man auch dazu sagen. Und, ja, irgendwann war es dann soweit und ich habe gedacht, okay, ich nehme das, glaube ich, mal mit zu Störtebeker und schenke das dort aus. Und das war dann die, ich glaube, 5. Version dieses Bieres und, ja, damit habe ich dann da oben gewonnen.

Markus: Na gut, dann würde ich mal sagen, ab ins Glas.

Paul: Jawohl.

Markus: Ja, wunderbar, also da macht es seinem Namen schon alle Ehre, also es heißt ja Brown Ale und es ist ein Brown Ale, also sehr schön. Bei mir, würde ich sagen, Kastanienfarben. Es hat einen ganz leichten Schimmer, leuchtet mich richtig an. Ich habe oben wieder so einen leicht getönten weißen Schaum oder beigefarbenen Schaum, der auch sehr stabil ist. Und die Farbe ist wieder wirklich sehr attraktiv. Und wenn man reinriecht, dann ist schon tatsächlich jede Menge Aroma da. Nussig und dann kommt tatsächlich über so haselnussige Aromen, walnussige Aromen, kommt man dann langsam in die Erdnuss und die ist dann auch präsent. Und dann kommt auch so ein bisschen was wie so honigmäßig. Das kommt dann wahrscheinlich auch vom Ahornsirup. Ja, ein bisschen holzige Noten vielleicht auch und dann natürlich so toastig, Brotrinde und so ein Hauch rote Beeren, würde ich auch wieder sagen. Das finde ich auch schön. Ja, also auch so diese holzige Aromen gehen dann so über in so Karamell, vanillige Aromen. Und dann hat man vielleicht ganz am Ende noch so ein bisschen Feige oder so, also auch irgendeine schöne exotische Frucht. Also finde ich vom Geruch her schon mal richtig toll, zumal es ja jetzt schon über ein Jahr alt ist oder?

Paul: Ja, also es müsste jetzt, genau, gebraut haben wir es, glaube ich, im März 2022, ja.

Markus: Boah, also dafür Wahnsinn! Wie hast du das Aroma so für dich?

Paul: Ja, absolut, also du hast es natürlich noch ein bisschen komplexer beschrieben als ich das hingekriegt hätte, aber gehe ich absolut mit. Das Bier ist einen Ticken anders geworden als das Original, wie ich es gebraut hatte. Aber das ist natürlich bei den ganzen Zutaten und man hat ja dann wirklich auch nur einen Versuch, das quasi nachzubrauen, ist das natürlich klar. Aber ich finde, die Grundidee ist absolut da. Und das Schöne ist, mein oberstes Credo für das Bier war, dass ich die ganzen Aromen da haben möchte, aber es soll trotzdem trinkbar sein. Also ich möchte nicht sagen, dass ich davon nur ein Glas trinken kann oder ein halbes, sondern ich wollte davon auch so zwei, drei Flaschen trinken können und das war so ein bisschen das Ziel.

Markus: Also da war ich jetzt am Anfang etwas skeptisch, als ich das so in der Hand hatte, aber jetzt, wo ich dann auch schon probiert habe, kann ich das 100-prozentig unterschreiben. Also es ist ganz spannend, es geht los, ich muss nochmal, ja, es geht los mit dieser süßen Note. Und das ist auch tatsächlich richtig süß, also hat man tatsächlich auch fast eine Zuckernote fast.

Paul: Es ist auch Laktose drin, kann man dazu sagen.

Markus: Ah, okay, ja dann, okay, ja, das hat man dann. Dann schwächt sich das ein bisschen ab und das Nussige beginnt. Und es beginnt wieder so über eine Walnuss in eine Haselnuss und wenn man dann ein bisschen länger, dann wird es zur Erdnuss. Und dann kommt auch, es steht ja Peanut Butter drauf und das heißt, die Peanut Butter ist ja normalerweise auch noch gesalzen und interessanter Weise kommt dann auch so eine leichte Salznote. Oder vielleicht habe ich es ja auch nur so im Kopf, aber ich glaube, es ist auch Salz drin oder?

Paul: Es ist auch Salz drin, genau. Also es ist neben Hopfen, Malz, Hefe und Wasser, Ahornsirup, Vanille, Salz und eben diese Erdnuss, also Erdnussaroma mit rein. Und so hat man dann eben wirklich so, ja, also das sind alles so verbindende Elemente. Die Grundidee war, ich liebe Erdnuss und ich wollte Erdnuss irgendwie mal im Bier haben. Und ich habe dass das ein oder andere Mal schon trinken dürfen, meistens waren das dann aber so schwere Imperial Stouts, so mit 10 Umdrehungen, fast schon dickflüssig ins Glas geflossen. Und das war lecker und das roch gut, aber das war mir einfach zu viel. Und ich hatte ein relativ trinkbares oder gut trinkbares Brown-Ale-Rezept und habe gedacht, vielleicht würde das funktionieren, auch wenn der Körper das vielleicht nicht ganz hergibt, so viele Aromen zu tragen. Und dann habe ich ein bisschen herumexperimentiert und habe dann eben versucht, diese Erdnussbutter hinzukriegen, indem ich Erdnussaroma benutzt habe. Viele werden jetzt sagen, ja, da hat er die rote Linie überschritten. Aber, wie gesagt, da mache ich mir nicht ganz so den Kopf, wenn ich so eine Idee habe, dann versuche ich das umzusetzen. Habe aber auch in den ersten beiden Versuchen für das Bier tatsächlich auch Erdnüsse verwendet und so weiter, aber der Öl- beziehungsweise Fettgehalt von den Nüssen macht den Schaum kaputt und es ist sehr, sehr schwierig, da ein ansehnliches Bier zu kriegen. Und dann bin ich irgendwann bei so einem Aroma gelandet und habe das dann eben kombiniert und habe dann gemerkt, okay, Vanille ist eigentlich ganz schön, wenn man das so in Richtung Schokoriegel haben möchte. Vanille ist ja oft in Schokolade auch drin und man assoziiert das so ein bisschen damit, dass es dann so ein bisschen süß, schokoladig wird auch dadurch. Und was relativ spät dazugekommen ist, ist dann das verbindende Element Ahornsirup und diese Kernigkeit, die das mitbringt und gleichzeitig diese, ja, du hast es als Honig beschrieben, das trifft es vielleicht auch ganz gut, also diese leichte Süße. Aber der Zucker wird eben komplett umgesetzt von der Hefe wiederum, und das war so das verbindende Element, was mir lange gefehlt hat bei dem Bier. Und dann habe ich es irgendwann gehabt und dann kam einfach noch eine Prise Salz obendrauf und dann war es irgendwann fertig.

Markus: Ja, faszinierend. Also manche mögen sich vielleicht erinnern an die Diskussion, die vor einiger Zeit mal im Internet war über das Zimtschneckenbier.

Paul: Ja, ich kenne es auch, ja.

Markus: Da können wir auch noch drüber sprechen. Aber, egal, also ich meine …

Paul: Deswegen habe ich die rote Linie jetzt auch so erwähnt, genau.

Markus: Ja, ja, aber das, ich meine, klar, aber letztens Ende, ich meine, solange immer draufsteht, was drin ist und dann kann jeder entscheiden, ob er das will oder nicht …

Paul: Genau, ja.

Markus: … also insofern. Und das andere, was nicht gut ist, wenn jemand Aromen verwendet und es nicht drauf schreibt. Aber ansonsten ist es klar und das finde ich auch wunderbar. Was ich sehr spannend finde ist, dass das Mundgefühl so cremig ist. Also das gibt dem Bier total viel, weil dann eben im Mund richtig was passiert. Und das unterstützt dann natürlich nochmal diesen Eindruck von Erdnuss und das man da wirklich was kaut und vom Schokoriegel. Und das geht da vielleicht tatsächlich in so einen typischen, keine Ahnung, ich bin leider nicht so firm, was es an kommerziellen Schokoriegeln mit Erdnuss gibt, aber sowas jedenfalls hat man da wirklich so ein bisschen im Mund. Also nicht, weil ich keine Marken nennen will, mir fällt jetzt einfach keine ein, aber ich weiß, ich hatte schon welche. Aber hast du da für das Mundgefühl dir auch was überlegt, um da diese Cremigkeit rein zubekommen?

Paul: Ja. Also ich habe dass das erste Mal gebraut und habe dann gemerkt, okay, das könnte was werden, aber das Brown Ale alleine, das trägt diese Aromen nicht so richtig. Also man braucht ein bisschen Vollmundigkeit, damit sich das alles so ein bisschen entfalten kann. Und da habe ich mir dann überlegt, dass ich einfach mit Laktose ein bisschen nachhelfe und so ist das dann entstanden. Also ich habe dann quasi das Brown Ale gebraut, habe dann beim Kochen am Ende noch ein bisschen Laktose hinzugegeben. Laktose kann durch die Hefe nicht umgesetzt werden beziehungsweise dieser Milchzucker und bleibt dann eben auch im fertigen Bier und das bringt halt diese Cremigkeit rein. Und das kann man relativ gut steuern, indem man es einfach so ein bisschen ausprobiert, was vielleicht zu viel ist oder was zu wenig ist.

Markus: Und das Weizen hilft wahrscheinlich auch ein bisschen, ne, dass das noch mit dabei ist?

Paul: Ja, natürlich. Also da habe ich natürlich auch ein bisschen gespielt mit den Malzen. Klassischen Weizenmalz in einem Brown Ale, das habe ich natürlich sonst nicht drin, aber da habe ich natürlich auch ein bisschen was mit reingepackt, einfach um diese Vollmundigkeit und dieses Mundgefühl ein bisschen zu verstärken.

Markus: Und was hat der Micha Lembke dann von BRLO gesagt, als du zum ersten Mal dahingegangen bist und gesagt hast, pass auf, ich habe hier meine Erdnussbutter und ich habe hier was weiß ich was alles, wie hat der geschaut?

Paul: Naja, es war auf jeden Fall witzig, weil, er war bei der Verkündigung tatsächlich vor Ort bei Störtebeker. Und du hast vorhin ja den Flo Erdel erwähnt, der ist damals Zweiter geworden mit einem, wie sollte es auch anders sein, mit einem Sauerbier. Ich weiß nicht mehr genau, was das war, ich glaube, es war sogar fassgereift. Und der Michael Lembke hat dann gesagt, ich weiß jetzt gar nicht, ob ich froh sein soll, das du Erster geworden bist und der Flo Zweiter oder andersrum. Er war schon so ein bisschen geschockt, wie wir das jetzt brauen können. Aber wir haben uns dann, ja, zusammentelefoniert, ganz, ganz viele Emails geschrieben und haben dann versucht, das Rezept eben hoch zu skalieren. Ich habe halt relativ viel im Kaltbereich, im Keg vorgelegt, dazugegeben, da war das relativ einfach auch zu dosieren. Das konnten wir eben bei BRLO nicht so einfach machen mit den Tanks und so weiter, deswegen haben wir fast alles in den Heißbereich gegeben. Und da mussten wir natürlich dann ein bisschen überlegen, wie wir das machen. Und gleichzeitig kam dann eben auch die Geschichte mit dem Reinheitsgebot dazu, da brauchten wir dann eben die Sondergenehmigung dafür. Und da ist der Frau dann aufgefallen, also die Frau vom Amt, ich weiß gar nicht, was es ist in Berlin, Peanut Butter Brown Ale draufsteht, aber gar keine Erdnussbutter drin ist. Heißt, wir mussten dann das ursprüngliche Rezept tatsächlich auch noch ein bisschen anpassen und haben dann dieses, in dem Bier hier, P2B heißt das, glaube ich oder PB2, ich weiß es gar nicht, also dieses Peanut Butter Pouder, was die Amis sehr gern nutzen, um sich ihre Erdnussbutter dann selber anzurühren. Das ist so ein Pulver und davon haben wir dann noch ein bisschen was dazugegeben und dann war die Frau vom Amt auch zufrieden, dass Erdnussbutter drin ist, weil Erdnussbutter draufsteht und dann konnten wir das Bier brauen.

Markus: Wahnsinn. Also das ist natürlich immer eine spannende Diskussion, wenn man dann mit den Ämtern jeweils zu tun hat. Und ich muss sagen, ich habe da auch schon mal eine Schulung gemacht, ich glaube, sogar exakt für dieses Amt da in Berlin und Brandenburg, was dafür zuständig ist. Und das war schon erstaunlich, weil ich denen tatsächlich überhaupt erst mal zum Beispiel Berliner Weisse mitgebracht habe. Die sitzen ja in Berlin, aber das war für die tatsächlich Neuland, das so ein Bier eben auch sein kann. Und dann haben wir eben auch diverse amerikanische und belgische und was weiß ich was alles für Biere verkostet, weil es für die überhaupt erst mal wichtig war zu erfassen, was kann denn überhaupt alles ein Bier sein. Und das fand ich ganz interessant, also das so eine Behörde auch mal sagt, wir wollen das kennenlernen, wir wollen da eine Schulung machen, damit wir dann in Zukunft auch besser damit umgehen können. Also immerhin ist es ja durch die Prüfung gekommen, das ist ja dann schon mal was. Nochmal gefragt, wie ist das denn, wenn du da auf so einem Wettbewerb bist und die Verkündung naht? Also wie ist es dir so gegangen in dem Moment bei Störtebeker?

Paul: Bei Störtebeker, ja, also ich fieber da natürlich immer mit, also da bin ich ganz ehrlich. Ich habe schon relativ viele Wettbewerbe mitgemacht, habe immer mit gefiebert und habe aber auch bei ganz vielen eben nichts gewonnen. Also ich glaube, selbst die Hobbybrauer und man sieht es ja auch ganz oft bei den Wettbewerben, selbst ein relativ neuer Hobbybrauer gewinnt auch mal irgend so einen großen Wettbewerb, weil er einfach ein richtiges Ding landet. Und man fiebert einfach mit und hofft natürlich, das sein Bier irgendwie was geworden ist. Weil, man gibt ja sein Bier auch ab und ist vielleicht nicht 100 Prozent davon überzeugt, also man selber ist ja immer der kritischste Betrachter des Bieres, also das geht mir jedenfalls so, aber man gibt das natürlich ab, weil man denkt, ja, das ist schon gut, das kann man schon zu so einem Wettbewerb geben und so ein bisschen Feedback wäre schön. Und dann hofft man natürlich trotzdem, dass es am Ende klappt. Ich wusste bei Störtebeker aber, das ich wirklich relativ viele Chips in dieser Dose drin habe, also da ging fast nix mehr rein. Also ich wusste schon, dass das relativ viel geworden ist, weil das Bier auch einfach sich rumgesprochen hatte. Es hieß dann, ja, da gibt es ein Snickers-Bier, ein Keksbier, ein Erdnussbier und dann kamen relativ viele und wollten das eben probieren. Das ging ganz, ganz schnell und das Fass hat auch nicht gereicht für die ganze Session.

Markus: Okay. Und dann ist dann praktisch so die Verkündung und man merkt, man ist dann nicht der Dritte und nicht der Zweite und was geht dann so in einem vor?

Paul: Ja, also einerseits denkt man dann so, ah, hm, schade, dass man eben nicht diesen Platz abgeräumt hat. Aber dann ist natürlich dieses kleine Quäntchen Hoffnung drin, dass man denkt, okay, vielleicht ist es ja doch der erste Platz und, ja, da war es dann so. Und wenn dann aber der Name eben fällt oder wenn der Name dann gesagt wird, kann man es meistens eigentlich nicht so richtig fassen.

Markus: Ja, also faszinierend. Ich kann jetzt einfach mal nahtlos überleiten, was ja dann uns mehr oder weniger auch zum nächsten Bier führen wird wahrscheinlich. Wir haben uns ja vor Kurzem in Bayreuth gesehen und da war ja auch ein Wettbewerb wieder auf der Tagesordnung, zusammen mit der HOME BREW. Und da war es ja nicht der Publikumspreis, den du am Ende des Tages abgeräumt hast, sondern überhaupt der Preis, also die gesamte Geschichte. Da konntest du also vorher nicht wissen, wie viele Münzen du sozusagen im Köcher hattest. Und das war auch wirklich spannend. Ich war ja da in der Jury, bin ich ja schon lange mit Michael zusammen praktisch so ein bisschen Jury-Chef. Und wir hatten 150 oder sowas, Einreichungen. Das ist natürlich bei einem Bierstil tatsächlich für die Jury auch eine echte Herausforderung. Und das war auch ein ganz schöner Prozess, bis wir da am Ende dann auch die Gewinner hatten. Also für uns war es auch echt Arbeit und am Ende auch, waren wir sehr froh, dass wir dann auch einen würdigen Sieger sozusagen gekürt haben. Aber wie war das denn da? Also weil, ich meine, da hattest du ja überhaupt gar keine Vorahnung, dass du da jetzt am Ende oben stehen wirst.

Paul: Nee, also d war es tatsächlich so, also man muss dazu sagen, für die Hobbybrauer sind diese Wettbewerbe, wo die Biere quasi eingereicht werden vorher, das ist so die Königsdisziplin. Also da denkt man am wenigstens, dass man da was abräumt, weil Erstens ganz, ganz viele mitmachen und man weiß ja auch, wenn man da ist, wer da so um einen drum rum steht, was da für gute Hobbybrauer dabei sind oder sehr gute Hobbybrauer dabei sind. Also da denkt man meistens dann, das haut nicht so richtig hin. Aber der Micha macht das ja immer ganz, ganz spannend und zählt dann die besten 10 noch vorher auf, bevor er dann sagt, wer gewonnen hat. Und ich war, ich weiß gar nicht, ich glaube, das war das American Pale Ale, das haben die schon mal gesucht, da war ich auch schon mal in den Top-10. Und war dann aber nicht unter den Top-3 und dann habe ich gesagt, ah. Und mein erster Gedanke war, als er mich vorgelesen hat tatsächlich, ah, wieder Top-10 und es reicht wieder nicht, also obwohl noch gar nicht feststand, wer das Ding gewonnen hat. Also man geht wirklich nicht davon aus, es ist wirklich ganz oft so, also man denkt so, ach, da machen so viele mit, da sind so gute Biere dabei. Und man kennt natürlich auch den ein oder anderen, der dann in er Top-10 ist und hat das Bier vielleicht schon getrunken im Vorhinein und denkt so, boah, das war aber auch wirklich richtig gut, verdient da drin. Aber, ja, es war dann wirklich sehr, sehr witzig, denn ich stand mit dem Heiko Müller zusammen, den ich sehr, sehr kenne und der ist Zweiter geworden und der hatte ja auch schon mal gewonnen bei Maisels. Das war wirklich, wir standen da so nebeneinander, Arm in Arm, wussten, dass wir in den Top-10 sind und haben mit gefiebert. Das war ein ganz, ganz toller Moment gewesen.

Markus: Ja, absolut, also es war auch eine Wahnsinns Stimmung. Also um das mal so ein bisschen zu beschreiben, da ist dann dieser Raum, der Brausaal und da sind also bestimmt 6-, 700 Leute oder sowas drin, mindestens, also wenn nicht sogar mehr, ich weiß es gar nicht genau, also gestopft voll jedenfalls. Und das ist dann natürlich mehrheitlich die Hobbybrauer, natürlich alle, die selber eingereicht haben. Dann sind ja an dem Tag auch überall Stände, wo ausgeschenkt wird und bis kurz vor der Verkündigung ist ja auch noch Ausschank. Und dann kommen noch alle möglichen Leute von außen mit dazu und natürlich die ganzen Offiziellen und wer alles und dann füllt sich das. Und dann ist es wirklich, die Stimmung kocht, die Luft ist zum schneiden und alle sind da total begeistert und dann wird eben schon ab der Verkündung der Top-10, wird schon mit gefiebert. Und dieses Mal hat der Michael ja fast ein bisschen gemein, da war ja ein Mädel dabei und das  hat er ein bisschen schwierig angekündigt, sodass die sich, glaube ich, wirklich berechtigt Hoffnungen gemacht hat, irgendwas zu gewinnen. Und das war dann fast ein bisschen schade, als er sie dann so verbal raus gekegelt hat. Aber nichtsdestotrotz, es hat sich einfach weitergetragen und geschaukelt und am Ende hat der Raum wirklich im Grunde die drei Plätze durchgefeiert und gejubelt und das Ganze getragen. Und am Ende war das eine große Glückseligkeit und eine Vorfreude vielleicht auch auf das letztendliche Produkt, da sind wir ja auch alle gespannt. Und, ja, um das vielleicht noch zu lüften, der Bierstil, um den es ging, war auch für den Micha natürlich eine gewisse Herausforderung. Also wir sprechen da von Michale König, der ja bei Maisel eben als Biersommelier tätig ist und den Wettbewerb auch so ein bisschen kuratiert. Und der hatte sich ein Hobby Dunkel überlegt, also wie man eben ein dunkles Bier mit Hopfen, mit so einen gewissen Twist gibt. Und ich muss jetzt mal sagen als schlechtester Hobbybrauer der Welt, der ich ja nun mal wahrscheinlich bin, da habe ich mir vorher Gedanken gemacht in meiner Rolle als Beerjudge, wie würde ich mir denn so ein Hobby Dunkel vorstellen. Und meine Idee war ja, na gut, dann macht man halt mehr oder weniger ein klassisches Dunkel, schön schokoladig, röstig, aromatisch und dann gibt man dazu irgend so einen klassischen Aromahopfen, keine Ahnung, Mandarina Bavaria, irgend sowas, mit ein bisschen vielleicht Cascade oder so, macht dann da eine fruchtige Note rein und dann ist es am Ende irgendwie wie eine Frucht, die da in Schoko gehüllt ist und dann ist das gut, so habe ich mir das vorgestellt. Und ich muss dann ja wirklich sagen, als wir dann diese ganzen Biere verkostet haben, hat dieser Idee, die ich hatte, eigentlich gar keins entsprochen, die waren alle völlig anders, also nicht schlecht, aber völlig anders. Und das hat mich wirklich gewundert, dass keiner, in Anführungsstrichen, auf so eine banale Idee gekommen ist wie ich, sondern sich das anders gedacht hat. Aber wie kommt denn sowas bei einem Hobbybrauer an, wenn du so eine Ausschreibung hast, fängst du dann eher an, dir möglichst komplexe Gedanken zu machen oder hast du vielleicht schon Biere, die du mal gemacht hast, die in so eine Richtung gehen, die du noch ein bisschen abänderst oder wie läuft das dann so ab dem Moment, wo ich weiß, für den Wettbewerb mache ich jetzt ein Hoppy Dunkel zum Beispiel?

Paul: Dieser Bierstil, muss ich ganz ehrlich sagen, der hat mich richtig gereizt, weil das wirklich eine Herausforderung ist. Zum Ersten, Münchner Dunkel ist ein sehr, sehr schwieriger Bierstil und ein untergäriger Bierstil. Und gleichzeitig dann dort, wo eigentlich die Malzigkeit dominieren sollte, aber eine Hopfennote reinzubringen, die vielleicht nicht dominiert, aber auf jeden Fall mithalten kann, das war so eine richtige Herausforderung und da hatte ich richtig Lust drauf. Und bei mir ist es eher so, dass die erste Rezeptidee ganz, ganz oft sehr, sehr, wie soll ich sagen, sehr, sehr komplex ist. Also ich habe da ganz, ganz viele Ideen, ich schreibe die erst mal auf. Ich habe hier so ein Tool, da schreibe ich das alles rein. Da fallen mir vielleicht Hopfen ein, die ich schon mal benutzt habe. Ich hatte auch schon zweimal Münchner Dunkel gebraut, also ich hatte so ein Grundrezept quasi. Und dann streiche ich relativ viel wieder raus und versuche mich so ein bisschen auf das Wichtige zu konzentrieren in dem Rezept. Und überlege mir dann aber auch gleichzeitig oder danach dann, wie man diese Idee, ja, wie man das vereinen kann, wie man das gut umsetzen kann. Und da habe ich mir bei dem Bier, das habe ich auch zweimal gebraut, muss ich auch dazu sagen. Mit dem Ersten war ich nicht so zufrieden, ich habe dann noch an ein paar Stellschrauben, ja, ein paar Schrauben gedreht und habe dann eben die zweite Variante in die Flasche gebracht. Und mit der war ich auch nicht 100-prozentig zufrieden, muss ich ganz ehrlich zugeben, aber habe mich natürlich dann mega gefreut, als das geklappt hat. Und konnte es dann nach dem Sieg, als ich dann wieder hier Zuhause war, auch ganz, ganz anders trinken, das muss man echt sagen.

Markus: Hm, dann nimm uns doch mal ein bisschen mit auf die Reise. Also wie war dann dein erstes hochkomplexes Rezept oder deine erste Idee, was wolltest du da alles machen und was ist dann am Ende dabei rausgekommen?

Paul: Ja, also was ganz, ganz viel oder wo ich es immer so ein bisschen übertreibe am Anfang, das sind eben die Malze. Also wir haben ja so viele Malze zur Verfügung, die auch relativ einfach zu bestellen sind und vielleicht hat man auch ganz, ganz viele davon Zuhause und da ist mir relativ viel eingefallen. Und dann habe ich aber nochmal auch geguckt, was denn alles so erlaubt ist laut diesem Wettbewerb und da war man ja schon ein bisschen eingeschränkt auf Gerstenmalze. Aber ich hatte ganz, ganz viele Karamellmalze drin und Röstmalze und habe das dann aber so ein bisschen rausgenommen. Und war dann aber mit dem ersten Versuche, den ich dann auch wirklich gebraut habe, da habe ich es vielleicht auch ein bisschen zu weit runter gebrochen, der hatte mir ein bisschen zu wenig Körper für ein Dunkel und auch tatsächlich zu wenig Hopfenaroma. Also beides zu wenig, das war so wirklich so ein bisschen so ganz, ganz ernüchternd, weil ich gedacht habe, okay, also genau das wollte ich eigentlich nicht, schade. Und dann habe ich das aber so geplant gehabt, dass ich nochmal einen zweiten Sud machen kann und habe dann eben, ja, ein paar Stellschrauben gedreht, wo ich dann einfach gesagt habe, okay, alles klar, also das muss auf jeden Fall rein, das kann man auf jeden Fall ausprobieren. Und ein bisschen gepokert habe ich auch, muss ich auch ganz ehrlich sagen.

Markus: Mit der Röstgerste?

Paul: Ja, zum Beispiel. Also ein klassisches Münchner Dunkel wird ja oder ganz, ganz viele Puristen sagen, dass muss man mit Dekoktion brauen, also mit Zubrühen und so weiter. Will ich mit meiner Anlage aber auch nicht machen, hatte ich auch nicht riesen Lust drauf. Das ist immer eine riesen große Sauerei, also das ist nicht so meins. Viele Hobbybrauer kennen den Trick, Melanoidinmalz, ein bisschen was davon rein und dann kommt schon von alleine so ein bisschen so eine Brotigkeit, so eine Kernigkeit. Hatte ich beim ersten Versuch auch drin, hat mir nicht gereicht. Ich habe mich dann aber dran erinnert, dass ich bei manchen dunklen Bieren gerne, für mich auf jeden Fall, ein relativ unbekanntes Karamellmalz gegeben habe und das war Carabohemian, das ist von Weyermann. Und dieses Malz, das bringt exakt das, was man braucht, also es bringt so nussige, brotige Aromen ins Bier. Und ich habe das dann mit dem Melanoidin kombiniert, mit Münchner 2, also von der Farbe her einfach dieses Münchner 2 als Basis quasi und dann eben davon ein bisschen. Und dann einfach, um die Farbe einzustellen, ich weiß nicht, ob es den Geschmack auch zuträglich war, habe ich dann tatsächlich auch noch Röstgerste hinzugegeben.

Markus: Ja, also da müssen wir das jetzt unbedingt mal probieren. Ich hoffe, es ist in dieser Flasche drin, wo Hoppy Dunkel drauf steht. Schon, oder?

Paul: Ja, ja, genau.

Markus: Ja, okay.

Paul: Das ist das, ja, ja.

Markus: Wunderbar.

Paul: Ich musste es ja benennen, und es gibt ja schon von Maisels das Hoppy Hell oder gab, muss ich jetzt mittlerweile, glaube ich, sagen. Und da habe ich gedacht, okay, dann ist das jetzt das Hoppy Dunkel, schauen wir mal.

Markus: Wunderbar, also, machen wir es auf. Ein Siegerbier mit dem Sieger zusammen verkosten, das ist natürlich was ganz besonders Schönes. So, na, dann lass uns doch mal dieses Bierchen uns ein bisschen näher anschauen. Also anschauen ist ja relativ, weil es tatsächlich ja wirklich so rüberkommt wie ein klassisches Münchner Dunkel. Also im Glas ist es jetzt, würde ich mal sagen, ganz unschuldig, also schöne satte braune Farbe, da gehen wir in so ein dunkelbraun, nussbraun, haselnussbraun vielleicht so ein bisschen. Der Schaum hat auch eine schöne, richtig dunkle Färbung. Also das ist wirklich so, als würde ich jetzt da in München irgendwo in einem Brauhaus sitzen und mir ein klassisches Dunkel geben lassen. Aber wenn man dann die Nase reinsteckt, dann ist das irgendwie ganz anders. Also würde man da jetzt die Augen zumachen, dann ist es irgendwie so eine Mischung aus einem klassischen britischen IPA und vielleicht natürlich dann noch irgend so Aromahopfen nochmal obendrauf gelegt. Also es ist spannend, weil es wirklich so ein bisschen beides hat. Und so ganz am Ende des Einatmens, da hat man dann trotzdem auch ein bisschen so malzige, brotige Aromen, die dann rüberkommen. Aber erst mal ist es echt fruchtig, hopfig, Grapefruit, rote Beeren, Limetten so ein bisschen, also ganz viele verschiedene Aromen, auch ein bisschen so florale Geschichten. Also sehr spannend, muss ich sagen. Und ich muss sagen, ich habe es jetzt ganz unvorsichtiger Weise aus Versehen auch schon probiert und das finde ich nochmal spannender, weil es tatsächlich wirklich diese beiden Köpfe dieses Bieres zeigt. Und jetzt weiß ich auch wieder, natürlich war ich ja beim Finale dabei in der Jury und wir haben die dann alle verkostet und du erinnerst dich ja am Ende kaum mehr.

Paul: Das glaube ich, ja.

Markus: Also wenn man dann so 150 Biere am Tag verkostet hat und dann nochmal die besten 10, dann ist ja irgendwann, ist ja mal gut. Und dann hast du einfach danach nicht mehr die Erinnerung, wie das ein oder andere Bier dann genau so war. Und jetzt habe ich aber die Erinnerung, ist wieder voll da, weil, mir geht es jetzt genauso, wie es mir da am Jurytisch auch ging. Du fängst eben an, es ist erst mal ein hopfenbetontes Bier, du hast diese Fruchtigkeit. Und dann auf der Zunge beginnt sich das so ein bisschen umzudrehen und diese Fruchtige, Hopfige geht langsam aber sicher nach hinten so, geht eher in die roten Beeren und geht dann über in diese röstigen, süßen, schokoladigen, nussigen Aromen von dem Dunkel. Und dann am Ende mischt sich sogar eine leichte Röstbittere, eben die Hopfenbittere mit rein und am Ende hat man tatsächlich wirklich so, als wären das jetzt wirklich zwei Biere, die man getrunken hat, anstatt eins. Und das ist schon echt spannend und wirklich gut hinbekommen, also Chapeau nochmal!

Paul: Danke.

Markus: Toll, auch wieder ein schönes Mundgefühl. Aber jetzt weiß ich auch wieder, warum es auch völlig zu Recht gewonnen hat. Also das ist dir wirklich toll gelungen, Wahnsinn!

Paul: Vielen, vielen Dank. Ja, also jetzt, wie gesagt, ich kann das jetzt auch ganz anders trinken als vor dem Wettbewerb. Bin wirklich immer noch so ein bisschen, ja, erstaunt, dass es geklappt hat, ich konnte es gar nicht fassen. Und wenn man jetzt das Bier so trinkt, das ist das natürlich was ganz, ganz Tolles und man kann das mit ganz anderen Gefühlen nochmal trinken. Aber ich freue mich auch, dass es eben so, ja, ausgewogen, ausbalanciert ist zwischen diesen zwei Welten, also diesen malzigen Körper, nussig, brotig, kernig, so dieses leicht röstige, schokoladige vom Münchner Dunkel und dann trotzdem die Hopfenaromen, die aber eben nicht zu schwer sind oder nicht zu dominant sind in dem Bier.

Markus: Ja und ich glaube, es ist auch gar nicht so einfach, da die richtigen Hopfen zu finden oder? Also welche, die jetzt nicht zu extrem sind, zu bitter sind oder zu sehr in diese Zitrusaromatik gehen, das ist sicherlich nicht so einfach oder, wie hast du da so die Komposition gemacht?

Paul: Ja, also ich hatte relativ schnell als ersten Gedanken den Simcoe, also für die Aromagabe Simcoe-Hopfen im Kopf gehabt. Ein Klassiker für die, die solche Biere immer mal brauen, hopfige Biere, also Simcoe kann man eigentlich immer verwenden, gibt es schon auch lang. Und der bringt eben genau diese, für mich, finde ich immer, so ein bisschen leichte Harzigkeit, aber im Vordergrund so diese roten Beeren, rote Johannisbeer, ein bisschen Grapefruit und das bringt der so richtig schön rein. Den hatte ich im Whirlpool gegeben bei der ersten Variante und es war mir aber zu wenig. Und dann habe ich eben geschaut, okay, was passt vielleicht noch zum Simcoe dazu? Was kann man vielleicht noch nach der Gärung geben als Stopfhopfen, um das so ein bisschen, ja, noch ein bisschen zu intensivieren, vielleicht ein bisschen komplexer im Hopfenaroma zu werden? Und da habe ich dann den Talus gefunden beziehungsweise den hatte ich auch schon verwendet. Das ist ein relativ neuer Hopfen, eine neue Züchtung. Ich habe denn dann als Cryo-Variante hinzugegeben und das war, ja, das funktioniert einfach. Der bringt eben auch diese roten Beeren so ein bisschen rein, dieses Zitrische, Grapefruit-artige und unterstützt dann einfach den Simcoe da nochmal so ein bisschen. Wer so ein bisschen interessiert ist, welche Hopfen so gut zusammenpassen, es gibt von Yakima Chief da eine schöne Übersicht. Und die haben aufgestellt, welche Hopfen eher gegen Ende, also wenn man auf Aroma bezogen jetzt ist, welche Hopfen man eher gegen Ende des Brauprozesses beim Kochen dann gibt oder im Whirlpool und welche Hopfen man eher, ja, im Kaltbereich dann zum Stopfen gibt. Und dann auch nochmal quasi, welche Hopfen sich gegenseitig so ein bisschen ergänzen, um eine Komplexität zu schaffen. Und da habe ich mich so ein bisschen durchgelesen, eingelesen und habe eben für mich dann diese Kombination Simcoe-Talus gefunden. Habe aber auch den Hallertauer mittelfrüh als ganz, ganz klassischen Hopfen, weil ich den immer im Münchner Dunkel oder ganz, ganz oft in solchen klassischen untergärigen Biere benutze, auch kurz vor Kochende benutzt. Das war mir auch irgendwie so wichtig so als, ja, wie soll man das sagen, so als Anlehnung an das Original oder an so einen Klassiker.

Markus: Eine kleine Hommage an …

Paul: Ja, genau, das trifft es, glaube ich, ja, stimmt.

Markus: Sehr schön, nee, also wirklich, hast du toll hinbekommen. Und ich bin schon mal sehr gespannt, was der Markus Briemie mit dir zusammen da draus am Ende zaubern wird. Weil, für den ist es ja immer nochmal ein Thema, dass er das dann übersetzt auf seine große Anlage und auf all das, was dann halt bei Maisel so wichtig ist auch noch rund um ein Bier, dass es am Ende eben auch kommerziell irgendwie funktioniert. Aber da bin ich mir sicher und da freue ich mich schon drauf. Ich kriege ja dann immer zugeschickt, wenn sie rauskommen, da freue ich mich schon sehr auf diese drei Fläschchen und da werden wir dann vielleicht nochmal miteinander sprechen und das Ergebnis nochmal …

Paul: Ja, sehr gerne.

Markus: … verkosten sozusagen, genau. Da vielleicht noch eine Frage, weil das BRLO-Ding ja schon ein bisschen länger rum ist. Wie ist das denn kommerziell gelaufen, ist das angekommen bei den Leuten?

Paul: Ja, also der Name hat halt die Leute neugierig gemacht, das war, glaube ich, auch so ein bisschen die Intention. Also ich hatte es damals Scandale, im Sinne von Skandal und Ale, ja, betitelt. Aber das war dann auch so eine marktrechtliche beziehungsweise den Namen gab es, glaube ich, schon irgendwie auf dem Markt so ähnlich. Und dann hat BRLO gesagt, schreiben wir einfach drauf, was da drin ist. Und ich glaube, das war auch so dieser Marketingstreich, dann zu sagen, okay, so kriege ich die Leute. Grade wenn das auch, das wurde auch ausgeschenkt am Gleisdreieck in Berlin im BRLO Brew House, da konnte man das auch trinken. Und wenn da natürlich Peanut Butter Brown Ale steht, dann sind die Leute natürlich schon mal, die so ein bisschen vielleicht sich ausprobieren wollen oder mal was Neues trinken wollen, die werden dann schon hellhörig und sagen, okay, das probiere ich mal aus. Ging sehr gut weg, war relativ schnell, glaube ich, auch ausverkauft, grade vom Fass, das hat sehr gut gepasst. Also das hat mich sehr gefreut.

Markus: Ja und man muss auch sagen, also für alle die, die es vielleicht noch nicht kennen, also ihr müsst unbedingt, wenn ihr in Berlin seit, da mal vorbeischauen, das Gleisdreick, überhaupt ein sehr geschichtsträchtiger und interessanter Ort. Und dort gibt es eben eine Stelle, an der schon seit, was weiß ich, gefühlt 10 Jahren oder sowas, eigentlich ein Haus gebaut werden soll, aber irgendwie werden sich die Leute, die das bauen wollen, nicht so ganz einig, ob und wie sie das jetzt machen wollen. Und solange haben sie eine Interimsnutzung dieses Grundstücks praktisch genehmigt. Und die Interimsnutzung war dann eben für BRLO, die Idee, okay, dann bauen wir da eine Brauerei und die bauen wir halt aus Containern, also so, dass wir sie quasi mehr oder weniger von einem Tag zum anderen auch wieder abbauen können. Und so ist das dann eben so ein kleines, sage ich mal, Brauerei-Container-Dörfchen. Mittlerweile hat sich das dann auch so ein bisschen eingelebt, weil ja so wie man das von Berlin kennt, die Dinge halt dann doch ein bisschen dauern. Und jetzt gibt es auch diesen wunderschönen Biergarten, wo dann Hopfenranken überall sind. Also im Sommer gibt es wenig schönere Orte in Berlin, wenn man jetzt mal so eher auf der innovativen Seite Biere genießen will, dann ist das auf jeden Fall ein toller Ort. Und da kann ich mir total gut vorstellen, da passt das Bier natürlich wie Arsch auf Eimer, würde ich jetzt mal so sagen, weil Leute da eben abgeholt werden also und das passt ja dann auch sehr gut zur Location, zum Essen. Da gibt es ja auch ein ganz spezielles Food-Konzept, was es jetzt nicht so alltäglich überall gibt. Und insofern, also das ist toll und ich glaube, da kannst du auch schon, ja, stolz ist vielleicht das falsche Wort, finde ich immer ein schwieriges Wort, aber froh sein, da mal entsprechend präsent gewesen zu sein mit einem deinen Rezepten. Das ist ja immer schön, wenn so ein Baby dann auch mal richtig funktioniert und Leute das gut finden. Und, ja, also sehr coole Sache. Und das wird mit dem Maisel-Bier bestimmt nicht anders werden, da freue ich mich schon drauf. Aber sind wir so ein bisschen natürlich auch schon in unserem letzten Thema, in Anführungsstrichen, was ja vielleicht sogar dein größtest ist, nämlich, was du eben so mit deinem Blog, mit deinen Videos treibst unter dem Stichwort Friedis Brauhaus. Das klingt ja so ein bisschen unschuldig, dahinter steckt aber ja eigentlich eine Nummer, die sich schon eben ein bisschen mehr mit dem Thema Bier beschäftigt als eben so das klassische Brauhaus. Also wie kamst du denn überhaupt auf diesen Namen?

Paul: Friedi war bei uns zu Schulzeiten, ja, so ein geflügeltes Wort oder so ein Spitzname. Also wir haben uns gegenseitig zum Teil einfach Friedi genannt, das war einfach, wie auch immer das entstanden ist. Aber das war einfach dann auch bis, ja, jetzt mittlerweile nicht mehr ganz so, aber das hat sich relativ lang gehalten. Und als es an die Namensfindung ging, weil natürlich dann alle sagen wollten, ja, wie heißt denn das jetzt, irgendeinen Namen muss man dem ja geben und da habe ich gedacht, warum nicht Friedi oder Friedis. Weil, die Intention war dann so ein bisschen, das war so der Freundeskreis und für mich ist Bier auch so eine Geselligkeit, unter Freunden ein Bierchen trinken, gibt eigentlich fast nix Schöneres. Und dann habe ich gedacht, das ist eigentlich eine coole Idee, Friedis Brauhaus. Ja und dann hat sich das auch seit 10, 11 Jahren nicht mehr geändert, also dabei ist es dann geblieben.

Markus: Obwohl es mittlerweile ein bisschen die Unschuld verloren hat, also zumindest, was jetzt so das Equipment angeht. Also Brauhaus, denke ich mir, naja gut, d stehen dann irgendwie zwei Kessel rum und dann ist da halt einer, der rührt so ein bisschen und vertieft sich dann so, macht halt so sein Zeugs. Aber wenn man allein deine Videos schon anschaut, das geht ja schon sehr professionell zur Sache, wo du dich eben mit Themen wie Hefe-Banking auseinandersetzt oder halt verschiedenste Gerätschaften dann ausprobierst, wie man die Parameter messen kann und so weiter und so fort. Halt wirklich schon sehr professionelles Zeugs sozusagen, was du da auch verwenden kannst, das ist schon sehr spannend. Und das scheint auch die Leute sehr zu interessieren, du hast ja mittlerweile über 2.000 Follower schon allein auf dem YouTube-Kanal. Das ist ja schon richtig viel. Gibt es da Interaktionen, schreiben Leute dir da auch?

Paul: Ja, also täglich habe ich eigentlich. Ich versuche immer, allen Leuten zu antworten auf den Kanälen, Mail, Instagram, YouTube, ich schaffe das aber natürlich nicht immer. Aber, ja, es ist tatsächlich so, dass mich das auch immer so ein bisschen überwältigt, wenn ich jetzt irgendwo was hochlade oder so, dass dann wirklich viele Rückfragen kommen oder auch natürlich, dass die Leute sagen, cooles Video oder schöner Post, schöne Bilder, wie auch immer. Das ist auch immer ganz, ganz toll, ganz, ganz viele Interaktionen. Und da sieht man einfach, diese Community, die ist so richtig wissbegierig, also die suchen nach, ja, nach irgendwelchen Kanälen, wo sie sich noch mehr anlesen können. Und wenn man sich das dann natürlich dann noch angucken kann, so geht es mir selber auch, dann ist das natürlich immer nochmal ein bisschen schöner zu verdeutlichen, wie manche Sachen funktionieren und nehmen vielleicht auch so ein bisschen die Angst, bestimmte Sachen zu machen. Also grad so Brauwasser ist zum Beispiel sowas, da habe ich auch zwei Videos zu gemacht, da hat der ein oder andere Hobbybrauer immer Angst. Im Chemieunterricht habe ich jetzt auch nicht wirklich aufgepasst, aber mit so ein paar Basics kriegt man das hin. Und wenn man das dann eben zeigt, dann kann man die Leute so ein bisschen mehr abholen und die versuchen es dann auch selber. Und das ist dann immer richtig cool, wenn man grade solche Rückmeldungen kriegt, hier, ich habe dein Mischbett von Entsalzer nachgebaut oder wie auch immer, ich stelle jetzt mein Brauwasser ein, du hast mir da so ein bisschen die Angst genommen, das ist immer ganz, ganz toll.

Markus: Ja und ich glaube, das erreichst du halt durch diese sehr charmante Art, einerseits so ein bisschen eine Chronologie, deine Entwicklung mit den ganzen Themen zu verknüpfen. Also man kann dir da auf zwei Wegen folgen, also entweder, man verfolgt einfach so deine Entwicklung oder man verfolgt diese konkreten Themen, aber man kriegt immer beides mit. Und das finde ich eigentlich sehr schön und macht das Ganze auch sehr sympathisch. Auf der anderen Seite bedeutet es aber auch, das weiß ich ja selber auch, da steckt ja viel dahinter. Also die Beiträge zu schreiben, vernünftige Fotos zu machen, die ordentlich zu bearbeiten, dass dann auf die Website zu stellen. Dann Videos machen, nochmal ein ganz anderes Thema. Das muss ja ganz anders geplant sein, auch von der Aufnahme und dann das ganze Thema, scharfstellen, was weiß ich, bis am Ende zur Bearbeitung, schneiden, Tonspur, was weiß ich, also das ist ja wirklich ein riesen Ding. Konntest du das vorher schon, hast du das so währenddessen dir so beigebracht oder wie machst du das?

Paul: Also das macht mir einfach auch sehr, sehr viel Spaß, muss ich sagen, grade das Videoschneiden. Das ist so ein, ja, Hobby. So viele Hobbys kann man gar nicht haben, aber das macht mir schon viel Spaß und ich konnte das eben damit verknüpfen. Ich konnte das tatsächlich nicht, also ich habe mir das so ein bisschen selber beigebracht. Und ich werde auch oft gefragt, welches Equipment ich nutze? Und ich bin da relativ einfach unterwegs, also ich mache meine Videos mit meinem IPhone, muss man echt so sagen. Ich habe da jetzt keine große Kamera oder irgendwas, sondern ich mache das mit meinem IPhone und schneide am iPad. Habe noch ein externes Mikrofon, eine Softbox für Licht, damit es ein bisschen ordentlich aussieht und den Rest mache ich dann quasi mit Apps, die zur Verfügung stehen und, ja, arbeite mich da immer weiter ein, versuche mir das so ein bisschen selber beizubringen. Gucke selber YouTube-Videos, wie man das am besten macht, das ist ja auch ganz witzig und, ja, dann kommen eben diese Sachen bei raus.

Markus: Ja, nee, also kann ich voll nachvollziehen und ich finde das auch echt interessant. Also mir blutet ja so ein bisschen das Herz, muss ich sagen, weil ich komme ja eigentlich so aus der fotografischen Ecke und kurz vor der Pandemie habe dann nochmal investiert und mir noch so ein ganz neues Equipment mit 100 Megapixel gekauft, um wirklich die letzten paar Dinge noch aus Fotos rauszuholen, grad auch für unsere Bücher und so. Und ich muss sagen, ich habe immer Video gescheut wie der Teufel das Weihwasser, weil ich mir immer gesagt habe also entweder kannst du ein stehendes Bild oder du kannst ein bewegtes Bild, aber man kann eigentlich selten beides und habe das nie gemacht. Und dann über diese Pandemiegeschichte, war das dann ja zwingend erst mal notwendig, sich überhaupt mit diesem Thema Online, Webcam, also ich hatte nicht mal eine Webcam vorher, wo ich sonst jeden technologischen Scheiß immer hatte, aber eine Webcam hat mich nie interessiert. Also musste ich mir dann erst mal über eBay Webcams kaufen, dann so mit Maske verhüllt, Übergabe noch im März 2020, wo ja jeder gedacht hat, die Welt geht unter, das war ja eine völlig andere Zeit. Und sich da dann eben rein arbeiten und dann eben mit den ersten Online-Themen, dann konnte man die aufnehmen und dann konnte man diese aufgenommenen Sachen dann eben Online stellen beziehungsweise Leuten zur Verfügung stellen. Und dann musste ich mich da rein arbeiten, es blieb ja gar nichts anderes übrig. Und am Ende des Tages, jetzt mittlerweile machen wir ja auch unseren Video-Kurs und da habe ich mich dann jetzt eben doch in dieses Thema Video bearbeiten, Video schneiden und auch machen, irgendwie rein gearbeitet. Und mittlerweile, muss ich sagen, okay, es hat schon seine Berechtigung, es ist allerdings echt hart. Also für mich auch war es echt ein Lernprozess, umzudenken eben von einem Foto zu einem Video. Also ich weiß auch nicht, ob ich da wirklich gut bin, aber es funktioniert zumindest, sagen wir mal so. Aber ich finde es eben schon erstaunlich, um auf den eigentlichen Punkt zurückzukommen, ich habe da eine Kamera, die kostet mit Objektiv zusammen vielleicht 20.000 Euro, aber für unsere Videos nehme ich einfach ein Handy. Und zwar ganz banal deswegen, also letzten Endes kannst du mit beiden 4K-Videos machen oder theoretisch sogar 8K, wenn du willst, das sind ja Unmengen an Daten, die du da produzierst. Aber, bei der Kamera brauchst du immer jemand, der auf die Parameter achtet, der auf die Schärfe achtet und so weiter, das heißt, du brauchst immer einen zweiten Mann oder Frau. Und der oder die muss dann auch fit sein, muss deine Gedanken mitgehen, muss das alles mitgehen. Oder du nimmst halt so ein modernes Handy mit KI und komischerweise denkt das von selber ziemlich gut mit. Das heißt, wenn du irgendwelche anderen Sachen machst, stellt es richtig scharf, verfolgt die Gesichter, ist da alles easy. Und wie gesagt, am Ende des Tages ist es kaum mehr zu unterscheiden, ob du jetzt das Ganze eben mit dem Handy gedreht hast oder mit einer hochwertigen Spiegelreflex. Also natürlich, es ist ja kein Kinofilm, den man da macht, da ist es dann nochmal anders. Aber so für diesen Zweck, und das finde ich also fast schon etwas bedrückend, dass du am Ende, wie gesagt, die teure Kamera liegt jetzt mehr oder weniger seit ein, zwei Jahren in der Schublade sozusagen, wird nur noch ab und zu rausgeholt, wenn ich eben mal wirklich ein Foto machen will, das ich eben für solche Zwecke brauche und ansonsten ist die Handy-Technologie völlig ausreichend. Ich habe mittlerweile ein Handy, das macht ein 200-Megapixel-Foto, das ist unglaublich. Also natürlich ist das nicht dieselbe Qualität, aber unterm Strich, für das, was man am Bildschirm braucht, für normale Bedürfnisse völlig ausreichend und, ja und man kann tolle Sachen machen. Und ich kann nur sagen, also ich finde sowohl deine Teaser-Bilder echt sensationell, weil sie echt Lust machen, weil man da Dinge entdeckt, das Spaß macht, in diesen Fotos auch was zu entdecken. Und auch die Überschriften sind so, dass sie neugierig machen, dass man sich überlegt, was meint er denn jetzt da wieder damit?

Paul: So soll es sein.

Markus: Ja, so soll es sein, aber das sind ja alles Dinge, die sind nicht selbstverständlich. Und das ist was, was ich echt toll finde und wo ich dir auch nochmal gratulieren kann, auch für die Videos eben, das ist wirklich, es macht Spaß, das anzuschauen. Und man kann das auch anschauen, wenn man gar nicht unbedingt sagt, man will jetzt das Bier nachbrauen, sondern es macht einfach Lust, das zu sehen und zu gucken, wie du dich der Sache so näherst, also schon eine schöne Geschichte. Also auch hier nochmal an die Hörer, wir werden es natürlich in den Shownotes auch verlinken, aber grundsätzlich, also Friedis Brauhaus ist sicherlich eine der topp Quellen für Infos rund um dieses wunderbare Thema Hobbybrauen. Und da sind wir jetzt ja fast schon …

Paul: Das geht ja runter wie Öl.

Markus: Ja, aber ist so. Also ich kann ja zum Beispiel, also ich plaudere jetzt einfach mal aus dem Nähkästchen, aber es ist halt so, wir haben ja auch für den Online-Kurs ein Video gemacht mit dem Flo Erdel zusammen zum Thema Brauen. Und haben uns da überlegt, naja gut, wir könnten es so machen, wie wir es halt in unserem Live-Kurs oder auch im Live-Online-Kurs gemacht haben, dass wir halt mehr oder weniger sehr rudimentär Bier gebraut haben. Also einfach einen Wassertopf genommen haben und Malz, das Malz geschrotet, da rein. So ein bisschen halt eine ganz banale Rezeptur nachvollzogen, damit die Leute halt mal die Verzuckerung sehen und so weiter halt. Und dann haben wir gesagt, nee, eigentlich, das ist was, das geht einfach und das kriegen sie so auch mit und das kann man anschauen. Wir wollen eher zeigen, wie das eben ist, wenn man sich als Hobbybrauer intensiver damit beschäftigt. Und wenn man jetzt eben versucht, die Dinge raus zu kitzeln, und wie du es am Anfang schon geschildert hast, auch zu dokumentieren und eben überall die Stellschrauben kennenzulernen und mit denen auch zu spielen und haben dann eben auch die verschiedenen Rohstoffe vorgestellt und dazu auch Versuche gemacht. Und da war es dann ganz oft, dass der Flo einfach gesagt hat, pass auf, da gibt es ein tolles Video von Friedis Brauhaus. Und dann haben wir das natürlich auch verlinkt in den Unterlagen zum Beispiel und habe ich mir dann auch angeschaut. Und das ist dann wirklich, glaube ich, also, ja, also wenn das dann auch so weiterverbreitet und empfohlen wird, dann es hat es ja auch eine gewisse Qualität. Und, ich muss auch sagen, also ich lerne jedes Mal ein bisschen was dazu und das ist ja das Schöne bei der ganzen Geschichte, man wird ja nicht dümmer. Mit jedem Gespräch mit einem Hobbybrauer, mit jedem Bier, das man trinkt, mit jedem, wo man sich damit beschäftigt, ist wieder irgendein kleiner Erkenntnisgewinn oder eine Freude oder irgendwas, wo man sich danach denkt, Mensch, die Zeit war es absolut wert. Und das, ja, ist es eben da auch, also, ja, gut. So, jetzt haben wir hier, und da steht ja bei dir, also ich glaube, ich hoffe, ich habe das jetzt richtig, da gibt es bei dir einen Blog-Eintrag, da steht, der Versuch ein Klon-Rezepts zum Vestvleteren 12. Ist dass das, was ich hier in den Händen halte?

Paul: Das ist das, was du in den Händen hältst, mit dem kleinen Verschreiber auf dem Etikett, den ich dann auch nicht mehr korrigiert habe, nachdem ich einige Falsche etikettiert hatte, also da fehlt das x vor den zwei Einsen quasi. Aber, das ist genau das, was du in den Händen hältst. Ich habe mich mehrere Wochen mal mindestens, wenn nicht Monate, mit dem Vestvleteren-12-Bier beschäftigt, nachdem ich das endlich mal irgendwie in die Hände bekommen hatte und natürlich auch mit dem, ja, mit diesem Reiz, den das Bier umgibt dadurch, dass es eben, ja, das beste Bier der Welt mehrmals geworden ist, wollte ich natürlich dann irgendwann auch. Weil ich auch belgisches Bier sehr gerne mag, muss man auch sagen, grade so auch die dunklen schweren Biere. Und das, glaube ich, ist bei dir auch so und deswegen habe ich das auch mit reingepackt. Das hat mich einfach gereizt zu sagen, okay, vielleicht kann man das ja irgendwie nachbrauen, auch wenn es dann nicht so viele Quellen gibt. Und da habe ich mich intensiv durch viele, viele Quellen gelesen und habe dazu auch, wie du sagst, einen Blog-Beitrag geschrieben, wenn das interessiert und habe da auch, ja, einfach erzählt, was ich mir so ein bisschen selber erarbeitet habe oder selber eine Brücke geschlagen habe in einem Rezept, wenn was gefehlt hat oder eben, wo ich das her hatte und wie sicher diese Quelle ist.

Markus: Ja und das ist total spannend nachzuvollziehen. Also es liest sich fast so ein bisschen wie ein Krimi, dieser Blog-Beitrag, weil man da wirklich merkt, okay, da fängt jemand am Anfang an sozusagen, seziert den Tatort und guckt, also sagen wir, das Wasser in dem Fall, was ist da so los. Und baut dann so Stück für Stück dieses Bier zusammen, bis es dann am Ende da rauskommt, wo man es sich dann eben vorgestellt hat. Inklusive der original Hefe, du hast sogar die Hefe aus so einer Flasche rausgezogen.

Paul: Genau. Also es gibt ja dieses klassische hobbybrauer.de-Forum und da hatte ich gelesen, dass es jemand geschafft hat, die Hefe bei einer Flasche wieder zu reaktivieren. Und dann habe ich gedacht, okay, also im Rahmen dieses Projektes habe ich gedacht, okay, das versuche ich auch mal und habe versucht, an ein paar Flaschen ranzukommen. Und es klappt nicht, für die Hobbybrauer, die das probieren wollen, es klappt nicht bei jeder Flasche, aber es hat ein paar Versuche gebraucht und dann hatte ich ein bisschen Gäraktivität in meinem Versuch. Und dann habe ich diese Hefe eben immer weiter hochpropagiert und wieder aufgepäppelt.

Markus: Ja und das ist spannend, da gibt es auch ein Foto davon, wie man das sieht, wie die Hefe bei dir eben tatsächlich wieder anfängt zu leben. Und, ja, also jetzt bin ich mal gespannt. Alleine schon die Flasche ist natürlich schön, du hast oben so ein Wachssiegel drüber sozusagen. Das heißt, man muss erst mal sich da durchkämpfen, bis man zu diesem schönen Bierchen kommt. Ich mache das jetzt mal. So, jetzt sind wir schon drin und machen mal auf. Hah! Also ich muss ja dazu sagen, ich habe tatsächlich vor gar nicht allzu langer Zeit das letzte Vestvleteren 12 getrunken.

Paul: Also bei mir ist es schon ein bisher her.

Markus: Denn, also ich hoffe mal, ich plauder jetzt nicht zu viel aus dem Nähkästchen, aber als ich eben bei Maisels war, habe ich ja auch einen Workshop gehalten vorher, so einen Beerjudge-Kurs am Donnerstag und dann war am Freitag eben der Wettbewerb und am Samstag die Messe mit entsprechender Verkündigung dann von den Gewinnern und so weiter, also die HOME BREW. Und die hatten für ihr Liebesbier einiges an Vestvleteren Bieren eingekauft, als sie damals das Liebesbier aufgemacht haben und konnten aber aufgrund verschiedener Umstände nicht alles davon verkaufen. Und dann habe ich schon vor einiger Zeit dem Michael König gesagt, pass auf, also was ihr noch übrig habt, das nehme ich euch gerne ab. Und dann hat er mir kurz, also am Donnerstag, glaube ich, kurz bevor ich losgefahren bin, noch mal kurz geschrieben, ja, das Bier wäre jetzt eigentlich da, du könntest es mitnehmen. Dazu muss man noch sagen, dass mein Auto jetzt nicht unbedingt so ein großes ist und da ja die ganzen Sachen drin waren für das Seminar. Aber nichtsdestotrotz habe ich gedacht, na gut, das hilft jetzt nix, da muss man durch, das machen wir jetzt und habe gesagt, okay, machen wir. Und am Ende des Tages war das dann ein Äquivalent von 6 oder 7 Kästen verschiedener Vestvleteren-Biere. Es gibt ja 3 davon, also von allen 3 eben bunt gemischt, dazu noch diese Holzkästen. Und, ja und dann war ich im Auto, habe ich dann angefangen, also Bier lässt sich in Autos gut stapeln, wenn man die Kästen erst mal draußen lässt. Das habe ich schon früh gelernt und deswegen ging das eigentlich dann ganz gut. Und am Ende musste ich mich dann entscheiden, gehen die 4 Holzkästen mit oder mein letztes Rollup von der Bierakademie? Das war aber schon ein bisschen älter, deswegen ist das Rollup jetzt Geschichte.

Paul: Ja, gute Entscheidung, glaube ich.

Markus: Manchmal muss man eben Prioritäten irgendwie setzen, genau.

Paul: Genau.

Markus: Und, genau und weil doch och 3, 4 Flaschen am Ende waren, die nicht mehr ins Auto gepasst haben, habe ich dann gedacht, okay, dann mache ich jetzt diesem Seminar, dem Beerjudge-Seminar die Freude und wir trinken am Schluss alle zusammen so ein schönes Vestvleteren 12 und dann haben wir eben 6 oder 7 Flaschen aufgemacht und das dann schön miteinander verkostet. Also insofern ist es gar nicht so lange her und deswegen muss ich auch sagen, die Farbe hast du schon mal echt perfekt getroffen, also als das jetzt ins Glas gelaufen ist. Auch die Schaumbildung zum Beispiel, das ist ja auch was ganz Schönes, wie sich beim Vestvleteren dieser schöne Schaum bildet, so nach und nach aufbaut, dann schön stehenbleibt, diese intensiver Färbung. Also das war schon mal wirklich sehr, sehr original. Also da hätte ich jetzt rein von der Optik her, wüsste ich nicht, wie man das unterscheiden können sollte, das war schon mal toll. Auch wie es so im Glas liegt. Ich meine, es hat ja doch über 10%, das merkt man dann auch, die Viskosität ist da. Und man freut sich natürlich auch so ein bisschen. Ah! Ja, also ich muss jetzt schon mal dran riechen, es hilft ja nix. Mhm! Also da, finde ich, ja, also ist auch da, ich meine, gut, es ist dieselbe Hefe, aber trotzdem, es könnte ja anders sein. Aber hier hat man wirklich sehr schön diese intensiven roten Beeren, die das Vestvleteren hat. Also so viel Brombeer, Kirsche, ja, auch Johannisbeer, also so die ganze rote Beerenriege sozusagen ist da zusammen. Dahinter kommt dann eben so malzig, Toffee, so ein dunkles Toffee, richtig schwer auch in der Nase und dann geht es noch über in so eine richtig schöne Nussnougataromatik. Ah, ja, wirklich, also ich meine, ich liebe dieses Bier und ich liebe überhaupt belgische Biere und insofern ist das jetzt grade sehr, sehr schön, also die Nase ist absolut fantastisch. Mensch, Wahnsinn, das solltest du kommerziell machen. Naja egal, also gut, trinken wir mal einen Schluck. Hm! Also sehr toll finde ich diese Rosinennnoten, die auch das Vestvleteren hat, sind hier sehr intensiv, fast noch ein bisschen frisch. Aber gut, ich trinke es ja meistens etwas älter. Wie alt ist denn dieses hier?

Paul: Gebraut habe ich es, glaube ich, 2021 im Sommer irgendwann. Ich glaube, im Juni oder so, 21.

Markus: Also bestes Alter für ein Vesti 12. Nee, also ganz, ganz toll! Eine Süße auch, eine schöne Restsüße. Und ich finde, auch vom Abgang her, ja, also wirklich diese schönen Beerennoten, nochmal ganz viel Kirsche, Schwarzwälder Kirschtorte, sehr schöne weinige Mischung, die sich da mit diesen Rosinen so ein bisschen verbindet. Pflaumen vielleicht auch noch, Feigen, Datteln. Also, ja, super. Also ich würde sagen, es ist nicht 100 Prozent, also ein kleines bisschen ist es, aber wobei ich nicht sagen will, besser oder schlechter, aber etwas anders, aber sehr schön. Also ein ganz, ganz tolles Quadrupel. Also von der Optik und von der Nase her bin ich beim Klon voll dabei. Wie geht es dir?

Paul: Ja, also ich habe mir schon fast gedacht, als ich das auch angefangen habe, also es war ja auch ein Versuch, also ich habe das wirklich nur einmal so gebraut, dass ich das nicht genau treffen werde. Wobei, du hast es ja angesprochen, auch beim Vesti und auch grundsätzlich beim Quadrupel und den schweren belgischen Bieren, es kommt auch so ein bisschen drauf an, wie alt sind die Biere. Da gibt es ja so ein bisschen so Formkurven, wann sind sie ein bisschen besser, wann sind sie ein bisschen schlechter. Man wird es nicht ganz treffen, aber der Reiz war einfach da, zu versuchen als Hobbybrauer mit den Mitteln, die man so hat, an so ein Bier halt ranzukommen. Und natürlich auch so ein bisschen den geschichtlichen Hintergrund oder die Geschichte zu dem Bier so ein bisschen kennenzulernen, weil, dazu muss man schon ein bisschen nachlesen, bis man das so findet. Weil, man kann jetzt nicht einfach bei Vestvleteren auf die Seite gehen und liest da quasi alles sich durch, sondern man muss da schon so ein bisschen tiefer einsteigen, und das war einfach super spannend.

Markus: Also es sind ja mindestens 3 Brauereien an dem ganzen Thema beteiligt und das macht es ja auch so spannend. Und auch diese ganze Story eben, dass sie da ursprünglich ja in einer anderen Brauerei gebraut haben, was heute Sankt Bernardus ist und die ja mehr oder weniger das Ursprungsrezept noch weiter brauen. Und dann Kloster selber aber gesagt hat, wir wollen wieder selber und haben dann sich die Hefe von Westmalle geholt und haben dann so ein bisschen ihr eigenes Bier verändert. Naja und dann halt noch dieses Thema, was die Verfügbarkeit angeht, das wirklich so zu reduzieren, dass du bis vor Kurzem ja noch da nur eine Telefon-Hotline hattest, wo du ab und zu mal durchkamst. Und mittlerweile ist es zwar Online, aber nicht viel leichter, das Bier zu bekommen. Also das hat schon natürlich was, allein wenn man die Verfügbarkeit so einschränkt.

Paul: Ja, das hat einfach einen Charme. Also das du dann da einen Termin kriegst und so ein Halbstunden-Slot, wo du dann da sein musst und dann kriegst du deine Holzkiste in den Kofferraum geladen, das ist schon also für die Mönche natürlich einfach, aber es ist natürlich auch so ein bisschen Marketing, es funktioniert einfach. Wenn man sich ein bisschen rarmacht, ist das ja immer so, dass man dann sagt, oah, das muss ich bedingt mal probieren. Und wie du sagst, grade diese Hefegeschichte ist ja sowieso immer so ein Hobbybrauerthema, also Hefe, untergärig, obergärig, Starter machen oder nicht oder welche Hefe ist das. Ich glaube, da machen sich manche Brauer, die es gelernt haben, gar nicht so diese Gedanken, aber die Hobbybrauer sind da immer sehr, sehr intensiv. Und ich weiß noch, als ich mit meinem Vater, kurz vor Weihnachten war das oder um Weihnachten rum ist immer dieser Sankt Bernardus Tag oder so, dieses ab 12, wird dann da so ein bisschen gefeiert. Und da gibt es immer so ein YouTube-Stream und dann gucke ich mir den an und die trinken so ein Abt 12 und essen ein bisschen Käse. Und auf einmal sagt der Brauer von Sankt Bernardus so in einem Nebensatz, ach ja und wir haben das auch mal bei uns gebraut und eigentlich ist das auch noch die Hefe, die die uns damals gegeben haben und sie nutzen mittlerweile die Westmalle-Hefe. Und da habe ich gesagt, was? Was ist denn hier los? Und dann habe ich nochmal zurückgemacht und habe mir das nochmal angehört und habe gedacht, okay, das ist ja jetzt mal sehr interessant. Und so kam da dann so ein bisschen auch, dass ich das dann mit in den Blog aufgenommen habe. Und für mich da natürlich gedacht habe, okay, jetzt habe ich die Hefe aufgepäppelt, aber anscheinend ist es ja nur, in Anführungszeichen, die Westmalle-Hefe und die Originalhefe von damals ist eventuell bei Sankt Bernardus. Sehr, sehr interessantes Thema auf jeden Fall.

Markus: Nee, auf jeden Fall. Und, ich meine, letzten Endes trotzdem, es ist halt einfach ein tolles Bier. Und ich muss sagen, wir haben ja schon öfters bei uns in der Akademie diese Verkostung gegeneinander gemacht, also ich bleibe dabei, also selbst in der Blindverkostung, muss ich sagen, schmeckt mir persönlich das original Vestvleteren, also mit der neuen Hefe sozusagen, besser als das Sankt Bernardus 12. Wobei das trotzdem ein tolles Bier ist, alles super …

Paul: Ja, mag ich auch total.

Markus: … aber für mich ist es einfach einen Hauch komplexer einfach in der Aromatik. Und vielleicht hat es auch was damit zu tun, dass die Westmalle-Hefe vielleicht per se eine etwas spannendere Hefe ist als die alte Vestvleteren Hefe, kann ja auch sein.

Paul: Mag sein.

Markus: Also wenn man allein überlegt, wie Chimay zum Beispiel, was die für einen Probatz um ihre Hefe gemacht haben, bis sie dann da gelandet sind, wo sie waren. Oder auch die Geschichte von Latab, dass das ja eigentlich ein Kloster war, was gegründet worden ist mit untergärigen Bieren und sich dann ja jetzt erst umentschieden hat, wieder obergärig zu brauen als alle untergärig gebraut haben. Also das ist total spannend, wenn man sich mal ein bisschen näher mit diesen belgischen Klöstern beschäftigt, was da so alles Treiber waren. Und, ja, nee, also, aber was ich übrigens auch finde jetzt, wo ich mehr davon getrunken habe, was man auf jeden Fall merkt, ist natürlich die 10%, aber auch diese wärmende Wirkung. Also das ist ja auch im Original super schön, dass man das nachvollziehen kann, wie es eben so im Körper runter rinnt, die Speiseröhre sozusagen bis in den Magen und dann ist es so eine wohlige Wärme, wo wir jetzt fast schon wieder beim Herbst angekommen sind. Also sehr, sehr schön und eine tolle Geschichte und natürlich auch eine Wahnsinns Herausforderung, denke ich, sowas dann eben zu machen, sich als Challenge zu setzen. Aber, ja, vielleicht, das hast du ja am Anfang gesagt, das ist so ein bisschen dein Thema, das du gerne auch dich mit Dingen misst und eine Challenge eben dann auch zur Not dir selber stellst oder, wenn sie dir kein anderer stellt, dann machst du sie dir halt selbst.

Paul: Richtig, das macht mir einfach Spaß, ja.

Markus: Wunderbar. Na, dann, würde ich sagen, von meiner Seite aus sind alle wichtigen Fragen, die ich hatte, beantwortet. Gibt es noch etwas, was du gerne loswerden würdest an die Community?

Paul: Boah, da überrumpelst du mich jetzt. Nee, eigentlich nicht. Also vielleicht an die Hobbybrauer, weil es kommen immer wieder die gleichen Fragen, grade was das Equipment angeht, wenn da der ein oder andere Hobbybrauer zuhört, ihr könnt auch richtig, richtig gute Biere, und die habe ich auch selber schon getrunken und du, Markus, vielleicht auch schon von Hobbybrauern getrunken hast, ihr könnt richtig gute Biere brauen, wenn ihr nicht das Highend-Equiqment habt. Ihr könnt mit sehr einfachen Mitteln sehr gute Biere herstellen. Das ist so, ja, das ist so eine Info, die ich gerne immer rausgebe, weil viele, viele immer den Braukeller auch zum Beispiel bei Flo Erdel sich angucken oder beim mir. Das muss nicht sein, das ist ein Hobby im Hobby, ihr könnt auch mit einfachen Mitteln richtig gute Biere herstellen und das haben die ein oder anderen Wettbewerbe mit dem ein oder anderen Sieger schon bewiesen.

Markus: Auf jeden Fall. Und da bin ich da erinnert auch an einen der Lieblingssätze von Holger, der mit mir diesen BierTalk auch mal angefangen hat, der immer sagt, er hat die besten und die schlechtesten Biere der Welt von Hobbybrauern getrunken. Also insofern, das Spektrum ist einfach groß, aber genau das macht die Sache ja so spannend. Also von meiner Seite aus ganz, ganz vielen Dank also einerseits für deine Zeit heute, für die tollen vier Biere, aber auch für das, was du tust, was du im Netz für das Thema machst, wie du die Leute an das Bier und das Brauen heranführst und mach bitte weiter. Und, ja, ich freue mich schon, wenn wir in Kontakt bleiben und dann vielleicht mal eins der nächsten Biere wieder gemeinsam genießen.

Paul: Vielen, vielen Dank. Sehr gerne, das machen wir so.

 

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

 

BierTalk Spezial 51 – Interview mit Anna-Kathrin Ott, fränkische Kandidatin zur Wahl der Bayerischen Bierkönigin 2023

Anna-Kathrin Ott stellt sich der Wahl – Eurer Wahl! Denn sie will Bayerische Bierkönigin werden. Nachdem die sympathische 34jährige sich in den Vorrunden durchgesetzt hat, steht sie nun im Finale und ist als einzige Fränkin im Rennen. Kein Wunder also, dass sie im BierTalk zu Gast ist und erzählt, wie sie überhaupt zum Mitmachen gekommen ist, was Ihr Umfeld dazu sagt und wie Ihr ihr auf ihrem Weg helfen könnt. Spannend ist auch ihr Beruf, denn bei der Bundeswehr gibt es viele Herausforderungen, die allerdings in der Regel nichts mit einem Maßkrug zu tun haben, auch wenn das vielleicht manche von Euch glauben…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder eine ganz besondere Folge, auf jeden Fall sicher eine charmante und spannende Folge, denn wir haben unsere fränkische Kandidatin zur Bayrischen Bierkönigin bei uns am Mikrofon und das ist auf jeden Fall schon mal was. Und natürlich auch spannend, weil wir ja jetzt in dieser Vorphase sind und das auch so ein bisschen begleiten können in den nächsten Wochen, wie das dann geht und werden sie dann vielleicht hoffentlich nochmal wieder begrüßen können, wenn sie denn dann im Amt ist. Also auf jeden Fall wunderbar, dass du hier bist, Anna- Katrin Ott oder Anna, wie wir jetzt unter uns mal so sagen. Schön dass du da bist und, ja, hallo, stell dich doch vielleicht unseren Hörern mal kurz selber ein bisschen vor.

Katrin: Ja, servus zusammen. Ich bin die Anna, also Anna-Katrin, ich bin 34 Jahre jung. Ich komme aus der kleinen Gemeinde Seinsheim, das ist in der Nähe von Kitzingen bei Würzburg, liegt in Unterfranken. Wie schon angesprochen, fränkische Finalistin für die Wahl zur Bayrischen Bierkönigin, auch die Einzige aus ganz Franken und freue mich heute, mit dem Markus den Podcast machen zu können.

Markus: Na, wunderbar, sehr schön. Ich habe auch schon gelesen auf der Seite, wo du dich so ein bisschen vorstellst, sehr charmant, deine Fremdsprachenkenntnisse sind Englisch und Fränkisch, sehr schön.

Katrin: Ja, da musste ich auch lachen, als ich das gesehen habe, ja, in der Tat.

Markus: Ja, nee, also wunderbar und ist natürlich auch eine schöne und wichtige Geschichte, das Franken ja grade beim Thema Bier in Bayern durchaus eine Rolle spielt. Und, ja, vielleicht mal so vorne weg, wie bist du denn so zum Thema Bier überhaupt gekommen? Also mit der Muttermilch hast du es ja wahrscheinlich noch nicht bekommen in Unterfranken, oder?

Katrin: Nee, definitiv nicht. Und auch grad jetzt so hier bei mir in der Region, also ich habe es jetzt auch schon ganz oft von den Leuten gehört, kommt ja immer das Thema Unterfranken eigentlich eher Weinregion und so weiter auf. Mein Vorzug geht wirklich zum Bier. Wie bin ich dazu gekommen, das kann ich so eigentlich gar nicht genau sagen. Seinsheim, also in der Gemeinde, wo ich wohne, hat ja auch eine ganz kleine Brauerei. Da war Freitag immer auf, da ist man am Freitag hingegangen, hat ein Bier getrunken, konnte sich seine eigene Brotzeit mitnehmen, einfach Gemütlichkeit, Geselligkeit. Und ich bin eine sehr leidenschaftliche Volksfestgängerin, also sei das jetzt Oktoberfest, Bergkirchweih, Kiliani, alles, was so im Umkreis ist, gehe ich gern hin. Und da spielt natürlich das Bier die deutlich größere Rolle wie der Wein und da bin ich einfach dann so hängengeblieben. Und jetzt habe ich wirklich so die Liebe zum Bier, die Faszination für das Produkt. Und, ja, genau, so bin ich dazu gekommen die letzten Jahre.

Markus: Ja und auf jeden Fall natürlich spannend, auch die Geschichte von eurer kleinen Brauerei, die Seinsheimer Kellerbräu. Die haben sich ja auch so aus einer Motivation raus gegründet, dass man endlich mal wieder Bier haben will, so in dieser Weinregion. Und die sind ja auch schon 20 Jahre oder sowas am Braukessel sozusagen. Hast du da schon mal mitbrauen können, das miterleben können?

Katrin: Also mitbrauen selber konnte ich noch nicht. Wir waren natürlich früher öfter mal dort und dann konntest du auch reinschauen und konntest mal rumlaufen, dir das alles anschauen. Momentan ist es ja nicht ganz so aktiv, die Brauerei hat jetzt mal gebraut für eben den Tag des Bieres. Da war bei uns in der Gemeinde eine Veranstaltung, da hat er extra dafür ein Helles und ein Dunkles gebraut. War einfach total schön, dass man wieder trinken konnte. Und, ja, also wie gesagt, umschauen konnte man sich da schon und Freitag war immer offen. Und, ja, wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann wieder dahin zurückgeht.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und sie haben natürlich auch diese tolle Aktion, wenn man mit einem Citroën 2 CV, also mit der berühmten Ente ankommt, dann bekommt man dort sogar Freibier, also spannende Brauerei auf jeden Fall. Und so bist du ein bisschen reingekommen und, ja, also das heißt, du hast dich dann in diesem Bier so ein bisschen eingefunden. Und dann, wie kamst du auf die Idee zu sagen, okay, ich würde gerne Bierkönigin werden?

Katrin: Ja, also das war eine total witzige Geschichte, wenn man ehrlich ist. Ich war letztes Jahr mit meinem Papa und meiner Schwester auf dem Oktoberfest und gehe da auch echt total gern hin, also wie auf alle anderen Volksfeste auch, das fasziniert mich einfach. Ich finde einfach, das ist so ein Lebensgefühl, an dem Tag ist man happy, ist man glücklich. Und mein Papa liest jeden Tag die regionale Tageszeitung und da war ein Artikel drin, dass die Bewerbung für das Amt der 12. Bayrischen Bierkönigin derzeit läuft und Unterfranken hat noch gar keine Bewerberin. Und mein Papa hat das abfotografiert, hat das an unsere Familien-Whats-App-Gruppe geschickt und meinte noch so, hej, Anna, das wäre doch genau was für dich. Und ich hatte dann auch gar nicht mehr arg viel Zeit zum überlegen, weil es war wirklich ein paar Tage vor Bewerbungsschluss auch. Habe mit einer Bekannten dann meine Bewerbung ausgefüllt, wir saßen abends schön gemütlich zusammen. Und, ja, war dann völlig überrascht, dass ich dann auch ein paar Tage später die Email bekommen habe, herzlichen Glückwunsch, erste Hürde ist geschafft, Einladung zum Casting. Und, genau, also so bin ich dazu gekommen, also wirklich durch eine Whats App von meinem Papa. Ja und dann, meine Freunde, Bekannten meinten alle, hej Anna, das ist doch genau dein Ding, wäre voll was für dich, probiere es doch mal, bewerb dich. Das habe ich gemacht und, ja, jetzt stehe ich im Finale.

Markus: Ja, also auf jeden Fall spannend. Und ich finde, da merkt man schon so ein bisschen die unterfränkische Lebensart, weil, da ist man einfach mal spontan, da hat man Lust, da macht man einfach mal. Und hat dann vielleicht auch noch ein bisschen das Quäntchen Glück dazu und dann ist ja alles bestens, also bin ich gespannt. Hast du denn eine deiner Vorgängerinnen, die Sabine mal kennengelernt, die auch aus Unterfranken war?

Katrin: Ja, die habe ich tatsächlich jetzt am vergangenen Montag kennengelernt, da war ich in Würzburg. Da gibt es ja immer zum Tag des Bieres, einen Tag danach in Würzburg Freibierausschank von regionalen Brauereien. Da war ich jetzt mit dabei und da hat sie auch vorbeigeschaut, die durfte ich da kennenlernen. Ja, war ganz toll.

Markus: Ja, nee, also ganz toll. Und auch eine ganz Liebe, die war auch schon bei uns im BierTalk und habe ich mit ihr auch mal ein paar Veranstaltungen zusammengemacht vor dieser ganzen Pandemiegeschichte. Aber ja, spannende Geschichte. Was mich noch interessiert, du bist ja von Beruf Soldatin. Also das ist jetzt auch vielleicht nicht so der Beruf, den jeder sich so von Anfang wählt und vielleicht auch nicht der, den sich die Eltern für das Kind wünschen, sage ich mal so. Wie kam denn das?

Katrin: Ja, das kam damals, da waren wir auf einem Tag der offenen Tür und meine Schwester hatte sich auch mal so Infomaterial kommen lassen und ich fand das total interessant. Und damals war es ja noch so, also ich bin jetzt mittlerweile auch schon im 18. Dienstjahr, also ich bin mit 17 direkt zur Bundeswehr gegangen, damals war es ja so, als Frau hattest du von Anfang an auch sechs Monate Probezeit. Also ich hätte da nach der Probezeit auch sagen können, okay, ich habe es mir angeschaut, ist nichts für mich, ich gehe wieder raus. Und habe ja auch relativ klein angefangen, ich hatte dann erst mal quasi einen Vertrag für vier Jahre. Wo ich dann gesagt hatte, okay, wenn ich jetzt feststelle nach vier Jahren, das ist nicht meins, ich gehe raus, ich mache draußen was, wäre ich erst 21 gewesen. Also noch wirklich so in einem Alter, wo man sagt, da fängt man nochmal eine Ausbildung an. Mir hat es dann aber total gut gefallen und ich bin dann dabeigeblieben. Habe dann auch über die Bundeswehr meine Berufsausbildungen gemacht. Also ich habe einmal Bürokauffrau gelernt auf Gesellenebene und habe dann noch die Meisterebene drauf gesetzt, also geprüfte Personalfachkauffrau. Und, ja, also mir macht das Spaß, ich mag meinen Job. Und ich habe auch echt von meiner Familie da die Unterstützung jederzeit, auch in den vergangenen Jahren, ich war dann ja doch viel unterwegs und viele Lehrgänge und Versetzungen, also wirklich also nur positive Resonanz. Und, ja, ich könnte mir eigentlich auch nix, was heißt eigentlich, ich könnte mir nix anderes vorstellen.

Markus: Und wie muss ich mir so einen Arbeitstag bei der Bundeswehr vorstellen? Also fährt man da mit dem Auto in der Kaserne vor uns sagt hallihallo und dann sattelt man das Gewehr und den Rucksack oder wie läuft das bei dir so ab, so ein Tag?

Katrin: Ja, es kommt immer natürlich auf deine Tätigkeit drauf an. Bei mir ist es jetzt tatsächlich so, dass ich ja auch im Bereich der Personalbearbeitung eingesetzt bin, aufgrund von meiner Ausbildung eben. Und momentan bin ich auch in einer Amtsbehörde, also in einer Kommandobehörde. Da ist es wirklich so, ich komme Früh zum Dienst und ich gehe nachmittags oder abends, je nachdem wie lange ich halt arbeite. Ich habe derzeit jedes Wochenende frei, ich habe den Luxus von Home- Office und Gleitzeit. Also wenn ich jetzt keine Uniform tragen würde in dem Sinn, dann könnte man das schon mit jemand ganz normalen im zivilen Leben vergleichen, der früh zur Arbeit geht und abends Nachhause kommt. Wenn du eine andere Verwendung hast, geht es natürlich in diesem Ausmaß oder in dieser Regelung, wie ich sie jetzt habe. Also ich arbeite jede zweite Woche in Vollzeit von Zuhause aus, ich bin jeden Freitag im Home-Office und in meiner Dienststelle tatsächlich nur ein paar Tage im Monat. Das ist momentan halt für mich einfach der Luxus von der Personalbearbeitung, dass ich da relativ zeitlich flexibel bin und wirklich viel von Zuhause aus arbeiten kann.

Markus: Ja, man sagt ja der Bundeswehr so eine gewisse Nähe zum Thema Bier nach. Haben den deine Kolleginnen und Kollegen sich da drüber gefreut, als du denen erzählt hast, ich schaue mal, vielleicht werde ich Königin?

Katrin: Ja, die waren natürlich alle auch total begeistert, so wie mein ganzes Umfeld, meine Familie, Freunde, Bekannten-, Verwandtenkreis. Also ich habe von niemanden irgendwas Negatives gehört, die sind alle voll dabei, die stehen hinter mir. Ich meine, letzten Endes, würde ich jetzt sagen oder sage ich, ist es bei der Bundeswehr genauso wie in der privaten Wirtschaft im Zivilleben, man trifft sich mal auf ein Feierabendbier, man geht abends mal mit den Kollegen was essen, trinken, Bier. Mehr verbinde ich aber mit meinem Beruf und Bier auch nicht. Also ist jetzt nicht so, dass man sagt, man säuft da den ganzen Tag, ja, vielleicht der ein oder andere irgendwie mal denkt. Das ist definitiv nicht der Fall. Und von daher würde ich jetzt meinen Beruf mit Bier gar nicht anders in Verbindung bringen wie andere Berufe also.

Markus: Ja, natürlich, das darf man nicht falschverstehen. Man darf ja nicht vergessen, ich komme ja noch aus einer Generation, da hat man eben Wehrdienst gemacht oder Zivildienst gemacht und da war natürlich die Geschichte schon mit diesen ganzen jungen Männern in diesen Kasernen.

Katrin: Ich glaube, da war es ein bisschen anders wie jetzt, ja.

Markus: Da war das definitiv ein bisschen anders. Aber natürlich, nichtsdestotrotz, es ist ja trotzdem spannend und ich meine, letzten Endes hast du dann ja schon mal eine gewisse Hausmacht, sage ich mal, die dich dann hoffentlich auch gut unterstützen. Vielleicht gleich mal an dieser Stelle, falls jemand jetzt gleich schon sagt, ich möchte gerne abstimmen, wie kann ich dir denn jetzt helfen, dass du dann an dem Abend auch durchkommst und Königin wirst?

Katrin: Genau, also ich erkläre mal so das Gesamtbild, wie das Ergebnis dann zustande kommt. Also es gibt jetzt seit dem 20. April, läuft ein Online-Voting, das geht noch bis zum 18. Mai 12 Uhr und da kann man Online für die Kandidatin jeweils abstimmen. Und dieses Ergebnis zählt zu einem Drittel zum Gesamtergebnis. Und die beiden anderen Drittel, die generieren sich aus dem Finalabend am 25. Mai, der findet im Löwenbräukeller statt. Da ist dann ein Drittel die Jurystimme und ein weiteres Drittel die Stimmen von den Gästen am Wahlabend. Und wie gesagt, also das Online-Voting eben momentan relativ wichtig, das läuft jetzt grad eine knappe Woche, also morgen ist die erste Woche, wo es dann läuft. Und ich bin jetzt grad auf Platz 2 und ich freue mich natürlich über jede Stimme. Man kann da abstimmen unter www.bayrisches-bier.de. Ist eine Sache von, ich würde sagen, maximal einer Minute. Es ist wichtig, dass man eine gültige Email-Adresse hat, die muss man dann nämlich eingeben und im Anschluss die Email bestätigen, das die Stimme auch zählt. Hier ist es wirklich wichtig, es muss eine ganz normale Email-Adresse sein, keine Fake- Email, keine 10-Minuten-Email, weil die erkennt das System und sortiert die aus und dann ist die Stimme auch wieder ungültig und zählt nicht.

Markus: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und grade bei diesen Online-Votings, da war ja früher doch immer so ein Thema, dass dann alles Mögliche passiert ist und mittlerweile ist das eben sehr sicher und sauber. Also hier schon mal der Aufruf an alle, die jetzt hier zuhören, schaut da einfach mal rein. Es geht auch unter bayrische- bierkoenigin.de, also ihr kommt auf jeden Fall irgendwie zu diesem Online-Voting und könnt dann entsprechend eure Stimme abgeben. Ja, vielleicht nochmal kurz zu der Geschichte, wie ging das bei dir weiter? Also das heißt, du hast dann den Brief bekommen, hurra, erste Hürde geschafft. Und was passiert dann, also wenn man dann in diese nächste Riege kommt, was hattest du dann für Möglichkeiten, was ist passiert?

Katrin: Genau, also ich habe dann die Info bekommen eben, dass ich eingeladen bin. Dann habe ich das natürlich mit der Arbeit abgeklärt, ob ich dran teilnehmen darf? War dann kein Problem. Und dann ist es so, es waren insgesamt 70 Bewerberinnen für das Amt und der Bayrische Brauerbund hat dann schon mal ein bisschen so vorsortiert und hat zum Casting, ich glaube, 23 oder 24 Kandidatinnen eingeladen. Und das Casting hat stattgefunden in München im GOP Varieté-Theater. Wir haben vorher eine Mail bekommen, dass man sich so ungefähr zwei bis drei Minuten selber auf der Bühne vorstellen soll und ein kleines Maskottchen oder einen kleinen Glücksbringer mitbringt, über den man was erzählen kann. Und im Anschluss gab es noch ein paar Fragen von der Jury. Ich bin dann da hingefahren, mein Schwager hat mich begleitet, meine Schwester war noch mit dabei in München. Und, ja, wir wurden dann eingeteilt in zwei Gruppen, also ganz normal klassisch nach dem Alphabet. Man durfte dann auch immer nur die Kandidatinnen sehen, die nach einem kamen, logischerweise, ne, dass man die Fragen von der Jury nicht vorher weiß und so. Ja und ich war dann in der zweiten Gruppe, bin dann raus auf die Bühne, habe mich vorgestellt, habe was über meinen Glücksbringer erzählt. Ich glaube, es waren dann so vier oder fünf Fragen von der Jury und so insgesamt müssten das so zwischen fünf und sechs Minuten gewesen sein, habe dann hinten im Saal Platz genommen. Und in der Mittagspause hat sich dann die Jury beraten und dann wurden im Anschluss auch die Finalistinnen verkündet.

Markus: Genau. Ist das dann schon das Video, was man da so auf der Website sieht oder ist das ein anderes?

Katrin: Genau, also wir wurden direkt ins kalte Wasser geschmissen, sage ich mal so. Direkt, die sechs Finalistinnen stehen da, bitte nicht von der Bühne runtergehen, sofort Foto, Radio, Kamerateam, Blitzlicht. Und dann auch gleich die ersten ein, zwei, drei kurzen Emails, wo man halt so ein, zwei Sachen gefragt worden ist. Und das ist eben auch mit der Ausschnitt auf der Seite vom Bayrischen Brauerbund oder von der Bierkönigin, was beim Online-Voting, was man sich da mit anschauen kann, ja.

Markus: Also mitten rein ins Rampenlicht. Und habt ihr euch dann als Kandidatinnen auch ein bisschen besser kennengelernt?

Katrin: Ja, also klar, man unterhält sich dann, man hat sich im Vorhinein auch schon ein bisschen unterhalten oder hinten im Backstage-Bereich. Es war dann doch eine gewisse Art von Aufregung oder Nervosität bei der ein oder anderen mehr oder weniger halt eben da. Dann unterhält man sich, kommt ins Gespräch. Und wir hatten dann ja auch zwei Veranstaltungen jetzt im Vorfeld des Online-Votings vom Brauerbund, wo man sich dann auch immer wieder gesehen hat und miteinander zusammen war. Also, ja, ich würde schon sagen, dass wir uns ein bisschen kennengelernt haben, ja, das schon, ja.

Markus: Ja und wie gehst du mit diesem Nervositätspunkt um oder bist du eher so eine Rampensau oder wie muss man das sagen, also, ja.

Katrin: Ja, also für mich war es jetzt nicht so das Problem, auf einer Bühne zu stehen oder vor Leuten zu sprechen. Also zum einen habe ich das früher durch meinen Beruf ja oft gemacht. Ich habe in einer Theatergruppe gespielt, ich war in vielen Vereinen, ich habe ganz früher auch mal so eine kleine Jugendgruppe geleitet. Da ist es jetzt nicht so, dass ich sage, oh Gott, ich stand noch nie auf einer Bühne oder, oh Gott, ich muss vor Menschen sprechen. Ich war jetzt auch schon auf der ein oder anderen Veranstaltung, wo ich eingeladen worden bin, wo ich dann das Mikro in die Hand bekomme und die Gäste begrüße, ein, zwei Sätze über mich, zum Online- Voting, zur Wahl. Das ist jetzt nicht so, dass ich sage, ich habe übelst Lampenfieber und weiß nicht, was ich sagen soll, das gar nicht. Aber, ich glaube, an dem Tag war jede einfach ein bisschen aufgeregt. Weil, natürlich möchte jede weiterkommen oder man weiß, okay, die nächsten Minuten entscheiden jetzt da drüber, schaffe ich es ins Finale, ja oder nein. Also ich glaube, da war bei jeder Kandidatin so eine kleine Nervosität, Aufregung schon da.

Markus: Und hat da auch der Glücksbringer ein bisschen geholfen?

Katrin: Also ich bin der Meinung, der hilft mir immer, den habe ich nämlich tatsächlich schon mein ganzes Leben lang. Das ist ein kleines Kuscheltier, das habe ich zu meiner Geburt bekommen. Und ich sage mal, immer in so nichtalltäglichen Situationen habe ich den dabei. Also der kann auch in der Tasche stecken oder im Koffer oder im Rucksack, wo auch immer, aber Hauptsache, er ist dabei. Und das war beim Casting eben auch so. Also wir sollten das natürlich mit auf die Bühne nehmen. War auch gut, man hatte was in der Hand, man musste nicht überlegen, was mache ich mit meinen Händen, wo tue ich die hin, das war schon ganz gut. Und ich bin der Meinung oder, ja, offensichtlich, ich bin jetzt im Finale, hat er seinen Dienst erfüllt, ja.

Markus: Wunderbar, dann werden wir den ja auch noch kennenlernen am Finalabend, bin ich ja mal gespannt. Und der hatte vielleicht die Chance dann auch, ein bisschen um die Welt zu reisen. Ja und dann habt ihr ja noch eine Fortbildung auch gemacht nochmal schon als Kandidatinnen, ne?

Katrin: Genau, also wir hatten zwei Veranstaltungen. Das war zum einen so ein Online- und Medientraining vom Brauerbund mit einem professionell ausgebildeten Medientrainer. Da ging es halt ein bisschen so da drum, wie sprichst du vor der Kamera, wie stehst du vor der Kamera. Wir wurden auch aufgenommen, dass du dich selber siehst, deine Körpersprache, deine Körperhaltung. Dann noch so, er hat dann quasi gesagt, er ist jetzt der Reporter und macht mit dir ein Interview. Auch mal ein bisschen vielleicht nicht immer so nette oder eindeutige Fragen, wie gehst du dann damit um. Da waren wir, wie gesagt, einen Tag in München. Das war super interessant, das war echt auch spannend und hat einen wirklich auch weitergebracht oder ich konnte für mich viel mitnehmen. Und dann hatten wir ja noch unsere Studienreise Bier in Kulmbach. Das waren zwei Tage, also Donnerstagabend und der komplette Freitag. Was auch eine echt geniale Veranstaltung war. Da hatten wir zum einen abends ein 4-Gang-Bier-Menü mit Bierverkostung, mit zwei Biersommeliers in den Museen vom Mönchshof. Also total interessant, total spannend wirklich, super Essen. Und am nächsten Tag hatten wir dann eben einmal den Brauprozess selber in dem gläsernen Sudhaus eben in den Museen. Weizen haben wir da gebraut, das war interessant. Also über Rohstoffkunde, der hat uns alles erklärt, der Braumeister. Dann war noch ein Vortrag dabei vom Doktor Ebbertz und haben uns das Brauereimuseum noch angeschaut in Kulmbach. Und, ja, total tolle Veranstaltung, konnte ich echt viel, viel mitnehmen. Bin total froh, dass ich das jetzt schon erleben durfte, erleben konnte. Und, ja, waren echt zwei super Veranstaltungen, die einem auf den Weg jetzt hin zum Finale auch definitiv was bringen und man da viel mitnehmen konnte.

Markus: Ja, das stimmt und da hast du auf jeden Fall, eben, schon mal einen Gewinn sozusagen da rausgezogen. Und das kann man auch den Hörern wirklich nur sagen, also das Museum in Kulmbach, das ist wirklich toll, das Bayrische Brauereimuseum. Kann man viele spannende Exponate sehen natürlich, unter anderem auch so die ältesten Sachen, die so mit Bier verbunden waren auf deutschen Boden, aber auch dieses gläserne Sudhaus. Das ist auch was Besonderes, das habe ich sonst eigentlich noch nie gesehen, dass man wirklich ein komplettes Sudhaus aus Glas macht, sodass man jeden einzelnen Schritt nachvollziehen kann, so ein bisschen die Magie des Bieres erleben kann. Und das ist sicherlich was, was euch dann auch so ein bisschen ansteckt. Was hast du denn so für Ideen, wenn du es denn wirst, was würdest du auf jeden Fall gerne erleben? Gibt es irgendwie so ein Highlight, wo du dir denkst, ja, da freue ich mich jetzt schon drauf, wenn das klappt, hast du sowas im Kopf?

Katrin: Also wenn ich es werden sollte, also wir wissen ja auch schon so grob, oder was heißt, grob, wir wissen ja auch schon, was sind zum Beispiel die Pflichttermine, wo der Bayrische Brauerbund sagt, da bist du dann als amtierende Bierkönigin gefordert, da sollst du da sein. Das wissen wir eben schon, das man halt vielleicht auch einfach schon ein bisschen so planen kann, ne und jetzt nicht unbedingt da einen Urlaub bucht oder so. Also ich möchte natürlich grundsätzlich so viel Termine wie möglich wahrnehmen, weil, jeder Termin ist einzigartig und kommt in diesem einen Jahr halt auch nur einmal. Ja, ich glaube schon, was so vorne mit dabei ist, also wie gesagt, ich bin ein Fan von unseren Volksfesten in Bayern, ich glaube, einfach wirklich mal so dieser Umzug am Oktoberfesteinzug der Fest- und Wiesenwirte, Schützen- und Trachtenumzug, wenn du dann da mit dabei bist, das ist, glaube ich, schon ein echt tolles Erlebnis. Und alles andere mit Sicherheit auch. Also ich glaube, es ist sehr schwer, da eine Gewichtung festzulegen, was wäre so mein Highlight oder was möchte ich auf jeden Fall. Weil, wie gesagt, ich glaube einfach, jeder Termin hat was Besonderes, hat was Spezielles, ist auf seine eigene Art und Weise interessant und toll und von daher, ja, wie gesagt, möchte ich so viel wie möglich wahrnehmen. Aber Oktoberfest, ja, der Umzug, glaube ich, das wäre schon mal ein einmaliges Erlebnis, ja.

Markus: Ja, nee, das glaube ich auch. Und natürlich die ganzen Anstiche, die du dann überall vornehmen darfst, diverse Fässer, die du öffnen kannst sozusagen und sicherlich auch der ein oder andere Auslandstrip, das ist schon auch sehr spannend, man kommt dann schon gut rum. Also insofern hast du da sicherlich viele, viele schöne Highlights. Und, ja, letzten Endes ist das, glaube ich, auch was, das wird dann auch dadurch, dass man es dann mach, dass man es erlebt, auch nochmal richtig schön und spannend. Und, ja, jetzt hast du grade schon gesagt, Trachten, Dirndl, jetzt sind wir ja hier in Franken, wie siehst du denn das, also hast du sowas früher schon immer gehabt? Und jetzt hast du wahrscheinlich schon eine Ausrüstung irgendwie bekommen oder so, wie läuft denn das?

Katrin: Also ich hatte das schon wirklich früher, also auch, wenn ich Kinderbilder anschau von mir und meiner Schwester im kleinen Alter, also im jungen Alter, Kindesalter hier, ein kariertes Kleidchen mit Kragen oder ein kleines Dirndl. Und jetzt auch so die letzten Jahre, in der Jugend, als man dann angefangen hat, auch wegzugehen auf die Volksfeste. Ich trage auch gern mal ein Dirndl auf einer Familienfeier, für mich ist das wirklich ein schönes Kleidungsstück. Auch die Lederhose, ich finde das toll, ich finde das cool. Das ist einzigartig, das gibt es in der Welt so nicht nochmal. Und ich mache da jetzt auch keinen Unterschied, ob Bayern oder Franken. Grundsätzlich sage ich, jeder soll anziehen, was er möchte, wo er sich am wohlsten drin fühlt. Ich fühle mich immer wohl, wenn ich ein Dirndl anhabe und hatte das jetzt auch in der letzten Zeit natürlich wieder vermehrt an. Klar, im Lockdown bei Corona hing es im Schrank, da hat man es nicht gebraucht. Aber als ich es letztes Jahr dann mal wieder anziehen konnte, als es auf das erste Volksfest nach dem Lockdown ging, ja, war einfach auch wieder ein tolles Gefühl, das endlich mal wieder anziehen zu können. Ich finde es, wie gesagt, ein wundervolles Kleidungsstück, egal ob für die Frau das Dirndl, für den Mann die Lederhose. Und ich persönlich ziehe es gern an, ich habe auch mehr als nur eins im Schrank hängen. Ja und für das Finale, also das Finale gestaltet sich in zwei Runden. In der ersten Runde trägt man ein eigenes Dirndl von sich und in der zweiten Runde bekommen wir tatsächlich ein Dirndl gestellt, ja.

Markus: Dann habt ihr da auch noch sin bisschen Laufstegstress sozusagen, wenn ihr euch da zwischendurch umziehen müsst. Ist wahrscheinlich auch gar nicht so einfach. Ja, sehr spannend. Also, ja, ich bin gespannt, ich werde ja da sein an dem Abend, werde das miterleben, werde auch mit wählen natürlich, also insofern, es geht voran. Und du kannst auch ein bisschen eigene Fangemeinde mitbringen oder? Hast du da schon Leute zusammengetrommelt, die da mitkommen?

Katrin: Ja, also natürlich ist es so, ich habe von den ganzen Finalistinnen jetzt auch den weitesten Anreiseweg und am Anfang war es ein bisschen schwierig. Mittlerweile habe ich jetzt so mitbekommen, dass doch die ein oder andere Karte gekauft worden ist, worüber ich mich natürlich riesig freue. Es ist immer schön zu wissen, es jemand auch in dem Saal, den du kennst, der dich unterstützt, der dich supportet. Einfach zu wissen, da ist jemand, den du kennst und nicht nur ungefähr 450 fremde Menschen, also das ist vom Gefühl her schon schön. Klar, meine Familie ist dabei und soweit ich jetzt weiß, schaffen es dann wohl ein paar Freunde. Und meine Bürgermeisterin hat mir auch gesagt, worüber ich mich riesig freue, dass sie und, ich glaube, unser zweiter Bürgermeister, sich auch eine Karte gekauft haben und mich da supporten an dem Abend und das freut mich natürlich riesig.

Markus: Ja, das ist auch eine ganz spannende Geschichte, weil im Falle des Falles dann natürlich auch Zuhause ein Empfang natürlich sicherlich auf dich warten wird. Aber das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist. Vielleicht noch so als kleiner Tipp am Rande für die, die mit fiebern, also wie gesagt nochmal, ihr könnt alle Online abstimmen und wenn ihr dann das Ergebnis mit verfolgen wollt, könnt ihr das, glaube ich, auch Online mittlerweile tun. Und was sollten denn die Leute für ein Bier trinken, wenn sie das Ganze mit verfolgen, was wäre denn so dein Tipp oder vielleicht auch, was ist dein Lieblingsbier? Oder Bierstil, du musst ja keine Marke nennen.

Katrin: Ja, die Frage habe ich jetzt schon sehr oft gestellt bekommen und ich bin ganz offen und ehrlich, ich habe tatsächlich kein Lieblingsbier, weder eine Sorte noch eine Marke. Ich trinke wirklich immer das, worauf ich Lust habe. Also ich habe es schon ein paarmal gesagt, ich bin auch immer ein Fan von regionalen Produkten. Klar, jetzt hier Daheim relativ viel von den regionalen Produkten. Also es muss jetzt nicht nur ein Bier aus Unterfranken sein, sondern einfach Biere hier aus der Region. Wenn ich zum Beispiel im Urlaub bin, dann gerne ein Bier von da. Einfach das auch mal zu probieren, hej, wie schmeckt es denn hier oder wie schmeckt es auch im Ausland. Also das mache ich schon immer ganz gern. Wozu ich selten nein sage, das ist so ein gutes Kellerbier, ein Helles, das finde ich immer ganz gut. Aber wenn ich jetzt sage, heute habe ich mal Bock auf ein Weizen oder ich habe Bock auf ein Märzen, dann trinke ich das, also da bin ich nicht festgelegt. Und das will ich natürlich allen sagen, die zuhören, die sagen, jetzt mache ich mir ein Bier auf und dann gehe ich mal auf die Seite und stimme mal ab, trinkt das, was euch am besten schmeckt und worauf ihr Lust habt.

Markus: Ja, nee, da haben wir auch was gemeinsam. Und das ist ja auch völlig richtig, weil jede Situation, jede Zeit, jede Gelegenheit hat irgendwie ihr Bier und das ist durchaus unterschiedlich. Letzte Frage von mir noch, warst du schon mal in Bamberg, hast du schon mal Rauchbier getrunken?

Katrin: Ich war schon mal in Bamberg, eine meiner besten Freundinnen wohnt in Bamberg. Das Rauchbier, also wir haben tatsächlich auch bei der Bierverkostung ein Rauchbier dabei gehabt. Ich wusste ja mehr oder weniger, in Anführungsstrichen, was da jetzt geschmacklich auf mich zukommt. Die ein oder andere war dann doch, dass es so intensiv nach Rauch schmeckt oder dieses Raucharoma eben hat, überrascht. Wie gesagt, ich wusste es ja. Ja, muss man mögen, ist was ganz Spezielles, aber ich finde halt auch wieder was ganz Tolles, was Besonderes, was es nicht überall gibt. Ich finde, das zeichnet ja auch die Braukultur hier in unserer Region in Franken, in Bayern aus. Und von daher, ja, ich weiß, wie ein Rauchbier schmeckt. Und Bamberg, klar, bin ich jetzt auch am Wochenende.

Markus: Oh! Na gut, schade. Ja, obwohl, ich bin zum Teil auch da, vielleicht sehen wir uns, werden wir gleich noch besprechen. Also auf jeden Fall dir alles, alles Gute, wir drücken dir ganz fest die Daumen. Nochmal der Aufruf an alle Hörer, schaut auf die Seite, unterstützt eure Kandidatin, im Idealfall natürlich unsere Anna-Katrin. Und, ja, dann hoffe ich mal, wir sehen uns auf jeden Fall am Wahlabend und dann eben vielleicht auch danach und ganz grundsätzlich bist du hier natürlich immer gerne willkommen. Dann nochmal vielen Dank für deine Zeit und nochmal toi, toi, toi.

Katrin: Ich sage auch danke.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 50 – Interview mit Felipe Santander, Gründer der Brauerei & Fotogalerie „Hopulus“ in Bogotá, Kolumbien

Felipe Santander betreibt eine Fotogalerie mit Brauerei im fernen Kolumbien. Nach einer Karriere in der Industrie beschloss er auszusteigen und sich Gerstensaft und Kunst zu widmen. Unter dem Namen „Hopulus“ entstehen spannende Biere, meist nach deutschen Vorbild, teils sogar aus selbst angebauten Rohstoffen. Gerade bei dem internationalen Botschaftspublikum erfreuen sich diese Kreationen großer Beliebtheit, aber auch bei den Einheimischen und regelmäßigen Gästen aus dem Ausland kommt das gut an. Im Podcast gibt Felipe einen Eindruck in seine Welt und das für viele eher unbekannte Bierland Kolumbien – und macht große Lust auf einen Besuch…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sehr, sehr, sehr spannend, weil wir mal wieder ein Special haben und weil wir ein neues Land entdecken, zumindest ein neues Land, was das Thema BierTalk angeht. Wir waren ja schon ganz schön rund um die Welt, aber es gibt eben einige Länder, da waren wir noch nicht. Und heute fühlen wir so eine weiße Stelle auf unserer Landkarte, gehen nach Südamerika und sind in Kolumbien und treffen dort Felipe Santander und der hat dort eine Brauerei, ganz viel zu erzählen und macht ganz spannende Kunstprojekte. Und, ja, also, Felipe, wunderbar, dass du hier bist und vielleicht stellst du dich den Hörern mal ganz kurz selber vor.

Felipe: Ja, danke. Danke, Markus, für diese Einladung und diese Chance, auch in Deutschland ein bisschen was über uns zu erzählen, dass die Zuhörer deines Podcasts uns auch ein bisschen kennenlernen. Ganz kurz, ich bin sowohl Deutscher als auch Kolumbianer, Mutter Deutsch, Vater Kolumbianer, deswegen bin ich zweisprachig aufgewachsen. Und nach sehr langem Arbeiten in der Corporate-Welt, ich habe mit Siemens viele spannende Sachen gemacht, eine sehr internationale Karriere gemacht bei Siemens, inklusive China, USA, Deutschland und Kolumbien, habe ich mich entschlossen, auszusteigen aus dieser sicheren Siemens-Welt und meine eigene Brauerei aufzumachen. Das ist jetzt vor vier Jahren gewesen und wir machen hier in Kolumbien sehr gute deutsche Biere nach dem deutschen Reinheitsgebot unter dem Namen Hopulus, Hopulus ist unsere Brauerei. Sie heißt Hopulus, weil das ein Wortspiel ist zwischen dem Wort Hopfen oder auf Englisch Hop und Lupulus, das ist Latein für Hopfen, auf Spanisch sagt man Lúpulo. Und somit haben wir eine Marke geschaffen, wo wir glauben, dass sowohl die Kolumbianer die kennen und verstehen, als auch die internationalen Kunden, die wir haben. Kolumbien ist ein Land, was tatsächlich wächst und wo sehr viel los ist und wo auch sehr viele Botschaften ihre Dependancen haben, grade hier in Bogotá, in der Hauptstadt, wo wir sind und somit haben wir Kundschaft aus aller Welt. Und da war es uns wichtig, einen Namen zu schaffen, was alle verstehen. Hopulus, Cerveza Hopulus, so heißt unsere Biermarke.

Markus: Ja, faszinierend, da werden wir auch gleich ein bisschen drüber sprechen, logischerweise. Und auch über Kolumbien als Land, was ja schon faszinierend ist, überhaupt mal so ein bisschen zu erfahren, mal so ein bisschen reinzuschauen, wie es denn da so abgeht in Sachen Bier und überhaupt. Und, ja, ich glaube auch, dass der Name sehr, sehr clever gewählt ist, weil er ja trotzdem ein bisschen aus dieser normalen spanischen Namensgebung rausfällt, aber eben auch nix Amerikanisches ist und so, also da wirklich so ein bisschen eine Alleinstellung eigentlich hat, das gefällt mir echt auch schon richtig gut. Aber vielleicht vorneweg, du hast gesagt, du warst in dieser Konzernwelt, also eigentlich gesättelt und ich glaube du hattest ja auch schon Familie und so. Wie kommt man da auf die Idee zu sagen, nee, also jetzt lass mal, ich mache jetzt was ganz was anderes und dann mache ich auch noch Bier?

Felipe: Es ist tatsächlich eine spannende Geschichte und, ja, ich glaube, wenn man so durch das Leben geht, kann man eigentlich nicht alles planen, es ergeben sich ein paar Dinge und die definieren, was man dann tatsächlich auch langfristig machen möchte. Ich bin, also wie gesagt, ich bin Kolumbianer, ich bin hier geboren und aufgewachsen, bin auf die deutsche Schule gegangen, habe mein Abi hier gemacht. Und als es dann zum Studium überging, habe ich beschlossen, in Deutschland zu studieren an der TU München. Ich bin Maschinenbauingenieur und habe dann in den USA in Stanford tatsächlich meine Diplomarbeit machen können in einer Zusammenarbeit mit Siemens. Habe somit doch schon recht früh begonnen, ein internationales Leben zu führen und habe dann, wie du schon sagtest, meine Corporate-Welt, mein Corporate-Leben begonnen bei Siemens. Damals in der Zugstarte, die hatten ihre Zentrale in Erlangen und somit bin ich von Kolumbien erst mal nach München zum studieren. Da habe ich das Bier, ja, würde ich fast sagen, das Biertrinken lieben gelernt, weil doch München einen sehr starken Fokus auf Bier hat. Nicht nur durch das Oktoberfest, aber auch durch dieses sehr schöne helle Bier, was die dort haben, habe ich es einfach lieben gelernt. Und der tiefere Interesse für das Bier, der kam erst später, der kam erst später, als ich dann tatsächlich nach Erlangen gezogen bin, um bei Siemens zu arbeiten, in die fränkische Bierregion. Ich kannte das alles gar nicht, wusste auch gar nicht, dass das auf mich zukommen würde und habe dann dort gemerkt, dass es fantastische kleine Brauereien gibt, im Prinzip Gasthöfe. Das ist ja, die Franken Region ist ja die Region mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Und da habe ich auch gesehen, okay, wenn kleine Gasthäuser ihr Bier brauen können, dann ist das vielleicht tatsächlich auch was, was ich selber erlernen kann. Und somit habe ich nicht nur die Liebe für das Biertrinken gewonnen, sondern auch gemerkt, dass man es auch selber machen kann. Und dann habe ich mich immer mehr rein gesteigert, erst mit einem ZVS-Kurs, Bier brauen. Das war sehr einfach, in der Küche, im Prinzip auf dem Herd. Und das Ergebnis war aber so lecker, das war ein schönes Kellerbier, was wir damals gemacht hatten, das ich gesagt hatte, okay, das muss jetzt in die nächste Stufe gehen und dann habe ich es etwas professioneller gelernt. Und im Prinzip war das nicht leicht, weil ich alle meine Ferientage, meine Urlaube damit verbracht habe, das Bierbrauen zu lernen. Ich bin auch kein Braumeister per se, aber ich habe im Prinzip mir alle nötigen Inhalte parallel, während der Arbeit, ich habe im Prinzip alle Ferien dafür genutzt, Kurse zu machen in einer richtig guten Brau-Akademie, um dann auch tatsächlich gut Bier brauen zu können auf einem sehr hohen Standard. Und, ja, das ist so ein bisschen mein Werdegang und der Grund, weshalb ich dann tatsächlich das Bierbrauen begonnen habe.

Markus: Also jetzt muss ich erst mal aufklären, liebe Hörer, wir haben das vorher nicht abgesprochen, also ich finde es natürlich wunderbar, wenn jemand Franken so über den grünen Klee lobt, das ist ja auch wunderbar. Geht mir runter wie Öl und hat natürlich auch eine gewisse Berechtigung, das natürlich auf jeden Fall. Und umso besser, wenn es dann dafür sorgt, dass jemand die wahre Liebe zum Bier entdeckt und dann sogar so weit geht, selber sich entsprechend zu verwirklichen und dann sogar einmal auf dem anderen Ende der Welt eben eine Brauerei aufzubauen. Und das finde ich ein ganz, ganz spannendes Abenteuer, zwei Fragen vielleicht dazu. Also einerseits, dein eigentlicher Beruf als Ingenieur, hat dir das geholfen, dann dort auch eine Brauerei irgendwie aufzusetzen? Und die andere Frage, du hast ja eben auch Familie, hattest du die dann hier in Deutschland schon und hast die dann mitgenommen oder hast du die erst dort kennengelernt?

Felipe: Ja, zwei Fragen, die du da stellst, einmal zu meinem Werdegang, Maschinenbau, ob uns das geholfen hat beziehungsweise zum Thema Familie, fangen wir mal mit der Ersten an. Ich glaube, Maschinenbau hat mir sehr geholfen. Sehr geholfen, weil ich am Ende des Tages nicht Braumeister bin, sondern ich bin ein Unternehmensleiter, der eine Fertigung führen und aussteuern muss und dazu braucht man doch einige Kenntnisse in Sachen Fertigungstechnik. Wir werden sicherlich auch später nochmal auf das Thema Handwerkskunst im Vergleich zu industrieller Produktion eingehen. Nennt man hier auf Spanisch arte de señal versus industrial. Ich habe mir es nicht leisten können am Anfang, als wir gegründet haben, eine schöne Brauanlage à la Kaspar Schulz aus Bamberg kaufen zu können und mit im Prinzip etwas Stehendem schon anzufangen. Ich musste tatsächlich meine eigene Brauanlage selber bauen und entwickeln. Wir haben hier sehr gute Edelstahlspezialisten, Schweißer und gute Mechan-Experten hier und somit habe ich mit denen gemeinsam meine Anlage entwickelt und gebaut. Da ist sehr viel Know How, was ich in Deutschland gesammelt habe, eingeflossen, sehr viel Know How aus Führungen, die ich gemacht habe mal bei Kaspar Schulz, von vielen Brauereien, die ich besucht habe. Ich habe fast 15 oder 20 Braugasthöfe besucht und habe sie gefragt, was sie mir empfehlen würden, was sie anders machen würden, was gut war, was schlecht war? Und somit ist eine gewisse Menge an technischen Know How in unsere Anlage rein geflossen. Unsere ZKG-Tanks haben wir selber gebaut. Da sind viele Themen, viele Details wichtig, so wie innen drin die Oberflächengüte, wie fein das sozusagen geschliffen ist, wie die Schweißnähte sind, wie der Konus unten ausgebildet wird, das ist alles dort rein geflossen. Und somit würde ich schon sagen, dass mein technisches Know How auch geholfen hat, mit einer selbstentwickelten Anlage sehr gutes Bier zu brauen. Und somit, ja, ich glaube, das ist eine ideale Kombination aus zwei Welten, die Bierwelt und die Ingenieurswelt. In München werden ja auch die Brauingenieure ausgebildet. Das werden ja am Ende des Tages auch nicht Braumeister, sondern das werden Menschen, die irgendwelche Brauanlagenfabriken gestalten und bauen und somit glaube ich, dass das schon ideal zusammentrifft. Wenn man dann auch noch gerne kocht, was ich selber gerne tue privat, dann kommen da, glaube ich, drei wichtige Welten zusammen. Zum Thema Familie, ja, meine Frau ist aus München. Wir haben uns während des Studiums kennengelernt und haben tatsächlich schon Kinder in Deutschland bekommen, unser erstes Kind ist in Deutschland geboren, unser zweites Kind dann hier in Kolumbien. Ich bin zurück nach Kolumbien gekehrt, nicht, weil ich hier eine Brauerei aufmachen wollte, sondern weil Siemens mich nach Kolumbien entsandt hat. Was natürlich sehr schön ist, in mein eigenes Land entsandt zu werden. Ich war Spezialist für Antriebstechnik, hatte bei einer wichtigen Ausschreibung in China 2004 schon mitgewirkt, um Hochgeschwindigkeitszüge nach China zu verkaufen. Und bin dann zurück nach Erlangen, Nürnberg gekehrt. Irgendwann wollte ich gerne nach Kolumbien, das war mein persönliches Ziel. Und dann wusste ich, dass ich nicht mehr Hochgeschwindigkeitszüge machen könnte, sondern ich müsste mich irgendwie allgemeiner beschäftigen mit Antriebstechnik. Dann haben wir Elektroantriebe für Busse entwickelt, das war dann schon wieder in Nürnberg. Und irgendwann kam dann tatsächlich der Hinweis von Siemens, lieber Herr Santander, in Kolumbien werden viele Dieselbusse bald gekauft, umgestellt von Diesel auf Elektro, möchten Sie denn nicht dahingehen und dort etwas bewegen? Habe ich natürlich gesagt, ja. Und als wir dann, nachdem wir vier Jahre hier das eine mit einem gewissen Erfolg dann umgesetzt hatten, hatte dann Siemens gesagt, wir hätten Ihre nächste Position in Shanghai. Und interessanterweise hat meine deutsche Frau sich in Kolumbien verliebt und findet das leben hier sehr, sehr schön und sehr gut. Und somit haben wir dann beschlossen, okay, wir gehen dann nicht mehr mit Siemens nach China, sondern wir bleiben hier. Und das war der Moment, wo ich dann sagte, okay, dann steige ich aus dieser Corporate-Welt aus und mache meinen Traum, meine Brauerei zu gründen, eine Realität. Und das wäre im Prinzip der familiäre Teil, deswegen sind wir dann von Deutschland nach Kolumbien gezogen, unser zweites Kind ist hier geboren und jetzt sind wir hier. Jetzt sind hier und ich arbeite nicht mehr mit Elektroantrieben für Busse, sondern mit Elektroantrieben für Pumpen, die wir in unserer Brauerei betreiben müssen.

Markus: Aber das bringt uns ja nahtlos eigentlich zum nächsten Thema, nämlich Kolumbien. Ich glaube, wenn wir 100 Deutsche fragen, was sie sich unter Kolumbien vorstellen, käme da ein ziemlich diffuses Bild raus, irgendwo zwischen Entwicklungsland und Pampa und was weiß ich, irgendwelchen vielleicht auch kriminellen Umständen, sonst was, was man noch so in Erinnerung hat vielleicht aus den 80ern oder so. Aber wie muss ich mir denn das Land vorstellen, wie ist es da und wenn du schon sagst, Elektromobilität, inwiefern gibt es da auch moderne Dinge, wie schaut es da aus?

Felipe: Nun, Kolumbien ist ein großes Land, ich glaube, es ist von der Fläche her dreimal so groß wie Deutschland, haben aber die Hälfte der Einwohner, also 40 Millionen Einwohner ungefähr. Und die Meisten dieser 40 Millionen wohnen tatsächlich in den Ballungszentren Bogotá, Medellín und Barranquilla, Cali. Sind vier große Städte, Bogotá natürlich die größte Städte mit ungefähr 11 Millionen Einwohnern. Und das ist da, wo wir jetzt wohnen und wo wir die Brauerei haben. Kolumbien, klar, war in den Schlagzeilen, Pablo Escobar war sicherlich ein Thema sehr, sehr lange. Hat sich aber stark gewandelt, wir hatten sehr gute Präsidenten, die im Prinzip geholfen haben, dem Land, ja, einen anderen Weg zu geben. Kolumbien hat sich industriell sehr stark entwickelt, hat eine der stärksten Wirtschaften in ganz Südamerika. Steht heutzutage sehr, sehr gut da, ist ein großer Exporteur von Kaffee, Schnittblumen. Man denkt immer, die Blumen kommen aus Holland, aber die holländischen Märkte werden alle mit Blumen aus Kolumbien gefüllt, Rosen, also das ist so die Stärke Kolumbiens. Es wird auch sehr viel Kohle auch exportiert, grade jetzt mit dieser Energiekrise ist das Thema Kohlenproduktion wieder ins Leben gerufen worden. Das heißt, Kolumbien lebt von diesen Exporten, auch von Erdölexporten, aber Kolumbien hat auch eine starke, ja, inländische Wirtschaft. Und es ist erstaunlich, viele, die uns besuchen in Bogotá, die sind hier und laufen hier rum und denken, man, das ist ja wie jede europäische Stadt, ihr habt schöne Gegenden. Wir haben sicherlich auch Gegenden, die nicht so schön sind, wo die ein oder andere, auf Portugiesisch sagt man Favela dazu, wo die Slums sind, aber im großen Ganzen tut sich sehr viel hier. Und ich würde jetzt sagen, von den 11 Millionen Einwohnern in Bogotá, hat man, ja, um die 2 Millionen, die doch ein höheres Einkommen haben. Und das ist vergleichbar im Prinzip mit einer Stadt wie, ja, vielleicht München, vielleicht sogar Berlin in Deutschland und somit ist unser Markt hier nicht klein. Wir verkaufen natürlich kein günstiges Bier, wir verkaufen ein edles Premiumbier, aber haben tatsächlich um die 2 Millionen Kunden, die wir akquirieren können und akquirieren wollen und somit finden wir uns hier damit sehr zurecht. Ansonsten Kolumbien, und das ist auch ein Fokus von uns, ist ein wunderschönes Land. Wir sind zwar in den Tropen, aber hier am Äquator haben wir keine Jahreszeiten, aber die Temperatur definiert sich im Prinzip aus der Höhe, in der man ist oder in der man wohnt. Bogotá zum Beispiel ist auf 2.600 Meter, das ist Zugspitzhöhe. Hier herrscht nicht das ewige Eis, sondern hier ist es im Prinzip sehr angenehm, wir haben, ich würde fast sagen, wir haben den ewigen Herbst. Es ist tagsüber sehr schön warm, abends ist es so kühl, dass man auch mal einen Pullover und eine Jacke anziehen kann und man kann sehr gut schlafen und somit haben wir hier eine ideale Temperatur. Und man kann aber auch weiter hochgehen, auf 4.700 Meter beginnt die Schneegrenze. Wir haben Gipfel, die gehen bis 5.300 Meter, das heißt, wir haben auch das ewige Eis. Aber wenn man Bergab fährt, ungefähr zwei Stunden hier von Bogotá, ist man bei unglaublichen 38 Grad und Pool-Temperatur, überall sind Palmen zu sehen und Bananenplantagen und Kaffeeplantagen. Das ist das Besondere an diesem Land, diese Vielfalt an Temperatur, diese Vielfalt an Klimazonen. Wir haben die höchste Anzahl an Arten in der Tierwelt, also es ist ein sehr artenreiches Land. Und somit auch, je nachdem in welcher Höhe man sich befindet, hat man alle Landschaften, vom ewigen Eis bis zur ewigen Wüste und alles, was dazwischen ist, bis zum Dschungel. Manchmal sieht man hier, da in der Nähe von Bogotá, Bilder, wo man sehr viele Tannen sieht und wo man denkt, das könnte ja Europa sein, es ist ein sehr vielfältiges Land.

Markus: Ja, also faszinierend, da machst du richtig Lust drauf, das zu besuchen. Und du hast mir ja im Vorfeld auch ein paar Videos schon geschickt, die ihr macht, da reden wir gleich ein bisschen drüber. Und muss ich auch sagen, das hat mich total begeistert, auch das zu sehen und auch erstaunt. Weil, also bisher, was ich wusste war eben, okay, es ist ein Land, was an zwei Ozeanen liegt und dadurch natürlich auch geprägt ist, aber zum Beispiel diese ganze Bergwelt, das war mir überhaupt nicht im Kopf. Und, ja, also super spannend und dann eben auch das Thema, dort eine Brauerei aufzumachen. Hat denn dieses Klima, jetzt in deinem Fall jetzt in Bogotá, die Höhe auch einen Einfluss auf das Bier, also auf die Gärung zum Beispiel oder so?

Felipe: Auf die Gärung nicht, die Gärung, die Hefe, die macht ihre Arbeit ziemlich gleichmäßig auf unterschiedlichen Höhen. Es hat sicherlich einen Einfluss auf den Energiekonsum der Brauerei, deswegen haben wir auch beschlossen, hier in Bogotá zu brauen. Wir haben hier im Prinzip eine Durchschnittstemperatur von ungefähr 17 Grad, 16 Grad im Jahr, das ist sehr, sehr gut. Wenn man unten an der Küste ist, wir haben ja die Atlantik- und die Pazifikküste, die Atlantikküste zur Karibik hin, ist di erschlossenere. Da müsste man natürlich viel mehr Geld ausgeben in Kühltechnik und das erhöht dann die Kosten. Die Höhe hat aber tatsächlich einen Einfluss auf das Sieden, also wenn wir in der Sudpfanne arbeiten hier, haben wir im Prinzip den Siedepunkt bei 93 Grad Celsius und nicht bei 97 oder 98, die wir im Prinzip in Europa haben. Das heißt, wir müssen etwas länger kochen, um tatsächlich das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen. Man kann Sudpfannen entwickeln und bauen, Kaspar Schulz macht das auch sehr erfolgreich und sehr gut, wo man im Prinzip mit einem Überdruck arbeitet und somit auch höhere Siedetemperaturen erreicht. Wir haben das jetzt nicht, aber auf dieser Höhe, 2.600 Meter, kann man noch relativ gut arbeiten, somit haben wir da nicht sehr große Einwirkungen. Was sehr spannend ist, und das ist vielleicht auch der Ursprung unserer Brauerei, da begann alles richtig interessant zu werden, als wir schon hier in Kolumbien gelebt haben und ich noch für Siemens gearbeitet habe, wir haben ein Landgut außerhalb von Bogotá und da wurde früher sehr viel Gerste angebaut für die Kolumbianische Brauerei, die heißt Bavaria. Und jahrelang hat im Prinzip die ganze Gegend dort davon gelebt, Gerste zu produzieren, Gerste anzubauen. Das endete ganz plötzlich, weil Bavaria als Brauerei beschlossen hat, wir wollen jetzt lieber importieren, als selber hier in Kolumbien zu produzieren. Die haben da sicherlich ein paar Cent pro Tonne eingespart, aber das hat bei denen dann Sinn gemacht. Und somit ist diese ganze Gegend etwas verarmt, hatte plötzlich nichts mehr landwirtschaftlich zu produzieren oder musste sich im Prinzip ein neues Feld suchen. Und auf diesem Landgut habe ich, bevor wir überhaupt gebaut haben oder gegründet haben, habe ich gesagt, ich möchte da mal einen Test machen, um zu sehen, ob wir auf dieser Höhe wieder Braugerste produzieren können. Und dann habe ich, ich glaube, zwei Hektar Land landwirtschaftlich genutzt, habe Samen, alte traditionelle Gerstensamen bekommen und haben einen Versuch gemacht, um zu sehen, ob ich irgendwann, wenn ich größer geworden bin als Brauerei, wenn sich das lohnt wirtschaftlich, ob ich meine eigene Gerste produzieren kann, mein Braumalz und das war sehr erfolgreich. Wir haben natürlich jetzt nicht einen so hohen Ausstoß gehabt wie in Deutschland, weil wir doch nicht so lange Sommertage haben, aber wir hatten ein sehr gutes Ergebnis. Dieses ersten Kilo, da habe ich eine kleine Kiloprobe mitgenommen nach München, habe sie bei Doemens analysieren lassen und auf Braueignung testen lassen und die haben mir im Prinzip attestiert, dass die Gerste ganz fantastisch genutzt werden kann. Und somit, um nochmal zurück auf deine Frage zu kommen, zur Höhe, zur Temperatur, sind wir hier in einer idealen Brauwelt gelandet. Wir produzieren zwar noch nicht unsere eigene Braugerste, weil das doch erst ab einem gewissen Volumen Bierproduktion Sinn macht, aber zumindest haben wir da einen langfristigen Weg, den wir gehen können und den wir gehen möchten, um wieder die Gerstenproduktion hier in Kolumbien zu aktivieren. Und jetzt grade mit der internationalen Wirtschaftslage, mit dem Krieg, die Braugerste, die wir benützen, kommt heutzutage tatsächlich auch aus Bamberg. Sie wird immer teurer, der Dollar ist immer teurer für uns. Das heißt, irgendwann sollten wir auch diesen Weg gehen, dass wir unsere eigene Gerste hier landwirtschaftlich produzieren, das werden wir dann irgendwann mal machen.

Markus: Ja, dann kommen die Bamberger nur noch in Form von Personen, nicht noch in Form von Körnern zu euch, schauen wir mal. Aber was mich noch interessiert, in dem einen der Videos habe ich gesehen, ihr habt schon auch so eine Art Rösttrommel, wo du auch was mit Getreide machst oder habe ich mich da versehen?

Felipe: Ach, super, sehr schön. Nee, gut, dass du das erwähnst. Alle Brauereien hier machen irgendwelche dunkleren Biere, die haben aber alle einen Nachteil. Genauso, wie wenn man hier in Kolumbien Kaffee rösten würde und es dann nach Deutschland exportieren würde und sechs Monate später macht irgendjemand diese Packung auf, da sind viele der Röstaromen verloren gegangen. Und wir haben einen Braugasthof, damit muss ich eigentlich anfangen, wir verkaufen dort unser eigenes Bier, aber wir haben auch beschlossen, unseren eigenen Kaffee zu rösten für die Kunden, weil das einfach leckerer ist und frischer ist. Und irgendwann beim Bierbrauen kam der Hinweis, man, wieso kaufen wir denn dunkles Malz aus Bamberg, das im Prinzip sechs Monate braucht, bis es bei uns ankommt in den Säcken, was tatsächlich sehr viel Aroma verliert? Wieso rösten wir nicht selber unser Malz? Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir irgendwann mal selber unser Malz produzieren möchten. Ich habe im Prinzip auch das Braumalzproduzieren bei Doemens gelernt in München und habe dann gesagt, okay, jetzt machen wir Folgendes, jetzt kaufen wir Pilsener Malz zwar aus Bamberg, aber versuchen mal selber, unsere dunklen Malze selber hier zu produzieren. Wir rösten unser Pilsener Malz und machen daraus im Prinzip ein Münchner Malz zum Beispiel oder ein Wiener Malz und das geht dann in unser Produkt rein. Unser Kellerbier beispielsweise hat unser selbstgeröstetes Malz. Und die Kunden sind begeistert, weil unser Kellerbier, viele machen hier dunklere Biere, aber unseres hat sehr viel mehr von diesen Röstaromen drin. Dieser Karamellgeschmack, der ist bei uns sehr präsent. Das kommt daher, das wir tatsächlich uns getraut haben, selber unser Malz etwas zu rösten.

Markus: Das ist ja eine spannende Geschichte. Und vielleicht auch so ein kleiner Tipp für den ein oder anderen Hobbybrauer da draußen, vielleicht mal so ein bisschen mit so einer kleinen Kaffeerösttrommel nachzuhelfen beim Malz und die Aromen selber noch ein bisschen zu intensivieren, coole Sache. Vielleicht mal so ganz generell gefragt, wenn ich jetzt in Kolumbien eine Brauerei aufmachen will, also in Deutschland wäre das ja ein Unterfangen, da braucht man viele Jahre und 1.000 Gespräche und Formulare und Genehmigungen und was weiß ich was alles. Wie ging das, hast du da einfach gesagt, ola, ich bin jetzt eine Brauerei oder wie läuft sowas?

Felipe: Also tatsächlich ist es, ich würde fast meinen, genauso kompliziert wie in Deutschland, man muss sehr viele Ämter besuchen, man muss sehr viele Freigaben bekommen, man muss eine richtige Location haben, in der man brauen kann. Das Thema Braugasthöfe ist ja in Europa schon sehr bekannt und du kannst du einen Braugasthof haben und die Tanks sind im Prinzip mitten zwischen den Tischen, wo die Kunden essen. Da sind die hier päpstlicher als der Papst, hier darf man zum Beispiel keine Tanks im Gästeraum haben, weil die der Meinung sind, da könnte ja eine Kontamination entstehen, man könnte im Prinzip das Produkt konterminieren. Ist de facto nicht, weil, die Tanks sind ja verschlossen und unter Druck. Wenn da etwas aufgeht, dann geht eher Druck raus, als irgendwelche Fremdstoffe, die reingehen würden. Aber hier ist man sehr papstlich. Wir waren im Prinzip das erste Brauhaus, was tatsächlich in der Stadt mit einem Restaurant aufgemacht hat. Wir haben da Auflagen erfüllen müssen, dass im Prinzip der Zugang zur Brauerei über einen separaten Eingang geht, dass die Rohstoffe über einen separaten Eingang reingehen, die dürfen nicht durch das Restaurant rein. Und wir müssen im Endeffekt alles, ja, nahezu hermetisch mit Glas versiegeln, damit man tatsächlich darstellen kann und denen zeigen kann, den Behörden, dass es eine Trennung gibt zwischen Gästeraum und Brauerei. Ich denke mal, die Hürden sind ähnlich. Gut, Dank meinem Maschinenbauhintergrund haben wir das alles relativ gut meistern können, auch produktionsseitig. Ja, in Deutschland hat man einen riesen Vorteil, dass die Banken dieses Geschäft kennen, dass die Banken sehr gute Kredite geben. Man braucht im Prinzip einen guten Businessplan, wo man den Banken zeigen kann, dass man etwas aufbauen kann, das man weiß, in welche Richtung es geht und dass sich das Geschäft trägt und dann kriegt man auch schon seinen Millionenkredit, um so ein Geschäft aufzumachen, um es auch richtig gut aufzumachen. Da kenne ich einige wunderschöne Beispiele aus Deutschland. In den Sinn kommt mir der Goldene Engel zum Beispiel in Ingelheim, eine fantastische kleine Brauerei, die auch sehr erfolgreich ist. Die hat, ja, relativ viel Budget gehabt, um zu starten. Hier ist es ein bisschen anders, ich glaube, das ist die größte Hürde, die wir hier haben. Die Banken leihen zwar Geld, kennen natürlich das Braugeschäft überhaupt nicht. Das heißt, da hat man wahrscheinlich eher mit 15 bis 25 Prozent Zinsen im Jahr zu rechnen, wenn man Geld von einer Bank holen würde und das macht so ein Geschäft natürlich sofort kaputt und zunichte. Das heißt, was man hier aufbauen kann oder muss, das muss man im Prinzip mit eigenem Kapital machen. Und das ist das, was die richtig große Herausforderung ist, hier mit relativ wenig Geld viel zu schaffen, das ist in Europa anders. Und ab einer gewissen Größe wird das alles leichter, aber der Einstieg ist hier extrem, extrem schwer.

Markus: Das heißt also, du hast wirklich alles mit eigener Händearbeit von Null auf schaffen müssen sozusagen?

Felipe: Genau, genau, genau, also sowohl die Finanzierung muss idealerweise mit eigenem Kapital laufen. Da ist im Prinzip mein ganzes Leben, meine ganzen Lebensersparnisse von meiner Siemens-Tätigkeit reingegangen. Und auch das technische Know How, es gibt hier sehr wenige, die einen beraten können. Wenn man Anlagen kauft, dann müssen die sehr teuer eingeführt werden. Und deswegen haben wir damals auch beschlossen, okay, wir machen wirklich sehr viel selber. Und erstaunlicherweise ging das sehr, sehr gut, wir haben sehr gute Tanks, wir haben eine sehr gute Brauanlage hier bauen können, alles aus Edelstahl. Wir haben im Prinzip ein 600-Liter-Sudsystem mit, ich glaube, fünf bis sechs Pfannen und können somit innerhalb von einem Tag 2.000-Liter-Tanks hier befüllen mit drei bis vier Suden am Tag. Und, ja, es ist schwieriger, ich glaube, es ist tatsächlich schwieriger, hier etwas aufzubauen als in Deutschland. In Deutschland muss man zwar die Regeln einhalten und sich da etwas auskennen, aber wenn man sich ein bisschen auskennt, wenn man das ein oder andere auch gelernt hat. Ich kann es auch aus eigener Empfehlung absolut empfehlen an jeden Hobbybrauer, der gerne etwas wachsen möchte, schaut euch mal Doemens an. Doemens ist eine Brau-Akademie in München, wo man alles lernen kann. Man kann da den vollen Braumeister machen, aber man kann auch Kurse belegen, die einem im Prinzip den gleichen Inhalt geben. Das dauert natürlich ein bisschen länger, aber das kann man auch berufsbegleitend machen. Und das kann ich jedem empfehlen, weil, dann hat man auch eine solide Grundlage, um etwas Schönes und Gutes zu machen.

Markus: Ja, jetzt hast du gesagt, ihr habt auch noch ein Restaurant dazu. War das von Anfang so und wer hat das dann gemacht und was gibt es da überhaupt?

Felipe: Nee, super. Ja, das Ziel oder zumindest ist das unsere Überzeugung auch, wenn man hier etwas Kleines aufbaut und anfängt zu wachsen, geht das nur, wenn man die Marge behält. Das heißt, wenn man ein Konzept schafft, wo man selber das Bier verkauft an den Endkunden und nicht erst über Supermärkte geht oder über Restaurants geht. Dann ist die ganze Marge weg und man muss doch ein sehr hohes Volumen produzieren, damit dass Sinn macht. Somit war das Konzept schon von Anfang an, es muss ein Brauhaus werden, wir müssen selber das Bier verkaufen. Und, das hat natürlich auch einen riesen Vorteil, die Leute hier, die kannten das noch gar nicht, die haben noch nie eine Brauerei gesehen, und wenn die plötzlich die Tanks sehen und die Produktion und das Sudhaus, dann hat das natürlich auch ein paar positive Effekte. Und somit war von Anfang klar, dass wir ein Restaurantkonzept auch mit dazu schaffen müssen. Es hat eine Weile gedauert, bis wir das richtige Konzept haben, da waren wir schon im Bau sozusagen der Brauerei und der Örtlichkeiten. Bitte sucht uns auf Instagram oder auf Facebook, wir haben auch einen YouTube-Kanal, wenn ihr Hopulus, H, o, p, u, l, u, s eingebt, dann findet ihr das, dann seht ihr auch ein paar Bilder zu dem, was ich grade erzähle. Wir haben ein Restaurantkonzept entwickelt, was absolut neu ist. Hier in Kolumbien gibt es doch sehr viele, um die 200 Stück Brauereien und jeder, der versucht hat, sein Bier selber zu verkaufen, hat einen Pub aufgebaut. Also dieses englische, diese irische Bierkonzept, wo im Prinzip ein typischer englischer Pub vorliegt, mit frittiertem Essen, mit schlechtem Essen meines Erachtens, sehr viel Pommes, sehr viel Chicken Nuggets und sehr viel, ja, einfache Snacks. Und wir wollten uns davon tatsächlich sehr stark unterscheiden und somit haben wir beschlossen, lass uns doch eine Fotogalerie schaffen, eine sehr künstlerische Welt schaffen, eine sehr elegante, eine sehr schöne Welt, optisch sehr schöne Welt, in der es deutsches Essen zu kaufen gibt. Wir sind auch tatsächlich nicht auf dieses klassische bayrische Gasthauskonzept gegangen, was doch sehr gut ankommt bei den Kunden, sondern wir wollten ein bisschen anders sein. Und ich fotografiere für mein Leben gerne und somit haben wir unser Restaurant so gestaltet, das es gleichzeitig eine Galerie ist, eine Fotogalerie ist, in der alle zwei Monate eine neue Fotoausstellung ausgestellt wird. Somit schaffen wir auch einen Raum, wo die Kunden gern hingehen möchten, um sich das anzuschauen. Und gleichzeitig und ich würde fast behaupten, das ist die einzige Fotogalerie der Welt, die in ihrem Herzen eine Brauerei hat. Mit Fotokunst Geld zu verdienen, ist sehr schwer. Und ich glaube, wir haben es jetzt aber geschafft, ein Konzept zu haben, wo die Brauerei die Galerie stützt und somit, das beides zu einem sehr, sehr schönen Konzept zusammenwächst. Und das ist im Prinzip unser Konzept, wir haben deutsches Essen, also bei uns gibt es die Bratwürste, die Weißwürste. Schäufele haben wir jetzt nicht, aber wir die Schweinehaxen hier im Programm. Wir machen auch etwas, was den Kolumbianern tatsächlich sehr gut schmeckt, wir verkaufen auch Flammbrot, Flammkuchen nennt man das auch, aus der Region des Elsass. Kartoffelsalat, so typisch deutsches Essen, was sehr gut zu dem Bier passt. Und das in eine, ja, sehr künstlerische Gegend, Atmosphäre anzubieten, das ist, glaube ich, ein absolutes Novum. Galerien haben ja immer Ausstellungen und da wurde schon immer Wein ausgeschenkt, wieso nicht eine Fotogalerie, in der halt statt Wein Bier ausgeschenkt wird, das war unsere Idee.

Markus: Also das finde ich auch ganz großartig. Und da teilen wir ja auch eine Leidenschaft, also ich habe ja mein ganzes Tun und Schaffen auch mal in der Fotografie angefangen. Und das fand ich auch total spannend eben zu sehen, auch die verschiedenen Videos, die es bei euch da gibt, wo man eben dem auch so ein bisschen beiwohnen kann, die Fotografen auch begleiten kann, also das ist wirklich ein Erlebnis. Und deswegen habe ich vorhin auch gesagt, das es für mich nicht nur eine Brauerei ist, das ist wirklich auch ein ganzes Kunstprojekt, wo das beides so zusammenkommt, also auf der einen Seite die Braukunst und auf der anderen Seite eben die Fotokunst und dann die Kunst, das entsprechend zu präsentieren. Und ich glaube, wie du auch grade sagst, normalerweise verbinden die Leute mit so Galerien dann eben eher Wein oder Sekt oder sogar Champagner. Und das man sagt, nee, das geht auch wirklich mit einem schönen Bier in einem schönen Ambiente, ohne dass man jetzt gleich an großen Alkoholmissbrauch denkt, sondern einfach das genießen, zusammen, diese verschiedenen Aspekte auch für die verschiedenen Sinne, die man damit anspricht, das gefällt mir wirklich richtig gut. Und, ja, wie gesagt, also da muss ich unbedingt mal vorbeischauen.

Felipe: Ja, ganz richtig, Markus. Ich glaube, um nochmal kurz auf das Thema einzugehen, es gibt ja heutzutage nicht nur Weinsommeliers sondern auch Biersommeliers. Ich glaube, Bier ist tatsächlich, wenn man auch gutes Bier machen kann, dazu zählen meines Erachtens auch die deutschen Lagerbiere, wir können gerne auch gleich ein bisschen über unsere Biersorten reden, aber ich glaube, wenn man gutes Bier, zum Beispiel unser Helles, unser Münchner Helles servieren wir in einem Sensorikglas. Das sieht eher aus wie ein Weinglas, wo man sehr gut die Duftnoten des Bieres aufnehmen kann. Und wenn man das Bier so präsentiert, so serviert, das ist ein sehr leckeres Bier, dann passt das auch sehr, sehr gut zu einer Galerie und das ist das, was wir tatsächlich geschaffen haben und gemacht haben. Du erwähntest ganz kurz Videos, die wir machen. Wir haben uns das als Ziel vorgenommen, marketingmäßig, so ähnlich wie auch Red Bull, Red Bull vermarktet nicht wirklich ihr Produkt. Nie sieht man irgendeine Werbung, die beschreibt, wie viel Coffein oder wie viel Taurin in dem Produkt drin ist, die haben eher eine spannende Welt um die Marke herum geschaffen. Und das war Inspiration für uns zu sagen, okay, nehmen wir doch mal ein Thema und das wird unser zentrales Marketingthema, das heißt fotografische Abenteuer. Das heißt, wir haben die Galerie, wir haben die Ausstellung, wir laden Fotografen aus aller Welt ein. Und wenn jemand das hier hört, bitte kontaktiert uns, wer fotografiert, wer vor allem professionell fotografiert, kommt vorbei. Wir haben ein fantastisches Fahrzeug, das ist so ein Toyota Landcruiser, was man aus den Safaris kennt und das ist mit unseren Marken sozusagen vollgepflastert. Wir reisen mit Fotografen, die uns besuchen, sowohl Kolumbianisch als auch internationale Fotografen, in wunderschöne Gegenden Kolumbiens und fotografieren dort die Landschaft, fotografieren Tiere, fotografieren Menschen und dokumentieren diese Reisen.- Und diese Dokumentare, die dauern ungefähr 15 bis 20 Minuten, sie sind auf unserem YouTube-Kanal zu finden. Jetzt fragt sich jeder von euch da draußen, was hat das denn jetzt mit Bier zu tun? Natürlich trinken wir am Ende der Shooting-Tage oder wenn mal schlechtes Licht ist, gerne ein gutes Bier. Und ihr könnt euch das vorstellen, bei 38 Grad Hitze, feuchter Luft, wenn man irgendwo ist, dann kommt so ein eisgekühltes helles Bier sehr, sehr gut rüber oder ein schönes Keller am Abend. Und der Fotograf, zum Glück haben die das bisher auch alle sehr gerne mitgemacht, irgendwann im Video, dann sagen die Fotografen, dass nach einem tollen Tag ein tolles Bier getrunken wird. Das ist unser Slogan, después de un gran día un gran cerveza, nach einem tollen Tag ein tolles Bier. Und das ist da, wo wir im Prinzip diese zwei Welten vereinen, dieses Genießen, nachdem man etwas Besonderes gemacht hat am Tag, dieses Bier genießen, dieses schöne Biererlebnis zu haben und das auch noch in einer fantastischen Landschaft, in einer fantastischen Umgebung, das ist das, was wir zu unserem Marketingkonzept gemacht haben. Und das ist das, was ihr, wenn ihr auf YouTube nach Hopulus sucht, dort haben wir einen Kanal, der heißt The Hopulus Experience, da könnt ihr euch das auch mal anschauen. Wir haben einen Fotografen aus Berlin mal zu Besuch gehabt und sind mit dem auf 3.000 Meter Höhe gefahren, wo die höchsten Palmen dieser Erde existieren. Der hat der Palmen gesehen, Plamen im Nebel, man sieht sehr selten Palmen im Nebel. Und das hat dem so gut gefallen und natürlich tatsächlich haben wir dann zwischenzeitlich unser Bier getrunken, um einfach diese schönen Erlebnisse zu genießen. Und das ist, ja, das ist unsere Marketingwelt, das ist das, wo wir gesagt haben, okay, wir schaffen etwas, ein bisschen anderes. Wir sind nicht ein klassisches Brauhaus, wir sind nicht ein klassischer Pub. Wir trennen uns davon, wir schaffen eine sehr elegante, sehr schöne künstlerisch angehauchte Welt und verbinden die Welt mit der des Biergenusses.

Markus: Nach einem großen Tag ein großes Bier

Felipe: Genau, después de un gran día un gran cerveza.

Markus: Genau

Felipe: Nun, so wie in den meisten Ländern dieser Welt, wurde vor 100 Jahren ungefähr hier in Kolumbien zum ersten Mal im Prinzip Bier produziert. Die, die tatsächlich hier die größte Brauerei damals aufgebaut haben, das war die Familie Kopp. Das ist tatsächlich ein sehr deutscher Nachname, das war eine deutsche Familie, die haben hier die Brauerei Bavaria gegründet, die es heutzutage immer noch gibt. Heutzutage natürlich unter den Fittichen von SABMiller, damals und heutzutage Inbev. Die haben die Lagerbrautradition hier auch etabliert, so wie in vielen Ländern der Welt, wo man hauptsächlich Lager trinkt, somit kennt der durchschnittliche Kolumbianer Lagerbiere. Seit ungefähr 20 Jahren, seitdem die ersten Micro-Brewerys hier entstanden sind, gab es natürlich einen sehr starken Push von denen in Richtung Ale, vor allem englische Ales, amerikanische Alles, IPA ist hier sehr präsent. Das heißt, in der Brauhauswelt beziehungsweise in der handwerklichen Brauwelt kennt man hauptsächlich Ales. Und wir sind so ziemlich die erste kleine Brauerei, die hier auch tatsächlich dann auch Lager gebraut hat, weil wir der Meinung sind, dass ein gutes Lagerbier vielleicht die Krönung ist der Bierbraukunst. Es ist sehr leicht, ein Ale zu machen, es mit Hopfen vollzustopfen und dann ein sehr bitteres, sehr geschmackliches Bier zu haben, was aber im Prinzip alle Fehlgärungen und Fehlprozesse in der Produktion überschattet. Dagegen ein feines Helles zu machen, was diese wunderbaren Noten von einem Hellen hat, wo am Ende dieses Retronasale vorherrscht, das schafft nicht jeder. Und da kommt natürlich auch unser Know How, sowohl von mir als auch von unserem Braumeister. Unser Braumeister wurde auch in Doemens ausgebildet, kommt aus Venezuela, hat dort für eine der größten Brauereien gearbeitet, die heißt Polar. Und zum Glück konnte ich den akquirieren und er braut im Prinzip für uns hier richtig gute Biere nach Deutschem Reinheitsgebot. Und somit zu deiner Frage nochmal, was trinkt denn hier der Mensch? Die Menschen sind sehr diese traditionellen Lager gewohnt. Das sind sehr dünne Biere, sehr leichte Biere, weil die natürlich auch gut für das Geschäft sind. Die Micro-Brewery-Szene hat sehr stark die Ales jetzt 20 Jahre lang gepusht. Und wir sind ganz bewusst dagegen geschwommen, gegen den Strom und haben gesagt, wir machen halt auch gute Lagerbiere, die aber halt dann auch ein bisschen mehr Geschmack haben als das normale industrielle Lagerbier. Das ist so unsere Welt, unsere Bierwelt.

Markus: Ja, spannend. Und was ich gesehen habe ist, ihr habt auf jeden Fall dieses Kellerbier, was ja auch ein dunkles Bier ist, dann habt ihr das Helle, dann habe ich ein Kölsch gesehen und ein Weizen.

Felipe: Ganz richtig, ganz richtig. Also das sind jetzt unsere vier klassischen Sorten, die auch bei uns immer im Programm sind. Münchner Hell, einfach, weil ich in München studiert habe und das Münchner Hell lieben gelernt habe. Und es ist erstaunlich, auch in Deutschland trinkt man ja inzwischen sehr viel Helles. Aber ich habe auch gemerkt, auch in Deutschland, nicht jeder kriegt ein gutes Helles hin. Hauptsächlich die klassischen Brauereien aus München, Augustiner, Tegernseer, das sind so unsere Benchmarks gewesen. Das gute Helle hat am Ende so einen Nachgeschmack, das nennen wir Retronasal, das kommt im Prinzip von hinten in die Nase nochmal rein und das macht diese Biersorte sehr besonders. Und wir haben es geschafft tatsächlich, weil wir auch das Know How haben tatsächlich auch durch unsere Doemens-Zeit dort erworben, diese Biere zu machen und das kommt sehr, sehr gut an. Wir haben natürlich das Kellerbier, weil ich ja auch in Erlangen und Nürnberg gelebt habe und dieses Bier einfach lieben gelernt habe, weil das so ein süffiges, nicht zu stark sprudelige, das hat tatsächlich ein bisschen weniger Kohlensäure, das Keller, aber tatsächlich eine sehr, sehr starke Geschmacksnote hat durch diese Röstaromen. Das haben wir auch im Programm. Dann haben wir ein Kölsch. Wir dürfen es natürlich nicht Kölsch nennen, wir nennen es Typ Kölsch. Das ist ein klassisches deutsches Ale, etwas trockner, sehr hell, also es ist tatsächlich ein Kölsch, nicht ein Alt. Das kommt auch sehr gut an bei unseren Kunden, vor allem die, die ein bisschen diese Bittere, diese trockene Note suchen. Und dann haben wir ein Hefeweizen, das ja inzwischen in ganz Deutschland sehr viel getrunken wird, aber eher aus dem Südraum kommt. Und da bin ich sehr glücklich, dass wir mit unserem Braumeister diese wunderbaren Bananenaromen rein bekommen haben. Wir brauen nach dem Reinheitsgebot, da ist keine Banane oder keine Bananenschale drin, aber wir schaffen es tatsächlich allein durch die Gärung, diese unglaubliche fruchtige Süße reinzubringen und das kommt sehr gut an. Wir haben interessanterweise in der Pandemie, konnten wir auch wachsen, dazu können wir auch gerne nachher nochmal reden. Aber wir haben während der Pandemie neues Bier entwickelt und zwar ein Pils. Und als die Frage entstand, was machen wir denn für ein Pils? Es gibt ja unterschiedliche Pilssorten, norddeutsches Pils oder wir machen ein holländisches Pils oder wir machen was ganz anderes. Da haben wir beschlossen, ganz bewusst, ein japanisches Pils zu brauen. Das brauen wir mit einem besonderen Hopfen aus den USA, das ist der Amarillo-Hopfen. Der Amarillo-Hopfen, für denjenigen, der das hier nicht kennt, ist eine wunderschöne Kreuzung von einer Zitruspflanze mit einer Hopfenpflanze. Und damit schafft man es, etwas Zitrusaromen in die Hopfendolde hineinzubekommen, diese Zitrusaromen sind dann im Bier drin. Und deswegen ist es auch ein japanisches Pils geworden, weil es im Prinzip ein etwas bittereres Bier ist, was aber tatsächlich am Ende im Abgang eine wunderbare Zitrusnote hat. In diesem Fall sogar eine Pomelo, das ist diese asiatische Grapefruit und das schmeckt sehr, sehr gut. Und ich glaube, das war eins unserer erfolgreichsten Biere jetzt. Nicht nur, weil unsere Kunden das gerne trinken, sondern weil wir in eine der wichtigsten und größten Restaurantketten hier in Kolumbien reingekommen sind, die heißen Wok. Die haben ein asiatisches Konzept und verkaufen hier im Prinzip durch die Bank, von Japan bis zu Thailand, sehr, sehr gute Gerichte. Und die Kunden dort lieben unser Bier tatsächlich, weil es tatsächlich auch ein frisches aromatisches schönes Pils ist, was hier gebraut wird. Und das hat uns überrascht, das hat uns sehr überrascht. Da sind wir zwar ein bisschen aus dieser Welt der deutschen Biere herausgebrochen, aber, ich glaube, als kleine Brauerei kann man sich das dann auch tatsächlich leisten. Wir sind nicht gezwungen, nur deutsche Biere zu machen, sondern wir richten uns im Prinzip nach den besten Bieren dieser Welt und versuchen, diese zu kreieren. Und jetzt seit Neuesten haben wir noch eine neue Biersorte, die ist grade angelaufen, wir testen sie auch grade erst nur bei unseren Kunden in Kolumbien. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist, aber ich glaube, es ist in Deutschland relativ einfach, da hat man halt als Brauerei seine Genehmigung und seine Lizenz und dann kann man im Prinzip brauen was man möchte und verkaufen was man möchte. Hier muss man für jede Brausorte eine Genehmigung von der Gesundheitsbehörde bekommen, das Label muss freigegeben werden. Das kostet Zeit und Geld und deswegen können wir nicht 30 unterschiedliche Biersorten haben bei uns, sondern wir müssen ganz bewusst entscheiden, was wir machen. Und jetzt haben wir ein Happy Lager rausgebracht. Wir nennen das bewusst Happy Lager, so wie glückliches Lagerbier. Es ist ein sehr hopfiges Lagerbier, man könnte sich das fast vorstellen wie eine Art IPA. Also ein sehr aromatisches, nicht sehr bitteres, aber sehr starken Aromahopfenanteil, aber nicht als Ale, sondern als Lager. Und das ist ein Trend, den wir in den USA gesehen haben. Die Brooklyn Brewery macht zum Beispiel ein fantastisches Happy Lager. Und wir haben das nicht Hopy Lager genannt, sondern Happy Lager und das kommt sehr, sehr gut an, weil doch sehr viele Kunden, die zu uns kommen, die wollen alle ein IPA trinken. Und ich bin der Meinung, die Welt braucht nicht noch mehr IPAs, die Welt braucht jetzt Biere, die genauso interessant sind, aber vielleicht auch ein bisschen bekömmlicher sind. Und das ist grade eine sehr spannende Zeit, wir sehen grade, wie sich das entwickelt und ob sich das dann lohnt, das tatsächlich auch genehmigen zu lassen.

Markus: Ja, klingt auf jeden Fall total spannend. Und ich kann dich da nur bestärken, es ist tatsächlich der große Trend schlechthin, also insgesamt geht die ganze Welt nach diesem, ja, sage ich mal, Hype, hin zum Ale, jetzt wieder zurück zum Lager. Also zumindest die Craft-Welt, die Bierwelt in Generell ist ja sowieso über 90 Prozent Lager, das wird man auch so nicht ändern können, aber wenn wir von diesen anderen zehn Prozent sprechen, die eben doch sehr experimentell unterwegs waren in den letzten 20 Jahren. Und in der Tat entdecken die jetzt dieses Thema IPL, also das IPA nur eben als untergäriges Bier und damit mit eben diesem angenehmeren Körper, mit diesen besseren Drinkability-Eigenschaften so ein bisschen für sich. Und da finde ich das auf jeden Fall eine sehr gute Idee, sowas zu machen.

Felipe: Ich lache mich grad innerlich tot, weil, du hast grade IPL gesagt, da musste ich wirklich überlegen. Klar, India Pale Lager, nicht ein Ale, wunderschöner Begriff. Ja, ich sehe das genauso, das ist ein Pendel, der jetzt zurückschlägt, Ales sind tatsächlich interessant. Und ich liebe selber auch belgische Biere, ich finde sie fantastisch, nur sind die auch für eine Brauerei kein gutes Geschäft. Was hier sehr oft passiert, die Leute probieren es, Haken dran, habe ich schon mal probiert, tolles Bier, aber jetzt hätte ich gern ein normales industrielles Lager. Und was wir halt versuchen, ist tatsächlich interessante Biere und deswegen rede ich auch so positiv von diesem Hellen, unser Hopulus Hell, was wir hier verkaufen. Das ist ein sehr bekömmliches Bier, aber es hat diese wunderbare Note am Ende, wo man sagt, Mann, das war ein Bier, wo man am nächsten Tag auch sagt, woah, ich habe gestern ein tolles Bier getrunken, das nicht aus meinem Gedächtnis sozusagen weggeht. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, wenn man was machen möchte. Für alle, die da draußen eine Brauerei aufbauen möchten, ganz wichtig, ihr müsst die Qualität erst in den Griff bekommen und dann lohnt es sich, Geld in Marketing zu investieren. Wenn man die Qualität nicht im Griff hat und Marketinggeld ausgibt, dann ist das ganze Geld sozusagen umsonst ausgegeben worden.

Markus: Das sind sehr, sehr wahre Worte, absolut und, ja, so mancher Brauer hätte das vielleicht vorher mal hören sollen. Aber vielleicht hören es ja jetzt manche und nehmen das ein bisschen mit und das ist gut so. Vielleicht zum Abschluss noch eine Frage, wenn jetzt jemand von uns das mit Enthusiasmus gehört hat und von Kolumbien und von dir begeistert ist und kommen möchte, wie stellt man das denn am besten an, also bucht man da einfach einen Flug nach Bogotá oder wie geht das?

Felipe: Ja, also das Wichtigste ist, wenn ihr kommt, schaut bei uns vorbei, fragt nach Felipe, Felipe Santander ist mein Name, wenn ihr bei uns in der Brauerei seid. Über Waves, Uber, Google, alle Plattformen, TripAdvisor, Google & Co findet ihr uns. Das Restaurant heißt Galeria Hopulus und unser Bier heißt Cerveza Hopulus. Wie kommt man hierher? Ehrlich gesagt, das ist sehr einfach, Lufthansa fliegt fast, ich glaube, täglich sogar, Frankfurt-Bogotá an. Es gibt aber sehr viele Flüge heutzutage sowohl über Madrid, als auch über London, Portugal, über Istanbul kann man auch hierherfliegen. Wir sind tatsächlich wahnsinnig gut erschlossen, Bogotá ist tatsächlich auch ein Hub geworden, wo viele, die nach Argentinien wollen, Brasilien wollen, Peru, Ecuador wollen, die fliegen oft über Bogotá in diese Richtung. Sehr leicht zu erreichen, steigt im Flieger in Frankfurt ein, landet in Bogotá. Wie gesagt, die Meisten kommen hier in Shorts an, weil sie denken, sie sind dann in den Tropen und wundern sich, oh, das ist ja doch etwas frisch hier, der ewige Herbst. Je nachdem, wo man dann sein wird, einfach die richtige Kleidung mitbringen. Kolumbien, absolut erreichbar. Ist tatsächlich auch in den ganzen Reisemagazinen als eins der Top-5-Länder momentan, die man bereisen kann, bereisen sollte, drin. Wir haben eine wunderschöne Karibikküste, eine ganz tolle Stadt, die heißt Cartagena, eine alte Stadt, im Prinzip die Perle der Karibik. So wie Dubrovnik die Perle der Adria ist, haben wir die Perle der Karibik. Ein fantastisches altes Städtlein, da fühlt man sich wie Ernest Hemingway. Wir haben Nationalparks im ganzen Land, sowohl an der Küste. Die Pazifikküste ist kaum erschlossen, da gibt es ganz wenig Hotels. Wir haben da dunkle Strände, so ähnlich wie auf Island, mit so einem dunklen, fast schwarzen Sand. Dort kann man Wale in der Jahreszeit von Juli bis Oktober sehen. Jemand, der gerne Bergsteigt, wir haben 5.300-Meter-Berge. Das ist dann auch schon mal eine andere Herausforderung, weil, oben hat man dann schon weniger Sauerstoff. Es ist ein tolles Land, es lohnt sich zu bereisen und vielleicht schaut mal einer von euch auf unseren YouTube-Kanal und kriegt ein bisschen Fernweh und Reiselust. Wir haben immer wieder Kontakt mit Menschen, die um die Welt reisen in ihren Fahrzeugen, diese Thema Vanlife ist sehr berühmt und sehr bekannt. Es gibt einen wunderschönen Kanal, kann ich auch sehr empfehlen, The Sunnyside Phil. Das ist im Prinzip ein Pärchen, das ist mit ihrem Landrover, was sie in Deutschland gekauft hatten, gestartet, haben Alaska besucht und sind dann im Prinzip ganz runter bis nach Argentinien gefahren. Ich habe von denen erfahren, als die grade, glaube ich, in Mexiko waren und habe denen tatsächlich natürlich einfach über YouTube einen Hinweis geschickt, kommt, besucht uns doch. Und das fanden die so toll, dass die bei uns ein Bierchen trinken konnten, dass sie dann tatsächlich auch bei uns Zuhause eine Weile gewohnt haben, als sie ihre Webseite aktualisiert haben und dann sind wir mit ihrem Fahrzeug ein bisschen durch die Gegend gefahren. Und auch er hat damals ein paar Videos gemacht von uns in der Brauerei, weil er das Thema deutsches Bier natürlich auch sehr toll fand. Und die waren sehr begeistert von Kolumbien, sie haben sehr schöne Ecken besucht. Die Videos sind alle auf deren Kanal, The Sunnyside Phil, auf YouTube zu sehen. Und, ja, vielleicht sieht der ein oder andere sowohl unsere Videos als auch andere Videos über Kolumbien und sagt, Mann, das will ich mal gerne machen. Das Land ist sehr gut zu bereisen, es ist sehr sicher geworden. Einfach mal aus meiner eigenen Erfahrung, ich wurde hier noch nie überfallen, mir ist noch nie etwas passiert, ich war zwei Wochen in Paris, wurde zweimal überfallen. Also ist alles relativ. Ich glaube, es lohnt sich, ich glaube, es lohnt sich, dieses Land kennenzulernen. Und wen ihr dann schon hier seid, dann trinkt mal ein Bierchen bei uns, es wird euch sicherlich schmecken.

Markus: Ja, absolut und da habt ihr jetzt richtig viel oder hast du jetzt richtig viel Lust gemacht. Und für den einen wird dann vielleicht aus dem ewigen Herbst ein ewiger Frühling, das ist ja auch ganz schön. Und ich danke dir auf jeden Fall ganz, ganz herzlich für deine Zeit und für die spannenden Infos und auch für die Lust, die du uns gemacht hast, mal in die Ferne zu schweifen. Bis zum nächsten Mal, danke schön.

Felipe: Markus, ich danke dir für diese Möglichkeit, bei euch im Podcast zu sein. Für uns als kleine Brauerei in Kolumbien ist das wirklich eine Ehre, dass Brauer in Deutschland uns kennenlernen. Und irgendwann wachsen wir vielleicht mal über die Grenze Kolumbiens hinaus vielleicht mit unserem Konzept The Hopulus Experience, wo es im Prinzip um mehr geht als nur Bier, sondern um Lebensstil, um Abenteuer zu erleben. Aber danke für die Möglichkeit, bei dir im Podcast zu sein.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 22 – Talk with Alfie Amayo, Head Destiller of Seekers Spirit House in Phnom Penh, Cambodia

Alfie Amayo originally wanted to pursue a career in medicine, but then he found his new calling at the still. In his hometown of London, he advised bars and pubs and eventually became the brand ambassador for 10 Degrees C. This eventually brought him to the City of London Distillery, where he worked as brand manager. The next adventure was supposed to be a little trip around the world, but ended at the first stop, Cambodia. There, he helped set up Seekers Independent Spirits – and a month’s planned time turned into many years. He found his wife and a new home in the small Southeast Asian country and, as Head Distiller, is responsible for the company’s innovative brandies and liqueurs. In the podcast, we talk about the beer market in Cambodia, Alfie’s exciting career, and the many innovations he has introduced at and with Seekers…

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BierTalk 109 – Interview mit Janina Rösch, Kuratorin der Ausstellung „Berauschend“, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Janina Rösch hatte Ihr erstes Erlebnis rund ums Thema Alkohol bereits als Kind, als sie in den großväterlichen Mostbottich gefallen war. Wenig später entdeckte sie ihre Berufung zu Archäologie und Frühgeschichte, als sie in den Bibliotheken unter anderem die „Was ist Was“- Reihe verschlang. Das entsprechende Studium folgte und anschließend die Aufgabe als Ausstellungskuratorin am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Ihr erstes Projekt widmete sie dem Schwert, doch das nächste sollte sich dann um des Menschen liebste Rauschsubstanz drehen: „Berauschend – 10.000 Jahre Bier und Wein“ heißt die aktuelle Ausstellung rund um die Kulturgeschichte des Alkohols, die in der schwäbischen Landeshauptstadt zu sehen ist. Im BierTalk sprechen wir über die Hintergründe und Herausforderungen, nicht zuletzt, weil diese Ausstellung in den beiden Corona-Jahren konzipiert werden musste und damit auch Janina vor bisher unbekannte Aufgaben stellte…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute ganz besonders spannend, ich bin unterwegs mal wieder auf Reisen, diesmal quasi im Nachbarbundesland, in Baden-Württemberg in der Hauptstadt, in Stuttgart. Und ich durfte schon ein erstes Mal erleben, denn, ich bin Paternoster gefahren, zum ersten Mal in meinem Leben. Sehr, sehr spannend und kann ich jedem nur raten, also wenn man hier mal in der Markthalle vorbeikommt, dass mal auszuprobieren, durchaus ein sehr interessantes Erlebnis. Aber, viel spannender ist wahrscheinlich meine Gesprächspartnerin, ich sitze hier mit Janina Rösch, die unter anderem für die Ausstellung hier zuständig ist, bei der ich gestern einen Vortrag gehalten habe, der Titel ist Berauschend und da werden wir gleich ein bisschen drüber hören. Janina, vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern mal selbst vor.

Janina: Ja, auch von mir ein herzliches Willkommen hier in Stuttgart und schön, dass dir die Paternosterfahrt gefallen hat. War aber ein exklusives Erlebnis, das heißt, es dürfen nur Besucher, die in unsere Büros, in unsere Büroräumlichkeiten kommen im Landesmuseum, dürfen das nutzen. Aber, im Stuttgarter Rathaus gibt es noch einen anderen Paternoster, denn man nutzen kann. Deswegen war das für dich heute ganz exklusiv. Hast du es überlebt?

Markus: Ja, Sensation.

Janina: Bist nicht ins Nirgends gefallen, genau. Ja, zu meiner Person, ich bin Janina Rösch, ich bin derzeit als Ausstellungskuratorin angestellt hier am Landesmuseum und habe die letzten zweieinhalb Jahre die Sonderausstellung Berauschend, 10.000 Jahre Bier und Wein, kuratieren dürfen und habe mich voll und ganz der Kulturgeschichte des Alkohols gewidmet. Und bin jetzt auch ganz froh, dass die Ausstellung steht, gut angenommen wird. Und es ist immer dann so, das Baby wächst und es ist da und dann, wenn dann dieser Moment da ist und es ist alles so, wie man es sich vorgestellt hat, dann freut man sich natürlich umso, vor allen Dingen, wenn es den Besuchern dann einfach auch gefällt.

Markus: Ja und ist durchaus ein spannendes Thema und grad in der heutige Zeit auch eine Herausforderung, denn wir sprechen über 10.000 Jahre Bier und Wein, bedeutet also auch, über 10.000 Jahre Alkoholkonsum. Und der wird ja, zu Recht, auch kritisch gesehen in der heutigen Zeit. Und da sind wir gespannt, werden wir später noch drüber sprechen, wie das bei euch in der Ausstellung dann entsprechend auch behandelt wird. Vorher vielleicht ein bisschen zu dir, hast du denn persönlich eine Beziehung zu alkoholischen Getränken?

Janina: Habe ich, ja. Also schon mal vorneweg, ich trinke Alkohol. Ich habe meinen eigenen Alkoholkonsum, da kommen wir bestimmt später auch nochmal drauf, auch während der Planungsphase zur Ausstellung definitiv auch nochmal reflektiert. Bin natürlich, wie viele von uns, in das Trinken hineingewachsen. In Deutschland darf man sehr früh Alkohol trinken. Meinen ersten kleinen Rausch hatte ich wirklich schon aus Versehen als Kind und zwar durch den Mostkeller meines Opas.

Markus: Oh!

Janina: Und habe dann natürlich, so wie viele andere Jugendliche auch dann irgendwann, zu meiner Zeit war das dann noch die Alkopops, die dann aufkamen, groß in den Medien dann ja auch Thema. Ist, glaube ich, auch gut, dass es die heute nicht mehr gibt. Und heute trinke ich total gerne sowohl Bier als auch Wein, also ich bin da nicht sehr festgelegt. Ich mische es nicht an den Abenden, aber ich trinke beides gerne, aber auch Cocktails und so bin ich nicht abgeneigt. Und ich mag sehr gerne Marillenschnaps.

Markus: Schade, hätte ich das gewusst, hätte ich nämlich einen mitgebracht. Kann man aber nachholen.

Janina: Genau.

Markus: Ja, ne. Aber das ist natürlich, also es geht immer um einen sinnvollen und sensiblen Umgang mit dem Thema und um eine Selbstreflektion und das ist ja dann auch gut so. Aber vielleicht vorher, du hast ja ganz andere Leidenschaften in deinem Leben noch entdeckt, eben grade die Forschung, die Geschichte, die Frühgeschichte. Wie kam das denn, also hast du schon als Kind gerne im Sandkasten tiefer gebuddelt als die anderen oder wie muss man sich das vorstellen?

Janina: Ja, ich glaube wirklich, meine Faszination für die Archäologie kam wirklich durch Bücher. Ich war viel in der Bibliothek mit meiner Mama, in der Stadtbücherei und habe die Was-ist-was-Bücher verschlungen. Und da gab es ja die unterschiedlichsten archäologischen Ausführungen, von den Römern über die Ägypter, bis hin zu den Maya und so weiter. Und habe dann während der Schulzeit, glaube ich, einfach da parallel schon ganz viel angefangen zu lesen und mich dann nach dem Abitur entschieden, dann zu studieren. Bin dann nach Hamburg und habe dort frühgeschichtliche Archäologie studiert und bin dann jetzt wieder in Stuttgart gelandet.

Markus: Ja und bist auf dem Weg auch über das Schwert gestolpert, wie ich gelesen habe. Was gibt es denn Besonderes über Schwerter zu sagen?

Janina: Vieles und zwar so vieles, dass wir eine ganze Ausstellung hier am Landesmuseum hatten, hieß ja Faszinationsschwert, wir haben auch die Kulturgeschichte des Schwertes einmal von den Anfängen bis in die heutige Rezeption von Videospielen. Es ist immer noch eine der meistgenutzten Waffen in Videospielen, dann dargestellt in der Ausstellung. Und das Spannende beim Schwert ist vor allen Dingen auch daran, dass es ja wirklich die erste vom Menschen geschaffene Waffe war, die ausschließlich zum Töten gedacht war. Das hat natürlich einen ganz eigenen Charakter, der dann natürlich mitschwingt. Und durch das, dass die Geschichte des Schwertes eben dann auch schon so lange war, spielte das dann natürlich auch in viele Facetten des Lebens mit hinein. Also in religiöse kultische Aspekte, bis hin dann in Propaganda, wie wir sie dann irgendwie ja auch ein bisschen im Zweiten Weltkrieg dann erfahren haben. Also auch eine sehr, sehr spannende Geschichte.

Markus: Also ein bisschen wie auch beim Thema Bier beziehungsweise Alkohol, dass man solche Kulturgüter hat, die die Geschichte der Menschheit dann einfach, seitdem die beiden zusammenkommen sozusagen, begleiten und verschiedene Funktionen im Laufe dieser Zeit haben, auch genutzt und missbraucht werden, je nachdem wie man das sieht. Ja und Archäologie hatte ich gestern im Vortrag auch ein bisschen erwähnt. Also da gibt es ja einerseits diese erste Ausgrabung in der heutigen Türkei, Syrien, in dieser Grenzregion Göbekli Tepe. Was ich da ganz spannend fand, waren so die neuesten Erkenntnisse, das man jetzt halt davon ausgeht, dass das eine dauerhafte Siedlung war, die weitaus mehr Bier produziert hat als einfach nur mal eben für ein Fest. Und das wiederum bedeutet ja dann, dass man, ja, im Grunde sehr viel früher schon Bier hat brauen können müssen, um diese Profession überhaupt entwickeln zu können am Ende des Tages. Also warst du vielleicht zufällig schon mal dort vor Ort beziehungsweise hast mit Leuten gesprochen, die da waren?

Janina: Leider nicht. Also natürlich im Zuge der Vorbereitung auf die Ausstellung haben wir natürlich jeden wissenschaftlichen Artikel verschlungen, der uns unter die Nase kam und haben uns da natürlich dann ja auch eingelesen. Unsere Ausstellung beginnt auch mit Göbekli Tepe, das ist so der Auftakt in die Geschichte des Bieres, weil das eben die frühesten Pfunde sind, die wir machen können. Natürlich steht es ja außer Frage, dass vielleicht irgendwann noch ältere Pfunde gemacht werden, das ist ja häufig so. Es ploppt ja nicht einfach auf und dann ist es da, sondern grade Bier ist ja auch etwas, was hergestellt werden muss, also ich kann es nicht vom Baum pflücken. Wäre schön, dann sind wir vielleicht im Paradies unterwegs bei dem ein oder anderen in der Vorstellung. Aber da steckt natürlich eine Entwicklungsgeschichte hinter, die sich vielleicht dann an einzelnen Stellen wie eben Göbekli Tepe dann eben zeigt und dann aufploppt und die können wir dann fassen. Mal schauen, was in ein paar Jahren ist.

Markus: Ja, allerdings, da wird die Forschung sicherlich noch die ein oder andere Sache beleuchten. Was ich auch interessant finde ist, dass die Forscher ja dann sagen, oder manche zumindest, dass diese Entwicklung oder Entdeckung des Bieres, des Brauens für viele andere menschliche Errungenschaften mit verantwortlich ist. Also allem voran mal dieses Thema Geselligkeit, das man eben sagt, okay, vorher, trinke ich halt, wenn ich Durst habe, aber dann erlebe ich dieses Gefühl, man sitzt zusammen und trinkt ein leicht berauschendes Getränk. So stark waren die Biere damals ja nicht, aber es löst eben auch in der Steinzeit die Zunge und sorgt dafür, dass man eben dieses Gemeinschaftsgefühl erlebt. Bis hin zu späteren Entwicklungen, wo es sogar Wissenschaftler gibt, die sagen, letzten Endes könnte man die Erfindung der Mathematik und der Schrift mehr oder weniger auf das Bier zurückführen. Habt ihr da in der Vorbereitung auch so Extreme festgestellt, wo ihr euch gewundert oder auch gefreut habt, je nachdem?

Janina: Ja, Extreme, glaube ich, sind uns durchaus begegnet. Das Spannende ist ja auch in der Wissenschaft, man stellt Thesen auf und versucht sie irgendwie zu begründen, zu erschließen und es können ja auch viele verschiedene Meinungen erst mal nebeneinanderstehen. Und ich glaube, das ist eben in Göbekli Tepe eben auch der Fall. Also es ist zum einen, ich frage mich wiederum, inwiefern der Alkohol an sich eine Rolle gespielt hat, wie stark war dieses Bier überhaupt? Also ist da erst mal ein großer Rausch überhaupt zustande gekommen? Inwiefern war dieses Bier, das dort gebraut wurde, eher Nahrungsmittel, also diese Frage, Bier, Brei, Brot, die dann da ja auch mitschwingt? Aber ich denke und das ist die Erfolgsgeschichte des Alkohols, die dahintersteckt, Alkohol macht was mit uns, er verändert unsere Wahrnehmung im ersten Moment. Die ganzen Folgen, die am Morgen danach oder dann die Jahre später aufkommen, jetzt mal Beiseite gepackt, aber er verändert unsere Wahrnehmung. Also wir werden entspannter, gelöster, hemmungsloser in einer gewissen Art und Weise auch. Und wenn wir Menschen zusammenkommen, wir sind gesellige Säugetiere, die dann natürlich auch einfach dann im Geselligen Alkohol trinken und das eben schon so lange Zeit. Also ich denke, der Alkohol spielt schon eine gewisse Rolle, aber das heute auch noch tut. Die Frage ist nur, wie stark war es vielleicht doch eher Lebensmittel in der Vergangenheit? Das ist natürlich, glaube ich, es ist so ein, ja, so ein Ding, ich glaube einfach, wir können es nicht abschließend bewerten oder beziehungsweise klären. Das ist ja auch immer das in der Vergangenheit, wir stellen Thesen auf, aber wirklich zu 100 Prozent können wir manche Sache einfach nicht beantworten.

Markus: Ja und vielleicht ist es auch einfach so ein fließender Übergang.

Janina: Genau.

Markus: Also weil, natürlich war es ein Getränk, klar und dadurch, dass eben der Vorgang, den man machen musste, passiert ist, war ein einigermaßen sicheres Getränk. Und auf der anderen Seite, es gibt ja diese Versuche, die man dann auch vor Ort probiert hat mit den heißen Steinen. Das fand ich auch interessant, dass man damals praktisch schon die Idee eines Steinbieres hatte, wo man Steine erhitzt, die man dann in die Maische sozusagen gibt und damit einen relativ kontrollierten und reproduzierbaren Prozess machen kann. Und da kamen sie ja dann so bei 2 bis 4% Alkohol raus.

Janina: Genau, ja.

Markus: Also etwas, was dann schon bei längeren, größeren Konsum Wirkung zeigt, vielleicht jetzt nicht zu einem Komatösen Zustand führt.

Janina: Nein.

Markus: Andererseits weiß man natürlich auch nicht, wie die Enzymatik damals dieser Menschen war. Es gibt ja heute auch auf der Welt unterschiedliche Gruppen, die unterschiedlich sensibel für das Thema Alkohol sind. Insofern wäre das vielleicht auch nochmal eine Forschung, zu gucken, wie sich das überhaupt entwickelt hat, also ob sich der Mensch vielleicht sogar erst an diesen Alkohol angepasst hat. Das weiß ich nicht, aber es könnte natürlich sein. Genau, aber da kommen wir schon so ein bisschen auch in das Thema, wie konzipiere ich so eine Ausstellung. Und jetzt sind wir ja auch hier in Baden-Württemberg, sprich, hier spielt ja mindestens ein anderes alkoholisches Getränk auch noch eine große Rolle. Also wie kam das denn überhaupt, dass ihr gesagt habt, ihr macht sowas und wie hat sich das dann so zusammengefügt zu dem, was es heute ist?

Janina: Ja, es ist eine lange Zeit, die wir benötigen, bis eine Ausstellung steht. Also wir haben zweieinhalb Jahre letztendlich daran gearbeitet, bis sie eröffnet wurde. Das ist so der Durchschnitt an Zeit, die wir immer benötigen. Es beginnt immer mit einer Idee, wie so vieles. Und das Landesmuseum war unter anderem an einem Forschungsprojekt beteiligt, dass sich der Frage gewidmet hat, was tranken eigentlich die frühen Kelten, gemeinsam mit der Universität München und noch anderen Partnern. Und wir hatten da eben Pfunde zur Verfügung gestellt, die eben naturwissenschaftlich untersucht wurden. Man hat Proben aus den Wänden der Innenkeramik entnommen und letztendlich da naturwissenschaftlich untersucht, was war einst in den Gefäßen denn drin? Und dann war eben die Idee, ja, wir haben diese Forschungsergebnisse, es sind tolle Bände publiziert worden, aber wir sind ja ein Museum, machen Ausstellungen, können wir da nicht einfach eine Ausstellung draus machen? Und da das Thema aber sehr enggefasst ist und wir 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche haben, die wir bespielen dürfen, haben wir dann eben dann versucht, das weiter zuziehen, sind vom Gedanken an den Rausch wieder zurück in Richtung Alkohol. Also die Frage, warum berauscht sich der Mensch eigentlich so gerne, haben wir dann versucht wieder einzugrenzen, okay, wir bleiben einfach bei dem, was auch für Württemberg steht und eben das Bier und der Wein. Ich meine, Stuttgart ist die einzige Großstadt Deutschlands, wenn man mit dem Zug reinfährt, sieht man die Weinhänge mitten in der Stadt.

Markus: Stimmt.

Janina: Das hat man sonst nirgends. Also grade Wein und Stuttgart ist wirklich sehr eng. Aber wir haben ja auch tolle Brauereien hier bei uns und viele kleine Craft-Bier-Brauereien, die ich alle kennenlernen durfte während der Ausstellungsgestaltung. Und, genau und dann fängt man an, es zurechtzuzurren, man geht auf die Suche nach verschiedenen Objekten, die zum Teil auch in unserer Sammlung sind. Also man schaut immer zuerst, was haben wir eigentlich an Objekten da, welche Geschichte können wir erzählen? Dann schaut man natürlich in anderen Museen oder anderen Orten, wie können wir das noch aufstocken mit Leihgaben? Und, ja, man schreibt ein Drehbuch und versucht, ja, die Ausstellung ist ja als Rundgang konzipiert, das heißt, man versucht einen Erzählstrang von Anfang bis Ende zu erzählen. Wir arbeiten mit einem externen Gestaltungsbüro, mit einem Architektenbüro zusammen, die dann eben die Ausstellungsgestaltung für uns übernimmt. Da finden dann ganz viele Workshops statt, dass man dann Bierinhalt, baulichen Inhalt und dann schaut man, wie passen wir zusammen, wir kriegen wir da auch das Bild zu der Geschichte gut vermittelt? Ja und dann nimmt alles seinen Lauf. Und man recherchiert natürlich unendlich viel. Das war während Corona nochmal eine große Herausforderung. Normalerweise fahren wir auch in andere Museen, in Archive und holen uns da Impressionen, aber auch nochmal Eindrücke und das hat dieses Mal alles am Rechner stattgefunden. Das war wirklich eine Herausforderung da dann, auch ein anderes Arbeiten, weil wir sonst, wir arbeiten sehr streng oder sehr eng in einem Team und der Austausch fand am Telefon oder halt eben digital statt. Das war eine ganz neue Sache, hat aber super funktioniert. Und, ja, jetzt steht sie da.

Markus: Ja, also da kommen wir auch gleich noch dazu, also das wäre meine übernächste Frage sozusagen auch ein bisschen gewesen, nach Corona. Vorher vielleicht noch kurz, du hast gesagt, diese Pfunde aus der Keltenzeit, was war denn da drin, was es Wein, war es Bier, was es Met?

Janina: Vieles. Das hat es eben gezeigt, das war sowohl Wein, der natürlich importiert wurde. Der Weinanbau hier bei uns in der Region kam erst viel später, der kam mit der Ausbreitung der Klöster im Mittelalter. Nicht wie viele glauben, dass es hier während der Römerzeit eben schon Weinanbau gab, das stimmt nicht.

Markus: Aha.

Janina: Zumindest hier bei uns in der Region. Trier, die Ecke, sieht es nochmal anders aus. Aber das heißt, als bei uns der Weinbau groß wurde, da waren die Römer schon längst wieder weg. Also ist es auf die Klöster zurückzuführen, Bier und Klöster haben ja auch eine sehr enge Geschichte.

Markus: Absolut, ja.

Janina: Der Wein letztendlich auch. Und jetzt habe ich den Faden verloren.

Markus: Wir waren bei diesen keltischen Überresten, also was man da rausfinden konnte, was es nun war.

Janina: Genau, also da war eben Wein drin, der importiert wurde aus Ländern südlich der Alpen. Dann eben Met, konnte nachgewiesen werden. Andere Obstgärungsgetränke, das ist vielleicht natürlich immer schwierig, das dann genauso auszuklamüsern, dass man dann irgendwie sagt, ja, das ist jetzt genau das Getränk. Bier natürlich, aber auch Milchprodukte und Fleisch konnte natürlich in den Gefäßen nachgewiesen werden, genau.

Markus: Also hat der Mensch schon immer so eine Art Lagerhaltung praktisch praktiziert, logischerweise. Und, ja, ich fand es ganz interessant, weil ich in meiner Forschung auch drauf gestoßen bin, dass zum Beispiel dieses Wort Cervisia, was die Römer haben, dass das, wahrscheinlich zumindest, auf keltischen Ursprüngen fußt. Und die stehen dann eigentlich für Bienenwachswaben sozusagen auch der einen Seite und für Wasser auf der anderen Seite, was ja auch in unserem Whisky dann zum Beispiel dann steckt. Und dass die Römer dieses Wort sozusagen dann irgendwann für alles halt übernommen haben, was mit Alkohol und Flüssigkeit zu tun hat, außer Wein natürlich, das fand ich auch eine sehr spannende Geschichte. Und, ja, wie du schon gesagt hast, man muss viel forschen, man muss viel nachschauen sozusagen, Archive wälzen, Literatur, mit Menschen sprechen. Und ich hatte während der Corona-Zeit auch so ein großes Projekt, da habe ich die Chronik geschrieben für den Brauerbund. Und das war auch sowas, wo man dann normalerweise eben hin- und herfährt, Interviews führt, in Archive geht, zu Brauereien fährt, wie auch immer, und grade so in diesem ersten Jahr 2020 ging ja gar nix. Und das wäre noch so eine Frage, also ihr habt es offensichtlich gut hinbekommen, war es ein großes Hindernis? Wärt ihr schneller gewesen anders oder wäre die Ausstellung vielleicht anders geworden, wenn das nicht gewesen wäre?

Janina: Ich glaube, der Workload wäre ein anderer gewesen. Weil natürlich, es fiel natürlich jetzt zusammen mit, wir haben davor alle in unseren Büros hier gearbeitet, die Kommunikationswege waren kurz. Wenn ich irgendwie, bin ich mal schnell ins Nachbarbüro und habe gefragt, du, sag mal, wie sieht es eigentlich aus? Und so natürlich dann, man muss telefonieren, man muss den Mensch erreichen. Und auch die persönliche Umstellung von, ich arbeite in meinem Zuhause, in dem ich eh schon den ganzen Tag bin und sich da einfach neu einzustellen, war, glaube ich, für uns alle wahrscheinlich einfach auch eine große Herausforderung. Dadurch war der Workload, glaube ich, einfach vielleicht nochmal stärker als zuvor, weil man es anders kannte, man musste sich neu einstellen. Ich glaube aber, durch das, dass wir wirklich alle sehr gut zusammengearbeitet haben und uns immer wieder zusammengerafft und einfach auch sehr viele Video-Calls gemacht haben, hat man wenigstens ein Gesicht. Also ich saß da manchmal stundenlang vor dem Bildschirm. Weil natürlich auch, die Workshop hätten sonst vor Ort stattgefunden in einem großen Raum mit Häppchen und hier und da und Kaffee und wir hätten noch irgendwie Pause draußen in der Sonne gemacht. Ging natürlich nicht, man blieb dann einfach drei, vier Stunden am Bildschirm kleben und hat dann alles besprochen, was dann irgendwie wichtig war. War auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber ich glaube, es hat der Ausstellung definitiv nicht geschadet und sie würde wahrscheinlich, auch wenn es Corona nicht gegeben hätte, genauso dastehen wie jetzt auch. Beziehungsweise ein paar Zahlen würden fehlen, weil wir natürlich eine große Wand installiert haben, in der wir Statistiken zu, so trinkt Deutschland, haben.

Markus: Stimmt, ja.

Janina: Und da habe ich natürlich dann auch die Corona-Zahlen einfließen lassen, wie hat Corona unser Trinkverhalten verändert. Ist ja auch spannend, da nochmal drauf zugucken.

Markus: Das ist auch spannend, da werden wir auch gleich noch drüber sprechen. Ich wollte eins noch einwerfen, weil, ich muss sagen, bei mir hat es tatsächlich schon ein bisschen was verändert und in gewisser Weise auch im Positiven. Weil, durch diese Video-Calls war es dann auch so, dass ich mit Leuten auch gesprochen habe, mit denen ich vielleicht normalerweise gar nicht unbedingt gesprochen hätte. Also zum Beispiel habe ich in dieser Zeit den Kontakt aufgebaut zu dem Leiter der Ausgrabung in Abydos, in Ägypten, der dort ja eine Brauerei ausgräbt, vielleicht die früheste industrielle Brauerei, die es überhaupt gibt, der Matthew Adams. Und ich glaube, ohne diese Corona-Zeit wäre ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen zu versuchen, da irgendwas herzustellen. Und mittlerweile ist das fast schon eine Freundschaft. Und das finde ich schon spannend, weil vielleicht dieses Internationale, dieser Austausch ein bisschen größer werden konnte, einfach weil es dann auch egal war, ob ich den Call jetzt mit jemanden in Hamburg führe oder in New York. Und insofern, also da, fand ich für mich zumindest, gewisse Bereicherung. Ja, das heißt also, diese ganze Zoom-Geschichte oder Webcall-Geschichte hat auf jeden Fall auch nochmal einiges dazu beigetragen. Nun hast du grade erwähnt, Corona hat das Trinkverhalten verändert. Also überhaupt ist Trinkverhalten ja ein Thema. Wie würdest du denn sagen, hat dieses Trinkverhalten sich so im Laufe der Zeit verändert? Also ich habe zumindest gelesen, dass es am Anfang durchaus auch eine Sehnsucht nach dem Rausch gab im Hinblick, dass es eine religiöse Bedeutung hatte, weil die Leute gedacht haben, sie nähern sich damit irgendwie einer metaphysischen Ebene, wie auch immer, und dann gibt es natürlich dieses, sich Mut antrinken oder so. Also was habt ihr da so gefunden und wie hat sich das verändert, vielleicht sogar bis in die Jetztzeit mit der Pandemie?

Janina: Also es war natürlich in den Medien, war natürlich da ganz groß, Brauereien müssen Bier wegschütten. Einfach, weil wir in den Kneipen, in den Restaurants und in den Gaststätten einfach kein Bier mehr getrunken haben, einfach aus dem Grund heraus, die waren zu. Es hat sich aber der Konsum insoweit verändert über die Zeit, dass wir mehr Zuhause getrunken haben und auch anders getrunken wurde. Entweder dann eben alleine oder man dann eben auch, also zum Beispiel, ich habe auch mit Freundinnen über Zoom abends ein Glas Wein getrunken, also das hat man dann schon auch gemacht. Ich glaube, in der Testing-Szene hat sich da einfach nochmal ganz viel verändert …

Markus: Absolut, ja.

Janina: … weil, das gab es vorher so nicht. Jetzt ist es, glaube ich, immer noch so, dass es Bestand hat. Also das zieht sich, glaube ich, einfach weiter, ist erfolgreich genutzt worden in der Zeit und wird, denke ich, auch gut weitergeführt. Also mir ploppt ab und zu einfach durch Werbung immer mal wieder was auf. Klar, mein Fokus ist natürlich immer noch stark auf den Alkohol, dadurch wird bei mir in Social Media natürlich auch noch einiges rein gespült, was ich sonst vielleicht nicht gehabt hätte, genau. Aber, ich glaube, wir kehren immer mehr wieder zurück zum Konsum wie er vorher war. Spannend fand ich auch in der Zeit, also grad in Stuttgart war es ein großes Thema, ich glaube, es war 2020 auf dem Schlossplatz, als dann Alkoholverbote ausgesprochen wurden, weil sich da dann Jugendliche getroffen haben. Ist natürlich auch kritisch zu sehen von Zeiten, warum müssen überhaupt Alkoholverbote ausgesprochen werden? Das ist ja eigentlich eine gesamtgesellschaftliche Frage, wo schaffen wir Orte für Menschen, wo können sich Menschen aufhalten? Und in der Öffentlichkeit gibt es eben für bestimmte Personengruppen sehr wenig Plätze, an die sie gehen können. Und grade Jugendliche, man sucht Abgrenzungen, man möchte nicht mehr nur Zuhause sein, weg von den Eltern. Und da werden natürlich öffentliche Plätze gesucht, die aber oftmals keine Schutzplätze sind. Und mit Verboten bin ich mir persönlich nicht so sicher, ob das dann der richtige Weg ist, aber, genau …

Markus: Ja, die Diskussion wurde ja vieler Ortens geführt, unter anderem auch bei uns in Bamberg auch, ja, das schon. Wenn wir vielleicht ein bisschen in die Geschichte zurückschauen, gab es da solche Verschiebungen des eher lockeren Alkoholkonsums oder des eher restriktiveren beziehungsweise eben auch Phasen, wo man eben das mehr religiös gesehen hat oder eben mehr so profan? Also habt ihr da im Zuge eurer Ausstellung in der Geschichte was gefunden, wie die Menschen im Zeitraum ihrer Geschichte mit dem Alkohol so umgehen?

Janina: Ja, also ich glaube, schon sehr lange ist eben der übermäßige Alkoholkonsum, wird kritisch gesehen. Also sowohl bei den alten Griechen im antiken Griechenland ist eben übermäßiger Weinkonsum ebenso verpönt, wie wir es in der Bibel finden können. Also ist es, wenn du irgendwie zu viel trinkst, ist es eine Sünde, dann bist du vielleicht bereit, noch mehr Sünden zu begehen. Beispiel dafür ist zum Beispiel die Geschichte von Lot und seinen Töchtern im Alten Testament, die ja eben Angst haben, das eigene Geschlecht stirbt aus und machen ihren Vater betrunken. Das ist ja auch eine Art Warnung, die in dieser Geschichte steckt, also übermäßiger Alkoholkonsum. Das ist ja auch das Spannende in der Bibel letztendlich, zum einen steht Alkohol oder beziehungsweise der Wein für Fruchtbarkeit oder aber eben Blut Christi, sowohl im katholischen als auch im evangelischen Glauben, spielt das ja eine große Rolle. Aber auf der anderen Seite, übermäßiger Alkoholkonsum ist eben, ja, auch in einer Art und Weise, wird restriktiv gesehen beziehungsweise ist verpönt.

Markus: Das fand ich übrigens auch spannend im Zuge von einer anderen Recherche, dass das Christentum ja immer wirklich mit diesem Wein verbunden ist, wohingegen zum Beispiel das Judentum ganz explizit erlaubt in Gegenden, wo eben der Wein nicht die Hauptrolle spielt sondern zum Beispiel das Bier, dass man dann für die religiösen Riten auch Bier verwendet. Seid ihr da vielleicht auch drauf gestoßen, dass es mal so eine Bewegung in der Kirche vielleicht gab, wir hätten lieber ein Messbier statt einen Messwein?

Janina: Bin ich persönlich jetzt nicht drauf gestoßen, fände ich aber eigentlich ganz spannend, da nochmal nachzugucken, ob es da in die Richtung nochmal irgendwie was herauszufinden gibt, bin ich aber persönlich nicht drauf gestoßen.

Markus: Na, wer weiß, also. Noch eine Frage vielleicht, während ihr dann diese Ausstellung konzipiert, die Politik ist ja auch immer vorsichtig, was das Thema Alkohol angeht. Musstet ihr, um das dann zu tun, da auch ein paar Hürden überwinden und ein paar spezielle Wege gehen sozusagen, um dann so eine Ausstellung auch machen zu können? Ist es sensibler, im Gegensatz zu einer Schwertausstellung zum Beispiel eine Alkoholausstellung zu machen?

Janina: Ja, ich glaube, Schwert und Alkohol nehmen sich da nicht viel. Bei Schwert, natürlich hatten wir auch interne Diskussionen in Richtung Gewaltverherrlichung. Das ist ja auch einfach eine Waffe, die tötet, kann sehr viel Schaden anrichten. Beim Alkohol war es jetzt aber ähnlich. Also natürlich, da kam jetzt von Seiten Politik, kam da nichts, keine Hürden, die uns auferlegt waren. Sondern wir haben uns viel mehr selbst Hürden auferlegt, indem wir eben auch durch das, das Alkohol eben in unserer heutigen Kultur noch so allgegenwärtig ist, ich muss ja immer Stellung beziehen. Selbst wenn ich heute sage, ich trinke keinen Alkohol oder ich trinke überhaupt gar keinen Alkohol in meinem Leben, habe ich ja eine Meinung dazu. Also ich muss mich zu positionieren, das ist ja das Spannende daran. Und wir dann von Anfang an in der Planung uns überlegt haben, okay, wir müssen einen Teil in der Ausstellung integrieren, der eben den Alkoholkonsum in der heutigen Rezeption kritisch darstellt. Und gleichzeitig haben wir aber auch gesagt, wir sind alles Kulturwissenschaftler, Archäologen, Historiker, Kunsthistoriker, die Expertise der modernen Alkoholprävention liegt definitiv nicht bei uns im Haus, da müssen wir uns Expert*innen von außen ran holen. Und so bin ich relativ früh in der Planungsphase eben auf verschiedene Stellen hier in Stuttgart und im Land zugegangen, also die Freie Liga der Wohlfahrtspflege, der Suchthilfeverbund Baden-Württemberg. Kleinere Vereine wie Release U21 oder LAGAYA e.V., die eben speziell Suchthilfeprävention oder Suchthilfearbeit für Frauen und Mädchen machen und habe die zu einem Expert*innengremium eingeladen, habe Workshops gehalten, war auch spannend. Also ich habe letztendlich mein Konzept für diesen Ausstellungsbereich schon eigentlich runter geschrieben gehabt, habe ihn zur Diskussion gestellt. Und da kam wirklich sehr vieles noch im Austausch zustande, weil ich eben dann auch gelernt habe zum Beispiel, man sagt eben nicht Sucht, man spricht viel mehr von Abhängigkeit. Das natürlich auch ins Wording bei mir mit eingeflossen ist oder auch Ideen zu Mitmachstationen neu generiert wurden. Zum Beispiel haben wir jetzt eine Wand, durch die man durchschauen kann, da sind Rauschbrillen draufgeklebt. Man hat 0,6, 0,8 Promille wenn man durchschaut, aber natürlich ist es nicht der Rausch eins zu eins, weil, der restliche Körper ist natürlich nüchtern. Dennoch ist der Blick natürlich sehr unscharf. Und man muss eben versuchen, die, in einem Künstlichen, eigene Haustür zu öffnen mit einem Schlüssel. Das sind ja so Momente, die wir alle entweder selbst erlebt haben oder schon mal miterlebt haben oder aus Film und Fernsehen letztendlich kennen. Also da war nämlich die Idee, die kam eben von außen, das wir versuchen, die Menschen, die zu uns kommen, in die Richtung dieses Themas bei sich selbst abzuholen, den eigenen Konsum zu reflektieren. Man kann ein Spiel spielen, in dem man eben erfährt, wie viel darf ich eigentlich Gramm pro Tag reinen Alkohols, laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, überhaupt zu mir nehmen?

Markus: Das ist wenig, ja.

Janina: Und das ist halt, also als Frau wäre es bei mir nicht mal eine Halbe. Also es ist sehr, sehr …

Markus: Ja. Ja, ja, da ist man bei 0,3-Bier, ne.

Janina: Genau, es ist sehr wenig. Und das man sich da einfach nochmal reflektiert. Und deswegen ist ein relativ großer Ausstellungsbereich dann entstanden, in dem wir eben uns dann komplett diesen Fragen gewidmet haben, wie schadet das meinem Körper, wie schadet das der Gesellschaft. 57 Milliarden Euro kostet uns unser Konsum jedes Jahr. Also das sind die wirtschaftlichen Folgen, das sind Krankenhauskosten, Straßenverkehr, Unfall und so weiter, ist alles mit rein gerechnet. Durch die Alkoholindustrie nehmen wir aber nur 3 Milliarden Euro ein. Also wir lassen es uns wirklich sehr viel kosten, dass wir so viel konsumieren. Wir sind ein Hochkonsumland, aber dennoch tun wir es und das ist ja das Spannende daran.

Markus: Ja, der Mensch ist eben oft unerklärbar.

Janina: Genau.

Markus: Ja, wobei, ich muss halt sagen, ich erlebe es auch so, dass sich das ein bisschen wandelt. Also ich meine, wir kommen aus einer Zeit, so als ich vielleicht noch Kind war, da war der Alkoholkonsum ja wirklich völlig normal. Und da war es auch so, dass man in der Brauerei am Tag 6, 7 Maß Bier einfach als Trinken bekommen hat, ohne jetzt irgendwelche Diskussionen oder dass der Bauarbeiter am Tag 2 Kisten Bier getrunken hat und so. Also sowas war zu dieser Zeit normal, was sich da manifestiert in so einem Playmobil-Kasten oder solchen Geschichten. Und dann wandelt sich das, wo dann immer mehr eben das Thema Sucht, Abhängigkeit, Krankheit, die Folgen thematisiert werden. Und ich habe den Eindruck, dass es allerdings jetzt in der Jugend nochmal eine andere Bewegung gibt, wo die zwar ganz bewusst und in immer größerem Maße sagen, wir wollen keinen Alkohol trinken. Aber jetzt gar nicht mal mehr so unter diesem Suchtaspekt oder Krankheitsaspekt, sondern aus ganz banalen gesundheitlichen Gründen oder weil sie es einfach nicht mögen oder weil sie halt einen Lebensstil ohne Alkohol pflegen wollen und auch keinen wirklichen Grund darin sehen, jetzt ein alkoholisches Getränk zu trinken, wenn ich eben ein nichtalkoholisches trinken kann. was auch eine Herausforderung zum Beispiel für die Brauereien ist, weil sie dann natürlich Alternativen entwickeln müssen für eine Käuferschicht, die jetzt vielleicht 15 bis 20 ist, aber in 10 Jahren sind das ganz wichtige Menschen und denen muss ich ja eine Antwort geben auf ihre Fragen. Also habt ihr da auch festgestellt, dass dieser Trend sich insgesamt verstetig, weniger Alkohol oder gar keinen mehr zu konsumieren und das es sich unabhängig macht von den bisherigen Gründen, eben Krankheit, Sucht oder Religion, sondern das es per se ein Trend ist, der da kommt?

Janina: Ja, also wir konnten das definitiv feststellen. Ich glaube auch, das wird immer mehr werden. Ich finde, eines der besten Beispiele ist ja auch der Absatz an alkoholfreiem Bier. Der ist ja einfach in den letzten Jahren wirklich exorbitant durch die Decke, von kaum einem Absatz bis hin zu wirklich jetzt wirklich Zahlen, die wirklich sich hinstellen.

Markus: Ja, ja, wir sind bei 10 Prozent.

Janina: Genau, das ist wirklich sehr ordentlich. Und ich denke, das wird in Zukunft sich verstetigen, vielleicht auch verfestigen einfach durch das, dass die Jugend einfach insgesamt weniger Alkohol trinkt als es vielleicht die Jugend noch vor 10, 20, 30 Jahren getan hat und es zieht sich natürlich dann ja auch ins Erwachsenenleben mit hinein. Es gibt neue Trends wie, man kann auf Partys gehen, die komplett souver sind. Grade in Berlin ist die Szene da natürlich größer. Man kann 5-Gänge-Menüs in der Sterneküche komplett ohne alkoholische Getränke bestellen und essen und genießen. Es ist ja auch, wird viel experimentiert natürlich auch. Und ich finde, man sieht es auch immer letztendlich an der Tatsache, was wir in den Supermärkten zu kaufen finden. Alkoholfreien Gin finde ich mittlerweile bei Müller also.

Markus: Ja, ja. So ähnlich wie bei den veganen Produkten zum Beispiel, wo das einfach immer mehr normal wird und auch ein Übergang zum normalen eigentlich schon stattfindet. Ich denke mal, das Gute ist beim Bier, dass ja die Brauereien viele gute Gründe haben für ein alkoholfreies Bier. Also wir haben ein fermentiertes Getränk, was grundsätzlich immer gesünder ist. Wir haben sehr viele gesunde Inhaltstoffe, wenn eben kein Alkohol drin ist, was jetzt Vitamine, Minerale, Spurenelemente und so weiter, alles Mögliche angeht. Wir haben die Isotonie, das heißt, die Energie wird auch sofort vom Körper aufgenommen. Es ist kalorienarm im Verhältnis und ich habe eben nicht, wie bei den Softdrinks, Zucker zugegeben oder künstliche Farbstoffe, Aromen, wie auch immer. Also ich denke, es gibt viele gute Gründe für Brauereien, dieses Thema alkoholfreies Bier für sich zu entdecken. Nun geht es aber nicht nur ja um Bier in der Ausstellung, wir sind zwar ein Bier-Talk, aber wir müssen auch ein bisschen über diesen Tellerrand schauen. Wie ist es denn beim Thema Wein, also inwieweit laufen diese beiden Getränke ein bisschen parallel in ihrer Geschichte und wo gibt es da große Unterschiede sozusagen?

Janina: Ja, der Weinanbau ist definitiv jünger als die Geschichte des Bieres, hier sind wir so 8.000 vor heute. Mit dem Ende der letzten Eiszeit hat sich eben der wilde Wein in die Kaukasus-Region zurückgezogen, sage ich mal und dort finden wir heute eben die ältesten Nachweise für Weinanbau. Und von dort aus hat sich der Weinanbau dann, wie so vieles auf der Welt, dann eben über die Welt verteilt durch das, dass wir Menschen einfach gerne unterwegs sind. Genau und ab dann läuft es natürlich in einer gewissen Art und Weise, würde ich sagen, parallel. Beziehungsweise das Bier hier bei uns in Württemberg oder in Deutschland ist natürlich früher konsumiert worden als der Wein. Ich habe ja eben auch das, dass eben der Weinanbau hier in der Region Stuttgart eben erst mit der Ausbreitung der Klöster im Mittelalter zu uns kam. Das heißt aber nicht, dass man nicht schon vorher auch Wein konsumiert hat, denn man konnte ihn ja auch einfach importieren, was die Römer ja auch im großen Stil gemacht haben.

Markus: Absolut. Und was es auch gab, war ja dann Wein, den man nicht aus Trauben hergestellt hat, sondern aus Äpfeln zum Beispiel, aus Birnen und sowas. Habt ihr dazu auch Dinge gefunden, also gab es hier Obstanbau für das Thema Alkohol oder war das dann eher so ein Nebenprodukt?

Janina: Ja, wir natürlich grade die Schwäbische Alb oder an den Hängen der Schwäbischen Alb, da wird ja sehr viel Obstbau betrieben. Und wie gesagt, ich komme aus einer Mostfamilie. Aber wir hatten dann eben das Thema soweit eingegrenzt, dass wir gesagt haben, wir lassen die anderen Obstweine in einer gewissen Art und Weise außen vor und konzentrieren uns wirklich nur auf die Geschichte des Weines an sich, also des Traubenweines und eben als Pondon eben zum Bier, das wir eben diese zwei Geschichtsstränge miteinander verbinden und zu einem machen.

Markus: Ja und es ist auch so, dass man ja bei uns oft so einen Wertigkeitsunterschied festgestellt hat, also das der Wein schon eher als Kulturgetränk und als hochwertiges Getränk gesehen wurde und früher ja auch eher für die Oberschicht gedacht war und das Bier dann eben eher so das banale Getränk für die Masse der Bevölkerung. Aber, wenn man sich so anschaut in den letzten Jahren, wir haben jetzt eine Bierkönigin auch in Baden-Württemberg, das ist ja was relativ Neues zum Beispiel. Es gibt, wie du schon angesprochen hast, die neuen Craft-Brauereien, wo man eben auch ein Bier für 5, 8 Euro kauft und wo es auch gekauft wird und entsprechend auch gewertschätzt wird. Also siehst du da eine Entwicklung, durchaus auch in der Baden-Württembergischen Perspektive, wie sich da ein bisschen was angleicht oder ist es einfach ein Generationenthema, was man da als höherwertig ansieht?

Janina: Ich glaube, es wird sich immer mehr angleichen, definitiv. Also der Trend ist nicht zu verachten, der grade in der Craft-Bier-Szene auch hier definitiv in Baden-Württemberg vonstattengeht. Und wie du ja auch eben meintest, es gibt wirklich sehr, sehr tolle teurere Biere natürlich auch. Ich meine, man bezahlt eben für Qualität, das ist einfach so. Und man will ja auch wissen, was in seinem Glas ist. das ist ja auch das Schöne, was ich finde, an dieser ganzen Craft-Bier-Szene, die dahintersteckt, dass wirklich dieses Handcrafted und ich weiß, welche Zutaten in das Bier hineingeflossen sind, welche Braukunst dahintersteckt, vielleicht noch eine Geschichte des Braumeisters, der Braumeisterin, die mir nebenbei noch erzählt wird. Also es gleicht sich immer mehr diesem, wie sage ich es vielleicht, dieser Entertainment-Charakter, den ich beim Wein ja schon gewohnt bin. Ich kenne den Winzer, das Weingut, es wird mir die Geschichte des Weingutes erzählt, ich bekomme Zusatzinformationen auch über die Reben und so weiter, über die Hanglage und was es da noch alles gibt. Und da, denke ich, ist das Bier mittlerweile fast mit auf.

Markus: Ja, also Storytelling, Emotionalisierung, einfach dieses eben, Begeisterung, Passion, Handwerk, all das rüberzubringen, das auf jeden Fall. Was mir gestern auch aufgefallen ist, also tatsächlich hatten wir dann in den Fragen am Ende auch jemand, der ganz offen gesagt hat, ist denn dieses Thema, dass Bier jetzt auch teurer wird auch im Zuge der ganzen Krisen, die wir ja jetzt erleben seit einigen Jahren, ist das etwas, was die Gesellschaft spaltet, weil sich die einen das Bier noch leisten können und die anderen nicht? Muss ich sagen, fand ich zwar im Kern richtig, die Beobachtung, dass es eine Gefahr gibt, dass eine Gesellschaft sich spaltet in welche, die sich etwas leisten können und welche, die sich etwas nicht mehr so leisten können. Wobei ich persönlich glaube, dass das Bier da nicht das Thema ist, weil der Preisunterschied jetzt nicht so riesig ist. Und auf der anderen Seite ja die Menge des Konsums stark rückläufig, wenn ich von 2 Kästen Tageskonsum spreche, dann machen natürlich 5 Euro pro Kasten was aus, aber wenn ich eine Flasche am Tag trinke, dann sind das Cent-Beträge. Habt ihr denn solche Diskussionen auch im Zuge der Rezeption vielleicht auch? Wie haben die Leute die Ausstellung aufgenommen, kam dann sowas auch auf?

Janina: In diese Richtung speziell jetzt nicht. Aber es gibt natürlich nochmal Rezensionen, die dann auf einen zukommen so, warum habt ihr den Most außen vor gelassen? Also das sind dann einfach planungstechnische Fragen, die dann da dahinterstecken. Aber nochmal zum Bier, wie spaltet es die Gesellschaft, wenn der Bierpreis nach oben geht? Ich denke auch definitiv, also natürlich, es wird grade alles teurer, es ist alles teurer, natürlich muss das Bier der Preissteigerung eben auch angepasst werden. Aber ich denke, es gibt wichtigere Themen, die eben gesellschaftspaltend sind als das Bier oder per se der Alkohol.

Markus: Ja. Ja und die auch einfach dahinterliegen. Also es ist dann auch leicht und ich meine, das ist natürlich was, ohne jetzt eine Medienschelte zu betreiben, aber es ist natürlich einfach, am Bierpreis irgendwas auszumachen, wo eben ganz andere Leute praktisch dahinterstecken. Ja, trotzdem haben wir grad so ein bisschen angefangen, wie nehmen die Leute diese Ausstellung wahr, was kommt da für ein Feedback? Also seid ihr zufrieden mit der Menge Menschen, die da kommen und was gab es so an Kommentaren, an Anregungen, wie läuft das so?

Janina: Wir sind super zufrieden, wie bekommen auch durchweg wirklich tolles Feedback von den Menschen, die in der Ausstellung waren. Vor allen Dingen auch nochmal zu dem Thema, was macht Alkohol mit uns und vor alle Dingen auch zu den ganzen negativen Folgen, wie wir dargestellt haben, wird eben auch gerne von Schulklassen genutzt und jüngeren Menschen. Präventionsarbeit findet eben unter anderen bei uns hier im Alten Schloss statt. Und da ist das Feedback wirklich gut. Ich habe auch erst letztens wirklich tolles Feedback bekommen zu einem unserer Ausstellungsbereiche, wir zeigen die Hofkultur der Württemberger. Ich meine, wir sind bei uns im Alten Schloss und können eben auch die ganzen Schätze der Württemberger, die ja in unserer Sammlung sind, in Bezug auf die Trinkkultur darstellen und haben uns da nicht lumpenlassen und wirklich, haben unsere, sage ich mal, Schatzkammern geleert und eine höfische Tafel in einer gewissen Art und Weise nachgebaut und da glitzert und glänzt es natürlich. Das kommt wirklich sehr gut an. Da stehen dann große staunende Augen vor den Vitrinen und freuen sich ob der ganzen Kostbarkeiten. Zum Beispiel haben wir einen kleinen Schildkrötenautomaten, das ist ein Trinkspiel. Das ist ein echter Schildkrötenpanzer, gut, dass man das heute nicht mehr bauen darf aus echten Schildkröten, hoffentlich. Aber das ist, die Mechanik ist unten in dem Panzer hinein gebaut und ich kann den über einen Schlüssel aufziehen. Das Kunstwerk ist von 1630, also schon relativ alt. Und wenn ich es aufgezogen habe, könnte ich es jetzt über den Tisch fahren lassen bis zu dir, an der Tischkante hält es an, weil ein Kläppchen, der Mechanismus fährt aus und so fällt die Schildkröte nicht vom Tisch. Es ist aber ein Trinkspiel. Das heißt, ich habe noch einen Kreisel, den drehe ich. Da kommen dann Aufforderungen heraus, trink aus, gibt weiter, lass stehen. Und dann ruckelt diese Schildkröte mit einem Becher auf dem Rücken auf dich zu und du musst dann entsprechend der Aufforderung dann eben trinken, weitergeben oder was auch immer tun. Also die Menschen am Hof wussten sich definitiv zu unterhalten an der Tafel. Ist natürlich nur ein kleiner Einblick in die Zeit, weil wir natürlich ja wirklich sehr stark in der Oberschicht dann verortet sind. Also die breite Masse hatte natürlich diese Art von Festivitäten eben nicht zur Verfügung gestellt bekommen

Markus: Ja, trotzdem interessant. Finde ich auch zum Beispiel, wenn man jetzt nur, sagen wir mal, Filme oder Bilder aus der Kaiserzeit sieht oder so, wie normal dieses Leben damals eigentlich schon war. Und selbst aus solchen Zeiten, wenn man dann solche Spiele hat, merkt man, natürlich gibt es Unterschiede, was Technologie und so weiter angeht, aber dieses grundsätzliche Zusammenleben hat sich doch relativ schnell so entwickelt. Ja, vielleicht so abschließend noch so ein bisschen die Frage jetzt, du bist für das Museum verantwortlich, für die Ausstellung, hat sich da auch was verändert? Also wenn ich mir jetzt überlege, ich gehe da raus und frage 100 Menschen, wann waren sie das letzte Mal in einem Museum, ist die Antwort wahrscheinlich anders, als wenn ich vor 50 Jahren gefragt hätte oder so. Also gibt es da schon Herausforderungen und macht dieser Job trotzdem Spaß?

Janina: Er macht trotz alledem natürlich sehr viel Spaß. Es ist ein ganz toller Job, vor allen Dingen, weil man eben in verschiedenen Themenbereich hineinspringen darf, sich professionalisieren und dann kommt eben das nächste Thema im Bereich des Ausstellungsmachens, es macht natürlich auch wirklich sehr, sehr großen Spaß. Aber natürlich haben wir und das ist wirklich eine sehr große Diskussion, die im Museumswesen in den letzten Jahrzehnten geführt wird, wie bindet man eben neue Besuchsgruppen, Besucherinnengruppen an das Haus, an die Häuser, an Museen? Die Konkurrenz ist groß im, sage ich mal, Freizeitbereich. Die Entscheidung, die natürlich getroffen werden muss am Wochenende, gehe ich jetzt in eine Ausstellung in ein Museum oder gehe ich in den Freizeitpark oder gehe ich ins Kino oder, oder, oder, oder sitze ich einfach nur Zuhause und schaue Neflix. Also man hat natürlich ein Überangebot in vor allen Dingen großen Städten wie Stuttgart oder auch andernorts und wir versuchen da natürlich mit Ausstellungen wie diese, so attraktiv wie möglich für eine breitere Masse zu sein, die dann hoffentlich auch zu uns kommt und die Ausstellung sich anschaut.

Markus: Ja und man sieht ja auch, also nicht zuletzt gestern am guten Besuch, aber auch, wo ihr eben erzählt, wie viele Leute sich das anschauen, dass das durchaus funktioniert. Wie lange läuft die Ausstellung noch und vielleicht noch so 2, 3 Highlights, ein paar hast du schon erwähnt, was können Leute erwarten, die sich das Ganze anschauen wollen?

Janina: Ja, also die Ausstellung läuft noch bis zum 30. April, also ein bisschen Zeit ist noch, nach Stuttgart zu kommen und sich die Ausstellung anzuschauen. Ja, wir haben ganz viele Highlights. Ich meine, für mich ist natürlich fast jedes Objekt ein Highlight, weil ich tolle Geschichten drum herum erzählen kann und weiß. Spannend sind vor allen Dingen eben auch unsere keltischen Pfunde, wir haben das Grab vom Klein-Asbergle ausgestellt. Das ist ein Prunkgrab, eben ein frühkeltisches, was eben mit tollen, wirklich prunkvollen Gefäßen. Das Trinkhorn von Hochdorf zeigen wir, das fasst 5 1/2 Liter. Das ist ein riesiges, riesiges eisernes Trinkhorn. Eben bin ich ja schon drauf eingegangen, eben auf die Schätze vom Württemberger Hof, die natürlich wirklich toll sind. Bis hin zu wirklich schönen Leihgaben, die wir von anderen Museen eben zur Verfügung gestellt haben. Wie zum Beispiel aus dem Vorderasiatischen Museum aus Berlin haben wir eine kleine Keilschrifttafel ausgestellt, in der in Keilschrift die Trinkhymne auf die Biergöttin Ninkasi zu lesen ist.

Markus: Oh!

Janina: Wirklich ein sehr tolles Stück, sind wir auch sehr froh, dass wir das ausstellen und zeigen dürfen in der Ausstellung. Ja, es ist bunt durchgemischt. Eins meiner persönlichen Highlights ist auch das, was du schon erwähnt hast, dieses Playmobil-Set, den Typ Bauarbeiter, wo eben Bierkästen noch mit drin sind. Heute undenkbar, heute würde Playmobil keine Bierkästen mehr in die Kinderzimmer stellen. War auch 1975 schon schwierig, wurde dann wieder aus dem Sortiment genommen. Also da stecken eben viele Geschichten drin. Oder aber auch ein ganz profanes Weckglas, steckt eine tolle Geschichte hinter. Der Herr Weck hat dieses Patent erworben eben zum Einmachen, Einkochen von Lebensmitteln. Man konnte zum ersten Mal im Winter eben Früchte genießen, ohne auf den Rumtopf zurückzugreifen. Der Herr Weck war unter anderem eben auch Abstinenzler. Also es steckt hinter so vielen Objekten ganz tolle Geschichten und es lohnt sich, nach Stuttgart zu kommen.

Markus: Absolut! Also wobei ich jetzt gelernt habe, das ich immer einen Fauxpas begehe, in meine Marmeladen gebe ich immer gerne entsprechende Fruchtbrände, um das Aroma zu intensivieren. Das ist natürlich dann etwas kritisch zu sehen, aber egal. Also auf jeden Fall dann nochmal den Aufruf natürlich an alle Hörer, scheut nicht den Weg nach Stuttgart. Es ist ja auch vom Bahnhof aus sehr leicht zu erreichen, trotz der bekannten Dauerbaustelle, aber man ist sehr schnell da und es fahren ja trotzdem Züge. Also das auf jeden Fall machen und sich das anschauen, ja, faszinierend. Vielen Dank, also sowohl für die ganze Arbeit rund um diese Ausstellung, auch für die Zeit jetzt natürlich und dann noch viel Erfolg bei der nächsten Ausstellung. Weißt du schon, worum es geht?

Janina: Ja, wir haben eine Kinderausstellung, die als nächstes eröffnet wird und zwar zum Thema der Kleinen Hexe.

Markus: Oh, okay, also spannend, kann man dann auch gleich nochmal wiederkommen. Vielen Dank und heute noch einen schönen Tag dir.

Janina: Ja, danke dir.

BierTalk 108 – Interview mit Leopold Schwarz, Inhaber der Schwarzbräu in Zusmarshausen, Schwaben, Bayern

Leopold Schwarz wuchs als Kind in die Brauerei seiner Familie hinein und lernte sie von klein auf lieben. Touren mit den Bierfahrern oder heimliche Runden mit den Gabelstaplern standen auf der Tagesordnung. Aus dem Abenteuerspielplatz wurde dann allerdings auch Ernst, als er beschloss, mit dieser Jugendliebe eine lebenslange Bindung einzugehen. Seitdem hält er die Zügel in Zusmarshausen in den Händen und lenkt das kleine Unternehmen durch alle Unbilden der heutigen Zeit. Der Lohn: Die Schwarzbräu ist die meistdekorierte Brauerei Deutschlands! Im BierTalk berichtet er aus seiner Geschichte, verrät die Geheimnisse hinter seinen Bieren und verkostet sie auch mit uns…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute bin ich sehr, sehr froh, weil wir endlich mal wieder ein richtiges Hochamt des Bieres feiern können. Wir waren jetzt sehr viel unterwegs, waren viel im Ausland, haben viele Leute getroffen und da war oft das Thema Bier an sich und auch die Verkostung ein bisschen zu kurz gekommen und das ändern wir heute, endlich mal wieder. Wir sind im wunderschönen Bayernland, sogar in Schwaben und sind da bei der Zusmarshausener Schwarzbräu und haben den Leopold Schwarz zu Gast. Ich freue mich total, dass du hier bist und sage erst mal hallo. Und vielleicht stellst du dich unseren Hörern mal ganz kurz selber vor.

Leopold: Hallo Markus, ja, vielen herzlichen Dank für die Einladung. Du hast es schon gesagt, mein Name ist Leopold Schwarz, ich bin 56 Jahre alt und ich habe das Vergnügen, dass ich der Inhaber von der Familienbrauerei Schwarzbräu sein darf. Wir brauen hier ja fast vier Hände voll verschiedener Biere und ich werde von einem ganz tollen und fantastischen Team unterstützt.

Markus: Ja und das ist faszinierend und schon über viele, viele, viele Jahre, also ein altes Unternehmen mit ganz viel Tradition und eines der wenigen, die noch selber Malz herstellen. Das finde ich ganz faszinierend, da würde ich auch gern ein bisschen drüber reden. Und, was ich auch gelesen habe, ihr seid die am meisten dekorierte Brauerei mindestens in Deutschland. Das finde ich natürlich auch spannend, da werden wir auch ein bisschen drüber sprechen. Und ich habe ein ganzes Paket mit neun verschiedenen Bieren bekommen, also eine Menge Arbeit. Aber fangen wir vielleicht erst mal bei dir ein bisschen an, wir haben ja gesagt, Familienunternehmen. Wie war das denn, also als du so großgeworden bist, wann hast du so realisiert, okay, das ist eine Brauerei und das ist spannend und da möchte ich vielleicht auch mal hin?

Leopold: Ja, das ist eine interessante Frage. Ja, mein Elternhaus war direkt neben der Brauerei, also wirklich je nach Sonnenstand teilweise im Schatten der Brauerei und die Brauerei war letztendlich auch ein Stückchen unser großer Spielplatz. Es war damals noch nicht so ganz mit dieser Arbeitssicherheit und all diesen Dingen, wir sind am Wochenende in die Brauerei und sind Stapler gefahren, ja, da steckten noch alle Schlüssel. Und, ja, ich habe zum Glück nie einen Zwang gespürt, hier arbeiten zu müssen. Ich habe das mehr so gesehen wie offene Türen, in die ich gehen darf. Ich weiß schon, dass die Familie da, und in meiner speziellen Situation, der Großvater ein großes Interesse hatte, dass die Enkel hier tatsächlich mit einsteigen, aber es war für mich ohne Druck und am Schluss tatsächlich eine eigene Entscheidung.

Markus: Ja, das ist ja auch faszinierend. Und wenn ich so zurückdenke an die 70er-Jahre, ich glaube, da war so eine Brauerei wirklich der perfekte Abenteuerspielplatz, also das kann ich mir gut vorstellen. Wie kam das so bei deinen Schulfreunden und Kollegen an, hattest du da öfters Besuch quasi?

Leopold: Als wir noch jünger waren, so mit zehn, zwölf, da hatte ich einen Freund im Ort und wenn wir mal nachmittags nicht wirklich was zu tun hatten, dann sind wir bei uns ins Versandbüro, haben gefragt, ob wir mit dem Bierauto mitfahren können und dann haben wir am Nachmittag mit dem Bierauto eine Runde gedreht. Und das war schon immer sehr nett.

Markus: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, da hatten auch die Fahrer bestimmt ihren Spaß. Zusmarshausen, für jetzt Leute, die damit wenig anfangen können, wo ist das ungefähr und wie schaut es da aus?

Leopold: Zusmarshausen ist 25 Kilometer westlich von Augsburg, also zwischen Ulm und Augsburg, direkt an der Autobahn A8 gelegen. Wie schaut es hier aus? Wir haben eine klassische Kirche mit einem Zwiebelturm, wir sind im Naturpark Westliche Wälder, das heißt, wir haben sehr viele Wälder und wir haben eine leicht hügelige Landschaft.

Markus: Also wirklich ein echtes Naturparadies, na wunderbar. Ja und dann haben wir hier diese ganzen Biere und vielleicht fangen wir einfach auch schon mal mit einem an, bevor wir so ganz trocken werden beim reden. Mit was würdest du denn gern anfangen?

Leopold: Also ich würde anfangen, also ich bin ja beim Bierprobieren, bin ich Traditionalist, ich hole grad mein Glas her, ich habe mal vier Biere für die Verkostung im ersten Schritt vorgesehen. Das ist Erste ist unser Exquisit, das ist eines unserer wichtigsten Sorten. Das zweite ist unser Bayrisch Dunkel, das Dritte, würde ich das Ex und Hop empfehlen und dann habe ich noch zwei verschiedene Jahrgänge vom Aged Bock mitgeschickt.

Markus: Na, das klingt doch nach einem wunderbaren Programm. Und auf dem Exquisit steht auch noch drauf Braumeisters Liebling, das ist natürlich besonders schön. Und, ja, wenn wir mit dem anfangen wollen, dann hauen wir das doch mal ins Glas, bin ich sehr gespannt. Ja, machen wir mal auf. So, wunderbar. Also wir haben ein richtig schönes goldgelb strahlendes, ganz klar filtriertes Bier. Wunderbarer Schaum, steht wie eine Eins, richtig schön cremig, feinporig. Hm, ja, macht auf jeden Fall optisch schon mal Lust. Jetzt weiß ich gar nicht, wie du gerne vorgehen möchtest. Möchtest du sie ein bisschen beschreiben, soll ich ein bisschen was erzählen, wie hast du es gerne?

Leopold: Also das können wir überlegen. Für mich ist es spannender, wenn du anfängst, dann lerne ich wahrscheinlich auch noch was zu. Aber ich kann ein bisschen was zum Bier an sich erzählen, vielleicht zur Einleitung. Ja, du hast ja schon gesagt, auf dem Etikett steht Exquisit, das ist der Sortenname und das Ex soll auch die Verwandtschaft zum Exportbier zeigen, weil, der Bierstil ist tatsächlich Exportbier. Im internationalen Sprachgebrauch ist das ja das Dortmunder. Und das soll eigentlich ein schön ausbalanciertes Bier sein, ausgewogen, nicht zu herb, es soll einen Malzkörper haben, aber nicht zu voll, soll eine schöne helle Farbe haben. Wir beschreiben unser Exquisit in unserer Bier-Range als das perfekt ausbalancierte Bier.

Markus: Also ich konnte natürlich nicht an mich halten und habe auch schon einen ersten Schluck genommen und kann schon mal …

Leopold: Das mache ich jetzt auch, auf dein Wohl, Prost!

Markus: Und ich kann schon mal, ohne zu spoilern, sagen, dass das absolut stimmt, also auf jeden Fall ein unheimlich ausgewogenes Bier. Ich finde, in der Nase riecht es richtig frisch, also man hat wirklich so richtig schöne, ein bisschen leicht Zirtrus, aber auch schöne grüne, kräutrige Hopfenaromen, die aber, wie gesagt, vor allem unheimlich frisch sind. Also das ist sehr einladend, da bekommt man richtig Lust. Dahinter ist dann tatsächlich auch so dieses klassische Kornfeld, Getreide, so ein bisschen ganz, ganz leichte Röstaromen, ein bisschen Honig, ein bisschen Brot, also sehr, ja, angenehm, genau. Und wenn man das dann im Mund hat, begeistert mich vor allem diese Cremigkeit. Also das ist ein richtig schönes, ein wunderbares Bier, was auf der Zunge moussiert, den ganzen Mundraum einnimmt. Es fängt so mit einer süßen Note an, geht dann in diese Getreidearomatik rein dann, wenn es auf der Zunge so vor sich hin cremt, dann beginnt nach und nach auch die Bittere sich bemerkbar zu machen. Und wenn man dann runtergeschluckt hat, dann entwickelt die sich nach und nach und am Ende hat man da wirklich eine richtig schöne kräftige, lange anhaltende Bittere, die den Mund auch schön wieder austrocknet, ohne zu viel zu sein und damit den Trunk wirklich schön abrundet. Also ein richtig schönes klassisches Export. Wo ich mir auch sehr gut vorstellen kann, so die klassischen Speisen dazu, der Wurstsalat, der Emmentaler, was auch immer man da gerne hat. Und ich sage es auch immer, wenn mich die Leute fragen, wo man denn für ein gutes Export hinfahren muss, da sage ich immer, am besten fahrt ihr nach Schwaben, weil das wirklich die Region in Deutschland ist, wo ich am ehesten bisher so typische Vertreter gefunden habe. Und das ist absolut ein Volltreffer, was das angeht, ja, toll!

Leopold: Ja, das Exportbier ist und war hier in der Gegend sehr stark verbreitet, es ist auch eines unserer Hauptsorten.

Markus: Hast du da eine Idee, warum das so ist, also warum grade die Schwaben das so behalten haben, wo doch alle anderen, inklusive Rheinland, Ruhrgebiet, da aufgegeben haben und zum Pils gegangen sind?

Leopold: Das kann ich dir nicht sagen. Ich denke, das ist im Verlauf der Jahrzehnte tatsächlich schon auch weniger geworden, weil auch das Pils bei uns auch viele Jahre stark gewachsen ist. Momentan ist ja auch Pils ein bisschen schwächer so als Sorte, aber den genauen Grund kann ich dir nicht sagen.

Markus: Ist auch nicht so wichtig, Fakt ist jedenfalls, es ist so! Und ich finde, was man diesem Bier auch anmerkt, ist eine Sache, über die wir vor Jahren auch schon mal gesprochen haben, nämlich das ihr eure Biere schön richtig lange lagern lasst. Und grade sowas wie dieses Export, das braucht diese Zeit, dass es sich harmonisiert, dass es eben richtig schön vom Aroma zusammenkommt, um dann so ein schönes komplettes Bier zu werden. Und das ist, glaube ich, vielleicht auch so ein bisschen ein Geheimnis, viele hauen die Biere einfach zu schnell raus, nach drei, vier Wochen und dann ist einfach da das nicht mehr so gegeben. Wie lange lagert ihr die so in der Regel?

Leopold: Ja, das, was du sagst, das sehen wir auch manchmal im Fernsehen, da wird ja tatsächlich schon auch in der Werbung von einer großen Biermarke, sprechen die von vier langen Wochen, aber die meinen hier Gärung und Lagerung. Und wir reden hier jetzt erst mal über zehn Tage erste Gärung. Und ich sage ganz bewusst erste Gärung, weil wir die erste Gärung eben mit der allerersten Bierhefe machen. Und wenn wir dann die Gärung abgeschlossen haben, wir lassen tatsächlich das Bier ausgären, dann wenden wir das Kräusenverfahren an. Das heißt, wir geben einen Schuss frische Bierwürze mit einer zweiten, also einer anderen Bierhefe dazu. Und so kommen wir dazu, dass all unsere Biere eben zweimal vergoren sind mit zwei unterschiedlichen Bierhefen. Und das ist ganz wichtig für die Art und Weise, wie wir Bier brauen und es ist auch sehr geschmacksprägend. Und nach den zehn Tagen erster Gärung kommen dann, je nach Biersorte, zwischen 5 und 16 Wochen Nachgärung und Lagerung dazu.

Markus: Ja und dann kann so ein Bier natürlich reifen. Darfst du denn oder willst du denn verraten, was das für Hefen sind?

Leopold: Das sind Zwei. Also es werden oft Nummern und Namen genannt, die Erste ist eine relativ weit verbreitete untergärige Bierhefe, die ein bisschen besser vergärt. Die Zweite ist eine, wir sagen immer Staubhefe dazu. Das ist eine, die bei tiefen Temperaturen sehr gute Ergebnisse kriegt und die macht ein ganz typisches Aroma im Duft. Was man auch hier in diesem Exquisit, das wir jetzt im Glas haben, tatsächlich riechen kann.

Markus: Das ist dann diese ganz leichte auch fruchtige Note?

Leopold: Ja, die fruchtige Note. Ich beschreibe das immer, ich finde, das Bier hat eigentlich sehr schön drei Komponenten, wir riechen was Frisches, was Aromatisches, was von den Hefen kommt, wir riechen einen Hauch des Hopfens. Wir setzen hier zum Beispiel auch eine gehörige Portion Hallertauer Tradition ein. Und ich finde, der gibt so eine ganz leichte sanfte, das nenne ich, samtig nussige Note in dieses Bier. Und natürlich das Malz, das wir in dem Fall ja auch selbst hergestellt haben, das gibt halt den Körper auch. Ist ja verantwortlich natürlich für die Ernährung der Hefe und damit für den Alkohol, aber auch, gibt natürlich noch die kleine Restsüße mit zum Bier.

Markus: Und diese Hefenote würde ich als so, na, wie so ein roter Apfel vielleicht, könnte man das sagen oder wie beschreibst du die?

Leopold: Ja, der rote Apfel ist eine sehr gute Beschreibung, ich denke, das trifft es sehr gut. Was du vorhin gesagt hast, das rieche ich auch im Bier, da ist was Frisches drin, das sind teilweise ja die Schwefelverbindungen aus der Gärung. Auf der anderen Seite sind es auch ein bisschen Elemente aus dem Hopfen, die das eben frisch und samtig machen. Was uns generell bei unseren Bieren sehr wichtig ist, wir verwenden keine Bitterhopfen. Also wir verwenden ausschließlich Aromahopfen für die Biere, weil wir der Meinung sind, dass es einfach für die Drinkability unheimlich gut ist. Es gibt einen schönen Geschmack, keine nachhängende Bittere, sondern milde, sanft, weiche Biere.

Markus: Ja, also das finde ich auch, grad die Bittere, das ist total schön, also sie ist da und sie ist präsent, aber sie geht nie über dieses gewisse Level. Und das ist wirklich was, was das Bier total rund macht und was da diesen Trunk auch toll macht. Und ich bin normalerweise kein großer Freund der hellen oder auch der Exportbiere, außer sie sind richtig gut gemacht.

Leopold: Ich hoffe, das ist der Fall für dich hier.

Markus: Das ist für mich auf jeden Fall der Fall. Also wir haben auch hier in der Gegend bei mir die Reckendorfer Brauerei, die hat die sogenannte Helle Freude. Das ist auch ein Export, das geht so in dieselbe Richtung. Das mag ich auch gern, weil die Biere einfach einen Charakter haben. Also ich finde, oft sind die so weichgespült, so leer und dann frage ich mich eigentlich, warum trinke ich jetzt überhaupt ein Bier irgendwie?

Leopold: Ja, das frage ich mich manchmal auch.

Markus: Genau. Und das hat einen wirklich schönen Charakter, eine eigene Note, einen schönen Geschmack und ist trotzdem etwas, was sich eben auch schön mit anderem verbindet. Also insofern, tolle Geschichte. Wie lange macht ihr dieses Export schon?

Leopold: Also aus meiner Sicht schon immer. Ich müsste jetzt hier in unserer Etikettensammlung nachsehen, wann ich das erste Exportetikett finde. Ich glaube, dass es den Namen Exquisit seit den 70er-Jahren gibt.

Markus: Ja, na, das ist ja schon ordentlich. Ja und das überhaupt, nachdem es euch ja schon so lange gibt, muss es ja auch irgendwann diese Zeit gegeben haben, wo man von obergärig auf untergärig umgestellt hat. Habt ihr da mal in den Analen was gefunden, wann das so war, wie das so funktioniert hat?

Leopold: Also wir sind eigentlich so von der Prägung, sind wir eine traditionelle untergärige Brauerei. Wann das quasi in den alten Zeiten passiert ist, kann ich nicht sagen, also da habe ich auch noch nie Aufzeichnungen gefunden.

Markus: Okay. Man sieht auf jeden Fall richtig spannend auf der Homepage, das kann ich allen Hörern nur empfehlen, da mal ein bisschen in die Geschichte reinzuschauen, weil da nämlich diese schönen alten Bilder auch noch da zu sehen sind. Also wie das Eis noch auf den Weihern geschlagen wurde und wie man dann in den Lagerkellern unten eben gearbeitet hat, und das ist schon, ja, faszinierend. Also wir haben das hier im Brauerei Museum einmal gemacht, wir haben da einen alten Eiskeller und in dem alten Eiskeller haben wir die alten Gerätschaften, die man früher eben verwendet hat, um Eis von den Seen auszusägen und dann über Pferdefuhrwerke zu transportieren, haben das dann tatsächlich mal gemacht. Also haben diese Werkzeuge genommen, sind auf den Weiher raus und haben mal Eis produziert und das war echt Knochenarbeit. Aber total spannend und natürlich sehr befriedigend am Ende, wenn man da mit so einem ganzen Fuhrwerk voller Eisstangen zurückgekommen ist. Und da konnte man sich richtig schön reinversetzen, wie das war und das sieht man eben auf euren Fotos auch. Und das ist, ja, da ist einfach sehr viel historische alte Bierkultur irgendwie dabei.

Leopold: Ja, die Fotos, die wurden neulich in einem Buch mit verwendet. Es gibt eine Neuauflage eines Buches, das heißt Bier- und Wirtshauskultur in Schwaben und Franken. Und der Autor oder, das sind mehrere Autoren, einer war bei uns und hat einige Unterlagen von uns mitgenommen und dem haben wir ein paar Bilder mitgegeben, die hat er auch für das Buch verwendet. Und da ist sehr schön beschrieben, wie viele Brauereien in Zusmarshausen es früher gab und wie die historische Situation war. Das ist sehr spannend, das ist ein ganz neues Buch und da stehen einige Dinge drin, die ich tatsächlich noch nicht wusste.

Markus: Super, dann habe ich auch gleich noch einen Tipp für mein Bücherregal.

Leopold: Ja, ist wirklich gut. Also das Buch ist sehr umfassend, beschreibt ganz viele verschiedene Facetten.

Markus: Und vielleicht noch ganz kurz, weil du es grade erwähnt hast, ihr habt ja die eigene Mälzerei, das machen ja wirklich nicht mehr viele. Vom Anteil her, wie viele eurer Malze macht ihr denn da noch selber?

Leopold: Also wir sind annähernd Selbstversorger. Es gibt mal Nischenmalze, die wir da zukaufen, aber, ich sage mal, wir gehen schon stramm auf die 100 Prozent zu.

Markus: Klasse! Und dann wisst ihr auch immer, von welchem Bauern sozusagen, von welchem Feld euer jeweiliges Getreide kommt?

Leopold: Ja, das ist schon sehr spannend, also es gibt südlich der Donau noch drei Brauereien, die Malz selbst erzeugen und in Deutschland insgesamt noch ein Dutzend. Und man denkt, wir haben rund 1.500 Brauereien, da sieht man, wie wenige das letztendlich sind, die das noch selbst machen.

Markus: Ja, nee, das sind nicht mehr viele. Also hier in Bamberg haben wir ja noch zwei, aber das ist definitiv ein anderes Malz, weil das alles Rauchbier ist. Aber ansonsten, stimmt, also da gibt es wirklich nicht mehr viele. Und das heißt dann, für dich war auch dieser Teil Mälzer in diesem ganzen Brauerthema auch ein ganz wichtiger Teil dann, ne?

Leopold: Ja, das ist für uns schon immer wichtig, das ist schon immer, also von Kindesbeinen an war das auch schon immer existent, wir kennen den Geruch oder ich kenne den Geruch schon immer. Ja, das ist halt ein elementarer Bestandteil. Und das ist eigentlich sehr traurig, dass das bei vielen Brauereien so in Vergessenheit gerät. Die allermeisten Brauereien müssen ja eben ihr Malz von Industriemälzereien kaufen, kriegen dort die standardisierten Qualitäten ohne jegliche Individualität. Und das leben wir tatsächlich anders, wir versuchen, das auch nach außen zu tragen. Und das ist schon wirklich spannend, ganz viele Kunden und Konsumenten realisieren das auch, dass das was Besonderes ist.

Markus: Und das bedeutet ja auch, ihr könnt, wenn ihr wollt zumindest, für eure Biere die Malze ganz gezielt herstellen. Also zum Beispiel für dieses Export eben sagen, okay, das Karamellmalz muss genau so und so und so sein. Wie man es ja normalerweise, wenn man es bei einer Industriemälzerei bestellt, nie bekommen kann, oder?

Leopold: Ja, richtig, ja, das ist sehr individuell und wir machen tatsächlich das Malz für uns.

Markus: Und wie muss ich mir das vorstellen, ist das dann, ja, so ein recht moderner Mälzbetrieb, Teil von eurer Brauerei oder ist das ein separater Bau und gibt es da dann eigene Keimkästen oder wie ist das Ganze so angelegt?

Leopold: Also es ist tatsächlich in die Brauerei vollkommen integriert, also die Gebäude gehen ineinander über. Das ist ganz interessant, in dieser Zeit, als die meisten Brauereien eben das Mälzen aufgegeben haben, hatten die ja noch die Tennenmälzereien, wo das Malz in dünnen Schichten auf Solnhofener Platten lag und das war ja damals unheimlich viel Handarbeit. Und in der Phase hat sich mein Großvater auch damit beschäftigt, das Mälzen aufzugeben und ist aber schon quasi im ersten Schritt mit den potenziellen Malzlieferanten, war er nicht ganz zufrieden mit dem, was die ihm angeboten hatten, welche Qualitäten. Und er hat sich dann Anfang der 60er-Jahre entschieden, eine neue Mälzerei zu bauen und das war genau in der Phase, wo ganz viele Brauereien ihre eben aufgegeben haben. Und wir hatten Glück, das ist eine Bauform, die man eigentlich heute noch so bauen würde. Wir haben Saladinkästen, wir haben fünf Keimkästen und korrespondieren dazu eben eine Darre. Und die ist jetzt eben auch schon über 50 Jahre alt und wir erhalten sie und die ist einem sehr guten technischen Zustand.

Markus: Und tut auch ihren Dienst sozusagen, wunderbar, sehr schön. Na, da bin ich ja mal gespannt, was wir als Nächstes verkosten, weil, da können wir dann mal gucken, ob das Malz sich dann entsprechend auch ändert. Was steht denn auf unserem Speiseplan als nächstes?

Leopold: Also ich würde empfehlen, dass wir als nächstes Bier das Bayrisch Dunkel nehmen. Ja, ich denke, wir haben da die gleiche Bierphilosophie in der Verkostung, oder?

Markus: Ja, überhaupt, also ich bin ein großer Fan der dunklen Biere, so fürchterlich viele gibt es ja auch gar nicht mehr, zumindest die eben richtig gemacht werden. Und wenn ich dann noch höre, dass jemand das Malz dafür selber macht, dann bin ich ganz besonders gespannt, weil man da ja dann nochmal, ja, ein anderes Aroma erwarten kann. Ich mache mal auf. So, wunderbar.

Leopold: Ja, wir haben vor zwei Jahren, haben wir unsere Etiketten modifiziert und wir haben auch dieses Bier dann, was bisher immer Dunkel hieß, haben wir in Bayrisch Dunkel transferiert und schreiben darunter Münchner Art. Und das soll eben zeigen, es war eigentlich der Bierstil der Münchner vor über 100 Jahren. Und du hast schon eingeschenkt, das mache ich jetzt auch.

Markus: Ja, also mir stahlt es schon entgegen. Also das finde ich ja ganz besonders schön, weil wir hier so ein tiefes Kastanienbraun haben mit einem richtig schönen Rotstich, der so richtig entgegen leuchtet. Also man könnte fast von einem Rubin sprechen, das finde ich ganz toll. Und oben drüber ist jetzt auch wieder richtig schöner cremiger feinporiger Schaum. Ein bisschen getönt, wie es sich gehört, das jetzt dazu passt. Und wenn man da reinriecht, dann ist es ein richtig schönes, ja, Schokolade, Vollmilchschokolade, nussig.

Leopold: Ich finde auch, Rosinen, dunkle Beeren und es ist eine ganz schöne Melange. Und ich nehme dieses Pärchen sehr gerne mit zu Bierproben, weil ich im Prinzip erklären kann, das sind eigentlich die gleichen Biere, wir haben nur verschiedene Malze verwendet.

Markus: Das stimmt, das ist wieder so richtig schön weich und rund im Mund. Also das ist für mich immer so ein entscheidendes Merkmal, wie verhält sich dieses Bier im Mund? Also nehme ich das rein, das ist ziemlich leer und fließt einfach so runter oder ist ein bisschen kratzig, ein bisschen unangenehm, wie auch immer? Oder habe ich hier eben so ein richtig schönes weiches Gesamtkunstwerk, würde ich fast sagen, wo man wieder auf der Zunge dieses Moussierende hat, dieses schöne angenehm Cremige und am Anfang intensiv die süßen Noten, die dann mit den Rosinen so ein bisschen übergehen in dieses leicht Schokoladige, Nussige? Ich denke da so an Haselnuss, Nougat, in so eine Richtung, richtig schön. Und hinten rum, wenn man dann trinkt oder getrunken hat, runtergeschluckt hat, dann hat man tatsächlich auch wieder eine leicht Bittere, aber diesmal ein schönes Spiel aus der Hopfenbittere und auch so ein bisschen der Röstmalzbittere. Aber ganz dezent, also sehr rund, sehr, ja, im Einklang, muss ich sagen. Und das würde mich jetzt wirklich interessieren, heißt das, von der Hopfenrezeptur ist es auch identisch zu einem Export?

Leopold: Nahezu, da ist ein ganz kleiner Unterschied. Beim dunklen Bier überlagert natürlich das dunkle Malz unheimlich viel vom Hopfen. Aber wir verwenden auch in diesem Bier keine Bitterhopfen. Und das ist uns an diesem Bier wirklich wichtig, es ist weich, rund, ich finde es auch samtig. Und die Farbe, die du beschrieben hast, die gefällt uns auch, da sind wir sehr glücklich damit. Es ist eigentlich für manche Leute heutzutage nicht dunkel genug, aber das ist eben dieser ganz traditionelle Münchner Bierstil, so war das Bier früher. Das war dadurch, oder ist es, einfach wirklich gut und schön trinkbar. Es ist nicht zu voll, wir haben keine kratzige Bittere. Wir verwenden auch kein Röstmalz, keine Brandmalze, keine Farbmalze dafür.

Markus: Ja und das schmeckt man auch. Also wirklich wunderbar, ein echter Genuss! Und grade, weil ich diesen Bierstil so gerne mag, bin ich da jetzt richtig glücklich. Und ich finde es auch ganz wichtig, weil, eben, heutzutage wird oft bei den Bieren, werden Dinge einfach überinterpretiert. Das heißt, es ist dann extrem dunkel, extrem röstig, extrem süß, extrem mastig. Oder bei den hopfigen Bieren dann halt extrem bitter oder extrem hopfenaromatisch oder so und dabei vergisst man den eigentlichen Zweck. Also das waren ja einfach Biere, die gedacht waren, harmonisch rund zu sein, von denen man gerne einfach viel trinkt. Und auch ohne ständig drüber nachzudenken, sondern es war ja einfach ein Getränk. Und ich finde, man merkt das zum Beispiel auch ganz gut, ich mache ja regelmäßig immer diese Oktoberfestbier-Testings und da hat man jetzt diese modernen Oktoberfestbiere. Nichts dagegen zu sagen, aber das sind halt einfach relativ helle, kräftige Starkbiere, oder Starkbier nicht, aber kräftige Biere auf jeden Fall. Und dann gibt es aber immer noch dieses eine letzte Oktoberfest-Märzen, glaube ich, von Hacker-Pschorr. Und das finde ich ganz faszinierend, weil das auch noch ziemlich ursprünglich wirkt zumindest. Also da hat man eben auch eine Farbe, die so ähnlich ist wie hier. Nicht ganz so schön vom Rotstich her, aber auf jeden Fall auch ein nicht zu dunkles Braun und auch schöne weiche karamellige Aromen, sehr gefällig. Wo man sich auch, in meinen Augen, noch eher so ein bayrisches Festbier drunter vorstellen kann, als unter den dann doch eben sehr modernen, sehr hellen Oktoberfestbieren, wie man sie heute so hat, aber ist vielleicht ein anderes Thema. Aber, ich finde, hier ist es wirklich diese Idee dieser Münchner Art schön getroffen und gut, dass es das dann in Schwaben wenigstens noch gibt.

Leopold: Ja, das freut mich, wenn du das so siehst, danke.

Markus: Sehr, sehr gern. Also ich würde es nicht sagen, wenn es nicht so wäre. Und Braumeisters Liebling stand ja auf dem Exquisit, was würdest du denn dem hier für ein Attribut geben?

Leopold: Also da haben wir Münchner Art drunter geschrieben. Eigentlich hätte Chefs Liebling drunter gehört, weil, das gehört zu meinen Favoriten. Aber da wollten wir einfach nochmal den Biertyp unterstreichen.

Markus: Ja, nee, das habe ich mir eben auch gedacht, also ich kann mir gut vorstellen, also das wäre auch mein Liebling. Obwohl, die anderen habe ich jetzt noch gar nicht probiert. Aber wie gesagt, das ist ja so ein bisschen einer meiner Lieblingsbierstile und es gibt sie so selten und insofern, ja, nee, also wunderbar, sehr, sehr schön. Und von den Kunden her, wie gliedert sich das so auf? Also du hast gesagt, Pils ist eher rückläufig, hat das Dunkle denn so gewisse Stammkundschaft wenigstens?

Leopold: Das Dunkle ist sehr stabil. Allerdings ist es auch letztendlich bei den Nischenbieren inzwischen, klar, wir sind da im Trend, wie der Markt einfach. Das Exquisit ist für uns eine ganz wichtige Sorte, auch unser helles Bier ist natürlich eine total wichtige Sorte geworden in den letzten Jahren.

Markus: Ja und dann sieht man hinten auf dem Etikett auch eine Goldmedaille zum Beispiel prangen, in dem Fall von den World Beer Awards. Da haben wir uns ja auch mal gesehen vor einigen Jahren schon persönlich.

Leopold: Ja, genau.

Markus: Was hat das denn mit dieser Meistprämierung zu tun? Also, ja, natürlich seid ihr gut, das haben wir jetzt ja schon festgestellt, aber gibt es so ein Geheimnis, wie man das schafft, da wirklich auch immer gut abzuschneiden?

Leopold: Das Geheimnis ist das Bier. Es sind natürlich zwei Stufen, wir sind ja in der glücklichen Lage, dass wir ein sehr großes Sortiment haben. Und das ist auch wieder in der Geschichte zurück, mein Großvater hat 1954 auf der Weltausstellung in Brüssel das erste Mal einen wirklich tollen Preis gewonnen und da hat er quasi den großen Brauereien den Rang abgelaufen als kleine Landbrauerei. Und er hatte dann immer Spaß, seine Biere zu Wettbewerben zu schicken und hat immer wieder gewonnen. Und das haben wir eben über die Jahrzehnte immer fortgeführt und das hat dazu geführt, dass wir eben so viele Medaillen haben, wir sind inzwischen bei weit über 700. Klar, wenn da jedes Jahr 10 oder 20 dazukommen, manchmal auch mehr, wenn es gut läuft, dann wird das einfach mehr.

Markus: Dann müsst ihr eigentlich so ein eigenes Museum schon bauen, ne, wo man nur Medaillen sehen kann.

Leopold: Ja, leider hat man ganz lange Zeit die Medaillen, sich nie organisiert. Es gibt ja inzwischen auch viele Wettbewerbe, die machen es ausschließlich mit Urkunden. Wir haben tatsächlich zwei Stellen in der Brauerei, wo wir auch die Urkunden zeigen und aufhängen, grade die, die wir für die spannendsten halten. 700 Urkunden am Stück wären jetzt vielleicht in laufenden Metern spannend, aber dann doch zu viel für die Gäste.

Markus: Das stimmt. Was macht es denn mit den Mitarbeitern, also sind das Leute, die sehr lange schon im Unternehmen sind? Vielleicht gibt es ja welche, die kennst du noch von deiner Kindheit oder so, weiß ich nicht. Und gibt es da eine sehr enge Bindung, die die dann entwickeln zum Unternehmen?

Leopold: Ja, wir haben schon sehr lange Betriebszugehörigkeiten. Es wird jetzt im Sommer, wird ein Mitarbeiter in Ruhestand gehen, der ist dann 43 Jahre bei uns gewesen und das ist schon eine Besonderheit. Wir haben 10 und 20 Jahre, haben wir sehr oft, wir hatten auch wirklich schon öfters diese 30 und 40 Jahre.

Markus: Wie viel Leute habt ihr insgesamt bei euch?

Leopold: Wir sind ein bisschen über 80 im Team. Ist relativ viel für eine Brauerei, das liegt aber auch daran, dass wir eine sehr starke eigene Logistik haben. Wir haben 15 eigene LKWs, mit denen wir die Kunden beliefern. Und wir haben auch ein sehr schönes Handwerkerteam, also bei uns arbeiten auch zwei Maurer, Maschinenschlosser, Mechatroniker, die letztendlich dann die ganzen Anlagen und Gebäude auch in Schuss halten.

Markus: Ich glaube, das vergisst man oft, ne, was so eine Gebäudelogistik für so eine Brauerei einfach bedeutet und das man im Grunde ja immer daran arbeiten muss, die Dinger aktuell zu halten, sonst fällt das ja irgendwann in sich zusammen, ne.

Leopold: Ja, da gibt es ja diesen Spruch, eine Brauerei, die nicht baut, bald nicht mehr braut, heißt der Spruch. Und da ist schon was dran. Das liegt daran, dass das Thema Bier für die Gebäude unheimlich belastend ist, Bier ist schwer, wir haben Nässe, Feuchte, wir haben ganz viel Wasser. Wir brauchen auch im Zweifel Wärme, wenn es um die Heizung geht oder Füllerei, wir haben die Reinigungsmittel und all diese Themen, da muss man natürlich dran bleiben.

Markus: Und wenn man sich so anschaut, die 80 Mitarbeiter, wie teilen die sich so auf in Brauerei und Mälzerei, jetzt mal abseits von den Handwerkern?

Leopold: In der Mälzerei arbeitet ein Kollege eben hauptamtlich. Der hat natürlich Vertreter, also, ja, darf ab und zu in Urlaub, wenn er mal krank ist, brauchen wir ja auch einen, der seine Arbeit macht. Und unsere Braumeister kümmern sich eben von der Steuerung und von der Rezeptur und da drum. Da gibt es einen Braumeister, der das quasi zur Hauptaufgabe hat, aber die anderen müssen da eben auch im Thema sein und das macht es für die Braumeister tatsächlich total spannend. Und das habe ich schon manchmal gehört, wenn wir einen neuen Braumeister gesucht haben, dass einer sagt, ja, das juckt ihn schon mal, auch tatsächlich Malz zu machen.

Markus: Wenn ich jetzt hier so in Franken bin oder unsere Hörer vielleicht in Berlin oder sonst wo, gibt es Biere, die man auch regional von euch bekommt oder andere Getränke aus eurem Haus?

Leopold: Ja, wir haben seit einigen Jahren unser neues helles Bier, das ist Marie Hausbrendel. Damit gelingt es uns tatsächlich, aus unserem traditionell angestammten Verbreitungsgebiet raus zuwachsen. Da gehen wir quasi Richtung München schon, wir gehen Richtung Stuttgart, also Baden-Württemberg, haben wir einige Kunden schon, wir sind in Nordbayern und im südlichen Thüringen vertreten.

Markus: Stimmt, die habe ich auch schon öfters Mal in den Regalen stehen sehen, die Marie. Also auch ein sehr hübsches Design, muss ich sagen. Hält aber auch allen moderneren Kriterien stand, also kein in irgendeiner Art und Weise despektierliches, wie das vielleicht bei anderen Bieren so ist, also nein, ein sehr einladendes. Und dann macht ihr ja noch alkoholfreie Getränke auch, ne?

Leopold: Ja, wir haben eine Schiene, wo wir alkoholfreie Getränke herstellen. Die heißt, Alaska, da machen wir das klassische Sortiment an Limonaden, Apfelschorle, Fruchtgetränk und solche etwas jüngeren Getränke.

Markus: Ja, apropos Getränke, also nicht, dass ich das dunkle Bier schon ausgetrunken hätte, das werde ich nachher in Ruhe machen, aber wir können ja noch ein Weiteres probieren. Und, ja, was steht denn jetzt auf dem Programm?

Leopold: Da würde ich jetzt quasi, wie nennt man das, einen Verwandten vom Exquisit nehmen, das Ex und Hop. Also das Ex im Namen ist für uns relativ wichtig.

Markus: Okay.

Leopold: Und dieses Bier, da gibt es auch eine nette kleine Geschichte dazu, das hat unser Marketingmann und ein Braumeister beim Mittagessen entwickelt und erfunden. Und die kamen dann n nach der Mittagspause zu mir uns sagten, sie hätte eine Idee, sie würden gern ein kaltgehopftes Lager machen und haben mir beschrieben, wie sie die Versuche machen wollen. Habe ich gesagt, das klingt doch gar nicht schlecht, probiert es doch aus. Und dann durften die oder dann mussten die einige Versuche machen, wir haben immer wieder probiert und da hat sich dann so der Name entwickelt, dass wir gesagt haben, Ex und Hop, weil, das ist exquisit und wir geben Hopfen dazu.

Markus: Ja, ich finde das ein ganz spannendes Spiel, also weil da, eben, also auf der einen Seite habt ihr, klar, eurer Exquisit und das Export und ihr habt den Hopfen drin. Auf der anderen Seite steht natürlich für Ex auch das schnelle Austrinken eines Bieres sozusagen und Ex und Hop ja erst Recht für dieses Thema, los und weg damit. Also ein schönes Spiel und ich glaube, ihr habt das ganz gut gelöst, auch mit diesem Verschluss. Das ist jetzt ja mal, ja, wie soll man sagen, ein Kronkorken mit einer Lasche, die man abziehen kann. Gibt es da einen professionellen Ausdruck, wie das heißt?

Leopold: Ja, der heißt vom Hersteller, das ist ein Ring-Pull

Markus: Ah! Okay, stimmt.

Leopold: Und, ja, das erspart einen den Öffner. Wobei, man muss auch fairerweise sagen, es ist noch nie eine Bierflasche zugeblieben, die geöffnet werden sollte. Aber das ist eben so ein bisschen so ein anderes optisches Attribut auch für dieses Bier.

Markus: Na, dann ziehe ich jetzt mal am Ring.

Leopold: Ich habe schon.

Markus: Ah, jetzt. Nicht schlecht, ein bisschen hat er sich gewehrt, aber dann war er da.

Leopold: Ja, du hast wahrscheinlich gleich senkrecht nach oben gezogen. Man zieht ihn eigentlich zuerst in die Waagerechte und macht ihn dann auf.

Markus: Ah! Naja, siehst du, man muss es eben nicht nur hier haben. Nein, sehr schön. Ja, aber ganz toll, was ich ganz spannend finde, das Bier ist von mir noch 30 Zentimeter weit weg, aber ich rieche es schon. Also das ist natürlich schon intensiv, die Hopfennote. Jetzt gehen wir mal ein bisschen näher ran.

Leopold: Also als wir dieses Bier dann entwickelt haben und verkostet haben, da war die Craft-Beer-Welle ja schon am toben. Und da haben wir auch viele Craft-Biere bekommen, wo wir sagen, ja, okay, ganz lustig zu trinken, aber eigentlich nicht wirklich gut. Es gibt wirklich viele tolle Craft-Biere und wir hatten uns dann auf die Fahne geschrieben, wir wollen ein trinkbares Craft-Bier. Und das war das Ziel hier, das wir eben, wir wollten schon in die Richtung vom Pale Ale gehen, aber da wir eben von der Tradition eher untergärig sind, wollten wir das mit dem Exquisit machen. Und das ist ja ganz spannend, in der Phase gab es ja für diesen Bierstil noch gar keinen Namen und erst später hat sich dann auch in den Wettbewerben dieser Begriff New Style Lager raus kristallisiert. Und wir verwenden jetzt hier eine Kombination aus verschiedenen Hopfen, da sind schon allein im Basisbier Exquisit drei verschiedene Hopfen drin. Und dann kommen eben noch ein paar moderne Hopfen rein, wir haben jetzt Simcoe, Sammet und Cascade, mit dem wir dann die Kalthopfung machen.

Markus: Und die prägen sich wirklich schön aus. Also man hat so, ja, auf jeden Fall Zitrusaromen, das geht so in Grapefruit, in Bergamotte, also eine schöne herbe Zitrusnote auch. Und dann hat man aber auch so ein bisschen was Kräutriges und ein bisschen auch Richtung tropische Früchte, also so im Hintergrund ist Honigmelone, ein bisschen Mango vielleicht. Also wirklich ein tolles Aromenspiel.

Leopold: Also unsere Gäste, die ich immer frage bei dem Bier, was riecht ihr denn? Da sagen eben ganz viele, Ananas, Mango, Papaya und Maracuja auch. Und das ist schon wirklich spannend, grad für Leute, die jetzt mit Bier immer wieder mal zu tun haben, aber sich nicht so intensiv damit beschäftigen wie wir. Es ist schon eine Überraschung, dass man diese tollen Aromen durch Hopfen in ein Bier bekommt.

Markus: Absolut. Und wie du jetzt gesagt hast, man merkt auch wieder das Basisbier, also die Idee ist ja dem Exquisit sehr nahe oder ist wahrscheinlich ziemlich ähnlich und hat auch wieder schön dieses Cremige, das Vollmundige. Und der Hopfen liegt da einfach so drüber, also so, als hätte man auf so einem Bett oben so einen richtig schönen Aufsatz oben drauf, wo dann diese ganze Aromatik ist und die bleibt auch sehr lange. Und ich merke auch, das nach dem Trunk, wenn man so spricht, wie ich es jetzt tue, durch die Nase das immer noch wiederkommt, also wieder dieses Fruchtige. Und da kommen auch tatsächlich jetzt die Tropenfrüchte noch viel mehr raus, grade so dieses Maracuja- und Mangoaroma, faszinierend. Und die Bittere hält sich trotzdem im Rahmen. Also es ist jetzt nicht so, dass einen das erschlägt, wie das bei manchen ähnlichen Bieren so ist also.

Leopold: Und das war uns eben so wichtig, dass wir ein Bier machen, das einfach nicht nur eine Hopfenbombe ist. Und das ist auch meine Kritik an einigen Craft-Brewern, die im Prinzip in ihrer Modernität von allem zu viel geben. Und ich finde, das ist eben das, was gute Lebensmittel ausmacht, die müssen zum Stil passen, die müssen interessant schmecken, die sollten ein komplexes Aroma haben, aus meiner Sicht und das ist nicht nur eine Einbahnstraße. Und das, wenn wir es zum Beispiel mit Käse vergleichen, man kann einen industriell erzeugten Emmentaler kaufen, der riecht wie Emmentaler, der hat die Leitaromen, also die führenden Aromen dieses Käsesstils drin, aber wenn man einen traditionell gemachten, einen guten Emmentaler hat, der hat viele Geschmacksnuancen. Und das ist für uns beim Bier auch wichtig. Und das versuchen wir tatsächlich rüberzubringen und da ist das Ex und Hop ein sensationeller Vertreter. Das Ex und Hop und das Dunkel, darum habe ich die auch sehr gern in der Verkostung dabei, sind meine Geheimwaffen. Man trifft ja manchmal, zum Glück relativ selten, Gäste in der Bierprobe, die sagen, ah, ich trinke eigentlich gar nicht so viel Bier, ich bin der Fahrer. Und dann sage ich, ja, aber Ihnen Bier eigentlich? Na, eigentlich nicht so. Und dem bitte ich dann Ex und Hop an oder Bayrisch Dunkel und mit einem von beiden erreiche ich die Meisten. Und dieses Ex und Hop zum Beispiel ist durch die Kalthopfung ja, entsteht ja der Hop Creep. Das heißt, die Bierhefe bekommt ja neue Nährstoffe und auch Enzyme und die schiebt tatsächlich nochmal an. Also praktisch, die zweite Gärung startet dann nochmal, das ist schon fast wie eine dritte und darum ist dieses Bier relativ trocken, hochvergoren. Und das spricht dann die Leute an, denen die Restsüße beim Bier manchmal zu viel ist. Oder das Dunkle, das ist Münchner Art, wo einfach ganz andere Aromen sind, viel vollmundiger und etwas interessanter als klassisches helles Bier oder Pils. Und das ist schon schön zu sehen, dass ich dann doch einen Gast habe, der sagt, ja, stimmt, schmeckt eigentlich gut. Und dann bin ich ganz happy, wenn ich da einem Gast zeigen konnte, das es auch ein Bier gibt, das im schmeckt.

Markus: Absolut. Und ich muss sagen, ich überlege grade so, weil wir hatten in letzter Zeit so ein paar Folgen, da ging es um das Thema Biotransformation, also was die Hefe aus den Hopfenbestandteilen, wenn dann eben die Gärung ansteht. Und das ist, glaube ich, bei den obergärigen Hefen mittlerweile ganz gut erforscht, aber ich habe so den Eindruck, bei den untergärigen vielleicht noch nicht. Also vielleicht gibt es da durchaus Aromakompenenten, die über den Weg, so wie ihr das macht, da nochmal das Ganze verstärken, nochmal fruchtiger werden, nochmal dieses Gesamtbukett unterstützen, weil es wirklich richtig schön angenehm weich und rund ist, ohne in dieser Bittere zu stark zu sein, und das ist doch echt eine angenehme Geschichte. Wie macht ihr das mit dem Hopfenstopfen, habt ihr da ein spezielles Gerät dafür?

Leopold: Nein, wir machen das ganz konventionell, wir legen den Hopfen in den Tank, der leer und gereinigt ist, der wird dann mit Kohlensäure geflutet, unter Druck gesetzt. Und dann pumpen wir praktisch ein Exquisit Kellerbier in diesen Tank und lassen praktisch diesen Kaltauszug entstehen.

Markus: das ist ein gutes Stichwort, was du sagst, Kellerbier. Es hat eine leichte Trübung, das kommt dann daher sozusagen?

Leopold: Ja, genau, ja.

Markus: Ah ja, sehr schön. Es wirkt auch sehr voll, das Mundgefühl ist richtig schön intensiv, so richtig, ja, so richtig vollmundig. Also, muss ich nochmal nachschenken. Wie kommt das an bei den Leuten, grade mit diesem Ring-Pull-Verschluss?

Leopold: Wir haben den Ring-Pull auch bei ein paar anderen Sorten im Einsatz. Dieses Ex und Hop kommt ja in der Steinie Flasche, 0,33l, da ist das bei uns der bevorzugte Verschluss. Ja, das mögen halt die Menschen, das ist halt so ein kleines, wie nennt man das, charmantes Attribut für dieses Bier.

Markus: Ja, ich kenne das sonst nur von diesem Feuerwehrbier, wie nennt man das, den Lösch-Zwerg, genau. Die haben das auch immer dran und da habe ich es zumindest zum ersten Mal bewusst so wahrgenommen. Und ich finde immer, es ist so ein Ritt auf der Rasierklinge, manchmal geht es gut, manchmal geht es nicht gut. Also hier, glaube ich, ist es gutgegangen. Wir haben hier in Franken eine Brauerei, die haben auf den normalen Drehverschluss umgestellt und das hat überhaupt nicht funktioniert. Also da haben die Leute irgendwie nicht damit assoziiert, dass es ein hochwertiges Bier ist und das sind die nie wieder losgeworden. Also ganz interessant, wie manchmal die Bevölkerung so unterschiedlich drauf reagiert. Aber hier, finde ich, passt es einfach zu diesem Thema von dem Bier ziemlich gut. Und ich glaube, dass viele überrascht sind, also welche, die euch nicht kennen, die das Bier vielleicht zum ersten Mal kaufen, für die ist das erst mal sehr viel Bier, also vom Aroma, von der Intensität her, für den Namen und für die Flasche, Und das kann, glaube ich, eine sehr positive Überraschung für Leute sein.

Leopold: Ja, das stimmt. Also insbesondere das Fachpublikum bemerkt es, dass es uns als sehr traditionelle Brauerei doch gelungen ist, diesen Schritt zu wagen. Und da sind wir auch sehr stolz drauf, weil es praktisch auch zeigt, dass wir nicht nur die traditionellen Bierstile können, sondern auch die modernen. Wir machen einmal im Jahr eine Sonderedition in wirklich kleiner Menge. Da haben wir aktuell ein Dry Hopped Dark Ale im Programm, das ist ein wunderbares Bier. Das ist halt die Krux an diesen speziellen Bieren, der Biermarkt ist einfach dominiert von Pils und Hellem und da bekommen diese wirklich spannenden Biere zu wenig Aufmerksamkeit.

Markus: Ja, wie hast du das überhaupt so verfolgt, also auf der einen Seite hatten wir ja diesen, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, Craft-Bier-Trend, der vielleicht 2007, 08 langsam losging, dann irgendwie 16, 17 seinen Höhepunkt hatte und dann sind wir ja quasi in diese Pandemie gerauscht, die sicherlich eine ordentliche Herausforderung für jede Brauerei, sicher auch für euch war. Und dann jetzt eben dieses ganze Thema mit Energie und Verfügbarkeit und so. Wobei ich glaube, dass ihr über eure eigene Mälzerei auf jeden Fall da schon mal einen Vorteil habt, was für viele andere Brauereien, glaube ich, anders ausschaut. Aber wie ist denn da für euch die Lage, wie siehst du das so, wie hat sich das entwickelt?

Leopold: Meinst du jetzt diese ganze Kette entlang, die du beschrieben hast?

Markus: Wenn du die noch hinbekommst, ja, ansonsten kannst du gerne auch einen Einzelaspekt nehmen.

Leopold: Ja, diese Craft-Bier-Welle, das habe ich vorhin schon so im Nebensatz mal erwähnt, dass ich eben finde, so interessant die auch ist, am Anfang war es einfach neu und oftmals ist das Neue gut. Dann sind ganz viele auf den Markt gekommen mit verschiedensten Craft-Bieren. Auch mit sehr interessanten emotionalen Auftritt, weg vom Klassischen, jung aussehend, flippig, verrückt, in ganz vielen emotionalen Ebenen. Und als das dann mehr wurden, haben die Kunden dann doch gemerkt, es gibt ganz verschiedene Craft-Biere. Also jetzt bleiben wir mal einem Bierstil, einem Pale Ale oder ein IPA, plötzlich kristallisiert sich raus, es gibt gute und schlechte. Und das ist wirklich eine Herausforderung, in dem Markt zu bestehen. Und wenn man jetzt weitergeht über Corona, dann ist einfach bekannt, dass grad auch kleinere Brauereien in diesem Craft-Bier-Segment akute Probleme haben. Es gibt einige, die mussten tatsächlich schließen und das ist ja ein weltweites Phänomen. Und andere schließen sich da den großen Konzernen an.

Markus: Wie habt ihr denn während der Pandemie so agiert? Also habt ihr da auch so eigene Konzepte am Anfang entwickelt oder hat es euch gar nicht so tangiert oder wie ging es euch?

Leopold: Ja, das hat uns schon sehr tangiert. Das ist schon shocking, wenn die Gastronomie praktisch über Nacht nichts mehr bestellen darf. Also da war es uns schon schwummerig an manchen Punkten, aber wir mussten einfach weitermachen. Im Handel war es sehr uneinheitlich, es gibt verschiedene Händler, wo die tatsächlich die Menge gewachsen ist, das heißt, es gab da eine Umschichtung von Gastronomie zum Handeln. Aber unterm Strich hat es nicht ausgereicht, um die Lücken zu decken. Was für uns in der Phase eben gut war, das unser neues Bier, die Marie Hausbrendel, das Helle eben sehr gut läuft und uns da wirklich geholfen hat.

Markus: Also eine richtige Entscheidung zur richtigen Zeit, könnte man so sagen.

Leopold: Ja, ja, ein bisschen Glück war da schon dabei.

Markus: Ja, ja, natürlich aber manchmal gibt es ja auch das Glück der Tüchtigen, wie auch immer. Und jetzt in der aktuellen Situation, was das Energiethema oder auch die Rohstoffe angeht?

Leopold: Also es ist wirklich von mir noch nie gesehene Kostensteigerungen. Wir haben Artikel, die sind gar nicht zu bekommen. Wir bauen grad eine kleine Verbesserung in der Brauerei, der Schaltschrank war ein halbes Jahr unfertig, weil Standardteile aus der Elektronik gefehlt haben. Und daran merken wir das, das sind Teile, die haben am Dienstag bestellt und die war am Donnerstag geliefert. Energie wird teuer, Papier wird teuer, Glas plus 50 Prozent. Gerste, sind wir momentan so zwischen 30 und 60 Prozent, da hat sich jetzt für die kommende Ernte der Preis noch nicht so ganz final gebildet. Das sind Preissteigerungen, die ich in Summe in 20 Jahren nicht gesehen habe.

Markus: Und die man natürlich irgendwie weitergeben muss, wenn man überleben will, oder?

Leopold: Das geht überhaupt gar nicht, also das sind Preissteigerungen, das ist wirklich unglaublich. Aber wir sehen es ja als Privatmann oder jeder sieht es im Supermarkt an einem Stück Butter oder an vielen anderen Artikeln.

Markus: Das stimmt, ja. Aber gut, wir werden sehen, wie das sich so entwickelt. Und ich denke, auch jeden Fall bleibt ihr bei der Qualität und das finde ich ja ganz, ganz wichtig Und jetzt bin ich mal gespannt, du hast gesagt, wir trinken vier Biere, du hast vorhin aber fünf aufgezählt. Jetzt bin ich mal gespannt, wie du dieses Rätsel löst.

Leopold: Das kann natürlich sein, dass ich nicht ganz so gut zählen kann, wenn ich mit dir eine Bierprobe mache. Ja, ich habe dir mitgeschickt Aged Bock, das ist extra lange gereiftes Bockbier. Und ich habe dir zwei Jahrgänge mitgeschickt. Ich hoffe, wir haben nix verwechselt, bei mir steht 2016 und 2021 auf dem Tisch.

Markus: Richtig, genauso sind die bei mir auch angekommen, die beiden Schätzchen.

Leopold: Und das ist praktisch unser dunkler Doppelbock, den wir eben extra lange reifen lassen und dann eben in verschiedenen Jahrgängen anbieten. Und das ist für mich was ganz Tolles, um da praktisch dieses Thema der Bierreifung auch tatsächlich zu erklären und passt wieder zu uns als Brauerei mit eigener Mälzerei. Also wir nehmen hier ein malzbetontes Bier und ein untergäriges Bier, weil das quasi unsere große Tradition ist.

Markus: Und da habe ich bei euch gelesen, dass die Geschichte dazu auch noch ist, dass in der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg man so ein bisschen Malz auf die Seite schaffen konnte und dann ein Bockbier eingebraut hat, dass dann erst mal auf die Seite getan hat, bis dann diese Besatzungszeit ein bisschen einfacher wurde. Stimmt das so oder ist das eine schöne Geschichte?

Leopold: Nein, das ist wirklich echt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kamen die Amerikaner ja vom Westen her Richtung Zusmarshausen und der Großvater wusste überhaupt ja nicht, was dann passieren würde. Und er hatte eben noch Malzvorräte und er hat dann die Malzvorräte als Doppelbock eingebraucht und hat den Doppelbock dann in den Lagerkellern eingelagert und hat die Türen buchstäblich zugemauert und verputzt, um sie zu verstecken. Unsere Brauerei ist in der Ortsmitte von Zusmarshausen, genau gegenüber der Kirche und die amerikanischen Truppen haben dann das Wohnhaus hier als ihre regionale Kommandantur besetzt. Die Familie meiner Großeltern musste dann ausziehen und hat in zwei Räumen, in Brauerei und Mälzerei, gewohnt. Und die Amerikaner waren ja clever, die haben sofort kapiert, was hier los ist und haben die Brauerei auch gleich noch annektiert und wurde zur Militärbrauerei erklärt. Und dabei konnte eben dann mein Großvater sehr schnell wieder Bier brauen und hat dann nach dem Zweiten Weltkrieg dieses versteckte Bier als Doppelbock auf den Markt gebracht. Und da ist jetzt praktisch der Nachfahre in verschiedenen Reifestufen. Und welches würdest du denn jetzt als Erstes nehmen, das jüngere oder das ältere?

Markus: Boaw, das ist schwer. Wahrscheinlich würde ich tatsächlich das Jüngere nehmen, um dann eben zu sehen, was die Alterung dann damit macht. Nur einen Moment, bevor wir es aufmachen, will ich noch zwei Worte kurz verlieren über noch zwei andere Schätzchen, die hier stehen, einfach nur, um es gesagt zu haben. Also hier haben wir ja noch ein wunderbares Bier stehen, da steht Stolz der Bayern drauf. Das ist natürlich schon mal schön, wenn ein Bier so heißt. Das ist das Pils, das Schweden Pils, glaube ich auch oder ist das wieder ein anderes Bier?

Leopold: Die sind unterschiedlich, der Stolz der Bayern ist etwas spritziger und herber. Und das Schweden Pils wird sehr viel aus der Flasche getrunken, das ist nicht ganz so spritzig.

Markus: Okay, also auf jeden Fall noch spannende Biere aus dieser Pils- und hopfigen Ecke. Und dann haben wir noch diese ganzen schönen Weißbiere, unter anderem auch ein dunkles Weizen, was ich auch ganz toll finde, weil ich das so gerne für Foodpairings nutze. Das ist so ein bisschen für mich so das Allround-Bier, also ziemlich egal, was man da auf dem Teller hat, ein dunkles Weizen passt irgendwie immer dazu. Und das finde ich auch total schön, also das ihr euch auch diese obergärige Schiene euch bewahrt habt. Das macht ihr auch noch, ne?

Leopold: Ja, das ist ein wichtiger Punkt, ja, es macht eben Spaß. Wir haben auch ein leichtes noch und ein alkoholfreies Weißbier und haben damit praktisch fünf Weißbiere.

Markus: Eine ordentliche Palette, ja. Und habt ihr die getrennt in der Brauerei, von der Gärung her?

Leopold: Nein, das ist ja heute kein Thema mehr. Also wir haben zwar einen Tank, in dem wir hauptsächlich die Weißbiere machen, aber die Brauerei ist ja quasi eine große Küche für Bier. Das ist heute zum Glück kein Thema mehr, dass man das wirklich stark trennen muss. Die Reinigung, das hängt im Prinzip an den Reinigungsprozessen und das ist heutzutage kein Problem mehr zum Glück.

Markus: Das stimmt. Ja, ein Brauer ist ja zu über 50 Prozent Putzfrau und das schlägt sich dann ja so auch ein bisschen nieder, genau. Na, dann werde ich mir die Weißbiere für nachher aufheben. Okay, dann gerne zurück zu diesen wunderbaren Bockbieren und, ja, dann machen wir doch mal die 21. Edition auf, jetzt bin ich mal gespannt. Ich muss mal meinen Öffner wiederfinden, wo habe ich den? Ach da, so. Was ja schon mal sehr schön ist, dass die in den kleinen Flaschen auch sind, weil, ich glaube, die meisten Leute sind von einer 1/2-Liter-Bockbierflasche ein bisschen überfordert. Da kann man mit so einem 0,3er wirklich auch abends mal schön sich was gönnen.

Leopold: Ja, das ist, meinen Freunden sage ich immer, bei dem Bier gebe ich eine Einschlafgarantie.

Markus: Okay. Also, liebe Hörer, wenn wir jetzt dann irgendwie gleich entgleiten, dann ist das eben so, wir gucken mal. Oh, also die Farbe ist ja noch schöner als die vom Dunklen, das ist ja der Wahnsinn, also so ein schönes Rotbraun, ganz, ganz toll, intensiv. Jetzt ein kleines bisschen opal, also es leuchtet, schimmert ein bisschen. Oben drüber ein richtig schöner, auch schön gefärbter Schaum, wo man richtig sieht, dass er auch diese Brauntöne hat. Und, ja, steht aber auch wieder wie eine Eins, also ganz toll. Oh ja und in der Nase schon ganz viel von diesen Rosinen, Beerennoten.

Leopold: Und das ist eben das Spannende eben, dass dieser Aged Bock durch die lange Reifung schon wirklich an Volumen gewinnt, er ist vollkommen samtig, der ist ja auch lange gegoren und gereift. Das heißt, wir haben extrem feinporige Kohlensäurebildung und das macht dieses Bier unheimlich spannend.

Markus: Wenn da jetzt 21 draufsteht, ist der dann eher im Januar oder eher im Dezember 21 gebraut?

Leopold: Der ist im Sommer 21 gebraut. Also wir brauen immer, in aller Regel, machen wir einige Sude im Sommer. Der ist dann, je nachdem wie er sich wirklich entwickelt, zwischen 10 und 16 Wochen im Lagerkeller und dann kommt er eben in die Flaschen.

Markus: Boah und ich kann mich gar nicht sattriechen. Also das sind so Biere, muss ich sagen, also da ist das Riechen schon so toll, dass man fast nicht mehr trinken muss. Also natürlich muss man am Ende, aber es hat so viel, so eine hohe Aromendichte, also ganz viel rote Beeren, Kirsche, Johannisbeere.

Leopold: Also das ist ein super Bier. Ich war am Samstagabend bei einem Kunden von uns zum Abendessen, der hatte Roastbeef gemacht mit Aged-Bock-Jus und das war sensationell. Und das ist wirklich ein Bier, mit dem ich auch selber gerne koche, weil es einfach super wird.

Markus: Das stimmt, also Bier ist auch in der Küche eine ganz, ganz tolle Zutat. Und jetzt, muss ich grad sagen, ich habe grad den ersten Schluck genommen, das ist auch sehr angenehm, also wieder sehr rund, sehr weich. Und ich finde, hier für einen Bock wirklich angenehm, also leicht ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber es trinkt sich schön. Also es ist nicht so mastig, nicht so schwer, man hat trotzdem diese alkoholische Note, es ist wärmend. Grade so im Nachgang dann, wenn man so getrunken hat, merkt man, wie man dieses Bier so ein bisschen verfolgen kann, wie es so durch den Körper kommt. Aber am Anfang unglaublich weich, sehr schöne süße Note, auch wieder in dieses Nussige, Nussnougatartige und drüber eben diese ganzen fruchtigen Aromen, ganz intensiv, ich würde sogar sagen, Richtung Brombeere. Ja, also ganz vielschichtig, ganz fein und auch sehr cremig wieder, also auf der Zunge auch ein tolles Mundgefühl. Das bringt mich noch zum Thema Wasser, habt ihr euer eigenes Wasser für euer Bier?

Leopold: Ja, wir haben eigene Tiefbrunnen in der Brauerei, die gehen bis 80 Meter. Und wir sind ja so im Süden, wir sind ja sehr wasserreich und unter uns läuft spannenderweise ein ganz langsam fließender Tiefwasserstrom von der Schwäbischen Alb Richtung Niederbayern und das ist tertiäres Tiefenwasser. Also das ist Wasser, das aus der letzten Eiszeit stammt.

Markus: Boaw, also mega Aged sozusagen.

Leopold: Ja, so ähnlich. Und das ist reglementiert, das Landratsamt ist da sehr genau, wer mit diesem Wasser was macht und da ist Bierbrauen zum Glück sehr hoch angesehen.

Markus: Und von der Zusammensetzung ist das da ein sehr weiches Wasser?

Leopold: Nicht sehr weich, aber es ist ein weiches Wasser, ja.

Markus: Also, ja, toll! Ich muss wirklich sagen, das verbindet sehr gut das Alterungspotenzial eines solchen Bieres mit einem sehr weichen, runden, und im Verhältnis für einen Bock, auch schlanken Körper. Also das finde ich wirklich sehr angenehm, aber, wie du sagst, gefährlich. Einschlafpotenzial finde ich ein gutes Wort, ja. Wie viele Jahre hebt ihr das dann auf? Also das ist jetzt von 21, wie lange wird es das geben?

Leopold: Das hängt immer davon ab, wie es dann verkauft wird. Also wir haben aktuell noch von 2012, haben wir noch ein paar Flaschen für einen Eigenversuch da und ein Jahrgang ist aus und dann haben wir 13, ich glaube, 14 ist aus, 15, 16, 17 haben wir noch und, klar, 21. Also wir haben eigentlich von allen Jahrgängen, haben wir immer noch ein paar Kisten da.

Markus: Und das ist dann schon ein schönes Spielchen, die ab und zu rauszuholen und dann so ein bisschen zu sehen, was passiert denn so mit diesen Bieren.

Leopold: Ja, wir haben zum Beispiel auch so einen Geschenkkarton, da sind drei Flaschen und ein Glas drin, wo man praktisch einfach das Thema Bierreifung in einem kleinen Päckchen erleben kann.

Markus: ich muss ja sagen, ich erlebe das bei meinen Seminaren immer wieder, also ich habe ja selber auch, also grade so typische Bamberger Bock- und Doppelbockbiere, die ich relativ lange schon lagere und erlebe immer wieder so leichte Diskussionen, die man dann auch mit den Leuten führen muss. Also teilweise mit den normalen Konsumenten, die halt erst mal verstehen müssen, dass so ein Bier auch richtig spannend sein kann, wenn es mal ein paar Jahre alt ist. Und manchmal habe ich es auch erlebt, wenn ich zu Veranstaltungen gefahren bin, dass dann die Gastronomen zum Beispiel gesagt haben, ich weiß gar nicht, ob ich das ausschenken darf. Also bei den Bieren jetzt ja nicht, aber wenn ich normales Bockbier habe, was ich bei mir halt länger gelagert habe, dann ist das MHD natürlich durch. Und das sind wirklich immer spannende Diskussionen, Leuten erst mal nahezubringen, was für ein Alterungspotenzial Bier wirklich haben kann. Wann habt ihr damit angefangen und wie kommt das so an?

Leopold: Also das hängt natürlich davon ab, was ist es für ein Bierstil und ganz wichtig ist ja auch die Verpackung. Das heißt, wenn man einen Flaschenfüller hat, der einen extrem geringen Sauerstoffeintrag hat, dann ist es natürlich viel leichter und besser. Dann habe ich noch das Thema Licht und Wärme und das beeinflusst ja das Bier. Ich glaube, es wird beim Bier oftmals vergessen, dass Datum drauf, heißt ja mindestens haltbar bis, ja. Auf der anderen Seite ist Bier ein Frischeprodukt und schmeckt eigentlich frisch wirklich in aller Regel am besten. Der dunkle Bock, Doppelbock ist natürlich dann schon in der Sondergruppe, weil, die dunklen und starken Biere sind eben dazu gemacht oder ideal geeignet, sie länger reifen zu lassen. Wenn du auf das Etikett geschaut hast, wir geben ein MHD von 20 Jahren. Das ist schon etwas skurril, das einfach mal so zu machen, aber das soll es einfach mal aufzeigen, ja. Und auf der anderen Seite verstehe ich die Gastronomen und auch die Kunden, weil, es gibt ja viele Produkte, wo es ja richtig gefährlich ist, wenn man über das MHD hinausgeht. Also es gibt viele Lebensmittel, die werden nicht nur vom Geschmack schlechter, sondern gehen ja bis ungenießbar und gesundheitsschädlich, von eklig mal ganz zu schweigen. Und Bier hat halt diesen Vorteil, dass Bier verändert den Geschmack. Irgendwann schmeckt es stumpf, wenn man jetzt mal bei einem hellen Bier ist, das überaltert ist. Aber die dunklen Biere und so ein starkes, das entwickelt eben total spannende Aromen.

Markus: Ja, absolut. Und ich glaube wirklich, das ist ganz wichtig, dass du grad nochmal diesen Punkt gemacht hast, man muss unterscheiden zwischen den normalen Bierstilen, die wir bis jetzt praktisch getrunken haben. Da macht es Sinn, sie wirklich so frisch wie möglich zu genießen, im Idealfall wirklich zur Brauerei zu fahren, sich sein frisches Bier zu holen und auch nicht viel mehr, als man in den nächsten ein, zwei Wochen trinkt und dann lieber wiederzukommen und sich wieder Frisches zu holen. Und auf der anderen Seite eben sowas wie dieses hier, ein dunkles Doppelbockbier, wo man dann natürlich sagen kann, okay, also das hat jetzt mal ein Alterungspotenzial, ähnlich wie ein guter Rotwein auch und damit kann man auch mal experimentieren. Und das Gute ist natürlich, man kann das zu einem anderen Preis. Weil, wenn ich jetzt erst mal 24 Flaschen Rotwein einlagern will, das kostet mehr und das dauert auch. Und wenn ich dann die raushole, habe ich auch nochmal immer eine ganze Flasche, die ich aufmachen muss. Bei so einem Bier kann ich sagen, okay, der Kasten kostet vielleicht 20, 25 Euro, weiß nicht genau, wie es bei euch ist und dann kann ich mir das ja schön einlagern in meinem Keller und kann jedes Jahr mal wieder probieren mit einer Flasche und das erleben. Also für relativ kleines Geld diese Erfahrung dieser Dimension, was macht Reifung mit einem Bier, ist für jeden eigentlich möglich. Und das ist spannend, auf jeden Fall. So, 16, ein ganz besonderer Jahrgang, oder?

Leopold: Ich habe ihn jetzt einfach mal so ausgewählt, weil ich fand, das fünf Jahre Abstand ein schöner Abstand ist. Ein, zwei Jahre ist manchmal zu wenig, um wirklich große Differenzen zu spüren. Ich hatte jetzt zum Beispiel beide, meine Flaschen wurden ja nicht mit der Post geschickt wie deine, die standen natürlich lange Zeit ruhig, da war natürlich das obere Drittel vollkommen klar. Auch das hat sich jetzt natürlich etwas eingetrübt. Wir schreiben auf dem Etikett auch vielsagend, wir reden von Opalisierend. Das heißt, wir weisen drauf hin, dass es eben nicht mehr ganz fein ist. Und dadurch wird er natürlich dunkler und dichter und es verändert sich natürlich auch die Textur im Trunk und gibt ein ganz anderes Mundgefühl. Und das finde ich total spannend. Ich finde, diese fünf Jahre merkt man jetzt hier ganz stark, der Aged Bock 2016 ist vollkommen voluminös, er riecht aber immer noch fein und ausgewogen und hat eben diese tolle Textur beim Trinken.

Markus: Okay, also ich muss ihn aufmachen, soweit bin ich noch gar nicht, muss ich jetzt gleich mal machen.

Leopold: Habe ich schon wieder Vorsprung.

Markus: Nein, wieder, zum ersten Mal, also alles gut, wunderbar. Aber heißt das, ihr habt den Bock auf der Hefe liegen oder ist der filtriert, bevor er in die Flasche kommt?

Leopold: Der ist filtriert, der ist filtriert, ja.

Markus: Also ich mache mal auf.

Leopold: Aber wir filtrieren ja all unsere Biere relativ schonend. Das ist ja für viele kleinere Brauereien, wie wir es auch sind, ganz wichtig, weil, das ist so ein ganz starkes Differenzierungsmerkmal. Die großen Industriebrauereien, die ein MHD von einem Hellen von ein bis zwei Jahren drauf schreiben, die filtrieren so scharf, das es da gar nichts mehr zum Ausfallen gibt. Und das sieht man jetzt in diesem Bier auch, da ist eine richtige Trübung entstanden, die kommt ja von den Eiweißverbindungen im Bier. Und je mehr man aus einem Bier raus filtriert, desto weniger schmeckt man. Technisch gesehen kann ja ein Bier so lange filtrieren, dass es am Schluss klar wie Wasser ist, ja. Dass das nicht mehr gut schmeckt, ist ja klar.

Markus: Also die Farbe finde ich Wahnsinn! Also es ist eine Ticken dunkler, würde ich sagen, aber immer noch dieses richtig intensive Rötliche. Ja, das geht jetzt schon fast in so einen Mahagoni-, Kirschholzton, also richtig intensiv. Der Schaum immer noch, also nicht ganz so hoch, aber fast so hoch wie bei dem 21. und von der Nase unheimlich intensiv. Und da kommt jetzt aber noch was dazu, was vorher nicht war und das geht jetzt in so eine Vanillerichtung.

Leopold: Ja, ich finde, das ist richtig, Vanille ist eine sehr schöne Beschreibung und so Sherry-Noten. Also da merkt man jetzt tatsächlich Sherry-Noten drin und holzige Noten. Als wir das Bier das erste Mal im Test hatten, war das Fassbier und dann haben wir das auf der Braukunst Live in München dabei gehabt und ganz viele Gäste haben dann gefragt, auf welchem Holz das Bier gereift ist? Und ich finde, es entstehen tatsächlich Holzaromen, wo ja Vanille auch ein Vertreter dabei ist, bei der Eiche, da merkt man es ja grad im Whisky sehr stark. Und das hat uns dazu motiviert, dass wir eben das Etikett ein bisschen Holz-Like darstellen.

Markus: Ja, nee, da bin ich absolut dabei. Also es entsteht genauso ein leichter Holzton, wie man es von einem Eichenholz zum Beispiel erwarten würde, ein bisschen Vanille, ein bisschen Karamell und trotzdem hat man dann diese Trockenfrucht, Rosinen, rote Beerennoten wieder da, jetzt kommt der Sherry mit dazu. Also jetzt probieren wir mal ein Schlückchen, also ich zumindest, du hast ja schon. Sehr spannend! Also was ich interessant finde, es ist trotzdem sehr rund, sehr weich, sehr trinkbar geblieben, entwickelt aber ein Aroma, jetzt mal banal gesagt, das ist fast wie so ein weißer oder heller Süßwein, wie so ein Samos. Ich weiß nicht, wenn ihn jemand schon mal getrunken hat, so ein griechischer Süßwein, so richtig intensive süße Noten, die tatsächlich an Wein auch erinnern, hat aber die Cremigkeit, die Vollmundigkeit von einem Bier, drum rum ist das Röstaroma. Ja, also ich finde, die Nuss ist ein bisschen weniger, dieses Nussige und dafür ist dieses Sherry-, Weinthema ein bisschen stärker, aber unheimlich rund, unheimlich weich, unheimlich angenehm also.

Leopold: Wenn so ein Bier eben auch Zuhause hat, ist es auch wichtig, dass es dunkelsteht. Also das Licht ist manchmal der größte Feind vom Bier und das ist bei diesem Aged Bock ganz wichtig.

Markus: War das deine Idee?

Leopold: Nein, das war nicht meine Idee, es war eine Idee des Braumeisters. Aber als der mit der Idee kam, dann musste ich schmunzeln, weil mein Großvater, da kann ich mich erinnern als ich ein kleiner Bub war, hat er gesagt, er hat noch ein paar Flaschen dunklen Doppelbock von vor zwei Jahren im Keller gefunden. Da sagte er so, der schmeckt fast besser als frisch, hat er gesagt, ja. Und dann war das eigentlich ganz schnell entschieden, dass wir das ausprobieren und, ja, wir sind ganz angetan davon.

Markus: Ja, ich finde es auch ganz toll. Also ich finde, manchmal merke ich bei meinen Experimenten, dass hinten raus, so im Nachtrunk, so eine Kratzigkeit, so eine unangenehme Bittere auch entsteht, wo man dann merkt, das ist dann nicht mehr so ganz schön. Das habe ich hier aber gar nicht.

Leopold: Ja, das kommt aber, Markus, das kommt auch wieder davon, dass wir auch in diesem Bier keine Bitterhopfen verwenden. Und das ist in meinen Augen in weiten Teilen der Brauer wirklich unterschätzt, das die Hopfen einen ganz großen Effekt auf das Bier haben, vor allem auf die Trinkbarkeit und, ich sage mal, die Reinheit auf der Zunge. Das ist ein ganz schmaler Grat zwischen einer angenehmen und einer kratzigen Bittere.

Markus: Das stimmt, ja. Jetzt hast du grade gesagt immer wieder auch so, bei deinen Verkostungen. Das heißt, was ist so aktuell deine Rolle in der Brauerei?

Leopold: Leider nicht nur Bierbrauen, ja, ich bin so der klassische Inhaber. Wir sind ja eine kleine Brauerei, wir haben ein kleines Team. Klar, ich kümmere mich um den Vertrieb, wir haben einige Verkäufer im Haus. Ich bin natürlich der Ansprechpartner für unseren technischen Leiter und Kopf der Braumeister, ich bin immer wieder natürlich bei den Braumeisterbesprechungen dabei. Ich habe einen Marketingmanager im Haus, eine Dame, die unterstützt mich im Marketing. Da diskutieren, was wir machen, was man verändern muss und diese laufenden Arbeiten. Und so habe ich eben für mich eigentlich das Tolle, dass ich in alle Facetten von der Firma reinschauen kann. Ich bin mit dem Einkauf befasst. Wenn ich joggen gehe, dann sehe ich jetzt da im Wald schon wieder die frisch ausgesäten Gerstenfelder, ich sehe die Gerste über die Wochen hinweg wachsen, ich sehe die Ernte. Und wir kaufen dann die Ernte, wir machen Malz draus, wir kaufen noch andere Sachen. Wir haben einen unheimlich technischen Prozess, der ist sehr spannend. Wir haben Prozesstechniken, wir haben Steuerungssysteme und das Spannendste eben, ein echt cooles Produkt am Ende und das ist Bier.

Markus: Klingt allerdings auch nach einer wahnsinnigen Herausforderung, weil du ja an ganz vielen verschiedenen Ecken und Enden und Themen präsent sein musst und Entscheidungen fällen musst und irgendwie, ja, einfach immer wieder gefordert bist. Das stelle ich mir wirklich nicht so leicht vor.

Leopold: Ja, wobei Entscheidungen fällen, ja. Aber es ist ja nicht so, dass der Chef auf einem dicken Stuhl sitzt und Daumen hoch, Daumen runter, sondern es gibt ganz viele Entscheidungen, die werden ja im Team gemacht. Also zum Beispiel, wir haben vor zwei Jahren, das ist für jede Brauerei ganz wichtig, eine Investition, wir haben einen neuen Flaschenfüller ausgesucht und bestellt und dann auch tatsächlich montiert. Und da guckt man sich die verschiedenen Modelle an, überlegt, der oder der und optimiert dieses gesamte Projekt. Und mein Ziel ist immer, das es eigentlich kooperative Projekte sind. Das quasi auch bei uns die Leute, die damit arbeiten werden, die werden sehr früh mit eingebunden. Und das ist halt total wichtig, weil die Leute, die an den Maschinen arbeiten, die als Brauer arbeiten, die haben wirklich viel Erfahrung und die geben viele Hinweise die man beachten sollte, damit das Ergebnis am Schluss wirklich gut wird.

Markus: Ich glaube, dass das auch so ein bisschen das Geheimnis ist, wie man eben mit seinen Mitarbeitern auch langfristig gut zusammenarbeiten kann, heutzutage, weil es einfach wirklich wichtig ist, dass immer mehr als ein Team zu verstehen und weniger als eine Hierarchie, wie das vielleicht früher mal war. Und davon profitiert man ja eigentlich, weil alle dann mitdenken und im Grunde das Ganze mehr ist als die Summe seiner Einzelteile, könnte man so sagen.

Leopold: Ja, das ist schon. Das klingt ein bisschen so wie Blabla, aber es ist in der Realität. Also mir ist das vor einigen Jahren mal ganz markant aufgefallen, da habe ich mit einem Braumeister besprochen, dass es an einer Ecke im Leitungssystem, das man da was umbaut und verbessert. Und dann wurde das Projekt eben freigegeben und besprochen und dann habe ich die Baustelle auch gesehen. Und als dann alles fertig war, war ich mal wieder vor Ort und dann war einer der Brauer dabei und dann habe ich gefragt, und, funktioniert alles, passt es? Dann sagte er, ja, ist ganz gut und hat mir gleich drei Vorteile erklärt. Und dann bin ich bei der nächsten Braumeisterbesprechung, bin ich gewesen und habe gesagt, ja, ich hab Lob gekriegt für den Umbau, das funktioniert gut. Dann sagen die Braumeister, ja, der Brauer kann ja gar nix anderes sagen. Da sage ich, ja, warum? Ja, wir haben ihn doch gefragt, ob alles in Ordnung ist und haben auch seine Ideen mit umgesetzt, ja. Und das ist, das darf man nie vergessen.

Markus: Ja, auf jeden Fall, man muss die Leute mitnehmen, sowohl die Mitarbeiter als auch die Kunden sozusagen. Habt ihr denn so Ideen, Pläne für die Zukunft, gibt es Biere in der Pipeline oder andere Dinge, wo ihr grade dran arbeitet?

Leopold: Also momentan haben wir kein neues Bier in der Pipeline. Also Ideen haben wir, das ist keine Frage, aber man muss die Ideen auch immer auf die Straße bringen, muss sie umsetzen. Grad der Verkauf ist unheimlich kreativ, der kommt schon fast jeden Monat mit einer Idee, aber ich glaube, man muss sich schon auf seine Stärken besinnen. Wir haben ein großes Sortiment und da hat man dann schon zu tun, das am Laufen zu halten. Und aktuell, das sage ich jetzt ganz offen, ist unsere größte Herausforderung, dass wir den Sommer alles Material beisammen haben.

Markus: Es soll ja ein Jahrhundertsommer werden, ungefähr der Fünfte in einer Reihe oder so ungefähr, aber ich glaube, das wird hoffentlich ein guter Sommer, grade für die Brauereien. Wenn auch natürlich jetzt die Herausforderungen nochmal anders sind durch die von dir bereits genannten Kostensteigerungen. Nichtsdestotrotz, wenn jetzt Leute die Biere haben wollen, man kann es bei euch im Online-Shop bestellen, da läuft dann über Biershop Bayern, ne?

Leopold: Ja, genau, richtig.

Markus: Wunderbar, also das kann man allen nur empfehlen, die jetzt zugehört haben und vielleicht nochmal zurückspulen wollen, dann vorher vielleicht die Biere besorgen und dann mit uns gemeinsam trinken und ansonsten dann eben gerne diese doch fast 20 verschiedenen schönen Bierchen genießen. Vielleicht noch eine schöne Sache, die ich in Erinnerung habe von vor ein paar Jahren, da hatte ich zwei Flaschen, auf der einen stand Schneeflöckchen und auf der anderen stand Schneeböckchen. Was hat es denn damit auf sich?

Leopold: Ja, das war die Phase, da hatten wir vor einigen Jahren, hatten wir immer jedes Jahr überlegt, ob wir für die nächste Saison ein Winterbier auf den Markt bringen. Früher war es ja das Weihnachtsbier und das Weihnachtsbier hat ja das Problem, wenn Weihnachten vorbei ist, dann möchte es keiner mehr trinken. Und dann hatten wir hier eben die Entscheidung getroffen, dass wir für ein Winterbier uns entscheiden und haben einen Namen gesucht. Und der Name, die Idee für dieses Bier, stammt von meiner Frau, da sind wir im Auto unterwegs gewesen, ich weiß noch genau die Stelle. Das war im Januar und da haben wir schon das beschlossen für das nächste Jahr. Und da sagt sie zu mir, als wir einen kleinen Berg hinunterfuhren, wie wäre es als Idee mit Schneeflöckchen? Und dann habe ich das zuerst ein bisschen für zu kitschig gehalten, aber es war natürlich dann sofort auf der Liste drauf. Und als wir dann mit den Verkäufern und Marketing alle Namensideen besprochen hatten, dann fiel die Wahl auf dieses Schneeflöckchen. Und dann haben wir eben zwei Jahre später aus dem Schweden Bock, den haben wir dann umbenannt in Schneeböckchen, weil wir fanden, dass es ein sehr schönes Pärchen ist.

Markus: Ist es auch, auf jeden Fall. Und da sieht man mal wieder, wie wichtig es ist, ein Familienunternehmen zu haben, um da eben alle Kompetenzen zusammenzubringen. Ich sage ganz, ganz vielen Dank für deine Zeit, für die vielen Infos und, ja, für die tollen Biere natürlich.

Leopold: Ja, sehr gerne, Markus.

Markus: Gerne, mach bitte unbedingt weiter so, dass wir auch weiter diese tollen Biere genießen können. Und, ja, ich freue mich, wenn wir uns bald mal wieder sehen und wünsche dir heute auf jeden Fall noch einen wunderschönen weiteren Tag, danke.

Leopold: Danke, Markus, alles Gute für dich auch.

BierTalk English 21 – Talk with Mike Myers, Malthouse Manager at Root Shoot Malting, Loveland, Colorado, USA

Mike Myers has had a fast-paced career – from working in retail to his first brews as a hobby brewer to his current job as malthouse manager at Root Shoot Malting in Colorado. The foundation for this was laid by his wife, who unsuspectingly gave him his first home brewing system for his birthday and thus initiated the biggest change in their life together. In the podcast, Mike talks about this exciting adventure journey and reports on his creative everyday life as a maltster in the American craft beer scene.

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Zusammenfassung auf Deutsch:

Mike Myers berichtet von seiner Karriereentwicklung, die von einer Arbeit im Einzelhandel bis hin zur Mälzerei reichte, wobei seine Leidenschaft für das Brauen durch ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau, ein Heimbrau-Set, entfacht wurde​​. Er erzählt von den Anfängen des Craft Beer-Booms in Colorado und wie seine Teilnahme am Beer Camp-Programm von Sierra Nevada seine Karriere in der Bierindustrie beeinflusste​​.

Myers diskutiert auch die Herausforderungen und Erfahrungen im Bereich der Malzherstellung, insbesondere bei Root Shoot Malting. Diese Firma ist einzigartig, da sie sowohl eine Farm als auch eine Mälzerei betreibt, wobei sie ihre eigenen Getreide anbaut und verarbeitet. Diese vertikale Integration ermöglicht eine präzise Kontrolle des gesamten Prozesses von der Aussaat bis zum fertigen Produkt​​.

Weiterhin teilt Myers seine Eindrücke von einer Reise nach Deutschland, die seine Ansichten über Bierkultur und Malzverarbeitung beeinflusst hat. Er betont die Bedeutung der Konsistenz im Malzprozess und die Rolle, die das spezielle Equipment von Casper Schultz dabei spielt​​. Myers hebt hervor, wie Root Shoot Malting darauf abzielt, sich durch die Produktion von geräuchertem Malz und anderen speziellen Malzsorten zu differenzieren​​.

Zusätzlich zur Mälzerei ist Myers weiterhin in der Heimbrauszene aktiv und berät professionelle Brauer in der Verwendung des Malzes von Root Shoot. Er diskutiert die Möglichkeiten einer Erweiterung der Firma, möglicherweise durch den Aufbau einer Destillerie​​.

Abschließend spricht Myers über die Bedeutung des Landwirtschaftsaspekts bei Root Shoot Malting, die verschiedenen Getreidesorten, die sie anbauen, und wie sich dies auf die Qualität ihres Malzes auswirkt. Er betont, dass die Qualität des Bieres mit der Qualität der Gerste beginnt​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today, we have an interesting journey. We go to the United States more or less in the centre of the United States. We go to Colorado, and we meet Mike Myers. He is a maltster, brewer. So we will see many, many things. Farmer maybe also. So we met in Bamberg, and we decided to keep in touch and now we are recording this podcast and I’m looking very much forward to it. But maybe Mike, introduce yourself a little bit to the listeners.

Mike Myers: Sure. My name is Mike Myers. I’m originally from Colorado, I’ve spent my whole life here. Started down my adventures in the brewing world in about 2006, where I started home brewing. That’s kind of where I found some love and interest in some of the fermentation arts. I spent my whole life here in Colorado, like I said, I graduated from Colorado State University. And it was pretty much that move to go to Colorado State University in Fort Collins, where I fell in love with the beer community really. At that time, Odell Brewing Company had just started to expand and New Belgium had started to get really big. And so you had this bustling craft beer scene that was happening in Fort Collins and I just happened to turn of age during that timeframe. So we spent a lot of weekends roaming around Fort Collins and all the new craft breweries that were opening up. And so that’s how we spent a lot of our weekend free time when we weren’t at school and working. So just going around and discovering everything that was new. And then sometime, my wife bought me a homebrew kit for my birthday. And if you ask her, it was probably the worst birthday present ever, because it’s led me down this journey into beer since that moment she gave that to me. It just sparked some inner interest, and fueled some knowledge, thirst for learning how everything is made and the raw materials and sharing experiences with brewing and just being around the like-minded people that are enjoying the process of fermentation. So I did a lot of home brewing for a long time. And then I won a contest to go to Sierra Nevada, out in Chico, California, they opened up a contest for home brewers and it was called the Beer Camp Program. And so they invited I think it was eight or nine of us from across the United States to come out to Chico and actually brew with Sierra Nevada. And so we got to formulate our own recipe and we spent three days out there, they basically just turned us loose in the brewery. And it was at that moment I was, I knew like I did not want to do my corporate job anymore. That was the defining moment. Because I used to work for a grocery store chain which is the chain conglomerate is Kroger which is the largest grocer in the United States. But I worked for a division of those guys. And I was running a grocery store for a living, and once I went out to Sierra Nevada, I knew I didn’t want to do grocery store work any longer. That was it. I had seen the other side.

Markus Raupach: That really sounds great. Was there any beer at the grocery store?

Mike Myers: Early in Colorado we weren’t even able to sell beer on Sundays. It was against the law. So when we were in early days of college, if you wanted to drink beer on Sunday, you would have to drive to Wyoming to get across the state lines to go get beer because it was legal in Wyoming. But at that time, it was just your large brewers, Bud, those guys, the big guys in the grocery stores. There wasn’t anything what It is now. Now it’s a pretty fierce competition inside of that retail market, which they actually just legalized selling wine in grocery stores. It started on the first. So it’s only been going for about six or seven days here in Colorado.

Markus Raupach: Wow. So there’s still some sort of prohibition laws active at the moment?

Mike Myers: Yes, I wouldn’t call them so much prohibition. They’re just controlling where you can buy it. Because you can buy beer, wine and liquor in liquor stores. And now they’re slowly expanding that offering to the grocery stores.

Markus Raupach: So it’s a term of offer and where you can get it. And are you allowed to walk out with a beer in your hand? Or is that also forbidden?

Mike Myers: You are not, by law supposed to be drinking in public. But you can, yes, closed cans are just fine. Which was my favourite thing about being in Germany, especially Munich and walking on the streets and eating and drinking and enjoying the outdoor in the square. That was like one of my favourite things about visiting Munich.

Markus Raupach: So is it also forbidden to drink outside in something like a beer garden, if it’s a restaurant or something like that?

Mike Myers: Not forbidden. I mean, they have those. But you cannot leave the grounds with open containers. So you have to consume everything inside of that, the logistical area.

Markus Raupach: That’s very interesting. Maybe that’s a point where we can go into your earlier days, so when you grew up in Colorado, with more restrictive laws and things. How do you get in contact with alcohol and what, do you remember your first beer?

Mike Myers: My dad, when I was a kid, he used to drink Michelob and they had this really interesting hourglass bottle. And I definitely was too young to be consuming, but he would give me sips of it every once in a while. And that would, that was, I guess, my first intro into beer in general was just seeing the hourglass bottles. I just see him vividly in my mind from my childhood. But it wasn’t until I think high school, secondary school where your friends are out in the prairies drinking beer. That was probably my first introduction into it. And it was always the whatever was cheap and whatever didn’t taste very good. I would say my palate is quite refined.

Markus Raupach: Okay. And when your wife bought you the homebrewing system, did you have experience before brewing with friends or something like that?

Mike Myers: No, not at all. As part of my grocery store journey through work, I used to manage the bakery department. So we had a lot of pastries, making a lot of breads that we were making. And there’s some art form to making loaves of bread and those pastries and making them beautiful. And I’ve always just enjoyed that process. And there was, there’s actually a kid that used to work for me and he had brewed a little bit of beer. And he brought some in for me one day, and he said, I bet you would really like this. And then I told my wife about it, she’s bought it for me for my birthday. But just always the presentation piece of creating foods, and that you’re always eating and drinking with your eyes first. So being able to present something beautiful, even if it’s pastries, I’ve always just enjoyed that process.

Markus Raupach: Yes, and of course, if it’s made by yourself, then it’s even much more interesting, even maybe you always think it’s a good product because you made it. So there’s a different habit on that. So that’s really great. And so then you started brewing and where did you have the first recipes? Was there something like an explanation with the brewing system?

Mike Myers: There was a really great local homebrew store in Fort Collins. The guy who runs it actually runs his own brewery now and they’ve since closed that homebrew store. But the brewery that he operates is called Equinox Brewing and it’s in Fort Collins and they make lovely beer. And the gentleman that owned it, he actually worked at like Alaska Brewing company and he’s been all over the world just kind of brewing his beer. But he’s landed in Fort Collins and he opened that homebrew supply store. And so I used to spend a lot of weekends in there, going in there finding stuff in books and just reading what I could. Mostly like Charlie Papazian’s book on the Joy of Home Brewing. My copy of that has been dog-eared and highlighted and read multiple times just trying to learn about the different processes and the different ingredients and what yeast contributes. And that that book is 20-some years old at least.

Markus Raupach: Yes, but it’s like a bible. So really.

Mike Myers: It is. I mean, it truly is. I own two copies of it. That’s how impactful of a book that was

Markus Raupach: And did you wife ever regret giving you the homebrewing system?

Mike Myers: I’m sure.

Markus Raupach: So now she has to try every batch you brew.

Mike Myers: Exactly. She tries everything and I make her drink beer that she doesn’t like and …

Markus Raupach: Okay.

Mike Myers: Although I get to take her on lots of adventures through beer, so.

Markus Raupach: So I know it has always both sides. So and then you have been to the beer camp at Sierra Nevada. And how did you then make your way to Root Shoot Malting? How did that go?

Mike Myers: Well, it was probably about that time after visiting the beer camp at Sierra Nevada, I started looking around at finding a new career in beer. And so I spent a lot of time trying to get a job as a brewer or in a brewery and trying to leave my than corporate job at the grocery store. And I could just not ever land inside of a brewery and it was because I never had any practical experience. And so I was always passed over. And so, during this timeframe, I had pretty much honed my skills as a homebrewer to the point where I was winning a lot of homebrew competition medals. I was picked for the Great American Beer Fest for the pro-am. I think I’ve had about six selections to be, to have my beer on tap in the pro-am section at the Great American Beer Fest, up for a Beer Fest medal. So I’ve honed my skills over those years to be able to produce world-class beer in my basement. So I mean, I had all this really interesting, like just thirst for knowledge on how to make it, how to process it, what steps I needed to take, my equipment. I just had all those things in place. But what I didn’t have was any practical experience inside operating a brewery. So I was never granted an opportunity to do that inside of a working brewery. I did a lot of collaboration brews as a homebrewer. And then once Todd was getting going, they were starting to build Root Shoot, and I’ve known Todd for almost 30 years of my life. And so he was reaching out to me to connect him as soon as they were starting to get going. And so I was using my homebrewing resources to connect the malting company with the brewers that I knew. And so that’s kind of where the relationship began. So from their very first batch, I was just a cheerleader for what they were doing. And I just continued being that cheerleader because I fell in love with what they were doing and what they were building and the idea of what was going on at Root Shoot. And so I just helped them along, I would go to beer events, I would wear their T-shirt, I would pass out cards. Just as an unpaid person that just wanted to see them succeed. And so finally Todd got the malting company up and running and it took a couple years. And they needed some help operating their facility and just day-to-day operations. And so I got into talks with him about what it would take to get me out of my corporate job and what I needed from them. And we finally came to an agreement and that was when I pulled the trigger and I left my corporate job to come take this giant leap of faith to come run this malting company, this craft malting company that had just started. So and I just had my five-year anniversary with Root Shoot just the other day. So I’ve been running the malting operations in the malting facility for Root Shoot for five years now.

Markus Raupach: Wow, that’s a big story. And is it easy to go from homebrewing, even if it’s in a very good and high skilled shape into malting? Because it’s a little bit different, or isn’t it? Did you get what’s easy?

Mike Myers: It’s a whole different world. But when I first joined Root Shoot, I thought I knew something about malt. And it turns out I really didn’t know shit. So, but I continued to read and consume anything I could on malting and just learn and watch videos. And then I went to the University of Montana for their, they had a week-long course on the production of craft malting. And then I went to North Dakota State University and attended their barley-to-beer program. So I have some, over the years, I’ve been able to gather some educational background to accompany just my operational, firsthand experience running the malting facility. But I would say that anything with like creating something that’s very consistent, there’s a lot of process-driven things. And so, coming from the grocery store, which is a very process-driven operation, I was able to translate all those things that we did in the grocery store into running this malting facility. So truly repetition and understanding the processes and what changing certain parameters changes the final product. I’ve just translated all that knowledge from the grocery store into running that malting operation with extreme consistency. And that has helped us grow as a company, because we’re producing a very consistent product, end product.

Markus Raupach: Yes. And just to round it up a little bit for the listeners, Root Shoot Malting is a farm and a malting, so both. And so that’s also a very important part. So you grow your own grains, and then you malt them. So I think it’s quite unique, or they were one of the first ones to use such micro malting systems. So did they have a farm before? Or did they start the whole thing in 2016?

Mike Myers: Sure. I’ll just back up a little bit. So the family, the Olander family has been farming in northern Colorado for five generations. So during those five generations, they farmed a lot of different things, and we’ve had a lot of land. Over those five generations, we’ve lost some of the land and we’ve pretty much reduced what we’re growing. So we’ve grown things as popcorn. We grew hemp one year. We grow barley, we grow wheat, alfalfa, oats, rye. I mean, we have quite a few different things that we’re growing. And corn, we grow a lot of corn, silage corn and distilling corn. So the generation of the company is that Todd and his dad went to a tour at New Belgium Brewing Company. This was a long time ago. And they were asking the brewers where they got their barley from. And the brewers told them that they were bringing it in from Europe. And that didn’t quite connect because they were growing barley 15 minutes away from New Belgium. So there was, why would New Belgium purchase malting barley from halfway across the world when it’s growing, high-quality barley right down the street from them.

Markus Raupach: Yes.

Mike Myers: So that’s where the genesis of Root Shoot came along. And so we’ve basically transitioned our farm out of like commodity farming into very small grain specific to our malt house. So right now we currently have 1500 acres that we’re operating on where we’re growing barley, rye, wheat, oats, and corn. Now, we’ve pretty much just eliminated all other things out of our farm, just to be able to provide the brewing and distilling with what they need from our farm. So we have complete vertical integration of our operation, meaning that we are the farmer, we are the malting company and then we are the distribution piece on our products. And that puts us in a really, really small threshold of people that are doing that across the world. Now there are lots of farmers selling barley out, which is fine. There are some maltsters that are just buying barley. But us being able to control that entire process from the day we put the seed in the ground to the time we harvest to the malting, and then by the time it reaches a brewer’s hand, it’s only been through about three people by the time it goes from field to the brewery. So we’re shortening that transition time for everyone. So it’s helped us with a lot of internal growth of our operation.

Markus Raupach: And when they decided to go into malting, I think that’s also not so easy. If you are a farmer and say, okay, we want to do malt, you can’t go into a grocery store and say I want a maltery. So did you know how they did that and how they came along with the German system?

Mike Myers: Yes, so the family spent out of those five generations of farming, they spent about 30-plus years growing barley specifically for Anheuser Busch and Coors. So we had 30 years of barley growing experience and the initial thought was, well let’s open a malting company. I mean, how hard could it be? Turns out was really hard. But I mean, we had 30-plus years of growing barley, high-quality barley experience. And so we started, Todd started looking around at malting equipment. And there’s a lot of different ways that you can do malting. You can do floor malting. I mean, it’s just endless the way that you can do it. And I just got done reading, I forget his name, Lars, he just wrote a book on his beers in maybe Norway? No. Anyways, he was talking about the malting process on these farms. And they just used to throw barley in a burlap sack and then throw it into the creek. And then they would pull it out about three days later, and then let it sprout in their barn. So I mean, like malting is not, it doesn’t have to be super complex. It’s a very simple process. But anyways, when we started looking around, we started talking to the different breweries in the area. And all of them said that they would be interested in buying malted barley if it was grown and processed locally. But the one thing that they told us was that it had to be consistent. And that kind of stuck, resonated, that they’re looking to produce very consistent beer. So they need their raw materials to also be very consistent. So that just resonated when we started looking for malting equipment. And that led us down the road to purchase Casper Schultz malting system. Because it gave us the absolute most control over every single process. Every single, all the airflow, the temperatures, we just were able to control everything using their system. And so farmers with no experience in malting, we relied on that Casper Schultz system to pretty much guide us on how to produce high-quality consistent malt.

Markus Raupach: And that worked.

Mike Myers: And it would, it has worked very well for us. So we originally purchased just the 10-ton malting drum and the steep tank. And right now we’re operating on three 10-ton malting drums. But originally, we just purchased the one. And then we operated on that for a few years until we pretty much ran into capacity issues. And then we purchased the second one, installed it, ran it for a couple of years and then we purchased the third one. And then we’ve been operating on it for about a year now.

Markus Raupach: Wow. And you just have been to Bemberg and visited Casper Schultz factory and some of the breweries here. So how was the visit? How did you enjoy Bamberg and the local sites here?

Mike Myers: I’ll tell you, I’ve never been to Europe, never been to Germany. And what an amazing adventure that was. We, as a group, we visited and did so many different things in our eight-day stay through the country and they all involved beer and the production of beer. And we visited Casper Schultz, and Bamberg, of course, was my favourite, Munich, going to all the different breweries there. The Hallertauer growing region for hops. I mean, we visited a couple of distilleries. It truly was a pretty spectacular visit. And the beer, the culture, the beer culture is so different there than it is here in the United States. It’s just, I don’t think sometimes we know how good it is when we’re in it as people. Living in Fort Collins in the mecca of beer, I’m very spoiled here. And I don’t really understand that until I leave and go to different parts of the country where the beer is not so good. But being in Bamberg and Munich and these beautiful beers and Weihenstephan has been brewing for a thousand years. That just doesn’t, it almost becomes just second nature. You don’t understand how special it is until you remove yourself from it.

Markus Raupach: So what would you say was the most spectacular thing for you, yourself?

Mike Myers: The time we spent at Schlenkerla was pretty amazing. We got to go into the beer caves and we got to spend time with the brewer. And he showed us his smoked malt system and drinking the beer straight out of the fermenter. And then eating dinner at their location of the city. The city is so beautiful. The cobblestone streets, I mean, just all these intricate things that play into it. But spending the time. I think I spent three nights I ended at the Schlenkerla Brewery when we were in Bamberg, just because I couldn’t get enough of it. And then when we flew back to the United States, I went to the liquor store and then got some of their Rauchbier and drank it the next day. I just couldn’t get enough.

Markus Raupach: Right. So you brought some ideas to the States, to Root Shoot maltings like making smoked malt or like growing hops or some of these ideas?

Mike Myers: Yes. I mean, we got to spend a lot of time talking to a lot of different brewers and what they were looking for. And we were also looking to expand our operation to produce some smoked malts, which we talk about quite often on how to diversify our offerings. And we want to make a very unique experience using, for the brewers, using our malt. So what more unique of an experience to have if you can come smoked malts at the malting company, and then take that smoked malt to the brewery, make the smoked beer and, it’s just this very intricate process. And inviting the breweries in to come actually participate in that. It just gives this level of ownership into that process to where, like, we talked earlier about being able to make something and then present it and how wonderful it is.

Markus Raupach: That really sounds great. And especially if you maybe find a way to do it more in the original way. So because if you buy normal industrial smoke malt, it’s finished malt which is then put into a smoking chamber. So it’s a different way of smoking than you do it in the original way, which Schlenkerla does, where you have the whole process in the smoky surroundings. So it’s a very different taste and a very different harmony in the beer. So if you should be able to make that in the States, I think that would be great.

Mike Myers: I mean, we’re always looking to differentiate ourselves a little bit. So one way is through that smoking process. Small batch. We talk about maybe burning whiskey barrels.

Markus Raupach: Oh yes.

Mike Myers: I mean, just your options are endless.

Markus Raupach: And you have different woods in the States. So you can really have a lot of interesting experiences. So sounds great. Did you ever consider brewing at Root Shoot Malting? Or do you still homebrew?

Mike Myers: I still homebrew. It’s been a little bit. Now that we’re, we’ve gotten a little bigger of a company, there’s definitely less free time to do that. But we do rely on that homebrewing side and some of the homebrew community and even the homebrew club in our area is pretty, I’m heavily involved in it. When we make something new, I always am kicking out some bags to the local brewers that I know that make some high-quality beer to get their feedback before we start releasing things. So we’re definitely still entrenched in that homebrew side. And even though I’m not a professional brewer, I get to execute a lot of my ideas of our malt on the professional side by working through a couple of our trusted accounts and having conversations about them on how I think they should make beer with our malt. So it’s kind of, I’m not so much homebrewing anymore, but more executing those ideas on the professional scale.

Markus Raupach: So you’re consulting your customers, let’s say.

Mike Myers: Yes, I mean, pretty much.

Markus Raupach: Wow.

Mike Myers: So we change ideas all the time on what direction that we want to go as a company. We have some good ideas and sometimes we’ve thought about opening a brewery on-site, or having some sort of agritourism, a piece of our business. But I think the truth of the matter is, a distilling operation is probably more likely than a brewery.

Markus Raupach: It’s easier and quicker.

Mike Myers: Yes. And the only bad thing about a distillery, you just have to have a large initial investment in it. And that’s where it becomes a little tricky. But we did eyeball the Kaspar Schulz distilling equipment while we were out in Bamberg.

Markus Raupach: And it’s beautiful also.

Mike Myers: It is. It is very beautiful.

Markus Raupach: Maybe a few words on Root Shoot Malting if you think on farming and malting. What would you say is the more important part of it?

Mike Myers: Oh man, I think there, truthfully, it all starts at the farm. That’s where tending to the fields and making sure the right biodiversity in the soil is there and that you’re harvesting at the right times, and that your moisture content is where it needs to be and your protein content is at an acceptable level. I mean, everything truthfully starts out in the fields. You can make, you have to have good barley to make good malt, which then translates to good beer. And that’s where it all starts. So I mean, Todd on the farm side is doing an amazing job creating some very beautiful barley for us to then malt and then in turn, we’re giving it to the brewers. That’s high-quality barley, high-quality malt, and then they’re making high-quality beer with it.

Markus Raupach: In general, what grains do you grow at the farm?

Mike Myers: So we’ve grown a lot of different varieties of barley over the years. But we have whittled it down to a barley variety called Genie. And this Genie is from a company called Lima Grain and it’s a European company, seed company. They provide us the seed, we grow it, and it has done very well for us. Which we are the masters in a couple of different areas. So to be able to rely on one grain means that it has to grow well out in the field, it has to have good yield, it has to produce the right amount of protein, and then it also has to malt well. And then translate that and then it has to brew well. So we’ve worked through a couple of different varieties that maybe had just maybe some undesirables and we’ve whittled it down to the Genie variety of barley and that’s what we’re growing and that’s what we’re malting as of now.

Markus Raupach: Is it a summer or a winter variety?

Mike Myers: It’s a summer. So we’re actually getting ready to plant here in the next couple of weeks as soon as the ground thaws. And then we generally harvest it in July or August and that is all weather dependent.

Markus Raupach: What would you say is the difference between if you have this two-row and the six-row barley, if you see from a brewer’s and from a farmer’s perspective? Where are the main differences?

Mike Myers: Basically your protein levels are the main difference. Six-row barley has kind of fallen out of favour in the United States at least, and maybe in some of the other growing regions around the world. But two row is the preferred style for brewers. It gives a plumper kernel. It’s more uniform in growth. You get more extract out of it. Lower protein. Your six-row barley is higher in protein, and it’s favoured for your, like cattle feed and some different food processing. So I think in America’s brewing history, there’s a lot of six-row usage in the early days with a lot of adjunct corn brewing. And we’ve since moved away from that just because the kernels are small, and then the protein levels are a little elevated. So it’s more suited for feed, really.

Markus Raupach: That’s something I also read about that. That was more or less also the reason of the adjunct brewing to have the six-row barley in the beginning. We now have the climate change. Do you feel something with that on the farm? Do you have changes in the fields in the rain and everything?

Mike Myers: Yes. I mean, a great example would be last year in Colorado, it was so hot and so dry that our farm harvested barley, the earliest it has ever harvested barley. We just had no rain from pretty much April to August. And this year, it has done nothing but snow all winter, which is a little abnormal, but we’ve had snow cover on the ground for the longest that they have in some recorded times.

Markus Raupach: Crazy. And what do you do if you don’t have rainfall for six months? Do you water the grains or what are you doing?

Mike Myers: So we’re lucky. In Colorado, there’s some, they have, there basically a water system that gets water to the farms. It’s a ditch system. So we’re close enough to the source that, and we’ve been farming long enough that we have access to some of that water. So the water companies who dictate when the water comes, when they send it, we use it. And we also do some pivot farming techniques, meaning that we’re able to water during the summer as long as we have water from the ditch system. And once they turn that water off on the ditch system, that is it. So you’re hoping for some rains to help along the barley during that hot dry June/July time. But you’re definitely living the life of a farmer watching the skies.

Markus Raupach: In terms of the grains here in Germany, we only malt barley and wheat and maybe rye. But you also are malting corn?

Mike Myers: No malting corn. There are some people that are doing that around us, some of the other malting companies. But we have not malted any corn. And the reason being is we don’t want to introduce corn into our process, because we have a hard time getting it out. So a long time ago, we tried putting some corn through our packaging line and it got stuck in there, and it came out for months like just little pieces of corn. So we’ve just decided that we do not want to deal with that ever. So we just basically treat corn as a cross-contaminant in the malting facility. But there are some people making some corn, malted corn around us and we’re also sending some of our corn from our farm to another distillery and they’re malting it, and then making it into single malt bourbon pretty much.

Markus Raupach: Okay. And what grain varieties and what malt varieties do you offer?

Mike Myers: So this year we’re growing a variety of rye called Guardian. It’s new to us. Last year we grew a variety called Bono. And we’re switching over to this Guardian variety because some of the characteristics of it are a little more spicy than the Bono that we were growing. So we’re pretty excited to get that into the ground and then to be able to offer that next year. We have some very interested distillers. We have a distillery in Texas that is making some whiskies with different varieties of rye. So every year they’re sourcing one variety, distilling it and putting it away. And they’re just trying to showcase the different expressions from all the different ryes in their portfolio. So anyways, we have this Guardian rye. We grow some Monida oats. And we have just non-GMO regular corn for the distillers and then the Genie barley. Then we also grow, it’s called Huffman white wheat, and it’s just a variety of white wheat. And the more interesting one we have is we have a variety of wheat called Oland wheat. It’s actually called Olandsvete and it’s from Sweden. So there’s kind of a story behind the wheat. So the Oland family, so Todd Olander, they can trace their family roots to Sweden to the Isle of Oland is where they’re from. And so there’s this wheat that grows there that’s called Olandsvete. So we brought some in from Sweden, we planted a little bit, and then we harvested it, and we then replanted it the next year, so we can actually get some acreage off of it. So we’ve grown it up over the last couple years. But it’s, there’s a very loose story between the Oland wheat and the Olander family, but it’s a very …

Markus Raupach: That’s a fantastic story. Yes, great.

Mike Myers: It’s a great story. But nobody in the United States is growing it or malting it. And this Oland, Olandsvete wheat is prized for its breadmaking ability in Sweden. So it’s got really high protein, it’s got some really interesting characteristics to it. So we find some very fruity notes when we malt it, and it gets translated into beer. It’s interesting stuff.

Markus Raupach: And what malt varieties do you do like pale malt and chocolate malt and something like that?

Mike Myers: We have about 13 different varieties of malted barley that we’re making. So we’re making a distillers malt, a pale, a pilsner, an English style, light Munich, Munich 10. We make a couple of different varieties of wheat. Just adding some colour and some heat onto the wheat gives it a little bit different characteristic. So we’re taking that one base variety of barley, and then we’re turning it into about 13 different end products. And what we’re doing is we’re just basically changing time, temperature and moisture of those grains inside of the kiln, and we can, it comes out with a different product.

Markus Raupach: Sounds like a little playground. So you can really experiment and adjust every parameter. That sounds really great.

Mike Myers: It is. We don’t have a pilot system. So our pilot system is about 16,000 pounds. We have to make sure we know what we want when we do it.

Markus Raupach: Okay. That’s also interesting. Let’s talk a little bit about your customers. So where are they based? Are they more or less Colorado customers, or all over the states or even farther?

Mike Myers: We have about 130 breweries that we work with just in the state of Colorado. And there’s a handful outside of the state of Colorado. And then for distilleries, we have about a dozen that we work with and most of those are in the state of Colorado too. Now our company has not found the need to look outside of Colorado due to its concentration of breweries and distilleries, where we’re able to make and sell just as much as we can within our own state. Now, we do have some folks that buy some stuff. We have a brewery in Alabama, we’ve sent some stuff to Montana, we send some corn out to California. What becomes an issue is logistics becomes an issue on the price of moving grains around. So it works in our favour that we have so many breweries here in the state of Colorado that we can just, in our own backyard, there’s 50 breweries. So within ten minutes of our malting facility, we can go to 50 different places. So it’s really, our location has also helped fuel some growth for us.

Markus Raupach: That sounds great. And how would you describe the actual beer scene in Colorado? You say there are a lot of breweries. Does this also mean a lot of different beers and beer ideas and innovations? Or what can we expect if we come to Colorado and try beers?

Mike Myers: I think there are so many different breweries, and they’re all trying to fill their own niche market. So some breweries are only producing lager beer and then some breweries are only producing Belgian-style beers or very German-focused breweries. So it just kind of, it depends on what you’re looking for because you can find any style and you can find a brewery that’s producing those style adjacent things or very specific smoked beers. Or you really, you could throw a rock and hit a brewery and there’s just lots of different ideas. And with a lot of competition, a lot of folks are looking at differentiation. So when there’s one street with four breweries on it, what makes me different from the guy right down the street? And so we have a lot of breweries that are looking at their raw materials as their first point of differentiation, whether they’re buying just a mass market commodity grains, or whether they’re sourcing from one of the local maltsters to create some difference in their portfolio. So truly in the city of Denver, it’s pretty expansive. If you have a style that you’re looking for that you want to drink, it’s not hard to find a brewery making that.

Markus Raupach: Okay, that sounds really, really great. And when we are talking about the cities of Denver, and Fort Collins, is there something else in Colorado which is worth visiting?

Mike Myers: The city of Loveland, the city of Greeley. I mean, just the entire front range from basically Denver north which includes Boulder, there are beautiful breweries in almost every city where they’re not only beautiful breweries, but they’re also making very beautiful beer. And you have Anheuser Busch and Coors. So you have these mega breweries that are producing very consistent, beautiful beer with beautiful facilities, and then Odell. And I mean, it truly is a brewer’s playground here in Colorado.

Markus Raupach: Okay, now you’ve made me really thinking of coming as soon as possible. So thanks a lot. That was a great insight into your history and the history and the story of Root Shoot Maltings. So thank you for your time, for the information, for the talk and hope you have a nice day now and I’m really looking forward that we meet again, maybe in Bamberg, maybe in Colorado.

Mike Myers: You come here and I’ll show you around.

Markus Raupach: Perfect. Sounds great. Thanks. Bye.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 49 – Zu Gast im Podcast „Horch amol“ – Interview mit Matthias Oberth, Online-Chef der NN und FB-Admin

Der BierTalk war mal wieder zu Gast, diesmal beim Podcast „Horch amol“ und NN-Online-Chefredakteur Matthias Oberth. Wir sprechen über die fränkische Bierperspektive und die hiesige Lebensart, die das Gebiet rund um Nürnberg, Bamberg, Bayreuth & Co. so liebenswert macht…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute ein Spezial, weil wir mal wieder zu Gast sind in einem anderen Podcast. Diesmal in Nürnberg, also gar nicht so weit weg von Bamberg und zwar bei „Horch amol“, das ist der Podcast über Politik und mehr und wird von den „Nürnberger Nachrichten“ veröffentlicht. Und dort reden normalerweise der Chefredakteur Michael Husarek und der Online-Chef Matthias Oberth miteinander, allerdings war der Michael verhindert und deswegen hat sich der Matthias quasi mich ans Mikrofon gewünscht. Ja, heraus kam eine spannende Stunde rund ums Bier und am Ende sogar ein bisschen um den Fußball. Viel Spaß dabei und bleibt uns natürlich treu im BierTalk.

Matthias: Es ist einfach heute wieder einmal so, dass Michael Husarek, der Chefredakteur der „Nürnberger Nachrichten“, sehr, sehr viele Termine hat und ich mir gedacht habe, hm, ehe ich den Podcast ausfallen lasse, hm, stelle ich mir ein Zeidler-Bier neben meinen Computer, werde das dann auch im Laufe dieses Podcasts einschenken und lade mir jemanden ein, der so viel Ahnung von Bier hat, dass es völlig legitim ist, bei diesem Podcast ein Bier zu trinken. Und deshalb freue ich mich auch ganz besonders, dass es geklappt, nämlich Markus Raupach in den Podcast einzuladen. Und Markus Raupach, ja, ich bezeichne ihn wirklich als Bierpapst, ich kenne ihn auch schon relativ lange. Wir haben schon etliche Veranstaltungen auch miteinander durchgeführt und uns auch um Bücher und Apps und alles Mögliche mit Bier gekümmert, also wobei er mit seinem Partner Bastian Böttner federführend war und ist. Und wenn ich so ein bisschen in seine letztjährigen Aktivitäten reinschaue, ich verfolge natürlich über Facebook, was er so treibt, dann lese ich Brasilien, ich lese Belgien, ich lese Tschechin, jetzt im Januar, glaube ich, schon wieder Österreich, also er ist viel unterwegs in Sachen Bier, meistens bei Bierverkostungen und Bierpremierungen. Und deshalb ist meine erste Frage, einerseits herzlich willkommen, Markus, aber die erste Frage, die fränkischen Brauereien sind aber schon noch die Allerbesten, also die oberfränkischen wahrscheinlich, oder?

Markus: Ha, natürlich, sowieso. Also, nein, also auch im Ernst, kann man natürlich sagen, ich werde auch gleich noch ein bisschen was dazu sagen. Trotzdem vorerst mal hallo und ich freue mich auch sehr, hier bei dir sein zu dürfen, und ist ja immer sehr spannend, wenn man sich gegenseitig auch mal so im Podcast besucht. Und, ja, also ich freue mich auf unsere Zeit, ich habe mir auch zwei Bierchen sogar hier hingestellt. Sind noch nicht offen, kann ich mir da überlegen, mit welchem ich anfange, schauen wir mal. Aber gut, zuerst mal zu dem Thema, die fränkischen Brauereien. Naja, natürlich, sie sind halt aus mehreren Gründen besonders spannend, einmal, es ist die Heimat des untergärigen Bieres. Also hier bei uns ist das entstanden, da sind die ältesten Brauereien, die sowas machen und dementsprechend auch die, die am meisten Erfahrung damit haben. Und das ist etwas, dieses Bier wird weltweit Zurzeit, 95 % aller Biere auf der Welt sind untergärige Biere und deswegen, alle Brauer, die irgendwo sind, ob in Japan oder Chile oder Brasilien oder sonst irgendwo, die wollen alle mal nach Franken, um zu sehen, wie es wirklich geht. Und das ist natürlich der Punkt und das schmeckt man auch. Das heißt, unsere Biere haben einfach, international gesagt, die höchste drinkability, auf Fränkisch würde man sagen, es läuft. Und trotzdem gibt es innerhalb dieses Themas doch so viel Varianz, mit den Bockbieren, mit den unterschiedlichen Rezepturen und unterschiedlichen Rohstoffen, Hopfensorten, Hefesorten, die wir haben, Wasser natürlich, sodass auch innerhalb dieser Bierstile so viele Möglichkeiten da sind, dass man bei uns ja wirklich von einem Ort zum anderen gehen kann und immer wieder ein anderes besonders schmackhaftes Bier hat. Und das macht es aus und das macht Spaß und deswegen komme ich natürlich auch immer sehr gerne Nachhause.

Matthias: das ist gut zu hören. Es gibt auch genug zu erzählen über die heimische und fränkische Brauereilandschaft, da passiert ja auch relativ viel, aber ich würde für den Laien, und da zähle ich mich nach wie vor auch dazu, obwohl ich gerne Bier trinke, aber für den Laien vielleicht noch ganz kurz, was ist der Unterschied zwischen untergärig und obergärigen Bier?

Markus: Also ganz grundsätzlich ist das untergärige das jüngere Bier. Das heißt, diese Biere sind aufgetaucht so zum ersten Mal im 14.- 15. Jahrhundert und so richtig durchgesetzt haben sie sich dann ab dem 16. Jahrhundert. Was ist der Unterschied? Sie sind bei kälteren Temperaturen in der Gärung und in der Herstellung und das bedeutet, dass damals schon diese Biere stabiler waren. Kann man sich vorstellen, im Kühlschrank halten die Dinge länger und dementsprechend ist es bei einer kalten Gärung eben auch so, dass es weniger Verunreinigungen, weniger Organismen gibt, die da auch irgendwie eine Rolle spielen. Das heißt, man konnte diese Biere lagern, man konnte sie verkaufen, exportieren und so weiter. Und das war eben der große Vorteil gegenüber den normalen klassischen obergärigen Bieren, die bei warmen Temperaturen entstanden sind, die waren oft nach zwei, drei Tagen schon sauer. Und so hat sich das dann eben durchgesetzt und der Ursprung liegt hier bei uns.

Matthias: Das ist ja mal ganz gut zu hören. Also das heißt, wir waren diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass man Bier über einen längeren Zeitraum nicht als Sauerbier sondern als gutes Bier trinken konnte. Jetzt muss man noch dazu sagen, man merkt es aber, glaube ich, schon ja auch an deinen ersten Erzählungen und deiner, ja, Vehemenz, mit dem du auch zum Bier sprechen kannst, du bist natürlich Biersommelier, du bist es auch schon relativ lang. Wie bist du eigentlich zum Bier gekommen? Liegt das daran, wenn man in Bamberg lebt oder geboren ist oder aufwächst, wie auch immer, saugt man das dann mit auf oder gibt es da andere Dinge, die einem zum Bier bringen und zu der Bierleidenschaft?

Markus: Naja, wir werden ja Fränkisches Rom genannt und man weiß ja auch, alle Wege führen nach Rom und so ungefähr ist das mit dem Bier auch. Also es gibt welche, die mich fragen, ob ich zuerst Muttermilch oder Bier bekommen habe? Bin ich mir gar nicht so sicher, weil ich weiß, dass meine Mutter damals nicht gestillt hat, also vielleicht war es wirklich andersrum. Aber egal, lassen wir das mal so bewenden. Aber natürlich, wenn man hier groß wird in Bamberg, vor allem eben in der Zeit damals, 70er-, 80er-Jahre, da war die Bierkultur ja noch viel präsenter und da wächst man so hinein. Natürlich, wir haben jeden Sommer in den diversen Biergärten oder Bierkellern verbracht, das war das Wohnzimmer, wo man mit der Familie, mit den Freunden hin ist. Man hat sein Essen mitgebracht, mit Liebe die Tischdecke ausgebreitet auf der Bierbank und dann eben seine Salate hingestellt und dann den ganzen Nachmittag sich dann dort ebenes sich gutgehenlassen und da wächst man in diese Bierkultur hinein. Allerdings war das für ja damals völlig normal. Das heißt also, für mich war das nix Besonderes und dementsprechend habe ich auch nie drüber nachgedacht, dass es etwas geben könnte, wo das nicht so ist. Und das ist mir so richtig bewusst geworden eigentlich erst, als ich studiert habe. Weil, ich wollte ursprünglich weg aus Bamberg, eben mal ein bisschen was anderes sehen und so und dann war es aber einfach finanziell so schwierig, dass ich am Ende des Tages doch in Bamberg geblieben bin. Und war allerdings einer der ganz wenigen an der Bamberger Uni, die von hier waren. Das heißt, alle anderen kamen eben von sonst wo her und ich habe dann gesagt: „Heute Abend gehen wir dahin und heute Abend gehen wir dahin“ und jedes Mal haben die mir erzählt, das gibt es doch gar nicht, schon wieder eine Brauerei, schon wieder fünf verschiedene Biere und was weiß ich was. Und so hat man das dann kennengelernt, dass das wirklich was Besonderes ist. Und, naja und dann sieht man das mal aus einer anderen Perspektive, aus einem anderen Blickwinkel. Und dann habe ich angefangen mit einer Arbeit für Medien, war das natürlich auch das Bier immer ein großes Thema, habe viel für Gastronomien dann auch gearbeitet. Und daraus sind die ersten Bücher entstanden und dann auch die ersten Biersommelierveranstaltungen. Und als das dann immer besser funktioniert hat, wurde die Deutsche BierAkademie als zweite Firma draus, vor zehn Jahren haben wir damit angefangen. Und, ja und dann haben wir selber angefangen, Biersommeliers auszubilden und so kam eins zum anderen, also mittlerweile eben auch die Bier-Judge-Tätigkeit. Was ja wirklich spannend ist, weil es eine Familie ist, die sich so auf dem Globus 10-, 20-mal im Jahr irgendwo immer trifft und es wirklich ganz liebe, nette Leute sind und man Länder ganz anders kennenlernt, weil man immer kein Tourist ist sondern eben ein Freund und da lernt man Länder anders kennen.

Matthias: Und gleich dazu das entsprechende Bier, ist auch klar.

Markus: Absolut.

Matthias: Ja, lass uns mal ganz kurz, du hast grad schon gesagt, du bist Autor, du hast mit Bastian Böttner, ihr habt zusammen, ich glaube, 2005 war das, habt ihr zum ersten Mal einen Brauereiführer rausgebracht. Also ich würde sie schon fast als legendär bezeichnen, eure zwei Bücher, einmal die Brauereien und Brauereigaststätten in Franken und dann die Bierkeller und Biergärten in Franken, die ihr damals rausgebracht habt und immer wieder neu aufgelegt, immer wieder aktualisiert. Und jetzt ganz aktuell, grade rausgekommen, ein wiederum sehr umfangreiches Werk, es nennt sich Bierland Franken, es sind wieder knapp 300 Brauereien und Brauereigaststätten drin. Warum jetzt Bierland Franken, wie unterscheidet sich das Buch von dem anderen oder was ist neu dran und warum muss man dieses Buch unbedingt haben? Ich habe es zum Glück schon?

Markus: Also haben muss man es schlicht und einfach, wenn man sich gerne mit den fränkischen Brauereien auseinandersetzt, weil es einfach immer der aktuelle Sachstand im Thema ist sozusagen. Also du hast jetzt im Grunde ein Buch, wo eben alle, zumindest zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, aktiven fränkischen Brauereien drin sind, mit all ihren Daten, mit ein bisschen Geschichte, mit den Bieren, mit Zusatzinfos, ob du dich mit deinem Wohnmobil dahinstellen kannst und solche Dinge. Und du hast auch immer Bilder dazu und, wie gesagt, auch die Biersorten, auch so ein bisschen Gründungsdatum und Bierdeckel und so für die Nerds, halt alles, was man so gerne hat. Und dementsprechend, deswegen macht das schon Sinn, das zu haben. Es ist keine so riesengroße Investition, wenn man die so ungefähr alle zwei Jahre macht, dann ist das auf jeden Fall billiger als jedes ÖPNV-Ticket oder Netflix-Abo oder sonst irgendwas, also insofern auf jeden Fall eine gute Investition. Und was ist anders? Also im Grunde ist es einfach eine Fortführung der bestehenden Konzepte. Wir haben notgedrungen den Verlag mal wieder wechseln müssen, jetzt haben wir es selber verlegt und deswegen hat das Baby einfach einen neuen Namen bekommen. Und hat aber auch eine inhaltliche Idee, weil wir seitdem es ihn gibt, in dem Verein Bierland Oberfranken aktiv sind, dort auch im Vorstand sind und der hat jetzt vor ein paar Jahren beschlossen, sich eben auch dem gesamtfränkischen Thema zu widmen und eben Bierland Franken auch zu machen. Und dementsprechend ist es auch eine gewisse thematische Deckung, weil man eben sagt, okay, wir unterstützen wirklich alles, was dieser Verein an Zielen hat, nämlich die fränkischen Brauereien zusammen einander näherzubringen und dann anderen Leuten diese fränkische Bierkultur näherzubringen. Genau das wollen wir auch und dementsprechend ist es auch naheliegend, das zusammenzuführen.

Matthias: Jetzt ist es so, du hast es ja grad genannt, Bierland Oberfranken, damit ging es ja ein bisschen los, also die oberfränkischen Brauereien, da haben wir ja auch nach wie vor die größte Brauerei, auf die wir sicherlich auch stolz sein können. Ich selber bin ja ein Mittelfranke und habe gesehen jetzt auch im neuen Buch, dass die mittelfränkischen Einträge sich erweitern, auch Unterfranken hat ordentlich zugelegt. Was ist aus deiner Sicht der Grund? Wir können später noch, müssen wir ja auch, über Brauereiensterben sprechen, war ja viele, viele Jahre ein riesen Thema, aber mir geht es jetzt erst mal so darum, was glaubst du, warum kommen auf einmal wieder mehr Brauereien oder kleine Brauereien dazu und jetzt grade auch in Mittel- und Unterfranken, die ja bislang, vielleicht im Vergleich zu Oberfranken, biertechnisch noch ein bisschen hintendran waren?

Markus: Ich glaube, das ist eine wirklich relativ komplexe Frage. Naja, weil, ich meine, auf der einen Seite, glaube ich, hat man früher immer überlegt, warum sind denn die in Oberfranken immer noch da? Also es war jetzt weniger so die Sichtweise, schön das sie da sind, sondern komisch, dass sie da sind. Und das lag einfach ein bisschen daran, das Oberfranken eigentlich traditionell eher etwas rückständig war, etwas ärmer war, eine sture Bevölkerung hatte, die wenig von anderen Brauereien zu begeistern war und insofern es da viele Gründe gab, auch historisch immer sehr zersplittert war und deswegen gab es auch sehr, sehr viele Braustätten. Also da gibt es viele Gründe, warum das bei uns so war. Und in Unter- und Mittelfranken, das sind ja beides wirtschaftlich sehr viel mehr prosperierende Regionen, beides eher auch, zumindest zum Teil, protestantisch geprägte Regionen und auch welche, die von der Industrialisierung schneller profitiert haben und so. Und dementsprechend war da einfach auch der Fortgang der Konzentration beim Thema Bier schneller und größer. Und ich glaube, deswegen gab es einfach dort auch weniger Brauereien, weil einfach schneller das Thema eben Aufkaufen und das Schließen von kleinen Braustätten und sowas kam oder eben auch einfach so viele Alternativjobs zur Verfügung standen, dass der gemeine Brauereisohn sich dann überlegt hat, na, dann gehe ich vielleicht lieber in die Industrie oder sonst wohin. Da verdiene ich mehr Geld und habe Urlaub und so weiter und muss da nicht Zuhause in der Brauerei schuften. Also das ist so ein bisschen Vergangenheitsthema und wenn man jetzt in die Zukunft schaut, ist es, glaube ich, so, dass endlich das Thema Brauen und Bier wieder sexy geworden ist, würde ich mal so sagen. Also wenn wir in die 90er schauen oder auch Anfang der 00er-Jahre, da war die Brauerei vor Ort eigentlich so ein bisschen die Melkkuh für alle örtlichen Vereine. Wenn man irgendeine Veranstaltung gemacht hat, dann musste die Brauerei halt Werbung schalten, dafür war die gut. Und ansonsten war der Brauer halt einer, der hat den ganzen Tag gearbeitet, der hat nie Urlaub gemacht, ja, das waren komische Typen. Und wenn man dann die Brauereisöhne, also ich hatte in meiner Abiklasse auch einen Sohn zum Beispiel aus einer Brauerei in Trabelsdorf, die es heute auch gar nicht mehr gibt, der hat halt auch erzählt, gegessen wird, was halt die Gäste übriglassen, so ungefähr und, wie gesagt, Urlaub gibt es nicht und alle arbeiten in der Brauerei mit, natürlich kostenlos und dementsprechend ist das kein Leben, das man sich wünscht. Und dementsprechend war auch da für die Nachfolger das sehr unattraktiv, in so einen Beruf hineinzuwachsen. Und da hat sich jetzt einfach massiv was verändert, auch vom Ansehen der Bevölkerung ist der Bierbrauer oder die Bierbrauerin wieder eine spannende Persönlichkeit, ein Handwerker, ein Künstler in gewisser Weise. Das Bier an sich hat einfach einen Stellenwert wieder gewonnen als heimisches Produkt, als Naturprodukt auch, als unterschiedliches, als identitätsstiftendes Produkt und so, also da ist einfach viel passiert. Und glaube ich auch, dass ein Brauer jetzt sagt, okay, wenn ich jetzt eine neue Brauerei irgendwo aufmache, dann bin ich da ein angesehener Teil dieser Gesellschaft und das macht auch wieder Spaß. Und sie haben auch das Selbstbewusstsein, für ihr Bier einen vernünftigen Preis zu verlangen, sodass sie eben auch mal Urlaub machen können oder so, sodass es eben sich mehr einem normalen Geschäftsleben annähert als diesem, ja, diesem doch schwierigen Tun, was so in den 90ern grade so noch angesagt war. Also insofern hat sich das Image von Brauerei und von Bier verändert. Und ein letzter Satz vielleicht noch, was auch noch dazugehört hat, natürlich hatten wir bis in die 80er, 90er diese alten Patriarchen, die diese Familienunternehmen halt geführt haben seit dem Zweiten Weltkrieg und das war auch in den Familien immer ein Thema. Weil, man darf nicht vergessen, es waren Menschen, die haben immer alles richtig gemacht und die wussten immer alles besser. Und wenn du da als Sohn reinwächst und hast dann so einen Vater vor dir, der mit 50, 55 noch in seinem vollen Saft steht, der hat überhaupt kein Interesse, irgendwas zu übergeben oder dir irgendwie eine Entscheidungsfreiheit zu geben oder so. Warum auch, passt ja immer alles und so. Und da haben natürlich ganz viele auch drunter gelitten und auch deswegen gesagt: „Nee, also da habe ich kein Interesse, den Laden zu übernehmen.“ Aber die Generation ist jetzt eben weg. Das heißt, es ist einerseits der Raum da, auch für Nachfolger dahinzugehen und eben andererseits auch der Raum, neue Brauereien zu gründen und beides passiert.

Matthias: Genau, auch bei uns ist eine neue Brauerei entstanden und deswegen habe ich ja gesagt, ich habe ein Zeidler neben den Computer mir hingestellt. Das werde ich jetzt auch mal aufmachen, weil, jetzt haben wir schon fast eine Viertelstunde geredet, du zwar mehr und du müsstest eigentlich noch viel ausgetrockneter sein von der Kehle her als ich. Aber ich habe mir eine Flasche Stamer-Bräu hierhergestellt, weil, das ist eine der Neugründungen hier in Buchheim, ist ein Ortsteil von Burgbernheim, die es  jetzt ungefähr seit ein, eineinhalb Jahren ungefähr gibt und, ja, die sich, glaube ich, ganz gut machen. Eine Kleinbrauerei mit einem Bräu, der sich da sehr engagiert. Und ich schenke mir jetzt mal, ich schaue mal, ob das klappt, wenn das jetzt hier ploppt, schauen wir mal. Boah!

Markus: Na, hervorragend.

Matthias: Hervorragend, oder?

Markus: Sensationell, sehr schön.

Matthias: Das war echt, nicht gefaket. Jetzt können wir vielleicht noch gluck, gluck, gluck, vielleicht man das dann auch noch. Na, das ist sehr leise.

Markus: Aber man hört es, doch.

Matthias: Aber man hört es.

Markus: Das ist ja, kriegen wir auch immer beim BierTalk im Podcast, immer so die Anfragen, das wir doch dieses Flaschenöffnen immer einspielen. Aber das stimmt gar nicht, es ist echt. Also insofern, ja, da bin ich jetzt mal gespannt.

Matthias: Genau, du kannst es ja nochmal bestätigen, schau hin, eine wunderbare Schaumkrone habe ich auch noch hinbekommen.

Markus: Oh ja.

Matthias: Im klassischen Willy-Becher natürlich eingeschenkt, auch klar. Ja und es nennt sich Hopfenperle. Ich schaue nochmal drauf, es hat, ja, Malzsorten Pilsener, Hopfensorte die Perle, Select und Saphir. Da kannst du ja jetzt mir ein bisschen was erzählen, während ich hier schon mal einen Schluck nehme.

Markus: Ja, also, ich meine, ganz grundsätzlich, die Hopfenperle ist eben ein hopfenbetontes Bier, man könnte vielleicht auch sagen, eben so eine Art Pils. Und offensichtlich arbeitet er da mit der Technik des Hopfenstopfens. Das heißt, man gibt dann dem kalten Bier in der Kaltphase zumindest auch nochmal etwas Hopfen zu, dadurch kriegt man mehr von den ätherischen Ölen des Hopfens da rüber. Und du könntest jetzt bei Saphir einerseits so eine leichte Zitrusnote haben, andererseits so ein bisschen so kräutige, blumige, bis hin zu so einer Sommerwiese, wenn man so überlegt, wenn man da so eine Heublumenwiese, irgendwie sowas im Kopf hat. Ich weiß nicht, ob du sowas dir grade vorstellen kannst, das sind so typische Aromen. Der Select ist wahrscheinlich eher für die Bittere zuständig, hat aber auch so ein bisschen Zitrusaromen, also so in dem Feld könnte sich das bewegen, wobei das Malz natürlich auch noch das Seinige dazu tut sozusagen.

Matthias: Ich bin so froh, dass das jetzt ein Biersommelier so beschrieben hat. Und er hat vollkommen Recht, also ich habe natürlich, nicht natürlich, ich habe die Zitrusnote geschmeckt, ich hätte es bloß nicht so schön ausdrücken können. Und die Sommerwiese stelle ich mir jetzt auch grad vor, weil ja heute wieder so ein Tag ist, wo die Sonne den ganzen Tag scheint und man irgendwie so ein kleines bisschen das Gefühl bekommt, wie der Frühling ausschauen könnte. Also wunderbar beschrieben, es schmeckt auch sehr gut, es ist auch sehr süffig. Und, ja, also ich freue mich, wie gesagt, darüber, dass es auch hier bei uns in der Gegend sozusagen Nachwuchs gibt. Aber wir haben glücklicherweise ja auch hier, ein bisschen Eigenwerbung darf ich ja im Podcast machen, vor allem, wenn mein Nürnberger Kollege nicht mit am Start ist, dann kann ich hier ganz unbesorgt Bad Windsheim herausstellen. Wir haben ja das Brauhaus Döbler, ist ja auch eine Brauerei, die es seit langer, langer Zeit und die ja jetzt inzwischen auch das Kommunbrauhaus im fränkischen Freigangmuseum betreibt. Also wir sind schon noch sozusagen, können uns glücklich schätzen, dass es so läuft wie es läuft.

Markus: Mit einer äußerst charmanten Juniorchefin, die Katharina, das ist ja, ja, in vielerlei Hinsicht eine ganz wunderbare Brauerei, sagen wir das mal so, sehr schön. Aber ich muss auch sagen, die Stamer-Bräu finde ich interessant, weil meine zweite Leidenschaft, in Anführungsstrichen, sind ja auch die Edelbrände und die haben auch eine große Brennerei. Und ich bin ein großer Freund der dunklen Biere und auch das gibt es dort. Und deswegen ist es in der Tat wirklich schön, dass es sowas gibt und das Brauereien auch noch sich um solche Dinge kümmern. Und grade dunkle Biere sind mittlerweile gar nicht mehr so oft angesagt, also spannend. Aber da muss ich jetzt auch eins aufmachen.

Matthias: Ja, mach du eins auf. Ich sage, es ist an sich ein wunderbarer Übergang erst mal, weil wir jetzt auch ein bisschen über die verschiedenen Biersorten sprechen können. Ich mache noch einen kleinen Werbeblock und sage, also Stamer-Bräu ist, glaube ich, mittwochs, aber sicherheitshalber immer mal im Internet nachschauen, mittwochs geöffnet und an den Wochenenden. Und natürlich die Brauereigaststätte Döbler am Kornmarkt, die ist fast die ganze Woche offen, aber auch immer mal gucken, wann genau die Öffnungszeiten sind. Und das ist eine absolute Empfehlung, in diese urige Brauereiwirtschaft reinzubrechen und dort das ein oder andere Hopfenkaltschalengetränk zu sich zu nehmen. So aber, Markus, was hast du am Start?

Markus: Und natürlich auch im Museum, im Freilandmuseum, das ist auch besonders schön.

Matthias: Selbstverständlich. Du weißt, es ist, wenn man vor Ort ist, geht man immer am seltensten in die Einrichtung, die eigentlich vor der Haustür liegt. Aber das ist Pflichtprogramm eigentlich, vier- bis fünfmal im Jahr, dass man sich im Freilandmuseum sehen lässt und natürlich dann dort auch das gute Bier trinkt.

Markus: Und die Bratwürste, aber gut, lassen wir das mal beiseite. Also ich habe hier jetzt auch ein schönes Bierchen und zwar wurde mir das tatsächlich vom Brauer geschenkt letztes Wochenende. Da habe ich nämlich eine Verkostung moderiert, eine ziemlich umfangreiche und die war im Saal von der Becher Bräu in Bayreuth. Und, ja und der Johnny, der hat seinen Biersommelier bei uns gemacht letztes Jahr, also der Inhaber von Becher Bräu und der hat mir ganz stolz seinen Rauchbock überreicht, den es jetzt an diesem Freitag, also jetzt, wenn es dann am Mittwoch veröffentlicht wird, am Freitag, also übermorgen sozusagen ist dann die Premiere. Und, ja, genau, diesen wunderbaren Rauchbock und den hat er mir mitgegeben unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Das brechen wir jetzt mal nonchalant, ist ja egal, man sieht es ja nicht, man hört es nur. Und es ist ganz schön, weil, aus Bayreuth kennt man ja eigentlich meistens nur die Maisel Brauerei. Wobei das Nur jetzt nicht despektierlich klingen soll, ist auch eine wunderbare Brauerei mit tollen Bieren, wo wir viel schon zusammengearbeitet haben, macht mir ganz viel Spaß, dort zu sein. Aber so ein bisschen im Schatten ist dann eben die Becher Bräu und ihre Dependance, die Manns Bräu, die mitten in der Stadt ist, die machen ganz tolles dunkles Bier. Und eben die Becher mit ihrem Saal auch, mit ihrem Lokal, das ist einfach wunderbar, das Essen ist toll. Also, ja, kein Thema und da, ja, mache ich jetzt mal den Rauchbock auf, wir schauen. Ich weiß nicht, wie schön das Öffnen war, aber es war wahrscheinlich zu hören.

Matthias: Ja, sehr gut zu hören.

Markus: Jetzt probiere ich es mal mit dem Blubbern.

Matthias: Ja, da sieht auch, wer der Profi ist, der hat Erstes ein anderes Glas, das fließt das Bier auch schon vom Geräusch her ganz anders rein. Also ich gehe mal davon aus, du kannst es auch gleich erklären, warum du so ein bauchiges Glas nimmst, um wahrscheinlich die Gerüche und alles noch besser darstellen zu können oder mitzubekommen.

Markus: Ja, also sagen wir mal so, es gibt ja einen Unterschied, ob ich jetzt Bier trinke oder ob ich professionell trinke, also so erkläre ich es immer den Leuten bei Verkostungen. Und wenn wir verkosten wollen, dann versuchen wir natürlich, von diesem Bier ein Maximum der Aromen erfassen zu können. Und dafür macht es durchaus Sinn, ein Glas zu haben, was die auch darstellen kann und da hat jetzt zum Beispiel der klassische Willy-Becher so ein bisschen seine Schwächen. Dafür hat er Stärken beim Thema drinkability, natürlich, das ist ja auch gut so. Aber hier ist es eben so, es ist ein bisschen wie ein Weinglas geformt, das sorgt dafür, dass die Aromen, die aus dem Bier rauskommen, sich oben in der Mitte konzentrieren, da, wo dann gleich meine Nase ist, dementsprechend kann ich die dann auch wirklich schön aufnehmen. Dann habe ich vom Glas her selber hier ein Kristallglas. Das heißt, es hat 99 % Lichtdurchlässigkeit, das ist bei so einem normalen Glas vielleicht so 80 %. Das bedeutet, die Biere wirken immer ein bisschen dumpfer, in der Regel haben sie einen Blaustich in so einem normalen Glas, das ist dann für die Farbbeurteilung auch schwierig. Und dann geht es ja immer um das Thema Kohlensäure. Also du hast jetzt einen wunderbaren Schaum, aber der fällt natürlich mit der Zeit dann zusammen. Und wenn man ein Glas hat, das so gebaut ist, dass die Kohlensäure immer wieder sich regenerieren kann, dann kann man da eben auch mehr draus verkosten. Aber das wäre ein eigener Podcast, das Thema Glas und Bier, da kann man Stunden drüber reden, sehr spannend. Das ist einfach unser Verkostungsglas, dass wir uns ausgesucht haben für die BierAkademie und das nehme ich halt auch immer ganz gerne. Und, ja, vom Bier her schaut es ein bisschen ähnlich aus wie deins. Also wir haben hier so ein schönes Goldbraun, würde ich sagen, ein helles goldenes Braun, obendrauf sitzt dann ein schöner weißer, leicht getönter Schaum, schön feinporig. Und wir haben ein opakes Bier, also wir können da nicht durchgucken. Also wenn man durchschauen kann, dann nennt man es glanzfein, wenn man ein bisschen durchschimmern kann, dann ist es opal und wenn man gar nichts mehr sieht, dann nennt man das opak. Also hier richtig opak, viel Hefe noch da drin, unfiltriert, aber ist ja auch gut so, hat man noch mehr Aroma von dem Bier. Und wenn man reinriecht, dann in der Tat ist da diese leichte Rauchnote. Wobei auch das so ein Thema ist, für den Bamberger ist das ja eine leichte Rauchnote, für den Rest der Welt ist es ganz schön viel …

Matthias: Genau.

Markus: … weil wir das einfach gewohnt sind. Das erinnert einen dann so ein bisschen an eine Mischung aus Lagerfeuer und Rauchschinken und sowas, ein bisschen Räucheraal ist vielleicht auch dabei. Und im Hintergrund ist aber auch hier eine Hopfennote. Die ist ganz spannend, die ist ein bisschen kräutrig und dann kommt auch so ein bisschen Akazienhonig, das hat was mit dem malz zu tun. Ein sehr schönes Bier, probieren wir das mal. Tolles Mundgefühl, das heißt, weich, cremig auf der Zunge, es moussiert, spielt so ein bisschen mit dem Gaumen. Es geht süß los, dann fließt es so langsam runter und dann kommt dieser Rauch, entfaltet sich, dann haben wir wieder diese Honignoten und dann, nach dem Schlucken, kommt dann auch eine gewisse Bittere, die bleibt dann auch. Und wenn ich länger rede, dann fängt es an, so ein bisschen meinen Mund auszutrocknen, es zieht sich so ein bisschen zusammen und dann, ja, kriege ich einfach Lust auf den nächsten Schluck. Das ist genau das, was der Johnny sich dabei gedacht hat. Und bei einem Bock natürlich auch gefährlich, weil man dann auch gerne eben den nächsten und nächsten Schluck macht. Also ein sehr schönes Bier, hat auch eine schöne Süße, das passt gut zu diesem Rauchcharakter, sehr rund, sehr harmonisch. das, was ich eben vorhin von den fränkischen Brauereien beschrieben habe. Weil, sowas kann man nicht an der Uni lernen, das hat was mit der DNA des Betriebs zu tun und das ist eben bei uns besonders ausgeprägt, ja.

Matthias: Da hast du grade die DNA des Betriebs genannt, da würde ich nochmal ganz kurz zu dem Rauchbier nachfragen, ist irgendwie ja wirklich was Fränkisches, ja und wahrscheinlich durch Schlenkerla einfach weltbekannt geworden. Manche sagen ja, also ich habe jetzt mal zwei Begriffe, was ich immer wieder lese, als würde man in einen frischgeräucherten Schinken beißen, andere sagen, als würde man in einen Aschenbecher beißen. Also man mag es oder man hasst es, wie siehst du das?

Markus: Naja, erst mal würde ich die Leute fragen, ob sie denn in ihrem Leben schon mal in einen Aschenbecher gebissen haben? Da werden die wenigsten sagen, dass sie diesen Geschmack wirklich kennen. Aber es ist natürlich so, also man muss halt sagen, das Besondere ist, dass nur beim Schlenkerla und beim Spezial, also nur in diesen beiden Bamberger Brauereien es so ist, dass sie auch noch ihr malz selber herstellen. Warum ist das was Besonderes? Weil das noch auf die mittelalterliche Art und Weise passiert. Das heißt, dieses Korn, Getreidekorn ist vom Anfang des Prozesses bis zum Ende immer im Rauch. Kann man sich so vorstellen, wenn wir in unseren Jugendjahren so in der Disco waren und man ist da, was weiß ich, abends um sieben oder sowas rein, morgens um drei oder vier wieder raus und dazwischen wurde ja nur gequalmt, das heißt, noch drei Tage später hast du in jeder Zelle deines Körpers dieses Aroma gehabt. Und so ist es eben bei diesen Malzkörnern auch. Wenn man ein modernes, industriell produziertes Rauchmalz hat, dann ist es meistens so, dass das normal produziertes Malz ist, was dann am Ende des Prozesses nochmal in eine Räucherkammer kommt. Das ist dann so, wenn wir früher durch diese Disco einmal durchgelaufen sind, dann haben wir danach auch nach Rauch gerochen, aber so ein paar Stunden später war das dann auch wieder weg. Und dementsprechend ist einfach die Intensität und die Harmonie und die Durchdringung dieses Raucharomas bei diesen beiden Brauereien anders als beim Rest der Welt. Und das macht es einfach so spannend, weil wir hier auch noch auf dieser historischen Art und Weise unterwegs sind. Und das ist vielleicht noch der Hintergrund, warum diese Biere, wenn man sie zum Beispiel direkt aus dem Lagertank in der Brauerei probiert, da sind die gar nicht so rauchig, weil das da eben noch voll harmonisch voll eingebunden ist. Das entwickelt sich dann erst durch den Abfüllprozess, in der Flasche wird der Rauch ein bisschen kräftiger. Aber das hat natürlich nix damit zu tun, wie früher Leute dieses Bier genossen haben und deswegen hat es auch früher niemanden groß gestört, weil man sich einerseits dran gewöhnt hat und weil es andererseits auch ein sehr harmonischer Genuss war. Und das sieht man heute auch noch, wenn man grade beim Schlenkerla zum Beispiel, hat sich ja seit einigen Jahren diese wunderbare Tradition eingebürgert, dass man auch vor dem Laden steht und dort sein Bier trinkt. Und das ist wirklich spannend, egal wann man da hingeht, also auch zum Beispiel am Mittwochnachmittag oder so, dann findet man vorm Schlenkerla eine Traube von 50, 100, 200, je nachdem, Leuten, die dort einfach stehen mit ihrem Seidler in der Hand und trinken halt ihr Rauchbier. Und das ist eine neue Tradition geworden, die sich seit dem Rauchverbot entwickelt hat. Zeigt aber, wie lebendig das ist und wie dieses Bier immer noch einfach zur Seele der Stadt gehört und das freut mich natürlich.

Matthias: Jetzt hast du ja gesagt, Seele der Stadt und gleichzeitig auch, dass es ja was Historisches ist eigentlich, also es gibt es schon lange, lange Zeit und es gibt auch sozusagen eine wunderbare Begründung dafür, warum diese zwei Rauchbiere auch so besonders rauchig schmecken. Das gibt mir die Gelegenheit, ein bisschen den Bogen zu spannen von der traditionellen Herstellung des Bieres, du hast auch vorhin die Patriarchen genannt und die Brauerei ist schon immer so betrieben worden wie sie immer betrieben wurde und das vielleicht auch ein Grund war für dieses Brauereisterben, eben auch diese einerseits Sturheit, dann diese wahnsinnig viele Arbeit, die es dort zu machen gab, kein Urlaub, ja, ist bestimmt nicht das Angenehmste. Und jetzt wächst aber auch, und wir hatten dieses Brauereisterben ja auch und jetzt wächst aber grade so eine Generation an jungen Brauern heran, die ganz, ganz viel experimentieren, sicherlich auch mit Rauchmalz, aber mit ganz, ganz anderen Dingen, also Stichwort wäre Craftbeer, aber auch ganz allgemein, was halt alles grad rumexperimentiert wird. Die aber wiederum bei dem ein oder anderen Biertrinker, und es sind nicht grad wenige, auf ganz, ganz massive Kritik stoßen, die das als Panscherei bezeichnen, die nicht verstehen, warum wir nicht bei hellem Märzen und Pils bleiben oder bei ihren üblichen vier bis fünf Biersorten, die die Brauerei immer gebraut hat. Und, aber da sprechen wir noch separat drüber, die sich massiv über die Preise empören, die für solche Biere aufgerufen werden. Vielleicht erst mal so aus deiner Sicht, der wirklich diese Szene seit Jahrzehnten eigentlich beobachtet und das alles auch mitbekommen hat, was da grade entsteht und entstanden ist. Ist es aus deiner Sicht ein guter Weg, diese neuen Biere überhaupt zu produzieren, so viel rum zu probieren? Weil, ich sage jetzt mal ganz frech, ein riesen Markt ist es wahrscheinlich nicht, es ist schon was sehr Spezielles oder liege ich da völlig verkehrt, ist es die Zukunft jeder Brauerei?

Markus: Oh ja, ein komplexes Thema. Also vielleicht vorneweg, ich finde, da merkt man immer, dass wir armen Franken in einem Staat zusammenleben müssen mit den Bayern und den Schwaben. Weil, genau diese beiden Eigenschaften, die du grade genannt hast, also so die typische bayrische Eigenschaft ist, das haben wir noch nie gemacht, das brauchen wir nicht, das wollen wir nicht, das braucht es nicht. Und diese typische schwäbische Eigenschaft ist, das ist zu teuer, teurer als vorher, was weiß ich, wir müssen Geld sparen, hin und her. Und eigentlich erlebe ich die meisten Franken, also wenn man hier so die Klassischen hat, hier auch in den Seminaren oder so, in beide Richtungen verhältnismäßig offen. Also das wundert mich auch, aber ist tatsächlich so, weil ich ja auch zum Beispiel Seminare in Bayern, also im typischen bayrischen Gebiet gebe und da sind die Menschen tatsächlich anders. Also da, wenn man nicht als Drittes oder Viertes so ein Augustiner Hell hat oder so, dann wird es kritisch. Das ist hier in Franken tatsächlich anders, da ist man doch in der Regel relativ offen. Und auch was den Preis angeht, wenn die Leute mal verstanden haben, warum Dinge vielleicht etwas teurer sein müssen, wenn sie es nachvollziehen können, dann ist es in der Regel für sie auch okay. Und wir haben durchaus in Franken mehrere Beispiele für Brauereien, die extrem hohe Bierpreise im Verhältnis durchsetzen und damit am Markt auch bestehen können. Also da können wir auch drüber, ein spannendes Thema. Aber egal, also zurück zu diesem ganzen Craft-Thema, da, finde ich, ist schon mal das erste Problem, das es viele Missverständnisse gibt. Also es gibt nicht das Craft-Bier, es gibt dafür keine Definition und es ist auch nicht zwingend so, dass experimentieren also auf der einen Seite auf so großem Level stattfindet und auf der anderen immer bedeutet, dass da komische Sachen im Bier sind. Weil, wir dürfen nicht vergessen, grundsätzlich haben wir unser Reinheitsgebot und 99 % all dieser neuen innovativen craftigen Brauereien bewegen sich im Reinheitsgebot. Also das heißt, die experimentieren mit verschiedenen Malzen, mit verschiedenen Hefen, mit verschiedenen Hopfen, teils auch mit dem Wasser zum Beispiel oder mit so etwas wie Rauchmalz oder mit Holzfässern oder so, also da gibt es innerhalb dieser traditionellen Möglichkeiten, Bier zu brauen, einfach eine große Bandbreite. Und die haben wir in Deutschland eigentlich auch immer gekannt. Die ist nur ein bisschen verlorengegangen über den Ersten Weltkrieg, da gab es Rohstoffmangel, dementsprechend hat sich da die Vielfalt deutlich eingedampft. Dann hatten wir gleich danach die Inflationszeit, das hat dann die Brauereien wirtschaftlich ziemlich in den Ruin getrieben. Dann hatten wir den Zweiten Weltkrieg, wo sie dann auch noch bombardiert, abgebaut, demontiert, was weiß ich was wurden und dementsprechend hatten wir danach eine Stunde null und dann ging es eigentlich hier los mit diesen klassischen 5%-Bieren, die wir heute als Norm kennen. Aber vorher hatten wir auch eine ganz verschiedene große Bandbreite unterschiedlich starker und unterschiedlich schmeckender Biere und da gehen wir schlicht und einfach wieder ein bisschen hin. Und da gibt es eben ganz klassische Beispiele, also wenn wir zum Beispiel beim Schlenkerla sind, die haben zum Beispiel ein Leichtbier im Programm mit 1,2%, was rauchig ist, sie haben zwei alkoholarme Biere mit 0,6, glaube ich oder sowas und 0,9 im Programm ohne Rauch, sie haben einen Doppelbock mit 8% zum Beispiel. Also da gibt es eine riesen Bandbreite verschiedenster Biere, obwohl das nun erwiesenermaßen eine ganz traditionelle klassische Brauerei ist, und so gibt es eben ganz, ganz viele Beispiele. Und dann haben wir natürlich auch die, die jetzt sagen, wir experimentieren auch mal über diese Grenzen hinaus. Das kann man dann sehen wie man will. Also Beispiele wären hier ganz klassisch auch wieder die Mälzerei Weyermann in Bamberg, die ja einfach für ihre internationalen Kunden verschiedenste Rezepturen ausprobieren will und muss und deswegen auch oft nicht unbedingt Rücksicht auf ein Reinheitsgebot nehmen kann, wenn man halt einen Kunden hat, der ein Bier in Indien entwickeln möchte und zum Beispiel, keine Ahnung, Himbeeren darein tun möchte. Dann kann er das natürlich und dann muss ich ihm auch zeigen, wie das geht, also dementsprechend ist das klar. Oder auch der Felix in Nürnberg mit orca brau, der offensichtlich da einen guten Draht zu seinen Behörden hat und da auch viele Dinge machen kann, die andere Brauer wieder nicht machen können, auch cool und spannend. Und ich denke halt, solange das transparent ist, also solange der Verbraucher weiß, zum Beispiel, das ist jetzt ein Bier, das ist mit Himbeeren gebraut, dann kann er sich ja entscheiden, ob er das mag oder nicht. Aber ich würde das per se nicht verteufeln, weil, ich glaube, da wird vieles durcheinandergebracht. Was schwierig bei einem Bier zum Beispiel ist, und das gilt wahrscheinlich für jedes Lebensmittel, wenn eben mit Chemikalien, mit irgendwelchen Beschleunigern, mit irgendwelchen künstlichen Aromen, mit solchen Dingen gearbeitet wird. Und das passiert weder in Deutschland in Sachen Reinheitsgebot, noch bei diesen Craft-Bierbrauereien. Das ist etwas, was man in der Regel bei den großen internationalen Industriebrauern hat, die halt versuchen, ein ganz banales Bier noch schneller und noch billiger zu produzieren und das ist natürlich was, was wir nicht wollen. Aber all diese anderen Dinge, also die hier landläufig so assoziiert werden mit diesem Thema Craft, das sind eigentlich sehr gute natürliche spannende, interessante Dinge. Und wie gesagt, da muss man einfach mal schauen, ob seinen persönlichen Bierhorizont erweitern möchte, ob man sich da traut, ob man sich interessiert. Und das ist, ich sage immer, das ist so ein bisschen wie am Anfang des Lebens, wenn man so das andere Geschlecht entdeckt, jedes Mal lernt man wieder ein bisschen mehr, was man vielleicht nicht mag und dann lernt man auch wieder was, was man mag. Und so ist es beim Bier hat auch, also da gibt es halt Sachen, die möchte man gerne wieder haben und Sachen, die braucht man halt nicht mehr. Und das ist aber eine persönliche Sache und da kann ich jetzt nicht generell sagen, ist alles schlecht, sondern dann habe ich halt meine Vorlieben und meine Themen und damit muss ich halt dann umgehen.

Matthias: Also den Vergleich hatte ich bislang noch nie gehört, aber der ist natürlich fantastisch, um sich an bestimmte neue Biere heranzutasten sozusagen, das zu vergleichen mit, ja, dem Kennenlernen des anderen Geschlechts, wunderbar. Ja, ich hätte noch einen anderen Namen, du hast den Felix von orca brau ja erwähnt, orca macht ja da wirklich sehr, sehr viel, sehr unterschiedliche Dinge, immer in kleinen Auflagen auch. Hat, glaube ich, absolut auch seine Fangemeinde und ich denke, auch völlig zu Recht. Ich würde noch einen zweiten Namen in die Runde werfen wollen, das ist natürlich David Hertl, den wir beide ja auch schon lange kennen. Ich kann mich erinnern, dass er damals bei der ersten Buchvorstellung, damals als ganz, ganz junger Brauer dabei war. Der hat den Saal gerockt, das war unglaublich. Ich habe am Schluss gedacht, wir müssen den irgendwie raustragen, weil der überhaupt nicht aufgehört hat zu erzählen, also nicht zu trinken sondern zu erzählen, und die Leute, der Saal hat getobt. Ein unglaublicher Entertainer auf der einen Seite, auf der anderen Seite, glaube ich, ist er über die Jahre hinweg wirklich zu einem mehr als ernstzunehmenden Brauer geworden. Und trotzdem, und das würde mich jetzt mal bei dir interessieren, er ist jemand, der ja auch in der Szene, und wir zum Beispiel machen ja diese Facebook-Gruppe, wir lieben Bier aus Franken, mit inzwischen über 48.000 Mitglieder, er wird ja immer wieder angefeindet. Und das ist ja zum Teil, ist das ja hasserfüllt, also wo man sich fragt, wie kann das sein? Und das ist jemand, der 10.000 Dinge, hat man den Eindruck, immer wieder ausprobiert, was Neues und mal da und mal da und dann auf einmal dort in der Brauerei und ein Kühlschiff hat und dann dort was macht. Woher kommt das, aus deiner Sicht, dass so ein Mensch, den man doch eigentlich, ja, man muss ihn vielleicht nicht bewundern, aber man muss zumindest anerkennen, was da jemand als Leistung bringt, dass der trotzdem in der Szene dann immer wieder angefeindet wird, aber auch auf der anderen Seite immer wieder eine eiserne und gute Fangemeinde hat. Und das sei ihm ja auch vergönnt, aber er muss auch sich immer wieder Vorwürfen aussetzen, die, denke ich, zum Teil wirklich unter die Gürtellinie gehen.

Markus: Naja, ich denke, der David ist halt jemand, der schon immer polarisiert hat. Also ich kenne ihn wirklich seit seiner ersten Brauerminute, würde ich fast sagen. War ganz lustig, weil ich da in Schlüsselfeld wirklich war, als er angefangen hat, zufällig mehr oder weniger, habe dann auch gleich seine ganze Familie kennengelernt und seitdem sind wir immer wieder zusammen, treffen uns. Er ist auch so ein bisschen bei uns mit im BierAkademie-Team, das heißt, da haben wir öfters miteinander zu tun. Und ich habe ihn zum Beispiel auch in Schneid, die Brauerei, die er da mit dem Kühlschiff übernommen hat, da habe ich ihn so ein bisschen hingebracht. Also das ist auf jeden Fall eine sehr, sehr gute Beziehung, die wir haben, wobei ich trotzdem sicherlich, glaube ich, objektiv darüber sprechen, kein Thema. Wie gesagt, er ist ein Mensch, der polarisiert. Grade am Anfang, da war er jemand, der laut war und schnell geredet hat und von sich natürlich völlig überzeugt war und der wie so eine Dampflok da durchmarschiert ist und da gab es kein Rechts und kein Links. Und das hat natürlich Leute schon auch ein bisschen erschreckt und auch beeindruckt. Und was er aber von Anfang an hatte, und das unterscheidet ihn von vielen anderen dieser Zunft, er hat immer ein Auge gehabt, was wirtschaftlich sinnvoll ist und was am Ende funktioniert und was nicht. Und das ist, glaube ich, das, womit er sich den Neid dann auch erarbeitet hat, weil ich das dann tatsächlich zum Beispiel auf der Consumenta in Nürnberg erlebt habe. Da stehen halt 20 Stände von 20 fränkischen Brauereien, 19 davon sind irgendwelche klassischen Namen, die jeder kennt und die haben halt dann ihr normales Bier da und dann gibt es halt, was weiß ich, 01 für 1,00 Euro und dann stehen die halt sich die Beine in den Bauch. Und der 20. ist der David, der steht da in der Mitte, hat sein ganzes Gedöns da aufgestellt, ist natürlich vom Anfang der Halle bis zum Ende zu hören, hat verrückte Biere dabei und hat dann seine Tonflaschen mit 0,3 für 29,90 Euro und ist am zweiten Tag ausverkauft. Und das ist dann was, wo sich halt diese ganzen anderen fragen, warum? Also wir stehen da, wir machen seit Generationen ein gutes Bier, das ist auch noch viel billiger und es ist wunderbar und es interessiert keinen. Und da hat der David einfach ein unglaubliches Händchen dafür, auch die Stimmung zu schaffen, die Lust zu schaffen, das auszuprobieren, zu ihm persönlich so eine gewisse Beziehung aufzubauen, er kann Storytelling. Das ist halt die Frage, wenn ich einfach nur hinschreibe, ich habe ein Helles, dann ist das nicht spannend. Es ist beim Wil, da kann man wieder den Vergleich ziehen, aber ich lasse jetzt irgendwelche blumigen Vergleiche mal lieber weg, aber die Verpackung macht es halt einfach auch. Also habe ich jetzt ein Bier, ich habe neulich mal als Vergleich, den ich jetzt mal so aus dem Bauch raus sage, ich kreiere ein Bier und ich nenne das zum Beispiel das Wunderseidler. Dann kann ich anfangen zu erzählen, da kann ich sagen, naja, das Malz zum Beispiel, das kommt von einem Bauern bei mir hier um die Ecke, der baut ein paar historische Gerstensorten an, sogar Bio und das bringt er eben persönlich zur Mälzerei und dann landet es hier in meinem Bier. Und der Hopfenbauer, das ist einer, den kenne ich seit meiner Jugend, wir waren schon auf dem Traktor zusammen als fünfjährige und ich komme da immer noch hin. Und mittlerweile hat er von seinem Vater den Hof übernommen und jetzt hole ich da eben den Hopfen und es ist super toller Hopfen, wunderbar und das passt ganz toll. Und mein Wasser, das kommt hier aus der Talsperre. Und natürlich ist das Allgemeinwasser, aber ich habe hier eine Wasseraufbereitung, da bringe ich das Wasser genauso, wie es um 1730 war, als meine Brauerei gegründet worden ist. Und dann ist das natürlich das Wunderseidler, weil, 1750 gab es hier mal das preußische Bierwunder, als Napoleon da war und dann geheilt worden ist durch unser Bier von einem Steinleiden und so ein Bier haben wir jetzt hier. Und schon wird aus diesem ganz banalen hellen Kellerbier ein faszinierendes Bier, wo ich von ganz vielen Seiten sagen kann, ja, das interessiert mich, das ist spannend, da erinnere ich mich dran. Das erzählt mir eine Geschichte und die kann ich auch weitererzählen. Und sowas, das muss ich mit meinem Bier halt machen, ich muss als Brauer interessant sein, als Brauerei interessant sein, muss interessante Biere machen und muss was zu sagen haben. Und das ist, glaube ich, was, was Leute dann eben auch als Kunden überzeugt. Und dann ist auch der Preis egal, weil, dieses Wunderseidler gibt es nur bei mir. Und entweder du zahlst die 5,00 Euro oder du hast es halt nicht. Und dann habe ich auch keinen Vergleich mit irgendwas anderem. Und so ist es da eben beim David oft auch, er hat besondere Namen, er hat besondere Verpackungen, er hat besondere Ideen und dann trinken die Leute eine Gurken-Gose. Wo jeder sagen würde, also Essigwasser kann ich Daheim auch machen. Aber nein, wenn man das entsprechend macht, entsprechend verpackt und, ohne despektierlich zu sein, das ist auch ein tolles Getränk, macht er super als Produkt, ich sage nur, vom Vergleich her, natürlich könnte man auch sagen, das ist eben so ähnlich, es ist immer eine Frage, wie man das tut. Und das ist zum Beispiel auch auf dem Bierfest im Burggraben in Nürnberg immer wieder faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich grade auch die Typen wirken.

Matthias: Ja, ja.

Markus: Und natürlich polarisiert das. Und natürlich ist dann in so einer Gruppe, wenn dann so ein Kasten Hertl-Bier für 43,90 im Getränkemarkt steht, dann geht da irgendjemanden sicherlich die Galle, aber meistens haben die das Bier noch nicht getrunken, kennen den David überhaupt nicht, sondern haben nur dieses Preisschild gesehen und regen sich generell da drüber auf. Wobei man in anderen Ländern einfach nur sagen würde, was für ein Brauer, der es schafft, dieses Bier für 43,90 zu verkaufen, wo andere das Problem haben, das für 8,90 zu tun. Und insofern, ja, manchmal muss man auch ein bisschen bewundern.

Matthias: Genau. Also ich glaube, du hast es sehr gut erzählt, gesagt mit dem Storytelling. Ich glaube, insofern war, denke ich auch, der David ein bisschen Pionier und viele haben ja inzwischen nachgezogen und erzählen Geschichten. Und grade das, was du auch genannt hast, aus ihrer Familie, weil da gibt es ja oft genug, die Skurrilen, die etwas anderen Gestalten, die knotzigen Typen, die, ja, die sich allem quergestellt haben, die anders agiert haben als wie die normalen Menschen sozusagen im Dorf oder im Örtchen. Also da merkt man schon, dass viele, viele nachgezogen haben und das ist ja auch gut so und man liest das auch gerne und lässt sich das auch gerne erzählen und ich glaube, den Braustätten tut es ja ganz gut. Ich würde ganz gern aber trotzdem noch ein paar Worte mit dir über diese Preisdiskussionen sprechen. Also die Frage, die natürlich jeder Laie irgendwann mal stellt und die musst du wahrscheinlich alle zwei Wochen beantworten, warum kann Oettinger ein Bier für, ich sage jetzt mal, 5,00 Euro, jetzt werden sie es im Moment nicht mehr so verkaufen, aber ein Kasten Bier, 20 Flaschen 0,5 Liter, für 5,00 Euro verkaufen und warum sagt man, dass eine fränkische Brauerei, die ja inzwischen immer noch für, weiß ich nicht, 13,00, 14,00, 15,00, 16,00 Euro verkauft, warum müssen die so viel verlangen? Und, das ist die anschließende Frage, warum müssten die eigentlich viel mehr verlangen? Weil, wenn man sich im Moment anschaut, wie die Preise für die, ja, die Substanzen, die halt nötig sind für die Energie, nach oben gegangen sind, sagen ja viele Brauer: „Es reicht eigentlich nicht mehr das, was wir im Moment verlangen.“

Markus: Ja, auch das wieder eine sehr komplexe Frage.

Matthias: Mit dem Bier ist es nicht so einfach.

Markus: Aber so ist es mit dem Bier, das ist alles nicht mehr so einfach.

Matthias: Es ist nicht so einfach, es ist nicht nur einfach einschenken und austrinken, da steckt viel dahinter.

Markus: Nein, nein. Also ich meine, erst mal muss man sagen, also Oettinger, es gibt tatsächlich immer noch Oettinger-Sonderangebote für 4,99 den Kasten. da muss man sie allerdings auch ein bisschen in Schutz nehmen, das hat also natürlich auch etwas damit zu tun, das sie ihr Bier verhältnismäßig günstig abgeben, aber oft auch etwas damit zu tun, dass das in Deutschland auch zur Politik der Supermärkte oder Getränkemärkte gehört. Also das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel so einen klassischen großen Supermarkt habe und ich mache dann zum Beispiel in meinem Prospekt dieses Sonderangebot, das Oettinger für 4,99, dann stelle ich das natürlich genau ins hinterste Eck meines Supermarktes und gehe davon aus, dass die Leute am Ende diesen Kasten Oettinger kaufen, wo ich als Supermarkt vielleicht 3,00 oder 4,00 Euro sogar drauflege. Aber auf dem Weg zu diesem Kasten füllen die sich natürlich den Wagen und auf dem Rückweg nochmal. Und durch diesen Effekt, das dafür diese ganzen anderen Produkte in dem Warenkorb landen, habe ich am Ende mehr verdient und habe damit auch diesen Oettinger-Kasten mehr als finanziert. Also das muss man ein bisschen sagen, da können oft die Brauereien auch gar nichts dafür, weil oft die Lebensmitteleinzelhändler oder auch die Getränkehändler diese Preise nutzen, um ihr eigenes Marketing zu betreiben. Dann muss man natürlich sagen, natürlich hat Oettinger auch per se einfach eine andere Preisstruktur, weil sie in ziemlich großen Mengen dieselben Biere machen. das übrigens mit sehr guten Rohstoffen und sehr hoher Qualität, keine Frage. Aber wenn man das eben im großen Maßstab macht, dann kann man das wesentlich billiger produzieren, ist ja klar, als wenn ich das eben immer nur in ganz kleinen Chargen machen muss, weil ich immer dieselbe Zeit brauche. Oder auch anteilig zum Beispiel, was Energiekosten und Räumlichkeiten und so weiter angeht, natürlich bei einem 10-mal so großen Tank einfach andere Kosten pro Liter entfallen als eben bei einem Zehntel davon. Also das muss man einfach auch sagen, dass da der Produktionsprozess günstiger ist. Und dann haben sie an sich natürlich, zumindest unter dem vorherigen Chef, jetzt ist ja seine Tochter am Ruder und wird einiges ändern, aber vorher war es eben so, dass sie ganz bewusst gesagt haben, sie machen so gut wie gar keine Werbung, sehr wenig Marketing und haben eigentlich ihr Geld mehr als Spedition verdient als als Brauerei. Und da muss man auch sehen, dass die ganz knallhart agiert haben. Also wenn du jetzt zum Beispiel ein Getränkehändler warst, dann war eben klar, um 6:59 Uhr kommt der Oettinger-Laster und da ist deine Rampe für 5 Minuten leer, damit der abladen kann und dann fährt der weiter. Und wenn um 6:59 Uhr die Rampe nicht leer war, dann ist der weitergefahren und du hast eine Konventionalstrafe gezahlt und so. Und dementsprechend war das natürlich auch alles anders getacktet. Also insofern, das hat auch einfach ganz banale wirtschaftliche Gründe und dementsprechend kann man das auch schlecht vergleichen mit der klassischen Familienbrauerei, die wir hier in Franken haben. Ohne, wie gesagt, Oettinger dafür zu blamen oder zu bashen, weil, ich meine, letzten Endes, das Bier an sich ist gut, was sie machen. Ich nehme es selten in Verkostungen, weil es mir dafür ein bisschen zu glattgebügelt ist. Aber das ist nicht negativ gemeint, sondern ich brauche halt einfach in Verkostungen Biere mit Ecken und Kanten. Und wenn ich von einem Bier 4 Millionen Hektoliter verkaufen will, dann muss ich es eben möglichst ohne Ecken und Kanten machen, also dementsprechend kann man das dem Bier nicht vorwerfen. Wenn man jetzt auf unsere Familienbrauerei geht, die hat halt unglaublich viele Kostenfaktoren, die jetzt dazu kommen und unglaublich viele Kostenfaktoren, die sie früher nicht wirklich berücksichtigt hat, so, klingt kompliziert. Also bei den jetzigen Dingen, ist klar, das kennen wir alle, wir haben die Energiepreissteigerungen, das wirkt sich aus auf das Etikett, auf den Kronkorken, auf die Logistik, dass das hin- und hertransportiert wird. Wir haben die Einwegfalsche, wir haben den Kasten und so weiter, all diese Dinge, ist alles teurer geworden, Malz hat doppelten Preis mittlerweile, Hopfen 70 % mehr, Abwasser ist teurer geworden. Also allein die ganz normalen Kosten, die ich für mein Bier habe, sind extrem gestiegen und die Brauer können sich halt nur teilrefinanzieren. Also zum Beispiel, sagen wir das Thema Pfand, dann kriege ich ja für so eine klassische Flasche 8 Cent. Wenn ich die irgendwo kaufe, neu, beim Glasladen, dann zahle ich irgendwas zwischen 20 und 30 Cent für so eine Flasche. Das heißt also, allein da legt der Brauer, nur wenn er diese Flasche kauft und in seinen Pfand-Pool gibt, pro Flasche schon mal 12 bis 22 Cent drauf. Noch schlimmer ist es bei Bügelflaschen zum Beispiel, da sind es dann nochmal 20 Cent mehr. Oder auch so ein klassischer Kasten, kriege ich 1,50, glaube ich, Pfand, kosten tut der um die 5,00 bis 6,00 Euro. Und das sind allein schon mal Kosten, allein wenn der 1.000 neue Kästen kauft, hat er schon mal ein paar 1.000 Euro verbraten, die er nie wiederkriegt, weil er das Ganze einfach in sein Pfand-Pool steckt und dafür eben kein adäquates Geld bekommt. Und vor allem nicht, wenn Leute Kästen mit Nachhause nehmen und nicht mehr zurückbringen. Also in dem Pfandsystem steckt ganz viel. Vielleicht noch ein letzter Punkt, bevor es zu ausführlich wird, was da noch dazugehört ist, dass in Deutschland sich da mittlerweile auch ein Zweitsystem etabliert hat. das heißt, es ist nicht so, dass der Getränkehändler deinen Kasten bekommt und dann dir wieder zur Brauerei zurückbringt, sondern es gibt einen Zwischenhändler, der alle Flaschen, alle Kästen aufkauft, sortiert und dann wieder zurückgibt. Und die sind natürlich clever, das heißt, die halten die Dinger auch zurück, wenn die Preise niedrig sind und geben sie her, wenn sie hoch sind. Und manche Kästen liefern sie gar nicht an die Brauerei, weil es sich nicht lohnt, die werden eingeschmolzen und verkauft. Also auch da passiert einfach viel. Okay, also so viel Mal zu diesem Thema. Und dann gibt es hat diese versteckten Kosten, die so bis in die 80er-, 90er oder auch 00er-Jahre nicht wirklich interessiert haben, ganz banal gesagt, das war die Oma oder der Bruder oder auch die Ehefrau, die im Laden immer kostenlos mitgearbeitet haben oder vielleicht für 400,00 Euro angestellt waren oder damals vielleicht 401,00 Euro für die Krankenkasse, aber das war ein lebenslanger Sklavendienst. Den man dann, wenn die Personen dann mal krank wurden oder jetzt auch älter geworden sind, musste man das ersetzen durch normale Mitarbeiter und die haben auf einmal den Mindestlohn und einen vernünftigen Lohn und Urlaub und so weiter. Und da merken die Brauer auf einmal, dass es nie irgendwo einkalkuliert war. Das Gleiche gilt für das Sudhaus, normalerweise baut jede Generation oder vielleicht jede zweite Generation in der Brauerei, baut ein neues Sudhaus. Das würde bedeuten, dass man als Brauer immer wieder was zurücklegen muss, weil, irgendwann ist das Sudhaus kaputt, da brauche ich es wieder neu. Wenn ich das nie mache und nie einkalkuliere, dann kann ich natürlich billiger mein Bier verkaufen, aber irgendwann ist mein Sudhaus im Eimer und dann mache ich halt die Brauerei zu, weil mir keine Bank einen Kredit gibt und so. Also da ist ganz viel, was da einfach wirtschaftlich schwierig ist. Und vielleicht ein allerletzter Punkt, den wir auch noch alle kennen, ist einfach die Corona-Zeit. Da haben wir einerseits das Personalproblem, was immer noch natürlich die Brauereien jetzt beschäftigt und andererseits das Thema, das viele zwar staatliche Hilfen bekommen haben, aber in Kreditform. Das heißt also, sie haben Geld gekriegt und das konnten sie auch verwenden. Und dann war eben festgelegt, zwei Jahre lang müssen sie das nicht zurückbezahlen, aber nach zwei Jahren schon, oft ohne Zinsen, aber es muss eben zurückbezahlt werden. Und diese zwei Jahre laufen jetzt aus, das heißt also, die Brauereien müssen jetzt auch noch zusätzlich diese Kredite eben zurückbezahlen. Und das dann mit den Kosten, die jetzt eh schon mehr werden und so weiter, führt einfach dazu, dass man zumindest zu den alten Preisen wirtschaftlich nicht vernünftig agieren kann. Und so ist es eben so, dass eigentlich eine Brauerei in Franken, wenn sie einigermaßen agieren will, um die 20,00 Euro für ihren Kasten verlangen muss. Deckt sich meiner Meinung nach aber auch mit dem Verbraucherverhalten. Denn, also ich kann mich noch erinnern, in meiner Jugend hat so der klassische, wir haben früher Bauarbeiter gesagt, da gibt es bestimmt mittlerweile einen politisch korrekten Ausdruck dafür, aber diese Leute jedenfalls, die hatten auch ein schönes Leben, aber die haben am Tag im Sommer zwei Kästen Bier getrunken und das war völlig normal. Und heute kauft man sich halt vielleicht noch einen Sixpack in der Woche. Und dementsprechend kann ich mir dann auch ein etwas teureres Bier leisten, wenn ich gar nicht mehr so viel davon trinke, dann ist es, glaube ich, auch okay.

Matthias: Sehr schöne Erklärung. Bei uns hieß das Tapezier-Pils, kann ich mich noch erinnern.

Markus: Auch gut.

Matthias: Ich wollte noch ganz kurz auf einen Punkt eingehen, aber wir kommen immer mehr in die Tiefe zwar, aber das würde mich schon noch kurz interessieren. Ich muss kurz nachdenken, du hast vorhin nämlich so ein Thema angesprochen, genau, jetzt ist es mir wieder eingefallen, du hast so ein Thema angesprochen, Sudhaus kaputt, kannst du dann nicht mehr, ja, du schließt die Brauerei. Oder du lässt an anderer Stelle brauen, das ist mir dann so im Hinterkopf, hat es bei mir so ein bisschen klingeling gemacht, auch so eine Diskussion in Biertrinker- und vielleicht sogar Bierkennerkreisen. Ist das dann noch ein Brauer, wenn er sein Bier woanders brauen lässt nach seiner Rezeptur? Auch eine riesen Diskussion, diese sogenannten Chipsy-Brauer, die halt irgendwo bei einer Braustätte oder halt regelmäßig in einer Braustätte brauen lassen. Wie siehst du diese Entwicklung, die ja durchaus inzwischen eine gewisse Relevanz hat in der Szene?

Markus: Na, ich denke, man muss es zweiseitig sehen. Also auf der einen Seite finde ich es per se nicht schlimm, wenn ich als Verbraucher weiß, dass es so ist, also wenn der Brauer auf die Flasche zum Beispiel drauf schreibt, gebraut bei oder gebraut von oder irgendwie sowas. Dann weiß ich das ja, dann ist es transparent und dann kann ich selber sagen, ist gut oder schlecht. Was ich problematisch finde ist, wenn sich jemand dann noch als eigene Brauerei darstellt und das auch so drauf schreibt und auch so ein bisschen die Story so erzählt und noch vielleicht schöne Bilder von einem Sudhaus oder so. Das finde ich schwierig, weil, das ist ein bisschen Verbraucherverarschung, das finde ich nicht gut. Und wir machen es bei unseren Büchern so, dass wir zumindest, also nach Möglichkeit, man macht natürlich auch Fehler, aber wo wir es machen können, da nehmen wir nur welche auf, wo wir sicher wissen, dass sie auch selber ihr Bier brauen. Also so reines Lohnbrauen ist für mich keine Brauerei. Man muss auch ein bisschen realistisch sein, ich glaube, wenn du jetzt eine gestandene Brauerei hast und bist ein richtig guter Brauer und so weiter und hast aber noch freie Kapazitäten und jetzt jemand anderen in deiner Brauerei brauen, dann glaube ich einfach nicht, dass du sagst, okay, Hans-Josef, hier, kriegst du meinen Schlüssel, du darfst in meiner Brauerei zwei Tage tun und lassen was du willst, danach komme ich wieder und mache mein Zeug. Das ist natürlich Quatsch, also weil, ich will ja meine Brauerei weiter am Laufen haben. Das heißt, in 99 % der Fälle ist es so, dass mehr oder weniger das Rezept gemeinsam besprochen wird, oder vielleicht auch sogar weniger als das, und dann der Brauer, dem die Brauerei gehört, dieses Bier am Ende des Tages herstellt. Also da steht jetzt nicht groß jemand anderes am Kessel und rührt da jetzt rum, sondern es ist halt eine Auftragsarbeit, in der Regel nur bedingt steuerbar von dem, der da als Gypsy-Brauer hingeht. Und wie gesagt, legitim und völlig okay und wenn das Produkt stimmt, für mich auch klar und gut. Aber was ich nicht mag ist, wenn sich solche Leute eben als Brauer hinstellen, weil, das sind sie in dem Fall einfach nicht.

Matthias: Ja, wir haben fast schon eine Stunde miteinander geredet, das ist die Überlänge des Podcasts bei uns, deshalb kommen wir eigentlich jetzt auch schon ein bisschen zum Ende. Du hast dein zweites Bier noch gar nicht vorstellen können, aber vielleicht sagst du zumindest noch, was bei dir neben dem Rechner steht, dass wir das noch mitbekommen und dann komme ich nämlich zur Abschlussfrage, die wie immer die allerschwierigste bei uns im Podcast ist: Aber das sage ich dir natürlich erst, wenn du uns dein zweites Bier noch ganz kurz zumindest gezeigt und, nicht besprochen vielleicht, aber gezeigt hast und gesagt hast, was es ist und warum.

Markus: Okay, das kann ich natürlich gerne machen. Und ich muss wirklich sagen, obwohl ich jetzt immer wieder getrunken habe, aber das ist eben so, so einen Rauchbock, den kann man in Schlucken genießen, den muss nicht in ganz großen Schlucken nehmen, dann hält der auch ein bisschen durch. Wobei er auch wirklich sehr trinkbar ist, also da kann ich mir gut vorstellen, auch mal ein bisschen mehr zuzulangen, aber, egal. Also das ist die eine Seite und natürlich versuche ich immer auch ein bisschen ausgleichend zu sein, deswegen ist das andere Bier, was ich hier habe, tatsächlich auch aus Bayreuth, nämlich von der Maisel Brauerei, das ist deren Bockbier, das sie dieses Jahr gemacht haben. Hat auch eine besondere Geschichte, weil das tatsächlich früher, also so vor 10, 15 Jahren noch, war das Maisel Bayreuther Bockbier immer so ein Geheimtipp. Also da gab es sehr wenig davon, das gab es nur eine ganz kurze Zeit und man konnte auch nicht viel davon kaufen. Und es war aber immer legendär gut und es war auch ein Bier, das man gut lagern konnte. Und das ist grade bei Bockbieren eben spannend, wenn man sowas mal 1, 2, 3, 4, 5 Jahre schön kühl in seinem Keller lagert und dann diese gealterten Versionen genießt und vielleicht sogar mit den Frischen wieder vergleicht. Also kann ich jedem nur empfehlen, das mal auszuprobieren, grade zur Bockbierzeit sich einfach mal 2, 3, 4 dunkle Bockbiere, ein paar Kästen in den Keller zu stellen, das kostet nicht viel und auch nicht viel Platz, und das einfach mal ein paar Jahre vergessen und dann wieder hochholen und probieren und vergleichen, und das konnte man mit dem Bier auch immer gut. Und mittlerweile ist es etwas häufiger zu bekommen, aber es ist immer noch ein sehr, sehr feines Bier und deswegen habe ich da eben auch noch ein Fläschchen gehabt und da habe ich gedacht, wenn ich schon das eine Bayreuther Bier dann für den Talk vorbereite, dann muss ich natürlich das andere auch vorbereiten, das mache ich dann erst nachher auf. Aber, wie gesagt, das kenne ich auch gut, das ist ein schönes braunes Bockbier mit schönen nussigen, ja, bis hin fast schon Nougat-Aromen, ganz angenehm, ganz weich, also auch ein Bier, auf das man sich wirklich freuen kann, so.

Matthias: Ja, wunderbar, sage ich schon mal vielen, vielen Dank. Ich würde mal sagen, es ist nicht unser letzter Podcast, ich muss wieder drauf setzen, dass Michael Husarek wieder irgendwann mal entweder in Urlaub ist oder zu viele Termine hat, dann lade ich mir wieder Markus Raupach ein und dann werden wir auf jeden Fall es schaffen, dann auch zwei Biere zu öffnen und darüber zu sprechen und über die ganze Szene letztendlich, aber vor allem auch natürlich über die fränkischen Brauereien. Und wir freuen uns natürlich auch darüber, das nach wie vor ganz, ganz viele Menschen nicht nur aus Franken diese Brauereien und Brauereigaststätten besuchen und dort ihr Bier auch ganz bewusst konsumieren wollen. Ich finde das immer wieder toll, auch bei uns in der Facebook-Gruppe, wenn du siehst, dass die Leute aus ganz Deutschland und drüber hinaus, ganz bewusst sich dann für ihre Urlaubsreise nach Franken entscheiden, um eben die ein oder andere Brauerei da aufzusuchen. Aber jetzt, Markus, kommt die eigentliche Frage, weil, Bier ist schön, aber eigentlich relativ unwichtig, genauso wie wir ansonsten oft über Politik oder irgendwelche gesellschaftlichen Entwicklungen sprechen, alles vollkommen egal, es geht um den 1. FC Nürnberg und die Frage ist, wann steigt der 1. FC Nürnberg endlich in die 1. Bundesliga auf und wo landet er am Ende dieser Saison? Ich stelle dir die Frage nach einer mehr als peinlichen 0:1-Niederlage im Franken Derby in Fürth, bei dem ich beiwohnen konnte und ich mich echt geniert habe eigentlich, ein Clubfan zu sein.

Markus: Tja, das ist, also das Leben als Clubfan ist tatsächlich kein leichtes. Und ich muss auch sagen, jetzt grade bei dieser Niederlage, wir kennen ja beide wahrscheinlich den Helmut L. aus Fürth, der ein sehr lebendiger Fürther ist und der hat das natürlich mit einem sehr großen süffisanten Unterstrich gepostet, dieses 0:1 beziehungsweise aus seiner Sicht natürlich dieses 1:0. Insofern, ja, das ist schwierig. Grundsätzlich würde ich mir auf jeden Fall wünschen, dass der FC N baldmöglichst wieder in der 1. Liga spielt. Ich kann mich noch an Tage erinnern, ich war damals im Stadion, wo sie gegen Bayern gewonnen haben, das war noch dazu an meinem Geburtstag, also das waren schon tolle Zeiten. Oder ich war auch zum Beispiel zufällig in der Nähe, als sie das letzte Mal aufgestiegen sind und bin dann von der Autobahn runter, hörte im Stadium im Radio und dann direkt vorne hingefahren, ausgestiegen und auf den Rasen und mir mein Stückchen Rasen mitgenommen, also durchaus. Allerdings habe ich dann dieses traumatische Erlebnis gehabt, dass ich mir da eine Dauerkarte gekauft habe für die nächste Saison und dann sind wir ja abgestürzt und sofort wieder in die 2. Liga, das war schon auch bitter.

Matthias: Also du hast alles schon miterlebt, dir brauche ich nichts zu erzählen.

Markus: Ich habe alles miterlebt. Also vielleicht eins vielleicht noch dazu, ich bin auch, glaube ich, einer der ganz wenigen Menschen, die im selben Jahr sowohl den DFB-Pokal als auch die Meisterschale in der Hand hatte. Und zwar war das 2007, da habe ich als Fotograf noch viel gearbeitet und habe damals beim VFB eben fotografiert und beim Club und jeweils bei einer Meisterschaft und dann beim Pokalsieg und durfte dann jeweils kurz Hand anlegen, also war sehr spannend. Aber egal, also deswegen, ich bin dem FC N sehr verbunden, habe allerdings gelernt das, wenn ich im Stadium bin, das Ergebnis durchaus unterschiedlich ausfallen kann. Aber ich freue mich auf jeden Fall absolut, wenn sie baldmöglichst wieder in der 1. Liga spielen, da werde ich schon nochmal wieder vorbeischauen. Ja, diese Saison, es ist schwierig, weil, es ist halt der große Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Aber, ja, vielleicht kriegen sie es ja irgendwie hin, im oberen Mittelfeld zu landen, mal schauen, also es sind ja noch ein paar Spieltage. Schön ist es nicht und das ist eben auch das Problem, wenn es so ein bisschen wehtut beim Zuschauen, dann ist es auch schon schwer. Aber es ist trotzdem dieses Gänsehaut-Feeling, wenn man im Stadion ist und die Hymne gespielt wird, das verliert man nicht. Und das ist auch in der 3. Liga schön, also insofern, manchmal ist es eben so, ja.

Matthias: Vielleicht gibt es dann, das wäre noch die allerallerletzte Frage, vielleicht gibt es in der 3. Liga dann ein ganz anderes Bier. was wäre denn dein Wunsch an Bier, was in einem Stadion in Nürnberg oder in Fürth, also in Fürth gibt es ja das Grüner-Bier zumindest, also als ein regional runter gebrochenes Tucher-Bier, aber was wäre denn dein Wunsch, was man in einem Fußballstadion an Bier ausschenken sollte in Nürnberg?

Markus: Boah, das ist in der Tat schwer, weil dann müsste man ja quasi eine Brauerei absolut bevorzugen. Und dazu muss man halt auch wissen, dass es in einem Stadion gar nicht so leicht ist, also wenn man das mal gesehen hat zum Beispiel in der Veltins Arena, was das bedeutet, so ein komplettes Stadion. Also die haben ja praktisch die Braukapazität einer mittelgroßen Brauerei, wird da an einem Spieltag rausgehauen und das alles mit den Leitungen und so weiter, das ist gar nicht so einfach. Also wir könnten da jetzt nicht sagen, wir nehmen die Stamer-Bräu, weil die könnten grade mal 5 Sekunden Bier ausschenken, dann wäre der Jahresausstoß erledigt in so einem Stadion. Das heißt unterm Strich, natürlich muss es einer von den größeren Brauereien sein. Vielleicht würde ich mir ein bisschen mehr Varianz wünschen, weil, man hat ja dann oft einfach immer nur so das Helle. Da vielleicht also gerne mal ein Rotbier, gerne auch mal was Dunkles, vielleicht auch was Leichtes und was Alkoholfreies, also das man da ein bisschen mehr Varianz hat, das fände ich schon ganz gut. Aber ich würde jetzt in der Tat mich schwertun, eine spezielle Brauerei zu bevorzugen, weil das gemein ist, wenn man die Hintergründe nicht weiß. Also wahrscheinlich gibt es in Franken nur 3 oder 4, die in der Lage wären, das Stadion wirklich zu bespielen. Aber das würde jetzt keiner richtig verstehen und würde dann sagen, naja, warum schlägt er denn jetzt die vor? Dementsprechend, also wichtig wäre für mich wirklich, eine Wahlmöglichkeit zu haben, das wäre schön. Man könnte ja vielleicht an verschiedenen Stellen im Stadion verschiedene Biere anbieten, hätte auch was, könnte man die Leute ein bisschen in Bewegung versetzen.

Matthias: In Bewegung versetzen, genau, ja.

Markus: Ja, warum nicht. Aber auf jeden Fall sollte man die Tradition an sich bewahren, dass man auch ein Bier im Stadion trinken kann. Das ist ja eher sogar etwas, was wahrscheinlich auf der Kippe steht demnächst. Und das ist auch eine der wichtigsten Baustellen, wo ich zum Beispiel auch in meiner Tätigkeit als Botschafter für das deutsche Bier unterwegs bin, dafür zu sorgen, dass wir einfach einen vernünftigen Umgang mit dem Thema Alkohol haben, um nicht die gesamte Bierkultur am Ende, zumindest was das Thema alkoholhaltiges Bier angeht, da zu verlieren an solchen Stellen.

Matthias: Da hast du jetzt noch ein Thema angesprochen, die meinen immer schon, es ist die letzte Frage und jetzt würde ich sagen, wir sind am Ende der Sendung angelangt, aber eine Frage habe ich noch, ich bitte um eine kurze Antwort. Du bist Präsident, weil du es grad gesagt hast, ich weiß nicht, ob du darauf angespielt hast, aber du bist Präsident der Vereinigung der Deutschen Bierkonsumenten. Was zum Teufel ist das denn?

Markus: Also es hat in der Tat damit jetzt konkret nichts zu tun, wenn gleich ich tatsächlich, wie gesagt, mich auch sehr starkmache für alkoholfreie und alkoholarme Biere, weil ich es wichtig finde. Die German Beer Consumers Union, also die Vereinigung der Deutschen Bierkonsumenten ist im Grunde die Idee, etwas zu haben, was eben weder auf der Seite der Brauereien, noch auf der Seite des Staates steht, sondern eben mal auf der Seite des Verbrauchers und dessen Interessen vermittelt. Also einerseits eine Transparenz zu haben, was habe ich da für ein Bier, wo kommt das her, warum es so einen Preis und so weiter, aber andererseits eben auch die Vielfalt und das Thema Biersteuer und solche Dinge, gegenüber dem Staat zu vertreten. Und sowas gibt es in ganz Europa, in jedem Land, also in England zum Beispiel die Camerer mit 300.000 Mitgliedern und das gab es in Deutschland eben nicht. Und da habe ich über meine internationalen Tätigkeiten die anderen kennengelernt und dann gesagt: „Wir brauchen sowas in Deutschland auch.“ Deswegen habe ich das initiiert und gegründet und bin auch aktuell noch der Präsident, aber das werde ich sicherlich demnächst mal abgeben. Aber das ist vor allem spannend im europäischen Kontext, weil tatsächlich in Brüssel ganz viel stattfindet in Bezug eben auf Gesetzgebung rund um Bier, Alkohol und so weiter und da brauchen wir Deutsche auch eine Stimme und genau sowas ist die GBCU, also das ist die Idee. Kann übrigens jeder Mitglied werden, 12,00 Euro im Jahr, keine teure Angelegenheit und macht sehr viel Spaß.

Matthias: Wunderbar, damit schließen wir noch mit einem Werbeblock. ich erinnere aber auch nochmal an das Buch Bierland Franken, der Preis ist vorhin gar nicht genannt worden, 24,90 Euro. Also billiger als so mancher Kasten Bier und auf jeden Fall lang haltbar. Und ich habe auch schon durchgeblättert und ich finde es nach wie vor immer wieder toll, viele Anregungen. Man kann viele, viele Ausflüge mit diesem Buch planen, weil auch viele Freizeittipps mit dabei sind, also echt, eine echte Empfehlung, besten Gewissens kann man das den Zuhörern und Zuhörerinnen ans Herz legen. Ich danke dir, Markus, für diese echt spannende, über eine Stunde jetzt schon und wie gesagt, ich würde mich freuen, wenn wir, ja, irgendwann demnächst auch wieder zusammenkommen, um über Bier und vielleicht auch Politik oder was auch immer zu reden. Hat mir Freude gemacht, vielen, vielen Dank und bis zum nächsten Mal.

BierTalk English 20 – Talk with Thomas Sjöberg, Founder of Fluid Boundaries Brewing from Brussels, Belgium

Thomas Sjöberg is from Belgium, now lives in Finland and has his fiancée in the USA. Together with his job as a brewery consultant and beer judge, this takes him around the world several times a year. During his youth, he discovered Belgian Trappist beers and decided to make it more than a hobby. After moving to Finland, the opportunity arose to jump on the slow-starting craft beer bandwagon. Along the way, he completed almost every beer sensory training course there is. Finally, the first job in a brewery in Estonia followed by one in Sweden and next the job as Head Brewer in Estonia at another brewery. In the podcast, Thomas talks about this exciting journey and his current projects…

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Zusammenfassung auf Deutsch:

Thomas Sjöberg, der in Belgien aufwuchs und jetzt in Finnland lebt, hat seine Verlobte in den USA und reist aufgrund seiner Tätigkeit als Brauereiberater und Bierjuror mehrmals im Jahr um die Welt. Seine Leidenschaft für Bier begann in seiner Jugend mit belgischen Trappistenbieren und führte ihn schließlich zur professionellen Brauerei, zunächst in Estland, dann in Schweden und schließlich als Braumeister in einer weiteren estnischen Brauerei​​.

Sjöbergs Interesse am Biergeschäft entfachte, als er nach Finnland zog und dort die Unterschiede in der Bierkultur bemerkte. Er absolvierte nahezu jeden Bier-Sensorikkurs und sammelte zahlreiche Zertifizierungen. Seine berufliche Laufbahn umfasst diverse Erfahrungen in verschiedenen Brauereien, darunter Freiwilligenarbeit bei Mikkeller und professionelle Arbeit bei Pühaste in Estland sowie eine Brauerei in Schweden​​.

Er gründete Fluid Boundaries Brewing, eine Beratungsfirma für Brauereien, und entwickelte unter anderem interessante Rezepte, darunter ein Bananenbier in Estland sowie ein Bier mit Pistazien. Diese Experimente spiegeln seine Neigung zu kreativen und unkonventionellen Braustilen wider​​​​​​. Sjöberg betont seine Präferenz für das Brauen von Lagers und hopfenbetonten Bieren und zeigt weniger Interesse an der Verwendung von Kveik, einer traditionellen norwegischen Hefe, im Brauprozess​​.

Er hat an vielen internationalen Bierwettbewerben teilgenommen und schätzt besonders die Vielfalt und Qualität der Biere, die er beispielsweise beim Asia Beer Championship in Singapur verkostet hat​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast, BierTalk. Today we do a little bit like a world journey. We have a very dear friend of mine, Thomas Sjöberg and he really was living throughout the world, he was in breweries, he’s a beer sommelier, he’s a beer judge, he’s a very experienced expert in the beer world. And so I’m very happy to have him here and to talk about his life, his experience and his brewing perspective. So Thomas, it’s very nice to have you here. Maybe you introduce yourself a little bit to our listeners.

Thomas Sjöberg: Yes, of course. And thank you for inviting me. As I said, this is the first time that I’m on the podcast, so I try to do my best. But I’m Thomas Sjöberg, I grew up in Belgium, and nowadays, I live in Finland. But it’s also a little bit more complicated because I have a fiance in US. So I do a lot of moving between Finland and US. And on the beer side, I’ve been judging in commercial competitions a lot with Markus, actually, for the past six years. And I’ve also worked in the brewing industry. So I’ve worked as a professional brewer, I’ve worked in cellar, and I do a bit of everything with beer related. So that’s a little bit about me.

Markus Raupach: That’s on the very low basic what you do because it’s a lot of things, a lot of experience and also some big names. So I’m very happy to have you here. Maybe first time you say you are from Brussels, but you’re also, you sound a bit Swedish or Finnish in terms of the name. So is it about your parents, or what was the connection there?

Thomas Sjöberg: Yes, so my mother is from Finland, and my father is from Belgium, but he’s actually also half Norwegian. So in the end, I have maybe a little bit more Scandinavian blood. But I grew up and studied in Belgium. So I left Belgium when I was 25 years old and to some people, it’s confusing, because I have a Swedish name. I took my mother’s name, and I have a French accent. So I tell people that I’m a bit of both, but maybe sometimes I tell that I’m a bit more Belgium because that’s where I spent most of my life and important first years of my life. So culturally, I would say I’m a little bit more Belgian. But now it’s been more than ten years that I’m in Finland. So I’ve taken a bit from the Finnish culture as well.

Markus Raupach: Can you remember where you had your first beer?

Thomas Sjöberg: So exactly where I cannot really remember. I started probably very young, like, I think many youngsters in beer, traditional beer countries like Germany or the Czech Republic. So it was not much about tasting that I’m sure of, but I know that early on when I was already 16, 17 I started to enjoy drinking different beers. So a lot of the Trappist beers, not really lambic, because it wasn’t so popular and it was not, let’s say a type of beer that was available in many bars. So that was not really the kind of beers I was drinking. But beers like Chimay Bleue, and Orval, Westmalle Tripel and Dubbel. I mean, all these classic beers, I started enjoying already more than 20 years ago.

Markus Raupach: That’s a wonderful start in the beer world, to be honest. So not Heineken, not AB Inbev and things. So you started with the Trappist beers. Why not?

Thomas Sjöberg: And it’s also really funny because so I was going to the European School in Brussels, and I was actually living a little bit outside of Brussels. And after school, sometimes I was lazy to go back home. So I would stay at a friend’s house and the father was really into beer. So he always had a lot of beers in his fridge, like always, maybe eight or ten different beers. And with my friend during the week, even if we’re already really young, we would actually taste already different beers. So a bit the same beers that I just mentioned earlier.

Markus Raupach: And when came the idea to go into the beer business?

Thomas Sjöberg: So it came slowly, I would say it really started when I moved to Finland because the culture was very different in Finland. So first of all the domestic products were not so good. But at the same time, there were a lot of imported beers and that was like something very different than Belgium. So I started to be curious and wondering why Finland cannot make as good beer as Belgium. And then what are these, like American styles that I’ve never heard of? So I started to taste and drink, for example, some of the Sierra Nevada beer and Stone at the time, which was very new. And that’s kind of what slowly got me into beer.

Markus Raupach: And you also had your military service in Finland? In Germany, the soldiers drink a lot, especially at the Navy. I don’t know. How is it in Finland?

Thomas Sjöberg: So yes, I mean, maybe not during the week, because we were locked in. But during the weekend, we could go back home. And I was also in the Navy, actually. And we were drinking a lot, but it was not, especially in Finland, it was not very interesting beer drinking. It was quantity and not so flavorful beers.

Markus Raupach: That’s right. But you have a quite interesting craft beer scene now in Finland, and I think it started maybe so eight years ago, something like that, that you had this variety. Now it’s maybe 120 breweries, something like that, or it’s more?

Thomas Sjöberg: I don’t exactly know production sides, but brewery there is at least 120, maybe close to 150. And maybe, I don’t know, 20% are kind of contract brands or very small breweries. But there is quite a decent numbers. Actually, the density of brewery per capita is higher in Finland than in Belgium. Yes, by a little, but yes.

Markus Raupach: That’s good. It’s a very good figure. And so you had the idea to start in the beer business and so did you go to university and study brewing? Or did you go to a brewery and make an internship or what was the start?

Thomas Sjöberg: Yes, so as I said, it came fast when I arrived to Finland, my passion for beer, but it developed slowly. So like the way it started was for three or four years after work, I was reading about beer and reading about beer and, let’s say, after four years, I was already thinking that maybe I should or I want to work in the beer industry. But I didn’t really have much certification or papers from study. So I thought that, although I know already quite some, I should do some brewing certifications and like sommelier tasting. So first I did the general certificates from the Institute of Brewing and Distilling. I did the Dumonds, but that was 2017. It was actually the first English class of Dumonds in Munich. I also did the certified Cicerone and then the BJCP, that was in 2016. And now I’m still studying. I think it’s important to always learn. And so I’m actually finishing a diploma in brewing from the Institute of Brewing and Distilling, which is like a bachelor degree in brewing. And I’m also in the middle of my advanced Cicerone. So I took the tasting part of the exam in the end of last year, and I passed that. So now I have the written coming in May. And so I do spend some time actually now to prepare for these two exams and hopefully, I can get the advanced Cicerone and diploma in brewing from the Institute of Brewing and Distilling.

Markus Raupach: That’s a lot of certificates. And very interesting. Maybe you’re one of the most educated beer judges because you have all these different institutes. But that’s very interesting because sometimes we talk about that and then we try to compare what is Dumonds doing? What is the IBD doing? What is the Cicerone? What is BJCP? If someone would ask you what are the main differences, do you have an idea what you could say about this?

Thomas Sjöberg: I mean, it’s also a little bit tricky to compare, because on the IBD side, I’ve done only like brewing and packaging, and I’ve not done sommelier and let’s say a tasting judging side. So it’s a bit tricky for me to compare IBD with some of these sommelier certifications. But if I compare, let’s say, Cicerone with BJCP and Dumonds, depending also on the level, I think the Cicerone is requiring like knowledge in many aspects of beer and brewing. Dumonds and the BJCP, it’s more focused on the tasting and judging, whereas in Cicerone you also have brewing and draft and cleaning and food pairing for example. I also would say that I believe that the certifications for Cicerone and BJCP, I mean, again, it depends which levels. But they may give more because some of the levels require more, let’s say, like long, continuous studying. So for example, in Dumonds we get very good quality training and knowledge and like learning about beer styles. But the time to lead to the certification is actually in time relatively short. But for example, like, for advanced Cicerone, the preparation is very long and of course, because it has different aspects, not only tasting, let’s say it’s a broader, like wider knowledge I would say certification. Also compared to the BJCP. But yes, it’s not so easy to in a few words, really say the main difference and what are those differences?

Markus Raupach: Yes, of course. I was just curious. And also, because it’s also it’s a little bit coming from different beer ideas. So if you have a German Institute, I think the thinking in general is different from like an American institute, something like that. So the approach to beer is a different one.

Thomas Sjöberg: Yes, and I mean, also in the Cicerone, regarding beer styles, they use the BJCP. So when it comes to assessing beer and definition of beer styles, they use the BJCP. So if we are talking about tasting and styles, the Cicerone is the BJCP. So that’s kind of a similarity. Whereas Dumonds has a bit more their own thing and the German culture like you say that influences.

Markus Raupach: Yes, and then you also had experiences in different breweries. So I read that you have been, for example, to Mikkeller. So what was this first experience? What did you do there?

Thomas Sjöberg: No, actually like, yes, so I’ve worked with many breweries. But Mikkeller was actually volunteering. So in the beginning, before I got in the industry, I was doing not a lot of volunteering, but quite some and for beer festival. So I did volunteer in Mikkeller celebration three or four times. So that’s what you saw, I think. But in breweries, I first started to work in Estonian Pühaste. So I volunteered there to learn the trade, I was doing mostly cellar work. I was there for three months. And after that, because I just wanted to learn more and different ways of working in breweries. I had a friend from Sweden who is one of the founders and the brewer of O/O Brewing. I don’t know if you know about O/O Brewing.

Markus Raupach: I think I know the name from, I was several times in Finland for the small beers, great breweries competition which is every year in Finland, and I think they were part of it.

Thomas Sjöberg: I moved there a couple of months and I learned about brewing. And also I was doing cellar work. We were two persons in the production and after that, I got a head brewer job in Estonia, a small brewery, ten-hectolitre brew house and 13 fermentation tanks. And there I was for a bit more than a year and also doing new beers and the existing beers. And after that, I wanted to come back to Finland so I started consulting activity and with that consulting business, I have been making recipes for breweries. I have also been working, so some breweries, sometimes someone goes on holiday or maybe is injured or they have a lot of work and they need someone. So I have also been doing that and also some troubleshooting. So like to help. I have three breweries that I have worked for, like three to six months period. Actually one even for a longer period of time to help them make better beer. And also, one of those breweries, they had bought a 30-hectolitre brew house and they were only working with a five-hectolitre single vessel system. So they were not familiar to work with the three vessels, 30 hectolitre. And they had asked me to help them. And so I was also with them to show them and brew for a little while as well.

Markus Raupach: And then you founded also your own company?

Thomas Sjöberg: Yes, so I mean, my own company sounds like a brewery, because it’s called Fluid Boundaries Brewing. The idea to have this name was just for the consulting side of my activity and the idea that in the future, I will launch a contract brewing brand. So I have also made beers for contract breweries and also, I have made some beers for the supermarket that every year they want a new beer, and they have been making a beer for the supermarket. But I haven’t yet launched my own brand. But that was not kind of my main idea in the start. My main idea was to have my own activity and to do consulting, help breweries, and also make recipes for different breweries.

Markus Raupach: Yes, I think that’s a good idea because if you have your own brand and your own beer, then you are not independent anymore and you have always the focus, of course, on your own business. And that can be more or less inhibiting a good consulting job. So I think it’s good to be, if you are a consultant, to be as free as possible. And that of course, if you’re not part of the beer business, you can act freely there and consult in an easier way.

Thomas Sjöberg: Yes exactly.

Markus Raupach: And I also read you created a lot of interesting recipes. So I heard about a banana beer I think in Estonia. How do you brew with bananas in Estonia? So I don’t think they grow there normally.

Thomas Sjöberg: Yes, so I mean, nowadays, we can do any kind of beers from anywhere in the world more or less. And the brewery wanted to hire me also to make new beers and I wanted to do fruit. I mean, not only fruit beers, but the brewery was quite popular for like sour beers, like kettle sours. And I’ve always found, I mean, I’ve wanted to do beers that you wouldn’t see often. And also, I’ve been inspired by some fruits or nuts that work well in sour and people don’t necessarily think of that. Banana is an example. But for example, coffee or coconut or some cocoa even in my opinion, sometimes can work really well in sours. And so I wanted to do a banana sour. And it was actually not so strong sour. So let’s say it was maybe a little bit not a true, not a little bit puckering sour, but still smooth kind of at the same time.

Markus Raupach: And when did you add the banana? In the fermentation or in mashing? Or when you add the fruit?

Thomas Sjöberg: We add it to, banana purees in the end of fermentation, let’s say maybe a plate before finishing gravity. And we were adding about 90 to 100 kilo in 10 hectolitres of the banana puree.

Markus Raupach: That’s a lot.

Thomas Sjöberg: It’s a bit. I mean, everything is relative. In US some people are like doing much more than that even and some are doing less with great results.

Markus Raupach: That’s right, but do you remember another fruit where it was maybe a special challenge to brew with?

Thomas Sjöberg: When I was there, I also made a sour with strawberries and it’s a challenge in the sense more of the cost that you need to use a lot of strawberry to get some impact. And there was a little bit some like money budget constraints, so I couldn’t really get the result that I wanted. So we started, when I was at that brewery with 120 kilo of strawberry. And the result was decent, but not as much as I would want. And we couldn’t really go up, we even had to go a bit down with the quantity. So let’s say that the strawberry was a little bit a challenge because of the cost and the amount that you need to use. So but I have not experimented with like crazy fruits, so I’ve not made beers with kiwi or durian or stuff like that.

Markus Raupach: But you did a beer with pistachios. So I’m a big fan of the pistachio and I only had, I remember, I think I had two beers yet with pistachios, and I think both of them were cream ales from the States, which were quite well. But I’m always looking for pistachio beer. So you made, I think, a dark beer style if I remember the right way.

Thomas Sjöberg: Yes, so it was a dark beer and for me where it started was, there is Copper Tail Brewing, which is from Florida and one year in the Talent Craft Beer weekend the brewery who was there, they had an Imperial Stout with pistachio. And there was some other adjuncts. I think there was vanilla, and maybe cocoa, but I’m not sure. But the pistachio was really, really strong and pure. And I really loved that beer. And it was probably, it was, I think, maybe even my first beer with pistachio at the time and I’ve always had it in my mind. I remember I was talking with the brewer, what did you use and how much. And so I remember that beer. But now also there is another brewery which is called Arcane which I actually have the t-shirt. And they have, when we are talking about sours with some fruit or nuts, like they have like a pistachio sour but that’s also green colour. I think they use some kind of colouring. But for me, it’s really amazing. It’s called the Pistachio Cream Puff. I don’t know, if you’ve heard. It’s a very small brewery, so it’s difficult to get their beers. But anyways, so I did this beer with Volfas Engelman, which is a very big brewery owned by Olvi Group, which is a big Finnish company. And we made the milk stout with pistachio and vanilla. And I would say the beer overall was good, but it was a little bit lacking. I think the extract give a bit more almond, a little bit kind of more almond character. So I didn’t find it as good as those two pistachio beers that I mentioned earlier. But it was still some pistachio but I think it’s very tricky. They are, like most of it is. I mean, those two beers that I really liked, they have been made with extracts and I know there has been some beers that have been made with real pistachios, but to my recollection, I haven’t tried such beers. And I’ve heard with a good quality extract, you can get the best results. So that’s what I tried. But yes, it was an extract from US. And actually the Copper Tail told me that extract was the one they used, but for some reason I had a little bit less quality results.

Markus Raupach: But that’s interesting to hear. So because I was always was wondering how you get this nutty aroma into the beer. And I’m still wondering how you can do it with normal pistachios. But I think with the extract, it’s a good way. And so you have a concentrated aroma and then you can marry it with the beer. So that sounds interesting. So really great. And so a lot of experiments and at the moment, so you are still working for these three breweries? You are consulting? Or do you do something else at the moment?

Thomas Sjöberg: No at the moment, so I’m still attached to a contract brewer which means new beer factory. And it’s basically a friend of mine. He bought a house and he was doing renovation. And under the flooring, he actually found old labels and documents from a very old brewery which existed from like 1870 to 1920 in the city of Turku. And this friend of mine decided to relaunch the brewery with the same name and he has asked me to make the beers for them. But because it’s a contract brewery and the brewery where they make the beers or where we make the beers is not, let’s say, so available, there is limited production. But for this company, I have made a German pils and Helles. So let’s say that you have asked me questions about fruit and experimental beers, although I’m interested in those, let’s say that I’m maybe even more interested in making lagers and hoppy beers. Let’s say five, six, seven per cent more or less all styles of lagers except maybe a little bit the dark ones and on the hoppy side West Coast and hazy IPAs, those are the beers I like to brew. Because I like the challenge of clean fermentation and pronounced fresh malt and fresh hop character. So in some ways, sometimes when you do these fruit beers, you can screw of course, but it’s maybe less technical and it’s certainly a bit in a way maybe less artistic because you use some extracts.

Markus Raupach: Yes, of course. But you have a lot of Scandinavian roots, so no idea of using kveik or something like that?

Thomas Sjöberg: Not really. I mean, let’s say that, I mean kveik, of course, it’s been very popular and it’s been used like in Scandinavia in general. But in Finland, it has been more about the Finnish bread yeast with the Sahti. So kveik is also a little bit more of a Norwegian influence. And to me, I’ve rarely been convinced that using kveik can make good lagers, for example. So it’s also one reason why I haven’t used much of kveik. But I have had actually pretty good lager with kveik and pretty good hazy IPAs with kveik, but I’ve never really gone into that territory. So not much kveik for me.

Markus Raupach: Okay. I just think it’s an interesting field which is at the moment more or less uncharted. So I think there will be no few yeast strains or it’s not yeast, it’s a collaboration of different microorganisms. I think it’s not a single yeast always but they made a lot of fake lagers here in Germany and also very fruity IPAs with this yeast. So here in the home brewing scene, let’s say, it’s the hot shit at the moment for the home brewers.

Thomas Sjöberg: But what is your opinion with kveik and lagers, for example?

Markus Raupach: It didn’t convince me at the moment. So it’s an interesting idea and also on one side, it’s also a bit frightening. Because if they really make it that they can do lager-like beers in two days or something like that, that can be a huge impact on the business, especially for the big breweries. But let’s see. So but in general, it’s interesting that you have these old yeasts surviving in the Norwegian world and this behaviour that you can dry them and reactivate them and the whole brewing process, it’s very interesting. And I personally, I’m very interested in this historical beer styles or beer ideas. So I have been, I think, two or three years ago, I was in Finland for the Sahti Festival, where they have their own Sahti competition. And that was, for example, very interesting to see that being alive with that group of 200 homebrewers coming together in the middle of the country on a parking lot, and everybody pours his beer, and then they party and cheer, and it’s fantastic. So it’s beer culture. And that’s something very interesting.

Thomas Sjöberg: I haven’t had the chance to judge there, but I’m sure it must be very interesting.

Markus Raupach: It’s challenging, because all these beers are quite strong.

Thomas Sjöberg: In that sense, but also, I think, it’s kind of … I mean, maybe with some German, because it’s the bread yeast has a bit similarities with some of the Hefeweizen and the Phenolics and the banana. So but I think for a very lager country, it can be also a little bit more, like challenging, because it’s like and carbonated sweet style.

Markus Raupach: Yes, we had, we are doing our beer sommelier courses here and on the last day of the course, we all come together, have a beer judge, of course, also, and then a huge meeting in the evening. And we had three times I think we had guests, also participants from Finland in the course. And they brought from Finland, Sahti. And then we had that to the normal participants and sometimes also to the staff of the restaurants where we were. And this was always very interesting to see their reaction. If you tell them this is beer and you have like a 10-person, zero carbonation, sweet banana, Juniper thing, sometimes a bit smoky.

Thomas Sjöberg: Even a little bit smokey phenolics. Have you had a favourite or it’s not really your jam and you don’t remember one of your favourite.

Markus Raupach: I don’t remember the name because Finnish is so complicated for me. But I remember the guys and I think you will also know them. It’s there they are, they have clothes like furs, and they make five or six different Sahtis with lots of different berries. All of them are very strong, 12, 15, 16%. They look like Stone Age people. Also the labels with gods and things.

Thomas Sjöberg: Yes, it’s Raum, I think it’s Raum Bryki or something like this. I should double-check. But yes, the medieval, the brewer is always wearing, I mean, medieval kind of clothing. I think medieval is the best way to describe it.

Markus Raupach: Yes, it is.

Thomas Sjöberg: And it’s actually not far from where I live here. It’s maybe hour, hour and a half.

Markus Raupach: Not great.

Thomas Sjöberg: Yes, but you probably had some of those beers in the festival of the best beer of Finland.

Markus Raupach: Yes, in the festival and also I was travelling through Finland two times. So the last time I went from Helsinki to Turku. I was in Turku, I visited a brew pub, which was a school, from a school that was very impressive. And then I visited the Kakola Brewing. I think you know them on a hill. That’s quite a new brewery. And then I went through the islands to what is the name? Aland, the Aland Islands. Yes, sorry.

Thomas Sjöberg: You went to Aland Islands. So then you went to Stallhagen maybe?

Markus Raupach: Yes, I visited Stallhagen. That was great. Also the brewery and the honey beer they do is quite nice. And there’s another brewery on the main island, a small one. I also visited them. So this was really a very interesting trip.

Thomas Sjöberg: Yes, I come back to the school brewery because my mother actually used to go to school where the beer brewery is.

Markus Raupach: Wow.

Thomas Sjöberg: Yes. And I mean there are different rooms and one if not more than one, where even classes and she was in those rooms as a student. I have also been there drinking my beer like 50 years later. It’s kind of funny.

Markus Raupach: Yes, and it’s still a little bit looking like a school. So the maps on the walls and things.

Thomas Sjöberg: Exactly, yes.

Markus Raupach: Yes, it was great. That was a great experience. And next to it was a hall where you could buy food and things. And so I really liked the Finnish country. It was a very, very great trip. Also Turku as the city is very interesting with the castle and all the structures and the church.

Thomas Sjöberg: And you have always been here in the, I think good time of the year, right? Usually it’s been in July.

Markus Raupach: It was yes, true. It was always in the summertime and the first time I realized that it’s really a tough thing was when I was planning my first trip, and I asked the rental car people if I could rent a Cabrio so the car, you can open the roof. And they said, in Finland, we could only give that for maybe a month and the rest of the car would be in the garage. So we don’t have these cars. But I was always there in summertime, it was always very hot. So I was really astonished how hot it can be. So once we had in the morning, we had 28, 29 degrees at eight in the morning. So that was really very hot.

Thomas Sjöberg: Yes, I mean, I think because I recall some of the times when we judged in the Best Beer of Finland that the weather was really nice. But it’s also a little bit exceptional. So usually there are some summers where it’s quite rainy, and 20, let’s say low 20 degrees. So it’s not always super hot. But sometimes.

Markus Raupach: Yes, but when the beer is there, the sun is shining.

Thomas Sjöberg: Of course.

Markus Raupach: Maybe last question, if you go to competitions, so you have been to many beer competitions throughout the world. So do you have a place where you liked it most or which was impressing you most? Or something you really remember?

Thomas Sjöberg: So I mean, when you ask you mean more specifically, let’s say the place or like the competition itself?

Markus Raupach: Or whatever, whatever you have in mind. Sometimes it’s one and sometimes it’s the other. So I have very different also things in my mind about that.

Thomas Sjöberg: I mean, for me, also, judging outside of Europe has been quite recent. So for me that’s kind of has been an exciting thing that last year I went to judge in the Asia beer championships in Singapore. And I had been in Singapore before, but I think the competition and the ambience and the diversity of food, and also the quality of the beer was really good. So that was for me one of the great competitions I have been to. But of course, the Italian Beer Challenge, I love the Italian Beer Challenge and the Brazil Beer Cup and the competition in Mexico. I mean, usually I think that when it’s a little bit sunshine, good food, I’m always happy, and good beer of course. So those places have been great competitions and good countries and places to have fun.

Markus Raupach: Yes for me, if I look back, the biggest difference I think is between Mexico and Italy in terms of the beer competition. Because in Mexico I was last year in the summertime or early summertime. So the air was 28 degrees, the sea was 28 degrees, sunshine, so and we were judging really ten meters from the beach. So it was really like you go outside and you go in the water and it’s all the same temperature. It was wonderful. I was at Rojo and but, and if you go to Italy, we are normally in Rimini, which is also a beautiful beach and a great site, a great location. But we are there, we will be next week, so we are there in January or February. So in the total wintertime and that’s also interesting because you have the beach, but no people. So I think it’s the only time where you can walk the Rimini beach just walking along without meeting anybody. And it’s also beautiful. It’s different. Not hot, but also beautiful.

Thomas Sjöberg: Yes. No, I mean it’s true that in the Birra dell’Anno usually it’s been a little bit cold and chilly, but still it’s really good competition. I think lots of very talented judges and also the food. I’m very much a foodie, so whenever I go to a country where there is good food and there are many countries with good food. But I’m always also a bit more excited. So in Italy we have these evenings with the different cheeses and ham and whatnot, like everything.

Markus Raupach: The judges always bring additional things and that’s also interesting. Some bring cheese, some bring hams, some bring spirits, whatever. So of course, that’s the best thing to have the community, the crowd, and also maybe 50% of us are meeting three, four, five, six times a year somewhere on the planet and that’s like a family that’s moving together and that’s really a very nice thing. So I’m really looking.

Thomas Sjöberg: And actually we do I mean, I have been to, I mean, we have been in many competitions at the same time. So I think there are a couple of I mean, regulars, and we do we have been in quite a few together.

Markus Raupach: And that’s interesting, because you really make friends you would normally never meet. That’s also a very, very interesting and a global thing. So that’s what I really like about that beer judging thing that you meet interesting people, you have something, of course in common, but everybody has his own life, his own history, and that together it makes always a very nice time. So really great. So as great as our talk. So I’m very happy. Thank you for your time. And I’m very much looking forward to meet you next week in person. In Italy, let’s have some good beers, maybe some grape ales. What about grape ales? Brewing grape ales?

Thomas Sjöberg: Yes. I mean, it’s also not something I have worked with, but I have judged two years actually in Villa Verano and it’s a beer style that I really enjoy. I think it has a lot of, it can be quite broad. So you can have a bit of sour, not sour, and let’s say more grape and red grapes, white grapes, and funky, not funky. So it’s definitely something that is very interesting and a drinkable style as well. So maybe I should one day try to make a bit of grape ales. But so far I’ve more been enjoying tasting it than brewing.

Markus Raupach: Yes, of course. But I heard that also in Belgium, they are now growing wine. So maybe they’re … and also in Finland. So maybe the potential is growing for that.

Thomas Sjöberg: Yes, I think it’s, it should.

Markus Raupach: Alright, so have a nice time. Thanks again for your time. And yes, let’s meet next week.

Thomas Sjöberg: Thanks Markus, see you next week.

Markus Raupach: Yes, see you next week. Bye.

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