Andreas Eckschmidt und Johannes Lurz haben die perfekte Bamberger Bierkarriere hingelegt. Klassisch in die Bierkellerkultur hineingewachsen und schon als Kinder durch die örtlichen Brauereien gestöbert, wollten sie bald mehr wissen und versuchten sich – natürlich aus einer Bierlaune heraus – am Hobbybrauen. Die Freunde waren begeistert, der Glühweintopf zu klein und schließlich eine 100-Liter-Anlage selbst zusammengezimmert. Es kam, wie es kommen musste: der Weg führte sie erst nach Breitengüßbach zu Jörg Binkert, dem Vater vieler deutscher Craftbiere, und danach zu Dominik Eichhorn in die Reckendorfer Schlossbrauerei, wo sie nun quasi Untermieter der Brauanlage sind. Doch mittlerweile verbinden die drei auch eine tiefe Freundschaft und großer Respekt – schließlich betrat Dominik mit der Installation des ersten Omnium-Sudhauses der Welt brautechnologisches Neuland, das sie nun gemeinsam regelmäßig erkunden…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute Nummer 75. Und wir haben gleich zwei Gäste, man könnte auch einfach sagen, die Bros oder die von BroBier. Oder wie auch immer man es richtig ausspricht, werden wir gleich sehen. Auf jeden Fall freue ich mich sehr, dass ihr da seid. Und stellt euch doch mal unseren Hörern ein bisschen vor.
Andreas Eckschmidt: Servus! Ich fang einfach mal an. Ich bin der Andi. Ich bin eben einer der beiden Gründer von BroBier. Und neben mir sitzt …
Johannes Lurz: … der Hannes. Servus! Ich bin der zweite Gründer von BroBier. Und wir freuen uns wahnsinnig, dass wir heute dabei sein dürfen.
Markus: Fantastisch, wunderbar! Habe ich es denn richtig ausgesprochen mit Bro oder muss man das ein bisschen spezieller betonen?
Andreas Eckschmidt: Im Prinzip hat es zwei Bedeutungen. Das Bro kommt natürlich von Bruder. Das ist, weil wir einfach seit Kindheitstagen beste Freunde sind. Ich glaube, meine Mutter mag ihn mehr wie mich, ehrlich gesagt. Das ist bei uns immer recht verrückt. Das stand damals einfach mal auf einem Zettel, nachdem wir gebraut haben, aber dazu kommen wir später. Die zweite Bedeutung ist: Wir sind aus Bamberg, wir sind Bamberger Jungs, und wir sprechen ja kein P wie Paula hier in Bamberg. Von daher kommt‘s auch ein bissel von Probieren, steht auf den Flaschen meistens drauf „Probier’s“. Und so ist es ein bisschen eine Doppeldeutigkeit. Die älteren Leute bei uns im Dorf sagen auch ganz oft: Das ist das Probier-Bier, das probieren musst. So ungefähr.
Markus: Das klingt wunderbar! Wunderbar! Ihr seid aber nicht zufällig im Krankenhaus bei der Geburt vertauscht worden, oder so?
Johannes Lurz: Manchmal, also man könnte es erahnen, dass es so ist. Manchmal bin ich mir auch unsicher, wenn er sich mit meinem Vater irgendwie unterhält, ob das tatsächlich so ist. Aber ich denke, dafür sind wir doch unseren Vätern zu ähnlich.
Andreas Eckschmidt: Ja. Auf der einen Seite schon, viele Leute denken es dann auch im Dorf: Hey! Dein Vater war doch gestern noch am Stammtisch. Und ich so: Nee, der war arbeiten. Bis sich dann herauskristallisiert hat, dass er seinen Vater gemeint hat und nicht meinen. Ich finde es immer ein wenig schwierig, weil der Hannes hat noch einen Bruder und den kennen dann die meisten gar nicht.
Markus: Das ist eine sehr witzige Geschichte. Vielleicht wenn wir ganz kurz mal drauf eingehen, wie ihr überhaupt jeweils zu diesem Thema Bier gekommen seid und wie ihr dann zusammen zu diesem Thema Bier gekommen seid?
Johannes Lurz: Das ist eine sehr gute Frage. Also gut, bei mir ist es jetzt so, ich komme aus Reckendorf ursprünglich. Für mich ist das Thema Bier eigentlich schon immer irgendwo präsent. Mein Vater zum Beispiel spielt in der Blasmusik und dadurch sind so Themen wie Kerwa oder sonstiges, bei den Veranstaltungen auch gern Bier getrunken wird, immer irgendwo präsent. Das heißt, ich trinke eigentlich schon immer gerne mal ein Bierchen und das hat mich einfach begeistert. Ich habe gerne Bier getrunken, ich habe gerne auch verschiedene Biere ausprobiert. Und dadurch kommt eigentlich so die Begeisterung hin zum Bier. Und dann regt natürlich das auch irgendwie das Interesse, was eigentlich dahintersteckt. So war das bei mir der Fall.
Andreas Eckschmidt: Bei mir war es relativ einfach, ich war halt immer mit dabei. Also mein Papa spielt halt nicht in der Blaskapelle. Wir sind ursprünglich eigentlich aus Ungarn, da ist so (unv. #00:03:15.5#) in der Nähe. Und dadurch, dass ich da immer dabei war, war das halt dann für mich genauso. Und mein Papa trinkt natürlich auch sehr gerne Bier. Dann waren wir beide mal in Bamberg gesessen auf der Brücke, haben Bier getrunken, und als Bamberger bildet man sich auch irgendwie ein bissel was ein. Ich meine, wir sind Bierstadt und mit den ganzen tollen Brauereien, die wir haben. Und dann haben wir irgendwie gemerkt, dass wir eigentlich gar keine Ahnung von Bier haben. Ich meine Hopfen, Wasser, Malz ist irgendwie drin scheinbar, aber viel mehr wussten wir nicht. Dann haben wir relativ schnell beschlossen, dass wir gesagt haben: Komm! Wir kaufen uns mal ein, zwei Bücher, weil im Internet haben wir damals noch nicht so viel gefunden. Und hat sich jeder von uns ein Buch gekauft, das durchgelesen und dann stand ziemlich schnell fest: Komm! Wir brauen jetzt einfach mal daheim. Ganz klassisch im Glühweinkocher angefangen. Das Einzige, was bei uns vielleicht ein bisschen besonders war, wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen da keine Rezepte aus dem Buch nachbrauen oder so, sondern wir wollen von Anfang an eigene Rezepte schreiben und unser eigenes Bier brauen im Prinzip.
Markus: Und dann gab’s Versuchskaninchen, die das probieren mussten?
Johannes Lurz: Ja, natürlich! Also klar, das ist dann das Erste, was man macht. Man ist natürlich das erste Mal, wenn irgendwie was Bierartiges rauskommt bei den Versuchen, ist man natürlich schon sehr stolz darauf. Und das erste, klar, die ersten Versuchskaninchen sind dann die Familie, Freunde.
Andreas Eckschmidt: Tatsächlich auch der Herr Eichhorn, der Dominik.
Johannes Lurz: Ja, richtig!
Andreas Eckschmidt: Weil der hat uns früher mal bei so einer kleinen Wohltätigkeitsorganisation, die wir geleitet haben, unterstützt mit Backstage. Und da haben wir ihn dann natürlich auch gleich ganz stolz das erste Bier gebracht mit einer fränkischen Brotzeit dazu. Das haben wir dann gemeinsam verkostet und probiert. Und der war dann auch sehr begeistert. Und ich glaube, außer dem Dominik, dem Hannes und mir hat keiner wirklich alle Biere getrunken, die wir je gebraut haben. Das ist tatsächlich nur bei uns dreien der Fall.
Markus: Spannende Geschichte! Und ganz kurz für die Hörer noch: Dominik Eichhorn von der Reckendorfer Schlossbrauerei, den hatten wir auch schon im BierTalk. Das ist natürlich sehr spannend, gerade wenn man so einen Mentor oder Begleiter gleich am Anfang so ein bisschen bei sich hat. Er ist glaube ich auch jemand, der wirklich das Herz auf der Zunge hat. Das heißt, der sagt auch dann wirklich, was er denkt und wie er so das Ganze empfindet. Wie ging dann so der Impuls weiter, dass ihr gesagt habt, okay, wir gehen dann jetzt in eine professionellere Richtung und wollen vielleicht auch mal ein Bier verkaufen?
Andreas Eckschmidt: das war dann eigentlich so, beim allerersten Mal haben wir unsere Väter noch geschimpft, wir trinken mehr Bier am Brautag als da rauskommt. Das übrigens dann auch, weil wir eben ein bisschen zu viel im Tee hatten, der Name BroBier entstanden. Am nächsten Tag, wo wir aufgestanden sind und aufräumen wollten, stand das dann einfach auf einem Zettel. Wir wissen beide nicht, von wem von uns beiden das kommt. Dann war der ausschlaggebende Punkt, dem Johannes sein Vater, sein 50. Geburtstag. Und da haben wir dann 100 Liter gebraut gehabt, das kam supergut bei den Leuten an. Die wollten wissen, wo man es kaufen kann. Und konnte man halt nicht, weil wir es nur in der Garage machen. Und dann hat es mit so kleinen Aufträgen angefangen, hey, mal für die Firmenfeier, für den Geburtstag, für die Hochzeit, haben dann auch schon Firma angemeldet ganz klein. Und irgendwann waren wir dem Ganzen überdrüssig, weil wir unser eigenes Bier nicht mehr getrunken haben. Wie es weitergeht, kann der Hannes gerne erzählen.
Johannes Lurz: Gut, es war dann irgendwann, die Entscheidung stand auch oder lag auf dem Tisch, dass man gesagt: Okay, wie machen wir das jetzt irgendwie weiter? Wollen wir das in einem größeren Maßstab irgendwie weiterproduzieren? Was haben wir denn für Möglichkeiten? Und dann sind wir auf die Idee gekommen, dass wir doch einfach mal zu Brauereien gehen und einfach mal nachfragen könnten, gibt’s denn überhaupt grundsätzlich die Möglichkeit, dass man seine eigene Rezeptur irgendwie auf so einer Anlage braut und kann man das überhaupt skalieren? Wenn ich jetzt daheim irgendwie in einem Einkocher oder wir haben uns irgendwann eine 100-Liter-Anlage zusammengeschustert, kann ich das eigentlich vergleichen, die ganzen Werte, die ich jetzt bei uns auf unserem Rezept stehen habe, kann ich das mit so einer großen Anlage vergleichen? Das war eigentlich die größte Schwierigkeit. So sind wir dann zu einer Brauerei, ortsansässigen Brauerei auch, und haben da einfach mal angefragt. Und die waren da natürlich auch begeistert und so ist das irgendwie mal in die professionellere Schiene gekommen, dass wir dann bei einer Brauerei waren, dort brauen durften an einem Brauttag. Und das war eigentlich der Start von dem Ganzen.
Andreas Eckschmidt: Das war damals beim Brauhaus Binkert, den Jörg kennst du logischerweise auch.
Markus: Jo!
Andreas Eckschmidt: Und da haben wir die ersten Sude quasi gemacht. Wir wollten eigentlich schon von Anfang an nach Reckendorf, aber damals hat der Dominik nur das alte 100-Hektoliter-Sudhaus gehabt, und das war für den ersten professionellen Sud deutlich zu viel, grad für unser erstes Bier damals, für das Amber war das eine Riesenmenge, und da haben wir uns einfach bei 15 Hektoliter beim Binkert wesentlich einfacher getan das zu verkaufen.
Markus: Das kann ich mir vorstellen. Und der Jörg ist natürlich auch ein sehr sowohl erfahrener Braumeister als auch eben Technologe. Weil du gerade gesagt hast, natürlich fanden die das gut. Ich muss sagen, das ist schon, also der Jörg findet nicht alles gut. Also müsst ihr ihn schon wirklich überzeugt haben. Und ich kann mir auch vorstellen, dass das bei ihm für euch auch noch mal so einen Schub gegeben hat, weil er, glaube ich, viel Input dann auch noch mal gibt, wenn man dann mit ihm zusammen braut.
Andreas Eckschmidt: Ja. Auf der einen Seite schon, auf der anderen Seite hat er uns aber auch machen lassen. Wir haben damals beispielsweise schon während der Hauptgärung gestopft. War jetzt nicht, weil wir gesagt haben, wir kennen uns da ultragut aus, inzwischen weiß man, dass das auch ganz gut ist für die Biere, aromatisch gesehen. Er hat uns das damals abgeraten, weil es zu viel Aroma raustreibt während der Gärung mit dem CO2. Wir haben da aber vehement darauf bestanden, weil das unser erstes Rezept war. Also er hat uns auch schon machen lassen. Hat natürlich auch Input gegeben, aber wir durften trotzdem frei nach Schnauze unser Ding machen. Das fanden wir auch ganz cool.
Markus: Apropos, wir reden die ganze Zeit über Bier, ich glaube, wir müssen auch mal eins trinken.
Andreas Eckschmidt: Ja, bitte!
Markus: Ich muss zugeben, dass ich von euch aktuell tatsächlich nur eines dahabe. Dafür aber gleich ein richtiges, würde man sagen, nämlich den Weizen-Doppelbock hopfengestopft. Jetzt weiß ich nicht, ob wir den gemeinsam verkosten wollen, dann könnten wir den trinken, oder ob ihr vorher noch was anderes trinken wollt, je nach dem?
Johannes Lurz: Wir haben jetzt beide den Weizen-Doppelbock vor uns stehen und (unv. #00:09:20.5#)
Markus: Na dann! Keine Frage! Dann mache ich ihn auch mal auf. Moment! So! Und gebe den mal ins Gläschen.
Andreas Eckschmidt: Ich hoffe, das klingt von unserer Seite auch so sexy wie von deiner mit dem Einschenken.
Markus: Da werde ich immer wieder danach gefragt oder werden wir immer wieder danach gefragt, ob wir da irgendwie tricksen oder irgendwie nachträglich noch Sounds einspielen. Aber ist gut, dass ihr jetzt so reagiert habt. Nein, es ist wirklich alles live. Ich mach’s halt hier direkt neben dem Mikro. Und wenn man dann eben so einschenkt, dass es eine gewisse Fallhöhe vom Bier gibt, dann passt der Sound auch entsprechend. Aber gut, dass ihr das mal so betont habt. Wunderbar! Ich sag vielleicht mal ganz kurz, wie mein Empfinden hier vom Bier ist, dann könnt ihr ein bisschen gucken, ob ich da auf der richtigen Schiene bin. Also erstmal vom Aussehen her habe ich also eine klare Trübung, aber das gehört sich für so einen Weizenbock auch so. Die Farbe ist so sandorange irgendwie, also eine schöne weiche Farbe mit so einem leichten Orangestich sozusagen. Obendrauf ist dann der Schaum so fein- bis mittelporig. Ist auch leicht getönt. Und insgesamt lächelt mich es auch richtig schön an. Jetzt rieche ich mal rein. Ha! Und da habe ich also einerseits die klassischen Weizenbock-Aromen, also Banane, wie man es so kennt, eher eine reife Banane, schön intensiv, schön fruchtig, dann frisch, ein bisschen Zitrus. Und dann kommen eben auch so Tropenfrucht-Aromen, also so Richtung Papaya, Mango, irgendwie in so eine Richtung, sehr schön, sehr frisch auch, sehr einladend. Jetzt nehme ich mal ein Schlückchen. Ein sehr cremiges Mundgefühl. Es fängt ein bisschen süßer an, wie man es vom Weizenbock erwarten würde. Dann im Mund selber geht’s so über in so leichte Honignoten. Dann kommen diese fruchtigen Aromen, geht eben wieder so in Tropenfrüchte über, in Banane. Wenn man dann runterschluckt, ist es so eine schöne Mischung, wo einerseits dann tatsächlich jetzt auch die Hopfenbittere sich ordentlich zu Wort meldet, aber sich immer wieder abwechselt mit den fruchtigen Noten von der Banane, von den Tropenfrüchten, und fast auch so ein bisschen gewürzige Aromen, noch ein bisschen pfeffrige dabei, vielleicht auch so ein bisschen Guave, also eine sehr schöne Reise durch ganz viele verschiedenen Aromen. Insgesamt also ein sehr dichter und sehr intensiver und auch sehr angenehmer Geschmack. Also von meiner Seite auf jeden Fall schon mal Glückwunsch! Habe ich das einigermaßen richtig erfasst?
Andreas Eckschmidt: Fandest du nicht, dass es ein bisschen salzig schmeckt?
Markus: Moment!
Andreas Eckschmidt: Nach mehr.
Markus: Jetzt hast du mich echt verunsichert. Weil das ist tatsächlich …
Andreas Eckschmidt: Sorry! Auch Entschuldigung an alle Hörer, (unv. #00:12:03.2#) musste jetzt sein.
Markus: Du, ich schneide es sowieso raus. Nein, Quatscht! Natürlich bleibt das drin. Und ist ja auch gut, also den Witz kenne ich schon, aber ich muss sagen, wir hatten das neulich bei einem Bierwettbewerb mal, dass einer am Tisch wirklich behauptet hat, das Bier wäre salty. Und dann haben wir da ewig rumdiskutiert und ich habe dann am Schluss gesagt „Naja! Vielleicht bin ich auf dem Auge einfach etwas blind“ und habe das dann auf sich beruhen lassen. Das hat mich jetzt ein bisschen dran erinnert. Hätte ja sein können, dass ihr so eine Prise Salz rein gebt, machen viele sogar beim Kaffee. Aber es schmeckt tatsächlich nach mehr. Da stimme ich euch auf jeden Fall zu.
Johannes Lurz: Nein, also grundsätzlich bist du mit deiner Beschreibung, also stimmen wir komplett überein, denke ich. Das Schöne finde ich bei dem Weizen-Doppelbock ist einfach, dass es so komplex ist und in so verschiedene Richtungen geht. Es ist wirklich, man schmeckt, das ist ein Weizen irgendwie, also es hat einfach diesen typischen Weizencharakter, es hat den typischen Doppelbock-Charakter, auch diese leichte Süße, das Bananige von dem Weizen. Und dann einfach durch das Hopfengestopfte hat man einfach diese fruchtigen Aromen, das Tropische noch mal mit dabei. Und das alles entfaltet sich irgendwie in unterschiedlichen Phasen. Also je nach dem, im ersten Antrunk und dann aber auch hinten raus noch mal eben eine leichte, ganz leichte Bittere rundet das Ganze ab. Also ich finde, das Bier ist schon rund und gut gelungen und ganz verschiedene Geschmacksrichtungen einfach bei dem Bier.
Andreas Eckschmidt: Ich finde es auch schön, also was wir auch versucht haben zu betonen, es ist dezent hopfengestopft. Also das waren jetzt bei der Hauptgärung und bei der Lagerung waren das ungefähr 80 Kilogramm Sabro bei 200 Hektolitern. Also ist jetzt nicht die Welt, ging uns da aber auch einfach darum, wir wollten einfach nur einen Touch drinnen haben und wir wollten da jetzt nicht irgendwie eine Art Naipa-Verschnitt oder sowas draus machen, sondern es soll ganz klar auch dieses wunderbare Weizen-Doppelbock-Aroma da sein. Es ist nicht das fruchtigste Bier, das man je getrunken hat, aber darum geht’s uns auch gar nicht. Wir lieben beide einfach Weizenbiere und diesen Charakter auch irgendwie darzustellen und ein ganz bissel zu verbinden. War uns wichtig, vor allen Dingen, weil wir das in Kooperation mit der Schlossbrauerei gemacht haben. Und wir stehen beide auch ein bisschen so Vereinigung von Tradition und Moderne. Und das fand der Dominik auch sehr gut. Wir haben da lange über das Rezept zu dritt diskutiert und ich glaube wir sind mehr als zufrieden damit. Jetzt stoßen wir auch endlich mal an.
Johannes Lurz: Das Schöne ist einfach, dass wir damit auch viele Leute erreichen. Ich meine, die Leute, die Zuhörer wissen auch teilweise, dass wir verschiedene Sondersorten, Sonderbiere auch immer zu unserem Standardsortiment machen und brauen. Und der Weizen-Doppelpack, damit spricht man einfach den Weizentrinker an und man spricht den Bocktrinker an. Das passt jetzt perfekt in die weihnachtliche kalte Zeit.
Andreas Eckschmidt: Man spricht auch irgendwie den Spezialbier-Trinker an. Natürlich bei uns original alles nur 0,5. Und für die Leute, die uns vielleicht nicht kennen, wir haben standardmäßig drei Biere, das ist ein Helles Urfränkisch unfiltriert nur mit einem Hopfen und einem Malz gebraut. Wir haben fränkisches Rotbier, das sehr, sehr komplex ist. Das sind knapp acht verschiedene Spezialmalze drin. Ein helles Rauchbier, das einen ganz leichten Rauchgeschmack bloß hat. Und dann kommen eben immer wieder mal Sonderbiere wie IPA, Naipa, Amber, Böcke und worauf wir halt grad Bock haben.
Johannes Lurz: Genau!
Andreas Eckschmidt: Von der Farbe vielleicht noch, was mir eingefallen ist. Dass wir eigentlich da ein ganz schönes Herbstlaub haben in dem Sinne, ganz bunt gemischt, ganz verschiedene Gelb- und Orange-Töne ein bisschen. Also ich finde, mich erinnert das Bier von der Farbe immer ein bisschen an Herbst.
Markus: Und wenn wir schon über die Farbe vom Bier sprechen, dann müssen wir auch über die Farbe vom Etikett sprechen. Wie kommt man denn auf die Idee, das lila zu gestalten?
Andreas Eckschmidt: Ach, das war eigentlich, wie soll man sagen, der Recken Weizenbock hat schon ein bisschen lila Elemente. Und wir fanden die Kombination mit Lila und Gold recht edel. Wir finden auch, das ist ein recht edles Bier in dem Sinne, weil es halt eben so vielschichtig und komplex ist. Und da fanden wir die Kombination lila-gold eigentlich recht schön. Es ist auffällig, ohne dass es auch irgendwie im Auge sticht. Es ist jetzt keine, keine Ahnung, Leuchttürkis oder Pink oder irgendwie sowas, sondern ist eigentlich, fanden wir, eine angenehme Kombination.
Johannes Lurz: Und passt natürlich auch zur Weihnachtszeit. Also jetzt für die kalte Jahreszeit, Weihnachtszeit. D
Markus: Genau! Das wollte ich gerade auch sagen. Dafür ist es natürlich wie die Faust aufs Auge, weil es natürlich so ein bisschen so einen weihnachtlichen, wie so ein eingepacktes Geschenk mit so einem Gold-Schleifchen oder so. Die Assoziation kann man natürlich sehr gut herstellen. Und da steht jetzt auch drauf: Reckendorfer & BroBier. Das heißt, es ist dann so eine offene Collaboration, wie man so schön sagt, also jetzt, was ihr gemeinsam macht, oder wie reiht sich das in eure Reihe ein?
Andreas Eckschmidt: Es ist ein gemeinsames Projekt, das soll auch ein bisschen darstellen, dass wir halt hier in Reckendorf einfach in der Schlossbrauerei zwei Sudhäuser und zwei Brauereien haben. Das ist uns auch eine Herzensangelegenheit. Deswegen wollte der Dominik auch von Anfang an, dass wir hier brauen können, weil er eben von unserer Leidenschaft auch so begeistert war. Und auch, wenn das jetzt ein bisschen blöd klingt, auch für die Zuhörer, aber uns geht es sehr, sehr gegen den Strich, was aktuell in der Braubranche auch abläuft mit den ganzen Etikettenschwindlereien. Da werden Biere von anderen Braueien reingenommen, ein Etikett draufgeklebt, am besten sich auch noch prämieren lassen und Co.. Uns geht das sehr gegen die Meinung, wir sind sehr stolz, dass wir unsere Biere, die ganzen Rezepte selber schreiben, beim Brauen auch größtenteils mit dabei sind. Also wir wollen auch keinen anlügen, wir sind natürlich nicht bei jedem Sud dabei. Wir müssen ja auch noch ausliefern und haben die Firma zu leiten. Aber die Standardbiere werden inzwischen ganz normal gebraut, bei den Sonderbieren sind wir natürlich immer mit dabei, weil hier dann tatsächlich auch ein bissel das Know-how dafür fehlt, wie man das Ganze macht. Aber wir sind wirklich zwei Brauereien und in einem im Prinzip, sind komplett eigenständig hier in Reckendorf, haben auch unsere eigenen Tanks hier. Inzwischen gibt’s auch Investitionen, die gemeinsam getätigt werden wie Hopfenfilter, ein bissel Ausbau vom Hof und, und, und. Und wir sind hier auch sehr froh, dass wir freie Hand haben. Die einzige Begrenzung ist, wir dürfen keine Sauerbiere machen. Aber damit können wir aktuell noch ganz gut leben.
Markus: Ich glaube, das ist ganz gut, damit auch leben zu können. Aber wenn du gerade sagst, die eigene Firma zu leiten, wenn ihr vielleicht da noch ein bisschen was erzählt. Wie hat sich denn das entwickelt und lebt ihr jetzt wirklich vom Thema Bier?
Johannes Lurz: Grundsätzlich, wie hat sich das Ganze entwickelt? Wir beide sind die Gründer von dem Unternehmen auch. Es ist auch noch so, dass wir beide mitbeteiligt an der Firma sind. Bei mir ist es jetzt so, dadurch, dass ich letztes Jahr mit meinem Master fertiggeworden bin, also ich habe Maschinenbau studiert und den Master jetzt letztes Jahr fertiggemacht, und ich wollte jetzt erst mal ins Berufsleben einsteigen, dass ich sage, irgendwann könnte ich mit in die Firma komplett einsteigen. Deswegen, ich bin jetzt nebenbei so und unterstütze natürlich. Wir haben fast täglich Telefonate, bei denen wir irgendwelche Entscheidungen treffen müssen. Und ansonsten bin ich natürlich, wenn ich Urlaub habe oder am Wochenende, mit dabei, liefere mit aus, überprüfe noch mal irgendwelche Drücke und so weiter.
Andreas Eckschmidt: Also es läuft halt recht, also die Anteile von der Firma sind halt zwischen uns beiden mit aufgeteilt. Ich halte natürlich wesentlich mehr, weil ich mach‘s tatsächlich hauptberuflich inzwischen. Aber man darf das auch nicht durch die rosarote Brille sehen, so eine Brauerei ist extrem teuer und wir sind hier halt eben mit am Start, erleichtert uns einige Investitionen, auf der anderen Seite müssen wir natürlich auch Tanks, Kästen, Flaschen, das ganze Marketing-Portfolio im Sinne von Etiketten und, und, und bezahlen. Und davon können wir beide eben nicht leben, bei weitem nicht, auch ich noch nicht. Also man nimmt sich noch ein bisschen aus der Firma raus. Und wir haben halt einen Privatvertrag nochmal zusätzlich, dass er irgendwann mit einsteigen kann, wenn er möchte und wenn auch die Summen und Gehälter passen. Und ansonsten läuft‘s halt so, wenn ich jetzt beispielsweise sage, ich will gern ein Zwicklpils brauen und der Hannes sagte, Zwicklpils habe ich jetzt keinen Bock drauf, dann kann ich es nicht machen. Also das bleibt alles fifty-fifty in den Entscheidungen. Und ansonsten schauen wir, dass wir … Das Gute ist, wir zwei Blödköpfe haben eigentlich eh immer dieselbe Meinung. Also es ist von daher eigentlich immer recht easy.
Markus: Das glaube ich auch, dass ihr euch da immer ganz gut ergänzt und auch da eben gut in euerm Geschmack harmoniert. Was hat euer Umfeld denn dazu gesagt? Also einerseits, was haben so die Kunden und die Biertrinker, wie sind die mit eurer Marke, was kommt da so für Feedback? Und wie ist es mit eurer Familie, wie sehen die das, dass da jetzt eine neue Brauerei entstanden ist?
Johannes Lurz: Grundsätzlich, von unserer Familie bekommen wir natürlich viel Rückhalt. Also die fanden das am Anfang, also es gab auch teilweise Freunde oder Bekannte, die das am Anfang auch ein bisschen vielleicht belächelt haben, als wir in der Garage irgendwie angefangen haben. Also wirklich aber sehr vereinzelt. Die anderen Kumpels, Freunde fanden das natürlich super, konnten auch teilweise mit dabei sein. Wir hatten immer Besuch. Also jedes Mal, wenn wir gebraut haben, war irgendjemand da, der uns zugeschaut hat: Was machen wir eigentlich da? Was ist unser Ziel? Wie funktioniert das? Und waren da auch immer mit interessiert. So war es ursprünglich. Jetzt natürlich, wenn es größer wird, also gibt es wenige von unseren Bekannten, Freundeskreis, Familienkreis, die da irgendwas Negatives drüber sagen.
Andreas Eckschmidt: Zumindest nicht in unser Gesicht.
Johannes Lurz: Ja genau! Zumindest nicht uns … Genau, sagt uns keiner direkt. Deshalb schon mal vielleicht so im Freundes- und Bekanntenkreis und wie gesagt, die unterstützen uns da, geben uns Tipps, Input. Da sind wir auch, herzliches Dankeschön an alle unsere Freunde auch, die uns, egal um was es geht, bei Veranstaltungen und so unterstützen und unter die Arme greifen. Aber jetzt und so von den Biertrinkern, die man jetzt nicht so kennt oder so, da kommt auch positives Feedback erst mal grundsätzlich, wo man sagt, okay, es sind gute Biere, es sind stabile Biere, es ist mal ein bisschen was Neues mit irgendwie einem Twist dabei. Die finden das natürlich gut. Aber es gibt natürlich wie wahrscheinlich bei jedem irgendwo auch negatives Feedback grundsätzlich, wo man aber auch sagen muss, teilweise haben es vielleicht die Leute auch noch nicht mal probiert und haben halt einfach ein bisschen was gegen etwas Neues.
Andreas Eckschmidt: Wir sind tatsächlich eher eine klassische Brauerei. Wir fungieren auch so. Also wir arbeiten um unseren Schornstein herum. Wir sind jetzt nicht groß im Online-Handel. Der ist jetzt seit letzter Woche beispielsweise erst wieder offen. In der Situation, wie wir grad sind, gibt’s uns zweieinhalb Jahre. Wir machen jetzt in dem Jahr knapp oder jetzt zwei Jahre besser gesagt machen wir jetzt knapp 2000 Hektoliter. Da sind wir sehr stolz darauf. Und weil wir halt eben traditionelle Biere machen, Helles unfiltriert mit einem Hopfen, einem Malz, ein fränkische Rotbier, ein Rauchbier ein leichtes. Uns ist halt hier die Kultur wichtig. Wir haben leider nicht den Vorteil, dass irgendjemand mal von unseren Großeltern oder sonstiges eine Brauerei gegründet hat. Aber wir lieben die Braukultur, die Brauszene. Und auch, wenn wir beide keine gelernten Brauer sind, haben wir davor extreme Achtung, uns liegt das extrem am Herzen. Und das ist auch das, was die Kunden glaube ich merken und auch die Leute, dass wir einfach ein Riesen-Respekt vor dem Ganzen haben und uns diese Kultur so wichtig ist. Und wir auf der anderen Seite aber halt auch mal ein Naipa raushauen können und dass die Leute dann auch probieren, was wir eigentlich echt cool finden.
Markus: Ihr habt auf jeden Fall schon eine richtig große Bandbreite schon gemacht und auch vieles immer präsent. Macht ihr denn jetzt alles in Reckendorf oder macht ihr noch einen Teil beim Jörg?
Andreas Eckschmidt: Nein, beim Jörg sind wir schon sehr lange nicht mehr. Wir machen tatsächlich alles in Reckendorf. Einfach aus dem Grund, dass wir hier, also wir sehen uns auch nicht als Gypsy-brauer oder ähnliches an, weil wir haben hier einen festen Platz. Uns gehören hier auch im Prinzip Räumlichkeiten mit. Wir haben hier eigene Tanks stehen, wir greifen stetig ins Baugeschehen mit ein. Auch wenn ich jetzt beispielsweise mal nicht dabei bin, wenn ein Helles gebraut wird. Dann mache ich aber dann, wenn das Bier durchgegoren ist, tun Grünschlauchen. Was heißt durchgegoren, wenn es halt so weit ist, dann mache ich das Grünschlauchen selber. Wir legen überall Hand an, wir sind stetig im Brauprozess mit einbegriffen. Vielleicht nicht so unbedingt zur Sympathie des Braumeisters hier, weil wir halt einfach auch unseren Stiefel durchziehen und es natürlich auch schwierig ist, alles miteinander zu vereinen. Aber für uns ist es halt einfach extrem wichtig und wir gehen mit dem Thema extrem offen um, dass wir hier in der Schlossbrauerei sind. Und ich finde es auch gut, dass zwei Brauereien so zusammenarbeiten können. Da gibt’s, da brodelt auch die Gerüchteküche im Sinne von, unser Rauchbier ist das Recken-Rauchbier, obwohl der gar kein Rauchbier hat, und lauter so Blödsinn, wo wir auch vehement versuchen, dass solche Blödigkeiten verboten gehören, weil es einfach Kundentäuschung ist. Und ein bisschen dazu, dass dem Dominik die Firma gehört und wir hier nur angestellt sind, dann würde ich glaube ich keine 80 Stunden in der Woche mir den Arsch aufreißen und die ganzen Probleme haben, die wir haben. Aber wir machen das mit sehr viel Leidenschaft und ich glaube, das schmeckt der Endverbraucher auch.
Markus: Und bei der Gelegenheit können wir vielleicht auch noch ein bisschen über die Brauanlage an sich sprechen, weil uns nämlich nach dem BierTalk mit dem Dominik klargeworden ist, dass das fast so ein bisschen runtergefallen ist, weil wir das schon eigentlich eher so als ganz normal angesehen haben. Das ist schon auch was Besonderes. Ihr habt schon gesagt, es gibt ein altes Sudhaus und es gibt eben auch ein modernes Sudhaus, was dieses Ziemann Omnium System ist mit einer (unv. #00:25:37.1# Nessie?), die da praktisch statt einem Läuterbottich letzten Endes funktioniert und damit eben ganz andere Stammwürzen, ganz andere Abläufe letzten Endes möglich sind. Vielleicht wollt ihr da ein bisschen erzählen, wie kommt ihr mit dem System zurecht? Gefällt euch das?
Andreas Eckschmidt: Da muss ich jetzt leider Gottes noch mal einen Monolog halten, da bin ich ein kleines bisschen mehr involviert mit. Es ist sehr spannend vorab, es ist sehr interessant, es ist neu, Brauprozesse funktionieren anders wie auf der alten Anlage. Die Amylasen funktionellen kürzer. Wir holen beispielsweise eine Amylase nach dem fertigen Brauvorgang vor bei 83 Grad, wo die eigentlich gar nicht mehr stattfinden dürfte. Funktioniert als kurze Explosion. Wir haben mit dem Janus einen separaten Hopfenkessel quasi, wir können einfach hier Glattwasser abfangen mit einem höheren pH-Wert. Das wird auf einer speziellen Temperatur sagen wir mal zum Kochen gebracht und da lösen sich einfach viel mehr Bitterstoffe in dem Ganzen, man verbraucht weniger Hopfen. Es entsteht eine feinere Bittere. Es ist, glaube ich, sehr schwer, das jetzt hier irgendwie zu erklären. Es ist auf jeden Fall sehr kompliziert gedacht oder wie soll man sagen, nicht kompliziert gedacht, schwierig zu erklären, wenn man nicht davorsteht. Es ist aber halt was komplett Neues. Also auch, wenn hier ein Braumeister zu Besuch ist und wir erklären das, dann sagt der auch manchmal „Hä? Das funktioniert doch gar nicht so“. Und dann muss man erklären „Doch, auf der Anlage klappt das eben so“.
Johannes Lurz: Vielleicht als kleine Ergänzung, ich weiß jetzt nicht, für die Zuhörer natürlich auch, grundsätzlich ist der Läuterprozess komplett anders. Bei einem alten Sudhaus kann man es sich vorstellen, also läutern, um es ganz einfach zu sagen, ist dafür da, eigentlich um das Malz, welches ich verwendet habe, von der Flüssigkeit zu trennen. Normalerweise funktioniert das mit einem Sieb, kann man sich das vorstellen, und durch Schwerkraft sozusagen trennt man dann die Feststoffe von der Flüssigkeit. Und beim Nessie System ist es so, also es heißt Nessie, weil das vier Räder sind, die ausschauen wie so ein, also ein bisschen absteigend, und schaut aus wie so eine Nessie, die irgendwo …
Andreas Eckschmidt: … aus Loch Ness.
Johannes Lurz: Genau! Loch Ness. Und da ist es so, dass man sich das wie Waschmaschinentrommeln vorstellen kann, die sich ganz langsam drehen. Und dann wird eben von Rad zu Rad die Flüssigkeit von den Feststoffen getrennt. So vielleicht erst mal als grobe Unterscheidung davon.
Andreas Eckschmidt: Und da verwenden wir die verschiedenen Flüssigkeiten für die verschiedensten Prozesse. Also wir sitzen eh grad im Sudhaus, wir haben jetzt vor uns im Prinzip drei Behältnisse, große stehen, die alle unterschiedliche Funktionen erfüllen. Ein kleines noch, also es ist sehr komplex. Ich glaube, da könnten wir ein komplettes Video drüber drehen. Was für uns halt interessant ist, also wir benutzen nur die neue Anlage und auch die Nutzung von uns ist am meisten. Wir sind da ganz oft auch irgendwie das Experimentierkaninchen sozusagen, weil wir sind die Ersten weltweit, die auf so einer Anlage ein Rotbier gebraut haben, ein Rauchbier gebraut haben. Amber, jetzt auch mit dem Weizen-Doppelbock, mit dem Naipa, mit den IPAs und Ales im Allgemeinen, die wir machen. Wir stehen da auch sehr arg in Kontakt mit Ziemann mit den Ingenieuren, um uns gegenseitig auszutauschen. Das ist irgendwie ganz verrückt, weil wir sind beide keine gelernten Brauer oder Braumeister und diskutieren dann über Prozesse, die dann hier passieren in Reckendorf bei der Anlage und können da unsere Erfahrungswerte mitteilen. Was extrem spannend war, also auch, wenn andere Leute kommen, man ist da schon irgendwie sagen wir mal in einer Richtung sehr speziell unterwegs und kennt sich dann inzwischen auch sehr, sehr gut da drin aus.
Markus: Das ist fast so ein bisschen wie ein Restart, so kann man sich das vorstellen. Also dass eben letzten Endes mit dieser ganz neuen Anlage auch jemand, der jetzt auf einer alten gelernt hat, erst mal die Dinge wieder neue begreifen muss und eben neu rangehen muss. Und ich finde es auch interessant, dass der Ursprungsgedanke eigentlich war bei der Entwicklung der Anlage, dass gerade für größere Brauereien damit viele Erleichterungen da sind. Und dann hat man eben gemerkt, naja, aber wenn man das Ganze in klein skaliert, dann ist es eben auch für kleine Brauereien sehr spannend, weil ich halt mit ganz anderen Mengen arbeiten kann und eben auch mit ganz anderen Rohstoffmengen arbeiten kann. Und was ihr schon gesagt habt, dass man eben zwischendurch Flüssigkeiten aus dem Prozess rausnehmen kann, was normalerweise gar nicht geht, weil die alle in einem Topf sind. So kann man es eben Stück für Stück machen und kann auch zum Beispiel Rücksicht darauf nehmen, dass beim Hopfen ätherische Öle eine große Rolle spielen. Und wenn ich die halt nur reingeben kann, wenn das Ganze kocht, dann verdampfen mir natürlich viele davon. Wenn ich aber eben Teilflüssigkeiten habe, die zum Beispiel nur 60, 70, 80 Grad haben, dann habe ich da einen anderen Verlust. Und so kann man einfach da ganz spannend arbeiten. Also ich kenne es ja auch nur von der Theorie beziehungsweise von der Praxis als Trinker, Brauen kann ich damit natürlich nicht. Aber ich muss wirklich sagen, ich finde das echt spannend und habe auch schon Vergleichsbiere mit dem Dominik getrunken, wo man auch wirklich merkt, das ist was anderes. Ja, also besser ist, aber schwierig, aber es ist anders. Und es ist oft auch klarer, crisper könnte man sagen so in der Geschmacksausprägung. Es ist auch so ein bisschen finde ich von der Technologie her, dass man sagt, okay, jemand hat halt mal das Automobil erfunden und seitdem arbeiten wir jetzt aktuell immer an diesem Verbrennungsmotor, seit man sich dafür entschieden hat, und ist natürlich jetzt irgendwo dabei, dass man das einfach ausgereizt hat. Und dann ist halt alles, was man da erfinden kann, irgendwie schon erfunden worden. Und bevor man jetzt sagt, wir arbeiten nochmal an sowas, sagt man, okay, wir gehen mal einen Schritt zurück und überlegen uns, vielleicht ist das auch irgendwie ganz anders möglich und fängt dann eben nochmal von vorne an. Und da glaube ich auch, dass diese Technologie natürlich viel Potenzial noch hat, um verbessert und optimiert zu werden. Und da seid ihr jetzt Protagonisten der ersten Stunde, finde ich auch sehr spannend. Fühlt ihr euch auch so?
Andreas Eckschmidt: Ja, irgendwie schon. Es ist sehr spannend, auf der anderen Seite ist es auch ein bisschen ein Wechselbad der Gefühle. Weil es ist cool, das Ganze zu entdecken und rauszufinden, aber jetzt eine Brauerei quasi in der größten Brauereidichte der Welt so gesehen hochzuziehen, wo der Franke im Allgemeinen kritisch gegenüber Neuem ist und nicht unbedingt die offenste Weltkultur manchmal an den Tag legt, so sind wir halt leider Gottes ab und an, und da will man eigentlich, dass alles perfekt funktioniert. Also wir hätten die Brauerei wahrscheinlich leichter starten können, hätten wir auf einem klassischen Sudhaus gebraut, hätte uns wahrscheinlich das Leben extrem einfacher gemacht, vor allem im ersten Jahr. Wir mussten noch einiges rumdoktern, weil einfach auch Probleme entstanden sind, die vorher nicht bewusst waren und die dann irgendwie selber zu zweit oder in Arbeit mit dem Dominik zu lösen, war nicht immer das Einfachste.
Johannes Lurz: Im Endeffekt ist es auch so, dass man zwar damit rechnet, dass der Endverbraucher auch sich denkt, wow, die brauen jetzt hier auf einer ganz neuen Anlage, aber im Endeffekt eigentlich, wenn man ganz ehrlich ist, interessiert das wahrscheinlich vielleicht 5 % von den Leuten, die unser Bier kaufen, dass wir auf so einer Anlage brauen.
Andreas Eckschmidt: Wahrscheinlich (unv. #00:32:38.9#)
Johannes Lurz: Genau! Das heißt, man rechnet zwar damit, dass es Begeisterung irgendwo hervorruft, aber im Endeffekt ist es so, dass bierbegeisterte Leute oder auch die technikinteressierten Leute, die finden sowas schon super, aber mehr irgendwie auch nicht. Das ist der Punkt eigentlich dabei.
Andreas Eckschmidt: Das ist auch nicht (unv. #00:33:01.2#), dass wir da hier auf der Anlage brauen und uns so viele Sachen überlegen müssen oder so viele Sachen austesten. Ich meine, man testet nicht aus und sagt, ha, war ein schöner Test, sondern dann kommt ein Bier bei raus, das verkauft werden muss. Es müssen Rechnungen bezahlt werden. Man liegt nachts wach, weiß nicht, wie man das und das stemmen soll, und dann soll man auch noch rumprobieren. Das war definitiv keine leichte Zeit.
Markus: Aber so ein bisschen auch eine klassische Unternehmergeschichte einfach, wo man am Anfang halt einsteigt und in gewisser Weise auch ein bisschen Lehrgeld zahlt und dann eben Kreativität braucht, Durchhaltevermögen braucht, einfach die die nötige Energie, um dann seinen Laden auch durchzuziehen. Das finde ich schon gut und da kann man euch auch nur großen Respekt letzten Endes zollen. Was würdet ihr denn sagen, von all den Bieren, die ihr so gemacht habt, was waren eure absoluten Tops und vielleicht auch, gab’s einen Flop?
Johannes Lurz: Ich fange mit dem Flop, bei Flop muss ich (unv. #00:33:53.4#). Das passt nämlich super zu dem Nessie-System. Wir haben mal ein 100 % Weizenbier gebraut. Es ist ja normalerweise Weizenbier besteht nie aus 100 % Weizen, sondern ist immer Gerstenmalz mit dabei, weil der Läutervorgang normalerweise auf einem Standardsudhaus nicht möglich ist. Und deswegen dachten wir, hey, mit der neuen Anlage geht das und das wäre doch mal cool zu wissen, wie eigentlich ein Weizen, also Weißbier schmeckt mit 100 % Weizenmalz. Für uns war das wahnsinnig spannend, da was zum Beispiel wieder cool auszuprobieren. Was aber rauskam, war einfach ziemlich flach. Also das Gerstenmalz ist bei dem Weizen auch so, dass es trotzdem für die Vollmundigkeit sorgt, und das hat einfach komplett gefehlt. Das war interessant, das war getreidig irgendwie vom Geschmack her, aber es war einfach, das hat keinen begeistert, das hat keinen interessiert eigentlich, dass jetzt 100 % Weizen drin ist, sondern eigentlich war das so, es war eine Enttäuschung für den Endverbraucher, weil der mit einem Weizen rechnet, mit dem Weizen, wie er es kennt und …
Andreas Eckschmidt: Mit was Bananigem vielleicht auch.
Johannes Lurz: Genau! Und das hat einfach komplett gefehlt. Und deswegen war das vielleicht ein Flop.
Andreas Eckschmidt: Es hat auch einigen Leuten tatsächlich ganz gut geschmeckt, aber es war halt so, wir haben das eigentlich im High Gravity Verfahren gebraut, wir haben eigentlich einen Weizenbock gebraut und haben den dann nach der Gärung ein bisschen runter verdünnt. Und dann war es so, das war einfach nur nelkig und gar nicht bananig. Wir haben eigentlich mit dem Maischsystem und alles geguckt, dass es so bananig wie möglich wird, und Weizen hat auch noch eine ganz leicht saure Note. Es hatte auch einen ganz leichten sauren Stich, ohne dass da jetzt irgendwie Lakto oder sonst was im Spiel war. Es war von der Herstellung ultrainteressant, das war halt auch ultraleicht, da gab‘s gar keinen Widerstand. Also das konntest du schütten wie nichts, aber es war halt, der Endverbraucher hat es einfach nicht gecheckt, sagen wir es mal so.
Markus: Quasi habt ihr Hard Seltzer erfunden.
Andreas Eckschmidt: Nein, das nicht. Das lassen wir uns auch nicht vorwerfen, weil Hard Seltzer ist was ganz anderes. Das weißt du auch.
Markus: Klar, aber da musste ich jetzt auch mal. Dann gehen wir lieber zu den Tops.
Johannes Lurz: Zu den Tops, also grundsätzlich ist es so, die Standardsorten trinkt man natürlich selber wie soll man sagen als Feierabendbier so ein Helles oder so, muss ich sagen, ist in meinen Augen jetzt so wie mein Favourite. Aber ich liebe natürlich auch unsere Sondersorten. Also das fängt an jetzt wie das Naipa, was wir jetzt gebraut hatten, liebe ich einfach. Ich liebe zum Beispiel auch das Freiraum Ale. Aber ich muss wirklich sagen, für mich persönlich, das soll jetzt auch gar keine Werbung oder sonst irgendwas sein, ist einfach der Weizen-Doppelbock das Highlight aktuell. Ich muss wirklich sagen, der schmeckt mir rund um.
Andreas Eckschmidt: Wer hätte es gedacht? Ich bin derselben Meinung. Überraschung! Surprise, Surprise! Ich finde den tatsächlich auch wahnsinnig gut. Was noch von unserem Standardsortiment, ich trinke das Helle natürlich auch sehr viel, mal abends bei der Arbeit oder so zum halben Feierabendbier läuft’s halt einfach hinein, wie Drecksau, wie manch einer sagen würde. Aber eigentlich unser perfektestes Bier ist, glaube ich, das Rotbier. Das ist, glaube ich, so wie es auch früher gewesen wäre. Wir haben eine ganz leichte röstige Note drinnen, die tatsächlich nur auch wegen dem Nessie-System da ist, weil wir ein bissel hellere Biere damit erzeugen können und wir mit dem Carafa Typ II da ein bisschen gegengesteuert haben. Es sind knapp acht verschiedene Spezialmalze drin. Das ist eine Bombe. Wenn das nicht so einen hohen Endvergärungsgrad hätte, könnte man es wahrscheinlich kaum trinken, weil es so intensiv ist. Es hat mir schöne malzige Note. Ich finde das dunkelrote Rubinfarbene wirklich klasse und ich glaube, wir haben selten ein Bier gebraut, das mehr on point ist wie das.
Markus: Ja, also da kann ich euch nur beipflichten. Ich bin ein sehr großer Rotbier-Fan und probiere mich da auch immer wieder gerne durch, was es alles so gibt, und da gehört das auf jeden Fall auch zu meinen Top 3. Finde ich ein ganz, ganz faszinierendes, spannendes Bier mit eben ganz viel Aroma und Dichte. Jetzt, wenn wir das senden, ist der vierte Advent gleich, also der vierte Advent Samstag sozusagen. Das heißt, da würde ich euch zum Abschluss einfach fragen, Mensch, wenn ihr euch was wünschen könntet so zu Weihnachten, zum neuen Jahr für eure Brauerei, für eure Biere, was wären denn so die Wünsche, was steht auf euerm Wunschzettel drauf?
Johannes Lurz: Boah! Ich fange einfach mal an. Wenn ich mir wünschen dürfte, was ich möchte, würde ich mir einen neuen Lagerkeller wünschen.
Andreas Eckschmidt: Ja.
Johannes Lurz: Weil das ist aktuell ein bissel auch die Kapazitätsgrenze, vor allem in den Sommermonaten oder halt Frühling, also Frühjahr und Sommermonate. Wir sind in der Planung und es ist auch aktuell ein Riesenprojekt, aber ein Lagerkeller wäre ganz toll.
Andreas Eckschmidt: Ja, ein Lagerkeller definitiv.
Johannes Lurz: (unv. #00:38:44.6#) eine gute Idee.
Andreas Eckschmidt: Ja, das ist ein kompliziertes Thema, ist schlafraubend. Aber dann würde ich mir glaube ich wünschen einfach Offenheit, einfach, dass die Leute mal was probieren, dass die Leute, naja, komm, es ist doch so.
Johannes Lurz: (unv. #00:39:02.0#) dass es keinen Krieg auf der Welt gibt, dass sich alle Menschen lieben.
Andreas Eckschmidt: Ja, das ist doch auch ein schönes Ziel. Depp! Nein, einfach nur die Offenheit, neue Sachen zu probieren. Weißt du, wenn einem so ein Naipa nicht schmeckt, dann ist es so, aber einfach da mal vielleicht offen ohne Vorurteile ranzugehen. Weil es gibt manchmal Biere, auch die IPAs oder Pale Ales, die da manchmal produzieren, die mehr Tradition wie so ein helles Bier haben. Und dass die Leute vielleicht nicht immer nur ein, was ist gut, und ein, was ist toll, wir haben so viele geile Brauereien hier in Franken. Allein hier im Dorf haben wir insgesamt mit uns drei Brauereien, die alle geil sind. Wir haben in Bamberg so viele super (unv. #00:39:37.0#), im Bamberger Umland. Und wir hoffen einfach nur, dass die Leute mehr fränkisches gutes Bier trinken und einfach offen sind, mal was ausprobieren und einfach die Handwerkskunst schätzen, auch wenn es denen mal nicht schmeckt. Und Weltfrieden.
Markus: Also ihr merkt schon, liebe Hörer, der Weizenbock tut seine Wirkung. Aber ich finde auch den Wunsch absolut berechtigt. Also ob ein Lagerkeller jetzt in den Sack vom Nikolaus oder in den vom Christkind passt, weiß ich nicht, aber all die anderen Sachen sollten drinstecken. Und ich glaube, das kann man wirklich allen mitgeben hier auf den Weg, die auch zuhören, seid offen, probiert, geht ohne Vorurteile an neue Biere ran. Und wenn ihr dann beschließt, sie schmecken euch nicht, ist es gut, vielleicht schmecken sie euch aber doch, dann ist es auch gut oder vielleicht sogar noch besser. Und insofern gebt jedem Bier eine Chance. Euch beiden auf jeden Fall vielen Dank, das war ein sehr spannender BierTalk. Wir haben schön reingeschaut, wie es eben ist, wenn man so eine neue Brauerei aufzieht, auch unter so ganz besonderen Voraussetzungen wie bei euch. Und von meiner Seite aus natürlich auch toi-toi-toi, viel Glück weiterhin für euren Weg.
Johannes Lurz: Vielen Dank, das freut uns, dass wir da sein durften. War ein superangenehmes Gespräch.
Andreas Eckschmidt: Und vielleicht sehen wir uns mal wieder beim Spazierengehen (unv. #00:40:46.7#) mit zwei Bierglas in der Hand und grad mit dem Hund spazieren gehst.
Markus: Genau! Ich packe mal sicherheitshalber ein Gläschen ein.
Johannes Lurz: (unv. #00:40:54.3#)
Markus: Ciao!
Andreas Eckschmidt: Bis dahin! Servus!
Johannes Lurz: Tschüss!
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de