BierTalk Spezial 70 – Interview mit Tom Schafferhans, Brauer bei Skagen Bryghus und Müßiggang aus Skagen, Dänemark

Heute reisen wir an die Spitze Dänemarks – nach Skagen, wo Ostsee und Nordsee zusammentreffen. Dort braut Tom Schafferhans, Diplom-Braumeister aus Thüringen, im Skagen Bryghus eine beeindruckende Bandbreite: vom Pils bis zum Kirschbier, vom alkoholfreien Champion bis zu „New Nordic“-Experimenten mit Porse & Co. Und: Er verfolgt ein radikales Herzensprojekt – Eisbock als eigene Kunstform. Wir sprechen über Toms Weg von Rhönbrauerei und VLB Berlin in den hohen Norden, über Dänemarks größte Biergartenszene, smørrebrød-taugliche Pairings, und warum strenge Stiltreue und kreative Freiheit kein Widerspruch sind. Im Mittelpunkt steht Toms Label „Müßiggang“ – inklusive Live-Verkostung seiner ersten Releases Frostwerk und Kryomorph: konzentrierte Aromen, Fassreife, samtiges Mundgefühl – Genuss für kleine Gläser und große Momente. Wenn Ihr Lust auf nordische Braukultur, starke Geschichten und starke Biere habt: einschalten, zurücklehnen, Müßiggang zulassen…

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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.

Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute begeben wir uns auf eine ganz spannende Reise wie immer eigentlich, aber wir sind, also wir überlegen so Mitteleuropa und dann gehe wir so von Deutschland nach Norden, dann kommen wir nach Dänemark und dann gehen wir immer weiter nach Norden, also wo das Ende ist sozusagen, bis es nicht mehr weitergeht. Und da landen wir in einer ganz kleinen schönen Stadt, in einem Städtchen, das nennt sich, ich spreche es wahrscheinlich falsch aus, aber geschrieben wird es auf jeden Fall Skagen. Und wenn man da dann noch ein kleines Stückchen weitergeht, dann landet man am Strand und dann kann man mit einem Fuß in der Ostsee stehen und mit dem anderen Fuß in der Nordsee, also super spannend. Das habe ich vor ungefähr 2 Jahren gemacht und natürlich bin ich dort auch in der Brauerei eingekehrt, denn es gibt dort das Skagen Bryghus und dort habe ich dann mit lauter Glück und Freude einen lieben deutschen Braumeister getroffen, den Tom Schafferhans. Und der hat nicht nur dort ein Projekt, sondern hat auch selber noch ein Projekt, und all das werden wir jetzt heute ein bisschen erfahren. Also schön, Tom, dass du die Zeit gefunden hast, dass wir uns endlich treffen können und dass ich auch 2 von diesen Bieren hier stehen habe, über die wir gleich sprechen werden, ich bin schon ganz kribbelig. Aber vielleicht stellst du dich ganz kurz mal unseren Hörern selber vor.

Tom: Ja, hallo, Markus, erst mal schön, dass es doch jetzt geklappt hat, das ist ja schon fast 2 Jahre her, dass wir uns hier getroffen hatten.

Markus: Absolut.

Tom: Aber so ist es eben, wenn das Projekt Müßiggang heißt, ne. Ja, ich bin der Tom, bin hier angestellt als Braumeister bei Skagen Bryghus. Also die dänische Aussprache ist eben Skagen, da werden oft Buchstaben so ein bisschen verschluckt oder halt nicht ausgesprochen, wie das g, ja, das ist dann eben weg. Und das ist also eine Gasthausbrauerei, wo ich hier hauptberuflich arbeite. Aber nicht nur im Gasthaus, sondern halt auch als Flaschenbier wird das hier verkauft im Land, also so Craftbeer-mäßig, machen alle möglichen verschiedenen Sorten. Und darüber hinaus habe ich eben noch mein eigenes kleines Eisbock-Projekt gestartet, über das wir ja heute auch reden wollen.

Markus: Total spannend. Und, ja, du hast jetzt hier so no challenge gesagt, naja, ist halt eine Brauerei und wir machen so ein paar Bierchen. Also ganz ehrlich, es ist eine ganz imposante Palette von unglaublich vielen verschiedenen Bieren, also seien es jetzt deutsche Bierstile, seien es eben englische Bierstile, amerikanische Bierstile, auch kreative Biere mit allerlei Zutaten jetzt zum Beispiel außerhalb des Reinheitsgebots, also eine sehr, sehr interessante spannende Palette und auch ein bisschen was haben wir zusammen probiert, als ich da war, wunderbar. Und was man ja auch sagen muss, die Umgebung ist ja großartig, es ist Dänemarks größter Biergarten. Also auch das ist ja fantastisch, 500 Leute passen da, glaube ich, ungefähr rein, also riesengroß und wirklich also sehr, sehr schön, jetzt im Sommer wahrscheinlich völlig überfüllt. Vielleicht einfach mal so ein paar Hintergründe vielleicht so en oder ein paar Impressionen, wenn du uns mal so ein bisschen erzählst, wie schaut es da aus, wie müssen wir uns das vorstellen, wie ist es da in und um Skagen? Ist das jetzt besser gewesen bei mir?

Tom: Ja, Skagen, genau, genau, ja.

Markus: Ah, sehr schön.

Tom: Jetzt finden es wahrscheinlich die Zuhörer nicht mehr auf der Karte dann.

Markus: Wir verlinken es ja in den Shownotes, dann kann man es sehen.

Tom: Ja, wie gesagt, ja, wir sind eben eine Brauerei. Das war vielleicht ein bisschen untertrieben, ja, weil, das ist auch nicht so die dänische Sache, dann irgendwie groß zu prallen mit irgendwelchen Dingen, aber es sind schon irgendwie 50 Biersorten oder so, die wir hier am Laufen haben, nicht alle immer, aber so insgesamt schon. Soll heißen, also alles von Pilsner Doppelbock, Weißbier machen wir auch, verschiedene über, Letztens habe ich dann Radler und mein Kirschbier eingeführt und Alkoholfreies ist auch neu. Das hast du, glaube ich, noch nicht bekommen damals, das ist erst seit 1 Jahr.

Markus: Nein.

Tom: Da haben wir auch, dänische Meisterschaft, einen Titel gewonnen für das Alkoholfreie. Haben auch die, was war es denn, wer war noch mit, ich glaube, Royal war mit, hat den 2. Platz gemacht, da ist man da natürlich schon stolz drauf. Also, ja und ansonsten, ich meine, es gibt die 2 Teile, einmal Flaschenbier, einmal den Biergarten und das ist natürlich saisonal. Also Skagen generell ist so, ich würde mal sagen, das Sylt Dänemarks, so ein bisschen, ja. Das ist eben dort, wo man in den Sommerferien hinkommt und da ist dann auch einiges los hier. Im Winter geht es ein bisschen langsamer, aber jetzt Zurzeit, im Moment ist wirklich Hochkonjunktur und dieses Jahr ist auch der Sommer wirklich so, dass es ordentlich Leute anlockt. Und dazu haben wir eben oft noch Musik. Also im Moment ist es von Donnerstag bis Sonntag durch Musik, dass eben die Leute kostenlos Konzerte, ja, hören können hier und in der Brauerei und dabei natürlich Bier trinken und das Ganze auch wieder finanzieren, also so ist das Ganze gedacht.

Markus: Absolut, also ein wirklich faszinierendes Gesamtpaket. Mir kam es ein bisschen so vor wie so eine Mischung aus, sage ich mal, Norderney und dem Herrn der Ringe, irgendwie so diese Hobbit-Dörfer, also man hat diese Sanddünen und dazwischen stehen eben diese Häuschen überall so rum. Und man darf auch nicht vergessen, es ist eine Straße, die ja wirklich nicht eine Einbahnstraße ist, aber halt eine Straße, die man da langfahren kann sozusagen bis eben zum Ende der Welt und wenn man zurück will, muss man wieder dieselbe Straße fahren. Also da ist dann durchaus auch immer ein bisschen Trafik, und dann macht es ja auch Sinn, dass man bei euch einfach mal einkehrt und sich eins der vielen Biere schmecken lässt. Und was mir auch aufgefallen ist, ihr habt ja zum Beispiel auch, ich glaube, es war ein Hagebuttenbier und ein Wacholderbier oder eins mit Honig, glaube ich, auch, also durchaus eben auch so spannende Experimente. Und das führt natürlich ein bisschen zu der Frage, also vielleicht einerseits, wie bist du überhaupt zum Thema Bier gekommen und andererseits, wie kommt man dann nach Dänemark oder war es andersrum, war es erst Dänemark und dann das Bier?

Tom: Nee, also Bier konnte ich eigentlich schon immer leiden, sagen wir mal. Aber ursprünglich zum Bier gekommen, ja, das ist ein bisschen eine komische Sache. Also ich war nämlich eigentlich in der Bundeswehr und war dort Offizieranwärter, bin da allerdings nach 4 Jahren ausgeschieden und wollte mich anderen Sachen widmen. Und komischerweise, ich habe ja Letztens die Folge mit dem Herrn Narziß gesehen, der ist ja so in seiner Karriere, ist der Fähnrich geworden, ja, ich habe auch als Fähnrich das Militär verlassen, natürlich zu einer ganz anderen Zeit und so weiter. Aber, ja, ich hatte mir damals tatsächlich ein weißes Blatt genommen und habe überlegt, was will ich denn machen. Also ich wusste bloß, ich wollte das mit dem Militär eben nicht weitermachen und habe mir da verschiedene Sachen aufgeschrieben. Und dann hatte ich da unter anderem Winzer draufstehen oder wenn gar nichts hilft, halt irgendwie Wirtschaftsingenieur studieren oder irgendwie. Winzer ging nicht, weil in Thüringen, da, wo ich herkomme, da ist mit dem Weinanbau, zumindest in Süd-Thüringen, nicht so direkt in der Nähe was los. Und da habe ich die nächste Brauerei angerufen und die haben gesagt, ja, ich könnte doch mal ein Praktikum machen, das war die Rhönbrauerei in Kaltennordheim. Und daraus hat sich dann eine Lehrstelle ergeben. Und ich habe das bis heute nicht bereut, da relativ spontan den Brauerberuf gewählt zu haben. Natürlich, also wie gesagt, Bier konnte ich vorher schon leiden und hatte Interesse, aber es hätte auch anders ausgehen können von der Sache her, ne, wenn die nicht so schnell reagiert hätten und gesagt hätten hier, du kannst hier Lehrling werden bei uns.

Markus: Ja, es ging ja dann den richtigen Weg, das ist ja cool. Also gut, dann haben wir also dich in Thüringen schon bierbegeistert und dann eben in der Brauerei im Praktikum und dann eben zur Ausbildung. Und wie findest du dann nach Dänemark?

Tom: Zunächst Mal habe ich also die Lehre gemacht ganz normal als Brauer, habe dann aber nach 1 Jahr im Windschatten des Braumeisters quasi zu Öttinger gewechselt, in Gotha. Die haben ja dort also eine ihrer damals 4 Brauereien, inzwischen ist es eine Paulaner, die haben das gekauft, ja und habe dort eben die Lehre weitergemacht. Und natürlich auch in der Berufsschule, an meine Berufsschullehrerin kann ich mich noch erinnern, wie kannst du das machen und kannst von der kleinen mittelständischen Brauerei zur großen bösen Oettinger wechseln, ja. Ja, das ist aber im Endeffekt auch nicht schlecht gewesen, muss ich sagen, weil dadurch natürlich viele Brautechniken, die man eben lernt, also mal eine Zentrifuge oder andere Sachen, ja, auch die ganze Skala und Analysen und wie das da alles läuft auf dem Niveau, das war schon sehr interessant. Und das hat mich dann auch letzten Endes dazu halt bewogen, auch Braumeister werden zu wollen. Und das habe ich dann auch gemacht, also ich habe die Lehre beendet, habe dann noch 2 oder 3 Monate bei Oettinger noch als Brauer gearbeitet. Und dann bin ich nach Berlin, hatte auch inzwischen dann schon ein Kind, und habe dort eben studiert an der VLB zum Diplombraumeister. Und damit war ich dann 2016 fertig, ja und dann natürlich muss man irgendwann mal was arbeiten, also habe ich Jobs gesucht. Und das war aber schon das Ziel, ins Ausland zu gehen, einerseits einfach, um was anderes zu sehen. Und zum anderen natürlich auch, um mal zu mindestens für eine Weile dem Reinheitsgebot zu entkommen, ja, mehr Freiheiten zu haben und irgendwo alles aufzusammeln, also außerhalb dessen und zu lernen, das war schon also so das Ziel. Und da hat es sich ergeben, dass damals in Aalborg, oder Ålborg auf dänischer Aussprache, die Gasthausbrauerei jemanden gesucht hat. Und da habe ich zunächst eben dort gearbeitet und später dann noch in Frederikshavn bei einer Brauerei und vor 2 1/2 Jahren bin ich hier nach Skagen gewechselt, also so hat schon das ergeben. Ursprünglich war die Idee mal, wenn mein Sohn in die Schule kommt, also so nach 5 Jahren, dann überlegen, ob es wieder zurückgeht oder wie auch immer, aber letztendlich hat auch das Leben uns hier so gut gefallen, dass wir eben entschieden haben, hier zu bleiben.

Markus: Ja, die Lebensqualität ist schon unglaublich in Dänemark, das ist schon wirklich sehr, sehr schön. Und ich kann mich auch erinnern, vor 2 Jahren war ich ja deswegen da, weil ich just von der Gasthausbrauerei in Aalborg eingeladen war, die hatten damals gerade ihre Whisky-Brennerei, na, nicht eingeweiht, aber halt mit ihren ersten Whiskys kamen sie dann raus. Und haben dann ein Event gemacht, wo wir dann mit einem Segelboot von Aalborg aus in diesen Sund gefahren sind bei Thisted da in diesen, ja, ich weiß gar nicht, wie man das genau nennt, aber egal, also ein Stück Wasser halt. Und dann sind wir da wirklich mit dem Boot dahin und dann auf der Insel, da lagert der Whisky, waren wir dann, haben die verschiedenen Fässer dort gesehen und auch verkostet und sind dann wieder zurückgefahren, das war schon ein tolles Event. Und vorher war ich beim Thisted Bryghus, wo ja auch ikonische Biere entstehen. Also insgesamt ist Dänemark ja wirklich ein Land der Bierliebhaber geworden auch, mit einer großen Szene an kleinen Brauereien, vielen Bierenthusiasten, die sich da engagieren und Hobbybrauern. Also ein ganz lebendiges und spannendes Land, gerade eben auch, was das Thema Bier angeht. Und letzten Endes, wir haben ja dort gemeinsam den Christian Andersen getroffen, der ein Buch geschrieben hat zum Thema Pilsner, mich dafür vorher kontaktiert hatte. Das war ein anderer Grund, warum ich mir gedacht habe, da mal hinzufahren, weil der eben gesagt hat, ich soll ihn doch mal besuchen. Und als wir eben da waren, hat er eben gesagt, Mensch, dann lass uns doch zur Brauerei gehen, er kannte dich ja auch. Und dann haben wir uns zusammen getroffen, das war ja auch großartig, also auch diese Freundschaft da, die Verbundenheit wirklich, also das gefällt mir schon wirklich total gut und ich habe mich da auch sofort sehr wohl und sehr willkommen gefühlt. Ich denke, das ist vielleicht auch so ein Punkt, oder, fühlst du dich …

Tom: Ja, ja, ich finde das auch überraschend, weil oft ist es ja vielleicht auch ein bisschen Klischee inzwischen, aber so diese nordische Unterkühltheit oder so ein bisschen, man hat es so schwer, da irgendwie reinzukommen. Und so geht es vielen Leuten auch, aber, ich sage mal, sobald man über Bier anfängt zu reden, dann kommen auf einmal ganz andere Charakterzüge zum Vorschein. Also da ist man auch auf einer Leidenschaft, ja, also entweder fürs Biertrinken oder halt auch fürs Biermachen, ja nachdem, auf welcher Seite so man mit den Leuten redet. Ja, das ist so, das gefällt mir auch wirklich gut. Und vor allem, dass auch die Qualität geschätzt wird. Es ist natürlich auch, ich sage mal so, bevor die Craft-Bierwelle aufkam, war halt auch, ja, also war jetzt nicht so wie in Deutschland. Das heißt, das ist auf fruchtbaren Boden gefallen und die Brauereien sind explodiert in den Zahlen und die Bierqualität ist auch entsprechend, also richtig hoch zum Teil.

Markus: Ja und ich glaube auch, dass für viele jetzt gerade, sagen wir mal, deutsche Bierleute, also entweder kennen sie nur Carlsberg als dänische Brauerei oder es ist für sie so eine Art weiße Landkarte in Sachen Bier. Und das ist aber auch gar nicht so schlecht, weil damit ist natürlich die Möglichkeit, neue Sachen zu entdecken und relativ unvoreingenommen an Brauereien, an Biere, an Bierstile ranzugehen, die ist natürlich relativ groß. Oder auch insgesamt die Bierstile, die dänische Bierhistorie, das ist ja nahezu unbekannt, also bei uns im Land auf jeden Fall und damit natürlich auch noch mal eine ganz spannende Palette an Bieren, die da möglich sind und an Rezepturen. Was ich allerdings sehr interessant finde, dass gerade du aus Thüringen sagst, du willst dem Reinheitsgebot entfliehen, wo doch Thüringen total stolz drauf ist, dass sie ein eigenes Reinheitsgebot von 1434 haben. Wie geht es dir denn da in dieser Geschichte? Also was probierst du gerne aus, was sind so deine Sachen, wo du sagst, da möchte ich ganz bewusst mal diese, sagen wir mal, Regelung außenvor sein lassen und wirklich mal experimentell sein mit meinen Bieren?

Tom: Ja, so bei den Zutaten ist es einfach so. Also es ist ja schade, wenn man jetzt Honig reintut und das dann nicht mehr Bier nennen darf oder, ja, manche anderen Dinge auch. Ich meine, manchmal nimmt es auch Überhand, ja, da wird dann irgendwie hier, das heißt Bock und dann hat es nichts mit einem Bock zu tun. Also ich habe schon irgendwie so Bockbiere gesehen, da hatte der Bock eben 5 % und war obergärig oder was auch immer. Also das ist dann halt auch wirklich ein bisschen Wildwest zum Teil. Also ich für meinen Teil, ich halte immer die klassischen Bierstile, klassisch, also soll heißen, in ein Pilsner, da gehört einfach nix rein, ja. Von Theodor Schütz oder wie die heißen hier, die haben dann immer ein Pilsner und dann ist da Apfelsaft drin und was weiß ich alles. Also das macht man halt nicht, sowas. Aber dafür bei den Bierstilen, wenn ich sozusagen freie Bahn habe, wenn das Ziel ist, jetzt nicht ein klassisches Bier zu brauen, dann nutze ich das auch wirklich gerne. Und ich braue auch gern mit belgischen Zutaten. Das ist so ein bisschen, auch belgische Hefe und belgisches Bier, das ist so ein bisschen auch noch mein Steckenpferd. Da können wir ja vielleicht gleich noch drüber reden, denn dass ich immer gern starkes Bier braue, das hängt ja auch ein bisschen mit den Belgiern auch zusammen, die machen das ja auch ganz gern.

Markus: Das stimmt, das ist bei denen Programm, ja.

Tom: Und Kandiszucker ist auch einfach gut, ja, auch in Verbindung mit bestimmten Hefen und so weiter, also das macht dann schon Spaß.

Markus: Ja und man darf auch nicht vergessen, du gehst ja auch in die andere Richtung und machst eben mal historische Biere oder mit besonderen historischen Zutaten, also mit, was weiß ich, Dinkel oder Roggen oder Hafer oder solchen Geschichten, wo man ja auch viel probieren kann, ne?

Tom: Da gibt es ja auch diese Pflanze, in Deutschland heißt die, glaube ich, Sumpfporst und auf Dänisch heißt die Porse. Das ist so, die wächst am Strand, nicht direkt am Strand, aber so hinter den Dünen, so dazwischen drin. Und daraus kann man ein Bier machen. Man kann da zum Teil den Hopfen mit ersetzen. Je nachdem, wann man das gibt, ist es eher bitter oder so zum Teil sogar süßlich. Also da kann man interessante Sachen draus machen. Das sind so typische Sachen von hier und das ist dann so unter dem Begriff neues nordisches Bier so zusammengefasst, wo man dann eben hergeht und nimmt eben solche Dinge oder Wermuth oder Honig aus der Region. Oder, ja, eben diese, wie heißen die denn auf Deutsch, Hüben heißen die, also nicht Hagebutten, aber diese Strandrose oder wie die heißen, die kann man eben auch nehmen. Also es gibt alle möglichen Möglichkeiten hier.

Markus: Meinst du Sanddorn?

Tom: Nee, das sind diese, die so ein bisschen größer sind wie die Hagebutten hier, zum Teil werden die eben auch mal zum Brauen hier genutzt.

Markus: Ah, Hippen.

Tom: Ja. Also ich habe da mit denen selber noch nicht gebraut, mit Pflanzen kenne ich mich auch nicht so gut aus.

Markus: Nee, ich habe es ein bisschen auch kennengelernt eben, als ich in Thisted war dort beim Bryghus, weil die machen ja auch ein Bier mit eben Porst oder Galen, also diesen Kräutern, die da rumwachsen. Und die machen ja sogar ein riesen Geheimnis drum. Also da trifft man sich einmal im Jahr und fährt dann mit verbundenen Augen sozusagen an den Ort, wo das eben wächst. Dann kriegen alle die Augen entbunden sozusagen, müssen so viel sammeln wie sie können, dann wird das in Säcke gestopft, Augen wieder verbunden, man fährt wieder zurück zur Brauerei. Ein Großteil wird eingefroren und dann wird eben über das ganze Jahr damit gebraut. Also super witzig auch die Storys, die man einfach drum rum macht. Sie machen auch ein Bier mit Bernstein, wo Bernstein vorher eingelegt ist. Das ist auch ein sehr interessantes Thema, das überhaupt zu machen. Also da geht es, glaube ich, weniger drum, dass das wirklich einen geschmacklichen Einfluss hat, aber das ist einfach das Zelebrieren von so einem Thema, das Ausprobieren. Und sie haben auch eine eigene Idee, eben Steinbier zum Beispiel zu machen. Also das jetzt nur als Beispiel, soll kein Werbeblock für Thisted sein, wobei das natürlich ein tolles Brauhaus ist, aber um das zu sehen.

Tom: Ich habe gerade das mit dem Bernstein, also, ich sage mal so, naja, ich will jetzt nicht über alles reden, was ich so ausprobiere so hinter den Kulissen, aber Bernstein ist tatsächlich eine Geschmackskomponente, die wirklich interessant ist. Da habe ich auch ein paar Versuche gemacht mit. Sie ist nicht billig, sagen wir mal, zu mindestens, wenn man es in größeren Mengen verwenden will. Ich glaube, die verwenden den auch irgendwie wieder oder so. Aber das ist natürlich absolut einzigartig, dass man auch irgendwie so ein Fossil benutzt. Und es auch rechtlich, ist das nicht definiert. Was ist Bernstein überhaupt, ist das jetzt eine Zutat, löst der sich auf, wie ist das zu behandeln? Bisher läuft das einfach so nebenher. Vielleicht ist es auch besser, das gar nicht so an die große Glocke zu hängen, dass nicht erst irgendwer kommt und Gesetze erfinden muss. Aber, ja, man kann auch damit Bier machen.

Markus: Also wir können ja da einfach den Leuten Lust machen zu sagen, okay, fahrt einfach mal hin, schaut euch das an, probiert vor allem natürlich und lasst euch einfach da mit offenen Herzen und offenem Gaumen so ein bisschen verführen, entführen in diese Bierwelt des Nordens. Vielleicht noch so ein bisschen zum Brauhaus an und für sich, du bist da ja der Braumeister eigentlich. Mit wem hast du da sonst noch zu tun, sind da viele Leute? Spricht da sonst noch jemand Deutsch oder bist du da so für dich, wie bist du da jetzt so ein bisschen gesettet?

Tom: Ja, also sagen wir mal so, es gibt den Chef, der das auch ja mitgegründet hat, also den Rene, und der hat, ich sage mal so, der hat den Titel Braumeister. Er ist nicht ausgebildeter Braumeister, er ist halt, so typisch für Dänemark, eben ein Hobbybrauer, der das eben dann groß aufgezogen hat und entsprechend eben, ja, die Biertypen entwickelt hat und so weiter und ich bin eben der Diplom-Braumeister. Wir haben so ein bisschen so eine Zusammenarbeit so, mal macht er ein Rezept oder sagt hier bei dem Rauchbier, was wir machen wollen, vielleicht machst du das mal lieber, du kennst dich ja vielleicht mehr damit aus, so in der Richtung, so haben wir die Zusammenarbeit. Und dann haben wir eben noch drei Leute in der Produktion, die eben abfüllen und brauen auch, einer davon. Also, ja, insgesamt sind wir sozusagen 4 Leute tatsächlich am Bier, aber im Sommer, gerade saisonmäßig, bis zu 50 Angestellte insgesamt, vor allem eben Kellner und Küche, weil ja das Restaurant hier dann ordentlich läuft, ne.

Markus: Und apropos Restaurant, gibt es da auch was anderes als Hering?

Tom: Ja, also es gibt natürlich dann schon die typischen dänischen Sachen, also beispielsweise eben Stjerneskud. Also das ist schwer zu beschreiben, das ist eigentlich ein Roggenbrot, das sieht man aber nicht mehr, das ist ja versteckt unter einem riesen Berg von Zutaten, wo dann eben Garnele und Fischfilet, paniertes Fischfilet drauf ist und noch Salat und so weiter und mit Dressing und allem. Also das ist auf jeden Fall eine Empfehlung. Und es gibt natürlich auch Burger, der Brauhaus-Burger, der ist immer gern genommen. Ja, also so typische Dinge eben und dann halt eben saisonabhängig noch andere Fischvarianten und Fischfrikadellen und sowas, das ist eben eine große Sache hier. Und das hat ja auch damit zu tun, das Skagen unter anderen eben für die Fischindustrie ein wichtiger Hafen ist.

Markus: Ja und ich muss auch sagen, ich habe diese Kunst des belegten Brotes in Dänemark noch mal völlig neu kennengelernt. Also, ich sage mal, so, wie ich es erlebt habe, würde ich es mal zusammenfasen mit Smörrebröd als Titel, aber weiß ich gar nicht, ob das richtig ist, aber so viele ganz unterschiedliche und fantastisch schmeckende belegte Brote mit unglaublichen Zutaten. Also es ist immer so, dass man ein kleines Scheibchen Brot untendrunter hat und dann türmt sich irgendein Berg von irgendwas sehr kunstvoll drapiert und zusammengestellt oben drüber, das fand ich wirklich großartig. Egal wo wir waren, überall gab es da ganz tolle Variationen. Also das, ja, finde ich ein tolles Erlebnis eigentlich, wie man so ein belegtes Brot zelebrieren kann.

Tom: Das ist auch so eins der Dinge, die ich halt am Anfang, ja, das heißt, nicht verstanden hatte, aber die mich sehr überrascht haben. Denn, ich bin irgendwo vorbeigegangen an einem Restaurant oder an so einem Café und da war eben Smörrebröd und was, das soll irgendwie 12 Euro kosten, ein Butterbrot? Ich habe gedacht, also was ist das denn, ja, sind die irre. Ja, aber wenn man das dann eben sieht, wie das angerichtet ist und auch, wie viel das letzten Endes ist. Oft hat man da quasi eine Hauptmahlzeit auf dem Butterbrot liegen, dann ist das schon alles, macht das schon Sinn.

Markus: Auf jeden Fall. Was man übrigens jetzt auch so ein bisschen raus hört, du sprichst ja perfekt Dänisch. Wie kam das denn, mit der Zeit oder hast du das bewusst gelernt oder wie?

Tom: Ja, perfekt will ich jetzt nicht sagen. Die Dänen hören es schon noch, aber oft können sie nicht mehr genau sagen, ob ich jetzt Deutscher, Schwede oder Norweger oder so irgendwo von woanders her bin, ja, also nicht mehr genau zuordnen, das ist schon mal ganz gut, manchmal. Nee, also letztendlich habe ich erst mal, ehrlich gesagt, habe ich mein Englisch verbessert, als ich herkam, denn wir hatte immer Englisch gesprochen auf der Arbeit, weil ich ja noch gar kein Dänisch konnte. Und selbst das Englisch der meisten Dänen ist eben besser als zu mindestens des Durchschnittsdeutschen oder besser als ich es eben sprechen konnte damals, weil eben, ja, was hier schon in der Schule ganz gut ausgebildet wird und auch, weil eben beispielsweise Filme eher nicht übersetzt werden. Und dann nach 2 Jahren, oder 1 oder 2, irgendwann habe ich angefangen, in die Sprachschule zu gehen. Die steht hier jedem frei zugänglich zur Verfügung, also wenn man jetzt herkommt. Da wurde ich dann halt rausgeworfen. Das war halt so ein Erlebnis, wo dann auch, ja, wo ich dann auch gedacht habe, na gut. Ja, das war eben, weil ich viel gearbeitet habe, ja, war ja auch Braumeister und konnte eben nicht einfach Heim gehen wann ich wollte oder wie, musste halt gemacht werden. Jedenfalls habe ich nicht immer teilnehmen können an dem Kurs und dann haben die gesagt, ja, ich habe nur unter 75 % Teilnahme, Sie sind jetzt raus. Naja und dann habe ich da angerufen und habe eben gesagt, ja, ich möchte das ja aber gerne lernen, das ist ja jetzt nicht, weil ich keine Lust habe. Ja, aber wenn Sie jetzt nicht hergehen, dann werden Sie ja nie Dänisch lernen und wie sollen Sie dann einen Job kriegen.

Markus: Ich habe einen.

Tom: Ja, ich sage ja, ich kann ja nicht kommen, weil ich einen habe, genau. Also das war ein bisschen, es hat einfach nicht gut geklappt von den Terminen her. Aber letztendlich, mein nächster Arbeitgeber, sagen wir mal, da war der Chef recht konservativ, der hat gesagt, das ist eine dänische Firma, du musst jetzt auch Dänisch reden. Ich habe gesagt, na gut, wenn du damit leben kannst, mit all dem Unfug, den ich dann von mir gebe, dann los. Und das war dann halt tatsächlich ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen, aber es hat funktioniert.

Markus: Wahnsinn! Und hast du auch Familie mittlerweile da vor Ort?

Tom: Ja, also für meine Tochter war es einfach, die war noch ein Baby, als sie herkam, sie hat quasi gleich so nebenher gemacht. Und mein Sohn im Kindergarten, da hat es ein bisschen gedauert, aber es ging dann auch. Und die sind ja jetzt auch in der Schule halt in einer Klasse für dänisch Muttersprache, nicht für Dänisch als Fremdsprache. Von daher bin ich da eigentlich froh drüber, das gemacht zu haben jetzt. Also zu mindestens die Sprache nimmt man mit, egal, wie sie später mal sich entscheiden, ob sie hierbleiben oder in ein anderes Land gehen, genau.

Markus: Ja und wir haben ja diese wunderbare Errungenschaft der Europäischen Union, wo man ja wirklich hin und her kann und überall arbeiten kann. Und ich habe auch das Gefühl, dass die Jugend das immer mehr lebt und gar nicht mehr so an dem jeweiligen Nationalstaat hängt. Also das ist schon eine tolle Gelegenheit. Und ich muss sagen, alle, die ich erlebt habe, die eben so zweisprachig aufgewachsen sind, für die war das immer ein riesen Gewinn. Also da, das ist zum Beispiel was, ich bin kein neidischer Mensch, aber da bin ich ein bisschen neidisch auf die Leute, die tatsächlich eben mit verschiedenen Sprachen aufgewachsen sind, weil das eine Fähigkeit ist, die kann man im Leben so nie wieder lernen. Und das ist schon, ja, ein großartiges Geschenk so ein bisschen, was man da so mitbekommt. Ja, apropos großartiges Geschenk, du hast mir ja ein Paket geschickt und da sind auch 2 Flaschen drin mit Bier und nicht mit irgendeinem Bier. Bevor wir da gleich zum Verkosten gehen, mal vielleicht so ein bisschen gesagt, als wir uns getroffen haben vor 2 Jahren, da hattest du mir ja noch erzählt, es wäre so ein Projekt, eine Idee, die du gerade beginnst oder umsetzt. Und da geht es eben um starke Biere, vielleicht um Eisbock oder solche Sachen, das war so mein Wissensstand. Wenn du vielleicht da ein bisschen erzählst, also einerseits vielleicht noch mal, wie kommst du auf die Idee und andererseits, was ist das mit dem Namen, was hat es damit auf sich. Und, ja, vielleicht auch so ein bisschen, wie ging es jetzt zu dem Stand, den wir jetzt haben hier oder ich hier in meinen beiden Flaschen?

Tom: Ja, das ist eigentlich eine längere Geschichte, da muss ich noch mal ein bisschen zurückkommen darauf, wo ich gearbeitet habe und was ich so gemacht habe, weil daraus ergibt sich das. Also ursprünglich war das Søgaards Bryghus in Aalborg, wo ich eben angefangen habe und, ja, da verschiedene Biere auch gebraut. Ähnlich wie hier, nicht ganz so viele. Aber da hatte ich wirklich Freiheit und das war auch zum Teil auch, ich will nicht sagen beängstigend, aber man konnte eben brauen, was man so wollte, also die Freiheit, sollte halt schon schmecken. Aber ich hatte halt keine Erfahrung, ich bin ja halt Brauer geworden und dann, ja, bei der Oettinger auch dann. Also die deutschen Bierstile hatte ich so ungefähr drin, aber wie man jetzt ein IPA braut und wann man da den Hopfen jetzt reintut, und dann sagte der eine, nee, es reicht, dass in den Whirlpool zu schmeißen und der Nächste sagte … Also das war alles neu, ja, also für mich dort, ich war zwar Braumeister, aber unerfahren. Und da konnte ich mich eben ausleben und dann kam auch mal so ein Bier wie ein Imperial Stout mit 12 %, das Black Swan. Da kann ich mich noch erinnern, das haben wir dann umgestellt auf Doppelmaische. Also für die, die es jetzt vielleicht nicht kennen, den Prozess, haben wir das halt gemaischt und die Würze dann anstatt Wasser genommen und noch einmal zu brauen, um das damit eben auf diese Stammwürze zu kriegen, damit es eben am Ende 12 % Alkohol haben kann. Ja und so ging das weiter. Und dann war ich auch in der Planung für diese Whisky Destillerie bei Søgaards dabei, habe den dann selber nicht mehr mithergestellt, aber so in der ursprünglichen Planung, und hatte mir da auch überlegt, dass man die Maische für den Whisky ja eigentlich auch ziemlich stark machen könnte, weil man dann nicht so viele Tanks braucht dafür. Ich glaube, im Endeffekt haben die das nicht so gemacht, wie ich mir das gedacht hatte. Aber, ja, da hatte ich mir jedenfalls einiges überlegt und habe die Gedanken auch immer im Hintergrund behalten und habe dann bei Frederikshavn Bryghus gearbeitet, wo dann die Idee aufkam, wir könnten doch mal Dänemarks stärkstes Bier machen.

Markus: Sehr gut!

Tom: Da war genau Corona in der Zeit auch, da war nicht viel los, also habe ich mich hingesetzt und habe Erlenmeyerkolben gekauft und Gärversuche gemacht mit verschiedenen Hefetypen, mit verschiedenen, ja, Zusammensetzungen, also mehr Zucker, weniger Zucker, Belüftung und all solche Details, also ein bisschen Forschung betrieben da. Und am Ende hat es dann eben ein Bier gegeben, das hieß Keine Hexerei, das gibt es auch immer noch zu kaufen, auch wenn die Brauerei inzwischen nicht mehr in Betrieb ist, also zumindest mit der Brauanlage, die sie hatte damals. Das hatte 19%, aus reiner Gärung. Und das war dänischer Rekord. Ist auch sowieso eins der stärksten gegorenen Biere überhaupt so weltweit, würde ich sagen.

Markus: Absolut, ja.

Tom: Ja, bei Samuel Adams mit dem Utopias, da kann man dran glauben, dass das nur aus Gärung kommt, ich glaube, die müssen das aus rechtlichen Gründen so sagen.

Markus: Ich glaube, die sagen schon auch, dass es ein Eisbock ist, oder, wenn ich mich richtig erinnere.

Tom: Nee, Eisbock, aber wenn du es halt 6-mal fasslagerst und das jedes Mal 1 1/2 % Whisky rauszieht noch aus dem Fass, dann kann man ja zurückrechnen, wo die hin gegoren haben.

Markus: Das stimmt natürlich, ja.

Tom: Abe, ich glaube, das hat dann mit, ja, wenn man Bier verkauft, darf man keinen Schnaps verkaufen. Ich glaube, die untertreiben da quasi und sagen, es ist aus Gärung, wegen irgendwelcher rechtlichen Sachen, aber ist ja auch jetzt gar nicht so das Thema. Jedenfalls, es hat gereicht, es war Dänemarks Stärkstes und wir haben damit den Mikkeller geschlagen, glaube ich, die hatten irgendwie 17 1/2 oder so gemacht vorher. Und da habe ich dann auch ein bisschen weiterentwickelt und auch noch mal ein sehr starkes Lagerbier gemacht auch und andere Dinge. So die stärkste Gärung, die war schon über 21 %, vom Labor bestätigt, also jetzt nicht irgendwie gemessen oder verschätzt, war schon so. Und natürlich kommt dann irgendwann die Frage auf und der Chef sagte, ja, können wir denn noch mehr? Ich sage, na, so langsam wird es schwierig, der Hefe noch mehr auszupressen. Und dann eben Eisbock, so wie auch andere den Gedanken schon hatten. Ich meine, Georgbräu zum Beispiel, die machen das ja auch, so hat sich das ja da auch entwickelt. Genau und dann Eisbock gemacht, einen mit 37 und einen mit 38 % dort. Und letztendlich, also da kam dann die Idee auch her, dass das eigentlich, und jetzt kommt so ein bisschen so die Idee von Müßiggang jetzt mal raus, dass das eigentlich gar kein so ein Bierstil mehr ist. Es ist zwar technisch gesehen ein Bier und definitionsgemäß, aber das Verhältnis von einem Eisbock geschmacklich zum Bier ist schon eher wie Portwein zu Rotwein oder sowas. Das ist nicht mehr so, dass man da jetzt hergehen könnte und kann das in einer Verkostung einfach so mit irgendwo dazwischen reintun. Das kannst du mit einem Imperial Stout noch machen, aber das geht eben dann nicht mehr mit einem Eisbock. Und deswegen denke ich auch, dass Eisbock eine eigene Kategorie verdient in der Getränkewelt. Also jetzt nicht unbedingt in der Legislative, also wir brauchen jetzt kein Eisbock-Gesetz oder so, also das kann schon noch Bier sein, aber von der Art und Weise, wie es behandelt und verkostet wird und kombiniert auch. Ich denke, das hat es verdient und deswegen habe ich mich auch entschieden, dass Müßiggang halt ausschließlich das macht. Genau und das ist jetzt das Thema und deswegen stehen die 2 Flaschen vor dir, das sind die ersten beiden, die ich da produziert habe. Und die sind quasi in dieser ganzen langen Reihe dieser Entwicklung von Imperial Stout über dieses Keine Hexerei, was zum Teil auch belgisch beeinflusst war vom Geschmack her, also da ist auch belgische Hefe drin gewesen, bis hier.

Markus: Faszinierend, ja, also auf jeden Fall super spannend. Und ich bin auch schon ganz, ganz aufgeregt, mit jemanden zu sprechen, der Mikkeller geschlagen hat. Muss man ja auch erst mal hinbekommen, nachdem das ja wirklich immer, dass der …

Tom: Jetzt sind die ja Carlsberg, jetzt darf man das ja auch sehr gerne machen.

Markus: Ja, natürlich. Aber, ich meine, es ist halt, er hat ja wirklich versucht, alles auszuloten, also bis zum 1.000 IBU-Bier und was er alles angestellt hat, sodass man wirklich ein bisschen schon gedacht hat, okay, es gibt eigentlich nix, was er nicht ausgereizt hat. Aber da hast du ihn offensichtlich geschlagen, sehr cool! Und, ja, mit dem Georg steht auch seit Ewigkeiten ein BierTalk aus, das werde ich bei Gelegenheit jetzt irgendwann doch mal nachholen, dann kann der auch ein bisschen was erzählen von seiner Geschichte.

Tom: Mit dem Georg, ich hatte mal ein bisschen mit ihm geschrieben mal, wir hatten mal Kontakt und da hat er echt gesagt hier, ich kann bei ihm keine Brauereibesichtigung machen, dass ich ihm hier keine Geheimnisse klaue. Ja, ja, tatsächlich.

Markus: Ach Gott, ach Gott, ach Gott, hm.

Tom: Ja, ja, das will ich nur mal in aller Öffentlichkeit sagen, bei mir kann man das gerne machen.

Markus: Ja, ich meine, wann war das denn? Ist schon ein bisschen her, oder, wahrscheinlich?

Tom: Ja, ist schon ein bisschen her, also es ist auch mehr so aus Spaß. Also das Ganze ist ja eine relativ exklusive und kleine Szene, will ich mal sagen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Handvoll gibt von Eisbock-Brauereien, die jetzt im nennenswerten Umfang das herstellen.

Markus: Auf jeden Fall, also das sind nicht viele. Und man darf ja auch nicht vergessen, zu der Zeit, also jetzt hat er ja eine neue Brauerei und, ich glaube, jetzt ist das alles auch einfacher und transparenter, aber damals war das ja wirklich noch so in so einem kleineren Maßstab und war wirklich schon eine Tüftelei. Also ich habe ihn da ja ein paarmal besucht, das war schon sehr, sehr spannend. Und er hatte ja noch diesen Zweikampf laufen mit BrewDog, wo das ständig hin und her ging. Also er hatte zumindest da, glaube ich, auch ein bisschen Bedenken, wie das so weitergeht und wer da vielleicht mal reinguckt und so. Und man darf auch nicht vergessen, dass er natürlich einen großen Teil seines Umsatzes schlicht und einfach mit dem Verkauf dieser Biere macht, vor allem auch nach China, wo die sehr, sehr hoch gehandelt werden, und da ist es dann natürlich irgendwie auch ein wirtschaftliches Thema. Aber egal, also ich werde ihn auf jeden Fall fragen, wenn ich demnächst Mal mit ihm reden werde, spannend auf jeden Fall. Letzte Frage vielleicht noch, bevor wir jetzt das Fläschchen aufmachen. Du hast ja schon ein paarmal den Namen erwähnt, Müßiggang. Wunderschönes deutsches Wort, ich kann mir fast nicht vorstellen, dass man das jemanden auf Dänisch überhaupt erklären kann, zumindest auf Englisch würde es mir schwerfallen, sagen wir mal so. Aber wie kommst du zu dem Namen und wie erlebst du das?

Tom: Ja, das Lustige ist, ich habe den Namen schon 2018 registriert, also mir schützen lassen und habe dafür auch Geld bezahlt. Ich meine, wenn ich die Firma gegründet hätte, ist der ja automatisch geschützt, aber so in dem Sinne, ich habe mir den schon länger zurechtgelegt.

Markus: Ah, okay.

Tom: Denn die Idee, also die ist schon so, dass man dieses Bier halt nicht als, ich sage mal, Nebenher-Bier trinkt. Das ist auch fast nicht möglich, denn dafür ist es zu stark und zu intensiv vom Geschmack, das werden wir ja gleich sehen. Und zum anderen, das soll auch diesen Moment, also Müßiggang, bewusster Gaswegnahme, will ich mal sagen, den soll das schon verkörpern. Also ich würde es mal eher so mit Zeitpunkten vergleichen, wo man vielleicht einen Rum trinkt oder einen Whisky oder in der Richtung, also den trinkt man jetzt meistens jetzt auch nicht so mal eben in aller hast irgendwie. Und deswegen Müßiggang und für mich auch eine kleine Erinnerung eben manchmal dann auch, da vielleicht mal einen Gang zurückzuschalten, ja, wenn ich das mache, es soll mir auch Spaß machen, das herzustellen. Natürlich gibt es da auch manchmal irgendwas, wo es klemmt, nützt ja nichts, aber da muss man eben durch. Aber den Namen hatte ich schon länger. Und man kann es auch überschätzen, ich glaube, auf Englisch ist das Nächste idleness, also, ja, so im Sinne fast schon von Nichtstun, aber das ist ja nicht derselbe Geschmack. Und dann auf Dänisch leddiggang, also Lediggang sozusagen. Und da gibt es halt auch einen dänischen Philosophen, der darüber eben auch so einen schönen Satz gesprochen hat eben wie, Müßiggang nicht die Wurzel allen Übels ist, sondern tatsächlich ein göttliches Leben, solange man sich dabei nicht langweilt. Und ich finde, das verneint dann ganz gut so den dänischen Philosophen mit dem deutschen Namen vom Müßiggang eben. Und zum anderen, Müßiggang ist auch einfach, man kann es ja auf der dänischen Tastatur, muss man erst einen Buchstaben raussuchen und alles. Das macht es zwar schwierig, aber auch irgendwie unvergesslich, dadurch, dass es eben so schwierig zu merken ist. Hatte ich schon so ein bisschen …

Markus: Ja, auf jeden Fall, also ich finde es ein wunderschönes Wort. Und ich habe auch im Vorfeld mal im Duden nachgeschaut, also dort steht praktisch, es ist ein Zustand, in den man sich von der Arbeit oder Verpflichtungen zurückzieht, um sich zu entspannen und zu genießen. Also so ein positives Nichtstun eben, wo man sich nicht langweilt, sondern wo man sich dann endlich für sich selber und für seinen Genuss und für die Selbsterfahrung und für seine Sinne Zeit nimmt und sie da eben dann genießt und auslotet. Also wirklich ein spannendes, schönes Wort. Und das finde ich schon auch eine tolle Idee, das für ein Bier zu machen, weil im Grunde gerade so ein Bier, wo ich dann hohen Alkoholprozenten, von sehr intensiven Aromen, von einer Exklusivität, einer Besonderheit einfach insgesamt spreche, etwas, was ich mir gönne, was ich mir leiste, was ich leben und lieben muss. Und wo ich mir dafür eben auch ein bisschen Zeit nehmen muss und alles andere ausschalten, abschalten muss, was mir vielleicht auch hilft, alles anderes aus- und abzuschalten, je nachdem. Also das ist, glaube ich, wirklich so ein schöner Kosmos, finde ich faszinierend für ein Bier. Aber gut, lass uns jetzt mal zum Probieren kommen. Ich habe eine Flasche, schaut so ein bisschen aus wie so eine schöne 1/2-Liter-Apothekerflasche und ich habe so einen Holzkorken oben drauf oder einen Stopfen, wie auch immer man das genau nennt, und auf dem einen steht F, auf dem anderen steht K. Ja, was muss ich mir drunter vorstellen und mit was soll ich anfangen?

Tom: Ja, ich denke, also erst mal zu F und K. Das F steht für Frostwerk. Den Namen habe ich so gewählt, weil natürlich Eisbock ein Werk des Frostes ist, also ohne Frost könnten wir ja den gar nicht herstellen. Und, genau, also hat mir einfach der Klang von dem Wort gut gefallen.

Markus: Finde ich auch schön, ja.

Tom: Und der andere Name, Kryomorph, das ist eben sozusagen, ja, Kryo, also der Frost wiederum oder Kälte und dann morf, die Gestalt, also sozusagen ein Bier, das durch diese Verwandlung gegangen ist und diese neue Gestalt bekommen hat, in der es jetzt ist als Eisbock.

Markus: Also von der Chemie her würde man ja sagen, es ist vielleicht, also in gewisser Weise ein Androaggregatzustand. Also ist ja wahrscheinlich fachlich völlig falsch. Aber für mich ist immer so, ich präsentiere ja auch gerne Eisbock auf Veranstaltungen und so und ich mache ja auch viel mit Spirituosen und was ich total faszinierend finde ist, dass eben der Eisbock, weil es sich um diese extreme Konzentration handelt durch das Ausfrieren, also ich friere ja praktisch nur das Wasser weg, alles andere konzentriert sich dabei ja extrem, kriege ich da viel intensivere, viel stärkere, viel kräftigere Aromen her als zum Beispiel beim Destillieren. Also wenn ich einen Eisbock mit 40 % vergleiche mit einem Destillat mit 40 % mit dem Bierbrand, dann wird der Eisbock immer gewinnen, weil er halt sehr viel intensiver, sehr viel stärker, sehr viel auf dem Punkt ist, und das finde ich so krass. Und das passiert ja durch diesen Prozess des Ausfrierens. Also kann ich mir gut vorstellen, da passt Kryomorph natürlich total gut.

Tom: Es ist ja auch im Endeffekt noch mal so eine Art Reinigung, also wenn das Bier ein bisschen unklar war vorher, also irgendwie noch ein bisschen Proteine oder Hefe oder irgendwas, das ist dann alles raus. Also das, was man bei Lagerbier halt mit der kalten Lagerung macht, das ist ja dann noch mal extrem verstärkt, da fallen eben alle Unreinheiten da aus, das wird runder. Man muss eben ein bisschen auch aufpassen, also soll heißen, der Hopfen und die Bitterkeit wird auch aufkonzentriert, wenn sie nicht ausfällt. Also man muss das Bier schon so vom Rezept her konstruieren, dass es dann als Eisbock gut schmeckt. Und deswegen, denke ich, ist es auch wichtig, dass eben, wie gesagt, als Eisbock-Brauerei zu behandeln. Denn viele machen es ja tatsächlich, die nehmen irgendein Bier, irgendein starkes und frieren das dann hoch. Also ein Bier, das so gut schmeckt, aber vielleicht nicht unbedingt den besten Eisbock ergibt. Und da sehe ich eben das Potenzial drin, das gezielt eben dahin zu entwickeln schon.

Markus: Also vielen Dank, dass du das sagst, das finde ich auch ganz, ganz wichtig, je weniger beim Eisbock, also beim Eisbock ist es natürlich auch ganz, ganz wichtig, nur da hören nicht so viele zu, von daher ist es natürlich auch super, dass du das sagst. Für mich ist es auch besonders immer ein Anliegen, wenn es um das Thema Destillat geht, Bierbrand geht oder so, weil natürlich nicht, wenn ich irgendein Wald- und Wiesenbier, was einfach übriggeblieben ist, einfach anfange zu destillieren, kommt nicht automatisch ein 1-A-Brand dabei raus, sondern ich muss vorher im Kopf haben, was hinterher dabei rauskommen soll und muss eben meine Rezeptur, meinen ganzen Prozess drauf abstimmen, dass das dann am Ende passt. Und das ist was, was eben viele, viele da nicht in Kalkulation ziehen und dann nehmen sie halt, wie gesagt, irgendein Bockbier oder irgendwo, wo sie halt irgendwas bekommen und wundern sich, dass das Ergebnis nie erstklassig ist. Aber das liegt eben genau daran, dass ich mein Ursprungsbier sozusagen so brauen muss, dass ich den Prozess, den ich später damit mache, sei es jetzt ausbrennen oder eben destillieren, schon mit einbeziehe und mir überlege, was macht das mit diesem Bier, was verändert das und was will ich am Ende haben und wie komme ich dahin. Und das ist für mich ganz, ganz große Kunst. Und wie du sagst, da gibt es nur eine Handvoll Menschen, die das beim Thema Eisbock überhaupt machen und beherrschen, also insofern spannend. Gibt es vielleicht irgendein Beispiel, wo du sagen kannst, das ist zum Beispiel so ein Punkt, also nimmst du automatisch, sagen wir mal, die Hälfte an Hopfen oder ein anderes Malz oder irgendwas, wo du sagst, das ist so ein Beispiel dafür, wo ich anders ansetze bei meinem Ursprungsrezept, um am Ende einen besseren Eisbock zu bekommen?

Tom: Ja, also beim Hopfen, ich habe beides probiert. Es rundet sich irgendwann ab auch bei der Lagerung. Wenn man jetzt zu viel drin hat, dann hat er es eben nicht beachtet, irgendwann wird es schon noch, ja, wie auch bei vielen Imperial Stouts. Aber Hopfen würde ich eher ein bisschen reduzieren. Während beim Malz zum Beispiel der Einfrierprozess selber schon diese Abrundung bringt. Also manchmal hat man ja, wenn man viel Röstmalz nimmt, so ein bisschen so eine Malzbitterkeit, die wird dadurch relativ schnell gebrochen. Und wenn man es dann, wie Kryomorph, eben noch 1 Jahr in Fässer tut, dann ist es dann wirklich schon rund, obwohl es gar nicht so unglaublich lange gelagert war. Also das ist so eine Sache. Zum anderen ist es auch, was die Hefe angeht, also man kann dann ein bisschen Gas geben, was die Hefe angeht, also was Fruchtaromen und so angehen, weil, die will man ja gerne erhalten. Die gehen ja eher ein bisschen weg, Überlagerungszeiten. Da habe ich zum Beispiel mir auch ein bisschen aus der Weinherstellung da ein paar Sachen abgeguckt vom Zusammenspiel der Tannine mit den Fruchtaromen und so weiter. Also ich versuche, da eine Balance zu machen, die es also erlaubt, das Bier so zu trinken, wie ich es verkaufe, aber wenn es noch 2 Jahre zuhause steht, dann wird es auch nicht direkt schlechter oder so. Also das ist so ungefähr das Ziel, was ich hier habe, denn, ich sage mal, also ein Haltbarkeitsdatum werde ich wohl nicht draufschreiben.

Markus: Ja, was soll da schlecht werden, also kein Thema. Ja, jetzt habe ich richtig, richtig Lust. Also, was mache ich jetzt auf, und wie?

Tom: Ich würde sagen, ja, auch wenn es eigentlich so ein bisschen so die Betaversion ist, ja, aber das Frostwerk, denn es ist das hellere Bier und es ist nicht fassgelagert.

Markus: Okay. Also dann mache ich jetzt hier mal live auf. So, ich schenke mal ganz bewusst nicht zu viel ein, weil, wir wollen ja das 2. auch noch probieren und ich sollte den Podcast zumindest noch beenden können. Also ich muss schon mal sagen, die Farbe ist ja absolut der Hammer! Also ich habe hier mir extra das Barrel-Aged-Glas gegönnt von Spiegelau, wo man wirklich das Bier auch wunderbar sehen kann und was eben auch die Aromen gerade von so älteren gereifteren stärkeren Bieren wunderbar wiedergibt. Und das ist wirklich, ja, einfach ein wunderschönes Braun, also ich würde sagen, so ein Kastanienbraun, was aber weniger ins Rote, eher ins Orange geht. Wie so ein wunderschöner, ja, vielleicht wie ein wunderschöner Sonnenuntergang, also ganz, ganz tollt Farbe vom Bier, schon mal optisch eine echte Augenweide. Es liegt auch schön im Glas, man sieht auch, wenn man das ein bisschen schwenkt, wie es eben so Schlieren bildet, das ist schon mal super spannend. Jetzt rieche ich da mal rein. Ah, eujeujeu! Also wie schon angekündigt, ein ganz intensiver, ein ganz starker Geruch. Es geht los mit so ein bisschen Kaffee, ein bisschen Tabak, Karamell, dann kommen so Trockenbeeren, Rosinen, aber auch sowas wie Hagebutte oder so, also so rote Beeren. Dann geht es in so eine Cookie-Richtung, nussige Aromen, geht so fast ein bisschen Waldbeeren, ein bisschen Brombeeren, also sehr, sehr vielschichtig, sehr, sehr fruchtig, sehr komplex. Auf jeden Fall für mich eher malzbetont. Und, ja, eben gar nicht so alkoholisch. Also man hätte jetzt erwartet, dass einem so diese Alkoholnote erschlägt, aber ist überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Man hat ganz, ganz viel Aromen in der Nase, das ist ein richtig schönes Spiel. Jetzt probiere ich mal einen Schluck. Wahnsinn! Beginnt ganz süß, wandelt sich dann und bekommt so ein bisschen eine Wärme, eine Schärfe und hinten raus dann auch eine leichte Bittere. Geht ganz ölig, ganz weich runter und dabei kommen die ganzen Aromen von denen ich gerade schon von der Nase erzählt habe, also gerade das Toffee, gerade diese fruchtigen Aromen, die Trockenbeeren, Feigen, Datteln, ein bisschen Lakritz vielleicht auch und hinten raus wieder ein bisschen fruchtige Aromen, Orange, Orangenschalen, also ganz spannend, ein bisschen Schokolade sogar. Super komplex, also Wahnsinn.

Tom: Freut mich, das so zu hören, denn ein paar Sachen davon kann ich ja vielleicht noch mal drauf eingehen, wie ich denn das hinbekommen habe.

Markus: Unbedingt! Bitte, bitte, bitte, ja.

Tom: Ja, also bei dem Bier, das ist ja das, ich sage mal, das Produkt, wo ich sage, das ist so gemacht, dass man es auch ohne Fasslagerung eben genießen kann, also das muss jetzt nicht irgendwie 3 Jahre erst ins Fass, bevor es irgendwie rund wird. Und deswegen habe ich mich da auch entschieden, Kandiszucker einzusetzen, das kannte ich eben schon von vielen Bieren, auch insbesondere stärkeren. Das gibt einfach so eine, abgesehen von einer wunderbaren roten Farbe, die du ja auch gleich gesehen hast, aber es gibt so eine Abrundung und die ist ein bisschen Karamell und das bindet einfach das Bier so zusammen. Kandiszucker ist einfach gut darin so, die Hefe und ein bisschen, ja, die Bitterkeit, alles irgendwie zusammen zu binden. Sol heißen, der ist nicht ganz weggegoren, das hat da so eine gewisse Restsüße. Und im Endeffekt, ich habe eine fruchtige Hefe benutzt, um eben die Fruchtnote reinzubringen. Gerade bei einem Bier, was jetzt nicht so lange fassgelagert ist, denke ich, kann man das einfach machen, damit es eben auch, ja, ich sage mal so, die verdampft ja jetzt nicht. Also bei Wein geht die ja nach einer Weile dann ein bisschen abwärts, nach ein paar Jahren, aber bei dem, denke ich, war das eben genau richtig. Ja, das soll eben, ich sage mal so, der Eisbock für jeden sein, würde ich es mal so nennen, ja. Also der ist jetzt nicht zu kompliziert, aber hat trotzdem viele Nuancen in verschiedene Richtungen.

Markus: Auf jeden Fall, hat ganz viel zu bieten. Und was mir jetzt sehr auffällt, nachdem es sich hier im Glas noch so ein bisschen etabliert hat, gesetzt hat, es hat auch eine wunderschöne Honignote, so ein Waldhonig, ganz schön, ganz rund. Sehr, sehr schön, ganz toll!

Tom: Das ist gut, freut mich.

Markus: Ja, also da bist du auf jeden Fall gut dabei. Für mich wäre noch die Frage, wo setzt man sowas ein? Das kann also schön natürlich zum Beispiel nach einem Essen, nach einem Menü oder so oder vielleicht auch so nur, wenn man da sitzt, ein paar Pralinen hat vielleicht oder ein bisschen Käse oder irgendwie sowas, das ist so ein bisschen wie so ein Cognac, so nippt und genießt. Das ist schon, also ja.

Tom: Ja, das hat ja tatsächlich auch so ein bisschen die Farbe wie so ein richtig alter Cognac, ne?

Markus: Das stimmt. Aber der ist gefärbt, das her ja nicht gefärbt, also großartig.

Tom: Nun kann diskutieren, ob jetzt ein bisschen Karamellmalz nicht irgendwie gefärbt ist, aber bei Cognac, die haben ja nicht so viele Möglichkeiten.

Markus: Weißt du denn von dem, was ich jetzt habe, weil, mir würde es total schwerfallen, einen Alkoholprozentsatz zu sagen? Also so aus dem Bauch raus würde ich sagen, wir sind irgendwo bei, ja, was weiß ich, 25 oder sowas oder 30, aber mehr nicht.

Tom: Ach.

Markus: Wahrscheinlich deutlich drüber, oder?

Tom: Das liegst du ein bisschen verkehrt, genau. Und das ist ja auch so toll echt, weil Eisbock da tatsächlich auch zum Teil trügerisch sein kann. Nee, das würde ich so ungefähr schätzen so 35 rum.

Markus: Woah! Nee, das denkt man nicht, auf gar keinen Fall, ja.

Tom: Wenn man das etwas anwärmt, so, ich sage mal, auf Körpertemperatur, dann kann man es anstecken, zumindest also, als ich das hier zuletzt eingefroren habe, habe ich da mal eine Probe genommen, das brennt, das Bier.

Markus: Woah, ist natürlich cool.

Tom: Das hat natürlich auch damit zu tun, je mehr Zucker so ein starkes Getränk hat, desto leichter brennt es, also jetzt aus chemischen Gründen. Das heißt, ein komplett trockenes Bier würde bei 35 eher noch nicht anzuzünden sein, ja. Aber, ich meine, es geht ja nicht drum, dass man das Bier jetzt anzünden kann, aber es ist nur einfach mal so eine Idee gewesen von mir, einfach mal zu probieren, wie stark ist es denn jetzt, bevor ich es zum Labor schicke. Ich habe da auch im Hintergrund ein bisschen dran gearbeitet, die Physik eben vom Einfrierprozess besser zu verstehen und auch berechnen zu können, wie viel Prozent es hat.

Markus: Spannend. Ja, ich muss sagen, das erklärt mir jetzt auch, wieso meine Feuerzangenbowle jedes Jahr brennt, also auch das Endresultat, weil das dann schlicht und einfach auch an diesem Zuckergehalt liegt, der da drin ist. Aber, sorry, ich habe dich unterbrochen. Also physikalisch also je nachdem, du musst jetzt hier keine Betriebsgeheimnisse verraten, aber das wäre ja schon mal interessant, also mehr, als das man letzten Endes den Wasseranteil ausfriert, weiß ich jetzt auch nicht, ehrlich gesagt. Was gibt es da so für Parameter, auf die man da achtet oder Dinge, die da wichtig sind?

Tom: Ja, am meisten natürlich die Gefriertemperatur, das ist einfach das Ausschlaggebende. Also man muss halt, ich sage mal, die Faustregel, es gibt ja so Getränke mit wenig Prozenten, ist ja die Hälfte des Alkoholgehaltes. Also wenn man jetzt 40 % hat, hat man minus 20 Grad als Gefriertemperatur. Das ist aber nur eine Faustregel, das funktioniert dann auch nicht mehr bei niedrigeren Temperaturen, da gibt es schon größere Abweichungen. Und dazu kommt zum Beispiel, dass also jetzt sehr viel Zucker dann das Einfrieren erheblich stört. Das heißt, je mehr Zucker man dabei hat, desto früher brennt es, aber auf der anderen Seite, desto schwieriger ist es einzufrieren und zu kristallisieren, also der Zucker stört erheblich den Prozess. Deswegen ist es auch, wenn man jetzt ein Bier herstellen will, was da eine ordentliche Fülle hat und vielleicht sogar süß ist, als Eisbock gar nicht so einfach.

Markus: Das bedeutet dann, also wenn man es zuckern wollen würde, dass es mehr Sinn machen würde, das Endprodukt zu zuckern oder ist das auch ein falscher Schluss?

Tom: Nee, das ist die logische Schlussfolgerung, genau.

Markus: Okay, immerhin, das funktioniert noch.

Tom: Das ist jetzt, glaube ich, also ich hoffe mal nicht, dass ich jetzt den Georg da jetzt irgendwas Neues verraten habe, ja, das wird er schon wissen, denke ich. Ja, genau und dann sind natürlich andere Faktoren wie zum Beispiel, also man muss halt eine Gefriertruhe haben oder einen Gefrierraum, wenn es denn dann mal größer wird irgendwann, dass die Temperaturen bewältigen kann und genau steuern kann, denn ansonsten kann man es ja nicht richtig reproduzieren, beziehungsweise eben, wenn ich jetzt einen Weltrekord aufstellen will, dann reicht halt eine normale Haushaltsgefriertruhe einfach nicht mehr aus. Und, genau, deswegen habe ich auch Laborgefriertruhe, also nicht, dass ich das jetzt ausreizen würde für die Biere hier, aber irgendwann vielleicht schon mal.

Markus: Das heißt, wie kalt könntest du maximal gehen?

Tom: Ja, maximal, also so wie jetzt, minus 60, ja und ansonsten, ich meine, da kann man noch Trockeneis reinschmeißen, dann ist es minus 80, ne. Also das ist natürlich eine Frage des Aufwandes und im Endeffekt, um es ehrlich zu sagen, warum trinken wir denn Spirituosen bei 40 % oder vielleicht mal 45, da ist ja irgendwann auch einfach rausgefunden worden, dass man also das dabei genießen kann. Und wenn es eben 60 % hat, dann eher nicht mehr, dann fängt man en, eben ein bisschen Wasser reinzugießen und solche Sachen. Das will ich halt beim Eisblock, hätte ich eher irgendwie, ich glaube, ich würde Schmerzen kriegen, wenn einer Wasser reinschütten müsste, um es trinken zu können, wo ich doch gerade erst in erheblichem Aufwand das Wasser entfernt habe, ne.

Markus: Das stimmt allerdings, ja.

Tom: Also wenn man so eine vernünftige Grenze erreicht, was natürlich nicht bedeutet, dass man nicht auch mal was Unvernünftiges macht und irgendwie wie Georgbräu und eben BrewDog damals den Greek oder sowas. Muss ja nicht immer als Greek sein, aber, ich denke, um den Geschmack auszuloten, ist es nicht nötig jetzt komplett zu eskalieren.

Markus: Wobei mir da gerade so in den Sinn kommt, ob man dann nicht sogar so eine witzige Show machen könnte, wenn man Trockeneis nimmt und irgendwie so eine Form aus Trockeneis macht und da dann eben so ein Ursprungsbier reingießt, das müsste ja dann instant ausfrieren. Muss man mal drüber nachdenken, auf jeden Fall spannende Idee.

Tom: Aber dann muss man auch überlegen, also Trockeneis in geschlossenen Behältern und Arbeitssicherheit, da kommen ja dann natürlich in der Wirklichkeit, wenn man das als Firma betreibt, dann noch so ein paar Problemstellungen dazu unter Umständen.

Markus: Okay, okay, das stimmt. Na, ich will jetzt auch niemanden auf dumme Gedanken bringen. Also ich muss sagen, mein Setting zuhause ist denkbar einfach, ich habe mir eine ziemlich gute Haushaltgefriertruhe besorgt, die eben minus 20 plus 1, 2, 3 Grad packt und da gebe ich dann halt immer meinen Eisbock rein. Ich habe diese Bukanter-Gefäße, wo 3 Liter reingehen. Und ich experimentiere auch gerne rum. Also ich benutze zum Beispiel auch Mischungen aus verschiedenen Bockbieren. Also meine Lieblingskombi ist 2 Flachen Schlenkerla Eiche und 4 Flaschen richtig schöner Weizen Doppelbock. Das ist dann, dieses Bananing-Rauchige ist der Hammer. Oder was man natürlich auch noch machen kann, man hat ja dieses Gefäß und man kann da Bier reintun, aber man kann natürlich, so wie du den Zucker reintust, kann man natürlich auch noch Spirituosen zugeben oder so oder eben andere Aromen und damit auch noch mal spielen. Also ich finde das schon eine tolle Spielweise einfach, wie man mit so 3 Liter Flüssigkeit und einer Eistruhe echt experimentieren kann, spannend.

Tom: Es gibt wirklich so viel auszuloten. Und jetzt, also wir haben ja noch nicht über die Größe der Firma oder der Brauerei geredet, ja, das ist ja wirklich nebenher. Das heißt, ich habe jetzt von dem anderen Bier, was du ja auch noch gleich probieren willst, von Kryomorph habe ich gestern auch wieder etwas über 700 Flaschen abgefüllt, das ist jetzt die Produktion davon für den Start. Und ich hoffe natürlich, dass es sich gut verkauft, damit ich eben noch viele andere Dinge ausprobieren kann, um eben den Bierstil wirklich auszuloten. Beispielsweise, denk mal an Eiswein, wo die Säure mit der Süße zusammenspielt oder Trockenbeerenauslese, solche Dinge, die kann man auch in Eisbock übersetzen, von der Komposition. Ich habe es schon ausprobiert, also wenn man Sauerbier einfriert, das wird auch erheblich saurer dadurch, nach der Konzentration. Aber, wie gesagt, wenn man das so entwickelt, dass es am Ende zusammenspielt, dann können da ganz neue Dinge entstehen, von denen die Brauwelt bisher überhaupt keine Ahnung hat, dass das geht, ja und das ist so ein bisschen das Ziel. Ein bisschen ein Spielplatz, ein bisschen Technik, aber im Endeffekt auch Kunst, das ist so genau deshalb auch, warum mich der ganze Brauerberuf eben derart interessiert und warum ich immer noch sehr froh bin halt, mich umentschieden zu haben.

Markus: Und, ich meine, das ist doch wirklich ein Punkt, gerade mit dem Thema Kunst, mit der Idee, Aromen oder Geschmäcker oder Dinge nachzubauen, umzusetzen, im Kopf eben ein Ziel zu haben, dass man dann verfolgt, das ist ja dann auch wirkliche Handwerkskunst, finde ich, also fasziniert mich auch. Und alle mit dem Thema, dass du eine Trockenbeerenauslese nachbauen willst, hast du mich eigentlich schon. Also da bin ich auf jeden Fall dabei, keine Frage, mag ich total gern, auch Eiswein oder sowas. Aber sonst ist Wein so nicht mein Ding, also ich trinke schon ab und zu Wein und ich habe auch ein paar Bücher dazu geschrieben, aber es ist nicht mein Thema. Beziehungsweise andersrum gesagt, als ich jünger war, ich war ja schon immer auf Bier geeicht und mein Problem war dann, dass ich Wein genauso getrunken habe wie Bier, aber es hat natürlich schneller und andere Resultate und das waren dann immer sehr kurze Weinfeste und so. Es war nie so mein Thema und dementsprechend, ja, also, ja.

Tom: Ja, genau, ich schreibe dann beim Eisbock das nächste Mal gleich dazu, bitte kleine Gläser nehmen, ja.

Markus: Unbedingt! Also das war übrigens auch meine Überlegung, als ich heute jetzt vorhin das Glas rausgesucht habe, habe ich gedacht, was nehme denn? Ich habe ja auch viele Spirituosengläser, sehr, sehr schöne und auch sehr, sehr aromatisch gute, habe mich dann aber doch für das Bierglas entschieden. Auch wenn da offiziell 0,3 reingehen, man muss ja nicht 0,3 reinfüllen und es funktioniert auch mit weniger Biermenge natürlich sehr, sehr gut. Aber das ist natürlich auch ein Punkt, also wenn ihr euch jetzt diese Biere kauft da draußen, bitte, bitte, bitte kauft euch auch vernünftige Gläser, genießt es entsprechend. Weil, das ist total schade, wenn man so ein ausgefeiltes fantastisches, wunderbares komplexes Produkt hat und das dann aus irgend so einem Senfglas genießt, in Anführungsstrichen, dann nimmt man dem Bier halt ganz, ganz viel wieder weg von dem, was es eigentlich kann und was du zum Beispiel da alles reingelegt hast, um am Ende da rauszukommen.

Tom: Also man muss schon die Nase in ins Glas kriegen, das ist schon wichtig. Ob das jetzt ein Weißwein oder ein Rotwein oder vielleicht ein Cognac-Schwenker ist, aber so in der Richtung.

Markus: Thema Glas ist von mir natürlich auch immer so ein Herzensanliegen, da muss man tatsächlich immer gucken. Also am Wichtigsten ist, glaube ich, seit euch dessen bewusst, also probiert einfach aus, füllt dasselbe Bier in verschiedene Gläser, riecht dran, schmeckt dran und erlebt bewusst, wie stark die Gläser das Bier verändern, das geht auch schon mit einem Hellen oder einem Pils. Und ist eben dann, je aromatischer das Bier ist, umso intensiver und erlebt einfach mal, also zum Beispiel, wenn ihr Weißbier-Fans seid, nehmt mal ein Weißbier und nehmt dasselbe Weißbier im Weißbierglas und in einem Rotweinglas. Da sind solche Welten dazwischen, dass man dann echt lernt zu verstehen, dass nicht immer das Glas, was einem dahingestellt wird und als Kult präsentiert wird, auch das Beste ist für das jeweilige Bier. So, jetzt aber hin zu diesem K, zum Kryomorph. Das hast du ja selber auch, das können wir zusammen verkosten, also wenn du magst. Und dann könntest du ja auch gerne mal, also außer du willst, je nachdem, ich kann es auch gerne wieder zuerst beschreiben, aber wenn du willst, kannst du auch mal vorlegen und ich ergänze, wie du möchtest.

Tom: Ehrlich gesagt, ich möchte gar nicht irgendwie deine Meinung in irgendeiner Art beeinflussen, das ist schon wirklich spannend zu hören, was jetzt jemand, der also das Bier weder gesehen noch irgendwie geschmeckt hat vorher, dazu jetzt sagt.

Markus: Okay, also gut.

Tom: Es gibt ja viele YouTube-Kanäle, ich höre zum ersten Mal, weiß ich nicht, Metallica, Enter Sandman und dann tun die so überrascht und natürlich kannten die das Lied schon vorher. Also so ist es ja in dem Fall nicht …

Markus: Nein!

Tom: … du kennst das wirklich nicht …

Markus: Nein, ich kenne es wirklich nicht, ja.

Tom: … und deswegen möchte ich auch gar nichts sagen vorher, genau.

Markus: Also, genau, das kann ich noch mal sagen, ich habe wirklich de Flaschen bis zum heutigen Tag nicht angerührt. Ich habe, bevor wir jetzt aufgenommen haben, da war Tesafilm oben drüber, den habe ich weggenommen, aber ich habe sie nicht mal aufgemacht und dran gerochen, also ganz bewusst, um einfach da mir den Moment auch nicht zu nehmen, das wäre ja auch schade. Also gut, dann gebe ich das hier mal auch ins Glas. Uih! Also, von der Farbe her sind wir jetzt deutlich dunkler, also wir haben, ja, ich würde sagen, ein Ebenholz, also sehr, sehr dunkles Braun. Hat immer noch eine leicht orange-rötliche Färbung, aber ist jetzt auch blickdicht, opak, kann man nicht durchgucken. Liegt auch sehr, sehr schön im Glas, bildet richtig schöne Schlieren, Schleier an den Glasrändern, wenn man das schwenkt. Und, ja, so ein geheimnisvoller Farbton, also man sieht eben, dass man nichts sieht auf eine sehr angenehme Art und Weise. Es zieht einen so in den Bann, dass man denkt, oh, ich möchte da jetzt nicht mehr entdecken, aber ich komme halt mit meinen Augen nicht weiter rein, also sehr, sehr spannend, sehr reizvoll und gerade dieser leichte Rotstich begeistert mich da total in der Farbe. Jetzt schauen wir mal wie das riecht. Okay, also jetzt haben wir mehr Schokolade, wieder so ein bisschen Tabak, aber eher so Pfeifentabak und dann kommen jetzt auch wieder Beeren, Trockenbeeren, mehr Feigen, mehr Datteln, vorhin hatten wir ja mehr Rosinen. Wobei, die sind jetzt auch da, aber die Schokolade stößt das so ein bisschen in eine andere Richtung, dass diese Beeren eben größer werden, so wie Feigen. Dazu kommt auch Karamell, aber eher so dunkles Karamell. Früher gab es diese Bonbons, ich weiß nicht, ob du die kennst, die sind so weiß und hellbraun oder weiß und dunkelbraun und sind so wie eine Schnecke gerollt und da gab es eben die helleren und die dunkleren und das ist jetzt eher so wie das dunklere. Und eben also viele Beeren, da sind wir auch wieder bei den Brombeeren, sind wir auch bei Gewürzaromen so ein bisschen, ja, ein bisschen Kardamom vielleicht sogar, also ganz interessante Nebentöne, die da noch dabei sind, von den Beeren her so Brombeere, Blaubeere. Mich begeistert total dieser schokoladig karamellige Ton, das macht so richtig Lust. Es gab ja von Stork mal diese Schokoladenriesen, also dunkler Karamell und außen rum dunkle Schokolade, wenn man da so reingebissen hat, ich meine, ich rieche es jetzt nur, aber so, wie man da reingebissen hat, so riecht das. Ich weiß es nicht, ob es die noch gibt, keine Ahnung, aber ich fand die auf jeden Fall …

Tom: Die waren ja damals als Plombenzieher bekannt, weil die auch gerne mal eine Plombe rausgezogen haben, ne.

Markus: Ja, zumal die auch so unscheinbar daherkamen, man hatte ja die Schokolade außen rum, das hat erst mal so getan, man beißt in Schokolade, aber dann kam eben der Korkenzieher dahinter oder der Plombenzieher.

Tom: Um deine Plomben brauchst du dir hier keine Sorgen zu machen. Aber ich bin gespannt, was du zum Körper und zum Geschmack sagst dann.

Markus: Also ich bin auch gleich mit dem Geruch fertig, aber eine Sache kommt mir gerade noch, wenn ich so an einen griechischen Süßwein denke, so Mavrodafni oder so, sowas kommt mir auch in den Sinn, also so ein bisschen, ja, Rosinen eben, aber so in dieser schweren Art und Weise, ein bisschen Honig auch wieder. Also wirklich auch sehr komplex, insgesamt eben ein bisschen dunkler, ein bisschen röstiger, ein bisschen schokoladiger, ein bisschen karamelliger, noch ein bisschen mehr in diese Richtung als bei dem anderen, aber ähnlich intensiv, also es strömt mir entgegen. Ich habe vielleicht 0,05 im Glas, maximal, also da ist ganz, ganz viel Luft und trotzdem steht es oben über dem Glas wie eine 1 ganz fest, also das ist schon ganz intensiv. Jetzt probiere ich mal.

Tom: Das ist auch eine Sache, ich habe am Anfang überlegt, ob der Eisbock nicht tatsächlich Kohlensäure zugesetzt haben soll, weil ich habe gemerkt, dass eben das ja wirklich ein Duftträger ist. Also ein Bier duftet ja auch gut, weil die Kohlensäure, eben die Perlen den Geruch raustragen aus einem Bier, aus einem IPA zum Beispiel. Und das ist eben bei dem Eisbock hier, nach dem Einfrieren ist keine mehr drin. Ich habe mir überlegt, soll ich welche zusetzen, aber im Endeffekt habe ich mich einfach entschieden, das Bier so gehaltvoll wie möglich zu machen vom Geschmack, damit es auch ohne CO2 eben diese Aromen freigibt.

Markus: Ja, nee, macht es auch, also wirklich. Jetzt, wo es noch ein bisschen wärmer wird, kommt auch noch ein bisschen mehr Lakritz, ein bisschen Tonka-Bohne, also auch so ein bisschen exotischere Geschichten noch mit rein, also wirklich super komplex. Aber jetzt muss ich mal probieren. Oh, mhm, sehr fein! Also unglaublich samtig, also ganz weich auf der Zunge von Anfang an bis zum Ende. Das hüllt die Zunge so richtig ein in so ein Wohlgefühl. Und dieses Wohlgefühl fängt süß an, geht fruchtig weiter mit so einer Mon-Chéri-Kirsche und ein bisschen Rosinen und Feigen auch wieder und dann geht es so über, dann kommt so ein bisschen eine Bittere von eben der bitteren Schokolade auch. Und dann hat man natürlich auch eine leichte alkoholische Note, das geht so in so eine Cognac-Richtung. Und hinten raus wird es dann wohlig warm, also man kann das richtig nachvollziehen, wie es so den Gaumen runterläuft und den Körper wärmt, ein perfektes Schlückchen auch für den Winter zum Beispiel, wenn man so ein bisschen was Wärmendes will. Aber es ist eben auch so samtig, also so ganz langsam, ganz zart rinnt es so runter und entfaltet dabei weiter seine Aromatik. Ich glaube, mir der Mon-Chéri-Kirsche bin ich da nicht schlecht oder so eine Schwarzwälder Kirschtorte, also viel schokoladige Aromen, viel fruchtige Aromen, viel eben so Kirschen, rote Beeren, aber eben so schön rund. Ein bisschen Marzipan vielleicht auch, also vielleicht auch so ein Dominostein mit einer Kirsche dazu oder wer so Amarena Kirchen kennt, die mit dunklem Schokoladeneis, egal.

Tom: So viele Wörter, wie du dazu finde kannst, habe ich gar nicht parat. Ich finde das immer beeindruckend, wenn so ein richtiger Sommelier loslegt. Aber ja, genau das habe ich mir auch vorgestellt dabei, dass das hoffentlich so ankommt. Und habe eben auch, um das klarzustellen, Eisbock, Bock ist ja eigentlich untergärig, aber das ist kein untergäriges Bier, also die Hefe hat dort ihren Fruchtcharakter ausleben können, eine obergärige Hefe. Hier will ich nicht genau ins Detail gehen, aber ich hatte ja schon gesagt, das ist jetzt nicht direkt eine belgische Hefe, aber ich bin von den belgischen Hefen immer sehr angetan, die machen aus allerhand Zutaten unglaubliche Aromen. Und da habe ich eben die Inspiration her und habe mir auch gedacht, dass eben diese Früchte dort eine Rolle spielen sollten in dem Bier.

Markus: Auf jeden Fall, also das machen sie auch total gut. Und was mir besonders gut gefällt, ist wirklich die Harmonie. Also es ist auch, wenn man das so in den Mund nimmt, ist es nicht so, dass man verschiedene Komponenten hat, die aufeinanderfolgen oder die so nebeneinander her sind, sondern das ist wirklich eine Gesamtheit, also die dann zwar komplex ist und viele Facetten hat, aber es ist wirklich so, dass es einem vom Anfang bis zum Ende gleichbleibende Intensität in all diesen Aromen gibt. Und das ist wirklich selten, also sehr, sehr schön, sehr, sehr gut getroffen, ich bin echt begeistert. Und was man auch noch sagt, du hast ja gesagt, es ist 1 Jahr alt und normalerweise kriegen diese Biere dann ja relativ schnell schon krasse Alterungsaromen, die auch angenehm sein können, keine Frage, die aber manchmal dann relativ schnell im Vordergrund stehen. Und das ist hier überhaupt nicht der Fall, das finde ich auch total schön, dass dieses Altern offensichtlich eher zu einer Harmonie geführt hat, zu einem Runden, zu einem Abrunden und weniger zu einem Auseinanderfallen, was ja oft mal so passiert. Also deswegen, wirklich großes Kino! Also da machst du mir eine große Freude, dass du mir gleich so eine ganze Flasche geschickt hast.

Tom: Ja, wobei, 1 Jahr alt ist ja jetzt nicht, dass ich es vor 1 Jahr auf die Flasche gefüllt habe oder irgendwie habe rumstehen lassen, sondern es war ja in Fässern.

Markus: Genau, ja.

Tom: Also das hat in Whisky-Fässern gelagert. Und da habe ich auch nicht gekleckert, sagen wir mal, sondern ich haben von Buffalo Trace, von George Stack, also von deren Highend-Whisky, habe ich Whisky-Fässer eben gekauft, leere und habe das da reingefüllt. Und dann hatte ich noch ein Weller Special Reserve dabei, 1 Fass. Soll heißen, also 1/3 im Weller Special Reserve und die anderen 2 in diesen Bufallo-Trace-Fässern, da hat es drin gelagert in diesem Jahr. Also es hat die Zeit gut verbracht und hat dort eine kleine Auszeit genommen, um sich eben abzurunden und zum Teil auch, ich sage mal, ich weiß nicht, ob du das wahrgenommen hast, aber so einen Hauch Vanille, Kokosnuss, also so ein bisschen Whisky ist schon drin, und ich denke, das hat dem Bier auch sehr gewonnen. Also es war auch schon so gemacht, dass man es, ich sage mal so, wenn wir es direkt getrunken hätten nach dem Gären oder nach dem Einfrieren, das wäre was anderes gewesen, aber es ist eben so gemacht, dass es nach der Fasslagerung gut schmeckt. Und damit hatte ich eben auch einige Jahre Erfahrung, um das ungefähr abschätzen zu können. Ich denke auch, es könnte auch noch länger auf Fässern liegen, ich habe deshalb auch 1 aufgehoben, also 1 Fass ist so für irgendwann später.

Markus: Ja, also da habe ich auch mal einen interessanten Talk gehabt mit jemand, der sich da gut auskennt und der sagt eben, das ist bei so einem Fass eine ganz interessante Entwicklung. Also man erst mal diese Entwicklung der Aromen und das wird erst mal immer intensiver so, bis man dann sagt, okay, es ist eigentlich to mutch. Aber wenn man den Punkt dann überwunden hat und lässt es länger liegen, dann kommt es noch mal zu einer Veränderung, es wird dann noch mal runder, noch mal harmonischer und am Ende richtig gut. Also keine Ahnung, ob das jetzt eine allgemeingültige Aussage war, aber auf jeden Fall war das durchaus jemand, der sich damit gut auskennt und von dem ich auch hervorragende Spirituosen, in dem Fall, getrunken habe mit langer Fasslagerung. Also ich glaube, das macht schon auch Spaß, da viel zu experimentieren.

Tom: Ja, ich wollte einfach mal ein paar Zahlen in den Raum werfen. Also ist natürlich jetzt auch, keine Ahnung, wenn es jetzt einer nachbrauen will, dann eben los. Aber, das ist das dunkelste Bier, das ich je gebraut habe. Also Ausgangspunkt für dieses Bier ist ein doppelt gemaischtes Imperial Stout gewesen. Also ich hatte vorhin über 12 % geredet, das ist in der Tat noch stärker gewesen nach der Gärung, es hatte über, gerechnet, ich habe es nicht im Labor gehabt, aber gerechnet 300 in der Farbe. 80 oder 100 ist normalerweise schwarz, also spätestens bei 100, ja Und dann hat es ungefähr errechnet 300 gehabt, aber tatsächlich der Einfrierprozess, der nimmt sogar Farbe weg, also zum Teil fällt dort Farbe aus. Das ist jetzt nicht viel, das ist dann erst, wenn man sehr extreme Sachen macht. Und diese Abrundung, das hat auch irgendwie, auch errechnet, irgendwie 80 Bittereinheiten. Ich habe jetzt natürlich noch nicht das zum Labor gehabt, das kommt noch, wie viel davon nach dem Einfrieren übrig ist und nach der Fasslagerung. Ich denke, man schmeckt es nicht, es schmeckt nicht wie 80.

Markus: Ja, man sagt ja immer, dass Alkohol und Bittere so ein bisschen Gegenspieler sind. Und wir sind natürlich vom Alkohol her deutlich höher, deswegen ist die wahrgenommene Bittere wahrscheinlich auch deutlich niedriger. Also ich hätte es jetzt, wenn mich jemand gefragt hätte, irgendwo so auf 50 vielleicht, 40, 50 irgendwie geschätzt, aber ja, spannend auf jeden Fall. So, sorry, ich habe dich unterbrochen.

Tom: Ist auch gut möglich, dass es dort in der Gegend liegt. Also nur noch mal, um zu zeigen, dass man als das vom Ende her denken muss, das Bier, nach der Fasslagerung. Vor der Fasslagerung wäre es nicht annähernd so trinkbar gewesen wie Frostwerk beispielsweise. Und wiederum vorher ist es ein Imperial Stout gewesen, was eigentlich over the top war. Ich meine, ich habe das hier gebraut, ich habe 27 Stunden für den Sud gebraucht, um das durchs Sudhaus zu kriegen. Das haben wir früher auch immer gemacht. Meine Kollegen in der Branche, die sagen, ja früher, weißt du noch, da haben wir immer 30-Stunden-Sude gemacht, wenn du so ein Bier machen wolltest. Ich sage, ja, ich mache das halt immer noch. Inzwischen, ich habe es hingekriegt, ein paar Stunden zwischendrin ist das Sudhaus mal alleine zurechtgekommen, also der Läuterprozess dann eben langsam selber vor sich hingelaufen mit dem dicken Zeug drin. Aber, ich sage mal, da muss man halt mal ein Opfer auf sich nehmen, damit es am Ende so ein Bier gibt.

Markus: Ja und das lohnt sich ja auch durchaus. Also jetzt, wo es ein bisschen wärmer wird, merkt man auch den Whisky-Anteil ein bisschen mehr, aber trotzdem, also ich finde, ich bleibe dabei, es ist sehr dezent und das finde ich auch gut. Also oft ist es ja gerade bei holzfassgelagerten Bieren, die mit Vorbelegung eben sind, dass einen das total erschlägt, dass dieser Whisky einfach überbordend ist und alles andere zudeckt. und das will man ja nicht. Also eine Holzfasslagerung soll ja ein nettes, schönes Finish machen, soll das ja irgendwie abrunden, soll das Tüpfelchen auf dem I sozusagen sein, dass eben Bier und Holzfasslagerung da zusammenkommen und eben dann ein wunderbares Ergebnis bilden am Schluss und eben nicht der eine von den beiden so stark im Vordergrund steht, dass man das andere gar nicht merkt. Und das ist wirklich toll, als das ist richtig schön umgesetzt, das merkt man eben, wenn man jetzt noch mal dran riecht. Vanille, Kokos liegt eh sehr nah beieinander von der Aromatik, das ergibt sich hier sehr schön. Entschuldigung, Vanille und Karamell, sorry. Und diese Kokosnote, die kommt jetzt ein bisschen stärker rüber, vereint sich schön. Also ich habe ja vorhin schon gesagt, so Tonka-Bohne und Schokolade und ein bisschen Lakritz, all das zusammen geht natürlich in diese Richtung und, ja, es ist ein wunderbares Bier. Also sowas könnte ich mir auch mal vorstellen, wenn ich so ein ganz festliches Menü habe, keine Ahnung, Weihnachten, so eine Weihnachtsgans oder so, nicht als Hauptgetränk, aber so nebenbei zum dran riechen, zum immer wieder dran nippen, mit den verschiedenen Sachen genießen. Wunderbar, also ganz, ganz schönes tolles intensives Bier. Ich würde mal sagen, von der Harmonie, von der Rundung sozusagen und vor allem vom Mundgefühl her noch besser als das Frostwerk. Aber gut, da sagst du ja eh, das ist eins, was auch auf dem Weg ist sozusagen, was du noch ausfeilen willst. Also das kann man meiner Meinung nach nicht besser machen, das ist echt sehr, sehr schön. Also ich freue mich schon auf den 1. Wettbewerb, wo du das einreichst, wo es mir dann vielleicht wieder begegnet oder anderen, ja.

Tom: Bin ich auch mal gespannt, ich meine, wer ist da sonst noch so bei Wettbewerben in der Extrembierkategorie, mal sehen. Im Moment, es sind ja noch keine Etiketten drauf, die sind noch nicht fertig und dann muss ich natürlich auch Zeit haben, die irgendwann draufzusetzen und so weiter. Das ist wirklich eine One-Man-Show im Moment und es ist Hauptsaison in meiner Arbeit so, aber, ich denke, so gegen Ende des Jahres sollte es irgendwie zur Verfügung stehen.

Markus: Ist ja ein perfektes Weihnachtsgeschenk. Also vielleicht da auch gleich die Überleitung, wenn jetzt jemand sagt, ja, ich will dieses Bier, ich will das probieren, ich möchte da ran, wie kann man das machen? Kann man das irgendwie vorbestellen oder gibt es so eine Art Newsletter oder irgendwas, wo man mit dir Verbindung aufnehmen kann, dass man sagt, okay, wenn das dann jetzt dann rauskommt, dann kann ich da dabei sein?

Tom: Ja, ich habe ja so eine Facebook-Seite, Müßiggang Craft Beer, die kann man finden. Eine Webseite, also ich habe eine reserviert, aber ich habe keine gestaltet, das war jetzt im Moment auch noch nicht, ich sage mal, noch nicht nötig, solange es noch nichts zu kaufen gibt. Was es geben wird, das ist jetzt aber eher für die dänischen Kunden von Interesse, dass man das über Skagen Bryghus, also meinen Arbeitgeber im Webshop kaufen können wird. Also ich kann ja die Brauanlage nutzen, ich habe mit denen einen Handel gemacht, die kriegen da einen guten Preis für das Bier und die verkaufen es dann auch. Die haben da auch Interesse dran, ja, an dem Interesse sozusagen, dass dann dadurch aufkommt, also das wird dadurch landesweit in Dänemark verfügbar sein. Und ansonsten, ich weiß ja nicht, wer aus der Branche mithört, wenn jetzt ein Importeur in Deutschland denkt, dass das interessant ist, dann mich mal gerne anschreiben, also ich habe eine E-Mail-Adresse, ja, wo man mich erreichen kann oder auf Facebook einfach mal. Im Moment ist das noch nicht die 1. Priorität, weil erst mal natürlich, ich bin ja in Dänemark hier, aber, ich denke, das kriegt man schon irgendwie hin.

Markus: Ja, ich denke auch. Also ich rufe auch noch mal hier alle auf, der jetzt da die Möglichkeit hat vielleicht oder die, dass irgendwie dann auch vielleicht zu vertreiben oder zumindest zugänglich zu machen, das fände ich schon sehr, sehr spannend. Also was wir auf jeden Fall machen könnten ist, wir haben ja mit unserer BierAkademie-Alumni regelmäßig Verkostungen, dass wir mal da ein Paket damit machen, wenn es draußen ist, das fände ich auf jeden Fall super spannend, das mal zu machen.

Tom: Im Moment steht es einfach noch nicht, aber, wenn man jetzt nach Dänemark kommt oder jemanden hat in Dänemark oder vielleicht jemanden kennt, der vielleicht Interesse hätte, das Bier zu importieren, dann lässt es sich irgendwie machen. Ich werde mich da auch demnächst in Gang setzen. Ich war auch Letztens in Österreich und habe dort schon Interessenten gefunden, also schauen wir mal. Es sind ja auch im Moment nur, wenn man noch den 1. Sud haben will, ja, Batch Nummer 1, es sind ja auch nur 700 Flaschen oder 700 und ein bisschen, ne. Also nicht in jedem Edeka in Deutschland wird es demnächst auftauchen.

Markus: Nein, das glaube ich auch nicht, das ist ja auch wirklich eine Spezialität. Also ich kann mir gut vorstellen, also auf der einen Seite kann ich jedem ja nur Lust machen, einfach mal nach Skagen zu fahren, weil das wirklich einfach faszinierend ist von der Landschaft her, vom ganzen drum rum, vom Erlebnis her, das ist jeden Kurzrurlaub der Welt wert, da auf jeden Fall mal hinzufahren. Das kann man ja dann damit verbinden, dass man sich bei dir entsprechend eindeckt. Und ansonsten, wie gesagt, wir werden mal gucken, dass es Möglichkeiten gibt. Und wenn es dann soweit ist, kann ich ja noch mal über mein Netzwerk zumindest das dann publizieren und kommunizieren und dann kriegen wir das schon irgendwie hin. Also auf jeden Fall super, sowas zu haben, weil das ja auch wirklich was ganz Besonderes ist, wie du sagst, es gibt eine Handvoll Menschen, die sowas in der Art überhaupt machen und zelebrieren und das mal live hier mitzuverfolgen, ist natürlich auch total spannend und super.

Tom: Ich denke auch, diese Spezialisierung hat es so noch gar keiner gemacht, weil, ich meine, Georgbräu, würde ich sagen, das ist jetzt so die Brauerei, die das eben, ich sage mal, betreibt in dem Sinne, dass sie auch davon leben und nicht nur wie BrewDog, dass halt als Marketinginstrument nehmen. Es gibt keine, die sich wirklich darauf komplett spezialisiert hat. Georgbräu macht ja schon nebenher auch noch, naja, normale 13 %-ige Lagerbiere und solche Sachen.

Markus: Also wobei man beim Georg halt sagen muss, die Entwicklung an sich ist natürlich krass, dass er ja wirklich mit einem ganz normalen Brauhaus angefangen hat und dann einfach dieses Hobby für sich entdeckt hat, die Biere immer stärker zu machen. Bis dann seine ganz normalen Kunden gesagt haben, wir können nicht mehr zu dir zum Essen kommen, weil das Bier so stark ist und dann die Antwort von ihm ist, na, dann mache ich halt mein Wirtshaus zu, das ist schon unglaublich. Also da, wie gesagt, auf de BierTalk können sich auch alle schon mal freuen, das ist eine spannende Geschichte, ja.

Tom: Das Schöne ist ja in Skagen, da kann man dann einen Eisbock trinken und wenn einem das so ein bisschen zu viel geworden ist, dann trinkt man halt zur Not sogar ein Alkoholfreies von Skagen Bryghus und dann läuft das.

Markus: Genau oder legt sich einfach an den Strand für ein paar Stunden, bis man wieder ein bisschen abgenüchtert ist und kommt wieder zurück, also auch das geht natürlich, also super. Nee, also insofern, also vielen, vielen Dank für diesen Ausflug in deine doppelte Bierwelt und deine Geschichte und auch ein bisschen nach Dänemark. Und natürlich von meiner Seite aus alles, alles Gute für beide deiner Projekte sozusagen, insbesondere für dieses und wirklich noch mal ganz, ganz großes Lob, also wobei, ich will mich da gar nicht versteigen, wer bin ich, dass ich da loben soll, aber es schmeckt mir auf jeden Fall großartig, es hat wunderbare Aromen, es ist sehr schön gemacht, wirklich Braukunst und da freue ich mich einfach drauf auch ganz persönlich, wenn es das dann demnächst noch in weiteren Variationen gibt, sodass man sich da ein bisschen durchprobieren kann, also bleib dran. Und, ja, dir auf jeden Fall heute noch einen wunderschönen Tag, ich freue mich sehr und, ja, danke für diesen Talk.

Tom: Hat mir richtig viel Spaß gemacht und ich denke, wir sehen uns mal wieder irgendwann und können dann bestimmt über die nächste Version, ich habe nämlich ein Portweinfass gekauft zum Beispiel, so wieder fachsimpeln.

Markus: Okay. Na, das auf jeden Fall und ich werde auch natürlich wieder nach Dänemark kommen. Da weiß ich gar nicht, ob das die ganzen Hörer: innen so richtig wissen, ich habe ja vor einigen Jahren entdeckt, dass in meiner Familie es Vorfahren gab, die mal in Dänemark, in Aarhus eine Brauerei hatten oder in Odder, das ist heute ein Stadtteil von Aarhus und die hieß damals tatsächlich Raupachs Brygerie. Und ich habe nach und nach diese alten Biere und Rezepturen und Etiketten, alles wieder so ein bisschen rausgefunden und jedes Jahr zum Fränkischen Bierfest mache ich 1, 2 von diesen Rezepten und dann gibt es eben historische dänische Biere mitten in Franken, das ist total witzig. Und da möchte ich auf jeden Fall natürlich dranbleiben und noch ein paarmal öfter auch nach Dänemark fahren, um zu recherchieren, denn angeblich gibt es da in Aarhus auch noch ein paar Namensträger, wo ich dann eben gucken muss, wie ich mich mit denen verständigen kann, weil die sind wahrscheinlich alle irgendwo im Altenheim und sprechen wahrscheinlich kein Deutsch. Aber also sehen, also da wird es auf jeden Fall noch viele spannende Momente geben.

Tom: Wenn du einen Übersetzer brauchst und ein bisschen ein Getränk zum anwärmen, dann sag Bescheid.

Markus: Sehr gute Idee, also, dann haben wir einen Deal. Noch mal, vielen Dank und habe noch einen wunderschönen Tag heute und, ja, bis bald.

Tom: Genau, tschüssi.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.

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