Von einem Oberfranken, der in Welt zieht, um Bamberger Bier zu verkaufen

Das mag erst mal recht einfach klingen, doch dann kommen schnell die möglichen Hindernisse in den Sinn: Wie bringt man ein flüssiges Produkt heil über 12.500 Kilometer Seeweg? Wie kommt es dann an die Leute? Und vor allem: Wie funktioniert so etwas wirtschaftlich? Kein leichtes Unterfangen, insbesondere, wenn man gerade erst Anfang 20 ist, und nicht viel mehr als eine gute Idee vorzuweisen hat…
China und Indien bereits kennen gelernt

Vom Brainstorming zur Marke

Noch schnell fertig studieren
Zurück in Deutschland gab es für Klemenz nur eins: Schnell fertig studieren und sich dann sofort an die Umsetzung machen. Er holte noch zwei weitere Partner mit ins Boot, einen Kommilitonen aus Kiel und einen Freund aus der Nähe von Esslingen, den er beim Praktikum im Silicon Valley kennen gelernt hatte. Zusammen mit dem indischen Partner gründeten die drei am 1. Juni 2011 ihre GmbH – in Bamberg. Dies war ein Wunsch von Christian Klemenz, denn vermeintlich einfachere Standorte wie München oder Berlin wären für ihn nicht Teil der Botschaft gewesen, die er gemeinsam mit dem Produkt an den indischen Markt bringen wollte.
Keiner kennt Bamberg

Woher kommt das Bier?
Nun hatten die Jungunternehmer also eine Marke und die Definition des Produktes. Allerdings ist keiner von ihnen Brauer. Eine Brauerei in Indien aufzuziehen, kam nicht in Frage, denn nur wirklich importiertes Bier gilt als genießbar. Also musste eine hiesige Brauerei gefunden werden. Nach vielen Gesprächen mit verschiedenen Brauern wurden sich die vier mit Georg Rittmayer aus Hallerndorf einig. Der findige und erfahrene Braumeister, der gerade erst eine topmoderne Brauerei in Hallerndorf in Betrieb genommen hat, tüftelte an seinem Rezept – weniger Hopfen, eine leichtere Mischung aus Wiener, Pilsener und Münchner Malz – und schon war der erste Testsud gebraut. Auf den Punkt, könnte man sagen, denn Klemenz und seine Partner waren sofort zu 100% zufrieden. Für die Flaschen suchten die vier nach einem exklusiven Design und vor allem einer durchsichtigen Flasche, damit die Kunden das Bier auch sehen können, was in Indien sehr wichtig ist. Statt einem Etikett einigte man sich auf ein hochwertiges Druckverfahren. Schließlich stellen die Inder so eine Flasche gerne mal direkt zum Kühlen ins Eis, wo das Etikett durch die Feuchtigkeit schnell verloren gehen kann. Um trotz des klaren Glases einen UV-Schutz zu haben, werden alle Flaschen nach dem Druck in einem zweiten Vorgang zusätzlich mit einem Spezial-Schutzlack beschichtet.
Das Bier kommt an
Und so war es ein denkwürdiger Tag, als im März 2012 die erste Ladung St. Erhard von Hallerndorf die Reise über nach Bamberg zum Verpacken und dann im Container nach Hamburg auf einen Frachter namens Tabea antrat, um einmal um die halbe Welt zu fahren und nach einer kurzen Zugfahrt in Delhi ausgeladen zu werden. Hier waren die Entrepreneure wieder selbst gefordert. Denn auch ein St. Erhard verkauft sich nicht von selbst. Klassisches Klinkenputzen in Läden und vor allem Hotels und Restaurants mit Alkohollizenz war angesagt, zum Auftakt organisierten die vier ein „Launch Event“ im bekanntesten Bierlokal von Delhi. Zu den Gästen zählten unter anderem ein berühmter Bollywood-Darsteller und der Leipziger Universitätsrektor Prof. Dr. Andreas Pinkwart, der gerade mit einer deutschen Delegation in der Stadt war. Mit dieser Veranstaltung war der Durchbruch geschafft, die erste Charge schnell ausverkauft, und einige Events der Deutschen Botschaft und Deutscher Unternehmen schmückten sich mit dem neuen Stern am indischen Bierhimmel. Als Ziel für 2013 haben sich die vier gesetzt, 1.000 Hektoliter zu exportieren, in etwa so viel, wie die Bamberger Brauerei Greifenklau pro Jahr herstellt. In fünf bis zehn Jahren soll St. Erhard schließlich die bekannteste deutsche Biermarke in Asien werden.
Ehrgeizig, aber nicht unrealistisch

Der Geschmackstest
Wir haben das St. Erhard auch gleich der härtesten Prüfung unterzogen, es nämlich zwei Experten vorgesetzt: Braumeister und Biersommelier Hans Wächtler von bierakademie.net und Brauer, Edelbrenner, Koch und Biersommelier Norbert Winkelmann vom Brauhaus am Kreuzberg in Hallerndorf. Und tatsächlich: Die beiden waren sich einig: Ein richtig gutes fränkisches Kellerbier. In ihrer Sommeliersprache heißt das: „Das Bier hat eine ansprechende, warme Bernsteinfarbe und einen ausgeglichenen Geruch mit Hopfen- und Malznoten. Einem leicht süßlichen Antrunk folgt ein rundes, volles Mundgefühl, an das sich ein angenehm bitterer Abgang anschließt. Insgesamt bringt dieses Bier perfekt das fränkische Bierkeller-Feeling rüber, ist süffig, vollmundig und rund.“
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, kann entweder nach Indien oder Hamburg reisen, oder sich im IGZ Bamberg in der Kronacher Straße 41 eine Kostprobe abholen. Christian Klemenz freut sich immer über Besuch und auf Gespräche mit Bierliebhabern. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite www.st-erhard.com bzw. bei Youtube unter dem Stichwort „St. ERHARD“.