BierTalk 53 – Interview mit Günther Thömmes, Bierzauberer und Autor aus Brunn in Niederösterreich

Geboren in Bitburg, startete der frisch gebackene Brauergeselle Günther Thömmes nach Bayern, um dort neben dem akademischen Braumeistertitel in Weihenstephan auch noch die bierologischen Weihen der legendären Schwester Doris zu erlangen. Anschließend zog er aus in die weite Welt, um überall auf dem Globus Brauanlagen zu verkaufen und einzurichten. Mit dem Umzug nach Österreich kamen die Liebe und das Verlangen, endlich eine eigene Brauerei einzurichten: Die „Bierzauberei“ war geboren. Nebenbei fand Günther Thömmes auch einen Verlag für seine Bierzauberer-Romanreihe und schaffte es, im ZDF 100.000 Euro bei einer Quiz-Show abzuräumen. Im BierTalk erzählt er seine Geschichte, ein wirklicher Podcast-Höhepunkt…

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Holger: Herzlich willkommen zum 53. BierTalk, auf den ich mich persönlich besonders freue. Am Mikrofon ist der Holger und der …

Markus: Markus.

Holger: Unser Gast ist eigentlich unbeschreiblich. Vom Namen her Günther Thömmes, also da gehe ich davon aus, dass viele der Hörer den Günther kennen, vielleicht persönlich sogar. Aber sicher haben sie schon mal von ihm gehört. Was kann man zu ihm sagen? Eben zwei Dinge sind voll im Vordergrund: Braumeister und Autor. Wer jemals schon mal vom Bierzauberer gehört hat, der Günther ist derjenige, aus dessen Kopf der Bierzauberer entsprungen ist. Und: Was man auch noch sagen könnte, er hat sogar mal in der TV-Sendung „Der Quizz-Champion“ 100.000 Euro gewonnen. Das finde ich auch bemerkenswert. Günther, also herzlich willkommen und schön, dass du Zeit für uns hast. Sag doch mal was zu dir, stell dich selbst einfach mal unseren Hörern vor.

Günther Thömmes: Hallo! Danke Holger, danke Markus! Es ist schön, mit euch hier mal zu plaudern. Ich freue mich über die Einladung. Kurze Vorstellung, und wie gesagt Günther Thömmes ist mein Name, ich bin 1963 im schönen Kreis Bitburg auf die Welt gekommen. Bitburg ist natürlich jetzt auch für Bierfreunde auch ein Begriff. Ich bin auch in Bitburg dann aufgewachsen, habe da nach dem Abitur und Wehrdienst eine Brauerlehre in der Bitburger Brauerei gemacht. Und habe dann in Weihenstephan weitergemacht, habe dann meinen Abschluss als Diplom-Braumeister gemacht. Ich bin dann ziemlich viele Jahre in der Zulieferindustrie unterwegs gewesen in der ganzen Welt. Ich habe also für Ziemann und für GEA, für zwei wirklich große Anlagenbauer in der ganzen Welt Projekte gemacht, zuerst in der Projektierung und dann im Vertrieb. Ich war also wirklich in Ländern, wo man normalerweise brautechnisch nicht hinkommt, wie Usbekistan, Vietnam, hinteres Sibirien, Eritrea, Rumänien, Bulgarien, habe ich damals viel gemacht und in Ex-Jugoslawien. Ich bin dann für die GEA drei Jahre nach Amerika gegangen, zuerst an die Westküste und dann an die Ostküste. Ich habe da meine ersten Erfahrungen mit Craftbier gemacht, also mit dem amerikanischen Craftbier. Das war 1997. Da habe ich dann mein erstes Sierra Nevada Pale Ale getrunken, das war mein persönliches Erweckungserlebnis. Ich habe mir sofort eine Hobbybrauanlage zugelegt beziehungsweise selber gebaut und habe dann angefangen, selber meine Pale Ales, IPAs und so weiter zu brauen. Also zu einer Zeit, da hat in Deutschland eigentlich niemand mit dem Begriff IPA was anfangen können. Ich bin dann 2000 zurück erst nach Deutschland und dann knapp zwei Jahre später nach Österreich, wo ich dann geheiratet habe. Ich habe dann weiter in der Zulieferindustrie gearbeitet. Wir haben die Regionalvertretung gehabt für meine früheren Arbeitgeber Ziemann und GEA. Da war ich viel in Ex-Jugoslawien unterwegs. Und ich habe dann aber beschlossen, ich will mir den Traum meiner eigenen Brauerei erfüllen. Ich habe Ende 2009 mein Geld zusammengekratzt und habe mir meine Bierzauberei gebaut mit einem kleinen 2-Hektar-Sudwerk. Was damals in Österreich so ziemlich das erste echte Craftbier-Projekt war. Also sprich, kleine Brauerei, nur Flaschenbier, spezielle Biersorten, die erste rein obergärige Brauerei war ich ja auch noch. Ich habe als erstes ein IPA in Österreich auf den Markt gebracht, als erster auch eine Gose dann gemacht im 2-Hektar-Sudwerk ohne Gastronomie. Und das war ziemlich heftig. Danach gingen leider ein paar Sachen schief. Deswegen habe ich 2013 die eigene Brauerei wieder verkauft, trotz voller Auslastung. Ich bin dann noch drei Jahre als Wanderbrauer durch die Welt gezogen, habe also in Salzburg gebraut, in (unv. #00:03:41.1#), habe in Budapest viel gebraut, sogar mal in Brasilien eine Gose. Ich habe auch in Deutschland gebraut in der Nähe von Bamberg beim David Hertl. Mit dem habe ich zusammen Biere gebraut. Ich bin dann noch mal in die Zulieferindustrie gegangen hier in Österreich, habe aber letztes Jahr endgültig beschlossen, ich möchte mich als Autor selbstständig machen, weil das ist, was mir am meisten liegt. Das macht mir am meisten Freude. Und die Auftragslage ist auch gut, mit dem Autor, hast du vorhin schon angesprochen. Oder rede ich jetzt zu viel?

Holger: Es ist auf jeden Fall so, die kurze Vorstellung ist jetzt einfach zu einer etwas längeren geworden. Aber in deiner Biografie gibt’s ja auch wirklich so viele spannende Stationen, da reicht wahrscheinlich ein BierTalk sowieso nicht aus. Aber was für mich wirklich immer schon eine Frage war, die ich dir schon immer stellen wollte, ist: Wie hat man sich als Brauergeselle bei der Schwester Doris aus der Klosterbrauerei Mallersdorf eigentlich gefühlt?

Günther Thömmes: Das war eigentlich eine recht lustige Geschichte. Da war ich in Weihenstephan und wollte natürlich in den Ferien auch jobben gehen. Und ich hatte ja schon einen Gesellenbrief in der Hand, im Gegensatz zu vielen anderen Studenten, die ja eher Praktika gemacht haben. Und dann wollte ich in der Freisinger Brauerei arbeiten, bin dann damals zu dem Herrn Mühlbauer gegangen, der war da Chef-Braumeister. Ich habe ihn gefragt und er sagt, bist du in einer Verbindung? Sage ich, Nein. Sagt er, dann ist es schwierig, weil wir nehmen Leute von unserer Verbindung von Bavaria oder so, wo auch der Professor Narziss drin ist. Aber, sagt er, ich weiß, meine gute Freundin, Schwester Doris, sucht eine Urlaubsvertretung. Die hat noch nie Urlaub gemacht, seit sie in der Brauerei arbeitet. Das war 1988. Dann bin ich dahingegangen und habe bei der Schwester Doris mal angerufen. Sagt sie, ja, komm mal vorbei. Da bin ich halt hingefahren. Dann sind wir zur Schwester Oberin gegangen und dann hat sie mich mit den Worten vorgestellt: Ich habe hier einen Brauer für Urlaubsvertretung, er ist zwar ein Preiß, aber Hauptsache, er ist katholisch.

Markus: Musstest du da was unterschreiben, dass du nicht die ganzen Nonnen irgendwie abspenstig machst?

Günther Thömmes: Nein, nein, das nicht. Aber es war dann insofern eine recht lustige Einführung. Dann war das so, dass die Schwester Doris mich zwei Wochen eingewiesen hat und dann ist die tatsächlich mal für vier oder sechs Wochen verschwunden auf Urlaub. Und die hatte wirklich noch niemals Urlaub gehabt vorher. In der Brauerei, mittlerweile ist sie ja recht modern und neu, damals war die wirklich, die hatte noch ein altes Kupfer-Sudwerk, die Austreberung hat auch nicht mehr funktioniert. Das heißt, ich musste zum Austreben dann in diesen kleinen Bottich reinklettern. Was mit meinen 2 Meter plus ja nicht ganz einfach ist. Und da war es heiß und es war eine Herausforderung.

Holger: Normalerweise ist Schwester Doris da reingeklettert? Nein?

Günther Thömmes: Ja genau, genau!

Holger: Echt?

Günther Thömmes: Normal ist Schwester Doris da reingeklettert. Es ging ja nicht anders, weil die beiden anderen Nonnen, die da noch geholfen haben, die waren schon viel, viel älter. Das waren der Schwester Doris ihre Vorgängerinnen. Eine war damals schon 80 Jahre alt fast. Die hat mir dann geholfen bei der Arbeit, ist dann morgens zum Beispiel, damit ich nicht um vier Uhr aufstehen muss oder in der Brauerei sein muss. Ich habe dann da nebenan im Gasthof übernachtet. Die ist dann morgens um vier Uhr gegangen und hat schon mal die Schroterei angeworfen und so weiter. Und wenn ich dann kam, lief die Maische schon. Und musste ich schon im Sudhaus noch weitermachen. Und zum Beispiel beim Schlauchen, die Tanks musste man auch von Hand schrubben und die haben auch nur kleine Satteltanks gehabt, 20-Hekto-Tanks. Das war auch sehr knifflig, da reinzukommen. Aber da habe ich gelernt den alten Brauerspruch: Wenn du mit dem Kopf reinpasst oder mit den Schultern drin bist, dann geht der Rest auch. Und da bin ich dann wirklich in dem Tank, wo ich mich kaum bewegen konnte, habe ich mich dort hingesetzt mit einer Bürste und habe die Tanks geschrubbt. Das war eine Art von Brauen, die ich halt in der Bitburger so nicht gelernt hatte, aber es war eine wirklich spannende Zeit.

Holger: Sehr schön!

Günther Thömmes: Da habe ich wirklich handwerkliches Brauen gelernt.

Holger: Das ist doch wirklich eine sehr schöne Geschichte. Und darauf jetzt ein Bierchen. Günther, was hast du auf dem Tisch oder was hast du in der Flasche?

Günther Thömmes: Ich habe ein Weißbier auf dem Tisch. Ich trinke eigentlich im Moment nur Weißbier. Das ist irgendwie mein Lockdown-Bier. Das läuft am besten.

Holger: Selbst gebraut, oder?

Günther Thömmes: Nein, nein! Das ist ein gekauftes.

Holger: Dann berichte doch mal. Was ist es denn und wieso?

Günther Thömmes: Ich trinke Weißbiere quer durch die Bank eigentlich. Anfang Dezember war ich noch mal in Deutschland und da ist mein Lieblings-Getränkemarkt und da hole ich mir immer ein Weißbier-Sortiment mit. Hier habe ich jetzt im Moment ein Huber Weisses aus Freising. Das sind Biere, die kriege ich in Österreich im Handel nicht. Da habe ich mir so ein bisschen quer durch mal gekauft. Und das hier sind jetzt noch Restbestände. Ich habe nicht mehr viel vom Huber Weisse. Sehr gerne trinke ich halt Weihenstephaner, das ist ein sehr schönes. Und auch das Benediktiner finde ich auch ganz okay, was die Bitburger jetzt da vor ein paar Jahren angefangen haben. Ich kaufe mir aber immer auch mal so ein bisschen ein Sortiment durcheinander und probiere bei Weißbieren eigentlich immer alles durch. Und ansonsten, wenn ich mal ein Pale Ale zum Beispiel möchte, so ein richtiges Craftbier, bin ich im Moment von der Schiene ein bisschen weg. Das Atlantik-Ale vom Störtebeker mag ich sehr gerne, weil das für mich so ein Benchmark Ale aus deutscher Produktion ist. Und ab und zu mal ein schönes Pils oder ein böhmisches oder Budweiser oder so trinke ich auch mal ganz gerne.

Holger: Sehr (unv. #00:08:36.4#)

Günther Thömmes: Aber so richtig Craftbier ist bei mir im Moment eher nicht so. Also das würde ich gerne bei dem Craftbier-Fest noch mal machen. Wenn man älter wird, dann lassen die Geschmacksnerven einen da auch ein bisschen im Stich. Mir sind viele Sachen einfach zu intensiv, die sprechen mich nicht mehr an.

Holger: Das ist ja wirklich interessant, einfach mal zu erfahren, was der Bierzauberer trinkt. Wenn man dann Holger Hahn heißt und der Protagonist, der ja dann 1248 in dem schönen Ort Hahnfurt geboren ist und dann Niklas von Hahnfurt heißt, dann ist das natürlich was Besonderes. Wie bist du denn da drauf gekommen?

Günther Thömmes: Der erste Entwurf ist schon uralt. Das war so, ich habe immer eigentlich schon sehr viel gelesen, ich habe auch sehr viele Romane, historische Romane gelesen. Und mir ist dann irgendwann aufgefallen, es gibt über jeden althergebrachten Beruf irgendeinen historischen Roman, sogar über Physiker, Mathematiker, Wanderhure, Steuerberater der Wanderhure, der Anwalt der Wanderhure, die Hebamme und allem möglichen Scheiß halt. Und da habe ich gedacht, müsste man doch auch mal was über Brauer schreiben. Ich habe aber angefangen mit dem schon in den, ich glaube, Anfang der 90er Jahre. Da gab‘s noch nicht mal Word, da habe ich das noch in dem alten WordPerfect in der DOS-Shell geschrieben, die ersten Textfragmente. Dann lag das mal wieder, dann habe ich mal wieder weitergeschrieben. Und Anfang der 2000er Jahre habe ich mich dann ernsthaft mit dem Thema befasst, habe gesagt, jetzt ist die Textverarbeitungs-Software so gut, da kann ich auch mittlerweile als Laie da mal weiterschreiben. Man konnte auch besser recherchieren, weil es im Internet auch immer mehr gab. Ich bin am Anfang wirklich noch in die Orte gefahren, um mir das anzuschauen, auch für den zweiten und dritten eigentlich, weil es wahnsinnig schwer war, wirklich im Internet früher noch die Sachen zu finden. Das ist mittlerweile überhaupt kein Problem mehr. Ich habe dann die Geschichte weiter ausgewalzt und mir ausgedacht, die Protagonisten habe ich mir ja ausgedacht, und das Drumherum habe ich gedacht, das sollte aber so ziemlich handfest recherchiert sein. Also auch mit ein paar Prominenten, die es damals wirklich gab, wie den Albertus Magnus zum Beispiel und so. Aber für mich war es wichtig, die Brauereisachen authentisch darzustellen. Da hat mir natürlich schon mein Hintergrund, meine Ausbildung so geholfen, über Sachen, über Hopfen und Malz zu schreiben, wie die damals behandelt wurden, wie man damals das weiterentwickelt hat. Der Sprung halt vom Heimbrauen, wo damals die Frauen gebraut haben zu Hause, weil das erste Kapitel heißt ja auch „Bier brauen ist Weibersache“. Und wo dann die Männer übernommen haben praktisch und das in ein Gewerbe überführt haben. Das war ja so die Zeit 12., 13. Jahrhundert. Und das fand ich sehr spannend, weil da gerade die Klöster und die Städte angefangen haben, das halbwegs professionell zu betreiben. Und habe mir die Geschichte dazu ausgedacht. Ich habe das dann fünf Mal, zehn Mal überarbeitet, weil immer noch was nicht gepasst hat. Irgendwann hat mir jemand gesagt, der Gmeiner Verlag hat da eine neue Reihe, historische Romane, historische Krimis. Schau mal, ob das passt. Denen habe ich das Manuskript angeboten und die haben auch gleich zugeschlagen, obwohl es von meinem Konzept her kein Krimi war. Aber die haben es als historischen Krimi anfangs mal vermarktet. Es gab ein paar Leichen, es gab ein bisschen Ärger, und ja, hat denen gereicht für einen Krimi. Und das wurde dann für den Gmeiner Verlag ein wirklich irrer Erfolg. Wir sind jetzt bei der 10. Auflage mittlerweile beim Bierzauberer. In den ersten zwei Jahren bin ich auch kreuz und quer durch Deutschland gefahren und habe Lesungen gemacht. Weil das war für die Brauereien wirklich eine tolle Sache, dass sie gesagt haben, endlich mal ein Buch über einen Brauer. Ich habe zum Beispiel allein dreimal hintereinander beim Krimifestival in Braunschweig gelesen, in der Wolters Brauerei. Wo die mir in der Verladehalle ein richtiges Amphitheater aus Bierkisten gebaut haben. Richtig schön mit Sitzplätzen und Freibier dazu und einer Bühne und Ton und Licht, alles ganz perfekt. Das war 2009, 2010 und 2011 oder so habe ich da gelesen. Ausverkauftes Haus jedes Mal, das war echt toll. Ich habe dann halt den zweiten und dritten relativ schnell nachgeschoben, weil die Rechercheunterlagen hatte ich da. Weil ich habe gedacht, ich mache dann immer Sprünge von 200 Jahren, weil das meiner Meinung nach die wichtigen Epochen sind, wo da was passiert ist. Also der erste war halt der Übergang zum gewerblichen, der zweite war die Entstehung der diversen Gesetze bis zum Reinheitsgebot im 14., 15. Jahrhundert bis Anfang 16. sogar, also Spätmittelalter. Und dann halt in der Barockzeit im 17. Jahrhundert der Niedergang des Bieres über 30-jährigen Krieg und neue Getränke wie Kaffee, Tee, Kakao, die halt das Bier nicht mehr attraktiv gemacht haben. Und außerdem waren die Hopfenfelder und die Getreidefelder ja alle zerstört. Danach habe ich ein paar Jahre Pause gemacht, andere Sachen geschrieben. Und dann jetzt 19. Jahrhundert wieder draufgelegt mit dem Wiederaufstieg des Bieres als Volksgetränk in der Industrialisierung. Da habe ich einen zweibändigen gemacht, ein Duell der Bierzauberer. Und das aktuelle ist jetzt letztes Jahr rausgekommenen im Herbst, „Tage des Hopfens, Tage des Zorns“. Über im Prinzip den Sedlmayr Spaten-Brauerei und englische Brauereien, eine Rivalität. Da habe ich mit dem Sedlmayr zum ersten Mal eine Figur genommen, die es wirklich gegeben hat. Ich habe den aber fiktiv ausgewalzt, weil es ist Roman, da darf ich das.

Holger: Der Markus und ich, wir sind ja wirklich sehr bier- und brauhistorisch begeistert. In allen Verkostungen ist das ein Thema, auch in allen Ausbildungen ist das ein Thema. Markus, was hast du dir denn jetzt für diesen Termin für ein tolles Bier ausgesucht?

Markus: Werde ich gleich lüften, dieses Geheimnis. Vorneweg noch, ich freue mich natürlich, wenn du jetzt dein nächstes Buch schreibst, weil dann gehen wir ja in die Zukunft. Und das könnte durchaus spannend werden, wenn wir dann im 21., 22. Jahrhundert sind und du vielleicht dann den brauenden Raumschiffkapitän durch die Gegend fliegen lässt, der den Aliens dann mit Bier den Hintern versohlt. Oder irgendwie so.

Günther Thömmes: Na, so weit, also wenn ich jetzt noch einen sechsten schreibe, dann würde der im 20. Jahrhundert spielen. Weil da ist so viel passiert. Ich habe aber jetzt grad noch einen anderen in Arbeit, jetzt auch fertiggestellt, gerade ein Krimi, der nichts mit Bier zu tun hat. Der erscheint im August. Das ist ein Wien-Krimi. Und jetzt habe ich gerade einen historischen Roman in Arbeit, der aber mit Bier jetzt soweit nichts zu tun hat. Aber ich komme wieder zurück auf das Thema.

Markus: Okay! Oder wir machen das dann zusammen. Das fände ich ja auch mal lustig. Auf jeden Fall habe ich mir natürlich ein besonderes Bier ausgesucht und ich habe eine besondere Flasche einer besonderen Brauerei, auch die letzte Flasche und vielleicht überhaupt die letzte Flasche, weiß ich gar nicht. Und zwar ist das eine relativ junge Brauerei aus Nürnberg, den Brauer kennst du, glaube ich, den Felix. Es ist …

Günther Thömmes: Vom Orca?

Markus: Genau! Vom Ocra Brau.

Günther Thömmes: Ja, ja.

Markus: Ganz genau! Er hat ein schönes Bier gemacht, wo ich mir gedacht habe, das passt gut zu dir. Da steht nämlich drauf: Es ist alles Gold, was glänzt. Besonderes Bier. Da drin ist dann eben nicht nur Wasser und Gerstenmalz und Hopfen, sondern auch Kakaobohnen und Orangenschalen und Zimt und Ingwer. Also im Grunde ein sehr, sehr spannendes, vielfältiges, vielschichtiges Bier. Das habe ich gedacht, passt gut, wenn wir mit dem Günther reden. Und das mache ich jetzt mal auf.

Günther Thömmes: Ihr seid ja politisch Bayern. Wird man da nicht gesteinigt?

Markus: Nein, in keinster Weise. Also erstens ist es ja da. Grundsätzlich, was in einer Flasche käuflich erwerbbar ist, das darf auf jeden Fall getrunken werden.

Günther Thömmes: Der Felix ist ja ein unglaublich mutiger und auch kreativer Typ und vor allen Dingen seine Begeisterungsfähigkeit, das finde ich immer wieder klasse. Er ist so ein netter Kerl, der lässt sich ja nicht unterkriegen, egal was dem da an Widrigkeiten missfallen, mal unterkommen kann. Und das finde ich wirklich bewundernswert.

Markus: Das finde ich auch total klasse. Er ist ja nicht immer der, der alle Herzen im Sturm sofort erobert, aber er hat es tatsächlich geschafft, jemanden zu finden, der eben mit ihm da jetzt gemeinsam streitet und auch ein bisschen investiert hat. Und sie haben jetzt eine Kaspar-Schulz-Anlage, ein richtig nobles Teil dastehen.

Günther Thömmes: Ja, ja. Ich habe abgesehen, (unv. #00:15:51.4#)

Markus: Macht tolle Biere. Und er hat es wohl auch geschafft, seinen zuständigen Behördenmenschen davon zu überzeugen, dass seine besonderen Biere eben besondere Biere sind und deswegen auch sein dürfen. Also zumindest ist der aktuelle Stand der Dinge, dass da vieles geht. Und wenn ich mir das Ganze anschaue, was ich jetzt hier im Glas habe, dann habe ich so ein richtig, ja, schon fast kaffeebraunes Bier. Es ist nicht ganz blickdicht, ein bisschen sieht man noch. Also richtig schön braun, leichter rötlicher Schimmer. Obendrauf steht auch ein ziemlich schöner etwas grobporiger brauner Schaum, der also auch relativ dunkel ist. Es bildet schon so ein bisschen Schlieren im Glas, da merkt man, mit 6,5 oder so ähnlich ist das schon ein etwas kräftigeres Bier. Und wenn man reinriecht, dann kommen einem tatsächlich die Orangenschalen und der Ingwer und so ein bisschen malzige Noten entgegen. Probieren wir das mal. Also sehr, sehr schön. Das ist ganz moussierend auf der Zunge. Der Zimt kommt dann auch richtig schön raus, bleibt auch lange, lange da. Und dazwischen kommen dann so diese Kakaobohnen. Das schmeckt fast ein bisschen auch wie Tonkabohne, also eine ganz schöne erdige Note mit dabei.

Günther Thömmes: Also ein richtig schönes Winterbier, oder?

Markus: Richtig schönes Winterbier, auch ein bisschen frisch. Also das gefällt mir richtig gut. Wenn ich schon mal jetzt das Mikrofon quasi in der Hand habe, dann nutze ich die Gelegenheit, dich auch was zu fragen. Wir hatten ja jetzt gerade drüber gesprochen oder du hast erzählt, dass du ja bei unserem lieben David warst. Da denke ich mir immer, der David ist ja so einer, der hat auch viele Worte und sagt die auch alle. Ist ein ganz lieber Mensch.

Günther Thömmes: Schön gesagt. Ja.

Markus: Aber wie läuft das? Du hast mit ihm einen Collaboration Brew gemacht. Also ihr beide an einem Braukessel stelle ich mir interessant vor auf jeden Fall.

Günther Thömmes: Wir haben schon zwei gemacht, schon zwei.

Markus: Ah ja! Dann sogar schon zwei gemacht, umso besser. Ich habe das English Burton Ale noch im Kopf. Das weiß ich …

Günther Thömmes: Genau, genau! Das war von meiner Bierzauberei, denke ich, mein bestes historisches Rezept. Das war einfach ein unglaubliches Bier. Als ich dann aufgehört habe mit meiner Brauerei, habe ich gedacht, mit dem David machen wir das mal. Es ist nicht ganz so gelungen, wie das Original war. Das höre ich immer wieder von Leuten, die das aufmachen. Aber heute hat noch einer auf Facebook gepostet, dass er noch eine Flasche von der (unv. #00:17:49.8# Herzog?) Koproduktion aufgemacht hat, sagte: Der Hopfen ist ein bisschen weg, aber sagt er, immer noch, auch nach fünf Jahren oder ich weiß gar nicht mehr, wann wir das gemacht haben, vier, fünf Jahre ist das schon her, sagt er, immer noch ein tolles Bier, sehr schön zum Trinken. Da lief dem David seine Anlage nicht ganz rund, weil das Burton Ale ist vom Maischen und Läutern und Kochen ein sehr anspruchsvolles Bier. Das haben wir nicht ganz so hingekriegt. Er hat mittlerweile, glaube ich, aufgerüstet, da geht das besser. Und wir haben danach noch eine Quitten-Gose gemacht. Da habe ich ein Rezept gemacht und der David hat damals, ah komm, das besondere Bier, das kriegen wir jetzt durch, wir lassen uns einfach nicht erwischen. Das haben wir 2016, glaube ich, gemacht. Das war auch ein sehr spannendes wirklich tolles Bier, habe ich noch ein paar Flaschen da. Das haben wir in so Prosecco-Flaschen abgefüllt.

Markus: Da hatte ich damals auch ein Fläschchen, das fand ich auch total genial. Zumal Quitte auch eine meiner absoluten Lieblingsfrüchte ist. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal dank des Lockdowns Zeit gehabt, also letztes Jahr genauer gesagt, Zeit gehabt, eine Quitten-Marmelade selber zu machen, was mir echt viel Spaß gemacht hat. Tolle Geschichte! Aber ich glaube, wir müssen unbedingt den Holger noch zu seinem Bier kommen lassen, sonst wird der noch ganz vertrocknet.

Holger: Ja, unbedingt! Und vor allen Dingen muss ich sozusagen mir die Moderation wieder zurücknehmen. Das ist ja immer sehr gefährlich, wenn man mit dem Herrn Raupach quasi in einem Podcast steckt.

Günther Thömmes: Ja, die Gefahr läufst du bei mir aber auch, Holger.

Holger: Ja. Ja, ja. Aber ich bin dem, glaube ich, gewachsen. Jetzt ist ja auch noch mal das Quizzen ein Thema. Jetzt hast du in der ersten Lockdown-Phase ein Quizz-Buch quasi kostenlos zur Verfügung gestellt im Internet. Und jetzt gibt’s da also eine Frage, die heißt: Woraus besteht die Nudel in Loriots (unv. #00:19:24.6#) Nudel-Sketch?

Günther Thömmes: Ja!

Holger: Jetzt ist für mich natürlich die Frage: Warum beschäftigt diese Frage so einen Menschen wie dich so unglaublich? Sag das doch mal.

Günther Thömmes: Das ist nicht unglaublich, aber ich quizze halt gerne. Also das heißt, aber nicht organisiert, nicht im Club oder so. Aber ich schaue gerne Quizsendungen und ich denke mir auch selber gerne Fragen aus. Meine Familie nervt das schon ein bisschen, wenn da irgendwas läuft. Eine Zeit lang habe ich auch immer „Wer wird Millionär?“ geschaut. Mich beschäftigen einfach so Trivia-Fragen und ich merke halt auch, dass es viele Leute gibt, denen das auch Spaß macht. Deswegen habe ich gedacht, jetzt ist Lockdown, jetzt schreibe ich das mal zusammen. Und habe da gar nicht vorgehabt, da ein Buch daraus zu machen. Ich habe nur mal Fragen einfach aufgeschrieben und irgendwann waren es so viele, dass es genug war, wo ich gedacht habe, ich mache da jetzt ein PDF und stelle das mal zur Verfügung, wer Lust hat. Es freut mich aber, dass du dich damit beschäftigt hast. (unv. #00:20:13.6#)

Holger: Wir können ja den Markus, und Markus, das ist jetzt quasi eine Ansage an dich, du darfst jetzt eine Antwort formulieren und danach geht es wieder zurück an mich. Also woraus besteht die Nudel in Loriots legendärem Nudel-Sketch? Erstens, aus einer echten Nudel, aus gedrehtem Papier oder drittens, aus Kartoffelstärke? Bitte sehr.

Markus: Da würde ich sagen, aus der Kartoffelstärke.

Günther Thömmes: Falsch, falsch! Die Nudel besteht …

Holger: Die war wahrscheinlich dann aus gedrehtem Papier, oder?

Günther Thömmes: Die Nudel besteht aus Papier. Ja.

Holger: Ja.

Markus: Da war ich aber nah dran. Ich hatte es zuerst gedacht. Dann habe ich doch gleich mal eine Frage an euch.

Holger: Das gibt’s doch gar nicht. Also jetzt …

Markus: Doch!

Holger: Du bist ja wie ein ungezogenes Kind.

Markus: Jetzt darf ich auch eine Frage …

Holger: Jetzt muss man dich doch wirklich mal zurechtweisen. Das geht doch nicht. Das geht doch nicht. Außerdem habe ich noch nicht mal mein Bier aufgemacht, du unverschämter Kerl.

Günther Thömmes: Ja, Bier. Mach mal dein Bier zuerst jetzt.

Markus: Also gut!

Holger: Unglaublich! Ich sage ja immer, der Raupach, ein ganz besonderes Tierchen. Ich mache jetzt mal mein Bier auf.

Markus: Voran, voran!

Holger: Was habe ich jetzt hier für ein Bierchen? Ich habe mir jetzt gedacht, was trinke ich jetzt, wenn ich jetzt mit dem Günther Thömmes da so sprechen darf und zusätzlich noch einen Oberfranken habe? So habe ich ganz viele Dinge einfach miteinander vereinbart. Erstens habe ich gedacht, wir reden jetzt natürlich über Historie und Bierhistorie und über den Bierzauberer und wir gehen total in die Moderne. Also möchte ich jetzt fast behaupten, das modernste Craftbier, was es im Moment gibt in der Dose. Das ist das erste Thema. Dann habe ich gedacht, es muss natürlich ein Bier aus Oberfranken sein. Und das dritte Thema ist: Es muss natürlich von jemandem sein, mit dem der Günther schon mal ein Collaboration Brew gemacht hat. Jetzt ist doch klar: Was habe ich in der Dose?

Günther Thömmes: Impfstoff.

Holger: Ganz genauso ist es.

Günther Thömmes: Doppelt oder einfach?

Holger: Es ist ja noch nicht ganz so spät, ich muss ja irgendwie meinen Abend gestalten. Deshalb habe ich jetzt einfach gedacht, nein, einfach, ganz normal einfach.

Günther Thömmes: Und kann das was? Ich höre nur, dass das ausverkauft ist, dass die Leute so begeistert sind.

Holger: Innerhalb von drei Stunden war alles ausverkauft. In dem Fall ist es ja ein Collaboration Brew mit Munich Brew Mafia, das Einfache und das Doppelte. Ich finde sie beide ganz großartig.

Günther Thömmes: Was ist das für ein Bierstil? Da wird nämlich nie darauf eingegangen. Ich lese immer nur Impfstoff hier, Impfstoff da.

Holger: New England IPA.

Günther Thömmes: Ein NEIPA. Okay!

Holger: Ja, genau! Ein NEIPA. Und dann auch in der modernen Dosengröße 0,44 Liter. Auch nochmal so ein Phänomen, finde ich. Was habe ich jetzt also hier schon in der Nase? Auf jeden Fall ist es eine totale Fruchtbombe, die man da mitbekommt. Also Maracuja und Mango, ein bisschen Erdbeere sogar, finde ich. Und wenn man dann trinkt, dann bestätigt sich eben dieser fruchtige Körper. Es kommt dann auch noch so eine Vanillenote dazu. Im Abgang feine Gewürze, finde ich. Es ist auch ein richtig schönes komplexes Bier. Er hat einen relativ neuen Hopfen, Aromahopfen verwendet, der so gerade, oder was heißt so neu ist der gar nicht, aber der wird gerade so modern, Motueka.

Günther Thömmes: Motueka. Ja, der Motueka ist aber nicht so neu. Den habe ich vor sieben Jahren oder so bei meinem Jahrgangsbier schon verwendet.

Holger: Nein, nein. Deshalb sage ich ja, der ist gar nicht so neu, aber er ist gerade so im Kommen. Also der wird jetzt oft verwendet und man hört ihn immer an jeder Ecke. Und das war früher nicht so oder ich habe nicht genug aufgepasst, das kann sein.

Günther Thömmes: Wir müssen ja, jeden Monat muss die Craftbier-Szene ja eine neue Sau durchs Dorf treiben. Das ist ja leider so.

Holger: Die Craftbier-Szene, die hat ja auch viel bewegt und hat letzten Endes auch dazu beigetragen, dass wir hier so wunderbar über Bier sprechen können. Also das haben die ja hoffähig gemacht. Und ich muss dir recht geben, klar, ich bin jetzt auch jemand, der immer wieder, auch gerade so in der letzten Zeit, immer wieder predigt, vergesst mir die Klassiker nicht. Aber heute war das für mich ideal. Also einfach so ganz hochmodern eben dieses Thema Impfstoff, dann der Härtl und dann noch Oberfranken. Und mir schmeckt‘s wirklich hervorragend.

Günther Thömmes: Das ist schön. Ja, ich würde es auch mal gerne probieren. Aber ich habe das nicht als Kritik an den Brauern gemeint mit der Sau durchs Dorf treiben. Die Brauer sind ja im Prinzip die armen Schweine. Das war eher Kritik an den Craftbier-Fans, die einerseits nicht genug kriegen können von den Neuerungen. Und wie du sagst, vergesst mir die Klassiker nicht, dann kommen die zum Händler und fragen so den Händler: Was gibt’s Neues? Der Händler sagt: Ja, das. Das hatte ich ja letzten Monat schon. Ich will was richtig Neues. Das ist beim Craftbier schon seit Jahren aber ein Dilemma, aus dem ich da im Moment nicht sehe, wie wir da rauskommen sollen.

Holger: Wie kommen wir da raus?

Markus: Da kommen wir gar nicht raus. Weil ich denke, das sind kommunizierende (unv. #00:24:48.2# Röhren?). Ich meine, auf der einen Seite ist es eben so, dass die Brauer das natürlich auch nähren und fördern dadurch, dass sie ständig neue Biere raushauen. Und dann hat man auch das Problem, dass es immer die Bubble ist. Also das heißt, man hat diesen Craft-Brauer, der hat dann seine 20 Jünger. Denen gibt er dann sein neues Bier. Die sind total begeistert. Er denkt, er ist der Größte. Und dann wird er animiert, das nächste zu machen, zeigt das wieder seiner Bubble. Die Bubble ist natürlich wieder entsprechend begeistert. Und so ist das ein Teufelskreislauf, der einfach dazu führt, dass dieses Rad sich immer weiterdreht, so lange, bis halt kein Geld mehr da ist. Das ist sehr, sehr schade, weil da eben auch viele gute Leute so ein bisschen in die Falle tappen und (unv. #00:25:22.2#)

Günther Thömmes: Ja, die verheizen sich selber und die werden verheizt.

Markus: Genau! Weil das Problem ist ja, du musst als Brauerei irgendwann mal Geld verdienen.

Günther Thömmes: Ganz genau!

Markus: Und mit dieser Geschichte, dass du immer mal wieder was Neues raushaust und das dann immer nur deinen besten Freunden am besten noch umsonst oder zum Sonderpreis gibst, davon wirst du sicher nicht überleben können. Aber ich habe mal eine Frage an euch beide, wenn wir schon beim Quizzen sind. Bin ich mal gespannt. Was passierte am 1. Oktober 1907 in Bamberg?

Günther Thömmes: Am 1. Oktober 1907?

Markus: Ganz spektakuläre Angelegenheit.

Holger: Ach so! Ah, ich weiß. Ich weiß doch. Das ist der Bamberger Bierkrieg.

Markus: Hat damit zu tun. Aber was passierte an diesem Tag?

Günther Thömmes: Da gab’s eine Bierpreiserhöhung, oder?

Markus: Genau! Richtig! Da wurde der Bierpreis erhöht von 10 auf 11 Pfennig, zum ersten Mal seit über 200 Jahren. Muss man sich das vorstellen und da gingen natürlich die Bamberger auf die Barrikaden. Also so viel nur mal kurz zum Thema Quizz. Ich bin da leider nicht ganz so drin, finde das aber auch immer ganz spannend und muss sagen: Ich habe auch die Sendung wirklich eifrig verfolgt, also wurde ja erst ausgestrahlt, nachdem sie ja schon abgedreht war. Aber trotzdem wusste ich ja in dem Moment noch nicht wirklich, wie es endet. Und das war sehr, sehr spannend. Vielleicht mal so aus erster Hand von dir erzählt: Wie fühlt man sich da und wann hattest du Lust auf das erste Bier?

Günther Thömmes: Das war eine ganz großartige Erfahrung. Ich war ja vorher schon mal dagewesen im November, war schon fix und fertig verkabelt und wäre als nächster Kandidat drangekommen. Dann der Kandidat vor mir aber hat so lange gebraucht und der hat dann auch die Show gewonnen. Da haben sie mich wieder unverrichteter Dinge nach Hause geschickt und haben gesagt: Darfst du im Frühjahr wiederkommen. Da hatte man schon mal ein bisschen Erfahrung. Deswegen war dann im Frühjahr die Nervosität nicht mehr ganz so groß, als ich dann drankam. Und es hat einfach an dem Tag alles gepasst. Es hilft ja nichts, wenn du selber denkst, du weißt alles. Es muss alles passen. Die sind unglaublich nett da beim ZDF, auch die Produzentenfirma. Du arbeitest ja mit mehreren Firmen. Die einen machen den Imagefilm, dann gibt’s einen Veranstalter, gibt’s eine Casting-Firma, ZDF ist die Hülle drumherum. Und dann die Promis dabei. Und sind alle total nett zu den Kandidaten und machen dir das Leben wirklich leicht. Als ich dann dran war, war die Nervosität eigentlich relativ schnell weg halt mit dem ersten Bier. Ich durfte als einziger Kandidat vorher schon ein Bier trinken. Da war ich wirklich nervös. Und der Casting-Chef hat gesagt, der ist Braumeister, der darf ein Bier trinken. Die anderen haben nur einen alkoholfreien Kühlschrank in unserem Casting-Zimmer. Mir hat er zwei Flaschen Becks hingestellt, die ich dann trinken durfte. Und sagte, sag’s aber nicht weiter. Das hilft dann schon ein bisschen. Und es war abgemacht mit dem Kerner, dass, wenn ich es nicht zu plump mache, dass ich ein Bier bekomme während der Show. Es war ja auch unüblich. Aber da hat’s halt zum Thema gepasst. Und weil dann auch der Horst Lichter noch da war, mein entfernter Verwandter, haben wir da halt das Ganze ein bisschen klamaukig aufgezogen. Das war also ein bisschen scripted schon mit dem ersten Bier, aber danach ist das bei den anderen Shows leider eingerissen, dass jeder nur noch Alkohol gefordert hat. Und deswegen haben sie das dann wieder eingestellt. Am Schluss wollten die ja sogar Wetttrinken mit den Promis machen. Das war dann schon ein bisschen daneben. Aber ich fand das sehr, sehr schön, war ein ganz toller Tag, also hat einen Riesenspaß auch gemacht. Und in der nächsten Folge im Herbst bin ich ja nochmal hin. Da habe ich ja einen Bekannten gecoacht, mit dem ich früher zusammen in der Schule war. Und der hat ja auch gewonnen. Das war ja wirklich dann besonders klasse.

Markus: Richtig! Das habe ich auch gesehen. Letzte Frage zu dem Thema, von mir zumindest: Wie ist das dann, wenn man auf sein Konto guckt und da ist so ein Zahlungseingang von 100.000?

Günther Thömmes: Wahnsinn, Wahnsinn! Total geil! Ich habe mir den Kontoauszug auch ausgedruckt und mit einem Bild zusammen eingerahmt, diesen Zahlungseingang. Das war schon irre, echt geil.

Holger: Wann machen wir noch einen BierTalk mit dir? Man könnte jetzt sagen, wir machen den 106., also einfach verdoppeln wir, oder ist das zu mutig, Markus? Ich weiß nicht. Kommen wir auf 106 BierTalks? Keine Ahnung.

Markus: Ja, warum nicht? Also ich habe genügend Bier im Keller, sagen wir mal so.

Holger: Ich glaube, das trifft für den Günther und für mich dann auch zu. Günther, wärst du damit einverstanden, dass wir dich …?

Günther Thömmes: Ja, natürlich! Gerne! Macht ja Spaß. Bierkeller ist bei mir auch kein Problem.

Holger: Sehr gut! Dann tragen wir das in die Tabelle ein: Der BierTalk 106 ist dann Günther Thömmes Teil 2. Die abschließende Frage, die ich an dich habe, ist: Was ist eigentlich dein Lieblingsbuch?

Günther Thömmes: Jetzt von allen oder (unv. #00:29:25.1#)

Holger: Ach, du kannst dir das aussuchen. Du kannst jetzt (unv. #00:29:27.4#) generell …

Günther Thömmes: Oder von den Büchern, die ich geschrieben habe, welches gefällt mir da am besten?

Holger: Das kannst du dir jetzt aussuchen. Das lasse ich offen.

Günther Thömmes: Oh, das ist schwierig. Ich habe eigentlich viele Lieblingsbücher, weil ich halt wahnsinnig viel auch querbeet lese. Aber ich sag mal, zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehört oder erst mal als Autoren, John Irving lese ich wahnsinnig gerne. Und da war mein erstes von ihm „Garp und wie er die Welt sah“. Das war ein Buch, was ich, glaube ich, dreimal hintereinander gelesen habe, so fasziniert war ich davon damals. Ist ja auch schon ziemlich lange her. Dann ist eins meiner absoluten Lieblingsbücher auch von Harry Mulisch „Die Entdeckung des Himmels“. Sprachlich ganz toll, auch ein bisschen ein philosophisches Buch. Spielt in Holland, der Harry Mulisch ist ja Holländer. Ich finde das total irre, also von der Idee her. Ich weiß nicht, ob jemand von euch das kennt?

Holger: Ich kenne es nicht.

Markus: Nein, ich auch nicht.

Günther Thömmes: Vor einigen Jahren gab‘s mal so eine Samstagabend-Serie, „Die beliebtesten Bücher der Deutschen“ oder so. Da ist es tatsächlich in den Top 10 gelandet. Also da war ich ganz überrascht, dass das wirklich so erfolgreich war. Im Moment lese ich so ein historisches Lesebuch, ein bisschen flapsig von einem Engländer über Deutschland geschrieben, das ist recht lustig, von Simon Winder. Da hatte ich gerade das vorher „Herzland“ gelesen. Von meinen eigenen Büchern mag ich mir kein Urteil erlauben. Ich empfehle halt nur, wenn jemand mich fragt, wenn es nichts mit Bier zu tun hat, empfehle ich den „Limonadenmann“, weil ich denke, dass der von der Story vom Plot, weil da auch eine Liebesgeschichte drin ist, dass der eher Leser erreicht, die nicht bieraffin sind. Der Bierzauberer war natürlich für mich der große Türöffner. Und insofern hänge ich an dem Buch persönlich halt sehr, weil das für mich die Eintrittskarte war, als Autor zu arbeiten.

Holger: Ich habe ihn auch geliebt und liebe ihn auch immer noch. Vielen, vielen Dank für deine schöne Art zu berichten und die tiefen Einblicke in deine spannende Biografie. Und ich freue mich schon auf den 106. BierTalk.

Markus: Ich freue mich da auch sehr drauf. Dann gibt’s bestimmt bis dahin auch noch mal ganz spannende Geschichten. Und wer weiß, vielleicht machen wir das dann ja sogar live, besuchen entweder dich in Österreich oder du bist gerade mal hier irgendwo zwischen Bamberg und München. Auf jeden Fall hat mir auch viel Spaß gemacht und ich freue mich immer von dir zu hören, mit dir zu sprechen. Und das war heute wirklich ein ganz besonders schöner BierTalk.

Günther Thömmes: Danke schön! Hat mir auch großen Spaß gemacht. Dann macht’s gut, Jungs! Bleibt gesund!

Holger: Ja, tschüss!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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