Johannes Grohs startete eigentlich in die Bauwelt, dank eines Abstechers zur Biersommelier-Ausbildung kam ein emotionsgeladener Buchstabe dazu – und er war Teil der Brauwelt. Mit dem „Beer Store Vienna“ begeisterten er und sein Partner Alexander Beinhauer die hauptstädtischen Biertrinker in der Alpenrepublik, kurz darauf kreierte er mit seinem eigenen Label „Next Level Brewing“ auch die passenden Genussmittel selbst. Mittlerweile hat der Do-it-yourself-Brauer vor allem die Haus- und Heimbrauer im Visier, die sich insbesondere während der Corona-Beschränkungen zu treuen und wiederkehrenden Kunden entwickelten. Im Podcast verkosten wir drei spannende „Next Level“-Biere und sprechen über Johannes bierigen Werdegang…
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Holger: Hallo, liebe Bierfreunde, herzlich willkommen zum BierTalk Nummer 85. Es geht nach Wien, natürlich haben wir einen ganz besonderen Gast, Johannis Grohs, selber Diplom Biersommelier und hat die Wiener Bierszene ganz schön aufgemischt. Und, Johannes, du musst dich jetzt einmal vorstellen und uns dann erzählen, wie du die Szene aufgemischt hast. Grüß dich und herzlich willkommen!
Johannes Grohs: Ja, danke für eure Einladung, heute bei der denkwürdigen Nummer 85 dabei sein zu dürfen. Wie der Holger schon gesagt hat, ja, ich bin seit 2014 selbstständig im Bier- und Hobbybraubereich. Wir haben zwei verschiedene Firmen, die zum, wie der Holger so schön sagt, aufmischen der Szene, gegründet wurden. Und da ist es einmal Next Level Brewing im Bierbereich und dann für den Heimbraubereich MashCamp als Marke. Das ist, ja, ist mittlerweile schon seit Jahren so, dass wir da intensiv dran arbeiten, generell die Bierszene, sowohl aus Brauersicht als auch aus Konsumentensicht, ein bisschen voranzutreiben, sofern das halt in Österreich irgendwie möglich ist. Den Holger kenne ich ja schon seit geraumer Zeit, seit unserem gemeinsamen Diplom-Biersommelier-Kurs. Das war, glaube ich, 2013, wenn ich mich jetzt nicht irre. Und wir waren damals die beiden Einzigen im Kurs, die nicht aus der Bierbranche waren und heute sind wir beide in die Branche gewechselt, was ich nach wie vor sehr schön finde. Wie gesagt, bei mir war es ein Weg aus dem persönlichen Hobby heraus, also aus dem Bierbrauen Zuhause, aus dem Home Brewing und da ging es einfach darum, diese Leidenschaft, die man selbst für hergestellte Produkte eben hat, die auch weiter zu transportieren. Ich war zu der Zeit damals nicht ganz glücklich in meinem Bauprojektleiterjob, das war nicht unbedingt das, was man dort Menschen jetzt glücklich gemacht hat und dementsprechend wollte ich eben einfach wechseln. Da hat sich eben angeboten, etwas Neues zu probieren und das Thema Heimbrauen wie auch das Thema spezieller Biere war zur damaligen Zeit sehr wenig bis gar nicht vertreten, auch nicht in einer fast zwei Millioneneinwohnerstadt wie Wien. Und dementsprechend gab es und gibt es immer noch viel Aufholbedarf, wenn es darum geht, den Leuten zu erklären, wie hochwertig eigentlich das Produkt Bier, das doch durchaus als sehr selbstverständlich und günstig gesehen wird, wie hochwertig das eigentlich sein kann und auch ist.
Holger: Ja, sehr schön. Aber angefangen hat ja alles mit dem Bierladen, ne? Also du hast ja also, gut, nach dem Hobbybrauen, da hast du deinen Biersommelier-Kurs gemacht, dann hast du gedacht, Mensch, jetzt ist gut mit Baufirma und dann hast du ja erst mal den Bierladen gemacht. Also MashCamp kam ja eigentlich später, ja. Und warum eigentlich, also hat das mit dem Bierladen keinen Spaß gemacht oder kamen keine Kunden oder wie war das?
Johannes Grohs: Ja, also begonnen hat es, da hast du vollkommen Recht, eigentlich 2014 mit einem lokalen Biergeschäft, das durchaus vergleichbar ist mit sehr vielen lokalen Biergeschäften. Das war einerseits eine Sache, wo wir auch ein bisschen als Branchenquereinsteiger auch gelernt haben, wie das denn überhaupt mit dem Handel funktioniert. Wie gesagt, ich habe da generell im Handel oder in der Bierbranche, keinerlei Vorerfahrung gehabt. Ich dachte mir einfach, das ist eine schlaue Sache, jetzt einen Laden aufzusperren und zu lernen, was kauft der Kunde, was kauft er nicht. Und das ist ja auch verhältnismäßig risikolos, um es jetzt mal so zu sagen. Und das war und ist nach wie vor, die Filiale gibt es ja noch, unser quasi Berührungspunkt direkt auch mit den Kunden, was ich nach wie vor sehr wichtig finde. Weil, auch wenn sich sehr viel in Richtung Online verlagert hat in der heutigen Zeit, dann ist trotzdem das persönliche Gespräch eines, das nach wie vor sehr viele Informationen absetzt sozusagen mit dem eigentlichen Interesses eines speziellen Einkaufs. Also es gibt viele Gespräche, die rund herumführen und du merkst dann einfach im Kundengespräch, warum sind die Leute wirklich gekommen, an was haben sie sonst noch Interesse? Und das kann man halt durch keine Online-Version ersetzen. Da siehst du nur einen Kunden, der etwas gekauft hat und wenn sich einer dann doch noch um entscheidet, dann bekommst du das schon wenig bis gar mehr, vielleicht noch über eine Statistik mit, aber seine Beweggründe wirst du nicht mehr erfahren, warum er sich für etwas entschieden hat. Das war auch so ein bisschen das, wo wir mit unserem Laden halt auch gelernt haben, okay, was will der Biermarkt im spezielleren Bereich, oder nennen wir ihn Craft-Beer-Bereich und war dann auch ein wenig dieser Startschuss in die Richtung, wir wollen eigene Biere machen, aber wir müssen mal erst lernen, wie das funktioniert. Daher 2014 eben der Bierladen mit dem Bier-Store Vienna, der prinzipiell auch von Beginn weg Hobbybrauer-Equipment im Sortiment hatte. Und ein Jahr später dann 2015, kam dann Next Level Brewing, unsere eigene Biermarke, wo wir als Jipzy-Brauer eben verschiedenste unserer eigens entwickelten Rezepte dann nach unseren Vorstellungen bei einer befreundeten Brauerei in Kärnten, bei der Brauerei Loncium, brauen lassen.
Holger: Und da wart ihr ja ganz schön erfolgreich, also ich sage nur Vize-Staatsmeister und sowas, ja.
Johannes Grohs: Naja, wir waren nicht nur Vize-Staatsmeister, waren wir auch, aber wir waren auch unzählige Male Staatsmeister mit verschiedensten Bieren. Sind vor Corona als Brauerei des Jahres ausgezeichnet worden im Jahre 2019, weil keiner mehr an quasi ersten Plätzen gewonnen hat. Also da ist auch international dann einiges passiert, Meiningers und so weiter, einige Awards gewonnen, bis hin zur Platinmedaille. Da waren immer wieder Sachen dabei, die so gesehen, ganz gut funktioniert haben.
Holger: Also Vize-Staatsmeister, das war also so eine gewollte Überleitung aufs erste Bierchen und dieses Bierchen, damit seid ihr ja Vize-Staatsmeister geworden, oder? Weil, mir geht es ja immer auch da drum, dann endlich mal die erste Flasche zu öffnen, dann können wir ja immer noch weiterreden.
Johannes Grohs: Ja, der Holger ist natürlich tatsächlich durstig, das kann ich verstehen. Das erste Bier, das wir heute aufmachen, ist von Next Level Brewing unser Frontman, das ist ein hopfengestopftes Lager. Das ist tatsächlich Vize-Staatsmeister geworden 2019. War nur ein Bier, das ein bisschen klassischer ist dann vor uns. Ist ein bisschen moderner als man sich ein klassisches Lager insbesondere vielleicht in Bayern vorstellt, also wenn man es sich vorstellen kann, ohne es vor sich oder im Glas zu haben, auch für die Hörer, ein wenig ein Hybrid aus einem Pale Ale und einem Lager. Sprich, wir haben also ein klassisches Lager gebraut, aber die Hopfung eher in Richtung eines Pale Ales verschoben. Sprich, wir haben Hopfensorten wie Citra und Mosaic mit drinnen und es ist auch mit den beiden Sorten hopfengestopft. Dementsprechend bekommst du dann vom Körper hier die drinkability eines normalen Lagerbiers, aber es ist nicht ganz so langweilig. Und für jemanden, der schon mehr im Hopfing-Bereich gewohnt ist, grad für die Trinker von Pale Ales und IPAs, denen dann vielfach ein ganz normales Helles zu langweilig ist, für die ist das einfach dann auch etwas, dass sie ein, zwei, drei Bierchen hintereinander trinken können, ohne das ihnen langweilig wird.
Holger: Sehr gut! Wir haben ja noch jemand bei uns, den Markus und das ist ja durchaus ein Hopfenliebhaber. Markus, ist doch vollkommen in deinem Sinne, dass wir jetzt endlich aufmachen, oder?
Markus: Ja, unbedingt, ich warte schon die ganze Zeit drauf. Habe auch überlegt, ob ihr mich heute überhaupt braucht: Aber es ist okay, wunderbar, also können wir sehr gerne aufmachen. Und man muss ja noch sagen, das hat der Johannis ja grade so in dieser typischen österreichischen Nonchalance so gesagt, es ist wie ein Lager, aber natürlich wäre das bei uns allein schon deswegen schwierig, weil hier ja auch Weizen mit drin ist und Weizenmalz natürlich bei uns, untergärig, ganz böse Geschichte. Also insofern, ja, spannend auf jeden Fall. Ich freue mich schon total drauf, das zu probieren und, ja, bin schon ganz heiß, also wann geht es denn los?
Holger: Nee, nee, es geht jetzt los. Und ich habe jetzt währenddessen du gesprochen hast, direkt aufgemacht und eingeschüttet und halte schon grad meine Nase rein. Und es ist also schon so, wie der Johannis schon anmoderiert hat, also er hat ja schon einiges jetzt zum Bier gesagt, aber man hat eben diese absolut fruchtige Hopfennote in der Nase, also man riecht richtig Südfrüchte. Und das muss ich auch nochmal sagen vielleicht, der Johannis ist ein ausgesprochen guter Sensoriker. Also ich kann mich da erinnern, bei einigen Bierverkostungen, da hat der also Dinge wahrgenommen, da habe ich gedacht, meine Güte, wo ist eigentlich deine Nase? Also das ist schon sehr beeindruckend! Und das ist natürlich ganz toll, wenn man dann seine Biere da verfeinert und die Rezeptur verfeinern möchte, dass man eben in der Sensorik wirklich richtig klasse ist, ja. Aber, Prost, ja, schön, dass du dabei ist. Also ich trinke jetzt mal. Ja und es ist genauso, wie du es beschreibst, also man hat quasi ein typisches Pale Ale in der Nase und wenn ich jetzt aber den ersten Schluck nehme, dann ist eine unglaublich hohe drinkability da. Es ist eben auch so von der Bitterkeit gar nicht so streng, sondern ist eben dann, hat schon so einen Lagercharakter, aber eben nicht ganz, du sagst jetzt langweilig, also da muss ich jetzt natürlich hier für die bayrische Bierkultur eine Lanze brechen, also ein bayrisches Helles ist ja nicht langweilig! Aber, das ist jetzt so frisch und macht Lust auf den zweiten Schluck. Man merkt deutlich eben die Kalthopfung mit dem von dir genannten Hopfensorten, aber es gibt auch einen schlanken schönen Malzkörper. Überhaupt ist das Bier ganz schlank, sehr gut ausgewogen, ausbalanciert, die Resenz finde ich unglaublich angenehm. Und jetzt ist ja, bricht ja fast der Frühling rein, die Zugvögel ziehen und der Frontman, der passt hervorragend dazu meines Erachtens. Ja, ich trinke noch einen Schluck.
Markus: Ja, also was ich noch ganz interessant finde, ist, wie schön die beiden Hopfensorten ausgewogen sind. Also ich finde, wenn man jetzt von der Nase geht, dann hat man auf jeden Fall ein bisschen mehr Mosaic, sehr schön, sehr diese typischen Noten, die dann auch Richtung so, ja, schwarze Johannisbeeren ein bisschen gehen, natürlich Citrus auch dabei. Und im Mund, finde ich, da überwiegt dann fast der Citra, mit eben diesen intensiven zitronigen Noten. Und zusammen, ja, pendeln sie sich dann schön aus, auch von der Bittere ist das sehr angenehm. Also wie der Holger schon sagt, ein sehr erfrischendes Bier, was von der Fruchtigkeit fast schon an ein Radler erinnert, also wirklich eine sehr schöne Sache. Trinkt sich auch leicht dadurch, dass es so schön schlank ist und ist sicherlich ein perfektes Sommerbier.
Johannes Grohs: Ja, es ist Gott sei Dank nicht nur für den Sommer gut geeignet. Was ich jetzt noch ergänzen muss, ist allerdings, ich habe nicht gesagt, dass Lagerbiere generell langweilig sind, sondern für die Leute, die viel Pale Ale und IPA trinken, für die mag das eine oder andere Helle langweilig sein. Und für die ist es dann eben eine Sache, die sie noch an die Hopfigkeit, die sie brauchen, eben heranführt. Andererseits ist es natürlich ein sehr schönes Brückenbier, wie ich das immer nenne, um Leute in die hopfigeren Biere eher einzuführen, die jetzt aber vielleicht nicht gleich den Sprung in Richtung Pale Ale machen wollen, wo dann auch deutlich mehr vielleicht auch Malzkörper mit dabei ist oder noch mehr Aromatik. Sondern in dem Fall haben wir es einfach so gestaltet, dass du auch bei einem Gastronomen, der jetzt nicht unbedingt mit Craft Beer werben will, sondern einfach ein bisschen was absetzt, das Mainstreams möchte, dass der eben auch was im Fass anbieten kann, wo der Kunde nicht nach einem kleinen Bier sagt, ja, das war jetzt eine interessante Erfahrung, aber eigentlich hätte ich jetzt ganz gern wieder was Normales, sondern wo er einfach nach dem Ersten, wir kennen es ja aus der Gastronomie in Wien, wo er nach dem ersten kleinen Bier danach noch zwei, drei Große bestellt. Und das ist genauso, wie dieses Bier eben gedacht war und das funktionier Gott sei Dank.
Holger: Sehr gut. Ich finde ja, es ist unglaublich wichtig, auch nochmal über das Etikett zu sprechen, weil die Hörer, die können das ja jetzt nicht sehen. Und man sieht jetzt also, ja, so eine Krake, ja, mit ganz vielen Armen. Ein so eine Tentakel umschlingt das Mikrofon und eine andere Tentakel hat eine E-Gitarre in der Hand und dann richtig böse, mit einer Augenklappe und richtig freundlich guckt er auch nicht, aber scheinbar hat er irgendwie was zu sagen oder zu singen. Ich weiß nicht, was singt der denn da grad?
Johannes Grohs: Wir haben aktuell grad keinen Ton am Etikett, aber kann ich dir jetzt so gar nicht sagen, welches Lied er da grade spielt. Im Wesentlichen ging es darum, dass er ganz vorne auf der Bühne steht und den meisten Lärm macht und den Leuten einfach erklärt, hallo, ich bin der da. Der Oktopus, üblicherweise hat er acht Arme, ist unser Logo-Tier von Next Level Brewing und dementsprechend findet sich dieser Oktopus auf all unseren Etiketten im Comic-Stil. Da arbeiten wir mit einem lokalen Comic-Zeichner, sowas gibt es tatsächlich, hauptberuflich, in Wien. Die haben einen eigenen Comic, die Austrian Super Heros oder auch Ash, in der Abkürzung. Und mit dem arbeiten wir zusammen, der macht all unsere Etiketten an di par. Und das funktioniert schon seit Jahren sehr gut, um einfach irgendwelche Themen, die diese Biere für uns auch repräsentieren, etwas zu visualisieren.
Holger: Ja, also, Markus, passt das für dich, das Etikett zu dem schönen ausgewogenen Dry Hoped, helles Lager?
Markus: Ja, auf jeden Fall. Also ich muss sagen, also ich glaube, bei meinem Etikett hört man ein bisschen was vom Sound und zwar erinnere ich mich da an Fools Garden und Lemon Tree, das würde auf jeden Fall gut dazu passen. Also falls die Hörer hier ein Bier- und Musik-Pairing machen wollen, können sie das mal ausprobieren. Ja, aber an sich finde ich das spannend, mir gefällt der Krake sehr gut, ich finde den auch ein tolles Logo-Tier irgendwie, weil er ja auch was mit Stärke symbolisiert und mit Flexibilität, also hat ganz viel, das gefällt mir auf jeden Fall gut. Mich würde noch interessieren, warum überhaupt Lager? Also weil im Grunde, wenn ihr jetzt eh so nah an einem Pale Ale dran seid und auch noch Weizen reintut, dann könnte man ja gleich sagen, man macht das halt als etwas kälter vergorenes obergäriges Bier, also warum das nicht? Und die Frage, wenn ihr hier doch am Ende nur 16 Bittereinheiten habt, wie schafft man es, diese intensive Fruchtigkeit da so reinzukriegen? Ist das dann so Last-Minute-Dry-Hoping oder wie muss ich mir das vorstellen?
Johannes Grohs: Ja, einerseits, warum Lager? Da sage ich mal ganz provokant, warum nicht? Wir haben es halt auf Basis eines quasi normalen Lagers aufgebaut und dann einfach nur eine Komponente, nämlich den Hopfen verändert. Also das war irgendwo so dieses Ziel, auch den Leuten, die vielleicht mal von einem Ale oder Pale Ale gehört haben und sagen: „Ah, das will ich nicht, ich will nur ein Lagerbier“, das war auch so ein bisschen dieses Barrieren abbauen, dass dahintergesteckt ist, von der Konzeption her. Und das haben wir relativ häufig auch im Craft-Beer-Bereich in die andere Richtung, dass die Leute sagen: „Nein, ich trinke nur Ales, ich will nur IPAs. Das ist ein Lager, das trinke ich nicht.“ Um genau solche Dinge eben in beide Richtungen so ein wenig abzufedern und abzufangen, ist es einfach ein Lager geblieben. Bei uns ist das jetzt nicht ganz so streng, wenn da Weizenmalz drinnen ist, wir haben da jetzt keine Biersittenpolizei, die uns da anzeigt und sagt: „Das gehört so nicht!“ Wir sind auch, was unsere Konzeption generell betrifft, eher ein bisschen offener gegenüber, was man nicht alles verwenden kann und nicht vielleicht auch sollte. Und dementsprechend haben wir auch viele Biere schon gemacht mit Zutaten, die, ja, in Deutschland nicht so gern gesehen sind. Wobei es immer um natürliche Dinge ging, aber wenn du mit Kräutern und Blüten und Sonstigem arbeitest, dann findet das nicht jeder in Deutschland unbedingt notwendig.
Holger: Lass uns mal nochmal wieder zurück in, ja, kann man schon sagen, einer meiner absoluten Lieblingsstädte, Wien zurückgehen. Lass uns doch mal rein blicken in die Craft-Beer-Szene in Wien, wie ist die, wie steht die da, wie hat die sich entwickelt seit 2014? Wo siehst du Trends, wo geht es hin und was macht der Wettbewerb?
Markus: Kann ich noch ganz kurz einen Satz zu dem Aroma haben, weil mich das wirklich interessieren würde, wie ihr das macht mit diesem intensiven Citrusaroma.
Johannes Grohs: Ja, sorry, das hatte ich übersprungen oder vergessen. Relativ einfach, es ist hopfengestopft und sämtliche Bittereinheiten kommen im Wesentliche nicht aus Bittergaben, sondern aus späten Hopfengaben beim Kochen oder besser gesagt im Whirlpool. Und der Rest der Bittere, oder der gefühlten Bittere, besser gesagt, kommt dann eigentlich schon auch im Hopfenstopfen selbst. Also es ist jetzt nicht unbedingt im messbaren Sinne, aber Hopfenstopfen hat dann sensorisch ein wenig einen Eintrag in die bittere Richtung, dementsprechend fühlt es sich einen Ticken bitterer an als 16, wobei 16 IBU ja gar nix ist. Und damit sind wir eher auf Normalniveau, würde ich behaupten. Aber diese Fruchtigkeit kommt, wie gesagt, rein aus den Aromahopfenölen, durch Whirlpool-Gabe und Hopfenstopfen.
Markus: Wunderbar, faszinierend. Also jetzt danke und weiter zu Holgers Frage, interessiert mich natürlich auch, wie ist es denn um die Bierszene bestellt?
Johannes Grohs: Ja, die Wiener Bierszene, ich würde sagen, 2014, 2015, das waren so die Startjahre in Wien, da gab es die ersten Craft Beer Festivals und da herrschte auch sehr große Aufbruchsstimmung. Da war es so, dass der Reihe nach kleine Brauereien begonnen haben, ihre Tätigkeit aufzunehmen, da und dort gab es Eröffnungen, immer wieder neue Bier-Bars mit unterschiedlichster Ausrichtung, die geöffnet haben. War so ein bisschen Aufbruchsstimmung, aber das hat dann auch recht schnell irgendwo, ja, seinen Zenit gefunden gehabt. Jeder hat das mal probiert, keiner war übermäßig davon begeistert. Also solche Hypes, wie es in anderen Ländern gegeben hat oder nach wie vor teilweise noch gibt, sei es in Amerika oder in Skandinavien, das haben wir bei uns so nicht erlebt. Es wird sich auch bei uns niemals jemand anstellen für ein Bier, weil grad ein Bier-Release oder sowas war. Also in ganz Österreich gibt es da auch keinerlei Brauereien, wo irgendein Bier sofort ausverkauft wäre. Mag vielleicht am österreichischen Kunden selbst liegen oder warum auch immer, kann ich jetzt so genau nicht sagen, aber es ist tatsächlich bis heute jetzt noch nichts in die Richtung passiert. Corona hat leider Gottes nicht unbedingt dazu beigetragen, dass das Ganze besser wird. Durch viele Lockdowns und Barschließungen ist es natürlich eine Sache, wo es den Gastronomen auch irgendwo schwierig gemacht worden ist, die Biere unter die Kunden zu bringen. Und die Gastronomie ist nach wie vor so ein bisschen der erste Berührungspunkt für diese Biere, weil dort zumindest, im Vergleich zum Supermarkteinkauf, du im Normalfall ein bisschen Beschreibung dabei hast. Also ein bisschen Beschreibung auf der Bierkarte, auf der Tafel oder zumindest gehst du, wenn es solche Biere in der Gastronomie gibt, ja mit jemanden hin, der sich auskennt, ist üblicherweise so. Und dann bist du nicht ganz so unvorbereitet, wie wenn du jetzt einfach denkst, du hast dir ein normales Bier gekauft und dann überrascht dich da eine fruchtige Note und du weißt jetzt nicht, ob das so sein soll oder ob mit dem Bier irgendwas vielleicht verkehrt ist.
Holger: Und was hat es bedeutet für den Betrieb im Laden, also was hat sich verändert? Also du sagst ja, da ist mit viel Enthusiasmus begonnen worden und viele haben viel Neues ausprobiert, war das dann irgendwann zu Ende oder sind die Leute preissensibler geworden oder haben das Interesse verloren? Oder, ich meine, man muss da ja auch noch sagen, in Wien gibt es ja einen großen Händler, der eine unglaubliche Auswahl auch bietet an Craft Beeren, der ganz anders einkauft als ihr. Wir war das?
Johannes Grohs: Ja, so einer der größten österreichischen Getränkehändler hat sich dann ungefähr ein Jahr, nachdem wir am Markt waren mit unserem Bierladen, dazu entschlossen, auch so einen Flagship-Store zu machen. Und das war natürlich jetzt nicht unbedingt das Optimalste für ein kleines neues Business und du musst dann einfach schauen, wie du dich weiterentwickelst und wo du deinen Platz findest. Und gegen jemanden anzutreten, der weit über 1.000 Biere im Sortiment hat, da wäre es wahrscheinlich auch für viele Unternehmer in anderen diversen Städten in Deutschland und anderen europäischen Ländern durchaus schwierig, wenn der nur zwei Kilometer neben dir sitzt und der Kunde sich einfach aussuchen kann, wo er hingeht. Das ist jetzt gar kein Thema der Preissensibilität, sondern das war es einfach mehr ein Thema von, dass Kunde ständig was Neues wollte. Und wir sind jetzt keine großen Importeure gewesen, haben das eine Zeitlang betrieben und versucht, das auch zu machen, Eigenimporte durchzuführen, aber die Schlagzeile ist dann eigentlich, ja, war dann für die Kunden ausschlagkräftig, um zu sagen: „Okay, wo gehe ich hin, wo bekomme ich immer was Neues und ganz viel Neues, die neusten Biere jeder Brauerei, spezielle Exklusivimporte und, und, und?“ Und das war jetzt nicht unbedingt unser Business als kleiner Laden, jetzt im großen Stil zu importieren. Und den Platz hätten wir auch gar nicht gehabt, irgendwo 1.000 Biere kalt zu lagern. Weil, das ist nach wie vor ein wesentlicher Aspekt unseres Ladens, dass all unsere Biere in einem großen Kühlhaus stehen und wir, sofern wir das eben kontrollieren können, so auf die Bierqualität achten, dass es immer kalt gelagert ist.
Holger: Ah ja, spannend. Also die Biere, die ihr nicht nur vorne im Kühlschrank habt, sind kalt, sondern alle, also alle Biere, die bei euch im Angebot sind, werden immer gekühlt gelagert, einfach aus Qualitätsgründen?
Johannes Grohs: Ja, genau, das ist schon seit 2014 so. Da sind wir auch die Einzigen, die das so machen. Auch unsere eigenen Biere, die wir jetzt natürlich palettenweise irgendwo aus der Brauerei bekommen, die lagern genauso in einem riesen großen Kühlhaus, einem Palettenkühlhaus und sind das ganze Jahr über bestens temperiert, einfach um die Aromastabilität zu gewährleisten. Ist jetzt ja nicht so, dass Bier verdirbt wie zum Beispiel Fleisch, wenn man es in der Sonne stehen lässt, aber die Aromatik leidet halt so massiv. Und dann brauche ich nicht so viel und so tolle Rohstoffe einsetzen und so aufwendig brauen, wenn ich danach einfach die Kontrolle über das Bier verliere. Und sofern wir das eben beeinflussen können während der Lagerzeit, auch wenn es jetzt noch bei uns ist, bevor es an den Kunden geht, können wir zumindest garantieren, dass es bis zu unserer Haustür im besten Zustand war.
Holger: Das ist ja beeindruckend, also wirklich beeindruckend. Also würdest du denn dann soweit gehen, dass, wenn ihr jetzt MashCamp nicht noch dazu erfunden hättet, wäre der Laden für sich gar nicht überlebensfähig oder würde das schon irgendwie gehen?
Johannes Grohs: Ich denke schon, dass das funktioniert hätte, aber es ist dann halt diese typische Geschichte, wo du als Eigentümer selbst im Laden stehst und du kannst eigentlich rund um die Uhr nichts anderes machen als quasi für dein Überleben arbeiten. Das war jetzt nicht unbedingt so die spannende Vorstellung. Wir haben so auch laufend eine sechs-Tagewoche und irgendwo in einer Größenordnung zwischen rund um die 60 Wochenstunden. Und wenn dann auch dauerhafte Anwesenheit notwendig ist, das kriegst du dann irgendwann mal nicht mehr hin. Und für uns war es dann eigentlich auch eine Sache, wo wir natürlich mit Next Level Brewing versucht haben, auch in Richtung Gastronomie und so weiter zu gehen. Das ist neben dem Ladenbetrieb dann schon relativ schwierig. Und der Hobbybraubereich, der ist halt nachhaltig gewachsen, den haben wir mehr oder weniger in Wien von fast null weg aufgebaut. Wir haben sehr viele Kunden da teilweise aus dem Bierbereich, die uns dann im Laden kennengelernt haben, die dann gesagt haben: „Ah, okay, man kann das Bier auch selber wirklich Zuhause brauen“, die wussten das ja gar nicht. Wusste ich, bevor ich damit begonnen habe, ja auch nicht, dass das relativ einfach mit recht wenig Equipment auch Zuhause funktioniert und man trotzdem gute Ergebnisse erzielt. Und so hat sich dann auch diese Hobbybrau-Community entwickelt und sozusagen auch, die ist gewachsen, sagen wir einfach so. Und irgendwann mal eben in einer Größenordnung, wo das dann auch platzmäßig in unserem Laden, der ist ja jetzt nicht zig 100 Quadratmeter groß, sondern der hat ja knapp über 70 Quadratmeter und da war es dann schon auch irgendwo ein Thema, wofür verwenden wir den Platz? Und mit der Zeit sind dann immer wieder Handelsware, internationales Sortiment sozusagen, haben wir bei den Bieren gestrichen und den Platz im Laden freigegeben für Hobbybrauartikel. Und sozusagen sind in vielen Jahren hier zwei- oder dreimal größer umgebaut worden. Und der letzte Umbau, den wir gemacht haben, war dann eigentlich mit Corona, wo wir eine Verkostungs-Lounge in unserem Laden hatten, wo die Leute direkt unsere Biere, die ja alle kalt gelagert waren, vor Ort kosten konnten. Das dürfen wir ja nach wie vor nicht aufgrund von Maskenpflicht im Laden, dementsprechend haben wir das jetzt schon seit zwei Jahren nicht mehr. Und diesen Platz der Verkostungs-Lounge, den haben wir verwendet dafür, dass wir einfach deutlich mehr Hobbybrauware ausstellen können und das wird jetzt auch so bleiben. Also es ist einfach eine Sache, die mehr oder weniger so entstanden ist, auch aufgrund der Nachfrage der Kunden. Wir waren dann irgendwann mal nicht mehr so relevant im Bierbereich und haben jetzt überhaupt das, was natürlich unsere eigenen Biere und das, was unsere Stammkunden sozusagen noch an Wiener lokaler Brauereiszene nachfragen, ein paar ganz wenige internationale Biere noch im Sortiment für Geschenkekunden, aber das war es. Also wir sind, wenn man es heute so will, jetzt kein Bierladen mehr, sondern ganz initial waren wir eben ein Bierladen mit einer Hobbybrauecke, heute sind wir ein Hobbybrauladen mit einer Bierecke. Und das ist aber auch gut so, also das ist das, wo wir uns über die Jahre hin entwickelt haben, wo wir auch unsere Kompetenzen haben, wir kommen aus dem Hobbybraubereich. Das ist einfach auch eine wichtige Sache, wo du sozusagen wissen musst, wo du gerne auch Zuhause bist. Und mein Geschäftspartner und ich, also der Alex, der heute nicht mit dabei ist, den kenne ich ja auch aus der Wiener Hobbybrauszene und da gehen wir eigentlich genau den gleichen Weg sehr gerne, dass wir einfach drauf schauen, dass diese Hobbybrau-Community, die wir da auch aufgebaut haben, dass die nachhaltig wächst. Das ist halt auch eine Sache, man kann es sich ja vorstellen, mit Corona war einfach eine Nachfrage an Dingen, die man Zuhause machen kann. Bei uns war zum Beispiel in den Lockdowns ständig irgendwo Backhefe aus und die Leute haben sehr viel Brot gebacken und viel selbst wieder gekocht, klar, wenn auch die Gastronomie zu hat. Und dann sind halt viele auch drauf gekommen, dass man Zuhause recht einfach Bier brauen kann. Und dementsprechend war die Nachfrage dann in dem Bereich relativ groß und wir haben da dieses Segment auch deutlich ausgebaut. Wir haben ja schon seit 2017 die Online-Möglichkeit, also den Online-Shop selbst geschaffen. Das war der Startpunkt dann auch für MashCamp als Marke. Weil zum damaligen Zeitpunkt, das ist jetzt auch schon fünf Jahre her, einfach schon absehbar war, dass der Bierladen als solches irgendwo so eine gläserne Decke hat und wir jetzt quasi eine eigene Hobbybraumarke draus machen, die eben zeitgleich auch mit einem Online-Shop startet. Und das hat sich natürlich jetzt dann während der Corona-Zeit stark ausgezahlt, dass wir schon drei Jahre davor einen Online-Shop hatten.
Holger: Sehr interessant also, aber, Männer, wir sollten mal zum zweiten Bier rüber springen und den nächsten Oktopus uns zu Gemüte führen. Was machen wir denn da? Also wir haben jetzt so zwei Biere noch, also einmal Jale Break, ja und Surfin`West.
Johannes Grohs: Ja, ich würde vorschlagen, wir probieren jetzt einfach das Surfin´West, ein West Coast-IPA. Weil der Holger vorher vom Etikett gesprochen hat, da ist natürlich ein Oktopus drauf, der auf einer Welle surft, wo Hopfen drin ist. Wir sind sehr stark auf der Hopfenseite unterwegs, wenn es um die Biere geht. Also wir sind bekannt für alles, wo Hopfen mit dabei ist, von eben hopfengestopften Lagerbiere über Pale Ales, IPAs, New England IPAs, Double IPAs und so weiter, kann man sich ja alles vorstellen und das ist das, wo wir momentan sozusagen die Hopfenwelle reiten. Und in dem Fall ist ein bisschen ein moderneres West Coast-IPA, also so eine Mischung aus den ganz klassischen West Coast-IPAs, wie sie halt früher waren, ein bisschen also harzige Noten, fruchtige Noten, aber trocken. Das war ja das, wie West Coast früher war, sehr intensiv in der Bittere. Hat sich heute, meiner Ansicht nach, ein bisschen gewandelt. Und, tja, unser West Coast IPA ist halt im Vergleich zu den New England, das ist nämlich das Jail Break, das wir nachher noch trinken werden, ein wenig mehr mit sozusagen einem trockenen Körper versehen, ein bisschen bernsteinfarbener, nicht so stark auf Fruchtigkeit getrimmt. Aber ich würde sagen, wir schenken es mal ein, dann wisst ihr, wovon ich rede.
Markus: Machen wir! Ich muss ja sagen, vom Musik-Pairing sind wir natürlich jetzt bei den Beach Boys, wenn wir hier so an Surf in USA denken, passt ja sehr schön zu dem Oktopus. Bin ich mal gespannt, ob das dann auch so locker flockig im Mund und in der Nase ist, schauen wir mal.
Johannes Grohs: Ja, jetzt brauche ich dann eure Meinung.
Holger: Tja, also hier ist auch wieder das drin, was du jetzt eigentlich schon auch beschrieben hast. Also das ist ein Bier, wo man dann sofort, ja, typical America, ja, West Coast IPA, also dann auch eine fruchtige Note mit unv. #00:34:14-4# und das ist auch genau das, was dir entgegenspringt. Wir haben jetzt hier 65 Bittereinheiten, die kommen deutlich zum Tragen. Und es ist eben mega schlank und mega trocken, also das taugt mir richtig! Aber ich könnte mir vorstellen, die fränkische Bierseele, Manometer, Markus, da muss ich dich ja schon wieder an der Hand halten, oder, da fliegst du doch schon wieder weg, bei so viel Bittere?
Markus: Naja, es geht. Ich war ja grad erst in Dänemark und durfte da ganz viele auch sehr bittere Biere probieren, deswegen ist das jetzt was, was mich durchaus wieder abholt. Aber du hast Recht, also es ist sehr schlank. Ich finde, die Fruchtigkeit kommt trotzdem schön zum Tragen und zwar so in der Mitte vom Trunk. Also da ist dann ganz viel so Pfirsich, Ananas, Melone, ganz viel so schöne Fruchtigkeit und da merkt man auch die Bittere nicht so stark, sondern die kommt wirklich eigentlich erst nach dem Trinken. Also die bestraft einen eigentlich dafür, dass man aufgehört hat zu trinken. Also, insofern ganz praktisch, weil, dann will man natürlich den nächsten Schluck nehmen, also das ist schon sehr, sehr schön. Und es verbirgt auch seinen Alkohol so ein bisschen, also das merkt man auch erst so auf den zweiten Schluck, dass dann ja doch immerhin 6,5 Prozent oder sowas drin sind. Also wirklich ein sehr schönes spannendes Bier, was auch dem Stil gut entspricht. Und ihr habt ja auch von der Farbe her das ein bisschen dunkler gestaltet und auch von der Aromatik, die man vom Malz durchaus noch mitbekommt, es eben auch so ein kleines bisschen nussige, karamellige Noten sind, so ein bisschen drin. Und auch das finde ich wichtig bei so einem West Coast IPA, dass es nicht bloß aus dem Hopfen besteht. Und das ist wirklich eine schöne runde Sache, wirklich sehr schön.
Johannes Grohs: Ja, danke dafür. Das ist bei der letzten Staatsmeisterschaft leider nur vierter Platz geworden, also keine Medaille. Aber es ist dem entsprechend, was wir eben aktuell für ein West Coast IPA halten, ihr habt es eben perfekt beschrieben, brauche ich gar nicht mehr viel dazu sagen.
Markus: Die letzte Staatsmeisterschaft war jetzt die Austrian Beer Challenge, oder?
Johannes Grohs: Genau.
Markus: Ha, dann habe ich das mit bewertet.
Johannes Grohs: Ah!
Markus: Ohne es zu wissen natürlich.
Johannes Grohs: Ja, die Letzte, also es gab ja ein ausgesetztes Jahr, 2020. Also das Letzte war davor, 19 und dann eben 21.
Markus: Ja, jetzt 21 war ich ja dabei und das war wirklich sehr schön, hat mir viel Spaß gemacht. Da haben wir auch einige BierTalks produziert mit Leuten von dem Wettbewerb. Und wirklich spannend zu sehen einerseits, welche Parallelen es durch aus gibt zwischen dem, was man so in Österreich aktuell unter Biermarkt versteht, aber auch, welche Unterschiede. Und da gehört es auch dazu, also da würde man in Deutschland lange suchen, glaube ich, um ein West Coast IPA zu finden, dass so schlank ist und so klar ist. Also das ist wirklich sehr schön, ja. Und vielleicht noch eine Frage, ihr produziert nach wie vor bei Loncium oder habt ihr eine andere Brauerei mit dabei?
Johannes Grohs: Nein, aktuell sind wir, ich sage mal, zu 99, wenn nicht sogar mehr Prozent, bei Loncium unterwegs. Es gibt vielleicht den ein oder anderen Sondersud, der mal woanders läuft. Aber, das funktioniert seit Jahren dort klaglos und perfekt. Und vor allem ist auch der Alois von Loncium ein sehr investionsfreudiger Mensch, was jetzt Anschaffungen im Bereich der diversen, sagen wir mal so, brauchbaren Equipments betrifft. Also da geht es um Hopfenstopfdinge und solche Sachen, also wir reden da von Dry Hopings und diesen Equipment-Dingen, die richtig Geld kosten, aber dann einfach noch mehr Aroma raus kitzeln. Da musst du halt auch einen Partner haben, der in der Richtung auf deiner Welle unterwegs ist. Weil, wenn Bierqualität nicht unbedingt das Alleroberste sozusagen einer Brauerei ist, sondern Geschwindigkeit oder kurze Tankbelegungszeiten oder die Dinge eher im Vordergrund stehen und nicht die Qualität, dann wäre das jetzt vielleicht nicht unbedingt unser Partner.
Markus: Ja, das ist auch die erste österreichische Brauerei, die mir so in der neuen Bierwelle richtig aufgefallen ist. Das weiß ich noch, da hat mir damals so ein gestandener Braumeister hier aus Franken, hat mich besucht und hat erzählt, ja, er war im Urlaub, das war wieder in Österreich. Und da hat er was ganz Verrücktes entdeckt von so einer Brauerei. Und da wusste man damals auch gar nicht, wie man das ausspricht, ob das Longium oder Loncium oder wie auch immer heißt und hatte da verschiedene Biere dabei. Und die waren wirklich alle toll, haben wir zusammen verkostet. Und das ist mir auch sehr in Erinnerung geblieben, also das ist so mein erster Eindruck gewesen damals eben von österreichischen Craft Beer, dass da durchaus was passiert und dass das eben auch qualitativ wirklich eine Liga ist, die mitspielen kann. Und das ist wirklich, ja …
Holger: Ja, lass uns doch mal bei der Gelegenheit wirklich auch nochmal in die österreichische Kreativ-Bierszene hineinblicken. Also wie ist das jetzt, ist der Zenit erreicht, sind wir schon wieder auf Talfahrt? Ist das jetzt das Niveau, was man hält oder war jetzt Corona die Bremse und geht es irgendwann wieder los? Wie ist da deine Einschätzung, Johannes?
Johannes Grohs: Ja, ist eine schwierig zu beantwortende Frage, aber jetzt aus den letzten Jahren gesehen, muss ich sagen, passiert leider Gottes recht wenig, sowohl Brauereien, die neu beginnen. Sehr viele hören aktuell auf, aus mehr oder weniger freiwilligen Gründen. Gibt es jetzt momentan jetzt nicht, dass es Insolvenzen wären, sondern einfach Gründe, die einfach lange, lange Arbeitswochen haben und dann irgendwann mal der Meinung sind, ja, das mache ich jetzt schon seit einigen Jahren, aber mittlerweile ist es dann doch an der Zeit, vielleicht etwas anderes zu machen, weil irgendwie kein Licht am Ende dieses Tunnels ist, wo alle immer wieder von Aufbruch reden. Und, ja, das ist ein bisschen eine schwierige Sache in Österreich, da mit dem Preisgefüge und dieser Lagertrinkkultur, wirklich Marktanteile zu generieren. Also es ist eher so, dass sich die Szene in, sagen wir mal, so Festivalbesucher teilt. Auf den Festivals sind immer relativ viele Leute, oder waren es zumindest, also vor Corona, aber das sind eher Leute, die das einfach wirklich wie einen Theaterbesuch sehen. Das heißt, sie gehen dorthin, sie haben einen schönen Abend. Da geht es zwar ein bisschen mehr um Bier, als vielleicht nur in der Gastronomie, aber es ist kein Bestandteil ihres normalen Alltags. Und wenn da besondere Biere eher im Alltag unterwegs sind, dann mag sein, dass man sich dann vielleicht die günstigen Ableger oder sozusagen die Pale Ales der großen Brauereien, die es auch im Supermarkt gibt, dann die eher besorgt. Weil, wenn man das häufig konsumiert, dann ist vielleicht das Preisgefüge doch interessanter. Und dann haben wir diese Parallelwelt, die sich sozusagen entwickelt hat von den absoluten Nerds, denen geht es nur drum, dass sie was Neues bekommen und dass das noch crazyer ist als das, was davor da war. Und da ist dann mittlerweile auch irrelevant, wo das herkommt. Da wird kreuz und quer in Online-Shops in Europa bestellt, einfach um die Dinge auszuprobieren. Und das ist mit Corona natürlich auch einfacher geworden, weil jede Brauerei fast schon einen Online-Shop hat und auf der Suche nach Kunden überall hin versendet. Und da ist sozusagen diese, ja, wie soll ich sagen, diese Lust, etwas Neues zu probieren, eigentlich das, was die Leute antreibt. Da geht es jetzt nicht um Fans einer Brauerei oder die nachhaltig zu unterstützen, gibt es ein neues Bier, dann nehme ich das und wenn ich es schon kenne, dann interessiert es mich nicht mehr, weil es nicht mehr neu ist. Also das sind so diese zwei Parallelwelten, die wir haben, wo der eine eher unterwegs ist, was sozusagen in seinem normalen alltäglichen Leben vielleicht im Bereich, da Pale Ales zu trinken, das vielleicht immer im Kühlschrank hat, aber dann muss es günstig sein. Und die anderen sind halt die, wo Geld auch keine Rolle spielt, da zahlt man dann auch bereitwillig acht, neun Euro für eine Dose Bier, aber das hat man sowieso nur vor, einmal in seinem Leben zu trinken.
Holger: Ja, spannend, okay. Ja, Markus, wie siehst du das denn, kann man da Parallelen finden zu Deutschland, zu unser Kreativ-Bierszene, wie würdest du das einschätzen?
Markus: Naja, ja und nein, ne. Was ich, ja, beiderseits erschreckend aber irgendwie auch wieder interessant finde, ist das, was der Johannes grade gesagt hat, das es eben Biere sind, wo die Leute halt sagen, sie kaufen sich eine Flasche oder eine Dose oder so. Weil, ich meine, gut, das ist auf der einen Seite ja schön und ist auch interessant, dass sie das kennenlernen wollen und so, aber auf der anderen Seite kann natürlich keine Brauerei der Welt überleben, wenn sie halt, was weiß ich, 5.000 Kunden hat und denen jeweils nur eine Dose verkaufen kann. Also das wäre ja noch viel, also viele haben vielleicht 500 Kunden. Und das ist in der Tat so ein bisschen die Frage. Und bei uns suchen halt die Brauereien so ein bisschen die Flucht in anderen Extremen, dass sie eben sagen: „Na gut, dann machen wir jetzt halt ein Helles, ein Pils, ein Weizen“, also diese ganz normalen Bierstile und machen die sogar aromatisch relativ normal, manche würden sagen banal, und stellen die dann aber trotzdem für ein, zwei Euro mehr ins Regal, als das, was eben die klassischen Brauereien dafür verlangen. Und das macht es schwer! Also ich glaube, das viele bei uns momentan so ein bisschen auf der Suche sind, wo sie hingehören, wo ihre Kunden sind, wo ihr Markt ist. Und natürlich die Umstände erst mit der Pandemie, jetzt ist die Frage, was in Zukunft eben zum Beispiel Rohstoffe kosten, was Transport kostet, haben wir grad aktuell auch diverse Schwierigkeiten. Also das ist alles nicht so einfach. Und ich glaube, bei uns ist momentan, ja, so eine Zwischenphase, also wo es sich konsolidiert in der gesamten Branche, auch bei den eingestandenen oder alteingesessenen Brauereien, da werden wir noch so einiges erleben. Also ich blicke da durchaus mit ein bisschen Sorge in die Zukunft. Die Frage ist halt, ob man es mal schafft, die wichtigsten Player an einen Tisch zu holen und zu versuchen, da wenigstens gemeinsame Strategien zu finden, damit sich nicht alle auch noch ständig bekriegen. Ne, also jetzt zum Beispiel am Wochenende habe ich gesehen, das im Supermarkt wieder irgendein Bier angeboten für vier Euro den Kasten. Das ist natürlich nicht dienlich also und zwar niemanden dienlich, also auch dieser Brauerei nicht dienlich, aber auch dem Markt an sich nicht dienlich. Und das sind schon so Punkte, wo wir einfach Wege finden müssen, wie wir gemeinsam, alle zusammen, diese Bierszene nach vorne entwickeln können.
Holger: Also in jedem Fall trägt hoffentlich der BierTalk dazu bei, dass eben zu tun, ja, also das eben einfach weiter aufrechtzuerhalten und das Produkt Bier in den Fokus zu rücken und einfach immer wieder darüber zu sprechen, wie spannend doch dieses Produkt ist, und grade in Österreich für mich absolute Genussmenschen, auch vielleicht mehr Genussmenschen, als wir das von Deutschland her kennen. Was würdest du denn zum Thema Mega-Trend alkoholfrei sagen, ist das bei euch auch so oder spürst du da eigentlich nix?
Johannes Grohs: Naja, es ist eine Sache, die natürlich in der Statistik aufscheint, dass das ein Trend ist. Das ist eine Geschichte, wo es um Gesundheitsbewusstsein geht, um Alkohol reduzieren, aber nicht auf Bier verzichten. Es gibt natürlich auch von kleineren Brauereien, Loncium ist zum Beispiel auch mit dabei, alkoholfreie Versionen von Pale Ales, also wenn man jetzt quasi auch ein bisschen in dem hopfigeren Bereich unterwegs sein möchte, gibt es mittlerweile die Möglichkeiten dazu. Und es spricht natürlich überhaupt nichts gegen alkoholfreies Bier. Wäre ja auch schwierig, wenn man den ganzen Tag nur Bier trinkt und das immer Alkohol beinhalten würde, dann könnten wir nix mehr arbeiten. Dementsprechend ist es auch bei uns so, dass wir durchaus alkoholfreies Bier auch zu Mittag oder so trinken. Aber das ist wieder eine eigene, sagen wir mal, eine eigene Baustelle. Das ist natürlich etwas, dass die großen Brauereien dazu verwenden, um irgendwo die schwindenden Bierabsätze aufzufangen, aber für die kleinen Brauereien dann, technisch gesehen, nochmal schwieriger. Und die, die jetzt nicht wirklich viel an Equipment haben, für die ist es dann halt einfach unmöglich. Und deswegen, bei Loncium wäre es zum Beispiel möglich, das wir sowas auch mal machen, aber ist kurzfristig gesehen, jetzt noch nicht auf dem Plan. Schauen wir mal, was in die Richtung passiert. Aber ich möchte noch ganz gerne mal drauf zurückkommen, was ihr jetzt grad gesagt habt, wie wir diese Bierszene auch nach vorne entwickeln können oder wie sie sich überhaupt entwickeln kann. Und das ist mit auch der Grund, warum wir uns auch sehr stark eben in diesem Hobbybraubereich sozusagen einsetzen. Weil, wenn du als Mensch etwas selbst produzierst, dann hast du natürlich das Bewusstsein dafür, wie viel Arbeit da dahintersteckt und wie viel Zeit das braucht und wie viel Leidenschaft, dass da wirklich dein Bier rauskommt, dass genauso ist, wie du es haben möchtest. Und das ist dann am Ende des Tages auch das, wo du die Leute tatsächlich abholst und ihnen diese Wertigkeit gibst. Wenn sie etwas selber produziert haben, haben sie diese Wertigkeit, auch als Konsument natürlich. Und wenn du jetzt einen in deiner Freundesgruppe hast, der selber Bier braut, dann hat der natürlich auf einmal noch viel mehr Freunde als vorher und dann bekommen die das auch wieder mit. Und wir sehen, das hat einen sehr positiven Effekt, dass das Hobbybrauen an sich, die Bierkultur eigentlich sehr gut verbreitet, nämlich die wirkliche handwerkliche Bierkultur. Und wenn die Leute dann eine Brauereiführung machen und schon mal selber Bier gebraut haben im 20-Liter-Maßstab Zuhause am Küchenherd oder in einer Brauanlage, dann wissen sie, wie viel Arbeit das ist und können das auch einschätzen, warum die Industrie jetzt auf einmal mit den Methoden doch deutlich günstiger ist. Er kann dann selber entscheiden, was er jetzt genau oder wofür er dann sein Geld am Ende des Tages wirklich ausgibt, ob er das für ein Handwerk sozusagen ausgibt, wo die Biere dann auch teilwiese anders schmecken oder mit Absicht anders schmecken.
Holger: Ja, ist ein spannende Aspekt, einfach die Menschen da drin abzuholen und die Wertigkeit des Produktes durch Selbermachen auch spüren lassen. Also dahin gehen ja auch die ganzen Themen der Verkostungen, der Biererlebnisse und das macht ihr ja bei euch auch im Laden, dass ihr da auch Kurse anbietet und eben den Menschen nochmal eine neue Welt öffnet. Und neue Welt bedeutet natürlich das dritte Bier, oder? Also, Jale Break, also da ist dann der Oktopus, der guckt immer noch so böse, aber, er bricht aus, ja. Also so sehe ich das hier auf dem Etikett. Ja, dann gucken wir uns das doch mal an, oder?
Markus: Ja, machen wir auf!
Holger: Ja, komm, Markus, ich lasse dir mal den Vortritt. Jetzt habe ich bei beiden Bieren den Anfang gemacht, jetzt leg du mal los.
Markus: Ja, mache ich sehr, sehr gerne. Also erst mal finde ich es ganz grundsätzlich eine unglaubliche Hopfenbombe, in jeder Hinsicht. Das finde ich schon mal ganz toll! Und vertritt auch diesen Stil des New England IPAs wirklich sehr schön. Wir haben sehr, sehr viele fruchtige Noten in der Nase, Pfirsich, Maracuja, das geht fast in so einen Multivitaminsaft rüber, viel Orange. Schwimmen aber auch so ein bisschen rote Beeren mit, wenn man so an Erdbeeren denkt und dann aber auch so bisschen harzige Piniennoten, also alles, was so ein bisschen dazu gehört. Und was ich auch spannend finde, es hat auch was von einem Grünhopfenbier. Also ziemlich viele grüne Noten, liegt wahrscheinlich irgendwie an den Cryo-Hops, die da verwendet worden sind. Also da kannst du uns ja gleich noch ein bisschen aufklären, warum ihr die verwendet habt und was die, in eurer Meinung, mit dem Bier machen. Ich nehme mal einen Schluck. Da merkt man dieses ganz schöne weiche Mundgefühl. Also ihr habt ja auch ein bisschen Hafer drin, das schmeckt man sofort, also schön cremig, schön angenehm, schön rund. Und dann dazu wieder dieser Pfirsichton, diese Aprikosen, die da mit dabei sind. Also wirklich ein faszinierendes Bier, was wirklich diesen Bierstil New England IPA sehr, sehr schön repräsentiert. Ja, hören wir mal gespannt, was du dazu sagst.
Holger: Also ich kann eigentlich fast nichts mehr ergänzen, mit geht es ganz genauso. Man könnte jetzt vielleicht noch sagen, das ist wirklich Aroma, Flavor-Hopfen in flüssiger Form, also so kann man das sagen. Also, wer jetzt da drauf richtig steht, also mit dieser Bittere, dann doch quasi mit den Haferflocken, diese weiche Mundgefühl mag und dann eine totale Fruchtbombe gerne im Glas hat bei deutlichen Bittereinheiten, der ist jetzt mit diesem mehrfach ausgezeichneten Bier, und das müssen wir nochmal wiederholen, also, ich meine, dreimal in Folge Staatsmeister in der Kategorie New England IPA, das musst du erst mal hinkriegen bei Blindverkostungen. Also Respekt, würde ich sagen!
Johannes Grohs: Ich glaube, ihr habt schon die allerletzte Edition, wo tatsächlich Cryo drin ist. Müsste ich jetzt schauen, weil, bis Dato war nämlich keiner drinnen, hat auch immer gewonnen. Da hat euch der Andy schon die ganz neue Edition geschickt.
Markus: Genau, ja, dreimal, Cryo Amarillo, Cryo Citra und Cryo Mosaic. Also ich muss auch sagen, so intensiv habe ich das noch nicht wahrgenommen. Also ich habe auch immer gedacht, ist das vielleicht irgendwie ein Fake und wie viel ist da Marketing und wie viel stimmt? Aber es ist wirklich so, als würde du in die frischen getrockneten Dolden greifen, also es hat wirklich ganz viel wirklich intensives Hopfenaroma. Ich bin echt erstaunt und begeistert zugleich.
Johannes Grohs: Den Batch, den ihr jetzt habt, den gibt es noch gar nicht im Verkauf, der ist richtig, richtig frisch. Und ich muss auch da sagen, dass es nicht wahnsinnig abweicht von dem, wie die anderen Batches alle waren. Also, die waren auch immer so, ohne Cryo. Vielleicht, mag man sich auch einbilden, einen Tick mehr, aber es ist immer geil gewesen, sagen wir mal so, ganz einfach gesagt. Es ist einfach eine Sache, wo du wissen musst, wie die Hopfenöle miteinander auch harmonieren. Und ich glaube doch, dass es mehr darum geht, aus dem Hopfen, den du einsetzt, wirklich die Aromatik raus zu lösen. Und da sind es eher die technischen Hilfsmittel, die du hast, die Lagerzeiten, wo du die Kontaktzeit mit dem Hopfen hast, die tatsächlich den Ausschlag geben. Und vielleicht macht es, insgesamt gesehen, so ein Cryo-Hopfen, wo du einfach viel mehr konzentrierte Hopfenaromatik hast, ein bisschen einfacher im Umgang, weil du nicht ganz so viel Hopfen brauchst. Aber du bekommst es, meiner Ansicht nach, auch ohne dem hin, wenn du das technische Equipment dafür hast, den Hopfen sozusagen in dem Ausmaß halt auch wirklich zu verwenden. Es geht dann einfach wirklich in dem Bereich drum, viel hilft viel und du brauchst einfach auch diese Zeit, um die Aromaöle tatsächlich in das Bier zu übertragen, da geht nix mit schnell, schnell.
Markus: Ja, auf jeden Fall spannend. Und, ja, vielleicht zur Vollständigkeit noch zu sagen, also Cryo-Hop ist ja eine Marker praktisch von einem Anbieter, die anderen nennen das da, glaube ich, Lupomax oder so. Und die Idee dahinter ist halt einfach quasi Hopfenpellets zu haben, wo der Anteil von Lupolin entsprechend höher ist und man deswegen eine intensivere Note hat. Aber, ich glaube, ich gebe dir Recht, es ist, also wenn man es halt richtig gut macht, ich habe ja durchaus schon das ein oder andere hopfengestopfte Bier getrunken, dann kommt man schon dahin, es gibt aber durchaus andere Beispiele. Also ich kann mir sehr gut vorstellen, warum das hier dreimal Staatsmeister geworden ist. Und ist aber für mich nicht nur der Hopfen, es ist auch dieses ganz tolle Mundgefühl. Also auch das gefällt mir richtig gut und passt halt auch zu dem Bierstil so schön.
Johannes Grohs: Ja, danke vielmals. Aber, um da jetzt nochmal auf diese Cryo-Geschichte zurückzukommen, es war auch Staatsmeister ohne Cryo. Und dementsprechend, das ist jetzt nicht unbedingt dieses Wundermittel, wenn du jetzt so einen quasi aufkonzentrierten Hopfen verwendest, dann hast du damit automatisch die Ultrabombe, das ist eben nicht so. Man muss schon wissen, wie man das auch einsetzt. Die Produkte werden dann auch komplizierter in der Handhabung und auch da muss man irgendwo eine Lernkurve erst mal abwarten, damit man weiß, wie man damit umzugehen hat. Also es klingt auf dem Papier deutlich einfacher vielfach, als es dann tatsächlich ist. Und, ja, auch der Alois bei Loncium hat schon das ein oder andere Produkt ausprobiert, das als der Heilsbringer versprochen worden ist und das Ergebnis war dann eigentlich eher vernichtend und nicht brauchbar. Also momentan gibt es diese Bestrebungen der diversen Hopfenhändler, Produzenten, die Dinge zu vereinfachen oder sozusagen ein bisschen in seine eigene Richtung zu ziehen, aber am Ende des Tages geht es drum, dass du qualitativ hochwertigen Hopfen hast, der möglichst frisch ist, wo die Aromaöle gut erhalten sind und dann musst du ihn einfach in Lösung bringen. Und wie du das dann machst, ob es technisch, über die Zeit, über was auch immer, wie das funktioniert dann mit deinem Equipment, das ist dann natürlich ein bisschen abhängig von Brauerei zu Brauerei, aber du musst halt deinen Weg finden, wie du den Hopfen rein- und auch wieder rausbekommst. Weil, die größte Chalange ist nicht, so viel Hopfen in den Tank irgendwie hineinzubekommen, sondern du musst das Bier natürlich ohne diese Hopfenpartikel abfüllen. Und das ist dann vielleicht auch etwas in die Richtung, was du jetzt meinst mit dem Mundgefühl, zu gehen. Das Problem ist ja vielfach einfach, dass du Hopfenpartikel oder Rest der Partikel dann in der Falsche oder der Dose hast beim Abfüllen, sofern der Füller das überhaupt mitmacht und nicht sofort verstopft, hast du diese Partikel dann einfach auch quasi im Mund. Und jeder, der schon mal auf einem Hopfen-Pellet oder auf einer Hopfendolde gekaut oder gelutscht hat, der weiß, dass das nicht besonders angenehm ist. Das ist einfach eine scharfe Bittere, eine kratzige Bittere und um die rauszubekommen, musst du einfach auf alle Fälle versuchen, so wenig wie möglich dieser Pflanzenanteile in dein Bier zu bekommen, aber trotzdem eben die volle Aromatik.
Holger: Ja, Mensch, also jetzt haben wir gnadenlos überzogen, aber ich denke, es war gut und nötig. Also für mich ist heute klar geworden, man schmeckt und man hört die Leidenschaft, mit dem du oder ihr beiden da zugange seid. Man schmeckt und hört das Know How, was dahintersteckt, das ist wirklich unglaublich! Und es ist ja letzten Endes auch autodidaktisch erworben, mit viel Übung. Und es ist abseits jeglicher langweiliger Massenware! Und wer individuellen Geschmack wirklich testen möchte, der wird ganz deutlich, ja, diese Biere bestellen müssen also. Und ihr versendet ja auch nach Deutschland und ihr versendet auch Brauerei-Equipment nach Deutschland, also ich würde jetzt jedem empfehlen, eben auf die entsprechenden Internetseiten zu gehen, Next Level Brewing, Vienna Beer Store und dann auch nochmal das Thema MashCamp. Also da müsst ihr hinsurfen und müsst bestellen und müsst mit dem Johannis weiter diskutieren, während ihr eure eigenen Kreationen braut und ausprobiert. Also das war toll, Johannis, vielen, vielen Dank, das müssen wir fast nochmal wiederholen, oder, Markus?
Markus: Also ich würde auch sagen, das hätte ich jetzt fast sowieso vorgeschlagen, dass wir einfach nochmal eine zweite Folge machen, wo wir uns mehr diesem Home-Brew-Thema widmen, weil das ja am Ende jetzt auch fast schon so überging, so in die kleinen Tricks und Kniffe, wie man eben das besser hinbekommt. Und ich glaube, da wäre der Johannis der perfekte Gesprächspartner, um da mal noch ein bisschen einzusteigen.
Johannes Grohs: Ja, auf alle Fälle, können wir sehr gerne machen, also bin ich gern dafür bereit. Immer wieder nett natürlich, mit euch zu plaudern. Und ich hoffe, es hat natürlich auch irgendwo den ein oder anderen Mehrwert für die Hörer gebracht, vielleicht auch ein bisschen detailreicher als üblich, ein paar Gespräche zu führen. Und, ja, in dem Sinne, nochmals vielen Dank an euch für generell dieses Aufnehmen der Podcasts, das ist ja doch viel Arbeitsaufwand und den darf man auch nicht ganz außer Acht lassen, dass, was hier quasi auch den Hörerinnen und Hörern geboten wird. Ich hoffe, es geht für euch genauso erfolgreich weiter, ihr habt ja unheimlich viele Abonnenten und, ja, in dem Sinne, alles Gute. Und ich hoffe, dass auch diese Folge euren Hörerinnen und Hörern Spaß macht.
Holger: Danke schön, macht es gut, tschau, tschüss!
Markus: Danke, tschau!
Johannes Grohs: Tschau!
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