BierTalk 116 – Interview mit Jan Biering, Leiter des Forschungsinstitutes für Bier- & Getränkeproduktion der VLB, Berlin

Jan Biering hat nicht nur den perfekten Namen für einen Start in der Bierbranche, das Schicksal ließ ihn auch in der fränkisch-thüringischen Bierregion das Licht der Welt erblicken. So nimmt es nicht Wunder, dass ihn nach einer Ausbildung zum Brauer und Mälzer und einiger Zeit als Braumeister der Ruf der Lehre ereilte und Jan sich 2012 an der VLB in Berlin wiederfand. Dort kümmert er sich um die Beratung, aber auch um die Weiterbildung für Brauer und Biersommeliers…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute eine spannende virtuelle Reise von der einen Hauptstadt in die andere Hauptstadt. Denn letzten Endes präsentiert sich ja Bamberg gern als die wahre Hauptstadt des Bieres mit seinen 15 Brauereien und seinen 70, 80 Brauereien drum rum. Dafür haben wir aber in Berlin auch eine Bierhauptstadt mit über 30 Brauereien und eben auch viel, viel drum rum, unter anderem auch den wichtigsten Ausbildungsstätten rund um das Thema Bier. Und genau diese Verbindung mit diesen beiden Städten machen wir heute, wir sind in Berlin bei der VLB, bei dem lieben Jan Biering. Und ich freue mich sehr, dass wir heute mal miteinander sprechen können. Erst mal hallo, schön das du da bist. Und vielleicht stellst du dich unseren Hörern ganz kurz selber vor.

Jan: Ja, dann hallo zurück hier aus Berlin. Schön, dass wir die Möglichkeit haben, uns mal hier ein bisschen zu unterhalten. Und, ja, mich kurz vorstellen, also ich bin eigentlich so ganz typisch deutscher gelernter Bierbrauer, habe hier vor gut 25 Jahren angefangen. Damals in Kulmbach meine Ausbildung gemacht zum Brauer und Mälzer, das war ja dann irgendwann die Kulmbacher Brauerei. Danach ging es für mich schon Richtung Hauptstadt, mein Studium habe ich hier gemacht in Berlin. Damals den Diplom-Ingenieur, offiziell ja Biotechnologie Fachrichtung Brauwesen. Das war noch schön, mein Professor war der Herr Wackerbauer, wird wahrscheinlich noch vielen was sagen. Und, ja dann habe ich 2003 das Studium abgeschlossen. Bin dann in meine alte Heimat zurück, bin da quasi Braumeister geworden in einer kleinen mittelständischen Brauerei. Schloßbrauerei Schwarzbach, ich gehe mal davon aus, das wird en wenigsten was sagen, weil das wirklich eine relativ regionale Brauerei ist. Und dann, gut, 2012 dann wieder die Chance gehabt, wieder nach Berlin zurückzukommen. Da wurde mir damals ein Job an der VLB angeboten, den ich dann angenommen hab und bin jetzt seit 11 Jahren hier an der VLB. Jetzt mittlerweile in die Position des Leiters, Forschungsinstitut für Getränke, Bier- und Getränkeproduktion gerutscht. Und in der Position bin ich jetzt quasi verantwortlich hier für das Team, wir machen ja relativ viel Bierberatung, Brauereiberatung. Und zeitgleich aber auch die Verantwortung übertragen bekommen für unsere Ausbildung hier, speziell für den Braumeisterkur, den wir ja jetzt seit ein paar Jahren anbieten, das ist jetzt so quasi insgesamt in meinem Aufgabenbereich.

Markus: Ja, also eine spannende Geschichte mit ganz, ganz vielen Facetten und da können wir jetzt überall so ein bisschen andocken. Also einerseits natürlich Kulmbach, das passt ja in unsere Hauptstadttrilogie, weil die bezeichnet sich ja gerne als die heimliche Hauptstadt des Bieres, also haben wir sie ja quasi alle drei zusammen. Und die Schloßbrauerei Schwarzbach finde ich auch sehr interessant, war ich selber schon vor Ort. Ich habe vor vielen Jahren mal ein Buch geschrieben über alle Brauereien in Sachsen und Thüringen und war da natürlich auch vor Ort. Und ich muss sagen, vor ein paar Wochen erst habe ich ein Testing gemacht, da hatte ich ein Bier von denen dabei. Und der Hintergrund war, dass ich eben besondere Biere vorstellen sollte und auch wollte und es sollten auch Bio-Biere sein, also die dann nach Möglichkeit oder zumindest nachhaltig hergestellte Biere sein. Und da bin ich dann auf das Doppelkaramell gestoßen, weil das ja einerseits eine Bierart, sage ich mal, ist, die fast ausgestorben ist in dieser Art und Weise, wie sie hergestellt wird und eben die Brauerei das auch noch sehr, sehr vorbildlich macht. Ja, vielleicht magst du zu diesem Doppelkaramell ein bisschen was sagen, du warst ja bestimmt dann auch mit dafür verantwortlich, als du dort warst oder?

Jan: Ja, das hatten wir damals wieder mit eingeführt. Das war ja quasi basierend auf einem alten Rezept aus DDR-Zeiten, weil das hat man ja damals noch so als das Mutterbier irgendwie bezeichnet. Mutterbier für die Mütter, die quasi noch am stillen war. Und weil es halt sehr viel Zucker enthält, sehr viel Energie brachte, auch aktive Hefe mit drin war und so weiter, dass das dann durchaus für die Stillzeit zusätzliche Nährstoffe bereitstellt, daher war dieser ursprüngliche Ansatz. Und wir hatten damals relativ viel Nachfragen danach, ob das nicht wieder irgendwie am Markt zu etablieren wäre? Und dann hatten wir uns halt mit meinem damaligen Chef zusammengesetzt, quasi das alte Rezept mal wieder rausgeholt, geschaut, wie wir das umsetzen können in der Brauerei und haben das dann wieder eingeführt. Und es war auch ein relativ großer Erfolg, also da war durchaus die Nachfrage da. Wobei man dann immer dazu sagen muss, weil das Doppelkaramell oder Malzbier, was ja nun allgemein so auf dem Markt ist, das ist eher das alkoholfreie, was dann unter 0,5% Alkohol hat oder sogar 0,0. Unser Doppelkaramell, das war ja dann doch mit 1,5% Alkohol eher in der schon fast Leichtbierkategorie drinne. Also da mussten wir dann schon hinweisen, dass das nicht unbedingt für Kinder geeignet ist und auch bei schwangeren Frauen vielleicht nicht zu übermäßigem Konsum noch werden sollte.

Markus: Genau, aber es steht eben in dieser Tradition der ursprünglichen Malzbiere, also wo man eben wirklich sagen kann, da steckt wirklich noch ein Bier dahinter. Deswegen ja auch der Alkoholgehalt, der dann mit 1,9, glaube ich, sowas, ja, trotzdem moderat ist. Und da gibt es nicht mehr viele Brauereien, die das in Deutschland überhaupt machen. Also ich kenne noch das Koch´sche Malzbier von der Malzmühle, das ist auch in dieser Tradition und dann noch so zwei, drei andere in den neuen Bundesländern, aber das war es dann so ziemlich. Und das möchte ich ganz bewusst auch unseren Hörern mal ans Herz legen. Also kam auch bei der Veranstaltung super gut an, muss ich sagen, die Leute waren begeistert, die Meisten kannten das nicht. Und es ist halt mal was anderes, es ist ein echtes Bier, sehr intensives Malzaroma, natürlich hat man die Süße, aber eben schon ein tolles spannendes und echt intensives Getränk. Und ich muss auch sagen, in Köln hat das auch wunderbar zum Essen gepasst, also ich habe da noch ein bisschen Foodpairing ausprobiert. Also, wie gesagt, unbedingt mal machen, spannend. Überhaupt die Schloßbrauerei Schwarzbach ja so ein typisches Beispiel für Brauereien, die die DDR-Zeit, sage ich mal, einigermaßen überlebt haben. Wie war das denn, als du dahin kamst, war da der Übergang schon gemacht oder war da noch viel zu tun, was jetzt dieses Equipment und so weiter anging?

Jan: Ja, ich meine, ich bin ja damals 2003 dort gelandet, da war natürlich schon deutliche Jahre nach der Wende, da war das schon alles ein bisschen etablierter. Die Geschichte der Schloßbrauerei Schwarzbach war ja so, dass die privatgeführte Brauerei bis kurz nach dem Krieg und dann natürlich im Ostblock enteignet wurden. Die damaligen Besitzer sind dann halt Richtung Franken rübergegangen, haben dort eine Brauerei übernommen, haben die dann auch über die Jahre immer weitergeführt. Und nach der Wende ist dann quasi die Eigentümerfamilie zurückgekommen und quasi die Juniors aus der Familie, haben dann die Betriebsstätte übernommen und haben die dann entsprechend weitergeführt.

Markus: Ja, also da gibt es ganz viele interessante Geschichten und zwar in jede Richtung. Also ich habe viele tolle Brauereien auch kennengelernt, die dann wirklich es auch geschafft haben, in der DDR-Zeit den privaten Status zu erhalten. Die dann aber sehr, sehr kreativ sein mussten, was ihre Anlagen anging, das eben einigermaßen zu retten. Und natürlich auch die Geschichte andersrum, wo dann eben die westdeutschen Brauereibesitzer nach der Wende kamen und gedacht haben, wir machen da mal eben unser Schnäppchen und sich dann durchaus überhoben haben, weil dann auch große Brauereien durchaus ja da waren, wo man dann auch wirklich eigentlich ganz anders hätte rangehen müssen. Aber, wie gesagt, ist ja jetzt auch ein bisschen Geschichte. Das wäre aber auch nochmal interessant, wir sind ja fast gleich alt. Du bist in Hildburghausen groß geworden, das ist ja in Thüringen. Und, ja, vielleicht magst du uns ein bisschen so einen Eindruck geben, wie war denn so eine Jugend, ich sage mal, in den letzten der DDR, wie hat du das so wahrgenommen und wie hast du da mit 14 diese Wendezeit wahrgenommen?

Jan: Oh, das ist natürlich jetzt mal eine ganz schöne Frage. Also ich würde sagen, das war schon eine sehr prägende Zeit für mich, weil man natürlich in einem System irgendwo aufgewachsen ist, was man als festgemeißelt, festgemauert irgendwo gesehen hat. Und, wie gesagt, Hildburghausen war ja wirklich grenznah, also wir hatten irgendwo zur Mauer vielleicht 15 Kilometer. Also durchaus, wenn man bei uns mal ein bisschen höher auf einen Hügel geklettert ist, konnte man dann quasi rüber Richtung Franken schauen und hat da entsprechend die Getreidefelder gesehen. Aber man war sich halt bewusst, dass ist der Westen, da kommt man nie hin, das wird man nie erleben. Und dann war das halt dann im November 89 mehr oder weniger von einen Tag auf den anderen gefallen, Geschichte. Und man konnte da ohne Weiteres über die Grenze rüberfahren und sich da mal Coburg angucken, Bad Königshofen, die ganzen Städtchen, die es da drüben gibt und das war schon sehr beeindruckend. Also ich glaube, der beeindruckendste Moment für mich war damals, kurz nach der Grenzöffnung, sind wir mit der Familie nach Coburg rüber gefahren und auf dem Rückweg über die Grenze, konnte ich dann zwei Grenzsoldaten beobachten, der eine Ossi, der andere Wessi, die dann irgendwie gemütlich, sage ich mal, an der Grenze standen, zusammen eine Kippe geraucht haben und sich einfach unterhalten haben. Und das war so eine friedliche Situation. Wenn man überlegt, quasi noch eine Woche zuvor hätten die aufeinander schießen müssen. das war schon, das hat mich damals als doch Kind, Jugendlicher sehr geprägt, das man dann auf einmal gesehen hat, das solche Systeme auch relativ schnell fallen können, das sich solche in steingemeißelten Gegebenheiten doch auch relativ schnell ändern können. Das war auf alle Fälle schon eine sehr prägende Zeit.

Markus: Ja, also das muss ich sagen, das habe ich auch so erlebt, wie rasant das sich verändert hat. Ich war dann auch mit meiner Schulklasse dann eine Woche vor der Währungsreform und eine Woche danach in Berlin und auch diese Zeit da mitzubekommen, wie sich das alles so rasant verändert hat, war auf jeden Fall eine ganz spannende Geschichte. Wie ist es denn dann bei dir dann zum Thema Bier gekommen? Also hast du zu dem Zeitpunkt mit 13, 14, 15 schon gewusst, Bier wird dein Thema sein?

Jan: In dem Moment noch nicht, das kam dann irgendwie ein, zwei Jahre später. Da kann ich eigentlich auch immer noch ganz genau, das war ein spezifischer Moment, zurückgreifen, wo mir dann irgendwie die Idee in den Schoss gelegt wurde, Brauer zu werden. Und zwar war das damals bei mir üblich, mit meiner Familie quasi zum Abendbrotessen alle zusammen am Tisch zu sitzen, der Fernseher ist gelaufen, und ich denke, dass es auf dem MDR ein Bericht war, wo auf einmal irgendwie der Kommentar kam, der Braumeister mit seinem Lehrling. Ich habe bis jetzt leider nicht rausgefunden, welche Brauerei das war. Ich vermute, welche es sein könnte, aber ich bin mir nicht sicher, ich habe nie wieder den Bericht sehen können. Aber dieser Satz, der Braumeister mit seinem Lehrling, war so prägend für mich, dass ich gesagt habe: „Wie, Bier brauen?“ Weil, Bier habe ich davor schon gerne getrunken und das klingt ja interessant. Das war grad so die Zeit, wo man dann irgendwie überlegt hat, was macht man jetzt nach dem Abi eigentlich? Und das war dann der Moment, wo ich gesagt hab: „Das klingt interessant, das will ich machen, da will ich reingehen.“ Und dann hat man sich entsprechend erkundigt und dann hieß es, ja, man kann nicht nur den Brauergesellen machen, man kann auch entsprechend studieren, seinen Ingenieur machen, sogar den Doktor machen und so weiter. Und damit war das irgendwo für mich, das interessiert mich, da will ich rein, den Weg will ich gehen und so bin ich da quasi reingerutscht.

Markus: Und dann bist du nach Kulmbach gekommen. Das ist ja dann zu der Zeit auch schon kein so kleiner Laden gewesen. Wie war das dann da so, wie handwerklich war das noch und was hat dich begeistert an dieser Ausbildung?

Jan: Also da war ja bei uns in der Gegend, ich habe mich ja zu der damaligen Zeit in mehreren Brauereien beworben, viele eher kleine handwerkliche Brauereien bei uns. Und die Kulmbacher, die waren ja doch mit ihren Bieren schon relativ dominant bei uns auf dem Markt zu der damaligen Zeit. Oder nicht Kulmbacher, das war ja noch die Reichelbräu zu der Zeit, wo ich angefangen hab. Und da hatte ich natürlich da auch eine Bewerbung hingeschickt mit meinem Abizeugnis und allem drum und dran. Wurde eingeladen zum Vorstellungsgespräch und auch relativ schnell wurde mir dann schon eine Lehrstelle zugesagt. Wo ich natürlich begeistert war, erst mal die Möglichkeit zu haben, quasi in so einem großen Industriebetrieb zu arbeiten, weil dann auch davon ausgegangen bin, dass da entsprechend das Niveau der Ausbildung entsprechend gut ist. Und habe mich dann dazu entschlossen, quasi entsprechend nach Kulmbach zu ziehen und da in die Lehre zu gehen.

Markus: Und sind deine Erwartungen erfüllt worden, was jetzt den Anspruch an die Ausbildung angeht?

Jan: Fachlich, ja. Was das Handwerkliche angeht, das ist natürlich klar, in so einem Großbetrieb ist man da nicht sofort irgendwo am Braukessel und kann dann irgendwie Bier brauen, die Rezepte sind da relativ festgeschrieben. Und es ist halt doch eher, die Brauerausbildung an sich, 90 Prozent ist halt putzen und saubermachen. Das ist mir dann auch so bewusst geworden, sage ich jetzt mal. In kleinen Betrieben ist das durchaus anders. Also ich denke da an Schwarzbach, unsere Lehrlinge, die haben eigentlich dann im zweiten Jahr, Lehrjahr dann spätestens schon die ersten Sude selber gemacht und hatten das alles unter Kontrolle. Das war natürlich in so einem Großbetrieb nicht möglich. Aber man hatte auch andere Betriebe, wo die Lehrlinge jahrelang quasi nur an der Waschmaschine stehen und dann gar nichts vom Restbetrieb sehen. Das ist natürlich dann auch keine qualitative Ausbildung. Also in der Beziehung war das schon auf hohem Niveau, man hatte halt weniger dieses hands on.

Markus: Aber das hast du dir dann ja in Schwarzbach spätestens so ein bisschen geholt oder holen müssen, je nachdem.

Jan: Naja, ich würde sagen, das war schon relativ schnell in der Lehre, war mir dann klar, du willst das selber auch hands on machen. Also sprich, ich bin dann Heimbrauer geworden und habe dann mir verschiedenste Brauanlagen zusammengebastelt und habe dann halt auch mein Bier Zuhause selber gebraut.

Markus: Spannend. Also das wäre genau meine nächste Frage gewesen, genau, der Weg zum Heimbrauer ist dann ja nicht weit, und das ist ja auch eine ganz, ganz tolle und spannende Geschichte. Leider nicht meine, muss ich sagen, ich bin einfach nicht gut in diesem Thema, ich trinke es lieber. Aber es ist ja schön, wenn das dann jemand entsprechend macht. Eine Frage vielleicht noch, also Hildburghausen, Thüringen, Schwarzbach, das ist ja alles sehr nah an Franken dran und in gewisser Weise ist es ja auch irgendwie fränkisch geprägt. Wie würdest du das denn sagen, gibt es denn eine Thüringer Bierkultur, die irgendwie auch Unterschiede zur fränkischen hat oder ist das eher was, was relativ gemeinsam läuft, wie hast du das erlebt?

Jan: Naja, da muss man einerseits wieder unterscheiden, die Gegend um Hildburghausen rum, die ist ja doch, wie du schon sagst, ja eher Fränkisch beeinflusst. Das ist ja teilweise komplett anders zu dem, grob gesagt, über den Thüringer Wald drüber, also dann auf der anderen Seite vom Thüringer Wald, was dann so Erfurt, Weimar und so weiter angeht, da hat man ja doch auch noch eine andere Brauereilandschaft, würde ich sagen. Bierstile, würde ich jetzt eigentlich nicht sagen, ist eigentlich ziemlich vergleichbar. Aber im südthüringischen Raum hast du da doch mehr von den wirklich kleinen privaten Brauereien, die sehr ähnlich zu dem fränkischen Niveau sind. Und was man in der Gegend auch noch hat, grad so um Hildburghausen, das Hildburghausener Unterland ist ja berühmt für die Dorfbrauereien. Da hast du ja doch relativ viel von diesen Kommunenbraustätten, die heutzutage noch als aktive Brauhäuser bestehen. Und das ist zum Beispiel auch einer der Punkte, wo ich jetzt seit Jahren drauf bestehe immer hier, nachdem ich jetzt für die Ausbildung hier verantwortlich bin, dass wir unseren Braumeistern sowas auch mal zeigen. Also ich versuche immer jedes Jahr zwei Ausflüge zu organisieren, einerseits mit unseren internationalen Braumeisterkurs, wo wir dann mal über das Wochenende nach Thüringen fahren und dort in einem Museum quasi dieses handwerkliche, traditionelle Bierbrauen machen mit Maischen, offener Feuerung, offenes Kühlschiff und so weiter. Und dann einmal im Herbst quasi mit unserem deutschen Braumeisterkurs, wo ich dann entsprechendes organisiere und wir dann zusammen runterfahren und da einfach mal ein Wochenende raus aus allem, einfach nur aufs Bierbrauen fokussieren und da eigentlich immer eine sehr schöne Zeit zusammen haben.

Markus: Genau, da können wir auch ein bisschen vorgreifen gleich auf die VLB-Geschichte. Du meinst das Kloster Veßra, oder, die Brauerei dort?

Jan: Genau, genau, richtig, sehr gut informiert.

Markus: Wie gesagt, ich war da, habe mir die ja alle angeschaut. Damals war das aber noch sehr restriktiv, also die haben, glaube ich, ein-, zweimal im Jahr gebraut oder so, als ich da war.

Jan: Das ist immer noch so. Also das ist ja offiziell, dieses Brauhaus gehört dem Museum und ist natürlich Museumseigentum, also sprich eigentlich sollte es einfach nur in der Vitrine sein. Aber da gibt es halt einen entsprechenden lokalen Brauverein, der sich dem ein bisschen angenommen hat und mit der Argumentation, das natürlich so eine Brauanlage, wenn sie nur rumsteht, sich auch irgendwie kaputtsteht, ist dann dieses, naja, vom Museum ist uns erlaubt, wir dürfen hier fünf Sude im Jahr machen. Also dann wird quasi ein offizieller Sud gemacht für das Museum, der dann auch auf diversen Museumsfesten verkauft wird. Und dann sind halt vier Sude, die quasi für den Brauverein gemacht werden, wo dann auch dieses Typische, Dorfbrauverein, jeder nimmt seinen Teil mit Nachhause, nachdem die Hauptgärung vorbei ist, lagert das und nutzt das quasi für sein privaten Konsum. Also das gibt es durchaus noch und ist auch da existent.

Markus: Ja, also kann man den Hörern auch nur empfehlen, da mal generell nach Thüringen zu schauen, also tolle Brauereien, tolle Bierkultur. Auch viele historische Bierstätten, Steinach fällt mir da zum Beispiel ein, die ja, glaube ich, mal 23 Brauereien hatte oder so, also Wahnsinn, und eben viel, viel spannende Geschichten, die man sich da anschauen kann. Die andere Museumsbrauerei, in Anführungsstrichen, wo ihr seid, ist Vielau. Fahrt ihr da noch hin?

Jan: Da ist der Kontakt leider etwas eingeschlafen in den letzten Jahren. Da hatten wir ja wirklich einen offiziellen Kurs von der VLB, die wir dann in Zusammenarbeit mit der Petra da angeboten haben. Aber der wurde dann kaum noch nachgefragt und da ist es natürlich dann auch irgendwann, wenn die Teilnehmerzahlen soweit nach unten schlagen, dann lohnt sich das auch nicht mehr für uns, das anzubieten, deshalb haben wir das dann nicht mehr gemacht. Da muss man dazu sagen, die Kloster-Veßra-Geschichte, dieser Ausflug, das ist ja wirklich privat organisiert. Also wir machen das dann, ich biete es an, wir können runterfahren, aber dann mieten wir halt ein Auto zusammen, jeder zahlt seine Übernachtung und so weiter. Das ist kein offizieller VLB-Kurs, in dem Sinn, sondern einfach nur eine privat organisierte Exkursion.

Markus: Genau. Und Vielau, wie gesagt, Sachsen, auch eine Brauerei, die eben noch auf dem Stand von vor ungefähr 100 Jahren ist und auf jeden Fall auch spannend, sowas mal erlebt zu haben. Und da kommen wir so ein bisschen auch in dieses Thema, du hast dich dann entschieden, okay, irgendwie, wir haben jetzt genug Bier gebraut im Leben, jetzt kümmern wir uns mal um die Weitergabe unseres Wissens, wenn ich das mal so sagen kann. Wie kam das denn, dass du dann zur VLB nach Berlin gekommen bist?

Jan: Na, das war quasi ein Kontakt über einen ehemaligen Studienkollegen, wir waren mehr oder weniger im selben Jahrgang. Und der war damals hier schon an der VLB quasi Abteilungsleiter und hatte in dem Moment jemanden gesucht, der quasi auf einem Forschungsprojekt arbeiten kann und hatte mir das entsprechend angeboten. Also das ist ja die VLB von der Grundstruktur her, VLB steht ja für Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei. Versuch ist einmal quasi die Forschung, das ist immer noch eines unserer Hauptstandbeine. Also wir haben hier diverse Forschungsprojekte, die bei uns laufen, die von den verschiedenen Abteilungen oder Instituten bearbeitet werden und wir haben halt diesen Ausbildungsteil dann noch dabei, die Lehre. Das ist halt einerseits unser Braumeisterkurs, den wir anbieten, aber auch diesen internationalen Certified Brewmaster Course, den wir haben. Das sind quasi so die zwei Hauptstandbeine und der dritte ist quasi die Beratung. Wo ich dann ursprünglich erst mit einem Forschungsprojekt angefangen und aufgrund meiner Erfahrung dann grade in Schwarzbach, was man da so alles mitgemacht hat, bin ich dann auch mehr und mehr in die Beratung reingerutscht. Und bin dann über die Jahre wirklich international unterwegs gewesen, in vielen Brauereien da irgendwo beraten können, was natürlich auch eine sehr interessante Option ist.

Markus: Genau. Und wir haben uns ja das letzte Mal tatsächlich in den USA getroffen bei einer dieser Gelegenheiten, wo man eben viel im Ausland unterwegs ist. Und ich meine, das vielleicht auch nochmal für die Hörer, die sich da noch nicht so auskennen, sage ich mal, also VLB, du hast es grade schon gesagt, die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin und im Grunde eine der großen Forschungs- und Ausbildungsstätten rund um das Thema Bier in Deutschland. Und auch schon sehr, sehr lange natürlich tätig und entsprechend auch sehr international ausgerichtet. Und das ist auch spannend, weil man halt überall auf der Welt auf Leute trifft, die in irgendeiner Form mit der VLB schon mal Kontakt hatten, dort vielleicht eine Ausbildung gemacht haben oder sich beraten lassen oder Ähnliches. Und so ist es tatsächlich auch was, wo viele, ja, praktisch deutsche Bierkultur auch verbotschaftet wird so nach außen und andersrum auch viele Einflüsse eben aus dem Ausland auch zu uns nach Deutschland kommen. Und das merkt man auch, also die VLB ist auch ein sehr lebendiger Laden, sage ich mal, natürlich wird da auch Bier gebraut und gefeiert und genossen, aber eben auch viel sich ausgetauscht und viel Kultur entsprechend weitergegeben. Und das kann ich auch jedem nur empfehlen, wenn man da mal in Berlin ist, sich entsprechend eben umzusehen. Und das heißt jetzt, ihr bietet jetzt zum Beispiel für Leute, die gerne Braumeister werden wollen, Ausbildungen an, aber auch für Leute, die jetzt, sagen wir mal, in dieses Thema Bier als Seiteneinsteiger kommen. Habt ihr da auch Angebote?

Jan: Genau, also das geht bei uns quasi wirklich von ganz Basic-Kursen los. Das ist dieses Brewing in a Nutshell zum Beispiel, was wir wirklich auch als on-demand-Kurs Online stehen haben. Wo man sich einwählen kann, entsprechende Videos sich angucken kann, Prüfungsfragen dann gestellt kriegt und dann quasi so durch den Kurs durchgeht. Das ist wirklich so ein ganz Basic-Kurs, um erst mal ein Verständnis für Bierbrauen zu bekommen. Dann haben wir zum Beispiel unseren Craft-Brewing-in-Practice-Kurs, das ist dann ein zweiwöchiger Kurs, der bei uns hier angeboten wird. Zielpublikum bei dem Kurs ist eher Leute, die vielleicht eine Brauerei aufmachen wollen, aber nicht der verantwortliche Braumeister sein wollen. Die irgendwie ein bisschen Verständnis für den Prozess haben wollen, sich auch mit dem Braumeister unterhalten wollen und den verstehen wollen, aber nicht täglich im Sudhaus stehen und im Gärkeller und da entsprechend Bier produzieren. Also das ist ein englischer Kurs, der ist international, relativ gut nachgefragt. Da haben wir eigentlich jedes Jahr so 20, 30 Leute, die dann teilnehmen und sich hier quasi so mal die Basics abholen. Und dann die nächst größere Stufe ist ja quasi unser Certified Brewmaster Course. Das ist auch der internationale Kurs, der komplett in Englisch ist. Der ist dann ein halbes Jahr und da wird dann quasi so Braumeisterniveauwissen vermittelt. Und in dem Kurs dieses Jahr sind wir 22 Leute. Vor Corona, muss man sagen, waren das deutlich mehr, da hatten wir teilweise Jahrgänge bis zu 50 Leuten, wirklich international, 25 unterschiedliche Länder, alle Kontinente mit dabei gehabt. Ein sehr bunter Haufen, habe ich es immer bezeichnet. Das ist die eine und dann haben wir ja noch unseren deutschen Braumeisterkurs, den wir ja hier in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer anbieten. Das ist dann ein Kurs, der quasi für Deutschland oder Deutschsprachige zugeschnitten ist. Also sprich, da ist der ganze Kurs dann rein in Deutsch abzuhalten und der ist auch ein bisschen speziell. Weil der Certified Brewmaster Course der ist eher oder wird jetzt nächstes Jahr dann auch wieder voll in Präsenz sein. Also da müssen die Leute ein halbes Jahr hier in Berlin vor Ort sein im Hörsaal, im Praktikum und so weiter. Und dieser deutsche Braumeisterkurs, den wir jetzt anbieten oder den Vorbereitungskurs für die Meisterprüfung, der ist dann quasi mit so einem Blended-Learning-Konzept aufgebaut. Also wir haben quasi so circa drei Wochen, wo Selbststudium Zuhause angesagt ist und dann alle vier Wochen kommen die Teilnehmer hier bei uns rein, haben nochmal zusätzliche Vorlesungen, haben Praktikas in der Studiumbrauerei, in den Laboren, die wir hier haben und können dann quasi das Wissen jeweils vertiefen. Das ist im Endeffekt so aufgebaut, dass ich das berufsbegleitend irgendwo mit durchziehen kann. Wobei ich immer sage, seit bitte vorsichtig, nicht denken, ihr könnt 100 Prozent arbeiten und nebenbei noch schnell den Braumeister machen, weil es doch sehr zeitintensiv ist. Also normalerweise ist hier unsere Empfehlung, wenigstens eine Dreiviertelstelle maximal zu haben, dass man halt wirklich noch genug Zeit zum Lernen hat. Und man muss sich das so vorstellen, jede Woche geben wir quasi unseren Kursteilnehmern hier ein neues Thema vor. Teil des Braumeisterkurses ist ja auch unsere Fachbibliothek. Also die Teilnehmer bekommen hier, ich weiß gar nicht, 10, 15 Bücher, also quasi unsere kompletten gelben Bücher zur Verfügung gestellt und dann jede Woche, ist dann aus diesen Büchern ein Thema dran, was dann durchgearbeitet wird und was entsprechend dann betreut wird und behandelt wird.

Markus: Also richtig viele Aufgaben auch als Lehrbetrieb und natürlich auch Herausforderungen. Wie ging es euch denn in dieser Pandemiephase? Also das war für uns ja eine unglaubliche Umstellung auch mit diesem ganzen Thema Online und Blended und so weiter. Wie habt ihr das so erlebt und überlebt?

Jan: Oh ja, das war auch für uns erst mal eine große Herausforderung. Wobei, da muss ich sagen, da hatten wir Gott sei Dank die glückliche Position, dass wir kurz zuvor mit diesem deutschen Braumeisterkurs angefangen hatten und der war ja vom Konzept her schon so angelegt als Hybrid. Also sprich, wir haben einen Teil, wo die Leute Zuhause im Selbststudium lernen und dann halt Online-Vorlesungen sind und den praktischen Teil, das sie reinkommen. Daher hatten wir schon eine Art Plattform, die irgendwo für uns, wo wir uns schon auskannten und wo wir wussten, okay, okay, soundso müssen wir das aufsetzen, soundso funktioniert das. Und haben dann quasi in dem Moment, wo der erste Lockdown kam und die Schulen auch hier in Berlin geschlossen wurden, und in dem Sinne sind wir als VLB auch als Schule klassifiziert und mussten dann natürlich unsere Studenten Nachhause schicken. Und hat im Endeffekt zwei Wochen gedauert, dass wir dann quasi unseren internationalen Kurs, den Certified Brewmaster Course, auch in dieses Online-Lern-Tool überführen konnten. Und dann war das so, dass wir dann die Vorlesung teilweise wirklich von Zuhause gehalten haben oder teilweise, wenn wir vor Ort sein konnten, dass wir dann hier alleine im Hörsaal standen, nur die Kameras waren eingeschaltet. Und dann auf einem großen Screen im Hintergrund des Hörsaals waren dann die Teilnehmer, die sich entsprechend Online eingewählt hatten und haben dann die Vorlesung verfolgt. Ist bis jetzt auch für dieses Jahr immer noch soweit existent gewesen, also wir hatten diese Hybrid-Variante angeboten. Sprich, für die Vorlesungen konnten die Studenten entweder nach Berlin kommen, hier im Klassenraum sitzen oder sich Online einwählen. Wo ich sage, das ist schon immer faszinierend, wenn man dann irgendwie als Dozent vorne steht und hinten dann sieht, die einen, wenn sie eher in Asien sitzen, Thailand oder Ähnliches, die sind dann irgendwie am späten Nachmittag, da sieht man schon fast die Sonne untergehen. Und die anderen Kursteilnehmer, die sich aus Brasilien einwählen, bei denen geht die Sonne grad erst auf. Das ist dann schon immer so ein sehr spezielles Erscheinungsbild dann. Aber macht natürlich auch Spaß, grad wenn man die Flexibilität hat. Und das muss ich sagen, jetzt grad auch mit unserem Handwerksbraumeisterkurs, wir haben ja immer freitags dieses Online-Tutorium und ich bin dann eher in dem Bereich Gärung zuständig. Dann machen wir natürlich freitags Online-Tutorium und dann immer, wenn man auf der Beratung unterwegs ist, dann muss man da halt versuchen, sich da einzuwählen. Also ich hatte es dieses Jahr da in den USA, wo wir uns getroffen haben, da hatte ich mich dann halt früh vom Hotelzimmer eingewählt. Oder dann zwei Wochen später war ich in Indien für eine Beratung, da hatte ich mich dann ins Sudhaus gesetzt und habe mich da eingewählt und dann die Vorlesung gehalten. Wo ich sagen muss, da bin ich immer fasziniert drüber, das zu sehen, was da heutzutage wirklich möglich ist und was man da umsetzen kann.

Markus: Ja, ich finde auch, da hat sich wahnsinnig viel getan. Und ich muss auch sagen, also diese lustigsten Situationen aus den Anfängen der Pandemie, wo man dann wirklich Leute im Schlafanzug da sitzen hat oder so, das war schon teilweise echt witzig, bis sich da auch so eine gewisse, naja, Zivilisierung eingependelt hat bei der ganzen Nummer. Aber was ich auch sehr faszinierend fand, und ich glaube, das ist ja für euch in der Beratung auch spannend, das jetzt diese virtuelle Geschichte extrem zugenommen hat. Also mir haben schon Leute erzählt, dass sie mit so einer Art 3D-Brille durch die Brauerei gehen und dann praktisch übertragen, was sie sehen und dann eine Beratung fast so möglich ist, als wäre man vor Ort. Habt ihr solche Sachen auch schon gemacht, erlebt?

Jan: Soweit noch nicht, also mit 3D-Brille haben wir bis jetzt noch nicht gearbeitet. Ich habe mal wirklich während des Lockdowns eine Online-Brauereibesichtigung in Thailand, wo sie dann wirklich mit Kamera und Mikrofon und Kopfhörer immer mit mir irgendwie durch die Brauerei durchgegangen sind. Wobei ich zugeben muss, dass jetzt, nachdem es ja quasi vorbei ist, deutlich wieder zurückgekommen ist. Also man merkt, dass oft die Anfragen sind, nee, nee, komm du mal rüber geflogen, lauf mal durch den Betrieb und guck dir das genau an. Muss ich zugeben, finde ich teilweise auch wesentlich effizienter. Weil, man kennt ja als Brauer oder ausgebildeter Braumeister seine Trickstellen und dann hat man oft in der Brauerei, wo man dann, komm, guck da nochmal hin, mach da nochmal. Wo ich sagen muss, was jetzt wesentlich effizienter ist, ist halt die ganze Beratung. Weil, teilweise machen wir jetzt Online-Meetings zuvor, gehen die Themen schon mal durch, grad wenn es so ums Trouble-Shooting geht, dass man sagt, okay, wir könnten das, das und das ausprobieren und dann teilweise werden schon mal kleine Versuche von den Brauereien gemacht. Und in dem Moment, wo man dann rüber fliegt, dann kann man dann zusammen sich die Biere nochmal angucken, die Qualität überprüfen, sagen, okay, der Versuch hat funktioniert, bei dem hat es nicht funktioniert. Und dann zusammen eine Entscheidung fällen und sagen, okay, jetzt rollen wir quasi diesen Versuch auf die große Charge aus und versuchen das dann entsprechend umzusetzen. Also da, würde ich sagen, ist es auf alle Fälle wesentlich effizienter geworden, jetzt die Beratung. Aber eine reine Online-Beratung sehe ich immer noch als relativ skeptisch an. Weil oft hat man einfach dieses vor Ort, teilweise einfach so Momente, man läuft durch die Brauerei und man nimmt einfach so einen gewissen Geruch wahr, es riecht irgendwie komisch, das fehlt natürlich Online. Und oft findet man dann irgendwo Schwachstellen im Betrieb einfach durch alle Sinne nutzen.

Markus: Ja, natürlich und ist halt auch was anderes, wenn man die Atmosphäre von einer Brauerei wirklich vor Ort in sich aufnehmen kann und dann eben auch so ein Gespür dafür entwickelt, wie der Laden läuft oder vielleicht auch nicht läuft, je nachdem, worum es dann jeweils geht. Und man muss ja auch sagen, also es sind jetzt schon ein paar Wochen vergangen, seitdem wir uns in den USA gesehen haben und zwischendurch wollten wir mal einen Termin machen und dann warst du mal in Afrika und mal in China und so. Also das heißt, dein Leben ist schon auch wieder sehr vielfältig und bunt geworden, grade was das Reisen angeht. Hast du vielleicht so ein, zwei Geschichten jetzt so aus den letzten Reisen, wo du sagst, das war spannend, da hast du echt tolle Sachen erlebt?

Jan: Also in der Beziehung ja, das ist jetzt erst mal bei uns deutlich wieder zurückgekommen, also ich würde jetzt fast behaupten, dass wir wieder auf vor-Corona-Niveau sind. Man merkt, dass auch viele von unseren VLB-Mitgliedern jetzt wieder Beratung anfragen. Ein ganz spezielles Erlebnis, muss ich sagen, war für mich jetzt meine letzte Indienreise jetzt vor zwei Wochen. Da haben sie mich ja mal wirklich einmal quer durch das Land gescheucht. Da muss man dazu sagen, wir hatten diese Mitgliedsbrauerei, die schon seit Jahren VLB-Mitglied ist, die ich auch regelmäßig berate, also sprich, einmal im Jahr bin ich dann nach Südindien geflogen. Und eine schicke Brauerei, sehr gute Biere auch. Und wir haben dann immer eine Woche zusammen in der Brauerei verbracht und haben halt verschiedene Themen diskutiert, Optimierung, Rezeptideen überlegt und so weiter. Und über Corona haben sie dann irgendwie die Chance gehabt, noch weitere Brauereien dazu zukaufen, sind jetzt quasi zu einem Brauerei-Konzern aufgestiegen und dann hatten wir die ganze Zeit versucht, immer eine Beratung zu organisieren. Dann war aber, entweder war Deutschland im Lockdown oder Indien war im Lockdown, das war ja so ein Ping-Pong-Spiel teilweise. Sodass es jetzt wirklich seit 2019, war ich das letzte Mal unten, jetzt erst wieder möglich war für mich, da nach Indien zu reisen. Und dann war jetzt die Aussage, ja, jetzt machen wir aber mal eine Intensivtour und wir gucken uns jetzt mal alle fünf Brauereien in einer Woche an. Und fünf Brauereien in einer Woche angucken, klingt jetzt erst mal nicht viel. Du kommst aus Bamberg, ich meine, in Bamberg kannst du das irgendwie in ein paar Stunden machen, aber in Indien war das halt dann jeweils wirklich über das komplette Land verstreut, mit stundenlang im Auto, drei, vier Stunden im Flieger. Also das war ein sehr intensives Reiseerlebnis. Aber ich muss sagen, man hat auch sehr viel vom Land gesehen oder wirklich von Delhi, über Kalkutta, Chennai runter, richtig Südindien, Südwestindien, komplett unterschiedliche Landstriche, Natur und so weiter, also das war schon sehr faszinierend. Und da auch mal mit den Leuten in Kontakt zu kommen und das ein bisschen zu erleben mal so, sehr, sehr faszinierend.

Markus: Ja und bestimmt auch kulinarisch interessant, oder? Indien hat doch unheimlich viel zu bieten, was die Küche angeht.

Jan: Solange man mit dem scharfen Essen zurechtkommt. Da musste ich mich ja doch über die Jahre her erst mal etwas dran gewöhnen, weil so als normal Deutscher bist du ja normalerweise kaum scharfes Essen gewöhnt. Ich glaube, meine erste größere Reise ging damals nach Korea. Das war schon eine Herausforderung für mich, weil ich einfach mit dem scharfen Essen nicht zurechtkam. Mittlerweile bin ich großer Fan vom koreanischen Essen und man merkt auch, dass man sich an die Schärfe halt entsprechend gewöhnt und es dann auch irgendwo zu schätzen und zu lieben lernt. Also wenn ich sehe jetzt letzte Woche in Kamerun, die scharfe Soße, die es dann immer zum Essen gab. Man muss sie immer noch vorsichtig nehmen, aber man hat durchaus zugegriffen und es auch gut vertragen. Und grad in Indien ist natürlich dann auch, das ist ja im Endeffekt ein eigener Kontinent und da ist halt auch das Essen von Nord- nach Südindien sehr unterschiedlich und immer wieder faszinierend.

Markus: Ja, also das kann ich auch nur so bestätigen und ich muss sagen, ich habe mich auch erst dran gewöhnen müssen. Aber mir geht es wie dir, ich hab mich da auch wirklich in diese Kulinarik und auch grade in dieses intensive Aromatische und gerne auch Scharfe so ein bisschen verliebt und mag das gerne. Und da kommen wir auch so ein bisschen zurück nach Berlin, weil Berlin ja immerhin als Stadt eine große Vielfalt hat, auch was die Kulinarik angeht, aber auch, was das Bier angeht. Wie erlebst du das denn? Also ich meine, du bist ja schon so ein paar Jahre in Berlin, wie hast du so die Entwicklung der letzten 10, 15 Jahre mitgenommen und wie gefällt es dir da so bierig gesehen in Berlin?

Jan: Also in der Beziehung muss man schon sagen, ich hatte ja quasi da noch den Cut mit meiner Zeit als Student hier, so Ende der 90er, Anfang 2000. Da war ja so Craftbeer und so weiter quasi noch kaum bekannt, waren das zwei, drei Gasthausbrauereien hier in Berlin. Das waren dann aber auch eher welche, die halt auf typisch deutsche Bierkultur gemacht haben, mit Eisbein und entsprechend, böse gesagt, Touristenfallen halt. Und es kam ja dann erst über die Zeit, teilweise auch wirklich Studienkollegen von mir, die hier entweder in Berlin hängengeblieben sind und Brauereien aufgemacht haben und jetzt mittlerweile eine der beste Brauereien hier darstellen. Oder halt auch wieder aus einem Braumeisterjob zurückgekommen sind, gesagt haben, nein, ich will was Selbstständiges machen, ich mache mir jetzt meine eigene Brauerei hier auf. Und die sich über die Jahre wirklich hier in Berlin gut etabliert haben, sehr gute Biere wirklich am Markt haben. Also in der Beziehung ist auch wirklich schon die Vielfalt deutlich größer geworden. Und ich meine, mittlerweile haben wir hier, ich glaube, 20, 25 unterschiedliche Brauereien. Ich muss zugeben, die aktuellsten Zahlen habe ich gar nicht so im Kopf, weil alle halbe Jahr irgendwie eine neue Brauerei, ein neues Brauprojekt irgendwo dazukommt. Das kommt ja noch dazu, diese ganzen Gypsy-Brauer, die dann irgendwo mit Rezeptideen noch an den Markt kommen, sich irgendwo in Anlagen einkaufen und dann mal halt eine Charge, zwei Chargen von ihrem Bier brauen lassen. Auch die sind jetzt mit auf dem Markt und machen natürlich diesen ganzen Markt sehr bunt, sehr vielfältig und auch sehr interesssant.

Markus: Ja, also Berlin kann man wirklich nur auch wieder den Leuten ans Herz legen, was das Bier angeht, ist ja eine unglaubliche Vielfalt, wie du schon sagst, die man da erleben kann und auch sehr authentisch. Also es gibt auch viele Leute, die jetzt zum Beispiel aus den USA nach Berlin kommen, aus England, aus Belgien und dort dann eben einfach irgendwas mit dem Thema Bier machen, sei es jetzt Bars oder eben Brauereien oder Läden und man dort eben dann überall so ein bisschen jeweils so eine kleine Stippvisite in die eine oder andere Bierkultur machen kann. Und ich habe auch über Berlin ja schon zwei Bücher geschrieben oder drei, weiß ich gar nicht, rund um das Thema eben Brauereien, auch die Geschichten erzählt. Und da ging es mir so wie dir, also am Anfang hat man tatsächlich noch diese Hell-, Dunkel-, Weizen-, Eisbein-, Schnitzel-Kultur gehabt und das hat sich dann doch relativ schnell gewandelt in eine große Vielfalt. Und, ja, also ich meine, wir sind ja ein werbefreier Podcast, deswegen können wir gerne auch Namen nennen. Also mich beeindruckt da tatsächlich zum Beispiel so jemand wie der Oliver Lemke, der einfach sich da unglaublich entwickelt hat und jetzt auch zusammen mit anderen natürlich sich dieses Thema Berliner Weisse angenommen hat. Also da muss man natürlich die Uli Genz noch sagen mit der Schneeeule und letzten Endes ja euch auch. Also die VLB hat ja eine eigene Brauerei und mit dem Kurt Marshall auch jemand, der sich schon seit Ewigkeiten mit der Berliner Weisse beschäftigt. Bist du denn da im Studium oder dann später in Berührung gekommen mit der Berliner Weisse schon?

Jan: Also im Studium, muss ich sagen, eher weniger. Klar, wenn man nach Berlin gezogen ist, dann hat man erst mal, ja, Berliner Weisse, sagt einem was, aber naja, dieses Sauerbier und so weiter. Und, ganz ehrlich, mein alter Professor der Herr Wackerbauer, der hatte dann von der Berliner Weisse auch keine große Meinung, keine Begeisterung, uns da diesen Bierstil irgendwie näherzubringen. Also das ist, glaube ich, wirklich später, deutlich später erst gekommen. Und weil du es grad erwähnt hast, unser Kurt Marshall, der ist ja wirklich, hat sich da sehr etabliert. Der schöne Funfact ist ja, Kurt als US-Amerikaner kommt nach Berlin und etabliert hier bei uns erst mal wieder die Berliner Weisse. Und er macht ja jetzt mittlerweile auch wirklich eine sehr gute Berliner Weisse, muss ich sagen, die wirklich gut trinkbar ist, ohne dass man da einen Sirup oder Ähnliches dazugeben muss. Und mittlerweile laufen sogar schon einige Forschungsprojekte bei uns auch in der Richtung Produktion von Berliner Weisse und so weiter. Also man sieht, deswegen auch dieser Bierstil von einem eher am aussterben befindlichen Bierstils zu einem wirklich dominierend, na, nicht dominierenden, aber, ja, beachteten Bierstil entwickelt hat.

Markus: Genau, also für Berlin halt einfach eine Frage der Identität. Also das war so ein bisschen das Thema, als ich zum ersten Mal so richtig den Biermarkt in Berlin mir angeschaut hab, das ist ja schon lange her, da hatte man so ein bisschen das Gefühl, das eben eine Berliner Bieridentität so ein bisschen gefehlt hat. Also bis zur Wende war das irgendwie noch da, da gab es halt die Kindl Brauerei auf der einen Seite und eben die große Brauerei im Osten auf der anderen Seite. Aber dann, dann war das so ein bisschen so, als würde man in Hamburg sagen, wir machen aus dem HSV und Sankt Pauli einen Fußballklub und alle Fans sollen da jetzt weiterhin jubeln. Und so, habe ich das Gefühl gehabt, war das dann in Berlin, als die ja auch zusammengegangen sind, die beiden großen Brauereien. Und man dann so ein bisschen gemerkt hat, auf einmal war dann Raum da für Rotkäppchen, nein, nicht, wie heißt es, Rothaus oder dann eben Tegernseer zum Beispiel, Augustiner, die dann den Berliner Biermarkt sehr erobert haben. Und ich glaube, die Berliner wollten einfach wieder irgendwie was Eigenes haben. Und da waren dann so Berliner Brauereineugewächse wie eben Lemke zum Beispiel und dann eben auch eigene Bierstile, die wieder eine Berliner Biergeschichte erzählen können, das war irgendwie schon wichtig und sind auch irgendwie Exportschlager. Man darf ja nicht vergessen, dass zum Beispiel Lemke ja mittlerweile kontainerweise Berliner Weisse in die USA liefert und dort dann entsprechend auch verkauft. Also das ist schon auch ein ganz spannendes Thema, wie man so eine Bierkultur wiederbeleben, erwecken und aus dem Dornröschenschlaf so ein bisschen zurückholen kann. Schmeckt es dir denn, das Thema Berliner Weisse mittlerweile oder immer noch nicht so?

Jan: Also sagen wir mal so, es ist kein Bierstil, der bei mir als Standard im Kühlschrank liegt Zuhause, da bin ich dann doch eher der typische Pils-, auch mal Weizen-, mal ein IPA-Trinker, aber wenn es angeboten und wenn es eine gute Weisse ist. Also da ist wirklich, da sieht man schon auch Unterschiede. Also teilweise sind sie ja wirklich zu saure Biere, die dann eine relativ niedrige Drinkability haben. Und ich möchte dann schon gerne auch am Abend dann mal ein, zwei Liter Bier trinken können und nicht nach einem kleinen Glas sagen, du, also irgendwo stockt mein Magen und ich kann da nicht weitertrinken. Aber es gibt durchaus auch zwei, drei Berliner Weisse, die wirklich eine sehr gute Drinkability haben, wo man da sich schön dran festhalten kann und die auch einen ganzen Abend entsprechend genießen kann, ohne dass man jetzt großartig eine Sirupzugabe machen muss.

Markus: Absolut, ja. Und man muss auch sagen, es ist halt auch ein großer Unterschied, ob man jetzt sagt, so wie eben zum Beispiel der Oli oder die Uli, das man wirklich versucht, die historischen Kulturen zu verwenden und sich dem auch ein bisschen anzunähern. Da kommen dann auch automatisch ganz andere Biere dabei raus, als wenn man einfach nur irgendwas Kesselsaures macht und dann halt das Ganze auch Berliner Weisse nennt. Das ist dann halt immer natürlich ein bisschen schwierig, aber, gut, ich meine, insofern, ja. Und für mich das zweite Thema, was ich gerne in Berlin entdecke, ist tatsächlich das Thema holzfassgereifte Biere. Auch da ist ja zum Beispiel Oli Lemke einer, der ganz vorne dran ist in Deutschland, ganz viel experimentiert und macht und tut. Und auch, glaube ich, als einer der ersten dieses Thema Blending wieder für Bier rausgeholt hat, was in Deutschland ja lange Zeit, glaube ich, eher verpönt war. Aber jetzt eben zu sagen, okay, ich stelle mir aus verschiedenen Bieren, verschiedenen Fässern dann eben ein Bier zusammen, was dann am Ende in der Mischung so ist, wie ich mir das wünsche, wie ich mir das vorstelle. Und da kommen ja auch tolle Sachen dabei raus, meistens ziemlich alkoholisch. Wie geht es dir denn damit?

Jan: Ja, da muss ich sagen, da bin ich dann schon eher ein Fan an, also da gibt es ja durchaus sehr schöne Biere, sehr interessante Biere. Und da hast du Recht, da sind jetzt mittlerweile doch auch einige Brauer, die hier in Berlin damit anfangen, so eine Holzfassreifung in den verschiedensten Varianten zu machen. Also gesehen habe ich das jetzt das letzte Mal bei unserem Meisterabschied von dem Handwerksbraumeister, da waren wir ja von BRLO eingeladen und die haben ja dann auch ihr Holzfassreifungsprogramm da. Und dann hatten wir mal die Möglichkeit, da auch aus diversen Fässern mal sowas zu probieren und quasi noch vor-geblendet, wo man dann mal gesehen hat auch, wie unterschiedlich so Biere so schmecken können. Je nachdem aus welchem Fass sie kommen, je nachdem wie das Fass vorgelagert wurde, ob es ein Tequila-Fass war oder ein Rum-oder ein Whisky-Fass, man kriegt ja da noch ganz andere Aromanoten mit rein. Und dann da nochmal anzufangen, das zu verschneiden, das ist wirklich eine extrem große Spielwiese und macht so einen kompletten Herstellungsprozess von einem Bier natürlich extrem komplizierter, komplexer und aufwendiger.

Markus: Und ist eine ganz neue Welt irgendwie, also dieses ganze Thema Holzfassreifung, da gab es ja vor Kurzem auch den Barrel Summit in Berlin. Das geht ja auch über das Thema Bier raus. Also bei Spirituosen, okay, da kennt man das. Aber jetzt zum Beispiel auch, dass man Kaffeebohnen in vorbelegten Holzfässern sozusagen lagert und dann über diese Aromatisierung wiederum bestimmte Aromen im Kaffee erzeugen kann. Also klingt vielleicht für viele erst mal komisch, aber ich habe es mittlerweile an vielen Ecken der Welt schon probieren dürfen und es ist wirklich faszinierend, was da alles geht und wie man sich mit diesem Thema, eben Holz und Aroma und Fermentation und so weiter, wirklich ganz spannend in verschiedenste Getränkewelten so ein bisschen, ja, vorarbeiten kann. Da sind wir vielleicht nochmal bei deiner aktuellen Arbeit, da geht es ja gar nicht nur um Bier oder?

Jan: Inwieweit meinst du aktuelle Arbeit?

Markus: Na, im Institut oder, da macht ihr doch auch andere Getränke oder geht es da hauptsächlich um das Thema Bier?

Jan: Also da, muss man dazu sagen, wir als VLB, wir haben ja diverse Abteilungen hier, Forschungsinstitute, wie sie bei uns ja bezeichnet werden. Und da haben wir einerseits das Forschungsinstitut, wo ich jetzt quasi inne hab, Bier- und Getränkeproduktion. Also da machen wir halt meistens alles, was mit Bier, vom Sudhauseingang, Malzannahmen bis fertige Flasche kommt. Aber wir haben zum Beispiel auch unsere Kollegen von der Biotechnologieabteilung, die dann eher an sauerfermentierten Getränken dran sind, Kombucha, Kefir und so weiter und da momentan dran sind. Teilweise relativ viel auch Industrieprojekte haben, wo wir Rezeptentwicklung in dieser Richtung machen. Aber wir haben jetzt mittlerweile auch schon drei, vier Forschungsprojekte, die sich mit dem Thema befassen. Weil, da muss man dazu sagen, das grad diese Getränke, ich meine, wenn wir uns die Bierforschung angucken, das ist seit wie viel 1.000-Jahren, kennt die Menschheit Bier und seitdem wird versucht, das Bierrezept irgendwie zu optimieren. Diese sauerfermentierten Getränke sind ja doch relativ neu oder relativ neu, dass sie jetzt quasi erst diesen Schritt in die Industrialisierung machen. Dass sie jetzt von diesem, ich produziere das Zuhause bei mir in der Küche auf der Fensterbank zu, ich will das jetzt wirklich in 100-Hekto-, 1.000-Hekto-Maßstab da herstellen, diesen Schritt jetzt erst gehen. Und da ist wirklich noch sehr viel Forschungsbedarf vorhanden, weil das ist natürlich oft, ja, dann nehmen wir halt einfach Brauereianlagen. Aber die sind natürlich für solche Prozesse, die dann teilweise Sauerstoff bedarfen, da eine Mixed-Fermentation drinne ist, wo wirklich unterschiedlichste Kulturen miteinander agieren müssen und teilweise dann auch scrappy bilden, die ich kaum händeln kann, die nicht pumpfähig sind oder ähnlich. Das sind auch wirklich große Herausforderungen für den Getränkeproduzenten, aber natürlich auch neue Betätigungsfelder für die Forschung.

Markus: Ja, da muss man ja auch ein bisschen in die Zukunft schauen. Wenn wir uns den deutschen Biermarkt anschauen, da gibt es natürlich schon gravierende Veränderungen, die Leute trinken weniger klassisches Bier, auf der anderen Seite nimmt alkoholfreies Bier und alkoholarmes Bier als Segment deutlich zu. Und dann haben wir natürlich noch viele andere fermentierte Getränke, die den Markt irgendwie bereichern. Wie siehst du das denn so in der Zukunft und was sind für euch vielleicht auch Schwerpunkte in der VLB, wo ihr euch damit beschäftigt?

Jan: Also wie gesagt, das alkoholfreie Bier, ja, das ist auf alle Fälle ein Wachstumsmarkt, was ich jetzt auch in den nächsten Jahren weiterhin so sehen werde. Weil, man hat es einerseits in der jüngeren Generation, es ist mehr so dieses Gesundheitsbewusste, weniger Alkohol konsumieren. Das hat man drin, man hat religiöse Gründe, man hat Gründe, dass man halt Autofahren will, muss und dementsprechend nicht trinken kann. Oder einfach während des Tages, wenn man auf Arbeit ist, ist ja mittlerweile mehr und mehr Alkoholverbot in allen Arbeitsstätten und dementsprechend ist halt das alkoholfreie Bier mehr und mehr nachgefragt. Und ich sehe das mittlerweile am Markt so, dass jetzt doch einige Brauereien es hingekriegt haben, die Rezepte so zu designen, das wir hier wirklich sehr nah am Originalbier dran sind, dass man teilweise kaum noch einen Unterschied schmecken kann zwischen original alkoholhaltigen Bier und dem entsprechenden alkoholfreien Konterfei dazu. Und das macht es natürlich interessant und bietet natürlich dem Konsumenten auch deutlich mehr Option jetzt und mehr Möglichkeiten, hier sich mit der entsprechenden Biervielfalt auszudrücken oder zu etablieren.

Markus: Und ist das für euch als VLB auch ein Thema, also habt ihr Entalkoholisierung zum Beispiel oder eben andere Hefen oder sonstige Produktionsverfahren, gehört das bei euch zur Ausbildung auch dazu?

Jan: Einerseits zur Ausbildung gehört es dazu. Also das ist quasi Teil unserer Braumeisterkurse, da haben wir entsprechende Vorlesungen mit drinne. Ich selber habe jetzt irgendwie in den letzten zwei Jahren, drei Jahren so viele Vorträge über Herstellung von alkoholfreiem Bier gehalten, ob das jetzt in den USA war letztes Jahr oder jetzt letzte Woche erst in Kamerun, in Indien, überall immer mal wieder dieses Thema. Also man merkt, dass es erst mal nicht nur ein deutschlandspezifisches Thema ist, sondern das es halt weltweit ein großes Thema ist. Grad in den USA sehe ich das momentan, fast jeder spricht über irgendeine Möglichkeit, alkoholfreies Bier herzustellen. Und natürlich bei uns nicht nur in der Ausbildung, sondern auch entsprechend in der Forschung und Entwicklung ist es drin. Also wir sind grad dabei, ein, zwei Forschungsanträge hier zu stellen, die sich mit Thema alkoholfreies Bier beschäftigen. Aber auch unsere Kollegen von der Biotechnologieabteilung, die sind halt auch in dem Bereich sauerfermentierte Getränke mit diversen Forschungsprojekten dabei und versuchen sich hier zu etablieren. Und wir haben auch doch relativ viele, über die letzten Jahre, Anfragen aus der Industrie, wo es drum geht, wir wollen alkoholfreies Bier bei uns etablieren, könnt ihr uns bei der Rezeptentwicklung helfen? Dann machen wir hier Versuchssude bei uns, ob das mit speziellen Hefen ist oder ob das gestockte Gärung sind, ob das Verschnittmöglichkeiten sind mit einem entalkoholosiertem Bier oder Ähnliches. Also da, für den Brauer ist es sehr kompliziert, ein alkoholfreies Bier, ein wirklich geschmacklich hochwertiges alkoholfreies Bier herzustellen, aber ich würde sagen, für den Kunden ist es im Endeffekt nur ein Zugewinn, weil er einfach dann noch mehr Möglichkeiten hat, hier ein gutes Getränk zu konsumieren.

Markus: Hast du da einen aktuellen Favoriten, was die beste Produktionsweise momentan ist oder ist es vielleicht die Mischung oder gibt es vielleicht bei euch irgendwas, was ihr grade so im Hexenkessel habt, was man demnächst vielleicht erwarten kann, was kommt?

Jan: Aktuellen Favoriten, da hatte ich ja schon gedacht, du fragst nach meinen lieblingsalkoholfreien Bier.

Markus: Auch gerne.

Jan: Ja, da weiß ich nicht, ob man das so … also es gibt ein, zwei auf dem Markt, die ich wirklich sehr gut finde, wo ich wirklich sage, die sind an dem Originalbier dran, das auf jeden Fall. Ich persönlich muss sagen, um da wieder zurück zu der Aussage, für den Brauer ist es extrem kompliziert, gutes alkoholfreies Bier herzustellen, sehe eigentlich die Chance hier nur da drinne, das es halt kombinierte Methoden sind. Also ich habe jetzt so die zwei Hauptmethoden, ich kann entweder Alkohol erst gar nicht erzeugen, sprich, eine gestockte Gärung machen oder ich kann Alkohol nachträglich entfernen. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Und grad die Nachteile, wenn ich dann beide verschneide, heben sich mehr oder weniger auf und führen dann dazu, dass ich hier wirklich ein gut balanciertes Bier auf den Markt bringen kann, was quasi nah an das Originalbier rankommt. Und deshalb sage ich bei Methoden immer, irgendwo eine Kombination zwischen einem gestockten Gären, einer Entalkoholisierung. Vielleicht noch ein bisschen mit Hopfen spielen, weil natürlich Hopfenaroma hier auch gut Fehlaromen überdecken kann und kommutieren kann. Also da gibt es für den Brauer sehr große Spielflächen, sehr großen Spielplatz, sich auszuleben.

Markus: Und spezielle Hefen spielen für dich weniger eine Rolle oder kommt das auch noch mit in den Topf?

Jan: Das kommt auch noch mit in den Topf, das zähle ich zu diesen biologischen Verfahren. Also nicht nur gestockte Gärung, sondern halt diese maltosenegativen Hefen, die halt keine Maltose verwerten können, dementsprechend einfach weniger Alkohol produzieren. Das sehe ich zum Beispiel als eine große Chance für grad kleine Brauereien, die natürlich nicht mehrere 100.000 Euro übrighaben, um in eine Entalkoholisierung zu investieren. Einfach mit dem richtigen Hefestamm in den normalen Gärtanks, im normalen Verfahren kann ich da ein alkoholfreies Bier herstellen und ist grad für kleine Brauereien hier eine sehr schöne Möglichkeit, noch zusätzlich Biertypen am Markt zu etablieren.

Markus: Finde ich auch sehr wichtig und für mich auch ein Punkt. Damit entfällt auch so ein bisschen diese Entschuldigung, die viele kleine Brauereien immer sagen, ja, wir können uns das nicht leisten, deswegen machen wir das nicht. Also da gibt es mittlerweile schon Möglichkeiten, zumindest mal in das Thema einzusteigen und sein Portfolio da entsprechend zu erweitern. Ja, also vielen, vielen Dank für deine Zeit und für die vielen Infos und für diesen Parforceritt sozusagen, sowohl durch die deutsche Biergeschichte als auch durch dein Leben und die vielen Stationen. Ich wünsche dir noch eine ganz schöne Zeit, einen schönen Sommer natürlich und viele gute Biere mit und ohne Alkohol. Und, ja, gibt es noch ein Reise-Highlight dieses Jahr für dich?

Jan: Das muss ich mal noch abwarten, was sich da entwickelt. Also aktuell steht jetzt erst mal für nächste Woche China an, da bin ich mal gespannt. Über die Pandemie war natürlich auch keiner von uns in China, mal sehen, wie sich das Land so in den letzten vier Jahren da entwickelt hat, wie da aktuell der Biermarkt aussieht. Also da bin ich schon gespannt. Ansonsten, wenn ich so meinen Kalender angucke, ist da auf alle Fälle noch Thailand mit dabei, Indien noch einmal. Nicaragua wird auch wieder spannend. Also da werden noch sehr viele Reisen auf mich zukommen dieses Jahr.

Markus: Wunderbar. Also safe travells, wie man so schön sagt und auf ein baldiges Wiedersehen in Berlin mal bei einem Bierchen.

Jan: Auf jeden Fall. Ich bedanke mich, vielen Dank.

Markus: Sehr gerne, vielen Dank auch, tschau.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 54 – Interview mit Carlo Castlunger, Koch und Brauer bei gustAhr beer + more aus St. Johann, Südtirol

Sieben Jahre lang versuchte sich Carlo Castlunger als Hobbybrauer, bevor der gelernte Koch umsattelte und von der Bratpfanne zum Sudkessel wechselte. Mitgenommen hat er vor allen seine Erfahrung als Küchenchef und denkt seine Biere genauso wie früher sein besten Rezepte. Eine Herangehensweise, die auch schon der berühmte Bierbuchautor Michael Jackson sehr schätzte. Im BierTalk verkosten wir die spannenden Biere aus der Feder des sympathischen Südtirolers, darunter auch sein Zirbenbier, das komplett mit Rohstoffen aus dem Alpenparadies gebraut wird…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder eine spannende Reise ins Ausland, eigentlich gar nicht so weit weg, wir gehen nach Italien und zwar dort ganz oben nach Nordosten. Also viel weiter nördlich kann man in Italien gar nicht sein, oben rechts. Und da gibt es ein Tal, das Ahrtal, da gibt es einen Fluss, die Ahr und dort ist ein Ort, St. Johann. Und dort gibt es eine Brauerei, nämlich gustAhr und dort ist der Carlo Castlunger. Und da freue ich mich total, dass du da bist, das wir mal wieder in Südtirol sein können. Und, ja, Carlo, erst mal hallo und vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Carlo: Ja, hallo, grüß dich. Ich bin der Carlo, guten Abend an alle Zuhörer. Und ich bin ja der Brauer von der Brauerei gustAhr, was es seit 2019 gibt. Und wie du gesagt hast, ist die nördlichste Brauerei von Italien, ganz nördlich. Und seit eineinhalb Jahren bin ich dort als Brauer, nach sieben Jahre Erfahrung als Hobbybrauer, habe ich die Gelegenheit genommen und bin ich in den Brauberuf eingestiegen. Und eigentlich bin ich Koch, ausgelernter Koch. Ich war 30 Jahre Koch, davon 20 Jahre Chefkoch über ganz Europa und in Amerika. Und dann, nach 30 Jahren habe ich mir gedacht, nehme ich mir ein bisschen mehr Zeit für die Kinder und dann probiere ich es mal als Brauer, weil es schon mein Hobby ist und ich liebe das Brauen.

Markus: Ja, das klingt doch nach einer schönen Idee. Und ganz kurz gefragt, ist denn der Weg weit, vom Koch zum Brauer?

Carlo: Nein, eigentlich gar nicht, weil es, wie ich immer sage, Bierbrauen ist wie eine gute Suppe zu kochen. Weil, du musst vom Anfang bis zum Schluss genau arbeiten und pflegen, mit Liebe. Und zum Schluss verfeinern mit Kräutern in der Suppe und Aromahopfen im Bier und das verarbeiten. Und, ja, das ist gar nicht weit weg, man kocht, man nimmt die besten Produkte her, eigentlich hat ganz Familiäres zum Kochen und ist eine gute Voraussetzung für einen Koch, denke ich.

Markus: Das heißt also, wenn ich mal ausprobieren will, ob jemand ein guter Brauer ist, dann kann ich sagen, bitte mach mir eine Suppe?

Carlo: Ja, wird sicher gelingen, ja. Der Michael Jackson, nicht der Popsänger, sondern der größte Bierkritiker von der Welt, ist mittlerweile schon verstorben leider, der hatte gesagt, er freut sich immer, wenn ein Bier bringt, weil die Köche bringen die besten Biere, hat er gesagt.

Markus: Na, das klingt doch schon mal gut. Und du hast mir ja auch vier Biere geschickt. Beziehungsweise wir haben uns ja in Bozen auch schon getroffen, da habe ich auch schon Biere probieren dürfen, das war ja auch schon ganz toll. Aber ich habe jetzt eben auch die vier Biere hier und das ist eine ganz gute Gelegenheit, da können wir die vielleicht gleich so nebenbei ein bisschen probieren und dann eben auch ein bisschen über dich und die Biere und die Entwicklung und so weiter sprechen. Und die Biere haben auch ganz tolle Namen. Also das eine heißt Hellis, dann gibt es eins, das nennt sich Goldans, dann ein Kupfrans. Also ich weiß nicht, ob ich es richtig ausspreche, aber ich versuche es.

Carlo: Ja, das ist Dialekt aus dem Ahrtal und der Chef wollte das beibehalten, das Traditionelle, da hat er die Namen gegeben, ja.

Markus: Ja und ich meine, also Goldans, würde ich sagen, ist halt ein Goldenes sozusagen, ne, nehme ich mal an.

Carlo: Ist ein Weizen.

Markus: Genau, aber vom Namen her würde man sagen, das …

Carlo: Ja, Golden, die Farbe, von der Farbe her, ja.

Markus: Genau. Und ganz spannend, also dann das Kupfrans habe ich ja gesagt und dann gibt es noch ein Zirbans mit Zirbe, das finde ich auch ganz spannend, also bin ich schon ganz heiß drauf, das zu probieren. In welcher Reihenfolge würdest du denn sagen, sollten wir die probieren, welches nehmen wir als Erstes?

Carlo: Also zuerst die Hellis und dann die Zirbans und dann die Goldans und dann zum Schluss die Kupfrans.

Markus: Genau, na, dann machen wir das doch mal genau in der Reihenfolge, ich mache mal das Helle auf. So und dann …

Carlo: Drei Biere, was wir produzieren, drei Biere von den vier Bieren, sind da biologischer Anbau von Malz und der Hopfen ist auch biologisch angebaut, importieren wir von Deutschland. Und das vierte Bier, das Zirbans, da haben wir 100 Prozent Tiroler Malz.

Markus: Also ein komplett regionales Bier sozusagen und die anderen sind Biobiere.

Carlo: Genau.

Markus: Also schon ein wunderbarer Standard. Und ich muss auch sagen, das Helle lächelt mich auch richtig an, also richtig schöne goldene, so eine goldbraune oder so eine orangene Farbe. Leichte Trübung.

Carlo: Ja, ist ganz erfrischend, für den Sommer so.

Markus: Ja, in der Nase habe ich so ein bisschen weinige Noten auch, ein bisschen erfrischend, man merkt die Kohlensäure, dann der Hopfen ist auch da mit ein bisschen kräutrigen, ein bisschen citrusigen Noten.

Carlo: Ja, ein ganz bisschen Citrus, das kommt von dem Callista-Hopfen. Habe ich mal probiert und mal ein bisschen eine andere Helles. Und das ist dann ganz gut bei den Leuten angekommen, weil eben es etwas anders ist. Und der Callista-Hopfen gibt ein erfrischendes citrusartiges Aroma.

Markus: Ja und ein tolles Mundgefühl. Also richtig schön eine gewisse Süße am Anfang und dann aber auch voll, also schön vollmundig. Und dann kommt auch ein bisschen so getreidige Noten mit rüber, also man hat auch das Malz dann schön und dann kommt wieder der Hopfen.

Carlo: Ja, das Biermalz wahrscheinlich, ja.

Markus: Sehr schön. Und hinten raus dann tatsächlich, aber man hat auch die Bittere. Also ein schönes ausgewogenes Bier. Für ein Helles sehr aromatisch, das finde ich gut. Das finde ich immer wichtig, weil, es gibt so viele langweilige Helle. Das hat was zu sagen, schön.

Carlo: Das Bier immer kommunizieren, wie ein Gericht in der Küche, muss ein Bier auch etwas rüber bringen, etwas kommunizieren.

Markus: Wann hast du dieses Helle zum ersten Mal gemacht?

Carlo: Im Genna das erste Mal, ja.

Markus: Also ein neueres Bier bei dir in der Palette?

Carlo: Ja. Die Rezepte habe ich alle ein bisschen verbessert, ein bisschen noch nach meinem Stil gemacht.

Markus: Was war überhaupt das Erste, was du als Hobbybrauer so gemacht hast?

Carlo: Alles, alles Mögliche, ja. Am Anfang habe ich mit Extrakt gearbeitet. Dann war ich nicht zufrieden, dann habe ich mit richtigem Malz angefangen und mit richtiger Brauanlage. Und dann ist es immer besser geworden und immer besser und die Nachbarn sind immer öfters gekommen, ein Bier zu holen. Und da habe ich auch ein paar Wettbewerbe gemacht in Italien, dann bin ich auch unter die 10 Plätze gekommen ein paarmal. Und, ja, es hat immer mehr Spaß gemacht. Dann habe ich ein paar Kurse gemacht bei der professionellen Bierakademie in Padova. Und, ja, sonst Bücher gelesen und Bücher und Bücher gelesen und im Internet geschaut und logischerweise gebraut, gebraut, bis zu 200-mal Bier Zuhause gebraut. Die Freundin hat sich am Anfang nicht so viel gefreut, aber mittlerweile liebt sie mein Bier, also höre ich nichts mehr. Und, ja, so ist es.

Markus: Also ein sehr schönes Helles, muss ich sagen, sehr erfrischend, sehr ausgewogen, sehr rund.

Carlo: Danke schön.

Markus: Wie hat sich das so etabliert, mögen das die Gäste oder deine Kunden?

Carlo: Ja. Ja, das läuft jetzt ganz gut jetzt. Am Anfang hatten wir Schwierigkeiten gehabt, weil sie kannten nicht die Brauerei, sie hatte nicht so einen guten Namen. Und da habe ich auch geholfen, zu vermarkten, weil ich als Koch viele Betriebe kenne. Da habe ich einfach ein paar Biere zusammengestellt und jedem Betrieb, wo ich gearbeitet habe oder jemand kenne, hingebracht, hauptsächlich im Gadertal. Und da hat es sich herumgesprochen und alle waren überzeugt vom Bier und jetzt verkaufen wir dort ganz gut.

Markus: Ja, kann ich mir sehr gut vorstellen. Ihr habt auch ein besonderes Design, also auch die Flasche ist jetzt keine Flasche, wie man sie normalerweise so hat. Ja, habt ihr euch da was Bestimmtes überlegt oder war die schon da als du kamst?

Carlo: Ja, die Flasche kommt von einer Union Bierei. Das ist eine Gesellschaft, was Craftbeer in Italien vermarktet. Und die haben die Flasche für die Brauereien, die was wollen, gemacht, mit einer Brauerhaube, wie du oben siehst, auf der Flasche. Und die finde ich ganz schön, ganz niedlich.

Markus: Ja, nee, finde ich auf jeden Fall. Also wie du sagst, da ist so auf beiden Seiten ein Sudkessel, die Haube oben eben eingeprägt.

Carlo: Ja, genau.

Markus: Genau. Und liegt auch gut in der Hand. Und unten drunter steht dann auch artigianale, also handwerklich gemachtes Bier.

Carlo: Ja, genau.

Markus: Und indipendete, also unabhängig, genau.

Carlo: Ja, unabhängig, genau.

Markus: Sehr schön.

Carlo: Die Brauereien, was nicht so viel Menge machen, bis zu 5.000 Hektoliter, glaube ich, können die dort kaufen und, ja, für handwerkliche Brauereien sozusagen.

Markus: Und füllt ihr die selber ab?

Carlo: Ja, die füllen wir selber ab per Hand. Wie heute zum Beispiel haben wir 1.000 Flaschen gefüllt und dann sind wir schon ganz schön fertig.

Markus: Das kann ich mir vorstellen, ja.

Carlo: Wenn du jede Flasche fünfmal in der Hand hast.

Markus: Na, überhaupt, also ihr habt ja auch ganz viel Kupfer, habe ich gesehen auf den Fotos. Also da muss man unheimlich viel Putzen, dass das immer in dem Zustand bleibt.

Carlo: Ja, im Ahrtal haben sie Kupfer, Stollwerke für Kupfer seit 400 Jahren. Seit 1600 bis 1970 ist Kupfer aus Stollen gearbeitet worden. Und deswegen wollte der Chef unbedingt ein Kupfrans-Bier machen, weil das zum Tal, dazu passt.

Markus: Ja, passt ja auch und ist ja auch sehr schön. Und liegt ihr als Brauerei eher auf dem Berg oder eher unten im Tal?

Carlo: Nein, neben der Hauptstraße, ganz neben der Hauptstraße. Ja, das Tal ist ziemlich eng und da ist der Fluss, die Straße und dann kommen rechts und links Wald und Wiesen. Und wir liegen grad an der Straße, ja.

Markus: Und das geht ja ganz lang und am Ende ist dann einfach Schluss oder gibt es da noch eine Straße, wo man nach Österreich rüber kann?

Carlo: Nein, zum Schluss, es gibt da Wanderwege, aber eine richtige Straße nicht. Da muss man wieder zurückfahren bis ins Pustertal und, ja, auf die Autobahn, ja. Und nur als neugierig, im Zweiten Weltkrieg wollten die Amerikaner über ein Tal in Österreich kommen. Und als sie ganz am Ende des Tales waren, da mussten sie wieder umdrehen und rausfahren, weil kein Übergang war.

Markus: Das kann ich mir sehr gut vorstellen.

Carlo: Aber ist ein wunderschönes Tal mit viel Natur, Bauernhöfe und wirklich schön, viele Möglichkeiten zum Wandern und auf dem Berg viele Hütten auch. Und in den letzten Jahren haben wir ganz viel Tourismus auch.

Markus: Ja und dann sind das sicherlich auch gute Kunden für die Brauerei.

Carlo: Ja, gehört immer zu, ein paar Bierchen mitzunehmen. Weil es an der Straße ist und dann sehen sie. Und, ja, in manchen Hotels verkaufen wir auch und dann genießen sie dort auch. Und dann zum Schluss, bevor sie Nachhause fahren, nehmen sie immer eine Kiste mit oder so ein Set Gemischte.

Markus: Das ist ja auch eine schöne Idee. Apropos, ich würde fast sagen, ich mache mal das Nächste auf, weil ich so richtig Lust gehabt hab, das auszuprobieren. Du hast gesagt, das Zirbans wäre das Nächste, ne?

Carlo: Das Zirbans, ja.

Markus: Genau. Also dieselbe Flasche, jetzt ein grünes Etikett. Und, ja, da bin ich wirklich ganz gespannt, weil wir jetzt ja Zirbenaroma oder Holz, das wirst du bestimmt gleich erklären, wie das funktioniert, geben wir es erst mal ins Glas. Also auch wieder wunderbare Kohlensäure, ganz schöner Schaum, fester Schaum, der hier im Glas steht. Es ist ein bisschen dunkler, aber nur wenig.

Carlo: Das ist das Südtiroler Malz.

Markus: Ja, also sehr, sehr schön. Auch wieder so ein leichter Schimmer, ein bisschen geheimnisvoll, da freut man sich richtig drauf. Ah ja, wenn man reinriecht, das ist tatsächlich ganz anders.

Carlo: Mit Zirbennoten, schmeckt man oder?

Markus: Genau, also hat man diese Zirbenholznoten, dann aber auch so ein bisschen überhaupt so kräutrig, grün, grasig, aber eben auch Holz. Also eine sehr schöne interessante Mischung. Auch ein bisschen Karamell, ein bisschen nussige Aromen. Mhm, sehr spannend. Probiere ich mal. Mhm, oh ja! Das ist sehr spannend, weil, also der erste Schluck hat noch so, wie ich es grade beschrieben hab und danach entfaltet sich diese Zirbennote, wird immer intensiver.

Carlo: Ja, die kommt nachher im Gaumen, ja.

Markus: Genau und der ganze Mund ist dann voll, man hat dann wirklich dieses Gefühl, so alles voll von diesen ätherischen Ölen von der Zirbe. Und dann kommt wieder was Süßes und man schluckt dann runter, es ist ein bisschen wie Honig. Und dann klingt es wieder aus und hat eine leichte Bittere und ist dann wieder vorbei und erinnert einen. Ist aber trotzdem auch frisch und die ätherischen Öle bleiben auch ein bisschen im Mund.

Carlo: Ja, das ist ein ganz beliebtes Bier auch. Am meisten ganz interessant für die Frauen, die lieben das Bier. Ich weiß nicht wieso. Aber der Chef wollte etwas Naturgebundenes haben und dann war seine Idee, etwas mit Zirben zu machen. Da haben wir lange gedenkt, ja, wie soll man die Zirbe reinbringen in Bier? Und zum Schluss haben wir dann ein deep hoping. Das ist, da nehmen wir Zirbenspäne, lassen wir im heißen Sud ziehen, eine gewisse Zeit und dann machen wir den zum restlichen Sud dazu und da entsteht das Zirbenaroma. Und ganz wichtig, das sagte der Großvater von der Brauerei, der Vater vom Besitzer, vom Chef, das Holz soll nicht von der Südseite sein, sondern von der Nordseite. Weil wenn es von der Südseite kommt, dann ist es zu viel harzig. Und wenn er ein bisschen Schatten hat, nicht so viel Sonne, dann ist er eher aromatischer.

Markus: Das heißt, ihr besorgt euch das Holz selber für das Bier?

Carlo: Ja. Der Vater vom Chef ist Tischler und der hobelt mit 92 Jahren die Zirbenspäne ab und bringt sie mir dann in den oberen Stock in die Brauerei.

Markus: Boaw.

Carlo: Ja, das passiert alles im Haus.

Markus: Und dann machst du praktisch ein Extrakt mit einem Teil von der Würze?

Carlo: Genau, mit einem Teil von der Würze und dann gebe ich es dann zu der Hauptwürze dazu und gebe ich dann zu der Gärung rüber, ja.

Markus: Also spannend und schön, wie sich diese ätherischen Öle auch halten. Das ist wirklich sehr intensiv und man merkt auch so im Nachgang, wie das immer mehr auch im Mund da ist und bleibt. Also sehr interessant, sehr anders und auch sehr rund. Ich finde, das passt schön zum Bier dazu.

Carlo: Zirbenbier findet man nicht überall, ist etwas Besonderes, ja.

Markus: Also ich kenne kein anderes. Kennst du ein anderes?

Carlo: Mit Bäumen eben oder Sprossen gibt es schön, aber mit Zirben habe ich auch noch nie gesehen, nein.

Markus: Und dem Zirbenholz sagt man ja ganz viele gute Eigenschaften nach.

Carlo: Ja, ja, ja.

Markus: Also das man da besser schlafen kann und erholt ist und gesund.

Carlo: Für den Körper ist das ganz gut, sagen sie. Ist auch jetzt nicht bewiesen, aber Leute schwören auf das.

Markus: Und jetzt kann man es sogar trinken, das ist doch auch schön.

Carlo: Ja.

Markus: Und, ja, du als Koch, was würdest du denn vorschlagen zu diesem Bier, was sollte man dazu essen?

Carlo: Ja, Fisch passt auch ganz gut, so gegrillten Fisch oder so nicht zu viel kräftige Gerichte, etwas Leichtere oder auch ein gutes Nudelgericht, passt auch.

Markus: Hast du das als Koch auch schon gemacht, als du da bei deinen verschiedenen Station warst, hast du da mit Bier auch gearbeitet?

Carlo: Ja, sicher. Zum Beispiel beim Braten, ein gutes Bockbier für einen Schweinebraten oder so. Oder ein Saison, ein Citrus-Saison für eine Fischsoße, das ist wunderbar. Oder ein Stout zum Tiramisu, was ja auch schon bekannt ist, das passt hervorragend, ja. Man kann viel einsetzen wirklich, ja.

Markus: Jetzt warst du früher Profikoch und Hobbybrauer, jetzt bist du Profibrauer. Bist du da noch Hobbykoch?

Carlo: Hobbykoch, ja, Zuhause koche ich immer gerne. Ich mache viel selber Zuhause, das ganze Brot mache ich Zuhause selber. Und jetzt, wo wir schon über das reden, Brot zu backen, habe ich gelernt durch Bierbrauchen. Weil durch das Bierbrauen habe ich gelernt, wie die Hefe reagiert, wie die Lebewesen von der Hefezelle reagieren. Und das ist beim Brot immer das Gleiche. Wenn du ein gutes Endprodukt willst, dann musst du schauen, dass es der Hefe gut geht. So ist es beim Brot und so ist es beim Bier. Das ist ein Lebewesen, das ist wie ein Mensch. Wenn es dir gut geht, dann kommt da auch was raus. Und mache ich, ja, am Wochenende, wenn ich Zuhause bin, koche ich auch immer gerne mit frischen Produkten, das liebe ich, meine Familie auch. Und da kann man schon kombinieren. Und dann hat man im Haus immer auch hausgebrautes Bier, weil Zuhause tue ich immer experimentiere. Zuerst mache ich es mit 20-Liter-Bierrezept und dann tue ich es auf 1.000 Liter umpassen.

Markus: Das heißt also, du machst diese vier Sorten immer und dann immer mal wieder was anderes noch dazu?

Carlo: In der Brauerei haben wir nur die vier Zurzeit, wegen dem Logistischen, wegen den Etiketten und alles Mögliche. Aber wir möchten dann in Zukunft auch ein, zwei dazu machen, ja, dass wir so sechs Sorten haben.

Markus: Ja, das ist ja eine gute Idee.

Carlo: Ja.

Markus: Und du hast auch Kinder?

Carlo: Ja, zwei Töchter, eine 12 Jahre und eine 7 Jahre. Und die helfen mit immer beim Abfüllen.

Markus: Stimmt, dafür ist das Alter natürlich perfekt, ja.

Carlo: Ja, sind eine große Hilfe.

Markus: Ja und vielleicht haben die ja auch mal Interesse, was mit Bier zu machen, wer weiß.

Carlo: Ja, ich lasse sie Zurzeit immer riechen, probiere nicht, aber immer riechen. Sie sagen mir, die riecht gut, die riecht nicht so gut, die andere war besser. Und wenn sie 16 sind, dann können sie mir auch vom Geschmack erzählen.

Markus: Genau. Und du sagst, ihr habt jetzt da auch Südtiroler Malz verwendet. Ist das etwas Neues, das es Südtirol, das es da Malz gibt?

Carlo: Nein, das ist schon seit, ich weiß nicht genau, wie lange, aber sicher 10 Jahre. Das machen sie im Vintschgau, geben sie dann nach Bayern, ausliefern zum Mälzen und dann bringen sie es wieder zurück. Ist ein bisschen ein langer Weg, aber die Qualität ist schon gut.

Markus: Ja, also sehr, sehr fein, muss ich sagen, macht sich gut in dem Bier.

Carlo: Ja.

Markus: Und was ich auch sagen muss, also wir werden ja in unseren Shownotes auch euren Online-Shop verlinken, da können die Hörer sich auch mal die Biere bestellen. Und mein Ratschlag ist auf jeden Fall, wenn ihr das Bierglas geleert habt, wich jetzt grade mit dem Zirbenbier, und man dann reinriecht, dann hat man nochmal richtig intensiv die Zirbennote, das ist ganz toll.

Carlo: Bis zum Schluss, das ist auch wichtig, ja, das es nicht verloren geht mit der Zeit. Aber bleibt bis zum Schluss, ja.

Markus: Also es ist selten, dass es Spaß macht, in ein leeres Bierglas hineinzuriechen, hier ist es so. Sehr, sehr schön, wunderbar.

Carlo: Freut mich. Übrigens ist das ein Pale-Ale-Malz, habe ich da genommen, aus Südtirol. Und, ja, passt ganz gut dazu, zum Ganzen, schön abgerundet.

Markus: Von der Hefe her ist es auch ein obergäriges Bier oder untergärig?

Carlo: Von der Hefe ist das untergärig. Weizen ist obergärig und die anderen sind alle untergärig, ja.

Markus: Ja, apropos, wir haben ja noch zwei, das Kupferne und das Goldene. Welches sollen wir denn aufmachen?

Carlo: Das Nächste ist das Goldene.

Markus: Das Goldene also.

Carlo: Weißbier.

Markus: Machen wir heute mal Speed-Testing. Also mache ich mal auf, so. Oh ja, wunderbar. Also hier noch mehr Schaum, richtig schön stabil, wie es sich für ein Weizen gehört, genau. Von der Farbe her nochmal ein bisschen dunkler. Das finde ich ja spannend. Aber sehr schön leuchtend, richtig strahlend leuchtend, so ein tiefes Gold, dunkles Gold, sehr schön. Und in der Nase tatsächlich das klassische Weizen, fruchtiges Aroma. Eine sehr schöne Banane, so zwischen grün und gelb. Und aber auch tatsächlich schon zu merken, phenolische Noten, also das Klassische, ein bisschen Gewürznelke auch dabei. Also alle klassischen Weizenaromen sehr schön, sehr intensiv.

Carlo: Ja, da nehmen wir die Hefe, die frische Hefe nehmen wir daher und die importieren wir von Bayern.

Markus: Aha.

Carlo: Und das macht es für den Weizenbrau, denke ich, macht das die Hefe, salzlagernde eben da, das ist ganz wichtig, ja.

Markus: Unbedingt. Und ich muss sagen, ich bin ja schon viele, viele Jahre in der Jury von Pira dell´anno.

Carlo: Ah, okay.

Markus: Und jedes Jahr bin ich eigentlich immer in der Weißbierkategorie, ich weiß gar nicht, warum. Und es ist manchmal wirklich ganz schön hart, weil man wirklich merkt, wie viele versuchen, ein gutes Weizen zu machen und wie wenige es schaffen.

Carlo: Ja, das ist nicht so leicht.

Markus: Nee, das ist tatsächlich nicht so einfach, ja. Und das ist wirklich aber hier ganz toll. Jetzt probiere ich es mal.

Carlo: Was erzählst du über mein Hefe?

Markus: Ich probiere es grade. Also Geruch war auf jeden Fall schon mal fantastisch. Vom Geschmack her auch schön vollmundig.

Carlo: Fast zu vollmundig?

Markus: Nö.

Carlo: Nee?

Markus: Nein, nein, also für mich völlig okay. Es hat eine schöne Restsüße, ich mag das gerne. Es ist interessant, dieses Spiel zwischen Banane und Nelke, das tatsächlich beides da ist und immer wieder mal ein bisschen mehr das eine, ein bisschen mehr das andere. Ich finde es auch schön auf der Zunge, dieses Moussierende, es ist sehr, spielt ein bisschen mit der Zunge, das ist sehr, sehr schön.

Carlo: Ah, super.

Markus: Und hinten raus hat man eine leichte Bittere, aber ganz leicht, wie es sich gehört. Also das ist auf jeden Fall ein gutes Weizen. Solltest du mal einreichen, wenn du es noch nicht gemacht hast.

Carlo: Ja, super, freut mich, dass du das sagst. Freut mich, dann habe ich nicht alle falschgemacht.

Markus: Nein, auf gar keinen Fall, sehr viel richtig, sehr viel richtig gemacht.

Carlo: Ja, da machen wir auch die Dekoktion nur bei Weißbier, bei Weizen. Und, ja, das es richtig malzig ist und richtig voll.

Markus: Das ist dann eher so ein klassisches Bernsteinweizen, also so, wie die Weißbiere ganz früher mal waren. Und das gibt es ja auch nur noch in ganz wenigen Brauereien, die das so machen. Und ich mag das sehr, sehr gerne. Weil, die modernen Weizen sind dann entweder sehr, sehr hell oder dann richtig dunkel mit Röstaromen, das ist dann wieder ganz was anderes. Und das ist wirklich ein Bier, was man eben auch schön trinken und kombinieren kann. Also das kann ich mir vorstellen, dass du als Koch natürlich hier an dem Bier auch viel Freude hast, ne.

Carlo: Ja, habe ich. Das kommt auch ganz gut an, weil es richtig voll ist.

Markus: Und ihr habt hier auch eine andere Flaschenform, die ist ein bisschen kleiner und dafür ein bisschen breiter.

Carlo: Ah ja, das ist das alte Modell von den Flaschen. Ja, da hatten wir noch ein paar zum Abfüllen und dann haben wir diese fertiggemacht. Und die waren eben durch Corona, ist alles gestiegen, die Preise vom Glas und da war es einfach zu teuer. So eine Flasche, wie du in der Hand hast, waren 80 Cent …

Markus: Woah!

Carlo: … im Einkauf. Und das verträgt sich nicht mehr zu verkaufen.

Markus: Nee, das ist ja Wahnsinn.

Carlo: Ja.

Markus: Aber immerhin, also es ist eine Flasche, die man dann vielleicht auch gerne als Blumenvase weiter verwenden kann.

Carlo: Ja, das nehmen auch viele Restaurants. Die nehmen es her und stecken Blumen rein und machen es mitten auf den Tisch, das schaut auch gut aus.

Markus: Ja, nee, also immerhin, dann hat man wenigstens diesen Effekt noch. Aber ansonsten ist 80 Cent natürlich Wahnsinn.

Carlo: Ja, das ist extrem viel, ja. Das zahlt der Endverbraucher nicht mehr.

Markus: Wie hat sich überhaupt entwickelt jetzt mit der Pandemie und danach, hat sich euer Geschäft sehr stark verändert?

Carlo: Ja, es war sicher schwieriger, wieder anzufangen, anzukurbeln. Und ja, jetzt mittlerweile geht es schon, aber nach Corona war es schon eine harte Zeit. Und durch Corona sowieso. Da war ich noch nicht in der Brauerei, ich kann nur erzählen, was ich gehört habe, was sie mir erzählt haben. Und, ja, du kannst nicht ein Bier ein ganzes Jahr im Tank behalten. Und die verfallenen Biere kommen auch wieder vom Verbraucher zurück, weil sie einfach verfallen sind. Ja, ist ja alles zusammen eine nicht schöne Situation, aber man muss durch.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und ich meine, das Schlimme ist natürlich jetzt, dass durch die Inflation und so weiter, es jetzt auch nochmal schwieriger geworden ist, ne.

Carlo: Ja, genau, ja. Sicher, es ist alles teurer geworden, aber beim Bier sind die Leute immer ein bisschen, wenn der Preis aufsteigt vom Bier, dann steigen sie eher auf die billigere Version. Aber ich sage immer, die, die etwas vom Bier verstehen, die zahlen das auch gerne, weil es gut schmeckt und etwas besonders ist.

Markus: Also das, genau, also das auf jeden Fall, das sind ja sehr gute Biere, die du da auch machst. Und ich kann mir natürlich vorstellen, wenn die meisten Kunden eher auch Touristen sind, dann wollen die natürlich auch was probieren und was erleben und dann …

Carlo: Ja, genau, was Besonderes, etwas Lokales und das Bier, logisch, ist natürlich auch dabei. Das es gut verkauft ist Zurzeit, ist das ja auch ein gutes Thema.

Markus: Ja. Und ich habe auf den Bildern auch gesehen, die Brauerei kommt ja tatsächlich aus Bamberg.

Carlo: Ja, ja, alte Tradition.

Markus: Genau, also zwei Kilometer von meinem Wohnhaus entfernt sozusagen steht ja Kaspar Schulz und da kommt das her.

Carlo: Ja, ach so.

Markus: Ja, sozusagen, so fast Zuhause. Und warst du schon mal in Bamberg?

Carlo: Nein, war ich noch nicht, aber ich werde sicher mal hinfahren.

Markus: Ja, also das musst du unbedingt machen und Bescheid sagen, dann zeige ich dir ein bisschen, was wir so hier haben.

Carlo: Genau, können wir machen.

Markus: Allerdings gibt es kein Zirbenbier, leider, aber andere gute Sachen.

Carlo: Aber andere Gute, sicher.

Markus: Also das Weizen ist wirklich sehr, sehr gut, also da, super, mhm. Freue ich mich schön, das werde ich heute Abend noch genüsslich zu Ende trinken.

Carlo: Das freut ich.

Markus: Und wirklich selten, dass man diese Kombination aus Banane und Nelke so hat. Also meistens sind die Biere entweder eher so oder eher so, also mehr Banane oder mehr Nelke.

Carlo: Ja, das ist ja auch nicht so leicht zu treffen, dass du ein bisschen den Mittelweg findest. Aber mit ein paar Verbesserungen gelingt das schon.

Markus: Und es passt eben auch schön zum Malz. Also insgesamt würde ich da eine sehr ausgewogene runde Geschichte, sehr, sehr schön.

Carlo: Super, freut mich.

Markus: So, jetzt darf ich noch auf die kupfernste Seite des Lebens. Passt ja dann auch zu eurem Sudhaus.

Carlo: Da bin ich gespannt, was du sagst.

Markus: Da bin ich auch gespannt. So, also, das Kupferne, schauen wir mal. So, offen ist es schon mal. Ja, also, Farbe absolut sensationell.

Carlo: Ist schon mal gut.

Markus: Das ist ja richtig schön, also ganz intensives Kupferrot, rostbraun. Leuchtet, strahlt einen richtig an. Wieder mit so einem leichten Schimmer, richtig schön geheimnisvoll. Kann ich mir grade im Sommer gut vorstellen, wenn die Sonne da rein scheint, dann strahlt das natürlich über alles. Oben drauf dann auch ein richtig schöner intensiver Schaum, der jetzt auch schön getönt ist, also schönes beigebraun im Schaum. Und wenn man da reinriecht.

Carlo: Röstaromen oder Karamell?

Markus: Ja, ganz viel Karamell, brotige Aromen. So ein bisschen rote Beeren auch, wo man so an Brombeere denkt oder so. Aber auch Brotrinde zum Beispiel. Toffee, so diese englischen Toffees. Und auch ein bisschen Haselnuss, also auch schon sehr schön. Und im Geschmack wieder sehr vollmundig, sehr cremig. Und tatsächlich, da hat man dann auch wieder schön dieses Karamell mit nussigen Aromen. Und aber auch eine schöne Hopfennote, die da hinten rauskommt, die das dann wieder schön abrundet. Und im Mund auf der Zunge auch ein sehr schönes angenehmes Gefühl, also sehr moussierend wieder. Auch ein schönes Bier, gefällt mir gut.

Carlo: Ja, das kommt auch ganz gut an. Das passt ganz gut zu gerösteten Fleisch, zu gegrilltem Fleisch, weil es eben ganz schön kräftig ist und hat 5,8% Alkohol.

Markus: Ja, also kann ich mir am Grill auch sehr gut vorstellen, das stimmt, zu all solchen Gerichten.

Carlo: Ja, das passt ganz gut, ja.

Markus: Ja, wie würdest du denn überhaupt sagen, die Südtiroler Küche, was wären denn so typische Südtiroler Gerichte, die man besonders gut mit Bier kombinieren kann?

Carlo: Typische, ja, passt auch ganz gut zu Wild, zu Wild oder zum Rostbraten, was auch hier ganz traditionell ist. Oder zum Schweinestelz oder so, gegrilltes Fleisch. Ein schönes Entrecóte passt auch ganz gut.

Markus: Ich könnte mir auch Kasknödel ganz gut vorstellen, ne, so.

Carlo: Würde auch passen, ja. Schön kräftig, ja, wieso nicht.

Markus: Ja.

Carlo: Ja. Oder zu einem kräftigen Kas, Bier passt sowieso ganz gut zum Käse.

Markus: Stimmt.

Carlo: Zum Graukas.

Markus: Das ist dann aber schon eine Herausforderung.

Carlo: Ja.

Markus: Den muss man erst mal essen.

Carlo: Ja, erst mal mögen, sagen wir so.

Markus: Ja, ja, genau. Aber vielleicht geht es ja mit Bier. Nein, Quatsch, da muss man sich auch ein bisschen reinfrimmeln. Natürlich, es gibt ganz, ganz tolle Käse, grade eben in Südtirol.

Carlo: Aber zum Graukas würde ich dann besser den Zirbans nehmen.

Markus: Ja, ja.

Carlo: Weil das ist intensiv citronig und passt schön im Mund ab. Das passt besser zum Graukäse, ja.

Markus: Auf jeden Fall, nee, da wäre ich dann auch dabei. Und wo bist du ursprünglich her?

Carlo: Vom Gadertal. Ja, ich nehme die Gelegenheit her, die Zuhörer zu entschuldigen wegen meinem Deutsch. Ist eigentlich nicht meine Muttersprache, meine Muttersprache ist Ladinisch, also eine rätoromanische Sprache aus einem Seitental vom Pustertal ist im Gadertal. Und dann kommt für uns von der Schule an, die zweite Sprache ist Italienisch und dann kommt als dritte Sprache erst Deutsch.

Markus: Ah, das finde ich ja interessant, also Ladinisch wird auch heute noch gesprochen sozusagen?

Carlo: Ja, ist nicht ein Dialekt, ist eine Sprache, da gibt es Wörterbücher. Und eben, da fangen wir schon in der Grundschule an, alle drei Sprachen zu lernen. Und das ist auch gut so, tut man sich bei der nächsten Sprache viel leichter, wenn man schon als Kind anfängt, mehr Sprachen zu reden.

Markus: Und ist Ladinisch dann eher wie Latein oder wie muss man sich das vorstellen?

Carlo: Nein, das ist ganz was anderes. Es ist, ein paar Wörter kommen von Italienisch, ein paar Wörter sind wie Spanisch. Und wenn ich Französisch lese, dann verstehe ich alles, aber wenn ich Französisch höre, dann verstehe ich wieder gar nichts. Also wie man Französisch schreibt, ist viel ähnlicher.

Markus: Aha. Also das heißt, das kommt irgendwie auch vom Französischen?

Carlo: Ja, Retroromanisch, wie sie früher das alles dann zusammengekommen ist, weiß ich genau auch nicht. Aber die ganze Alpenzone, hat man Rätoromanisch gesprochen und in Italien auch. Und dann sind eben die Germanen gekommen von oben, von Norden und in die Seitentäler sind sie nicht reingekommen und da ist eben die Sprache geblieben, so ist es.

Markus: Spannend. Ja, dann hast du ein bisschen was von diesem Erbe behalten sozusagen.

Carlo: Ja.

Markus: Ist da auch die Küche anders?

Carlo: Nein, die Küche ist hier die gleiche wie im restlichen Südtirol. Es sind so ein paar Gerichte, was ein bisschen anders sind, aber durchschnittlich, jeder Teil hat seine eigenen Spezialitäten, aber im Grunde ist alles ziemlich gleich so, ja.

Markus: Ja, sehr interessant. Also da merke ich schon, ich muss unbedingt mal bei dir vorbeischauen. Und wir werden natürlich unseren Hörern auch Bescheid sagen, wie sie das machen, dass sie da bei euch auch vorbeigucken können. Und, ja, dir dann schon mal vielen, vielen Dank für deine Zeit, für diese wunderbaren Biere.

Carlo: Ja, danke dir für die Beurteilung und für die nette Konversation.

Markus: Ja, natürlich, also logisch. Und ich muss immer sagen, ich bin da auch immer ganz ehrlich, also wenn mir irgendwas nicht schmeckt, dann sage ich einfach nix.

Carlo: Ja, das möchte ich auch. Durch Fehler lernt man.

Markus: Genau. Nein, aber wirklich sehr, sehr schön, ich bin da ganz begeistert. Ich fand es auch schon in Bozen schön, aber das jetzt auch nochmal schön jetzt hier in Ruhe das mit dir zu verkosten, hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht. Und da freue ich mich dann schon, wenn es mal neue Kreationen gibt.

Carlo: Ja, kommst du mal vorbei. In der Brauerei warst du noch nie oder?

Markus: Nein, aber nächstes Jahr, das machen wir.

Carlo: Ja, gut, dann können wir ein paar Bier verkosten.

Markus: Das machen wir auf jeden Fall. Okay, dann wie gesagt, dir noch einen schönen Tag heute und genieße den Sommer und wir sehen uns dann hoffentlich persönlich nächstes Jahr.

Carlo: Okay, super. Danke, Markus.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 24 – Talk with Lars Marius Garshol, Blogger, Kveik-Researcher and Beer Writer from Oslo, Norway

Lars Marius Garshol has done groundbreaking beer research and erased many blank spots from the beer map. His greatest achievement is the research and conservation of Norwegian Kveik yeast strains, but he has also traveled to many other countries. In the podcast we talk about his experiences, but also about the upcoming projects…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Zusammenfassung auf Deutsch:

Lars Marius Garshol hat bedeutende Forschungen im Bereich Bier durchgeführt und viele Lücken auf der „Bierlandkarte“ geschlossen. Sein größter Beitrag ist die Forschung und Erhaltung der norwegischen Kveik-Hefestämme, aber er hat auch viele andere Länder bereist​​.

Garshol, ursprünglich ein einfacher Bierenthusiast, widmete das letzte Jahrzehnt der Erforschung traditioneller Bauernhaus-Ales​​. Seine Reise als Bierenthusiast begann mit einem Besuch in Bamberg, Deutschland, wo er die fränkische Bierszene erkundete​​. Er stellt fest, dass sich die Craft-Bierszene in Norwegen ähnlich wie in den meisten europäischen Ländern entwickelt hat, wobei der Fokus zunehmend auf fruchtigen Sours, Hazy IPAs und Pastry Stouts liegt​​. Zudem erwähnt er eine kleine, aber existierende Cider-Produktion in der westnorwegischen Region Hardanger​​.

Garshol beschreibt, wie er auf das traditionelle norwegische Bier Stjørdalsøl stieß, das sich grundlegend von modernen Bieren unterschied und ihn dazu inspirierte, die Traditionen des Farmhouse Ale in Norwegen zu erforschen​​. Seine Recherchen führten ihn nach Litauen, wo er auf den kommerziellen Brauer Ramunas Čižas traf, der eine spezielle Art von „gebackenem Bier“ (Keptinis alus) herstellte​​. In Litauen entdeckte Garshol drei verschiedene Arten von Bauernhaus-Bieren, die sich in Zutaten und Brauverfahren unterscheiden​​.

Zurück in Norwegen arbeitete Garshol mit dem kanadischen Journalisten Martan Ball zusammen, um die norwegische Brautradition zu erforschen. Diese Forschung führte zu einem tieferen Verständnis der Kveik-Hefe und ihrer einzigartigen Eigenschaften, wie der Fähigkeit, bei höheren Temperaturen zu fermentieren und schneller zu gären als herkömmliche Bierhefen​​​​​​​​​​​​.

Garshol beschreibt, wie Kveik-Hefen in verschiedenen europäischen Ländern verwendet wurden, aber selten die Hauptmethode zur Hefeaufbewahrung darstellten. Heute ist die gängigste Methode in Norwegen das Trocknen der Hefe zu „Hefechips“​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today we make a very interesting journey. We go in the northern part of Europe visit a beer writer, beer author, who maybe discovered a whole new range of beer or beer ideas, whatever. We meet Lars Garshol and he wrote some books about beer. And it’s nice to have you here. And maybe you introduce yourself a little bit to the listeners.

Lars Garshol: Yes, hi. My name is Lars Marius Garshol. I used to be just an ordinary beer enthusiast, but got very, very interested in traditional farmhouse ale, and have spent the last decade or so working on that.

Markus Raupach: Yes and you had a huge impact on the whole beer scene, what is very interesting, and what really brought very interesting findings. So we’ll talk about that. And we last met in Prague at the Brewers Forum. We had an interesting talk with other beer judges or people about in general, what is the idea of beer and beer styles and all of this. But maybe we go a little bit back in history. So you started blogging about beer in 2005. And interestingly, you started with a journey through Franconia, which was my country. And so you discovered our beer culture. So maybe first question, what are your impressions? And have you ever been to Bamberg?

Lars Garshol: I was in Bamberg on that trip and this was really when I was first getting started as a beer enthusiast. So I was not super knowledgeable and I was still, learning the art of really tasting a beer and all of this. So I found that very interesting. I liked the German lagers very much. But it seemed to me that the Franconian beer scene was not doing well. I saw a lot of closed breweries back then.

Markus Raupach: Yes, it was maybe the end of a time where we had some closures. But at around this time, so 2005 to 2010, the tide was turning. So now we even had an increase in breweries in Franconia until Covid, of course. Now, it’s a little bit unsure at the moment, how it will continue. But yes, there was a time of, let’s say, a little bit decay, just because I think many of these family run breweries, they were, the children did something else. So have no really interest in continue the brewing. And so some of them had to close. But now, I would say brewing or becoming a brewer is again, a little bit more sexy. So brewers like to become brewers or children of brewers like to become brewers again. And we see that in many examples, which you have here, also around the area. So but could we say that we here in Franconia, a little bit started your interest in writing about beer?

Lars Garshol: I never thought of it that way. But I guess that’s true. Yes. It was, I had done a couple of trips before that to explore beer in different places like in Brussels, and so on. But this was a bit more of a serious trip, since we were bicycling through the Franconian countryside and seeing things that everyone’s seen the beer bars in Brussels, but not everyone has seen the places way out in the sticks in Franconia. So I guess I felt that I was seeing something that a lot of people hadn’t seen. And having gone to all the struggle to find these places, it seemed kind of silly not to leave any sort of record of what I’d found.

Markus Raupach: Yes. And maybe you will also have discovered the idea of letting other people know about your interesting findings. And you did that later on. But maybe first, you now live in Oslo. And what about the beer scene in Norway? How is it at the moment? And what are the ideas to development at the moment?

Lars Garshol: I guess, the craft scene in Norway has developed very much like in most European countries. That we first had a wave of craft brewers and we were relatively early with that. And then they have gradually gone more and more in the direction of fruited sours, and the hazy IPAs and the pastry stouts. So in many ways, I feel the Norwegian beer scene is much bigger than it used to be and also, to a large extent less interesting. There are less known breweries that go in other directions. But when you go into craft beer bar, it’s typically the, to be a little blunt about it, the beer that has flavors that are designed to appeal to people who don’t like beer, fills a good proportion of the taps. Let’s put it that way.

Markus Raupach: Okay. Yes, that’s in happenings in many places in Europe at the moment. I also discovered there’s a bit of cider in Norway. Is that true?

Lars Garshol: I guess you have to define a lot. So there is a fruit growing region in Western Norway called Hardanger. And they had a little wave of cider production roughly 100 years ago, 120 years ago. And then it sort of went away. But the last 30 years, the apple farmers there have come up with the idea of doing cider and managed to build it into a combination of a tourist and drinks industry. So there is such a thing as wheat and cider. But I mean, it’s not big in volume, and it’s not very big in impact in bars, and so on. But it definitely does exist, and it definitely does appeal to the people who travel there.

Markus Raupach: And what about the Norwegian idea of going out for a drink being cider or beer or whatever? Is it, like, you live somewhere in the countryside and then you drive to a pub or to a bar? Or is it more you bring the stuff home and drink it there? Or what is the normal habit in Norway, if you say let’s go for a beer?

Lars Garshol: Well in the countryside, people don’t usually go to bars or anything like that. Some places in the countryside, like 30, 40 years ago had pubs but now people mostly drink at home. They invite people or something like that. We have never really been very big on any sort of pub culture. And part of that discourse is because everybody was brewing their own beer. So why go out and buy something that you had for free in the cellar?

Markus Raupach: So now we are right in the heart of my next questions, because today, you are very famous for your work on Nordic farmhouse brewing. So when did you first come across that? And how did it then develop to be your main topic?

Lars Garshol: I think the first time I came across it, was somebody, some friends of mine, bought a bottle of the type of beer that is called Stjørdalsøl in central Norway and took it home to a tasting here in the Oslo area. And the thing with that beer was that it just didn’t taste like a modern beer. It was radically different in so many different ways that it couldn’t really have, it was radically different but it also couldn’t, it wasn’t realistic that this was the invention of a single brewer. It had to belong to a different tradition of beer, basically. And it was through my work on Lithuania that I figured out that the reason Lithuanian beer was so special was that it was farmhouse ale and then that’s when it sort of clicked for me that, oh, but we have this in Norway. I have to see what this is.

Markus Raupach: And in Lithuania, you were just starting as a tourist? Or have you been looking for beer when you went there?

Lars Garshol: I was looking for beer. So I mean, I was looking for beer every place I went. But when I went to Lithuania, I’d read a book by a Danish brewer. He was trying to come up with what he called Nordic beer. So his goal was that when you had the beer from the Nordic countries, you should be able to taste it and tell that it was Nordic. And so he went to the farmhouse brewers for inspiration. And he visited one in Lithuania, where I read what he wrote about this brewer, although I didn’t quite understand, really get it. But what he wrote was, the guy grew his own barley, and then malted it and the hops grew on his farm and the yeast came from a jar in the well and the brewing process was completely weird. And I thought, this sounds like an interesting country. And I just went to Vilnius to see what I could find and I was just blown away.

Markus Raupach: Is it true that some of it survived, especially because of the Soviet times because they had to brew like a little bit secretly in secret places?

Lars Garshol: There does seem to be a connection, yes. So during the Soviet era, the government took over all the breweries, and there were six recipes that were devised in Moscow that the different breweries brewed in rotation. And in the communist system you had a quota. You should produce so much malts or so much beer. But nobody cared very much how good it was right? So the breweries had difficulty getting good raw materials and they didn’t often care very much about the stuff that they produced. And meanwhile, of course, the farmers knew how to brew out in the countryside. And they kept doing it. So even the kind of a shadow economy in the collective farms where some people were really brewing for pay, not necessarily for money, but in goods. And some of the collective farms started using this beer as a sort of river, a shadow currency in a sense. And so many of the breweries that still exist in the Lithuanian countryside, they actually started under communism. And then when the Soviet Union fell and you were allowed to start a business, then they started legal businesses. But strictly speaking, they were operating before that point.

Markus Raupach: That’s very interesting. And to be honest, on some occasions, I also experienced that beer can be a very nice currency, especially when you are on several affairs or things where people have something you’d like to and you are the one who has beer. So that’s normally something that always works. But back to Lithuania, when you experienced their brewing process, what was the thing that mostly surprised you when you were watching what they do?

Lars Garshol: Well, Lithuania was not an easy country to get into, unlike Norway. Because most of these brewers don’t actually speak English. So you need translators, and it’s very hard to find people. So the first farmhouse brewer that I actually visited in Lithuania was Ramunas Čižas who is a commercial brewer. And what shocked me with him was that he was using the oven he was making baked beer. Keptinis alus as it’s called in Lithuania.

Markus Raupach: So he was baking the mash? Or he was producing bread and mashing the bread? Or how was it done?

Lars Garshol: I never found out because I was on the tour there with other people. And at that point, I hadn’t yet understood the importance of the brewing process, that the actual process of brewing can be as important as the ingredients. So we left there without me ever having fully established what it was he did. But if you make a proper keptinis alus then there is no bread involved. What you do is you take the mash in a bread like shape, but it’s not, it’s not actually a bread that you can eat and you bake it in the oven, yes. You caramelize the sugars.

Markus Raupach: That’s really interesting. So but before that some saccharification had happened.

Lars Garshol: Strictly speaking, there are two types of oven based beers. One is where you mash beforehand, that creates all the sugars and then you bake it. So that becomes like a caramel balm. It’s a kind of beer that … people know about Schwarzbier and Porter, this is another category entirely that tastes very different. And that, but you can also actually use the oven to heat the mash. That was how it got started. And but that produces completely different flavors, because you can’t … it’s very difficult to have this much caramelization then unless you want to burn out all the enzymes.

Markus Raupach: Yes, that’s the question. So because afterwards all the enzymes will be killed.

Lars Garshol: Well, yes. So but in the version where you mash first, you do a normal one hour infusion mash and then you bake. There’s no, you could destroy the enzymes as much as you’d like because they’ve done their job, right?

Markus Raupach: Yes, in the first version, yes. But in the second version?

Lars Garshol: In the second version, you need to be a bit more careful. But I’ve seen the second version done. And basically you don’t overheat the oven and then what you put in has enough water and thermal mass that it goes through a fairly slow saccharification. So it’s like a slow step mash if you like but without any steps of course.

Markus Raupach: Yes, so it goes through the time temperature of saccharification and then it also goes above, and so this is hard. That’s very interesting, yes. And in terms of yeast, did they have something like yeast cultures? Or was it like wild fermentation?

Lars Garshol: I don’t know about any wild fermentation in farmhouse brewing with the possible exception of the Swedes who claimed to be making yeast out of the dew on midsummer and morning. That’s kind of a weird story. I don’t think those people, they must have been using something like sourdough yeast, I think. But apart from them, everyone else seems to have used domesticated yeast in one form or another. But originally, all the farmers had their own yeast that was domesticated and that was local to their area. So Ramunas Čižas still has a yeast culture that he got from his father who got it from his grandfather. He’s very secretive about this yeast. So he tells you upfront, we can talk about my house, we can talk about my gun, we can talk about my wife, we’re not going to talk about my yeast.

Markus Raupach: Okay.

Lars Garshol: So the the only person in his family who is even allowed to go close to the yeast is his oldest daughter, because his intention is that she will take over the brewing. And so she needs to know how this works.

Markus Raupach: And do you know how he’s stores yeast? So like, on wood, or in a specific box? Or like this?

Lars Garshol: He wouldn’t talk about it.

Markus Raupach: Okay, good. So you didn’t even see some case or anything?

Lars Garshol: No, nothing.

Markus Raupach: No. Okay. Awesome.

Lars Garshol: Absolutely nothing.

Markus Raupach: And then you continued your journey through Lithuania and you also published a book about that.

Lars Garshol: Yes, this was something that didn’t really happen, there was never any conscious decision. I just, why am I writing this book. It was just, I gathered all this information, and I just had to write it down. And I knew right away that a Guide to Lithuanian beer in 2014, there’s no point in even looking for a publisher. So I self-published it. But it was basically everything that I was able to learn about Lithuanian beer so that people could discover this really, very unique tradition and also find the beer. And I had the trouble with going to Lithuania. So you go to a bar in Vilnius. You can order a lot of beers. But you don’t get any information about what the beers are. And the labels are, of course, completely opaque being written in Lithuanian, and you can’t remember the names and it’s very, very hard to orientate yourself in this.

And I discovered much later that even people in Vilnius who were really into beer, they didn’t know that these beers were farmhouse ales. Like one of the bartenders at one of the main bars in Vilnius told me this, and I was like, I was very surprised. But then I remembered that my friend who was my guide in Lithuania, he went on a tour of Northern Lithuania in like 1996 or something, and came back to tell people in Vilnius that there are 300 little breweries in North Lithuania and people just loved that in, that can’t be possible. But it was, it was true. So what I’m getting at is even for Lithuanians, this stuff was hard to figure out. And so it was something I just had to publish.

Markus Raupach: Yes, very interesting. And was it like every of these person had their own idea of the beer they made? Or was there something like a common sense on some things? Let’s say like, beer styles, or ideas of beer or something like that.

Lars Garshol: There are definitely three clear farmhouse beer styles in Lithuania that you can distinguish. But of course, there’s a good bit of a variation within those but there are like three broad main categories. One of which I think is dead now from Western Lithuanian. But you have the keptinis alus, the baked beer. And there is also the straightforward kaimiška, which is a raw ale with with pale malts. But it varies quite a lot because some people have unusual ingredients or they have their own yeast, or they don’t have their own yeast which adds a lot of variation. What is truly weird is that that was their starting point, that and industrial lager brewing. And then because of certain legal changes and so on, some of these breweries then started brewing lager beer. But of course, they didn’t brew lager beer like normal brewers. So some of them for example, then brewed lager beer but without having a kettle. So they brewed a lot raw lager. And then there was a lot of creativity. So they did bizarre thing with spices. And coming there in 2014, or even before that, it was really a shocking beer scene. It was very difficult to work out what was going on. And new brewers appearing all the time and that was really, really something unique.

Markus Raupach: Coming back to these lagers, the only thing which that had in common with normal lagers was the yeast. So everything else might have been different.

Lars Garshol: Yes, I would assume that they used infusion mashing, for example. So yes, they would be quite different.

Markus Raupach: And about the temperatures, they were having like the cold temperatures for the lager yeast? Or were they fermenting also at warmer temperatures?

Lars Garshol: No, I’m pretty sure they fermented cold. But I don’t know this for certain. I haven’t visited all the breweries, and not all of them are willing to answer questions.

Markus Raupach: Have you returned to Lithuania since then?

Lars Garshol: Oh I’ve been there almost once a year. I mean, Covid of course. So last time I was there was December.

Markus Raupach: Did you make them more open? Do they now give you more information? Or is still there are a lot of secrets?

Lars Garshol: It varies. So some people have become much more open and some don’t seem to change at all. There’s a lot of internal politics in this. So it seems that some of them are really good friends with the guy who was my guide, and others of them seem to hate them. But it was impossible for me to know are they like this with everybody or just him or? But holidays people in the countryside can be very closed to outsiders.

Markus Raupach: Okay. So and then after that, you went back to Norway and tried to discover your home farmhouse brewing.

Lars Garshol: Yes, yes. So I just figured out okay, the Lithuanian beer was interesting, because it was farmhouse ale, or at least the origin was that. And I knew that we had this in Norway. And so I teamed up with Canadian journalist, Martan Ball, who’d done an expedition in Lithuania the year before. And we sat down to try and crack the Norwegian knot. And we spent nine months preparing a trip of one week. And the trouble is, in Lithuania, there’s commercial breweries, and those are easy to find. In Norway, it was all homebrewers and they’re not in the cities, they’re way out in the countryside. And you don’t even know what are the places where they can be found. But we knew there was one place and we tried everything. We called the Tourist Information Bureau, we wrote to local restaurants that seemed like they might have some connection. We tried, somebody gave us a tip about this famous skier who had the, she was from there and she had some sort of business there. And we wrote to her, we never heard anything. And the breakthrough was actually when, by chance I got invited by family, members of my own family to join a farmhouse brew. Posted about that on my blog, it got posted on Reddit, and somebody on Reddit said, Oh, that’s interesting. My best friend’s father, Bruce, kind of like this, and they have their own yeast. And I’m like, What did you say? And I managed to tell them, no, we want to come to him, brew with him and see what he does. And I’ll fly and some people from Canada, and we’ll bring cameras and notebooks and we really, really want to do this. And after a little back and forth, he said yes, okay, my best friend’s dad said you can come. It’s fine.

Markus Raupach: Well, I’m just having this image in my head that you appeared with a dozen of guys and cameras and laptops and occupied the whole place. How was that experience?

Lars Garshol: We were three people.

Markus Raupach: Okay, okay.

Lars Garshol: It was deeply strange. So we just show up at the local train station. They come and pick us up with a car. We drive way up the mountainside and suddenly we’re in this house and these people that we’ve never met come and say hello, and everybody’s kind of feeling each other’s teeth. But I think that they very quickly saw that we were not just genuinely interested, but passionately wanting to know exactly what they did. And also that we really respected what they were doing. We were trying to understand it on its own terms. And so we went from being utter strangers to being almost friends, by the end of the 24 hours. It was really strange. And then, a week later, when the beer was finished fermenting and we completed our tour, we went back to Voss in order to try this beer. And I remember lugging my suitcase with Martan up this steep hill, thinking about now we’re going to meet Sigmund again with a smile on my face, because by now I new Sigmund and I knew that he would light up in the smile when he saw us because he’s just like that. And of course, he did. So and basically almost all of the visits on that trip were like that. So people meet this with skepticism, because their farmhouse ale has met perhaps not always been treated well by outsiders. And they sort of see our attitudes and then complete turnover by the time we leave.

Markus Raupach: Is it in general legal to brew farmhouse ale in Norway?

Lars Garshol: It’s like making a cake. You can do it anytime you want, and nobody cares. That’s not business of the government’s.

Markus Raupach: Okay, so that was not their problem that you may be tell us or something like that.

Lars Garshol: No, no, no. But if you distill it, that’s forbidden.

Markus Raupach: And what was the taste? Could you remember when you had it first time?

Lars Garshol: Oh yes, that’s easy. Yes. Sigmund’s was strongly caramelly, somewhat bitter from the juniper and then with this spicy orange character from the yeast.

Markus Raupach: And the juniper was added? Or did they lauter on juniper? Or how did that come to the process?

Lars Garshol: Almost all Norwegian beer is … the starting point is that you take a kettle, you stuff it full of juniper, fill it with water, and then you heat it up. So you’re making a kind of tea from juniper branches, and that’s your brewing water. You normally also lauter through the juniper branches. But I think most of the flavors from the infusion.

Markus Raupach: That’s very interesting. I’ve been many times to Finland and had a lot of experience into sahti. There, they always told me that they only lauter on the juniper, but you have a very intense juniper flavor in the beer. So as you explain it, maybe they do the same. I don’t know. Have you ever been to Finland too?

Lars Garshol: Yes. Martan and I did an expedition there in I think, 2017. And some Finnish brewers use infusion, but it’s not that common. So I would say in Norway, historically, maybe something like 80% of the brewers did it because of which regions the brewing survives. And now probably 95% do it in Norway. In Finland it’s the other way around. It’s maybe 10% that do it.

Markus Raupach: And is there any reason why they make this juniper branch tea before they start to brew with it?

Lars Garshol: Yes. Because the person they learned to brew from did it.

Markus Raupach: Okay.

Lars Garshol: So everything in farmhouse brewing is like this. Nobody really knows why they are doing the things that they do. I exaggerate a little bit because sometimes they’ve been able to figure it out, or they learned modern brewing textbooks and they know something. But in general, that was the way that you learned farmhouse brewing. It was just a series of steps from beginning to end that had to be repeated. So nobody ever really specified what the reason was. So there’s been speculation that the juniper infusion lowers the mash pH and gives you better efficiency. There’s been speculation from microbiologists that the oil in the juniper actually acts as nutrients for the yeast. Of course, it adds flavor, it adds bitterness. And if you heat the juniper for long enough, the infusion turns like deep golden or even brown. So that could be a way, a reason to do it, too, because people want the darker beer.

Markus Raupach: Yes, very interesting. So also my findings in Finland was that many of the traditional people use juniper mugs to drink their sahti out of it and that also added aroma to the finished beer in the end. And they reused it very often and it always, the aroma stays. So it’s really almost endless, usable and always has this juniper aroma. And I also kind of like that, so that’s also interesting. It’s an interesting wood I never had before.

Lars Garshol: Yes, the drinking of juniper mugs, which they do in Estonia too is really quite an experience. Interestingly, that’s not something that people seem to have done much of in Norway, at least not in the regions where people are still brewing. So they still use wooden drinking vessels there as well. But those seem to be made from birch for the most part, and they’re not. The Estonian ones are built from staves that you put together almost like a barrel. And the Finnish one have a cup-like size, cup-like shape, but the Norwegian ones are bowls for the most part.

Markus Raupach: Yes, okay. And also in Finland, it was interesting that only very few people are left who are even able to make these juniper wood mugs. So that tradition will maybe die out very soon.

Lars Garshol: It might. It might. This is one of these skills that, at least in Norway, there are people actually working actively to preserve them. So Western Norway Cultural Academy, for example, has arranged courses in making your own beer bowl.

Markus Raupach: That’s a nice idea for my next holiday. Great.

Lars Garshol: Yes.

Markus Raupach: I think the thing that mostly impacted later on on the brewing world is that you found out that they were using these special organisms or let’s say yeast strains like the kwak. When did you discover that it’s definitely a different yeast in these farmhouse beers in Norway?

Lars Garshol: That was really while we were brewing with Sigmund. So the first hint was when we tasted the remains of his previous beer. Because we knew the ingredients were juniper branches, Pilsner malts, and Saaz hops, plus his own yeast, and then it tastes of oranges. And that shouldn’t be possible, right?

Markus Raupach: Yes or no.

Lars Garshol: So that was the first hint. And then when he made the starter, and the starter started showing activity, I smelled the oranges again. And then, of course, there was the moment when he had the wort cooled and placed in the fermenter. And then he wraps the fermenter in an insulating mat. And Martan looks at him and goes, Why are you doing that? And he says, Oh, so the yeast won’t be too cold. And we’re like, too cold. What temperature are you pitching at? says Martan. And Sigmund says, well 39 degrees. And we go, what? While we’re looking at him like gaping fish, you can see that okay, these guys are apparently surprised by something. So he adds, yes, but my brother measured temperature during the fermentation to 42. Like, two exploding heads, of course. That’s when we knew that, okay, well, we found something interesting here. This is not normal yeast.

Markus Raupach: So you discovered it’s a different temperature and also, because it’s warm, it’s going way faster.

Lars Garshol: Yes, it goes faster actually at normal temperatures too. So it turns out that kwak has a shorter lag time, which might partly be because it’s keeping more sugar around after it’s done fermenting. So it has energy and it’s kind of ready to go when it’s pitched. And also, it has genetic modifications that really allow it to ferment faster even at normal temperatures.

Markus Raupach: So modifications that came because of the long-term use in the brewing process?

Lars Garshol: One must assume so. And the modification is a really simple one. The main limitation on fermentation speed for all beer yeasts is how fast you can pull maltose into the cell. And this is done with a port in the cell wall and there’s a gene called mal that makes these ports and kwak has more copies of that gene, which translates into basically more ports. And the farmhouse brewers historically and also now ferment very, very quickly. So a really, really short time period before they harvest the yeast. So there has been strong evolutionary pressure on these yeasts to ferment fast.

Markus Raupach: So they were like domesticated or something like that.

Lars Garshol: Or they are domesticated, there’s absolutely no question about it.

Markus Raupach: And they keep it with these wooden rings with the kwak rings? Or how do they preserve the yeast?

Lars Garshol: So the yeast strains have existed in Germany, Denmark, Sweden, Norway, also in Hungary, and the British Isles, I think. They haven’t been used only for yeast. But as far as I can tell, they have always been quite rare. So there was never the normal way to keep yeast anywhere, it seems like. And I don’t know of anybody who uses them today. So that famous photo of Sigmund holding the yeast strain, that’s something he did just to show us what it was like in the old days. So he himself keeps glasses and glass jars in the in the fridge. And if he wants to preserve something for longer, he uses a mushroom dryer to dry the yeast, turning it into yeast chips. So actually drying the yeast and keeping it as chips is the most common in Norway today.

Markus Raupach: Almost impossible to kill it.

Lars Garshol: Oh it’s easily possible. I mean, just heat it to 50 degrees and it’s dead.

Markus Raupach: Of course. Okay.

Lars Garshol: So historically, the way that you preserved your yeast in Norway was nearly 100% through drying. And I think the reason was the people didn’t have so much grain that they could have beer all the time. So they brewed once or twice a year and then drying the yeast is the best way. But of course, that meant that yeast couldn’t be dried, would never survive in Norway. And I said that the yeast, the kwak, I keep sugar around after it’s done fermenting. This sugar is a special type of sugar that helps it survive drying also helps it survive high temperatures. So it’s really has adapted to being dried.

Markus Raupach: And how long can it survive in the dry state?

Lars Garshol: Depends how you keep it. So if you just keep it as dry chips, a couple of years would be no problem. If you put it in the freezer, then the most extreme example I know was a guy who took yeast that he put in the freezer in 1996. He took it out and he vacuum packed it and sent it to me. And I unwrapped it and found this balloon that I got by mail. And I called him. It’s like, What on earth have you sent me? And he didn’t understand anything because the package was flat when he sent it. So this 20-year-old yeast basically found enough sugar and liquid after it thawed to start fermenting in the mail.

Markus Raupach: Wow. So it’s really a very powerful yeast.

Lars Garshol: It was in very good shape. And Richard Crease, he’s a microbiologist who runs a yeast company in Canada, he said that when he’s measured viability of yeast chips that people have dried with mushroom dryers or heated shoe racks, viability of that yeast is better than what the billion dollar companies can produce. But of course, this yeast has adapted to dry.

Markus Raupach: And if we talk about yeast, do we talk about single strains? Or are they multiple organisms together?

Lars Garshol: So this is, they are multiple strains. And that’s the same way that it was with all the commercial yeast cultures before the yeast labs purified them. So when Carlsberg invented modern yeast handling, they found multiple strains in their lager yeast, which they then isolated. And so after that they were working with single strains. But there are actually English ale breweries that have never purified their yeast and so they still have multiple strains. And so it is with these farmhouse yeasts that until 2014 had never seen the inside of a lab.

Markus Raupach: Yes, I think if you mentioned the English I think there’s also the reason why they can brew ales and lagers with their normal yeast cultures because the changing the temperature of fermentation so that means which strain will be the predominant.

Lars Garshol: I don’t know, to be honest. The breweries that I know of, they still have multiple strains, as far as I know, they only brew ale.

Markus Raupach: I didn’t ask that question. But I quite often saw that they were offering lagers and if I asked, okay, what are you using to make lagers? They say okay, we use our normal yeast, we just ferment a little colder.

Lars Garshol: Oh, okay.

Markus Raupach: And that would mean in my eyes that these yeasts are still like a mix of maybe bottom and top fermented yeast. And then depending on the temperature, some win and some losers. Maybe I’m not sure.

Lars Garshol: This is one area where people get really confused because what I found with the farmhouse yeast is that some brewers harvest from the top and some harvest from the bottom. And you can see that these yeasts behave differently. The ones that are harvested from the top, they really want to float on top of the beer. Whereas the ones that are harvested from the bottom, once fermentation is done, they really want to drop to the bottom. But they are all ale yeast, every single one.

Markus Raupach: Really interesting. And when did you start collecting the yeast at the first moment when you have been at these Norwegian breweries? Or did that start later?

Lars Garshol: No, before I went on this week-long trip in 2014, I bought a bunch of little plastic bottles. So I intended to take yeast samples if I could, while we were traveling. And I’d already contacted the National Collection of Yeast Cultures in the UK. And I knew that they would receive samples if I could send them. So it started on that trip, basically.

Markus Raupach: Wow, a lot of research and also a little bit like espionage, whatever. Very interesting.

Lars Garshol: Well, I mean, I asked them straight, can I have a sample and they gave it to me. So it’s, when you brew beer, you always have more yeast after fermentation than you had when you started. And so there’s always been a surplus of yeast. And in all of these villages, people were used to just giving each other yeast when there was a need. And later on when there were quite few brewers, some of them sort of developed a role as yeast suppliers. So there was one guy in Voss, not Sigmund, somebody else, that I knew was, I was told he was supposed to have his own kwak. And I just called him. Yes, hello, he says. And I asked him, So I hear that you have your own kwak. And he says, Oh, yes. Are you brewing? Like instant assumption is that I’m going to, I want yeast because I’m going to brew and of course he’s going to supply. So they were very open handed with that.

Markus Raupach: Interesting, and the word kwak, is it just a normal Norwegian word? Or is it a special word for that way of brewing or for the yeast?

Lars Garshol: In standard Norwegian, the word for yeast is Yad. But there have been many different dialect words across Norway for yeast. And in Voss, the dialect word for yeast was kwak. So originally when they said kwak, it just meant yeast. But then, they got into the position where there was also a type of yeast there was in the shop that you could buy. And that said Yad in big letters on the label. So eventually, they started distinguishing between kwak, that’s our yeast, and Yad, that’s what you buy. So kwak became the name of that type of yeast in Voss. I picked that up, and then I thought that applied everywhere. So I was asking brewers all over Western Norway, like, do you have kwak and treating it like that was an established word. And they never complained. But later on, I found that they didn’t do that further north. But well, I just started using it like it meant this type of yeast. And that’s what it seems to mean now.

Markus Raupach: Yes, and now it’s an international word.

Lars Garshol: Yes it is.

Markus Raupach: And as far as I understood your books then you discovered that there is a mountain area between two parts of Norway, and there is one, like yeast strain on one side, and another one on the other side, and they all have their sisters and brothers and whatever. But these two are quite separate. Is that right?

Lars Garshol: Almost. We don’t know if it’s two or three. So in Western Norway, they have kwak because I’ve collected something like 40, 45 different cultures. And each of those contains lots and lots of strains. So kwak is literally hundreds of individual strains of yeast. So the biggest cultural divide in Norway runs basically north south through the middle of the southern half of the country. And it’s because of the huge mountain chain that runs through there. So you can’t get from Eastern Norway to Western Norway without driving for at least an hour through areas where there’s no trees at all. You’re really up in the high mountains. And that’s the reason why the yeast that survived in Eastern Norway is genetically different from what’s in the West. So they are closely related. They are each other’s closest cousins, if I can put it that way, but they’re not the same. But there’s two areas in Eastern Norway where yeast cultures survive and we don’t know if those two areas have the same type of yeast or not.

Markus Raupach: And is it known when it started or when they started doing that how many hundreds or thousands of years ago?

Lars Garshol: Well, you can find writings from say 1100 from Iceland, describing people deliberately pitching yeast into beer. And we don’t really know of any period of time when brewers in Europe were not deliberately pitching yeast. You can’t document a year and say in this year we know that they were spontaneously fermenting or something like that. There are texts from roughly the year zero from Egypt that describe people deliberately pitching yeast. And there is also a very interesting archaeological find from Hallstatt in Austria, from the salt mines, where they managed to isolate genes from ale yeast. And I’ve always seen, then they found that they were domesticate already in 600 BC. So when did this process start? We don’t know. But clearly it started a very long time ago. And when did you know the yeast that is in Norway, really branch off from other yeast? We don’t know. If you look at the family tree for yeast, for ale yeast in general, I mean, you can see that there is a Belgian German branch of ale yeast, and then the branches off into the UK and further to the US. Now, there was a time when we know that there was a massive migration from the low countries of brewers to the UK. That was the time when the UK word for beer became beer, because originally it was ale, right? This is the 15th century. So did that branching happen, then? I’m not going to say that it did. But it’s definitely possible. Kwak branched off from these guys before that.

Markus Raupach: After you were researching all these Norwegian farmhouse brewing, what was then your next step? In Sweden, for example? Or again to the Baltics? So how did you proceed?

Lars Garshol: Well, I decided I wanted to learn as much as I could, basically. And that was through two main activities. So one was traveling to meet brewers and the second was to do archive studies, collect archived documentation, because there is massive amounts of archived documents describing historical farmhouse brewing in different countries. So I went to Denmark and got stuff from the archives there, went to Sweden, Estonia and so on, managed to get friends to grab stuff in Lithuania and so on. I don’t remember exactly the order in which I did this. So because I traveled to visit brewers in Estonia. We did Finland. I went to Russia, there was a Latvian and Lithuanian trip. More trips in Norway. A small trip to Scotland and Sweden. Yes, still planning a trip to Gotland in Sweden in October this year.

Markus Raupach: And did you also discover like kwak, so specific yeast strains in these other countries?

Lars Garshol: Yes so, the Lithuanian commercial farmhouse breweries, several of those had their own yeast, at least three of them. And then it turns out the farmhouse brewers in the countryside also have their own yeast. I did not collect yeast from the Lithuanian countryside. But my friend Simonus Cocotus, he managed to do it. And in Latvia there’s also been two yeast cultures found by the owner of another brewery, Labietis, Reinis Plṃavinṃš, and he managed to collect two cultures and sent them to me. In Finland and in Sweden, there doesn’t seem to be anything anymore, neither in Denmark, nor in Belarus. But I managed to find yeast cultures in Russia when I was traveling there.

Markus Raupach: And you could take them with you?

Lars Garshol: Yes, yes. So I was there in, I think, 2018. It was 2018 that I traveled from almost from the Ural Mountains through the countryside back to Moscow. And I asked the … these brewers were ethnically not Russian. They were Trurusha Turkic speaking people. And I asked for samples and they were yes, yes and this is no problem. So I sent it to the National Collection of Yeast Cultures and when I got the information, I sent it back to them in Trurusha. And I was very lucky, I managed to get a work trip to Kazan while I was working as a software engineer in Russia. And this was February 2020, so it’s like a few weeks before everything shut down because of Covid. And I managed to persuade some Russian colleagues to drive me to Trurusha and I contacted the people I’d met there before, and they managed to find a new brewery for me. And they had, when I came, they were super happy and they were showing me this, some sort of guide to Trurushian culture. And there was Russian texts saying that Trurushian yeast, beer yeast was really special and had been archived with a National Collection of Yeast Cultures in the UK. And they even had the collection numbers printed in the book. And they were like, yes, yes. So they were super happy. They saw it as recognition and validation of their culture.

Markus Raupach: And what is the closest yeast related to these strains?

Lars Garshol: That’s unpublished research results. I’m not at liberty to tell you. Sorry.

Markus Raupach: Okay. No problem. So we will translate for the publication. You just mentioned Denmark. I was there just a few weeks ago, and I discovered a brewery that is still making stone beer.

Lars Garshol: I don’t think still is the word.

Markus Raupach: Or now making. I don’t know.

Lars Garshol: Yes, yes. I think they have recreated it.

Markus Raupach: In general, they do. And also, when I did my research about beer history, also findings in, on one of the oldest places in Göbekli Tepe, they also used stones for hitting the mash, or the beer, whatever. So did you also find that in the farmhouse breweries that they are stone brewing?

Lars Garshol: Well, I mean, we don’t know if they were brewing in Göbekli Tepe. And we definitely don’t know how. Although there are indications that maybe they did. Stone brewing in farmhouse brewing is still alive. And I really mean alive in the sense that it has been passed on as it continues tradition from the past. So it’s alive in Vologda, Oblast, in Russia, and also alive in Lithuania, and Latvia and parts of Finland. It was alive. It’s recorded in archived documents from Norway, Sweden, and Denmark as well. And also Estonia, of course.

Markus Raupach: Yes, and before we come back to that, just because you said it’s unsure if they brewed at all at Göbekli Tepe that is new for me because I thought it’s quite sure. But what is the reason that you say it’s maybe not was the case?

Lars Garshol: That was an excellently phrased question. So the reason I say it is, the evidence that they have for brewing is findings of beer stone in some containers. So beer stone is something that gets formed in the container when you brew in it, but it can get formed in other ways. So it’s generally not considered 100% certain proof. There have been better methods for detecting beer residues that were developed over the last few years. Has to do with using electron microscopes to look at starch granules. And I know that they did that with the vessels from Göbekli Tepe and they didn’t find the right type of starch granule. This wasn’t published, but there are some PDFs that are on the web that if you really scan through a lot of pages, you can find those results.

Markus Raupach: That’s really interesting because on the other side, I found just recently some papers where they said okay, they were like an industry of producing these stones for making the stone beer. So it doesn’t make sense to have these both. Interesting.

Lars Garshol: Well, then maybe you know something that I don’t. I would really like to know about this paper if you can send me afterwards.

Markus Raupach: Of course, I will send it to you. It’s also quite new. I did a talk at a beer exhibition in southwest Germany, because they had like a jubilee in terms of beer. And there they had even a short film where a researcher team used remakes of this equipment they found in Göbekli Tepe to brew a beer with it. And it worked. I will send that to you. It’s interesting. So yes, great. Well, that’s a fascinating story in general. Also, we do a lot with Matthew Adams. I don’t know if you know him. He is the director of the archaeology in Abydos in Egypt and he digs out maybe the oldest more or less industrial brewery in the world, which was in the old Egypt times. And that’s also very interesting what he tells about how they did it, and the excavation in general. So beer is a very interesting topic in terms of history, of course.

Yes. So but let’s go. Just also because that is interesting, now, in the last years, all the kwak story is a huge thing. And many of the homebrewers are using it. But also there is, yes, the potential that also the big brewers may be interested in using these yeast strains. Because you can produce beer maybe faster, you can produce more aroma, and more other interesting things that the yeast can bring for their beer. So do you see that there is an impact of your findings on the traditional ale and lager brewing?

Lars Garshol: Not in lager brewing, I don’t think. Given that it’s ale yeast, it’s kind of hard for that to have a direct impact in lager brewing. But Carlsberg actually got seriously interested in kwak and did their own studies of it. This was the Carlsberg Foundation, not the brewery. But the foundation does some research for the brewery as well. But being Carlsberg, they haven’t actually published it. But there is actually quite a lot of commercial beer that’s been produced with kwak. I mean, literally thousands of individual beers from commercial breweries. It’s mainly been from relatively smaller craft breweries, as far as I know. But it’s something that seems to be growing. And the brewery, the challenge is that you can’t brew with kwak the same way you do with ordinary ale yeast, because it’s not ordinary ale yeast. It behaves in a different way. But a number of breweries are beginning to learn how to use it and it seems that once they learn how to use it, they start using it in at least some of their beers. They’re not, it’s not necessarily suitable for every beer.

Markus Raupach: How safe is it to use it in your brewery along with other ale yeasts? So is there something like an infection potential or something like that?

Lars Garshol: Oh yes. I mean, anytime that you are using more than one yeast strain in your brewery, there is the potential for what’s called cross infection, meaning you pitch strain A into one beer and strain B that you were using before comes along for the ride. I would argue that this probably happens all the time when brewers are using several different yeast strains. But for the most part, you don’t notice because you pitch billions and billions in cells of strain A, and whatever drops in of strain B is very small quantities so it doesn’t end up dominating the beer. Where you get into trouble is when the cross infection is its own yeast, because its own yeast is diastatic, it will consume absolutely all the sugar and there will be bottle bombs and gushers and strange tasting beer. But this is not a problem with kwak because it doesn’t produce any really weird flavors. Your beer might be a little more fruity, but it’s not going to be completely dry. You’re not going to have bottle bombs. So yes, there is cross infection, not just potential. I mean, it happens. But it doesn’t turn into any real problems for the most part.

Markus Raupach: Maybe in all these breweries now there is no let’s say pure ale yeast anymore. It’s already contaminated with a little spike of kwak.

Lars Garshol: Well it might be while you’re re-pitching it, but of course Humson’s method, as it was originally called, the way that people brew now, you throw away the yeast after a few iterations and you start over and then of course, the contamination goes away. But that was the motivation for starting over.

Markus Raupach: Yes, very fascinating stories. That’s really very interesting and something about yourself, you quit your regular jobs a few months ago, and decided to be a full-time author now. So how hard was this decision?

Lars Garshol: It was somewhat hard. I mean, it wasn’t something I could just do without consent from my wife, for example. And it was also, I identified with the job that I had. So it’s really a change in who am I and what am I doing in this world. So it was a decision that took a good long time to mature. And the thing that sort of pushed me over the edge in the end was, I sat down and I made the list of the books that I thought that I should write based on the material that I have. And when I came to the ninth title, I just, oh this is ridiculous. This is not going to work. I need to do something.

Markus Raupach: Yes, and this is good news for the beer scene because now you have the time to do it.

Lars Garshol: I hope so. I hope so. Yes. My biggest problem at the moment is finding publishers.

Markus Raupach: We are all looking forward to have more of your findings. So good luck on that. And I’m really crossing my fingers for you that that will work. Two last questions maybe. What were your experiences in Prague? So did you try beers there and did you like the beers there? Or were you lucky going home again?

Lars Garshol: I definitely tried a good number of Czech beers. The reputation of Czech beer is of course, well-deserved. The quality of the beers were super high. What I was a little surprised to find was that apparently, I’m not a huge fan of Czech lager meaning the things that they do so well aren’t apparently the things that I’m looking for in the beer. So was I happy to go home? No, I think I’d rather have a good Czech lager than the normal Norwegian industrial lager. But, I’m happier in Franconia, or in an English pub.

Markus Raupach: That is very nice to hear. And I also tell many English people that there is a quiet similarity between Franconian brew pub and an English pub, because you have these large tables, people are sitting there cross over together, they have easy drinking beers. Very balanced. Very nice culture so in both countries, and I really like that. The beer is really there just part of the normal life and it brings people together, which is really a very nice thing. Maybe what are your upcoming projects? So can you unveil maybe the next book title or whatever? You don’t have to tell any secrets, but what can we expect from your work in the future?

Lars Garshol: Since I’m not in control of the publication schedule, I mean, I’m having difficulty finding publishers, it’s really hard to say what the next book will be. So the last one that I did was a book in Norwegian, on the Norwegian traditional beers. And it’s really an academic book that goes into detail where you actually, you get the detailed information on how many people were making juniper infusion. Where were they making it? How many used juniper in the filter? Where did they do it? What were the brewing processes? What were the different types of yeast? How were they treating it all? There is a map with dots for where people say they were using yeast rings, or yeast logs or cloths or what have you, blah, blah, blah, all of that stuff, culminating in an analysis of the regional differences on a higher level. And also, going through more of the history more systematically than has really been done before. This book might get published in English as the next one. I also wrote a book in English that is the sort of partly kind of what I told you now, the story of me getting interested in farmhouse ale and then making these discoveries. So it’s kind of telling you about these beers, but as a more or less as a detective story, where I’m trying to work out what exists and why things are the way that they are. But it goes much more into the historical background and what people have seen before. And so I’m using that as a source of stories, basically. So Viking legends, and folktales and stuff like that to really bring the story to life. But it doesn’t have a publisher. I mean, the book has been finished for over a year, two years almost.

Markus Raupach: What a pity. I’m really curious. I’m already looking forward to both of these books. As I said, I crossed my fingers and if some of our listeners know publishers or even are publishers, so that’s the way to go. Contact Lars and help him and bring these books out because we really want them. That’s great. So, thanks a lot. Thanks a lot for your time and I hope you enjoyed the talk and I’m really looking forward to meeting you again and talking about your great findings and also have discussions about beer and beer styles and all these nice things in the beer culture.

Lars Garshol: Yes, that discussion in Prague was great. So thank you for having me on and for all the kind words.

 

Bier Talk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

 

BierTalk 115 – Interview mit Andreas Wagner und Moritz Hottenrott von proHops und proBrau aus Freising

Andreas Wagner und Moritz Hottenrott sind heute Kollegen, haben aber beide jeweils eine eigene, spannende Geschichte in der Bierwelt. Während Andi sich um den Anlagenbau kümmerte, gründete Moritz mit dem Hausfreund seine eigene kleine Biermarke, die sich im süddeutschen Raum großer Beliebtheit erfreute und über die die beiden auch zusammenkamen. Im Zuge neuer Projekte zieht es nun beide gemeinsam rund um die ganze Welt, im Auftrag der Planung guter Brauereien und der Versorgung derselben mit den besten Hopfensorten. Im BierTalk sind sie die ersten, die schon mit einem Bier in der Hand beginnnen – und haben natürlich auch viel zu erzählen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal ein ganz spannender Ritt auf mehreren Rohstoffen, auf mehreren Kontinenten, mit ganz vielen interessanten und vor allem auch sehr bierigen Themen. Und auch zwei wunderbaren Gesprächspartnern, auf die ich mich sehr freue. Lustiger Weise haben wir uns zuletzt in den USA gesehen, also fast auf der andern Seite des Planeten. Aber das gehört vielleicht auch so ein bisschen zur Geschichte, aber, wie gesagt, gleich mehr. Ich bin sehr froh, dass ich Andreas Wagner und Moritz Hottenrott heute bei mir habe. Und, ja, ihr beiden, vielleicht stellt ihr euch ganz kurz mal unseren Hörern selber vor.

Moritz: Ja, hallo, ich bin der Moritz. Ich habe früher eine Craft-Biermarke Hausfreund gemacht, die haben wir gegen Ende von Corona dann auf Eis gelegt. Und sie liegt immer noch auf Eis, mal schauen wie das weitergeht. Habe aber das Hopfenprojekt proHops eigentlich vom Andi von Anfang an mitbekommen und bin, seitdem Hausfreund auf Eis liegt, hier beim Andi auch voll beruflich, vollzeitig mit im Team.

Andreas: Genau und jetzt, wo der Moritz schon von mir so viel gesprochen hat, Andi, mein Name. Ich habe in Weihenstephan Brauwesen studiert, habe in unterschiedlichen Brauereien gearbeitet. Hatte früher sogar selber mal eine kleine, ja, Craft-Marke, wenn man so will, also eher für den Hausgebrauch selber gebraut auf einem befreundeten Bauernhof, mit Freunden zusammen. Und habe dann für einen süddeutschen Anlagenbauer lange Zeit gearbeitet, über zehn Jahre und bin seit acht Jahren selbstständig tätig mit meiner Firma proBrauen. Habe vor fünf Jahren einen Rohstoffhandel gegründet, wo wir ein bisschen, ja, über das etablierte Geschäftsmodell hinausschauen wollten, um einfach Brauereien und Hopfenpflanzer ein bisschen näher zusammenzubringen und das Projekt heißt proHops, bei dem auch der Moritz schwerpunktmäßig mit dabei ist jetzt, genau. Ich denke, wir beide trinken auch recht gerne Bier.

Markus: Ja, das habe ich ja auch schon live mit verfolgen können und ihr seid auch die Ersten, glaube ich, im BierTalk, die offiziell, bevor es eigentlich losgeht, schon ihr Bier aufgemacht haben. Aber das sei euch heute auch gestattet. Was trinkt ihr denn Feines?

Andreas: Ja, aktuell haben wir ein Urhell vom Hofbrauhaus Freising im Glas. Bei der Brauerei durfte ich auch selber schon arbeiten. Und, ja, das war für mich auch immer, wie gesagt, ich habe lange Zeit im Chiemgau gelebt, immer wenn ich durch Freising gefahren bin, musste ich in Freising an der Tankstelle anhalten und entweder ein Urhell oder ein Huber Weißbier trinken, einfach um mich wieder, ja, Daheim zu fühlen.

Markus: Und wenn wir schon vom Urhell sprechen, ich habe in letzter Zeit so verfolgt, das einerseits natürlich das Helle ein großer Trend ist und viele Brauereien das jetzt machen und mehr machen und so. Aber andererseits auch bei den Brauereien, die schon lange ein Helles machen, die Rezepturen nach und nach verändert werden und diese Biere immer schlanker werden und immer mehr in so eine fast schon internationel-Lager-Richtung gehen. Könnt ihr das bei dem Hofbrau auch so sehen oder ist das noch die alte Rezeptur?

Andreas: Also ich finde das Hofbrau immer noch recht gut, immer noch sehr kernig. Die haben ja das Moy Bier rausgebracht, was in meinen Augen eher dem entspricht, wovon du grade geredet hast. Das Urhell an sich ist schon noch sehr ursprünglich und, ja, es hat auch noch sehr viel Charakter und ich finde es ein schönes rundes Bier. Also in dem Sinne, ja, lass mal anstoßen, Moritz.

Markus: Ja, prost, ihr zwei. Da muss ich jetzt sofort nachziehen, also ich habe mir natürlich auch was hingestellt. Und weil wir so viel Spaß letztes Mal zusammen hatten, habe ich mir ein Bier rausgesucht beziehungsweise ist das vielleicht gar kein Bier, es heißt Veräppelt und kommt von Freigeist und ist eigentlich eher eine Art Quittencider. Aber wie gesagt, nachdem wir in den USA waren und da lauter komische Sachen trinken mussten, habe ich gedacht, da passt das ganz gut hin und ich kann auf jeden Fall mit euch anstoßen. Ich mache mal hier so auf. So und hinein. Und letzten Endes gehört die Cider-Welt ja irgendwie auch zur Bierwelt dazu, also zumindest, wenn man es mal ein bisschen global sieht. Und in der Tat, es ist hier ein ganz intensives Quitten- und Cider- und Apfel- und sonst-was-Aroma. Allerdings schwimmen in dem Bier auch so ein paar Teilchen rum. Hm, mal sehen. Also ich werde es währenddessen ein bisschen verkosten. Vielleicht noch, dass wir so ein bisschen einordnen, also ihr seid jetzt ja quasi Kollegen bei dem Thema proHops, werden wir auch gleich ein bisschen dazu sprechen. Habt ihr euch vorher schon gekannt oder erst dadurch kennengelernt?

Andreas: Genau, also wir sind eigentlich durch die Marke Hausfreund, die der Moritz betrieben hat, zusammengekommen und seitdem wirklich auch gut befreundet. Aber da kann der Moritz uns sicher mehr erzählen.

Moritz: Genau, ich bin damals durch den beruflichen Hintergrund meiner Frau nach München gezogen und habe diese Marke gegründet und habe jemanden gesucht, der mir da ein bisschen hilft, Fuß zu fassen in der Szene, die für mich relativ fremd ist oder war damals noch. Und da bin ich auf den Andi gestoßen und der Andi ist dann auch mehr oder weniger als Braumeister mit eingestiegen. Ich habe ihn dann gleichzeitig auch so ein bisschen an die Hand genommen bei proHops und versucht, da mein Wissen rein zugeben. Ich habe eigentlich mit Brauwesen von der Ausbildung her gar nichts zu tun, ich habe mal Volkswirtschaftswesen studiert.

Moritz: Schande auf dein Haupt da.

Moritz: Genau und bin eher so ein Zahlenmensch gewesen. Und so haben wir das beides so ein bisschen Hand in Hand gemacht. Und wie gesagt, nachdem wir Hausfreund auf Eis gelegt haben, war irgendwie klar, dass ich das mit dem proHops weiterbetreiben will, weil es mich irgendwo reizt, die Plattformgeschichte, auf die wir später vielleicht noch zu sprechen kommen, weiter zu verfolgen und auch weiter auszubauen.

Andreas: Also es war wirklich lustig, der Moritz hat halt einen Bekloppten gesucht, der auch ein bisschen Bartansatz hat und da ist er auf mich gestoßen. Und für mich war es natürlich eine coole Sache, weil ich damals schon mit dem Hopfen angefangen hatte und dann natürlich auch die Möglichkeit hatte, einfach wieder Rezepte, Biere zu kreieren und auch viel auszuprobieren. Also wir haben sehr viel mit neuen Hopfensorten rumprobiert, haben viel mit slowenischen Sorten gemacht, haben ein französisches IPA gemacht, ein deutsches IPA und, und, und. Ich habe da die komplette Spielwiese an die Hand gekriegt, ohne diesen schnöden Bierverkauf machen zu müssen, wo ich ganz dankbar war, um ehrlich zu sein.

Moritz: Der ist leider an mir hängengeblieben.

Andreas: Ja.

Markus: Einer muss es ja machen und im Zweifelsfall muss man es dann halt trinken, wenn es übrigbleibt. Aber vielleicht noch, was ich ganz spannend finde, also Hausfreund habe ich tatsächlich auch schon mal so gehört gehabt und so und vielleicht auch mal irgendwann was probiert, aber so richtig damit in Berührung gekommen bin ich tatsächlich erst während der Pandemie, weil wir ja sehr viele Verkostungen gemacht haben, Online-Testings und dann eben auch öfters Mal für Partner. Und einer unserer Partner hatte regelmäßig immer ein oder zwei Hausfreund-Biere in den Packages dabei und dadurch durfte ich die eben auch alle durchprobieren und fand die auch wirklich alle sehr spannend. Ich habe mich nur immer ein bisschen schwergetan, die Marke Hausfreund richtig zu erklären, weil das ja nicht so wirklich geht, ohne an der ein oder anderen Stelle anzuecken, also ob jetzt das Bier der Hausfreund ist und sich so hinten rum rein schleicht oder ob der Hausfreund sich im Kabinchen versteckt und noch sein Bier hat und hofft, dass er nicht entdeckt wird oder so. Was ist denn die Ursprungsidee gewesen, Moritz, von dem Thema Hausfreund?

Moritz: Die Ursprungsidee ist eigentlich, das ja grade hier in Bayern viele mit ihrem Bier verheiratet sind. Also viele, so wie der Andi sein Huber und sein Hofbrau Freising trinkt, sein Urhelles, ja und das so der Standard ist. Und da war so die Idee, dass unser Bier eigentlich der Hausfreund ist, der hinter den verheirateten Bieren auch noch irgendwo einen speziellen Platz für spezielle Momente im Kühlschrank hat.

Markus: Na, dann habe ich es ja richtig erklärt, das ist doch wunderbar. Ja und ihr habt auch ein schönes Design und eine schöne graphische Linie gehabt, aber eben auch tolle Biere. Jetzt sagst du, es liegt auf Eis, heißt das, es kann wieder kommen?

Moritz: Ja, also die Marke besteht noch, die Gesellschaft besteht auch noch. Wir haben, ja, wann war das, letztes Jahr im Januar haben wir beschlossen, das wir es auf Eis legen, weil wir ja in Lohn gebraut haben, die Kosten explodiert sind. Und grade gegen Ende der Pandemie auch die Umsätze doch deutlich zurückgingen dadurch, dass wir leider durch Corona sehr in den Einzelhandel gerutscht sind, auch schwierig war, Preise anzupassen, zu erhöhen oder da mitzugehen. Ich glaube, das Problem kennen viele oder auch grade jetzt ist dass das Problem auch von vielen großen Brauereien, glaube ich, dass der Bierpreis doch relativ niedrig ist. Und, ja, dann haben wir irgendwie oder habe ich den Beschluss befasst, das, solange noch ein bisschen Geld auf dem Konto ist, wir eine Pause machen und gucken, ob es irgendwann den Moment gibt, wo man das wieder aufleben kann, anstatt das wir, ja, sage ich mal, insolvent gehen und dann auch irgendwelche Leute nicht mehr bezahlen können.

Markus: Ja, das ist auf jeden Fall sicherlich eine gute Entscheidung. Da bin ich mal gespannt und drücke euch natürlich auch ganz fest die Daumen. Von den vielen verschiedenen Bieren ist mir tatsächlich das German Pale Ale am meisten in Erinnerung geblieben. Das fand ich wirklich sehr, sehr gut und hat auch so dieses Thema, eben deutsches Pale Ale, sehr schön repräsentiert. Wie habt ihr denn eure Rezepte da so kreiert?

Andreas: Für mich war natürlich der Hauptaugenmerk da erst mal auf dem Hopfen. Und, ich meine, es gibt ja bestimmte Hopfensorten wie Citra, die in jedem, ja, Craftbeer vertreten sind und habe natürlich geschaut, wie kriegen wir so ein ähnliches Geschmackserlebnis mit deutschen Sorten hin. Und sind dann da auf Saphir, den ich ganz toll finde als Hopfen, kann ich nachher auch noch eine Geschichte zu erzählen. Mandarina und Callista haben wir reingetan. Und, ja, ich denke, wir haben es ganz gut hingekriegt, da wirklich so eine Citrusaromatik in das Bier zu zaubern. Und das Schöne war auch bei dem Pale Ale, das wirklich die Aromatik sehr lange haltbar war in dem Bier.

Moritz: Wir haben das gar nicht als German IPA angefangen. Wenn du überlegst, wir haben am Anfang, hatten wir sogar Citra drin und haben den über die ersten drei Sude reduziert, bis wir ihn dann ganz rausgenommen haben und wirklich den Schwerpunkt auf dem Callista hatten. Das heißt, da ist es eigentlich zum German Pale Ale geworden, über die ersten drei Sude, genau.

Markus: Also in gewisser Weise eine Evolution. Ja, fand ich spannend, weil ich habe dann auch immer mit den Teilnehmern zu den verschiedenen Bieren die Aromaspinnen zu den verschiedenen Hopfensorten rausgesucht und dann eben versucht nachzuvollziehen, ob sie die einzelnen Hopfensorten dann entsprechend in den Bieren auch eben entdecken können. Und das haben wir tatsächlich auch da immer sehr, sehr gut geschafft. Und das fand ich sehr spannend, weil ich anhand von dem Bier eben viel erklären konnte, was grade eben deutschen Hopfen oder Hopfen überhaupt und eben auch die deutschen Craft-Brauer und all das eben ausmacht. Bis hin zum Thema Gypsy-Brauen. Da habe ich ja jetzt gelesen, ihr wart dann am Schluss bei der Camba, wart ihr vorher noch woanders?

Andreas: Ja, vorher haben wir einen Gang durch einige Brauereien gemacht. Ja und das war nicht immer einfach, weil es natürlich eine Brauerei, die Kapazitäten hat, oft auch Gründe hat, warum sie diese Kapazitäten hat. Und, ja, das hat am Anfang leider relativ lange gebraucht, bis wir da einen richtigen Partner gefunden haben, den wir dann mit der Camba gefunden haben. Am Ende waren wir dann sogar auch noch in Huckberg bei der Brauerei Wimmer. Aber, ja, wie gesagt, dann kam irgendwie der Zeitpunkt, wo wir dann gesagt haben, jetzt legen wir es auf Eis.

Markus: Ja und dann ging es ja zu den Themen, die wir gleich noch besprechen. Vorher vielleicht noch eine Frage, Moritz, Volkswirtschaft, also da habe ich einen Freund, der das auch studiert hat, der ist jetzt Taxifahrer. Da hast du es vielleicht doch besser getroffen mit dem Thema Bier. Also war Bier für dich schon immer so eine gewisse Leidenschaft oder war das für dich eher so halt dein Getränk und du bist da so reingerutscht?

Moritz: Also es war schon immer eine Leidenschaft, wobei nie vielfältig früher, muss man sagen. Ich war so der klassische deutsche Pilstrinker. Tatsächlich hat mein Bruder mich da irgendwie da hingebracht. Meine Frau hat in Belgien studiert, in Löwen, das ist da, wo die große Stella Artois Brauerei ist. Und mein Bruder ist irgendwann in die USA gezogen und ich habe ihm immer Paulaner Salvator schicken sollen, weil er das Bier so gern mochte, bis er es dort auch irgendwann gefunden hat. Und dann habe ich ihm irgendwann aus Belgien dann auch Biere mitgebracht, die ihm ursprünglich gar nicht so geschmeckt haben, aber einfach, weil sie, ja, andere Aromen hatten als das, was ich unter Bier verstanden habe zu dem Zeitpunkt. Und irgendwann hat er mir auch amerikanische Biere zurückgeschickt nach Deutschland, die mir auch überhaupt nicht geschmeckt haben. Was vielleicht auch so ein bisschen daran lag, dass er mir direkt irgendwelche Bourbon Barrel Stouts und Double IPAs und was weiß ich was geschickt hat. Und irgendwann, ich weiß gar nicht, was das war, war irgendwie so eine Pale-Ale-Richtung oder sowas dabei und das war dann so der Punkt, wo ich angefangen habe so, woah, ist eigentlich ganz cool, so ähnlich Radler, aber nicht so süß, fruchtig. Und, ja, ich glaube, das ist auch immer so ein bisschen das Ding beim Craftbeer, wenn man anfängt, sich mit Bier zu beschäftigen, sollte man, glaube ich, nicht sofort in die Extreme einsteigen, sondern sich langsam dahin arbeiten. Man kommt da sowieso irgendwann an. Und das Schöne ist, wenn man die Extreme durch hat, macht man ja so eine Schleife und geht doch wieder zurück auf die klassischen Sachen und kann dann damit auch viel besser umgehen, glaube ich.

Markus: Das ist so ein bisschen die Entwicklung, die wir jetzt tatsächlich auch in der allgemeinen Bierwelt so ein bisschen spüren, dass da im Grunde alles zurückgeht zum Lager, zum einfachen, guten trinkbaren Bier, aber natürlich auch in gewisser Weise mit einer anderen Qualität. Andi, wenn du das so verfolgst, also das war jetzt ja eher so die, sage ich mal, Consumer-Herangehensweise an das Thema Bier beim Moritz. Wie war das bei dir, also du bist ja dann doch eher gleich fachlich eingestiegen, war das von vorneherein klar?

Andreas: Nee, eigentlich nicht. Ich bin hier in Freising auch zur Schule gegangen, Freising liegt ja südlich der Holledau. Das heißt, ich habe wirklich viele Kumpels, deren Väter in der Braubranche waren, die sind mit mir zur Schule gegangen. Das war mir damals auch noch nicht so bewusst. Irgendwann war ich an dem Punkt, dass ich selber Met gemacht habe und mich mehr und mehr mit der Fermentation beschäftigt habe. Und bin dann auf den Trichter gekommen, hej, Bier brauen ist ja eine schöne technische Sache. Und Bier trinke ich auch gerne, schmeckt mir gut, lass mich das mal ein bisschen anschauen und habe dann eben beim Hofbrauhaus Freising mein erstes Praktikum gemacht und bin dann wirklich der Branche auch verfallen. Und seitdem komme ich nicht mehr weg und will ich auch nicht mehr weg.

Markus: Und du bist kreativ in dieser ganzen Geschichte geworden, das ist ja auch sehr spannend. Und da sind wir jetzt mal bei proHops vielleicht zuerst angelangt. Ich habe versucht, das Ganze so ein bisschen zu verstehen und am Ende habe ich gedacht, das ist vielleicht so eine Mischung aus eBay und PayPal für Hopfen, kann man das so sagen?

Andreas: Nee, eigentlich ist es noch viel einfacher, eigentlich ist es Amazon für Hopfen.

Markus: Okay, gut, gut, gut. Das heißt, ihr werdet stinkreich und gründet irgendwann ein Weltunternehmen?

Andreas: Ja, ja, gut, dann wären wir nicht in die Bierbranche gegangen, wenn wir stinkreich werden wollen würden.

Markus: Na gut. Aber erklär doch mal für die unbedarften Leute, da draußen sind ja vielleicht auch potenzielle Kunden oder Lieferanten dabei, wie funktioniert es und was ist der Vorteil der ganzen Nummer?

Andreas: Vielleicht, wenn es für dich okay ist, würde ich anfangen, wie wir gestartet haben, und zwar ist das nämlich, glaube ich, eine ganz lustige Geschichte. Ich bin ja, wie gesagt, in Freising aufgewachsen, habe hier gearbeitet, bin hier zur Schule gegangen, hier studiert. Mein bester Freund ist lustiger Weise auch Braumeister, der ist jetzt technischer Leiter in Landshut bei Wittmann. Flo, schöne Grüße, falls du zuhörst, während deiner Arbeitszeit natürlich. Und mich hat ein Kumpel, dem ich drei Sudhäuser in den USA verkauft habe, der hat mich angerufen und hat gefragt, Andi, ich kriege den Hopfen nicht mehr her, den ich brauche für mein Bier. Kannst du mir helfen, du kommst ja da aus der Gegend, vielleicht kennst du ja jemanden? Dann habe ich mich dran erinnert, dass mir der Flo eben erzählt hat, wie wir Schafkopf gespielt haben, das ist ein bayrisches Kartenspiel, das er einen Gesellen oder einen Lehrling hat, der von einem Hopfenhof kommt. Also habe ich den Flo angerufen und gesagt, du, gib mir mal die Nummer von dem Georg Seitz, heißt er. Hat er so gemacht, rufe ich ihn an, der hat mich zu seinem Bruder verknüpft, zum Flo Seitz. Super cooler Typ, mit dem ich immer noch sehr gerne Bier trinke und auch zusammenarbeite, hat einen klasse Hopfen auch auf dem schönen Hof. Und wir haben dann quasi die erste Palette von Flo seinem Hopfen nach Amerika rübergeschickt. Und dann ruft mich der Kunde an und sagt, Andi, das war, glaube ich, der beste Hopfen, den ich jemals in die Hand gekriegt hab und der Preis hat auch super gepasst. Also habe ich gleich panisch den Flo angerufen und gesagt, Flo, ich hoffe, du hast da auch ein gutes Geschäft gemacht. Weil ich will nicht, dass du da jetzt draufzahlst oder so, das soll jetzt kein Freundschaftsdienst sein. Flo sagt, nee, war ein super Geschäft für ihn. Also habe ich mir gedacht, puh, da scheint ja irgendwo eine Lücke zu sein und genau in die sind wir rein gesprungen. Genauso haben wir dann auch gestartet. Also unser Konzept ist, dass wir Cherry Picking, also wir suchen uns quasi so die schönsten, besten Lots aus, die für unseren Geschmack sehr gut sind und schauen, dass sie nicht mit Standardhopfen verblendet werden. Es gibt ja sehr viele Hopfenpflanzer, über 600 und der Hopfen wird natürlich sehr stark homogenisiert auch. Das heißt, der Pflanzer, der sich extrem bemüht, eine super Qualität hinzubekommen, vor allem eine Aromaqualität, die uns als Craft-Brauer ja auch wichtig ist, der geht einfach unter in dieser Masse an Einheitsbrei, würde ich jetzt mal behaupten. Und genau diese Goldstücke wollen wir rausziehen und dann auch an Brauereien verkaufen, die das auch wertschätzen können. Also wir verkaufen natürlich auch Massenware, klar, wenn das jemand möchte. Das ist für uns dann reine Handelsware, aber für uns ist wirklich die Creme das, womit wir uns auszeichnen, ist eben der Fokus auf diese Aromaqualität. Und da haben wir zum Beispiel auch im Haus entwickeltes Verkostungssystem, wir sind da alle auch drin geschult. Machen das auch zusammen mit Brauereien, dass wir mit denen zusammen den Hopfen anschauen und bonitieren, um auch zu wissen, was die Brauerei möchte. Es hat ja jeder seine persönlichen Präferenzen, ähnlich wie beim Bier. Und dementsprechend können wir dann auch jedes Jahr Lots für die Kunden aussuchen anhand deren Aromaprofile, die wir zusammen erarbeiten. Und ich habe deine Frage immer noch nicht beantwortet. Ich weiß, ich hätte Politiker werden sollen.

Markus: Das sind wir Franken ja gewohnt, das irgendwelche Bayern kommen und stundenlang reden und am Ende doch nichts gesagt haben. Aber ich habe sehr viel verstanden, also alles gut. Aber also jetzt mal vom Prinzip und die Hopfenbauern sind jetzt alle aus der Hollertau oder aus ganz Deutschland oder auch drüber hinaus?

Andreas: Nee, wir gehen tatsächlich europaweit. Also ich habe auch Kontakte in den USA, eben aufgrund meines anderen Jobs, haben wir da wirklich eigentlich schon fast ein internationales Netzwerk. Wir fokussieren uns einfach aber aufgrund der Nähe natürlich auf die deutschen Hopfen und die europäischen Hopfen dann im zweiten Gang. Und im dritten Gang dann wirklich Importhopfen aus Australien, Neuseeland, aber auch aus USA.

Markus: Und ich habe immer gedacht, dass die meisten Hopfenbauern mit Kontrakten an die großen Hopfenhändler praktisch schon gebunden sind und man eigentlich kaum mehr irgendwas am freien Markt bekommen kann. Ist dem gar nicht so?

Andreas: Dem ist schon so, aber man muss ja auch sehen, wo wir stehen. Also wir sind jetzt kein riesengroßes Handelshaus, möchten wir auch nicht sein und die Mengen, die wir benötigen und die auch viele unserer Kunden benötigen, die bekommen wir eigentlich immer her.

Markus: Und das sind dann eher sehr spezielle Hopfen? Also zum Beispiel eine Brauerei sagt jetzt, ich möchte ein bestimmtes IPA, sagen wir mal banaler Weise, mit irgendeinem besonderen Aroma haben und hat da was im Kopf und meldet sich dann bei euch und sagt, Mensch, wir hätten gerne was, was in die Richtung geht und ihr sucht es dann oder rufen die eher an, wir brauchen zehn Kilo Comet oder so?

Andreas: Ganz unterschiedlich. Also wir haben ja, wie gesagt, wir haben zwei Standbeine, wir haben einmal die Plattform, die für uns auch ein Schaufenster ist, wo die Hopfenbauern aber auch Händler ihren Hopfen anbieten können.

Moritz: Und Brauereien auch.

Andreas: Und Brauereien auch, genau. Also Brauereien, die jetzt Überhopfen haben zum Beispiel, können den über die Plattform auch verkaufen. Das ist eben dieses Prinzip Amazon, wo ich vorhin beschrieben habe. Was wir machen, wir sind quasi der Servicedienstleister in dem Fall und machen die komplette Logistik und die komplette Faktura, das heißt, die komplette Bestellabwicklung. Das heißt, wir schreiben Rechnungen, aber die Lieferanten, also die Verkäufer, die kriegen von uns auch eine Gutschrift. Das heißt, beide Parteien haben eigentlich keine Arbeit mehr, die machen wir für sie. Die einzige Arbeit ist dann wirklich physikalisch, dieses Paket zu nehmen und zu verschicken. Wenn es dann wirklich, wie es immer so ist, im Leben dann zu Enttäuschungen kommt oder irgendwas nicht, dann sind wir auch der erste Ansprechpartner und kümmern uns drum, das alles wieder ins Lots gerückt wird und die Erwartungen auch, ja, von beiden Parteien erfüllt werden.

Moritz: Genau, das ist eigentlich auch so der Platz, wo die Brauerei XY, die irgendwas Besonderes sucht, wahrscheinlich zuerst mal guckt. Gegebenenfalls dass sie es nicht findet, kommen sie dann meistens direkt auf uns zu und das ist dann der Moment, wo wir direkt für sie auch suchen nach Hopfen. Bei den Exoten geht es dann oft einfach darum zu gucken, ob er überhaupt verfügbar ist. Aber es gibt auch andere Brauereien, die dann gezielt kommen und sagen, ich suche einen Hopfen mit besonderem Ölgehalt oder besonders fürs Stopfen. Oder auch Leute, die sich einfach beraten lassen, die sagen, wir würden gern das und das brauen, was können wir denn für einen Hopfen hernehmen?

Andreas: Das ist ja, wie du richtig gesagt hast, auch bei Brauereien ist es ja so, dass du nicht jedes Bier neu kreierst. Also wenn du jetzt ein Rezept hast, dann schaust du ja schon, dass du gleichbleibende Rohstoffqualität auch hast. Es geht viel drum, das du sagst, hm, Klimawandel ist natürlich im Hopfen auch ein riesen Thema, genauso wie in einer Brauerei auch. Vielleicht sind alte traditionelle Sorten, die werden auch preislich immer teurer, weil die einfach nicht mehr mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen. Und es gibt neue Züchtungen aus Hüll. Diese neuen Hüller Züchtungen, die brauchen deutlich weniger Spritzmittel, aber auch weniger Wasser. Das heißt, sie sind deutlich klimatoleranter. Wie kann ich jetzt solche Sorten einsetzen und damit alte Sorten substituieren, ohne dass ich das Bieraroma groß verfälsche? Und genau das sind eigentlich die Aufgaben, wo wir dann auch da stehen und die Brauereien unterstützen und sagen, okay, bei der Brauerei haben wir das und das gesehen, man kann den Einsatz hier, man kann es zum Bittern gut nehmen und, und, und. Weil, schließlich steht ja jede Brauerei auch mit dem Namen für ihr Bier und möchte das ja auch immer in bestmöglicher und gleichbleibender Qualität an die Kunden bringen.

Markus: Ja und da sprichst du ja auch wirklich ein großes Thema an. Wir sind jedes Jahr in Hüll und machen da auch ein Update vor Ort, wie es grade ausschaut. Und da ist es ja wirklich so, dass es Hopfensorten gibt, die jetzt eben, wie du schon sagst, die Alten substituieren, also wenn man zum Beispiel über Perle und Tango oder sowas spricht. Letzten Endes aber hat man doch den Eindruck, dass die Brauereien ein bisschen Mut zu einer Veränderung schon auch mitbringen müssen. Also ich glaube, so eine eins-zu-eins-Kopie ist fast nicht möglich hinzubekommen oder, gibt es irgend sowas am Markt?

Andreas: Ganz schwierig. Aber ich glaube, dass viele Brauereien gezwungen werden, Mut zu zeigen, weil wenn sie den nicht zeigen, dann haben sie sehr schnell andere Probleme. Und das ist jetzt nicht nur auf den Hopfen bezogen also.

Markus: Nee, nee, das stimmt auf jeden Fall. Und ich meine, ich denke mal, wir erleben ja auch in dem Sommer, zumindest wie er sich jetzt anfängt zu präsentieren, dass wahrscheinlich ja wieder Wasserknappheit ein großes Thema sein wird. Und ich glaube, letzten Endes muss man dann als Brauerei auch einfach auf den Markt reagieren, was verfügbar ist. Weil, wenn der Hopfen nicht da ist, kann ich ja gar nicht anders, dann muss ich ja den anderen nehmen, ich habe ja keine andere Möglichkeit.

Andreas: Ja, aber man muss auch sagen, also ein Tradition zum Beispiel in einem Weißbier ist ein toller Hopfen, passt auch super in ein Weißbier. Aber was auch richtig, richtig geil ist in einem Weißbier, ist zum Beispiel Mandarina, ist zum Beispiel ein Melon oder vielleicht auch mal ein Blanc. Und da bin ich auch noch nicht verrückt, sondern ich spreche immer noch den traditionellen Biertrinker an und ich schaffe allerdings damit wirklich schöne vollmundige Weißbiere, die man auch schön am Gipfel trinken kann, die man aber auch schön am See trinken kann und die auch einfach der breiten Masse schmecken. Also ich finde schon, dass man da einfach die Tradition wahren kann, aber Neues wagen muss. Und da sehe ich grade noch nicht so ganz den Willen. Und ich glaube, dass viele Braumeister und Kollegen von mir da auch bald gezwungen sein werden, eben solche Schritte da zu gehen.

Markus: Ja und grade beim Weizen ist das natürlich ein schöner Punkt, also wie du schon gesagt hast, Mandarina oder Blanc, das sind ja Hopfenaromen, die sich einfach richtig schön mit den klassischen Aromen vom Weißbier verbinden. Also da habe ich bisher fast nur spannende und gute Beispiele raus gehört, also warum nicht auch mal solche Wege gehen. Was mir noch so ein bisschen im Kopf rumschwirrt ist jetzt, wir waren ja grade erst in Amerika, in Nashville auf der CBC und ich habe mich da mit einem amerikanischen Hopfenhändler unterhalten und der hat mir, in Anführungsstrichen, so ein bisschen die wahre Geschichte erzählt. Nämlich das eigentlich so die richtig gute Ernte, die sie grade im Yakima Valley und sowas haben, dass die eigentlich erst mal in Amerika vermarktet wird und das, was dann letzten Endes nach Europa kommt, also vielleicht nicht zweite Wahl in dem Sinn ist, aber halt nicht mehr der 1A-Hopfen. Und da wäre natürlich dann so jemand wie ihr, die da eben direkte Qualität vom Erzeuger liefern können, dann ein ganz wichtiger Punkt. Ist das so oder hat mir der ein bisschen Blödsinn erzählt?

Andreas: nee, also man muss auch einfach anschauen, wie der amerikanische Markt funktioniert. Amerika hat 150 Hopfenpflanzer, das heißt, die Flächen sind deutlich größer. Ein deutscher Hopfenpflanzer hat im Schnitt so um die 30 Hektar, ein Amerikanischer 150 Hektar. Das heißt, sie haben einfach riesengroße Flächen, die sie beackern müssen, das Erntefenster ist allerdings dasselbe. Wenn ich jetzt riesengroße Flächen habe, dasselbe Erntefenster und nur ein, zwei, vielleicht drei Erntezentren und in Deutschland sind es halt einfach mal die 20-fache Menge an Pflanzern. Oder, 20, eher noch mehr.

Moritz: Ja, ja.

Andreas: Das heißt, ich habe viel mehr Erntezentren, jetzt mal so gesehen, logistisch und habe viel kürzere Erntefenster für die einzelnen Hopfensorten. Das heißt auch, dass wir in Deutschland eine viel bessere Qualität hinbekommen wie die Amerikaner. In Amerika ist es dann natürlich so, dass du von dieser Farm, der hat jetzt diesen Hopfen mit einem riesengroßen Erntefenster, nehmen wir jetzt mal Cascade. Das heißt, es gibt einen sehr frühen Cascade, weil sie früher anfangen müssen zu pflücken. Es gibt einen, nennen wir es mal perfekten Cascade, der im perfekten Erntefenster liegt. Und es gibt einen sehr späten Cascade, der dann wahrscheinlich schon eher so in die Dieselart geht. Der Amerikaner an sich ist es gewohnt, zur Hopfenernte zu fahren, um sich den Hopfen selber rauszusuchen, die Lots, nennen sich die. Und der pickt natürlich dann eher die Lots, die in diesem mittleren Fenster liegen, weil die natürlich perfekt ausgereift sind. Was bleibt übrig? Klar, die frühen und die späten Lots und die werden dann auf dem Freimarkt verkauft, und der Freimarkt ist das, was im Weltmarkt dann quasi endet. Und Ähnliches haben wir hier in Deutschland auch. Also dass ist das, wo ich gemeint habe, nur bei uns ist halt die durchschnittliche Standardqualität schon relativ hoch dadurch, dass wir viel kleinere Erntezentren haben.

Markus: Also ein wirklich wichtiger Punkt. Und dann steckt ja da auch absolute Wahrheit drin in dem, was der mir erzählt hat, aber vielleicht jetzt nicht die Absicht zu sagen, wir liefern euch, in Anführungsstrichen, bewusst die zweite Ware sozusagen, sondern das ist ja einfach logisch, wenn ich vor Ort bin, dass ich mir dann natürlich die Sachen raussuche, die ich dann auch haben will. Und das sind ja auch oft sehr spannende Brauer, die dann auch wirklich sagen, ich gehe bewusst selber in die Felder, ich suche mir selber meine Hopfen aus. Wenn wir da bloß an Eric Toft denken, der das ja im Grunde großgemacht hat in Deutschland diese Idee, so mit Hopfen umzugehen. Ach, Moment, da wären wir eigentlich grade nochmal bei dem Saphir-Thema, du wolltest uns doch noch was zum Saphir-Hopfen erzählen oder? Der ist jetzt beim Eric auch sehr beliebt.

Andreas: Ich muss dich jetzt leider kurz unterbrechen, weil nämlich, der Eric Toft hat da eine Wahnsinns Arbeit gemacht, absolut, aber im Endeffekt hat er es nicht neu erfunden. Früher hat man in der Holledau, wenn man die Bilder anschaut und wenn man auch mit älteren Leuten redet, wie früher der Hopfenhandel ablief, war das früher ein riesen Jahrmarkt in der Holledau, weil das nämlich früher bei uns genauso war. Da sind die Brauer rein in die Hallertau gefahren und haben Hopfen eingekauft, direkt beim Bauernhof. Das war früher Gang und Gäbe. Wir sind nur, einer der großen Hopfenhändler hat angefangen mit diesen Vorverträgen, die auch die Daseinsberechtigung haben, dass sie einfach den Pflanzern Sicherheiten bieten und auch den Brauereien Sicherheiten bieten. Das ist einfach aufgrund der, nennen wir es mal Industrialisierung des Biermarktes, natürlich auch ein logischer Schritt gewesen. Aber, es ist kein neues Ding, auch bei uns nicht, dass man Hopfen direkt beim Bauern selber aussucht, das war früher, wie gesagt, Gang und Gäbe. Nur um das nochmal kurz zu korrigieren, was du gesagt hast.

Markus: Vielen, vielen Dank, ich lasse mich da gerne belehren. Wobei man natürlich sagen muss, das früher das auch noch eine andere Hopfenqualität war, weil da hat man ja dann doch die Hopfendolden in diesen großen Säcken, die die Leute selber mit den Füßen rein gestampft haben, mitgenommen. Das war dann aus heutiger Sicht vielleicht fast schon eher so belgischer oder englischer Hopfen, nicht das, was wir heutzutage unter absoluten frischen Hopfen verstehen, da hat sich auch noch viel geändert. Aber wie gesagt, ich bin 100-prozentig bei dir. Und es ist ja auch immer wichtig zu sehen, die Traditionen, wie sich das bei uns letzten Endes doch bewahrt beziehungsweise wieder durchsetzt. Trotzdem, was hat es jetzt mit dem Saphir-Hopfen auf sich?

Andreas: Genau, Saphir ist ja eigentlich von der damaligen Beck´s Brauerei quasi mit ins Leben gerufen worden. Saphir ist auch lange Zeit noch der Hopfen im Beck´s gewesen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es immer noch so ist, ich glaube tatsächlich schon. Und ich finde, es ist eine spannende Geschichte, Beck´s kam ja wirklich aus einer Zeit, wo man extrem viel Wert auf Qualität gelegt hat, da ist Beck´s eigentlich stark gewachsen. Die haben zum Beispiel eine Schmelzentrennung gehabt, einfach um die Bierqualität noch zu steigern und haben eigentlich permanent auch neue Hopfensorten ausprobiert, um einfach die Bierqualität emporzubringen. Und Beck´s hat ganz stark zum Beispiel auch auf den Saphir-Hopfen gesetzt. Das Problem, was der Saphir aktuell hat ist, dass er immer mehr auch unter dem Klimawandel und unserer Welt leidet und auch immer rarer wird, weil der für einen Pflanzer eigentlich nicht mehr tragbar ist, das ist ein bisschen schade. Aber wie gesagt, Beck´s oder auch der Schönramer Bock, die machen jedes Jahr so einen Saphir-Bock, das sind absolut geniale Biere. Also die alten Beck oder Haake-Beck, die es gibt, das sind ja wirklich auch tolle Biere, die man auch sehr gut trinken kann.

Markus: Ja, absolut. Und ich kann jemandem nur raten, sich mal ein Beck´s in der Dose zu kaufen, das sind wirklich auch hervorragende und schöne Biere, wo man dann auch tatsächlich was von den Rohstoffen durchaus hat. Ist nicht auch das TAP5 von Schneider ein sehr Saphir-geprägtes Bier, zumindest gewesen?

Andreas: Ja, also ob es aktuell so ist, weiß ich nicht, aber es war definitiv auch, ich glaube, ein gestopfter Weizenbock ist das.

Markus: Ja, Doppelbock, also Hammernummer und war für mich damals tatsächlich so ein bisschen eine Offenbarung, als ich das zum ersten Mal getrunken beziehungsweise gerochen habe oder beides. Und das hat unglaublich auch zu meiner persönlichen Exzeption, was Hopfen alles kann, beigetragen, so viel Aroma, so viel Vielfalt. Ja, nee, super, toll. Und dann vielleicht noch eine Frage an euch, wenn ihr da jetzt unterwegs seid, heißt das dann eben auch sehr viel persönlicher Kontakt zu den Pflanzern, also fahrt ihr dann auch rum und besucht die und macht dann die Dinge fest?

Andreas: Ja, auf jeden Fall. Also wir wollen alle Pflanzer, mit denen wir arbeiten, persönlich kennen, die Familien kennen. Wir wollen die Anbaubedingungen, wir schauen uns die Felder an, Pipapo. Man muss ja immer schauen, dass es auch menschlich passt, wenn man mit Leuten zusammenarbeitet, das ist uns ganz wichtig. Es gibt auch viele Pflanzer, die jetzt nicht unbedingt zu jeder Brauerei passen. Also auch da schauen wir, dass es zu einem guten Matching kommt, würde ich jetzt mal sagen und, ja, sodass jeder sich damit wohlfühlt. Dass auch die Parteien gegenseitig miteinander werden können, das finde ich auch ganz wichtig. Das die Brauerei XY sagen kann, der Hopfen ist von dem und dem Hopfenhof, das vielleicht auch medial ausschlachten kann. Und, ja, ich glaube, es ist einfach grade in der heutigen Zeit immer wichtiger, das man weiß, woher auch die Rohstoffe kommen. Und da, denke ich, leisten wir auch einen ganz guten Beitrag zu.

Markus: Ja, ist auch ein wichtiger Punkt, glaube ich, also dass die Brauer auch verstehen, dass die Herkunft der Rohstoffe, die Personen, die dahinterstecken, die Betriebe, die Regionen, dass das einfach unheimlich viel dazu beitragen kann, sein Bier auch entsprechend zu vermarkten, zu positionieren, Storys zu erzählen und es irgendwie auch einzigartig zu machen. Und nicht zuletzt der Hopfen ist das ja ein riesengroßes Thema. Jetzt kommen wir aber noch zu eurer anderen Firma oder in dem Fall dann deiner anderen Firma oder wie auch immer es genau ist, nämlich proBrau. Das heißt also, einmal haben wir jetzt das Thema Hopfen und jetzt geht es ums Business, würde ich sagen, oder? Also da geht es jetzt um Anlagenbau, um Brauereien in aller Welt?

Andreas: Genau, richtig. Also ich betreue da schwerpunktmäßig viele Projekte in den USA. Ich bin aktuell beauftragt von der Firma Kaspar Schulz, Künzel und Esau & Hüber, das ist ja ein Konglomerat an Firmen mittlerweile und konzeptioniere da im Vorfeld die Anfragen oder halt die Brauereianlagentechnik. Schwerpunktmäßig eben in Nordamerika, habe jetzt ein Projekt in Mexiko, wo wir jetzt noch aufbauen. Und bin da auch sehr nah an den Kunden dran. Also es geht ja grade, wenn man eine Anlage konzipiert und baut, auch viel drum, was für Biere möchtest du damit brauen, in welche Richtung soll es gehen, welche Effizienzen erwartest du. Welche Aromen möchtest du in deinem Bier standardmäßig haben und wie können wir solche Prozesse auch für dich optimieren, sodass es natürlich auch für dich ein bisschen einfacher wird oder vielleicht auch ein bisschen, standardisierter ist da das falsche Wort, aber das man eine gleichbleibende Qualität quasi rausbekommt aus der Anlage. Das ist für mich immer ein ganz großer Fokus, wenn ich da in, ja, in so Gesamtbilder einsteige. Also ich kümmere mich relativ wenig um einzelne Schrauben, die irgendwo verbaut sind, sondern wirklich um Gesamtkonzepte. Das heißt, es geht dann los mit einem Layout, mit der Aufstellung, wo und wie wird die Anlage aufgebaut, dass auch eine gewisse Customer Experience dahintersteht. Aber auch, dass die Logistik zum Beispiel von der Produktion nicht gestört ist und das die Logistik maximal effizient läuft. Und das sind sehr spannende Themen, weil natürlich da jeder Standort auch komplett unterschiedlich ist.

Markus: Das heißt aber doch eigentlich, es geht zwar vordergründig um eine Anlage, aber eigentlich ist das eine komplette Unternehmensberatung.

Andreas: Ja, wir steigen weniger in die Financials ein, weil ich den Kunden weniger erklären will, wie er sein Bier zu verkaufen hat. Wie mehr, wie er sein Bier vielleicht besser produzieren kann oder wie er sein Bier so produzieren kann, wie er auch möchte und bringen dann die Anlagen quasi mit, damit er das dann auch so machen kann.

Markus: Und da haben wir ja auch spannende Leute in den USA getroffen, die ja da mit euch schon zugange sind. Also gibt es da ein paar Beispiele, wo ihr erzählen könnt, was da so entstanden ist über die Zeit?

Andreas: Ja, also aktuell bauen wir jetzt dann, nächste Woche geht es los, das wir zum Beispiel Prost in Denver aufbauen. Der bekommt jetzt eine komplette Schroterei von Künzel erst mal. Da ist auch das Thema, da ist der Kunde an mich ran getreten, die machen sehr viel deutsches Bier eben. Ist dir wahrscheinlich auch ein Begriff oder, in Denver, kennt man ja Prost Brewing Company. Und wie er sich auch im Markt ein bisschen differenzieren kann. Und wie ich vorhin angesprochen habe, Beck´s hat früher diese Spelzentrennung gemacht. Es gibt in den USA, glaube ich, drei Brauereien, die das so betreiben. Und der David ist an mich ran getreten, wie kann ich meine Bierqualität denn ein bisschen steigern? Wie kann ich was anders machen wie andere? Wie kriege ich vielleicht cleanere Biere hin? Und da sind wir dann zusammen auch zu der Lösung gekommen, eben dass wir die Spelzen abtrennen können, um die Shelf Life zu erhöhen, um vielleicht weniger Polyphenol-Bittere rauszuholen, um das Pils noch ein bisschen schlanker zu machen, um die Bittere wirklich ganz gezielt nur vom Hopfen zu bekommen. Genau und die bauen wir jetzt auf. Da werden dann auch offene Tanks von Schulz dann geliefert, ein kompletter Keller mit liegenden Tanks. Wir als proBrau designen dann noch die komplette Kellerverrohrung dazu. Und, ja, ist, glaube ich, ein richtig schönes schlüssiges Projekt und ich freue mich schon tierisch drauf, wenn das Ganze auch steht. Prost ist lustiger Weise natürlich auch ein Hopfenkunde von uns.

Markus: Da kommen dann die Sachen wieder zusammen.

Andreas: Ja, richtig.

Markus: Ja, ganz kurz, damit die Hörer auch abgeholt werden, weil jetzt vielleicht nicht jeder was mit Schmelzentrennung anfangen kann. Also im Grunde ist es zum Beispiel ein Verfahren, was auch Riegele in Bayern einsetzt. Also bitte korrigiere mich dann, wenn es falsch ist, sehr gerne, aber soweit ich weiß ist die Idee, dass man praktisch beim Schroten die Schmelzen, das heißt, diese Schutzblätter, die um das Korn sind, wegnimmt, damit dann beim Maischen eigentlich nur mit dem Korninhalt sozusagen arbeitet und eben nicht diese Schutzblätter mit dem Wasser in Berührung bringt, sodass dann die ganzen Stoffe daraus sich lösen und in die Maische gehen können. Und dann gibt man das Ganze erst zum Läutern wieder mit dazu, so ungefähr. Kann man sich das so vorstellen?

Andreas: Nee, ganz genau so. Also der Maischprozess ist ja ein Extraktionsprozess und eine Extraktion läuft ja immer auch über eine gewisse Zeit. Das heißt, je weniger Kontaktzeit ich mit einem Material hab, desto weniger extrahiere ich auch, ist ja ganz logisch. Also wenn ich einen Tee länger ziehen lasse, egal bei welcher Temperatur, extrahiere ich mehr, wie wenn ich nur kurz ziehe. Und genau das ist dieselbe Logik dahinter. Das heißt, ich habe in den Schmelzen, habe ich sehr viele Polyphenole. Das sind eigentlich sehr gesunde Inhaltstoffe, die möchte man zum Beispiel beim Brotbacken gerne haben. Haben aber den großen Nachteil, dass es eine Bittere mitbringt. Also es gibt eine Polyphenol-Bittere, die sehr hantig und kratzig ist. Hantig ist eher ein bayrisches Wort, also unrund, glaube ich, muss man so sagen.

Markus: Ja, ich hätte es jetzt nicht verstanden, muss ich sagen.

Andreas: Okay. Und eben, um ein Bier cleaner und vielleicht ein bisschen klarer zu machen, ist das eine Möglichkeit einfach, um noch ein bisschen mehr Charakter auch in das Bier zu bringen und natürlich auch eine zusätzliche Stellschraube dann zu haben.

Markus: Ja und ist vielleicht auch grade für ein Pils eine ganz gute Geschichte, weil man ja da eben möchte, dass grade die Hopfenaromen sich maximal entfalten können und das die Farbe richtig schön hell ist und das der Körper entsprechend schlank ist, dass dann eben all die Aromen schön rüberkommen. Und da kann man noch ein bisschen was rausholen. Und vielleicht ist es auch für die amerikanischen Kunden gar nicht so schlecht, weil die ja über ihre Adjuncts eh gewöhnt sind, weniger Malzaromen in ihrem Bier zu haben. Also auch da ist es vielleicht was, wo man andocken kann. Ist das denn sehr teuer im Verhältnis zum normalen?

Andreas: Also es kommt immer drauf an, zu was man es ins Verhältnis setzt. Also die Schmelzentrennung an sich ist jetzt kein extrem großer zusätzlicher Budgetaufwand, den man hat. Ich glaube, die Convenience, dass ist das, was ich leider eher beobachte, das viele Brauereien mehr und mehr auf Conveniences setzen wie au, was wirklich gut für die Qualität ist. Also es werden oft eher Produkte eingesetzt, wo ich sage, die sind qualitativ jetzt nicht das Gelbe vom Ei, aber sie sind halt deutlich mehr convenient, sie einzusetzen. Und ich glaube, auch da wird viel gemacht werden. Also es gibt zum Beispiel liegende Lagertanks. Es gibt einen Grund, warum Heineken liegende Lagertanks einsetzt. Einfach, um den hydrostatischen Druck auch auf die Hefe zu minimieren, um den auch zu standardisieren. Und sie setzt sich schneller ab und, und, und, das vergessen viele. Ich meine, Craftbeer ist super toll und auch genial und mag ich unglaublich, aber es gibt auch einen Grund, warum es traditionelle Brauverfahren gibt und warum die sehr lange sich gehalten haben.

Markus: Da sprichst du auch einen anderen sehr wahren Punkt an, also dieses Thema liegende Tanks. Also du hast ja grad schon erklärt, es geht einfach drum, wenn ein tank sehr hoch ist, dann baut sich eben ein hoher Druck auf, allein durch Schwerkraft. Und das bedeutet natürlich, dass die Hefezellen da drin sozusagen gestresst werden und nun sagt man, okay, dann arbeitet de nicht mehr so, wie wenn sie diesen Druck eben nicht hat. Und das ist in einem liegenden Tank natürlich deutlich weniger, weil dadurch natürlich der Druck so nicht entstehen kann. Und es gibt durchaus auch Brauereien, die da auch bei uns draufsetzen. Also ich kenne zum Beispiel die Saalfelder Brauerei und die tatsächlich auch regelmäßig viele Preise gewinnen mit ihren Bieren, grade mit dem Kellerbier und eben selber sagen, das dieses Thema eben, sage ich mal, landläufig Drinkability, das, was eben so ein typisches Lager- und Kellerbier ausmacht, dass das auch davon kommt, das man eben hier auf die liegenden Tanks setzt. Und vielleicht ein Wort noch dazu, was ich auch interessant finde. In Brüssel zum Beispiel gibt es die Brasserie de la Senne und da hat der Brauer und Inhaber zum Beispiel, er konnte nur einen hohen Tank praktisch kaufen, einen stehenden Tank, aber hat dann eine Markierung eingezogen und bis dahin dürfen seine Brauer den füllen. Und die obere Hälfte oder sogar zwei Drittel, die bleiben unbenutzt sozusagen oder mit CO2 gefüllt, damit eben nicht dieser Druck auch da ist. Und das finde ich ganz spannend, also dass es da Leute gibt, die da echt drauf setzen. Und ich glaube auch, dass es bei den Bieren eine Auswirkung hat. Wie habt ihr das so sensorisch erlebt oder gibt es da auch analytische Verfahren, die du so weißt?

Andreas: Also du kriegst halt, wenn du weniger hydrostatischen Druck hast, bekommst du schönere Esteraromen mit in dein Bier. Also deswegen, Heineken ist ja oft im Ausland. Ich habe in der Karibik gearbeitet, das war es, wie haben die das genannt, ich glaube, Bananagum, also Bananenkaugummi, weil das Heineken da extrem fruchtig ist. Und diese Fruchtigkeit kommt natürlich auch vom liegenden Tank. Das Weißbier, was wir zum Beispiel beim Huber haben, das ist auch in liegenden Tanks, die zweite Gärung, er fährt das alles in liegenden Tanks. Und das schmeckt man auch definitiv im Bier, also es ist deutlich bananiger. Das liegt natürlich auch viel an der Hauptgärung und an der Hefe an sich, die man hernimmt, aber da kann ein liegender tank schon sehr, sehr viel auch mitspielen. Und wie gesagt, auch wenn man überlegt, je nachdem, wie man zum Beispiel Hopfen stopft, hat so ein liegender Tank auch mehr Kontaktoberfläche, wenn ich den Hopfen unten verteile, im Gegensatz, wenn der Hopfen einfach runter in den Konus fällt. Das ist auch einfach, rein physikalisch ist da einfach eine größere Oberfläche da. Und der nächste Punkt ist natürlich, dass du im liegenden Tank dein CO2 viel schöner und runder ins Bier einbindest, weil, again, größere Oberfläche in der Gasphase. Das heißt, du hast ja deine Flüssigphase und Gasphase und je mehr Gasphase ich habe, desto mehr CO2 bindet sich dann auch im Bier oder bindet sich schneller im Bier, muss man sagen, wie wenn ich jetzt einen zylinderkonischen Tank habe. Also es gibt schon einige Punkte, die auch für einen liegenden Tank sprechen.

Markus: Ja und die Hörer können schon wieder richtig viel dazulernen. Also das finde ich auch immer spannend, wenn wir so ein bisschen zumindest in die Tiefen des Brauens hineinsteigen und eben auch zeigen, dass es nicht nur damit getan ist, dass man da ein paar Töpfchen rührt, sondern dass da wirklich sehr viel Wissenschaft und Erfahrung und natürlich auch ganz klassische Physik dahinterstecken und das sehr großen Einfluss letzten Endes hat. Vielleicht noch so eine Frage an euch beide. Jetzt waren wir ja in Amerika, wir hatten die Pandemie davor, wir haben jetzt die Kriegssituation in Europa, wie erlebt ihr denn so den Markt, also grade auch den globalen Markt und auch die Marktteilnehmer in den verschiedenen Ländern? Wie ist aktuell so der Zustand in der Brauwelt?

Moritz: Also ich habe das Gefühl, das der Zustand zumindest schwierig ist. Wenn wir das auf unser proHops oder auf unseren Hopfenhandel beziehen, dann ist es so, dass wir nicht unbedingt viel weniger verkaufen, aber wir kriegen viel mehr Anfragen, die man eben bearbeiten will, viel mehr Arbeit, das zu bearbeiten. Weil, die Preise sind gestiegen für den Hopfen und so sind sie genauso auch gestiegen für alle anderen Rohstoffe. Ich meine, ich glaube, in einigen Bereichen gibt es wirklich Probleme auch mit CO2 oder gab es Probleme mit CO2 und, und, und. Die Brauereien haben Probleme, ihren Preis zu halten, ihre Margen einzuhalten, ihr Wachstum zu steigern. Ja und irgendwie hat man so das Gefühl, es bricht alles so ein bisschen grade oder nicht, bricht zusammen, aber es konsolidiert sich. Und auch so ein bisschen, grad wenn wir jetzt über Amerika reden, hatte ich auch so ein bisschen das Gefühl, so dieser Drang, immer wieder was Neues und total Verrücktes zu machen, ist auch rückläufig geworden. Die Leute versuchen zu standardisieren, weil sie wirklich, glaube ich, auch auf die Kosten achten. Und vielleicht ist das auch so ein bisschen der Grund, warum man diese Schleife zurück zu den Lagern hatte, weil man vielleicht doch auch wieder ein Bier machen möchte, ja, mit dem man halt einen gewissen Preis auch halten kann und trotzdem noch Geld verdient. Und, ja, die Bevölkerung, weiß ich nicht, oder der Kunde, ob der noch so Willens ist, nach zwei Jahren Pandemie und jetzt Inflation und Kriegskrise, so wahnsinnig viel Geld für das Bier auszugeben, das weiß ich auch nicht. Ich glaube, dass das alles so ein bisschen zusammenspielt und das es ein schwieriger Markt ist und das es leider interessant sein wird zu sehen, wer das überlebt oder wie die Brauereien das überleben. Also ich glaube, es tun sich viele schwer und nicht nur die, die schlechtes Bier machen.

Andreas: Ja, ich muss dem Moritz da leider zustimmen. Also was mich immer am meisten wütend macht, würde ich jetzt schon fast sagen, ist, wie der Deutsche zu seinen Lebensmitteln steht und generell, das man dieses Geiz ist geil aber halt nur bei Lebensmitteln, dass das wirklich so gelebte Praxis ist. Also das erlebe ich sogar bei mir, bei meinem Vater, der hier in Freising aufgewachsen ist, schon immer hier war, mit dem führe ich jeden Tag Streitgespräche über den Bierpreis, weil er sich dann wieder eine Kiste im Supersonderangebot für 10 Euro kauft. Wo ich sage, ja, aber das Zeug A) will ich es nicht trinken, B) machst du grade den Markt kaputt. Und er sagt, ja, ist mir doch egal, also ich habe für 10 Euro eine Kiste gekauft. Also für mich ist Bier halt auch Lebensgefühl und Lebenseinstellung. Und da gehört auch ganz viel dazu, dass man natürlich auch die Leute dahinter sieht, die das Bier herstellen. Und das fehlt mir bei uns in Deutschland ganz massiv, dass die Konsumenten die Brauer sehen, die dahinterstecken, die stundenlang an den Kesseln stehen, schwitzen ohne Ende, dann in den Keller rennen, der eiskalt ist, runter kühlen, ihre Familie nur am Wochenende, wenn überhaupt sehen, um das Bier zu brauen. Und dann geht es um was? Um 20 Cent die Flasche, weil sich das der Durchschnittdeutsche nicht mehr leisten kann. Und da, muss ich sagen, da werde ich in letzter Zeit, ja, das ist so der Punkt da, wo ich wirklich extrem schnell hochgehe. Weil, ich will nicht an Lebensmitteln sparen. Ich spare lieber daran, dass ich mir einen bescheuerten Fernseher lieber nicht kaufe und das Geld lieber in Essen investiere und Trinken, wo ich weiß, wie es hergestellt wurde, wo das herkommt. Und das führe ich ja mir zu. Ich meine, wir reden alle davon, Mikroplastik und, und, und, und was machen wir, wir kaufen das Zeug beim Discounter. Und dann wundern wir uns, ach, komisch, da war Pferdefleisch drin, ich weiß gar nicht warum.

Markus: Im Bier.

Andreas: Ja.

Markus: Also soweit sind wir Gott sei Dank noch nicht. Obwohl, wer weiß? Also ich glaube, ich habe es vor Kurzem schon mal erzählt, aber ich bin mal angefragt worden, ob ich ein Bier mit Walfleisch verkoste, von einer isländischen Brauerei. Und da habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben geweigert, das zu tun, weil ich mir gedacht habe, also das muss man nicht tun. Aber finde ich auch nach wie vor. Also ich kann euch nur beipflichten, also es war schon vor der Pandemie so, dass ich mich oft aufgeregt habe, weil man das Gefühl hat, dass die Leute sich mehr drum kümmern, was es für ein Hundefutter ist, was sie kaufen oder was sie für ein Öl in ihr Auto kippen, damit es besser fährt als das, was sie eben selber konsumieren. Und man da wirklich eben erwartet, dass der Brauer letzten Endes ein Bier produziert, was billiger ist als Wasser und dass das Schnitzel auf dem Teller weniger kostet, als wenn man im Supermarkt das Fleisch frisch kauft. Das sind einfach völlig schräge Vorstellungen, die da offensichtlich in manchen Köpfen rumwirren. Und es ist auch schade, wie das sehr emotionalisiert wird. Also ich hatte vor zwei Tagen erst das Thema, da hat mich ein Journalist von unserer örtlichen Zeitung angerufen, mal wieder eben zum Interview Bier. Und dann war sofort, der erste Satz war, naja, es wird wahrscheinlich die Brauerei XY den Bierpreis um 20 Cent erhöhen und ob das nicht quasi der Anfang vom Untergang des Abendlandes ist? Und dann habe ich ihm tatsächlich, weil mich das dann echt gepackt hat, eine ganz schöne Menge Text gegeben und ihm einfach gesagt, dass er als Journalist auch dafür verantwortlich ist, dass diese Themen so hochgekocht werden und das man ständig den Bierpreis als große Marge und als großes Drama sieht. Wobei, wenn man jetzt mal den Pro-Kopf-Konsum sieht und dann so eine Preiserhöhung, dann macht das im Warenkorb von einem ganzen Monat am Ende vielleicht 1,50 Euro aus oder so, selbst wenn jemand viel Bier trinkt. Und das kann es ja nicht sein, das wir daran dann einen Teil unserer Kultur opfern, unsere Bierkultur opfern und letzten Endes auch der Lebensfreude opfern. Und ich finde auch, was auch ganz wichtig ist für mich, ist auch eine Brauereigaststätte oder auch eine schöne Biergastronomie. Das ist ein Kulturort und ein Lebensort. Und das muss nicht unbedingt damit verbunden sein, dass ich da sitze und immer Bier trinke, da kann ich auch mal sitzen und einfach eine Apfelschorle trinken, wenn es sein muss, wie auch immer. Aber dieser Ort, dieser Platz, all das, was dazu gehört, das ist es doch einfach wert. Und wenn wir soweit kommen, dass es das nicht mehr gibt, dann haben wir ganz viel verloren. Und deswegen finde ich es ganz wichtig, dass man dafür immer wieder eintritt und kann euch da nur danken und euch unterstützen, das weiterhin auch zu tun. Ja, jetzt bin ich selber hier wieder emotionalisiert worden, aber es ist so, also du hast mich da auch an einem Punkt absolut gepackt, der mich auch immer wieder berührt, muss ich sagen.

Andreas: Ja, aber weißt du, was ich halt nicht verstehe, es gibt viele Leute, die kaufen sich jedes Jahr ein neues Handy. Also anstatt ständig mit seinem Handy zu kommunizieren und seinen Kumpels … wenn ich mir für 800 Euro jedes Jahr ein neues Handy kaufe, die versaufe ich lieber im Biergarten mit meinen Kumpels, da habe ich nämlich mehr Spaß und auch nachhaltigeren Spaß.

Markus: Das stimmt. Und vor allem, wenn man dann sieht, wie manche Leute sich gegenübersitzen und sich scheinbar nur mit ihrem Handy beschäftigen, finde ich auch eine krasse Nummer. Aber das ist wieder ein anderes Thema, also auf jeden Fall, ja, egal. Aber nochmal ganz kurz, ihr seid jetzt beide in Freising, das heißt, da wohnt ihr auch und seit da auch unterwegs. Wo geht man denn da so hin, wenn man in Freising ist?

Andreas: Ja, das ist das Thema, also …

Moritz: Genau, das ist das große Thema, weil, ich wohne nämlich gar nicht in Freising. Ich wohne im Moment noch in Ottobrunn und bin grad auf dem Sprung, zurück in meine alte Heimat Richtung Heidelberg zu ziehen. Da kann ich dir einiges erzählen, wohin du da gehen kannst, aber …

Andreas: Also in Freising, dadurch, dass ich Ur-Freisinger bin, das Huber ist eine gute Adresse, grad wenn man Hofbrauhaus frisch trinken möchte. Eine schöne Kneipe, die ich sehr genießen kann, ist auch das Furtnerbräu. Das war die letzte Brauerei in Freising, die zugemacht hat. Die wurde dann wieder aufgemacht eigentlich so, ja, mit einer kurzen Zeit, also es hieß, das sie nur ein Jahr offen sein darf, aber mittlerweile sind es dann doch ein paar Jährchen geworden und die läuft richtig gut. Das Sammamera, die von unseren Freunden vom Isarkindl gemacht wird, ist auch eine super Anlaufadresse mit einem schönen Biergarten. Dann gibt es einen Biergarten im Bürgergarten oben am Lindenkeller, wo man sich schön raus setzen kann und auch, wie du richtig gesagt hast, diese Begegnung und das, ja, einfach dieses Miteinander schön erleben kann. Dann natürlich in Weihenstephan den Hörsaal 13, der ist natürlich auch immer sehr gerne besucht. Ist auch eine lustige Nummer. Der Biergarten von Weihenstephan oder das Bräustüberl heißt ja Hörsaal 13, weil es in der ganzen Uni in Weihenstephan keinen Hörsaal 13 gibt. Und das ist eigentlich der Insider unter Studenten, dass man sagt, man geht in den Hörsaal 13. Und wenn man ins Bräustüberl reingeht, muss man hinschauen, gibt es sogar ein Turmschild, wo Hörsaal 13 draufsteht, das ist ganz witzig.

Markus: Das ist ja klasse.

Andreas: Das wissen allerdings wirklich nur die Insider, ja.

Markus: Okay, also da werde ich beim nächsten Mal drauf achten. Und beim Lindenkeller, soweit ich weiß, kann man sogar noch die historischen Keller erkunden, ne?

Andreas: Genau, richtig. Drunter, das ist auch sehr spannend.

Moritz: Haben wir letztes Jahr als Weihnachtsfeier gemacht, ja.

Andreas: Genau, da haben wir uns die angeschaut, auch super spannend. Ich meine, da ist nix mehr drin, aber da hat zum Beispiel der Furtner noch sein Bier drin gehabt. Der Furtner hat eigentlich zumachen müssen, weil er sich keine Kältemaschine kaufen wollte.

Moritz: Krasse Sache.

Markus: Dann haben wir jetzt für die Hörer auch noch ein paar schöne Tipps, wenn sie demnächst mal wieder nach Freising kommen. Und, ja, dann sage ich von meiner Seite aus, vielen, vielen Dank ihr beide. Habt heute noch viel Spaß, solange ihr haben könnt, zeitlich gesehen. Und freue mich, wenn wir uns dann bald mal wieder irgendwo auf diesem Planeten wiedersehen. Bis dahin, heute noch einen schönen Abend.

Andreas: Danke, dir auch.

Moritz: Danke, dir auch.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 23 – Talk with Christian Andersen, Beer Writer and Bestseller Author from Skagen, Denmark

In the very north of Denmark, in Skagen, lives a passionate writer and beer journalist who has finally dedicated his life to beer – Christian Andersen. His book „The Naked Beer“ became a bestseller in Denmark and will soon be published in English. In BierTalk we talk about his story, the Danes‘ love of beer and the constant contrast between cosiness and depression that regularly drives this people around when it comes to beer…

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Zusammenfassung auf Deutsch:

Christian Andersen, der fast 20 Jahre lang über Bier für dänische Medien kommunizierte, hat sein Leben dem Bier gewidmet und ist bekannt für seine Bücher über Bier, insbesondere über Pilsner​​.

Er erinnert sich an sein erstes Bier, ein Hancock Lager mit Saaz-Hopfen, das er als Teenager trank. Dieses Erlebnis war besonders prägend, nicht wegen des Geschmacks, sondern wegen der Größe der Flasche, die damals als cool galt​​. Andersen beschreibt seine Leidenschaft für Pilsner und erklärt, dass es während der Bierrevolution in Dänemark als verpönt galt. Er schrieb das Buch „The Naked Beer“, das sich mit Pilsner und seinen verschiedenen Stilen beschäftigt. Sein Ziel war es, Pilsner ein Comeback zu verschaffen und das Image des Bierstils zu verbessern​​.

Andersen begann seine Karriere als Blogger mit dem Blog „Durst“, in dem er seine Liebe zum deutschen Bier und zur Bierkultur Frankens und Bayerns zum Ausdruck brachte​​. Er betont die Bedeutung von regionalen Bierkulturen und stellt fest, dass es keine einheitliche deutsche oder dänische Bierkultur gibt​​.

In Bezug auf die dänische Bierkultur erwähnt Andersen, dass es keinen spezifischen dänischen Bierstil gibt. Er hebt hervor, dass in Dänemark mehrere hundert verschiedene Weihnachtsbiere existieren, was auf eine besondere Vorliebe für diese Biersorte hinweist​​. Andersen spricht auch über den Trend zu India Pale Ales in der dänischen Bierkultur und bemerkt, dass bis zu 50 % des Craft-Biers in Dänemark aus IPAs, insbesondere New England IPAs, besteht​​.

Der dänische Biermarkt befindet sich laut Andersen derzeit in einer Art Stillstand, mit 260 verschiedenen Brauereien im ganzen Land, aber ohne viel Entwicklung oder Innovation. Der Fokus liegt zunehmend auf alkoholfreien Bieren und größeren, massenmarkttauglichen Biersorten​​. Das Heimbrauen ist in Dänemark im Wachstum begriffen, wobei etwa 15.000 Heimbrauer aktiv sind. Jedoch stellt der dominante Markt der großen Brauereien eine Herausforderung für kleinere Marken dar​​.

Andersen sieht eine wachsende Konkurrenz im dänischen Biermarkt, die sich von der freundlicheren Atmosphäre von vor fünf Jahren unterscheidet. Er betont, dass die Qualität des Biers verbessert werden könnte, wenn sich der Markt auf Qualitätsbiere konzentriert​​​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach:  Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today I’m still traveling in Denmark and I’m on the maybe farthest north point of Denmark, in Skagen. And I don’t know if I pronounced it correctly, but we will know it in a second because my friend, Christian Anderson is here. He is a journalist, a beer writer, wrote a lot of books about beer, famous book about Pilsner. And I’m very happy to be here. Thank you for having me here. And maybe first introduce yourself a little bit to our listeners.

Christian Andersen:  I’ll try. A skilled journalist, skilled communications consultant. I’ve been fascinated by beer for almost 20 years, communicating about beers for 20 years for Danish news media. I’m a blogger. I’m an author. I make tastings. My life is beer.

Markus Raupach:  Do you remember your first beer?

Christian Andersen:  Yes, somehow I remember my first beer. A brewer once told me. An American brewer that it was tradition. When a new-born was born in this brewing family, they took a finger in the beer and they put it past the lips of the new-born. That far away, I can’t remember. I hope that my parents did that. But I’m not from a brewer family, so probably not. I was a teenager, and the only beers you could have in Denmark was Carlsberg Pilsner and Tuborg Pilsner. There was practically only Pilsners at the market in the 70s. But another brewery called Hancock from the northern part of Jutland, part of Denmark called Jutland, close to where we are now in Skein, Skagen Skein, the northernmost part of Denmark, this Hancock breweries also exist today. And they make excellent lagers. And their specialty is German lagers and Czech lagers. And this lager, I remember as, my first big beer experience was Hancock lager with Saaz hops. And perhaps the most important things about this experience was not the taste. It was the size of the bottle. It was 75., what do you call it, centilitres. So, teenager, perhaps 13 years old, 75 centilitre and not drinking Carlsberg, not drinking Tuborg was a thing. That was coolness at that time.

Markus Raupach:  Wow. So you shared that with your friends. And so you came into beer and you just said a German Pilsner and a Czech Pilsner. Would you say today there is a Danish Pilsner?

Christian Andersen:  When I wrote my first column as a blogger at the newspaper Jyllands-Posten, at that time, the biggest newspaper in Denmark I had to make an entrance that would, so people would read my blog called Durst – thirst. And in Durst, my first blog, the headline was, there’s no such thing as a Danish beer.

Markus Raupach:  That’s a statement.

Christian Andersen:  That’s a statement, isn’t it?

Markus Raupach:  Yes.

Christian Andersen:  And actually, still today 20 years after my first blog Durst, I don’t think but correct me if I’m wrong and probably I’m wrong, Markus, there’s still no thing as a Danish beer. And indeed, no Pilsner beer. I wrote a book called The Naked Beer, a base book about Pilsner, 375 pages about Pilsner. Research travels to Franconia, Bavaria, and in the Czech Republic, and Portland sorry, Oregon, in the United States, three rich Pilsner regions of the world. Talked to brew masters, tasted several hundreds of Pilsners and I came to my conclusion there’s lots of Pilsner styles. No Danish styles, but lots of Pilsner styles. As you probably know, Markus, of all, North German Pilsner, best known of the Jever Pilsner, not that good anymore, I think, but we can take that, talk about that if you dare. If you dare.

Markus Raupach:  We can. We are an open podcast, we can talk about that. And if you would have asked me maybe five or six years ago, work on that book would be like a nightmare for me because I never drank Pilsner. I never liked the style. And of course, I can judge it. And nowadays sometimes I also drink it. But it’s still for me not to go-to beer. But of course, I know there are people who love it and it’s okay. It’s great. But not personally say that is. But we can of course talk about them and your impressions if you want.

Christian Andersen:  The book is my love of what I call a base beer. A Pilsner. I call it a base beer. There’s a reason why it’s still so popular. I know the industry tastes, the industry flavours is very uninteresting. But there is a reason why this Urquell, they invented it in 1842. There’s a reason that it’s still very popular so many years afterwards, I think. Marketing of course, but also the flavour. But in the beer revolution, that was a no-go type of beer. In Denmark, actually it was a hated beer style. Mikkeller brand, as you probably know, they had a famous, he established a very famous beer bar in Copenhagen in 2010, I think, called Mikkeller Beer Bar. And it was not only a sensation here in Copenhagen, not only in Denmark, but also in the craft beer world. If you want to enter their Wi-Fi, you had to have a code. And the code was I hate Carlsberg. So, but I don’t hate Carlsberg. I don’t hate Pilsner. I don’t even hate industry Pilsner, I think. I’m not that sure about that point. But I love the base beer Pilsner. And I knew because of my travels, not at least because of my travels to Germany, not at least because of my travels to Bavaria that Pilsner is a drink for the gods. But it was taboo talking about Pilsner at that time. But my love for Pilsner is just grew over the years. And I’m a journalist and I know when I see a good story. And the good story was here, make a book, Christian and make the Pilsner have a revival. Because my book is of course, my love of Pilsner, but it’s also a public relation act. A comeback for the Pilsner, please.

Markus Raupach:  And the book will be published in English soon. We will, yes, we will also come back to our listeners then and say okay, now it’s available. So you will hear from us.

Christian Andersen:  Please.

Markus Raupach:  Yes, we do. And I already have it in Danish. So I could more or less only look at the pictures. But this is also already very nice. But we also talked a lot and I think it’s very good to have, that Pilsner has such an advocate in the beer world like you. And in terms of hating I would say a real beer lover should not say I hate a beer or a beer style. You can maybe hate the behave of an actual company owner or these things, because we have that in Germany from some big industrial companies who try to destroy a local beer culture just to get some more hectolitres. But that’s stopped now almost. And I think, and all the rest it’s beer. And I’m always happy if people drink beer than they drink, let’s say Coke or something like that. So and we all have this beer where we come back after a long trip, whatever, and that’s more or less normally an easy beer. And of course, industrial prisoners can be these easy beers. Maybe not for enjoying and have all the flavour and aroma but just for a refreshing drink. And especially if you have been like me wandering, hiking through the desert and coming back two weeks later and then something like a McDonald’s was like heaven, just because your back to normal things. And so I think that that’s totally okay. And really I think it’s important to have this Pilsner culture in a very deep look. And for me, I would say it’s a really good crisp Pilsner. It represents all what hop can do. So the bitterness but also the flavour, the freshness of the yeast, the clearness of the beer, it’s so fantastic. And of course, that wise a good Pilsner is a fantastic beer. I’m with you, totally.

Christian Andersen:  There’s a reason why I call it the naked beer is because of faults and mistakes from brewers. You can taste it right away. And when I made the book, it was in love of the taste. And I was only happy, more than happy to know when I talked to skilled and renewed brewmasters, they say, the most difficult beer to make is the Pilsner because it’s a naked beer. You can always see the faults, of course, taste the faults. I had one of my people in the book, Charlie Bamforth, the pope of foam. This is his, what’s it called?

Markus Raupach:  Nickname.

Christian Andersen:  His nickname, yes, pope of foam. He’s renewed I think, the beer business, indeed. He’d say that when I get to a new brewery, the first beer I taste is a Pilsner. Because if it’s good, I know it’s a good brewer. So these things just underlined that I had something good going on. And if we take a look at the beer revolution, it is a travel from extreme beers and crazy beers to perhaps travel to the base beer now, to the more with underplayed flavours. The alcohol level more simple and fine like the Pilsner, like the Czech Pilsner. Session Pilsners this is I think, this will be a thing in the future.

Markus Raupach:  Yes, maybe it’s a bit also, if you see the American craft beer revolution, they come from doing something different than Bud Light. And then they went to all these extremes in alcohol, in hops, in sourness, and whatever. And now, they all come back to lager and now they realize, okay, you can do all this crazy stuff. But in the end, you need to have a good clean, well-done beer. And of course, you can do it much more intense and aromatic, like as Bud Light. So there is now also good Pilsners in America and that’s great. And I think also here, people are looking back to that beer style and especially in regions like Franconia, where Pilsners were low in bitterness and almost like Helles or something like that. Now, Pilsners are also evolving a bit. And so I think it’s a very great thing. And how about the reactions of the book in the Danish market? What did they say? Did they think, okay, now he’s promoting Carlsberg?

Christian Andersen:  Perhaps some say that. But it’s my book, it’s Jens Eicken’s book. He’s a skilled brewmaster, Jens Eicken. It is a best seller in Denmark. Denmark is a little country. So 4,000 copies.

Markus Raupach:  Still good.

Christian Andersen:  Still good. The reviews from the Beer Enthusiast was called the Bible. And the reviews from the from the Library Foundation, they called it a must have. So I’m happy.

Markus Raupach:  Good. Very good. It’s fantastic. So I think for such a small country, as you said, 4,000 is a lot of books and so great. Great. Let’s look a little bit back to the past. So you started a blog. How was that? So because in this time it was not common to be so widespread on the internet with blogs. How did it come and what did you do? And how did the name come and all these things?

Christian Andersen:  Durst was the name of the blog, is the name of the blog. I’m in love with German beer. I’m in love with German beer culture, especially the beer culture of Franconia, Bavaria. Traveled there several times. I was at a course, a project management, my former job. And we had to tell the teacher a success story. I’m not good at telling my own success stories. I’m not good at that. But I had to do it. So I told them that my former wife, Susanne, and my two small children, we were traveling to Bavaria three years summer holidays in a row, and that inspired that my former wife, Susanne, she was longing to go to Grand Canary, or some of the Spanish holidays, but still, three years in a row to Bavaria for exploring the Bavarian nature and the culture and the beer, of course. Yeah, we are no longer married.

Markus Raupach:  Yeah, but she loved the beer too.

Christian Andersen:  She does. And we are good friends today. I think that was a success story. That’s why I call it the Durst. And also called it the Durst because I want to tell everybody, please give a German beer a chance. Because at that time in 2011, when I started Durst, German beer was, nobody in the craft beer world they drank German beer.

Markus Raupach:  Yes that brings us a little bit back to the beginning, when we talked about is there a Danish beer? The listeners know, because I’ve mentioned it several times. But also when I start the beer education, I also tell the people, there is no German beer culture. Or maybe there’s not that German beer culture. Because all our beers, all our beer styles, all these things are much older than the idea of Germany, or even the country of Germany. So we started to exist in 1871. So all our beer styles are older than that. And that’s also if you look in the country today, there is no whole German beer culture. If you go to Bavaria, you have Helles and Weizen. If you go to Franconia, you have Kellerbier, if you go to Berlin, you have the Weisse. Everywhere they drink different beer and nowadays even we have that joke if you bring Munich people, the Cologne people and the Dusseldorf people at one table, and the Cologne people orders a Kölsch, and the Dusseldorf people orders an Altbier, the Munich people, they’d say okay, water for me.

Christian Andersen:  Water for me please.

Markus Raupach:  And then they ask, what are you doing? And he says, Okay, if you don’t drink beer, me neither. And that’s the thing. So I think my findings about Danish beer is that there were beers which were from this region from the people here, I cannot say how far their area was. But like these landscapes, all these nice things, and there are recipes and there are old labels these with let’s keep the new all these these nice things. And there are recipes and there are old labels and it were great beers. So even I have recreated some of them but also tried some. So that’s interesting. And I think maybe the Danish went too fast too far on the lager side and forgot a bit about their ale history. Maybe that could be another thing. Maybe not for you. But for another one to bring that back to Denmark. The beer culture.

Christian Andersen:  I tried to make a network with things brewers, we called it new Danish beer, new dansk öl and it was with Anders Kissmeyer. Perhaps you know Anders Kissmeyer. And Pier Kölster , an ecological organic farmer, also a hop farmer actually.

Markus Raupach:  In Denmark?

Christian Andersen:  Yes, in Denmark, believe it or not. A little bit farming. We made this community of a brewers, and my hidden agenda was to try to push in the direction of can this result in a Danish beer style. It didn’t because it has to be hop based and we have no hops. But you can make excellent beers without hops. And a lot of beers were good with no hops. And one of the styles still made today was a beer, with a yeast from hay. So the beer was wild fermented from this yeast. No hops added. So that was the closest thing I guess, is the Danish brewery called Herslev Brewery. It’s the cidery, cider kind of beer. And he also barrel aged it.

Markus Raupach:  Whatever.

Christian Andersen:  Whatever.

Markus Raupach:  Yeah, I think have the, the very old times. If you go back then you had the area here, where cultures clashed in somehow not only wort but also you had this honey mead culture from the north and you had the spicy beers they were making on the British islands. And you had what Romans brought through Central Europe, this Egypt-based whatever things. We have the Germanic idea of beer, and that all came together more or less in northern Germany and also Denmark and so it was always a mixture. And in these times they also, they could not say, let’s make a barley beer or a wheat beer or whatever. They said, Okay, what do we have?

Christian Andersen:  What do we have, yes.

Markus Raupach:  Or what can we use and then they produced something. And I think an interesting idea was that, especially here, as far as I know, beer was not only a drink, it was something religious. So you wanted to get drunk to get closer to the gods, closer to heaven. You wanted to have this effect. And so the goal was also to make quite alcoholic beers, which was different than other parts. So I think there is some Danish ideas in that whole thing.

Christian Andersen:  Especially for Christmas and a lot of great moments around the year, they made strong beers and good beers, and they drank a lot.

Markus Raupach:  And you also mustn’t forget that Denmark had its times when they had colonies in the Caribbean, they had colonies in India. So the same as the British had so, and they had a lot of ships sailing away. And these ships needed something to drink. And so they also developed beers, which could be on the ships and last for a while. So that’s not another fake IPA story. But there are beers made for this.

Christian Andersen:  Well, wasn’t it the first time we mentioned IPA in this podcast? IPA?

Markus Raupach:  I think it was the first time. We shouldn’t do that.

Christian Andersen:  We shouldn’t do that.

Markus Raupach:  Please keep that and go back and delete it.

Christian Andersen:  Yes, delete it.

Markus Raupach:  Okay. But so I think there’s a lot of Danish culture in all that and still, what is also interesting I heard last year about the Icelandic beer culture. And they had a lot of prohibition there. And now they restarted and they also have some beer styles from the time when they were Danish. So maybe there’s also some hidden treasures.

Christian Andersen:  When I make tastings I again and again, tell about this Danish beer style that we don’t have. And then I tell people, the Swedes they have good gotlandsdricka, the Finnish have Sahti, the Norwegians have the Kveik, but the Danish, I don’t think we have any. Perhaps the Skibsol, Markus.

Markus Raupach:  I think, Skibsol definitely.

Christian Raupach:  I think you are better, big lover for Skibsol than I am.

Markus Raupach:  Yes. I only tried one or two to date available things and I made one myself. But in general, I like the idea to have about three, four percent beer, slightly smoky, rose tea, quite easy drinking. Very nice, very refreshing. And this was a beer made for the seafarers, for the people who went on the ships. That’s why the name Skibsol. So but there’s also the wheat Ale, which is same as in Bavaria. It was not definitely based on wheat. Nowadays, we make that the same thing. But in former times, it was more about the idea of fermentation and so on. But I think it’s also not so important. The older the beer nations are, let’s say this, the less they care about having own beer styles or not. And the younger they are, for example, like in Poland, the more they want to have some national beer. But in the end, beer is not made for that. Beer is made for being drank together, no matter where someone comes from and what nation, whatever. It’s just, it’s more bringing people together than apart. So yes, so I like being everywhere in the world and trying beer and drinking beer. But also there is a big importance for people like you who have a beer style like Pilsner and bring it on the map. And also if it, just one thing, we talked about Carlsberg a little. I think for me, it’s also, it has good aspects as it’s like this, try the English word is maybe foundation, so that all the income, big part of the income goes to social things, and that they share all the things they have in their scientific laboratory. And that’s a good thing because that’s not only business, that’s also something for the people and that’s something that sets Carlsberg a bit apart from us.

Christian Andersen:  They do, they do. And they gave their most famous stories, perhaps they gave away their yeast when they isolated it in 1883.

Markus Raupach:  Yes, 83. Perfect.

Christian Andersen:  Yes, yes. And still up to 20 years ago, people, homebrewers, they could come to the gates at the factory in Copenhagen and have some free yeast. This is a fabulous thing. So salesman more than brewmasters have dictated the popular beer in Denmark. And perhaps the Christmas beer is the best example. I know no country more than Denmark that celebrates the Christmas beer. I think there are over 250 different varieties of Christmas beer and you’re going to visit Mortista Bryghus close to Skagen and I think they make ten different varieties of Christmas beer. So of course it’s not because they love beer. Definitely love beer, but they also love making good money of course, and that’s why they make so many Christmas beers in Denmark. And it’s normally dark bock, but now it has escalated because the beer revolution took practically any beer that is stark and can go to the Danish foods, Christmas food.

Markus Raupach:  So name is Juleol?

Christian Andersen:  Juleol yes. And Juleol is Christkind. How do you say Christmas in German?

Markus Raupach:  Weihnachten.

Christian Andersen:  Weihnachten, of course. Weihnachtsbier.

Markus Raupach:  Weihnachtsbier. Yes. I think there’s one country which is a little bit also in that, that’s Belgium. They have a Christmas beer festival every year, which I normally attend, in Essen. There is a Belgium city called Essen. And it’s a bit fun because it was a small group of maybe ten, five local people and they started it 15 years ago, something like that. And at this time, there were maybe four or five Christmas beers in Belgium. And then they said, Okay, that was a nice evening. We do that now every year and we will have every Belgium Christmas beer. And now it’s more than 400 and they still keep on that. So they spend months before November, October and drive throughout whole Belgium and get really every Christmas beer that’s in Belgium. And if you are in Essen you get that. That’s a huge event now. It’s very rare that you get a ticket and it’s a huge thing. And it’s still in that little town which is in the middle of nowhere, just because they have started there. And so maybe that’s the other country which is also crazy on that. But maybe in Juleol is it also lagers or only ales?

Christian Andersen:  Both.

Markus Raupach:  Both.

Christian Andersen:  Yes, traditionally it was lagers because it was a reinvention of the Easter beer, Danish Easter beer. And the Danish Easter beer from 1905, it was in Carlsberg, they made it in 1905 because of the Paulaner Salvator. The Paulaner Salvator, in several years in Denmark, especially Copenhagen was so popular that they had Salvator days celebrating Easter with this Paulaner Salvator beers. And of course, Carlsberg at that time, they made fabulous beers, but they also wanted to make money. And they had a keen look on this Salvator days, and they said to themselves, let’s make a Salvator beer. So they made a Sulbata like beer, Easter beer. That’s how the tradition of Easter beers and Christmas beers started.

Markus Raupach:  That’s fun. That’s interesting, because if you look back in the history, we had these special beers, of course, also because of the Einbeck story and all that, but the Christianity took it over and had these beers and these days where we’re not allowed to eat before Christmas and before Easter. So these were, it’s the two big bock beer seasons now in Germany. And in Germany, they all forgot that there is an Easter bock. They now say it’s a maibock. But traditionally it was also Easter. It turned into May because it’s more of Easter, Easter changes every year. And sometimes it’s so early that it’s not spring. And they associate this bock more with springtime. And so it got maibock. But originally it’s also this Easter beer. So and even Salvator is one of these but I think if you ask 100 German beer drinkers, 99.9% of them will never know that the Salvator tradition goes back to that historically Easter beer. So maybe the Danish preserved it longer than the Germans did.

Christian Andersen:  I love all kinds of beers. If they’re good. And not surprisingly, I’m especially in love with the lager beers. And these days bock beers make my heart weak. But bock beers is not that popular in Denmark. We have been in the centre of the beer revolution in Europe. It was the first country that took over the new waves of the American beer revolution. And the mantra, the theme was anything goes. But actually it was the India Pale Ale and India Pale thinking that took over the market. And today, and I have spoken to several of brewmasters in Denmark, we’re not that fond of how it has developed. Because up to 50% of craft beer is India Pale Ales and especially the New England India Pale Ales.

Markus Raupach:  Now, you said the bad words.

Christian Andersen:  Oh, I said the bad words. Oh yeah. I think we have to say the bad words, because I mean, my love is founded because of a variety of beer. And I think sometimes I don’t think there’s that much variety when you come to a hipster bar or a craft beer bar, or whatever you call it. And I think it’s a shame.

Markus Raupach:  Yeah, but I also think it’s now going another direction slowly, but it is. And also, because I think maybe ten years ago, people associated beer variety with hops. So they didn’t think that you have a big variety of malts, for example. So many people I was meeting in the States, they didn’t even know that there is dark beer. So that is something uncommon. Also with the yeast that you can experiment with the yeast and make several fermentations, whatever, that’s also something new. And also more and more new raw materials and other things you can use for beers come on the market. And as we tasted today, we were just having a nice lunch here in the local brewery, and we drank two beers, but one of them was made with like citrusy and elderflower aroma, and the other one, or real stuff, and the other one was made with cherries and sugar. So we see, and they were both a two and a half percent. So I think if we look a little bit back, it’s interesting, because normally, we would have expected you drink the Pilsner and I drink maybe the Munich Dunkel. But you see, even we change. So and I think that that is something that changes and I think it’s a bit also a marketing thing, because at the moment that that you also realize it’s still so if you make a new beer, and you write it something IPA, it sells much better than if you, that’s how you have a code IPA and all these things, which are more or less just other beer styles. But if you call them somehow IPA, people like that. But I think it’s getting less. But if we’re talking about that, what is the, you said Denmark was the first country to adopt this American craft beer thing. How did you realize that? So because you were in the Pils culture, and you had your nice  lagers, and then someone popped in and gave you something different? Or how did it work?

Christian Andersen:  I am interested in every beer styles just as long as they’re good. So, and I’ve traveled to Germany and Belgium, of course to England also, Czech Republic, great beer nations. But normally, I was based at home in Copenhagen for many years. And we had a couple of twins. We had some twins. And these two twins, you can’t underestimate the importance to the beer culture in Denmark and perhaps to the beer culture in Europe. In the beginning of the beer revolution, it was Mikkel Borg Bjergso with his brand, Mikkeller and his twin brother, Jeppe Bjergso, I think he’s called. They sometimes change names. Mikkel was a brewer and Jeppe, he imported beers. And he was the first main importer of American craft beer, called Drakeril. And this import firm you can’t underestimate it. They took the very best, of what he thought was the very best. There was no competition. So he sold it to all the good beer bars in Denmark and other places in Europe and they somehow pushed the limits for what is beer, what is good beer in Denmark, and they attracted a lot of followers. That of, people who, brewmasters who like to behave or brew like them. They were charismatic types and they’re influential types still today. There’s a long story about the Mikkeller brand. You can take a lot of time, Markus. I would love it.

Markus Raupach:  Just one question. Is it still today that Mikkel has this special position?

Christian Anderson:  No. He was the godfather of craft beer in the first years. Today no longer.

Markus Raupach:  Okay, we will talk that at another. Yes, there’s a book on that and other things. But today, what is Danish craft beer today?

Christian Andersen:  I think it’s a little bit standstill. There’s 260 different breweries all over Denmark from the tip of Denmark to the bottom of them, all over. But there’s not that much evolution or revolution in the beer market these days. It’s more non-alcoholic beers. It’s more big selling types of beer. The development is not that interesting. There’s still good breweries but not many, I think, if I may be so blunt. We have good breweries. Indeed we have good breweries. But somehow it’s a standstill.

Markus Raupach:  And what about homebrewing in Denmark? Is it also growing?

Christian Andersen:  It’s growing I think. I think it’s 15,000 brewers, homebrewers. Many homebrewers. And very, very clever, good homebrewers. That’s thriving, that thing’s thriving. But the market is difficult, because the big brewers are buying small brands, they are making sub brands, they are making good agreements with the big supermarket chains and so on. The 260 brewers in Denmark have great difficult to make a hole into the market, to penetrate the market. And I don’t see any light coming out there. Because perhaps the web shops. But every brewery today has, most breweries, they have own web shops. But I don’t think it can change the market significantly.

Markus Raupach:  Is there a lot of competition? Or are they also working together on something?

Christian Andersen:  No competition.

Markus Raupach:  Competition.

Christian Andersen:  Yes. The knives are sharpening out there. Old buddies are now competitors. It’s a totally different market from just five years ago. Five years ago, I think it was more interesting.

Markus Raupach:  And for you as a beer writer, did that also change your work? Do you not write differently or different stories?

Christian Andersen:  I don’t know, perhaps. I don’t know. Perhaps more stories about the market. Because that’s where quality can make a big step forward. If the market changes towards quality, the whole beer category is more interesting. So if you want to change quality, go for the big markets, go for the supermarket chains. Supermarkets, importers, that’s where we can make significant differences for the better.

Markus Raupach:  Yeah, that’s very something also German people know Danish beer people. Because the biggest importer for beer in Germany is a Danish company called One Pint. And maybe that’s also something especially Danish people are good about is trading and trading with beer. And that’s something maybe that’s, they’re connected.

Christian Andersen:  Because salesman, good trading salesman, the Christmas beers is a very good example, the One Pint is a very good example, good trading people.

Markus Raupach:  Yes, and you have another book project in the pipeline?

Christian Andersen:  Yes. And I’m looking forward to write the book about the Danish beer revolution. Aha, the best beers, the best breweries.

Markus Raupach:  So more than five pages.

Christian Andersen:  More than five pages. Good stories. Yes, that’s in my pipeline, perhaps next year.

Markus Raupach:  And maybe also in English sometime.

Christian Andersen:  Perhaps. I hope so. That will be an achievement. Danish beer, in English about Danish beer.

Markus Raupach:  Yes, there is some books in English about Danish beer. So I bought the book about the historic Danish beer style. So I can only recommend also the listeners if you’re interested. There’s a lot of also about some history parts, but not in that global way I think you will cover. So I’m looking forward to have that. So yes. Thanks a lot for your time. Thanks a lot for the information. Good luck.

Christian Andersen:  My pleasure. My pleasure. And nice to have you here in Skagen.

Markus Raupach:  Yes, fantastic. It’s a great place. I also only can recommend come to the top of Denmark and have a nice beer here. Maybe meet Christian and enjoy it. It’s a wonderful place.

Christian Andersen:  Thank you.

Bier Talk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

 

BierTalk 114 – Interview mit Jörg Vomberg, Organisator von „Buch und Bier“ in Eupen, Belgien

Jörg Vomberg wuchs im belgischen Eupen auf, mitten im Herzen der deutschsprachigen Gemeinschaft unseres Nachbarlandes. Damit war ihm das Thema Bier quasi doppelt in die Wiege gelegt, was Jörg auch von Anfang an begleitete. Wo es in Deutschland in den Kneipen vielleicht zwei oder drei Biere gab, fand er regelmäßig 20 oder 30 vor – und die Auswahl verführte. Im Studium fassten Jörg und seine Freunde den Entschluss, die Bierleidenschaft mit dem Thema Literatur zu verbinden. Es sollte noch etwas dauern, bis der Bier- & Buchzirkel zum ersten Mal zusammen kam, doch seit 2019 gibt es regelmäßige Treffen der bieraffinen Bibliophilen – und wir lernen das Konzept und den Initiator im BierTalk kennen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir wieder eine kleine Reise in ein Nachbarland, dieses Mal nach Belgien, aber, wir belieben beim Deutschen, den wir sind in der deutschsprachigen Gemeinschaft, wo wir ja vor einiger Zeit schon mal waren. Und haben einen neuen spannenden Gast, den Jörg Vomberg, der gleich ein bisschen natürlich über sich erzählen wird und der dann auch ganz spannende Dinge tut, nämlich zwei Welten zusammenbringt, die in gewisser Weise ja auch zusammengehören, nämlich Buch und Bier. Aber da reden wir gleich ein bisschen drüber. Jörg, stell dich doch bitte mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Jörg: Ja, hallo, mein Name ist Jörg Vomberg, ich lebe im ostbelgischen Eupen. Und hier in Belgien wächst man mit Bier auf und bleibt dann auch dabei, es ist ein Lieblingsgetränk. Und ich bin eigentlich in allen möglichen bierrelevanten Situationen mit dabei.

Markus: Spannend, da werden wir gleich drüber sprechen. Jetzt hast du schon gesagt, Belgien, Eupen, jetzt weiß ich gar nicht, ob alle sich das so ein bisschen vorstellen können. Kannst du uns so in zwei, drei Sätzen ein bisschen einführen, wo sind wir da, wie ist so deine Heimat, wie liegt das, wie funktioniert das?

Jörg: Genau, Eupen liegt im Grunde genommen zwischen Lüttich und Aachen. Hat auch mal zu Preußen gehört, hat eine ziemlich abwechslungsreiche Geschichte, wir waren auch mal österreichisch und spanisch und preußisch und nach dem Ersten Weltkrieg wurden wir Belgien zugesprochen und sind dann seit 1920 Belgien angeschlossen. In Belgien ist ein förderales System, ähnlich wie in Deutschland. Ich will jetzt die Zuhörer nicht allzu sehr langweilen, wie das aufgeteilt ist bei uns, aber wir funktionieren hier in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens im Grunde genommen wie ein Bundesland in Deutschland.

Markus: Ja und seid quasi so ein bisschen globale Weltbürger, so ein bisschen zwischen verschiedenen Welten und das gilt natürlich auch für das Bier. Weil, wenn wir jetzt so an belgisches Bier denken, dann hat man so sehr starke und Klosterbiere und Fruchtbiere und Lambics und solche Sachen im Kopf. Das ist in Eupen ja wahrscheinlich nicht ganz so oder?

Jörg: Es ändert sich grade, es gibt natürlich das Eupener Bier. Und das war zumindest eine ganze Zeitlang das einzige belgische Bier nach deutscher Brauart. Aber wir haben jetzt sehr viele Craft-Bier-Brauer auch bei uns in der Gegend und die wenden ihren Blick schon sehr nach Inner-Belgien, sprich Abtei-Bier-Klone werden hergestellt, Blanche wird hergestellt, also da ist der Blick schon sehr, sehr stark nach Belgien gerichtet.

Markus: Ja, muss ja auch nicht verkehrt sein, gibt ja auch ganz tolle Bierstile. Das heißt aber, du bist dann eher so mit dem Pils großgeworden?

Jörg: Großgeworden, ja, mit dem Pils. Und dann hat man zwei Möglichkeiten, wenn man studieren gehen will hier in Eupen, man geht entweder nach Aachen, also nach Aachen, Deutschland, Köln oder halt auch weiter oder dann nach Inner-Belgien, Lüttich, Namur, Brüssel oder nach Flandern. Ich habe den Weg nach Lüttich gewählt und so sozialisiert worden bin ich im Grunde genommen mit Jupiler, das ist ein belgisches Lager.

Markus: Ja, aber auch ein Feines also. Na, hast du ja schöne Sachen mitbekommen. Sozialisiert worden, hast du gesagt. Das heißt, wie ist das, wenn man da so in Eupen groß wird, ist man da erst mal in so einer Blase oder ist man sofort in diesem belgischen Gemisch sozusagen drin oder hat sich das dann erst ergeben, als du dann an der Uni warst?

Jörg: Das hat sich im Grunde genommen erst ergeben als ich an der Uni war. Es ist schon so, dass man hier ein bisschen in einer Blase lebt. Das ist natürlich auch sprachlich, basierend auf der Sprache natürlich, wir sprechen hier Deutsch. Und da sind wir dann auch die Einzigen in Belgien. Also das jetzt in Inner-Belgien groß Deutsch gesprochen würde, ist eigentlich nicht der Fall. Sodass man dann, wenn man studieren geht und sich für Inner-Belgien entscheidet, sich dann einem auch die belgische Welt ein bisschen erschließt. Die belgische Bierwelt erschließt sich einem allerdings auch schon in Eupen.

Markus: Ja, kannst du dich erinnern, wann du so das erste typisch belgische Bier, also jetzt eben so obergärig, stark, kräftig getrunken hast?

Jörg: Das müsste mit 16, 17 gewesen sein und es müsste auch ein Leffe gewesen sein, ein Leffe Blond.

Markus: Also ein schönes feines Bier. Habe ich neulich erst die alkoholfreie Variante verkostet, auch sehr spannend. Also da macht man auch vieles so in diesem Hause. Ja und dann wirst du so groß und hat dieses Thema Bier auch immer einen gewissen Raum gehabt? War das für dich vielleicht auch ein Hobby oder war es für dich einfach nur halt auch ein Getränk, wie hat sich das bei dir entwickelt?

Jörg: Tja, wie hat sich das entwickelt? Man fängt natürlich an, rauszugehen mit 15, 16, in Kneipen. Also vor 30 Jahren war die Kneipenkultur natürlich noch eine andere wie heutzutage. Dann fängt man sicherlich erst mal mit einem Lager an, Jupiler, Eupener je nachdem, was ausgeschenkt wird. Und dann so langsam tastet man sich dann schon an die stärkeren Biere heran, das auf jeden Fall. Das geht eigentlich relativ schnell, weil die Bierauswahl in belgischen Cafés, so auch in Eupen, ist riesig. Das ist dann schon nicht zu vergleichen mit einer einfach deutschen Kneipe, wo es vielleicht zwei oder drei Biersorten gibt, dann gibt es bei uns schon eher 20 oder 30 Biersorten, die ausgeschenkt werden und davon drei, vier, manchmal fünf auch schon am Fass. Es sei denn, man ist in einer spezialisierten Kneipe, so wie in Brüssel, weiß ich, gibt es durchaus Kneipen, da sind es 30, 40 Fassbiere.

Markus: Ja, das ist dann schon eine große Auswahl. Und du hattest aber dann auch noch parallel diese Leidenschaft zum Buch oder, die war vorher auch schon da?

Jörg: Seitdem ich lesen kann, lese ich auch Bücher und das war mit Sicherheit auch immer so ein bisschen Flucht aus der realen Welt vielleicht. Und habe mich dann auch mit Freunden schon ganz früh zusammengesetzt, da waren wir so 18, 19, 20 und haben gesagt, wenn wir mal fertig mit studieren sind, dann machen wir auf jeden Fall auch einen Buchclub. Dann hat man sich aber aus den Augen verloren. Und in 2018, muss es gewesen sein, habe ich vor allem einen dieser beiden Freunde wiederentdeckt oder wir haben uns schon mal häufiger getroffen und gesagt, Moment, wir hatten doch die Idee damals, lass uns das mal spinnen. Und bei einem bierseeligen Abend tatsächlich haben wir gesagt, warum verbinden wir das nicht, warum verbinden wir nicht unsere Leidenschaft für Bücher mit der Leidenschaft für Biere? Und in 2019 haben wir dann mit diesem Buchzirkel begonnen. Wir treffen uns sechsmal im Jahr, man stellt jeweils ein Buch zu einem Thema vor. Es gab auch schon das Thema Bier, ganz am Anfang tatsächlich. Und zwei der Protagonisten bringen dann jeweils ein Bier mit und das Bier wird vorgestellt und dann auch verköstigt.

Markus: Das heißt also, wie viele Leute treffen sich da ungefähr?

Jörg: Wir sind so 10, 11. Und von den Anfangszeiten sind tatsächlich noch fünf, sechs übrig. Also wir haben so einen harten Kern und dann kommen wieder zwei, drei hinzu und zwei, drei springen wieder ab, aber so der harte Kern von fünf, sechs ist eigentlich seit 2019 am Ball geblieben. Was sicherlich sehr erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass wir in 2020 und 2021 uns auch gar nicht treffen konnten, da haben wir es Online gemacht. Das war recht spannend, weil die Biere ja verteilt werden mussten und die Verantwortlichen dann quasi durch Eupen gefahren sind und die Biere verteilt haben. Manchmal haben wir auch einfach nur gesagt, komm, besorgt euch ein spannendes Bier und setzt euch vor den Computer und dann legen wir los, aber in der Regel haben wir es tatsächlich so gemacht, dass wir das dann verteilt haben.

Markus: Ja, das war durchaus eine Aufgabe. Wir haben ja auch Testings gemacht und dann eben nach und nach ausgeweitet mit Post und Paketen und riesen Drama, da ist es einfacher, wenn man das praktisch Zuhause in der Stadt macht. Aber nochmal so vom Konzept her, also ihr sitzt da zu acht, neun, zehn rum und es hat dann jeder ein Buch vorbereitet oder gibt es dann für jedes Mal …

Jörg: Ja.

Markus: Ah, jeder, okay. Aber Bier bringen nur zwei Leute mit?

Jörg: Bier bringen nur zwei Leute mit. Wenn es alle machen würden, dann wäre das schon ein harter Abend.

Markus: Das stimmt, das würde dann wieder so ein bisschen die deutsche Seite … aber gut, lassen wir das. Nein, okay. Und das wird dann, also da erklärt man sich bereit oder wird man beauftragt, ein Bier auszusuchen, wie ist das?

Jörg: Man erklärt sich im Grunde genommen bereit, aber das beruht alles auf Freiwilligkeit natürlich. Und es ist erstaunlich, aber die Leute haben dann schon im Kopf, ah, ich war jetzt länger nicht mehr dran, ich mache das jetzt für das nächste Mal. Und wenn ich das dann nachkontrolliere, dann sind auch genau diese zwei im Grunde genommen dran, das ist so ein bisschen organisch.

Markus: Und man versucht dann auch ein Bier auszuwählen, was in irgendeiner Art und Weise mit seinem Buch zu tun hat oder ist das unabhängig davon?

Jörg: Das ist eigentlich unabhängig davon. Wir haben natürlich spannende Leute dabei, wir haben unter anderen den Steffen, der ursprünglich aus Ostdeutschland kommt, aber Jahre in Schweden gewohnt hat. Da auch im Sommer regelmäßig noch hinfährt, er hatte uns dann mal ein schwedisches Bier mitgebracht zum Beispiel. Oder wir haben jemanden, der mittlerweile in Aachen wohnt, aber vom Niederrhein kommt, der hat uns dann ein Alt mitgebracht, solche Geschichten passieren recht häufig. Und die Leute, die hier ansässig sind, die sagen häufig, ach, ich habe da mal ein Bier getrunken und das hat mir sehr gut geschmeckt, das gehe ich holen. Wir haben ja auch viele spezialisierte Geschäfte hier in der Gegend, wo man durchaus bis zu 3-, 400 Biersorten erstehen kann, die dann auch vorrätig sind. Also die Auswahl ist groß.

Markus: Und hast du da auch schon für dich selber neue spannende Biere entdeckt, die du vorher gar nicht gekannt hast?

Jörg: Auf jeden Fall, auf jeden Fall. Wir haben hier einen sehr guten Händler im Nachbardorf quasi, der Augustin, hallo Augustin, der ist wahnsinnig im Grunde genommen. Das ist ein sehr interessanter Mann, mit dem hatte ich schon zu tun in den 90ern, da habe ich im Außenhandel gearbeitet in Deutschland und der hatte sich so auf die Fahne geschrieben, ich bringe das belgische Bier Anfang der 2000er nach Deutschland. Der hatte dann auch Verträge mit nicht den großen Brauereien, aber durchaus mit Brauereien wie zum Beispiel die Brauerei, die Chimay herstellt. Und dann sind wir ein bisschen mit Bier rumgetingelt Anfang der 2000, aber das hat leider nicht ganz so gut geklappt. Da war, glaube ich, also diese Craft-Biergeschichte war noch nicht so groß Anfang der 2000, aber es waren spannende Abende, die wir verlebt haben.

Markus: Und das heißt, ihr seid dann nach Deutschland getingelt und habt versucht, den Leuten das Bier nahezubringen oder wie muss ich mir das vorstellen?

Jörg: Genau, mit Testings. Es gibt ja auch die Anuga in Köln oder die gab es damals, ich weiß gar nicht mehr, ob die noch so heißt, die weltgrößte Ernährungsmesse, die dann immer in zwei großen Hallen sich auch um Getränke kümmert. Und da war dann eine Etage einer Halle immer den Bieren vorbehalten. Hatten da in einem Jahr wirklich ein wunderschönes belgisches Caféhaus errichtet, wo dann zahlreiche Brauereien, aber unter anderen auch Augustin mit seinen Bieren gewesen ist und das war immer sehr lustig.

Markus: Das finde ich ganz erstaunlich. Und es hat keinen großen Anklang gefunden damals?

Jörg: Keinen nachhaltigen großen Anklang, wollen wir es mal so sagen.

Markus: Tja, müsste man jetzt vielleicht ein bisschen aufleben lassen, ne?

Jörg: Ja, könnte man, aber natürlich hat man jetzt auch eine große Konkurrenz, weil jetzt natürlich auch in Deutschland eine riesige Craftbeer-Szene entstanden ist und vielleicht das belgische Bier ein bisschen untergehen würde, ich weiß es nicht genau. Ich kann ihn aber nochmal drauf ansprechen.

Markus: Ja, kann ja nicht schaden, aber ist vielleicht durchaus eine schöne Idee. Wenn du schon sagst, es gibt neue Brauereien in Eupen, ist das dann auch eine Home-Brewer-Szene oder auch wirklich, dass jemand professionell Brauereien aufmacht oder gibt es beides?

Jörg: Es gibt im Grunde genommen beides. Wir haben die Brauerei Néau, Néau ist der französischsprachige Name von Eupen. Neues Wasser im Übrigen, passt auch wieder zum Bier. Und der junge Mann, also der Maurice und der Maurice ist professioneller Brauer, der auch in der Brauerei Peak jahrelang Braumeister war. Peak ist die höchstgelegene Brauerei Belgiens. Auch gar nicht weit von meinem Standort, in zehn Minuten ist man da, Sehr, sehr schöne Brauerei mit einem sehr schönen Ausschank, mit einem schönen Blick über das Hohe Venn, lohnt sich also für die grenznahen Menschen, die uns zuhören. Und er hat dann parallel seine eigene Brauerei, die Brauerei Néau gestartet. Ist auch mittlerweile nicht mehr Braumeister bei Peak und versucht das Ganze weiter zu professionalisieren, hat einen eigenen Biergarten, der sonntags geöffnet ist und geht auch in Kooperation mit Home-Brewern aus Eupen. Ich nenne da vor allem auch mal Philip Bass, das sind zwei Jungs, die das auch schon seit zehn Jahren machen und auch Bier auf den lokalen Markt bringen. Sehr, sehr gut, sehr unterschiedliche Biere. Die haben dann zusammen, ich glaube, das nennt sich Versuchslabor tatsächlich, gegründet, wo dann schon außergewöhnlichere Geschichten hergestellt und dann auch verkauft werden. Wir haben meinen ehemaligen Chef, Herr Norbert Heukemes, ist jetzt mittlerweile pensioniert, der auch als einer der Ersten so eine Home-Brauerei, also eine Hausbrauerei hatte, die sich Eupener Brauerei nannte. Da hat er ganz schön Stress bekommen mit einer größeren Brauerei in Belgien, nämlich der Brauerei Hart, die das Eupener Bier damals übernommen haben und die wollten ihm verbieten, sich Eupener Brauerei zu nennen. Das Ganze ist dann auch juristisch ausgefochten worden und er hat gewonnen. Das finde ich natürlich immer schön, wenn die Kleinen gegen die Großen gewinnen. Und der bringt das Cabane heraus. Das ist da schon ein etwas stärkeres, etwas außergewöhnlicheres Bier, sehr starke Orangennoten, viel Koriander drin.

Markus: Genau, ja, das hat er uns im BierTalk schon mal gezeigt beziehungsweise wir haben es zusammen verkostet, als ich ihn Zuhause besucht habe, das ist in der Tat ein sehr spannendes Bier. Wobei da ja momentan leider Gottes seine Brauerei immer noch brachliegt wegen des Hochwasserschadens, wo wir an dieser Stelle mal ganz fest die Daumen drücken, dass sich das hoffentlich bald wieder ändert. Und, ja, aber die Peak Brauerei habe ich auch schon besucht. Da waren wir, als ich zur Brussels Beer Challenge da war, glaube ich, waren wir dort und das war eine spannende Geschichte einfach, die höchstgelegene Brauerei in Belgien. Und natürlich für jemand, der aus Franken kommt, ist das nicht wirklich hoch, aber die spielen sehr schön mit diesem Image, das ist wirklich toll gemacht. Und wie du gesagt hast, auch von der Anlage, vom Gebäude her wirklich eine sehr, sehr schöne und interessante Geschichte. Die anderen in Eupen selber haben wir nicht angeschaut, also ein guter Grund, dass man unbedingt mal wieder vorbeischaut natürlich auch. Jetzt hast du grade schon angesprochen, dass der Norbert ja dein ehemaliger Chef sozusagen war oder ist, je nachdem, das heißt, du hast dann damals auch diese ganze Bewerbung zum Kulturerbe Bier mitbekommen?

Jörg: Nee, da war ich noch in einer anderen Abteilung, ich bin mittlerweile in der Abteilung Kultur angekommen. Da ist eine sehr leibe Kollegin, die Melanie, die das hauptsächlich begleitet hat und die jetzt in Mutterschutz ist. Und ihr Mutterschutz hat mich jetzt auch in diese Geschichte mit reingebracht, sodass ich bei diesem Observatorium der belgischen Bierbraukunst auch ein bisschen mit aktiv sein darf.

Markus: Das heißt, jetzt ist Bier auch ein bisschen beruflich dein Thema?

Jörg: Auch ein bisschen beruflich mein Thema, absolut. Es werden Berichte rausgegeben von diesem Observatorium, die liegen noch in meinem Büro und warten auf Abholung. Weil der Herr Heukemes jetzt in Baelde auch die ostbelgischen Brauereien besuchen wird, wir haben ja auch im Süden noch ein paar Brauereien, Craftbeer-Brauereien, also auch wirklich Microbrauereien.

Markus: Und dieses Observatorium ist ja praktisch so ein bisschen die Folge aus der Kulturerbegeschichte, weil man ja jetzt versuchen muss, das am Leben zu halten, wenn ich das richtig verstanden habe oder?

Jörg: Genau darum geht es, sonst bekäme man im Umkehrschluss auch irgendwann mal diesen Weltkulturerbetitel aberkannt. Man trifft sich regelmäßig. Wir hatten jetzt im März eine Konferenz in Brüssel, zu der wir dich ja auch einladen konnten, wo du auch einen sehr interessanten Einblick in das Kulturerbe der deutschen Bierbraukunst vorgestellt hast. Und wir treffen uns regelmäßig im kleinen Komitee, machen Veranstaltungen und wollen mehr und mehr unter anderem auch die Brauer, auch die großen Brauer Belgiens, mit dem Thema des Kulturerbes auseinandersetzen lassen, ja. Vor allem auch, damit die belgische Braukultur weiter bestehen bleibt.

Markus: Ja und ich glaube, es ist auch gar nicht so einfach, dass die Brauer auch das Fingerspitzengefühl irgendwie mitbekommen, inwieweit bin ich Teil dieses Weltkulturerbes und inwieweit darf ich es auch benutzen. Weil das ist ja dann doch auch so ein Thema, das man ja Werbung oder Marketing mit diesem Begriff nicht wirklich machen kann, ne?

Jörg: Nee, Werbung, Marketing, den Begriff kann man nicht wirklich machen, trotzdem sollte man sich einer gewissen Bierbrautradition verbunden fühlen. Und da kommen auch die Nachteile ein bisschen dieser Craftbeer-Brauszene, das die natürlich, was vollkommen seine Berechtigung hat, natürlich auch gerne wild rumexperimentieren und das dann nicht mehr wirklich was mit der traditionellen Bierbrauweise zu tun hat.

Markus: Das heißt, in eurem Kulturerbeantrag geht es dann tatsächlich mehr oder weniger ganz konkret um diese typisch belgischen Bierstile?

Jörg: Um typisch belgische Bierstile, wir sprechen von Abtei-Bier, von Saison, von Blanche beziehungsweise dann auch flämische Wits, die Geschichten, genau.

Markus: Und musstest du dich da selber auch ein bisschen rein arbeiten, um diese ganzen Stile dann auch zu kennen und auseinanderhalten zu können?

Jörg: Nee.

Markus: Weil du es schon gekannt hast oder weil du es noch nicht gemacht hast?

Jörg: Nein, weil ich es schon kannte natürlich. Also ich bin ein großer Bierliebhaber und mit einem Kumpel haben wir auch mal angefangen zu brauen. Er ist auch drangeblieben, er hat mittlerweile eine 250-Liter-Anlage. Wobei er es immer noch auf einem privaten Level macht, was relativ verrückt, zeitintensiv und teuer ist, aber er hat dann so sein eigenes Bier und das ist hervorragend.

Markus: Ja, das ist überhaupt praktisch, wenn man da immer sein eigenes Bier dabei hat. Nochmal kurz zurück zum Buch. Gibt es auch eine Möglichkeit, wie man wirklich so beides genießen kann oder hast du das schon mal erlebt, dass ein Bier wirklich gut zu einem Buch passt?

Jörg: Da fragst du als Sommelier wahrscheinlich.

Markus: Als Mensch, ganz normal als Mensch.

Jörg: Ja, Bücher schmecken ja nicht.

Markus: Ja, aber sie wecken ja Assoziationen, ich überlege …

Jörg: Sie wecken schon Assoziationen. Nee, den Zusammenhang habe ich tatsächlich noch nie gemacht, obwohl ich den Buch- und Bierkreis habe, habe ich die Assoziation noch nie gemacht, das ein spezielles Bier jetzt ganz gut zu diesem oder jenem Buch passen würde.

Markus: Ja, ich überlege grade, also so wirklich Gedanken dazu habe ich mir auch noch nicht gemacht. Aber, wenn man so ein bisschen rumspinnt, ich meine, da gibt es natürlich irgendwelche naheliegenden Sachen, wenn es in einem Buch um irgendwas Ländliches geht, okay, dann kann man da ein Saison haben oder, was weiß ich, der Name der Rose, da würde man dann wahrscheinlich irgendwelche Abtei-Biere haben, das ist ja irgendwie …

Jörg: Ja, das stimmt. Oder, ich werde jetzt einen Krimi lesen, der in Luxemburg spielt von Hillesheimer, das ist eigentlich ein deutscher Autor. Da würde sich ein Diekirch oder ein Bofferding anbieten.

Markus: Stimmt, das man das so ein bisschen von der Gegend abhängig macht. Also ich habe auch schon mal für einen Autor so ein Pairing gemacht, der schreibt vor allem so Krimis und dann habe ich halt versucht, Biere zu finden, die irgendwie Themen aus diesen Krimis wiederspiegeln. Da gibt es aber gar nicht so viele Biere. Aber zum Beispiel gab es dann eben einen Mörder, bei dem ging es um das Thema Bart und da hatte ich dann damals das Beard-Bier von Rogue aus Amerika. Oder es gab dann einen, der hat die Leute immer gehängt und es gibt das La Corne.

Jörg: Ja, selbstverständlich.

Markus: Ein tolles fantastisches Bier. Das habe ich dann eben dazu, weil da geht es eben von der Geschichte her, dass da eben ein ganzes Dorf gehängt worden ist und der Brauer als Letzter dann irgendwie dieses Rezept retten konnte und Trallala. Also da kann man natürlich schon, aber das ist sehr aufwendig, wenn man da dann rein schaut. Vor allem muss man ja da dann das Buch und eigentlich auch das Bier vorher schon kennen, also wirklich eine Überraschung erlebt man da auch nicht.

Jörg: Genau. Und Corne hat ja auch ein wunderbares Glas, dieses Glas mit diesem Gehänge, was aussieht wie ein Horn.

Markus: Ja, das hatten wir neulich, da waren wir in dem wunderbaren Marionettentheater in Brüssel und die haben das auch, auch im Originalglas, und haben dann tatsächlich mit unbedarften Leuten geübt, da draus zu trinken. Das war durchaus spannend. Also das ist wie ein großes Glashorn, Tierhorn würde man sagen, von der Form her und eben, das trinkt sich gar nicht so einfach.

Jörg: Richtig, richtig.

Markus: Ich habe davon sogar die 3-Liter-Variante.

Jörg: Uh!

Markus: Ja, das habe ich dann ab und zu mal als Deko. Das stopfe ich dann komplett mit Hopfen voll und dann kann man das irgendwo schön hinstellen.

Jörg: Ja, wunderbar.

Markus: Das schaut auch nett aus, ist spannend, ja.

Jörg: Was natürlich auch zu unserer belgischen Biertradition, also das war auch eine kleine Anspielung genau darauf, dass wir ja auch sehr gerne das Bier aus dem entsprechenden Glas trinken. Also die meisten Bierliebhaber in Belgien haben große Schränke voller Biergläser, um auch wirklich zu jedem Bier das passende Glas zu haben.

Markus: Das ist doch mal eine gute Entschuldigung dann Zuhause, dass man sagt, ich muss diese ganzen Gläser haben, weil, es gehört ja einfach dazu. Also da hat der Belgier dann einen Vorteil, glaube ich, gegenüber vielen Deutschen, dass im eigenen Haushalt zu rechtfertigen. Wie ist das denn bei dir im Haushalt so, bist du mit deiner Bierliebe alleine oder hast du jemand, der da mit dir unterwegs ist?

Jörg: Nee, meine Frau kommt ursprünglich aus Köln und ich habe sie aber relativ schnell ans belgische Bier bekommen. Sodass sogar auf unserer Hochzeit und die Kölner sind ja da auch recht strikt, was ihr Kölsch angeht, das wir dann auch überlegt haben, schenken wir dann für die Kölner Verwandtschaft auch Kölsch aus? Und meine Frau diejenige war, die gesagt hat, kommt nicht infrage, wir heiraten in Belgien und es gibt belgisches Bier.

Markus: Hui. Und wie haben sie reagiert?

Jörg: Sehr positiv, muss man sagen.

Markus: Ja, gut, vom Kölsch ist der Weg zum Blonde ja gar nicht so weit, ne?

Jörg: Ja, das stimmt schon.

Markus: Natürlich ist da schon ein Weg zu gehen, aber, ja, schön, immerhin. Also ist die Verwandtschaft damit einigermaßen versöhnt?

Jörg: Genau.

Markus: Sehr schön. Und sie selber trinkt aber auch gerne mal ein Bierchen?

Jörg: Sie selber trinkt auch gerne mal ein Bierchen, ist auch durchaus, was Bier angeht, experimentierfreudig, schmeckt immer wieder mal dran. Ja, ihr kommen natürlich die Fruchtbiere entgegen, aber interessanter Weise die etwas stärkeren Fruchtbiere tatsächlich trinkt sie ganz gerne, aber auch ein Abtei-Bier oder ein Pils, das ist dann recht kompatibel.

Markus: Und ist sie im Buchclub auch mal dabei?

Jörg: Nee, nee.

Markus: Das hast du also ein bisschen für dich. Hast du denn schon einen Plan für die nächsten Termine, bist du da auch irgendwann mal mit einem Bier dabei und welche Bücher hast du ausgesucht?

Jörg: Ja, Pläne sind immer da, wir planen jetzt grade das zweite Halbjahr 2023. Wir würden gerne noch eine kleine Wanderung veranstalten eben zu diesem Bierhändler im Nachbardorf, der auch eine kleine Kneipe an seinem Bierladen hat und dort etliche Biere auch ausschenkt, auch außergewöhnliche Biere. Also selbst sein Pils, was er im Fass anbietet, ist eine Eigenkreation einer Brauerei extra für ihn, also das kriegt man auch nur da. Und jetzt werden die Termine festgelegt, ich werde mit Sicherheit bald nochmal ein Bier auch selber mitnehmen. Ich hatte ein sehr hopfiges Corsendonk mitgebracht Letztens und ich glaube, das hieß auch hoppige Corsendonk oder so ähnlich, müsste ich jetzt nochmal nachschauen. Das ist ganz gut angekommen tatsächlich bei den Kollegen. Bücher, das ist wirklich, das hängt vom Thema ab. Das ist auch immer spannend, wir geben uns ein Thema, das nächste Thema ist Tier. Also rund um ein Tier muss irgendein Buch ausgesucht werden, das wird dann aber auch sehr breit gefasst bei uns. Und, ja, dann spoiler ich mal direkt für die Kollegen. Ich bringe dann T. C. Boyle mit, Sprich mit mir, heißt das. das ist einer der neueren Romane von ihm, da geht es um Forschung an Schimpansen / Menschenaffen, ihnen Sprache beizubringen. Was natürlich mit den Stimmbändern nicht so funktioniert, machen die Gebärdensprache, und es geht dann um einen speziellen Schimpansen und seine Betreuerin im Grunde genommen.

Markus: Das klingt auf jeden Fall spannend. Ich überlege grad, ich habe neulich ein Buch gelesen beziehungsweise gehört als Hörbuch, das fängt damit an, dass ein Wal an einem Strand strandet und dann läuft da aber parallel so ein Blackout-Szenario und sowas. Das fand ich ein ganz, ganz tolles Buch. Ich muss mal schauen, ob ich noch rausfinde, wie das heißt. Aber das stimmt schon, also wenn man das Thema Tier ein bisschen weiterfasst, dann kann man da durchaus sehr interessante und spannende Bücher finden und, ja, vielleicht sogar Biere, die dazu passen, je nachdem, muss man sich mal überlegen. Ja, nein, auf jeden Fall cool. Und vielleicht noch so zur Frage, das läuft dann so ein bisschen ab wie beim literarischen Quartett oder wie muss ich mir dann euren Abend so vorstellen also?

Jörg: Im Grunde genommen moderiere ich das Ganze ein bisschen und es fängt jemand an, der hat dann acht Minuten Zeit, weil wir müssen zeittechnisch natürlich ein bisschen schauen bei acht bis zehn Leuten, sein Buch vorzustellen. Und da ist er relativ frei. Wobei sich jetzt herauskristallisiert hat, man gibt eine kleine Zusammenfassung des Buches, man sagt ein bisschen was zu dem Autor. Man versucht nicht zu spoilern, damit das Interesse für die anderen auch noch da ist, das Buch jeweils nochmal zu lesen. Und dann diskutiert man auch durchaus ein bisschen drüber, wie hast du es gefunden, wie stehst du zu diesem Thema, was im Buch behandelt worden ist? Ja, solche Geschichten und das ist so ultra spannend. Der Grund, warum ich das tatsächlich habe aufleben lassen, war so eine gewisse Lesefrustration, ich fand nicht mehr so richtig gute Bücher. Und so ein bisschen habe ich mir gedacht, ja, Moment, wenn du jetzt lesebegeisterte Leute an einen Tisch bringst und die da Bücher vorstellen und du die interessant findest, hast du natürlich wieder einen Blumenstrauß an Büchern, die du lesen kannst, zeitgleich mit den Bieren, die vorgestellt werden. Vielleicht kennst du das ein oder andere auch nicht und das ist voll aufgegangen.

Markus: Ja, nee, das ist auf jeden Fall eine sehr, sehr gute Idee und hat natürlich etwas Eigennutz, aber das finde ich auch gut. Und ich muss sagen, ich habe denselben Eindruck so, weil es in der Tat gar nicht so einfach ist, Bücher zu finden, also grade, weil halt das Überangebot irgendwie auch so ist. Und ich bin dann immer ganz schnell dabei, wenn man dann mal kurz schaut, wie denn die Rezipienten die jeweiligen Bücher so fanden. Und wenn du die ersten zwei, drei nicht so euphorischen Kritiken liest, dann ist man gleich dabei weiterzugucken und irgendwie ist man dann nach einer Stunde Bücher gucken genauso schlau wie vorher. Und das ist tatsächlich, glaube ich, sinnvoll, wenn man sich da zusammentut. Das ist schade, das Eupen soweit weg ist, aber gut. Vielleicht gibt es ja mal wieder eine Online-Auflage, mal sehen. Aber ich habe mittlerweile mich erinnert, das Buch hieß, Der Wal und das Ende der Welt von John Ironmonger. Also falls ihr jemanden habt, der das vorstellen will oder sich generell interessiert, das fand ich ein sehr, sehr gutes und spannendes Buch mit ganz vielen Komponenten, nicht nur mit dem Wal, aber passt natürlich zum Tier auf jeden Fall ganz gut.

Jörg: Super, danke dir. Ich habe noch ein bisschen Zeit, ich werde es mir besorgen, dann werde ich das auch noch vorstellen. Was auch interessant ist, nicht nur die Komponente zu sagen, da ist ein interessantes Buch, das hat jemand vorgestellt und das möchte ich lesen, der Umkehrschluss ist auch sehr interessant. Da ist ein Buch, was ich immer mal lesen wollte, es wird vorgestellt, aber es war es nicht. Also ich habe schon sehr oft den Satz benutzt, danke, dass du für mich da Buch gelesen hast, dann brauche ich es nicht mehr zu lesen.

Markus: Ja, das ist auch gut, man lässt lesen sozusagen und hat dann die Zusammenfassung und weiß, okay, das muss ich mir dann doch nicht geben. Hm, auch gut. Lebenszeit ist ja kostbar und dann kann man die ein bisschen entsprechend gut einsetzen. Ja, hervorragend. Eine Frage vielleicht noch, ich habe beim recherchieren im Internet auch rausgefunden, dass ihr eine relativ lange Familiengeschichte habt. Seid ihr denn so eine ganz ureigenständige Eupener Familie oder hat das weitere Züge?

Jörg: Nee, gar nicht, gar nicht. Dann bist du wahrscheinlich auf das Buch meines Bruders getroffen, der die Familiengeschichte ein bisschen rausgesucht hat. Meine Familie stammt oder mein Großvater stammt tatsächlich vom Niederrhein. Der hat sich noch vor dem oder während des Ersten Weltkriegs eigentlich in meine Großmutter verliebt und ist dann nach Eynatten gezogen, was wirklich direkt an der Grenze liegt. Und, nee, keine Ureingesessene, eher eine richtige Arbeiterfamilie mit Tagelöhnern und Holzschuhmachern und man hat sich so langsam aus diesem Prekariat quasi raus gekämpft, würde ich sagen, das ist eher das Faszinierende an unser Familie.

Markus: Und es ist eine ganz typische mitteleuropäische Geschichte, wie es halt so ist, das man eben gar nicht sagen kann, man ist jetzt von der einen oder anderen Nation, sondern es ist einfach, wir sind alle so eine Mischung aus verschiedensten Kulturen, und das ist ja irgendwie auch eine ganz schöne Geschichte. Und das finde ich grade toll, dass ihr das bei euch auch so entsprechend lebt und leben könnt.

Jörg: Absolut.

Markus: Ja, dann würde ich sagen, grüß doch die Leute in deinem Buch- und Bierclub ganz, ganz herzlich von mir.

Jörg: Das werde ich sehr gerne machen, ja.

Markus: Und wenn du mal zwischendurch einen Buch- oder Biertipp brauchst, sag Bescheid.

Jörg: Sehr gerne.

Markus: Ich werde das umgekehrt auch tun. Und dann freue ich mich, wenn wir uns bald mal wieder sehen und dann vielleicht zusammen ein bisschen die Eupener Brauereien benennen, da bin ich auch schon ganz gespannt, das mal ein bisschen mehr zu entdecken.

Jörg: Sehr gerne, melde dich einfach.

Markus: Ja, für heute auf jeden Fall vielen Dank und vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg natürlich weiterhin mit Bier und Buch.

Jörg: Danke dir, mach´s gut.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 53 – Live vor Ort zur Bierköste 2023 in Neumünster – Hobbybrauer Leif, David und Sebastian im Talk

Im Teil zwei unseres Live-Talks von der Bierköste in Neumünster sprechen wir mit drei Hobbybrauern. Leif ist schon lange dabei und wurde von einem Rollenspiel inspiriert, Sebastian kam etwas später dazu und liebt vor allem den handwerklichen Teil des Bierbrauens, während David erst durch die Pandemie an den Sudkessel fand und ähnlich wie Leif zum echten Bier-Tüftler geworden ist. Gemeinsam verkosten wir einen spannenden Versuch, bei dem alle Hobbybrauer dieselbe Würze als Basis genommen, aber dann mit verschiedenen Hefen vergoren haben. Im BierTalk erzählen sie zudem ihre Geschichten und geben Einblicke in die Gedankenwelt der Bier-Hobbyisten, vom eigenen Logo bis zu International Beer Sommelier…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Wir sind immer noch in Neumünster auf der Bierköste und haben jetzt die Diskussionsrunde zum Thema Hobbybrauer hier. Und, ja, haben drei wunderbare Menschen hier mit mir am Tisch, die gleich ein bisschen was erzählen werden über ihre Erfahrungen in der Brauwelt und natürlich werden wir auch ein paar Biere verkosten. Aber ich fange vielleicht einfach mal an, der Erste sitzt nämlich gleich links neben mir, wir kenne uns schon ganz gut, der Leif. Und, ja, vielleicht stellst du dich kurz selber vor und erzählst ein bisschen, wie du überhaupt hierhergekommen bist.

Leif: Ja, genau, mein Name ist Leif, ich komme aus Bochum. Ich habe mit dem Hobbybrauen 2004, 2005 mehr aus der Not heraus angefangen. Weil, ich habe Rollenspiele, also Pen & Paper gespielt und zwar das Schwarze Auge und in einem Quellenband stand drin, die Torwarte trinken ein starkes Dinkelbier. Und dann war klar für die nächste Runde, ich hätte gern dieses Dinkelbier. Also geguckt und ich habe ums Verrecken kein Dinkelbier gefunden und habe aber beim Suchen dabei Rezepte für Dinkelbier gefunden und bin dann eingetaucht in die ganzen wie-kann-man-Bier-brauen-Geschichten. Das war damals noch deutlich rudimentärer als heute, was man so an Infos gefunden hat. Es gab das Buch vom Klaus Kling, was ich bekommen habe, und musste danach aber erst mal aufgeben, weil es tatsächlich kein Dinkelmalz so eben mal irgendwo zu kaufen gab. Und habe dann angefangen mit einem Fertigbrau-Set. Und das war ein belgisches Klosterbier und ein Pulver, also ein Malzextrakt auf Pulverbasis, mit dem ich dann quasi mein erstes Bier gebraucht habe. Dann habe ich es irgendwann doch mit richtigem Malz versucht und musste dann auch erst mal ein bisschen pausieren, weil in meiner Studentenwohnung nur Teppichboden war. Also richtig Brauen, nicht so die spitzen Idee, zu mindestens wenn man die Kaution irgendwann wiedersehen wollte. Und bin dann irgendwann wieder dazu gekommen, ich weiß gar nicht, wann genau. Und habe es dann aber tatsächlich eher also mit meinem Beruf, also mit Informatik und meinen Heimautomationsgedanken eher mehr kombiniert, habe also da viel mit Sensorik gearbeitet, auch relativ viel mit Automation, dann eher in die Richtung gezielt. Ja und braue seitdem regelmäßig, unregelmäßig verschiedene Biere.

Markus: Ja, also spannend, vom Rollenspiel DSA. Für alle, die es nicht wissen, Das Schwarze Auge, einer der Klassiker letzten Endes der Rollenspielthemen, die man so machen kann. Wo viele, glaube ich, auch aus meiner Generation eingestiegen sind, also wunderbare Geschichte. Und dann bist du praktisch in die Rolle dieses Brauers immer mehr hineingeschlüpft, kann man das so sagen?

Leif: Ja, genau. Also erst mal, ich muss auch sagen, so mein erster großer Fehler auch mit diesem Brau-Set war, ich habe ein Bier gebraut, was ich noch nie getrunken habe. Das heißt, ich wusste gar nicht, was dabei raus kommt. Und habe auch erst mal gedacht, als ich es probiert habe, ich hätte einen schrecklichen Fehler gemacht, weil wie nichts geschmeckt hat, was ich bis dahin unter Bier verortet hätte. Und das ist dann auch so Hand in Hand gegangen mit der ganzen Bierwelt, also quasi dann um die Biere, über die an dann gelesen hatte, warum auch immer, quasi dann die Biere weiter zu verkosten. Und bin dann irgendwann auch geschmacklich viel stärker wieder in Belgien gelandet. Also der belgische Stil ist auch was, was ich unglaublich gern selber braue. Aber das ist auch ein Tipp, den ich irgendwie jedem Heimbrauer mitgeben kann, man sollte das Bier schon getrunken haben, an dem man sich versucht, um zumindest wissen zu können, in welche Richtung es dann geschmacklich gehen soll und nicht zu überrascht zu sein und auch Fehler irgendwie dann besser eingrenzen zu können.

Markus: Nicht nur ein guter Tipp für Hobbybrauer, möchte ich sagen. ich war vor Kurzem erst in Amerika beim World Beer Cup und da haben einige Brauereien auch Biere eingereicht, wo ich mir auch gedacht habe, es wäre schön, wenn ihr einmal in das Ursprungsland gefahren wärt und mal verkostet hättet, was ihr da eigentlich braut. Aber so ist das eben manchmal. Beim Rollenspiel gibt es ja die Skills. Was würdest du sagen, was hat so ein Brauer, welche Skills braucht der, welche sind da besonders wichtig in welcher Relation?

Leif: Das hängt so ein bisschen davon ab, was man möchte. Also ich kenne genug Heimbrauer, für die der Brauvorgang, sage ich mal, dieses Meditative irgendwie, also eigentlich quasi das Ergebnis, was am Ende dabei rauskommt, gar nicht so wichtig ist wie dieser Prozess. Ansonsten für Leute, die reproduzierbar brauen wollen, braucht es natürlich ein Stück weit Disziplin, das mitzuschreiben, das auch irgendwie zu messen. Und auch so ein bisschen Selbstdisziplin, nicht zu viel plötzlich zu variieren. Das ist so ein Punkt, den habe ich auch am Anfang ganz viel gemacht, irgendwie von wegen, es hat irgendwas nicht funktioniert, dann habe ich erst mal die Hefe ausgetauscht, Malz ausgetauscht, Temperaturen variiert und so weiter und es kam irgendwas anderes dabei raus. Aber welche Stellschraube am Ende irgendwie diejenige welche war, ist dann schwierig im Nachhinein rauszufinden. Das heißt, also man muss Geduld haben und man muss auch, glaube ich, sehr iterativ arbeiten, um sich da so ein bisschen vorzutasten.

Markus: Und welcher Skill bei dir hat sich am meisten verändert praktisch von Level 0 bis Level 20, wo du jetzt vielleicht bist?

Leif: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, tatsächlich aber die Methodik und dieses sehr kleinteilige Variieren. Genau, die Geduld und dieses sehr kleinteilige Variieren, das hat sich am meisten gesteigert.

Markus: Ja und dann hast du dich ja auch weiterentwickelt. Also was wären dann so logische Schritte, wenn man mit dem Hobbybrauen anfängt? Was würdest du jemanden raten, der jetzt sagt, okay, ich will jetzt auch damit anfangen, habe mir vielleicht schon so ein kleines Set gekauft oder so? Was wären so Möglichkeiten zum Beispiel, Kontakte zu knüpfen oder Erfahrungen zu sammeln, was würdest du dem raten?

Leif: Also Erfahrungen zu sammeln und zu gucken, einfach die entsprechenden Foren abklappern. Also das Hobbybrauforum, kriegt man eigentlich alles, was man für den Start braucht, kann man sich durchlesen. Aber, wie gesagt, vor allen Dingen Biere trinken, also jetzt verschiedene Biere trinken. Also einfach so zu gucken, was ist auch der Stil, den man will. Weil, das ist natürlich eine intrinsische Motivation. Also wenn man quasi sagt, man möchte genau in die Richtung gehen und man möchte quasi eigentlich auch ein richtig geiles Bier in einem Bereich, den man selbst super gerne trinkt, machen. Damit sollte man dann quasi anfangen, da sollte man einsteigen. Also erst mal quasi den Stil finden, wo man sagt so, der begeistert mich. Weil, es wird ein paar Fehler geben und da muss man ja auch durch so ein Motivationstief mal durch. Und tatsächlich auch quasi ganz klar, was ist das, was mich an dem Hobby begeistert? Also ist das eigentlich, das Bier am Ende mit meinen Freunden zu trinken, ist es so die technische Optimierung, irgendwo nochmal an der Anlage zu schrauben? Das ist ja auch so ein Hobby, glaube ich, an anderer Stelle auch. Beim Fahrradfahren muss man sich auch entscheiden, was begeistert mich mehr, auf dem Fahrrad zu sitzen oder irgendwie am Fahrrad zu schrauben? Und das Gleiche ist es beim Brauen ja auch. Also wo kann man nochmal einen Prozess optimieren, wo kann man nochmal zugucken? Wie gesagt, ich skaliere immer so ein bisschen, was Sensorik angeht. Also jetzt dann auch wieder verbunden mit der Arbeit, habe ich jetzt noch einen Sensor in die Hand gekriegt, mit dem ich den Druck im Fass quasi während der Gärung überwachen kann irgendwie im 15-Sekundentakt und kann dann wirklich schauen, wie sich das verhält. Und da muss man einfach wirklich schauen, also was trifft mich am Hobby eigentlich am meisten und was motiviert mich da am meisten.

Markus: Trinkst du noch andere alkoholische Getränke, außer Bier?

Leif: Sehr viel. Also tatsächlich, bevor ich bewusst zum Biertrinken gekommen bin, war ich schon beim bewussten Whisky trinken. Also das war tatsächlich so der erste Genussalkohol, sage ich mal, den ich wirklich bewusst auch darauf, so auf Genuss gezielt, dann getrunken habe. Also, ja, das gibt es auch. Und tatsächlich, die Aromen sind ja auch ganz spannend, also wie sich das gegenseitig dann bedingt oder auch, wie sie dann in den verschiedenen Sachen entstehen und auch verändern. Oder es gibt auch Ideen dann nochmal für Biere, aber, ja.

Markus: Okay. Also, mal sehen, vielleicht können wir irgendwann noch über die Hobbybrennerei reden. Aber gehen wir mal weiter zum David, der hier auch sitzt. Ja, vielleicht das selber erst mal, dass du kurz den Hörern sagst, mit sie es so zu tun haben.

David: Mein Name ist David, ich bin Wahl-Berliner seit inzwischen über elf Jahren. Und, ja, habe dort mein Studium absolviert und bin inzwischen dort auch am arbeiten und bin von Beruf Ingenieur. Und das habe ich so ein bisschen mit Leif vielleicht gemeinsam, beim Hobbybrauen ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich doch dann eher an der Anlage optimiere und tüftel und neue Sensoren einsetze als jetzt nur den Brauprozess im Blick zu haben sozusagen. Ich bin viel später als Leif zum Hobbybrauen gekommen und zwar während, ja, einen der vielen Lockdowns, die wir so gehabt haben in den letzten Jahren. Da habe ich, wie die meisten Menschen auch oder vielen Menschen in der Zeit gehörte ich zu denen, die im Supermarkt das Mehl weggekauft haben und erst mal angefangen haben, Brot zu backen. Bis ich dann irgendwann festgestellt habe, ich esse ja gar kein Brot, und das passte nicht so gut zusammen. Und insgesamt war das mit der Hefe ja doch eine ganz interessante Sache. Und, ja, in die Zeit fiel das auch, dass man sich für Bier, dass diese Welt größer geworden ist als nur das klassische Pils, weil man so die Zeit dazu hatte und es gab dann diese Online-Testings und so. Und dann bin ich relativ früh meinem Freundeskreis damit auf den Geist gegangen, das ich gesagt habe, lasst uns das doch zusammen machen und habe Testings gemacht quasi Online, abends das organisiert. Und offensichtlich bin ich den Leuten damit so auf den Geist gegangen, dass die mir dann irgendwann so ein Hobbybrau-Starter-Set geschenkt haben und haben gesagt, jetzt probier es selbst. Wenn du immer so schlau tust und darüber redest, probier es doch selbst. Und dann hatte ich eine Aufgabe sozusagen und so kam ich zum Hobbybrauen, ja.

Markus: Wenn man sich jetzt überlegt, das fing dann also an mit so einem kleinen Hobbybrauer-Set. Wenn wir jetzt so einen Fast-Forward-Film machen, wie entwickelt sich so eine Hausbraueranlage Zuhause? Also wie viel Anteil deines hohen Raums nimmt es jetzt mittlerweile ein?

David: Ja, du sprichst es an, das ist natürlich ein Hobby, das kann sehr schnell eskalieren, das ist natürlich so. Meistens geht das über den Weg, dass immer ein Gefäß zu klein ist in der ganzen Kette und dann kauft man sich das nach. Und das führt aber zwangsläufig einfach nur dazu, dass etwas anderes zu klein geworden ist. Man muss dann natürlich irgendwann mal den Punkt finden und sagen, jetzt hier ist Schluss. Und, ja, was den Platz angeht, wir, ich mit meiner wunderbaren Lebensgefährtin, sind umgezogen vor gar nicht allzu langer Zeit in eine etwas größere Wohnung, weil der Platz in der alten Wohnung nicht nur für das Brauen zu wenig geworden ist. Und, ja, es gibt da eine Ecke, die recht gut ausgestattet ist und relativ viel Platz einnimmt.

Markus: Und wenn du da diese Biere machst, mit wem probierst du die dann so?

David: Im Freundeskreis, im Kollegenkreis durchaus auch. Also man findet ja dann doch relativ schnell, das ist auch das Schöne eigentlich an dieser Bierwelt, man findet ganz schnell andere bierbegeisterte Menschen, deren Interessenslage ähnlich ist. Leif hat es schon angesprochen, das Hobbybrauerforum, das führt dann teilweise schon dazu, dass man eben doch ein paar Bekannte hat, mit denen man sich Biere, auch quer durch die Republik, anfängt zuzuschicken. Das macht großen Spaß und so sitzt man nicht da alleine, sondern bekommt ehrliches Feedback dann auch. Und das braucht man auch irgendwo natürlich, um sich selbst zu verbessern, um seine Biere zu verbessern, um seinen Prozess besser zu verstehen.

Markus: Nun ist Berlin ja eine sehr quirlige Stadt auch in Sachen Bier und auch in Sachen Hobbybrauen. Ist das dann auch was, wo du da jetzt nochmal richtig angekommen bist, in der Berliner Bierszene?

David: Ja, aber tatsächlich erst seit Kurzem. Also glücklicherweise, ja, die Corona-Maßnahmen sind runtergefahren, ich glaube, ganz offiziell ist es jetzt auch vor Kurzem von den Gesetzmäßigkeiten her so, dass es weg ist. Die ersten drei Jahre meines Hobbys waren da so ein bisschen beschränkt, sage ich mal einfach. Wir haben einen Hobbybrauerstammtisch, an dem ich dann jetzt auch teilnehme sozusagen. Aber die ersten drei Jahre ging das nicht, da hat sich das alles eher Online abgespielt, da musste man sich andere Wege suchen, um da das Gesprächsthema zu finden oder andere bierbegeisterte Menschen dann zu finden, ja.

Markus: Gibt es in Berlin eine Veranstaltung, wo du sagen würdest, wenn jemand, der generell gerne Hobbybraut und sich da informieren will, wo man da hingehen kann?

David: Da gibt es ganz sicher nicht nur eine Veranstaltung, wir haben viele tolle Veranstaltungen, die ausgerichtet werden. Ganz besonders und fokussiert auf das Hobbybrauen, ist es der Hobbybrauerstammtisch, dessen Name mir jetzt nicht so ganz einfällt, wie die Truppe eigentlich ganz genau heißt. Aber wenn man Hobbybrauer und Berlin eingibt, dann findet man das ganz sicher. Sehr offene Menschen, die da auch gerne dazu kommen. Und noch dazu haben wir ja auch eine ganze Vielzahl von kleinen inzwischen kommerziellen Brauereien, die mehr oder weniger im Heimbraubereich oder im Micro-Brewing-Bereich angefangen haben. Und auch die haben meist ihre kleinen Veranstaltungen, wo sich bisher alle Brauer, die ich kennengelernt habe, gefreut haben, wenn sie angesprochen werden, weil sie meistens eben auch irgendwie aus dem Home-Brewing kommen. Bis hin zu inzwischen, ja, Branchengrößen, wie beispielsweise den Olli Lemke, der halt einige Brauer und Brauerinnen angestellt, die sich freuen, wenn man sie einfach mal anspricht darauf, wo sie denn eigentlich so herkommen.

Markus: Wunderbar. Dann schauen wir doch hier mal zum Lokalmatador, würde ich jetzt mal sagen. Wir haben hier den Sebastian aus Neumünster oder fast Neumünster, ja, wirst du gleich aufklären, aber zumindest hier aus dem Kreis.

Sebastian: Aus dem Umfeld, ja.

Markus: Genau. Ja, stell dich doch auch gerne mal kurz vor, wer bist du, wo kommst du her und warum überhaupt.

Sebastian: Ja, moin, ich bin Sebastian und ich komme hier aus der Gegend, um genau zu sein, Lentföhrden. Das ist so halber Weg zwischen hier und Hamburg eigentlich. Also ich bin hier die Vertretung von unserem Stammtisch. Unser Stammtisch heißt, Neumünster braut. Wir sind so 17 und wir treffen uns regelmäßig hier meistens in der Wittorfer Brauerei, wo einer unserer Stammtischbrüder jetzt auch Teilhaber ist. Da hat sich jetzt auch so eine gewisse Kollaboration entwickelt. Und, ja, an unserem Stand haben wir ja Zurzeit auch 19 Biere, glaube ich, die wir parallel ausschenken. Und zum Hobbybrauen gekommen bin ich so mittel, also nicht so früh wie Leif, aber früher als David. Ich habe das seit 2016, mache ich das. Das ist irgendwie in mehreren Stufen eigentlich gekommen. Ich habe mich schon immer für Bier interessiert. Also immer, wenn man irgendwo anders war, das regionale Bier probiert und immer mal, auch damals in der Schule noch, wenn man mit seinen Kumpels im Park zum Saufen getroffen, wurde diskutiert, ist jetzt das Oettinger Pils oder das Oettinger Export besser. Und ich habe da auch immer, wo ich war, regionale Biere getrunken, getestet. War auch mit meinen Eltern damals auch schon als Jugendlicher in Bamberg, das war auch ein sehr einschneidendes Erlebnis.

Markus: Sehr löblich!

Sebastian: Ja, ich glaube, wir waren im Rosenkeller und haben U getrunken.

Markus: Ja, kann passiert sein.

Sebastian: Ist das der Keller?

Markus: Also es gibt die Wilde Rose.

Sebastian: Das war das, genau.

Markus: Genau und es gab mal eine Zeit, wo es da auch Mahrs Bräu gab.

Sebastian: Es ist schon länger her. Und aus dem Interesse hat mir dann irgendwann meine damalige Nochfreundin so ein Brauseminar geschenkt. Das war aber schon 2006, 5, 6, 7 irgendwie bei der Ricklinger Brauerei. Die ist auch hier in der Nähe auf dem Land, so eine Landbrauerei. Und da war das aber, da ging es noch nicht so ums Selber brauen, es war mehr so ein bierseeliger Ausflug. Das war damals auch noch sehr günstig, das hat irgendwie 50 Euro gekostet, gab Frühstück, Mittag, Abendessen und den ganzen Tag Bedienung vom Hahn frei.

Markus: Das ist ein Deal.

Sebastian: Das ist ein Deal. Und dann ist das aber, ja, habe ich das nicht weiter verfolgt, das war lustig. Und dann, ich habe immer Heise gelesen, also CT-Zeitschrift und so. Und 2016 kam dann tatsächlich in dieser Computer-Zeitschrift die Nachricht, das BrewDog, die ja auch hier sind, ihre Rezepte open sourcen. Die haben ja damals ihren ganzen Back-Katalog und die Rezepte Online gestellt. Und da war die erste Reaktion, ja, das ist ja interessant, aber was soll man damit machen, das kann man gar nicht Zuhause machen. Irgendwie habe ich das gelesen und so drauf rumgedacht, sage so, nee, der Typ in der Brauerei damals, der hatte irgendwie zwei Gaskocher und einen großen Topf, das kann man auch Zuhause machen. Und dann habe ich mich da weiter informiert und habe aber seitdem tatsächlich nie was von BrewDogs-Rezepten gebraut. Und habe dann ganz klassisch angefangen mit so einem Gäreimer, mit Läutersieb und einem Einkocher, den ich für 30 Euro von eBay-Kleinanzeigen. Und der ist auch immer noch in meinem Braugeraffel. Ich will es jetzt nicht Anlage nennen, weil diese Anlagentechnik, was euch so toucht, das ist überhaupt nicht so meins, also ich braue sehr, ja, handwerklich. Ich habe kein Rührwerk, keine Temperatursteuerung, das Maischen mache ich in so einer Kühlbox von Coolman. Und da braue ich entweder direkt Kombirast oder ich habe noch eine kleine Induktionsplatte, wo ich dann Dekoktion mache und so, wenn ich mal stufenmaischen möchte. Und das Einzige, wo ich einen Sensor habe, ist an meinem Kühlschrank, wo ich dann vergäre.

Markus: Das heißt also, wenn jetzt jemand zum Beispiel da zuhört und sagt, ich will wirklich ganz rudimentär anfangen, was braucht er dann Minimum an Ausrüstung, um ein Bier herstellen zu können?

Sebastian: An Minimum? Also man braucht auf jeden Fall eine Lösung zum Läutern, irgendwie muss man läutern. Und man muss irgendwie warmes Wasser kriegen und man braucht ein Gefäß, wo man es vergären kann. Und wenn man die richtige Hefe nimmt, kann man auf Temperatursteuerung verzichten. Also da diese Einkocher, wie gesagt, gibt es günstig gebraucht. Damit kriegt man warmes Wasser, da kann man auch drin Maischen, wenn man dicke Arme hat und gerne rührt. Und so ein Set, so große 30-Liter-Eimer mit so einem Läuterblech gibt es günstig im Internet und damit kommt man eigentlich schon ziemlich weit, das reicht vollkommen aus.

Markus: Klasse. Also kann man wirklich schnell anfangen, wenn man möchte?

Sebastian: Man kann schnell anfangen. Man sollte sich noch eine Möglichkeit besorgen, um die Stammwürze zu messen, also entweder ein Fraktometer oder eine Spindel. Das möchte man schon wissen, was ich da fabriziert habe. Ein Thermometer braucht man natürlich auch, um zu wissen, ob das Wasser warm genug ist. Aber zwingend mehr braucht man nicht unbedingt. Also mein Geraffel hat sich so ein bisschen angestaut jetzt, ich habe eine Induktionskochplatte, aber ich habe keinen Topf, der groß genug ist, um darauf auch zu kochen, deswegen habe ich für den großen Topf noch einen Gaskocher. Und das ist so ein bisschen zusammengesucht, aber nicht automatisch, aber sehr flexibel.

Markus: Ja und irgendwie natürlich auch in der Evolution, die wir grade schon gehört haben, man hat verschiedene Gefäße, man versucht immer mal wieder, ein bisschen was up zu graden im Rahmen der Möglichkeiten sozusagen oder wie man will, ja.

Sebastian: Nee, also ich bin damit eigentlich zufrieden. Es gibt halt immer so verschiedene Bereiche, Leute haben halt so Hobbys im Hobby. Vielen mögen das gern und machen Stunden in Etiketten, andere automatisieren da, schreiben Programme, auch für Rezepterstellung gibt es ja diverse. Oder Gärsteuerung, da gibt es auch, weil ein Haufen ITler auch irgendwie brauen.

Markus: Ja.

Sebastian: Das kommt aber nicht von euch, von dem CRE-Podcast damals mit Andreas Bogk. Und man kann Hefe fahren, das ist auch ein Hobby, wo man sich da noch reinnerden kann. Da gibt es halt verschiedene Richtungen.

Markus: Ja, okay.

Sebastian: Leute mögen Rezepte, Leute mögen Bier, Leute mögen Anlagen und da, das ist ein facettenreiches Hobby, ist für jeden was dabei. Und ich mag es halt gerne entspannt.

Markus: Nee, so habe ich es auch erlebt. Aber vielleicht ganz kurz für die Hörer zur Einordnung, weil du es grad erwähnt hast. Andreas Bogk ist so einer, also der Ersten vielleicht nicht, aber einer, der wirklich sehr bekannt ist für dieses Thema Hobbybrauen. Der in Berlin die Berliner Weisse wiederbelebt hat und letzten Endes der Vorgänger für Ulrike Genz und die Schneeeule so ein war. Und den habe ich mal besucht vor vielen, vielen Jahren, als der noch voll im Saft war, sehr spannende Geschichte auf jeden Fall.

Sebastian: Die Schneeeule hat doch auch noch die Kulturen, die die damals da revitalisiert haben. Und Andreas Bogk war damals mit Tim Pritlove auch in einem sehr bekannten Podcast und hat da, keine Ahnung, fünf, sechs stundenlang über sich und wie man Bier braut erzählt. Und damals, als es noch halbwegs aktuell war, sind dadurch halt auch sehr viele dann zum Hobbybrauen gekommen. Und dieser Podcast ist halt vor allen Dingen vom Chaos-Computer-Club-Umfeld und daher, das hat dann einen Haufen ITler in das Hobby gespült.

Markus: Ja, war ja der Andreas letzten Endes selber auch. Und bevor wir zu den Bieren kommen, noch die Frage, du hast dir ja einen richtig schönen Namen auch für deine Brauerei ausgesucht, Auenland-Brauerei. Wie kamst du da drauf, über die klassische Geschichte, gibt es da was mit Bier oder wie?

Sebastian: Ja, das ist tatsächlich die langweiligste Geschichte aller Seiten, weil die Straße, wo ich wohne, heißt Auenland.

Markus: Ach nee. Also da hättest du jetzt die Chance gehabt, eine unglaubliche Legende darauf zu … nein, alles gut.

Sebastian. Nein, aber wir sind natürlich große Herr-der-Ringe-Fans, meine Frau und ich, aber es hat sich halt so ergeben. Wir waren auch heilfroh, als das Neubaugebiet dann Auenland genannt wurde. Aber bei uns im Dorf mögen sie irgendwie kreative Straßennamen, es gibt tatsächlich auch die Sesamstraße bei uns.

Markus: Ach! Na, Gott sei Dank wohnst du in der Auenstraße. Wie wichtig ist es denn für einen Hobbybrauer, dass er dann eben auch eine eigene Identität, einen eigenen Namen, ein eigenes Logo macht, ist das ein wichtiger Bestandteil dessen?

Sebastian: Ich denke, das ist für jeden individuell verschieden. Also für mich nicht, ich mag halt irgendwie gern Bier, aber ich habe jetzt eigentlich nicht so den Drang, damit groß nach außen zu treten. Ich mache das für mich, für Bekannte, ich trinke gern Bier und wir treffen uns öfter mit unserem Brauverein, der ja kein Verein ist. Und irgendwie so ein Logo macht man sich ja dann doch, damit man was auf die Flasche stempeln kann und doch mal, wenn man doch mal abfüllt und das verschenkt, dass man da was anzugucken hat.

Markus: Ja, nee, auf jeden Fall eine schöne Geschichte. Und wir haben jetzt ja hier drei Biere und dahinter steckt ja auch eine besondere Geschichte. Also ihr habt ja die Wittorfer Brauerei, wo ihr, wie du grade gesagt hast, auch damit verbandelt seid. Und, ja, vielleicht erzählst du mal ganz kurz, was war die Idee hinter diesen Bieren? Also es sind ja nicht nur drei, es sind ja insgesamt, glaube ich, 12, 13 oder so, aber wir haben jetzt drei aus dieser Serie, was ist da die Idee gewesen?

Sebastian: Die Idee, das wir, also unser Stammtisch eingeladen wurde in die Brauerei, mit deren Brauer zusammen auf der großen Anlage einen Sud zu brauen und quasi eine Würze herzustellen. Was natürlich eine coole Sache ist, sowas, wenn man das mal machen kann. Das gibt es ja bei irgendwelchen Brauwettbewerben, ist das ja quasi der Hauptpreis, da einen Sud auf einer richtigen Anlage zu brauen. Das fanden wir natürlich alle cool. Und, ja, dann waren wir da und die Idee war, dass dann jeder in selbst mitgebrachten Gefäßen ein bisschen Würze mitnehmen kann, so viel er möchte und die dann selber veredelt.

Markus: Veredelt heißt, sich dann überlegt, welche Hefe nehme ich dazu?

Sebastian: Welche Hefe mache ich dazu, was tue ich da sonst noch so rein? Und ich denke, wir haben da eine ziemlich breite Range dann an Bieren rausgekriegt. Weil, es gibt ja den alten Spruch, der Brauer macht die Würze, die Hefe macht das Bier. Und die sehen zwar alle ähnlich aus, die Biere, die wir jetzt vor uns haben. Also alle sehr hellgelb, strohgelb.

Markus: Ja.

Sebastian: Aber vom Geschmack her ist da durchaus Varianz drin. Viele haben jetzt auch Früchte dazu gemacht. In meinem habe ich jetzt eine belgische Hefe, die auch sehr ausdrucksstark ist.

Markus: Das haben wir hier ja auch dabei, ne?

Sebastian: Das haben wir dabei, das das Dritte, glaube ich …

Markus: Also super spannende Geschichte. Ich habe so ein ähnliches Projekt letztes Jahr mitgemacht, das war in Dänemark. Also etwas größer skaliert, der Brauerverband da praktisch zur Verfügung gestellt für große Brauereien, dasselbe Malz, denselben Hopfen. Und die Idee war dann eben auch, dass die praktisch mit derselben Grundrezeptur, aber verschiedensten Hefen unterschiedliche Biere herstellen. Daraus haben die dann einen Wettbewerb gemacht und ich war dann damals in der Jury, diese ganzen Biere zu bewerten. Und da war dann ähnlich wie hier, da kamen also dann Lagerbiere dabei raus, es kam jede hopfengestopfte Variante, die man sich vorstellen kann, bis hin zu eben auch Saisons, Sauerbieren, solche Sachen und es ist schon toll zu sehen, was Hefe alles kann. Also dann nähern wir uns doch vielleicht mal dieser Geschichte. Und Nummer eins ist jetzt die Lagerversion sozusagen. Da reiche ich vielleicht mal kurz das Mikro wieder rüber, wir kommen dann gleich wieder zurück zu dir. Und, ja, Leif, vielleicht gehen wir das mal so an. Also Nummer eins, das ist jetzt praktisch die Würze, wie der Sebastian grade erzählt hat, mit untergäriger Hefe, ganz klassische untergärige Hefe.

Leif: Ja. Ich glaube, das ist von Garret. Ich glaube, der hat das eigentlich auch noch ein bisschen hopfengestopft. Das hat sich aber seit letzter Woche, wo wir das intern verkostet haben, so ein bisschen noch gewandelt.

Markus: Okay.

David: Aber mit der Nase riecht man es noch.

Markus: Ja. Also haben wir auf jeden Fall eine fruchtige Nase, ein bisschen Citrus, ein bisschen so Waldbeeren vielleicht.

David: Es ist auch, also das hört man jetzt natürlich nicht, es ist auch mit das klarste Bier, was ja auch für Lager unerwartet ist.

Markus: Ja. Na, dann probieren wir doch mal. Ja, kann man es trinken?

David: Ja.

Markus: Ja, absolut. Also schönes einfaches Lager, durchaus mit ein bisschen Pep sozusagen.

Leif: Da ich ja kein Sommelier bin, darf ich sagen, es ist süffig.

Markus: Auf jeden Fall.

David: Es hat eine schöne Restsüße, also das ist tatsächlich was. Also man eliminiert ja immer so die Schritte dann auch und automatisiert direkt, die man nicht so mag. Das ist dann bei mir tatsächlich das Herstellen der Würze, das ist sowas, das gibt mir erst mal nichts. Also dieser Schritt, das Rezept, ja, das Würze herstellen irgendwie nicht so und das Abfüllen auch nicht, da mache ich viel im Fass. Da ist tatsächlich bei mir immer so ein Problem, also dadurch, dass der Schritt nicht so meins ist, neige ich dazu, da immer so ein bisschen Probleme zu kriegen, was dann auch immer so den Körper angeht. Meine Biere landen immer so im hochvergorenen Bereich, da muss ich immer so ein bisschen aufpassen. Also das mache ich eher über die Rezeptur als jetzt über dann das Gärverfahren, da versuche ich dann, eher da zu optimieren als im Gärverfahren. Also das Zeug bringt mir gar nichts, das ist der Grund, weshalb ich es auch wegautomatisiert habe.

Markus: Ja, nee, also wunderbar hier die Lagerversion. David, dann schauen wir nochmal noch die hopfengestopfte obergärige Version an, das ist jetzt praktisch die Nummer zwei. Und, ja, wie der Leif schon gesagt hat, das ist jetzt ein bisschen trüber, könnte man sagen, opaler.

David: Ja, es bringt ein bisschen, genau, naturtrübe Variante, so wie sie häufig im obergärigen Bereich dann auch und vor allem im Hobbybereich. Wir filtrieren ja gar nicht und zwar aus gutem Grund. Ja, ganz wunderbares Aroma. Ich würde auch sagen, das hier entweder ein Whirlpool oder im Kaltbereich nochmal ein bisschen mit Hopfen gearbeitet worden ist, auch wenn ich das Rezept jetzt nicht kenne.

Markus: Viel Citrus auf jeden Fall, viel so richtig Zitrone, also richtig fruchtige Aromen. Sehr intensiv auch. Okay, dann Prost!

David: Haben hier sehr viel rote Beere irgendwie so in Nase und Mund.

Markus: Und eine ordentliche Bittere hinten raus, ja.

David: Die dazu führt, das die Restsüße, die man beim Lager deutlich besser gespürt hat, hier ein bisschen weiter nach hinten gedrückt wird. Aber es balanciert sich schön aus, finde ich, ist die Süße trotzdem noch spürbar, aber es wird aufgefangen durch die Bitterstoffe des Hopfens.

Markus: Ja, man denkt nicht unbedingt, dass die Basis für dieses Bier, bis auf die Hefe, identisch ist.

David: Die Würze.

Markus: Ja, die Würze, ja, genau, ja.

Sebastian: Interessant, wie viel Bittere durch das Stopfen halt noch rein kommt. Weil, die Bittere wird ja normal beim Kochen eingestellt und da ist ja alles gleich gelaufen. Rein durch das Hopfenstopfen hat das eine ordentliche Bitte gekriegt.

Markus: dann kommen wir natürlich, Sebastian, jetzt zu deinem Schätzchen sozusagen. Das ist jetzt von den Dreien auf jeden Fall das, was die deutlichste Trübung aufweist. Ja, das ist jetzt ein Saison, ein belgischer Bierstil. Und, ja, wie kamst du drauf, das zu machen?

Sebastian: das hat sich angeboten, ehrlich gesagt. Maßgabe bei dem Bier war, ich hatte keinen Platz in meinem normalen Gärtank. Ich habe nächste Woche Geburtstag, da habe ich Bier speziell für gebraut und deswegen brauchte ich jetzt irgendwas, was bei Raumtemperatur vergären kann. Und da bietet sich so eine belgische Hefe an. Die wird dadurch ausdrucksstark, aber das möchte man ja auch haben bei diesen Belgiern. Und ich habe, ja, wenig Arbeit damit. Bei Raumtemperatur vergoren in einem Kanister, den ich mir extra dafür noch gekauft habe. Dann die Nachgärung, habe ich auch direkt im Fass gemacht, weil, das normale Geraffel war belegt. Und ich finde, dafür, dass ich mir da wirklich sehr wenig Arbeit mit gemacht habe, finde ich es schon gut.

Markus: Ja, nee, auf jeden Fall. Also man erkennt auf jeden Fall den Bierstil sofort. Also in der Nase hat man gleich so dieses typische Spiel, so eine leichte bananige Note, auch ein bisschen Citrus, ein bisschen Gewürzaromen, das, was halt so ein Saison einfach ausmacht. Eine sehr angenehme Note auch, also ein bisschen auch wieder rote Beeren fast so ein bisschen, Stachelbeere vielleicht. Naja, also auf jeden Fall viel. Und eine hohe Rezenz, schöne Kohlensäure, wunderbar. Hinten raus ein bisschen was Pfeffriges. Also auch ein durchaus sehr gelungenes Bier und echt erstaunlich, wie unterschiedlich das wirklich funktioniert. Hat euch das selber überrascht? Habt ihr euch getroffen, die alle mal zusammen probiert?

Sebastian: Ja, das haben wir letzte Woche gemacht. Aber wir wollten eigentlich auch so einen internen Meister küren, wer jetzt da gewonnen hat. Aber nachdem man 17 Biere getestet hat, ist die Abstimmung dann irgendwie ins Wasser gefallen.

Markus: Also das ist schon mal ein sehr guter Einblick in das Thema Hobbybrauen, vielen Dank an dieser Stelle. Vielleicht nochmal, wenn jetzt jemand zuhört, der gerne Hobbybrauer werden will, David hat es ja grade schon ein bisschen gesagt und Leif ja auch, man kann dem Forum beitreten, man kann aber auch die Vereine vor Ort finden. Gibt es die überall?

Sebastian: Es gibt eigentlich in jeder größeren Stadt irgendwelche Brauseminare. Also hier in Neumünster machen das zwei aus unserem Verein in Zusammenarbeit mit der Brauerei. Die machen das auch in der Brauerei und zeigen das da. Weil, wenn man sich im Internet in einem Forum, die Informationsvielfalt, das erschlägt einen. Weil, es gibt ja auch, allein die Würze herzustellen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie wir schon gehört haben, sehr automatisiert oder sehr händisch und alles dazwischen. Und wenn man halt einmal irgendwie so einen Weg gezeigt kriegt, so kriegt man das hin mit einfachen Mitteln, das machen ja die meisten Brauerkurse auch, dann hat man einen Startpunkt, wo man dann sich selber weiter informieren kann. Ich habe es halt einmal da bei diesem Kurs da gesehen vor ewigen Jahren, aber wenn man es dann selber macht, da habe ich mich im Internet informiert. Das war ewige Zeit wie nur Lesen und der eine sagt so, der andere so und dann am Ende halt irgendwie sage, ich mache das jetzt auf diese Art. das war eine schwierige Entscheidung, das hat den ganzen Start der Sache so ein bisschen nach hinten geschoben. Aber so einen Braukurs mal mitzumachen, ist, denke ich, nicht verkehrt. Und hier in Neumünster, wie gesagt, es gibt diesen Braukurs. Und wir treffen uns jetzt auch einmal im Monat und das wird auch da beworben. Also wenn da Leute ihren Braukurs machen, dann kriegen die die Würze mit Nachhause und dann können die vier Wochen später zu uns an den Stammtisch kommen und werden dann direkt freundlich aufgenommen und kriegen Feedback.

Markus: Ja, also das kann man auf jeden Fall sagen. Und ich habe neulich mal gelesen, offiziell gibt es in Deutschland schon über 10.000 Hobbybrauer, die sich in Vereinen organisieren. Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer noch wesentlich höher, wenn man von einer Dunkelziffer in diesem Bereich sprechen kann. Leif, vielleicht noch ganz kurz, was hast du für Projekte biermäßig jetzt noch dir für die Zukunft so überlegt, was du unbedingt mal machen willst oder woran du bist?

Leif: Dem Flo Erdel auf Instagram zu folgen, triggert mich immer noch, so ein bisschen in Richtung Fasslagerung und Sauerbiere mehr reinzugehen. Das ist sowas, was ich mir jetzt noch vorstellen könnte. Aber dann jetzt nicht irgendwie Holzchips, sondern wirklich dann mit Fass und so weiter, das wäre sowas, das würde ich mir nochmal vornehmen.

Markus: Spannend. Also ist da der nächste Raum Zuhause belegt, dann aber mit Fässern, auch gut. David, vielleicht auch an dich noch eine letzte Frage. Du hast ja schon erzählt, mit deiner Lebensgefährtin zusammen, ist das manchmal eine Konkurrenzsituation zwischen Bier und Partnerschaft oder nicht?

David: Naja, Konkurrenzsituation würde ich jetzt noch nicht sagen. Also ich habe auf jeden Fall das große Glück, dass ich da sehr, sehr viel frei Hand oder eigentlich völlig freie Hand da habe und meine Partnerin freut sich sehr darüber, dass ich dieses Hobby ausübe, probiert auch gerne mit und ist da genauso begeistert. Oder eigentlich ist es ganz oft sogar so, dass es bei uns in der Partnerschaft eher so ist, das ich mit mir hadere, den nächsten Prozessschritt zu gehen oder irgendwas zu kaufen oder, soll ich an dem Tag jetzt wirklich brauen oder mache ich was anderes? Und dann heißt es eigentlich von ihr immer, ach, mach doch einfach, ist doch schön, es ist dein Hobby und geh dem doch einfach nach. Und deswegen muss ich da sagen, da habe ich absolut Glück. Und nicht nur, weil sie grade mit im Raum sitzt da, das ist tatsächlich so. Ich musste grade schmunzeln, als der Leif gesagt hat, dass er in die Sauerbier-Richtung geht. Ich hatte ja erzählt, dass ich ein Wahl-Berliner bin und vielleicht brauchen wir irgendwann eine weitere Wohnung irgendwo anders, weil, mir liegt das Thema Sauerbier genauso am Herzen und natürlich vor allem die Berliner Weisse, als Thema groß am Herzen. Und das ist so die Geschichte, auf die ich mich als Nächstes stürzen wollen würde. Und dann muss man ein bisschen gucken, dass das Equipment sauber bleibt, was die Wildhefen angeht, sonst schmeckt alles sauer. Aber ich weiß da zum Beispiel auch von meiner Lebensgefährtin, das wäre gar nicht so schlimm…

Markus: Okay. Das ist natürlich wichtig, dass da eben auch alle an einem Strang ziehen. Und dann sind wir mal gespannt, wenn wir uns in einem Jahr wiedersehen hier zur Bierköste Nummer 2, was sich bis dahin getan hat, sowohl bei dir, Sebastian, als auch bei euch beiden und hier in Neumünster. Und, ja, dann erst mal euch noch einen wunderschönen weiteren Tag heute.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 52 – Live vor Ort zur Bierköste 2023 in Neumünster – Neumünsteraner Bierkulturgeschichte

Mal wieder ein Live-BierTalk, diesmal von der Bierköste in Neumünster. Das Thema ist die Neumünsteraner Biergeschichte, über die wir gemeinsam mit Oberbürgermeister Tobias Bergmann, Holsten-Urgestein Gerhard Hauer und Henning Freese, der vor einigen Jahren mit der Wittorfer Brauerei das Brauen wieder zurück an die Schwale gebracht hat. Wir tauchen also in drei Welten ein, einmal in das Brauen um 1970, als in Neumünster mehr Bier gebraut wurde als heute in ganz Franken zusammen, dann in die Welt der Craft-Brauerei, die mit 20 verschiedenen Sorten eine für die Stadt bisher ungekannte Vielfalt braut und schließlich in die Welt der Politik, die versucht, Brauen, Brauer und Bierkultur in einem immer schwieriger werdenden Umfeld zu unterstützen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute ganz spannend, weil nämlich live und zwar live aus Neumünster. Das ist ziemlich genau in der Mitte von Schleswig-Holstein, wir sind wir zur ersten Bierköste zusammen und habe hier einen ganz spannenden Tisch mit lauter kompetenten Menschen rund um das Thema Bier in Neumünster. Und werden uns jetzt da gleich ein bisschen unterhalten, damit ihr auch einen Eindruck bekommt, was der Norden in Sachen Bier so zu bieten hat. Und vielleicht fangen wir einfach gleich mal mit unserem ersten Gast an. Es ist der Tobias Bergmann, ist der Oberbürgermeister dieser wunderschönen Stadt und dementsprechend natürlich auch politisch verantwortlich für alles, was hier mit dem Thema Bier so passiert. Vielleicht mal vorne weg, trinken Sie überhaupt Bier?

Tobias Bergmann: Danke schön, danke schön für die Einladung.

Markus: Naja, es gibt Politiker, die das nicht tun.

Tobias Bergmann: Danke schön für die Einladung. Und sage, als Franke kann ich dir, Markus, gleich die Rückmeldung geben, ich bin ja in München geboren und in Niederbayern aufgewachsen und deshalb trinke ich Bier schon seit einer ganzen Zeit. Ja, ich trinke Bier und ich genieße Bier.

Markus: Dann würde der ein oder andere Bayer jetzt sagen, du hast den ersten Kulturschock schon hinter dir.

Tobias Bergmann: Wenn der Kulturschock ist sozusagen, von den süßen Hellen zu dem herben Pils zu gehen, dann ist das genau richtig.

Markus: Was hat dich bewogen, hier überhaupt herzukommen?

Tobias Bergmann: Neumünster ist eine großartige Stadt. Und was ich sozusagen neben dem mit gestalten will, ich glaube, Neumünster hat viele Chancen auch im Bereich des Brauens und dann habe ich gedacht, es braucht da den richtigen Pott politische Rahmenbedingungen. Und dann habe ich gedacht, mit meiner Tradition kann ich das auch gerne machen.

Markus: Ja und ist ja auch sinnvoll, wenn wir als Bayern mal einen sinnvollen Export mal so.

Tobias Bergmann: Auf alle Fälle.

Markus: Nein, alles gut. Und wie hast du dann hier so deine ersten Biere erlebt? Also hast du dann tatsächlich hier zum ersten Mal nordisches Pils getrunken?

Tobias Bergmann: Nee, also sozusagen ich bin schon länger sozusagen auch in Hamburg gewesen und habe das mit getrunken. Was ich sozusagen hier als Allererstes mit erlebt habe, war die Wittorfer Brauerei. Also das war das, was ich sozusagen an der Stadt mit festgestellt habe, weil natürlich sind wir sozusagen so ein bisschen geprägt von, du kriegst ja mittlerweile in den Supermärkten in Bayern genau das gleiche Bier, was du in Hamburg oder in Neumünster mit kriegst. Und ich bin sozusagen total begeistert, dass sich sozusagen so lokale Biere wieder mit entwickelt mit haben. Und ich meine, ich will jetzt Herrn Hermann nicht vorgreifen, also der ist ja wirklich der Experte, aber Neumünster hat ja eine große Brautradition und die war sozusagen so ein bisschen dann eingeschlafen gewesen seit den 80er-Jahren. Und drum bin ich froh, dass wir sozusagen mit der Wittorfer Brauerei da irgendwie wieder anknüpfen können. Und das war sicher auch ein Grund, als ich im Wahlkampf in der Wittorfer Brauerei gewesen bin, dass ich gesagt habe, ich gebe jetzt noch ein bisschen mehr Gas, dass ich hier Bürgermeister bin, weil wir auch so eine großartige Brauerei haben.

Markus: Ja und die Politik hat ja eine gewisse Affinität zum Thema Bier, also nicht nur in Bayern, insofern, klar. Und man muss sagen, es stimmt ja, also Neumünster, hier wurde mal über eine halbe Million Hektoliter Bier gebraut. Das ist mehr als alle Franken zusammen. Ja, also das ist schon auf jeden Fall ordentlich, also insofern natürlich eine spannende Geschichte. Und vielleicht noch für die Hörer, die jetzt Neumünster nur so halb verorten können, also wenn mir jemand das gesagt hätte vor einem Jahr oder vor anderthalb, hätte ich gedacht, naja, Schleswig-Holstein, da muss irgendwo eine Küste sein und da gibt es vielleicht eine Insel und da gibt es vielleicht einen Fischer oder irgendwie sowas. Wie muss ich mir Neumünster vorstellen?

Tobias Bergmann: Also sozusagen für alle, die sozusagen aus dem Süden das hören, Neumünster ist die größte salzwasserfreie Stadt Schleswig-Holsteins. Das kann man damit definieren also. Und ist sozusagen so 100 Kilometer nördlich von Hamburg. Alle zu meinen bayrischen Freunden sage ich immer, das ist ungefähr so groß wie Landshut. Damit können die das sozusagen …

Markus: Oder wie Bamberg.

Tobias Bergmann: Oder wie Bamberg, ja, genau, an der Stelle. Und was dann Neumünster wirklich noch besonders macht und drum sage ich, wir kommen ja gleich dazu, Neumünster ist eine gewachsene Arbeiterstadt. Also wir sind nicht Chichi Sylt oder Timmendorfer Strand, sondern wir sind eine ehemalige Textilstadt sozusagen und genau diese Arbeiter haben auch ordentliches Bier gebraucht und drum haben wir ordentliches Bier hier immer gebraut.

Markus: Und gibt es so einen Lieblingsbierstil der Neumünsteraner, also was bestellt der klassische Neumünsteraner, wenn er hier in die Kneipen geht?

Tobias Bergmann: Boah, da frag mal nicht.

Markus: Da fragen wir nachher mal nach.

Tobias Bergmann: Okay. Also wir sagen jetzt im Vergleich sozusagen, also was ich merke ist, der Neumünsteraner oder wir sind da neugierig. Wir sind neugierig, dass wir sagen, wir wollen echt was ausprobieren. Also sozusagen, du bist Franke, das ist ja sozusagen so, die sagen, was der Bauer nicht kennt, das säuft er nicht, ist sozusagen euer Prinzip so ein bisschen.

Markus: Das ist eher Bayrisch.

Tobias Bergmann: Und das ist das, was wir hier nicht haben. Also, klar, das ist eher das herbere Bier, aber die Neugierde nach dem Bier und wir probieren mal was aus, und das erleben wir jetzt hier das Wochenende, ist hier tatsächlich offen. Also Weltoffenheit im Biergeschmack, würde ich das der Stadt zuordnen.

Markus: Auf jeden Fall. Und ich finde, man erlebt das schon, wenn man draußen schaut, wird auch, dass sich die Hörer das ein bisschen vorstellen können, wir sind am Kleinflecken. Das ist sozusagen der kleine Bruder vom großen Marktplatz. Ist aber wunderschön, eine große Wiese, eine uralte Eiche, die da mittendrinsteht. Drum rum dann diese verschiedenen Bierstände, insgesamt 10, 15.

Tobias Bergmann: Die Kirche haben wir noch.

Markus: Die Kirche natürlich.

Tobias Bergmann: Die Kirche gehört auch dazu.

Markus: Die Kirche gehört auch hier zum Dorf sozusagen oder zur Stadt, also ein wunderschöner Ort, wo man einfach sehr, sehr schön auch sein kann. In der Nähe ist dann auch so eine, wie heißt das, das Wasser?

Tobias Bergmann: Der Teich.

Markus: Ja, aber da hat es doch einen Namen.

Tobias Bergmann: Schwale.

Markus: Die Schwale, genau, wo man dann ja früher auch das Eis gewonnen hat hier für die Lagerkeller. Also auch eine wichtige Funktion im Thema Bier. Und vielleicht, ja, die Bierköste, erste Veranstaltung dieser Art. Wie ist das, wenn man hier eine neue Veranstaltung als Oberbürgermeister mit etabliert, die dann sich um das Thema Bier dreht? War das sofort eine Herzensangelegenheit oder hat man da heutzutage Fragezeichen wegen Alkohol und so, wie ist das?

Tobias Bergmann: Also mir ist das total sympathisch, weil ja, es ist ja sozusagen, was wir hier machen, ist sozusagen in die Richtung Craft-Beer. Also wir gehen ja nicht her und sagen, so Zielrichtung ist, möglichst viele Hektoliter hier auszuschenken und möglichst viel sozusagen Blasmusik und alle stehen am Abend auf den Tischen. Sondern was wir hier, das ist ja praktisch eine Bier-Gourmet-Köste und das passt, glaube ich, richtig mit dazu.

Markus: Also das ist ein wunderschönes Fest.

Tobias Bergmann: Und dass wir ein bisschen lustiger sind, wenn wir Nachhause, als wir hierhingekommen sind, da spricht ja auch nix dagegen.

Markus: Absolut. Also Bierkultur spielt natürlich immer eine Rolle und die hat auch die Menschen schon immer begleitet. Ich highlighte mal schnell über hier zum Gerhard Hauer, der ja hier praktisch der in Neumünster ist, der wahrscheinlich am längsten mit dem Thema Bier zu tun hat. Vielleicht, wenn Sie ein bisschen erzählen, wie kamen Sie überhaupt zu dem Thema Bier, sind Sie praktisch aus dem Muttermund schon in den Braukessel gefallen oder wie muss man sich das vorstellen?

Gerhard Hauer: Nein, in jungen Jahren war ich bei meinem Großvater in der Brauerei, der da als Geschäftsführer war und habe da die Nase dann schon mal reingesteckt. Und habe dann nachher meine Lehre begonnen in Westberlin bei der Schultheiss-Brauerei und danach bin ich dann in verschiedenen Brauereien in Norddeutschland gewesen. Anschließend bin ich dann zum Studium wieder nach Berlin gegangen. Und wie ich fertig war, hatte ich das Glück, hier in Neumünster einen Job zu kriegen.

Markus: Und Sie sind auch aus Neumünster?

Gerhard Hauer: Nein, also normalerweise bin ich Mecklenburger, also ich bin Rostocker.

Markus: Und wie sind Sie dann hier rübergekommen, nach der Ausbildung sozusagen oder?

Gerhard Hauer: Nee, ich war in Westberlin, also das war ja alles frei, das war ja kein Problem. Und ich habe dann in Berlin mitgemacht den 17. Juni und ich habe dann auch 61 den Mauerbau noch mitgemacht, hatte mich aber dann schon entschieden, aus Berlin wegzugehen. Was ich dann auch gemacht habe und bin nachher, 64, wieder nach Berlin zurück zum Studium gegangen.

Markus: Wie muss man sich das damals vorstellen, Brauer lernen, war das noch viel Feuer, Eis und Schweiß oder wie muss man sich das vorstellen?

Gerhard Hauer: Also das war schon mit sehr viel Handwerk verbunden und die Änderung hat sich so erst in den 70er-Jahren, hat dann die Modernisierung in den Brauereien Schritt genommen.

Markus: Also Sie mussten noch richtig Hand anlegen, Pfannen schrubben?

Gerhard Hauer: Wir haben noch mit Holzfässer gearbeitet, wir haben auch noch Holzgärbottiche gehabt oder die Fässer selber, das waren auch alles noch Holzfässer. Das war natürlich, körperlich war das schon eine schwierige Sache. Aber wir haben es gut überstanden, ja.

Markus: Wie war es in Sachen Haustrunk, war wenigstens auf der Seite ordentlich was geboten?

Gerhard Hauer: Haustrunk ist bundeseinheitlich geregelt. Also normalerweise in Berlin oder auch hier in Schleswig-Holstein oder Hamburg waren zwei Liter Haustrunk angesagt. Und wir hatten hier in Neumünster eine Sonderregelung, bei uns gab es drei Liter.

Tobias Bergmann: Das ist richtige Politik.

Markus: Also das hält offensichtlich ja auch jung, also sehr schön. Also das heißt, Sie kamen hier nach Neumünster, was war dann Ihre Aufgabe in der Brauerei?

Gerhard Hauer: Ich habe angefangen und bin dann hier Kellermeister gewesen und habe nachher im Endeffekt den ganzen Betriebsablauf mit gesteuert, vom Malzeinkauf bis Sudpläne machen und, und, und.

Markus: Und was macht so ein Kellermeister genau? Also wenn der früh aufsteht, der geht in die Brauerei, trinkt erst mal eins oder wie muss man sich das vorstellen?

Gerhard Hauer: Kann man natürlich, konnte man, das wäre auch nicht das Problem gewesen. Aber, ja, da haben Sie erst mal Leute, die über drei Schichten laufen. Also da müssen Sie erst mal sehen, ist alles okay gewesen und dann kommt der Tagesablauf, je nachdem was da ist. Von der Abfüllung angefangen, ja, Abfüllung, speziell was auch Fässer angelangte. Wir hatten hier einen Fassbieranteil von ungefähr 20 Prozent. Das ist nicht sehr viel gewesen, aber es reichte dann trotzdem noch. Und das Bier wurde vertrieben durch eigene Verleger, von Grömitz angefangen bis nach Büsum rüber und alles, was dazwischen lag.

Markus: Also eine ordentliche Verbreitung. Vielleicht für die Hörer auch noch kurz als Einordnung, also Neumünster war tatsächlich auch schon vor dieser großen Brauerei eine Bierstadt. Wie die meisten Städte hier im Norden, gab es ein obergäriges Braunbier und das ist dann eben rund um die Reichsgründung, hat sich das verändert. Man hat dann hier eine untergärige Brauerei nach bayrischem Vorbild gebaut.

Gerhard Hauer: Also die Brauerei Hinselmann existierte schon seit 1760 und ist dann, wie gesagt, im Jahr 1864 teilweise in der Stadt noch produziert und hat aber die Lagerkeller draußen in der Brachenfelder Straße genutzt, die da gebaut worden sind. Und da in der Nähe lief ja auch die Schwale so. Weil es ja noch keine Kühlmaschinen gab, sondern alles mit Natureis gemacht werden musste, da konnte man dann das Eis dort gewinnen und die Keller kalt halten.

Markus: Das heißt, die untergärige Produktion ging 1860 rum los oder erst 1880 rum?

Gerhard Hauer: Nee, die ging erst 1890 los, um 1890.

Markus: Und da hat man dann das Eis auf der Schwale geschlagen im Winter und in die Keller verbracht?

Gerhard Hauer: Überall, das ist bei jeder Brauerei so gewesen, das also überall irgendwo in der Nähe ein großer See oder ein Teich sein musste, wo man dann Natureis gewinnen konnte. Damals hatte man ja auch noch entsprechend niedrigere Temperaturen. Zurzeit hätten wir da kein Glück mehr. Und man hat hier angefangen 1896, eine Kühlmaschine einzubauen.

Markus: Das war aber auch schon relativ bald, ne?

Gerhard Hauer: Ja. Die sind also immer ganz gut gewesen, was die Modernisierung und das anbelangte.

Markus: Wie haben Sie das dann, als Sie hier waren, war das schon alles komplett umgestellt auf moderne Kühlmaschinen?

Gerhard Hauer: Ja, also Kühlmaschinen war alles schon modern umgestellt. Und wir hatten damals auch noch in den alten Kelleranlagen Sole-Kühlungen. Die haben wir dann abgebaut und haben umgestellt auf direkte Verdampfung mit NH3, also Ammoniak.

Markus: Und die Hinselmann Brauerei wurde ja dann übernommen, über mehrere Wege dann zur Holsten Brauerei letzten Endes. Als Sie kamen, war es schon Holsten, genau. Und ich habe gelesen, es gab dann verschiedene Bierdeckel. Und auf den Bierdeckeln, die aus der Neumünsteraner Ecke kommen, war dann eben das Neumünsteraner Stadtwappen noch mit drauf und daran konnte man so ein bisschen erkennen, wo das Bier her kam.

Gerhard Hauer: Das war sowieso eine Sache, wir haben hier überwiegend Holsten Edel hergestellt zu damaliger Zeit und dann kam nachher Ende der 50er-Jahre die Entwicklung des Holsten Pilsener dazu. Und Holsten Pilsener war im Endeffekt der Renner. Und wir haben dann sehr viel Holsten Pilsener auch für die Kieler mit gemacht und auch zu Anfang für die Hamburger. Bloß dann wurde das mehr und Hamburg hat dann nachher selber angefangen, auch Holsten Pilsener herzustellen. Aber sonst, das ging immer schon da los, wenn einer eine Flasche hatte, hat er erst mal geguckt, wo kommt das Holsten Edel her? Ach ja, aus Neumünster, das können wir trinken. Wenn es von einer anderen Brauerei kam, dann haben sie das also abgelehnt.

Markus: Noch kurz, bevor wir dem auf den Grund gehen, was war das Edel dann für ein Bier, eher ein Export oder?

Gerhard Hauer: Export nicht, es war also ein leichtes helles Bier, was man vielleicht auch den bayrischen Bieren etwas näherbringen konnte. Auf jeden Fall, das war der Renner.

Markus: Und wir haben ja vorhin erfahren, das Geheimnis ist so ein bisschen das Neumünsteraner Wasser.

Gerhard Hauer: Ja, wir hatten hier drei Brunnen. Der eine Brunnen war nur für Kesselspeisewasser gedacht, der zweite Brunnen war für Eiswasser gedacht und der dritte Brunnen war das Betriebswasser. Und was wir dann hier gemacht haben, wir haben nachher das kalte Betriebswasser, was im Betrieb eingesetzt wurde, haben wir ozonisiert und dadurch hatten wir also im Endeffekt ein steriles Wasser. Wir  brauchten also keine Desinfektionsmittel im Lagerkellerbereich, sondern wir haben die Tanks mit Wasser ausgespritzt, also erst gereinigt natürlich und dann nachher mit Wasser ausgespritzt und dann waren sie also soweit biologisch einwandfrei.

Markus: Und ist das ein sehr weiches Wasser?

Gerhard Hauer: Nee, wir hatten eine Wasserhärte von ungefähr neun bis zehn Grad.

Markus: Oh, also schon.

Gerhard Hauer: Ist schon gut. Und das war natürlich auch so, für das Brauwasser war das natürlich auch gut. Und speziell das Pilsener ist hier ja entwickelt worden von einem unserer oder von meinem Vorgängern und das war natürlich der Renner.

Markus: Ja, na, das ist doch wunderbar. Wir haben hier Dosen, wo auch Hinselmann wieder draufsteht. Aber da steht sogar ein European Beer Star drauf, sehe ich grade, Wahnsinn, vom Henning, wir werden da nachher gleich drüber sprechen. Trotzdem können wir das vielleicht mal aufmachen und Sie können mal sagen, ob es dem nahe kommt. Wobei, es ist jetzt ein dunkles Arbeiterbier. Haben Sie damals auch dunkle Biere gemacht?

Gerhard Hauer: Nee, aber nur als Bockbier, als helle Biere nicht.

Henning Freese: Genau, von dem Bier war ja, nochmal an die Tradition davor anzuknüpfen, eine alte Brauerei, die Breite Brau hatte nicht, was dann die große Hamburger Brauerei gemacht hat.

Markus: Das war eher immer Altbier sozusagen oder ist es umgedreht?

Henning Freese: Nee, ein Kellerbier, ein dunkles Kellerbier ist das.

Gerhard Hauer: Ein Kellerbier.

Markus: Ah, untergärig, okay. Ja, gut, dann machen wir das doch mal auf und geben uns eins ins Glas, genau. So, also jetzt hat hier jeder sich das schön eingeschenkt, genau. Also ein wunderschönes Bier, wenn wir es anschauen. Schöne wunderbare kastanienbraune Farbe, über drüber der Schaum.

Gerhard Hauer: Die Farbe ist gut, Geschmack ist auch gut.

Markus: Ja, soweit bin ich noch nicht. Ja, wunderbar, riechen wir mal rein. Ah ja, schön karamellig, malzig, wunderbar, wie es sich gehört. Da werden wir gleich noch ein bisschen drüber sprechen. Nehmen wir mal einen Schluck, Sie kennen es schon, ich muss jetzt nochmal ran, Moment. Also das knüpft nochmal an, das heißt, Sie haben das Edel gemacht, dann das Pils gemacht. Und waren das dann die beiden Sorten oder gab es noch andere Biere?

Gerhard Hauer: Nein, nein, wir haben Bockbier auch gemacht, aber Bockbier war ja zeitmäßig begrenzt. Also es ging nur von November, Dezember bis praktisch in den Februar rein und dann war Schluss. Im Sommer gab es gar kein Bockbier, jedenfalls bei uns nicht, bei anderen Brauereien ist das was anderes gewesen. Haben wir Export gemacht, aber das war eine Sorte, die bei uns nicht lief. In Kiel lief sie und bei uns lief sie überhaupt nicht.

Markus: Ja, okay. Und wie war das dann, als das Brauen hier zu Ende ging, wie haben Sie das erfahren und wie war das dann?

Gerhard Hauer: Ja, erfahren haben wir das schon also im Endeffekt davor und zwar hieß es immer, Neumünster wird zugemacht und es geht nach Hamburg. Und dann war, wie gesagt, der Zeitpunkt festgelegt für Ende 95, sodass wir dann also im Endeffekt das Personal aufgrund des Sozialplanes und was da alles eingestellt war. Jeder von den Mitarbeitern konnte mit nach Hamburg kommen, wenn er wollte oder aber er konnte sich auszahlen lassen. Das war also an und für sich sehr gut geregelt. Und wie gesagt, mich haben sie dann schon ein Jahr vorher nach Hamburg geholt, weil da zwei Mann in Rente gingen. So und nun hieß es, nun geh da. Und das war eine Entscheidung von 24 Stunden. Da kam der Vorstand an und sagte, Herr Hauer, wie ist es? Ja, sage ich, ich muss ja zu mindestens nochmal 24 Stunden Bedenkzeit haben. Ja, selbstverständlich, kein Thema. Und dann bin ich zu meinem alten Chef nochmal hin und habe dem das dann vorgetragen und er sagte, Herr Hauer, gibt es doch nix zu überlegen, sieh zu, dass du nach Hamburg kommst. Und das war ja auch die richtige Entscheidung. Sonst hätte ich noch ein Jahr länger hier machen können und wäre dann nach Hamburg gegangen, aber so habe ich dann gleich den Absprung gewagt.

Markus: Und dort haben Sie dann einen Teil Ihrer Mannschaft wieder um sich scharren können oder war dort alles neu?

Gerhard Hauer: Nee, das war alles neu, das waren alles neue Leute. Und das war natürlich, Hamburg ist ein anderer Schlag gewesen und auch von der Größe her natürlich erheblich aufwendiger.

Henning Freese: Das Schlimmste war, das Bier hat nicht geschmeckt.

Markus: Ja, hat Ihnen das Bier wirklich nicht geschmeckt? Jetzt dürfen Sie es ja sagen.

Gerhard Hauer: Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mal unseren Pott mitgebracht. In der Brauerei war es so, also wenn man sich da getroffen hat, dann gab es einen sogenannten Cups, wo der Schimmel / das war also ein Kupfergefäß, wo anderthalb Liter rein gingen. Es wurde angewärmt und wenn Sie gekommen sind oder hätten mich besucht, habe ich gesagt, willst du mal einen Schluck haben, dann gab es da einen Schluck aus dem Pott.

Henning Freese: Ja, aus dem Keller ist es halt ganz kalt, im Lagertank. Also es ist einfach zu kalt zum trinken, deswegen gab es diese Gefäße. Da wurde derjenige immer losgemacht, mach mal einen Schimmel, Bier warmmachen.

Markus: Ich war vor ein paar Wochen in Tschechin in einer Brauerei, da ist es immer noch so.

Gerhard Hauer: Zurzeit ist ja Holsten im Jahr 2004 von der Karlsberg übernommen worden, da ist in der Brauerei jetzt generelles Alkoholverbot.

Markus: Oh.

Gerhard Hauer: Das ist schon eine harte Nummer.

Markus: Das stimmt. Aber da waren Sie schon raus oder?

Gerhard Hauer: Ja, 2003 bin ich in Rente gegangen, also insofern.

Markus: Rechtzeitig die Kurve gekriegt. Wunderbar. Dann gehen wir nochmal kurz rüber zu Hennig. Wir haben dich ja grad schon ein bisschen gehört, vielleicht stellst du dich nochmal ganz kurz unseren Hörern selber vor, denn du bist derjenige, der die Brautradition wieder zurückgebracht hat nach Neumünster.

Henning Freese: Ja, nicht ganz allein, aber mit meinem Team. Ich bin Henning Freese, bin gebürtiger Neumünsteraner, schon ewig hier verwurzelt. Und ich bin eigentlich gar kein richtiger Brauer, ich bin ein Heimbrauer, so bin ich gestartet. Also wie man hier auf der Köste auch am Heimbrauerstand sehen kann, habe ich das Zuhaue mit meinem Vater gemacht unten im Keller. Und das hat dann so viel Spaß gemacht, dass irgendwann die Idee entstanden ist, Neumünster bräuchte doch eigentlich wieder eine Brauerei. Ich habe dann mit einem guten Freund von mir, mit dem Torsten Behrend vor mittlerweile sechs Jahren bei einer ganz schlimmen Nacht, wo wir uns ganz fürchterlich betrunken haben, beschlossen, dass wir jetzt eine Brauerei bauen. Völlig ahnungslos und völlig blauäugig sind wir da gestartet mit und haben ein tolles Gebäude gefunden in Wittorf, daher kommt der Name Wittorfer Brauerei. Ist auf dem Gelände, das heißt Hermann G. Schmid Hof, war früher unter anderem Lederverarbeitung an diesem Gewerbehof. Ganz toll mit roten Backsteinen außen verkleidet, also im Hinterhof. Da haben wir eine Halle gefunden und dort haben wir dann vor sechs Jahren eine kleine Brauerei rein gebaut, die dann den Betrieb aufgenommen hat vor sechs Jahren, genau.

Markus: Ja, eine kleine Brauerei, die mittlerweile über 18 Sorten, glaube ich, im Sortiment hat. Also ihr strengt euch da auch ganz schön an und es gibt das Bier auch mittlerweile in der Dose, in der Flasche, in verschiedenen Möglichkeiten und ihr braut auch durchaus noch für andere. Also wirklich ein richtiges Unternehmen draus geworden, ne?

Henning Freese: Ja, ich habe es anfangs erst wirklich als Hobby oder nebenbei gemacht. Nicht als Hobby, kann man nicht sagen, aber nebenberuflich und habe dann vor zwei Jahren meinen anderen Job an den Nagel gehängt. War auch sehr froh, dass ich da weggekommen bin und mache das seitdem dann eben mit dem Team in Vollzeit. Wir haben letztes Jahr auch nochmal ein bisschen erweitert. Wir hatten ursprünglich so ein ganz kleines Sudhaus mit fünf Hektoliter Kapazität und haben jetzt im letzten Jahr nochmal umgebaut, haben jetzt eins mit 20 Hektolitern, also schon ein bisschen größer, was aber immer noch verschwindend gering ist. Ich glaube, was wir im Jahr produzieren, Gerd, das habt ihr irgendwie an einem Tag gemacht, so ungefähr, die 100 Hekto, ja oder noch kürzer.

Markus: In einer Schicht wahrscheinlich.

Henning Freese: Ja, genau.

Gerhard Hauer: Wir haben pro Sud ausgeschlagen 400 Hektoliter.

Henning Freese: Drei Sude, das ist unsere Jahreskapazität.

Markus: Ja, das war eine andere Nummer, wie gesagt, das ist eben schon richtig große Biergeschichte, wir kommen auch nachher nochmal zurück. Aber vorher noch zu dir, wie haben das die Neumünsteraner aufgenommen? Also deine Familie, deine Freunde waren bestimmt alle begeistert, aber so der Rest?

Henning Freese: Sehr offen und sehr, sehr herzlich und ganz viel Begeisterung. Neumünster ist, also für gebürtige Neumünsteraner ist das immer eine sehr tolle Stadt, aber so die Städte rundherum gucken immer so ein bisschen runter auf Neumünster. Ich kann das überhaupt nicht verstehen und ich finde, das ist überhaupt nicht gerechtfertigt. Grade die Kieler gucken immer runter, obwohl die …

Markus: Ja, gut, die sind ja geographisch drüber, vielleicht deswegen.

Henning Freese. Naja, die waren mal Olympia-Stadt. Naja, eigentlich haben sie nur die Segelwettbewerbe gehabt und eigentlich war es auch Schilksee und nicht Kiel, aber gut, ich mag die Kieler.

Markus: Es gibt da so eine Geschichte zwischen Bamberg und Bayreuth, die hört sich ähnlich an, also insofern.

Henning Freese: Ne, also ganz ehrlich, es gibt hat tolle Sachen in Neumünster, aber nicht so furchtbar viele, wo die Leute mit Stolz drauf gucken und sagen, das verkörpert Neumünster und das kann ich nach außen tragen. Und ich habe so das Gefühl, alle haben darauf gewartet, das es noch was gibt, wo man sagen kann, okay, neben den Pferdetagen, neben der Holsten Köste, neben dem, naja, der Fußballverein ist jetzt aktuell auch nicht so, also der wird jetzt grad wieder ein bisschen besser, aber die Leute freuen sich einfach, dass es was gibt, was ein Aushängeschild ist für die Stadt. Und ich habe ganz viele, die zu uns kommen und sagen, ich fahre zu Freunden, ich will was mitbringen, ich habe an euer Bier gedacht. Und die feiern das einfach, die freut das, dass es uns gibt.

Markus: Mit was für Bieren habt ihr angefangen?

Henning Freese: Wir haben ganz viel rumexperimentiert, haben aber sehr schnell gemerkt, dass es eigentlich ein, na, die Amerikaner sagen Flagship, einen Verkaufsschlager geben muss. Also ein Bier, was einfach nach Bier schmeckt und was die Leute trinken wollen, also wenn sie hier an den Tresen kommen und sagen, ich möchte ein Bier, so. Und dann haben wir ein Helles gemacht, weil wir gesagt haben, Pils-Biere gibt es schon 28 hier im Supermarkt, Helle gab es vor vier, fünf Jahren noch nicht so viele, wir machen ein Helles, machen es ein bisschen milder, ein bisschen besser trinkbar. Und wir haben in Neumünster, das ist so eine Besonderheit, eine ganz tolle Telefonvorwahl, die heißt 04321. Und so eine Zahlenfolge, die man sich gut merken kann, deswegen heißt unser Hauptbier, unser Helles, das heißt 04321, helles Stadtbier. Also wir haben eine Bierkategorie erschaffen. Das Landbier haben wir nicht, weil, wir sind ja nicht auf dem Land, deswegen haben wir ein Stadtbier gemacht. Also ein ungefiltertes Helles ist das.

Markus: Das ist aber auch mutig, oder, mit einem untergärigen Bier anzufangen?

Henning Freese: Ja, genau. Und das hat die Neumünsteraner total überzeugt also und auch das Marketing passt einfach und es spiegelt die Stadt wieder. In Kiel verkauft es sich gar nicht, ich weiß nicht, warum.

Markus: Die hören dich vielleicht ab und zu. Nun habt ihr mittlerweile ja viele verschiedenen Sorten Bier. Ich habe ja jetzt sogar eins mit Limette getrunken vor Kurzem. Wie ist das so, wie kommt das so an und habt ihr Konflikte mit den Behörden deswegen?

Henning Freese: Nee, also das sage ich jetzt nicht so laut, in Schleswig-Holstein sind die relativ entspannt, die Menschen. Nee, also wir, da kommt wieder die alte Hobbybrauerseele durch, die lieben es ja, Sachen ins Bier rein zuschmeißen, die da eigentlich nicht reingehören und das machen wir natürlich ganz viel. Also eigentlich brauen wir die meiste Zeit Helles und Dunkles und immer, wenn wir mal einen Tank frei haben, dann leben wir uns aus. Wir haben einen ganz tollen jungen Brauer, der bei uns auch gelernt hat. Und der kriegt ab und zu mal gesagt, morgen ist ein Tank frei, mach mal ein Bier. Und dann macht er ein Bier halt und dann tobt er sich eben einfach aus. Und dadurch, dass wir so klein sind, das sind immer so Größen zehn oder 20 Hektoliter. Das sind dann halt 3.- 4.000 Dosen und die kriegt man halt immer irgendwie weg, da habe ich dann meine Leute und da verkaufen wir eigentlich alle Sorten.

Markus: Und wenn unsere Hörer jetzt das Bier mal probieren wollen, kann man das auch Online irgendwie bestellen?

Henning Freese: Genau, gibt es bei uns im Webshop, Wittorfer Brauerei, einfach mal bei Google eingeben, dann findet man das.

Markus: Okay, ja, das werden wir auch in den Shownotes verlinken. Vielen Dank. Ich gehe noch einmal zurück zu unserem lieben Herrn Oberbürgermeister. Mal ganz kurz gefragt, jetzt haben wir ja ganz viel gehört über die Brauseele der Stadt in der Vergangenheit und jetzt auch in der Zukunft. Da hat man doch viele Emotionen oder, das ist doch schön oder, als Bürgermeister, wenn man sowas hat.

Tobias Bergmann: Ja, großartig, also sozusagen großartig. Ich meine, viele dieser Geschichte, grade was Herr Hauer erzählt, die kannte ich ja auch noch nicht. Und an solche Traditionen anknüpfen ist, glaube ich, ganz, ganz wertvoll. Und was wir als Stadt ja auch haben wollen, ist ja nicht nur das Bier zu brauen, das freut uns natürlich, wenn es ist, grade aber, dass wir das Bier auch trinken. Und das ist ja dann auch die Verknüpfung, die wir dann heute, jetzt das Wochenende, am Kleinflecken mit haben, das wir hierhergehen und sagen, hier kommt die Stadt zusammen und hier treffen wir uns und hier leben wir auch mit zusammen. Und das ist das, was wir sagen, was ich in der Wittorfer Brauerei großartig finde, das ist ja tatsächlich so ein alter Industriecharme, der da mit zusammengehört und das, glaube ich, ist hier wirklich wichtig. Und ich freue mich, dass wir keine bürokratischen Hürden damit haben und das unterstützen wir total gerne.

Markus: Jetzt eine Frage vielleicht noch, was ist mit den Gebäuden passiert? Also wir haben ja gehört, das waren ja richtig große wuchtige Gebäude in der Stadt, was ist da heute drin?

Gerhard Hauer: Also in der Brachenfelder Straße ist also, nachdem so zwei Jahre das schlecht war, dass da irgendwelche Firmen reingegangen sind. Inzwischen ist es aber so, das Arbeitsamt ist mit reingegangen bei dem Flaschenkeller, der recht groß war und auch in der Höhe groß war. Da hat man eine zweite Decke eingezogen, hat also entsprechend Büroräume da eingebaut. Das ist also vom Arbeitsamt übernommen worden. Und vorne sind viele kleine Firmen drin, was also sich gut entwickelt hat. Denn das war ja vor allen Dingen nicht genau vorauszusehen, was entsteht. In Kiel zum Beispiel hat man die ganze Brauerei geschliffen, da sind nur Wohnungen gebaut worden und das ist nicht sehr schön. Und hier haben wir das Glück, das wir also bis auf die Keller da unten, in den oberen Bereichen alle Räume vermietet haben.

Tobias Bergmann: Und nochmal sagen, was auch, glaube ich, wichtig ist, der Schornstein ist noch da. Also sozusagen, die Stadt war ja geprägt als Industriestadt. Und wer im Internet sich das Wappen von Neumünster anschaut, dann ist es ja nicht nur der Schwan, sondern dann sind es auch die Schlotte, der Schornstein ist auf alle Fälle noch da. Und, Herr Hauer, wir haben ja den Kunstflecken und ich war einmal in dem Keller unten gewesen, was ich jetzt weiß, was Ihr Reich ja lange Zeit gewesen ist.

Gerhard Hauer: Mit war, ja.

Tobias Bergmann: Und da haben wir eine großartige Kunstausstellung mit gehabt, die wir in diesen alten Kellerräumlichkeiten mit gehabt haben. Also das ist ja auch das Großartige sozusagen, was du da gefunden hast in der Wittorfer Brauerei, das wir sagen so, Industriecharme mit haben, den wir hier ja tatsächlich noch nutzen können. Also der ja in Hamburg oder so in Kiel schon völlig unbezahlbar mit ist. Aber da kann sich was Großartiges entwickeln und das wollen wir weiter fördern.

Gerhard Hauer: Die Kellerräume sind aber leider nicht belegt. Die sind also damals ausgeräumt worden, alle Tanks, die da drin waren, das waren insgesamt, ich glaube, 220 Stück, aus Aluminium überwiegend, die sind also alle rausgenommen worden. Und damals war also dann auch grade im Jahr so 85 / 86 der alte Direktor, den wir hatten, Direktor Stüwe, der hatte dann die Vorstellung, da noch eine Hausbrauerei rein zubauen und es sollte ein Kutschenmuseum erstellt werden. Aber es ist beides nix geworden. Wobei ich sagen muss, mit der Hausbrauerei, das wäre also schwierig gewesen. Zu damaliger Zeit haben wir hier in Neumünster ja sehr viel Bundeswehr auch noch gehabt und da ist ja nichts mehr von vorhanden, auf Deutsch gesagt. Das ist leider sehr schade, auch grade für die Wittorfer Brauerei.

Tobias Bergmann: Die würden trinken.

Gerhard Hauer: Ja.

Henning Freese: Auf die Uni warte ich noch hier.

Gerhard Hauer: Aber jedenfalls, das ist dann so gewesen. Und wie gesagt, die Kellerräume sind ausgeräumt, sind trocken, da hätte man auch sehr gut einen Jazz-Keller rein bauen können. Aber inzwischen hat man daneben auf dem Gelände, was also auch zur Brauerei gehörte, ein Wohnhaus gebaut. Da wäre grade so ebenerdig gewesen, dass man da hätte reingehen können, aber es ist alles nicht gemacht worden, leider.

Markus: Naja, schauen wir einfach mal, wie es sich entwickelt. Wir werden auch nächstes Jahr wieder eine Bierköste haben, da könnt ihr dann natürlich auch gerne vorbeikommen, wir verlinken auch das natürlich in den Shownotes. Und ansonsten sage ich Ihnen Dreien jetzt erst mal vielen Dank für dieses schöne Gespräch und euch da draußen natürlich noch viel Spaß beim Nachdenken über den nächsten Urlaub in Neumünster.

Henning Freese: Yes.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 113 – Interview mit Steffen Volkmer, Biersommelier und YouTuber zum Thema „Comics & Bier“

Eigentlich besteht die Leidenschaft von Steffen Volkmer aus Büchern mit vielen bunten Seiten und verhältnismäßig wenigen Worten. Landläufig Comics genannt, begeistern sie längst nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern haben auch eine große Anhängerschaft unter den Baby-Boomern und ihren Nachfolgern. In der Regel startete diese Liebe mit dem ersten Heftchen in der Jugend und hat sich zu einer stattlichen Comic-Sammlung entwickelt, die nicht selten die Ehepartner zu regelmäßigen Wutausbrüchen reizt. Steffen wandelt seit vielen Jahren auf diesen Pfaden und hat das Hobby sogar zum Beruf gemacht. Allerdings entsagte er der vermeintlichen Monogamie und fand ein zweites Herzensthema, nämlich Bier. Schnell fand er einen Weg, beides zu verbinden und startete eine Veranstaltungsreihe namens „Comics & Bier“, zu der es mittlerweile auch einen stattlichen YouTube-Kanal gibt. Besonderes Bier und bunte Bücher finden hier nun parallel statt, ein sensorischer Pleonasmus in höchster Form, und deshalb natürlich auch ein guter Grund, hier im BierTalk zu landen…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder für mich etwas ganz Besonderes, weil wir neue Welten, neue weiten betreten, aber welche, die mir natürlich am Herzen liegen, die mir Spaß machen. Und da muss ich vielleicht gleich noch ein Geheimnis lüften, aber das mache ich erst, wenn wir unseren Gast kennengelernt haben. Wir haben nämlich heute Steffen Volkmer zu Gast, der sich vor allem dem Thema Bier und Comics widmet. Aber, Steffen, vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern mal selbst vor.

Steffen: Ja, also sehr gerne. Mein Name ist Steffen Volkmer, das fiel ja schon. Ich bin in der Region Stuttgart Zuhause und bin tatsächlich hauptmäßig angestellt als Comic-Redakteur bei einem großen deutschen Comic-Verlag. Und habe so eine Liebe für Comics, also ich bin wirklich eine Nerd, eine Liebe für Comics entwickelt, die ich dann irgendwann gepaart habe mit einer Leiber zum Craft-Beer. Und zwar in Form dessen, dass ich eine Show aus der Taufe gehoben habe, mit dem schönen Namen Comics & Bier. Erstaunlicherweise geht es dabei auch um Comics und Bier. Und zwar war das ursprünglich mal eine Live-Show, eine Live-Show, die wir auf die Bühne gebracht haben so nach dem Motto, wir wollen gerne so das literarische Quartett mit Comics machen. Und um das Ganze noch ein bisschen aufzupeppen, haben wir dann gesagt, okay, wir besprechen zu viert vier Comics und dazwischen werden vier Craft-Beere verkostet. Und das hat mittlerweile so richtige Dimensionen angenommen, dass diese Show monatlich stattfindet. Während Corona habe ich das Ganze dann auch noch ins Internet gesteckt, weil da natürlich nichts live on stage stattfinden durfte. Und es macht einfach riesigen Spaß, diese beiden Leidenschaften zu verbinden. Am Anfang war ich zwar schon Comic-Profi, aber Bier-Noobs, wie man so schön in Neudeutsch sagt. Ich hatte kaum Ahnung von Craft-Beer und außer, dass ich etwas sagen konnte wie, schmeckt mir oder schmeckt mir nicht. Und wir haben dann immer mehr dazu gelernt, weil wir halt immer mehr Biere auch durchgekostet haben. Wir hatten auch immer die jeweiligen Brauer oder sonstige Wissende da, die uns dann da aufgeklärt haben. Und irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, jetzt muss ich auch noch mehr in Erfahrung bringen über die Sache und dann habe ich auch noch den Diplom Biersommelier gemacht, um mein Wissen noch so ein bisschen zu untermauern. Ja und an dem Punkt bin ich jetzt eben angelangt.

Markus: Ja und das ist ja auch eine super schöne und super spannende Geschichte. Kurze Nachfrage noch, das heißt, wann habt ihr damit angefangen?

Steffen: Das Comics & Bier als Live-Show, also on-Stage-Event, das haben wir vor etwas mehr als fünf Jahren angefangen. Es kommt einem nicht so lang vor, weil eben diese beiden Corona-Jahre da irgendwie gedanklich immer rausfallen, aber tatsächlich ist das schon mehr als fünf Jahre.

Markus: Ja, also das finde ich sehr spannend, weil ja viele dieser Formate, sind ja mehr oder weniger durch oder während der Pandemie entstanden. Und das ist ja dann etwas, was es schon länger gibt und das ist ja wirklich was Besonderes, also wunderbar. Und ich muss sagen, um da gleich mich zu outen, ich habe durchaus auch ein Faible für Comics. Und es liegt ein bisschen daran, dass ein sehr guter Freund von mir, mit dem ich auch mal eine Zeitlang in einer WG zusammengewohnt habe, der ist richtig Comic-Nerd und sammelt die und geht auch zu jedem Tauschtag und holt sich dann Autogramme und Zeichnungen und ist da voll unterwegs. Und hat auch seine Kinder angesteckt, was ich auch total spannend finde. Und natürlich, wenn man da zusammenwohnt, wenn man sich gut kennt, dann kriegt man das irgendwie ein bisschen mit und dann bin ich oft mit ihm eben auch zu den Läden. Und damals so in den 90ern, da war das ja noch so eine Hinterhofnummer. Also da gab es keine großen Comic-Läden, sondern da waren das Privatleute, die so in ihrem Nebenzimmer ihren kleinen Laden betrieben haben, also super spannende Geschichte. Ich habe mich dann nach und nach mehr auf das Thema Brettspiel verlegt, aber bin deswegen trotzdem immer noch dem Comic sehr zugeneigt. Und es gibt ja auch spannende Comics rund um das Thema Bier, da arbeitest du ja auch an einem, da werden wir bestimmt auch noch gleich drüber reden. Aber vielleicht vorher nochmal ein bisschen, um deiner Biergeschichte noch etwas auf die Pelle zu rücken sozusagen, wann hast du denn überhaupt dein erstes Bier im Leben getrunken, kannst du dich da noch erinnern?

Steffen: Ich habe mein erstes Bier ziemlich früh getrunken, da müsste ich so um elf Jahre alt gewesen sein, vielleicht auch zehn Jahre, ich bin mir nicht ganz sicher. Da bin ich mit meinen Eltern hier bei uns im reitverein gewesen, also meine Eltern haben immer Pferde besessen und ich war dann dabei. Und mir ging es an dem Tag irgendwie nicht so richtig gut, keine Ahnung, was Falsches gegessen oder irgendwie, vielleicht war mir auch nur langweilig, auf jeden Fall hat es im Magen gegrummelt. Und da hat dann eine Bekannte von meinen Eltern gesagt, ja, dann trink doch mal hier ein Schluck Bier, Bier hilft gegen Magenprobleme. Die Eltern fanden das irgendwie, ja, einigermaßen witzig und haben mich tatsächlich trinken lassen, im festen Glauben, dass ich dieses, ja, doch recht bittere Getränk für einen Kindergaumen, sofort wieder hinstellen würde. Und ich habe dann aber angefangen zu trinken und fand das irgendwie total geil und habe dann immer weiter getrunken, bis sie mir dann den Humpen weggenommen haben. Und danach war dann auch meine Magenproblematik weg. Und seitdem wollte ich dann immer weiter Bier trinken und habe auch recht früh schon damit angefangen. Also so als 14-, 15-Jähriger war ich dann schon regelmäßig dabei und habe mir von irgendwelchen älteren Klassenkameraden mal gerne aus dem Kiosk schon mal ein Bier holen lassen und war eigentlich immer sehr, sehr Bier-begeistert. War natürlich früher auch Punk-Rocker, da gehörte das so ein bisschen dazu, dass man Bier trinkt. Aber ich hatte halt, sagen wir mal, von Bierkultur einfach keine Ahnung, sondern ich war einfach nur Biertrinker und wie man das in jungen Jahren dann macht, leider ging es dann manchmal auch eher um den Suff als um den Genuss. Und da finde ich doch heute das Craft-Beer-Trinken schon was ganz anderes, wo man einfach auch an einem Abend mal so mit einfach nur einer Flasche oder einem Glas zufrieden ist, wo man dann sagt, woah, dieses Bier, das hat mir jetzt aber quasi alles gegeben. Und da geht es dann eben auch nicht mehr um den Suff, sondern es geht rein um den Genuss und das finde ich schon deutlich besser.

Markus: Ja und erst mal vielen Dank, dass du so ehrlich bist. Es gibt ja viele Gäste, die dann so die ganzen gesetzlichen Fristen in ihrer Erinnerung sehr genau einhalten. Wobei andererseits auch wenige wissen, dass man ja in Deutschland sogar mit 14 schon offiziell Bier trinken darf, zumindest wenn die Eltern dem nicht widersprechen also. Aber egal, da müssen wir heute nicht drüber sprechen. Auf jeden Fall, ja, spannende Geschichte. Heißt das dann, du hast ein Bier getrunken, bevor du deinen ersten Comic gelesen hast?

Steffen: Nein, meine Comic-Leidenschaft geht tatsächlich in eine Zeit zurück, da konnte ich noch gar nicht lesen. Mein Vater hat das tatsächlich insofern bestärkt, dass er mir immer von Dienstreisen gerne Comics mitgebracht hat, Asterix, auch sehr früh schon Superman, Batman. Und natürlich dann aber auch die Ducks, also sprich Donald und Dagobert, damals in diesen Großbänden, die gab es dann immer zu Weihnachten. Das heißt, ich glaube, er hat sich die Sachen immer zum Lesen gekauft und hat sie mir dann eigentlich mitgebracht. Und somit hat meine Comic-Leidenschaft zu einer Zeit angefangen, wo ich mit dem Text bei den Bildern noch gar nichts anfangen konnte, sondern mir quasi den Text noch selber ausgedacht habe. Und sobald ich lesen konnte, ich habe, glaube ich, mit Comics auch das Lesen gelernt, war das einfach meine große Leidenschaft. Und wenn du sagst, du bist früher auch gerne mal auf Cons gegangen, also ich bin ein großer Con-Gänger und seit ich für den Verlag arbeite, natürlich auch in professioneller Hinsicht. Das heißt, ich organisiere bei uns auch die gesamten Stände. Ich habe sehr viele Zeichner kennengelernt, bin oft nach Amerika auch zu San Diego Comic Con, der größten der Welt gereist. Und ich bin auch ein fanatischer Comic-Sammler. Ich sage immer, bei mir Zuhause leben meine Comics und ich selber bin eigentlich nur zu Gast.

Markus: Ja, das kenne ich auch, mit diesen großen Regalen, wo dann eben meterweise die Comics drin stehen, kenne ich von meinem Freund sehr, sehr gut. Und da ist man dann auch sehr stolz, wenn man die ein oder andere Erstauflage hat oder Ausgabe hat oder eben so den ein oder anderen ganz besonderen Comic. Und ich muss sagen, also ich habe angefangen mit dem lustigen Taschenbuch, also die Ducks sozusagen und dann ging das so ein bisschen über Asterix. Und habe dann das Erste, was ich dann gesammelt habe, waren die Mundart-Ausgaben von Asterix, weil ich das total witzig fand, einfach da mal die verschiedenen deutschen Dialekte durchzuspielen in so einem Comic. Und davon habe ich ziemlich viele, also das fand ich ganz schön. Bist du über die auch mal gestolpert?

Steffen: Ja, selbstverständlich, ich habe die auch da, weil ich selber auch ein großer Mundartfan bin. Also ich lebe ja hier im Schwäbischen, aber in meinem Elternhaus wurde Hochdeutsch gesprochen und deswegen musste ich mir das Schwäbisch quasi auf dem zweiten Bildungsweg aneignen. Also bis zu meinem sechsten Lebensjahr habe ich überhaupt kein Schwäbisch gesprochen. Habe mir dann vom Taschengeld die Tübinger Gogenwitze geholt. Das sind so Witze mit den Tübinger Ureinwohnern, die so extrem Schwäbisch reden und habe versucht, das nachzusprechen, weil es mir zu blöd war, das im reitverein immer mich alle von der Seite angequatscht haben und ich nix verstanden habe und habe mir das so quasi angeeignet. Habe dann aber festgestellt, wenn ich vom Hochdeutschen herkomme, dann kann ich doch auch mit anderen Dialekten spielen und habe das dann genauso gemacht. Was heute dazu führt peinlicherweise, wenn ich in irgendeiner Region bin und von Mundartlern umgeben bin, dass ich dann immer selber auch in die Mundart ganz schnell reinrutsche und natürlich selber aber mich nicht so gut drin bewegen kann, was halt oftmals immer so ein bisschen peinlich wird. Aber da kann ich gar nichts mehr dagegen machen. Und das interessiert mich aber auch in der Verschriftlichung. Also ich habe auch Germanistik studiert und Linguistik und da kommen solche Sachen dann natürlich auch immer vor. Auch die Frage, wie kommt aus dem Mittelhochdeutschen her, mit den Lautverschiebungen, alles Mögliche? Und deswegen finde ich auch die Verschriftlichung immer total interessant. Weil, die gibt es ja offiziell gar nicht, das muss ja jede Region so für sich selber machen und deswegen habe ich diese ganzen Mundartbände auch da. Und ich war bei uns im Verlag sehr lange für die Simpsons-Comics zuständig und da haben wir auch Mundartbände rausgebracht in verschiedenen Mundarten, was ich immer total spannend fand.

Markus: Boah, das wusste ich noch gar nicht, ist ja auch interessant. Ja, also ich habe mir so überlegt, wenn man so auf die Comic-Geschichte schaut und ein bisschen auf die Biergeschichte schaut, vielleicht gibt es da ja auch so ein bisschen Parallelen. Also ich weiß nicht, ob du es nachvollziehen kannst, wenn man so überlegt, man hat so diese große Marvel-Welt, also amerikanische Comics, die es in ziemlich großer Auflage gibt. Die, sage ich jetzt mal, vielleicht auch ein bisschen einfacher gestrickt sind, sagen wir mal so. Das könnte ja so ein bisschen eine Parallele sein zu dem typischen amerikanischen Bier. Und wenn man dann schaut, was es dann eben so gab, erst mal die deutschen Geschichten oder überhaupt länderspezifische Geschichten, bis hin zu eben dann so etwas wie Dialektausgaben oder ganz besonders kunstvollen Geschichten, Graphic-Novels, wie auch immer, wie sich das immer weiter ausdifferenziert hat. Das ist doch auch ein bisschen ähnlich zu dem Thema Bier, was sich dann auch immer weiter wegentwickelt hat vom Mainstream und immer mehr auch bestimmte Themen bespielt. Kann man da Analogien feststellen oder spinne ich da jetzt einfach?

Steffen: Ja, ist eine sehr gute Frage. Also ich würde sagen, man findet auf jeden Fall Parallelen. Wobei die Comic-Geschichte dann doch ein bisschen anders verläuft als die Biergeschichte. Also ich könnte da jetzt, glaube ich, ein stundenlanges Referat drüber halten, wo die Parallelen sind und wo das dann ganz stark voneinander abweicht. Ich würde aber schon mal sagen, dass man bei den großen amerikanischen Comic-Genres oder dem großen amerikanischen Comic-Genre, was einfach das Superhelden-Genre ist, das kann man jetzt, glaube ich, nicht so mit dem großen amerikanischen Bierkompanien vergleichen, die ja nun, sagen wir mal, ein, hah, sehr gleichförmiges Bier rausbringen. Während innerhalb des Superhelden-Genres natürlich schon auch so ein paar Sachen eher so ein bisschen vor sich hin plätschern, aber du findest halt ganz viel Großartiges allein schon darin. Und diese Diversifizierung, die man jetzt da mit den Craft-Beeren gleichsetzen könnte, die findet eigentlich eher unterhalb des Ganzen so ein bisschen statt, ist aber wieder auch so eine eigene Sache, die nicht diesen Mainstream entspringt. Weil, wir haben halt bei Bier, haben wir Bier und die Craft-Beere sind halt auch Biere. Bei den amerikanischen Comics hast du die Superhelden und dann hast du aber irgendwelche Grafic-Novels und du hast Dinge, die eben nicht den Superhelden entspringen, aber du hast das eben bei den Superhelden auch. Während die großen amerikanischen Bierfirmen, meines Erachtens, es nicht schaffen, aus ihrem eigenem Programm auch noch so ein paar Orchideen raus wachsen zu lassen, die man auch gerne konsumieren möchte, geht das halt beim amerikanischen Mainstream, wenn man da die Superhelden hernimmt, schon, da findet man dann doch eben ganz viele Highlights drin. Und auch historisch gesehen, würde ich mal sagen, gibt es da schon ein paar Parallelen, aber auch ein paar Abweichungen. Sagen wir mal so, wenn man es machen möchte, dann findet man, glaube ich, viele Analogien, die man so hernehmen kann, aber so ganz, ganz, ganz super gut vergleichen lässt es sich, glaube ich, nicht.

Markus: Na gut, dann war es eher nur so eine kleine Schnapsidee, aber ich wollte es zumindest probiert haben. Und wobei man sagen kann, natürlich, die amerikanischen Brauereien haben jetzt vielleicht nicht diese Eigenentwicklungen, aber sie kaufen sich die Orchideen natürlich kräftig zu, das ist dann vielleicht die andere Seite. Aber apropos, ich sage ja immer, man kann nicht über Bier reden, wenn man es nicht trinkt und ich glaube, du hast dir ein Bier bereitgestellt. Oder mehrere, ich weiß gar nicht, wie ist es bei dir?

Steffen: Ich habe mir tatsächlich zwei bereitgestellt und bin noch so ein bisschen hin- und hergerissen, welches ich jetzt nehmen soll. Weil ich bin zuletzt so ein bisschen auf den Trichter von Age-Bieren gekommen. Das heißt, ich habe auch sehr viele sehr Hochprozentige und Gehaltvolle grade in meinem Kühlschrank stehen und ich wollte eigentlich grade eher was Leichtes trinken. Da musste ich erst eine Weile suchen, jetzt habe ich zwei vor mir stehen und bin noch nicht so ganz 100-prozentig sicher, welches ich nehmen soll. Also zum einen habe ich von Hop City, die ich übrigens ganz großartig finde, ein Hightop Hopper Beer, ein Creamsicle Ale oder Creamsicle, wie auch immer man das aussprechen möchte, also ein cremiges Strongbeer mit 5,6 % vol. in einer sehr schönen Dose. Und das andere in einer noch schöneren Dose von Bevog Brewery, ein Raspberries and Blackcurrant double fruited Sour Ale. Und ich bin, das ist meine zweite große Leidenschaft, ein Sauerbierfan. Und wie gesagt, eigentlich wollte ich was Leichtes trinken, das hat 3,5 % vol.. Ich glaube, ich mache das hier mit dem von Bevog und das heißt auch Lola, sehr farbenfroh, auch eine sehr schöne Dose. Ich denke, ich werde das nehmen.

Markus: Okay, spannend. Also dann kannst du dir das andere ja noch aufheben. Wobei ich das auch spannend finde, das hat sich ein bisschen für mich angehört, als wäre es ein Cream Ale, also zumindest in sich irgendwie drin. Und da, muss ich sagen, ich war jetzt grade erst in den USA zum World Beer Cup, um dort Biere zu bewerten und habe da dann in den verschiedenen Brauereien, die ich da so besucht habe, tatsächlich das Cream Ale so ein bisschen als neuen Bierstil für mich entdeckt. Das ist schon spannend, da gibt es tolle Varianten und hat mir immer sehr gemundet, muss ich sagen. Aber, erzähl doch mal, wie geht es dir mit deinem Sour Ale?

Steffen: Ich glaube, du hast recht, das ist ein Cream Ale, ich glaube, dass das auch tatsächlich recht gut ist, weil, das ist eben auch mit Weizenflocken eingebraut, was ja das ganze Mundgefühl tatsächlich etwas weicher, etwas cremiger macht. Ein bisschen irritiert bin ich, dass das dann abgerundet wird hier mit natürlichen Aromen. Da kann ich immer so relativ wenig mit anfangen, was man mir damit sagen möchte, Organe, Vanille, Citrus, was auch immer, alles Mögliche soll da drin sein noch an natürlichen Aromen, ja.

Markus: Also Vanillearoma nehmen sie gern mal in den USA für alle möglichen Biere, also insbesondere grad für Cream Ales, die gibt es dann auch mit Vanille und Kaffee zum Beispiel oder Kakao oder ich hatte mal ein wirkliches Gutes mit Pistazie, auch spannend. Also man muss sich da natürlich ein bisschen verabschieden von unserem deutschen Reinheitsgebot, das ist nun mal so, aber es gibt durchaus spannende Interpretationen. Also manches ist dann auch ein bisschen over the top durchaus, aber, ja, muss man einfach ausprobieren. Gut, aber wie gesagt, zurück zu deinem Bevog.

Steffen: Genau, ich mache mal so ein Bevog, ich mache das jetzt mal auf. Ah ja, geht ganz gut.

Markus: Klingt schon mal gut.

Steffen: Ja. Wie gesagt, sehr schöne farbenfrohe Dose. So. Ah, das Bier kommt raus und hat, wie erwartet bei Rapsberry, eine sehr schöne Rotfarbe. Wunderbar feinporigen Schaum, der erstaunlich gut hält für das, dass das ein Sour Beer mit Fruit ist, weil normalerweise diese Fruchtanteile ja gerne mal dem Schaum etwas entgegenwirken. Wenn ich die Nase drüber halte, hätte ich jetzt zuerst mal auf Himbeere getippt und nicht auf Raspberrie. Oder ist das Himbeere, warte mal.

Markus: Ich würde mal sagen, Raspberry ist Himbeere, wobei ja noch Blackcurrant drin sein soll, glaube ich, hast du gesagt, also das wäre ja dann schwarze Johannisbeere.

Steffen: Genau, ich hatte die Blackcurrant grade im Kopf und dachte so, häh? Ja, nee, genau, aber die Himbeere ist eben im Duft sehr, sehr, sehr stark. Das ist also Himbeere pur, würde ich mal sagen. Da werde ich doch mal gleich einen Schluck nehmen.

Markus: Das muss ja auch genial aussehen, ich überlege grade so, schwarze Johannisbeere und Himbeere, das müsste so ein richtig schönes, ja, dunkelpink ergeben oder so oder?

Steffen: Also es ist pink, allerdings nicht dunkel, ist wirklich eine sehr, sehr, sehr schöne Farbe, auch sehr schön trübe. Und wenn man jetzt nimmt, ist es eine wunderbare Fruchtsäure, also hat tatsächlich mehr was von einem Fruchtsaft. Es gibt, ja, im Nachklang kommt so ein bisschen dann auch das Bierige rüber. Hah, man hätte für mein Gefühl, da hatte ich in letzter Zeit auch ein Paar, noch ein bisschen mehr vielleicht tatsächlich Biernote mit mehr Hopfen rein bringen können, damit es nicht so arg nach Fruchtsaft schmeckt. Aber, so als Nachmittagsgetränk finde ich das richtig geil und wenn es draußen entsprechend warm ist, kann man sich davon auch mal zwei, drei Dosen in den Kopf stellen, weil es ja eben nur diese 3,5 % vol. hat. Also sehr schönes, sehr, sehr, sehr, sehr schönes Sommerbier und eigentlich genauso wie diese Fruited Sours sein müssen, nicht zu sauer, nicht zu süß, sehr erfrischend. Wie gesagt, ein bisschen mehr Biernote hätte ich mir noch drin gewünscht, aber muss jetzt auch nicht zwingend sein. Also eigentlich ein sehr angenehmes Getränk.

Markus: Ja, es verabschiedet sich grade sowieso so ein bisschen diese Kategorie Fruited Sour, Pastry Sour, wie auch immer, verabschiedet sich grade so ein bisschen vom Bieraroma und bleibt aber trotzdem irgendwie Bier. Also hatten wir in Amerika auch eine große Diskussion dann an den Judgeging-Tables, weil das bisher zumindest immer so ein Thema war, das man gesagt hat, okay, wenn man solche Dinger macht, dann sollte man irgendwie trotzdem immer noch am Ende des Tages erkennen, dass man hier ein Bier hat. Aber je mehr man halt in diese Richtung geht, grade auch bei den Pastry Sours, da ist man dann halt irgendwann wirklich weg vom Thema Bier und muss sagen, okay, das ist dann einfach nur noch flüssig. Dass ist das, was es gemeinsam mit dem Thema Bier hat, vielleicht die Kohlensäure, aber dann entwickelt sich das anders. Aber, ja, ist für mich jetzt auch gar nicht schlimm, also solange man das immer schön erklärt und weiß, was es ist. Also ich habe da schon ganz, ganz tolle Vertreter getrunken und grade, wenn es dann auch noch so richtig schön fruchtig ist, präsent ist, so wie du es jetzt auch beschrieben hast, ist das, glaube ich, spannend. Wie riecht und schmeckt es dann so?

Steffen: Also ich finde es wirklich ganz großartig. Wie gesagt, es schmeckt auch sehr himbeerig, also die Blackcurrant ist, glaube ich, auch nur so dran vorbeigeführt worden und primär sind es die Himbeeren, es duftet großartig. Und was ich halt an diesen Fruited Sours ganz generell schön finde, völlig egal, ob da jetzt der Biergeschmack deutlich durchkommt oder nicht, sie haben halt nicht diese Süße, die mich bei Radlern ganz oft so gestört hat, wenn man halt im Sommer wirklich mal schnell ein Getränk gegen den Durst haben wollte, mir war das immer zu süß. Also selbst, wenn ich es dann selber für mich hin gemischt habe, war es mir dann immer so süß. Und Zitronensprudel ist jetzt ja auch nicht so der Weisheit letzter Schluss. Da muss ich sagen, da finde ich diese gebrauten Sachen, wo auch richtig dann Fruchtmus mit verwendet wird oder die ganzen Früchte, das finde ich dann schon deutlich interessanter.

Markus: Auf jeden Fall. Hast du schon mal die Berliner-Weisse-Variationen von Lemke durchprobiert?

Steffen: Habe ich, aber noch schöner fand ich, dass ich letzte Woche erst in Berlin war und mich da einen Abend bei Schneeeule hingesetzt habe. Und die machen ja nun wirklich grandiose Sauerbiere, Berliner Weisse nachempfunden oder vielleicht auch sogar noch Originale, das hat mir sehr viel Freude bereit. Wobei ich die von Lemke auch mag, die habe ich auch hier stets im Kühlschrank stehen.

Markus: Ja, ich finde, das sind so ein bisschen die beiden Enden der Fahnenstange. Also sie sind ja beide auf den historischen Pfaden unterwegs, aber Lemke eben eher, sage ich mal so, dass es noch kompatibel ist für den normalen Touristen und Berliner. Und die Uli, die macht halt auch gerne mal die krasse Nummer. Und ich muss sagen, also mein Lieblingsbier von ihr ist ja die, wie heißt sie, Hot Irmi, also das heißt, mit Ingwer und Chili, die Berliner Weisse. Das ist dann schon wirklich gewöhnungsbedürftig, aber ich finde das richtig geil. Also weil, dieses Zusammenspiel von Chili-Schärfe und Ingwer-Schärfe mit diesen Aromen noch dazu, Citrus, dann die Paprikaaromen, das ist Wahnsinn. Und ist auch ein tolles Bier, das man altern kann übrigens. Also, naja.

Steffen: Das wollte ich grade sagen, also ich bin bei ihr gewesen. Ich habe auch ein Interview mit ihr gemacht, das im Rahmen meines YouTube-Kanals demnächst dann mal kommt, wo ich auch ihre gesamte, mein Gott, die ist ja nun wirklich in diesem Thema, die lebt ja für dieses Thema, das ist ja wirklich großartig. Und im Zuge dessen hat sie mir dann auch so ein bisschen ihr Schatzkästchen aufgemacht und ich durfte einige von diesen Aged-Varianten noch verkosten. Und da muss ich dann echt sagen, da wird das dann richtig gut, wenn so diese Säure ein bisschen eigentlich eher abnimmt, eher milder wird und diese anderen Aromen, die ja in alle möglichen Richtungen gehen können, sich dann ausbilden. Das ist also super spannend. Also da kommen ja dann meine beiden aktuellen Leidenschaften, nämlich Aged und Sour, kommen in Perfektion zusammen.

Markus: Ich meine, die Uli, also ich kenne sie schon lange und ich überlege grade, ich kenne sie eigentlich auch, seit sie selber angefangen hat, als sie das damals vom Andreas Bogk übernommen hat. Also Wahnsinn, was die auch für eine Entwicklung hingelegt hat, also muss ich wirklich sagen, sie ist ein ganz toller Mensch und sie ist aber auch eine ganz tolle Brauerin oder Frau am Berliner-Weisse-Kessel. Weil, am Anfang war es ja gar nicht selber brauen, sondern eben einfach nur clevere Weiterentwicklung der Würze. Also das Wörtchen nur war jetzt nicht abwertend gemeint, sondern ist eben dieser Teil und ist aber eben auch große, große Kunst. Und ich muss wirklich sagen, du machst mir echt Durst, ich mache jetzt mal mein Bierchen auf. Allerdings habe ich mich nicht so ganz in die Sauerecke getraut, das liegt aber daran, dass ich noch vier saure Biere im Kühlschrank hab, weil wir heute Abend ein Belgien-Bier-Testing haben und die wollte ich jetzt noch nicht aufmachen, sondern habe mir ein anderes rausgenommen. So und zwar ist das auch ein schönes Fläschchen, ich lasse es mal reinlaufen. Ja, also das ist eine richtig schöne und auch spannende aufgemachte Bierflasche, kommt hier aus der Nachbarschaft von Bamberg, nämlich aus Bayreuth von Maisel & Friends. Und ist eine besondere Edition, das sie gemacht haben, nennt sich Bockville und kommt daher, dass die ein Colobration-Brew gemacht haben mit einer kalifornischen Brauerei. Und in Amerika ist ja grade so die Lagerbierwelle am kommen. Das heißt also, irgendwie geht die ganze Welt zurück zum untergärigen Bier, hat man so das Gefühl. Was natürlich für unsere Ecke hier eigentlich ganz schön ist, weil, da kommt es ja ursprünglich mal her. Und da gibt es dann auch ein Festival und das heißt eben Lagerville. Das heißt, da kommen alle Brauereien hin und dürfen nur untergärige Biere ausschenken und dafür haben sie dann dort ein Bier gemacht, mit denen zusammen. Wo sie für die Heißphase nur deutsche Hopfen verwendet haben und für die Kaltphase, für das Hopfenstopfen, dann eben viele schöne amerikanische Hopfen. Und das Ganze ist ein Maibock, ist auch schon so richtig schön golden im Glas mit einer leichten Trübung. Schöner Schaum, der da oben drauf sitzt, der ist auch ein bisschen getönt. Und wenn man da reinriecht, hat man ganz viel, ja, so Steinfrucht, also wie soll man sagen, so Aprikose, Grapefruit, Pfirsich, Mango, richtig schön, aber eine schöne Säurenote auch, die schon in der Nase da ist. Fast so ein bisschen Bergamotte, also auch spannend. Jetzt probiere ich mal ein Schlückchen. Ja, sehr schön. Also fängt die Citrusnote gleich am Anfang an, breitet sich richtig schön aus und dann kommt so der Bock durch mit seiner Süße, ein bisschen eine Honigsüße. Der bleibt dann auch relativ lang auf dem Mund, ist ein bisschen cremig. Und dann, wenn man das runterschluckt, bleibt so ein Citrusnachhall und ganz viel Bittere, die dann so Stück für Stück sich ausweitet und diesen ganzen Bock wieder so ein bisschen aufräumt, dass er nicht so den Mund belegt. Und dann am Ende geht es auch noch ein bisschen wärmend runter. Also wirklich auch ein sehr schönes Bier. Und wie du schon gesagt hast, das ist eben das Tolle, das man heutzutage Biere, ja, ganz anders trinkt und einfach schön verkosten kann und sich mit dem beschäftigt und dann macht das natürlich nochmal umso mehr Spaß. Wie kamst du denn zu dieser Idee dann, Comics und Bier zusammenzubringen?

Steffen: Ja, also ich hatte ja vorher schon mal so angerissen, dass wir eigentlich so ein literarisches Quartett nur mit Comics machen wollten, einfach um diese Comic-Kultur nach vorne zu bringen. Jetzt ist es aber so, das Medium Comic in Deutschland jetzt, hah, immer noch so ein bisschen belächelt wird, unter Fernerliefen läuft. Und es war zum einen gar nicht so einfach, da eine Location dafür zu finden und die dann auch von dem Konzept zu überzeugen. Und zum Zweiten haben die dann gesagt, ja, aber das ist ja nicht so richtig abendfüllend. Und dann habe ich eben überlegt, ich hatte kurz davor für die Zeitung, ich arbeite auch als Journalist nebenher noch immer mal, die Eröffnung eines Craft-Beer-Ladens in meiner Heimatstadt begleitet und habe dann so gedacht, das wäre doch eigentlich eine Idee, diese beiden in Deutschland noch nicht so weit verbreiteten Sachen zusammenzuführen. Und wäre eigentlich auch ganz witzig, wenn das Publikum dann immer noch mit verkosten könnte. Das heißt, wir stellen die Comics vor, reden darüber, zeigen die Inhalte. Trinken dann ein Bier, lassen uns erklären, was da alles drin ist und das Publikum darf mittrinken. Und habe dieses Konzept dann quasi vorgestellt, habe das Ganze noch ein bisschen aufgepeppt mit Live-Musik, sodass das praktisch eine richtige Fullshow gibt. Also zweieinhalb bis drei Stunden an so einem Abend läuft das Ganze dann schon. Und das läuft inzwischen, wie gesagt, richtig super. Am Anfang war das so, hast du so gemerkt, die Leute wussten nicht so richtig, was sie damit anfangen sollen. Ich habe mir aber auch gute Leute für die Bühne geholt, die halt auch wirklich reden können, mit denen ich gut reden kann, wir harmonieren sehr gut, sind sehr witzig, teilweise aber auch sehr kritisch. Und haben einfach gesagt, solange nicht vor der Bühne weniger Leute sind als wir auf der Bühne, ja, machen wir das einfach und haben dann angefangen. Und die Ersten, die da waren, die fanden das so cool, das sie dann gesagt haben, wir kommen wieder und bringen das nächste Mal dann noch Leute mit. Und so ging das dann immer weiter und weiter und weiter und mittlerweile haben wir einen festen Stamm an Fans, die mit uns das machen, die immer wiederkommen. Aber es kommen halt auch immer wieder ganz viele Neue, teilweise welche vermehrt wegen den Comics. Die haben wir dann teilweise jetzt an das Bier schon hingeführt. Teilweise kommen welche wegen dem Bier, wegen der Verkostung, die interessieren sich jetzt auch mehr und mehr für Comics. Es kommen aber auch einige, die nur wegen dem Entertainment das Ganze machen, weil wir so wirklich sehr, sehr, sehr unterhaltsam sind oder eben auch wegen der Musik. Und was willst du an einem Montagabend schon anderes machen? Montagabend ist übrigens immer unser Live-Termin. Und so ist das gewachsen und hat echt viel Spaß gemacht bisher. Und vor allem auch mir natürlich sehr viel Netzwerk gebracht, weil, ich rufe natürlich bei verschiedenen Brauereien an und sage, guckt mal, wir haben da die und die Show, wollt ihr uns nicht mit Bieren ein bisschen ausstatten beziehungsweise könnt ihr mir die zu einem etwas günstigeren Tarif anbieten, weil wir das ganze ohne Eintritt machen. Also wir machen das wirklich nur zum Spaß für das Bier und für die Comics. Und die Brauer sollen aber natürlich auch was davon haben. Und wenn sie nicht vor Ort sind, um ihr eigenes Bier da in den Ring zu werfen, also es quasi dann auch selber als Testing-Paket zu verkaufen, dann müssen wir das natürlich kaufen. Und dann finde ich es immer schön, wenn wir nicht auf so viel Kohle, die wir selber rein investieren, sitzenbleiben. Das heißt, wir machen dann Testing-Pakete mehr oder minder zum Selbstkostenpreis und dazu müsste ich sie natürlich ein bisschen billiger gestellt bekommen. Und die meisten Brauereien, die nicht selber dabei sein konnten, die haben das auch mit großer Freude gemacht. Also wir hatten jetzt erst, wo wir grade reden, wir hatten erst gestern eine Show und da hatten wir zum Beispiel Biere von der Inselbrauerei Rügen da. Da war es natürlich schwierig, wenn wir im Süden sitzen und die im Norden, das die jemanden runter schicken. Aber die haben uns zum Beispiel dann wunderbare Videos zu jedem Bier geschickt und das hat einfach total Spaß gemacht. Weil, hier in der Umgebung Stuttgart haben wir mittlerweile fast jede Brauerei abgegrast, die persönlich hätte dabei sein können und damit muss ich jetzt quasi die Fühler immer weiter nach außen ausstrecken. CREW REPUBLIC aus München war auch schon dabei. Die haben dann hinterher gemeint, beim nächsten Mal schicken sie jemanden aus München runter, fand ich auch ganz super. Also so wächst und gedeiht das Ganze und bringt mich natürlich auch in die Position, mehr und mehr Leute in der deutschen Craft-Beer-Szene kennenzulernen, was ich einfach super finde. Weshalb ich dann für meine Online-Variante das Ganze jetzt auch ein bisschen ausgebaut habe. Normalerweise besprechen wir dort auch zwei Biere und zwei Comics, also in einer abgespeckten Version, weil drei Stunden das im Internet zu machen, das ergibt überhaupt keinen Sinn. Das heißt, da gucken wir, dass wird das in einer halben Stunde hinbringen in einer etwas verkürzten Form. Aber das habe ich jetzt eben auch noch ein bisschen ausgebaut mit Interviews, die dort reingestellt werden unter dem Signe NERDINGER, sind dann Leute aus der Comic-Szene, die ich interviewe und unter dem Signe BIERINGER sind dann Menschen dabei eben aus der Bierszene und so versuche ich das Ganze auch immer weiter auszubauen und mit Hilfe von Entertainment die Leute sowohl für Comic als auch für Bier zu interessieren.

Markus: Was du wunderbar hinbekommst. Und jetzt hast du schon eine meiner weiteren Fragen beantwortet, weil ich fand diese Begriffe NERDINGER und BIERINGER ziemlich cool und wollte wissen, was die Unterscheidung ist, aber jetzt haben wir es ja schon hinbekommen. Ja, cool, also auf jeden Fall eine schöne Geschichte. Wenn du jetzt da die Brauereien aussuchst oder auch die Biere, machst du dir da Gedanken dazu, worum es in dem Comics geht und überlegst, ob da irgendwas zusammenpasst oder ist es mehr oder weniger einfach so ein bisschen eine wilde Zusammenwürfelung?

Steffen: Also es ist generell eine wilde Zusammenwürfelung, weil wir natürlich immer versuchen, bei den Comics Novitäten vorzustellen. Da hast du nicht die Chance, das ganze immer so thematisch aufzubauen, sondern das ist allein schon eine wilde Zusammenstellung. Wenn ich da jetzt noch gucken würde, welche Biere dazu passen, dann müsste mich wirklich jemand dafür bezahlen, weil, dann hätte ich für nichts anderes mehr Zeit. Was wir aber machen ist, wir machen hin und wieder Specials, die thematisch dann tatsächlich in eine Richtung gehen. Wir werden zum Beispiel im übernächsten Monat, werden wir in einem Metal-Club in Stuttgart ein Special machen und da werden wir dann Comic machen, die eben zum Thema Metal in irgendeiner Form passen, das haben wir schon mal gemacht. Und da dann eben auch entsprechende Biere raus suchen, gibt es ja relativ viele, die dann entweder auf dem Label irgendwie mit Metalmusic was machen oder aus anderen Gründen sehr gut dazu passen, weil sie zum Beispiel in Wacken gebraut werden, was natürlich auch eine ganz gute Konnotation ist. Und so versuchen wir das immer wieder mal, wenn wir solche Specials haben, dass wir dann tatsächlich auch Biere und Comics so ein bisschen mehr noch in eine Einheit bringen, aber bei der normalen Show ist es schlicht und ergreifend einfach nicht machbar.

Markus: Ja, das stimmt. Also ich habe das nur ein einziges Mal gemacht, oder na, stimmt gar nicht so ganz, aber mehr oder weniger ein einziges Mal gemacht, da hat mich unser örtlicher Buchladen hier gefragt, die hatten einen Autoren zu Gast, der ziemlich krasse Krimis geschrieben hat, also vor allem so mit richtig Blut und harten Sachen. Und hatten mich dann gebeten, weil dem wollten sie eine kleine Überraschung machen und da haben wir dann nach der Lesung, haben wir dann eine kleine Bierverkostung gemacht und dann habe ich praktisch sechs Biere rausgesucht, die zu seinen jeweiligen Büchern thematisch so ein bisschen gepasst haben. Also wo auch bei den Bieren dann entweder Gruselgeschichten dahinter waren. Oder er hatte dann eine Geschichte, da ging es um so einen Mörder, der dann den Leuten die Bärte abgeschnitten hat und ich habe dann dazu das Bart Bier von Rogue damals rausgesucht und so. Also war eine super witzige Geschichte, aber man muss natürlich dann immer über fünf Ecken konstruieren, also das sehe ich auch so. Und ich habe demnächst eine Lesung mit dem Thomas Lang. Ich weiß nicht, ob du den kennst, der ist aus deiner Ecke.

Steffen: Den hatte ich schon mal in der Show, ja.

Markus: Ah, wunderbar, genau, also mit dem habe ich auch einen Abend beziehungsweise wir haben gemeinsam einen Abend, so muss man es ja sagen, hier in Bamberg in einer Buchhandlung, wo er dann aus seinem neuesten Buch liest, das tatsächlich hier in Franken spielt und ich dann auch dazu jeweils ein paar Biere paire. Da freue ich mich auch schon drauf, das wird auf jeden Fall auch eine ganz lustige Geschichte. Ja, ich habe natürlich in deinen Kanal auch ein bisschen reingeschaut. Und du hast ja eine riesen Themenvielfalt, das finde ich schon mal echt super. Und bin dann tatsächlich an so einem Dreistundenmitschnitt hängengeblieben, als du den Mark Benecke zu Gast hattest, der ja an sich schon ein ganz spannender Mensch ist und dann noch mit dem Thema Erotik und Bier und Comic, ja, das fand ich schon cool. Also Comic hat schon ziemlich viele Facetten oder?

Steffen: Ja, du findest im Thema Comic alles, was du sonst eben auch in Kultur und Popkultur findest, also das zieht sich durch alle Bereiche durch. Und das mit Mark Benecke, der selber ein großer Comic-Fan ist, das war schon sehr, sehr, sehr witzig, weil, der hat auch von sich aus gesagt, er kommt da einfach hin zur Show. Und das war noch zu der Zeit, wo ich dachte, ich stelle dann so diese Liveshows, diese Bühnen-Shows wirklich so in Gänze rein. Aber man muss schon sagen, diese Dynamik, die der Abend so mit sich bringt, das erlebst du nur tatsächlich live. Und wenn man sich das dann von außen anschaut, dann ist das manchmal schon auch so ein bisschen so, dass es manchmal so Längen drin hat und man kann das aber nicht so richtig gut passend zusammenschneiden, da fehlen dann wieder Elemente. Außerdem war das noch eine sehr, sehr, sehr frühe Show, der Mark Benecke hat schon gesagt, er kommt demnächst mal wieder, da freue ich mich dann auch schon sehr drauf. Aber davon sind wir ein bisschen davon weggegangen, quasi diese Mitschnitte dann als Volles reinzustellen, sondern was wir jetzt immer machen, wenn wir eine Bühnen-Show hatten, das wir dann hinterher in der Online-Variante, die heißt dann DOPPELBOOK, das wir die dann quasi so zusammenfassen. Da sieht man dann ein bisschen, wer hat gespielt, welche Biere waren da, das ist dann so ein bisschen so ein Rückblick auf das Ganze, weil man es dann doch etwas komprimierter vorliegen hat. Weil, ich muss ganz ehrlich sagen, ich verstehe jeden, der sagt, er möchte sich jetzt keine Dreistunden-Show aus der Konserve anschauen.

Markus: Ja, das stimmt, das ist dann irgendwann auch ein bisschen anstrengend. Ich muss auch zugeben, also die ganzen drei Stunden habe ich nicht geschafft, sagen wir mal so. Ja, da muss man schon ziemlich nerdig drauf sein, um das dann zu tun. Vor allem im Zeitalter jetzt, wo es eben dann auch Podcasts gibt und andere Sachen, wo man dann eben auch ganz schön da einsteigen kann. Trotzdem finde ich das mutig und spannend und man merkt auch wirklich die Leidenschaft, die da von allen Seiten zusammenkommt. Ja, also ein toller Kanal, den werden wir natürlich auch in den Shownotes verlinken, sodass ihr lieben Hörer dann auch da mal rein hören könnt und reinschauen könnt. Denn bei dir auf YouTube seid ihr dann ja auch jeweils immer zu sehen und auch die Bücher und das ist schon auch immer sehr spannend. Ich wollte noch ein bisschen drüber sprechen, du hast ja auch ein aktuelles Projekt, wo du dann tatsächlich das Thema Bier und Comic total zusammenbringst. Weil, es gibt eine wunderbare Grafic-Novel, glaube ich, sagt man, zum Thema Bier, die habe ich schon, ja, seit es die gibt. Ich weiß gar nicht genau, wann die rausgekommen ist, aber schon länger her. Die gibt es eigentlich nur auf Englisch bisher beziehungsweise, ich glaube, auf Ukrainisch gibt es die auch mittlerweile oder so, aber jedenfalls nicht auf Deutsch. Und da geht es einfach um die Biergeschichte und die ist richtig schön dargestellt in kleinen historischen Episoden und Geschichten, sehr, sehr schön gezeichnet, super tolles Buch. Das habe ich auch schon oft verwendet bei mir in der Ausbildung, um Leuten eben was zu zeigen und da war oft die Sprache so die Hürde. Und du bist jetzt dran und übersetzt das oder?

Steffen: Ja, also ich übersetze es nicht persönlich, aber du hast natürlich Recht, das ist genau das Ding, das einem tatsächlich hilft, um sich mit der Bierhistorie eigentlich in einer sehr schönen komprimierten und wirklich gut auch recherchierten und dargestellten Form auseinanderzusetzen. Als ich meinen Biersommelier gemacht habe, habe ich natürlich diese gesamten Lehrmaterialien gehabt und immer, wenn ich mich mit irgendeiner Thematik beschäftige, stelle ich mir die Frage, gibt es da eigentlich auch ein Comic dazu? Und dann habe ich recherchiert und habe dann rausgefunden, es gibt nicht so wahnsinnig viele Comics zum Thema Bier. Von denen, die es gibt, sind die wenigsten gut. Und die, die noch gut übrig bleiben, die gibt es nur in Englisch, not in german. Und war jetzt so für mich kein großes Problem, aber ich fand es tatsächlich schade, weil ich dachte so, mein Gott, das Ding, das müsste es doch eigentlich auch auf Deutsch geben. Und dann habe ich mich dran erinnert, dass ich ja bei einem Verlag arbeite und habe das einfach meinen Leuten, die für die Programmplanung zuständig sind, mal so vorgeschlagen und habe die Gründe erklärt, warum ich der Meinung bin, das müsste dringend auf Deutsch rauskommen. Dann haben die gesagt, ich soll doch mal die Rechte recherchieren. Wir haben festgestellt, wo die liegen und wie man dran kommt. Und dann haben wir die Lizenz eingekauft und jetzt bin ich grade dabei, als Redakteur dafür zu sorgen, dass dieser Band im September, hoffentlich, dieses Jahres in der schönst möglichen deutschen Variante rauskommt. Das heißt, ich habe mir einen Übersetzer gesucht, der selber auch mit Bieren sich auskennt, bei dem liegt das grade zum übersetzen, ich als Redakteur werde dann hinterher gucken, dass dann da so noch die Feinjustierung vorgenommen wird. Und außerdem haben wir bei diesem Buch-Comic-Projekt, das heißt übrigens dann hinterher Bier, die Grafic-Novel. Wir machen nicht den langen Titel, den die Engländer hatten, sondern wir machen Bier, die Grafic-Novel, ein Streifzug durch die Historie oder die Geschichte des Bieres. Und das fängt ja wirklich an, ja, vor 10.000 Jahren bis in die Neuzeit zum Craft-Beer. Ist noch relativ aktuell, also es ist, glaube ich, rausgekommen 2017, also das ist schon noch relativ neu, alles was da drin steht und wie gesagt, super gut recherchiert. Ja und was ich sagen wollte, wir haben uns dann och so gedacht, wenn wir sowas machen, vielleicht haben irgendwelche Brauereien, Brauer oder auch Shops Interesse, für sich selber, also für den eigenen Shop oder für Promo, da Kleinauflagen mit eigenkreierten, also mit ihrem Cover zu machen. Und das habe ich dann vor einigen Wochen so als Projekt auch ein bisschen ausgeschrieben, habe verschiedene Brauereien angeschrieben, habe gesagt, hättet ihr nicht Lust, da einzusteigen? Der Grund, warum wir das anbieten ist, ich weiß nicht, es geht jetzt vielleicht schon ein bisschen zu sehr ins Detail, aber ist natürlich nicht ganz uneigennützig, wir bieten das natürlich an, dass man sich da einkaufen kann, aber eigentlich mehr oder minder zum Selbstkostenpreis. Nicht ganz, also es kommt ein ganz kleiner Gewinn für den Verlag dabei rüber, wobei, den brauchen wir natürlich auch, aber der ist wirklich minimal. Aber warum wir das machen ist, die Papierpreise sind seit Corona in unermessliche Höhen geschossen und auf die Art und Weise erhoffen wir uns halt quasi die Print-Auflage, also sprich, die Papiermenge zu erhöhen, was natürlich den Preis drückt. Das heißt, wir werden das an den Markt bringen mit dem Normal-Cover und geben dann Brauern und Brauereien, Shops die Möglichkeit, Kleinauflagen, 100 bis 200 Stück, mit ihrem eigenen Cover zu versehen und das dann praktisch bei sich anzubieten oder eben für Promozwecke zu nutzen und wir, wie gesagt, profitieren davon, dass wir einen günstigeren Papierpreis bekommen. Und da bin ich grade so ein bisschen am sammeln. Einige haben sich schon zurückgemeldet und wollten da auch tatsächlich mitmachen, das finde ich super, super schön. Haben sich aber auch sehr viele nicht gemeldet, weshalb ich da jetzt so ein bisschen Nachakquise mache. Vielleicht hilft ja auch, wenn heute einer hier in den Podcast rein hört und sagt, hej, möchte ich machen, dann sollen die sich einfach bei mir melden.

Markus: Wollte ich grade sagen, also an alle Brauer*innen, die hier zuhören und wir haben in den Shownotes dann alles verlinkt, da könnt ihr euch natürlich gerne an den Steffen wenden und natürlich ist es toll, so ein Projekt zu unterstützen. Und das Thema Papierpreis kann ich nur aus erster Hand auch so sagen, wir machen ja auch regelmäßig Bücher und das ist krass, was das an Mehrkosten verursacht hat in letzter Zeit und verursacht und auch Unsicherheit produziert. Und das ist nur folgerichtig, dass man dann irgendwie versucht, das irgendwie auf breitere Schultern zu stellen. Und außerdem finde ich es auch völlig legitim, also sowohl eine Brauerei als auch einen Verlag als auch die ganzen anderen Dinge, die eben so sind, sind Wirtschaftsunternehmen und natürlich dürfen die auch am Ende des Tages einen Gewinn machen und das ist auch legitim. Also dafür muss man sich auch nicht entschuldigen, sondern es ist halt einfach ganz normales Wirtschaften. Und, ja, also du willst ja auch von was leben und die Buchhändler wollen von was leben und jeder muss irgendwie seine Brötchen kaufen und da gehört das einfach dazu. Also insofern kann ich es nur unterstützen und wie gesagt, ein ganz, ganz tolles Buch. Ich habe jetzt auch nochmal kurz nachgeguckt, also es kam 2015 schon raus. Ich habe es damals vorbestellt gehabt und ich weiß auch wieder warum, weil ich damals einen Workshop gemacht habe für Pilsener Urquell in Pilsen. Und ich sollte für die also einerseits eine Verkostung machen mit ganz vielen verschiedenen Varianten von Pilsbier aus ganz Europa, um einfach mal so darzustellen, wie sich diese Idee Pils aus Pilsen heraus entwickelt hat, in welchen Varianten. Und parallel auf der anderen Seite wollten sie eben auch ein bisschen historischen Input, wie eben das Pilsener Bier entstanden ist und wie es sich weiterentwickelt hat. Und da gibt es in dem Buch ja auch ein schönes Kapitel, wo diese Geschichte von Pilsen sehr schön dargestellt wird, wie die Einwohner dann den Fässern die Böden ausschlagen und man dann eben auf dieses neue Brauhaus umsteigt und so weiter. Und deswegen habe ich das damals bestellt und war super, kam auch richtig gut an, also sehr spannende Geschichte. ist es denn inhaltlich komplett unverändert oder habt ihr da noch irgendwie diese letzten Jahre angepasst oder ist das vielleicht sogar schon eine neuere Edition von dem Autor oder so?

Steffen: Nee, es gibt leider keine neuere Edition. Es ist auch die letzten Jahre, ich finde, dass das noch ganz gut funktioniert, wie die das da drin haben. Weil diese Craft-Beer-Szene am Ende, das ist ja praktisch so, da merkt man, das ist neu, das sind die Sachen. Ich fand nicht, dass man da so allzu viel dran verändern muss. Ich stehe allerdings in Kontakt mit dem Zeichner und dem Autor und werde auch in Absprache mit dem Übersetzer schauen, ob wir vielleicht noch irgendwas updaten. Was mir zum Beispiel ein bisschen Schwierigkeiten bereitet, dass geht da drin ja auch in einem Kapitel um das deutsche Reinheitsgebot und die haben aber nicht die Variante von 1516 genommen, die für uns ja eigentlich die Wichtigere ist, weil wir sie so als Wichtigere erkoren haben, sondern die etwas frühere Variante, das gab es ja in verschiedenen Varianten. Und da habe ich eigentlich gedacht, weil halt für uns dieses Datum so präsent ist, dass wir die Seite quasi ein bisschen updaten auf das, was für uns in Deutschland wichtiger ist, auch wenn historisch das andere Datum total korrekt ist und werde das dann mit einer Fußnote versehen. Und solche Kleinigkeiten, wo man praktisch Stellschrauben stellen kann, die werden wir natürlich schon auf jeden Fall machen.

Markus: Ja, ich meine, ansonsten, es ist halt einfach auch wieder schon ein Stück Bierbuchgeschichte, also muss man ja auch sehen, weil es verändert sich ja alles ständig. Und ich habe ja auch schon ein paar Bücher zu dem Thema rausgebracht und jedes Buch ist so ein bisschen der Spiegel seiner Zeit. Und natürlich gibt es jetzt schon wieder neue Erkenntnisse und neue Geschichten und neue Schwerpunkte vielleicht auch und auch die Craft-Beer-Welt, in Anführungsstrichen, hat sich ja auch weiterentwickelt. Aber es ist ja grade gut zu sehen, wie das eben zu diesem Stand war 2015, das war ja so ein bisschen eins der Höhepunktjahre, wo eben das auch von seiner, sage ich jetzt mal, Lautstärke am Markt mit am größten war. Also bis so 16, 17 hat ja wirklich die Craft-Beer-Szene es geschafft, die Themen in den Medien einfach zu beherrschen und damit auch eine Wahnsinns Wirkung auf den Konsumenten gehabt, der ja heute Bier ganz anders kauft und ganz anders genießt als noch vor zehn Jahren. Insofern, ich meine, letzten Endes, die beiden Biere, die wir jetzt hier verkosten, also Bevog, glaube ich, wurde 2013 gegründet und Maisel & Friends 2012, also sind ja alles Kinder dieser Zeit. Und das ist total spannend, weil das Buch das natürlich auch ein bisschen reflektiert. Insofern finde ich es auch ganz gut, wenn man die Dinge so lässt, um einfach das zu reflektieren. Aber beim Reinheitsgebot bin ich natürlich völlig bei dir, das ist in der deutschen Ausgabe schon wichtig, weil, sonst hast du die ersten 500 Kommentare auf Amazon von irgendwelchen, das sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, Volksschullehrern, die dann immer da drauf rummäkeln und das will man dann ja doch nicht haben.

Steffen: Ja, genau so. Aber ansonsten, wie gesagt, ich bin von diesem Buch begeistert und ich freue mich, dass es dir auch gefällt. Ich mag das auch wirklich, dass man da auf die verschiedenen Länder, die mit Bier wirklich was zu tun haben, eingeht und am Ende dann immer noch so die typischen Bierstile auf so einer Seite zusammengefasst hat. Und was ich machen werde, also ich persönlich werde mir auch eine Kleinauflage mit eigenem Cover, mit einem Comic- und Bier-Cover machen lassen, weil mein Plan tatsächlich ist, dann auch irgendwann mal meine Biersommeliertätigkeit mit Testings aufzunehmen und die möchte ich dann gerne an diesem Band entlangführen. Und da freue ich mich schon sehr drauf, dass irgendwann mal dann wirklich anbieten zu können.

Markus: Also dann musst du mir unbedingt Bescheid geben, da komme ich dann sehr gerne mal vorbei, bin ich sehr gespannt drauf.

Steffen: Ich hoffe ja auch, dass du mal zu Comic & Bier kommst zur Live-Show, das wäre ja auch klasse.

Markus: Ja, also wenn es sich ausgeht, sehr, sehr gerne natürlich. Darf man denn da dann einen eigenen Comic oder ein eigenes Bier mitbringen oder habt ihr das dann vor Ort?

Steffen: Wir haben das vor Ort, aber theoretisch können wir es natürlich auch so machen, dass ich dich als Bierexperten reinhole und du dann die Biere des Abends zum einen auswählst und zum anderen auch präsentierst. Also auch das lässt sich durchaus machen.

Markus: Also da sage ich nicht nein, das mache ich sehr, sehr gerne. Müssen wir nur noch einen Termin finden, aber das finde ich auf jeden Fall eine ziemlich coole Nummer und da freue ich mich total drauf, euch da auch zu unterstützen und da mal dabei zu sein, klasse Sache.

Steffen: Finde ich super cool! Das kann ich an der Stelle vielleicht aber auch noch das Wort nach außen tragen, also wenn irgendeine Brauerei, ein Brauer, eine Brauerin das heute gehört hat und sagt, da wollte ich unbedingt ja auch mal dabei sein, auch wenn ich bis grade gar nicht wusste, das es das gab, auch da wieder, kontaktiert mich gerne, ich bin wahnsinnig offen für alles und alles, was mir angeboten wird. Ich habe große Brauereien und kleinste Mikro-Brauer schon dabei gehabt. Einer meiner Liebsten, die ich kennengelernt habe, das ist aus Heiligenstein das Holystoner-Bier. Und der macht halt wirklich Kleinstauflagen und der hat mir einfach für den Abend auch mal vier Biere gestellt. Und da bin ich wirklich mit dem Auto selber hingefahren und habe die Dinger abgeholt, dass wir sie am Abend da haben. Also ich mache da schon sehr viel, einfach nur, damit es eine wunderschöne Show ist.

Markus: Ja, das merkt man auch in jeder deiner Folgen, dass das Herzblut einfach an aller erste Stelle steht. Und das finde ich auch so schön und deswegen habe ich auch gesagt, ich muss mich unbedingt mal mit dir hier live unterhalten und das ist ja auch eine ganz schöne Geschichte. Gibt es noch irgendwas, was du in Zukunft planst oder jetzt zu dem Thema eben Comics & Bier noch andere Projekte, die du da am Laufen hast?

Steffen: Nee, also aktuell sind es die Sachen, die ich wirklich grade so bearbeite. Also zum einen meinen YouTube-Kanal noch ein bisschen mit mehr Interviews zu unterfüttern. Da stehe ich sicher irgendwann auch bei dir vor der Haustür, um quasi das Gegeninterview dann mit dir zu führen. Und ansonsten erst mal das Comic-Projekt, Comic-Bier-Projekt über die Bühne bringen, möglicherweise vielleicht dann doch noch ein, zwei mehr Leute zu finden, die mitmachen wollen, das dann im Herbst rausubringen, dann mein eigenes Testing darauf aufzubauen. Ich glaube, das sind erst mal genug Baustellen. Wenn ich die alle abgearbeitet habe, dann kann ich sehen, was ich neu angreife, aber im Augenblick habe ich damit, glaube ich, echt noch genug zu tun.

Markus: Allerdings. Da kannst du dann vielleicht sogar ein Comic über deine eigene Biergeschichte schreiben, das ist doch bestimmt eigentlich auch ganz lustig. Also dann, von meiner Seite aus vielen, vielen Dank, das war ein ganz spannender Einblick in deine Welt. Nochmal für alle Hörer, wir verlinken natürlich in den Shownotes die Möglichkeiten, den Steffen zu kontaktieren, ebenso den Link zum Buch, den Link zum YouTube-Kanal, sodass ihr also auf jeden Fall da immer an der richtigen Stelle landet. dir noch viel Spaß, viel Erfolg, eine gute Zeit auf deinem Weg zum weiteren Bierexperten und Bier und Comic und überhaupt, wie auch immer. Und, ja, dann freue ich mich, wenn wir da auch in Kontakt bleiben und auf unsere Veranstaltung, die wir dann gemeinsam auf die Beine stellen.

Steffen: Also du kriegst mich auf jeden Fall nicht mehr los, das kann ich dir jetzt schon versprechen. Und ich bedanke mich sehr, sehr, sehr für das wunderbare Interview, das wunderbare Gespräch, hat viel Spaß gemacht und ich fühle mich auch sehe geehrt, dass ich mitmachen durfte.

BierTalk 112 – Interview mit Georg Kugler, Inhaber der Elch Bräu Brauerei und Brennerei aus Thuisbrunn

Mitten in der Fränkischen Schweiz liegt ein Bier-Kleinod mit einer ganz besonderen Geschichte. Ehemals Wölfische Brauerei, dann Gasthof Seitz und nun Elch-Bräu ist das Unternehmen von Georg Kugler mittlerweile zum Fixstern am Bierkeller- und Brauereihimmel der Franken geworden. Die Liebe zum Bier entdeckte Georg Kugler über einen interessanten Umweg: Ein Freund seines Vaters arbeitete bei einer großen Berliner Brauerei und entfachte mit seinen Erzählungen das Interesse am Thema Gerstensaft bei dem damals 12jährigen. Also war der Weg vorgezeichnet: Lehre bei der benachbarten Lindenbräu in Gräfenberg, Braumeisterdiplom und die Frage, was nun? Diese Frage klären wir im Podcast und sprechen natürlich auch über die spannenden Biere und Whiskys aus dem Hause Elchbräu…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute eine wirkliche Herzensangelegenheit, denn wir sind zurück mal wieder im Bierland Franken bei einem ganz lieben und liebenswürdigen Menschen, den ich schon lange kenne, dessen Biere ich sehr schätze und, ja, der mir mittlerweile ein Mensch ist, der mir wirklich sehr ans Herz gewachsen ist. Und wo ich mich sehr freue, dass wir auch ein gutes Verhältnis haben und eben auch gemeinsam Bier- und Edelbrandsommelier sind, also eine ganz spannende Geschichte auf jeden Fall. Lieber Georg, schön das du hier bist. Vielleicht stellst du dich ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Georg: Ja, hallo, mein Name ist Georg Kugler, ich bin der Inhaber und Braumeister vom Elch-Bräu in Thuisbrunn.

Markus: Wunderbar, vielen Dank. Ja, also Thuisbrunn, Elch-Bräu, eine ganz spannende Geschichte, hinter der ganz viel steckt. Viele haben ja da auch gleich diesen fränkischen Eindruck, 20.000 Generationen, bei dir ist es aber was ganz Besonderes. Aber fangen wir vielleicht ein bisschen vorne an, was den Namen angeht, falls es jemand nicht so ganz verorten kann, wo oder was ist denn Thuisbrunn?

Georg: Thuisbrunn ist eine kleine Ortschaft im Landkreis Forchheim, wir liegen so zwischen Nürnberg und Bamberg.

Markus: Und dort kann man zum Beispiel wandern oder Fahrrad fahren oder eben auch Bier trinken.

Georg: Ja, in der Fränkischen Schweiz kann man wunderschön wandern. Wir sind auch Teil des Fünf-Seidla-Steig, das ist ein bekannter Bierwanderweg. Und, ja, Mountainbiken, wandern, klettern, bowlen, alles möglich bei uns.

Markus: Genau und dazwischen liegt eben eine wunderschöne Brauerei mit einem wunderbaren Biergarten, mit einer Brauerei, mit einer Brennerei und etwas, was du dir wirklich selbst aufgebaut hast und da kommen wir gleich mal ein bisschen dazu. Vielleicht mal vorneweg gefragt, wie kamst du denn überhaupt zum Thema Bier? Also klar, wächst man hier in Franken irgendwie auf, aber so, dass es irgendwie ernster wurde, weißt du noch, wie das passiert ist?

Georg: Wir heißen ja Elch-Bräu, weil wir alle Jäger sind. Und ein guter Freund von meinem Vater, der ist mit auf die Jagd gegangen, der kam aus Berlin und der war Diplom-Braumeister bei Schultheiss und zum Schluss Prokurist. Und der hat mich da ein bisschen so als Junge hingebracht, dass ich auch gesagt habe, ich will auch Braumeister werden. Genau und das habe ich aber schon mit, ja, 12, 13, 14 gesagt, dass ich mal Brauer werden will.

Markus: Das ist doch mal was Schönes oder, dass ein Berliner, ein Preuße, einem Franken die Liebe zum Bier nahebringt, sehr spannend. Weißt du denn noch, was dein erstes Bier war?

Georg: Nein, das weiß ich nicht mehr. Das ist in Franken wahrscheinlich schwer.

Markus: Ob Bier oder Muttermilch, das ist dann immer so die Frage, aber, ja, also das auf jeden Fall. Und das heißt also, du hattest diesen Entschluss schon immer in deinem Herzen. Und das heißt, du bist dann auch gleich nach der Schule sofort zur Brauerei oder hast du da noch eine Schleife gedreht?

Georg: Genau, ich habe dann eine Ausbildung gemacht bei Lindenbräu in Gräfenberg, mit denen sind wir auch heute noch sehr gut befreundet. Und danach habe ich dann meinen Braumeister gemacht, habe dann 2002 mit meiner Frau die Gaststätte übernommen und das haben wir dann nach und nach aufgebaut. Und 2007 haben wir dann eben die Brauerei neu gegründet.

Markus: Die Gaststätte übernommen, heißt, das kanntest du vorher schon oder hast du da erst mal gesucht oder wie kamst du dazu?

Georg: Nee, das war mein Patenonkel und der hatte keine Kinder und zum Schluss jetzt auch mein Adoptivvater und, genau, der hatte keine Kinder und wollte das eben übergeben, dass das weitergeht und dann haben wir das gemacht. Und mein Ziel war ja eigentlich schon immer, eine Brauerei zu eröffnen. Und, ja, in Franken gehört halt eine Gaststätte zur Brauerei dazu.

Markus: Auf jeden Fall und andersrum. Ja und das heißt also, das war vorher schon Gaststätte und hatte da schon eine lange Tradition?

Georg: Ja, ja, also es war vorher schon eine Brauerei, eine große auf dem Anwesen. Die haben Wölfische Brauerei geheißen und zum Schluss Mayer. Und die sind aber ein paarmal verkauft worden, 1920 oder Anfang der 20er-Jahre ist das ein paarmal verkauft worden und dann ist das pleite gegangen. Also es sind auch noch uralte große Gewölbekeller da, das war eine ganz große Brauerei hier in der Gegend mit 20, 30 Wirtschaften, die auch beliefert wurden und eigener Büttnerei, eigener Brennerei dabei. Also das Anwesen selber hat schon eine Biertradition, nur wurde die halt 80 Jahre, sagen wir mal, ausgesetzt.

Markus: Ja, das ist auch wirklich spannend. Wir waren ja schon mal gemeinsam in diesen alten Felsenkellern unterwegs und wenn man da mal eben drin rumläuft, dann wird auch sofort klar, dass das eben Erstens eine lange Biertradition hat und vor allem damals auch richtig groß war. Das ist schon sehr, sehr spannend. Und was für Bier gab es dann am Anfang bei euch in der Wirtschaft?

Georg: Als ich übernommen habe, gab es Weißenoher und dann hatten wir auch mal Friedmann und Lindenbräu, bevor wir die Brauerei dann gemacht haben, aufgebaut haben.

Markus: Und du hast schon deine liebe Frau erwähnt. Hat die gewusst, was sie da heiratet, also das es dann in Richtung Gaststätte und Bier geht?

Georg: Ja, ja, die hat ja von Anfang mitgemacht, genau.

Markus: Und die hat auch eine Verbindung zum Thema vorher schon gehabt?

Georg: Nein, das nicht.

Markus: Aber geht jetzt in der Rolle schon so ein bisschen auf?

Georg: Ja, ja, die ist voll dabei, macht das Büro und steht auch in der Gastronomie mit.

Markus: Ja und dann kam es zum Thema eigene Brauerei, das ist ja auch sowas, was man nicht so aus dem Ärmel schüttelt. Wie geht man da vor, hast du da verschiedene Hersteller abgeklopft oder gebrauchte Brauereien gesucht oder wie läuft das?

Georg: Ja, ich hatte schon immer den Dieter Pollok von KASPAR SCHULZ, der kennt mich, glaube ich, schon, seit ich meine Ausbildung gemacht habe beim Lindenbräu, weil ich da schon immer angeklopft habe. Und der wurde auch nicht müde, alle paar Jahre mal ein Angebot loszuschicken, wenn ich gefragt habe. Und dann 2007 war es eben soweit, dass wir dann da zugeschlagen haben und es dann gekauft haben. Und das war an meinem 30., ja, an meinem 30. Geburtstag in Nürnberg war das auf der Messe, auf der Brau.

Markus: Das ist doch ein geniales Geburtstagsgeschenk eigentlich. Und dann haben die Thuisbrunner bestimmt ganz schön geschaut oder, als die ganzen Kessel angeliefert worden sind und Tanks und so?

Georg: Naja, klar, das ist natürlich schon eine coole Sache, wenn da eine Brauerei geliefert wird. Das war ein Zehnerbraublock, der ist ja mittlerweile verkauft, wir haben hier im letzten Jahr nochmal neugebaut. Aber das ist natürlich schon, wenn da die LKWs kommen mit Sudhaus und Lagertanks, das ist schon ein tolles Bild und auch ein tolles Gefühl natürlich.

Markus: Das glaube ich. Und da waren sie dann auch stolz oder, dass sie im Ort wieder eine Brauerei haben.

Georg: Ja, klar, das ist natürlich schön.

Markus: Ja und nun gibt es eine neue Brauerei und ein altes Gasthaus und das Ganze braucht einen Namen. Und ich glaube, das ist auch was, wo sich viele Leute schon so Gedanken gemacht haben, wie und warum. Jetzt hast du schon so gesagt, ihr seid Jäger, trotzdem kommt jetzt der gemeine fränkische Jäger nicht unbedingt auf den Namen Elch, also wie hat sich das ergeben?

Georg: Ja, ich sage aber auch immer, Löwen gibt es ja auch nicht Franken und wir haben ja auch einen Löwenbräu in Franken oder mehrere. Und der Elch, also der Hans hat ihn damals in Kanada geschossen und der ziert seit 1986, hängt dieser Elchkopf eben bei uns in der Kneipe. Und, ja, die Leute sind halt nicht nur zum Seitz, also so heißt die Gaststätte, sondern haben auch viele gesagt, sie gehen zum Elch. Und als dann diese Entscheidung war, wir wollen eine Brauerei machen, da hat eine Freundin von mir, die ist Grafikerin, die hat uns dann dieses Logo aufgesetzt, weil wir gesagt haben, ja, Müller, Mayer, Huber, da kann sich keiner dran erinnern, aber Elch-Bräu, das bleibt im Kopf. Und, ja, jetzt haben wir da ein tolles Logo und auch der Name und, ja, es bleibt auf jeden Fall im Kopf, die Leute wissen, wo sie waren, wenn sie beim Elch-Bräu waren.

Markus: Absolut, also das kann ich nur bestätigen. Weil, das war tatsächlich auch in meiner allerersten Recherche zum Fränkischen Brauereiführer so, als ich da bei euch in der Gegend war, wenn man da so gefragt hat, was könnt ihr noch empfehlen, wo geht man denn hin? Und dann hieß es immer, zum Elch und dann war das also völlig klar. Und dann natürlich auch, wenn man dann noch das Logo gesehen hat und die Flaschen und so, völlig richtig, das ist tatsächlich cool und prägt sich irgendwie ein. Und ihr arbeitet ja an diesem Elch auch weiter, also wenn man jetzt das aktuelle Logo anschaut, dann ist das ja ein Elch, der einen anschaut und einen quasi so ein Bierglas rüber reicht. Also da gibt es dann auch so eine Entwicklung oder, die sich im Laufe der Zeit mit so einem Logo entwickelt?

Georg: Ja, also wir haben ja dieses feste Logo und dann haben wir uns jetzt seid, ich glaube, Anfang letzten Jahres haben wir uns dazu entschieden oder vor zwei Jahren, dass wir den Elch zum Leben erwecken. Und wir haben da einen ganz tollen Illustrator, der Kai Klimiont aus Hamburg. Und, ja, da haben wir jetzt eben auch unsere Etiketten oder auch dieses erste Bild mit, Homöopathie wird besser, wenn man sie verdünnt, wir konzentrieren auf den vollen Geschmack. Das haben wir dann rausgebracht und das werden wir auch in Zukunft, werden wir da immer wieder mal was aufleben lassen, weil wir eben den Elch als Marketinginstrument sehen. Und, ja, das Logo ist kräftig, ist stark und das andere machen wir halt so nebenbei, dass die Leute uns auch schön im Kopf behalten.

Markus: Apropos im Kopf behalten, ich bin mir nicht ganz sicher, aber war nicht von dir irgendwie der Satz, dass die Energie, um einen halbe Liter kaltes Bier zu erwärmen, größer ist als das, was man damit in sich aufnimmt?

Georg: Das ist von einem Bekannten von mir, der hat das, ich weiß gar nicht, wo der das mal gepostet hat, ich weiß nicht, ob es bei uns mal auf der alten Internetseite war oder ob es bei ihm irgendwo war, ich weiß es gar nicht. Aber, ja, also diese Geschichte gibt es. Ist natürlich ein bisschen Thermodynamik, ist ein bisschen Verarsche, aber, ja, das stimmt.

Markus: Ja, es ist, glaube ich, eine Nachkommastelle verrutscht, aber das kann man ja an dieser Stelle ein bisschen vernachlässigen. Apropos, also die geneigten BierTalk-Hörer werden sich jetzt wundern, dass wir immer noch kein Bier aufgemacht haben. Es ist tatsächlich so, dass wir das heute relativ spontan ausgemacht haben und ich deswegen grade kein Bier da habe. Aber ich kenne natürlich eure Biere sehr, sehr gut und deswegen sollten wir trotzdem drüber reden. Und ich muss sagen, also zumindest die Core Range der vier Biere, die es eigentlich immer gibt, das ist auf jeden Fall schon mal eine ganz spannende Geschichte. Und dann gibt es ja noch so ein paar Ausreißer, die du in alle möglichen Richtungen nebenbei machst und dann gibt es ja auch noch die Brennerei, also auf jeden Fall viel bei euch zu erleben. Wenn wir jetzt ein Bier aufmachen würden, welches würdest du denn zuerst aufmachen?

Georg: Das Dunkel, weiß ich kein Weizenbiertrinker bin. Ich probiere Weizen eigentlich immer nur, wenn es zum Abfüllen ist, aber ich trinke eigentlich selten ein Glas Weizen, wenn ich ehrlich bin.

Markus: Das freut mich, weil, ich hätte auch mit dem Dunklen angefangen, also alles gut. Und es ist ja auch mal ein Experiment, dass man praktisch virtuell ein Bier trinkt. Aber ich muss wirklich sagen, wenn ich jetzt mich an euer Dunkles erinnere, was mich am allermeisten fasziniert, ist einerseits diese wunderbare schöne tiefbraune nussige Farbe und auf der anderen Seite dieses unglaubliche Aroma, was dann eben auch in so Schokolade-, Nougat-, Nusstöne geht und total rund und weich ist, also wirklich ein Wahnsinns Genuss für ein dunkles Bier. Und da frage ich mich immer, wie kriegt man sowas genauso auf den Punkt immer wieder hin?

Georg: Ja, wir haben natürlich lange an unseren Rezepten gefeilt und es ist auch, ich sage mal, ein klassisches Dunkel, unserem Wasser natürlich geschuldet. Wir haben ein extrem hartes Wasser hier bei uns, 19 Grad deutsche Härte. Und wir bereiten das Wasser nicht auf, also für keines unserer Biere. Und, ja, wir nehmen hier nur Münchner Malz, Wiener Malz und dann noch Spezialmalze. Man sieht das auch an dem cremefarbenen Schaum, also der ist ja nicht so schneeweiß, wie man es oft bei dunklen Bieren sieht und das ist natürlich der Malzauswahl geschuldet. Und, ja, in all unseren Bieren steckt natürlich Rezeptentwicklung und etwas Zeit, das hat sich natürlich über die Jahre so entwickelt, aber jetzt haben wir die Rezepte eigentlich fest, also schon länger fest und fahren die halt so durch. Und, ja, das Dunkle, sage ich, ist immer eigentlich am einfachsten zu machen, das hat am wenigsten Schwankungen.

Markus: Ja, das ist ja auch gut so, ehrlich gesagt, weil genauso wie es ist, so soll es auch sein. Und ich muss sagen, man sucht ja auch oft in Franken länger, bis man so ein richtig schönes typisches Dunkel findet, weil doch die Varianz bei uns relativ groß ist, sagen wir mal so. Und grade in Seminaren, wenn man eben zeigen will, wie dieser Bierstil eigentlich ist oder sein soll, da finde ich das immer total schön, dass den Leuten dann entsprechend mit eurem eben näherzubringen und wirklich ein ganz faszinierendes Bier. Bei vielen Brauereien ist sowas ja eher eine Randsorte, wie ist das denn bei dir?

Georg: Die Hauptsache, die ist bei uns das Pils, aber das Dunkle läuft also sehr gut. Also das läuft wahrscheinlich mit über 30 Prozent vom Ausstoß.

Markus: Na, das ist dann ordentlich.

Georg: Also das läuft sehr gut. Und ich finde es auch ein bisschen traurig, dass jetzt dieser helle Trend die ganzen Biere ablöst, also man hört überall nur noch Hell, Hell, Hell, hell. Ja, finde ich ein bisschen schade, weil das diese ganze Kleinbrauereibewegung oder auch den Biergeschmack der Biervielfalt natürlich nicht ganz so zuträglich ist. Weil, nur helles Bier mit vielleicht nicht ganz so viel Hopfen hat jetzt natürlich nicht so viele Geschmacksunterschiede wie ein kräftiges Dunkles oder ein hopfiges Pils. Drum finde ich diese Entwicklung grade ein bisschen schade, aber das wird auch irgendwann wieder in die andere Richtung gehen.

Markus: Also das hoffe ich auch. Wenngleich ich neulich mit dem Marketingmanager von einer größeren Brauerei gesprochen habe und der sagt, die haben ja so ihre Auguren, die da über Jahrzehnte nach vorne schauen können oder zumindest glauben, das zu können und die sagen, also dieser helle Trend wird noch relativ lange anhalten und auch noch viel Aufschwung haben. Also ich bin auch gespannt und ich sehe es auch mit einer ähnlichen Sorge wie du. Zumal man jetzt auch wieder sieht, wenn jetzt die großen Brauereien, da gibt es ja jetzt oft so ein Remake von dem Hellen und da merkt man, dass das dann nochmal mehr in die Richtung geht von dem, was wir eigentlich international Lager nennen, also ein helles Bier, was sehr hochvergoren ist, relativ wenig eigenes Aroma hat, wenig Hopfen, also sehr zurückhaltend. Und das ist dann natürlich schade, weil das eigentlich diametral dem entgegensteht, wofür eigentlich grade in Franken unsere Biere stehen.

Georg: Ja oder allgemein Kleinbrauereien, also wir stehen ja für Geschmack und man will sich ja von der Masse abheben und auch von den Großbrauereien abheben. Und, ja, das ist ein bisschen schade, aber der Konsument entscheidet natürlich, was er trinkt.

Markus: Das stimmt. Aber immerhin entscheidet er sich zu 30 Prozent für euer Dunkles, das ist schon mal gut, weil, damit wird es das auf jeden Fall weiter geben, was ich schon mal super finde. Ihr habt da vom Bügelverschluss weggewechselt oder?

Georg: Ja, wir haben weggewechselt wegen unserem Abfüller. Und wir sind ja auch letztes Jahr, wir haben ja nochmal groß investiert in die Brauerei, haben neue Lagertanks bekommen, haben 25 Hekto, Dreigerätesudhaus bekommen, vollautomatisch. Und, ja, wir sind jetzt auf Euro-Flaschen umgestiegen, weil eben auch mit der Geschmacksstabilität und auch der Einfachheit halber vom Füllen. Der Rittmayer füllt nur noch einen Tag Bügel in der Woche und wenn wir da jetzt teilweise zweimal füllen müssen, dann haut das da nicht hin.

Markus: Kann ich auch gut nachvollziehen. Nur einfach für die Hörer, die das vielleicht noch kennen aus der Bügelflasche, das gibt es jetzt eben im klassischen Gebinde, ja.

Georg: Was ich da noch gern dazu sage, ist von der Bügelflasche, ganz früher war es angedacht, dass wir als reine Gasthausbrauerei uns aufstellen und das halt nur die Leute vor Ort das Bier mitnehmen. Und, ja, mir haben jetzt dann zum Schluss auch die Kästen und unsere Etiketten nicht mehr so gefallen und dann haben wir halt eben gesagt, wir, wie man so schön sagt, relaunchen das und machen eben neue Kästen, andere Etiketten, stellen von Bügel auf Euro um. Und wir wollen uns jetzt eben auch mehr so m Getränkemarktbereich, FRISTO hat uns jetzt aufgenommen, Fränky sind wir dran, da präsentieren. Und als Nächstes wird es dann auch uns, der Rittmayer füllt jetzt Dosen ab, ich denke, das wird aber hauptsächlich für den europäischen Markt gehen, du weißt ja, das wir stark in Italien, dass wir da vertreten sind, dass das dann mehr ins europäische Ausland geht, genau.

Markus: Cool, der Elch in Dosen, das ist doch wunderbar, da freue ich mich schon drauf. Also da merkt man ja auch, in letzter Zeit geht ja da die Diskussion ziemlich hoch her, soll man Dose machen oder nicht? Und letzten Endes, es ist eben so, wenn man jetzt mal nur ans Bier denkt, dann ist die Dose auf jeden Fall eine gute Sache, weil jede Dose praktisch so ist, wie ein kleines Fass. Und wenn man dann aus der Dose aus das in ein schönes Glas gibt, dann ist dem überhaupt nichts entgegen zusagen. Ganz im Gegenteil, man hat ja weniger Gewicht, man hat letzten Endes weniger Aufwand, mehr Sicherheit und eben die Sicherheit vor dem ganzen Thema Licht und Oxidation zum Teil. Das ist dann natürlich schon cool, also spannend.

Georg: Genau und es gibt auch etliche Studien mit langen Transportwegen, wenn es dann mal über 100 oder so Kilometer sind, das mit Hin- und Rücktransport eben diese CO2-Bilanz oder Umweltbilanz eben dann auch schon mit der Dose wieder besser ausfällt beziehungsweise als mit der Flasche. Das wird ja oft gern vergessen, aber ich sage mal, grade wenn man sagt, man will sich da auch auf das Auslandsgeschäft ein bisschen fokussieren noch, da haben wir ganz gute Kontakte, dass man da dann eben sagt, man nimmt die Dose, weil es dann eben einfach keinen Sinn macht, Glasflaschen hochzuschicken, die Kästen wieder zurückzuschicken, das ist einfach, ja, ist nicht wirtschaftlich. Da ist die Dose dann einfach auch kleiner verpackt, nimmt weniger Gewicht weg, ja, hat dann da auch ihre Vorteile.

Markus: Absolut. Also ich meine, ich bin ein großer Freund der Nachhaltigkeit, aber bei dem Thema, muss man wirklich sagen. Also das ist natürlich auch wie immer, es gibt Studien, die das eine oder andere belegen, aber allein, wenn man die Logik bemüht, ist das ja klar, das ab einer gewissen Entfernung, ab einer gewissen Gewichtsgeschichte, zeitlichen Horizont, dann einfach natürlich die Dose irgendwann gewinnen muss. Also das ist so und das ist ja auch okay, ja.

Georg: Den Rücktransport dann wieder und ich sehe es genauso, wie du eben grad gesagt hast.

Markus: Genau. Ich wollte sowieso noch ein bisschen über das Thema Kasten und Flasche und so sprechen, aber wir sollten zwischendurch, also normalerweise hätten wir jetzt oder würden wir jetzt unser nächstes Bier aufmachen. Und da ist jetzt die Frage, zu welchem du jetzt greifen würdest, drei hätten wir ja noch?

Georg: Zu unserem Nix Amore, das ist ein helles Kellerbier. Nicht ganz so hell wie vielleicht gewohnt, sondern weil wir da viel Wiener Malz mit verwenden, ich sage jetzt mal, wie ein klassisches Kellerbier.

Markus: Ja, also klassisch finde ich genau richtig, weil man einfach merkt, wie dieser Malzkörper eine entscheidende Rolle bei diesem Bier spielt. Und das gibt dem halt Charakter, das gibt dem einfach Kraft und auch ein schönes Aroma und hat aber trotzdem die Leichtigkeit von so einem hellen Bier, ist schön ausgewogen und ist halt auch was, wo man wirklich bewusst etwas schmecken kann. Also das ist wirklich ein ganz schönes Bier, das Mundgefühl ist schön, die Cremigkeit ist toll, also das finde ich auch.

Georg: Genau. Wir haben auch 20 Bittereinheiten drin, das machen wir nur mit dem Hersbrucker Hopfen. Und, ja, also der Hopfen kommt dann auch zum Schluss, hat man noch eine schöne leichte heuige, grasige Hopfennote hinten dran, dass das Bier eigentlich dann schön ausgewogen macht. Weil eben, dieser Malzkörper ist schon auch schön da, wie du das beschrieben hast, aber zum Schluss ist da eben noch ein kleiner Gegenpart, sage ich mal, da, der das dann ganz abrundet.

Markus: Ja und natürlich die Trinkfreude hebt. Das heißt, man trinkt sich da halt auch gerne mal ein Zweites und ein Drittes und so weiter. Bei der ganzen Harmonie würde man jetzt aber sagen, warum steht da Nix Amore drauf?

Georg:  Wie wir das Bier das erste Mal gemacht haben, da gibt es so eine bayrische Band, Tom und Basti, die haben auch schon ein paarmal bei Mark gespielt, habe ich gehört und die haben ein Lied Nix Amore. Und das haben wir da den ganzen Tag, warum auch immer, das weiß ich nicht, haben wir das rauf und runter gehört. Und dann haben wir eben gesagt, also komm, uns fällt kein Name für das Bier ein, wir brauchen einen Namen, dann nennen wir es Nix Amore.

Markus: Hat das Bier auch ein bisschen was von der Musikschwingung mitbekommen vielleicht, wenn das Ding den ganzen Tag gelaufen ist.

Georg: Genau.

Markus: Ja und du hast ja schon angesprochen, du hast ja mittlerweile einen deutlichen Draht in Richtung Italien, da gibt es ja wirklich eine enge Verbindung und viel Austausch. Und ich weiß gar nicht, ob wir schon mal im BierTalk über Manuele Colonna gesprochen haben, ein spannender Mensch, der einfach als Italiener die fränkischen Biere lieben hat lernen können und dann beschlossen hat, okay, er holt das Ganze nach Italien. Hat dann in Rom seine eigene Bar aufgemacht mit einem quasi unaussprechlichen Namen, hat dort jede Menge fränkische Biere eben am Hahn. Und dann auch beschlossen, er macht ein eigenes Bierfest, das Frankenbierfest in Rom mitten in der Stadt in einem historischen alten Gebäude, wo 1.000e Italiener kommen und 60 verschiedene fränkische Brauer und ihre Biere genießen, tagelang. Das ist ein richtiges Happening und da sind natürlich die Brauer auch persönlich vor Ort und der spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle. Es gab dann noch einen Importeur, der da viel mit dazu beigetragen hat, die fränkischen Biere nach Italien zu bringen. Wie kamst du denn mit dem ganzen so ins Gespräch?

Georg: Ja, du hast mich irgendwann mal angerufen, der Manuele, der hat irgendwo mal ein Bier getrunken und würde es gern mal vor Ort trinken.

Markus: Oh! Okay, da sieht man mal wieder, mein …

Georg: Ich glaube, der hat irgendwo in Rom, da hatte ich einen Importeur schon nach Italien, da hat er das irgendwo getrunken und war dann so begeistert. Und er war auch schon bei mir davor zweimal in der Kneipe. Und dann hast du das Ganze, glaube ich, mit eingefädelt, ja, das er da zu mir kommt. Und seitdem, ja, hat sich da eine richtige Freundschaft zwischen uns beiden entwickelt. Das letzte Mal habe ich sogar bei ihm in der Wohnung geschlafen, wie ich in Rom war, ich war jetzt schon ein paarmal unten. Und, ja, der Manuele, muss man aber auch wirklich sagen, er ist wirklich Bier-verrückt und kennt alle Brauereien in Franken. Und wenn der da ist, er ist zwei, drei Wochen da und besucht jeden Tag vier, fünf Brauereien und schaut, wie die Biere sind, wie sie sich verändern und, und, und, also er ist da wirklich akribisch und hat, glaube ich, ein Wissen über die fränkischen Biere wie wenig andere, würde ich mal sagen.

Markus: Ja, also das glaube ich auch. Und er hat mittlerweile auch ein Buch geschrieben auf Italienisch über die fränkischen Brauereien, wo er die alle vorstellt. Da habe ich damals mit ihm auch lange zusammengesessen, weil logischerweise ein bisschen unsere Bücher da Pate bei der ganzen Geschichte gestanden sind. Und, ja, also ich kann nur sagen, ein ganz liebenswürdiger Mensch, der wirklich im positivsten Sinne Bier-verrückt ist. Der sich eben auch drum kümmert, dass diese Biere in einer guten Qualität in Italien landen. Also das heißt, sie wirklich schnell gekühlt da runter bringt, dort auch vernünftig ansticht, sodass die dann dort halt auch erleben können, was wir unter einer Bierkultur verstehen. Das ist ja nicht selbstverständlich und insofern, ja, super spannend. Und wie hast du das erste Mal erlebt da in Italien, als du da warst, mit deinem Bier?

Georg: Ja, ist natürlich Wahnsinn, wenn dann in der Kneipe dein Bier ausgeschenkt wird. Das Ma Che Siete zählt ja zu einer der besten Bierkneipen der Welt, auch wenn es vielleicht nicht so ausschaut, aber es werden nur top Biere ausgeschenkt. Und auch in einer top Qualität und wenn da was nicht passt, dann fliegst du sofort vom Hahn raus, das wird auch nicht ausgeschenkt. Und, ja und er hat sich natürlich auch eine Kundschaft, eine Stammkundschaft erzogen, die mittlerweile auch richtig viel vom Bierwissen, über Bierfehler Bescheid wissen. Auch in das Fränkische fahren, die verschiedenen Brauereien vor Ort besuchen und das nicht nur einmal, sondern teilweise ein- oder zweimal im Jahr, also ist wirklich interessant. Und dann, wenn du mit diesen Leuten redest, die dann sagen, ja, bei dir war ich auch schon zwei-, dreimal im Biergarten und ich mag halt das Pils mehr als das Dunkle oder umgekehrt, also ganz toll. Und er transportiert halt auch diese Emotionen und dieses, ja, eines dieses, das Bier ist halt in Italien, sage ich mal oder da unten ist es halt was Besonderes und nicht wie bei uns in Franken halt irgendwas, was schon immer da war und was uns halt begleitet, sondern da wird richtig eine Show drum gemacht oder, ja, die Italiener lieben es ja, über Essen und Getränke zu reden.

Markus: Ja, also eigentlich könnte es wirklich ein bisschen Vorbild sein, wie wir mit unserem Kulturgut Bier auch umgehen könnten, in gewisser Weise.

Georg: Ja, das stimmt.

Markus: Ja, okay. So, jetzt haben wir das Kellerbier genossen, machen wir noch eins auf. Jetzt haben wir noch zwei, das Pils und das Weizen.

Georg: Ja, das Weizen lassen wir ja weg, haben wir gesagt.

Markus: Okay, lassen wir es weg, okay. Aber nichtsdestotrotz zwischen durch, liebe Hörer, auch das ist natürlich einen Schluck wert, ein schönes klassisches Weizen, schön fruchtig, schön frisch, also.

Georg: Das stimmt, es ist nur nicht mein persönlicher Geschmack, ich greife lieber zum dunklen Pils oder dem Hellen oder auch zum Bockbier, ja.

Markus: Nee, völlig okay, dann machen wir jetzt das Pils auf. Und da muss ich sagen, da gibt es auch einen Punkt, der mich ganz besonders begeistert und zwar schon immer, weil dieses Pils so einen ganz intensiven schönen Citrusgeruch hat und zwar eher nach einer Orange als nach einer Zitrone, was man so normalerweise bei den meisten anderen Pils-Bieren hat und das hat mich schon immer total begeistert. Und dazu kommt dann natürlich auch die schöne ausgewogene Bittere, die schon auch ordentlich da ist, aber eben schön eingebunden ist, sehr weich ist vielleicht das falsche Wort, aber sehr harmonisch mit dem Malzcharakter, denn das Ganze hat, und so ist es wirklich, ein besonderes Pils und es ist trotzdem ein richtig gutes Pils. Und das ist eine sehr spannende Kombination, die es in Franken ganz selten gibt. Wie kamst du zu dem Rezept und was macht diesen ganz besonderen Geschmack und Geruch aus?

Georg: Ja, ist natürlich der Hopfen und auch unser Endvergärungsgrad. Und da haben wir eben auch, als am Pils, das war das Bier, an dem wir am längsten gefeilt haben, weil wir da eben auch kein Wasser aufbereiten, wann wir den Hopfen geben, zu welcher Zeit und wie viel. Und, ja, das war auch ein langwieriger Prozess, sage ich mal. Aber das Pils ist für mich so eine Herzensangelegenheit, weil, wenn man ein richtig gutes Pils hat, sage ich, das macht einfach Freude zu trinken. Wenn da wirklich alles passt und grade im Sommer, wenn es richtig warm ist und man hat dann diese schöne Bittere, die dann aber nicht unangenehm kratzig ist, sondern einfach harmonisch da ist und die regt dann zum Weitertrinken an und auch der CO2-Gehalt, der muss dann zu der Bittere passen. Ach, das macht dann einfach Spaß, im Biergarten das zu trinken. Ja, ich sage mal, zur Brotzeit dann gerne Dunkles oder das Kellerbier, aber wenn man dann sagt, man trinkt noch eins oder zwei und bleibt dann sitzen und unterhält sich mit Freunden, dann kommt halt das Pils.

Markus: Stimmt, also in der Reihenfolge, wie wir es jetzt grade gemacht haben so ein bisschen. So würde ich es auch machen, ja, sehr schön. Und es ist eben, es ist so ein Langstreckenbier, da kann man sitzen und hat trotzdem Spaß dran. Also es ist, man trinkt es nicht nebenbei, sondern man trinkt es trotzdem bewusst und das finde ich wirklich eine schöne Geschichte da dran. Und grade dieses Erfrischende ist toll ja.

Georg: Genau. Und das ist für mich auch die Kunst eines guten Brauers oder was ein gutes Bier von einem Durchschnittsbier unterscheidet, ist eben, man kann ein kräftiges Aroma eben auch trinkbar machen oder eine gewisse Drinkability dazu haben. Oft hört man ja, man braucht soundso viel IBU und soundso viel Alkohol, ja, aber es ist keine Kunst, viel von allem und das Ganze ist dann nicht wirklich rund oder harmonisch. Das wird dann leider oft vergessen, aber das macht für mich eben diesen kleinen aber feinen Unterschied einfach aus.

Markus: Genau, absolut. Und das vielleicht noch kurz für die Hörer, weil wir es vorhin auch schon erwähnt haben, IBU steht für die International Bitter Units, also für die Bittereinheiten, die so ein Bier haben kann. Und da würde man landläufig sagen, ein Helles liegt vielleicht irgendwo so bei 15 oder so und ein Weizen vielleicht so bei 10 und beim Kellerbier sind wir vielleicht so bei 20. Und beim Pils sollte es dann eigentlich so in die 30 gehen, machen allerdings wenige Pils-Biere, aber das ist eben eine reine Messgröße. Und entscheidend ist immer, wie ist diese Bitte eingebunden in das Gesamtkonzept dieses Bieres. Weil, wenn das eben nicht gut ist, dann ist auch eine niedrige IBU-Note, kann zu kräftig sein oder viel zu schwach, je nachdem oder eine hohe kann einfach das ganze Bier erschlagen und dann habe ich gar nix, außer dieser Bittere und dann ist auch blöd. Also insofern, entscheidend ist ja für eine Brauerei immer, dass so ein Bier auch ein zweites und ein drittes Mal getrunken wird und dazu muss es einfach rund sein, passen, harmonisch sein und eben auch grade dieses Thema Bittere. Nun würden manche Leute ja sagen, man kann mit hartem Wasser kein Pils brauen, was würdest du denen sagen?

Georg: Ja, geht anscheinend doch. Also wir haben eine kleine Kalkfällung durch unseren Warmwassertank, aber, ja, es lässt sich schon machen. Es ist ein bisschen, ja, vielleicht ein bisschen anders. Aber, wir haben schon den European Star in Gold gewonnen für das Pils, für das Dunkle auch schon und es lässt sich dann doch machen. Ist vielleicht nicht so einfach, aber auch Wasser, das ist halt auch so eine Idee von mir, ich möchte mein Wasser nicht enthärten, weil, Wasser macht eben so viel vom Bier aus, ist Charakterträger, ist Geschmacksträger auch. Und wenn alle Brauereien oder auch die kleinen Brauereien alle ihr Wasser enthärten oder ideal enthärten auf den Bierstil hin, geht eben auch viel Charakter und Diversität einfach verloren. Also ich mache das bewusst nicht, weil ich das eben möchte, dass mein Wasser eben einen Charakter zum Bier beiträgt.

Markus: Wunderbar, vielen Dank. Ich hätte auch sonst jetzt gesagt, nicht umsonst haben beide Biere ja schon einen Beer Star gewonnen. Aber das ist eben der Punkt, ich glaube, es hat auch was damit zu tun, es wird ja immer so gesagt, beim Reinheitsgebot geht es eben darum, dass ein Brauer in Deutschland oder Franken oder Bayern, wie auch immer, einfach kreativ sein muss mit seinen Rohstoffen, die er eben nun mal hat, umgehen muss und damit eben Wege finden muss, all die Dinge zu erreichen, wo andere halt, sage ich mal, ein Aroma ins Bier rein schmeißen. Jetzt mal ganz böse gesagt, ist jetzt nicht so gemeint, aber gesagt. Und da ist natürlich die Fortsetzung auch das, dass ich halt, wenn ich mit meinen Rohstoffen zurechtkommen muss, ich auch mit meinem Wasser zurechtkommen muss und Wege finden muss, wie am Ende auch mit meinem Rohstoff am Ende eben das rauskommt, was ich mir vorstelle. Und da ist das Pils auf jeden Fall ein wunderbares Beispiel dafür also. Und ich bin wirklich eigentlich kein Pils-Freund, das werden die meisten BierTalk-Hörer*innen ja wissen, aber deins ist wirklich eins, das ich gerne trinke. Und insofern, ja, wunderbar, sehr schön. Eigentlich ein bisschen schade, dass wir es heute nur virtuell haben, aber ich werde es demnächst nochmal nachholen. Und alle Hörer sind natürlich eingeladen, dass dann bei sich zuhause auch zu tun. Apropos, kann man dein Bier irgendwie bestellen, gibt es einen Online-Shop oder sowas?

Georg: Ja, wir haben einen Online-Shop, also kauf-deinenelch.de. Und, ja, da sind Biere und Obstbrände und Whisky und dann, wir haben aber auch noch einen reinen Online-Shop für den Whisky, genau.

Markus: Wunderbar. Also da kommen wir gleich noch dazu. Ich habe ja vorhin noch gesagt, ich würde noch kurz was zu dem Thema Kasten und Flasche und so sagen, weil ja jetzt viel in der Diskussion ist, Pfand, lohnt das Ganze und wie kann man denn überhaupt damit in Zukunft umgehen? Und du bist ja eigentlich ein Paradebeispiel dafür, dass Menschen in eine Urlaubsregion kommen und dann eben sagen, so ähnlich wie, keine Ahnung, der Franke irgendwo am Gardasee ist und sagt, der Wein ist so gut und dann nimmt man sich halt entsprechend ein paar Kisten davon mit. So nehmen die sich dann halt hier ihre Kisten von deinem Bier mit und fahren dann damit irgendwo Nachhause, nach Holland oder nach Italien oder nach Berlin oder sonst wohin. Und damit ist natürlich dein Bierkasten wahrscheinlich auf nimmer Wiedersehen irgendwo weg und die Flaschen in gewisser Weise auch. Das heißt, das ist ja eigentlich schon ein Thema. Also wie ist das für dich, kalkulierst du das mit ein oder ist das was, wo du versuchst, die Leute zu motivieren vielleicht auch, dass sie wiederkommen oder freust du dich indirekt so ein bisschen, dass vielleicht eine Pfanderhöhung kommt, was denkst du?

Georg: Ja, Pfanderhöhung wäre natürlich eine riesen Erleichterung für uns kleine Brauereien in Franken, ich hoffe, das es kommt. Aber es ist natürlich, wenn man merkt, die Leute sind aus Berlin oder da- und daher und nehmen einen Kasten mit, da hat man schon immer ein bisschen Bauchweh, weil man denkt, hm. Viele sagen zwar, ja, ja, wir sind fast jährlich hier oder wir kommen wieder und man kennt die auch, aber manchmal kriegt man dann halt auch Kästen, man kriegt sie ja zum Glück wieder, aber die waren dann trotzdem fünf Jahre weg und sind nur einmal abgefüllt worden. Und viele bekommt man halt auch nicht wieder und das ist halt schon ein gewaltiger Kostenfaktor.

Markus: Stimmt und da muss man auf jeden Fall auch mal drauf hinweisen, vielleicht ist das vielen gar nicht so bewusst. Also Pfand kriegt man für so einen Kasten 1,50, aber wenn du den neu bestellst, da bist du mit ungefähr 5,00 Euro dabei oder?

Georg: Circa, ja.

Markus: Ja und bei den Flaschen ist es noch schlimmer eigentlich, dann ist man ja Pfand 8 Cent und dann hat man ja, je nachdem, 25, 30 Cent pro Flasche oder so, also auch einfach wirklich ein Faktor, der sich dann wirklich bemerkbar macht, grade bei den Mengen.

Georg: Ja, klar. Ein Kasten und dann noch 20 Flaschen drin, da kommt dann ein ganz schönes Sümmchen zusammen.

Markus: Genau. Also legt der Brauer schon mal 8 Euro drauf, wenn der Kasten weggeht. Und es gibt ja tatsächlich Brauer in Franken, die nur noch Bier hergeben, wenn jemand Leergut mitbringt. Das ist natürlich die Radikalversion und kann, glaube ich, nicht jeder machen. Aber, also das sei auch nochmal allen hier Zuhörenden gesagt, also wenn ihr euch von kleinen Brauereien Bier bestellt, dann ist das schon mal super, oder mitnehmt, aber denkt eben auch dran, dass ihr dieses Leergut wieder zurück in den Kreislauf bringt. Weil das natürlich auch zu diesem Thema Nachhaltigkeit gehört, ein weiterer Punkt, der sonst vielleicht früher oder später dazu führt, dass man einfach zu anderen Gebinden irgendwann mal umsteigt, weil das so nicht vernünftig funktionieren kann. Ja, Bier, apropos, du hast gesagt, es gibt noch Bockbier. Was gibt es sonst noch bei dir?

Georg: Ja, dunklen Doppelbock haben wir jetzt im Winter gemacht, 1.21 Gigawatt. Der war, ja, an unser Dunkles angehaucht, halt einfach noch ein bisschen kräftiger, aber auch wunderschön zu trinken. Und halt eben diese ganzen Kaffee- und Kakaonoten einfach noch ein bisschen mehr raus gearbeitet. Auch bewusst nicht ganz so viel CO2 drin, weil, ich finde, wenn zu viel Kohlensäure in einem dunklen oder in einem Schwarzbier ist, das macht dann das Aroma ruck zuck brenzlig, drum ist auch da in dieser Abfüllung bewusst ein bisschen weniger CO2 drin. Und, ja, was haben wir noch? Ein Räucherle haben wir schon gemacht oder ein Pils mit einem Teil Rauchmalz, aber das sind halt einfach immer so ein paar Spaßgeschichten, die wir dann im Biergarten als Sonderbier ausschenken oder wo halt da mal nach Italien ein kleiner Teil geht. Vor ein paar Jahren haben wir auch schon mal einen Cider gemacht, indem wir einfach frischgepresster Apfelsaft von drei verschiedenen Äpfel. Das haben wir mit dem Johannes Haas zusammen, der hat die Äpfel mit ausgesucht. Und haben dann also ohne Schwefel, sondern bei mir in der Brauerei mit einer sauberen Hefe, haben wir das vergoren, absetzen lassen. Ja, macht auch Spaß und ab und zu einfach mal ein bisschen was anderes. Sauerbier haben wir auch eine Zeitlang gemacht, Mixed Fermentation, aber da, sage ich mal, da haben wir hier in Franken noch nicht die Kundschaft dazu. Und durch die Gastronomie und durch die Brennerei hapert es bei mir auch ein bisschen an der Zeit, dass dann mehr auf den internationalen Markt zu drücken oder halt in Europa, wo wir eigentlich schon Kontakte hätten, ja, drum haben wir das ein bisschen einschlafen lassen.

Markus: Zumal ja auch einfach letzten Endes du als fränkische Brauerei natürlich auch für die Klassiker stehst.

Georg: Genau.

Markus: Und die Sauerbiere kriegt man auch international natürlich, in Anführungsstrichen, auch woanders, auch wenn es nicht deine sind. Also die, die ich probiert habe, waren auch wunderbar, also bitte gerne bei Gelegenheit mal wieder eins machen. Diese 1.21 Gigawatt ist eine Anspielung auf „Zurück in die Zukunft“ oder?

Georg: Genau, genau.

Markus: Hah, das werden jetzt auch vielleicht nicht viele wissen.

Georg: Der Fluxkompensator braucht einfach 1.21 Gigawatt, um zurück in die Zukunft zu kommen. Und das ist ein dunkler Doppelbock mit 8% Alkohol und, ja, der bringt euch zurück in die Zukunft.

Markus: Sehr, sehr cool, also schöne Geschichte, wunderbar. Und dann klettern wir einfach die Alkoholleiter noch ein bisschen nach oben. Das heißt also, du hast dann die Gaststätte gehabt, du hast dann die Brauerei eingerichtet, du hast dann beschlossen, okay, wir gehen noch eins weiter, wir machen jetzt auch eine Brennerei. Wie kam das denn, hattest du das auch schon irgendwie immer im Kopf oder gab es da eine Initiation dazu?

Georg: Eine Kleinbrennerei gab es ja schon immer, so mit einer 150-Liter-Brennblase. Und 2014 war dann die Entscheidung, also entweder Brauerei vergrößern oder Brennerei. Und ich habe 2014, da habe ich schon bestimmt sechs, sieben Jahre lang immer wieder Whisky getrunken und mich auch für Whisky interessiert. Und dann haben wir eben gesagt, also komm, wir machen einen deutschen rauchigen Whisky mit einem deutschen Torf. Das lassen wir uns in einer Mälzerei in Belgien, in Deutschland haben wir da keine gefunden damals, die stellen unser Malz mit dem deutschen Torf her. Und das machen wir eben seit 2014. Und unsre Brennblase, die war größer wie die alte Brauerei, also wir haben 1.200 Liter in die Brennblase gebracht und im Sudhaus haben wir nur 1.000 Liter produzieren können, also 10 Hektoliter.

Markus: Ja, das ist natürlich spannend zu hören. Und ich muss auch sagen, ich erinnere mich noch an eine Gegebenheit und zwar habe ich irgendwie, ich glaube, 2014 oder 15, habe ich ein Buch geschrieben über die Brennereien in Franken. Und dann habe ich damals bei dir angerufen und habe gesagt, ich würde dich auch gerne mit in dieses Buch aufnehmen und dich vorstellen. Und dann hast du damals zu mir gesagt, das können wir leider nicht machen, weil, ich habe den Whisky zwar fertig, aber der muss jetzt noch 3 Jahre liegen, bevor ich ihn ausschenken kann und deswegen macht das keinen Sinn. Und das fand ich damals wirklich eine ganz spannende Geschichte, das werde ich auch nie vergessen. Und so war das ja auch letzten Endes, also Whisky muss ja mindestens 3 Jahre lagern, bevor man ihn verkaufen darf oder so nennen darf.

Georg: Genau, also man geht 3 Jahre lang in Vorleistung, genau, also ist sehr kostenintensiv, zeitaufwendig. Aber es ist halt auch extrem interessant, weil in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, für was nimmt man sich wirklich solange Zeit? Und das macht halt dann auch beim Whisky eben extrem Spaß. Unser ältestes Fass ist 9, wir werden nächstes Jahr einen 10-jährigen Whisky haben. Und, ja, wir haben insgesamt so 120, 140 Fässer grade liegen. Und, ja, ist jetzt geplant, dass wir mehr machen, aber, ja, alles Step by Step.

Markus: Ich finde das ja auch sehr spannend, wenn man den Brauer hat, der hat ja irgendwie den Drang, alle paar mindestens Tage zu seinem Lagertank zu gehen und mal zu zwickeln und zu schauen, wie steht es denn mit dem Bier, wie geht es denn dem. Wenn ich jetzt überlege, ich habe dann so einen hochprozentigen Whisky jahrelang in meinem Fass, wie hält man sich denn da zurück oder hält man sich nicht zurück?

Georg: Man hält sich nicht zurück, ja, man ist natürlich neugierig. Also und vor allem, die ersten Jahre war es natürlich extrem interessant eben auch zu sehen, wie sich der Whisky verändert über die Zeit. Also mittlerweile haben wir ein gewisses Know How und auch eine Erfahrung und wissen, es gibt dann so gewisse Zeitfenster, in denen er sich dann gerne verändert und da kann man dann mal wieder probieren oder probiert. Aber grade natürlich am Anfang, man weiß ja nicht, was passiert. Man stellt ein Destillat, einen Newmake her, legt es dann ins Fass, das Fass hat ja auch einen großen Einfluss. Und dann ist man natürlich neugierig, weil, es steckt ja extrem viel Kapital drin und dann will man eben auch wissen, wo die Reise hingeht. Und, ja, wir probieren heute noch viel, aber damals haben wir schon auch viel probiert, einfach um zu wissen und auch zu verstehen, was passiert.

Markus: Das stimmt. Und das ist, glaube ich, auch so der ganz große Unterschied. Weil, viele Leute fragen mich ja auch, jetzt gibt es ja in Schottland Whisky-Destillerien seit Jahrhunderten sozusagen und bei uns haben ja viele jetzt erst angefangen und was sind so die Unterschiede? Und ich glaube, das ist tatsächlich so ein Punkt, wo es beim Bier ja eigentlich andersrum ist, wo der fränkische Brauer sagt, okay, wir haben hier, was weiß ich, 50 Generationen, die Bier machen, da ist einfach sehr viel Erfahrung in dem Thema schon drin und woanders fangen sie grade erst an, so ist es eben beim Whisky vielleicht andersrum. Auf der anderen Seite hat man bei uns halt wieder andere Voraussetzungen und auch ein anderes Niveau vielleicht vom Ausgangsprodukt und so und vielleicht auch ein anderes Denken. Ja, also was das Thema Whisky angeht, war ich ja auch bei der Frankfurt Trophy vor Kurzem und habe da eben mal wieder, weil ja die ganzen Leute bei uns aus der Akademie, die landen da ja dann bei der Bierjury, dann kann ich eben als Edelbrandsommelier auch mal in die Edelbrandjury und bin dann tatsächlich beim Whisky gelandet. Und das war schon sehr spannend zu sehen, was es da für eine große Bandbreite gibt, weil wir Schottische hatten und eben auch verschiedenste Deutsche und Internationale. Aber man kann tatsächlich Unterschiede schmecken. Wie würdest du denn das sagen, was macht so einen Unterschied zwischen einem klassischen deutschen Whisky oder vielleicht auch deinem Whisky aus zu einem klassischen schottischen Whisky?

Georg: Ja, also ich sage mal, diese frühere klassische deutsche Whisky-Kategorie, da kommen ja immer mehr Brenner davon ab. Ich sage mal, das waren sehr, sehr saubere Destillate, die dann einfach oft gerne auch in neue Weißeiche oder französische Eiche gelegt wurde und eben sehr holzlastig, intensiv. Also jemand, der davor Whisky getrunken hat, hätte vielleicht diese Produkte nicht unbedingt als Whisky bezeichnet. Aber es gibt mittlerweile in Deutschland schon auch etliche Destillerien, die das mittlerweile anders machen und auch sehr gut machen. Drum bin ich da immer ein bisschen vorsichtig mit der Kategorie deutschen Whisky und schottischen Whisky. Was man halt einfach merkt bei uns, man muss sich eben als Kleiner absetzen. Wir setzen uns jetzt einfach schon mal ab durch unser eigenes Malz mit dem deutschen Torf. Dann verwenden wir unsere Bierhefen, haben eine siebentägige Gärung. Wir sagen also, wir lassen das auf jeden Fall sieben Tage gären, damit sich das Jungbier schon mal ein bisschen mehr harmonisiert und nicht mit einer Turbohefe nach ein, zwei Tagen oder 36 Stunden durchgegoren ist. Und dann destillieren wir eben auch sehr extrem langsam eigentlich, wir hauchen das Destillat eigentlich nur fast ohne Gegendruck und ohne Dephlegmation eben am Kupfer vorbei. Was ein sehr süßes, nussiges, leicht rauchiges Destillat oder Newmake eben ergibt und das legen wir dann ins Fass. Und, ja, also es muss jeder, ich sehe es ja beim Bier genauso, es muss jeder seinen Weg irgendwie selber finden. Das Entscheidende ist einfach, was zum Schluss im Glas ist und ob das jetzt schottischer oder deutscher Whisky ist, es muss einfach gut sein. Und wenn es gut ist, dann hat man alles richtig gemacht, meiner Meinung nach.

Markus: Absolut. Und vielen Dank, dass du das sagst, weil, mir geht es auch so, dass man eben eher zum Beispiel merkt, aus welchem Stall so ein Whisky kommt. Und wenn da eine Brauerei dahinter sitzt, dann ist das oft eine andere Qualität, weil natürlich das, was die mit dem malz vorher schon anfangen können, natürlich was anderes ist, als wenn das eben jemand ist, der, in Anführungsstrichen, nur eine Brennblase hat. Also auf jeden Fall spannend. Und da hast da jetzt praktisch dieses Torf vom Dorf, rauchige Thema für dich so auf die Schiene hauptsächlich gehoben oder hast du auch noch andere Whiskys?

Georg: Nee, also wir machen nur einen rauchigen Whisky und, ja, weil ich eben auch gern rauchige Whiskys mag. Ich mag allgemein kräftige Produkte, ob das beim Käse oder Salami oder Bier oder Whisky eben ist oder auch Wein, ich mag das allgemein gern, wen die Produkte ein bisschen kräftiger sind. Und drum eben auch den rauchigen Whisky aus der Fränkischen Schweiz mit dem deutschen Torf, ja, war eine ganz bewusste Entscheidung und das ziehen wir einfach auch weiter durch.

Markus: Und es gibt auch noch klassische Edelbrände aus deiner Schiene, also Obstbrände, Fruchtbrände sozusagen?

Georg: Haben wir auch. Also mit einem Gin haben wir jetzt während Corona angefangen, das läuft eigentlich auch sehr gut. Mit dem Sven Goller aus Bamberg vom Schwarzen Schaf und der hat uns da ein bisschen beraten und der Gin, der läuft wirklich sehr gut. Und die Obstbrände haben wir ein bisschen runtergefahren, weil wir uns eben jetzt auf dieses Whisky-, Gin-Thema. Wir haben jetzt auch rauchigen Eierlikör, rauchigen Kirschlikör, einen rauchigen Pfirsichlikör und einen rauchigen Schokolikör, die Ellies heißen die, die Elchliköre. Das sind die Ellies, da haben wir unseren Elch ein bisschen weiblich werden lassen und, ja, die laufen auch. Aber da wollen wir eben unserer Schiene treu bleiben und das soll jetzt dann auch nicht noch von der Brennerei, es ist jetzt nicht gedacht, dass wir noch mehr Produkte aufziehen, vielleicht noch ein paar Geiste, aber dann soll es das auch gewesen sein, einfach um noch ein bisschen einen Cashflow für den Whisky zu kreieren, weil es eben schon sehr kostenaufwendig ist. Also da steckt in dem Whisky-Projekt, steckt mittlerweile richtig viel Geld drin.

Markus: Also apropos Flow, da erinnere ich mich, letztes Jahr auf dem Bierfest in Nürnberg, da durfte ich ja den Rauch-Eierlikör probieren. Und ich muss sagen, diesem Getränk bin ich absolut verfallen, also das ist Wahnsinn, total genial. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass das geht, das so zu kombinieren, aber es ist wirklich faszinierend. Also so ein kleines Stückchen Himmel auf jeden Fall zusammen zum Beispiel mit einer Kugel Walnusseis oder so, Wahnsinn.

Georg: Perfekt, ja, ja, genau, zum Eis perfekt. Und auch mittlerweile etliche Stammkunden, die es im Online-Shop bestellen oder bei uns holen, weil es eben auch was Besonderes ist. Ist was, was nicht überall kriegt und es hat halt auch sein, ja, es ist einfach ein Charakterprodukt vom Geschmack her.

Markus: Ja und als solches passt es natürlich perfekt in die Range. Ja, eine Sache müssen wir noch besprechen, wenn man bei euch nämlich auf die Whisky-Angebotsseite drauf schaut, dann sieht man nicht nur den Torf vom Dorf und das Torfduett, sondern man sieht auch den Neustart. Das hat eben was damit zu tun, dass euch leider ein Schicksalsschlag ereignet hat oder ereilt hat, sagt man ja, also das heißt, es gab einen Brand bei euch. Vielleicht nur ganz kurz, was ist genau passiert und wie habt jetzt da die Weichen gestellt für die Zukunft?

Georg: Ja, bei uns hat es Mitte Februar, hat es oben im Dachstuhl gebrannt und es ist aber, ich sage mal, zum Glück kein Personenschaden, dem Whisky ist auch nix passiert. Es ist halt, die ganzen Versorgungsleitungen, Automatik, Büro, Dampfkessel, das ist kaputtgegangen, der Dachstuhl. Und wir sind jetzt, also die Versicherung, die hat schon angezahlt, aber wir sind jetzt hinten, der hintere Teil vom Gebäude steht unter Denkmalschutz und da sind wir jetzt eben grad dran, ob wir das nicht vielleicht komplett wegreißen dürfen und dann den hinteren Teil, so wie das vordere Betriebsgebäude aufbauen. Und vielleicht sogar noch einen Stock draufsetzen und dann ein Pultdach draufmachen und nochmal Photovoltaik. Wir haben ja jetzt schon 99 Kw-Photovoltaik, auch seit 2014, auch mit dem Batteriespeicher über Nacht. Und, ja, das würden wir hat jetzt wieder gerne machen, da sind wir auch grad drüber, aber das ist jetzt noch nicht ganz fest, soll aber die nächsten 2 Wochen wahrscheinlich entschieden werden. Und dann können wir da komplett weiter in die Planungsphase gehen, wie es dann weitergeht, komplett. Also beim Schulz, das ist schon angestoßen, dass da wieder die Automatik, der Schaltschrank, dass das alles wieder kommt. Aber wir müssen eben jetzt vom Gebäude schauen, wie es jetzt da weitergeht und ob wir uns da anders aufstellen können oder dürfen.

Markus: Ja, das ist ja klar und da drücken wir euch natürlich auch ganz fest die Daumen. Ganz spannend fand ich, also das war ja auch so ein richtiger Schock auch, also kann ich mich noch gut erinnern an dem Tag, dann gingen so die Bilder durch die Facebook-Gruppen oder auch in WhatsApp oder sonst irgendwie und dann macht man sich natürlich Gedanken, macht sich Sorgen. Und ich habe dann ein paar Tage später mit jemand gesprochen, der bei dir auch im Ort wohnt und eben gesagt hat, Mensch, und der da auch bei der Feuerwehr ist, wie toll das war, dass wirklich aus dem Ort und aus den umliegenden Ortschaften ganz schnell ganz viele Leute gekommen sind, die da auch geholfen haben und das man es wirklich geschafft hat, also sich erst mal um die Menschenleben zu kümmern, aber dann natürlich auch um die Whisky-Fässer zu kümmern. Weil, das wäre natürlich ein Drama gewesen, wenn denen was passiert wäre. Und das, finde ich auch, das zeigt auch, wie sehr verwurzelt ihr da mittlerweile in der Ortschaft seit oder?

Georg: Ja klar, uns kennt man, die Gastronomie kennt man. Und, ja, war natürlich auch ein Glücksfall, dass die Feuerwehr nicht weit weg von uns stationiert ist und das ist alles wirklich wahnsinnig schnell gegangen. Und, ja, da hatten wir wirklich Glück im Unglück, muss man wirklich sagen.

Markus: Absolut. Also da, wie gesagt, drücken wir euch die Daumen, dass das alles gut vorangeht. Nochmal erst recht der Aufruf an die Hörer, also kauft euch ein gutes Elch-Bier, kauft euch einen von den guten Whiskys oder auch den Rauch-Eierlikör, dann könnt ihr auch den Georg unterstützen, dass alles ganz besonders gut und schnell wieder ins normale Fahrwasser oder sogar drüber hinaus kommt. Dir auf jeden Fall ganz, ganz vielen Dank für deine Zeit, die vielen Infos und die spannenden Geschichten aus Thuisbrunn, aus dem Elch-Bräu und natürlich auch für deine Leidenschaft zum Produkt, zum Bier, was es uns ermöglicht, so schöne tolle Biere auch trinken zu dürfen, danke schön.

Georg: Ja, Markus, ich danke dir.

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