BierTalk Spezial 53 – Live vor Ort zur Bierköste 2023 in Neumünster – Hobbybrauer Leif, David und Sebastian im Talk

Im Teil zwei unseres Live-Talks von der Bierköste in Neumünster sprechen wir mit drei Hobbybrauern. Leif ist schon lange dabei und wurde von einem Rollenspiel inspiriert, Sebastian kam etwas später dazu und liebt vor allem den handwerklichen Teil des Bierbrauens, während David erst durch die Pandemie an den Sudkessel fand und ähnlich wie Leif zum echten Bier-Tüftler geworden ist. Gemeinsam verkosten wir einen spannenden Versuch, bei dem alle Hobbybrauer dieselbe Würze als Basis genommen, aber dann mit verschiedenen Hefen vergoren haben. Im BierTalk erzählen sie zudem ihre Geschichten und geben Einblicke in die Gedankenwelt der Bier-Hobbyisten, vom eigenen Logo bis zu International Beer Sommelier…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Wir sind immer noch in Neumünster auf der Bierköste und haben jetzt die Diskussionsrunde zum Thema Hobbybrauer hier. Und, ja, haben drei wunderbare Menschen hier mit mir am Tisch, die gleich ein bisschen was erzählen werden über ihre Erfahrungen in der Brauwelt und natürlich werden wir auch ein paar Biere verkosten. Aber ich fange vielleicht einfach mal an, der Erste sitzt nämlich gleich links neben mir, wir kenne uns schon ganz gut, der Leif. Und, ja, vielleicht stellst du dich kurz selber vor und erzählst ein bisschen, wie du überhaupt hierhergekommen bist.

Leif: Ja, genau, mein Name ist Leif, ich komme aus Bochum. Ich habe mit dem Hobbybrauen 2004, 2005 mehr aus der Not heraus angefangen. Weil, ich habe Rollenspiele, also Pen & Paper gespielt und zwar das Schwarze Auge und in einem Quellenband stand drin, die Torwarte trinken ein starkes Dinkelbier. Und dann war klar für die nächste Runde, ich hätte gern dieses Dinkelbier. Also geguckt und ich habe ums Verrecken kein Dinkelbier gefunden und habe aber beim Suchen dabei Rezepte für Dinkelbier gefunden und bin dann eingetaucht in die ganzen wie-kann-man-Bier-brauen-Geschichten. Das war damals noch deutlich rudimentärer als heute, was man so an Infos gefunden hat. Es gab das Buch vom Klaus Kling, was ich bekommen habe, und musste danach aber erst mal aufgeben, weil es tatsächlich kein Dinkelmalz so eben mal irgendwo zu kaufen gab. Und habe dann angefangen mit einem Fertigbrau-Set. Und das war ein belgisches Klosterbier und ein Pulver, also ein Malzextrakt auf Pulverbasis, mit dem ich dann quasi mein erstes Bier gebraucht habe. Dann habe ich es irgendwann doch mit richtigem Malz versucht und musste dann auch erst mal ein bisschen pausieren, weil in meiner Studentenwohnung nur Teppichboden war. Also richtig Brauen, nicht so die spitzen Idee, zu mindestens wenn man die Kaution irgendwann wiedersehen wollte. Und bin dann irgendwann wieder dazu gekommen, ich weiß gar nicht, wann genau. Und habe es dann aber tatsächlich eher also mit meinem Beruf, also mit Informatik und meinen Heimautomationsgedanken eher mehr kombiniert, habe also da viel mit Sensorik gearbeitet, auch relativ viel mit Automation, dann eher in die Richtung gezielt. Ja und braue seitdem regelmäßig, unregelmäßig verschiedene Biere.

Markus: Ja, also spannend, vom Rollenspiel DSA. Für alle, die es nicht wissen, Das Schwarze Auge, einer der Klassiker letzten Endes der Rollenspielthemen, die man so machen kann. Wo viele, glaube ich, auch aus meiner Generation eingestiegen sind, also wunderbare Geschichte. Und dann bist du praktisch in die Rolle dieses Brauers immer mehr hineingeschlüpft, kann man das so sagen?

Leif: Ja, genau. Also erst mal, ich muss auch sagen, so mein erster großer Fehler auch mit diesem Brau-Set war, ich habe ein Bier gebraut, was ich noch nie getrunken habe. Das heißt, ich wusste gar nicht, was dabei raus kommt. Und habe auch erst mal gedacht, als ich es probiert habe, ich hätte einen schrecklichen Fehler gemacht, weil wie nichts geschmeckt hat, was ich bis dahin unter Bier verortet hätte. Und das ist dann auch so Hand in Hand gegangen mit der ganzen Bierwelt, also quasi dann um die Biere, über die an dann gelesen hatte, warum auch immer, quasi dann die Biere weiter zu verkosten. Und bin dann irgendwann auch geschmacklich viel stärker wieder in Belgien gelandet. Also der belgische Stil ist auch was, was ich unglaublich gern selber braue. Aber das ist auch ein Tipp, den ich irgendwie jedem Heimbrauer mitgeben kann, man sollte das Bier schon getrunken haben, an dem man sich versucht, um zumindest wissen zu können, in welche Richtung es dann geschmacklich gehen soll und nicht zu überrascht zu sein und auch Fehler irgendwie dann besser eingrenzen zu können.

Markus: Nicht nur ein guter Tipp für Hobbybrauer, möchte ich sagen. ich war vor Kurzem erst in Amerika beim World Beer Cup und da haben einige Brauereien auch Biere eingereicht, wo ich mir auch gedacht habe, es wäre schön, wenn ihr einmal in das Ursprungsland gefahren wärt und mal verkostet hättet, was ihr da eigentlich braut. Aber so ist das eben manchmal. Beim Rollenspiel gibt es ja die Skills. Was würdest du sagen, was hat so ein Brauer, welche Skills braucht der, welche sind da besonders wichtig in welcher Relation?

Leif: Das hängt so ein bisschen davon ab, was man möchte. Also ich kenne genug Heimbrauer, für die der Brauvorgang, sage ich mal, dieses Meditative irgendwie, also eigentlich quasi das Ergebnis, was am Ende dabei rauskommt, gar nicht so wichtig ist wie dieser Prozess. Ansonsten für Leute, die reproduzierbar brauen wollen, braucht es natürlich ein Stück weit Disziplin, das mitzuschreiben, das auch irgendwie zu messen. Und auch so ein bisschen Selbstdisziplin, nicht zu viel plötzlich zu variieren. Das ist so ein Punkt, den habe ich auch am Anfang ganz viel gemacht, irgendwie von wegen, es hat irgendwas nicht funktioniert, dann habe ich erst mal die Hefe ausgetauscht, Malz ausgetauscht, Temperaturen variiert und so weiter und es kam irgendwas anderes dabei raus. Aber welche Stellschraube am Ende irgendwie diejenige welche war, ist dann schwierig im Nachhinein rauszufinden. Das heißt, also man muss Geduld haben und man muss auch, glaube ich, sehr iterativ arbeiten, um sich da so ein bisschen vorzutasten.

Markus: Und welcher Skill bei dir hat sich am meisten verändert praktisch von Level 0 bis Level 20, wo du jetzt vielleicht bist?

Leif: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, tatsächlich aber die Methodik und dieses sehr kleinteilige Variieren. Genau, die Geduld und dieses sehr kleinteilige Variieren, das hat sich am meisten gesteigert.

Markus: Ja und dann hast du dich ja auch weiterentwickelt. Also was wären dann so logische Schritte, wenn man mit dem Hobbybrauen anfängt? Was würdest du jemanden raten, der jetzt sagt, okay, ich will jetzt auch damit anfangen, habe mir vielleicht schon so ein kleines Set gekauft oder so? Was wären so Möglichkeiten zum Beispiel, Kontakte zu knüpfen oder Erfahrungen zu sammeln, was würdest du dem raten?

Leif: Also Erfahrungen zu sammeln und zu gucken, einfach die entsprechenden Foren abklappern. Also das Hobbybrauforum, kriegt man eigentlich alles, was man für den Start braucht, kann man sich durchlesen. Aber, wie gesagt, vor allen Dingen Biere trinken, also jetzt verschiedene Biere trinken. Also einfach so zu gucken, was ist auch der Stil, den man will. Weil, das ist natürlich eine intrinsische Motivation. Also wenn man quasi sagt, man möchte genau in die Richtung gehen und man möchte quasi eigentlich auch ein richtig geiles Bier in einem Bereich, den man selbst super gerne trinkt, machen. Damit sollte man dann quasi anfangen, da sollte man einsteigen. Also erst mal quasi den Stil finden, wo man sagt so, der begeistert mich. Weil, es wird ein paar Fehler geben und da muss man ja auch durch so ein Motivationstief mal durch. Und tatsächlich auch quasi ganz klar, was ist das, was mich an dem Hobby begeistert? Also ist das eigentlich, das Bier am Ende mit meinen Freunden zu trinken, ist es so die technische Optimierung, irgendwo nochmal an der Anlage zu schrauben? Das ist ja auch so ein Hobby, glaube ich, an anderer Stelle auch. Beim Fahrradfahren muss man sich auch entscheiden, was begeistert mich mehr, auf dem Fahrrad zu sitzen oder irgendwie am Fahrrad zu schrauben? Und das Gleiche ist es beim Brauen ja auch. Also wo kann man nochmal einen Prozess optimieren, wo kann man nochmal zugucken? Wie gesagt, ich skaliere immer so ein bisschen, was Sensorik angeht. Also jetzt dann auch wieder verbunden mit der Arbeit, habe ich jetzt noch einen Sensor in die Hand gekriegt, mit dem ich den Druck im Fass quasi während der Gärung überwachen kann irgendwie im 15-Sekundentakt und kann dann wirklich schauen, wie sich das verhält. Und da muss man einfach wirklich schauen, also was trifft mich am Hobby eigentlich am meisten und was motiviert mich da am meisten.

Markus: Trinkst du noch andere alkoholische Getränke, außer Bier?

Leif: Sehr viel. Also tatsächlich, bevor ich bewusst zum Biertrinken gekommen bin, war ich schon beim bewussten Whisky trinken. Also das war tatsächlich so der erste Genussalkohol, sage ich mal, den ich wirklich bewusst auch darauf, so auf Genuss gezielt, dann getrunken habe. Also, ja, das gibt es auch. Und tatsächlich, die Aromen sind ja auch ganz spannend, also wie sich das gegenseitig dann bedingt oder auch, wie sie dann in den verschiedenen Sachen entstehen und auch verändern. Oder es gibt auch Ideen dann nochmal für Biere, aber, ja.

Markus: Okay. Also, mal sehen, vielleicht können wir irgendwann noch über die Hobbybrennerei reden. Aber gehen wir mal weiter zum David, der hier auch sitzt. Ja, vielleicht das selber erst mal, dass du kurz den Hörern sagst, mit sie es so zu tun haben.

David: Mein Name ist David, ich bin Wahl-Berliner seit inzwischen über elf Jahren. Und, ja, habe dort mein Studium absolviert und bin inzwischen dort auch am arbeiten und bin von Beruf Ingenieur. Und das habe ich so ein bisschen mit Leif vielleicht gemeinsam, beim Hobbybrauen ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich doch dann eher an der Anlage optimiere und tüftel und neue Sensoren einsetze als jetzt nur den Brauprozess im Blick zu haben sozusagen. Ich bin viel später als Leif zum Hobbybrauen gekommen und zwar während, ja, einen der vielen Lockdowns, die wir so gehabt haben in den letzten Jahren. Da habe ich, wie die meisten Menschen auch oder vielen Menschen in der Zeit gehörte ich zu denen, die im Supermarkt das Mehl weggekauft haben und erst mal angefangen haben, Brot zu backen. Bis ich dann irgendwann festgestellt habe, ich esse ja gar kein Brot, und das passte nicht so gut zusammen. Und insgesamt war das mit der Hefe ja doch eine ganz interessante Sache. Und, ja, in die Zeit fiel das auch, dass man sich für Bier, dass diese Welt größer geworden ist als nur das klassische Pils, weil man so die Zeit dazu hatte und es gab dann diese Online-Testings und so. Und dann bin ich relativ früh meinem Freundeskreis damit auf den Geist gegangen, das ich gesagt habe, lasst uns das doch zusammen machen und habe Testings gemacht quasi Online, abends das organisiert. Und offensichtlich bin ich den Leuten damit so auf den Geist gegangen, dass die mir dann irgendwann so ein Hobbybrau-Starter-Set geschenkt haben und haben gesagt, jetzt probier es selbst. Wenn du immer so schlau tust und darüber redest, probier es doch selbst. Und dann hatte ich eine Aufgabe sozusagen und so kam ich zum Hobbybrauen, ja.

Markus: Wenn man sich jetzt überlegt, das fing dann also an mit so einem kleinen Hobbybrauer-Set. Wenn wir jetzt so einen Fast-Forward-Film machen, wie entwickelt sich so eine Hausbraueranlage Zuhause? Also wie viel Anteil deines hohen Raums nimmt es jetzt mittlerweile ein?

David: Ja, du sprichst es an, das ist natürlich ein Hobby, das kann sehr schnell eskalieren, das ist natürlich so. Meistens geht das über den Weg, dass immer ein Gefäß zu klein ist in der ganzen Kette und dann kauft man sich das nach. Und das führt aber zwangsläufig einfach nur dazu, dass etwas anderes zu klein geworden ist. Man muss dann natürlich irgendwann mal den Punkt finden und sagen, jetzt hier ist Schluss. Und, ja, was den Platz angeht, wir, ich mit meiner wunderbaren Lebensgefährtin, sind umgezogen vor gar nicht allzu langer Zeit in eine etwas größere Wohnung, weil der Platz in der alten Wohnung nicht nur für das Brauen zu wenig geworden ist. Und, ja, es gibt da eine Ecke, die recht gut ausgestattet ist und relativ viel Platz einnimmt.

Markus: Und wenn du da diese Biere machst, mit wem probierst du die dann so?

David: Im Freundeskreis, im Kollegenkreis durchaus auch. Also man findet ja dann doch relativ schnell, das ist auch das Schöne eigentlich an dieser Bierwelt, man findet ganz schnell andere bierbegeisterte Menschen, deren Interessenslage ähnlich ist. Leif hat es schon angesprochen, das Hobbybrauerforum, das führt dann teilweise schon dazu, dass man eben doch ein paar Bekannte hat, mit denen man sich Biere, auch quer durch die Republik, anfängt zuzuschicken. Das macht großen Spaß und so sitzt man nicht da alleine, sondern bekommt ehrliches Feedback dann auch. Und das braucht man auch irgendwo natürlich, um sich selbst zu verbessern, um seine Biere zu verbessern, um seinen Prozess besser zu verstehen.

Markus: Nun ist Berlin ja eine sehr quirlige Stadt auch in Sachen Bier und auch in Sachen Hobbybrauen. Ist das dann auch was, wo du da jetzt nochmal richtig angekommen bist, in der Berliner Bierszene?

David: Ja, aber tatsächlich erst seit Kurzem. Also glücklicherweise, ja, die Corona-Maßnahmen sind runtergefahren, ich glaube, ganz offiziell ist es jetzt auch vor Kurzem von den Gesetzmäßigkeiten her so, dass es weg ist. Die ersten drei Jahre meines Hobbys waren da so ein bisschen beschränkt, sage ich mal einfach. Wir haben einen Hobbybrauerstammtisch, an dem ich dann jetzt auch teilnehme sozusagen. Aber die ersten drei Jahre ging das nicht, da hat sich das alles eher Online abgespielt, da musste man sich andere Wege suchen, um da das Gesprächsthema zu finden oder andere bierbegeisterte Menschen dann zu finden, ja.

Markus: Gibt es in Berlin eine Veranstaltung, wo du sagen würdest, wenn jemand, der generell gerne Hobbybraut und sich da informieren will, wo man da hingehen kann?

David: Da gibt es ganz sicher nicht nur eine Veranstaltung, wir haben viele tolle Veranstaltungen, die ausgerichtet werden. Ganz besonders und fokussiert auf das Hobbybrauen, ist es der Hobbybrauerstammtisch, dessen Name mir jetzt nicht so ganz einfällt, wie die Truppe eigentlich ganz genau heißt. Aber wenn man Hobbybrauer und Berlin eingibt, dann findet man das ganz sicher. Sehr offene Menschen, die da auch gerne dazu kommen. Und noch dazu haben wir ja auch eine ganze Vielzahl von kleinen inzwischen kommerziellen Brauereien, die mehr oder weniger im Heimbraubereich oder im Micro-Brewing-Bereich angefangen haben. Und auch die haben meist ihre kleinen Veranstaltungen, wo sich bisher alle Brauer, die ich kennengelernt habe, gefreut haben, wenn sie angesprochen werden, weil sie meistens eben auch irgendwie aus dem Home-Brewing kommen. Bis hin zu inzwischen, ja, Branchengrößen, wie beispielsweise den Olli Lemke, der halt einige Brauer und Brauerinnen angestellt, die sich freuen, wenn man sie einfach mal anspricht darauf, wo sie denn eigentlich so herkommen.

Markus: Wunderbar. Dann schauen wir doch hier mal zum Lokalmatador, würde ich jetzt mal sagen. Wir haben hier den Sebastian aus Neumünster oder fast Neumünster, ja, wirst du gleich aufklären, aber zumindest hier aus dem Kreis.

Sebastian: Aus dem Umfeld, ja.

Markus: Genau. Ja, stell dich doch auch gerne mal kurz vor, wer bist du, wo kommst du her und warum überhaupt.

Sebastian: Ja, moin, ich bin Sebastian und ich komme hier aus der Gegend, um genau zu sein, Lentföhrden. Das ist so halber Weg zwischen hier und Hamburg eigentlich. Also ich bin hier die Vertretung von unserem Stammtisch. Unser Stammtisch heißt, Neumünster braut. Wir sind so 17 und wir treffen uns regelmäßig hier meistens in der Wittorfer Brauerei, wo einer unserer Stammtischbrüder jetzt auch Teilhaber ist. Da hat sich jetzt auch so eine gewisse Kollaboration entwickelt. Und, ja, an unserem Stand haben wir ja Zurzeit auch 19 Biere, glaube ich, die wir parallel ausschenken. Und zum Hobbybrauen gekommen bin ich so mittel, also nicht so früh wie Leif, aber früher als David. Ich habe das seit 2016, mache ich das. Das ist irgendwie in mehreren Stufen eigentlich gekommen. Ich habe mich schon immer für Bier interessiert. Also immer, wenn man irgendwo anders war, das regionale Bier probiert und immer mal, auch damals in der Schule noch, wenn man mit seinen Kumpels im Park zum Saufen getroffen, wurde diskutiert, ist jetzt das Oettinger Pils oder das Oettinger Export besser. Und ich habe da auch immer, wo ich war, regionale Biere getrunken, getestet. War auch mit meinen Eltern damals auch schon als Jugendlicher in Bamberg, das war auch ein sehr einschneidendes Erlebnis.

Markus: Sehr löblich!

Sebastian: Ja, ich glaube, wir waren im Rosenkeller und haben U getrunken.

Markus: Ja, kann passiert sein.

Sebastian: Ist das der Keller?

Markus: Also es gibt die Wilde Rose.

Sebastian: Das war das, genau.

Markus: Genau und es gab mal eine Zeit, wo es da auch Mahrs Bräu gab.

Sebastian: Es ist schon länger her. Und aus dem Interesse hat mir dann irgendwann meine damalige Nochfreundin so ein Brauseminar geschenkt. Das war aber schon 2006, 5, 6, 7 irgendwie bei der Ricklinger Brauerei. Die ist auch hier in der Nähe auf dem Land, so eine Landbrauerei. Und da war das aber, da ging es noch nicht so ums Selber brauen, es war mehr so ein bierseeliger Ausflug. Das war damals auch noch sehr günstig, das hat irgendwie 50 Euro gekostet, gab Frühstück, Mittag, Abendessen und den ganzen Tag Bedienung vom Hahn frei.

Markus: Das ist ein Deal.

Sebastian: Das ist ein Deal. Und dann ist das aber, ja, habe ich das nicht weiter verfolgt, das war lustig. Und dann, ich habe immer Heise gelesen, also CT-Zeitschrift und so. Und 2016 kam dann tatsächlich in dieser Computer-Zeitschrift die Nachricht, das BrewDog, die ja auch hier sind, ihre Rezepte open sourcen. Die haben ja damals ihren ganzen Back-Katalog und die Rezepte Online gestellt. Und da war die erste Reaktion, ja, das ist ja interessant, aber was soll man damit machen, das kann man gar nicht Zuhause machen. Irgendwie habe ich das gelesen und so drauf rumgedacht, sage so, nee, der Typ in der Brauerei damals, der hatte irgendwie zwei Gaskocher und einen großen Topf, das kann man auch Zuhause machen. Und dann habe ich mich da weiter informiert und habe aber seitdem tatsächlich nie was von BrewDogs-Rezepten gebraut. Und habe dann ganz klassisch angefangen mit so einem Gäreimer, mit Läutersieb und einem Einkocher, den ich für 30 Euro von eBay-Kleinanzeigen. Und der ist auch immer noch in meinem Braugeraffel. Ich will es jetzt nicht Anlage nennen, weil diese Anlagentechnik, was euch so toucht, das ist überhaupt nicht so meins, also ich braue sehr, ja, handwerklich. Ich habe kein Rührwerk, keine Temperatursteuerung, das Maischen mache ich in so einer Kühlbox von Coolman. Und da braue ich entweder direkt Kombirast oder ich habe noch eine kleine Induktionsplatte, wo ich dann Dekoktion mache und so, wenn ich mal stufenmaischen möchte. Und das Einzige, wo ich einen Sensor habe, ist an meinem Kühlschrank, wo ich dann vergäre.

Markus: Das heißt also, wenn jetzt jemand zum Beispiel da zuhört und sagt, ich will wirklich ganz rudimentär anfangen, was braucht er dann Minimum an Ausrüstung, um ein Bier herstellen zu können?

Sebastian: An Minimum? Also man braucht auf jeden Fall eine Lösung zum Läutern, irgendwie muss man läutern. Und man muss irgendwie warmes Wasser kriegen und man braucht ein Gefäß, wo man es vergären kann. Und wenn man die richtige Hefe nimmt, kann man auf Temperatursteuerung verzichten. Also da diese Einkocher, wie gesagt, gibt es günstig gebraucht. Damit kriegt man warmes Wasser, da kann man auch drin Maischen, wenn man dicke Arme hat und gerne rührt. Und so ein Set, so große 30-Liter-Eimer mit so einem Läuterblech gibt es günstig im Internet und damit kommt man eigentlich schon ziemlich weit, das reicht vollkommen aus.

Markus: Klasse. Also kann man wirklich schnell anfangen, wenn man möchte?

Sebastian: Man kann schnell anfangen. Man sollte sich noch eine Möglichkeit besorgen, um die Stammwürze zu messen, also entweder ein Fraktometer oder eine Spindel. Das möchte man schon wissen, was ich da fabriziert habe. Ein Thermometer braucht man natürlich auch, um zu wissen, ob das Wasser warm genug ist. Aber zwingend mehr braucht man nicht unbedingt. Also mein Geraffel hat sich so ein bisschen angestaut jetzt, ich habe eine Induktionskochplatte, aber ich habe keinen Topf, der groß genug ist, um darauf auch zu kochen, deswegen habe ich für den großen Topf noch einen Gaskocher. Und das ist so ein bisschen zusammengesucht, aber nicht automatisch, aber sehr flexibel.

Markus: Ja und irgendwie natürlich auch in der Evolution, die wir grade schon gehört haben, man hat verschiedene Gefäße, man versucht immer mal wieder, ein bisschen was up zu graden im Rahmen der Möglichkeiten sozusagen oder wie man will, ja.

Sebastian: Nee, also ich bin damit eigentlich zufrieden. Es gibt halt immer so verschiedene Bereiche, Leute haben halt so Hobbys im Hobby. Vielen mögen das gern und machen Stunden in Etiketten, andere automatisieren da, schreiben Programme, auch für Rezepterstellung gibt es ja diverse. Oder Gärsteuerung, da gibt es auch, weil ein Haufen ITler auch irgendwie brauen.

Markus: Ja.

Sebastian: Das kommt aber nicht von euch, von dem CRE-Podcast damals mit Andreas Bogk. Und man kann Hefe fahren, das ist auch ein Hobby, wo man sich da noch reinnerden kann. Da gibt es halt verschiedene Richtungen.

Markus: Ja, okay.

Sebastian: Leute mögen Rezepte, Leute mögen Bier, Leute mögen Anlagen und da, das ist ein facettenreiches Hobby, ist für jeden was dabei. Und ich mag es halt gerne entspannt.

Markus: Nee, so habe ich es auch erlebt. Aber vielleicht ganz kurz für die Hörer zur Einordnung, weil du es grad erwähnt hast. Andreas Bogk ist so einer, also der Ersten vielleicht nicht, aber einer, der wirklich sehr bekannt ist für dieses Thema Hobbybrauen. Der in Berlin die Berliner Weisse wiederbelebt hat und letzten Endes der Vorgänger für Ulrike Genz und die Schneeeule so ein war. Und den habe ich mal besucht vor vielen, vielen Jahren, als der noch voll im Saft war, sehr spannende Geschichte auf jeden Fall.

Sebastian: Die Schneeeule hat doch auch noch die Kulturen, die die damals da revitalisiert haben. Und Andreas Bogk war damals mit Tim Pritlove auch in einem sehr bekannten Podcast und hat da, keine Ahnung, fünf, sechs stundenlang über sich und wie man Bier braut erzählt. Und damals, als es noch halbwegs aktuell war, sind dadurch halt auch sehr viele dann zum Hobbybrauen gekommen. Und dieser Podcast ist halt vor allen Dingen vom Chaos-Computer-Club-Umfeld und daher, das hat dann einen Haufen ITler in das Hobby gespült.

Markus: Ja, war ja der Andreas letzten Endes selber auch. Und bevor wir zu den Bieren kommen, noch die Frage, du hast dir ja einen richtig schönen Namen auch für deine Brauerei ausgesucht, Auenland-Brauerei. Wie kamst du da drauf, über die klassische Geschichte, gibt es da was mit Bier oder wie?

Sebastian: Ja, das ist tatsächlich die langweiligste Geschichte aller Seiten, weil die Straße, wo ich wohne, heißt Auenland.

Markus: Ach nee. Also da hättest du jetzt die Chance gehabt, eine unglaubliche Legende darauf zu … nein, alles gut.

Sebastian. Nein, aber wir sind natürlich große Herr-der-Ringe-Fans, meine Frau und ich, aber es hat sich halt so ergeben. Wir waren auch heilfroh, als das Neubaugebiet dann Auenland genannt wurde. Aber bei uns im Dorf mögen sie irgendwie kreative Straßennamen, es gibt tatsächlich auch die Sesamstraße bei uns.

Markus: Ach! Na, Gott sei Dank wohnst du in der Auenstraße. Wie wichtig ist es denn für einen Hobbybrauer, dass er dann eben auch eine eigene Identität, einen eigenen Namen, ein eigenes Logo macht, ist das ein wichtiger Bestandteil dessen?

Sebastian: Ich denke, das ist für jeden individuell verschieden. Also für mich nicht, ich mag halt irgendwie gern Bier, aber ich habe jetzt eigentlich nicht so den Drang, damit groß nach außen zu treten. Ich mache das für mich, für Bekannte, ich trinke gern Bier und wir treffen uns öfter mit unserem Brauverein, der ja kein Verein ist. Und irgendwie so ein Logo macht man sich ja dann doch, damit man was auf die Flasche stempeln kann und doch mal, wenn man doch mal abfüllt und das verschenkt, dass man da was anzugucken hat.

Markus: Ja, nee, auf jeden Fall eine schöne Geschichte. Und wir haben jetzt ja hier drei Biere und dahinter steckt ja auch eine besondere Geschichte. Also ihr habt ja die Wittorfer Brauerei, wo ihr, wie du grade gesagt hast, auch damit verbandelt seid. Und, ja, vielleicht erzählst du mal ganz kurz, was war die Idee hinter diesen Bieren? Also es sind ja nicht nur drei, es sind ja insgesamt, glaube ich, 12, 13 oder so, aber wir haben jetzt drei aus dieser Serie, was ist da die Idee gewesen?

Sebastian: Die Idee, das wir, also unser Stammtisch eingeladen wurde in die Brauerei, mit deren Brauer zusammen auf der großen Anlage einen Sud zu brauen und quasi eine Würze herzustellen. Was natürlich eine coole Sache ist, sowas, wenn man das mal machen kann. Das gibt es ja bei irgendwelchen Brauwettbewerben, ist das ja quasi der Hauptpreis, da einen Sud auf einer richtigen Anlage zu brauen. Das fanden wir natürlich alle cool. Und, ja, dann waren wir da und die Idee war, dass dann jeder in selbst mitgebrachten Gefäßen ein bisschen Würze mitnehmen kann, so viel er möchte und die dann selber veredelt.

Markus: Veredelt heißt, sich dann überlegt, welche Hefe nehme ich dazu?

Sebastian: Welche Hefe mache ich dazu, was tue ich da sonst noch so rein? Und ich denke, wir haben da eine ziemlich breite Range dann an Bieren rausgekriegt. Weil, es gibt ja den alten Spruch, der Brauer macht die Würze, die Hefe macht das Bier. Und die sehen zwar alle ähnlich aus, die Biere, die wir jetzt vor uns haben. Also alle sehr hellgelb, strohgelb.

Markus: Ja.

Sebastian: Aber vom Geschmack her ist da durchaus Varianz drin. Viele haben jetzt auch Früchte dazu gemacht. In meinem habe ich jetzt eine belgische Hefe, die auch sehr ausdrucksstark ist.

Markus: Das haben wir hier ja auch dabei, ne?

Sebastian: Das haben wir dabei, das das Dritte, glaube ich …

Markus: Also super spannende Geschichte. Ich habe so ein ähnliches Projekt letztes Jahr mitgemacht, das war in Dänemark. Also etwas größer skaliert, der Brauerverband da praktisch zur Verfügung gestellt für große Brauereien, dasselbe Malz, denselben Hopfen. Und die Idee war dann eben auch, dass die praktisch mit derselben Grundrezeptur, aber verschiedensten Hefen unterschiedliche Biere herstellen. Daraus haben die dann einen Wettbewerb gemacht und ich war dann damals in der Jury, diese ganzen Biere zu bewerten. Und da war dann ähnlich wie hier, da kamen also dann Lagerbiere dabei raus, es kam jede hopfengestopfte Variante, die man sich vorstellen kann, bis hin zu eben auch Saisons, Sauerbieren, solche Sachen und es ist schon toll zu sehen, was Hefe alles kann. Also dann nähern wir uns doch vielleicht mal dieser Geschichte. Und Nummer eins ist jetzt die Lagerversion sozusagen. Da reiche ich vielleicht mal kurz das Mikro wieder rüber, wir kommen dann gleich wieder zurück zu dir. Und, ja, Leif, vielleicht gehen wir das mal so an. Also Nummer eins, das ist jetzt praktisch die Würze, wie der Sebastian grade erzählt hat, mit untergäriger Hefe, ganz klassische untergärige Hefe.

Leif: Ja. Ich glaube, das ist von Garret. Ich glaube, der hat das eigentlich auch noch ein bisschen hopfengestopft. Das hat sich aber seit letzter Woche, wo wir das intern verkostet haben, so ein bisschen noch gewandelt.

Markus: Okay.

David: Aber mit der Nase riecht man es noch.

Markus: Ja. Also haben wir auf jeden Fall eine fruchtige Nase, ein bisschen Citrus, ein bisschen so Waldbeeren vielleicht.

David: Es ist auch, also das hört man jetzt natürlich nicht, es ist auch mit das klarste Bier, was ja auch für Lager unerwartet ist.

Markus: Ja. Na, dann probieren wir doch mal. Ja, kann man es trinken?

David: Ja.

Markus: Ja, absolut. Also schönes einfaches Lager, durchaus mit ein bisschen Pep sozusagen.

Leif: Da ich ja kein Sommelier bin, darf ich sagen, es ist süffig.

Markus: Auf jeden Fall.

David: Es hat eine schöne Restsüße, also das ist tatsächlich was. Also man eliminiert ja immer so die Schritte dann auch und automatisiert direkt, die man nicht so mag. Das ist dann bei mir tatsächlich das Herstellen der Würze, das ist sowas, das gibt mir erst mal nichts. Also dieser Schritt, das Rezept, ja, das Würze herstellen irgendwie nicht so und das Abfüllen auch nicht, da mache ich viel im Fass. Da ist tatsächlich bei mir immer so ein Problem, also dadurch, dass der Schritt nicht so meins ist, neige ich dazu, da immer so ein bisschen Probleme zu kriegen, was dann auch immer so den Körper angeht. Meine Biere landen immer so im hochvergorenen Bereich, da muss ich immer so ein bisschen aufpassen. Also das mache ich eher über die Rezeptur als jetzt über dann das Gärverfahren, da versuche ich dann, eher da zu optimieren als im Gärverfahren. Also das Zeug bringt mir gar nichts, das ist der Grund, weshalb ich es auch wegautomatisiert habe.

Markus: Ja, nee, also wunderbar hier die Lagerversion. David, dann schauen wir nochmal noch die hopfengestopfte obergärige Version an, das ist jetzt praktisch die Nummer zwei. Und, ja, wie der Leif schon gesagt hat, das ist jetzt ein bisschen trüber, könnte man sagen, opaler.

David: Ja, es bringt ein bisschen, genau, naturtrübe Variante, so wie sie häufig im obergärigen Bereich dann auch und vor allem im Hobbybereich. Wir filtrieren ja gar nicht und zwar aus gutem Grund. Ja, ganz wunderbares Aroma. Ich würde auch sagen, das hier entweder ein Whirlpool oder im Kaltbereich nochmal ein bisschen mit Hopfen gearbeitet worden ist, auch wenn ich das Rezept jetzt nicht kenne.

Markus: Viel Citrus auf jeden Fall, viel so richtig Zitrone, also richtig fruchtige Aromen. Sehr intensiv auch. Okay, dann Prost!

David: Haben hier sehr viel rote Beere irgendwie so in Nase und Mund.

Markus: Und eine ordentliche Bittere hinten raus, ja.

David: Die dazu führt, das die Restsüße, die man beim Lager deutlich besser gespürt hat, hier ein bisschen weiter nach hinten gedrückt wird. Aber es balanciert sich schön aus, finde ich, ist die Süße trotzdem noch spürbar, aber es wird aufgefangen durch die Bitterstoffe des Hopfens.

Markus: Ja, man denkt nicht unbedingt, dass die Basis für dieses Bier, bis auf die Hefe, identisch ist.

David: Die Würze.

Markus: Ja, die Würze, ja, genau, ja.

Sebastian: Interessant, wie viel Bittere durch das Stopfen halt noch rein kommt. Weil, die Bittere wird ja normal beim Kochen eingestellt und da ist ja alles gleich gelaufen. Rein durch das Hopfenstopfen hat das eine ordentliche Bitte gekriegt.

Markus: dann kommen wir natürlich, Sebastian, jetzt zu deinem Schätzchen sozusagen. Das ist jetzt von den Dreien auf jeden Fall das, was die deutlichste Trübung aufweist. Ja, das ist jetzt ein Saison, ein belgischer Bierstil. Und, ja, wie kamst du drauf, das zu machen?

Sebastian: das hat sich angeboten, ehrlich gesagt. Maßgabe bei dem Bier war, ich hatte keinen Platz in meinem normalen Gärtank. Ich habe nächste Woche Geburtstag, da habe ich Bier speziell für gebraut und deswegen brauchte ich jetzt irgendwas, was bei Raumtemperatur vergären kann. Und da bietet sich so eine belgische Hefe an. Die wird dadurch ausdrucksstark, aber das möchte man ja auch haben bei diesen Belgiern. Und ich habe, ja, wenig Arbeit damit. Bei Raumtemperatur vergoren in einem Kanister, den ich mir extra dafür noch gekauft habe. Dann die Nachgärung, habe ich auch direkt im Fass gemacht, weil, das normale Geraffel war belegt. Und ich finde, dafür, dass ich mir da wirklich sehr wenig Arbeit mit gemacht habe, finde ich es schon gut.

Markus: Ja, nee, auf jeden Fall. Also man erkennt auf jeden Fall den Bierstil sofort. Also in der Nase hat man gleich so dieses typische Spiel, so eine leichte bananige Note, auch ein bisschen Citrus, ein bisschen Gewürzaromen, das, was halt so ein Saison einfach ausmacht. Eine sehr angenehme Note auch, also ein bisschen auch wieder rote Beeren fast so ein bisschen, Stachelbeere vielleicht. Naja, also auf jeden Fall viel. Und eine hohe Rezenz, schöne Kohlensäure, wunderbar. Hinten raus ein bisschen was Pfeffriges. Also auch ein durchaus sehr gelungenes Bier und echt erstaunlich, wie unterschiedlich das wirklich funktioniert. Hat euch das selber überrascht? Habt ihr euch getroffen, die alle mal zusammen probiert?

Sebastian: Ja, das haben wir letzte Woche gemacht. Aber wir wollten eigentlich auch so einen internen Meister küren, wer jetzt da gewonnen hat. Aber nachdem man 17 Biere getestet hat, ist die Abstimmung dann irgendwie ins Wasser gefallen.

Markus: Also das ist schon mal ein sehr guter Einblick in das Thema Hobbybrauen, vielen Dank an dieser Stelle. Vielleicht nochmal, wenn jetzt jemand zuhört, der gerne Hobbybrauer werden will, David hat es ja grade schon ein bisschen gesagt und Leif ja auch, man kann dem Forum beitreten, man kann aber auch die Vereine vor Ort finden. Gibt es die überall?

Sebastian: Es gibt eigentlich in jeder größeren Stadt irgendwelche Brauseminare. Also hier in Neumünster machen das zwei aus unserem Verein in Zusammenarbeit mit der Brauerei. Die machen das auch in der Brauerei und zeigen das da. Weil, wenn man sich im Internet in einem Forum, die Informationsvielfalt, das erschlägt einen. Weil, es gibt ja auch, allein die Würze herzustellen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie wir schon gehört haben, sehr automatisiert oder sehr händisch und alles dazwischen. Und wenn man halt einmal irgendwie so einen Weg gezeigt kriegt, so kriegt man das hin mit einfachen Mitteln, das machen ja die meisten Brauerkurse auch, dann hat man einen Startpunkt, wo man dann sich selber weiter informieren kann. Ich habe es halt einmal da bei diesem Kurs da gesehen vor ewigen Jahren, aber wenn man es dann selber macht, da habe ich mich im Internet informiert. Das war ewige Zeit wie nur Lesen und der eine sagt so, der andere so und dann am Ende halt irgendwie sage, ich mache das jetzt auf diese Art. das war eine schwierige Entscheidung, das hat den ganzen Start der Sache so ein bisschen nach hinten geschoben. Aber so einen Braukurs mal mitzumachen, ist, denke ich, nicht verkehrt. Und hier in Neumünster, wie gesagt, es gibt diesen Braukurs. Und wir treffen uns jetzt auch einmal im Monat und das wird auch da beworben. Also wenn da Leute ihren Braukurs machen, dann kriegen die die Würze mit Nachhause und dann können die vier Wochen später zu uns an den Stammtisch kommen und werden dann direkt freundlich aufgenommen und kriegen Feedback.

Markus: Ja, also das kann man auf jeden Fall sagen. Und ich habe neulich mal gelesen, offiziell gibt es in Deutschland schon über 10.000 Hobbybrauer, die sich in Vereinen organisieren. Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer noch wesentlich höher, wenn man von einer Dunkelziffer in diesem Bereich sprechen kann. Leif, vielleicht noch ganz kurz, was hast du für Projekte biermäßig jetzt noch dir für die Zukunft so überlegt, was du unbedingt mal machen willst oder woran du bist?

Leif: Dem Flo Erdel auf Instagram zu folgen, triggert mich immer noch, so ein bisschen in Richtung Fasslagerung und Sauerbiere mehr reinzugehen. Das ist sowas, was ich mir jetzt noch vorstellen könnte. Aber dann jetzt nicht irgendwie Holzchips, sondern wirklich dann mit Fass und so weiter, das wäre sowas, das würde ich mir nochmal vornehmen.

Markus: Spannend. Also ist da der nächste Raum Zuhause belegt, dann aber mit Fässern, auch gut. David, vielleicht auch an dich noch eine letzte Frage. Du hast ja schon erzählt, mit deiner Lebensgefährtin zusammen, ist das manchmal eine Konkurrenzsituation zwischen Bier und Partnerschaft oder nicht?

David: Naja, Konkurrenzsituation würde ich jetzt noch nicht sagen. Also ich habe auf jeden Fall das große Glück, dass ich da sehr, sehr viel frei Hand oder eigentlich völlig freie Hand da habe und meine Partnerin freut sich sehr darüber, dass ich dieses Hobby ausübe, probiert auch gerne mit und ist da genauso begeistert. Oder eigentlich ist es ganz oft sogar so, dass es bei uns in der Partnerschaft eher so ist, das ich mit mir hadere, den nächsten Prozessschritt zu gehen oder irgendwas zu kaufen oder, soll ich an dem Tag jetzt wirklich brauen oder mache ich was anderes? Und dann heißt es eigentlich von ihr immer, ach, mach doch einfach, ist doch schön, es ist dein Hobby und geh dem doch einfach nach. Und deswegen muss ich da sagen, da habe ich absolut Glück. Und nicht nur, weil sie grade mit im Raum sitzt da, das ist tatsächlich so. Ich musste grade schmunzeln, als der Leif gesagt hat, dass er in die Sauerbier-Richtung geht. Ich hatte ja erzählt, dass ich ein Wahl-Berliner bin und vielleicht brauchen wir irgendwann eine weitere Wohnung irgendwo anders, weil, mir liegt das Thema Sauerbier genauso am Herzen und natürlich vor allem die Berliner Weisse, als Thema groß am Herzen. Und das ist so die Geschichte, auf die ich mich als Nächstes stürzen wollen würde. Und dann muss man ein bisschen gucken, dass das Equipment sauber bleibt, was die Wildhefen angeht, sonst schmeckt alles sauer. Aber ich weiß da zum Beispiel auch von meiner Lebensgefährtin, das wäre gar nicht so schlimm…

Markus: Okay. Das ist natürlich wichtig, dass da eben auch alle an einem Strang ziehen. Und dann sind wir mal gespannt, wenn wir uns in einem Jahr wiedersehen hier zur Bierköste Nummer 2, was sich bis dahin getan hat, sowohl bei dir, Sebastian, als auch bei euch beiden und hier in Neumünster. Und, ja, dann erst mal euch noch einen wunderschönen weiteren Tag heute.

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