Michael „Mike“ Sturm ist hochdekorierter Braumeister in seiner Brauerei Krieger in Landau an der Isar. Seit vielen Generationen sind die Sturms, die früher Krieger hießen, in Niederbayern ansässig und kamen über Riedenburg und Wasserburg schließlich in ihre heutige Heimat. Auch Mike trägt Tradition und Wanderlust in sich und steht mit Herz und Seele seinen Mann am Braukessel. Der Biersommelier beweist dabei, dass Spitzenqualität gleichzeitig bei den Klassikern und bei Neuinterpretationen möglich ist. Freuen Sie sich auf eine genussvolle Reise durch sechs Biere und die Geschichte der Brauerfamilie Krieger bzw. Sturm…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute wagen wir uns in den Süden unseres Freistaates, nach Niederbayern. Und haben einen richtig tollen Gast, nämlich den Michael Sturm. Vielleicht stellst du dich einfach ein bisschen selber vor. Erstmal natürlich schön, dass du da bist, und auch schön, dass du da bist, Holger. Hallihallo, ich hoffe, dir geht’s auch gut?
Holger: Mir geht’s auch gut, Markus, vielen Dank!
Markus: Wunderbar! Also Michael, zurück zu dir, erzähl uns doch ein bisschen und natürlich den Hörern, mit wem wir es heute zu tun haben.
Michael Sturm: Sehr gerne! Vielen Dank für die Einladung, freut mich sehr. Mein Name ist Michael Sturm, ich bin Bräu der Brauerei Krieger in Landau an der Isar. Ich bin 39 Jahre, verheiratet, zwei wunderbare Kinder, und freue mich heute auf den BierTalk.
Markus: Gleich mal eine Frage am Anfang. Als mir jemand von dir erzählt hat, hat er mir gesagt, der Michael Krieger, was ja gar nicht stimmt. Wie ist das denn, bist du da reingeheiratet oder hat die Familie in den Generationen mal so gewechselt, oder wie kommt das?
Michael Sturm: Der Nachname Sturm kommt von meinem Vater und meine Mutter ist eine gebürtige Krieger. Also ich bin bei uns die vierte Generation Krieger in Landau quasi sozusagen. Ich bin in der Familie Krieger-Sturm die vierte Generation hier in Landau bei der Brauerei Krieger.
Markus: Wunderbar! Und über Landau und die Brauerei und so weiter sprechen wir natürlich gleich ein bisschen. Aber wir haben ja auch den Holger dabei und wenn der Holger dabei ist, dann hat er in der Regel Durst. Und du hast uns sechs Flaschen Bier geschickt, sprich, wir müssen natürlich auch ein bisschen arbeiten. Und nachdem du der Bräu bist, kannst du vielleicht mal sagen, mit welchem dieser schönen Biere wir beginnen wollen.
Michael Sturm: Ich würde empfehlen, dass wir mit dem Bandit Bräu hell anfangen, einem klassischen bayerischen Hellen mit 11,9 % Stammwürze. Das Bier ist eine Zusammenarbeit mit den Jungs von casual MONKS aus München, die diesen Banditen, der auf der Flasche zu finden ist, schon länger als T-Shirt und Sweatshirt-Motiv vertreiben. Wir kennen uns und schätzen uns und haben auch schon beim Festival Reinheitsgebot in München zusammengearbeitet. Da haben wir jetzt mal gesagt, jetzt machen wir mal ein gemeinsames Bier, und das Ergebnis habt’s ihr bei euch vor euch.
Markus: Gut! Dann machen wir das jetzt mal auf. Also man muss auch wirklich sagen, also Bandit wirklich ganz spannend, denn wir haben hier so einen urbayerischen Typen mit Gamsbart, Hut und einem Tuch vor der Nase. Und dieses Tuch ist natürlich mit den weiß-blauen Rauten. Also so ein bisschen innerbayerisches Rebellentum. Dazwischen noch ein Kranz aus Hopfen. Also irgendwie doch sehr, sehr spannend. Machen wir das Ganze mal auf und geben es mal ins Glas. Ja, na wunderbar! Das ist wirklich ein perfektes Helles von der Farbe her, richtig schön golden, klar filtriert, schöner, fester, weißer Schaum. Lächelt mich schon richtig an. Habt ihr für diese Collaboration was Spezielles gemacht oder ist das mehr oder weniger euer normales Helles?
Michael Sturm: Es ist unser normales Helles.
Markus: Magst du es mal mit uns verkosten oder soll ich oder wie hättest du es gerne?
Michael Sturm: Sehr gerne, wenn du das Bier vorstellst. Ich lasse mich da gerne auf deine Expertenmeinung.
Markus: Okay! Na, da bin ich mal gespannt. Also ich gebe mal mein Bestes. Wie gesagt, wir haben eine ganz schöne goldgelbe Farbe, es ist klar filtriert, hat so einen richtig schönen Schein, strahlt mich also an. Obendrauf dann eben so ein schöner, weißer, feinporiger Schaum. Jetzt rieche ich mal da rein. Ah, ja! Da riecht man eigentlich schon so richtig typisch bayerisches Helles. Also eine schöne, ausgewogene Mischung. Wir haben so ein bisschen grüne, grasige Aromen aus dem Hopfen. Dann haben wir so ein bisschen Honig, ein bisschen Getreide aus dem Malz, eine sehr frische Note. Also es strahlt mich, wie gesagt, auch vom Geruch richtig an, macht richtig Lust. Dann nehme ich jetzt mal einen Schluck. Also ganz toll das Mundgefühl, es moussiert richtig auf der Zunge, umschmeichelt das so ein bisschen. Geht so ein bisschen süß los, dann kommt wieder der Honig, dann kommen so ein bisschen die Noten aus dem Hopfen, diese grüngrasigen, und dann geht das so aus und dann kommt auch so eine Bittere. Die ist dann doch auch ganz schön selbstbewusst, aber sicherlich noch im Rahmen für ein Helles. Und ausklingend kommt dann wieder ein bisschen was von dem Honig zurück und dann fängt der Mund an leicht auszutrocknen. Und dann ist wahrscheinlich dein Geheimnis, weil wenn der Mund trocken wird, dann will man natürlich wieder trinken. Und das ist bestimmt dein Ziel, dass man eben nicht nur einen Banditen hat, sondern vielleicht zwei oder drei oder mehr, oder?
Michael Sturm: Ja, natürlich. Sehr gerne! Wenn ein Bier zum Weitertrinken anregt, ist das natürlich immer ein sehr positives Zeichen, wo man sieht, das Bier schmeckt, das Bier macht Lust auf mehr. Das freut uns dann natürlich.
Markus: Was sagt denn unser Wahlbayer dazu, Holger?
Holger: Ja, ich wollte eigentlich einfach immer schon mal fragen, ob das irgendwie einfach nur so ein Etikett ist oder ob das eine Aussage ist? Weil der Typ ist doch irgendwie böse und so, also richtig, muss ich zugeben, das Etikett finde ich jetzt gewagt, so ein bisschen.
Michael Sturm: Böse würde ich jetzt nicht sagen, er schaut ein bisschen grimmig drein. Das ist tatsächlich so ein bisschen ein bayerischer Rebell, so würde ich ihn jetzt charakterisieren. Ja, es ist sicherlich gewagt, aber es gibt eben sehr viele Leute, die diesen Bandit einfach gerne für sich als Zeichen auch sprechen lassen. In München gibt’s eben die casual MONKS, die dieses Label betreiben. Da gibt’s sehr viele Leute, die sagen, Mensch, das gefällt mir so gut. Es gibt zum Beispiel auch schon sehr viele Leute, die sich dieses Motiv tätowieren haben lassen. Das zeigt halt, dass das ein sehr emotional aufgeladenes Motiv ist. Ich habe da kein Problem damit, dass das auf unserem Bier mit drauf ist, weil ich das als sehr gelungenes Motiv finde. Und ist sicherlich ein Nische, etwas Spezielles, aber halt eben schon etwas, was sehr gut gefällt. Tatsächlich haben wir beim Festival Reinheitsgebot in 2016 in München damals da auch live sage ich mal so die Rückmeldungen mitbekommen, wenn die die T-Shirts bei unserem Stand verkauft haben. Da waren auch negative Meinungen da, die gesagt haben: Oh, was ist denn das? Der schaut mir zu grimmig aus. Aber die überwiegende Meinung war halt einfach, hey, das schaut doch cool aus, kultig. Ich denke, das ist dann nicht schlecht, wenn man sowas auf dem Etikett hat. Wir freuen uns auf jeden Fall sehr, dass es diese Zusammenarbeit gibt.
Markus: Es ist so ein bisschen eine Mischung aus dem Wildschütz Jennerwein und Andreas Hofer, würde ich sagen. Also für alle, die die diversen Legenden aus Bayern und Tirol kennen. Apropos Bayern und Tirol, vielleicht erklärst du uns noch mal kurz, wo wir eigentlich in Landau sind? Weil da gibt’s ja mehrere in Deutschland und eures ist das niederbayerische. Wie muss ich mir das vorstellen? Wo ist das? Wie schaut‘s da aus? Und wie kommt ihr überhaupt dahin als Familie?
Michael Sturm: Landau an der Isar ist eben eine niederbayerische Kleinstadt. Wir liegen an der A 92 München Deggendorf. Die Brauerei gibt’s seit mindestens 1622 in Landau. Als Familie Krieger sind wir 1913, was heißt, sind wir, sind meine Vorfahren 1913 dann nach Landau gekommen. Waren zuvor in Wasserburg und die Wurzeln gehen aber auch auf Riedenburg zurück, da hat es die oberen Krieger und die unteren Krieger gegeben. Beim Riedenburger Brauhaus am Stammsitz, glaube ich, steht immer noch Unterkrieger am Haus. Und unsere Familie waren damals quasi die Oberkrieger, was sich nach der Lage am Flusslauf benannt hat. Was gibt’s über Landau noch zu sagen? Gegründet von Ludwig dem Kelheimer, dem niederbayerischen Städtegründer, im Dreieck Landshut-Straubing-Deggendorf zu finden, so in etwa kann man es sagen. Eine nette niederbayerische Kleinstadt.
Markus: Und da bist du groß geworden und war praktisch ab deinem ersten Atemzug klar, der wird Brauer, oder hast du irgendwie so den Moment gehabt oder wie lief das, dass du zu diesem Beruf gekommen bist?
Michael Sturm: Klar ab erstem Atemzug auf keinen Fall, muss ich sagen. Ich bin in Landau groß geworden, geboren in München. Die ersten Berührungen mit der Brauerei hat es natürlich schon da beim Großwerden gegeben, aber tatsächlich war mein großer Bruder eigentlich öfter in der Brauerei und hat auch in seiner Jugendzeit oft in der Brauerei mitgearbeitet. Das war bei mir eigentlich gar nicht so sehr der Fall. Als mein großer Bruder sich aber dann für einen anderen Weg entschieden hat, hat sich natürlich diese Frage bei mir auch eher gestellt. Ist aber auch erst später dann, hat es sich eigentlich erst später in diese Richtung entwickelt. Ich habe nach dem Abitur dann in Regensburg BWL studiert und während dem Studium ist dann eigentlich so die Entscheidung gereift, da in die Fußstapfen meiner Mutter zu treten und die Brauerei zu betreiben.
Markus: In die Fußstapfen deiner Mutter?
Michael Sturm: In die Fußstapfen meiner Mutter. Meine Mutter hat die Brauerei geleitet, mein Vater hat einen anderen Beruf, mein Vater war Urologe oder ist Urologe, aber nicht mehr tätig. War damals auch lange Zeit in München Großhadern. Also da sind wir auch auf die Welt gekommen, ich und meine beiden Brüder. So war die Familie dann auch eine Zeit lang getrennt, weil mein Vater eben in München tätig war, oft auch Wochenenddienste hatte. Also die Wochenenden waren dann entweder in München oder in Landau als Familie. Später ist er dann nach Landau gezogen, hat dort seine Praxis eröffnet. So sind wir als Familie dann da in Landau noch stärker verwurzelt worden. Mein Vater unterstützt die Brauerei immer nach Kräften, aber meine Mutter hat sie geleitet.
Markus: Das kenne ich von den Urologen, dass die die Brauerei nach Kräften unterstützen. Also meiner hat mir schon mehrmals gesagt, du musst mindestens ein Weißbier am Tag trinken, dann geht’s den entsprechenden Körperteilen gut. Ich weiß nicht, Holger, geht das bei dir auch so?
Holger: Unbedingt! Das ist auch eine total tolle Überleitung zum zweiten Bier.
Markus: Absolut! Mal schauen, was uns der Michael da empfiehlt. Was sagt der Arzt? Mit welchem Bier machen wir weiter?
Michael Sturm: Wenn es um die Nieren spülen gehen würde, dann wäre es das Weißbier, aber tatsächlich, wenn wir jetzt vom Verkosten reden, dann würde ich jetzt als nächstes das Krieger Zwickl empfehlen, unser unfiltriertes Helles.
Markus: Das klingt für mich als Franken auf jeden Fall schon mal ein bisschen nach Heimat. Dann freue ich mich, vielleicht magst du das jetzt mal mit uns verkosten? Bin ich mal gespannt, wenn du dein eigenes Bier beschreibst. Das ist auch immer eine Herausforderung. Und jetzt mache ich das mal auf.
Michael Sturm: Sehr gerne! Unser Krieger Zwickl ist eben unser Helles unfiltriert. Wir legen ganz großen Wert darauf, dass es eben ein gut ausgelagertes Zwickl ist. Also wer jetzt immer erwartet beim Zwickl, das muss pudeltrüb sein, das geht meiner Meinung nach ein bisschen weg von der natürlichen Erscheinung dieses Bieres. Unser Zwickl ist wie alle unsere Biere weder kurzzeiterhitzt noch pasteurisiert, ganz naturbelassen. Und die Trübung ist bloß eine ganz leichte Schleiertrübung. Wie schon kurz angeschnitten, manche erwarten da, dass das trüb ist wie ein stark hefegetrübtes Weißbier. Aber das ist eben in meinen Augen nicht die eigentliche Erscheinung von einem Zwickl. Da sind auch getreidige Noten, die wir stark riechen werden, das leicht Hefige, Hintergründige werden wir rausriechen können. Und ansonsten aber eben auch grasige Noten, und ja, vom Geschmack und Vollmundigkeit haben wir da glaube ich auch schön was auf der Zunge. Wir haben auch ein händisch betriebenes Kupfersudwerk, haben wir noch offene Gärung, brauen nur mit Doldenhopfen. Der Günther Thömmes, der die Brauerei mal besucht hat, hat gesagt: Da wird noch archaisch gebraut. Das hat mir gefallen, das merke ich mir jetzt immer. Und ich denke, das schmeckt man schon auch bei unseren Bieren, dass die einfach da Charakter haben, Dass man sagt, das ist jetzt Bier aus einer ganz traditionellen Anlage.
Markus: Ich denke auch, das ist völlig richtig, dass eigentlich das Kellerbier ein gut ausgelagertes Bier war. Man darf nicht vergessen, früher hat man pro Prozent Stammwürze eine Woche gelagert. Das heißt, bei so einem 11, 12, 13 % Bier sind wir da mit drei Monaten dabei. Und ich meine, dann ist das natürlich ziemlich klar. Das ist, glaube ich, eher eine moderne Interpretation, dass eben Zwickl unbedingt unfiltriert und das muss man unbedingt sehen. Und dann kommt man eben zu dieser relativ starken Trübung, die da heutzutage oft drin ist. Ganz im Gegenteil, man merkt eben dieses lange Lagern. Das ist ein sehr harmonisches, sehr rundes, sehr weiches Bier. Und ich finde, vom Mundgefühl her ist es auch nochmal samtiger, also nochmal runder, angenehmer als das Bandit Bräu von eben. Also wirklich so ein Gaumenschmeichler und auch ein bisschen voller von der Aromatik her. Und passt natürlich perfekt für den klassischen Einsatz im Biergarten. Also wunderbar! Vielleicht magst du uns noch kurz sagen, Kupfersudwerk, was bedeutet denn das fürs Bier? Macht das was mit dem Bier, wenn man da noch mit Kupfer braut?
Michael Sturm: Ja! Für die Hefeernährung ist ein Kupfersudwerk mit einem Messingboden im Läuterbottich sicherlich sehr positiv. Da kennt man schon diese Geschichten, dass das oft bei neuen Edelstahlsudwerken problematisch ist, ob die Hefe genug Zink abbekommt. Aber ansonsten denke ich schon, dass das beim ganzen Geschmacksprofil der Biere dann eine Rolle spielt. Ich denke auch zum Beispiel, verstärkt noch auch bei den dunklen Bieren. Also grad bei unserem Floriani Bock, bei der Urweisse, da denke ich auch, dass so dieses Geschmacksprofil, das aus einem Kupfersudwerk entsteht, da schon merkbar ist.
Markus: So eine schöne, traditionelle Bierherstellung hat natürlich auf jeden Fall was für sich. Hat das denn für dich bedeutet von der Ausbildung her, dass du da noch andere Infos gebraucht hast oder hast du das dann von deiner Mutter mitgenommen, wie du mit deiner Brauerei umgehen musst?
Michael Sturm: Da habe ich sehr viel von meiner Mutter mitbekommen, habe aber eben auch in anderen Brauereien reinschnuppern können. Also ich habe bei uns die Ausbildung zum Brauer und Mälzer gemacht, bin aber in dieser Zeit auch in andere Brauereien gekommen. War während dem Studium in Abensberg bei der Brauerei zum Kuchlbauer im Praktikum, was sehr, sehr interessant war. Während der Lehre dann im Hofbräuhaus Traunstein, was eine ganze tolle, interessante Zeit war. So hat man nicht bloß den eigenen Betrieb gesehen, sondern natürlich auch sich viel angesehen, also angesehen hat man sich natürlich noch mehrere Brauereien, aber das handwerkliche Brauen, ganz praktisch und ganz nah an dieser Handwerkskunst, das hat man bei uns schon wirklich gut sehen können.
Holger: Michael, du hattest ja 2009 übernommen und hast dann auch das Zwickl eingeführt, oder? Das ist eigentlich dein Bier. Das kam durch dich wieder zurück?
Michael Sturm: Ja, tatsächlich! Während der Lehrzeit haben wir das Zwickl bei uns eingeführt, haben wir gesagt, jetzt füllen wir das Zwickl in der Flasche ab. Das ist bei uns eigentlich so losgegangen, dass wir zum Bauerei-Hoffest immer Zwickl-Bier vom Fass ausgeschenkt haben. Da war einfach die Nachfrage bei den Besuchern so stark, dass die gesagt haben: Mensch, warum füllst du denn das nicht in Flaschen ab? Und diese Anregungen haben wir natürlich gerne aufgenommen. Und so hat sich das Zwickl-Bier bei uns eben stark dann etabliert. Was auch zu einer kleinen Brauerei, wie wir eine sind, gut dazu passt.
Holger: Unbedingt! Und dann eben sowieso die Euro-Flasche, die ihr jetzt wieder benutzt ganz klassisch, auch die klassischen Etiketten. Und dann passt auch so ein Zwickl ganz großartig. Wunderbar! Sollen wir denn zum dritten Bierchen fortschreiten?
Markus: Ja, ich glaube, du hast schon wieder Durst, so wie ich dich kenne. Also darfst du dir jetzt eins aussuchen beziehungsweise lassen wir den Michael dir eins aussuchen, aber du musst es dann verkosten.
Michael Sturm: Ich würde gerne empfehlen unser Krieger Weißbier, mit Flaschengärung gebraut.
Holger: Und dann schön damit rein ins Glas. Hier haben wir jetzt natürlich eine schöne Naturtrübung, die ist jetzt hier da. Wir haben so ein schönes Goldgelb, eine tolle Schaumbildung, ganz feinporiger weißer Schaum. So wie das halt bei einem Weißbier sich gehört, die Hefe, die fruchtigen Aromen, auch schon direkt so eine Getreidenote ist auch mit dabei. Ich probiere mal. Ja, ganz klassisches Weißbier, eine Banane, spritzig und erfrischend. Ja, also das Wetter, wenn ich hier aus dem Fenster gucke, ist hervorragend, es scheint die Sonne. Da ist so ein richtig schönes Biergartenbier als Weißbier ein Klassiker im Bayernlande. Jawoll!
Michael Sturm: Freut uns!
Markus: Da fühlt man sich richtig zu Hause. Und ich muss sagen, also gerade Weißbier ist immer echt nicht leicht. Also das merke ich immer, wenn ich international bei irgendwelchen Wettbewerben bin, das ist immer die Kategorie, wo man wirklich merkt, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Da sind wirklich 80, 90 % echt grenzwertig und man merkt, wenn jemand das Thema wirklich draufhat. Das ist schon cool. Aber apropos Wettbewerbe, das seid ihr auch ganz gut dabei, Michael, oder?
Michael Sturm: Das macht uns sehr stolz, dass wir da bei den härtesten internationalen Bierwettbewerben schon Preise gewinnen konnten. Da hat es eigentlich angefangen mit dem Floriani Bock, auf den wir später noch zu sprechen kommen werden, dass wir beim World Beer Cup und European Beer Star Preise gewinnen konnten. Beim World Beer Cup hat die Urweisse den World Beer Cup in Bronze gewinnen können. Und beim European Beer Star haben wir mit unserem Märzen noch Goldpreis machen können in der Kategorie German Style Märzen. Wie gesagt, so eine kleine Brauerei, wir haben normalerweise ein Absatzgebiet, sage ich mal, von 20, 25 Kilometer, also rund um den Schornstein, wie man immer so schön sagt. Das ist dann schon was Tolles, wenn man sagt, da auf dem internationalen Brauparkett bekommt man da so eine Adelung durch so einen Preis. Das waren ganz besondere Momente für uns, muss ich schon sagen.
Markus: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und überhaupt, das ist so ein Eck, glaube ich, bei euch, das viele Leute gar nicht so auf dem Schirm haben in Sachen Bier. Und da gibt’s aber eben tolle Brauereien und tolle Biere, und da gehört für mich das Weißbier auf jeden Fall dazu. Und fehlt mir jetzt eigentlich nur noch die Weißwurst. Wobei ich weiß gar nicht, Holger, dürfte ich das jetzt? Wir zeichnen hier um halb drei Uhr nachmittags auf. Dürfte ich da überhaupt eine Weißwurst essen?
Holger: Na ja, da gibt’s die 12-Uhr-Regel, aber ich glaube, seitdem wir gut kühlen können, kann man eine Weißwurst auch nach 12 essen. Aber passt natürlich nicht zu einem Oberfranken. Das hat man heute gerade schon wieder gehört. Der Bandit Bräu, der war dir eigentlich in Wirklichkeit schon wieder zu bitter. Dann das Zwickl hat dich natürlich in den Arm genommen und abgeschmust und abgepusselt und so hast du es auch beschrieben. So ist es halt mit dir.
Markus: Kann man nichts machen, aber nein, also es ist auf jeden Fall ein ganz, ganz tolles Weißbier. Und ich finde diese fruchtigen Noten auch schön. Weil es so eine schöne frische Mischung ist. Also natürlich hat man dieses Bananige und leichte Zitrusaromen und so, aber es erschlägt einen nicht, es ist richtig angenehm, richtig weich. Und auch da, muss man wirklich sagen, wie der Holger gesagt hat, schönes Sommerbier. Macht ihr das Weißbier separat bei euch, die obergärigen Biere, oder wie macht ihr das?
Michael Sturm: Was den Gärkeller betrifft, auf jeden Fall. Wir haben auch einen obergärigen Gärkeller und einen untergärigen Gärkeller. Nach dem obergärigen Gärkeller geht’s beim Weißbier dann eben direkt zur Flaschengärung.
Markus: Und auch eine offene Gärung habt ihr, oder?
Michael Sturm: Und eine offene Gärung. Absolut! Sowohl im untergärigen als auch im obergärigen Bereich haben wir offene Gärung. Nehmen die (unv. #00:17:23.7#) ab, also auch da, die ganz traditionelle Braumethode, die wir da pflegen. Und beim Weißbier da haben wir zum Beispiel eben auch noch wie bei einigen anderen Bieren auch ein Dekoktionsverfahren. Also auch da die ganz klassische Herstellungsweise, dass man nicht bloß nur Infusionsverfahren hat, sondern auch eben ein Mehrmaischverfahren macht, bei dem die Maische getrennt wird und dann ein Teil der Maische auf Kochtemperatur aufgeheizt wird und dann wieder zusammengeführt wird.
Markus: Was ist denn euer stärkstes Bier? Also was verkaufte ihr denn am meisten?
Michael Sturm: Unser Helles ist unser Hauptbier. Das muss man schon sagen, dass das Helle der absolute Bestseller ist. Aber sind wir eben auch froh, dass da die Spezialitäten unser Sortiment abrunden. Das Weißbier ist dann die Nummer zwei, sage ich mal.
Markus: Ja, das kann ich gut verstehen. Vielleicht noch so eine ganz persönliche Frage. Jetzt hast du das von deiner Mutter übernommen. Bist du denn schon dabei, für die nächsten Generationen zu sorgen? Oder suchst du da noch?
Michael Sturm: Wir haben zwei wunderbare Buben, ein und drei Jahre alt, aber so weit denke ich jetzt da noch nicht. Würde mir auch fern liegen, da irgendeinen Druck aufbauen zu wollen, das muss ich auch sagen. Also sowas passiert schon immer auch ohne, dass die Eltern das wirklich machen, einen Druck aufzubauen, sowas passiert dann, glaube ich, schon immer irgendwie so durch Umfeld und so, wo dann so Frotzeleien und Scherze gemacht werden. Und natürlich auch ganz stark durch einen selbst, dass man sagt, Mensch, es wäre schade, wenn diese Brautradition aufhört. Und deswegen glaube ich, ist es schon der richtige Weg, da nicht einer Nachfolgegeneration den Druck aufzuerlegen. Ich hatte auch das Glück, dass das meine Eltern bei mir in keinster Weise gemacht haben.
Markus: Ich denke mal, das ist auch ganz natürlich, dass die in der Brauerei mit aufwachsen, dass die da mal durchwuseln und eigentlich mehr oder weniger das als ganz normal empfinden. Und so wie ich das auch kennengelernt habe bei meinen Schulkameraden, die mit Brauereien zu tun hatten, da gibt’s natürlich einen gewissen sozialen Druck so ab dem Zeitpunkt, wenn man dann mal so 16, 17, 18 ist, und man weiß, da ist eine potenzielle Quelle direkt neben einem. Da gibt’s natürlich dann schon so ein bisschen den Anspruch zu sagen, Mensch, ihr habt doch Bier, da können wir doch mal eine schöne Party feiern. Und dann, glaube ich, entsteht das schon. Aber du hast natürlich völlig recht, es ist wichtig, das wirklich möglichst offen zu lassen, weil Druck, glaube ich, an der Stelle absolut das Falscheste ist, was man machen kann. Ich glaube, das ist auch so ein bisschen das Geheimnis, dass so den jüngeren Generationen jetzt, die ich so kenne, also jungen Brauerei-Besitzern, dass die wirklich da ohne Druck hineingewachsen sind und deswegen das auch mit einer ganz besonderen Liebe und Hingabe machen. So ein bisschen habe ich das Gefühl, dass du das auch machst, oder? Man kann doch sagen, du bist doch schon mit Herz und Leib und Seele und so komplett dabei.
Michael Sturm: Ja, bin ich. Das ist einfach eine tolle Branche, es ist ein tolles Produkt. Es ist einfach was Schönes, wenn man beruflich was macht, was Menschen Freude macht. Das ist einfach, wenn man dann wieder hört, Mensch, da sind wir jetzt gemütlich beieinander gesessen bei eurem Bier und das hat mir so geschmeckt und das war so schön, oder auf dem Volksfest ist es so schön, das sind schon tolle Sachen, dass man sagt, da macht man den Menschen Freude, und die Mitarbeiter, die Bürger vor Ort sind stolz auf das Produkt.
Markus: Apropos die Bürger vor Ort, Holger, du bist doch ganz viel in der Ecke in Pilsting und eben da drum herum. Wie ist denn das, was du da so einsammelst? Sind da ganz viele Krieger Fans dabei und was haben die denn gern für Biere?
Holger: In Landau auf jeden Fall, da wird Krieger getrunken. Und da sind sie auch zu Hause, das ist das, was der Michael auch beschreibt. Also der Radius so 25 Kilometer um die Brauerei herum. Und da ist Krieger einfach eine Hausmacht, gar keine Frage. Wenn man jetzt dann noch ein bisschen weiter geht, dann wäre dann arko vielleicht noch als bekanntere Marke zu erwähnen. Also du hast es vorhin schon gesagt, Niederbayern ist insgesamt so ein Landstrich, der, weiß ich nicht, vielleicht ein bisschen unterbewertet ist. Zu Unrecht, wie ich finde. Ist eine sehr, sehr schöne Region, richtig typisch bayerisch dort und auch natürlich schon von der Sprache her ist das Niederbayerische so ein richtig typisches Bayerisch, so wie man das als Preuße quasi erwartet. Ich bin da sehr gern. Also die Region bietet mehr als man glaubt. Und ich kann alle nur auffordern, das einfach mal zu erkunden und mal hinzufahren. Eben nicht nur landschaftlich, sondern auch bierig ist da auch einiges geboten. Also soll man mal hinfahren, auf jeden Fall. Und wenn dann irgendwann jetzt die Biergärten auch wieder ohne Beschränkungen vielleicht aufmachen, dann sowieso erst recht. Da müssen wir sowieso alles Mögliche wieder nachholen, überhaupt auch das Reisen nachholen. Und da kann man mal nach Niederbayern fahren, das ist ein schönes Ziel.
Markus: Das ist doch ein sehr, sehr gutes Wort dazu. Ich kann auch nur sagen, ich habe mal einen Brauereiführer geschrieben für ganz Bayern, habe alle Brauereien besucht. Da war tatsächlich in Niederbayern für mich auch noch so ein recht weißer Fleck. Da kann ich mich auch erinnern, dass es dann viele Brauereien gab, die mich echt überrascht haben, weil ich sie eben so gar nicht gekannt habe und auf dem Schirm hatte. Also ich erinnere mich, eben zum Beispiel in Dingolfing auch habe ich Brauereien kennengelernt, die ich mir vorher nicht habe vorstellen können. Und dann eben auch eure Brauerei, deswegen bin ich auch so froh, dass wir da jetzt mal die Biere gemeinsam verkosten können. Und apropos, mit was machen wir denn weiter? Drei haben wir noch.
Michael Sturm: Ich würde sagen, als nächstes, wir bleiben im Weißbier-Bereich und gehen wir zur Urweisse.
Markus: Wunderbar! Da kann ich das Geheimnis auch lüften. Das hatten wir neulich mal in einer Online-Verkostung. Das hat sich tatsächlich jemand von den Kunden extra gewünscht. Und da haben wir dann auch extra von euch das ganz frisch importiert. Das war wirklich ganz, ganz toll und kam natürlich dann entsprechend auch an. Das ist wirklich ein tolles Weißbier und hat mich damals schon begeistert. Dementsprechend könnte einer von euch das mal entsprechend beschreiben. Ich weiß nicht, Holger, ob du nochmal ran willst? Oder will der Michael ran?
Holger: (unv. #00:22:42.5#), ich übernehme es schon, weil du sprichst schon wieder so viel und ich habe es schon im Glas. Da kann man jetzt einfach sagen, was da jetzt so richtig reinströmt, ist auf jeden Fall erstmal ein bernsteinfarbenes Bier. Wir hatten gerade so eine goldgelbe Farbe beim Weißbier und jetzt haben wir richtig schön so ein rötliches Bernstein, ganz, ganz wunderbar. Und so ist auch das Etikett im Übrigen. Also die Bierfarbe passt genau zum Etikett. Das ist sehr schön abgestimmt. Ich will‘s mal trinken. Wunderbar! Das ist so unglaublich toll ausbalanciert, es ist sehr vollmundig. Es hat eine tolle Karamellnote, finde ich. Ich könnte mir jetzt vorstellen, dass das Bier auch ganz besonders gut eben bei Menschen ankommt, die nicht so gerne herbe Biere trinken, sondern schon auch eher eine Malzsüße bevorzugen. Da ist das ein ganz, ganz wunderbarer Vertreter. Und auch die Fruchtigkeit, die ist zwar da, aber tritt so ein bisschen in den Hintergrund. Ist eben mit dieser Malzsüße wunderbar ausbalanciert, produziert ein schönes Mundgefühl. Also ich habe mich verliebt, also ich habe mich verliebt. Wirklich unglaublich! Sehr, sehr schönes Bier. Und auch zu Recht wahrscheinlich die Bronzemedaille erworben beim World Beer Cup. Das muss man ja auch erst mal machen in so einem heißumkämpften Wettbewerb. Ich kann das nur empfehlen. Prost!
Markus: Prost! Was mich auch da schon wirklich immer begeistert hat, ist echt die Farbe, weil das auch ein Anklang ist eben an die Biere, so wie sie früher waren. Also da hat man auch nicht wirklich unterschieden zwischen dem Hellen und dem Dunklen, sondern das war halt das Weißbier. Und das hatte dann eben so eine bernsteinfarbene Farbe. So ein richtiges dunkles Weizen, das geht eigentlich erst los, wenn es richtig schwarz oder schwarzbraun ist. Und so ist dann die Range von diesen normalen Weißbieren ziemlich groß. Und hier hat man halt wirklich schön, wie du schon beschrieben hast, Holger, dieses Karamellige auch mit dabei. Also sehr schön. Es wirkt mir auch ein bisschen intensiver, ein bisschen kräftiger. Michael, wie kamt ihr denn da drauf, dann eben noch ein anderes Weißbier zu machen? Und warum Urweisse?
Michael Sturm: Der Name Urweisse kommt schon etwas aus der Richtung, wie du es schon gesagt hast. Also aus der Zeit, wo die Biere einfach nicht so hell waren. Deswegen mit Urweisse eben betitelt, weil es den Leuten, den Biertrinkern auch am schnellsten den Eindruck davon ermittelt, was kann man erwarten. Deswegen haben wir uns da eigentlich für den Namen Urweisse entschieden. Es waren da sicherlich noch andere Namen im Gespräch. Wir hatten tatsächlich vorher schon ein weiteres Weißbier, und zwar ein dunkles Weißbier. Und wie du vorher schon gesagt hast, die dann oft so eher in einem sehr dunklen Ton, fast einem Schwarzton irgendwo unterwegs sind. Bei uns war es auch so. Und diese Urweisse haben wir dann 2016 zum Jubiläum vom Reinheitsgebot zum ersten Mal gemacht. Auch so ein bisschen mit dem Augenzwinkern, weil eigentlich im Reinheitsgebot der Weizen ausgeschlossen war. Die Erfahrung war dann einfach, dass es besser ankommt als unser dunkles Weißbier. Ich muss sagen, wir haben unser dunkles Weißbier damals mit Hilfe von Faber Bier aus dem hellen Weißbier gemacht. Das war geschmacklich sehr gut, aber ich mag halt diese bernsteinfarbenen Weißbiere sehr gerne, ich finde das einen sehr schönen Bierstil. Dass es etwas kräftiger ist, liegt daran, dass wir da auch vom Alkoholgehalt her etwas raufgegangen sind. Also es hat 5,6 %, das ist für ein Weißbier schon ordentlich. Der Alkohol ist aber einfach auch ein Geschmacksträger. Diese Kombination dieser schönen Malzsorten, die wir da zum Einsatz gebracht haben, mit den Noten der obergärigen Weißbierhefe, macht’s für uns auch zu einem heimlichen Lieblingsbier. Sicherlich auch eins, wo man sagt, das ist so ein richtiges Genießer-Bier, das trinkt man jetzt vielleicht nicht dahin, sondern genießt jeden Schluck. Da sind wir sehr stolz drauf und haben wir dann eben daraufhin die Urweisse fest in unserem Sortiment etabliert. Und das dunkle Weißbier haben wir dafür aus dem Sortiment genommen.
Markus: Genießt jeden Schluck, ist genau das richtige Stichwort. Also kann ich jetzt auch voll verstehen, warum der Holger schon so verliebt ist, weil wirklich das ein sehr, sehr schönes rundes und eben auch sehr selbstbewusstes Bier ist, was man gerne trinkt. Also wirklich toll! Da würde ich auch gerne noch ein paar Schluck dabeibleiben. Deswegen noch eine Frage an dich. Wir haben jetzt schon ein paar Mal angesprochen dieses Reinheitsgebots-Jubiläumsfest 2016. Da war ich auch. Das war insgesamt eine sehr denkwürdige Angelegenheit, weil am Eröffnungstag dann abends diese, wie soll man sagen, Anschläge, man wusste ja damals gar nicht, was es jetzt eigentlich genau war, dieser Amoklauf passiert ist, und dann das ganze Fest mehr oder weniger am Abend noch abgesagt worden ist. Das war wirklich gar keine so leichte Geschichte. Ich war damals im Innenhof vom Landwirtschaftsministerium, weil ich da Verkostungen machen sollte, und dann waren wir da so gefangen, durften nicht raus. Und ich war der Einzige, der überhaupt was zu trinken hatte, das war natürlich gut mit meinem Bierstand. Und wir hatten so ein bisschen Food Pairing, deswegen gab’s bei uns auch was zu essen. Deswegen hat man da auch so ein bisschen von allem was mitbekommen. Das war so eine ganz besondere Stimmung irgendwie, so eine Mischung aus Endzeitstimmung und Überraschung und was weiß ich. Also irgendwie ganz krass. Ich weiß nicht, wo warst du denn und wie habt ihr das erlebt?
Michael Sturm: Für uns war das auch ein ganz krasses Erlebnis wirklich, das hätte ich jetzt genauso gesagt wie du. Wir hatten da unseren Stand, an dem eben die casual MONKS mit dabei waren. Die haben ihre T-Shirts verkauft, wir haben unser Bier verkauft. Ganz schöne Stimmung, viele Leute, die das genossen haben. Und dann sind diese Nachrichten gekommen, man hat dann Nachrichten aufs Handy bekommen: Seid ihr in Sicherheit? Was ist los? Es sind dann auch wirre Meldungen umhergegangen. Aus unserer Sicht hat man irgendwo gedacht, okay, da gibt’s jetzt mehrere Orte in München, wo etwas bedrohlich ist, wo Gewalttaten passieren. Dementsprechend war das schon etwas, was uns da auch stark bewegt hat, ganz klar. Dann hat es ja geheißen, jetzt wird abgebrochen. Dann ist angefangen worden, den Platz abzuschirmen, also Richtung Marienplatz an der Seite der Feldherrnhalle ist dann schon eine Reihe von Polizisten mit MG aufgestellt worden. Die Zelte wurden geschlossen. Wir waren dann als Betreiber in diesem Stand quasi erst mal und haben uns natürlich da Sorgen gemacht, was ist denn jetzt los. Und sind dann später auch ins Landwirtschaftsministerium rüber gegangen. Es war dann auch der gesamte Verkehr in der Innenstadt lahmgelegt, bewusst die U-Bahnen ausgesetzt und so weiter und so fort. Und man hat bis in die Nacht eigentlich vieles nicht gewusst, da eigentlich so die Gerüchte unterwegs waren oder die Annahmen, dass es mehrere Täter waren. Aber die Behörden wussten halt dann bloß von dem einen Täter, wo er ist. Man war sich nicht sicher, ob da noch mehr Täter irgendwo unterwegs sind. Das war schon eine Ausnahmesituation, ganz klar.
Markus: Ja. Also war wirklich krass. Und dann irgendwann die Hubschrauber gekreist und dann kamen, wie du schon sagst, die Meldungen, dass hier und da und dort noch irgendwas war. Also wirklich schräg. Ich bin dann, glaube ich, irgendwann um 1 Uhr nachts oder so dann eben zu Fuß zum Hotel gelaufen, weil ja keine Taxis gefahren sind, keine U-Bahn. Das war auch bestimmt eine Stunde Weg. Also war schon ein verrückter Abend irgendwie. Ich weiß nicht, Holger, kannst du dich noch erinnern, was du da gemacht hast?
Holger: Abends hatten wir Gäste und wir sind dann mit zwei Autos zu einer Lokalität gefahren, wo wir hinwollten. Und dann ist das passiert, dann haben wir uns gegenseitig angerufen und dann, was machen wir denn jetzt um Gottes Willen und so, und geht’s euch gut und was weiß ich nicht. Dann sofort wieder zurück nach Hause, dann hier gesessen, und haben irgendwie abgewartet und Radio gehört. Das war richtig gespenstisch. Solche Sachen sind halt nicht zu vermeiden und jedes Mal dann einfach unglaublich traurig auch, wenn das passiert. Und für die Stadt war das ein echter Schock. Also absolut. Immer wenn ich jetzt zum Beispiel dann am Einkaufszentrum in der Nähe bin, dann denkt man zwangsläufig immer sofort daran. Das ist irgendwie ganz komisch. Genauso wie wahrscheinlich auch jeder weiß, wo er dann bei 9/11 gerade war. Diese Momente, die vergisst man einfach nicht, da kann man sich dann noch nach langer Zeit erinnern, was man in dem Moment gerade gemacht hat, wo einen dann die Nachricht erreicht hat. Das ist irgendwie was Beeindruckendes.
Markus: Bleiben wir beim Bier und gehen jetzt vielleicht dann doch zum nächsten. Und ich glaube, Michael, jetzt ist er dran der Bock, oder?
Michael Sturm: So ist es. Genau! Unser Floriani Bock, den machen wir, wie auch die Urweisse, noch gar nicht so lange. Wir haben 2013 zum ersten Mal diesen Bock gemacht. Wir hatten davor Bier einer anderen Brauerei als Handelsware, das wir an unsere Kunden für die Bockbierfeste verkauft haben. Auf den Bockbieranstichen, auf den Bockbierfesten, speziell in Landau war es bei der Feuerwehr so, dass die gesagt haben, wann macht der Krieger endlich einen eigenen Doppelbock? Und das ist Jahr für Jahr so gegangen. Für unsere Ausstoßgröße und für unseren Absatzpreis, sage ich mal, haben wir ein relativ großes Sudhaus. Wir schlagen bei den Hauptzeiten 100 Hektoliter aus, beim Bock, wo wir eben auch ein Zweimaischverfahren klassisch hernehmen, da sind es knappe 70 Hektoliter. Und wir haben damals an Handelsware und der anderen Brauerei 10 bis 12 Hektoliter gekauft. Da haben wir dann natürlich gesagt, Mensch, 70 Hektoliter, 10 Hektoliter, das klafft schon etwas auseinander. Und im Handel, ich meine, man kauft sich schon einmal ein Doppelbock, aber da trinkt man jetzt auch nicht jeden Abend fünf Halbe. Von dem her war auch da die Erwartungshaltung eher gering. Aber irgendwann einmal haben wir halt dann gesagt, wir wagen diesen Sprung, probieren es, Plan B und C sind in der Schublade gelegen beziehungsweise dann zumindest der Plan B schon auf den Weg gebracht worden, den Doppelbock in ein Whiskyfass zu legen. Plan C wäre gewesen, Bockbier-Brand machen zu lassen. Also wir waren da fest der Überzeugung, dass von diesem Bockbier noch jede Menge übrigbleibt. Der Name Floriani Bock rührt daher, dass der Florian nicht bloß der Patron der Feuerwehrleute war, was auch eine schöne Bedeutung war, weil wir wie gesagt auch ein Bockbierfest bei der Feuerwehr in Landau haben, aber er ist eben auch der Schutzpatron der Brauer. Habe ich selber ehrlich gesagt lange Zeit gar nicht gewusst, aber meine Großmutter stammt ja aus einer Deggendorfer Brauerei, und die ist in Kindstagen von ihrem Vater dann rumgeschickt worden vorm Floriani-Tag und hat bei den anderen Brauereien gesammelt für diese Messe, für dieses Amt. Und diese Messe wurde dann tatsächlich im Kreis der Deggendorfer Brauereien, der Bräu-Familien gefeiert. Finde ich auch eine sehr schöne Geschichte, weil sicherlich die Konkurrenzsituation damals gerade am Ort noch eine stärkere Rolle gespielt hat, und trotzdem sind sie da am Floriani-Tag im Brauerkreis so zusammengekommen. Das war eigentlich so diese Geschichte, warum man gesagt hat, Floriani Bock ist ein schöner Name für ein Bier. Und wir haben dann auch so ein bisschen so ein Namensrätsel aufgebaut. Also haben dadurch auch schon die Leute ein bisschen mit dem Bier konfrontiert. Tatsächlich war es dann so, dass das Bockbier innerhalb von drei Wochen ausverkauft war und ich habe meinen eigenen Kasten Bockbier im Edeka kaufen müssen, weil ich aus der Brauerei keinen mehr nehmen konnte, weil die schon alle reserviert und verstellt waren für die Bockbierfeste.
Markus: Dann machen wir den doch jetzt mal auf. Bin ich mal gespannt. Ich meine, das ist immerhin auch ein silberner und ein bronzener Beer Star da drauf, also das ist ja schon auch eine tolle Geschichte. Und, oh ja, oh Holger, das gefällt dir bestimmt auch, oder? Dieses Rotgoldbraun, das ist ja toll.
Holger: Absolut! Ich kenne das Bier auch gut und in Pilsting gibt’s einen Edeka und da versorge ich mich dann ab und zu damit.
Markus: Mmh! Und hat auch in der Nase so ein bisschen fast schon schokoladige, nussige Aromen. Mmh! Dann kommt so ein bisschen Trockenbeeren, ein bisschen Rosinen. Sehr, sehr intensiv. Moment, ich probiere mal.
Holger: Das ist ein schöner, dunkler Doppelbock. Also so richtig typisch, wie man es möchte.
Markus: Oh ja! Also kann man nur sagen, das ist wirklich wunderbar auf den Punkt. Hat die Preise völlig zu Recht verdient. Interessanterweise auch eine schöne Bittere hinten drauf. Wie ist denn das überhaupt, du sagst ja, ihr braut ausschließlich mit Doldenhopfen, macht das auch in so einem Bier was aus? Oder machst du dir da auch Gedanken darüber?
Michael Sturm: Ganz kurz muss ich einhaken. Nicht ausschließlich mit Doldenhopfen. Wir haben auch Pellets, aber zur Aromagabe nehmen wir immer den Doldenhopfen. Also für die Grundhopfung nehmen immer Pellets her, und die letzte Hopfengabe, die Aromagabe, die ist dann immer in Doldenhopfenform. Wichtig ist uns auch, dass wir nur Aromahopfen verwenden, also bei uns eine Hoch-Alphasorte, wie man so schön sagt. Das heißt, diese Hopfen, die viel stärkere Bitterkraft haben, die kommen bei uns überhaupt nicht zum Einsatz, weil einfach Aromahopfen da qualitativ seine Vorteile hat. Selbst für die Bittere wird es eine schönere, eine rundere Bittere. Wichtig ist uns schon immer, dass die Biere einfach schön ausbalanciert sind. Und ich denke, es ist auch das, was man bei unserem Bock immer wieder hört, dass er nicht zu sehr ins Röstige fällt oder nicht zu sehr ins Bittere, sondern dass das einfach ein runder Trinkgenuss ist, charaktervoll, aber eben auch noch schön zu trinken. Und das ist, glaube ich, das, was uns da auszeichnet, und auch, was das Ziel bei den Bieren immer ist.
Markus: Für alle Hörer, die sich jetzt vielleicht auch mal so ein Bier besorgt haben oder noch besorgen werden, da kann man sich auch mal wirklich den Spaß machen, das im Glas zu haben, das Glas ein bisschen zu neigen und zu drehen, und dann bildet sich eben dieser schöne Film vom Bier, der am Glas so kleben bleibt. Und weil das eben so eine schöne, goldbraune Farbe hat, gibt es dann auch einen ganz schönen Schimmer, der dem Glas wirklich ein tolles Aussehen verleiht. Also sehr, sehr spannend. Und interessant auch, wie diese Rosinennoten, Karamellnoten da auch sehr schön rüberkommen. Also wirklich ein schönes Bier. Holger, das wäre doch auch was für deinen Sohn, der heißt ja fast genauso, oder?
Holger: Ja, der heißt fast genauso. Na ja gut, der ist jetzt 17 und trinkt auch mal ein Glas Bier mit mir, aber ist jetzt noch nicht der absolut passionierte Biertrinker geworden. Muss ja auch nicht sein. Aber das wäre auf jeden Fall was für den, also eben so ein etwas schweres Bier, dann also diese typische Honignote auch. Natürlich auch diese Karamellnote, das schmeckt meinem Flori auf jeden Fall auch richtig gut.
Markus: Apropos Bockbieranstich, Michael, wie macht ihr das denn überhaupt? Jetzt gut, Corona war wahrscheinlich sowieso nicht viel los, aber so generell, wie schaut das bei euch aus so ein Bockbieranstich?
Michael Sturm: Wir haben da eine Veranstaltung, die wird der Bockbierzeit etwas vorausgeschickt, und das ist die öffentliche Bockbierprobe. Die ist immer in unserem Stammhaus, das zur ursprünglichen Brauerei gehört, und da kann jeder kommen. Das ist eben noch vor der traditionellen Starkbierzeit und ist eine ganz beliebte, ganz nette Veranstaltung. Es ist vom Rahmen her überschaubar. Und dann in der Bockbierzeit, da folgen dann eben die verschiedenen Bockbierfeste und Bockbieranstiche, die dann eben Kunden von uns machen, Vereine aus der Gegend. Dann gibt’s da auch oft die Starkbierpredigt, einen Fastenprediger. Und da wird dann natürlich ein bisschen vom Leder gezogen und ein bisschen gefrotzelt. So gehört es ja. Ist eine schöne Zeit bei.
Markus: Bei eurer Starkbierprobe wird da dann nur flüssig probiert oder gibt’s da auch diese Probe, die man so kennt mit so einer Holzbank und Leuten, die sich draufsetzen und so?
Michael Sturm: Nein, also das haben wir jetzt noch nicht ausprobiert. Wäre mal vielleicht einen Versuch wert. In der Regel machen wir dann noch irgend so eine Spezialität. Wir haben zum Beispiel dann eben auch schon mal ein Eisbock gemacht oder das Bockbier-Stacheln, solche Sachen. Also es sind ja fünf verschiedene Malzsorten, die in unserem Floriani Bock drin sind, und da haben wir die fünf verschiedenen Malzsorten schon mal da auch mitgebracht und die Leute probieren lassen und riechen und spüren lassen, was die fünf verschiedenen Malzsorten eben in dieses Bier mitbringen. Ist eine ganze schöne, gemütliche Veranstaltung.
Markus: Da sind wir eigentlich auch schon bei unserem nächsten Bier. Da steht nämlich spannender Weise gar nicht mehr Krieger drauf, sondern da steht jetzt Mikes Wanderlust drauf. Vielleicht willst du vorher kurz sagen, was es damit auf sich hat, und dann Holger, können wir uns der Sache mal nähern.
Michael Sturm: Ja, gerne! Also Mikes Wanderlust, das war unser Craftbier-Projekt, sage ich mal so. Im Anschluss an meine Biersommelier-Ausbildung habe ich gesagt, Mensch, das, was mir eigentlich schon die ganze Zeit umgegangen ist, eben auch andere Biersorten als unsere traditionellen zu machen. Haben wir dann umgesetzt, haben ein India Pale Ale gebraut, ein Session Pale Ale, ein Porter. In dieser Mikes Wanderlust Geschichte war eben auch ein spannendes Thema Bockbier ausbauen in Fässern. Wir hatten es beim Floriani Bock schon im ersten Jahr gemacht. Das war ja die Kombination, die sich auch sicherlich am meisten anbietet und die am gängisten ist und auch gut funktioniert, muss man sagen, im Bourbonfass ausbauen den dunklen Doppelbock. Das hatten wir da schon gemacht. Mikes Wanderlust, der Name natürlich, also Mike ist mein Spitzname, und Wanderlust sollte halt ein bisschen so für den Blick über den Tellerrand auch stehen. Mein Urgroßvater, der der erste Krieger in Landau war in der Brauerei, der hat, bevor er die Brauerei in Landau gekauft hat und nach der Brauer-Ausbildung hat er sich auf den Weg gemacht und hat das Brauen in der Welt sich angeeignet und angesehen. Also der ist damals nach Marseille, nach Tunis, hat sich dann in Neapel auf einem Schiff einquartiert und hat sich durch Kohleschaufeln die Überfahrt nach Nordamerika verdient und hat dann auch in Nordamerika noch in vielen verschiedenen Brauereien gearbeitet, und ist dann eben später nach Deutschland zurückgekommen und hat dann gemeinsam mit seiner Frau zuerst eine Brauerei in Wasserburg betrieben und dann die Brauerei in Landau gekauft. Aber ich finde das eben ganz erstaunlich, grad im Vergleich zu heute, wie man sagt, heute buche ich einen Flieger und kann übermorgen einsteigen und fliege nach Nordamerika oder wo auch immer hin und bin dann gleich dort. Und in den Zeiten, wo er nicht gewusst hat, was erwartet ihn, da zwei, drei Wochen Kohlen geschaufelt, damit er dahinkommt. Dieser Pioniergeist, der imponiert uns sehr. Drum hat es auch bei uns in der Familiengeschichte schon ein bisschen diese Wanderlust gegeben. Und deswegen war das ein schöner Name, wo man sagt, damit soll der Blick über den Tellerrand, den da mein Urgroßvater uns schon vorgelebt hat, auch ein bisschen versinnbildlicht werden.
Markus: Da bin ich jetzt mal gespannt, wie das so wird. Ich gebe es jetzt hier mal ins Glas und dann lasse ich mal die Hörer reinhören. Weil ich glaube, das ist auch ein ganz spannendes Geräusch, was dieses Bier von sich gibt. Moment! Wer jetzt ganz genau hingehört hat, der hat eben gehört, wie diese Kohlensäurebläschen so richtig heftig zerplatzen und wie dann diese schöne Aromatik diesem Bier entweicht. Und bin ich mal gespannt, was der Holger dazu sagt. Weil wir haben hier immerhin einen Doppelbock im Islay-Fass. Also der hat schon mal ordentlich was zu bieten. Holger, was sagst du denn zu diesem spannenden Bier?
Holger: Na ja, so wie der Mike das schon vorhin auch beschrieben hat, da kann man einiges entdecken. Und ich finde, hier ist es auch wieder wunderbar gelungen, ein besonderes Bier zu produzieren, wo man eben auch dann einfach merkt, dass da ein Holzfass im Einsatz war. Und das ist jetzt auch hier ein Doppelbock, ein dunkler Doppelbock, der dann in ein Holzfass hineinkommt. Und dann natürlich auch das Aroma dieses Single-Malt-Whiskys eben annimmt und dann natürlich auch aus dem Holz vielleicht auch noch ein bisschen Alkohol zieht. Ja, das ist eigentlich schade, dass eben Mikes Wanderlust, also so viel ich weiß, hast du das von vornherein einfach nur als Projekt angelegt, aber so die Story dazu und auch die Biere, die ich in dem Zusammenhang kenne, vor allen Dingen auch das Porter fand ich immer ganz besonders toll, ist eigentlich schade, Michael, dass du das nicht weitermachst irgendwie. Also da möchte ich dich noch mal zu ermutigen, das vielleicht doch noch mal zu überdenken. Weil das ist doch jetzt auch schon wieder hier so ein Bier, was ein Beispiel dafür ist, dass Krieger Bräu in Landau unglaubliche Biere produzieren kann. Jetzt ist das vielleicht in 25 Kilometer Umgebung nicht jedermanns Sache, und die Niederbayern sind dann vielleicht ein bisschen traditioneller und sind erstmal überrascht durch solche Biere, aber ich könnte mir vorstellen, das könnte doch was werden. Also warum machst du nicht weiter?
Michael Sturm: Es war auf jeden Fall ein großes Leidenschaftsprojekt, das wir da hatten. Vielleicht gibt’s einmal wieder eine besondere Edition, aber so in dieser Regelmäßigkeit, wir hatten ja drei dieser Biere ständig im Sortiment, und da haben wir einfach nach einer Zeit gemerkt oder wir hatten von vornherein gesagt, so, wir ziehen jetzt mal nach circa drei Jahren ein Resümee. Es ist dann tatsächlich schon so ausgefallen, wir haben ein relativ großes Sudhaus, und da war halt diese regelmäßige Produktion dieser Sorten schwierig. Da haben wir diese Menge nicht erreicht, die wir da gebraucht hätten, damit das regelmäßig Sinn macht. Aber wer weiß, vielleicht gibt’s mal wieder was. Und gerade dieses Projekt war eben auch so eine Sache, wo man sagt, Mensch, wir wollen das ausprobieren, das ist ein ganz spannendes Thema. Es heißt ja World Barrel Tour. Und das Grundbier ist tatsächlich der Floriani Bock, und den hat man in fünf verschiedenen Fässern ausgebaut, die dann jeweils als Einzelfass so abgefüllt wurden. Also schon mit hohem Aufwand das Ganze auch betrieben. Das eine Fass war das Bourbon-Fass, das zweite eben das Islay Single Malt Fass, das eben diese torfigen Noten mitbringt. Dann hat man ein Rumfass, hat man ein Sherryfass und ein Tequilafass. Ich habe davor noch nie irgendwie, ich hatte keine Ahnung, wie jetzt fassgereifter Tequila zum Beispiel riecht. Und so war das ein ganz spannendes Projekt, dass man gesagt hat, so, die Bourbon USA Edition, Islay Single Malt für Schottland. Dann natürlich Sherry, Spanien, Tequila, Mexiko, und was geht mir jetzt noch ab, eins haben wir noch vergessen, Rumfass, Karibik. Das war ein tolles Projekt, wo wir mit ein und demselben Grundbier nachvollziehen konnte, wie sich diese fünf verschiedenen Fässer ausgewirkt haben. Also das war eine hochspannende Sache. Denke ich noch gerne daran zurück. Auch ein Beispiel dafür, was Bier alles kann, ganz klar.
Markus: Absolut! Also ganz, ganz spannende Geschichte. Vielleicht vorweg noch, kann ich dem Holger nur zustimmen, ich bin seit vielen Jahren, wenn dieses Fest der Deutschen Einheit ist, das offizielle Fest, immer unterwegs und darf da Biere verkosten für Bayern Tourismus. Und da haben wir immer eigentlich die Mikes Wanderlust Biere dabeigehabt. Und die kamen auch echt immer richtig gut an. Also wie gesagt, sei dir nur dessen gewahr, dass es da schon viele Fans gibt. Und vielleicht lohnt es sich ja, die ein oder andere Sache irgendwie mal wieder aufzulegen. Aber zurück zu diesem World Barrel Thema hier. Ich glaube, der Holger hat sich so ein bisschen um das Islay Thema gedrückt, glaube ich, weil natürlich das insofern ganz besonders ist, als man halt diese rauchigen Noten hat, die da eben von dem Islay Whisky da mit reinkommen. Was ich ganz toll finde, ist, dass am Anfang wirklich auch ganz viel von der Süße von dem Bier rüberkommt, also viel mehr als wir das eigentlich im Bockbier hatten, was wir gerade verkostet haben. Das kommt noch ein bisschen intensiver rüber. Und dann kommt wirklich dieses Torfige, Rauchige, sehr intensiv, also bleibt auch ungeheuer lang, aber trotzdem angenehm. Also es ist schön eingebunden und insgesamt wirklich ein absolut spannendes Bier und ein tolles Beispiel, was man eben mit so einer Holzfass-Geschichte so erreichen kann. Und da hätte ich jetzt richtig Lust drauf, die anderen vier so dagegen zu verkosten. Also gerade Tequila finde ich spannend. Ich weiß nicht, hast du das vielleicht im Kopf, wie sich das aromatisch so ausprägt?
Michael Sturm: Das ist ein bisschen so eine Feigennote, war wirklich auch sehr schön rund zu trinken. Das Islay war natürlich das, das am meisten polarisiert hat. Also wer überhaupt keinen torfigen Whisky mag, für den war das natürlich, da ist dann eher so das Stichwort Schornsteinfeger gefallen. Das Intensivste war das Bier aus dem Rumfass. Das hängt natürlich auch immer ein bisschen an den Fässern auch, wie sind die Fässer beschaffen, wie lange ist die Leerung her davor und so weiter und so fort. Bourbon die ganz klassische Kombination. Sherry war auch sehr, sehr gut. Also das war wirklich eine hochinteressante Geschichte, so das nebeneinander so zu probieren. Wie gesagt, das Tequila war wirklich sehr gut.
Markus: Feige kann ich mir auch sehr gut vorstellen, habe ich jetzt sogar auch in diesem so ein bisschen drin. Das ist wirklich eine absolut spannende Geschichte. Ich glaube, sowas ganz Besonderes ist dann, wenn man auch noch versucht, aus diesen verschiedenen Fässern am Ende vielleicht sogar noch eine Cuvée herzustellen, die dann das Ganze noch ein bisschen zusammenbringt. Also das wäre dann vielleicht sozusagen die Overkill-Geschichte, wenn man dann aus so einer Barrel-Tour was macht. Toll auf jeden Fall und ein tolles Bier, was mich auf jeden Fall auch begeistert und richtig spannend ist. Vielleicht von meiner Seite noch so eine letzte Frage. Du hast am Anfang erwähnt, ihr habt diesen Ursprung auch so in Riedenburg und letzten Endes war auch dort so ein Ansatz mit den IPAs, die sie relativ bald angefangen haben zu machen. Gibt’s da noch Kontakte? Arbeitet ihr vielleicht noch zusammen? Oder kennt ihr euch zumindest, oder wie ist das?
Michael Sturm: Man kennt sich in der Branche ohnehin, aber auch nach Riedenburg, und tatsächlich auch zu anderen Brauereien, zu denen wir entfernte Verwandtschaftsverhältnisse haben, pflegen wir da einfach einen sehr, sehr guten Kontakt. Und mit dem Maximilian, mit der Maria oder mit ihren Eltern auch haben wir da einen sehr guten Kontakt. Der Michael Krieger hat auch in Zusammenarbeit mit Riedenburger Bürgern ein Buch herausgegeben beziehungsweise hat da sehr stark zum Inhalt auf jeden Fall beigetragen, und da wurde auch über die Bierbrauer-Familie Krieger in Riedenburg und die anderen Riedenburger Brauereien geschrieben. Und er hat uns auch ein Buch zukommen lassen und das war sehr, sehr spannend zu lesen für uns. Und so ist das schön, wenn man da auch sich gegenseitig irgendwo austauschen kann und den Kontakt pflegt.
Markus: Was ich da ganz spannend finde, ist, wie die damals bei der Umstellung zur Biobrauerei angefeindet worden sind. Die haben im Grunde nur ihr ganz normales Bier weitergebraut und ab dem einen Tag auf den anderen halt dann das Label verändert, weil jetzt waren sie dann offiziell Biobrauerei. Und dann kamen auf einmal von diesen ganz traditionellen Leuten vor Ort, das kann man nicht mehr trinken und unglaublich und was weiß ich, die sind links und grün, und Wahnsinn. Also damals in den 80ern hat Franz Josef Strauß noch regiert, völlig verrückt, wie das damals so abging. Und das hat mich schon immer so ein bisschen beeindruckt, dass die dann trotzdem ihren Weg gegangen sind. Insofern steckt da vielleicht so ein bisschen Krieger-Blut natürlich auch bei dir mit drin. Und das fand ich jetzt auch bei der Verkostung ganz toll, dass wir halt von so einem mehr oder weniger traditionellen Hellen über sowas wie die Urweisse oder den Bock bis zu so einem ganz krassen Islay Bock hier dann gekommen sind. Eigentlich mal sehen, was einfach so möglich ist, wenn man das Thema Bier einfach komplett lebt und komplett denkt. Das hat mich absolut begeistert. Ich weiß nicht, Holger, wie ging‘s denn dir? Und hast du vielleicht auch eine letzte Frage?
Holger: Mir ging‘s ganz genau so und ich kann auch wirklich immer wieder betonen, was wir auch für eine tolle Bierkultur haben in unserem Land, und insbesondere natürlich in Bayern. Und was eben auch so eine traditionsreiche Brauerei wie Krieger in Landau an der Isar auch zaubern kann und was da auch für ein Portfolio geboten wird. Eigentlich muss man da noch viel mehr drüber reden, also der BierTalk ist ja nur ein kleines Puzzlestück in dem Reigen derer, die eben toll auch über Bier reden können, Appetit machen, um zu trinken und auch zu genießen und auch sich vorzustellen, was überlegt sich der Braumeister. Da kann ich dann immer auch noch mal darauf hinweisen, also jetzt ganz besonders eben auch hier bei dem Bier, was wir jetzt im Glas haben, das gehört halt auch wirklich ins Glas, weißt du. Und das ist jetzt auch kein Bier zum Durst löschen, sondern das ist wirklich ein Bier, um sich damit auseinanderzusetzen und so. Und trotzdem bietet die Brauerei auch für einen schönen Sommertag im Biergarten einfach diese unglaublich leckere Urweisse, wo ich nochmal wieder darauf zu sprechen kommen muss einfach. Und dann gibt’s auch noch ein Brauereimuseum. Da haben wir noch gar nicht drüber gesprochen. Das gelingt uns vielleicht noch in den letzten zwei Minuten, Michael, dass du ganz kurz auch noch mal was zum Brauereimuseum sagst. Also auch vor dem Hintergrund, es lohnt sich wirklich nach Landau zu kommen.
Michael Sturm: Ja, absolut! Kann ich natürlich nur unterstreichen. Das Brauereimuseum ist in unserem Brauereigebäude beheimatet, ist 1997 eröffnet worden und ist eben dem vorher schon erwähnten Firmengründer in Landau, sage ich mal, also die Brauerei hat es vorher schon gegeben, aber dem ersten Krieger in Landau, sage ich mal, ist es gewidmet. Und es werden eben Ausstellungsstücke aus der Bierherstellung von, ich sag mal so, vor 50 bis 100 Jahren in etwa ausgestellt. Und man kann eigentlich so chronologisch die Bierherstellung in früheren Zeiten verfolgen. Geöffnet ist das Brauereimuseum eher unregelmäßig, muss man sagen. Wir haben jedes Jahr normalerweise Ende September, jetzt befinden wir uns natürlich 2020 und 2021 in Jahren, wo es etwas schwieriger ist mit Veranstaltungen und offenen Tagen, aber in der Regel ist Ende September in Landau ein Tag, an dem die verschiedenen Museen geöffnet haben. Und an dem beteiligen wir uns auch und haben dann meistens noch ein kleines Food Truck Treffen bei uns im Brauereihof. In diesem Rahmen kann das Brauereimuseum besucht werden oder ist eben nach Vereinbarung auch für Besuchergruppen geöffnet. Da kann man einfach auch viel darüber erfahren über die wichtigen Entwicklungsschritte in der Brauereizeit. Und was mir bei dem Museum und überhaupt bei der Beschäftigung mit der Geschichte des Bieres halt so fasziniert, ist, wie die Menschen, die dieses Thema Bier, das es viele tausende Jahre schon gibt, lange, ohne dass sie jetzt diese wissenschaftlichen Hintergründe gehabt haben, lange da Stück für Stück einfach durch Ausprobieren verbessert haben. Man wusste ja nicht, was ist die Gärung. Man wusste nicht, wie das genau mit dem Maischen ist, mit dem Stärkeabbau und so weiter und so fort. Man hatte noch keine Kühlmöglichkeiten. Und trotzdem haben wir da einfach durch Ausprobieren getestet, wird das Bier dann besser oder war der Versuch nichts und wir kehren wieder zur alten Vorgehensweise zurück. Das ist eine ganz faszinierende Geschichte, finde ich.
Holger: Das kann ich nur unterstreichen. Da habe ich auch schon irgendwann mal gesagt, wahrscheinlich in irgendeinem BierTalk, da kann man wieder sehen, es geht ums Können, also nicht unbedingt ums Wissen, sondern ums Können. Und das geht nur durch Übung und durch ganz langes und intensives Ausprobieren, sich verbinden mit der Sache. Und das sagte ja Goethe schon: Ein Experte ist eins mit der Sache. Ja, das könnte vielleicht ein Schlusswort sein.
Markus: Wollte ich gerade sagen, das ist eigentlich das perfekte Schlusswort. Vielen, vielen Dank, lieber Michael, lieber Mike, dass du heute mit uns deine sechs Biere hier verkostet hast. Und überhaupt vielen Dank dafür, dass wir diese überhaupt bekommen haben. Das war auf jeden Fall ganz, ganz toll. Und wir wünschen allen Hörern, die das vielleicht nachvollziehen, dass sie auch so viel Spaß dabei haben und vielleicht auch mal bei dir vorbeischauen. Also an dieser Stelle, danke für deine Zeit, danke für deine Biere, danke für dein Engagement und hoffentlich bis bald vor Ort.
Michael Sturm: Ich sage vielen Dank. Alles Gute!
Holger: Macht’s gut! Ciao! Tschüss!
Michael Sturm: Servus!
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de