BierTalk Spezial 46 – Hopfenreiter Collab, u.a. mit Jeff Maisel, Sam Smith, Marc Goebel, Nils Waxweiler & Michael König

Seit 2016 brauen Jeff Maisel und seine „Friends“ im Liebesbier in Bayreuth den „Hopfenreiter“ ein, ein Double IPA, das es in sich hat. Immer mit demselben Grundrezept, aber mit verschiedenen, von den beteiligten Brauereien ausgewählten Hopfen, wird es jedes Mal ein einzigartiges Bier, das mittlerweile eine internationale Fangemeinde hat. Dieses Jahr waren wir live dabei und haben mit vielen Protagonisten live gesprochen: Jeff Maisel, Marc Goebel (Headbrewer Maisel), Alexander Feiner (Hopsteiner), Sam Smith (Tadcaster), Nils Waxweiler (Headbrewer Kuehn Kunz Rosen), Mikuláš Preisler (Headbrewer Pivovar Zichovec), Michael König (Maisel) und Erik Schnickers (BierAkademie). Ein spannender und vielfältiger Talk mit vielen Insights, wir hoffen, er macht Euch viel (Vor)Freude – Präsentation des neuen Hopfenreiters ist auf dem Craft Brauer Festival am 9. und 10. September in Bayreuth, auf dem auch alle beteiligen Brauereien zu Gast sein werden…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute was ganz Besonderes, wir sind nämlich live vor Ort in einem der Biertempel Deutschlands, also wenn nicht sogar der Biertempel, also auf jeden Fall in Bayreuth in Liebesbier und sitzen dort jetzt grade mit Jeff Maisel zusammen. Hallo, Jeff.

Jeff: Servus, servus, Markus.

Markus: Wunderbar und der Anlass ist natürlich auch ein großartiger, denn heute wird wiedermal ein Hopfenreiter gebraut, und das ist ein ganz besonderes Bier. Mehr davon werdet ihr noch im Laufe des Podcasts erfahren. Jetzt habe ich hier den Jeff vor mir und würde einfach erst mal fragen, was bedeutet es denn für dich als Brauer und als Inhaber und überhaupt als Mastermind von dem ganzen Laden hier, dass wir den Hopfenreiter machen und, ja, wie geht es dir dabei, wenn du da zurückschaust, auf die Jahre?

Jeff: Ja, es ist auf jeden Fall schön, dass das alles aufgegangen ist und vielen Dank für die Vorschusslorbeeren hier mit Biertempel. Im Prinzip sind wir einfach nur glücklich, dass wir immer einen Schritt nach dem anderen machen konnten und das immer mit Freunden zusammen. Und so ist die Brauereigeschichte, dass mein Großvater, mein Vater und jetzt ich auch mit Marc Göbel immer einen Freund mitgebracht habe. Und über dieses Thema sind wir dann eben auch zu Maisel & Friends gekommen und dies Philosophie von Maisel & Friends haben wir dann im Hopfenreiter verewigt, in dem wir bei der Eröffnung vom Liebesbier, man bringt ja immer da Brot und Salz mit, da habe ich gesagt, ja, was will der Brauer mit Brot Salz? Hopfen, das wäre eigentlich viel besser, Malz vielleicht, sind wir auf die Idee gekommen, einfach dieses Thema des Collab-Brew mal neu, mal anders, mal für uns zu denken. Zu sagen, wir nehmen mehrere Brauereien, befreundete Brauereien, die bringen jeder einen Hopfen mit. Wir machen immer ein Grundbier und dieses Grundbier wird dann eben mit diesem neuen Hopfen jahrgangsmäßig verfeinert. Es sind immer andere Brauereien dabei und das ist ganz, ganz schön, weil wir sehr, sehr viele Leute kennenlernen, ein schönes Netzwerk machen. Jetzt haben wir eben auch ausländische Brauereien wieder dabei. Das macht Spaß und bringt mir so ein bisschen Gänsehaut oder auch das Gefühl, es funktioniert, das Brauer nicht nur, deins schmeckt nicht, meins schmeckt besser und so weiter reden, sondern einfach sagen, hej, es ist schön bei dir und lass uns zusammen ein Bierchen trinken und ein bisschen philosophieren, das ist toll.

Markus: Ja, ich finde auch, dass ist so ein großer Schwenk im Denken der Brauer. Also wenn ich überlege, ich meine, ich bin jetzt nicht so alt, aber wenn ich so die 20, 25 Jahre zurückblicke, als ich hier in Franken angefangen habe, mich professionell mit dem Thema Bier zu beschäftigen, da war es schon noch so, dass die Brauer eher so ihr eigenes Süppchen gekocht haben und man hat sich so ein paar Hektoliter um die Ohren gehauen, aber ob die gestimmt haben oder nicht, auch egal. Und an die Idee, also sich zusammenzusetzen oder zusammenzuarbeiten, da war eher nicht so zu denken. Und wenn man jetzt überlegt, wohin das Ganze sich entwickelt hat, das wir im Grunde ja ein globales Netzwerk haben von Menschen, die eine Freude teilen und sich da eben austauschen, das finde ich faszinierend. Und wie ist das denn für dich, wie erlebst du das, wie erlebst du Brauer aus anderen Ländern? Wo sind für dich vielleicht noch Hürden und wo sind für dich Sachen, wo du sagst, das macht mir ganz besonders viel Spaß?

Jeff: Also wenn man da mal mit dem Kritischen anfangen kann, ist es genauso wie du sagst und dann habe ich aber trotzdem auch gemerkt, also wir können gern die Hand reichen, aber die wird auch gern genommen, aber es kommt selten was zurück. Das muss man leider auch sagen, ob jetzt Großbrauer oder jetzt eben ganz kleine und Craftys und so weiter, es wird gern genommen, aber es wird nicht immer gegeben. Nicht immer ist dieses gemeinsam, Collaboration, wirklich so, sondern schon, wie wir Menschen vielleicht auch manchmal sind, da schaut man eher so vielleicht ein bisschen auch neidisch oder schaut was ab oder in der Richtung und denkt für sich. Und ich glaube, das muss eigentlich die Größe sein, die wir bekommen, zu sagen, wir lernen von jedem, egal ob das ein Konzernbrauer ist oder ob das ein kleiner Brauer ist, wir lernen von jedem. Wir müssen uns den Menschen anschauen und sagen: „Mag ich den Markus-Typ da oder mag ich den nicht?“ Und wenn wir uns mögen, dann ist es gut und wenn nicht, müssen wir uns auch nicht streiten, wir müssen uns halt nicht zu sehr liebhaben sozusagen. Ich glaube, das ist so ein Menschenthema, also einfach ehrlich damit umgehen, nicht zu viel rein interpretieren, Spaß dabei haben und das ist das, was ich jetzt hier schon erfahre, insbesondere bei meinen Kollegen und so weiter, das wir das respektieren. Wir wissen auch, es ist halt so, nicht jeder gibt gern, aber es ist uns auch, ehrlich gesagt, wurscht. Wenn wir am Schluss dabei Spaß haben und neue Leute kennenlernen, sagen wir mal jetzt und so weiter, es sind einfach so schöne Dinge, da freuen wir uns drüber und deswegen machen wir auch weiter.

Markus: Gibt es so ein Highlight, wo du vielleicht zurückdenkst, wo du andere Brauer getroffen hast, wo du sagst, das war für mich echt ein Schlüsselerlebnis, das hat besonders viel mir gebracht oder mir gegeben?

Jeff: Also da muss ich ganz weit zurückgehen, jetzt nicht beim Hopfenreiter, sondern bei mir war es Düwell bei einem Käse-Bier-Testing, ein typisches Sauerbier und dann auch noch ein Blauschimmelkäse. Beides Dinge, die ich nicht mochte bis dorthin und beide Dinge, die dann zusammen im Mund trotzdem aufgingen wie eine Bombe, wo ich gesagt habe: „Bow, das schmeckt echt geil.“ Also das war so das Einzelerlebnis, weswegen ich gesagt habe: „Wir müssen das unbedingt mit den Testings auch hier weitermachen.“ Und dann würde ich trotzdem sagen, das gemeinsam, das macht es aus. Also wirklich dieses Thema Philosophie Maisel & Friends ehrlich leben zu können und als offene Plattform zu haben und da jetzt wirklich auch schon zu sagen, es sind mindestens Geschäftsfreunde. Das ist eigentlich das Highlight aus dem ganzen, was geboren wurde, kein einzelnes Highlight, aber so insgesamt dieses, okay, ich glaube, die Maisels werden auch anders eingeschätzt. Wir wollen eben nicht gegeneinander, wir wollen lernen, ständig lernen, wir wollen uns selber weiterentwickeln, aber wir schaffen das nur, wenn wir uns insgesamt weiterentwickeln. Und das macht Spaß und dabei darf man Bier trinken, Augen auf bei der Berufswahl.

Markus: Absolut. Das bringt mich vielleicht nochmal ganz kurz zum Liebesbier an und für sich, das sich ja insgesamt auch so erlebt habe. Also das man sagt, okay, das ist ein Team, was sich Gedanken macht, das auch mal in die Welt schaut, zurückkommt, daraus dann diesen Platz gestaltet und dann hat sich das ja wunderbar entwickelt. Dann kam diese Zeit mit der Pandemie und jetzt entwickelt es sich noch weiter, und das finde ich total spannend. Also wie funktioniert das, hast du das in deinem Kopf, erzählen dir das Leute oder wie kommt es dazu, dass du immer wieder jetzt zum Beispiel ein Hotel dazu baust, dann eine Show-Küche, dann, was weiß ich, wieder ein neues Baustück, das ist ja wirklich ein tolles Versatzwerk, was wir hier haben.

Jeff: Also ich denke mal, was mich auszeichnet oder prägt ist, dass ich nix alleine kann. Das hört sich erst mal blöd an, aber das führt dazu, dass man natürlich immer versucht ein Team, ein Netzwerk zu haben. Und ich habe das riesen Glück hier, mit dem Thomas Weng hier einen Partner zu haben, der geborener Gastronom ist, dafür aber auch noch Immobilienprofi, Designer ist, der natürlich wahnsinnig viele Ideen, auch Umsetzung reinbringt. Und auch in meinem Team, ob das jetzt der Markus Blümle ist als Braumeister, die einfach in dem Thema Bier sowas von ausgehen und das mit Herzblut machen, dass man nicht unbedingt auf die Stechuhr schaut, sondern dann wird weitergemacht und danach trinken wir noch ein paar zusammen. Also immer dieser Austausch, dieses Gemeinsam führt dazu, das man Ideen sammelt. Jetzt bin ich noch halbamerikanisch, meine Mutter, ich bin natürlich dann viel in den USA gewesen, ich liebe es, ich liebe Bayreuth, ist meine Heimat, ich liebe es aber auch rauszukommen, Neues zu erleben. Und das dürfen wir hier umsetzen, da ist eine enorm hohe Dankbarkeit da. Und ich glaube, das ist auch der Schlüssel zum Erfolg, es ist nix gepresst, es ist nix unbedingt gewollt, sondern es macht uns wahnsinnig viel Spaß und ich habe das Glück, dieses Netzwerk, diese Menschen um mich rum zu haben, das macht es aus.

Markus: Wunderbar. Da werden wir jetzt gleich mal weiterschauen und die Nächsten aus dem Netzwerk, die heute da sind, begrüßen. Dir noch einen wunderschönen weiteren Tag und danke schön auch für diese tolle Idee.

Jeff: Na, danke schön. Ich hoffe, wir trinken heute Abend noch eins gemeinsam.

Markus: Das machen wir.

Jeff: Sehr schön.

Markus: Ja und weiter geht es, wir haben den nächsten Protagonisten bei unserem Hopfenreiter-Podcast heute und das ist der Marc Goebel von der Maisel Brauerei, der dort Head Brewer, wenn dass das richtige Wort ist, aber er wird es bestimmt gleich auflösen, ist, und ich freue mich, dass du hier bist. Und vielleicht lüftest du erst mal das Geheimnis und stellst dich kurz mit der richtigen Berufsbezeichnung selber vor.

Marc: Ja, also ob jetzt Head Brewer, also der offizielle Titel ist Geschäftsführer Braubetrieb, aber ich sehe mich als Teil des Teams und ein Titel ist nicht so wichtig.

Markus: Nein, natürlich nicht, aber, wie du sagst, Teil des Teams und durchaus wichtiger Teil des Teams. Und ich habe grad schon mit Jeff gesprochen, der natürlich viel erzählt hat auch einfach über die Philosophie, grade von Maisel & Friends, das es eben natürlich auch um Freundschaft geht. Und da hat er natürlich auch dich erwähnt und gesagt, okay, du bist natürlich nicht nur ein Mitarbeiter, sondern eben auch ein Freund. Was würdest du sagen, wie wichtig ist diese Komponente Freundschaft und ist das etwas, was man auch an einem Bier schmecken kann?

Marc: Also Freundschaft finde ich sehr wichtig und wenn man das verbinden kann, den Beruf und das Freundschaftliche dann auszuleben. Klar, dann hat man mal eine andere Meinung, aber es ist ein anderes Verhältnis der Zusammenarbeit und das ist das Schöne. Und das merkt auch im ganzen Team, dass einfach der freundschaftliche Umgang so vieles leichter macht und das Arbeiten auch mehr Spaß macht.

Markus: Ist das dann auch etwas, wo vielleicht Arbeit und Nichtarbeit so ein bisschen ineinander übergeht, also wo das einfach ein schöner Bestandteil des Lebens ist?

Marc: Ja, klar! Also es sind ja viele Stunden, die man auf der Arbeit verbringt und wie schlimm wäre das, wenn man sagt: „Ah, acht, neun Stunden, das war jetzt eine Qual.“ Und so sagt man: „Ja, schön, das hat Spaß gemacht“ und dann kriegt man vielleicht auch gar nicht mit, dass es mal ein bisschen länger wurde, weil man noch ein Bier zusammen getrunken hat und hat noch über was philosophiert, das vermischt dann auch ein bisschen.

Markus: Wenn man dir ein bisschen zuhört, dann hört man, dass du jetzt nicht unbedingt Franke bist. Das wäre vielleicht noch eine interessante Frage, wie bist du überhaupt hier in unseren Gau gekommen und wie dann eben grade zu Maisel?

Marc: Genau, also ich bin gebürtiger Münchner, habe aber lange Zeit am Chiemsee gelebt, habe da auch meine Lehre gemacht bei der Brauerei Schnitzlbaumer.

Markus: Uih, tolles Sudhaus.

Marc: Ja und dann Studium bei Weihenstephan und da haben sich Jeff und ich kennengelernt. Und, ja und dann hat sich das so ergeben und dann bin ich jetzt dann hier nach Oberfranken gekommen. Und ich bin ich 26 Jahre da und fühle mich hier gut und wohl.

Markus: Quasi gekommen um zu bleiben. Ja, vielleicht noch eine Frage zum Thema Hopfenreiter, es ist ja ein ganz besonderes Projekt, das jetzt auch schon so über viele Jahre geht. Was bedeutet das so für dich und was sind so deine Erfahrungen auch mit den Bieren, also aus der Sicht des Braumeisters, gibt es da spannende Erkenntnisse, die du daraus gewonnen hast oder Sachen, die ihr ableitet aus diesen Versuchen in eure anderen Biere, also wie ist das in eurem Kosmos so angesiedelt?

Marc: Ja, gut, man wird immer, egal ob man nun den Hopfenreiter nimmt oder irgendein anderes Bier, was mit Freunden zusammen braut oder mal ein Spezialbier macht, man leitet es immer ab und sagt: „Okay, können wir das irgendwo anders noch, die Erkenntnisse verwenden?“ Der Hopfenreiter, finde ich super interessant. Also ich kann mich noch immer gut an den ersten Hopfenreiter erinnern, wie hier in Liebesbier zusammen saßen und haben an dem Vorabend da noch BE-Berechnungen gemacht am Tisch und das war einfach ein wunderschönes Zusammengehörigkeitsgefühl und man hat sich ausgetauscht und hat auch Erfahrungen von anderen dann angenommen und hat auch die gleich mit eingearbeitet und das finde ich schön also.

Markus: Was mich noch interessieren würde, beim Hopfenreiter geht es, wie der Name schon sagt, um den Hopfen. Wenn ich jetzt zurückdenke vor 20, 25 Jahren hat bei einer Brauerei wie Maisel, das Thema Hopfen wahrscheinlich noch keine wirklich große Rolle gespielt. Wie hast du denn diese Veränderung erlebt und was würdest du sagen, wie hat sich das heute entwickelt auch innerhalb der Brauerei, der Umgang mit den verschiedenen Rohstoffen?

Marc: Also zum Glück, muss ich sagen, hat sich das so verändert. Wenn ich jetzt mal so an meine Anfänge auch in der Lehrzeit, ja, Hopfen, gut, auch da war das Thema Aroma, aber es hatte nicht die große Bedeutung so gehabt wie sie es jetzt hat. Und als dann diese ganzen Themen aufkamen der Aromen und mich fasziniert das, wie man aus unterschiedlichen Hopfensorten Aromen zaubern kann. Und das ist ja auch nicht so, dass A plus B, beides dann da ist, sondern da kann auch mal C rauskommen, also wunderschön und man kann richtig kreativ sein und ich finde das traumhaft.

Markus: Ja, also das finde ich. Und vielen Dank für deine Zeit und da bin ich mal gespannt, was heute dabei rauskommt. Wir werden uns jetzt den nächsten Protagonisten vornehmen und danke dir nochmal für deine Zeit und wünsche uns heute natürlich einen guten Erfolg bei unserem Hopfenreit.

Marc: Genau und wir freuen uns schon tierisch drauf, die zu verkosten.

Markus: So, weiter geht es bei unserer spannenden Reise mit dem Hopfenreiter-Team und jetzt haben wir den Alexander Feiner hier von Hopsteiner. Und wie der Name der Firma schon sagt, geht es da natürlich auch um den Hopfen. Aber, Alex, vielleicht stellst du dich erst mal ganz kurz den Hörern selber vor, damit sie auch ein bisschen was von dir wissen und von Hopsteiner.

Alex: Ja, genau. Ja, ja, ich bin der Alex Feiner, komme aus der Hallertau, arbeite für das Unternehmen Hopsteiner, bin dort zuständig für Forschung und Entwicklung und vor allen Dingen für das Zuchtprogramm und darf heute einen meiner Hopfen zur Verfügung stellen, nämlich den Solero. Dazu können wir vielleicht noch mehr sagen, wo das herkommt. Ich komme selbst ja auch aus der Hallertau, bin auf einem Hopfenbaubetrieb aufgewachsen und somit ja von klein auf die Berührung mit Hopfen und, ja, die Faszination ist immer groß.

Markus: Ja, spannend auf jeden Fall. Also auch eine Jugend auf dem Hopfenhof stelle ich mir total schön vor und habe ich die romantischen Bilder im Kopf. Ich fahre ja jedes Jahr mindestens einmal in die Hallertau und da sieht man dann jetzt immer noch die Kinder vom Hopfenbauer, die hinter dem Wagen herlaufen und die restlichen Reben aufsammeln und so, also ganz viel Idylle im Kopf, aber natürlich auch viel Arbeit. Wenn du da in deine Jugend zurückblickst, war das immer rosig oder gab es auch harte Zeiten?

Alex: Ja, also als pure Romantik würde ich es nicht unbedingt bezeichnen, aber ich würde es schon als was Schönes bezeichnen und vor allem Dingen für mich jetzt unheimlich prägend. Ich habe es teilweise gern gemacht, teilweise nicht, also das war teilweise, ja, vor der Schule, nach der Schule oder so, ja. Aber prinzipiell eine schöne Zeit und hat mich auch wahnsinnig geprägt und hat mich jetzt eigentlich zu dem gemacht, was ich grad bin, ja.

Markus: Ja und wenn man sagt, was du grade bist, muss man natürlich auch ein bisschen sagen, Hopsteiner ist ja eine der größten Firmen auf der Welt, die sich mit Hopfenhandel letzten Endes beschäftigt, also durchaus Nummer zwei oder drei, denke ich mal. Das ist also spannend, dass es eben nicht nur eben Deutschland ist, sondern doch weit drüber hinausgeht. Und dann noch das Thema Entwicklung, Züchtung. Stellt man sich immer so leicht vor, du hast da halt so ein paar Blumentöpfchen und dann kommen da Pflanzen rein und so, aber so einfach ist es ja nun doch nicht. Also wie ist das, vielleicht, wenn du das mal kurz für unsere Hörer schilderst, wie ist dass, wenn man einen neuen Hopfen züchtet, wie passiert das?

Alex: Ja, also für uns als Unternehmen Hopsteiner ist die ganze Forschung und Entwicklung sehr, sehr wichtig. Und das muss auch für ein Privatunternehmen wirklich Fokus haben, weil, es kostet auch ziemlich viel Geld. Aber für uns hat das wirklich oberste Priorität und dementsprechend haben wir ein eigenes Zuchtprogramm, dass sowohl in den USA, in Yakima tätig ist, aber eben auch in Deutschland. Und, ja, es ist eine immense Arbeit dahinter, immense Kosten, wenn man sich vorstellt, wirklich von der Idee, ich mache eine neue Kreuzung, bis dann eventuell zur Sorte, vergehen locker in der Entwicklung der Sorte, zehn Jahre. Bis die dann wirklich effektiv im Markt ist, vergehen nochmal fünf bis zehn Jahre, also man muss eigentlich jetzt schon wissen, was die Probleme in 20 Jahren sind. Aber wir haben halt eben den Fokus sehr stark eben auf die Züchtung gesetzt, weil, man sieht es auch in diesem Jahr wieder, der Klimawandel ist präsent, wir haben weniger Niederschlag, höhere Temperaturen, also es sind neue Sorten unbedingt notwendig. Aber eben sehr, sehr Zeitlang, das Ganze zu entwickeln und dann aber auch in den Markt zu bringen.

Markus: Das ist ja auch wirklich eine ganz besondere Herausforderung, also einerseits allein durch den Zustand, dass man schon mindestens zehn bis 20 Jahre in die Zukunft denken muss, was schwerfällt, grade heutzutage in unserer doch sehr kurzfristig denkenden Zeit. Wenn wir da zurücküberlegen, ob man 2000 an irgendwelche Dinge schon gedacht hat, die uns heute beschäftigen, geschweige denn, wenn man überlegt, was die in den 70ern über 1990 gedacht haben, also da sind schon verrückte Sprünge dazwischen. Anders aber auch die Herausforderungen, das Hopfen ja eine Pflanze ist, die eben nicht nur vom Klima abhängt, sondern stark auch vom Licht abhängt. Das heißt, wo ich bei anderen Pflanzen sagen kann, ich weiche halt aus nach Norden, das ist beim Hopfen nicht so einfach, weil dann eben sich die Lichtverhältnisse ändern. Und das sind auch Herausforderungen, die man irgendwie berücksichtigen muss, oder?

Alex: Ja, klar, ja, also es sind die Breitengrade, die entscheiden sind, gewisse Genotypen oder Sorten funktionieren auch nur in gewissen Breitengraden oder bringen auch den Ertrag, den man sich wünscht. Aber eben, was ja beim Hopfen auch sehr, sehr speziell ist, ist diese ganze Infrastruktur um dieses ganze Produkt. Das heißt, beim Landwirt draußen, da sind immense Investitionen nötig, um erst mal das erste Kilogramm produzieren zu können, die Höfe kann man nicht einfach irgendwohin verlagern. Und dann eben weitergedacht, die ganze Verarbeitung, die ganze Übernahme des Hopfen, die Lagerung in den Kühlhäusern, die Verarbeitung, das findet ja auch in den Anbaugebieten immer statt, um die Wege kurz zu halten, also einfach die Hopfenanbaugebiete in andere Gebiete zu verlagern, ist schwierig oder eigentlich unmachbar.

Markus: Und dazu kommt ja auch noch das Thema Krankheiten und da gibt es ja jetzt auch neue, teilweise auch menschengemachte dazu. Wie wappnet man sich gegen sowas oder kann man das überhaupt?

Alex: Ja, also es gibt die Hauptkrankheiten, aber es kommt natürlich immer wieder was Neues mit dazu. Wie zum Beispiel dieser Citrus Bark Cracking Viroid, der jetzt neu aufkam, der aus den Citrusfrüchten kommt und man festgestellt hat, das eben Hopfen auch ein Wirt für das Ganze ist und nach zwei Jahren ist dann die Pflanze tot und bringt keinen Ertrag mehr. Also das sind echt immense Auswirkungen, auf die man mehr oder weniger schnell reagieren kann.

Markus: Ja, das ist auch eine traurige Geschichte, oder, wenn man überlegt, dass da eigentlich etwas gemacht wurde, um Citruspflanzen besser hinzubekommen und dann dieser eigentlich in guter Absicht hergestellte Virus, oder was auch immer es ist, sich dann eben auf den Hopfen überträgt und jetzt wirklich die Ernte massiv gefährdet. Ist nicht so einfach, ne?

Alex: Nee. Also, gut, er wurde jetzt nicht vom Menschen erzeugt, er war schon immer da, man dachte ja nicht, das Hopfen damit infiziert werden konnte oder infiziert werden kann. Ja, es kommt immer wieder was Neues mit hinzu, natürlich wie du sagst, auch die Resistenzen sind wichtig. In Zukunft werden weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen, die Wirkstoffe werden weniger, weniger Akzeptanz auch in der Gesellschaft und die Herausforderungen werden größer. Und von dem her ist eben die Forschung sehr, sehr wichtig, um besser zu verstehen, was ist der Hintergrund, um dann auch schneller zu sein. Also grad bei uns, der Schwerpunkt in der Züchtung liegt schon sehr auf der molekularen Genetik, das wir eben wissen, was passiert in der Pflanze, ohne sie zu verändern. Also wir sprechen nicht von GMO, sondern wirklich zu verstehen, wo sind die Resistenzen, welche DNA-Abschnitte sind damit verbunden, um eben effektiver zu selektieren schon bei den Eltern, dass man eben gezieltere Kreuzungen macht und auch dann bei den Nachkommen, um diese Zeitsprünge zu verkürzen, das man eben nicht mehr von zehn Jahren spricht, sondern eben ein paar Jahre zwischendrin auslassen kann und eben dann auf sechs, sieben Jahre schon mal runterkommt. Und das ist für uns grad das Allerwichtigste, schneller reagieren zu können.

Markus: Okay und bevor wir jetzt gleich zu dem Hopfen kommen, den du heute mitgebracht hast, noch eine Frage, die mich interessiert, dieses ganze Thema Bio-Hopfen. Ist das für euch auch ein Thema und wie beurteilst du da die Entwicklung?

Alex: Ja, die Entwicklung der letzten Jahre war ziemlich immens, grade auch die Nachfrage bei den Landwirten. Also man ist sich da ja nicht immer so ganz sicher, was kommt zuerst, die Nachfrage oder das Angebot und das ist halt sehr schwierig. Also wenn mal ein Landwirt umgestellt hat, es dauert ja in Deutschland auch dann gewisse Zeit, von konventionell auf Bio umzustellen, sprich, da hat er auch gewisse Verlustjahre. Oder wenn dann eben der Bio-Hopfen auf konventioneller Ebene vermarktet werden muss, dann funktionieren die Preise nicht mehr. Also es ist eine ziemliche Bewegung da, man merkt es ja auch bei den Brauereien, immer mehr Bio-Marken kommen raus, mehr Bio-Brauereien, aber da diesen Mittelweg zu finden, das eben auch dann das Preisniveau in diesem Bio-Sektor bestehen bleibt, damit die bestehende Bio-Pflanzen, die immer schon da waren, da nicht ganz untergehen, also das braucht gewisses Fingerspitzengefühl.

Markus: Ja und da sind wir jetzt schon bei dem richtigen Punkt, Fingerspitzengefühl, das brauchen wir natürlich auch für den Hopfenreiter. Was hast du denn für Hopfen mitgebracht und vielleicht magst du uns die aromatisch auch ein bisschen beschreiben, was du dir erwartest.

Alex: Also ich habe den Solero mitgebracht, das ist eine meiner zwei Züchtungen, die ich jetzt für Hopsteiner machen durfte. Und der Solero ist eben also bewusst für hopfenbetonte Biere entwickelt worden, bringt Aromen mit von tropischen Früchten, von Passionsfrucht. Es sind gewisse Esther drin, die sehr prägnant sind und eben auch im Bier schön durchkommen. Und der, glaube ich, passt perfekt für diesen Hopfenreiter, dass diese Hopfennote gut durchkommt. Ja, Solero wurde entwickelt eben auch als neue Sorte für diesen Markt, aber eben auch als stabile resistente Sorte. In diesem Jahr zeigt sich, Solero liebt die Hitze und wie der Name ja schon sagt und, ja, also kommt mit der Hitze gut klar und im Vergleich zu anderen Sorten eben hier auch viel stabiler und resistenter.

Markus: Jetzt würde mich noch interessieren, du sagst, das ist deine Züchtung. Kannst du dich noch erinnern, wie ging das los, also bist du irgendwann nachts fiebrig aufgewacht und hattest die Idee, so muss das sein oder sitzt man da ewig am Schreibtisch und sucht oder wie kommt es dazu und wie waren dann so die Kindergartenjahre und so weiter von diesem Hopfen?

Alex: Ja, also die ganze Story von Solero hat 2012 begonnen, da war die Kreuzung. Und, ja, man setzt sich am Anfang irgendwohin und sagt, in welche Richtung will ich denn gehen, will ich in Richtung Aroma gehen, Richtung spezielleres Aroma oder Richtung Hochalpha und dementsprechend wähle ich meine Eltern aus. Und so wurden auch hier dann die Eltern ausgewählt, um wirklich in diese spezielle Aromarichtung zu kommen. Und was dann danach, also man kann sich viel ausdenken, die Wahrheit liegt dann im Feld. Und, ja, eine Kreuzung hat bei uns ungefähr immer so 2- bis 300 Sämlinge im Feld und dann sucht man sich da die Besten raus und da war eben dann der Solero mit dabei, damals als Nummer. Und dann geht es eben die nächsten Jahre dann in dieses Mehrpflanzenstadium, aus einer werden sieben, aus sieben werden 100, aus 100 wird ein Hektar und dann sieht man irgendwie, okay, das funktioniert. Also die ersten Jahre, man konnte sich nicht vorstellen, dass dann wirklich aus dem eine Sorte wird, weil, es sind da mehrere Kandidaten im Rennen. Aber es hat sich auch immer mehr gezeigt, auch in den Brauversuchen in den Bieren, hej, das kommt wirklich so gut rüber und er wächst wirklich so gut und genau das Ziel, das wir uns gesetzt haben und nachher hat das immer mehr Formen angenommen. Und dann bis 2019, sind wir dann auf den Markt gegangen, ja, Ende 2019 sind wir dann auf den Markt gegangen mit dem Namen Solero, ja.

Markus: Und darfst du verraten, welche Eltern das sind?

Alex: Also, ja, man kann sie nur zum Teil verraten, weil ja von der männlichen Seite her, ist ja keine Sorte, sondern das ist auch wieder irgendwas zusammengekreuzt. Also das ist für uns ein Zuchtstamm, der drüben in den USA entwickelt worden ist, der wirklich auch diesen Fokus hat, ja, diese Resistenzen zu vermitteln. Und auf der weiblichen Seite, das könnte man schon, das ist Cascade, ja. Also der auch in allen Anbaugebieten irgendwie funktioniert und Cascade, mal was anders, hat dann in dem Fall wirklich gut funktioniert und hat uns das gebracht, ja.

Markus: Also wie bei den Menschen, die Mutter kennt man auf jeden Fall.

Alex: Die Mutter, richtig.

Markus: Letzte Frage, hast du privat auch Familie?

Alex: Ja.

Markus: Auch Kinder schon?

Alex: Ja.

Markus: Und kann man das vergleichen so, der Sohn oder die Tochter auf der einen Seite und das Hopfenbaby auf der anderen Seite?

Alex: Nein, ich glaube, auf der Menschenseite sind viel, viel mehr Emotionen im Spiel, ja, also das ist relativ frisch, also meine Tochter ist eineinhalb und deswegen kann ich das wirklich sagen. Also es ist auch super natürlich befriedigend, wenn man Hopfenzüchter ist und da was auf den Markt bringt, das war damals schon ein geiles Gefühl, definitiv.

Markus: Ja und der Hopfen ist ja jetzt erwachsen und da sind wir mal gespannt, was draus wird, also fast erwachsen, also jedenfalls wird er jetzt im Bier professionell verwendet und da bin ich mal schon sehr gespannt. Ich kann unseren Hörern nur sagen, die Pellets haben auf jeden Fall fantastisch gerochen, ich hatte auch so ein bisschen, ja, harzige, ätherische Noten, also wirklich eine sehr, sehr komplexe intensive Aromatik, also wird bestimmt spannend.

Alex: Ja.

Markus: Danke für den Hopfen.

Alex: Ja, danke auch, ja.

Markus: Danke für deine Zeit und jetzt schauen wir mal, was dabei rauskommt.

Alex: Danke schön.

Markus: So, dann geht es weiter, wir haben einen der vielen Väter des Hopfenreiters hier, aber vielleicht einen der beiden Urväter sozusagen, nämlich den Michael König, hatten wir ja auch schon im BierTalk. Hej, Micha, schön dass du da bist erst mal.

Michael: Servus, Markus.

Markus: Ja, wunderbar, dann lass uns am besten gleich direkt einsteigen. Also wie entsteht so der Gedanke zum Hopfenreiter, wie war das damals, wie kam euch diese Idee?

Michael: Das war, also ich war noch gar nicht lange bei der Brauerei Maisel, ich bin ja im Januar 16 gekommen und das Liebesbier wurde ja schon Ende Januar 16 eröffnet und in dieser Zeit gab es so ein Baustellenbüro, direkt ein Stockwerk über dem Liebesbier. Und genau zu dieser Zeit hat dieser Künstler aus Berlin, Street-Art-Künstler unv. #00:25:26-3# den Hopfenreiter auch an die Wand gemalt. Und ich bin so vorbeigelaufen, habe gesagt: „Sieht super aus, ja. Und wie heißt das?“ Ja, Hopfenreiter. Okay, dann bin ich wieder ins Baustellenbüro, Jeff saß da in seiner Baustellenweste und hat, was weiß ich, was er grad gemacht hat und habe gesagt: „Eigentlich eine coole Idee mit dem Bild, wir könnten eigentlich ein Bier machen, was auch Hopfenreiter heißt.“ Guckt er mich an, eigentlich eine gute Idee, machen wir. Ein richtig schön hopfiges Double IPA muss das sein, genau. Und dann haben wir eben eine Eröffnungsveranstaltung und da haben wir gesagt: „Genau, lass doch die Brauer, die da kommen, einfach so eine Hopfengabe, ein Hopfengeschenk mitbringen und das soll dann der Hopfenreiter sein.“ Da war die Story geboren, der erste Hopfenreiter. Und der Zweite, wie es dann zu dieser Kontinuität kam, war dann eben mit dem ersten Geburtstag, ein Jahr später, da haben wir gesagt: „Eigentlich müssten wir wieder ein Hopfenreiter brauen.“ Und so ist das nach und nach eben gewachsen und wir sind jetzt bei Nummer sieben.

Markus: Ja, faszinierend, auch faszinierende Geschichte. Also ich gehöre auf jeden Fall zu den Menschen, die alle schon probiert haben, die es bisher gab und sie waren immer gut, wenn auch wirklich heftig. Also Double IPA hat schon auch oft eine gewisse Wirkung. Aber gut, ist halt so und macht dann ja auch Spaß und man muss es ja nicht zum Frühstück trinken, insofern durchaus auf jeden Fall eine spannende Geschichte. Deswegen an dich vielleicht noch die Frage, steht das fest, dass es immer ein Double IPA ist oder könnte es sein, dass ihr auch im Bierstil mal ein bisschen variiert?

Michael: Also tatsächlich, das Grund, so gehe ich auch in der Erklärung vor bei den Brauereien, ist das immer fest. Es ist immer die gleiche Malzmischung, immer gleicher Alkohol, gleiche Bittereinheiten, danach gehen wir vor. Aber tatsächlich, da wir jetzt schon bei Nummer sieben sind, kommt mir so irgendwann mal entgegen, dass es ja auch mal irgendwann ein Jubiläum geben wir, eine Nummer zehn zum Beispiel, was könnten wir denn da machen? Ich sehe in den USA mit so verschiedenen Auflagen von IPAs, ja, weiß nicht, glaube ich nicht, ob wir das so logistisch auch wirklich stemmen und man muss das ja auch natürlich verkaufen können. Aber vielleicht eine Sonderedition vom Hopfenreiter, fände ich auch ganz gut, wenn es dann mal irgendwann ein Jubiläum geben wird, ja, dauert noch drei Jahre.

Markus: Naja, das schaffen wir schon, da gehe ich fest davon aus. Jetzt haben wir die Pandemie überstanden, dann wird das auch, glaube ich, funktionieren. Das ist ganz interessant, also wenn man auf den Markt schaut in den USA, gibt es ja zwei große Gewinner innerhalb der IPA-Kategorie, auf der einen Seite das Hazy New England IPA, das ist vielleicht nicht unbedingt die Überraschung. Aber auf der anderen Seite ist es das Imperial IPA, dass ja dort bis hin zu zehn, zwölf Prozent durchaus produziert wird, also könnte natürlich so ein Jubiläumsbier auch mal noch ein Kräftigeres sein.

Michael: Ja, habe ich mir tatsächlich auch gedacht, so ein Tripple IPA Hopfenreiter, fände ich ganz gut.

Markus: Okay, das halten wir schon mal fest, wir können dann in drei Jahren feststellen, wie das so ist. Ja, vielleicht mal kurz zur Entstehungsgeschichte von unserem jetzigen Hopfenreiter, es ist die Nummer sieben, es sind wieder spannende Brauer dabei. Wie ist das so, also setzt du dich jetzt praktisch Morgen hin und überlegst für Hopfenreiter Nummer acht und fängst an, Brauereien zu kontaktieren? Also wie kommt ihr da drauf, wenn ihr da gerne zusammen habt und wie organisiert sich das dann so?

Michael: Also im Grunde genommen, wenn man einen Strich drunter zieht, um es schnell zu erklären, ist alles meins. Also ich fühle mich da ein bisschen so wie, wen kann ich zu meinem 18. Geburtstag einladen. Auf der einen Seite, ich beobachte natürlich auch den Markt und wir müssen die Limiteds natürlich auch vorbereiten. Ich fange, glaube ich, mit der Hopfenreiter-Planung immer so, ich glaube, so im März sogar schon, fangen wir an. Und aus meinem Dunstkreis, den ich so meine, den möchte gern mal dabei haben und wir versuchen, natürlich auch immer wieder Abwechslung drin zu haben, keinen Doppelten, schreibe ich Brauereien zusammen und schicke dann den Vorschlag an den Chef. Dann diskutieren wir eigentlich kurz, ob das jetzt so das Richtige ist oder das Wahre ist und ob das auch Sinn macht, ja oder nein. Meistens passt das alles gleich so und dann fange ich an, die Anfragen zu machen. Also in Deutschland ist es relativ easy, weil das Projekt jeder kennt, im Ausland etwas schwieriger, weil, man muss es erklären. Es ist jetzt ja nicht ein wirkliches Collab, wie immer die Meisten so machen, sondern das ist ja eigentlich nur, ich beschreibe es als Hop Collab, das ist es eher. Und es versteht nicht jeder, muss ich auch sagen, aber es ist aber trotzdem auch immer schön, wenn man sagt, okay, die Brauerei hat jetzt Bock drauf. Also der Name Maisel ist natürlich auch da ein schöner Türöffner für das Projekt. Vor allen Dingen in Tschechien, unv. #00:29:27-7#

Markus: Bow, das weiß ich nicht.

Michael: unv. #00:29:31-9# Die haben ja selbst auch, das habe ich gar nicht gewusst, die schenken selber Maisel’s Weisse Alkoholfrei in ihrem Pub aus. Und da habe ich gedacht, okay, gut, sind ein super Kunde, ja und so suche ich mir das dann aus. Ich habe die Tschechen, sind mir aufgefallen, vor allen Dingen sehr Instagram-mäßig, sehr intensive hopfenfruchtige Dinger, auch wenn sie schon Aussteller bei unv. #00:29:53-3# also wo die ganzen Hazy-Brauereien kommen und dann ausstellen. Und seitdem folge ich denen und das wäre eigentlich cool, wenn die dabei wären und ist schön, dass sie zugesagt haben. Und Samuel Smith, eigentlich für mich auch tolle Urgesteine, die ganzen besonderen Biere. Weil, ich glaube, wie ich mit Bieren angefangen habe, waren die schon dabei, dass ich es erst probiert habe. Also es ist ein Imperial Stout, haben die schon lange, lange probiert. Und ist in unserer Gastronomie natürlich, ich glaube, eine der wenigen Brauereien, die sogar drei Biere hier im Sortiment haben und auch immer gut getrunken wird. Ist halt was Besonderes, vor allen Dingen das Schokoladenbier.

Markus: Oh ja, das Chocolate Stout, also wir werden es ja auch gleich noch hören, das wird sicherlich spannend. Ja, überhaupt, das war jetzt schon mal gut, weil die Brauer, die jetzt zuhören, können also gleich schon mal überlegen, wie bewerbe ich mich am besten für den Hopfenreiter. Ich mache schöne Fotos bei Instagram von möglichst vielen Bieren.

Michael: Und mir muss es auffallen.

Markus: Genau und dem Michael muss es auffallen, wunderbar. Das heißt also, eine Hopfenkompetenz ist natürlich irgendwo Schlüssel sozusagen, oder?

Michael: Ist es, die Hopfenkompetenz, ich würde jetzt mal sagen, das jetzt Samuel Smith jetzt auch nicht wirklich hopfenintensive Biere macht, aber ist eine klassische englische Brauerei, die halt für mich immer durch diese Fruchtbiere halt auffällt, was jetzt nicht so typisch für die Engländer ist. Ich würde eher so sagen, das ist so ein bisschen dieses, was angesagt ist und mir dann eben auffällt in den sozialen Kanälen. Bei den Deutschen ist es so, da muss ich wirklich schon gucken, hatten wir schon, hatten wir schon, hatten wir schon, vielleicht mal jemand anderes. Und, ja, KUEHN KUNZ ROSEN, bin ich jetzt auch mehr und mehr, gucke ich auf die Brauerei, weil ich finde, die hat für mich sehr viele Variationen von Bieren. Ist nicht nur Pale und IPA, sondern das Zitronische, was wir jetzt am Hahn haben, die machen Imperial Stout mit Blaubeeren und das alles auch gleichzeitig, also nicht nur eins, die haben wirklich unheimlich viel. Deshalb habe ich da mal Fässer für das Liebesbier bestellt, kann ich durchaus aussuchen, was ich da haben will. Ja und so ist es dann eben mit den anderen, Braukollektiv ist ja auch schon ein Urgestein, mittlerweile auch auf Dole und die ganzen klassischen IPAs und Pale Ales, wirklich gute Biere, er hat ja schon Awards damit gewonnen. Und True Brew ist ja auch angesagt, sage ich mal, die touren jetzt auch durch Deutschland mit unv. #00:31:54-5# und sonst irgendwas. Sind auch gar nicht solange, ist mir auch während der Pandemie erst eigentlich eingefallen, aber auch durchweg gute Biere.

Markus: Ja, nee, das stimmt auf jeden Fall. Das bringt mich noch zu einer anderen Frage. Wenn du jetzt so ein bisschen auf den deutschen, sage ich jetzt mal, Craft-Beer-Markt, in Anführungsstrichen, schaust, wie hat sich das denn für dich so entwickelt jetzt grade während und nach der Pandemie, also nach, soweit wir es jetzt absehen können, hat sich da was verändert, wie nimmst du das wahr?

Michael: Ist generell eine schwierige Frage. Also ich glaube schon, es hat sich verändert und auch nicht so zum Positiven hin, glaube ich, für diese besonderen Biere. Der nationale Markt ist überschaubar, wo ich Biere verkaufen kann, also Gastronomie, wenn ich das Thema zum Beispiel sehe, auch die Nachfrage Spezialitätenhändler, sind auch nicht viel größer geworden. Also es gibt wirklich einen überschaubare Zahl, wo ich besondere Biere verkaufen kann. Das bringt mich aber immer dann dazu, dass ich dann keine Menge verkaufen kann. Also ich meine da trotzdem, man muss auch, wenn ich einen Sud bei unserem Brauer mache, kommen am Ende vielleicht vier Paletten raus, die muss ich auch verkaufen können, und dieses Kleinteilige ist halt auch sehr viel Energie. Ich merke vielleicht, also hier in der Gastronomie merke ich das zumindest, dass diese Nachfrage nach Flaschen zurückgeht, mehr diese Fassthematik ist. Schwierig an was es liegt. Das könnte jetzt sein, dass diese Biere schon vielleicht zu viele kennen, die Urgesteine, mehr Abwechslung die Leute suchen. Vielleicht liegt es am Preis, die Preise sind ja auch nicht gleich geblieben, die gehen ja auch nach oben. Und ich glaube auch noch nicht, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist bei Preisen. Das macht es natürlich auch schwieriger, wenn ich jetzt ein Fassbier habe, was ich vier Euro verkaufen kann zum Beispiel, egal was und auf der anderen Seite den gleichen Bierstil in der Flasche habe, den ich für sechs, sieben Euro verkaufen muss, dass die Kalkulation passt, das ist halt ein schwieriges Thema. Und es sinkt und sinkt und sinkt für mich eben auch die Nachfrage, also grad hier in der Gastronomie. Wie es jetzt bei der Brauerei ist, ich glaube, dass die Pandemie uns geholfen hat, besondere Bierspezialitäten in den Markt, grad in den Handel zu bringen und auch mehr bei Kunden anzukommen. Die ganzen Online-Testings, haben, glaube ich, mehr Leute besondere Biere probiert. Und, ja und der Zuspruch, glaube ich, ist zumindest bei unseren Marken gewachsen, aber ist trotzdem halt schon, man muss gucken, dass man da am Ball bleibt und auch immer gelistet bleibt.

Markus: Wenn wir jetzt mal ganz konkret auf Maisel schauen, könnte man sagen, diese speziellen Biere, also das, was Maisel & Friends macht, ist vielleicht jetzt, ja, kein unbedingt steigendes Sortiment, aber es ist ein Sortiment, was viel Image und Markt bringt unterm Strich und damit auch auf die anderen Produkte abfärbt oder ist es eher eine getrennte Geschichte?

Michael: Ich glaube, das gehört zusammen. Also zum einen, also ich bin sehr viel in der Gastronomie verankert und es ist immer noch ein zusätzliches Portfolio, was man anbieten kann, was andere vielleicht nicht haben. Und vielleicht ist der ein oder andere Gastronom bereit, das einzugehen oder nicht. Ich glaube, dass in dem Segment grade die Gastronomen die voranschreitenden Leute sind und nicht der Handel, sondern es geht um die Gastronomie. Und so hat man halt dann auch eine Variation, was vielleicht mit aufs Weißbier, vielleicht auf Helles mit abfärbt oder vielleicht wieder gegenseitig mit anderen, auch die Craft-Biere sich dann befruchtet. Ich glaube schon, das ist ein sehr breites Sortiment, was auch gut mit hoher Verfügbarkeit und auch, ich glaube, im Preis-, Leistungssektor auch ganz gut ist.

Markus: Gilt das auch für den Ort, wo wir hier grade sind? Also wir haben ja jetzt das Liebesbier, ich habe grade mit dem Jeff schon drüber gesprochen, es ist ja wirklich ein Biertempel, kann man sagen, auch einer, der sich immer weiterentwickelt. Er ist natürlich auch ein Leuchtturm, ein Leuchtturm in der Bierlandschaft, wo auch viele Leute kommen oder auch ganz bewusst ihre Zwischenstopps hier einplanen, das sie hier eben auch da sind und das Ganze erleben. Es gibt jetzt noch ein Hotel, wo ich dann sogar sagen kann, okay, dann bleibe ich eben auch noch über Nacht und habe da ein besonderes Erlebnis. Ist das auch etwas, was der Brauerei an und für sich und der Marke etwas bringt?

Michael: Ja, das, glaube ich, auf alle Fälle. Also ich glaube, allein für uns, wir kommen mit dem Vertrieb mit Kunden hierher, wir haben unser Marketingevent, den Hopfenreiter hier. Wo Leute zum ersten Mal auch nach, manche sind fast jeden Tag da, aber es ist immer wieder schön zu sehen, so nach sechs, sieben Jahren, wenn jemand zum ersten Mal hier reinkommt, es ist doch immer dieses Wow und immer dieses Leuchten in den Augen und am Ende färbt das natürlich auch ab. Ob der Kunde vielleicht von einem großen Konzern umswitcht auf eine kleine mittelständische Brauerei aus Bayreuth und dann vielleicht das Weißbier, muss ja nicht Craft-Beer sein. Die Leute sind frei zu trinken, was sie wollen. Wir haben auch nicht nur Craft-Beer, wir haben auch fränkische Biere, aber dann vielleicht auch, wenn man das dann weiter sieht, dass der Kunde eben dadurch eine Bindung kriegt. Bindung zu Maisel, wenn der Herr Maisel als Chef rumläuft und mit dem Kunden hier bis nachts, nach Schankschluss, noch was trinkt, dann baut man eine Bindung auf und dann ist auch diese Bindung und der Gast kann auch was erzählen, wo er war. Genauso ist es im Handel auch, die können erzählen, wo sie waren, der unv. #00:36:49-9# hat Lust da drauf, diese Marke zu verkaufen, weil es hier einfach schön ist.

Markus: Das stimmt, also es baut eine richtige emotionale Bindung auf und eben auch etwas, was man gerne erzählt, wo man sagt, okay, ich war da und so und so schaut das aus. Und, ja, jetzt bin ich mal gespannt, wir haben am Tisch sozusagen unserer ganzen Kollaborateure ja auch gesehen, was für unterschiedliche Biere die sich bestellen. Und da sieht man schon auch, also der greift zum IPA, der andere zum Hellen, der Nächste zum Weizen, also durchaus spannend und insofern, ja, wünsche ich mir und uns, dass das heute ein erfolgreicher Tag wird. Sage vielen, vielen Dank für deine Zeit.

Michael: Gerne.

Markus: Schön das du da warst! Jetzt sind wir mal gespannt, was dabei rauskommt und heute noch guten Durst.

Michael: Danke, danke.

Markus: So on goes it with our Hopfenreiter project here. And as you hear, dear listeners, we are now changing into English because we have an international guest now. It’s Nikolasz from the Czech Republic. And so yes, we talk in English now, and we talk about his brewery, his experience, his life into brewing. So maybe first to introduce yourself a bit for the listeners about you and your brewery. Yeah.

Nikolasz: Hey Markus. Well, as you said, I’m Nikolasz and I’m from Prague, and I brew beer for Zichovec brewery. It’s not my brewery, but I work there and I love the job that we do. And what to say, we are like more a brewery that focus on like modern trends. We brew a lot of hazys, a lot of sours, and because we are Czechs, we also brew a lot of Czech pils. So yeah, we have kind of widespread of beers we do and we, of course, try to master every beer we make.

Markus: Yeah, that sounds very interesting. And already we talked a little bit and then you told me that you have really a very huge variety of different beers. But as you say now also lagers, and what would you say? How big is the share of the pilsner in competition to the other ones?

Nikolasz: Well, actually, you know, since we’re in Czech Republic, you need to have a big lager. So because, you know, it’s always the most selling beers in Czech Republic, you know, mostly. Like, you know, you won’t get the big recognition for lagers in our country because people in Czech Republic are spoiled lager drinkers. So we are more famous for our specialty beers, for our New England’s, for our sours, for our American pale ales, and a lot of crazy stuff. We also do some Scotch beers and stuff like that, the Scottish beers. We got Skotskovec, which is kind of nice. Groundy, earthy, Scottish beer, Scottish lite.

Markus: That sounds fantastic. I’ve just been to Scotland two weeks ago, so I’m really looking forward to taste your beers and yeah, maybe about you in person. So how did you get into brewing? Was it always a dream for you? Or did it happen occasionally? How was it?

Nikolasz: Well, actually it was it was kind of Hail Mary, I would say. You know, because I started college, I had like geopolitical major, I studied in Japan for some time, because my focus was on the Asian region. However, I never felt to be an office guy. So, well, and it somehow happened that I started to homebrew. And then I turned pro. And since then, I’m just living my dream and having fun and I have the best job in the world.

Markus: And have you been by different breweries? Or did you start at the brewery where you unv. #00:40:30-3#?

Nikolasz: Actually I started started in, like Matuška Brewery in Czech Republic and Matuška was kind of original gangster of Czech craft brewing. But you know, as a brewery, you just can’t watch whole life, the one brewery. You just need to go on and learn some other stuff. And I got an offer from Zichovec and I really liked the brand, I really liked the brewery, I liked the mindset. So yeah, so that’s why I kind of came to Zichovec and it was a good choice and I’m happy with that. But with all due respect to my previous brewery.

Markus: And all your friends are also happy that you are into brewing, so they always have a good beer?

Nikolasz: Well, actually, you know, with my friends it’s kind of difficult. Because I also have a band and we all are kind of beer geeks. So when we play some songs on the rehearsals then we always like, it’s like kind of joined with a beer tasting. Man, and they are always killing me. They are always, you know, they’re the biggest critiques of mine. But it’s great because they are like my inner circle and they are always straightforward about their opinions. And you know, when they don’t like something then they’re just going to tell me, you know? So but that’s, you know, all you can ask from them because that’s kind of nice if you’ve got like straightforward and honest people around you. So yeah. You know, I consider myself to be kind of like person that really, the perfectionist that really doesn’t seem. I think that the perfect brewer doesn’t exist.

Markus: But did you try to unv. #00:42:26-6# as possible?

Nikolasz: Yeah, but you know, it’s about the way and the way is the goal. So we always have to strive for the perfect beer, even though it never happens. But maybe one day, you know, I will say to myself, okay, that’s the best I can do and that’s it.

Markus: Okay.

Nikolasz: We’ll see.

Markus: We will see.

Nikolasz: It’s too early yet.

Markus: Yes. Maybe a bit about the Czech beer market. How does it look like? What are the people drinking? What are they liking? How is it going after the pandemic now

Nikolasz: Well, you know, it’s getting interesting, because, you know, before 2010 we had only big breweries. And then, you know, like a miracle some little breweries showed up and it was life changing for a lot of people. And the market of craft beers is still growing. But, you know, I think that we are still getting that kind of fusion that, people like the of course the legend Pilsner Urquell or Budejovicky Budvar. But they’re also, they’re not like, you know, close minded, and they are not like sticking just to their original brands. And they are willing to taste something else which is good for the craft brew markets. And, you know, if you see the unv. #00:43:56-3# right now, then it goes through the roof from the Czech fans of beer. So it’s still young, but Czech people understand beer, so I think that we’ll have in a couple of years, we’ll have like probably the best years. It’s still yet to come.

Markus: Yeah, and it’s still the country with the highest per capita amount of beer drinking around the world.

Nikolasz: You know, but that’s kind of BS, because if you ever drank the Czech desitka or dvanactka then you know that you can drink like ten beers and you will get home and you remember stuff. If you drink six to seven, then you were like, you walk home straight line. So that’s probably why we have that habit that we’re drinking beer a lot. And I think that, you know even though, you know, it seems that we’re all alcoholics, I still think that that’s, it’s still kind of, like, stress-relieving thing, especially in this fast age. So I don’t actually argue about hey, are you drinking a lot or not. And I think that this is quite nice feature to Czech society that you know, after work, you just have two or three with your friends and you relieve like the stress that you had from work. And you just, you can get up, you know, with any hangover and go on. Yeah, it’s quite an asset that we have, the Czech people. So well, you know, somebody might not like it, but I think that it’s okay.

Markus: Totally, and I really, I love the Czech beers and the Czech beer culture. And if from a brewer’s perspective, is this something which is common to all the Czech beers, or something which you can recognize in a very good, well-done pilsner as also in a well-done IPA?

Nikolasz: Well, actually, you know, when it comes to pils, then we decoct beer all the time. You know, it started with triple decoction, now a lot of breweries do double decoction. Some of them do single decoction. But I don’t think that a lot of breweries are brewing lagers with infusion. So that’s a kind of thing that we have. You know, a lot of people says that, you know, you don’t need to do decoct beer these days. But you know, it matters, you know. It makes a difference.

Markus: And you do it also with your ales? Or are you there doing infusion?

Nikolasz: Actually, you know, some ales we decoct and some breweries do that. And but, yeah, but it’s not like, you know, it’s not a rule. In the case of lager, it’s kind of the rule that you have to decoct that. But some people use decoction even for pale ales and some breweries even for New England IPAs, which is interesting. And they are fucking right actually.

Markus: Yeah, and it tastes normally very good because you also have a malty body which is very nice according /

Nikolasz: It is you know, actually for the session IPAs, you know. Because what I lack in session IPAs is body. You only, like get hopped water with nice punch from the hops, but you don’t get any body. You don’t feel anything. You just go, it goes through. And there are, of course, techniques that can help that. You can use like the dextrin malt or you can decoct the beer. There are a lot of things that you can do. Or you can add lactose. I’m not friend of that, but you know, still you know, decoction always finds a place.

Markus: Yes, now we are here for the Hopfenreiter project. So you also brought hop with you. Did you have any idea about a special hop or was it just we take that one?

Nikolasz: We actually use Simcoe and we use that because of versatility of the hops because I love the bittering profile of Simcoe. I love that grapefruit bitterness and it also smells so fine. It’s like citrusy berries, you know, it’s one of my favorite hops. And it’s like, you know, if you say like dual purpose hops, then I would go with Simcoe. And if you don’t know what you’re brewing, then this is one of the guys that you would stick to.

Markus: That’s a very good thing. So brewers, listen. In any case, just take Simcoe.

Nikolasz: It’s not just the Simcoe, there are more of these. But yeah, we kind of stick with this bad guy.

Markus: Yeah, and I think there are some hops which are very well, I’ll also mention together, like Amarillo, Cascade, Simcoe, and you always get a nice profile out of it. So that’s.

Nikolasz: Yeah, it’s not like the newest hop in the world. You know, it’s a proven classic.

Markus: Yeah, sometimes classics are good, as we know from many lagers. So yeah, thanks a lot for your contribution and I’m looking forward about the result after our brewing day today. And maybe a last question, did you already do collaboration brews? And how important do you think is the idea to cooperate together in the world?

Nikolasz: This is a really good question, actually. Because we did a lot of collaborations lately. We did a collaboration with Northern Monk from Leeds, we did collab with Attic Brewing from Birmingham. Great breweries. Talented guys. They fucking just love their jobs. And while they’re putting heart into it, which is the most important. Then we also do the collab with our Czech breweries like Falkon, for example, which is kind of old school flying brewery. They still have their own brewery, but they always brew in other breweries. But they are making hell of a great beers. And we did also with Arpus Brewing, if you know.

Markus: Only by name, but yeah.

Nikolasz: They are freaks, they are freaks. We made the beer called Bear Slayer with them and it was a single IPA, which was so great. So well, I think that that was important because you can always learn something new. I think that brewers sometimes are getting closed minded with their own system. And now you know, you can go somewhere else, you can see some other beautiful places and breweries, and you can see some other techniques and you can learn something. So that’s probably the most important thing that you can actually learn.

Markus: Yeah, and you’ll make a lot of new friends, like we did. So that’s perfect.

Nikolasz: Like we did. Yes, Markus.

Markus: So yeah, have a nice day and see you later, and maybe we can drink the result in a few weeks.

Nikolasz: We’ll have some. Yeah, thank you, Markus. Thank you.

Markus: Thank you, bye.

Nikolasz: Bye.

Markus: So, weiter geht es mit unseren Hopfenreiter-Interviews hier, und jetzt haben wir den Nils bei uns, Nils Waxweiler?

Nils: Waxweiler, genau.

Markus: Perfekt, genau. Ich habe ein bisschen geübt, ich habe es hinbekommen, wunderbar. Und er kommt von der Kuehn Kunz Rosenbrauerei aus Mainz – also auch spannend – und bist auch Bestandteil dieses ganzen Projekts. Aber vielleicht, Nils, stell dich doch einfach mal kurz selber ein bisschen vor, damit die Hörer sich ein Bild machen können.

Nils: Ja, hallo, mein Name ist Nils, bin schlanke 30 Jahre alt, habe eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer gemacht in einer fränkischen Brauerei. Habe dann gesagt, okay, jetzt setzt noch einen drauf und studierst das Ganze noch. Habe dann in Geisenheim dreieinhalb Jahre Getränketechnologie studiert, und während dem Studium habe ich dann als Werksstudent bei der Kuehn Kunz Rosen angefangen. Und nach dem Studium hat sich das so ergeben, dass da eine Stelle frei wurde, und ich konnte dann halt die Head-Brewer-Stelle übernehmen. Das ist ein ganz cooler Einstieg für direkt nach einem Studium: Ich kann sämtliches Repertoire meines Studiums gebrauchen, also von Fruchtsäften bis hin zu Hopfenanalysen und so weiter. Das macht schon Spaß, ich kann mich da gut einbringen.

Markus: Cool. Also da rostete man auch nicht ein.

Nils: Nein, wer rastet, der rostet.

Markus: Absolut. Vielleicht trotzdem noch die Frage, war das schon immer dein Traum, oder kamst du so als Spätberufener zum Bier?

Nils: Nein, war schon tatsächlich immer mein Traum. Gebürtig bin ich zwischen Trier und Koblenz her, also aus Wittlich, und bin dann von Wittlich nach Kulmbach gezogen, um halt den Brauer und Mälzer zu lernen. Was halt auch eine gewisse Intension natürlich mit sich bringt, nicht einfach nur bei irgendeiner Brauerei, sondern halt schon dann bei einer fränkischen Brauerei und dann ordentlich und mit hundert Prozent bei der Sache.

Markus: Wenn die dann jemanden wie dich da haben, ist es tatsächlich so, dass man jetzt außerhalb von Franken sagt, okay, also wenn man in Richtung Bier etwas machen will, dann ist Franken schon eine wichtige Destination?

Nils: Natürlich, Franken ist halt das Bierland schlechthin. Für außerhalb von Bayern natürlich Bayern, weil da ist das ja mehr oder weniger ein und dasselbe. Aber sag einem Franken nie, dass er aus Bayern ist. Das ist ja schon fast Hochverrat.

Markus: Also er hat gelernt, liebe Hörer, ich habe das nicht ihm eingeflüstert, das kam von selber. Aber sehr, sehr gut. Also wichtiges Learning natürlich.

Nils: Genau.

Markus: Na wunderbar. Ich habe jetzt hier auch gerade ein fantastisches Bier von dir. Und nur, damit ihr es wisst, ich habe einen halben Liter bekommen, es ist davon jetzt gerade mal die Hälfte übrig. Ihr wisst, so lange haben wir noch gar nicht gesprochen, drei Minuten. Das ist selbst für mich eine ordentliche Trinkgeschwindigkeit. Also man merkt, es läuft. Es ist auch ein spannendes Bier, es heißt Zitrönche. Was ja schon mal schön ist und so ein bisschen auch ins Hessische rüberklingt. Und ist, ja, für mich schmeckt es – also wie der Name sagt – tatsächlich eine schöne Zitrusnote, hat jetzt aber zum Beispiel im Gegensatz zu vielen ähnlichen Bieren oder auch zum Radler viel weniger Süße. Einen sehr schönen leichten Körper, und man hat auch wirklich von der Zitrone auch eine gewisse bittere, die aus der Frucht kommt. Das finde ich sehr, sehr spannend und auch ein Bier, wo der Nachhall sehr lange sehr zitronig bleibt, und dadurch auch richtig Lust wird oder richtig zu trinken, weil es eben nicht nur die bittere, sondern auch eine angenehme Art von Säure ist, die irgendwie …

Nils: Genau.

Markus: … die Trinklust wieder anregt. Also vielleicht löst du ein bisschen auf, was hinter diesem Zitrönche steckt, und inwieweit das vielleicht auch die Philosophie von eurer Brauerei so ein bisschen widerspiegelt.

Nils: Genau. Also die Philosophie unserer Brauerei ist, dass wir außerhalb vom Reinheitsgebot gerne experimentieren, aber dabei die Natürlichkeit im Auge behalten. Sprich, jetzt zum Beispiel bei dem Zitrönchen haben wir Zitronenschalen und Zitronensaft verwendet. Und Zitronensaft haben wir vor der Vergärung dazugegeben, und dadurch wird der Zucker, der halt durch den Zitronensaft mit eingespeist wird, mit vergoren. Damit haben wir ein trockenes Bier mit schönem Zitrusaroma, mit einer schönen Rezenz, was halt super in den Sommer reinpasst: Bei über 30 Grad, die wir gerade haben, ist das auf dem Balkon genau das Richtige. Als Basis dient ein Schankbier, und wir haben im Endeffekt dreieinhalb Volumenprozent Alkohol da drin und haben eine schöne Zitrusaromatik. Aber ohne, dass es halt – wie bei einem Radler zum Beispiel – sehr süß wird. Und das Ganze wird halt ein gutes Ensemble, ein rundes Bier für auf dem Balkon.

Markus: Ich bin absolut bei dir, also wirklich ein tolles Bier, und das trinkt sich sehr schön. Und ich finde auch wirklich diese leichteren Biere richtig erholsam. Natürlich trinkt man gerne Bier, aber gerade bei den Temperaturen hier, muss man einfach aufpassen, weil wenn der Alkohol zu hoch wird, dann fängst du das Schwitzen an, und dann ist es einfach nicht mehr angenehm. Und so, mit so einem Bier kann man wirklich den ganzen Nachmittag verbringen.

Nils: Genau.

Markus: Wunderschön. Also tolle Idee. Ich muss ja sagen, ich kenne deinen Chef, den Wendelin, der die Brauerei ursprünglich auch mal gegründet hat, sehr gut. Der hat bei uns schon an der Bierakademie Seminare besucht vor zehn Jahren oder so, und ich fand es immer spannend, dass er sich gerade so mit besonderen Zutaten beschäftigt hat, mit Paradieskörnern oder eben irgendwelchen besonderen Früchten oder Gewürzen.

Nils: Tonkabohne.

Markus: Tonkabohne, genau.

Nils: Genau.

Markus: Da hat er sich auch, finde ich, einen Namen gemacht und ist da auch sehr findig. Ja, habt ihr euch gefunden, ihr beide?

Nils: Ja, mehr oder weniger gesucht und gefunden. Anfangs war das ja der Hans, der mit dem Wendelin zusammengearbeitet hat. Ich bin dann mehr oder weniger da reingewachsen. Klar gibt es mal ein paar Unstimmigkeiten, wo ich dann sage, eh, mach mal ein bisschen langsamer. Das kommt dann natürlich von meiner fränkischen Ausbildung, aber es gibt da natürlich auch Sachen, wo der Wendelin sagt, nein, das hätte ich gerne soundso. Wir versuchen da natürlich immer irgendwie zu sagen, eh, das wird ein geiles Bier, und darauf haben wir Lust.

Markus: Ich muss auch sagen, ich habe den Mainzer Biertrinker tatsächlich schätzen gelernt. Ich glaube, das ist für viele erst mal schwierig zu sagen, der Mainzer Biertrinker, weil man immer eher so an Wein denkt.

Nils: Natürlich, immer an den Schoppen.

Markus: Aber ich muss sagen, ich habe mal eine Veranstaltungsreihe betreut, wo wir durch ganz Deutschland getingelt sind. Ich glaube, es waren dreizehn Events in allen möglichen Bundesländern und Städten, und da waren wir engagiert, um da ein Bier-Catering zu machen. Und es waren immer so um die 150,160 Gäste, und wir hatten eine feste Biermenge, die wir zu jeder dieser Veranstaltungen mitgenommen haben. Und zwar in Nürnberg auch, in München auch, in Stuttgart auch, in Sachsen und so weiter, und die einzige Veranstaltung, die es geschafft hat, wo sie uns wirklich alles ausgetrunken haben, das war in Mainz in einem Keller. Das war zwar eigentlich irgendwie ein Weinkeller, Nome oder so. Aber das war wirklich faszinierend, die haben uns echt leergetrunken. Und da habe ich gemerkt, okay, also die Jungs verstehen auch etwas von Bier.

Nils: Natürlich, die Mainzer können etwas am Glas.

Markus: Also hast du dich da auch eingelebt?

Nils: Natürlich, ja.

Markus: Wunderbar. Jetzt sind wir heute beim Hopfenreiter-Projekt: Wie kam das so für dich? Was hältst du davon zu sagen, okay, wir laden da immer mal verschiedene Brauer ein und machen dasselbe Grundrezept, nehmen verschiedene Hopfen. Wie nimmst du das so wahr, und was hast du für einen Hopfen mitgebracht?

Nils: Ja, also ich finde das erst mal eine super große Ehre für mich hier sein zu dürfen. Ich habe auch, als ich das dann in der Brauerei dann mitbekommen habe, dass wir dabei sind, sofort gesagt, eh, hier, ich würde super gerne da hinfahren und mitmachen. Einer meiner besten Freunde wohnt hier in Bayreuth, dann kann ich mit dem auch noch ein Bierchen trinken. Also wenn niemand anderes will, ich melde mich freiwillig. Und der Hopfenreiter ist halt auch schon eine Hausnummer, die als sich etabliert hat in der Branche, und wie gesagt, es ist eine große Ehre dabeizusein. Wir als Kuehn Kunz Rosen steuern den Monroe-Hopfen dazu. Das ist der Hopfen, den wir auch bei unserem Hellen verwenden, bei dem Mainzer Dombräu, und wir denken, dass der sich da gut einbinden wird.

Markus: Ist aber nicht zum ersten Mal, dass du mit anderen zusammen, mit anderen Brauereien zusammen braust?

Nils: Nein, das machen wir sehr gerne, und sehr oft bieten wir das natürlich auch bei uns in der Brauerei an. Es sind verschiedene Brauereien, die halt Gypsy Brewer sind und bei uns Bier brauen lassen. Und da gibt es auch verschiedenste Colab-Sude, demnächst steht auch wieder ein Colab-Sud an. Wer unser Repertoire kennt, könnte erahnen, was es wird. Es ist schon mal so viel zu sagen, es wird spannend. Ja, spannend wird es immer. Also ich überlege, ich habe ja wirklich mit Wendelins Bieren schon lange, lange immer wieder etwas zu tun, und ich fand das wirklich toll. Also wie man dann auch mit verschiedenen Pfeffersorten zum Beispiel auch arbeitet oder anderen Gewürzen, wo man einfach merkt, okay, wenn man das richtig komponiert, dann geht etwas.

Markus: Ja, was wäre dein Biertraum, wenn man sagen würde, du darfst jetzt mal das Bier machen, was du schon immer machen wolltest, was wäre das für ein Bier?

Nils: Ich habe tatsächlich einige Sachen im Kopf, die ich gerne umsetzen würde. Die Frage ist halt, wann haben wir dafür Zeit, und können wir da vorher noch einen Probesud machen und so weiter. Weil der Arbeitstag ist doch manchmal sehr voll, aber da ist zum Beispiel ein Stout, was ich gerne mal machen würde mit Pfefferminz, dann so eine Art After-Eight-Bier mal ausprobieren. Das wäre, glaube ich, ganz cool. Oder mal ein klassisches Red Ale, was man einfach sich gefühlt eins nach dem anderen reinstellen kann, wie man so schön in Franken sagt.

Markus: Auf jeden Fall.

Nils: Und verschiedenste Arten, also ich bin da echt sehr kreativ und kann mich da auch, Gott sei Dank, auch sehr viel ausleben in der Brauerei.

Markus: Wunderbar. Also dann freuen wir uns mal auf all das, was noch von Kuehn Kunz Rosen und von dir natürlich persönlich kommt, und lassen uns auch überraschen, was der Hopfenreiter bringt, wenn er denn dann fertig ist.

Nils: Ich bin sehr gespannt.

Markus: Ich bedanke mich schon mal für deine Zeit jetzt hier, und das Bier ist leer, liebe Hörer. Ich habe es geschafft, also nicht schlecht: Ein halber Liter in zehn Minuten ist auch für mich durchaus mal eine Leistung.

Nils: Ich trinke meins noch aus. Cheers.

Markus: Prost. Ja, wir machen weiter auf unserer Hopfenreiter-Tour und haben die nächste Brauerei, die beteiligt ist, hier bei uns am Mikrofon. Und jetzt reisen wir nach England, nach Tadcaster und haben Sam Smith von der gleichnamigen Brauerei hier zu Gast. Den hatten wir ja auch schon im BierTalk und haben viele der Biere verkostet. Und jetzt ist er eben hier und braut den Hopfenreiter mit und hat auch einen britischen Hopfen mitgebracht. Da sind wir mal sehr gespannt, aber vielleicht erst mal schön, dass du da bist, lieber Sam und ja: Wie fühlst du dich hier, bist du in Deutschland angekommen? Es ist hier ja kälter als in England, also fühlst du dich wohl, oder brauchst du eine Jacke?

Sam: Nein, also ich freue mich sehr hier zu sein. Es ist eine große Ehre zum Hopfenreiter eingeladen zu werden, und ich bin extra aus England hier hergeflogen dafür, weil ich habe voll Bock auf sowas. Es macht viel Spaß. Es gibt ja diese, wir sind so wie die Maisel-Brauerei. Wir haben viel gemeinsam, obwohl wir sehr weit voneinander entfernt sind, sind wir auch mittelständisch. Wir sind ungefähr im gleichen Alter, so im 19. Jahrhundert gegründet, aber haben, glaube ich auch, eine ganz tolle Zukunft. Und wir haben ganz viel Bock auf die Zukunft und neue interessante Biere zu brauen. Deswegen freue ich mich hier zu sein. Das Hopfenreiter-Projekt finde ich ganz toll. Wir haben unseren Hopfen hier hergeschickt, und freue ich mich drauf, den in den Kessel reinzuwerfen. Und den Austausch mit den anderen Brauereien zu haben, finde ich ganz, ganz geil.

Markus: Ja, das macht auf jeden Fall Spaß. Das erleben wir ja schon den ganzen Tag, liebe Hörer, sehr spannend einfach, wie Leute sich eben aus der ganzen Welt austauschen, ihre Geschichten erzählen und ihre Biere miteinander verkosten. Das kann auch anstrengend sein, aber spannend ist es auf jeden Fall. Ihr habt die Hopfensorte Jester mitgebracht: Was hat es damit auf sich, was ist das für ein Hopfen?

Sam: Ja, gute Frage. Also ich muss ganz ehrlich sagen, der Jester war nicht mein erster Vorschlag. Am Anfang habe ich zuerst vorgeschlagen, dass wir eine richtig traditionelle englische Hopfensorte benutzen sollten, die wir bei unseren Bieren benutzen. Und zwar etwa so wie ein Fuggle oder ein Challenger, die wir am liebsten benutzen. Aber es wurde entschieden, das passt nicht so gut für ein Double IPA, so die englischen Sachen, die nicht so fruchtig sind, sondern eher erdig und so würzig in höheren Mengen. Deswegen haben wir so auf den Jester angestoßen, das entschieden, weil das hat eher so ein bisschen mehr Frucht dafür und passt sehr gut besonders bei den Hopfenstofp und für so ein Double IPA richtig fruchtige Aromen, die sehr lecker sind. Aber es ist auch, das fand ich sehr interessant, das habe ich aus der Tasche so gerochen, es ist richtig, es ist schon auch so, würde ich sagen, in die englische Richtung, also nicht ganz so fruchtig, nicht ganz so zitronig oder sowas. Es ist auch schon diese Erdigkeit und diese Würzigkeit, was wir bei unserem Bier sehr gerne benutzen. Deswegen haben wir entschieden quasi in der Mitte zwischen klassisch Double IPA und dem traditionellem englischen Zeug.

Markus: Und das ist ein typischer klassischer englischer Hopfen? Eine neue Züchtung oder ein alter Hopfen?

Sam: Ich glaube, das ist eher amerikanisch. Ich weiß nicht so viel darüber, muss ich sagen, aber ich finde, das ist meinem Gefühl nach sehr eng verwandt mit englischen Hopfenstilen, Hopfenarten.

Markus: Wie macht ihr das überhaupt bei der Brauerei, wenn ihr euren Hopfen einkauft? Gibt es da in England einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Firma, wo man hingeht? Oder habt ihr einfach Hopfenbauern, die euch beliefern? Wie läuft das so, wie bekommt ihr euren Hopfen?

Sam: Ja, also bei uns, wir sind eine der einzigen Brauereien, zumindest in Großbritannien, ich würde glauben, wahrscheinlich die einzige in der ganzen Welt, weiß ich nicht genau, muss ich sagen, die frischen Hopfen benutzen, Hopfenblätter. Ich weiß nicht, wie oft das gemacht wird, aber besonders bei uns, das machen wir, diese Hopfenblätter. Wir sitzen im Norden Englands, ungefähr 300 Kilometer nördlich von London entfernt, und Hopfen wächst dort nicht so gut. Es ist wahrscheinlich nicht ganz heiß genug, um Hopfen anzubauen. Deswegen kaufen wir den aus dem Süden Englands. Es gibt solche Grafschaften wie Kent und Hampshire, die näher an London sind. Im Südosten und auch in Worcestershire so im Südwesten, woher wir auch unsere Hopfen besorgen. Als Familienbetrieb handeln wir ganz gerne mit anderen Familienbetrieben. Es gibt so Familienbauernhöfe, mit denen wir langfristige Beziehungen haben, und die richtig gute Qualität für uns haben. Die Hopfen passen sehr gut für uns auch. Wir importieren auch für unsere untergärigen Biere, die wir nur in England verkaufen, nur zu Hause verkaufen, nicht exportieren. Da kaufen wir Hopfen zu diesem Ereignis oder so. Hallertau-Hopfen und auch ein paar Saaz-Hopfen aus der Tschechei.

Markus: Das finde ich jetzt sehr interessant, also Lagerbiere, die ihr nicht in der Flasche verkauft. Eins kenne ich ja, aber da gibt es noch andere? Was sind das für untergärige Biere?

Sam: Wir brauen vier verschiedene untergärige Biere, einmal mit verschiedenen Stärken, einmal mit 2,8, einmal mit 4 Prozent, einmal mit 4,5. Das ist unser meistverkauftes, das heißt Taddy Lager und auch unser Organic Lager, das hat 5 Prozent. Obwohl Lager ja kein traditioneller englischer Bierstil ist, ist das eigentlich, was am meisten getrunken wird. So wie in der ganzen Welt, glaube ich. Wenn der Markt ja so ist, glauben wir das. Also wir haben entschieden, wenn man bei uns Lager trinken will, wer ein untergäriges Bier trinken will, dann werden wir es brauen, aber wir werden das richtig tun. Also nichts billigerweise, in England gibt es viele billige schlechte untergärige Biere, und wir wollen damit gar nichts zu tun haben. Wir wollen das richtig machen, und das heißt eigentlich nach der deutschen Brauart. Das heißt nur mit Malz, Hopfen, Wasser und Hefe, keine anderen Zusätze kommen dazu. Das heißt mit einer richtig untergärigen Hefe, und das heißt sehr lange.

Markus: Gelagert.

Sam: Gelagert, genau. Danke. Es unv. #01:10:28-3# sehr lange Lagerung. Also das heißt insgesamt ungefähr eine Woche bei der Gärung, und dann haben wir bei einigen Bieren eine zweite Vergärung, so das Crowsening und dann mindestens fünf Wochen Lagerung und das zwischen -1 und 1 Grad. Also bei 0 Grad, bei den jetzigen Strompreisen ist das kein billiges Verfahren, Bier so lange gekühlt zu halten. Aber wir sind sehr leidenschaftlich, sehr fest davon überzeugt, dass wenn wir das bauen wollen, müssen wir das richtig machen. Deswegen, ja, verkauft es sich gut.

Markus: Spannend. Das finde ich sehr interessant, weil es auch schon mehr ist als viele deutsche Brauereien, muss man sagen, also da gibt es viele, die mit zwei/drei Wochen Lagerung, das war es dann. Maximum. Also finde ich sehr, sehr spannend. Und wie gibt es das dann in den Pubs? Es ist ja dann kein Real Ale, was man da pumpt. Oder wie läuft das?

Sam: Die untergärigen Biere werden vom Keg ausgeschenkt.

Markus: Also mit CO2 dann praktisch so, wie man das kennt?

Sam: Mit CO2, genau.

Markus: Und sind das alles helle Biere?

Sam: Ja.

Markus: Ja.

Sam: Helle, die sind hell.

Markus: Und wenn wir jetzt noch mal an den Hopfenreiter denken, das ist ja ein Double IPA, sowas habt ihr bei euch auch noch nicht in der Range. Könnte das mal etwas sein, dass man sagt, neben dem Pale Ale und dem India Ale setzt man noch eins drauf?

Sam: Könnte sein. Machen wir momentan nicht. Wir sind eigentlich ganz traditionell und brauen das, was wir schon gut kennen. Unser IPA, unser India Ale, das wird schon braun. Das ist mit dem englischen Hopfen, und wie gesagt, diese würzigen und erdigen Geschmacksrichtungen gibt es da. Bis heute haben wir immer das Gefühl gehabt, es gibt ja so viele, also gute amerikanische Brauereien, es gibt ja so viele jetzt in ganz Europa kleine Brauereien, die echt gute IPAs brauen. Und die dürfen die ganz, ganz gern brauen, und wir wollen eigentlich keine Konkurrenz dazu sein. Es ist nicht unsere Spezialität. Wir haben unsere Spezialitäten, die sind so die vollmundigen, malzigen Ales und Fruchtbiere und biologische Biere und daheim auch, einheimisch die untergärigen Biere. Während viele andere Brauereien, die kleinen Brauereien, die kennen sich mit solchen Sachen gar nicht so gut aus. Deswegen denken wir, wir konzentrieren uns darauf, dass wir es gut machen und lassen das andere zu den anderen.

Markus: (unv.) #01:13:31-3#

Sam: Genau, ich würde niemals niemals sagen und sagen, und zwar mal schauen. Ja, es macht immer Spaß, neue Sachen zu machen, wir sind immer offen für Neues.

Markus: Eine kurze Frage noch, du hast gerade gesagt, das Lager heißt dann auch Taddy Lager, und ihr habt auch ein Taddy Porter: Ist das dann für Tadcaster, oder steht das für etwas anderes?

Sam: Genau, das steht für Tadcaster, also wir sitzen in der kleinen Stadt Tadcaster. Das ist eine kleine Stadt, fast ein Dorf mit 7.000 Einwohnern. Ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch sagt, aber the nickname?

Markus: Spitzname.

Sam: Der Spitzname, danke. Diejenigen, die daher kommen, die nennen die Stadt Taddy. Das ist hier so ein … ja, freundlicher Spitzname und ist auch unsere Handelsmarke. Wir haben das auch registriert, das wurde von meinem Urgroßvater registriert. Das benutzen wir für verschiedene Biere. Ja, the Taddy Porter und auch das Taddy Lager. Ich finde, es hört sich so witzig an, es ist schön. Ja, das benutzen wir gern. Das ist unsere Identität, das ist unsere Heimatstadt, und das benutzen wir, diesen Namen gern.

Markus: Wunderbar, dann haben wir das auch geklärt. Vielen, vielen Dank. Also jetzt bin ich mal gespannt, einerseits auf das Ergebnis von unserem Hopfenreiter. Andererseits kann man die Hörer nur einladen, eure Biere zu verkosten und vielleicht auch mal nach Tadcaster zu schauen. Das ist bestimmt auch spannend, einfach mal in die Heimat eines solchen Bieres zu kommen. Vielleicht ein Letztes noch: Wir sind ja hier auch durch dieses Museum ein bisschen gegangen und waren da auch zum Beispiel da, wo man die Fässer macht, also die Cooper und dann auf Englisch. Ihr macht ja noch eure eigenen Fässer und habt da auch einen eigenen Teil in eurem Betrieb: Wie ist das so mit den verschiedenen Bieren, mit den Ales, mit den Lagers? Funktioniert das gut, hat das für euch eine Zukunft, die Fässer selber zu machen?

Sam: Ja, also wir haben ganz viel Stolz darauf, dass wir noch eine der wenigen Brauereien der Welt sind, die einen eigenen Küfer hat, eine eigene Küferei. Das ist so eine tolle Tätigkeit, finde ich, solche Stücke Eichenholz zu nehmen und die zusammenzubringen, ohne Klebstoff oder irgend sowas zusammenzubringen, das Bierbehältnis und sagen, wenn Brauereien so wie wir das nicht weiterführen und nicht weiter darin investieren, werden solche Tätigkeiten einfach sehr schnell aussterben. Weil es gibt ja ganz, ganz wenige Menschen in der ganzen Welt, die sich damit auskennen. Wir fühlen uns eigentlich schon in der Verantwortung dafür, einen Stolz dafür. Aber auch von der Qualität her, auch vom Produkt her, von dem Markt her finden wir, dass das ganz schön ist und ganz wichtig. Also wenn man in einen von unseren Pubs geht in England, und wenn man ein Cask Ale, ein Bitter bestellt, dann kommt das direkt aus so einem Eichenholzfass. Und das ist ganz schön, und wir benutzen die auch ganz gern für, ein besonders starkes Bier zu lagern. Viele Brauereien machen ja Barrel Aging so mit Whisky Casks oder Weinfässer oder Spirituosenfässer, Rumfässer. Wir sind ganz stolz, dass wir auch Fassreifung machen, aber mit unseren eigenen Bierfässern, die wir schon in der Brauerei seit … viele davon sind mehr als 120 Jahre alt und werden immer noch benutzt. Und daher entsteht ein ganz, ganz tolles Bier, das heißt Yorkshire Stingo, nur in ganz kleinen Mengen gebraut. Nein, ich finde innerhalb dieser ganz tollen interessanten neuen Welt von Kraftbrauereien, das ich sehr gern mag, ich glaube, der Konsument sucht Unterschiede. Der sucht interessante Sachen, der will nicht nur, dass alles das Gleiche bleibt. Und ich glaube, wir mit unserer Geschichte und unseren Methoden, die wir immer noch gleich behalten, ich glaube, wir sind ganz, ganz schön und haben eine wichtige Rolle dabei zu spielen.

Markus: Ja, also ihr seid Bewahrer auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite auch Leute, die in die Zukunft schauen. Das finde ich ganz, ganz toll. Stingo kann ich nur empfehlen, wenn ihr es schafft, liebe Hörer, mal ein Fläschchen zu ergattern. Ich habe neulich eins verkostet, wunderbar. Vielen Dank für dieses Bier, vielen Dank für deine anderen Biere, und vielen Dank für deine Zeit, und dann wollen wir mal sehen, was der Tag heute noch so bringt.

Sam: Danke schön. Danke Markus.

Markus: Ja, und zu guter Letzt haben wir noch einen weiteren Gast dabei, der auch beim Hopfenreiter-Team mit dabei war, nämlich den Erik Schnickers. Der ein oder andere unserer Hörer werden ihn kennen: Wir machen zusammen in unserem Video-Sommelier-Kurs. Und ja, spannend eigentlich, viele interessante Brauer aus unterschiedlichen Ecken der Welt, hier diese ganz besondere Location, das Liebesbier. Du warst zum ersten Mal hier, wie war das für dich so, wie hast du das Ganze wahrgenommen?

Erik: Ja, ich fand das total cool, weil du kommst hier an, und du bist eigentlich irgendwie gefühlt zu Hause. Also das ist echt eine schöne Atmosphäre hier, du merkst so richtig, die leben das alle hier. Also wirklich alle, egal wer hier wo irgendwie arbeitet. Und man muss einfach sagen, das ist hier eine richtig schöne Umgebung, Liebe zum Detail, aber ohne detailverliebt zu sein. So kann man das, glaube ich, sagen. Und das war ein richtig toller Tag, also ich habe wirklich coole schöne entspannte Menschen kennengelernt, die die Liebe zum Bier auch haben. Und das fand ich richtig, richtig gut und ja, es hat einfach richtig Spaß gemacht.

Markus: Ja, das ist eigentlich die beste Zusammenfassung überhaupt, und man kann eben sagen, Liebesbier hat eben diese Liebe zum Bier und auch diese Liebe zu all dem, was Bier ausmacht. Das sind eben die Personen, die Brauer, das sind die Rohstoffe, die Leute, die sich darum wiederum kümmern. Und dann natürlich auch die Menschen, die es am Ende trinken. Auch das ist natürlich ein Punkt: Alle Brauer haben ihre Biere mitgebracht. Wir haben die mittlerweile alle verkostet. Das war dann durchaus auch, ja, eine gewisse Aufgabe.

Erik: Sportlich.

Markus: Sportlich könnte man auch sagen mit einem Augenzwinkern. Aber auf jeden Fall spannend und insofern, liebe Hörer, wir hoffen, ihr hattet Spaß bei unserem Hopfenreiter-Podcast-Special und habt dann auch Spaß, wenn ihr den Hopfenreiter probieren könnt. Und wenn ihr dann vielleicht, wenn ihr Lust habt, auch mal nach Bayreuth kommt ins Liebesbier oder auch zu einem der Festivals, die hier stattfinden, um dann die Biere zu verkosten. Wir wünschen auf jeden Fall einen schönen Tag. Dir Erik, vielen Dank.

Erik: Gerne.

Markus: Und ja, dann bis zum nächsten Mal.

Erik: Bis zum nächsten Mal.

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