Martin Bozzetta aus der Südtiroler Hauptstadt Bozen fand über seinen Beruf als Kältetechniker zum Thema Bier. Mittlerweile ist er nicht nur sehr erfolgreicher und mehrfach prämierter Hobbybrauer mit seiner „PPT Brewery“, sondern zeichnet als Biersommelier auch maßgeblich bei der Organisation der BeerCraft und des zugehörigen Bierwettbewerbs „KuBo-Award“ in Bozen verantwortlich. Zum Ausgleich quält er sich regelmäßig bei Spartan Races und wuchtet auf extremen Hindernisläufen gigantische Gewichte durch die Gegend. Wieder ein spannender BierTalk mit einem facettenreichen Blick über den bierigen Tellerrand…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder auf der Reise, ein bisschen weit, ein bisschen nah, je nachdem wie man es sehen will, wir gehen nämlich nach Italien beziehungsweise nach Südtirol und haben einen ganz spannenden Gast, der natürlich auch viel mit Bier zu tun hat, aber eben nicht nur. Wir haben den lieben Martin zu Gast und mehr verrate ich noch gar nicht, weil, Martin, stelle dich bitte einfach selbst mal kurz vor.
Martin: Ja, hallo Markus, es ist mir eine Freude, hier zu sein. Ich bin, ja, biertechnisch Hobbybrauer, ganz bescheiden, aber nebensächlich auch Biersommelier. Mich freut es, einfach Leute zum Thema Bier versuchen zu begeistern durch Verkostungen, sie mit neuen Bieren oder generell mit Bieren in Kontakt zu bringen. Aber, ja, wo Markus ein wenig gelogen hat, wir sitzen grade in Baden bei Wien und nicht in Bozen oder Südtirol, wir sind bei der Austrian Beer Challenge, haben grade die Verkostungen abgeschlossen. Der Nachmittag war anstrengend und hart, sehr interessant, wir haben die besten oder das beste österreichische Bier erkoren heute Nachmittag und, ja.
Markus: Das war nicht ohne, oder, also war schon ein Job?
Martin: War heftig, also unter 18 Finallistenbieren, also nur eins platzieren in jeder Kategorie, nochmal das eine Beste herauszukristallisieren, war heftig.
Markus: Ja, also das ist immer ein Wahnsinnsthema. Best Of Show nennt man das und das heißt eben, das wirklich jeder Gewinner einer Kategorie dann gegen die jeweils anderen antritt. Und normalerweise ist es ja so, wenn man in einer Kategorie bewertet, dass man ja gewisse Richtlinien hat, wie so ein Bier zu sein hat und dann kann man das auch relativ gut einordnen. Aber wenn es eben verschiedene Kategorien sind, ein Pils, ein Dunkles, ein Bock oder eben auch ein Sauerbier zum Beispiel, dann wird es natürlich schwierig, hier abzustufen und man muss sich immer überlegen, welches ist wie gut gelungen im Rahmen seiner jeweiligen Kategorie. Also spannend und natürlich anstrengend und wir haben auch tatsächlich eben schon ein paar Bierchen hinter uns, wollten aber uns natürlich auch unbedingt noch ein bisschen unterhalten und das machen wir ja jetzt.
Martin: Genau.
Markus: Genau und du hast aber vielleicht auch etwas untertrieben, weil du ja sagst Hobbybrauer, aber du hast ja schon so eine Art Brauerei, also die ja auch schon Preise gewonnen hat und so. Also insofern, wie kamst du denn überhaupt zum Thema Bier?
Martin: Das ist ein extrem altes Thema. Also ich habe oder beziehungsweise, ja, wir haben in der Familie ein uraltes Rezeptbuch meiner Großmutter gefunden aus ungefähr 1994, 95 rum, wo ein Rezept drinstand, Bier. Dann mal brauen. Hat am ersten Abfüllen nicht funktioniert, weil ja drinstand irgendwo, erst wärmen, mit Wasser vermischen, Hopfen dazu und gären und das war schon alles. Jetzt im Nachhinein nach gut 20 Jahren oder auch ein bisschen mehr an Erfahrungen im Homebouring würde ich das Rezept hinbringen, stimmt, damals hat es logischerweise nicht funktioniert. Aber so hat es sich halt ergeben, dass ich halt zusammen mit einem Freund 1997 Zuhause bei ihm in der Küche unsere ersten Biere gebraut haben. Und dann sind wir halt seit damals irgendwo immer drangeblieben und konstant unsere zehn, zwölf, acht zu dem Jahr gemacht haben.
Markus: Ja und wie ist das so in Südtirol, also ist das normal zu sagen, man nimmt Bier als Hobby oder ist das eher was Außergewöhnliches?
Martin: Es ist auf jeden Fall mal was Außergewöhnliches, auch wenn sich so in der letzten Zeit sich einige zum Thema Homebouring hinbewegen. Das macht mir riesen Freude, auch die Leute darin unterstützen zu können. Aber auf jeden Fall, das Thema Bier, Zuhause gebraut oder auch generell Bier, ist noch nicht so ein riesen verbreitetes Thema. Also wir als Bierliebhaber, Biersommeliers, Bier-Dokar haben da noch ein gutes Stück Arbeit zu leisten, um die Leute zu begeistern, aber, die ersten Schritte sind eingeleitet, es gibt auch einige Hobbybrauer. Es gibt auch Homebouring-Contests, wo sich die Biere messen können mit auch Juroren aus allen Ländern der Welt. Und, ja, ich denke, ist mal grundsätzlich auf dem richtigen Weg.
Markus: Wie viel Brauereien gibt es ungefähr so in Südtirol?
Martin: Da triffst du mich grade auf einem schweren Fuss…
Markus: Ja, so aus dem Bauch raus.
Martin: Aus dem Bauch raus, also Professionelle oder Hobby?
Markus: Na, vielleicht eher Professionelle erst mal.
Martin: Professionelle, ja, es gibt die Südtiroler Wirtshausbrauereinen, die dürfen acht bis zehn, zwölf, 14 Stück sein. Also nagel mich bitte nicht fest auf der Nummer, weil, ich bin grade auch zurzeit extrem aktiv in dem Bereich. Es gibt ungefähr acht, zehn, zwölf Hobbybrauer, die ich kenne, mit denen wir auch konstant im Austausch sind und, ja, es tut sich so langsam irgendwas.
Markus: Ich meine, das Schöne in Südtirol ist ja, dass die Leute zumindest schon mal auf Genuss geeicht sind. Also das heißt, es geht einfach drum, egal ob ich jetzt was esse, ob ich was trinke, ob ich was koche, was auch immer ich mache, es geht immer drum eben, dass es ein Genuss ist, dass es ein Gewinn ist, dass es irgendwie eine Freude bereitet und das man auch miteinander entsprechend umgeht mit Respekt. Und das ist was, was ich immer erlebe, wenn ich in Südtirol bin, dass das einfach ein ganz anderes Klima ist als man das bei uns so kennt. Und ich glaube, das ist auch eine gute Basis für das Thema Bier, oder?
Martin: Ja, weil Bier ist ein, glaube ich, seit Aufzeichnung der Geschichte und noch früher, einfach ein Aggregator für Geselligkeit. Also um das Bier gesellt sich die Menschheit und so ist es auch in den Brauereien. Also in den Südtiroler Wirtshausbrauereien oder wir uns gerne treffen, bei einem Bier zu feiern, egal ob es jetzt die grüne Werkzeugkiste ist oder egal was, wir stehen gerne zusammen und reden einfach, ne, wenn auch blöd, aber das gehört dazu.
Markus: Das gehört auch mal dazu. Und es gibt in Südtirol ja auch ein eigenes Bierfestival, wo wir uns auch schon öfters getroffen haben. Vielleicht magst du da zwei, drei Takte dazu erzählen, wie das so entstanden ist und wie so die ersten Male waren.
Martin: Ja, ein sehr spannendes und interessantes, sehr kleines feines Festival in einem mittelalterlichen Schloss Maretsch. Das heißt Craft Beer Festival, findet zu dem 2022 im Mai, es war für Mai, glaube ich, um den 14., 15., 13. rum statt. Nicht auf das Datum festnageln.
Markus: Wir schreiben das dann in die Shownotes vom Podcast.
Martin: Ja, also ein kleines Festival in einem Schloss, wo Großteils Südtiroler Brauereien vertreten sind, aber auch sehr interessante internationale Vertreter der umliegenden Regionen, sei es Österreich, Deutschland, Trentino. Vielleicht kriegen wir auch interessante slowenische Brauereien hin, die ganz tolle Biere machen. Und im Rahmen von diesem Festival gibt es auch ein cooles, ja, Beer-Testing, einen Wettbewerb, wo die Biere vom Festival verkostet werden, auch von Juroren vor Ort bei dem Brauen, wo dann auch die Siegerbiere wirklich vor Ort vorhanden sind, die dann von den Leuten, von interessierten, gekostet werden können. Glaube ich, ist einzigartig, weil weltweit auf den Wettbewerben werden irgendwelche Biere eingereicht, die dann vielleicht grade bei dem Festival nicht verfügbar sind und das ist schon schade.
Markus: Ja, auf jeden Fall. Und ich fand den Ansatz wirklich ganz, ganz toll, muss ich sagen, weil es eben so ist, dass ja bei dem Wettbewerb nur die Brauer teilnehmen können, die auch vor Ort sind. Und dann eben natürlich die Juroren auch tatsächlich zu den Brauern hingehen und dort die Biere verkosten und eben auch Fragen stellen können. Zum Beispiel, was hast du dir dabei gedacht, welche Zutaten hast du verwendet, wo wolltest du hin? Und ich meine, auf der einen Seite, klar, verliert man dann die Anonymität, die man sonst hat, aber auf der anderen Seite sind es alles Brauer aber auch Juroren, die einfach gestandene Leute sind und wo man, glaube ich, auch auf Augenhöhe miteinander redet. Und wo dann ein Brauer auch nicht gleich die beleidigte Leberwurst ist, wenn man eben mal sagt, vielleicht ist bei dem Bier das nicht ganz so gelungen, so habe ich es zumindest erlebt. Und das fand ich auch schon gut, weil es gibt Juroren, die sich, glaube ich, auch so ein bisschen dahinter verstecken, dass sie eben über die Biere reden, ohne dass jemand das mitbekommt. Und so ist das schon auch für beide Seiten, glaube ich, eine spannende Geschichte.
Martin: Ja, wobei die Anonymität findet ja statt am zweiten Tag der Verkostung, weil ja doch die Biere anonym verkostet werden, deswegen. Ja, ganz spannend finde ich auch die Integration oder die Kombination mit den Hobbybrauerbieren, die dann stattfinden. Also es gibt wenige Hobbybrauer in Südtirol verglichen zu vielleicht anderen Regionen, aber es besteht die Chance, dass die Biere dort auch wirklich von Profis, die weltweit Biere testen, die dann beurteilen. Und erstaunlicher Weise, wenn man dann mit denen spricht, ist das Feedback durchweg positiv. Das, ja, das gibt ja neuen Mut, neue Kraft, weiterzumachen.
Markus: Ja, also das fand ich auch ganz toll zu erleben, wie die dann auch miteinander feiern, wenn die Preise übergeben werden und wie man sich wirklich gemeinsam als Hobbybrauer-Community sozusagen füreinander freut. Du hast aber noch eine andere Seite in deinem Leben, die man immer so mitbekommt, du bist da ein sehr durchtrainierter starker, spartanischer Mann, könnte man so sagen, gehst auf entsprechende Wettbewerbe. Wie kam es denn dazu?
Martin: Ja, das war irgendwo so Gruppenzwang. Nee, ich, ja, ich mache Spartan-Rennen, das sind so Hindernisläufe mit zehn, 15, 20 Kilometer Hindernisse. War auch kürzlich bei der Europameisterschaft, habe da, glaube ich, für mein Alter nicht ganz schlecht abgeschlossen. Wobei, mein Kollege war zehn Minuten schneller, das muss ich ja sagen, weil sonst kriege ich es von dem. Nee, es macht mir Spaß, also ich brauche den Sport als Ausgleich zum anderen Job. Ich mache Kältetechnik, Klimatechnik, hat ja auch mit Bier irgendwo zu tun, weil, die Kältetechnik ist ja durch die Brauereien so groß geworden. Ich bin ja auch zum Hobbybrauer oder zu meinem Beruf durch das Bier gekommen. Ja, irgendwo beim Start von jedem Rennen denke ich schon an das Bier danach, deswegen.
Markus: Als besondere Motivation?
Martin: Ja, das spornt mich an, so zum Ziel durchzuhalten.
Markus: Ja, ich habe ja nur die Fotos gesehen bisher, ich war ja noch nie live dabei, aber man sieht dann immer, dass da große Betongewichte gewuchtet werden und andere Hindernisse eben. Also wo der normale Mensch eigentlich schon sagt: „Okay, da gehe ich lieber wieder zurück und trinke ein Bier.“ Das sind schon Herausforderungen, oder?
Martin: Ja, definitiv, aber, ja, es macht mir Spaß. Es gibt manche, die sagen: „Okay, ich bin komplett in der Midlife-Crisis.“ Kann ja auch sein, ich verneine es nicht. Aber, ja, wie gesagt, wir sind eine Gruppe von Freunden, die sehr begeistert dahinter sind. Und wir nehmen auch die Mühe drauf, mal irgendwo hinzufahren, wenn das halt drei, vier, fünf Stunden Weg ist von Bozen. Gleich wie wir hier jetzt von Bozen nach Wien gefahren sind, um hier den Austrian Beer Challenge zu bewerten. Zwar in anderer Gesellschaft, weil, andere Biersommelierkollegen sind derzeit nicht dabei, die auch Spartan machen, aber, ja, nächstes Jahr vielleicht wieder.
Markus: Ja, auf jeden Fall auch ein sehr, sehr spannendes Thema. Und wenn ich noch ein bisschen jünger und vielleicht schlanker wäre, würde mich das, glaube ich, auch interessieren, aber das ist schon vielleicht für mich ein bisschen zu spät, trotzdem /
Martin: Ich glaube, Markus, das kriegen wir hin, dass du das auch mal machst.
Markus: Okay. Also hört am besten weg, nein, wir werden sehen, also, mal gucken. Also grundsätzlich hab ich mal trainiert, aber ist schon ein bisschen her, aber ist auf jeden Fall auch eine ganz, ganz coole Geschichte. Und ich glaube, ist auch so ein Punkt, wo man einfach auch mal an Grenzen geht und auch Grenzen verschiebt, oder?
Martin: Definitiv, ja.
Markus: Also, schon auf jeden Fall auch eine coole Geschichte. Ja, vielleicht noch ganz kurz zurück zum Bier. Was sind so deine Lieblingsbierstile, wo du dich gerne bewegst, vielleicht die du selber machst oder auch, die du am liebsten trinkst?
Martin: Also Lieblingsbierstile kann ich mich konkret nicht festlegen, weil, das hängt immer von der Situation und vom Moment ab. Sagen wir mal, die letzten Biere, die wir gebraut haben oder beziehungsweise die wir dann abgefüllt haben, das Letzte war so ein Imperial Whiskey Barrel Aged Old Brune, das wir bei zwei Bierfestivals gebraut haben, so mit ungefähr 30 Plato Stammwürze, zweieinhalb Jahre im Whiskyfass gelagert und so weiter. Also, Markus, du kriegst morgen eine Flasche, wenn wir uns sehen.
Markus: Oh ja.
Martin: Die habe ich jetzt grad nicht bei der Hand, aber ich habe welche nicht weit weg von hier. Ja, ganz spannend, sobald das Fass leer war, haben wir gesagt: „Nee, wäre schade, das irgendwo zu verlieren.“ Haben wir dann ein Imperial Stout gebraut mit Quick-Hefe vergoren, also zweimal jeweils Doppelsud mit auch 24, 26 Plato Stammwürze und das bleibt da mal drin für die nächsten Jahre. Grade habe ich ein Grape Ale in der Gärung, das mit einem Chardonnay-Most, der grade frisch gewimmt wurde und die Hefeaktivität von dem kommt. Ja, mal schauen, also ich liebe zwar gern trinkfreudigere Biere, aber braue eigentlich für den Eigenbedarf sehr starke und nicht so easy-drinking-Biere.
Markus: Allerdings, also ich kann mir vorstellen, die ein oder anderen Hörer kennen wahrscheinlich schon so diese fassgelagerten Starkbiere wie ein Imperials Stout oder so, glaube aber, dass der ein oder andere vielleicht noch nie was von einem Italian Grape Ale gehört hat. Was ja an sich total faszinierend ist, weil es eben vor allem ein eigener italienischer Bierstil, in Anführungsstrichen, auf jeden Fall ist und etwas ist, was ja zwei Welten zusammenbringt, nämlich den Wein und das Bier. Und natürlich auch in Südtirol, denke ich mal, weil es ja auch ein weinlastiges Land ist, auch nochmal vielleicht die ein oder andere Tür öffnet. Wie siehst du das so, seit das aufgekommen ist, ist das ein Bierstil, der in Italien da an Bedeutung gewinnt?
Martin: Er wird, glaube ich, immer irgendwo so ein Nischenprodukt bleiben, aber ein hochwertiges Nischenprodukt. Grape Ale ist, glaube ich, nicht als Trinkbier zu verstehen. Ist ein Genussbier, dass einfach durch Komplexität, Säure, nicht Säure, keine Ahnung, viele verschiedene Facetten faszinieren kann, aber auf jeden Fall nicht dazu da ist, den Durst zu stillen. Also ein Helles ist dazu sicher besser geeignet.
Markus: Ja, das stimmt. Aber es ist ja auch noch am Anfang seiner Entwicklung. Also wenn ich überlege, so die Ersten, die ich getrunken habe vor ein paar Jahren irgendwann in Rimini bei einem Bierwettbewerb, da hat man gemerkt, es gibt welche, die sind praktisch wie Champagner, hochvergoren, spritzig und wirklich kaum zu unterscheiden von einem guten Sekt oder Champagner. Und dann gibt es halt welche, die dann am Ende wirklich, weiß ich, 15, 16, 17, 18 Prozent haben, richtig schwer sind. Und das ist schon also eine tolle Vielfalt, die sich da innerhalb von dieser Art Bier irgendwie darstellen lässt und ich glaube, das kommt noch.
Martin: Ja, also unseres bauen wir, glaube ich, eher wie einen einfachen Weißwein aus, schon spritzig, weil, die Kohlensäure braucht es. Aber die Basis, 75 Prozent geben wir durch die Bierwürze, 25 Prozent kommt vom Weinmost, wobei die gesamte Gärung, die Hefeaktivität kommt vom Wein. Also hier haben wir praktisch keine Chance, dies zu steuern oder auch keine Lust, dies zu steuern, also das soll so passieren wie es passiert. Es kann auch sein, aus der Erfahrung der letzten Jahre, wir hatten mal eins gemacht, das vielleicht nach einem Jahr so irgendwo, wo wir es das erste Mal verkostet haben, ich sage aber: „Okay, ja, passt, kann man schon trinken, aber war nicht so überwältigend.“ Jetzt, wo es zweieinhalb, drei Jahre hat, ist es irgendwo fantastisch, wow. Das sind Produkte, also nicht mit Bier, mit einem HD oder sowas zu vergleichen, also das muss man wirklich in die Weinschiene setzen, wo einfach auch die Evaluation, die Entwicklung in der Zeit eine sehr wichtige Rolle spielt. Wo man auch warten muss, damit das Produkt auf den Punkt kommt.
Markus: Ja, ich glaube, es ist eine ganz andere Herangehensweise an das Thema Bier, ne. Wo der deutsche Brauer vielleicht wirklich immer eher bei Temperaturen und Zeiten und Maßeinheiten und was weiß ich was ist, geht es da halt wirklich eher um die Entwicklung von Aromen, um überhaupt die Gesamtentwicklung dieses Bieres, dieses Getränks und auch vielleicht den Überraschungen, die dabei passieren. Die nicht immer positiv sind, aber sehr positiv sein können und dann natürlich schon einfach Welten öffnen, die man vorher nicht sich hat vorstellen können. Und das ist schon toll, ja. Wenn jetzt unsere Hörer auch mal nach Südtirol reisen, kriegt man deine Biere irgendwo, außer bei dir?
Martin: Leider nein. Also ich bin wirklich Hobbybrauer, ich mache das für den Eigenbedarf, ich darf die Biere nicht verkaufen. Ich mache das auch nicht, weil, ich habe auch nicht die Menge davon. Aber wenn sich mal jemand wirklich ankündigt und warm ankündigt, dann können wir da drüber reden, dass ich mal eine Flasche öffne bei mir Zuhause und wir können damit anstoßen.
Markus: Perfekt. Ja, wir werden ja auch deine Website mit verlinken im Podcast, dann können die Leute da auch hinschauen und sie können natürlich zur Bier Craft nach Bozen kommen.
Martin: Ja.
Markus: Also wo, ja, für mich ist das ein Pflichttermin eigentlich im Kalender, weil es einfach so ein Zelebrieren ist. Also es gibt viele Bierfestivals, da geht es halt einfach um die Menge oder halt irgendwie, ja, um dieses, weiß ich, lautes Zusammensein, irgendwie mit Musik vielleicht irgendwie noch und halt ganz vielen Lagerbieren, aber in dem Schloss Maretsch ist das einfach was anderes. Das ist was, das ist eine eigene Welt, da hat man dieses alte Gemäuer mit all den Gemälden, die an der Wand sind, mit den Möbeln, die da noch rumstehen. Wo man einfach, wenn sowas in Deutschland stehen würde, dann wäre alles abgesperrt und man dürfte vielleicht mal einen Katalog anschauen oder vielleicht mal durch den ein oder anderen Raum durchgehen, aber es wäre kein lebendiger Ort. Und das, finde ich, ist so der ganz große Unterschied, wenn man eben zu dem Schloss kommt, zum Bierwettbewerb kommt oder zum Festival kommt, weil es an jeder Ecke lebt. Überall sind Menschen, die sich freuen, die Spaß haben und wo man einfach merkt, dass diese Verbindung zwischen Tradition und Moderne und Jugend und allem, einfach richtig gut funktioniert. Und das ist eine Art von Leben, die wir, glaube ich, bei uns in Deutschland schon so ein bisschen verlernt haben und das, ja.
Martin: Wir arbeiten ganz stark drauf hin, dass es dieses Jahr im Mai stattfinden kann. Wir hoffen auf die aktuelle Pandemiesituation, dass dies zulässig wird. Also wir sind ganz stark guter Hoffnung, dass wir richtig abfeiern können.
Markus: Ja, das werden wir auf jeden Fall tun. Und es gibt dort zum Beispiel auch noch Verkostungen, wo man dann mit Schokolade zum Beispiel und so weiter und mit Käse und, ja, wie es halt in Südtirol ist. Also, ihr könnt euch auf jeden Fall freuen. Dir, lieber Martin, vielen Dank für diese schöne Zeit, für diesen schönen BierTalk und ich freue mich auch, wenn wir uns dann bald in Südtirol mal wieder sehen.
Martin: Unbedingt. Danke, Markus.
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