In dieser spannenden Episode des BierTalk reisen wir nach Schottland – genauer gesagt nach Inverness, wo unser Gast Lukas Pretzer, ein Braumeister aus Bamberg, nun als Headbrewer in der Uilebheist Brewery and Distillery tätig ist. Lukas erzählt uns, wie er nach seiner Braumeisterausbildung den Schritt ins Ausland wagte und in die mystische Welt rund um Loch Ness eintauchte. Wir sprechen über seine Anfänge im Brauereigeschäft, die Herausforderungen, die ihn in Schottland erwarteten, und natürlich über das schottische Bier und Whisky. Erfahrt, wie sich traditionelle deutsche Braukunst mit der schottischen Bier- und Whisky-Kultur vereint und was es mit dem berühmten Nessie auf sich hat. Dazu gibt es spannende Einblicke in das Leben als Brauer in einer der schönsten und geheimnisvollsten Gegenden Schottlands. Prost und viel Spaß beim Zuhören…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Ja, heute machen wir eine wunderbare spannende Reise und das Schöne ist, ich muss sie gar nicht alleine machen. Also mache ich ja sonst auch nicht, aber heute ist es besonders, weil wir jemanden haben, der praktisch aus Bamberg in die weite Welt gereist ist und dort auch noch sich an einen magischen, mystischen, besonderen Ort gegeben hat, wo manche vielleicht ein ganz übles Monster vermuten, wie auch immer. Ich war vor 2 Jahren selber dort, habe es nicht gefunden. Wir sind in Inverness in Schottland, viele können sich da an Loch Ness erinnern, also da werden wir auch drüber sprechen. Ich bin ganz froh, dass der Lukas Pretzer heute hier ist. Erst mal vielen Dank, dass du da bist und vielleicht sagst du noch ein, zwei Worte zu dir.
Lukas: Ja, erst mal vielen Dank für die Einladung, ich freue mich, dass ich beim Podcast teilnehmen darf. Ja, kurz zu mir, mein Name ist Lukas Pretzer, ich bin 27 Jahre alt, bin mittlerweile seit 9 Jahren im Brauereigeschäft. Und, ja, habe von September 22 bis Juli 23 meine Braumeisterausbildung gemacht und bin danach jetzt hier in Inverness bei der Uilebheist Brewery and Distillery gelandet.
Markus: Also erst mal vielen, vielen Dank, du hast mich jetzt grade um die Verlegenheit gebracht, den Namen dieser Brauerei und Destillerie richtig auszusprechen. Ich habe lange überlegt, wie es geht. Also wir werden das verlinken in den Shownotes, dann werden auch alle Hörerinnen und Hörer verstehen, was ich meine. Aber es ist cool, also ich habe überlegt, wie es heißt, aber das hast du ja jetzt perfekt gelöst, vielen Dank, cool.
Lukas: Gar kein Problem.
Markus: Und man sieht auch schon auf der Website, auch die Brauerei ist stolz, dass sie jemanden aus Bamberg da hat, weil da natürlich auch viel Braukunst und Knowhow dahintersteckt und du bist da jetzt eben dafür verantwortlich, da kommen wir gleich noch dazu. Vielleicht so ein bisschen, dass du die Leute mitnimmst, wie war so dein Anfang in die Bierwelt, wie bist du hier so eingestiegen? Bist du tatsächlich in Bamberg groß geworden?
Lukas: Ich bin tatsächlich in Bamberg groß geworden. Also geboren bin ich in Memmelsdorf, aber aufgewachsen dann in Bamberg in der Jugend in der Sandstraße quasi jedes Wochenende. Und mit den ganzen Bieren und Brauereien um Bamberg außen rum, in Franken, damit bin ich groß geworden. Zum Bier selbst gekommen bin ich, ich würde jetzt nicht sagen, dass es schon immer mein Traum war, ganz im Gegenteil, es war aber so, dass ich während meiner Zeit im Gymnasium relativ spät gemerkt habe, dass studieren nicht so das Richtige für mich ist. Habe dann angefangen, nebenbei in einer Schlosserei zu arbeiten, um mir mein Taschengeld aufzubessern, habe so das handwerkliche Arbeiten grundsätzlich kennengelernt. Und habe dann mehr durch Zufall von jemanden erfahren, der nach dem Abi Brauwesen studiert hat, der Gedanke ist dann gereift. dann habe ich ein paar Praktika in verschiedenen Brauereien um Bamberg außen rum gemacht, beim Fässla, bei der Brauerei Will in Schederndorf, bei der Klosterbrauerei Weißenohe und so. Und habe mich dann dafür entschieden, eben di Ausbildung zum Brauer und Mälzer anzufangen, die ich dann bei der Brauerei Neder in Forchheim angefangen und erfolgreich beendet hab. Bin dann nach der Ausbildung noch weitere 4 Jahre beim Neder geblieben, die ersten 2 Jahre als Mädchen für alles in der Brauerei und die letzten 2 Jahre als Biersieder und damit hauptsächlich verantwortlich für das Brauen an sich im Sudhaus, die Rohstoffannahme, die Qualitätskontrolle der Rohstoffe, bis hin zur Gärung. Natürlich in den anderen Bereichen auch noch involviert, aber das war so mein Hauptaufgabengebiet. Und dann habe ich mich danach entschieden, 2023, jetzt ist Zeit für den nächsten Schritt und habe dann im September 22 meine Braumeisterausbildung bei Doemens angefangen und habe die dann im Juli 2023 auch erfolgreich beendet.
Markus: Da ist er.
Lukas: Da ist er, ja.
Markus: Toll, ja, da könnten wir natürlich jetzt ein langes Insider-Gespräch führen, auf welchem Gymnasium du warst und wie das in der Sandstraße war und so, das lassen wir jetzt aber erst mal, weil das doch nicht alle so nachvollziehen können, aber auf jeden Fall super spannend. Und ich glaube, grade für einen Bamberger ist es natürlich schon ein Thema, wenn ich dann am Ende in der Bierwelt lande, weil das halt letzten Endes einfach ein klangvoller Name ist, auch wenn wir sonst so eher ein Dorf sind, aber beim Thema Bier, da sind wir Großstadt. Und das ist wirklich egal, wo man so auf der Welt ist, ist das wirklich immer schön, da irgendwo zu sein. Vielleicht noch kurz ein kleiner Einblick, Schottland, also ich war vor 2 Jahren, wie gesagt, selber da, ich fand also grade Inverness eine ganz spannende Stadt mit einem tollen Ambiente, grade abends, wenn dann so es dunkel wird und trotzdem noch laue Sommernächte sind, fand ich das da sehr, sehr schön, auch am Fluss entlang da zu laufen, die ganze Silhouette. Und natürlich Loch Ness. Ich habe auch versucht, was zu sehen, habe nix gesehen. Ja, hast du dir das bewusst ausgesucht oder wie kamst du dahin und was hast du für einen Eindruck überhaupt von Schottland?
Lukas: Also mich hat die, ich sage jetzt mal, die gesamte englische Bierkultur, die hat mich schon länger interessiert, die ganze Pub-Kultur, wie das ist, auch mit den Ren Ales und Cask Ales und so weiter. Auch dann tatsächlich noch mehr als die Belgische, aus irgendeinem Grund, einfach persönliche Präferenz, würde ich sagen. Und nach oder während ich den Braumeister gemacht habe, wollte ich auch Auslandserfahrung sammeln. Habe da auch bewusst nach einer Brauerei irgendwo in UK gesucht, was aufgrund von Brexit und Visumschwierigkeiten nicht so einfach ist. Und dann bin ich in Schottland gelandet, mehr oder weniger zufällig. Ich habe verschiedene Bewerbungsverfahren am Laufen gehabt in Deutschland, es war mal Island im Raum gestanden, es war auch Alaska im Raum gestanden. Und dann tatsächlich aber über Kasper Schulz ist der Kontakt hier mit der Brauerei in Inverness entstanden. Und ich habe mich beworben, war dann auch zweimal hier zum Arbeiten, letztes Jahr im Herbst. Und daraufhin haben sie sich hier bereiterklärt, es nennt sich Sponsorship Licence, zu bezahlen und quasi somit zu rechtfertigen, dass sie eine ausländische Fachkraft ins UK holen dürfen. Und so habe ich die Möglichkeit bekommen, das Visum zu beantragen und bin dann hier jetzt als Headbrewer in der Brauerei.
Markus: Das heißt, die Brauerei muss so eine Art Extragebühr dafür bezahlen, dass du da bist?
Lukas: Genau, ja. Also bevor ich überhaupt den Visumsantrag stellen kann, muss die Brauerei oder der Arbeitgeber grundsätzlich beantragen und rechtfertigen, dass sie eine ausländische Fachkraft brauchen, zumindest mit diesem Skill Worker-Visa, mit dem ich jetzt hier bin. Und erst, wenn das genehmigt ist, bekomme ich dann persönlich Bescheid, dass ich jetzt meinen persönlichen Visumsantrag stellen kann. Und dann dauert es noch mal 3, 4 Monate, um diesen ganzen Visumsantrag, Dokumentenberg durchzuarbeiten.
Markus: Boah, das klingt echt ganz schön komplex. Und wenn ich mir überlege, so das Selbstbewusstsein von dem ein oder anderen Engländer, ist es vielleicht gar nicht so einfach zu sagen, wir müssen uns da einen Brauer aus Deutschland holen. Aber super cool, dass du das geschafft hast. Apropos, wir sind ja ein BierTalk, wir haben vorher ausgemacht, wir stellen einfach jeweils ein paar Bierchen kalt und verkosten die uns dann so ein bisschen gegenseitig. Was hat du dir denn kaltgestellt?
Lukas: Ja, also ich habe hier drei Biere aus Schottland stehen, ich habe hier zum einen von der Black Isle Brewery ein Scotch Ale stehen. Die Black Isle Brewery ist nur ein paar Kilometer weg von Inverness. Dann habe ich von der Dog Falls Brewing Company aus Inverness direkt ein Brut IPA. Und von der Vault City Brewing aus Edinburgh ein Mango-Lime-Sourbeer.
Markus: Woah, da ist ja quasi so ein bisschen alles dabei. Also wenn du magst, kannst du dir gerne eins aussuchen, mit dem du einsteigst, dann würde ich mit einem weiteren nachziehen. Ich habe zwei, dann passt das ganz gut, wenn du mit einem anfängst und ich dann ein Zweites mache.
Lukas: Dann fange ich gerne mit dem Brut IPA an.
Markus: Eine Dose?
Lukas: Ich habe schon sehr lange kein Brut IPA mehr getrunken, habe zufällig den Brauer, der Dogs Falls Brewing Company letztes Wochenenden auf dem Markt getroffen und da haben wir uns ein bisschen über Brut IPAs unterhalten. Da habe ich gedacht, ach, probiere ich es doch mal wieder, ist ja doch ein bisschen in Vergessenheit geraten.
Markus: Ja, auf jeden Fall, ist eins von diesen vielen Spielvarianten, die es beim IPA mittlerweile gibt, also mit den letzten Blüten eigentlich, die wir so haben, mit dem Cold IPA, wo wir dann eigentlich gar kein Ale mehr haben, sondern oft die untergärige Hefe verwendet wird. Und bei dem Brut IPA, da bin ich mal gespannt, wie du das beschreibst, weil, da gibt es ja auch so zwei Lager. Die einen, die sagen, dass man da eben noch mal mit Enzymen arbeitet und die anderen, die das eher über die Hopfen machen. Ja, weiß ich nicht, wie ist das denn in England überhaupt, darf man mit allen möglichen Dingen brauen oder gibt es da Einschränkungen?
Lukas: Man darf hier mit allem Möglichen brauen, hier gibt es kein Reinheitsgebot oder Ähnliches. Aber die meisten Brauer und auch Destillateure, mit denen ich gesprochen habe, die haben so eine Art persönliches Arbeitsethos oder Arbeitsehre kann man es vielleicht nennen und versuchen, dass eher nicht zu machen und halten sich mehr unbewusst doch an so eine Art Reinheitsgebot.
Markus: Ist ja interessant. Ja und wie ist dein IPA, wie schmeckt es?
Lukas: Also der Geruch ist super, ganz toll nach Grapefruit. Und auch nicht zu trocken, also nicht zu sehr wie es manchmal ist, nach Sekthefe und nach dieser Sektkohlensäure, sondern riecht einfach total fruchtig nach Grapefruit und Mango. Geschmacklich nicht zu trocken, nicht zu bitter, es hat immer noch einen angenehmen Körper, leichte Karamellnoten. Und der Geruch spiegelt sich auch im Geschmack wider, also tolle Grapefruit, ein bisschen Banane und dann eine angenehme, aber anhaltende Bittere hinten raus. Also bin positiv überrascht, ich glaube, das ist das beste Brut IPA, was ich seit Langem getrunken habe.
Markus: Na, dann herzlichen Glückwunsch auf jeden Fall. Und ich muss auch sagen, ich weiß zwar nicht mehr, von welcher Brauerei ich es hatte, aber, ich glaube, das war 2018 oder 19 oder so, da hatten wir in London ein Treffen von der British Guild of Beer Writers und da am Anfang, da war das Brut IPA grade relativ neu, da hatte einer auch welche mitgebracht von seiner lokalen Brauerei. Das fand ich damals auch, also ähnlich wie du es beschreibst, also wirklich genauso auf den Punkt und habe seitdem auch kein so Gutes mehr getrunken. Also das kann man überhaupt sagen, dass es in England wirklich, also tatsächlich generell sehr, sehr viele Brauereien gibt, und England muss ich ja jetzt vorsichtig sein, im Vereinigten Königreich, und es da natürlich auch sehr, sehr viele sehr gute gibt. Und ich bin da auch sehr gerne und bin immer wieder begeistert, zumal es, wie du es ja schon erwähnt hast, es gibt da so diese Dreigliederung. Also bei uns haben wir, gefühlt, die klassischen traditionellen Brauereien und dann, gefühlt, dieses Thema Craftbeer, wobei s ganz schwierig ist, dass irgendwie zu definieren und auseinanderzugrenzen. Aber in England hat man eben auf jeden Fall noch was Drittes mit dem Cask Ale, also mit dem Real Ale, was was ist, was wir ja bei uns gar nicht kennen oder so gut wie gar nicht kennen. Und da haben wir noch eine dritte Dimension an Bier, was wirklich irgendwie auch spannend ist.
Lukas: Absolut.
Markus: Aber gut, können wir gleich noch ein bisschen dazu kommen. Jetzt mache ich mal auch schnell eins auf, dann passe ich mich dir ein bisschen an. Ich habe hier einen guten Freund in Bamberg, den Patrick Murphy, der auch Biersommelier ist und der bei Weyermann arbeitet und der bringt mir regelmäßig immer mal wieder tolle Biere von seinem Haustrunk vorbei. Und neulich hat er mir zwei gebracht, wo ich mir gedacht habe, die passen jetzt vielleicht ganz gut zu unserem Talk. das Erste ist auch ein IPA, allerdings ein IPA Zero, das heißt also ein alkoholfreies IPA. Habe ich aus dem Hause Weyermann zumindest noch nie eins getrunken, bin ich mal gespannt. Ja, machen wir einfach mal auf, so.
Lukas: Ja, das Kronkorken Öffnen vermisse ich hier ein bisschen, das ist hier alles nur Dose.
Markus: Ja, habe ich vorhin gehört, war eindeutig eine Dose. Wobei natürlich es auch seinen Vorteil hat, weil du ja doch, als was Frische angeht, mit der Dose auch immer ganz gut aufgestellt bist.
Lukas: Absolut, absolut, das ist gar keine Frage. Aber ein Kronkorken hate einfach ein tolles Feeling.
Markus: Natürlich, absolut, da bin ich völlig bei dir. Also ich habe hier auch, von der Farbe her ist es so ein bisschen, ja, orangebraun, so ein Sonnenuntergang vielleicht, schöne getönte Schaumkrone. Ah ja und von der Nase her sehr fruchtig, Ich würde sagen, so ein bisschen Pfirsich, Maracuja, Passionsfrucht, was ja dasselbe ist, also in diese Richtung, überhaupt so mehr gelbe Früchte, Aprikose. Und, ja, auch eine schöne grüne Note aus dem Hopfen. Also merkt man ganz intensiv, dass da richtig viel mit Hopfen gearbeitet worden ist. Auch eine frische grüne Hopfennote, fast so wie bei einem Grünhopfen-Bier. Vielleicht so ein bisschen was Hanfiges, also sehr schön auf jeden Fall. Im Hintergrund auch, obwohl es alkoholfrei ist, eine schöne Malznote, ein bisschen Karamell, so einen leichten Brotcharakter. Probieren wir es mal. Oh ja, spannend. Also es fängt recht süß an, aber dann eine sehr, sehr ordentliche Bittere, die da ordentlich dann drüber liegt und alles andere wegwischt. Und knackig ist hinten raus auch, sehr erfrischend und trotzdem weich. Also es ist nicht so, dass die Bittere einen komplett umhaut und alles zusammenzieht, sondern auch grade für einen fränkischen Gaumen noch gut trinkbar. Ja, sehr schön. Na, dann haben wir doch beide ein IPA, sind quasi in der britischen Bierwelt geblieben, hervorragend.
Lukas: Scheinen wir beide ein gutes Bier gewählt zu haben.
Markus: Ja, prima. Ja, also noch mal ganz kurz zurück zu Inverness. Bist du überhaupt mit diesem Thema Nessie und so, wird man damit konfrontiert, warst du schon da, hast du schon mal Ausschau gehalten, wie ist das?
Lukas: Ach, das ist hier allgegenwärtig, würde ich sagen. Also der Ness fließt durch Inverness und wenn man ein paar Minuten noch im Stadtzentrum am Fluss rauswärts läuft, gibt es da auch die Ness Islands. Das sind einfach so, ja, ich nenne es mal ein Park, der auf kleinen Inseln im Ness verteilt ist und da sind überall Nessie-Skulpturen. In Inverness selber begegnet es einem öfter Mal als Souvenir oder auch als Graffiti oder ein T-Shirt, was auch immer. Nessie ist auch das Label von unserem Lager von der Brauerei. Gesehen, live, habe ich Nessie selbst auch noch nicht, obwohl ich jetzt schon ein paarmal an Loch Ness war. Gestern war ich erst in Dores und da gibt es den Nessie Hunter, der hat direkt am Strand, hat der eine kleine Hütte aufgebaut und erzählt da den Leuten gerne von seinen Jagden nach Nessie, aber anscheinend bisher noch nicht erfolgreich.
Markus: Faszinierend, aber natürlich irgendwie auch cool. Und vielleicht eins noch, als ich da war vor 2 Jahren, hatten wir in ganz Schottland auf der ganzen Reise schönes Wetter, bis auf die 1/2 Stunde am Loch Ness, da war es dann tatsächlich regnerisch und neblig und trüb. Merkst du da auch was, also ist da ein Wetterunterschied sonst auch da?
Lukas: Das kann ich jetzt tatsächlich nicht bestätigen. Also grundsätzlich ist das Wetter hier in Schottland relativ unbeständig, eine Jacke sollte man schon immer dabei haben. Aber sowohl gestern als auch am Samstag war es super sonniges Wetter am Loch Ness, aber auch in Inverness. Also vielleicht hattest du einfach Pech als du da warst. Wobei man auch sagen muss, wir hatten noch fast Winter bis vor 2 Wochen, seit 2 Wochen wird es hier ein bisschen wärmer.
Markus: Na, vielleicht hatte ich auch Pech, das kann ja gut sein. Darf man auf dem Loch Ness eigentlich Boot fahren oder so?
Lukas: Ja, man darf Boot fahren, Stand-up-Paddeln, Kanu, Kajak fahren. Soweit ich weiß, darf man auch überall am und im Loch Ness angeln, ja.
Markus: Also generell kann man da unseren Hörerinnen und Hörern nur sagen, also ein Schottland-Urlaub ist sicherlich keine falsche Investition, also das unbedingt tun. Mich hat das Land total begeistert. Also wir haben so eine Reise gemacht eben vor 2 Jahren, da ging es um also hauptsächlich Gerste und wir haben da so ein bisschen auch die Unterschiede festgestellt, weil Schottland ja ganz andere klimatische Bedingungen hat. Das heißt, es wird eben erst später Sommer, dafür ist es aber sehr feucht und bietet eine sehr fruchtbare Erde. Das heißt, das Getreide fängt erst später an, holt aber dann viel auf, muss dann aber auch entsprechend schnell wieder eingeholt werden und so, also ganz spannend. Und auch die ganzen Farmer, die wir kennengelernt haben, waren echt interessante Typen. Und am härtesten fand ich eigentlich, dass die im Grunde früh schon mit ihrem Whisky anfangen, der Unterschied ist eigentlich nur, wie viel Wasser sie dazugeben. das heißt also, am Morgen ist es halt deutlich mehr Wasser als Whisky und im Verlauf des Tages wird es dann immer mehr, das ist durchaus spannend. Aber vielleicht noch so ein bisschen zur schottischen Kultur, also wie erlebst du das so, welche Rolle spielt Bier, welche Rolle spielt Whisky? Sind die eher ausgehfreudig, wie erlebst du das so?
Lukas: Also definitiv hat Whisky hier eine größere Bedeutung als Bier, das spiegelt sich in ganz vielen Bereichen wider. Was aber nicht heißt, dass die Schotten deswegen weniger gerne Bier trinken, aber kulturell hat es einfach eine größere Bedeutung. Die Destillerieindustrie ist, ich glaube, nach der Touristenbranche, der zweitgrößte Arbeitgeber hier in Schottland auch. Aber genauso gerne gehen die Schotten einfach sehr gerne in die Pubs, verbringen da gerne die Abende und trinken da 2, 3 Pints und am liebsten wechselnde Biere. Also in den meisten Pubs hier hat man mindestens 5 Zapfhähne, von einem normalen Kompensator her, wo aus Keg-Fässern gezapft wird, plus dann meistens noch 2, 3 Cask Ales mit wechselnden Bieren, damit man einfach immer sich schön durchprobieren kann, was ich wirklich gerne mache auch hier.
Markus: Kann man sagen, dass sich das schottische Bier vom englischen Bier irgendwie unterscheidet, wenn du so in den Pubs so dran denkst?
Lukas: Ja, also grundsätzlich schon, vor allen von den traditionellen Brauereien. Ich meine, die Lager aus Schottland oder ein Lager aus England, das ist jetzt nicht so viel Unterschied, aber die, ich nenne sie jetzt einfach mal die Herzblut-Schotten, die trinken schon lieber malzbetonte starke Biere mit eher wenig Kohlensäure und so wenig Hopfen wie möglich. Also da wird Scotch Ale, Braggot, Barley Wine, das wird alles ganz groß geschrieben, aber ansonsten sind die Schotten, was das Bier angeht, sehr, sehr offen und vor allem auch Sauerbieren nicht abgeneigt.
Markus: Und wie haben sie so auf dich reagiert oder reagieren sie so auf dich, wenn sozusagen, okay, da ist ein deutscher Braumeister, der hier Biere macht, freuen die sich da, fragen die dich Dinge, wie läuft das?
Lukas: Also ich fühle mich hier super willkommen und auch super angenommen. Die Schotten sind sehr Europa-offen, nenne ich es jetzt einfach mal auch. Es passiert auch nicht selten, dass, wenn ich im Pub mit jemanden ins Gespräche komme und der erfährt, dass ich aus Deutschland hierhergekommen bin, dass mir dann ein Bier oder ein Whisky ausgegeben wird, weil es die Leute einfach cool finden, dass trotzdem noch Leute aus Europa oder jetzt in meinem Fall aus Deutschland nach Schottland kommen, obwohl es eben solche Schwierigkeiten mit dem Visum et cetera gibt. Und tatsächlich wird auch meine Expertise, was das Bierbrauen angeht, hier doch sehr geschätzt, würde ich sagen. Ich habe noch keine negativen Kontakte diesbezüglich gemacht.
Markus: Na, das ist doch prima. Und ich muss auch sagen, also ich habe auch nur sehr, sehr freundliche, sehr offene, sehr herzliche Menschen erlebt, sehr hilfsbereite Menschen auch und auch wirklich in den Pubs durchaus diese Freude auch, dass sie sagen, Mensch, da kommt jemand aus einem Bierland, vom Kontinent und der kommt hierher und genießt das und freut sich eben auch, im Pub zu sein. das war wirklich für mich auch sehr eindrucksvoll. Wir können ja mal kurz ein bisschen zu deiner Brauerei, in Anführungsstrichen, kommen. Dieser Name, der so schwierig auszusprechen ist, steht ja eigentlich auch für ein Seeungeheuer oder so oder?
Lukas: Ja, also Uilebheist sich heißt einfach nur Monster und es spielt aber natürlich auf Nessie an und das ist die Geschichte hinter dem Namen. Grundsätzlich ist es so, dass bisher alle Biere, die wir machen und auch die New Makes und Blends, alle auf schottischen ,mystischen Fabelwesen basieren. Also ich kann tatsächlich jetzt, muss ich gestehen, die Namen auch nicht alle auswendig. Aber wir haben den Forest Dweller, das ist so eine Art Kobold, der den Wald bewacht und die Kinder beschützt, die sich im Wald verlaufen. Das ist auch unser Label für das IPA. Wir haben das Kelpie, das ist das Unterwasserpferd, was so für Stürme und so auf See sorgt. Das ist sowohl das Label für unser Stout als auch für unsere Blends. Also diese ganze mystische Welt zieht sich so ein bisschen wie ein roter Faden durch unsere Brauerei und Destille durch.
Markus: Ja, wunderbare Farben auch von den Etiketten, tolle Gestaltung. Also das, muss ich sagen, hat mir richtig Spaß gemacht auf der Homepage, mich da so ein bisschen umzuschauen und auch richtig Lust gemacht, diese Biere mal demnächst auch zu probieren, das ist auf jeden Fall sehr schön. Ist denn dieses Brauerei und Brennerei eher getrennt oder erlebt man das eher immer zusammen?
Lukas: Das ist tatsächlich was, wo wir jetzt ein Pilotprojekt in UK sind. Wir sind bisher die einzige Produktionsstätte in UK, die sowohl Single Malt Whisky als auch Bier produziert auf derselben Anlage, was für Herausforderungen aber auch für Möglichkeiten sorgt. Es ist zum Beispiel so, nach der Scotch Whisky Association darf im Single Malt Whisky nur Gerstenmalz verwendet werden. Aber ich verwende zum Beispiel für das New England IPA auch Hafer oder Weizen. Und da sind besondere Reinigungszyklen gefordert und gefragt, die wir auch nachweisen müssen, damit wir eben auch sicherstellen können, dass kein Hafer, Weizen, was auch immer im Sudhaus zurückbleibt, was dann eventuell in die Whisky-Wash gelangen könnte.
Markus: Das klingt ja gar nicht so unkomplex. Und dazu muss man vielleicht noch sagen, die Brauerei selber ist ja auch ein Bamberger Kind, also von der Anlage her, das heißt, kommt von Kaspar Schulz. Und die haben ja vor einigen Jahren eben auch dieses Thema Mikrodestillerie für sich entdeckt. Also dass man im Grunde zu seiner bestehenden Brauanlage mit relativ wenigen Zusatzteilen eben auch eine Brennerei dazu machen kann. Und so ist das bei euch auch, also ihr habt diese beiden Komponenten?
Lukas: Genau.
Markus: Ist das dann von der Arbeit damit eher, ja, also weil du jetzt eben gesagt hast, du machst beides, also machst auch die Maische sozusagen für den Whisky in der Brauerei, merkt man das, dass das so aufeinander abgestimmt ist oder ist das im Grunde so wie bei jeder anderen Anlage auch?
Lukas: Also es ist aufeinander abgestimmt, das merkt man schon deutlich. Grade wenn es um den Ausschlag geht, grade bei der Whisky-Wash ist es so, die Whisky-Wash muss nicht gekocht werden, da kommt kein Hopfen dazu und so weiter, sondern die wird nur abgeläutert und kommt dann in den Gärbottich. Und da ist es so, ein Tag an Wash-Produktion sind drei Whisky-Washs, die dann zusammen in einen Gärbehälter kommen und von da aus kann man dann dreimal die erste Destille, die Washstill fahren. Und wenn die dreimal destilliert hat, hat man genügend Ausgangsstoff, um einmal die Spiritstill zu befahren und so ein Barrel oder ein Cast New-Make-Spirit rauszubekommen. Sprich, mit einem Tag Sudhausarbeit kann man dann auch ein Cask Whisky füllen.
Markus: Das ist ja auch sehr spannend. Also vom Vorgang her habe ich praktisch drei Rohbrände, aus denen dann der finale Feinbrand wird, habe ich das richtig verstanden?
Lukas: Genau, genau. Also als erstes wird über die Washstill destilliert. Ich sage mal, das ist nur eine grobe Vordestillation, ich kann jetzt tatsächlich nicht genau sagen, auf wie viel % Alkohol da hochdestilliert wird, das liegt in den Händen von Drew, unserem Headdistiller. Und von diesem erhöhten Alkoholgehalt dann, das ist dann auch schon ein klarer Brand, aber von da aus wird es dann noch mal hochdestilliert auf so um die 70 bis 75 % Alkohol. Und das ist dann auch das, was letztendlich in den Casks dann landet, um dort für mindestens 3 Jahre und 1 Tag zu bleiben, damit wir am Ende einen Scotch Single Malt Whisky rausbekommen.
Markus: Das ist ja auch noch eine interessante Frage, weil ihr habt ja im Grunde letztes Jahr angefangen, bedeutet ja, dass so der richtige erste Whisky dann in 2 Jahren fertig werden wird oder?
Lukas: Genau, ja. Also wenn mich jetzt nicht alles täuscht, wurde das erste Cask im Juni 2023 befüllt und sprich, wenn dieses Fass 3 Jahre und 1 Tag gelegen war, dann darf man es erst Scotch Single Malt Whisky nennen und, ja, dementsprechend von jetzt an ungefähr 2 Jahre, bis theoretisch der erste Whisky fertig ist. Abgesehen davon gibt es direkt aus der Destille von uns bisher den New Make Spirit, sowohl zum Verkosten als auch zu kaufen. Sprich, das ist der klare, ja, ich nenne es jetzt mal Maischebrand, der quasi rauskommt, der dann bei 63,5% Alkohol liegt, der ist schon ein bisschen stärker. Aber ist interessant, den auch zu probieren und man kann da auch schon tatsächlich viel sagen, wo dann der Whisky hingeht.
Markus: Bist du selber auch ein bisschen zum Whisky-Trinker geworden oder warst du es vielleicht auch schon vorher?
Lukas: Ich würde sagen, also es hat sich hier noch mal verfestigt, aber das ist auch ein Grund, warum mich Schottland interessiert hat. Ich würde sagen, mit meinem Hineinwachsen in die Brauerszene, ist auch ein bisschen die Leidenschaft für andere alkoholische oder das Interesse an anderen alkoholischen Getränken gewachsen, angefangen über Rum, dann Gin und letztendlich dann zum Whisky und beim Whisky bin ich seitdem ein bisschen geblieben. Und insofern ist das nicht unglücklich, dass ich jetzt in Schottland gelandet bin, mitten im Land der Destillen und da auch ganz viele tolle Kontakte und Möglichkeiten bekomme, mich durch die verschiedenen Sachen durchzuprobieren und auch Einblicke zu bekommen, wie man die Whisky-Casks handhabt, wo bekommt man die her, wie geht man damit um und so weiter, das ist schon sehr spannend.
Markus: Ja, ich meine, das ist natürlich dann der nächste Punkt, also ganz grundsätzlich heißt das erst mal für alle im Terminkalender vermerken, dass wir eben in 2 Jahren im Sommer ein großes Fest haben werden, wenn dann das erste Fass geöffnet wird. Also jeder, der mit einem Besuch liebäugelt, sollte es vielleicht dann tun. Und es ist dann wahrscheinlich ja auch so, dass es bei euch mittlerweile dann so ein wachsendes Lager an gefüllten Casks und Fässern gibt, die dann eben nach und nach schon sich dann drauf vorbereiten, dass sie dann geblendet und irgendwie zu Whisky gemacht werden. Und wenn du eben sagst, du bist da selber so ein bisschen reingewachsen, finde ich das eigentlich auch sehr schön, weil, ja, im Grunde liegt es ja so ein bisschen nahe. Und heißt das dann auch beim Brauprozess, also für dich jetzt als Headbrewer, ist es dann so, dass du einen Tag in der Woche eben dann Whisky-Mash machst und die anderen vier Tage Bier, ist das irgendwie aufgeteilt?
Lukas: Ja, das habe ich vorhin vielleicht falsch erklärt, die Whisky-Wash, die braue tatsächlich nicht ich, sondern die braut auch der Headdrew, unser Headdistiller und wir teilen das so ein bisschen auf, was ist dringender benötigt. Also jetzt in der Saison oder jetzt auch in den vergangenen Monaten hatte ich ein bisschen Vorrang, weil ich einfach schauen musste, dass das Bier in die Gär- und Lagertanks kommt, damit ich es dann für die Saison bereit habe. Im Winter wird dafür die Bierproduktion ein bisschen runtergefahren und Drew fährt dafür die Whisky-Produktion ein bisschen hoch. Aber da muss ich sagen, da bin ich hier in einem super Team gelandet, also wir sind nur ein kleines Team in der Produktion. Ich sage immer, wir sind 3 1/2 Leute, das bin ich als Headbrewer, Drew als Headdistiller, Nicole, unsere frischgebackene Destillateurin und dann haben wir noch Colin, der ist halbtags da, der ist unser Assistantbrewer und Distiller, der hilft so wo er kann, sage ich mal.
Markus: Aber viel in einer Doppelfunktion dann, also Brauen und Brennen dann irgendwie schon, gehört für viele auch zusammen.
Lukas: Ja, ja, viele in einer Doppelfunktion.
Markus: Coole Sache auf jeden Fall. Also ich weiß nicht, wie weit du mit deinem Bierchen bist, solltest du schon so weit sein, darfst du dir gerne ein weiteres aufmachen, wenn nicht, kein Problem.
Lukas: Ja, da sage ich nicht nein. Ich habe grade den letzten Schluck getrunken tatsächlich.
Markus: Na, das ist ja ein Timing, perfekt. Also dann sind wir mal gespannt, was als Nächstes in dein Gläschen fließen darf.
Lukas: Es wird das Scotch Ale von der Black Island Brewery sein. Ja, wir haben einen ganz tollen cremigen Schaum, eine sehr, sehr dunkle Bernsteinfarbe mit einem leichten Rotstich. Geruch super nach Toffee, ein bisschen Kaffee, Milchschokolade und Mokka.
Markus: Ja, Scotch Ale ist wirklich ein spannender Bierstil, der kann so viele malzige Aromen haben, das erwarten viele Leute immer gar nicht, schön.
Lukas: Nicht so schwer, wie man es erwarten würde, obwohl es 6,8% hat, aber eher leicht und trotzdem tolle Karamellnoten, Toffee, Sahnekaramell. Ein bisschen Vanille, würde ich auch sagen. Also ein super malzbetontes Bier an der Stelle.
Markus: Wunderbar, also das macht mir auch richtig Lust. Ich sage ja, ich muss auch unbedingt mal wieder kommen.
Lukas: Du bist jederzeit willkommen.
Markus: Ja, freue ich mich schon drauf. Also ich bin mit meinem alkoholfreien IPA auch schon durch und habe als zweites Bier auch wieder etwas, was zumindest vom Namen her auf jeden Fall passt, nämlich ein Barley and Wine. Also kein Barley Wine, wie man es normalerweise erwarten würde, sondern da hat der Konstantin hier wirklich ein bisschen gespielt und ein untergäriges helles Bockbier gemacht und das dann mit Riesling-Most vermischt und vergoren. Also bin ich mal gespannt, also so eine Mischung aus Grape Ale und, ja irgendwie dann doch Barley Wine, schauen wir mal. Ja, also vor allem das Untergärige finde ich interessant.
Lukas: Das klingt auch sehr spannend.
Markus: Mal schauen, wie sich das hier so ausprägt. Also auf jeden Fall schon mal sehr deutlich die Riesling-Noten beim Einschenken überall in der Luft. Auch in der Nase die Säure, feine Säure, also der Riesling dominiert die Nase auf jeden Fall. Aber gut, ich meine, die Hefe hat jetzt auch wenig eigenes Aroma. Ich probiere mal. Sehr spannend, also es geht los durchaus auch ein bisschen süß, da fühlt man sich auch an Traubensaft erinnert. Und dann geht es aber so über in eine Säure, in eine alkoholische Note, so ein bisschen so Stachelbeere und hinten raus dann auch eine gewisse Schärfe so, ja und sehr, sehr weich, sehr rund auch. Oh und die 8% merkt man gar nicht. Also gut, da muss ich dann ein bisschen vorsichtiger sein, aber ich kann ja jetzt auch etwas langsamer machen. Also spannend, wie man Barley und Wine mal ganz anders interpretieren kann. Bin trotzdem auch neidisch auf dein Scotch Ale.
Lukas: Ja, jetzt bin ich aber auch neidisch auf dein Barley Wine, muss ich gestehen, das ist schon einer meiner Lieblingsbierstile.
Markus: Naja, ich kann dann ja mal was mitbringen, schauen wir mal. Ja, wir waren ja grade noch bei dir in der Brauerei und wie ist das denn, also du hast ja übernommen von jemand anderen, der da vorher ja schon in der Brauerei war. Ich meine, das stelle ich mir gar nicht so einfach vor, also wenn man aus dem Ausland kommt, wenn man vorher vor allem in untergärigen klassischen bayrisch fränkischen Brauereien war und dann praktisch so einen Headbrewerjob in einer schottischen Brauerei übernimmt. Was waren da so die Herausforderungen, wie ging es dir da so?
Lukas: Ja, also ich bin auf ganz viele ganz unterschiedliche Herausforderungen gestoßen. Eine leichte Sprachbarriere war da, auch wenn mein Englisch trotzdem gut ist, aber grad, wenn es dann um Fachbegriffe geht und vor allem, wenn es dann um buchhalterische oder um Steuern und so weiter geht, da wird es dann tatsächlich auch manchmal ein bisschen schwierig, da muss ich doch manchmal ein paar Wörter googeln. Rein produktionstechnisch gab es hier verschiedene Schwierigkeiten. Dadurch, dass die Produktion noch nicht mal 1 Jahr gelaufen war, gab es keine Erfahrungswerte, auf die ich mich berufen konnte, sondern ich habe das alles, zumindest ab Januar 2024, alles nach bestem Wissen und Gewissen und auch Unterhaltung mit vielen Leuten um mich herum, planen müssen. Und dabei war es aber auch so, dass mir aufgefallen ist, dass viele Sachen oder viele Möglichkeiten, die dieses Equipment hier bietet, nicht unbedingt ausgeschöpft wurden. Also das hat mir auch vor 2 Wochen erst ein anderer Headbrewer erzählt, dass zum Beispiel Spundapparate hier in UK gar nicht unbedingt so üblich sind. Grade in kleineren Brauereien wird im Normalfall das Bier zu Ende vergoren und dann mit technischen CO2 aufkarbonisiert. Und das musste ich hier auch erst mal wieder einführen, eben da zu schauen, wie weit ist das Bier vergoren, wann mache ich den Spundapparat zu, wie spiele ich mit Druck und Temperatur, um da den nötigen CO2-Gehalt ins jeweilige Bier zu bekommen, aber auch Filtration. Wir haben einen Kieselguranschwemmfilter und das ist auch eine Art von Filter, die hier nicht unbedingt so üblich ist. Ich selber habe davor nur mit Kieselgurrahmenfiltern gearbeitet, also auch da musste ich mich neu einfinden. Aber, muss ich sagen, habe ich auch einen tollen Support bekommen von Kaspar Schulz aus Deutschland, offen für jede Frage, die ich da hatte. Und das sind einfach viele Sachen, die ich selber erarbeiten musste, wo ich auch vor Ort niemanden um Hilfe bitten oder fragen konnte, weil es hier tatsächlich niemanden wirklich gibt, der mir da weiterhelfen kann. Und dann sind es aber auch ganz praktische Sachen, das hier einfach nicht mit Grad Plato oder Stammwürze gearbeitet wird, sondern mit Specific Gravity. Und das kann ich natürlich in der Tabelle nachschauen, welches Specific Gravity entspricht wie viel Grad Plato, aber für die Zahlen hat mir am Anfang das Gespür gefehlt und das ist jetzt erst im Laufe der Monate gekommen, dass ich da auch ein Gespür für die anderen Parameter bekommen habe. Auch die Malzparameter laufen unterschiedlich. Während man bei uns in Europa im Normalfall mit Extrakt vom Malz rechnet, um seine Schüttung zu berechnen. Ich weiß tatsächlich immer noch nicht, das hat mir bisher noch keiner sagen können, was die Übersetzung tatsächlich ist, aber es wird hier mit Liter pro Kilogramm Malz gerechnet. Also anstatt Extrakt wird in der Mälzerei quasi ermittelt, wie viel Liter Bier mit einer spezifischen Dichte man aus 1 Kilogramm Malz rausbekommt, um so seine Ausbeute zu berechnen. Und das ist eine ganz andere Herangehensweise, in die ich mich erst komplett neu einfinden musste.
Markus: Also das stelle ich mir in der Tat extrem schwierig vor und ich habe es grad selber auch nicht so ganz begriffen. Aber sie werden schon einen Weg haben, wie sie das dann hinbekommen. Also das mit der Spundung, finde ich, ist eine krasse Sache, weil ich das mittlerweile oft erlebt hab. Also ich war jetzt grade erst in Las Vegas, wir waren da auch bei einer kleinen Brauerei unter anderem und war da mit einer Gruppe von ein paar anderen Brauern aus Europa und Südamerika. Und dann haben wir uns da die Brauerei angeschaut und am Ende war dann wirklich die Frage, ja, wo sind denn jetzt die Spundapparate und wie macht ihr das? Und dann kam das auch, wieso Spundung? Also wir machen das so, wir gären das immer durch und am Ende drücke ich halt Kohlensäure drauf, Punkt. Also das ist ja nicht unbedingt schlecht, aber es ist einfach interessant und natürlich auch unter dem ganzen Umweltaspekt und so. Und wenn Kohlensäure Geld kostet, dann ist das natürlich auch ein Kostenfaktor. Aber viele, glaube ich, haben das überhaupt gar nicht anders auf dem Schirm, dass man das eben so macht. Also für den Brauer war das eigentlich völlig unvorstellbar, das anders zu tun und das fand ich schon wirklich interessant. Und auch in England habe ich ja schon viele Brauereien besucht und viele funktionieren auch von der ganzen Anlage her und so deutlich anders, als wir das hier in Deutschland oder in Mitteleuropa so haben. Also finde ich total interessant, wie sich das doch zu unterschiedlich auf so einem kleinen Raum gehalten hat. Und aber auch irgendwie liebenswert ist. Also es gibt ganz, ganz tolle auch historische Brauereien im Vereinigten Königreich, wo man eben noch Bierbrauen erleben kann, wie das vor 100 Jahren vielleicht bei uns war, weil es sich dort einfach gut gehalten hat. Und insofern, ja, ich bin immer hin- und hergerissen, aber ist auf jeden Fall spannend und auch schön zu sehen, dass sie halt mit anderen Wegen auch zu einem guten Ergebnis kommen. Und das ist vielleicht für viele hier auch so ein Lernprozess, dass es eben nicht nur den einen von uns gelehrten Weg gibt, sondern eben auch andere, wo man dann am Ende eben auch bei einem guten Bier landet. Und von den Rezepturen, die ihr jetzt macht, sind da auch welche, die du komplett entwickelt hast?
Lukas: Ja, also im Moment ist es so, unser saisonales Bier, Name ist Rare Bird, ist ein leichtes Lager, das Rezept hab komplett ich geschrieben. Das gibt es jetzt, solange der Vorrat reicht, sage ich mal. Aber auch das ist hier sehr gut angekommen. Anscheinend haben die deutschen Brauer ein bisschen besseres Händchen, was das Lagerbrauen angeht, wird mir zumindest nachgesagt hier. Und ansonsten habe ich die Rezepte hauptsächlich so belassen, wie sie sind und drehe nur an kleinen Schräubchen, weil ich meine Aufgabe hier tatsächlich nicht sehe, die Biere neu zu entwickeln, sondern eher eine Kontinuität und auch Reproduzierbarkeit in die Biere reinzubringen, dass die Biere interessant sind, aber nicht zu speziell, damit sie eben auch für, ich sage mal, jedermann zugänglich sind. Dass sie auch nicht zu kompliziert zu brauen sind, damit wir sie auch über die nächsten Jahre, Jahrzehnte so brauen können eventuell, zumindest für die Core Range an Bieren. Und da habe ich bei unserem Session Pale Ale ein bisschen am Hopfen gedreht, beim New England IPA, eine neue Hefe verwendet. Und die größten Änderungen wird aber das Stout jetzt in Zukunft haben. Da habe ich auch jetzt ein neues Rezept geschrieben, weil ich mich dazu entschieden habe, dass Stout nicht mehr zu filtrieren. Ich weiß tatsächlich nicht, warum sich in der Vergangenheit dazu entschieden wurde, das Stout zu filtrieren, ich sehe da nicht unbedingt den Mehrwert, muss ich gestehen. Und es gibt mir einfach mehr Freiheiten in der Malzkomposition, ich kann Hafer mit verwenden, ich kann mehr Spezialmalze mit verwenden und so die Viskosität dann auch im fertigen Produkt hochhalten, was ich nicht machen könnte, wenn ich das Bier filtrieren würde.
Markus: Und gibt es dann auch saisonale Biere, die ihr manchmal macht oder macht ihr vielleicht auch Cask Ales oder Real Ales?
Lukas: Bei uns ist es nicht vorgesehen, dass wir richtige Cask oder Real Ales machen. das ist nicht die Herangehensweise der Brauerei, das ist nicht unbedingt die Firmenphilosophie, könnte man sagen, kann aber sein, dass es als saisonales Bier mal kommt. Im Moment ist das leichte Lager unser erstes saisonales Bier. Und wir wollen jetzt dann vor allem im Winter, wollen der Drew, also unser Headdistiller und ich schauen, dass wir auch die Möglichkeiten dieser Produktionsstätte nutzen und da wirklich Bier und Whisky aufeinander abstimmen. Also wir haben ein paar Ideen, Barrel-Aged-Starkbiere zu machen und diese Fässer dann hinterher für Whisky zu verwenden und so wirklich auch, ja, ich würde jetzt mal sagen, einzigartige Produkte für beide Produktionsschienen zu erzeugen, wo andere Produktionsstätten nicht die Möglichkeit dafür haben.
Markus: Ja, das ist sicherlich eine gute Entscheidung. Was mir bei dem Lager noch einfällt, mir haben viele Brauer in England erzählt, dass für sie Lager eigentlich nur heißt, ihr Bier kalt zu vergären, also auch mit ihrer ganz normalen Hefe. Das heißt, sie nehmen dann oft auch gar keine Lagerhefe, sondern einfach nur ihre Ale-Hefe und vergären halt irgendwie kalt. Und so richtig klassische deutsche Lagerbiere sind da eher eine Seltenheit. Was ich ganz interessant fand war, als ich in Schottland war oder überhaupt auch in UK, da geht ja dieses Tankbeer jetzt so ein bisschen, macht die Runde. Das hat man da öfters Mal in Pubs, dass sie eben Lager haben, die dann in irgendwelchen Tanks im Pub direkt drinstehen und da dann direkt ausgeschenkt werden. das fand ich dann eigentlich oft ziemlich gut und halt auch sehr frisch und eine interessante Kultur auch so optisch. Das hat man ja bei uns nicht, dass da in den Bars, Kneipen irgendwo dann noch Lagertanks stehen, aus denen ausgeschenkt wird. Also, ja, die Pub-Kultur überhaupt ist was Schönes oder?
Lukas: Absolut, absolut. Also mir sind die Tanks jetzt in anderen Pubs noch nicht untergekommen, aber wir im Brew Pub nutzen jetzt über die Saison auch so Ausschanktanks. Das sind 10-Hektoliter-Tanks, die uns einfach davor bewahren, ständig die Keg-Fässer wechseln zu müssen und da wird direkt aus den Tanks ausgeschenkt. Was das Lager angeht, vielleicht noch mal kurz dazu zurück, es war auch schon, bevor ich hier angefangen habe, war die Idee, ein deutsches Braukit in Schottland und da ein Crossover von deutschen Lagerbier und einem britischen Bier quasi zu erstellen. Und so war schon von Anfang an die Idee, dass das Lager bei uns in der Brauerei zumindest mit schottischen Malz gebraut wird, mit auch einem UK-Brauverfahren, also einer klassischen Kombirast bei 67 Grad, aber dann wieder mit deutschem Hopfen, Mandarina Bavaria und Hüll Melon, mit deutscher Lagerhefe und dann auch deutsches Gärverfahren angewendet wird. Und so haben wir einen Crossover erstellt zwischen einem klassischen deutschen Lager, nenne ich es jetzt mal und einem britischen Ale.
Markus: Uih, jetzt habe ich schon wieder einen Grund zu kommen, sehr schön, das würde ich gerne mal probieren. Du hast grade gesagt, Brau-Pub, das heißt also, ihr habt dann auch ein Restaurant oder so, also das heißt, man kann da auch was essen oder wenn jetzt Leute kommen wollen, wie kann man sich das vorstellen?
Lukas: Also der komplette Betrieb ist tatsächlich ein relativ großer Betrieb, also es ist Hotel, Apartments, Bar, Brauerei und Destille und Restaurant. Und diese komplette Anlage, die gibt es jetzt so in der Art und Weise schon seit 20 Jahren, aber vor 2 Jahren ist eben die Brauerei und Destille dazugekommen und dann letztes Jahr noch die Bar, nach der Brauerei und Destille und vervollständigt so das ganze Konzept. Also sprich, bei uns vor Ort kann man schlafen, essen, in die Bar gehen. Wir haben 10 Zapfhähne, im Moment nur mit unseren eigenen 5 Sorten Bier, jeweils gedoppelt und haben aber auch im Moment 280 unterschiedliche Whiskys in der Bar, die man da durchprobieren kann, wenn man möchte. Und so sind wir leicht außerhalb vom Stadtzentrum von Inverness aber eine gute Anlaufstelle für Touristen oder für jeden, der sich für Bier und oder Whisky interessiert. Und Touren werden natürlich auch angeboten.
Markus: Also ein wirklich komplettes Komplettprogramm, das hört sich super an. Also vor allem, dass man auch noch übernachten kann, das macht das Ganze da natürlich schön rund. Ja und wenn ich so eine Tour buche, buche ich dann auch dich oder habt ihr da Guides, die das machen?
Lukas: Wir haben Tour Guides, also die normale Brewery- and Distillerytour ist 1 Stunde oder 1 Stunde 15 Minuten. Unsere Tour Guides, muss ich wirklich sagen, sind wirklich super, die sind auch sehr interessiert und kommen regelmäßig bei mir oder beim Drew vorbei und fragen dann noch mal, um ein bisschen Hintergrundwissen über die Produktion zu erfahren oder so. Aber die Touren finden auch während der Produktion statt, also auch, wenn man auf einer Tour ist und ich oder unser Headdistiller vor Ort sind, wir sind immer da, sollte es Fragen geben oder die Tour Guides fragen, die wissen eigentlich auch alles. Und ansonsten, wenn man speziell mich oder Drew, den Headdistiller buchen möchte, gibt es noch die Headbrewer- oder die Headdistiller-Tour, die wird dann ausgedehnt auf eine 2-Stunden-Tour. Man hat trotzdem die ganze Erfahrung und die ganzen mystischen Geschichten, die Hintergründe macht trotzdem ein Tour Guide, entweder Drew oder sich sind trotzdem anwesend für tiefergehende Fragen. Und hintenraus gibt es dann einfach noch ein schönes Tasting, in meinem Fall durch unser komplettes Bierangebot, in Drews Fall ausgewählte Whiskys, seine Lieblings-Whiskys und dann einfach ein entspanntes Gespräch, Fragen, noch Hintergründe über die Produktion, über Rohstoffe und da einfach noch ein bisschen tiefer eintauchen, wer das gerne möchte.
Markus: Also noch mal volles Programm, sehr schön. Das kann ich mir gut vorstellen, dass wirklich beim nächsten Mal zu integrieren. Zumal ich auch gesehen habe, man kann ja sogar ein komplettes Fass kaufen mit Whisky, was dann, wenn es dann fertig ist, was man dann haben kann, also auch sehr spannend. Ja, also vielen, vielen Dank für diesen tollen Einblick in die Brennerei und Brauerei und nach Schottland und nach Inverness und in das Innenleben eines Bambergers, der diesen weiten Weg auf sich genommen hat, um das zu erleben und zu machen und den Leuten dort auch ein bisschen unsere Feeling beibringt, also super. Ich hoffe, sehen wir uns mal wieder zur Sandkerwa, wie Bamberger ja so oft sagen.
Lukas: Ich hoffe, ja.
Markus: Ja, also für alle, die jetzt nicht wissen, was es ist, das ist unsere jährliche 5. Jahreszeit, die wir in Bamberg haben, Ende August, Anfang September, wenn dann eben für 5 Tage lang ganz Bamberg sich in ein einziges Festgebiet verwandelt und da sagt man immer, dass alle Exil-Bamberger sich treffen. Da würde das natürlich passen, ne?
Lukas: Auf jeden Fall, ich hoffe, ich kriege es hin, da nach Deutschland zu fliegen, wenn nicht die Saison mich zu sehr in Anspruch nimmt.
Markus: Ja, na, wir gucken einfach mal. das Gute ist, Sandkerwa gibt es ja jedes Jahr, dann, wenn nicht dieses, dann vielleicht nächstes oder übernächstes.
Lukas: Das stimmt, ja.
Markus: Also noch mal vielen Dank und viel Spaß noch mit deinem 3. Bier, das schaffen wir jetzt im Talk nicht mehr. Aber das ist vielleicht auch ganz gut, der Tag ja grade erst begonnen für dich. Also insofern, Danke schön noch mal und, ja, bis bald.
Lukas: Vielen Dank auch von meiner Seite aus und ich hoffe, wir sehen oder hören uns dann bald noch mal.
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