BierTalk 74 – Interview mit Martin Tietz, Ex-Deutscher Meister der Hobbybrauer aus München

Eher durch einen familiären Zufall wurde Martin Tietz vom leidenschaftlichen Biertrinker zum Hobbybrauer, dann allerdings packte ihn dieses Vergnügen und ließ ihn nicht mehr los. Als Gast bei der Hobbybrauermeisterschaft ließ er sich von dem Wettkampfgedanken begeistern und träumte schließlich davon, selbst auf dem Treppchen zu stehen. Im September 2020 war es dann schließlich soweit: Die Jury wählte sein Irish Red Ale zum besten Bier des Wettbewerbs und machte ihn damit zum Deutschen Meister. Im BierTalk schaut Martin zurück auf diese glorreichen Tage und erzählt von seinen Lieblingsorten in seiner Wahlheimat München…

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Holger: So, liebe BierTalk Freunde, herzlich willkommen zur Folge Nummer 74. Jetzt haben wir natürlich heute auch wieder einen ganz besonderen Gast, und zwar den Martin Tietz. Und da könnte es schon sein, dass einige von euch diesen Namen schon mal gehört haben. Und zwar ist der Martin 2020 der deutsche Meister der Hobbybrauer gewesen, und zwar mit einem Irish Red Ale, das war das Siegerbier, und begeistert seitdem die Szene. Martin, herzlich willkommen! Schön, dass du bei uns bist. Am Mikrofon ist wie immer der Holger und der …

Markus: Markus.

Holger: Prima! Martin, wir würden dich einfach bitten, stell dich doch mal vor. Also wie wird man deutscher Meister der Hobbybrauer, wie kommt man zum Brauen und was machst du in deinem normalen Leben?

Martin Tietz: Oh, jetzt, das sind ganz schön viele Sachen auf einmal. Martin Tietz, ich bin geborener Hamburger, bin aber schon seit 1994 aus Hamburg weggezogen, war dann in Frankfurt ein paar Jahre und bin nach München gezogen 1999. War dann noch drei Jahre im Ausland in Los Angeles für die Allianz tätig, das ist mein Arbeitgeber offiziell. Habe da auch witzigerweise das erste Mal mit dem Bierbrauen Kontakt gehabt. Da habe ich mit einem Arbeitskollegen, der schon länger dort gelebt hat, haben wir ein Weißbier in einer Garage gebraut bei 30 oder 32 Grad Temperatur. Das war auch sehr bananig, also die Vergärung, das wusste ich damals noch nicht, die hat natürlich bei den Temperaturen so ein bisschen auch Aromen hervorgebracht, die man nicht so extrem im Weißbier erwarten würde. Und das hat mich damals noch gar nicht so richtig angefixt, muss ich ehrlich sagen, da war ich nicht so wirklich von dem Thema berührt. Habe aber mein Leben lang gerne Bier getrunken. Also das fing an mit meinem Vater, als ich 16 war oder als ich dann die ersten Kneipenbesuche in Hamburg oder nach dem Tennistraining mit meinen Tennisfreunden. Also Bier hat immer eine Rolle gespielt. Aber das Bierbrauen kam dann eigentlich erst sehr viel später, und zwar war das vor fast genau sechs Jahren zu Weihnachten. Da haben meine Familie und ich das erste Mal seit längerer Zeit damals mal wieder alle gemeinsam Heiligabend gefeiert bei meinen Eltern in Hamburg. Und dort haben wir dann gesagt, da wir uns eigentlich nichts schenken, zieht jeder ein Los, also einen Namen, und derjenige bekommt dann ein Geschenk. Und meine Schwester Anja hat dann meinen Namen gezogen und mir dann ein Geschenk besorgt. Da war die Preisgrenze 50 Euro. Und die hat dann damals gedacht, Mensch, Bier ist ja sein Thema, da schenke ich ihm mal so eine Starterbox. Jetzt darf ich den Namen natürlich vielleicht nicht sagen, aber man kann damit sehr besser brauen. Ist auch die Einstiegsdroge glaube ich für viele, viele Hobbybrauer gewesen, die es dann einmal versucht haben und Gefallen dran gefunden haben. Und so war es dann auch bei mir. Eine schöne Randgeschichte ist auch die, dieses Paket hat damals offiziell 75 Euro gekostet im freien Handel und 50 war die Grenze. Und da hat meine Schwester das bei Ebay erstanden von so ein paar Jungs aus Hamburg, die das übrighatten. Weil sie hat nämlich auch so einen Spaß dran gefunden, dass sie schon gleich dann eine richtige Brauanlage sich angeschafft haben in der Gruppe und das übrighatten. Und das hat sie mir dann erzählt Heiligabend, als ich dann das Geschenk ausgepackt habe. Und ich habe gedacht, was sind denn das für Spinner? Also da irgendwie mit so viel Bier dann anfangen und dann da irgendwie gleich anfangen zu brauen. Das ist schon ein bisschen merkwürdig. Und dieser Spinner war ich dann vier Monate später selber. Ich habe dann eben diese vier Liter Bier gemacht, einmal, zweimal, dreimal und hatte dann aber immer nur vier Liter. Dann habe ich mir so ein zweites Starterpaket gekauft, habe dann an zwei Töpfen am Herd praktisch parallel, vom Timing her nicht so einfach, vor allem mit so rudimentärer Ausstattung, dann eben acht Liter gemacht und das war mir dann irgendwann zu anstrengend. Und dann bin ich 50 geworden und habe mir dann zum Geburtstag dann mir eine Brauanlage geschenkt, eine Braueule, die mir da sehr gut gefallen hat, weil die auch recht viel auch mal selbständig macht. Die maischt dann praktisch das Maisch-Programm alleine durch. Und ich hatte damals noch kleinere Kinder als heute und wollte nicht den ganzen Tag mit dem Brauen beschäftigt sein, wollte mich auch um die Familie kümmern können und habe dann praktisch da meinen Einstieg gefunden in die Hobbybrauer-Szene.

Holger: Wunderbar! Das hat, das müssen wir vielleicht auch noch mal erwähnen, alles stattgefunden eben bei Störtebeker. Und wie bist du denn dahin gekommen? Muss man sich da bewerben? Wird man da berufen oder wie geht das eigentlich? Erzähl doch mal!

Martin Tietz: Das ist eigentlich eine ganz offizielle Veranstaltung, da kann sich praktisch jeder anmelden, der Hobbybrauer ist, also der halt nicht gewerblich braut. Da habe ich von gehört und fand das irgendwie ganz spannend, weil ich auch immer sehr den Kontakt mit Brauern genossen habe, die im Hobbybereich unterwegs sind, oder auch mit Profis, weil das einfach alles coole Leute sind. Ich habe bisher noch keinen kennengelernt, der irgendwie blöd war. Waren natürlich immer nettere oder weniger nette, aber die meisten wirklich echt richtig nett. Und da habe ich gedacht, da fahr ich mal hin. Und bin dann das Jahr vorher 2019 mit meinem besten Freund aus Hamburg, dem Frank Kornblum, dorthin gefahren zu Störtebeker nach Stralsund, und habe da mal mitgemacht. Und da gab‘s dann auch ein Thema, das war halt eben so ein sehr, sehr hopfiges Ale, sehr fruchtig, und da habe ich mal rangetraut. War aber sehr demütig, ich bin da sehr, sehr demütig und geerdet hingefahren.

Holger: Markus, du bist ja quasi eigentlich bei jeder Bierveranstaltung in der Jury. Warst du da auch in der Jury?

Markus: In der Jury war ich noch nicht, aber natürlich bei anderen Hobbybrauer-Wettbewerben. Und ich finde es immer ganz spannend, weil man da einfach erlebt, wie intensiv die Leute dabei sind und wie dieses gemeinsame Fieber für das Brauen einfach so alle erfasst und wie da die Leute fachsimpeln und wie, glaube ich, Menschen, die jetzt mit dem Hobbybrauen gar nichts am Hut haben, wirklich denken, da stehen Leute, die Chinesisch sprechen. Und wie dann aber auch diese gemeinsame Freude aneinander und füreinander ist. Und das finde ich, ist sowas ganz Besonderes, weil diese Atmosphäre dann zum Beispiel auch bei der Siegerehrung so ist, dass nicht irgendwie drei sich freuen und 150 sind enttäuscht, sondern es freuen sich wirklich alle. Und das ist wirklich eine ganz tolle Geschichte. Und da krieg ich immer so ein bisschen Gänsehaut, weil man da einfach wirklich merkt, wie Bier Menschen zusammenführen kann und wie man eben gemeinsam Spaß an diesem Thema haben kann. Und das finde ich, hat man auch bei dir erlebt. Also da habe ich die Siegerehrung nur über Video gesehen, aber ich finde, da kommt dieses Gefühl auch genauso rüber. Und ich glaube, du warst dann auch wirklich überrascht, oder? Hatte man das vorher so ein bisschen im Urin, dass heute was geht?

Martin Tietz: Das kann ich total hundertprozentig bestätigen, was du sagst, Markus. Die Atmosphäre ist unglaublich freundschaftlich. Natürlich will jeder auch ein bisschen konkurrieren mit anderen und man probiert von den Kollegen, und natürlich möchte jeder gewinnen. Aber die Atmosphäre war wirklich ganz toll und ich habe ganz viel Glückwünsche bekommen, auch ehrliche Glückwünsche, und man hat sich mit mir gefreut. Das war ein schönes Gefühl. Und ich weiß auch noch, wie ich 2020, nein, 2019, Entschuldigung, dann das erste Mal dabei war und bei der Siegerehrung dann die (unv. #00:06:25.0# Gröner?) Bagaluten aus Kaltenkirchen, die da gewonnen haben, ich habe die so bewundert und so beneidet. Und ich habe da gestanden und dachte mir so, das möchte ich auch mal erleben, diesen Pokal, der auch übrigens sehr schön ist, möchte ich einmal selber gewinnen. Aber dass es ein Jahr später dann auch wirklich funktioniert, da hatte ich nicht mit gerechnet. Ich fand mein Bier super, ich war sehr, sehr zufrieden und habe es natürlich auch im Vorfeld so ein bisschen mal verteilt und mal geguckt, wie es den Leuten so schmeckt, und habe da auch viel gutes Feedback gekommen. Aber fürs Treppchen oder gerade für den ersten Platz, das ist natürlich auch viel Glück, und da hatte ich nicht mit gerechnet. Ganz ehrlich nicht.

Holger: Mensch, dann beschreib doch mal den Pokal, wenn der so schön ist, wenn der so toll aussieht.

Martin Tietz: Eigentlich ist es ein Holzklotz, aber der ist ein bisschen so Strandgutholz-Optik und hat dann eben so eine kleine silberne Manschette, wo dann eben das Logo vom Deutschen Hobbybrauer-Meisterschafts-Wettbewerb drauf ist für den ersten Platz in Gold. Und der macht sich seit jetzt 15 Monaten super mitten im Wohnzimmer oben auf dem Regal. Und ich gucke den auch wirklich jeden Tag an. Muss ich wirklich zugeben.

Holger: Das funzt ja auch. Wenn da jemand reinkommt und dann diesen Pokal sieht, da ist man auf jeden Fall in „Hab Acht!“. Was kriegt man sonst noch? Also irgendwie eine Kreuzfahrt oder ein dickes Preisgeld für eine richtige Brauerei, oder wie geht das?

Martin Tietz: Nein, es gibt natürlich dann für den Sieger, der darf sein eigenes Bier dann, also sein Rezept dann einbauen dort vor Ort bei Störtebeker in Stralsund, mal eben so 40.000 Liter. Natürlich ein Sprung von meinen 30 oder 50 auf 40.000. Das ist auch schon mal ein anderes Flair mit dem Braumeister dort. Und dann gibt es halt noch 40 Kisten, wenn das Bier fertig ist, von dem eigenen Bier frei Haus geliefert. Das ist fast das Beste, wenn dann der DB Schenker Lkw mit der Hebebühne vor die Haustür fährt in eine Reihenhaussiedlung und die Nachbarn aus dem Fenster gucken und dann sehen, wie der so eine Europalette Kasten Bier mir an die Garage geliefert wird. Das war schon echt cool. Und dann gibt es noch einen Sachpreis.

Holger: So! Jetzt heißt es ja BierTalk, weil wir auch Bier trinken. Und ich habe schon eine ganz trockene Kehle. Markus, wie geht’s dir?

Markus: Ja, ich wäre auch bereit. Natürlich!

Holger: Aber normalerweise natürlich klar, ist der Gast, der ist natürlich immer der erste, der sein Bier da präsentieren darf. Ich gehe davon aus, du hast es dabei, Martin, und es ist vielleicht das Siegerbier? Ich weiß nicht, dürfen wir hoffen?

Martin Tietz: Nein, es ist nicht das Siegerbier. Ich habe jetzt heute mal dabei ein Wiess, ich habe einen Wiess gemacht, also praktisch des Kölsch, was nicht Kölsch sein darf oder Kölsch heißen darf. Kölsch darf nur heißen, was auch in Köln filtriert worden ist, nicht abgefüllt, sondern filtriert. Und es darf auch nur von bestimmten Brauereien gebraut sein. Wenn eine neue Brauerei jetzt in Köln aufmacht, dürfen wir Kölsch auch nicht Kölsch nennen. Also ein Wiess naturtrüb, 10 % Weizenmalz. Und ich meine sogar, 90 % Pilsener, so ein ganz bisschen Kara, so ein Esslöffel, und ein bisschen gehopft mit so 25 bis 30 IBUs ungefähr.

Holger: Ich kenne das eigentlich nur von Gaffel. Gaffel hat doch so ein Wiess, oder?

Martin Tietz: Ja.

Holger: Aber dann mach’s doch mal auf und lass uns teilhaben, wie cool das schmeckt.

Martin Tietz: Ja, ich bin jetzt schon am Einschenken, es ist noch recht frisch. Ich habe heute auch eine Testflasche aufgemacht, ob die Nachgärung schon durch ist. Aber ich sehe gerade, ich rieche mal dran, riecht super, hat eine schöne Farbe, schön golden, auch recht klar schon dafür, dass es noch nicht so lange gereift ist, nachgegoren ist. Aber die Kohlensäure ist noch nicht da. Also das darf gerne noch mal eine Woche liegen, dann ist es bestimmt fertig.

Holger: Okay! Dann müssen wir mit einem anderen Bier weitermachen.

Martin Tietz: Was trinkt ihr denn?

Holger: Markus, was trinkst denn du? Irgendein Kellerbier aus Franken, oder? Oder gibt’s was Spannendes?

Markus: Nö, nö, nö, nö! Ich habe mir gedacht, ich bleibe so dem Thema treu. Also ich muss sagen, ich hatte auch welche von den Siegerbieren vom Martin, weil wir neulich auch gemeinsam ein Tasting gemacht haben. Aber sie haben nicht lange genug durchgehalten. Genauer gesagt, war meine Lust zu groß, deswegen ist davon nichts mehr da. Aber ich kann nur allen sagen, die noch was bekommen, es gibt wohl noch Restbestände bei Störtebeker. Das ist wirklich ein ganz, ganz feiner Tropfen, weil eben diese Ausgewogenheit zwischen Malz und Hopfen da wirklich ganz, ganz toll war. Man darf nicht vergessen, dass das Red Ale so ein bisschen das Gegenstück eigentlich ist zu dem, was wir bei uns als Rotbier kennen. Und das ist auch ein sehr schön ausgewogenes Bier. Also davon habe ich keins mehr, deswegen habe ich dann gedacht, okay, dann versuche ich doch diesem Thema Hobbybrauer ein bisschen treu zu bleiben. Und ich war eben auch in einer Jury eines Hobbybrauer-Wettbewerbs, und zwar bei Maisel, letztes Jahr bei Maisel & Friends. Und da gibt’s jedes Jahr auch eine Hobbybrauer-Messe und eine Meisterschaft. Und dort haben wir auch ein Siegerbier gekürt. Und das war ein Tropical Coast, also ein West Coast IPA, und das habe ich jetzt hier, habe ich zugeschickt bekommen, und habe gedacht, ich warte auf diesen BierTalk, um es zu probieren und mach‘s mal auf. So! Gebe das mal ins Gläschen.

Martin Tietz: Habe ich übrigens auch mitgemacht, war aber nur 40. oder 41. oder so. Also da sieht man schon mal, dass die Leistungsdichte da oben auch sehr eng ist.

Markus: Das stimmt! Das ist auch als Jury wirklich nicht einfach, weil ich meine, im Grunde, es geht um zwei Dinge. Das eine ist erst mal, natürlich gibt’s Vorgaben, was man den Brauern an die Hand gibt, was sie einem machen sollen, in Anführungsstrichen, also was für einen Bierstil sie kreieren sollen. Aber andererseits lässt man die auch bewusst ein bisschen offener als zum Beispiel bei einem normalen Bierwettbewerb, damit eben die Hobbybrauer auch ihre Kreativität und ihre eigenen Ideen und so ein bisschen verwirklichen können. Und dann müssen wir als Jury eben immer schauen, okay, also erstmal, entspricht das noch dem Stil? Und dann, inwieweit hat der, die Hobbybrauer*in da dann alles richtiggemacht erst mal von den reinen normalen Kriterien? Sind da Fehler drin oder so? Und inwieweit ist es dann eben kreativ, besonders interessant, wirklich schön umgesetzt und so weiter? Und da gibt’s dann auch wirklich Diskussionen, wo man dann wirklich kämpft. Also gerade bei dem Wettbewerb war es dann so, dass wir am Ende wirklich lange, lange diskutiert haben, wer gewinnt, weil die oberen zehn Biere relativ eng beieinander waren unserer Meinung nach. Und das war wirklich sehr, sehr spannend. Jetzt rieche ich mal rein. Ah! Und da merkt man schon, das macht wirklich dem Namen absolut Programm. Wir haben hier so tropische Früchte, Mango, Ananas, Orange, Grapefruit, also eine richtig schöne, fruchtige intensive Note. Heißt ja auch Tropical Coast, also das passt wunderbar. Jetzt probiere ich mal. Mmh! Also sehr cremiges Mundgefühl, geht auch fruchtig los, hat dann einen schönen Körper. Also ein bisschen Karamell merkt man, da ist ein bisschen auch was davon, von einer malzigen Seite. Und dann übernimmt eine durchaus kräftige Bittere, die auch lange bleibt, den Mund auch so ein bisschen zusammenzieht. Aber trotzdem bleiben diese fruchtigen Aromen immer präsent. Also das ist so ein richtig schönes Spiel zwischen Bittere und Mango, und dann kommt wieder Bittere, dann kommt Ananas, dann kommt wieder Bittere, dann kommt Orange und so weiter. Also wirklich sehr, sehr spannend, sehr langer Nachtrunk auch. Also wirklich ein ganz, ganz schönes, spannendes Bier. Und vielleicht, dass wir es noch kurz sagen, der Gewinner hieß Fernando (unv. #00:13:05.8# Koppi?). Und der hat eben damals gewonnen. Was heißt damals, ist ja jetzt erst ein halbes, dreiviertel Jahr her. Spannend, auf jeden Fall. Und falls du zuhörst, Fernando, nochmal Glückwunsch, das hast du echt gut gemacht.

Holger: Vielen Dank, Markus! Sehr spannend! Jetzt würde ich gern noch mal ganz kurz zurückspulen ein bisschen. Du hast jetzt gesagt, das ist noch zu erwerben, also das Siegerbier. Wenn wir es jetzt schon nicht hier im BierTalk haben, wie ist es denn zu erwerben? Also auf der Homepage im Shop, bei dir Martin? Oder wie würde das gehen, damit die Hörer vielleicht das ausprobieren können?

Martin Tietz: Eigentlich ist es ausgelaufen. Ich glaube, im Online-Shop gibt es das auch nicht mehr bei Störtebeker. Wenn man Glück hat, noch Restbestände. Das ist natürlich für den Gewinner, den ehemaligen Gewinner, ein bisschen schade, weil das natürlich auch irgendwie toll ist, wenn im Regal im Getränkemarkt die Flaschen stehen mit dem Namen drauf. Meine Schwester hat mir auch berichtet, sie war dann bei Edeka in Hamburg und da standen meine Flaschen dann auch eben, und sie hat die alle geradegerückt, weil die waren schief, und das fand sie doof, dass mein Bier so schief im Regal steht. Das fand ich ganz süß. Aber das gibt’s jetzt nicht mehr. Und jetzt gibt’s dann halt eben ab März, April den Weizenbock, den hopfigen Weizenbock von meinem Nachfolger aus Aachen.

Holger: Es ist auf jeden Fall schwierig, es noch zu bekommen.

Martin Tietz: Es ist, glaube ich, schwierig. Also wenn jemand unbedingt das noch haben will, gibt’s wahrscheinlich nur Restbestände. Ich habe noch nach Kisten in der Garage, die werden auch noch leer, denke ich mal im Laufe der nächsten Wochen oder Monate.

Markus: Ich glaube, bei der Bierothek müsste es noch welche geben in den Restbeständen. Wenn ich mich recht erinnere. Wobei ich sagen muss, bei mir ist vorhin auch das Kopfkino angegangen, weil ich mir vorgestellt habe, was meine Nachbarn sagen würden, wenn da ein Lkw ankommt und wirklich 40 Kästen Bier auf einmal auslädt. Also die sind durchaus gewohnt, dass da Bier ankommt, aber in der Menge, das ist schon eine sehr spannende Geschichte.

Martin Tietz: Ja, das war sehr lustig.

Holger: Martin, mach doch weiter. Du hast doch bestimmt noch eins auf dem Tisch stehen, oder?

Martin Tietz: Klar! Ich habe mir jetzt dann eins aufgemacht, jetzt, wo ich genau weiß, dass das schon richtig schön durch ist und auch schön gereift ist. Das ist ein Indian Pale Ale. Das nennt sich bei mir Sturmflut. Also meine Biere haben auch immer so ein paar Namen, die so ein bisschen auch mit meiner Herkunft zu tun haben oder eben auch mit was Biertypischem. Mein Weißbier heißt Talabfahrt, mein Weizenbock heißt Steilhang. So haben auch diese Namen ein bisschen einen Bezug zur Herkunft. Bei dem Thema Talabfahrt, das war ganz witzig, da hat meine Tochter, die muss, glaube ich, sieben oder acht gewesen sein, die Amelie, da habe ich sie dann gefragt: Du Amelie, ich brauche einen Namen für mein Weißbier. Das muss immer so mit Bergen zu tun haben. Dann sagt sie, nenne es doch Talabfahrt. Das fand ich für eine 8-Jährige sehr bemerkenswert. Und seitdem heißt es halt so. Und das habe ich mir jetzt aufgemacht. Hat auch eine sehr fruchtige Note. Ich versuche halt auch immer so ein bisschen die Balance herzustellen mit einem Bier. Meine IPAs haben jetzt nicht 80 oder 100 IBUs, weil ich finde, dann schmeckt man auch von den Fruchtnoten nicht mehr. Und ich habe auch das Gefühl, man hat das im Hals länger und es kratzt auf der Zunge. Das ist bei mir so, dass ich sehr viel Hopfen in den letzten fünf Minuten Kochzeit oder in den Whirlpool gebe. Halt die Bitterhopfen und die Vorderwürze. Das mache ich eigentlich immer. Also nicht nach zehn Minuten wie einige andere Hobbybrauer, ich mache das immer in die Vorderwürze mit dem Bitterhopfen, weil ich der Meinung bin, dass dann die Hopfung noch ein bisschen weicher wird. Aber das kann auch nur Einbildung sein. Da gibt’s auch keine Beweise für. Hat eine schöne Balance, ist schön hell. Ein bisschen Wiener Malz, ich mag’s ganz gern so ein bisschen goldfarben. Es hat einen schönen Schaum. Das schallert aber auch ordentlich, das hat glaube ich 7 %, und da reicht dann auch eine Halbe gleich während des BierTalks.

Holger: Erklär doch mal, was du so einem Hobbybrauer, der vielleicht so jetzt beginnt, was du dem empfiehlst. Also was sind so sage ich mal seniore Tipps für den Hobbybrauer-Einsteiger? Es könnte ja sein, dass irgendjemand das hört und denkt, ey, komm, ich bestell mir jetzt auch mal so ein Kit und Ziel ist dann deutscher Meister. Wie macht man das dann?

Martin Tietz: Das ist eigentlich nicht schwer. Ich finde, dass man mit relativ wenig Equipment auch gleich zu Beginn schon ein sehr, sehr schönes Bier sich selber brauen kann. Das ist das Schöne an dem Hobby, man muss nicht erst tausende von Euro ausgeben, man kann sehr, sehr klein und einfach anfangen. Also wenn man 150 Euro ausgibt, dann ist man schon so dabei, dass man sich auch mal zehn oder 20 Liter brauen kann. Da gibt’s auch entsprechende Foren bei Facebook, wo man sich auch Hilfe holen kann, oder auch in anderen Quellen.

Holger: Hobbybrauer.de zum Beispiel wäre so eine Adresse.

Martin Tietz: Genau! Was man auf jeden Fall beachten sollte, ist sauber arbeiten. Also dass die Flaschen halt eben, da muss man keine Wissenschaft draus machen, aber dass man da nicht aus der Flasche trinkt zum Beispiel. Das sage ich auch jedem, der ein Bier von mir bekommt für Zuhause. Es wird bei mir nicht aus der Flasche getrunken, es wird aus dem Glas getrunken. Weil die Keime am Flaschenhals von den Körperflüssigkeiten, das kriegt man schlecht wieder sauber. Auch im Brauprozess, gerade im Kaltbereich, wenn ich nach dem Kochen runterkühle, ist halt eben auch Sauberkeit gefragt. Das ist zu beachten. Ansonsten gibt es eigentlich gar nicht viel. Mutig an die Rezepte rangehen, auch gerne mal selber ausprobieren, man muss nicht immer Rezepte im Netz suchen und die genau nachmachen. Es gibt bestimmte Malzsorten, die man als Basismalz uneingeschränkt nehmen kann. Also Pilsener, Wiener und Münchner, die kann man alle 100 % nehmen in meinen Augen, um auch ein schönes Bier zu machen. Dass man halt eben mit so Karamalzen ein bisschen aufpasst und Röstmalzen. Da sind nur halt eben in so bis fünf, sechs Prozent von der Schüttung, maximal vielleicht zehn, wenn man es sehr röstig mag. Ich bin nicht so der Rost-Fan oder Röst-Fan besser gesagt. Aber loslegen und Spaß haben. Das ist einfach eine totale Freude sein eigenes Bier abends zu trinken.

Holger: Hört sich gut an.

Martin Tietz: Für ein IPA, wenn ich jetzt so da mal meine IPA Teste, einen Test mal so anschaue, da würde ich jedem empfehlen, am pH-Wert zu schrauben. Also gerade bei hopfigen Bieren den pH-Wert zu messen und das Bier so ein bisschen bei fünf oder sogar unter fünf einzupendeln. Ist auch ein Tipp von einem Profibrauer, dem Uli Schindler von der Nockherberg Brauerei, der mir auch noch mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat in den letzten fünf Jahren. Schönen Gruß an ihn, der hat natürlich auch dazu beigetragen, dass mein Bier heute vernünftig ist. War auch ein Tipp von ihm.

Holger: Tja Markus, das sind gute Informationen. Hast du auch schon mal selbst gebraut übrigens?

Markus: He-he-he-he! Erstmal muss ich sagen, ich glaube, dass die einen oder anderen, die uns zuhören, jetzt das nachvollziehen können, was ich vorhin gesagt habe. Das hört sich vielleicht dann erst mal an so ein bisschen wie Fachchinesisch, aber das ist ja gerade das Spannende eigentlich, wenn man sich da so reinpfriemelt und vor allem, wenn man am Ende dann den Erfolg der eigenen Leistung so ein bisschen genießen kann. Und genau das ist das, woran es bei mir eigentlich hakt. Natürlich habe ich schon öfters versucht zu brauen, aber ich muss sagen, mit dem Ergebnis war ich noch nie wirklich zufrieden. Also liegt sicherlich daran, dass ich einfach diese ganzen Themen, das Ganze akribisch zu machen, was Temperatur angeht, letzten Endes auch die Umgebung, die man erst mal herstellen muss in der entsprechenden Hygiene, damit es für Bier auch alles wunderbar funktioniert, das ist bei mir alles ehrlich gesagt schwierig. Und dann habe ich für mich auch beschlossen, also ich kann natürlich mit unseren Leuten bei Braukursen und so weiter grundsätzlich das Ganze erklären und machen und auch das gut vorführen, aber der geborene Bierbrauer bin ich nicht. Da bleibe ich dann lieber beim geborenen Biertrinker und freue mich dann, dass es eben Leute wie den Martin gibt, die dann so tolle Sachen machen, die ich genießen kann. Ist mir immer wesentlich lieber, muss ich sagen.

Holger: Ja, mir auch. Also mir ist auch lieber, wenn du nicht braust, sondern eher verkostest.

Markus: Dir ist vor allem lieber, wenn du was zu trinken bekommst. Und ich glaube, (unv. #00:19:55.1#)

Holger: Ja, unbedingt, unbedingt! Nein, unbedingt! Bei mir ist es heute ganz, also wirklich ganz einfach. Und zwar habe ich mir gedacht, der Martin wohnt in München, ich wohne in München, was gibt’s dann Besseres als einfach sich einen August auf die Leber zu tackern. Und da das ein bisschen spezieller dann doch werden sollte, habe ich mich dann für ein Augustiner dunkel entschieden. Also nicht so einen einfachen August, sondern schon irgendwie was Spezielleres. Weil normalerweise reden hier alle immer nur vom Hellen und vom Edelstoff, und jetzt nehmen wir mal das schöne Dunkel. Ich mach’s mal auf. So! Jetzt kommt’s auch rein ins Glas. #00:20:32.6#

Martin Tietz: Ein schönes Geräusch.

Holger: Genau! Und da nehmen wir auch mal einen richtigen Schluck. Also nicht irgendwie und so. Da habe ich jetzt auch ein normales Glas genommen und nicht so irgendwie Verkostungsglas und so einen Scheiß, sondern einfach so wie sich das gehört. Erst mal, es ist schon eine ganz wunderbare Farbe. Das ist schon so eine, wie soll ich sagen, Waldhonig, also das ist schon so richtiges Waldhonig, was mir hier entgegenschwebt sozusagen. Ah! Und es riecht auch malzig. Also so wie man sich halt auch dann so einen Alt-Münchner Dunkel vorstellt. Und ich nehme mal einen Schluck, wenn ihr gestattet. Sehr schön! Also es ist so ein röstiges, würziges Malzaroma. Hat keine aufdringliche Süße, wie viele Dunkle auch, sondern es ist so ein bisschen, jetzt gerade so im Haupttrunk, brotig, also so eine schöne Bauernbrot-Charakteristik, die mich da so anlächelt. Und dann kommt auch wieder diese Malzsüße durch, mit ganz leichter Säure vielleicht. Und jetzt so im Nachtrunk, da kommen die Röstaromen hoch und vielleicht sogar ein bisschen Kaffee. Es kann was, also es ist wirklich ein schönes Bier. Und das muss man wirklich dann auch sagen, Augustiner macht ordentliche Biere und ist da auch ganz bodenständig mit ihren Produkten. Und das Dunkle trinke ich einfach gerne. Und wenn man jetzt hier so rausschaut, dann ist es nicht das beste Wetter heute, es ist kalt. Wir hatten auch schon ein bisschen Schnee. Und an so einem Dezembertag wie heute, da ist so ein Dunkles zum Abend einleiten genau richtig, habe ich mir überlegt. Prost!

Markus: Prost! Wobei ich sagen muss, nicht nur an einem Dezembertag. Ich bin generell ein Freund des Dunklen und gerade auch das Augustiner Dunkel und das trinke ich schon gerne auch öfter und durchaus auch im Sommer. Ja, überhaupt, also wie ist das denn, Martin, wenn man da so in München lebt? Hast du da so deine Lieblingsbierecken? Ist das eher traditionell? Ist das eher modern? Oder hast du deine Lieblingsbank, auf der du im Sommer gerne ein Bier verkostet? Wie schaut das da so aus, wie erlebt man dich in München biertrinkend?

Martin Tietz: Die Vielfalt macht’s, genauso wie bei den Bierstilen oder Biersorten ist es auch finde ich mit den Locations in München. Es gibt wunderschöne Biergärten und das liebe ich auch am meisten. Ich glaube, ich bin das größte Opfer, das Biergartenopfer der Corona-Pandemie, weil das Biergartenleben schon sehr eingeschränkt war die letzten zwei Jahre. Und das ist für mich einfach das Größte, an einem schönen Nachmittag sich irgendwo auf eine Bank zu hocken, mit fremden Menschen zu sprechen, sich zwei, drei Weißbiere oder eine Maß zu schädeln und einfach Spaß zu haben und Kontakt zu knüpfen mit netten Menschen. Das macht mir total viel Spaß. Ich bin sehr gern am Nockherberg tatsächlich. Zum einen, weil ich da auch nebenbei so ein bisschen Brauhausführungen mache und ein bisschen Beer Tastings mit so Gruppen. Der Laden ist mir sehr ans Herz gewachsen, muss ich sagen. Die brauen da auch ihr eigenes Bier, gehört zwar zu Paulaner, aber brauen da halt eben selbst. Und das ist auch ein sehr leckeres Helles und sehr gute auch mal spezielle Sorten. Und ansonsten noch ein bisschen Geheimtipp ist HopDog in München, wo man auch sehr gute Bamberger Biere bekommt, also fränkische Biere, fast, also es gibt ganz, ganz viele tolle typische fränkische Biersorten auch am Hahn. Das ist was ganz Besonderes. Das kann ich auch sehr empfehlen.

Holger: Also kann ich auch nur bestätigen, der HopDog ist wirklich gut, Auenstraße, sehr, sehr schön. Und wenn dann schönes Wetter ist, dann noch schön an die Isar tingeln mit einem …

Martin Tietz: Wenn man noch laufen kann, hinterher dann ist die Isar eine gute Idee.

Holger: Siehst du, da ist schon wieder der Unterschied zwischen dem Hobbybrauer und dem Biersommelier. Bei mir geht’s immer ums Genusstrinken. Aber jetzt wissen wir ja bei dir Bescheid. Tja! He-he! Markus, deine Tipps für München, dürfen wir die hören?

Markus: Meine Tipps für München? Ich überleg gerade. Naja, die sind halt mangels großer Erfahrung etwas langweilig, ich denke mal. Also sagen wir mal so, wo man sich immer ganz gut aufgehoben fühlt, ist das Taphouse, da gibt’s immer wieder spannende Biere. Was für mich so ein bisschen Geheimtipp war schon immer, ist die Forschungsbrauerei. Da ist jetzt demnächst unter neuer Ägide wieder Neueröffnung, wird bestimmt auch spannend. Aber das hat einfach auch eine tolle Geschichte und ist eine besondere Ecke, die glaube ich auch viele Münchner gar nicht so kennen. Und natürlich ansonsten das Thema Biergarten, das ist fast so schön wie in Franken. Und gerade so die, die in der Stadt sind, die eben so ein bisschen dann eine Oase der Ruhe in diesem ganzen Treiben bieten, das ist schon immer wieder schön. Und da muss ich echt sagen, ist München schon eine tolle Stadt. Und letzten Endes natürlich auch zum Oktoberfest, wobei ich dann in der Regel nicht auf dem Hauptfesttreiben bin, sondern eben auf der Oiden Wiesn. Was dann auch noch mal ein bisschen was Besonderes ist. Und da versumpfe ich schon auch mal. Also insofern bin ich schon gerne da und erlebe das. Und habe jetzt auch gerade dem Martin ganz interessiert zugehört, weil ich von dieser Nockherberg Brauerei noch gar nicht so viel weiß. Kannst du da vielleicht noch ein bisschen was erzählen, wenn du sagst, du machst da eh Führungen? Gibt’s da vielleicht die spannende Story oder das interessante Detail, was du verraten magst?

Martin Tietz: Der gesamte Nockherberg ist eigentlich eine ganz tolle Geschichte. Da gibt’s eben das Starkbierfest auch in dem Saal. Und das hat auch eine lange Geschichte. Seit 400 Jahren wird dort praktisch Bier gebraut in irgendeiner Form. Erst von den Mönchen, von den Paulaner Mönchen. Und eine wechselnde Geschichte, ist jetzt vor, ich glaube, drei Jahren komplett saniert worden und umgebaut worden. Der Saal fasst 4000 Leute, der Biergarten 2500. Und das Restaurant glaube ich noch mal 500. Sehr gutes Essen von dem Florian Lechner, der ein ehemaliger Sternekoch ist. Und der Schweinsbraten und auch die anderen Gerichte sind vielleicht 2 Euro oder 3 Euro teurer als in einem, ich sag mal, einfachen Wirtshaus in München, aber es lohnt sich, weil das Essen ist einfach Spitze. Und der Service ist nett und ich fühle mich da immer sehr wohl und bin da sehr gerne. Die brauen da eben selber in einer 2000-Liter-Anlage, können zwei Sude am Tag machen. Und das gesamte Bier, was dort ausgeschenkt wird, außer das Weißbier, das kommt aus (unv. #00:26:09.5#) von Paulaner, wird praktisch dort gebraut.

Markus: Na, das hört sich doch toll auch an. Und vor allem auch, ich finde, das ist auch der große Unterschied vielleicht, dass die Dimensionen da in München einfach noch mal anders sind, weil man bei uns also vielleicht von maximal 200 Sitzplätzen redet, und das ist halt dann dort gleich zehnmal so viel. Aber natürlich auch dadurch spannend, weil dieses Come Together natürlich auch noch mal eine große Rolle spielt. Holger, was sind denn deine Lieblingsplätze, wenn wir schon dabei sind?

Holger: Bei mir ist es einfach so, ich bin unheimlich gerne in der Augustiner Bierhalle, Neuhauser Straße. Das ist für mich so eine Location, wo man eigentlich immer hingehen kann. Und man kann vorne sitzen und einfach dem Treiben zuschauen, man kann auch da in einem ganz kleinen Biergarten sich verstecken, der quasi im Innenhof sich befindet. Und dann gibt es auch ein gehobenes Speise-Restaurant. Und eben die Ausstattung und auch die Stuckdecken, die finde ich ganz toll. Dann bin ich sehr gerne im Fraunhofer, das gehört zu Spaten, das ist Fraunhoferstraße, so ein ganz, ganz altes Traditionslokal, wo ich schon bei meinem ersten Aufenthalt in München, also ich lebe jetzt quasi schon zum zweiten Mal hier, das war dann Anfang der 90er Jahre war ich da immer, das finde ich unheimlich großartig. Also Fraunhofer ist auch eine ganz, ganz tolle Location. Natürlich die Biergärten, ich wohne quasi am Chinesischen Turm, also nur vier Minuten fußläufig entfernt. Und da treffen wir uns dann abends als Familie und essen dann da zu Abend. Man darf dann hier alles auch selber mitbringen, außer das Bier natürlich. Aber wir packen dann so einen Picknickkorb und haben eine Brotzeit dabei und gehen da eben dann Abendessen. Und wenn es dann dunkel wird, dann gehen wir schön durch den englischen Garten wieder nach Hause. Also das ist halt auch eine tolle, tolle Sache. Aber wenn du jetzt die Forschungsbrauerei nicht erwähnt hättest, dann hätte ich sie jetzt erwähnt, mit dem Werner Schuegraf, der auch schon im BierTalk hier bei uns Gast war, der in Haidhausen in so einer Popup-Brauerei jetzt die letzten drei Jahre, glaube ich, waren es, eben ganz tolle Biere gemacht haben unter dem Label Hopfenhäcker. Der hat jetzt die Ehre, eben in die Räumlichkeiten der Forschungsbrauerei zu wechseln. Da wäre jetzt am 25.11. Eröffnung gewesen, ist aber natürlich dann den Corona-Themen zum Opfer gefallen. Aber da gibt’s sicher wieder auch erneut eine Eröffnungsfeier. Und da freue ich mich auch schon drauf. Dann natürlich hier ganz klar auch zu erwähnen Biervana als Bierspezialitäten-Laden, wo man immer ungefähr 600 verschiedene Biere bekommt und auch eine sehr gute Beratung bekommt durch den Matthias Thieme und seinem Team. Das ist auch noch mal sicher eine Lieblings-Location von mir. Ach, da gibt’s so viel, ich kann gar nicht aufhören und möchte auch nicht haben, dass irgendwer bös ist, dass ich das jetzt nicht aufgezählt habe. Und zu guter Letzt natürlich dann Giesinger. Also ich meine, das fasziniert mich total, wie halt der Steffen Marx noch vor einigen Jahren in der Birkenau eben auch mehr oder weniger Hobbybrauer war, in der Garage gebraut hat, dann mit dem Simon Rossmann jetzt einen ganz genialen Braumeister gefunden hat. Ein junger Mann, der jetzt schon zweimal in seinem Leben eine eigene Brauanlage hat bauen dürfen und die dann auch noch betreiben dürfen. Und eben überhaupt, diese ganze Erfolgsstory, die haben jetzt ein neues Helles noch mal rausgebracht, also neben der „Erhellung“. Die werden sich auch irgendwann mal auf dem Oktoberfest sein, könnte ich mir vorstellen. Jetzt ja auch mit dem eigenen Brunnen und so. Und ich denke, das ist auch ein Ziel. Und das gönne ich denen auch. Also es gibt insgesamt so viele tolle Sachen und ich bin so gerne hier in München. Die meisten wissen es ja, ich bin eigentlich aus dem Ruhrgebiet, aber hier im freiwilligen Exil in München. Und deshalb wie gesagt einen schönen August auf die Leber tackern, das mache ich jetzt nochmal, schenke mir nochmal ein hier, schönes Dunkles, und erfreue mich.

Martin Tietz: Holger, ich hätte noch einen Geheimtipp für dich. Du kannst auch gerne mal nach Sendling-Westpark kommen. Vor meiner Haustür ist ein kleiner Vorgarten, der Biergarten hat so zwei bis zehn Plätze, es gibt auch eine Brotzeit, ist auch in der Nachbarschaft sehr beliebt. Das ist immer das Schönste, wenn ich mit meinem Nachbarn Jörg so vor der Tür sitze und Nachbarn kommen vom Einkaufen und kehren erst mal bei mir ein und kriegen erst mal ein Bier auf die Faust. Das ist immer ganz nett. Ich muss zwar immer ziemlich viele Flaschen spülen am nächsten Tag dann, aber auch ein Geheimtipp. Kannst dich ja mal anmelden.

Holger: Nee, unbedingt! Also absolut! Es gibt sogar ein Buch, das vollgespickt ist mit Münchner Geheimtipps. Und da bin ich sogar drin. Also das kann man sich gar nicht vorstellen, aber ich habe hier in Schwabing so einen kleinen Keller und da kann man auch brauen und da kann man auch Verkostungen machen und da kann man alles Mögliche machen. Das ist so ein kleines Gewölbe und so, das ist ein richtiger Kleinod hier mitten in Schwabing. Und da bin ich doch tatsächlich als Geheimtipp in diesem Buch drin. Man mag es kaum glauben. Ich weiß auch gar nicht, wie die auf mich kommen ehrlich gesagt. Also ich habe überhaupt keine Ahnung. Da muss irgendwer mal da bei mir gewesen sein bei einer Verkostung und dann haben die dann da so nett darüber geschrieben. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Absolut!

Markus: Da hast du bestimmt die Hochprozenter aus dem Keller geholt sozusagen. Und dann ging das Kopfkino los. Aber es ist ja auch schön. Also der Keller ist in der Tat ein Geheimtipp. Muss man halt auch gucken, ob man dahinkommt. Vielleicht noch die Frage, Martin: Wie ist es denn bei dir, du hast doch bestimmt auch eine Vormünchner Geschichte in Bezug auf Bier? Oder hat sich das erst in München so richtig erlebt?

Martin Tietz: Nein, natürlich. Ich habe natürlich in meiner Jugend und als junger Erwachsener überwiegend Pils getrunken in Hamburg. Also die ganzen gängigen Pilssorten, die es so gibt, Flensburger und Jever und Ratsherren gab es damals noch. Und seltener Holsten und Astra. Das war damals noch uncool, heute ist Astra megacool. Da war ich so von der Biervielfalt, mal ein Kristallweizen und ein Hefeweizen, aber das war‘s eigentlich auch schon. Die Liebe zur Vielfalt, die kam dann tatsächlich erst später, fing so, glaube ich, auch an in den USA, in Los Angeles. Da gab‘s eben auch so ein paar Sierra Nevada zum Beispiel oder eben Sam Adams habe ich da oft getrunken. Und da haben mir halt eben diese typischen Ami-Biere nicht so gut geschmeckt wie Coors Light oder Budweiser, das war nicht so meins. Da habe ich halt dann eben auch angefangen, mir mal so die ganzen Biersorten mal genauer anzugucken. Das war vielleicht so ein bisschen der Kickoff in meine Biervielfalt. Hier in München trinke ich eigentlich nur Helles. Ich trinke kaum noch Pils. Ich mag das Helle eigentlich auch sehr gerne. Ich weiß, Markus, du magst Helles nicht so, du bist nicht so der Helle-Fan. Aber ein Dunkles geht auch immer, auch das, was der Holger im Glas hat, das kenne ich auch, das mag ich auch ganz gerne. Also die Vielfalt macht’s, aber ich bin jetzt tatsächlich mehr auf Helles umgestiegen und von dem Pils weggekommen.

Holger: Ich meine, aber da muss man ganz klar sagen, Augustiner Pils ist wirklich auch ein Spitzenprodukt. Also das müsste man auch eigentlich unbedingt mal jetzt hier mit in den BierTalk nehmen. Das muss ich mir vornehmen. Also das ist auch ein ganz, ganz tolles Pils. Das ist wirklich mein Stil und bleibt auch mein Stil. Also ich bin absolut Pils-begeistert und werde es wahrscheinlich mein Leben lang bleiben.

Markus: Und der Maximator, den darf man auch nicht vergessen. Das ist auch ein absolut legendäres Bier. Und da habe ich tatsächlich mal im Augustiner Keller eine Verkostung gehabt, und wir haben da die ganz normalen Biere probiert, und ich habe dann mit den Kellnern ein bisschen mich unterhalten, was sie denn sonst noch so dahaben. Und da hat er mir erzählt, da im Keller, da steht noch eine Kiste von dem Doppelbock, aber der ist abgelaufen. Und die wissen gar nicht, was sie damit eigentlich machen sollen. Und dann habe ich gesagt: Naja, wunderbar! Ich nehme euch das gerne ab diese Last. Und dann haben wir das zu Hause verkostet und der war glaube ich zu dem Zeitpunkt sechs oder sieben Jahre alt. Und natürlich perfekt gelagert dort im Keller. Und das war oder ist ein fantastisches Bier. Ich glaube, zwei Flaschen habe ich noch. Also das kann ich auch jedem nur empfehlen, kriegt man selten, aber Maximator ist auch ein ganz tolles Bockbier, muss man sagen.

Holger: Mensch, da sind wir doch auch schon wieder am Ende unseres BierTalks angelangt. Und das war doch auch wieder eine spannende Reise durch verschiedene Welten. Martin, vielen, vielen Dank für den Ausflug in die Hobbybrauer-Welt und natürlich auch von deinen Berichten der deutschen Meisterschaft. Und natürlich, Markus, vielen Dank auch an dich für deine schöne Begleitung wie immer. Und ich wünsche euch allen noch einen sehr schönen Abend. Vielen, vielen Dank!

Martin Tietz: Vielen Dank! Schöner Abend!

Markus: Ja, schönen Abend auch von mir. Ciao!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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