BierTalk 97 – Interview mit Christoph Digwa, Gründer der Gutshof Brauerei „Das Freie“ aus Rethmar bei Hannover

Christoph Digwa verwandelte mit seiner Familie den elterlichen Gutshof in eine Brauerei – nicht irgendeine Brauerei, hier entsteht unter anderem der wiederbelebte Broyhan. Als Ingenieur hatte er bereits die richtigen beruflichen Voraussetzungen – und auch die persönliche Akribie, die man braucht, um mit wissenschaftlichem Ansatz und wohlgemeintem Perfektionismus das Werk der Gerstensäfte anzugehen. So gibt es nicht nur die Braustätte „Das Freie“ im Gutshof, sondern auch die Campus Brauerei an Christophs Wirkungsstätte, der Leibniz Universität Hannover. Im Podcast verkosten wir fünf Biere aus den Kesseln dieser Sudhäuser, unter anderem das bereits erwähnte historische Hannoveraner Bier, benannt nach seinem Erfinder Cord Broyhan…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute befinden wir uns mal wieder in unserem Heimatland, nach vielen Folgen, wo wir ein bisschen im Ausland unterwegs waren und werden uns einem ganz besonderen Bier und Bierstil widmen, nämlich dem Broyhahn, der wiederbelebt worden ist vor Kurzem von einer, ja, tollen Gruppen junger Menschen. Und einen haben wir jetzt natürlich am Mikrofon, den Christoph Digwa und er hat, ja, im Grunde die Brauerei gegründet oder den Gutshof gegründet, ich glaube, Näheres werden wir jetzt gleich zusammen besprechen. Und ich freue mich schon, ich habe fünf tolle Flaschen vor mir stehen, da ist bestimmt ein tolles Bier drin, werden wir gleich verkosten. Und, ja, Christoph, stelle dich doch mal ganz kurz unseren Hörern selber vor, damit sie wissen, mit wem sie es zu tun haben.

Christoph: Ja, moin, Markus, danke für die Einladung. Moin, man hört es schon, ich komme aus dem Norden, aus der Region Hannover, Rethmar. Genau, ich bin quasi in einer Unternehmerfamilie, du hast den Gutshof schon angesprochen, den habe ich nicht selber gegründet, den hat aber meine Familie gegründet gemeinsam, das war ursprünglich eine Gastronomie. Und ich selber bin von Haus aus Ingenieur, habe aber vor 17 Jahren das Bierbrauen angefangen in den USA und habe das, ja, mit nach Deutschland genommen, quasi mit dem Brauvirus infiziert. Am Anfang noch so ein bisschen nebenbei, habe in der Industrie dann auch gearbeitet als Ingenieur und irgendwann sollte es für in der Industriekarriere ins weite Ausland gehen und habe mich dann für, ja, für die Gründung entschieden und habe vor sieben Jahren die Brauerei Das Freie aufgebaut, die bei uns auf dem Geländer der Gastronomie des alten Gutshofes entstanden ist. Das heißt, so die Außenmauern der Brauerei sind über 400 Jahre alt, von 1604. Daher versuchen wir bei uns oder wir versuchen bei uns, das Alte mit dem Modernen zu verbinden, wir haben uns neue Anlagen angeschafft, haben uns prozesstechnisch Experten gesucht, die da uns unterstützen, dass wir eine gute Reproduzierbarkeit, eine gute Qualität in unseren Bieren hinbekommen, obwohl wir sehr klein sind als Brauerei und kombinieren das mit dem Historischen. Du hast den Broyhahn schon angesprochen, da werden nachher auf jeden Fall bestimmt drauf eingehen, das ist ein historischer Bierstil. Wir interpretieren aber auch andere Bierstile neu und habe eine breite Range, haben so ein bisschen den Fokus auf untergärigen Bieren. Das ist für Kleinbrauereien meist etwas ungewöhnlich, aber wir denken, dass wir grade über untergärige Biere die Leute gut abholen können, sind selber auch Fans von untergärigen Bieren und da liegt das natürlich nahe, ja, damit auch so in die Breite zu gehen.

Markus: Ja und da bist du natürlich bei mir genau am Richtigen sozusagen, weil ja letzten Endes Bamberg so ein bisschen die Heimat dieser ganzen untergärigen Geschichte ist, also bin ich mal gespannt, was es da so gibt. Erste kurze Frage, wo ungefähr befinden wir uns denn da, wenn jemand jetzt das nicht so recht verorten kann, wenn du mal sagen kannst, wo sind wir ungefähr, wo bist du jetzt?

Christoph: Geographisch gesehen meinst du?

Markus: Ja.

Christoph: Okay, also man kann ja auch sich geschmacklich irgendwo befinden, aber …

Markus: Da sind wir ja noch nicht, weil wir noch gar kein Bier haben.

Christoph: Genau. Nee, geographisch, wir sind in der Region Hannover, aber im ländlichen Raum, das heißt, so circa 20 Kilometer bis Hannover, 20 Kilometer bis Hildesheim, 30 bis Braunschweig, quasi mitten in der Metropolregion Niedersachsens. Rethmar hat circa 2.000 Einwohner, also sehr ländlich, aber gut angebunden. Und, genau, der Gutshof ist einer der größten Event-Locations hier in der Region Hannover, wir haben sieben Veranstaltungssäle von klein bis groß, mit Konzerten und, und, und, genau und in dem Umfeld haben wir die Brauerei aufgebaut.

Markus: Und Gutshof heißt jetzt, das ist praktisch ein 400 Jahre alter Hof, der früher Landwirtschaft war und dann von deinen Eltern in eine Gastronomie- und Event-Location umgewandelt wurde oder hast du das erst gemacht, wie lief das?

Christoph: Den Gutshof hat meine Familie vor circa 20 Jahren gekauft und das war damals ein stillgelegter Wirtschaftshof. Meine Großeltern oder unsere Großeltern haben hier selber früher schon gearbeitet als Chauffeur quasi und meine Oma Küche, für den quasi, ich sage mal, Landadel. Und, ja, das lag dann still, eine Zeitlang und meine Familie hat das übernommen und haben das neu aufgebaut. Also wir haben das abgetragen, wir haben in der Familie auch ein Bauunternehmen und haben das aus dieser alten Substanz, aus den alten Steinen quasi wieder neu aufgebaut mit sehr viel Leidenschaft mit drin, mit Herzblut. Und, ja, also wer mal in der Gegend ist, in der Region Hannover, sollte unbedingt vorbeischauen. Die Gaststätte hat im Tagesgeschäft auch geöffnet und abseits dessen haben wir eben viele Veranstaltungen, von Hochzeiten, Firmenfeiern, von klein bis groß, alles. Also hier, so einen Gutshof zeichnet ja aus, da kann jeder zusammenkommen. Irgendwie Freitag nach Feierabend in die Kneipe reinkommt, da guckt man auf den Tresen und am Tresen sitzt der Schüler mit seiner Tasche nebenan, da sitzt der Handwerker in Latzhose, da sitzt der Banker in Anzug und alle verstehen sich, alle trinken zusammen ein Bier, kommen zusammen und auch auf der Speisekarte gibt es quasi für jeden etwas. Und ich glaube, das zeichnet ja auch Bier aus so, Bier bringt die Leute zusammen, genauso wie ein Gutshof die Leute zusammenbringt. Und wenn man historisch zurückguckt, die Gegend quasi um Rehtmar-Sehnde herum, die war im Mittelalter das große Freie, die hatten gewisse Unabhängigkeiten vom König, hatten ihre eigene Gerichtsbarkeit, die hatten Befreiung von Steuern und Co. Und unter anderem auch von der Biersteuer, das heißt, die mussten keine Biersteuer zahlen. Das heißt, im Mittelalter gab es hier im Raum des großen Freien so 20 Brauereien, die Letzte davon ist vor, ja, knapp 100 Jahren ausgestorben. Also treten wir da so ein bisschen in große Fußstapfen natürlich auch und haben uns da im Namen eben am großen Freien angelehnt und tragen den Titel Das Freie mit Stolz auch und, genau, haben dadurch diesen historischen Aspekt mit drin, den man bei uns ja auch im Logo und im Wappen wiederfindet.

Markus: Ja, also das ist ja spannend, das grade eine Gegend, in der es keine Biersteuer gibt, dass da dann die Brauereien ausgestorben sind. Aber umso besser, dass es euch wieder gibt und ich glaube, da werden wir auch noch ein bisschen drüber reden, einerseits über den Namen und auch anscheinend dann über euren Hang zum Familienunternehmen, habe ich so den Eindruck. Also das ist ja ein bisschen back to the roots, wenn da deine Großeltern schon gearbeitet haben und ihr das jetzt macht, ist natürlich toll. Aber bevor wir da tiefer einsteigen, sollten wir vielleicht, weil wir ja doch einiges auf der Liste haben, mit einem Bierchen anfangen. Welches würdest du denn gerne zuerst öffnen?

Christoph: Sehr gerne. Ja, ich habe ja ein paar Biere mitgebracht und ich würde sagen, ja, so als Sommeliers starten wir mit dem geschmacklich vielleicht am ausgeglichendsten, noch weniger intensiven, von daher schlage ich das Helle vor.

Markus: Wunderbar. Ein wunderschönes gelbes Etikett, wo man so leicht im Hintergrund mit weißen Linien das Wappen sieht und dann steht da Das Freie drauf, Helles. Und, ja, ein sehr ansprechendes, leuchtendes Etikett. Bin ich mal gespannt, mache ich mal auf. Klingt auch schon mal gut, so. Ach wie schön, also ein wunderschön leuchtend, strahlend, helles, gelbgoldenes Bier. Hm, schöner weißer Schaum oben drauf, sehr, sehr schön. Okay, dann, wie würdest du es beschreiben von der Farbe, was sagst du?

Christoph: J, ich würde sagen, strohgelb, leichte Trübung, unsere Biere sind ja nicht filtriert. Eher untypisch für ein Helles, das es trüb ist, aber prozesstechnisch quasi für eine kleine Brauerei, daher die Trübung drin, aber auch nicht zu stark. Und ich denke, man kann auch ruhig etwas Hefe im Bier lassen.

Markus: Das ist ja meine Lieblingsdiskussion bei den Bierwettbewerben, wenn es um sowas geht wie Helles oder Pils und dann eben irgendeins so eine leichte Trübung aufweist. Also so wie hier, das ist ja, also mein zumindest ist so gut wie gar nicht trüb. Und dann gibt es dann immer die große Diskussion, wie stark werten wir das ab, schmeißen wir es aus dem Wettbewerb oder so? Und dann frage ich die halt immer, ja, was denkt ihr denn, als jemand das Helle und das Pils erfunden hat, wie haben die das denn filtriert und warum war das klar? Und dann denken die mal so ein bisschen und dann ist klar, okay, Filtration in der Form, wie wir es heute kennen, gab es ja damals nicht. Das heißt, die Biere waren einfach nur klar, weil sie ordentlich gelagert waren. Also wenn ich damals halt ein Bier drei Monate gelagert habe, dann war es natürlich klar, weil sich die Hefe abgesetzt hat, aber das hat nix mit einer Filtration zu tun. Und dementsprechend, finde ich immer, also natürlich sollte es jetzt nicht komplett trüb sein, aber wenn man so eine kleine Resttrübung hat, ist das immer völlig okay und den Rest entscheidet ja dann das Aroma, was man gleich hat.

Christoph: Und genauso machen wir es auch, also wir klären durch die Lagerung und kriegen dadurch eigentlich schon ein Bier hin, was fast in die filtrierte Richtung von einer Trübheit geht, aber natürlich ist noch dieser feine Schimmer immer noch mit drin. Und ich glaube, das ist halt auch nochmal eine Auszeichnung für das Bier, dass es eben nicht totfiltriert muss, weil, ich filtriere ja nicht nur Trübung raus, sondern ziehe ja auch Aroma mit raus.

Markus: Richtig. Also heutzutage wird es halt auch viel einfach wegen der Haltbarkeit gemacht, weil Supermärkte, Getränkeläden, die wollen halt ein Jahr lang Haltbarkeit oder noch länger und das kriege ich halt nur hin, wen ich es entsprechend filtriere. Und insofern freue ich mich auch über so ein Bier, also es schaut wunderbar aus. Jetzt riechen wir mal rein.

Christoph: Genau, Helles ist auch ein Frischebier, muss man sagen.

Markus: Ja, auf jeden Fall.

Christoph: Wenn ich da irgendwie das dann totfiltriere oder totpasteurisiere, dann geht die Frische ja auch verloren.

Markus: Also ich finde, jemand, der jetzt sowas wie ein Helles kauft und dann vier Monate warten muss, bis er es trinkt, der macht irgendwas falsch. Also entweder kauft er zu viel oder er trinkt zu wenig, wie auch immer jedenfalls, ja. Also ich finde es ganz toll, man hat so eine schöne Malznote, schönen Malzkörper. Also ein bisschen so, ja, wie Weißbrot, würde ich sagen, karamellig und dazu dann eben auch ein bisschen Hopfennoten, so ein bisschen die berühmte Blumenwiese, ein bisschen Citrus vielleicht auch. Also ein sehr schön balanciertes Bier, was in der Nase schon richtig viel erzählt. Also für ein Helles sehr intensiv, finde ich. Es gibt viele Helle, die eher weniger Aromen weniger haben.

Christoph: Ja, also beim Hellen gibt es ja die und die Richtung, es gibt die einen, die halt sehr schweflig sind, es gibt die anderen, die, ich sage mal, richtig nach Bier riechen, Biergeruch, wenn man das sagen darf. Es gibt welche, die immer leicht malziger sind, aber sich alle halt trotzdem noch in der Range des Hellen bewegen.

Markus: Ja. Naja, letzten Endes, also es ist halt hell, ne. Nein, wunderbar. Ja, dann probieren wir doch mal. Prost. Jetzt hatte ich den Mund voll, bevor ich Prost sagen konnte, Entschuldigung. Nein, aber sehr schön. Also das was man riecht, spiegelt sich dann auch im Mund wieder. Also man hat auch schön die Süße vom Malz, nicht zu stark, aber sie ist da, bringt so ein bisschen die brotigen Getreidenoten mit. Dann kommt der Hopfen gleicht das wieder ein bisschen aus und im Nachgang ist es zwar ein langes Finale, aber ein sehr harmonisches, was dann wirklich sehr schön, ja, nachschwingt und wieder Lust macht, also toll.

Christoph: Danke, ja, so soll es sein. Und grade als Kleinbrauerei ist das natürlich eine große Herausforderung, ein stimmiges, ausgewogenes Helles zu kreieren, da die Prozesse doch anders sind als in der Industrie und die Möglichkeiten, die man zur Verfügung hat. Wir können die Biere im Nachgang ja auch nicht unbedingt verschneiden. Wenn ich jetzt in der Industrie mal hauptsächlich Helles produziere und habe da mal so einen Sud und so einen Sud und verschneide die am Ende, die Möglichkeiten haben wir als Kleinbrauerei ja gar nicht, ein Sud geht eins zu eins so halt auch raus.

Markus: Ja und ich meine, das ist ja auch was, was dem Verbraucher dann ja auch signalisiert, wenn jetzt nicht jeder Sud genau gleich ist, das sieht man eben auch das handwerkliche Thema mit dabei. Aber es ist wirklich ein schönes, tolles Helles, wo ich mir gut vorstellen kann, da abends irgendwo zu sitzen und so mit Freunden am Tisch zu sitzen und ein paar Halbe zu trinken, sehr, sehr schön. Frage vielleicht noch, du hast grad erwähnt, du bist eigentlich Ingenieur, aber jetzt kein Ingenieur, der irgendwas mit Bier zu tun hat oder hatte das irgendwas damit zu tun, dein Ingenieursstudium?

Christoph: Ursprünglich nicht, mittlerweile habe ich als Ingenieur auch mit Bier zu tun. Quasi, ja, das Hobby habe ich ja schon lange zum Beruf gemacht. Ich bin gelernter Wirtschaftsingenieur, habe aber schon mich frühzeitig selbstständig gemacht, auch schon neben dem Studium habe ich Software entwickelt für kleine und Mittlere Unternehmen. Habe natürlich nebenbei die Brauanlage, die eigene, Zuhause weiter digitalisiert und mich da in die Prozesse rein gelesen. Wie gesagt, zum ersten Mal in Amerika gebraut und damals war das Thema Brauen Zuhause in Deutschland ja noch gar nicht so groß. Das heißt, ich habe mich dann hauptsächlich mit der Fachliteratur quasi auseinandergesetzt und dann autodidaktisch da ran getastet. Und, ja, mit der eigenen Brauerei dann, mit dem passenden Partnern, halt da auch das Thema Qualität halt in den Fokus gerückt. Und das war natürlich, ja, es ist sehr komplex, also man muss sagen, Bier brauen ist ja jetzt nicht einfach nur, ich weiß nicht, ich kippe Zutaten zusammen und habe am Ende ein Bier. Ich sage mal, ein guter Brauer ist gleichzeitig, ja, ein guter Ingenieur, ein guter Chemiker, ein guter Physiker, eine gute Reinigungskraft, ein guter Sensoriker, also es vereint quasi alle Disziplinen. Und das merke ich auch immer wieder in den Gesprächen. Also ich habe schon lange ein breites Netzwerk mir aufgebaut, sowohl zu anderen Brauereien, Craft-Brauereien als auch zur Industrie, um eben beide Perspektiven auch zu haben bei allen Sachen, die wir machen. Zum einen die Perspektive der kleinen Brauereien was Kreativität angeht, aber auch eben das Thema Qualität von den Großbrauereien, was machen die in dem Bereich? Aber auch mal ein bisschen über den Tellerrand denken und da aus der vielleicht produzierenden Industrie auf den Brauprozess zu bringen. Und das bringt mich quasi auch zu dem Thema, wie ich jetzt Ingenieurwesen und Brauerei zusammenbringe, nämlich mit der Campus-Brauerei. Also momentan promoviere ich auch an der Leibnitz Universität Hannover und bin dort dabei, meine Doktorarbeit zu schreiben und habe dort mit anderen Mitarbeitenden der Uni eine Campus-Brauerei aufgebaut an der Fakultät für Maschinenbau tatsächlich. Ich meine, wenn wir sonst so …

Markus: Also faszinierend.

Christoph: Wenn wir uns sonst so Brau-Universitäten angucken, sind die ja häufig eher aus dem biochemischen Blickwinkel, aus der sie den Brauprozess betrachten. Und, ja, wir setzen quasi unsere Maschinenbauerbrille auf und gucken in der Campus-Brauerei aus der Maschinenbrauersicht auf den Brauprozess und wenden dann Technologien an, die wir im Maschinenbau finden auf den Brauprozess und gucken, was dabei rauskommt. Haben zum Beispiel das Thema Energierückgewinnung zusammen mit Studierenden uns überlegt so, also grade in der Anwendung bei Kleinbrauereien. Großbrauereien haben Energierückgewinnung, Kleinbrauereien häufig nicht, da werden die Brüden, das ist der Dampf, der beim Würzekochen entsteht, die werden oft verworfen. Haben wir uns überlegt, wie können wir uns die zu Nutze mache? Das ist ja ein Dampf, der ist heiß, der hat Energie, müssen nichts blasen oder in den Gully geben, da haben wir uns überlegt, wir können die Brüden verdichten. Also Brüdenverdichtung ist auch was, was schon bekannt ist. Ich weiß nicht, kennt du Doktor Markus Fohr, der hat mal eine Ausarbeitung in dem Bereich Brüdenverdichtung zum Beispiel geschrieben. Und wir haben überlegt, wie kann man das für Kleinbrauereien funktional machen? Und im Maschinenbau, die Meisten oder viele kennen vielleicht einen Turbolader, zumindest wenn man noch einen Verbrenner fährt, der im Auto gebaut ist und der übernimmt ja auch eine Verdichtungsfunktion. Und wir haben einfach mal versucht, Brüden mit einem Turbolader zu verdichten. Das heißt, wir nehmen den Dampf, jagen den durch einen Turbolader, was ein Standard ist, der erschwinglich zu bekommen ist und fügen die wieder dem Prozess hinzu. Also quasi, wir haben da einen Mantel außen rum, um unsere Würzepfanne und müssen quasi nur am Anfang einmal aufheizen, danach läuft der Turbolader und wir sparen dann Energie in dem Heizprozess. Das ist jetzt so ein Beispiel für Maschinenbau angewandt in der Brautechnik. Wir haben aber auch zum Beispiel wrapping prototying, wo wir mit einem 3D-Drucker den nachhaltigen Sixpack entwickelt haben, der grade sich in der Gründungsphase quasi befindet, einen ergonomischen Milchrohrschlüssel für die Brauerei, den wir da konstruiert haben. Wir haben Maschinen-Learning, also künstliche Intelligenz angewandt und den digitalen Biersommelier uns ausgedacht. Wir nutzen auch Maschinen-Learning, um den Gärprozess zu optimieren. Die Gärung ist recht komplex und wir versuchen da das zu erleichtern und auch steuerbarer zu machen mittels künstlicher Intelligenz, setzen dabei auch so eine Art Digiten, die dann Aromen klassifizieren kann. Also da gibt es viele, viele Möglichkeiten als Ingenieur, sich auszutoben.

Markus: Wahnsinn, also das ist ja unheimlich komplex, müssen wir unbedingt noch da ein bisschen drüber sprechen, wenn wir zum Campus-Pils auch kommen, weil ja das sicherlich dann was mit der Campus-Brauerei zu tun hat. Noch vorneweg vielleicht, also jetzt habe ich auch verstanden, was ein Wirtschaftsingenieur ist. Weil, in Bayern wird das oft ein bisschen missverstanden, weil, bei uns ist halt Wirtschaft, wenn jemand in der Kneipe sitzt, aber …

Christoph: Passt auch vielleicht, ja.

Markus: Passt auch, aber ist in der Beziehung natürlich wunderbar spannend. Und ich habe so ein bisschen grade raus gehört, ja schon zum zweiten Mal, du hast zum ersten Mal in Amerika gebraut. Das bedeutet ja, du musst irgendwie mal darüber gekommen sein und du musst dort dann mit diesem Thema Bier in Berührung gekommen sein und das Ganze dann noch zu einer Zeit, wo du gesagt hast, das war hier noch nicht so üblich. Wobei, so alt schaust du gar nicht aus. Aber, da bin ich jetzt mal gespannt, wenn du vielleicht da noch ein bisschen Licht ins Dunkel bringen könntest, also wie kamst du da rüber und wie kamst du dann zum Bier und wann war das?

Christoph: Ja, tatsächlich habe ich mich schon immer damit auseinandergesetzt, wo Sachen herkommen, die man zu sich nimmt oder die um einen rum sind, wie wird das gebaut? Ich habe Sachen zerlegt, Radios zerlegt und gucke, wo das herkommt. Und, ja, so mit 16 trinkt man in Deutschland ja das erste Bier, gut und dann bin ich zum Schüleraustausch über den Teich gegangen. Und dort hatte ich einen meiner besten Kumpel dort, ist Kanadier und war auch so ein bisschen, sein Vater und er, so ein bisschen verrückt und Bier-verrückt und probieren gern Sachen aus. Und dann haben wir bei Jeremys Dad im Keller unten Bier gebraut und in so großen Glaskaraffen vergoren, so Glasblasen und, ja, da kam ich zum ersten Mal so in Berührung. Dort hauptsächlich obergärige Biere dann, zurück in Deutschland habe ich mich dann an untergärigen probiert. Das war am Anfang noch etwas schwieriger, ich habe dann meinen Bruder Stefan mit dazu genommen und so haben wir gemeinsam uns da ran getastet, so ein bisschen Try and Error und eben die, sage ich mal, Fachliteratur dazu genommen, um dann aus den Errors weniger Errors werden zu lassen. Ja und so wurde nach und nach das Bier irgendwie immer schmackhafter, bis dann irgendwann Freunde, die gesagt haben so, ej, das ist richtig gut, das Bier, verkauft das doch mal. Da hatten wir vorher eigentlich so gar nicht wirklich drüber nachgedacht, ich habe zu dem Zeitpunkt noch in Hamburg eben gearbeitet als Ingenieur. Und, ja, dann kam es irgendwann soweit, dass wir gestartet sind.

Markus: Also endlich mal jemand, der beim Schüleraustausch was gelernt hat, das ist doch sehr vernünftig und nicht nur vielleicht die ein oder andere Freundin sich besorgt hat. Nein, wie auch immer, aber, das ist auf jeden Fall auch eine spannende Geschichte. Wo in Amerika war das dann?

Christoph: Das ist in Grand Rapids, Michigan, die bezeichnen sich mittlerweile sogar als City of Beer. Da ist unter anderem die Founders Brewing, die recht groß ist und, ja, quasi von klein größer geworden ist. Aber es ist tatsächlich so, wenn man da mit einem Flugzeug hinfliegt, also ich war vor ein paar Jahren da, da war es zumindest so, da habe ich in Grand Rapids am Airport ein Beer-Passport gekriegt. Das heißt, wie so ein Reisepass mit verschiedenen Seiten und auf jeder Seite ist eine andere Brauerei. Und wenn ich die Brauerei besuche, kann ich mir da einen Stempel abholen in meinen Pass und wenn ich dann wieder wegfliege und habe irgendwie das halbe Buch voll, dann kriege ich ein T-Shirt oder so. Aber finde ich, was Stadtmarketing angeht, eine richtig geile Idee. Die haben auch so ein autonomes Taxi, was dich von Brauerei zu Brauerei fährt. Das ist eine Stadt, weiß nicht, circa so groß wir Hannover und die haben 40, 50 Brauereien oder so, die aber auch wirklich selber brauen, handwerklich, nicht irgendwie oder irgendwas, sondern wirklich Brauereien, also sehr toll. Wer auf Bier steht und nach Amerika fährt, sollte unbedingt in Grand Rappest mal vorbeischauen.

Markus: Also das klingt super. Und das ist zum Beispiel was, wenn ich das in Bamberg vorschlagen würde, die würden mich an die Wand nageln, also da so einen Bier-Pass einzuführen, aber die Idee ist natürlich absolut genial. Und, ja, Founders auch, soweit ich weiß, haben die mehr oder weniger das Session IPA erfunden. Also immerhin, es gibt nicht so viele Brauereien, die für einen Stil verantwortlich sind, coole Sache. Was wollen wir denn als Nächstes trinken?

Christoph: Ich wäre tatsächlich für das Campus-Pils, da wir auch grade eben bei der Campus-Brauerei waren und …

Markus: Stimmt, dann machen wir das auf. Also Campus-Pils, so steht es da drauf. Wir haben ein grünes Etikett, im Hintergrund geht die Sonne auf oder unter, das können wir gleich noch besprechen, davor sieht man dann das Campus-Gebäude, nehme ich mal an, die Uni und, ja, Pils. Also, machen wir mal auf.

Christoph: Genau, tatsächlich habe ich da das linke Gebäude, was du siehst, dort ist mein Büro, wo ich meine Doktorarbeit unter anderem schreibe.

Markus: Ach!

Christoph: Das ist auf dem Campus Maschinenbau.

Markus: Auch nicht schlecht, hat man sein Büro auf einem Etikett verewigt. So. Ah ja, also was schon auffällt, für mich ist es etwas heller als das Helle sozusagen, ein bisschen. Es hat für mich mehr Schaum, einen richtig schönen ganz festen dicken weißen Schaum dieses Mal. kann aber auch sein, dass es nur bei mir so ist, aber bei dir schaut es ähnlich aus …

Christoph: Richtig.

Markus: … wenn ich das so sehen darf. Also wir haben heute auch, unter uns, die Kamera ein bisschen an, nicht das ihr euch wundert. Ja, also vom Aussehen her schon mal ein ganz schönes Pils. Auch diese leichte Trübung, aber du sagst ja zu Recht, wenn ihr das nicht filtriert, dann schaut das so aus, oder habt ihr da am Campus einen Filter?

Christoph: Nein, tatsächlich, das Campus-Pils ist auch bei Das Freie gebraut. Also wir haben an der Universität so eine Art Versuchs- und Lehrbrauerei oder Forschungs- und Lehrbrauerei, die Biere sind aber nicht für den Markt. Wir machen dass dann so, dass wir alle ein, zwei Monate mit Studierenden und wissenschaftlich Mitarbeitenden bei uns in die Brauerei gehen, in Das Freie und dort das Bier für den Handel dann brauen auch, das Campus-Pils, kann man sagen.

Markus: Und heißt das dann, ich kann dort auch brauen als Studierender in meiner Funktion als Studierender dann oder eher so als Nebenbeiding?

Christoph: Du kannst es also nicht als Hauptstudiengang, aber es gibt ein Master-Labor Maschinenbau, also wir haben so Maschinenbau-Master-Labore, zum einen Brautechnologie, wo wir an der Technologie forschen mit den Studierenden zusammen. Und es gibt ein Verfahrenstechniklabor, wo auch gebraut wird. Das ist eigentlich ganz cool, weil, da brauen wir, also bei dem Verfahrenstechniklabor, in so einem Einkochtopf, also 20-Liter-Einkochtöpfe, da machen wir immer so sechs bis acht Sude parallel. Und als Mitarbeitende machen wir die Rezepte und können uns da ein bisschen austoben und mal schauen was passiert, wenn wir die Kochzeiten von einem Hopfen unterschiedlichen, wenn wir Single Hope, uns durchtasten und die Rezepte beim Malz variieren. Da können wir so viel probieren und schauen, wie es sich sensorisch auswirkt. Das ist sehr spannend auch, das Verfahrenstechniklabor. Und beim Brautechniklabor, oder Brautechnologielabor, versuchen wir quasi was Neues zu kreieren, eine Technologie aus dem Maschinenbau zu nutzen und auf den Brauprozess zu übertragen.

Markus: Also das finde ich ganz spannend, dass man das mal auch machen kann, so eben verschiedene Varianten desselben Ausgangsprodukts zu probieren. Ich habe da neulich ein Gespräch gehabt mit dem Andree Vrana von der Malzmühle aus Köln und der hat eben auch erzählt, das eigentlich, wenn man eben da ein bisschen mit den Rasten spielt, mit den Zeiten spielt, dass man da sehr, sehr viel mehr Aroma ins Bier kriegen kann, weil die meisten Rezepte wirklich auf einen sehr schnellen effizienten Prozess ausgelegt sind, aber nicht unbedingt auf das maximale Aroma. Und da kann man dann natürlich wirklich noch so das ein oder andere rausholen. Und das merkt man wahrscheinlich nur, wenn man das wirklich mal parallel probiert, ne?

Christoph: Natürlich, genau, total. Aber du sagst auch genau das Richtige halt, man hat verschiedene Zielgrößen, also Bierbrauen ist eigentlich immer ein Kompromiss. Es gibt quasi nicht den perfekten Weg, weil, es kann nicht quasi wirtschaftlich perfekt und geschmacklich perfekt sein, das sind zwei konkurrierende Zielgrößen quasi. Wirtschaftlich gesehen will ich es möglichst schnell vielleicht durchkriegen, aber geschmacklich ist es dann nicht optimal. Also es gibt halt viele konkurrierende Zielgrößen und beim Bierbrauen geht man sehr viele Kompromisse, was das Qualitätsmanagement natürlich erschwert.

Markus: Ja, das kann man ja in die Autoindustrie übersetzen, ein Dacia und ein Ferrari sind beides Autos, aber es ist ein unterschiedlicher Genuss, aber auch ein unterschiedlicher Preis.

Christoph: Genau.

Markus: Aber gut, lassen wir das mal so stehen und riechen mal in dieses tolle Pils rein.

Christoph: Ganz genau, beim Riechen merkst du vielleicht schon, wo die Hopfenstabilität auch herkommt. Die Hopfenstabilität, die Schaumstabilität, jetzt habe ich es schon verraten. Gegenüber dem Hellen ist da natürlich ein Hauch mehr Hopfen drin.

Markus: Oh ja, na, ein ordentlicher Hauch, würde ich sagen. Nein, sehr schön. Also das nimmt man als allererstes wahr, es ist eine sehr, ja, blumige Hopfennote, grasig. Auch mit einem leichten Citrus hinten raus, aber vorneraus wirklich sehr schön, sehr frisch auch. Und da ist das Malz tatsächlich deutlich im Hintergrund, also ist auch durchaus, man merkt ein bisschen was, aber jetzt vorne ist wirklich der Hopfen, ja, so ein bisschen heuige Noten aus. Also sehr traditioneller Hopfen, oder, was habt ihr da genommen, für einen Hopfen?

Christoph: Wir haben Cascade und Magnum, also Magnum vielleicht als traditionellen Bitterhopfen und Cascade für die Aromahopfung. Wir nutzen da hauptsächlich die Whirlpoolhopfengabe, um halt die Aromen halt auch gut transportieren zu können. Achten immer sehr drauf, dass wir frische Hopfen verwenden und auch gut damit umgehen, das ist ja auch ein Qualitätsthema. Da appelliere ich immer für grade die aromatischen Hopfen, gut damit umzugehen, nicht unbedingt in Plastikbeutel einzuschließen, sondern dann den Alubeutel zu verwenden, wo nichts diffundieren kann. Und auch genau darauf achten, was mache ich damit, wo kaufe ich den ein. Viele Hobbybrauer zum Beispiel kaufen dann die abgepackten Säckchen, weiß nicht, wie damit umgegangen wurde. Hat da einer mit der Hand rein gegriffen? Wie stelle ich sicher, grade wenn ich den Hopfen stopfe, wie stelle ich sicher, dass der möglichst gut behandelt wurde, bis er bei mir ankommt? Das ist recht schwierig.

Markus: Ja, großes Thema.

Christoph: Wir setzen in der Regel direkt die 5-Kilo-Säcke ein und sorgen dann selber dafür, dass wir das aufteilen. Und gegebenenfalls kann man die Hopfensäcke auch vorher noch begasen mit Schutzgas und dann vakuumieren, um nochmal dafür zu sorgen, dass sie, ja, weniger Risiko haben zu oxydieren zum Beispiel.

Markus: Also da merkt man richtig, dass ihr euch viel mit dem Thema Qualität auseinandersetzt. Weil es tatsächlich, also ich war jetzt grade erst am Wochenende in Österreich bei der Austrian Beer Challenge und es waren insgesamt von den Hobby-Brauer-Bieren bestimmt fast die Hälfte oxydiert. Und das sind halt Dinge oder wo man einfach weiß, das ist alter Hopfen, also wo man wirklich merkt, das ist einfach schade, weil man mit den Rohstoffen nicht so umgegangen ist oder sich nicht so drum gekümmert hat, sie in einem guten Zustand zu bekommen und dann passieren halt so Geschichten und das ist dann einfach schade. Und grade auch beim Hopfenstopfen, das ist, glaube ich, auch vielen nicht bewusst, dass ich eben da keinen heißen Prozess mehr habe und wenn ich da halt Kontamination in meinem Hopfen habe, dann ist die dann auch im Bier und dementsprechend krass. Ja, aber ich muss sagen, jetzt wo du es mir gesagt hast, wenn ich länger reinrieche, da habe ich so diese roten Beeren, so ein bisschen erdbeerig, waldbeerig, das hat ja Cascade auch gerne, die nehme ich dann auch in der Nase wahr, also es kommt.

Christoph: Ja, ja, es kommt, genau, weil die Citrusnoten, da hast du Recht. Auch die Limette, die sieht man auf dem Etikett ja auch schon ein bisschen mit dem leuchtenden Grün, was einem so richtig ins Auge sticht.

Markus: Ah, okay, ja.

Christoph: Und tatsächlich haben wir da mit den Studierenden und Mitarbeitenden diskutiert halt, verschiedene Rezeptvorschläge gehabt. Und das hier ist nicht nur geschmacklich ganz interessant, also wir wollten eigentlich ein Bier, wie so ein Campus, was die Masse anspricht, aber anders ist, ja. Und grade eben beim Untergärigen sind wir vielleicht eher bei, was in Deutschland zumindest, oder in Norddeutschland, auch die Masse anspricht mit einem Pils. Und mit dem Cascade kriegen wir da eben diese Citrusnoten rein, die auch gut, ich denke, ganz gut harmonieren. Wir machen so eine leichte Wasseraufbereitung, also wir haben bei uns eigentlich relativ gutes Brauwasser, muss man sagen. Und schauen aber eben grade bei den Untergärigen, dass wir die immer noch so ein bisschen trimmen, grade wenn die ein bisschen hopfenbetont sind, das die im Hopfen gut eingebunden werden auch, dass der nicht kratzig irgendwie auffällt, das er harmonisch integriert ist. Und wie beim ersten Bier auch schon, dass es halt einen angenehmen Nachgeschmack hat. Das ist uns bei allen Bieren wichtig, weil das, ja, hinterlässt ein gutes Gefühl mit dem Bier und man hat da immer Lust auf den nächsten Schluck auch.

Markus: Ja, also ich habe mittlerweile nicht an mich halten können und habe dann tatsächlich auch einen Schluck genommen. Und, ja, muss auch sagen, also natürlich, man merkt dieses Mehr an Hopfen, man merkt diese doch deutliche Fruchtigkeit, also im Mund, finde ich, hat man das noch mehr. Man merkt auch, dass es nicht so hoch gespundet ist, was ich persönlich sehr angenehm finde, dass man mal nicht so viel Kohlensäure hat. Was viele Pils-Biere ja haben, oft für mich ein bisschen viel. Und ich finde, so die Intensität des Hopfens geht fast ein bisschen in Richtung Grünhopfen-Bier. Also man hat wirklich viel von den grünen Aromen auch noch und das gefällt mir, das hat man nicht so oft. Und dadurch hat es auch eine sehr eigene Note und ist auch sehr komplex. Also da habe ich wirklich was, wo das Bier mir was zu erzählen hat, finde ich, schön.

Christoph: Ja, ja, genau. Aber würdest du trotzdem sagen, es ist massenkompatibel? Weil, das ist ja auch ein Ziel, wir wollten was Besonderes machen, was aber auch trotzdem massenkompatibel ist.

Markus: Es kommt halt immer auf die Masse an. Also, ich kann mir vorstellen, so gut kenne ich jetzt die Studierenden an norddeutschen Hochschulen nicht, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es die Leute abholt. Weil, ich glaube, so die klassischen Pilstrinker, die jetzt, sagen wir mal, mit Flens und Jever aufgewachsen sind, die kriege ich über die Bittere und die, glaube ich, die sind zufrieden. Und die anderen, die haben den Körper, wo man einfach sagt, okay, da ist ein bisschen mehr da als bei diesen Pilsbieren, man hat auch ein bisschen mehr Süße und ein bisschen mehr insgesamt Aromatik, auch in diese eben pflanzliche Aromatik mit rein, in die fruchtige Aromatik. Und da kann ich mir vorstellen, dass das dann wieder eben so die Leute abholt, die jetzt vielleicht nicht auf die klassischen Pilsbiere stehen. Also ich weiß nicht, ob die jetzt zehn davon trinken, aber ich könnte mir vorstellen, das sie gerne eins trinken und dann vielleicht noch ein Zweites und das ist ja auch gut so, oder?

Christoph: Genau, also es ist ja ein Bier, was Spaß macht auch, aber wo man sich auch gut ran tasten kann. Also ich bin ein großer Fan davon geworden, vom Campus-Pils, auch so als, sage ich mal, Feierabendbierchen. Es hat eine Frische mit drin durch die Citrusnoten, das macht viel Spaß, das ist rund, es eckt nicht zu sehr an, es fällt auf, aber eckt nicht zu sehr an, also sehr schön. Hat einen schönen Schaum, das macht mir beim Trinken auch Spaß, trotz der etwas geringeren Spundung, wie du sagst, was ja auch immer so ein bisschen eine Herausforderung, eine Challenge ist an der Stelle. Der Hopfen sorgt für die Stabilität, ohne dass man jetzt, ja, zu blubberig das im Mund oder im Magen hat. Das Thema Spundung ist auch total spannend, da hat man auch große Unterschiede zwischen, ich würde sagen, Deutschland und USA. In Deutschland versuchen wir eher die natürliche Gärungskohlensäure zu nutzen, auch zu spunden, wobei in den USA häufig aufgespundet wird hinterher, wo dann quasi künstlich nochmal CO2 zugesetzt wird. Da streiten sich die Geister, aber ich persönlich finde, ein natürlich gespundetes Bier hat eine feinperligere Kohlensäure, die nicht zu sehr eben dieses Unangenehme im Mund macht. Und wenn ich das nachträglich aufspunden würde, also nachträglich CO2 zuführen würde, hätte ich eher so grobe Kohlensäurebläschen, die dann etwas anecken. Für mich persönlich jetzt, so mein Geschmack.

Markus: Ja, also Erstens, finde ich, man schmeckt es, man riecht es manchmal auch. Und ich muss sagen, grade in der jetzigen Zeit natürlich, also wo die ganze Brauwelt nach CO2 sucht, ist es gut, wenn man keine braucht. Also insofern finde ich es durchaus gut, wenn man das nach der ursprünglichen Weise macht und die meisten Brauereien in Deutschland tun das ja Gott sei Dank. Und, nee, ich finde das also wirklich ein sehr, sehr angenehmes Pils. Und finde auch die Geschichte witzig, weil, da haben wir fast was gemeinsam. Bei mir war es so, dass vor jetzt ungefähr einem guten Jahr, ich in Kontakt mit meiner Universität gekommen bin hier in Bamberg, weil ich da früher sehr, sehr lange auch Studierendenvertretung gemacht habe und wir hatten dann zu meiner Zeit die, was war das, 350-Jahr-Feier der Uni und da war ich grade Chef der Studierendenvertretung, habe die organisiert. Und dann kam ich eben da vor anderthalb Jahren wieder in Kontakt mit der Uni und wir kamen so ins Gespräch. Und dann ist mir aufgefallen, dass das ja jetzt 25 Jahre her ist und habe dann gefragt, ja, Leute, wisst ihr, dass ihr eigentlich jetzt ein Jubiläum habt? Und dann, nee und so und dann haben sie gesagt, ja, sie prüfen das mal und melden sich wieder. Und dann haben sie sich kurz drauf wieder bei mir gemeldet und gesagt, Mensch, vielen Dank, dass du uns da drauf bringst, uns ist das gar nicht aufgefallen, wir haben jetzt 375-jähriges Jubiläum und was machen wir denn da? Und dann habe ich so aus Spaß mehr oder weniger gesagt, naja, macht halt ein Bier und da helfe ich euch gern dabei, dann machen wir ein Uni-Bier. Und dann war der Rektor auch ganz angetan von der ganzen Geschichte, hat natürlich noch ein bisschen reingehört in seinen Apparat, weil Alkohol und so, muss man ja auch vernünftig drüber reden. Und heraus kam dann tatsächlich ein Uni-Bier, das wir zusammen kreiert haben, was dann jetzt vor, na, einem Vierteljahr offiziell angestochen worden ist. Und da war der Ansatz ein ganz anderer, also wir haben gesagt, wir wollen ein Bier machen ungefähr so, wie es damals war, also vor 375 Jahren in Bamberg. Und deswegen also obergärig, deswegen ein Mehrkornbier, leicht rauchig natürlich, gehört auch dazu und haben dann vom Alkohol eben die 3,75 angepeilt, um ein etwas leichteres Bier zu haben, durch die vielen Körner halt eben auch mit einem schönen Körper und eben trotzdem 3,75. Für die Jahreszeit 3,75 war natürlich schön. Und, ja und haben dann noch eine Version ausgesucht, also wir hatten dann einen Testbrau gemacht, Testversuch und haben dann sechs verschiedene Hopfen gestopft. Und dann mit so einer kleinen Kommission, die haben wir ausgelost aus Leuten von der Uni, haben wir dann eben unter diesen verschiedenen Kandidaten das Finalbier ausgesucht und hatten dann eben sehr traditionell eben fränkischen Aromahopfen. Und damit haben wir jetzt das Bier rausgebracht und ist auch schön. Also, deutlich anders natürlich. Bei euch wahrscheinlich schwer zu vermitteln, so ein obergäriges, leicht rauchiges Bier, aber bei uns, also beim Uni-Fest wurde es auch ganz gut getrunken. Und dementsprechend also, ja, auch spannend. Und so Uni-Projekte sind immer toll, also ich finde das schön, man hat junge Menschen, man hat wieder mal die Verbindung auch dahin. Also du arbeitest ja noch da, ich bin leider Gottes ziemlich raus aus dem Zirkus, aber mir hat das immer ganz viel Spaß gemacht und ich finde das sehr belebend einfach, mit einer Uni zusammenzuarbeiten, viel Kreativität und so, ne.

Christoph: Ja, genau, das durchaus. Und grade, wenn man dann das Umfeld auch schafft, wie in so einer Campus-Brauerei, wo man einfach zusammenkommen kann irgendwie nach Feierabend, nach der letzten Vorlesung und die Köpfe zusammenstecken kann und probieren kann, das ist eigentlich so, wer the magic happens, ja, wo neue Ideen entstehen und wo die Augen zu leuchten beginnen. Und wenn man das dann integrieren kann vielleicht irgendwo in einen Forschungsantrag oder in eine studentische Arbeit zum Beispiel, wo man dann etwas ausprobiert, erforscht, was es vielleicht noch nicht gibt, dann macht das Spaß und ist eben auch angewandt und bringt eben auch die Industrie weiter. Also das Ziel der Campus-Brauerei ist es ja auch, die Brautechnologie weiterzubringen, Maschinenbau und Bierbrauerei zusammenzubringen. Und wir sind auch grad in der Gründung, wir gründen einen gemeinnützigen Verein, wo wir genau dieses Ziel verfolgen, wir wollen Maschinenbau und Brautechnologie zusammenbringen. Und dort können sich eben Privatpersonen engagieren, die aus akademischer Sicht aufs Bierbrauen schauen wollen, eben aus dem Maschinenbau, aber auch aus der Brauereiwelt, quasi aus der Brauwelt, die da Interesse dran haben, dass mit zu verfolgen und vielleicht auch die ein oder andere Forschungsarbeit mit unterstützen wollen.

Markus: Also das ist echt ein tolles Projekt. Ging das denn einfach oder musste man da an der Uni schon ein bisschen arbeiten? Also wie gesagt, wir haben überhaupt diskutiert, ein Bier herzustellen, geschweige denn, eine ganze Brauerei auf die Beine zu stellen. Also das ist schon ein Wort, oder?

Christoph: Ja, am Anfang waren wir natürlich so ein bisschen die Exoten irgendwie als Mitarbeitende, die da eine Brauerei aufbauen. Aber ich muss sagen, die Fakultät hat uns da schon unterstützt. Also der Camus ist grade neu errichtet worden auch und das ist natürlich ein tolles Projekt, hier die Stadt und den Campus zusammenzubringen auch. Als Botschafter, also das Bier selber, als Botschafter zu fungieren für den Campus, wurde auch von dem niedersächsischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet als kulinarischer Botschafter für Niedersachsen. Also sogar über die Landesgrenzen hinaus dann, aber auch quasi um zu vernetzen auf dem Campus. Und, ja, da wurde uns schon so ein bisschen Vertrauensvorschuss gegeben am Anfang, den haben wir dann aber auch nicht enttäuscht. Es kam die Corona-Zeit, was es ein bisschen schwieriger gemacht hat, aber wir haben es als Chance gesehen und habe gesagt, hej, wenn die Studierenden nicht zu uns kommen können, dann kommen wir zu den Studierenden Nachhause quasi, virtuell, digital. Wir haben dann gesagt, wir machen das nächste Semester oder die nächste Master-Labor-Brautechnologie, da machen wir ein Brew at Home. Wir haben dann Pakete gepackt, uns überlegt, wie kriegen die Studierenden Zuhause es hin, ein Bier zu brauen, ohne dass sie das ganze Equipment dafür haben? Wir haben uns da prozesshändisch überlegt, wie kann eine Gärung funktionieren? Nutzen dann zum Beispiel so ein Back-in-the-Box-System, dass man das dann möglichst keimfrei auch hinbekommt. Man findet den Braukurs auch noch bei YouTube. Das war ein totales Highlight, das ist eingeschlagen, hat Wellen geschlagen, hätten wir nicht erwartet vorher. Wir haben nämlich gesagt, wir machen das jetzt nicht nur für unsere 30 Studierenden oder so, wir öffnen das für ganz Deutschland und wir hatten über 1.000 Leute, die live mit gebraut haben. Raus aus meiner Küche gesendet, wir hatten ein paar Studierende, die Kameraführung gemacht haben, irgendwie fünf Kameras da, ich hatte noch einen Co-Moderator. Und habe dann auch die deutsche, ja, die deutsche, ich will nicht sagen Bierelite, aber viele Experten quasi zu den Fachthemen gehabt, damit man nicht nur quasi vier Stunden Christoph Digwa sieht, sondern dann auch mal ein paar andere Leute dazu geschaltet bekommt, hatten wir die jeweiligen Experten, Doktor Christine Schönberger für das Thema Hopfen zum Beispiel, wir hatten aber auch Maschinenbauexperten dabei gehabt. Als wir dann zum Beispiel unseren Kochtopf in die Spüle gehängt haben, in das kalte Wasser, kam so die Frage auf, ja, wie sieht denn so ein Kühlen der Würze industriell aus, hängen die auch ihre Pfanne, und das war natürlich nicht. Da haben wir dann zur Firma Kelvion geschaltet, die da Wärmetauscher auch bauen für die Brauindustrie und die haben uns dann erklärt, wie so ein Wärmetauscher funktioniert. Also quasi ein Paradebeispiel für Lehre in der Corona-Zeit. Das hat sich dann verbreitet, wir haben dann Rückmeldungen gekriegt von Professoren, von Studierenden, von Hobbybrauern aus ganz Deutschland, die da alle total begeistert und fasziniert waren. Das war ein riesen Erfolg und dadurch haben wir uns natürlich unseren Vertrauensvorschuss, den wir von der Fakultät gekriegt haben, so ein bisschen weiter ausgebaut und ausgebaut und ausgebaut. Und jetzt haben wir eben die Räumlichkeiten am neuen Campus und sind dabei, haben da auch noch ein paar externe Sponsoren, die dann uns in dem Bereich Anlagentechnik unterstützen, digitale Steuerung und Co. Und, ja, das ist mittlerweile eine sehr runde Sache geworden, die super viel Spaß macht, die vor allem der Sache auch dient oder einer tollen Sache dient. Ich sage mal, zum Beispiel unsere digitale Gärsteuerung, das Ziel ist quasi, das Bier zu bekommen in kürzerer Zeit zum geringeren Preis. Und das ist ja irgendwie, sind ja Zielgrößen, die wir alle eigentlich begrüßen können, denke ich.

Markus: Absolut, also mehr Bier in kürzerer Zeit, immer gut. Werden wir jetzt auch gleich machen, wenn wir das Nächste verkosten, aber auf jeden Fall natürlich spannend. Und ich muss sagen, das ist schon eine große Herausforderung, also zu mal ihr ja dann offensichtlich auch noch den Gärprozess, also ihr habt dann ja wirklich ein Bier produziert, das finde ich echt eine super spannende Geschichte. Wir haben ja mit unserem Online-Sommelierkurs auch ein Braumodul, wo wir aber letzten Endes nur eine Würze bereiten. Also wo wir halt die verschiedenen Rasten durchgehen und dann natürlich verkosten und bis zum Hopfen kochen, aber wir machen dann eben kein Bier, um das so, ja, einfach, weil das mit der Gärung kompliziert ist. Und eine Sache, ich weiß gar nicht, ob du darauf antworten willst oder darfst, aber hätte mich jetzt grundsätzlich interessiert. In Bayern ist das ja immer so ein Behördenthema, hättest du da nicht 1.000 Leute gehabt, die eigentlich eine Biersteuer hätten bezahlen müssen?

Christoph: Ja, gute Frage. Wir haben das im Vorfeld geklärt, also wir haben quasi pauschal das mit denen abgerechnet. Wir haben gesagt, wir haben soundso viele Teilnehmer und wir übernehmen die Biersteuer für die. Also wir haben die dann im Vorfeld ausgerichtet quasi pro Bierpaket. Genau, da haben wir so eine Sonderregelung getroffen, das hatten wir mit dem Zoll alles abgeklärt.

Markus: Das ist ja großzügig, also faszinierend, super, dann auch ein Kompliment an euren Zoll. Also bei uns in Bayern, kann ich mir vorstellen, würde das nie im Leben funktionieren, wenn wir sagen, wir verschicken das irgendwie über die Bundeslandgrenzen hinaus, da wäre das schon ein riesen Thema.

Christoph: Nee, total, da bin ich auch sehr happy, dass die so flexibel waren und da auch mitgemacht haben, die fanden das Projekt auch spannend da. Ja, hat echt gut geklappt.

Markus: Cool. Also und da, finde ich, sieht man mal wieder, dass die Pandemie, also bei all dem, was negativ war und was vielleicht auch komisch war, wie auch immer, was man natürlich aus der jetzigen Sicht auch ein bisschen anders beurteilt, aber es hat auch seine positiven Seiten gehabt. Und es hat wirklich in vielen Leuten Kreativität hervorgerufen auf der einen Seite, auf der anderen Seite auch eine gewisse Bereitschaft, eine gewisse Öffnung. Also das fand ich schon, da sind schon auch spannende Sachen passiert, grade in Bezug auf diese Online-Welt und vieles, von dem wir jetzt letzten Endes profitieren können auch noch, wenn wir es denn machen wollen, sagen wir mal so, ja.

Christoph: Ja, total, Online-Events, Online-Testings. Kennst du Markus Quadt aus Lingen? Der hat ja in der Pandemie dann umgesattelt und hat seine Online-Testings gemacht, die ich total gerne verfolgt habe. Teilweise waren da auch, ich glaube, über 1.000 Teilnehmer bei den Testings dabei. Super cool, ein Testing muss ja nicht unbedingt trocken sein, die haben das mit so viel Spaß gemacht, fand ich einen interessanten Ansatz, das durchzuführen. Also viele neue Ideen, die entstanden sind, die auch heute irgendwie immer noch ihre Berechtigung haben heutzutage, also auch nach den Zeiten des Lockdowns, ja.

Markus: Ja, auf jeden Fall, genau. Und wir verabschieden uns mal von diesem Campus-Pils, auch noch mit dem Hinweis an unsere bierdeckelsammelnden Hörer: innen, weil es dazu eben auch einen wunderschönen Bierdeckel gibt, der bei mir auch im Paket mit drin gelegen ist, wo man eben das Campus-Brauereilogo nochmal komplett hat. Also das ist bestimmt ein Bierdeckel, den man bald bei eBay für Unsummen wahrscheinlich ersteigern kann, weil er so selten ist, also eine coole Sache.

Christoph: Tatsächlich, wir verschicken auch keine Bierdeckel jetzt auf Anfragen. Also Bierdeckelsammler, wir haben es auf unserer Website auch sehen, bitte uns keine Umschläge schicken, sondern bei Das Freie könnt ihr einfach ein Bierdeckelpakt mit reinpacken und dann könnt ihr die darüber bekommen.

Markus: Ja, danke, wichtiger Hinweis. Also ich muss sagen, ich bin unter anderem auch bei einem Berliner Bierverein mit dabei und wir brauen ab und zu auch mal ein Bier und da trudeln tatsächlich regelmäßig bei mir oder auch bei meinen Kollegen irgendwelche Briefumschläge ein, aus der ganzen Welt, von irgendwelchen Leuten, die eben gerne Bierdeckel wollen. Wir haben gar keine. Und das ist dann wirklich immer blöd, was macht man dann mit so einem frankierten Rückumschlag oder irgendwelchen tschechischen Briefmarken? Also schon irgendwie lustig, aber guter Hinweis. Also da bitte eben alle einfach am besten, bestellt einfach ein Bier, also dann habt ihr auch den Deckel dazu und dann ist doch alles …

Christoph: Genau, ist auch nicht böse gemeint halt. Es geht halt, wir machen das als wissenschaftliche Mitarbeiter oder als Mitarbeiter der Uni ehrenamtlich und da können wir uns nicht hinsetzen quasi und einen halben Tag am Tag noch Bierdeckel verschicken. Von daher, ist nicht böse gemeint, aber es gibt den Prozess über einen Shop, da könnt ihr, genau, wenn ihr ein Bier mitbestellt und da dann Bierdeckel quasi hinzufügt, dann kriegt ihr, sofern welche vorrätig sind, auch welche.

Markus: Wunderbar. Also, wie gesagt, sehr schöner Deckel, Gratulation, auch zum Design, auch zum Logo, also da merkt man, dass da viel zusammenspielt. Aber bevor wir weiterreden, was wollen wir jetzt trinken?

Christoph: Ich wäre jetzt beim Rotbock, also aus Broyhahn gewöhnen wir uns das so ein bisschen, ich sage mal, Broyhahn ist dann vielleicht das Highlight auch, was uns auch persönlich auszeichnet. Aber ich würde trotzdem erst mal das Rotbock nehmen, damit wir bei den untergärigen Bieren noch so einen kleinen Abschluss bekommen.

Markus: Ja, wunderschön, also das ist jetzt toll, das hat hier so ein strahlend leuchtendes Wappen, also das strahlt mir so entgegen. Und, ja, ein braunes Etikett, drauf steht dann in gelb, Das Freie und der Rethmarer Rotbock, schön und dann dieses wunderbare leuchtende rote Wappen. Rethmar ist dann der Ort, oder?

Christoph: Genau, ich bin grade in Rethmar, das ist unser 200-Seelenort quasi.

Markus: Wunderbar, also machen wir das auf, so. Hach, dieses Geräusch! Ich werde ja immer gefragt, ob wir das irgendwie einspielen oder so, diese Öffnungsgeräusche und die Einfüllgeräusche, aber, also ihr kennt jetzt ja nicht sehen, aber wir können es sehen, Christoph kann es bestätigen, das ist hier alles echt und live. Also wir trinken wirklich, wir öffnen wirklich und es hört sich auch wirklich so an.

Christoph: das gehört ja auch zur Zeremonie mit dazu, also das Bier zu öffnen, schon der erste Geruch, der einem aus der Flasche entgegenkommt, das Zischen, mit allen Sinnen genießen, gehört ja dazu.

Markus: Richtig, absolut. Das ist immer vielen gar nicht bewusst, dass die Ohren eben auch eine Rolle spielen und es fängt relativ bald an, schon beim Öffnen eben der Flasche.

Christoph: Man kann auch am Bier horchen, man kann auch sein Ohr reinhalten und hören, wie feinperlig ist das, was passiert da. Also auch mal ein Tipp, an in unterschiedliche Biere, mal vielleicht in ein Weißbier rein horchen, das hört sich anders an, zum Beispiel.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Also ist wie bei einer Muschel, nur das da tatsächlich was passiert im Bier und eben die Kohlensäure unterschiedlich stark da sich eben raus lässt. Ja, also wie gesagt, es leuchtet jetzt eigentlich in dem Rot, in dem das Wappen auf dem Etikett leuchtet, leuchtet mich das Bier jetzt an. Also das finde ich schon mal ganz toll, weil, so ein rotes Bier sieht man selten. Also auch da schon mal ein Kompliment. Also auch da ganz kurz, ich habe, wann war das, ich glaube, vier Jahre jetzt her oder so, für die Berliner Sparkasse ein Bier gemacht zum 200-jährigen Jubiläum. Und die wollten dann, also wir haben dann auch lange gesucht, was für ein Bierstil und sind dann bei dem Rotbier gelandet. Warum können wir vielleicht noch besprechen, wenn es interessiert, ist auch nicht wichtig. Aber, da war eben dann auch das Thema, die Sparkasse hat ja Rot als Farbe und das Bier sollte dann eben unbedingt so rot wie möglich sein. Und wir haben lange, lange experimentiert, hatten dann auch ein schönes Rot, aber ich muss dazu sagen, bedauerlicherweise, das ist schöner.

Christoph: Danke.

Markus: Das ist wirklich toll. Musst du mal erzählen, was ihr da für ein Malz genommen habt, also wunderschön. Der Schaum auch leicht getönt, der passt wunderbar zum Bier dazu. Ist auch wieder schön fest, feinporig, hat auch wieder diesen ganz leichten Schimmer, was ich finde, was auch schön passt, weil das Bier dann so ein bisschen geheimnisvoll ist. Also dann, ja, steigert noch ein bisschen mehr die Lust, dass man sich diesem Ganzen dann widmet. Ja, jetzt haben wir so ganz viel so rote Beeren, finde ich, ein bisschen Rosinen.

Christoph: Genau, ein bisschen Dörrobst, ich habe eine Pflaume auch in der Nase noch.

Markus: Ja. OH, wie schön.

Christoph: Honig.

Markus: Ja, so ein bisschen gewürzige, nussige Aromen. Ja, da bin ich halt Zuhause. Also das ist ganz gemein, weil, das ist so mein Bierstil und da freue ich mich immer, wenn ich eins bekomme, so viele kriegt man da ja nicht. Also ganz, ganz toll. Ich muss jetzt einfach da mal trinken, tut mir leid. Das ist wirklich sehr schön. Also ganz toll finde ich das Mundgefühl, weil es so richtig schön moussierend ist, also nimmt die Zunge so in Beschlag, würde ich sagen und dann hat man eben diese doch eben kräftigen Bockbiernoten mit einer Süße, mit dieser Fruchtigkeit, mit dem Trockenobst, mit den Rosinen, mit den roten Beeren. Fast ein bisschen himbeerig ist das dann am Ende, ein bisschen nussig, vielleicht sogar ein bisschen Marzipan. Also wirklich ganz viele schöne weiche wohlige Aromen, es wärmt auch ein bisschen, wenn man es dann trinkt, da merkt man natürlich den Alkohol. Ganz schöner Abgang, da hat man so eine schöne Bittere, die dann so ganz langsam die Süße wegnimmt und dann so den Mund auch wieder ein bisschen aufräumt. Also ein ganz schöner angenehmer und sicherlich gefährlicher Trunk. Ich habe gar nicht drauf geschaut, wie stark es ist, aber ein tolles Bier, also Kompliment.

Christoph: Ja, danke, da haben wir auch intensiv dran gearbeitet, also meine Brüder Mathias, Stefan und ich. Weil, das Thema Bockbier, da gibt es hier eigentlich so zwei Lager bei uns in der Gegend und viele denken bei Bockbier an sehr sprittige Biere, die dann so alkoholsprittig schmecken. Und da wollten wir eigentlich die Leute so ein bisschen vom Gegenteil überzeugen, dass ein Bockbier auch rund sein kann, angenehm sein kann, interessant und spannend sein kann. Und wir haben gemeinsam verschiedene Rezepturen durchprobiert und das immer noch weiter optimiert, bis wir, ja, jetzt bei dem sind schon seit längerer Zeit, wo wir sagen, da sind wir zufrieden mit und da stehen wir für ein. Und zeigt eben auch nochmal, wie spannend untergärige Biere sein können insgesamt.

Markus: Absolut. Und Hand aufs Herz, also das ist nicht rote Beete, was ihr da reinpackt?

Christoph: Nein.

Markus: Wie habt ihr diese schöne Farbe hinbekommen?

Christoph: Auch da haben wir dran experimentiert. Wir haben vor allem ein Melanoidinmalz mit drin und dann von einer Bamberger Brauerei noch ein Malz, was für rote Farben bekannt ist. Da will ich jetzt keine Markennamen nennen.

Markus: Ja, wir haben ja nur zwei Mälzereien in Bamberg, also passt, können wir sagen, eine Bamberger Mälzerei, alles in Ordnung.

Christoph: Genau. Insgesamt ist es aber eine Kombination aus verschiedenen Malzen, mit denen wir das dann erzeugt haben.

Markus: Also ich bin wirklich hin und weg, die Farbe, also alleine dafür, also selbst, wenn es jetzt nicht so schmecken würde wie es schmeckt, aber allein dafür finde ich es schon absolut fantastisch und kann jedem nur empfehlen, sich das mal zu besorgen. Aber, das Aroma setzt natürlich noch einen oben drauf. Und das finde ich auch wirklich sehr schön, weil ich es auch schwer finde, also wie du schon sagst, Bockbiere neigen dazu, dann halt so sehr alkoholisch zu sein. Und das führt dann auch dazu, das man also erstens generell nicht so viel davon trinkt, aber jetzt auch nicht mit Freude trinkt, weil es schnell halt dann irgendwie so ein bisschen satt macht und einen halt auch immer wieder dran erinnert, dass man da ein bisschen mehr Umdrehungen hat. Und das hier finde ich wirklich sehr, sehr angenehm. Weißt du zufällig, wie viel Alkohol da drin ist?

Christoph: Ja, steht ja auf dem Etikett drauf.

Markus: Ja, aber bei mir ist es so dunkel, ich habe ja nur die Flasche.

Christoph: Ach so, ja, ich kann es dir ja, 6,6 geschrieben.

Markus: Ah ja.

Christoph: Ich sage mal, man hat ja eine Range. Ich weiß nicht, ob das die Zuhörer wissen.

Markus: Sollten sie.

Christoph: Also wenn ich jetzt da 6,6 drauf schreibe, kann ich plus / minus ein Prozentpunkt liegen. Und ich sage mal, bei Kleinbrauereien oder bei uns liegen wir vielleicht eher einen Ticken drüber. Die Industrie hat vielleicht eher ein Interesse, einen Ticken drunter zu liegen. Auch da gibt es Abweichungen, Bier ist ein Naturprodukt und grade, wenn man es nicht verschneiden kann, kann das etwas schwanken. Aber als kleine Brauerei schwanken wir dann vielleicht eher etwas nach oben als nach unten.

Markus: Ja, man sieht es auch, wenn man das Bier im Glas hat, habe ich jetzt grad so ein bisschen probiert und dann so ein bisschen dreht, dann merkt man, wie das wirklich so einen Film gibt, der am Glas eben kleben bleibt und da so langsam runter rinnt, also so schöne Schlirren dann bildet. Und das macht Bier normalerweise so erst ab 6,9, 7 Prozent. Deswegen sind wir sicherlich ein bisschen drüber, aber das macht ja gar nix. Also der klassische Franke würde jetzt sagen, ja, habe ich mehr fürs Geld, ist ja auch gut. Aber, nee, also wirklich, das schadet auch gar nicht. Und ich finde auch das Aroma sehr schön, weil es halt auch nicht so diese ganz klassischen platten Bockbieraromen bedient, also die dann oft sehr brotig sind, sehr karamellig sind, ein bisschen aufdringlich fast sind. Hier, finde ich, ist grade die fruchtige Komponente so schön, die für mich wirklich ein bisschen Kirsche, ein bisschen Himbeere mitbringt und das macht es dann wirklich sehr leicht und sehr angenehm und interessant wieder, also Bier wieder, was mir auch bisschen was erzählt, wie ich grad schon gesagt habe, sehr schön.

Christoph: Es ist ein schöner Nachtisch, passt hervorragend zu Vanilleeis zum Beispiel, lässt sich da gut kombinieren. Aber spricht auch für sich quasi, wenn ich das abends einfach auf der Terrasse genieße in der Herbstzeit jetzt oder zum Lagerfeuer. Du hast vorhin das Thema Rauchbier angesprochen, hast gesagt, das ist im Norden vielleicht ein bisschen schwieriger. Ja, ist es, aber tatsächlich versuchen wir auch da, die Biervielfalt mal so ein bisschen an Mann und Frau zu bringen. Wir brauchen auch eigentlich auch so oder dieses Jahr haben wir, nein, letztes Jahr haben wir ein Grünhopfenbier-Rauchmalz gebraut. Also wir haben selber so Hopfenpflanzen, nicht besonders viel, aber für einen Sud, also ein Sud sind bei uns circa 1.000 Liter, also zehn Hektoliter, für einen Sud reicht das. Und da hat unser Braumeister Rene ein Bier so mit zehn Prozent Rauchmalz gebraucht, was auch ganz spannend war. Und ich glaube, es geht ganz gut. Wir haben bei uns in der Gastro eben auch Lagerfeuer und ab und zu ein bisschen Außenfeuer und wenn wir am Feuer sitzen, da Leute da ran tastet und bei Testings, das ist halt schon schön auch zu sehen, wie da, ja, wie man den Horizont dann vielleicht auch erweitert und zeigt, das Bier nicht nur Pils ist, oder was heißt nur Pils, nicht nur quasi Industrie-Pils ist, sondern das es in der untergärigen Welt viele Möglichkeiten gibt, das es auch abseits auch mit Rauchmalz und Co viel gibt, aber auch bei obergärigen, gemischte Gärung und, und, und, und, das einfach Bier so vielfältig ist, und das ist wie eine Geschichte zu erzählen. Also ich bin kein Freund davon, dann den Leuten Craftbeer IPA in die Hand, das wird ja häufig so gemacht, bin ich ein Freund von. Wenn ich eine Geschichte erzähle oder einen Film fange, dann ist halt, fängt es auch nicht gleich mitten in der Story an, mitten da, wo es explodiert und ganz viel passiert. Ich muss die Leute erst mal abholen. Abholen da, wo sie sind. Der eine kommt vielleicht grade von der Arbeit, der andere so, der Nächste, weiß nicht, hat schon drei Stunden schon im Auto gefahren oder so, ich muss die ja erst mal einsammeln und mitnehmen auf die Reise, auch auf die sensorische Reise. Und das, glaube ich, ist die Herausforderung einerseits einer Brauerei, das anzubieten, diese Reise, aber auch eines guten Sommeliers, die Leute abzuholen und mitzunehmen.

Markus: Ich finde auch, dass das sowieso, also ganz am Anfang hat es irgendwie Sinn gemacht zu sagen, Craftbeer ist gleich hopfenbetonte englische oder amerikanische Bierstile. Aber ich finde mittlerweile, also ich vermeide den Begriff sowieso, weil er einfach nicht definiert und nicht definierbar ist und auch bei Leuten so viele Assoziationen auslöst, bei vielen leider Gottes sogar eher negative Assoziationen, weil sie halt irgendwann mal Kontakt mit einem so bezeichneten Bier hatten, was ihnen nicht geschmeckt hat. Aber im Grunde geht es ja einfach darum zu sagen, okay, wir gehen einfach mit diesem Thema Bier ein bisschen anders um. Also wir schauen einfach auf die Rohstoffe, wir schauen auf historische Rezepturen, wir schauen auf die Prozesse. Wir versuchen eben, bewusst damit umzugehen und eben nicht die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund zu stellen, sondern eben die Aromatik, die Botschaften, all das, was eben dann noch damit zu tun hat. Und da passieren natürlich auch Sachen, die manchen Leuten vielleicht nicht gefallen, wie auch immer, aber es bringt auf jeden Fall eine riesen Vielfalt. Und ich glaube, es hat auch viel verändert und hat auch den Käufermarkt verändert. Also wenn gleich es vom Marktanteil her, das, was wir jetzt als Craftbeer bezeichnen würden, hat in Deutschland vielleicht ein halbes Prozent oder so, aber, wie gesagt, es hat darüber hinaus viel verändert. Also ich glaube, die Menge der Menschen, die jetzt in Getränkemärkte gehen und sich vier Kästen im Supersonderangebot kaufen, die ist weniger geworden und es gibt mehr Leute, die bewusst sich verschiedene Flaschen mischen und verschiedene neue Sachen probieren. Und, ja und auch dieses Thema Bier wieder bewusster wahrnehmen und es auch eben bewusst wählen, nicht einfach sagen, ich nehme das billigste Pils, weil, damit ich halt was zu trinken habe, sondern die sich wirklich Gedanken machen, was möchte ich denn gerne schmecken, was interessiert mich, vielleicht auch, was möchte ich essen und da ist viel passiert, finde ich.

Christoph: Genau, ich glaube, das Thema Leidenschaft spielt ja auch eine große Rolle, sowohl beim Brauenden als auch bei den Genießenden Zuhause. Das Thema, bewusst genießen, reinzuriechen, reinzuschmecken, auch bei der Produktion halt selber. Also bei uns quasi als Brauende die Leidenschaft die uns dann vielleicht noch unterscheidet von einem rein wirtschaftlich orientierten Betrieb, ja, wir machen das, weil es uns Spaß macht, wir brauen die Biere, die uns gutschmecken. Und da hatte ich schon mal ein Gespräch mit Leuten gehabt, die gesagt haben, hej, eure Biere sind ja sehr nachgefragt und ihr habt ja genau den Geschmack der Leute getroffen. Dann habe ich gesagt, wow, wow, wow, Moment, Moment, ich wollte nie den Geschmack der Leute treffen, ich braue die Biere, die mir schmecken. Und du sagst, das ein halbes Prozent der Leute, das ist ein kleiner Marktanteil. Wenn ich jetzt Marktstudien mache würde, dann würde ich rausfinden, die Meisten trinken Wasser und dann versuche ich ein Wasserbier zu brauen wie ein Industriebier, könnte das aber nie im Leben zu dem Preis machen, dann könnte ich gleich dichtmachen. Das macht gar nicht den Sinn und da hätte ich auch gar keinen Spaß dran, dann würde ich auch gar nicht machen. Ich braue die Biere, die mir persönlich schmecken, die ich interessant finde. Und, ja, wenn es Leute gibt, denen die Biere gefallen, dann ist es gut. Dann können wir halt weiter wachsen und wenn nicht, dann bleibt es halt bei der Kundschaft, die wir haben. Also wir haben einen eigenen Online-Shop, wir haben so in der Region Hannover so 70 Märkte circa. Wir haben ab und zu auch mal ein paar quasi Enklaven, so außerhalb von Hannover, das die angefragt haben, aber wir hatten schon mal auch eine Anfrage dann von einer großen Einzelhandelskette, die gesagt haben, ja, bringt das in alle Märkte bei uns in Deutschland. Wir haben bei uns ein Video gedreht und das ist bei YouTube durch die Decke gegangen und die haben gesagt, ja, müsst ihr jetzt in alle Märkte bringen. Ich sage, nee. Also unser Selbstverständnis ist, dass wir die Biere auch selber brauen. Weil, wir haben das ganz am Anfang erlebt, dass wir dachten, es gäbe viele Craft-Brauereien in der Gegend und wir tauschen uns da mit denen aus, wie die brauen und das Thema Qualität und wie machen die das. Und dann hat sich rausgestellt, dass die häufig gar nicht selber brauen, sondern das Bier quasi brauen lassen oder einkaufen. Und das war halt nie unser Selbstverständnis, wir haben gesagt, nee, also, wir beliefern jetzt nicht alle Märkte in Deutschland. Wir können nach und nach mal einen Markt dazu nehmen, wir wachsen halt stetig, Schritt für Schritt, wenn die Nachfrage da ist, aber wir können nicht von jetzt auf gleich eine Großbrauerei bauen. Und das Bier irgendwo anders brauen lassen und produzieren, ganz ehrlich, das schmeckt dann anders, egal in welcher Brauerei es gebraut wird, es schmeckt anders. Es ist ein sehr komplexer Prozess, teilweise wird es dann reduziert auf die Hefen, die vor Ort sind. Selbst bei der Tankgeometrie gibt es Unterschiede in der Gärung, es wird das Gärschema oft vor Ort durchgefahren. Und das ist nicht unser Selbstverständnis, das ist nicht die Challenge, die Herausforderung, wir wollen eben selber die Biere brauen und das zeichnet uns auch aus und von daher haben wir gesagt, nee, sorry, wir können gerne jedes Jahr darüber sprechen, wie wir weitermachen mit neuen Märkten. Aber ansonsten wollen wir auch gerne Craftbeer-Stores aufnehmen deutschlandweit, die sagen, hej, coole Biere, die nehmen wir bei uns mit rein, die jetzt Massen absetzen wie jetzt eben der Einzelhandel. Da sind wir eher bereit, weil wir dann auch eben die Leute erreichen, die es auch wertschätzen können oder mehr wertschätzen.

Markus: Ja und ich kann da auch nur noch als kleine Anekdote mit reinbringen, wir waren ja erst jetzt grade gemeinsam in Belgien und haben da die ein oder andere Brauerei besucht und da haben wir genau diese beiden Pole mitbekommen. Also den einen Brauer, der gesagt hat, ich habe verschiedene Biere gemacht und habe geschaut, was den Leuten am besten schmeckt und habe dann das Bier gemacht, und den anderen Brauer, der gesagt hat, ich habe halt das Bier gemacht, was mir am besten schmeckt und geschaut, ob es jemand gibt, der das auch mag. Und das sind natürlich die beiden Extreme und beide haben in gewisser Weise was für sich. Aber natürlich ist euer Standpunkt für mich sehr sympathisch und man merkt es ja auch an den Bieren, dadurch haben die auch ihren eigenen Charakter und können sich auch selbst entwickeln, selbst entfalten. Das könnten sie nicht, wenn sie sich ständig danach ausrichten müssten, wer das jetzt gerne trinkt oder eben nicht, also insofern, ja. Und du hast auch grade am Anfang noch gesagt, da kommen wir ein bisschen zu dem Kreis zurück, den ich schließen wollte, dass ja dein Bruder mit dabei ist und dein Vater irgendwie, also das scheint ja jetzt auch ein Familienbetrieb irgendwie zu sein. Bevor du da näher einsteigst, würde ich sagen, machen wir noch das letzte kleine Bierchen auf. Weil, jetzt steht es eh noch da, dann können wir das noch probieren und dazu dann da drüber ein bisschen sprechen, das ist nämlich jetzt ein Drifty Pale Ale. Und obwohl ich sage, mittlerweile bin ich im Englischen gar nicht so schlecht, aber was bedeutet denn Drifty?

Christoph: Das ist tatsächlich noch ein Begriff, den hatten wir aus der Hobbybrauerzeit irgendwie uns überlegt, wie das Bier schmecken kann. Das ist noch ein Rezept, das haben wir also wirklich schon in der Hobbyzeit, vor zehn Jahren haben wir das Rezept aufgebaut, uns überlegt, was würde uns als IPA schmecken? Und Drifty, dry and frutty quasi, trocken und fruchtig und haben versucht, das …

Markus: Ah.

Christoph: … in einen Begriff zu packen, also quasi noch einen so einen Begriff da raufgekritzelt, auf dieses Hobbybrauerrezept von uns damals. Und, ja, das Bier hat aber seine Fans und ist kein klassisches IPA, aber wir werden gleich vielleicht mal rausfinden, was es besonders macht.

Markus: Okay, na, da bin ich mal gespannt. Und finde ich schon mal cool, jemanden zu treffen, der ein neues Wort in einer Fremdsprache kreiert hat, das ist ja auch nicht so häufig. So, oh, es tönt schon mal wieder sehr schön. Also für ein IPA oder Pale Ale verhältnismäßig hell, allerdings eben sehr amerikanisch. Also ich glaube, das ist so ein bisschen der Unterschied, dass die englischen Pale Ales und IPAs ja oft Karamellmalz haben und die amerikanischen Moderneren eben nicht und damit bekommt man diese schöne helle Farbe. Schöner, sehr, sehr schöner fester Schaum, der ist ganz leicht beige, ganz, ganz leicht und hat eine ganz tolle Schaumdecke oben so, wie in so einer super Badewanne, wenn man sie sich perfekt macht. Also gut, da kann man jetzt nicht rein springen, dafür bin ich zu großgeworden, um in dieses Glas zu passen, aber man könnte es sich zumindest vorstellen. Also von der Farbe her schon mal schön. Habt ihr euch das so gedacht, dass es eher so in die amerikanische craftige Richtung geht, wahrscheinlich schon, ne?

Christoph: Genau, ist da so ein bisschen inspiriert auch, aber auch aus Großbritannien inspiriert, also das Great Brittan und USA kombiniert. Vielleicht kann man hopfentechnisch Neuseeland noch mit dazu nehmen. Damit habe ich schon was verraten natürlich.

Markus: Ja, das ist ja das Schöne, das sich das Brauen auch ein bisschen globalisiert hat, das finde ich schon auch cool. Also auf der einen Seite brauen jetzt wirklich alle Brauereien auf der Welt alle Bierstile aus aller Welt, aber sie können eben, zumindest oft, auf sehr, sehr viele verschiedene Rohstoffe zurückgreifen und das macht es natürlich auch spannend.

Christoph: Genau, also wir haben bei vielen Bieren schon eher deutsche Hopfen, auch deutsche Flavour-Hops und Aromahopfen. Aber, ich sage mal, bei einem IPA, grade wenn es inspiriert ist vielleicht aus den USA auch mit, da sind wir dann eher bei den amerikanischen Hopfen.

Markus: Ja, das macht auf jeden Fall natürlich Sinn. Und, ja, also da ist es, glaube ich, immer noch so, dass viele deutsche Brauereien da weit weg sind, weil sie halt einfach, ja, Hopfen nicht in der Qualität, in der Frische und in der Art und Weise kriegen, wie man die zum Beispiel in Amerika einfach hat. Und das wird, glaube ich, auch noch dauern.

Christoph: Total, genau, deswegen sage ich ja auch, das Handling vom Hopfen ist dann wichtig, grade beim IPA, eben auch hopfengestopft natürlich, da ist das Handling und auch die Frische wichtig. Natürlich kriegen wir den Hopfen da nicht so frisch vom Feld wie bei den deutschen Hopfen, dessen muss man sich bewusst sein. Aber wir finden trotzdem IPAs auch interessant und deswegen wollten wir halt auch das IPA rausbringen oder haben wir auch schon lange Zeit am Markt und, ja, so ist es quasi ein IPA, wie es uns schmeckt.

Markus: Ja, da bin ich mal gespannt, gespannt jetzt rauszufinden, was du sagst, das ist ein IPA, was dir schmeckt. Also wir haben auf jeden Fall in der Nase sehr, sehr viele fruchtige Noten.

Christoph: Genau, ich sage tatsächlich ein Testing, ich frage immer rum, was riecht ihr? Und es kommt, viel Obst und ich sage, genau, das ist es halt, also wie, als ob du in so einen Obstkorb reinriechst, wenn du so einen Obstkorb riechst, wo irgendwie Apfel, Banane, Birne, alles.

Markus: Ja und der ist nicht so exotisch, also du hast ja oft so, dass du dann praktisch, ja, Maracuja ganz intensiv oder Litschi oder irgendwie so, was auch schön sein kann. Und hier, finde ich, hat man tatsächlich auch viele Fruchtaromen, die einem jetzt heimisch vorkommen. Für mich ist viel, auch da wieder so wie vorhin, so Erdbeere, rote Beeren, natürlich Citrusfrüchte, Stachelbeere so ein bisschen, ein bisschen Weintrauben. Ja, natürlich auch etwas Ananas, also es ist wirklich eine sehr, sehr komplexe fruchtige Aromatik, die sich aber noch differenzieren lässt. Also manchmal ist es ja so, dass man einfach nur noch sagt, das ist irgendwie Multivitaminsaft, wo man keine einzelne Frucht mehr feststellen kann, aber hier kriegt man das auf jeden Fall hin. Sogar im Hintergrund so ein bisschen was Harziges, also wo man schon merkt, dass der Hopfen auch noch ein bisschen andere Noten hat, außer der fruchtigen Aromen. Schön, also ein bisschen Honig vielleicht auch, da kommt aber dann eher der Malzcharakter durch. Also, nein, wirklich schön. Quitte hast du, glaube ich, grade schon gesagt, finde ich auch, sehr komplex.

Christoph: Und malzig, bist du auf dem richtigen Weg, also es ist quasi 100 Prozent ein Pale-Malz.

Markus: Ah ja. Gut und Hopfen, sagst du jetzt, Neuseeland. Dann bin ich mal gespannt, welcher von den beiden bekanntesten Neuseeländischen drin ist.

Christoph: Ja, Nelson Sauvin haben wir mit drin, der hat natürlich irgendwie immer eine Zeitlang eine krasse Preissteigerung hingemacht, aber wir haben da trotzdem dran festgehalten, weil, ich finde, der passt irgendwie interessant da auch mit rein. Da ist dann vielleicht auch die Stachelbeernote das Besondere, die sind einfach, mag man sich vielleicht herdenken manchmal, diesen leichten Wein-Touch.

Markus: Ja, also ich wusste ja jetzt nicht, muss ich sagen und wie grade schon erwähnt, also ich habe zwar etwas Licht hier, der es mir ermöglicht, das Bier zu beurteilen, aber es reicht nicht aus, um die Etiketten zu lesen und deswegen habe ich wirklich keinen Plan, was da draufsteht. Und ich fand und jetzt, wenn ich nochmal rein reiche, ist das natürlich mehr, weil wir jetzt drüber gesprochen haben, aber ich finde, man hat wirklich diesen weinigen Charakter mit drin, Stachelbeere, fast auch ein bisschen Richtung Muscatella, also so ein bisschen gewürzige Aromen sind da auch mit dabei. Weißwein eben, so wie wir das bei uns kennen. Vielleicht macht das auch dieses fruchtige Bukett ein bisschen europäischer. Das ist wirklich, ja, spannend.

Christoph: Tatsächlich hat mal ein Gast zu uns gesagt, das sind ja die fünf besten Hopfensorten der Welt, vielleicht für ihn. Also ich kann es da jetzt nicht als Beste beurteilen, aber der Nelson Sauvin zumindest war damals nicht grad günstig. Den Amarillo haben wir mit drin, Chinook, Simcoe und Cascade in einer Kombination, das ist ein bisschen aufwendigeres Hopfenprogramm, was wir uns überlegt haben und auch vom Stopfen her mit verschiedenen Zeiten, um dann die einzelnen Hopfen auch so ein bisschen, ja, nicht gegeneinander antreten zu lassen, sondern eher, wie du sagst, dass sie halt noch Aromen mitbringen, die irgendwie für sich stehen und nicht irgendwo in einer schwammigen Masse untergehen, aber trotzdem irgendwo eine Symbiose eingehen.

Markus: Ja, also jetzt probieren wir mal, Prost.

Christoph: Ja, prost.

Markus: Schön, also ein sehr schlankes Bier, finde ich auch schön, hoch vergoren.

Christoph: Genau, das war mit trocken eben, dry, genau und trotzdem eben das Fruchtige, der Obstkorb.

Markus: Und schon ordentliche Bittere.

Christoph: Ja, ja, genau. Aber ein IPA muss ja auch bitte sein eigentlich, denke ich. Also ist zumindest das, so wie wir den Bierstil für uns definieren, ich glaube aber, traditionell ist ein IPA halt auch bitter.

Markus: Ja, nee, nee, absolut, also es war nicht kritisch gemeint. Wo seid ihr so ungefähr, 50 Bittereinheiten oder so oder wie, habt ihr das mal irgendwie ausgerechnet?

Christoph: So 45, würde ich sagen.

Markus: 45.

Christoph: Aber trotzdem halt durch die Fruchtigkeit sehr gut eingebunden, denke ich. Und mit dem schlanken Charakter bleibt natürlich der Hopfen am Ende auch stehen für sich, aber beim IPA sollte es auch so sein, denke ich, also zumindest nach unserer Interpretation, ein hopfenbetontes Bier mit Alkohol. Alkohol verstärkt halt nochmal den Geschmack des Hopfens und verflüchtigt sich dann aber und lässt den Hopfen halt nochmal im Mund stehen.

Markus: Ja, das ist echt eine Reise, finde ich, also es fängt an mit dieser Fruchtigkeit, die man von der Nase noch mitnimmt, dann hat man auch doch eine gewisse Restsüße, die noch da ist. Dann auf der Zunge ist es dann wie so ein schöner Film, wo auch dieser Honigcharakter nochmal kommt und dann sind die ganzen Früchte auch da. Und dann aber übernimmt der Hopfen so das Regime, die Bittere und räumt den ganzen Rest weg und ist dann im Vordergrund, bleibt da, trocknet den Mund richtig schön aus, bleibt auch lange, auch wenn ich jetzt rede, ist der immer noch da, aber trotzdem nicht in einer kratzigen Art und Weise, das es unangenehm wird, sondern so kurz davor, sodass man eben trotzdem dann wieder merkt, okay, da muss ich die nächste Erfahrung gleich hinterher schieben, um meinen Mund wieder zu befeuchten. Sehr schön.

Christoph: Genau, ja, mich erinnert das immer so ein bisschen an die frühen Zeiten bei uns, weil das eben ein Bier ist, was wir in der Rezeptur halt auch quasi durchgängig von früh her gebraut haben und noch so ein bisschen an den Einkochtopf von früher erinnert, also mich persönlich eben der Geruch, weil wir den dann auch so mit transportiert haben. Natürlich entwickelt sich ein Bier auch mit der Brauerei, aber trotzdem, der wesentliche Charakter ist ja noch erhalten geblieben auch. Und du hast vorhin ja gefragt auch mit der Familie und wie das hier zusammenspielt.

Markus: Genau, das Wir.

Christoph: Genau, das Wir, ja, also wir sind sowohl eine Unternehmerfamilie, vielleicht auch als Genießerfamilie, als auch irgendwie Arbeiterfamilie, wir packen die Sachen an, wir sind jetzt nicht irgendwie, ich weiß nicht, die vor dem Rechner sitzen oder irgendwas, in der Familie sind wir irgendwie gemischt Ingenieure und Handwerker und jeder ist irgendwie beides, gefühlt so zumindest. Also die Ingenieure sind halt auch handwerklich begabt und die Handwerker haben auch Ingenieur-mäßiges Denken und das ermöglicht es uns eben, Sachen so von verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Und dadurch, dass wir interessiert sind und auch gern Sachen genießen, hilft uns das halt, auch tolle Sachen zu kreieren. So es jetzt über die Leidenschaft im Bau, wenn wir etwas bauen, sei es ein Haus oder eine Gastronomie, steckt da halt immer viel Herzblut, Leidenschaft, Know How als auch Handwerk mit drin und ähnlich ist es bei den Bieren eben auch. Genau, vor allem machen die Brauereien noch mit eben meinem Bruder Stefan, der von Haus aus Bauingenieur ist und mein Bruder Mathias, der ist Kaufmann, also gelernter Kaufmann. Und auch, der Kaufmann hat Ingenieur-mäßige Ansätze mit in der Denkweise und auch Stefan als Bauingenieur hat sehr viel vom Handwerklichen und auch vom Genuss und von der Sensorik und so tauschen wir uns viel aus, setzen uns zusammen. Haben eben auch noch Mitarbeitende, vor allem Rene, unseren Braumeister, der auch verschiedene Disziplinen zusammenbringt. Ich sage mal, das ist gar nicht einfach. Also wir haben früher auch mit vielen oder ich kenne viele Braumeister, die sind halt Experte halt in einem Bereich und die sind richtig gut da drin, was auch wieder klasse ist und mit denen tauschen wir uns auch total aus. Es gibt Braumeister, die sind so tief im Thema Hefe drin, das ist phänomenal und macht halt auch super viel Spaß, sich mit denen auszutauschen, aber die sind halt vielleicht nicht unbedingt so fit im Bereich Abfüllung oder Sudhaus. Also natürlich kennen sie sich damit auch aus, aber da hat so jeder vielleicht auch so seine Spezialität. Aber grade so als Kleinbrauerei ist es wichtig, auch so einen Überblick über alle Prozesse zu haben. Und das ist ganz cool, das wir mit Rene auch jemanden haben, der da so in allen Prozessen tief mit drinsteckt, mit dem man sich so challengen kann, auch mal Sachen diskutieren kann. Das macht echt viel Spaß, sowohl was Rezepte angeht, als auch was Technologie angeht, weil, wir sind ja auch permanent dabei, die Brauerei weiterzuentwickeln. Und, ja, das macht viel Spaß, das Netzwerk macht viel Spaß und ich bin eben auch gern auf Veranstaltungen und tausche mich dann eben mit den Experten aus für die jeweiligen Themen und lerne dabei immer noch Neues. Also ich sage mal, im Bierbereich hat man auch nie ausgelernt oder ich weiß nicht, wie dir das geht, Markus.

Markus: Ja, absolut, also du lernst immer dazu und in jedem Gespräch kommt wieder irgendwas. Also ich hatte jetzt, also wenn unser BierTalk auf Sendung geht, dann ist es drei Wochen her, von heute aus ist es jetzt noch ein paar Tage, aber da geht der BierTalk auf Sendung, den ich mit den Hefejägern gemacht habe. Und das sind die Jungs aus Weihenstephan, die dort eben in der ganzen Welt unterwegs sind, auf der Suche nach neuen spannenden Hefen und die letzten Endes jetzt auch die untergärige Hefe, die Geschichte so ein bisschen entschlüsselt haben. Und da habe ich, allein in diesem BierTalk habe ich unheimlich viel wieder dazugelernt und heute lerne ich auch schon wieder dazu, also das man zum Beispiel so ein rotes Bier machen kann, faszinierend. Weiß ich jetzt auch, wenn ich anrufe, falls es wieder mal ansteht. Also, wie gesagt, es ist immer wieder was Neues. Und, ja, man kann ja sagen, vom Bauingenieur zum Brauingenieur ist ja nur ein Buchstabe, also nämlich einfach viel, was man da irgendwie lernen muss. Und ich finde, also so habe ich jetzt zumindest auch deine persönliche Familie so ein bisschen erlebt, du warst ja nicht alleine bei uns in Belgien dabei, also ganz liebenswert und voll dabei. Und ich kann mir das gut vorstellen, dass ihr dann einfach so einen Familienrat habt, wo ihr euch zusammensetzt und überlegt, okay, wie machen wir denn und hier und da. Und waren die denn von Anfang an begeistert, dass du das gemacht hast mit dem Bier oder gab es da auch Skepsis in der Familie?

Christoph: Also Stefan habe ich relativ früh abgeholt, meinen Bruder, quasi schon als ich aus den USA zurückkam. Ansonsten, ja quasi, ich sage mal, meine Eltern und Onkel, Tanten und Co, die waren eher so die klassischen Pilstrinker und irgendwie so Industriebiertrinker, aber halt, machen auch viel selber. Da konnte man natürlich am Anfang nicht so punkten mit Bieren, die ein bisschen abseits dessen. Aber, ich glaube, mit der Entwicklung hätte wahrscheinlich keiner bei uns gerechnet, dass daraus eine Brauerei wird, wo Biere eine internationale Anerkennung erfahren, da hätte ich selber auch nicht mit gerechnet. Und, ja, mittlerweile haben wir natürlich nicht nur viele Fans in der Familie, die sind natürlich auch alle total begeistert. Mein Cousin Max hat letztes Jahr geheiratet und da haben wir gemeinsam, sein Braut und er, ein Bier gebraut bei uns in der Brauerei und da haben wir ein cooles Etikett gemacht mit einem Film, den wir gedreht haben beim Bierbrauen. Also wir leben Bier halt in der ganzen Familie auch.

Markus: Also wunderbar das zu hören. Und es ist ja auch ein tolles Gut, was viel Emotionen transportiert, womit man viel Freude haben kann und zwar in jedem Stadium des Prozesses, eben vom Brauen bis zum Genießen am Ende des Tages. Und das, ja, also wirklich Kompliment für diese vier wunderschönen Bierchen, die wir bis jetzt verkostet haben und auch Kompliment für eure Geschichte. Das ist wirklich ganz schön und freut mich auch sehr, grade in der jetzigen Zeit, wo doch viele Brauereien sich überlegen müssen, wie so weiterkommen und so und wie man über die Runden kommt. Grade auch die, die jetzt eine lange Tradition hinter sich haben und vielleicht eher schon sich ein bisschen verausgabt haben während der Pandemiezeit, da ist schon, ja, viel Bewegung in der Branche, sage ich mal so. Aber dann ist es besonders schön, so eine tolle Geschichte von jemanden zu hören, der da eben neu ist und trotzdem sich beidem gut verschreiben kann, der Tradition und der Innovation. Und da sind wir jetzt auch in diesem Spannungsfeld, weil, es gibt ja einen quasi Hannoveranischen Bierstil. Also ich sage es mal kurz, wenn ich was falsch sage, dann darfst du mich sehr, sehr gerne korrigieren, aber so wie ich das verstanden habe, gab es eben diese Hansebiere. Und von den Hansebieren haben sich dann letzten Endes so zwei Bierstile abgespalten, das eine war der Broyhahn, eben in der Hannover-Ecke und das andere war die Gose in der Golsarer Ecke. Und ihr habt eben den Broyhahn wieder für euch entdeckt, der nach einem Mann benannt worden ist, der diesen Namen trägt. Aber da wirst du bestimmt gleich noch ein bisschen was dazu sagen. Und ganz besonders begeistern tut mich wirklich die Flasche, das habt ihr wahnsinnig toll hinbekommen. Also es ist eine Keramikflasche, die auch eine Flaschenform hat, die auch ein ordentliches Gewicht hat. Also da habe ich wirklich ein Bier in der Hand, wo alleine schon die Haptik mir sagt, das ist was Besonderes. Dann habe ich so ein rotgoldenes Wappen, das auf einem schwarzen Etikett hier mit entgegen strahlt. Und ich habe oben einen Bügelverschluss, der mir schon mal die Ansage macht, auch wenn du mich besonders gerne magst, musst du mich nicht auf einmal austrinken. Das ist natürlich auch schön, wenn man sowas hat und, ja, einfach eine Flasche, die einfach, also die schmeichelt, also die habe ich schon total gern in der Hand und freue mich auch schon, was da drin ist. Aber, vielleicht switchen wir mal die Räume beziehungsweise wir switchen nicht, sondern du gehst einfach in deine ganz normale Rolle. Also wie würdest du denn auf jemanden zugehen, der jetzt diese Flasche zum ersten Mal in den Händen hält und total begeistert ist, worum handelt es sich denn da jetzt?

Christoph: Also es handelt sich um einen historischen Bierstil. Tatsächlich war ich in Süddeutschland vor vier, fünf Jahren bei einer Fortbildung und da ging es um das Thema deutsche Bierstile. Und da kam auf eben, im Mittelalter gab es ganz viele Bierstile in Deutschland und in der industriellen Revolution sind viele Biere ausgestorben, so vor, ich sage mal, round about 150 Jahren, die Leute wollten quasi nur noch helle filtrierte Biere haben. Und das hat sich eine Zeitlang durchgezogen, nach und nach kamen dann wieder alte Bierstile auf den Markt. Und dann gab es dort in dieser Fortbildung eine Folie, ausgestorbene Bierstile, da waren so zehn Stück drauf und gesagt, von denen sind quasi alle wieder auf dem Markt, bis auf einen, bis auf den Broyhahn, den gibt es noch nicht wieder. Und der Broyhahn kommt aus Hannover. Da habe ich gesagt, okay, Challegene accepted, das sehe ich irgendwie als Herausforderung, diesen wieder rauszubringen, diese lange ausgestorbenen und vergessenen Bierstil. So ein bisschen, ich sage mal, als letztes Puzzlestein wurde es da betitelt. Habe ich gesagt, okay, ja, klingt super spannend. Und dann habe ich mich quasi in meiner Freizeit hingesetzt. Also natürlich hätte man einfach sagen können, ja, man macht jetzt irgendwie ein Bier, was weiß ich, so ein paar Eigenschaften davon hat es, hell und, ja und nennen das Broyhahn. Das war aber nicht mein Anspruch, ich wollte da tiefer rein, ich wollte auch rausfinden, wie hat das Bier denn damals geschmeckt. Also Cord Broyhahn hast du grade gesagt, Cord Broyhahn, Broyhahn kommt eben aus Hannover-Linden, ist nach Hamburg gegangen, um Weißbierbrauen zu lernen. Tatsächlich Hamburg und Weißbier, ja. Ist dann wieder zurückgekommen nach Hannover und hat ein Bier gebraut 1526, was anders geschmeckt hat als alle anderen Biere, die man zu der Zeit kannte. Ja, so und ich habe versucht, dieses Bier historisch zu recherchieren, wie es damals geschmeckt hat. Aber ich wollte eben anders, als du es vorhin von der Uni bei euch erzählt hast, mein Ziel war nicht nur, einen historischen Geschmack hinzukriegen, sondern ich wollte eigentlich so einen Spagat machen. Also ein Bier, was Leute trinken und dann vielleicht wieder ausspucken, weil es, ja, vor 500 Jahren voraussichtlich nicht den heutigen Wohlgeschmack getroffen hat, ich wollte diesen Spagat hinkriegen. Ich möchte ein Bier, was eine starke Orientierung an den historischen Geschmack hat, ich wollte aber auch den heutigen Wohlgeschmack treffen, so ein Zweierspielspagat. Da kam noch eine dritte Komponente hinzu, die das nochmal natürlich deutlich komplexer macht, ich wollte das Bier auch möglichst reproduzierbar brauen, also quasi in der Qualität, im Qualitätsmaßstab. Sodass die Chargen nicht, einmal schmeckt es süß, einmal schmeckt es sauer, einmal schmeckt es salzig oder so, sondern ich möchte, dass es halt, zumindest in dem, was möglich ist, reproduzierbar brauen. Da hast du grade eben Weihenstephan angesprochen mit der Hefe-Bank Weihenstephan, die haben uns da zum Beispiel unterstützt, was die Mikroflora angeht und auch, was Prozesstechnik angeht. Und da bin ich ab und zu runtergefahren nach Au in der Hallertau und da haben wir uns dann zusammengesetzt und ausprobiert, haben verschnitten und Ideen gesammelt. Deswegen, das Ganze hat einfach zwei Jahre gedauert, das war eigentlich gar nicht geplant, dann wirklich auf den Markt zu bringen, das war eher nur so, also das war halt diese Challenge, diese Herausforderung. Und je tiefer man da rein ist, desto mehr hat man sich, weiß ich nicht, nicht gefühlt wie Cord Broyhahn, aber ist da eingetaucht, hat dann über Prozesstechniken und Verfahrenstechniken in der Brauerei über Gärung, über Historie, Bierhistorie, das war einfach eine total spannende Zeit. Und wir haben halt echt viele Testsude gemacht im Kleinen dann, haben die miteinander verschnitten auch, um auch so einen Säuregrad zum Beispiel einzustellen. Weil, es gibt kein Originalrezept, also es gibt jetzt nicht das Rezept von 1526, das ich jetzt brauche und fertig ist es. Die Aufzeichnung, was Rezepte angeht, haben eigentlich fast eher so 200 Jahre später begonnen. Was es aber aus der früheren Zeit gibt, sind so sensorische Beschreibungen oder, ich sage mal, Beschreibungen von der Wirkung. Wenn dann beschrieben wird, dass das Bier weinähnlich sei, kann das eben auf eine gewisse Säure. Wir haben ja in Belgien auch nochmal kennengelernt, das Sauerbier ein Unterschied ist zwischen vielleicht USA, wo es eher essigsauer ist und Europa, wo einfach quasi die Mikroflora war, die unterwegs war, die Säure, was so Richtung Wein geht, vielleicht mit sich bringt, die eben sehr angenehm ist und sehr gut harmoniert. Weinähnlichkeit kann aber auch auf einen höheren Alkoholgehalt hindeuten. Es gab dann auch Beschreibungen also vorwiegend eben über die Kirche, die aufgezeichnet hat, wo dann dieses, ja, wie das vielleicht gewirkt hat oder wie viel man davon trinken konnte, so grob gesagt. Das war total spannend, da irgendwie reinzugehen. Da muss man sagen, im Mittelalter, klar, gab es das Reinheitsgebot in Bayern, aber in Norddeutschland wurde damals noch anders Bier gebraucht. Und wir hatten eben viele Grutbiere, viele Kräuterbiere in Norddeutschland und, ja, Hannover, Hansestadt damals. Das heißt, wir haben uns da so ein bisschen orientiert, welche Gewürze und Co waren dort unterwegs. Ich habe sehr frühe Beschreibungen gefunden, dass im Broyhahn Veilchenwurzeln mit drin sind, da habe ich sehr frühe Beschreibungen von gefunden eben. Wie verarbeite ich die jetzt im Bier? Ich habe im Netzwerk rumgefragt, hej, wie braut man Veilchenwurzen? Keine Ahnung. Ich habe dann Literatur gefunden aus dem 19. Jahrhundert, die beschrieben hat, dass man Veilchenwurzeln verwenden kann, aber nicht wie. Sondern da mussten wir auch probieren, malt man die als Pulver, stößt man die, kommen die beim Kochen mit rein, kommen in die Maische, bei der Gärung mit rein? Was machen die mit dem Bier, in welchen Mengen kommen die rein? Wo kriegt man die her? All das probiert und das ist eine der Geheimzutaten, denke ich. Also wir haben eine große Mikroflora, die da arbeitet. Wir haben es nicht spontanvergoren gemacht, man würde ja heute auch nicht mehr vielleicht die Mikroorganismen von da haben. Wir haben uns aber überlegt auch im Zuge der Reproduzierbarkeit, wir machen quasi eine gemischte Gärung, aber getrennt voneinander. Also wir haben einmal die Milchsäure, die arbeitet, dann haben wir eine alte Weißbierhefe, die arbeitet, dann verschneiden wir das miteinander, um auch die Reproduzierbarkeit hinzukriegen und haben da noch Brettanomyces mit bei. Brettanomyces machen natürlich auch wieder und so auch Lactobazillen, haben eine große Challenge, weil, wenn ich in der Brauerei auch noch andere Biere produziere, möchte ich keine Verschleppung haben. Also auch da haben wir prozesstechnisch dann dran gearbeitet, von Vorneherein auch schon, um das, soweit es geht, auszuschließen. Kriege ich diese Organismen gesteuert, sodass sie am Ende das machen, was ich möchte? Und auch diese Komplexität, also ich habe verschiedene Komplexitäten bei den Mikroorganismen mit drin, ich habe Komplexität über die Gewürze mit drin. Zum Beispiel gab es eine frühe Beschreibung, wo die ersten Broyhahn-Biere in Brandfässern gelagert wurden so. Ist dann die Frage, machen wir es jetzt holzgereift, wo kriegen wir die ganzen Weinbrandfässer her, wie machen wir das? Aber auch da haben wir uns prozesstechnisch was einfallen lassen. Wir nehmen quasi Holzchips und wir legen die in Weinbrand ein. Also da ist nicht unbedingt wenig Weinbrand im Broyhahn, ist zwar nicht grad günstig, aber haben wir uns überlegt, um das halt nachzubilden. Das hat halt sensorisch auch das gemacht, was wir wollten und wir haben es reproduzierbar. Ist vielleicht auch ein neues Verfahren, weiß nicht, ob das jemand anderes schon so gemacht hat. Zumindest legen wir die da für eine Woche ein, halt in den Gärtank mit rein und kriegen dadurch reproduzierbar diese Noten, die wir haben wollen, mit rein. Das ist ganz spannend, das ist einer von vielen Prozessschritten, die wir vielleicht mal anders gedacht haben, also die wir umgedacht haben, anders als sie üblich sind, um das Bier so zu bekommen, wie es ist. Das Bier wird oft beschrieben so als Sauerbier für Einsteiger, weil, es ist süß-sauer und als Sauerbier für Profis, weil es halt sehr komplex ist. Du kannst dich da tagelang hinsetzen und entdeckst immer noch neue und neue Sachen. Ja und der Herstellungsprozess ist recht aufwendig, deswegen auch eine aufwendige Verpackung. Weil das muss, denke ich, auch an den Kunden dran. Ich bezeichne es manchmal so ein bisschen als den Champagner des Bieres. Es ist aufwendig in der Herstellung, verdient auch eine aufwendige Verpackung und ist halt sehr besonders, sehr einzigartig. Wir sind total stolz, also Meiningers International Craft Beer Award ist ja einer der renommiertesten Craft Beer Awards, die wir hier in Deutschland oder auch in Europa haben und wurden nicht nur halt mit Platin ausgezeichnet dieses Jahr, sondern haben auch in unserer Kategorie der Sauerbiere, letztes Jahr als Bier des Jahres 2022, wieder als Bier des Jahres ausgezeichnet. Also das quasi im Nachgang, das war einfach so viel Arbeit, hat so viel Spaß gemacht einfach aber auch, aber es war nie der Plan, irgendwie damit groß, in Anführungszeichen, groß rauszukommen, wir machen ja nur sehr kleine Chargen davon. Auch im Online-Shop haben wir die. Wir haben ja so eine Bestellfunktion und dann ist die nächste Charge immer schon ausverkauft, weil, da können wir auch nicht beliebig viel von machen. Und da machen wir vielleicht, ja, machen wir vielleicht drei Sude im Jahr oder so, 3.000 Liter. Weil, der muss auch ein bisschen lagern, damit sich die Komplexität entwickelt. Der ist bei uns dann so, ja, drei, vier Monate, bis er raus geht, also aufwendig, aber total spannend und interessant. Ich hatte den ja auch mit nach Belgien genommen und …

Markus: Also ich glaube, ich glaube, dass die Hörer jetzt alle am Lautsprecher sind und sabbern, also weil sie jetzt so lange schon gehört haben, wie spannend und wie toll das ist. Also liebe Hörer, grundsätzlich, wir werden natürlich in den Shownotes den Online-Shop auch verlinken. Und, also natürlich laden wir euch ganz herzlich dazu ein, euch die Biere dann auch zu besorgen, dann vielleicht den BierTalk nochmal zu hören und die Biere mit zu verkosten, insbesondere natürlich den oder das Broyhahn. Das werden wir auch gleich noch klären, was da richtig ist. Aber wenn ihr eben nur auf die Vorbestellungsliste kommt, dann seid froh, dass ihr da drauf seid, weil, dann könnt ihr doch ja immerhin euch dann drauf freuen, irgendwann ist immer Weihnachten und dann kommt dieses Bier. Also ich muss es jetzt einfach mal aufmachen, sonst halte ich selber die Spannung nicht mehr auf, dann können wir gleich weiterreden. Also ich habe jetzt mal diese wirklich große Flasche in meiner Hand und mache mal auf, ah.

Christoph: Ein bisschen Vorsicht beim Öffnen, da sind Brettanomyces drin, das heißt, es kann sein, je nachdem wie es gelagert ist oder ob es ein bisschen durchgeschüttelt ist auf dem Transport, dass es leicht schäumt, eine leichte Schaumkrone kriegt. Die Brettanomyces arbeiten halt, das ist ja auch nicht pasteurisiert, das arbeitet sehr lange noch nach, die arbeiten auch zwei, drei Jahre nach der Abfüllung immer noch. Ich glaube, man kann das Bier auch sehr lange einlagern, haben mir zumindest einige Sommeliers berichtet. Und es entwickelt sich auch über die Zeit, ist ein sehr lebendiges Bier.

Markus: Also das haben wir ja auch in Belgien gelernt, wenn so Brettanomyces im Spiel sind, dann können die einen Teil ihrer Kraft ja erst nach zwei Jahren entfalten, also insofern ist das durchaus auch spannend. Und was ich jetzt hier auch sagen muss, ganz lange noch nach dem Öffnen, sind hier so diese Rauchschwaden aus dem Fläschchen raus gestiegen. Also da hat man wirklich so, wie in so einem ganz geheimnisvollen Hexenkessel, so ein bisschen die Aromen, die sich da wirklich auch optisch bemerkbar machen. Ich gieße es hier jetzt grade ins Glas und wie du schon gesagt hast, sehr schöner intensiver fester Schaum. Erinnert mich ein bisschen an das Awall aus Belgien, dass auch schnell so eine hohe feste Schaumkrone hat. Die Farbe hat einen tollen Braunstich, finde ich, also so ein orangegelb mit einer intensiven Brauntönung noch dazu.

Christoph: Tatsächlich war der Broyhahn damals das hellste Bier quasi, was man bekommen konnte. Das war ja mit Luftmalz gebraut und hatte damals so als besonderen Charakter eben auch nicht, wirklich rauchig zu sein. Sonst waren zu dem Zeitpunkt die meisten Biere recht rauchig, quasi über der offenen Flamme das Malz gedarrt und beim Broyhahn war es vorwiegend Luftmalz, was verwendet wurde.

Markus: Genau, das muss man vielleicht den Hörern noch erklären. Also Erstens, das Biere generell immer her bräunlich oder dunkler waren, lag eben an der normalen Form, das Malz herzustellen, was eben bedeutet hat, das man immer eine Hitzequelle hatte, in der Regel Feuer und dann eben eine Schichtung von Malz da drüber. Und wenn man die oberen Malzkörner trocken haben wollte, dann bedeutete das immer, dass die unteren leicht angebrannt waren. Und wenn ich daraus dann ein Bier gemacht habe, war es immer braun oder sogar noch dunkler, weil es einfach durch diese röstigen Farbtöne mitgekommen ist. Und das Luftmalz, von dem du jetzt beschrieben hast, das wurde ja an den wenigen Tagen im Jahr, an denen es möglich war, so hergestellt, wie man es früher, 1.000e Jahre vorher, in Ägypten, in Syrien, im Zweistromland gemacht hat, nämlich einfach bei schönen heißen Sommertagen, die man da ja fast jeden Tag hat, das einfach draußen in die freie Natur zu legen und dann ist es durch die Sonneneinstrahlung getrocknet. Und da ist logischerweise kein Rauch passiert und auch keine Röstung und dementsprechend hatte man diese sehr hellen und rauchfreien Biere. Damals natürlich eine Sensation, weil, alles war rauchig, alles war salzig und dann gibt es auf einmal sowas ganz was anderes. Und wie du auch schon beschrieben hast, die Mischgärung, auch natürlich ein Phänomen jener Zeit, das alle Biere irgendwie eine Mischung hatten aus obergäriger Hefe, Milchsäure, sonstigen Organismen, die sich da eben so ausgetobt haben und das dann auch noch mit den Gewürzen. Also ich freue mich schon total drauf, jetzt riechen wir mal rein. Oh. Ich muss ja gestehen, ich bin kein Ersttäter, also ich habe das Bier schon mehrmals gehabt, habe es schon mal für eine Verkostung auch gehabt und wir haben es gemeinsam in Belgien, da hattest du es dabei, auch nochmal schon verkostet, muss aber sagen, jetzt hier so vorm Mikro in dem Kabäusschen, ist der Geruch nochmal intensiver.

Christoph: Interessant ist er auch, oder?

Markus: Ja.

Christoph: Also oft höre ich auf den Verkostungen, das ist irgendwie, weiß ich nicht, riecht ganz anders als alles andere, was ich kenne.

Markus: Ja, also es hat ganz viele florale Aromen. Da ist dann vielleicht auch diese Veilchenwurzel mit dabei, das kann schon sein. Natürlich auch Gewürze, also da haben wir dann, ja, Nelke, Zimt, Anis, irgendwie so, in so eine Richtung, Fenchel. Und dann auch fruchtig, so Orangenschale, in so eine Richtung, finde ich, geht das. Rose, Hibiskus, also ganz, ganz schöne florale Noten, aber auch sowas, ja, so Mandeltöne, in so eine Richtung. Und, ja, tatsächlich, also ich weiß nicht, ob das jetzt Einbildung ist, weil du es gesagt hast, aber so ein bisschen Veilchennoten, Lavendel, in so eine Richtung, finde ich, kommt das auch. Also auch hier muss ich wieder sagen, ich habe erstens kein gutes Gedächtnis und zweitens kann ich die Flasche nicht lesen, also keine Ahnung, was da draufsteht, du kannst uns vielleicht noch ein bisschen aufklären und ergänzen, aber es ist auf jeden Fall ein total faszinierender Geruch, also super, ja.

Christoph: Es sind wirklich nur die Zutaten, also wir haben eben Veilchenwurzel, Zimt, Galgantwurzel, Koriander mit drin, aber viel kommt ja über die Komplexität auch der Brettanomyces, der Weißbierhefe, auch der Lactobazillus macht interessante Noten, die da mitspielen. Auch der Weinbrand bringt noch was mit rein. Das ist halt, ja, was ganz anderes als das, was man heutzutage kennt.

Markus: Stimmt, das stimmt. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wo das herkommt, aber jetzt, wo du es wieder sagst, genau, das sind die Chips im Weinbrand, wo ich so ein bisschen so Vanille, dann gepaart mit eben so leicht weinigen Noten habe.

Christoph: Wobei Vanille teilweise auch von den Veilchenwurzeln mit kommt, haben wir festgestellt, das bringt auch noch ein bisschen Vanilligkeit mit rein. Und ich glaube, die Veilchenwurzel war auch so ein bisschen die Geheimzutat damals, die das Bier so populär gemacht haben. Denn Brettanomyces, damals waren in allen Bieren quasi Brettanomyces, die sind sehr widerspenstig, die findest du in alten Hölzern, überall noch mit drin. Die haben interessante Eigenschaften, vergären sehr lange, sehr langsam, machen auch so eine Citrusspritzigkeit noch mit raus. Das heißt, auch ein zwei Jahre altes Bier kann teilweise noch recht frisch schmecken. Aber sie machen eben auch animalische Noten, die jetzt vielleicht nicht unbedingt jedem so munden. Und ich habe festgestellt bei meinen Experimenten, dass die Veilchenwurzel, diese animalischen Noten, sehr gut harmonieren. Also die binden die irgendwie ein, dass die sehr positiv werden und dadurch wird die Brettanomyces halt insgesamt sehr stimmig, sehr geil für dieses Bier.

Markus: Also ganz toll. Und ich bin mal gespannt, also ein paar Flaschen habe ich ja noch von meiner allerersten Bestellung bei dir, die sind unten in meinem Keller, ganz bewusst, also da bin ich mal gespannt, mal schauen, wann ich die dann zum ersten Mal aufmache, wie sich das dann weiterentwickelt hat.

Christoph: Genau, haben wir viele, die das in den Keller auch legen, weil es sozusagen eigentlich ein Bier ist, was auch lange, durch die Brettanomyces, wenig Hopfen, süß-sauer, Lactobazillus. Es ist halt schon auch, ja, eben auch ein Sauerbier und dadurch voraussichtlich wahrscheinlich lange lagerfähig.

Markus: Also wirklich ganz faszinierend. Es erinnert mich ein kleines bisschen an ein Bier, was ich von der Brauerei von Kloster Weißenohe hatte, vor längerer Zeit und zwar haben die mal ein Nürnberger Gewürzbier nachgebraut. Also da gab es dann tatsächlich ein Rezept so aus dem 15. Jahrhundert, aus Nürnberg eben und das gab es dann auch in so einem kleinen Tonfläschchen, nicht ganz so groß wie das. Und da waren noch mehr so weihnachtliche Gewürze drin, aber dieser Grundtenor, der erinnert mich ein bisschen da dran, das ist ja ungefähr auch aus der Zeit.

Christoph: Das unterstreicht ja quasi unseren historischen Touch an der Stelle auch.

Markus: Genau, ja.

Christoph: Aber auch im Nachgang sehr spannend, also viele Bierexperten haben dann uns gesagt, genauso haben sie sich den Broyhahn vorgestellt. Natürlich nicht alle, es gibt auch einen Bierexperten, der gesagt hat, das Broyhahn hat keine Gewürze gehabt und das Broyhahn war auch nicht sauer. Wo aber viele andere gesagt haben, voraussichtlich quasi wie es an den Kunden gekommen ist im Mittelalter, haben alle Biere eine gewisse Säure gehabt. Natürlich nicht sauer wie jetzt Essig oder so, aber halt zumindest so eine weinähnliche Säure vermutlich. Und natürlich, keiner von uns hat vor 500 Jahren gelebt und kann sagen, wie das Originalrezept, es stand keiner an dem Braukessel.

Markus: Ich wehre mich immer dagegen, wenn jemand so absolute Aussagen trifft, weil, das kann man überhaupt nie sagen. Also, es war sicher nicht sauer, kann man nicht sagen, weil, wie du schon sagst, es waren immer Mischgärungen, es war immer irgendwo Milchsäure mit im Spiel und irgendwelche anderen Organismen, die sich da irgendwie verausgabt haben. Und je nachdem, wie lange man das Bier dann gelagert hat, dann wurde das auch schon nach wenigen Wochen auf jeden Fall schon sauer.

Christoph: Und das, was wir heute als Sauerbier bezeichnen, war damals halt auch wenig sauer quasi.

Markus: Ja und damals hat man diesen Unterschied auch nicht gemacht. Also ich finde diesen ganzen Begriff Sauerbier, finde ich eher unglücklich, muss ich sagen, weil das bei uns in Deutschland ja immer so Assoziationen weckt. Im Grunde, es ist Bier und es ist halt Bier, was mit anderen Mikroorganismen hergestellt wird und deswegen andere Charakteristika hat und die können eben saurer sein oder weniger sauer, so wie wir es beim Wein ja auch haben. Es gibt krach-saure Weine und es gibt eben eher süße Weine und deswegen würde man auch nicht auf die Idee kommen, den einen als Sauerwein zu bezeichnen und den anderen als, was weiß ich, als normalen Wein oder so, das ist ja Quatsch. Also insofern, nee, das gehört einfach dazu. Und ich habe es für mich auch, also das habe ich noch nie verifiziert mit jemand anderen, aber für mich so als Theorie auch, dass die Menschheit einfach verschiedene Phasen durchläuft. Und da hatte man eben eine Phase, wo man alles durch Salz konserviert hat, da waren viele Dinge einfach salzig, da war das ein völlig normaler Geschmack. Dann hatte man eine Phase, wo eben ganz viel sauer war, mit Sauerkraut und eben auch dem gesäuerten Bieren und so weiter, wo das ganz normal war. Jetzt Zurzeit sind wir so an der Endphase, glaube ich, von so einer süße Periode, wo man unheimlich viel Süße hat. Auch das konserviert, also mit Süße kann ich Marmeladen zum Beispiel, auch wunderbar Früchte konservieren. Also im Grunde, das ist ja die Triebfeder, glaube ich, war immer, Dinge zu konservieren und das eben über verschiedene Zutaten und die waren halt unterschiedlich von der Grundaromatik her. Das Ergebnis war wichtig, dass man eben so eine Frucht auch nach einem halben Jahr noch essen konnte und insofern, ja.

Christoph: Tatsächlich hat sich das Broyhahn auch entwickelt, also seine Hochzeit hat es ja auch relativ, vielleicht 150, 250 Jahre später gehabt nach dem Originalrezept und das war grad eine salzige Zeit, da wurde es dann eher salzig, das Broyhahn. Aber ich wollte eben auf dieses Cord Broyhahn 1526 möglichst dicht zurückkommen und habe versucht halt, auch weiter zurück zu recherchieren. Das wäre ja nicht die große Herausforderung gewesen, jetzt Sachen zu recherchieren, die irgendwie aus dem 18., 19. Jahrhundert kommen, sondern da wollte ich halt auch gerne weiter zurückgehen.

Markus: Und jetzt müssen wir erst mal trinken, das habe ich ganz vergessen, Prost.

Christoph: Prost.

Markus: Toll! Also was mich da begeistert, ist dieses Spiel zwischen Süße und Säure, dazu kommt dann das Holzfass, wieder diese marzipanigen, vanilligen karamelligen Noten und so mandelig. Wie gesagt, das würde ich fast so ein bisschen auf das Veilchen vielleicht schieben, unbekannter Weise. Ich muss mal eine Veilchenwurzel mir besorgen, um das im Rohzustand probieren zu können, aber könnte ich mir vorstellen. Und abgerundet wird es dann mit diesen Gewürzen, die dann auch so schön nochmal Impulse setzen. Die Kohlensäure sehr feinperlig, die bringt es dann nochmal ein bisschen nach vorne. Und was ich toll finde ist, dass es unheimlich lange im Mund bleibt. Das heißt, ich spüre, wie es meinem Magen runter rinnt, also auch wieder ohne zu gucken, würde ich sagen, es hat vielleicht ein bisschen mehr Alkohol. Also das ist das eine, es wärmt mich, es ist wohlig, aber das andere ist, ich habe ganz lange im Mund noch diese ganzen Aromen. Und, ja, es ist auch eine ganz angenehme Art von Säure. Das gibt es ja durchaus auch sehr aufdringlich. Also grade in Belgien haben wir das ja auch erlebt, da kann man schon auch sehr saure Biere haben, wo dann diese Aromen auch im Vordergrund stehen. Hier, finde ich, ist es total harmonisch und vor allem weich. Also mir gefällt auch die Textur von diesem Bier, das ist wirklich angenehm im Mund, schön. Habt ihr ein besonderes Wasser für das Bier genommen?

Christoph: Da nehmen wir ganz normal unser Brauwasser, das ist bei uns ein Verschnitt aus Harz und Lüneburger Heide und das passt bei dem Bier auch wunderbar rein. Also wir haben nichts aufbereitet bei dem Wasser, das nehmen wir wie es ist, genau. Aber grade was du sagst, süß und sauer ist natürlich, was es besonders macht, süß-sauer ist an sich schon ein Wohlgeschmack, das heißt, man kann es auch gut kombinieren in der Küche. Es hat halt wenig Bitterkeit bis keine Bitterkeit. Wir geben nur ganz dezent Hopfen mit rein, also so bis 15 Bittereinheiten, um halt eben den heutigen Wohlgeschmack so ein bisschen zu erzeugen und es abzurunden. Keine wirklich wahrnehmbare Hopfenbittere, wenn, dann ein bisschen was über die Galgantwurzel vielleicht oder über die Gewürze allgemein. Und, genau, dieses süß-saure kombiniert mit der Brettanomyces, ist natürlich auch eine Herausforderung, weil, ich brauche Restsüße. Aber die Brettanomyces, die arbeitet lang und will ja auch nicht, dass dann mir die Flaschen irgendwie nach einem halben Jahr um die Ohren fliegen. Das heißt, auch da mussten wir prozesstechnisch dran arbeiten, wie kriegen wir das hin, dass wir die Süße transportiert kriegen? Das ist ein Prozess, da sind viele Ideen rein geflossen, Experten, die uns da unterstützt haben aus der sensorischen Seite, aus der prozesstechnischen Seite, aus der historischen Seite, Rechercheseite. Das war einfach auch so ein riesen Netzwerkprojekt und hat so viel Spaß gemacht und deswegen sind natürlich umso stolzer, dass es halt auch so ankommt, ja. Also teilweise geht es über den Online-Shop und auch über Direktbestellung nicht nur in Deutschland weg, sondern geht auch über den See quasi, geht nach Amerika, geht nach Asien. Und da es nur wenige Flaschen gibt, ist das natürlich immer ein bisschen …

Markus: Also da würde mich jetzt noch interessieren, wie ihr das hinbekommt. Also ein Bier nach Amerika zu verschicken, das ist ja, wie meine Großmutter über die Alpen zu transportieren ohne ein Auto. Das ist schon schwierig, oder?

Christoph: Da gibt es dann zum Glück einen Importeur, der sich um alles kümmert. Also wir bringen es quasi nur zum Hamburger Hafen und der Rest ist seine Sache, ja.

Markus: Okay.

Christoph: Aber der nimmt dann halt auch teilweise mal so eine halbe Charge ab oder so. Und, ja, genau, ist halt schade, dass dann in Deutschland weniger übrig bleibt, aber man hat ja die Möglichkeit, sich dann für den nächsten Sud zu registrieren.

Markus: Wir hatten das bei den Online-Testings immer, das Thema, das da immer wieder, wenn das für Firmen war, die dann eben Mitarbeitern in den USA und denen ganz normal, auf ganz normalen Wege, ein deutsches Bierpaket zu schicken, ist schlicht und einfach nicht möglich.

Christoph: Das geht nicht, nee. Nee, da musst du schon mit Steuerlager und Co. Aber da kümmert sich dann eben der Exporteur und Importeur selbst drum. Aber ist halt auch schön zu sehen, dass so ein interessantes Projekt halt auch um den Globus geht. Und total spannend, wenn ich dann irgendwo auf einer Veranstaltung bin in Japan und der hat einfach mein Bier schon probiert und ist total begeistert und sagt, das ist Highlight von meinen Verkostungen dort, cool. Wir machen halt, wir sind eine sehr kleine Brauerei, wir machen nicht mal 1.000 Hektoliter, so 500 bis 1.000. Und dann ein Bier zu haben, was international prämiert ist und ins Ausland auch geht, das macht einen natürlich sehr stolz, aber es macht einfach auch Spaß, im Netzwerk da unterwegs zu sein. Auch sogar viele Weinkenner, die mich drauf ansprechen, die sagen, ich weiß nicht, eigentlich trinke ich kein Bier, aber das ist geil, das ist halt wie Champagner in Bierform. Total spannend und macht viel Spaß.

Markus: Ja, absolut, zu Recht, also ich kann nur sagen, also großes Kompliment, das ist wirklich auch ein sehr, sehr schönes spannendes und vor allem gut trinkbares Bier. Also das ist ja durchaus auch eine Herausforderung, wie du schon sagst, wenn man es ein historisches Bier macht, muss es ja trotzdem für den Gaumen irgendwie auch im Jahre 2022 kompatibel sein. Ist es, also wunderbar. Ich habe auch noch die Assoziation, es gibt so das ein oder andere Pumpkin Ale, also Kürbisbier, was auch in so eine Richtung geht. Also da, finde ich, sind interessante Ecken, wo man das noch andocken kann. Ja, ich bin echt begeistert, sehr schön.

Christoph: Vielleicht durch die Zimtnoten, also Kürbisbiere haben oft ja auch Zimt mit drin. Kann sein, dass da vielleicht deine Anlehnung herkommt. Ja, lässt sich ja vielleicht in so einem Testing ganz gut einbinden in der Reihenfolge. Witziger Weise haben wir bei uns, wir haben so einen handwerklichen Bäcker, Balkenholl heißt der und der hat so eine Backstube und macht dort sehr handwerklich, richtig spannende Brote. Und da machen wir alle paar Monate so ein battle quasi, er bringt fünf Brote mit, ich bringe fünf Biere mit und dann batteln wir uns quasi oder gucken, wo wir die Gemeinsamkeiten finden und bringen das zusammen mit Teilnehmenden und hinterher gehen sie mit einer riesen Brot- und Biererfahrung raus. Und das Highlight ist am Ende immer das Broyhahn und er hat dann ein Brot, wo er auch Broyhahn quasi, statt Wasser teilweise Broyhahn mit drin hat, das ist dann auch nochmal ein Highlight. Also auch quasi geschmacklich, ich denke, im Foodparing kann man das so ziemlich mit fast allem kombinieren. Also ich glaube, ich kenne kein Bier, was so universell bei einem Foodparing einsetzbar ist. Ich kann das wie eine Vinaigrette quasi und durch den Säurecharakter passt das auch gut zu Früchten, hast du gesagt, die vielleicht auch mit ein paar Bieren auf einem Salat mit drauf sind. Es passt dadurch, dass es eben kaum Hopfenbittere hat, passt es halt auch gut zu salzigen Speisen. Sauer, salzig, der Tequilla-Effekt quasi, passt gut, wenn ich, weiß ich, ein salziges Steak habe und zur Nachspeise oder süß-sauer, Hauptspeise und zur Nachspeise, zu einer Süßspeise passt es auch. Das ist so ein Universaltalent irgendwie, was Foodparings angeht, find ich.

Markus: Nee, also absolut, das denke ich auch. Ich habe grad im Geist es ein bisschen durchgespielt, ob mir so eine Kombination einfällt, die ich sofort als besonders spannend empfinden würde. Also ich glaube, spannend sind die Meisten, aber es kommt mir bestimmt noch irgendwann, was passt. Aber auf jeden Fall, wie du schon sagst, also es gibt so viele Dinge, die da andocken können, weil ich halt diese Vielfalt habe. Also es ist ja normalerweise, ist immer so das Thema, wenn ein Bier eben sehr hohe bittere oder sehr hohe Süße hat oder sehr viel Umami, das sind so Dinge, wo es dann schwierig wird mit manchen Kombinationen, weil doch viele Speisen dann da nicht mehr reinpassen und dann wird es irgendwie schwierig. Und auf der anderen Seite hat man oft Biere, die dann von der Aromatik in der Nase relativ wenig zu bieten haben, also da so ein bisschen monothematisch sind und dann muss die Speise schon viel arbeiten, um da wieder Spannung rein zubekommen. Und hier habe ich ganz viele Ansatzpunkte, die in so vielen verschiedenen Aromaklassen arbeiten, sodass es eigentlich keine Leerstellen gibt. Das heißt, ich muss eigentlich nur eine Speise finden, die nicht untergeht, also die dann davon nicht irgendwo plattgemacht wird. Und dann, wie du schon sagst, dann kann man das mit ganz vielen tollen Sachen kombinieren und auch an vielen Stellen im Menü einsetzen. Vielleicht auch ein bisschen, je nachdem was ich bewirken will. Also ich denke jetzt, zum Beispiel bei einer Nachspeise ist es was anderes, also ich denke jetzt zum Beispiel, nehmen wir mal so einen Schokoladenkuchen, so einen französischen, wo innen noch so einer weicher Schokokern ist und dann nehmen wir dazu eine Vanillesoße oder eine Kugel Vanilleeis oder so und dann raspeln wir oben drüber einen gefrorenen Gorgonzola. Und dann kann ich dazu verschiedene Biere servieren. Also das würde mit einem dunklen Doppelbock, mit einem Quadrupel sicher gut funktionieren, würde dann aber wahrscheinlich unglaublich sattmachen. Also das Menü wäre danach auf jeden Fall zu Ende, zumindest in der festen Nahrung, würde ich sagen. Ich kann natürlich theoretisch sogar mit einem stark gehopften Bier, mit einem Double IPA, Imperial IPA da drüber gehen, dass dann mit diesem Käse, mit der Vanille so ein bisschen arbeitet, wo ich dann wahrscheinlich den Effekt habe, dass sich das so ein bisschen alles nimmt und am Ende harmonisiert. Hier, glaube ich, ist das Spannende, das würde auch sehr gut funktionieren und hätte dann aber den Punkt, dass es diese Schwere dieses Kuchens aufheben würde, sodass man danach vielleicht wieder ein bisschen offener ist. Und ich glaube, das kann auch so sein, dass man dieses Bier einfach bewusst einsetzen kann, um auch solche Effekte ein bisschen zu haben.

Christoph: Genau, als Hannoveraner kann ich natürlich die Welfenspeise empfehlen dazu. Das ist ja quasi so die Hannoveraner Nachspeise, die aus so einer Milch-, Vanillecreme besteht mit Eiweißschaum, der mit einer Weincreme gemacht wird. Aber man kann ja statt Wein auch den Broyhahn einsetzen und den Wein dann als Gegenpol zu dem Broyhahn stehen haben.

Markus: Also das klingt auch sehr schön. Ja, wenn du schon so Wein sagst, auch so ein Apfelkompott mit Wein drin. Ach, also, da können wir ja alleine einen Podcast, glaube ich, drüber machen.

Christoph: Jetzt kriegen wir noch Hunger, ne?

Markus: Ja, das kommt auch noch dazu. Übrigens, glaube ich, ist es der längste BierTalk, den wir jemals aufgezeichnet haben. Zumindest zeigt bei mir die Uhr jetzt eine Stunde 50, das ist ordentlich, also insofern, glaube ich, sollten wir langsam mal zum Ende kommen, bevor die Hörer ganz verzweifeln, weil sie jetzt im Moment grade kein Bier haben oder zumindest nicht das. Aber auf jeden Fall, also das war eine ganz, ganz tolle faszinierende Reise durch deine Welt, durch deine Biere und durch diesen Kosmos, der dadurch so ein bisschen bestimmt wird. Und was mir besonders gut gefällt, ist, dass du auch diesen wissenschaftlichen Ansatz dahinter hast. Das vermisst man hin und wieder bei Leuten, die einfach irgendwie irgendwas probieren. Sondern da hat das einfach Hand und Fuß und hat auch eine vernünftige Fundierung dazu und das merkt man und schmeckt man auch. Und das finde ich echt toll, also lauter schöne saubere differenzierte Biere mit ihrer eigenen Charakteristik, die einfach Freude machen. Und da kann ich die Kollegen bei den Bierwettbewerben oder vielleicht habe ich es ja auch am Tisch gehabt und weiß es nur nicht, einfach nur beglückwünschen, dass sie da die richtige Bewertung getroffen haben und auch gut verstehen. Also kurzum, lange Rede, wenig Sinn, vielen Dank, das war ein wunderschöner BierTalk, das sind tolle Biere. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg damit und hoffe, dass wir uns noch ganz oft sehen und schmecken in der Bierwelt.

Christoph: Ja, vielen Dank, Markus, für die Einladung, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und, genau, ich freue mich auch, den ein oder anderen Zuhörer oder Zuhörerin bei einem Bier-Event zu treffen. Und freue mich auch gerne auf Rückmeldung oder Austausch, immer gerne zu brautechnologischen Themen, zu Bieren. Und, ja, bleibt eigentlich nur quasi, neugierig zu bleiben und aufmerksam durch die Bierwelt zu gehen und immer wieder Neues zu probieren und auch mal bei einem Bieren hängenzubleiben und das zu challengen so, zu probieren, was schmeckt mir besser, auch den eigenen Geschmack zu erforschen. Ich sage mal, wir haben bei uns, also wir machen im Jahr vielleicht zehn, zwölf verschiedene Sorten, nicht alle kommen in die Flasche, manche nur ins Fass und wie gesagt, uns schmecken all unsere Biere, sonst würden wir sie nicht machen. Aber ich glaube, außerhalb gibt es keinen oder wenige, die sagen würden, mir schmecken halt genau auch alle Biere, die ihr macht. Von daher, probiert euch gern mal aus, probiert gern rum, versucht euren eigenen Geschmack auch herauszufinden, worauf man steht, aber auch mal abseits dessen was zu probieren.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 96 – Interview mit Mareike Hasenbeck nach der Biersommelier-WM 2022

Mareike Hasenbeck ist zum zweiten Mal zu Besuch im BierTalk. Während wir in der ersten Folge über Ihre Geschichte und journalistische Tätigkeit gesprochen haben, schauen wir diesmal nach vorne. Anlässlich der Austrian Beer Challenge ergab sich der erste BierTalk auf einer Parkbank, bei dem aber auch eine Bier verkostet wurde, ein – natürlich österreichisches – Kastanienbier. Themen waren unter anderem die gerade gelaufene Biersommelier-Weltmeisterschaft, bei der Mareike als beste Teilnehmerin die Bühne erobern konnte, die österreichische Bierkultur und die Perspektive für Biersommeliers angesichts der aktuellen Situation…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute, falls sich einige von euch erinnern, es ist fast genau ein Jahr her, da waren wir auf der Austria Beer Challenge und haben ganz viele interessante Kollegen aus Österreich kennengelernt und, ich bin wieder da und ich habe auch wieder wunderbare und bezaubernde Kollegen und vor allem Kolleginnen da. Und heute gehen wir mal nicht nach Österreich, sondern wir bleiben quasi in Deutschland, auch wenn wir in Österreich sind und sitzen hier mal wieder mit unserer lieben Mareike zusammen. Schön das du da bist.

Mareike: Ja, hallo, Markus, freut mich auch.

Markus: Ja, wunderbar. Zusammensitzen ist immer so eine Geschichte hier, weil wir halt verschiedene Biere verkosten und zwischen den Runden gibt es dann immer Pausen, die sind durchaus mal auch ein bisschen länger. Und, naja, in dieser Zeit hat man Zeit und genau das nutzen wir jetzt ein bisschen, hatten grade Mittagessen und ihr hört sicherlich, drum rum ist hier ein Park, wir haben auch das erste Mal einen BierTalk auf einer Parkbank, wir sitzen …

Mareike: Ist doch gemütlich.

Markus: … in einem echten Park. Also wirklich eigentlich sehr schön, vor uns ist die Muschel, wo das Orchester normalerweise sitzt. Das spielt jetzt Gott sei Dank nicht, aber dafür hört ihr uns. Ja, also lass uns mal einsteigen, lange Rede und kein Sinn, sage ich immer. Ja, liebe Mareike, wie geht es dir denn überhaupt?

Mareike: Ja, Markus, danke, eigentlich ganz gut. Also ich freue mich immer, wenn man bei so einem Bier-Award wieder dabei ist und wieder tolle und auch natürlich schlechte, ist ja ganz normal, Biere verkosten kann, den ganzen Tag tolle Leute wiedertrifft, wie ein Klassentreffen auch, aber auch immer neue Leute wieder kennenlernt und das macht eigentlich sehr, sehr viel Spaß, würde ich sagen.

Markus: Ja, also finde ich, also macht mir auch sehr viel Spaß. Und, ja, Österreich ist auch so eine Geschichte, einerseits Ausland, andererseits auch wieder nicht. Wie empfindest du das denn, ist die österreichische Bierkultur tatsächlich was ganz anderes oder gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten, wie siehst du das?

Mareike: Also ich würde schon sagen, dass es da auch definitiv Gemeinsamkeiten gibt. Klar, die Österreicher haben, gut, ob man es jetzt als Vorteil oder als Nachteil sehen will mit dem Reinheitsgebot, aber die Österreicher können sich ja auch austoben, wir haben hier auch gleich ein leckeres Bier, was wir noch zusammen probieren möchten, aber sonst würde ich schon sagen, dass es da ziemlich viele Gemeinsamkeiten gibt. Weil, es gibt sehr viele traditionelle Biere, genauso wie bei uns auch, aber es gibt auch ziemlich viele kreative Biere, aber auch ganz, ganz viele individuelle Biere, wie auch das, was wir gleich hoffentlich probieren mit Kastanien.

Markus: Ja, also spannend auf jeden Fall. Und das finde ich auch. Ich meine, gut, du bist jetzt aus Aying das ist ja jetzt auch geographisch gar nicht so weit weg …

Mareike: Ja, ja, vier Stunden.

Markus: … genau, von Österreich. Und ich finde auch, also es sind viele, viele natürlich Gemeinsamkeiten. Ich finde es auch interessant, dass es eben auch ein paar Österreich-eigene Bierstile gibt, wie so diese Diskussion um das österreichische Märzen. Das hatten wir, glaube ich, letztes Jahr auch schon mal thematisiert im BierTalk, das eben dann so ähnlich ist wie unser Helles, aber dann auch wieder nicht, aber zumindest anders als unser Märzen. Und eben das traditionelle Wiener Lager, was ich auch spannend finde und das findet man ja auf der ganzen Welt, oder?

Mareike: Ja, das wollte ich auch grade ansprechen, das fand ich nämlich interessant, gestern habe ich mich mit einem Österreicher unterhalten, der gesagt hat, dass das Wiener Lager anscheinend gar nicht so renommiert ist in Österreich, sondern eher wirklich in der Region Wien und sonst eigentlich gar nicht so stark vertreten ist. Ich kenne mich jetzt mit dem Bierstil zwar ein bisschen aus, ich weiß, was das ausmacht, aber ich kenne mich jetzt nicht so aus, welche österreichischen Brauereien Wiener Lager machen. Aber wie siehst du das, weißt du, ob das wirklich viele machen oder ist das tatsächlich eher so Region Wien, ich weiß es gar nicht.

Markus: Also so, wie ich es aufgefasst habe, ist es so, dass es tatsächlich eine Renaissance erlebt in Österreich so ein bisschen und mit dem Schwerpunkt vielleicht Wien, weil da ja eben mit der Dreher Brauerei so die Ursprungsbrauerei …

Mareike: Ja, genau.

Markus: … in Schwechat steht, die das mal gemacht hat. Auf der anderen Seite, was ich ganz spannend finde, der Bierstil hat woanders überlebt, weil es viele österreichische Auswanderer gab, die nach Südamerika gegangen sind, Mittelamerika und sogar nach Texas und dort haben die interessanter Weise Wiener Lager gemacht und machen das bis heute. Und da hat es sich auch mittlerweile ein bisschen weiterentwickelt, also ist nicht mehr ganz das Original, aber auf jeden Fall dieses schöne braune, malzbetonte, weiche, angenehme Bier, das gibt es dort auch mit der Bezeichnung Wiener Lager. Und ein bisschen haben die dazu beigetragen, dass es sich erhalten hat, also auch ganz spannend.

Mareike: Aber darf man das dann eigentlich im Ausland Wiener Lager nennen oder muss man das nicht dann Wiener Stile Lager nennen? Gibt es da auch so einen, weiß ich gar nicht, gibt es da auch so einen, müssen wir mal nachfragen.

Markus: Also das, muss ich jetzt auch sagen, kann ich jetzt auch nicht beantworten. Also, ja, es ist so ein bisschen hin und her, auf der einen Seite, Wien wäre dann ja wirklich auf die Stadt konzentriert …

Mareike: So wie es eben bei Kölsch ist, ich wollte grad sagen, ich glaube, man kann vielleicht auch den Bierstil, also jetzt nicht von der Art des Bierstils, aber von der Popularität oder so, kann man es vielleicht ein bisschen auch vergleichen wie bei uns das Kölsch oder das Altbier. Weil das sind, finde ich auch, sehr, ja, verkannte Bierstile eigentlich, die es halt überwiegend bei uns, ja klar, in Köln und in Düsseldorf gibt, aber weltweit ziemlich oft aufgegriffen wird. Also in Deutschland dann eher weniger, aber eher dann im Ausland, ich glaube, so ist es beim Wiener Lager tatsächlich auch.

Markus: Also nehme ich auch an, wir können ja nochmal die österreichischen Kollegen fragen.

Mareike: Ja, das ist eine gute Idee.

Markus: Also ich vermute fast, dass es bis jetzt noch nicht in Österreich für Wien geschützt worden ist, weil es ja auch nicht Wiener Brauereien gibt, die es machen und im Ausland interessiert es ja eh in der Regel niemand, also …

Mareike: Das stimmt.

Markus: … siehe Kölsch, das man in Amerika an jeder zweiten Ecke bekommt.

Mareike: Stimmt.

Markus: Aber you never know, also insofern, aber auf jeden Fall spannend. Und ihr seht schon, also man kann durchaus über österreichische Biere jetzt schon zehn Minuten fast diskutieren.

Mareike: Ja, definitiv, definitiv. Ja, das ist doch aber auch das Spannende, weil, jedes Land, jede Region hat so irgendwie trotzdem ihre Eigenheiten. Weil, jeder interpretiert es dann vielleicht doch irgendwie ein bisschen anders und das macht es doch aus, oder, deswegen lieben wir doch unseren Job.

Markus: Ja, absolut. Und ich finde, es gibt schon auch einen gewissen Kulturunterschied. Also wenn wir jetzt an den Tischen sitzen und haben ja dann mehrheitlich eben, ich sage mal, österreichische Dutches da, dann erlebe ich teilweise eine etwas stärkere Ernsthaftigkeit als bei uns. Also nicht, dass wir jetzt immer sagen, wir nehmen das von der lustigen Seite, aber die sind schon wirklich sehr drauf bedacht, dass Dinge so sind, wie sie sein sollen und das man Regeln hat und das man die beachten muss und das der Brauer, was weiß ich, zum Beispiel die Farbe ganz genau beachten muss und so. Das erlebe ich hier durchaus ernsthafter als vielleicht bei uns. Auf der anderen Seite gibt es dann auch so ein bisschen österreichisches Laissez-faire, wenn einer dann so ein bisschen sich halt überlegt hat, ich reiche das mal bei, keine Ahnung, Wiener Lager ein und dann ist es halt irgendwie doch hell. Aber es ist wirklich interessant und ich mag die Menschen auch, es ist eine sehr eigene Art von Humor, sehr charmant oft und da fühle ich mich durchaus wohl, ja.

Mareike: Ich auch und ich fand es vorhin auch spannend, weil du es grade mit der Farbe angesprochen hast, die ersten Runde heute Morgen waren bei mir Weißbiere, so, helle Weißbiere. Und dann war auch ein Österreicher mit am Tisch, der dann auch sagte irgendwie, es waren ein paar Biere dabei, die waren ein Tick vielleicht zu dunkel auch für ein helles Weißbier. Würde ich jetzt als in Bayern lebende Person auch sagen. Aber der meinte dann, ja, aber die Dunklen sind ja okay, das ist dann halt eher bayrisch angehaucht. Fand ich auch sehr interessant, weil, bei uns gibt es ja auch helles Weißbier, dunkles Weißbier, was dann eigentlich eher so für mich in die Kategorie dunkleres Weißbier irgendwie gefallen wäre. Aber wie du grad gesagt hast, wie die Ansichten dann so sind, in Bayern ist es ja erlaubt, das es ein bisschen dunkler auch sein darf als helles Weißbier, fand ich eigentlich sehr spannend.

Markus: Ja, überhaupt, da muss ich sagen, da ist natürlich mein fränkisches Herz auch ein bisschen angeknackst, weil man da natürlich merkt, dass die Österreicher dann schon also generell Deutschland eher als Ausland sehen und dann Bayern eher so als einheitliche Bierregion und die wenigsten können jetzt dann da noch unterscheiden, dass es da auch noch Franken gibt. Und grade bei dem Thema Märzen, da ist …

Mareike: Aber ich dachte, Franken gehört nicht zu Bayern.

Markus: Ja, ich sage ja jetzt, das ist meine Perspektive, aber die österreichische. Wobei ich sagen muss, dass Schöne für uns Franken ist ja, wir können da immer entscheiden, also wenn es uns passt, gehören wir natürlich zu Bayern und wenn es uns grade nicht passt, dann können wir sagen, naja. Muss man so und so sehen.

Mareike: Aber warum ist das eigentlich so?

Markus: Naja, weil, also ich denke mal, historisch gesehen ist es einfach so, dass Franken bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts mit Bayern relativ wenig am Hut hatte, also war eigenständig …

Mareike: Gut, aber das ist ja jetzt auch schon wieder ewig her, wenn man das immer so weitertragen muss, ist auch sehr, sehr …

Markus: Aber es ist halt eine Prägung über 1.000e von Jahren. Und wir waren halt kulturell immer näher an den Tschechen zum Beispiel oder auch an den Thüringern, an den Sachsen als an den Bayern. Das ist einfach eine andere Kultur, also es fängt mit dem Essen an, unsere Klöße schauen anders aus, die Soße schmeckt …

Mareike: Ja, stimmt.

Markus: … anders, die Gemüse sind völlig anders, mit den Bieren, mit den Süßspeisen, also da kann man wirklich durchgehen. Ist überhaupt nicht schlimm, also in Bayern, finde ich, ist das eine schöne Bereicherung auch, aber es ist tatsächlich eine andere Kultur. Und so für mich der Gipfel des Unterschieds ist dann, wie man Feste feiert. Wenn man dann zum Beispiel ein Oktoberfest nimmt, was per se natürlich eine tolle Geschichte ist, aber jetzt mal aus der fränkischen Perspektive, da sitze ich halt in so einem Zelt, höre den ganzen Tag dieselbe Musik und kriege dann literweise dieses Bier, wo ich dann den Liter bis zu Dreiviertel schaffe und dann steht der Rest immer noch so rum, und, ja und irgendwann falle ich halt raus und um, weil dann die Wirkung kommt. Und dem gegenüber halt so ein klassisches großes fränkisches Fest, sage ich mal, die Bergkirchweih in Erlangen, wo halt kein Zelt dasteht, wo das alles open air ist, wo man auch 30 Brauereien hat …

Mareike: Aber da geht es doch auch eher ums Wirkungstrinken, oder?

Markus: Ja, das schon, aber es ist eine andere Atmosphäre, wenn ich viele verschiedene Brauereien habe, wenn ich viele verschiedene Musikbühnen habe, viele verschiedene Essensstände und so hin und her tingeln kann, dann ist das eher wie ein riesen Biergarten und weniger als in so einem Zelt. Wobei ich wirklich sagen muss, ich will nicht werten, also ich freue mich, wenn Menschen auf dem Oktoberfest Spaß haben, ist auch super, aber es ist eben ein eindeutiger kultureller Unterschied, wie man solche Dinge angeht und insofern …

Mareike: In Franken ist es wahrscheinlich auch ein bisschen heimeliger noch, oder? Also weil, das Oktoberfest, ich war ja jetzt am Freitag dort, weil Freunde von mir dort Geburtstag gefeiert haben, sonst, glaube ich, hätte ich mir dieses Jahr auch das gespart. Ich denke mal auch, so Menschenmassen sind immer sehr extrem, grade jetzt, finde ich, auch noch in der Zeit irgendwie, aber, klar, das Leben muss irgendwie mal weitergehen, keine Frage. Aber, ja, es ist schon brutal, wirklich, es ist schon wirklich brutal, weil es gibt, glaube ich, keinen, der da rumläuft, der über 18 ist, der da nüchtern ist.

Markus: Ja, also was mich am allermeisten gewundert hat, muss ich sagen, vor drei oder vier Jahren, als noch Oktoberfest war, war ich da auch mit Bekannten und der war da ganz gut angetrunken und ich habe ihn dann zum Taxistand gebracht und wollte, dass der Taxifahrer ihn einfach nur zum Hotel fährt. Und er war jetzt nicht volltrunken, aber halt deutlich nicht mehr nüchtern, sagen wir mal so, aber jetzt nicht …

Mareike: Deutlich nicht mehr nüchtern, ist ja auch geil.

Markus: Aber halt nicht so, dass man jetzt sagt, der muss sich jetzt in der nächsten Sekunde übergeben, sondern halt einfach nur so, okay, der gehört jetzt ins Bett. Und dann, muss ich sagen, drei Taxifahrer nacheinander haben sich geweigert, den Mann zu transportieren.

Mareike: Dass verstehe ich aber auch nicht, weil, ganz ehrlich, das ist ja in München, wie lange gibt es jetzt das Oktoberfest und die Taxifahrer, die wissen doch, dass mit Sicherheit keiner, der da einsteigt, jemals nüchtern ist.

Markus: Eben, also wenn ich am Oktoberfest stehe mit meinem Taxi, wer soll denn da einsteigen?

Mareike: Ja, eben.

Markus: Also, aber egal.

Mareike: Egal, lassen wir das Thema Oktoberfest. Aber, Markus, mich reizt jetzt echt dieses Kastanienbier, muss ich sagen. Aber du musst es aufmachen, weil, das ist auch ein Drehverschluss, habe ich schon rausgefunden.

Markus: Echt?

Mareike: Ja.

Markus: Uih! Jetzt habe ich extra einen Öffner geklaut, aber gut, dann probiere ich es halt mal mit dem Drehverschluss.

Mareike: Ein Drehverschluss.

Markus: Okay, also ich versuche mal so zu drehen, dass man am Mikro was hört, mal gucken.

Mareike: Ja, ein bisschen schon.

Markus: Ein ganz kleines bisschen.

Mareike: Ein kleines bisschen.

Markus: Tatsächlich, spannend. Also da bin ich ja immer so ein bisschen hin- und hergerissen, ob ich das cool finde oder nicht. Aber es scheint ja dicht zu sein, ne?

Mareike: Ich weiß es nicht.

Markus: Hm. Naja, egal. Also gut, dann machen wir das mal. Es heißt Kästensud von der Brauerei Golser, wo auch immer die sein mag, Privatbrauerei Gols und es heißt Kastanienbier. Ich schenke mal was ein.

Mareike: Das hat aber auf jeden Fall schon mal eine sehr, sehr schöne Farbe, danke schön, schöner Schaum auch.

Markus: Ja, die Farbe ist toll.

Mareike: Also das ist wirklich hier so ein richtig schöner Bernsteinton, der Schaum hat so eine richtig coole Farbe, so richtig, ja, eigentlich so beigefarben, kann man sagen, oder?

Markus: Ja.

Mareike: Beigefarben, sieht fast so ein bisschen sahnig aus, feinporig, stabil.

Markus: Und was ich schön finde, wenn wir über Kastanienbier sprechen, das wir tatsächlich diese klassische Kastanienfarbe eben auch haben. Also das ist ja wahrscheinlich auch gar nicht so einfach für den Brauer.

Mareike: Ja, also ich finde eher, dass es ein bisschen Bernsteinfarben ist. Kastanie ist für mich noch ein bisschen dunkler, aber es geht schon in die Richtung, ja.

Markus: Stimmt. Es hat auch einen Rotstich irgendwie.

Mareike: Ja, aber es sieht auf jeden Fall sehr appetitlich aus.

Markus: Ja. Ein toller Schaum, also da hast du Recht, der steht wirklich …

Mareike: Finde ich auch.

Markus: … wie eine Eins.

Mareike: Cool.

Markus: Wunderbar, na gut, dann, Prost!

Mareike: Zum Wohl. Aber die Gläser klingen leider nicht, das hat mich gestern schon ein bisschen enttäuscht.

Markus: Stimmt.

Mareike: Die sehen zwar sehr, sehr schön aus, aber ist schade, dass sie nicht klingen.

Markus: Das waren die Besten, die ich jetzt auf die Schnelle kriegen konnte.

Mareike: Alles gut, das war kein Vorwurf an dich.

Markus: Nein.

Mareike: Oh, wow! So ein Kastanienbier kriegt man ja auch nicht alle Tage.

Markus: Nee. Also es gibt einen bekannten Vertreter aus Frankreich beziehungsweise Korsika, Pietra heißen die.

Mareike: Ja, das kenne ich auch.

Markus: Und die machen interessanter Weise tatsächlich ein untergäriges Bier, ein Wiener Lager, mit Kastanienmehl, was sie dort haben. Und sonst kenne ich es nur aus Italien, aber da eher so sporadisch, also wüsste ich jetzt nicht, wer es dauerhaft im Angebot hat.

Mareike: Ja, wüsste ich jetzt auch nicht. Aber es riecht wirklich so, als würdest du an so einem Maroni-Stand vorbeigehen, so irgendwie so dieses, ja, Geröstete, ein bisschen Karamell so.

Markus: Ja und das weckt wirklich ganz frühe Kindheitserinnerungen bei mir, weil wir in Bamberg ja auch einen Weihnachtsmarkt haben, der ist nicht groß und auch nicht besonders schön, aber er ist da. Und wir haben schon immer so einen Maroni-Mann da, und gefühlt wird der nicht alt. Also das ist ein Schweizer, den man auch kaum versteht und der steht mit so einem alten Wagen, da ist dann oben einfach nur so ein Blech mit ein paar Löchern und halb angerostet. Und dann hat er seine Maroni da drin und kippt die immer wieder nach und heizt auch mit Holz und sehr urig, die ganze Angelegenheit, und dann kippt er die halt ins Hütchen und verkauft die. Und wie gesagt, also für mich schaut der heute noch so aus wie vor 25 Jahren, das ist unglaublich und der ist immer noch da an Weihnachten und nach dem kann man praktisch die Uhr stellen. Und da habe ich als Kind mich immer total drauf gefreut, wenn endlich Weihnachtsmarkt ist, das es endlich wieder Maroni gibt, weil, die gibt es sonst bei uns nicht. Und die habe ich mir dann immer geholt und mache ich auch heute noch, also das finde ich eine …

Mareike: Cool.

Markus: … schöne persönliche Tradition.

Mareike: Ja, ich muss gestehen, dass ich auf Maroni gar nicht stehe irgendwie, das trifft so meinen persönlichen Geschmack nicht. Aber ich habe jetzt grad schon mal am Bier genippt und ich finde es eigentlich ziemlich gut.

Markus: Da haben wir noch eine Form gefunden, in der man auch das der Mareike anbieten kann, sehr schön.

Mareike: Ja, vor allen Dingen, wen es um die Maroni, die sind mir immer so zu mehlig, wenn man da drauf beißt, ich mag das Mundgefühl und den Geschmack irgendwie nicht so gerne.

Markus: Okay.

Mareike: Aber wenn das jetzt vielleicht in einer Soße oder so verarbeitet ist, für einen Braten oder sowas, dann kann ich es mir wieder anders vorstellen, aber jetzt das roh, frisch geröstet, ist es nicht so meins, aber das Bier ist sehr interessant.

Markus: Ja.

Mareike: Wie viel Prozent hat das eigentlich, weil es wirkt sehr, sehr …

Markus: Gute Frage, ja.

Mareike: … sehr, sehr voll. Es hat nur fünf Prozent, aber es wirkt eigentlich total vollmundig.

Markus: Also ich bin immer noch vom Geruch fasziniert, muss ich sagen, wirklich, es hat sogar was Florales, also.

Mareike: Es macht auf jeden Fall Spaß und es passt jetzt auch wirklich gut in die Herbstzeit. Komm, Markus, wir sagen nochmal Prost.

Markus: Wir sagen nochmal Prost.

Mareike: Prost!

Markus: Stoßen jetzt mal an, Prost euch.

Mareike: Jawohl, Prost euch, genau. Wow!

Markus: Erstaunlich schlank.

Mareike: Also interessant, also total schlank, aber irgendwie ist es auch voll, es ist trotzdem sehr voll im Mund, finde ich. Und auch, wenn man, weil, du hast grad das Glas auch so schön geschwenkt, das sieht richtig so, es moussiert eigentlich richtig krass im Glas.

Markus: Ja und vor allem, man hat wirklich das Kastanienaroma.

Mareike: Ja.

Markus: Also da kann ich mich erinnern, ein paarmal in Italien schon bei den Wettbewerben dort, gab es öfters mal Kastanienbier und da fand ich oft einfach schade, dass man die Kastanie nicht wirklich erkannt hat. Und hier ist es sowohl in der Nase als auch im Mund sehr, sehr deutlich da und man erkennt trotzdem noch ein Bier. Also für mich könnte es einen Tick süßer sein und vielleicht einen Tick stärker, aber das ist meine persönliche Wahrnehmung. Aber es ist auf jeden Fall ein schönes Bier und grade für die Uhrzeit, es ist jetzt hier um zwei Uhr ungefähr, nachmittags, sitzen wir hier rum und haben ja noch ein paar Bierchen vor uns, ist das durchaus eine gute Wahl.

Mareike: Definitiv. Was würdest du denn dazu essen, Markus?

Markus: Das ist eine gute Frage. Also …

Mareike: Ich überlege auch grade.

Markus: Ich überlege so, also vielleicht …

Mareike: Also vielleicht könnte so eine Pilzrahmsuppe oder sowas oder so gebratene Steinpilze oder sowas, vielleicht einfach so mit einem Butterbrot dazu.

Markus: Ja, das kann auf jeden Fall gut funktionieren.

Mareike: Kann ich mir gut vorstellen.

Markus: Oder so, wie heißen diese Pilze, diese großen länglichen dicken Dinger? Saitlinge, Kräutersaitlinge …

Mareike: Kräutersaitlinge.

Markus: … das könnte auch gut funktionieren.

Mareike: Ja, genau, die auch einfach dünn aufgeschnitten, ein bisschen angebraten so, mit ein bisschen Knoblauch, ein bisschen Zwiebeln.

Markus: Was ich auch gerne probieren würde, wären Königsberger Klopse.

Mareike: Meinst du?

Markus: Mit dieser Kapernsoße. Vielleicht …

Mareike: Ja, vielleicht.

Markus: … einen Versuch wäre es wert, sagen wir mal so.

Mareike: Vielleicht, ja.

Markus: Kann auch sein, das es gar nicht geht, aber könnte …

Mareike: Man muss alles ausprobieren.

Markus: Oder ganz schräg, eine Pizza Hawaii.

Mareike: Oha!

Markus: Ja, weil die Süße, die mir hier ein bisschen fehlt, käme dann über die Ananas und wir hätten noch die Röstaromen, würden sich mit der Kastanie vielleicht irgendwie verbinden.

Mareike: Das darfst du aber nicht den Italienern sagen.

Markus: Wir hatten grade schon eine riesen Diskussion, weil ich bei der Finalbeschreibung von unserem Gewinner beim Festbier, das war ein bernsteinfarbenes Märzen, deutsches Märzen oder bayrisches Märzen und da habe ich dann eben gefragt, weil, ich musste die Beschreibung eben machen, was für ein Foodparing wir machen?

Mareike: Ja.

Markus: Und dann hatten wir zwei Italiener am Tisch und die haben gesagt, ja, Pizza Margaritha. Und dann haben wir drei Österreicher am Tisch und die haben gesagt Stülzen.

Mareike: Pizza Hawaii. Ach so.

Markus: Nein, Stülzen. Und da muss man jetzt wieder erklären, die Stülzen ist faktisch die Schweinshaxe auf österreichisch.

Mareike: Ich glaube, ich weiß, wer das gesagt hat, kann ich mir vorstellen.

Markus: Und dann habe ich als Kompromissvorschlag dann in die Beschreibung reingeschrieben, wir nehmen eine Pizza Margaritha mit Scheiben von der Schweinshaxe oben drauf.

Mareike: Und dann noch Ananas on Top.

Markus: Genau. Worauf sich dann alle irgendwie geschüttelt haben, aber ich fand es einen guten Kompromiss. Und vielleicht ist das hier mit der Pizza Hawaii genauso. Nein, aber sehr schön, kann ich mir gut vorstellen.

Mareike: Ja, ein cooles Bier auf jeden Fall, hast du gut ausgewählt grade aus dem Kühlschrank.

Markus: Danke schön, danke schön. Ja und da hast du grade erzählt, wie es so, ja, es sich jetzt einfach weiterentwickelt, wir hatten jetzt ja den letzten BierTalk mehr oder weniger am Anfang der Pandemie, glaube ich, fast oder so …

Mareike: Ja.

Markus: … zumindest im ersten Drittel, wo noch keiner so richtig wusste, wie es weitergeht und ob und warum und was auch immer. Wie erging es dir denn so in dieser Zeit, hattest du schöne Momente, konntest du es auch irgendwo genießen oder war es eher anstrengend, wie war es für dich?

Mareike: Na, ich glaube, was man ein bisschen genießen konnte, war, auch mal die Zeit für sich zu haben einfach mit den Lockdowns und so, man konnte ja nicht wirklich raus. Ja, weiß ich nicht, ich glaube, jeder war da irgendwie betroffen von den Lockdowns, von Corona und jeder ist, glaube ich, froh, dass es jetzt annähernd auf dem Weg der Besserung ist, ich weiß nicht, wie man es am besten bezeichnen soll. Ich meine, klar sind da jedem irgendwie, auch mir, Aufträge weggefallen dann, natürlich kamen wieder andere Ideen dazu. Weil, wenn man auch mal Zeit hat, einfach mal wirklich nachzudenken, dann kommen natürlich auch wieder andere Spinnereien, die man sich da überlegt oder ausdenkt und andere Ideen. Und, ja, Online-Testings waren halt super viele. Das fand ich eigentlich sehr toll, muss ich sagen, weil grade bei uns in Deutschland, wir sind halt leider immer noch ein Wirkungstrinkerland und eben nicht das Genußtrinkerbierland, sage ich jetzt mal. Wein ist ja wieder eine andere Sache. Aber das sehr viele Firmen halt Testings gebucht haben und es halt sehr viele Bierneulinge waren in dem Sinne und man konnte dadurch, glaube ich, viele neue Zielgruppen auch irgendwie vom Thema Bier, was Bier noch kann, so ein bisschen überzeugen und auch vielleicht ein bisschen begeistern.

Markus: Das stimmt, also finde ich auch. Und mir wird das nicht aus dem Kopf gehen, ich glaube, das war die Oktoberfestsaison, die allererste, also so 2020, das ausgefallene Oktoberfest, wo wir dann ein Testing ja auch gemeinsam hatten. Und da kam die Firma ja wirklich auf die glorreiche Idee, dass wir vorher mit dir ein Video aufzeichnen, wie du ein Fass anstichst.

Mareike: Oh ja, stimmt.

Markus: Und allein die Idee zu sagen, du kriegst da wirklich ein 30- oder 50-Liter-Fass, stichst das an, nur für dieses Video und danach steht das halt so rum, weil, die Leute sind ja nicht da, die sind ja alle vor ihren Bildschirme, aber sie haben es durchgezogen, ich fand es eine total witzige Nummer. Aber da merkt man einfach, wie dann eben man irgendwie Dinge anders denkt. Und was habt ihr mit dem Bier eigentlich gemacht?

Mareike: Ich bin dann, ehrlich gesagt, wieder gefahren und das Bier ist dageblieben. Ich weiß es gar nicht, was damit passiert ist. Ich glaube, die Leute dort vor Ort, die da gefilmt haben und so, die haben das dann. Ich durfte ja schon während des Testings ein paar Sachen probieren, was da verkostet wurde, das war ganz schön. Und ich weiß auch gar nicht mehr, welches Bier da angestochen wurde. Ich glaube, es war ein Augustina-Fass, keine Ahnung.

Markus: Irgend sowas, ja, aber auf jeden Fall, die hatten dann ihr persönliches Oktoberfest.

Mareike: Genau.

Markus: Auch schön.

Mareike: Die hatten auf jeden Fall noch viel Spaß, glaube ich, damit.

Markus: Ja. Aber, stimmt, die Online-Geschichte, das ist sicherlich eine Bereicherung, die in der Zeit irgendwie entstanden sind oder ist. Na, egal, lassen wir den Germanismus mal außen vor. Ja und dann so, also kann man denn sagen, die Pandemie ist vorbei?

Mareike: Nein, ich glaube nicht. Also man sieht ja auch, dass immer noch viele Brauereien oder viele Leute damit irgendwie zu kämpfen haben. Es ist ja, die Leute sind irgendwie vorsichtiger, sind schüchterner, sind irgendwie auch fauler geworden, kann man sagen, also viele gehen ja auch gar nicht so gerne raus. Ich merke das selber an mir auch, muss ich gestehen. Was war ich vor der Pandemie jedes Wochenende irgendwie unterwegs und auch unter der Woche und jetzt ist man irgendwie so ein bisschen faul geworden. Man überlegt jetzt halt, ja, okay, ich kann mir auch Zuhause ein schönes Bier aufmachen, muss ich jetzt extra wieder in die Stadt reinfahren und da Bier trinken? Ich meine, klar, das macht super viel Spaß, keine Frage, aber ich glaube, das viele da einfach ein bisschen faul geworden sind und diese Pandemie, dieses Corona hat mit den Leuten schon irgendwas gemacht. Und ich würde jetzt nicht sagen, dass es schon vorbei ist, aber jetzt gucken wir mal, was im Herbst passiert nach diesen besagten Festivitäten, über die wir auch grade gesprochen haben, aber …

Markus: Ja, mal sehen.

Mareike: … hoffen wir mal, das es bald irgendwie mal wirklich normal weitergeht. Und ich glaube, unsere große Angst ist ja auch ein bisschen, grade als Sommeliers, also ich habe wahnsinnig Angst davor, ich hatte es jetzt schon zweimal und hatte aber bisher Gott sei Dank das Glück, das ich keine sensorischen Verluste hatte, aber man weiß es halt nie.

Markus: Ja, also da zählst du zu Glücklichen, ich muss sagen, ich Gott sei Dank auch. Also ich hatte es jetzt auch grade eben erst zum zweiten Mal und war auch sensorisch Gott sei Dank nicht betroffen. Also zumindest habe ich den Eindruck, sagen wir mal so.

Mareike: Aber es wäre die Hölle für uns, oder?

Markus: Es wäre Wahnsinn, ja. Aber ich meine, auf der anderen Seite, ich finde, also du hast gesagt, die Leute sind in gewisser Weise faul geworden, das kann ich auch so durchaus unterschreiben. Vielleicht auch ein bisschen satt, also weil man dann in dieser Zeit einfach unheimlich viel probiert, gemacht, getan hat, was man sonst eben noch nie gemacht hat und irgendwie hatten wir jetzt auch nahezu alles schon, vom Känguru essen bis zum Online-Dinner, was auch immer, was man da alles machen konnte, kann ich mir auch vorstellen. Was ich so erlebe ist, das es generell einfach eine riesen große Zurückhaltung gibt, jetzt tatsächlich Ausgaben zu tätigen, also jetzt ohne allgemein politisch zu werden, aber, also bei den Privatleuten sowieso. Das ist nicht so ganz unser Problem, weil das nicht so ganz unser Geschäftsbereich ist. Aber auch bei den Firmen, wo man gesagt hat, okay, in der Pandemie war es halt so, die hatten ihre großen Budgets für die Weihnachtsfeiern, die haben sie dann nicht gebraucht und dementsprechend haben sie dann Online-Weihnachtsfeiern gebucht. Und da war das Budget dann gar nicht so das Thema, weil es auf jeden Fall billiger war als eine Real-Weihnachtsfeier.

Mareike: Ja, ja.

Markus: Aber jetzt habe ich so den Eindruck, dass sie im Grunde gar keine Budgets mehr haben und weder das eine noch das andere machen wollen, zumindest entwickelt sich das grade so. Und da bin ich mal gespannt, wie sich das entwickelt von dieser Erlebniswelt her. Also ich befürchte, dass wir uns schon wieder neu erfinden müssen in gewisser Weise.

Mareike: Das kann sehr gut sein. Also man merkt es ja, also ich weiß es auch von Freunden und von Kollegen und Bekannten, die auch sagen, wenn die eine Familie haben, die gucken natürlich jetzt auch, wenn sie einkaufen gehen, was kaufen sie. Und ich habe auch von vielen Brauern gehört, dass die auch ganz genau wissen jetzt grade, dass die Konsumenten sich denken, muss es jetzt sein, dass ich mir die Dose Bier für sieben Euro kaufe oder mache ich das jetzt halt mal eben nicht? Ja, das wird spannend, ich glaube, man muss sich immer wieder irgendwie neu aufrollen, keine Ahnung. Wie sagt man immer so schön, man muss das Pferd von hinten aufzäumen, ja, man muss sich irgendwie immer wieder neu erfinden. Aber es muss auf jeden Fall weitergehen und es geht auch weiter. Und ich glaube, dass die Meisten von uns, wir sind ja auch dafür bekannt, dass wir immer neue Ideen haben. So muss es ja auch sein, man darf halt selber einfach in der Hinsicht vielleicht nicht faul werden, sondern man muss halt einfach gucken, was kann man machen? Und was auch schön ist, wenn sich Leute auch nochmal zusammentun und man guckt, was kann man vielleicht auch gemeinsam auf die Beine stellen oder so.

Markus: Richtig, ja, das finde ich richtig und wichtig, dass man einfach versucht, wie man zusammenarbeiten kann. Und auf der anderen Seite, finde ich, hast du jetzt ja grade auch bewiesen, also da bist ja praktisch die Biersommelier-Weltmeisterin …

Mareike: Naja.

Markus: … kann man ja so sagen, ne.

Mareike: Den Titel habe ich nicht gewonnen.

Markus: Nein, aber du bist auf jeden Fall die beste Frau mit großen Abstand bei der Biersommelier-Weltmeisterschaft gewesen. Und dementsprechend, das ist ja schon wieder etwas, ja, wovon man sich vielleicht nichts kaufen kann, aber was eine gewisse Bestätigung ist und wo man sagen kann, okay, also im Rahmen dessen, was da möglich war, hat man sehr, sehr gut am Ende abgeschnitten. Wie hast du das denn überhaupt erlebt, hast du das auf dem Schirm gehabt, dass es da eine WM gibt, das du dahin willst oder wie kam das für dich so zustande?

Mareike: Naja, ich bin immer der Meinung, man sollte alles mal mitmachen und alles irgendwie mal ausprobieren und mal gucken, was kommt. Ich habe ja im vergangenen Jahr schon bei der Deutschen Meisterschaft mitgemacht und habe die Bronzemedaille gewonnen. Und dann hieß es eben, ja, nächstes Jahr, also dieses Jahr ist die Weltmeisterschaft und die zehn besten Deutschen haben sich ja quasi qualifiziert und dann gab es ja noch die Master of Beer-Absolventen, die da auch noch irgendwie mitmachen dürfen. Und, ja, dann habe ich mir erst gedacht so, ja, okay, die Teilnahmegebühr ist jetzt auch nicht grade günstig, mache ich da mit? Da kommen wir wieder zum Thema Geld, aber da überlegt man natürlich auch, gebe ich das aus oder gebe ich es nicht aus? Und dann war ich aber der Meinung so, ja, warum nicht? Ganz ehrlich, machst du mal mit, guckst es dir mal an und schaust halt, was passiert. Ich hatte wirklich jetzt ein paar harte Wochen irgendwie, weil ich auch viel zu tun hatte und konnte auch gar nicht so viel üben. Ja, schon drei-, vier-, fünfmal, habe ich schon gehabt tatsächlich, ja und bin dann aber auch dort zu der Weltmeisterschaft hingegangen. Die Vorrunden, man muss ja erst mal zehn internationale Bierstile blind erkennen. Das war super schwer, da war ein California Common zum Beispiel drin. Ganz ehrlich, A) wer kennt California Common und B) wer trinkt das? Das gibt es ja bei uns in Deutschland, wahrscheinlich hier in Österreich auch, so gut wie nicht. Dann muss man einen Multiple-Choice-Test machen und man muss dann auch zehn Fehler erkennen. Gut und ich dachte mir eigentlich da nach den Vorrunden, Team Deutschland, saßen wir da, haben uns erst mal ein Bier aufgemacht und Mittagessen geholt und so und so, nee, es kommt keiner weiter von uns, keine Chance. Und dann haben die plötzlich dann die Finalisten vorgelesen und ich war dann tatsächlich Platz drei. Das heißt, in den Vorrunden war ich wirklich, also drei und vier hatten auch dieselbe Punktzahl, aber Dritt- oder Viertbeste quasi aus den Vorrunden. Ich habe es selber nicht gedacht, ich habe es nicht erwartet und freue mich aber deswegen sehr, muss ich sagen, weil es mich ein bisschen in dem, was ich jetzt die letzten Jahre getan habe, einfach bestätigt, dass ich ohne viel Üben und Trainieren einfach mir in den Jahren anscheinend schon so eine gute Sensorik selber auch angeeignet habe und die Kenntnis eben von den Bierstilen und auch von den Fehler. Da sind, glaube ich, auch grade solche Awards, sind da einfach super viel wert. Und das ist eigentlich das, worüber ich mich tatsächlich am meisten gefreut habe, weil ich mir gedacht habe, die letzten Jahre waren so halt auch nicht umsonst, sondern man hat da wirklich was mitgenommen.

Markus: Das finde ich auch toll, also weil genau das eben zeigt, das, wenn man also regelmäßig quasi sowieso übt, weil man sich halt mit Bieren auseinandersetzt und auf Wettbewerben ist und überhaupt eben da so ein bisschen sein persönliches Näschen entwickelt, dass es dann einfach so ein Grundlevel gibt, der einfach wo liegt, wo man sagt, okay, da bin ich schon mal auf einem Grundniveau, womit man arbeiten kann. Also wo man dann nicht unbedingt noch natürlich üben kann, aber was heißt schon üben? Wie sah das bei dir aus, heißt das, du trinkst mal eben fünf Halbe oder wie muss man da?

Mareike: Fünf Maß. Nein, Spaß. Naja, ich habe halt schon ein bisschen recherchiert, mal was und irgendwie so stiltypische Vertreter für internationale Biere, sei es jetzt Stout, Porter oder Red Ale oder irgendwie solche Dinge. Die habe ich mir einfach mal gekauft und habe dann mir von meinem Freund einfach immer wieder mal zehn so Biere einschenken lassen. Habe dann festgestellt, dass ich bei Blindverkostungen zum Beispiel bei den hellen belgischen Sorten, sei es jetzt irgendwie Triple, Belgian Strong Ale, Blond und Saison, wenn die alle nebeneinanderstehen, die haben ja schon eine ähnliche Aromatik, sage ich mal. Und dann habe ich das eher geübt, weil ich dachte, so international, die Belgier, das kann schon gut sein, dass das drankommt. Es war ein Einziges, Quadrupel, glaube ich, war mit dabei, aber das, was ich geübt habe, eigentlich nicht. Und, ja, so bin ich halt einfach vorgegangen und habe dann nochmal geguckt, okay, was kennzeichnet jetzt diese Bierstile eigentlich, was macht die aus. Obwohl man das ja eigentlich, wie gesagt, wenn man so viel hier unterwegs ist und die Bierstile eh verkosten muss bei den Awards, am Anfang hat man ja schon immer auch diese Styleguides noch mit dabei gehabt, wo man ja immer nochmal nachlesen konnte. Aber ich glaube, je öfter man das macht, umso hat man das tatsächlich auch irgendwie im Kopf drin und das geht dann irgendwie auch nicht weg tatsächlich, ja.

Markus: Ja und dann hat man also diese drei Vorrunden sozusagen und dann stehen praktisch die Finalisten fest. Und wie war das dann, also wart ihr dann als Finalisten in so separaten Räumchen oder wie man das aus dem Fernsehen kennt, so jeder mit Kopfhörer und kriegt dann eine Musik gespielt oder wie muss man sich das vorstellen?

Mareike: Naja, also erst mal musste man quasi auf die Bühne kommen und jeder musste so einen Tennisball ziehen mit einer Nummer drauf und das hat quasi das Bier bestimmt, was man dann verkosten muss. Was man aber dann erst, als man dran war, wurde das quasi aufgedeckt und man wusste dann wirklich erst, als die Präsentation begonnen hat, was man auch präsentieren muss. Und, ja, wir wurden dann tatsächlich weggesperrt in so eine Kammer, wo kaum Luft drin war. Es gab leider kein Wasser zu trinken, kein Bier, kein gar nix.

Markus: Bow! Okay.

Mareike: Und dann ist es natürlich, wenn da acht Leute drin sind, die alle schon ziemlich aufgeregt sind und ein bisschen nervös sind, jeder tippelt irgendwie mit den Füßen rum oder knibbelt an den Fingern rum oder läuft hin und her, ist es schon so ein innerlicher Stress, den man da irgendwie hat und ist dann einfach nur froh, wenn man endlich dran ist, wenn man es endlich irgendwie hinter sich gebracht hat. Und ich war dann die Nummer sechs, das heißt, ich musste ewig warten, bis ich dann mal dran war, aber …

Markus: Und ihr wart da alle in einer Kammer sozusagen?

Mareike: Wir waren alle in einer.

Markus: Nicht jeder in seinem Kämmerchen, sondern …

Mareike: Nee, wir waren alle in einer Kammer, genau.

Markus: Redet man da?

Mareike: Ach, nicht wirklich eigentlich. Ich glaube, jeder geht so in seinem Kopf innerlich so ein bisschen durch, was kann ich irgendwie machen, was kann man sagen, was erwartet mich. Jeder, glaube ich, macht da so seine eigenen Sachen. Also es ist dann auch noch jemand da, der quasi aufpasst, dass man sich da auch nicht austauscht, nach dem Motto, was machst jetzt du oder was kann man da gut machen, sondern da ist schon, zwar alle in einem Raum, aber jeder schon mehr oder weniger für sich.

Markus: Und empfindet man sich da als Konkurrenz?

Mareike: Also Konkurrenten, das ist man ja irgendwie immer, aber ich glaube, man muss da einfach so schon trotzdem mit so einem Teamgeist irgendwie reingehen. Ich gönne es ja jedem, der da irgendwie mitgemacht hat, um Gottes Willen, aber, klar Konkurrenz ist es immer, weil man denkt sich, ja, aber ich will ja schon irgendwie.

Markus: Und wie war dann dein Erlebnis auf der Bühne, also so dein emotionaler Weg durch diese paar Minuten? Also du kommst da hoch und wie ging das dann so?

Mareike: Ich kam da hoch und dann durfte ich mich erst mal kurz vorstellen, wer ich eigentlich bin und was ich so mache und dann wurde das Bier gelüftet. Da ist mir dann erst mal kurz der Atem stehengeblieben, weil ich gesehen habe, ich habe von Anchor Brewing ein Steam Beer, eben ein Carlifornia Common. Und ich bin froh gewesen, dass ich in der Brauerei schon mal war und das ich auch tatsächlich über den Bierstil ein bisschen was sagen konnte. Ich glaube, dass viele gar nicht wissen, was jetzt ein Carlifornia Common tatsächlich ist. Bei mir war dann, glaube ich, ein bisschen das Problem, weil, der Bierstil ist an sich nicht so spannend und ich konnte jetzt auch zu der Geschichte nicht viel erzählen, zu dem Bierstil. Ich konnte halt sagen, was es ist und wie das gemacht wird und es sensorisch beschreiben, konnte auch zu der Brauerei was sagen, weil ja der ehemalige Braumeister eigentlich ja der erste Craft-Brauer und so weiter war. Und dann war es ein bisschen blöd, fand ich, weil, das Publikum war vor mir, rechts neben mir war die Jury und links neben mir, so schräg links hinten war die Uhr und man hat genau fünf Minuten Zeit. Und du sollst aber mit der Jury natürlich irgendwie, die angucken, man soll das Publikum angucken und du sollst aber in der Zeit bleiben. Und ich dachte mir dann, ich habe jetzt alles gesagt, dieses Baukastensystem quasi runtergerödelt und dann gucke ich nach links hinter mir auf die Uhr und ich so, scheiße, ich habe noch eine Minute Zeit. Das war dann auch so ein kurzer Schockmoment und dann habe ich mich aber erst mal wieder gefangen und habe dann, ich weiß gar nicht mehr, was ich dann noch erzählt habe, habe da die Minute irgendwie noch abgearbeitet mit irgendwas. Und war dann, ehrlich gesagt, einfach froh, als es vorbei war und habe mich natürlich sehr gefreut, dass ich es bis ins Finale geschafft habe, weil ich damit echt nicht gerechnet habe. Und, ja, ist doch geil, ich kann trotzdem sagen, ich bin die beste Frau weltweit, obwohl ich keinen Titel bekommen habe, aber ich war nun mal die einzige Frau im Finale. Und ich glaube, es kommt auch ein bisschen aufs Wording an, von daher.

Markus: Ja, ich meine, noch tiefer ins Detail, was das Finale angeht, muss man da, glaube ich, nicht gehen. Da gibt es durchaus Meinungen, die da unterschiedlich auseinandergehen.

Mareike: Ja.

Markus: Aber interessant war es auf jeden Fall, das anzusehen. Und ich muss sagen, was ich wirklich toll fand, also, klar, du sagst jetzt, okay, da ist nicht viel zu erzählen und habe ich halt so runter gerattert, aber auf der anderen Seite, das ist ja auch wieder dieser Punkt, man hat so ein gewisses Grundlevel an Kenntnissen. Also zum Beispiel von den anderen Finalisten, bin ich mir nicht sicher, dass da kaum einer, der sagen konnte, ich war schon mal in der Brauerei. Noch dazu eine, die jetzt auf einem ganz anderen Kontinent steht. Und dann eben, zwar in kurzen Worten, aber den Bierstil einfach richtig zu erklären, alles drum und dran, mit Hand und Fuß und trotzdem auch ein bisschen Charme, das fand ich dann schon toll. Und natürlich ist das vielleicht dann auch etwas kürzer als man denkt, weil es halt etwas ist, was man einfach parat hat.

Mareike: Ja und wir sind beide Journalisten und da gilt halt immer, du sollst aus einem Ochsen einen Brühwürfel machen und deswegen gilt, kurz und knapp, das Wichtigste verpacken.

Markus: Insofern, ja. Nee, also muss ich wirklich sagen. Und ihr, alle Zuhörer, könnt euch das Ganze ja anschauen, das gibt es als Aufzeichnung irgendwo im Internet zu finden, werden wir in den Shownotes verlinken dann, machen wir das und, genau, dann könnt ihr euch da auch nochmal eine Meinung bilden, aber ich fand es auf jeden Fall toll. Und ich finde es auch wichtig eigentlich, dass Sommeliers da auch ein bisschen in der Öffentlichkeit präsent sind, das man drauf hinweist, dass es die eben gibt und das es nicht nur Leute sind, die irgendwelche Sachen daher labbern, sondern das da schon Know How dahinterstecken muss. Deswegen fand ich es fast ein bisschen schade, dass diese Vorrunden nicht so transparent sind, weil das schon auch interessant ist. Also dass das Spektrum ja geht von wirklich Fehlaromen erkennen, also wirklich auch wissen, wo läuft vielleicht im Prozess oder bei der Lagerung oder sonst irgendwas falsch, bis hin zu dem Zeitpunkt, ist das denn da, wo es hingehört, auch richtig gebraut. Also das ist ja schon in gewisser Weise manchmal mehr als so mancher normale Brauer, wenn er jetzt kein Braumeister ist, in seiner Ausbildung mitbekommt. Also wobei ich nicht sagen will, dass der Biersommelier da höher qualifiziert ist, das ist natürlich Quatsch, aber so vom Spektrum her, wo man überall sowas können muss, dafür finde ich es schon relativ weit gefächert, ehrlich gesagt.

Mareike: Ja und ich fand es auch super spannend, also es war echt eine tolle Erfahrung, da mal mitzumachen. Ob ich jetzt nochmal teilnehme, das weiß ich jetzt noch nicht, mal gucken. Das muss man jetzt alles erst mal irgendwie verarbeiten und erst mal Haken dahinter, man war dabei. Und, ja, ich freue mich, wie gesagt, dass ich da auch so eine tolle Leistung erbracht habe, was ich nicht gedacht hätte und schauen wir mal. Aber wie du schon sagst, es ist halt das Spannende am Biersommelier, dass man halt so viele Facetten einfach aufgreift. Und, ja, ich meine, bei vielen Brauern, sagen ja, ah, die Biersommeliers kommen jetzt hier wieder und klugscheißern da wieder rum.

Markus: Ja.

Mareike: Aber das ist halt genau das Ding, worauf wir ja auch geschult sind und was wir ja auch üben und was wir ja auch trainieren. Und ich finde, wenn dann wirklich ein professioneller Biersommelier kommt und sagt, da ist jetzt Diacethyl, DMS oder sonst irgendwas drin, dann kann man das schon auch mal glauben.

Markus: Ja. Ja und wie du schon sagst, wir sind ja beides Journalisten, da kommt ja dann auch was zusammen, dass man wirklich auch eben weiß, wie man recherchiert, wie man sich eben Informationen besorgt, wie man sie zusammen aufbereitet und eben wesentliche Punkte irgendwie zusammenbringt und dann halt auch eine Geschichte draus machen kann und nicht nur ein Faktum irgendwo hinstellt. Und, ja, vielleicht noch für unsere lieben Zuhörer, wenn die jetzt die Mareike erleben wollen, gibt es denn Möglichkeiten, wie man dich also entweder so treffen kann oder wo du regelmäßig was machst oder wie man dich irgendwie kennenlernen kann?

Mareike: Also wer was über mich wissen möchte, kann auf jeden Fall erst mal auf meinen Blog schauen, der heißt feinerhopfen.com. Und sonst, klar, ich stehe für Testings bereit, da muss man mich halt buchen. Ich habe leider keine eigene Location, dass ich jetzt sagen kann, ich kann das jetzt jede Woche oder so anbieten, deswegen läuft es meistens darüber, dass man mich halt bucht. Gerne Online, analog, total egal, also einfach kontaktieren. Ansonsten hänge ich gern in München in meinen Stammkneipen ab. Hier, wie heißen sie alle, True Brew, Tap House und so weiter und so fort. Aber gerne auch bei Instagram oder so, einfach anschreiben, wer Lust hat oder wer in München ist und Bock hat, ein Bier zu trinken, bin ich jederzeit bereit. Und ich hoffe auch, dass du mal wieder nach München kommst und dass wir auch in München zusammen mal wieder ein Bier trinken.

Markus: Das werden wir auf jeden Fall machen. Und ich werde all die Dinge, die du grade genannt hast und auch deine verschiedenen Punkte in den Shownotes natürlich verlinken. Und kann euch auch nur sagen, also wer sich mal die beste Biersommelerin der Welt Nachhause holen will, das ist doch eine schöne Gelegenheit …

Mareike: Naja, Nachhause ist vielleicht …

Markus: Naja, also ihr wisst, was ich meine.

Mareike: Jetzt wollen wir es mal nicht übertreiben. nein, Spaß.

Markus: Gut, allerletzte Frage, was hast du in Sachen Bier noch vor in den nächsten sechs, zwölf Monaten?

Mareike: Ja, gucken wir mal, auf jeden Fall will ich viele neue Dinge wieder probieren, einfach so weitermachen wie bisher. Grad läuft ein Großprojekt, da darf ich aber noch nichts drüber erzählen. Schauen wir mal, Anfang nächsten Jahres wird da vielleicht was kommen. Und sonst, ja.

Markus: Ferne schweifen, vielleicht?

Mareike: Wie, in die Ferne schweifen, was so …

Markus: In Sachen Bier?

Mareike: Ja, also, einfach mal …

Markus: Ferne Länder, ferne Kontinente, was grad ansteht?

Mareike: Ach so, ja, ja, ja, jetzt Ende Oktober fliege ich nach Brasilien, da sehen wir uns ja wahrscheinlich auch wieder.

Markus: Sehr schön, ja.

Mareike: Wenn dein Flug klappt …

Markus: Oh ja.

Mareike: … sind wir in Brasilien beim Beer-Award zusammen. Und ich fliege dann noch weiter nach Argentinien und nach Patagonien …

Markus: Bow!

Mareike: … und gucke mir da mal so ein bisschen die Bierszene an, mal gucken, da gibt es bestimmt auch ganz spannende Sachen. Und, ja, sonst ist erst mal nichts geplant, aber das kann sich ja immer sehr, sehr schnell auch spontan ändern.

Markus: Absolut. Also, dir viel Spaß in Südamerika.

Mareike: Ja, vielen Dank.

Markus: Und dann, ja, wir sehen uns ja vielleicht dort, das wird auch besonders schön.

Mareike: Ich hoffe.

Markus: Ja und euch noch viel Spaß mit dem BierTalk und natürlich mit den verschiedenen Facetten von Mareike, die ihr jetzt noch kennenlernen könnt.

Mareike: Ja, vielen Dank, Markus. Und an euch Zuhause, macht euch ein schönes Bier auf, Prost und bleibt gesund.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 95 – Interview mit den Hefejägern von der TU München, Martin Zarnkow und Mathias Hutzler

Sie sind passionierte Jäger, mit gutem Auge und einem perfekten Gespür für ihre Beute – doch bei Martin Zarnkow, Mathias Hutzler und ihren Kollegen von der TU München und anderen Partnerinstituten aus der Welt geht es nicht um Klein- oder Großwild, sondern um das wohl älteste Haustier des Menschen, die Hefe. Regelmäßig ziehen sie in aller Herren Lande durch die Wälder und historischen Braustätten, um alte und bisher unbekannte Hefestämme zu finden, die vielleicht weiteres Licht ins Dunkel der Bierforschung und neue Eigenschaften für die Herstellung heutiger Biere bringen können. Bei ihrer Arbeit konnten die Forscher bisher schon viele interessante Kandidaten finden und – quasi nebenbei – endlich das Geheimnis um die Entstehung der untergärigen Hefe lüften, zumindest nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Lasst Euch entführen in die Welt des Indiana Jones der Hefe…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir mal wieder im Sinne der Wissenschaft unterwegs und das ist auch besonders spannend, weil wir uns quasi in zwei Welten bewegen, einerseits sind wir in Weihenstephan am Forschungszentrum für Brau- und Lebensmittelqualität, andersrum sind wir auch in Georgien und kümmern uns da um die Hefe. Und wie schaut das Ganze aus? Ich habe zwei ganz spannende Gesprächspartner, einen kennt ihr schon, liebe Hörer, das ist der Martin Zarnkow, der der Leiter Technologie und Entwicklung ist am Forschungszentrum. Und der andere ist Mathias Hutzler, der die mikrobiologische Analytik und die Hefe quasi unter sich hat. Ja, also vielen Dank, dass ihr beide da seid, ich bin schon total gespannt und vielleicht könnt ihr euch einfach mal kurz den Hörern selber vorstellen.

Martin: Servus, zusammen. Ich bin der Martin Zarnkow, ich bin aus Franken, ich bin ein gelernter, ein studierter und promovierter Bierbrauer, seit 25 Jahren, ziemlich genau auf den Tag, bin ich hier in Weihenstephan an der TU München. Dort habe ich auch studiert und beschäftige mich wirklich schon ganz lange mit Bier und habe mich eigentlich immer auch mit der Frage gequält und beschäftigt, warum Gerste? Und da unsere Reise und Exkursion auch richtig viel mit zu tun.

Mathias: Mein Name ist Mathias Hutzler, Servus zusammen. Ich bin am Forschungszentrum für Brau- und Lebensmittelqualität, wie der Markus schon gesagt hat, verantwortlich für die Mikrobiologie. Das ist auch meine Hauptbeschäftigung, wir suchen quasi Kontaminationen in Brauereien und versuchen hier Brauereien zu helfen, aber mein richtiger leidenschaftlicher Schwerpunkt ist die Hefe. Wir versuchen auch schon seit Jahren hier mit dem Themenkomplex hier auch neue Hefe zu generieren, in der Natur zu finden oder in alten Kellern. Ich habe auch in Weihenstephan studiert an der TU München und bin schon seit 2004 hier an den Brauinstituten tätig und seit 2009 am Forschungszentrum. Und ich freue mich jetzt richtig auf dieses Interview, das wir ein bisschen von unserer Reise berichten können.

Markus: Ja und ich freue mich natürlich auch, dass wird sicherlich eine ganz spannende Geschichte. Und das war für mich auch so der Aufhänger, als ich den Martin getroffen habe auf der DrinkTec in München und er so gesagt hat, ja, die Hefejäger waren wieder unterwegs und diesmal waren wir in Georgien. Und das, finde ich das halt spannend, weil, ich verbinde Georgien eher so ein bisschen mit Wein, allerdings auch mit diesen Tonamphoren, die einen dann durchaus wieder an die ersten Biere erinnern. Und das ist natürlich ein Land, was prinzipiell erst mal ein gutes Stückchen weit weg ist und vielleicht auch gar nicht so einfach zu bereisen, grade auch wegen der verschiedenen politischen Umstände. Also deswegen fand ich das total interessant und spannend, als Martin mir erzählt hat, Mensch, wir waren da und sann war ich gleich Feuer und Flamme und gesagt, das müssen wir in einem Podcast kennenlernen. Aber vielleicht, Martin, erzählst du erst mal, wie kam es überhaupt dazu, also das ihr überhaupt dahin gefahren seid und wie war das dann so, da überhaupt hinzukommen?

Martin: Ja, da muss ich gleich mal was korrigieren, weil wir ganz genauso gedacht haben wie du, ist es denn auch einfach zu bereisen? Also das muss ich wirklich voranschieben, Georgien ist total einfach zu bereisen, es ist auch mit Direktflügen relativ schnell zu erreichen, aber wir haben es oft nicht auf dem Schirm. Und wir, also Mathias Hutzler und unser dritter Begleiter aus Argentinien wir waren ultra-begeistert von diesem Land, von allem, von der Landschaft, von den Leuten, von der Gastfreundschaft, von dem, was wir dort gesehen haben. Gut und wir waren jetzt also nicht allein dort, um einen Wissenschaftsurlaub zu machen, in keinster Weise, sondern ich habe vorhin gesagt, mich hat diese Frage, warum Gerste, hat mich schon immer umgetrieben und ich hatte das Glück, vor neun Jahren hier an das Forschungszentrum zu kommen und mit Mathias, den ich schon lange vorher kannte, viele, viele Diskussionen führen zu können, und das ist das Wunderbare in der Wissenschaft eben. Und wir fragten uns immer wieder, wo kommt eigentlich diese fantastische untergärige Hefe her, die uns dieses tolle untergärige Lagerbier beschert, das erfolgreichste Bier der Welt, das eben auch mit Gerste, Gerstenmalz gemacht wird? Was auch schon im Reinheitsgebot so ein bisschen drinsteht oder zum Teil sehr deutlich, zum Teil nicht so deutlich, weil es eben kein Rezept ist, dass die beiden Herzöge damals niedergeschrieben haben. Und diese Hefe, die beschäftigt uns schon immer und natürlich haben wir uns auch angeguckt, wo kommt jetzt die Gerste her? Die kommt aus dem Nahen Osten, die kommt aus dem fruchtbaren Halbmond. Wo kommt der Hopfen her? Der Hopfen, der ein elementares Detail ist unseres untergärigen Lagerbieres und können wir da vielleicht eine Verknüpfung haben auch mit dieser Hefe? Die Hefe, ich denke mal, da wird der Mathias viel deutlicher drüber berichten können, ist was ganz besonderes, sie ist ein Hybrid, die hat Eltern und diese Eltern allein schon sind schon super spannend. Und so sind wir, ja, so haben wir uns viele Puzzleteile zusammengefügt und sind auf Georgien gekommen, war Mathias fantastische Idee, dieser Schnittpunkt zwischen Asien und Europa, zwischen den riesigen russischen Gebieten und dem, was darunter im Süden liegt, in persischen Gebieten, iranischen Gebieten und so weiter. Aber auch für sich selber sehr stark abgekapselt dadurch, dass da einfach zwei riesige Höhenzüge sind, der hohe und der kleine Kaukasus, die aber mit 5.600 und 5.100 Meter durchaus respektable Hügel dort haben. Und, ja, der Wein hat dort eine ganz besondere Tradition, aber das im tieferen Land. Und wir haben eben in unseren Recherchen vielmehr mitbekommen, das also je höher man geht, ich sage da immer, zu diesen Almwirtschaften, weil die halt nur für ein paar Monate bewirtschaftet werden können, dass dort hier eine ganz andere und elementare Rolle gespielt hat.

Markus: Also das klingt natürlich schon mal sehr spannend. Martin, du hast ja schon den Aufschlag gemacht, Mathias, dann holen wir dich mit ins Boot, vielleicht kannst du das von deiner Seite auch noch ein bisschen ergänzen und vielleicht unseren Hörern noch einen ganz kleinen Einblick geben zu dir selber, das heißt, wie kommst du überhaupt zum Thema Bier und dorthin, wo du heute bist, nämlich am Forschungszentrum?

Mathias: Ja, ich habe damals beim Professor Geiger promoviert, da gab es noch zwei Lehrstühle in Weihenstephan und der eine war hier so für den Kaltbereich, Hefe, Gärung, Lagerung, Filtration zuständig. Und ich habe nach meiner Diplomarbeit eben dort so Blut geleckt und mir hat das so Spaß gemacht und bin in Weihenstephan dort hängengeblieben und das Thema Hefe hat mich dann nicht mehr verlassen. Und wie der Martin schon erzählt hat, ist diese untergärige Hefe was ganz besonderes, sie ist ein Hybrid aus einer obergärigen Hefe und einer wilden kaltliebenden Hefe. Das heißt, diese Eigenschaft, dass sie bei unter zehn Grad vergären kann, die kommt von dem wilden Elternteil und dieser Elternteil, der war nie richtig bekannt, wo kommt der her. Und im letzten Jahrzehnt hatten eben Wissenschaftler aus Argentinien, deswegen ist auch unser Kollege hier, der Juan, mit dabei gewesen, der ist nämlich Spezialist für diese wilden Hefen und auch, wie man die aus der Natur isoliert, die wilde Hefe wurde eben in Argentinien und Tibet gefunden. Genetisch ist aber diese Tibet-Hefe näher an unserer Brauhefe als die argentinische Hefe. Die wurde auch noch in Nordamerika und in Neuseeland gefunden, aber diese sind auch genetisch nicht so nah dran wie die Tibet-Hefe. Und diese Saccharomyses Eubajanus, wie der Martin schon schön vorher erzählt hat, die beschäftigt uns schon seit Jahren, wo kommt die wirklich her? Und die war auch immer ein Teil unserer Hefejagd, wir wollten die in Deutschland und in Mitteleuropa finden, wir haben sie aber bisher noch nicht gefunden. Und da gibt es eben diese Theorie, dass die über die Seidenstraße hier nach Europa kam und die Seidenstraße geht auch durch Georgien, oder eine der Seidenstraßen. Und so sind wir immer weiter mit der Recherche in Richtung Ökologie und auch Historie dazu gekommen, hier in diesem Gebiet zu suchen, weil auch ein wichtiger Grund ist, dass es hier eine sehr, sehr lange Bierbrautradition gibt und das die Natur dort quasi noch sehr, sehr unberührt ist. Bei uns hier in Mitteleuropa ist alles schon mal, ich sage mal, wiederaufgeforstet oder, es ist keine Primärnatur mehr. Und wir vermuten ganz stark, dass diese ganzen Prozesse, die aus der Natur stammen und deren Mikroben vielleicht hier auch in der Natur bei uns zum Teil verschwunden sein könnten. Und somit sind wir dazu gekommen, hier eben in Georgien zu suchen. Der Fokus bei uns ist immer, wir suchen entweder an Braustätten, das haben wir in Georgien auch gemacht, da waren wirklich sehr schöne Braustätten, 200 bis 400 Jahre alt. Die sind auch mit Götterhainen verknüpft, also dort, wo dann auch Pflanzen vorkommen, die mit dem Brauprozess zu tun haben. Ich denke, da wird der Martin als Historiker, und der hat auch die Interviews dort geführt, auch noch eine sehr nette Geschichte dazu erzählen, wie wir denken, wie die Mikroben hier verknüpft sind mit dem Brauprozess. Und natürlich suchen wir dann auch immer in der Natur, in dieser Primärnatur, an bestimmten Bäumen, Früchten, Zutaten oder auch Sachen, die im Brauprozess eine Rolle spielen. Also Hölzer, die dort verwendet wurden für Bottiche, für Gerätschaften, Zutaten, die dort verwendet wurden. Als Beispiel, wir haben zum Beispiel auch jetzt hier in Deutschland schon von Misteln, Misteln waren ja bei den Kelten heilig, immer die gleiche Hefe gefunden, Torulaspora delbrueckii, macht ein wunderbar, schön fruchtiges Bier, und man kann alkoholfreies oder alkoholhaltiges Bier machen, je nach Hefestamm. Oder auf Eichen finden wir immer Saccharomyses Paradoxus, eine sehr nahe verwandte Hefe der obergärigen Hefe, da kann man auch so ein ähnliches Bier wie Weizenbier machen, hervorragendes Geschmacksprofil. Und so kommen die Sachen zusammen, wenn man dann die Ökologie und die Ergebnisse der Taxonomie der Identifizierung der Mikroorganismen mit den historischen Fakten kombiniert. Und das machen wir jetzt schon ziemlich lange und jetzt würde ich gern wieder Richtung Georgien gehen, vielleicht, Martin, kannst du den Spielball aufgreifen und hier in diese wunderbaren historischen Sachen, die wir dort kennengelernt haben bezüglich Hopfen und auch dieser Brauweisen in den Dörfern, weitermachen.

Martin: Ja, mache ich gern, wir machen den Markus dadurch obsolet hier, in dem wir uns den Ball die ganze Zeit hin und her spielen, tut mit fürchterlich leid, Markus. Wir haben nicht nur einfach ganz viele Proben dort genommen und sind in diese fantastischen Wäldern, also wirklich zu den Wäldern, aus Georgien kommen so viel tolle Pflanzen eben auch zu uns hier, nicht nur die Schneeglöckchen, die wir in dem Fall nicht beprobt haben, sondern wirklich was Nüsse angeht und was die ganzen Rosengewächse angeht, eben wie Apfel. Auch wenn es nicht den Augenblick gibt, dass aus Kasachstan der Apfel auch kommen kann, so hat er doch zumindest dort einen Stopp eingelegt, und die Pflaumen und die Birnen und die Krischen. Und wir haben das auch alles so gesehen und wirklich in diesen natürlichen Wäldern und durften die Sachen auch probieren und haben eine tolle Vorstellung bekommen davon, wie man auch in solchen Wäldern durchaus überleben kann. Und das ist wohl auch alles, ja, war es die Seidenstraße, waren es die Römer? Die Römer stehen da arg im Verdacht, dass sie schon Sachen mit rübergebracht haben. Das war das eine, was wir eben da gesehen und angeguckt und beprobt haben und dann hatten wir eben dieses unglaubliche Glück, in vier Braustätten gehen zu dürfen, die eben schon ein paar 100 Jahre, nach ihren Darstellungen und, ehrlich gesagt, so wie es auch aussah, alt waren, verknüpft mit göttlichen heiligen Hainen. Also die sind dort Christen, haben aber da noch eine Sonderform erhalten, das war in Tuschetien und in anderen nördlichen Kaukasus-Regionen. Und wir haben eine ganz fantastische Geschichte dazu eben auch gehört, dass also der Ortsvorsteher, Häuptling, Chef, Bürgermeister, wie man auch immer den Ersten des Dorfes bezeichnen mag, ein Mann, also das ist ganz wichtig bei der Sache, der musste einen Monat, bevor sie brauen, also ich sagte vorhin schon, diese Almen, bitte Alm in Anführungszeichen, diese Dörfer sind so mal für drei Monate zugänglich und die brauen einmal dort, und das war in all den Dörfern so, für ihre Art Kirchweih. Und dort, der erste Mann des Dorfes, und auch Bierbrauer, musste für einen Monat vorher in den heiligen Hain, in den heiligen Wald und musste sich reinigen. In dieser Zeit durfte er kein Fleisch essen, in dieser Zeit durfte er keinen Kontakt mit einer Frau haben. Ich weiß gar nicht mehr, was die damit gemeint haben. Nein, also und das ist wirklich für uns, aus dieser ganzen Betrachtung, total wichtig, einen Monat musste er sich reinigen in diesen Regionen, in diesem besonderen Bereich und dann durfte er wieder zurück ins Dorf und dann hat er mit jemand anderen allerdings zusammen, hat er dann das Bier bereitet. Für uns ist das insofern so spannend, weil wir im Laufe der Jahrtausende einen Wechsel haben von den Geschlechtern und zwar haben die Frauen Jahrtausende lang das Bier gebraut und später erst die Männer und die Männer erst eigentlich in Mitteleuropa im ausgehenden Mittelalter. Und genau in dieser Zeit fällt eben dieser dokumentierte Wechsel in einigen Regionen von der mehr obergärigen Art und Weise zu der untergärigen Brauweise. Natürlich waren das alles Mischungen, ja, bis 1883, das steht außer Zweifel, aber es wurde tendenziell immer mehr untergärig. Hatte in Mitteleuropa dann viele Indikatoren noch, ja, eben der Einsatz von Hopfen, es wurde gekocht und die Häuser waren gemauert und dadurch konntest du kochen und es ist nicht immer gleich die ganze Stadt abgebrannt, wenn du das gemacht hast, und eben eine Professionalisierung und eben von Frau auf Mann. Und warum ist das für uns interessant? Weil wir, also die verschiedenen Geschlechter unterschiedliche Mikrobiome auf uns haben und dieses Bier ist am Anfang auch erst mal zu dem geworden, was es heute ist, auch weil Frauen einfach das gemacht haben und mit ihrem Mikrobiom. Das muss man sich einfach so vorstellen, dass es einfach logischerweise eine Interaktion auch da gab. Denn das, was auf unserer Haut ist, wir kommen ja in Kontakt mit dem Produkt und natürlich sind wir Transporteure von verschiedenen Fermentationsmikroorganismen. Genauso wie auch gewisse Insekten wie Fruchtfliegen und Wespen und so weiter, gibt es ganz spannende Studien dazu. Und wenn wir uns vorstellen, dass derjenige einen Monat kein Fleisch essen durfte und das er eben keine sexuellen Kontakte zu Frauen haben durfte und so weiter, dann ist das auch etwas, was das Mikrobiom und den PH-Wert auf der Haut, und so weiter, beeinflusst. Und das ist etwas, was wir auf jeden Fall wissenschaftlich viel tiefer verfolgen wollen und werden, um das uns anzugucken, was das dann auch wirklich heißen kann. Und das ist also alles in allem wahnsinnig spannend, wenn man sich das so anhört und wir waren begeistert von dieser Geschichte, die wir da gehört haben.

Markus: Also das finde ich jetzt auch total spannend, man kann ja dann in gewisser Weise tatsächlich sagen, es gibt so eine Art durch Frauen induziertes Bier und eine Art durch Männer induziertes Bier. Könnte man das soweit abstrahieren?

Martin: Vielleicht kann man das so stehenlassen, ja.

Mathias: Aktuelle Studien, die zeigen halt, dass Frauen eben mehr Milchsäurebakterien beinhalten oder auf dem Körper haben. Man spricht da auch von dem sogenannten Hollobiom, das sind quasi die Mikroben, die man auch so nach außen trägt. Und wir denken, das ist aber jetzt eine reine Hypothese, dass dieser Wechsel von Frau zu Mann viel damit zu tun hat, dass die Biere weniger sauer waren oder dass es das Ziel war, dass die weniger sauer wurden. Früher waren die Biere höchstwahrscheinlich eher saurer, leichter und erfrischender und eher so als Erfrischungsgetränk und Wasserersatz eingesetzt und da hat das Frauenmikrobiom wahrscheinlich besser dazu gepasst. Und jetzt die neueren Biere, die dann auch stärker waren, wo auch mehr Festbiere waren und wo auch dann der Alkohol im Vordergrund stand für Festlichkeiten, wie wir jetzt auch in Tuschetien hier kennengelernt haben, da kann es eben sein, dass das Männermikrobiom einfach weniger Laktobazillen hat und einfach die Biere dann erst später saurer wurden. Also dieses Gesamtpaket, untergärig, also dass die untergärige Hefe oder auch diese wilden Untergärigen, eben das begünstigt haben, dass man bei kalten Temperaturen gären kann. Bei kalten Temperaturen wachsen auch Laktobazillen und Milchsäurebakterien schlechter oder nur manche Spezies können das, also hat man hier schon einen Selektionsvorteil für die Hefe und dass das Bier nicht sauer wird und dann noch, dass die Männer dann hier als Brauer oder Braumeister fungierten. Also diese Sache, denken wir, da könnte ein Zusammenhang sein. Das muss man allerdings noch weitergehend wissenschaftlich untersuchen, auch mit standardisierten Versuchen dann im Labor. Martin?

Martin: Ja und wir haben noch eine Sache noch gar nicht erwähnt, es gibt in der Hinsicht so viel zu erwähnen, das ist der Hopfen. Der Hopfen, der eben auch aus dieser Region zu uns wohl gekommen ist, so ist der letzte Stand der Forschung. Der Hopfen, der eben über die russischen Lande dann in den Norden Deutschlands und Mitteleuropas reingekommen ist und da ja dann auch erst im Kloster Korby 812 nach Christus, sodass es jetzt in Nordfrankreich zum ersten Mal in Verbindung mit Bier erwähnt wird, ja. Wir haben also schon Hopfengärten, die früher erwähnt wurden, auch im Südlichen, im Geisenfeld, in der Hallertau zum Beispiel, aber diese Verknüpfung zu Bier, die haben wir nicht vorher. Da müssen wir nämlich immer ein bisschen aufpassen mit dem Hopfen, der Hopfen funktioniert nämlich auch ganz wunderbar in vielfacher Hinsicht mit Wein, Met und Sauerteig. Und dafür wurde der nämlich auch verwendet, dafür haben wir eindeutige Dokumente, ja. Aus verschiedenen Gründen, ja, die sind mikrobiologisch selektiv und die verhindern Trübungen und so weiter, das sind verschiedene und natürlich auch Aromaaspekte. Und sowas haben wir auch schon mal gemacht, zum Beispiel bei Wein und auch bei Sauerteigbroten, geht wunderbar, funktioniert. Das darf man also immer nicht so ganz vergessen, so und dieser Hopfen, der kommt eben auch aus der georgischen Region. Und wir haben Hopfen gefunden also bis zu fast 2.000 Meter Höhe, ganz fantastisch, die da natürlich wachsen, die von diesen, bitte in Anführungszeichen, Alm-Brauern auch verwendet werden, dort gesammelt wurden auf jeden Fall, sie wissen darum. Heute machen sie es sich manchmal natürlich ein bisschen einfacher und kaufen den Hopfen im Tal von irgendeinem Händler. Vielleicht ist es dann der Hallertauer oder Herr Sprucke, Spalter-Hopfen, das können wir nicht genau sagen, weil wir bei dem Brauvorgang selber nicht dabei sein konnten, dafür konnten wir die Biere eben verwenden. So und diese Hopfen, die haben wir natürlich auch beprobt. Und unsere Ergebnisse sind noch nicht alle da, aber da sind ein paar Sachen, die uns also wirklich sehr, sehr neugierig machen und wir hoffen also, dass wir wirklich ernsthaft in den nächsten Wochen schon Publikationen bringen können, wo wir da also mehr darüber erzählen. Wir sind auf jeden Fall weiterhin unglaublich gespannt, also es blubbert in all unseren Probenahmeflaschen und es könnte sein, dass der Hopfen da auch eine wichtige zentrale Rolle spielt. Und, ja, vielleicht ist dann einfach all dieses heute, was ist die Zauberformel des untergärigen Lagerbieres? Ja, es ist die untergärige Hefe, es ist das Gerstenmalz und es ist der Hopfen und natürlich ein gutes Wasser. Das ist erst mal die Zauberformel, so ehrlich müssen wir sein. Und das sowas vielleicht dann in Mitteleuropa zusammengekommen ist, ja. Weil, also unsere Dokumente sagen, nee, was heißt hier unsere Dokumente, das, was wir bisher halt finden können in den alten Büchern und in den Archiven ist, dass es in Mitteleuropa losgegangen ist, ja. Einbeck spielt eine Rolle, das Münchner Hofbräuhaus spielt wohl eine Rolle da bei dem Ganzen, mit einem Einbecker Braumeister, es spielt die Oberpfalz, Oberfranken, Eger-Gebiet spielt eine Rolle, also irgendwo da in Mitteleuropa und, ja, aus dem Nahen Osten die Gerste, der Hopfen aus Georgien, aus dieser Region und so weiter. Und das bringt uns eben wieder zu der Frage und wo kommt die untergärige her oder, wo war die Hybridisierung, wo waren die Eltern her?

Markus: Ja, also das ist ja ein ganz interessantes Thema, wo ich auch gleich nochmal eine Nachfrage dazu habe. Vorher würde ich gern nochmal ein Bild zurechtrücken, was grade so in meinem Kopf entstanden ist, das habe ich mich vorhin schon gefragt, wahrscheinlich ist es am ehesten eine Frage für den Mathias, wie man das macht. Also wenn jetzt so der Hefejäger losgeht, also wir haben ja so, unsere Generation ist aufgewachsen mit so Indiana-Jones-Filmen und dann die Humboldt-Geschichten und so. Also wie muss ich mir das vorstellen, habt ihr dann so …

Martin: Genau so.

Markus: Genauso muss ich mir das vorstellen, habt ihr …

Martin: Mit Hut und Peitsche.

Markus: Habt ihr da so einen speziellen Rucksack mit Gerätschaften und Fläschchen und so weiter und fliegt man dann darüber und vor allem, was sagen dann die Leute am Flughafen, wenn man da mit lauter so kleinen blubbernden Fläschchen ankommt und Pflanzenresten und so? Also wie muss ich mir so einen Hefejäger im 21. Jahrhundert vorstellen?

Mathias: Ja, Markus, das ist eine sehr gute Frage. Das ist weniger spektakulär, wie man sich das vielleicht vorstellt, aber trotzdem schon natürlich sehr abenteuerreich, wenn wir da unterwegs sind. Die Utensilien zum Beispiel, das war eine große Herausforderung, die haben wir in einem 60-Kilo-Paket nach Georgien geschickt. Die sind dann auch im Zoll hängengeblieben, die hatten wir dann erst ein bisschen verspätet. Und wir mussten dann improvisieren und haben uns dann in Georgien mit den Kollegen dort von der Uni, also in diesem Zusammenhang auch einen riesigen Dank, da gibt es die Unterstützung vor Ort, das ist der Dekan und die mikrobiologische Laborleiterin dort an der Agri Kultur Universität oder Fakultät der technischen Universität Georgien. Und das ist so, wir haben da tatsächlich einen Rucksack oder mehrere Rucksäcke, haben dort eben Werkzeuge dabei wie ganz normale Seitenschneider oder Messer oder auch Löffel, wenn wir Erde nehmen oder Sedimente oder Schaber. Die müssen allerdings alle sterilisierbar sein beziehungsweise auch septisch behandelbar. Also das heißt, die legen wir entweder in Alkohol oder flammen die ab oder beides, je nach Situation. Und dann schneiden wir was zum Beispiel von Bäumen ab, wenn wir denken, also Rinde zum Beispiel, Borke oder wir schaben was aus alten Braugefäßen, Gärgefäßen oder nehmen dann mit einem Löffel einen Teil der Erde, Erde ist immer so eine Sammelprobe der Aktion. Und dann brauchen wir natürlich jede Menge sterile Gefäße. Wir haben da sterile Beutel oder sterile Plastikschraubgefäße, da kommen die Sachen dann rein. Oder auch Gefäße, wo man Flüssigkeiten zum Beispiel abschöpfen kann und dann auch in diese sterilen Gefäße überführen kann und dann geht es ins Labor. Jetzt bei unserer Expedition in Georgien konnten wir das mikrobiologische Labor hier von der Kollegin nutzen, die haben uns auch tatkräftig unterstützt, und dann werden die ganzen Proben angesetzt. Was jetzt hier spannend ist für den Bierbrauer, einerseits geben wir die dann in ganz normale autoklavierte Bierwürze, also nichts Besonderes. Der Hintergrund ist, was in Bierwürze wächst, kann uns dann später auch im Bier dienlich sein. Und für diese untergärige Hefe beziehungsweise deren Vorfahren, da nehmen wir ein bestimmtes Medium her, das ist Raffinose-basiert, weil das so eine bestimmte Eigenschaft ist der Hefe, dass die diesen Zucker eben verwerten kann, Raffinose plus Alkohol, einen niedrigen PH-Wert und Antibiotikum. Das heißt, da geht man viel selektiver ran. Und das passt jetzt ganz gut, mein Kollege hat mit grad jetzt im Moment geschireben, dass heute die Proben, die wir untergärig bebrütet haben, also die sind jetzt sechs Wochen bei acht bis zehn Grad im Kühlschrank intubiert worden, die muss man quasi viel länger intubieren, die sind heute in Weihenstephan eingetroffen. Gott sei Dank mal ohne Zollprobleme. Da muss man auch immer recht viele schöne Formulare ausfüllen und so weiter, das ist alles auch ein bisschen bürokratisch, aber das stellen wir jetzt mal hintenan, das muss man halt einfach so machen. Aber, die sind heute eingetroffen und heute werden quasi diese untergärigen Hefen weiter auf Aga-Platten dann ausgestrichen. Da hat uns sogenannte Kolonien, die im Optimalfall aus einer Hefezelle entsprungen sind und diese Kolonien können wir dann identifizieren mit PCR. Ich meine, jetzt mit Corona, kennt ja jeder die PCR-Methodik. Da haben wir dann ganz spezifischen Sonden auch für die Saccharomyses-Hefen und deren Spezies oder mit MALDI-TOF, das ist so ein Massenspektrometer oder mit Sequenzierung, also wir haben da einen ganzen Arbeitskoffer, wie wir die Hefen dann identifizieren können. Und ich hoffe, dass wir hier dann auch erfolgreich sind, vielleicht neue Saccharomyses-Spezies in Zusammenhang mit diesen Gärungen und mit dieser Natur zu finden oder auch tolle andere Hefen für alkoholfreie Biere oder für bestimmte Aromaprofile. Ich wollte noch eins kurz erwähnen, diese Reinigung, die der Martin vorher erwähnt hat, wir sind jetzt ein bisschen so eher in Richtung Hopfen und Richtung Biergeschichte gegangen, aber was ganz wichtig war und für uns so eine Art Augenöffner, dieser Braumeister und der Braugeselle, die sich einen Monat gereinigt haben, die haben auch ein Bad genommen in dieser heiligen Stätte für einen Monat und haben sich quasi mit den Mikroben in dieser Natur, in Anführungsstrichen, bedeckt oder haben dort gelebt, haben natürlich viel mitgenommen. Weil, wir Menschen, wir sind auch Vektoren, wie alle anderen Tiere, Insekten oder andere Säugetiere. Wir sind auch ganz besonders, weil, wir haben auch eine gute Nase. Also wir können auch quasi Früchte, die verrotten, riechen, wir können quasi unsere Nahrung suchen durch unsere Sinne. Und diese Interaktion, die versuchen wir auch in dieser Hefejagd widerzuspiegeln und genau an diesen Orten zu suchen, wo sind diese Kreisläufe der Hefen? Wir suchen ganz bewusst an Bäumen und Früchten, weil die Früchte dann auch zum Beispiel begünstigen, wenn Hefen drauf wachsen, dass ihre Samen verbreitet werden. Also dann, dass Vektoren wie wir oder andere Lebewesen, andere Tiere, diese verbreiten. Also es hat alles einen Sinn und die Hefen sind ein kleines Puzzle darin, die machen eben Alkohol, der zieht an und sie machen auch schöne Aromen und Lockstoffe. Und dieser Kreislauf versuchen wir zu berücksichtigen und dann auch die richtigen Proben zu nehmen.

Markus: Also das ist wirklich super spannend, muss ich wirklich sagen. Und ich finde es jetzt auch toll, weil wir quasi Wissenschaft live haben, also wir haben ja praktisch während unseres Gespräches, trudeln die Ergebnisse ein oder zumindest die weiteren Schritte, das ist spannend. Und ich muss auch sagen, in mir kommt schon wieder so ein Bild hoch, weil man ja, also als guter alter Asterix-Leser hat man ja immer dann diese Druiden und Miraculix und was weiß ich was alles vor sich. Und jetzt habt ihr ja schon von den Misteln erzählt, also im Grunde fügt sich da ja ein neues Bild, also das man Grunde diese Kultur oder diese Art und Weise zu leben oder diese Art und Weise, eine Religion zu haben, dann ja tatsächlich auch einen effektiven Einfluss hatte auf das, was die Leute dann an Nahrung produziert haben, insbesondere natürlich an Bier. Und da würde sich für mich noch eine Frage anschließen, ich hatte das so verstanden, dass es relativ schnell zu so einer Gleichzeitigkeit kam, also das ober- und untergärige Hefen eigentlich immer irgendwie am Prozess beteiligt waren und Mann das dann praktisch dadurch gesteuert hat, wie die Gärtemperatur unterm Strich war. Also je kälter man das gemacht hat, umso eher haben dann eben die Untergärigen gewinnen können, also so war mir das zumindest bisher bewusst. Und wenn das so wäre, dann hätte man ja das als Einsteuerungsinstrument gehabt und dann eben jetzt, wie ihr das gesagt habt, praktisch die Frage, habe ich einen Brauer oder eine Brauerin, sozusagen als zweite Komponente, die dann auch nochmal einen Einfluss drauf hat, was dann da am Ende für ein Bier rauskommt. Kann man das so sagen und kann man sagen, es gab so ein bewusstes Einflussnehmen auf das Bier oder waren das eher unterbewusste Prozesse?

Martin: Oh, da steckt jetzt ziemlich viel drin. Also dein Bild, das Steuern über die Temperatur, das würde ich in eine späte Zeit bringen, also wirklich ein bisschen vor 1883, aber schon deutlich nach dem Mittelalter, in diese Zeit, da kann ich mir das gut vorstellen, dass man da schon auch die Temperatur mehr und mehr gesteuert hat. Nicht nur durch diesen Klimawandel, den wir damals hatten, diese kleine Eiszeit, sondern das wir also auch in die Keller gegangen sind, wo wir konstantere und tiefere Temperaturen hatten, Eis auch geerntet haben und solche Sachen. Und da finden wir schon auch, ich habe hier ein Dokument, ich glaube, aus dem 16. Jahrhundert aus der Weimarer Ecke, wo einfach ganz klar beschrieben wird, dass also der Schaum den Bäckern gegeben wird und das Zeug, das unten ist, wird für den nächsten Sud verwendet, aber beim nächsten Sud habe ich wieder dasselbe, ich habe wieder Schaum, ich habe wieder Zeug, ja. Und somit, das ist ein Zeichen für das, was du genau beschreibst. Aber ich denke nicht, dass es vorher so war, wann auch immer genau vorher ist. Also die große Revolution in der Bierherstellung war im ausgehenden Mittelalter, wie ich es vorhin schon gesagt habe und ich könnte mir vorstellen, dass also genau solche Sachen auch da eben stattgefunden haben. Und der Hopfen ist ja nicht immer beim Bier gewesen, ja, auch wenn es da ein, zwei Hinweise darauf gibt. Die ich mir durchaus vorstellen kann, weil, man hat sicherlich auch ganz andere Sachen zum aromatisieren und zum mikrobiologischen Selektieren und so weiter verwendet, ja und warum nicht auch mal den Hopfen. Aber dieses Konstante, dieses Reproduzierbare, das war erst im ausgehenden Mittelalter. Und der Hopfen ist auch einer dieser Einflussparameter und nicht nur die Temperatur. Und wie du ja vorhin richtig wiedergegeben hast, die Geschlechterrolle und aber auch die Art und Weise der Technologie, dass man jetzt gekocht hat. Das sind ja Sachen, da hat man dann starken Einfluss auf die Mikrobiologie, ja. Und mit dem Hopfen, da sind auch die sogenannten Kram-positiven Milchsäurebakterien plötzlich döderich gewesen und die konnten sich dann nicht mehr ausbreiten. Das sind riesen Unterschiede in dem ganzen Mikroorganismengemisch, also da steckt viel mehr dahinter, ja. Also später, wie ich schon sagte, finden wir sogar Literatur dazu von deinem Bild, dass es eigentlich immer irgendwie eine unter-, obergärige Mischung war oder oftmals, ja. Und wie schon gesagt, bis 1883 war alles eine Mischung, also davon, da müssen wir uns komplett trennen, dass das also rein so oder so war, das kannst du vergessen, 1883 ist der entscheidende Zeitpunkt, ja. Aber das ist, da haben wir wirklich sehr, sehr viele Einflussfaktoren.

Markus: Jetzt habe ich noch eine Frage an den Mikrobiologen. Und zwar gab es vor einigen Jahren mal ein Experiment von Rogue, eine Brauerei aus Kalifornien, wo der Brauer dann tatsächlich Hefezellen aus seinem Bart genommen hat und mit denen dann ein Bier gebraut hat, das Beard-Bier oder Bart-Bier, was die dann gemacht haben. Ich habe es auch schon verkostet, war ein sehr, sehr spannendes Bier mit ganz vielen floralen, eher so Rosen-, Hibiskus-Aromen, fand ich ganz interessant. Spielt das auch ein bisschen so mit rein, dass eben Menschen Träger sind von solchen Organismen und ist das dann durchaus realistisch, dass man bei dem ein oder anderen Brauer oder Braumeister auch in den Körperhaaren oder sonst wo entsprechende Hefe finden kann?

Mathias: Ja, also bei solchen Bieren spielt es halt eine Rolle, wenn man so eine Gärung zulässt. Also wenn man jetzt natürlich einen hoch komplexen modernen Prozess, wo man mit nur einer Reinzuchthefe rein geht, spielt das natürlich keine Rolle, weil, das ist ja die Hygiene so im Vordergrund und das sind geschlossene Systeme. Wenn man das natürlich dann gezielt macht, kann man das auch steuern. Es ist halt dann auch fragwürdig, weil man hier komplett unkontrolliert reingeht. Also diese Ganzen, sei es jetzt dieses Bart-Bier oder dann gibt es ja auch diese Farmhouse-Ales oder diese Craig-Biere noch mit den ursprünglichen Hefen, es kommt halt immer drauf an, wie lang sind die schon in einer bestimmten Umgebung und haben sich schon Mikroben durchgesetzt. Ich persönlich wäre hier vorsichtig, ganz komplett unkompliziert reinzugehen. Es wird zwar wahrscheinlich immer so sein, wenn eine Saccharomyses-Hefe da ist, dass sich die durchsetzt und der Alkohol quasi die Schädlichen dann, in Anführungsstrichen, tötet oder überwächst, aber es kann natürlich was sehr Gutes rauskommen, es kann aber auch, ja, was mit Fragezeichen und vielleicht nicht perfekten Aromen rauskommen. Ich sage nur das Beispiel Würzebakterien, also wenn man jetzt Enterobacteriaceae hier auch viel reinbringt, kann auch schwefeliges Aroma, DMS und vielleicht nicht erwünschte Aromen, können hier produziert werden. Also das ist halt, ja, diese ganzen Spontanprozesse und Mischfermentationen waren früher Gang und Gebe, der Martin hat ja gesagt, vor 1883 war alles eine Mischfermentation und da war eben die große Kunst, über Try and Error oder über das richtige Wissen vielleicht der Vorfahren, das Richtige weiterzugeben oder das Richtige in einer höheren Konzentration zu geben. Der Martin hat ja das Zeug erwähnt, die wussten ganz genau, wenn man das von unten nimmt, da sind dann weniger Bakterien drin und es wird ein neutralerer Geschmack und oben sind vielleicht eher noch die Milchsäurebakterien mit drin, also das hat alles mit langfristigen Lernprozessen zu tun. Oder, um das Beispiel nochmal aufzugreifen, Eichenrinde, da findet man immer Saccharomyses-Hefen drauf. Wenn ich dir mit rein gebe, gebe ich immer eine gewisse Portion an Saccharomyses-Hefen dazu, die dann das Bier auch so steuern können oder Würze oder auch andere Substrate, dass sie ein Alkoholniveau erreichen und vor allem auch einen niedrigen PH-Wert erreichen, um das ganze Getränk mikrobiologisch sicher zu machen, und das ist die große Kunst, dieser Erfahrungsschatz.

Martin: Jetzt hast du die Erklärung, warum die Idefix, um bei deinen Bildern zu bleiben, sich so für Eichen einsetzt.

Markus: Perfekt! Ich muss da aber nochmal kurz rein grätschen jetzt, wo wir den Mathias schon mal da haben. Du hast dich ja selber sehr, sehr viel mit verschiedensten Saccharomyses-Stämmen beschäftigt, das würde mich auch nochmal interessieren, weil wir kennen ja im Grunde jetzt so, also banal, der normale Biersommelier oder der sich damit beschäftigt, kennt ja nur ein, zwei verschiedene Stämme oder weiß, es gibt halt irgendwo eine Hefebank, aber da ist jetzt nicht so viel Unterschied, in Anführungsstrichen. Aber wie ist denn dieser Kosmos von Saccharomyses überhaupt, wie groß muss man sich das vorstellen und gehst du da auch in Bayern dann zum Beispiel auf Hefejagd und findest irgendwas? Und vielleicht auch noch, wenn das noch mit reinpasst in die Antwort, gibt es da durchaus auch Sachen, die man jetzt für moderne Trends, wie zum Beispiel alkoholarme, alkoholfreie Biere verwenden kann, mit diesen anderen Saccharomyses-Stämmen?

Mathias: Ja, also wir gehen natürlich auch in Bayern auf Hefejagd, wir wissen auch mittlerweile, welche Bäume und Pflanzen mit welchen Hefen, ja, kooperieren, sage ich mal oder die damit zusammenhängen. Und natürlich haben wir auch schon Saccharomyses-Hefen identifiziert, die auch zum Brauen eingesetzt. Also ein neues Beispiel ist zum Beispiel Saccharomyses Juri, das haben wir von Esche isoliert. Esche ist ja auch so in der nordischen Mythologie, Yggdrasil, der Weltenbaum, das spielt mit Sicherheit auch zusammen, warum der Baum heilig ist, also Esche, findet man nochmal besondere Saccharomyses-Hefen. Und mit denen kann man auch Bier machen und diese Hefe zum Beispiel kann auch Maltrotriose verwerten, die kann auch noch mehr Alkohol produzieren, einen höheren Vergärungsgrad bewirken und das war höchst spannend. Was ich aber dazu sagen muss, die meisten Saccharomyses-Hefen, die man in der Natur findet, also 99,9 Prozent, die sind alle POV-positiv. Also in der Brauersprache, die produzieren quasi phenolische Aromen wie 4-Vinyl Guaiacol, das bekannt ist aus dem Weizenbier. Also das ist so diese Gewürznelke und das ist nur eine bestimmte Geschmacksrichtung und diese bestimmte Geschmacksrichtung kann man mit diesen wilden Hefen erzeugen. Aber jetzt Hefen, die sehr neutral sind oder nur fruchtig und die nicht diese phenolischen Aromen haben, findet man quasi nicht. Warum? Weil unsere Bierhefen, die sind schon sehr lange domestiziert und die haben quasi dann hier Gene verloren, die eben genau dieses Aroma bilden. Und das ist ein sehr guter Indikator, wenn man jetzt ganz neutrale, ich sage mal, Ale-Hefen hat oder Alt- oder Kölsch-Bier-Hefen aus dem obergärigen Bereich oder auch unsere untergärige Kulturhefe Saccharomyses Pastorianus, die sind in der Regel alle POV-negativ und somit unterscheiden sich die von den Wilden. Wenn man sowas in der Natur findet, dann ist es wie ein Sechser im Lotto, also eine, die schon irgendwie sich auch in eine bestimmte Nische entwickelt hat. Und jetzt muss ich nochmal kurz zu den ganzen Saccharomyses-Hefen gehen, also die obergärigen Hefen, die im Bierbereich eingesetzt werden, die sind sehr speziell, weil sie eben vom Brauer schon über Jahrhunderte domestiziert sind. Das heißt, die haben sich weiterentwickelt oder haben Gene hinzugewonnen oder verloren, aber sie stellen nur zwei ganz klare genetische Linien dar, Bier-1- und Bier-2-Cluster nennt man das in der Genetik in der Wissenschaft. Und die unterscheiden sich von Saccharomyses Cerevisias zum Beispiel aus dem Weinbereich oder von Saccharomyses Cerevisia, die in Weingärten gefunden werden oder die jetzt auch zum Beispiel auf Eiche gefunden werden. Also man sieht da, kann man sich vorstellen wie Haustiere, die eben auch ein bisschen verweichlicht sind. Also wenn man die auch in die Natur gibt, überleben die auch nicht solange. Kann man vielleicht auch die Parallele so zu Hunden zum Beispiel ziehen, wenn man sich denkt, die Hunde gehören auch alle zu einer Spezies, aber die phänotypische Ausprägung, also wie unterschiedlich die alle sind, so unterschiedlich sind dann auch die Saccharomyses-Cerevisia-Hefen innerhalb einer Art, oder wenn am nur an unsere Art Homosapiens denkt, wie divers wir sind. Und die Bierhefen sind ganz speziell, sind auf hohe Alkoholkonzentrationen und auf diese Malzmatrix und Hopfenmatrix schon spezialisiert. Und das ist ganz interessant, also die Wilden, die wir suchen, manche kann man für das Brauen verwenden und machen auch ein gutes Bier, aber diese ganz neutralen Biere, die machen die nicht. Die Craig-Hefen zum Beispiel, wenn man die nimmt, die in Norwegen ja auch schon 2-, 300 Jahre verwendet wurden und man isoliert da Hefen raus, die haben sich schon adaptiert. Aber warum, weil die auch schon eine gewisse Domestizierung hinter sich haben. Und nochmal auf deine Frage zurückzukommen mit alkoholfreiem Bier, ja, da haben wir schon sehr viele gute Hefen gefunden, zum Beispiel auch von Esche und Mistel und die machen dann eher so fruchtige Biere, leicht säuerlich, sehr gut trinkbar. Und das Besondere ist, dass die halt dann nur einen Zucker der Würze oder den Angärzucker der Würze verwenden. Wir haben zum Beispiel eine Hefe, die verwendet nur Glukose. Da kann man dann sehr niedrige Alkoholgehälter machen und da mit sehr niedrigen Stammwürzen sehr aromatische Biere machen.

Martin: Man muss da vielleicht da noch was dazu schieben, das ist das Spannende bei unserem Beruf hier, von Mathias und von mir oder von unserer Anstellung, wir sind ja hier an der Universität, machen Forschung, wir sind aber auch ein Zentralinstitut, also das Forschungszentrum Weihenstephan, was einfach schlichtweg ein Unternehmen ist und unter anderem machen wir auch Geld in der Beratung in im Hefe-Verkauf. Wir haben hier das Hefe-Zentrum Weihenstephan und verkaufen dort Hefen, und einige dieser Hefen, die wir da auf diesen Hefejagden gefunden haben, die kannst du also heute dort auch erwerben. Und wir haben natürlich dann auch die entsprechende Forschung vorher gehabt, was die denn eigentlich auch können. Und grade für diesen tollen Bereich alkoholarm, alkoholfrei, da haben wir also wirklich einiges gefunden, was also diese Würzearomen rausnimmt, besondere Aromen, Bieraromen erzeugt und ganz tolle Biere macht und die sind zum Teil schon auf dem Markt, diese Produkte. Und da ist etwas ganz Wichtiges auch noch anzufügen, wenn wir außerhalb von Deutschland uns bewegen, dann sind wir dann natürlich ganz offiziell unterwegs. Also wir hatte auch in Georgien vom Ministerium eine Erlaubnis, dass wir diese Proben nehmen dürfen. Wir waren mit Leuten, wie der Mathias schon gesagt hat, einer georgischen Universität unterwegs, mit der Technisch georgischen Universität, mit dem Dekan, der agronomischen Fakultät. Das ist unglaublich wichtig, weil wir nämlich ansonsten DNA klauen würden. Und das haben wir nicht getan und das ist selbstverständlich, dass wir uns da in absolut legalen Bereichen bewegen. Das beantwortet auch ein ganz klein wenig deine, ich will mal so sagen, dein bedenkliches Bild, wie wir uns da beim Zoll irgendwie vorbeischmuggeln müssen oder so ähnlich, dem ist nicht so, ja. Also das ist alles ganz offiziell, wir haben also ministeriale, beglaubigte Schriften dabei und wir hatten auch die entsprechenden Wissenschaftler dabei. Das ist wichtig, ja, weil wir sonst gegen internationale Protokolle verstoßen würden.

Markus: Ja, das ist wirklich wichtig zu erwähnen. Und jetzt weiß ich auch, warum mir neulich am Flughafen in Mexiko-City mein Rauchmalz abgenommen worden ist, dass ich einfach für einen Vortrag, den ich dort halten sollte auf einem Kongress, mitgenommen hatte und habe einfach vergessen, mir da irgendwelche Dokumente mir dafür zu besorgen, weil ich gedacht habe, naja, was soll da schon passieren, das ist ja schon tot, das Getreide. Aber, das haben die dann einfach nicht verstanden, dass das nicht mehr keimfähig ist und dann war es weg.

Martin: Markus, das ist noch keimfähig. Malz ist noch keimfähig, natürlich, wir haben die Keimung nur unterbrochen. Die ist jetzt nicht mehr so hoch keimfähig wie am Anfang, aber 70 bis 80 Prozent kann durchaus noch keimen.

Markus: Oh, das ist aber interessant. Würde dann ein aus Rauchmalz keimendes Getreide auch ein Raucharoma in sich tragen?

Martin: Ja, das wird dann eine Rauchgerste.

Markus: Ist der nächste Forschungsschwerpunkt.

Martin: Ja, gut. Nein, also das wird nicht der Fall sein, ja und vielleicht hatte es hier auch mit dem Rauchmalz nochmal ein bisschen mehr einen mit dem Knüppel auf den Kopf bekommen, aber es ist noch ein guter Teil keimfähig. Ich unterbreche mit der Dary nur diese Keimung, ja.

Markus: Okay, also wieder was gelernt, spannend. Ich hoffe, ihr habt noch …

Martin: Die Zöllner haben das gewusst in Mexiko.

Markus: Genau. Ich hoffe, ihr habt noch ein paar Minuten, zwei, drei Fragen hätte ich noch. Und zwar erst mal nochmal an den Historiker sozusagen, weil du auch grad so einen Knopf noch bei mir gedrückt hast oder sogar zwei Knöpfe. Also einmal, als du erzählt hast von den Römern, das fand ich in meiner bierhistorischen Recherche ganz spannend, dass die ja wirklich eine Schlüsselrolle eigentlich bei der Entwicklung des modernen Brauprozesses gespielt haben, obwohl sie selber nicht wirklich ein bierliebendes Volk waren. Und wenn du jetzt sagst, da hat vielleicht auch diese starke räumliche Ausdehnung des Römischen Reiches was dazu beigetragen, fände ich das interessant. Und der zweite Knopf, den du gedrückt hast, war, das Einbeck, die Erwähnung von Einbeck, weil ich bisher immer davon ausgegangen bin, das in Einbeck die Biere eher tendenziell obergärig waren und dann erst in München tendenziell untergärig geworden sind. War das so oder bin ich da vielleicht auf dem Holzweg?

Martin: Also erst mal zu den Römern, man muss da bei den Römern, also die Römer waren tolerant, die Römer waren pragmatisch. Das haben die mit den Religionen gezeigt, das haben die in vielen Punkten gezeigt, ein paar Sachen musstest du erfüllen. Du musstest also später dann den Kaiser huldigen, du musstest die Steuern bezahlen, du musstest deinen Kriegsdienst leisten, wenn du ein Mannsbild warst und dann hast du, ein bisschen vorsichtig gesagt, machen können was du wolltest. Und selbstverständlich haben die die Biere akzeptiert in ihrem riesigen Territorium, in den Regionen, wo einfach Getreide besser gewachsen ist als die Weintrauben. Sie selber in Rom, die sich das leisten konnten, hatten den Wein besser vertragen und haben wollen, sowie es auch in Griechenland ist, aber da wächst eben die Weintraube auch gar nicht mal so unergiebig und da hat man das aus dem Getreide einfach ein bisschen weniger gemacht. Aber das heißt nicht, dass sie es nicht mochten, also das hast du auch nicht gesagt, aber ich will das nur nochmal darstellen, also die Römer haben auf jeden Fall in Gallien und in Britannien und in Rätien und so weiter, das Bier soweit akzeptiert, da gab es überhaupt keine Restriktionen dagegen. Und das ziemlich sicher nicht zielgerichtet, was die Römer da, in Anführungszeichen, angestellt haben, aber die Römer haben insgesamt einen immensen Einfluss auch auf die Lebensmittel gehabt und das sehen wir also durchaus heute noch. Also es heißt ja auch, das also diese Rosengewächse eben von den Römern hier bei uns immer mehr Fuß gefasst haben, ja. Also der Einfluss der Römer, der ist mehr wie offensichtlich.

Markus: Vielleicht eine ganz kurze Nachfrage noch dazu, es gibt ja zumindest Ausgrabungen von römischen, in Anführungsstrichen, Brauereien, also sowohl bei Regensburg als auch irgendwo in Schottland und so und da ist ja dann schon der Brauprozess deutlich anders als vorher bei den anderen antiken Kulturen. Also da  habe ich immer gedacht, vielleicht haben die Römer da tatsächlich wirklich was weiterentwickelt für den Prozess, um eben das Bier auch entsprechend verkaufen und in größeren Mengen produzieren können. Kann man das auf die römische Kultur zurückführen oder ist das vielleicht eher ein Irrglauben?

Martin: Also ich weiß, was du meinst, du meintest Regensburg-Prüfening und oben in Schottland das. Ich habe manchmal ein bisschen Zweifel an den Schlüssen, die da gezogen werden. es ist Folgendes, man macht aus heutiger Sicht, interpretiert man antike Funde, also in Bezug auf Bier, interpretiert man immer zu leicht und zu schnell mit dem Brau-, mit dem Kochprozess, mit der Würzeherstellung. Und von dem müssen wir uns erst mal völlig mal loslösen. Im Endeffekt ist, tut mir leid, dass ich jetzt hier kurz ausholen muss, aber anders kann ich es nicht erklären, im Endeffekt geht es beim Bierbrauen um zwei wunderbare Schritte. Der erste Schritt ist, aus etwas Unlöslichen etwas löslich machen, also aus dem unlöslichen Getreidekorn oder was auch immer, welche Stärkequelle man auch immer hat und da mache ich ja eine Flüssigkeit draus, das ist der erste Schritt, wir nennen es heute Würzebereitung. Und der zweite Schritt ist ja das, worüber wir uns ganz viel unterhalten haben jetzt vorhin auch, mithilfe der Hefe aus diesen Zuckern, die wir jetzt entstehen ließen, dass wir da Alkohol, CO² und ein bisschen Wärme entstehen lassen, so, das sind die zwei Schritte. Und dieser erste Schritt, der ist heute, da brauen wir, da kochen wir, das ist richtig, 99,999 Prozent der Bier werden so hergestellt. Das war früher nicht so. Das habe ich vorhin schon gesagt, im ausgehenden Mittelalter, da ging das dann echt wirklich reproduzierbar los mit dem Kochen, vorher nicht. Und diese Interpretation wird aber auch in diese Braustätten rein interpretiert, gedeutet und da habe ich so ein bisschen meine Zweifel. Was will ich eigentlich damit sagen? Ich will damit sagen, ich kann noch nicht richtig sagen, wie haben die denn das jetzt eigentlich wirklich gebraut. Sachen, die man dort gefunden hat, das könnte auch eigentlich ganz simpel eine Mälzerei gewesen sein, ja, dann hat man das Malz für andere Sachen auch verwendet, zum Beispiel für sehr Süßes, Brot und Gebäck und so weiter, ja. Also ich würde mich als Bierbrauer natürlich immer freuen, wenn man Brauereinen findet und so weiter, aber ich bin da immer noch sehr, sehr vorsichtig mit den Sachen, würde mich aber auch freuen und wir sind da schon viel mehr in der Diskussion mit diesen Ausgräbern. Und das ist eines der sehr schönen Sachen, die entstanden ist im Laufe der letzten Jahre, dass wir einfach da mit eingebunden werden, in diese Diskussionen und, ja, weil wir ja eine ganz andere Sicht haben. Wir sind ja Technologen, wir verstehen was von dem Getränk, ja und wir verstehen auch was von den anderen Lebensmitteln, die man alternativ aus Getreide machen kann, wie Brei und wie Müsli und wie Teig und so weiter, ja, das darf man nicht aus den Augen verlieren. Und von daher kann ich dir die Antwort da gar nicht so genau geben, weil ich es nicht weiß, wie die das gemacht haben. Aber in Regensburg ist auch eine Außenstelle gewesen, war ja direkt am Limes und dort waren andere Leute stationiert, ja, die Makomannen und wer auch immer alles. Die wollten auch gesättigt werden und befriedigt werden, und da hat man einfach so viel Wein nicht dahergebracht und dann hat man Bier dort gebraut, kann ich mir vorstellen, nur wie es hergestellt worden ist, weiß ich nicht.

Markus: Okay, vielen Dank, das fand ich jetzt wirklich, sehr, sehr aufschlussreich und schon wieder ein Feld, wo man sich einfach noch mehr damit beschäftigen kann. Sagst du noch einen Satz zu Einbeck?

Martin: Ja, natürlich.

Mathias: Hier würde ich auch noch gern was zu sagen.

Markus: Zu Einbeck?

Mathias: Zu Einbeck und zur untergärigen Hefe.

Martin: Dann fang doch du mal an mit Einbeck, ich sage dann am Schluss, ob es stimmt.

Mathias: Ja, du kannst dann urteilen. Also wir hatten 2017, glaube ich, war die Studie, wurde dann ein bisschen später veröffentlich, zusammen mit dem belgischen Kollegen und unserem leider schon verstorbenen ehemaligen Kollegen hier aus dem historischen Bereich, Professor Franz Meußdörffer, viel recherchiert, wo kommt die untergärige Hefe her und dabei sind wir auf sehr interessante Sachen gestoßen. Der Franz hat rausgefunden, dass um 1600, also so zehn Jahre vorher, zehn Jahre nachher, nur im Hofbräuhaus München massiv obergärig und untergärig zur gleichen Zeit gebraut wurde, also sowohl bei niedrigen Temperaturen vergoren wurde und auch Weißbier bei höheren Temperaturen gemacht wurde, weil hier ein Recht übergegangen ist. Und zur gleichen Zeit, als Bayern eigentlich ein untergäriges Land war, alles quasi niedrige Temperaturen waren, sind dann zwei Braumeister zum Hofbräuhaus nach München gekommen, einer aus Schwarzach und einer aus Einbeck und es ist dokumentiert, dass beide ihre Hefen mitgenommen haben. Und das fällt genau in diese Zeit, wo die untergärige Hefe entstanden sein muss. Also es gibt genetische Berechnungen anhand der Mutationen und der genetischen Veränderung über die Zeit, wann diese Hybridisierung, also diese Verschmelzung beider Elternteile, stattgefunden haben muss. Und ein Elternteil muss eine Weizenbierhefe gewesen sein, also das weiß man auch. Und die untergärige wilde Hefe, die muss quasi in dieser Braustätte schon vorhanden gewesen sein, in dieser Mischpopulation. Und die genetischen Berechnungen decken sich genau mit dieser Ankunft, diesem Zeitraum der zwei Braumeister und genau mit dieser Zeit, wo nur in großen Mengen hier im Hofbräuhaus München obergärig und untergärig gebraut wurde. Und das ist natürlich eine Hypothese, man hat harte Fakten, die DNA-Fakten, die diesen Zeitraum eingrenzen und man hat die Historie, aber man wird es nie 100-prozentig sagen können, aber es deutet alles darauf hin, dass in München und da im Hofbräuhaus München das um circa 1600 stattgefunden haben muss. Wir denken, dass da irgendwo einfach Hefe, Erntehefe, irgendwo vielleicht in einer Ecke älter geworden ist, die hat Ascosporen gebildet, die Ascosporen, die sind quasi Grundvoraussetzung, dass sich die dann verschmelzen. Und so irgendwie denken wir, dass das da stattgefunden haben muss. Und daher Einbeck so wichtig, weil, die untergärige Hefe hat auch einen sehr hohen Vergärungsgrad. Und die Einbecker Hefe, da wurde auch immer berichtet, dass die so besonders ist. Daher denken wir, das könnte der Schlüssel sein oder diese Hefe aus Schwarzach, weil hier die auch in dem Weißbier-Claid ist.

Markus: Ganz kurze Frage, wenn du jetzt von der Entstehung der untergärigen Hefe sprichst, dann meinst du das, was wir jetzt heute als hauptsächliche Stämme benutzen?

Mathias: Genau, unsere moderne untergärige Hefe, die muss da im 1600 Jahrhundert, also das kann man ziemlich gut eingrenzen, weil da die genetischen Daten vorliegen, ist die entstanden, diese Hybridisierung. Und da, denken wir, das muss hier in München sein. Und das ist unsere moderne Hefe. Leider haben wir halt die Vorfahren nicht mehr verfügbar, sonst könnte man das noch besser eingrenzen. Wir können jetzt quasi Eubajanus, diese wilde Hefe nur noch suchen, die jetzt in der Natur zu finden oder vielleicht Abkömmlinge davon noch. Aber das Problem ist, wenn man in alten Kellern sucht, die alten Hefesporen, jetzt nach unserer Erfahrung, werden halt nicht älter wie circa 80 bis 100 Jahre. Also immer so dieser Bereich, wo auch diese Schiffswrackbiere oder wir haben auch schon alte Flaschen aus Kellern untersucht. Wenn es dann wesentlich älter wird, kann man auch die Hefen nicht mehr reaktivieren. Ja, das ist so, wir schauen zwar in die Zeit zurück, aber wir können leider bisher nicht. Vielleicht haben wir ja mal Glück und finden Artefakte, wo wir noch ältere Hefen reaktivieren können, auch alte Verwandte noch der Brauhefe.

Markus: Also eine kleine Nachfrage hätte ich dazu noch vom Verständnis her. Das heißt, wir haben jetzt, sage ich mal, den Vater der untergärigen Hefe, der praktisch irgendwie vielleicht über Südamerika oder, Nordamerika, die Landbrück …

Mathias: Ja, wahrscheinlich über die Seidenstraße oder vielleicht gab es die auch vorher in Europa und ist jetzt verschwunden.

Markus: Und das war dann praktisch also ein Hefestamm und der ist dann praktisch auch, oder ein Cluster, aber jedenfalls, diese Hefe ist dann auch verantwortlich für die ersten untergärigen Biere, die wir dann bei uns in der Region haben. Und diese hybride Geschichte, also wo dann ober- und untergärig zusammen eine neue Hefe bilden, das ist dann das, was im 1600 Jahrhundert voraussichtlich passiert ist?

Mathias: Ja, genau, also da hat dann diese Hybridisierung zwischen einer obergärigen Saccharomyses-Hefe stattgefunden. Da weiß man auch, die ist in diesen Weizenbier-Claid drin, also das kann man nachvollziehen, aber man hat halt leider nicht mehr diesen alten Vater irgendwo in einer Hefestammsammlung, weil ja alles Mischgärungen waren bis 1883. Das wäre natürlich sehr gut. Und diese untergärige Wildtype, die am Anfang auch im Brauprozess da, die war halt in jedem untergärigen Brauprozess, muss die vorhanden gewesen sein, Saccharomyses Eubajanus heißt die. Das war aber wahrscheinlich auch mit Mischungen, also da gibt es mehrere kältetolerante Hefen. Und die, die eben dann genau diesen Match gemacht haben, also diese Hybridisierung, die hat sich dann durchgesetzt über die Zeit in diesen untergärigen Prozessen und die wurde dann auch verteilt von München aus. München, hat man festgestellt, die Biere haben super Vergärungsgrade, vergären noch ein bisschen besser, sind noch ein bisschen sauberer. Und da wurde dann diese untergärige Hefe aber noch als Mischung, nicht als pure Kultur, das war noch nicht erfunden, weiter, ich sage mal, verteilt. Und später, 1883, wurde die dann hier von Sedlmayr ans Karlsberg Labor nach Kopenhagen gebracht und da wurde die dann isoliert. Also die stammt ursprünglich auch aus München, das ist dokumentiert.

Martin: Also du siehst, die untergärige Hefe hat einen Migrationshintergrund, mehrfach.

Markus: Genau. Also da habe ich Grunde so einen dreistufigen Prozess, also auf der einen Seite kommt erst mal irgendwie über die Seidenstraße eine kältetolerante Hefe in unsere Breiten, daraus entwickelt sich dann der Anfang eines mehr oder weniger untergärigen Brauens. Und dann kommt in München im Zusammenspiel mit bereits relativ, ich sage mal, leistungsfähigen obergärigen Hefen, zu einer Mariage dieser beiden, die dann die besten Eigenschaften vielleicht von beiden Seiten zusammenbringt. Und aus der entwickelt sich dann eine dominante untergärige Hefe, die dann in der Industrialisierung in Reinzucht raus sortiert werden kann und seitdem dann auch rein verfügbar ist, kann man das so sagen?

Mathias: Das hast du absolut wunderbar zusammengefasst. Nur über diese Seidenstraße, da müssen wir halt ein Fragezeichen setzen, also wir wissen noch nicht, wo ist quasi dann dieser Ursprung dieser Saccharomyses Eubajanus. Vielleicht können wir es auch nie rekonstruieren, wenn die hier in Europa auch vorhanden war und einfach auch verschwunden ist durch unsere intensive Landwirtschaft und so weiter.

Markus: Also faszinierend, da lerne ich heute wieder richtig viel dazu.

Martin: Also, Markus, aber das ist Stand des Wissens im Augenblick.

Markus: Ja, ja, das ist ja immer so, also das ist ja klar, wir haben immer ein Schlaglicht sozusagen auf das, was wir jetzt wissen und wer weiß, was noch kommt. Aber das ist auf jeden Fall für mich jetzt schon wieder eine Präzisierung auch dessen, wie ich mir das bisher vorstellen konnte und dadurch wird es auch deutlich verständlicher, muss ich sagen. Also ich habe an jeden von euch noch eine Frage, wenn das noch vom Zeitlichen her passt?

Martin: Ja, es hilft ja nix.

Markus: Genau, es muss gemacht werden. Also fangen wir mit dem Mathias an, was ich noch interessant finde, ist die Rolle, die das Material Holz bei dieser ganzen Geschichte spielt. Also weil wir ja, zumindest so auch wieder, soweit ich das bisher verstanden habe, einfach die ganzen Holzgerätschaften, Holzbottiche, Holzpaddel und was man so alles verwendet hat, das ist natürlich eine tolle Heimat für Mikroorganismen. Und wenn ich nicht koche, dann habe ich ja da eine ziemlich sichere Möglichkeit, dass dann auch entsprechend weiterzugeben. Und das würde mich interessieren, also ob das natürlich auch ein Faktor ist, also nicht nur die lebendigen Bäume, von denen dann irgendwelche Hefen kommen, sondern eben auch die entsprechenden Gerätschaften und inwieweit das dann vielleicht auch durch das moderne Holzfach machen mit den Büttnereien, mit den Pichen, dann sich vielleicht wieder verändert hat? Also das würde mich interessieren, inwieweit bei eurer Forschung da das Holz, das kultivierte Holz eine Rolle spielt.

Mathias: Ja, das ist absolut essenziell, das war auch ein großer Teil unserer Recherche, in Zusammenhang mit dieser ganzen Hefejagd. Also es gibt auch schöne Bücher hier von Schneck, Weihenstephan, die haben sich, das ist so 1911, mit Holz befasst. Auch quasi, wie schnell wächst das Holz, zum Beispiel Eichenholz, im Frühling und wie im Herbst? Und wenn es schneller wächst, dann sind auch größere Einschlüsse drin und in diesen, ich sage mal, Lufteinschlüssen oder eine Art Vakuolen, da können sich dann auch Mikroben besser einlagern, wenn das Holz irgendwie verarbeitet ist. Und in Kontakt mit Bier, also stellt man es sich vor, wo so ein Holz, dass so im Mikrobereich porös ist und diese Mikroben sind ja auch im Mikrometerbereich, die können sich dann natürlich gut anheften und zum Teil Biofilme bilden. Und wenn man dann das Bier quasi schlaucht und es ist fertig und es kommt eine neue Würze rein, kann man auch mit dieser Hausflora wieder Bier machen. Also diese Hausflora oder wenn man es vielleicht so sehr aus Weinsicht betrachten will, das kann auch das Terroir quasi der Bierbrauerei entsprechen oder Gär- und Lagerkellers sein. Und das hat früher mit Sicherheit eine wesentlich größere Bedeutung gehabt wie jetzt. Und dann ist auch die Frage, wie wurden die Hölzer bereitet? Wurden die irgendwie hitzebehandelt, wurden die irgendwie konserviert oder wurden sie vielleicht auch unbehandelt eingesetzt? In Georgien haben wir zum Beispiel wunderbare große Schöpflöffel aus Lindenholz, weil das so einfach zu bearbeiten war, gehabt und die wurden eben nicht behandelt. Also da gibt man quasi bei jedem Umschöpfen auch Mikroben weiter. Und das ist ein absolut essenzieller Teil und deswegen haben wir uns auch die Hölzer rausgesucht. Eschenholz wurde oft für Werkzeuge verwendet, Eichenholz für Fässer und Bottiche, also es kommt alles nicht von ungefähr. Haselnuss, finden wir auch Saccharomyses-Hefen drauf. Da wurde zum Beispiel eine Art Sägemehl draus gemacht, dass dann zur Gärbeschleunigung eingesetzt wurde. Es gibt in Pflanzen auch sogenannte Endophyten, da sind wir jetzt noch nicht so weit, also Mikroben, die quasi auch in der Pflanze vorkommen und wachsen können. Also da haben wir auch noch ein großes Spielfeld, aber da sind wir jetzt noch nicht so tief reingegangen. Da gibt es auch andere Spezialisten auch an der TU München, die hier in die Richtung gehen.

Markus: Ja, also auf jeden Fall auch ein tolles Thema und grade Holzfass, Holzfassreifung, die ganzen Gärungsprozesse, die da in Belgien eine Rolle spielen bei den belgischen Bieren, die eben lange in Holzfässern lagern. Das ist sicherlich auch ein spannendes Gebiet, können wir ja vielleicht bei einer Fortsetzung dieses Podcasts mal aufgreifen. Eine Frage noch an den Martin, so ein abschließend und auch ein bisschen den Kreis schließend für mich. Du bist ja einer der Menschen, die auch wirklich schon mal am Kubikete waren, also dieser Hügel, wo man mehr oder weniger vielleicht die ältesten Zeugnisse des Bierbrauens gefunden hat, wo so um die 600 Steindröge rumstehen, die auch relativ groß sind, was weiß ich, 100, 160 Liter an Fassungsvermögen. Kannst du da vielleicht nochmal ein bisschen beschreiben, wie das damals überhaupt vonstattenging und was da vielleicht für ein Bier dabei rauskam?

Martin: Uh, ich verbessere dich jetzt ungern, ich war tatsächlich gar noch nicht dort, aber ich weiß ziemlich genau Bescheid, ich habe auch was über Kubikete veröffentlicht und mit den Forschern, mit den Ausgräbern von dort. Das ist bitte sehr bedauerlich, aber da waren ein paar Sachen, weswegen ich nicht hingekommen bin, aber das ist nicht ganz so wichtig, um deine Frage zu beantworten, denn die kann ich nicht beantworten.

Markus: Okay.

Martin: Ich kann nur ein paar Möglichkeiten aufführen, es ist, ich kann es mir nicht vorstellen, dass dort gekocht worden ist, weil das nicht nötig ist in dieser Region. Ich habe dazu schon sehr, sehr viele Experimente gemacht, dass also die Sonnenenergie dort völlig ausreicht. Es ist ein sehr milchsaures, leicht alkoholisches Getränk. Ist sehr leicht vorstellbar, dass man also auch ein bisschen für ein paar Wochen haltbar machen kann. Man darf ja immer nicht vergessen, wir haben ja grad schon gehört, welch starken Einfluss das Gebindematerial auf die Fermentation hat und überhaupt auch auf das Produkt und das ist über die ganzen Jahrtausende so und damals eben auch. Das waren ja keine wunderbar verschließbaren Flaschen, sondern das sind offene Bottiche, die man vielleicht mit Textilien und Fellen und so weiter abdecken kann oder auch mit Holzplanken, aber das ist kein bombastischer Schutz. Diese Produkte waren sehr, sehr milde gespundet, weil eben die Gebinde nicht verschließbar waren, also hatten sie maximal 1,6 Gramm an CO², aber sie waren eben ganz sicher milchsauer und dadurch hatten sie auch eine Erfrischung, ein erfrischendes Aroma dabei, also das war eine sehr nette Resenz. Das Getreide, dass wir uns sehr, sehr gut vorstellen können, ist das Einkorn, weil das Einkorn auf einem Nachbarhügelgebiet, dort wurde Einkorn nach dem aktuellen Stand des Wissens gezüchtet und wurde also da dann so langsam der Vorläufer dann auch für immer. Aber dieses Einkorn, ich habe damit auch schon Bier gebraut, das funktioniert ganz wunderbar. Das wird wohl die Getreidebasis dort gewesen sein. Aber es sind wahnsinnig viele Fragezeichen in dieser Region, weil organische Funde einfach so gut wie komplett nicht möglich sind, 10.000, 11.000 Jahre alt und dann in einer Region, wo es ja dann doch immer wieder mal regnet, also ganz normal, dann verwittert so etwas, ja. Das ist also eine völlig andere Geschichte wie zum Beispiel in Ägypten. Also in Ägypten hast du fantastische Fundlage, weil es einfach so trocken ist dann ab der Wüste, ja. Also das ist spannend und da muss man einfach weitermachen. Und, ja, klar, ich habe keine Dokumente und keine organischen Funde, wir werden da wohl immer im Bereich der Spekulation bleiben.

Markus: Ja, das gehört ja auch ein bisschen dazu und macht es ja auch ein bisschen spannend und eröffnet natürlich auch einfach Raum für Theorien, von denen dann die ein oder andere vielleicht doch sich als wahr erweist. Also nicht zuletzt, wo du Ägypten erwähnt hast, finde ich es total spannend, wir haben in unserer Ausbildung regelmäßig den Matthew Adams, der die Ausgrabung in Abidos leitet und seit einigen Jahren heb ich mit ihm immer wieder Gespräche. Und mittlerweile ist ja da tatsächlich rausgekommen, dass die Ägypter damals Bier wirklich nach heutigem Maßstab schon industriell produziert haben, also zumindest von der Quantität her und da auch eine riesen Logistik dazugehört hat. Und auch das ist natürlich ein riesen Feld, aber ich denke mal, all das wäre dann etwas für eine Fortsetzung dieses Podcasts.

Martin: Ja, das ist ein ganz interessantes Stichwort, wenn ich dich da kurz unterbrechen darf, mit Matthew Adams haben Mathias und ich schon auch ganz viel Kontakt und Diskussionen. Und wir wollen schauen, dass wir nächstes Jahr in Abidos sind, weil da auch sehr, sehr, sehr spannende Fragestellungen sind. Eben auch wurde dort gebraut, ja, gekocht und welche Volumina konnte man tatsächlich dann herstellen? Also es ist definitiv so, dass das eine riesige Brauerei, aus damaliger Sicht, war, ja, die Frage ist nur, wie war die Technologie? Und dann kannst du ja, wenn du das weißt, dann kannst du ja sagen, aufgrund der Gefäßgrößen kann man also jeden Tag, jede Woche, jeden Monat soundso viel herstellen, ja, das ist aber technologieabhängig, das wollen wir dort klären. Und wir sind natürlich auch dort wegen Hefen, da sind wir auch schon jetzt, da haben wir jetzt schon weißnasse Hände, weil Matthew uns da ein paar Sachen gesagt hat, wo wir vielleicht was finden könnten.

Markus: Ja, also und er ist ja auch ein total faszinierender Mensch. Also wenn ihr da einen Kofferträger oder Fotografen oder sonst irgendjemanden braucht, sagt Bescheid, ich schließe mich an.

Martin: Die Liste ist lang.

Markus: Ja, also ich kann nahezu jeden Job ausfüllen und ich war auch schon zweimal in Ägypten, also insofern biedere ich mich da jetzt mal ganz unverschämt an. Gut, also dann vielen, vielen Dank für eure Zeit, für diese ganz spannenden Informationen, für den Einblick in die Welt der Hefejäger. Euch, ja, toi, toi, toi für die nächsten Funde und für das, was bei den bisherigen herauskommt. Und ich freue mich dann auf ein baldiges Wiedersehen und Wiederhören.

Martin: Markus, vielen Dank, war sehr nett, danke.

Mathias: Vielen Dank, Markus.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 11 – Talk with Cristal Jane Peck, Brew Master / Malt Specialist at Boortmalt Innovation Center, Antwerp

Cristal came to the Old World from Australia as a biologist to learn about her father’s root. In the process, she fell in love with Berlin and started a career there as a brewer at Berliner Berg. Her main focus was on Berliner Weisse and other styles of beer with wild fermentation. Two years later, the opportunity arose to get back into research in Belgium, this time in the field of malt. She achieved an absolute world sensation – she researched a technique to produce spiced beer according to the German Purity Law. The best way to hear the whole story is to listen to BierTalk live from the drinktec trade fair in Munich…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Zusammenfassung auf Deutsch:

Cristal Jane Peck, ursprünglich aus Australien, zog nach Berlin, um in Europa zu leben und arbeitete dort als Braumeisterin bei Berliner Berg, wo sie sich auf Berliner Weisse spezialisierte. Später zog sie nach Belgien, um im Boortmalt Innovation Center zu arbeiten.

Dort entwickelte sie eine revolutionäre Technik zur Herstellung von aromatisiertem Malz, das beim Brauprozess spezifische Aromen in das Bier einbringt. Diese Methode ermöglicht es, gewürzte Biere unter Einhaltung des deutschen Reinheitsgebots zu brauen.

Cristal diskutiert auch ihre Liebe zum Bier, ihre Erfahrungen in verschiedenen Ländern und gibt Einblicke in ihre kreative Arbeit mit verschiedenen Malzsorten. Sie erwähnt auch, dass sie mit einer Brennerei zusammenarbeitet, um zu sehen, wie sich die Aromen in destillierten Getränken verhalten. Das Interview endet mit einem Rezept für einen Malzshake.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello and welcome to another episode of our podcast, BierTalk. Today, maybe you hear it, we are live on the DrinkTec Fair in Munich and we are in a very interesting place. We are at the Boortmalt booth, that’s Boortmalt, but it’s also about revolution, namely. We can say it’s a revolution with infusion, maybe you hear it. The infusion is with a very special thing called malt, and we are sitting together with a beautiful lady, which invented this idea and many of you know her. It’s Cristal Jane Peck. She was already brewing in Berlin and other places. So we are very happy to have you here Cristal and maybe you will do a short introduction about yourself.

Cristal Jane Peck: Thank you, Markus. It’s an absolute pleasure to be here with you today. I am Cristal, I lived in Berlin prior to living in Antwerp, which is where I now am. I’m a brewer and biologist. I’ve been brewing for many years and also prior to that I worked in a laboratory. I am hungry for new things, creative things, innovations in our industry. And three years ago, I moved to Antwerp, where I am running our innovation centres in Belgium, of which we actually have two and there, it’s my playground for coming up with wonderful new creative approaches to the malting industry, which has been pretty stagnant for many, many years. Because malting is a wonderful natural process that we basically perfected many, many years ago. So there’s been no need to shake it up. So it was interesting for me to approach the malting industry with a new set of eyes, you might say.

Markus Raupach: Yeah, great. So we will hear more about this in a few moments. But maybe before, that’s just interesting. So you’re here, you were in many places in the world, and how did you come into beer, into brewing? And what did you learn in your long journey?

Cristal Jane Peck: Well, I’ve always loved drinking beer. Actually, my dad taught me to appreciate beer from a young age because he thought that beer was a very safe alcoholic beverage to come to like, much safer than drinking spirits and things. So since I was legally able to drink in Australia, I was enjoying beers. And I started brewing my own beers over 20 years ago back in Australia. I love the art of brewing beers, because it’s total science, and I’m a biologist. So there’s so much overlap to the biology I used to teach to my senior students and the actual beer production process. And I always found that just wonderful and holistic. So after I moved from Australia to Germany, I managed to professionalize my passion. I spent many years working in a research institute and at the same time, I started working in a beer shop in Berlin, where I was taking beer tastings and brew courses. And then I started working in a Berliner Weisse-dedicated brewery, Berliner Berg in Berlin. They wanted me to come on board and start working on the recipe for Berliner Weisse because of my background in biology and brewing. So there, I had a wonderful journey into the Berlin beer scene. And I got to combine my knowledge of microbiology with my knowledge of brewing, and it was really perfect. I enjoyed it very much. Then I became head brewer there for the small brewery. After working there for two years, I was ready for a change and this position opened in Belgium, another wonderful country with a strong beer focus, obviously. So I travel the world for beer.

Markus Raupach: That really sounds fantastic. And in Berlin, in fact, we met first time, maybe a long time ago now. But it was also a great time and as you said, you made fantastic beers there and especially Berliner Weisse was a real challenge in this time, and you really made it. So that’s great, but maybe how does an Australian girl come to Germany? Wasn’t there another idea?

Cristal Jane Peck: Well, oh that’s funny one, my dad is Swiss. So I wanted to live in Europe somewhere. And I thought of moving to Switzerland but I just suspected that I would resonate very strongly with Berlin. Berlin is a city for creativity. It’s a fertile scene where you can achieve anything and everything. So I decided that Berlin was where I’d move to. And in Australia we have this working holiday visa and you can only really do that up until a certain age and that age was approaching for me. I had to make a very quick, spontaneous decision. And in the end, I just quit my job, left my house and my dog and moved to Berlin almost spontaneously. But it was a huge decision. Scary move. One of the scariest things for sure I’ve ever done, but it was also the best decision I ever made.

Markus Raupach: Did you miss your dog?

Cristal Jane Peck: I can’t tell you how hard that was for me. My dog, of course, yes. We Skyped regularly.

Markus Raupach: Okay, but now let’s go after the past in the present. And we have now this fantastic idea with malt. I really heard of that first time here when I was first on the booth. And maybe I explained it in a very short sentence and you do the details. As far as I understood, during the malting process, the malt needs to get some water in the steeping process and the idea is okay, if we want to have specific aromas in the malt, you can put them in the water used for the steeping process. And then if the malt more or less drinks the water, it also takes in all these aromas and they stay. And so after all the process, then when you brew your beer afterwards, you have all these beautiful aromas in the beer. And that’s really a very nice idea. I’m just wondering why I didn’t have this idea. It’s worth millions of dollars. I don’t know. But it’s really great. But am I right with the short description?

Cristal Jane Peck: It was spot on.

Markus Raupach: Or maybe you’ll say a bit more about the process and how it came onto this.

Cristal Jane Peck: Yes, no, you summarized it very well. And it comes from my background brewing. That’s the reason I was approaching the malting process in this way. Like you said, the malting process is comprised of these three stages. The steeping is the first stage and that is where we hydrate the barley kernel. We’re basically simulating springtime then. So the barley kernel, the embryo, it wants to grow. And in order to grow, it needs to start breaking down or modifying its starchy endosperm, which is actually its energy storage. So during the steeping phase, you have usually two or three wet immersions. You immerse the barley, and it starts to increase in its moisture, and it goes from around 12%, which is the barley moisture off the field roughly and then it goes all the way up to 45% usually in the steeping phase and it lasts about two days. You break up the wet phase with the dry phase, so the embryo can still continue to breathe, otherwise, you’ll drown the embryo. So that’s important. And then you go into the germination phase, which is a humidified temperature controlled aerated process which lasts around four days. And that is basically when the embryo is busy producing enzymes. Those enzymes are important in breaking up those starches and also the proteins as well. So that’s basically altering the entire chemistry of the barley kernel. So that’s a really pivotal point in this process as well, this infusion process, which I will come back to.

And then finally is the kiln phase. And that is when we remove all that moisture we’ve put in, 45%, we bring it all the way back to a safe moisture level for our brewers to store the malted barley at, our brewers and distillers, I should say. So that’s around 4%. I started incorporating ingredients into each of these different phases, the germination and the kiln, and I tried to understand where it had the most impact on this process. And there is no simple solution actually. Every infusion is different. It’s like really being a chef in the kitchen. You really have to tweak things as you go. Sometimes I use fresh fruits and fresh fruit can’t stay in the process very long because the malting process takes around one week. Fresh fruit would begin to compost. So you add at different time points. But in the end, what I found that contact time and the potency of the raw ingredients, that is what makes these malts very, very successfully. So if I add for example, cinnamon sticks or star anise into the steep water, then already the water becomes very infused with these strong aromas and the barley immediately starts to drink. It starts to drink these aroma compounds and they get very very robustly entrenched into the endosperm. It’s fascinating. When you think about it, barley is just a very thirsty sponge waiting for moisture. So it makes complete sense. So I’m wondering as well, Markus why you didn’t think of this?

Markus Raupach: Yeah, I of course, I knew a lot about smoke malt.

Cristal Jane Peck: Yes.

Markus Raupach: And we had lots of discussions, what is the difference between a traditionally produced smoked malt where the grain is the whole process in the surrounding of smokiness or the industrial one where you have a normal malt and put it into a smoking chamber afterwards. And of course, there are differences and also it’s a difference how deep the smoke is in the grain. And I think that’s quite a similar process. If you have, for example, the cinnamon aroma all the time around and it really goes into your grain and the cinnamon stays also during the process. So of course, it’s like having been in a discotheque 20 years ago, all the people were smoking and after maybe ten hours dancing, if you go out two nights longer, you’re still smelling like a smoking guy. So that’s really maybe the same thing. And so it’s really interesting that it also works with spices and things. Maybe we try a beer to talk about it where you have used this malt.

Cristal Jane Peck: Yes, absolutely. Let’s open something.

Markus Raupach: Do it close to the microphone. Perfect so people can hear actually something happening. Wow and the air is already smelling very nice.

Cristal Jane Peck: Yes. So this is my Antwerp Chocolate Brown. It’s actually a Belgian chocolate brown ale with a twist of orange. That’s what it says on the label there. And this is a beer that I brewed actually as a tribute to one of my favourite styles of beer American Brown, which you don’t see very often. In my beer shop I used to have a lot of the Smuttynose American Browns. They were legendary. I love the style. But a chocolate, sorry, an American Brown is a really drinkable brown ale that has a smoothness coming from crystal and chocolate malts usually, but very fragile and subtle. It’s not anything as heavy as a stout or a porter, for example. And in fact, if you drank this beer blind, you probably wouldn’t even know it was a dark beer because everything’s in balance. It’s supposed to be incredibly easy to drink, just like an ale, but just with the complexity of a nice roundness chocolaty. I thought it would be really interesting to use an infusion malt that I made just to brew this beer actually, a chocolate orange infusion malt. And I use cacao nibs and orange peels in the malting process. So tell me what you think.

Markus Raupach: Yeah, so we have a quite dark brown beer with a nice brownish foam. Beautiful in the glass to be honest, very, very, very nice and a really attractive colour. And if you smell it, we really, we have a hint of orange in a very nice way, also with tangerine and also some little spicy and nutty notes. And then there is of course chocolate, also and more like dark chocolate. So very, very intense roasty chocolate character, but still very balanced. So it’s a very nice smell between these two things. And as we learned in general, chocolate and orange are a very nice composition. So that works a lot. And I would love to have Pete Slosberg sitting with us. He more or less invented the American brown ale many years ago. I will tell him about that, so it’s fantastic. Let me have a sip. Very smooth, very nice mouthfeel and it starts a bit sweet, then you have the orange aroma, then it slightly turns into some chocolate roasty thing and at the end you have quite strong roasted bitterness. But as it belongs also to, it’s American brown ale, so it has to have some bitterness with some hops also.

Cristal Jane Peck: Yes.

Markus Raupach: Yes, so it’s a little bit dry hopping around. Maybe it’s also a bit of a citrusy aroma.

Cristal Jane Peck: Yeah.

Markus Raupach: So that combines again through the orange. So it’s a very nice refreshing drink, which really has all these aroma compliments. So fantastic.

Cristal Jane Peck: Yeah, that’s the thing that I find just intriguing about these infusion malts is that I find this beer different to anything I’ve ever tasted. It’s unique. And as a creative brewer, I was hungry. I’m always hungry for making unique products, creative products, something unlike anyone has ever tried before. And the infusion malts really allow me to do this. Every beer I brew is incredibly unique.

Markus Raupach: It’s fantastic. And another unique thing, we talked about that before, is that you have a slight cocoa aroma also in that beer, especially when it gets a bit warmer. That’s also nice.

Cristal Jane Peck: I agree with you. And that’s actually one of the fascinating things Markus. I’ve worked together with the university in Leuven and they’ve done some analysis on the volatile compounds in these malt varieties that I’ve created. And they’ve done gas chromatography mass spec, and been able to show conclusively that inside the endosperm of these varieties, we do have clear, distinct peaks of aroma compounds. But also beyond that, even, we’re in the process of looking at how we can quantify the development of novel aroma compounds. Because as I mentioned to you, the embryo is busy breaking down the entire barley kernel. It’s breaking it down, so it can feed itself, sustain itself to grow. So there’s a lot of biotransformations happening actually in it. It’s a busy little barley kernel. When you basically influx it with all of these crazy wild aroma compounds, it goes into a little bit of shock. It must. Because it has to then incorporate all of these compounds into what it’s already doing, which is already incredibly complex process. You have the breakdown, development of Maillard components, etc., in the malting process. And it looks as though these aroma compounds are actually creating new and novel compounds through the process of this modification. And we’re seeing new flavours develop, which is fascinating, because these flavours were never added into the infusion malt. It’s almost as if, somebody said this to me the other day, and I like it. They said it’s almost as if one plus one equals three with these malts, which I think is a nice way of describing what’s going on here.

Markus Raupach: It’s a great description, and I think it’s just that as it is, it’s a magic happening. And of course, especially if you have organic processes, one plus one can be three. So that’s fantastic. But so you use orange peel and cacao nibs to do that. And I just imagine what the people said when you were at the maltery, and said, okay, now what are you doing? No, but now here I have some maybe kilos or tonnes of orange peel and cacao nibs. Put that into your steeping chamber. So what did they say? And did they think you were mad? Or what was it?

Cristal Jane Peck: Yes, they did. Absolutely. They all laughed at me and thought I was just the cuckoo Australian doing innovation. No, I actually started all of these myself in our innovation centre in Antwerp. We have micro maltings there. So I can actually do samples from 100 grams all the way up to one kilogram. So that was nice. I started everything in one kilogram. I was basically doing my own trial and error without anyone even knowing about it, basically. I didn’t really want to tell anyone what I was up to there until I could prove that it actually made sense. So I remember our production manager in Antwerp coming in one day and saying, “What is this I smell? Lavender?” And then I showed him my green malt, the green malt with lavender, and he was flabbergasted I think. He was shocked and he laughed. And since then, to this day, we laugh about that situation because now all of his nightmares have come true. I’m scaling these up into production facilities, which presents a lot of logistical challenges for the productions teams obviously. So I’ve gone from one kilogram to 60 tonnes was my latest infusion, the gingerbread cookie infusion. I did that in our smallest production site in Ireland. So that was the very first time. That was a few weeks ago. So that one’s fresh on the market. And the reason I did that is because I was doing one tonne batches in my innovation centre. After the one kilogram, I was able to scale up to 100 kilograms. And then there became a real demand on the market in Belgium. I did a collaboration with Brussels via Project First. We made a Christmas beer last winter and then they wanted more and more. So I went to our one tonne facility and then I started having to do several batches of each of the infusions. So one tonne wasn’t enough. And now I’m at the point where five tonnes is still not enough. And after the success of the infusion malts in Minneapolis for the craft brewers conference, the American brewers all said how can I get this and when? So at that point, we said all right, we need to go to production with this.

Markus Raupach: Fantastic. And we have here one of this ginger-infused malt or gingerbread. And when I smell it, it’s really, you have ginger, you have cinnamon, you have maybe nutmeg or some things like that, other spices. So it’s really a lot. And if you say you produce 60 tonnes, I imagine how much of these spices do you need to have at the end 60 tonnes of this malt?

Cristal Jane Peck: A lot. No, yes, I think I basically procured all of the cinnamon on the planet at this time. So my advice to you all is stock up on the cinnamon in your local supermarket. It might be the last available for a while. We have to plant some more of those cinnamon trees. They are very useful for my infusions. But yeah, no, I mean, I acquired 12 tonnes of that cinnamon for this infusion. It wasn’t only cinnamon. Cinnamon was the major player but also a lot of ginger. Gingerbread cookie is heavy on cinnamon and ginger, of course. And then I also had four other things nutmeg, allspice, cloves, and black pepper, a little bit of black pepper was the secret magical touch.

Markus Raupach: And it’s a fascinating aroma, even if I just smelled the malt. So that maybe could be another thing you could use it if you just would smell them all. But I think you also have a beer with that.

Cristal Jane Peck: Absolutely I do.

Markus Raupach: Oh, here it comes. Beautiful. It’s dark beer again with a little hint of reddish colour, I would say. And the foam is even a bit more dark and it seems to have a bit more of alcohol.

Cristal Jane Peck: Yes.

Markus Raupach: And again, looks beautiful. And let’s smell. Oh yes, there is all this ginger, orangey, zesty, also nutmeg. So all the components, they are here. And it’s really like biting in a cake. Great, let’s have a sip. Fantastic. It’s all there and it’s very drinkable, very nice beer. You have the backbone of the beer. So it’s a full complex beer with all these aromas. This is fantastic. What what is in it? What is it meant?

Cristal Jane Peck: Well, this is a Belgian double. It’s intended to be a Belgian double. But it obviously it’s with my innovative approach. So I didn’t use a Belgian double yeast strain. I didn’t use a traditional Belgium strain, which is a little bit wild living in Belgium. I actually wanted to use the most neutral yeast strain I could get my hands on so that everything that came out of this was coming from the malt. So there are no esters or phenols coming from the yeast strain. This is all coming from the malt and like you said, it’s incredibly complex on the nose for me. It reminds me of being in the Weihnachtsmarkt. It just, the smells really trigger, you know, feelings and experiences. And when I smell this automatically, I’m transported to a time of a winter Christmas market and it’s quite powerful and a lot of imagery going on.

Markus Raupach: Yeah, in Dutch we have the speculaas, which is more or less this aroma.

Cristal Jane Peck: I have one, a speculaas infusion malt.

Markus Raupach: Perfect.

Cristal Jane Peck: It’s a, speculaas is very popular in Belgium as well.

Markus Raupach: Great. So really fantastic. And for me being a German, I think the most interesting thing besides all the aroma is that normally you could make such a spicy beer only with spices. And that means it thought it out to be done in Germany. But this, if you have the spices already in malt, I think that’s according to the purity law, this is allowed. So we now can have beautiful spicy winter beers, for example, also in the German market. And that’s really a great thing. So we really have to thank you for that innovation.

Cristal Jane Peck: Thank you, Markus. It’s so lovely to talk about it. That’s something that I have thought a lot about the fact that we’re kind of sidestepping some traditional approaches to brewing in Germany with this.

Markus Raupach: But I don’t think it’s a problem because there are many people researching, for example, for special yeasts, strains, which also have like spicy aromas, or of course the hops, where you can also have spiciness and of course, also the malting process. There are a lot of special malts around trying to emulate for example, cacao and nutty aromas, and whatever. And so I personally see no problem. Why should this be other than maybe making a smoked malt? So it’s just, you’re using the process of malting and you’re feeding the grain.

Cristal Jane Peck: Yeah.

Markus Raupach: So it eats and it smells. So that’s beautiful. Yeah.

Cristal Jane Peck: Well, smoked malts also filled with these phenolic components. And it’s exactly the same principle. So I agree with you. It gives a lot more tools then to the brewers of Germany.

Markus Raupach: So do you think when is this malt available in a larger scale, and who should brewers contact with their interest in it?

Cristal Jane Peck: This malt is available in a larger scale as of well, next week. I’ve just done my first big batch. I’m going back to Ireland early next week to finish it up. And then we’ll be packaging it into bulk vessels. I’ve actually already sold a lot of it to a very amazing distillery, which is exciting. And then the rest will go to our craft market. And we’ll fill it into 25 kilogram bags, also one tonne bags, and it will be available wherever you’d like. And in terms of the best way to do that, listeners are able to email me and I can put them definitely in contact with our right person here in the company.

Markus Raupach: Wonderful. So I will put that in the show notes. And how much malt do you need? Maybe if I want to make such a batch of in double here, and maybe I have a malt bill of 200 kilos normally or something like that, how much would be the share of your special malt?

Cristal Jane Peck: Yeah, that’s a great question. And actually, there is no simple answer, because that would depend on the infusion, the potency of the infusion. It would depend on the recipe, it would depend on the hop additions, on the yeast drain, on the grist. And it would also depend on how wild the brewer would want that to be. So I know that’s a lot for a brewer to have to process when they’re creating their recipes. So what I’m actually doing now, every infusion I make I take it into my lab, we have a beautiful lab next to our innovation centre, and I do a bunch of different mash trials where I do different inclusion rates into the grist so that I can find a nice window of recommended usage. And then I write a little note to the brewers for each release where I can say I would advise to use between this and this. Depending on what you would like, this is a range I find nice. This would be more radical version. This would be a more subdued balance. So we try and help the brewers.

Markus Raupach: So very interesting. Maybe like uncharted territory. So really a playground where people really can discover new ideas, new things about beer. And maybe last question, you mentioned distilling. So I’m just wondering, because in the distilling process, you have another heating and then cooling down process that you lose the aroma components anyway. But is it possible really to get the aromas during the malt also in the distilled product?

Cristal Jane Peck: That’s never been done before Markus. So we’re about to find out. Actually, you just tried earlier in our tasting a alcohol free version of an infusion malt beverage with the lavender and orange. So there’s also the alcoholisation column involved in that process. We could still taste the infusion malt in that one. So I’m quite certain that these compounds will survive the distillation process. But the distillery I’m working with are in the process of running tests in their laboratory at the moment, but they are so convinced by it that they will go directly into production in the coming weeks. Also, they have the ability to fine tune the process as they go. So whether or not they would do triple distillation, double, that all remains to be seen. And as you said, this is all uncharted territory. That’s what innovation is. So we have to roll with the punches and see how things go. But it looks good.

Markus Raupach: That’s fantastic. So we will be curious, and maybe we can come back to that in a later episode. Very, very last question is at the end of our tasting, you gave us a malt shake. That’s very unknown in Germany, but it tasted fantastic.

Cristal Jane Peck: Yes.

Markus Raupach: So maybe you can just give our listeners the recipe.

Cristal Jane Peck: Yes.

Markus Raupach: And they can recreate that at home and have a nice malt shake. Maybe in the future, we’ll utilize both.

Cristal Jane Peck: Yes, absolutely. Malt shakes are not new by any means. They’ve existed for a long time in Australia, but mostly in America. Malt shakes were a popular thing back in, I’m not sure exactly when, in the 80s, early 90s. You can actually get malt shakes at the baseball matches and malt shake is a simple milkshake where the sugar addition is replaced with malt extract, which is a very natural sugar. It’s maltose. So it contains these beautiful malty notes that we all love as brewers obviously, and malt shake recipe is nothing more than milk, ice cream and malt extract. I can give the recipe for sure. Should I give it to you for your notes?

Markus Raupach: Yeah, I put it in the show notes also. And so we wish all the listeners a lot of luck and fun trying these recipes and hopefully they can also try beers with your malt invention as soon as possible. And thanks a lot for your time. Thanks a lot for the information and good luck for your innovation.

Cristal Jane Peck: Thank you so much, Markus. It was an absolute pleasure to be here.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 10 – Talk with Michał Kopik, Brewer, Blogger and Manager of several Brewing Projects from Warsaw, Poland

Michał Kopik started his exciting beer career as an amateur brewer in 2005. He liked to drink stout, but there was none on the Polish market, so he brewed it himself. As a studied chemist and food technologist, he had the best qualifications and quickly expanded his knowledge of beer. Michał Kopik became an International Beer Judge and started a part-time job in a brewery. Shortly afterwards, he founded the Kingpin Brewery with partners and was its Head Brewer. At the end of 2018, he left the company and started new projects at Mermaid Brewing and with the Infinitum Brewing brand. With Infinitum, he won a gold medal at the International Beer Cup in Japan in 2019. In BierTalk we talk about his story and taste two of these particularly noble beers…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

BierTalk 94 – Interview mit Frederic Paquet, Gründer und Inhaber des Belgoshops für belgische Genüsse aller Art

Frederic Paquet zog von Belgien nach Unterfranken um, begann aber dann schnell, seine Lieblingsbiere zu vermissen und beschloss, aus der Not eine Tugend zu machen: Er eröffnete den „Belgoshop“. Dort gibt es die ganze feine Palette der Bierkunst aus dem bierberühmten Nachbarland zu kaufen inkl. viel drumherum wie Gläser, Marmelade, Saucen, Süßigkeiten, Comics und Frittenzutaten. Aus der Pandemie-Laune ist mittlerweile ein spannendes Geschäft geworden, das vielen deutschen Bierfreunden das Bierleben deutlich erleichtert. Im Podcast erzählt Frederic seine Geschichte…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute, wie ihr vielleicht hört, mal wieder ganz live aus der Bierwelt sozusagen, nämlich aus einem Bierkeller oder eher ein Biergarten, nämlich aus dem Bamberger Bootshaus. Und da sitze ich nicht alleine, sondern ich habe den Frederic Paquet bei mir, aber am besten stellst du dich mal kurz selbst den Hörern vor.

Frederic: Ja, hallo Markus, vielen Dank für die Einladung, dass ich heute hier bei dir sein darf. Mein Name ist Frederic, Frederic Paquet, ich komme aus Belgien ursprünglich, wohne aber jetzt im schönen unterfränkischen Marktbreit und habe vor einem Jahr damit begonnen, einen Online-Shop für belgische Spezialitäten mit dem starken Fokus auf Bierspezialitäten zu starten.

Markus: Ja, eine spannende Geschichte, der Belgoshop, so heißt ja auch der Name.

Frederic: Genau, so heißt der.

Markus: Genau und so heißt auch die Domain, also, werden wir natürlich in den Shownotes verlinken. Spannende Geschichte, also ich habe schon von einigen Leuten gehört, die es aus Deutschland eher nach Belgien verschlagen hat, andersrum ist jetzt ein bisschen neu. Wie ging das bei dir, warum bist du eher nach Deutschland gekommen?

Frederic: Also wir kommen ursprünglich aus dem deutschsprachigen Gebiet, das heißt, Deutsch ist unsere Muttersprache, von daher lag die deutsche Kultur und Deutschland uns immer nah. Aachen war näher, also war nicht so weit für uns entfernt, wir sind relativ viel in Deutschland unterwegs gewesen. Und dann haben wir oder habe ich ein Jobangebot bekommen in Würzburg und habe das angenommen und wir sind dann zusammen mit meiner Frau und meinem Sohn, damals ein Jahr alt, nach Marktbreit in Unterfranken gezogen.

Markus: Ja, spannend. Jetzt, sagen wir, Shop-Angebot, das heißt also, du bist nicht aus dem Mutterleib geschlüpft und dann zum Bierhändler geworden oder wie muss ich mir das vorstellen?

Frederic: Nein, so war es ganz sicher nicht, diese Biergeschichte ist jetzt auch eher zufällig entstanden. Also als Belgier wird einem ja das Bier oder die Bierkultur so ein bisschen auch in die Wiege gelegt, wir haben immer schon gerne verschiedene Bierstile getrunken, viele Bierspezialitäten verkostet. Und als wir da nach Deutschland gezogen sind, war das dann natürlich ein bisschen schwierig, also haben wir uns im Prinzip bei Heimatbesuchen selbst eingedeckt. Und irgendwann ist dann die Idee entstanden, dadurch, dass doch viele Freunde und Bekannte doch auch gesagt haben: „Das belgische Bier, das schmeckt aber wirklich ganz toll“, dass wir das vielleicht auch kommerziell machen könnten. Dadurch, dass ich mit meinem Job relativ viel unterwegs gewesen bin, hatte ich dazu nie die Zeit und dann kam halt die Pandemie und ich bin zwei Jahre fast die ganze Zeit nur Zuhause gewesen und meinen Kindern und meiner Frau so ein bisschen auf den Senkel gegangen. Und dann habe ich gedacht, okay, wenn ich es jetzt nicht mach, dann mache ich es nicht mehr und dann haben wir es auch dann in die Tat umgesetzt.

Markus: Und Job heißt, was du dann ursprünglich mal gelernt?

Frederic: Ich bin im internationalen Vertrieb, also ich habe Business-Management gelernt. Ich bin im internationalen Verrieb schon seit über 20 Jahren tätig in der medizinischen Diagnostik, also etwas, was nichts mit Bier zu tun hat. Das mache ich nach wie vor, irgendwo muss ich ja mein Geld verdienen, mit Bier kann ich das leider noch nicht. Mal schauen, was die Zukunft so bringt und wie sich das ganze entwickelt. Momentan ist es ein Nebenprojekt, ein privates Nebenprojekt, das aber unglaublich viel Freude macht, mit der Ambition, halt belgische Produkte, belgische Esskultur und Trinkkultur dem deutschen Verbraucher näherzubringen.

Markus: Ja, Vertrieb heißt aber, du hast zumindest schon mal einen guten Plan davon, wie man die Dinge an den Mann oder an die Frau bekommt?

Frederic: Ja, das wahrscheinlich schon, mit vielen verschiedenen Menschen gearbeitet aus vielen unterschiedlichen Kulturen. Das hilft mit Sicherheit auch dabei, jetzt einen Online-Biershop zu eröffnen, ja.

Markus: Jetzt hast du grade gesagt, die belgische Ess- und Trinkkultur und du hast auch gesagt, du bist aus dem deutschsprachigen Teil von Belgien, das ist ja vielleicht was, was viele Hörer nur so bedingt wissen. Also es gibt ja im Grunde drei Teile in Belgien, also einmal den flämisch- oder niederländisch sprechenden Teil, dann eben die Wallonie, wo man Französisch spricht, aber dann eben auch dieses kleine Stückchen Eupen-Malmedy, was ursprünglich mal Deutsch war und dann rübergekommen ist und wo eben so ein kleiner Stamm sozusagen an Deutschen noch ist, habe ich auch gute Bekannte. Die sind deswegen auch so bedeutend, weil sie ja tatsächlich dafür gesorgt haben, dass die belgische Bierkultur Weltkulturerbe ist. Das hat man den Deutschen in Belgien zu verdanken, eine ganz, ganz spannende Geschichte.

Frederic: Das ist in der Tat wahr, dass der Antrag von der deutschsprachigen Gemeinschaft gestellt wurde und am Ende dann auch tatsächlich dann als Weltkulturerbe geschützt wurde, ja.

Markus: Ja, also faszinierend und dementsprechend also eine tolle Bierkultur. Ich werde da auch tatsächlich dieses Jahr noch hinreisen, weil die Bier Challenge, also der belgische Bier-Award dieses Jahr eben in dem Gebiet sein wird, in Eupen. Und da bin ich sowieso mal gespannt, da werde ich dann mal deine Heimat kennenlernen. Aber was ich eigentlich fragen wollte, was heißt denn jetzt belgische Ess- und Trinkkultur? Also gibt es mit diesen drei Teilen trotzdem etwas, was die alle verbindet oder ist es bei euch schon irgendwie nochmal ein bisschen anders als zum Beispiel bei den französisch Sprechenden oder bei den niederländisch Sprechenden?

Frederic: Also natürlich hat jeder Landesteil so seine Eigenheiten und es gibt auch bestimmte Bierstiele, die halt aus den einzelnen Landesteilen einfach hervorgegangen sind. Aber insgesamt ist es trotzdem so, dass bestimmte Dinge, also Belgien ist nun mal einfach ein sehr, sehr kompliziertes Land, es gibt sehr viele Streitigkeiten zwischen den einzelnen Sprachgruppen, Bevölkerungsgruppen und trotzdem gibt es so bestimmte Dinge, die das Land so ein bisschen zusammenhält, und da gehört mit Sicherheit die Trinkkultur und auch die Esskultur so ein bisschen dazu. Das heißt aber natürlich nicht, dass man in Belgien überall das Gleiche trinkt, sondern es ist natürlich trotzdem auch regional abhängig, welche Biere oder welche Bierstile da hauptsächlich dann in den Cafés vorzufinden sind.

Markus: Das heißt also, wenn ich jetzt großgeworden bin hier in Bamberg, dann sind wir so mit 15, 16 auf einen Bierkeller, in die ersten Brauereien und da gab es dann am Abend zwei, drei Bierchen und vielleicht ein Leberwurstbrot oder so. Wie wächst man dann in deiner Ursprungsecke auf?

Frederic: Also es ist ganz interessant, bei uns im deutschsprachigen Gebiet, wie gesagt, deutsche Kultur ist halt doch noch sehr dominant, würde ich sagen. Die deutschsprachigen Belgier sind zwar sehr stolz darauf, Belgier zu sein, ja, nichtsdestoweniger ist der Einfluss aus Deutschland halt doch noch sehr groß. Entsprechend haben wir als Jugendliche halt hauptsächlich auch Trinkbiere getrunken, also eher Industriebiere alla Bitburger oder Jupiler oder Stella Artois oder auch mal ein Blanche von Hoegaarden. Das Ganze hat eigentlich erst angefangen, als man so ein bisschen vom Land weggekommen ist, dass wir angefangen haben zu studieren, in die Cafés gegangen sind und da halt auch dann erst mal kennengelernt haben, was die belgische Bierkultur für eine Vielfalt bietet. Mein Aha-Erlebnis war zum Beispiel ein Geuze auf einer Terrasse in Lüttich. Das war ein Industrie-Geuze, muss man sagen von Belle-Vue. Aber das hat mir irgendwie die Augen geöffnet, wie der Kellner da angekommen ist mit der 37 1/2 Zentiliterflasche, gekorkt und das Öffnen der Flasche zelebriert hat, das Glas eingeschenkt hatte. Da war ich total fasziniert davon und bin dann regelmäßig wieder dahingegangen, habe mir mein Geuze bestellt und habe dann erst angefangen tatsächlich mit diesen ganzen verschiedenen Bieren und Bierstilen mich zu beschäftigen. Es gibt in Lüttich noch ein Café, das damals zumindest sehr bekannt für seine Biervielfalt war, die hatten über 1.000 verschiedene Biere, ungefähr 40, 50 vom Fass und dazu halt noch mehrere 100, fast 1.000 Flaschenbiere. Und da hat man dann einfach angefangen zu experimentieren und auch seinen eigenen Geschmack irgendwie entwickelt.

Markus: Ein eigener Geschmack heißt, du bist dann also erst mal in Belgien noch belgisch-Bier-sozialisiert worden?

Frederic: Absolut, also definitiv. Ja, klar, wir sind also von belgischen Bier quasi dominierend und haben dann in Lüttich angefangen tatsächlich, die ganzen verschiedenen Bierstile mal durchzuprobieren. Ich hatte, nachdem ich mit meiner Freundin zusammengezogen bin, war da eines der ersten Dinge, die wir angeschafft haben, war ein zweiter Kühlschrank, um halt einfach auch die Biere lagern zu können und auch die verschiedenen Bierstile, den haben wir dann immer ganz liebevoll unsere kleine Schatzkiste genannt. Und haben dann angefangen einfach, uns immer mehr damit zu beschäftigen, um einfach auch die ganze Vielfalt irgendwie kennenzulernen.

Markus: Das heißt, da verkostet man dann auch da mit seiner Freundin mal gemütlich ein Bierchen?

Frederic: Absolut, mit der Freundin, aber natürlich auch viel mit Freunden auf der Terrasse oder zum guten Essen als Aperitif, auf jeden Fall.

Markus: Und dann kommst du nach Franken und auf einmal gibt es nur noch Kellerbier und Weißbier oder Helles oder so. War das ein Schock?

Frederic: Naja, ich war ja schon so ein bisschen darauf vorbereitet, wir waren ja auch im Rheinland häufig unterwegs, da gibt es halt auch nur Kölsch und Alt oder halt Pils. Von daher, ein Schock war es nicht, aber man kam halt schwieriger einfach an diese Biere ran. Man konnte halt nur noch dann einkaufen, wenn man mal auf Familienbesuch war. Das war dann auch festeingeplant, der Besuch eines Bierladens, wo man halt dann die entsprechenden Biere sich auch anschaffen konnte. Ich muss ganz ehrlich sagen, wir haben das Glück gehabt, das wir nach Unterfranken gezogen sind, die Weinkultur in Unterfranken ist fantastisch. Wir haben die sehr schätzen gelernt und wenn wir weggehen, Essen gehen, dann trinken wir meistens Weißwein oder Wein generell, weil uns, oder mir zumindest, die Standardbiersorten in Franken einfach nicht so liegen. Also untergärige Biere, damit kann ich persönlich leider nicht so viel anfangen.

Markus: Wobei du grade eins trinkst.

Frederic: Ja?

Markus: Also wir müssen sagen, damit ihr das Setting auch ein bisschen versteht, wir sind hier eben im Bootshaus, Frederic hat mir ganz viele tolle Biere angeliefert, welche, die wir bei uns zum Beispiel auch im Sommelierkurs verkosten werden. Und freue ich mich natürlich schon ganz riesig drauf. Und auch einige der letzten Trappistenbiere aus den USA von Spencer. Können wir vielleicht auch gleich nochmal drüber sprechen, wie das so funktioniert, wie man da so rankommt. Und jetzt haben wir uns eben hier im Biergarten verabredet und das fand ich jetzt auch sehr bezeichnend, du hast dir als Bier gleich eben mal ein Bockbier bestellt, ja.

Frederic: Ja, also wenn schon Bier, dann auch richtiges Bier und dann halt auch eins, das entsprechende Prozente hat. Und ich muss ganz ehrlich sagen, das schmeckt mir wirklich sehr, sehr gut, also es geht gut die Kehle runter. War eine gute Empfehlung von dir.

Markus: Also am Ende des Tages geht Lager dann schon irgendwie?

Frederic: Ja.

Markus: Okay. Aber hast du dann so ein absolutes Lieblingsbier auf der belgischen Seite, was du gerne magst?

Frederic: Natürlich hängt es davon ab, in welcher Stimmung du bist, auch wie das Wetter ist, aber im Endeffekt bin ich schon ein großer Lambic-Fan. Also ich trinke sehr, sehr gerne die unterschiedlichsten Lambics, sowohl Geuze als auch Frucht-Lambics. Wenn ich eine Stil mir wünschen müsste, dann würde ich mich wahrscheinlich auf Lambic festlegen, wobei ich natürlich auch sehr gerne die flämischen Rotbraunen trinke oder halt auch die Trappistenbiere. Mit Trappistenbieren kann man eigentlich auch nie was falschmachen, oder ein gutes Quadrupel von De Halve Maan mit dem Straffe Hendrik. Also ich bin da schon offen, aber wenn ich mich auf einen Stil festlegen müsste, dann wäre das wahrscheinlich Lambic.

Markus: Okay, finde ich aber auch sehr spannend, muss ich sagen. Also wenn ich ein belgisches Bier, mich festlegen müsste, wahrscheinlich wäre es das auch. Also ich mag sehr gerne das Wit-Bier auch, aber das würde einem langweilig werden, wenn man es nur hätte und da ist Lambic natürlich viel facettenreicher, viel komplexer.

Frederic: Absolut. Also Wit-Bier ist in Deutschland ja relativ populär, es wird sehr gern getrunken. Ich nehme mal an, dass es auch daran liegt, dass es halt den deutschen Bierstilen recht nahekommt, mit einer vielleicht exotischen Citrusnote, Koriandernote dazu, aber im Endeffekt dann noch den deutschen Bierstilen recht stark ähnelt. Wenn man einem normalen deutschen Biertrinker ein Lambic oder ein Oude Geuze irgendwie vorstellt, dann kann er da wahrscheinlich erst mal nichts mit anfangen, also er wird das wahrscheinlich auch nicht austrinken.

Markus: Stimmt, man bekommt immer erst mal so ein gewisses fragendes Gesicht zurück, macht aber auch Spaß, sowas mal in einem Testing einzubinden. Und jetzt, ja, jetzt bist du nun auf die andere Seite gewechselt, also erst mal von dem, der es trinkt und der es konsumiert, zu sagen, okay, jetzt möchte ich es gerne verkaufen. Ich meine, das ist schon ein Parameter-, Paradigmenverschiebung irgendwie. Wie geht man sowas an? Also bist du einfach irgendwann aufgewacht und hast gesagt, so, jetzt machen wir einen Biershop und dann machen Domain und kaufen Bier und verkaufen es oder wie macht man sowas, wie geht das?

Frederic: Also den Gedanken, belgische Produkte anzubieten über einen Online-Shop, den trage ich schon relativ lange mit mir herum. Es lag mit Sicherheit auch daran, dass wir Schwierigkeiten hatten, einfach uns selbst mit belgischen Produkten einzudecken, halt immer nur dann, wenn man mal auf Heimatbesuch war. Und ich bin einfach davon ausgegangen, dass es vielen von meinen Landsleuten, und in Deutschland gibt es dann doch irgendwie, ich glaube, 6.- oder 7.000 Belgier, die in Deutschland leben, die haben wahrscheinlich ähnliche Probleme. Und von daher dachte ich, dass das auch vielleicht für die Belgier in Deutschland interessant sein könnte. Aber natürlich war mein Hauptgedanke vor allen auch der, ja, die belgische Esskultur und die Trinkkultur den deutschen Verbrauchern so ein bisschen näherzubringen. Im nächsten Freundeskreis, die Leute waren meistens sehr offen für die Produkte, die wir halt gemeinsam konsumiert haben, das war Bier, das konnte aber auch Schokolade oder die verschiedenen Saucen oder was auch immer sein. Und von daher ist dann irgendwann der Gedanke gekommen, das könnte man halt auch irgendwie professionell machen und dann sind wir es halt während der Corona-Zeit dann auch tatsächlich angegangen. Haben eine Domain erst mal gekauft und habe dann angefangen, die verschiedenen Lieferanten zu kontaktieren, die Produktlisten erst mal auch festzulege, welche Produkte ich überhaupt in dem Shop mit aufnehmen möchte, die ganzen Texte zu schreiben. Allein an den Texten habe ich wochenlang gesessen, das ist schon viel Arbeit, das alles zu recherchieren oder aufzuschreiben. Und, ja, im Juni, ich glaube, im Juni oder Juli letzten Jahres ist der Shop dann auch tatsächlich Online gegangen, ja. Letztes Jahr angefangen mit ungefähr 120 verschiedenen Sorten, mittlerweile sind wir schon bei ungefähr 250 verschiedenen Sorten. Und ich habe da schon noch einige Sachen irgendwie auf der Liste stehen, die ich ganz gerne machen möchte, mal schauen, wie sich das Ganze da noch entwickelt.

Markus: Und ist es nur Bier oder gibt es auch noch was anderes?

Frederic: Nein, es gibt tatsächlich noch andere Produkte, der Hauptfokus liegt auf Bier. Also wenn man mein Lager sehen würde, 90 Prozent der Lagerfläche sind Bier, der Rest sind andere Produkte, Schokoladen, Saucen, Kekse, Brotaufstriche, süß und deftig. Also es gibt schon einen bunten Mix, aber, klar, das Bier ist natürlich das, was mich am meisten fasziniert und was wahrscheinlich auch meine Kunden am meisten fasziniert, ja.

Markus: Ja, wobei es durchaus Spaß machen kann, in so einem Bierpaket sich noch eine Tafel Schokolade hineinzulegen.

Frederic: Das war so ein bisschen der Gedanke, dass die Leute, die sich halt ein Bier bestellen, vielleicht auch für ihre Kinder oder für ihre Frau mal eine Schokolade irgendwie dazu bestellen, ja.

Markus: So zur Gewissensberuhigung, hier, was möchtest du da, kriegen die auch was.

Frederic: Genau, so ungefähr, ja. 100 Euro für Bier ausgeben, dann kaufe ich für meine Frau auch noch fünf-Euro-Schokolade.

Markus: Sehr schön! Ja und jetzt ist es ja bekanntermaßen gar nicht so einfach, wenn man sagt, wir sind zwar in der EU, aber Belgien ist ja trotzdem ein anderes Land. Waren da große Herausforderungen angestanden, um das zu bewerkstelligen oder haben die Behörden dir das eher leichter gemacht, wie läuft das?

Frederic: Also jetzt erst mal die Firma zu gründen, das war jetzt alles relativ easy oder das war alles sehr easy, muss ich sagen. Aber Bier ist natürlich, unterliegt einer Verbrauchssteuer, der Biersteuer und entsprechend müssen alle Produkte beim Zoll angemeldet werden, die Biersteuer muss entrichtet werden und erst dann darf ich es hier dann auch tatsächlich frei verkaufen. Dieser Prozess ist relativ langwierig, ich habe keine permanente Genehmigung, noch nicht. Die haben wir jetzt beantragt, aber mal schauen, wie lange der Zoll braucht, um ihn zu bearbeiten. Also deutscher Zoll ist schon eine spannende Geschichte, also das geht irgendwie noch zu wie in den 70er-Jahren, es geht alles per Post, ja. Ich schicke denen eine E-Mail mit meinen Anträgen, zwei Wochen später kriege ich halt einen Brief, handschriftlich vermerkt, wie viel ich bezahlen muss und zwei Wochen später dann kriege ich die Genehmigung und darf dann das Bier dann auch importieren.

Markus: Also der berühmte deutsche Amtsschimmel wiehert noch mit Fax und …

Frederic: Ja, zumindest beim Zoll ist das so und Digitalisierung ist manchmal definitiv ein Fremdwort, ja. Wobei ich dazu sagen muss, dass der Zoll immer sehr hilfreich gewesen ist auch, was Auskünfte betrifft, also man hat mich schon unterstützt, weil, ich bin komplett branchenfremd. Ich habe damit letztes Jahr angefangen, habe vorher noch nie Bier importiert, von daher durfte ich schon oder hat man mir schon irgendwie dabei geholfen, das Ganze zu definieren und dann auch umzusetzen.

Markus: Ja, na, ich denke überhaupt also und zwar habe ich das auch erlebt, dass die Leute grade beim Zoll schon hilfreich sind, also wenn man dann fragt, wie soll man das machen? Also wenn sie merken, okay, da weiß halt einfach jemand nicht genau und hätte gern eine Hilfestellung und will aber nicht bescheißen, sondern es gescheit machen, dann sind die normalerweise schon auch gut dabei.

Frederic: Absolut, nee, das kann ich so bestätigen.

Markus: Ja.

Frederic: Aber es gibt schon verrückte Sachen. Ich habe vor ein paar Wochen einen Anruf vom deutschen Zoll bekommen, man würde gerne eine Probe haben von einem Kriek, weil man sich nicht sicher wäre, on es sich dabei tatsächlich um Bier handelt oder um Schaumwein. Und dann ist tatsächlich ein paar Tage später jemand vom Zoll dagewesen, hat ein paar Flaschen mitgenommen, hat die Kiste, aus der die Flaschen entnommen wurden, versiegelt. Und ich warte jetzt auf das Ergebnis, ob das Kriek jetzt tatsächlich ein Bier oder ein Schaumwein ist.

Markus: Also das ist spannend, es wird ja dann vielleicht ein Präzedenzfall überhaupt für Deutschland.

Frederic: Ja, es wäre schon interessant. Es ist halt das, was ich ihn dann gefragt habe, ja und was, wenn es jetzt tatsächlich als Schaumwein deklariert wird? Weil, das betrifft ja nicht nur mich, das betrifft ja noch ganz viele andere.

Markus: Oh ja.

Frederic: Und wie will man den belgischen Brauer erklären, dass sein Kriek jetzt kein Bier mehr ist, sondern in Deutschland jetzt als Schaumwein deklariert werden muss? Spannend, interessant, aber, naja.

Markus: Und vor allem müssten sie dann eine Steuer bezahlen, die mal eingeführt worden ist, um die deutsche Flotte zu finanzieren vor 120 Jahren, auch eine spannende Geschichte. Aber gut, abenteuerlich. Und gibt es da noch andere Entwicklungen, die damit jetzt einhergegangen sind, also hast du zum Beispiel andere intensivere Kontakte zu den belgischen Brauereien gefunden, geht man da jetzt anders auch mit den Leuten um oder die mit dir, merkst du da was?

Frederic: Ja, definitiv. Also ich damals angefangen habe, was heißt damals, das ist ja grad erst ein gutes Jahr her, musste ich halt die ganzen Kontakte mühsam irgendwie abtelefonieren oder anschreiben. Die meisten Leute waren sehr dankbar, sehr interessiert, aber natürlich konnte ich da jetzt nicht palettenweise das Bier abnehmen. Und mittlerweile merke ich halt, dass ich halt auch ab und zu mal kontaktiert werde, um mir einfach Produkte vorzustellen. Und ich habe natürlich auch zu einzelnen Brauereien einen direkten Kontakt, ich beziehe einen Teil meiner Biere direkt von den Brauereien und einen anderen Teil beziehe ich über den Großhandel. Ich kann halt nicht irgendwie zu Duvel gehen und sagen, ich will da irgendwie fünf Kästen oder zehn Kästen Duvel kaufen, dann würden die mir halt einen Vogel zeigen. Deswegen, ich sage mal, solche Biere von größeren Brauereien, die beziehe ich halt über den Großhandel und kleinere Geschichten beziehe ich dann halt direkt bei den Brauereien.

Markus: Und gehst du da auch gezielt los, um neue Brauereien, neue Biere zu entdecken oder schöpfst du erst mal noch aus deinem bestehenden Fundus?

Frederic: Nee, also schon größtenteils also das, womit ich angefangen hatte natürlich. Da habe ich mir vorher eine Liste erstellt, die Biere habe ich auch fast alle bekommen. Aber im Laufe er Wochen und Monate beobachtet man halt sehr, sehr genau über soziale Medien oder auch über andere Kanäle, was sich da tut und, klar, da sind dann auch Brauereien dazu gekommen, mit denen ich halt vorher keinen Kontakt hatte oder die ich vorher auch noch nie getrunken habe und die ich halt jetzt mittlerweile ins Portfolio aufgenommen habe. Und das ist ja halt auch ein Prozess, der nach wie vor nicht abgeschlossen ist, also ich habe noch einige Biere Zuhause, die ich noch verkosten muss und wenn mir das gefällt, dann würde ich dann die Brauereien auch ins Portfolio aufnehmen.

Markus: Das heißt also, es muss durch deinen Gaumen, muss geprooft werden sozusagen, dass man es dann auch im Shop kriegt?

Frederic: Ja, im Prinzip schon. Also es gibt natürlich auch Bierstile, die mir nicht so gut liegen, zum Beispiel, ich bin nicht so ein großer IPA-Fan, wenn ich das so sagen darf, ich trinke das schon, aber ich kann jetzt nicht sagen, dass ich da jetzt ein großer IPA-Kenner bin. Von daher, bei IPAs da würde ich einfach sagen oder würde ich mich einfach auf das Urteil von anderen Menschen verlassen, zum Beispiel von Rating-Webseiten, wenn die als gut befunden werden, dann würde ich die auch ins Portfolio aufnehmen. Aber im Prinzip schon, ich würde sagen, 95 Prozent der Biere, die ich im Shop anbiete, habe ich selbst auch mal getrunken.

Markus: Und wie reagieren da so diese kleinen Brauereien auf dich, also hast du da den Bonus, dass du praktisch Belgier bist und so dann schon so ein Grundvertrauen haben und dann sagen, cool, dann machen wir das mit dir?

Frederic: Klar, das spielt mit Sicherheit eine Rolle. Ich schreibe oder spreche die Leute halt auch in ihrer Landessprache an, also ich spreche sowohl Französisch als auch Niederländisch und das schafft natürlich eine gemeinsame Basis, ein gemeinsames Vertrauen und bislang hat sich noch keiner verwehrt, mir sein Bier zu verkaufen. Einzige Ausnahmen sind halt die Lambic-Brauereien, wo es halt generell oder es teilweise zumindest sehr, sehr schwierig ist, an die Biere ranzukommen, weil die Brauereien da teilweise auch sehr stark gehypt werden und entsprechend einfach eben eine Sortierung stattfinden muss. Zum Beispiel Girardin bekomme ich nicht, die hat einen Generalimporteur in Deutschland, das ist Bier&Beer, also an diese Produkte komme ich halt nicht ran. Mal gucken, was da so die Zukunft bringt. Aber im Normalfall habe ich alle Bier bekommen, die ich haben wollte. Ich bin jetzt auch an einigen dran und es gibt da schon auch ein paar verrückte Typen in dieser Branche, einer hat mir geschrieben, er würde mir sein Bier gerne verkaufen, aber er würde mich gerne vorher persönlich kennenlernen. Das heißt, ich fahre jetzt im September dann in die Brauerei, um mich mal vorzustellen. Und wenn ihm mein Gesicht gefällt, dann hoffe ich, dass ich dann auch Bier bei ihm kaufen kann.

Markus: Okay, also er wird dich alle probieren lassen und wenn du dann noch stehst …

Frederic: So ungefähr, ja.

Markus: … dann darfst du wahrscheinlich das Bier verkaufen.

Frederic: Da sind schon so ein paar stärkere Biere dabei, ja.

Markus: Ja, da sind die Brauer aber auch manchmal ein bisschen eigen, das habe ich auch schon oft erlebt. Und auch eben, wenn man dann so bei der ein oder anderen belgischen Brauerei ist, ist es tatsächlich so, die schauen sich das an, wie du mit den Bieren umgehst, wie du das trinkst und machen sich dann tatsächlich ihr Bild, merkt man. Also wobei, also ich habe es heute erst wieder erlebt, ich war mit ausländischen Gästen hier in Franken unterwegs und wir waren relativ spontan bei einer relativ kleinen Brauerei. Und dann sind wir da rein gestolpert und da war der Brauer da und ich habe halt erst mal gesagt: „Ja, hier, ausländische Gäste, wir wissen, wie Bier funktioniert, wir wollten gerne mal das Sudhaus sehen“ und da war der sehr reserviert. Und dann hat er uns erst mal ein Bier gegeben und dann haben wir mal angestoßen, er hat gesehen, die trinken auch wirklich was und so und dann ist das Eis gebrochen. Und am Ende waren wir dann eine Dreiviertelstunde da und er hat uns sein halbes Leben erzählt. Aber es dauert wirklich, also man kommt auch in der Bierwelt, glaube ich, es geht halt auch über dieses Medium Bier, ne?

Frederic: Ja, definitiv. Und ich denke halt, das persönliche Kontakte, persönliche Beziehungen hat auch einfach eine wichtige Rolle spielen. Und es macht ja auch total Sinn, wenn jemand einem sympathisch ist, dann ist das Gespräch halt auch ein ganz anderes, als wenn das so nicht der Fall wäre.

Markus: Jetzt, also du sprichst auch Französisch und Niederländisch?

Frederic: Ja, genau.

Markus: Muttersprachenmäßig, oder?

Frederic: Nein, also meine Muttersprache ist Deutsch, meine Familie, also meine Eltern, meine Schwester, wir haben halt Zuhause Deutsch gesprochen.

Markus: Okay.

Frederic: Wir sind auf eine deutschsprachige Grundschule gegangen, aber ab der nächst höheren Schule, in Belgien wechselt man die Schule zur siebten Klasse, also von der sechsten auf die siebte Klasse. Da sind dann schon ein Teil der Unterrichte auf Französisch, weil manchmal es auch schwierig ist, deutschsprachige Lehrer zu finden, die diese bestimmten Fächer lehren, deswegen fing es dann an, dass viele Unterrichte dann auf Französisch waren. Und dann, wenn man dann fertig ist, wenn man Abitur gemacht hat, dann hat man halt die Wahl, wenn man studieren gehen möchte, ob man jetzt in Belgien bleibt, also im französischsprachigen Teil oder im niederländischsprachigen Teil oder viele sind halt auch nach Aachen oder nach Köln gegangen, um dann eben auf Deutsch weiter zu studieren.

Markus: Ja, spannend. Das wird dann praktisch vorausgesetzt, dass du zum Schulwechsel dann auch Französisch kannst oder gab es da dann nochmal Lernkurse, um das überhaupt zu lernen?

Frederic: Nee, das wird schon vorausgesetzt und das lebt man natürlich auch, das ist natürlich irgendwie, man wird ständig mit der französischen Sprache konfrontiert. Also bei uns in Eupen ist es so, wenn man da jetzt irgendwie in ein Geschäft geht oder in den Supermarkt geht, dann weiß man nicht genau, ob die Kassiererin jetzt einen auf Deutsch oder auf Französisch anspricht, das ergibt sich dann und da ist man einfach drauf vorbereitet.

Markus: Bon jour ist immer richtig, ne?

Frederic: Genau, Bon jour ist immer richtig. Wenn die Frau Französisch spricht, dann spricht mal halt Französisch mit ihr und ansonsten ist es halt deutsch. Also, klar, die Muttersprache ist Deutsch, aber Französisch ist natürlich schon auch eine wichtige Sprache einfach, um sich dann in dieser Region oder in dieser Gegend dann zurechtzufinden.

Markus: Öffnet dann ja im Grunde auch ein bisschen den Horizont, wenn man jetzt sagt, okay, du hast jetzt aktuell belgische Biere, aber könntest du dir vorstellen, dann vielleicht auch französische oder niederländische Biere mit irgendwann ins Sortiment aufzunehmen?

Frederic: Eher nicht, um ehrlich zu sein, also momentan zumindest auf gar keinen Fall. Ich denke, es ist halt schwierig, also ich glaube persönlich, das viele Shops, viele Craft-Beer-Shops, Online-Shops, sich so ein bisschen schwer damit tun, irgendwie immer diese ganze Vielfalt abdecken zu können, weil es mittlerweile einfach unglaublich viel Angebot gibt und da muss man halt irgendwo einen Cut machen. Und ich versuche mich halt einfach mit diesen belgischen Bieren zu positionieren, auf dem Markt zu positionieren und habe da im Prinzip eine ganz klare Abgrenzung zu anderen Shops. Das ist jetzt so ein bisschen mein Alleinstellungsmerkmal, ich versuche halt, in diesem Segment einfach einen Standfuß oder einen Fuß irgendwie rein zubekommen und dann schauen wir mal, was die Zukunft so bringt. Aber, ausländische Biere würde ich wahrscheinlich nicht mit ins Portfolio aufnehmen.

Markus: Ja, das sind ja ungefähr 400 Brauereien in Belgien.

Frederic: Also es gibt erst mal genug, um erst mal auch den Shop zu füllen. Du weißt, du hast es eben angesprochen, ich habe doch auch ein paar ausländische Biere mit im Sortiment, da geht es dann um die Trappistenbiere. Da habe ich auch lange überlegt, soll ich das jetzt machen, soll ich es nicht machen? Aber im Endeffekt sind Trappistenbiere halt immer Belgien-inspiriert und deswegen habe ich mich am Ende dann dafür entschieden, dann auch diese ausländischen Trappistenbiere mit ins Portfolio aufzunehmen. Ein anderer Grund war, dass für die Trappistenbrauereien und auch für die internationalen Trappistenbrauereien, Belgien und Holland der wichtigste Absatzmarkt ist, also auch für Spencer oder für Engelszell ist Belgien einfach der wichtigste Absatzmarkt. Das heißt, man findet gute Quellen, um das Bier halt einzukaufen.

Markus: Das finde ich ja sehr interessant, das war mir noch nicht bewusst.

Frederic: Ja, es ist tatsächlich so. Also bei Engelszell habe ich direkt eingekauft, da bin ich dann in Engelhartszell gewesen, um das Bier dann abzuholen, was ich bestellt habe und habe da mit dem Michael, mit dem Brauer gesprochen. Und er hat mir halt gesagt, dass sie in der Corona-Zeit es sehr schwierig gehabt haben, weil die ganzen Cafés in Belgien geschlossen waren und für sie halt Belgien mit Abstand der wichtigste Absatzmarkt ist. Das ist auch einer der Gründe, warum Stift Engelszell jetzt auch angefangen hat, so ein paar Standardbiere mit ins Sortiment aufzunehmen, um halt auch ein bisschen in Österreich was verkaufen zu können. Also das Weiße oder das Zwickl, das wird speziell jetzt im österreichischen Markt verkauft.

Markus: Ja, genau, das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen, also ob dann diese Biere auch dafür gedacht waren, in Belgien eben mal mit einem Zwickl oder mit einem Weißen zu kommen, aber das war dann doch eher für den österreichischen Markt?

Frederic: Also so, wie der Michael mir das erklärt hat, war es tatsächlich so, dass diese Biere speziell für den österreichischen Markt entwickelt wurden, weil halt einfach auch viele Fragen aus Österreich kamen, um solche Sorten irgendwie anzubieten, weil Österreicher halt wohl anscheinend nicht so viel mit diesen Starkbieren generell anfangen können. So wie es in Deutschland halt größtenteils auch noch ist, ja, es gibt natürlich viele Liebhaber von diesen Bieren, aber der Massenmarkt ist halt nach wie vor untergärige leichte Sorten wie Helles oder Pils oder Kellerbier, was auch immer man da noch findet.

Markus: Ja, nee, sehr spannend. Also da müssen wir vielleicht nochmal einen eigenen Podcast machen, wo wir uns einfach mal mit den verschiedenen Trappisten so ein bisschen näher befassen, Engelszell ist ja auch eine faszinierende Sache an und für sich. Und ich finde es auch erstaunlich, weil er ja eigentlich mengenmäßig verhältnismäßig wenig braut und das dann mit so vielen Sorten hinzubekommen, ist schon nicht schlecht, also hat er was zu tun.

Frederic: Nee, hat mir gut gefallen in Engelszell. Ich finde auch, dass die typischen Trappistenbiere, also das Gregorius zum Beispiel, finde ich, ist ein sehr, sehr gutes Bier. Aber ich kann schon verstehen, dass der durchschnittliche Biertrinker mit solchen Sorten einfach nicht so viel anfangen kann, weil man das halt nicht so wegschlucken kann. Ja, da trinkt man halt irgendwie einen halben Abend dran, weil ansonsten der Abend auch sehr, sehr schnell vorbei ist.

Markus: Genau. Ja, ich sage immer, zum Fußballspiel gucken ist das nix, weil, dann gibt es nur eine Halbzeit und dann ist gut.

Frederic: Ja, genau.

Markus: Ja und apropos, wir haben ja gerade schon drüber gesprochen, jetzt hast du auch die amerikanischen Trappistenbiere. Wie bist du da überhaupt rangekommen, dass du die besorgen kannst?

Frederic: Ja, also ich habe mir, wie gesagt, Gedanken gemacht, soll ich das machen, soll ich es nicht machen? Habe dann über meinen Händler, wo ich halt einen Teil meiner Biere einkaufe, habe ich gefragt, ob er an diese Biere rankommen kann? Er hat mir das bestätigt und dann habe ich sie halt eingekauft, ja. Und er hat mir auch bestätigt, dass er sie langfristig bekommen kann. Bei Spencer hat sich das ja jetzt leider nicht bewahrheitet, aber gut, das konnte er jetzt auch nix dafür. Aber es ist tatsächlich so, dass diese Trappistenbiere, auch die ausländischen Trappistenbierbrauereien, dass die in Belgien überall zubekommen sind.

Markus: Ja, spannend.

Frederic: Also interessant, man kann zum Beispiel auf dem Spencer-Label, du hast die Flaschen da jetzt Zuhause stehen, da steht es zum Beispiel auch in Holländisch drauf. Das liegt halt nur daran, dass der Hautmarkt für diese Biere tatsächlich Belgien und auch teilweise wohl Holland ist.

Markus: Ja, ja und dann auch eine tolle Geschichte. Also wie gesagt, das kriegen wir jetzt heute nicht alles noch erzählt, da wäre der Podcast zu kurz, vielleicht machen wir das irgendwann mal und gehen so die einzelnen Brauereien so ein bisschen durch.

Frederic: Das können wir sehr gerne mal machen.

Markus: Das ist wirklich, also finde ich total spannend, weil hinter jedem Kloster wirklich eine sehr eigene und sehr interessante Geschichte steckt und auch oft einzelne Menschen, die dann die Weichen entsprechend gestellt haben.

Frederic: Ja.

Markus: Was ich bei Spencer auch sehr spannend finde, ist, die haben ja eine ziemlich große Bandbreite dann produziert, sicherlich auch so ein bisschen, um diesen amerikanischen Markt Craft-Beer-mäßig so ein bisschen zu bedienen und haben dann auch Fruchtbiere gemacht. Und ich habe am Anfang immer überlegt, warum? Also klar könnte man sagen, okay, gibt es in Belgien auch, aber so naheliegend ist es ja nun auch wieder nicht. Und dann ist mir klargeworden, dass die ja mal angefangen haben mit einer Marmeladenproduktion und das sie dadurch ja eine große Kompetenz im Bereich Frucht hatten und dass dann relativ einfach auf das Bier übertragen konnten. Und gerade die Fruchtbiere waren auch sehr gut, wenngleich man sie selten bekommen hat. Also ich werde sicherlich denen die ein oder andere Träne nachweinen. Wobei, vielleicht gibt es ja nicht unter dem Trappisten-Label, aber irgendjemand, der die Brauerei weiter betreibt oder so, mal sehen.

Frederic: Wohl nicht, weil, die ganzen Brauanlagen wurden schon verkauft.

Markus: Ah nein, echt? Okay.

Frederic: Tatsächlich, ja. Also die waren da recht fix, die haben die Entscheidung getroffen und haben sie dann auch konsequent umgesetzt, ja.

Markus: Krass!

Frederic: Ja.

Markus: Man munkelt ja Ähnliches auch über Tre Fontane, weißt du da irgendwas?

Frederic: Nee, habe ich jetzt leider, also habe ich noch keine Information.

Markus: Okay, na gut.

Frederic: Das wäre sehr schade, weil, Tre Fontane finde ich tatsächlich echt super.

Markus: Ja, auch toll. Also die haben ja es wirklich geschafft, ein Triple zu italienisieren …

Frederic: Ja, genau.

Markus: … mit ihren eigenen Zutaten, also das muss man erst mal hinbekommen.

Frederic: Ja.

Markus: Und sie waren auch die Ersten, die diese Idee des Collaboration-Brew …

Frederic: Ja, genau.

Markus: … umgesetzt haben auf Trappist. Und ich meine, das ist ja auch was, wenn du sagst, du machst mit Rochefort zusammen ein Collab sozusagen, das ist schon eine Nummer in der Bierwelt also, ja.

Frederic: Ja, absolut, das ist ziemlich cool, ja, ja.

Markus: Tja, naja, also auf jeden Fall eine schöne Geschichte. Wann sind Momente, wo du solche Biere trinkst?

Frederic: Zuhause auf der Terrasse sehr häufig oder halt mit meiner Frau zusammen, meine Frau mag sehr gerne Starkbiere. Sie kann halt leider mit Lambics nichts anfangen, da muss ich dann halt so eine 75-Zentiliterflasche auch häufig mal alleine einfach wegtrinken.

Markus: Oh!

Frederic: Ja, genau.

Markus: Wir bedauern alle ganz, sehr, ja.

Frederic: Aber meine Frau mag gerne auch vor allen Dingen die dunklen Starkbiere, so Rochefort 10 oder auch ein Rochefort 8 oder ein Schimmel blau, das liegt ihr schon ganz gut. Also von daher, so ein Spencer Stout, das ist schon dann auch etwas, was wir mal gerne auch zusammentrinken da.

Markus: Wenn man über Trappistenbiere spricht, kann man ja einen Namen nicht beiseitelassen, nämlich Westvleteren. Und das ist ja immer so ein Bier gewesen, was grade für Händler eher ein no go war sozusagen oder ist es vielleicht auch noch. Du hast es ab und zu im Shop, ich weiß gar nicht, ob du drüber reden darfst oder nicht, wie auch immer, das kannst du handhaben wie auch immer du möchtest, aber falls du etwas dazu sagen wollen würdest, könntest du das jetzt.

Frederic: Ja, also ich denke halt, das Westvleteren einfach ein wichtiger Teil des Bier-Hypes auch in Belgien ist, ja, das Bier wird halt extrem gehypt, nachdem halt auch Vlet-Beer als bestes Bier der Welt quasi erkoren wurde. Also ich finde es schade, dass die Mönche aus Westvleteren dieses Bier halt der Allgemeinheit so ein bisschen vorenthalten wollen und das halt nur in Belgien anbieten und teilweise auch nur lokal. Deswegen habe ich mich dafür entschieden, wenn ich drankomme, ich komme auch nur sehr sporadisch da an diese Biere ran, es in meinem Shop dann auch kommerziell anzubieten. Aber halt zu Preisen, die halt nicht an Wucherpreise erinnern. Also ich mache auf diese Biere die gleiche Marge wie auf allen anderen Bieren auch. Und ich möchte halt einfach, dass auch andere Menschen oder das auch Menschen in Deutschland, Biergenießer in Deutschland auch die Möglichkeit haben, einfach ab und zu mal auch ein Westvleteren zu trinken. Ich mache es halt so, ich möchte halt nicht, dass jetzt meine Biere günstig eingekauft werden und dann irgendwie zu Wucherpreisen weiterverkauft werden, deswegen begrenze ich die Menge auf drei Stück. Also wenn jemand was bestellen möchte, dann bekommt er halt nicht mehr als drei Stück und dann finde ich das absolut in Ordnung.

Markus: Auf jeden Fall. Und musstest du da irgendwie bei den Mönchen vorher anklopfen oder machst du jede Woche so ein Abbittgebet oder kaufst einen Ablassbrief oder wie muss ich mir das vorstellen?

Frederic: Nee, das läuft tatsächlich über Verwandte in Belgien, wo wir es dann halt einfach bestellen. Weil, direkt bestellen kann ich es halt nicht, weil ich keine Adresse in Belgien vorweisen kann und deswegen muss das halt über Bekannte und Verwandte laufen.

Markus: Und die gehen dann auf die Website und loggen sich da ein, oder?

Frederic: Genau, also es ist so, dass Westvleteren in der Pandemie, also in der Corona-Pandemie angefangen hat, einen Online-Shop aufzubauen. Da werden dann die Daten und die Zeitfenster werden auf der Webseite bekanntgegeben und dann muss man halt einen Account einrichten und kann dann in diesem Zeitfenster versuchen, einen Kasten, also maximal einen Kasten zu ergattern und dann ist man halt auch wieder für, ich glaube, drei Monate gesperrt. Also man kann dann alle drei Monat mal was bestellen und ist sich aber auch nicht immer sicher, dass man dann tatsächlich auch zum Zuge kommt.

Markus: Und muss eine Adresse in Belgien haben oder wie?

Frederic: Muss eine Adresse in Belgien haben, ja.

Markus: Okay, das beruhigt mich etwas.

Frederic: Und sogar auch, soweit ich das in Erinnerung habe, ein belgisches Zahlungsmittel vorweisen können.

Markus: Okay. Das beruhigt mich etwas, weil, ich habe schon ein paarmal versucht seit der Umstellung, eben da irgendwie Online was zu bestellen und bin jedes Mal gescheitert. Aber dann war es eben nicht meine persönliche Unfähigkeit, sondern offensichtlich fehlen mir dann einfach ganz essenzielle Dinge …

Frederic: Ja, genau.

Markus: … die du wiederum hast, also das ist ja sehr schön. Und insofern, also das möchte ich den Hörern einfach mal ans Herz legen, das sind einfach, ja, natürlich alle Trappistenbiere, aber grade die, über die einerseits viel gesprochen wird, die aber andererseits auch schon viele Lorbeeren eingeheimst haben und das sollte man unbedingt mal probiert haben und wenn man die Gelegenheit hat, muss man das auch mal wahrnehmen. Vielleicht auch dann im Vergleich, dass man zum Beispiel das Westvleteren 12 hat, vielleicht das Rochefort 8 dazu oder 10 oder dann vielleicht noch das Bernadus, Sankt Bernadus dazu, je nachdem. Also verschiedene Quadrupel, um einfach mal so ein bisschen dann auch Unterschiede und auch zu überlegen, inwieweit ist es gerechtfertigt, dass dieses Bier mehr gehypt ist als das andere. Also ich finde das immer wieder sehr spannend. Ich muss persönlich sagen, ich bin tatsächlich von dem echten Westvleteren, also in Anführungsstrichen, weil das echte Echte ist ja eigentlich das Bernadus, in Anführungsstrichen, aber anderes Thema, aber mir schmeckt das wirklich besser und ich empfinde auch mehr Komplexität. Mag aber auch meine persönliche Geschichte sein. Wobei ich sagen muss, das Rochefort ist nochmal eine Liga für sich, das ist schon auch sehr, sehr gut, oder dann eben sowas wie De Halve Maan, das Quadrupel ist auch sensationell. Also ich glaube, es ist auch schwierig bei diesen Top-Bieren, das ist alles Champignons-League und letzten Endes ist es egal, in welchem Stadion du sitzt, das ist immer geil, also.

Frederic: Ja, wahrscheinlich ist das so. Und ich denke halt, wenn man eins von den genannten Bieren alleine trinkt, dann fällt einen das auch gar nicht unbedingt so auf, die fallen halt erst dann ab, wenn man sie halt quer verkostet. Ich habe jetzt Letztens noch ein Westvleteren 12 gegen ein Sankt Bernadus 10 getrunken und muss ganz ehrlich sagen, ich habe es schon lange nicht mehr gemacht, ich war total überrascht, dass das Vleteren 12, das war dem Sankt Bernadus sowas von überlegen und ich habe immer gern Sankt Bernadus 10 getrunken. Also wenn man das alleine trinkt, dann fällt einem das nicht auf, aber wenn man dann das Westvleteren einfach parallel dazu auch einmal verkostet, dann ist das schon sehr flagrant, sagt man das?

Markus: Ja, augenöffnend.

Frederic: Genau, augenöffnend.

Markus: So geht es mir auch. Ich muss aber sagen, also da gibt es in der Bierwelt durchaus auch andere Stimmen. Also da spielen wir jetzt mal im selben Team, das finde ich sehr schön, aber es gibt schon auch Leute, die das anders sehen, aber ist auch egal. Also für mich ist natürlich auch viel Story, viel Hintergrund und natürlich das Ganze, eben die geringe Verfügbarkeit, all das…

Frederic: Na klar, das spielt halt wirklich eine Rolle.

Markus: … aber es ist auch ein tolles Produkt.

Frederic: Aber es ist auch ein gutes Bier, das muss man einfach so sagen, ja.

Markus: Und letzten Endes ist es ja so, da können wir jetzt vielleicht zum Schluss nochmal draufkommen, die belgische Bierwelt ist natürlich sehr viel vielfältiger, als wir das jetzt hier in Deutschland kennen. Also wir haben schon über die Sauerbiere gesprochen, also all das, was man so unter Lambic, in Anführungsstrichen, abhandelt, dann eben die Trappistenbiere, dann hat man das Wit-Bier, hatten wir auch schon drüber gesprochen, dann gibt es noch diese wunderbare Welt vom Saison und alles, was damit zusammenhängt, also das ist schon auch eine tolle Kultur. Und in Belgien ist das aber auch schon eine Trinkkultur. Also ich habe jetzt auch schon mehrere Abende in Belgien erlebt, wo man dann von diesen zum Beispiel Saison, 6,5 Prozent, sieben Prozent, trotzdem den ganzen Abend über halt einfach man trinkt und irgendwie funktioniert es. Also umgekippt bin ich nicht und das war auch immer sehr schön. Und auch sonst, wann man dann in den Cafés, die Bierläden heißen ja da Cafés.

Frederic: Ja, genau.

Markus: Also auch sehr sympathisch ist, ich gehe mal eben ins Café. Und auch da sieht man wieder, wie halt die Leute da sitzen und eben mit ihren sieben, acht, neun, zehn Prozent, sich gemütlich da einen rein kippen. Ist schön, also ist wirklich auch eine lebendige, eine gelebte Kultur, eine Liebe zum Bier irgendwo.

Frederic: Absolut, also Biertrinken wird in Belgien zelebriert tatsächlich. Schon alleine, wenn man die Bierkarte aufmacht und sie dann gegen die Speisekarte hält, die Bierkarte ist meistens irgendwie doppelt oder dreimal so lang wie die Speisekarte. Und trotzdem sind dann viele spezielle Sachen, die der Wirt dann irgendwie noch im Keller liegen hat, die stehen gar nicht auf der Bierkarte drauf. Also wenn man möchte, kann man das ja ausprobieren, im Café einfach auch mal nach den Schätzen aus dem Keller fragen, da kann man schon ordentlich mal überrascht sein, was einem da dann noch angeboten wird. Das ist schon wirklich, tatsächlich Bier ist eine gelebte Kultur und es hat auch einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Also es hat halt einfach einen höheren Stellenwert, es ist ein Essensbegleiter, es ist auch ein Rauschmittel natürlich, aber es ist halt einfach ein Bier genießen, es ist nicht irgendwie ein Bier kippen oder Bier trinken, sondern ist tatsächlich ein Bier genießen. Da trinkt man natürlich auch ab und an mal ein Bier gegen den Durst, aber ich persönlich habe noch nie ein Bier gegen den Durst getrunken, wenn ich Durst habe, trinke ich Wasser. Aber ein Bier trinke ich halt immer dann, wenn ich halt einfach was Besonderes haben möchte.

Markus: Das typische Zeichen ist natürlich dann auch, dass es für jedes Bier ein anderes Glas gibt. Und das finde ich auch sehr schön, dass du ja viele Gläser auch bei dir im Shop hast, also auch das ist ja ein tolles Angebot, was man bei dir nutzen kann.

Frederic: Ja, absolut. Also ich meine, für mich persönlich ist es halt einfach so, Bier schmeckt halt einfach nochmal besser aus dem Originalglas. Das ist natürlich Einbildung, ja und viele Gläser sind halt auch, ja, reinste Marketingtools, aber im Endeffekt gibt es dem Bier halt einfach doch nochmal einen gewissen Mehrwert. Und es war ganz witzig, wir waren vor, naja, während der Toer de Geuze sind wir halt abends nochmal im Café gewesen mit ein paar deutschen Freunden und Bekannten und haben dann irgendwie, ich weiß nicht mehr, wir waren acht oder zehn Leute, haben jeder ein anderes Bier bestellt. Und dann waren da halt zwei Biere dabei, die nicht im Originalglas serviert wurden und die waren total enttäuscht, ja. Ja, alle hatten ihr Bier im Originalglas bekommen und die zwei, da waren halt sehr enttäuscht, dass sie halt das Bier aus einem normalen Standardglas bekommen haben. Also wenn man da ist, dann spielt das tatsächlich auch eine Rolle. Hier in Deutschland oder auch bei uns in Marktbreit werde ich oft dafür belächelt, ja, wieso trinkst du das aus dem Glas, das schmeckt doch genauso gut aus einem Weinglas oder so. Aber tatsächlich, finde ich persönlich, gehört das einfach so ein bisschen dazu, ja.

Markus: Auf jeden Fall. Und ich habe auch schon erlebt, dass in Belgien Cafés Biere hatten, aber grade keine Gläser und dann haben sie auch die Biere nicht ausgeschenkt, also.

Frederic: Ach, tatsächlich?

Markus: Ja, also das man wirklich sagt, okay, es steht zwar da, aber du kannst es jetzt nicht bestellen, weil, wir haben grade kein Glas. Fand ich auch, also das würde also in Deutschland …

Frederic: Das ist konsequent.

Markus: … niemals passieren, das ist eine tolle Konsequenz. Und wie du schon sagst, ist auch viel Marketing. Also manche Gläser haben eine Tradition, manche Gläser sind relativ modern, manche haben eben eine Geschichte bekommen. Ich habe neulich erst mal recherchiert, dieses bekannte Kwak-Glas zum Beispiel, das es diesen Pauwel Kwak nie gegeben hat, dass das wirklich ein Name ist, den halt einmal jemand vom Marketing zufällig mal gelesen hat auf einem alten Stich, wo es um Pharao ging, um Lambics, also hat gar nix mit dem Bier zu tun gehabt. Und da stand eben ein Pauwel Kwak und dann wollte man ein Bier machen, da war ein Rubens-Jubiläum und der hieß Paul Rubens, dann gab es eben das Paul-Bier. Und als das Jubiläumsjahr rum war, brauchte man einen anderen Namen. Und dann hat man überlegt und hat dann diesen Pauwel Kwak gefunden, eine Geschichte erfunden und die ganze Kutschergeschichte erfunden.

Frederic: Ja, genau.

Markus: Also sehr, sehr lustig. Und da gibt es sicherlich ganz viele Geschichten, die viele glauben. Und was auch schön ist, finde ich auch nicht schlimm, haben wir in Franken ja auch, viele Biergeschichten, die vielleicht gar nicht stimmen, aber die einfach schön sind. Und das gehört vielleicht auch dazu oder, dass man einfach oft so, ja, so eine Mischung hat aus Wahrheit und Fiktion, die aber die Faszination befeuert von der ganzen Kultur.

Frederic: Natürlich, also im Endeffekt geht es darum, Faszination herzustellen und um Faszination herzustellen, gehört halt einfach auch eine gute Geschichte. Und viele Menschen glauben halt Geschichten dann auch gerne. Das heißt natürlich nicht, dass jetzt jedes Bier irgendwie auf einer Lüge basiert, aber es gibt natürlich solche Marketing-Tricks, um einfach das Bier dann auch populär zu machen. Ja und das Kwak gehört sicherlich dazu, das Glas ist halt auch echt ein verrücktes Glas. Wenn man über belgische Biergläser erzählt, dann kommt das Kwak auch ganz sicher in dieser Geschichte vor, ja.

Markus: Logisch, also ich habe es ja auch in jedem Seminar und gehört auch dazu. Und manchmal erzähle ich die Geschichte, ohne es zu kommentieren, manchmal mit, ist auch letzten Endes egal. Also insofern, ich finde es auf jeden Fall toll, dass du eine tolle Möglichkeit bietest, dass man sich diesen Geschichten nähern kann, bin dir dafür auch sehr dankbar. Und bin dir auch sehr dankbar für die Zeit, die wir jetzt heute hier zusammen hatten, ich freue mich auch schon auf die Fortsetzung und wünsche dir und uns heute noch einen schönen Abend hier im Biergarten.

Frederic: Ich danke dir, Markus, war mir eine Freude hier zu sein. Und auf ein nächstes Mal, ich bin sehr, sehr gerne wieder dabei.

Markus: Danke schön. Prost!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk English 9 – Talk with John Keeling, former Head Brewer and now Brand Ambassador at Fuller’s Brewery, London

John Keeling joined the brewing industry as a laboratory technician for Wilson’s Brewery in Newton Heath, Manchester in 1974 and, inspired by what he saw, left in 1977 to study for a degree in Brewing and Distilling at Heriot-Watt University in Edinburgh. January, 1981 saw him join Fuller’s as a Junior Brewer. He has since held various positions at Fuller’s culminating in his promotion to Brewing Director in April 1999. During his time as Director, over £60 million has been invested in developing the brewery. In January 2017, he handed over the reins to Georgina Young, Fuller’s first ever female Head Brewer, but remains a Global Ambassador for the company.John is an acclaimed judge and speaker at many beer competitions around the world including several Beer World Cups and the Australian International Beer Awards.

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Zusammenfassung auf Deutsch:

John Keeling begann seine Karriere 1974 als Laborassistent bei Wilson’s Brewery in Manchester, bevor er 1981 zu Fuller’s wechselte. Während seiner Zeit als Braudirektor bei Fuller’s wurden über 60 Millionen Pfund in die Brauerei investiert. John übergab 2017 die Leitung an Georgina Young, Fuller’s erste weibliche Braumeisterin, und fungiert weiterhin als globaler Botschafter der Firma​​.

John beschreibt den starken Einfluss der deutschen Braukunst weltweit, der jedoch durch die Craft-Bier-Revolution, die stark auf dem britischen IPA basiert, abgelöst wurde. In seiner Karriere hat er eine bedeutende Veränderung in der Brauindustrie erlebt, insbesondere in Bezug auf die Vielfalt der Bierstile und Brauverfahren​​.

Er äußert seine Vorliebe für traditionelle britische Biere, insbesondere für Cask Bier, trotz seiner Qualitätsprobleme. Cask Bier hat eine begrenzte Haltbarkeit und sollte innerhalb von drei Tagen nach dem Öffnen verkauft werden. John betont die Komplexität und den Charakter von gutem Bier, die wichtiger sind als bloße Konsistenz. Er kritisiert große Brauereien, die oft auf Konsistenz und einfache Geschmacksprofile setzen, statt auf charaktervolle Biere​​​​.

John spricht auch über die Herausforderungen in der britischen Brauindustrie in den 1980er Jahren, darunter die Dominanz der „Big Six“ Brauereien, die mehr auf Kostenersparnis und weniger auf Geschmack fokussiert waren. Diese Situation führte zu einer Bewegung hin zu Craft-Bieren und zum Schutz von Cask Bieren, was die britische Bierlandschaft nachhaltig veränderte​​​​.

Er erklärt die Brauprozesse und -innovationen bei Fuller’s, einschließlich der Einführung neuer Gerätschaften und der Anpassung der Brauverfahren an das Unternehmenswachstum. Fuller’s nutzte das Parti-Gyle-System zur Herstellung verschiedener Biere aus demselben Sud, darunter Chiswick Bitter, London Pride und ESB. Diese Methode ermöglichte es, Biere unterschiedlicher Stärke aus demselben Grundrezept zu erzeugen​​​​​​​​.

Abschließend geht Keeling auf die Entwicklung verschiedener Fuller’s-Biere ein, einschließlich der Anpassungen der Hopfenmischungen und der Einführung neuer Gerstensorten im Laufe der Zeit, wobei er stets den Fokus auf Qualität und Geschmack beibehält​​.

 

Interviewtext:

Markus Raupach: Hello and welcome to our podcast BierTalk. Today we have another English episode and we talk to John Keeling. John was head brewer and is now global ambassador at Fuller’s brewery in Chiswick, London. He joined the brewing industry as a laboratory technician for Wilson’s brewery in Newton Heath, Manchester in 1974 and inspired by what he saw, left in 1977 to study for a degree in Brewing and Distilling at Heriot-Watt University in Edinburgh. In January 1981, he joined Fuller’s as a junior brewer. He has since had various positions at Fuller’s culminating in his promotion to brewing director in April 1999. During his time as director, over 60 million pounds has been invested in developing the brewery. In January of 2017, he handed over the reins to Georgina Young, Fuller’s first ever female head brewer, but remains a global ambassador for the company. John is an acclaimed judge and speaker for many beer competitions around the world. I met him after our judging at the World Beer Awards 2022 in one of his favourite pubs, The Tap On The Line at Kew Garden station. So hello, John, thanks for talking to me. Let’s start with your personal beer history. How did you get into brewing?

John Keeling: I started brewing in ‘74, at Wilson’s brewery. I left school when I was 17 and I joined, and because of that, I got really interested in making beer. I hated school. I didn’t want to go back to school, I didn’t want to do anything to do with education. And my mom said, if you don’t go back to school, you’ve got to get a job. And by the way, they’re interviewing for people at a local brewery. So I went to that, and I got the job. And I got more and more interested in making beer. And more as my career has gone on, I’ve gotten more and more interested in the world of beer. The change over the last 40-odd years in my career has been quite profound. I think it’s been one of the biggest changes in brewing industry ever. Most changes in the brewing industry happen over a longer period. What you’ve had changing, and we were just talking about the influence of German brewing on the world. When I started brewing at Fuller’s in ‘81, everybody around the world was influenced by German brewing. Very, very few people were at all influenced by British brewing, or even Belgian brewing. And you could say those are the three schools of brewing. Czech as well. Or the Czech and German are very similar. I found that everywhere you went in, say the States, had a German-type brewing system and made German-type beers. Not as well as the Germans, might I say, and not as tasty as the German beers or the Czech beers. Czech and German, like British versions of lager were awful and by and large, within the big companies, still are awful. They’re not as good as German brewers make their style of beer and Czech brewers make their style of beer. But since the craft beer revolution was based on IPA, which is essentially a British-style beer.

Markus Raupach: Yes.

John Keeling: And if you notice, most of the breweries now around the world do predominantly British-style beers. So I have noticed again, it’s going full circle, is now they’re much more interested in making lagers as well. And you will have people like Utopian in England, Lost and Grounded in Bristol, and they make their name on making lager. And I also, if you go even further back to when Meantime started, Alastair Hook, the founder of Meantime, studied in Germany, how to make beer. He was a friend of mine. I haven’t seen him for years and years because he’s made lots of money and gone playing golf, I think he’s gone. He was a great brewer, and very strongly influenced by the German tradition. But he was a British brewer and he still had this fondness for British-style beers. Everybody’s wanted to make an IPA in Britain and modern styles of beer. And now they’re going back to look at mild and bitter which is the traditional beer that I grew up on. So in when I first joined Wilson’s way back in ‘74, I drank bitter, because that was the most popular beer and cask bitter, and I still drink cask bitter. And then as the craft beer revolution came about, I started drinking more and more wider styles. Since I’ve been retired, I’ve gone back to only drinking cask bitter and less and less of the wider styles. So I’ve gone back to my 18-year-old self.

Markus Raupach: Back to your drinking roots.

John Keeling: Back to my drinking roots and cask beer is still my favourite beer. Even in hot weather, it’s my favourite beer. I think it is the best beer you can buy in Britain. It is also the worst beer you can buy in Britain too and that’s purely because of its quality problems. It is a beer that only has maximum six-week shelf life. And once opened, really, you should have sold it within three days. And I think the unfortunate thing for cask beer is that a lot of cask beer is sold for five and six days old and it’s nowhere near its best. This is superb. It’s really good. And we just got a pint of London Pride, which is fresh.

Markus Raupach: Which is fantastic and one of my most favourite beers. And to be honest, I sometimes simply compare it with our kellerbeer at home.

John Keeling: Yes.

Markus Raupach: Because it’s an easy drinking beer. You sit at big tables, you chat with your friends, you have it the whole evening, it’s just nice.

John Keeling: And some people say about these beers that are really incredibly drinkable, sessionable, they’re simple beers. They are not simple beers. What makes them sessionable is their complexity, not their simplicity. You might think, oh yes, this is really easy drinking and whatever. But it’s easy drinking, because it’s keeping you interested. And that’s the complexity, not just the flavour, but of the texture, of everything that goes with the beer. And these beers, I think I define great beers of having four main qualities. One of those is quality itself, which I defined as that is how it hits the specification. How it is brewed through the process. So it’s very consistent, and quality. Then you have to have flavour and character. And character in the beer is how it varies within its specification. But it varies in a way that you still recognize it. So the first two sips of the beer, you say, well, that’s London Pride. And then you say, oh, it’s a little bit more fruity than the last time I drank it. And then it reveals something else of itself later on. And it’s like having a conversation with a friend, rather than having just a drink of beer. And if you think about it, you know, if you go and see your friend at the bar, and they’ve had a haircut, they’re still your friend. Just because the London Pride is more fruity today, doesn’t mean it’s not a London Pride. It still is London Pride. I’m telling you something I told you four months ago, if you remember. This is a biological product. It’s not a chemical product. And why would we expect one field of barley to grow identical to the field next door? Why do we expect the field of hops to grow identical every year? The answer is they don’t. So why do you think the beer is going to be identical every year, every season? And hops only crop once a year. So why will it taste the same in July as it does in December? And again, you’re not the same. Every time you turn at the pub, you’re not the same. You could have just had a round with your missus and you’re in a bad mood. So you’re tasting, the way you feel affects the taste, how you taste beer. And all great drinks have character, whether they’re wine or whiskey, or beer, great drinks have character. But as they become more and more consistent, they drive character and flavour out. Because it’s not about having one without the other. It’s about how do you achieve the balance of the elements that go in. It’s the balance that counts, not that you favor consistency above flavour. And the more you drive flavour out, the easier it is to make consistency. If you want to drink the world’s most consistent drink, have a vodka and tonic. If that’s all you want, then that’s fine by me. But if you want drinks of character, then you have to explore them. And by and large, the bigger companies don’t make the drinks of character. It is the smaller companies that do that. Because it is their calling card. It is a reason to exist. And I don’t know producers like Heineken and Carlsberg because what they produce is a usually refreshing consistent drink, which many people enjoy, many, many people enjoy. But the same thing is true of wine and whiskey. There are whiskies that are less character, but still, people buy them and enjoy them because they supply what they want. So who am I? I am one person. I have my own taste. I know what I like, I know what I’m interested in. I know what art I like to look at. I know what films I like and I know what music. Why am I the same as you? I am not the same as you. And I might go for obscure jazz bands from the United States and you might prefer Beethoven.

Markus Raupach: Yeah, maybe.

John Keeling: Maybe, yeah. Or we might both like Beethoven.

Markus Raupach: Maybe.

John Keeling: So, in the end, it doesn’t matter. As long as you can get a beer that you like. And I like sitting here on a summer’s day drinking a pint of London Pride. It suits me.

Markus Raupach: What is really a wonderful situation. Some of your words brought me to a maybe challenging question. Do you think that the craft IPAs and pale ales are still more or less British beers? Or isn’t it also something the American movement turned it around and made it different?

John Keeling: They did. But you’ve got to understand how influence works. So what happened is, you have this bunch of people way back in the 80s, John Hoffand, Ken Grossman, Garrett Oliver, and they were influenced by British. Well, they did something special. They put an American influence onto that. Then what happened is those American influenced beers, they became American. And they came back to Britain. And the British person says, oh I like that. I want to copy that. So influenced when it’s out, and then when it’s back, and I bet you now there are American brewers thinking, oh, you know, this mild style is quite nice. Let’s make it mild. But when I travel around the world, and I go to countries like Brazil, or Australia, or whatever, which I used to do as part of my job at Fuller’s as an ambassadorial role, I used to say to the Brazilian brewers, don’t just copy American style, don’t just copy a British style. Make it Brazilian. Your influence is British, your influence is America, but you’re Brazilian brewers. And put an ingredient you can only find in Brazil in it. Follow that effect. Do it the way you like to make it. I still think English IPA is better than American IPA, because that is my taste. And I prefer a heavily hopped IPA from England, but I like the golding hop to be predominant in IPAs, not cascade. It makes a different beer when you use cascade. I think cascade is a very fine hop and I think there’s many fine American hops, and I’ve used them. I use them in my brewery. But I didn’t use them in making an English IPA. I used them in making an American IPA.

Markus Raupach: For me also, maybe the main difference today is that the British beers have more the multicharacter also and the modern Americans are more or less so pale, and just like a canvas for hops, but nothing in them.

John Keeling: There is a thought in brewing around the world and I’ve heard this from craft brewers, that you want no influence of the yeast. You want no influence of the malt. All you want is pure hop flavour. To me that makes boring beer. And I think a lot of IPAs, it’s not boring in their flavour as standard lagers are around the world. And because, it’s not because they’re not powerful in flavour. It’s because they’re boring in flavour. They have nothing behind those big hop flavours to keep you interested to drink more than one pint. And so I think the best American IPAs pay heed to the yeast and pay heed to the malt. Personally speaking, as a brewer, I think my most important ingredient was yeast and I think the important, most important relationship in brewing is a relationship between a brewery and their yeast.

Markus Raupach: How did you do that when you started? So how did British brewing look in the 80s? And how was the role of the different raw materials at this time?

John Keeling: Well, way back in the 80s, you had the big six of brewing, which was Watney’s, Whitbread, Guinness even, Allied Brewing, Scottish & Newcastle, etc. And they were largely dominated by, I would call them chemists, scientists, people who were very precise in what they wanted, and accountants. And their entire reason was to make more money. That’s why they existed, was to increase profits of beer. And you can increase profits by selling more beer, or by cutting your costs. They liked to cut costs. And they did this by thinking of ways of cutting costs. So they would develop, say, what we call barley brewing, which was to replace parts of the malt with pure barley and enzymes, because it’s cheaper. So they would go down these routes of trying to make the most profit out of a pint they could by cutting the cost. They weren’t that interesting, like, one of my jobs as a young lab technician was to test the shelf life of beer. We tested the shelf life by doing a head retention, and a haze measure. We never tasted it because the taste didn’t matter. If it looks nice, that’s what mattered more than what its flavour was. And they used, we used to put 55 to 60 PUs in that beer. So it was well oxidized by the time it reached six months. It was well oxidized by the time it reached four weeks, to be honest. The predominant flavour at shelf life was oxidized beer. But they didn’t seem to care about that, because they weren’t as interested in flavour. They were interested in the things that the chemists could measure very simply, which proved that it was good for you. So if the beer was hazy, it was bad. If it was cloudy, it was bad. Now that’s almost the reverse of craft beer. If its hazy and cloudy that doesn’t matter, it’s the flavour that counts. So that’s changed as well. So these companies were pursuing that line. The problem that they had was they couldn’t sell more beer in a saturated market. And the only way they sold beer by and large, huge percentage of it was to sell them through their own pubs, right? Which was, unless they could buy new pubs, nowhere to expand. And they couldn’t buy new pubs because all the pubs were owned by other big companies who didn’t want to sell their pub. You had a limited free trade where people who’d own the pub and everybody would try and get into that free trade. That was very competitive as well. So your beer sales were fairly static. Then we had a series of changes, which put that model basically out of operation. We had the beer auditors, which meant the brewery could not own so many, I think the maximum they could own was two thousand of nine thousand pubs. So they had to dispose of seven thousand pubs. And you could have a guest beer, which CAMRA fought to get into the beer audit and that had a dramatic effect on the British beer industry. And then you have the rise of CAMRA, protection of cask beer, and you have the rise of craft beer. All those merged together into a movement, which now is where we have beer now. And what the big companies by and large decided to do is well, we can either own the pubs or own the brewery. The pubs make more money, we’re going to have pubs, we’ll sell the brewery. That’s why Coors Bar, Bass Brewing, et cetera. But the trouble with Britain for international investment is the duty. We pay far more duty than most countries with the exception of Ireland, I think. And so companies, big companies have always found it difficult to invest in purely the production side, because there is wafer thin margins. And America has got much bigger margins because less duty. We used to pay an absolute fortune in duty to the government. We paid more to the government that we made in profit, a lot more, three times as much. So I wasn’t really working for Mr. Fuller. I was working for Her Majesty, the court, because I made far more money for her than I ever did for Mr. Fuller.

Markus Raupach: Did she ever thank you for that?

John Keeling: No, she never did. And I even got no beer. But yeah, but that belies the truth and I think that’s why British brewing is long to get new investment, because the rate of return on investment is so poor compared to the rest of it. So I think that explains a lot of what goes on in British breweries and why some craft breweries fail very easily, because there’s no margin for them. They find it very difficult to exist. Certainly when they go over the duty, small brewers duty relief, which some of them get. To go beyond that is very difficult.

Markus Raupach: So it’s better to stay small.

John Keeling: Yes, apart from what your ambitions are. You know, if your ambitions like, supplying a couple of pubs, two or three pubs, wherever and making a small living out of the sale, then that is fine. But if your ambition is to be a little bit bigger than that and make a more comfortable living for yourself, then it is very, it is harder, it is harder. It is harder for British beers.

Markus Raupach: Maybe back to the first half of my question, how did the brewing process look like in the 80s? How did you work with the different raw materials?

John Keeling: Again, what was happening was the big companies were looking at how to improve the process. So they would do some innovative things. But they also looked at Europe, and mash cooker system could produce more beer per day than a British style master.

Markus Raupach: How did the British style look?

John Keeling: Well, the British style was a single temperature mash, and you would mix the grist with the liquor, and then you would let it stand for an hour in which it would flow and then you would spray hot water on top and let the wort run off the bottom. That process, you never ranked the bad, you never did serve the bad. You didn’t try to speed it up, you did it, and that produced superb cask beer because it produced very bright wort, which meant that you produced very bright cask beer. No filtration. And it was ideal for producing cask beer. But the big companies wanted to produce keg beer and they wanted to produce it fast. And they also thought, you know, lager beer is very interesting too. Not that we want to make the same lager beers they do in Germany. What we want to do is make a three, 3.1% version of this and sell it at a higher price than we’re currently selling our cask beer. And they could do this because the further you go back in time, all lager was imported. Because of that, it paid a tariff on the import, which meant that the lager beer you bought in the pub was always slightly more expensive. If they produced that in England, they still kept the price. So it was a double whammy for them. They got rid of this cask beer which was hard to look after, you needed more training to do it. So you didn’t have to invest in that training. Keg beer was easier to look after and you could charge more money for it if it was lager. And if you brought the duty down to 3.1%, London Pride in cask was 4.1%, you paid less duty as well. So the accountants were rubbing their hands together and saying the way forward is to produce 3.1% lager, probably in them days, two weeks. They were one condition, and now it’s down to a week for a lot of British lagers. ESB, when I joined Fuller’s, was matured for three weeks before it went to China. So ESB is actually matured longer than almost all British lagers.

Markus Raupach: Is it true that most of these lagers weren’t even real lagers because they used the ale yeast?

John Keeling: So some of them did. Some of the companies did. But a lot of the big companies used lager yeast and they also brewed Heineken and Carlsberg, Cronenberg, other companies. What they did was Fosters. And what they would do is say we want to sell that, Fosters could not sell their beer, Heineken could not really sell their beer in Britain, right? Or we’ve got to make a different version of it at 3%, not at your 4%. And, you know, something like Heineken were approved by Whitbread, Watney’s made Carlsberg, so they could piggyback the marketing and the European feel. And but they would not, very few companies actually produced their own lager from scratch. I think one of the few was Guinness. Or Whitbread, Bass, Allied, Watney’s, who were the big producers, Scottish & Newcastle, who were the big producers of ale, all their lagers came from overseas and they would pay a royalty to that company. But they would make far more money brewing Carlsberg than they did after making Watney’s special bitter, or Watney Red Barrel even. So gradually, they would promote more and more lagers. So when you go out where there are people drinking lager, it’s a classic case of if you put, the more marketing spend you put behind something, the more you’re going to sell. If you turn that marketing spend off, the sales go down. So they were locked into this cycle. All the money they would save on production costs they would have to spend in marketing to prop the beer up. And that’s how they would approach it. But ‘89, when the beer auditors changed who could be in the pubs and who owned the pubs, pub owners then viewed it in a different way. They didn’t have a brewery too. So they would say, well, what is the best beer for our pubs to make us the most money? They started looking at rate per sale and who, and they became more and more competitive as pubs who, what beer would attract people into the pubs, etc. And as you know, around most of the first world, less than less people go to pubs and bars now than they did 30, 40 years ago. So the markets are squeezed, and pubs have to do other things like food, whatever and it’s a different game. And in reality, it’s been ever thus, you know? Nothing stays still. Nothing is the same. If you think as a marketer, by doing the same, you get the same result, then you’re an idiot as a marketer. And we’ve had some idiot marketers.

Markus Raupach: There are lots of them, wrong. I visited some of the smaller craft breweries in the last days and what I saw is that quite a lot of them have a brewing system that has on one side a mash tun which is also working as a water tun, and then the brewing kettle, which was also working as a whirlpool. So this is totally different from everything I saw in Germany. Is that more or less based on the original British system?

John Keeling: Well and what has happened is there have been some innovation. And that’s because cost of brewing plans is expensive. So if you have a dual purpose vessel, for instance, you take some of the expense out. So if you look around the family brewers, a lot of family brewers, it’s still very traditional, and probably have kit that was built and put in in the 1900s. And when we were at Fuller’s, we completely redid our brew house and we put combined a couple of whirlpools, because we switched to pellet hops. But the last major development we did was in 1993 in the brew house, when we put new mash tuns in. We were one of the last brewers probably put new mash tuns in of any size. And we still referred to that brew house as a new brew house. It was put in in 1993, final cleared. But the previous brew house was put in in 1863, finalized. So, you know, we got more than 100 years use out of the old brew house. And that’s what family brewers look at. Whereas the bigger brewers change their brew houses much more, because they’re brewing 24 hours a day, seven days a week. They wear them out quicker and also, the payback on new plans is quicker because you’re utilizing them. So you can just define a new plan easier if you’re brewing 24 hours a day. At Fuller’s, we brewed five days a week between the hours of five o’clock and eight o’clock. Sometimes we’d only brew four days.

Markus Raupach: But that reminds me very much on our small family brewers in Germany, where it’s also that maybe a brew house is split every other generation. So something, it has to keep, it has to be kept and it has to be very well used.

John Keeling: And partly, one of the reasons why Fuller’s needed new brewing equipment was we were growing. So when I joined Fuller’s, we were only 70,000 pounds. When I left Fuller’s, we were 220,000 pounds. So we needed bigger equipment to make that. And my old boss went out when I got the job, he said when I became brewing director, which was 1981 when I joined, and he worked from ‘81 to 1999 as brewing director, I said I’ve changed the kegging plan, changed the bottling plan, changed the cask line, changed the brew house, changed fermenting. I don’t want to do it again, John. It’s now your job to do that. So I changed kegging line. I changed the bottling line. In my time we added to the brew house, and we added more fermenters and we added more maturation conditioning vessels. We kept the same principles. We didn’t change the principles, we just added more. So when he left the brewery I think we were making 130,000 and then when I left we were making 220,000. We got new filters, we spent, we spent a lot of money. New casks, new … it all adds up. I thought I probably spent about something in the region of 70 million pounds as a director of brewing during that period.

Markus Raupach: A lot of money.

John Keeling: A lot of money.

Markus Raupach: So we are drinking –

John Keeling: And only half of it went on my house.

Markus Raupach: It’s the castle over there. Yeah, we are drinking London Pride. That brings it to another topic, which is for me quite closely related to Fuller’s, it’s the Parti-Gyle system. The idea of brewing, as far as I knew, it was like three beers. The Chiswick bitter, the London Pride and the ESB which was, how did that process work? And how did it develop during your association?

John Keeling: By the way, it was developed by the Victorians based around the invention of sparging. Up until sparging, people had flooded the master, then drained it, then flooded it and drained it to get different beers, different strengths of beer. It would be the same recipe, but it would be different strengths of beer. And that was time consuming to the Victorians. And then they invented the sparge, which means that while you were draining, you could spray. So that speeded up the mashing process. So what they thought was we could mash it and we could start running off and we could sparge at the same time. But we could do it, Fuller’s then adapted that to have two master, both running at the same time, sparging. And it first was going to be super strong and you will put them in copper number one, boil them, then in copper number two, your work would be a lot weaker, you’d put the hops in, barley, and to make your different beers you would blend the two together going into fermenting vessel. And that gives you different strengths of beer.

Markus Raupach: And the hop was only given in copper number two?

John Keeling: No, the hop was put in copper one and copper two. In fact more hops were put in copper number one than copper number two. You would get a better utilization of hop if you only put it in copper number one, in number two, sorry, the weaker one. But that would mean that your weaker beer would be far hoppier and bitter than your stronger beer which was wrong. So we put 70% of the hops in the first copper, 30% in the second copper and then blend it. So you not only blend it for strength, you blend it for bitterness as well. And that’s how we made ESB, London Pride and Chiswick bitter. They were all basically the same recipe. They were all different because they got the different strengths and different rates of hop. Also Chiswick and ESB were dry hops in cask as well and in tank. So that gives them more hop character than the London Pride. Plus the yeast would ferment differently and produce different flavours because it was different strengths. The ESB was a much slower fermentation than the London Pride or the Chiswick. So we would only ever use for repitching yeasts we put from London Pride because we thought that was the best fermentation that gave us the best and most consistent yeast. Plus London Pride is our biggest seller, so we always have plenty of London Pride yeast every day.

Markus Raupach: Are they used for the other two beers? Or you use the different strengths?

John Keeling: No, they all got, there were no different yeast strains. They all originated from a London Pride fermentation.

Markus Raupach: Ah okay.

John Keeling: It was the same yeast, but it would be slightly knackered, tired having been in a stronger beer.

Markus Raupach: Ah okay.

John Keeling: So we preferred it to come out of London Pride, which is an average gravity and the yeast were fighting fit when they come out of it. And also, the two blendings, if you slightly changed the formula and made the second copper a full volume, but the first copper two thirds volume, you ended up getting a first wort of about 85 gravity, which meant you could also make a barleywine out of it. So we made Golden Pride as well out of it, which is a fantastic beer, by the way. And Vintage is made the same way. So we had to change the balance of the worts in order to get a strong enough wort. If we just do it 50/50 then the wort came out about 74/75, something like that. Okay? So that meant we couldn’t make an 80 gravity beer. So we just changed the percentage. So we did, we only filled the first copper two thirds.

Markus Raupach: So that means that all these beers are blends in different methods.

John Keeling: Yes, I mean, Golden Pride would take virtually 95% of the first wort. And then you just put 5% of the second wort, just to bring it down to the gravity you want.

Markus Raupach: Was it something you invented, the Golden Pride?

John Keeling: No, it was already there. It was already there. All these, Vintage was 1997 and I became brewing director in 1999. But I was the brewer that brewed it because I was in charge of the brew house. So I mashed it and whatever, but we’ve formulated the recipe. We decided how to make it as a team. And that’s why I did, so in my era, Honeydew, Wild River, Red Fox and other beers we developed. But they all developed as tea and ESB was developed in 1971 before my predecessor became head brewer. So he took that over as ESB and he brewed ESB from ‘81 to ‘99. I brewed ESB from ‘99 to ‘18. So I was in charge of the ESB brewing. And like everything else, ESB, London Pride, Chiswick bitter changed slightly over a period of time. Because originally ESB, London Pride, Parti-Gyle hops were Goldings. But everybody in the 70s and still to this day, are saying, oh Fuggles and Goldings won’t exist in ten years’ time. They’re too prone to disease, they’re too difficult to grow. We need to have new. So in the 60s, new hops, new British hops would be developed: Target, Northdown, Challenger. And the head brewer at the time, it was Graham Yore and he’s two away from me. Reg had already became dex and I became head brewer. Graham Yore said, well if these hops are going to grow and die out, we have to put an eye on it. So he changed the hops to Target for bitterness, which go in the copper at the beginning, and then Northdown and Challenger. And he changed that in 1976 and Reg kept that exactly the same. And then in 1999, when I took over, I thought to myself, well Goldings are not dying out. And in actual fact, Northdown and Challenger were being underplanted and they were beginning to decline. So I said to myself, oh, let’s put Goldings back into the recipe. So I reintroduced Golding back in. I didn’t take anything out, I just reduced the percentage of malt down with Challenger. So what we did, it was one-third Northdown, one-third Golding and one-third Challenger. And that’s how you respond to these differences. And again, we changed barley variety on a reasonably regular basis. We never stayed the same. And we blended new barley varieties in. We never had anybody say there was a difference, never with barley variety. I think also, to me, barley varieties do have an effect on the flavour. But that effect is much less than the change of hops or change of yeast or a change of processing even. And I think as long as you get good consistent malt from a malt which over the years malten has become better and better. And now that malt is very good of course barley grows and you can have bad seasons or a good season, you know? And so there’s always something to be done. But I wasn’t one of these brewers that thought barley variety was sacrosanct. And I would change it. Probably I changed it four times in my career because I found no need to chase something like barley. It was, you know, 60/70 pounds a ton more expensive and I just didn’t think that justified the change, the effect they had add on the flavour. And when we made Vintage, we would often change the barley variety for the Vintage. But because it was brewed on a Parti-Gyle, we also brewed 480 barrels of one barley, at the same time with a different barley varieties. And more often than not, we would just straight release that London Pride. So we would have London Pride, and Golden Promise alongside the more modern ones and nobody would say it was different. It was definitely within the parameters of the flavour of London Pride. We had one brewer who said there was a difference. I’m not sure he ever spotted it in a blind tasting.

Markus Raupach: And I think that’s also a little bit the art of a brewer to make these changes so it cannot be recognized.

John Keeling: I think what a lot of people, and particularly the counters, don’t realize the art of making consistent beer is not to do everything consistently. It is to manage change. So that’s what you do and that’s what you’re totally used to doing. So if I go back and change the recipe, back to pre-1976 recipe, that would probably be more noticeable. Because you can’t go back and get exactly the same malt and exactly the same hops. You could only get this year’s version of that. And we have seen over the past 20/30 years, that Goldings has increased in bitterness during that period. So Goldings itself as a hop has not stayed the same. It has changed. So how can you make the beer identically? The only way I have reasons you could do that is to get a TARDIS and go back with Doctor Who get the same materials. And that is the only way you can do it. And I used to say every brewer in the world, and also plant wears out you have to replace it. The way you make beer in the process, you try to make it exactly the same, but that is extraordinarily difficult to make it exactly the same. So beer changes throughout a period of time. The art of the brewer is to manage those changes, so that people do not notice. And any changes are viewed in a positive way, not a negative. And again, it is down to perception. If you have said you’ve changed something, people notice it. You don’t say you’ve changed anything people don’t notice it. And it’s the same as when I do, tutor beer tastings in pubs. If I say I am the brewing director or the head brewer at Fuller’s, this is a really good beer, everybody in that room before they taste it think it’s a good beer. If I tell them, I am the marketing director at Fuller’s and this beer is a good beer, half the people in that room disbelieve me from the moment I’ve said marketing director. Others say, no it’s not very good, actually. And it’s the same beer. It absolutely is perception. How you perceive beer. And I think that’s a good thing. I mean, one of the things I learned very early on is firstly, I’m just a custodian of the beer. And secondly, there are people drinking that beer who have been drinking it longer than I have. No matter the fact that when I become brewing director, I’ve been drinking it for 18 years. I looked around the table of senior managers at Fuller’s, there’s a quality manager, the engineer, the head of brewing, myself, I was in actual fact along with the least service. And there are people you could go to any Fuller’s pub and find somebody who’s been drinking London Pride longer than you. So why don’t they have a vote? Why do you know better than that? And I always made it part of my job to stay in touch with those people. To go to the pubs, to drink beer, not as the head brewer, but just as a punter and hear what people were saying. And I encouraged all my brewing staff to do the same and bring feedback back. Tell me what people are saying about our beer in pubs. Let’s not rely on marketing. Let’s, and we were the best interpreters of marketing data, the marketing, because we were drinkers. Because we’d like drinking the beer. Some of the marketing people have never drank beer. But they should not keep the data to themselves. They should go to the brewers with the data and say, how do we interpret this? And that’s by and large what they did at Fuller’s with me. So I had a good relationship both with brewing sales and marketing. And only working as a team together can you produce the best for your company, and the best for the drinker. One of the great things of being a brewer is you’re not going to be as well paid as maybe some of the accountants. But you will get greater satisfaction. You can have really bad meetings all day, done nothing. On your way home all you have to do is open the door to the Fuller’s pub and see everybody enjoying your beer. And that’s satisfaction. That’s a satisfaction the accountants can’t get.

Markus Raupach: Perfect, that’s very perfect final words. So thanks a lot for your time. Thanks a lot for the interview and maybe we do another one next year.

John Keeling: Maybe so.

Markus Raupach: Yeah, so thanks. Thanks for the beer, no, perfect and thank you that you did so much for the beer and Fuller’s beer which I really like and we have it in every course. So thank you and nice to see you, and hope to meet you again soon.

John Keeling: Yep.

Announcer: Bier Talk. Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

BierTalk Spezial 46 – Hopfenreiter Collab, u.a. mit Jeff Maisel, Sam Smith, Marc Goebel, Nils Waxweiler & Michael König

Seit 2016 brauen Jeff Maisel und seine „Friends“ im Liebesbier in Bayreuth den „Hopfenreiter“ ein, ein Double IPA, das es in sich hat. Immer mit demselben Grundrezept, aber mit verschiedenen, von den beteiligten Brauereien ausgewählten Hopfen, wird es jedes Mal ein einzigartiges Bier, das mittlerweile eine internationale Fangemeinde hat. Dieses Jahr waren wir live dabei und haben mit vielen Protagonisten live gesprochen: Jeff Maisel, Marc Goebel (Headbrewer Maisel), Alexander Feiner (Hopsteiner), Sam Smith (Tadcaster), Nils Waxweiler (Headbrewer Kuehn Kunz Rosen), Mikuláš Preisler (Headbrewer Pivovar Zichovec), Michael König (Maisel) und Erik Schnickers (BierAkademie). Ein spannender und vielfältiger Talk mit vielen Insights, wir hoffen, er macht Euch viel (Vor)Freude – Präsentation des neuen Hopfenreiters ist auf dem Craft Brauer Festival am 9. und 10. September in Bayreuth, auf dem auch alle beteiligen Brauereien zu Gast sein werden…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute was ganz Besonderes, wir sind nämlich live vor Ort in einem der Biertempel Deutschlands, also wenn nicht sogar der Biertempel, also auf jeden Fall in Bayreuth in Liebesbier und sitzen dort jetzt grade mit Jeff Maisel zusammen. Hallo, Jeff.

Jeff: Servus, servus, Markus.

Markus: Wunderbar und der Anlass ist natürlich auch ein großartiger, denn heute wird wiedermal ein Hopfenreiter gebraut, und das ist ein ganz besonderes Bier. Mehr davon werdet ihr noch im Laufe des Podcasts erfahren. Jetzt habe ich hier den Jeff vor mir und würde einfach erst mal fragen, was bedeutet es denn für dich als Brauer und als Inhaber und überhaupt als Mastermind von dem ganzen Laden hier, dass wir den Hopfenreiter machen und, ja, wie geht es dir dabei, wenn du da zurückschaust, auf die Jahre?

Jeff: Ja, es ist auf jeden Fall schön, dass das alles aufgegangen ist und vielen Dank für die Vorschusslorbeeren hier mit Biertempel. Im Prinzip sind wir einfach nur glücklich, dass wir immer einen Schritt nach dem anderen machen konnten und das immer mit Freunden zusammen. Und so ist die Brauereigeschichte, dass mein Großvater, mein Vater und jetzt ich auch mit Marc Göbel immer einen Freund mitgebracht habe. Und über dieses Thema sind wir dann eben auch zu Maisel & Friends gekommen und dies Philosophie von Maisel & Friends haben wir dann im Hopfenreiter verewigt, in dem wir bei der Eröffnung vom Liebesbier, man bringt ja immer da Brot und Salz mit, da habe ich gesagt, ja, was will der Brauer mit Brot Salz? Hopfen, das wäre eigentlich viel besser, Malz vielleicht, sind wir auf die Idee gekommen, einfach dieses Thema des Collab-Brew mal neu, mal anders, mal für uns zu denken. Zu sagen, wir nehmen mehrere Brauereien, befreundete Brauereien, die bringen jeder einen Hopfen mit. Wir machen immer ein Grundbier und dieses Grundbier wird dann eben mit diesem neuen Hopfen jahrgangsmäßig verfeinert. Es sind immer andere Brauereien dabei und das ist ganz, ganz schön, weil wir sehr, sehr viele Leute kennenlernen, ein schönes Netzwerk machen. Jetzt haben wir eben auch ausländische Brauereien wieder dabei. Das macht Spaß und bringt mir so ein bisschen Gänsehaut oder auch das Gefühl, es funktioniert, das Brauer nicht nur, deins schmeckt nicht, meins schmeckt besser und so weiter reden, sondern einfach sagen, hej, es ist schön bei dir und lass uns zusammen ein Bierchen trinken und ein bisschen philosophieren, das ist toll.

Markus: Ja, ich finde auch, dass ist so ein großer Schwenk im Denken der Brauer. Also wenn ich überlege, ich meine, ich bin jetzt nicht so alt, aber wenn ich so die 20, 25 Jahre zurückblicke, als ich hier in Franken angefangen habe, mich professionell mit dem Thema Bier zu beschäftigen, da war es schon noch so, dass die Brauer eher so ihr eigenes Süppchen gekocht haben und man hat sich so ein paar Hektoliter um die Ohren gehauen, aber ob die gestimmt haben oder nicht, auch egal. Und an die Idee, also sich zusammenzusetzen oder zusammenzuarbeiten, da war eher nicht so zu denken. Und wenn man jetzt überlegt, wohin das Ganze sich entwickelt hat, das wir im Grunde ja ein globales Netzwerk haben von Menschen, die eine Freude teilen und sich da eben austauschen, das finde ich faszinierend. Und wie ist das denn für dich, wie erlebst du das, wie erlebst du Brauer aus anderen Ländern? Wo sind für dich vielleicht noch Hürden und wo sind für dich Sachen, wo du sagst, das macht mir ganz besonders viel Spaß?

Jeff: Also wenn man da mal mit dem Kritischen anfangen kann, ist es genauso wie du sagst und dann habe ich aber trotzdem auch gemerkt, also wir können gern die Hand reichen, aber die wird auch gern genommen, aber es kommt selten was zurück. Das muss man leider auch sagen, ob jetzt Großbrauer oder jetzt eben ganz kleine und Craftys und so weiter, es wird gern genommen, aber es wird nicht immer gegeben. Nicht immer ist dieses gemeinsam, Collaboration, wirklich so, sondern schon, wie wir Menschen vielleicht auch manchmal sind, da schaut man eher so vielleicht ein bisschen auch neidisch oder schaut was ab oder in der Richtung und denkt für sich. Und ich glaube, das muss eigentlich die Größe sein, die wir bekommen, zu sagen, wir lernen von jedem, egal ob das ein Konzernbrauer ist oder ob das ein kleiner Brauer ist, wir lernen von jedem. Wir müssen uns den Menschen anschauen und sagen: „Mag ich den Markus-Typ da oder mag ich den nicht?“ Und wenn wir uns mögen, dann ist es gut und wenn nicht, müssen wir uns auch nicht streiten, wir müssen uns halt nicht zu sehr liebhaben sozusagen. Ich glaube, das ist so ein Menschenthema, also einfach ehrlich damit umgehen, nicht zu viel rein interpretieren, Spaß dabei haben und das ist das, was ich jetzt hier schon erfahre, insbesondere bei meinen Kollegen und so weiter, das wir das respektieren. Wir wissen auch, es ist halt so, nicht jeder gibt gern, aber es ist uns auch, ehrlich gesagt, wurscht. Wenn wir am Schluss dabei Spaß haben und neue Leute kennenlernen, sagen wir mal jetzt und so weiter, es sind einfach so schöne Dinge, da freuen wir uns drüber und deswegen machen wir auch weiter.

Markus: Gibt es so ein Highlight, wo du vielleicht zurückdenkst, wo du andere Brauer getroffen hast, wo du sagst, das war für mich echt ein Schlüsselerlebnis, das hat besonders viel mir gebracht oder mir gegeben?

Jeff: Also da muss ich ganz weit zurückgehen, jetzt nicht beim Hopfenreiter, sondern bei mir war es Düwell bei einem Käse-Bier-Testing, ein typisches Sauerbier und dann auch noch ein Blauschimmelkäse. Beides Dinge, die ich nicht mochte bis dorthin und beide Dinge, die dann zusammen im Mund trotzdem aufgingen wie eine Bombe, wo ich gesagt habe: „Bow, das schmeckt echt geil.“ Also das war so das Einzelerlebnis, weswegen ich gesagt habe: „Wir müssen das unbedingt mit den Testings auch hier weitermachen.“ Und dann würde ich trotzdem sagen, das gemeinsam, das macht es aus. Also wirklich dieses Thema Philosophie Maisel & Friends ehrlich leben zu können und als offene Plattform zu haben und da jetzt wirklich auch schon zu sagen, es sind mindestens Geschäftsfreunde. Das ist eigentlich das Highlight aus dem ganzen, was geboren wurde, kein einzelnes Highlight, aber so insgesamt dieses, okay, ich glaube, die Maisels werden auch anders eingeschätzt. Wir wollen eben nicht gegeneinander, wir wollen lernen, ständig lernen, wir wollen uns selber weiterentwickeln, aber wir schaffen das nur, wenn wir uns insgesamt weiterentwickeln. Und das macht Spaß und dabei darf man Bier trinken, Augen auf bei der Berufswahl.

Markus: Absolut. Das bringt mich vielleicht nochmal ganz kurz zum Liebesbier an und für sich, das sich ja insgesamt auch so erlebt habe. Also das man sagt, okay, das ist ein Team, was sich Gedanken macht, das auch mal in die Welt schaut, zurückkommt, daraus dann diesen Platz gestaltet und dann hat sich das ja wunderbar entwickelt. Dann kam diese Zeit mit der Pandemie und jetzt entwickelt es sich noch weiter, und das finde ich total spannend. Also wie funktioniert das, hast du das in deinem Kopf, erzählen dir das Leute oder wie kommt es dazu, dass du immer wieder jetzt zum Beispiel ein Hotel dazu baust, dann eine Show-Küche, dann, was weiß ich, wieder ein neues Baustück, das ist ja wirklich ein tolles Versatzwerk, was wir hier haben.

Jeff: Also ich denke mal, was mich auszeichnet oder prägt ist, dass ich nix alleine kann. Das hört sich erst mal blöd an, aber das führt dazu, dass man natürlich immer versucht ein Team, ein Netzwerk zu haben. Und ich habe das riesen Glück hier, mit dem Thomas Weng hier einen Partner zu haben, der geborener Gastronom ist, dafür aber auch noch Immobilienprofi, Designer ist, der natürlich wahnsinnig viele Ideen, auch Umsetzung reinbringt. Und auch in meinem Team, ob das jetzt der Markus Blümle ist als Braumeister, die einfach in dem Thema Bier sowas von ausgehen und das mit Herzblut machen, dass man nicht unbedingt auf die Stechuhr schaut, sondern dann wird weitergemacht und danach trinken wir noch ein paar zusammen. Also immer dieser Austausch, dieses Gemeinsam führt dazu, das man Ideen sammelt. Jetzt bin ich noch halbamerikanisch, meine Mutter, ich bin natürlich dann viel in den USA gewesen, ich liebe es, ich liebe Bayreuth, ist meine Heimat, ich liebe es aber auch rauszukommen, Neues zu erleben. Und das dürfen wir hier umsetzen, da ist eine enorm hohe Dankbarkeit da. Und ich glaube, das ist auch der Schlüssel zum Erfolg, es ist nix gepresst, es ist nix unbedingt gewollt, sondern es macht uns wahnsinnig viel Spaß und ich habe das Glück, dieses Netzwerk, diese Menschen um mich rum zu haben, das macht es aus.

Markus: Wunderbar. Da werden wir jetzt gleich mal weiterschauen und die Nächsten aus dem Netzwerk, die heute da sind, begrüßen. Dir noch einen wunderschönen weiteren Tag und danke schön auch für diese tolle Idee.

Jeff: Na, danke schön. Ich hoffe, wir trinken heute Abend noch eins gemeinsam.

Markus: Das machen wir.

Jeff: Sehr schön.

Markus: Ja und weiter geht es, wir haben den nächsten Protagonisten bei unserem Hopfenreiter-Podcast heute und das ist der Marc Goebel von der Maisel Brauerei, der dort Head Brewer, wenn dass das richtige Wort ist, aber er wird es bestimmt gleich auflösen, ist, und ich freue mich, dass du hier bist. Und vielleicht lüftest du erst mal das Geheimnis und stellst dich kurz mit der richtigen Berufsbezeichnung selber vor.

Marc: Ja, also ob jetzt Head Brewer, also der offizielle Titel ist Geschäftsführer Braubetrieb, aber ich sehe mich als Teil des Teams und ein Titel ist nicht so wichtig.

Markus: Nein, natürlich nicht, aber, wie du sagst, Teil des Teams und durchaus wichtiger Teil des Teams. Und ich habe grad schon mit Jeff gesprochen, der natürlich viel erzählt hat auch einfach über die Philosophie, grade von Maisel & Friends, das es eben natürlich auch um Freundschaft geht. Und da hat er natürlich auch dich erwähnt und gesagt, okay, du bist natürlich nicht nur ein Mitarbeiter, sondern eben auch ein Freund. Was würdest du sagen, wie wichtig ist diese Komponente Freundschaft und ist das etwas, was man auch an einem Bier schmecken kann?

Marc: Also Freundschaft finde ich sehr wichtig und wenn man das verbinden kann, den Beruf und das Freundschaftliche dann auszuleben. Klar, dann hat man mal eine andere Meinung, aber es ist ein anderes Verhältnis der Zusammenarbeit und das ist das Schöne. Und das merkt auch im ganzen Team, dass einfach der freundschaftliche Umgang so vieles leichter macht und das Arbeiten auch mehr Spaß macht.

Markus: Ist das dann auch etwas, wo vielleicht Arbeit und Nichtarbeit so ein bisschen ineinander übergeht, also wo das einfach ein schöner Bestandteil des Lebens ist?

Marc: Ja, klar! Also es sind ja viele Stunden, die man auf der Arbeit verbringt und wie schlimm wäre das, wenn man sagt: „Ah, acht, neun Stunden, das war jetzt eine Qual.“ Und so sagt man: „Ja, schön, das hat Spaß gemacht“ und dann kriegt man vielleicht auch gar nicht mit, dass es mal ein bisschen länger wurde, weil man noch ein Bier zusammen getrunken hat und hat noch über was philosophiert, das vermischt dann auch ein bisschen.

Markus: Wenn man dir ein bisschen zuhört, dann hört man, dass du jetzt nicht unbedingt Franke bist. Das wäre vielleicht noch eine interessante Frage, wie bist du überhaupt hier in unseren Gau gekommen und wie dann eben grade zu Maisel?

Marc: Genau, also ich bin gebürtiger Münchner, habe aber lange Zeit am Chiemsee gelebt, habe da auch meine Lehre gemacht bei der Brauerei Schnitzlbaumer.

Markus: Uih, tolles Sudhaus.

Marc: Ja und dann Studium bei Weihenstephan und da haben sich Jeff und ich kennengelernt. Und, ja und dann hat sich das so ergeben und dann bin ich jetzt dann hier nach Oberfranken gekommen. Und ich bin ich 26 Jahre da und fühle mich hier gut und wohl.

Markus: Quasi gekommen um zu bleiben. Ja, vielleicht noch eine Frage zum Thema Hopfenreiter, es ist ja ein ganz besonderes Projekt, das jetzt auch schon so über viele Jahre geht. Was bedeutet das so für dich und was sind so deine Erfahrungen auch mit den Bieren, also aus der Sicht des Braumeisters, gibt es da spannende Erkenntnisse, die du daraus gewonnen hast oder Sachen, die ihr ableitet aus diesen Versuchen in eure anderen Biere, also wie ist das in eurem Kosmos so angesiedelt?

Marc: Ja, gut, man wird immer, egal ob man nun den Hopfenreiter nimmt oder irgendein anderes Bier, was mit Freunden zusammen braut oder mal ein Spezialbier macht, man leitet es immer ab und sagt: „Okay, können wir das irgendwo anders noch, die Erkenntnisse verwenden?“ Der Hopfenreiter, finde ich super interessant. Also ich kann mich noch immer gut an den ersten Hopfenreiter erinnern, wie hier in Liebesbier zusammen saßen und haben an dem Vorabend da noch BE-Berechnungen gemacht am Tisch und das war einfach ein wunderschönes Zusammengehörigkeitsgefühl und man hat sich ausgetauscht und hat auch Erfahrungen von anderen dann angenommen und hat auch die gleich mit eingearbeitet und das finde ich schön also.

Markus: Was mich noch interessieren würde, beim Hopfenreiter geht es, wie der Name schon sagt, um den Hopfen. Wenn ich jetzt zurückdenke vor 20, 25 Jahren hat bei einer Brauerei wie Maisel, das Thema Hopfen wahrscheinlich noch keine wirklich große Rolle gespielt. Wie hast du denn diese Veränderung erlebt und was würdest du sagen, wie hat sich das heute entwickelt auch innerhalb der Brauerei, der Umgang mit den verschiedenen Rohstoffen?

Marc: Also zum Glück, muss ich sagen, hat sich das so verändert. Wenn ich jetzt mal so an meine Anfänge auch in der Lehrzeit, ja, Hopfen, gut, auch da war das Thema Aroma, aber es hatte nicht die große Bedeutung so gehabt wie sie es jetzt hat. Und als dann diese ganzen Themen aufkamen der Aromen und mich fasziniert das, wie man aus unterschiedlichen Hopfensorten Aromen zaubern kann. Und das ist ja auch nicht so, dass A plus B, beides dann da ist, sondern da kann auch mal C rauskommen, also wunderschön und man kann richtig kreativ sein und ich finde das traumhaft.

Markus: Ja, also das finde ich. Und vielen Dank für deine Zeit und da bin ich mal gespannt, was heute dabei rauskommt. Wir werden uns jetzt den nächsten Protagonisten vornehmen und danke dir nochmal für deine Zeit und wünsche uns heute natürlich einen guten Erfolg bei unserem Hopfenreit.

Marc: Genau und wir freuen uns schon tierisch drauf, die zu verkosten.

Markus: So, weiter geht es bei unserer spannenden Reise mit dem Hopfenreiter-Team und jetzt haben wir den Alexander Feiner hier von Hopsteiner. Und wie der Name der Firma schon sagt, geht es da natürlich auch um den Hopfen. Aber, Alex, vielleicht stellst du dich erst mal ganz kurz den Hörern selber vor, damit sie auch ein bisschen was von dir wissen und von Hopsteiner.

Alex: Ja, genau. Ja, ja, ich bin der Alex Feiner, komme aus der Hallertau, arbeite für das Unternehmen Hopsteiner, bin dort zuständig für Forschung und Entwicklung und vor allen Dingen für das Zuchtprogramm und darf heute einen meiner Hopfen zur Verfügung stellen, nämlich den Solero. Dazu können wir vielleicht noch mehr sagen, wo das herkommt. Ich komme selbst ja auch aus der Hallertau, bin auf einem Hopfenbaubetrieb aufgewachsen und somit ja von klein auf die Berührung mit Hopfen und, ja, die Faszination ist immer groß.

Markus: Ja, spannend auf jeden Fall. Also auch eine Jugend auf dem Hopfenhof stelle ich mir total schön vor und habe ich die romantischen Bilder im Kopf. Ich fahre ja jedes Jahr mindestens einmal in die Hallertau und da sieht man dann jetzt immer noch die Kinder vom Hopfenbauer, die hinter dem Wagen herlaufen und die restlichen Reben aufsammeln und so, also ganz viel Idylle im Kopf, aber natürlich auch viel Arbeit. Wenn du da in deine Jugend zurückblickst, war das immer rosig oder gab es auch harte Zeiten?

Alex: Ja, also als pure Romantik würde ich es nicht unbedingt bezeichnen, aber ich würde es schon als was Schönes bezeichnen und vor allem Dingen für mich jetzt unheimlich prägend. Ich habe es teilweise gern gemacht, teilweise nicht, also das war teilweise, ja, vor der Schule, nach der Schule oder so, ja. Aber prinzipiell eine schöne Zeit und hat mich auch wahnsinnig geprägt und hat mich jetzt eigentlich zu dem gemacht, was ich grad bin, ja.

Markus: Ja und wenn man sagt, was du grade bist, muss man natürlich auch ein bisschen sagen, Hopsteiner ist ja eine der größten Firmen auf der Welt, die sich mit Hopfenhandel letzten Endes beschäftigt, also durchaus Nummer zwei oder drei, denke ich mal. Das ist also spannend, dass es eben nicht nur eben Deutschland ist, sondern doch weit drüber hinausgeht. Und dann noch das Thema Entwicklung, Züchtung. Stellt man sich immer so leicht vor, du hast da halt so ein paar Blumentöpfchen und dann kommen da Pflanzen rein und so, aber so einfach ist es ja nun doch nicht. Also wie ist das, vielleicht, wenn du das mal kurz für unsere Hörer schilderst, wie ist dass, wenn man einen neuen Hopfen züchtet, wie passiert das?

Alex: Ja, also für uns als Unternehmen Hopsteiner ist die ganze Forschung und Entwicklung sehr, sehr wichtig. Und das muss auch für ein Privatunternehmen wirklich Fokus haben, weil, es kostet auch ziemlich viel Geld. Aber für uns hat das wirklich oberste Priorität und dementsprechend haben wir ein eigenes Zuchtprogramm, dass sowohl in den USA, in Yakima tätig ist, aber eben auch in Deutschland. Und, ja, es ist eine immense Arbeit dahinter, immense Kosten, wenn man sich vorstellt, wirklich von der Idee, ich mache eine neue Kreuzung, bis dann eventuell zur Sorte, vergehen locker in der Entwicklung der Sorte, zehn Jahre. Bis die dann wirklich effektiv im Markt ist, vergehen nochmal fünf bis zehn Jahre, also man muss eigentlich jetzt schon wissen, was die Probleme in 20 Jahren sind. Aber wir haben halt eben den Fokus sehr stark eben auf die Züchtung gesetzt, weil, man sieht es auch in diesem Jahr wieder, der Klimawandel ist präsent, wir haben weniger Niederschlag, höhere Temperaturen, also es sind neue Sorten unbedingt notwendig. Aber eben sehr, sehr Zeitlang, das Ganze zu entwickeln und dann aber auch in den Markt zu bringen.

Markus: Das ist ja auch wirklich eine ganz besondere Herausforderung, also einerseits allein durch den Zustand, dass man schon mindestens zehn bis 20 Jahre in die Zukunft denken muss, was schwerfällt, grade heutzutage in unserer doch sehr kurzfristig denkenden Zeit. Wenn wir da zurücküberlegen, ob man 2000 an irgendwelche Dinge schon gedacht hat, die uns heute beschäftigen, geschweige denn, wenn man überlegt, was die in den 70ern über 1990 gedacht haben, also da sind schon verrückte Sprünge dazwischen. Anders aber auch die Herausforderungen, das Hopfen ja eine Pflanze ist, die eben nicht nur vom Klima abhängt, sondern stark auch vom Licht abhängt. Das heißt, wo ich bei anderen Pflanzen sagen kann, ich weiche halt aus nach Norden, das ist beim Hopfen nicht so einfach, weil dann eben sich die Lichtverhältnisse ändern. Und das sind auch Herausforderungen, die man irgendwie berücksichtigen muss, oder?

Alex: Ja, klar, ja, also es sind die Breitengrade, die entscheiden sind, gewisse Genotypen oder Sorten funktionieren auch nur in gewissen Breitengraden oder bringen auch den Ertrag, den man sich wünscht. Aber eben, was ja beim Hopfen auch sehr, sehr speziell ist, ist diese ganze Infrastruktur um dieses ganze Produkt. Das heißt, beim Landwirt draußen, da sind immense Investitionen nötig, um erst mal das erste Kilogramm produzieren zu können, die Höfe kann man nicht einfach irgendwohin verlagern. Und dann eben weitergedacht, die ganze Verarbeitung, die ganze Übernahme des Hopfen, die Lagerung in den Kühlhäusern, die Verarbeitung, das findet ja auch in den Anbaugebieten immer statt, um die Wege kurz zu halten, also einfach die Hopfenanbaugebiete in andere Gebiete zu verlagern, ist schwierig oder eigentlich unmachbar.

Markus: Und dazu kommt ja auch noch das Thema Krankheiten und da gibt es ja jetzt auch neue, teilweise auch menschengemachte dazu. Wie wappnet man sich gegen sowas oder kann man das überhaupt?

Alex: Ja, also es gibt die Hauptkrankheiten, aber es kommt natürlich immer wieder was Neues mit dazu. Wie zum Beispiel dieser Citrus Bark Cracking Viroid, der jetzt neu aufkam, der aus den Citrusfrüchten kommt und man festgestellt hat, das eben Hopfen auch ein Wirt für das Ganze ist und nach zwei Jahren ist dann die Pflanze tot und bringt keinen Ertrag mehr. Also das sind echt immense Auswirkungen, auf die man mehr oder weniger schnell reagieren kann.

Markus: Ja, das ist auch eine traurige Geschichte, oder, wenn man überlegt, dass da eigentlich etwas gemacht wurde, um Citruspflanzen besser hinzubekommen und dann dieser eigentlich in guter Absicht hergestellte Virus, oder was auch immer es ist, sich dann eben auf den Hopfen überträgt und jetzt wirklich die Ernte massiv gefährdet. Ist nicht so einfach, ne?

Alex: Nee. Also, gut, er wurde jetzt nicht vom Menschen erzeugt, er war schon immer da, man dachte ja nicht, das Hopfen damit infiziert werden konnte oder infiziert werden kann. Ja, es kommt immer wieder was Neues mit hinzu, natürlich wie du sagst, auch die Resistenzen sind wichtig. In Zukunft werden weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen, die Wirkstoffe werden weniger, weniger Akzeptanz auch in der Gesellschaft und die Herausforderungen werden größer. Und von dem her ist eben die Forschung sehr, sehr wichtig, um besser zu verstehen, was ist der Hintergrund, um dann auch schneller zu sein. Also grad bei uns, der Schwerpunkt in der Züchtung liegt schon sehr auf der molekularen Genetik, das wir eben wissen, was passiert in der Pflanze, ohne sie zu verändern. Also wir sprechen nicht von GMO, sondern wirklich zu verstehen, wo sind die Resistenzen, welche DNA-Abschnitte sind damit verbunden, um eben effektiver zu selektieren schon bei den Eltern, dass man eben gezieltere Kreuzungen macht und auch dann bei den Nachkommen, um diese Zeitsprünge zu verkürzen, das man eben nicht mehr von zehn Jahren spricht, sondern eben ein paar Jahre zwischendrin auslassen kann und eben dann auf sechs, sieben Jahre schon mal runterkommt. Und das ist für uns grad das Allerwichtigste, schneller reagieren zu können.

Markus: Okay und bevor wir jetzt gleich zu dem Hopfen kommen, den du heute mitgebracht hast, noch eine Frage, die mich interessiert, dieses ganze Thema Bio-Hopfen. Ist das für euch auch ein Thema und wie beurteilst du da die Entwicklung?

Alex: Ja, die Entwicklung der letzten Jahre war ziemlich immens, grade auch die Nachfrage bei den Landwirten. Also man ist sich da ja nicht immer so ganz sicher, was kommt zuerst, die Nachfrage oder das Angebot und das ist halt sehr schwierig. Also wenn mal ein Landwirt umgestellt hat, es dauert ja in Deutschland auch dann gewisse Zeit, von konventionell auf Bio umzustellen, sprich, da hat er auch gewisse Verlustjahre. Oder wenn dann eben der Bio-Hopfen auf konventioneller Ebene vermarktet werden muss, dann funktionieren die Preise nicht mehr. Also es ist eine ziemliche Bewegung da, man merkt es ja auch bei den Brauereien, immer mehr Bio-Marken kommen raus, mehr Bio-Brauereien, aber da diesen Mittelweg zu finden, das eben auch dann das Preisniveau in diesem Bio-Sektor bestehen bleibt, damit die bestehende Bio-Pflanzen, die immer schon da waren, da nicht ganz untergehen, also das braucht gewisses Fingerspitzengefühl.

Markus: Ja und da sind wir jetzt schon bei dem richtigen Punkt, Fingerspitzengefühl, das brauchen wir natürlich auch für den Hopfenreiter. Was hast du denn für Hopfen mitgebracht und vielleicht magst du uns die aromatisch auch ein bisschen beschreiben, was du dir erwartest.

Alex: Also ich habe den Solero mitgebracht, das ist eine meiner zwei Züchtungen, die ich jetzt für Hopsteiner machen durfte. Und der Solero ist eben also bewusst für hopfenbetonte Biere entwickelt worden, bringt Aromen mit von tropischen Früchten, von Passionsfrucht. Es sind gewisse Esther drin, die sehr prägnant sind und eben auch im Bier schön durchkommen. Und der, glaube ich, passt perfekt für diesen Hopfenreiter, dass diese Hopfennote gut durchkommt. Ja, Solero wurde entwickelt eben auch als neue Sorte für diesen Markt, aber eben auch als stabile resistente Sorte. In diesem Jahr zeigt sich, Solero liebt die Hitze und wie der Name ja schon sagt und, ja, also kommt mit der Hitze gut klar und im Vergleich zu anderen Sorten eben hier auch viel stabiler und resistenter.

Markus: Jetzt würde mich noch interessieren, du sagst, das ist deine Züchtung. Kannst du dich noch erinnern, wie ging das los, also bist du irgendwann nachts fiebrig aufgewacht und hattest die Idee, so muss das sein oder sitzt man da ewig am Schreibtisch und sucht oder wie kommt es dazu und wie waren dann so die Kindergartenjahre und so weiter von diesem Hopfen?

Alex: Ja, also die ganze Story von Solero hat 2012 begonnen, da war die Kreuzung. Und, ja, man setzt sich am Anfang irgendwohin und sagt, in welche Richtung will ich denn gehen, will ich in Richtung Aroma gehen, Richtung spezielleres Aroma oder Richtung Hochalpha und dementsprechend wähle ich meine Eltern aus. Und so wurden auch hier dann die Eltern ausgewählt, um wirklich in diese spezielle Aromarichtung zu kommen. Und was dann danach, also man kann sich viel ausdenken, die Wahrheit liegt dann im Feld. Und, ja, eine Kreuzung hat bei uns ungefähr immer so 2- bis 300 Sämlinge im Feld und dann sucht man sich da die Besten raus und da war eben dann der Solero mit dabei, damals als Nummer. Und dann geht es eben die nächsten Jahre dann in dieses Mehrpflanzenstadium, aus einer werden sieben, aus sieben werden 100, aus 100 wird ein Hektar und dann sieht man irgendwie, okay, das funktioniert. Also die ersten Jahre, man konnte sich nicht vorstellen, dass dann wirklich aus dem eine Sorte wird, weil, es sind da mehrere Kandidaten im Rennen. Aber es hat sich auch immer mehr gezeigt, auch in den Brauversuchen in den Bieren, hej, das kommt wirklich so gut rüber und er wächst wirklich so gut und genau das Ziel, das wir uns gesetzt haben und nachher hat das immer mehr Formen angenommen. Und dann bis 2019, sind wir dann auf den Markt gegangen, ja, Ende 2019 sind wir dann auf den Markt gegangen mit dem Namen Solero, ja.

Markus: Und darfst du verraten, welche Eltern das sind?

Alex: Also, ja, man kann sie nur zum Teil verraten, weil ja von der männlichen Seite her, ist ja keine Sorte, sondern das ist auch wieder irgendwas zusammengekreuzt. Also das ist für uns ein Zuchtstamm, der drüben in den USA entwickelt worden ist, der wirklich auch diesen Fokus hat, ja, diese Resistenzen zu vermitteln. Und auf der weiblichen Seite, das könnte man schon, das ist Cascade, ja. Also der auch in allen Anbaugebieten irgendwie funktioniert und Cascade, mal was anders, hat dann in dem Fall wirklich gut funktioniert und hat uns das gebracht, ja.

Markus: Also wie bei den Menschen, die Mutter kennt man auf jeden Fall.

Alex: Die Mutter, richtig.

Markus: Letzte Frage, hast du privat auch Familie?

Alex: Ja.

Markus: Auch Kinder schon?

Alex: Ja.

Markus: Und kann man das vergleichen so, der Sohn oder die Tochter auf der einen Seite und das Hopfenbaby auf der anderen Seite?

Alex: Nein, ich glaube, auf der Menschenseite sind viel, viel mehr Emotionen im Spiel, ja, also das ist relativ frisch, also meine Tochter ist eineinhalb und deswegen kann ich das wirklich sagen. Also es ist auch super natürlich befriedigend, wenn man Hopfenzüchter ist und da was auf den Markt bringt, das war damals schon ein geiles Gefühl, definitiv.

Markus: Ja und der Hopfen ist ja jetzt erwachsen und da sind wir mal gespannt, was draus wird, also fast erwachsen, also jedenfalls wird er jetzt im Bier professionell verwendet und da bin ich mal schon sehr gespannt. Ich kann unseren Hörern nur sagen, die Pellets haben auf jeden Fall fantastisch gerochen, ich hatte auch so ein bisschen, ja, harzige, ätherische Noten, also wirklich eine sehr, sehr komplexe intensive Aromatik, also wird bestimmt spannend.

Alex: Ja.

Markus: Danke für den Hopfen.

Alex: Ja, danke auch, ja.

Markus: Danke für deine Zeit und jetzt schauen wir mal, was dabei rauskommt.

Alex: Danke schön.

Markus: So, dann geht es weiter, wir haben einen der vielen Väter des Hopfenreiters hier, aber vielleicht einen der beiden Urväter sozusagen, nämlich den Michael König, hatten wir ja auch schon im BierTalk. Hej, Micha, schön dass du da bist erst mal.

Michael: Servus, Markus.

Markus: Ja, wunderbar, dann lass uns am besten gleich direkt einsteigen. Also wie entsteht so der Gedanke zum Hopfenreiter, wie war das damals, wie kam euch diese Idee?

Michael: Das war, also ich war noch gar nicht lange bei der Brauerei Maisel, ich bin ja im Januar 16 gekommen und das Liebesbier wurde ja schon Ende Januar 16 eröffnet und in dieser Zeit gab es so ein Baustellenbüro, direkt ein Stockwerk über dem Liebesbier. Und genau zu dieser Zeit hat dieser Künstler aus Berlin, Street-Art-Künstler unv. #00:25:26-3# den Hopfenreiter auch an die Wand gemalt. Und ich bin so vorbeigelaufen, habe gesagt: „Sieht super aus, ja. Und wie heißt das?“ Ja, Hopfenreiter. Okay, dann bin ich wieder ins Baustellenbüro, Jeff saß da in seiner Baustellenweste und hat, was weiß ich, was er grad gemacht hat und habe gesagt: „Eigentlich eine coole Idee mit dem Bild, wir könnten eigentlich ein Bier machen, was auch Hopfenreiter heißt.“ Guckt er mich an, eigentlich eine gute Idee, machen wir. Ein richtig schön hopfiges Double IPA muss das sein, genau. Und dann haben wir eben eine Eröffnungsveranstaltung und da haben wir gesagt: „Genau, lass doch die Brauer, die da kommen, einfach so eine Hopfengabe, ein Hopfengeschenk mitbringen und das soll dann der Hopfenreiter sein.“ Da war die Story geboren, der erste Hopfenreiter. Und der Zweite, wie es dann zu dieser Kontinuität kam, war dann eben mit dem ersten Geburtstag, ein Jahr später, da haben wir gesagt: „Eigentlich müssten wir wieder ein Hopfenreiter brauen.“ Und so ist das nach und nach eben gewachsen und wir sind jetzt bei Nummer sieben.

Markus: Ja, faszinierend, auch faszinierende Geschichte. Also ich gehöre auf jeden Fall zu den Menschen, die alle schon probiert haben, die es bisher gab und sie waren immer gut, wenn auch wirklich heftig. Also Double IPA hat schon auch oft eine gewisse Wirkung. Aber gut, ist halt so und macht dann ja auch Spaß und man muss es ja nicht zum Frühstück trinken, insofern durchaus auf jeden Fall eine spannende Geschichte. Deswegen an dich vielleicht noch die Frage, steht das fest, dass es immer ein Double IPA ist oder könnte es sein, dass ihr auch im Bierstil mal ein bisschen variiert?

Michael: Also tatsächlich, das Grund, so gehe ich auch in der Erklärung vor bei den Brauereien, ist das immer fest. Es ist immer die gleiche Malzmischung, immer gleicher Alkohol, gleiche Bittereinheiten, danach gehen wir vor. Aber tatsächlich, da wir jetzt schon bei Nummer sieben sind, kommt mir so irgendwann mal entgegen, dass es ja auch mal irgendwann ein Jubiläum geben wir, eine Nummer zehn zum Beispiel, was könnten wir denn da machen? Ich sehe in den USA mit so verschiedenen Auflagen von IPAs, ja, weiß nicht, glaube ich nicht, ob wir das so logistisch auch wirklich stemmen und man muss das ja auch natürlich verkaufen können. Aber vielleicht eine Sonderedition vom Hopfenreiter, fände ich auch ganz gut, wenn es dann mal irgendwann ein Jubiläum geben wird, ja, dauert noch drei Jahre.

Markus: Naja, das schaffen wir schon, da gehe ich fest davon aus. Jetzt haben wir die Pandemie überstanden, dann wird das auch, glaube ich, funktionieren. Das ist ganz interessant, also wenn man auf den Markt schaut in den USA, gibt es ja zwei große Gewinner innerhalb der IPA-Kategorie, auf der einen Seite das Hazy New England IPA, das ist vielleicht nicht unbedingt die Überraschung. Aber auf der anderen Seite ist es das Imperial IPA, dass ja dort bis hin zu zehn, zwölf Prozent durchaus produziert wird, also könnte natürlich so ein Jubiläumsbier auch mal noch ein Kräftigeres sein.

Michael: Ja, habe ich mir tatsächlich auch gedacht, so ein Tripple IPA Hopfenreiter, fände ich ganz gut.

Markus: Okay, das halten wir schon mal fest, wir können dann in drei Jahren feststellen, wie das so ist. Ja, vielleicht mal kurz zur Entstehungsgeschichte von unserem jetzigen Hopfenreiter, es ist die Nummer sieben, es sind wieder spannende Brauer dabei. Wie ist das so, also setzt du dich jetzt praktisch Morgen hin und überlegst für Hopfenreiter Nummer acht und fängst an, Brauereien zu kontaktieren? Also wie kommt ihr da drauf, wenn ihr da gerne zusammen habt und wie organisiert sich das dann so?

Michael: Also im Grunde genommen, wenn man einen Strich drunter zieht, um es schnell zu erklären, ist alles meins. Also ich fühle mich da ein bisschen so wie, wen kann ich zu meinem 18. Geburtstag einladen. Auf der einen Seite, ich beobachte natürlich auch den Markt und wir müssen die Limiteds natürlich auch vorbereiten. Ich fange, glaube ich, mit der Hopfenreiter-Planung immer so, ich glaube, so im März sogar schon, fangen wir an. Und aus meinem Dunstkreis, den ich so meine, den möchte gern mal dabei haben und wir versuchen, natürlich auch immer wieder Abwechslung drin zu haben, keinen Doppelten, schreibe ich Brauereien zusammen und schicke dann den Vorschlag an den Chef. Dann diskutieren wir eigentlich kurz, ob das jetzt so das Richtige ist oder das Wahre ist und ob das auch Sinn macht, ja oder nein. Meistens passt das alles gleich so und dann fange ich an, die Anfragen zu machen. Also in Deutschland ist es relativ easy, weil das Projekt jeder kennt, im Ausland etwas schwieriger, weil, man muss es erklären. Es ist jetzt ja nicht ein wirkliches Collab, wie immer die Meisten so machen, sondern das ist ja eigentlich nur, ich beschreibe es als Hop Collab, das ist es eher. Und es versteht nicht jeder, muss ich auch sagen, aber es ist aber trotzdem auch immer schön, wenn man sagt, okay, die Brauerei hat jetzt Bock drauf. Also der Name Maisel ist natürlich auch da ein schöner Türöffner für das Projekt. Vor allen Dingen in Tschechien, unv. #00:29:27-7#

Markus: Bow, das weiß ich nicht.

Michael: unv. #00:29:31-9# Die haben ja selbst auch, das habe ich gar nicht gewusst, die schenken selber Maisel’s Weisse Alkoholfrei in ihrem Pub aus. Und da habe ich gedacht, okay, gut, sind ein super Kunde, ja und so suche ich mir das dann aus. Ich habe die Tschechen, sind mir aufgefallen, vor allen Dingen sehr Instagram-mäßig, sehr intensive hopfenfruchtige Dinger, auch wenn sie schon Aussteller bei unv. #00:29:53-3# also wo die ganzen Hazy-Brauereien kommen und dann ausstellen. Und seitdem folge ich denen und das wäre eigentlich cool, wenn die dabei wären und ist schön, dass sie zugesagt haben. Und Samuel Smith, eigentlich für mich auch tolle Urgesteine, die ganzen besonderen Biere. Weil, ich glaube, wie ich mit Bieren angefangen habe, waren die schon dabei, dass ich es erst probiert habe. Also es ist ein Imperial Stout, haben die schon lange, lange probiert. Und ist in unserer Gastronomie natürlich, ich glaube, eine der wenigen Brauereien, die sogar drei Biere hier im Sortiment haben und auch immer gut getrunken wird. Ist halt was Besonderes, vor allen Dingen das Schokoladenbier.

Markus: Oh ja, das Chocolate Stout, also wir werden es ja auch gleich noch hören, das wird sicherlich spannend. Ja, überhaupt, das war jetzt schon mal gut, weil die Brauer, die jetzt zuhören, können also gleich schon mal überlegen, wie bewerbe ich mich am besten für den Hopfenreiter. Ich mache schöne Fotos bei Instagram von möglichst vielen Bieren.

Michael: Und mir muss es auffallen.

Markus: Genau und dem Michael muss es auffallen, wunderbar. Das heißt also, eine Hopfenkompetenz ist natürlich irgendwo Schlüssel sozusagen, oder?

Michael: Ist es, die Hopfenkompetenz, ich würde jetzt mal sagen, das jetzt Samuel Smith jetzt auch nicht wirklich hopfenintensive Biere macht, aber ist eine klassische englische Brauerei, die halt für mich immer durch diese Fruchtbiere halt auffällt, was jetzt nicht so typisch für die Engländer ist. Ich würde eher so sagen, das ist so ein bisschen dieses, was angesagt ist und mir dann eben auffällt in den sozialen Kanälen. Bei den Deutschen ist es so, da muss ich wirklich schon gucken, hatten wir schon, hatten wir schon, hatten wir schon, vielleicht mal jemand anderes. Und, ja, KUEHN KUNZ ROSEN, bin ich jetzt auch mehr und mehr, gucke ich auf die Brauerei, weil ich finde, die hat für mich sehr viele Variationen von Bieren. Ist nicht nur Pale und IPA, sondern das Zitronische, was wir jetzt am Hahn haben, die machen Imperial Stout mit Blaubeeren und das alles auch gleichzeitig, also nicht nur eins, die haben wirklich unheimlich viel. Deshalb habe ich da mal Fässer für das Liebesbier bestellt, kann ich durchaus aussuchen, was ich da haben will. Ja und so ist es dann eben mit den anderen, Braukollektiv ist ja auch schon ein Urgestein, mittlerweile auch auf Dole und die ganzen klassischen IPAs und Pale Ales, wirklich gute Biere, er hat ja schon Awards damit gewonnen. Und True Brew ist ja auch angesagt, sage ich mal, die touren jetzt auch durch Deutschland mit unv. #00:31:54-5# und sonst irgendwas. Sind auch gar nicht solange, ist mir auch während der Pandemie erst eigentlich eingefallen, aber auch durchweg gute Biere.

Markus: Ja, nee, das stimmt auf jeden Fall. Das bringt mich noch zu einer anderen Frage. Wenn du jetzt so ein bisschen auf den deutschen, sage ich jetzt mal, Craft-Beer-Markt, in Anführungsstrichen, schaust, wie hat sich das denn für dich so entwickelt jetzt grade während und nach der Pandemie, also nach, soweit wir es jetzt absehen können, hat sich da was verändert, wie nimmst du das wahr?

Michael: Ist generell eine schwierige Frage. Also ich glaube schon, es hat sich verändert und auch nicht so zum Positiven hin, glaube ich, für diese besonderen Biere. Der nationale Markt ist überschaubar, wo ich Biere verkaufen kann, also Gastronomie, wenn ich das Thema zum Beispiel sehe, auch die Nachfrage Spezialitätenhändler, sind auch nicht viel größer geworden. Also es gibt wirklich einen überschaubare Zahl, wo ich besondere Biere verkaufen kann. Das bringt mich aber immer dann dazu, dass ich dann keine Menge verkaufen kann. Also ich meine da trotzdem, man muss auch, wenn ich einen Sud bei unserem Brauer mache, kommen am Ende vielleicht vier Paletten raus, die muss ich auch verkaufen können, und dieses Kleinteilige ist halt auch sehr viel Energie. Ich merke vielleicht, also hier in der Gastronomie merke ich das zumindest, dass diese Nachfrage nach Flaschen zurückgeht, mehr diese Fassthematik ist. Schwierig an was es liegt. Das könnte jetzt sein, dass diese Biere schon vielleicht zu viele kennen, die Urgesteine, mehr Abwechslung die Leute suchen. Vielleicht liegt es am Preis, die Preise sind ja auch nicht gleich geblieben, die gehen ja auch nach oben. Und ich glaube auch noch nicht, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist bei Preisen. Das macht es natürlich auch schwieriger, wenn ich jetzt ein Fassbier habe, was ich vier Euro verkaufen kann zum Beispiel, egal was und auf der anderen Seite den gleichen Bierstil in der Flasche habe, den ich für sechs, sieben Euro verkaufen muss, dass die Kalkulation passt, das ist halt ein schwieriges Thema. Und es sinkt und sinkt und sinkt für mich eben auch die Nachfrage, also grad hier in der Gastronomie. Wie es jetzt bei der Brauerei ist, ich glaube, dass die Pandemie uns geholfen hat, besondere Bierspezialitäten in den Markt, grad in den Handel zu bringen und auch mehr bei Kunden anzukommen. Die ganzen Online-Testings, haben, glaube ich, mehr Leute besondere Biere probiert. Und, ja und der Zuspruch, glaube ich, ist zumindest bei unseren Marken gewachsen, aber ist trotzdem halt schon, man muss gucken, dass man da am Ball bleibt und auch immer gelistet bleibt.

Markus: Wenn wir jetzt mal ganz konkret auf Maisel schauen, könnte man sagen, diese speziellen Biere, also das, was Maisel & Friends macht, ist vielleicht jetzt, ja, kein unbedingt steigendes Sortiment, aber es ist ein Sortiment, was viel Image und Markt bringt unterm Strich und damit auch auf die anderen Produkte abfärbt oder ist es eher eine getrennte Geschichte?

Michael: Ich glaube, das gehört zusammen. Also zum einen, also ich bin sehr viel in der Gastronomie verankert und es ist immer noch ein zusätzliches Portfolio, was man anbieten kann, was andere vielleicht nicht haben. Und vielleicht ist der ein oder andere Gastronom bereit, das einzugehen oder nicht. Ich glaube, dass in dem Segment grade die Gastronomen die voranschreitenden Leute sind und nicht der Handel, sondern es geht um die Gastronomie. Und so hat man halt dann auch eine Variation, was vielleicht mit aufs Weißbier, vielleicht auf Helles mit abfärbt oder vielleicht wieder gegenseitig mit anderen, auch die Craft-Biere sich dann befruchtet. Ich glaube schon, das ist ein sehr breites Sortiment, was auch gut mit hoher Verfügbarkeit und auch, ich glaube, im Preis-, Leistungssektor auch ganz gut ist.

Markus: Gilt das auch für den Ort, wo wir hier grade sind? Also wir haben ja jetzt das Liebesbier, ich habe grade mit dem Jeff schon drüber gesprochen, es ist ja wirklich ein Biertempel, kann man sagen, auch einer, der sich immer weiterentwickelt. Er ist natürlich auch ein Leuchtturm, ein Leuchtturm in der Bierlandschaft, wo auch viele Leute kommen oder auch ganz bewusst ihre Zwischenstopps hier einplanen, das sie hier eben auch da sind und das Ganze erleben. Es gibt jetzt noch ein Hotel, wo ich dann sogar sagen kann, okay, dann bleibe ich eben auch noch über Nacht und habe da ein besonderes Erlebnis. Ist das auch etwas, was der Brauerei an und für sich und der Marke etwas bringt?

Michael: Ja, das, glaube ich, auf alle Fälle. Also ich glaube, allein für uns, wir kommen mit dem Vertrieb mit Kunden hierher, wir haben unser Marketingevent, den Hopfenreiter hier. Wo Leute zum ersten Mal auch nach, manche sind fast jeden Tag da, aber es ist immer wieder schön zu sehen, so nach sechs, sieben Jahren, wenn jemand zum ersten Mal hier reinkommt, es ist doch immer dieses Wow und immer dieses Leuchten in den Augen und am Ende färbt das natürlich auch ab. Ob der Kunde vielleicht von einem großen Konzern umswitcht auf eine kleine mittelständische Brauerei aus Bayreuth und dann vielleicht das Weißbier, muss ja nicht Craft-Beer sein. Die Leute sind frei zu trinken, was sie wollen. Wir haben auch nicht nur Craft-Beer, wir haben auch fränkische Biere, aber dann vielleicht auch, wenn man das dann weiter sieht, dass der Kunde eben dadurch eine Bindung kriegt. Bindung zu Maisel, wenn der Herr Maisel als Chef rumläuft und mit dem Kunden hier bis nachts, nach Schankschluss, noch was trinkt, dann baut man eine Bindung auf und dann ist auch diese Bindung und der Gast kann auch was erzählen, wo er war. Genauso ist es im Handel auch, die können erzählen, wo sie waren, der unv. #00:36:49-9# hat Lust da drauf, diese Marke zu verkaufen, weil es hier einfach schön ist.

Markus: Das stimmt, also es baut eine richtige emotionale Bindung auf und eben auch etwas, was man gerne erzählt, wo man sagt, okay, ich war da und so und so schaut das aus. Und, ja, jetzt bin ich mal gespannt, wir haben am Tisch sozusagen unserer ganzen Kollaborateure ja auch gesehen, was für unterschiedliche Biere die sich bestellen. Und da sieht man schon auch, also der greift zum IPA, der andere zum Hellen, der Nächste zum Weizen, also durchaus spannend und insofern, ja, wünsche ich mir und uns, dass das heute ein erfolgreicher Tag wird. Sage vielen, vielen Dank für deine Zeit.

Michael: Gerne.

Markus: Schön das du da warst! Jetzt sind wir mal gespannt, was dabei rauskommt und heute noch guten Durst.

Michael: Danke, danke.

Markus: So on goes it with our Hopfenreiter project here. And as you hear, dear listeners, we are now changing into English because we have an international guest now. It’s Nikolasz from the Czech Republic. And so yes, we talk in English now, and we talk about his brewery, his experience, his life into brewing. So maybe first to introduce yourself a bit for the listeners about you and your brewery. Yeah.

Nikolasz: Hey Markus. Well, as you said, I’m Nikolasz and I’m from Prague, and I brew beer for Zichovec brewery. It’s not my brewery, but I work there and I love the job that we do. And what to say, we are like more a brewery that focus on like modern trends. We brew a lot of hazys, a lot of sours, and because we are Czechs, we also brew a lot of Czech pils. So yeah, we have kind of widespread of beers we do and we, of course, try to master every beer we make.

Markus: Yeah, that sounds very interesting. And already we talked a little bit and then you told me that you have really a very huge variety of different beers. But as you say now also lagers, and what would you say? How big is the share of the pilsner in competition to the other ones?

Nikolasz: Well, actually, you know, since we’re in Czech Republic, you need to have a big lager. So because, you know, it’s always the most selling beers in Czech Republic, you know, mostly. Like, you know, you won’t get the big recognition for lagers in our country because people in Czech Republic are spoiled lager drinkers. So we are more famous for our specialty beers, for our New England’s, for our sours, for our American pale ales, and a lot of crazy stuff. We also do some Scotch beers and stuff like that, the Scottish beers. We got Skotskovec, which is kind of nice. Groundy, earthy, Scottish beer, Scottish lite.

Markus: That sounds fantastic. I’ve just been to Scotland two weeks ago, so I’m really looking forward to taste your beers and yeah, maybe about you in person. So how did you get into brewing? Was it always a dream for you? Or did it happen occasionally? How was it?

Nikolasz: Well, actually it was it was kind of Hail Mary, I would say. You know, because I started college, I had like geopolitical major, I studied in Japan for some time, because my focus was on the Asian region. However, I never felt to be an office guy. So, well, and it somehow happened that I started to homebrew. And then I turned pro. And since then, I’m just living my dream and having fun and I have the best job in the world.

Markus: And have you been by different breweries? Or did you start at the brewery where you unv. #00:40:30-3#?

Nikolasz: Actually I started started in, like Matuška Brewery in Czech Republic and Matuška was kind of original gangster of Czech craft brewing. But you know, as a brewery, you just can’t watch whole life, the one brewery. You just need to go on and learn some other stuff. And I got an offer from Zichovec and I really liked the brand, I really liked the brewery, I liked the mindset. So yeah, so that’s why I kind of came to Zichovec and it was a good choice and I’m happy with that. But with all due respect to my previous brewery.

Markus: And all your friends are also happy that you are into brewing, so they always have a good beer?

Nikolasz: Well, actually, you know, with my friends it’s kind of difficult. Because I also have a band and we all are kind of beer geeks. So when we play some songs on the rehearsals then we always like, it’s like kind of joined with a beer tasting. Man, and they are always killing me. They are always, you know, they’re the biggest critiques of mine. But it’s great because they are like my inner circle and they are always straightforward about their opinions. And you know, when they don’t like something then they’re just going to tell me, you know? So but that’s, you know, all you can ask from them because that’s kind of nice if you’ve got like straightforward and honest people around you. So yeah. You know, I consider myself to be kind of like person that really, the perfectionist that really doesn’t seem. I think that the perfect brewer doesn’t exist.

Markus: But did you try to unv. #00:42:26-6# as possible?

Nikolasz: Yeah, but you know, it’s about the way and the way is the goal. So we always have to strive for the perfect beer, even though it never happens. But maybe one day, you know, I will say to myself, okay, that’s the best I can do and that’s it.

Markus: Okay.

Nikolasz: We’ll see.

Markus: We will see.

Nikolasz: It’s too early yet.

Markus: Yes. Maybe a bit about the Czech beer market. How does it look like? What are the people drinking? What are they liking? How is it going after the pandemic now

Nikolasz: Well, you know, it’s getting interesting, because, you know, before 2010 we had only big breweries. And then, you know, like a miracle some little breweries showed up and it was life changing for a lot of people. And the market of craft beers is still growing. But, you know, I think that we are still getting that kind of fusion that, people like the of course the legend Pilsner Urquell or Budejovicky Budvar. But they’re also, they’re not like, you know, close minded, and they are not like sticking just to their original brands. And they are willing to taste something else which is good for the craft brew markets. And, you know, if you see the unv. #00:43:56-3# right now, then it goes through the roof from the Czech fans of beer. So it’s still young, but Czech people understand beer, so I think that we’ll have in a couple of years, we’ll have like probably the best years. It’s still yet to come.

Markus: Yeah, and it’s still the country with the highest per capita amount of beer drinking around the world.

Nikolasz: You know, but that’s kind of BS, because if you ever drank the Czech desitka or dvanactka then you know that you can drink like ten beers and you will get home and you remember stuff. If you drink six to seven, then you were like, you walk home straight line. So that’s probably why we have that habit that we’re drinking beer a lot. And I think that, you know even though, you know, it seems that we’re all alcoholics, I still think that that’s, it’s still kind of, like, stress-relieving thing, especially in this fast age. So I don’t actually argue about hey, are you drinking a lot or not. And I think that this is quite nice feature to Czech society that you know, after work, you just have two or three with your friends and you relieve like the stress that you had from work. And you just, you can get up, you know, with any hangover and go on. Yeah, it’s quite an asset that we have, the Czech people. So well, you know, somebody might not like it, but I think that it’s okay.

Markus: Totally, and I really, I love the Czech beers and the Czech beer culture. And if from a brewer’s perspective, is this something which is common to all the Czech beers, or something which you can recognize in a very good, well-done pilsner as also in a well-done IPA?

Nikolasz: Well, actually, you know, when it comes to pils, then we decoct beer all the time. You know, it started with triple decoction, now a lot of breweries do double decoction. Some of them do single decoction. But I don’t think that a lot of breweries are brewing lagers with infusion. So that’s a kind of thing that we have. You know, a lot of people says that, you know, you don’t need to do decoct beer these days. But you know, it matters, you know. It makes a difference.

Markus: And you do it also with your ales? Or are you there doing infusion?

Nikolasz: Actually, you know, some ales we decoct and some breweries do that. And but, yeah, but it’s not like, you know, it’s not a rule. In the case of lager, it’s kind of the rule that you have to decoct that. But some people use decoction even for pale ales and some breweries even for New England IPAs, which is interesting. And they are fucking right actually.

Markus: Yeah, and it tastes normally very good because you also have a malty body which is very nice according /

Nikolasz: It is you know, actually for the session IPAs, you know. Because what I lack in session IPAs is body. You only, like get hopped water with nice punch from the hops, but you don’t get any body. You don’t feel anything. You just go, it goes through. And there are, of course, techniques that can help that. You can use like the dextrin malt or you can decoct the beer. There are a lot of things that you can do. Or you can add lactose. I’m not friend of that, but you know, still you know, decoction always finds a place.

Markus: Yes, now we are here for the Hopfenreiter project. So you also brought hop with you. Did you have any idea about a special hop or was it just we take that one?

Nikolasz: We actually use Simcoe and we use that because of versatility of the hops because I love the bittering profile of Simcoe. I love that grapefruit bitterness and it also smells so fine. It’s like citrusy berries, you know, it’s one of my favorite hops. And it’s like, you know, if you say like dual purpose hops, then I would go with Simcoe. And if you don’t know what you’re brewing, then this is one of the guys that you would stick to.

Markus: That’s a very good thing. So brewers, listen. In any case, just take Simcoe.

Nikolasz: It’s not just the Simcoe, there are more of these. But yeah, we kind of stick with this bad guy.

Markus: Yeah, and I think there are some hops which are very well, I’ll also mention together, like Amarillo, Cascade, Simcoe, and you always get a nice profile out of it. So that’s.

Nikolasz: Yeah, it’s not like the newest hop in the world. You know, it’s a proven classic.

Markus: Yeah, sometimes classics are good, as we know from many lagers. So yeah, thanks a lot for your contribution and I’m looking forward about the result after our brewing day today. And maybe a last question, did you already do collaboration brews? And how important do you think is the idea to cooperate together in the world?

Nikolasz: This is a really good question, actually. Because we did a lot of collaborations lately. We did a collaboration with Northern Monk from Leeds, we did collab with Attic Brewing from Birmingham. Great breweries. Talented guys. They fucking just love their jobs. And while they’re putting heart into it, which is the most important. Then we also do the collab with our Czech breweries like Falkon, for example, which is kind of old school flying brewery. They still have their own brewery, but they always brew in other breweries. But they are making hell of a great beers. And we did also with Arpus Brewing, if you know.

Markus: Only by name, but yeah.

Nikolasz: They are freaks, they are freaks. We made the beer called Bear Slayer with them and it was a single IPA, which was so great. So well, I think that that was important because you can always learn something new. I think that brewers sometimes are getting closed minded with their own system. And now you know, you can go somewhere else, you can see some other beautiful places and breweries, and you can see some other techniques and you can learn something. So that’s probably the most important thing that you can actually learn.

Markus: Yeah, and you’ll make a lot of new friends, like we did. So that’s perfect.

Nikolasz: Like we did. Yes, Markus.

Markus: So yeah, have a nice day and see you later, and maybe we can drink the result in a few weeks.

Nikolasz: We’ll have some. Yeah, thank you, Markus. Thank you.

Markus: Thank you, bye.

Nikolasz: Bye.

Markus: So, weiter geht es mit unseren Hopfenreiter-Interviews hier, und jetzt haben wir den Nils bei uns, Nils Waxweiler?

Nils: Waxweiler, genau.

Markus: Perfekt, genau. Ich habe ein bisschen geübt, ich habe es hinbekommen, wunderbar. Und er kommt von der Kuehn Kunz Rosenbrauerei aus Mainz – also auch spannend – und bist auch Bestandteil dieses ganzen Projekts. Aber vielleicht, Nils, stell dich doch einfach mal kurz selber ein bisschen vor, damit die Hörer sich ein Bild machen können.

Nils: Ja, hallo, mein Name ist Nils, bin schlanke 30 Jahre alt, habe eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer gemacht in einer fränkischen Brauerei. Habe dann gesagt, okay, jetzt setzt noch einen drauf und studierst das Ganze noch. Habe dann in Geisenheim dreieinhalb Jahre Getränketechnologie studiert, und während dem Studium habe ich dann als Werksstudent bei der Kuehn Kunz Rosen angefangen. Und nach dem Studium hat sich das so ergeben, dass da eine Stelle frei wurde, und ich konnte dann halt die Head-Brewer-Stelle übernehmen. Das ist ein ganz cooler Einstieg für direkt nach einem Studium: Ich kann sämtliches Repertoire meines Studiums gebrauchen, also von Fruchtsäften bis hin zu Hopfenanalysen und so weiter. Das macht schon Spaß, ich kann mich da gut einbringen.

Markus: Cool. Also da rostete man auch nicht ein.

Nils: Nein, wer rastet, der rostet.

Markus: Absolut. Vielleicht trotzdem noch die Frage, war das schon immer dein Traum, oder kamst du so als Spätberufener zum Bier?

Nils: Nein, war schon tatsächlich immer mein Traum. Gebürtig bin ich zwischen Trier und Koblenz her, also aus Wittlich, und bin dann von Wittlich nach Kulmbach gezogen, um halt den Brauer und Mälzer zu lernen. Was halt auch eine gewisse Intension natürlich mit sich bringt, nicht einfach nur bei irgendeiner Brauerei, sondern halt schon dann bei einer fränkischen Brauerei und dann ordentlich und mit hundert Prozent bei der Sache.

Markus: Wenn die dann jemanden wie dich da haben, ist es tatsächlich so, dass man jetzt außerhalb von Franken sagt, okay, also wenn man in Richtung Bier etwas machen will, dann ist Franken schon eine wichtige Destination?

Nils: Natürlich, Franken ist halt das Bierland schlechthin. Für außerhalb von Bayern natürlich Bayern, weil da ist das ja mehr oder weniger ein und dasselbe. Aber sag einem Franken nie, dass er aus Bayern ist. Das ist ja schon fast Hochverrat.

Markus: Also er hat gelernt, liebe Hörer, ich habe das nicht ihm eingeflüstert, das kam von selber. Aber sehr, sehr gut. Also wichtiges Learning natürlich.

Nils: Genau.

Markus: Na wunderbar. Ich habe jetzt hier auch gerade ein fantastisches Bier von dir. Und nur, damit ihr es wisst, ich habe einen halben Liter bekommen, es ist davon jetzt gerade mal die Hälfte übrig. Ihr wisst, so lange haben wir noch gar nicht gesprochen, drei Minuten. Das ist selbst für mich eine ordentliche Trinkgeschwindigkeit. Also man merkt, es läuft. Es ist auch ein spannendes Bier, es heißt Zitrönche. Was ja schon mal schön ist und so ein bisschen auch ins Hessische rüberklingt. Und ist, ja, für mich schmeckt es – also wie der Name sagt – tatsächlich eine schöne Zitrusnote, hat jetzt aber zum Beispiel im Gegensatz zu vielen ähnlichen Bieren oder auch zum Radler viel weniger Süße. Einen sehr schönen leichten Körper, und man hat auch wirklich von der Zitrone auch eine gewisse bittere, die aus der Frucht kommt. Das finde ich sehr, sehr spannend und auch ein Bier, wo der Nachhall sehr lange sehr zitronig bleibt, und dadurch auch richtig Lust wird oder richtig zu trinken, weil es eben nicht nur die bittere, sondern auch eine angenehme Art von Säure ist, die irgendwie …

Nils: Genau.

Markus: … die Trinklust wieder anregt. Also vielleicht löst du ein bisschen auf, was hinter diesem Zitrönche steckt, und inwieweit das vielleicht auch die Philosophie von eurer Brauerei so ein bisschen widerspiegelt.

Nils: Genau. Also die Philosophie unserer Brauerei ist, dass wir außerhalb vom Reinheitsgebot gerne experimentieren, aber dabei die Natürlichkeit im Auge behalten. Sprich, jetzt zum Beispiel bei dem Zitrönchen haben wir Zitronenschalen und Zitronensaft verwendet. Und Zitronensaft haben wir vor der Vergärung dazugegeben, und dadurch wird der Zucker, der halt durch den Zitronensaft mit eingespeist wird, mit vergoren. Damit haben wir ein trockenes Bier mit schönem Zitrusaroma, mit einer schönen Rezenz, was halt super in den Sommer reinpasst: Bei über 30 Grad, die wir gerade haben, ist das auf dem Balkon genau das Richtige. Als Basis dient ein Schankbier, und wir haben im Endeffekt dreieinhalb Volumenprozent Alkohol da drin und haben eine schöne Zitrusaromatik. Aber ohne, dass es halt – wie bei einem Radler zum Beispiel – sehr süß wird. Und das Ganze wird halt ein gutes Ensemble, ein rundes Bier für auf dem Balkon.

Markus: Ich bin absolut bei dir, also wirklich ein tolles Bier, und das trinkt sich sehr schön. Und ich finde auch wirklich diese leichteren Biere richtig erholsam. Natürlich trinkt man gerne Bier, aber gerade bei den Temperaturen hier, muss man einfach aufpassen, weil wenn der Alkohol zu hoch wird, dann fängst du das Schwitzen an, und dann ist es einfach nicht mehr angenehm. Und so, mit so einem Bier kann man wirklich den ganzen Nachmittag verbringen.

Nils: Genau.

Markus: Wunderschön. Also tolle Idee. Ich muss ja sagen, ich kenne deinen Chef, den Wendelin, der die Brauerei ursprünglich auch mal gegründet hat, sehr gut. Der hat bei uns schon an der Bierakademie Seminare besucht vor zehn Jahren oder so, und ich fand es immer spannend, dass er sich gerade so mit besonderen Zutaten beschäftigt hat, mit Paradieskörnern oder eben irgendwelchen besonderen Früchten oder Gewürzen.

Nils: Tonkabohne.

Markus: Tonkabohne, genau.

Nils: Genau.

Markus: Da hat er sich auch, finde ich, einen Namen gemacht und ist da auch sehr findig. Ja, habt ihr euch gefunden, ihr beide?

Nils: Ja, mehr oder weniger gesucht und gefunden. Anfangs war das ja der Hans, der mit dem Wendelin zusammengearbeitet hat. Ich bin dann mehr oder weniger da reingewachsen. Klar gibt es mal ein paar Unstimmigkeiten, wo ich dann sage, eh, mach mal ein bisschen langsamer. Das kommt dann natürlich von meiner fränkischen Ausbildung, aber es gibt da natürlich auch Sachen, wo der Wendelin sagt, nein, das hätte ich gerne soundso. Wir versuchen da natürlich immer irgendwie zu sagen, eh, das wird ein geiles Bier, und darauf haben wir Lust.

Markus: Ich muss auch sagen, ich habe den Mainzer Biertrinker tatsächlich schätzen gelernt. Ich glaube, das ist für viele erst mal schwierig zu sagen, der Mainzer Biertrinker, weil man immer eher so an Wein denkt.

Nils: Natürlich, immer an den Schoppen.

Markus: Aber ich muss sagen, ich habe mal eine Veranstaltungsreihe betreut, wo wir durch ganz Deutschland getingelt sind. Ich glaube, es waren dreizehn Events in allen möglichen Bundesländern und Städten, und da waren wir engagiert, um da ein Bier-Catering zu machen. Und es waren immer so um die 150,160 Gäste, und wir hatten eine feste Biermenge, die wir zu jeder dieser Veranstaltungen mitgenommen haben. Und zwar in Nürnberg auch, in München auch, in Stuttgart auch, in Sachsen und so weiter, und die einzige Veranstaltung, die es geschafft hat, wo sie uns wirklich alles ausgetrunken haben, das war in Mainz in einem Keller. Das war zwar eigentlich irgendwie ein Weinkeller, Nome oder so. Aber das war wirklich faszinierend, die haben uns echt leergetrunken. Und da habe ich gemerkt, okay, also die Jungs verstehen auch etwas von Bier.

Nils: Natürlich, die Mainzer können etwas am Glas.

Markus: Also hast du dich da auch eingelebt?

Nils: Natürlich, ja.

Markus: Wunderbar. Jetzt sind wir heute beim Hopfenreiter-Projekt: Wie kam das so für dich? Was hältst du davon zu sagen, okay, wir laden da immer mal verschiedene Brauer ein und machen dasselbe Grundrezept, nehmen verschiedene Hopfen. Wie nimmst du das so wahr, und was hast du für einen Hopfen mitgebracht?

Nils: Ja, also ich finde das erst mal eine super große Ehre für mich hier sein zu dürfen. Ich habe auch, als ich das dann in der Brauerei dann mitbekommen habe, dass wir dabei sind, sofort gesagt, eh, hier, ich würde super gerne da hinfahren und mitmachen. Einer meiner besten Freunde wohnt hier in Bayreuth, dann kann ich mit dem auch noch ein Bierchen trinken. Also wenn niemand anderes will, ich melde mich freiwillig. Und der Hopfenreiter ist halt auch schon eine Hausnummer, die als sich etabliert hat in der Branche, und wie gesagt, es ist eine große Ehre dabeizusein. Wir als Kuehn Kunz Rosen steuern den Monroe-Hopfen dazu. Das ist der Hopfen, den wir auch bei unserem Hellen verwenden, bei dem Mainzer Dombräu, und wir denken, dass der sich da gut einbinden wird.

Markus: Ist aber nicht zum ersten Mal, dass du mit anderen zusammen, mit anderen Brauereien zusammen braust?

Nils: Nein, das machen wir sehr gerne, und sehr oft bieten wir das natürlich auch bei uns in der Brauerei an. Es sind verschiedene Brauereien, die halt Gypsy Brewer sind und bei uns Bier brauen lassen. Und da gibt es auch verschiedenste Colab-Sude, demnächst steht auch wieder ein Colab-Sud an. Wer unser Repertoire kennt, könnte erahnen, was es wird. Es ist schon mal so viel zu sagen, es wird spannend. Ja, spannend wird es immer. Also ich überlege, ich habe ja wirklich mit Wendelins Bieren schon lange, lange immer wieder etwas zu tun, und ich fand das wirklich toll. Also wie man dann auch mit verschiedenen Pfeffersorten zum Beispiel auch arbeitet oder anderen Gewürzen, wo man einfach merkt, okay, wenn man das richtig komponiert, dann geht etwas.

Markus: Ja, was wäre dein Biertraum, wenn man sagen würde, du darfst jetzt mal das Bier machen, was du schon immer machen wolltest, was wäre das für ein Bier?

Nils: Ich habe tatsächlich einige Sachen im Kopf, die ich gerne umsetzen würde. Die Frage ist halt, wann haben wir dafür Zeit, und können wir da vorher noch einen Probesud machen und so weiter. Weil der Arbeitstag ist doch manchmal sehr voll, aber da ist zum Beispiel ein Stout, was ich gerne mal machen würde mit Pfefferminz, dann so eine Art After-Eight-Bier mal ausprobieren. Das wäre, glaube ich, ganz cool. Oder mal ein klassisches Red Ale, was man einfach sich gefühlt eins nach dem anderen reinstellen kann, wie man so schön in Franken sagt.

Markus: Auf jeden Fall.

Nils: Und verschiedenste Arten, also ich bin da echt sehr kreativ und kann mich da auch, Gott sei Dank, auch sehr viel ausleben in der Brauerei.

Markus: Wunderbar. Also dann freuen wir uns mal auf all das, was noch von Kuehn Kunz Rosen und von dir natürlich persönlich kommt, und lassen uns auch überraschen, was der Hopfenreiter bringt, wenn er denn dann fertig ist.

Nils: Ich bin sehr gespannt.

Markus: Ich bedanke mich schon mal für deine Zeit jetzt hier, und das Bier ist leer, liebe Hörer. Ich habe es geschafft, also nicht schlecht: Ein halber Liter in zehn Minuten ist auch für mich durchaus mal eine Leistung.

Nils: Ich trinke meins noch aus. Cheers.

Markus: Prost. Ja, wir machen weiter auf unserer Hopfenreiter-Tour und haben die nächste Brauerei, die beteiligt ist, hier bei uns am Mikrofon. Und jetzt reisen wir nach England, nach Tadcaster und haben Sam Smith von der gleichnamigen Brauerei hier zu Gast. Den hatten wir ja auch schon im BierTalk und haben viele der Biere verkostet. Und jetzt ist er eben hier und braut den Hopfenreiter mit und hat auch einen britischen Hopfen mitgebracht. Da sind wir mal sehr gespannt, aber vielleicht erst mal schön, dass du da bist, lieber Sam und ja: Wie fühlst du dich hier, bist du in Deutschland angekommen? Es ist hier ja kälter als in England, also fühlst du dich wohl, oder brauchst du eine Jacke?

Sam: Nein, also ich freue mich sehr hier zu sein. Es ist eine große Ehre zum Hopfenreiter eingeladen zu werden, und ich bin extra aus England hier hergeflogen dafür, weil ich habe voll Bock auf sowas. Es macht viel Spaß. Es gibt ja diese, wir sind so wie die Maisel-Brauerei. Wir haben viel gemeinsam, obwohl wir sehr weit voneinander entfernt sind, sind wir auch mittelständisch. Wir sind ungefähr im gleichen Alter, so im 19. Jahrhundert gegründet, aber haben, glaube ich auch, eine ganz tolle Zukunft. Und wir haben ganz viel Bock auf die Zukunft und neue interessante Biere zu brauen. Deswegen freue ich mich hier zu sein. Das Hopfenreiter-Projekt finde ich ganz toll. Wir haben unseren Hopfen hier hergeschickt, und freue ich mich drauf, den in den Kessel reinzuwerfen. Und den Austausch mit den anderen Brauereien zu haben, finde ich ganz, ganz geil.

Markus: Ja, das macht auf jeden Fall Spaß. Das erleben wir ja schon den ganzen Tag, liebe Hörer, sehr spannend einfach, wie Leute sich eben aus der ganzen Welt austauschen, ihre Geschichten erzählen und ihre Biere miteinander verkosten. Das kann auch anstrengend sein, aber spannend ist es auf jeden Fall. Ihr habt die Hopfensorte Jester mitgebracht: Was hat es damit auf sich, was ist das für ein Hopfen?

Sam: Ja, gute Frage. Also ich muss ganz ehrlich sagen, der Jester war nicht mein erster Vorschlag. Am Anfang habe ich zuerst vorgeschlagen, dass wir eine richtig traditionelle englische Hopfensorte benutzen sollten, die wir bei unseren Bieren benutzen. Und zwar etwa so wie ein Fuggle oder ein Challenger, die wir am liebsten benutzen. Aber es wurde entschieden, das passt nicht so gut für ein Double IPA, so die englischen Sachen, die nicht so fruchtig sind, sondern eher erdig und so würzig in höheren Mengen. Deswegen haben wir so auf den Jester angestoßen, das entschieden, weil das hat eher so ein bisschen mehr Frucht dafür und passt sehr gut besonders bei den Hopfenstofp und für so ein Double IPA richtig fruchtige Aromen, die sehr lecker sind. Aber es ist auch, das fand ich sehr interessant, das habe ich aus der Tasche so gerochen, es ist richtig, es ist schon auch so, würde ich sagen, in die englische Richtung, also nicht ganz so fruchtig, nicht ganz so zitronig oder sowas. Es ist auch schon diese Erdigkeit und diese Würzigkeit, was wir bei unserem Bier sehr gerne benutzen. Deswegen haben wir entschieden quasi in der Mitte zwischen klassisch Double IPA und dem traditionellem englischen Zeug.

Markus: Und das ist ein typischer klassischer englischer Hopfen? Eine neue Züchtung oder ein alter Hopfen?

Sam: Ich glaube, das ist eher amerikanisch. Ich weiß nicht so viel darüber, muss ich sagen, aber ich finde, das ist meinem Gefühl nach sehr eng verwandt mit englischen Hopfenstilen, Hopfenarten.

Markus: Wie macht ihr das überhaupt bei der Brauerei, wenn ihr euren Hopfen einkauft? Gibt es da in England einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Firma, wo man hingeht? Oder habt ihr einfach Hopfenbauern, die euch beliefern? Wie läuft das so, wie bekommt ihr euren Hopfen?

Sam: Ja, also bei uns, wir sind eine der einzigen Brauereien, zumindest in Großbritannien, ich würde glauben, wahrscheinlich die einzige in der ganzen Welt, weiß ich nicht genau, muss ich sagen, die frischen Hopfen benutzen, Hopfenblätter. Ich weiß nicht, wie oft das gemacht wird, aber besonders bei uns, das machen wir, diese Hopfenblätter. Wir sitzen im Norden Englands, ungefähr 300 Kilometer nördlich von London entfernt, und Hopfen wächst dort nicht so gut. Es ist wahrscheinlich nicht ganz heiß genug, um Hopfen anzubauen. Deswegen kaufen wir den aus dem Süden Englands. Es gibt solche Grafschaften wie Kent und Hampshire, die näher an London sind. Im Südosten und auch in Worcestershire so im Südwesten, woher wir auch unsere Hopfen besorgen. Als Familienbetrieb handeln wir ganz gerne mit anderen Familienbetrieben. Es gibt so Familienbauernhöfe, mit denen wir langfristige Beziehungen haben, und die richtig gute Qualität für uns haben. Die Hopfen passen sehr gut für uns auch. Wir importieren auch für unsere untergärigen Biere, die wir nur in England verkaufen, nur zu Hause verkaufen, nicht exportieren. Da kaufen wir Hopfen zu diesem Ereignis oder so. Hallertau-Hopfen und auch ein paar Saaz-Hopfen aus der Tschechei.

Markus: Das finde ich jetzt sehr interessant, also Lagerbiere, die ihr nicht in der Flasche verkauft. Eins kenne ich ja, aber da gibt es noch andere? Was sind das für untergärige Biere?

Sam: Wir brauen vier verschiedene untergärige Biere, einmal mit verschiedenen Stärken, einmal mit 2,8, einmal mit 4 Prozent, einmal mit 4,5. Das ist unser meistverkauftes, das heißt Taddy Lager und auch unser Organic Lager, das hat 5 Prozent. Obwohl Lager ja kein traditioneller englischer Bierstil ist, ist das eigentlich, was am meisten getrunken wird. So wie in der ganzen Welt, glaube ich. Wenn der Markt ja so ist, glauben wir das. Also wir haben entschieden, wenn man bei uns Lager trinken will, wer ein untergäriges Bier trinken will, dann werden wir es brauen, aber wir werden das richtig tun. Also nichts billigerweise, in England gibt es viele billige schlechte untergärige Biere, und wir wollen damit gar nichts zu tun haben. Wir wollen das richtig machen, und das heißt eigentlich nach der deutschen Brauart. Das heißt nur mit Malz, Hopfen, Wasser und Hefe, keine anderen Zusätze kommen dazu. Das heißt mit einer richtig untergärigen Hefe, und das heißt sehr lange.

Markus: Gelagert.

Sam: Gelagert, genau. Danke. Es unv. #01:10:28-3# sehr lange Lagerung. Also das heißt insgesamt ungefähr eine Woche bei der Gärung, und dann haben wir bei einigen Bieren eine zweite Vergärung, so das Crowsening und dann mindestens fünf Wochen Lagerung und das zwischen -1 und 1 Grad. Also bei 0 Grad, bei den jetzigen Strompreisen ist das kein billiges Verfahren, Bier so lange gekühlt zu halten. Aber wir sind sehr leidenschaftlich, sehr fest davon überzeugt, dass wenn wir das bauen wollen, müssen wir das richtig machen. Deswegen, ja, verkauft es sich gut.

Markus: Spannend. Das finde ich sehr interessant, weil es auch schon mehr ist als viele deutsche Brauereien, muss man sagen, also da gibt es viele, die mit zwei/drei Wochen Lagerung, das war es dann. Maximum. Also finde ich sehr, sehr spannend. Und wie gibt es das dann in den Pubs? Es ist ja dann kein Real Ale, was man da pumpt. Oder wie läuft das?

Sam: Die untergärigen Biere werden vom Keg ausgeschenkt.

Markus: Also mit CO2 dann praktisch so, wie man das kennt?

Sam: Mit CO2, genau.

Markus: Und sind das alles helle Biere?

Sam: Ja.

Markus: Ja.

Sam: Helle, die sind hell.

Markus: Und wenn wir jetzt noch mal an den Hopfenreiter denken, das ist ja ein Double IPA, sowas habt ihr bei euch auch noch nicht in der Range. Könnte das mal etwas sein, dass man sagt, neben dem Pale Ale und dem India Ale setzt man noch eins drauf?

Sam: Könnte sein. Machen wir momentan nicht. Wir sind eigentlich ganz traditionell und brauen das, was wir schon gut kennen. Unser IPA, unser India Ale, das wird schon braun. Das ist mit dem englischen Hopfen, und wie gesagt, diese würzigen und erdigen Geschmacksrichtungen gibt es da. Bis heute haben wir immer das Gefühl gehabt, es gibt ja so viele, also gute amerikanische Brauereien, es gibt ja so viele jetzt in ganz Europa kleine Brauereien, die echt gute IPAs brauen. Und die dürfen die ganz, ganz gern brauen, und wir wollen eigentlich keine Konkurrenz dazu sein. Es ist nicht unsere Spezialität. Wir haben unsere Spezialitäten, die sind so die vollmundigen, malzigen Ales und Fruchtbiere und biologische Biere und daheim auch, einheimisch die untergärigen Biere. Während viele andere Brauereien, die kleinen Brauereien, die kennen sich mit solchen Sachen gar nicht so gut aus. Deswegen denken wir, wir konzentrieren uns darauf, dass wir es gut machen und lassen das andere zu den anderen.

Markus: (unv.) #01:13:31-3#

Sam: Genau, ich würde niemals niemals sagen und sagen, und zwar mal schauen. Ja, es macht immer Spaß, neue Sachen zu machen, wir sind immer offen für Neues.

Markus: Eine kurze Frage noch, du hast gerade gesagt, das Lager heißt dann auch Taddy Lager, und ihr habt auch ein Taddy Porter: Ist das dann für Tadcaster, oder steht das für etwas anderes?

Sam: Genau, das steht für Tadcaster, also wir sitzen in der kleinen Stadt Tadcaster. Das ist eine kleine Stadt, fast ein Dorf mit 7.000 Einwohnern. Ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch sagt, aber the nickname?

Markus: Spitzname.

Sam: Der Spitzname, danke. Diejenigen, die daher kommen, die nennen die Stadt Taddy. Das ist hier so ein … ja, freundlicher Spitzname und ist auch unsere Handelsmarke. Wir haben das auch registriert, das wurde von meinem Urgroßvater registriert. Das benutzen wir für verschiedene Biere. Ja, the Taddy Porter und auch das Taddy Lager. Ich finde, es hört sich so witzig an, es ist schön. Ja, das benutzen wir gern. Das ist unsere Identität, das ist unsere Heimatstadt, und das benutzen wir, diesen Namen gern.

Markus: Wunderbar, dann haben wir das auch geklärt. Vielen, vielen Dank. Also jetzt bin ich mal gespannt, einerseits auf das Ergebnis von unserem Hopfenreiter. Andererseits kann man die Hörer nur einladen, eure Biere zu verkosten und vielleicht auch mal nach Tadcaster zu schauen. Das ist bestimmt auch spannend, einfach mal in die Heimat eines solchen Bieres zu kommen. Vielleicht ein Letztes noch: Wir sind ja hier auch durch dieses Museum ein bisschen gegangen und waren da auch zum Beispiel da, wo man die Fässer macht, also die Cooper und dann auf Englisch. Ihr macht ja noch eure eigenen Fässer und habt da auch einen eigenen Teil in eurem Betrieb: Wie ist das so mit den verschiedenen Bieren, mit den Ales, mit den Lagers? Funktioniert das gut, hat das für euch eine Zukunft, die Fässer selber zu machen?

Sam: Ja, also wir haben ganz viel Stolz darauf, dass wir noch eine der wenigen Brauereien der Welt sind, die einen eigenen Küfer hat, eine eigene Küferei. Das ist so eine tolle Tätigkeit, finde ich, solche Stücke Eichenholz zu nehmen und die zusammenzubringen, ohne Klebstoff oder irgend sowas zusammenzubringen, das Bierbehältnis und sagen, wenn Brauereien so wie wir das nicht weiterführen und nicht weiter darin investieren, werden solche Tätigkeiten einfach sehr schnell aussterben. Weil es gibt ja ganz, ganz wenige Menschen in der ganzen Welt, die sich damit auskennen. Wir fühlen uns eigentlich schon in der Verantwortung dafür, einen Stolz dafür. Aber auch von der Qualität her, auch vom Produkt her, von dem Markt her finden wir, dass das ganz schön ist und ganz wichtig. Also wenn man in einen von unseren Pubs geht in England, und wenn man ein Cask Ale, ein Bitter bestellt, dann kommt das direkt aus so einem Eichenholzfass. Und das ist ganz schön, und wir benutzen die auch ganz gern für, ein besonders starkes Bier zu lagern. Viele Brauereien machen ja Barrel Aging so mit Whisky Casks oder Weinfässer oder Spirituosenfässer, Rumfässer. Wir sind ganz stolz, dass wir auch Fassreifung machen, aber mit unseren eigenen Bierfässern, die wir schon in der Brauerei seit … viele davon sind mehr als 120 Jahre alt und werden immer noch benutzt. Und daher entsteht ein ganz, ganz tolles Bier, das heißt Yorkshire Stingo, nur in ganz kleinen Mengen gebraut. Nein, ich finde innerhalb dieser ganz tollen interessanten neuen Welt von Kraftbrauereien, das ich sehr gern mag, ich glaube, der Konsument sucht Unterschiede. Der sucht interessante Sachen, der will nicht nur, dass alles das Gleiche bleibt. Und ich glaube, wir mit unserer Geschichte und unseren Methoden, die wir immer noch gleich behalten, ich glaube, wir sind ganz, ganz schön und haben eine wichtige Rolle dabei zu spielen.

Markus: Ja, also ihr seid Bewahrer auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite auch Leute, die in die Zukunft schauen. Das finde ich ganz, ganz toll. Stingo kann ich nur empfehlen, wenn ihr es schafft, liebe Hörer, mal ein Fläschchen zu ergattern. Ich habe neulich eins verkostet, wunderbar. Vielen Dank für dieses Bier, vielen Dank für deine anderen Biere, und vielen Dank für deine Zeit, und dann wollen wir mal sehen, was der Tag heute noch so bringt.

Sam: Danke schön. Danke Markus.

Markus: Ja, und zu guter Letzt haben wir noch einen weiteren Gast dabei, der auch beim Hopfenreiter-Team mit dabei war, nämlich den Erik Schnickers. Der ein oder andere unserer Hörer werden ihn kennen: Wir machen zusammen in unserem Video-Sommelier-Kurs. Und ja, spannend eigentlich, viele interessante Brauer aus unterschiedlichen Ecken der Welt, hier diese ganz besondere Location, das Liebesbier. Du warst zum ersten Mal hier, wie war das für dich so, wie hast du das Ganze wahrgenommen?

Erik: Ja, ich fand das total cool, weil du kommst hier an, und du bist eigentlich irgendwie gefühlt zu Hause. Also das ist echt eine schöne Atmosphäre hier, du merkst so richtig, die leben das alle hier. Also wirklich alle, egal wer hier wo irgendwie arbeitet. Und man muss einfach sagen, das ist hier eine richtig schöne Umgebung, Liebe zum Detail, aber ohne detailverliebt zu sein. So kann man das, glaube ich, sagen. Und das war ein richtig toller Tag, also ich habe wirklich coole schöne entspannte Menschen kennengelernt, die die Liebe zum Bier auch haben. Und das fand ich richtig, richtig gut und ja, es hat einfach richtig Spaß gemacht.

Markus: Ja, das ist eigentlich die beste Zusammenfassung überhaupt, und man kann eben sagen, Liebesbier hat eben diese Liebe zum Bier und auch diese Liebe zu all dem, was Bier ausmacht. Das sind eben die Personen, die Brauer, das sind die Rohstoffe, die Leute, die sich darum wiederum kümmern. Und dann natürlich auch die Menschen, die es am Ende trinken. Auch das ist natürlich ein Punkt: Alle Brauer haben ihre Biere mitgebracht. Wir haben die mittlerweile alle verkostet. Das war dann durchaus auch, ja, eine gewisse Aufgabe.

Erik: Sportlich.

Markus: Sportlich könnte man auch sagen mit einem Augenzwinkern. Aber auf jeden Fall spannend und insofern, liebe Hörer, wir hoffen, ihr hattet Spaß bei unserem Hopfenreiter-Podcast-Special und habt dann auch Spaß, wenn ihr den Hopfenreiter probieren könnt. Und wenn ihr dann vielleicht, wenn ihr Lust habt, auch mal nach Bayreuth kommt ins Liebesbier oder auch zu einem der Festivals, die hier stattfinden, um dann die Biere zu verkosten. Wir wünschen auf jeden Fall einen schönen Tag. Dir Erik, vielen Dank.

Erik: Gerne.

Markus: Und ja, dann bis zum nächsten Mal.

Erik: Bis zum nächsten Mal.

BierTalk: Der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk Spezial 45 – Interview mit Michael Rauhe, Verkaufsleiter und Abfüllspezialist bei Co.Mac in Mailand, Italien

Aus einer spannenden Familienmischung aus Südtirol, Deutschland und Österreich bekam Michael Rauhe den Hang zu vielen Sprachen quasi mit in die Wiege gelegt. Mittlerweile spricht er neben Italienisch und Deutsch auch Spanisch, Französisch und Englisch. Statt einer Vertiefung bei seinem Lieblingsgetränk Bier stand erstmal eine Ausbildung zum Chemieingenieur auf dem Programm. Nach dem Masterabschluss öffnete sich dann doch ein Türchen in die Bierwelt, und Michael landete bei der italienischen Firma Co.Mac, die sich mit der Abfülltechnik beschäftigt. So kommt er mittlerweile in der internationalen Braubranche viel herum und beschäftigt sich intensiv mit den verschiedenen, jeweils abzufüllenden Bieren. Grund genug, für uns, mit Michael Rauhe intensiv in diese Thematik einzusteigen und auch die aktuellen Trends bei Fass, Flasche und Dose zu besprechen…

Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute sind wir mal wieder auf der Reise ins Ausland und treffen dabei jemanden, der sich in gewisser Weise dem Bier verschrieben hat, vor allem dafür sorgt, dass es gut ins Glas oder auch in die Flasche oder in die Dose kommt und das ist der Michael Raue. Und erst mal schön, dass du da bist, Michael und vielleicht stellst du dich nochmal ganz kurz unseren Hörern selber vor.

Michael: Also, vielen Dank, Markus, vielen Dank für die Einladung, ich bin sehr froh, dazu sein. Wie gesagt, mein Name ist Michael, ich komme aus Mailand, Italien, habe auch über mehrere Jahre in Deutschland gelebt, wo ich auch mein Studium gemacht habe. Aber momentan, sagen wir, arbeite ich wieder in Italien und ich bin beschäftigt bei der Firma Comac in der Nähe von Bergamo, und ich bin dort in der Verkaufsabteilung. Und die Firma an sich, wir machen Maschinen und Anlagen, sagen wir, für die Abfüllung von Bierprodukten hauptsächlich in Flaschen, Dosen und Fässern und sagen wir, so bin ich in diese Welt gestolpert, in diese Bierwelt, in dem Sinne.

Markus: Ja, jetzt hast du gesagt, du kommst aus Mailand. Heißt das, du bist dort auch geboren oder wo kommst du ursprünglich her?

Michael: Also, genau, ich bin in Mailand geboren, aber meine Eltern, sagen wir so, meine Mutter kommt aus unv. #00:01:22-8# also in der Nähe Mailands und mein Vater aus dem nördlichen Teil Italiens, aus Südtirol. Und meine Großeltern, meine Oma kommt aus Österreich und mein Großvater aus Deutschland, deswegen halt auch den deutschen Namen, sagen wir, den deutschen Einfluss, Beeinflussung.

Markus: Das ist ja eine totale Mischung, sehr spannend. Das heißt, du bist dann zweisprachig aufgewachsen?

Michael: Ja, genau. Das heißt, Zuhause haben wir immer Italienisch gesprochen. Ich bin dann, sagen wir, als ich vier Jahre alt war, mehr oder weniger, nach Deutschland umgezogen wegen der Arbeit meines Vaters. Wo ich dann praktisch Kindergarten und Grundschule in Deutschland, in der Nähe von Mannheim, in der Nähe von Frankfurt, durchgeführt habe und sagen wir so, meine Schule angefangen habe. Und eben im Nachhinein sind wir dann auch in Spanien umgezogen, wo ich, sagen wir, mit der deutschen Schule weitergemacht habe, um dann schlussendlich wieder in Italien zu landen. Das heißt, ich habe ein bisschen in ganz Europa gelebt und habe dann in Italien dann noch mein Studium im Chemieingenieurwesen gestartet und habe dann meinen Master in Deutschland in Karlsruhe abgeschlossen im Chemieingenieurwesen. Das heißt, ich habe dann versucht, die deutsche Seite etwas wieder aufzufrischen und in dem Sinne auch die deutsche Herkunft etwas zu erforschen, sagen wir so.

Markus: Ja, sehr spannend. Das heißt also, du sprichst auch noch Spanisch?

Michael: Ja, genau. Sagen wir, Spanisch ist, sagen wir, durch die italienische Beeinflussung da hinzugekommen in dem Sinne auch. Und natürlich habe ich dann dies auch Italienisch vertieft und ausgenutzt in dem Sinne, wo ich schon dort gelebt habe, auch diese Sprache dann dazuzulernen.

Markus: Und Französisch auch noch, oder?

Michael: Sagen wir, in dem Sinne mehr aus den Schuljahreszeiten, ja, in dem Sinne. Das heißt, grammatikalisch hängt es noch ein bisschen mit dem Französisch, aber sagen wir, mehr oder weniger klappt es schon. Man kann sagen, wie eine leichte Unterhaltung durchführen dann, in dem Sinne.

Markus: Na, das ist schon viel mehr als ich kann. Aber, das muss ich jetzt mal ausnutzen, weil, ich glaube, ich habe noch nie mit jemanden ausführlich sprechen können, der zweisprachig aufgewachsen ist. Das würde mich mal interessieren, wie funktioniert das, also denkt man da in beiden Sprachen oder schaltet man um, wenn man mit Vater oder Mutter spricht? Also wie funktioniert das, dass man das so perfekt lernt?

Michael: Sagen wir in dem Sinne, es ist, sagen wir, eine kleine Mischung, kommt drauf an auch, mit wem man dann spricht. Zum Beispiel, mit meinen Eltern habe ich dann immer auf Italienisch gesprochen hauptsächlich, weil wir auch im Ausland gelebt haben und das heißt, um auch die italienische Seite etwas beizubehalten. Aber gleichzeitig zum Beispiel habe ich, sobald ich diskutieren musste, sagen wir so, mit meiner Schwester, dann auf Deutsch umgewechselt. Weil, sagen wir in dem Sinne, ich das Vokabular, was ich Zurzeit dann benötigt habe, dann besser kannte, sagen wir in dem Sinne. Und an sich denken, das hängt auch sehr stark ab von, wo ich grade momentan lebe. das heißt momentan, da ich schon seit mehreren Jahren in Mailand wieder bin, sagen wir, ist das Italienische in Gedanken stärker geworden beziehungsweise als ich in Deutschland auch während meines Master, habe ich dann dort ab und zu gemerkt, dass ich doch auf Deutsch umgeschaltet habe, ohne es zu merken, in dem Sinne.

Markus: Ja, also absolut faszinierend. Das heißt aber, auf Deutsch kann man besser schimpfen?

Michael: IN dem Sinne, sagen wir, die deutsche Sprache hat einen Vorteil, es bestimmte Worte, sie sind präzise, jetzt nicht nur, sagen wir, beim Streiten und Diskutieren, aber auch in, sagen wir, Day to Day, sind dann mache Worte auf Deutsch doch schon präziser in dem Satz, zum Italienischen oder zum Spanischen oder zum Englischen auch. Das heißt, mit einem simplen Wort kann man genau erfassen, was man sagen möchte, statt dann einen ganzen Satz sagen zu müssen.

Markus: Das ist, ja, gut, kann ich mir vorstellen, ist vielleicht auch bei Auseinandersetzungen dann besonders wichtig.

Michael: Genau.

Markus: Ja und dann bist du zur Chemie gekommen. War das auch etwas, was dich schon immer interessiert hat?

Michael: Sagen wir, also da bin ich auch etwas von meinem Vater beeinflusst worden, da er in einer deutschen Chemiefirma gearbeitet hat und sagen wir, die Chemie bei uns Zuhause immer, sagen wir, besprochen worden ist. Und dadurch auch während der Schulzeit dann etwas vertieft bin stark davon fasziniert worden bin, habe ich dann beschlossen auch in dem Sinne, das während meines Studiums dann zu vertiefen.

Markus: Und warst dann auch erst mal in Sachen Chemie unterwegs bei solchen Firmen oder bist du gleich in Richtung Bier, Getränke gekommen?

Michael: Also da muss ich gestehen, ich war etwas unentschlossen. Ich habe während meines Studiums die Chance gehabt, in mehreren, sagen wir, Firmen meinen Master zu probieren, sagen wir in dem Sinne, auch einen Stage zu machen und zu probieren und zu sehen, was ich genau mit der Arbeit machen könnte. Und sagen wir, natürlich bei der Abschlussarbeit, sowohl in meinem Bachelor als auch im Master, wurde dann angefragt, dass man doch mehrere Monate in der Firma tätig sein sollte. Und da habe ich auch, sagen wir, die Sprachenkenntnis ausgenutzt, wo ich zum Beispiel meinen Bachelor in einer spanischen Chemiefirma in der Nähe von Tarragona bei Barcelona praktisch gemacht habe und meinen Master dann in Holland, sagen wir, in den Niederlanden, in Utrecht durchgeführt habe, auch in einer Chemiefirma. Das heißt, ich habe dann dort etwas, sagen wir ausgenutzt, meine Kenntnisse, um zu sehen, wie es eigentlich sein soll, wenn ich in dem Fachbereich eigentlich arbeiten möchte. Und nachdem ich das durchgeführt habe, muss ich sagen, es hat mir sehr gut gefallen, aber gleichzeitig habe ich gemerkt, dass die Chemie mir gefällt oder sagen wir, es fasziniert mich an sich schon, aber die Arbeitswelt an sich schon etwas anders ist als das, was ich mir vorgestellt habe. Das heißt, ich habe dann besonders nach meinem Master dann eine Alternative gesucht und dann bin ich, sagen wir, über Comac gestolpert. Da muss ich gestehen, ist eigentlich ohne große Suche stattgefunden, ich habe dann einfach nur auf einer Website gesucht und plötzlich stand, dass sie dort einen Projektleiter gesucht haben oder beziehungsweise einen Ingenieur für die technische Abteilung. Und da habe ich einfach gesagt, ja, warum probieren wir es nicht einmal.

Markus: Ja, das ist doch auch eine gute Idee. Und wenn wir jetzt sagen in Richtung Bier, also normalerweise bist du ja italienisch, spanisch, dann eher erst mal mit Wein zugange. Also kannst du dich noch erinnern, wann du so dein erstes Bier getrunken hast und wie dir das so geschmeckt hat?

Michael: Also da muss ich gestehen, kam schon zwischen 13 und 14 vielleicht das erste Bierchen, in der, sagen wir, in Beeinflussung von Norditaliens. Also in Südtirol, besonders wenn ich da mit der Familie zusammen war im Sommerabschnitt, hat man ja hier und da probiert, da hat man mal gesagt: „Ja, probieren wir mal ein schönes Bierchen. Mal sehen, wie es ist, wie das schmeckt.“ Und sagen wir, in dem Sinne war meine Erkenntnis mit Bier am Anfang schon eher da als mit Wein, in dem Sinne. Das heißt, natürlich war Zuhause bei uns immer Wein zur Hand und präsent, aber Bier hat schon immer eine etwas andere, sagen wir, Präsenz gehabt. Das heißt, Bier war Zuhause da und dann, wenn mal auch nach der Arbeit, mein Vater auch und sich mal kurz hingesetzt hat, mal eine Runde zu reden und so ein kleines Aperitif, da hat man schon ein Bierchen getrunken. Und in dem Sinne dem, habe ich das wahrscheinlich auch assoziiert mit der Gemütlichkeit in dem Sinne, im Gegensatz zu vielleicht Wein, wo es mehr zum Abendessen oder zu den Speisen getrunken worden ist.

Markus: Na und da hast du dir bestimmt jetzt auch ein gutes Bierchen ausgesucht, um es mit mir zu trinken, oder?

Michael: Genau, in dem Sinne habe ich mir auch ein Bierchen vorbereitet, weil natürlich, sagen wir so, ich mit der Zeit auch etwas interessierter geworden bin im Bierbereich und dann hat man auch rausgefunden, dass es etwas mehr gibt, als nur ein klassisches Pils oder vielleicht erlernt hat, das ist Bier. Und in dem Fall habe ich mir auch ein Bierchen ausgesucht für heute und in dem Sinne habe ich auch ein Bierchen aus der Schweiz mitgenommen, mitgebracht.

Markus: Aha, das ist ja spannend. Also die Schweiz, ja ein Land, dass von sich selbst behauptet, die meisten Brauereien, also gemessen an der Einwohnerzahl, in der Welt zu besitzen, auch mit einem gewissen Recht, weil dort über 1.000 Brauereien eingetragen sind. Man muss allerdings fairerweise sagen, dass da praktisch jeder, der nur einen kleinen Braukessel hat, schon automatisch als Brauerei gilt. Trotzdem ein Land mit ganz viel Vielfalt und ja natürlich auch mit den verschiedenen Landesteilen, die eben deutsch, italienisch, französisch geprägt sind. Bin ich mal gespannt, was du dir da ausgesucht hast.

Michael: Ja, sagen wir, die Schweiz hat mich immer ein bisschen fasziniert, weil eine starke Mischung da unter sich ist. Weil natürlich durch diese starke Sprachprägung und Beeinflussung, natürlich kommt ein bisschen von den drei Ländern, die natürlich in der Nähe sind, ein bisschen dazu. Das heißt, man hat da eine starke Biereinprägung, aber gleichzeitig wird ein bisschen auch experimentiert in dem Sinne. Das heißt, mit besonderen Zutaten, etwas anders als vielleicht normalerweise genommen wird. Und in diesem Fall habe ich mir ein Blance, also ein Witbier aus La Nébuleuse, eine Brauerei aus der Nähe von Lausanne. Das ist eigentlich eine kleine Brauerei, aber die mit der Zeit sozusagen eigentlich stark anwächst. Das heißt, die Jungs, die dort arbeiten, die ich auch sehr gut kenne, wissen genau, was sie machen müssen und der Braumeister ist genau das, was man von einem Braumeister erwartet. Also eine Person, die genau weiß, wie man die klassischen Grundregeln von der Bierbrauerei also annimmt oder was man da verfolgen muss, aber gleichzeitig gefällt ihm ab und zu auch, ein bisschen zu experimentieren und dann kommen auch ab und zu neue Produkte raus, die eigentlich sehr interessant sind.

Markus: Ja und ich bin jetzt wirklich etwas neidisch, weil, also Blance, Witbier, ist einer meiner absoluten Lieblingsbierstile und das hätte ich jetzt auch gern.

Michael: Das ist schön erfrischend.

Markus: Ja, eben. Also ich weiß nicht, wie heiß es bei dir ist, bei uns haben wir heute in Bamberg als 33, 34 Grad. Das ist schon sehr viel. Ich weiß nicht, wie ist es in Mailand Zurzeit?

Michael: Da muss ich sagen, da muss ich leider neidisch sein, weil wir momentan um die 39 haben. Morgen erreichen wir auch die 40 Grad, das heißt, es ist angenehm warm, in dem Sinne. Da muss schon ein erfrischendes Bier her.

Markus: Okay, na, dann sage ich mal Prost und mache nebenbei mal schnell meines auf, Moment. Also ich habe mir natürlich auch ein Bierchen ausgesucht und witziger Weise so ein bisschen das Gegenstück zu deinem, das ist sehr lustig. Und zwar bekomme ich ja immer wieder Mal Post von verschiedenen Brauereien und da habe ich jetzt von Maisel aus Bayreuth ein Black IPA zugeschickt bekommen, was sie jetzt grade als Limited Edition machen. Und da habe ich mir gedacht, das ist eine gute Gelegenheit, das mit dir zu probieren. Und ist natürlich jetzt spannend, weil es ungefähr das genaue Gegenteil zu dem Wit, zu dem Blance ist, was halt ein sehr helles Bier ist und ein sehr filigranes Bier und schöne Citrusaromen, und hier ist es jetzt eben total braun, kastanienbraun und dunkler Schaum. Und mal rein riechen. Ah ja, also viel so Kaffee und Röstaromen habe ich bei mir, ein bisschen Citrus ist schon auch dabei, also eine gewisse Fruchtigkeit. Bin ich mal gespannt, was du gleich noch sagst. Ja, so ein bisschen Ananas auf jeden Fall und ganz viel Schokolade und Kaffee. Ja, bevor ich da jetzt probiere, wie riecht denn deines so?

Michael: Ich muss sagen, meins hat, wie gesagt, ich habe jetzt hier natürlich Citrusnoten, insbesondere von der, würde sagen, Orange, Orangenhaut, die da schön rauskommt, aber auch, muss ich sagen, auch eine leichte Note an Koriander. Sagen wir, ein bisschen Spice in sich, vielleicht ein bisschen weißer Pfeffer. Ja, das heißt, es kommt schon eine schöne Note raus.

Markus: Ja, also grad diese Koriandernoten finde ich immer ganz schön beim Witbier. Und wenn das gut austariert ist mit der Orange, dann ist das wirklich, ja, erfrischend, aber trotzdem ist die Orange nicht so überbordend. Das heißt, wenn man dann getrunken hat, dann ist der Mund auch wieder frei und man ist dann wieder offen so für den nächsten Schluck. Ganz anders als zum Beispiel bei einem Radler, das ja auch viel Citrusaroma hat, aber da habe ich dann diese Süße und das Citrus, was ewig lange bleibt. Und das finde ich bei einem Witbier schon wirklich ganz, ganz schön. Na, dann probiere ich jetzt auch mal.

Michael: Prost dann!

Markus: Prost! Ja, also bei mir noch mehr Kaffee und Schokolade. Hinten raus dann tatsächlich Citrus, so ein bisschen, ja, auch so grüne Früchte, ein bisschen Apfel, ein bisschen Stachelbeere, aber auch Ananas, also die man gerochen hat, die ist jetzt auch wieder da. Eine schöne Säure, die, glaube ich, auch vom Röstmalz kommt, also da ist beides so ein bisschen mit dabei. Und der Körper ist auch schön, stabilisiert das Ganze. Schöne Kohlensäure, sehr vollmundig, sehr cremig, also spannend. Also ich weiß nicht, ob ich es bei einer Blindverkostung gleich als Black IPA erkannt hätte, aber es ist auf jeden Fall sehr schön, ist ja auch ein spannender Bierstil. Ja und du schwimmst ganz auf deiner leichten Welle, oder?

Michael: Ja, sagen wir, in dem Sinne habe ich schon eine leichtere Note im Gegensatz zu deinem Bier. Sagen wir, in dem Sinne ist es bei mir etwas, sagen wir, Süße, leichtes süßes Aroma kommt auch raus von den ganzen Gersten. Und natürlich, in dem Sinne hat man auch diese Aromen, die stark dann imprägniert werden, wo dann die Spice-Note praktisch dann stärker rauskommt. Aber ich muss sagen, schön rund und wie du auch schon korrekt gesagt hast, ein Schluck ruft nach dem anderen, sagen wir in dem Sinne.

Markus: Hervorragend. Ja, da können wir vielleicht auch gleich das Geheimnis lüften, wo wir uns kennengelernt haben, nämlich bei der Brussels Beer Challenge, was ja ein Bierwettbewerb ist, wo du auch mit dabei warst. Ich weiß gar nicht, hast du auch mit verkostet?

Michael: In diesem Fall noch nicht. Ich muss auch dort gestehen, also natürlich war bei mir die Welt der Biere stark, aber wie gesagt, besonders, weil diese Kultur in Italien, sagen wir, jetzt mittlerweile langsam kommt beziehungsweise auch präsent ist, auch mit sehr guten Brauereien. Aber natürlich beim Day to Day, wenn man durch die Gegend läuft, eher weniger in dem Sinne auch besondere Biere rauskommen, die da hauptsächlich immer die klassischen Ziele von den großen Konzernen, sagt man, hauptsächlich findet. Und dadurch, dass ich auch teilgenommen habe bei der Beer Brussel Challenge, kam das dann praktisch raus, wo man dann sagt, oh ja, es gibt mehrere Arten von Bieren. Und da habe ich mir gesagt, warum vertiefe ich das nicht, besonders weil ich ja tagtäglich damit arbeiten muss? Und sagen wir, meine Kunden sind dann praktisch die Personen, die dann dieses Bier herstellen. Und besonders bei der Russel Beer Challenge kommen da natürlich auch diese verschiedenen Brauereien hinzu und da habe ich mir gedacht, das möchte ich doch gern vertiefen. Und da habe ich auch gesagt, da habe ich auch angefangen, sagen wir, eine Verkostung von Bieren durchzuführen hier in Italien und mache das grad momentan jetzt weiter, damit ich hoffentlich auch bald selbst bei der Brussel Beer Challenge teilnehmen kann als Verkoster und dann, sagen wir, meinen Beitrag leisten kann in dem Sinne.

Markus: Ja, da freue ich mich schon drauf, da sind wir dann hoffentlich auch bald mal an einem Tisch zusammen.

Michael: Genau.

Markus: Das ist dann ja immer eine ganz tolle Erfahrung. Ja und Italien hat ja auch eine ganz, ganz große Biervielfalt mittlerweile. Also wenn ich mich richtig erinnere, müssten es jetzt so über 700 Brauereien sein, von denen ein Großteil in Norditalien ist. Die auch sehr experimentierfreudig sind, durchaus auch kräftigere Biere machen, auch diese Grape Ales, also mit Trauben, mit Wein experimentieren und eben durchaus auch alkoholisch mal ordentlich zugange sind. Also wirklich sehr spannende Brauereien, allen voran natürlich die, die man kennt, so wie Birra Baladin oder Birrificio Italiano oder so. Aber, ja, das heißt, du trinkst dich jetzt grade so ein bisschen durch die italienische Bierwelt?

Michael: Ja, genau. Sagen wir, besonders dort ist es interessant, weil es so viele verschiedene gibt. Wir haben einfach, wie du gesagt hast, es gibt mehr als 750 verschiedene Brauereien in Italien und natürlich kann man die, sagen wir, nicht mit den deutschen Brauereien gleichzeitig vergleichen, weil natürlich auch andere Größen im Spiel sind. Aber ich bin jetzt auch, sagen wir, ab und zu auch wegen der Arbeit und auch aus privater Sicht, bin ich dann ab und zu auch unterwegs und versuche dann dort, selbst neben der Arbeit, auch meine, sagen wir, ein bisschen meine Kenntnis zu vergrößern und zu sehen, mit was da experimentiert wird, mit welchen Produkten auch gespielt wird, was für auch Obstsorten jetzt verwendet werden. Besonders auch, habe ich in letzter Zeit gemerkt, dass diese Sour-Combination mit den Fruits und mit Fruchtkonzentraten beziehungsweise mit besonderen Mischungen, auch Zurzeit jetzt stärker wird, besonders, sagen wir, in der Sommerzeit, wo man etwas Erfrischendes, wo genau dieser Sour-Style etwas besser dazu kommt. Und das ist schon interessant, das jetzt mit der Zeit es zunimmt und auch sehr viele, würde ich auch sagen, sagen wir, Amateur-Brauer, die dann vielleicht Zuhause dann anfangen, da zu experimentieren, auch mit der Weile langsam zunimmt. Weil, natürlich hat man gemerkt, es macht Spaß, dann auch selber zu experimentieren, zu sehen, wo man landet, was man finden kann. Und natürlich, sagen wir, hat man jetzt auch in Norditalien besonders, sind jetzt auch viele hier präsent. Aber ich hatte auch das Glück, jetzt Süditalien ein bisschen zu erforschen und in dem Sinne wird das auch interessant, wie man die Noten, diese Geschmacksnoten, die auch aus den Früchten rauskommen, wie zum Beispiel bei den Orangen, die dann direkt vom Baum gepflückt werden in Sizilien, schon anders sind als die, die man dann hier verkosten könnte.

Markus: Oh ja, auf jeden Fall, also da gibt es ganz, ganz intensive Citrusaromen. Und für mich immer wieder faszinierend ist die Bergamotte als Frucht, die sehr variantenreich ist und die ja in Italien ja auch in ganz vielen verschiedenen Gerichten und so weiter eingesetzt wird, also total spannend. Wenn ich an Mailand denke, dann muss ich sagen, ist meine Lieblingsbrauerei immer noch Lambrate. Ich weiß nicht, ob du da schon mal warst, bestimmt, oder?

Michael: Ja, bei Lambrate an sich, abgesehen von der Brauerei an sich, haben auch ein sehr gutes Restaurant, wo man dann auch alle Biere verkosten kann und gleichzeitig auch irgendwie eine guten Teller essen und genießen kann. Ich muss sagen, es sind auch schon besondere, sagen wir Personen, die da dann arbeiten, besonders weil, wenn man da auch dort Freitag oder Samstag vorbeikommt, dann Live-Musik gibt und da wird so gelacht, probiert und es ist ein sehr harmonisches, sehr angenehmes Ambiente, sagen wir, in dem Sinne. Und auch dort in der Brauerei an sich, bin ich auch mehrmals schon gewesen, besonders weil in diesem Fall auch wir als Firma da einige Maschinen geliefert haben und sagen wir, dann auch zusammen gearbeitet haben. Das heißt, das, was mir bei meiner Arbeit auch meistens gefällt, ist diese Kombination zwischen Spaß und Arbeit, wo man dann dieses schöne Gelichgewicht findet, sagen wir so.

Markus: Ja, das ist doch eine perfekte Kombination, da müssen wir gleich noch drüber sprechen. Vielleicht noch ein Eindruck, der mir so in Erinnerung geblieben ist, also grade bei Lambrate, wie du sagst, die feiern das auch anders, sie leben Bier auch ganz anders. Und ich kann mich erinnern, als ich da eins der ersten Male da war, da waren vor der Brauerei schon ganz viele junge Leute, auch grade viele Frauen, die vielleicht vom Alter her irgendwo zwischen 16 und 25 waren oder so und die standen alle rum und die haben da grade Bockbieranstich gefeiert, also haben alle Bockbier gehabt und da zwei, drei getrunken. Und da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wo bei uns in Deutschland ja auch eine gewisse Hürde ist, geistig zu sagen, das ist jetzt ein Bier mit acht, neun Prozent, da habe ich den Eindruck, dass das in Italien vielleicht auch, wenn man vom Wein kommt, wo dieser Alkoholgehalt völlig normal ist, das da vielleicht diese Hemmung nicht besteht, sondern man gerne auch ein stärkeres Bier trinkt. Kannst du das nachvollziehen?

Michael: Ja, also meiner Meinung nach kommt es auch daher, das ab und zu besonders dadurch, dass wir starke Weintrinker auch schon sind, genau wie du meintest, auch das Alkoholniveau an sich weniger beeinflusst dann. Das heißt, in dem Sinne wird ab und zu auch gerne ein stärkeres Bier probiert beziehungsweise kommt da natürlich auf den Moment drauf an, aber besonders nach dem Abendessen, habe ich gemerkt, dass tendenziell dort schon stärkere Biere angefragt werden, besonders auch sehr stark neugierig wird, was für Biere das überhaupt sind. Und es wird viel, besonders von den jungen Leuten, erforscht. In dem Sinne habe ich gemerkt, es gibt natürlich die drei, vier Biere, die immer angefragt werden. Natürlich hat man auch diesen IPA-Trend, wie man in den Vereinigten Staaten gehabt hat, wo jetzt alle nach diesem fruchtigen Aroma geforscht hat und gesucht hat, aber es kommt auch dieses Rauchbier, Dunkelbiere, Gose, es kommen jetzt auch diese besonderen Biere, die wir in Italien, meiner Meinung nach, bis vielleicht vor drei, vier Jahren überhaupt kannten beziehungsweise nur sehr gering kannten, in dem Sinne, werden die jetzt auch von jungen Leuten, die bierniveaumäßig vielleicht keine Erfahrung haben und doch trotzdem gerne etwas Neues probieren. Und da hat man auch diesen Effekt, obwohl das Bier vielleicht dadurch, dass es ein Sauerbier ist, eine starke unv. #00:21:42-5# hat, doch schon anders gefunden wird und in dem Sinne akzeptiert wird, obwohl dann vielleicht jemand das Bier an sich nicht kannte und doch gern experimentiert. Und das Gleiche passiert auch da mit dem Alkohollevel, das heißt, es wird gerne erforscht und auch probiert, wie dann diese Starkbiere dann praktisch schmecken oder wie dieses Alkoholniveau auch beeinflusst. Und ich muss sagen, das habe ich auch sehr stark gesehen bei diesen Bierfestivals, die jetzt natürlich in den Sommerzeiten stark annehmen, da zunehmen, sind auch hier sehr viele verschiedene Brauereien präsent und es werden da schon Experimentierbiere gebracht, anstatt diese Klassischen immer. Und das muss ich sagen, ist schon interessant.

Markus: Ja und ich erinnere mich auch jetzt, wo wir grade sprechen, was ja schon öfters in Mailand, es gibt dort jedes Jahr einmal die Messe La Diano in Fiera. Die kennst du bestimmt, oder?

Michael: Ja.

Markus: Genau und da war ich mehrmals da, weil da ja auch, also das sind Stände aus ganz Italien, aber eben auch aus der ganzen Welt. Das ist wie so eine kleine Weltreise, die man da machen kann. Und ich war öfters da, um dort eben am Fränkischen Stand entweder präsent zu sein oder was für die zu machen oder ich habe Brauereien beraten, die da waren. Und das war auch immer toll zu sehen, wie stark die Italiener grade die fränkische Bierwelt mögen, also wie du schon sagst, Rauchbier und so Kellerbier und Märzen. Und das sind so Stile, die offensichtlich damals schon richtig gut ankamen. Und das fand ich auch immer sehr lustig, weil, das war dann oft so, dass dann die jemand kam, der hatte dann jemanden im Schlepptau so dabei und musste die so ziehen, dass sie überhaupt mitkommen und hat gesagt: „Mensch, ich habe da dieses Rauchbier probiert, das musst du jetzt auch probieren.“ Und dann sind die da gekommen und da sind die Augen aufgegangen und das war wirklich immer faszinierend zu sehen, wie da wirklich so eine Freude am Entdecken der Aromen und der Biere und so ist. Und ich muss sagen, also ich generell habe eine sehr enge interne Beziehung für mich auch zu Italien und zu Italienern, aber ich habe auch den Eindruck, dass die Italiener gerne Franken und fränkische Biere mögen. Wurde über sowas bei euch schon mal in der Familie gesprochen, Franken, kanntest du das?

Michael: An sich, sagen wir, natürlich war das eine bekannte Zone Deutschlands und in dem Sinne kannte man das sehr gut und wurde auch immer vertieft. Und auch in dem Sinne, auch biermäßig, muss ich auch dort gestehen, das praktisch mein Vater an sich keine große Erfahrung hatte, aber doch an sich, wenn er schon von Bier gesprochen hat, dort tendenziell aus Süddeutschland da schon getrunken wurde und insbesondere auch, was da Franken ist und besonders auch in der Nähe dann von Bayern und drum und dran, was sich da mit sich zieht, sagen wir in dem Sinne. Und natürlich war in diesem Sinne, hat man dann schon das auch probiert. Und ich selbst auch, habe auch gemerkt, natürlich kennt jeder Bayern, aber die Frankenregion wird jetzt auch von den Italiener eher anerkannt als diese Bierregion in dem Sinne, wo vielleicht vor einigen Jahren selbst mal ein Italiener auch noch nachgefragt, die aber nicht mal wussten, wo Franken lag, in dem Sinne, die Zone, die Gegend, in dem Sinne.

Markus: Ha, dann haben wir also eine gute Arbeit geleistet. Ja, jetzt aber nochmal endlich wieder zurück zu dem, was du eigentlich so tust. Du hast jetzt grade gesagt, zum Beispiel Lambrate sind auch Kunden von dir oder von euch. das heißt jetzt also, wenn eine Brauerei mit dir zu tun hat, was kannst du der alles anbieten, was sind so die Sachen, um die du dich dann kümmerst?

Michael: Ja, sagen wir in dem Sinne mit Comac, da erzähle ich auch ein bisschen über die Firma an sich, ist ja vor ungefähr 30 Jahren, wir haben grad unser 30-jähriges Jubiläum gefeiert und wurde ungefähr vor 30 Jahren von vier Brüdern gegründet. Und in dem Sinne haben wir dann mit einfachen Anlagen beziehungsweise auch nur mit Förderbändern angefangen und dann schrittweise in diese Bierwelt vertieft. Angefangen mit den Fässern, wo wir dann mit großen Gruppen zusammengearbeitet haben, aber gleichzeitig natürlich diesen Schwung, der aus den Vereinigten Staaten kam, gleichzeitig so ein bisschen ausgenutzt haben, um uns dort etwas breiter zu machen. Und in dem Sinne haben wir auch versucht, unser Portfolio zu erweitern, in dem wir sagen, nicht nur von den Fässern anzubieten, aber gleichzeitig auch von den kleineren Dosen- und Flaschenanlagen gleichzeitig etwas mitzunehmen und präsentieren zu können. Und mit den Jahren haben wir dann unser Qualitätsniveau erreicht beziehungsweise erhöht und haben wir uns dann einen Teil sozusagen in dieser Branche ein bisschen eingearbeitet und insbesondere sind wir jetzt in der Lage da, hohe qualitätsmäßige Anlagen anzubieten, besonders was dann auf den Fässerbereich sich bezieht, besonders aber auch bei den Flaschen und bei den Dosen. Besonders, weil unser Ziel als Firma ist es dann, nicht einfach nur die großen Konzerne zu beglücken, aber wir sagen, wir nutzen ein bisschen, wenn ich das gestehen kann, diese großen Konzerne aus, die uns diese neuen Richtungen angeben, die sozusagen natürlich normalerweise immer das Neuste auf dem Markt haben möchten, immer das Bestmögliche haben möchten, die höchste Qualität, die beste Technologie. Und wir nutzen diese Anfragen aus und die, sagen wir dann, in unseren Anlagen zu implementieren und diese dann gleichzeitig bei auch unseren, sagen wir, kleineren Kunden anbieten zu können, ohne gleichzeitig die Qualität zu verlieren. und in dem Sinne haben wir dann versucht, diese Kenntnis mitzunehmen und dann über die Jahre in unser Portfolio einzubauen, wo wir da auch qualitätsmäßig auch bieten können, damit unser Kunde dann seine Dosenanlage für seine kleine Brauerei, die vielleicht bei 3.000 Dosen anfängt oder 2.000, so 3.000 Flaschen pro Stunde anfängt. Und in dem Sinne versuchen wir besonders, das, was, sagen wir, das Herzprodukt unser Kunden, natürlich das Bier, auch so gut wie möglich ganz einfach vom Sudhaus in die Endflasche oder in die Enddose zu bringen, ohne dass der Geschmack, der angezielt worden ist beziehungsweise die Qualität, die durch den Brauer erzielt worden ist oder erreicht worden ist, ohne diese zu verlieren und auch gleichzeitig unsere Kunden auch in die richtige Richtung zu leiten, damit sie auch das beste Wissen und beziehungsweise auch wissen, was sie genau brauchen. Und dann versucht man ein bisschen auszuhelfen, natürlich in dem Sinne gibt man auch Ratschlag, das, was das Beste für die Anfrage sein könnte. Und in dem Sinne zum Beispiel haben wir auch qualitätsmäßig, unterscheiden wir uns vielleicht von unserer Konkurrenz in Italien, besonders stark jetzt bei den kleineren Maschinen. In dem Sinne, unser Niveau, sagen wir, unsere Produktionsgröße startet normalerweise bei 3.000 Container, also 3.000 Flaschen oder Dosen pro Stunde an, in diesem Sinne bei Flaschen und Dosen, weil natürlich wir auch die höhere Qualität einbauen möchten. Das heißt, in dem Sinne versuchen wir, qualitätsmäßig immer das Gleiche anbieten zu können, egal ob wir jetzt eine Anlage für 3.000 Dosen pro Stunde anbieten oder eine Anlage für 20.000 Dosen pro Stunde. Das heißt, in dem Sinne wird der Kunde immer das Gleiche finden. Und das sieht man dann auch beim Endprodukt, wo dann der Sauerstoffinhalt in dem Endprodukt so niedrig ist wie möglich und qualitätsmäßig auch das Endprodukt mehrere Zeit auch auf dem Markt bleiben kann, ohne dass sich das dann verändert geschmacklich. Im Sinne von den Fässern an sich im Gegensatz, fangen wir schon auch bei ganz kleinen unv. #00:28:45-3# Anlagen an. Das heißt, es gibt dann Kunden, die haben vielleicht so kleine Anlagen mit einem Einkopffüller und wo dann vielleicht acht, zehn oder Fässer pro Stunde abgefüllt werden können. Und auch dort haben wir versucht, so breit wie möglich unser Portfolio zu behalten. das heißt, sowohl, sagen wir, normale Casks und Fässern, also Stahlfässer beziehungsweise auch gleichzeitig auch diese neuen PET-Fässer, die aber mit der Zeit etwas ab- und zunehmen, das kommt da ein bisschen auf den Markt drauf an, kommt drauf an, wer hier der Kunde ist und hat man auch unv. #00:29:15-3# gesehen, aber gleichzeitig versuchen wir auch dort, alles Mögliche dem Endkunden anbieten zu können. Und was mir auch besonders auch persönlich gefällt zu sagen, ich bin ein bisschen halb Deutsch, ich bin ein bisschen halb Italiener und ich versuche dann, sagen wir, die deutsche Präzision mit der Flexibilität des Italieners ein bisschen zu verbinden, damit man gleichzeitig den Kunden das Beste anbieten kann und auch die beste Lösung finden kann.

Markus: Also das klingt natürlich nach einer Idealkombination, aber auch nach einem ganz schönen Spagat, den man da machen muss. Ich würde das gern noch ein bisschen auseinandernehmen, so Stück für Stück, also das heißt, es geht ums Abfüllen, es geht einerseits um Fässer, dann um Dosen und um Flaschen. Jetzt hast du bei den Fässern ja schon gesagt, da gibt es ja die Plastikfässer, die jetzt so in Mode kommen, die Ke-Cask, die den großen Vorteil haben, das man sie eben nicht wieder zurückgeben muss. Dadurch natürlich auch ein gewisser Nachteil, was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Aber dazu muss man vielleicht auch den Hörern draußen sagen, dass halt die normalen Fässer, die Stahlfässer, die Brauereien haben, einfach einen hohen Wert haben, der um die 100 Euro durchaus liegen kann pro Fass. Und wenn man das dann eben irgendwo rumstehen hat auf der Welt, hat man erstens meistens weniger Pfand bekommen und zweitens geht es gar nicht ums Pfand, es geht einfach drum, dass man das Fass nicht hat. Und viele Brauereien haben damit wirklich große Probleme und ich kenne sogar einige, die daran am Ende sogar gescheitert sind. Dementsprechend ist das durchaus ein Thema jetzt eben zu sagen, wir finden da eine Variante, wo man sich dieses Management so ein bisschen sparen kann. Außerdem ist natürlich auch die ganze Hygiene, die Reinigung, all das anders, wenn ich das Fass nur einmal benutze. Wie ist das denn von der Abfüllseite her, gibt es da große Unterschiede, ob ich jetzt ein Stahlfass habe oder ein Ke-Cask oder muss man da anders rangehen, wie ist das?

Michael: Also sagen wir, ans sich qualitätsmäßig, also auch beim Abfüllen, verändert sich natürlich fast gar nicht. Das heißt auch natürlich, wie du schon grade gesagt hast, beim Stahlfass muss man natürlich auch eine Säuberung durchführen. Das wird dann mit verschiedenen Produkten durchgeführt, normalerweise mit Säure oder mit Lauge und wird dann das Fass gesäubert im Stahlfass. Anschließend wird dieses Fass sterilisiert mit Dampf, wird für einige Sekunden auf 25 Grad ungefähr gebracht, damit es auch komplett steril ist. Und dann anschließend wird es mit CO2 gefüllt, damit das Bier so wenig in Kontakt mit Sauerstoff kommt wie möglich. Anschließend wird dann praktisch CO2 von dem Fass entfernt und wird dann mit Bier ausgetauscht, in dem Sinne, können wir so sagen, und anschließend haben wir dann ein abgefülltes Stahlfass. Bei dem Ke-Cask, also beim Plastikfass an sich ist der Unterschied, das in dem Fall natürlich die Säuberung entfällt. Es findet eine kleine Abfüllung mit CO2 statt, damit das Plastik ein bisschen vorbereitet wird, sagen wir, für die Bierankunft, in dem Sinne. Und der Unterschied an sich, also während beim Stahlfass natürlich keine Risikogefahren gibt, dass das Fass dann praktisch überfüllt wird, weil natürlich, sobald das Stahlfass komplett voll ist, kommt Bier einfach aus dem Hahn wieder raus und man verliert ein bisschen von dem Produkt. Bei den PET-Fässern, da muss man aufpassen, dass das Fass nicht überfüllt wird, weil, natürlich sind das auch Fässer, die im Nachhinein vielleicht, wenn sie unter der Sonne stehen oder beziehungsweise besonderen Konditionen, Wetterkonditionen ausgesetzt werden, auch dieses, sagen wir Material, leidet etwas darunter. Und natürlich hat man das Risiko, das eventuell der Druck innerhalb des Fasses zu hoch wird und dieser da, sagen wir, reißt im Plastikfass. In dem Sinne sind natürlich die Plastikfässer an sich für kleine Brauereien sehr nützlich, weil natürlich, wie du auch grade gesagt hast, wenn zum Beispiel eine italienische kleine Brauerei aus Süditalien ein Fass nach, ich weiß nicht, Deutschland, Schweiz, Österreich, irgendwo hinschickt und das dann zurückholen muss, dieses Stahlfass, hat man so hohe Kosten beziehungsweise aus dem egoistischen Punkt ist es sehr schwer, das wieder einzuholen. Während ein Plastikfass, kann man das einfach ohne Probleme schicken, man hat gewisse natürlich Kosten, um dieses Plastikfass zu erhalten. Und die Nachhaltigkeit, viele dieser PER-Fässer sind auch fast komplett wieder einholbar, das heißt, die Nachhaltigkeit, hängt natürlich von dem Endbenutzer davon ab, ob die dann auch korrekt entsorgt wird, sagen wir in dem Sinne.

Markus: Und gibt es Unterschiede also in diesen Fässern an sich? Also gibt es da bessere oder schlechtere PET-Fässer oder haben die immer eine einheitliche Qualität?

Michael: Also bei den PET-Fässern an sich, es gibt unterschiedliche Qualitäten, es gibt auch wiederverwendbare PET-Fässer. Aber auch dort, also was ich gesehen habe, jetzt auch besonders die Anfragen kommen, sind mit einem Backinside, also mit einer Fülltasche. Ich weiß jetzt nicht genau, da muss ich leider gestehen, ist mein Vokabular ab und zu mit dem Deutsch etwas nach, ich muss hier etwas einholen. Also so ein Backin im Fass drin, der praktisch aufgefüllt wird und diese Tasche, sagen wir, konzentriert dann das Bier innerhalb, man hat praktisch eine doppelte Isolierung, also das Plastikfass außerhalb und diese interne Tragetasche. Und dazu kommt, dann hat man noch andere Fässer, die ohne diesen internen Sack, also diese Tasche arbeiten und die sind einfach abgefüllt PET-Fässer. Und dort ist der Unterschied praktisch, kommt drauf an, wer dann der Endbenutzer ist. Weil in dem Fall zum Beispiel mit diesen internen Taschen, wird das Bier nie in Kontakt mit dem äußeren Gas, in Kontakt gesetzt, die diese Tasche dann praktisch ausfüllt. Und da zum Beispiel braucht man nicht immer unbedingt CO2. Dass heißt, man könnte zum Beispiel auch mit einer normalen kleinen Luftpumpe arbeiten, die dann praktisch diese Tasche zusammendrückt und es erlaubt dann praktisch, das Bier am Zapfhahn rauszuholen, ohne das natürlich das Bier in Kontakt mit Sauerstoff kommt. Was natürlich bei den PET-Fässern, die keine interne Tasche haben, nicht möglich ist. Das heißt, diese PET-Fässer werden genauso entleert, wie man normalerweise Stahlfässer leeren würde, also mit CO2 oder unv. #00:35:08-9# wo das Produkt dann praktisch rausgedrückt wird. Und natürlich kommt dieses Gas dann in Kontakt mit dem Bier und das natürlich ist unv. #00:35:17-1# aber es beeinflusst in einer gewissen Art und Weise ein bisschen trotzdem das Bier. Das heißt, die Fässer mit internen Taschen, hat auch einen Vorteil, das qualitätsmäßig das Bier länger auch in der Theke stehen kann, ohne das es zu stark beeinflusst wird, sagen wir so.

Markus: Ja, also ich muss sagen, ich habe bisher fast nur die gesehen eben mit diesem Beutel, Tasche, wie auch immer man das nennt. Ich weiß gar nicht, ob es dafür einen Fachbegriff gibt, ehrlich gesagt, auf Deutsch. Aber das ist ja grade das Spannende, im Grunde ist es völlig egal, mit welchem Gegendruck ich da arbeite, ob ich Umgebungsluft nehme oder CO2 oder sonst wie. Das ist natürlich auch nochmal eine große Erleichterung für die Leute, die am Ende dieses Bier zapfen, also es ist durchaus spannend. Und merkst du, dass der Anteil insgesamt am Markt steigt oder stabilisiert sich das, wie ist da so die aktuelle Lage?

Michael: Also bis zu Corona-Zeiten, sagen wir so, war an sich die Anzahl an PET-Fässern steigend im Gegensatz zu den Stahlfässern. Weil natürlich logistisch gesehen, war das viel einfacher, jeder konnte sie halt haben und man konnte so gut wie möglich diese transportieren. Auch das Gewicht, weil auch, sagen wir, auch Stahlfässer haben auch an sich ein Gewicht von vielleicht fünf, sechs Kilo oder auch etwas mehr. Und natürlich, PET-Fässer wiegen dann wenige Gramm an Gewicht, das heißt, auch ein Leertransport, wenn man die dann anschafft, ist es ja auch billiger. Und auch für den Abfüllbediener, sagen wir, der an der Anlage steht, muss man auch bedenken, wenn man ein Stahlfass natürlich mit 30 Litern Bier abgefüllt hat und das an sich nochmal sechs, sieben Kilo wiegt, das alles auch den Bediener dann praktisch auch ein bisschen beeinflusst, während die PET-Fässer in dem Sinne etwas leichter sind. Und bis zur Corona-Zeit waren die am steigen, aber, sagen wir, vielleicht durch die Corona-Krise, vielleicht auch ein bisschen durch die Situation, die wir leider jetzt in der Ukraine haben, ist der Preis von Plastik stark gestiegen in dem Sinne auch, wegen auch den Kosten in der Vorbereitung, Zubereitung von diesen Fässern und man ist vielleicht von Basiskosten von vielleicht sechs, sieben Euro pro Fass auf 16, 17 Euro übergegangen. Das heißt, natürlich hat man schon eine starke Beeinflussung auch auf die Kosten. Und was ich gesehen habe, besonders kleine Brauereien, die vielleicht die Nachbarschaft beliefert haben oder auch eine interne Bar hatten mit einer Theke und dann selber ausgeschenkt haben, haben dann gemerkt und gesagt: „Ja, anstatt vielleicht doch PET-Fässer zu benutzen, verwende ich dann doch diese Stahlfässer für einen Radius vielleicht von 50 oder 100 Kilometer, wo ich diese noch selbst einholen kann, benutze ich dann die Stahlfässer. Und dann benutze ich dann die PET-Fässer für Export oder beziehungsweise auch Versand, der dann auf die andere Seite der Halbinsel dann gelangt“. Das heißt, in dem Sinne, kommt auch auf den Kunden drauf an. Und in letzter Zeit, auch besonders während der Messe, die wir in Rimini gehabt haben Ende März, bei den unv. #00:38:02-8# habe ich auch gesehen, dass die Anfrage auf Stahlfässer stark gestiegen ist. Besonders auch sehr viele neugierig waren und gesagt haben: „Ich habe bis jetzt immer mit PET-Fässern gearbeitet, aber wie ist das eigentlich mit Stahlfässern, kann ich dann überhaupt unsere Anlage wieder auf Stahl umsetzen?“ Und in dem Fall zum Beispiel bei unseren Kunden können wir dann ohne Probleme sagen, ja, kein Problem, wir können die Anlage dann wieder auf Stahlfässer umstellen. Beziehungsweise viele unserer Anlagen sind schon für beide Formate, also PET- und Stahlfässer, schon vorbereitet. Das heißt, also unsere Kunden können dann ohne Probleme auch zwischen diesen unterschiedlichen Fässern austauschen, ohne besondere Wechsel durchführen zu müssen.

Markus: Das ist ja wirklich sehr, sehr spannend, was du da erzählst, dass sich da der Markt auch deutlich wandelt. Ich muss sagen, vom Eigengewicht her bin ich da völlig bei dir. Ich hatte jetzt erst eine Veranstaltung, wo ich mein Bier in 50-Liter-Stahlfässern hatte und das dann alleine durch die Gegend zu schleppen, das war schon eine Herausforderung. Also insofern, ja, das kann ich gut nachvollziehen. Und finde auch spannend, dass sich dann eben der Preis da entsprechend niederschlägt und trotzdem Brauereien zum Stahl zurück oder erst mal hinfinden, also sehr interessant. Dann schauen wir nochmal auf die anderen Gebinde, sagen wir mal, die Dose. Also für mich, gefühlt, in Deutschland, ist die Dose sehr stark auf dem Vormarsch und es ist auch so, dass doch mehr Brauereien insgesamt wieder ans Abfüllen denken. Und manche auch sagen: „Okay, ich baue jetzt nicht nur eine Abfüllerei für mich, sondern ich mache das dann so, dass ich meinem Nachbarn anbieten kann, dass die dann bei mir auch abfüllen können“, also grade bei den Dosen jetzt. Wie siehst du denn das, wie erlebst du das mit der Dose, hat das bei euch auch so eine größere Nachfrage?

Michael: Sagen wir, die Dose war jetzt in den letzten Jahren, wurde sie immer als der Feind des Bieres gesehen oder beziehungsweise die Dose wurde als die billige Variante gesehen, die normalerweise vielleicht für ein Bier für geringe Kosten nur verwendet worden ist. Aber die Dose in den letzten Jahren besonders, ist sie wieder stark gestiegen und besonders, weil man gemerkt hat, das qualitätsmäßig, transportmäßig, die Bierqualität besser beibehalten wird im Gegensatz zur Flasche, weil natürlich weniger Licht mit dem Bier in Kontakt kommt. Und auch gleichzeitig man ein bisschen mehr Fantasie haben kann mit der Dose. Das heißt, ich habe auch jetzt verschiedene Designs von den Dosen gesehen und da muss ich auch gestehen, ab und zu ist die Dose schon etwas einladender als die Bierflasche. und da sieht man schon, wer die meiste Fantasie hat und auch, wer dann am besten damit spielen kann und natürlich auch marketingmäßig das so gut wie möglich ausnutzen kann, um dann selber dann eigene, sagen wir, Kreationen herzustellen. Und in dem Sinne, die Dose war jetzt besonders in den Vereinigten Staaten sehr angefragt und ist jetzt mittlerweile auch in Europa einer der führenden, sagen wir, Markt-Leader geworden, besonders wegen auch den Kosten beziehungsweise auch die Nachhaltigkeit der Dose an sich und Einfachheit auch des Transportes und der Handhabung an sich. Und wie du grade auch gesagt hast, die Lohnabfüllung nimmt in letzter Zeit stark zu. Das heißt, ich habe auch sehr viele Anfragen von Kunden aus Europa, die dann fragen, ob dann es möglich ist, verschiedene Biersorten auszuprobieren, diese auszuwechseln, gleichzeitig ob man dann vielleicht verschiedene Dosenformate auch verwenden kann? Und weil eine Sache, die auch sehr interessant ist im Gegensatz zur Flasche, die Flasche wird ja geblasen und das heißt, es gibt kein Standardglas-Design von Flaschen. Das heißt, jede Art von Flasche oder Bierflasche, es gibt manche Richtungen, in welche die gehen, aber jede hat vielleicht einen anderen Durchmesser, eine andere Größe, eine andere Form. Das heißt, jede Bierflasche ist an sich anders und natürlich hat es auch eine Beeinflussung auf unsere Anlagen. Weil, natürlich muss dann die Anlage auf eine Flasche mit einem größeren Durchmesser angepasst werden, oder auch, wenn das gleiche Füllvolumen vorhanden ist, trotzdem die Flasche etwas anders ist, vielleicht man sehen muss, ob man das anpassen kann beziehungsweise an sich, die Anlagen können alles bearbeiten, man muss die einfach nur richtig vorbereiten. Und ein Vorteil in dem Sinne von der Dose ist, dass es Standardversionen gibt. Das heißt, egal ob man jetzt eine 0,33-Standarddose nimmt aus Südamerika, aus Nordamerika, aus Asien, aus Europa, egal wo die produziert wird, sie wird immer den gleichen Durchmesser haben, diese Standard 0,33er. Und man kann zum Beispiel auch besonders bei diesen Standarddosen, hat man gern die 33er- und dann die 440-Milliliter-Dose und den halben Liter und dort hat man immer den gleichen Durchmesser und es ändert sich nur die Höhe der Dose. Und das hat natürlich einen Vorteil auf der Abfüllanlage, dass man dort nur mit wenigen Schritten einfach die Füllhöhe anpassen muss von den Dosen dann, in dem Sinne, aber der Durchmesser sich ja nicht geändert hat und dadurch ja auch der Rest der Anlage dann praktisch keine Änderung beantragt. Und in dem Sinne ist man dann auch etwas flexibler und es gibt dann zig Formate von der Slim-Dose, Slim, Slick, alles möglich, was man haben kann. Aber wie gesagt, man kann dann dort Lieferanten wechseln, ob das ein Produzent aus Nordeuropa ist oder Südeuropa oder aus dem Osten, Westen und die Dose ist dann immer gleich, weil man den gleichen Durchmesser hat. Bei der Flasche wechselt man dann den Lieferanten der Flasche, kann es sein, dass die Flasche doch etwas anders ist als die vorherige.

Markus: Ja, das ist wirklich sehr spannend. Und ich glaube auch, generell kann man ja sagen, dass die Dose jetzt im Jahr 2022 eine ganz andere Dose ist als die Dose aus dem Jahr 1980 oder so, wo man ja noch gesagt hat, alles was da drin ist, schmeckt irgendwie metallisch und das ist irgendwie billig und problematisch. Also ich denke mal, heutzutage ist die Dose doch eigentlich, wenn man jetzt mal vom Bier aus denkt, das beste Gebinde, was man nutzen kann oder wie siehst du das, von der Beschichtung, von der Sicherheit von innen her?

Michael: Also da muss ich gestehen, das zum Beispiel aus meiner Sicht die Dose viel weniger Beeinflussung hat im Gegensatz zu der Gasflasche, die geblasen wird. Und auch qualitätsmäßig die Beeinflussung von dem Material, das in Kontakt mit dem Produkt ist, ist praktisch null. Wir selbst als Produzenten von Anlagen machen sehr viele Tests mit den Endprodukten und auch besonders mikrobiologische Durchtestungen, um zu sehen, ob wir dann auch qualitätsmäßig garantieren können, dass das, was abgefüllt wird, auch mikrobiologisch für den Markt angepasst ist. Das heißt, das kann ich also auch bestätigen, dass besonders auch bei den Dosen auch dort keine Fremdkörper oder sehr wenige Fremdkörper vorhanden sind, die dann geschmacklich keinen Einfluss auf das Bier haben. Und in dem Sinne auch qualitätsmäßig die beste, meiner Meinung nach, die beste Lösung ist für das Endprodukt, für die Beibehaltung des Produktes an sich.

Markus: Eine Frage habe ich noch, was das angeht. Mit hat mal jemand erzählt, dass das Problem beim Füllen von der Dose, gar nicht die Dose ist, sondern der Deckel. Also weil ja da am Schluss der Deckel drauf kommt und der liegt ja oft irgendwo rum und ist nicht wirklich sauber und so. Wie macht ihr das, werden diese Deckel nochmal irgendwie behandelt oder stimmt das vielleicht gar nicht, mir wurde das ja nur erzählt?

Michael: Also in dem Sinne, sagen wir, das größte Problem auch bei der Dose ist im Gegensatz zu der Flasche an sich, ist in diesem Sinne auch besonders in der Abdeckelung der Dose an sich, kommt es dann her. Weil natürlich die Flasche, wenn man den Durchmesser des Halses der Flasche anschaut, sieht man, da ist vielleicht 26 oder 28 Milliliter eine Öffnung von der Flasche. Die Dose an sich hat schon eine viel breitere Öffnung und besonders, wenn der Verschluss der Dose nicht korrekt durchgeführt wird, ist das Risiko sehr hoch, dass Sauerstoff in Kontakt mit Bier kommt und das Endprodukt dann eine höhere Sauerstoffabmessung hat als das, was man sich erwarten sollte. Und das hat natürlich eine Konsequenz, dass das Bier dann praktisch weiter fermentiert oder beziehungsweise sich umändert und dadurch auch qualitätsmäßig geschmacklich nicht dann so ist wie es sein sollte. Und in unseren Anlagen, was wir erzielt haben, ist es so gut wie möglich bei unseren Monoblocks, praktisch die Abfüllhähne so nah wie möglich mit diesem Dosenverschließer in die Nähe zu bringen. Und gleichzeitig kann ich auch sagen, dass wir einer der sehr wenigen auf dem Markt sind, die dann selber diese Verschließer herstellen. Als Comac sind wir auch Teil diese T.F.T.-Gruppe, das ist eine andere italienische Firma, die in der Nähe von Parma vorhanden ist. Und natürlich durch die Vereinigung, wo wir dann praktisch die Möglichkeit haben, den Verschließer intern dann selbst aufzubauen. Das heißt, in dem Sinne haben wir unsere Anlagen so gut wie möglich ausgetestet und angepasst zwischen diesen Abfüllern und diesen Verschließern. Und das hat natürlich auch den Vorteil, natürlich kommt es drauf an, wie der Bediener dann auch die Anlage händelt, das heißt natürlich, wenn man dann diese Deckel auf dem Boden rum liegen lässt, ist es natürlich nicht das Beste. Aber gleichzeitig, was wir erzielt haben, wir haben ein System hergestellt, wo dann praktisch diese Deckel positioniert werden und aus der Verpackung, mit dem diese geliefert wurden, dann praktisch nur rausgeschoben werden. Das heißt, in dem Sinne gibt es dann praktisch fast keine Möglichkeit für den Bediener, diesen Deckel einzeln anzufassen. Und das heißt, dadurch erhalte ich auch weniger komplexe Möglichkeiten von Kontaminierung und gleichzeitig erhalte ich dadurch auch ein besseres Produkt.

Markus: Ja, das stimmt mich doch sehr froh. Und ich sage auch bei uns in der Ausbildung immer, das letzten Endes die Dose wie ein kleines Fass ist und damit das Bier eben wirklich vor Luft geschützt ist, vor Licht geschützt ist und sich eben auch leicht transportieren lässt und eigentlich wirklich das beste Behältnis für Bier ist, wenn man es dann aus einem Glas trinkt. Das ist natürlich der wichtige Punkt, weil die Dose als Trinkverhältnis natürlich nicht wirklich so gut geeignet ist. Aber gut, kommen wir zur Flasche, das ist ja eigentlich so der Klassiker. Ist das immer noch euer Hauptgeschäft oder ist es schon soweit geschrumpft, dass es nur noch ein Teil ist?

Michael: Also sagen wir, unser Hauptgeschäft ist schon immer mehr Fass gewesen, weil natürlich bierqualitätsmäßig, egal ob klein oder groß, in den vorherigen Zeiten mehr auf Fass gezielt worden ist. In letzter Zeit dadurch, dass sehr viel auch Eigenverkauf gemacht worden ist, ist sehr viel Flasche und Dose angefragt worden. Aber Fass ist momentan noch unser Hauptmarkt, gleich gefolgt von Dosen und die Flaschen sind direkt nach der Dose, sagen wir so. Also man kann nicht sagen, das ist so stark geschrumpft, aber natürlich hat man schon Veränderungen gesehen. Und ich muss auch dort gestehen, das natürlich mir der deutsche Markt am meisten gefällt, besonders, weil er auch einer der kompliziertesten ist, weil dort auch die Mehrwegflasche vorhanden ist, die wir, sagen wir, in dem Rest Europas oder dem Rest der Welt so gut nicht kennen beziehungsweise sehr wenig verwendet wird. Und dadurch kommen natürlich andere Anlagen ins Spiel, die normalerweise bei einer Hahnanlage nicht immer dabei sind. Und natürlich sieht man da auch ein bisschen einen Unterschied zwischen Mehrwegflaschen und Einwegflaschen, aber natürlich qualitätsmäßig, wenn man gut arbeitet, sind beide Behälter ohne Probleme da und funktionieren sehr gut. Natürlich muss man dann bei der Flasche auch das richtige Material vom Glas aussuchen, das natürlich dieses Glas dunkel ist. Beziehungsweise wenn man aber eine internationale riesen Firma ist, kann man ja zum Beispiel, hat man jetzt auch in Italien gesehen, da kam ein Gespräch, ein sehr interessantes Gespräch raus, wo einer dieser großen Konzerne da praktisch ein Bier in einer transparenten Flasche hergestellt hat und sich mal immer ein bisschen gewundert hat, ja, dieses gebrannte Glas, das beeinflusst und lässt einfach viel zu viel Licht rein, die Qualität des Bieres ist ja dann zu stark beeinflusst. Und dann wurden Forschungen durchgeführt, Nachforschungen und man hat gemerkt, natürlich hat diese Firma es nie öffentlich gesagt, das eine besondere Beschichtung gemacht worden ist, damit so wenig Licht wie möglich durchkommt, obwohl das Glas durchsichtig ist. Das heißt, es gibt noch die Möglichkeit, auch mit dem Glas ein bisschen zu spielen, ein bisschen Technologie ins Glas reinzubringen, aber natürlich ist es immer, sagen wir, die Dose ist die billigste und einfachste Variante in dem Sinne.

Markus: Ja, das stimmt. Die Beschichtung, das ist übrigens auch sehr interessant, das kommt ursprünglich von den Spirituosen, also die haben das mal erfunden …

Michael: Das wusste ich selber nicht.

Markus: … ja, das man eine Klarglasflasche so beschichten kann, dass eben möglichst wenig Lichteintrag ist, um dann eben eine schöne Spirituose gut präsentieren zu können. Und das wiederum kommt vor allem aus dem asiatischen Markt, weil dort offensichtlich Kunden etwas nur akzeptieren, wenn sie es auch sehen. Und das ist das Problem, dass man in der Dose oder in einer dunklen Flasche, den Inhalt nicht sehen kann, also zumindest nicht so, wie er dann später ist, wenn er im Glas ist und deswegen gibt es da eben auch sehr, sehr viel Klarglas. Und, eben, es sind auch sehr heiße Gegenden mit viel Licht, deswegen hat man da diese Beschichtungen erfunden, erst für Spirituosen und dann eben für Flaschen, für Bier. Und das finde ich auch total interessant, also wie man sich da anpassen kann. Wenn du jetzt schon sagst, der deutsche Markt mit seiner Mehrwegflasche ist was Besonderes, ist natürlich auch so, das heißt, ich brauche ja dann auch etwas, um die benutzten Flaschen zu waschen und zu prüfen und die Etiketten runterzumachen und so. Ist das auch noch euer Business oder ist das was, was dann zugekauft wird?

Michael: Ja, sagen wir in dem Sinne, also ein Vorteil war auch von Comac und T.F.T. in Sicht, das wir alles Mögliche selber bauen können. Das heißt, wir versuchen natürlich all unsere Anlagen selber zubauen, das machen wir auch in unseren Produktionsstätten hier in Italien, wo wir dann selbst auch den Stahl bearbeiten und selbst auch unsere Schweißer haben, um die ganze Verrohrung zu machen. Und besonders bei den Mehrwegflaschen kommen aber auch andere Anlagen ins Spiel. Man hat da noch diese Außenwäscher für Flaschen, wo man auch garantieren muss, dass alle Reste dann entfernt werden müssen. Bei den Außenwäschern haben wir, kommt auf die Produktion drauf an, wir machen einige Anlagen selbst, bei den sehr großen kaufen wir diese dazu und so auf unsere Anlage zu installieren. Für den Endkunden an sich ändert sich wenig, weil wir dann, sagen wir, ein Turnkey Project liefern, wo der Kunde dann alles selbst dann hat und wir dann selbst alles einbauen. In dem Sinne muss man natürlich, sind diese Waschanlagen für Flaschen sehr wichtig, weil natürlich in diese Glasflasche so gut wie alles Mögliche reinkommt. Das heißt, von der Zigarettenkippe bis über alles Mögliche haben wir schon gesehen. Und da muss man natürlich auch mit einem Gerät anschließend nach der Wäsche auch kontrollieren, dass auch alle Gegenstände entfernt worden sind, und die sind natürlich, besonders bei kleineren Bierbrauern, etwas komplizierter. Und in dem Sinne versuchen wir natürlich, die beste Lösung für die Kunden zu finden und wir liefern denen dann normalerweise Ratschläge, wie sie dann das durchführen können, ohne das Budget gleichzeitig zu sprengen, sagen wir, in dem Sinne.

Markus: Und muss man bei den Einwegflaschen auch die Flaschen vorher reinigen oder kommen die in einem Zustand, wie man sie gleich benutzen kann?

Michael: Also der Unterschied zwischen der Mehrweg- und der Einwegflasche ist, dass natürlich auch bei der Mehrwegflasche auch Lösungen verwendet werden. Normalerweise wird dort mit heißem Wasser und Lauge gearbeitet, wie zum Beispiel es praktisch auch in einer Waschmaschine stattfindet. Ich habe zum Beispiel auch bei sehr, sehr kleinen Brauern gesehen, die haben dann die Flasche einfach in einer Art Spülmaschine gewaschen und dann wurde dann alles gesäubert. Und bei der Einwegflasche an sich wird bei unseren Anlagen schon mit einer Wasserlösung gereinigt, das heißt, es wird der Staub entfernt, den man natürlich bei der Ablagerung finden kann. Aber da diese ja neue Einwegflaschen und schon von dem Produzenten, der die Flaschen hergestellt hat, garantiert wird mit der Sauberkeit, wird dort nur, sagen wir, diese Staubreste entfernt. Das wird mit einem Rinser wird dann die Flasche mit Wasser abgespült intern und wird dieses Wasser da wiederverwendet für Zirkulation, um dann, sagen wir, diese Reste zu entfernen. Eine ganze Wäsche, wie bei den Mehrwegflaschen stattfindet, findet bei den Einwegflaschen da nicht statt.

Markus: So, jetzt habe ich dich ganz schön gelöchert rund um das Abfüllen, aber ich finde das mal interessant, man hat ja selten mal jemanden so nah eins zu eins, der einem nicht abhauen kann, wo man mal da drüber sprechen kann.

Michael: Muss man da auch ausnutzen.

Markus: Ja, eben, muss man ausnutzen. Und ich glaube auch, dass das viele Hörer interessiert, weil man einfach da, glaube ich, so als normaler Bierendkunde gar nicht viel drüber nachdenkt und auch gar nicht im Kopf hat, was eigentlich dahintersteckt, dass das am Ende eben irgendwo in einer Dose oder Flasche landet. Vielleicht noch eine Frage, hast du ein Projekt, wo du sagst, das war besonders herausfordernd, besonders kompliziert, wo du dich erinnerst, was Spannendes, wo du echt mal herausgefordert warst?

Michael: Sagen wir an sich das Interessante bei uns, in dem Sinne, in unserer Branche, egal ob es jetzt kleine Brauereien sind oder große weltweite Kolosse sind, die Probleme, sagen wir, die Ideen, die unsere Kunden haben, dann meinen, ja, dann setzen wir einfach diese Anlage drauf ein. Und da kam ein Projekt, das ich sehr interessant gefunden habe, das war dann ein Kunde, der praktisch verschiedene Arten von Dosen hatte und dann plötzlich meinte, er möchte auch gern mit einer PET-Dose arbeiten. In dem Sinne fand ich es sehr interessant, weil wir selbst, man wusste, es gibt, existieren diese PET-Dosen, das sind einfach normale Dosen, die aus Plastik bestehen, aber sehr selten gefunden wurden, weil man hat dann praktisch die ganzen Nachteile von der PET-Flasche, aber gleichzeitig die Komplikation durch das Verschließen der Dose hatte. Es war schon ein besonderes Projekt, aber am Ende haben wir diese Möglichkeit gehabt, dem Kunden dann zu liefern, was er gebraucht hat. Dem haben wir dann Ratschläge gegeben und haben wir auch mit unseren Kontakt in Kontakt gesetzt, die dann Ratschläge über Dosen, über PET-Dosen geben konnten. Und es ist schon immer interessant, was für Lösungen da rauskommen oder was auch für Produkte abgefüllt werden. Besonders von den Amerikanern, die entscheiden dann plötzlich einfach, dass sie dann besondere, sagen wir, auf Hanf basierende Produkte dann abfüllen möchten. Und da muss man auch gleichzeitig mit den ganzen Regelungen sehen, in welchem Staat von den Vereinigten Staaten das durchgeführt wird. Das heißt, es macht schon viel Spaß, in dem Sinne.

Markus: Also das finde ich wirklich spannend und ich habe noch nie eine PET-Dose gesehen. Also da muss ich jetzt mal drauf achten, das interessiert mich wirklich, fänd ich spannend. Und andersrum habe ich aber schon zum Beispiel auch schon gesehen, dass es Brauereien gibt, die in Metallflaschen abfüllen. Also es schaut dann aus wie eine normale Fasche, ist aber alles Aluminium oder Metall, wie auch immer. Habe ich auch so relativ selten gesehen, gibt es aber auch, also durchaus eine Herausforderung. Ja, hast du denn Lieblingsbiere, also neben dem, das du jetzt vielleicht selber grade im Glas hast, wo du sagst, okay, das würde ich mit auf meine einsame Insel nehmen?

Michael: Also ich muss sagen, in der letzten Zeit habe ich eine Liebe für den Sour-Style gefunden, besonders auch von unseren, sagen wir, in der Nachbarschaft, sagen wir in dem Sinne auch, was man in den Brauereien hier in Italien findet, aber auch besonders dieser Gose-Style. Ich weiß jetzt nicht, ich bin mir nicht sicher, ob man das dann so direkt auf Deutsch übersetzen kann, Gose, da musst du mir vielleicht ein bisschen aushelfen, Markus.

Markus: Kommt drauf an, also es gibt die Geuze aus Belgien, die nichts zu tun hat mit der Gose aus Deutschland, die aber Gose heißt.

Michael: Gose aus Deutschland, genau, dann habe ich die schon richtig beschrieben.

Markus: Passt, nee, alles gut.

Michael: Und das, muss ich sagen, mit der Zeit, besonders jetzt in Sommerzeiten, ist doch schon eins einer Lieblingsbiere geworden, bierstilmäßig. Und ich muss sagen, es ist interessant, weil, das ist natürlich ein Bier, das in der Vergangenheit besonders also aus Ostdeutschland kam, aber durch die Aufbereitung von Wasser es jetzt auch möglich ist, auch hier diesen leicht salzigen Effekt zu bekommen, der ja diese Gose dann besonders macht. Und da, muss ich sagen, ist das schon ein sehr interessanter Bier-Style, den ich selbst am Anfang nicht kannte und doch jetzt mit der Zeit anfange, sehr zu genießen.

Markus: Ja, finde ich auch, also grade durch diese salzige Komponente, ist das ein sehr spannender Bierstil und ich habe auf der ganzen Welt schon verschiedenste Gosen getrunken, die dann eben sehr unterschiedlich interpretiert werden. Und da, muss ich sagen, muss ich mal was ganz außergewöhnliches machen, da kann ich die als BierTalk-Gast tatsächlich mal den BierTalk empfehlen, weil wir mit allen deutschen Gose-Brauern, also mit den traditionellen, schon BierTalks hatten. Und da kannst du auch nochmal rein hören, eben das Ursprungsbier praktisch aus Goslar und wie das dann in Leipzig weitergeführt wird im Bayrischen Bahnhof beziehungsweise in der Gosenschenke. Und was wir noch nicht ausgestrahlt haben, aber wenn der BierTalk dann Online geht, dann schon, ist dann eben auch der BierTalk mit dem Tilo Jänichen von der Ritterguts Gose. Also das sind praktisch die vier typischen, klassischen Gose-Brauereien, die es so in Deutschland gibt. Und das ist sehr spannend, sich das da mal anzuhören und da kriegt man auch nochmal einen ganz neuen Blick auf diesen Bierstil, also wie er sich entwickelt hat und wie er eigentlich gedacht ist und was dann die Welt teilweise draus macht. Also da gibt es ja schon dann die Marshmallow, Lassi, Kettled-Sour, was-weiß-ich-was-Gose, die dann noch hopfengestopft ist und mit Gewürzen und Chili und was weiß ich. Aber wenn man halt mal weiß, wo das Ganze herkommt, das ist schon eine spannende Geschichte. Ja, dann sage ich ganz, ganz vielen Dank, das war ein sehr spannender BierTalk mit dir, wo wir auch wirklich mal ein bisschen in die Tiefe gegangen sind, was mit sehr viel Spaß gemacht hat. Ich hoffe, dir auch.

Michael: Sehr.

Markus: Und mein Bier ist auch leer geworden.

Michael: Ja, leider meins auch. Sagen wir, es läuft noch so weiter oder nachfüllen, oder?

Markus: Genau, also insofern wünsche ich dir dann heute noch einen weiteren schönen Tag mit den Bieren deiner Wahl und, ja, sage, wie gesagt, noch mal danke schön.

Michael: Vielen Dank, Markus, das ich dabei sein konnte bei diesem BierTalk. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch dieser Austausch von Gedanken und Ideen. Und ich hoffe, dass wir uns dann auch bald wieder persönlich auch wiedertreffen.

Markus: Das machen wir!

Michael: Sehr schön.

Markus: Wunderbar.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

BierTalk 93 – Interview mit Andree Vrana, Chef-Braumeister und Biersommelier von der Malzmühle aus Köln

Andree Vrana hat wohl die Traumkarriere eines typischen Kölner „Jongens“ hinter sich. Erst bei Oma immer am Gläschen nippen, dann Praktikum und Ausbildung in der Brauerei und heute erster Braumeister und Biersommelier. Das alles immer im Schatten des Domes, gewürzt mit Karneval, Spezialbieren und vielen spannenden Erlebnissen, wirklich ein gelebter Traum. Mittlerweile stehen dazu noch große Aufgaben an. Schließlich geht es in der Malzmühle um neue Wege wie zum Beispiel ein alkoholfreies Bier, aber auch um Tradition wie die Erhaltung des Malzbieres. Auf der anderen Seite hat das Haus gerade die Sünner-Brauerei übernommen und so die beiden ältesten Brauhäuser der Stadt vereint. All das schaukelt Andree mit typisch Kölner Gelassenheit und verkostet mit uns im Biertalk seine wunderbaren Biere…


Kommt in unsere Facebook-Gruppe und diskutiert mit: https://www.facebook.com/groups/bierakademie

Link für Apple/iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/biertalk/id1505720750

Link für Spotify: https://open.spotify.com/show/7FWgPXstFr1zR9Fm2G0UJS

 

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute reisen wir an den Rhein zu einer wunderbaren Brauereien und einem nicht minder wunderbaren Braumeister, wir gehen nach Köln, wir gehen zur Malzmühle und wir treffen dort den André Frahner. Aber vielleicht stellst du dich mal ganz kurz unseren Hörern selbst vor, damit sie sich ein Bild machen können.

André: Ja, hallo Markus, schönen Dank für die Einladung erst mal. Zu meiner Person, Name ist André Frahner, Braumeister aus Köln, bin 52 Jahre alt und bin halt in der Brauerei zur Malzmühle jetzt im 36 Jahr tätig.

Markus: Ja und das ist wirklich eine Ansage, ja.

André: Ja, also den Absprung nie geschafft, ist irgendwie ein Nest geworden, was ich nie verlassen habe. Aber ich bin immer super zufrieden gewesen und wir haben auch so innovativ immer arbeiten können hat, sodass es einfach Spaß gemacht hat. Man hat also schon die Fortschritte gesehen über die Jahrzehnte hinweg und deshalb ist es einfach ein Vorteil gewesen, auch dort weiter arbeiten zu dürfen.

Markus: Ja und wenn man dir so zuhört, finde ich, hört man natürlich auch ein bisschen, dass du aus der Ecke kommst. Das heißt, bist du ein Kölsche Jung, wie man so schön sagt?

André: Ich bin ein Kölsche Jung, also Vater sowieso, Opa, Oma, die Generation, da drüber, glaube ich, hört es dann auf, dann sind wir irgendwo in Schlesien, glaube ich gelandet oder sowas. Da kommt auch der Name her mit dem Frahner, irgendwie Slowenisch, Kroatien, in diese Richtung. Ja, aber sonst ein Kölsche, geboren. Aber ich versuche immer halt Hochdeutsch zu reden. Das musste ich damals erst mal lernen, damals dann doch in der Schule, wie ich beim Brauer gelernt habe, erst mal den Ort Köln verlassen sozusagen und dann musste ich halt mit den ganzen Westfalen Hochdeutsch reden, weil, sonst hätte mich keiner verstanden. Und seitdem versuche ich es halt, immer Hochdeutsch zu reden, aber manchmal passiert es halt, dass ich da nur Kölsch spreche und dann wird es immer schwer für die Leute, mich zu verstehen. Aber, ich versuche es jetzt zu vermeiden, ne.

Markus: Ach, wir kriegen das schon hin, zur Not machen wir Untertitel oder so. Nein, wunderbar. Aber das heißt, du bist praktisch in den Braukessel gefallen aus dem Muttermund oder wie kamst du zu dem Thema?

André: Ja, gut, also wie kam man zum Thema? Das ist also, Lebensmittel haben mich immer interessiert, muss man so sagen. Mein Traumberuf wäre damals Koch gewesen, aber, der Koch ist natürlich ein Einzelgänger, muss man mal sagen. Und, klar, großen Freundeskreis gehabt, aus einem Vorort von Köln gekommen, aus Nippes und da war das Interesse noch nicht da. So und das andere Interesse war halt, was immer da war, war Bier. Hört sich jetzt blöd an, aber ein Jugendlicher fängt ja mal an, irgendwann Bier zu trinken und meine Erfahrung war halt immer, wenn Familienfeste waren oder sowas in der Art, war immer das Getränk mit dabei. Als kleines Kind schon war immer dieses Kölsch mit dabei und man hat die Eltern, Großeltern, Onkel, alles, immer sehr emotional erlebt, während dieses Abends. Also man kam rein, das war der Standard der Begrüßung, dann wurde es lustig, gelacht wurde dann halt. Ab und zu war auch schon mal Zank in der Wohnung, das ist auch gewesen, ganz normal auf diesen Familienfesten und am Ende wurde dann, wie der Rheinländer halt ist, zusammen gesungen und alle waren glücklich. Und das hat mich irgendwie fasziniert immer zu dem Getränk und dachte immer, weil das mit da drin ist, dieses Getränk, muss was Besonderes da ran sein. Und dann habe ich einmal bei Oma und Opa geschlafen damals und bin nachts aufgestanden und habe den Kühlschrank aufgemacht. Und da war ja früher noch, da gab es ja, die Flasche Bier hatte Oma draußen hingestellt, dann wurde die von Opa getrunken beim Tatort und wenn der Tatort zu Ende ist, wurde die Flasche wieder verschlossen, in den Kühlschrank reingestellt. Also war ja früher eine ganz andere Wertigkeit, diese Nachkriegsgeneration, da hieß es also, man hat eine Flasche Bier nicht immer sofort leergetrunken, sondern die wurde in den Kühlschrank gestellt. Ich dann nachts an den Kühlschrank dran gegangen, habe dann die Flasche gesehen, konnte den Öffner so abziehen und habe dann damals meine ersten Schluck Bier genommen. Da kann ich mich echt noch dran erinnern und der war, wenn ich ehrlich bin, nicht lecker, es war unangenehm, es war sehr herb, und habe den Kühlschrank wieder zugemacht. Da stand meine Oma auf Augenhöhe, 1,40 Meter war meine Oma nur groß, wie ich als kleines Kind oder Bub, wie ihr drüben sagt und dann habe ich halt eine Ohrfeige bekommen. Da denke ich, das kann ja nicht sein, nur wegen einem Schluck Bier. Und dann kam mein Opa an, sagt der: „Junge, was ist der Junge denn so am kriechen“, also warum ist der Junge so am weinen? Ja, der hat an deinem Bier getrunken. Da habe ich vom Opa noch eine bekomme, aber da dachte ich, da muss ja was Besonderes dran sein. So ist es halt gewesen, man ist beim Opa immer an der Hand früher in die Gaststätte gegangen und damals gab es immer ein besonders leckeres Bier, wo mein Opa hingegangen ist und das war tatsächlich Mühlen Kölsch. Das war so ein Traditionsbrauhaus in Köln-Nippes und deshalb war irgendwie so der Hang dazu da und, ja, habe da eine Bewerbung damals abgegeben und wurde glücklicherweise nach einem Einstellungstest genommen.

Markus: Das ist ja also eine Traumbiographie sozusagen. Und für dich dann ja auch quasi ein Lebenstraum, der in Erfüllung gegangen ist, oder?

André: Ja, war natürlich als Jugendlicher, ich glaube, bei euch in der Region gibt es ein paar Brauer mehr, bei mir ist es natürlich der Einzigste gewesen halt, mit Bier zu tun zu haben. Und das war schon schön, muss man sagen, die Kollegen waren alle sehr gut drauf. Man fängt ja neu an in jungen Jahren halt und die haben halt alle einen mitgezogen und es war immer ein Wirgefühl. Unter den Brauern gibt es ja, wie wir heute wissen, überall dieses Wirgefühl. Man kann nach Schottland kommen und von mir aus überall, man ist immer ein Wir. Man gehört immer dazu, ist eine große Familie, die Brauer und das fand ich sehr schön …

Markus: Ja, das stimmt.

André: … muss ich dazu sagen, ja.

Markus: Ne, absolut. Und natürlich sind auch deine Freunde bestimmt sehr erfreut gewesen, dass du dann unter die Bierbrauer gehst, oder, hattest du immer einen guten Tropfen dabei?

André: Ja, natürlich, man hat ja Hausdruck gehabt und Kölsch, ja, mit dem Kölsch hat es gut geklappt sozusagen. Die spätere Entwicklung halt, wie der Sommelier später dazu kam, hat das nicht mehr so geklappt, muss man dazu sagen, im Freundeskreis.

Markus: Und so ein bisschen ist dir ja der Koch trotzdem erhalten geblieben, weil ja die Malzmühle eigentlich auch Koch´sches Brauhaus heißt, oder, können wir so ein bisschen den Bogen spannen, oder?

André: Ja, sagen wir so, das sind die Ursprünge gewesen, das ist also der Braumeister Koch gewesen. Wir sind die zweitälteste Brauerei in Köln und ursprünglich wurde nur Malzbier gemacht und das ist halt das Koch´sche Malzbier und das ist halt sehr bekannt gewesen. Wir sind also die Brauerei gewesen in Köln, die als Erster Flaschenbier abgefüllt hat und zwar dieses Malzbier. Nicht zu verwechseln mit Malztrunk, das heißt also, wir haben noch einen Alkohol drin. Damals war es bei zwei Prozent Alkohol, jetzt sind wir mittlerweile so bei 2,3, 2,4 Prozent Alkohol. Und das war das frühere, man sagte, Mütterbier. Das heißt, also grad so die Nachkriegsgeneration, wo es nicht so viel zu essen gab, war natürlich so ein Malzbier aufgrund des Zuckergehaltes, der einfach da ist, war es ja schon nahrhaft gewesen. Und die Mütter, sagt man, oder auch die Schwangeren früher mit dem Alkohol, wurde ja noch 2,5 Prozent, wurde es einfach getrunken, das war nahrhaft, da ist was drin gewesen. Und das Prolaktin der Gerste fördert ja nicht nur die Milchbildung, das ist auch eine Beruhigung vom Hopfen, die noch dazu kommt und alles, also es ist ein reines Nährbier gewesen sozusagen für die damalige Zeit und, ja.

Markus: Genau und wenn wir schon drüber reden, sollten wir es vielleicht auch verkosten.

André: Auf jeden Fall!

Markus: Also, dann machen wir das mal auf, so. Na, das mag nicht. Jetzt.

André: Also das Malzbier wird immer noch so gebraut wie früher, muss man dazu sagen. Das heißt also, wir haben Gerstenmalz drin, ein bisschen Weizenmalz ist aber mit drin, weil wir es auch klassische beim Kölsch so haben, das Weizenmalz mit drin.

Markus: Und es ist auch obergärig?

André: Ist obergärig, genau, das wird komplett vergoren, muss ich dazu sagen und später kommt halt der Zucker hinzu, wird filtriert. Ist auch Hallertauer Tradition drin als Hopfen, den wir drin haben. Ich habe die EBUs, die Bittereinheiten damals mal ein bisschen angezogen gehabt, damit die Süße nicht mehr so dominant ist, muss ich dazu sagen, ungefähr vor 20 Jahren und das Bier ist halt komplett runder geworden.

Markus: Ja, also dann, ja, dann riechen wir doch mal rein.

André: Also, klar, Frucht ist auf jeden Fall da, weil es Obergärung ist. Das erkennt man sofort immer, das ist mein Spiel, was ich als Sommelier auch immer habe, erste Nase nehmen, obergärig, untergärig? Sollen die Leute entscheiden, ob sie es verstanden haben, es ist ganz klar ein obergäriges Bier. Und was hier natürlich sehr Dominat ist, sind die Karamellnoten von den Röstmalzen und sowas alles, diese Maillard-Reaktion, die da gekommen ist vom Malz selber, die ist hier sehr dominant drin.

Markus: Ja, diese fruchtigen Noten, die gehen ja auch so in so rote Beeren und so, also finde ich ganz schön, ganz rund. Und ich muss auch sagen, es ist halt immer so, die Leute stellen sich ja unter Malzbier immer das vor, was man so aus der großen Werbung kennt, das sind ja ganz andere Produkte. Also das ist ja praktisch so ein Malzbier, wie das ursprünglich mal war. Ich glaube, es hieß früher auch oft Doppelkaramell so, also zumindest habe ich es bei anderen Brauereien auch so gehört. Und das ist eben noch ein richtiges Bier, es ist ja auch Alkohol drin und dementsprechend ist es auch ganz anders, also viel runder, viel harmonischer. Und, ja, jetzt nehme ich auch mal einen Schluck und überlasse dir das Mikrofon.

André: Also wir merken im Vergleich, wie gesagt, es ist halt kein Malztrunk, aber es wird halt in der Kategorie immer verkauft, völlig anders, es verklebt halt nicht komplett den Mundraum mit dem Zucker. Wir haben eine angenehme Säure drin. Ich muss dazu sagen, die Kohlensäure kommt hier nur aus der Gärung und das ist schon der riesen Unterschied zu diesen ganzen Malztrunks sozusagen halt, wo man ja Kohlensäure hinzusetzt. Und dann muss es halt auch nicht immer die eigene sein aus einem anderen Betrieb, sage ich mal, der aus der Gärung gewonnen ist, also reine Gärungskohlensäure und das merkt man halt immer. Ich sage mal als Vergleich, damit die Leute es kennenlernen, es ist typisch für mich ein Softeis oder sowas alles oder Sprühsahne, diesen Geschmack, den man im Mundraum hat von dieser trockenen CO², den hat da im Vergleich beim Malztrunk auch. Und das ist halt hier nicht der Fall, hier ist eine Kohlensäure, man merkt sofort, ob da was zugesetzt ist und das macht das ganze Bier erst mal für mich viel harmonischer.

Markus: Ja, ich finde auch, das Mundgefühl ist Wahnsinn, also total cremig, weich, das passt auch sehr gut zum Geschmack, also sehr, sehr angenehm.

André: Der ganze Geschmack bleibt ja auch malzig, da bleibt nicht nur zuckersüß. Klar ist eine Süße da, ist aber eine reine Malzsüße, bleibt da und im Hintergrund kommt, muss man sagen, sehr, sehr gering im Hintergrund natürlich, ein bisschen die Herbe vom Hopfen. Aber jetzt von der Bitterheit kann man jetzt nicht sprechen, ich versuche, halt nur ein bisschen harmonisch zu werden. Früher hat man nichts davon gemerkt, von dem Hopfen, hier versucht, einfach nur ein bisschen runder zu werden einfach. Und der Schaum ist halt ein bisschen besser normalerweise dadurch. Ist Flaschenbier, auch pasteurisiert, muss man dazu sagen. Pasteurisierte Biere machen natürlich auch den Schaum sehr kaputt und deshalb versuche ich halt, hier ein bisschen Hopfen drin zu haben, damit es auch ein bisschen mehr von der Kategorie hat.

Markus: Ja, nee, also ich finde den Hopfen wirklich auch ganz gut. Also ich finde es schon, es hat, also eine Bittere, wäre vielleicht jetzt auch zu viel gesagt, aber man hat diesen Effekt, dass es den Mund so ein bisschen wieder aufräumt und wieder ein bisschen dieses Süße eben ausgleicht, sodass man auch gerne weitertrinkt. Ich denke, bei so einem normalen Malzbier, was man so landläufig kennt, dass man halt ganz schnell wirklich satt, also weil, ist einfach nur süß und es bleibt halt dann auch. Und hier ist es wirklich ein kompletter Trunk. Also man merkt eben auch, es ist ein Bier, es ist nicht nur ein Getränk, sondern es hat wirklich auch den Charakter von Malz und Hopfen und das wiederum macht es wirklich super trinkbar. Also ich war da ganz, ganz positiv überrascht, als ich da neulich bei euch im Laden war und habe da auch gleich ein zweites davon bestellt. Also wirklich sehr spannend, also, ja, toll gemacht.

André: Leider kriegen wir es nicht so gut verkauft, weil der Handel natürlich nicht weiß, wohin mit dem Bier. Weil, wir alle, wir alle sind irgendwann mal klein gewesen und mit den Eltern oder Großeltern halt in die Gastronomie gegangen und haben unser erstes Bier bekommen, das Kinderbier. Das war ein Malztrunk gewesen, Malzbier und deshalb sagt man immer Malzbier noch dazu. Malztrunk, Malzbier kann ja kaum einer unterscheiden, für alle Leute ist es ja alles Malzbier. Und so ist das Problem, das ist ein Getränk halt mit Alkohol, kann man nicht bei den Malztrunk stellen. Im Fachhandel ist es kein Problem, es zu verkaufen, aber jetzt so ein LEH oder sowas alles oder GFGH, ist es halt sehr, sehr schwer irgendwie unterzukriegen, muss man dazu sagen.

Markus: Ja, ist schwierig, glaube ich, eine Zielgruppe zu identifizieren. Weil eben, für die Kinder kann man es heutzutage guten Gewissens auf gar keinen Fall empfehlen und dementsprechend …

André: Die Zeiten sind vorbei.

Markus: Genau und dementsprechend ist es wirklich so ein, ja, wie du schon sagst, also ein Nischenprodukt in gewisser Weise. Aber ich kann also hier nur auch die Hörer dazu ermuntern, das einfach mal zu erleben, sich da drauf einzulassen. Man kriegt es sehr selten, also ich kenne nur noch eine andere Brauerei in Thüringen oder Sachsen, weiß ich gar nicht genau, die machen das noch, aber sonst, weiß ich gar nicht. Weißt du noch andere, die so ein Malzbier in der Form herstellen?

André: Na, die Zeitschrift Die Welt, glaube ich oder FAZ war es, die hat mal einen Bericht drüber gemacht und die meinten, wir wären die Einzigsten noch in Deutschland. Was ich mir jetzt nicht vorstellen kann, weil, Franken hat ja doch sehr viele Brauereien, warum sollte nicht einer dabei sein, der da irgendwas am machen ist oder irgendwo in Bayern.

Markus: Also Franken nicht, Bayern auch nicht, das wüsste ich, also außer, sie haben es wieder angefangen. Aber als ich, ich habe ja vor ein paar Jahren mal den Brauereiführer für ganz Bayern geschrieben und da hatte ich sie vorher alle besucht, und das wäre mir, glaube ich, in Erinnerung geblieben. Also wo ich es weiß, ist Hartmannsdorf, ich glaube, es ist Thüringen und die machen eben das alte DDR-Rezept vom Doppelkaramell. Das hat 1,2 Alkohol, glaube ich oder 1,5, ich müsste es nochmal googeln, aber da bin ich auch zum ersten Mal bewusst damit in Berührung gekommen. Aber sonst aber, wie du sagst, wir haben viele Brauereien und wer weiß, was dem ein oder anderen Braumeister einfällt.

André: Also ich habe nicht nur hier Carafa mit drin zum Färben wegen den Röstmalzen da drin, sondern einfach halt auch noch Karamellmalz mit drin. Weil, der Karamelle ist schon dominant hier drin, muss man auch sagen und für mich ist es einfach mit ein ideales Bier zum Kochen, muss man dazu sagen. Also Fleisch oder sowas damit anbraten, das klappt ganz gut. Ist halt nicht sehr stark gehopft und das ist einfach halt, wenn man mit Bier kochen möchte, ist es immer ein Vorteil, wenn ein Zuckergehalt drin ist, der einfach hier vorhanden ist, wie bei einem Doppelbock oder sowas alles beziehungsweise nicht sehr stark gehopft ist. Weil, das ist ja meistens das Problem dann halt, wenn man mit Bier kocht und sowas und das geht natürlich ideal damit, gibt eine schöne Farbe und, ja, ich mag es mag. Nicht nur, weil ich es selber mache, ich mag es auch so, muss man einfach sagen, empfehle es auch jedem und habe eigentlich noch nie was Negatives drüber gehört. Hat auch viel Kohlensäure, ne?

Markus: Ja, aber sehr gut, ja, es kommt nochmal, genau. Genau, also wenn man es kurzum zusammenfasst, ist es praktisch ein Bier mit niedriger Stammwürze, was du ganz normal einbraust …

André: Exakt.

Markus: … und dann kommt praktisch noch der Zucker dazu.

André: Genau, wir haben Stammwürze, braue ich ein mit 7,5 Prozent und am Ende kommt halt der Zucker dazu. Nach der Gehrung wird der Zucker hinzugegeben zur Filtration dann halt und dann kommen wir halt hoch auf eine Stammwürze von 12 Prozent Plato.

Markus: Und das ist dann Malzzucker oder Kristallzucker oder was gibst du da für einen Zucker dazu?

André: Normalen Zucker, ja.

Markus: Ganz normalen Haushaltszucker sozusagen?

André: Nein.

Markus: Nein, okay.

André: Okay, sagen wir mal so, für euch, würde ich sagen, Rübenkraut.

Markus: Ah ja, okay.

André: Alles klar, das nennt sich Brauzucker, nennt sich das, nennt sich so Brauzucker, aber ist halt von einer Rübe ganz normal und der hat halt 75 Prozent der Zucker, wird dazugegeben. Der kommt hier aus der Region natürlich, aus der Grafschaft, Grafschafter Rüben, genau, richtig, der macht diesen Brauzucker.

Markus: Und da hast du selber das Bier ja bestimmt schon mal vor der Zuckerzugabe probiert, wie ist das so?

André: Ja, da fehlt was, also das ist schon leer. Dann ist es halt ein Bier mit sieben Prozent Stammwürze, was mal gewesen ist sozusagen, hat dann 2,5 Prozent Alkohol, aber ist sehr leer, muss man dazu sagen. Also ich gehe hier gucken, dass ich auf eine Endvergorung komme, bevor ich den Zucker noch hinzugebe, damit ich die CO² auch habe. Also ich bin ja ein Mensch, ich mag kein Aufkarbonisieren, absolut nicht, das ist nicht mein Ding, weil ich einfach, ich merke das sofort im Mundraum und denke mir, der Verbraucher merkt das dann auch. Wenn der Verbraucher kein zweites und drittes Bier trinkt, weil irgendwas nicht da ist, ist einfach dieses Unangenehme. Für mich ist einfach, wenn ich so ein Bier trinke halt, wie ich eben schon sagte, künstliche Sahne aus dem Sahnespender, das ist so das Typische und das habe ich auch bei dem Bier so und deshalb, immer ganz wichtig, immer natürliche Kohlensäure aus der Gärung.

Markus: Also wirklich fantastisch. Vielen, vielen Dank für dieses tolle Bier und auch danke, dass ihr da dran weiterhin festhaltet, das ist doch eine tolle Geschichte.

André: Das sind unsere Wurzeln oder die Wurzeln des Hauses, das muss man dazu sagen. Bei uns im Haus selber in den Brauhäusern läuft es sehr, sehr gut, wie gesagt, außerhalb sehr schwer, weil keiner weiß, wo er es hinstellen soll. Aber das sind unsere Wurzeln und die geben wir auch nicht auf.

Markus: Und ich hatte auch so ein halbes Himmel und Erd noch, also ich das Bier dann bestellt habe und habe das dann auch probiert eben mit der Blutwurst und das hat auch sehr gut funktioniert. Also es geht auch Foodpairing, wenn man so ein süßes Bier hat, wenn die Speise entsprechend dazu passt. Also durchaus auch spannend, ja.

André: Ja.

Markus: Wenn wir schon dabei sind, wenn du sagst, du wolltest gerne mal Koch werden, die Kölsche Küche, hast du da Favoriten, kochst du manche klassischen Kölner Gerichte auch selber?

André: Nee, ich bin eigentlich eher Freund asiatische Küche, das ist so meins. Also ich stehe unheimlich auf die thailändische Küche, sehr, weil die gut gewürzt ist, schön scharf ist, tolle Aromen hat und ich liebe es zu riechen. Und dazu gibt es halt wunderbare Biere wie IPAs oder Ales, die super dazu passen halt und ich liebe diese Kombination halt. Und meine Frau auch und deshalb passt das halt auch. Deutsche Küche, natürlich haben wir das klassische Gulasch oder Schmorbraten oder auch vom Pferd. Den Schmorbarten vom Pferd, das ist natürlich auch eine Sache, da habe ich auch Lust drauf, den selber einzulegen in einer schönen alten Göss oder einem Kriek, das ist eine Sache. Muss man ein schönes Kriek haben oder eine schöne Säure haben, mal 14 Tage drin einlegen und davon halt mal einen Sauerbraten. Ich mache ihn klassisch vom Pferd, mag nicht jeder, geht ja auch mit Rindfleisch oder sowas alles, Pferd ist rheinische Küche. Aber sollte man hier mal probieren, mal in Kriek einzulegen, das ist schon echt fantastisch.

Markus: Also habe ich noch nicht gemacht, aber du regst mich grade an und das ist auch ein bisschen Folter jetzt hier, über so gutes Essen zu reden, aber wir haben ja zumindest dein gutes Bier. Bevor ich jetzt was Falsches sage, wie hast du in deiner Reihenfolge dann weitergedacht, eher das normale Kölsch als Nächstes oder das Alkoholfreie?

André: Ich hätte das normale Kölsch dann genommen, ja.

Markus: Sehr gut, na, das hätte ich jetzt auch gesagt, passt ja dann auch irgendwie von der zeitlichen Abfolge her. Und vielleicht können wir dann nochmal kurz sprechen, also du bewirbst dich dann bei der Malzmühle, machst da deine Ausbildung. Und wie geht es dann so weiter, also bist du dann einfach dort geblieben und nach und nach die Leiter hochgestiegen oder hast du auch nochmal woanders hingeguckt, wie ging das dir so?

André: Ja, gut, der Traum ist ja, glaube ich, von jedem Mal gewesen, ins Ausland zu gehen. Für mich war Ausland, war jetzt nie die USA als Gedanke gewesen, für mich war es, ich wollte mal in die Schweiz. Ich wusste, damals war es Sankt Gallen halt noch oder sowas zu Familie Tobler, wo ich gedacht habe, da würde ich gern mal hingehen. Aber wie ich angefangen habe 1986, haben wir 37.000 Hektoliter Bier gebraut und bis in die 90er rein, waren wir schon bei 70.000, das heißt, es ist ein Boom gewesen. Die Familie Schwartz, die Eigentümerfamilie hat uns daran teilnehmen lassen. Das heißt, wir sind alle sehr gut honoriert worden, haben einen Spaß gehabt. Und wir waren ein ganz junges Team, wie waren also alle so um die 20 Jahre alt, 22 Jahre alt, haben also Privat und Beruf verbunden und, ja, sind auch die Freunde gewesen, mit denen man halt zusammen gearbeitet hat und dann nachher auch abends sein Bier getrunken hat. Und deshalb war der Zusammenhalt einfach sehr, sehr stark und die Jahre sind ins Land gezogen, muss man so sagen. Dann irgendwann, ja klar, ist man dann halt zum Chefbrauer, in Anführungszeichen, geworden und dann bin ich hingegangen und habe gesagt, okay, ich werde meinen Meister machen. Und bin als Meister zurückgekommen und, ja, immer noch da. Damals der zweite Mann, heute der erste Mann, ja.

Markus: Und von dem Team, sind da auch noch Leute dabei, die du so lange schon kennst?

André: Wir haben noch vier, fünf Leute, die ungefähr genauso lang da sind wie ich. Einer, der sogar länger da ist, der hat die Lehre vor mir gemacht, die drei Jahre vorher, der ist auch noch da, der hat 1983 angefangen, ich 1986, und hier, das in den 90er-Jahren diese Boom-Jahre gekommen und auch dageblieben.

Markus: Also finde ich ganz, ganz sympathisch, auch so ein Bild auch von der Brauerei, was sich da so zeichnet und deckt sich ein bisschen mit dem für mich eindrucksvollsten Bild, was ich von der Malzmühle kenne, das ist dieses berühmte Foto nach dem Zweiten Weltkrieg, wo ja alles zerstört ist, wo auch die Brauerei komplett zerstört war und wo nur noch das Eingangsportal da steht. Und man sieht dann das Eingangsportal und da hängt dann so eine Tafel raus und da wird Kölsch verkauft, ich glaube, für 1,10 Mark oder so. Und das fand ich also auch so als Zeichen in dieser völlig zerstörten Stadt zu sagen, wir machen weiter, wir fangen da wieder an und wir gehen das auch irgendwie als Gemeinschaft, als Team an. Und habe auch viel drüber schon gelesen, wie dann eben auch die Belegschaften teilwiese wirklich aufgeräumt haben, unabhängig davon, ob das jetzt Arbeitszeit war oder nicht und unheimlich viel investiert haben, damit es weitergehen konnte. Und das ist vielleicht auch Kölsches Lebensgefühl so ein bisschen, oder?

André: Ja, kann gut sein. Es ist halt damals gewesen das Portal selber vom Eingang halt, wurde halt vorm Krieg oder während des Krieges in die Eifel geschafft, also raus aus Köln, damit das bloß erhalten ist, damit man es als erstes nachher wiederkommen kann, aufbauen kann und es geht weiter. Also das Ziel war immer schon, weiter zu brauen in der Familie und hat auch funktioniert.

Markus: Ach, das wusste ich noch nicht, dass man das Portal vorher weggeschafft hat, krass. Also jetzt ist es ja wieder da, man kann es sehen und fotografieren und wirklich also auch ganz schön. Ja, dann ist es ja jetzt Zeit, eigentlich zum Kölsch zu kommen, wie du ja schon angekündigt hast. Und, ja, ich muss sagen, das kenne ich auch schon ganz lang, weil wir es in unseren Ausbildungen auch viel verwenden.

André: Okay.

Markus: Ja, einfach als klassisches gutes Beispiel für ein Kölsch, was ja eben auch nicht nur mit Gerste, sondern auch mit Weizen gebraut wird. Vielleicht bei der Gelegenheit, also dein erstes Kölsch war dann das aus dem Kühlschrank deiner Oma sozusagen?

André: Ja, genau.

Markus: Oder war das noch ein Malzbier damals?

André: Nee, das war, also der erste Schluck war tatsächlich ein Mühlen Kölsch aus der Flasche, genau das. Da gab es noch diese klassischen Flaschenöffner zum drauf schieben auf die Flasche zum verschließen.

Markus: Wunderbar, also eingeschenkt haben wir.

André: Klassisches Kölsch, würde ich sagen, muss man sagen. Es ist, unser Kölsch ist ein bisschen kräftiger in der Farbe. Das heißt also, hat damit zu tun, ich hatte bis vor 2009 noch ein Kupfersudwerk gehabt, da war offene Feuerung. Das also, diese Maillard-Reaktion, die man hatte, diese Karamellisierung hatte schon eine gewisse Zufärbung gebracht und halt diesen typischen malzigen Geschmack. Man sagt immer Malzmühle und man hat halt den Charakter gehabt mit malzigem Bier dann auch, weil wir auch Malzbier gemacht haben. Dann hat man halt versucht in der Familie, also in der Bierfamilie auch, gleich zu bleiben, sich treu zu bleiben, das ist das Malzbier und dann ein Kölsch zu machen, was auch ein bisschen malzbetont ist. Und das war natürlich mit einem Kupfersudwerk, ging es wunderbar, bis 2009, haben wir halt einen Außenkocher kaufen müssen, weil der Alte kaputt war halt. Und dann hat man halt versucht, hier ein bisschen mit Karamellmalz, versuche ich halt diesen Geschmack wie damals hinzukriegen. Hat eine Zeitlang gedauert, aber hat wunderbar geklappt. Deswegen ist das auch ein bisschen vollmundiger, das Bier im Geschmack und gibt auch ein bisschen die Farbe, ein bisschen dunkler, ein kräftiger wie andere.

Markus: Das stimmt, also ein richtig schönes Gold, finde ich, schöne hellgoldene Farbe. Es ist ganz klar, also ganz glanzfein klar filtriert und man hat die kleinen Bläschen, die da so aufsteigen und oben dann diesen wunderbaren weißen Schaum. Also ein sehr einladendes Bier allein schon von der Optik, muss ich sagen.

André: Ich weiß jetzt nicht, was du für ein Glas hast, aber ich denke mal, du hast jetzt nicht das klassische Kölsch-Glas, oder?

Markus: Nein, also ich habe jetzt nicht das klassische Kölsch-Glas, soweit ich weiß, wäre das ja eine 0,2-Stange sozusagen …

André: Ja, genau.

Markus: … also so ein kleines, ja.

André: Das ist immer schwierig, diese Farbe zu vergleichen, wenn man halt so wie wir als Sommeliers, haben ja unsere Probiergläser halt immer und die sind meistens ein bisschen dickbauchiger unten, weil der Kamin oben dann schmäler ist, damit die Aromen besser hochkommen. Zum Verkosten ideal, aber um ein Kölsch jetzt zu sehen, soll es bei einem 0,2 normal die Farbe sein, damit man es auch direkt sehen kann. Umso dicker das Glas natürlich ist oder so breiter das Glas, umso mehr Zufärbung ist auch drin, muss man jetzt ehrlicherweise sagen.

Markus: Ja, also ich glaube, bei mir gleicht es sich etwas aus. Also weil, du hast natürlich völlig Recht, der Durchmesser ist größer, weil das Glas bauchig ist an der Stelle, wo bei mir das Bier ist. Dafür ist es aber ein Kristallglas, was wiederum sehr dünn ist und damit wenig Färbung durch das Glas erfolgt. Aber so ungefähr, ich denke mal, so ein Hellgold müsste schon das sein, was ihr ungefähr anpeilt oder, von der Farbe?

André: Ja, ist richtig, ja, richtig, ist ein Gelbgold, gut. Die Nase, Obergärung, ganz klar erkennbar für mich immer. Wir haben hier leichte Würzigkeit drin, das kommt von dem Hopfen, von Tradition. Der hat ja nicht nur Citrusnoten, die merkt man besonders, wenn man stopft, da kommen auch die Citrusnoten von dem hoch, der bringt hier die Fruchtigkeit mit rein auf jeden Fall. Aber der ist auch sehr würzig sozusagen, der hat ja so diese Art Holznoten hat der ja ein bisschen mit drin, manchmal ist das Dumpfe drin sozusagen. Ich weiß nicht, in Franken wäre es wahrscheinlich beim Kellerbier oder sowas alles, die dumpfen Aromen oder sowas alles. Die sind aber hier klassisch von Tradition. Und diese Frucht und diese Aprikose, die da drin ist, die auch von der Hefe kommt, wir haben eigene Hefe, wie wir benutzen, auch schon seit Jahrzehnten die Gleiche, die bringen halt so diese Zitrone und diese Süße mit rein. Ich beschreibe es immer gerne natürlich als Bergamotte, diese Aromen, muss ich dazu sagen, weil Köln natürlich eine 4711-Bergamotte ist und wir bringen natürlich was von Bergamotte mit, diese Aromen. Kennt nicht jeder, die Bergamotte, es ist manchmal schwer zu beschreiben. Ihr kennt, glaube ich, welche?

Markus: Ja, also ich kenne sie deswegen, weil ich ziemlich oft schon in Italien war und dort gibt es ja, also in Süditalien gibt es ja ganz viele davon. Und es gibt einmal im Jahr eine Ausstellung, die L‘ Artigiano di Fiera in Mailand und dort kommen aus allen italienischen Regionen eben handwerkliche Betriebe zusammen und da gab es dann ganz viel mit Bergamotte. Und das fand ich total spannend, also vom Likör über Kuchen, über was weiß ich was, also jedes Produkt, was man sich vorstellen kann. Und für mich war das damals neu, aber seitdem habe ich mich so ein bisschen verliebt, weil das so ein tolles komplexes Aroma ist. Und jetzt, wo du es sagst, erkenne ich es auch total wieder, das werde ich nicht mehr vergessen, völlig, ja. ja, weil es halt einerseits diese fruchtigen Aromen hat, das Citrusige und dann kommt aber eben auch sowas Grünes, Minziges irgendwie dazu, Ätherisches, wie auch immer man das beschreiben mag.

André: Auch vom Hopfen ist das. Man muss ehrlich natürlich da sagen, wenn du sagst, du kennst diese Bergamotte aus Italien, ist natürlich nicht zu vergleichen mit einer Bergamotte, die aus dem Rheinland typisch gewachsen ist, muss man ganz ehrlich sagen. Nee, das vielleicht den Hörern auch sagen, da hat jeder auch eine andere Einstellung von einer Frucht. Wenn einer eine Frucht erkennt, sagt ein anderer manchmal, nee, kann ich überhaupt nicht teilen. Natürlich hat der Italienern in seinen Aromen von der Prägung als Kind, ich sage, die Amalfi-Zitrone kann man jetzt nicht vergleichen mit einer Zitrone, die irgendwo in Holland im Gewächshaus gewachsen ist oder sowas. Deswegen, man hat ja immer seine eigene Prägung von gewissen Sachen. Und diese Bergamotte in Italien stelle ich mir halt vor wie die Zitrone, dass die viel weniger Säure hat und viel süßer ist und die Aromen wahrscheinlich viel extremer sind.

Markus: Also das auf jeden Fall, unglaublich extreme Aromatik. Also ich kann es jetzt trotzdem gut wiedererkennen.

André: Ja, so, mal ein Schlückchen nehmen.

Markus: Also vor allem, wenn man so einen langen Atemzug nimmt, also dann. Toll, also das hatte ich vorher noch nicht. Danke, mal wieder eine Bereicherung.

André: So und beim Kölsch ist da halt, ist ja ein schmales schlankes Glas, damit es schnell getrunken werden kann. Das heißt also, beim Mühlen Kölsch fällt halt besonders auf, dass hier die Malzsüße, die ist schon da. Das ist der Wiedererkennungswert von unserem Bier vorne an der Zungenspitze, nehmen wir es wahr, zieht sich da langsam rüber, aber trotzdem ist das Bier sehr schlank, der Mundraum. Leichte Süße da, das ist das Typische für ein Mühlen Kölsch. Und dann kommt halt der Hopfen, dieses Spiel und das ist einfach so, was Spaß macht. Und ich werfe ab und zu die Aprikose mit rein, weil, die kommt halt von der Hefe, aber die muss man nicht unbedingt jetzt erwähnen, aber es ist halt eine Frucht, die da ist und eine Herbe drin ist und das ist einfach der Sinn, der Spaß macht. Und ganz wichtig natürlich, wir verwenden Doldenhopfen, noch mit drin am Ende, ist ganz wichtig. Und wir wollen halt, wenn wir von Bier und Gesundheit reden, wie ja viel gesagt wird, dann geht das eigentlich nur, wenn man auch wirklich den ganzen Hopfen verwendet und kein P45 oder sowas alles, weil da sind die gesunden Sachen schon aussortiert sozusagen. Und wir verwenden alles noch und da hat man auch eine gewisse Trockenheit, die dann wirklich vom Hopfen auch wiederkommt, wie wir es kennen wie beim starken Pils. Wir haben jetzt hier, liegen wir bei 23 EBU, mehr nicht und dann hat man diese Trockenheit. Und das ist eigentlich das, was wir erreichen wollen, das man ein Bier trinkt, man hat die Süße, Anreiz zum Weitertrinken kommt halt durch die Süße vorne auf der Zunge. Dann kommt die Trockenheit vom Hopfen wieder, setzt sich durch. Was passiert dann nach dem Absetzen? Man trinkt wieder einen Schluck. Und das ist eigentlich das Ziel, was man erreichen möchte beim Kölsch natürlich, wir wollen es ja verkaufen. Das Ziel ist ja nicht immer, in Anführungszeichen, das beste Kölsch zu machen, sondern halt, man muss auch sagen, dass es einfach gut und schnell getrunken wird. Und, ja, der absolute Boom ist ja grad in Deutschland seit zwei, drei Jahren das Helle sozusagen. Das Helle ist eigentlich nicht weit vom Kölsch entfernt, muss man dazu sagen. Nur wir sind halt noch ein bisschen kräftiger im Geschmack, so ein bisschen vollmundiger, was drin bleibt.

Markus: Ja, nee, also das finde ich auch, es ist nicht weit weg. Es waren ja beides quasi Biere, die man mal erfunden hat, als das Pils so in den Markt gedrängt ist und die Brauereien versucht haben, da eine Antwort zu finden. Und ich finde, also das, wie du schon beschrieben hast, dieses Perpetuum Mobile des Biertrinkens, also ich trinke das Bier und dann kriege ich wieder Durst davon und das ist bei euch ja dadurch noch richtig gut gelöst, dass man eben auch das kleine Glas hat. Und auch der Kellner, also der Köbes, der ja auch dann drauf geeicht ist, so einen Überblick über die Gäste zu haben, so ein bisschen Crowd Reading zu betreiben, würde man heutzutage sagen und sobald der merkt, das Glas ist quasi so gut wie leer, steht sofort das Nächste wieder da. Und das geht dann solange weiter, bis man irgendwann mal den Deckel oben aufs Glas macht. Und das ist wirklich toll, weil, man hat wirklich immer ein frisches schönes angenehmes Bier und wird da umsorgt, also von einem guten Köbes immer, also es passiert gar nicht, dass ein leeres auf dem Tisch steht. Und das ist wirklich eine tolle Bierkultur, die man, glaube ich, auch nur vor Ort noch so erleben kann. Also das gefällt mir wirklich richtig gut.

André: Man muss natürlich auch den Anreiz schaffen für den Köbes. Das heißt also, ein Köbes wird klassisch, wie immer schon, nach dem Umsatz bezahlt, dann läuft der auch. Ja, so ist es halt und deshalb funktioniert das in Köln so gut mit den 0,2-Gläsern. Also ich weiß, dass es nicht überall so funktionieren würde in Deutschland, man muss schon einen Anreiz einfach geben. Mit dem Mindestlohn kommt man da nicht weiter, muss man sagen. Und dann ist halt eine Masse da und, ja, dann trinkt der Kölner da. Und das Ziel ist natürlich hier, heißt es, auch wenn die mittags mal rein springen, nur zum Business-Lunch sozusagen, nur mal kurz essen und wenn ein Kölsch mit dabei ist, das man irgendwie noch ein drittes Kölsch da reingedrückt kriegt, sage ich mal, auf dem Mittag noch. Weil, die kommen rein, trinken ein Kölsch, wollen zwei trinken und wenn der Köbes gut ist, dann hat der schon das Timing drauf, was auf dem Teller ist, alles, um noch ein Drittes hinzugeben. Dann muss der links in die Ecke gucken, kommt von rechts das Kölsch angeflogen, so ungefähr, zack, da ist es. Es ist so, aber das ja hier die Sache, was funktionieren muss.

Markus: Eben!

André: Da sagt auch keiner nein, so ein Kölsch ist ja doch was Schlankes, kann man gut trinken.

Markus: Es ist ja auch so ein Spiel, also das fand ich ja auch sehr witzig, als ich letztes Mal eben auch in Köln war und da mich bewusst mal drauf eingelassen habe, so einen ganzen Tag durch alle Brauereien durchzugehen und eben auch dieses Spiel mitzuerleben. Auch wenn man dann eben die anderen Gäste und den Köbes jeweils so ein bisschen verfolgt. Und oft trinkt der ja auch mal einen mit, das finde ich auch schön in gewisser Weise.

André: Habe ich jetzt nicht gehört. Also früher war es so, dass die Köbesse nicht getrunken haben. Ist bei uns natürlich irgendwann, glaube ich, in jedem Brauhaus mal ausgeartet und die Zeit ist einfach nicht mehr da wie früher, dass eine Servicekraft mittrinken kann. Und das ist eigentlich, so viel ich weiß, in fast, nee, ich glaube, in allen Häusern verboten, Alkohol zu trinken.

Markus: Also bei euch war es nicht, sage ich jetzt ganz fairerweise, aber es war in einer anderen Kölschen Brauerei, die man durchaus kennt. War jetzt aber, also es sah nicht so aus, als würde das aus dem Rahmen fallen, war eher so eine natürliche Geschichte, hat so gewirkt auf jeden Fall, aber, egal. Also für einen Franken oder Bayern ist das auf jeden Fall auch ein sympathischer Anblick und hat da auch ganz rund und ganz harmonisch gewirkt, ja.

André: Natürlich, ja, ich habe es auch so kennengelernt früher. Also ich kann mich noch erinnern, ich war im Brauhaus gewesen, so damals als junger Mensch und komme hin, wir waren vier Personen und der Köbes kommt, wie man als junger Mensch ist, dann vier Kölsch und dasselbe für dich. Dann kam der Köbes an, stellt acht Kölsch dahin, Prost, Junge und knallt sich die Vier auf Ex weg. Haben wir gelacht, ja, das war der Köbes und der hat dann acht Striche draufgemacht. Eigentlich meinte man, er sollte sich ein Kölsch mitbringen, hatten wir so gedacht gehabt. Das war typisch und, ja, der Köbes, war ja auch ihr Umsatz gewesen, erstens habe sie mit getrunken und haben noch dran verdient.

Markus: Ja, eben.

André: Sind ja umsatzbeteiligt, und, ja, die Zeiten sind halt nicht mehr. Dank elektronischer Kassen, die man hat heutzutage, hat man auch gemerkt, das irgendwann so ab 21:30, 22 Uhr der Umsatz, obwohl das Haus voll ist, langsamer wurde. Und das ist einfach nicht nur, weil die Leute genug getrunken haben und langsamer trinken, sondern auch der Köbes sein Geld schon verdient hatte und selber einen drin hatte und nicht mehr so aktiv verkaufen wollte. Und das ist natürlich mit dem Alkoholverbot nicht mehr so, wir haben bis null Uhr auf oder bis ein Uhr auf, je nachdem im Haus und dann läuft der bis zur letzten Minute und möchte noch sein Geld verdienen.

Markus: Wunderbar.

André: Ja, es ist so und deshalb ist Alkohol am Arbeitsplatz, ist halt, die Zeit ist vorbei. Zum Feierabend sofort, ist ganz normal, trinkt man, der Koch mit dem Köbes, noch ein Bier zusammen nach Feierabend, ganz normal bei uns, aber während der Arbeitszeit leider nicht mehr. Aber früher war es so, genau wie du sagst, der Köbes trinkt einen mit.

Markus: Ja. Also ich kann mich auch noch erinnern, als ich selber so Ferienjobs gemacht habe in den 90ern, da waren wir in der Fabrik und haben auf My genau gearbeitet und daneben stand der Bierautomat. Und das war damals noch völlig normal, dass dann halt während der Schicht so drei, vier, fünf, sechs Bierchen auch geflossen sind. Also ohne das zu glorifizieren, es war halt damals einfach so, also das will ich gar nicht bewerten, aber ist schon sehr interessant, wie sich da die Zeiten so verändert haben. Aber trotzdem, finde ich, kann man in Köln Bierkultur wirklich noch toll erleben als gelebte Kultur, die auch einfach so mit der Stadtkultur sich verbindet, auch mit dem Lebensgefühl, das man da so hat. Und sich da mal so treiben zu lassen, kann ich eigentlich auch nur jedem Hörer oder der Hörerin empfehlen, das einfach mal so zu machen, ja.

André: Der Kölner trinkt auch unheimlich gern sein Kölsch. Wie du weißt, ich habe ja damals meinen Biersommelier gemacht, man sucht ja auch mal was Neues und das ist dann 2006, 7 haben ich meinen Biersommelier gemacht und wie wir alle, total angefixt, was Neues gibt und was man alles kennengelernt hat. Weil, der Kölner hat natürlich nur Kölsch getrunken, auch ich habe nur Kölsch getrunken, habe auch mal ein Weizenbier im Sommer getrunken, aber das war es zum Thema Vielfalt, so war es. Irgendwann ist man einmal im Jahr nach Düsseldorf gefahren, so auf unv. #00:35:03-7# Der Kölner geht ja normal nicht nach Düsseldorf. Ich war so offen und habe mein Altbier getrunken und bin mal rübergefahren und dann war es das. Und wie ich angefangen habe, meine ersten Veranstaltungen zu geben, meine Seminare als Biersommelier, dann wurde so gegen Ende der Veranstaltung, sind die Leute aufgestanden und sind gegangen. Und das war für mich so, hm, bei der ersten Veranstaltung, sehr seltsam, weil ich gedacht habe, oh, du bist rhetorisch vielleicht zu schwach. Ja und wie die zweite Veranstaltung kam, waren wieder 18 Personen, es war wieder ausgebucht gewesen, der Saal und die Ersten gesagt haben, wir würden uns jetzt verabschieden, aber ich gefragt, warum sie gehen würden? Und da sagten sie, ja, unser Zug geht. Ja, wo kommen Sie denn her? Aus Koblenz. Ah so. Da sagt die Nächste, ja, wir kommen aus Duisburg. Ach, dachte ich und Sie? Und plötzlich ging das so rum, da saß in der ganzen zweiten Runde nur ein Kölner. Und dann habe ich geguckt, wo letztens die Buchungen herkamen bei der ersten Veranstaltung, gar keiner aus Kölner. Und der Erste, der überhaupt ein bisschen, also war der Fritz zum Beispiel von Alemanne aus Bonn, der saß bei mir drin, da war wenigstens mal um die Ecke rum. Bei uns saßen keine Kölner, also der Kölner, der trinkt sein Kölsch, der ist sehr stur und mit den neuen Bieren tut der sich halt immer sehr, sehr schwer, muss man sagen. Mittlerweile geht es, so nach 15 Jahren ist auch Craft-Beer in Köln angekommen, aber er tut sich schon sehr schwer, der trinkt Kölsch. Und der typische Tourist, der reinkommt, trinkt natürlich das, was es vor Ort gibt.

Markus: Ja, das stimmt. Das klingt aber ein bisschen nach München. Also da sind die Leute, also auch, wenn sie andere Biere trinken, aber es ist auch sehr ähnlich. Also fand ich auch in München ganz schwer, echte Münchner mal von was anderem als einem Hellen und ein Weißbier zu überzeugen. Vielleicht noch einen Schritt nochmal zurück zum Kölsch weil, Ich glaube, viele Hörer wird es interessieren, ich habe es ja schon erwähnt, euer Kölsch hat jetzt Gersten- und Weizenmalz mit dabei. Magst du vielleicht nochmal ganz kurz ein bisschen drauf eingehen, was so ein Kölsch ausmacht, wie sich das so ein bisschen definiert, ja, was es so spannend macht vielleicht auch?

André: Ja, spannend, habe ich ja gesagt, das es halt ein leckeres Getränk ist, was schlank und schnell getrunken ist. Steht halt immer frisch auf dem Tisch, kann also innerhalb von zwei Minuten neu geordert werden beziehungsweise wird automatisch frisch hingestellt. Es ist fruchtig, sehr schön, kann man im Sommer trinken, im Winter trinken, sage ich noch dazu. Es ist ein schlankes Bier in der Regel, muss man auch dazu sagen. Das heißt also, da kann man auch mal gern ein paar mehr trinken, ohne dass es mastig ist. Wir liegen im Bereich von 4,8 Prozent Alkohol bei uns. Wir haben ein ausgereiftes Bier, Handwerksbrauerei noch. Also bei mir ist also die Pflicht, dass das Bier mindestens 21 Tage im Lager reift. Dadurch habe ich auch gewährleistet, dass da keine höheren Alkohole drin sind, nix. Und da ich es ja selber trinke und man trinkt ja selber auch mal ein paar mehr davon irgendwann, wenn mal Besuch kommt und man möchte ja keinen dicken Kopf haben, sage ich mal ehrlich so. Und das macht ein ausgereiftes Bier einfach aus, das ist so, wenn man 21 Tage Lagerung hat. Und das ist einfach der Vorteil von diesem Produkt, muss man dazu sagen. Ich bin jetzt keiner von diesen eingetragenen Slow-Brewern, weil das für mich einfach nur ein Standard ist, den es immer gegeben hat.

Markus: Und Zugabe von Weizen oder nicht, ist optional. Habt ihr das schon immer so gemacht oder gibt es für dich auch einen Grund, das zu tun?

André: Natürlich habe ich mal irgendwann mal Versuchssude gemacht und den Weizen raus gelassen, um zu gucken, was macht der Weizen genau aus? Weil, das muss man ja auch kennenlernen. Das macht nicht jeder Kölner, hat den Weizen mit drin. Man kann die Biere untereinander verkosten, hm, okay, wenn man aber genau weiß, ist Weizen drin oder nicht drin, dann kann man den auch suchen. Und deshalb ist halt interessant, mal ein Bier zu brauen, ein obergäriges Bier, jetzt keine Weizenbier, sondern mit der Kölsch-Hefe, mit 30, 40 Prozent Weizenanteil mal einzubrauen, um zu gucken, wie dominant ist der Weizen und dann prägt man den. Und dann kann man wieder zurückgehen und kann dann gucken, wie bei den einzelnen Sorten, ob da Weizen mit drin ist oder nicht. Das ist einfach die Prägung, die man haben muss. Und der Weizen bringt von der Armonisäure, von der Säure selber, bringt der halt eine gewisse Frische mit, eine Spritzigkeit mit reinkommt, den Weizen schmeckt man also wirklich raus. Und, was ganz klar ist, er ist ein bisschen schaumstabil, von den Eiweißen und das ist der Vorteil. Und deshalb ganz klar, den Weizen raus gelassen, es ist kein Mühlen Kölsch, Punkt! Ich habe es versucht, also jetzt lassen wir den Schaum da rein sein, aber es ist kein Mühlen Kölsch, da fehlt irgendwas, das Aroma fehlt.

Markus: Ja, nee, also finde ich auch, ich finde es sehr stimmig, sehr rund, sehr vollmundig so wie es ist. Und, nee, gerne so weitermachen. Vielleicht noch kurz zur Hefe, also du sagst, ihr habt euren eigenen Hefestamm. Hast du den irgendwann mal isoliert oder gab es den vorher schon oder wie kam es dazu?

André: Nee, den gab es vorher schon. Den gab es vorher schon und ist ein Stamm, wo ein Braumeister keinen Spaß dran hat, muss man ehrlich sagen. Der ist also eine reine Diva, unser Hefestamm, der muss ein Temperaturoptimum muss der wirklich haben, damit der arbeitet und da darf auch nicht zwei Grad zu kalt sein oder sowas oder plötzlich kommen, dann schockt der, dann hat die erst mal keine Lust mehr die Hefe und arbeitet drei, vier Tage nicht, also echt eine Diva. Aber wenn man die so richtig führt vom Hefe-Management und das ist einfach wichtig, dass das stimmt, für jedes Bier gilt das, wenn das in Ordnung ist, dann kriegt man halt dieses astreine Bier raus, sage ich mal, was diese leichte Fruchtnote hat. Auch die Aprikose, die ganze Gärung riecht schon anders. Und dann geht man halt in den Lagerkeller, wenn frisch geschlaucht ist und weiß direkt, was los ist. Und das ist, muss man sagen, ich meine, wir haben ja, zum Thema Hefe braucht man ja, ich glaube, da hast du selber schon einen Podcasts gehabt dazu, zum Thema Hefe und sowas alles, da kann man immer weiter drüber reden. Ich liebe es halt, mit Hefen zu arbeiten, auch mit den verschiedenen Mengen und sowas und habe natürlich in Jahrzehnten mal ausprobiert, ein Kölsch, weniger zu geben, mehr zu geben, alles und es gibt immer wieder einen Unterschied. Das macht nicht nur die Hefe aus, das macht die Gabe aus, Sommer aus wie Winter. Das ist halt ein Handwerksbetrieb, muss man einfach dazu sagen und da ist halt im Winter schon mal der Gärkeller was kälter, wie im Sommer. Und deshalb immer individuell drauf eingehen und das ist halt Handwerk, das ist einfach Handwerk. Ist halt nicht automatisiert und gesteuert, man muss drauf eingehen, wie der Keller ist. Hört sich jetzt ein bisschen übertrieben an, aber es ist tatsächlich so. Und deshalb ist Mittwoch eine Hefegabe ganz anders wie Montag, wenn man da neu anfängt. Natürlich, ganz klar, habe ich auch von den Alten lernen müssen und das hat auch nicht zwei, drei Jahre gedauert, hat ein bisschen länger gedauert. Aber, ja, man kommt in den Keller, an die Nase, weiß alles schon Bescheid. Auch morgens, ich komme um sechs Uhr im Keller an, da stehen halt die vier Unfiltrate und die vier Filtrate des Tages, sage ich mal. Das sind die Filtrate, die in die Abfüllung reingehen oder halt ins Flaschenbier, je nachdem wo es abgefüllt wird. Und die Unfiltrate, die ich halt freigebe halt für die Filtration, für den Verschnitt sozusagen. Und, ja, das ist einfach eine Nase, man riecht einfach mal überall dran und guckt, ob die in Ordnung ist oder nicht und sowas. Das fertige Produkt wird verkostet, aber das ist einfach eine Erfahrung, die man hat. Teilweise kann man sogar sagen, aus welchem Keller das Bier kommt.

Markus: Also jetzt hast du eh grade schon gesagt, dass du gerne mal ein bisschen experimentierst und hast ja vorhin auch gesagt, dass du zum Beispiel andere Bierstile wie IPAs und so auch toll findest. Lebst du das irgendwie aus, braust du selber nochmal für dich oder hast du dir schon mal gewünscht vielleicht, in der Malzmühle noch irgendwie so ein Experimentierbier mit dazu zu nehmen?

André: Ich habe natürlich 2007 angefangen, gewisse Biere mal der Geschäftsführung auch vorzustellen und die Zeit war einfach noch nicht so reif, muss man einfach so sagen. Ich war der erste Biersommelier in NRW damals oder der Zweite in NRW gewesen und die Zeit war einfach nicht so reif, da irgendwas zu erzählen, was ein Pale-Ale ist oder sowas. Wie ich das erste Mal ein IPA gemacht habe für ein Sommerfest, haben wir gesagt: „Nee, was ist das hier, wir können kein IPA verkaufen.“ Das wurde dann als Sommerbock verkauft.

Markus: Okay.

André: Also Sommerbock, ja, genau, richtig, man muss jetzt ein bisschen drüber lachen, als Sommerbock verkauft. Und die Leute kamen, haben probiert, haben gesagt: „Bow, ist aber lecker, toll, ach, wunderbar“, haben es getrunken. War schon interessant, war natürlich für den Sommer zu stark, das Bier und alles. Und die Leute, die ein bisschen Kenner waren, die kamen an, aber hat doch was vom IPA, ne? Also war richtig schön gestopft so und ich hatte halt kennengelernt, wie Tradition sich überhaupt mal stopfen lässt. Und auch die ersten Fehler gemacht am Anfang beim Stopfen, wie das halt so ist. Da weiß ich noch, da bin ich in Köln losgefahren am Wochenende, nur in München unv. #00:43:13-0# damals und zu fragen, Eric, ich bin Brauer aus Köln, wie stopft man? Keiner wusste, wie man stopft 2007, 2008, es wusste noch keiner. Und meine Versuche, die waren alle so, ja, suboptimal gewesen und da hat der mich erst mal aufgeklärt, wie man ein Bier stopft. Das war so interessant damals gewesen, man konnte es in keiner Lektüre, im Internet, nirgendwo nachlesen. Und, ja, das sind die Anfänge, halt immer was Neues zu lernen, hat schon Spaß gemacht. Und wir haben 2012 unten die Mühlen Bar eröffnet. Das heißt, also da ist eine reine bar gewesen für Bier, eine Bierbar, eine Craft-Beer-Bar und da haben wir alle möglichen Sorten, und da habe ich halt jedes Quartal, sage ich mal in Anführungszeichen, dann halt eine andere Sorte am Hahn. Da machen wir schon ein Winterbier, machen wir, also wir machen einen Weihnachtsbock und sowas alles, also das machen wir schon. Und ein Sommerbier, habe ich natürlich ein Wiess schön gestopft, also Wiess ist das unfiltrierte Kölsch. Bin ich vielleicht natürlich hingegangen, habe unsere Kölsch-Würze schon genommen und habe die einfach mit einem Hefeweizenstamm angestellt und habe dieses Wiess dann genommen. Das ist natürlich dann ein ganz anderes Wiess gewesen. Das macht ja so einen Spaß, das ist kein Weizen, was ja trotzdem zehn Prozent Weizen hatte, aber die Aromen sind einfach da gewesen. Und das macht, ja, wenn man das mal ab und zu mal ein bisschen gekreuzt hat mal mit zwei Hefen, so mit der Kölsch-Hefe und mit der Weißbierhefe, das sind ganz tolle Sachen gewesen.

Markus: Das hat dann auch so diese Weißbier-Fruchtigkeit bekommen zum Teil?

André: Ja, natürlich.

Markus: Spannend, aha.

André: Ja. Ist natürlich ein bisschen schwerer gewesen, weil man halt nicht bei 45 Grad einmaischt hat, sondern wir maischen, je nachdem wie die Sorten sind, dann halt bei 54 ein oder 55 Grad. Das heißt, man betont da nicht alle Ester, die man beim Weizenbier haben möchte, aber hat natürlich funktioniert.

Markus: Ja, das muss ja auch dann trotzdem anders bleiben. Es bringt ja nix, wenn es am Ende so ist wie ein Weizen, sondern ich glaube, dieses Zusammenspiel, das war bestimmt ein spannendes Ergebnis, cool.

André: Ja und dann durfte ich halt 2011, durfte ich halt mal was Besonderes auf den Markt bringen, das war damals das von Mühlen, das erste Champagner-Bier in Deutschland. Und da habe ich halt die versuche bei mir gemacht, in dem ich hingegangen bin, mit Kölsch-Hefe, wollte eine biologische Sicherheit haben, wir haben halt offene Gärung, da habe ich halt mit Kölsch-Hefe angegoren, separiert über die Zentrifuge und dann halt IOC-Champagner-Hefe hinzugesetzt, war eine reine Champagner-Hefe und davon noch zwei verschiedene rein. Die eine hat Aroma gebracht, die andere nannte sich Champagner-Hefe damals noch. Konnte man bei einer Firma kaufen, die hatte den Namen IOC-Champagner-Hefe. Und dann halt auf die Champagner-Flasche gezogen, das war natürlich eine schöne Sache. Da bin ich damals nach Franken gefahren zum Albert Hafenstein, der damals der führende Mensch war, in Anführungszeichen, für traditionell diese Flaschengärung für Sekt, für Champagner. Und ich habe dem halt verschiedene IPAs mitgebracht und Ales und habe die vorgestellt und gesagt: „Hör mal, Frage, Sekthefe, was kommt denn da raus?“ Und er war total geflasht, weil er sowas auch nicht kannte, diese Aromen aus einem IPA. Und dann sind wir halt zusammen hingegangen und haben dann halt ein Bier mir Champagner-Hefe entworfen, was wir ein paar Jahre lang erfolgreich verkauft hatten. Und das erste Jahr, muss ich sagen, war sehr schön zu sehen, dass eine Schlange stand vorne bei uns am Beichtstuhl, so nennt man das da, wo die junge Frau im Brauhaus drinsitzt, das ist der Beichtstuhl bei uns. Und, ja, da haben wir halt innerhalb von ein paar Tagen da 2.000 Flaschen von verkauft gehabt für 15 Euro damals, muss man einfach sagen. Und ich habe mich einfach bestätigt gefühlt, endlich den Sommelier durchgesetzt zu haben und, ja, so war es. Also, doch, wir gucken schon, dass wir die Braukunst ausleben, sowas alles. Und durch die Übernahme der kollegialen Brauerei jetzt in Köln, da machen wir noch ein paar Sorten mehr, muss ich dazu sagen, da machen wir auch ein Helles und sowas.

Markus: Das Geheimnis wollte ich ja gleich noch lüften. Noch eine Frage, das Champagner-Bier gibt es aktuell nicht. Wird es das mal wieder geben?

André: Ich hoffe, aber im Moment gibt es halt nicht. Wir hatten im letzten Jahr einiges zu tun, ich bin einfach nicht mehr dazu gekommen, das nochmal auf den Markt zu werfen. Aber die Zukunft jetzt, wie wir sie grade geplant haben, wird das natürlich wieder super reinpassen, auf jeden Fall und, ja.

Markus: Ja, jetzt hast du es grade schon angesprochen, es gibt eine Schwesterbrauerei, wo du jetzt auch noch arbeiten darfst, deine noch verbliebene Freizeit endgültig opfern kannst sozusagen. Wie kam das denn und was sind da für dich so die Herausforderungen? Und vielleicht auch ein bisschen das Geheimnis lüften, welche Brauerei das ist und wo die vielleicht auch ist.

André: Also mittlerweile ist ja bei uns im Betrieb seit einigen Jahren die fünfte Generation jetzt am Start und die haben halt geplant gehabt, auch jetzt mittlerweile durch die Zuwächse, die wir hatten, einen Neubau zu bauen. Und wir haben lange gesucht und Köln ist halt eng, da erst mal den richtigen Platz zu finden. Und wenn wir mal einen Platz gefunden haben, dann war es so, dass man da keinen Brunnen bauen konnte oder sowas. Und eine Brauerei ohne Brunnen geht einfach nicht, muss man dazu sagen, man muss das eigene Wasser haben. Und, ja, dann haben wir ein Grundstück gefunden, wollten neu bauen und dann kam plötzlich das böse Virus und das war ungefähr war Februar, genau, Februar und am 01. Mai hätten wir die Verträge unterzeichnet gehabt damals, ja, dann erst mal stillgelegt. Und während dieser Zeit kam halt die alte Besitzerin der Sünner Brauerei, der ältesten Brauerei in Köln, älteste Industriedenkmal von Köln, eine wunderschöne Brauerei, muss ich dazu sagen, von der Fläche her achtmal so groß wie wir und hat gesagt, dass sie gern die Brauerei verkaufen würde und würde sich freuen halt, im Namen der Familie, wenn diese Brauerei auch weitergeführt wird, Also sie wollte also nicht einfach die Brauerei jetzt verkaufen und schließen, nur den Namen verkaufen, sondern einfach die Braustätte selber auch, dass die weitergeführt wird. Ja und dann haben wir uns das angeguckt, haben jede Menge Versuchssude gemacht mit Mühlen Kölsch, wie ist denn, da ein neues Bier hinzukriegen? Ich meine, das Gleiche wäre im Neubau auch gewesen, das Problem, wieder hinzukriegen. Hatte man durch Corona halt unheimlich viel Zeit gewonnen, geschenkt bekommen, da viele Sude zu machen, bis wir es halt so eingestellt bekommen haben, dass wir sagen können, okay. Blindverkostungen gemacht haben, jede Menge, auch mit den eigenen Brauern, um zu gucken, hör mal, aus welcher Betriebsstätte ist das? Und bis wir gesagt haben: „Okay, wir haben es geschafft“ und dann hat man das Okay gegeben, das es also von unserer Seite in Ordnung ist. Und dann ist man sich finanziell einig geworden und hat halt die Sünner Brauerei zum 01.01. übernommen.

Markus: Spannend. Also wir waren ja gemeinsam schon dort und auch das kann man nur nochmal sagen, es ist ein wunderschöner Bau, ein tolles Denkmal und auch eine Brauerei, wie es eben damals im Rheinland war, also so um, naja, 1870, 80, 90, irgendwie in dem Dreh rum, weil ja da dann Brauereien quasi nach bayrischen Vorbild gebaut worden sind mit Lagerkeller, mit untergärigen Anlagen und so. Und das sieht man da auch alles noch in Reinstform, also schöner als in vielen Anlagen hier bei uns. Und das, ja, auch baulich natürlich, also da hat man einfach noch mit Liebe gebaut, also da waren diese Arbeitsstätten auch so ein bisschen Kathedralen der Arbeit oder der Brauerei. Und das finde ich wirklich ganz beeindruckend, das ist auch eine schöne Arbeitsumgebung. Wie ging es dir da, als du zum ersten Mal durchgelaufen bist?

André: Ja, gut, ich habe die Brauerei damals schon vorher gesehen gehabt, aber immer mit anderen offenen Augen, nie mit dem Gedanken, dass ich da mal ein Mühlen Kölsch brauen werde und bin dann halt beim ersten Mal, wie ich sie mir angesehen hatte, natürlich ganz anders durchgegangen. Und genau wie beim Neubau, mein Ziel war auf jeden Fall, obergäriges Bier muss offene Hauptgärung haben, das war das Wichtigste überhaupt. Ich habe so viele Biere kennengelernt von kollegialen Brauereien, die einfach auf Tankgärung gegangen sind, das Bier so dramatisch verändert haben, deshalb war es ganz wichtig für mich, hier heißt es, offene Gärung zu erhalten. Und da haben wir halt Bottiche, klassische Bottiche, wie es früher war, ein riesen großer, sehr gepflegter Gärkeller und das war für mich ein Highlight, ich denke, die Hauptgärung ideal verläuft, der Rest ist kühl und sowas alles, aber, Sudhaus muss passen. Und ganz wichtig für mich, Hefe-Management mit der offenen Gärung, das ist für mich das Wichtigste überhaupt, damit das Produkt am Ende gut rauskommt. Und das war da gegeben und deshalb, ja, ich freue mich drauf. Wir bauen ganz viele Tanks, sind wir grad am bauen.

Markus: Und für dich auch eine Herausforderung war ja jetzt auch, das nicht nur Mühlen Kölsch da gebraut wird, sondern auch die Sünner-Biere sozusagen und natürlich da auch eine Palette, die eben über Kölsch hinausgeht. Und, ja, freust du dich da drauf oder hast du schon ein bisschen geübt oder wie ist das?

André: Ich freue mich natürlich drauf. Ja, geübt haben wir natürlich. Wir haben jetzt das Sünner Kölsch modifiziert, muss man dazu sagen einfach mal. Die sind ihrer Tradition sehr treu geblieben, das alte Sünner Kölsch wurde also so gebraut wie es schon immer war und dadurch war es nicht mehr zeitgemäß. Das heißt, die haben eine Endvergärung gehabt, die lag irgendwo bei 78 Prozent, das heißt, das Kölsch war sehr mastig. Wir haben geguckt, warum trinken die Leute das nicht gerne? Ich selber auch, ich gehe in Brauhäuser rein, wo man halt Mühlen Kölsch oder ein anderes Kölsch trinkt, wo man drauf Spaß hat, aber halt nicht in die Brauhäuser rein, wo ein Bier nicht schmeckt. Macht man einfach nicht, so ist es halt. So und es schmeckt einfach, aber, wie ich eben mal erwähnte, dieser Anreiz, das zweite, dritte, vierte zu trinken, man hat dieses Bier getrunken, man hat da zwei von getrunken, auch ein drittes noch und dann war der Durst gelöscht und dann war es das auch. Und das ist halt nicht jetzt hier gewesen und das haben wir halt ein bisschen halt mit Maischprogramm, halt ein bisschen angepasst gehabt. Und jetzt ist es ein Bier, was man auch sehr gut und sehr schnell trinken kann. Und man sieht es grad an den schönen Zahlen im Biergarten, ja, man kann es einfach messen, was pro Platz ist, pro Sitzplatz halt, dass da einfach mehr getrunken wird. Da haben wir das Ziel erreicht und das ist halt das neue Sünner Kölsch jetzt und, ja.

Markus: Wie haben da die Kölner drauf reagiert, auf diesen Merch sozusagen?

André: Ja, gut, das ist es ja, die Leute, die es positiv finden, die sagen nix und dann gibt es ja immer, zwei, drei Leute gibt es immer, die kontra sind oder sowas alles und das gute alte Sünner oder sowas alles. Aber, ja, so ist es halt. Aber sonst, eigentlich sind wir positiv. Wenn wir vom Heumarkt weggezogen wären und die Sünner Brauerei geschlossen werden würde, dann wären ja zwei Braustätten in Köln weg gewesen sozusagen, so haben wir eine schöne auf jeden Fall erhalten können. Und vielleicht werden wir ja am Heumarkt nach dem Umbau nochmal eine kleine Anlage da hin bauen. Und, naja, schauen wir mal, was die Zukunft bringt.

Markus: Ja, da bin ich schon mal sehr gespannt. Und bevor wir jetzt auch zum Alkoholfreien kommen, was ich auch ganz spannend finde, vielleicht noch eine Frage. Ich meine, die Hauptabsatzzeit für Kölsch ist ja, glaube ich, gar nicht mal so wie bei uns eher so der Sommer, sondern bei euch ist ja eigentlich die fünfte Jahreszeit, sprich, der Karneval, auch ein wichtiges Thema. Das geht ja eigentlich schon im November los oder wie muss ich mir das vorstellen, diesen Kölschen Bierkalender oder Festkalender auch als Brauerei, wie geht man damit um?

André: Also mittlerweile ist ja die stärkste Zeit eigentlich der November, Dezember, muss man dazu sagen, wegen Weihnachtsfeier, die Firmen feiern viel und sowas alles und dann kommt ja direkt anschließend natürlich schon die fünfte Jahreszeit, der Kölner Karneval. Und je nachdem, wann die Session, die Karnevalsession losgeht, wenn die sehr kurz ist, Anfang Februar schon der Karneval ist, dann geht die auch schon im Dezember los. Das heißt, man sieht also, die einen gehen zur Weihnachtsfeier, sind festlich gekleidet und die anderen haben schon Kostüme an, weil sie auf die ersten Karnevalssitzungen drängen. Und da wir zentral in der Kölner Innenstadt sind und in der Umgebung mehrere Säle sind, wo Karneval gefeiert wird, große Sitzungen sind halt, haben wir natürlich den Vorteil, dass die Leute vor, während und nach der Sitzung bei uns reinkommen und dann wird natürlich einiges an Kölsch getrunken. Also wo die Leute 3,50 Euro im Sitzungsaal für ein Glas Kölsch bezahlen oder auf einer Prunksitzung eventuell kein Bier gibt, dann freuen sie sich einfach, in der Pause mal rüberzukommen und mal schnell ein paar Kölsch zu trinken. Da werden die teilweise schon, bevor sie rübergehen, wird schon gesagt: „Pass auf, hier, 11:15 Uhr oder sowas, kommen wir rüber, kommen was trinken.“ Und dann steht der Köbes, die Kränze da, dann knallen die das rein und dann wieder weg. Ja, so ist es.

Markus: unv. #00:55:30-6#

André: Nein, nicht mehr, leider nicht mehr. Ich war früher aktiv gewesen, bin in Zügen mitgegangen, alles. Als Kölner, ist man mit großgeworden als Kölner mit dem Karneval. Ist durch die Arbeit gekommen, sage ich mal, das es immer weniger geworden ist. Und, ja, ich glaube, wenn man älter wird, da sagt man immer: „Ach, das ist nicht mehr der Karneval so wie wir den mal gefeiert haben.“ Das haben ja unsere Eltern gesagt, unsere Großeltern. Bei euch ist es, glaube ich, die unv. #00:55:56-9# die war ja früher anders, erzählte man so. Und, ja, ich habe eine schöne Jugend gehabt im Karneval alles, aber das ist, glaube ich, heute nicht mehr meine Welt. Aber das Geld nehmen wir natürlich gerne mit, ne.

Markus: Hast du ein Kostüm, ein Lieblingskostüm, wenn du auf den Karneval gehst?

André: Also die letzten Jahre, also ich gehe natürlich immer noch auf Sitzungen hin und sowas alles und bin sehr oft als Köbes unterwegs gewesen.

Markus: Ah ja.

André: Es ist traditionell, dass die meisten Braumeister in Köln als Köbes unterwegs waren auf Sitzungen und deshalb halt dieses Köbes-Kostüm.

Markus: Spannend. So, jetzt schauen wir noch zum alkoholfreien Bier.

André: Jawohl.

Markus: Da bin ich auch total gespannt drauf, weil es ja auch Wahnsinn ist, eigentlich so ein Traditionsbier wie das Kölsch dann mal zu übersetzen in alkoholfrei, bin ich mal gespannt.

André: Ja, das war auch eine lange, lange Geschichte, muss ich dazu sagen, weil der Boom von alkoholfreien Bieren, der ist ja eigentlich schon seit zig Jahren. Und ich habe sehr viele Versuche gemacht halt, wie ich es kennengelernt habe in Franken, muss ich dazu sagen, mit gestoppter Gärung bei Weißbieren und sowas alles und das hat nicht so richtig funktioniert. Also immer diesen sehr starken Würzecharakter drin da von der gestoppten Gärung, versucht, mit Hopfen zu überdecken und alles. Und wie ich dachte, ich hätte es langsam geschafft, habe ich die ersten Blindverkostungen gemacht bei uns im Haus dann halt. Und zwei Personen, die Diabetes hatten, hatten sehr starke Probleme, die fanden das lecker und haben dann zweimal 0,3 davon getrunken. Und diese gestoppte Gärung, wenn die zu stark war dann halt, ich habe damals noch mit P11 eingebraut gehabt, kann man sich vorstellen, sieben, acht Prozent Restzucker, das ist ja auch nicht schön auf der Kalorienampel und ist auch nicht besonders grün. Und die zwei haben richtig Probleme gehabt und da habe ich zum Chef damals gesagt: „Das Projekt müssen wir steuern, müssen uns was anderes einfallen lassen.“ Bis halt diese Ludwigii ins Spiel kam vor ein paar Jahren und dann habe ich mich darauf gestürzt, sage ich mal und mehrere Versuche gemacht und dabei ist halt diese Mühlen Freibier jetzt rausgekommen.

Markus: Darf das eigentlich dann gar nicht Kölsch heißen?

André: Nee, das ist kein Kölsch.

Markus: Darf nicht so heißen?

André: Also es gibt natürlich alkoholfreie Kölsch, gibt es natürlich, aber wir haben extra keins gemacht. Ich habe ein Unfiltrat, weil, ich will ja irgendeinen Geschmacksträger mit reinkriegen, das heißt, die Hefe muss schon mit da rein. Bin hier hingegangen, habe einfach die späte Hopfengabe gemacht, drin gehabt, muss man dazu sagen, um halt diese fruchtigen Komponenten reinzukriegen. Das ist der erste Eindruck halt immer, diese Frucht ist drin, versuche, nicht die Würze im Vordergrund zu haben einfach, die fruchtige Komponente. Und dann hingegangen, die Stammwürze runtergefahren, sehr stark, bin also hier bei 6,5 Prozent Stammwürze nur, habe aber wieder Karamellmalz reingetan. Was normal kein Brauer machen wird, weil, das Bier ist ja schon mastig nochmal vom Zucker. Ich habe wieder Karamell rein gegeben, damit ich sage, okay, ich muss einen Geschmack haben und habe halt eine ordentliche Portion Hopfen rein gegeben, sodass es einfach wie ein Bier ist. Und dadurch, dass die Ludwigii ein bisschen Gärung macht, schmeckt es auch nach Bier, muss man dazu sagen. Und man kommt von Haus aus hier schon in der Gärung, auch mit der Ludwigii, schon auf 4,4 Gramm Kohlensäure und das finde ich schon sehr, sehr viel.

Markus: Na, da bin ich ja mal gespannt. Also ausschauen auf jeden Fall, wie du schon sagst, eben ein Unfiltrat, also unfiltriertes Bier. Hat aber auch eine schöne goldene, goldgelbe Farbe. Jetzt rieche ich mal, du riechst grade schon ganz fleißig. Ja, wir haben die malzigen Komponenten und aber auch hopfige Komponenten mit dabei, also wirklich schön ausgewogen auch in der Nase. Ich habe auch ein bisschen was Fruchtiges.

André: Der Fokus war natürlich, so fruchtig wie möglich damals hinzubekommen. Es ist sehr schwer, mit der zu arbeiten, muss ich dazu sagen, mit dieser Hefe, alles. Aber der Fokus ist halt immer Frucht und Frische, ist ein Sommerbier. Alkoholfreies Bier trinkt man im Sommer und mein Fokus war halt, dass es auf keinen Fall mastig ist, sodass derjenige, der ein alkoholfreies Bier trinkt, auch ein zweites oder drittes trinkt. Es darf halt nicht mastig sein, das war für mich das Entscheidende gewesen. Und deshalb hier die Frucht, die Citrus, die drin ist, nach vorne zu bringen, auch wieder mit Hallertauer Tradition.

Markus: Für mich hat das auch ein bisschen so Stachelbeere, also ganz interessante Aromatik, also Citrus natürlich auch, aber eben sowas Beeriges, sehr schön.

André: Die kommt von der Ludwigii, muss man dazu sagen.

Markus: Ja, ein vollmundiges Biergetränk, auf jeden Fall. Was ich toll finde, ist der Frischecharakter und die Kohlensäure, also auf jeden Fall spritzig. Es hat auch eine Süße, also schon auch deutlich da, ja.

André: Ja, ist ja natürlich, du kriegst die Süße auf keinen Fall raus bei dem Bier halt, du hast einen Biergeschmack drin. Und ich versuche halt auf jeden Fall, das ist halt mit dieser Ludwigii halt immer der Fall, man muss versuchen, den Würzecharakter wegzubekommen. Und da ist natürlich als Biersommelier, sind wir sehr stark drauf getrimmt, diesen auch zu suchen und werden ihn auch immer finden, muss man dazu sagen halt, aber es läuft sehr gut sozusagen, mit dem Charakter. Und wir wissen, ein Kölsch, wir haben es eben beschrieben, was ein Kölsch ausmacht und ein alkoholfreies Kölsch, wenn da der Alkohol raus ist, ist es sehr, sehr schwer. Und deshalb, es gibt keine Zahlen, wie viel alkoholfreies Kölsch in Köln verkauft wird, das ist so wenig und deswegen konnten wir einfach nur was anderes machen in diese Richtung. Und deshalb, was Fruchtiges rein und passt, wir sind super zufrieden. Auch die Absätze sind da, das ist das ganz Wichtige da dran. Und jede Charge wird besser werden, das ist mein Ziel. Ja, es ist leider so, wenn man irgendwas täglich macht, kann man sich immer nur verbessern, das ist Handwerk.

Markus: Ja, nee, ich finde es auch ganz spannend, weil, wie du schon sagst, es ist, wenn ich das Ganze alkoholfreies Kölsch nenne, dann habe ich ja praktisch eine Benchmark automatisch mit erwähnt. Und Leute haben dann auch eine Erwartungshaltung und das ist eigentlich fast nicht möglich, diese Erwartungshaltung dann zu treffen, also weil die ja im Kopf schon haben, es ist ja eigentlich kein Kölsch. Und dann ist es, glaube ich, ganz schwer, da die Leute wirklich zu überzeugen. SO hat man die Möglichkeit, einfach ein eigenes Getränk zu definieren, was jetzt auch gar nicht unbedingt was mit Bier Schrägstrich Kölsch zu tun haben muss, sondern was für sich selber steht. Und dann gibt es deine eigenen Erwartungen und wird eben nicht verglichen und das finde ich gut. Und ich kann mir das total gut vorstellen, im Biergarten oder so im Sommer. Ich trinke ja gerne viel alkoholfreie Biere und mache das auch viel, wenn ich unterwegs bin, dann eben mal zu schauen, wo in den jeweiligen Ländern die Brauer so stehen, was das Thema angeht. Und ich finde, bei uns in Deutschland merkt man wirklich in den letzten drei, vier Jahren, dass sich da richtig viel getan hat, also das man einfach über diese Zeiten, wie du schon gesagt hast, wo das Hefeweizen, das alkoholfreie Weizen alles dominiert hat, die sind irgendwie ein bisschen vorbei und es gibt auch viel Kreativität, viel Ausprobieren und auch ein Verständnis dafür, eben ein eigenes Getränk zu kreieren, was dann auch seinen eigenen Kundenkreis, seinen eigenen Markt findet. Und wo es, glaube ich auch, also so erlebe ich es zumindest in anderen Ländern, wo es Kunden gibt, die zum Beispiel noch nie ein alkoholisches Bier getrunken haben, aber ganz bewusst sowas dann gerne trinken. Und hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber soweit ich die Demographie lesen kann und die Umfragen lesen kann, ist das ein großer Teil des Zukunftsmarktes, das es einfach Menschen gibt, die bewusst sagen, sie wollen keinen Alkohol trinken, die aber auf der anderen Seite sagen, Bier an sich, wenn ich den Alkohol wegdenke, ist ein sehr positives Getränk, weil, wenig Kalorien, weil, nur natürliche Zutaten, sehr viele gesunde Inhaltstoffe, viel besser als jede Limo, jeder Saft oder so. Und die kann man damit abholen.

André: Auf jeden Fall. Also isotonisch, als isotonisches Getränk, auf jeden Fall, sagt man immer. Ich sage mal, Bier, ein normales Bier ist hypertonisch, weil, das bringt ja nochmal mit, nämlich die Gesundheit des Alkohols auch noch dazu und ein Bier halt ist vergoren. Und dadurch, dass es immer vergoren ist, es hat eine Gärung stattgefunden, ist alles, was fermentiert ist, gesund. So ist es einfach.

Markus: Also wunderbar. Wie war das denn damit, also wann hast du damit angefangen, wirklich da in die alkoholfreie Richtung zu denken? Musstest du da Überzeugungsarbeit leisten oder kam das eher von oben und wie kamen dann so die ersten Reaktionen?

André: Nee, kam von oben, der Chef sagte: „Wir müssen alkoholfreies Bier machen“ und ich dachte so, poh, ohne Endalkoholisierung. Weil, ich persönlich kannte bis zu dem Zeitpunkt noch kein gutes trinkbares alkoholfreies Bier ohne Endalkoholisierung. Und so eine Anlage kostet ja ein Vermögen. Wir haben uns schon mal Angebote reingeholt dafür, da lacht man sich ja kaputt. Die kriegt man ja in zehn, 20 Jahren nicht raus, sage ich mal. Das ist einfach nur eine Sache, also wenn man so eine Anlage kauft, da gewinnt man kein Geld mit, man hat das Produkt im Markt und fertig, aber, ja. Und, ja, Dank der Ludwigii halt, kann man da auch als kleiner Mittelstandsbrauer, sage ich mal einfach, mit arbeiten und dann ist wieder der Braumeister gefragt, da ein gescheites Bier hinzukriegen.

Markus: Ja, hast du auf jeden Fall sehr gut gelöst, diese Aufgabe. Vielleicht noch eine Frage, weil es mir grad so einfällt, was man ja auch mit der Malzmühle verbindet ist, dass da viele Personen und Persönlichkeiten waren. Also man weiß, Adenauer war da oder Bill Clinton war da, da hängt ja das Foto heute noch da. Und wenn man Touristen a sieht, grade amerikanische Touristen, die wollen dann an diesem Tisch sitzen und dieses Foto nachstellen. Warst du da zum Beispiel da oder hast du andere Leute dort schon getroffen, berühmte Persönlichkeiten, die euch besucht haben?

André: Nee, ich persönlich nicht, da ich ja bei uns im Brauhaus weniger bin, ich bin halt in der Brauerei. Und da ist natürlich alles Mögliche, ist schon da gewesen. Also ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll, von A bis Z, es sind alle da gewesen. Und es sind in der Regel nicht die Amerikaner, die am gleichen Tisch sitzen wollen, es sind eher die Japaner, die Asiaten, die wollen unbedingt halt am Clinton-Tisch gesessen haben. Also sehr, sehr interessant, warum. Weil sie von jedem Brauhaus, von allem, was sie besichtigen, die Geschichte komplett auch wirklich gelesen haben und sowas alles. Und die wollen da gesessen haben und dann das gleiche Essen auch bestellt haben, diesen Bill-Clinton-Teller dann sozusagen, wie der bei uns heißt. Und dann machen sie ein Foto halt, wie das so ist, machen die Gesichter dazu, also Messer, Gabel in der Hand und lachen dann dabei, schießen ein Foto, legen Besteck ab zur Seite, bestellen sich heißes Wasser und gießen ihre Suppe auf.

Markus: Ja und aus der Bierwelt, also da kann ich mir gut vorstellen, dass du schon Besuch bekommen hast von dem ein oder anderen Brauer aus dem Ausland, grade die ja Kölsch als Bierstil auch versuchen zu brauen. Also habe ich zumindest auch schon erlebt, als ich in den Staaten drüben war, dass viele Brauereien eben, ja, sagen, sie machen jetzt ein Kolsch. Oft waren das eher Versuche, aber ich kann mir gut vorstellen, auch so, was die mir so erzählt haben, dass es für die bestimmt toll ist, wenn sie mal rüberkommen und in einer Kölsch-Brauerei eben jemanden wie dich kennenlernen, der dieses Bier wirklich seit Jahrzehnten macht.

André: Jedes kommt einer, irgendeiner, sage ich mal, der das Interesse hat, der mich anschreibt oder sowas. Und es ist Vietnam gewesen, es ist Korea gewesen, also auch wieder viele Asiaten, die den Stil nachbrauen wollen. Amerika, war bestimmt auch mal einer dabei oder so. Kanadier habe ich zwei Stück gehabt, mal da. Und klar, was angrenzend ist, sage ich mal, Holland, Belgien, Italiener, wo ich immer sage: „Ihr dürft doch kein Kölsch brauen, wir sind ja in der EU“, aber die Anfrage ist natürlich immer da, muss man dazu sagen.

Markus: Stimmt, das könnte ein Hintergrund sein für Länder, der EU beizutreten.

André: Ja. Ich glaube, du warst doch bestimmt auch schon mal bei Schloss Maretsch gewesen damals, Südtirol, wo ich damals war und war sehr verwundert, wie viel verschiedene Kölschs es aus Italien gab damals, war sehr verwundert und, ja.

Markus: Da ist man halt gerne kreativ, muss man so sehen. Ja, vielleicht noch eine Frage so abschließend, wenn du dir was wünschst für die Zukunft, was wären so deine drei Wünsche vielleicht für dich und für die Brauerei?

André: Mein drei Wünsche für mich und die Brauerei? Also der erste Wunsch wäre einfach mal, muss ich jetzt einfach politisch werden, dass die Krise, die uns grade bevorsteht, nicht so schlimm wird, wie wir alle erwarten. Weil, da kriege ich jetzt grad eine Gänsehaut wieder drüber, wenn ich denke, was uns alles erwarten würde. Das würde nicht nur unsere Branche noch schlimmer treffen wie Corona. Ich wünsche mir, das wäre mein größter Wunsch einfach, dass das schnell vorbei ist, muss man einfach dazu sagen, um auch wieder in die Zukunft blicken zu können. Zweiter Wunsch wäre natürlich, diese Zehnjahresplanung, in Anführungszeichen, mit der Übernahme mit der Sünner Brauerei, das alles so positiv auch läuft, wie wir es uns vorgestellt haben, das in Zukunft kommt. Und dass die Leute weiterhin Bier trinken, ob jetzt auch alkoholfreies Bier oder das andere, das es läuft. Und der dritte Wunsch fällt mir grade einfach nicht ein, muss ich dazu sagen. Eine Rente oder so und alles und in Franken sitzen, meine Rente genießen, ein schönes Bier zu trinken oben auf dem Keller, glaube ich, das wäre so mein Ziel.

Markus: Das wollte ich grad sagen, also der letzte Wunsch, könnte ja sein, dass wir mal zusammen bei mir in der Ecke ein Bier genießen, bist du natürlich immer herzlich eingeladen. Also vielen, vielen Dank für deine Zeit, für die vielen Infos, auch für die tollen Biere. Und natürlich toi, toi, toi, dass du so weitermachst und weiter machen kannst, also da schließe ich mich deinen Wüschen auch vollends an. Das wird nicht so leicht sein in den nächsten Jahren, aber, mal sehen, wir schaffen das schon. Und nochmal Danke schön und, ja, eine schöne Zeit, einen schönen Sommer dir noch.

André: Markus, vielen Dank für die Einladung, ja. Schönen Tag noch, tschüss, alaaf.

Markus: Ja, tschüss. Alaaf, genau.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de