BierTalk 148 – Interview mit Tobias Leisgang, Innovationsmanager aus Bamberg

Bier ist Tradition – aber auch Innovation. In dieser Folge spricht Markus mit Tobias Leisgang, Innovationsberater aus Bamberg, über die Herausforderungen und Chancen der Bierbranche in Zeiten des Wandels. Wie gehen Brauereien mit Unsicherheit um? Warum fällt es so schwer, sich von Gewohntem zu lösen? Und wie kann man Kundenbedürfnisse neu denken – vom alkoholfreien Bier bis zur Erlebnisgastronomie? Tobias bringt Impulse aus der Unternehmenswelt mit, zeigt Parallelen zum Brauhandwerk auf und stellt seine kreativen Bierdeckel-Fragen vor, die zum Nachdenken über die Zukunft anregen. Ein Gespräch über Kopf, Bauch, Entscheidungsmut – und die Kraft, Neues zu wagen…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute haben wir uns was ganz Besonderes vorgenommen, weil es ist natürlich wieder ein neues Jahr, es gibt viele Herausforderungen, die gibt es auch schon länger, ehrlich gesagt, nicht erst seit diesem Jahr, aber es wird immer offensichtlicher, dass gerade auch in der Bierwirtschaft wir anfangen müssen, neu zu denken, umzudenken, kreativ zu sein, innovativ zu sein. Und, ja, was liegt da näher, als sich jemand einzuladen, der sich genau damit auskennt. Also ich habe heute einen guten Freund und Bierkollegen, Tobias Leisgang da, der sich eben beruflich mit dem Thema Innovation und Kreativität und all dem, was dazu gehört, beschäftigt. Und da werden wir uns heute ein bisschen unterhalten. Also ich freue mich, dass du da bist und vielleicht sagst du noch zwei, drei Worte zu dir selber, Tobias.

Tobias: Ja, hallo Markus. Schön, dass ich da sein darf im BierTalk, ja, da sind ja normalerweise die absoluten Bierspezialisten und Koryphäen da. Genau, komme aus Bamberg, kenne den Markus vom Quizabend, wir spielen regelmäßig in einer wunderbaren Bamberger Gastronomie einmal im Monat zusammen Quizabend. Und wie Markus schon gesagt hat, ich bin in der Unternehmensberatung tätig, ich berate Organisationen zum Thema Innovationen. Da geht es um neue Produkte, neue Geschäftsmodelle. Ja, und wie du sagst, viele stehen oft vor der Frage, die Zeiten werden unsicher, das alte Geschäftsmodell trägt vielleicht nicht mehr so richtig. Und da komme ich dann ins Spiel und helfe so ein bisschen Ideen generieren und wie kommt man auch in die Umsetzung.

Markus: Wunderbar, da werden wir gleich ein bisschen auch in die Bierwirtschaft gucken. Vorher vielleicht noch ein paar Worte vielleicht zu dir, damit die Leute sich das noch ein bisschen besser vorstellen können. Also vielleicht einerseits, welchen Bezug hast du vielleicht zum Thema Bier? Weißt du vielleicht noch, welches dein allererstes Bier war? Und vielleicht, wie muss man sich den Alltag von so einem Innovationsmanager überhaupt vorstellen?

Tobias: Okay, ich fange mal mit dem Bier an und schlage dann die Brücke zum Alltag, weil abends gibt es dann manchmal ein Feierabendbier. Also mein Bezug zu Bier, ich mag die Vielfalt hier in Oberfranken, als Bamberger ist man ja da gesegnet, allein schon mit den Brauereien in Bamberg, aber auch im Landkreis. Ich bin ein großer Craft-Beer-Fan, um ehrlich zu sein. Ich war in meiner Karriere früher ganz oft in den USA und habe da die Liebe zum Craft-Beer, zu IPAs auch vor allem entdeckt. Und ja, also überall, wo wir irgendwo in Urlaub sind, Tobias Leisgang muss immer ausfindig machen, gibt es hier irgendwo eine kleine Craft-Beer-Brauerei um die Ecke. Fahr da auch mal hin, klingle da, unterhalte mich ein bisschen mit denen, weil ich es einfach genial finde, was es da für eine Vielfalt gibt, was Menschen quasi aus so wenigen Einzelzutaten an Vielfalt, an Geschmäckern und, ja, Varianten irgendwie rausholen können, also fasziniert mich immer wieder.

Markus: Ja und wie schaut dein Alltag aus?

Tobias: Mein Alltag schaut tatsächlich so aus, ist total unterschiedlich, das kann sein, dass ich mal zu einem Vortrag irgendwo unterwegs bin, reise dann irgendwo an zu einem Event, mache dann einen Impulsvortrag, spreche ein bisschen über Megatrends, über Innovationen in der entsprechenden Branche. Das kann ein Ganztages-Workshop sein, wo wir quasi Ideen erarbeiten und Strategien austüfteln, in Umsetzungspläne kommen. Manchmal ist es auch von zu Hause, ich mache eine Online-Session, bin in einem Online-Meeting und mit allem, was davor und danach natürlich dazu gehört, Vorbereitung, Nachbereitung, Auftragsklärung, also tatsächlich sehr vielfältig.

Markus: Genau, also kann man eigentlich gar nicht von dem Alltag sprechen, sondern es ist einfach eine sehr vielfältige Geschichte. Und so ist es ja bei mir auch und das finde ich total schön und angenehm. Weil, ich glaube, für mich wäre es das Schlimmste, wenn ich jeden Tag immer dasselbe machen müsste, da bin ich absolut nicht dafür geboren.

Tobias: Genau, Vielfalt beim Bier, Vielfalt bei den Aufgaben und bei, wie so ein Tag abläuft, absolut.

Markus: Genau. Apropos, ich habe ja mal den Podcast angefangen mit meinem guten Freund Holger und der wurde immer nervös, wenn wir so zwei, drei Minuten Podcast hatten und er hatte noch nichts zu trinken, da hat er immer angefangen, so ein bisschen rum zu grummeln und gefragt, warum reden wir jetzt immer noch, wir wollten doch ein Bier trinken. Und ich glaube, du hast dir auch eins mitgebracht, oder?

Tobias: Ja, habe ich tatsächlich gemacht. Wenn ich richtig informiert bin, ist heute Abend Nokkerberg Starkbier-Probe und da habe mir gedacht, da muss natürlich heute ein Starkbier angestochen werden. Jetzt könnten wir sagen, 16:10 Uhr ist ein bisschen früh für ein Bockbier, aber wir machen das einfach heute. Und zwar habe ich einen Lucia Maria Bock von der Brauerei Först in Drückendorf. Ich weiß nicht, ob der Volker zuhört, der Brauer, aber er hat einen wirklich schönen, schönen Bock.

Markus: Absolut, tolle Brauerei. Also falls du zuhörst, auch von mir ganz liebe Grüße. Und, naja, da bin ich mal gespannt, was du dazu sagst, wenn du es im Glas hast. Ich habe mir auch was rausgesucht, ich habe mir gedacht, ich fange auf der anderen Seite an, weil ich heute nämlich noch ein bisschen Auto fahren muss und habe mir eine Himbeerweiße aus Berlin aus meinem Keller geholt, von einer meiner Lieblingsbrauereien, von Lemke und auch eins meiner Lieblingsbiere, das leider auch aktuell gar nicht mehr hergestellt wird, also da bin ich ganz, ganz traurig. Aber ich habe noch ein paar, ich habe mir die ganze letzte Charge gesichert, also meine Biergarage hat vier Kisten davon. Und, ja, eine davon habe ich jetzt hier und das ist auch ein sehr schönes Bier, weil es einfach ganz anders ist als das, was man eben zum Beispiel bei uns so in Franken hat. Bei dir zischt es schon.

Tobias: Genau, ich habe es schon hier aufgemacht.

Markus: Erzähl mal.

Tobias: Dann schenke ich mal ein. Und, genau, es hat eine schöne helle Farbe, genau, wirklich super schönen Schaum auch. Also ich finde, auch die Flasche ist super schön, Design sehr, ja, sehr übersichtlich mit dem Först-Löwen drauf und so einer schönen rötlich schimmernden Schrift irgendwie, also macht auch so vom Aussehen was her. Und ich nehme jetzt einfach meinen ersten Schluck.

Markus: So jetzt ist auch die Weiße im Glas.

Tobias: Ja, also ist schon gut süß, aber so ist es halt beim Bockbier. Finde ich extrem süffig und, ja, es schmeckt irgendwie ziemlich, ich würde jetzt mal sagen, straight, also hat irgendwie keine Schnörkel.

Markus: Perfekt, also bringt dich perfekt in unseren Talk sozusagen. Und, ja, bin ich jetzt ein bisschen neidisch, weil den habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr getrunken, um ehrlich zu sein. Also muss ich mal schauen, dass ich einen bekomme oder wenn wir das nächste Quiz haben, bringst du mir vielleicht ein Fläschchen mit, wir schauen mal.

Tobias: Ja, da muss ich tatsächlich zum Volker noch mal hinfahren, das war die letzte Flasche, die im Kühlschrank war.

Markus: Ach so. Ja, das musst du nicht, aber ich werde Mittel und Wege finden, also auf jeden Fall cool. Ja, bei mir ist es schön himbeerig, im Glas auch ein wunderbares Bier. Wie gesagt, die Himbeerweiße, da geht es halt darum, diese leichte Säure, die eine Berliner Weiße hat, mit der Frucht zu kombinieren und das Ganze dann eben zu einem schönen, erfrischenden und nicht zu starken Bier zu machen, was jetzt gerade für mich auch wunderbar passt. Und ich muss sagen, die letzten Tage war es ja so schön sonnig …

Tobias: Ich wollte gerade sagen, das ist irgendwie so ein Frühlingsgetränk, oder?

Markus: Genau, also da hat es perfekt dazu gepasst oder hätte es perfekt dazu gepasst, jetzt heute ist es leider Gottes wieder ein bisschen eingetrübt. Aber, ich bin nächste Woche in Athen und ich hoffe mal, dass da vielleicht die Sonne wieder scheint und da kann ich jetzt vielleicht schon ein bisschen vorausschauen, wer weiß. Ja, wenn wir beim Thema Innovation und ein bisschen beim Thema Bier sind, ist dir das denn schon mal irgendwie begegnet im Laufe deiner beruflichen oder auch privaten Laufbahn, dass du bei einer Brauerei oder bei einer Gastronomie warst und da so Fragen aufgetaucht sind, die dich auch in deinem beruflichen Feld irgendwie berühren?

Tobias: Also ich habe tatsächlich noch nichts mit einer Brauerei oder der Gastronomie gemacht tatsächlich. Ich fange vielleicht mal mit einer Analogie an, weil, wenn ich mir so einen Innovationsprozess anschaue, dann ist der ja auch nicht immer linear und geradlinig, auch da gibt es Varianzen, auch da spielt Timing eine Rolle. Wann ist die Zeit reif zum Beispiel für so eine Innovation? Es kann ja durchaus sein, dass die Zeit noch nicht reif ist für ein Produkt, dass man zu früh dran ist, also da hängt es schon von Timing ab. Und ich glaube, da gibt es schon Parallelen so zum Brauprozess, zu wissen, wann ist der richtige Zeitpunkt, also wann ist es reif, wie lange muss es irgendwo im Keller lagern? Da sehe ich durchaus Parallelen, die man übertragen könnte.

Markus: Ja und ich muss sagen, ich bin ja auch oft im Gespräch gerade mit Brauereien und Brauern logischerweise und ich finde, da ist immer so ein krasser Gegensatz zu zwei Dingen, die man eigentlich so als selbstverständlich sieht. Weil auf der einen Seite sind es ja Unternehmen, die gibt es teilweise seit 300, seit 500 Jahren, also würde man ja sagen, das ist sozusagen Tradition pur. Aber, auf der anderen Seite, wenn wir jetzt alleine mal unsere Lebensspanne sehen, wie viel hat sich in dieser Zeit ständig geändert und wie waren ständig die Herausforderungen an alle Unternehmen, die irgendwo am Markt unterwegs waren, sich in irgendeiner Form darauf einzustellen, damit zu beschäftigen, umzustellen. Also wenn ich jetzt zum Beispiel mal an meine Lebenszeit und Bier denke, dann waren das die ersten Herausforderungen in den 80ern, als die Pilzwelle hier in Franken so durchgeschlagen ist. Dann kommt das Kellerbier als neues Thema, das Bio-Bier. Dann kommt die Wende, wo dann auf einmal ein neuer Markt praktisch da ist, aber auch ganz viele Chancen und Risiken mit auch neuen Unternehmen und Übernahmen und was weiß ich was allem. Dann haben wir natürlich 2001, den Crash damals und dann den Finanzcrash. Dann eben jetzt die jetzige Zeit, Corona, riesen Herausforderungen für alles mit Gastronomie. Und dann natürlich der Ukraine-Krieg mit dem Energie-Thema dazu und so weiter und parallel Klimawandel, Verteuerung von Energie, von Rohstoffen und so weiter. Also das heißt, es sind ständige Herausforderungen und ich finde, das ist einfach total interessant, dass man immer denkt, so ein alter Tanker, so ein Unternehmen, die leben davon, dass sie praktisch immer gleich sind. Aber dabei ist die Kunst, glaube ich, in diesem immer Gleichsein, ständig anders zu sein. Und ich glaube, das ist wirklich nicht so einfach. Auch als Chef, das sind ja oft kleine Unternehmen, wo vielleicht ein, zwei, drei Personen über alles entscheiden und dann ständig mit solchen Dingen konfrontiert sind. Gibt es denn da so, ich weiß nicht, so Guidelines oder so, wie man priorisiert oder worauf man achtet oder so Punkte oder irgendwie sowas?

Tobias: Du sprichst was Gutes an, das sind alles oder in vielen Fällen sind es kleine Unternehmen, wenn man jetzt mal irgendwelche Großkonzerne und Großbrauereien rausnimmt. Aber wenn ich jetzt mal hier Richtung unsere Gegend hier in Oberfranken schaue, dann sind es ja wirklich kleine Familienunternehmen. Das ist jetzt nicht wie in großen Unternehmen, dass die sich irgendwie Innovationsmanager leisten, das ist dann Innovation, würde ich mal sagen, Geschäftssache. Die nennen es vielleicht auch nicht Innovation, machen es aber trotzdem, was ich gut finde. Ich glaube, was wichtig ist, was für mich so ein erster Tipp wäre, wäre tatsächlich, sich ein bisschen Zeit für Experimente zu reservieren. Und ich sehe Brauereien, die können das ganz gut. Die sagen, ich probiere mal was aus und ich habe aber so mein Stammportfolio, was einfach läuft und da muss ich auch nichts daran ändern, wenn das passt und läuft. Und gleichzeitig mache ich aber immer Experimente, um quasi, ja, Stand zu halten mit neuen Trends, mit Herausforderungen, die du genannt hast, um eine gewisse Flexibilität an den Tag zu legen.

Markus: Wie macht man das denn überhaupt, wenn ich an so einem Punkt angelangt bin, wo ich den Eindruck habe, es ist jetzt einfach zu viel? Also zum Beispiel in so einer Corona-Zeit oder nach so einer Corona-Zeit, wenn ich auf der einen Seite Personalmangel habe, teurere Rohstoffe, teurere Energien, einen schrumpfenden Markt, andere Bedürfnisse im Markt, andere Produkte, was weiß ich was, also wo von jeder Seite irgendwas kommt, wie kann sich so ein Unternehmer da gut verhalten? Also sollte man da erst mal innehalten, sollte man sich Rat suchen, sollte man das Stück für Stück abarbeiten, wie ist da so eine gute Herangehensweise?

Tobias: Ja, natürlich am besten mal beim Tobias Leisgang anrufen. Nee, Scherz.

Markus: Endlich, Mensch, der zweite Elfmeter, aber jetzt. Nein, okay.

Tobias: Also mein erster Rat wäre da, die haben ja alle bestehende Kunden und das Erste ist natürlich immer, auf die bestehenden Kunden zu schauen, was brauchen die. Wir sprechen im Innovationsbereich von nutzerzentrierter Entwicklung oder kundenzentrierter Entwicklung und das hat ganz viel mit Verständnis von Kundenbedürfnissen zu tun. Du hast Herausforderungen genannt, ich würde jetzt vielleicht mal eine Chance addieren, wo du auch kürzlich eine Folge gemacht hast, die ich gehört habe, Thema alkoholfreies Bier. Ja, also das ist vielleicht ein Kundenbedürfnis, was sich über die letzten Jahre stärker entwickelt hat, was auch vielleicht eine gewisse Akzeptanz mittlerweile erreicht hat. Ich kann mich erinnern, ein paar Jahre zurück, das war ja verpönt, das Thema, irgendwie alkoholfreies Bier, also für viele war das ja schon Frevel, dazu Bier zu sagen. Und wenn ich mir heute angucke, was da an Vielfalt da ist und was da an Entwicklungen da ist und was da an Geschmack drin ist, dann finde ich das total super. Und das wäre für mich zum Beispiel so ein Beispiel zu sagen, wie verändern sich Kundenbedürfnisse, was sind da Trends.

Markus: Ja und ich finde es auch ganz spannend, was du da sagst, was du bei den Kunden wahrnimmst, weil genau dasselbe kann man nämlich auch bei den Brauern wahrnehmen. Also ich kenne immer noch viele, gerade fränkische Brauer, wenn man die auf das Thema alkoholfrei anspricht, dann schüttelst die und dann sagen die, das ist kein Bier und sowas würde ich niemals machen und bei mir gibt es nur vernünftiges Bier, gescheites Bier und da ist eine richtige Aversion dahinter. Und da muss ich immer so ein bisschen an den Titel von deinem Podcast denken, über den haben wir noch gar nicht gesprochen, weil der heißt ja Kopf und Bauch und ich glaube, das ist so ein bisschen das, was bei diesen Leuten, wo man dann einfach schauen muss, weil aus dem Bauch raus haben die diese Aversion, aber wenn sie mal wirklich drüber nachdenken, dann muss ihnen doch klar sein, da ist ein neues Bedürfnis und da ist ein neuer Markt und der alte Markt ist eher einer, der weniger wird und schrumpft. Also muss ich mich dem ja irgendwie als Unternehmenschef in meiner Verantwortung auch für die Firma irgendwie annehmen, auch wenn es mir selbst selber vielleicht jetzt gerade gegen den Strich geht sozusagen im Bauch, weil das eben schon so ein Schatten ist, über den ich springen muss. Also ist sowas auch manchmal ein Thema bei dir, dass man so Prinzipien hat, die man dann auch mal über Bord werfen muss oder so?

Tobias: Ja und weil du eben den Podcast erwähnst, also es gibt da unterschiedliche kognitive Verzerrungen. Also das sind quasi, unser Hirn ist halt verdrahtet, dass es sich das Leben möglichst einfach macht, es liebt Energie sparen. Und da gibt es halt gewisse Abkürzungen, die sich da über Jahrhunderte Evolution eingeprägt haben und eine davon ist zum Beispiel der sogenannte Default Bias. Also ich habe mich an den Standard gewöhnt und dann entscheidet man quasi nicht rational. Nimm jetzt den Brauer, mit dem du dich unterhältst zum Thema alkoholfreies Bier, der hat halt über Jahre gesehen, ja, mein Bier wird doch getrunken, die Leute kommen quasi in meine Brauerei, Gaststätte und ist da quasi in diesem Default drin. Und da rät ihm quasi sein Bauchgefühl oder sein Kopf, sagt ihm einfach, naja, kannst du doch einfach so weitermachen, wird schon so weiterlaufen. Und gleichzeitig, was noch dazukommt, ist ein anderer Effekt, ist die sogenannte Verlust-Aversion. Du musst ja dann was weglassen, du hast vielleicht irgendwie eine gewisse Kapazität an Ausstoß, was du machen kannst, wenn du da jetzt Platz machen willst für eine alkoholfreie Variante, musst du ja was von dem anderen weniger machen. Und das, glaube ich, fällt halt auch vielen schwer, zu sagen, ich lasse dafür was weg. Ist aber nicht nur im Brauereiwesen so, also das ist ein Phänomen, das sieht man quer durch alle Branchen, dass Unternehmen sich schwer tun, quasi was aufzugeben, ein bestehendes Geschäftsmodell, ein bestehendes Produkt weniger zu machen oder nicht mehr zu machen.

Markus: Wenn man da ein bisschen an die jetzige Zeit denkt, würdest du sagen, wir sind vielleicht eher an einem Ende von etwas, also weil doch viele, ja, sicher geglaubte Dinge so ein bisschen sich verabschieden nach und nach aus unserem Leben oder sind wir vielleicht auch an einem Anfang von etwas, wo wir auch die Chance haben, Dinge vielleicht auch einfach neu zu gestalten oder im Zuge all der neuen Entwicklungen, die es ja auch gibt, Stichwort KI und so weiter, vielleicht auch einfach neue Wege zu gehen, die wir vielleicht vor 5 bis 10 Jahren uns gar nicht vorstellen konnten, weil sie nur in einem Sci-Fi-Film irgendwo drin waren. Also wie ist dein Gefühl so zur aktuellen Zeit, bist du da eher, ja, bereit, neue Wege zu beschreiten oder bist du ein bisschen wehmütig, weil wir so vieles jetzt ein bisschen von uns lassen müssen?

Tobias: Also absolut, ich bin total positiv, um ehrlich zu sein, weil es so viele neue Chancen gibt. Ich denke, wir stehen am Ende von etwas. Also ich glaube, wir sind jetzt viele Jahre mit einem Industriezeitalter gut gefahren, hat uns auch guten Wohlstand generiert und mein Gefühl ist schon, dass es so ein bisschen zum Ende kommt, ja. Also wir haben viele Dinge, sind an der einen oder anderen Stelle auch gesättigt, also ich würde mir jetzt kein drittes Auto kaufen, einfach um in der Automobilindustrie irgendwie Wachstum zu generieren und ich glaube, das kann man auf ganz viele andere Bereiche übertragen, des täglichen Lebens. Und gleichzeitig fängt so ein neues Zeitalter an. Ich hätte manchmal gerne Zeitmaschinen, würde gerne so in den Anfang des Industriezeitalters zurückreisen, weil ich mir vorstellen kann, dass es den Menschen damals ähnlich ging. Da hat so das Manufakturzeitalter, hat so ein bisschen geendet und es kamen plötzlich diese ganzen Maschinen und haben es möglich gemacht, Dinge in größeren Stückzahlen zu produzieren und verlässlicher zu produzieren und jetzt kommt halt einfach irgendwie was Neues. Es ist in vielen Fällen vielleicht noch gar nicht so klar, wie sieht dieses Neue aus, was wird sein, war es, glaube ich, damals auch noch nicht im Industriezeitalter. Und ich finde es aber super spannend, quasi jetzt so diesem Übergang mitzumachen, weil, ja, da, wie du sagst, die Chance da ist, viele Dinge neu zu machen. Und ich finde es auch was total Natürliches, also in der Natur ist es ja auch so, es gibt so etwas wie Jahreszeiten. Also es gibt einen Herbst und einen Winter und da kommen einfach Dinge zu Ende, die Blätter fallen vom Baum runter und liegen dann irgendwie als Laub am Boden, also sind dann quasi abgestorben und im Frühling, über den wir uns vorhin unterhalten haben, entsteht wieder was Neues.

Markus: Ja und ich glaube auch, was du gerade gesagt hast mit diesen Verlustaversionen, das ist, glaube ich, auch immer Bestandteil von dieser Geschichte, weil man ja immer auch wirklich eine Kontrolle abgibt, sage ich mal. Also um das jetzt zu erklären, was ich meine, wenn wir 200 Jahre zurückgehen oder 250, da waren ja 90 % der Menschen damit beschäftigt, die anderen alle zu ernähren und das hat sich ja dann über die Industrialisierung komplett rumgedreht. Und dann war es ja eben zum Beispiel vorher so, dass jeder wusste, wo seine Milch herkommt oder wo sein Salat oder was weiß ich was herkommt, weil er ihn selber angebaut hat oder die Kuh im eigenen Stall gestanden ist. Und dann, über die Industrialisierung bin ich in der Stadt und gehe auf einmal in den Laden und kaufe mir halt mein Glas Milch oder meinen Kopfsalat oder noch weiter fertig. Und heutzutage ist es halt so, also wir hatten es ja vielleicht vor 30, 40 Jahren schon mal, als die Autos Elektroniken bekommen haben, da haben dann die Leute gesagt, oh Gott, jetzt kann ich mein Auto nicht mehr selber reparieren, weil ich da nicht mehr zugreifen kann. Und wenn wir jetzt eben in die KI-Zeit gehen und da ein bisschen weiterdenken, dann wird es ja noch mehr so sein, dass wir einfach als Individuen viele Dinge überhaupt nicht mehr, ja, bearbeiten, herstellen, verstehen können, die Basis dessen sind, mit denen wir täglich arbeiten oder auf der Basis wir existieren. Das stelle ich mir nicht so einfach vor, das auch im Kopf so klar zu kriegen. Also vielleicht ist das auch Teil dieser vielen Diskussionen, die Zurzeit einfach so sind, weil Menschen sich schwer tun, auch damit zurechtzukommen, dass man da auch Kontrolle und Gewohnheiten aus der Hand geben muss.

Tobias: Absolut. Und gleichzeitig, weil du KI ansprichst, finde ich, entsteht ja so ein Bedürfnis fürs Menschliche, fürs Individuelle, ja. Also wir hatten die Industrialisierung, die Dinge industrialisiert, jetzt kommt die KI, die auch so ein Stück weit das Thema Wissen und Wissensarbeit industrialisiert und zu Massenware macht. Und ich glaube schon, dass für Menschen da so eine Sehnsucht für was Individuelles entsteht, für vielleicht Manufaktur, für das Einzigartige, das Individuelle oder für das Menschliche. Und ich glaube, wenn ich jetzt mal auf Brauereien und Brauereigaststätten gucke, ich glaube, die haben da einen wahnsinnigen Schatz, weil die können das, also die können dieses individuelle Bier, ja, ich habe jetzt irgendwie eine Freude, weil ich irgendwie von einem regionalen Brauer irgendwie ein handwerklich gut gemachtes Bier hier mir einschenken kann, was aus der Region, wo ich weiß, wer steckt dahinter, ja. Also ich habe einen Menschen dazu, mit dem kann ich mich unterhalten, wenn ich da hinfahre und bei dem eine Kiste Bier quasi direkt ab Brauerei hole, ja, da gibt es ein Gespräch gratis. Ich glaube, das ist ein USP, den viele wahrscheinlich gar nicht so realisiert haben. Oder der Stammtisch in der Gaststätte, das ist eine Dienstleistung, ja, wo Menschen zusammenkommen, wo ich eben nicht mit meiner KI sprechen muss, sondern einfach mit echten Menschen sprechen kann. Also vielleicht wird das im Wert steigen und macht genau diese Geschäftsmodelle in Zukunft erfolgreicher und gefragter denn je.

Markus: Ja, also vielen Dank, dass du den Bogen da geschlagen hast, hätte ich sonst jetzt auch gemacht, weil das ist der Punkt, weil da kommen wir tatsächlich wieder zurück eben zum Thema Handwerk und letzten Endes natürlich auch zum Thema Bier, aber auch zum Thema Gastronomie, Zusammensein, gesellig sein, sich persönlich erleben, zusammensitzen, Leute neu kennenlernen und so, das bekommt ja alles einen ganz neuen Stellenwert, wenn an vielen anderen Stellen das eben nicht mehr so stattfindet, weil alles virtualisiert ist und man wahrscheinlich auch weniger tägliche Kontakte und all diese Dinge hat. Also selbst, wenn jetzt zum Beispiel keine Hotline mehr mit Menschen besetzt ist, was ja zum Teil schon so ist, dann muss ich ja auch nicht mehr mit jemandem interagieren, wenn ich da was will, sondern ich habe halt dann ein maschinelles Gegenüber. Und ich glaube, da ist natürlich so ein echtes Erleben von Menschen in der Gastronomie mit Sicherheit ein Wert, den man als Brauer, glaube ich, auch verkaufen und in Wert setzen kann und den man schön gestalten kann, sodass Leute auch gerne wiederkommen und das gerne erleben, sich freuen und was dafür tun, dass es den Laden auch weiter gibt. Also ich glaube, das ist auch so ein Punkt, viele nehmen sich einfach für zu selbstverständlich und haben vielleicht auch von den vergangenen Generationen gar nicht diese Wertschätzung für sich selber, für ihr Business, für ihren Laden sozusagen, sondern denken eher, na gut, sie sind halt da und sie sind praktisch auf die Gnade derer angewiesen, die da kommen, das dreht sich ja auch um. Also vielleicht ist das auch so ein bisschen was, dass man oft selber gar nicht sieht, wie wertvoll das ist, was man hat und was man macht. Erlebst du sowas auch?

Tobias: Ja, also es gibt im Innovationsbereich, gibt es ein Werkzeug, um vielleicht mal ein konkretes Werkzeug hier vorzustellen, hat alles natürlich tolle amerikanische Namen, ist immer ein bisschen schwierig, wenn man dann in so traditionellen Kontexten unterwegs ist. Value Proposition Canvas, also was ist der Wert einer Dienstleistung oder eines Produkts und was wird da gemacht. Ich schaue mir quasi meinen Kunden an, ich gucke, was muss der Kunde an Aufgaben erledigen, also Jobs to be done heißt es im Englischen. Und das sind aber nicht nur Aufgaben im klassischen Sinne, sondern das können auch Bedürfnisse sein, also emotionale Bedürfnisse, und schaue mir dann an, was hat der Mensch an Schmerzen bei der Erledigung dieser Aufgaben oder emotionalen Bedürfnisse und was könnten für den, das heißt sogenannte Gains, also was könnte diese Aufgaben beziehungsweise emotionalen Bedürfnisse, ja, verbessern, steigern oder vielleicht sogar Begeisterung auslösen. Und wenn man das mal macht, also nimm jetzt einfach mal eine Braugaststätte, wir gehen jetzt mal in den Bereich der Gastronomie, sich einfach mal anzugucken, welche Leute kommen da, was haben die an Bedürfnissen, was sind quasi so ihre Aufgaben, die sie erfüllen, dann ist es ja nicht nur der Nahrungsverzehr, dann ist es ja nicht nur das Durststillen, sondern es gibt dann noch ganz viele andere Aufgaben, die es zu erfüllen gibt. Und sich dann zu überlegen, was kann ich denn tun, um den Schmerz da zu reduzieren, nehmen wir jetzt mal Einsamkeit, könnte so ein Schmerz sein, ja. Menschen leben in der Stadt, das wird vielleicht immer anonymer und Menschen verspüren da Einsamkeit, es gibt Studien zum Thema Einsamkeit, und sich dann zu überlegen, wie kann ich jetzt mit meiner Gaststätte quasi dieses Problem lösen, welche Lösung könnte ich dafür anbieten? Und da zu experimentieren und auch mal auszuprobieren, halte ich für ein sehr erfolgsversprechendes Rezept. Es werden nicht alle Lösungen funktionieren, weil, da stecken auch immer ganz viele Annahmen drin. Also wir sprechen dann vom Annahmen überprüfen, Hypothesen testen und das kann man halt nur durchaus probieren. Aber wenn man da regelmäßig experimentiert und Dinge ausprobiert, dann wird man irgendwann mal auf Lösungen kommen, wo man sagt, okay, ich habe da einen Nerv getroffen, ich habe tatsächlich diesen Schmerz gelindert oder irgendein Bedürfnis besser bedient. Deswegen kann ich nur Mut machen zum Experimentieren und eigentlich müsste ja jemanden, der im Brauwesen unterwegs ist, das ist ja eigentlich täglich Brot quasi zu experimentieren, weil ich arbeite halt da einfach mit Variablen, ja. Also ich denke mal, jeder Sud, den man ansetzt, ist ein Stück weit auch ein Experiment.

Markus: Jetzt, wo ich da so zuhöre, finde ich das total spannend, weil ich glaube, das trifft den Nerv bei ziemlich vielen ziemlich gut. Weil, ich glaube, die kommen ja, also viele jedenfalls in der Brauwirtschaft oder auch in den angeschlossenen Gastronomien kommen ja eigentlich daher, dass sie sagen, okay, die Bedürfnisse, die wir befriedigen, das ist einmal Durst und einmal Hunger und das machen wir zu einem unschlagbaren Preis. Und das war eigentlich die Trilogie, mit der die unterwegs waren, sagen wir mal, die letzten 50, 70, 80 Jahre, sagen wir mal, bis zwischen 1950 und 2000, sagen wir mal so und da ist dann einiges passiert. Also einerseits über die Getränkemärkte, die Supermärkte, diese ganzen Preisdiskussionen, dann jetzt eben auch die Craft-Beer-Welle und überhaupt der Trend zur Individualisierung, der Trend zum Handwerk, dass das jetzt eben nicht mehr reicht. Und dass das Bedürfnis, ich habe Durst oder ich habe Hunger, deswegen gehe ich nicht mehr in eine Gastronomie, sondern ich gehe dahin, weil ich was anderes befriedige, zum Beispiel Neugier, zum Beispiel eben Leute begegnen, Leute treffen, mich gut unterhalten, lachen, Informationen bekommen, mich in irgendeiner Art und Weise austauschen, spielen vielleicht, was auch immer.

Tobias: Ein Quiz machen, eine Runde Schafkopfspielen, ja.

Markus: Erlebnisse haben, genau und dafür bietet mir dieser Ort eben ein Ambiente, was ich zu Hause nicht habe oder was ich auch am Handy mit einem digitalen Schafkopfspiel niemals herstellen kann. Und das ist, glaube ich, der Punkt und ich glaube, da müssen die Brauer auch ein bisschen schauen oder auch die Gastronomen, wo sind meine Assets, also wo kann ich das Ganze gut präsentieren, wo bin ich für Kunden wertvoll, wo erfülle ich besondere Bedürfnisse. Und das dann einerseits herausarbeiten und verstärken und vielleicht noch andere dazu finden und die auch kommunizieren. Das könnte in der Tat ein Thema sein, dass man mal aus dieser Ecke, wo man immer nur gefangen ist zwischen Preis und halt dem Anbieten von irgendwelchen, sage ich jetzt mal, banalen Getränken und Speisen, so ein Helles und ein Schweinebraten oder so, dass ich da rauskomme aus diesem Teufelskreislauf und dann auch nicht mehr vergleichbar bin. Das ist vielleicht auch ein Thema, oder?

Tobias: Ja, absolut. Also es gibt ja Beispiele, dass das funktioniert, also das ist jetzt nicht irgendwie eine Theorie. Manche machen das vielleicht ganz intuitiv, weil die das irgendwann Mal gemacht haben und festgestellt haben, das funktioniert und sich da trauen und deswegen weiter experimentieren. Also es gibt ja diese Gastronomien, die diese Bedürfnisse gut befriedigen. Also nimm quasi das Drei Linden, wo wir zum Quizabend hingehen, die sehen ja, die Bude ist voll zum Quizabend und deswegen biete ich das einmal im Monat an. Und ich kann vielleicht selbst nicht so einen Quizabend gestalten, also hole ich mir zwei, drei Leute, die da Bock drauf haben, so ein Quiz zu gestalten, die eine wahnsinnige Leidenschaft an den Tag legen, sich lustige Quizaufgaben zu überlegen und stelle quasi mein Restaurant für die zur Verfügung und finde halt eine Lösung, dass beide damit glücklich sind. Also diese Beispiele gibt es und man kann eigentlich nur dazu ermuntern zu sagen, hej, traut euch mal was. Und es wird nicht alles funktionieren, wahrscheinlich hat das Drei Linden auch Dinge ausprobiert, die nicht funktioniert haben und wieder verworfen haben. Aber mit einer gewissen Methodik und mit einer gewissen Herangehensweise kann man mit relativ überschaubarem Aufwand, wir reden da nicht von irgendwie großen Investitionen, wo man da irgendwie für 10.000e oder 100.000e von Euro irgendwie Maschinen anschaffen muss, relativ schnell Ergebnisse erzielen und quasi diese Hypothesen überprüfen, ist da ein Bedarf da, ist da ein Bedürfnis? Deckt das, wie ich das löse, das Bedürfnis der Menschen, die zu mir kommen?

Markus: Da, finde ich, ist auch das Drei Linden tatsächlich ein richtig gutes Beispiel, wenn man das ein bisschen über die Zeit sieht, weil das war ja nach dem Krieg, war das eine Metzgerei erst mal, mit Gastronomie dazu und das war der Mittelpunkt dieses Ortsteils. Also das war ein tolles Metzgerehepaar, die waren beliebt, die waren rührig, die waren ständig unterwegs und haben einfach tolle Sachen gemacht, und deswegen war dieses halbe Umfeld, das halbe Viertel jeden Tag, jeden zweiten Tag da, hat sich dann entweder nur was mitgenommen oder ist eben dageblieben, hat gegessen. Die haben Kirchweihen veranstaltet, Ortskirchweihen dort und so weiter und waren dann richtig fett im Geschäft, sage ich mal, bis dann leider Gottes der Senior gestorben ist oder erst ist krank geworden ist, dann gestorben ist und dann haben sie sich darauf beschränkt, nur noch zum Abholen anzubieten. Da waren sie dann auf einmal nicht mehr ein Ort, wo man hinkommt und bleibt, sondern sie waren ein Ort, wo man vorbeifährt und mitnimmt, waren aber da in der ganzen Stadt bekannt für Schnitzel, Sandwiches und was es halt so alles gab. Und dann war auch da die Witwe so alt, dass sie gesagt hat, jetzt ist gut. Und dann kam mit einem kurzen Intermezzo dazwischen jetzt dann die Drei Linden, die das ja völlig auf den Kopf gestellt haben. Also die von dem Zielpublikum, die Menschen, die in den 50 Häusern drum rum wohnen, weggegangen sind und praktisch eher auf ein jüngeres, kreativeres Publikum vielleicht gesetzt haben, auch von der Küche her. Eine sehr bunte Küche, auch immer mit schönen afrikanischen und asiatischen Gerichten mit dabei, viele vegane, vegetarische Gerichte, aber auch ein bisschen Bierkompetenz, weil Weyermann ja nebenan ist, das bespielt haben und es tatsächlich geschafft haben, da eine Stammkundschaft zu generieren, die dann auch regelmäßig kommt und bleibt. Und praktisch wirklich, wenn man da ein Foto machen würde oder gemacht hätte, sagen wir mal, letztes Jahr im Sommer und vor 60 Jahren im Sommer, das wäre völlig anders gewesen, aber in beiden Fällen eine tolle erfolgreiche volle Gastronomie. Und ich glaube, da sieht man schon, dass halt natürlich Gebäude bleiben, aber die Menschen, die diese Gebäude dann mit Leben füllen, da auch sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten haben, wie dieses Leben dann ausschaut und was sie davon haben und wen sie da mit sich haben und mitnehmen. Und das stimmt, ja. Also das ist schon, da hat man auch ein schönes Beispiel für die Selbstwirksamkeit, also da kann man dann doch als kleiner Mensch im Getriebe viel bewegen oft. Wo wir uns ja auch schon drüber unterhalten haben, du hast ja Bierdeckel gemacht. Also da sind wir ja total im Bereich Bier und die Bierdeckel haben aber Fragen. Also vielleicht kannst du kurz ein bisschen die Idee dahinter, also wofür sind die gut, wofür setzt du die ein, was ist so die Idee dahinter und dann können wir ja mal so ein paar dieser Fragen uns zuspielen und schauen, was die uns sagen.

Tobias: Unbedingt! Also ich erzähle mal die Geschichte, wie kam es zu diesen Bierdeckeln. Wir haben vorhin über diesen Übergang gesprochen, so ein Zeitenübergang, unsichere Zeiten, Menschen haben so ein bisschen Angst, woah, Hilfe, was kommt jetzt da, KI, irgendwelche Branchen haben Schwierigkeiten, wir sprechen über Unternehmensinsolvenzen, Energiepreise, what ever. Also du hast da ganz viele Themen genannt, die Menschen irgendwie beunruhigen und Angst machen. Und ich habe ja gemerkt, es greift immer mehr so die Angst vor der Zukunft um sich und man wünscht sich so die guten alten Zeiten zurück. By the way, auch eins von diesen kognitiven Verzerrungen, weil in der Rückschau man die nicht so tollen Dinge ausblendet und die guten Dinge so ein bisschen, ja, höher gewichtet. So und dann habe ich mir gedacht, Mensch, wir bräuchten so ein bisschen mehr Zukunftslust, also Lust auf die Zukunft und habe mir dann gedacht, naja, wie kann ich das erreichen oder was kann man da tun. Und habe irgendwie festgestellt, naja, man spricht auch gar nicht so über die Zukunft, das so ein bisschen fast ein Tabuthema, weil es halt den Menschen Angst macht und da will man irgendwie gar nicht so rein, und dann habe ich mir gedacht, na gut, dann muss man irgendwie mehr drüber sprechen. Und wo spricht man über Dinge, irgendwo am Tisch, wo es Essen gibt, wo es was zu Trinken gibt, der klassische Stammtisch, ja. So und dann habe ich mir gedacht, naja, wie bringe ich jetzt Menschen an so einem Stammtisch zum Reden über die Zukunft, möglichst niederschwellig. Ich drucke halt Fragen auf so einen Bierdeckel und jemand liest so eine Frage und sagt, Mensch, habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht oder, das ist eigentlich mal ein interessantes Thema. Oder, was für ein Scheiß, das ist ja eine total bescheuerte Frage, aber dann kommst du ja trotzdem ins Gespräch. Und habe mir einfach mal ein paar Fragen überlegt und habe von den Fragen, die ich mir überlegt habe, habe ich 5 auf Bierdeckel drucken lassen. Und wenn ich jetzt irgendwo unterwegs bin, in einer Kneipe oder ich schenke es auch manchmal Kunden so für die Kaffeeecke, also muss ja nicht nur irgendwie in so einer Braugaststätte sein, kann ja auch im Kaffee sein oder in der Kantine im Unternehmen, dann lasse ich da so einen Satz Karten da.

Markus: Ja, interessant, weil so ein Bierdeckel natürlich auch eine tolle Konnotation auch hat. Also es gilt ja, wir müssen da nur an die Steuerklärung auf dem Bierdeckel denken, also Leute, die da wenig Berührungsängste, die lassen sich gerne drauf ein, sie erwarten dann auch einen Zugang irgendwie. Ja, dann würde ich doch sagen, ich suche mir mal eine der Fragen aus und stelle sie dir und dann kannst du dir ja eine aussuchen und sie mir stellen. Also schön finde ich ja die Nummer 3, ehrlich gesagt, 3 ist ja auch meine Lieblingszahl, aber da steht ja, was macht dir Mut, wenn du in die Zukunft blickst?

Tobias: Ach, da gibt es sehr vieles, was mir Mut macht. was mir am meisten Mut macht tatsächlich, wenn ich in die Zukunft blicke ist, dass es einfach so wahnsinnig viele Möglichkeiten gibt, Dinge zu lösen. Also wir haben ja einen riesen Schatz an Wissen, es gibt Maschinen, egal, ob es jetzt eine Maschine ist, die irgendwas produziert, es gibt Maschinen, die uns in der Wissensarbeit helfen, also wir haben ja ganz viel Handwerkszeug und Mittel und Möglichkeiten, was zu tun. Und das ist was, was mir Mut macht, wenn ich in die Zukunft blicke. Und ich hatte gerade noch einen anderen Gedanken, der ist mir jetzt entfleucht, was war das Zweite, was ich jetzt sagen wollte? Na, vielleicht kommt es wieder.

Markus: Ich wollte gerade sagen, sonst kannst du mir ja eine Frage stellen und vielleicht kommt es dir danach wieder, kann auch sein.

Tobias: Dann stelle ich dir eine. Und nachdem du vorhin so ein bisschen über die Zeiten gesprochen hast, mache ich die Zukunftsfrage Nummer zwei und frage dich, was wäre, wenn dein jüngeres oder älteres Ich mit am Tisch wäre?

Markus: Auf jeden Fall hoffe ich und wünsche mir und stelle mir das so vor, dass beide Ichs auf jeden Fall erst mal lachen würden und sich freuen würden, das wäre mir ganz wichtig. Weil, ich glaube, dass es in meinem Leben immer so war, dass ich wenig Dinge geplant habe, sondern eher Dinge auf mich habe zukommen lassen und immer so ein bisschen für mich die Frage im Raum stand und steht, wie geht es weiter und wie kann es weitergehen und wie entwickeln sich Dinge weiter und was passiert und so. Und ich glaube, dass mein jüngeres Ich total fasziniert wäre, was alles passiert ist, je nachdem, von welchem Zeitraum das kommt. Also wenn das vielleicht vor 20 Jahren oder so was ist oder so, da hat ja niemand und habe ich auch damals nicht dran gedacht, dass ich irgendwann Mal eine BierAkademie habe oder eben mit dem Thema Bier überhaupt hauptberuflich mein Geld verdienen kann und mit anderen Sommeliergeschichten unterwegs bin und auf der ganzen Welt unterwegs bin und da Leute treffe und Freunde habe und eingeladen bin und so. Das ist natürlich schon für mich eine wunderbare Wendung, die mir auch total Spaß macht und die mein Leben auch unheimlich bereichert, weil die Welt zu sehen ist natürlich auch in Schatz und eine Bereicherung und etwas, was Grenzen abbaut. Also das kann ich generell nur jedem empfehlen, wenn irgendwie die Möglichkeit da ist, Reisen bildet in jeder Hinsicht, also das auf jeden Fall tun.

Tobias: Und es gibt auch überall Craft-Beer-Brauereien, also man muss nicht auf Bier verzichten, egal wo man hingeht.

Markus: es gibt überall Brauereien, das auf jeden Fall und das ist ja auch gut. Und mein älteres Ich, das wäre wahrscheinlich auch amüsiert, weil das sich einfach sagen würde, Mensch, der Depp hat überhaupt nicht gewusst, was mittlerweile in den nächsten 20 Jahren alles passiert ist und hat da vielleicht so viele komische Sachen gemacht und gedacht und getan, aber war auch zufrieden. Also das ist vielleicht überhaupt für mich so ein bisschen mein Motto, dass ich mir vor 25 oder 30 Jahren mal gegeben habe, dass ich gesagt habe, okay, ich kann nicht garantieren, dass ich immer die richtigen Entscheidungen treffe. Das kann, glaube ich, niemand. Aber was ich versuche ist, dass ich hinter allen Entscheidungen, die ich in meinem Leben treffe zu dem Zeitpunkt, wo ich das tue, dahinterstehe, sodass ich sagen kann, okay, zu dem Zeitpunkt, als ich das und das entscheiden habe, fand ich das richtig nach reiflicher Überlegung. Und dann ist es auch okay für mich, selbst wenn im Nachhinein sich dann rausstellt, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war. Also ich glaube, das fände ich spannend, diese beiden Ichs mal irgendwie zu sehen. Manchmal denke ich mir das auch so ein bisschen, mein Gott, was ist alles passiert. Also auf jeden Fall eine schöne Frage, die auch noch mal so eine Selbstreflektion so ein bisschen hervorruft.

Tobias: Aber jetzt ist mir eingefallen, was ich vorhin noch sagen wollte, weil du sagst, Dinge entwickeln sich. Was mir richtig viel Mut macht ist, wie sich Dinge entwickelt tatsächlich haben zum Besseren. Es gibt so ein schönes Portal, das heißt Our World in Data, die wirklich datengetrieben gewisse Dinge auf der Welt einfach mal misst in Zahlen, Daten und Fakten. Und da ist es tatsächlich so, dass bei ganz, ganz vielen Themen die Welt eine bessere wird im Vergleich zur Vergangenheit. Und wenn man heute die Leute fragt, jeder würde doch sagen, ja, das wird doch immer schlimmer. Und ich kann ganz klar sagen, nein, es gibt ganz viele Beispiele, das es eben nicht so ist. Und auch bei Themen, wo wir heute sagen, wir haben ganz am Anfang mal so ganz kurz, klang der Klimawandel an bei den Herausforderungen für die Menschen im Brauwesen und auch da gibt es wahnsinnig viele clevere Menschen, die sich Lösungen überlegen, wie kann ich damit umgehen, wie erhöhe ich die Effizienz von regenerativen Energien, wie kann ich regenerative Energien speichern und so weiter und so fort. Das macht mir auch extrem viel Mut, weil es einfach viele gute Geschichten da draußen in der Welt gibt, man muss vielleicht nur ein bisschen genauer hinschauen in dem ganzen Wust aus Bad News.

Markus: Allerdings. Ich glaube, da hilft dann auch meine Frage so ein bisschen, weil, wenn ich mir überlege, mein jüngeres Ich vor 20 Jahren oder sowas, wie gut oder schlecht ging es dem und da hat man dann vielleicht auch ein bisschen weniger Verzerrung und ein bisschen mehr Realität noch im Kopf. Denn, eben, also die Zeiten war natürlich irgendwo auch schön, logischerweise, aber sie halt auch nicht nur schön. Und das Gute ist, jetzt können wir sie gestalten und können versuchen, eben für uns und für die anderen das Beste draus zu machen, und das ist ja auch das, was du dir so ein bisschen auf die Fahne geschrieben hast. Wir haben ja schon so ein bisschen über deinen Podcast gesprochen, vielleicht magst du uns da noch ein bisschen was dazu sagen. Ich werde den natürlich auch verlinken dann in den Shownotes. Was erfährt man da, was könnten da interessante Dinge sein, die jemand aus unserer Bier-Bubble sozusagen mitnehmen kann?

Tobias: Ja, also der Podcast heißt Kopf und Bauch, der Podcast der Entscheidungen. Ist ganz lustig, wie der entstanden ist, also war nicht aus einer Bierlaune heraus, so viel kann ich schon verraten. Ich bin ja seit Jahren bei diesem Innovationsthema unterwegs und ich habe mir immer die Frage gestellt, warum tun sich Menschen so schwer, Entscheidungen zu treffen im Innovationsumfeld, wenn Dinge unsicher sind, wenn ich noch nicht weiß, wird dieses Produkt, wird diese Idee, wird diese Dienstleistung fliegen, ja oder nein. Und habe mich dann so ein bisschen damit beschäftigt, man lernt ja das nicht in der Schule oder im Studium, also war bei mir nicht irgendwie Teil davon, habe mich damit so ein bisschen beschäftigt. Und während der COVID-Zeit, haben wir auch vorhin drüber gesprochen, war bei mir im Angestelltenjob damals noch Kurzarbeit angesagt und mit einer Psychologin aus Hamburg, mit der Nadja zusammen, haben wir mal so die fixe Idee gehabt, wir schreiben zusammen ein Buch, wir wussten nie, über was. Und dann haben wir gesagt, jetzt haben wir eigentlich bald die Zeit, dieses Buchprojekt umzusetzen und haben das Handbuch der Entscheidungen geschrieben und haben so ein bisschen unser Knowhow zum Thema Entscheidungen zusammengeschrieben. Was gibt es so an kognitiven Verzerrungen, welche Methoden gibt es zum Thema Entscheidungen, was kostet eigentlich so eine Entscheidungsfindung und so weiter und so fort. Und es hat der Peter, der zusammen mit mir den Podcast macht, der ist auf mich aufmerksam geworden über LinkedIn. Wir haben so ein bisschen kontrovers teilweise zu Themen diskutiert, deswegen heißt der Podcast auch Kopf und Bauch. Er ist so eher der Rationale, kommt so aus den Zahlen, Daten, Fakten, Bewertungsmatrix und so weiter und so fort und ich lasse manchmal auch den Zufall entscheiden. Und hatten da, ich weiß gar nicht mehr, was unser Diskussionspunkt war, wir haben aber gesagt, das kann man nicht über LinkedIn irgendwie schriftlich ausdiskutieren, da müssten wir uns mal eine Stunde zusammentelefonieren und da so ein bisschen uns austauschen und so ein bisschen dazu ringen und hatten dann die Idee, warum nehmen wir das nicht auf. Und so entstand die Idee zu diesem Podcast. Und war damals auch ein Experiment, also wir haben gesagt, wir geben uns mal 5 Folgen, gucken, macht uns das Spaß, haben wir da Lust drauf, finden wir genug Themen. Und, ja, haben mittlerweile fast 50 Folgen zusammen, haben auch teilweise Interviewgäste. Also wir haben schon Menschen, die in ihrem beruflichen Kontext Entscheidungen treffen müssen, da gehabt, vom Richter über den Staatsanwalt, einen Arzt, eine Basketballschiedsrichterin, die ganz schnell entscheiden muss. Und haben aber auch immer wieder so Methodenfolgen, genau und versuchen das Thema Entscheidungsfindung so ein bisschen aus dem wissenschaftlichen Kontext raus zu kriegen und das ein bisschen unterhaltsam zu erzählen, genau. Und vielleicht holen wir uns da auch mal jemand aus dem Brauereiwesen darein, weil jemand in der Brauereiwelt oder in der Brauwelt muss ja Entscheidungen treffen.

Markus: Absolut.

Tobias: Und das nicht gerade wenige.

Markus: Eben, also mehr oder weniger ständig. Und das ist ja, glaube ich, auch so ein Punkt, dass man irgendwie so das Gefühl hat, das viele Leute das verlernen, Entscheidungen zu treffen oder zu fällen und dann einfach sich davor drücken oder so halbe Entscheidungen fälle oder so und Verantwortung nach Möglichkeit irgendwie abgeben oder wie auch immer, jedenfalls sich eben dieser Sache nicht wirklich annehmen und sich auch nicht diese Kraft zu eigen machen, die das ja auch hat. Also eine Entscheidung fällen heißt ja auch, zu irgendetwas nein und zu irgendetwas ja zu sagen und das ist ja auch eine Klarheit, die dadurch entsteht und auch ein Weg, den man damit eben vorgibt. Und ich glaube, das ist auch was, was vielen heutzutage schwerfällt, sich da drauf einzulassen. Also deswegen kann ich das auch nicht empfehlen, sich da mal eben von diesen verschiedenen Perspektiven dieses Thema Entscheidungen anzuhören, finde ich toll, spannende Podcast. Und ja, also kann ich nur sagen, holt euch mal jemand aus der Bierwelt, da gibt es doch auch immer wieder Entscheidungen zu fällen. Und das Lustige ist natürlich, wenn man jetzt wirklich an Brauerinnen oder Brauer denkt, da ist ja dann auch immer so ein bisschen, dass die Natur ja mitspielt. Das heißt, manche Entscheidungen, die kann ich nicht fällen, sondern die fällt dann quasi jemand anderes für einen. Aber damit muss ich dann auch umgehen. Also das ist ja dann auch so ein Punkt, dass ich dann zu einer Entscheidung gezwungen bin, wenn die Natur entschieden hat, dass es jetzt eben so oder so geht. Also, wie auch immer, spannendes Thema auf jeden Fall.

Tobias: Da haben wir schon den ersten Ansatzpunkt für eine Folge, also ich glaube, das sollten wir auf jeden Fall mal machen, weil, ich glaube, da kann man ganz viel draus lernen. Das ist ja das Thema, Entscheiden unter Unsicherheit und die Natur bietet einfach jede Menge Unsicherheiten. Auch so ein Brauprozess ist mit sehr vielen Unsicherheiten behaftet, wenn ich jetzt nur an das Thema Hefen denke, was ich quasi in deinem Podcast, wo ich da so ein bisschen eingetaucht bin, da gibt es ja ganz viele Unbekannte bei dem Thema.

Markus: Auf jeden Fall. Und es gibt natürlich auch diese unterschiedlichen Schulen. Also wenn ich jetzt, sagen wir mal, von einer sehr deutschen Brauerschule aus komme, dann versucht man halt, den Prozess so weit wie es irgendwie geht zu kontrollieren, also der Natur so wenig wie möglich Spielraum zu lassen, damit ich eben am Ende wirklich immer bei genau demselben Produkt lande. Und wenn ich jetzt eben, sagen wir mal, irgendeinen ganz verrückten Kreativbrauer aus, keine Ahnung, Indonesien nehme oder so, da ist es vielleicht völlig am anderen Ende. Oder aus Belgien, da kenne ich einige, die machen das ja wirklich so, die setzen halt irgendwas an und warten halt ab, was passiert und so nach dem Motto, Bier wird es immer.

Tobias: Die Frage ist, ob es schmeckt.

Markus: Genau, aber das ist dann manchmal oft auch zweitrangig. Also das ist schon auch total spannend und natürlich gibt es da auch nicht nur schwarz und weiß, sondern ganz viel grau. Aber das erlebe ich schon auch oft auch in der Auseinandersetzung auch, dass bei uns in Deutschland halt der Brauprozess auch anders aufgezäumt ist, anders funktioniert als zum Beispiel in England oder in Belgien oder so, auch von den Gefäßen her und von all dem. Also weil das halt dem untergeordnet ist, dass wir halt einfach sagen, wir wollen wirklich ein immer gleiches, immer gleich gutes qualitativ hochwertiges Bier produzieren, was auch die absolute Königsdisziplin sein kann. Aber dabei ist man natürlich voll lauter Befriedigung dieser Geschichte so ein bisschen davon abgekommen zu sagen, wie mache ich das jetzt mit den spannenden Ecken und Kanten, wo nehme ich das mit, was dann vielleicht das Bier ausmacht, die Personalität dieses Bieres sozusagen so ein bisschen, das wird natürlich dann glattgeschliffen in so einem Prozess. Und das ist eben auch, das sind auch so Entscheidungen, die ja dann zum Beispiel jetzt oft anstehen, wenn bei einer Brauerei so eine Generationenwechselgeschichte da ist, wo eben der Senior noch aus dieser Denke kommt und der Junior eben sagt, okay, nee, ich will das ändern. Also da habe ich auch schon Prozesse mitbegleitet in Brauereien, wo man dann eben von, keine Ahnung, vorher vielleicht 10 verschiedenen Sorten, die eben zu diesen eher immer gleichen Bieren gezählt haben, umgestiegen ist auf 3 plötzlich unfiltrierte und ganz interessante eckige, kantige, aber besondere Biere mit Geschichten, mit anderen Namen, mit anderen Etiketten. Und natürlich stößt du da erst mal 50 % deiner Kundschaft vor den Kopf, aber du kannst andere Preise verlangen, du kannst dich neu positionieren und du kannst andere Kunden dazugewinnen und kannst dich insgesamt neu erfinden und damit letzten Endes dann auch einen guten Weg wieder gehen, was in dem Fall zum Beispiel auch passiert ist. Und sowas finde ich total spannend.

Tobias: Ja und da schließt sich die Brücke zur Verlustaversion, die wir vorhin hatten, weil ich habe ja erst mal die Angst, ich verliere meine Kunden, aber das muss ja gar nicht so sein. Also, ja, vielleicht verliere ich 20 % meiner Kunden, die sagen, ja, was für ein Scheiß. Aber es kann ja sein, dass die anderen 80 umso mehr auf mein Produkt abfahren von meinen bestehenden Kunden, weil die sagen, ej, Mensch, das ist noch mal eine ganz andere Klasse, das hat jetzt viel mehr, ja, keine Ahnung, was ist jetzt das richtige Wort dafür, das hat viel mehr Charakter und es ist nicht austauschbar, ja, also das ist wirklich einzigartig.

Markus: Ja und dazu passt auch, dass viele Brauer immer denken, dass die Lauten die vielen sind. Also will sagen, wenn ich jetzt meinen Stammtisch habe und ich mache zum Beispiel eine Preiserhöhung um 20 Cent, dann schreit der Stammtisch rum und findet das katastrophal und dann denke ich, oh Gott, meine Leute trinken mein Bier nicht mehr. Aber letzten Endes sind die 10 Hansel am Stammtisch nur 0,5 % meiner ganzen Kundschaft und letzten Endes mache ich mit denen sowieso nie Gewinn, aber mit den anderen dann vielleicht schon. Und einfach auch da mal sich zu überlegen, okay, wer macht mich denn überhaupt aus und mit wem komme ich denn hin und welches Potenzial habe ich in dem Stammtisch, da ist ja durchaus auch was drin, aber welches Potenzial habe ich eben auch nicht und so weiter. Also das ist sicherlich spannend und ich glaube auch, dass vielleicht der ein oder andere Brauer oder die Brauerin, die so ein bisschen zuhört, Interesse hat, sich auch mal mit dir in Verbindung zu setzen.

Tobias: Unbedingt, also würde mich echt freuen. Ich habe eine Leidenschaft für das Produkt, das wird mir sehr viel Spaß machen, meldet euch gerne.

Markus: Und es ist, glaube ich, auch einfach wichtig, dass man jemanden hat der einen einfach mal auf diese anderen Fragestellungen, anderen Gedanken bringt, dass man mal aus seinem Hamsterrad, sage ich mal, so ein bisschen auch geistig rauskommt.

Tobias: Genau.

Markus: Also auf jeden Fall vielen, vielen Dank für dieses spannende Gespräch und für deine Bierdeckel und alles, was du so auch in Zukunft noch in der Bierwelt machst und natürlich für unsere schönen Abende. Und dann wünsche ich dir heute noch einen wunderschönen weiteren Tag.

Tobias: Das wünsche ich dir auch, vielen, vielen Dank für die Einladung, Markus.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk Spezial 67 – Interview mit Matthias Volgger, Biersommelier und Gründer von Guggenbräu aus Südtirol, Italien

In dieser Folge von BierTalk reisen wir gedanklich nach Südtirol und sprechen mit Matthias Volgger von Guggenbräu, einem leidenschaftlichen Brauer, der auf 960 Metern Höhe außergewöhnliche Biere aus eigenen Rohstoffen braut. Was als Hobby begann, entwickelte sich zu einer vielfach prämierten Brauerei, die mit Kreativität und Nachhaltigkeit beeindruckt. Wir erfahren, wie er Braugerste und Hopfen in alpinem Klima anbaut, warum Kastanienbier und Molkebier zu seinen Spezialitäten gehören und was es mit seinem preisgekrönten Italian Grape Ale auf sich hat. Außerdem erzählt Matthias, wie er aus einem alten Wildhopfen-Fund eine faszinierende Biergeschichte gemacht hat. Eine inspirierende Folge über Tradition, Innovation und die Faszination des Bierbrauens in den Bergen…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute bin ich ganz glücklich, weil das Jahr hat gerade angefangen und ich habe gleich eine wunderbare Gelegenheit, mit einem tollen Gast eben einzusteigen. Nicht zuletzt, weil ich ja voller Vorfreude bin, mal wieder dort hinzukommen, wo er gerade ist, nämlich nach Süden Richtung Italien und vor allem eben nach Südtirol. Also ich bin ganz froh, Matthias, dass es endlich geklappt hat. Vielleicht stellst du dich einfach mal in zwei, drei Worten unseren Hörern selber vor.

Matthias: Ja hallo Markus, schön, dass ich dabei sein kann. Ich bin der Matthias von Guggenbräu aus Südtirol und, ja, ich bin 31 Jahre jung. Und wir haben seit knapp 4 Jahren eine kleine Brauerei bei uns auf dem Hof und stellen handwerklich gebrautes Bier aus eigenen Rohstoffen, also Rohstoffe, die wir selber auf dem Hof anbauen, her. Und, genau, ansonsten, eigentlich komme ich nicht aus der Bierrichtung, ich bin eigentlich Wanderführer gewesen, Fitnesstrainer, Ernährungsberater. Und, genau, vor 10 Jahren habe ich angefangen mit dem Bierbrauen, also hobbymäßig und ich wollte eigentlich nie eine Brauerei eröffnen, aber es hat sich einfach so ergeben, würde ich sagen.

Markus: Jetzt hast du eine und noch dazu eine erfolgreiche. Und ich muss auch sagen, es ist ganz schön krass, was du für deine 31 Jahre für ein Programm schon hinter dir hast, das schaffen manche im ganzen Leben nicht, sehr spannend. Und natürlich tun sich, glaube ich, in den Gehirnen oder Ohren oder Augen unserer Zuhörer: innen so manche Fragezeichen auf , die können wir jetzt gleich ein bisschen klären. Was ich absolut vor Augen habe, ist dieses unglaubliche Bild, nämlich vor 2 Jahren, als wir in Südtirol waren, als die Beer Craft war, die Messe in Bozen, über die wir im BierTalk schon ganz oft gesprochen haben. Für mich das schönste Bierfest der Welt. Und da wird ja auch immer ein Wettbewerb veranstaltet und eben Preise verliehen. Und das ist also auf jeden Fall damals zum ersten Mal und ich glaube, immer noch einzigartig eben geschehen, dass jemand in einer Kategorie alle 3 Preise abgeräumt hat, also Bronze, Silber und Gold. Und das warst du und das war ein großartiger Moment und das fand ich echt großartig. Wir haben noch ein tolles Bild gemacht, das sieht man hier auch bei dem Teaser vom Podcast natürlich. Also ganz viel Leidenschaft, ganz viel, ja, Herzblut, was du einfach in die Sache investierst und das ist toll. Vielleicht müssen wir ein bisschen mal anfangen und erklären, von vorne. Vielleicht erst mal Guggenbräu, da schaut vielleicht der eine oder die andere und überlegt sich, was das bedeutet. Steckt da was dahinter, hinter diesem Begriff?

Matthias: Also Guggenbräu, der Name eigentlich ganz einfach, kommt vom Guggenberger Hof, also so heißt der Hof bei uns hier und deswegen war Guggenbräu naheliegend. Guggenberg, also es gibt mehrere Guggenberg in Südtirol auch und meistens werden Orte danach benannt, wo man weit gucken kann, wo man eine gute Aussicht hat und das hat man bei uns auf dem Hof. Also kaum kommt man zu uns hoch, da öffnet sich ein schönes Panorama von den Dolomiten. Also wirklich breit gefächert, von Langkofel, Plattkofel, Schlerngebiet bis zum Rosengarten und Rotwand hat man hier alles im Blick und wahrscheinlich deswegen nannten sie es hier auch Guggenberg.

Markus: Wahnsinn. Also da kribbelt es jetzt in mir schon wieder, weil mich die Lust einfach überkommt, sobald wie möglich wieder da zu sein. Vielleicht wäre das die zweite Frage, wenn wir jetzt so ein bisschen Südtirol vor Augen haben, wo ungefähr müssen wir dich verorten?

Matthias: Also ziemlich in der Mitte auf der Südtirol-Landkarte, nördlich von Bozen. Also Jenesien heißt die Gemeinde, da fährt man direkt von Bozen hoch und dann eine kleine Fraktion, Afing nennt die sich. Und auch da befinden wir uns nicht direkt im Dorf, sondern ein bisschen außerhalb von Afing, da fährt man noch mal ein paar 100 Meter hoch, auf 960 Meter liegt unser Hof.

Markus: Das heißt also, wenn wir euch besuchen wollen, dann müssen wir entweder hochfahren oder hochlaufen, also eine Seilbahn oder sowas führt da nicht direkt zu euch?

Matthias: Nach Jenesien führt eine Seilbahn, aber leider ist das auch noch mal 7 Kilometer von uns entfernt. Also entweder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder, genau, mit dem Auto, Taxi.

Markus: Oder man muss sich das Bier eben verdienen, das ist die andere Möglichkeit.

Matthias: So ist es, genau, es führen viele schöne Wanderungen bei uns auch vorbei. Direkt bei uns, oberhalb des Hofes führt ein Wanderweg vorbei. Also da bereitet es den Wanderfreunden auch richtig Freude, würde ich sagen, hier sich das Bier zu verdienen.

Markus: Ja und wenn ich schon über das Thema Hof oder euren Hof spreche, das heißt, gibt es da eine Gastronomie, gibt es da Übernachtungsmöglichkeiten, wie muss ich mir das vorstellen?

Matthias: Nein, weil wir sind eigentlich von null gestartet, also das heißt, vorher hatten sie den Hof aufgebaut für Milchställe, also Milch zu produzieren. Früher haben sie dann auch Butter gemacht und Käse und dann auf dem Markt in Bozen verkauft. Aber prinzipiell, für die Milchviehwirtschaft wurde das hier gebaut. Und Anfang der 2000 leider, weil mein Schwiegervater dann Darmkrebs bekommen hat, mussten sie alles aufhören, dann haben sie nur Jungviehaufzucht gemacht ein bisschen. Und jetzt geht es ja inzwischen meinem Schwiegervater wieder ganz gut, den sieht man auch beim Festival in Bozen, wenn du es vor Augen hast. Und das heißt, eigentlich war es nur ein normaler Bauernhof und Tiere wurden gehalten und alles, was rund herum dazugehört, ein bisschen Garten, ein bisschen Waldarbeit, mein Schwiegervater war auch Baggerfahrer. Und, ja, wir haben dann von null, sind wir gestartet, 2018 hat es angefangen. 2018 haben wir nur aus einer Idee heraus für uns selber probiert, ob es funktioniert, Braugerste anzubauen bei uns auf der Höhe im Hang sozusagen auch noch. Und das hat prima funktioniert schon vom ersten Jahr an. Natürlich viel Handarbeit, weil bei uns hier alles steil ist, viel mit Seilwinde. Mit Mähbinder, vielleicht kennt das einer von euch. Das ist wie ein Balkenmäher, der praktisch die Gaben bindet vom Getreide und dann muss man die Gaben zur stationären Dreschmaschine bringen und dort noch mal durchdreschen sozusagen, also riesen Arbeit. Mittlerweile haben wir ja ein Pachtfeld, das auch direkt vor unserer Haustür liegt sozusagen, wo wir auch mit dem Mähdrescher fahren können, also jetzt haben wir es viel einfacher als noch zu Anfang. Und 2019 sind dann 7 verschiedene Hopfensorten dazu gekommen. Ja und 2020 haben wir dann eine schöne Ernte gehabt und wir sind eigentlich sofort dann, ja, mit einer kleinen Produktionsmenge gestartet und haben unsere ersten Biere verkauft. Ja und das hat sich alles so irgendwie spontan schon fast ergeben. Also ich wollte, wie gesagt, eigentlich nie eine Brauerei aufmachen, aber so kleinere Erfolge wie zum Beispiel 2019, wieder beim besagten Bier Craft Festival in Bozen, da haben wir bei den Hobbybrauern mitgemacht, also bei dem Wettbewerb für die Homebrewer und da haben wir mit allen 3 Bieren, die wir eingesendet haben, haben wir einen Preis gewonnen. Und das hat noch mal ein bisschen Bestätigung gegeben in unsere Biere praktisch und so haben wir eigentlich gedacht, ja, wieso nicht, wir probieren es einmal. Wir sind gestartet mit einem 100-Liter-Kessel und, ja, schon ein halbes Jahr drauf dann, 2021 haben wir eine größere Brauanlage gekauft, wo wir praktisch 250 bis 300 Liter brauen können in einem Sud. Und, ja, also so ging es weiter, weil die Biere einfach, muss ich sagen, so gut angekommen sind, auch mit unserem Konzept, dass wir einfach unsere Rohstoffe selber anbauen, bis auf wenige Ausnahmen, wo wir in Kollaboration mit verschiedenen anderen Betrieben arbeiten, zum Beispiel unsere Grape Ales, mit verschiedenen Weingütern oder Kellereien. Oder zum Beispiel, jetzt haben wir auch drei verschiedene Molkebiere, wo wir mit einer kleinen Käserei zusammenarbeiten, die praktisch Büffel-Mozzarella herstellt aus Südtiroler Büffelmilch. Und da verwenden wir das Abfallprodukt, die Molke, die Büffelmolke zum Beispiel, ein Bier zu brauen. Und das Bier besteht zu 60 Prozent aus Büffelmolke, also anstatt Wasser Büffelmolke.

Markus: Ja, also da müssen wir gleich noch ein bisschen drüber sprechen. Wir haben jetzt ja so ein bisschen das Ende, sage ich mal, also so Richtung, wie schaut es heute aus und wir haben uns ein bisschen über den Anfang unterhalten. Was mich noch interessieren würde ist, wie ist so dieser Mittelteil? Also es muss ja was passiert sein, dass ihr euch überlegt habt, wir fangen ja an, Braugerste anzubauen, wir fangen an, Hopfen anzubauen, das sind ja jetzt alles so Sachen, die man nicht so aus dem Ärmel schüttelt, wo man auch was investieren muss und so. Also wann ist denn der Fitnesstrainer auf die Idee gekommen zu sagen, hej, jetzt machen wir da ein Bier und wir meinen das ernst und bauen das alles an, also was ist da dazwischen passiert?

Matthias: Also, ja, es hat auch so, also es gab verschiedene Auslöser dafür, sagen wir mal. Also wir sind auch Kastanienbauer, also ich bin hier der Schwiegersohn auf dem Hof, muss ich auch sagen. Und praktisch, hier ist das größte Kastaniengebiet, also Esskastaniengebiet von Südtirol, also nämlich hier Jenesien, hier sind die meisten Kastanienbäume in Südtirol. Und auch wir sind Kastanienbauern, wir haben viele alte und auch neue Kastanienbäume. Und jedes Jahr findet also der Keschtn-Markt, Kastanienmarkt in Jenesien statt, wo die verschiedenen Kastanienbauern ihre Produkte verkaufen. Und damals, als ich meine Frau kennengelernt habe, also dem ersten Jahr, wo ich dann auf dem Kastanienmarkt präsent war, da fiel mir auf, dass es überhaupt kein Bier gibt. Also es gab nur ein bisschen Wein da zu trinken, ein bisschen, ja, Apfelsaft oder weiß Gott was. Und mir hat da einfach das Bier gefehlt, weil da war so ein schöner Tag im Oktober und die Sonne hat runtergebrannt und schön 15 bis 20 Grad und da wollte ich einfach, da hatte ich Lust auf ein Bier. Und Kastanienmarkt, wieso nicht Kastanienbier, und dann, also im nächsten Jahr dann gab es Kastanienbier vom Guggenberger Hof. Also ich habe ja schon hobbymäßig gebraut und so ist dann das erste vom Hof entstandene Bier herausgekommen, das war unser Kastanienbier. Aber da war auch noch nichts von Brauerei in Sicht, muss man sagen, also das habe ich nur mit meiner kleinen 20-Liter-Anlage gebraut. Und, ja, auch noch ein Auslöser war der Hopfen, der Wildhopfen, der immer schon hier oberhalb des Hofes gewachsen ist. Also oberhalb der Hofstelle da ist so eine Mauer und entlang dieser Mauer, da wächst Wildhopfen und richtig ein schöner Wildhopfen. Und durch diesen sind wir auch ein bisschen auf die Idee gekommen, Hopfen anzubauen und generell die Rohstoffe praktisch fürs Bier, auf die Idee gekommen, dass man sich ein bisschen differenzieren kann von anderen Brauereien, die, ja, alles sozusagen zukaufen und so hat man noch mal ein bisschen ein spezielleres Produkt. Und, ja, der Anbau hat dann prima funktioniert, muss ich sagen, von Beginn an. Weil, wir sind ja auf 960 Meter Höhe, normalerweise sind ja die Anbaugebiete des Hopfen ein bisschen tiefergelegen und dort wird es mittlerweile zu heiß und auch zu trocken für den Hopfen. Da züchten sie ja gerade Hopfen, die hitzebeständig sind, also hitzetolerant und trockenheitsresistent, aber bis jetzt hat es noch nicht ganz so vielversprechende Sachen ergeben. Aber, was will ich sagen, deswegen funktioniert es wahrscheinlich auf dieser Höhe bei uns. Wir sind auch richtig abgeschirmt von allen Seiten, ein richtig gutes Mikroklima haben wir auch für den Hopfenanbau und, ja, eine super Lage, muss man sagen. Also mittlerweile haben wir ja 12 verschiedene Hopfensorten, die wir anbauen, wo man dann richtig spielen kann mit den Bieren, mit den verschiedenen Aromen, die die Aromahopfen bieten. Und auf was wollte ich hinaus, genau, der Hopfen und da ist die Idee entstanden mit dem Wildhopfen auch, der oberhalb vom Hof wächst. Und letztes Jahr erst habe ich etwas ganz Interessantes erfahren von einem 96-jährigen Mann, der dort wohnt, wo wir praktisch unsere Gerste anbauen. Da bin ich mit dem ins Gespräch gekommen und der hat mir erzählt, also das wusste ich alles nicht, der hat mir erzählt letztes Jahr, dass seine Mutter ihm immer erzählt hat, dass der Gregor Stuffer, also das war der Hofbesitzer hier vom Guggenberger Hof, das ist der Opa von meinem Schwiegervater sozusagen, der hat schon um 19., wollte der schon Bier brauen hier auf dem Hof. Und der hat Hopfen angebaut weiter unten, wo es ein bisschen wärmer ist, so 200 Höhenmeter weiter unten, ist so praktisch nahe eines Flussbettes, wo es auch schön feucht ist und warm, wo der Hopfen gut wächst, da hat er Hopfen gesetzt, Hopfen gepflanzt. Und deswegen bin ich mittlerweile mir auch 100 Prozent sicher, dass er, weil er hat ja hier auf dem Hof gewohnt, dass er den Hopfen, den wir als Wildhopfen identifiziert haben, dass der den hier auch gepflanzt hat, bin ich mir jetzt inzwischen sicher.

Markus: Ja, das wollte ich auch gerade sagen, wahrscheinlich sind das eben Reben, die von damals irgendwie noch übriggeblieben sind und sich halt vermehrt haben, toll.

Matthias: Genau und die haben sich vermehrt wahrscheinlich und mit Wildhopfen gekreuzt. Also die schmecken wie Wildhopfen, muss man sagen, die haben das Typische, aber die sind alle anders. Also ich braue auch einmal im Jahr Wildhopfenbier, da gehe ich wirklich von Pflänzchen zu Pflänzchen und suche mir die richtigen aus. Manche natürlich haben das Extreme von Wildhopfen, zum Beispiel Zwiebel-, Knoblaucharoma und das, ja, will man nicht unbedingt im Bier drin haben. Ja, wer es mag, gerne.

Markus: Ja, mittlerweile, in Amerika gibt es so einen Trend, die Leute stehen jetzt irgendwie langsam auf diese Onion-Noten, wer weiß, aber auf jeden Fall spannend. Wie machst du das denn eigentlich, wenn du jetzt diesen Hopfen anbaust und erntest, frierst du den ein oder gibst du den irgendwohin zum Präparieren oder braust du sofort oder wie machst du das?

Matthias: Ja, eine größere Menge verbraue ich sofort als Grünhopfenbier. Also letztes Jahr habe ich gemacht ein New England IPA mit frischem Hopfen, also das heißt Hopfenberg und da gebe ich wirklich eine gewaltige Menge an Hopfen rein. Ich habe das New England IPA so gemacht, dass ich mit Maischehopfung begonnen habe. Heutzutage weiß man ja, dass da die Thiole praktisch eine große Rolle spielen für ein sehr stabiles Hopfenaroma. Es schmeckt ein bisschen anders, aber wirklich interessant. Dann eine große Menge noch mal im Heißbereich, also die Bittere kommt eigentlich nur durch Whirlpool-Gabe, also extreme Menge und dann auch noch mal zu Gärbeginn, direkt zu Gärbeginn Grünhopfen direkt in den Gärtank rein. Also ganz interessant, das Bier ist wirklich sehr interessant geworden und, ja, wiedermal so ein Experiment von mir, so verrückte Sachen. Und natürlich, den Rest vom Hopfen, also das wird alles eingefroren, also getrocknet, vakuumiert und eingefroren und dann kann ich den das ganze Jahr über verwenden. Ich habe da 2 Gefriertruhen voll vakuumiertes Grünzeug, also schaut gefährlich aus.

Markus: Wahnsinn!

Matthias: Also das wird dann so verwendet, genau.

Markus: Cool! Jetzt reden wir die ganze Zeit drüber, ich glaube, du hast dir auch ein Bierchen bereitgestellt, oder?

Matthias: Genau, ich habe es mir jetzt schon aufgemacht.

Markus: Sehr gut, dann erzähl uns doch mal ein bisschen, was du da so im Glas hast.

Matthias: Also ich habe da im Glas unser Lagrinus Sour IGA, also Italian Grape Ale und das Lagrinus Sour, das ist mit 26 Prozent Lagrein-Traubenmost. Ich weiß nicht, kennt man in Deutschland Lagrein, die Weintrinker sicher.

Markus: Also nur die, die in Südtirol waren wahrscheinlich. Ist ja eine ganz tolle Rebe, muss man sagen.

Matthias: Nur die, die in Südtirol waren, genau. Also wirklich eine autochthone Sorte, Lagrein, eine ursprünglich Südtiroler Rotweinsorte und wirklich ein prägnantes Aroma, wirklich eine dunkle Farbe bekommt man zusammen mit dem Lagrein. Und ich habe gerade den neuen Jahrgang im Glas und der ist noch mal ziemlich dunkler als der alte Jahrgang. Also da haben wir jetzt wirklich ein sehr dunkles rot, violett schon fast, würde ich sagen, im Glas, letztes Jahr war es so richtig, ja, so schön rötlich, hellrötlich eher. Und auch reifer schmeckt es, also reife Beerenaromen, dunkle Beerenaromen. Während letztes Jahr so auch rote Johannisbeere dominant war, haben wir heuer wirklich dunkle Beerennoten, auch Blaubeeren und Brombeeren und so weiter, sehr interessant. Also der Lagrinus Sour IGA, mit dem haben wir auch letztes Jahr Gold gewonnen beim Cuver Beer Award in der Kategorie Fruchtbiere, glaube ich, war das. Vielleicht machen sie jetzt eine eigene Grape-Ale-Kategorie, würde ich mal fast schätzen irgendwann oder was würdest du denn sagen?

Markus: Also es würde sich anbieten auf jeden Fall, ja. Also das muss man vielleicht den Hörerinnen und Hörern noch kurz erklären, also das Grape Ale, ich glaube, das kann sich jeder herleiten, das sind eben Biere, die unter Verwendung von Trauben oder Traubenmost oder Traubensaft, also irgendwie eben von der Weinecke inspiriert, hergestellt werden. Und da also gibt es manche Brauereien in Deutschland oder Frankreich oder sowas, die das auch schon länger machen, aber Italien hat da so ein bisschen für sich die Führerschaft genommen und da gibt es auch mit Abstand am meisten natürlich von diesen Experimenten. Und das nennt sich dann eben Italian Grape Ale, deswegen IGA oder IGA dann als Abkürzung. Und, ja, also begleite ich tatsächlich so ein bisschen von Anfang an, als ich das erste Mal bei Birra Dell´Anno war in Rimini vor vielen, vielen Jahren, da kam das gerade auf, da hatten sie das gerade relativ neu auch als Kategorie. Und seitdem hat sich das immer weiter aufgefächert in ein unglaubliche Vielfalt von verschiedensten, ja, Aromen sowieso, aber auch Farben und auch von der Spritzigkeit, vom Alkoholgehalt her. Das ist so eine riesen Spielwiese, wie man eben diese Mischgeschichte zwischen Wein und Bier hin- und herspielen kann und es ist großartig, also ich bin da sehr begeistert, was eben alles geht. Und wenn man dann noch die speziellen Traubensorten nimmt, die dann ja auch wieder ihre Eigenschaften haben, besondere Aromen haben, das gibt dem Ganzen dann immer noch mal was, also ich finde das wirklich faszinieren d. Und natürlich bei euch sowieso da noch mit dem Thema eben vor Ort autochthone Sorten und dann eben alles auch noch, was bei euch entsprechend wächst und entsprechend nachhaltig natürlich auch, kurze Wege, alles, was dahintersteckt, du kennst alle Leute persönlich, die da involviert sind, das ist natürlich wunderbar, auch von der Story her, also das kann man jedem nur empfehlen. Also ich empfehle ja eh jeden sowieso immer, fahr mal nach Südtirol, aber dann eben auch diese Grape-Ale-Geschichte zu erkunden, das ist wirklich super, super spannend und eine ganz neue Welt, also egal, ob man Weintrinker ist oder Biertrinker, es ist was Neues und es macht beiden Seiten eigentlich Spaß. Also ich habe noch keinen gefunden, der das irgendwie nicht gemocht und insofern, ja. Und natürlich, das habe ich vorher vielleicht ein bisschen abgekürzt gesagt, du hast nicht nur 23 gewonnen, sondern natürlich auch schon vorher und auch nachher, also insofern ist das ein Prozess, der sich so ein bisschen durchzieht und das ist natürlich ganz großartig. Und ihr habt auch einen Onlineshop, also wo das IGA allerdings momentan ausverkauft ist, zumindest bis auf eins, glaube ich, eins gibt es, glaube ich, noch, also da kann man sich das aber auch mal Nachhause bestellen. Das werden wir natürlich auch verlinken in den Shownotes entsprechend, weil das schon einfach super spannend ist. Wieso nennst du das denn Sour IGA, also ist da noch mal speziell was, Mikrobakterien dabei oder nennt du es einfach so?

Matthias: Ja, also wir haben das Lagrinus IGA, das ist nur praktisch am Ende des Hopfenkochens, kommt es rein, damit es noch mal leicht mitpasteurisiert und dann wird es vergoren wie ein normales Bier sozusagen. Und das Lagrinus Sour, das wird gemacht mit nichtpasteurisiertem Lagrein-Traubenmost. Und der wird direkt, also nach der Hauptgärung wird das direkt in den Gärtank hineingepumpt und dann kann die Mikroflora praktisch von dem unpasteurisierten Lagrein-Traubenmost noch mal ein bisschen arbeiten. Also deswegen wird es auch leicht sauer, also durch die verschiedenen Mikroorganismen natürlich. Und, ja, da verwende ich aber auch eine spezielle belgische Saison-Hefe, die mir auf, ja, annähernd null Restzucker runterfährt, damit ich dann auch in der Nachgärung, in der Flaschengärung stabil bin, aber die gebe ich erst später natürlich, also um das dann abzuschließen sozusagen. Also da habe ich eine Abfolge von verschiedenen Hefen sozusagen und dann natürlich auch die speziellen Mikroorganismen, die durch den nichtpasteurisierten Lagrein-Traubenmost kommen. Also, ja, ein komplexes Bier, aber für ein Sour-Bier eigentlich nicht extrem komplex, also das kann auch ein normaler Biertrinker auf Anhieb sehr gut trinken. Und sowieso, also Italian Grape Ale, manche sind sehr gut geeignet auch für Nichtbiertrinker, also die sonst eigentlich gar kein Bier mögen, auch Frauen zum Beispiel, die nicht so affin sind. Und da habe ich schon viele Fans jetzt entdeckt, die praktisch mitgeschleift wurden zu einer Bierverkostung bei mir und dann sind sie gegangen als Biertrinker.

Markus: Sehr schön, kommen ganz unschuldig und dann machst du solche Sachen mit denen.

Matthias: Genau, genau. Also denen hat das so gut geschmeckt, also die sagen wirklich, das trinken sie als Aperitif dann auch gerne im Sommer zum Beispiel anstatt eines Hugo oder Aperol Spritz oder weiß Gott was. Ja, wirklich eine tolle Sache und man kann spielen mit der Fruchtsäure, allgemein mit der Säure durch den Traubenmost, man kann eben verschiedene Noten reinbringen, auch durch Hopfen, durch verschiedene Hefen in Kombination eben mit den verschiedenen Weintrauben, also wirklich eine spannende Sache. Mittlerweile brauen wir 6 verschiedene, also weil wir von verschiedenen Kellereien noch Anfragen bekommen haben und dieses Jahr wird es wahrscheinlich noch mehr werden.

Markus: Also das ist total spannend und ich muss sagen, da muss ich unbedingt mal bei euch vorbeischauen. Und das führt auch so ein bisschen zu meiner nächsten Frage, wobei ich vorher noch sagen muss, ich habe mir jetzt natürlich auch ein Bierchen aufgemacht, weil alleine trinkt es sich ja nicht so schön. Und ich habe leider keins von dir, weil ich das noch nicht aus der Flasche hatte bisher, aber ich habe es sehr gut in Erinnerung, weil ich ja oft genug bei dir am Stand war. Aber ich habe mir jetzt hier eins aus der Gegend bei uns besorgt und zwar mal aus der Basilika Vierzehnheiligen hier, da gibt es eine Brauerei Namens Trunk und die machen einen Nothelfertrunk und das ist in dem Fall jetzt ein schönes dunkles Export mit richtig schönen Röstaromen. Ist jetzt auch ein bisschen älter schon, das heißt, es hat auch ein bisschen Alterungsaromen dabei, richtig schönes rundes weiches Bier. Also es fehlt jetzt einfach noch der Schuss Rotwein, dann käme ich vielleicht ein bisschen so in deine Richtung. Aber gut, lieber das Original als eine schlechte Mischung. Aber insofern, also für unseren Zweck auf jeden Fall wunderbar, können wir zusammen anstoßen, mal kurz Prost zwischendurch. Prost! Wunderbar! Ja, was ich nämlich fragen wollte, du hast ja gerade so erwähnt, es kommen Leute zu dir und die kommen ganz unschuldig und dann machst du aus denen Biertrinker: innen. Das heißt, wo kann man dich erleben, also machst du regelmäßig Verkostungen oder gibt es da irgendwie so eine Base sozusagen, wo man dich buchen kann vielleicht auch?

Matthias: Ja, also bei uns auf dem Hof machen wir Bierverkostungen, also mit Hofführung und Brauereiführung zusammen und auch verschiedene Aktivitäten wie eine Art Braukurs. Also das nennen wir gemeinsamer Brautag und da brauen wir zusammen, ja, wir entwickeln sogar das Rezept zusammen und dann brauen wir dieses Bier zusammen, verkosten viele Biere unter dem Tag. Und zum Beispiel gibt es auch die Biererlebniswanderung, die ich mache. Natürlich als Wanderführer bietet sich das an.

Markus: Allerdings, ja.

Matthias: Und wir haben also oberhalb vom Hof, da gibt es ein Hochplateau, das nennt sich Salten und da oben haben wir unsere Almhütte und da wandern wir praktisch hin. Und da gibt es dann die Bierverkostung mit Mittagessen und, ja, anschließend dann wieder gemütlich zurück zu uns auf den Hof. Und, ja, also da könnt ihr einfach anfragen bei mir oder auf unserer Webseite schauen, da haben wir die verschiedenen Tage drin, wo wir diese Veranstaltungen anbieten, die werden wir in Kürze veröffentlichen. Oder auch für Gruppen, private Gruppen ab 8 beziehungsweise 10 Personen bieten wir diese Veranstaltungen an.

Markus: Ja, cool, perfekt, also dann kann man dich ja live erleben. Ist das dann auch für Leute, die vielleicht nicht ganz so auf der sportlichen Seite sind oder sollte man so eine Grundfitness haben?

Matthias: Also bei der Biererlebniswanderung, ja, natürlich passen wir das Tempo an, damit auch nicht ganz so fitte Leute mitkommen können, aber natürlich, ein bisschen sollte man eine Grundfitness mitbringen, damit man zumindest diese 400 Höhenmeter hochkommt. Aber, wie gesagt, alle nehmen gerne Rücksicht und es handelt sich wirklich um eine Genusswanderung, also wenn man halbwegs fit ist und gehen kann, dann geht das auch. Und ansonsten können die, die wirklich Probleme haben oder Verletzungen oder Krankheiten, die können auch mit dem Auto hochfahren, weil sowieso meine Frau und meine Schwiegermutter mit auf die Alm fahren und dort praktisch kochen, dann können die auch mit hochfahren.

Markus: Eben und dort lockt ja dann die große Belohnung in flüssiger und fester Form. Und weil du es gerade sagst, Frau, Schwiegermutter, ihr habt ja auch süße Kinder und so, wie haben die das denn aufgenommen so, als du da mit dem ganzen Bierthema angefangen hast? War das alles easy oder hat man da so ein bisschen gesagt, hm, was der Schwiegersohn da so treibt, wissen wir nicht so recht, wie ging das so?

Matthias: Ja natürlich, am Anfang waren alle skeptisch und das hat sich einfach entwickelt mit der Zeit. Also natürlich nehmen verschiedene kleine Erfolge langsam diese Skepsis weg, wie zum Beispiel eben die Preise, die wir gewonnen haben, auch im Hobbybrauerbereich. Natürlich, es ist nicht einfach, wenn man das ganze Leben zum Beispiel, also der Schwiegervater und die Schwiegermutter, die haben das ganze Leben draufhingearbeitet, hier einen Stadel aufzubauen, um Milch zu produzieren zum Beispiel und so weiter und so fort. Und dann das alles aufgeben müssen sozusagen, ist sicher nicht einfach und einfach diese Änderung und da etwas Neues zu riskieren auch, also da habe ich auch großen Respekt davor und dass sie uns auch diese Chance geben oder gegeben haben, das zu probieren, zu versuchen. Also es hat sich alles entwickelt natürlich und es war sicher nicht so einfach am Anfang.

Markus: Aber hat sich zum Guten entwickelt. Ich finde auch gerade, wenn man sieht, wie dein Schwiegervater da mitaufblüht, wenn er da am Stand steht und sowas, das ist, glaube ich, schon auch toll. Also was einem ja dann auch was gibt und vielleicht Lebensmut, ja.

Matthias: So ist es. Er hat auch immer Spaß, muss ich sagen. Also man sieht es ihm richtig an, dass er auch gerne dabei ist, wenn wir mal irgendwo auf einem Markt sind oder auf einem Festival und so weiter, der hat dann auch richtig Spaß, mit den Leuten zu reden und mal ein oder zwei Bierchen zu trinken. Also mittlerweile, muss ich sagen, macht es denen auch richtig Spaß mitzuarbeiten. Ich bin ja zum Beispiel auch immer bei Abfüllen, sind wir zu dritt. Meistens bin ich da mit meinem Schwiegervater und meiner Schwiegermutter beim Abfüllen, meine Frau muss natürlich auf die Kleinen schauen. Also sie helfen überall wo es geht, beim Anbau, beim Etikettieren, beim Ausliefern des Bieres, also wir werden da richtig unterstützt von allen Seiten. Und das muss auch sein, sonst wäre das alles nicht möglich.

Markus: Wunderbar, also das freut mich auch sehr, dass es ja da eine richtig schöne Wendung eigentlich für die ganze Familie gegeben hat. Du hast vorhin noch erzählt, du machst Molkebier, das haben wir ja auch verkostet letztes Jahr, ich erinnere mich gut. Und ist auch eine Sache, die viel diskutiert worden ist auch schon so ein bisschen in der Fachwelt. Weil, da war ich, glaube ich, vor 2 oder 3 Jahren war ich in Belgien bei einem Kongress und da hat dann so eine junge studierende Startup-Gruppe gesagt, sie hätten das jetzt was ganz Neues entwickelt, man könnte nämlich auch aus Molke Bier brauen und das wäre dann eben ganz besonders nachhaltig. Und dann habe ich eben gemeint, naja, also so ganz neu ist das, glaube ich, nicht, weil das hat man schon zu Kriegszeiten auch gemacht, als man schlicht und einfach Mangel hatte. Und, ja, aber da waren eben die Versuche immer so ein bisschen lala, muss ich sagen. Aber als ich dann bei euch eben am Stand war jetzt letztes Jahr, fand ich das echt großartig und da habt ihr mittlerweile eine ganz schöne Varianz auch mit verschiedenen Molken und so, hast du vorhin schon angesprochen. Wie hat sich das denn entwickelt und worauf muss man denn da so aufpassen, wenn man mit Molke ein Bier brauen will?

Matthias: Also auf die Idee gekommen ist eigentlich der Mann von der Käserei, also der Besitzer von der Käserei. Der hat uns über einen anderen, über ein Restaurant, wo wir ein Bier auch gebraut haben, hat der unser Bier kennengelernt und da wusste er sofort, dass wir die richtigen Ansprechpartner sind, einen Versuch zu wagen sozusagen. Und dann habe ich mit meiner kleinen Versuchsanlage mal einen 20-Liter-Sud probiert. Und eigentlich, das Originalrezept war schon richtig gut, ein paar Sachen waren noch zu verfeinern, zum Beispiel Schaumstabilität oder, ja, die Menge auch an Molke, die man verwendet und so weiter und dann sind wir auch schon gleich auf die große Anlage gegangen. Das Bier kam dann richtig gut an, also richtig gut. Das habe ich zu ein paar Festivals, habe ich mitgebracht, das Bier und das war eigentlich der Renner. Also von überall her haben sie gesagt, der hat das Büffelmolkebier und das müsst ihr probieren und die sind alle zu uns an den Stand gekommen und wollten das Büffelmolkebier probieren. Ja, also Büffelmolke, inzwischen machen wir ein Kuhmolke Wheat Ale, also ein Weizen-Ale. Ein bisschen hopfig, also schöne Noten von tropischen Früchten drin und die Cremigkeit, die schöne, die sowieso auch die Molke mitbringt, aber auch der Weizen, ein schönes süffiges aromatisches Bier, die Frische durch die Kuhmolke. Also inzwischen haben wir ungefähr 60 Prozent Molkeanteil immer bei den Molkebieren dabei. Wir machen ein Büffelmolke-Lager, also ganz normales, stinknormales Lager-Bier mit Büffelmolke. Die Büffelmolke bringt wieder dieses Mundgefühl mit, diese Cremigkeit, aber auch gleichzeitig diese Frische und Eleganz und wirklich ein süffiges Bier auch, ein feines Bier. Und unser Bufasour, also Büffelmolke Sour Ale, finde ich wirklich eine runde Sache, tolle Sache, also das ist schon richtig gut gelungen, muss ich sagen. Also normalerweise hat man ja bei den Sour-Bieren immer relativ Trockenheit dabei und da, bei dem Büffel Sour bringt noch mal die Büffelmolke diese, ja, auch wieder dieses Mundgefühl, diese gewisse Süße, die die Säure kontert. Und durch die Milchsäuregärung, die ich gemacht habe, ein extremes Zitrusaroma, also fast schon wie so eine Limonade, Zitronenlimonade, Grapefruit extrem. Und da spiele ich auch wieder mit dem Hopfen Mandarina Bavaria, der auch wieder diese Noten reinbringt, also brutale Frische und, ja, richtig ein rundes Bier mit den Büffelnoten auch drin, die dann bei der Wärme mehr rauskommen. Und auf was muss man aufpassen, vor allem, wenn man mit Molke braut, ja, also es muss zum Bierstil auch passen. Es gibt ja auch gewisse Bierstile, die mit Milchzucker, mit Laktose gebraut werden, Milkshake IPA oder Milk Stout oder weiß Gott was, also muss auch ein bisschen zum Bierstil passen natürlich von vorneherein schon. Ja, die Qualität der Molke spielt auch eine Rolle. Also viele Molken von größeren Molkereien, die sind, ja, die kommen praktisch her mit Zitronensäure, weil praktisch manche größere Molkereien machen die Mozzarella mit Zitronensäure, also die Säuerung mit Zitronensäure, damit das praktisch ausflockt und die Mozzarella hergestellt werden kann, das, ja, ist für den großen Prozess kostengünstiger und so weiter. Und diese Molke, die ich zum Beispiel verwende, die wird durch natürliche Milchsäuregärung, ja, gemacht, also die Mozzarella selber. Also braucht längere Zeit, braucht Wärme und so weiter, also ein bisschen aufwendiger, der ganze Prozess, aber ganz eine natürliche Säuerung, damit ist die Molke auch entsprechend leicht saurer, also Sauermolke ist das dann. Und, ja, also beim pH-Wert muss man dann auch aufpassen, beim Maischen, also der pH-Wert darf nicht zu niedrig sein dann. Man muss mit dem Brauwasser aufpassen natürlich, weil die Molke schon also Spurenelemente und Salze mitbringt und so weiter, die die Wasserchemie natürlich beeinflussen und das muss man alles berücksichtigen. Man muss sich immer, wenn man ein neues Bier braut, du musst dich beschäftigen mit der Materie, was sind da für Inhaltstoffe drin, wie passt das zum Bierstil, zu den Malzen, die ich verwende, zu den Getreidesorten, die ich verwende, was muss ich machen, damit es mir den Schaum stabilisiert. Genau, also richtig viele Aspekte muss man da berücksichtigen natürlich und, ja oder einfach mal versuchen und dann anschließend wieder verfeinern.

Markus: Und wenn du sagst, 60 Prozent Molkeanteil, heißt das dann, dass die normale Bierhefe mit dem Molkeanteil auch irgendwas anfangen kann?

Matthias: Nein. Ja, was heißt nein, aber wenn man jetzt nur rein auf den Zucker geht, natürlich, Milchzucker kann die normale Bierhefe nicht vergären, nicht verstoffwechseln. Ja, die Hefe aber macht was mit den anderen Mikronährstoffen, die von der Molke kommen, ja, was eigentlich ganz gut ist für die Gärung, weil die Hefe braucht Nahrung, Hefenahrung sozusagen. Also manche Brauereien, die geben ja auch Hefenährstoffe dazu, damit die Gärung gut verläuft, damit die Hefe sich gut vermehrt, damit weniger, ja, Hefefehlaromen entstehen sozusagen. Und da bringt die Molke natürlich auch einiges mit, weil ich ersetze ja praktisch das Wasser mit Molke sozusagen.

Markus: Sehr interessant. Also da muss ich mir das wirklich mal vor Ort anschauen und kann ja jedem nur empfehlen, jetzt wissen sie ja, wo sie hin müssen, wenn sie sich dafür interessieren, das ist echt eine spannende Geschichte. Noch eine Frage vielleicht jetzt, wo wir mal so einen Spezialisten auch haben, wenn du von dem Kastanienbier sprichst, also wir bei uns haben ja so die klassischen Kastanien vorm Haus, die man nicht isst. Die fallen irgendwann runter, die Kinder sammeln die und freuen sich. Aber bei euch schauen die ja ein bisschen anders aus und dann kann man die ja zum Beispiel, wie sagt man, grillen ist vielleicht das falsche Wort, aber halt erhitzen und dann zu Weihnachten stehen die ja bei uns auf dem Weihnachtsmarkt immer rum, isst man total gerne. Aber wie mache ich da draus denn dann jetzt ein Bier? Oder was gibt es überhaupt da für Unterschiede, gibt es da nur eine Sorte, gibt es da verschiedenen Sorten, wie muss man sich diese Welt der Esskastanie so vorstellen?

Matthias: Also Sorten von Kastanien meinst du?

Markus: Ja, also ob es da jetzt halt den Baum gibt und den gibt es halt zehnmal oder ob es da eben verschiedene Sorten gibt, die halt so oder so schmecken oder so.

Matthias: Genau, also da gibt es viele verschiedene Sorten auch. Und hier handelt es sich bei uns um die gelbe Südtiroler Edelkastanie, also eine eigene Sorte auch, die hier wächst und die hier, ja, schon Jahrhunderte vermehrt wurde, veredelt wurde. Und, ja, genau, die lässt sich zum Beispiel besser schälen als die Wildkastanien. Also es braucht auch die Wildkastanien hier, um diese Edelkastanien zu bestäuben. Und im Gegensatz zu den Wildkastanien lassen die sich natürlich besser schälen, die schmecken anders. Und die gelbe Südtiroler Edelkastanie ist wirklich diese autochthone Sorte von hier und überall in Europa, auf der ganzen Welt gibt es verschiedene Esskastaniensorten natürlich. Und, ja, beim Bierbrauen muss man natürlich die Kastanie mitmaischen, also nicht nur zum Schluss zum Beispiel im Whirlpool dazugeben und so weiter, weil man einfach zu viel Stärke auch hineinbringt durch die Kastanie. Also vor allem Stärke ist drin, wie auch im Getreide und das muss natürlich verzuckert werden. Und da verwenden wir Anteile von, ja, ein Drittel zum Beispiel von der Malzschüttung beinhaltet Kastanien. Und diese, ja, praktisch haben wir über Feuer gebraten und dann geschält, alles von Hand geschält, zerkleinert und dann mit eingemaischt. Also richtig eine intensive Arbeit. Also früher gab es ja den Fingerabdrucksensor beim Handy, mittlerweile gibt es ja Face-ID, aber als das noch war, da hat der Fingerabdrucksensor nicht mehr funktioniert, so viel haben wir geschält, die Kastanien.

Markus: Woah, das ist ja mal heftig. Und dadurch, dass das vorher geröstet worden ist, hat man dann auch Röstaromen und solche Dinge dann ins Bier gebracht?

Matthias: Genau und das wollte ich einfach haben. Also natürlich haben wir durch das Feuer die Raucharomatik drin, die Röstaromen, ja, durch das Anbraten, durch das Anrösten, weil eigentlich von der Kastanie selber wenig Aroma ins Bier übergeht, weil die Kastanie selber ist relativ neutral von der Aromatik her. Natürlich, wenn man die Kastanie isst, hat man die Süße und so weiter, aber ansonsten ist das Aroma relativ neutral, wenn man jetzt nicht die Röstaromatik und so weiter von den Kastanien rauskitzelt. Und die Meisten machen ja Kastanienbier mit Kastanienmehl und das Kastanienmehl hat jetzt auch nicht unbedingt brutal viel Geschmack. Ich muss ehrlicherweise sagen, die Meisten machen Kastanienbier schon mit Kastanienmehl, aber bringen den Geschmack, die Nussigkeit eher von den Spezialmalzen in das Bier rein. Und wir versuchen wirklich oder ich versuche wirklich von der Kastanie die Aromen ins Bier zu bringen und das ist nicht so einfach.

Markus: Nee, aber spannend. Auch das gab es bei auch ja am Stand schon und das muss ich dann noch mal intensiver verkosten, wenn ich dann dieses Jahr wieder da bin. Über ein Bier müssen wir auf jeden Fall auch noch kurz sprechen, nämlich das Bier der Biere sozusagen, also der Guggosauerus, der ja auch eine Kooperation in gewisser Weise ist. Vielleicht kannst du uns da noch ein bisschen mitnehmen, also wie kam es dazu, was hat es mit diesem Namen auf sich und was ist das für ein Bier?

Matthias: Ja, der Guggosauerus ist so entstanden mit meinem guten Freund dem Johannes Sauer, alias Bierdoktor. Also den habe ich kennengelernt bei meiner Biersommelierausbildung und, ja, seitdem sind wir eigentlich gute Freunde. Und, ja, bald schon drauf, ich glaube, 2020 oder schon 2019 haben wir den ersten Guggosauerus eingebraut. Ja, ursprünglich eigentlich ein Weizenbock, mittlerweile ist es eine Festweisse geworden, ja, mit knapp über 6% Alkohol. Also ein Weizenbier, das eigentlich ein bisschen stärker nur eingebraut ist mit einer speziellen Weizensorte, die wir auch selber anbauen, zu 50 Prozent. Und, ja, schön kupferfarben, malzig, malzbetont, aber auch Mandarina Bavaria als Abrundung, das noch mal ein bisschen Kontrast bietet zum Malzaroma, das natürlich das schöne brotige intensive Malzaroma, leichte Süße auch und die Frische eigentlich durch die Weizenhefe, die immer auch ein bisschen mehr Säure reinbringt in das Geschehen. Ist jetzt kein Sauer-Bier, was man vermutet bei Guggosauerus. Da haben viele Angst, dass das jetzt ein Sauer wird, aber das ist kein Sauer-Bier, wie gesagt, nur durch den Johannes Sauer heißt das so. Aber so, also die Säure merkt man jetzt nicht, aber leicht sauer, saurer als ein normales Bier und das bringt einfach eine Frische rein, das gegen den Malzkörper ankämpft und die fruchtige Hopfenaromatik vom Mandarina Bavaria. Natürlich haben wir die Hefenoten drin, das Bananige, Nelkige und so weiter, also richtig ein schönes komplexes Weizen mit einem schönen Körper, eine schöne Süffigkeit. Und das brauen wir eigentlich für Weihnachten, da ist ein Dinosaurier vorne drauf, der Guggosauerus mit der Weihnachtsmütze. Und, ja, also wirklich ein tolles rundes Bier, muss ich sagen. Und das Bier hat jetzt schon einige Preise gewonnen, muss ich sagen, also Birra Dell ´Anno auch, haben wir da den dritten Platz gemacht, dann, ja, Gold beim Cuver Beer Award auch. Ja, also das hat uns schon ein bisschen ein paar Welten auch eröffnet sozusagen und, ja, mal schauen, wie es weitergeht mit dem Guggosauerus.

Markus: Was man auf jeden Fall kann, ist dir stundenlang zuzuhören, wenn du ein Bier beschreibst. das ist so schön, das ist großartig, das macht richtig Freude und man kann das miterleben, mitfühlen, mitschmecken, mitriechen, großartig. Also vielen, vielen Dank, das war ein ganz toller Einblick in so ein bisschen deine Welt, in deine Biere, auch ein bisschen in die Philosophie, in die Familie und ich freue mich total darauf, dass dann irgendwann Mal, hoffentlich bald, persönlich auch erleben zu können vor Ort. Und wir sehen uns ja auf jeden Fall wieder dann beim KuBo Award, aber eben, wie gesagt, vielleicht schaffen wir es irgendwie drum rum, wäre cool. Wir werden auf jeden Fall für die Hörerinnen und Hörer alles verlinken, dass sie dich auch finden und dass sie den Shop finden und auch zu euch finden. Und, ja, von meiner Seite aus, ich kann dir noch mal vielen, vielen Dank sagen, ein großes Kompliment machen für alles, was du tust, das ist eine große Freude in jeder Hinsicht vom Bier, aber auch vom Menschen her und das ist, ja, einfach nur wunderbar, vielen Dank an dieser Stelle.

Matthias: Sehr gerne, Markus. Vielen Dank auch dir, hat mich gefreut, mit dir zu plaudern und ein gemütliches Bier zu trinken. Und, ja, hoffentlich sehen wir uns bald und gerne kannst du mal vorbeikommen, du bist auf einen Knödel eingeladen.

Markus: Oder zwei, okay.

Matthias: Oder zwei.

 

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 147 – Interview II mit Christian Klemenz, Gründer der Bierothek und Biersommelier aus Bamberg

In dieser Folge von BierTalk treffen wir einen alten Bekannten wieder: Christian Klemenz, Gründer und Geschäftsführer der Bierothek. Bereits vor fast fünf Jahren war er zu Gast in unserem Podcast – damals noch zu Beginn der Pandemie. Seitdem hat sich viel getan: Die Bierothek hat sich weiterentwickelt, neue Geschäftsfelder erschlossen und sogar ein eigenes Hopfenwasser auf den Markt gebracht. Wir sprechen über die Herausforderungen und Chancen im Bierhandel, den Wandel der Craft-Beer-Szene und neue Trends wie alkoholfreie Biervarianten. Außerdem blicken wir auf ein besonderes Projekt mit historischer Bedeutung: das Weißbier „Weisse Taube“, das nicht nur eine alte Brauereimarke wiederbelebt, sondern auch an die jüdische Geschichte Bambergs erinnert. Eine spannende Episode voller Einblicke in die Welt des Bieres…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

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Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir endlich mal wieder in meiner Heimatstadt in Bamberg und haben einen Gast, den die eine oder der andere unter den Hörerinnen und Hörern schon kennt. Also einerseits vom Podcast, denn er war damals zu Gast Folge 6, vor fast 5 Jahren, also lange, lange her. Ganz am Anfang der Pandemie, da hatten wir natürlich ganz andere Themen. Und bei ihm ist sicherlich auch viel passiert in diesen 5 Jahren, gehe ich davon aus und deswegen bin ich ganz froh, hier bei dir in deinen Räumlichkeiten sein zu können, lieber Christian Clemens. Vielleicht stellst du dich ganz kurz den Hörern noch mal vor, für die, die dich vielleicht noch nicht kennen.

Christian: Ja, vielen Dank für die Einladung in deinen Podcast und herzlich willkommen bei uns im Büro in Bamberg, Markus. Ich stelle mich gerne kurz vor, Christian Clemens, Gründer und Geschäftsführer der Bierothek®. Wir sind Bierspezialitätenhändler mit stationären Einzelhandelsfilialen, Online-Handel und Großhandel. Das heißt, wir treiben alles, was ein bisschen besonders im Bierbereich ist über verschiedenste Kanäle, sowohl in Deutschland als auch europaweit.

Markus: Wahnsinn, also da hat sich viel getan. Und ich erlebe es ja selber, wenn ich unterwegs bin, man stolpert immer mal wieder über den Laden oder über das Logo oder auch einfach Brauereien, die mit euch Partnerschaft haben, ihre Biere über euch vertreiben. Und das freut mich dann immer sehr, weil man eben merkt, ein bisschen geht dann irgendwie doch und es gibt auch immer Innovationen aus eurem Haus. Und ich habe so ein bisschen noch mal vor diesem Podcast in den Alten reingehört und das war schon lustig, da hatten wir zum Beispiel eine große Story über Bier für Indien. Wieweit ist das für dich gefühlt jetzt weg?

Christian: Das ist so der Anfang der Geschichte, sage ich jetzt mal, Indien spielt immer noch insofern eine Rolle, ein Teil unseres Entwicklerteams sitzt in Indien, ja, wir haben da immer noch ganz starke enge Beziehungen. Der Bierexport an sich, der spielt jetzt aktuell keine so große Rolle mehr, wobei wir das vielleicht auch wieder aufnehmen wollen, aber so hat es tatsächlich mal begonnen. Ja, da warst du auch einer der Allerersten, die journalistisch drüber berichtet haben, ich erinnere mich, ist schon ein bisschen her. So ging es mal los und mittlerweile hat es sich entwickelt und, genau und mittlerweile sind wir die Bierothek® mit all ihren Facetten und Bereichen, die wir jetzt haben.

Markus: Ja, wenn wir jetzt sagen, 5 Jahre sind da jetzt vergangen, vielleicht so ein, zwei, drei Sachen, die dir einfallen, die in diesen 5 Jahren vielleicht so Meilensteine waren, die passiert sind seit unserem letzten Podcast.

Christian: Genau, es war tatsächlich also ziemlich zum Anfang von der Pandemie, ich erinnere mich noch, es war so Frühjahr 2020.

Markus: Ja, April oder irgendwie so, ja.

Christian: So um den Dreh rum, genau. Und das war wirklich natürlich nicht einfach für uns als Firma, weil wir nicht wussten, was für Auswirkungen wird das jetzt haben. Und glücklicherweise haben wirklich, sage ich mal, die Schwierigkeiten im stationären Bereich, die es durchaus gab naheliegenderweise, relativ gut kompensieren können durch Wachstum, was sich dann im Online-Handel ergeben hat, ja. Also da hat sich das ein bisschen bewährt, dass wir quasi nicht nur auf ein Pferd gesetzt haben schon immer, sondern ein bisschen auf mehrere Pferde und konnten das ganz gut ausgleichen. Und da hat, sage ich mal, der E-Commerce wirklich einen großen Sprung für uns gemacht und war auch so der Grundstein dafür, dass wir dann gesagt haben, wir wollen über den klassischen E-Commerce hinaus, wir wollen wirklich einen Marktplatz für Brauereien aufbauen und nicht nur in Deutschland, in Europa. Also quasi, wie das oft so ist, aus schwierigen Zeiten entsteht auch noch mal was ganz Gutes. Und mittlerweile ist das jetzt für uns so fast mit das Wichtigste von vielen Sachen, die wir machen, dass wir wirklich versuchen wollen, eine digitale Bierplattform zu bauen, die nicht nur in Deutschland Bier vertreibt, sondern europaweit und auch offen ist für Brauereien, um sich da anzuschließen.

Markus: Damals war das Stichwort irgendwie noch Craft-Beer. Wenn ich jetzt heute in die Szene rein höre, findet das entweder gar nicht mehr statt oder ist fast schon ein Schimpfwort geworden. Wie siehst du da die Entwicklung so ein bisschen?

Christian: Ja, das Wort Craft-Beer, ja, da kann man, glaube ich, wirklich mittlerweile Bücher drüber schreiben, ja. Also ich würde für uns sogar ein bisschen in Anspruch nehmen, dass wir den Begriff Craft-Beer auch von Anfang an eigentlich nie so überstrapaziert haben. Also wir haben ihn natürlich schon auch benutzt und bespielt und auch, klar, weil er eigentlich schon immer auch was bedeutet hat, aber wir haben eigentlich immer eher von Spezialitäten gesprochen. Weil, also unser erster Laden war ja auch hier in Bamberg, da hat schon immer das fränkische Sortiment eine ganz große Rolle gespielt, was in der Breite einfach sehr klassische Biere waren. Und das ist eigentlich bis heute so, das hat immer eine wichtige Rolle gespielt und wir haben da nie versucht, irgendwie einen Gegensatz aufzumachen, Craft-Beer gegen traditionell, neu gegen alt, sondern eigentlich immer gesagt, wir als Bierothek® wollen eigentlich der Anlaufpunkt sein, wo einfach die ganze Vielfalt zusammenkommt und da ein bisschen, sage ich mal, agnostischer rangehen, weniger ideologisch, sondern einfach sagen, wir wollen besondere Bierspezialitäten verkaufen, von daher haben wir uns nie so sehr an den Begriff ran gehangen. Aber ich gebe dir Recht, also so, es hat sich durchaus teilweise ein bisschen ins Negative sogar gewandelt in der Kommunikation an Kunden, dass manche das eher ein bisschen negativ verbinden. Was schade ist. Ich sage mal, letztendlich geht es um Bierspezialitäten. Begrifflichkeit ist eigentlich immer in gewisser Weise sekundär, ist jetzt für mich nicht das Wichtigste, wie es genannt wird, aber ist natürlich schon auch ein bisschen sinnbildlich für die Entwicklung, die die Branche, die Szene in den letzten 5 bis 10 Jahren genommen hat.

Markus: Ja, das auf jeden Fall. Und eine Sache, die mir auch noch einfällt, letztes Mal waren wir noch zu dritt, da war der Holger dabei.

Christian: Stimmt.

Markus: Und sein wichtiger Job, also nicht der wichtigste, er hatte da viele andere Jobs natürlich auch, aber ein sehr wichtiger Job war immer dafür zu sorgen, dass wir im BierTalk nicht vergessen, ein Bier zu trinken.

Christian: Das stimmt.

Markus: Und da sind wir fast schon wieder ein bisschen drüber raus, deswegen, denke ich, sollten wir langsam damit anfangen, der Tisch biegt sich ja quasi vor Bierspezialitäten und anderen. Ja, also was möchtest du gerne verkosten, worauf hast du Lust?

Christian: Also wenn es in Ordnung ist, ohne, dass wir jetzt hier die eisernen Regeln des Podcasts brechen, würde ich sogar mit einem Nichtbier beginnen, sondern mit unserem Hop Soda®, unserem Hopfenwasser. Da warst du ja auch dabei, als wir die erste Abfüllung kurz vor der BrauBeviale im November hatten. Und ist, glaube ich, eine ganz schöne Innovation, die wir, wie gesagt, kürzlich auf den Markt gebracht haben. Und, genau, wenn es in Ordnung ist, würden wir damit anfangen.

Markus: Absolut, also es ist ja Hopfen drin, also insofern sind wir schon nah am Bier. Es klingt auch schon perfekt.

Christian: Genau, man hat es schon gehört, die Dose.

Markus: Sehr schön!

Christian: Genau, also Podcast heißt ja, der Hörer sieht jetzt nichts, aber man kann schon mal sagen, also es ist ein Hopfenwasser und so schaut es auch aus, also es ist erst mal durchsichtig.

Markus: Genau, es schaut aus wie ein Wasser, also insofern natürlich völlig klassisch, können wir die ganze Beschreibung und sowas ein bisschen reduzieren. Ihr habt vielleicht auch schon ein bisschen gehört, es hat Kohlensäure, ordentlich Kohlensäure, schön, prickelnd und perlt und macht und tut. Und dadurch kommt auch ein bisschen Aroma schon in die Luft, also ein bisschen Hopfenaroma, spannend.

Christian: Genau, das ist eben das Besondere. Also vielleicht noch mal zur Genese, wie ist dieses Produkt entstanden, die Firma BarthHaas aus Nürnberg, die ja vielleicht der ein oder andere kennt, hat mit ihren Liquid Hops da Produkte auf den Markt gebracht, die es eben auch ermöglichen, natürliches Hopfenaroma in Wasser zu bekommen in einer löslichen Form. Und, genau, ist was Neues und wir haben dann mit BarthHaas zusammen in so einem, ja, Entwicklungsprozess dann auch das Rezept verfeinert, versucht, wie kriegen wir da ein stabiles Produkt hin. Und mit unserer langjährigen Partnerbrauerei Rittmayer in Hallerndorf dann, genau, das Produkt entwickelt. Und das Besondere ist eben das schöne Hopfenaroma. Wenn man mal reinriecht ins Glas, dann merkt man es auch.

Markus: Ja, wunderbar. Also alles, was man vom Hopfen eigentlich so kennt, ein bisschen Citrus, ein bisschen was tropisch Fruchtiges, auch ein bisschen was Grüngrasiges, auch ein bisschen Menthol. Also ganz viele verschiedene frische fruchtige angenehme Aromen, die einem da so entgegenkommen, wunderbar.

Christian: Genau. Es ist eben, also ich hoffe, nicht nur für Hopfenfans, aber Leute, die natürlich Hopfen mögen, ist das einfach eine schöne Sache. Und wir wollen da vielleicht auch so ein bisschen eine Lücke schließen zwischen Wasser und den Limonaden, sage ich jetzt mal. Also Limonaden sind ja immer mit Zucker und so weiter und das ist eben eigentlich aus dem Gesundheitsaspekt, wenn man auch so möchte, ohne Kalorien, ohne Zucker ein Wasser, was trotzdem eine schöne Aromatik noch hat. Und bisher haben wir echt ein schönes Feedback, kommt im Markt auch gut an. Und wir sind guter Dinge, dass wir den Artikel dauerhaft etablieren können.

Markus: Ja, das wäre ja wunderbar. Also jetzt müssen wir mal trinken, sonst verdursten wir hier. Ja, wie der Name sagt, Hopfenwasser. Aber schön, also man hat wirklich diese schöne Hopfenaromatik gleich am Anfang, es gibt einem auf der Zunge ein schönes Gefühl. Also ein bisschen anders als normales Wasser, sage ich mal. Man hat so ein bisschen dieses Cremige vielleicht auch auf der Zunge und dann wirklich entfalteten sich die Aromen, man hat das Hopfige und wenn man dann runterschluckt, kommt das noch mal durch die Nase zurück, es ist immer noch da. Und jetzt, wo ich rede, man hat auch so eine feine Bittere. Also ist nicht so übertrieben, wie andere Leute vielleicht denken würden, Hopfenwasser muss schweine-bitter sein, das ist es nicht, lässt sich sehr, sehr schön trinken.

Christian: Genau. Und ich finde, was auch vielleicht so ein Hopfeneffekt ist, also es animiert auch, finde ich, immer so ein bisschen zum Nachtrinken so. Die Zunge hat so, ja, einen leichten Belag und es animiert auf jeden Fall zum Nachtrinken, finde ich immer.

Markus: Ja, nee, das auf jeden Fall. Und ich glaube auch, das wird auch Leute noch mal abholen und überhaupt für dieses Thema interessieren, die vielleicht vorher mit Bier nicht so viel anfangen konnten. Gefällt mir gut, also ja. Und es ist eben keine Limo, es ist nicht süß, es hat eben da keine Kalorien an der Stelle. Und das ist natürlich schon eine schöne Sache, also weil ich mir vorstellen kann, dass auch viele Leute, denen jetzt einfach ein Wasser zu langweilig ist, so eine Möglichkeit haben, ein bisschen wenigstens schön Aroma, einen schönen Kick dabei zu haben. Und erfrischend finde ich es auch, also schön.

Christian: Genau. Und wir haben auch schon den ein oder anderen Biersommelier, der sagt, ach, das ist super, das kann ich in meine Tastings einbauen. Weil, bei Tastings ist ja auch öfter Mal ein Wasser noch mit dabei eben so und dann ist es auch eben einfach ein bisschen spannender, sage ich jetzt mal, als nur ein Wasser.

Markus: Genau und wenn einem das Helle zu langweilig ist, gibt man halt ein bisschen noch Wasser dazu. Gut, ist vielleicht übertrieben, aber immerhin. Also es heißt Hop Soda® und ich habe heute, ich war halt noch mal einkaufen heute früh und habe es dann auch schon in den Läden stehen sehen.

Christian: Sehr gut.

Markus: Und habe auch manchmal ein bisschen beobachtet und tatsächlich, Menschen nehmen das mit. Und von der Palette war vielleicht so ein Drittel, war schon weg, also es scheint Interesse zu finden, wünsche ich euch natürlich. Und das ist wirklich eine tolle Idee und schön, dass ihr das geschafft habt, dass hier am Markt zu platzieren, das ist ja schon auch ein Wupp.

Christian: Genau. Wir sind natürlich immer auf der Suche, wollen auch so ein bisschen natürlich innovationsfreudig sein, probieren auch mal was aus. Und ich denke, das hat uns über die Jahre immer so ein bisschen ausgezeichnet und das ist vielleicht auch ein Beispiel dafür.

Markus: Ja und Zielgruppe ist dann einerseits Leute, die eben schon dieses Hopfige, Bierige wollen und andererseits Leute, die eben sagen, Wasser allein ist mir zu langweilig, ich will aber auch kein süßes Zeug irgendwie, sondern ich möchte eben Wasser mit einem schönen Kick, der mir ein bisschen mehr gibt sozusagen.

Christian: Genau, wir haben zum Beispiel jetzt öfter auch schon aus der Kundschaft gehört, ach Mensch, das passt doch super irgendwie, wenn ich zum Beispiel sonst in der Tankstelle bin, dann habe ich entweder nur alkoholische Getränke, gezuckerte Getränke oder eben komplett geschmacksfreies Wasser. Und da ist quasi ein Artikel, der hat ein bisschen Aroma, aber ist eben ohne Zucker und, genau, so ein bisschen zwischen Wassern und Limonaden angesiedelt.

Markus: Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass es dem ein oder anderen Barkeeper vielleicht gefällt als Zutat, oder?

Christian: Ja, genau, also wir sind auch schon mit dem Sven Goller hier vom schwarzen Schaf aus Bamberg in Kontakt und weil wir auch öfter gehört haben, das ist doch eigentlich auch ein super Filler-Getränk. Auch Mitarbeiter von uns haben schon jetzt auch zusammen mit Gin entdeckt, dass man da verschiedene Sachen machen kann. Also da auch ein Aufruf an die Hörerschaft, also wenn es da gute Ideen gibt, zu was es sich auch noch eignet, freuen uns sehr zu hören, für was es sich alles einsetzen lässt.

Markus: Man könnte ja mal so einen Wettbewerb machen, so Rezepte einsenden und dann machen wir mal so, mal schauen. Also spannend auf jeden Fall und wirklich cool, dass es sowas gibt. Wie war das, bist du auf den Georg Rittmayer zugegangen oder wie lief da die Geschichte so ein bisschen?

Christian: Genau, also letztendlich von BarthHaas ein paar Leute getroffen, die haben davon erzählt, dass sie eben diese Produkte jetzt haben. Dann habe ich im Sommer beim Braumeister Camp in Salzburg, beim Axel Kiesbye war ich zu Gast. Habe ich noch den Headbrewer von Sierra Nevada getroffen, der mir erzählt hat, dass es mittlerweile bei ihnen im Tapproom bei Sierra Nevada als Hop Water mittlerweile auch schon fest am Han ist sogar. Also in den USA gibt es mehrere Brauereien mittlerweile, für die Hopfenwasser schon, also da ist das schon ein bisschen, wie das oft so ist eben mit Trends in den USA, ein bisschen voraus. Und da dachte ich, Mensch, das ist doch eigentlich eine gute Sache und bin dann eben auf den Georg Rittmayer zu, ja, einer meiner, wenn nicht sogar der langjährigste Partner, seitdem ich in der Bierbranche unterwegs bin. Und, genau, der Georg ist ja immer sehr offen dafür und, genau und dann haben wir uns mal zusammengesetzt mit den Leuten von BarthHaas in Hallerndorf und haben dann gefeilt, wie wir das Produkt am Ende hinbekommen.

Markus: Und wie viel darfst du sagen, was für Hopfen in welchem Verhältnis, was ist da so drin, kann man da was darüber erfahren?

Christian: Da kann ich natürlich jetzt nicht alles verraten, aber ich kann sagen, es war doch ein nicht ganz so kurzer Entwicklungsprozess von der Rezeptur. Also ich glaube, wir waren, ich glaube, zweimal in Hallerdorf, zweimal in Nürnberg, haben hier im Büro noch mehrfach verkostet und so weiter, also es hat auf jeden Fall mehrere Runden gedreht, bis wir dann von der Rezeptur so hingekommen sind. Weil wir reden, wie gesagt, nicht von einem Hopfenöl, sondern es ist eine Kombination aus verschiedenen, wo man auch dann verschiedene Sachen in den Vordergrund stellen kann. Genau, will man eher eine Harzigkeit, weil man eher eine Fruchtigkeit, wie will man das kombinieren. Der Trockenheitseffekt, wie stark soll der durchkommen und so weiter. Also man kann da schon viel machen, wie das Produkt am Ende dann sein soll. Und wir sind mit dem Ergebnis ganz zufrieden und, genau und schauen jetzt mal, wie der Markt es annimmt.

Markus: Und redet man da eher von Milligramm pro Liter oder von Kilogramm oder wie ist so das Verhältnis, wie viel Hopfen braucht man da für sowas?

Christian: Also, genau, das ist der Liquid-Hops, also das ist ja quasi die kondensierte Form, wenn man so möchte, also da reden wir von, ja, also Litern, sage ich jetzt mal, die man für einen 20-Hektolitertank da braucht, also sind jetzt keine riesigen Mengen, aber, genau.

Markus: Schon ergiebig. Ja, also auf jeden Fall spannend und schön. Gratulation an der Stelle. Und ich kann mich erinnern, ich bin ja mal vor 8 Jahren oder sowas aus Brasilien zurückgekommen und hatte da auch schon Hopfenwasser gefunden. Habe ich damals einigen Leuten gezeigt, auch euch und da war die Welt noch nicht reif dafür und jetzt, mittlerweile ist sie das. Also das finde ich schon echt eine sehr coole Nummer.

Christian: Ja, es hat natürlich auch, also wie gesagt, wir zahlen da so ein bisschen auf mehrere Trends auch letztendlich ein. Auch ein Trend, der nicht zu verleugnen ist, ist auch der alkoholfreie Trend, muss man einfach ganz klar sagen, Alkoholfrei spielt einfach eine immer größere Rolle. Allgemein, auch einfach durch das Konsumverhalten und so weiter, die Leute wollen einfach auch immer alkoholfreie Alternativen haben. Und bist du ja auch ein großer Verfechter dafür, dass ein Brauereierlebnis zum Beispiel nicht immer nur zwangsläufig mit Alkohol verbunden sein muss und so weiter.

Markus: Absolut, ja.

Christian: Und man muss den Leuten, glaube ich, einfach auch nur Angebote geben. Genau und Hopfen ist, denke ich, auch so ein Aspekt, viele Leute mögen eben gerade dieses Hopfige und so weiter und deshalb auch eine Möglichkeit, wie man das eben in der nichtalkoholischen Form genießen kann.

Markus: Ja, also das stimmt, das ist natürlich so ein Trend der allgemein gerade läuft, eben alkoholfreies Bier. Und da finde ich auch sehr interessant, ich habe heute zum Beispiel, zufällig sind mir die beiden Alkoholfreien von Sierra Nevada in die Hand gefallen. Die habe ich noch nicht probiert, bin ich mal gespannt, wenn ich die dann mal verkostet habe, wie das so ist. Aber man merkt eben, dass jede Brauerei eigentlich mittlerweile versucht, sich dem Thema irgendwie zu nähern. Die einen bleiben mehr beim Bier, sage ich mal, die anderen gehen ein bisschen weg davon, aber insgesamt braucht man einfach Antworten auf die Frage von Gruppen von Menschen, die eben sagen, wir wollen gerne was trinken und gerne auch ein handwerklich gemachtes Getränk, aber halt ohne Alkohol. Und, ja, da ist das auf jeden Fall ein Anfang, denn mit so einem Hop Soda® kann man natürlich alles machen, also kann man pur trinken, kann man mischen, kann man wieder mit Spirituosen mischen, also je nachdem. Genau, aber wenn wir schon dabei sind, der Tisch biegt sich ja trotzdem, was könnte man denn noch ein bisschen probieren?

Christian: Ja, wir könnten vielleicht auch aus gewisser Aktualität der Ereignisse, habe ich einfach jetzt auch noch mal ein Stone Beer mitgebracht, weil, das hat ja Schlagzeilen gemacht, dass Stone von den Auslandsmärkten zurückzieht und nur noch in den USA in Zukunft erhältlich sein wird. Und dann dachte ich so, als kleine Reminiszenz zum Abschied, erzählt vielleicht auch ein bisschen beispielhaft die Geschichte von Craft Beer in Deutschland, sage ich jetzt mal. Genau, habe ich auch noch ein hopfiges Stone IPA, könnten wir auch noch mal, solange es es noch gibt.

Christian: Genau.

Markus: Ja, es hat ein bisschen Endzeitstimmung manchmal so, ja. Ja, das ist schon, wenn man überlegt, dass Greg Koch mal nach Deutschland gekommen ist, um Europa für das Bier zu erobern, von seiner Sicht ist das schon eine krasse Entwicklung, dass sie jetzt gesagt haben, nachdem Greg ja auch von Bord ist, muss man fairerweise sagen, sich zurückzuziehen. Aber es ist natürlich ein wunderbares Bier, wenn man es hier so im Glas sieht.

Christian: Genau, es ist ein wunderbares Bier. Genau, wie gesagt, ich will auch in keinster Weise da irgendwie Endzeitstimmung verbreiten oder so, im Gegenteil, also wie gesagt, wir sind ja in der Branche, wir glauben dran, dass es mittel- bis langfristig absolut eine Daseinsberechtigung hat und auch weiterwachsen wird. Aber zur Wahrheit gehört eben auch dazu, dass in dieser Anfangsphase, nenne ich es jetzt mal, oder das gewisse Sachen einfach nicht so funktioniert haben, wie es sich vielleicht viele Leute am Anfang gedacht haben und, genau, Stone mit sehr ambitionierten Plänen ist da sicherlich ein Beispiel dafür.

Markus: Ja und man muss auch sehen, ich glaube mal, es hat sich ja mittlerweile auch etabliert, den Laden gibt es jetzt seit 40 Jahren. Das ist natürlich auch was, wo mittlerweile eine gewisse Sättigung eingesetzt hat, wo jetzt auch die Neugier und die Nerds und so, das ist ja alles durch, kennt man jetzt, das sind schon die Alten irgendwie und vielleicht verändert sich auch ein bisschen die Einstellung. Aber gut, beschäftigen wir uns ganz kurz ein bisschen mit dem Bier. Also es ist eine ganz großartige Farbe, so ein bisschen orangerot leuchtend, schön. Was können wir noch sagen, Klassiker Bernstein, naja, schöne IPA-Farbe auf jeden Fall, oder?

Christian: Ja, auf jeden Fall, ja. Ich finde, auch richtig charakteristisch, also ich finde, ein Stone-IPA kann man auch immer relativ gut erkennen.

Markus: Ja.

Christian: Genau und wenn man da auch reinriecht, merkt man schon gleich, da ist knackig was los, wenn es um Hopfen geht.

Markus: Ja, also Verwandtschaft mit euren Hopfen-Soda ist durchaus gegeben. Ja, auch viel schöne fruchtige Hopfen natürlich und vor allem viel davon, das ist ja bei Stone auch einfach so ein bisschen Markenzeichen. Und auch diese harzigen Noten, kräutrigen Noten und ein bisschen natürlich Citrus, Tropenfrucht, Grape Fruit, Pfirsich, also jede Menge Zeug.

Christian: Jede Menge Zeug, genau.

Markus: Sehr schön. Na, Prost. Wunderbar.

Christian: Zum Wohl!

Markus: Danke schön! Ja, so ist es. Aber das ist vielleicht noch der Punkt, ich überlege, ich glaube, mein erstes Stone IPA habe ich, ach Gott, keine Ahnung, wie lange das her ist, aber irgendwann mal in Berlin getrunken bei irgend so einem Event. Und damals war das schon was, wo man die Augen aufgerissen hat, also weil, so bitter, mit so einem Selbstverständnis und mit so einer Designgestaltung und überhaupt, das war schon was Neues damals. Und das hat damals, also wenn man da halt dagegenstellt, was man sonst hatte, irgendein Berliner Pils oder so, das ist dann schon eine Nummer gewesen. Und das weiß ich noch, da sind damals 100e von Leuten zu diesem kleinen Laden gepilgert irgendwo mitten in Berlin, wo das da war und alle wollten eben dieses ganz besondere Bier endlich mal probieren und da war natürlich auch viel Hype und Story drum rum. Jetzt haben wir es hier ganz schön in der Dose, aber es ist wunderbar. Wie ist es denn, kriegt ihr jetzt noch was oder ist das schon die letzte Charge?

Christian: Die letzte Lieferung ist, glaube ich, gerade auf dem Weg oder dabei anzukommen, ich weiß es gar nicht mehr genau, aber das war es dann leider. Weil, wie gesagt, die Amerikaner entschieden haben beziehungsweise die japanischen Eigentümer nach der Übernahme von Sapporo, dass sie sich jetzt erst mal auf dem Heimatmarkt konzentrieren müssen und das Auslandsgeschäft jetzt erst mal zu kompliziert ist und sich erst mal zurückziehen. Ist natürlich schade, genau, aber so ist es leider. Genau, es ist weiterhin einfach nicht so einfach, es ist, muss man auch dazu sagen, jetzt kein rein deutsches Phänomen, sondern allgemein haben sie gesagt, es ist, genau, zu kleinteilig, zu kompliziert, deswegen haben sie sich da weiter zurückgezogen.

Markus: Ja und ich glaube, also da steckt vielleicht auch ein bisschen dahinter, dass sie ja eigentlich eine Strategie hatten, auf dem amerikanischen Markt irgendwie einzusteigen und ja angefangen haben mit Anker, was sie zuerst übernommen haben und dann wahrscheinlich festgestellt haben, dass die Brauerei dort vielleicht nicht das ist, was sie wirklich gesucht haben von den Produktionskapazitäten, von den ganzen Möglichkeiten. Und da war natürlich Stone dann irgendwie eine andere Nummer als ganz moderne Produktionsanlage natürlich und mit viel mehr Möglichkeiten und viel mehr Distribution und das jetzt dann alles auf neue Beine zu stellen, kann ich mir schon gut vorstellen. Aber für uns natürlich schade, weil dann schon Klassiker so ein bisschen wegfallen. Ich weine ja am meisten dem Xocoveza hinterher, muss ich sagen, das war immer mein Lieblingsbier von Stone und fand ich so vielschichtig, so komplex, so einzigartig in der Bierwelt, dass schon, naja.

Christian: Ja, ja. Also, genau, leider, wie gesagt, USA manchmal ein bisschen Vorreiter von gewissen Entwicklungen. Auch in den USA ist jetzt der Craft-Beer-Markt nicht mehr so am Wachsen wie es in der Vergangenheit immer der Fall war, im Gegenteil, hat jetzt auch ein bisschen mit Rückgang zu kämpfen. Also, genau, der Biermarkt ist und bleibt nicht einfach, aber nach Regen kommt auch wieder Sonne, ja.

Markus: Ja, ist eine sehr gute Einstellung, ich glaube, die einzig Richtige auch für Unternehmer, also das ist der Unternehmergeist eigentlich. Natürlich hat man immer mal schwere Zeiten, da muss man auch irgendwie durch und dann kommen eben auch wieder gute Zeiten. Ich denke mal, an sich eine gute Sache ist doch, wenn man jetzt mal den amerikanischen Markt verlässt und auf den europäischen zurückkehrt, dass ihr ja doch in Europa viele Schätze gehoben und entdeckt habt und auch viele Kontakte auch in Länder habt, die man normalerweise gar nicht mit Bier verbunden hat. Wie entwickelt sich das denn so?

Christian: Genau, also wir bauen ja quasi unseren europäischen Footprint, sage ich jetzt mal, immer weiter aus insofern, dass wir quasi jetzt immer mehr europäische Länder anschließen an unsere Plattform. Was meine ich damit, und zwar, dass wir es legal möglich machen, in diese Länder zu verschicken. Was ja gar nicht so einfach ist, weil die nationalen Gesetzgebungen für Biersteuern und so weiter in jedem europäischen Land unterschiedlich sind. In einem Land wird die Biersteuer anhand des Alkoholgehalts bemessen, im anderen nach der Stammwürze in Plato, im anderen ist es eine Kombination aus beiden und so weiter und so weiter. Das heißt, wenn man das wie wir im größeren Stil rechtssicher betreiben will, dann muss man sich in den Ländern Fiskalvertretungen aufbauen, ist sehr kompliziert. Das heißt, wir haben dann eigene lokale Steuernummern in Spanien, in Italien, in Finnland, in Schweden. Und, genau, ist ein sehr langwieriger Weg, was uns, wie gesagt, vor 5 Jahren, als wir den letzten Podcast hatten, da war der E-Commerce noch viel kleiner, hat sich aber entwickelt, da haben wir gesagt, Mensch eigentlich, wir müssen auf die nächste Stufe gehen, wir müssen eigentlich aus Deutschland hinaus und über Deutschland hinausdenken. Und wenn wir den E-Commerce wirklich sinnvoll betreiben wollen, dann müssen wir ihn eigentlich europäisch denken. Und auch, wenn es da viele Hürden gibt, dann müssen wir sie eben nehmen und, genau, haben uns dann auf den Weg gemacht.

Markus: Und heißt das, es gibt jetzt in all diesen Ländern irgendwo einen kleinen Briefkasten, wo Bierothek® draufsteht?

Christian: Da gibt es überall eine Fiskalvertretung von uns. Das kann eine private Firma sein, kann auch sowas wie eine Außenhandelskammer sein und so weiter, die eben in unserem Namen mit unseren IDs, also unsere Lizenzen oder die haben die Lizenzen in Vertretung sozusagen, wird dann da eben die Verbrauchssteuer, sprich Biersteuer in den Ländern eben abgeführt, ja.

Markus: Betrifft das auch das Thema Pfand?

Christian: Also spielt alles rein, auch jetzt teilweise Verpackungsregelungen und so weiter so. Also wie gesagt, sehr kompliziert, nichts, was man mal so nebenbei machen kann und insbesondere auch nichts, was man als mittelständische Brauerei irgendwie auch mal so nebenbei machen kann. Deswegen machen wir uns ja die ganze Arbeit, ja, dass wir das dann letztendlich allen Brauereien anbieten können und sagen können, hej, wenn du an Endkunden europaweit verkaufen willst, dann komm zu uns, dann bieten wir dir die Möglichkeit, dass du quasi europaweit direkt an Endkunden verkaufen kannst, weil wir stellen sicher, dass das alles legal, sauber und logistisch sicher funktioniert.

Markus: Also nicht nur ein Service für den Verbraucher, der sagen kann, er kann das dann jetzt dadurch überall bestellen, sondern auch für eine Brauerei, die euch nutzen kann, um sich sichtbar zu machen.

Christian: Absolut, genau, das ist unser Ansatz. Letztendlich, wir verstehen uns als Enabler, ein englischer Begriff, also Möglichmacher, der deutsche Begriff. Genau, Kunden wollen Brauereien erleben, wollen Biere erleben, Produkte erleben und wir wollen es eben möglich machen, dass eben halt der Kunde direkt mit der Brauerei interagieren kann in Form von, er kann gewisse Biere, die er mag, eben von der Brauerei beziehen. Und, genau, das ist unser Job, wir wollen Endkunden mit Brauereien verbinden letztendlich.

Markus: Kann ich mir das denn so vorstellen, wenn ich einen Freund in Finnland habe und wir wollen zusammen ein Schlenkerla trinken, dass ich dann sage, gehe auf den Webshop der Bierothek® und bestell dir ein Schlenkerla und dann kriegst du das und dann können wir das gemeinsam trinken?

Christian: Zum Beispiel, genau, ja, genau. Und in Kürze, vielleicht als kleine Ankündigung, wird es noch ein Stück weitergehen, wir werden in Kürze unser sogenanntes Hopnet online bringen. Das ist dann quasi das Backend für Brauereien, wo wir dann unseren Marktplatz dann so richtig öffnen, dass quasi Brauereien, die zum Beispiel schon selbst sagen, ich habe selbst schon die Möglichkeit zu versenden oder ich versende ohnehin schon selbst, ich kann Pakete selber packen, dass sie dann sich bei uns einloggen können, ihre Produkte, Artikel bei uns einstellen können und über die Plattform dann eben anbieten können europaweit. Und unsere Plattform kümmert sich um alles, erstellt die Dokumente, dass alles rechtssicher ist, wickelt die Zahlungsabwicklung ab und so weiter und die Brauereien kann dann quasi direkt an den Endkunden verschicken und, genau, wir kümmern uns um den Rest.

Markus: Apropos wir und uns, also als ich jetzt da vorhin reingelaufen bin und so im Geiste gezählt habe, waren da, glaube ich, 15 Leute oder sowas, die da um mich rum waren. Ich war vorhin zufälligerweise sogar auch in eurem Lager, da sind ja auch Menschen, mittlerweile ist da ein ganz schöner Menschenstamm, Stave gewachsen irgendwie, oder?

Christian: Ja, genau, wir haben diesen Freitag unsere Weihnachtsfeier, es werden jedes Jahr immer ein paar Leute mehr, also so. Wir machen unsere Weihnachtsfeier immer nach Weihnachten oder Winterfest, wie auch immer, ja. Genau, ja klar, mittlerweile sind wir ein paar Leute, um das alles möglich zu machen. Genau, sind einfach über die Jahre gewachsen, es sind immer mehr Aufgaben und Funktionen eben dazugekommen, haben auch mehrere Mitarbeiter, die remote für uns arbeiten, die jetzt nicht hier am Standort Bamberg sind, sondern an anderen Standorten. Und, ja, genau, wir tun unser Bestes und wollen weiterarbeiten, noch mehr Bier noch mehr Menschen zugänglich zu machen.

Markus: Und wie ist das für dich? Also wenn ich mir jetzt überlege, man fängt ja nicht an, was weiß ich, macht ein Studium und macht dann irgendwie so einen kleinen Laden auf und dann plötzlich hat man 20 Mitarbeiter und Filialen in der halben Welt und 1.000 Sachen, an die man denken muss. Also fängt das Gehirn an, sich anders zu strukturieren oder wie geht es dir damit?

Christian: Ja, also die Ambition hatte ich schon von Anfang an, würde ich mal sagen, ja. Also wie es sich dann genau entwickelt, du hast es ja vorhin auch schon angesprochen gehabt, ich habe mal begonnen, Bier nach Indien zu exportieren. Da war ich mir auch nicht sicher, was bedeutet das, ja, bin ich dann jetzt quasi das halbe Jahr in Indien irgendwann Mal oder wie läuft das weiter. Also so eine unternehmerische Reise, die ist ja nicht immer ganz planbar und, genau, findet dann so ihren Weg. Aber, genau, letztendlich so von unserem ersten Laden, der 2014 in Bamberg eröffnet hat, hatten wir ja letztes Jahr erst das 10-jährige Jubiläum, genau, war uns natürlich nicht klar, wie sich das alles entwickeln wird, aber die Ambition war auf jeden Fall da zu sagen so, wir glauben, dass wir da was Vernünftiges machen und irgendwie ein gutes Angebot für Kunden schaffen und das wollen wir multiplizieren, ja, also wir wollen es quasi noch mehr Leuten zugänglich machen, ja. Und letztendlich, was stationär gilt, das gilt online auch, also haben wir gesagt, genau, eigentlich haben wir für deutsche Kunden ein gutes Online-Angebot, eigentlich haben wir es auch für Franzosen und Italienern, für Dänen auch und deswegen wollen wir es noch mehr Leuten zugänglich machen.

Markus: Und dir fällt das leicht, das alles so in der Hand zu haben?

Christian: Ja, mit allen Ups and Downs, die es auch immer so gibt, aber mir macht es weiterhin große Freude, genau, ich fühle mich sehr wohl in der Bierbranche, genau. Bin jetzt ja, wie gesagt, seit über einem Jahrzehnt dabei, habe viele Höhen und Tiefen mitgemacht, habe viele Leute kommen und gehen sehen, sage ich jetzt mal, aber, genau, also ich bin da unbeirrt.

Markus: Also das Feuer brennt noch.

Christian: Absolut, absolut, ja.

Markus: Ja, ich meine, du warst ja damals sogar in einer Fernseh-Show und hast damals das Konzept vorgestellt bei irgendwelchen Investoren.

Christian: Ja, das ist eigentlich eine ganz lustige Geschichte, genau. Und zwar, jetzt komme ich wieder zurück, genau, wir haben ja begonnen, unsere Biere nach Indien zu exportieren, haben damals dann auch relativ viel Presseaufmerksamkeit bekommen. Ist ja auch ungewöhnlich, so ein kleiner Uniabsolvent, der sich da einbildet, irgendwie jetzt ohne Erfahrung Bier über die halbe Welt zu verkaufen. Und, genau, du sprichst an auf die ominöse Show „Hölle der Löwen“.

Markus: Ich glaube, ja.

Christian: Genau, die es damals noch gar nicht gab. Und zwar wurden wir von der Produktionsfirma angesprochen, da gab es nur so einen Arbeitstitel, war nicht klar, wie die Show heißt, wo du läuft, wer da drinsitzt, es war eigentlich gar nichts klar, es war nur klar, es soll irgendwie eine TV-Show geben, und die sind auf uns aufmerksam geworden, ob wir da mitmachen wollen. Und als junger Gründer muss man jeder Publicity-Chance, die sich einem bietet, auch nutzen und da habe ich gesagt, klar, dann nehmen wir da teil. Und zum Zeitpunkt der Aufzeichnung war gerade die Gründung, also die Eröffnung der ersten Bierothek®. Und da hat sich auch so der Fokus fast so ein bisschen verschoben quasi, die Bedeutung vom Indien-Geschäft hat ein bisschen abgenommen und die Bedeutung vom Bierothek®-Geschäft hat zugenommen. Und als es dann zur Aufzeichnung kam, habe ich dann den Redakteuren gesagt so, na gut, wir machen mittlerweile eigentlich schon fast ein bisschen was anderes, aber das war den Fernsehleuten dann eigentlich egal.

Markus: Machen Sie mal.

Christian: Die haben gesagt, nee, das mit Ihnen, das ist Exotischer, machen Sie das, erzählen Sie diese Geschichte. Und, genau, also wie das immer so ist im Fernsehen, sage ich mal, das war eigentlich, hat nicht 100-pronzentig, sage ich mal, die Wirklichkeit zu dem Zeitpunkt widergespiegelt, es ging ja so ein bisschen auch um die Show. Aber, genau, es kam zu keinem Investment, aber hat uns auch ein bisschen Publicity gebracht, also von daher war es jetzt kein Schaden, kein riesen Nutzen auch nicht und, genau.

Markus: Aber ist daraus irgendeine Art Kontakt erwachsen, also trifft man die Löwen da irgendwie auch mal oder ist das eher so …

Christian: Nee, das nicht, aber auch ganz lustig, mittlerweile mein Co-Geschäftsführer, mein Mitgeschäftsführer, Partner, der Max Böhm, der seit Anfang letzten Jahres bei uns mit an Bord ist, der hat meinen Auftritt ganz gut gefunden und hat mir dann damals bei Xing, bei dieser Online-Plattform irgendwie eine Nachricht geschickt, dass er meinen Auftritt gesehen hat und den ganz gut fand. Und so hat sich dann ein gewisser Kreis geschlossen, als wir dann vor 2 Jahren auch wieder in Kontakt gekommen sind, weil, wie gesagt, er hatte mich damals schon kennengelernt über das Fernsehen sozusagen, ja.

Markus: Das ist auch interessant, wie Leute dann manchmal wieder zu einem zurückkommen nach so vielen Jahren dazwischen, das ist schon erstaunlich, Wahnsinn. Also es schreit ja eigentlich danach, dass wir noch ein anderes Bier probieren, wenn du magst.

Christian: Ja, selbstverständlich gerne. Und zwar habe ich noch ein Bier dabei, was auch ein bisschen was mit Bamberg zu tun hat oder mit unserer Geschichte und zwar die die Weisse Taube. Du kannst dich vielleicht auch erinnern, Markus, du warst ja damals ganz früh auch mit dabei und zwar im Jahr 2017, also vor mittlerweile 8 Jahren, war hier in unserer Lokalzeitung im Fränkischen Tag ein Artikel über die Weiß-Tauben-Bräu, die vor 100 Jahren, also die 1917 den Braubetrieb eingestellt hatte. Das Besondere an der Weiß-Tauben-Bräu war, es war eine der ersten Brauereien, die Weißbier produziert hat, Weizenbier, was ja für Franken eigentlich eher ungewöhnlich war. Und die Brauereigaststätte hat aber weiterhin bestanden und die war zufälligerweise direkt neben der Bamberger Synagoge. Und während der NS-Zeit hat diese Brauereigaststätte von den Nationalsozialisten auch quasi als ein bisschen Getto gedient, wo die Bamberger Juden vor ihrem Abtransport einkaserniert worden sind. Und der Georg Rittmayer hatte den Artikel auch gelesen gehabt, da sind wir irgendwie ins Gespräch gekommen, haben gesagt, Mensch, eigentlich, das wäre doch wert, dass wir vielleicht diese alte Weißbiermarke wieder aufleben lassen. Und haben gesagt, wenn wir das machen, dann müssen wir das eigentlich auch mit dieser, ja, indirekt jüdischen Geschichte, sage ich jetzt mal, kombinieren und haben gesagt, wenn wir das machen, dann wollen wir aber auch mit dem Bier, ja, in Anführungszeichen, was Gutes tun und haben gesagt, wir unterstützen von der Bamberger Willi-Aron-Gesellschaft das Legen von Stolpersteinen. Genau und haben da schon mehrere Stolpersteine in Bamberg damit finanziert, mit Einnahmen, die aus dem Bier entstanden sind. Und auf dem Etikett, auf dem Weißbieretikett ist nämlich nicht nur die Taube drauf, sondern ist eben auch der Brauerstern drauf, der ja aber gleichzeitig auch der Davidstern ist. Da kommt es ja oft zu Verwechslungen, wenn auch vor Brauereien eben halt der Stern hängt, dass die Leute denken, ist das eine jüdische Brauerei. Nein, ist es nicht, es ist das Zunftzeichen der Brauer eben, ja.

Markus: Richtig, ja und es ist ja eine ganz interessante Geschichte, die dahintersteckt. Wenn man überlegt, Matthias vom Schlenkerla, der Matthias Trum, der Inhaber und Bräu und überhaupt, hat darüber mal lange recherchiert und mittlerweile eben rausgefunden, dass dieser Stern ja im Grunde ein Zeichen war, was man insgesamt damals, das ist ein alchemistisches Zeichen, was man Produkten gegeben hat, wenn es denn gelingen sollte, sagen wir mal so. Und es war so, dass die jüdisch stämmigen Drucker tatsächlich, wenn sie dann ein neues Buch gedruckt haben, diesen Stern am Anfang draufgemacht haben, um eben zu sagen, es soll ein gutes Werk sein, es soll gut beginnen. Und das war dann so, dass die durch verschiedene Pogrome, die es eben gab in manchen Städten Europas, Prag zum Beispiel, dann sich konzentriert haben und daraus dann, weil dann eben nur noch wenige Druckereien übrig waren und die, die es gab, die jüdischen Druckereien alle den Stern verwendet haben, war das denn eben auf einmal etwas, was man dann mit den Juden verbunden hat. Also auch das ist ganz interessant, weil eigentlich war vorher das Zeichen für die jüdische Kultur eher dieser siebenarmige Leuchter und gar nicht dieser Stern. Also eigentlich ging das sogar ein bisschen andersrum. Total interessant, wie es sich so entwickelt hat und, ja, insgesamt natürlich auch eine krasse Geschichte. Ich habe damals die ersten Stolpersteine hier in Bamberg mit initiiert mit der Willi-Aron-Gesellschaft, war lange Zeit auch im Vorstand und wir haben viele, viele Aktionen auch gemacht und ich finde es auch wichtig, die Kultur so ein bisschen am Leben zu halten. Und das finde ich eine ganz tolle Idee, dieses Weißbier zu machen. Ich freue mich schon drauf, weil es nämlich auch ein richtig gutes geworden ist. Jetzt haben wir noch das Problem, wir müssen es aufbekommen.

Christian: Aber das kriegen wir auch hin.

Markus: Das kriegen wir auch hin. So, hervorragend.

Christian: Zack.

Markus: Einmal mit Profis arbeiten, sensationell. Ach, wie schön, wunderbar.

Christian: Genau und das Besondere auch an unserem Weisse-Taube-Weizen ist, es hat jetzt nicht diese ganz typischen Bananennoten, sondern eher deutlich die Nelke ist da dominanter als die Banane.

Markus: Ja, was man auch in der Nase schon deutlich auf jeden Fall hat. Ein bisschen Banane ist auch da, ich finde, das ist so ein bisschen eine schöne Kombination. Ich meine, der Georg Rittmayer hat ja, ich weiß gar nicht, wie lange das jetzt her ist, 15 Jahre oder sowas, eine neue Brauerei sich geleistet, also nach einer 600-jährigen Brauereigeschichte, glaube ich.

Christian: 650, oh Gott, ja.

Markus: Sehr lang auf jeden Fall, selbst für fränkische Verhältnisse. 1422, das heißt, 600 Jahre.

Christian: 600, ja.

Markus: Mittlerweile 603, genau. Und da hat er eine Weißbierbrauerei mit integriert, also mit offener Gärung und allem, was da eben so ist. Und deswegen kann er wunderbare Weizen machen, was eben so nicht jede Brauereien einfach machen kann aufgrund ihrer Anlage. Und das ist schon, ja, super frisch, super fruchtig. Tolle Nase, die einfach, ja, einem die ganzen Weißbieraromen bringt. Es ist ein bisschen Kontrast zu dem Hopfen, den wir gerade so hatten von Stone und vom Hop Soda® , jetzt sind wir mal auf der Hefeseite und das ist richtig schön, ja.

Christian: Genau, Hefe-Esternote, ja.

Markus: Ja, na dann, Prost!

Christian: Zum Wohl!

Markus: Danke! Ja, liebe Hörer, ihr müsst einfach nur einen Podcast machen, dann könnt ihr ständig irgendwas trinken, wunderbar.

Christian: Du kannst uns auch dann öfter besuchen.

Markus: Ja oder so, genau. Nein, aber wirklich toll, also wunderbar weich. Das finde ich eigentlich das Hervorstechendste, neben dem schönen runden Aroma ist dieses schöne weiche Mundgefühl.

Christian: Und wenn wir jetzt diesen Rhythmus beibehalten und du dann in 5 Jahren mich wieder interviewst in diesem Podcast, dann hoffe ich, ich mache jetzt schon mal eine Ankündigung, berichten zu können, wir wollen nämlich auch unbedingt dieses Bier nach Israel bringen.

Markus: Woah!

Christian: Das würde uns sehr gut gefallen. Wir hatten sogar tatsächlich auch schon israelische Besuchergruppen hier in Bamberg, die sich die Geschichte davon erzählen lassen wollten, von dem Bier. Und wir merken, es kommt einfach immer sehr gut an, die weisse Taube als Friedenssymbol, es hat einfach so, es passt einfach vieles zusammen, das Etikett ist weiß-blau und so weiter. Und, genau, daran arbeiten wir, ich hoffe, ich kann in 5 Jahren drüber berichten, dass es uns gelungen ist.

Markus: Also das finde ich eine spannend, es wäre mir sogar eine Sonderfolge zwischendurch wert.

Christian: Ah, okay.

Markus: Das könnte man auf jeden Fall auch machen. Genau, wenn wir so schon von Plänen reden, was ist sonst so geplant für die Zukunft noch, was steht gerade so?

Christian: Ja, der Ausbau der Plattform in weitere europäische Länder. Wir wollen unser Großhandelsgeschäft auch weiter ausbauen. Das heißt, wir beliefern ja diverse Handelsketten, Flughäfen auch immer mehr, ja. Also wenn man an dem ein oder anderen deutschen Flughafen ist und da eine Bierpackung verschiedener fränkischer, bayrischer Biere sieht, dann ist die auch öfter Mal von uns, genau, das wollen wir auch weiter ausbauen. Immer mal wieder Innovationen machen, bringen, wie das Hop Soda®, auch technische Innovationen, genau, da wird es immer weiter vorwärts gehen. Also uns wird definitiv nicht langweilig werden.

Markus: Das glaube ich. Eine Frage vielleicht noch, was mir so aufgefallen ist, dieses Weihnachts-, Adventskalender-Geschäft mit Bier scheint ja irgendwie zu boomen, seid ihr da auch mit dabei?

Christian: Wir haben natürlich auch einen Bier-Adventskalender, da kommt man ja gar nicht drum herum. Genau, als das hat sich mittlerweile, ich kann mich noch erinnern, als wir die erste Bierothek®-Filiale, also Weihnachten 2014, da war das noch was ganz Innovatives, sage ich jetzt mal. Da haben wir teilweise per Hand irgendwie Flaschen eingewickelt und in einen Karton und so weiter und die Leute fanden es mega lustig, dass es sowas wie einen Bier-Adventskalender gibt. Mittlerweile, glaube ich, gehört es fast zum Standard dazu, so wie die Kinder den Schokoladenkalender zu Weihnachten bekommen, bekommt der ein oder andere Mann, oder Frau natürlich auch, einen Bier-Adventskalender zu Weihnachten, ja.

Markus: Und da seid ihr auch mit dabei, okay.

Christian: Das machen wir natürlich auch, ja.

Markus: Das ist spannend, ja, finde ich gut. Also insofern sage ich vielleicht auch mal im Namen der vielen Hörerinnen und Hörer, die bei euch schon eingekauft haben, sich überrascht und beschenken haben lassen und natürlich auch selber dadurch überrascht waren von dem ein oder anderen Bier, neue Welten entdecken konnten, sage ich in deren Namen mal vielen Dank dafür, auch für das Standing!

Christian: Ich danke für die Treue der Kunden!

Markus: Und freue mich dann, wenn wir uns in spätestens 5 Jahren wieder hören und dann sehen, wo auf der Welt dich es dann verschlagen hat und eben eure Biere und andere Biere, welche dann hier sind und so, spannend auf jeden Fall. Also vielen Dank für dieses wunderbare Wiedersehen, hat mir sehr viel Freude gemacht und toi, toi, toi, alles Gute weiterhin!

Christian: Vielen Dank für deinen Besuch und war schön, wieder hier im Podcast zu sein.

 

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk English 38 – Interview with Jamie Bogner, cofounder & editorial director of Craft Beer & Brewing Magazine, USA

In this episode, we travel from Poland to the United States as we sit down with Jamie Bogner—co-founder and editorial director of Craft Beer & Brewing Magazine and host of the Craft Beer & Brewing Podcast.

Jamie’s journey into beer journalism is as fascinating as the industry itself. From his early days in media to helping shape one of the most influential beer publications in the U.S., he has witnessed the evolution of craft beer culture firsthand. We explore the impact of beer media, the rise of Polish craft brewing, and the latest trends shaping the industry—including the fine balance between tradition and innovation.

But Jamie’s story isn’t just about beer. Having lived in New York City in 2001, he experienced 9/11 firsthand—a moment that not only shaped his life but also reinforced the power of community and resilience in the face of adversity. That same spirit of togetherness can be found in the beer world, where brewers and beer lovers rally around each other in tough times, whether facing economic challenges or global crises.

And of course, no BierTalk episode is complete without a beer in hand! We sample some exceptional Polish brews, discuss the influence of beer media, and reflect on the role of storytelling in keeping beer culture alive…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today I’m still in Poland, meeting great people from the brewing world and now we are a little travelling to the United States and meet Jamie Bogner. He has also a podcast but also a huge magazine for brewing, home brewing and other things. We’ll talk about that in a moment. It’s great that you are here. Maybe you can introduce yourself a little to our listeners?

Jamie Bogner: Sure. Thank you, Markus. I’m Jamie Bogner, I’m a co-founder and editorial director of Craft Beer & Brewing Magazine and host of the Craft Beer & Brewing podcast. I live in Fort Collins, Colorado in the United States and been a big craft beer fan since 1995 when I turned 21 and could finally legally consume beer in the United States. The magazine has been around since late 2013.

Markus Raupach: Wow. And you live in Fort Collins, so in terms of the weather here in Kraków we now have around 0°. Yesterday there was a bit snow. What is the weather around at home?

Jamie Bogner: It’s little warm for me here.

Markus Raupach: Okay!

Jamie Bogner: But, you know, I can walk without a jacket and be just fine. We have good, beautiful mountains in Colorado and have plenty of snow now up in the mountains. I live at about 5000 feet of elevation so 1800 metres, 1900 metres, so a little bit of good elevation, and the mountains go up from there. But it’s a beautiful place in our town of 150,000 to 180,000 people. We have 25 breweries and the city produces about 10 million brewers’ barrels of beer per year. It’s significant. You know, so hectolitres is 11.5 million hectolitres. We have a large Anheuser-Busch brewery that does most of that. But New Belgium Brewing, Odell Brewing, and some very large craft breweries too. Then some very small craft breweries.

Markus Raupach: So a little beer Mecca.

Jamie Bogner: It is a wonderful place for us to be located with many, many smart brewers.

Markus Raupach: And I think Root Shoot Malting is also in the area, I think?

Jamie Bogner: Root Shoot Malting is about 20 minutes south of my house, yes. We also have Troubador Malting right there and Grouse Malting is just a, they produce gluten-free malt. They’re one of the biggest gluten-free malt producers. They are just north of Fort Collins in Wellington. So we are right there at the interface of farmland and mountains, and so there’s lots of agriculture and lots of people that make things with that agriculture.

Markus Raupach: Wow. Yes. I had the guys from Root Shoot Maltings also on the podcast. That was great. They talked a lot about the landscape and everything and the breweries.

Jamie Bogner: Sure. Todd and Mike.

Markus Raupach: We can, yes, and we can just dive in a moment, as you say, gluten-free malt, because I can imagine many of our listeners just have some question marks in their head. So can you say, just quickly, what is a gluten-free malt?

Jamie Bogner: Gluten-free malts are obviously malt made from non-gluten-containing grains. Grouse Malting has been around gosh, nine or ten years now. It started very small but it’s grown significantly and, you know, they’re using a malting and number of grains again, that don’t contain gluten but that can actually produce good-tasting beer. So there’s some major non-gluten beer brands like Ghostfish, which is based up in Seattle. There’s another one, Holidaily in Golden, Colorado. A lot of these breweries that are making gluten-free craft beer rely on Grouse Malting for malt that can make beer, because it’s one thing to reduce gluten in a beer using, say, brewers’ clear ice, clarity ferm and other chemicals like that. But you can’t call it gluten free if it starts with gluten containing grains. These breweries want to be 100% safe for those with a medical condition like coeliac. So in order to be 100% safe they can have no gluten grains in their facility and they count on Grouse Malting to produce malt that can make interesting, flavourful beer. We are at work with them in the confines of a technical brewery.

Markus Raupach: That’s something like buckwheat or something?

Jamie Bogner: Yes.

Markus Raupach: Okay. Very interesting, thank you. So now let’s talk a little bit about you, sorry. That was just because maybe people have these question marks and you should go right there.

Jamie Bogner: Mhm.

Markus Raupach: Maybe before we start talking, of course we should start drinking. Because we are here for of course a beer competition and a beer conference and we’re talking a little about beer and you never can talk about beer without drinking beer.

Jamie Bogner: It’s the name of your podcast, right?

Markus Raupach: Yes.

Jamie Bogner: Biertalk, but you talk over beer also.

Markus Raupach: Yes, especially. So we have six cans now here. You brought three from a Polish brewery and I stole three others from other Polish breweries yesterday at the conference. So free choose, what do you think? What will we start with?

Jamie Bogner: Later on we’re going to have to try the Rauchbier because, you know.

Markus Raupach: Of course, yes.

Jamie Bogner: I have to hear your thoughts on it. But maybe we should start with Desitka …

Markus Raupach: Perfect.

Jamie Bogner: … a small lager.

Markus Raupach: Sounds good. Oh, you have a great glass, a mug. Is it also from here? #00:05:49-6#

Jamie Bogner: This is also from the same brewery. Brew Market.

Markus Raupach: Ah. Nice?

Jamie Bogner: I visited a few breweries in the two days before the competition started here and so made a visit to Wrocław and saw Brewery Stu Mostów, and also Vidala and then took a train down to Bielsko-Biała, and visited with Pinta and Bart, and then we drove up to Moon Lark and picked up Pavel, then drove here, drove to Krakow. So here we are. So I got to see the brewery and then of course Pavel from Moon Lark was on my judging table on the second day of judging with the competition.

Markus Raupach: So the audience now knows you are a professional. That sounds good. Cheers. So this beer is from the Moon Lark brewery, you just told us, and it’s called Digit Desitka. Mmm. Does it say anything about the …

Jamie Bogner: It’s a 10° degree beer.

Markus Raupach: Yes, just a nice, easy drinking lager.

Jamie Bogner: Czech, Polish, somewhere in there, definitely, that’s strong hop character in the more Czech tradition.

Markus Raupach: Also a little nice smoke base, so quite balanced. I like it. That’s one for you. So a great start.

Jamie Bogner: Good.

Markus Raupach: Thank you for this. Fantastic.

Jamie Bogner: As an American I enjoy lots of bitterness and so on. We have an affinity for the Czechs in that regard.

Markus Raupach: Many bad German jokes would now say, should we now add some water to your beer? Sorry. Yes, so let’s talk a bit about you. You grew up also in Colorado, or somewhere else?

Jamie Bogner: I grew up in central Florida, the home of Disney World, and lived there for most of my life. I went to college in Memphis, Tennessee, home of the Blues, and then moved back to Orlando and then New York City for ten years. I was in New York City from 2001 to 2010. I’ve worked for my entire career in media, mostly magazines but also web digital, and I have in a volunteer capacity for many years worked as a radio DJ in college and community radio stations, and DJed in Orlando as well as in Memphis, Tennessee. Got away from that in New York City and then came back to that through podcasting back in 2017, when we launched our podcast. But lived in New York City for ten years, and both of my children were born in New York City and then in 2010 we moved out to Colorado. The company I worked for had a headquarters, they were bought and had headquarters. They offered me a promotion to move to Colorado and I thought, hmm, I’m going to say ‘yes’ to that.

Markus Raupach: Yes. And maybe you already heard it, but you have a great radio voice.

Jamie Bogner: Well, thank you. As do you.

Markus Raupach: Oh, thank you. Thank you very much. That’s great, to have some identity also voice-wise, so that’s perfect. As you said, you were in New York in 2001, so you had the 9/11 thing, or you’ve been up there?

Jamie Bogner: Oh yes. Yes. That was a difficult time. We moved in May of 2001 and lived in Long Island City, we actually lived in Sunnyside, Queens, just in the city but across the river from Manhattan. So I was on the subway platform to head to work at 8:45 that morning and out there, the subway platforms are above ground. My wife called and said, you should a plane just hit the World Trade Center. I walked down to the end of the subway platform and sure enough, you could see the World Trade Center, and smoke coming off one of them. You know, so people started talking, of course, no one knew what was happening then. But in time, the subway came, we kept watching it through the windows until right before we went underground, saw the other tower again, you couldn’t tell that it was another plane. We just saw another explosion, like, what was that? But then by the time I got to the office, everyone was standing and watching the televisions. That was a really difficult day. They ended up shutting down all of the public transportation. So after an hour, after the first Tower had collapsed, everyone just left.

Markus Raupach: You could get home, or?

Jamie Bogner: I had to walk home.

Markus Raupach: Walk?

Jamie Bogner: So I walked home from Central Manhattan up to the 59th Street Bridge, over the bridge and all the way home. You know, from there it was, you know, yeah, it was difficult.

Markus Raupach: Yes. Crazy times. But glad that you came out safely, but it’s still. I was there.

Jamie Bogner: It is nothing compared to what the Ukrainians are suffering through now at the hands of Russia.

Markus Raupach: That’s right.

Jamie Bogner: All of this, you know, through the history of the world there are many more horrible things, not that we’re comparing those things, but …

Markus Raupach: Yes, but I think it was maybe the first event where more or less the whole world was watching at the same time, just in a different time zone. But I also remember I was at home in the afternoon we were sitting, what happened and we were all stunned. And I was there some years ago in New York at the World Trade Centre site and this is still heart, shaking if you are there.

Jamie Bogner: I think the thing that, you know, I took away from all of my experiences, including that in New York, is that when things get hard, people pull together.

Markus Raupach: Yes.

Jamie Bogner: Even in New York City, even in a city that can be rough and tumble, that when people need things, the whole neighbourhood helps. That was a wonderful thing. We saw that through when the City lost power a few years later, the whole north-east of the United States’ power grid went down, you know, and a local neighbourhood pizzeria that had gas but didn’t have a cash register because they couldn’t. They had no electricity, they could make pizzas, they didn’t have refrigerators, they needed to get food out to people. They made pizzas, they just gave them away. We saw the same thing after 9/11. People hit, the community was wonderful. People pull together when things get hard, and they help each other through.

Markus Raupach: Yes.

Jamie Bogner: Markus, I didn’t realise, right, it gets so heavy in this podcast!

Markus Raupach: No, but I think it’s always important, because having these experiences, it’s part of our lives. Maybe you cannot really compare it, but a little bit, if we look into what’s happening in the beer world right now, it’s also a little bit that there is a lot of depression, the loss of market shares and a lot of trouble in terms of prices, energy everywhere.

Jamie Bogner: Sure. Sure.

Markus Raupach: And somehow on the fair in Nurenberg some weeks ago, I had a bit the same experience, because I was thinking, okay, everything is going down, there will be less people, there will be less exhibitors, it will be all a big depression and it will be all a very sad experience. And it was the opposite, because the people were more into coming together, into cheering together, yes, talking, helping each other. And I think this is, as you say, like a human reaction, to stick together if there’s trouble and also something I always experience when I’m travelling with the beer world, that wherever you are in the world, when the beer people come together, it’s like a family. This is something that is worth a lot and it helps a lot and also when sometimes some one of us has whatever problem, we really help each other. I think it’s the very human part also in the beer world, which is also making us maybe a bit different. So, yes.

Jamie Bogner: It’s a beautiful feature of the community of beer and it’s so constant wherever you are throughout the world, you know, this whole culture. You know, I think that all of us who make things have a basic optimism. You have to feel that if you make things, whether you’re making beer or you’re making media, you’re making magazines and putting these things out, that you have to have an optimism that tomorrow can be better than today. You know, just you have to. That’s just, if you didn’t, then you wouldn’t feel any compulsion to make things. So I think brewers, by their nature, have that kind of optimism. I think that as challenging as this year, next year, even the year after, maybe, in terms of some pullbacks, some declines, some rebalancing in the overall market, the wonderful thing, I think, about where we are now in the world of beer, is that the quality is so high. When I look at, in terms of the United States’ craft industry, the last time it experienced something like this, if you look at the last time that the number of breweries in the United States decreased, the last time was 2001 to 2003. And there were about 1100, 1200 breweries in the United States then and they saw a net reduction over two or three years there, the total number of operating breweries. We actually still have not seen a net reduction now.

Markus Raupach: No.

Jamie Bogner: We’re still actually adding a few breweries, which is very strange, even though things are down. But the last time we saw that, you know, 22 years ago, the quality of the beer was nowhere near as good as the quality of the beer is now. So I think to some degree the focus on quality, that the brewers around the world have focused on ambry in the United States, provides some higher floor. I think that that raises just how far things could drop. That, you know, our ceiling might not be higher, or as high as it once was, but I don’t think we drop as far this time around. I think that brewers still make such compelling beers in such quantity, you know, and more and more breweries, especially in this craft sector, make such good beer that it’s harder for it, you know, if it was not as good, it would be easier for it to drop.

Markus Raupach: Yes, and that brings us a little bit back to your history, because I think, especially if you look at the beer quality in the US, there’s a reason why it also is rising there, because there is more and more good beer media, so magazines, YouTube channels, podcasts, whatever, so that the word is spread more and bigger and wider. Also people are more exchanging their experience and raising the average quality. How did that come to you, that you say, okay, now I do a beer magazine?

Jamie Bogner: Well, I can’t say that it’s because of us. I can say that there is a, oh, not at all, not at all. Brewers in the United States after that difficult time period committed to helping beer brewing in general in the United States get better, and created a culture of sharing that we’ve been able to benefit from. It’s not something we created, but we are a product of the culture itself.

Markus Raupach: Or part of the story.

Jamie Bogner: I keep trying to be part of that story, yes. But the culture, and there were some significant leaders of that who really focused on giving away information about how to make high-quality beer, and then have worked hard within industry groups to improve the quality of ingredients, to improve the quality of hops, of yeast, of malt, so that brewers had better tools. And the brewers, these highest quality brewers, really just shared so much that has just built this wonderful culture. So when we decided to start this, my business partner and I came out of another media business that was focused on handcrafts, all built around makers, but a different kind of maker, a maker that loved to sell, that loved to make jewellery, loved to knit, you know, fine art painting and drawing. So we understood how to build compelling media from makers, and our thought was, what if we take what we know about media for enthusiasts and apply that to brewing and beer, which is a subject matter that we were personally interested in. That was the genesis of it, and my business partner, John, actually came up, he left the business we worked for, spent, you know, a few months working on a business plan, put some data together, convinced me to leave my job at that business. He was a senior VP Group publisher. I ended up with his job, VP Group publisher, managing a $35 million US unit and 100-plus employees all working in this field. I’ll just tell you that managing people is less interesting than what I get to do now. So we put the business together. He put a business plan together. We decided to, once he,  it was I think in 2013 he was looking at the numbers. Like I think craft beer is going somewhere now and they will support the kind of business that we think we can have with this if we do this. You know, of course, there were no guarantees. But we are completely self-funded. We have no outside investors. We are 100% employee-owned and we control our own destiny and ours is also tied to craft beer itself, obviously, so it’s significantly now. But that’s how that got started. I did not know nearly as much about brewing as I do now and had to learn. But I knew plenty about beer and I knew far less about brewing and so on.

Markus Raupach: Does that mean there was a culture of making or of craft making before that craft beer culture came up? Because sometimes, I don’t know if you know that fake movie about artisanal firewood? Yes, I haven’t put it in the show notes, but my question was always, what was first? So was it a generalist thing of self-made things and the craft idea? Or was beer leading this, or?

Jamie Bogner: I think that craft beer hit right around the time where a lot of other things hit. You know, this history of craft beer, I think it’s impossible to take it outside of the context of things like farm to table food, of shopping at farmers’ markets to buy from growers and of artisanal coffee with single origin beans and thoughtful roasting by local roasters for fresh coffee, where you know where it came from. I think culturally we all started wanting to get closer to the source, and I think that that, from restaurants that were then starting to tell people which farm their greens came from or which farm that their pork was raised, you know, that kind of general cultural consciousness was increasing significantly in the 1980s and really hit a head in the 1990s at the same time that craft beer accelerated. So I think the cultural trends are connected. I wouldn’t pull them apart. While at the same time, because the beer industry in the United States was so dominated by large corporate manufacturers, we have actually had such an incredible home brewing community that pushed creativity but then also caught big competition and, you know, that home brewing world created so many brewers who were just primed to become professional brewers as the market continued, you know, the potential continued to grow for that. Then you had a recession in 2008 that put lots of people out of work, and you combine that with a whole bunch of inexpensive brewing equipment in the United States that was on the market still because of all that pullback of the earlier 2000s, so you had access to cheap equipment, you had people who’ve got laid off and had some money and, like, I don’t want to go back to my job doing that thing in the investment world. I want to start a brewery. And they now had time and it was a beautiful foundation for this new resurgence that we saw in the early twenty-teens in craft breweries in the United States, and of course in lots of other parts of the world as well, right around the same time.

Markus Raupach: Yes. So you found that all about brewing. What was the original idea? Was it just for home brewers? Or was it for beer lovers or both or? Did it change the focus, or?

Jamie Bogner: And pro brewers. The answer to that is just ‘yes’.

Markus Raupach: Yes, okay.

Jamie Bogner: What I find, Markus, is that putting very tight definitions on things, drawing lines too closely, doesn’t really help anyone. We didn’t need to be a homebrew magazine. We didn’t need to be a pro brew magazine. We didn’t need to be a be a beer consumer magazine. I find that a lot of people I know were all three of those things, that pro brewers are also beer nerds and beer fans. Some I know, some professional brewers I know, still home brew in addition to working commercially there. Some were piloting on their own one-barrel system at home. I don’t find many professional brewers that also don’t geek out about beer. Then there’s plenty of home brewers that were on their path or would like to become professional brewers. What we decided to do, at the time most of the media was focusing on, yes, it was too tightly aligned around that. You had homebrew magazines that would make clone recipes where someone would try to copy, you know, a recipe from a professional brewer. Our thought was, well, why try to copy that? Why don’t we just go talk to them and get a recipe from them and work together to make the home brew recipe so that it’s something someone can make? Then, of course, you know, other professional brewers can also look at that same recipe, maybe they use it, you know. Again, we just don’t put lines around that. But it also seems more interesting to tell the story of that brewery and get insight from them. Because so much creativity had been driven by home brewing for so many years, and that had been the source. But right around then, you know, we started seeing some of that like significant creativity and respect, you know, happening within the professional brewing world in the same way that the entire world of celebrity chefs, you know, were such a thing, like we thought, ah, there’s an opportunity here to focus on working with phenomenal, world-class professional brewers and share their insights on brewing with the world, and give them the kind of credit and the kind of platform and, not just exposure, they’d plenty of exposure, but to celebrate them for the artists and the makers that they are. That was important to us, and that is the strategy that we have taken ever since, both within the magazine but also within the podcast.

Markus Raupach: Yes, also I think it’s a good idea to have a stage where you can present these brewers and give them the opportunity and help them in communicating. Before my next question, maybe we can taste the next beer?

Jamie Bogner: Let’s do that. Let’s do that.

Markus Raupach: So, all right. Which one?

Jamie Bogner: I chose the first one, you choose the next one.

Markus Raupach: Let’s see. Who? I got also some strange ones, but maybe that we do later and that, oh, that will be a challenge. But let’s have the IPA. It’s a wheat India pale ale.

Jamie Bogner: Sounds great.

Markus Raupach: I guess you already had it, because it’s on the competition, but let’s see from the …

Jamie Bogner: From Czech Republic?

Markus Raupach: Yes. So let’s see. Here we go. Of course, it’s cans.

Jamie Bogner: What’s wrong with cans?

Markus Raupach: Nothing wrong. I love cans. In Germany we always have this discussion because we had the problem that we banned the can in the time when it was quite also a bad can, so with the metallic aromas and whatever, and then we didn’t have cans for about ten, fifteen years. Then the can came back as a tool for Prosecco, so for the expensive and special stuff, and it was never used for beer anymore. That now slightly comes back into beer. So it comes from a different angle. Before it was a cheap, bad thing. Now it’s the expensive and whatever thing. And but most of the brewers come from the old times, so for them it’s still a problem. I always say, the can is the best for beer if you don’t have a barrel. The only thing is that you should use a glass.

Jamie Bogner: So don’t drink, that’s such a Franconian point of view.

Markus Raupach: That’s the only thing. Oh yes, but it’s nice. It’s a lot of spelt. Cheers.

Jamie Bogner: Cheers.

Markus Raupach: Fantastic. We’ll talk a bit about the Polish brewers in a moment. But first, because I also had the idea, and more often had the idea, to also do like a beer magazine in Germany. Then I had the opportunity that one of the existing ones was broken, so the idea was how to take it over potentially and then about analysing the numbers. I found out it’s a total mess, because of the logistics and everything. I think for us, Germany is quite a big country, but to have a beer magazine in the whole US, with all the different states and the huge territory and things, I really can’t imagine how you can set up this totally on your own. This must be like a 28-hour job, for 24 hours or whatever.

Jamie Bogner: Yes. It’s every new business and every small business is a challenge. We have about thirteen employees now. We had nine, ten, eleven, now we have thirteen. So it has grown over time. The first five or six years of the business are like every small business. You worry that you’re not going to make it and, you know, we definitely had some of those weeks and months, when I came. But then, the strange thing, I mean, it was an interesting effect of the pandemic, but we happened to be, we launched the podcast in 2017 and by 2020 we were, strangely enough, in the business of sending things to people’s homes, both magazines to people and as well as podcasts out there to them on a digital basis. Strangely enough, it was this connecting thing. I heard that from lots and lots of people, like they listen to the podcast while working out, you know, in their homes, and they felt connected to this other, you know, bigger world still through these kinds of things, and the magazine continued, again, even because we produce it in a very, you know, slim and distributed way. That actually, weirdly enough, was positive for our business and, you know, that we were in the right business of sending things to people’s homes when that’s exactly what people needed.

I don’t want to make light of the pandemic because obviously it was a very serious, impactful negative and many, you know, a million people died from this. It’s nothing to make light of. But while it just wasn’t as challenging in that regard just for our business, because of what we did. I don’t know, I lost my train of thought there.

Markus Raupach: Yes, but then I think it’s also, things may be …

Jamie Bogner: Yes, there’s no guarantees with any of this, but we’ve taken a very focused strategy. We also focused heavily on the business-to-business market because within the United States, but then it’s not just the United States. It’s also Australia, Australia is our second largest market, UK, actually Canada’s our third, UK is our fourth. There’s a large English-speaking audience in the world. South Africa is a significant part of our audience. So across that, we aggregate a good-sized audience and by focusing also on the professional side of the brewing industry, it’s able to sustain the business in a way that if we were just focused on consumers, we wouldn’t sustain a business like this.

Markus Raupach: I think, also just one word to the pandemic thing. I think it was, as far as I know it from Germany, it was a special challenge also for people with their own company, like also myself, because of course we were able to do things and get through, but it was also a challenge of reinventing yourself, finding your niche. You didn’t have any help from anyone or anybody, so I think the first weeks I was delivering beer and bread to people, because I had a whole garage of beer, which I had for events which never happened. So I had all this beer and didn’t know what to do. A friend of mine, she has a bakery, so we said, okay, let’s make an online delivery for beer and bread. And I’m a journalist, so I was one of the few guys allowed to drive around. All the rest had to stay at home. So I could do this delivering and you make strange things in strange situations. In the end, that’s how it went. Back to the podcast thing, I also had a nice experience. Some alumni from the beer academy started also a podcast like a year ago or something. Then they asked me if I would like to be in one of the first episodes and I said, yes, and first we will have to buy all this software and hardware and then we make these scripts and then we have to learn the text on them. We have some music and whatever. So huge things to do. Then I just thought back, okay, when I started my podcast I more or less had a microphone, and that’s it. I never did a scripted thing because I just like talking as it is. How did you start? Did you have something like a professional approach, with everything scripted? Or was it more also radio-like, or?

Jamie Bogner: I think we were never scripted and sometimes we’d write out intros, but most of the time we would just wing it, you know. I think that there is something to conversational style that is very beneficial in the podcast space. I don’t love podcasts that lean towards like a radio shock jock or, you know, group of making jokes together. I’m not an entertainer in that sense. I am an interviewer and I try to focus on the guest that I have. Then I think the biggest skill is, of all my pre-preparation, there was conversations or that’s why inaudible most in person, because I find that drinking beer with someone, walking through the brewhouse, being able to see where they brew the beer, being able to taste the beer that they brew raises lots of questions for me. That becomes my preparation. I do a little bit of research and make sure that I have some general, usually I know who I’m talking to, you know, you don’t just stumble into these things. It takes work. But through that, and then through very active listening throughout the conversation, I’m able to keep that going. There are certainly podcasts out there where they come with a list of questions. I find that less dynamic. I love achieving, finding things, finding topics and working together with the guests to get there. It’s more interesting, I think, to me, than coming in with what I think I want to ask. When they say something that raises a question, that’s where I try to drill down. I think that’s the feedback the brewers give me, like you asked the exact same question I wanted to ask right there. That just helps, because, you know, I don’t know very much. So by being a little bit dumb I just have to keep asking questions, and if I keep asking questions, then I’m the one asking the stupid questions and that way no one else has to feel stupid for asking it. That strategy has worked out rather than trying to take some, I think the key with everything is not letting the preparation be the stumbling block to starting. I think you just have to start. I will say that after this many years of running the podcast, interviewing, producing everything, editing, all these other things that I do, I wasn’t as good at it when we started. We were good enough, and we learned. We got better at it as we did it. Now I think we’re pretty good at it.

Markus Raupach: Yes, I think it’s a process and also I can remember that maybe someone told me when I started it at the radio station, that this is the golden rule, that you try to be at least as stupid as the most stupid listener. Maybe it sounds strange, but you ask the right questions and that’s a way to guide and to always find a point where you can start over, and also –

Jamie Bogner: Particularly within technical conversations, where we’re talking about processes that are dense and we’re trying to describe them using spoken language. Any professional, in any kind of field is going to assume a certain amount of knowledge and sometimes assuming that knowledge doesn’t help the audience actually gain that knowledge. So having been, not assuming that has been a positive thing for us.

Markus Raupach: Also, as you mentioned, having the beers with the brewers, that can be also a lot of fun. So I had some episodes where I had like six, eight, ten beers together with them. You know, brewers tend to empty things. I can always drink maybe just a little bit and that’s okay, but they normally empty everything. I had some episodes where at the end the brewer was very talkative, let’s say, like this. I never had to cut anything but it’s also interesting to just also hear and listen what the mood is changing and the things and they tell maybe little things that nobody will ever do and that is also an interesting part of it, yes. Great, so now we are here in Poland and you already had the opportunity to visit some of the breweries, when we had all these beers in the competition. What is your impression about Poland, the Polish beer world and what you find here?

Jamie Bogner: It is incredibly impressive to me where the Polish craft beer world has gone in the past fifteen years, that the Polish craft beer scene almost didn’t exist fifteen years ago, and that they have built what they have in such a short period of time is pretty incredible, honestly. And talking with other brewers in Europe in the week, because I was in Belgium for a few days and then in Prague for a night before coming up here to Poland, talking to other brewers. Everyone’s like, oh, the Polish craft beer scene is great. You know, they were less burdened by some historical traditions. Germany has very highly regimented brewing and beer culture and so pushing innovation in that kind of space was hard. The Czech Republic: strong brewing culture. So people had expectations for what beer could and should be and here in Poland there were large breweries, people drank beer, but it’s definitely more of a distilled spirit culture. But there was space and openings for innovation, and the craft brewers came in and found ways to make good, flavourful beer and, you know, there was plenty of brewing knowledge right here in Europe to pull from. But they also weren’t burdened by some of the same cultural traditions as some of the countries around them and so craft beer itself has just flourished here. It’s interesting to see, and I think the quality of the beers is really tremendous. I wouldn’t say I didn’t expect it to be, because I have had beer from Polish brewers before coming here. I knew that the beer was going to be good, you know, but it’s like every country, there’s a normal distribution of, you know, it’s a bell curve, right? The question is, how good is the best of the best? I think in some beer styles, they’re everywhere, they’re right up there with the best of the best. Polish brewers have won European beer star awards this year, there’s plenty that shows that they can play on an international stage.

Markus Raupach: Yes. I think they are a little bit a mixture of the best approach. So because they have all the creativity and the curiosity and the ideas to do the experiments which you also find in the American craft brewing scene maybe twenty years ago. But on the other hand, they also have the professionality and the will to make it in a perfect way, like you maybe expect from, let’s say, a German brewer, whatever. But they bring that together. So they make crazy, creative, very interesting and just very well done beers. But they do it in a very perfect, professional way. You can walk in the brewery, you can eat from the floor. It’s clean, everything is well kept. I think this is maybe a little bit the key, because in other countries – yes, maybe you don’t have in both. Sometimes you have less creativity or you have less professionality, whatever, the average. But there’s something that is really inspiring me in Poland. Wherever you go, you find these guys that really want to make this perfect beer and this is a great spark which is in them somehow.

Jamie Bogner: Sure. Sure. In defence of American brewers, I have been to plenty of American craft breweries where you can also eat off the floor. You know, so I don’t think that that focus on creativity is mutually exclusive with that kind of approach. But I know what you’re saying. There are certainly out there, also in the plain American breweries where you make beer.

Markus Raupach: Yes, it’s an example.

Jamie Bogner: Sure, sure.

Markus Raupach: But you can find that in Germany too.

Jamie Bogner: Again, I think that national distribution happens in every world of brewing, no matter what country you’re in. There are the best, that are just absolutely beautiful, they’re the best that are very regimented in type, and then there’s a lot in the middle, some that are creative, some that are more technical, you know, and then there’s just some brewers that are, you know, we run a brewing business here.

Markus Raupach: Yes, I think maybe it’s because they don’t have the burden, like the German brewers, that you have twenty generations that always did that and you have to do it like this. On the other hand, they have the idea of wanting to make it as good in terms of quality and so that’s in the people. You also realise it on the judging table. So they are also really taking it seriously. Yes. So in general, I’m really also impressed by the Polish beer culture. As we are impressed, maybe we are ready for the next beer?

Jamie Bogner: Sure, sure.

Markus Raupach: I don’t know if it’s too fast for you?

Jamie Bogner: Oh, that sounds like a challenge, Markus.

Markus Raupach: No, no, no.

Jamie Bogner: Are you challenging me?

Markus Raupach: No, no, no.

Jamie Bogner: All right, I’m just finishing this one.

Markus Raupach: Maybe one more or two more.

Jamie Bogner: All right. Bring it on.

Markus Raupach: Yes.

Jamie Bogner: Do you want to stay in hazy IPA or you want something else?

Markus Raupach: Oh no, it’s on you. So we will still have four, but we can go on your side again, but whatever you like.

Jamie Bogner: We have Pinta and we have Moon Lark, and I have spent, I have visited both of those breweries in the last few days.

Markus Raupach: So feel free.

Jamie Bogner: You want to put it on me? Let’s try Rauchbier. Let’s just. Oh, that’s a Rauchbier.

Markus Raupach: Let’s go for it.

Jamie Bogner: I don’t want to miss this one, since I have the opportunity to drink it with you. That must be celebrated.

Markus Raupach: The colour is already great.

Jamie Bogner: Okay. It’s promising.

Markus Raupach: Yes, and there is smoke.

Jamie Bogner: There is.

Markus Raupach: Definitely. And a nice one, it’s really like a campfire, some honey, quite complex. Nice foam.

Jamie Bogner: Cheers. A beautiful, deep copper colour. Nicely nuanced, just a little bit of malt sweetness there, actually, not quite as much as I had thought there might be in that. Still it has that sweetness but still feels like a trim body to it.

Markus Raupach: 5.7%. It just doesn’t feel like that. Maybe it’s not Bamberg, but it’s quite there. No, we’re good.

Jamie Bogner: And that is Moon Lark, and a Rauchbier, yes.

Markus Raupach: Yes, one more Rauchbier. Great. 5.7% and yes, it’s just barley malt. That’s it. It’s just barley malt mentioned on the can, so it will be perfect. But I like it, it’s nice, it’s an easy drinking beer in terms of the mouth feel and it’s 5.7%, it’s just some alcohol.

Jamie Bogner: Yes. Yes.

Markus Raupach: Nice.

Jamie Bogner: There’s one more is the OneMoreBeer is the distributor.

Markus Raupach: Oh, okay.

Jamie Bogner: So this appears to be a collaboration with the OneMoreBeer beer distributor.

Markus Raupach: Thank you for that, yes. Perfect. Yes, it’s always if you have these labels in the other end, it’s always hard to guess what is behind them.

Jamie Bogner: I’m going to dig back in, that OneMoreBeer, that distributorship is also owned by the same ownership of Pinta, even though Moon Lark is an independent, separate brewery.

Markus Raupach: Yes, so there’s …

Jamie Bogner: There’s my story. I have filed away from the last several days of running about Polish brewers.

Markus Raupach: Perfect, yes. Now we’re getting into beer trends a little bit. That was also the topic of your talk yesterday. So would you say Rauchbier, smoke beer, is a trend?

Jamie Bogner: I have to say “yes”. Not because it’s true, but because I want it to be true.

Markus Raupach: Okay. Me too.

Jamie Bogner: And I believe that this is the secret. The secret of visualisation, that if you want it to be true, you just say it’s true enough and then it becomes true.

Markus Raupach: So all the audience, close your eyes, imagine smoke beer is the big new trend. Visualise it, and we will have created this. Perfect, yes. But there is smoke beer in the US also, a lot?

Jamie Bogner: There is well.

Markus Raupach: There was when I was in Nashville last year, there was even an event during the CBC and one of the breweries, a lot of barrels around, and they only had smoke beers and it wasn’t that bad. So very interesting.

Jamie Bogner: It wasn’t that bad. I like it, I like it. Yes.

Markus Raupach: Of course, because they made everything with smoke.

Jamie Bogner: Sure.

Markus Raupach: So it was from the smoky goes to the smoky quadruple, whatever, everything. Of course, there’s maybe some beers you think maybe they could have done something else. But most of them were nicely and also, I always say it’s not on my opinion, because if the market wants it, if the people drink it, it’s perfect. I always find beers I like, so it’s okay. But this beer is a wonderful beer that presents the smoky idea without being too pushing. So I think this really is a beer everybody can drink and enjoy that special aroma, which is not in every beer.

Jamie Bogner: Yes. Yes. I think you’re right. That’s what I loved about Bamberg smoked beers. You have this idea and unfortunately by the time they get packaged and sit on a ship and get to the United States, they usually have oxidation, and they don’t taste as fresh and vibrant as they do in Bamberg. But these beers, while they are smoky, they’re not, like that isn’t this sharp, defining factor to them. They’re also full, beautiful, a little bit sweet, a little bit fruity sometimes, you know, and then that smoke captures some of that character. And it was the most beautiful thing for me to walk through the streets of Bamberg at night, see giant crowds hanging out outside of Schlenkerla on this poured out on the street and Joe, our executive editor, put a €2 coin deposit down on a glass and got glasses and stood outside and drank them. You know, seeing that many people drinking smoked beer, it’s like, it just warms my heart.

Markus Raupach: Yes, it’s a living …

Jamie Bogner: I keep, I show that picture, I took a picture of it and share that picture with American viewers/business. Do you want to see how many people drink smoked beer in Bamberg? This is just an average weekend night in front of the Schlenkerla. And most just can’t believe it, because the idea of that many people drinking smoked beer, it’s just mind-blowing. They just couldn’t fathom it. But it does exist and Bamberg is its own separate reality in that regard. That’s why breweries love it so much.

Markus Raupach: Yes, and it’s not only about smoked beer. In general, I think it’s one of the very few places in the world where they really live the beer culture in a daily way. So no matter what day, always the breweries are full of people. And they’re not always drunk. Sometimes they just have a non-alcoholic beer or whatever else. But it’s just they are enjoying the places, the food, the whole culture this is really. And I cross my fingers that that can survive, because this is really special and is something that keeps me sane at home.

Jamie Bogner: Sure. Sure.

Markus Raupach: So that’s always great.

Jamie Bogner: In the United States we see breweries like Live Oak in Austin, Texas, that make a deep selection of smoked beers. I was there in, I guess it was 2021. They did a smoked beer that had six smoked beers on tap, you know, a whole, across a bunch of different styles, like being able to taste that many different smoked beers all at once, it’s just absolutely incredible. One year at the Great American Beer Festival, Live Oak, just the only beers they sent to the festival were four smoked beers. They know their audience and for fellow brewers, you know, the brewers love that because it’s just its own different thing. Dovetail, Chicago, make some great smoked beers. There’s a lot of good, usually it’s a beer that the brewers make for themselves and, you know, usually those beers the brewers make for themselves are some of the best beers the brewers make, because they put the most care into it. They want it to be the most right. They know it’s not going to sell much, but they’re making it for them, and that’s all that matters.

Markus Raupach: Yes, and I think people can, when they listen to your podcast, can have a lot of these experiences when you talk to these brewers.

Jamie Bogner: Yes. Yes.

Markus Raupach: Yes. Just maybe three last things, takeaways from your presentation. Two things I learnt and one thing I’m very curious. The first learning was there is a West Coast Pilsner which is something very strange for a traditional German guy. It was already hard to learn that there is an Italian Pilsner, and it was hard to hear that they want to make a Brazilian Pilsner, but what the hell is a West Coast Pilsner?

Jamie Bogner: It’s what you have when you take that kind of baseline Pilsner and just add a bunch of American hops to it. It’s just like that. Imagine a West Coast – and I guess we should set the stage. One of the most interesting things about West Coast IPA now is that more and more West Coast IPA in America is being fermented with lager yeast. It still says IPA. It still says ale in the name of the beer. But it’s become much more common amongst most award-winning brewers to ferment with lager yeast. It’s usually 34/70 or something pretty neutral like that, just in order to provide a no ester platform for these hops to carry all of the flavour duty. It creates just a slightly more crisply defined IPA. So now you have West Coast IPA being made with 34/70, and usually very light Lovibond malt. So you have 1.7, 1.8 Lovibond. Pilsner malts are extra light, pale, 2-row pale malt and this is what West Coast IPA looks like now, the last two or three years, this is where it has gone. To win a medal just has to be very, very pale and it’s usually now made with lager yeast. So that’s West Coast IPA. It just almost naturally follows from the West Coast Pils. It’s just going to be a scaled down version of that. It’s going to be the same Pilsner malt and it’s usually American Pilsner malt, not European Pilsner malt, also it seems like from what people are saying, the American Pilsner malt tends to kick off less sulphur in fermentation, which makes it actually work pretty much better with some of these. But still a very light colour, you know, in that 5% ABV range, you know, very –

Markus Raupach: It’s like a pale ale somehow in terms of the intensity of the hops?

Jamie Bogner: That’s the funny part, Markus, because this past year, the Great American Beer Festival, there’s a brewery out of Los Angeles, Highland Park Brewery, that makes a beer called Timbo Pils. Timbo Pils is that prototypical West Coast Pils and they won a gold medal at the Great American Beer Festival in 2019 in the India Pale Lager category. Then I think it was 2020 or 2021 when they won a bronze medal with the same beer. The category had been changed to like hoppy lager. The year after that they did a fun collaboration with some brewer friends and they shared the recipe out with all their brewer friends, and their own brewer friends made the same Timbo Pils recipe, but they did it with their own selected hops. Well, one of those breweries, Pint House in Texas, entered their version of Timbo Pils in the Great American Beer Festival, and they won a silver medal, I believe it was, for that beer in the Hoppy Lager category, same hoppy lager. So this beer actually has won those medals, actually, the same beer, brewed by two different breweries. Well, this past year, Timbo Pils won a gold medal. What category do you think it was in? Knowing it went India Pale Lager, hoppy lager, hoppy lager?

Markus Raupach: Maybe they were as crazy and put it into the pale ale or something?

Jamie Bogner: They won a gold for American pale ale.

Markus Raupach: Wow.

Jamie Bogner: And you knew this, because I said it in my presentation, we were setting the drama up as a good podcast first. We’re playing a professional game right here.

Markus Raupach: It is.

Jamie Bogner: I’m trying to feed you the drama here. Yes. So it’s interesting to watch that evolution that a beer that would win in the hoppy lager category as a West Coast Pilsner can also really now, it’s also, I mean, that’s what a lot of judges would lift up as American pale ale, which is just fascinating and interesting.

Markus Raupach: So they’d say the idea or the term IPA or pale ale, got away from the technical ideas, so you have to use an ale yeast to an idea of a beer, whether crispy, hoppy, bitter, like a canvas for the hops but less multi-thing?

Jamie Bogner: All that matters in this is what customers expect. And if it meets a customer expectation, that’s what you call it. The naming follows the expectation, but it’s interesting again, and there are some brewers who cannot get over that to save themselves. We can’t, that’s an IPA. Well, okay. But you can call it that: if you don’t want to sell it, go ahead. But I think that it’s fair to customers to not bog them down in the jargon based on our technical background and process around these, but instead describe these beers in a way that helps them understand that if they like this, they will probably like this. There’s a whole bunch of other issues with that, because what we call American pale ale, you know, it’s not hazy pale ale. It’s very similarly named, and yet an incredibly different beer. So we’re confusing people to no end around those things. It’s a whole nother issue. But I think in this regard, it’s fascinating and interesting to see. And then of course, no one uses session IPA to describe anything anymore. Because it just doesn’t sound good. It doesn’t sound good.

Markus Raupach: No. That brings us directly to question number two, because normally, if you, let’s say, ask one hundred German beer experts, people, and you say, okay, what is an IPA brewed with lager yeast? They would say, it’s a cold IPA. But it’s not, as we learnt yesterday.

Jamie Bogner: It’s not a cold IPA unless it includes adjunct. So unless it’s got rice and corn in it, we would just never – we wouldn’t call it a cold IPA. I say we wouldn’t call it a cold IPA. Kevin Davey, who created the first cold IPA, wouldn’t call it a cold IPA and has said as much to us many, many times, again, just use adjunct. The point of cold IPA is to, one, use classic American sea hops, more so than modern hops, and to also use adjunct to lighten the body and keep that super-light. Again, some of these things, whether it’s the Highland Park process around brewing lager, yeast, brewing IPA with lager yeast that has also significantly expanded as of late, right around the same time Kevin was working on cold IPA and did the same kind of similar, like some of these things were just happening concurrently in different places. But for us, we just wouldn’t call it a cold IPA if it doesn’t have adjunct in it.

Markus Raupach: So the idea is, we use the malt taste or character even more? So how close are we then to alcoholic hop water?

Jamie Bogner: Oh, we’re still. Have you tasted these? They are so far away for now.

Markus Raupach: Okay. I just wanted to be curious. Okay. No, I had good cold IPAs in the States, but it’s really interesting, if you follow up that track, you end somewhere there. Let’s see how it will go.

Jamie Bogner: We have to drop a lot of malt out of those to get to that kind of point. However, there are brewers making hard hop water now in the United States. We have an article about that in our new brewing industry guide issue. Great Notion in Portland makes a hard hop water, Pollyanna in Chicago makes a hard hop water. That exists also, I just, you know.

Markus Raupach: Okay. So maybe to the last thing we were also talking about yesterday is there are a lot of new products now, especially hop products and yeast products. Yes, may have the potential to change a lot in the brewing world, because you can more easily add aromas or aspects or just things into your beer or even take something out. How far is that now? How far is it away from the traditional brewing, let’s say?

Jamie Bogner: You know, I’ve been following all this technology using extracted terpenes and what-not. I would say that over the last number of years, that whole technology has improved remarkably. We can actually thank the cannabis industry for some of this extraction, and solubilising technology, because they’ve just been at the forefront of figuring those things out. But now some companies like Abstracts, that actually got their start, you know, some great science that they applied initially within the cannabis industry, they have been doing a lot of great work in extracting terpenes from natural sources, either from hops themselves or from, you know, similar natural sources with the same terpenes in them, so that they’re naturally dry, they’re not necessarily synthetic terpenes like that. But building flavour profiles and HAAS also has been doing the same kind of thing. What they offer now is actually really interesting and really compelling. At first, a number of years ago, I think it was pre-pandemic, I got really interested in this because New Belgium Brewing and Fort Collins brewed a beer called the Hemperor. The goal of that beer was to smell like cannabis when you opened up the bottle, and if you opened up a bottle, everyone in the room would then smell that your beer smelled like cannabis. Like it was so potent and powerful. But they had gone through and thrown cannabis strains into their GC mass spectrometer and looked at the aroma compound spikes for actual cannabis, and were able to reconstruct that aromatic profile using naturally derived terpenes that were not cannabis, because it wasn’t legal to actually use cannabis terpenes in a beer. But, I mean, that was an early kind of drive down that same kind of pathway. Now we see similar with companies like HAAS and Abstracts, where they’re building different kinds of profiles, whether they’re profitable fruit profiles or whether they’re cannabis-derived profiles, whether they’re classic berry kind of, like they have done this kind of work to identify what those aroma compounds are, using some of these naturally occurring terpenes, and they can reconstruct those. Within beer, I think that time will tell. Like all things, you go through an initial phase where people are so excited that they do everything, and a lot of it sucks. Then you find the things that truly work, that make better things, and brewers get better using them. And then they focus less on the tool and more on the product and the result itself. Then you watch those tools become more nuanced in the way the brewers use those tools, become more integrated and wrapped into the thing. I think that’s what’s most exciting to me, to see, not this first generation is going to have a lot of failures and a lot of just, you know, but I think within four, five years we’ll have a really good handle on how to use these in a compelling way that adds to the experience, that makes something better. It doesn’t replace hops, it doesn’t replace the work the brewers put into building these things. It’s simply augments, extends, intensifies and makes better. I think we’ll see where that goes. It’s really interesting.

Markus Raupach: Yes, I think it’s a lot of alternatives that are now coming to the market. So, for example, they make hop aromas with yeast, so we never saw any hop, anyhow, but at the end you have aromas you associate with hops. Now we have the Schals ferm here also on the fair, which has also hop aromas made out of plant source, but not hops. On the other hand, we have a lot of new things made out of hops. So the fair number, we even had hop popcorn or hop border and other things. I think there’s just a lot of things which are now tried out and being made and let’s see what it brings. So it’s great to always have a look also on the future of brewing without losing the basis. I’m very happy that we had the opportunity to talk. I can only invite our audience to watch for your magazine, to listen to your podcast and to maybe visit you somewhere in the States. It was great having you here and thanks a lot for the great beers, too.

Jamie Bogner: Thank you so much, Markus. It’s been my pleasure.

 

Bier Talk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 146 – Interview mit Matthias Pflug, Biersommelier und Hobbybrauer aus Wiesbaden

In dieser besonderen Episode von BierTalk sprechen wir mit Matthias Pflug, einem leidenschaftlichen Hobbybrauer aus Wiesbaden, der mit seinem Label „Brauamt Mosbach“ außergewöhnliche Biere kreiert. Er erzählt von seinem Weg zum Bierbrauen, seinem Faible für belgische Bierstile und seiner Liebe zur Bierkultur.

Gemeinsam verkosten wir eine breite Palette seiner Biere – von einem American Rye Ale mit intensiven Roggen- und Hopfenaromen über ein belgisches Tripel mit spannenden Gewürznoten bis hin zu einem einzigartigen Münchner Dunkel mit selbst gemälzten Linsen. Wir diskutieren die Kunst der Rezeptentwicklung, den Einfluss von Malz und Hopfen auf Geschmack und Mundgefühl und warum Geduld und lange Reifezeiten seine Biere so besonders machen.

Dabei tauchen wir tief in die Welt des Hobbybrauens ein, sprechen über sensorische Wahrnehmung, Bierstile aus aller Welt und spannende Brautechniken. Matthias gibt Einblicke in seine zukünftigen Pläne, darunter der Ausbau seiner eigenen kleinen Braustube, die vielleicht eines Tages ein Treffpunkt für Bierliebhaber wird…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute wird es wieder sehr spannend, denn wir machen mal wieder ein wahres Hochamt des Bieres. Also das heißt, es gibt wieder eine Menge Bier, natürlich von einer spannenden Brauerei beziehungsweise einem spannenden Brauer beziehungsweise einem Brauamt, also all das werden wir jetzt gleich ein bisschen klären. Lieber Matthias, Matthias Pflug, schön, dass du hier bist und schön, dass du diese ganzen Biere geschickt hast. Vielleicht stellst du dich ganz kurz mal unseren Hörern selber vor.

Matthias: Ja, hallo und guten Abend. Ja, ich freue mich sehr, dass ich dabei sein darf beim BierTalk. Ich bin ein regelmäßiger Hörer und nun ganz begeistert, dass ich auch mal das Ganze aktiv mitbetreiben kann sozusagen. Ja, mein Name ist, wie gesagt, Matthias Pflug, mein kleines Label nennt sich Brauamt Mosbach. Mosbach ist ein, ja, untergegangener Stadtteil von Wiesbaden und das Brauamt hat Bezug zu meinem Beruf, ich bin nämlich Verwaltungsbeamter bei der Stadt Wiesbaden, 57 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, ja.

Markus: Ja, also köstlich, der Name ist ja schon wunderbar. Und Wiesbaden, ich glaube, das ist quasi Premiere im BierTalk, aus Wiesbaden hatten wir noch niemanden. Ist ja die Hauptstadt von Hessen, wenn ich mich richtig erinnere, oder?

Matthias: So ist es.

Markus: Genau, also insofern schön. Und dort gibt es eben auch dich, sprich, ein Brauamt. Und wie gesagt, vor mir stehen jetzt sage und schreibe zehn verschiedene Flaschen Bier, also mal schauen, wie viele wir heute schaffen. Sie haben alle wunderschöne Labels, teilweise auch ganz unterschiedliche ausgefallene Kronkorken und eine faszinierende Geschichte. Du hast mir auch eine ganze Excel-Datei dazu geschickt, wo ganz viel eben auch drinsteht, was drin ist, wie sie gemacht sind, was so ein bisschen die Brauart und Weise ist und so weiter, also super spannend. Und das hört ihr schon, liebe Hörer: innen, wir sind jetzt hier mal wieder im Hobbybrauertum unterwegs und das ist ja wirklich so spannend, weil mittlerweile, glaube ich, wirklich viele Hobbybrauer das ausleben, was manche Brauer gerne leben würden und das ist natürlich schon auch eine spannende Geschichte und da ergeben sich immer wieder ganz, ganz tolle Gespräche. Und was ich auch ganz toll finde ist, was die für unterschiedliche Namen hier haben, die heißen zum Beispiel Yorkshire oder Regensburg oder Brabanconne, wenn ich es jetzt richtig ausgesprochen habe und insofern also auch ganz viele verschiedene Orte, damit hat es bestimmt was auf sich. Und bevor wir so richtig einsteigen, wenn wir schon so viele Biere haben, sollten wir vielleicht mit einem beginnen. Hast du einen Tipp, mit was wir loslegen sollen?

Matthias: Ich würde sagen, wir halten uns ein bisschen am Alkoholgehalt und hangeln uns da ein Stück weit nach oben dann peu a peu und deswegen würde ich mit dem Regensburg beginnen.

Markus: Okay, wunderbar.

Matthias: Das ist ein Roggen, ein Rye Ale.

Markus: American Rye Ale, Roggenbier steht hier drauf. Und Cascade kann ich schon lesen bei den Hopfen, Simcoe. Also super spannend, dann machen wir das doch auf hier. Glas bereitstellen und, wunderschön, das hört sich doch schon mal bestens an. Ich hoffe, ihr hört den Schaum auch so schön wie ich hier, wie er sich so entfaltet. Also im Glas auch wunderschöne, richtig kastanienbraune Farbe, der Schaum auch schön dunkelbeige, ganz dicht, ganz feine Poren. Und ich muss sagen, schon beim Einschenken habe ich Aromen von diesem Hopfen, diese fruchtigen Aromen bekommen, also ein sehr spannendes Bier. Ja, wie wollen wir es denn machen, magst du es ein bisschen vorstellen, soll ich was dazu erzählen, wollen wir es abwechselnd machen, wie hättest du es gern?

Matthias: Wir könnten das vielleicht abwechselnd machen. Wobei ich da wahrscheinlich, bei mir fällt es wahrscheinlich eher etwas sparsam aus, also so toll beschreiben wie du kann ich die Biere nicht, aber ich kann es ja mal versuchen. Also, du hast schon gesagt, einen Schaum haben wir. Bei mir ist er leider schon weg, ich schenke gerade noch mal ein Schlückchen nach.

Markus: Müssen wir das mit dem Einschenken noch ein bisschen üben, Herr Biersommelier.

Matthias: Das mag vielleicht sein, ja. Ja, also er hat sogar eine leichte Cremigkeit, sehe ich jetzt, schön feinporig. Ja, die Bierfarbe so Kastanienbraun, leicht opak, würde ich sagen, eine gewisse Trübe ist erkennbar. Wenn man reinriecht, ja, die Fruchtigkeit hast du schon genannt, die steht sehr im Vordergrund, dahinter vermutet man so ein bisschen einen Malzkörper. Ich nehme mal ein Schlückchen.

Markus: Ah ja, prost!

Matthias: Zum Wohl! Da kommt jetzt eher das Brotige, Brotrinde vom Roggen stärker durch. Ist eher malzig zu Beginn, auch eine gewisse Nussigkeit schmecke ich da raus. Und im Mund entfaltet sich dann der Hopfen, so ein bisschen Fruchtigkeit, aber auch so das leicht Harzige vom Cascade ist noch ahnbar und beim Abgang hat man wieder die Brotrinde.

Markus: Also ich finde, das ist ein ganz tolles Spiel. Also weil, wenn man es anschaut, erwartet man ja eine Malzbombe, sage ich mal so, so wie ein Brown Ale, irgendwie so in die Richtung. Wenn man dann dran riecht, dann habe ich ganz viel Hopfenaromatik, Ananas, Mango, Litschi, die ganze Kanone rauf und runter, viel Citrusaromen. Natürlich auch ein bisschen so dieses Harzige vom Cascade, sogar ein bisschen rote Beeren, also wirklich sehr, sehr vielfältig, und ganz im Hintergrund so ein bisschen was Malziges, aber eher weniger. Und wenn ich es dann trinke, dann fängt es erst mal wieder richtig Malzig an, das heißt, dann habe ich tatsächlich richtig schön, ja, brotig, wie du sagst, Brotrinde. So richtig der Roggen kommt da auch schön raus, so ein Schwarzbrot, irgendwie in so eine Richtung, ein bisschen Toffee vielleicht auch, ein bisschen Karamell. Und dann aber übernimmt wieder der Hopfen und hat dann seine Fruchtigkeit und nach hinten raus eine richtig kräftige intensivere knackige Bittere, die dann auch durchaus bleibt, aber auf eine angenehme Art und Weise, also die nicht zu krass ist, sondern wirklich schön das abrundet. Und dann, finde ich, hat man auch so eine alkoholische Wärme, die auch noch dabei ist und dann auch ein bisschen bleibt. Also wirklich, das ist ein sehr abwechslungsreiches und facettenreiches Bier, mit dem man so ganz viele Sachen erleben kann, tolle Geschichte.

Matthias: Das finde ich auch das Tolle an diesem Bierstil, ja, der so zwei Komponenten wunderbar vereint, nämlich einmal diesen Malzkörper, der durch das Roggen eben so ein bisschen ins Kernige geht, ja, mit diesem fruchtigen Hopfen. Ich finde, das harmoniert erstaunlich gut.

Markus: Also hast du wunderbar hinbekommen. Und da haben wir jetzt, was Roggen heißt, also auf jeden Fall einen Roggenanteil, ein Drittel oder irgend sowas da drin und sonst noch?

Matthias: Ziemlich genau, ja, 31 %.

Markus: Und sonst noch, dann Gerste und Weizen, oder?

Matthias: Ist richtig, es ist auch Weizen drin, noch mal 15 % und ich habe noch 6 % Caraaroma mit dazu gegeben, ja, der dann eben noch mal diese Malzigkeit ein bisschen akzentuiert.

Markus: Schön, da kommt dann diese Süße, dieses Karamellige rüber, großartig. Also Glückwunsch! Vielleicht noch, warum heißt das Regensburg?

Matthias: Du, meine Frau, die runzelt auch immer die Stirn, wenn ich die Biernamen präsentiere. Ich folge da immer so Eingebungen während der Sud entsteht oder während ich abfülle. das Ziel ist eigentlich immer, es soll irgendwie einen Bezug haben zu dem Bierstil, also einen örtlichen Bezug und der Name soll dann halt irgendwie noch, ja, nicht zu langweilig sein. Und ich habe es jetzt Regensburg genannt, weil meine erste Erfahrung mit einem Roggenbier, das war ein Thun und Taxis, das gibt es ja, glaube ich, gar nicht mehr, das Thun und Taxis Roggen. Und das habe ich damals geliebt und das war in Wiesbaden sehr schwer zu bekommen und nach einer kurzen Zeit habe ich es schon nicht mehr bekommen. Ja, aber in Erinnerung daran, mit Roggen verbinde ich auch Regensburg und deswegen trägt es diesen Namen.

Markus: Kann ich voll nachvollziehen. Also ich finde auch, also für mich, ich hätte noch zwei andere Analogien, die ich mir vorstellen könnte. Also einerseits ist Regensburg ja praktisch an den Donauauen, mitten drin, kann man sozusagen sagen und das war schon immer eben ein Anbaugebiet für die edleren Getreide, also für Weizen und für Roggen. Sprich, da hätten wir auf jeden Fall eine gewisse Tradition.

Matthias: Oh! Okay.

Markus: Ja und wir haben natürlich überhaupt da unten, sage ich mal Oberbayern, Oberpfalz, Niederbayern, in diesem Grenzgebiet ziemlich viele Weißbierbrauereien, die dann diese obergärigen Hefen natürlich auch lange, die Tradition haben. Insofern, es passt aus vielen Gründen, finde ich.

Matthias: Das ist schön, Glück gehabt.

Markus: Ja, ist immer, der Name muss ja irgendwie auch passen, wunderbar. Bin ich mal auf die anderen gespannt, was dir da so eingefallen ist. Vielleicht mal so ganz generell zu dir, also du hast jetzt gesagt, du bist eher so beim Amt normalerweise, also nicht beim Brauamt, sondern beim normalen Amt. Wie kommt man da zum Thema Bier und zum Thema brauen?

Matthias: Ja, ich habe ja jetzt schon ein paar Jahre auf dem Buckel, ich war nie der Pilstrinker, das hat mich von Anfang nicht abgeholt, das Bier. Und ich bin dann eher so zum Hefeweißbier gegangen, fand das aber auch schnell langweilig und, ja, auch schwer, also da trinkt man nicht so viele mit Genuss. Und insofern hatte ich immer Lust auf Bier, aber so das Richtige fehlte. Und das hat, glaube ich, dazu geführt, dass ich immer sehr wachsam war und dann im Ausland, im Urlaub und wenn ich unterwegs war immer halt geguckt habe, wo gibt es interessante Biere. Und, ja, irgendwann bin ich auch mal über Belgien gestolpert, mein Bruder hat damals in Aachen studiert und direkt hinter der Grenze gewohnt, und da habe ich meine erste Erfahrung mit der belgischen Bierkultur gemacht und danach war ich verloren für die Belgier. Und das ist, die liebe ich heute noch, also das ist so meine Bierheimat, wenn man so will.

Markus: Und du bist aber ursprünglich aus Wiesbaden?

Matthias: Ja, ja, genau, ich stamme aus Wiesbaden und bin da auch noch nicht groß weggekommen sozusagen.

Markus: Naja, das geht mir ja auch so, ich bin ja auch noch nicht wirklich aus Bamberg weggekommen. Ist ja auch eine schöne Stadt, muss man ja sagen, kennen nicht so viele.

Matthias: So ist es, ja.

Markus: Ich war einmal da, ja, das ist aber allerdings in den 90ern gewesen zu irgendeiner Hessen-Wahl, ich weiß gar nicht mehr, was das war. In meiner Eigenschaft als Journalist war ich damals da und habe das dann vor Ort begleitet. Und ich kann mich noch erinnern, dass wir ziemlich just in time gekommen sind, das war alles ziemlich knackig, zwischendurch sind wir ein bisschen durch die Stadt gefahren und das war wirklich sehr schön. Also muss ich mal wieder hin, sehr schön.

Matthias: Also biermäßig ist es ein bisschen Diaspora, muss man sagen. Wir haben jetzt ja so ein paar Craftbeer-Brauereien zumindest um die Ecke, in Mainz drüben KÜHN KUNZ ROSEN und Schwarze Rose und es gibt auch noch ein paar kleinere im Umland, aber ansonsten ist hier mit Bier eigentlich nicht viel los. Wenn man so eine Metropole wie Frankfurt in der Nachbarschaft hat, erstaunt das sehr, aber das ist leider so. Aber die Lage ist halt, wie ich finde, sensationell, man hat auf der einen Seite den Rheingau mit dem Weinbezug, dann ist man sofort im Taunus, Wiesbaden liegt ja quasi am Fuß des Taunus und dann hat man das eher ländlich geprägte Ländchen Richtung Frankfurt raus. Und wenn man auf die andere Rheinseite geht, ist man in Mainz, in einer richtig alten Stadt, auch mit einem schönen Umland. Also das ist, diese große Vielfältigkeit, das ist einfach toll hier.

Markus: Ja, das ist auch immer eine Region, in der sehr viel los ist, viele größere Städte nah beieinander, wo man doch auch viel erleben kann, denke ich mal.

Matthias: Ja, richtig, ja.

Markus: Faszinierend.

Matthias: Genau, Flughafen ist natürlich auch kein Fehler.

Markus: Stimmt. Ja, in der Beziehung bin ich tatsächlich relativ oft da, das muss ich dann wiederum sagen. Und der Frankfurter Flughafen, finde ich ja, ist ja auch ein krasser Flughafen, was die Wege angeht. Also das ist man immer einen halben Marathon unterwegs, wenn man irgendwie da umsteigen muss. Aber, mein Gott, hält ja schlank irgendwie. Wie auch immer, beim einen mehr, beim anderen weniger. ja, also angesichts der Biere, die wir noch vor uns haben, ich weiß nicht, wie weit du schon bist mit dem Regensburg?

Matthias: Ich bin bereit.

Markus: Okay. Also ich muss auch sagen, ich habe noch einen kleinen Schluck, den genieße ich jetzt auch, solange kannst du ja überlegen, mit was wir weitermachen.

Matthias: Ja, das weiß ich schon ziemlich genau, nämlich das Brabanconne.

Markus: Okay. Puh, da habe ich es ja Gott sei Dank richtig ausgesprochen, ich habe Angst gehabt, dass ich irgendeinen Fehler gemacht habe.

Matthias: Ich wusste das vorher auch nicht, da hat mich eine Freundin drauf gebracht, das Bier hieß eigentlich erst Brabant und dann sagte sie irgendwann, ja, warum nennst du es denn nicht Brabanconne und ich wusste gar nicht, was es ist. Das ist die belgische Nationalhymne.

Markus: Ach! Okay.

Matthias: Ja, die trägt den Titel Brabanconne, so ähnlich wie die Marseillaise bei den Franzosen. Ja und da dachte ich, das ist doch passend, dann nehmen wir dies, ja.

Markus: ja, quasi ein belgisches Nationalbier sozusagen.

Matthias: Ja.

Markus: Steht da auch drauf, Belgisch Blonde, mit Gewürzen. Okay, sind wir mal gespannt, was wir für eins haben, also dann.

Matthias: Weihnachtlich ein wenig, ja.

Markus: Passt ja, also wir zeichnen jetzt auf am, was haben wir heute, 19. Dezember oder so, also gar nicht so weit vor Weihnachten, insofern passt das ja. Also machen wir mal auf, wunderbar und hinein. Ja, der Name ist Programm, also es ist sehr schön blond, hat so eine leichte Opalität. Also ein bisschen schimmert es, aber auch sehr schön, tolle blonde Farbe, so orange-blond. Leider ist die Sonne schon untergegangen, aber nachdem, was die Lampe hier hergibt, habe ich ein wunderschönes Bier. dann auch einen sehr dichten, feinen, ja, fast weißen Schaum, der auch richtig schön steht. Also Schaumstabilität ist bei mir eine absolute 1, bei deinen Bieren bisher auf jeden Fall, sensationell, richtig schön. Und tatsächlich, also ich habe es noch nicht ganz an die Nase gehalten, aber wieder beim Einschenken ist mir so eine Idee von einem Spekulatius in den Kopf gekommen.

Matthias: Oh! Okay.

Markus: Bin ich mal gespannt. Naja, vielleicht, ich weiß ja nicht, was da alles drin ist, ich kann ja mal versuchen, ich rieche mal ein bisschen rein. Also ich überlege gerade, kennst du Magenbrot?

Matthias: Ja, liebe ich.

Markus: Also ich finde, in so eine Richtung geht es ein bisschen für mich.

Matthias: Okay.

Markus: Also ich habe, also wie soll ich sagen, auf jeden Fall so ein bisschen Gewürznelke, dann sowas Ähnliches wie Piment vielleicht, ja, dann auch einfach eine Süße, so eine Kandis-Note auf jeden Fall. dann eben auch sowas brotig, also was Teigiges, wie so bei diesem Magenbrot eben die Struktur von dem oder der, ich sage mal Lebkuchenteig, ist ja kein Lebkuchen, aber halt dieser Teig, den das so hat. Und dann, ja, doch, Koriander, finde ich, kommt so hinten raus ein bisschen. Also auf jeden Fall ganz spannend, also macht mir auf jeden Fall viel Lust. Wie ist es bei dir in der Nase?

Matthias: Ja, also hats du mich total abgeholt, diesen Hefeton, den habe ich auch. Dazu eben die Würzigkeit, gut, ich weiß jetzt auch, was drin ist. Ich rieche vor allem die Nelke, die ist bei mir kräftig vorhanden. Ich meine auch, dieses Weizenbier, da ist ein Viertel Weizenmalz drin, der kommt auch ein bisschen raus, ja.

Markus: Hat jetzt aber keine bayrische Hefe, nehme ich mal an, sondern irgendeine Belgische.

Matthias: Nee, das ist eine Belgische, genau.

Markus: Ja, also auf jeden Fall eine ganz faszinierende Nase, die auch ein bisschen Citrus hat, eben dieses Gewürzige, ein bisschen was Brotiges. Also spricht mich auf jeden Fall sehr an, ich werde neugierig, sagen wir mal so, also auf jeden Fall. Gerade die Nelke, finde ich, die bleibt auch sehr lange in der Nase, das ist sehr intensiv, schön. Na dann, probieren wir mal, oder?

Matthias: Gerne.

Markus: Uih, also ganz weich, ganz cremig. Das geht wirklich in den Mund und bleibt, wunderschön auf der Zunge. Moussiert so ein bisschen, dann hat man intensiv auch wieder die Nelke. Ich würde sagen, jetzt ist auch irgend sowas, was so in Richtung Anis geht oder so.

Matthias: Ja, korrekt.

Markus: So, was man von Anisplätzchen kennt, sowas. Ja und dann, das ist so weich, also man trinkt es dann, das fließt so schön runter. Man hat ganz, ganz wenig Bittere, ganz fein ist das abgestimmt und es bleibt wirklich sehr lange dieses Nelkige. Man hat auch ein bisschen was Fruchtiges, also wenn man so an Pfirsichpüree oder sowas denkt, auch von der Struktur her. Schön, also ist sehr interessant. Haben wir die Gewürze denn alle beieinander oder fehlen noch welche?

Matthias: Ja, du hast sie fast alle beieinander. Einer fehlt, aber ich glaube, da kommt der nicht so, also ich schmecke ihn nicht. Ich mag das Gewürz eigentlich auch gar, wenn ich ehrlich bin, nämlich Kümmel.

Markus: Oh! Okay, interessant.

Matthias: Also was ich immer wieder faszinierend finde ist, wie intensiv die rauskommen. Ich habe die beim Kochende, ja, beim Flame-Out hinzugefügt und da sind jetzt, ja, auf den Sud von 25 Litern, da sind jetzt jeweils nur 2 Gramm drin.

Markus: 2 Gramm? Wahnsinn.

Matthias: 2 Gramm Nelke, Sternanis und Kümmel und 8 Gramm Koriander

Markus: Woah!

Matthias: und trotzdem so intensiv, das ist faszinierend.

Markus: Faszinierend, großartig. Woah, also das ist schon großes Kino. 2 Gramm, verblüffend, also wirklich toll. Ja und vor allem, finde ich, die wirken auch total frisch, also so, also würde ich jetzt neben mir eine Nelke zerdrücken, so ist das, also ganz, ganz intensiv, ganz fein. Und die Cremigkeit, also das finde ich ganz 1 A, dieses Mundgefühl ist ganz schön.

Matthias: Ja, ach, Markus, ich habe einen Fehler gemacht, ich sehe es jetzt gerade, es war kein 25-Liter-Sud, das wäre vielleicht dann auch doch zu wenig, es war nur ein 10-Liter-Sud, ja.

Markus: Ah, okay.

Matthias: Das relativiert es ein bisschen, ja.

Markus: Aber trotzdem, 2 Gramm ist trotzdem wenig. Apropos, wie müssen wir uns denn deine Brauanlage, das Brauamt vorstellen, ist das ein eigenes Zimmer oder ein Raum oder eine Garage oder die Küche oder wie läuft das?

Matthias: Also bislang habe ich noch immer zur Freude meiner Frau in der Küche gebraut, mit, ja, anfangs zwei kleineren Töpfen, so ein Anfängersystem. Das nutze ich jetzt manchmal tatsächlich auch noch für kleine Sude. Ansonsten habe ich jetzt ein bisschen, das ist ja dann das, was immer passiert, wenn der Hobbybrauer Gefallen an seinem Hobby findet, man …

Markus: Man wächst.

Matthias: Man wächst, genau. Und jetzt bin ich so bei 35 Liter Maximum und habe ein 2-Bottichsystem, also jeweils eine Heizplatte drunter, eine Induktionsheizplatte und in dem einen Topf maische ich und läutere gleichzeitig und in dem zweiten wird dann der Sud gekocht. Und ich habe dann noch so einen kleinen, ja, so ein Marmeladentopf, so einen kleinen, wo ich die Nachgüsse dann bereite, das Wasser.

Markus: Zur Freude deiner Frau heißt, die ist dann immer in Urlaub oder was macht sie dann, während du die Küche belagerst?

Matthias: Ja, die muss dann flüchten. Und ich habe dann auch noch die Mühe, ich muss den ganzen Kram erst aufbauen, also aus dem Keller holen, aufbauen und nach dem Sud saubermachen und wieder abbauen. Ja und das bin ich jetzt ein wenig über, um es mal so zu sagen. Aber die Rettung naht, ich habe hier auf dem Grundstück noch ein kleines Nebengebäude. Da war ganz früher mal eine Schmiede drin, das war die Profession von den Vorfahren meines Schwiegervaters und die wurde dann, als es nach dem 2. Weltkrieg kein Thema mehr war mit Schmiedearbeiten, wurde das zu einer Elektrowerkstatt umfunktioniert. Aber die existierte auch nur so bis in die 80er-Jahre und dann war das Ding leer und wir haben das jetzt immer so als Abstellraum genutzt. Und ich habe es jetzt dieses Jahr endlich in Angriff genommen und das Ganze umbauen lassen, das sind so 36 Quadratmeter.

Markus: Woah!

Matthias: Ziemlich quadratisch, sechs auf sechs Meter, also da hat man ein bisschen Platz, da kann man ein bisschen was machen und weil es eine Schmiede war, auch eine hohe Decke, 3,50 Meter. Und wir sind jetzt mit dem Umbau fast durch, sodass ich guter Hoffnung bin, ab nächstem Jahr dort drin brauen zu können.

Markus: Woah! Na, da bin ich mal gespannt, was du dann erzählst. Hast du dann auch schon dir eine Brauanlage dir dafür überlegt oder stellst du erst mal das rein, was du hast?

Matthias: Nee, also, genau, ich mache erst mal mit dem weiter, was ich habe und werde dann vielleicht in Zukunft ein wenig größer werden und, naja, vielleicht in ferner Zukunft möglicherweise auch gewerblich gehen.

Markus: Und noch mal zurück zu deiner Frau, ohne dir da zu nahezutreten, aber trinkt sie auch gerne mal ein Bier von dir, gehört sie zu den Fans?

Matthias: Die habe ich sozusagen, wenn man das sagen darf, bekehrt, ja. Die hat, bevor ich angefangen habe, hat sie kein Bier getrunken. Sie war allerdings immer der treibende Faktor, ja, so nach dem Motto, ein Mann braucht ein Hobby, ja. Und sie war immer aufgeschlossen, hat alles probiert und über dieses Probieren hat sie dann auch Biere gefunden, die ihr tatsächlich geschmeckt haben. Und heute ist sie, ich glaube, man muss fast sagen, sie trinkt heute, glaube ich, mehr Bier als mein. Das ist eine Entwicklung, die ist sensationell, ja.

Markus: Woah, sehr gut. Da könntest du auch mal ein Buch drüber schreiben, wie bekehre ich meine Frau, sehr schön. Wunderbar, hervorragend, also vielen Dank für dieses großartige Bier. Ich finde, es ist wirklich, es wird dem Namen auch gerecht, weil wirklich all die Eigenschaften drin sind, die man jetzt von einem ganz klassischen belgischen Bier man sich erwartet, also dieses schöne wunderbare Mundgefühl, die Gewürznoten großartig, die Cremigkeit habe ich schon gesagt, insgesamt blonde natürlich, also sehr schön, Wahnsinn. Hast du das mal irgendwo eingereicht bei einem Wettbewerb oder so?

Matthias: Nee, ich habe das noch nicht eingereicht, aber das wäre in der Tat mal eine Überlegung wert. Weil ich habe ich es jetzt, glaube ich, zum vierten Mal gebraut und das ist die ganz, ganz große Ausnahme, dass ich überhaupt ein Bier ein zweites Mal braue und bei dem, wie gesagt, schon viermal. Und es ist, ich will jetzt nicht sagen, jedes Mal besser geworden, aber es ist anhaltend auf einem schönen Niveau. Also mit dem Bier kann man wirklich was anfangen, ja und das wird jetzt, glaube ich, auch permanent im Portfolio vorhanden sein.

Markus: Also was mir besonders gut gefällt ist wirklich, dass die Gewürze sich mit den malzigen Noten, die es dann eben schon auch gibt, so schön vermischen. Also das sind ja eher so kecksige Aromen von dem Malz und da passen halt die Gewürze wirklich dazu. Also gerade jetzt zur Weihnachtszeit sowieso, aber das ist echt eine tolle Kombination, die echt interessant ist und anders ist als das, was man so bei uns jetzt kennt. Also wirklich schön, sehr schön, wunderbar. So, Bier Nummer 2 hätten wir, wir können weitermachen.

Matthias: Alles klar.

Markus: Ich finde das mal wirklich ganz schön, dass man mal so eine Bierpalette bespielen kann wie auf so einer Orgel, wir spielen jetzt mal einen anderen Ton. Ja, was machen wir?

Matthias: Ja, also das Nächste, was ich jetzt empfehlen würde, wäre das Yorkshire.

Markus: Okay, das ist hellblau.

Matthias: Also wir wechseln sozusagen über den Kanal auf die Insel.

Markus: Gut, da steht jetzt British Old Ale, Strong Ale.

Matthias: Ja, richtig, also da sieht man schon die Ratlosigkeit des Brauers, er weiß selber nicht, was er da gebraut hat. Ich muss zu meiner Entschuldigung sagen, ich bin jetzt ein bisschen schlauer durch den Biersommelier, den ich ja bei dir machen durfte, ich wüsste jetzt, also dass man sich für eines entscheiden muss. Naja, vielleicht ist es auch einfach ein bisschen Out of Style.

Markus: Ja, wobei, also von der Bezeichnung her finde ich es gar nicht so schlimm, weil es ist ja einfach eine Frage der jeweiligen Epoche, in die man schaut. Und ich meine, am Anfang stand in England halt das frische Bier und das etwas ältere Bier, also das Mild und das Old Ale letzten Endes, das waren die beiden Biersorten, die es gab. Und älter hieß da auch schon 4 Wochen, also es muss nicht unbedingt gleich ein halbes Jahr gelagert gewesen sein und dementsprechend passt es dann auf jeden Fall. Und später dann natürlich, hat man dann noch so weiter unterschieden eben in Richtung Strong Ale und so, aber das finde ich jetzt keinen Bruch. Hat auch gleich einen Kronkorken mit einer wunderschönen UK-Flagge, das ist natürlich, macht gleich ganz viel Stimmung. Und, ja, dann machen wir doch mal auf.

Matthias: Ja, okay.

Markus: Uih, die ist ganz voll, die Flasche.

Matthias: Ja.

Markus: Uih! Auch schön, dass wir immer so abwechselnde Farben haben, jetzt ist es wieder dunkler.

Matthias: Dunkel, ja.

Markus: Aber, na, ist die Frage, also es ist nicht so trüb, sage ich mal, wie das Erste, dadurch wirkt es wahrscheinlich auf den ersten Blick heller, aber wenn man sich dann den Braunton an und für sich anschaut, würde ich fast sagen, er ist dunkler. Also da bin ich jetzt etwas überfragt.

Matthias: Ja, also ich habe jetzt hier in der Lampe, habe ich sogar so ein bisschen rötliche Einsprengsel. Ja, ist auch Chocolate Malt mit bei, also das, glaube ich schon, dass es von der Farbe her wahrscheinlich eher eine Nuance dunkler ist als das Regensburg, ja. Was wahrscheinlich ein bisschen stiluntypisch ist, es ist gut karbonisiert, hat auch einen ordentlichen Schaum, das ist jetzt wahrscheinlich nicht ganz auf der englischen Seite.

Markus: Ach, ja, also ja, natürlich irgendwie, aber, also ich bin da ja sowieso immer nicht so streng, muss man sagen. Also da finde ich es jetzt eher schlimm, wenn es komplett lack wäre, was ja auch schon manche Leute gemacht haben. Insofern, also klar, das hat jetzt eine ordentliche Karbonisierung, aber mal schauen, wie es dann schmeckt, aber das würde mich jetzt nicht von vorneherein stören. Es ist halt sowieso immer schwierig, das nachzuvollziehen aus unserer heutigen Sicht, weil halt früher alle Biere ungespundet waren, sprich, man hatte halt nur die Kohlensäure, die sich während des Prozesses da drin halt gebunden hat und damit waren die alle nicht besonders spritzig, sage ich jetzt mal so. Außer, die man dann angefangen hat in Flaschen zu geben, sowas wie Berliner Weisse oder sowas oder Gose oder so, da wurde das dann schon mehr. Aber, also wie gesagt, würde mich jetzt nicht stören. Auf jeden Fall hat es dafür gesorgt, dass hier der Raum auch sofort schon wieder riecht. Das ist dann der Vorteil von so einer Kohlensäure, weil in jedem Gläschen sind ja konzentrierte Aromen und wenn die dann platzen, dann geben die die frei und sofort riecht das. Und man hat wieder eine schöne fruchtige Note.

Matthias: Ja, so geht es mir auch, ja, obwohl es eigentlich eher ein malzbetontes Bier sein sollte, habe ich auch eine überraschende Fruchtigkeit in der Nase.

Markus: Also, ich meine, es geht halt ein bisschen mehr so in rote Beeren, also da habe ich jetzt eher so Dosenerdbeeren. Also das ist immer blöd, weil die Leute schauen einen immer so an, wenn man über Dosenerdbeeren redet, welcher Irrer ist Erdbeeren aus der Dose. Aber ich kann es jedem nur mal empfehlen, das zu tun, weil die tatsächlich so ein bisschen einen anderen Geschmack haben als eine frische Erdbeere.

Matthias: Okay.

Markus: Und für eine Beschreibung von Dingen, ich entdecke das relativ öfters mal in Bieren, vielleicht, weil es ein bisschen süßer ist, vielleicht, weil dieses Fruchtaroma ein bisschen konzentrierter ist als eben bei der frischen Frucht, aber auf jeden Fall geht es mir ein bisschen so. Und dann haben wir auch ein bisschen so Waldbeeren, also sehr viel beeriger, wo wir vorhin mehr so die Südfrüchte haben.

Matthias: Ja, richtig.

Markus: Und man hat auch ein bisschen was von dem Malz.

Matthias: Ja, richtig, ja.

Markus: Das geht in fast sowas Schokoladiges schon so ganz am Ende. Vielleicht so ein Erdbeerspieß auf der Kirchweih oder Weihnachtsmarkt, wo dann dunkle Schokolade drum rum ist. Da ist das jetzt eher der Wunsch der Vater des Gedankens, aber auf jeden Fall könnte man sich das so vorstellen. Wunderbar, dann trinken wir ein Schlückchen.

Matthias: Ja. Ich finde, auch das ist im Mund wieder erstaunlich smooth, ja, es sind auch Weizenflocken mit drin.

Markus: Also das ist sehr erstaunlich, finde ich, aber sehr positiv. Also weil, man denkt eigentlich der Nase nach, da kommt jetzt was ganz Süßes, aber ist es nicht, es ist schlank, also es hat eine gewisse Restsüße, aber es ist recht schlank. Und wir haben eine schöne noble alkoholische Note, die da hintenraus bleibt und davor sind wirklich schöne Malzaromen. Und zwar tatsächlich so, wie man es von britischen Bieren her kennt, also geht so in so, ja, Cookie oder Shortbread oder so eine Richtung.

Matthias: Toffee ein bisschen, ja.

Markus: Ja und das Mundgefühl, wie du sagst, also wieder ganz cremig. Und da, finde ich, ist die Kohlensäure dann überhaupt nicht mehr störend, also die ist da,

Matthias: Das stimmt.

Markus: passt da wunderbar rein. Ja, interessant. Also das Schöne ist, wir haben ja jetzt erst 3 Biere gehabt, aber ich fand oder finde, dass die wirklich alle 3 sehr ausdrucksstark sind. Also die sind in dem, wie sie sind, haben sie richtig was zu erzählen. Und das finde ich wirklich schön, also da, ja, da hat man was in der Hand.

Matthias: Ja, vielen Dank, ja, freut mich, ja. Also sonst kann ich dir gar nicht so furchtbar viel dazu sagen. Ich habe das, es gibt ja für Hobbybrauer diese schöne Website, Mische, Malz und Mehr, wo Hobbybrauer fleißig Rezepte einstellen und da habe ich auch die Basis für dieses Bier gefunden, ich habe es dann so ein klein bisschen abgeändert, ein klein bisschen angepasst. Und die Legende zu dem Rezept war, es soll sich an einem Bier orientieren von einer Brauerei Namens Black Sheep und das heißt Riggwelter, das Bier. Ich habe das erst mal gegoogelt, Riggwelter ist wohl der Name für ein Schaf, was umgefallen ist und nicht mehr auf die Beine kommt. Also auch so ein bisschen englischer Humor, ja.

Markus: Also es liegt praktisch auf dem Rücken, alle vier Beine nach oben und …

Matthias: Keine Ahnung und dann heißt das wohl Riggwelter oder, ja, also so habe ich es zumindest verstanden, ja. Und Black Sheep ist, glaube ich, in Nordengland irgendeine Brauerei, also in Yorkshire wahrscheinlich, ja. Und, ja, deswegen trägt das Bier auch diesen Namen, also das ist jetzt dieses Mal etwas einfacher.

Markus: Na, Yorkshire ist ja auch, das zieht sich ja ziemlich lange hin. Aha, spannend. Also ich habe gerade dieses Bild im Kopf vom Schaf, dass auf dem Rücken liegt, das ist natürlich sehr witzig.

Matthias: Ja und ich kann jetzt leider nicht sagen, ob es dem Original irgendwie nahekommt oder auch nicht, weil ich das gar nicht kenne, ja. Aber das Ergebnis hat mich überzeugt, also von daher, ja.

Markus: Ja, also das finde ich auch. Ich überleg gerade, wo man das tatsächlich einsortieren würde und ich glaube, du hast es genau richtig gemacht. Also weil, es ist kein Pale Ale in dem Sinn also, obwohl es theoretisch sogar gerade noch so eins sein könnte, weil es definitiv heller ist als ein Porter, aber der Hopfencharakter ist einfach da anders. Also dementsprechend Strong Ale, finde ich, ist auf jeden Fall ein passender Stil und es hat wirklich viel zu bieten. Und interessant finde ich auch wirklich, dass du da diese dunklen Malze mit rein machst, weil die das echt schön abrunden. Also die geben dem noch mal sowas Besonderes, was man sonst, glaube ich, nicht hätte, wenn man jetzt einfach nur mit so einem klassischen Pale-Ale-Malz und ein bisschen Karamellmalz da reingegangen wäre. Und war dann die Malzmischung auch so vorgegeben oder hast du da selber ein bisschen gespielt?

Matthias: Das kann ich dir jetzt gar nicht mehr sagen, ich glaube, da habe ich auch ein bisschen angepasst, ja. Also es ist, die Basis ist mit 87 %, ist Pale-Ale-Malz und zwar der Mercedes, Maris Otter, das ist die große Hauptgabe und dann kommt noch ein bisschen Caramünch und Pale-Ale, Cara-Pale-Chocolate.

Markus: Das heißt, wenn du dann dir neue Biere aussuchst, ist das dann wirklich so ein bisschen, dass du wie im Katalog blätterst auf der Website und dann da, wo du stehenbleibst sozusagen, das machst du oder hast vorher so eine Idee, ich mache mal wieder was Dunkles, was Helles oder wie läuft das so?

Matthias: Also in Zukunft hoffe ich, dass ich auch mehr in die Richtung Rezeptentwicklung selber gehe und mir selber was ausdenke und selber ein Rezept schreibe. Aber bislang ist es immer noch so gewesen, ich habe mir einen ganzen Fundus, das ist eine ganze Mappe, da habe ich mir alle möglichen Rezepte ausgedruckt und reingelegt, die irgendwie spannend klangen. Und die gehe ich immer mal wieder durch und mache dann auch so eine kleine Reihenfolge oder so einen kleinen Stapel, was so für das nächste Jahr in Betracht kommen könnte. Und meistens lasse ich die Rezepte eben nicht so wie sie sind, sondern, ja, nehme da kleine moderate Anpassungen vor, um sozusagen was Eigenes einzubringen, ja.

Markus: Und von den Rohstoffen her hast du dann einfach auch einen gewissen Vorrat, wo du dann weißt, okay, das und das ist da oder bestellst du für jedes Bier extra?

Matthias: Genau. Nee, nee, nee, ich habe einen Vorrat, einen großen Vorrat da, ja. Ich habe zum Glück viel Platz hier auf dem Grundstück und unter dem Haus ist noch ein alter Gewölbekeller und da lagert das ganze Malz, ja.

Markus: Und wenn du jetzt sagst, du möchtest das Ganze vielleicht gewerblich machen, heißt das, du würdest dann eher so eine Art Schankraum oder Tasting-Raum bei dir einbauen oder wie könnte man sich das vorstellen?

Matthias: Genau, ja, also das ist so das Fernziel, der Traum, dass ich da auch Tastings anbieten kann, bis hin vielleicht sogar zu einer Art Straßenverkauf. Aber, ja, das wird noch ein bisschen in ferner Zukunft liegen, bis es soweit ist.

Markus: Ja und liegt es auch eher in der Nähe von der Innenstadt?

Matthias: Nee, das ist ein Vorort. Ich weiß nicht, ob du da noch Erinnerungen hast,

Markus: Nee.

Matthias: Wiesbaden selbst liegt eigentlich gar nicht am Rhein. Und der Stadtteil, der am Rhein liegt oder einer der Stadtteile, der am Rhein liegt, ist Biebrich, da ist auch das Schloss von den Fürsten und Herzögen von Nassau, die da ihre Sommerresidenz errichtet haben, also sie nach Wiesbaden gegangen sind. Das ist der größte Stadtteil von Wiesbaden, der ist auch ein bisschen industriell geprägt, also das sind, ich glaube, 38.000 Einwohner oder so haben wir und der ist sozusagen ein bisschen autonom auch, also da gibt es Supermärkte und Gewerbegebiet und alles, ja. Und in dem Stadtteil bin ich zuhause. Da würde natürlich so die Laufkundschaft eher ein bisschen fehlen, würde ich vermuten.

Markus: Oder es etabliert sich eine Art Afterwork-Brauamt, ja, oder so

Matthias: Ja, so, ja.

Markus: Wer weiß, könnte man ja auch. Kannst du noch ein paar Salamis dazu anbieten oder so. Also kenne ich gerade in Frankreich und Belgien viele Läden, die mit diesem Konzept, ein schönes Bier, ein bisschen Charcuterie, also ein bisschen so eben Salami oder ein bisschen Schinken, irgendwie sowas, die damit echt gut laufen und auch in so Mischgebieten. Interessant, interessant. Ja, nein, also wieder ein wunderbares Bier und wieder vielen Dank, also großartig! Und du weißt, was jetzt kommt, das Bier ist weg.

Matthias: Das Nächste, alles klar.

Markus: Also du musst Bescheid sagen, wenn es dir zu viel wird, aber wir …

Matthias: Nein, nein, nein, ich habe hier auch mehrere Gläser stehen, also ich bin da flexibel.

Markus: Wir trinken ja professionell, ja, ja.

Matthias: Ja, so sieht es aus, ja. Und die Flasche muss nicht leergemacht werden, das ist ja auch ganz klar.

Markus: Nein, das muss sie nicht. Ja, mein Nachbar freut sich schon, also ich habe ja einen Biersommelier als Nachbar, der kriegt dann nachher noch was zum Probieren.

Matthias: Au, das ist gut, ja. So, jetzt kommt was ganz Spannendes, von dem du vielleicht schon gehört hast, vielleicht aber auch nicht. Ich weiß nicht, wie du sonst so, im Hobbybraubereich bist du wahrscheinlich jetzt nicht so unterwegs. Jetzt machen wir uns an das Dark Lentil. Das ist ein Münchner Dunkel von der Basis her und ich habe da Linsenmalz hinzugefügt.

Markus: Spannend! Also gehört habe ich zumindest in der Form von deutschen Hobbybrauern noch nicht. Dass es Biere mit Linsenmalz gibt, weiß ich, habe aber noch nie, glaube ich, bewusst eins getrunken, also bin ich mal jetzt sehr, sehr gespannt. Und ist natürlich auch vor vielerlei Hintergründen eine interessante Idee, das mal mit Linsen auszuprobieren. Also gut, ich mache mal auf. Also die Farbe ist ja wirklich ganz genau da, also wo man sich so ein typisches Münchner Dunkel vorstellt, schöne, ja, Kastanien-, Eichenholzfarbe, schöner Rotstich auf jeden Fall auch drin.

Matthias: Ja, genau, den habe ich auch, ja. Feinporiger Schaum.

Markus: Ja und sehr klar auch.

Matthias: Ganz, ganz leicht bräunlich, das Bier ist relativ, ja, genau, fast klar. Also wenn man reinriecht, ich habe so das Gefühl, man riecht irgendetwas, was ein bisschen ungewöhnlich ist,

Markus: So ist es.

Matthias: aber man kann es nicht so ganz greifen, ja.

Markus: Genau, ja.

Matthias: Auf Linsen würde man jetzt erst mal nicht kommen, auch überhaupt so Hülsenfrüchte oder so, weiß ich nicht, also ich habe da eher was Nussiges.

Markus: Ja, da bin ich bei dir, also auf jeden Fall was Nussiges, aber eben auch sowas wirklich schwer zu Definierendes. Ist wirklich ein ganz eigener Geruch. Also kein unangenehmer, aber er ist besonders, also auf jeden Fall anders. hat was Süßes irgendwie, was Süßliches, auch ein bisschen rotes Beeriges wieder. Ich erinnere mich, ich habe so in meiner Kindheit so Kaugummis gehabt, die so in die Richtung gerochen haben.

Matthias: Die Assoziation hatte ich jetzt noch nicht.

Markus: Vielleicht hattet ihr ja andere Kaugummis in Hessen,

Matthias: Das mag sein.

Markus: wer weiß. Ich meine, zu meiner Zeit, da hat man ja auch wirklich noch alles Mögliche in sich reingestopft, das dürfte man heute wahrscheinlich alles gar nicht machen. Aber auf jeden Fall, also er macht mich auf jeden Fall extrem neugierig, der Geruch und er wirkt auf jeden Fall sehr frisch und man hat einen besonderen Eindruck und es ist trotzdem auch ein bisschen sowas Karamelliges, Malziges, Nussiges eindeutig dabei. Na dann, trinken wir wieder einen Schluck, oder?

Matthias: Ja.

Markus: Also der Geschmack ist fantastisch. Also nicht, dass der Geruch irgendwie anders gewesen wäre, aber da bin ich jetzt eher wieder zuhause. Also wir haben eine richtig schöne Malznote, auch wieder so rote Beeren ein bisschen, bis hin zu einer Kirsche fast. Sehr schönes Toffee, dunkles Toffee, bis hin in so eine schokoladige, aber auch eine sehr röstige, so Röstkaffeenoten. Eine Röstbittere auch, die hintenraus so ein bisschen bleibt, Und auch wieder ein sehr frisches Bier, ein sehr cremiges Mundgefühl auch. Also das ist wirklich ein sehr angenehmes und da auch für mich sehr typisches Münchner Dunkel.

Matthias: So würde ich es auch sehen. Also wenn man es jetzt nicht wüsste, würde man vom Geschmack her gar nicht auf die Idee kommen, dass da irgendwas Fremdes noch mit beigemischt ist, ja.

Markus: Nee. Also ich würde mich höchstens so ein bisschen fragen, für mich hat es so ein bisschen auch eine Blaubeernote, also ob man da vielleicht noch bestimmte Hopfen verwendet hat oder sowas würde ich mir vielleicht noch überlegen, aber auf Linsen würde ich da wirklich nicht kommen. Wie kamst du darauf?

Matthias: Über deinen BierTalk tatsächlich.

Markus: Ach, okay.

Matthias: Du hast eine Folge mit Jonas Trummer.

Markus: Stimmt.

Matthias: Und ich glaube, ich habe alle Folgen gehört, aber die habe ich besonders gerne gehört, weil ich das furchtbar spannend fand, was er da für ein Projekt an der Universität Krakau, ich glaube, es war ein EU-Forschungsprojekt und da ging es ganz allgemein um Hülsenfrüchte, ja, also Ersatzstoffe für Malz im Bier. Und ich habe daraufhin dann Kontakt mit ihm aufgenommen und mir noch ein paar Tipps geholt und, ja, dann im Prinzip nach seiner Anleitung erst mal Linsen gemälzt. Das war mein erster Versuch, überhaupt irgendetwas zu vermälzen.

Markus: Woah!

Matthias: Und es war eine sehr interessante Erfahrung, ja und es war auch olfaktorisch eine Herausforderung, kann man sagen. Also meine Frau ist geflüchtet, die hat gesagt, es riecht so schlimm.

Markus: Also da bist du jetzt nicht nur ein Hobbybrauer, sondern auch noch ein erfolgreicher Hobbymälzer, das ist doch auch schön.

Matthias: Ja, schon, aber das, glaube ich, werde ich stark reduziert nur einsetzen, ja, das ist schon wahnsinnig aufwendig, ja.

Markus: Also wie muss ich mir das vorstellen, du hast ja dann erst mal Linsen gekauft und die dann gewässert oder wie?

Matthias: Ja, genau, nämlich grüne Linsen. das hat mir der Jonas empfohlen, die haben wohl noch das Häutchen drum herum und die sind wohl immer keimfähig. Bei anderen Linsen muss man dann erst mal gucken, sind die überhaupt noch keimfähig und so, aber die grünen Linsen sind es. Und, genau, dann ganz normal, wie man es mit Getreide auch macht, also erst mal weichen, bis dann die Keime sprießen, dann diesen Prozess abbrechen und das Ganze trocknen und dann im Backofen eben darren. Ich glaube, ich habe es bei 150 Grad und bin dann ganz zum Schluss noch mal kurz auf 180 hoch. Ja und so entsteht dann, was man nicht vermutet, aus einer Hülsenfrucht ein Malz.

Markus: Eine Münchner Linse sozusagen, könnte man so sagen. Spannend, ja. Und hast du die auch mal probiert, bevor du sie jetzt dann verbraut hast?

Matthias: Ich habe sie auch probiert und ich fand auch, während des Mälzen den Geruch, den fand ich total nussig, ja. Also ohne greifen zu können, welche Nuss es denn jetzt ist, aber dass da eine Hülsenfrucht verarbeitet wird, also das hat man nicht gerochen, ja und so hat es auch nicht geschmeckt, ja. Wo auch immer dieser klassische Linsengeschmack dann geblieben ist, der hat sich halt dann gewandelt, ja, verändert.

Markus: Auf jeden Fall ergeben sich da ganz viele tolle neue Möglichkeiten.

Matthias: Absolut.

Markus: Also bei uns zum Beispiel wird ja zu Weihnachten und zu Silvester, müssen wir Bamberger ja immer Linsen essen. Das ist so ein klassisches Gericht also

Matthias: Oh, wirklich?

Markus: zu Weihnachten einfach. Ich weiß gar nicht, warum, also gibt es irgendwie eine Tradition auf jeden Fall. da hat dann unser Weihnachtsmarkt noch offen, nur zu diesem Zweck, also da kann man dann Weihnachten am 24. mittags hingehen und kann sich dann seine Portion Linsen abholen.

Matthias: Ach!

Markus: Wahlweise mit oder ohne Wiener Würstchen.

Matthias: Ah, ja.

Markus: Und, genau, das ist dann die Weihnachtsnummer und an Silvester das Gleiche wieder. Und da gibt es eben die Geschichte dazu, dass man, wenn man keine Linsen isst an Silvester, dass man im nächsten Jahr dann nicht viel Geld hat, weil einem dann das Geld aus dem Beutel fällt sozusagen. Also man muss praktisch die Linsen, weil die halt so eine Assoziation haben mit Münzen, die muss man auf jeden Fall gegessen haben. Und deswegen versammelt sich dann da immer so die traditionellen Bamberger, versammeln sich dann immer an Silvester und Weihnachten eben. Und das heißt, das könnten wir ja jetzt auch in einer Biervariante anbieten, wäre ja mal was Schönes.

Matthias: Ja, wenn das dann auch gilt, ja.

Markus: Das ist ja wie bei vielen Glaubensfragen eine Interpretationsfrage und ich wüsste gar nicht, wer da die Deutungshoheit hat, ehrlich gesagt.

Matthias: Ja. Ja, ja. Also ich muss dazu sagen, ich bin auch ein großer Linsenfreund, ich glaube, sonst hätte ich mich auch nicht drangewagt. Also wenn es jetzt irgendwas gewesen wäre, was ich nicht gerne esse, dann wäre ich wahrscheinlich sehr skeptisch gewesen, ja. Aber ich habe mir gedacht, naja, selbst wenn das jetzt einen Linsengeschmack ins Bier zaubert, damit kannst du irgendwie leben, weil du magst es, ja.

Markus: Stimmt, ja.

Matthias: Und, ja, aber, wie gesagt, so vom klassischen Linsengeschmack ist eigentlich gar nichts übriggeblieben.

Markus: Nee, das stimmt. Was wir gerne kochen, sind so diese indischen Dal-Gerichte, da gibt es ja auch ganz viele Varianten mit Linsen und die sind immer gut, also da.

Matthias: Die kleinen gelben Linsen oder die roten, ja, sehr fein, ja.

Markus: Genau, kann man nicht viel falschmachen. Oder, wir waren neulich mal wieder beim Äthiopier, das ist ja auch eine Küche, die ich wahnsinnig interessant finde. Da hat man Injera, das ist praktisch so ein sehr grobporiges, ja, Brot ist das falsche Wort, das ist eher so ein Teigfladen und normalerweise aus Teffmehl gemacht, wenn sie den bekommen, ansonsten halt aus Weizen oder Roggen oder so.

Matthias: Damit greift man dann alles, ne?

Markus: Genau und damit isst man dann auch, das zerreißt man dann eben so in so handliche Stückchen. Und dann gibt es eben dazu verschiedene Gerichte, die dann meistens da drauf angerichtet sind. Und da gehören zum Beispiel auch Linsen eigentlich zum Standardrepertoire, in verschiedenster Form, rot, gelb, grün, was weiß ich was, braun. Manchmal mit, manchmal ohne irgendwelches Fleisch, oft sehr schön gewürzt, oft auch sehr kräftig gewürzt. Ich mag ja gerne auch mal scharfe Sachen, das ist immer wieder ein Erlebnis.

Matthias: Ja.

Markus: Also toll, mal so eine Biervariante, sehr schön. Und den Jonas habe ich ja erst vor zwei Wochen getroffen, wir waren in Polen ja zusammen beim Bierwettbewerb. Leider nicht am selben Tisch, haben wir beide sehr bedauert. Aber das kann man sich ja nicht aussuchen, da wird man ja zusammengelost, vielleicht beim nächsten Mal. Aber war auf jeden Fall sehr schön.

Matthias: Ein ganz lieber Mensch, ich habe ihn auf der BrauBeviale dann persönlich auch kennengelernt und wahnsinnig hilfreich, also toll, ja.

Markus: Wahnsinn, also schon wieder ein tolles Bier und wieder neue Facetten. Hast du dann, also weil das jetzt Dark Lentil heißt, hast du da auch anderes probiert oder ist das jetzt dein Linsenbier?

Matthias: Genau, das Dark referenziert dann auf Münchner Dinkel, deswegen hat es diesen Titel. Ich habe noch nichts anderes probiert. Also da in dem Bier sind jetzt 1,5 Kilo drin und ich glaube, ich habe etwa noch die gleiche Menge, habe ich noch vorrätig. Das heißt also, es wird auf jeden Fall noch mal zum Einsatz kommen. Ich schaue mich ein bisschen, das in ein helles Bier zu tun, das kann ich mir jetzt irgendwie nicht so vorstellen, aber vielleicht einen Doppelbock oder sowas, mal schauen, also ich weiß es noch nicht, aber da wird nächstes Jahr irgendwas passieren.

Markus: Na, da bin ich mal gespannt. Also ich, sagen wir mal so, ich fände in einem hellen Bier insofern interessant, als man dann mal sehen könnte, ob es tatsächlich irgendwelche sensorischen, geschmacklichen Auswirkungen haben kann. Aber das kann eben unter Umständen so sein, dass es dann halt nicht so spannend ist, das mag sein.

Matthias: Ja, ja.

Markus: Ansonsten kann man sich hier natürlich schön anlehnen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass in sowas wie deinem Roggenbier auch funktionieren könnte vielleicht.

Matthias: Absolut, ja. Ja, ja, richtig, guter Ansatz, ich glaube, da könnte es harmonieren, ja.

Markus: Also toll, vielen Dank für diese Erfahrung.

Matthias: Ja, bitte schön.

Markus: Selten, dass ich zum ersten Mal manche Dinge trinke und das ist in diesem Fall auf jeden Fall so, toll, sehr schön. So, das Glas ist leer, dann wünsche ich mir ein neues Bierchen her.

Matthias: Ja, bei mir auch. So, jetzt heißt es, ein wenig aufpassen, wir kommen nach Frankreich, jetzt wäre das Cambrai dran. Das ist gut karbonisiert, also da muss man mit allem rechnen.

Markus: Okay, also dann rechne ich mal mit allem. Wobei es immer noch eine belgische Flagge obendrauf hat, glaube ich. So, wir machen mal hier.

Matthias: Jawohl.

Markus: Also meins ist relativ brav. Also ich habe für die Hörer: innen hier gleich so als Tipp, wenn man schon weiß, dass so ein Bier eventuell ein bisschen lebendig ist, dann macht es Sinn, beim Öffnen die Flasche so ungefähr im 45-Gradwinkel zu halten, dadurch erhöht man die Oberfläche der Flüssigkeit und dann ist es schon mal nicht so intensiv und das hat hier auf jeden Fall geholfen. Also es hat schon Anschein gemacht, als würde es gerne lebendig werden, aber es ist in der Flasche geblieben. Wir gucken mal.

Matthias: Ich habe einen ganz großartigen, ja, auch wieder feinporigen Schaum, cremeweiß und er steht wie eine eins.

Markus: Er steht, also mehr muss man dazu wirklich nicht sagen, er steht, also großartig, Wahnsinn. Ich weiß nicht, hat man das gerade gehört, ich habe, als ich eingeschenkt habe, extra lange das Glas hingehalten, dass man das Platzen vom Schaum noch gehört hat. Ich muss nachher mal sehen, ob man das schön hört. Also das war auf jeden Fall für mich ganz intensiv wahrzunehme, die Kohlensäure. Das Bier selber ist jetzt wieder ein Helles, also wir wechseln wirklich schön ab, großartig.

Matthias: Also das ist ein klassisches Bier aus der Grenzregion Belgien, Frankreich oder genauer gesagt Flandern und ein Teil Flanders liegt ja heute auch in Frankreich und eben auch das Städtchen Cambrai, deswegen wurde das ausgewählt. Das ist ein Saison, ja und ich bin gespannt, was du sagst.

Markus: Okay, also dann nähern wir uns dieser Sache mal. Also ich habe auf jeden Fall in der Nase wieder eher fruchtige Noten, dieses Mal aber sehr in die Citrusrichtung. Und ist auch so ein bisschen Apfel, ein bisschen Birne, ein bisschen Sternfrucht, finde ich, auch, aber schon Citrus. Ein bisschen Weißwein vielleicht auch so ein so ein bisschen, also sehr noble Noten.

Matthias: Ja, korrekt, das habe ich auch, Traube.

Markus: Oh ja, also je länger man da reinriecht, umso mehr hat man von diesem Weißwein. Oder auch so ein bisschen sektig, wenn man das überhaupt so sagt, weiß ich gar nicht, sektartig. Ja, also vielleicht auch so eine leichte pfeffrige Note.

Matthias: Gehe ich mit.

Markus: Muss man dann noch mal schauen, wenn man das dann im Mund hat. Also auf jeden Fall ein spannender Geruch, erinnert mich jetzt also entweder an die Biere, die ich aus Belgien kenne. Oder, Moment, ja, na gut, es geht ja so ein bisschen in die Saison-Richtung wahrscheinlich, so eine Richtung.

Matthias: Ja.

Markus: Aber auf jeden Fall, ja, schön. Also ich glaube, ich muss mal einen Schluck nehmen oder haben wir noch was vergessen mit der Nase?

Matthias: Also natürlich, die Hefe erahnt man im Hintergrund auch, dass die hier geschmacklich präsent ist, aber, nee, ich glaube, sonst haben wir nichts vergessen.

Markus: Na dann, Prost!

Matthias: Zum Wohl!

Markus: Zum Wohl! Schön, also im Mund habe ich noch stärker diesen Weincharakter. Also es ist eigentlich ein sehr schlankes Bier, ich habe aber trotzdem ein dichtes Mundgefühl. Also das habe ich so, glaube ich, auch noch nicht gehabt, sehr spannend. Also vom Alkohol her und von der Restsüße her sehr schlank, aber eben von der Textur im Mund trotzdem richtig voll. Also das ist, belegt die Zunge wunderbar, bleibt auch sehr, sehr lange. Und in der Tat, hintenraus hat man so eine leichte roter-Pfeffer-Note, das irgendwie auch so ein bisschen da ist.

Matthias: Ja, also das war auch das Ziel, so ein bisschen in die weinige Richtung zu gehen. Also als Hopfen sind drin der Nelson Sauvin und der Hallertauer Blanc, die ja beide so ein bisschen weißweinige Aromen machen sollen und ich finde, die sind sehr schön präsent hier auch im Bier. Und zum Malzcharakter, ich glaube, das macht dieses Mundgefühl, ich habe außer klassisch Gerstenmalz auch noch Weizen und sogar Roggen, ein kleiner Anteil Roggenmalz ist auch noch drin.

Markus: Ja, das kann gut sein, dass dieses cremigere intensivere Mundgefühl macht.

Matthias: Ja und klassisch für ein Saison natürlich sehr trocken, weil sehr hoch vergoren. Aber ich hatte es auch schon deutlich höher, also das ist jetzt 93 Grad, Endvergärgrad, ich bin aber auch schon über 100 gewesen, ja. Jetzt bei diesem Bier hier nicht, aber, ich glaube, es schadet ihm nicht, weil es noch ein bisschen, ja, die Fruchtigkeit dann unterstreicht und es eben nicht zu trocken macht.

Markus: Ja und lässt jetzt, sage ich mal, dem deutschen Gaumen auch noch genügend Bier übrig. Also wenn ich jetzt so ein ganz klassisches belgisches Saison habe, das ist ja dann schon extrem schlank und dann bin ich schon sehr nah dran, dass ich eher das Gefühl habe, als würde ich jetzt zum Beispiel eben einen Schaumwein oder sowas trinken. Hier habe ich doch sehr viel Biercharakter auch och da und das ist gut so.

Matthias: Muss aber auch nicht schlecht sein.

Markus: Nein, muss nicht, nein, nein, nein

Matthias: Erstaunlicherweise holt man damit ja auch eher die Frauen ab.

Markus: Das stimmt, ja, doch. Ich mag das auch sehr gerne, wobei da natürlich auch immer viele, viele Diskussionen sind in Belgien, weil ja im Grunde also das, was wir als Benchmark-Saison bezeichnen, das wäre jetzt zum Beispiel sowas wie Saison Dupont. Das ist ein Bier, was eigentlich gar kein Saison nach der klassischen belgischen Regel ist. Und auch zum Beispiel jetzt bei der Brussels Beer Challenge wäre das out of style in der Saison-Kategorie, weil es einfach von den Werten, vom Alkohol und sowas, da gar nicht reinpasst. Insofern, da ist immer eine riesen Diskussion, wenn wir da auch bei Wettbewerben sind. Im Ursprünglichen ist das ja wirklich ein Bier, dass auch von der Farbe her eher noch sogar bräunlicher war und einfach letzten Endes ein Farmhouse-Bier war, im positiven Sinn. Also ohne jetzt die moderne Interpretation, dass man da wilde Hefen hat und Brettanomyces und so weiter, das ist ja auch nicht beim belgischen Saison. Insofern also wirklich ein Bierstil mit sehr viel Interpretation. Aber das finde ich wunderbar und es hat auch dieses schöne Wärmende. Also wenn man da so ein Schlückchen hat, dass es da nicht nur die Speiseröhre runter, sondern auch im Magen merkt man, oh, dieses Bier, das sagt uns da noch mal hallo und macht schön alles wohlig warm, passt auch schön zur Jahreszeit jetzt. Und auch die Kohlensäure, schön.

Matthias: Wir sind ja auch bei 7,5 Vol%, wenn ich denn richtig, oder was heißt, richtig gerechnet habe ich wahrscheinlich schon, aber wen die Parameter, die ich ermittelt habe, korrekt sind, ja.

Markus: Wie machst du das, also rechnest du das nur aus oder hast du eine Messung noch mal?

Matthias: Ja, ja, ich rechne es aus, genau. Also ich habe diesen, na, ich will jetzt keine Werbung machen, also ich habe ein Gerät, dass die Stammwürze sehr gut bestimmen kann oder überhaupt den Gehalt der Flüssigkeit sehr gut bestimmen kann, elektronisch. Und so messe ich zum einen, die Stammwürze, als auch dann nachher den Restextrakt und daraus kann man ja dann mit einer simplen Formel, und da gibt es ja auch Rechner für uns Hobbybrauer im Internet zur Genüge und damit kann man dann den Vol% Gehaltalkohol ermitteln, ja.

Markus: Also passt aber auf jeden Fall sehr schön. Und ich finde auch wirklich diese weinigen Noten, das ist eine tolle Kombination mit Nelson Sauvin und Hallertauer Blanc, das ist ja wirklich beide, die so in diese Kerbe schlagen. Und ich muss sagen, bei dem Blanc bin ich immer so ein bisschen hin- und hergerissen, weil ich einmal so ein richtig krasses Erlebnis hatte. Da war ich in Hamburg auf der INTERNORGA, ist das, glaube ich, gewesen, die Gastro-Messe und da gab es dann damals eine Craftbeer-Area, das war jetzt vielleicht so 10 Jahre her und ich war immer da für Spiegelau und habe mit den Gläsern Verkostungen gemacht, um eben so ein bisschen die Kraft von so richtigen Biergläsern zu zeigen. Und dann war da der Olli Wesseloh von der Kehrwieder-Brauerei damals und der hatte seine Shipas-Serie gerade neu. Und Shipa war dann eben ein Single Hop IPA und dann hatte er eben auch eins mit Hallertauer Blanc und hatte auch ein paar andere. Und dann waren einige so aus der Biersommelierzunft da, unter anderem der Wolfgang Stempfle, der so ein bisschen der Urvater der Biersommelierbewegung ist oder einer der Urväter, sagen wir mal so, gibt es ja mehrere, die das von sich sagen, und der durfte dann das Bier davor verkosten. Und dann hat der Olli gesagt: „Naja, Wolfgang, dann mach doch jetzt noch mal unser Neues, dieses mit dem Hallertauer Blanc.“ Und dann hat der Wolfgang so ein bisschen geguckt und hat dann gesagt, ach, das überlässt er jetzt mal dem Markus und dann musste ich da ran. Und da muss ich sagen, leider war dieses Bier einfach nicht so wie das, was wir jetzt hier im Glas haben, sondern der Hallertauer Blanc hatte sich da einfach schon so ein bisschen verabschiedet, war nicht mehr viel da. Und das war ganz schwierig, dieser Situation irgendwie gerecht zu werden, da auf einer Bühne zu stehen, ein paar 100 Leuten davor, der Olli natürlich als Brauer mit entsprechender Erwartung und allem Drum und Dran. Und das halt dann irgendwie so zu machen, dass man sowohl dem Olli gerecht wird und jetzt nicht irgendwie was Schlechtes über sein Bier sagt, aber andersrum natürlich auch bei der Wahrheit bleibt und jetzt nicht von Aromen erzählt, die man schlicht und einfach nicht hat. Also das war echt eine Gratwanderung. Ich habe es dann irgendwie hinbekommen, aber viel geschwitzt und im Nachhinein bin ich dann mal zum Wolfgang hin und habe gefragt, ob er vorher schon probiert hat und er ja, deswegen hat er es mir überlassen. Aber auf der anderen Seite hatte ich auch schon mal ein ganz positives Erlebnis. Wir haben bei einem Biersommelierkurs mal als Abschlussbier eine Weizen-Doppelbock mit Hallertauer Blanc gebraucht und das war so ein geiles Bier, das war unglaublich. Also das hatten wir dann auch noch auf einer Messe in Nürnberg noch mal dabei als Bier so zum Ausschenken und das war innerhalb von einem Tag, war das weg. Und da waren wirklich Leute, die kamen früh und haben den ersten Schluck genommen und sind abends wieder gegangen. Also da muss ich wirklich sagen, also dieser Hopfen hat, glaube ich, Fluch und Segen. Und hier hast du es ganz, ganz großartig getroffen, also schön.

Matthias: Ja, danke. Also das kann ich absolut nachvollziehen, ich habe mit dem Hallertauer Blanc auch schon viel gemacht und die Ergebnisse sind in der Tat unterschiedlich, ja. Mal ist er total präsent, so wie man es sich wünscht und mal präsent er was anderes, ja oder geht eher unter. Also er ist ein bisschen widerspenstig, würde ich sagen, ja.

Markus: Eine Diva kommt da dann auf.

Matthias: Ja, so kann man sagen, genau. Dagegen, was eine absolute Bank ist und einer meiner Lieblingshopfen ist der Nelson Sauvin, den finde ich einfach großartig. Und der ist immer präsent da und macht den Charakter des Bieres, das ist ein ganz toller Hopfen.

Markus: Das stimmt, ja, der hat also wirklich alle positiven Noten von Wein, hat der irgendwie.

Matthias: Ja.

Markus: Ja, nee, also finde ich auch, da habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Also, ja, aber auch wieder tolles Bier. Cambrai, also wir reisen so ein bisschen durch Europa. Und auch dieses Glas ist leer und wir haben immer noch Bier dastehen. Also, wie gesagt, wir können auch noch ein bisschen reden, wenn du es noch nicht leer hast, wie du möchtest.

Matthias: Nein, ist fein. Du hast noch drei jetzt dastehen?

Markus: Also ich kann dir sagen, was ich dastehen habe, ich habe hier noch ein Gent Tripel, ein Orange Wit, ein Coventry und am Balkon habe ich noch ein Antwerpen, glaube ich, stehen. Aber wir müssen sie auch nicht alle aufmachen, also du bestimmst.

Matthias: Nein, ich würde sagen, ja, wir machen jetzt noch zwei und das Nächste wäre dann das Tripel.

Markus: Das Tripel, okay. Trifft sich gut, weil in Gent war ich erst, also ungefähr vor einem Monat, da war dieses Jahr nämlich die Brussels Beer Challenge. Warte mal, ich mache es mal erst auf, damit es sich ein bisschen setzen kann, so und hinein. Ist immer ein bisschen missverständlich, weil die Brussels Beer Challenge heißt Brussels Beer Challenge, also ist ja eigentlich an Brüssel geknüpft, aber der Wettbewerb wandert jedes Jahr an irgendeinen anderen Ort in Belgien. Und das ist immer sehr schön, weil das für uns eben auch bedeutet als Jury, dass wir jedes Mal einen anderen Ort kennenlernen und dort auch jeweils drei Tage lang ein spannendes Programm haben, weil die Jury an sich, die Tätigkeit ist immer nur der halbe Tag. Das heißt, wir treffen uns früh so gegen neun und dann wird so bis um eins ungefähr Biere bewertet und dann haben wir Nachmittags- und Abendprogramm, wo wir eben Brauereien besuchen, andere interessante Sachen vor Ort, meistens natürlich irgendwie, die was mit Bier zu tun haben, und das war wieder ganz großartig. Also Gent als Stadt hat mich sehr begeistert, muss ich sagen. Ich war letztes Jahr schon mal kurz da, aber dieses Jahr dann eben auch mal länger. Wunderschön, ein bisschen kalt war es, aber es war halt auch November, aber wirklich toll. Und eben auch die vielen verschiedenen Brauereien, wir waren dann auch mal bei den Größeren in der Nähe. Also zum Beispiel Van Steenberge, die den Gulden Draak machen, das war ganz faszinierend. Oder natürlich auch bei Delirium, also die Brauerei Huyghe, das war auch ein großartiger Besuch. Und beide haben auch noch so Micro-Brewery-Ableger, die wir dann auch noch besucht haben und waren dann aber auch noch, wie gesagt, bei diversen anderen. Und das war wirklich ein ganz, ganz tolles Erlebnis, ist eine wunderschöne Stadt und eben auch eine tolle Bierstadt. Im Rathaus hatten wir dann auch einen Empfang und das Rathaus ist auch so ein schönes Gebäude.

Matthias: Das ist ein Schmuckstückchen, ja.

Markus: Also Wahnsinn, was Belgien überhaupt zu bieten hat. Ich glaube, das ist vielen Leuten gar nicht so bewusst, wie schön dieses Land ist und wie facettenreich.

Matthias: Ja, das stimmt.

Markus: Und es ist fast auch ein Wunder, wenn man überlegt, was diesem Land alles schon passiert ist, weil Belgien hat ja einfach das Problem, dass es zwischen Frankreich und Deutschland liegt und die bekriegen sich ja seit Jahrhunderten. Und dementsprechend sind immer die einen oder die anderen jeweils durch Belgien durchmarschiert und haben natürlich unterwegs alles plattgemacht oder ausgeplündert oder beides. Und dementsprechend ist es eigentlich schon erstaunlich, wie viel da in manchen Orten noch stehengeblieben ist, also faszinierend. Naja, zurück von der Geschichte zum Bier.

Matthias: Ja, ich würde noch gleich einen kleinen Schlenker machen, ich war auch schon mehrfach in Gent, weil Gent ist städtepartnerschaftlich verbunden mit Wiesbaden.

Markus: Ach, na gut.

Matthias: Ja und da gibt es auch jetzt keinen regen Austausch, aber doch einen Austausch hin und wieder mal. Und ich war tatsächlich, als ich bei der Ausbildung war hier in der Stadt, also Inspektorenanwärterlaufbahn, da sind wir mit der Ausbildungsgruppe dann auch nach Gent gefahren und eingeladen gewesen und es gab dann auch einen Gegenbesuch. das war sehr spannend, sehr schön, ja, tolle Stadt.

Markus: Wenn du sagst Inspektor, was inspizierst du dann, wenn ich fragen darf?

Matthias: Das ist die Beamtenlaufbahn, also das ist der gehobene Dienst, da steigt man als Inspektor ein. Das ist die erste Gehaltsstufe sozusagen oder, ja, der erste Rang, ja.

Markus: Okay. Und was bist du dann jetzt, Superintendent, oder?

Matthias: Mittlerweile bin ich Amtsrat.

Markus: Oh, sehr schön, der Herr Rat.

Matthias: Ja.

Markus: Perfekt, wunderbar. So, zurück zum Bier, also, ja, jetzt sind wir bei einem Tripel. Sieht man auch schon, also die Farbe perfekt, genau getroffen, schön hell, Sonnengelb. Leichte Trübung hier bei mir. Auch wieder schöner Schaum, war wieder gestanden wie eine eins. Jetzt ist es ein bisschen weniger, aber immer noch so ein halber Zentimeter, also ordentlich da, leicht getönt.

Matthias: Ja, glänzt schon golden im Licht. Ja und dann in der Nase auch eine Fruchtigkeit. Ich meine auch Kokos zu riechen.

Markus: Ja.

Matthias: Und ich kann jetzt verraten, der Hopfen, der da drin ist, ist Polaris, der macht ja auch so ein bisschen so Eisbonbon und so.

Markus: Das finde ich ganz interessant, also der Polaris hat ja diese Eisbonbon- und die klassische Tripel-Hefe hat ja ein bisschen so eine bananige Note auch, und von den Molekülen her ist es eigentlich dasselbe, nur in einer anderen Konzentration.

Matthias: Ah.

Markus: Also wir haben ja ganz viele Rezeptoren in der Nase und die können teils verschiedene Moleküle wahrnehmen und teils verschiedene Konzentrationen und es sind aber dann jeweils andere Rezeptoren. Das heißt also, der eine Rezeptor spricht eben auf dieses Molekül in der niedrigen Konstellation an und sagt uns, aha, Banane und der andere Rezeptor spricht auf dasselbe Molekül in der hohen Konzentration an und sagt uns eben, das ist jetzt Eisbonbon, und die beiden reden nicht miteinander. Also das heißt, für das Gehirn sind es zwei völlig unterschiedliche Dinge, aber wenn man es dann eben chemisch auseinanderbastelt, dann merkt man, okay, das ist eigentlich genau derselbe Baustein. Und das ist absolut faszinierend, wie wir da als Menschen funktionieren. Also da habe ich vor Kurzem erst gesprochen mit Randy Mosher, das ist ein Autor aus den USA, der viele, viele Bierbücher schon geschrieben hat, unter anderen den Klassiker Namens Tasting Beer vor 10 Jahren oder was weiß oder 15, einer der Pioniere. Und der macht jetzt eben gerade so eine Forschungsgeschichte in Richtung Sensorik und spürt diesen ganzen Rezeptoren nach. Und das fand ich wirklich interessant, weil das war was, was ich vorher noch nicht wusste. Ich dachte immer vorher, also ich wusste, dass dieses Bananige und dieses Eisbonbon dieselbe Molekülstruktur haben, aber ich dachte, dass wir da innerhalb der Nase so eine unterschiedliche Flexibilität in den gleichen Rezeptoren haben, aber dass wir eben unterschiedliche Rezeptoren haben, die jetzt per se dem Gehirn einfach was ganz anderes mitteilen. Und dass wir eigentlich, und das ist ja das Faszinierende, dass wir jetzt die Idee haben, es wäre eine Banane oder eine Erdbeere oder eben ein Eisbonbon oder so, das ist für uns eigentlich eine Interpretation von einem Ausschlag an chemischen Substanzen. Also das kann man sich vorstellen wie so einen Barcode, wenn man über all die Substanzen eben geht, die der Mensch wahrnehmen kann, dann gibt es eben verschiedene Ausschläge in verschiedenen Kategorien, und das ergibt dann eben so ein Bild, was so ähnlich ausschaut wie ein Barcode. Und das interpretiert dann das Gehirn, damit wir das verstehen könne, in irgendeiner uns bekannten Form, wie zum Beispiel einer Banane. Und nur deswegen können wir zum Beispiel auch gemeinsam über dasselbe reden, auch wenn wir wahrscheinlich in der Kernwahrnehmung durchaus was Unterschiedliches wahrnehmen, aber für uns ist dann halt der unterschiedliche Barcode trotzdem übersetzt in Banane. Also klingt jetzt völlig Absturz, aber ist auf jeden Fall …

Matthias: Ja, ich kann es ein bisschen nachvollziehen, was du sagst, ja. Ja, das finde ich aber sowieso ganz spannend, was im Gehirn da passiert, ich kann ja nur das erkennen, was ich kenne. Also wenn ich noch nie eine Banane gegessen habe, dann komme ich natürlich auch nicht drauf, dass das eine Banane ist.

Markus: Richtig, ja.

Matthias: Und das ist, ich glaube, das Gehirn, das bemüht sich da einfach, irgendwelche Assoziationen zu machen und die können halt unterschiedlich stark oder unterschiedlich ausgeprägt sein und deswegen schmeckt der eine dies und der andere jenes und der andere mehr irgendwas Drittes, ja, aber es schwankt, ja. Spannendes Thema, ja.

Markus: Ja und, ich meine, was mal interessant wäre, ich weiß gar nicht, ob das überhaupt geht, aber das könnte man ja wirklich mal so über die Zeit verfolgen, weil wir natürlich jetzt beide aus Generationen stammen, wo die Banane ein alltägliches Gut war. Also wo das ganz normal war, dass man halt im Laden eine Banane hat und zuhause eine liegen hat und das ein Kind auch relativ bald schon so eine zerdrückte Banane von seiner Mutter so in den Mund gestopft bekommt und deswegen ist dann dieses Aroma mit dieser Frucht total logisch verknüpft. Aber die Frage wäre eben zum Beispiel, wie das denn zum Beispiel war zu einer Zeit, wo die Banane bei uns eben noch nicht allgemein verfügbar war, also wie man da mit diesen Aromen umgegangen ist. Ist wahrscheinlich schwierig, müsste man mal gucken, ob es auf der Welt irgendwo eine Zivilisation gibt, die keine Bananen kennt, keine Ahnung. Wäre mal interessant, naja.

Matthias: Ja, was die dann sagen, ja, genau.

Markus: Gut, also, wir schweifen ab, aber das liegt daran, wir haben ja auch schon ein paar Bierchen, da wird man dann so ein bisschen bierphilosophisch. Zurück zu unserem wunderbaren Tripel, also ich finde, jetzt, wo du es auch gesagt hast, finde ich dieses sehr Frische von diesem Eisbonbon, Polaris, das merkt man auf jeden Fall.

Matthias: Ja, es ist warm genug, dass das schön rauskommt.

Markus: Ja. Und ich finde aber trotzdem, so ein bisschen was Bananiges habe ich auch, also das passt sehr schön miteinander zusammen. Ein bisschen Citrus auch und auch so ein bisschen karamellige Aromen, also obwohl es ja sehr hell ist, aber es ist da.

Matthias: Citrus kommt vom Koriander, denke ich.

Markus: Ah ja. Ja, jetzt wo du es sagst, genau. Du hast wahrscheinlich schon getrunken, oder?

Matthias: Ich habe schon.

Markus: Dachte ich mir jetzt.

Matthias: Oh, Verzeihung, ich habe schon eine Schluck getrunken, ja.

Markus: Nein, alles gut, ich habe ja so lange bierphilosophiert, insofern okay, dann trinke ich jetzt mal. Prost!. Oh, das ist ein gefährliches Bier. Das könnte ich wirklich in größeren Mengen sehr leicht und schnell trinken, aber ich glaube, es hat einiges an Alkohol zu bieten.

Matthias: Ja, aber merkt man auch, so eine alkoholische Note habe ich schon im Abgang, ja.

Markus: Ja, sie ist gut eingebunden, wie man so schön sagt, also man merkt sie schon, aber dann ist es eigentlich zu spät. Das erinnert mich so an meine, na, nicht meine ersten, wäre vielleicht das falsche Wort, aber die Bierseminare, die wir so am Anfang der BierAkademie oft angeboten haben hier in Bamberg, weil zu derzeit war das Duvel Tripel Hop ein relativ neues Bier. Also Duvel an sich kennt man ja, dieses belgische Starkbier ist ja im Grunde auch ein Tripel Strong Blonde, wie auch immer man das sieh. Und die haben dann eben, oh Gott, wann auch immer sie damit angefangen haben, 2008 oder 09 oder so, haben sie jedes Jahr ein anderes rausgebracht haben, wo sie eben einen speziellen Hopfen verwendet haben, um den so auf die Bühne zu stellen. Und dieses Bier hat so um die 10%, 9,5 und ist aber dadurch, dass es erstens sehr schlank ist und dann diese Hopfenaromen sehr intensiv sind, war das total leicht zu trinken. Und wir hatten das meist als letztes Bier im Seminar und gerade oft auch trinkfreudige Damen haben dem dann sehr schnell sehr viel zugesprochen, zu schnell manchmal, bis man ihnen dann erklärt hat, dass das jetzt ein 10%-Bier ist, was sie da gerade so genossen haben. Da war es natürlich dann zu spät, weil ist ja ein irreversibler Prozess, wenn das mal drin ist, ist es drin. Und da wurden die erst lustig und dann immer ein bisschen still. Aber das ist eine krasse Eigenschaft, die hier auch drin ist, also das man wirklich dieses Bier sehr schön trinken kann, eine hohe Drinkability und der Alkohol wirklich sehr schön eingebunden ist, sodass man ihn schon merkt und auch das Wärmende hat, aber auf eine sehr angenehme Art und Weise und auf eine sehr gefährliche Art und Weise.

Matthias: Also ich habe 7,2 errechnet, aber ich wäre jetzt nicht überrascht, wenn eine professionelle Messung Richtung 8 gehen würde, ja.

Markus: Also ich kann jetzt mal ganz laienhaft noch von dem ausgehen, was ich im Glas so sehe. Wir können ja, wenn wir das Bier so ein bisschen im Glas hin- und herschwenken, da sieht man ja, inwieweit das viskos ist, also am Glasrand kleben bleibt. Und das ist hier schon sehr intensiv, also ich denke, also 7% sind es auf jeden Fall nicht, sagen wir mal so. Aber macht ja nichts, also mein Gott, das ist ja jetzt auch kein Bier, wo man halbliterweise zum Fußballschauen trinkt, insofern.

Matthias: Ja, so ist es, ja.

Markus: Schön. Und der Koriander kommt dann hintenraus auch raus und der hat da noch so ein bisschen was Blumiges, was Florales, das finde ich auch schön. Ja und eine schöne Menge Restzucker. Also das stört mich manchmal so bei diesen ganz extrem schlanken Tripels, da ist mir dann irgendwie zu wenig Bier, also das ist dann so schlank und das haben wir hier nicht.

Matthias: Ja, aber das macht die Gefahr, das entwickelt dann so eine Süffigkeit, dass man denkt, oh, noch einen Schluck und, ja, dann kommt halt der Alkohol.

Markus: Aber auch wieder ein schönes Mundgefühl. dann bin ich jetzt mal ganz forsch und sage, da hast du vielleicht auch wieder mit Weizen und Roggen nachgeholfen, oder?

Matthias: Richtig, ja, da ist ein Weizenanteil drin und auch Gerstenflocken für das Mundgefühl.

Markus: Ah, okay. Ja, gut, da muss man erst mal draufkommen, cool. Ja, also den Trick finde ich wirklich gut, also gerade bei solchen Bieren, denen einfach ein bisschen mehr Mundgefühl, ein bisschen mehr Cremigkeit zu geben, das bringt`s, das ist schön, ja.

Matthias: Ja.

Markus: Wie reagieren do so deine Freunde und Bekannten, wenn du sagst, ich mache da so mal Bier und jetzt machen wir mal ein Tripel?

Matthias: Ja, das ist sehr unterschiedlich. Also, ich sage mal, es gibt so eingefleischte Biertrinker, die gucken dann schon skeptisch, wenn sie den Bierstil nicht kennen und, ja, da wird es dann schwierig, überhaupt was zu finden, was dann überzeugen kann. Es gibt allerdings auch Menschen, die sehr offen sind und, ja, da erhalte ich dann sehr unterschiedliche Meinungen, aber die sind meistens wertvoll, ja. Also das geht dann meistens irgendwie in eine Richtung, wo ich jetzt auch noch gar nicht drüber nachgedacht habe, aber es ist immer irgendwie wertvoll, ja. Weil das ist nun mal das, was die Person schmeckt, ja und das sind manchmal Dinge, auf die man selbst gar nicht mehr achtet, ja, weil man natürlich auch immer so ein bisschen, wie soll ich das jetzt nennen, in der Stilistik dann vielleicht zu verkopft ist, ja. Also ich weiß ja, was auf der Flasche steht und was es sein soll und betrachte das Bier vielleicht dann auch schon zu stark von diesem Fokus, ja, ohne zu überprüfen, ob das jetzt auch wirklich passt, wenn du verstehst, was ich meine.

Markus: Ja, also wobei man natürlich auch einfach sagen muss, ich glaube, es gibt es gar nicht so viele Menschen, die eine konkrete Erwartungshaltung haben, wenn man ihnen jetzt sagt, ich habe hier ein belgisches Tripel.

Matthias: Nee, gar nicht, die trinken das und sagen, ach, das ist aber jetzt weniger hopfig oder so, ja.

Markus: Und dann heißt das ja auch noch Brausportgruppe. Das sind dann also Gleichgesinnte, oder?

Matthias: Ach so, ja, richtig, genau, ja. Das ist ein Verein, den wir gegründet haben 2019 hier in der Rhein-Main-Region. Also wir haben Leute aus Hanau, aus Darmstadt, ja, Wiesbaden, Mainz, aber auch aus dem Taunus. Ja und wir haben einen Stammtisch und treffen uns dort einmal im Monat und jeder bringt sein Selbstgebrautes mit und, ja, dann wird halt gefachsimpelt, wie das immer so in Vereinen ist, ja.

Markus: Schön. Und da habt ihr auch über die Corona-Zeit wahrscheinlich viel Zeit rumgebracht mit euren Bieren, oder?

Matthias: Richtig, richtig, ja, genau, ja.

Markus: Sehr schön. Es ist toll, also ich finde es ganz schön, was für eine breite Palette du hast. Und ich muss auch wirklich sagen, jedes an sich, also ich habe es nach dem dritten Bier ja schon gesagt und ich kann es jetzt nach dem sechsten oder siebten, sechsten, wie auch immer, nur wiederholen, also jede Bier an sich hat wirklich seine Story, die es klar erzählt und die anders ist als die anderen. Und wo man wirklich gerne sich damit hinsetzt und sich Gedanken dazu macht und, ja, reinriecht, reinschmeckt, sich freut, dass man es im Glas hat, das gehört ja irgendwie auch dazu. Also wirklich eine große Bereicherung, vielen Dank noch mal.

Matthias: Ja, das freut mich, vielen Dank, ja. So, wenn du dann bereit wärst, dann kämen wir dann zum Finale.

Markus: Allzeit bereit, immer bereit.

Matthias: Das ist, glaube ich, was bei dir draußen steht, oder?

Markus: Okay, dann muss ich kurz an mein Fenster.

Matthias: Also das Antwerpen.

Markus: Das Antwerpen, genau. Liebe Hörer: innen, wir machen da praktisch einen technischen Break, ich muss kurz zum Fenster und das Bier holen, bin gleich wieder da, Moment. So, ich bin wieder da mit Bier. Und für alle, die sich jetzt gewundert haben, warum muss er zum Fenster gehen, um ein Bier zu holen. Wir haben vorher gesprochen, dass das vielleicht auch ein eher lebendiges Bier ist und wenn es jetzt solange steht, wir reden jetzt immerhin fast 1 1/2 Stunden, dann wird es halt schon sehr warm und dadurch noch lebendiger und deswegen habe ich es eben ans Fenster gestellt, weil das natürlich in der kalten Jahreszeit sehr schön ist, weil der Kühlschrank ja quasi einfach nur eine Fensteröffnung weit weg ist. Jetzt hoffe ich mal, dass das gut geklappt hat. Wie ist es bei dir?

Matthias: Ich kann schon verraten, ich habe es nicht draußenstehen gehabt, sondern hier drin und bei mir ist nichts passiert. Die Flasche fühlt sich aber auch noch relativ kalt an, also das ist jetzt gar nicht so warmgeworden, würde ich mal sagen. Ist jetzt fast ein bisschen schade, weil, ich glaube, die Aromatik, die kommt schöner raus, wenn es eine gewisse Wärme, aber …

Markus: Ich gucke jetzt mal, genau. Also, ich meine, immer hin, bei uns ist es heute nicht ganz so kalt, wir haben, glaube ich, 10 Grad, also etwas wärmer als der klassische Kühlschrank. So, also machen wir auf. Ja, ist brav, sehr brav sogar. So, jetzt sind wir wieder auf der dunklen Seite der Macht.

Matthias: Ja, ein klassischer Belgier, das ist ein Ombre, also zwischen einem Blonde und einem Dunkel. Ich habe hier auch schöne kupferfarbene Noten, gerade, wenn es dann im Licht ist, total rot. Ja und hier spielt eindeutig das Malz die Hauptrolle.

Markus: Absolut. Auch der Schaum ist schön getönt.

Matthias: Das riecht man schon, ja.

Markus: Nussig.

Matthias: Karamell, ein bisschen was Honigartiges habe ich auch.

Markus: Ja, das spielt so diese ganze Leiter von eben Karamell, Toffee, Honig, dann geht es in so Rosinen.

Matthias: Rosinen, genau.

Markus: Irgendwie Feigen vielleicht irgendwie, so getrocknete Feigen, sowas in die Richtung.

Matthias: Dattel vielleicht.

Markus: Stimmt, ja, Datteln. Interessant, also ganz, ganz vielfältig allein von der Nase her schon. Da sind ja aber keine Datteln drin, oder?

Matthias: Nee. Nee, nee, nee. Also es sind mehrere Caramalze, auch wieder Haferflocken für das Mundgefühl, ja und, wie gesagt, als Hopfen ist nur Tettnanger Aroma, der spielt also hier gar keine Rolle. Und das Ziel war eben, ja, einen komplexen Malzkörper zu schaffen und, ich glaube, das kommt ganz gut raus.

Markus: Ja, na dann stoßen wir mal virtuell an. Prost!

Matthias: Ja, zum Wohl.

Markus: Zum Wohl! Woah! Also ich gebe dir Recht, es braucht noch zwei, drei Grad mehr, aber es ist wunderbar. Also da können wir jetzt quasi mit den Hörer: innen gemeinsam schlafen gehen, oh, das ist so ein richtiges,

Matthias: Dessertbier.

Markus: ja, Dessertbier, wo du wirklich eins trinkst und dann in Ruhe dich hinlegst und einschläfst. Schön, cremig, weich.

Matthias: Also ich habe so ein bisschen Erdbeermarmelade, habe ich nicht noch eine Assoziation. Und im Abgang hat es fast schon so ein bisschen Noten, die so in Richtung Cherry gehen.

Markus: Ja, in der Tat, das habe ich mir auch gedacht, das ist fast so, im positiven Sinne, Alterungsaromen, also die ja sein können, wenn man jetzt zum Beispiel einen Doppelbock länger aufhebt, dann geht der auch in so eine Cherry-, Rosinen-, Dattelnote, also dahin geht es auch. Wobei ich nicht glaube, dass es in dem Fall jetzt hier vom Altern kommt, sondern ist einfach eine Malzaromatik.

Matthias: Ja.

Markus: Oh, schön! Also, ich meine, gut, es könnte schon sein, dass das Bier ein Jahr lang auf dem Buckel hat, aber jetzt keine mehrere Jahre. Weißt du, wann du das gebraut hast?

Matthias: Ja, also wir hatten jetzt vier Biere, nämlich das Tripel, das Brabanconne, das Cambrai und das Antwerpen jetzt hier, die habe ich alle im Februar 2023 gebraut.

Markus: Woah! Na, siehst du mal.

Matthias: Also die haben 1 1/2 Jahre, ja oder fast 2 Jahre, kann man fast sagen, auf dem Buckel, ja.

Markus: Tja, hat in keinster Weise geschadet, wunderbar.

Matthias: Nein. Also ich glaube, das ist sowieso das, wenn man mich fragen würde, ich worauf ich am meisten Wert lege, dann würde ich sage, die Zeit. Ich lasse mir Zeit beim Maischen, ich lasse mir Zeit beim Läutern und ich lasse mir vor allem Zeit beim Reifen. Die Braukollegen hier aus der Brausportgruppe, die werden immer verrückt, ja, was ist denn mit deinen neuen Bieren? Da sage, nee, das braucht noch 10 Wochen, ja, da drehen die gerade ab. Aber ich lasse die bei 3 Grad, kriegen die ihre Zeit und das können dann auch mal 15 Wochen sein und erst dann ist es fein für mich oder erst dann wird es auch probiert normalerweise.

Markus: Ja und das Ergebnis gibt dir absolut Recht. Also ich finde wirklich, das ist, was man ja auch den fränkischen Lagerbieren so nachsagt, wenn die eben ordentlich gelagert und gereift sind über 3, 4, 5 Monate, dann werden die halt so richtig schön harmonisch, so schön rund, kriegen eine Cremigkeit, kriegen einfach eine tolle Komplexität und das ist hier auch so. Und obwohl es jetzt obergärige Biere sind, ist es vielleicht sogar noch mehr der Fall. Also was ich ja auch von vielen belgischen Brauereien her kenne, auch da wird so ein Dunkles gerne mal ein 1/2 Jahr erst mal gelagert, bevor es dann irgendjemand rausgibt. Oft sogar bei wärmeren Temperaturen, dann haben die ja oft auch noch Flaschengärung, also das ist dann noch mal eine ganz andere Nummer. Also insofern, das tut dem unglaublich gut. Und ich finde wirklich, also je wärmer das wird, umso mehr entfalten sich diese orientalischen süßen Aromen, also Datteln, Honig, Feigen.

Matthias: Die Dattel vor allem, ja.

Markus: Wahnsinn! Auch noch so ein bisschen, wenn ich überlege, wie das immer so in Ägypten gerochen hat, wo die alle ihre verschiedensten Wasserpfeifen geraucht haben, da gibt es ja auch zu dem Tabak dann ganz bestimmte Zusätze, die eben zum Beispiel Datteln, Feigen, solche Aromen haben. Und da ist dann der ganze Raum erfüllt und hat dann eben noch so ein bisschen diesen Tabakhintergrund, habe ich hier auch so ein bisschen. Also das ist wirklich ein ganz tolles Bier, schön. Warum heißt das jetzt Antwerpen?

Matthias: Ja, also Ombre, wollte ich den Anfangsbuchstaben irgendwie und habe einfach was Belgisches gesucht und ja, da steckt jetzt nicht viel dahinter.

Markus: Also für mich, ich verbinde ja Antwerpen mit meiner allerersten belgischen Biererfahrung, die durchaus eine krasse war. Weil, damals war ich, also was heißt damals, ich war halt in Bamberg hier im Knabenchor, das war der Bamberger Domchor, ein Chor mit 1.000 Jahren Tradition. Also natürlich bin ich nicht so alt, aber der Chor. Und wir waren sehr viel immer unterwegs und damals, da war ich 14, 15, irgendwie sowas und wir hatten dann eben eine Konzertreise nach Belgien und waren dann auch in Antwerpen. Und wir waren immer in Gastfamilien und natürlich wollten die uns dann ihre Stadt zeigen und dann sind wir eben mit den jungen Sängern von dort eben auch unterwegs gewesen. Und in Antwerpen gibt es eben, gab es damals schon, also wir sind da Anfang der 90er, Ende der 80er, gab es ganz tolle Bier-Cafés. Und das war wirklich unglaublich erstaunlich, also da ist man da ein paar Treppen runtergelaufen und dann war man eben in so einem Biertempel mit ganz vielen verschiedenen Zapfhähnen und hunderten von Flaschenbieren. Und was für uns damals völlig unbekannt war, war die Alkoholstärke. Also wir hatten ja damals hier schon angefangen, so ein bisschen fränkisches Bier zu schnuppern und da trinkt man halt mal so einen 1/2 Liter, aber halt unser normales Bier mit 5%. Und in Belgien hat es damals mit 8% irgendwie angefangen und war oft sehr süß auch, dementsprechend waren das dann echt sehr denkwürdige Abende. Und das war wirklich, ja, wie auch immer, also eine krasse Erfahrung auf jeden Fall, nicht jeder hat sich dann an diesen Abend am nächsten Tag noch erinnert. Und dementsprechend war das schon, ja, weil das auch zum ersten Mal war, dass wir so gesehen haben, es gibt irgendwie noch so eine andere Bierkultur, die auch eine andere Art des Trinkens und des Genusses fordert also. Weil zum Beispiel, wir sind dann auch ein bisschen später mit dem Domchor nach Köln gekommen und da war es dann so, also da waren wir dann nur der Männerchor, also alle so eine Männerstimme, so ab 17, 18 aufwärts und sind dann, ich glaube, das war damals Gaffel oder sowas, sind wir dann damals eingekehrt und dann kam der Köbes mit seinem Kranz. Das sind, ich glaube, 10 Biere oder so. Und da hat jeder von uns erst mal einen kompletten Kranz genommen und der Köbes dann entsprechend komisch geguckt. Und, ich meine, das ist dann noch mal eine andere Art und Weise, wie man eben als unbedarfter Franke an so eine Kölsch-Kultur rangeht. Aber das kann man irgendwie händeln, aber die belgischen Biere, das war wirklich eine ganz andere Nummer. Also diese hohe Süffigkeit gepaart mit diesem hohen Alkohol und diesen intensiven Aromen, das ist wirklich was ganz was anderes, eine ganz andere Welt. Und da bin ich sehr froh, dass ich das heute anders gelernt habe zu genießen und auch wertzuschätzen. Also das ist wirklich auch das, was du hier gemacht hast, ein ganz, ganz tolles Bier und da kann man einfach nur sich freuen, dass man sowas haben darf, also sehr, sehr schön.

Matthias: Ja, vielen Dank, ja. Deckt sich so ein bisschen mit meiner Erfahrung, ich habe, ich weiß gar nicht, eine Freundin von mir, wo die das Bier immer herbekommen hat und da haben wir dann auch Abende mit diesem Bier bestritten, bis wir dann gemerkt haben, oh, aber wenn man zwei getrunken hat, dann wird es schon schwierig. Nämlich, kennst du bestimmt, von Kasteel das Donker

Markus: Oh ja.

Matthias: und das hat ja 11 Vol%. Und wenn du das trinkst, oh du merkst, das ist was anderes, aber du gehst da halt erst mal so ran, wie du an so ein, ja, an ein Münchner Dunkel oder so gehst, bis du dann Erfahrungen machst mit dem Bier.

Markus: Eijeijejei, oh ja.

Matthias: Das ist schon spannend, ja. Aber ich bin ein ganz großer Freund von Alkoholischen, also mit einem höheren Alkoholwert, ja. Ich finde, die entwickeln so tolle Aromen und auch, wenn es so Fassvarianten und, ja, also da bin ich absolut Zuhause. Das ist auch so ein kleines Träumchen, was ich noch für die Zukunft habe, dass ich mir mal so ein paar Fässer in meine neue Braustube lege und dann auch damit ein bisschen spielen kann.

Markus: Das Maulbeerfass im Brauamt, klingt schön, bin ich mal gespannt. Also wenn jetzt jemand zuhört und zufällig ein Fass übrig hat für Matthias, dann bitte melden, dann kriegen wir euch da irgendwie zusammen.

Matthias: Ja, unbedingt.

Markus: Also großartig, vielen, vielen Dank für den Einblick in deine wunderbare Bierwelt. Also ich freue mich auf jede andere Kreation, die noch aus deinem Kessel kommt und auf den Moment, wo du vielleicht dann wirklich deinen kleinen Traum war machst und eben deinen Tastingroom hast, wo man dann vorbeischauen kann. Solange vielleicht, wenn jemand sich trotzdem mal mit dir auseinandersetzen will, gibt es irgendeine Möglichkeit, weiß ich nicht, einen Blogg oder irgendwas, wo man mit dir in Kontakt treten kann oder bist du auf Wettbewerben ab und zu oder auch Hobbybrauertreffen, wo kann man dich kennenlernen?

Matthias: Ich bin auf Hobbybrauertreffen meistens, ja, nicht immer und nicht alle, aber doch auch vertreten. Man findet mich aber auch auf Facebook oder auf Insta als Brauamt, oder Brauamtmann heiße ich bei Insta. Ja und ansonsten gerne Kontakt aufnehmen, also ich bin immer interessiert an Kreationen von anderen. Das ist völlig abgefahren, was es da in der Hobbybrauerszene alles gibt, ja, das ist großartig und, ja, ich bin froh, dass ich ein Teil davon bin.

Markus: Ja, also dem kann ich nur absolut zustimmen und zupflichten. Und wir werden in den Shownotes dann entsprechend deine Kontaktdaten von Facebook und Instagram auch angeben, sodass man dich auch finden kann. Also noch mal vielen, vielen Dank wirklich für die Biere, für deine Zeit, für die ganze Energie und Liebe, die du da reinsteckst. Und sage liebe Grüße an deine Frau, das hat sie gutgemacht, dass sie da drangeblieben ist, dich mit dem richtigen Hobby zu versorgen. Wäre ja schlimm gewesen, wenn sie das Stricken beigebracht hätte, also insofern, das ist schon viel besser. Also danke schön und bis auf bald zu einem weiteren nächsten Bierchen.

Matthias: Ja, vielen Dank, Markus, es war ganz toll.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk English 37 – Interview with Randy Mosher, Author, Speaker, Advocat, Explorer and Artist from Chicago, USA

In this special episode, we sit down with the legendary Randy Mosher, a renowned beer expert, author, and brewing visionary. From his groundbreaking books like Tasting Beer to his latest research on how we perceive taste and aroma, Randy shares fascinating insights into the science behind beer appreciation.

We talk about his journey from homebrewer to one of the most influential beer writers, how our senses of taste and smell work and why they matter, and the role of perception, memory, and language in beer tasting. We also explore how brewing traditions and creativity shape the global beer scene.

During our conversation, we enjoy a smoked wheat beer from Poland, discuss different beer styles, and dive into the art and science of flavor in a way only Randy Mosher can…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

 

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast BierTalk. Today I’m very happy, I’m sitting here in Poland, Krakow, together with one of my beer idols, to be honest, and one of the guys who has maybe the most books on my beer shelf. It’s Randy Mosher from the United States. I’ll start maybe on tasting beer but also a little about the books, and he’s working on a new one. We had great speech with him today. So we’re sitting here and want to talk a little bit to him. First of all, thank you very much for having you here.

Randy Mosher: Thank you for having me. I really appreciate the opportunity to talk to people.

Markus Raupach: Perfect. Yes, maybe you introduce yourself a little to our listeners, and then we continue our talk?

Randy Mosher: I spent a career in web design and advertising, and eventually that sort of folded into my life as involved with brewing and breweries and brewing design and then eventually into writing. But I started home brewing in the middle 1980s and read the Michael Jackson book, which was like sticking my finger in the socket and just electrifying in full so many possibilities, at a time when the US brewing was completely boring. There was no interesting beer being made, almost none, really, anywhere. So we started brewing Belgian beers out of Michael Jackson’s book, because that book has so much detail. You really can brew a Witbeer, a Saison or a Tripel or whatever. So we just got really excited about the possibilities. The first beers were terrible, and then they got better. Then eventually I was lucky enough to find someone who wanted to publish my messy pile of notes that I had created as my brewing workbook and turned that into a book called The Brewer’s Companion. It was a very, very flawed book, but it had a lot of information and some of the things I had, like Rheinisch Westfalen and things like that, they were very technical from old brewing books and historical things that people found really fascinating that they had not seen before. I was just using old books and finding all the technical stuff and putting that in the thing. Then really about that, that was early 1990s. I left my job in an advertising agency and started freelancing. At that time a lot of people I knew from  brewing, knew that I could do design work and they were starting breweries and said, hey, Randy, can you do some design work for me? Then eventually my work became all design. Then at some point I wrote Radical Brewing, because I had been writing for All About Beer magazine for maybe ten or fifteen years, and had lots of articles about, you know, twelve ways to make a Christmas beer, and how to pervert a lager, like all these kind of. I was trying to find things to say that were unique and interesting. I combined that all together and made Radical Brewing, which we’re just getting published in Poland here next week. So I’m very excited. Poland and Brazil are the only places outside of the US, and so I’m very proud of that. Then we eventually got hooked up with Ray Daniels through our home brewing club and he and I did a lot of things. We almost started a brewery together in the 1990s. But we started teaching some classes at the Siebel Institute. They had never taught any classes on beer styles. In the whole hundred-year history of Siebel, nobody really cared about beer styles. The breweries that were largely larger, mid-sized breweries, were sending their people, they didn’t really care whether people knew about styles, because they only made what they made. And those breweries were just not interested in being innovative, particularly. Then we turned that course into a somewhat simplified course for people in distribution and bar management and things like that. That outline, my PowerPoint deck, became the outline for Tasting Beer. And then, you know, now, now I’m a writer and people are inviting me places, like you, get to go to all these fabulous places and meet people and judge beer and it’s been a fabulous life.

Markus Raupach: Yes. It’s a fantastic journey and to be honest, I also started with multimedia and a company making advertising and things like that. Of course then you come across them, then you have the beer and you have all the stories behind, so that’s something you really have to do. I’m very happy because I also have some beers which I brought from our Polish friends here. We had four of them and you selected the Royal Weizen, so the smoked wheat beer. Of course, I’m happy, because I’m from Bamberg and we are these smoky guys. You haven’t been there yet, but maybe we will make it happen in the future.

Randy Mosher: Yes.

B: But at least we have something that is a little Bambergian, maybe. Let’s hope so.

Randy Mosher: Let’s hope so, yes.

Markus Raupach: So here we go. At least it sounds and looks familiar.

Randy Mosher: Fantastic. Nice head around it. Nice haze. I can smell the smoke from here.

Markus Raupach: Here we go.

Randy Mosher: Well, cheers.

B: Cheers. Prost. Nastrovje, prost. Yes, just to have it complete, the brewery is called Browar #Zamiestem# and the beer. I hope I pronounce it right, is Wędzony. That more or less means smoked wheat beer.

Randy Mosher: Okay, so, yes.

Markus Raupach: If you get it, dear audience, you can taste it with us. As you write a book called Tasting Beer, what will you say about this, what is in your glass?

Randy Mosher: I love the big head on it. You know, of course the haze sort of comes along with wheat beers. It’s got a very nice phenolic yeast component, which I think blends really nicely with the smoke. It makes the smoke a little like integrates the smoke in with the beer somehow a little better. Sometimes the smoke beers, the smoke is so different from beer smell, that they can seem like two different things that happen to be in the same glass, not that that’s completely bad, but I like that integration. The smoke level is fairly nice here. It doesn’t obscure the beer too much and it’s a very pleasant texture in the mouth. I love wheat beers. If I were doing my own brewery, making what I would want, it would be all wheat beers, because I just really find wheat beers fascinating and tasty.

Markus Raupach: I always say, everybody likes a banana in a barbecue. So this is perfect. To be honest, it’s always so interesting about the smoke level, because the same as in Grodziskie, but also in Bamberg, the smoke breweries produce their own malt the old way. So these are malts really with a high level of smoke, but very nicely integrated, and that produces really nice beers. So yes, that’s of course my ground, I love it, and I’m happy that you love it too. So that’s perfect. That brings us to your topic you are researching or working on a new book at the moment and it all started more or less with the question, how do we taste? What are your findings? How can we say now, how does it work? How does a human get into the secrets of taste and smell?

Randy Mosher: Right, well, they’re called the chemical senses, right? That’s what scientists call them. So that’s taste, smell, mouth feel. So taste: obviously: sweet, sour, salty, bitter, umami, maybe a few other things in some ways, but fairly complicated. But those are the primary ones and very different. They don’t blend together. We have sometimes even multiple different receptors and processing systems for managing them. Even though, say, for example, salt and sour, extremely simple, is just ions, measuring ions. The systems that do that are extremely complicated, and they’ve only really recently figured out what they are. They’re about 100% sure on salt. They know there’s two, but they think there’s another one, because when they take out those two, there’s still some salt taste left. So there’s still a lot of mysteries. So then there’s that, and then there’s mouth feel, which is basically as touch sensations primarily in your mouth and in your nose, and they respond both to actual physical stimulation as well, so things like tannins, astringency can be felt as sort of friction or lubrication. Our brains are able to turn those things into sensations, right? And then also heat and cold and also not just heat and cold but those feelings of sensations as neural impulses, really, can be transmitted, stimulated by menthol and chilli pepper and mustard and various types of chemicals that interact with those receptors. So it’s called chemesthesis. It’s a very interesting thing to have a texture, like a touch sensor that should be actually influenced by some chemistry. So that’s why we get all those things. Then smell is the most complicated by far. There are 400 receptors. Every one of us is a little different, but not so different that we can’t share gastronomy in beers and things. But we all have different sensitivities, and there’s certain compounds that are well known: the buttery compound that you might find in a poorly brewed beer, of diacetyl. About 10% of people are actually blind to that, so that’s an important part, judging or learning to be a taster, sort of calibrating yourself. Which is why judging beer is really great, because you can compare yourself to other people at your tables when you’re judging and you know, well, yeah, I’m just not that sensitive to that. Or maybe you’re super-sensitive to metallic or something, you know, everybody’s a little different. But those integrate really rapidly in the brain. As soon as they enter the brain they go through in their early processing station and then immediately they start to flow together. That creates what we call flavour. That’s what they call a multi-modal sensation, right? That’s multi different sensory modes that all kind of come together to create a single impression. That’s flavour. That’s what flavour is. So part of the job as a taster is to learn to separate those things out. Because if you pick up a glass of wine, for example, and you put it to your nose and you say, ah, it’s sweet! It can’t be sweet through the nose. It can only be fruity, right? But your brain already knows, almost always, if there’s some fruitiness, there’s often sweetness, certainly with actual fruit, not necessarily true with wine, but with actual fruit, that’s our learned association. Really, you have to fight those a little bit sometimes. Fruit’s not that hard. There’s some other things that may be more difficult. So this is one of those tricks that you have to learn.

Markus Raupach: That’s quite a complicated process and quite a complex thing, because on the one hand, it’s a bit like learning a new language, so because you maybe learn new words for things or in general new smells, new chemical compositions, whatever. On the other hand, you have to reframe things you already know or you already had. For example, diacetyl, if you were a big popcorn lover, you’re maybe very happy with this, and then you have to learn, okay, if it’s in a beer, it’s maybe different, and with other things, the same thing. So really, it’s not so easy to get into that.

Randy Mosher: Even diacetyl in the beer, it tastes very different in a pale beer than in a dark beer.

Markus Raupach: Yes.

Randy Mosher: I find myself, if I’m tasting a dark beer and my brain starts thinking about pastry or some dessert, I have to catch myself and think: that’s probably diacetyl, so if you think about brown baked products with butter, that’s baked goods. So that’s your brain saying, this is a baked good, but actually, it’s beer, you know. Again, you have to kind of learn those little tricks to know, because you have to learn different chemicals in different contexts and so on.

Markus Raupach: Yes. And also we will, I think, talk about that in a moment, but you have also this different concentration and things. But first maybe the general question, we were talking about how we taste, but the question is: why? Is there a reason? Because we could also just not taste and live anyway, or not?

Randy Mosher: We could, but it would be really boring. People who are born without a sense of smell can live their lives just fine. But people who have a sense of smell and they lose it for some reason, they have a very high rate of depression and even suicide, because it’s just really missing a part of their world, and it’s a missing part of world that’s a really good communication between fellow human beings. So you go out to a bar and drink some beer, eat some food, you talk about it, you share it, and it’s like people who lose their hearing, they become socially isolated sometimes in ways that they don’t really always realise, you know, that that can be very isolating, and it can lead to dementia and can lead, like all these things have knock-on effects that are important. So it’s just like you want to live your life, you want to experience things and you want to pay attention to what’s around you, and that’s just another tool for it.

Markus Raupach: Yes. That’s more or less in the modern society. But is there also a more basic reason? Do we need it as beings?

Randy Mosher: We do. The earliest creature, there’s not a creature, there’s not a species of animal that’s ever lived on this planet that does not have a chemical sense. Before there were bacteria, you know, whatever was before bacteria, the last universal common ancestor, it had a sense of taste, smell, something, because it could sense a gradient in its environment and if it was food, it could move towards it. The sensory part of the cell was directly in the little motor that powers the flagellum that propels the creature. So a positive smell drives it towards it and a negative smell, it turns the other way and it backs up. That’s the function of smell today, for everybody, for all creatures great and small, it’s that function. So when you find it sometimes with your sense of smell, you know, you really want a word and it’s giving you a feeling. You know, that’s things you have to learn. But that’s what it, don’t blame your sense of smell, because that’s what it’s for. That’s how it works. So you have to understand that. That was one of the more amazing revelations to me. It’s like yeah, we’re all creatures have that in one way or another.

Markus Raupach: So generally we react to our environment, if we have something attractive like food, or other attractive things?

Randy Mosher: Sex, yes.

Markus Raupach: We are drawn to it and we like that. But maybe is there a difference between, I think, many animals like, let’s have a bee, or something, that flies where it’s sweet, or something like that. I think humans are a little bit able to control. Of course, when I’m shopping for food when I’m hungry, I shop differently if I’m not. But still, I do not eat immediately in the supermarket.

Randy Mosher: Yes, of course. Yes, very, very differently. I mean, you know, the less evolutionary advancement there is in a creature, the more direct the connexions are between their senses and their reactions. Even mice and rats, and other mammals, like a rat when it’s not hungry can’t smell food. So literally, the sense of smell, just the sensitivity drops way out. The same with salt. If they need salt, the salt tastes really good, and it’s very sensitive. But at some point the salty taste goes away and they don’t need it. We don’t work that way, because another big discovery, from reading all this research, is that human beings and our ape cousins, and some other animals too, can they transfer functions that in smaller creatures are done in more autonomic ways, with the brain stem and with the lower limbic parts of the brain, and direct connexions between sensation and action. Whereas in humans, we can smell food even when we’re not hungry, but, you know, and monkeys can do that too. There’s ripe fruit on the tree, and a monkey swings by and it’s like, oh, that smells really good, but I’m not hungry right now. But I know where it is. I’m going to make a note of that, I’ll come back when I’m hungry. So that’s like the cognitive brain taking over for and even some basic things like the sense of salt, we manage that with our cognitive brains. Other animals, they have to have it, you know, but we know that, we’re hairless creatures, we sweat to cool off, we lose salt faster and differently than most other animals. So it’s beneficial to us if we know we’re going to go out and run all day chasing gazelles, we’ve got to load up on salt. Like the football players they give salt pills to in high school. They used to, anyway. So we can manage that, because our brains can do that for us, right? We can think about what we do.

Markus Raupach: Yes, so it’s like a new dimension that we add on that we can say, okay, maybe I come back to eat that later, or whatever.

Randy Mosher: It just gives us so much adaptability and the flexibility to interact with the world in really complex ways that are advantageous for us.

Markus Raupach: If I come across a lot of modern people which are more or less living in their houses, going to work in another house always in the close surroundings, maybe they have perfumes or things like that, but not like a natural environment. So do these people lose their natural senses? Or can they come back if you train that? How does that work?

Randy Mosher: No, they’re still there. Part of the problem is that we don’t depend on our sense of smell very much in the industrialised world. We enjoy it. We use it, we drink wine, you know, we engage with it, but it’s not a matter of survival for us any more. Whereas people in the wild, you know, they’re chasing animals, they can smell,  they can tell where they’ve been. They can smell where they’ve been, they look for all the other things, visual signs and sounds and all that, but they depend highly on those senses. So they’re more tuned in, for sure. But our receptors are one of the few places of our nervous systems that actually get replaced frequently. So within about two or three weeks, if you were to move from the city to live out in the country, you would have some different receptors. You’d have some different capabilities just based on what you were smelling out there.

Markus Raupach: That is interesting. So, for example, a long time I had a dog and it was able to really follow routes, trace smells.

Randy Mosher: Mm-hmm?

Markus Raupach: Would you say humans are able to do that too?

Randy Mosher: It’s been demonstrated, that humans can, there’s some science papers where they would take a rag and put some chocolate sauce on it and drag it around a field and then put blindfolded people on their hands and knees and they send them through the field. And they can just zigzag, they swing their head from side to side to see which side the smell is stronger. Then they go in that direction, they take little sniffs, like dogs sniff, you know, just short sniffs, because sniffs are actually a mechanism to trigger neural synchronisation between parts of the brain. It’s not just intaking air. It’s actually a neural event that synchronises all the different parts that are communicating with each other. So it tells the brain, like: get into smelling mode right now. So humans have done really well and with a little practice they get really good. Are they as good as bloodhounds? I don’t know. Probably not. But, you know.

B: Not as bad as you think?

Randy Mosher: We’re much better than we think we are. Most people generally don’t think they’re very good at it, and it’s not because of their genes. It’s because they don’t put a lot of effort into it and don’t think about it on a day-to-day, moment-to-moment basis. You have to really focus on smell, essentially.

Markus Raupach: You said it’s 400 receptors?

Randy Mosher: Mhm.

Markus Raupach: Also we already added a little, that they are also reacting to different concentrations.

Randy Mosher: Mm-hmm.

Markus Raupach: But if I think, let’s say, about a pineapple or an apple or a piece of chocolate, I think, in this I have the apple in my internal eyes. How does that work? How does the body translate the receptors into, let’s say, an apple?

Randy Mosher: Well, each chemical may stimulate multiple receptors and different receptors, as the concentration goes up and down. And then each receptor can recognise, can bind to different chemicals. An apple has a whole bunch of different esters, there’s closely related receptors that can all smell those esters. That transmits a sort of, I almost think about it like a digital grid of responses into your brain from different receptors. information in the face, but because it’s recognition. I see you and I know you now, and next time I see you, a whole bunch of memories about talk and everything else I know about you will come back. But the face itself is just a signifier for it. It contains no real information, in and of itself. So it’s really interesting the way it does it. That gives you flavours that are very hard to pull apart. Coca-Cola is made of lemon, orange blossom, lime, coriander, nutmeg and cinnamon. It doesn’t smell like any of those things. But when you put them all together in the right ratios, your brain just clicks, because it doesn’t store the chemistry, it just stores that combined thing.

Markus Raupach: That also means, if you come back to the example of the apple, that’s like a universal language, because even if my receptors are a bit different to yours, if we both have the idea, this is an apple, we can talk about it.

Randy Mosher: Exactly. Exactly. So despite our genetic differences and our other differences too, we easily share because we’re sharing psychological things about value and what this is and what’s appropriate and how it’s supposed to taste. And you’ve probably got a template for different varieties of apples. The people that know wine, they have thousands of templates for different kinds of wine, different kinds of grapes, in different regions, at different seasons, with different weather. Their level of detail of all of that stuff, their sort of index file, like index cards of all these things, that’s how they organise them, is by variety, region and then weather and terroir things. So it can really be as complex as I mean, it can be incredibly complex, as wine is, because it’s related to terroir and varietal and everything. In beer we think of the styles, and styles and, you know, German styles are a little different in Germany than they are in the US, but not always. They don’t have to be. But they sometimes are. So it’s a little different. It’s a little different. But those sort of are, what? Our language. That plus off flavours and sort of quality-related flavours that are important to know, as brewers, to know what the flaws are and how to recognise them in different contexts and when some phenol is appropriate and when it’s not appropriate and all of that kind of thing.

Markus Raupach: That is really interesting for me right now, because in the beer education, I try to find a new approach to talking about the beer styles thing. If you look at, let’s say, the BJCP or something like that, you have always these guidelines with numbers and things. I normally tend to explain to people the idea of the beers type: why was it invented, where it was coming from, what was the surroundings, the idea, how it was enjoyed, all about that beer. Really, my finding is, that it’s somehow this is easier, because if people understand what the idea of a style is, it’s maybe easier for them to judge it because they have pictures in mind and they can see if what they have in the mouth is according to that.

Randy Mosher: Yes.

Markus Raupach: It’s much easier than to guess about IBUs or things like that. Maybe, I don’t know.

Randy Mosher: I think the other thing that’s really important about beer, and I didn’t really mention it, is that beer is incredibly process-oriented. Every aspect of beer, you know, certainly in agriculture, but we think about that less except for hops, which we’re very agriculture is very much, like grapes, in the forefront. We think about it less with malt. But malt comes into the malthouse all one thing and it leaves earlier we were just talking to Weyermann, they make 88 different kinds of products. It’s like, wow, all out of more or less kind of the same stuff. But those are all the cooking process. So understanding every part of the brewing process, starting with how the malt is made, and understanding where the flavours come from, in very pale kiln malts and then darker malts and caramel malts and black malts and all of those things, they each have some chemistry, they each have some process, they have certain characteristics, different other ways they behave, and then once you get into the brewing process, it’s exactly the same way: how you mesh, how you boil, when you put the hops in, you know. So understanding those processes gives you that insight, that’s the context part of the way we categorise flavours. The people who are really good at this, they can smell a beer and they can go and write down a recipe for it and figure out pretty much how to get something that’s pretty similar in the glass, and then people who get that way with experience.

Markus Raupach: What is a bit fun is that this is about the same answer I get if I talk to a German brewer about the purity law, because they say, and it’s totally right, that if you know about the process, if you know about the raw materials, about everything, you can make so many different beers that it’s simply not necessary to put a marshmallow into your beer. That’s their common thing.

Randy Mosher: We make a marshmallow. We don’t actually use marshmallows. We have a toasted marshmallow Schwarzbier. We make it for a big brewery in Chicago. I just, like, why would a chef not use basil or, I don’t know, the whole, I understand how it came about and I understand people’s love for the restriction. Because sometimes restriction really can improve our beer. If you can do just anything, it’s harder, in a way. But I don’t adhere to that. I would rather, maybe that’s just my American nature. Don’t tell me what to do, you know, I talked to the owner of IENA one time and he said, you know, we have a tax form that has check boxes for styles. If we want to make something that doesn’t have a check box, we can’t do it. It’s like, I would not want to live like that. I guess that, you know, it’s sort of the double-edged sword of tradition, that on the one hand it’s really comforting and nice and there’s this great quality of knowing things have been around forever. But on the other hand, people want to innovate. They want to express themselves somehow, and it’s very hard to do that, you know, with a Pilsner. You can a little, but boy, it’s really subtle. I don’t know. It’s like different points of view about it.

Markus Raupach: Maybe the key is to have both of that. So on one side to …

Randy Mosher: I don’t have a problem with that. Yes.

Markus Raupach: Yes, to be really aware of all of the processes of the raw materials, and on the other side to have the whole bunch of ingredients and things and if you do that, you get that, then you can really create fantastic beers. I always have.

Randy Mosher: You never don’t need to understand the process, and when you get into understanding, like when you start working with fruits and botanicals and those kinds of things, it’s even more complicated, because each one of those has its own set of chemistry. Peaches for example. There’s a chemical in peaches that the food scientists call ‘fuzzy peach smell’. It’s unstable in fermentation, right? It just like oxidises, or something, and goes away in fermentation. Which is why peach beers are kind of terrible. But if you know that, you know that, and then so we do a lot of research and when we do things, we really try and understand them pretty deeply so that when we’re working with them, we’re working with information and not just tossing stuff in.

Markus Raupach: Yes. If you say ‘we’, so you are involved at a brewery?

Randy Mosher: I’ve been involved in a brewery called Forbidden Root in Chicago. We have two brewery restaurants in Chicago. We have a brewery restaurant in Columbus, Ohio, and then we also put some beer on the market, some brewed at our own places, and for our larger brands we have those contracted in a larger, better, more quality-oriented brewery than we can manage in a pub down in central Illinois.

Markus Raupach: As you have now made all this research for your new book and have these fantastic findings we were just talking about, did that change your approach to the beers in the brewery or to the food in the restaurant or in general your personal tasting, drinking, eating? Did you have some changes?

Randy Mosher: Well, for instance, we’d made a peach beer, I just talked about peaches. I thought, our distributor thought we might have an opportunity for another beer besides our strawberry basil Hefeweizen, because it’s a big seller for us. So we thought, well, what else can you make from Eckhaus Dorf. It’s like, I’m thinking about a peach beer. But again, the problem is, peaches, the peachy character goes away, so we have to fix that. So the first thing we did is we put in a Chinese tree flower called sweet osmanthus. It has a beautiful peachy aroma to it. They use it for tea. So we put that in a cold side post-fermentation, so now we don’t have to worry about fermentation taking the chemical out of there. Then I consulted a big book called Flavor Creation, written by a famous food scientist flavourist, and they suggested in that book some natural flavour like essential oils and other natural flavours that are used sometimes in peach flavourings. And we looked at the whole list. We tried a bunch of things, and we ended up with jasmine, chamomile, orange peel, rose, mahleb, which is a Middle Eastern cherry pit, and sweet Osmanthus. I’m sorry, it’s the sweet osmanthus I mentioned and the other one was orris root, which is the Florentine iris, which has like a violet, it’s this very profound, deep, vague, fruitiness that has long length on the palate. So these are our flavours to sort of dance around the edge of peach flavour. What we found is not only did we help strengthen the peach and we brought some of the peach back with that osmanthus, but that each one of those flavour notes add elements of interest and complexity to the beer. So it drinks a little more like wine, even though it’s a Belgian Witbeer style as the base. It has the complexity of a wine where you notice one thing and then you notice another thing and then you notice another thing. And it also brings a lot greater length in the mouth, even though it’s a 5% beer, but it layers in the mouth a little bit in really interesting ways and the flavours change as it goes through it.

Markus Raupach: Wow. That is impressive. I think the audience and myself, we all are now eager to come to Chicago and visit the brewery and the places. In general, about your new book, are there some other things you want to mention? What are you planning to do? Maybe, how can we maybe get it? Is there a date, or something?

Randy Mosher: Well, my publisher has decided after six years of work that it’s too long.

B: Okay!

Randy Mosher: Not six years is too long, the book’s too long, so I’m waiting for an email from them saying, are we publishing this book? Not publishing? Like: what’s going on with the book? It will be, chances are, early 2026 before we’re done. So the university publisher, they move very slowly, but we wanted that imprimatur of respectability and, you know, that this is coming from a reputable source. I’m really ready to be done working on it. It’s basically the first four, five chapters are really about the science of taste feel, mouth feel, a section on how we organise smells, a section on language, a section on how the smells combine, or how the senses combine, then there’s a chapter on flavour chemistry. So I’ve started to learn to think in chemical terms, in terms of esters and aldehydes and other compounds. That’s another language for me. And that’s like, I’m applying that to wine, I’m applying that to beer, and just making sure that I understand, oh, if I get something that’s sort of grassy or maybe a little fatty, it’s probably an aldehyde. Then you can understand like how aldehydes get formed during various parts of the plant growth, the fermentation and different kinds of things. It’s again, just a different way of having insight. Then there’s a chapter on fermented beverages, a chapter on distilled beverages, and then two chapters at the end, one of which focuses on how tasting is done professionally with taste panels and different kinds of biases that are accounted for by different methods during tasting. Then the final chapter is: all right, you want to be a taster? This is what your journey is going to look like. Here’s some things you need to think about. I put beer and food back there, because it just seemed like the logical place. Glassware, there’s a limited amount of studies, almost nothing on beer, honestly, that seems to be worth anything. But a little bit on wine. There’s not a huge amount of knowledge there about that. Very limited science on glassware, although I think psychologically it’s hugely important, because it sets expectations in certain ways.
As brewers, half of our job is managing people’s expectations in a way that when they finally taste our beer, they have the right frame of mind to not be intimidated, to not be worried about it, to just like really embrace it and enjoy it. I think that part of that communication, some people are like: no, no, no, let them figure it out for themselves. But it’s very important to frame it properly and talk, using language very carefully in your imagery and whatever, to prepare people for what their experience is going to be like.

Markus Raupach: Perfect. We are almost done with our beer, so we will enjoy the last sip. Thank you very much. You will be a little bit longer here in Poland, so what are you expecting from the Polish beer?

Randy Mosher: A few days where we judge beer. We judged Best of Show, so we really had a very good, like a cross-section of the best of Polish beer. We were quite impressed with everything. It’s been really fun being here. I love the community here. It’s been very enthusiastic, a lot of energy, a lot of creativity, people really, really want this to be successful. I’m just looking forward to some traditional food and maybe some more modern food and a tour around and just have the experiences of being in Krakow for a while. I’m really excited to be here. I will just tell people that if I’m starting to, I’m getting very close to publishing a weekly, or bi-weekly newsletter on the book and some of my travels. So if they want to sign up, they can go to RandyMosher.com and just click through and sign up for it. Or if they want to contact me for any reason, I’m very available, and they can get me on that site as well.

Markus Raupach: Perfect. So I will put the link also in the show notes and I already signed up for the newsletter, so please do.

Randy Mosher: Fantastic.

Markus Raupach: Thank you very much and yes, let’s have another beer. Bye.

Randy Mosher: Yes!

BierTalk – Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

 

BierTalk Spezial 66 – Interview mit Jürgen Kübler, Biersommelier aus Basel in der Schweiz

In dieser spannenden Folge reisen wir in die Schweiz und treffen Jürgen Kübler, der Bier und Digitalisierung auf einzigartige Weise verbindet. Als Experte für digitale Transformation und leidenschaftlicher Biersommelier hat er sich intensiv mit der Zukunft von Bierwettbewerben beschäftigt. Wie können künstliche Intelligenz und digitale Prozesse die Bierbewertung revolutionieren? Welche Herausforderungen stehen Brauereien und Jurys bevor? Und was hat es mit der einstigen Pils-Sperre in der Schweiz auf sich? Taucht mit uns ein in ein faszinierendes Gespräch zwischen Tradition und Innovation…

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Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Und, ich habe gerade festgestellt, wir reisen tatsächlich mal wieder in ein neues Land. Und wenn ihr jetzt denkt, ja, okay, wo auf diesem Planeten mag das sein, der Witz ist, es ist die Schweiz. Also sehr spannend, wir sind endlich mal in der Schweiz, das finde ich ja wunderbar und großartig. Und wir treffen dort Jürgen Kübler, der mit Bier ganz besonders spannende Sachen zu tun, er kümmert sich nämlich um die Digitalisierung und da werden wir gleich ein bisschen drüber sprechen. Und vorher wollen wir dich natürlich ein bisschen kennenlernen, also erst mal schön, Jürgen, dass du da bist. Vielleicht stellst du dich einfach mal ganz kurz den Hörern selber vor.

Jürgen: Hallo Markus, freut mich, dass ich hier im Podcast auftreten kann vom BierTalk. Hoffe, dass ich mit meinem Thema ein paar spannende Geschichten erzählen kann, wie die Digitalisierung und Bier doch auch zusammenpassen und sich ergänzen kann. Kurz zu mir, ich bin Jahrgang 67. Ich mache die Reise in fremde Länder auch ganz einfach, ich bin doppelter Staatsbürger, bin in Deutschland aufgewachsen, bin seit ein paar Jahren, nee, seit 20 Jahren lebe ich in der Schweiz, seit 5 Jahren bin ich auch Schweizer Staatsbürger. Bin hier auch tatsächlich in der Grenzregion aufgewachsen, so im Dreiländereck Deutschland, Schweiz, Frankreich. Für mich war es immer schon als Jugendlicher eine Entscheidung, gehe ich nach Freiburg in den Ausgang oder gehe ich nach Basel in den Ausgang, bin hier beheimatet auch seit langer Zeit. Und, ja, freue mich jetzt dann auf all die Fragen, die von dir kommen werden und hoffe, dass wir noch ein paar lustige Anekdoten aus meiner Arbeit erzählen kann.

Markus: Ja, vielen Dank. Vielleicht mal ganz vorne weg, was würdest du denn sagen, ist so ein Unterschied, den du jetzt in deiner Rolle als Schweizer in deinem täglichen Leben sehen würdest im Verhältnis zu dem, was vielleicht anders wäre, wenn du auf der anderen Seite wohnen würdest, gibt es da was?

Jürgen: Ja, es gibt sehr große Unterschiede in der Tat, obwohl es ja nur wenige Kilometer sind, die wir auseinanderliegen. Also ich wohne in Basel, das ist ja hier noch mehr im Dreiländereck als da, wo ich aufgewachsen bin. Große Unterschiede gibt es vor allen Dingen natürlich, was so das Mitspracherecht in der Schweiz angeht. Ich kann in der Schweiz wählen und abstimmen, während man in Deutschland ja nur wählen kann und in sehr seltenen Fälle auch abstimmen kann in Form von Bürgerentscheid, ist hier diese direkte Demokratie in der Schweiz etwas, was aktiv gelebt wird. Jetzt am Wochenende ist die nächste Abstimmung, ich kann über 4 Themen in Basel abstimmen. Eins ist zum Beispiel, finanziert Basel den Eurovision Song Contest, der nächstes Jahr in Basel stattfindet oder nicht, also sehr regionale spezielle Themen. Gleichzeitig sind aber auch Wahlen, ich kann also noch Regierungsräte in Basel mitentscheiden. Und ich habe überregionale Abstimmungen noch am Sonntag, wo es zum Beispiel drum geht, wird das Autobahnnetz ausgebaut in der Schweiz oder nicht. Also Themen, die wahrscheinlich auch in Deutschland sehr kontrovers diskutiert werden. Hier kann ich in der Schweiz mit meinem Abstimmungsverhalten direkten Einfluss drauf nehmen. Beim Arbeiten ist so der Unterschied für mich, in Deutschland habe ich lange Zeit so ein Hire und Fire erlebt. Hier in der Schweiz ist es sehr viel miteinander, man versucht wirklich, jeden auch einzusetzen, was er an Mehrwert im Unternehmen bringt. Man geht sehr offener miteinander um. Es herrscht eine absolute Du-Kultur in der ganzen Schweiz, nehme ich es wahr. Also auf unterschiedlichen Stufen vom ersten Tag an, die Putzfrau, der CEO bei uns duzen. Ich arbeite bei der Schweizer Post, also eine Institution in der Schweiz, seit 175 Jahren tätig und dort Du-Kultur, ein sehr, sehr angenehmes miteinander arbeiten, gegenseitiges unterstützen. Eine absolute Lösungsorientiertheit nehme ich in der Schweiz wahr. Wo ich in Deutschland vielleicht dann auch eher mal, wir suchen einen Schuldigen, wahrnehme, geht es in der Schweiz drum, wir suchen eine Lösung. Also das sind so ein paar ganz wenige Unterscheidungen, die ich so machen kann.

Markus: Naja, aber die sind schon ganz schön gravierend. Gibt es denn auch was im Bereich Bier, wo du sagst, da nimmst du die Bierkultur oder die Art und Weise, wie Leute vielleicht mit Bier umgehen oder auf Bier zugehen oder was sie für Bier trinken, keine Ahnung, gibt es da Unterschiede?

Jürgen: Das Erste natürlich der Preis, Bier in der Schweiz ist ohne Zweifel deutlich hochpreisiger als in Deutschland. Ich nehme hier wahr, dass wir in der Schweiz, bezogen auf die Größe des Landes und die Einwohnerzahl, wahrscheinlich mehr Brauereien haben als in Deutschland. Es gibt hier eine unheimlich lange Brauereigeschichte in der Schweiz, die auch ihre Schattenseiten hatte. Es gab tatsächlich bis 1990 etwa ein Bierkartell in der Schweiz. Das heißt, die ganze Schweiz war aufgeteilt, welche Brauerei darf in welcher Region welches Bier zu welchem Preis verkaufen. Es war verabschiedet zwischen den großen Brauereien so und da konnte niemand kommen und sagen, hej, ich bin zwar in dem Bereich dieser Brauerei, ich bin zwar im Bereich einer Baseler Brauerei, muss aber ein Bier verkaufen, das vom Baselland kommt, ein absolutes No Go. Und so ist gerade in Basel vor 50 Jahren auch eine kleine Brauerei entstanden, die Fischerstube, die das Ueli Bier braut. Wo der Braumeister einfach gesagt hat, das geht gar nicht, ich wohne im tiefsten Kleinbasel, da, wo alle Gesellschaftsschichten sich treffen und muss jetzt ein Bier anbieten aus dem Baselland heraus. Das geht nicht, ich braue jetzt mein eigenes Bier. Und so wurde dieser Brauer damals wahrscheinlich ein Vorreiter von denen, die dann 20, 30 Jahre später dafür gesorgt haben, dass dieses Bierkartell gefallen ist. Das ist so eins. Und sonst ist natürlich, gibt es einen Staatsvertrag zwischen der Schweiz und der Tschechei, dass in der Schweiz tatsächlich kein Pils gebraut werden durfte, bis vor einem Jahr. Also Pils darf tatsächlich erst seit einem Jahr in der Schweiz als Pils gebraut und verkauft werden, weil der Schweizer-Tschechische Staatsvertrag das sonst vorher verboten hat. Und so gibt es sehr viele Eigenheiten hier in der Schweiz rund um das Thema Bier.

Markus: Und bei dem Thema Pils ist das jetzt aber fix, dass das so bleibt oder kann es sein, dass der Vertrag wieder erneuert wird?

Jürgen: Der Vertrag wurde meines Wissens erneuert und dieser Passus mit dem Pils wurde rausgenommen.

Markus: Also sehr spannend.

Jürgen: Es kann natürlich jederzeit wieder ein neuer Vertrag auftauchen, der dann andere Biere, die regional verankert sind, rausnehmen kann. Aber momentan gibt es tatsächlich viele Brauereien, die jetzt begonnen haben, ein Pils zu brauen als Pils, es als Pils auch auf den Markt bringen und die das schon richtig gut hinbekommen.

Markus: Sehr interessant. Siehst du mal, da hast du in den ersten 10 Minuten schon mein ganzes schweizerisches Bierweltbild auf den Kopf gestellt, faszinierend. Aber kommen wir erst mal ein bisschen kurz vielleicht auch zu dir. Also du hast ja schon gesagt, du arbeitest bei der Schweizer Post, also eine sehr honorige Institution. Und ich muss sagen, als Kind habe ich tatsächlich auch mal Schweizer Briefmarken gesammelt. Also ich habe noch ein paar Alben zuhause mit den Schweizer Marken von 1980 bis 1990 oder irgendwie so, muss ich mal schauen. Sehr spannend und fand ich auch immer wirklich interessant, weil ja auch dieses ganze System mit den Postbusen und was da alles so damit zusammenhängt in der Schweiz, ja wirklich super spannend ist. Wie kamst du denn da dazu und wie hat überhaupt so vielleicht auch das Bier so ein bisschen dein Leben so begleitet? Also wie bist du dahingekommen, wo du jetzt bist?

Jürgen: Ich fange mal mit dem beruflichen Teil an und versuche dann einen Schwenk zu machen über meine Biergeschichte, die gar nicht so lange ist. Du bremst mich einfach, wenn ich den beruflichen Teil jetzt zu sehr ausschmücke. Ich bin von Haus aus, habe ich mal eine Lehre gemacht als Radio- und Fernsehtechniker, das heißt, wie repariert man Fernseher und sowas. Und zu dieser Zeit, die ist jetzt auch knapp 40 Jahre her, kam dann irgendwann mal ein Kunde zu uns in die Werkstatt, brachte seinen damaligen C64 und hat gesagt, könnt ihr das auch reparieren, da geht irgendwas nicht mehr? Und dann saßen wir in dieser Werkstatt vor diesem weißen Teil mit den Tasten drauf und haben so überlegt, was ist das, was kann man damit machen? Und da war die Neugierde geweckt für mich, dass ich gesagt, hej, Computer klingt mal per se spannend, ich will damit was machen. War so ein Schlüsselmoment in meinem Leben, der mich dann auch auf dem beruflichen Weg weitergebracht hat. Ich habe dann nach dieser Ausbildung in der Zeit, wo ich gearbeitet habe, ein Studium gemacht in Furtwangen, im schönen Schwarzwald, auch hier noch die südwestliche Ecke von Deutschland. Das Studium hieß Medieninformatik. Damals ging es noch drum, so Multimediaelemente auf eine CD-ROM zu pressen für Werbezwecke. Oder eben auch so produktbegleitende Blätter gab es damals dann, wurden abgelöst mit so interaktiven Videos und sowas. Und so nach ein, zwei Jahren in dem Studium kam ein Dozent aus seinen Sommerferien zurück aus den USA und hat erzählt, er hat in den USA was Tolles gesehen, das nennt sich Internet und das könnte doch relativ spannend sein für uns, da sollten wir uns mal näher mit beschäftigen. Dann war mein nächstes Interesse geweckt, Internet klingt auch gut, machen wir was damit. Und so bin ich nach diesem Studium in Freiburg wiederum in einer Werbeagentur gelandet und habe für die damaligen Print-Kunden der Werbeagentur die ersten Internetseiten realisiert. Damals noch so eine Unternehmensvorstellung, wer bin ich, was mache ich und hier ist eine E-Mail-Adresse zum Erreichen. Irgendwann hat dann Internet mich so begeistert, dass ich gesagt habe, ich muss jetzt aus dieser Agentursecke raus, ich muss als Auftraggeber fungieren, als Firma, die eine eigene Webseite hat und bin dann nach Basel gewechselt, bin als Grenzgänger lange Jahre von Freiburg nach Basel gependelt. Und habe dann in Basel bei diversen Versicherungen gearbeitet und dort immer verantwortlich gewesen Internet, irgendwann kam Intranet noch dazu. Habe das über lange Jahre hinweg gemacht. Das war vor etwa 25 Jahren schon. Bin dann aus der Versicherungsecke raus in die Bankenseite gewechselt, habe dann bei Banken Internet gemacht, mit größeren Anforderungen natürlich an Sicherheit und so. Habe immer ein Team gehabt mit Menschen zum Führen, mit Mitarbeitenden. Und bin dann vor 8 Jahren eben zur Schweizerischen Post gewechselt und mache dort immer noch Internet. Habe mittlerweile ein größeres Team, verantworte da die Webseite, also post.ch, so viel Eigenwerbung muss sein. Aber dann auch die App, die Standortsuche. Du kannst heute in der Schweiz die Alexa fragen, Alexa, wo ist denn mein Päckchen und die Alexa sagt dir, du, dein Päckchen kommt morgen um 12 Uhr an. Das ist auch so in meinem Umfeld entstanden und entwickle mich da immer weiter. Weiterentwickeln war mir wichtig, ich habe lange Jahre immer berufsbezogene Ausbildungen gemacht, so Kurzausbildungen, 3 Tage irgendwie als Product Owner oder Requirements Engineer oder sowas. Und habe dann vor 6 Jahren gemerkt, ich werde noch 10 Jahre arbeiten müssen, bis ich in Rente gehe. Ich habe junge Mitarbeitende, die stellen immer wieder neue Anforderungen an mich, ich muss irgendwas tun, um auf dem Laufenden zu bleiben und mich weiterzubilden als Sparringspartner, aber auch, weil ich einfach Lust hatte, noch 10 Jahre was bewirken zu können und habe dann ein zweites Studium angefangen in Wien als reines Fernstudium zum Thema digitale Transformation. Und das ist eben einerseits so, was ist möglich mit Digitalisierung, aber welchen Einfluss hat Digitalisierung auch auf Gesellschaft, auf die Arbeitswelt, auf das Verhalten von uns Menschen im Allgemeinen auf Umwelt, auf Kultur, auf alles Mögliche. Und dieses Studium habe ich letzten Sommer abgeschlossen und in diesem Studium als Masterarbeit ist genau das Thema dann entstanden, über das wir uns vielleicht jetzt unterhalten werden.

Markus: Genau, werden wir sofort tun, aber vorher noch kurz die Frage, wann kam das Bier in dein Leben, was war vielleicht dein erstes Bier und warum bist du dann Biersommelier geworden?

Jürgen: Es ist tatsächlich nicht Bier als Erstes in mein Leben getreten, sondern, ich sage jetzt mal, der Hass auf Wein war zuerst da. Also ich bin in einer Weinregion aufgewachsen. Da, wo ich aufgewachsen bin, im Markgräflerland gibt es sehr Guten, vor allen Dingen sehr guten Weißwein. Es nennt sich nicht umsonst die Toscano Deutschlands, diese Region. Wenn du die Region kennst, das ist die Rheinebene, an den Hügeln Weinhänge. Und als Kind oder Jugendlicher musste ich natürlich mein Taschengeld aufbessern und bin dann regelmäßig mit den lokalen Winzern losgezogen im Herbst, um die Trauben zu ernten. Und so vormittags Schule, kurz Hausaufgaben gemacht, nachmittags aufs Weingut gegangen, mit den Großeltern oder Eltern des Winzers dann losgezogen in die Weinberge. Saukalt, den ganzen Tag mit der Schere versucht, die Trauben abzuschneiden, rumzuschleppen zum Trecker, in den Anhänger zu schmeißen, wiederzukommen. Neben mir die 70-, 80-jährigen Mütterchen, die einfach dreimal, viermal so schnell waren. Mich hat es gefroren, die waren da locker luftig unterwegs. Jeden Abend eine Sehnenscheidenentzündung und das war so der Moment, wo ich gesagt habe, ich will nie Wein trinken, weil ich will das anderen Menschen nicht zumuten, das sie solche Sachen machen. Und so war dann eher, als ich 14, 15 war, also vor 40 Jahren, der Moment, hej, keinen Wein trinken, also was gibt es stattdessen? Und so bin ich dann irgendwann Mal auf Bier gekommen. Mein Vater war tatsächlich Export-Trinker, der bestand auf seinem Export, das hat er immer getrunken. Das fand ich sehr schnell sehr bitter. Er hat aber kein anderes Bier zugelassen, als ich im Haus war. Ich weiß noch, er hat nur abgewechselt zwischen Riegler Bier, Bier, das vom Kaiserstuhl kommt. Ich habe neulich gesehen, diese Marke gibt es noch, wird aber von Fürstenberg in Donaueschingen gebraut mittlerweile. Und Reitter-Bier hat er noch getrunken aus Lörrach. das wurde mal von GANTER in Freiburg übernommen, ich weiß gar nicht, ob es das überhaupt noch gibt. Das waren seine zwei Biermarken, an die erinnere ich mich noch ganz gut und die hat er einfach getrunken und meine Mutter hat das mitgetrunken und das war es dann eigentlich. Erst, wo ich dann mein erstes Studium begonnen hatte in Furtwangen, wo meine Kommilitonen so aus ganz Deutschland kamen und wo dann Rothaus auch in der Nähe ist, habe ich gemerkt, hej, Rothaus, die machen ja auch noch ein gutes Bier. Das Tannzäpfle ist nicht so bitter wie das Export von meinem Vater, da gibt es also noch andere Biere. Und wenn die Kommilitonen aus ihren Ferien zurückkamen, hatten die immer noch einen Kasten lokales Bier im Auto, merkt man, ah in Deutschland gibt es auch noch andere Biere als nur das, was in Süddeutschland gebraut wird. Das war noch so ein Moment, hier mit Bier in Berührung zu kommen. Und sonst war mein Verhalten wahrscheinlich 30 Jahre lang das gleiche, ich bin irgendwo hingekommen, habe auf der Speisekarte gesehen, oh, das Bier kenne ich, das schmeckt mir, das nehme ich. Bis ich dann so auf meinem 50. Geburtstag zuging, das ist jetzt 7 1/2 Jahre her und ich dann beschlossen habe so, ich möchte jetzt noch eine Ausbildung für mich machen. Ich habe Jahrzehnte lang immer nur für das Büro, für die Arbeit eine Ausbildung gemacht, zum 50., ich nenne es jetzt mal nicht Midlifecrisis, aber zum 50., ein anderer kauft sich eine Harley, ich dachte, ich brauche eine Ausbildung für mich, immer so Spaß habe, was mir neue Horizonte eröffnet. Und habe dann ganz, ganz viele interessante Sachen entdeckt und bin immer wieder auf das Thema Bier zurückgekommen. Habe tatsächlich auch eine Kommilitonin aus dem ersten Studium von vor 30 Jahren, die Andrea Seeger, mit der ich damals zusammen studiert habe, die dann zu der Zeit, bevor ich 50 wurde, ihre eigene Craftbeer Lodge in Freiburg aufgemacht, Biersommelier gemacht hat. Und so kam ich drauf, hej, das wäre ja auch noch ein Thema für mich, Biersommelier. Habe ich null Ahnung, interessiert mich aber brennend, merke, dass ich vom Alter eher so der Genussmensch werde und, ja, das will ich jetzt machen. Und habe dann zu meinem 50. Geburtstag eine große Party geschmissen, habe jedem erzählt, ich will das machen. Gefühlt hat mir jeder dieser Gäste 5 Flaschen Bier geschenkt. Also ich hatte einen Grundstock mal zusammen, um ein Wissen auszubauen, über Kollekte kam das Geld zusammen oder ein Teil des Geldes zusammen für die Ausbildung. Und hatte dann das Glück, dass ich diese Ausbildung bei Kiesbye und Doemens gemeinsam machen konnte, also nach dem alten Muster noch. Ja und so bin ich dann zu dem Biersommelier gekommen.

Markus: Und hast eine neue Welt für dich eröffnet, das ist natürlich spannend.

Jürgen: Das waren Schlüsselmomente, Schlüsselmomente. Erster Tag, erste Minute von der Biersommelierausbildung, wir saßen da in diesem kleinen Räumchen bei Doemens. Ich kam, glaube ich, kurz vor Beginn, habe mich in die hinterste Reihe gesetzt. Dann ging die Vorstellungsrunde los, ganz vorne links, ich weiß es noch wie heute, vorne links saß Andreas Schmidt aus Bamberg von BroBier. Du kennst ihn vielleicht, mit ihm zusammen habe ich die Ausbildung gemacht. Vorstellungsrunde, Andi sagt als erstes, ich bin Gypsy Brewer. Und ich habe keine Ahnung gehabt, was es ist, war aber völlig hin und weg. Und das war so mein Einstieg so da, woah, hier lerne ich wirklich was. Und das war so wirklich, nach 30 Sekunden wusste ich, okay, hier tun sich neue Welten auf für mich, ich bin begeistert. Und das hat 2 Wochen lang angehalten. Andere Menschen müssen dafür vielleicht 2 Wochen ins Kloster gehen oder so. Es war wie so eine positive Hirnwäsche bei, 2 Wochen in ein Thema eintauchen mit Nerds, wo ich null Vorwissen hatte, null Ahnung, was auf mich zukommt, was mich einfach interessant hat. Ist grandios, grandiose Momente waren das.

 

Markus: Faszinierend! Also das freut mich total und auch schön, dass du uns so teilhaben lässt an deinem Erweckungsmoment, könnte man ja fast so sagen. Und ich muss sagen, wir haben auch viele Parallelen. Also ich habe ja selber auch in den 80ern, 90ern mit dem ganzen Computerthema angefangen und dann hier in Bamberg mit die ersten Websites gebaut und mich um diese Sache halt viel gekümmert, dann auch viel Marketing gemacht. Und kam dann halt darüber, dass in Bamberg Bier einfach ein Thema ist, kam ich zu dem Bierthema. Und das hat sich dann immer mehr meiner bemächtigt und dann bin ich irgendwie so auf die andere Seite gewechselt sozusagen. Aber dieses Nerdige und, ja, auch gründliche oder dieses Grundinteresse eben, was man im Computerbereich und gerade, wenn man Internetseiten baut und sowas, ja auch irgendwie braucht, das kann man, glaube ich, ganz gut ins Bier übertragen und dann eben auch so das Interesse da dann haben und auch der Sache auf den Grund gehen und diese Welt so ein bisschen für sich entdecken. Das ist, glaube ich, eine Sache, die vielleicht, ja, so ein bisschen eine Parallele einfach hat. Aber auf jeden Fall also sehr schön. Und jetzt kommt ja der Punkt, wo das zusammenkommt. Also das heißt, du bist bierbegeistert, du bist Biersommelier, du hast viele Biere probiert, viele Leute kennengelernt, bist auch schon ein bisschen gereist. Und dann hast du eben dieses Digitale in deinem Studium, dass du dann gemacht hast und überlegst dann, wie kann ich Digitalisierung aufs Thema Bier übertragen. Und das war das, wo wir uns ja auch kennengelernt haben, wo du als Juror in Frankfurt warst bei der Frankfurt Trophy und du mir das dann damals auch erzählt hast und ich das auch sehr, sehr spannend fand, weil es ja wirklich eine Herausforderung insgesamt an die Bierwelt ist. Also einerseits das Hauptthema, mit dem du dich beschäftigt hast, sind ja die Jurys, da wirst du gleich noch was dazu erzählen. Aber ich glaube, so ganz generell natürlich ist Digitalisierung eine Herausforderung für alle und jeden. Und ich muss sagen, jetzt gerade heute, ich habe gestern Abend einen Workshop gehalten zum Thema Berliner Weisse und habe dafür mir zum Beispiel ganz viele Bilder mit KI generieren lassen. Und das ist einfach Wahnsinn, was du heutzutage machen kannst, wenn du halt das entsprechend nutzt. Das ist ja nur ein ganz kleiner Aspekt der Digitalisierung. Aber für Brauereien, glaube ich, gibt es ganz, ganz viele Modelle oder ganz viele Punkte, wo sie das für sich auch nutzen können und auch letzten Endes intelligent, clever sich einen Vorteil vielleicht auch verschaffen können und sich einfach das Leben erleichtern können. Aber da kannst du wahrscheinlich noch mehr drüber erzählen. Vielleicht kannst du uns so ein bisschen einführen, wie so dein Gedanke kam, dass du das Thema und Digitalisierung zusammengebracht hast und wie du dann ausgerechnet auf diesen Bereich der Jurys gekommen bist.

Jürgen: Ich muss sagen, ich habe die Aufwände die Studiums komplett unterschätzt. Ich dachte, ja, super, so ein Fernstudium, ein paar Skripte lesen und ein paar Online-Tests ausfülle und dann eine Masterarbeit schreibe und gut ist. Ich habe den Vertrag für das Studium unterschrieben, 2 Wochen bevor hier in der Schweiz mit Corona alles geschlossen wurde. Und ich hatte vorher, ich pendle jeden Tag oder bin damals jeden Tag von Basel nach Bern gependelt mit dem Zug. Eine Stunde Zugfahrt, hatte mir das so schön vorgestellt, morgens und abends jeweils eine Stunde Studium. Passt perfekt, dann kann ich arbeiten und ich komme trotzdem im Studium voran. Nach 2 Wochen war dieser Gedanke ausgeträumt, ich saß zuhause, saß gefühlt 20 Stunden am Tag mit der Arbeit beschäftigt vor dem Computer. Ich arbeite bei der Post, das Erste, was jeder gemacht hat ist, er hat seine Dinge nur noch online bestellt. Meine Kollegen auf der Straße kamen nicht mehr hinterher, wir mussten gucken, das unsere Systeme laufen. Wir haben jeden Tag neue Zugriffsrekorde gebrochen, Stabilität, Ausbau. Was müssen wir dem Kunden noch online anbieten? Alles, was wir schon hatten, musste doppelt so groß, doppelt so schnell, doppelt so schön sein, völlig verrückte Welt. Ich weiß nicht, ich kann nicht sagen, dass ich 120 oder 150 Prozent gearbeitet habe, aber meine Arbeit floss dort rein, meine Zeit, Studium musste hintenanstehen und ich hatte dann auch tatsächlich keine Lust, jeden Abend nach 10 Stunden, 12 Stunden am Computer zu arbeiten, noch mal am Computer zu sitzen und zu studieren. Und habe dann schnell gemerkt, ich muss Themen finden, die mich begeistern, ich muss vor allen Dingen für die Masterarbeit ein Thema finden, das mich begeistert. Es kann kein 05/15-Thema sein und ich will auch nicht unbedingt noch ein Thema von der Post nehmen, obwohl es da spannende Themen gegeben hat, sondern ich muss auch hier wieder was für mich machen, weil nur das motiviert mich und das gibt mir den Durchhaltewillen. Und habe dann relativ früh in dem Studium, das Studium ging 4 1/2 Jahre etwa, inklusive Masterarbeit, relativ früh angefangen mit ganz vielen Menschen zu diskutieren, hej, wo siehst du denn einen Bezug zwischen Bier, was mich als Hobby begeistert und der Digitalisierung? Und schnell kam man auf das Thema Daten. Daten sind überall wichtig, Daten werden überall erhoben, sei es bei Untapped, sei es in jeder normaalen Verkostung, sei es in den Brauereien, kann man da vielleicht irgendwas draus machen, was so einen Ansatz? Dann war die Idee, wie könnte man mit KI Bierempfehlungen aussprechen? Also du beantwortest 3, 4, 5 Fragen und die KI kann dann einschätzen, was du für ein Typ bist und was du für Bier trinkst. Mittlerweile weiß ich, für Wein gibt es sowas auf jeden Fall schon, für Bier gibt es sowas noch nicht. Grundsätzlich mit KI die Bierqualität erhöhen, also sehr Richtung, was könnte man im Brauprozess machen? Jetzt bin ich halt überhaupt kein Bierbrauer. Ich weiß über das Bierbrauen theoretisch alles das, was wir in der Biersommelierausbildung gelernt haben und was ich wissen muss, in Jurys zu sitzen. Ich glaube, dass es auf der Welt ganz viele Leute gibt, die garantiert besser Bierbrauen können als ich das jemals mache. Kollegen von mir haben vor 40 Jahren mal Bier gebraut, das war so meine erste Begegnung damals, fand es super spannend. Da waren Verfahrenstechniker dabei, da waren Braumeister dabei und trotzdem als Ergebnis immer anders, es war immer überschäumend, wenn wir die Flasche geöffnet haben , war dann auch nicht so meins. Aber ich glaube, als Beer Judge mache ich mich relativ gut in den Jurys. Du hast vorhin Frankfurt angesprochen, wo ich ja sitze, sitze in verschiedenen anderen noch. Und habe dann gemerkt, ich muss irgendwas machen um die Bierjury herum und kam dann eben so drauf, dass diese Bierjurys ja vor riesigen Herausforderungen stehen. Habe dann mit Mathurin in Frankfurt auch ein bisschen geplaudert im Vorfeld und habe gedacht, hej, vielleicht könnte man ja mit Digitalisierung und digitaler Transformation Ansätze finden, um den Herausforderungen, die Bierjurys heute haben, begegnen zu können. Und habe dann das Glück gehabt, dass ich dann in Wien in der Hochschule auch zwei Dozenten gefunden habe, die selber begeisterte Biertrinker sind, die also für das Thema schon mal offen waren, die dann auch mit mir zusammen das Thema geschärft haben. Und die mir da auch zugestanden haben, ich mache hier absolute Grundlagenforschung. Weil so Themen wie Online-Marketing in der Brauereiwelt, das gab es schon 30-ml an dieser Hochschule und wahrscheinlich öfters auf dieser Welt schon mal, aber für dieses Thema, so Bierjurys und digitale Transformation, absolute Grundlagenforschung, sind die natürlich immer zu haben, die Dozenten. Und so hat sich dann mein Thema geschärft, bis zu dem Tag vor einem knappen Jahr, wo ich dann angefangen habe, die Masterarbeit zu schreiben.

Markus: Und wie definiert man dann für sich ein Ziel? Also ging es darum zu schauen, keine Ahnung, können die schneller arbeiten oder können die kostengünstiger arbeiten oder kann ich am Ende die Juroren ersetzen durch KI oder was weiß ich? Ich meine, man muss sich ja überlegen, was war so die Zielrichtung bei der ganzen Geschichte?

Jürgen: Genau, also so die Herleitung des Themas war eigentlich so, ich wollte das Potenzial von digitaler Transformation zur Bewältigung von den Herausforderungen von Bierjurys evaluieren, um daraus dann Empfehlungen erarbeiten zu können, wie das Geschäftsmodell von Bierjurys sich wandeln kann. Das war so der Ansatz meiner Arbeit und die Hypothese meiner Arbeit, ja, es ist möglich. Und ich bin dann natürlich, und das ist der Hochschule in Wien auch geschuldet, die ist sehr, sehr wissenschaftlich, also in Österreich ist ja alles wissenschaftlich, aber die Hochschule ist besonders wissenschaftlich, also die legt klar den Fokus auf das wissenschaftliche Arbeiten. Das heißt, ich musste mir erst mal in einem theoretischen Teil erarbeiten, wie funktionieren denn Geschäftsmodelle ganz im Allgemeinen, was ist ein Geschäftsmodell, also wie erwirtschaftet das Unternehmen das Geld? Hierzu habe ich dann mir diverse Modele angeschaut, die es schon gibt auf dieser Welt, weil ich ja das Rad nicht neu erfinden will, sondern habe so das Business Model Canvas für mich entdeckt. Das haben 2 Professoren aus der Uni Genf so entwickelt, kennen aber komischerweise im deutschsprachigem Raum sehr viele Menschen. Und habe gesagt, okay, Business Model Canvas gibt mir eine Struktur vor, wie ein Geschäftsmodell funktioniert, wo ich kann auch das Geschäftsmodel einer Bierjury anpassen kann und daraus dann ableiten kann, welche verschiedenen Einflussfaktoren gibt es. Dann in ich hingegangen und habe mir überlegt, okay, wie können wir denn Innovationen beschreiben und messen? Weil ich will ja nicht nur irgendwie eine Weiterentwicklung machen, sondern ich hätte am liebsten gerne Innovationen geschaffen. Und hier kam mir dann das Konzept vom dem St. Galler Business Navigator in den Sinn. Das ist quasi so ein Baukasten, in dem ungefähr 40 verschiedene Innovationsformate beschrieben sind, wie sich ein Unternehmen neu erfinden kann ein Stück weit. Hier geht es nicht nur Ideen zu haben oder Visionen oder ich mache ein bisschen Optimierung, sondern wirklich Innovationen. Also kann ich dann wissenschaftlich ableiten, okay, Innovation betrifft diesen Bereich, eine wirklich Innovation ist, da können wir was machen. Dann habe ich in einem Theorieteil erarbeitet, was ist meine persönliche Interpretation von Digitalisierung und von digitaler Transformation, bezogen auf mein Forschungsthema. Habe dann gemerkt, das Bierjury das vielleicht arg einengt, dieses Forschungsthema und habe die Definition für Digitalisierung und digitaler Transformation dann generell am Beispiel von Veranstaltungen und Events beschrieben. Und dann geht es so ein bisschen in den praktischen Teil, weil dann musste ich mich ja mal schlau machen, wie funktioniert denn so eine Bierjury eigentlich? Also ich kenne meine Sicht, ich weiß, dass ich da mich anmelden muss, dann kann ich da irgendwo hingehen, dann kann ich ein paar Biere verkosten und einen Fragebogen ausfüllen. Diese Sicht kannte ich, aber wie ist denn das Geschäftsmodell dahinter? Und dieses Geschäftsmodell dahinter, habe ich dann zuerst mal ein bisschen einen Theorieteil gemacht, also recherchiert, der European Beer Star hat es auf seiner Webseite super beschrieben. Ich wollte aber noch einen empirischen Teil machen, meiner Arbeit und brauchte dazu dann Gesprächspartner, die kompetenter sind als jetzt nur Websites oder nur Bücher. Und habe dann qualitative Experteninterviews geführt mit verschiedenen Veranstaltern von Bierjurys. Ich habe hier in der Schweiz gesprochen mit dem Veranstalter der Swiss Homebrewing Society, die einen Bierwettbewerb machen für Hobbybrauer. Ich habe gesprochen hier in der Schweiz mit dem Swiss Beer Award, der alle 2 Jahre stattfindet hier mit einem Veranstalter vom Schweizer Brauereiverband. Ich habe in Österreich gesprochen mit Veranstaltern der Austrian Beer Challenge, also der IG Bier, die ja dort als Verein fungiert wiederum. Und ich habe in Deutschland gesprochen mit einem Veranstalter der Frankfurt International Trophy, die ja auch in Mainz den Womens-Teil machen. Ich habe gesprochen mit Veranstaltern Finest Beer Selection, also Doemens im Hintergrund und mit dem Bayrischen Brauereiverband, der den European Beer Star veranstaltet. Also ich habe die 7, meiner Meinung nach, relevantesten Bierwettbewerbe im deutschsprachigen Raum gefunden. Kam dann aber irgendwann drauf, ja, aber so digitale Transformation, soll ja eigentlich der Kunde im Mittelpunkt stehen, nicht nur Technik oder nicht nur Unternehmen, sondern Kunden. Und habe dann gedacht, die Kunden von den Bierwettbewerben sind ja eigentlich die Brauereien, die was einreichen, und habe dann noch den Schwenk gemacht in meiner Arbeit und gesagt, ich interviewe jetzt auch noch Brauereien. Ich tat mich bei Brauereien komischerweise sehr schwer, ich habe sehr viele Absagen erhalten von Brauereien. Ich habe aber dann doch geschafft, dass ich in der Schweiz noch eine verantwortliche Person von Schützengarten in St. Gallen interviewen konnte, die ja nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland mehrfach Preise gewonnen haben, habe in Österreich Stiegl interviewen können, die ja nicht nur im deutschsprachigen Raum Preise gewinnen. Und habe in Deutschland dann Maisel´s als Interviewpartner gefunden und dort glücklicherweise den Michael König, der nicht nur jetzt für das Einreichen von Bieren zuständig ist bei Wettbewerben, sondern gleichzeitig auch den Maisel Hobbybrauerwettbewerb veranstaltet, also überaus kompetente Personen, ja. Mit denen habe ich dann gesprochen, habe die dann schön interviewt, jedes Interview eine Stunde lang. Habe daraus dann Kategorien der Antworten gebildet, habe sie ausgewertet nach Mayring, falls einer der Zuhörer Interesse dran hat. Und habe dann abgeleitet daraus, was sind denn jetzt die wirklichen Herausforderungen von Bierjurys? Wo stehen wir denn heute in Digitalisierung, wie schaut heute das Geschäftsmodell aus? Und wie könnte man denn jetzt mit einem Ausblick in die Zukunft, dann aus dem St. Gallener Business Navigator und dem Business Model Canvas heraus, neue Geschäftsmodelle oder Geschäftsmodellinnovationen definieren.

Markus: Super spannend auf jeden Fall. Und es ist natürlich, was ich ganz wichtig finde, da kann man jetzt auch wirklich nachvollziehen, dass es sich eben wirklich um einen wissenschaftlichen Ansatz handelt und auch wirklich um einen absolut perfekten Ansatz, die gesamte deutschsprachige Bierjurywelt da so ein bisschen abzubilden und auch zu Wort kommenzulassen. Und man darf auch nicht vergessen, dass viele Wettbewerbe oder dass die meisten Bierwettbewerbe ja doch ein bisschen unterschiedlich sind, also funktionieren ja nicht alle genau nach demselben Modell und auch unterschiedliche Nebenziele haben, sage ich mal. Also wenn man jetzt zum Beispiel den European Beer Star nimmt, das gibt es natürlich noch ein Interesse, weil da gibt es Mitglieder vom Verband zum Beispiel, die ja da auch irgendwie teilnehmen, oder bei Doemens gibt es natürlich Absolventen von der Doemens Brauerschule, die da Biere zum Beispiel einreichen, oder in Frankfurt hat man den Parallelwettbewerb in Dions und die Franzosen, die da irgendwie mitspielen. Also man hat überall noch so Seiteninteressen, die natürlich dann auch eine Rolle spielen, es geht nicht nur um die reine Ökonomie, das ist super spannend. Dann natürlich auch das Thema, wenn ich dann die Jury habe, wie unabhängig ist die, also wie mache ich das, wie stelle ich die zusammen? Also ein riesen komplexes Thema, glaube ich. Und das diskutieren wir auch tatsächlich regelmäßig in den Jurys, weil es ja so ist, dass das jetzt auch nicht so war, dass die Welt angehalten worden ist, irgendjemand hat sich überlegt, wir brauchen einen Bierwettbewerb. Dann hat man einen komplexen Prozess gemacht, sich überlegt, so machen wir den und dann hat man die Welt wieder weiterdrehen lassen und hatte den perfekten Bierwettbewerb, sondern es ist ja einfach so entstanden und von 1, 2 Bierwettbewerben sind dann mittlerweile zig oder vielleicht sogar 100e entstanden. Die Jurys, es gibt keine wirkliche Ausbildung für Bierjuroren, für Beer Judges. Das heißt, das ist auch immer ein Thema auch innerhalb der Jurys, eben zum Beispiel einerseits, wie kriegen wir Nachwuchs? Weil das auch ein großes Thema ist, die Jurys werden immer älter, die Wettbewerbe werden mehr. Das heißt aber auch mehr Juroren, haben aber nahezu keinen richtigen Nachwuchs, zumindest nicht viele. Und der bisherige Weg, wie man den Nachwuchs überhaupt gebildet hat, war ja so, dass die halt an die Tische gekommen sind zu erfahrenen Juroren und dann nach und nach gelernt haben und dann sich das so entwickelt hat. Funktioniert ja auch nicht mehr, wenn die Proportionen nicht mehr passen und so. Also wirklich viele, viele Herausforderungen, die wir tatsächlich auch in den Jurys diskutieren. Die jetzt wenig wahrscheinlich mit deinem Thema zu tun haben, aber es ist insgesamt komplex. Also ja, gerne, wenn du da was auch gefunden hast.

Jürgen: Meine Arbeit ist nicht die Ursache des Problems, aber meine Arbeit kann die Probleme lösen. Und du hast ein ganz wichtiges Thema schon angesprochen, was raus kam, die Brauer haben in den Interviews natürlich auch Anforderungen an die Bierjurys formuliert und eine der wesentlichen Anforderungen war die Qualität der Jurys. Und wenn man mit Brauern spricht, kommt Biersommelier als Teil einer Jury nicht unbedingt gut weg, habe ich zum Beispiel erfahren, die Brauer setzen tatsächlich andere Maßstäbe an. Aber ich könnte mit digitalen Lösungen helfen, die Qualität zu verbessern. Und jetzt springen wir einfach ein bisschen, vorher habe ich methodisches Vorgehen, jetzt springen wir schon ein bisschen zu den Ergebnissen der Arbeit. Ein Ergebnis der Arbeit ist tatsächlich, wie können wir mit Digitalisierung oder digitaler Transformation die Qualität der Jury verbessern. Jedes Jurymitglied füllt ja seinen Bogen aus, ich kann einfach jede Menge Daten, also ich kann jedes einzelne Jurymitglied bewerten, wie es unterwegs ist im Laufe einer Auswertung. Ich kann erkennen, habe ich ein Mitglied, das kontinuierlich 20 Prozent neben dem Durchschnitt des Tisches liegt zum Beispiel und kann dann sagen, hej, sorry, du liegst immer soweit daneben als Einziger, du hast ständig Ausreißer, entweder wir müssen dich jetzt nachschulen mit einer Online-Schulung, die ich wiederum anbieten oder wir müssen dich austauschen dazu. Das könnte ich mit den Daten, die dann erhoben werden zum Beispiel veranlassen und könnte sagen, wer ist das schwarze Schaf an dem Tisch, der hier immer was Komisches macht. Ich könnte Digitalisierung aber schon im Vorfeld einsetzen, ich habe hier 1.000e von Bieren, ich habe hier 100e von Juroren, ich habe hier Juroren aus der ganzen Welt, ich habe Männlein, Weiblein an dem Tisch sitzen, habe Erfahrene, Nichterfahrenere, ich habe Leute in der Jury sitzen, die haben selber ein Bier eingereicht, mach mir doch jetzt mit künstlicher Intelligenz eine Table-Zusammenstellung. Wie kann ich da hingehen, dass ich nicht manuell sagen muss, hej, der Juror A kann nicht mit B und hier muss noch eine Frau sitzen und hier brauchen wir noch einen aus Südamerika und der hat das Bier eingereicht, der darf das dann nicht verkosten, bei dem weiß ich, dass er Weißbier mag? Könnte ich alles über ein Computersystem automatisch auf Knopfdruck generieren lassen, nachdem es einmal mit Daten gefüttert ist. Und so Ansätze halt versucht rauszufinden, die dann helfen, die Arbeit des ganzen Stuffs im Hintergrund, die Juroren sind ja das, was man dann sieht, aber das ganze Stuff im Hintergrund mit der ganzen Vorbereitung da durch digitale Transformation zu optimieren, um zu helfen, dass die Auswertungen nachher viel konkreter, viel genauer sind, das sie vielleicht auch noch fehlerfrei sind. Nichts ist ja schlimmer, wenn ich auf einem Zettel meine Noten aufschreibe und irgendjemand überträgt sie von Hand in den Computer rein, Fehler können passieren. Es kann ein Bier vertauscht werden,. Nichts schlimmer, wenn Brauer A die Bewertung vom Bier kriegt des Brauers B und es vielleicht noch nicht mal merkt und sich nur wundert, was denn das für ein komisches Bier, wie hat denn das geschmeckt. Also hier geht es sehr viel um die Qualität der Auswertung, aber auch wie du es richtig gesagt hast, die Qualität der Juroren.

Markus: Also das finde ich ja ein ganz, ganz spannendes Thema und es gibt diese Probleme tatsächlich absolut. Also ich war erst gerade bei einem Bierwettbewerb, da ist es zum Beispiel so, die machen das so, da sind am Tisch 6, 7 Leute und weil man eben weiß, es gibt diese Ausreißer, nutzen die das sogenannte Winsorizing. Das heißt also, es wird immer die höchste und die niedrigste Wertung am Tisch gestrichen. Was bedeutet, dass ich zum Beispiel relativ sinnlos bei dem Bierwettbewerb bin, weil ich eigentlich immer gestrichen werde. Also ich bin halt mit meinen Meinungen etwas extremer, weil ich auch einfach sage, entweder ein Bier ist richtig gut, dann darf ich auch mal eine richtig gute Note geben oder es ist halt wirklich problembehaftet, dann ist es auch okay, wenn man mal eine tiefe Note gibt, und es gibt halt viele, die pendeln halt immer irgendwie so um den Mittelpunkt rum. Und es ist wirklich für mich immer so ein bisschen so ein Joke, dass ich mir überlege eigentlich, ob ich jetzt da bin oder nicht, ist eigentlich wurscht, aber allein das. Oder zum Beispiel, bei demselben Bierwettbewerb war dann auch die Frage, okay, es gibt halt zum Beispiel Leute, wo man halt weiß, die können nicht unbedingt miteinander oder auch Leute, wo man weiß, okay, die sind halt so und so. Also da ist wirklich allein die Zusammensetzung der verschiedenen Tables und wer mit wem und so, ist eine Philosophie. Und ich glaube, in der Tat wäre da ein computerbasiertes System eine richtig gute Lösung. Auch zum Beispiel, was dieses Nachwuchsthema angeht, um eben dafür zu sorgen, dass wirklich vielleicht besonders erfahrene Leute als Table-Captains dann auch wirklich die Rockies bekommen, um die sie sich dann entsprechend auch kümmern können. Also super interessantes Thema und schon mal für mich ein Ergebnis. Mal ganz konkret bei dem Punkt jetzt, gab es da dann auch eine Rückmeldung von den Wettbewerben, als du denen das Ergebnis irgendwie präsentiert hast zum Beispiel auf diesen Punkt?

Jürgen: Tatsächlich noch nicht. Also ich habe die Interviews geführt, habe jedem dann die Masterarbeit auch mal zukommen lassen, habe auch eine Zusammenfassung als Folie gemacht für jeden. Und es gab dann diverse Menschen, die gesagt haben, hej, ist spannend, ich melde mich dann bei dir wieder. Die sind aber dann alle in die Sommerpause gegangen und vielleicht passiert jetzt im Herbst, wenn dann die Vorbereitung der nächstjährigen Veranstaltung ist, dann ist für mich auch der richtige Zeitpunkt, da noch mal zu sagen, hej, ich melde mich. Oder Michael König, der natürlich auch gesagt hat, hej, ich muss jetzt die Jahreshauptversammlung der Biersommeliers organisieren, sorry, ich habe null Zeit, mich jetzt auch noch um dieses Thema zu kümmern. Aber ich gehe davon aus, dass jetzt auf das nächste Jahr hin der ein oder andere sich vielleicht noch mal meldet. Vielleicht auch, wenn er diesen BierTalk-Podcast hört und sagt, hej, klar, da war ja was, ich frage den Jürgen noch mal.

Markus: Auf jeden Fall, also ich werden den Leuten auch noch mal entsprechende Fragen hinterherschicken, weil ich finde es wirklich wichtig. Und ich finde es toll, dass dann jemand mal mit deiner Expertise da auch rangeht und eben, ja, also die richtigen Fragen stellt und eben auch schon einen Teil der Antworten, zumindest die Richtung vorgeben kann. Was, glaube ich, oft so das Problem ist, das gerade, weil die Bierwettbewerbe halt oft mit wenig Personal ausgestattet sind und dann oft fokussiert sind eben auf das Thema Bier an sich. Aber die Expertise jetzt in Bezug auf Strukturierung oder eben solche Prozesse, die ist da nicht so hoch und das kauft man sich normalerweise auch nicht ein, und da ist es natürlich cool, wenn man da so einen Impuls, so ein Input von außen bekommt. Ja, gibt es denn ein anderes Segment, wo du sagst, da war es auch sehr spannend, da habe ich auch Potenziale entdeckt, die man vielleicht vorher gar nicht so gedacht hätte?

Jürgen: Ja, rund um das Thema digitale Auswertung oder Daten, die man hat. Von den Brauern kam schon auch der Wunsch, wir hätten gerne mehr Daten dazu. Also ich weiß jetzt, Swiss Beer Award liefert noch aus einem chemischen Labor eine Auswertung mit dazu. Daraus lässt sich natürlich super viel spannend machen, super viel digitalisieren. Man hat ein viel breiteres Spektrum an Daten, die sind dann nicht nur subjektiv wie von Biersommeliers, sondern die sind gemessen in einem chemischen Labor, also wirklich objektiv auch noch zu diversen Ausprägungen. Wunsch war natürlich auch noch, ausgefeiltere Analysetechniken, also nicht nur eine Darstellung in so einem Spindiagramm, die es von vielen Jurys mittlerweile gibt, sondern noch viel, viel tiefergehende individuelle Verzahnung. Witzigerweise, auf meine Frage an die Brauer dann, was macht ihr den mit den Daten, war doch oftmals die Antwort, ja, wir nehmen sie zur Kenntnis, wir klopfen uns auf die Schulter, wir feiern, dass wir soundso viele Punkte und soundso einen Platz bekommen haben, aber diese Daten dürfen bloß nicht automatisiert in den Brauprozess mit einfließen. Könnte man ja super machen, wir haben ja jede Menge Daten erhoben von Experten, eine technische Schnittstelle hintendran in das Brauprozesssystem hinein, was ja auch meistens digitalisiert ist. Die Jury stellt fest, das Bier ist zu bitter, zack, könnten wir die Hopfenbeigabe automatisch drüber regeln. Bloß nicht, ein absolutes No Go für alle Brauer. Verstehe ich zu 100 Prozent, die Brauer sind in meinen Augen ein Stück Künstler und ich würde mir als Künstler auch nicht reinfuschen lassen von irgendeinem System in ein Handwerk. Und hier ist es dann natürlich schwierig, so die Erwartungshaltung, ich hätte gern mehr Daten, mache aber gleichzeitig zu wenig aus den Daten. Es gibt viele Brauer, die sagen dann, es ist schön, wenn ich 97 Punkte habe, aber wenn ich zufällig mitkriege, dass die Brauerei nebendran im Dorf 98 Punkte hat, dann werde ich sicher keinem erzählen, dass ich 97 Punkte bekommen habe, weil dann schieße ich mir ja ins eigene Knie, das würde ich ja nie machen. Also behält man viele Sachen, viele Daten, die man hat, für sich und nutzt die auch nicht für eigene Markenzwecke, wo sie ja bestens geeignet wären. Weil beim Wein kennt man das ja, steht vorm Weinregal, hat keine Ahnung, der hat eine Medaille, kaufe ich. Beim Bier könnte man das genauso machen, müsste aber noch viel mehr gepusht werden von den Brauereien selber. Brauereien könnten diese Daten im Vertrieb einsetzen, in der Gastro. Passiert, meine Einschätzung, die ich jetzt in den Interviews wahrgenommen habe, zu selten. Passiert punktuell, aber hat noch unheimlich viel Potenzial. Und würde dann natürlich im Umkehrschluss auch wieder den Bierwettbewerbveranstalter die Perspektive aufzeigen, hej, wenn wir mehr Daten generieren, wenn wir mehr Daten liefern an die Brauereien, wenn die Brauereien mehr mit unserem Wettbewerb und mit ihren Medaillen machen, steigt das Renommee von dem Wettbewerb. Daraufhin reichen wieder mehr Brauereien die Biere ein, ich kann meinen Umsatz steigern, optimalerweise vielleicht mein Geschäftsmodell erweitern, Gewinn steigern, kann wieder mehr Daten produzieren. Und es wäre ein wunderbarer Kreislauf, von dem am Schluss der Konsument des Bieres davon profitieren könnte. Weil er hätte plötzlich, würde er diese Medaillen sehen und eine Transparenz sehen und sagen, hej, das ist ein Wettbewerb, den kenne ich, von de habe ich schon mal irgendwo was gelesen oder gehört, dem vertraue ich, ich kaufe jetzt dieses Bier. Da schließt sich so der Kreis so ein bisschen, aber er schließt sich eben noch nicht, weil es sind noch Lücken dazwischen.

Markus: Das finde ich auch einen ganz spannenden Punkt, also wo wir zum Beispiel auch wieder in den Jurys viel diskutieren, weil, die Frage ist ja die, das eine ist der Wettbewerb, dass ich jetzt zum Beispiel sage, ich habe meine Juroren, die bewerten die Biere und am Ende gewinnt ein Bier Gold, Silber, Bronze, wie auch immer. Und dann kriegt es vielleicht noch ein Spindiagramm oder irgendwas und dann kriegt die Brauerei dieses Feedback. Wo ich einfach auch dann zum Beispiel davon ausgehe, wenn der Juror jetzt sagt, ich habe irgendeinen Bierfehler festgestellt oder irgendein Problem, dann wird es eben rückgemeldet und dann muss der Brauer in der Brauerei aber auch wissen, was er dann damit macht. Und dann gibt es das andere Modell bei anderen Bierwettbewerben, wo man dann zum Beispiel erwartet, dass die Jury sehr viel komplexer und sehr viel mehr Feedback gibt, wo es dann fast schon in eine Richtung an Consulting geht, also wo man dann praktisch sagt, ich habe den Bierfehler festgestellt und dann soll ich jetzt in einem Blindtasting der Brauerei in meinem Feedback-Bogen praktisch schreiben, was sie anders machen kann, um diesen Bierfehler zu vermeiden. Was schwierig ist also einerseits dessen, weil ich kenne ja die Brauerei nicht, ich kenne das Bier nicht, ich kenne die Umstände nicht, wie es entstanden ist und so weiter. Und das andere ist natürlich auch die Frage in meiner Rolle, also man kann mich jetzt ja zum Beispiel auch buchen als Berater für eine Brauerei, die ein Problem hat. Dann werde ich dafür aber auch ordentlich bezahlt und das ist halt ein richtiger Job und ich muss aber auch geradestehen für das, was ich da erzähle. Oder man kann eben sagen, ich bin irgendwo als Juror, wenn wir in der Regel maximal den Aufenthalt und vielleicht die Anreise bezahlt bekommen, aber keinerlei Honorar und bin dann eben auch in so einer Consulting-Position und da geht es wirklich ganz viel hin und her. Und ich muss aber sagen, das, was ich bei dir jetzt raus höre, ist ja eigentlich ein ganz cleverer Mittelweg, also dass man sagt, ich kriege ein Mehr an diesen rein statistischen Daten, wie eben zum Beispiel ein Bier empfunden wird und kann daraus dann auch sehr viel mehr rausziehen, also für die Brauerei ist es ja damit auch wertvoller, aber ich tangiere nicht dieses Consulting-Thema, wo jemand dann ja eigentlich sehr viel mehr wissen muss, um hier wirklich meine Prozesse zu optimieren oder so. Also sowas könnte, glaube ich, ein Mittelweg sein. Weil die Wettbewerbe, die ich so kenne, sind auch in diesem Hin- und Hergerissenen, weil sie ja auch zum Beispiel ihren einreichenden Brauereien Dinge versprechen, also die sagen, du bekommst auch ein Feedback und du hast dann auch was davon. Und oft versprechen sie mehr, als sie am Ende des Tages liefern und das gibt natürlich dann auch wieder Unzufriedenheit. Hast du denn in diesem Spannungsfeld auch vielleicht bei dem ein oder anderen Wettbewerb was mitgenommen oder gehört?

Jürgen: Absolut, absolut. Hier unterscheidet sich für mich ein Hobbybrauerwettbewerb, wie Swiss-Homebrewing-Society-Wettbewerb, ganz klar von einem, ich nenne es jetzt mal kommerziell orientierten Wettbewerb, wie Finest Beer Selection oder European Beer Star. Bei den Hobbybrauern kennt man sich, das ist natürlich ein Verein, wo die Hobbybrauer da sind, die gegenseitig dann zum Teil auch noch ihre Biere bewerten, wo man als Biersommelier eher nicht so gewünscht ist. Swiss Homebrewing Society gibt es schon lange Jahre, das heißt, dort sind auch eher ältere Mitglieder am Tisch und die sehen es wirklich als Unterstützung an für den jeweiligen Brauer, den vielleicht auch noch direkt persönlich kennen und ein Feedback geben zum Bier hin, du könntest das hier besser machen oder du könntest das, jenes besser machen. Weil das ist mehr so eine Plattform zwischen erfahrenen Brauern, die das machen, in einem klar umrissenen Betätigungsfeld, wo man sich halt wirklich öfters Mal begegnet im Leben. Dem hingegen das bei den stark kommerzialisierten Wettbewerben, wie jetzt Frankfurt oder in München, eher drum geht, wirklich eine Bewertung zu haben, um mit dem Ergebnis der Bewertung entweder eine Bestätigung zu bekommen, hej, wir brauen tatsächlich das beste Bier auf dieser Welt und wir sind gut, was absolut unbestritten unheimlich viele Brauer auch sind, und wir haben einen gewissen Vergleich, wo stehen wir denn im Markt mit der Qualität des Bieres. Aber da geht es gar nicht mehr drum, einem Brauer eine Hilfestellung geben zu können, weil das sind große Brauereien, Stiegl, Schützengarten oder Maisel´s, die wissen selber, wenn es schiefgeht, dann merken sie das früher. Dann ist der Hinweis aus einer Bierjury, der vielleicht 6, 8 Wochen nach dem Brauprozess von dieser Charge dann erst kommt, sowieso viel zu spät, also auf Aktuelles kann man nicht eingehen. Man könnte vielleicht ein bisschen herauslesen, wo geht der Trend im Bier hin. Und das war so ein weiteres Thema zum Datenanreichern, wo ich dann die Veranstalter der Bierjurys gefragt habe, ist es für euch ein Thema, zusammenzugehen mit Untapped zum Beispiel? Untapped hat ja eine breite Masse an Bierverkoster, die es auch bewerten, die es auch zum Teil beschreiben, dort sogar nur zum Anklicken. Also man könnte die Daten in strukturierter Form sammeln und wir haben die Daten aus der Bierjury selber, kann man diese Daten zusammenstellen in irgendeiner Form und sie dann auch wiederum den Brauereien zur Verfügung stellen. Oder gibt es ein Geschäftsmodell, dass eine Bierjury, die wirklich ein Renommee hat auf dieser Welt, wie jetzt European Beer Star, seine Daten auch noch verkauft möglicherweise an Untapped und Untapped integriert die in irgendeiner geeigneten Form und sagt, hej, das ist hier empfohlen vom European Beer Star oder sowas. Spannende Ansätze, haben sich alle angehört, aber ich spüre da so eine gewisse Berührungsangst einfach, man hat diese Daten für sich, die sind auch so das geschütztes Eigentum. Klar, das ist Wissen aus den Jurys heraus ist das wertvollste Gut, das so eine Jury besitzt oder so ein Wettbewerb besitzt, das möchte man nicht wildfremden Menschen zu möglichst günstigen Preisen zur Verfügung stellen. Und hier sehe ich so viel Potenzial für die Zukunft, aber ich sehe auch, dass viele Bierwettbewerbe einfach noch nicht so weit sind gedanklich, um sich auf solche Geschäftsmodelle einzulassen.

Markus: Also was ich ganz toll finde ist, dass du mit deiner Arbeit auch einfach mal, wie sagt man so schön, thinking outside the box oder out of the box betreibst. Also zum Beispiel, sowas ist ein ganz toller Ansatz, aber wie du schon sagst, völlig undenkbar, im Moment zumindest, für viele, die da an verantwortlichen Positionen sitzen. Wobei es natürlich völlig richtig ist, weil ja auch ein Bierwettbewerb am Ende des Tages mit der Zeit gehen muss, sonst geht er mit der Zeit, das trifft ja auch auf Bierwettbewerbe zu. Und ich muss auch sagen, es ist jetzt auch so, dass die Letzten langsam anfangen, vom Papier, des Bewährten eben, mit Computern oder mit iPads oder sowas zuzugreifen oder zu wechseln, um einfach auch zum Beispiel eben Fehler auszumerzen, aber auch, um schneller zu sein, um die Daten einfach gleich parat zu haben. Und in der Tat hat es einfach so viele Vorteile, was man letzten Endes damit machen kann. Also ich glaube auch, da hast du einfach viele Ansätze, an die die Leute vielleicht auch gar nicht denken, also auch nicht müssen, es ist ja eben auch vieles neu. Aber ich glaube wirklich, auch zum Beispiel was Wertschöpfung angeht, gibt es da viele Potenziale, die einfach nicht gehoben sind. Und letzten Endes haben ja die Bierwettbewerbe fast alle das Problem, dass es schon auch ein wirtschaftliches Thema ist gerade jetzt, wo die Brauereien insgesamt von der Struktur her einfach wirtschaftlich Schwierigkeiten haben und damit natürlich auch weniger Biere eingereicht werden und dementsprechend auch Bierwettbewerbe ein Finanzierungsthema haben. Hast du denn da so ein bisschen reingehört, wo der Schuh am meisten drückt? Also wollen die Wettbewerbe lieber bessere Jurys oder mehr Biere oder zufriedenere Brauer oder gibt es da so Fokusse, wo man was rausgehört oder wo du zum Beispiel auch gesagt hast, da habe ich Möglichkeiten, denen zu helfen?

Jürgen: Es ist tatsächlich so, die Herausforderungen sind genau die, die du beschrieben hast, die Wettbewerbe spüren eine gewisse Zurückhaltung bei den Brauereien, was die Biere angeht. Früher hat jede Brauerei jedes Bier eingereicht, heute macht die Brauerei eine Selektion, reicht nur noch bestimmte Biere ein in gewissen Kategorien, nicht mehr in allen Kategorien oder zieht sich gerne auch komplett zurück und sagt, ja, Kosten, Nutzen stimmt aus ihrer Sicht eher weniger. Gleichzeitig explodieren die Kosten für die Durchführung von Wettbewerben. Einen Wettbewerb kann ich ja nicht einfach irgendwo veranstalten, sondern ich brauche eine Infrastruktur, ich brauche einen großen Raum. Ich brauche vor allen Dingen Kühlmöglichkeiten in genügend großer Menge. Es müssen Jurys herbeikommen, das ist ein unheimliches großes Problem. Wir sehen ja jetzt, ich glaube, morgen oder übermorgen startet offiziell die Anmeldung für Juroren für Frankfurt, International Trophy. Dort ist aber noch kein einziges Bier angemeldet bisher. Also die sammeln jetzt Juroren in der Hoffnung, dass sie so viele Juroren haben, wie sie nachher dann Biere verkosten und bewerten lassen müssen. Also ein Spagat, den sie machen müssen, arbeitet mit Wartelisten, um das anzufangen. Vielleicht könnte man mit KI schon eine Schätzung treffen, wie ist die Weltlage, wie geht es den Brauereien, wie ist das Wetter im April in Frankfurt und da und da und dort, um dann sagen zu können, hej, wir sind ungefähr da. Vielleicht ein kleiner Schlenker zu meinem Arbeitgeber, zur Schweizerischen Post. Wir haben im Haus ein Personalrestaurant und das Personalrestaurant lebt natürlich davon, dass möglichst nur so viel Essen produziert wird, wie nachher auch verkauft wird und möglichst wenig Lebensmittel dann auch entsorgt werden. Hier sorgt tatsächlich eine künstliche Intelligenz dafür, die schaut, okay, wir haben heute Mittwoch, am Mittwoch ist das Gebäude so ausgelastet, das Wetter ist schön. Wenn das Wetter schön ist, kommen tendenziell weniger zum Essen. Auf der Speisekarte haben wir 4 vegetarische Gerichte, da kommen eher wieder mehr zum Essen, als wenn es viele Fleischgerichte gibt. Die haben so eine Summe an Werten gesammelt über die letzten Jahre hinweg, wo sie dann morgens um 9:00 schon sagen können, hej, sehr wahrscheinlich kommen heute so viele Menschen zum Essen, nehmen dieses Gericht und nehmen dieses Gericht und nehmen dieses Gericht. Und so eine Software könnte man auch nehmen, um so vorherzusagen, hej, so viele Biere werden wahrscheinlich in dieser Kategorie eingereicht werden. Plus/minus ein, zwei, klar, aber so Größenordnungen zu treffen. Dann brauchen wir plus/minus so viele Juroren. Es werden tendenziell ausschließlich Weizenbiere eingereicht, dann brauchen wir wahrscheinlich keinen Juror aus Südamerika, der noch nie ein Weizenbier getrunken hat. Also lässt sicherlich mit KI machen. Und jetzt habe ich den Faden verloren, was war deine Frage? Entschuldigung.

Markus: Das ist gerade egal, weil mir nämlich gerade noch was einfällt, wo ich das gerne Mal weiterführen würde. Nämlich, das würde ja bedeuten, wenn man das jetzt konsequent zu Ende denkt und ich habe eine KI, die das alles auswertet und mit der Auswertung selber wieder lernt, dann könnte ich ja theoretisch sogar so weit gehen, okay, ich habe die Daten für alle Juroren, ich weiß, wie die wo so ungefähr bewerten, ich habe die Daten von allen Brauereien und den Bieren, wie die wo so bewertet worden sind und dann könnte ich ja mehr oder weniger sagen, okay, wenn du jetzt zum Beispiel als Brauerei XY dein Weißbier einreichst und du landest an einem Tisch mit dem und dem und dem Juror, ist die Wahrscheinlichkeit 98 Prozent, dass du da eine Goldmedaille bekommst. Also das ist natürlich schon, also da kann man weit gehen, oder?

Jürgen: Ja, ja, natürlich, natürlich, irgendwann könnte es soweit sein, dass die KI die Biere selbstständig bewertet und es braucht keine menschlichen Juroren mehr. Aber so weit wollen wir natürlich nicht gehen, sondern mir ging es ja jetzt erst mal drum, den Prozess zu unterstützen.

Markus: Auf jeden Fall, nee, also klar. Aber ich wollte das nur, weil das gerade so, während du gesprochen hast, da habe ich das Bild eben weitergedacht. ich finde das wirklich ganz, ganz spannend und eben auch eine echte Herausforderung, da so einen guten Mittelweg zu gehen, aber auch sehr wichtig. Wir waren, glaube ich, bei dem Thema, inwieweit du einfach direkte konkrete Learnings bei Bierwettbewerben irgendwie festgestellt hast beziehungsweise halt Punkte, wo die auch gleich was umsetzen können, vielleicht so Quick-Wins vielleicht auch.

Jürgen: Ja, was ein ganz großes Thema ist, und das ist angestoßen worden durch die Aussagen von Brauereien, die alle gesagt haben, für sie ist es extrem wichtig, der Prozess, wo das Bier bei ihnen abgefüllt wird bis zum Urteil der Jury. Nichts ist schlimmer, als wenn Stiegl das Bier einmal um die Welt schicken muss nach den USA und keine Ahnung hat, liegt es mittlerweile im Container, 4 Wochen in der Sonne, passiert da das, wird es kalt, weil das Flugzeug in der Arktis zwischenlanden muss. Alles, was so ein Bier negativ beeinflussen muss und wo tatsächlich die Brauerei überhaupt keinen Einfluss hat. Also die Brauereien, die schicken dann einen Mensch hin, der hat das Bier in einer Kühlbox dabei und der gibt es dann bei der Jury ab, um sicherzugehen, das ist das Beste. Ein kurzer Werbeblog für die Schweizerische Post, die verschickt seit 175 Jahren Güter, unter anderem eben auch Medikamente in einer Kühlbox drin, also die werden dann tatsächlich unter einer konstanten Temperatur verschickt. Dieses Verfahren wird mittlerweile auch für Wein angeboten auch. Ich arbeite noch dran, dass man es irgendwann vielleicht auch für Biere anbietet, aber ich weiß, das es wahrscheinlich nur eine nerdig kleine Zielgruppe ist, die es tatsächlich haben möchte. Aber ja, e gibt tatsächlich Transportmöglichkeiten mit eine fixen Temperatur, kostet aber wiederum Geld. Und wenn Brauereien aus der Schweiz Dinge nach Deutschland schicken, können die auch mal 1 Woche beim Zoll liegenbleiben oder 2 Wochen irgendwo, also große Herausforderung. Da hat auch die Bierjury wenig Einfluss. Was die Bierjury machen kann, ist natürlich, den Prozess danach extrem zu beschleunigen und da hilft Digitalisierung auch schon. Also in dem Moment, wo eine Brauerei auf der Webseite vom Jurywettbewerb ein Bier anmeldet, und das geht fast auf jedem Wettbewerb schon, wo sie dann online zahlen kann, die Anmeldegebühr. Das geht nicht bei jedem Wettbewerb digital, also es gibt Wettbewerbe, da wird da noch mit Bargeld gedealt hinterher. Zu dem Zeitpunkt wird dieses Bier quasi in einem System schon hinterlegt, das Bier bekommt schon eine Nummer dazu, das ist das Bier 12345 und es werden schon Aufkleber generiert. Und in dem Moment, wo das Bier dann tatsächlich am Wettbewerbsort ankommt, steht dann schon dieser Kleber parat, man muss es nur noch kleben und nach 1 Minute oder 30 Sekunden steht es schon gekühlt, wird fachgerecht gelagert so. Und diese Nummer begleitet das Bier dann im Idealfall durch den kompletten Prozess durch. Diese Biernummer wird dann wiederum durch das System zugewiesen auf einen Tisch, auf einen Jurorentisch, die Bewertung in einem digitalen Gerät, du hast vorher iPads genannt, sind auch einige Jurys ja schon so weit, findet genau auf dieser Nummer statt und die Auswertung findet genau auf dieser Nummer statt. Und mit dieser Nummer hat dann die Brauerei ein Selfservice-Portal, wo sie sich einloggen kann und direkt schon die Daten rausziehen kann. Wo im Idealfall auch schon ein Lizenzmodell hinterlegt ist, hej, super Ergebnis, ich promote das, ich brauche eine Million Goldmedaillen, die ich auf meine Flaschen drucken kann. Lizenzmodell XY wähle ich an, klick, alles gemacht. Und ich kann die Daten auch noch in so einer Form exportieren, dass ich zum Beispiel in mein Brausystem wieder einlesen lassen kann. Und diesen ganzen Prozess zu digitalisieren hilft den Veranstaltern, dafür zu sorgen, dass weniger Fehler passieren, weil es ist null manueller menschlicher Eingriff notwendig und Menschen sind ja tatsächlich dazu da, um auch mal Fehler zu machen. Es hilft, den Prozess extrem zu beschleunigen. Wie gesagt, ich muss nicht eingreifen, in dem Moment, wo die Juroren vom Tisch aufstehen, habe ich quasi als Brauer schon mein Ergebnis zur Verfügung gestellt. Es hilft Kosten zu sparen für den Veranstalter, weil er viel weniger Personal braucht drumherum. Das sind so Ansätze, die gibt es schon, also alles, was ich jetzt beschrieben habe, gibt es schon. Es sind zum Teil eigen geschriebene Systeme, es sind Systeme, die wurden dann übernommen aus der Weinwelt, es sind Systeme, die wurden aus der Filmbewertungsindustrie übernommen dazu, aber es gibt auf jeden Fall keinen Standard dafür. Und wenn man hingehen würde, einen Standard zu schaffen, der für alle gleich ist, würde es noch mal einen riesigen Effizienzgewinn bringen, weil nicht jeder muss das Rad für sich neu erfinden, auch wenn es jetzt vielleicht individuell super sexy ist, wenn es eine blaue Oberfläche hat, das andere eine violette Oberfläche und wenn ich dort noch einen Parameter habe, der nur über diesen Wettbewerb ist. Aber wenn hier ein Zusammengehen der Bierwettbewerbe stattfinden würde, könnte man noch mehr rausholen und hinterher hätten dann die Brauer die Möglichkeit, einen viel größeren Vergleich über die Wettbewerbe zu machen und mit den Daten dann nicht nur von einem Wettbewerb was machen zu können, sondern mit den Daten von 4, 5, 6 Wettbewerben was machen zu können. Es sei jetzt mal dahingestellt, ob es irgendjemand der Beteiligten haben will, aber möglich wäre das heute schon.

Markus: Ja, das klingt schon auch sehr interessant, weil ich damit ja auch also sowohl eine Vergleichbarkeit als auch eine Vereinbarkeit von verschiedenen Bierwettbewerben hinbekomme. Und, ja, also klar, die Frage ist natürlich, ob die das wollen? Weil am Ende des Tages auch das, wenn man konsequent weiterdenkt, lande ich dann ja bei einem einzigen Bierwettbewerb sozusagen.

Jürgen: Ja, deswegen habe ich so kurz gedanklich den Kopf geschüttelt als du Vergleichbarkeit gesagt hast, mir wäre dann eher eine Ergänzung wichtig. Weil die Bierwettbewerbe leben ja einen unterschiedlichen Schwerpunkt. Also Frankfurt kennen wir ja, ich bewerte eher, wie stilgetreu ist dieses Bier. Andere Bierwettbewerbe wie Finest Beer Selection hat natürlich andere Kriterien mit dabei. Also es wäre ergänzend zu sehen und nicht redundant, sondern mit der Summe aus allen Bierwettbewerben heraus bekomme ich das vollständige Bild meines Bieres.

Markus: Das stimmt, ja. Nee, das fände ich auch gut. Und ich fand auch einen anderen Punkt sehr wichtig, den du gesagt hast, wobei ich da glaube, dass es auch Digitalisierungsaspekte gibt, aber das es schwierig ist, nämlich dieses Thema, was passiert zwischen, die Brauerei sendet dieses Bier los und es landet am Jurytisch? Also weil, dazwischen hat man einfach den Versandzeitraum, die Distanz, die Lagerung, die Zwischenlagerung, alles, was so passiert. Und das ist ja in der Tat etwas, was wir gerade in Jurys oft erleben, dass wir halt, gerade natürlich im Sommer, bei Bierwettbewerben ist dann halt die Hälfte aller Lagerbiere oxidiert, weil sie halt in der Zeit lange irgendwo rumgestanden sind oder sonst wie halt Umwelt abgekommen haben, die ihnen nicht gutgetan hat. Und das ist dann natürlich auch ein bisschen schade, weil natürlich für die Brauer, die eigentlich perfekte Biere, sage ich mal, einreichen, dann kriegen sie halt die Rückmeldung, ja, du hast einen krassen Bierfehler und dann ist es natürlich für die auch unbefriedigend. Und vielleicht noch den Punkt, was auch oft passiert, vor allem stelle ich das so bei so mittelgroßen Brauereien fest, dass es so ist, dass der Braumeister zum Beispiel gefragt wird, okay, da ist der Bierwettbewerb XY, welche Biere sollen wir denn einreichen? Und dann sagt der zum Beispiel, naja, unser Pils ist gut und unser Dunkles ist gut, die reichen wir jetzt mal ein. Und dann geht diese Information an die Verwaltung irgendwo und da sitzen dann Mitarbeiter: innen, die dann sagen, okay, also Pils sollen wir einreichen, ein Dunkles sollen wir einreichen und dann schauen die halt, was bei ihnen im Regal so rumsteht und greifen dann die nächsten Flaschen Pils und Dunkles, die da rumstehen. Und das sind dann halt Flaschen, die seit einem Jahr da irgendwo im Regal bei Sonnenlicht vor sich hingammeln und die landen dann beim Wettbewerb und natürlich kommt dann die Rückmeldung, dass es kein gutes Bier war. Und der Braumeister fällt vom Glauben ab, weil er sagt, perfektes Bier, der Chef genauso und dann liegt der Fehler eben dazwischen. Ich glaube, das sind auch Punkte, wo man halt mit Digitalisierung auch ansetzen könnte, auch in der Ecke wahrscheinlich was zu tun irgendwo, oder?

Jürgen: Du hast es aber richtig gesagt, das ist eher ein Problem von kleineren oder mittleren Brauereien. Ich glaube, bei den großen Brauereien ist dieser Prozess, welches Bier reiche ich wo ein, schon so standardisiert, dass solche Sachen nicht mehr vorkommen sollten. Kann immer mal passieren, aber, ich glaube, on Gro sind da die großen Brauereien sich dessen bewusst, wie wichtig es ist, dass sie ein Bier einreichen, das auch ihren eigenen Qualitätsansprüchen genügend für den Moment und vertrauen dann auch drauf, dass sie bei der Bierjury zurecht auch drauf vertrauen und können drauf vertrauen, dass es bei der Bierjury optimal gelagert wird und optimal aufbereitet wird und optimal serviert wird.

Markus: Ja, also insgesamt wirklich eine ganz spannende Geschichte und auch eine Diskussion, die du, glaube ich, eher anstößt als abschließt. Viele Fragen, die da aufgehen, aber auch Anforderungen, Herausforderungen, gerade bei den größeren Bierwettbewerben, sich nicht auszuruhen. Also da haben wir jetzt zum Beispiel beim European Beer Star, war ja jetzt so eine Art Restart, der meiner Meinung nach dem Bierwettbewerb auch sehr gut getan hat. Und ich glaube, sowas ist insgesamt wichtig, gerade auch jetzt mit den Themen wie Digitalisierung oder sowas, eben zu gucken, sich immer wieder neu zu erfinden und auf die immer schneller wandelnde Realität, irgendwie darauf zu reagieren, um entsprechend da was zu tun. Gibt es noch irgendwas, was wir vergessen haben, wo du sagst, das wären noch ganz wichtige Take-aways oder Ergebnisse oder was Spannendes, was bei dir noch raus kam?

Jürgen: Ja, das ist ein Thema, was wir vielleicht am Anfang schon angesprochen hatten, was macht denn die Brauerei nachher mit den Daten. Das ist so ein Thema, wo ich spüre, die Brauer selber sind im Kopf nicht bereit, mit den Daten mehr zu machen. Die nehmen sie gern zur Kenntnis und es wird dann auch zurecht das Ergebnis gefeiert. Finde ich auch wichtig, tue Gutes und rede drüber. Und dieses rede drüber, da hat es, meine Meinung, noch viel Potenzial. Ich weiß von Brauereien, mit denen ich gesprochen habe, dass es für sie ein wichtiges Marketinginstrument ist, wenn sie in die Gastroszene gehen und dort Biere versuchen, an den Zapfhahn zu bekommen und dort finde ich es auch schon mal richtig. Aber es müsste meiner Meinung nach eben weitergehen, dass mit den Daten auch etwas gemacht wird, was nachher beim Bierkonsumenten, beim Trinker, beim Endkunden ankommt. Also das es wieder so ein B2B-to-C-durchgehender Prozess ist und um eben den Verbrauchern klarzumachen, hej, sie haben wirklich ein gutes Bier vor sich, ein ausgezeichnetes Bier und wo sie gern auch bereit sind, hier in der Schweiz noch einen Franken mehr zu bezahlen oder noch ein zweites zu trinken, weil das wiederum dann positiven Einfluss auf die Brauereien hat. Und deswegen versuchen wir, diesen Kreislauf hier am Leben zu erhalten und mit all den Menschen, die als Juror tätig sind und da Herzblut reinstecken, sind wir bestrebt dabei, das Bier noch bekannter zu machen und die guten Biere zurecht auch weiter zu fördern. Und da könnten die Daten viel helfen, im Sinne von, wir machen jetzt noch eine Promotionaktion mit den Daten. Und dann müsste einerseits die Bierjury selber dafür sorgen, dass sie bekannter werden, indem sie vielleicht auch mehr Vermarktungsfläche anbieten für andere Unternehmen, die im Umfeld tätig sind, aber auch die Brauereien, die einfach noch mehr mit ihren positiven Ergebnissen machen können.

Markus: Ja und spannend wird es ja auch, wenn man überlegt, wir könnten ja Daten eben, wie du schon vorgeschlagen hast, verknüpfen. Also jetzt mal banal gesagt, zum Beispiel, man hat eine große Kette von Getränkemärkten und hat deren Angebot, das ja oft schon digital angepriesen wird, mit digitalen Preisschildern und so weiter und könnte da dann zum Beispiel parallel mit reinspielen, die Ergebnisse von Bierwettbewerben und die prämierten Biere entsprechend hervorheben oder so oder am Ende vielleicht sogar eine eigene App oder eine eigene Ergebnisseite der Bierwettbewerbe da miteinfließen lassen, also ein unglaublich weites Feld. Wobei ich glaube, dass du da auch polarisierst, weil viele, glaube ich, auch ein bisschen Angst dann haben vor dem, was dann dabei rauskommt, weil es ja Aufgaben sind und Herausforderungen und eben auch Ergebnisse, die dann vielleicht auch transparent werden. Also solche Dinge, da musst du wahrscheinlich aufpassen, da wird es die einen geben, die dich feiern und die anderen, die dich jagen. Aber willst du denn an dem Thema dranbleiben, hast du dir da überlegt, damit mehr zu machen?

Jürgen: Also was ich sehe ist, wenn ich mal im süddeutschen Raum oder südwestdeutschen Raum unterwegs bin, wo, jetzt habe ich gerade den Namen vergessen, der Brauerei, die hier in Bad Säckingen im Wald ist, die grandiose Biere braut, die auch viele Medaillen gewinnt, die pflastert Plakatwände damit, welche Preise sie gewonnen haben und zwar von hier Freiburg bis zur Bodenseeregion sieht man die immer wieder. Jetzt fällt mir der Name nicht ein, ich reiche ihn nach, wenn er mir dann gleich einfällt. Und die nutzen das zum Beispiel schon als Marketinginstrument und das ist super. Was ich jetzt noch damit mache, also jetzt so, wir sind ja hier unter uns, wenn jetzt so eine Brauerei oder eine Bierjury zu mir käme und sagt, hej, das gefällt mir, lass uns mal drüber reden und vielleicht können wir eine Stelle für dich generieren dazu, dass du uns da weiterhilfst, wäre ich nicht abgeneigt, mir das mal anzuhören, würde ich sagen. So und sonst bin ich jetzt mit dir in Kontakt getreten, um so die Ergebnisse publik zu machen. Ich habe noch 2, 3 andere Ideen, um das so ein bisschen publik zu machen, die folgen dann und dann sehen wir weiter, ob sich was draus ergibt. Was es mir persönlich jetzt gebracht hat, die Maßnahme, ist natürlich auch, ich habe jetzt Kontakt zu vielen Bierjurys geknüpft in der Hoffnung, das in der einen oder anderen zukünftig einsetzen kann, Swiss Beer Award oder Austrian Beer Challenge jetzt mal genannt oder vielleicht sogar irgendwann Mal European Beer Star oder Finest Beer Selection, das ist so mein persönlicher Nutzen davon.

Markus: Ja, also da kann ich dir nur die Daumen drücken und werde dich auch dabei unterstützen auf jeden Fall, also kein Thema und ich freue mich auch, wenn wir uns wiedersehen in Frankfurt zum Beispiel. Und, ja, also wirklich für mich auch viele Ansatzpunkte, wo ich auch jetzt noch mal intensiver drüber nachdenken werde. Also wir machen ja schon viel mit diesem Thema KI, aber auf den Bierwettbewerb das zu übertragen, daran habe ich noch nicht so viel gedacht und du hast aber völlig Recht, das ist tatsächlich eine unglaubliche Ressource, also glaube ich, einfach ein Schatz, den man heben kann. Und ich erlebe es halt bisher nur so, dass es eher so ein bisschen Angst gibt. Also zum Beispiel auch in Jurys, wo wir halt als Juroren manchmal sagen, naja, wenn wir jetzt zum Beispiel da total gläsern werden und zum Beispiel verglichen wird, bin ich immer drüber oder drunter oder so, da kann es ja viele Gründe dafür geben. Also es kann der Grund sein, dass ich keine Ahnung habe, aber es kann halt auch einfach sein, dass ich vielleicht meinungsstärker bin oder dass ich einen Tisch erwischt habe, wo halt vielleicht andere sitzen, die nicht so viel Ahnung haben. Aber, ich glaube, da ist wieder der Punkt, wenn man das über eine längere Zeit sieht, dann nivellieren sich Dinge ja auch. Und ich glaube, da muss man einfach den Leuten dann auch vertrauen, die mit diesen Daten umgehen, dass sie das auf eine sensible Art und Weise irgendwie tun, mit dem Ergebnis und dich nicht sofort rausschmeißen, wenn du einmal irgendwie danebengelegen bist. Also ist viel, ja.

Jürgen: Was bei Digitalisierungsthemen ganz wichtig ist, die Diskussion für mich ist leider oftmals eine schwarz-weiß Diskussion. Beispiel Homeoffice, kennt jeder, das Thema, es wird immer nur diskutiert, gehe ich 5 Tage die Woche ins Büro oder bin ich 5 Tage die Woche zuhause. das es Graustufen dazwischen gibt, vergisst man. Und das ist für mich herausgekommen bei den Gesprächen mit den Veranstaltern der Bierwettbewerbe, in diesem Digitalisierungsprozess steht jeder Wettbewerb an einem ganz anderen Schritt. Ich habe welche, dort ist fast 100 Prozent Papier, bis zu welchen, die sind schon bei 100 Prozent digital. Und für mich schwebt da jetzt nicht ein Bedenk vor, wir stellen jetzt Bierwettbewerbe komplett auf den Kopf, sondern für mich ist es eine Evolution, es ist keine Revolution sondern eine Evolution. Und in dieser Evolution ist ganz wichtig, dass ich nicht nur die Mitarbeitende vom Veranstalter mitnehme, sondern auch die Juroren mitnehme und da führe ich eins nach dem anderen ein. Und dadurch, dass Wettbewerbe breiter aufgestellt sind, was Digitalisierung und die Juroren ja meistens auch nicht nur auf einen Wettbewerb fixiert sind, sondern mehrfach, erleben sie das halt, es gibt auch noch eine andere Welt, es gibt auch noch eine Papierwelt, die hat Vorteile und es gibt eine digitale Welt, die hat Vorteile. Aber ich gedulde mich dran, ich fühle mich in beiden Welten sicher und zuhause, schlussendlich geht es um meine Kompetenz. Und deswegen ist es so wichtig, du darfst niemand überfordern bei diesem Prozess. Also wenn jetzt ein Wettbewerb, der gestern auf Papier war, heute komplett digital wäre, würde wahrscheinlich das Ergebnis verfälscht werden und du würdest die Hälfte der Juroren verlieren, aus welchen Gründen auch immer, weil sie eben, wie du es beschrieben hast, vielleicht Angst davor haben. Viele Veranstalter hatten zugegeben, dass sie am Anfang bei der Einführung der Digitalisierung höchste Bedenken gehabt haben, hej, was passiert denn, wenn plötzlich hier das WLan ausfällt, dann habe ich jetzt nichts mehr. Und die, glaube ich, auch bei der zweiten Ausgabe immer noch in der Hinterhand gedruckte Formulare hatten. Und jetzt die Sicherheit haben, hej, es hat jetzt einmal, zweimal, dreimal fünf Jahre lang geklappt, ich drucke jetzt einfach nichts mehr aus, weil das klappt ja immer so. Und du musst, und das ist wichtig bei der digitalen Transformation, nicht nur eine Technik ändern, sondern du musst die Menschen mitnehmen und begleiten und das, was es so Neudeutsch heißt Useradaptation lautet, die mitnehmen. Und dann ist dieser Change für mich kein größeres Problem. Natürlich wirst du nicht 100 Prozent der Menschen mitnehmen, aber du wirst einen Großteil mitnehmen, ein Großteil wird sich wohlfühlen, ein Großteil sieht den Mehrwert davon und du hast immer mindestens gleichbleibende, wenn nicht sogar bessere Ergebnisse raus.

Markus: Also dem kann ich auch nur bestimmen, ja, aus meiner Erfahrung heraus. Weil letzten Endes habe ich jetzt bei einigen Bierwettbewerben genauso diese Transformation miterlebt und auch diese Situationen miterlebt, dass dann eben zum Beispiel ausgerechnet beim ersten Mal dann am ersten Tag das WLan natürlich ausfällt oder so oder dass dann deine ersten 5 Bierbewertungen einfach mal weg sind oder solche Dinge passieren halt einfach, aber das gehört dann einfach zu den Learnings auch dazu, dass man dann halt daraus lernt und weiterkommt. Und mittlerweile muss ich auch sagen, ich schätze das schon sehr, man muss sich natürlich umstellen. Also ganz banales Beispiel ist, dass wir halt beim European Beer Star, nur so als Beispiel, war das halt mal so, dass an halt die ersten 10 Biere alle auf einmal bekommt und dann hat man halt ein paar Bierbogen und kann die alle bewerten und hat die halt alle gleichzeitig dastehen. Das heißt, ich habe die zur selben Zeit, ich kann mir die anschauen, habe dieselbe Temperatur und kann das halt schön vergleichen. Und mit der Umstellung auf digital war dann die Idee, okay, du kriegst immer ein Bier nach dem anderen. Das heißt, du hast dann eben nicht mehr die vergleichende Bewertung, sondern musst eben jedes Bier nacheinander machen. Und selbst, wenn du die dann nacheinander stehen lässt, kommt das eine halt eine halbe Stunde vor dem Letzten und steht in dieser Zeit natürlich rum. Und da muss man als Juror sich einfach ein bisschen adaptieren und muss sagen, okay, also einerseits kann ich meine Bewertungen dann entsprechend eben auch umstellen, kann ich mich dem Ganzen nähern. Und kann ich vielleicht auch dem Rechnung tragen, dass ich einfach weiß, okay, dieses Bier ist jetzt halt wärmer und hat jetzt diese Geschichte hier an meinem Tisch schon, deswegen kann ich es nicht direkt eins zu eins vergleichen, trotzdem bin ich mit meiner Erfahrungen in der Lage, durchaus hier noch seriöse Aussagen treffen zu können. Und das geht dann schon auch. Also ich finde auch, es ist wichtig jetzt, überall da, wo das jetzt schon eingefahren ist, läuft es auch gut. Und wie du sagst, es geht schneller, es geht geschmeidiger, es ist wirklich so, wir stehen vom Tisch auf und im Grunde ist das Ergebnis da. Das ist viel, viel geschmeidiger und letzten Endes auch für die Veranstalter geschmeidiger, also insofern ein wichtiges und spannendes Thema. Also ich danke dir ganz, ganz herzlich, also dass du erst mal überhaupt diese Arbeit machst. Irgendjemand musste da ja mal ran und dieser Blick von außen ist einfach so wichtig. Also ich kann es so vergleichen, wir haben in der belgischen Bierwelt so einen Fall, da gab es den Raf Meert, der als völlig fachfremder Mensch, Architekt ist er, glaube ich, von seiner Grundausbildung her, sich diesem Thema Bier gewidmet hat und ein ganz dickes Buch zum Thema Lambic geschrieben hat. Und wo er halt auch jemand, der eben nicht in dieser Klischeebierwelt zuhause ist und diesem belgischen Lambic-Zirkel aufgewachsen ist und all die Mythen und was es da so alles gibt, kennt, der hat ganz schön aufgemischt, weil er halt mit vielen Sachen aufgeräumt hat und eben auch Dinge anders gedacht hat und Zusammenhänge anders gesehen hat und Einflüsse anders beurteilt hat und so, das ist total spannend. Und so sehe ich das hier auch, wenn mal jemand eben sagt, okay, ich komme erst mal aus diesem Bereich der Digitalisierung, ich habe da einen Prozess hinter mir, habe auch entsprechende Erfahrungen, bin ein Bierfreund, also der Sache natürlich grundsätzlich positiv entgegen, aber habe eben nicht dieses totale Inside-Thema, dass ich eben völlig in meiner Erlebniswelt Bierwettbewerb gefangen bin, sondern ich kann von außen darangehen und das finde ich ganz toll. Und jetzt allein schon in unserer Stunde sind für mich ganz viele Anregungen aufgegangen, wo ich auch selber mal drüber nachdenken werde. Und da freue ich mich, also wir werden dran bleiben und wenn du da dann den nächsten Schritt weitergehst, da müssen wir auf jeden Fall uns wieder unterhalten. Also an der Stelle schon mal vielen Dank und, ja, alles Gute, toi, toi, toi, dass das weiter gut voranschreitet. Können denn Hörer: innen, die da jetzt Interesse dran haben, irgendwie mit dir in Kontakt treten?

Jürgen: Sehr gerne, sehr gerne, ich sage kurz meine E-Mail-Adresse und dann kann sich jeder, der Fragen hat, bei mir melden. Ich kann auch eine Zusammenfassung meiner Masterarbeit dann verteilen, das ist okay, ohne dass jetzt die Aussagen auf einzelne Brauereien gemünzt sind, was ich jetzt versucht habe, eben auch zu vermeiden, einfach schreiben an mail@juergen-kuebler.com. Oder vielleicht sogar dir schreiben, du bist bekannter bei den Zuhörern und wenn du es mir weiterleitest einfach per E-Mail, ist perfekt für mich, ich melde mich dann und verspreche, dass ich auf alle Anfragen, die kommen, versuche, so kompetent und ausführlich zu antworten, wie es mir möglich ist.

Markus: Wunderbar! Also ich werde es auch noch mal in die Shownotes schreiben und natürlich alles weiterleiten und freue mich schon auf die regen Mails, die dann vielleicht kommen und, ja, freue mich auch auf unserer nächstes Treffen. Bis dahin auf jeden Fall dir eine schöne Zeit und heute noch einen wunderschönen weiteren Tag.

Jürgen: Wunderbar! Vielen Dank für die Plattform, die ich bekommen habe. Ich freue mich, auch das Ergebnis zu hören und hoffe, dass alle genauso viel Spaß beim Zuhören haben wie ich jetzt beim Erzählen hatte. Ich hoffe mal, die Begeisterung für die Themenkombination hat euch ein bisschen mitgenommen. Danke dir noch mal, Markus und auch dir noch einen tollen Abend.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk English 36 – Interview with Bjarni Kristófer Kristjánsson and Zophonías Jónsson from Bjórsetur Íslands, Iceland

In this episode, we take you on an adventure far north—beyond Norway, all the way to Iceland! Host Markus Raupach sits down with two fascinating guests: Bjarni Kristjánsson, a professor at Hólar University and founder of the Icelandic Beer Centre, and Zophonías Jónsson, a molecular biologist and brewing enthusiast.

Together, they unravel the unique history of Icelandic beer—from Viking-age brewing to the surprising effects of prohibition that lasted until 1989. We dive into Iceland’s vibrant modern beer scene, the rise of microbreweries, and the impact of climate change on local barley production. Plus, we explore how a love for beer sparked a brewing revolution on this remote island!

Recorded at the Farmhouse Beer Festival in Norway, this conversation is packed with history, humor, and insider insights into the world of Nordic brewing. Whether you’re a beer lover, a history buff, or just curious about Iceland’s liquid gold, this episode is for you…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus Raupach: Hello, and welcome to another episode of our podcast, BierTalk. Today I’m far in the north, in Norway, but I meet people that come from even further north, from Iceland, two new friends of mine: Bjarni and Zophonías. They are friends; they have a lot to do with the Icelandic beer history and we are all curious to hear what they have to say. So maybe you introduce yourselves a little bit to our listeners?

Bjarni Kristjánsson: I’m Bjarni Kristjánsson, I’m a professor at Hólar University in the north of Iceland. There I founded a place called Bjórsetur Íslands, or Icelandic Beer Centre. There we do basically everything related to beer, because beer is here and there the reason for our existence, as you know. So we brew and we have beer courses, beer introductions and our Beer Festival. So that’s what I do with beer.

Zophonías Jónsson: Yes, I’m Zophonías Jónsson, I’m another professor, in molecular biology at the University of Iceland in Reykjavik. I got into brewing through my work on yeast genetics. We started collaborating on completely different things and you sort of dragged me into the beer scene in the north. So I help him out in the brewery. Besides, of course, we also have our own course in Iceland on brewing, a two weeks‘ course, and a course on applied microbiology. We do have a brewing exercise. It’s a very popular course.

Markus Raupach: Are people regularly taking part in the courses?

Zophonías Jónsson: Yes, it’s annually.

Markus Raupach: Okay. So you produce new brewers of Iceland?

Bjarni Kristjánsson: Yes.

Zophonías Jónsson: Yes. Not very many but at least three other people. From the first three years we taught that course, one student per year became a brewer.

Markus Raupach: Wow! Very nice. So, Bjarni, maybe a little first introduction into the Icelandic beer world, for the German people. So as far as I know, beer was not so common in Iceland until maybe 40 years ago, something like that? So could you take us with you in the more Icelandic beer history?

Bjarni Kristjánsson: Yes. I mean, Iceland of course has a history of beers and brewing from the settlement in the year of 900 when the Vikings came. And they were probably brewing similar beers as we’ve been tasting here in Norway. These raw beers, you know, and so on. But then we had the little Ice Age and you couldn’t grow corn in Iceland. So it was only the really rich that kept brewing. This went on up until the 19th century. But then in the early 20th century we got the prohibition, so all alcohol was banned. The prohibition ended maybe 20, 30 years after it started. But they didn’t allow beer. They thought it  so there were actually three reasons why they didn’t allow beer. The first reason was taxation. So you get lower money per litre of beer than you get for a litre of vodka. Secondly was because of the Good Templars, the people who were fighting against drinking, they were very strong in Iceland, and they had to have something. And thirdly, because we were a Danish colony, we connected the beer very strongly with the Danes. So beer was banned until 1989. There had been brewing in Iceland before that, because we had an American military base, so Icelandic brewers were actually brewing beer for them, but they could not be sold in Iceland. So in 1989, 1 March was Beer Day in Iceland. It’s still celebrated. The Beer Day, when beer was allowed to come. A friend of mine had slept outside the alcohol store to be the first person to buy beer in Iceland. Then there were two main breweries that kind of kept going, Viking and Egils are the names of these guys. They are the biggest breweries in Iceland today. But it was similar as throughout the world. We got this kind of American beer revolution coming in in around 2007 to 2010. Since then it’s just been a quite quick growth in microbreweries in Iceland and we have about 25 to 30 microbreweries now, that are a mixture of being phantom breweries or having their own equipment. Our brewery is one of the oldest. We were founded in 2007.

Markus Raupach: Can you still remember your first beer?

Bjarni Kristjánsson: Oh, yes. Yes, yes, yes. Of course, I didn’t like beer when I started drinking, so I drank something else. But it was a very hot summer day, downtown, my home town, Habnagurud I was working for the municipality. We had been fixing water pipes for a restaurant, and they gave us beer, ice cold Viking beer. And I loved it.

Markus Raupach: So some love started for the whole of your life?

Bjarni Kristjánsson: Oh, yes. Oh, yes.

Markus Raupach: And what about you?

Zophonías Jónsson: Yes, I actually did a cultural gran about 13 and I went to Eastern Germany and Pionierlagers. I stopped over with a friend of mine who was half Faroese and his grandmother gave us, the children, two burgerand zolte. I still remember that, as it goes to the Danish culture of beer drinking. She did nothing that was anything abnormal.

Markus Raupach: Then the idea of a brewery started in you first, or you first, I don’t know?

Bjarni Kristjánsson: No, actually, I think in neither of us. So I founded this Icelandic Beer Centre based on drinking beer. That’s more on it. So I realised, I mean, at that time we were getting all these different types of beer into Iceland. So I was tasting these different types: like this is fantastic to taste beer here. Beer is fantastic. It’s so diverse. You can drink, you know, no two beers are the same, almost. So I said, okay, this is something that all people need to experience. So I said to my colleagues at the university, should we create a beer club? So I created this beer club; I went and I bought  I started by buying two bottles of beer, and there were two bottles of each type, and I invited people just to taste. The people were also happy after drinking all this beer and also this diversity that they all agreed to start this beer club. So I went out and I bought five boxes of five different types of beer. They went very rapidly. We’d got a small apartment that we were sitting in and I just kept buying beer and people kept drinking it, and it was like mail order, you could call it. People just signed up and once a month I would charge them for the beer. This was in 2007. In 2010 our friend Broty, he was a very keen amateur brewer and we said, well, we have a little bit of money. Why don’t we just create a brewery, a little brewery? He was really very interested in everything related to beer, also what does it take to become a professional brewer? So in 2010 we started our brewery. We bought a Braumeister 50 and we were brewing in plastic buckets. Then Broty, he changed his interest maybe  what do you think it was, eight years ago, something like that? Then I took over the brewing, and I don’t know anything about brewing, so I got some professionals like Zophonías, to come and help me.

Markus Raupach: So you came in? Or had you been before?

Zophonías Jónsson: I had been there before. I had been helping, collaborating on other things, you know, we do research on fish. I’d been there quite a bit before and I besides, I actually had gone and taken a course with Broty, so he offered weekend courses on brewing in the brewery. We went in and brewed some good beer. I kept coming back, so that’s it.

Markus Raupach: You were brewing in Reykjavik, weren’t you?

Zophonías Jónsson: I was brewing in Reykjavik, yes. I had been brewing  actually, I did my first all grain when I was doing my PhD in Switzerland, in the laboratory. At that time I was still allowed. It turned out quite all right.

Markus Raupach: The brewery is still existent?

Bjarni Kristjánsson: Yes. So, I mean, it’s all voluntary based and it’s all kind of  it’s a hobby. It’s not a professional brewery, but we have the smallest, little brewery and other the smallest little brewery in Iceland. So we were producing about 300 litres to 500 litres a year. But last year we decided to expand a little, so we bought a 300 litre fermenter. So we are producing  this year we produced over 1500 litres and we can can them. So we are starting to sell it a little bit to bars in Reykjavik, in our district.

Markus Raupach: What is the name of the brewery?

Bjarni Kristjánsson: It’s Bjórsetur Íslands. It’s the same  Icelandic Beer Centre. The house where we brew in, the Brauerei, we call Hyrtahús. Hyrtahús is the old word in Icelandic for “brewery”. It means basically “house” with “eat”. I think it’s still going strong. We can only see upwards movement.

Zophonías Jónsson: Stronger and stronger.

Markus Raupach: So the Icelandic people like beer now?

Bjarni Kristjánsson: Yes. I mean, Icelandic people always liked beer. But, of course, when it was banned, you know, there was some smuggling of beer and all other. But at that time Icelandic people of course drank a lot of vodka, strong alcohol, so they focused a lot on strong beers like Elephant, or something like that.

Zophonías Jónsson: There’s actually an interesting story, you know, in the years leading up to 1989, when beer was allowed. You could always buy light beer in Iceland, so 2.5 percent. That was deemed alcohol-free beer. Then people figured out that actually, if you mixed it with some schnapps or vodka or whisky, you would end up with something more similar to beer. Then the bars kept developing this and they added some extras. They actually made something that was somewhat close to a beer. You could buy it off the tap in the bar. And of course our Templars are not happy with that. So after this had been going on for a few years and actually this fake beer became very popular, a law was passed that you had to mix all cocktails in front of the customer. People figured out ways to do that so that they’d even taste like beer, and people saw how ridiculous it was not to allow just full-strength beer.

Markus Raupach: A crazy story.

Zophonías Jónsson: Yes.

Markus Raupach: Yesterday you also told me about the Spanish wine. I think that was also an interesting story. Maybe you can explain that also a little bit?

Zophonías Jónsson: Why alcohol was allowed. Can I ask, Bjarni, you take it.

Bjarni Kristjánsson: Yes, so the reason why the prohibition ended in Iceland was because we were exporting salted cod, bacalao, to Spain. Then the Spanish government basically said, okay, we will not buy your fish unless you buy wine from us. So the Icelandic government started this governmental alcohol storeroom, they started importing red wine, white wine and some stronger alcohol, and the story is that they were actually mixing it together and would just sell Spanish wine. At that time, so all through the prohibition, people were making their own moonshine, or beer or something like that. So it was basically we had a saying in Icelandic that “something looks Spanish to me”  it looks strange to me. But that was if somebody was drunk in the street, you say, he looks Spanish to me, because he must have been drinking Spanish wine, because that was the only thing that was allowed. But Icelanders have had a very bad drinking culture, maybe as a lot of the Nordic countries have. So we work a lot, or people used to work a lot in the small towns, working in fish factories, farming. And then would just get drunk on weekends, work all the week, long working hours, get drunk on the weekend. So as I say they would buy one bottle of vodka for Friday, one bottle of vodka for Saturday and then they’d have a hangover on Sunday and they just kept going. Just after the beer was allowed, people would keep buying two bottles of vodka. They would just buy four six-packs of beer. So, you know, the idea was, it was actually not getting better, but it has changed enormously in Iceland. So we have gone away from like teenage drinking. People are of course drinking beer more regularly throughout the week but excess drinking has gone down extremely, so beer has actually done a lot of good for the drinking culture of the nation.

Markus Raupach: Did the work of the people also change? Is it not any more so much in the fishing industry, maybe more IT-related things and things like that?

Zophonías Jónsson: Yes, and fisheries are not as large a proportion as it was. I mean, it was more than half of the economy. There are other things now.

Bjarni Kristjánsson: Yes. And the work has changed, for sure.

Zophonías Jónsson: It’s also much more automated.

Markus Raupach: If we see Iceland, we see always the whole island, and if you look closer to a map, you see the big capital, Reykjavik, but also the other cities. So maybe you can take us a little bit through the island. Are the settlements more or less around the coast? Are there bigger, smaller ones? Where are the breweries mostly, and how does that look?

Zophonías Jónsson: That’s an interesting question about the breweries. The settlements are the towns, villages, around the coast. Of course, more than half of the population lives in the Reykjavik area in the south. But the largest brewery, actually Viking, is in  well, the third largest town in Iceland, but the second largest is basically part of Reykjavik, so it is the second largest town in Akureyri in the north. So that’s where the largest brewery is, and the second largest is in Reykjavik, Caves. Those two, of course, they are responsible for most of the production. Then the other small  the microbreweries, are spotted around the villages. It’s sort of every village must have their own brewery now.

Bjarni Kristjánsson: I think it’s almost.

Zophonías Jónsson: Almost. Otherwise, it’s not a proper village. Some of them are extremely small.

Markus Raupach: So that means for tourists, who can really do a beer tour round the island?

Zophonías Jónsson: Absolutely. There is a beer map of Iceland, sponsored by  what do we call our association in English?

Bjarni Kristjánsson: Yes, the Association of Microbrewers in Iceland. There are about 25 companies. They have published this beer map and you can collect stamps, and you can make it a collective item to taste beers all around Iceland.

Markus Raupach: This beer map, I buy it when I’m there or I can download it?

Zophonías Jónsson: You get it free.

Bjarni Kristjánsson: You can get it for free in a microbrewery.

Zophonías Jónsson: Microbrewers will have this map, you can pick it up and then you just trail the road and you get the stamp.

Markus Raupach: What types of beer will I get normally?

Zophonías Jónsson: Microbreweries, they read the same literature, they have the same recipes, so people brew  of course, the big breweries focus on light lagers, right? German-type beer. The microbreweries are experimental. You won’t know from day to day what you’ll get there.

Bjarni Kristjánsson: Both of the big breweries have gone into this microbrewery business.

Zophonías Jónsson: That’s true.

Bjarni Kristjánsson: So Viking, the biggest brewery, produce about, I think, 6 m L to 9 m L a year. They have a phantom company called Einstök. People might know that beer, because it’s exported quite widely. So Einstök is their kind of a microbrewery type of thing. Then Egil is the other big brewery. I think they produce 4 m L to 5 m L, or something. They have something called Borg Brewery, and that’s been very, very successful in developing stouts and all kinds of good microbrewery beers. But they also have their marketing of the strong company.

Zophonías Jónsson: It’s actually a nice concept for a big brewery to have an in-house microbrewery for the brewers to actually let their creativity shine.

Bjarni Kristjánsson: The beer market is a tough market, in the world in general. The big breweries are tough. That’s the same in Iceland. So it has been very hard for  or more specifically very hard for the microbrewers to get into the bar to sell their products. A friend of ours actually founded his own bar in downtown Reykjavik to sell his own beer. That created a little bit of a landslide of beer bars around Iceland. So like our bar was a beer bar originally. We had up to a hundred types of beer for sale in our tiny bar. But in Reykjavik you can now go to these really nice beer bars, either directly related to a microbrewery, or just in open beer bars that invite the microbreweries, and the big breweries. So the availability of high-quality beers has changed greatly.

Markus Raupach: Do the breweries all work together? Or is there a split between the big ones and the small ones?

Zophonías Jónsson: Of course, the big ones are in another league. There’s actually one brewery that is sort of semi-big. It’s an interesting concept. That’s not far away from Akureyri. Basically they decided to  well, the owner was a fisherman and he had some injury, so his wife had to figure out something for him to do. She decided, well, let’s make beer. They had the buildings and they thought, we like Czech beer, so they basically got a Czech brewer to help them set up a brewery. They made a slightly, what they thought higher quality lagers than the big breweries. That’s been done actually, I know that the Viking Brewery does the analysis for them and things like that, so they’re not  they are friendly. They are helping them out. All the small breweries, it’s a happy club, I mean, there’s no competition, nor anything. People help each other out and visit each other and do call-ups and things like that.

Bjarni Kristjánsson: A healthy competition, I would say. You know, so they know of each other and, you know, we created the venue, have allowed these guys to meet and party together, and we have a beer festival. So the first weekend in June every year we have a beer festival where we invite all the breweries to come; we get maybe half of them, something like that. They come together and the brewers, it’s like a, you know, uppskeruhátíð, we call it in Icelandic. It’s like the Harvest Festival of the Brewers in Hólar, because we’re kind of on neutral ground because we are so small, we are not competing with anyone. And this was the first beer festival in Iceland we started, and we’ve been doing it for, what? Twelve years now? And now there are four, five, six beer festivals that are going strong also.

Markus Raupach: As you said, in June, so I think there’s a big difference between summer and winter, because you have so much daylight and so low daylight in the winter. Is there a difference in the behaviour of the people and the drinking behaviour or in the way people are going out or drinking beer in general between the seasons?

Zophonías Jónsson: Of course. People drink beer all year round, but then in summer, in June, when it’s light all night, you don’t have to sleep.

Markus Raupach: So they don’t!

Zophonías Jónsson: I mean, this also, every brewery tries to make at least one or two Christmas brews and there is Easter beer. But there’s also a unique Thorrablöt. So basically, Thorra is the old month of the year which coincides  it’s roughly February, and there is a few decades‘ old tradition to eat traditional Icelandic food, which is terrible, but people are supposed to do that at least once per year in Thorra.

Bjarni Kristjánsson: It’s great food.

Markus Raupach: What is it? Let us know.

Zophonías Jónsson: Pickled sheep testicles, rotten shark and things like that.

Bjarni Kristjánsson: Dried fish, sheep heads, sheep testicles, that’s all from the sheep. Rotted whale blubber and most of it is pickled in whey, so it’s sour. Sour. Some of it is an acquired taste and most of it is something you only eat once a year.

Markus Raupach: It can be a challenge.

Bjarni Kristjánsson: Yes. But there was one brewery that went all in with this, actually, more in than can be called healthy. So they made beers with smoked whale testicles.

Markus Raupach: Yes, I heard about that.

Bjarni Kristjánsson: So that’s very popular. But it tasted horrible. And they are now closed. Not because of this, but  

Zophonías Jónsson: I know of no one who did not pour that beer down the drain after taking one sip. They sold well, even if only to tourists that tasted it once.

Markus Raupach: That brings us to another question. Are there traditional Icelandic ingredients? Or even maybe like an historic Icelandic beer that is now recovered, or something like that?

Zophonías Jónsson: I think we can say no.

Bjarni Kristjánsson: No.

Zophonías Jónsson: The tradition died out, because as Bjarni mentioned, we had the little Ice Age, the barley couldn’t be grown any more, it was very expensive. Only the richest of the rich could import grain to do the brewing. The strains then, because of the prohibition, all strains died out, of course.

Bjarni Kristjánsson: Yes, I think that’s absolutely right. So there is no traditional Icelandic beer. That died out. Through the prohibition and throughout the years, bakers kept brewing techniques alive and the oldest breweries in Iceland are from the early 20th century, just before the prohibition, actually, and those were founded by bakers. So they were just keeping the yeast alive, and they probably were brewing very traditional lager-type beer.

Zophonías Jónsson: They were of course influenced by the Danish/German tradition. So it’s basically lager-type beers.

Bjarni Kristjánsson: But the brewers today, many of them are trying to use herbs and stuff from the Icelandic countryside to spice up the beers a little bit.

Markus Raupach: So herbs and berries and things like that?

Bjarni Kristjánsson: They can use, yes.

Zophonías Jónsson: There is actually one thing that is sort of specific to Iceland. That’s a children’s drink, that was very popular when we were growing up. It’s malti. It’s basically a very lightly fermented, dark  like a stout-type malt.

Bjarni Kristjánsson: With liquorice.

Zophonías Jónsson: Yes, a little bit of liquorice in it, and actually, for Christmas, we would always drink Krito. It’s essentially the same without the liquorice, so it’s just enough, light stout. So that is still drunk, but mainly it’s a children’s drink. So you grow up drinking most, something like a beer.

Bjarni Kristjánsson: Yes, I mean, it’s similar customs for us and we had Finnlumper, they make this beer and they ferment it overnight and serve it to the children at weddings and so on. But in Iceland they would bottle it and sell this, and it’s very good. When Icelanders go abroad, they always try to find this malt type of thing for Christmas.

Markus Raupach: Talking about the little Ice Age, now we have the climate change. Is there something happening in Iceland? Do you see, is it getting warmer?

Zophonías Jónsson: Yes, it is, and people are growing barley again now. So we do have breweries that are brewing purely from Icelandic barley. We have tried that, but of course, there’s no malt house in Iceland. People at the agricultural university have experimented with malting. Of course, it’s doable. But no one has taken a step to set up a malt house. So most of the production is of course with imported grain. But people use  there are parts of the mash with unmalted Icelandic barley. We tried that. I mean, it works. The beer was excellent. But it’s hard to work within a brewery. It becomes a thick porridge.

Bjarni Kristjánsson: We do a lot of beer tastings, so we get groups and give them seven to ten different types of beers and tell them the history of beer and the culture of beer bought in Iceland by the world. One thing we talk about is the Icelandic barley, because often there is a farmer and they will always ask this question. Do you brew from Icelandic barley? And I say, well, Icelandic barley is made to create cows, so it’s full of proteins instead of full of starch. So sometimes you say it’s little bit like seal hamburgers in Newfoundland. If you go to Newfoundland you can go to a restaurant and say, seal hamburger. It’s only 10% seal meat. So we can say Icelandic beer from Icelandic barley, only 10% Icelandic barley.

Markus Raupach: But at least

Bjarni Kristjánsson: It is definitely growing. But in general, because we are biologists, we see the effects of global changes. It’s not necessarily that it’s warming, it’s more it’s becoming unpredictable, the weather. For example, the week after our Beer Festival in June in Hólar, where I live, there was 20 cm of snow, on 10 June. Then the year before we had 20°C plus in January. That is also tough on the barley industry. So this summer, for example, was horrible for the barley, because it was a really cold summer and very wet summer.

Zophonías Jónsson: Cold and raining.

Bjarni Kristjánsson: So it’s a challenge. There is a little bit of hop production in Iceland now, but mostly in greenhouses. So there is actually somebody, a small brewery that has produced a truly Icelandic beer with Icelandic barley and Icelandic hops. But that’s an exception.

Markus Raupach: Yes, but that’s a great story.

Bjarni Kristjánsson: It’s a great story, yes.

Markus Raupach: For the people who want to visit Iceland, what would you suggest is the best time of the year to go?

Zophonías Jónsson: If you are hunting for beer, of course, if you come in winter it’s unlikely that you’re going to be able to drive around the coast without hitting some icy roads and put yourself in danger. If that’s your plan, to visit all the villages, all the small breweries, then I would recommend the summertime. Early spring is pretty best.

Bjarni Kristjánsson: From May until September, I would think.

Zophonías Jónsson: It’s very hard to advise you when you can expect the best weather, because like Bjarni said, it is changing. So the last few years we’ve been having rather good weather early in the spring and then maybe in September and then the summer has been horrible, but that’s usually not that way.

Bjarni Kristjánsson: But if you go, I mean, there’s a lot of people have come over just for a weekend. A weekend in Reykjavik and the areas around there is fantastic for beer lovers, because there is about half the microbreweries are still in the capital city and the other half is distributed in the small towns. So you can make a very good pub crawl in Reykjavik visiting the tap houses of these microbreweries. And most of them have a tap house, either where they are brewing or closer by. And Icelandic brewers love to talk about beers and brewing and so they’re very often in the brewery themselves. So he can sit down with the owner or the brewer and have a chat about the beer and so on. Many of them offer also you can come and see the brewery, book it ahead of time and so on. That’s also fun.

Markus Raupach: Yes, that sounds like a plan. Perfect. Maybe a last question. We are here in Norway at the Farmhouse Beer Festival in Hornindal. How do you see that? What are your experiences? What do you think of it? What beers did you like? What were your impressions?

Zophonías Jónsson: Yes, how shall I answer that? We’ve been interested in Norwegian tradition for a long time. Of course, they kept alive our tradition and actually, some of the literature that decided about what Norwegians know about the history of Norwegian brewing is actually from Icelandic literature, because that was all documented in Iceland. Sometimes a little bit later than actually, you know, the books are written, maybe 200, 300 years after the fact, but still had said the best documentation that we have about how things were. Of course, we read the Net, we happened across Lars. Everyone knows who Lars is, I think, that listens to this.

Markus Raupach: Yes. They know Lars Garshol. We already did a beer talk episode with him.

Zophonías Jónsson: We, of course, like others, read his blogs and I was interested in trying this kveik, so I got it from the type country collection, a few different strains of kveik, and we actually brewed. We tried, without having ever tasted the Norwegian (korn), we tried to brew some, because that they use instead of the hops grows in Iceland. I must say, now that I have tasted the real thing, we were pretty close. I’m happy with that. So that’s one of the reasons we decided to come here, just to get the authentic stuff and see how close we were.

Bjarni Kristjánsson: It’s been a fantastic trip also. Yesterday we went and participated or watched them brew, and I think that was absolutely an eye-opener for us. That was fantastic to see. The night before, we went to this gathering in the brewhouse and tasted some of the beer just straight out of the fermentation vessel. That was also great. The Beer Festival is very much fun. I like both the traditional but I also like the smoked ones. I think that’s a very interesting taste. I mean, they’re not all good, but most of them are, like you say, unusual and a lot of them are very  it is a surprise how good they are.

Zophonías Jónsson: It’s surprising how varied they are. There’s so much variation. Although it’s all the same basic recipe, of course, the kveik strains are quite different, give different tastes. But the main thing is people, their heart is in it. You can see people are really proud of their beers.

Bjarni Kristjánsson: That’s fantastic.

Zophonías Jónsson: Fantastic to see.

Markus Raupach: Yes, I think also, that’s also my experience. It’s really great to see their effort, their mood and everything and also I think the smoky complement brings us together a little bit, because that’s my background, so that’s a fantastic thing. Yes, thank you very much for your time, for the information about Iceland. We will put the links in the show notes and probably a lot of our listeners will maybe come to you and have fun.

Bjarni Kristjánsson: Fantastic.

Markus Raupach: Enjoy the beer.

Bjarni Kristjánsson: Thank you. Thank you.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

 

BierTalk Spezial 65 – Interview mit Asbjörn Gerlach, Braumeister und Mitgründer der Cervecería Kross, Curacaví, Chile

Heute nehmen wir euch mit auf eine besonders spannende Reise, denn wir sind so weit südlich wie noch nie zuvor – und das meine ich geografisch, nicht inhaltlich! 😆 Wir senden diesmal aus Chile, Temuco, direkt aus dem Herzen der chilenischen Craft-Bier-Szene.

Mein heutiger Gast ist ein echter Weltenbummler in Sachen Bier: Asbjorn Gerlach – Berliner Braumeister, Chile-Auswanderer und Mitgründer der Kross Brauerei. Vor über 20 Jahren zog er los, um in einem Land mit zwei (!) Craft-Brauereien eine Bier-Revolution zu starten. Heute gibt es über 600 Brauereien – und wer weiß, wie viele davon er direkt oder indirekt inspiriert hat!

Wir sprechen über seine wilde Reise von Berlin nach Südamerika, über den chilenischen Biermarkt, über Abenteuer mit Behörden und Hopfenjagd im Andenklima. Und ja, wir verraten auch, warum ein pünktlicher Handwerker in Chile ungefähr so selten ist wie ein trinkbares Industriebier!

Und weil wir es nicht lassen können, gibt’s auch noch einen tiefen Blick in die Braukessel: Wir brauen gemeinsam ein Rauchbier mit Merkén, einer chilenischen Gewürzspezialität. Wird’s rauchig? Wird’s feurig? Wird’s lecker? Die Antwort gibt’s gleich – also, Glas füllen und Ohren spitzen! 🎙️🍺

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute eine Premiere, weil, ich glaube, es ist die bisher südlichste Live-Aufnahme, die wir jemals gemacht haben. Also ich hab schon mal in Brasilien, Florianópolis, einen Podcast aufgenommen, aber, ich glaube, dieses Mal sind wir noch südlicher. Wir sind in Chile, in Temuco und bei mir ist Asbjorn Gerlach, der hier die Kross Brauerei mit aufgebaut hat, leitet und eben aber auch aus Deutschland stammt und deswegen natürlich ein spannender Gesprächspartner. Also erst mal vielen Dank, dass du hier bist und vielleicht sagst du ein, zwei Worte für unser Hörer zu dir.

Asbjorn: Okay. Erst mal Danke für die Einladung natürlich. Wie gesagt, mein Name Asbjorn Gerlach, bin gebürtiger Berliner, Diplombraumeister von der VLB und im Jahr 2000 nach Chile ausgewandert und seit 2003 haben wir die Kross Brauerei hier aufgebaut, mittlerweile seit 21 Jahren ja schon im Markt.

Markus: Ja und sehr spannend, wir sind heute hier, weil es ein Collaboration Brew gibt, also eine Zusammenarbeit von verschiedenen Brauern aus ganz Chile und ich darf dankenswerter Weise auch dabei sein und wir machen hier einen Rauchbierbock. Also spannende Geschichte, können wir auch gleich noch ein bisschen drüber reden. Apropos hier, wir sind bei Camilo Klein, der hat eine kleine Brauerei mit einem wunderschönen Biergarten. Also wenn ihr jetzt die Vögel zwitschern hört und vielleicht auch ein bisschen Musik, das ist keine eingespielte Atmo, das ist original. Und es scheint sogar die Sonne, wir haben übrigens September, was hier dem Frühling entspricht. Und so ist es hier auch, also die Blumen spießen, das Gras grünt und man merkt, hier ist die Natur im Aufbruch, also sehr spannend. Und vielleicht da auch gleich ein bisschen so zu diesem Thema Chile für jetzt Leute, die sich das null vorstellen können aus Deutschland, magst du uns vielleicht so ein bisschen einführen, wie ist das hier, wo sind wir hier, wie fühlt es sich so an, wie erlebst du dieses Land?

Asbjorn: Chile ist auf jeden Fall anders, so fängt es schon mal an. Also erst mal, das Interessante ist natürlich, wenn man gerne reist, Chile hat 4 Klimazonen und wenn man sich das Land vorstellt, ist ja ein ganz langes Land, über 4.000 Kilometer lang, an der breitesten Stelle etwa 150 Kilometer breit nur, also nur so ein Streifen. Wenn man den auf Europa drauflegen würde, hättest du alles von der Tunesischen Wüste bis zu den Norwegischen Fjorden, bloß umgedreht, also im Norden ist die Wüste, im Süden hast du die Fjorde. Also zum Reisen kann man innerhalb kürzester Zeit ganz viel erleben. Wir sind hier gerade im Augenblick in der Zone in der Araucanía, das ist quasi wie das Allgäu mit Vulkanen, würde ich mal sagen, so ein bisschen. Viele Flüsse, viele Seen, viel grün, viele Wälder, viele Berge, aber eben auch Vulkane und auf der anderen Seite gleich den Pazifik. Also eins der wenigen Länder, wo man am selben Tag Skilaufen kann und danach ans Meer fahren kann oder umgekehrt. Das gibt es, glaube ich, sonst nur in Neuseeland und in vielleicht in ein, zwei anderen Ländern, also zum Reisen ist es natürlich wunderbar. Biermäßig, als ich rüber kam vor mittlerweile 24 Jahren war nicht so viel los und das habe ich eben als große Chance gesehen. Man konnte also schon mit einem ganz normalen dunkleren Bier, mit einem Stout sagen, woah, was ist das denn, also es war wirklich nichts da. Und es war natürlich mit wenig Aufwand auch Presse zu bekommen und die Leute zu interessieren, war dann damals nicht so schwer. heute weiß ich nicht, ob ich mich noch mal trauen würde, eine Brauerei aufzumachen, heute gibt es über 600 Brauereien in Chile, damals gab es 2, also Craft-Brauereien sage ich mal so dahin. Aber ansonsten, die Kultur ist halt sehr Latino-mäßig, alles ist entspannt, Pünktlichkeit zählt nicht so. Passt mir ganz gut, ich war auch in Deutschland nie sehr pünktlich und fühlte mich hier gleich recht schnell heimisch. Wenn hier jemand sagt, ich lade dich um 8:00 Uhr abends ein und du stehst um 8 vor der Tür, dann haben die noch einen Bademantel an und da ist noch nichts gemacht. Also wenn die sagen, komm um 8, dann heißt das, auf keinen Fall vor 9 und am besten eher gegen 10. Und ein großes Thema, woran ich mich immer noch nicht gewöhnt habe, ist, dass keiner nein sagen kann. Also man sagt, ja, auf jeden Fall, das machen wir sofort morgen und so, wenn du dich auf irgendeinen Handwerker verlassen musst, sowas, ja, auf jeden Fall komme ich. Und dann weißt du schon, aha, das wird schwierig. Und wenn er halt morgens um 10 nicht da ist, dann wartest du bis halb elf, dann rufst du ihn an, ja, ich bin auf dem Weg, hatte gerade eine Autopanne und dann, ja, okay und danach stirbt die Großmutter und dann noch 5 andere Ausreden und dann kommt er doch nicht. Also daran muss man sich erst mal gewöhnen. Aber gut, es gibt ein paar Sachen, die kann man nicht ändern und entweder man sagt, okay, das schlucke ich dann halt und bleibe hier oder ich haue ab, bevor ich ein Magengeschwür kriege. Und ich bin immer noch hier, also ich habe mich dran gewöhnt.

Markus: Ja, also auf jeden Fall ein spannendes Land. Also von der Geographie her sagt man ja auch ein bisschen, es ist wie eine Insel, weil man auf der einen Seite den Pazifik hat, auf der anderen die Anden, die ja auch für nahezu nichts überquerbar sind. was man sogar beim Flugzeug merkt, wenn man herfliegt, dass es einen Extraaufruf dann gibt, dass wir jetzt über die Anden fliegen und man entsprechend sich anschnallen muss und es ruckelt auch ein bisschen und so. Und im Süden hat man eben die Antarktis letzten Endes, also das Ewige Eis und im Norden die Atacama-Wüste, die total eben, wie eine Wüste eben, auch lebensfeindlich ist.

Asbjorn: Die trockenste Wüste der Welt außerdem, ja.

Markus: Richtig. Und was dann eben auch dem Land einiges beschert hat, weil es dadurch auch abgeschottet ist wie eine Insel und wir hier zum Beispiel einfach noch Weinreben haben ohne die Reblaus.

Asbjorn: Das stimmt.

Markus: Und das ist ja auch sehr interessant, dass man hier wirklich ganz tolle Weine auch genießen kann, also neben diesem ganzen Thema Bier lohnt sich das auf jeden Fall. Also wer nicht nur Bier mag, sondern auch Wein, der ist hier gleich quasi doppelt willkommen.

Asbjorn: Auf jeden Fall.

Markus: Und es gibt, glaube ich, so 7, 8 Millionen Leute im Land oder irgendwie so?

Asbjorn: Nee, wir sind 18.

Markus: Ah, 18, ah ja, okay, stimmt, ja, richtig. Also doch einiges auch an Menschenpotenzial sozusagen und an potenziellen Kunden und Kundinnen. Aber vielleicht mal kurz zurück zu dir, weil du gerade so gesagt hast, du bist ja vor 24 Jahren hergekommen. Wie bist du überhaupt zum Thema Bier gekommen, bist du in Berlin groß geworden?

Asbjorn: Ja, ich bin in Berlin geboren, dort aufgewachsen. Nach der Schule wusste ich eine Zeitlang nicht so richtig, was ich machen will. Also Bier getrunken habe ich schon früh, hatte auch eine große Sammlung an Bierflaschen und Etiketten. Ich hatte einen Bierladen in der Nähe unserer Wohnung, habe da alles durchprobiert und fand das immer erstaunlich, wie man aus 4 Zutaten so viel interessante Geschmäcker, Farben und Texturen zaubern kann. Habe aber nie darüber nachgedacht, das selberzumachen, bis ich dann eine Anzeige gelesen habe, Brauerei sucht Brauerlehrling. Ich sagte, ach, das ist ein Beruf, da schicke ich doch mal meinen Lebenslauf hin. Bin dann auch angenommen worden und habe nie wieder zurückgeschaut. Das war damals die Schultheiss Brauerei in Kreuzberg, die ist ja leider mittlerweile auch dicht. Das war 1986, habe ich meine Lehre dort begonnen, klassische Ausbildung, 3 Jahre Lehrzeit. Dann bin ich nach Hamburg gegangen zur Elbschloss-Brauerei, leider auch zu, habe da anderthalb Jahre Vertretung gemacht für einen Brauer, der zur Bundeswehr musste. Dann bin ich zu Malteurop gegangen nach Rostock, das war dann ja schon nach der Wende, um dann 1991 zurückzugehen zur VLB, Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin, um da meinen Diplombraumeister zu machen, zu studieren. Und da bin ich dann 1994 raus, also nach 8 Jahren quasi dann den Braumeistertitel bekommen. Ich wollte eigentlich nie in der Großindustrie arbeiten, fand ich nicht so prickelnd, wusste aber auch nicht. Craft war damals 1994 noch nicht so heiß in Deutschland, und habe dann ein Erlebnis gehabt, als ich meinen Cousin in den Vereinigten Staaten besucht habe in der Nähe von Boston, da gab es schon so ein paar Craft-Brauereien. Das erste Bier, was ich getrunken habe dort, war Pete’s Wicked Ale. Interessanterweise ist Herr Pete heute also auch hier in Temuco.

Markus: Ja, also ganz kurz gesagt, die eifrigen Podcast-Hörer werden sich erinnern, Pete Slosberg hatten wir, glaube ich, vor einem Jahr oder sowas, oder anderthalb, auch schon im Podcast. Ganz spannende Figur und eben der Vater des American Brown Ale und ein ganz toller Mensch nebenbei gesagt und den haben wir Gott sei Dank auch bei uns gerade.

Asbjorn: Genau, ja. Und da habe ich gesagt, boah, das ist ja interessant. Dann bin ich noch zu so einer Gasthofbrauerei gekommen, Commonwealth-Brewhouse hieß das, ich weiß nicht, ob es das noch gibt in Boston, habe da mit dem Brauer gesprochen. Und dann fiel mir Charlie Papazins Buch in die Hand, „The Companion of Homebrewing“ und da schmiss der natürlich alles rein, Kaffee, Kekse, Schokolade. Ich dachte, woah, die Jungs haben ja echt ein Ding an der Waffel. Ich war natürlich ein quadratischer deutscher Braumeister, Reinheitsgebot und so weiter. VLB, da bringt man einem nicht bei, wie man Obst und Gemüse ins Bier tut. Und dann haben wir angefangen, Zuhause mal ein bisschen rumzuprobieren, ich mit 2 Kollegen, auch Braumeister, ebenfalls arbeitslos zu der Zeit und da haben wir gesagt, wisst ihr was, bevor wir in der Schokoladen- oder Lebensmittelindustrie irgendwo enden, lass uns doch mal was versuchen. Und dann haben wir eine kleine Brauerei aufgemacht in Berlin, die Bier-Company, das war 1995. Haben damals auch das erste Hanfbier Deutschlands gebraut, turn- und cana-Bier.

Markus: Ihr wart das, okay.

Asbjorn: Das waren wir, genau, immer gegen den Strom. Und haben dann auch versucht, da mal das Reinheitsgebot zu kippen, wir waren damals ein bisschen revolutionärer drauf. Hat natürlich nicht geklappt. Und, ja, lange Rede, kurzer Sinn, das war dann alles ein bisschen schwierig, der Deutsche Brauerbund hat uns verklagt sogar, dass wir eben das Hanfbier nicht so darstellen dürfen, dass es bierähnlich ist. Wir wussten natürlich, dass es nicht Bier heißen darf, also haben wir gesagt Hanftrunk. Haben gesagt, okay, aber wenn es aussieht wie Bier, wir haben ja Bierdeckel benutzt, Fassbier, Bierflaschen, dann könnte es ja den Eindruck erwecken, es wäre Bier, also durfte das auch nicht. Und damit hatten sie uns dann das Business halt leider kaputtgemacht. Wir haben damals schon in Pritzwalk bei Preussen Pils, das unter Lizenz brauen lassen. Wir haben exportiert nach Spanien, nach England, nach Dänemark, es lief also eigentlich ganz gut, bis dann von einen Tag auf den anderen die Lücken dicht waren. Und dann habe ich gesagt, wisst ihr was, ihr könnt mich mal, Entschuldige bitte den Tonfall. Und ich will so weit wie möglich weg, weil diese Doppelmoral, habe ich keinen Bock drauf. Weil ich wusste, die großen Brauereien hatten patentiert bereits Himbeerbier, Erdbeerbier und so weiter. Und wieso darfst du Limo mit Zitronengeschmack mit Bier mischen und das ist okay? Wieso darf ich keine Zitronenschale ins Bier direkt geben, ist doch viel natürlicher? Lasst doch den Verbraucher entscheiden, das ist zumindest immer noch meine Idee natürlich. Und ich gehe irgendwo weit weg, wo ich machen kann, was ich will, wo es kein Reinheitsgebot gibt, wo man halt kreativer brauen kann. Und zu der Zeit lernte ich dann eine chilenische Dame kennen, heute meine angetraute Ehefrau seit 25 Jahren, Mutter unserer 3 Kinder und da habe ich gesagt, Chile, ich weiß zwar nicht, wo das auf dem Globus zu finden ist, ich fliege da mal rüber, gucke mir das mal an. Und dann, wie gesagt, habe ich gesehen, hier ist nichts, habe ich gesagt, let`s do it. Und dann bin ich einfach mal kurz entschlossen und spontan nach Chile gezogen im Jahr 2000. Dann hier erst mal in so einem kleinen Brewpub gebraut, das hat dann zugemacht. Dann habe ich auf eigene Rechnung bei einem anderen Brauer Kapazitäten angemietet, habe so für kleinere Events, habe mir eine Zapfanlage gekauft und bei den deutschen Firmen, Lufthansa, Mercedes und so weiter dann, die hatten ab und zu Mal ein Event, bin ich da aufgetaucht mit einem Hellen und einem Dunklen, dann wieder abgerauscht. Und darüber habe ich dann meinen heutigen Sozius und damaligen Brew-Mitgründer José Tomas kennengelernt. Und, ja, 2003 mit so 3 Stouts im Hals in so einem Irish Pub, wo ich das Bier gebraut hatte, sagte er, ej, das ist doch guter Stoff und so, lass uns doch was gemeinsam machen. Und nach dem Dritten haben wir gesagt, okay, wir gründen jetzt eine Brauerei, los geht`s. Das war wirklich wie mit der Serviette am Kneipentisch. Und, ja und hier sind wir immer noch zugange, José Tomas ist immer noch der General Manager unserer Brauerei, ich bin immer noch 1. Braumeister, technischer Leiter und wir haben eigentlich was ganz Hübsches aufgebaut hier.

Markus: Ja, spannend, also da kommen wir gleich noch dazu, wie das so ablief. Eine Frage hätte ich noch zu der Geschichte, du warst ja dann eben bei der Schultheiss Brauerei, hast du da das Berliner Weisse brauen noch mitbekommen?

Asbjorn: Ja, das war damals noch in der Bessemerstraße, wo auch die Mälzerei ist oder war damals noch, da haben wir halt auch noch Praktiken gemacht, genau, war so in den letzten Jahren. Wann die dann dichtgemacht hat, weiß ich nicht. Aber ja, wir hatten also 2 Monate in der Weißbierbrauerei damals noch und über ein halbes Jahr in der Mälzerei auch, war auch interessant. Und die Schultheiss Brauerei selber herrlich, aus den 60er-Jahren, alles mit offenen Bottichen, die Gärung. Die Reinigung natürlich von Hand, schrubb, schrubb, schrubb. Aber ganz tolle Erfahrungen, also das hat mich auch stark geprägt tatsächlich.

Markus: Und war die Weisse damals schon mit reinem Lactobacillus oder hatten die noch diesen Cocktail, der da noch mit drin war?

Asbjorn: Nee, zu meiner Zeit war das dann schon so eine Art Reinzucht auf der Würze, die dann darübergefahren wurde, da wurde also nur die Würze quasi hergestellt und dann angezogen. Und das war komplett getrennt natürlich räumlich, von den anderen Brauereien wegen Kontaminationsgefahr und so. Leider war da nichts mehr mit Pedi und Brett und was da sonst noch drin ist , das hatten sie schon ein bisschen vorgereinigt.

Markus: Hast du mal probiert, was es jetzt mittlerweile in Berlin so gibt von Lemke oder von Schneeeule, wie findest du das?

Asbjorn: Also Schneeeule habe ich leider noch nicht probiert. Oliver kenne ich recht gut, Oli Lemke, der war ja ein Semester unter uns nur und hat damals auch, glaube ich 97, mit seiner Brauerei ja schon angefangen zu Bier-Company-Zeiten, wir waren da recht oft und eng zueinander. Und vor 2 Jahren war ich das letzte Mal in Berlin und habe da alles durchprobiert, was er gemacht hat, auch eben mit den Fassgereiften und so. Finde ich super spannend, also die alten mikrobiologischen Kulturen da aus alten Bieren wieder ran zuziehen in Zusammenarbeit mit der Uni. Das ist ja wirklich Bierarchäologie, die er da betreibt auf irgendeine Weise und richtig eine Zeitreise. Es gibt leider keine großen Markt dafür, glaube ich, aber für Bierliebhaber ist das fantastisch, also du machst die Augen zu und denkst, okay, das haben die also getrunken vor 150 Jahren oder vor 100 Jahren, finde ich irre. Also mir hat das gut geschmeckt und ich mag sowieso Sauerbier auch ganz gern mal, also wenn es intensional hergestellt wurde.

Markus: Ja, natürlich, aber super spannend, finde ich auch. Und die Wendezeit, warst du da gerade nicht in Berlin oder hast du das vor Ort miterlebt?

Asbjorn: Ich war 89, also als die Mauer fiel, war ich in Berlin. Ende 89 bin ich nach Hamburg gegangen, das war das Jahr, wo St. Pauli aufgestiegen ist, deshalb kann ich mich noch gut dran erinnern, nach langer Zeit. Genau, 89 bis 91 war ich in Hamburg, danach 1 Jahr in Rostock und dann zurück nach Berlin, ja, aber während der Wende war ich da.

Markus: Und kannst du dich da noch dran erinnern, wie das war so im November 89?

Asbjorn: Auf jeden Fall, also ich bekam einen Anruf morgens um zwei von einem Freund, der sagte, ej, die Mauer ist offen. Ich sagte, ja, lass mich in Ruhe, du spinnst ja irgendwie, kann ja gar nicht sein. Am nächsten Tag musste ich irgendwie zur Bank und da war eine Schlange von 150 Metern vor meiner kleinen Bank, ich dachte, was ist denn hier los? Ej, wir kommen von drüben und so, hier Begrüßungsgeld abholen und da habe ich gedacht, scheiße, er hat Recht, es ist wirklich wahr. Und dann war ein, zwei Monate, war komplettes Chaos, also alle Leute auf der Straße, überall Freibier. Du hast irgendjemand kennengelernt, ej, wo kommt ihr denn her? Ej, hier ist mein Wohnungsschlüssel, du kannst bei mir pennen, überhaupt kein Thema. Das war so Euphorie total irgendwie und nur Party überall. Und dann nach einer Weile beruhigte sich das so ein bisschen, irgendwie sind die Jungs ein bisschen komisch und die haben natürlich das Gleiche von uns auch gedacht irgendwie und dann fing das so ein bisschen an, einzusickern, was da eigentlich passiert ist. Aber es war eine Zeitlang auf dem Kudamm, die Schuhgeschäfte haben Freibier ausgeschenkt und das war wirklich, ej, nehmt alles, alles ist unseres, meins ist deins. Und das war irre, also sowas habe ich nie davor und nie danach wieder erleben können, ehrlich gesagt so, verrückte Zeit. Und dann natürlich die ganzen Clubs in Berlin, in jeder Ruine, überall Zettel verteilt, ej, da ist morgen eine Party. Irgendjemand hatte einen Container Tequila abgeschossen irgendwo, dann gab es da halt nur Tequila, dann war das Ding wieder zu, dann ging es da rüber, da gab es irgendwie Fassbier von irgendwem. Egal, also das war Underground und war verrückte Zeit, sehr kreativ aber.

Markus: Ja, also sehr spannend, ich habe es leider nicht mitmachen können. Also ich war dann etwas später da, 90.

Asbjorn: Aber war immer noch.

Markus: War immer noch spannend, Mauerspechte und so, also das auf jeden Fall, aber die Tage direkt, das wäre sicher super interessant oder war es sicher dann für dich. Und sowas hat man ja wirklich im Leben einmal, also wann fällt schon so eine Berliner Mauer, ne.

Asbjorn: Hoffentlich nur einmal, hoffentlich wird sie nicht wieder gebaut.

Markus: Ja, allerdings. Ja, aber du bist ja relativ weit weg davon, also quasi maximal weit weg fast, wenn man mal Australien außer Rand lässt. Zurück zu der Geschichte, also du kommst dann hier an und sagst, okay, ich mache mit meinem Sozius hier eine Brauerei auf. Wie funktioniert das in Chile, also gehe ich einfach aufs Amt und sage, ich mache mich jetzt hier selbstständig mit einer Brauerei oder ist das kompliziert oder wie läuft sowas?

Asbjorn: Also damals war es ein bisschen leichter, muss ich sagen. Heute kenne ich Kollegen, die sind schon am Brauen, aber die haben nach 3 Jahren immer noch nicht die Lizenz, die legale. Müssen also irgendwie sehen, wie sie das unter dem Radar der Steuer machen, obwohl wirklich alle sich bemühen, das zu machen. Also die Bürokratie ist ziemlich gewachsen hier, es ist also, es gibt mehr Hindernisse als Hilfen, leider und viele Behördengänge, die sagen, nein, da musst du erst mal dahin, das Papier holen. Das ist schon kafkaesk teilweise, also ist furchtbar. Aber damals hatten wir das große Glück, wir haben also gesagt, wo gehen wir hin, bleiben wir in Santiago im Industriegebiet? Da setzt du dich ins gemachte Netz, das ist der Galpón hier, die Halle, da sortierst du dich ein, hier ist der Strom, da ist das Abwasser, kein Thema. Wir haben gesagt, wir wollen das nicht, wir wollen also eine Brauerei bauen ein bisschen mehr auf dem Land, wo die Leute auch sehen, dass das Umfeld eben wirklich auch der Philosophie entspricht, Biere nur mit natürlichen Zutaten zu brauen und so ein bisschen aus diesem Industrieding rauszukommen. Und wir haben also mitten in so einem kleinen Ort außerhalb von Santiago, auf halben Weg an die Pazifikküste, installiert, in Curacaví, heißt das. Das ist also 60 Kilometer außerhalb von Santiago, 40 Minuten mit dem Auto etwa. Neben der meistbefahrenen Autobahn Chiles, weil viele ihre Wochenendhäuschen halt am Meer haben und da müssen sie alle hin. Und da war es so, wir sind also zur Gemeindeverwaltung gegangen und gesagt, ej, wir würden hier gerne eine kleine Brauerei installieren, könnt ihr uns irgendwie helfen, habt ihr was dagegen, wie läuft das hier? Und die haben gesagt, ihr müsst uns versprechen, dass ihr, wenn ihr Arbeitsplätze schafft, dass ihr bevorzugt Leute aus unserer Kommune hier anstellt. Weil Curacaví, das ist eigentlich kein Arbeitsplatz, das ist ein Schlafgemach und die Leute pendeln halt sehr viel. Ist halt eine Zone, wo hauptsächlich alte Kultur betrieben wird, also Landwirtschaft. Da ist dann halt, also zur Erntezeit ist da was los und wenn da keine Ernte ist, dann gibt es da keinen Job. Und dann haben wir gesagt, okay, machen wir natürlich gerne. Okay, dann helfen wir euch, die Papiere schneller zu beschaffen. Und das war wirklich dann in 7 Monaten, hatten wir alles, was wir brauchten, um loszulegen von der legalen Seite her. Und die Brauerei damals, das haben wir lokal bauen lassen nach unseren eigenen Plänen. Es gab also hier Edelstahlindustrie, gibt es natürlich viel durch die Weinindustrie halt. Und wir haben gesagt, Freunde, wir hätten gern den Läuterbottich so und das Maischgefäss so, das sind die Gärtanks. Und das haben die dann halt so angefertigt nach unseren eigenen Plänen. das ging auch recht fix, also wir waren innerhalb von 9 Monaten quasi up and running. Wir hatten aber vorher schon 2 1/2 Jahre, waren wir schon im Markt und haben quasi Contract-Brewing gemacht bei einer kleinen Brauerei, die sich damals auch gerade erst gegründet hatte und so konnten wir den Markt schon mal ein bisschen austesten, bevor wir großen Investitionen getätigt haben. Denn wir hatten immer die Vision, dass sich der Markt so entwickeln wird, dass die Leute mehr Varietät wollen und vielleicht auch bessere Qualität, weil sie auch eben mehr reisen konnten. Man muss ja auch im Kopf haben, dass 1990 ja erst das Militärregime von Pinochet abgesetzt wurde und danach die Wirtschaft sich so ein bisschen freier, freiere Marktwirtschaft sich erst entwickelt hat. Das ist ja auch noch nicht solange her. Das ist noch auch so ein bisschen die Mauer in den Köpfen hier auch, bist du rechts oder bist du links, bist du pro Pinochet oder gegen. Und dazwischen ist ein tiefer Graben und Kommunikation zwischen den beiden Lagern findet wenig statt. Also das Land ist stark gespalten, das muss man auch so sagen. Aber Bierkultur gab es halt nicht und da haben wir gesagt, wenn wir hier zu früh dran sind, dann kann das auch den Bach abgehen. Und so war es ja auch in Berlin, sage ich mal, 1995 mit der Bier-Company, da haben die Leute auch gesagt, habt ihr eine Macke, was macht ihr denn? Irgendwie Bier mit Kräutern und mit Obst und so weiter, gibt es doch gar nicht, ist gegen das Reinheitsgebot. Und heute, ja gut, 20 Jahre später sagst du, okay, das hat sich ein bisschen normalisiert. Aber wir waren da auch zu früh dran natürlich und deswegen wollten wir nicht, dass das noch mal passiert. Also sind wir vorsichtiger rangegangen, haben gesagt, komm, wir machen das unter Contract. Und wenn das nicht läuft, gut, dann investieren wir halt nicht so viel Kohle und verlieren nicht so viel. Aber nach 2 Jahren haben wir gemerkt, ej, da ist Bedarf, das wächst und haben gesagt, okay, jetzt können wir auch selber was bauen. Haben dann einen Investor gesucht, also Kohle war immer noch nicht da natürlich. Wie das so ist am Anfang bei jedem Emprendimientor, wie heißt das, Unternehmer, Unternehmensgründung, wenn das so eine kleine Bude ist und du hast kein großes Kapital dahinter, dann musst du ja alles, was reinkommt, wird wieder finanziert für den Ausbau und am Ende, Geld war niemals da. Und dann haben wir halt jemanden gefunden, glücklicherweise auch Deutschstämmiger, der gerne Bier trinkt. Dann hat er gesagt, Jungs, ihr seid mir sympathisch, das Bier schmeckt gut. Ich glaube euch die Hälfte von euren super Plänen und das Wachstum, aber lasst uns das mal machen. Ich will auch keinen schnellen Return hier haben irgendwie, ich mache das langfristig und macht mal euer Ding. Und er ist dann halt bei uns eingestiegen mit 25 Prozent und mit dem Geld haben wir dann quasi die Brauerei gebaut in Curacaví, die erste Brauerei. Damals mit einer Kapazität, also das Sudhaus hat 25 Hektoliter Ausschlagmenge, wir hatten 4 Gärtanks mit 50 Hekto. Also würde mal sagen, 20.000 Liter im Monat war so die Anfangsgröße. Heute sind bei 600.000 Liter im Monat, die wir brauen können und manchmal auch brauen, also das ist halt stark gewachsen. Aber auch nur, weil sich danach noch eine große Firma, eins der größten Weingüter der Welt, Concha Y Toro. Casillero del Diablo, vielleicht habt ihr das schon mal gefunden im Supermarkt, das gibt es auch in Deutschland, eine der wichtigsten Weinmarken der Welt. Die haben halt eins der nur 3 funktionierenden Vertriebssysteme in Chile, die das ganze Land abdecken. Wie gesagt, das ist 4.000 Kilometer lang, das ist wie Export, also 2.000 Kilometer nach Norden, 2.000 Kilometer nach Süden. Das schaffst du mit eigenen Mitteln natürlich nicht mit einem Fuhrpark oder sowas, da wirst du ja irre bei, dafür braucht man jemand, der das abdeckelt und eben auch die ganze Rechnungsverfolgung, sage ich mal. Es ist leicht, Bier zu brauen, wenn man weiß, wie es geht, es ist relativ leicht, Bier zu verkaufen. Aber hinterher den Scheck dafür zu kriegen, also in Chile die Zahlungsmoral ist erbärmlich und das bricht natürlich jedem Kleinunternehmer auch das Genick, der Cashflow. Es läuft super und wo ist die Kohle, ah, der hat noch nicht bezahlt. Also du musst jedes Mal wieder sagen, wo kriege ich noch mal Geld her, um wieder Malz zu kaufen, obwohl ich das Geld eigentlich in der Tasche haben müsste, aber es ist noch auf der Straße. Und da, das hat uns zwei-, dreimal wirklich an den Rand der Insolvenz hier auch gebracht, wo ich sagte, ej, so kann es eigentlich nicht weitergehen. Und dann haben wir gesagt, okay, also wir machen noch einen Versuch, wir suchen uns jemanden, der die ganze Logistik übernimmt und auch das Vertriebsnetz mit rein bringt und dann eben auch die ganze Rechnungsstellung macht. Und wir haben nur einen einzigen Kunden, ich gebe dir das ganze Bier, du machst den Vertrieb, ein Scheck alle 30 Tage. Ich kann damit rechnen, kann die Löhne bezahlen, kann Licht und Wasser bezahlen und man schläft ein bisschen ruhiger. Logischerweise wollen die natürlich eine Marge dafür haben, aber das wird dann theoretisch durch wachsendes Volumen dann wieder ausgeglichen und so war es denn zum Glück auch. Aber das war also nicht immer ganz einfach und zwei-, dreimal haben wir auch mit dem Gedanken gespielt, das doch wieder sein zu lassen. Mittlerweile bin ich natürlich froh, dass wir das nicht getan haben, klar.

Markus: Und nicht nur du, also weil ich ja schon viele Leute kennengelernt habe, die eure Biere auch einfach sehr gerne trinken. Und wir haben uns ja zuerst gesehen zum ersten Mal vor 5 Jahren.

Asbjorn: In Valparaíso.

Markus: Da waren wir in Valparaíso bei dem Wettbewerb zusammen und haben da auch schon die Bierwelt ein bisschen erkundet, also super spannende Geschichte. Du hast gerade gesagt, jemand Deutschstämmiges, das ist vielleicht noch eine Frage, die sich überhaupt die eine oder andere Hörerin oder der Hörer so stellt, weil du kommst jetzt aus Berlin, also lernst dann zwar eine Chilenin kennen, aber deswegen spricht man ja nicht automatisch fließend Spanisch. Also wie ging das so, bist du da relativ schnell reingekommen oder konntest du das schon? Und wie funktioniert das hier, also gibt es hier auch Englisch-, Deutschsprachige, wie auch immer, wie kann man sich das vorstellen?

Asbjorn: Ja, also Spanisch, um damit anzufangen, konnte ich nicht, als ich meine Frau kennenlernte. Da haben wir ein bisschen auf Englisch rumgemacht, was bei ihr auch nicht so ganz gut war, aber egal. Und als ich dann beschlossen habe, das war 98, dann war ich halt zweimal in Chile, bevor ich beschlossen habe, dann tatsächlich auszuwandern, so ein bisschen zu sondieren, wie das hier aussieht mit dem Biermarkt und so weiter. Und dann habe, weiß nicht, einen Monat vorher habe ich ein bisschen Einzelunterricht genommen und dann hier einfach Learning by Doing. Ich hatte das große Glück, also im Nachhinein hatte ich das große Glück, während meiner Schulzeit empfand ich das als einen Albtraum, ich hatte von der 5. Klasse an bis zum Abi Latein so auf einem altsprachlichen Gymnasium, dachte, wofür soll das denn gut sein? Ja, dann am Ende habe ich also gemerkt, dass da doch ein paar Neuronen noch funktionierten und ein paar Altlasten aktiviert wurden. Das hat mir dann ganz schnell geholfen, ehrlich gesagt, mit dem Spanischen hier zurechtzukommen. Der Akzent der Chilenen ist furchtbar. Also ich habe eine Freundin, die kommt aus Barcelona regelmäßig hier rüber, sagt, ich verstehe nichts. Also es ist kein Hochspanisch, sagen wir mal so, also schon ein arger Dialekt mit vielen Modismen und eigenen Wortschöpfungen, sage ich mal, das ist schon ein bisschen schwieriger, aber es ging relativ schnell. Meine Frau hatte auch sehr viel Geduld mit mir, hat immer sehr langsam und sehr deutlich gesprochen. So deutlich, dass sie heute sagen, wenn sie mit irgendjemanden spricht, der sie noch nicht kennt, du kommst aus Peru oder aus Kolumbien, du sprichst so deutlich und sie sagt, nee, ich bin Chilenin, verdammt noch mal. Also das ist ihr leider dann auch kleben geblieben, dieser Akzent. Aber das ging eigentlich relativ gut, ich habe da auch wenig Berührungsängste, ich sage, die werden mich schon irgendwie verstehen mit Händen und Füßen. Und es ist mir egal, ob das nun jetzt richtig konnotiert ist oder grammatikalisch richtig, ich spreche einfach drauf los und irgendwie geht es dann schon und das hat dann, glaube ich, auch ein bisschen geholfen.

Markus: Ja, funktioniert auch gut. Und ich glaube, es gibt ja auch doch die ein oder anderen deutschsprachigen Leute hier, also Camilo zum Beispiel, wo wir jetzt sind, spricht ja auch Deutsch, also offensichtlich gibt es da auch viele Auswanderer. Und ich glaube, auch von der Brauereigeschichte her war eine der ältesten Brauereien, glaube ich, in Valdivia im Süden von Chile, die ja auch eine deutschstämmige Brauerei war, dann durch ein Erdbeben irgendwie zerstört worden ist und so.

Asbjorn: Genau, Anwandter.

Markus: Also das heißt, da gibt es doch tatsächlich viele, viele Verbindungen. Ja, vielleicht auch so ein bisschen wie mit Brasilien und Portugal, dass man sagt, okay, also mittlerweile ist die brasilianische Bevölkerung und Kultur ja größer als die portugiesische eigentlich und auch da entwickelt sich die Sprache natürlich weiter und anders. Und ich merke das immer, wenn ich mit portugiesischen Freunden spreche, dass die sagen, im Fernsehen sehen wir ganz viele brasilianische Filme und verstehen das dann auch nur halb teilweise. Also schon sehr interessant, wie da auch selbst in unseren Lebensspannen sich da so tolle Veränderungen einfach auch ergeben, was interessant ist. Aber wir kommen am Ende immer zusammen, also Kommunikation funktioniert, wenn man will.

Asbjorn: Wenn man es will, ja.

Markus: Und in der Bierwelt will man ja Gott sei Dank meistens. Was mich noch interessiert ist euer Name, wie kam denn das zustande? Also Kross ist ja jetzt weder Spanisch noch Deutsch oder was ist das?

Asbjorn: Genau, was ist Kross? Ja, also als wir angefangen haben, haben wir gesagt, okay, wir wollen eigentlich nicht die deutschen Wurzeln, meine deutschen Wurzeln ein bisschen ausschlachten, denn es gab schon im Süden Kunstmann. Das ist ja so die größte Craft-Brauerei, sage ich mal, in Chile, die auch schon in den frühen 90ern damit angefangen hat und heute definitiv Marktführer sind, aber die haben natürlich diese lange Geschichte, wie du sagst. In Valdivia, in der Stadt, da war die Anwandter-Brauerei und da gab es deutsche Brauer vor Ewigkeiten und war so ein bisschen mehr traditionell angehaucht. Wir haben gesagt, wir sind ein bisschen jünger, wir können nicht sagen, wir haben eine 100-jährige Geschichte oder sowas, wollten ein bisschen was Moderneres machen und haben einen Namen gesucht, der auch für Chilenen leicht auszusprechen ist, dass man sagt, ej, gib mir mal ein Kunstmann. Die Leute haben sich gar nicht getraut, das auszusprechen, haben gesagt, gib mir mal das Dunkle aus Valdivia, aber als Markenname kam das gar nicht so durch. Also leicht zu merken, leicht auszusprechen, aber mit einer Bedeutung. Und für uns die Bedeutung war, wir wollten halt immer die Sache ein bisschen anders machen als die lokalen Brauereien, immer experimentieren, ein bisschen Pioniere sein auch und uns niemals, sage ich mal, auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern immer sagen, okay, was können wir besser machen, wie geht es weiter, was ist der neue Trend? Das haben wir so ein bisschen im Blut und das haben wir gesucht. Dann sind wir zu einer Marketingagentur irgendwann gegangen, weil wir selber keine guten Ideen hatten. Und der hat sich das angehört, gesagt, okay, Kross, aber mit c, also to cross, das englische Verb, eben irgendwas überqueren oder kreuzen, immer weitergehen, eine Grenze überschreiten, what ever. das war so vom Inhalt das, was wir gesucht haben, aber die Marke sah mit dem C ein bisschen schwach aus. Und irgendjemand nach dem fünften Pinte, der sagte, ej, stellen wir doch einfach ein K hin, hört sich genauso an, spricht sich genauso, aber hat mehr Persönlichkeit. Und das war es dann einfach, so Kross ist das, also immer in Bewegung bleiben, immer ein bisschen aus der Komfortzone raus und Neues suchen. Und deshalb haben wir eben auch dieses Männchen hier, dieser Monito mit dem Bierglas in der Hand. Diese Zone hier, das Gelbe ist die Komfortzone und mit großem Fuß, bam, brechen wir halt raus und rennen und sagen, was gibt es draußen noch zu entdecken, Attacke irgendwie, hier kommen wir. Und das sind wir halt, als wir angefangen haben mit der ganzen Energie und sagen, hej, wir rollen den Markt auf! Das war natürlich eine Vision, ein bisschen zu euphorisch logischerweise, aber das haben wir halt so ein bisschen im Blut und es macht Spaß. Mir macht es am meisten Spaß, neue Rezepte zu kreieren und einfach mal zu gucken, was kann man noch machen außerhalb des Bekannten und deshalb Nomen est omen so ein bisschen. Das hat super geklappt für uns und das ist eben auch super leicht zu merken. Und das Symbol ist eben auch, wenn du es einmal gesehen hast, sagts du, ah, Kross. Also nicht so famose wie da von Nike, sage ich mal, aber wir haben irgendwann gesagt, wenn wir das Ding irgendwann Mal ohne Namen hinstellen, wollen wir auch in 20 Jahren, dass die Leute das trotzdem erkennen.

Markus: Das ist ein bisschen so wie der Mann von Cantinone, ich weiß nicht,. ob du den kennst.

Asbjorn: Ja, genau.

Markus: Das ist ja durchaus ähnlich. Also wir werden natürlich das auch in den Shownotes verlinken, sodass ihr euch das auch anschauen könnt, wenn ihr jetzt einfach in den Podcast-Shownotes eben guckt, da sind alle Links da oder einfach in Google suchen, Cerveceria Kross, da kann man sich das dann auch anschauen, also sehr spannend. Biere, Rezepte, wie war das so? Also habt ihr da dann gesagt, wir setzen von Anfang an eher auf dieses Thema Lager und quasi deutsche Biere oder eher englische? Was war denn damals so, Anfang der 2000 war ja auch die Craft-Bier-Welle noch nicht ganz so.

Asbjorn: Da gab es nichts. Ich habe hier angefangen, ein Golden Ale zu brauen. Damals war es eigentlich eher ein Pale Ale, das hatte also gute mitt-40er Bittereinheiten, das war so eigentlich ein American Pale Ale, würde ich mal sagen nach damaligen Standard. Und ein Stout, das war also auch das erste Stout, gab es beides noch nicht in Chile damals. Ich bin eher norddeutsche Biere gewohnt, also Hopfen mochte ich schon immer ganz gerne, mit Jever und Flens und sowas großgeworden. Und damit haben wir angefangen und dann habe ich das halt gebraut. Mein Sozius ist immer losgezogen, hat versucht, das zu verkaufen und kam immer zurück, die Leute sagen, ist eigentlich ganz lecker und anders, aber es ist viel zu bitter. Und dann musste ich also innerhalb der ersten 1, 2 Jahre, musste ich ganz schnell merken, dass der chilenische Geschmack also sehr viel mehr auf die Malzseite tendiert und Hopfen war damals noch überhaupt nicht aktuell, so bitter mochte keiner und auch heutzutage ist es immer noch schwierig. Also diese Welle von den IPAs und sowas wie in den Staaten, das gibt es hier zwar auch, aber es ist wirklich eine Nische in der Nische, es ist nichts, was massiv hier die Leute hinterm Ofen vor lockt. Also ein bisschen Karamell und süß und dann läuft das irgendwie, 12 Bittereinheiten und ein bisschen klebrig und dann gibt ihm. Also das ist ja, da musste ich mich erst mal dran gewöhnen. Musste also die Rezepte auch angleichen und dann ist eben aus dem Pale Ale ein Golden Ale geworden. Das Stout ist immer noch das Stout. Das hatte damals aber noch Kakaoschalen mit drin, ist also eher ein Chocolate Stout über die ersten 2, 3 Jahre. Mittlerweile ist das auch ein bisschen abgewandelt, hat jetzt einen Schlag Haferflocken drin. Also hat immer noch so ein bisschen mehr dieses Cremige, an der Grenze zu einem Porter oder einem Sweet Stout, also ist kein klassisches Irish Stout so. Damit haben wir angefangen, die ersten 3, 4 Jahre gab es nur Golden und Stout. Dann haben wir ein Pils rausgezaubert irgendwann, haben wir gesagt, Pils? Weil Pils war hier der Markenname eines Industriebieres, weil eigentlich nur immer Bauarbeiter getrunken haben, also Pils war so das ordinärste Bier so dann. Und da haben wir gesagt, in Europa ist aber Pils eigentlich so der Champagner des Lagers irgendwie und da haben wir gesagt, okay, wir versuchen mal, die Leute ein bisschen umzuerziehen und sagen, hej, das ist eigentlich genau das Gegenteil von dem, was ihr kennt. Und haben damals eigentlich noch ein klassisches tschechisches Pils gebraut, wo wir sagen, okay, mit der Bittere und so, vielleicht nicht so, ein bisschen mehr Malzkörper. Das Pils hat mittlerweile 4, 5 Metamorphosen durchgemacht, ist auch einem tschechischen dann zu einem chilenischen Pils geworden, dann zu einem German Pils und mittlerweile ist es, ja, weiß ich nicht mehr, was es ist. Aber wir haben jetzt halt die letzten Male Hopfen getauscht, also früher war es Saazer und Tettnang, Magnum, die alte Schule. Jetzt haben wir das fast alles rausgeschmissen, jetzt ist es Loral und Centennial, seit 2 Monaten erst, mit einem kleinen Twist mehr in die amerikanische Richtung, aber halt immer trinkbar. Also für mich, das Ziel ist immer, super trinkbare Biere zu machen. Das ist also bei allem, was ich mache, auch wenn das Bier 9 oder 10 Umdrehungen hat, dass du trotzdem Lust hast, 2 oder 3 zu trinken, also dass du nicht nach einem halben Glas sagst so, ich kann nicht mehr, gibt mir mal was Leichteres. Dass das halt harmonisch ist, dass alle Rohstoffe ihre Bühne haben, aber eben harmonisch zusammenleben und dass du sagst, lecker, ich will noch eins. Das ist halt mein Ziel immer, bei allem. Ich denke immer an den Verbraucher, wir wollen ja auch Bier verkaufen und keine Museumsbrauerei sein. Damit haben wir angefangen, Pils war das Dritte. Dann haben wir das erste Mal ein Saisonbier gemacht, gab es in Chile auch nicht. Da haben wir den Maibock damals rausgebracht, das war 2010 etwa und haben gesagt, das machen wir nur im Mai, Mai bis Juli, August, genau wie in Deutschland. In Deutschland ist es halt ein Frühlingsbier, hier ist es dann ein Herbstbier, wir sind ja genau umgekehrt, aber passt auch, das erste Starkbier der kälteren Jahreszeit. Das fanden die Leute dann aber irgendwann so lecker, dass sie sagten, ej, könnt ihr das nicht das ganze Jahr machen? So ist der Maibock dann also auch in das klassische Portfolio mit reingerutscht und ist immer noch mit dabei. Und hatte ja vor Kurzem, vor wenigen Monaten beim World Beer Award erstaunlicherweise, auch für mich immer noch unbegreiflich, World´s Best Maibock gewonnen bei der Konkurrenz, die es gibt. Also das war auch ein bisschen woah, schöne Überraschung, sage ich mal so.

Markus: Ja, auf jeden Fall und hat, nur um das kurz einzuwerfen, tatsächlich gegen direkt sozusagen den deutschen, in Anführungsstrichen, Konkurrenten, gegen Rittmayer Maibock knapp verloren im Finale, ich war dabei.

Asbjorn: Du auch, ja, super.

Markus: Also ich meine, wir wussten natürlich zu dem Zeitpunkt nicht,

Asbjorn: Was ist was.

Markus: was ist was, aber das war schon wirklich spannend. Das war ja dieses Jahr in England eben wieder, die große Verkostung. Und fand ich sehr interessant, weil das ist selten, dass du von einem hellen Lager, auch von einem starken hellen Lager so ein hohes Niveau bekommst. Also völlig zurecht auch, das ist super, Gratulation.

Asbjorn: Ja, danke. Ich habe dir auch eins mitgebracht noch mal.

Markus: Sehr gut!

Asbjorn: Ja und dann der große Durchbruch, glaube ich, bei uns, um das jetzt noch mal kurz abzuschließen mit den Rezepten, kam dann mit dem fünften Bier, als wir 5 Jahre alt wurden. Da haben wir gesagt, also statistisch gesehen, 80 Prozent der Firmenneugründungen erleben das 5. Jahr eigentlich nicht und 80 Prozent der 20 Prozent, die noch am Leben sind, haben eine gute Chance, dass sie auch die 10 Jahre erleben werden. Also haben wir gesagt, das ist ein Grund zum Feiern, wir sind noch da und vielleicht werden wir noch älter. Da haben wir gesagt, machen wir doch eine Party und laden alle Leute ein, die uns geholfen haben, bis zu diesem 5. Jahr zu kommen. Also Freunde, Familie, logischerweise auch Lieferanten, Kunden, alle, die an diesem Traum damals gedacht haben und uns dabei geholfen haben und gesagt haben, Jungs, ihr macht das schon. Und haben gesagt, wie können wir uns denn bei den Leuten erkenntlich zeigen, wie können wir denen denn danken? Und da haben wir gesagt, lass uns doch einfach mal ein Spezialbier machen nur für die, kleiner Sud. Und zu der Zeit, da Chile ja auch ein Weinland ist, war gerade eine große Welle von Weinen, die also starkes Vanille-, Karamellaroma aus amerikanischer Eiche hatten. Lass uns doch ein Bier machen, was so ein bisschen diese Idee aufnimmt. Wir haben also ein starkes Brown Ale, also gar nicht richtig auf irgendeinen Stil zugeschnitten, gemacht. Und wie haben wir das gemacht? Wir haben gesagt, ej, wir gucken einfach mal, was haben wir denn im Lager für die anderen 4 Biere und von jedem Malz schmeißen wir was rein, von jedem Hopfen schmeißen wir was rein. Die erste Version war sogar mit Ale- und Lager-Hefe zusammen. Wir haben also alle Zutaten, was wir alles hier bekommen, wir machen ein Resümee und das ist das 5. Bier und da muss alles drin sein von den anderen Vieren und dazu eben noch ein bisschen Holz. Und das haben wir dann halt in Champagnerflaschen gefüllt mit einem schönen Etikett, und als die Party zu Ende war, haben wir gesagt, ej, Danke, Danke für alles, hier ist eine Flasche für dich, nummerierte Edition, tschau, das war die Idee. Und dann kam danach irgendwie, ej, ich habe das getrunken, eigentlich sehr lecker, kann ich da noch mehr haben? Nee, gibt nichts mehr. Und dann rief noch einer an. Und sagten wir, na gut, dann machen wir noch ein bisschen, nur für die Kumpels. Und dann, einer von den Kumpels hatte irgendjemand eingeladen, der hat ein Restaurant gehabt, sagte, toll, das ist doch super, mit dem Fleisch und so, das kann man ja gut kombinieren, ist auch ein gastronomisches Bier. Und dann wuchs das von ganz alleine, wir haben niemals Werbung für dieses Bier gemacht, 7,2 Umdrehungen, holzgereiftes Starkbier. Mittlerweile ist es Nummer 2 bei uns im Verkauf, also das Golden Ale ist Nummer 1, Kross Simco ist Nummer 2, und war halt das erste Bier in einer Champagnerflasche in Chile, das gab es vorher nicht, das erste holzgereifte Bier. Das war so ein bisschen, woah, was ist das denn? Und dafür haben wir, glaube ich, auch viele Leute, Weintrinker, die sonst kein Bier trinken, mit ins Boot geholt, die sagen, oh, das ist ein Bier, das könnte ich auch trinken. So und dann, das war so ein bisschen der Durchbruch, viele Leute kennen uns wegen des Kross Simco, weil das immer in der Erinnerung so ist, woah, das war das erste Ding, was ich getrunken hatte und sagte, woah, das ist das was anderes. ja und mittlerweile haben wir ein festes Portfolio von 11 verschiedenen Bieren, ein bisschen oll over the place, ein paar deutsche Rezepte, englisch. Ich bin ein großer Fan der englischen Küche, also Bierküche natürlich und eben auch ein paar experimentelle Sachen. Auch was Amerikanisches natürlich, wir haben kein Hazy APE, aber ein Hazy Lager. Ja, weil ich so spät dran war, mit dem Hazy-Trend, ich habe mich dagegen gewehrt, ich sagte, warum soll ich mich anstrengen, ein extra trübes Bier zu machen? Also ein Zwickelbier, ein Kellerbier, nichts dagegen, ab jetzt da noch irgendwie Proteine mit reinschmeißen, das war nichts, da habe ich mich also mit Händen und Füssen gegen gewehrt und alle haben gesagt, ej, du musst das jetzt aber machen. Da sage ich, okay, dann machen wir was anderes. Wir können ja nicht 5 Jahre später sagen, ej, Kross hat jetzt aber auch ein Hazy. Super, ja, wie innovativ seid ihr denn? Dann sind wir halt die Ersten, die ein Hazy-Lager machen. Also heute würden viele vielleicht auch sagen Cold IPA, aber Hazy Lager hörte sich ein bisschen cooler, das funktioniert ganz gut. Wir haben ein IPA Pomelo, also mit Grapefruit. Das hat auch beim World Beer Cup dieses Jahr Gold gewonnen, auch sensationell für uns in der Kategorie. Das machen wir also auch schon seit 3, 4 Jahren. Also wir haben Bier mit roten Berries drin, das ist so mehr für die Einsteiger. Es ist super süß, ich kann es persönlich nicht trinken, aber in Chile kommt das gut an. Leute, die kein Bier trinken, sagen, das schmeckt ja wie ein Saft. Genau, ja und so experimentieren wir ein bisschen. Wir haben ein Scotch Ale mit drin, Maibock, Pils, was haben wir noch, das Kross 5. Jetzt haben wir so ein Hoppy Ale, ein recht leichtes, wir haben ein Amber Ale, fast ein Malt, würde ich sagen jetzt. Und, ja, kommt immer was Neues. Wir haben mittlerweile auch 8 eigene Kneipen oder Restaurants sage ich mal mehr als Kneipen, wo wir halt auch ständig neue Biere ausprobieren in kleineren Mengen. Dadurch haben wir natürlich eine Fokus-Group umsonst, sage ich mal, wo die Leute sagen, ej, mehr davon. Nee, das passt mir überhaupt nicht. Haben gerade auch ein Imperial Stout mit Kaffee wieder gemacht und Vanille, nichts super anderes, aber lief super. Ein West Coast Pils haben wir gerade in die Dose gebracht, zum Oktoberfest kommt jetzt ein klassisches Helles, sowas. Also wir spielen immer, es gibt immer, drei-, viermal im Jahr machen wir auf jeden Fall was Neues.

Markus: Also spannend. Also es macht auch total Spaß, dir einfach zuzuhören, weil man einfach merkt, wie sich die Dinge so im Kopf zusammensetzen, dann in die Tat umgesetzt werden und am Ende eben im Glas landen, das ist einfach wunderbar so zu hören. Apropos so neue Trends, wie sieht es bei euch im Thema alkoholfrei aus, ist das in Chile auch ein Thema oder alkoholarm? Und habt ihr euch dem auch schon gewidmet oder wie schaut das aus?

Asbjorn: Sehr gute Frage. Also logischerweise verfolgen wir alles, was auf dem Markt so passiert und das ist natürlich die Kategorie, die, ich glaube, in Zukunft am stärksten möglicherweise wachsen wird, alle Prognosen sagen das und in Chile gibt es einen leichten Trend in die Richtung. Also in den Kneipen haben wir natürlich alkoholfreies Bier aus der Flasche, es gibt ja logischerweise eine ganze Menge auf dem Markt und das läuft jedes Jahr mehr. Also wir sind genau in diesem Augenblick dabei, zwischen Oktober und Dezember ziemlich viele Proben in die Richtung zu machen, wir haben also schon ein bisschen vorgebraut, haben ein bisschen geguckt. Ich hatte bisher, mir fehlte ein Element. Also alle Hefen, die wir ausprobiert haben und alle Versuche laufen daraufhin, halt ein Bier mit gestoppter Gärung zu machen oder mit einer Hefe, die eben Maltose-negativ ist. Wir haben nicht das Geld im Augenblick, jetzt uns eine Entalkoholisierungsanlage hier hinzustellen. Und bei den Bieren, die ich getrunken habe, der Alkohol ist ja nicht nur Alkohol sondern ist eben auch Geschmacksträger und auch Struktur und die Biere schmecken für mich immer ein bisschen leerer. Also jetzt gibt es ja diese neue Hefe von Lallemand LoNa. Oder auch Sierra Nevada, jahrelang rumgedoktert hat und nie was rausgebracht haben und gesagt haben, das war der Mosaikstein, der uns noch gefehlt hat, mit ihrem Trail Pass Golden und Trail Pass IPA, super leckere Biere, beide. Und da geben wir jetzt also ziemlichen Fokus drauf und wollen eigentlich bis Mitte nächsten Jahres was auf dem Markt haben. Logischerweise nicht einfach nur ein Lager, sondern eben auch was für den Craft-Beer-Trinker, ein bisschen mehr Körper und Geschmack, ein bisschen mehr Persönlichkeit. Erst mal nur mit einem Bier und dann gucken, ob das nicht eine Familie wird. Aber strategisch ist es essenziell, möglichst schnell was zu haben, brauchen wir im Portfolio auf jeden Fall.

Markus: Ja und das ist ja auch cool. Also was ich schön finde ist, letzten Endes trifft es ja doch auch wieder den Kompetenzkern eines Brauers, weil er einfach in der Lage ist, eben Getränke herzustellen je nach Kundenbedarf sozusagen. Und ich glaube auch, also was man in Deutschland auch merkt, dieser Trend ist auch da, zum Beispiel verschiedene Verfahren anzuwenden und die Biere dann zu blenden. Weil man einfach bei verschiedenen Verfahren verschiedene Vor- und Nachteile hat und wenn man das entsprechend dann ergänzt, dann hebt sich da auch wieder einiges auf und man kann dann am Ende ein besseres Produkt haben. Also spannend, da freue ich mich schon, wenn ich das nächste Mal da bin, kann ich es dann ja vielleicht probieren.

Asbjorn: Auf jeden Fall, wenn nicht, schicke ich es dir.

Markus: Beziehungsweise wenn die Hörer: innen das hier hören, dann ist es schon da. Weil wir haben ein bisschen Vorlauf und gesendet wird es wahrscheinlich im Januar oder so. Dementsprechend, also spannend, das auf jeden Fall verkosten. Was ich mich auch noch gefragt habe, du hast vorhin so ein bisschen von den Rohstoffen erzählt. Das stelle ich mir auch nicht so einfach vor, also weil, die Hallertau ist weit weg, das Yakima Valley ist weit weg, Neuseeland ist weit weg. Wie macht man das hier, also Hopfen sowieso, frischer Hopfen, dieses Thema, aber auch natürlich letzten Endes Malz und so, also insgesamt die Rohstoffthematik, also hat es sich verändert im Laufe deiner Zeit und wie geht man da so ran?

Asbjorn: Als ich hier ankam, gab es nichts. Es gab eine kleine Brauerei in so einer Disco, da war ein Spanier, der importierte selber Nottinghill Ale. Das war die einzige Hefe, die du hier bekommen konntest. Malz, es gibt also eine Mälzerei in Chile mit zwei Standorten. Die hatten damals ein Pils-Malz, ein angeblich Karamell-Malz, aber das war eigentlich nur ein getoastetes Pils-Malz, also ein bisschen Wasser drauf und dann noch mal geröstet, leicht angetoastet, was auch keiner benutzt hat von der Großindustrie. Und das Malz für das Stout, das mussten wir uns selber rösten damals. Also Pils–Malz angefeuchtet in so einer Kaffeeröstung mit Direktbefeuerung, haben wir uns dann halt die Säcke, die wir brauchten, dann selber geröstet, es gab nichts. Hopfen haben wir auch direkt importiert, damals über Hopsteiner noch. Und Spezialmalze, wir waren die Ersten, die in Chile angefangen haben, Weyermann zu importieren damals. Es ging ein paar Jahre, da mussten wir halt ganze Container importieren, was dann für uns quasi der Jahresbedarf war oder ein bisschen mehr, das war zu viel. Und dann habe ich mir einen Zulieferer hier aus der Weinindustrie geschnappt, habe den mit auf die Brau genommen, habe den Sabine Weyermann vorgestellt, gesagt, ihr müsst mal kurz reden miteinander, du machst jetzt den Import bitte und wir kaufen dir das ab, aber eben chargenweise wie wir es brauchen. Und der Biermarkt wird wachsen natürlich und du hast noch ein paar andere Kunden. Der wollte eigentlich nichts mit Bier machen, am Ende haben sie sich dann dazu durchgerungen, ist mittlerweile der lizenzierte Weyermann-Importeur hier. Und dann fing das an, so ein bisschen besser zu werden, dann kam Hopfen dazu. Mittlerweile gibt es 3 oder 4 Händler, die quasi alles abdecken, vom Edelstahlfass über alle Rohstoffe und noch ein paar andere Sachen, Enzyme, Klärungsmittel oder so. Heute ist es ein Luxus, du kriegst alles, was du irgendwo anders auf der Welt auch kriegst, Hopfen aus Australien, aus Deutschland, von den Staaten, englisch, egal, verschiedene Hefesorten so, das war damals nicht so. Das war also, ich werde jetzt demnächst mal nachbrauen, einfach aus Spaß, unsere ersten beiden Rezepte, wie sie damals waren. Das Golden Ale, was damals ein Pale Ale war, hatte 2 Malze drin und Chinook-Hopfen. Das war der Einzige, den ich gefunden habe mit niedrigem Cohumulon-Gehalt, unter 20 Prozent oder 22, gesagt, den nehme ich mal. Und das war auch der einzige Hopfen, den wir hatten, das war sowohl für Bittere als für das Aroma und, ja, das waren knackige 45 IBU damals und so. Das will ich mal machen und das Stout eben auch. Wir haben mit den 3 Malzen, mit den handgerösteten und ein bisschen Kakaoschalen und that´s it. Also es waren andere Zeiten, war natürlich auch spannend, aber es hat sich sehr gut entwickelt hier und mittlerweile ist es hier genau wie überall auf der Welt, sage ich mal.

Markus: Gibt es hier, also das Land ist ja eben so lang, also müsste es doch eigentlich auch Orte geben, wo man Hopfen anbauen kann, gibt es mittlerweile sowas?

Asbjorn: Gibt es tatsächlich. Wir sind sogar in einer Region, wo also der erste chilenische Hopfen angebaut wurde, das war eine Brauereien damals hier in Temuco, die hieß Kaf. Mit der ersten Ernte von ihnen haben wir ein Collaboration Wet Hope Ale gemacht, ich glaube, 2007 muss das gewesen sein oder 2008, wenn mich nicht alles täuscht. Haben sie also hier am Tag davor geerntet, dann alles auf einen LKW geschmissen, hochgefahren nach Curacavi. Wir hatten alles schon fertig, dass so wenig Zeit wie möglich vergeht wegen der Oxidation und dann genau zum Whirlpool waren sie dann da. Das waren die Pioniere hier, die haben, weiß nicht, einen halben Hekta gehabt vor der Haustür. Mittlerweile gibt es verschiedene Initiativen, total in Chile gibt es heute 15 Hekta Hopfen, die angebaut werden von 5 verschiedenen Projekten. Das größte Projekt ist in Lago Ranco, noch ein bisschen weiter im Süden, Lupulus Hueimen heißen die. Das sind die Einzigen, die das für mich richtig machen, weil alle denken hier, ja, ich baue den Hopfen an und listere. Das Problem ist halt, wir alle wissen ja, was mache ich denn dann irgendwie? Und irgendwann kommt die Ernte, da habe ich sehr wenig Zeit, den Hopfen zu ernten, zu trocknen, schonend zu trocknen und dann halt muss der natürlich auch vermahlen werden und dann unter sauerstoffarmen oder Bedingungen oder freien in Tüten verpackt werden und so weiter. Die Technologie, die man einfach dafür braucht, die Maschinerie ist ja eine riesen Investition und das rentiert sich halt nicht bei kleinen Mengen, ist also noch in den Kinderschuhen. Aber die haben investiert, zwar gebrauchtes Equipment geholt aus Idaho, irgendwas aus Deutschland auch, Erntemaschinen, Pelletiermaschinen, die machen das super. Verdienen im Augenblick leider noch kein Geld damit, aber sind super enthusiastisch und die haben eben angefangen mit chilenischen Hopfen, sage ich mal. Der ist jetzt nicht natürlich hier angebaut worden, aber es gab, also ich weiß nicht, ob ihr das wisst, ich kann dir ja mal noch ein Ding geben, also vor 1910 gab es in Chile auch schon mal über 300 Brauereien. Ich habe so ein Poster, wo auch Etiketten sind, also jeder kleinere Ort, wie heute vielleicht in Franken oder so, hatte 2, 3 Brauereien, das war normal. Sehr viele Deutschstämmige dahinter, aber auch ein paar Engländer, Iren und so weiter. Es gab also alle Bierstile, die heute Craft-mäßig aktuell sind, die gab es damals schon. Dann gab es einen riesen Konzentrationsprozess, verschwand alles, war alles in der Hand von 2 großen Brauereien. Und jetzt gibt es halt diese Renaissance, ist ja immer dieses Ziehharmonikaprinzip, das geht immer auf und zu, egal. Und damals haben eben viele auch Hopfenpflanzen mitgebracht aus Deutschland und es gab hier Hopfengärten, die dann halt geschlossen wurden im Zuge dieser Konzentration. Und dann sind die Pflanzen verwildert und haben sich eben hier auch ans Klima und an den Boden angepasst und sich genetisch auch ein bisschen verändert. Und dann gab es 3 Sorten, die haben die also versucht, analysieren zu lassen in Labors, sowohl in England als auch in den Staaten. Und die haben gesagt, also hat wahrscheinlich irgendeinen Ursprung in der Hallertau, aber das ist auch ein bisschen Cascade noch mit dabei, keine Ahnung, was das ist, du hast da was ganz eigenes. Das Problem bei den Dinger ist, unglaublich wenig Ernteprojekte, sehr sensibel gegenüber, sage ich mal, Klimaveränderungen und in Alphawerte von 1 1/2 bis 2, 2 1/2, aromatisch super interessant. Wir haben also ein Bier, unser Kross 15, zum 15. Jahrestag haben wir ein Bier gebraut, was nur mit chilenischen Zutaten gemacht wurde, chilenischer Hopfen, mit einer Wildhefe, die von einem Apfelbaum hier aus der Gegend gekratzt wurde und eben nur chilenische Malze. Und das hat auch sofort eine Goldmedaille gewonnen hier bei der Copa Cervezas de América und auch Best of Show damals. Leider war diese Hefe eine Diastaticus-Hefe, was wir nicht wussten. Die hat sich dann auch ein bisschen verbreitet in der Brauerei, das hat dann fast 2 Jahre gedauert, bis wir die dann eliminiert hatten. Also das war aromatisch genial, also Mango, Maracuja, Ananas und so, also irgendwo zwischen Brett und Diastaticus, ein ganz wilde Geschichte, super leckeres Bier. Und dazu haben wir noch Traubenmost dazugegeben von einer Pisco-Traube. Großartiges Bier, hat riesen Spaß gemacht, aber, wie gesagt, mit der Hefe haben wir uns ein bisschen vergriffen, da waren wir nicht genau genug bei der Analyse. Also es gibt Hopfenprojekte und genau hier der Organisator dieses Kongresses, weswegen wir gerade hier sind, Luis, ist dabei, ein Projekt aus dem Boden zu stampfen, um hier großflächiger Hopfen anzubauen mit Staatsmitteln. Es gibt also Zuschüsse offenbar, der ist da ganz wild hinterher und mal gucken, ob da was daraus wird. Also klimamäßig geht es. Dann auf der anderen Seite der Cordillera in Argentinien gibt es ja große Hopfenanbaugebiete und das würde schon passen.

Markus: Ja, also spannend, werden wir auf jeden Fall weiter verfolgen. Da waren dann schon wieder ganz viele Anknüpfungspunkte, mal schauen, wie lang dieser Podcast noch wird. Aber wo du gerade über die Hefe sprichst, es gibt ja diese Eubayanus-Hefe, die man vor 10 Jahren oder irgend sowas eben in Patagonien gefunden hat, wo man eine Zeitlang gedacht hat, das wäre so das Missing Link, was die Lagerhefe angeht.

Asbjorn: Die Argentinier wollten das so haben.

Markus: Genau, es war nur nah dran, fast sozusagen, aber nichtsdestotrotz auf jeden Fall eine super spannende Hefe. Es gab ja dann auch große Brauereien, die was damit gemacht haben. Camilo hier macht auch ein Bier damit, mit einem ganz tollen Aromaspektrum. Wie hast du das so erlebt, du warst ja dann damals hier?

Asbjorn: Ja, also ich hatte immer meine Zweifel, weil irgendwie, die historische Linie konnte ich nicht so richtig verfolgen, wie das denn von hier nach Europa gelangt sein soll und dann dort schon 500 Jahre, sage ich mal, vor der reellen Kontaktzeit, sage ich mal, schon in irgendwelchen bayrischen Klostereiskellern gelegen haben soll, das war mir nie ganz klar. Am Ende kam es aber offenbar auch vom Tibet irgendwie, da ist die genetische Übereinstimmung ein bisschen höher, aber egal. Aber natürlich interessant, wie diese Hybridisierung in der Natur stattgefunden hat, und wir haben auch damit gebraut damals. Ich glaube einfach, dass etwas, was noch nicht voll ausgenutzt wird, ist eben die Vielfalt der mikrobiologischen Flora hier, sowohl Bakterien als auch Hefen. Es gibt also hier seit Langem die Diskussion intern von den chilenischen Brauern, was ist denn ein chilenisches Bier? Also heute kopieren wir halt Stile, die es von überall hergibt, aber wir haben nichts Autochtones dahergebracht, wie ein Italian Grape Ale zum Beispiel. Es wäre natürlich ein Klassiker zu sagen, okay, ist auch ein Weinanbauland hier, es ist groß und dafür bekannt, aber gut, dann wäre es halt ein Chilenian Grape Ale, auch nicht so innovativ. Also wo können wir denn was haben, was es sonst nirgendwo gibt, was aber eben auch ein leckeres Bier ist, was die Leute haben wollen? Du kannst natürlich was super Exotisches zusammenbauen, hej, das ist das super Chilenian Ale, da ist das und das drin. Gut, aber wenn es die Leute nicht saufen wollen, ja, dann, warum mache ich das denn? Also nur, um ein irgendwo auf meinem Stempel zu haben wie Argenta IPA oder was, verstehe ich auch bis heute nicht, aber egal. Und das ist die Diskussion, was ist der Punkt, der uns fehlt? Und ich glaube, dass da vielleicht in der Mikrobiologie vielleicht noch ein Schatz liegt, den noch keiner gehoben hat. Und wie gesagt, also diese Hefe, die wir damals benutzt haben, war fantastisch vom Aroma her und vielleicht muss man da auch ein bisschen herum hybridisieren oder so, um das ein bisschen zu domestizieren und da gibt es bestimmt noch andere Sachen. Es gibt hier eine, vielleicht hast du die auch mal kennengelernt, Victoria Lobos, Patagonian Yeast, eine Biotechnologin, die sammelt Mikroorganismen quasi. Wo auch immer sie hingeht, hat sie ihr Abstrichröhrchen dabei, so wie Louis de Funès bei Brust oder Keule mit seinem Fläschchen da. Und die hat mittlerweile eine Bank von über 400 chilenischen autochthonen Mikroorganismen angelegt. Welche sind für Gärzwecke geeignet, welche sind kultiviert, welche kann man auch wieder ernten natürlich und so weiter, bringen also wünschenswerte Eigenschaften mit. Ich glaube, da wird noch einiges passieren hoffentlich in nächster Zukunft, also da sehe ich riesen Potenzial. Und da traut sich alt noch keiner so richtig ran, weil das Risiko natürlich auch nicht unerheblich ist.

Markus: Das stimmt, ja. Wobei man halt sagen muss, wir haben im Podcast auch schon mehrere Folgen gemacht mit den Weihenstephanern, den Hefejägern, die dann wirklich überall auf der Welt unterwegs sind und teilweise in uralten Kellern oder in irgendwelchen Urwäldern oder sonst irgendwo eben auf die Suche gehen oder teilweise bis nach Ägypten in irgendwelche alten Kammern fahren und so. Also wo man einfach merkt, okay, das ist einerseits super spannend, weil die Hefe einfach auch ein Lebewesen ist, was viel ab kann. Also das heißt, die hält sich auch eine Zeitlang und aber dann auch ein riesen Potenzial hat. Und was ich auch sehr beeindruckend fand, war eben, dass der Martin Zarnkow zum Beispiel von Weihenstephan auch eben erklärt hat, dass die Hefe diese Aromen ja zu einer Art Kommunikation nutzt und das ist ja auch spannend. Also dass das eben nicht so aus Spaß ist oder so, sondern das eigentlich in der Natur da wirkliche Vorgänge eben stattfinden, die aromatisch übersetzt oder umgesetzt werden und das nutzen wir dann praktisch in der Bierwelt für unsere Zwecke so ein bisschen aus. Also wirklich, wirklich spannend, was da alles geht. Und ich muss sagen, so ein bisschen nehmen wir diesen Faden ja auf, also wir machen hier ja ein Collaboration Brew, was auf der einen Seite so ein bisschen auf mich, in Anführungsstrichen, anspielt, weil wir halt gesagt haben, wir machen ein Rauchbier. Aber auf der anderen Seite haben wir eben auch gesagt, wir versuchen so ein bisschen lokale Ingredienzien mit reinzubringen, in dem wir Merkén benutzen, was ja im Grunde, ich sage jetzt mal so flapsig, so eine Art gemahlene Chilischote ist, also jetzt wirklich aus der deutschen Perspektive.

Asbjorn: Aber eben ein spezieller Chili.

Markus: Ja, natürlich, ein spezielles Dings natürlich und gibt es auch in verschiedenen Varianten. Wir waren heute auf dem lokalen Markt und haben da ganz, ganz, viele, zig verschiedene Varianten eben durchprobiert, verschiedene Mahlgrade, würde man vielleicht sagen, verschiedene Versetzungen mit verschiedenen anderen Kräutern und Gewürzen und so. Und das ist ja, also in der Küche sowieso, also ich mag sehr gerne auch scharfes Essen und dementsprechend ist der Merkén für mich sowieso etwas, was ich auch vor 5 Jahren schon toll fand und da bin ich sehr gespannt, wie sich das in dem Bier so ein bisschen auswirkt. Und du hast ja von Anfang an gesagt, du hast jetzt, sage ich mal, diese Grenzen, die man in Deutschland dem Bier doch viel setzt, bewusst schon immer überschreiten wollen. Was würdest du jetzt zum Beispiel, wenn Hobbybrauer so zuhören, denen so sagen, wenn man so mit Gewürzen experimentiert, gibt es da so Königswege oder gibt es so Sachen, die man auf jeden Fall nicht machen soll oder was macht man da?

Asbjorn: Also bei Gewürzen, sage ich mal, immer große Vorsicht, große Vorsicht, manchmal ist der Effekt also doch intensiver als man so denkt. Ich habe mich da also mehrfach auch selber vertan, deshalb kann ich da aus Erfahrung sprechen. Speziell wenn es um Kardamom oder sowas geht irgendwie, damit ein klein bisschen, also nicht mal ein halbes Gramm pro Liter, deutlich weniger, hat man manchmal einen ziemlichen Effekt. Also ich würde immer erst mal Versuche machen im Kleinstmaßstab, vielleicht einen Siphon mal abfüllen und verschiedene Dosifizierungen ausprobieren mit verschiedener Kontaktzeit natürlich auch. Und was du ja auch vorgeschlagen hast, was wir jetzt hier wahrscheinlich auch machen werden, ein guter proof ist immer, vielleicht einfach einen Alkoholauszug zu machen, dann kann man sagen, wie viel Tropfen davon mache ich rein. Aber dann, wenn es zu viel wird, du kriegst es ja nie wieder raus, du kannst immer mehr dazugeben, aber du kriegst es nie raus. Also wenn man irgendwas macht und du möchtest das entweder beim Kochen schon dazugeben oder in der Gärung, in der Lagerung, dann erst mal mit weniger ist mehr und dann am Ende, wenn es nötig ist, dann dosierst du halt noch ein bisschen was drauf. Aber immer erst mal Versuchen fahren bei egal welcher unbekannten Zutat, würde ich mal sagen. Ansonsten kannst du dir halt den ganzen Sud versauen, dann musst du verschneiden und am Ende kippst du es doch weg. Also ich sage immer, wenn du ein Bier hast, was nicht schmeckt oder was irgendeinen Fehler hat, lieber wegkippen als das zu mischen. Ein bisschen schlechtes Bier mit viel gutem Bier produziert nur viel schlechtes Bier, also als kleiner Tipp nur. Manchmal muss man halt sagen, nee, das ist nichts, weg damit und dann geht es weiter.

Markus: Ja, also Mut zum Risiko und zum Experiment, das auf jeden Fall.

Asbjorn: Das auf jeden Fall.

Markus: Ja, vielleicht abschließend so ein bisschen, wenn wir jetzt Hörerinnen haben und Hörer, die sagen, ja, spannend, würde ich gerne mal besuchen, komme ich mal nach Chile, schaue ich mir an, was würdest du denen so ein bisschen empfehlen, also wo kommt man an, wo kann man so biermäßig was entdecken? Wie kommt man bei euch, kann man da Touren machen, wie auch immer? Dass du uns da so ein bisschen mitnimmst, was sollten Leute auf ihren virtuellen Reiseplan so ein bisschen draufschreiben?

Asbjorn: Okay, also es gibt ein, werde ich dir nachher mal schicken, es gibt also ein schönes Buch, so eine Art Reiseführer für bierbegeisterte Menschen auch für Chile, wo die Brauereien sind, die man auch besuchen kann und die vielleicht einen taproom haben oder einen Biergarten, da gibt es mittlerweile einen Führer drüber. Und normalerweise kommt man ja in Santiago an, mittlerweile wird aber auch im Süden, in Concepción gibt es jetzt auch einen internationalen Flughafen. Das wird, glaube ich, demnächst auch der Anflughafen für die Leute sein, die vielleicht nach Patagonien wollen und man muss nicht mehr über Santiago gehen. Aber logischerweise gibt es die höchste Konzentration an Bieren und auch an Spezialbierkneipen, sage ich mal, in Santiago, weil das eben auch die bevölkerungsreichste Stadt ist, da würde man ankommen. Beste Reisezeit, würde ich mal sagen, ist jetzt ab Ende September bis vielleicht Ende Februar, sage ich mal, das ist also Frühling, Sommer. Wobei hier die Jahreszeiten ein bisschen gepresster sind, also der Frühling ist vielleicht 1 Monat lang oder 1 1/2 und der Herbst auch, ansonsten ist der Winter recht lang und der Sommer auch, aber der Winter hier ist auch nicht mehr so wie früher. Man kann im Grunde genommen das ganze Jahr über eigentlich ganz gut hierherreisen. Man muss eben sich über die Entfernungen klar sein. Wenn ich nach Chile komme, will ich den Norden und den Süden sehen, das sind 2.000 Kilometer nach oben und 2.000 in den Süden, muss man also ein bisschen Zeit mit einplanen. Aber landschaftlich ist das irre und im Grunde genommen ist es ein Land für mehrere Reisen. Also wenn man nicht nur die klassischen Foto-Shoots machen will, ich gehe mal kurz in die Atacama, das Foto, morgen geht es dann dahin und das ein bisschen näher kennenlernen will, vielleicht auch das Umland, ein bisschen mal den ausgetretenen Pfad verlassen will, ist es ein Land, wo man mehrmals herkommen kann und auch mehrmals 3, 4 Wochen verbringen kann, ohne sich zu langweilen. Also kulinarisch leider nicht so interessant, die chilenische Küche ist sehr sparsam mit Gewürzen. Salz und Zitrone ist eigentlich und eben Merkén vielleicht, wenn man Glück hat und das ist es. Viel Eintopf, viel Kartoffeln, viel Fleisch natürlich, Grill, Grill, Grill, wird hier auch großgeschrieben. Und aber natürlich, was es gibt, wir haben 4.000 Kilometer Küste am Pazifik. Also Meeresfrüchte, wenn euch das gefällt, hier gibt es eine Auswahl, das ist fantastisch. Das Meiste wird exportiert, die Chilenen essen relativ wenig von dem Reichtum, den sie da haben. Ich gehöre nicht zu denen, die wenig essen davon, sondern ich liebe das. Man kann also morgens auf den Fischmarkt gehen und kauft das Zeug fangfrisch, von Muscheln über Seeigel, über verschiedene Fische, das ist irre. Ceviche, wenn ihr das nicht kennt, eben roher Fisch eingelegt, gebeizt sozusagen mit Zitronensaft mit ein paar Gewürzen, auch eine schöne Sache. Also es gibt viel zu entdecken. Mittlerweile gibt es viel Einfluss aus Peru zum Beispiel, das ist ja auch nicht so weit weg. Die haben eine Küche, viel interessanter als Chile, das ist mittlerweile auch überall. Also, ich sage mal, langweilig wird es nicht, man muss halt ab und zu ein bisschen suchen. Und wie gesagt, Kross Brauerei, außerhalb von Santiago, in 40 Minuten zu erreichen. Wir haben Montag bis Sonntag durchgehend geöffnet ab mittags, wir haben Brauereiführungen auch, wir haben einen schönen Biergarten. Wir haben die Küche da, also man kann da auch einen Tag verbringen und eben sich durch alle Biere durchprobieren, ein bisschen Food Pairings machen. Wir haben also auch ein paar Pakete, wo man sagt, Käse und Bier, Schokolade und Bier, man kann da auch so ein bisschen rumspielen und sowas und eben auch die Brauerei kennenlernen. Und es gibt so einen kleinen Beer-Trail, es gibt also auch bei uns in der Nähe 3, 4 andere Brauereien, die man auch besuchen kann, die auch einen Biergarten haben. Also man könnte schon so ein Tagespanorama machen und verschiedene Brauereien abklappern, so ähnlich wie im Fränkischen, sage ich mal.

Markus: Und warst du schon mal so im ganzen Land, also von ganz unten bis ganz oben?

Asbjorn: Ja, aber natürlich nicht so viel wie ich wollte. Ich war also vom nördlichsten Zipfel, ich bin nicht in die Antarktis gekommen und das Südlichste bisher ist Punta Arenas, ich bin also nicht bis nach Punta Arenas gekommen und auch auf der argentinischen Seite nicht nach Ushuaia. Bin in Chile nicht so viel rumgekommen wie ich wollte, eher mehr in Südamerika, also, weiß ich, Columbien, Peru, Paraguay, Bolivien, Brasilien, Argentinien ein bisschen abgeklappert, um zu sehen eben, was hier sonst noch los ist. Das ist ja, jedes Land ist ja wirklich ein Universum für sich. Und Chile ist eben kein Land, was Urwald hat. Ich hatte am Anfang auf dem Schirm, ja, ganz Südamerika ist Urwald, da gibt es Anakondas und Panther überall, da ist hier in Chile, habe ich die bisher noch nicht gefunden, aber es ist ein wunderschönes Land. Und, wie gesagt, also Ausländer aus Europa werden immer weitestgehend freundlich aufgekommen. Man muss aber sehr vorsichtig sein hier, Taschendiebe, besser als in Barcelona. Also Hand aufs Geld, Hand aufs Handy und trau, schau wem, das ist das Einzige, also immer ein bisschen vorsichtig. Aber noch ist es nicht so, dass dir irgendwo eine Knarre an den Kopf gehalten wird oder das man entführt wird oder das einem die Organe entnommen werden. Also die Sicherheit innerhalb der südamerikanischen Länder ist, glaube ich, immer noch die Höchste auf dem Kontinent.

Markus: Ja, also dem kann ich nur zustimmen, also ganz tolles Land und absolut eine Reise wert und wirklich faszinierend in all diesen verschiedenen Facetten. Und mir hat das auch immer sehr viel Spaß gemacht, Pisco und natürlich Ceviche, Pisco Sour und natürlich die Fischvielfalt Wahnsinn an der Küste gerade. Ja und sowieso eben die Biervielfalt, deswegen sitzen wir heute zusammen.

Asbjorn: Und Gin mittlerweile auch. Es gibt also viele Gin-Destillerien mit lokalen Kräutern und Pflanzen, also auch interessante Abarten des bekannten Gins, auch sehr lecker für Cocktails und sowas.

Markus: Ja und vielleicht auch ein letztes Wort noch dazu, ich finde es auch einfach wichtig, weil viele osteuropäischen Perspektiven, wenn man jetzt auch so selbst heute noch in die jüngeren Generationen schaut, dann sagt man, okay, Afrika ist irgendwie ein Land und Südamerika ist irgendwie ein Land. Aber wenn man dann eben näher hinguckt, sind das halt Kontinente, die zig-mal so groß sind wie Europa und dementsprechend auch eine entsprechende Vielfalt haben. Und eben auch diese verschiedenen Kulturen haben, die Einwanderer verschiedenster europäischer Länder aus verschiedenen Epochen, dann natürlich die Leute, die vorher schon da waren und teilweise immer noch da sind und alles, was sich daraus gemischt hat, also super spannend auf jeden Fall, ja. Also insofern, vielen Dank für deine Zeit, für dieses kleine Einbringen in deine Welt so ein bisschen. Und wünsche ich uns heute noch einen schönen Tag und euch, liebe Hörer, da draußen natürlich auch und, ja, auf bald Mal in Chile.

Asbjorn: Ja, hoffentlich, also wir sind immer noch hier, hoffe ich, dann. Und hat riesen Spaß gemacht, Danke für die Einladung, Markus, war topp. Und, ja, hoffentlich kommen die Hörer auch mal rüber und ihr könnt ja über Markus dann sicherlich meine oder unsere Adresse rausfinden. Und schreibt mich an, ich mache gern die Tour für euch persönlich auch, nicht, dass da irgendjemand anderes, wenn jemand aus Deutschland kommt, bin ich immer bereit, dafür Zeit zu opfern, liebend gerne.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk 145 – Interview mit Roland Schock, Hobbybrauer aus München

Heute gehen wir auf eine spannende Reise in die Welt der Hobbybrauer und kreativen Bierideen. Unser Gast ist Roland Schock, ein experimentierfreudiger Brauer aus Bayern, der uns mit seiner Leidenschaft für außergewöhnliche Biere begeistert. Vom Zen-artigen Brauvorgang bis hin zu Zutaten wie Guave, rote Beete und Bisongras – Roland nimmt uns mit auf eine Reise voller Geschichten und Geschmackserlebnisse.

Was treibt jemanden an, Biere mit Zutaten zu brauen, die man eher selten im Glas findet? Wie kommt ein Informatiker dazu, sich der Braukunst zu widmen? Und was passiert, wenn eine Hefe mal so richtig zickig wird? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt es in dieser Episode – und natürlich jede Menge Inspiration für alle, die selbst einmal ins Hobbybrauen einsteigen möchten.

Schnappt euch euer Lieblingsbier und taucht ein in eine Folge voller Innovation, Kreativität und Leidenschaft. Prost und viel Spaß beim Zuhören…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute unternehmen wir wieder eine interessante Reise, bleiben ein bisschen in Bayern, gehen aber auch ein bisschen drüber hinaus, das werden wir gleich noch sehen. Eigentlich sind wir erst mal in der Landeshauptstadt, sagen wir so, nämlich beim lieben Roland Schock, der viele Biere braut, viel experimentiert, aber auch schon viel rumgekommen ist und deswegen auch viel zu erzählen hat. Lieber Roland, wunderbar, dass du da bist! Erst mal hallo und vielleicht sagst du ein paar Worte über dich selber zu unseren Hörern.

Roland: Hallo, Markus, es freut mich, sozusagen hier mal in deinem BierTalk mit dabei zu sein. Ich habe schon sehr viele Folgen gehört und muss ja eigentlich sagen, wie du mir dieses Angebot gemacht hast in Bozen auf der Beer Craft, dass ich mir gedacht hab, oh, Ihnen Unwürdiger darf in diesem hochheiligen BierTalk mal mit dabei sein und ich freue mich, dass es jetzt geklappt hat. Und, ja, vielleicht zu meiner selbst noch, ich bin eigentlich Informatiker und ich koche gerne und ich bin dann irgendwie mal über Malzkits jetzt auf die Brauerei gekommen mit Maische und Läutern. Und bin eigentlich immer der experimentierfreudige Kocher und hatte das Ganze ursprünglich als Art Zen-Meditation gesehen, wo man einfach 6 bis 8 Stunden en bloc mal Zeit haben muss, um durchgehend sich einer Sache zu widmen und nicht permanent abgelenkt wird von verschiedenen anderen Kollegen und von der IT.

Markus: Das ist ja mal wirklich eine ganz spannende Herangehensweise und auch mal ganz anders als der landläufige Brauer, würde ich mal sagen, so seinen Beruf definiert. Und das ist auch genau das, was ich daran einfach spannend finde, weil ja insgesamt diese Idee der Hobbybrauer, sage ich jetzt mal, im allerweitesten Sinne, also Menschen, die eben Zuhause gerne selber Bier machen. Das wird ja immer größer, wird immer mehr, ähnlich wie das in anderen Ländern ja auch war. Und da gibt es halt innerhalb davon wieder verschiedenste Ansätze, wie man das jeweils machen kann. Und gerade so Leute wie du, die sagen, ich habe einen sehr anstrengenden, einen sehr fordernden Job und ich brauche einfach auch mal diesen Ausgleich, diese Ruhe und da ist genau sowas, wo ich einerseits tüfteln kann, aber andererseits eben auch diese Ruhe darin habe und mich da drin auch so ein bisschen, ja, reinfrimmeln, verlieren kann und auch mich dann eben austoben kann, das ist genau das, was ich suche. Und so Leute gibt es viele. Also da ist ja auch der Florian bei uns mit im Team, der auch so einer ist, würde ich sagen. Und das begeistert mich total, weil das eben noch mal ein ganz anderer Ansatz ist und dabei auch noch mal andere Biere dabei rauskommen, aber mindestens genauso viel Herzblut eben dran hängt wie bei einem normalen Brauer, sage ich jetzt mal. Und das, glaube ich, ist auch für den Podcast interessant, weil es vielleicht auch Leute inspiriert und animiert zu sagen, ich möchte vielleicht selber mal das ausprobieren, gehe mal zu meinem Hobbybrauerklub um die Ecke und schaue mal oder möchte zumindest mal Hobbybrauerbiere probieren, gehe mal zu den Veranstaltungen und verkoste da, komme mit den Leuten ins Gespräch und sehe dann vielleicht auch die Biere insgesamt ein bisschen aus einem anderen Blickwinkel. Und deswegen finde ich es eben so schön, so Geschichten wie deine zu erzählen. Und du hast ja schon so ein bisschen angefangen und ich habe ja auch ein bisschen angedeutet, es ist ja nicht nur München, sondern du hast ja auch so ein bisschen Oberfranken in dir, was dieses Thema angeht, oder?

Roland: Ja, im Prinzip die Ursprünge der Vergärung kommen natürlich von dem Bruder meines Vaters, der für mich eher kein Onkel sondern eher ein Opa war, weil er einfach wesentlich älter ist als mein Vater. Und dort habe ich die Vergärung schon mal mitbekommen und wir hatten damals Apfelwein produziert.

Markus: Ah ja, das ist auch spannend. Da haben wir in Franken ja durchaus auch eine Tradition, was alle möglichen Fruchtweine und solche Dinge angeht, bis hin zum Sekt, wird hier Apfelsekt auch produziert und so. Das heißt aber, in welchem Alter war das so und wie bist du dann da zum Brauen an und für sich gekommen?

Roland: Naja, ich habe eigentlich nur die Vergärung mitbekommen und durfte dann auch schon die ersten Ergebnisse kosten. Also ich denke, mitbekommen habe ich das natürlich schon im Alter von irgendwie vielleicht 10 Jahren, aber verkosten durfte ich dann erst später. Und ich glaube, die ersten Malzkits hatte ich mir dann aus England mal so, ich möchte fast sagen, illegal importiert, irgendwo im Urlaub mal mitgenommen. Und das war definitiv im letzten Jahrtausend, aber ich weiß nicht mehr ganz genau wann.

Markus: Aber eine Leidenschaft zum Bier an sich entwickelt hast du trotzdem schon auch vorher?

Roland: Ja, getränketechnisch natürlich schon, so in der Pfarrjugend bekommt man das zwangsläufig mit. Mittlerweile bin ich auch bei der freiwilligen Feuerwehr und das ist natürlich eine starke Leber durchaus in der Nachbesprechung gelegentlich gefragt.

Markus: Ja, wer Brände löschen will, der muss auch Durst löschen können, das ist dann irgendwie schon auch ein bisschen so. Und ich meine, es ist hat ja auch eben diesen gemütlichen Geselligkeitsvereinsaspekt, der ja irgendwie auch dazu gehört. Das heißt aber, du bist jetzt praktisch in München verwurzelt, schon immer gewesen oder wart ihr vorher woanders?

Roland: Genau, ich bin waschechter Münchner und bin hier geboren, aufgewachsen und bin nach über 50 Jahren mal rausgezogen in den Speckgürtel von München, bin im Nordosten von München, ganz in der Nähe von der Schweiger Brauerei, habe aber mit denen sonst nichts zu tun. In München selbst habe ich mal Anschluss gefunden an den Münchner Haus- und Hobbybrauerstammtisch, der einmal im Monat stattfindet. Und dort habe ich natürlich auch sehr viele Tipps bekommen. Insbesondere sage ich dem Richard hier an der Stelle Dank, der hat mir nämlich irgendwann mal gesagt, also er findet das faszinierend, wie viel Zeit und Energie ich in so schlechtes Bier reinstecke. Weil, ich hatte damals sehr gerne mit Ingwer gebraut, ich hatte versucht, Ingwer-Bier zu produzieren. Das hat natürlich ihm gar nicht geschmeckt, er ist gelernter Brauer und er hatte mir gleich beim allerersten Bier, dass ich mitgebracht habe, hatte er so gesagt, hast du Trockenhefe verwendet, gell. Und das war natürlich für mich eigentlich immer sozusagen ausschlaggebend, die Meinung vom Richard mir mal genauer anzuhören, was er zu meinem Bier sagt und das hat mir doch einiges gebracht.

Markus: Da braucht man aber schon auch Standing oder, also wenn man in eine neue Gruppe kommt und das Erste, was man hört ist, dass man viel Energie in schlechtes Bier investiert. Da würden wahrscheinlich viele andere sagen, na gut, dann backe ich lieber Brezeln oder so.

Roland: Also die Geschichte mit dem schlechten Bier hat mir der Richard erst Jahre später erzählt.

Markus: Na gut, dann ist deine Ehre gerettet. Also bevor wir da weitermachen, du hast ja 6 wunderbare Flaschen mir geschickt und die könnten wir auch nebenbei so ein bisschen verkosten. Wie immer der Hinweis an die Hörer, es sind 0,5er-Flaschen, aber wir trinken die natürlich nicht alle komplett aus. Wir verkosten einfach nur, den Rest kann man dann ja auch später trinken. Aber es sind jetzt, also dreimal steht 7-Korn drauf, zweimal steht Guave drauf. Da freue ich mich sehr, eine meiner Lieblingsfrüchte, die man so selten bekommt. Und einmal steht Hazy IPA drauf. Wie wollen wir denn da jetzt anfangen?

Roland: Also Anlass war ja der, dass wir uns auf der Beer Craft kurz mal unterhalten hatten, dass mir der erste Sud komplett kaputtgegangen ist und das war das 7-Korn, mit dem könnten wir anfangen. Andererseits, das Red-Guave würde sich fast anbieten, wobei es auch wieder ein exotisches Bier ist. Ich habe da 2 Experimente durchgeführt, einmal mit einem fertigen Sauermalz von einer Firma, ich weiß jetzt nicht, ob ich es nennen darf, es ist halt ein Kaufprodukt.

Markus: Klar.

Roland: Martens Sauermalz und das hatte ich mir einfach gekauft, so eine 1 1/2 Kilo-Dose. Und hatte mich angelehnt an ein Bier, was ich auf einer Münchner, Giesinger Brauereiveranstaltung mal probiert habe von einer Brauerei, die aus den neuen Bundesländern stammt, und die hatten ein Sauerbier mit roter Beete und Guave produziert. Und das war so lecker, dann wollte ich das mal ausprobieren, habe mir Guavensaft besorgt, habe mir rote Beete besorgt und habe einfach mal losgepanscht.

Markus: Da würde ich sagen, da sind wir doch einfach mal ganz kreativ und fangen damit an. Ich habe mir sowieso mehrere Gläser bereitgestellt, weil ich gedacht habe, vielleicht muss man später noch mal was vergleichen, also können wir insofern dann eh so ein bisschen durcharbeiten, aber das ist doch eine schöne Idee. Und, ja, da müssen wir uns sowieso noch unterhalten, da gibt es ja viele spannende Geschichten auch zu der Brauerei, Testbräu ist das ja eben aus Nebra. Bin ich mal ganz gespannt, gibt es viel zu erzählen. Ja, also wollen wir das Alkoholfreie zuerst oder das Normale zuerst?

Roland: Ich würde mit dem Alkoholfreien anfangen, weil das geschmacklich einfach leichter dann ist und es ist im Prinzip ein erfrischendes Getränk.

Markus: Okay, dann fangen wir mal an. Also der Zisch war schon gut. Also es hat Schaum, also es schaut aus wie ein Bier. Von der Farbe her ist es ein etwas dunkleres Rotbraun, würde ich sagen, so rostbraun mit einem Rotstich. Oh ja und hat einen sehr schönen fruchtigen Geruch, das ist dann, ja, Guave natürlich, weil man es jetzt weiß. Und wenn man mal das versucht auszuschalten, dann, würde ich sagen, da ist viel Apfel, viel Birne, ein bisschen weinige Noten auch so, wie so Muscatela, so ein bisschen gewürzig. Vergorene Noten, vielleicht ein bisschen Pfirsich, Nektarine, also eine sehr komplexe schöne Fruchtaromatik in der Nase. Fällt dir noch was ein dazu?

Roland: Ich würde allerhöchstens ergänzen, ich bin teilweise ein bisschen enttäuscht von den farblichen Noten vom Fertigmals, weil die eigentlich immer sehr dunkel sind, ich schätze an der Stelle immer helle und klare Biere. Und zum anderen hätte ich noch dazu gesagt, das Schöne daran ist eigentlich die WSL-17-Hefe. Das ist, wie ich nachgeschlagen habe, eigentlich die Saccharomycodes ludwigii. Die habe ich mir mal bei einem Versender gekauft, so ein kleines Padling und seitdem immer wieder weitergeführt, Hefe-Banking mal ausprobiert. Und ich bin total begeistert von der Hefe, wie man relativ schnell ein schönes, leckeres, vergorenes Getränk bekommen kann, das gut schmeckt, in dem kein Alkohol drin sein muss und das einfach erfrischend ist. Es geht mir beim Bier oftmals nicht um den, ich sage jetzt mal, um den Alkohol, um möglichst starke Biere zu produzieren, obwohl ich sowas gelegentlich mal probiere. Ich habe auch mal nach, ich glaube sogar, nach einem deiner Podcasts, ein Rauchweizen-Doppelbock versucht zu brauen. Und ich finde eigentlich den erfrischenden Teil vom Bier viel leckerer, sodass man, ich sage jetzt mal, sauberes Wasser hat, mit dem man seinen Flüssigkeitsbedarf auch decken kann, ohne dass man den Alkohol wirklich drin haben muss. Und in dem Sinne, Prost.

Markus: Prost! Also da sind wir auf einer Linie, genau, wir machen erst mal Prost, ich stoße hier mit einem meiner leeren Gläser an, Prost. Das ist aber wirklich sehr schön, also finde ich jetzt ganz spannend, weil man also all das, was ich vorhin so gerochen habe, findet sich tatsächlich wieder. Es hat eine angenehme Säure, also jetzt keine, die einen erschlägt, sondern eher so eine erfrischende Säure. Ich würde sagen, so auf einem Level von einem Apfelsaft vielleicht, also so ein schöner trockener Apfelsaft, das kann man also wirklich schön so trinken. Es fängt auch mit einer gewissen Süße an, es hat irgendwie beides so ein bisschen, fängt süß an, dann kommt die ganze Fruchtigkeit, dann eben die Säure. Und nach dem Trunk ist der Mund auch wieder so richtig schön frei und es macht Lust auf mehr. Also wie du sagst, ein sehr erfrischendes Getränk, was auch diese Guave sehr schön rüberbringt. Was, glaube ich, gar nicht so einfach ist mit dieser Frucht. Vielleicht noch ganz kurz als Hinweis für die Hörer, ihr habt gerade gehört, da gab es ein kleines Bohrgeräusch, da liegt nicht daran, dass ihr jetzt irgendwie irritiert seid, sondern beim Roland wird im Hintergrund renoviert, da kann das sein, dass mal was kommt. Und bei mir haben die Nachbarn jetzt gerade ein neues Dach sich bestellt und das wird aufgestellt, auch da kann es mal etwas Lärm geben. Also da nicht erschrecken, das ist auf unserer Seite, aber noch war es ja nur ein marginaler Touch. Genau, also zurück zu diesem wunderbaren Bier, hast du das so erwartet oder hast du dir das anders vorgestellt? Wie geht es dir so, wenn du das trinkst?

Roland: Ich habe gelernt bei der Saccharomycodes ludwigii, von der Beschreibung her heißt es eigentlich, 10 Prozent Glykose entstehen bei der normalen Mälzarbeit und Maischarbeit und das kann im Prinzip die Saccharomycodes ludwigii verdauen, bleibt damit quasi so ganz knapp bei dem halben Prozent und du kannst gleich nach dem Pitchen eigentlich Flaschen abfüllen. Dabei habe ich aber festgestellt, passiert es mir oft, dass ich so ein Gushing-Problem habe und mir sind dann schon einige Flascheninhalte direkt ins Gesicht gesprungen. Und seitdem bin ich dazu übergegangen, eher auf den alkoholfreien Content zu verzichten, dass es alkoholfrei ist, sondern eher das Bier einmal ein paar Tage lang durchgären zu lassen und dann diskret noch mal ein bisschen nachzuzuckern, ich sage jetzt mal, mit 5 Gramm pro Liter, um die Flaschengärung dann hinzubekommen.

Markus: Aber eine andere Hefe nicht im Spiel, also es bleibt bei der Ludwigii?

Roland: Genau, es ist einfach nur die Hefe und die Besonderheit dabei ist auch noch, das hatte der Versender noch mitgeschickt, man so relativ großzügig pitchen, also auf 20 Liter durchaus mal 1 Liter aufgepäppelte Hefe mit dazugeben, dadurch wird das Ganze besser. Und ich züchte die davor an einfach mit dehydrierten Malzextrakt und füttere die also vorher ab, ein bisschen. Ja, Reinheitsgebot gleich an der Stelle, ich füttere dann natürlich mit Zucker nach, ist nicht 100 Prozent nach dem Reinheitsgebot. Aber auch an der Stelle ist ja das Reinheitsgebot wieder sehr dehnbar, was man alles machen darf und ich versuche natürlich schon nach Möglichkeit, nicht komplett dagegen zu verstoßen. Aber bei Guave und rote Beete brauchen wir eigentlich da nicht mehr drüber diskutieren.

Markus: Eben, also das ist ja dann die andere Seite. Ich meine, chemisch gesehen, Zucker ist dann irgendwie doch Zucker am Ende des Tages, also das könnte man so und so machen, das ist, glaube ich, wirklich, also zumindest jetzt in einem Hobbybrauerkontext, völlig in Ordnung und auch notwendig. Also ich muss wirklich sagen, ich finde es echt grandios vom Geschmack her, finde ich total gut. Und jetzt, wenn du es nicht gesagt hättest, dann hätte ich sogar gesagt, ich finde diese dunkle Farbe eigentlich immer ganz interessant, weil diese Biere sind ja oft sehr, sehr hell und das ist vielleicht auch das, was man so als Erwartungshaltung aufbaut. Auf der anderen Seite ist es natürlich schon was, was ich jetzt von meiner Sozialisierung her eher auch von einem Bier erwarten würde, so eine Bernsteinfarbe mit einem Rot-Touch. Also mich spricht es, ehrlich gesagt, an, muss ich sagen, aber da ist vielleicht jeder so ein bisschen anders, das muss man dann einfach sehen. Aber ich finde es toll, wie sehr das jetzt so schmeckt, wie ich jetzt andere Guave-Sours auch kenne in Bezug auf den Alkohol. Also ich hätte jetzt nicht gesagt, wenn mich jemand gefragt hätte, dass das jetzt ein Bier mit so wenig Alkohol ist, selbst wenn da jetzt vielleicht ein Prozent drin ist oder so. Also es schmeckt sehr voll, es hat einen sehr intensiven Charakter, es ist richtig ausdrucksvoll, langanhaltend auch, man hat schön die Frucht präsentiert. Also davon dürftest du mir gerne jederzeit mehr schicken. Wie ist es denn mit den anderen Konsument: Innen im Haushalt, wird das auch von anderen geschätzt?

Roland: Meine Frau liebt das alkoholfreie Bier, sie schätzt auch sehr glutenfreies Bier. Was natürlich in Deutschland, klar gibt es da natürlich einen großen Produzenten mit kleinen grünen Flaschen, der sowas produziert, aber das sind ja dann alles irgendwelche Malzgetränke und Sonstiges und richtig vergoren schmeckt es irgendwie besser, also das, was die Hefe produziert, ist schon schön. Und für diejenigen, die gerne mal mit so einer Hefe was ausprobieren wollen, 6 bis 8 Grad Plato als Startwert und dann eben so eine Saccharomycodes ludwigii oder WSL-17-Hefe, darüber findet man das Ganze auch im Internet, ist eine sehr schöne Geschichte.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und glutenfrei ist auch ein wichtiger Punkt, glaube ich, für die Zukunft. Also gerade, wenn man viel unterwegs ist in England, in Italien oder sowas, da ist das ja Gang und Gäbe, bei uns noch sehr in den Kinderschuhen. Wir haben in Franken die Brauerei Schleicher, die machen das, glaube ich, ganz gut und im Rahmen des Reinheitsgebots, aber es sind wirklich sehr, sehr wenige, die es tun. Aber jetzt vielleicht noch mal zurück zur Guave. Das heißt, wir haben hier Guave und rote Beete, wie, frage ich jetzt einfach mal ganz blöd, also kochst du dann die rote Beete, machst du dann da Saft draus oder kaufst du einfach Saft und wie ist mit der Guave und wann kommt das dazu und wann wieder raus, wie ist das?

Roland: Da hatte ich auch überlegt, wie bekomme ich das Ganze hin, was ich als Steilvorlage mal auf diesem Brauereifest probiert habe? Und da hatte ich dann einfach überlegt, ich besorge mir so 1 Liter Guavensaft und habe dann das Sauermalz verdünnt auf, das war ja eine Dose, das waren irgendwie dann so 10, 11 Liter, weil 1 Dose reicht im Prinzip so für gute 10 Liter beziehungsweise, ich habe es eigentlich ein bisschen stärker verdünnt, weil ich wollte auf die 6 bis 8 Grad Plato kommen, und hatte dann 1 guten Liter Guavensaft reingeschüttet. Ich hatte auch noch mit Hopfen gekocht und ich hatte da Kazbek und deutsche Cascade mit reingekocht und hatte dann noch rote Beete, fertig gekochte rote Beete einfach in kleine Scheiben geschnitten und zur Gärung mit reingeworfen.

Markus: Und was macht die Hefe dann da draus, also kommt es dann durchsichtig wieder raus oder in Teilen und ist dann der ganze Sud rot oder wie muss man sich das vorstellen?

Roland: Also der Sud selbst wird relativ rötlich, also die Farbe hat schon ein bisschen gelitten. Es gibt auch Kandidaten, die würden rote Beete-Pulver nehmen, das kann man auch kaufen. Ich wollte es direkt mit roter Beete probieren, ich hatte nämlich früher mal ein Ingwer-Bier probiert und hatte da Ingwerscheiben direkt reingetan zur Vergärung. Und der Ingwer war nicht perfekt geschält, perfekt desinfiziert und ich hatte dann so eine Kahmschicht drauf, wo ich dann beschlossen habe, ich weiß jetzt nicht, ob ich das jetzt unbedingt trinken möchte und hatte das dann verworfen. Und deswegen hatte ich auch gesagt, wenn ich jetzt so ein Wurzelgemüse drin habe, dann möchte ich auf jeden Fall drauf achten, dass jegliche Bodenbakterien definitiv wegdesinfiziert sind. Und dann habe ich auf die sterilisierte rote Beete in den eingeschweißten Beuteln zurückgegriffen aus dem Supermarkt und habe dann im Prinzip zwei größere Knollen einfach fein aufgeschnitten. Und das, was dann hinterher wieder rauskommt, ist eine nicht mehr rote Scheibe, die hat ziemlich viel Farbe gelassen, das ist dann eher so leicht bräunlich und die Farbe geht eben ins Bier über.

Markus: Ja, also das finde ich auf jeden Fall auch eine ganz interessante Methode. Hast du denn mit der roten Beete an sich schon mal was anderes gemacht oder war das jetzt zum ersten Mal, dass du es da verwendet hast?

Roland: Es war nur in dem Bier drin. Und weil du sagst, habe ich da noch andere Dinge probiert, kommen wir doch eigentlich zur nächsten Flasche. Und zwar, ich hatte vorher auch so ein bisschen gezögert, wie stark kann ich jetzt das Bier verdünnen? Ich experimentiere ja gerne, also ich habe diesen Sud mit diesen 10 Litern, habe ich mal halbiert und habe die Hälfte von dem roten Guave-Sauer direkt vergoren mit einer T-58-Trockenhefe und dabei im Prinzip dann ein alkoholhaltiges Bier rausgekommen. Und den Rest hatte ich dann noch mal so runterverdünnt, dass ich eben dieses alkoholfreie Bier produziert habe mit circa 7 bis 8 Grad Plato mit der WSL-17-Hefe. Also die nächste Flasche hat jetzt genau sozusagen den nichtalkoholfreien Content.

Markus: Okay, na, da bin ich mal gespannt. Und das war jetzt praktisch ein Holger-Hahn-Gedächtnismoment, weil bei ihm war es ja immer so, dass ich zu viel geredet habe und wir nicht zum Biertrinken kamen. Und du hast jetzt diese Rolle übernommen, das finde ich schon mal sehr gut, dass du weitergeleitet hast zur nächsten Flasche. Ich mache hier mal auf. Huih, das war ein großer Zisch. Oh ja, also optisch relativ ähnlich, ich würde sagen, ein Tick dunkler, ja, einen kleinen Tick dunkler. Der Schaum ist auf jeden Fall ganz anders, weil der war vorhin ein bisschen gröber, jetzt ist er ganz fein, ein ganz dichter Schaum. Schön getönt, also der hat auch eine richtig schöne braune Nussfarbe, würde ich mal so sagen. Liegt toll im Glas, auch wenn man es so ein bisschen hin- und herschwankt, auf jeden Fall also optisch wieder eine Bieraugenweide. Etwas trüb natürlich. Jetzt riechen wir mal. Ah, aha, also auch vom Geruch her ähnlich ich finde jetzt, dass diese weinigen, alkoholischen Noten logischerweise irgendwie stärker rüberkommen. Also ich habe mehr von diesen weißweinartigen Geruch, also Muscatela, was ich vorhin so hatte. Und ich muss sagen, ich merke jetzt hier tatsächlich was von der roten Beete im Geruch, die ist jetzt auf jeden Fall da. Die fand ich vorher nicht so stark, aber jetzt ist sie da und drum rum aber dann wieder diese Guave, diese Apfel-, Birnennoten, bis hin so in so tropenfruchtige Noten, also sehr interessant. Aber wie gesagt, diese rote Beete, Wurzelnote, die auch so eine gewisse Schärfe hat. Also ich weiß nicht, ob jemand schon mal Meerrettich gerochen hat, so Wurzelgemüse hat oft so eine leichte Schärfe in der Nase, das hat man hier auch. Spannend, okay.

Roland: Also ich finde, dass rote Beete eher immer so einen leichten muffigen Geruch hat, so einen erdigen Geruch.

Markus: Also kann sie auch haben, durchaus. Hat sie hier aber nicht, Gott sei Dank. Also Hintergrund, wir sind Teil hier von einer solidarischen Landwirtschaft schon seit vielen, vielen Jahren und das heißt, dass sich mehrere Leute zusammentun und praktisch einen professionellen Landwirt anstellen und der dann eben einen Acker bestellt oder mehrere und man dann jede Woche so seine Ernte bekommt. Und der baut wirklich all die klassischen Gemüse, Wurzeln und was es so gibt, an und so kriegen wir über das ganze Jahr verteilt, auch im Winter halt, immer alles Mögliche, also von der roten Beete über verschiedenste andere Sorten. Die gibt es ja nur in rot, die gibt es auch in gelb und in grau und was weiß ich was und alle möglichen Rettiche und Mairüben und was auch immer. Und deswegen habe ich mich notgedrungen, weil man bekommt es einfach, man muss es dann ja irgendwie auch essen, schon viel damit auseinandergesetzt. Und ich finde wirklich, diese Wurzeln haben so einen gewissen gemeinsamen Ton, den man hier auch ein bisschen merkt, aber ist auf jeden Fall toll. Und ich finde auch wirklich, das sind ja so fast vergessene Zutaten, die man früher ja sehr viel verwendet hat und die heute nur noch wenig genutzt werden. Gerade rote Beete scheuen sich viele, weil wenn man die mal in der Küche ordentlich gemacht hat, dann ist die ganze Hand rot für die nächsten 3 Tage, das ist dann so, wenn man keine Handschuhe anzieht, aber der Geschmack belohnt natürlich auf jeden Fall.

Roland: Für den Bierbrauer empfehle ich natürlich dann die Handschuhe und definitiv einmal die Knolle direkt zu kochen, dass sie soweit mal vorbereitet ist und entsprechend desinfiziert ist, dann vielleicht noch schälen, in feine Scheiben schneiden und dann erst in den Sud rein.

Markus: Also möchte ich nur anregen, also Leute da draußen, wenn ihr Lust habt, probiert euch durch. Auch mit unseren heimischen Zutaten gibt es bestimmt viele, viele spannende Sachen, die man da machen kann. Wir kommen ja nachher noch zu einer ganz besonderen Zutat. Aber, also hier muss ich jetzt noch sagen, also geruchsmäßig wieder sehr, sehr spannend, ein bisschen mehr rote Beete, wie gesagt, als Guave, aber beides völlig vorhanden. Vom Geschmack her, ich habe jetzt zwischendurch schon probiert unfairerweise, ich hoffe, du hast auch schon, finde ich es noch runder als das andere, muss ich sagen. Also es mag vielleicht einen Tick saurer sein, das kann ich jetzt gar nicht so sagen, aber es ist unglaublich rund, unglaublich harmonisch. Man hat vom Anfang bis zum Ende diese Aromen, es wechselt so ein bisschen durch, von den weinigen, guavigen, Wurzel, dann wieder so ein bisschen vergorene Früchte, also das ist wirklich eine ganz spannende Reise, die man so hat vom Anfang bis zum Ende. Es bleibt wieder sehr lang im Mund, dieses positive Spiel bei einem Sauerbier, wenn es gut gemacht ist, wo man einfach sagt, das ist echt ein tolles Getränk. Hat einen pH-Wert wahrscheinlich wie ein Weißwein, kann man wunderbar trinken, ist sehr angenehm. Ja, also auch das darfst du öfters vorbeibringen. Weißt du denn, wo wir da liegen alkoholmäßig?

Roland: Ich habe nicht nachgemessen. Also ich habe an der Stelle nicht meine Dichte vorher gemessen und habe dann die Specific Gravity aufgeschrieben. Also aus meiner Perspektive, es ist immer so, Malzkit sage ich mittlerweile ganz salopp 5-Minuten-Terrine, weil, es ist halt dann doch nicht richtig das Brauen von Bier, es geht mir einfach zu schnell. Es ist, ich möchte jetzt nicht sagen, panschen, aber man kann relativ schnell mit einem Malzkit was produzieren, es ist mal wieder Getränk da, man kann wieder was davon trinken. Ein richtiges Bier zu brauen und sich die Zeit dazu zu nehmen, sich zu überlegen, wann packe ich jetzt welchen Hopfen rein, wie mache ich das, welche Malze packe ich zusammen, das ist halt einfach eine andere Dimension. Und mir geht es auch so, ich nehme gerne Rezepte, überlege mir, was habe ich jetzt da, in welche Richtung möchte ich reingehen und variiere die Rezepte, dass es bei mir im KOPF ein Bild gibt und wo ich mir vorher schon vorstelle, wie wird das Ganze, als das sich jetzt sage, okay, ich habe jetzt dieses Rezept, dann bestelle ich mir vom Versender meiner Wahl aufs Gramm genau diese Portionen und dann koche ich das ganz stupide nach. Das ist nicht das Meine, also ich bin an der Stelle immer der Kreative, der einfach was ausprobiert und es wird was draus. Und das macht eigentlich den Reiz von dem Hobby aus.

Markus: Ja, also da bin ich absolut bei dir. Wobei ich mir halt auch gut vorstellen kann, es gibt manchen Leuten einfach auch Sicherheit. Also wenn jemand sagt, okay, ich fange jetzt mal mit so einem Hobby an und habe vielleicht wenig Erfahrung da drum rum und will einfach mal loslegen und will eine relativ hohe Sicherheit haben, dass das, was dabei rauskommt, auch genießbar ist, dann kann das auch ein guter Einstieg sein. Wo man dann, wenn man sagt, okay, ich bin ganz sicher in dem Feld, dann kann man vielleicht mit den Kits anfangen auszuprobieren und dann kann man vielleicht irgendwann weiter zum richtigen Brauen, in Anführungsstrichen, kommen. Also ich glaube, das kann auch so eine Funktion haben, wo jemand vielleicht anders, also du bist ja vielleicht eher vom ich-tüftle-mich-da-gleich-richtig-rein-Aspekt gekommen und andere wollen vielleicht wirklich über die Easy-Going-Schiene überhaupt erst mal ausprobieren. So wie wenn jemand sagt, ich fange das Fotografieren mit so einer Sofortbildkamera an und wenn das funktioniert, dann kaufe ich mir mal eine Spiegelreflex und gehe da mehr in die Tiefe, wie auch immer. Also solange, ehrlich gesagt, solche Ergebnisse dabei rauskommen, freue ich mich sehr, weil es die Bierwelt bereichert und Leuten einfach noch mal mehr Möglichkeiten, mehr Horizont gibt und vielleicht auch ein bisschen die Scheu nimmt vor manchen Sachen und eben sich auch mal mit solchen Zutaten auszuprobieren. Vielleicht an der Stelle noch eine Sache, weil uns ja doch auch die ein oder anderen Brauer hören, also auch Leute, die Brauereien haben und was ich so oft höre, wenn es um das Thema alkoholfrei geht, dass dann sehr viele sagen, naja, das ist so super aufwendig, da müsste ich ja Maschinen und Anlagen und Millioneninvestition und deswegen kann ich das alles nicht machen. Im Grunde ist es doch so, wenn ich jetzt mal einfach auch da wieder sage, ich will mal anfangen mit dem Thema, also ohne jetzt gleich das perfekte Produkt zu produzieren, aber ich will einfach mal loslegen, will mal ein alkoholfreies Bier haben, dann könnte man doch bestimmt mit der Ludwigii-Hefe, die du bei dem Alkoholfreien verwendet hast, da relativ leicht anfangen. Also könntest du da mal vielleicht ein paar Worte vielleicht auch an die Brauer: Innen, die hier zuhören, richten, dass sie vielleicht auch da ein bisschen die Scheu ablegen und vielleicht einfach mal probieren. Ich meine, man hat ja nicht viel zu verlieren, oder?

Roland: Also man kann wirklich nicht recht viel verlieren dabei. Es ist relativ leicht zum Ausprobieren, es ist einfach eine Standardhefe, die man halt einmal bestellt, aufpäppelt und dann zum Pitchen verwendet. Ich kenne eine Brauerei in Bozen, die haben mir auf diesem Stadtteil Braufest gesagt, dass die Hefe für ihr Alkoholfreies auch die Ludwigii ist. Ich glaube auch, dass es noch ein, zwei andere Brauereien hier in der Nähe gibt, die auch die Saccharomycodes ludwigii verwenden, um deren alkoholfreies Bier zu brauen, es ist relativ leicht. Es gibt auch, wie gesagt, von der Hefe sehr angenehme Geschmäcker, es ist wirklich ein relativ bieriger Geschmack. Während ich bei manchen anderen Hefen, und das heißt ja auch, der Brauer macht die Würze und die Hefe macht das Bier, das letztendlich diese Hefe oder den Stamm, den ich habe, dass der einen schönen runden Biergeschmack ergibt. Das, finde ich, ist eigentlich sehr schön an dieser Hefe. Und den Rest, klar, mit Hopfen und Malz kann man natürlich an der Stelle auch noch verschiedene Richtungen erreichen, aber den bierigen Geschmack, das ansprechende Mundgefühl, das bekommt man auch über diese Hefe.

Markus: Ja, ich denke, das ist doch wunderbar, da hat man praktisch so eine Art Leinwand, auf der man dann mit seinem Hopfen und Malz und anderen Aromen malen kann, wie man das möchte. Aber es ist auf jeden Fall für jede Brauerei möglich, auf die Art und Weise mit ihrem ganz normalen Setting eben ein alkoholfreies Bier herzustellen. Also insofern mal der Appell hier an dieser Stelle, alle, die sich noch nicht dahin gewagt haben, probiert es einfach mal, wie gesagt, ihr könnt ja nicht viel verlieren. Und der Roland freut sich bestimmt, wenn sich jemand meldet und ihn fragt, aber es gibt genügend andere auch. Also wie gesagt, einfach mal, geht daran, finde ich gut, das ist wichtig, dass man sowas auch hat.

Roland: Es gibt ja noch zwei Alternativen für alkoholfreies Bier, das eine ist die Umkehrosmose, bei dem der Alkohol nach einem normalen Gärverfahren wieder rausgezogen wird. Dann gibt es noch die gestoppte Gärung und mir ist mittlerweile noch ein 4. Verfahren mal bekannt geworden von einem amerikanischen Podcast. Es gibt eine Firma, die in Alaska angefangen hat zu brauen und die haben natürlich auch aufgrund ihrer Lage, haben sie auch die Situation, dass sie mit möglichst wenig Alkohol auskommen müssen, steuerlich und rechtlich. Und die haben ein Verfahren entdeckt, bei dem nach einem leicht modifiziertem Brauverfahren der Alkohol entzogen wird, der Alkohol kann dann getrennt verwertet werden zum Beispiel für Alkopop oder sonst irgendwas. Und das Bier wird an der Stelle, ich sage jetzt mal, manch Reinheitsgebotsverfechter dreht es jetzt vielleicht den Magen um, das Bier wird dann konzentriert, auf 1/6 des Volumens eingedampft und kann dann verschifft werden oder verbracht werden und kann an der Zielstelle dann wieder runterverdünnt und mit Alkohol versetzt werden. Und soll in diversen geschmacklichen Beurteilungen wieder ein ordentliches Bier geben.

Markus: Also da habe ich auch schon von gehört und wir hatten auch sogar mal einen BierTalk mit dem Gary Tickle, der von einer anderen Firma ist, die das auch anbietet in der Form, so ähnlich zumindest. Und die Idee ist eben, also die kamen von der anderen Idee, von der Logistik, dass sie gesagt haben, wenn ich jetzt zum Beispiel in, sagen wir mal, England sitze und möchte ein Bier nach Neuseeland verkaufen, dann habe ich ja im Grunde 95 Prozent Wasser, was ich da durch die Gegend transportieren muss. Und das ist einfach sehr, sehr viel Gewicht und das kostet einerseits Geld, andererseits Rohstoffe, Energie und so weiter und kann ich das nicht so lösen, dass ich genau dieses Wasser los werde, sagen wir mal so. Und dann sind sie eben weitergegangen und haben dann gesagt, okay, bei diesem Prozess, den sie dann erfunden haben, zerlegt sich das in Wasser, in Alkohol und in die Aromen, sage ich jetzt mal im weitesten Sinne und CO2 natürlich . Und das bedeutet auf der einen Seite, also man kann dann tatsächlich dieses Bier ohne das Wasser woandershin verschicken, man kann es aber theoretisch auch ohne den Alkohol irgendwohin verschicken, weil reinen Alkohol kriege ich woanders ja eigentlich auch. Und ich kann vor allem den Alkohol dann in beliebiger Menge wieder zugeben oder eben weniger, also kann dann den Alkoholgehalt dieses Endgetränkes sogar variieren, CO2 sowieso, kann ich auch woanders dann hernehmen und habe damit wirklich so eine Art Bierkonzentrat, mit dem ich arbeiten kann. Das ist natürlich für alle, die jetzt eben im klassischen Brauen denken und im Reinheitsgebot denken, ist das alles schwierig. Wobei ich mir einfach vorstellen kann, dass es wahrscheinlich dazu führen wird, dass wir auf eine Kultur hinlaufen, die so ein bisschen ist wie in den Science-Fiction-Filmen, die wir kennen, dass es halt irgendwelche Automaten gibt, wo man halt dann auf ein Knöpfchen drückt und dann werden die Komponenten entsprechend gemischt und dann habe ich eben mein Getränk. Ob man das jetzt gut findet oder nicht, andere Frage, aber es ist auf jeden Fall spannend und es scheint ja eine Nachfrage zu geben, also weil, an allen Ecken und Enden wird entwickelt. Also in Löwen habe ich vor 2 Jahren auch schon mal auf einem Kongress sowas kennengelernt, die waren noch nicht ganz so weit vom Geschmack her. Ich konnte die aber probieren, es war ordentlich, nicht wirklich gut, aber in die Richtung. Und da wird natürlich weiter geforscht. Also, ja, ich glaube, das ist ähnlich wie bei vielen anderen Sachen, hier hört halt die Entwicklung nicht auf.

Roland: Ich gestehe, ich mache auch gerne gelegentlich Kreuzfahrten, weil ich als Geocacher doch gerne in verschiedene Länder komme. Und diese Kreuzfahrten, da gibt es natürlich auch Bier, da wird relativ viel getrunken und die müssen natürlich sehr viel Gewicht und Volumen für das Bier natürlich transportieren und da wäre natürlich so ein Verfahren hervorragend. Wobei, moderne Kreuzfahrtschiffe, die braun mittlerweile schon vor Ort mit dem entsprechenden Wasser. Die verwenden natürlich Umkehrosmose, um ihr Brauwasser zu gewinnen und dann das Ganze zu produzieren. Aber im Prinzip es ist schon durchaus eine interessante Überlegung, an der Stelle so ein Bierkonzentrat verwenden zu können. Aber gut, eigentlich ist das ja nicht unser Thema.

Markus: Naja, aber so ist das in diesen Talks, man kommt ja immer von einem aufs andere. Und vielleicht noch einen Satz dazu, weil das fand ich wirklich interessant, weil du es ansprichst mit den Kreuzfahrten. Das hat ja tatsächlich angefangen Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Engländer notgedrungen eine Brauerei in einem Schiff eingebaut haben, dass sie dann nach Ostasien geschickt haben, um ihre Leute dort mit Bier zu versorgen. Und notgedrungen sage ich deswegen, weil man da Equipment verwendet hat, was durch die Bombardierungen übriggeblieben war und so. Nachlesen kann man das in dem Buch eines bekannten Autoren, der das mal hingeschrieben hat, wie auch immer. Jedenfalls ist super spannend, dass die dann eben auch schon damit gearbeitet haben, eben teilweise das Wasser wieder zu ersetzen vor Ort und so. Also es ist wirklich eine interessante Geschichte, aber du hast Recht, nicht heute unser Thema. Aber ich finde natürlich, wir sind trotzdem irgendwo bei dem Thema Innovation und da gehört es ja irgendwie auch mit dazu, also einfach ein bisschen auch mal weiterzudenken. Und ich kann mir vorstellen, das ist halt wie bei vielen anderen Sachen auch so ist, das natürlich dieses ursprüngliche Handwerkliche immer erhalten bleiben wird, aber sich vielleicht auf diesem Bereich, wo man eben sagt, das ist jetzt, in Anführungsstrichen, das Massenprodukt, da wird sich halt auch was tun, also weil man da halt einfach sagt, okay, das soll billig sein und einfach sein und vom Handling und so weiter. Und wenn das dann für die Leute okay ist, dann entwickelt es sich vielleicht dahin. Umso schöner, wenn man dann endlich mal wieder jemanden hat, der das Bier dann echt macht, so richtig. Und, ja, da kommen wir jetzt ja auch hin, mit was möchtest du weitermachen?

Roland: Also du hast mir indirekt schon die Überleitung gegeben und zwar zu meinem gekippten Sud. Weil, ich sage jetzt mal, eine Brauerei auf einem Schiff hat natürlich auch ein Problem, dass natürlich auch da die Zutaten und insbesondere auch die Hefe einem gewissen Stress unterliegt. Deswegen war ja auch die Diskussion mit dem IPA, dem India Pale Ale, dass es stärker gebraut wurde und verschifft wurde, dass es da noch irgendwie überleben kann. Und ich habe ja einen Sud gehabt, den ich wirklich fast weggeschüttet hätte, komplett, bevor ich ihn in Flaschen gefüllt habe und dann hat mir ein Brauerkollege vom Münchner Stammtisch gesagt, komm, bevor du alle weggießt, füll es doch mal in Flaschen ab und bringt es mal mit zum Stammtisch und dann diskutieren wir drüber. Und was ist da passiert? Also ich habe für ein besonderes Event, hate ich ein sogenanntes 7-Korn gebraut. Das Rezept 7-Korn ist eigentlich relativ bekannt, das ist diese 6-Korn-dm-Mischung, die las Rohfrucht mit Gerste noch vergoren wird, also gemaischt und vergoren wird. Ich hatte dann noch ein bisschen Emmer Malz dazu mit rein, dass ich noch übrig hatte, sodass ich dann auf 7 Körner gekommen bin und hatte die allererste Charge mit einer W-120-Hefe vergoren, die habe ich über Beziehungen bekommen. Und die W-120 Hefe, die ist ja aus dem Braumagazin bekannt, dass das eine Hefe ist, die zwar interessante Aromen produziert, aber auch ewig lang braucht und dementsprechend auch wenig beliebt ist, und die hatte ich verwendet, hatte dann ein sehr schönes Bier. Und dann wurde mir gesagt, das Bier war so gut, das musst du noch mal brauen. Dann habe ich mir gedacht, okay, dann probiere ich mal was Neues aus und habe mir ein Päckchen Flüssighefe besorgt, ein Pilsener Lager, das klang sehr gut und hatte mir gedacht, dann gehen wir quasi ein bisschen in die tschechische Richtung. Dann kam die Hefe an als Hefepack, als Smashpack. Dann, während des Brautages fällt mir ein, oh, ich habe ja vergessen, die Hefe zu aktivieren, also habe ich die Hefe noch schnell aktiviert. Das Beutelchen hat sich so richtig blähen wollen, dann habe ich das noch umgefüllt in meinen Erlenmeyerkolben, habe noch Sauerstoff dazugegeben, habe sie gepusht, damit sie kommt und so. Dann, nach dem Pitchen hat die Hefe irgendwie so nach 2 Tagen so mal ein bisschen Kräusen gezeigt, sie war also sehr unmotiviert und ich wollte eigentlich für 10 Tage wegfahren. Untergärig sollte es ja werden, also Gärkühlschrank bei 15 Grad einfach runtergekühlt, von 22 Grad auf 25 Grad. Also ich habe die Hefe gequält und das hat mir die Hefe auch sozusagen hinterher beschert, ich habe ein Bier gehabt, es hatte einen sehr starken phenolischen Charakter. Sie hat auch während dieser 10 Tage im Kühlschrank, hat sie gerade irgendwie von 1,052 auf 1,046 SG runtervergoren, also quasi fast nichts verdaut und nur phenolischen Duft produziert. Also der Martin Zankow würde jetzt hier sagen, die Hefe wollte hier schleunigst weg, die hatte Transportpartner gesucht, war aber in meinem Bierkühlschrank natürlich nichts da. Und dann hatte ich das Bier damals rausgenommen, habe es wieder erwärmt auf Zimmertemperatur, ich vergäre sehr viel relativ warm, muss ich zugeben. Und dann hat sich das Bier allmählich oder die Hefe hat sich allmählich mal berappelt und hat dann noch was produziert und hat glatt noch einen Teil von dem Phenolischen verdaut. Und wie gesagt, ich habe dann zum Schluss abgefüllt, habe das Bier auch nicht im Kühlschrank gelagert, sondern nur bei Kellertemperatur und es ist mittlerweile sogar einigermaßen vertretbar geworden. Aber es ist immer noch so, ich habe letztes Mal aufgeräumt, ich habe frische Flaschen gebraucht, ich habe 20 Flaschen genommen und habe sie alle geöffnet und alle ausgeleert, weil, es war einfach nicht tragbar. Und, Markus, du hast jetzt das Problem, du hast eine Flasche vor dir und du kannst mal probieren, was draus geworden ist und hinterher dann im Prinzip den Rest sozusagen ad Acta legen.

Markus: Okay, also jetzt bekomme ich einerseits ein bisschen Angst, andererseits ist es auch faszinierend, weil schon der zweite neue Moment heute ist, also 1.) der erste Gast, der mich nötigt, das nächste Bier aufzumachen und 2.) der Erste, der mir eins schickt, wo er sagt, eigentlich würde ich das gar nicht mehr trinken, aber ich bin sehr gespannt auch auf deine Geschichte. Und, ja, mal gucken, also finde ich auf jeden Fall interessant, also dass du ja dann eben von 22 Grad auf 15, hast du gesagt, bist du runter und dass das die Hefe dann schon so demotiviert hat. Aber sie war ja vorher schon faul, also vielleicht war das einfach ein sehr ungezogenes Haustierchen, ein faules, was du da erwischt hast, kann ja sein. Wir gucken mal, ich mache mal auf. Also vom Zisch her auf jeden Fall schön.

Roland: Also von der Nachgärung her eigentlich ganz gut, auch der Schaum ist schön. Die Farbe ist so, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Trübung könnte ein bisschen klarer sein, das ist nämlich sonst immer sehr klar geworden. Wobei, es ist ja jetzt die Pilsener Hefe, das werden wir nachher bei dem anderen Bier noch sehen. Die W-120-Hefe ist sehr schön, sie sackt sehr gut ab und produziert dann klare Biere, während diese Pilsener Hefe doch eher ein bisschen was Trübes liefert, aber das passt auch zu, ich sage jetzt mal, Tschechin und dem typisch tschechischen Bier.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Also ich habe ein leichte Trübung, aber wirklich nur eine leichte, also eher wie so ein Schleier, der sich da so durchzieht. Schaum ist sehr schön, Farbe ist noch etwas heller als unser Guave-Bier, also so ein, ja, wie soll man sagen, so ein Sandbraun vielleicht.

Roland: Und ein kräftiger Duft nach Dettol.

Markus: Ja, also das finde ich interessant, ja, das ist so tatsächlich, ja, phenolisch beschreibt es gut, das hat ja viele Facetten. Also bis hin in so eine fast schweflige Richtung auch und so ein bisschen, ja, also landläufig sagt man so verbrannter Gummi, also in diese Richtung. Leicht rauchig, würden andere wieder sagen, also es ist ja immer so eine Definitionssache, manche sehen es so, manche sehen es so, also ein schottischer Whisky-Trinker zum Beispiel könnte das total cool finden. Probieren wir mal. Ja, du hast Recht, also von der Grundlage her ist es auf jeden Fall ein interessantes Bier, aber dieses Phenolische, es liegt einfach sehr deutlich drüber und legt sich aus.

Roland: Weg mit dieser Flasche.

Markus: Interessant ist die Bittere auf jeden Fall, die da auch so ein bisschen relativ lange nachhängt. Ja und warum hattest du dich überhaupt entschieden, das untergärig zu verbrauen, einfach weil du es wolltest oder hat es einen bestimmten Grund gehabt?

Roland: Also ich vergäre seltener untergärig, aber es war schon ein Ziel eigentlich, dieses 7-Korn-Bier wieder als untergäriges zu produzieren. Weil, das erste Mal hatte ich eben auch diese 120er-Hefe verwendet und die ist eigentlich eine untergärige Hefe. Und mittlerweile habe ich mir auch noch erklären lassen, wie manche ihre Hefen ansetzen, dass die also wirklich jeden Tag um ein Grad runtergehen und tendenziell eigentlich auch schon unten anfangen, also mit 18 Grad oder sowas dann die Hefe anzüchten und auch da schon runtergehen und teilweise bis runter auf 9 bis 10 Grad gehen. Und wenn dann die Hefe im Prinzip vital ist und entsprechend schon gärt, dann erst ist die Hefe gut, um wirklich dann mit dem Sud in Berührung zu kommen.

Markus: Sagen wir einfach, du hast da ein sehr faules Lebewesen erwischt, also eine untergärige Hefe. Aus Amerika war die, aus den USA?

Roland: Nee, also es ist die Firma mit dem W am Anfang und ich habe sie vom deutschen Versender. Und eigentlich ist der Beutel, den ich gerade in der Hand halte, der ist zum 01.07.2024 abgelaufen und das Bier, wann habe ich das gebraut?

Markus: 22.03. steht hier.

Roland: Genau, also es war noch just in time. Klar sagen natürlich manche, von diesen 100 Billionen Zellen sind dann bloß noch soundso viel übrig. Aber ich hatte da noch nie Probleme, ich habe wirklich Hefe auch verwendet, Trockenhefe, die über ein Jahr überlagert wurde, aber meine Hefe lagert natürlich nur im Kühlschrank.

Markus: Apropos, du hast ja vorhin auch gesagt bei der Ludwigii, die Hefe, die du jetzt hast, also das heißt, baust du dir da so nach und nach auch so ein bisschen eine Hefebank auf?

Roland: Meine Frau muss es erdulden, dass im oberen Bereich des Kühlschranks verschiedene Kochsalzfläschchen liegen und das ich da halt immer wieder Hefe weiterpäppel. Also bislang hatte ich sehr viele positive Erfolge. Aber ich hatte mir auch mal von einer Brauerei aus Miesbach eine Weißbierhefe besorgt, insbesondere für meinen Rauchweizenbock und die hatte ich dann auch versucht, noch ein bisschen in Kochsalz einzulagern und die ist graubraun, schwarz geworden und war einfach dann hops.

Markus: Ach herrje, okay, krass.

Roland: Die hat das nicht überlebt, auf Kochsalz gelagert zu werden.

Markus: Na gut, würden wir auch nicht, aber andere Hefen tun das, also insofern interessant. Okay, aber jetzt, ich habe die Flasche ja, wie du mir geheißen hast, jetzt etwas auf die Seite gestellt und jetzt kommt da das Bier raus, spannend. Aber langsam, also insofern, alles noch okay, aber man merkt schon, die Hefe will wir fliehen, von früh bis spät sozusagen, egal, gut. Dann bin ich jetzt mal gespannt, wie wir jetzt weitermachen.

Roland: Genau, dann nimm dir doch mal die Ziegenkornflasche vom Sud Nummer 46, die ohne den Büffel.

Markus: Ja, okay.

Roland: Das ist sozusagen der nächste Sud, der gut geworden ist und der dann mit der W-120-Hefe wieder untergärig vergoren wurde, aufgepäppelt und so weiter. Das ist bei mir schon ein ganz anderer Traum vom Schaum, das Bier ist wesentlich klarer.

Markus: Also der Schaum ist wunderbar, wirklich, steht wie eine eins hier, richtig schön dicht und fest. Und ist auch ein bisschen getönt, also ein bisschen Farbe auch da drin. Und insgesamt ist das Bier deutlich heller, das auf jeden Fall, also jetzt auch von der Klarheit her sogar ein bisschen klarer, würde ich auch sagen. Und vom Geruch her natürlich ganz anders, also manch einer würde sagen, das riecht jetzt einfach nach Bier, aber wenn man dann ein bisschen genauer reinriecht, dann hat man auf jeden Fall so toastige, karamellige, Toffee-Aromen so ein bisschen dabei, aber auch ein bisschen was Kräutiges, auch ein bisschen so Akazienhonig, so eine ganz leichte Honignote. Also auf jeden Fall viel los sozusagen in der Nase und gar nichts Phenolisches mehr. Also die 120 kommt ja eigentlich vom Dunklen, glaube ich, oder, ursprünglich?

Roland: Das ist eigentlich eine gute Hefe für ein dunkles Bier, was eigentlich auch zu dem passt, es ist ja, ich würde jetzt mal sagen, so ein Althell, in Anführungszeichen. Also das, was so ein typisch Münchner Bier an Farbe hat, so ein altes Münchner Bier, das ist auch mir aufgefallen, dass das mittlerweile modern geworden ist, nicht mehr so strohgelbe, helle Biere zu produzieren, sondern so die älteren Biere Münchener Typ. Ich war dieses Jahr in Bilbao in Spanien, hatte dort auch sehr leckere Biere probiert und die waren alle so von der kastanienfarbigen Sorte. Hieß natürlich Münchner Alt, Münchner Bier, in die Richtung, das ist bei denen der Renner schlechthin gewesen und in die Farbe geht das Ganze eigentlich auch rein.

Markus: Nee, also von beidem, also Geruch und Farbe, Optik, sehr ansprechend. Ich habe jetzt auch schon mal genippt und, ja, also es ist sehr vollmundig, sehr kräftig, sehr intensiv. Also das finde ich schon vom Alkoholischen auf jeden Fall auch deutlich, finde ich. Sehr schön, diese verschiedenen Getreidenoten verbinden sich da ganz toll. Für mich ist wieder so eine leichte Honignote auch mit dabei, eine gewisse Süße auch, schön hinten raus eine leichte Bittere, die dann auch schön ausklingt. Also insgesamt ein Bier, was vom Geschmack her richtig viel zu erzählen hat, auf viel so diese Toffeenoten, so ein bisschen Toast, ein bisschen so Brotkruste oder Weißbrotkruste, auch so in die Richtung. Das Einzige ist, ich glaube, es ist mir fast zu intensiv, um zu sagen, ich trinke da jetzt einen 1/2 Liter gegen den Durst, aber für den Geschmack wunderbar, also sehr, sehr schön, sehr dicht, sehr intensiv. Ja, auch da die Frage, war das von dir so geplant oder wie war so die Idee?

Roland: Das 6-Korn- oder 7-Korn-Bier, das ist so intensiv, das nennt sich auch irgendwie 6-Korn-Landbier, also kräftiger, von der Farbe her auch eher und das passt auch dazu. Von der Stärke her war es auch so geplant. Das Emmer Malz gibt noch eine leicht marzipanartige Note mit rein. Und beim Hopfen habe ich ja den East Kent Golding verwendet, der ja auch diese Honigaromen noch mit reinbringt.

Markus: Ja, also jetzt, wo du es sagst, Marzipan merkt man auch, ja, ganz schön. Und ich sehe auf der Falsche noch Chevallier Malz, das ist ja auch eine historische Sorte oder relativ historische Sorte.

Roland: Genau. Das Chevallier Malz habe ich mir selber importiert, da hatte ich direkt in England bestellt und habe einen ganzen 25-Kilo-Sack mir liefern lassen und da hatte ich im Prinzip noch 2 Kilo übrig. Und das Chevallier Malz hatte ich auch sehr gerne am Anfang für mein Alkoholfreies verwendet.

Markus: Ja, ist überhaupt spannend, also was man mit den historischen Malzsorten so alles erreichen kann. Ich war vor ein paar Jahren mal in Norwich im John Innes Centre, das ist so, also entweder das oder eins der Forschungsinstitute rund um Getreide in England und die machen kann ganz viel eben mit verschiedensten historischen Getreidesorten. Bauen die auch an, also da gibt es ganz viele verschiedene Versuchsfelder und es schaut teilweise auch krass aus, weil die ganz andere Ähren und Formen haben und so, als wir das so kennen, und sie haben dann damals auch ganz viele verschiedene Biere vorgestellt. Also einerseits war das auch geschmacklich total spannend eben, wie viel Malz da so reingeben kann, wie viel das Getreide selber reingeben kann an Aroma, mal ganz abgesehen von der Röstung. Und andererseits fand ich es auch interessant, eben von diesen, sage ich mal jetzt, Umweltgedanken, in Anführungsstrichen, also Klimawandel letzten Endes, weil sie eben gesagt haben, ihr Hauptziel ist eigentlich, dass sie festgestellt haben, dass diese ganzen modernen Getreidesorten halt darauf optimiert sind, dass sie bei einem, was wir bis vor Kurzem noch als normales Wetter empfunden haben, dass sie dann eben einen Maximalertrag erbringen. Und wenn man jetzt diese großen Schwankungen hat, also einerseits große Hitzewellen, Dürrewellen, dann aber auch wieder sehr, viel Regen auf einmal und so weiter, dann zeigt sich einfach, dass diese hochgezüchteten Sorten nicht mehr in der Lage sind, ihren Ertrag zu erbringen und das geht dann teilweise runter auf 1/10 von dem, was sie normalerweise bringen. Und wenn man dann dies historischen Sorten nimmt, dann ist es so, dass die also einerseits genügsamer sind, auch was zum Beispiel die Behandlung mit irgendwelchen Schädlingsbekämpfungsmitteln und sowas angeht, aber eben auch, was Wasser und Sonne und so weiter angeht. Das heißt, sie bringen dann halt vielleicht nicht die 10 Doppelzentner pro Hektar, sondern vielleicht nur 5 oder 6, aber dafür halt immer, egal ob es jetzt regnet oder schneit oder die Sonne scheint und Trockenheit ist oder wie auch immer. Das ist dann halt einfach eine durchgängige Sache und viele Farmer steigen da jetzt tatsächlich wieder um, weil sie sagen, sie haben lieber weniger Maximalertrag, aber einen höheren Durchschnittsertrag und das kann man ja irgendwo auch sehen. Also finde ich auch spannend, weil das fängt bei uns auch gerade so an, also dass so einige historische Sorten, also bei uns Steffi zum Beispiel, habe ich drüber gelesen oder so ein paar andere, die sie halt jetzt auch wieder aufnehmen, um zu versuchen, dem ein bisschen entgegenzuwirken. Also finde ich auch interessant, weil das bisher nur sowas ist, wo man halt gesagt hat, okay, ich nehme halt ein Gerstenmalz, ohne sich groß Gedanken zu machen, was da dahintersteckt.

Roland: Ich hatte auf der Recherche mal eine sehr interessante Doktorarbeit gefunden. Und zwar, eigentlich wollte ich nach Kastanien recherchieren und zwar die Verkleisterungstemperaturen von Kastanien, um Kastanienbier zu produzieren. Und bin daraufhin auf eine Studie gestoßen, das war eine Doktorarbeit und zwar die Verkleisterungstemperatur von Gerste in Abhängigkeit vom Klima. Und da kam unter anderem raus, dass sozusagen bei Trockenheit während der sogenannten Kornfüllungsphase, dass die Stärke anders im Korn eingebaut wird, sodass die Verkleisterungstemperatur teilweise um bis zu 1 Grad steigt. Was dann dazu führt, dass die Verkleisterungstemperatur schon wieder so hoch ist, dass die Beta-Amylase Schwierigkeiten hat, diese Stärke dann noch aufzuschließen.

Markus: Boah, das bedeutet natürlich dann ein ordentliches Läuterproblem, ne?

Roland: Unabhängig davon, du setzt deine Gerste ein und kriegst hinterher einen ganz schlechten Ertrag raus, weil du musst sie ja dann zuerst mal noch viel höher erhitzen oder vielleicht sogar noch mit Enzymen nachhelfen, um überhaupt noch ein Bier rauskriegen zu können.

Markus: Finde ich total spannend. Und da sieht man eben, wie man wirklich an jeder Stellschraube schauen muss und steuern muss und sich eben kümmern muss. Das vielleicht auch mal an all die, die immer denken, naja, Brauen heißt ja, ich schütte ein bisschen was zusammen und am Ende habe ich irgendwie ein Bier. Nee, wenn man da sich richtig reinfrimmeln will, dann ist es tatsächlich echt eine Wissenschaft, im wahrsten Sinne des Wortes, also super spannend. Gut, da hatten wir ja auch schon interessante Gäste hier im Podcast, die da aus verschiedensten Aspekten was berichtet haben, ich bin da immer ganz begeistert. Also toll, dass du dich da auch damit beschäftigst und vor allem wiedermal so spannende Ergebnisse dabei rauskommen. Vom Alkoholgehalt her, weißt du da, wo wir sind, 5,5 oder 6 oder so?

Roland: Wir müssten gute 5 Volumenprozent haben, ich bin mir nicht ganz sicher, hatte ich das ausgerechnet oder nicht. Ja, 5 Volumenprozent, 5,1 Volumenprozent hatte ich ausgerechnet. Da habe ich im Prinzip bei mir noch die Messungen gemacht, deswegen bin ich auf die 5,1 Volumenprozent gekommen. Ich muss sagen, ich bin am Ende eigentlich gerne etwas faul bei der Brauerei. Ja, ich messe es mit einem Refraktometer in Brix. Ich sage, ich habe irgendwie 13 Grad Brix, dann ist mir das Auskunft genug, der Rest interessiert mich nicht mehr, es wird ein Bier draus. Ich denke da erst mal drüber nach, wenn vielleicht das Bier mal irgendwann mal vergoren ist. Ich habe mir mittlerweile auch noch eine kleine Spindel gekauft, beim Spindeln bin ich auch nicht päpstlicher als der Papst, dass ich sage, es müssen mindestens oder genaue 20 Grad sein, damit die Spindel dann passt, also Raumtemperatur, die mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger sein kann. Aber ich habe ja dir den Link geschickt, ich würde ihn jetzt ungern in die Speakernotes mit reinpacken zu meinen Brauprotokollen. Das heißt, ich habe da einfach von einem Buch, dass ich mir mal gekauft habe, „Heimbrauen für Fortgeschrittene“, da gab es einen Link dazu, zu den Brauprotokollen. Da sammele ich meine Schmierereien des Brautages, scanne die ein und habe die dann im Internet auf meiner NAS rumliegen, sodass, wenn mich jemand fragt, was war denn da bei dem Bier, dann kann ich selbst noch mal nachschlagen und da notiere ich dann manchmal was. Aber meist ist es so, nur am Brautag wird gemessen und danach lass ich es dann gut sein.

Markus: Ja, nee, ist ja auch völlig in Ordnung, mir ging es nur drum, mir kommt das wirklich kräftiger vor. Kann natürlich auch einfach an diesem Volumen, in Anführungsstrichen, liegen, dass diese vielen Körner mit sich bringen, die einfach viel Aroma, viel Dichte haben, ein tolles Mundgefühl auch. Ja, also sehr, sehr schön. Und was ich auch toll finde, und da sind wir eben bei der Frage von vorhin, obergärig, untergärig, ich finde halt, viele moderne, in Anführungsstrichen, Mehrkornbiere oder auch 7-Korn-Biere, die man so kriegt, werden ja oft einfach mit einer Weißbierhefe vergoren und damit habe ich dann unterm Strich ein Weißbier mit ein bisschen mehr anderem Aroma, aber jetzt nichts eigenständiges. Und das, finde ich, merkt man hier sehr schön, weil da diese Körner viel mehr zum Tragen kommen, sich viel mehr entfalten können, weil sie eben nicht von irgendwelchen phenolischen oder bananigen Noten erschlagen werden und man am Ende da nichts mehr davon hat. Also das finde ich wirklich schön, toll, begeistert mich immer noch, wirklich spät auch noch begeistert. Aber jetzt muss ich mal den Roland geben, weil, du hast noch eine andere Flasche mitgeschickt.

Roland: Ja, wir haben noch 2 Flaschen.

Markus: Außerdem, genau, aber da ist halt die mit dem Büffel drauf, der ja eigentlich ein Bison ist, oder?

Roland: Genau, eigentlich ein Bison.

Markus: Und warum, das lüften wir jetzt.

Roland: Warum dieser Bison und noch dazu, warum genau dieser Bison? Du kannst probieren, ich habe die Flasche jetzt gerade nicht mehr aus dem Keller raufgeholt, ich habe da nämlich nur ganz, ganz wenig davon, nämlich 8 Stück, ja, davon sind schon ein paar weg und ich möchte mir noch gern ein paar aufheben. Weil, ich habe es mir zur Tradition gemacht, meine Biere durchaus auch mal 2 Jahren unten im Kühlschrank liegenzulassen. Ich habe mir von den ganzen alten Suden immer wieder mal ein Fläschchen aufgehoben, die ich dann nach guter Zeit trinke, weil ich sage, ich möchte gerne auch das Langezeitverhalten meiner Biere testen. Und zu dem Bison gibt es noch die Geschichte, in Polen gibt es den Gorbuscha oder den Grasovka, wie er bei uns heißt, das ist der Büffelgrasvodka und das ist ein Vodka, in dem noch so ein Streifen Büffelgras mit reinkommt. Und ich hatte mal als Lieferantenquelle für verschiedene Zutaten, hatte ich eine Firma in Polen erwischt und die hatten eben auch dieses Bisongras im Angebot, so 12 Stängelchen für wenige Euro. Und dann habe ich gesagt, cool, das probiere ich jetzt aus und habe dann in eine Flasche von dem 7-Korn-Bier einfach ein Stängelchen Bisongras mit reingesteckt, ausprobiert, zugemacht. Und so eine Flasche hast du jetzt vor dir.

Markus: Also Wahnsinn, tolle Geschichte schon mal. Ich habe es kennengelernt, das Bisongras, tatsächlich auch einerseits in Polen, also weil die natürlich vor Ort das auch mal anbieten, so ein Vodkachen. Und andererseits hatte ich auch, wenn ich mich richtig erinnere, bei der Frankfurt Trophy, wo ich da meistens eher auf die Edelbrandseite wechsle, um keinen Platz in der Bierverkostung zu belegen für meine lieben Kollegen, die da gerne selber verkosten wollen und da hatte ich auch schon mal diverse Edelbrände mit Bisongras, fand ich auch spannend. Und ich glaube, dieses Jahr hatten wir sogar noch mal in Polen ein Grodziskie mit Bisongras. Also die stehen schon sehr auf dieses Aroma, probieren da ganz viel damit rum und das ist auch sehr spannend. Jetzt gerade hat es mich regelrecht begrüßt, also ich weiß nicht, ob es dir auch so ging, wenn du da eine Flasche aufgemacht hast, ich glaube, das Bisongras vergrößert so ein bisschen die Oberfläche und dann kommt das auch gerne entgegen. Aber es ist gut, weil ich hatte es direkt über dem Glas und da ist es dann auch gleich hineingestürmt, in diesem Fall. Also von der Farbe her, ja, ähnlich wie das andere, ich würde sagen, einen kleinen Ticken dunkler und einen kleinen Ticken trüber, aber das kann jetzt auch an diesem Effekt liegen, dass es eben ordentlich mir entgegengekommen ist. Auf jeden Fall ist der ganze Raum schon erfüllt, das finde ich ganz interessant, weil es so ein ganz spezieller Geruch ist. Also ist gar nicht so einfach, das zu vergleichen, für mich ist es so eine Mischung auf der einen Seite, wenn man so, ich weiß nicht, ob du das kennst, diese Räucherkegel, die man so Weihnachten verwendet, wenn man da irgendwie so Räucherdinger macht, so diese Männchen, wo es dann rausraucht oder so. Also einerseits hat es das und auf der anderen Seite geht es dann in so eine Waldmeisterrichtung, also so irgendwie so dazwischen. Also ich finde das einen total angenehmen Geruch, weil ich beides gerne mag, also ich habe Weihnachten immer gerne gezündelt und ich liebe Waldmeister, also insofern ist das für mich genau das Richtige. Aber man merkt eben vor allem, wie intensiv das ist, weil das wirklich den Restbiercharakter, ich würde jetzt nicht sagen, unterdrückt, sondern, sagen wir mal, selbstbewusst begleitet, wie man das positiv ausdrückt. Und zu riechen, macht Spaß, toll.

Roland: Der Geruch an sich, jetzt schlägt wieder sozusagen meine Chemieliebe durch, ist die Cumarin-Säure und die Cumarin-Säure ist nicht nur in Waldmeister drin, die macht den Waldmeister so interessant, die ist auch in Steinklee drin. Es gibt so homöopathische Tropfen, Melilotus, für diejenigen, die das kennen, das ist im Prinzip auch so ein Cumarin-Säure-Konzentrat, und auch das Bisongras produziert die Cumarin-Säure. Die Cumarin-Säure kann in größeren Mengen natürlich Kopfweh und sonstige Sachen produzieren, ist aber in kleineren Mengen an der Stelle unschädlich oder kein Problem für den Körper. Und ich finde einfach, es ist ein interessanter Zusatzgeschmack. Und, wie gesagt, ich hebe mir da noch ein paar Flaschen auf und genieße die irgendwann mal später, weil ich finde, das ist irgendwie mal was Besonderes.

Markus: Also auf jeden Fall. Und ich finde, also im Mund ist es dann sehr interessant, weil tatsächlich auch da dieser Geschmack, also die Cumarin-Säure / das Bisongras behält die Oberhand, aber es nutzt dieses Mundgefühl, die Cremigkeit, die Intensität, die diese ganzen Malze bringen, die nutzt es aus, um sich wirklich so richtig auf die Zunge zu legen, ganz lange da zu bleiben und selbst nach dem Trunk, noch Ewigkeiten hat man dieses Aroma im Mund. Das vermischt sich auch schön mit den Hopfennoten, ist da auch sehr präsent in der Begleitung, hat diese leichte Bittere, das passt aber auch gut. Und es erinnert mich dran, wir hatten auch schon mal in Bieren, wo wir Amburana-Holz verwendet haben, hatten wir auch schon solche Noten. Kann ich mir gut vorstellen, das wahrscheinlich das Amburana-Holz, der Amburana-Baum auch eben dann dieses Cumarin produziert. Wäre mal interessant zu wissen, was das für eine Funktion in der Natur hat, also ob das dann so eine Art Schutz ist vielleicht, man weiß es nicht, wäre mal interessant. Also auf jeden Fall, hier finde ich das total spannend, weil, ich finde, es ist ein Aroma, was man sonst kaum hat, was sehr angenehm ist, sehr interessant ist, was komplex ist auch. Und was hier in dem Bier einfach in dieser Mischung mit dem sehr schönen 7-Korn-Körper, der Grundlage, die das hat, wirklich sich gut präsentiert und richtig Freude macht und mit jedem Schluck wieder, ja, man beginnt wieder drüber nachzudenken, man speichert diesen Geruch ab und den Geschmack auch, man verbindet sich so ein bisschen damit. Das ist echt, ja, tolle Idee, muss ich sagen, toll, schön, wunderbar, ich bin schon wieder begeistert. Auch davon gerne mehr, wenn du mal mehr als 8 Flaschen machst. Das ist wirklich interessant, ja.

Roland: Ich habe noch so ein paar Stängelchen übrig und in den nächsten Sud kommen auch wieder ein paar Flaschen mit dazu rein, die Bisongras beinhalten. Und das mit dem Amburana-Holz kannte ich noch nicht, aber ich werde mir eins besorgen.

Markus: Ja, kein Problem, das kann ich dir sogar schicken. Aber anderes Thema, da können wir dann im weiteren Gespräch noch drauf kommen. Also auf jeden Fall, ja, super, schön, also ich freue mich jetzt richtig, dass ist echt sehr angenehm und ist auch mal eine ganz neue Seite so, die man an so einem Bier hat. Und wenn ich mich erinnere, eben zum Beispiel die Grodziskie mit Bisongras, die war nicht so intensiv. Also ich glaube, die haben das so gemacht, dass die einen Extrakt gemacht haben vorher mit dem Bisongras und den dann zugegeben haben, irgendwie so. So ist es natürlich einfach sehr direkt und dadurch natürlich auch sehr intensiv.

Roland: Das ist eine spannende Frage, ob da wirklich ein Extrakt helfen kann? Weil, klar, Cumarin-Säure kannst du schon extrahieren, aber vermutlich gibt das Gras auch noch andere Stoffe mit ab, die alkohollöslich sind. Und wenn du einen Extrakt machst, also ich hatte mal ein Experiment gemacht, ich wollte ein Witbier-Konzentrat produzieren und habe Koriander zusammen mit Orangenschalen eingelegt in Schnaps und habe das dann ziehen lassen und habe dann versucht Bier mit diesem Witbier-Konzentrat zu aromatisieren, hat nicht funktioniert.

Markus: Das ist ja interessant, okay. Ich wollte nämlich gerade schon sagen, dann könntest du mal zu deinen Freunden von Geistreich gehen in Burghausen, der Horst und der Jochen, und könntest mal fragen, ob die dir nicht so ein bisschen einen Gin quasi machen da draus. Aber dann bringt es nichts, okay, interessant.

Roland: Vielleicht müsste ich mal lernen, Gin zu produzieren und könnte dann vielleicht da an der Stelle das optimieren.

Markus: Oder so. Aber, also ich meine, ich würde es jetzt gar nicht optimieren, weil ich finde es richtig gut so, ganz ehrlich. Weil, ich meine, letzten Endes, das ist ja auch immer so ein Thema, wenn ich sage, ich mache da jetzt das Bisongras rein, dann soll das doch auch spürbar sein, dann soll das auch intensiv sein und dann soll man das auch wahrnehmen, denn das ist ja eigentlich schade, wenn das da nur so ein Hauch ist. Hatte ich jetzt vor ein paar Tagen erst die Diskussion, da hat ein Freund von uns, der auch mal im Podcast war, ein Bier für thailändische Restaurants gemacht und hat im Grunde, sagen wir mal, eine Art Pils gemacht und da dann eben ein bisschen Zitronengras und Limettenschalen und sowas verwendet. Und ich fand es interessant, aber für mich war es einfach zu wenig. Also man hat es so ganz im Hintergrund mal irgendwie so festgestellt und dann habe ich halt gesagt, na, überleg mal, du bist in so einem Restaurant, du hast eh 1.000 Gerüche um dich rum, du bist abgelenkt, es ist ganz viel los, es ist dunkel, wie auch immer, dann bist du ja sowieso von deiner Sensorik eingeschränkt. Und wenn du dann das Bier hast, wo du vielleicht schon was zu essen dazu hast oder was davor hattest, wie auch immer, dann merkst du wahrscheinlich gar nichts von diesen schönen Aromen und das ist eigentlich ja so ein bisschen verschenkt. Und, naja, jetzt bin ich mal gespannt, sie haben es jetzt noch mal gemacht, bin gespannt, ob es dann intensiver wird. Sie müssen ja auch nicht meinem Ratschlag folgen, aber für mich war es halt so, dass ich das dann so ein bisschen schade fand.

Roland: Was ich noch festgestellt habe, aber ich schaue auch gleichzeitig auf die Zeit, also ich glaube, wir springen deinen Rahmen momentan gerade, ich hatte mal Ingwerbier probiert und hatte den Ingwer wirklich, ich hatte 3 Kilo Ingwer durch den Entsafter durchgejagt und habe 2 Liter reinen Ingwersaft rausgepresst, aus dem Zeug, ich habe fast meinen Entsafter dabei geschrottet, weil Ingwer ist relativ holzig, und habe den rein vergoren. Und interessanterweise frisst die Hefe die Schärfe aus dem Ingwer weg.

Markus: Ach, das ist ja interessant.

Roland: Und das Bier war eigentlich nicht mehr scharf. Ich wollte noch mal einen weiteren Sud machen, wo ich im Prinzip beim Aufkochen von meinem Brauwasser schon Ingwerscheiben in geringen Dosen mit rein tue, weil mir aufgefallen ist, wenn ich Ingwertee produziere, dann wird der Ingwertee eigentlich erst beim Abkühlen so richtig scharf. Und dementsprechend wollte ich mein Brauwasser im Prinzip aufkochen mit Ingwerscheiben, wollte das abkühlen lassen und dann mit diesem Ingwerwasser brauen. Aber ich habe es noch nicht getan, weil ich mir gedacht habe, naja, die Hefe frisst das dann eh weg und dann ist der ganze Aufwand vorbei, aber vielleicht werde ich es mal testen.

Markus: Ja, ist auf jeden Fall einen Test wert. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ehrlich gesagt, aber ich glaube, ich habe vor Kurzem auch einen Podcast mit jemand aufgezeichnet, der sich an einem Ingwerbier probiert hat. Leider habe ich es jetzt gerade nicht im Kopf, aber, ja, also es kann sein, weil wir sind ja immer so ein halbes Jahr voraus, das heißt jetzt, wo wir es aufzeichnen, ist es gerade Ende August, veröffentlichen werden wir wahrscheinlich erst im Januar und ich glaube, dieser Podcast erscheint irgendwann im Oktober, aber ist egal. Also auf jeden Fall für alle, die das jetzt hören, vielleicht habt ihr das ja schon gehört, auf jeden Fall, Ingwer ist natürlich auch eine tolle Zutat. Also ich persönlich bin auch ein großer Freund des Ingwers, ich mag das total gern und ich mag auch total gern, wenn man so Fruchtsäfte hat, das ein bisschen aufzupimpen mit ein bisschen Ingwer. Frisch gepresster Ingwersaft, das ist schon, also gibt dem einfach ein tolles Aroma, natürlich auch eine Schärfe. Ich mag das, verstehe aber auch, wenn es jemand nicht mag. Und eins vielleicht noch, was ich ganz spannend finde beim Thema Ingwer, wir haben ja öfters mal dieses Bier- und Schokoladethema und wenn man da ein belgisches Bier nimmt, zum Beispiel ein Tripel, was sehr viel Kohlensäure auch hat und durchaus auch Alkohol und dann gibt es bei uns hier lokal bei unserem Chocolatier Storath, gibt es frischen Ingwer in dunkler Schokolade. Und wenn man das dann damit kombiniert, dann ist das ganz spannend, weil, am Anfang hat man diese Schokolade mit der Süße und der Bittere und dann kommt das Bier dazu und plötzlich kommt dann dieser Ingwer richtig intensiv, richtig scharf, richtig kräftig raus und der bleibt dann auch. Also auch interessanterweise, wenn man dann runtergeschluckt hat und nimmt einfach nur noch einen Schluck Bier, blüht der wieder auf, also da merkt man, wie stark das im Mund bleibt, diese Aromatik, diese Schärfe. Also Ingwer ist ganz toll, also insofern, ja, müssen wir noch mal eine Folge machen über Ingwerbier. Was übrigens die Zeit angeht, ist alles nicht so schlimm. Also es ist halt für die Hörer schwierig, weil sie dann halt ein bisschen länger zuhören müssen, dürfen, können, wie auch immer, aber wir haben ja keine direkte Limitierung. Nichtsdestotrotz müssen wir natürlich jetzt nicht den Rahmen unbedingt sprengen. Aber wir haben ja noch ein Bier, das sollten wir auf jeden Fall probieren, denke ich mal, oder?

Roland: Und zwar, ich hatte einen beruflichen Trip nach Philadelphia und ich habe mi mittlerweile so zur Regel gemacht, dann dort auch mir Brewpubs zu suchen und einfach mal so zu schauen, was gibt es alles Leckeres. Und da hatte ich in einem Lokal, hatte ich ein strohgelbes Bier, trüb und ich habe reingerochen, ich habe einen Schluck genommen und ich hatte gedacht, ich trinke gerade Grapefruitsaft als Bier. Und dementsprechend hatte ich mir gedacht, boah, Hazy IPA, klingt so richtig interessant. Dann habe ich ein bisschen recherchiert, dann gibt es den Begriff New England IPA, also NEIPA, vermutlich kannst du mir da wesentlich mehr noch dazu zur Unterscheidung sagen als ich es an der Stelle machen kann. Aber ich hatte mir dann einfach mal so ein Malzkit bestellt zum Experimentieren, wie ich es halt gerne mache und habe dann dieses Malzkit als 5-Minuten-Terrine gemacht. Aus meiner Perspektive natürlich, mit dem strohgelben Hazy IPA im Hinterkopf, war es natürlich eine völlige Katastrophe, weil es viel zu dunkel geworden ist und auch die Art und Weise, wie der Hopfen dazu reinkommt, widerspricht meinem Verständnis, aber ich fand es ein sehr interessantes Experiment. Ich bin gespannt, was du dazu sagst. Mein Eindruck ist, dass das Bier sich verändert, dass es vielleicht schon leicht säuerlich geworden ist. Und ich muss auch dazu sagen, du hast jetzt eine 1/2-Literflasche, ich habe vor mir noch eine kellerkalte 0,3er-Flasche und ich hatte zum Münchner Hausbrauerstammtisch eine 1-Literflasche mit dabei, alles Bügelflaschen. Und mich würde interessieren, ob schon jemand festgestellt hat, dass es sich bei den Bierflaschen genauso wie bei den Weinflaschen verhält, dass eine Magnum-Flasche zum Beispiel anders reift und altert als eine normale Flasche. Und mein Eindruck ist, dass eine 0,3er-Flasche schneller reift als eine 0,5er-Flasche und die wiederum schneller als eine 1-Literflasche. Es kann natürlich an dem Sauerstoff liegen, der oben drüber ist, aber im Prinzip, bei meinen Kronkorken verwende ich mittlerweile sauerstoffabsorbierende Flaschen. Meine Flaschen spüle ich auch zuerst noch mal aus mit einer Kaliumsulfitlösung, also dem üblichen Zeug, was man auch für die Weinflaschen verwendet. Und dadurch habe ich eigentlich sauerstofftechnisch relativ wenig Probleme, weil immer noch ein bisschen übrig bleibt und dieses Pyrosulfit auch Sauerstoff wieder verbraucht und an der Stelle natürlich auch wieder mein Bier stabilisiert. Aber ich glaube, auch die komplette Flaschendesinfektion und Sonstiges würde auch mehr als eine Folge benötigen, um da mal sinnvoll drüber zu reden.

Markus: Oh ja und, ich meine, dafür gibt es ja dann ja auch Hobbybrauer-Podcasts, die da auch noch intensiver drauf eingehen, ist auf jeden Fall ein super spannendes Thema. Ich muss sagen, dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht beziehungsweise noch nichts dazu gehört, werde ich aber mal fragen. Also sollte ich ein Ergebnis haben, werde ich es dann in den Shownotes dazuschreiben. Ansonsten sehr gerne natürlich an alle Hörerinnen und Hörer da draußen, wenn ihr da was beitragen wollt, schickt es, ich kann es dann gerne entweder an den Roland weiterleiten oder wir können dann auch noch mal schauen, ob wir dazu sprechen, je nachdem. Jetzt habe ich hier diese schöne 1/2-Literflasche, über den Namen Hazy IPA und so weiter können wir auch gleich noch reden, jetzt lassen wir mal den Geist aus der Flasche, mal gucken. Okay, ich weiß, was du meinst, die Farbe ist in der Tat unerwartet für ein Hazy IPA. Wobei sie nicht schlecht ist, also sie halt nur unerwartet, wir haben hier, ich würde fast sagen, einen Eichenholzfarbe oder Kastanienholzfarbe, also relativ dunkel mit einem schönen Rotstich. Oben ordentlicher Schaum, aber auch ordentlich getönt, also auch der ist, ja, mindestens Haselnussfarben. Aber sehr schöner hopfiger, kräutiger Geruch, der einem da entgegenkommt. Ich würde sagen, ganz viel so rote Beeren, ein bisschen Ananas, ein bisschen Litschi auch, interessant. Ein bisschen Citrus kommt auf jeden Fall auch durch, also so eine schöne Mischung eigentlich und oben drüber auch so ein bisschen diese, ja, ich sage mal, so Tannennadeln oder so halt, dieses etwas Waldige, Harzige. Also auf jeden Fall ganz viel Hopfen und jetzt, muss ich sagen, spielt mir vielleicht das Auge einen Streich, ich meine, auch ein bisschen, also röstaromatisch wäre falsch, aber vielleicht so ein bisschen karamellige Noten wahrzunehmen. Kannst du mir gleich noch erzählen, was da so an Malz drin ist in diesem Kit oder wie die das machen. Aber, ja, jetzt probieren wir mal. Ja, vom Geschmack sind wir schon da, also ich habe sehr viel so Erdbeere, Orange, aber wie du sagst, es ist auch so eine leichte Säurenote, ist da, könnte sein, weiß man immer nicht. Aber an sich, also ja, auf jeden Fall auch ein interessantes Bier mit vielen Facetten. Jetzt bin ich mal gespannt, wie sind denn deine Eindrücke und wie kommt das mit der Farbe zustande?

Roland: Also Punkt 1, ich bin ja experimentierfreudig, ich kaufe gerne ein und verbraue dann relativ spät. Und das, was ich da gekauft habe, ist auch wieder von Mountains ein fertiges Kit. Und das ist ein fertiges Kit mit 2 Dosen Malz, Fertigmalz, bei dem auch schon explizit erwähnt wird, das diese Dosen unterschiedlich sind. Du weißt nicht, was da drin ist, es soll auch noch irgendwie Hafer mit dabei sein und Sonstiges, es wird nicht ganz genau erklärt. Und dann bekommst du noch 4 ominöse Beutelchen mit Hopfen mit dazu. Gut, auf dem einen steht Citra drauf, auf dem anderen stand Mosaic, wenn ich mich jetzt erinnere, ich bin mir nicht mehr 100 Prozent sicher. Und du kriegst diese Beutelchen und es heißt halt von der Anleitung, du verdünnst also mit heißem Wasser, mit kaltem Wasser und so weiter, da wird nichts drüber diskutiert, ob du jetzt das vorher noch abkochst oder sonst was, also aus der richtigen Brauerperspektive ein Albtraum. Und dann lässt du es entsprechend runterkühlen, wieder ein Albtraum. Und dann lässt du es 1 Tag angären mit der Hefe und nach dem ersten Tag suchst du dir die 2 Beutelchen raus, einmal Citra, einmal Mosaic und wirfst den Inhalt von diesen Beutelchen rein, das sind so um die 30 Gramm pro Beutel, was nach dem 1. Tag angären reinkommt. Dann wartest du noch mal 10 Tage, dann kippst du noch mal die gleiche Menge an Citra und Mosaic mit dazu, wartest drauf, bis deine Vergärung von der Specific Gravity unter 1,014 ist. Und dann füllst du ab in Flaschen und dabei verwendest du noch so ein kleines Hopfensäckchen im Prinzip als Filter, damit du nicht den ganzen Hopfen, der da noch rumtreibt, in deine Flaschen reinbekommst.

Markus: Tja, also klingt ja wie ein einfaches System. Und interessanterweise, also ich habe den, ich weiß gar nicht, ob es der Headbrewer ist oder nur Creativbrewer von Mountains vor ein paar Wochen kennengelernt, der war nämlich auch bei den World Beer Awards als Judge, als ich da war beim Finale. Und wir waren am selben Tisch und mit dem habe ich auch noch vor, einen BierTalk zu machen. Da werde ich dich vorher noch mal kontaktieren, was wir ihn genau fragen wollen und dann dröseln wir das noch mal auf, weil das fand ich echt auch sehr interessant. Wir waren dann nämlich noch am Ende bei Woodforde’s, eine Brauerei in Norfolk, die an sich wunder-, wunderschön ist und die haben auch so ein Kit und da habe ich ihn eben drauf angesprochen und da hat er mir das erklärt und so. Und das ist schon sehr interessant, also weil der wirklich einfach davon lebt, diese Kits zu entwickeln. Und das ist natürlich auch eine spannende Herausforderung, da immer wieder andere Bierstile, Bierideen und das dann in dieses Format irgendwie zu bringen, dass es Leute dann eben einfach nachbrauen können. Und es muss auch einiges abkönnen, was die Haltbarkeit angeht und so, also super interessant. Aber ich finde es toll, dass du so viel damit experimentierst. Und, ja und auf diesem Kit war jetzt auch explizit draufgestanden Hazy IPA?

Roland: Genau, das ist das Hazy-IPA-Kit. Das gibt es auch bei diversen Versendern in Deutschland, ich erwähne da jetzt keinen, kann sich jeder selber raus googeln. Ich habe es auch schon empfohlen, ein bekannter vom Braustammtisch in München, der fand das absolut toll und der wollte es unbedingt nachbrauen. Und wie gesagt, ich würde es mir jetzt nicht noch mal kaufen. Und das andere Problem, was ich bei den Malzkits sehe, das habe ich auch erst im Nachgang gelernt, also wie gesagt, ich kaufe mir gern so ein Malzkit und dann komme ich vielleicht erst ein 3/4 Jahr dann später dann dazu, das mal anzugehen, ich habe so viele andere Interessen. Also dann kommt mal so die Bestellwut und dann will man das unbedingt noch mit haben und dann optimiert man die Versandkosten, dann hat man 2, 3 Beutel und die kann man nicht gleich verarbeiten. Und mein Eindruck ist, dass durch die Lagerung bei Kellertemperatur, ich sage jetzt mal 16 bis 20 Grad, dass diese fertigen Malze anfangen nachzudunkeln, deswegen bin ich so ein bisschen betrübt, dass alle Malzkit-Biere relativ dunkelbraun sind. Ich habe noch kein strohgelbes Malzkit gesehen, vielleicht müsste ich mal eins bestellen, wo ich ganz gezielt sage, ich möchte ein besonderes Helles oder ein Pils oder sonst was haben und müsste das gleich nach der Lieferung dann verarbeiten. Und das andere, was auch schon durchdiskutiert wurde, es war ein anderer Podcast, ein Englischer, die immer mit Yakima Valley Hops und so weiter ihre Werbung machen. Bei denen ist es so, die haben mal einen Test gemacht mit 5 Jahre alten Hopfen, der ganz hinten in der Tiefkühltruhe vergessen wurde, ob dieser 5 Jahre alte Cascade gegenüber einem neuen Cascade wirklich noch sozusagen was bringt. Letztendlich kam bei dem Podcast raus, Leute, lagert euren Hopfen im Tiefkühlfach, egal was, lagert ihn im Tiefkühlfach. Auch wenn ein bisschen Sauerstoff mal reinkommt, alles nicht so dramatisch, aber Tiefkühlfach. Und da lagert auch mein Hopfen. Aber so ein Malzkit, wenn ich das kaufe, dann lagert dieser Hopfen natürlich mit dem Malzkit zuerst mal bei dem Hersteller, dann bei dem Zwischenhändler, dann bei dem Endhändler, dann bei mir und das tut dem Hopfen nicht gut.

Markus: Ja, also das denke ich auch. Also mein Hopfen ist auch ausschließlich in der Tiefkühltruhe, wobei ich den nicht zum Brauen, sondern nur zum Vorzeigen verwende. Aber die Erfahrung ist auch die, dass es da wirklich wunderbar funktioniert, auch wenn der dann schon 1 Jahr lang alt ist nach der Ernte oder so. Oder auch die Pellets, die man so geschenkt bekommt oder so, also immer alles sofort in die Tiefkühltruhe, das hilft auf jeden Fall. Vielleicht hat es einfach auch was damit zu tun, dass das ein englischer Hersteller ist und wenn man an die traditionellen englischen Biere denkt, dann ist Hell eigentlich Bernstein, also was viel helleres gibt es nicht. Also wenn man jetzt mal ein klassisches Pale Ale nimmt, was ja im Grunde helles Bier heißt und ein englisches Pale Ale, das ist maximal die Farbe von deinem Guave-Bier, maximal, eher dunkler. Und die dunklen Biere war dann halt das, was wir als Porter und Stout kennen. Und auch die Malzmischungen waren immer so, dass da ordentlich viel Crystal Malt beziehungsweise Karamellmalz dann einfach drin waren. Und die Hopfen waren sowieso alt oder sind es auch noch in vielen englischen Brauereien, aber eben nicht bei Tiefkühltemperaturen, sondern halt ganz normal. Also das will ich jetzt gar nicht belächeln, das ist einfach eine andere Kultur. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das vielleicht auch damit was zu tun hat, dass es einfach jetzt aus deren Perspektive ein normales Bier ist. Und eben auch ein britisches IPA was ganz was anderes ist als ein amerikanisches, aus genau diesem Grunde auch, sowohl vom Alkoholgehalt als auch von der Hopfennote und den Malzcharaktern sind das völlig unterschiedliche Biere, kann ich mir auch gut vorstellen. Aber letzten Endes, ich meine, das Ergebnis ist ja auf jeden Fall trinkbar, das ist doch schon schön und es präsentiert auf jeden Fall eine Menge Hopfen, also das, was es auf jeden Fall soll, das tut es. Und ich denke auch da wieder, ist eine schöne Basis zum Experimentieren und eben sich anregen zu lassen und zu gucken, wie kann ich da vielleicht selber mal ran, also coole Sache. Aber lass uns doch da vielleicht so verbleiben, also wenn ich ihn ans Rohr bekommen, dann kommst du mal als Gast dazu und dann können wir ja mal ein paar Anwenderthemen mit ihm besprechen, fände ich witzig. Ja, das machen wir, sehr cool. Also an dieser Stelle mit dem Blick auf die Uhr, den du ja auch schon angemahnt hast, außer, du möchtest noch etwas loswerden, was ich vielleicht vergessen habe zu fragen oder was dir wichtig ist.

Roland: Ja, ich würde ganz einfach auf den amerikanischen Stil sagen, thanks für having me. Ich finde, dass dieser Ausdruck sehr viel von dem wiederspiegelt, wie die Amerikaner in solchen Situation reagieren, was jetzt mal nicht typisch Deutsch ist. Also ich freue mich, dass es geklappt hat, ich hoffe auch, dass es den Zuhörern Spaß gemacht hat. Ich weiß, ich bin kein gelernter Brauer, ich reflektiere vielleicht manche Dinge anders, weil mich halt das Kochen und die Chemie und manch andere Dinge halt einfach interessieren und ich bin gerne am Experimentieren, ich schaffe es nicht, reproduzierbar das gleiche Bier hinzubringen. Und eigentlich finde ich es auch schade, dass genau dieses 7-Korn-Bier, was wirklich gut geworden ist, dass ich das nicht mehr, Markus, mitbringen konnte, weil es schon weg war. Aber ich finde, es ist ein sehr schönes Hobby, ich kann es jedem empfehlen und an der Stelle weiterzumachen oder es mal auszuprobieren. Ein Nachbar über mir, der hat sogar im Thermomix mal 2 Liter gebraut und hat mir eine Flasche abgedrückt, weil ich ihn dazu initiiert habe. Und ich finde, jeder soll es mal probiert haben, es ist ein altes Hobby und es macht Spaß und, ja, man soll sich da durch irgendwelche Fehlschläge, wie es jetzt mir auch mal passiert ist, innerhalb von 40 Suden soll man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und soll es einfach weiter probieren, Bier ist Kultur.

Markus: Eigentlich das absolut perfekte Schlusswort, ich muss es jetzt trotzdem zerstören, weil mir noch eine winzige Frage eingefallen ist. Denn, wenn jemand mal ein Bier von dir probieren will, dann wäre es wahrscheinlich am cleversten, er meldet sich zu dem Stammtisch in München an, da kann ich den Newsletter-Link ja mit reingeben in die Shownotes und dann kommt er vielleicht mal vorbei, oder?

Roland: Genau. Und, was ich auch schon gemacht habe, ich habe meine Liebe zum Alkoholfreien mal in dem Podcast Walzknecht kundgetan und dann hat da einer gemeint, er hat da die LoNa-Hefe, die es nur pfundweise gibt, die hat er sich mal bestellt und die hat er jetzt ausprobiert und die würde er so in kleinen Häppchen verkaufen. Und ich habe gesagt, ich habe die Ludwigii und wollen wir doch mal tauschen? Und dann sind 2 Päckchen durch Deutschland geschickt worden, er hat mir die LoNa-Hefe geschickt, ich habe ihm die Ludwigii-Hefe geschickt. Und bei einem anderen, der hat mir ein paar Flaschen Bier geschickt, ich habe ihm was geschickt. Ich bin zu solchen Austauschen gerne bereit, einfach mal anpingeln und fragen

Markus: Okay, wunderbar, also Kontaktdaten bekommt ihr alles in den Shownotes. Und dann sage ich von meiner Seite auch vielen, vielen Dank, vielen Dank für die tollen Biere, für die Bereicherung auf meinem jetzt etwas feuchten, aber trotzdem sehr gut duftenden Schreibtisch und da werde ich heute auf jeden Fall noch viel Spaß damit haben. Und insbesondere die Guave hat mein Herz wirklich erleuchtet und berührt und das Bisongras natürlich auch. Also, vielen, vielen Dank und bis bald mal wieder persönlich.

Roland: Gerne geschehen, bis dann.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.