Ein Ornat in Rot und Weiß, ein Stab mit Glocke und Trichter, ein halber Liter Segen – in dieser BierTalk-Folge wird es mystisch, wortgewaltig und unglaublich unterhaltsam. Zu Gast ist Tobias, auch bekannt als der Bierschoff, der mit Hingabe und Humor seit über zehn Jahren das Bier und seine Kultur zelebriert. Wir sprechen über Offenbierungen, salbungsvolle Zeremonien, Bockbiere mit Weihrauch – und über eine Pilgerreise nach Göbekli Tepe, einem der ältesten Orte der Biergeschichte. Zwischen spiritueller Tiefe und fränkischer Trinkfestigkeit: eine Folge, die Geist und Gaumen gleichermaßen erfreut…
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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.
Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute bin ich ganz nervös, weil ich jemanden zu Gast habe, der im Grunde meinen allerersten Berufswunsch für sich erfüllt hat. Denn, als ich ganz klein war, habe ich meiner Mutter immer gesagt, ich will irgendwann Mal Erzbischof werden. Hat dann nicht geklappt wegen der Frauen und vielen anderen Dingen in meinem Leben, aber dieser Wunsch und die Idee war doch immer so ein bisschen dar. Und, keine Angst, wir haben jetzt nicht den Erzbischof zu Gast, aber wir haben den Bierschoff zu Gast und das ist großartig, weil wir uns schon, ach Gott, also mindestens 1 Jahr verabredet haben und es jetzt endlich schaffen. Und deswegen sage ich erst manchmal Euer Hochwürden, oder wie auch immer man richtig sagt, schön, dass du hier bist, und vielleicht stellst du dich unseren Hörern mal kurz selber vor.
Tobias: Ja, servus erst mal! Schön, dass ich da sein darf, schön, dass wir ins Gespräch kommen, dass wir das sogar für die Welt festhalten können, ich freue mich da jetzt sehr drauf. Und, ja, kurze Vorstellung, ich werde genannt als Der Bierschoff also und das darf ich seit 10 Jahren, über 10 Jahre darf ich dieses Amt begleiten, aus der Dreieinigkeit von Wasser, Hopfen und Malz heraus, durfte eine Offenbierung erfahren und dann diesen Bierruf ergreifen. Das du auch Bischoff werden wolltest, wusste ich bis jetzt noch nicht. Aber das ist natürlich wiedermal eine wunderbare Parallele, die ja das Bier und seine Geschichten so schön schreibt, das freut mich, ja, schön.
Markus: Ja, eine unglaubliche Koinzidenz. Und wir sind natürlich in einer Kathedrale des Bieres, weil wir, wenn wir uns treffen, auch irgendwo sein müssen, wo das auch Sinn macht. Wir sind in einer Brauerei, in dem Fall sind wir in Memmelsdorf, dort wird seit über 600 Jahren Bier gebraut, hier in der Brauereien Drei Kronen, also ganz, ganz spannend. Und, ja, ich würde sagen, wir haben ein Bier, wir sitzen hier, wir sind am Tisch, machen wir mal Prost.
Tobias: Dann machen wir Prost.
Markus: Prost!
Tobias: Prost!
Markus: Sehr schön! Also so ein schönes kühles Bier an einem Sommernachmittag, das ist echt was wert. Und wir wollen natürlich die Leute auch teilhaben lassen, also wie immer, ich habe ein wunderbares Rauchbier, genannt Stöffla, was wirklich schön diese klassischen Rauchnoten, ein bisschen BRQ, ein bisschen, ja, so schinkig vielleicht, könnte man sagen, aber auch ein bisschen fruchtige Noten schön in sich vereint. Schön weich im Mund, geht runter wie Öl und passt natürlich in dem Fall wie eine Ölung so ein bisschen zu unserem Gespräch. Was hast du dir denn ausgesucht?
Tobias: Ich habe das Summer Ale mir ausgesucht, ja, ich muss ja dann trotzdem noch das Fahrzeug führen. Ist ein bisschen leichter und gerade nach dem doch jetzt warmen Tag und dem Stress ist es erst mal was richtig Schönes zum runterkommen. Ja, hopfig, erfrischend, leicht, gut!
Markus: Wunderbar.
Tobias: Nicht leer, muss man sagen, nicht leer.
Markus: Ja, nee, wichtig, solche Biere brauchen wir, sehr schön. Jetzt vielleicht, also seit 10 Jahren Bierschoff, gibt es ein Leben davor, gibt es ein weltliches Leben oder hat man da nur noch so ein geistiges Leben? Magst du uns ein bisschen erzählen, wer du vielleicht sonst noch bist und wie du dazu gekommen bist?
Tobias: Also natürlich hat man ein Leben davor. Das Leben davor ohne Bier ist gar nicht so lang, also das ist, wir sind ja trotzdem Oberfranken halt, natürlich hat man da schon relativ früh schon mal am Krug vom Opa nippen dürfen zum Beispiel. Und, ja, ich war dem nie ganz abgeneigt, muss man sagen und da hat man natürlich zum Bier hingefunden. Ansonsten bin ich gelernter Techniker für Kältetechnik. Das heißt, das ist ja auch eine Branche, die nah an der Bierproduktion, am Biergewerbe dran ist. In jeder Gastronomie gibt es einen Kühlschrank, in jeder Bude, überall Kühlung, das heißt, auch da durfte ich schon im Beruf Kälte machen und Brauereien, Gasträume, Gasthäuser besuchen. Und, ja, ich meine, auf der anderen Seite, ohne Bier wäre mein Beruf nicht möglich, denn schließlich hat der Karl von Linde die Kälteanlage erfunden, um kaltes Bier zu produzieren.
Markus: Cool!
Tobias: Das heißt, mein Beruf fußt und basiert auf dem Wunsch, kaltes Bier zu trinken und, naja, dem darf man doch da dann frönen.
Markus: Der Ruf hat dich sozusagen ereilt. Kannst du dich noch erinnern an dein erstes Bier?
Tobias: Mein erstes Bier, also das allererste, wo ich mal so genippt habe, war sicher mal beim Großvater. Aber das erste Bier, dass ich mir komplett selbst gekauft habe, das war mal in Kroatien auf einem Campingplatz, da hat die Frau an der Kasse das mit der Alterskontrolle nicht ganz so ernst genommen. Und das war ein Karlovačko damals, das war, ja, war mal so ein Versuch. Wir haben gesagt, wir holen es für den Papa, ne, der braucht noch ein Kaltes. Hat sie ein bisschen gezögert, aber, naja, es war halt dann doch nicht für den Papa, ne.
Markus: Naja, aber wir breiten mal den Mantel des Schweigens drüber aus. Vielleicht jetzt für alle, die zwar vielleicht unter Bierschoff sich was vorstellen, aber vielleicht noch nie was gesehen haben. Das heißt, man erlebt dich zum Beispiel in einem Ornat, da hast du dann eine Mitrate und du hast auch ein rotes Gewand an und das erinnert tatsächlich oder ist im Grunde eine Anmutung wie bei einer Messe, wie bei einer Zelebration von etwas. Werden wir gleich noch ein bisschen drüber sprechen, was da so passiert und warum. Aber wie kommt man da drauf? Also hattest du irgendwann die Erleuchtung, war es ein Traum nach einer durchzechten Nacht oder war es eine Frau, die dich so genannt hat oder wie kommt man überhaupt auf die Idee zu sagen, ab Morgen bin ich jetzt der Bierschoff?
Tobias: Also ab Morgen ging das schon gar nicht, sondern das war natürlich ein Prozess. Teile dieses Stabes waren schon vorhanden, der war noch nicht so ausgearbeitet. Der Stab gibt einem relativ viel Macht, Menschen Bier einzuflößen, und man könnte jetzt sagen, ich habe im jugendlichen Leichtsinn diese Macht ein bisschen missbraucht. Und dann trat das Bier an mich heran in einer Offenbierung, also ich kann das auch nicht anders beschreiben und ich wurde gefragt, möchtest du dieses Amt denn in Verantwortung, in Güte und den Menschen zugewandt? Ich würde dir Wasser, Hopfen und Malz an die Hand geben und dann wärst du der Bierschoff. Und, naja, das ist jetzt nix, was du schon leicht angetrunken auf einem großen Fest einfach so übers Knie brichst. Und dann musste ich, und das durfte ich dann halt im Nachhinein erkennen und benennen lernen, ich durfte reifen, ich durfte gären und irgendwann durfte ich dann für mich das, ja, Abfüllen, dieses Konzept, diese Bierrufung und durfte mich dann der Bierschoff nennen. Und habe dann schnell gemerkt, dass es nicht möglich ist, das in einem Kostüm zu tun, sondern dass ich dafür schon ein Ornat brauche und dann das verkörpern muss, sonst wäre es nicht diese Aufgabe, die ich zu erfüllen habe.
Markus: Spannend! Also wenn ich gäre, sind meistens unerwünschte Nebeneffekt dabei, aber lassen wir das mal so stehen. Du hast jetzt gerade vom Stab gesprochen, das muss man natürlich auch ein bisschen erklären für die Leute, die das jetzt noch nicht kennen. Der Stab ist im Grunde, ich sage jetzt mal von mir aus gesehen, könnte man jetzt entweder sagen, es wie so eine Art Kreuz, so diese alten Kreuze, die oben aufhören, die da so einen Querbalken haben oder auch ein Besen oder Rechen ohne diese kleinen Zacken, oder wie auch immer, vom Grundgerüst. Und dann sieht man aber daran, ich würde mal sagen, Bierdevotionalien, also Öffner und diverse andere Instrumente rund um das Thema Bier. Wir haben eine Glocke, wir haben einen Krug, einen wunderschönen, Zinn- wahrscheinlich Krug. Und wir haben einen Trichter, sage ich mal und der wiederum hat dann einen langen Schlauch, der ist bestimmt 1 1/2 Meter oder sowas lang.
Tobias: 1 1/2 Meter, ziemlich genau, ja.
Markus: Genau und der hat dann unten noch was zum an- und ausmachen sozusagen. Habe ich irgendwas vergessen, was da noch dazu gehört?
Tobias: Nö, ist eigentlich, Bierdevotionalien hat das Ganze gut umschrieben eigentlich.
Markus: So rotweiß natürlich, Franken, das gehört auch dazu.
Tobias: Franken, die Farben, genau.
Markus: Und der ist aus Holz, das habe ich vielleicht noch am Anfang vergessen, also wirklich ein schönes Thema. Und damit, das ist ja wie so ein Wanderstab vielleicht und der war zuerst da oder wie kamst du zu dem überhaupt?
Tobias: Der war so ähnlich zuerst da, genau. Das hat tatsächlich was mit dieser Glocke zu tun, die war mit als allererstes da. Die Glocke, auf der steht Happy Hour und irgendwann war halt mal Happy Hour und wir haben uns gedacht, hej, wenn Happy Hour ist, gibt es alles reduziert, also bringen wir einfach die Happy Hour mit und dann läuten wir, ist Happy Hour.
Markus: Also sich ein halbes Freibier erklingeln sozusagen.
Tobias: Ja, kann man so machen. Mittlerweile sind es ja Ganze. Nein, der Rest dann aber dazu gehört, genau. Ja und so begleitet mich der Stab jetzt schon lange. Ich habe auch einen zweiten Stab für große Festlichkeiten oder wenn sehr stationär wo was macht. Der ist dann aus Eichenholz und kunstvoll gedrechselten Querbalken, sage ich mal. Der ist aber aus Volleiche sehr schwer und das ist eben der Reisestab, genau.
Markus: Und vielleicht noch eine Frage zu diesem Thema Bierrufung, kannst du beschreiben, welches Wesen dich da gefragt hat oder wie das zu dir kam, kam es aus dir oder aus dem Universum oder aus einem Bier oder aus einer Brauerei oder wie kann man sich das vorstellen?
Tobias: Ja, das kann man sich eigentlich gar nicht richtig vorstellen, wenn einem das nicht selber passiert.
Markus: Okay.
Tobias: Also ich kann das gar nicht richtig, also ich versuche Annäherungen, das zu erklären.
Markus: Ein transzendentales Erlebnis?
Tobias: Ein transzendentales Erlebnis. Also für mich ist es ein Mysterium und damit muss es das wohl für die Meisten auch bleiben, wenn einem das nicht selbst passiert. Für mich ist es klar, dass es Wasser, Hopfen und Malz ist, das war ein wichtiger Bestandteil dessen und darin auch eine Dreieinigkeit. Und mit der Dreieinigkeit sind wir ja auch bekannt, die gibt es in anderen Konzepten und ich sehe die nicht oppositionell gegenüber, sondern eher durfte ich über die Jahre erkennen, dass ich nicht der Erste bin auch, der jemals auf dieser Erde gewandelt ist, sondern dass es eher ein intérêtes Amt, das Bier wohl anscheinend immer wieder vergibt.
Markus: Also so ähnlich wie beim Dalai Lama?
Tobias: Vielleicht ähnlich wie beim Dalai Lama, ja. Ja, ist ja witzig, ja, ja.
Markus: Spannend. Also warst du vielleicht irgendein fränkisches Baby, wo dann der Geist hineingefahren ist, man weiß es nicht.
Tobias: Man weiß es nicht.
Markus: Würdest du dann grundsätzlich sagen, dass du bist ein religiöser Mensch?
Tobias: Ich bin durchaus auch ein religiöser Mensch, ja.
Markus: Und gab es da von der anderen Religion Kritikpunkte, wenn du sagst, du bist der Bierschoff und hast ein Ornat und bist dementsprechend unterwegs?
Tobias: Also es gibt immer wieder mal Kritikpunkte von Anhängern anderer Glaubensrichtungen, sage ich mal, die jetzt nicht Bier an erste Stelle sondern halt klassisch Gott. Aber von offizieller Seite, ich sage mal, von denen, die dann tatsächlich in diesen Ämtern tätig sind, sehr wenig. Es gibt Zurückhaltung, aber ich würde jetzt sagen, von offiziellen Seiten keine Anfeindungen. Kritik ja, natürlich. Ich über ja auch Kritik an dem, also ich nehme das schon auch auf die Schüppe. Ich meine, die dann zugehörigen Organisationen machen es ja auch manchmal einem leicht, sie zu kritisieren, die haben sich jetzt nicht nur mit Ruhm bekleckert. Aber, ich meine, ich darf aus der Güte, der älteren Religion folgen zu dürfen, einfach auf die Youngster Religion, einfach darf man da ein bisschen sagen, ihr werdet vielleicht auch mal noch was.
Markus: Genau. Ja, eben, also Bier gibt es ja seit 14.000 Jahren oder so, da war Jesus definitiv nicht da. Nein, wie auch immer.
Tobias: Auch Abraham noch nicht da.
Markus: Ja, ja, also wobei, altes … naja, lassen wir das mal. Spannendes Thema auf jeden Fall. Aber du bist ja zum Beispiel auch auf Festen unterwegs, also auf Bierfesten oder eben auch auf Kirchweihen oder so. Hattest du schon mal in Action mit einem Pfarrer oder sowas zu tun?
Tobias: Na klar, immer wieder. Also zum Beispiel mache ich auch das Konzept, dass Menschen nicht nur schriftlich oder irgendwie in Gebäuden miteinander verbindet, sondern ich mache auch das Konzept der Brauung. Das heißt, dass Menschen, so wie die Zutaten des Bieres, werden ja unzertrennlich miteinander verbunden und da haben wir eine Zeremonie, dass das mit dem Braupaar dann natürlich macht.
Markus: Schön!
Tobias: Und da sind natürlich oft auch dann natürlich Pfarrer anwesend. Und da darf ich bis jetzt von mir behaupten, dass die, die dann zu mir gekommen sind und das mit mir besprochen haben, durchaus positive Rückmeldungen kamen, und das freut mich auch. Da muss man nicht gegeneinander sein, weil da geht es ja auch um die Nächstenliebe, um die Güte, um das Schöne am Leben und der Vergebung und solchen Dingen. Und da stehen wir uns, denke ich, oft nicht oppositionell gegenüber.
Markus: Ja, kann man in Zukunft gemeinsam gären oder so.
Tobias: Man kann gemeinsam gären und lange.
Markus: Ist ja auch wunderbar.
Tobias: Und anstoßen.
Markus: Da müssen wir drauf anstoßen, genau. Prost! Also jetzt wissen wir in etwa, was du da machst und wie du dazu gekommen bist und dass du da auf Feste zum Beispiel gehst oder so. Wie kommst du denn da dazu, also lädt dich jemand ein oder sagst du, ich komme vorbei oder kriegst du vielleicht auch einen Ruf und es wird gesagt, du musst jetzt aufs Oktoberfest und musst den Anstich machen oder irgendwie so, wie kommt das?
Tobias: Also ich würde schon gern mal auf dem Oktoberfest den Anstich machen, aber die müssen mich da, glaube ich, vorher fragen, ich werde da jetzt nicht einfach auf die Bühne spazieren können. Üblicherweise werde ich jetzt mittlerweile gefragt. Ich habe natürlich in der Anfangsphase, musste ich das ja auch herausfinden, da bin ich dem Ruf gefolgt, mehr oder weniger, und durfte manche Sachen machen. Jetzt letztes Jahr bin ich einem ganz großen Ruf gefolgt, da bin ich ja nach Göbekli Tepe gefahren, das war wirklich ein Ruf, um da hinzufahren. Ansonsten, jetzt so im Alltag, sage ich mal, ist es, kontaktiert man mich, ich habe hier ein Fest, ich möchte mich vermälzen, ich möchte heiraten, ich habe einen Junggesellenabschied und wir würden den Mann gern einen Segen mit in die Ehe mitgeben. Geburtstag, unser Fest soll gesegnet sein, wir hätten gern mal geweihte Braukessel. Dann schreibt man mich einfach an und dann muss halt der Terminkalender das hergeben, ist ja klar.
Markus: Ja und da kommen wir gleich noch dazu. Jetzt hast du gerade so ein Stichwort genannt, wo ich finde, da müssen wir unbedingt gleich einhaken, bevor es am Ende noch vergessen wird.
Tobias: Ich glaube nicht.
Markus: Ich glaube es auch nicht, aber trotzdem, denn du warst da, wo ich noch nicht war zum Beispiel, was ich total spannend finde, nämlich an auf jeden Fall einem der, zumindest aktuell, bekannten Ursprungsorte des Themas Bier, sagen wir mal so. Also ganz genau weiß man nicht, wo man nicht noch irgendwas Älteres findet, aber auf jeden Fall …
Tobias: Ist ja analogisch beschrieben, was man hier macht.
Markus: Genau, also auf jeden Fall super spannend. Ich habe mal auch einen BierTalk gemacht mit der Archäologin, die dort vor Ort war.
Tobias: Mit der Laura.
Markus: Genau, die aus Österreich kommt.
Tobias: Ja, die habe ich auch getroffen.
Markus: Ah, sehr gut. Genau, aber das heißt, du warst vor Ort, vielleicht kannst du uns da ein bisschen teilhaben lassen. Also für alle jetzt wiederum, die das noch nicht so wissen, also der Ort heißt Göbekli Tepe, ist in der Türkei, Nähe Grenzregion zu Syrien, denke ich mal, und dort hat man Ausgrabungen gefunden. Da kannst du gleich ein bisschen was dazu erzählen, wie das so ausschaut, was das ist. Und man weiß eben, dass das, wie gesagt, eine der ältesten Fundstätten für wohl Brauwesen oder Bierherstellung ist. Genau, erzähl uns mal ein bisschen, also wie ist das da, wie kamst du überhaupt hin, was hast du da erlebt, was hast du gesehen?
Tobias: Das ist natürlich ein langer Weg dahin, denn ich bin jetzt da nicht mit dem Flugzeug hingeflogen, sondern ich habe gewusst oder das war Teil dieses Rufes, der mich dahingeführt hat, war der Übergangspunkt von Menschen, der nomadisch lebt, zu einem Menschen, der sesshaft wird. Also das ist einer der wichtigsten Knackpunkte der gesellschaftlichen zivilisatorischen Entwicklung, die wir in den 300.000 Jahre Existenz Homosapiens mit haben. Ab diesem Punkt, wir haben 280.000 Jahre, 290.000 Jahre keinen Ackerbau betrieben und ab dem Punkt, wo wir Ackerbau betrieben haben, haben wir richtig auch aufs Gas gedrückt, also das ist ein ganz, ganz entscheidender Punkt. Und diese Menschen waren aber Nomaden, die waren nicht sesshaft, die sind immer wieder rumgelaufen. Das heißt, für mich war es klar, dass ich diesen Ort auch als Nomade erreichen möchte. Das heißt, ich bin da jetzt nicht gelaufen, wäre auch sicher sehr schön, aber man ist ja irgendwo doch auch dann limitiert dann und Gepäck habe ich natürlich dabei, das ganze Bierschoff-Equipment möchte ich ja mitnehmen. Und deswegen bin ich mit meinem alten VW-Bus von Deutschland über den Balkan bis in die Türkei gefahren und wieder zurück, 12.000 Kilometer waren es insgesamt. 12.000 Jahre in der Geschichte zurück.
Markus: Boah!
Tobias: Das war natürlich wunderschön. Und ich habe in jedem Land, wenn möglich, eine Brauerei und ein Gasthaus besucht, um auch die Kultur auf diesem Weg zu lernen, zu erkennen, die Unterschiede zu sehen. Und auch einfach die vielen Gemeinsamkeiten durfte ich erkennen, die man einfach doch überall dann hat, wenn man auch die Sprache nicht spricht, dass man sich doch einfach mit einem Seidla in der Hand, kann man sich verständigen. Ja und da bin ich da nach Göbekli Tepe gekommen, irgendwann, ganz großer Zufall, da war gerade der World Neolithic Congress. Neolithicum nennt sich diese Zeit, in der praktisch Göbekli Tepe gebaut worden ist. Dann war ich dort plötzlich in der Universität zwischen diesen ganzen Archäologen, Professoren, Doktoren und halt diese irgendwie dahin reingeschlappte Oberfranke. Weiß ich nicht, ob ich da was zu suchen hatte, aber ich sollte da sein.
Markus: Du warst da, ja.
Tobias: Ich sollte auch da sein, ich durfte da sein, ich durfte teilhaben und ich durfte mit diesen Ausgräbern sprechen. Und dann durfte ich irgendwann auch auf diesen Berg, durfte ankommen, das war mein Ziel. Und Göbekli Tepe ist auf so einem, ja, kargen Hügel und da endet sozusagen, also nach Süden ist die obermesopotamische Ebene. Das ist ein ganz weites flaches Land, Richtung Süden, Richtung Syrien, und das macht so einen Halbkreis, das Gebirge. Und in der Mitte dieses Halbkreises ist dann praktisch der erste Hügel, den man hochgeht, der da der höchste so ist, da drauf haben die das gebaut, aus riesigen Kalksteinen, bis zu 8 Meter hoch. Also nagele mich bitte nicht drauf fest, auf diese ganzen exakten Daten. Riesige Säulen, 15 Tonnen schwere Steine, haben die eine gigantische Halle damals gebaut vor 12- bis 13.000 Jahren. Und dann ist man eben drauf gekommen, dass man da … wie kommt man da jetzt aufs Bier. Die haben aus diesem Kalkstein heraus, riesige Töpfe geschlagen. Also mit Steinzeitwerkzeug, es gab noch kein Metall. Das heißt, mit Flint Stones, mit Feuersteinen, mit Granitschaben haben die riesige Kessel gebaut. Und man hat verbranntes Getreide auf diesem Gelände gefunden. Weil, nichtverbranntes Getreide ist natürlich weg, das verrottet alles, besonders in 12.000 Jahren findet man davon gar nichts mehr. Und dann konnte man da Bier nachweisen. Na, Moment, das möchte ich jetzt genau sagen, wie es die Archäologen sagen, in der Wandung der Kalksteinkessel wurden Probebohrungen gemacht und da sind Restrückstände von Bierstein gefunden worden, die entstehen, wenn Getreide verkocht wird, ganz vorsichtig mal ausgedrückt. Ich bin da jetzt auch kein Chemiker, aber das war so ungefähr das. Und deswegen ist man darauf gekommen, da muss es wohl Bier gegeben haben.
Markus: Spannend! Und hast du auch dich der Frage nähern können, wie die dieses Bier da gemacht haben? Also weil, das sind ja Steingefäße sozusagen und man hatte ja damals noch keine Möglichkeit, das irgendwie mit Feuer untendrunter zu erhitzen oder was wir heutzutage machen. Oder später hat man ja dann Holzgefäße gehabt, auch die kann man ja nicht unten irgendwie heißmachen. Weiß man, wie das lief?
Tobias: Also da hat die Laura, Prof. Dr. Laura, Nachname fällt mir gerade jetzt …
Markus: Der fällt mir jetzt gerade auch nicht ein, aber wer in der BierTalk-Historie guckt, findet das.
Tobias: Aller höchsten Respekt an ihre Forschungsarbeiten. Die hat da Experimente gemacht, das habe ich mir natürlich angehört und sie dazu gefragt. Und dann habe ich selbst auch ein Experiment gemacht, das war mir wichtig. Ich habe auf der ganzen Route nach untern die Zutaten für ein Bier eingesammelt. Das heißt, ich hatte eine Hefe aus Nürnberg von Orca Brau, ich hatte Malz, habe ich in München mitgenommen. Dann hatte ich einen Hopfen aus Slowenien und dann hatte ich noch mal ein Wasser aus der Türkei und noch ein Firik Pilavi aus der Türkei, das ist ein besonderes Malz. Und das habe ich dann am Gaskocher, Camping-Equipment, verarbeitet, mir so eine Art Reibstein gesucht, so Basaltsteine und da drauf gerieben, das Korn und das verarbeitet und mich so ein bisschen dann an das angenähert und konnte da sozusagen so ein Bierexperiment starten. Das hat nicht lange gehalten, das war oxidiert, aber darum ging es ja nicht, ich wollte ja das verstehen, wie entwickelt sich etwas, was man an diesem heiligen Hügel braut, verhält und da durfte ich mich so annähern. Und, ja, also die haben Wildgetreide benutzt zu dieser Zeit damals, Gerste, Emmer, Einkorn. Weizen gab es noch gar nicht, und viele Gräser. Also wenn man jetzt so durch die Gegend läuft, jetzt gerade sind die Grashalme ungemähter Wiesen sehr hoch und da sieht man oben schon diese kleinen Grashalme. Und diese kleinen Körner hat man tatsächlich eingesammelt, die gemahlen und in diese Töpfe reingeworfen und dann mit erhitzten Steinen, so steinbiermäßig, hat man das dann gekocht.
Markus: Genau.
Tobias: Und nach Gefühl, also es wusste ja keiner was, die haben es ja erfunden.
Markus: Ja. Nee, also das, finde ich, war für mich zum Beispiel eine ganz, ganz spannende Erkenntnis, dass die eben, wie du gerade sagst, so steinbiermäßig, also wahrscheinlich das Ursteinbier, was man halt eben, weil man eben nicht drunter irgendwie Feuer machen kann oder so, eben gesagt hat, okay, wir nehmen Steine, erhitzen die irgendwo und werfen dann diese heißen Steine in unser Wassergetreidegemisch. Und können das dann auf diese Art und Weise sogar wirklich ein bisschen steuern, weil ich halt über die Anzahl, wie viele Steine und wie große Steine und so, ist ja ein bisschen try and error, mit der Zeit kann man das, kann man eben tatsächlich auch gewisse Temperaturen erreichen. Und das ist total spannend, also wie Leute zu dieser Zeit solche Techniken dann offensichtlich schon entwickelt haben, auch in dem Maßstab. Also ich denke, das wirst du ja auch vor Ort gesehen haben, wie groß die Dimension war, sowohl von dem Heiligtum an sich, aber ich habe eine Publikation gelesen, dass man da jetzt drum rum einfach auch viele, viele Höhlen und andere Sachen entdeckt hat, wo man einfach sagen muss, das war dafür, dass man eigentlich gedacht hat, das war vielleicht nur so eine Kultstätte, das muss mehr gewesen sein. Also das muss größer gewesen sein, da muss es eine regelmäßige Produktion gegeben haben und dauerhafte Besiedlung und all das vor dieser Zeit. Also da ist bestimmt noch viel Forschung zu tun, super spannend. Also da beneide ich dich total, finde ich cool, dass du da warst und danke dir auch für diese Schilderung, das ist ganz, ganz toll. Und wir das wiederum vergessen, ich glaube, du hast sogar ein Bier mitgebracht, was damit etwas zu tun hat.
Tobias: Das könnten wir mal versuchen, da bin ich auch sehr gespannt, ob das jetzt noch gut ist. Das ist von der Neda Brewery aus Istanbul, die haben eben dieses Freaky-Malz da verwendet. Das ist nicht komplett ausgereiftes Gersten- oder Weizenmalz, so genau … lost in translation, sage ich mal, es müsste Gerste sein. Und das ist nicht komplett ausgereift, denn die Enzyme im Korn gehen zur Neige, also die bauen ja den Zucker auf, aber bauen den Zucker ja auch wieder ab oder die Stärke. Das heißt, sie funktionieren in beide Richtungen. Im Bierbrauen wollen wir es zum Abbauen hernehmen, weil wir dann den Zucker haben wollen. Und die sind aber noch vorhanden im Korn, bevor es ausgereift ist, dann bauen die sich sozusagen selber ab und dann müssen die wieder erweckt werden, so sind sie noch da. Dann wird die Spreu vom Weizen getrennt. So die historische Betrachtung, wie man es mittlerweile macht, weiß ich nicht. Aber da werden die Körner oder das Ganze, der Büschel, den man halt abschneidet, sage ich mal, der wird verbrannt und dann kommt dadurch so eine leichte Röstung rein. Und dann kann man das zum Maisen nehmen, also direkt, weil du ja noch die Enzyme drin hast, und dann fährst du halt deine Rasten ab. Und so funktioniert das, wo wurde mir das zumindest erklärt von den lieben Leuten von der Neda´s Brauerei für Bosphorus Brewing. Die mussten sich leider umbenennen wegen politischen Diskrepanzen.
Markus: Aha.
Tobias: Auch sehr spannend, welche Widrigkeiten Brauen in aller Welt entgegen …
Markus: Finde ich interessant, ja, also vor allem, weil Knithos, also geschrieben Knithos, ja eher in die griechische Richtung tendiert, was in der Türkei ja eigentlich eher so, sage ich mal, vielleicht nicht so beliebt ist, aber anscheinend dann doch, sehr spannend.
Tobias: Die haben ja doch sehr viel gemeinsame Historie.
Markus: Auf jeden Fall, ganz viel, ganz, ganz viel.
Tobias: Ganz viel, ganz viel.
Markus: Also da fließt das kühle Nass, sehr, sehr schön.
Tobias: Schauen wir uns mal an, oder?
Markus: Wunderbar, genau.
Tobias: Ich rieche mal hier schön darein.
Markus: Genau. Es ist ein, ja, würde ich sagen, braun-, bernsteinfarben, dunkles, also rotgold, ach, wie auch immer, also schöne Farbe auf jeden Fall, sagen wir mal so.
Tobias: Rot ist es auf jeden Fall, so braunbiermäßig. Ganz wenig Schaum. Ist noch nicht drüber, vom Geruch her.
Markus: Nee, also man hat durchaus malzige Noten, ein bisschen auch …
Tobias: Ist erst 4 Monate abgelaufen.
Markus: Na dann.
Tobias: Na dann.
Markus: Auf jeden Fall mal Prost!
Tobias: Prost!
Markus: Interessant, hat so einen leicht weinigen Anklang auch, aber im positiven Sinn. Also was Fruchtiges, was Schönes, Honig.
Tobias: Ich habe das schon lange nicht mehr gehabt, das hat sich richtig gut gemacht. Also gekippt ist das Ding nicht, ne?
Markus: Nö. Nö, nö, passt.
Tobias: Passt.
Markus: Also auf jeden Fall deutlich anders natürlich,
Tobias: Ganz anders, ganz anders.
Markus: aber das will es und soll es ja auch sein.
Tobias: Ich habe davon einige jetzt auch über die Zeit, ich habe da ein paar Flaschen dabei gehabt. Ich glaube, die Beschreibung überlasse ich mal dir.
Markus: Ich versuche es mal. Also ich würde sagen, also von der Farbe her, wie gesagt, sind wir ja so bei einem, ja, rotbraun, eher dunklen rotbraun. Der Schaum, wie er noch da war, war er auf jeden Fall auch schön getönt, feine Poren. Und wenn wir da so reinriechen, dann finde ich eben, es hat so einen weinigen, eher so Retsina-mäßigen Anklang, aber ohne jetzt zu sehr in eine Alterungsaromatik zu gehen, sondern das scheint vielleicht von der Hefe auch ein bisschen zu kommen oder insgesamt von den Zutaten. Dahinter haben wir ein bisschen Toffee, ein bisschen so Malz, ein bisschen Röstaromen. Getreide auf jeden Fall ordentlich da. Auch noch ein bisschen was anderes Fruchtiges, vielleicht ein Hauch Banane oder so, also auf jeden Fall auch ziemlich komplex. Und im Mund oder am Gaumen fällt auf jeden Fall schon mal auf, wir haben eine schöne Kohlensäure, es moussiert schön auf der Zunge, ist da auch weich und rund. Es hat auch wieder, es changiert zwischen diesem weinige Retsina eben. Also ich finde es so harzig, auch so eine harzige Bittere ein bisschen im Abgang, davor aber wieder auch sowas wie so ein Malzbonbon, wie so ein Toffee, also sehr schön malzbetont auch. Also wirklich spannende Geschichte und kann ich mir total gut vorstellen, wenn wir jetzt in der Türkei irgendwo am Strand säßen und hätten so einen schönen Grillteller vor uns und, ja.
Tobias: Da würde das super zu passen.
Markus: Ja, da würde es auf jeden Fall, ja.
Tobias: Zu Kebab natürlich, Kebab, ja.
Markus: Hervorragend. Also, ja, danke schön für diesen Einblick, also großartig. Ein echtes türkisches Bier, nachdem Efes jetzt bei Warsteiner gebraut wird.
Tobias: Für mich ist da ein so ein Ding drin, ich kriege das nicht benannt.
Markus: Hast du die auf dem Weg dahin …
Tobias: Genau.
Markus: Die hast du besucht. Vorher oder nachher?
Tobias: Vorher. Das war in Istanbul, da muss man ja, also wenn man mal in die Türkei fährt, dann muss man mal nach Istanbul.
Markus: Unbedingt, ja.
Tobias: Unbedingt zu empfehlen ist auch, dass nicht unbedingt mit dem eigenen Auto zu machen. Also fahrt da lieber Taxi.
Markus: Ich bin einmal in Tunis Auto gefahren, das ist schon lange her, das war in den 90ern, aber das war echt ein Erlebnis. Also weil, jeder freie Quadratmillimeter, der vorhanden war, wurde von den Autos auch genutzt, egal ob Bordstein, ob Marktplatz, was auch immer und man fährt Querbeet. Recht hat der, der am lautesten kundtut, was er will und am deutlichsten und selbstbewusstesten. Und wenn man lernt, da mitzuschwimmen, funktioniert es, aber es ist für einen Mitteleuropäer erst mal ein gewisser Lernprozess.
Tobias: Man muss da schon reinkommen. Also jetzt sind es noch die ganz vielen beinahe suizidalen Lieferrollerfahrer,
Markus: Oh ja!
Tobias: die schneiden einen auch mal ganz schnell. Aber das war auf dem Weg Istanbul. Knidos, durfte ich in der Gaststätte sein und in der Brauerei, habe natürlich beides segnen dürfen. Da habe ich dann auch einen neuen Titel bekommen, denn es wurde jemanden erklärt, was passiert da jetzt eigentlich, ja. Mir wird ja auch vorgeworfen, es wäre ja sehr einfach, das Christentum zu parodieren so. Aber dort habe ich den Titel, es wurde einem älteren Herrn erklärt und wurde da einfach gesagt, ja, ist Bier-Iman, Bierra-Iman. Und, ach ja, klar, macht Sinn, Bierra-Iman, also ich bin der Iman des Bieres. Ist okay für mich, freut mich, und da gab es dann 6auch keine Anfeindungen.
Markus: Ja und da kann man ja auch Grenzen überwinden beziehungsweise verbindend wirken, das ist ja richtig cool. Wobei ich mir vorstellen kann, dass es bei dem ein oder anderen Islam-Anhänger auch noch mal zu Widerständen führen könnte.
Tobias: Da reicht es aber auch schon, dass man einfach Christ ist.
Markus: Das stimmt, ja.
Tobias: Also das ist dann egal, ob man spöttisch dem christlichen Gott gegenüber ist oder nicht.
Markus: Ja.
Tobias: Das durfte ich auch erleben, das reicht, dass man Christ ist. Das ist aber dann, Istanbul ist sehr liberal, progressiv, zukunftsgewandt. In den Regionen um Sanliurfa und Nahe an der syrischen Grenze, da ist der Islam noch mal deutlich stärker ausgelegt, deutlich restriktiver. Da wird dann Alkohol zum Beispiel nur nachts getrunken, weil dann sieht es ja Allah nicht, so.
Markus: Praktisch, oder?
Tobias: Ja, also gerade in der Türkei waren ganz besonders große Unterschiede auch in der Bierkonsumkultur festzustellen. Aber im Wirtshaus in Urfa, haben wir dann eins gesucht mit diesen Archäologen, um mal Kongressnachbesprechung. Das war tatsächlich mit einem Schiebefenster, man musste klopfen, dann wurde geguckt, wer steht vor der Tür und der darf dann auch rein. Also ist nicht wie bei uns, klack, Schwemme, so wirklich jeder erst mal rein, Seidla in die Hand und dann schaut man mal, ob man einen Platz findet. Nee, da wurde schon an der Tür, harte Tür sozusagen, wie am Klub und dann gab es erst Gerstensaft.
Markus: Krass. Ja, das sind tolle Erlebnisse. Ich bin auch mal durch Ägypten getourt, einmal von oben nach unten und einmal von links nach rechts, super spannend, aber eben viele Gegensätze. Tolle Kultur, also das finde ich auch immer wichtig, das zu respektieren und zu akzeptieren. Da lebt man halt anders, deswegen nicht besser oder schlechter, sondern anders.
Tobias: Anders.
Markus: Und solange man damit zufrieden ist, ist das auch gut. Und ich muss sagen, was ich eigentlich auch ganz positiv erlebt habe jetzt mit diesem ganzen Religionsthema, also zumindest im eigenen Islam ist es so, wenn du irgendeiner Religion anhängst, bist du trotzdem eigentlich normalerweise respektiert. Sie sind noch mal anders, wenn jemand gar nicht gläubig ist, weil da kommt so ein Missionsgeist rüber, aber normalerweise akzeptieren sie, wenn man sagt, man hat eben seinen Glauben. Wie das jetzt bei einem Bierglauben ist, weiß ich nicht, da könnte man noch mal, aber das ist ja auch egal.
Tobias: Ich meine, das sind ja alles abrahamitische Religionen so.
Markus: Stimmt, ja.
Tobias: Was mir geholfen hat, war Rüdiger Nieberg hat einen ganz, ganz tollen Spruch dazu gehabt, als er kritisiert wurde oder gefragt wurde, glaubt er denn an Allah und da hat er gesagt: „Ich glaube an den einen Gott und wenn es nur den einen gibt, an welchen anderen soll ich denn glauben.“ Und damit ist dann auch, also ja, also wenn es nur den einen gibt, kann ich ja schlecht an einen anderen glauben. Und das fand ich sehr weise und durfte das für mich mitnehmen und das hat auch geholfen, sage ich mal.
Markus: Stimmt und der offenbart sich halt in verschiedenen Formen und insofern, genau.
Tobias: Insofern, bei mir ist es halt manchmal mehr der Seidla.
Markus: Genau. Und da sind wir jetzt eigentlich wieder zurück, also weil du jetzt auch gerade gesagt hast, du hast auch in der Türkei dann eine Brauerei gesehen. Wie muss man sich das denn vorstellen? Also, sagen wir mal, diese Brauerei hier würde mit dir einen Termin ausmachen und sagen, wir würden gern unser Brauhaus segnen lassen, wie würde das ablaufen?
Tobias: Erst mal schauen wir uns natürlich den Prozess einmal an. Also es muss ja dann der Brauer, Braumeister, jemand, der mit den Anlagen vertraut ist, der hat dann natürlich auch manchmal gewisse Anliegen, was man vielleicht mal mit Segen bedenken sollte. Ist es mal der Läuterbottich, ist es mal das Kühlschiff, ist es mal der, ja, Hopfenkocher, Whirlpool, irgendwas zwickt immer, das hört man sich natürlich zuerst an. Ist ja klar, ich möchte mich da hineindenken. Und dann machen wir einen symbolischen Sud. Ich nehme meinen heiligen Kelch, wie heilig der ist, mittlerweile hat er sehr viel gesegnet, mag was dran sein. Dann wird darin Wasser hineingegeben, dann wird Gerste hineingegeben, dann wird Hopfen hineingegeben und dann haben wir sozusagen schon mal sowas wie gebraut, denn mit frischem Bier die Tanks und Anlagen zu bespritzen, das macht immer einen Brauer ein bisschen traurig, weil er dann viel putzen muss, also nehmen wir einen symbolischen Sud. Wenn die natürlich gerade jetzt in dem Moment brauen, während einer Segnung in der Brauerei, dann nehmen wir den Sud, der da ist.
Markus: Klar.
Tobias: Also aus dem Kessel heraus segnen ist natürlich noch besser, dann muss halt wieder geputzt werden. Also da muss man sich ein bisschen anpassen. Ja und dann werden halt die Gerätschaften meistens der Benutzungsreihenfolge, sage ich mal, entlang gesegnet, auf ihre Funktionen, auf ihren Ausschlag. Gegen Verunreinigungen ein bisschen Weihrauch dazu, das hilft ja auch oft, einfach Bakterien mögen das nicht so gerne, wenn da ein bisschen Weihrauch da ist. Und dann riecht das Ganze wunderbar und dann gibt es da einen Segen aus Wasser, Hopfen und Malz.
Markus: Gibt es da eine bestimmte Formulierung, die du da benutzt, kannst du uns ein Beispiel geben?
Tobias: Das ist eben aufgrund der unterschiedlichen Problematiken, die die Kessel haben. Ich habe da keine komplett festgelegte Formulierung, sondern das ist immer eine Eingebung in dem Moment, aber in jedem Fall, ne, im Maischebottich ist ja der Hopfen nicht so wichtig, sondern da wird ja der Wunsch aus dem Wasser und der Stärke gegeben. Ich könnte jetzt einfach mal symbolisch vielleicht einen Segen sprechen, mal so hier quer durch die Wand, da hinten ist der Braukessel.
Markus: Genau.
Tobias: Und so segnen wir diesen Braukessel im Namen des Hopfens, des Malzes und des reinen Wassers, auf dass das Bier, das darin geboren wird aus dem Wasser, dass zuerst gegeben wird, in dass das Malz eintaucht, ja, entstehen darf. Dass sich das Malz löse, dass es sich aufspalte in die Teile, die wir wollen. Auf dass es dem gibt und uns bereichert in seiner Stärke, die danach in die Kessel weiterfließen soll. Prost!
Markus: Wunderbar.
Tobias: Ganz spontan jetzt so, ich sage mal.
Markus: Das wäre ja ein perfektes Schlusswort, aber wir sind erst mindestens bei der Hälfte, höchstens so. Also spannend, cool. Hat auf jeden Fall auch eine Andacht in sich, wo man merkt, das hat auch durchaus eine sehr ernste Komponente. Ist ja auch, Brauen hat ja viele spannende Teile, wo man auch viel bedenken muss. Braust du selber auch?
Tobias: Sporadisch, sage ich mal, hobbybrauermäßig, sage ich mal, ist das dann eher. Und da bin ich eher so auf dieser experimentellen Seite, da versuche ich dann wirklich ganz, also ich nenne es mal Extremhobbybrauen. Wie gesagt, das Amt für Göbekli Tepe nenne ich jetzt mal als Paradebeispiel, ich bin im Moment dabei, mir so einen Kalksteinkessel zu organisieren, dass ich mir das selberbaue, um da mal in so eine Richtung, ich sage mal, forschen.
Markus: Das ist sehr interessant.
Tobias: Das wäre interessant, spreche ich gerade mit dem Steinbruch, ob ich mal so einen Kalksteinblock kriege und ob ich da ein Loch reinmachen darf und so in der Richtung, das ist eher das. Und wenn ich dann aber Bier mache oder das verkaufbar ist, dann mache ich das mit Brauereien zusammen. Jetzt die letzten Jahre mit Orca Brau zum Beispiel, da sind aber andere Brauereien auch möglich und im Gespräch, immer gerne mit Orca.
Markus: Ja, der Felix ist ja ein Goldstück von einem Menschen.
Tobias: Ah, ganz großartiger Mensch.
Markus: Insofern, also schöne Grüße an dieser Stelle, genau.
Tobias: Ganz liebe Grüße.
Markus: Und apropos, also du hast ja gerade von Weihrauch erzählt und wir haben gerade über das Bierbrauen gesprochen, da gibt es ja ein Beispiel, oder?
Tobias: Da hätten wir jetzt 2 Beispiele da, da darfst jetzt du mal eins aussuchen. Ist es eher der Weihrauch-Bock oder eher der Doppelbock?
Markus: Also ich sage ja selten entweder oder, ich sage ja meistens sowohl als auch.
Tobias: Wenn beides möglich ist, also beides ist möglich.
Markus: Also es kommt auf dich an.
Tobias: Womit fangen wir an?
Markus: Wir haben ja 2 tolle Flaschen da, ich finde allein schon die Gestaltung sensationell. Also einmal die Dreimalzigkeit, ein Weihrauch-Bock und einmal den Trinitator, einen Holi-Doppelbock. Ich denke mal, man würde wahrscheinlich mit dem Weihrauch-Bock anfangen. Erstens wäre es für mich jetzt ein schöner Übergang, von meinem Rauchbier habe ich vielleicht noch ein bisschen Anklang da dran. Außerdem ist das Logo ja wirklich sehr schön mit dieser Dreifaltigkeit in sich auch, wie so eine Blüte gemacht, mit Wasser, Hopfen und Hefe, dazwischen das Getreide, wunderschön gemacht. Also wenn es nach mir ginge, würde ich mit der Dreimalzigkeit anfangen.
Tobias: Dann fangen wir mal mit dem. Wichtig ist, es ist nicht der Eisbock, der heißt auch Dreimalzigkeit.
Markus: Ah, okay.
Tobias: Da durfte ich eine kleine Serie machen, die mit einem Märzen anfängt, untergärige Serie sozusagen, mit Märzen anfängt, dann ein Bock, dann ein Doppelbock und dann gab es noch einen Eisbock.
Markus: Eisbock, hervorragend.
Tobias: So da das ist eine ziemliche Steigerung, sage ich mal, des Ganzen.
Markus: Ja.
Tobias: So, dann nehmen wir mal die Kelche.
Markus: Danke schön. Hervorragend, also wir haben ja da Gläser stehen und dieses wunderbare Bier.
Tobias: Ich mag es mal wieder ein bisschen steiler gießen.
Markus: Hervorragend!
Tobias: Ja, da ist ein bisschen Schaum.
Markus: Wunderbar!
Tobias: Ich sehe schon, da auch beim Eingießen ist eine gewisse Erfahrung bei dir schon da.
Markus: Naja, ich schenke ja schon ein bisschen länger ein als du.
Tobias: Ja, ist hervorragend, auf jeden Fall. Da mache ich noch mal einen kleinen Schaumschuss.
Markus: Ah ja, wunderbar. Also wieder, die Farbe ist sensationell, jetzt sind wir wirklich bei Mahagoni oder so, oder?
Tobias: Da sind wir jetzt hier dunkel.
Markus: Oh, schön! Aber mit Rotstich wieder, also ganz, ganz toll. Also wunderbar, total schön, also mit einem schönen Rotstich dabei, oben der Schaum auch schön dunkelbraun getönt. Wir riechen mal rein. Ah ja, tatsächlich.
Tobias: Ich könnte fast schwören, ich rieche den Weihrauch.
Markus: Ja und so ein bisschen drum rum, ein bisschen Datteln, ein bisschen Feigen.
Tobias: Der ist ja schon alt.
Markus: Hat schon ein bisschen was, genau.
Tobias: Der durfte schon reifen, ne, sowas. Wann haben wir den abgefüllt, 21 haben wir den abgefüllt.
Markus: Gut, 4 Jahre sind völlig okay für so einen Bock. Okay, dann probieren wir ihn jetzt mal und dann musst du uns unbedingt erzählen, was da dahintersteckt. Hat sich wunderbar gehalten, schön. Ein dezenter Weihrauch, der war wahrscheinlich mal stärker am Anfang.
Tobias: Ich finde, er ist jetzt wieder stärker geworden,
Markus: Ah, okay.
Tobias: der ist jetzt wieder stärker geworden.
Markus: Spannend.
Tobias: Aber der kommt auf jeden Fall raus, ne?
Markus: Er kommt raus, auf jeden Fall, ja.
Tobias: Aber der ist stärker als beim Trinitator.
Markus: Da ist auch Weihrauch drin?
Tobias: In allen Bieren von mir ist Weihrauch drin, bis jetzt.
Markus: Okay, mal sehen, perfekt. Ja, schön, auf jeden Fall auch ein wunderbares Bier. Auch wieder was, was sehr weich ist, das finde ich jetzt auch gerade sehr schön, gefällt mir gut. Und man merkt gar nicht so, dass es ein Bock ist, also könnte man jetzt easy …
Tobias: Also dass der 6,2 hat, 6,0, das ist jetzt nicht sofort präsent.
Markus: Ja, schönes gemütliches Bierchen.
Tobias: Also ich finde, man merkt schon, dass der ein bisschen, also man sagt ja immer, so ein ganz süffiger Bock ist es jetzt nicht, weil er einfach noch mal so ein kleines Eckchen Komplexität mitbringt.
Markus: Ja.
Tobias: Aber wenn man jetzt sagt, man hat Durst, dann ist der schon schnell weg.
Markus: Erstens das oder wenn wir jetzt sagen, wir haben so einen Fruchtsalat. Also ich mache immer in der Weihnachtszeit eher, das ist jetzt natürlich gerade die falsche Zeit, aber mache ich immer so einen Obstsalat, wo ich zum Beispiel viele Nüsse rein tue und eben Feigen und Datteln und Rosinen und vielleicht auch ein Schüsschen Rum und was weiß ich was, viele Citrusfrüchte, Ananas und was weiß ich,. Und ein bisschen Schokolade auch, also ganz wichtig für Obstsalat, ein bisschen dunkle Schokolade raspeln, macht jeden Obstsalat geil, also kann man viel machen. Und das zum Beispiel wäre mit diesem Bier der Hammer, also sehr, sehr cool, spannend. Ja, erzähl mal, also wie kommt man überhaupt da drauf und wann kommt dieser Weihrauch ins Bier? Wo hast du den her, wie lief das, was hat der Felix dazu gesagt?
Tobias: Was hat Felix dazu gesagt. Na, ich hatte vorher schon ein Märzen, das ist natürlich jetzt nicht mehr, ein Märzen ist nicht solange lagerfähig. Deswegen freut es mich, dass ich noch ein paar Flaschen von diesem Bock übrig habe und da ist natürlich ein besonderer Anlass, mit dir da mal eine aus dem Keller zu holen.
Markus: Danke schön, ja.
Tobias: Viele gibt es nicht mehr. Aber, ja, da hatten wir diesen Märzen gebraut noch auf der alten Brauanlage bei ihm. Also das spielt auch mit rein, dass es nicht lange haltbar ist, sage ich mal so. Und das war mit der erste Sud, den wir dann auf der Kaspar Schulz, die er jetzt hat, gemacht. Und wir haben uns eben gesagt, ja, wir finden uns gut, wir finden uns sympathisch, wir brauen ein Bier zusammen, einfach collab-mäßig.
Markus: Ganz kurz, hast du die Anlage dort auch gesegnet?
Tobias: Selbstverständlich.
Markus: Logisch, ja.
Tobias: Also die haben auch eine Urkunde in der Brauerei hängen, gesegnete Brauanlage. Die erhält dann auch jeder, dessen Brauerei gesegnet wurde, erhält eine Urkunde mit Wachssiegel, dass man da auch einen Nachweis hat. Also es gibt viele Prämierungen, aber die Bierschoff-Segnung ist eine ganz rare Auszeichnung der Brauerei.
Markus: Und nachhaltig.
Tobias: Und nachhaltig.
Markus: Ja, ja. Okay, ich habe dich unterbrochen.
Tobias: Kein Problem. Ja und dann haben wir uns einfach gesagt, ja, wir machen ein Bier, dann kam eben die Idee auf, Märzen, Bock, Doppelbock. Eisbock so mal in der Zukunft gedacht, jetzt ist da natürlich der Bock dran oder beziehungsweise war dann dran. Dunkel, fränkisch. Damit mussten wir den Felix ja fast schon dazu überreden, mal was eher Klassisches zu machen. Das habe ich geschafft und deswegen ist es ein Bock geworden. Und das war, glaube ich, auch so mit das erste vollreinheitskonforme Bier, dass er dann auf der neuen Anlage gemacht hat.
Markus: Trotz Weihrauch?
Tobias: Nee, Weihrauch, Buchen.
Markus: Ach so, ihr habt so ein Rauchmalz gemacht so?
Tobias: Ich habe das Malz, genau, Rauchmalz benutzt und dieses Malz, das möchte ich jetzt nicht völlig verraten. Das ist ein bisschen mein Geheimnis, ich habe mir da eine Technik entwickelt, die wurde mir eingegeben, sage ich jetzt einfach mal, mit der ich ins Malz schon den Weihrauch reinkriege. Dann wurde natürlich ein bisschen Weihrauch vorgelegt in zum Beispiel den Läuterbottich, haben wir die Weihrauch-Glocke reingestellt, in den Whirlpool und der Rest wird einfach von außen gesegnet, aber da kommt er in den Prozess, über das Weihrauch-Malz. Hier waren es 2 Säcke, 50 Kilo war das Malz, ja, genau. Ist eine ganz schöne Heidenarbeit. Die sind da drin und dann halt die klassische Bockschüttung. Max, ne, du kennst Max von Orca, liebe Grüße, jetzt woanders, liebe Grüße an der Stelle, hat sich da viele Gedanken gemacht oder ist eine sichere Bank, dass wir dann so ein rundes Ding noch mit rausbekommen.
Markus: Hammer!
Tobias: Und dann haben wir halt noch den Hopfen, haben wir natürlich auch noch geweihräuchert. Genau, die Hefe nicht, das macht keinen Sinn, da tut man nicht so gut damit, vorher, danach, aber sie hat sich wohl … Ach, genau und dann habe ich noch für den Sud eine Hefe aus 14-Heiligen geholt, ja.
Markus: Aha, die ist zumindest dem Weihrauch nahe.
Tobias: Die ist dem Weihrauch nah, die kommt aus einer Gose-Brauerei, kann man so sagen.
Markus: Absolut, ja. Und vielleicht, also noch mal ganz kurz gesagt für alle, die das jetzt so en passant mitbekommen haben und das nicht wissen, also Orca ist Orca Brau, eine Brauereien in Nürnberg. Der Felix war auch schon im BierTalk, hat seine Geschichte erzählt. Ist ganz spannend auch, hört euch das ruhig mal, warum das überhaupt Orca heißt und was seine Philosophie ist. Und ich habe ihn noch kennengelernt in seinen ersten Tagen und da war er wirklich wie der Ritter gegen das Reinheitsgebot sozusagen, deswegen eben dieses Thema, ihm zu einem normalen Bier zu überreden, ist gar nicht so einfach. Mittlerweile sieht er das, glaube ich, auch ein bisschen entspannter, es hat auch vielleicht was mit dem Alter zu tun, wer weiß, aber wir hatten auf jeden Fall tolle Gespräche jetzt wieder beim Bierfest in Nürnberg. Und coole Sache, er ist einfach ein ganz, ganz lieber Mensch, allem anderen voran, was ich total schön finde. Und was wir in der Bierwelt, glaube ich, mit den Meisten haben, was sie ja so schön macht eigentlich.
Tobias: Das ist wirklich wunderschön, das darf man ruhig ansprechen, das ist definitiv so.
Markus: Ja. Also und Weihrauch, also das könnte natürlich auch eine ganz neue Marktlücke sein. Also ich hatte ja mal eine lange Diskussion mit Vertretern der Kirche tatsächlich, warum wir denn in dem Gottesdienst nicht auch Bier verwenden können. Also weil, der jüdische Glauben zum Beispiel, die haben in den 1910er-, 20er-Jahren, irgendwann war das, tatsächlich sich die Erlaubnis eingeholt bei ihren Rabbis, dass man hier bei den Zeremonien Bier statt Wein verwenden darf, weil die eben gesagt haben, in der Religion verwenden wir deswegen eigentlich Wein, weil da, wo die Religion herkommt, Wein das edle, besondere Getränk der Regionen war. Und wenn man in einer anderen Region war, wo es ein andere edles, besonderes Getränk gibt, sage ich mal so, also jetzt sehr abstrakt, dann ist es eben auch durchaus erlaubt und völlig in Ordnung, wenn man statt des Weines dann eben dieses andere Getränk nimmt, und damit durften die zum Beispiel bei ihren Zeremonien Bier verwenden. Und das ist ja dem christlichen Pfarrer hier immer noch verboten. Aber vielleicht, wenn man da Weihrauch drin machen kann, könnte es doch was sein, was da einen natürlich schon umstimmt, ne.
Tobias: Da möchte ich kurz einhaken.
Markus: Gerne.
Tobias: Hat mich ein bisschen theologisch jetzt, da müssen wir theologisch jetzt, gehen wir mal ein bisschen in die Tiefe. Du hast gesagt, das ist das wertvolle Getränk der Region, das ist alles aber auf dem Wein ja griechisch geprägt. Du hast gerade gesagt, du warst auch schon in Ägypten.
Markus: Ja.
Tobias: Ägypten, absolut über Jahrtausende hin eine riesige Bierkultur, Wein ist da gar nicht gewesen. Das heißt, alles Ägypten Bier. Zythos heißt das Zeug, ist bis nach Gallien exportiert worden in Amphoren und so weiter. In ganz großen Amphoren möchte man da nämlich sogar sagen, Weinamphoren waren viel kleiner und Olivenöl. So und jetzt erinnern wir uns mal an diesen einen Typen, so in der Mitte von der Bibel taucht der so auf, so Jesus haben die den genannt und den sein erstes Wunder war, Wasser zu Wein verwandelt, sagen sie, sagen sie.
Markus: Sagen sie, ja.
Tobias: Wo war das? IN Kanaan, das Wunder zu Kanaan. Das ist geographisch ziemlich nah an Ägypten, wenn nicht eigentlich in Ägypten.
Markus: Also damals auf jeden Fall Ägypten.
Tobias: Damals auf jeden Fall Ägypten und damit in eine Bierregion. Jetzt wurde das ganze Zeug aber von diesen Griechen aufgeschrieben, die haben das wahrscheinlich nicht so richtig verstanden. Jetzt frage ich da halt man ganz modern, historisch kritisch stelle ich das mal theologisch zur These, vielleicht, wenn das denn so große Behältnisse waren, was sie gehabt haben für Wein, vielleicht sollte auf dieser Hochzeit auch Bier getrunken werden, war ja eine ägyptische Hochzeit und vielleicht war das erste Wunder Jesu gar nicht Wasser zu Wein, sondern Wasser zu Bier.
Markus: Also das könnte ich mir vorstellen, ja, könnte ich mir gut vorstellen. Also es ist tatsächlich so, dass bis heute noch die auch Wasser in Amphoren aufbewahren. Das sind dann so Tonamphoren und die haben oben einfach ein paar Löcher. Und irgendwie ist es anscheinend so, warum weiß ich nicht, aber das, wenn man da Wasser reinfüllt und es irgendwo hinstellt, dass auch wirklich frisch bleibt. Und da ist natürlich naheliegend, weil letzten Endes, die Amphore hat ja deswegen diese Form, dass sie unten so spitz ist, weil man sie halt in einem Land, wo der Boden mehrheitlich aus Sand besteht, sehr einfach irgendwo hinzustellen ist und dann auch stehenbleibt. Und das war der Grund, warum wir dann Fässer gemacht haben, weil das hier halt schlecht funktioniert in der Fränkischen Schweiz eine Amphore irgendwo rein zu rammen. Und insofern, also wer weiß, finde ich eine ganz spannende These, sollten wir mal dem nachgehen.
Tobias: Stelle ich jetzt mal zur Diskussion an.
Markus: Also wenn wir Hörer: innen haben, die jetzt hier in der Sache bewandert sind, gerne mal melden, wäre ja spannend, also dem mal auf den Grund zu gehen, cool. Also auf jeden Fall hier wieder ein sehr, sehr spannendes Bier. Wie weit waren wir denn, ich habe dich, glaube ich, schon wieder unterbrochen, oder?
Tobias: Das weiß ich eben auch nicht so genau.
Markus: Egal, also irgendwann war dieses Bier jedenfalls da. Wie kam es denn an?
Tobias: Ja, sehr gut, das war blitzschnell weg eigentlich. Also es ist ja immer nur 1 Sud, das waren jetzt da, genau, ein kleiner Sud, kein Doppelsud. Was hat der denn, weiß nicht, 400 bis 500 Liter sind das. Das ist sehr schnell weg. Jede Brauerei, den Ausstoß und das Sudhaus habe ich jetzt auch nicht im Kopf, nee.
Markus: Nee, ist auch nicht wirklich wichtig. Also spannend auf jeden Fall.
Tobias: Kam da gut an, genau.
Markus: Jetzt haben wir den Felix auf der einen Seite, der ja ein junger kreativer, obwohl ja mittlerweile auch gar nicht mehr so jung, aber egal, vielleicht jetzt gefühlt eher so, sagen wir mal,
Tobias: Gefühlt auf jeden Fall.
Markus: auf jeden Fall, genau, aus dieser Ecke kommt. Wie ist es denn auf der anderen Seite, also gibt es so ganz traditionelle gestandene Brauer, wie reagieren die denn, also hast du da auch offene Türen? Bist du da auch schon gewesen, in solchen Brauereien?
Tobias: Ja, ich überlege gerade, ob ich ein Beispiel, ein gutes habe. Also im Craft-Bereich ist es, sage ich mal, potenziell noch einfacher, aber ich war zum Beispiel auch schon, was jetzt sehr traditionell ist, ist jetzt Haberstumpf.
Markus: Ja, absolut.
Tobias: Würde ich sagen, Haberstumpf, zwar wieder neu aufgesetzt, aber an sich, das Brauereikonzept ist traditionell,
Markus: Absolut.
Tobias: Kupferkessel, Schleppkette, alles. Läutergrant, den nehmen sie jetzt nicht mehr, die haben jetzt wirklich einen Läuterbottich und machen das.
Markus: Aber ein wunderschönes Sudhaus.
Tobias: Das Sudhaus ist wunderschön, wirklich wunderschön. Auch die Keller, es ist wirklich eine ganz tolle Brauerei, ja, Biergarten auch klasse. Ganz große Empfehlung, es ist wirklich schön da.
Markus: Also falls jemand sucht, in Trebgast ist das, ganz schön, ja.
Tobias: Trebgast im Landkreis Kulmbach, echt schön. Genau, Othmar ist der Braumeister. Da durfte ich auch schon die Brauerei segnen zum Beispiel, so. Genau und da würde ich jetzt sagen, das ist schon traditionell, beinahe historisch, also ist historisch, ist ein historisches Gebäude, Sudhaus, Technik, die angewendet wird.
Markus: Nee, auf jeden Fall. Also da bist du ja auch flexibel und kompatibel, also das vielleicht auch an alle Brauer: innen, die hier zuhören, wenn ihr mal eure Brauerei segnen lassen wollt, in den Shownotes findet ihr die Kontaktdaten beziehungsweise könnt den Bierschoff einfach suchen, dann werdet ihr da auch fündig werden und könnt euch dann die Segnung quasi bestellen sozusagen. Wenn wir mal auf die andere Seite schauen, also das eine waren ja jetzt die, die das Bier machen, wenn wir mal zu denen schauen, die das Bier trinken. Das habe ich ja auch schon öfters erleben dürfen, also ich glaube, das letzte Mal für mich war, glaube ich, in Kulmbach auf dem Bierfest, wo du das auch unterwegs warst und das war schon auch toll zu sehen. Also das ist ja, ich sage es mal aus einer ketzerisch bambergerischen Perspektive, so eine Art Mini-Oktoberfest, wo man halt so ein großes Zelt hat, an allen 4 Ecken gibt es verschiedene …
Tobias: Hol mal Luft, okay, hol mal Luft, ja.
Markus: Ja, ja, ich weiß, ich weiß, ich sage ja, aus einer ketzerisch bambergerischen Perspektive, du kannst gerne gleich auf mich einhauen. Und man hat also diese verschiedene 4 Ecken, dieses Kulmbacher Bierzelt, wo es dann eben die verschiedenen Marken gibt dieser Biere. Und dazwischen wird Musik gespielt mit so vielen Prosits, wie es irgendwie geht, damit die Leute so schnell wie möglich so viel davon trinken, sage ich jetzt mal so ketzerisch, wie gesagt.
Tobias: Ist auch nicht alles falsch da dran.
Markus: Aber das Tolle ist und wir waren da und waren da schon 1, 2, 3 Stunden zugange und dann bist du da aufgetaucht und es war wirklich so, dass da auch eine Awareness da war. Also das heißt, es wurde ruhiger, man hat auf dich auch geachtet, du bist da gekommen in deinem Ornat, bist dann zu den Leuten hin mit deinem Stab und hast da mit den Leuten die Zeremonie durchgeführt. Werden wir jetzt gleich mal ein bisschen besprechen, worum es da geht. Und das war auch wirklich ein Highlight, war eine Show, hat den Leuten echt Spaß gemacht. Und, ja, vielleicht erklärst du uns ein bisschen, was passiert da, vielleicht auch, was passiert vielleicht spirituell auch mit den Menschen, weiß ich nicht und wie läuft das so?
Tobias: Also, genau, also ich glaube, worauf du anspielst, ist die Salbung des Bieres.
Markus: Wenn das so heißt, ja.
Tobias: So nennen wir das so halt. Also wir müssen da ja differenzieren, der Segen, den Segen kann man einfach so geben. Eine Brauung ist natürlich auch ein anderes Segnungskonzept. Dann gibt es noch die Braufe, die erfolgt, wenn man dann ins Bier hinein, vom Massdiener zum Bier jünger, zum Aprostel wird, dann erfolgt in diesem Zwischenschritt die Braufe. Oder auch bei Kindern, darf man natürlich auch einen Segen geben.
Markus: Nur ganz kurz, das heißt, bei dir kann man auch so eine Karriere oder in der Bierrität, wie auch immer man das nennt, kann man eine Karriere durchlaufen mit verschiedenen Leveln, sage ich mal?
Tobias: Ja, somehow hat sich das so entwickelt. Also ich wusste auch nicht, dass es das gibt, aber der Pfad des Bieres hat dazu geführt, dass das jetzt möglich ist, sage ich mal.
Markus: Spannend.
Tobias: Man musste da irgendwann differenzieren.
Markus: Okay, also kommen wir auch gleich noch dazu, was das differenziert.
Tobias: Genau. Aber, jetzt kommt jemand her und sagt, lieber Herr Bierschoff, euer Hochwürden, was auch immer, fühlt euch frei, mich anzusprechen mit, ist alles gut, Bierschoff ist völlig in Ordnung, und ich möchte gern eine Segnung haben. Bei manchen muss man da noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, dass das jetzt wirklich ein halber Liter ist. Weil Seidla it is, sagen wir immer wieder, es ist ein Seidla. Wir sind aus Oberfranken und einen Seidla kriegst du und das ist es. Und das ist auch genau die richtige Menge. Ich gebe nicht mehr und ganz selten weniger. Ich kann da natürlich schon Abstufungen machen, ich sage mal, gerade bei Damen im Dirndl ist es manchmal durchaus sinnvoll, nur 0,3 zu geben, sage ich mal, geht einfach physikalisch nicht anders. Aber Seidla it is. Ich mache auch keine zwei nacheinander, ich mache keine Maß. Wenn ich den Menschen nicht kenne und vertraue, dass er es kann, das ist wichtig, es gibt Menschen, die können das, das muss er aber erst mir … Ich versuche damit eben, aus den Stellen heraus verantwortungsvoll umzugehen, weil man kriegt dann einfach einen halben Liter Bier rein und der wird sehr schnell verzehrt. Und das geschieht so, der halbe Liter Bier, der wird mitgebracht. Ich gebe den nicht aus, dann habe ich keine schankrechtlichen Probleme, denn die Schankthematiken sind extern basiert. Also wenn jemand mit einem Bier kommt und der sieht sehr nach 15 aus, dann sage ich schon auch mal nein, aber erst mal hat er ja Bier in der Hand. Dann kommt das in den heiligen Kelch vom Aprostel, der gießt das in diesen Kelch ein. Dann wird es das erste Mal geschenkt, dann kommt es in den Trichter hinein und nach einer kurzen Setzungszeit, dann wird es ein 2. Mal geschenkt.
Markus: Der Trichter ist am Stab dran.
Tobias: Der Trichter ist am Stab dran.
Markus: In ungefähr 2 Meter Höhe so.
Tobias: Ja, genau. Das muss nach oben gereicht werden Richtung Himmel, von dem auch das Wasser und die Sonne kommt und dann darf es Richtung Erde fließen. Der Salbling kniet sich dann nieder, nicht vor mir, sondern vor dem Bier. Das möchte ich klar differenzieren, ich brauche keine Anbetung, das ist nicht mein Game. Und dann segne ich den mit dem Schaum. Und oben aus dem Trichter heraus, das ist eine ähnliche Bewegung, wie es die derwische Litanei übrigens tut, die auch vom Himmel den Segen zur Erde geben. Und dann erhält er den Segen aus Wasser, Hopfen und Malz, passenden Spruch zur Festlichkeit hinzu, das ist immer individuell, und dann wird ein Lied gesungen von allen Umstehenden, mir, dem Aprostel und eben den Gästen. Und der, der den Segen empfängt, der zieht den Hahn auf und in dem Moment verbindet er sich einfach komplett mit seiner gesamten Existenz mit dem Bier. Das sind wenige Sekunden und viel mehr kann man auch oft in der schnelllebigen Zeit gar nicht rausholen, aber es sind sehr intensive Sekunden, die man sich komplett dem widmet, dass jetzt Bier in einen hineingeht, dass man sich damit verbindet, dass man das voll wahrnimmt, dass man jetzt schluckt und atmet und existiert und das Ganze im Bier und darin darf das entstehen. Deswegen schenken wir dreimal, in den Krug, in den Trichter, in den gesegneten, das ist auch wieder diese heilige Zahl. Und der hat dann einfach, ja, dann steht er auf und dann lacht er mich meistens an und sagt, so schlimm war es gar nicht, wie er es sich vorgestellt hat. Dann umarmen wir uns und dann sagt er, boah, das war wirklich sehr gut. Ganz selten, dass es da Ausfälle gibt, ich sage mal, 1 von 100 hat ein Problem damit.
Markus: Also ein richtiges Biererlebnis. Also ich habe damals ein Video gemacht, das werde ich auf jeden Fall auch zur Verfügung stellen zum Podcast, dass die Leute sich das anschauen können. Und wir werden das bei nächster Gelegenheit auch mal mit mir probieren, dann können wir das noch nachliefern.
Tobias: Machen wir auf jeden Fall!
Markus: Das machen wir auf jeden Fall, werde ich meine eigene Erfahrung hier noch schildern und dann vielleicht in einer kleinen Zweitfolge noch dann zum Besten geben. Spannend, freue ich mich schon drauf. Man muss ja auch noch Ziele haben im Leben, das ist ganz wichtig.
Tobias: Man muss Ziele haben im Leben, ja.
Markus: Jetzt hast du gerade Aprostel erst mal gesagt, das ist so die finale Stufe dieser Leiter oder vorerst zumindest, oder eine Figur, die da auch irgendwie dabei ist, also wie kann man sich das vorstellen? Also wenn ich jetzt jemand bin, der jetzt der Salbling war sozusagen, der dieses Bier empfangen hat, wie kann ich denn da weitermachen, wenn ich das will?
Tobias: Also erst mal erkennt man ja meistens, dass man sich dem Bier nähert, weil man Durst hat, so, das ist jetzt erst mal. Erst mal muss man sich selbst fragen, habe ich einen Durst? Wenn du keinen Durst nach dem lebendigen Wasser hast, dann wird es schwer, dir das auch zu geben, das muss man ganz klar sagen. Wenn du das aber suchst, dann darfst du dich an mich wenden, dann darfst du eine Biersalbung empfangen. Dann gebe ich jetzt seit kurzer Zeit, weil es sehr viel Nachfrage gab, Bierjüngerseminare. Da geht es halt eben um die Historie des Bieres, da geht es drum, wie trägt man denn so eine Kutte, so eine Mönchskutte, wie verhält man sich mit diesem Kelch, worauf ist zu achten, wie gehen die Lieder, was singt man da, wie ist der Geist dessen, dass wir transferieren wollen. Das wird erst mal in den Grundlagen transferiert, so weit sind wir gerade. Und wie dann der Weg zum Aprostel sein wird, das findet man raus.
Markus: Das heißt, die Aprostel, die es jetzt gibt, die sind gekommen.
Tobias: Zugelaufen.
Markus: Spannend, also auch sehr interessant. Wenn ich jetzt als Bierjünger sozusagen unterwegs bin oder sein will, also da kann ich mich bei dir melden, kann an so einem Seminar teilnehmen. Und, ja, interessant.
Tobias: Ihr könnt das auch gern mal mitnehmen. Also ich hatte schon Brauer da, ich hatte bis jetzt ein ganz breites Spektrum der Gesellschaft da.
Markus: Und dann habe ich noch ein Ornat, was ich dann da?
Tobias: Man kriegt dann erst mal so eine Mönchskutte. Da haben wir 2 Varianten, Sommer und Winter. Klar, also im Sommer brauchst du keine Wollkutte tragen, das ist ganz grausam. Andersrum natürlich, die Baumwolle im Winter ist auch nicht so schön. Genau und dann darf man irgendwann in die heilige Bierkapelle gehen, die ich da habe.
Markus: Ja, wir haben noch gar nicht drüber gesprochen, wo du eigentlich herkommst und wie es da ausschaut.
Tobias: Ja, Oberfranken haben wir schon gesagt.
Markus: Ja, Oberfranken ist schon klar. Aber wenn du uns da vielleicht noch einen kleinen Einblick geben magst, ich sage mal so, wo trifft man sich da, wie schaut so eine Bierkapelle aus?
Tobias: Ja, da ist Fotoverbot, Erlebnispflicht.
Markus: Sehr gut, finde ich vorbildlich, ja.
Tobias: Du möchtest ja auch nicht unbedingt, so sagt man, hört man, berühmten Bierkeller. Ist vielleicht auch nicht für jeden erlaubt, da ein Foto zu machen, kann ich mir gut vorstellen.
Markus: Ja.
Tobias: Und so ist es in der Bierkapelle auch, das ist ein Ort der Andacht, der Besinnung, der Ruhe und dessen, dass man getrennt ist von der Welt und das findet da statt. Das ist in Oberfranken, ja, im Frankenwald, auch auf der Höhe. Ganz genau möchte ich es nicht verraten, das wird dann preisgegeben, weil es gibt ja auch Leute, die einem nicht nur Gutes wollen.
Markus: Nein, da gab es ja leider schon Beispiele. Gut so, sehr vernünftig.
Tobias: Genau.
Markus: Ja, die Leute können dich ja kontaktieren.
Tobias: Ansonsten wohne ich, das kann ich sagen, ausreichend Abstand dazu, im Mittelpunkt Oberfrankens und da natürlich mitten drin in dieser unfassbar schönen Brauereiregion, die wir Heimat nennen, und das ist natürlich was Schönes.
Markus: Mittelpunkt Oberfrankens, das ist dann zwischen Bayreuth und Kulmbach irgendwo oder?
Tobias: Zwischen Kulmbach und Bamberg, wenn man jetzt die Richtung nimmt, ja.
Markus: So Thurnau-mäßig oder so?
Tobias: So die Richtung, genau.
Markus: Okay, spannend. Ich weiß, ich war schon da, aber mein Gedächtnis ist natürlich da wieder schwach.
Tobias: In Oberfranken steht so eine Eistüte.
Markus: Genau. Aber ich finde es immer ganz gut, wenn man Dinge auch vergisst, weil dann kann man sich freuen, wenn man es wiedererlebt. Das hat auch was für sich, kann es wiederentdecken. Apropos wiederentdecken, wir haben noch ein 3. Bier.
Tobias: Willst du das wirklich noch aufreißen? Ja, dann machen wir das.
Markus: Also je nachdem, aber wenn es da ist, ich sage immer, wenn es da ist.
Tobias: Also nicht geizen am Bock, oder?
Markus: Ja, ja, also das sind ja Erlebnisse, die muss man ja machen. Also der Trinitator, jetzt bin ich natürlich etwas im Zwiespalt sozusagen, weil das Logo auf der Flasche eigentlich etwas ist, was es gar nicht gibt. Also wir sind da praktisch in einer escheresque Zeichnung, wo wir ein Dreieck haben, was in sich verschlingt und damit eigentlich dreidimensional ist, aber wenn man es dann zu Ende denkt, eben unmöglich ist, wie das bei Escher eben so ist.
Tobias: Wie das auch bei der Dreieinigkeit so ist.
Markus: Genau, ja.
Tobias: Wie sind den 3 Personen eins und trotzdem individuell das Eigene. Wie ist denn Wasser etwas, wie ist denn Malz etwas, wie ist denn Hopfen etwas, das dann verbunden etwas ist, das ja einfach viel mehr ist als die Summe ihrer Teile. Also jetzt könnte man Malz essen, kann es versuchen zu trinken, ganz klassisch, aber in der Kombination wird es etwas, was weit drüber hinausgeht über das, was man vorher hineingegeben hat.
Markus: Okay, also das ist jetzt nicht dem vorherigen Konsum geschuldet, den wir schon hatten, sondern das ist so beabsichtigt.
Tobias: Nee, das ist Dreieinigkeits-keltische Knoten.
Markus: Genau, der ist auf dem, was wir gerade hatten, auf der Dreimalzigkeit eben keltisch. Das habe ich vorhin gesucht, genau ein keltisches Symbol, jetzt sind wir eben hier ein Level weiter, ist ja auch logisch beim Doppelbock, klar. Ja, nee, also wie gesagt, ich würde mich total freuen, wenn wir schon da sind, dann probieren wir das.
Tobias: Ja, dann und eine Flasche hast du noch für deinen Bierkeller.
Markus: Auf jeden Fall, die kommt da auch rein und wird aufgehoben.
Tobias: Woah!
Markus: Uih, das ist ein lebendiges Bier.
Tobias: Der hat Sauerei gemacht.
Markus: Na, das machen wir nachher wieder weg
Tobias: Ja, das ist auf meiner Hose.
Markus: Na gut.
Tobias: Nicht das erste Mal, dass sich Bier auf mir befindet. Das schäumt aber, ich hätte es eher andersrum erwartet, muss ich sagen.
Markus: Danke schön. Das ist halt ein sehr lebendiges Bier, ich meine, ist ja auch klar, ist viel drin und dann noch das Symbol vielleicht drum rum, was auch noch mal dafür sorgt, dass hier die Heiligkeit besonders sprießt und sprudelt. So, das machen wir da halt weg. Genau, müssen wir mal schauen, ob uns der Halu nachher steinig oder nicht.
Tobias: Ich glaube nicht. Also ich glaube, der hat schon mal Bier auf dem Tisch gehabt.
Markus: Aber das glaube ich nicht, insofern auch dieser Tisch wird schon Bier erlebet haben, da glaube ich auch dran, genau. Also Farbe tatsächlich ähnlich wie das Letzte, ich finde, es ist sowohl etwas dunkler als auch etwas röter, also in beiden intensiver. Ja, wir haben so eine Holzbetäfelung hier, da sind wir schon sehr nah dran, also sagen wir mal, intensiv Mahagoni, wie auch immer. Und ich habe auch tatsächlich einen wunderschönen Schaum hier drauf. Also ganz, ganz tolles Bier schon mal von der Optik her, pure Lust und Leidenschaft, würde ich sagen.
Tobias: Du hast auch einen wunderschönen Schaum drauf.
Markus: Ja und steht auch wie eine Eins.
Tobias: Auch dieses Degu-Glas, da muss man sehr direkt einschenken.
Markus: Ja, muss man, weil sonst verliert sich das recht schnell.
Tobias: Ja.
Markus: In der Nase sind wir natürlich wieder sehr auf der malzigen Seite, auch der hat schon ein paar Jährchen hinter sich, aber sehr, sehr schön.
Tobias: Aber hier nicht so intensiv.
Markus: Nein, insgesamt nicht so intensiv, also werden wir vielleicht auch gleich vom Geschmack her sehen. Aber wir haben auf jeden Fall wieder so eine Fruchtigkeit, ein bisschen Schokolade, finde ich auch und dann eben wieder so Feigen und Datteln und Toffee und so alles, was da so ein bisschen mitschwingt, ein bisschen Brot vielleicht auch, ein bisschen Cookie, also doch insgesamt auch eine fruchtige Note wieder. Vorhin war es, jetzt mal Sommeliergeschwaffel, eher so kirschig und jetzt sind wir eher so brombeerig, aber das ist völlig egal.
Tobias: Also es ist schon eine Differenz da, muss man ganz klar sagen.
Markus: Ja, auf jeden Fall, ja. Und man hat schon den Rauch, also zumindest, wir wissen es jetzt halt. Ich weiß jetzt nicht, wenn wir es jetzt Lieschen Müller geben, aber, ich glaube, es ist auf jeden Fall irgendwie da.
Tobias: Ein bisschen Rauch ist da.
Markus: Ich meine, das ist ja immer mein Problem, muss ich sagen, weil ich bin ja doch mit Rauchbier so geeicht, dass mein Level, Rauch überhaupt wahrzunehmen, so hoch ist, dass mir es schon ein paarmal passiert ist, dass ich bei Verkostungen oder so gesagt habe, wieso ist das ein Rauchbier, da ist doch gar nichts drin und die anderen sind fast umgefallen. Insofern ist das vielleicht dann auch ein bisschen …
Tobias: Ja, wenn man natürlich lieber zwischen Spezial und Schlenkerla zuhause ist, dann ist das sehr dezent, der Rauch.
Markus: Ist schwierig. Also gut, Prost!
Tobias: Prost!
Markus: Schön. Also ich finde, man merkt sowohl die Verwandtschaft zu dem, was wir eben hatten, zu unserer Dreimalzigkeit als auch diese, sage ich jetzt mal, höhere Spiritualität, also diesen höheren Alkoholgehalt, dieses, ja, flüchtiger ist jetzt der falsche Begriff, aber so ein bisschen geistiger, weingeistiger, könnte man sagen, das ist auf jeden Fall da. Also hat auf jeden Fall viel zu sagen und ist wieder unglaublich rund und ich finde, im Abgang geht es fast ein bisschen in Lakritz, aber in eine ganz leichte, ganz leicht.
Tobias: Das hat er jetzt aber erst gekriegt, das hat er jetzt erst gekriegt.
Markus: Wie so diese Schneckchen von Haribo, ja, interessant.
Tobias: Ach, richtig, letztes Jahr 8,2 hatte, also 8,2, muss ich sagen, hat man auch hier wenig so Trinkwiderstand für den Gehalt. Deswegen haben wir 0,3, haben uns da geteilt jetzt.
Markus: Passt, ja, ja, das kann man schon machen. Und, ja, was wir noch gar nicht besprochen haben, also wir haben ein bisschen drüber gehört, du bist da unterwegs und so, wie das so in den Brauereien läuft und wie das so auf den Festen läuft. Wie reagiert denn dein Umfeld, also was hat denn die Familie gesagt, als du gesagt hast, ich bin jetzt hier der Bierschoff, wie lief das, oder deine Freunde oder so, wie lief das denn so?
Tobias: Naja, ich habe mich ja auf dem Pfad des Bieres begeben und es ist zumindest wahrgenommen worden, dass es jetzt nicht völlig überraschend ist, dass ich diesen Pfad eingeschlagen habe und ich erlebe da durchaus viel Unterstützung. Also viele auch dieser genannten Aprostel sind aus meinem Freundeskreis heraus entstanden, aus dem ich diese Kraft schöpfen darf. Das ist tatsächlich ein wunderbarer Freundeskreis, ganz liebe Grüße an dieser Stelle, an alle Aprostel da draußen. Und wenn man das wird, wird man sich auch mehr oder weniger da drin irgendwie arrangieren müssen, also mit den Menschen, die schon Aprostel sind. Und die haben das eigentlich, ja, meistens positiv aufgefasst, die Familie auch und so. Ich meine, ich war schon immer ein bisschen verrückter, kann man so sagen, aber, ja, gibt schon auch Leute, die sagen, der hat doch einen Vogel. Ist okay.
Markus: Ja, wer hat das nicht, also sage ich mal so.
Tobias: Ach, lieber einen Vogel wie keinen.
Markus: Ja! Da weiß man, was man hat.
Tobias: Da weiß man, was man hat. Der hilft einem auch einfach, immer mal wieder im Leben das Positive zu sehen, so ein Vögelchen.
Markus: Ja, nee, also das finde ich auch, ist wichtig. Also man muss über sich selber lachen können, man muss sich auch mal blamieren können und man muss auch mal einen Blödsinn machen können und auch eben eine lustige Seite und eine spannende Seite und eine verrückte Seite irgendwie an sich entdecken und zulassen und, nee, das finde ich total gut. Und ich finde ja auch, was eben bei dir ist, da ist ja schon auch ein ernster Teil dabei. Also es ist auch Spaß natürlich und das gehört ja auch essenziell dazu, aber es hat eben auch durchaus eine Komponente, wo man sagt, man setzt sich ja auch wirklich damit auseinander und hat auch eine Botschaft und steht auch gewisse Werte und für Sachen ein, das, finde ich, ist auch wichtig.
Tobias: Das ist sehr wichtig, das ist sehr wichtig, dass man da ein Wertekonzept. Wir unterhalten uns in Deutschland relativ viel über Werte, ich finde, wir unterhalten uns manchmal über die falschen, denn wir uns eigentlich … Also, ja, ich mache jetzt hier nichts Politisches auf, den Satz breche ich jetzt mal ab. Aber ich finde, wenn wir uns manchmal auf so einfache Dinge, gehe ich mal den Weg, wenn wir uns manchmal auf so einfache Dinge konzentrieren wie, dass man einfach zusammensitzen kann, dass man gegenüber sein kann, dass man den anderen Menschen anerkennt, der einem, ja, da begegnet, dass man sich in Respekt begegnet. Und es gibt 2 Arten von Respekt, ein Respekt von einer Machtposition. Man hat ja auch Respekt vor einem Tiger, obwohl er nicht mal ein Mensch ist, man hat Respekt vor einem Polizisten. Aber man kann einfach so einen grundsätzlichen Respekt haben, der sich von dem Machtrespekt unterscheidet, dass man Menschen einfach auf Augenhöhe, auf Herzenshöhe, von einer Verbindung, die viel tiefergehend ist, begegnet und sich einfach offen zeigt, und wenn man sich darin begegnet, dann darf man einfach ganz viel Liebe und Güte empfangen und geben. Und wenn wir uns auf diese Werte besinnen, dann glaube ich, dass wir eine schönere, offenere, ja und zurückumarmende Gesellschaft schaffen können oder darin Teil sein dürfen. Und ich glaube, da drin ist viel dessen, was das Bier wirkt, was es macht, dass man einfach, egal wo man hinkommt, man macht dieses Gerstengetränk auf, man versteht sich nicht, man spricht nicht miteinander und doch weiß man, ich sage Prost, du sagst Serefe, ich sage Cheers, du sagst
Markus: Kippis!
Tobias: Was auch immer und wir verstehen uns. Und ob man sich dabei in die Augen guckt oder nicht, das ist gar nicht wichtig. Das sind ganz die kleinen Differenzen, die wir dann doch in dem Konsum haben und da kommt es drauf an, dass man das Gegenüber sieht, dass man sich da drauf einlässt und nicht, ja, Banden aufbaut. Denn, wir haben jetzt die ganze Zeit über diese Dreieinigkeit gesprochen und da kommt jetzt, ich glaube, das wird das Schlusswort, da kommt jetzt ein ganz bisschen die letzte Essenz rein, nämlich das ist das Geheimnis an diesem Ganzen, die Hefe sind nämlich die Menschen, die das Ganze erst lebendig machen. Und wenn wir, wir wie die Hefe wirken im Leben und aus dem Bier heraus, wird das Ganze mehr als die Summe der Teile lebendig und größer als das Ganze, denn da drin ist einfach das, was Leben schafft. Und das ist das Schöne und da stoße ich so gerne mit Menschen drauf an, da begegne ich so gerne Menschen und im Bier dürfen wir uns begegnen, fröhlich sein, das Leben feiern und einfach genießen.
Markus: Darauf Prost!
Tobias: Prost!
Markus: Ja und bessere Schlussworte kann man nicht finden, ich kann es jetzt nur wiederholen, das mache ich aber nicht. Ich sage, ganz, ganz vielen Dank, dass du da warst und dass du uns ein bisschen von deiner Bierrufung erzählt hast und von all dem, was dich eben treibt und bewegt und motiviert und auch, was du erlebst und erlebt hast schon, erleben hast dürfen, das ist Großartig. Und mich auch hast teilhaben lassen, dass ich auch jetzt hier so tolle Biere mit dir trinken konnte, war eine wunderbare Zeit. Ich freue mich, wenn wir dann den Live-Versuch starten.
Tobias: Ja, das mache wir auf jeden Fall.
Markus: Das machen wir auf jeden Fall, und wünsche dir auf jeden Fall bis dahin noch einen schönen weiteren Restsommer. Wir schwitzen dann gemeinsam, in den nächsten Wochen wird es wieder schön warm. Aber es wird auch Kirchweihen geben und es wird Durst geben und es wird Gelegenheiten, genau,
Tobias: Altes Bierfest, Sandkerwa, das Annafest.
Markus: Gelegenheiten geben zu genießen. Annafest steht an.
Tobias: Stimmt.
Markus: Spätestens dann, also dann haben wir schon den nächsten Plan. Und ihr wisst auch, was ihr zu tun habt, schaut einfach mal beim Bierschoff vorbei auf der Website und kontaktiert ihn gerne, er ist für euch da. Das ist ja auch schön, man muss füreinander da sein. Und insofern, euch heute noch einen wunderschönen Tag, dir vielen Dank und auch noch einen wunderschönen Tag. Und jetzt trinke ich dieses Bier aus.
Tobias: Danke, dass ich da sein durfte. Prost!
Markus: Prost!
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de.