Markus Lohner startete als Brauer und Mälzer in ein spannendes Leben, das ihn nach einigen Jahren in den USA zur Gründung einer eigenen Brauanlagenmanufaktur namens Braukon brachte. Und wer Anlagen baut, der möchte natürlich auch selbst Bier brauen, was er 2008 auch schaffte. Seit 2016 ist die Basis des Doppelunternehmens Braukon / Camba Bavaria in Seeon am Chiemsee und hat sich zu einer echten Pilgerstätte für Bierliebhaber und Brauer entwickelt. Hier zeigt sich eben nicht nur, wie man eine Brauerei vernünftig plant, sondern auch, was man alles damit anstellen kann. Daraus ergibt sich natürlich auch ein spannender Lebenslauf mit vielen Wendungen – und ein BierTalk, der mit vielen Bieren und gut zwei Stunden Länge eine echte XXL-Ausgabe geworden ist…
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Markus Raupach: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute etwas in vielerlei Hinsicht Besonderes, denn wir sind vor Ort in einer Brauerei, natürlich bei unserem Gast, logischerweise. Ich bin auch ein ganzes Stückchen unterwegs gewesen, also von Bamberg aus fast vier Stunden und zwar nach Süden zum Bayrischen Meer, also Chiemsee. Und da sind wir jetzt in Seeon, das ist nicht weit weg vom Chiemsee, ein wunderschönes Kloster, aber eine nichtminderschöne Brauerei. Und dort werden nicht nur Biere gebraut, sondern auch Brauanlagen hergestellt, verantwortlich zeichnet Markus Lohner und der sitzt mir jetzt gegenüber. Schön, dass wir hier sein dürfen! Und Markus, vielleicht stellst du dich mal ganz kurz unseren Hörern selber vor.
Markus Lohner: Ja, schön dass du da bist, Markus, den Vornamen haben wir ja schon mal gleich.
Markus Raupach: Das ist einfach, ja.
Markus Lohner: Ja, Markus, ich bin ausgebildeter Brauerei und Mälzer, habe dann irgendwann bei Doemens meinen Brautechniker beziehungsweise Produktionsleiter gemacht über den Brauanlagenbau, sieben Jahre als Projektleiter. Bin ich dann zum Hofbräuhaus in die USA zum Franchise gewechselt, war extrem erfolgreich und in der Zeit habe ich dann BrauKon gegründet. Wenige Jahre nach dem Start wurde das dann auch erfolgreich. Wenn man eine Brauanalgenfirma gründet, dann dauert das ja doch ein bisschen, bis die Massen Schlange stehen und eine Brauerei von jemand kaufen wollen. Ja und von Anfang war eigentlich das Ziel, dass wir unsere eigene Brauerei hier haben als Referenzanlage, als Show, als einfach einen Brauertraum, weil man sich einfach auch austoben will, wenn man auf der ganzen Welt unterwegs ist. Und das haben wir dann 2008 verwirklicht, sind 2016 dann an den neuen Standort nach Seeon gezogen. Und, ja, hier geht es uns mittlerweile ganz gut.
Markus Raupach: Absolut, ja. Und Brauertraum ist vielleicht genau das richtige Stichwort. Also für alle, die noch nicht hier waren, Klammer auf, das sollte ihr natürlich unbedingt baldmöglichst ändern, Klammer wieder zu, also für alle, man geht rein und sieht erst mal quasi eine Art Bieraltar, könnte man sagen. Also einen großen Taproom mit 20 verschiedenen Zapfhähnen, Kühlschränken, um die Ecke eine kleine Bäckerei, wo man tolle Sachen noch zu essen haben kann. Fantastische Gulaschsuppe, habe ich hier grade probiert. Und dahinter türmt sich dann eine Brauerei auf mit all den Gerätschaften, die man sich so vorstellt und dahinter auch die entsprechenden Lagertanks, Gärtanks und so weiter, sodass man also wirklich alles auf einen Blick hat. So ein bisschen wie früher die Orgel in der Kirche, nur das eben bei den Tasten jetzt Bier raus kommt. Apropos, so eine kleine Orgel haben wir hier auch vor uns stehen, nämlich ungefähr so 10, 15 verschiedene Flaschen und Dosen, interessante Biere, mal sehen, ob wir die heute alle verkosten. Aber ich bin auf jeden Fall gespannt und es ist natürlich, auf so einem Klavier auch spielen zu können. Vielleicht da auch die erste Frage, wie entwickelt sich das, also wann hast du in deinem Leben mal gedacht, dass du bist, wo du jetzt bist?
Markus Lohner: Das war nie geplant. Zu meinem ehemaligem Chef habe ich mal gesagt: „Ich mache sicherlich keine Gaststätte und ich mache sicherlich auch keine Firma im Brauanlagenbau.“ Habe ich dann irgendwann aufgehört, sowas zu sagen, weil es dann doch anders kommt, aber der Werdegang war nicht vorauszusehen. Und das war jetzt auch nicht ich, sondern unser Team. Und da habe ich auch unheimlich großes Glück gehabt, dass ich von Anfang den Klaus Raunecker, Christian Huber, Christian Kuhl und dann bis vor zwei Jahren auch den Fritz Banke dabei gehabt habe, wir waren ein unheimlich starkes Team. Und im Endeffekt, auch wenn man Entscheidungen treffen muss in einem Team, ist es wichtig, dass es das Team mitträgt und schaffen tut man es nur in der Gemeinschaft.
Markus Raupach: Das heißt, als du so bewusst in die Welt gekommen bist, vielleicht so die ersten Schul- oder später dann Studientage verbracht hast, ab wann hat sich das raus kristallisiert, dass schon dieses Thema Bier, Bierbrauen, deine Welt sein wird?
Markus Lohner: Ah, spät. Ich war jetzt schulisch nicht der Überflieger und habe dann irgendwann auch die Fachhochschule geschmissen. Und irgendwann hat meine Mutter mir eine Stellenausschreibung in die Hand gedrückt und hat gesagt: „Da gehst du jetzt hin, die brauche jemand, der die LKWs am Abend auflädt.“ Und, gut, das war eine Brauerei, war dann später mein Lehrbetrieb. Ich sage immer ganz salopp: „Da habe ich gelernt, wie man es nicht macht.“ Ich lasse jetzt den Namen weg, aber die haben jetzt irgendwann zu brauen aufgehört, von daher macht es jetzt nicht mehr so viel aus. Es war nicht unbedingt spannend, in dem Betrieb schon, aber als Brauer in einer bayrischen Brauerei unterwegs zu sein, war jetzt nicht meine Erfüllung. Der Spruch, das haben wir schon immer so gemacht, hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen. Bin dann über Umwege sozusagen eigentlich zu Doemens gekommen, habe da den zweijährigen Braumeister und eben Produktionsleiter gemacht, und es war ganz klar, dass ich nicht in die Brauerei gehe. Damals ging das los mit den Gasthausbrauereien. Das fand ich ganz spannend und habe mich dann in München bei der Firma Beraplan Härter beworben, die mich dann auch genommen haben. Aber die sind zu meinem ersten Arbeitstag eigentlich umgesiedelt ins Chiemgau und so bin ich im Endeffekt an den Chiemsee gekommen. Wunderschöne Gegend natürlich und war da sieben Jahre als Projektleiter unterwegs. War richtig schön abwechslungsreich, hast verschiedene Kunden in der ganzen Welt kennengelernt. Im ersten Jahr war ich in Russland und in Japan, im zweiten Jahr war ich im Spreewald und im Bayrischen Wald, also es war ziemlich abwechslungsreich. Und irgendwann kamen dann natürlich auch spezielle Biere dazu.
Markus Raupach: Ja und da werden wir jetzt auch gleich ein rein verkosten. Eine letzte Frage vor dem ersten Bier noch, von der Stimmmodulation her klingst du jetzt ein bisschen Schwäbisch, verorte ich das richtig?
Markus Lohner: Ja, ja, bayrisch Schwaben, da lege ich Wert drauf. Ist zwar ziemlich knapp an der Grenze, aber mein Geburtsort ist Gundelfingen und da war auch meine Lehrbrauerei, ja, ist 100 Kilometer westlich von München. Von daher, ja, hier bin ich natürlich nur Zugezogener, das hat sich auch die letzten 25 Jahre nicht geändert, aber mit Brauerei ist man dann schon wie geduldet, muss man sagen.
Markus Raupach: Ja, du trägst auf jeden Fall was Sinnvolles bei zur örtlichen Population. Genau, jetzt haben wir hier schon mal was Wunderbares im Glas.
Markus Lohner: Ja, wobei ich ganz gern mit dem Hellen angefangen hätte.
Markus Raupach: Dann fangen wir ganz gerne mit dem Hellen an. Ist ja das Gute, in einer Brauerei gibt es nicht nur viele Biere, sondern auch viele Gläser.
Markus Lohner: Ja, genau.
Markus Raupach: Dann können wir die bereits eingeschenkten Gläser noch einen Moment warten lassen und haben jetzt hier, ihr hört das jetzt auch schön, ein richtig wunderbares Helles im Glas, mit einem ganz tollen Schaum schon mal. Also das ist ja schon mal ein wunderbares Qualitätsmerkmal. Und auch eine ganz tolle schöne helle Farbe, ist ja fast zitronengelb, richtig schön. Und ja, das ist jetzt euer Helles?
Markus Lohner: Genau, unfiltriert, darum haben wir es beim European Beer Star auch einmal eingeschickt in der Helle-Kategorie. Und sind da auch mächtig stolz drauf, dass wir die letzten drei Jahre immer in den Medaillenrängen waren. Und du weißt ja selber, was das bedeutet.
Markus Raupach: Oh ja.
Markus Lohner: Wir sind hier natürlich in der Hochburg, ich sage immer: „Die Weltmeister vom Hellen könnte man auch zwischen München und Salzburg abhalten“, plus zwei, drei, aber es ist schon gewaltig, was hier an Qualität aus den Brauereien rausläuft.
Markus Raupach: Ja, also das auf jeden Fall. Also einerseits ist überhaupt der European Beer Star kein leicht zu gewinnender Wettbewerb, aber in dieser Kategorie natürlich ganz besonders, weil da halt alles mitmischt, was Rang und Namen hat. Aber ich muss sagen, mal wieder zu Recht, also alleine schon der Geruch ist genauso, wie man sich das vorstellt. Also eine wunderschöne Mischung aus diesen leicht getreidigen, strohigen Töne aus dem Malz und dazu dann eben schöne Hopfennoten, ein bisschen grasig, ein bisschen grün, leichte Zitrusnote. Also sehr schön rund, sehr schön harmonisch und macht auch richtig Lust. Dazu auch ein bisschen so eine Hefenote, wo man eben dann das Unfiltrierte merkt. Und, ja, also als Kellerbier-Franke sozusagen ist mir ja normales Helles immer zu langweilig, so ist es aber wirklich schön, also toll! War das für euch eine neuere Entwicklung, ein Helles zu machen oder war das von Anfang an im Portfolio?
Markus Lohner: War von Anfang an im Portfolio. Es war am Anfang allerdings von der Farbe her ein bisschen satter, wir haben es doch ein bisschen in die normale Richtung rübergebracht. Aber wir haben in Truchtlachingen angefangen mit einem Hellen und einem Weißbier. Ich sage mal, irgendwelche Porters und Stouts, da wären wir zu schnell in der Ecke gewesen, die machen ein Bier, das schmeckt mir nicht, man muss ja irgendwo den normalen Verbraucher auch abholen. Und, ganz klar, genauso wie ein IPA zur Bierlandschaft gehört, gehört auch ein Helles zur Bierlandschaft und ich trinke es auch selber ganz gern. Und für uns Brauer ist natürlich auch das Helle das Bier, das wir normalerweise probieren, wenn wir in eine Brauerei rein gehen und schauen, wo der Hase langläuft, weil, im Hellen kann man nichts verstecken.
Markus Raupach: Richtig, also ein klassisches Benchmark-Bier, wo man einfach weiß, okay, wissen die, was sie tun oder eben nicht. Und, ja, ist mir auch aufgefallen, als ich vor vielen Jahren in den USA war und man dann unbedingt gemeint hat, man muss und mit einem Kölsch empfangen. Und das war dann aber ausgerechnet das Bier, was ihnen am allerwenigsten gut geraten war und das war natürlich ein bisschen schade, wurde dann später durch die anderen Biere noch einigermaßen wettgemacht. Aber es ist schon so, diese hellen, klaren, strukturierten Biere, das muss man hinbekommen. Und auf der anderen Seite sind es auch die Brot- und Butter-Biere letzten Endes, ihr habt das ja auch schön in der klassischen bayrischen 0,5er-Flasche. Und da sind wir vielleicht überhaupt ein bisschen nochmal bei der Geschichte, du hast ja grad noch erzählt von deiner Anstellung, dass du dann in der Welt unterwegs warst, verschiedene Brauanlagen realisiert hast und wann oder wie ist dann dieser Sprung gekommen zu sagen, okay, jetzt mache ich es einfach selber?
Markus Lohner: Ja, nicht wirklich geplant, also ich bin 2003 rüber in die USA und im April oder Mai war, glaube ich, der erste Arbeitstag und im Juni habe ich BrauKon gegründet. War natürlich schon eine extrem spannende Zeit damals. Aber es war so, dass der ehemalige Arbeitgeber, salopp gesagt, den Bauch runtergegangen ist und dann ehemalige Kollegen auf mich zugekommen sind und haben gesagt: „Markus, du wolltest doch eh irgendwie selbstständig was machen.“ Ich habe da an einem Konzept gearbeitet, allerdings echt in einer anderen Richtung, natürlich im Bierbereich schon, aber nicht als Brauanlagenbauer, das ist eigentlich total utopisch, als Brauanlagenbauer anzufangen. Und eins der schwierigsten Punkte war zum Beispiel, ein Konto, ein Geschäftskonto bei einer Bank zu bekommen als absoluter no name, nicht in dieser Region verwurzelt. Das war ziemlich schwierig, muss man sagen. Und, ja, weil, Brauanlagen bauen, du alleine, wie soll denn das funktionieren? Und von daher war die Schwelle schon unheimlich groß am Anfang und wenn du keine Referenzen vorzuweisen hast, unheimlich schwierig. Ja, okay, solange habe ich es mir offensichtlich nicht überlegt, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht, aber ein paar Sachen haben wir offensichtlich richtig gemacht, sonst wäre es ja nicht so erfolgreich geworden.
Markus Raupach: Absolut. Wobei ich mir das schon auch spannend vorstelle, also ich kann mich durchaus in den Banker reinversetzen, wenn du jetzt da zur Tür reinkommst und sagst, ich würde gern eine Brauerei bauen. Und wenn man dann überlegt, okay, was gehört da dazu? Da brauche ich die Maschinen, da brauche ich die Rohstoffe, die Produktionshallen, dann habe ich da Logistik, die Lieferungen, internationalen Zahlungsverkehr, Zoll, was weiß ich, was alles, das ist jetzt kein einfaches Unterfangen, würde ich sagen also. Aber du hattest dann einfach die Unterstützung von der Mannschaft oder war das am Anfang wirklich auch für dich ein 24-Seven-Job mehr oder weniger?
Markus Lohner: Ja, natürlich. Eine Mannschaft haben wir ja am Anfang nicht gehabt, wir waren ja im Endeffekt ein loser Zusammenschluss aus letztendlich Selbstständigen, Ich-AGs, Garagenbauer, wie wir da auch genannt wurden oder die Ich-AG-Firma. Ja, ich habe mit meinem Gehalt als Braumeister, habe ich ein paar Mini-Jobber bezahlt, weil, die ersten eineinhalb Jahre waren ohne Auftrag, also da gingen die Zahlungen nur in eine Richtung und das war schon heftig. Und ich finde es heute noch sensationell, dass unser erster Kunde in Amerika von einem Wettbewerber eigentlich zu uns rübergeschickt worden, weil der sich, glaube ich, nicht die Arbeit machen wollte, und nach ein paar Treffen ist er dann mit einem Zwei-Geräte-Sudhaus rausgelaufen. Letztendlich hat er einer Firma das Vertrauen gegeben, wo der Besitzer, der Inhaber Braumeister war von einer Gasthausbrauerei, die Firma auf einem anderen Kontinent war und keine Referenz vorzuweisen hat. Und wenn man sich die Entscheidung letztendlich vorstellt, ein neues Sudhaus zu kaufen, ist das bei uns eigentlich eine Lebensentscheidung von einem Brauereibesitzer, Brauer. Und, boah, das war der erste große Schritt. Und so waren wir halt 2004 in Nürnberg auf der Messe zum ersten Mal haben wir schon sagen können, wir haben ein Projekt, super. Und, ja, war eine spannende Zeit.
Markus Raupach: Toll! Also ich denke, das spricht auf jeden Fall auch für dich und natürlich auch für ihn, also weil, den Mut einfach zu haben, das ist gut und das findet man vielleicht auch eher in Amerika als in Deutschland. Und grade weil, wie du es sagst, bei uns ist es ja so, man sagt so im Schnitt, jede Generation macht vielleicht ein neues Sudhaus. Also das ist wirklich eine Entscheidung, die man als Brauereiinhaber einmal im Leben trifft. Ist das denn dann auch reibungslos gelaufen?
Markus Lohner: Im Radio sieht man nicht, wenn man rot anläuft, oder?
Markus Raupach: Nein, nein, nein.
Markus Lohner: Nein, überhaupt. 2007 war die Finanzkrise, nein, es ist nie reibungslos gelaufen, wir haben Höhen gehabt, wir haben Tiefen gehabt. Aber ich finde das auch wichtig, weil du dann immer wieder geerdet wirst. Und wenn es gut läuft, wenn es von selber läuft, ist es einfach, aber gut bist du erst, wenn das Umfeld nicht so einfach ist, ja. Natürlich haben wir am Anfang Vollgas gegeben. Den Braumeisterjob beim Hofbräuhaus in Newport als Teilzeitjob gesehen, obwohl es 40 Stunden waren, von daher kann man es sich ausrechnen, was damals gearbeitet wurde. Aber es war eben ein unheimliches Team, am Anfang haben wir gesagt: „Viele Lokomotiven.“ Und es war auch eine komische Zeit, weil, den Mittelstand, den gab es immer weniger, es wurden kaum Brauereien gebaut. Und irgendwie ging das dann in Amerika zart los und irgendwie ging es dann auch in Deutschland und Europa wieder weiter. Also es war, das kann man nicht planen, das sind mehrere Faktoren zusammengekommen, weil es geklappt hat. Aber ein großer Punkt, wieso es bei uns geklappt hat, war die totale Fokussierung auf das Equipment mit der Brauanlage, das möglichst beste Bier zu brauen, nicht das effizienteste und nicht irgendwas anderes, sondern aus diesen Sudkesseln sollte die beste Würze rauskommen. Und da sind auch alle Entwicklungen, die wir gemacht haben, in der Richtung unterwegs gewesen. Effizient musst du sowieso sein, wenn du aus Deutschland eine Anlage kaufst oder produzierst, aber es kommt immer auf den Hauptfokus drauf an. Und wenn man sich eine Küche vorstellt und man redet ein halbes Jahr nur über Food-Kost und muss die runterbringen, dann wird das Essen im Frühjahr wahrscheinlich nicht mehr so gut schmecken. Wenn du nur die Qualität immer im Fokus hast, dann ist die auf Nummer eins und alles andere ist ein Kompromiss und den gehen wir halt ein.
Markus Raupach: Das ist gut und ist auch wichtig, wenn die Kunden das so sehen. Vielleicht, bevor wir zur nächsten Frage kommen, haben wir jetzt unser zweites Bier.
Markus Lohner: Jetzt haben wir unser zweites Bier, ja.
Markus Raupach: Ich glaube, wir müssen da jetzt mal angreifen, weil es mich so anlächelt und mir auch schon etwas Geruch entgegen strömt. Und das ist jetzt so ein bisschen optisch der Gegensatz, wir haben jetzt ein wirklich fast komplett orakes Bier. Sehr schöner weißer feinporiger Schaum oben drauf und es hat eben eine unheimlich fruchtige Nase, die mir hier schon so entgegengekommen ist. Also ich würde sagen, es changiert so zwischen Banane, Mango, Papaya, was weiß ich, ein bisschen Apfel, also Zitrusnoten natürlich auch und sehr intensiv. Jetzt als Laie würde ich sagen das muss dann wahrscheinlich eine Weizenhefe mit irgendwie Hopfen verbunden sein, sind wir da richtig?
Markus Lohner: Dir brauche ich nichts vormachen, obwohl ich es nur im Glas serviert habe.
Markus Raupach: Ja.
Markus Lohner: Ja, es ist unsere JagerWeisse. Hat namenmäßig ein bisschen eine Geschichte durchgemacht über Laufbier und dann die kurzfristig Simcoe Weisse. Die verrät auch die Hopfensorte, die hier vornehmlich drin ist. Ist ein bayrisches Weißbier, allerdings dann hopfengestopft und sehr erfolgreich bei den Wettbewerben. Ist jetzt kein Mainstream-Weißbier, das schmeckt einen oder es schmeckt einen nicht, aber wenn es jemanden schmeckt, dann bleibt er dabei. Und das merkt man schon, ist eins der drei bestverkauftesten Biere von uns und, ja.
Markus Raupach: Ja, also Geschmack ist fantastisch, ich habe es grade schon verkostet. Also ein tolles Mundgefühl, richtig cremig, perlt schön im Mund, dann kommt eben diese schöne fruchtige Note hinten raus. Spielt es dann mit der Bittere und der Fruchtigkeit, bleibt sehr lange und räumt dann aber hinten so eine kleine astringente Note wieder auf und man bekommt wieder richtig Lust. Also ein ganz tolles, erfrischendes, schönes Bier, das sehr viel zu erzählen hat. Es erinnert mich ein bisschen an einen Moment, ich glaube, über den habe ich schon ein paarmal erzählt, aber ist egal, das war, glaube ich, 2007 oder 2006 oder 2008, irgendwie in dem Dreh, da hatten wir in Bamberg den Bierquerdenker-Workshop, den ersten, den es überhaupt gab. Und damals war der Hans-Peter Drexler da und hat seine Hopfenweisse vorgestellt und hatte damals aus Amerika Flaschen mitgebracht, weil, in Deutschland gab es ja keine. Und da waren so um die 120 Leute aus der deutschen Bierwelt versammelt im Saal der Brauerei Kessmann in Bamberg und man hat dazu diskutiert, wo geht die Bierwelt hin und Trallala. Und dann hat der Hans-Peter diese Biere ausgeschenkt und das war dann eben die Hopfenweisse. Und es war ab dem Zeitpunkt, wo das Bier am Tisch war und die Braumeister das dann probieren konnten, bestimmt drei, vier, fünf Minuten lang still. Und das hat man selten in der Brauwelt. Und ich glaube, das war was, also viele haben es erst mal nicht verstanden, also wieso mache ich ein Weißbier mit Hopfen und wo kommen diese intensiven Noten her, diese Fruchtigkeit oder auch die kräutigen Noten da? Und mittlerweile hat sich dieses Thema, Hopfen in Verbindung mit Weißbier, ja dann echt einen Platz am Markt erobert, aber hat erst mal ein bisschen gedauert. Wie kommt es hier, du sagst jetzt, es ist euer drittstärkstes Bier, sind das grade auch die bayrischen Kunden hier, die sagen, mal ein anderes Weizen?
Markus Lohner: Ja, es geht quer durch. Ich meine, jetzt als bayrischer Brauer tust du dich da natürlich zuerst einmal schwer, mit so einer Hopfenweisse, da kann ich den Hans-Peter gut verstehen. Das steht auch nicht im Buch drin, das ist ja wie, als wenn du ein dunkles Pils machst. Da schaut dich auch jeder an und sagt, weißt du jetzt nicht, was du brauen musst? Ist natürlich zuerst einmal schon erklärungsbedürftig. Auf der anderen Seite, wie gesagt, die Geschmackswelt, die Bierwelt ist unterschiedlich, ist verschieden. Ja, es ist kein normales Weißbier. Für einen Menschen auf der Insel gibt es kein normales Weißbier oder als Weißbier sicherlich in der Ecke Craft oder was weiß ich was. Und bei uns ist halt ein Stout kein normales Bier, in Irland sehen sie das anders. Und ich finde die Herangehensweise bei uns einfach, wie sie früher war, überholt. Damals gab es ja noch Lückenbiere beziehungsweise die gab es ja gar nicht, weil, hat man nicht brauen können zwischen 14 und 16 Plato. Das war in Amerika eine ganz andere Herangehensweise, die haben sich überlegt, wie könnte denn das schmecken? Ich habe Lust auf das und ein bisschen auf das und vielleicht vom Hopfen her könnte ich noch das machen und dann war es gut oder nicht gut. Und wenn es gut war, hat man sich dann überlegt, was für einen Namen man dem Kind gibt. Und bei uns braust du halt ein Helles oder ein Pils oder ein Weißbier und das muss so schmecken, wie es in der Kategorie-Guideline im Endeffekt steht, weil sonst hast du es als Brauer ja nicht drauf. Zum Glück ist das mittlerweile überholt.
Markus Raupach: Ist interessant, so wie du es vorhin gesagt hast in der Küche, wo man sagt, einmal hast du einfach das Schnitzelrezept und dann kommt halt immer dasselbe Schnitzel dabei raus. Das mag gut sein, aber es ist halt immer dasselbe. Oder du hast halt eine Kreativität, wie man sich vielleicht ein Schnitzel auch denken kann und dann kommen halt sehr viele verschiedene Varianten dabei raus, die vielleicht nicht mehr das beste Originalrezept darstellen, aber eben auch interessant sind. Und ich glaube, da hat sich schon wirklich viel verändert. Und wir sind bei einem Punkt, den du auch schon angesprochen hast, eure Innovationskraft oder die innovative Kraft, die eben in BrauKon und Camba steckt und sieht man ja bei euch hier auch. Und es gibt ja zum Hopfenstopfen von euch ein spezielles Gerät, die HopGun. Wie kam das, also war das eine Inspiration, die du aus Amerika mitgebracht hast oder wie kam es da dazu?
Markus Lohner: Ja, ich beziehungsweise wir, in Amerika, hast du ja mitbekommen, da kommt ja so unheimlich viel Hopfen in die Biere rein und dann steigen die auf zehn Meter hohe Tanks hoch mit der Leiter und einem Sack. Das war teilweise nicht zum Zuschauen, was da im Endeffekt abgelaufen ist, und es gab keine Gerätschaften. Und wir haben dann sehr schnell im Endeffekt ein Gerät auf den Markt gebracht, wo man eben den Hopfen unfallfrei und auch gut natürlich in den Tank reinbringt, auch vielleicht von der Effizienz her sogar ein bisschen besser. Und, ja, durch das, dass wir die eigene Brauerei haben, durch das, dass wir mit den Kunden so nah beieinander waren, kamen viele Dinge eigentlich von selber, genauso wie auch HopBack. Es gab in Amerika, HopBack ist eine Geschichte nach dem Whirlpool, vor dem Würze kühlen, also der letztmögliche warme Zustand, heiße Zustand, wo man Hopfen geben kann. Und die ganzen Amerikaner, die wir getroffen haben, haben alle Hopfendolden verwendet, was natürlich ein zusätzlicher extremer Aufwand ist. Und irgendwann habe ich einen gefragt: „Wieso nimmst du keine Pellets?“ Ja, da bekam ich als Antwort, kennst du ein Gerät? Dann haben wir es halt auch entwickelt. So sind letztendlich viele Dinge entstanden und von daher sind wir natürlich im Bereich Hopfentechnologie unheimlich weit vorne. Weil die Fragen, wo wir schon nach Antworten gesucht haben und gefunden haben, die haben andere noch gar nicht mitbekommen. Was ja auch verständlich ist durch das, das wir doch viel in Amerika gemacht haben. Allerdings waren wir noch nie praktisch nur Amerika-lastig, also wir haben schon immer mehr wie 50 % nicht in Amerika gemacht. Wir waren und sind absolut gut auf dem deutschen Markt, weil natürlich auch hier sehr viele Brauereibesitzer den Fokus auf Würzequalität und Bierqualität haben, vor allem im Mittelstand, ja.
Markus Raupach: Ja, die HopGun schaut ja für mich fast eher so ein bisschen wie ein halbes Raumschiff aus. Gehört denn das Design und die Namensgebung da auch zum Geschäft?
Markus Lohner: Ja, klar, ich meine, die Namen sind natürlich wichtig. Leider gibt es sehr viele HopGuns auf dem Markt. Die witzigste Story war eigentlich mal, da kam eine Zeitschrift auf uns zu und hat uns gefragt, sie machen einen Bericht über HopGuns und ob wir auch mit dabei sein wollen? Da haben wir gesagt: „Das ist ja interessant.“ Weil, die HopGun ist patentiert und wir haben auch die Namensrechte. Und von daher, auf der anderen Seite muss man sagen, du wirst ja nur kopiert, wenn es gut ist, von daher werden wir offensichtlich sehr oft kopiert.
Markus Raupach: Kann man denn überhaupt so ein Namensrecht international durchsetzen. Also wenn jetzt, sagen wir mal, ein Brauereianlagenhersteller in Indien oder in China oder Burkina Faso, wie auch immer, so eine HopGun baut, kriegt man sowas überhaupt?
Markus Lohner: Mag möglich sein, allerdings nicht in einer Größe von gut 100 Leuten einer mittelständischen Firma in Bayern. Ja, also ein mühsames Thema.
Markus Raupach: Ja, fand ich nur mal interessant, weil, das ist ja wirklich eine Frage, in Deutschland ist es ja relativ einfach, irgendjemand abzumahnen, aber sobald es international wird, ist es ja unglaublich.
Markus Lohner: Kann man vergessen.
Markus Raupach: Da waren ja dann auch viele Dinge, technologisch, die sich dann als neue Fragen aus diesem Hopfenstopfen heraus entwickelt haben. Also am Anfang vielleicht die Menge und die Zeit, dann später sicherlich das Thema Sauerstoffoxidation, mögliche Infektion, wie auch immer, die neuesten Themen jetzt vielleicht nochmal die Interaktion zwischen Hefe und Hopfen, andere Aromen, die rauskommen. Also ist das ein Feld, auf dem man praktisch nie aufhören kann, neue Dinge zu entdecken?
Markus Lohner: Also ich glaube nicht, dass man da jemals bis zum Schlusspunkt kommt, weil ja, das Thema bewegt sich und da kommt wieder was Neues dazu. Und es ist ja unglaublich, wenn man sich vorstellt, man hat jetzt ein Gerät, eine Gerätschaft, wo man Hopfen ins Bier bringt und wenn man sich die verschiedenen Hopfensorten mal anschaut, die schauen vielleicht ähnlich aus, die Pellets, aber verhalten tun sich die in dem Gefäß ja komplett unterschiedlich. Da gibt es Hopfensorten, die sind innerhalb von zwei, drei Minuten aufgelöst und andere Hopfensorten, die mögen sich nach zwei Stunden noch nicht auflösen und von daher ist es da unheimlich schwierig, ein universelles Gerät zu entwickelt. Ja, das bleibt spannend, definitiv. Und was für den einen Brauer perfekt sein mag, muss nicht unbedingt perfekt sein für den anderen Brauer. Und eigentlich ist es ja super, weil, durch das haben wir ja auch eine Biervielfalt, das macht das Ganze schon sehr interessant.
Markus Raupach: Auf jeden Fall, ja. Und es hört ja auch beim Hopfen nicht auf, also man kann mit den anderen Rohstoffen, bis hin zum Wasser, entsprechend natürlich auch alle möglichen Dinge tun. Da wären wir eigentlich bei einem der nächsten Biere. Weiß ich nicht, ob es dir schon in die Reihe passt, weil, dann würde ich jetzt tatsächlich mal das Wit aufmachen, weil das eine ganz spannende Geschichte ist. Also alle für die, die Wit-Bier kennen, die kennen das ja als belgischen Bierstil. Da müssen wir vielleicht noch dazu sagen, die kennen den modernen belgischen Bierstil, weil, das war ursprünglich mal mehr oder weniger so eine Art Weizenbier, obergärig, was es bei uns auch gab. Und dann hat eben Pierre Celis die Rezeptur entwickelt, die heute für ein Wit-Bier steht, nämlich mit Orangenschalen, mit Koriander. Und das sind natürlich Zutaten, die wir hier in Deutschland eigentlich in ein Bier so wirklich gar nicht tun dürfen. Und jetzt gibt es hier aber ein Wit, was auch diese Aromen repräsentiert und da gehört natürlich viel dazu. Also vielleicht erst mal, dass wir dran riechen und schauen, wie wir das hier so haben. Und tatsächlich, man hat eine Zitrusnote, man hat eine schöne gewürzige Aromatik, ein tolles Mundgefühl, ein sehr leichtes Bier, wie eben ein Wit-Bier auch gehört, die Zitrusnote hält lange an. Ja, wie macht man das und war das einfach?
Markus Lohner: Naja, zuerst einmal ist es natürlich nach dem Reinheitsgebot, nachdem ich ja doch über Jahre da einiges auf den Deckel bekommen habe, habe ich dann eingesehen, dass man dieses Thema nicht lösen kann in unseren Breitengraden und habe mich mittlerweile schon damit abgefunden. Das hat ja auch seine Vorteile, muss man sagen, weil, es kommt nicht von ungefähr. Aber das Wit-Bier ist im Endeffekt aus einem Projekt raus entstanden, wir haben bei uns zusammen mit der BrauKon oder 35 Braumeister und um die näher an den Sudkessel zu bekommen, haben wir hier monatlich so eine Braumeister-Edition und da ist immer eine Gruppe mit vier, fünf Leuten, die sich da mit der Rezeptur zusammenfindet. Und wo wir das Wit-Bier dann zum ersten Mal verkostet haben, haben ich gesagt: „Boah, das hat Potenzial, das hat fast Potenzial, das es beim European Beer Star eine Medaille gewinnen könnte.“ Und dann haben wir es eingeschickt und dann hat es die Goldmedaille gewonnen und seitdem haben wir es im Sortiment. Ist natürlich in Bayern teilweise ein bisschen schwer vermittelbar, aber hat eine unheimlich große Fangemeinde bei Frauen.
Markus Raupach: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, weil es ein wirklich schönes, leichtes, spritziges, erfrischendes Bier ist mit dieser Zitrusnote, die auch hinten schön lange bleibt. Und ist das hier ein Zusammenspiel aus speziellen Hefen und Hopfen oder wie muss ich mir das vorstellen, wie kommt man zu diesem Aromaprofil?
Markus Lohner: Ja, es ist hopfengestopft. Die Sorte habe ich jetzt vergessen, auf die wäre ich auch nie draufgekommen.
Markus Raupach: Das lassen wir auch, ja.
Markus Lohner: Also vom Brau ist das natürlich ein sensationell positives Ergebnis, wenn man sowas hinbekommt, was man normalerweise eben nur mit Orangen und Koriander schafft. Natürlich sind diese Aromen nicht so ausgeprägt, wie wenn ich da Unmengen in der Richtung rein schmeiße, aber es ist offensichtlich erkennbar, sonst wäre es ja nicht bei dem Wettbewerb weitergekommen, und, ja, fand ich schon. Weil, das Helle ist eine Seite, aber hier sind halt schon bei Innovationen, die muss man erst mal so hinbringen und das macht das Brauen dann doch total interessant.
Markus Raupach: Also braucht das vielleicht auch ein kreativer Brauer, dass er auf der einen Seite sein Sortiment hat, das es halt auch gibt, wie ein Helles, wie ein Dunkles oder so, wo man sicherlich auch im Rahmen dessen, worum es geht, experimentieren kann, aber dann eben auf der anderen Seite so ein bisschen Spielwiese, wo man dann eben auch mal probieren kann, forschen kann und Neuland betreten kann?
Markus Lohner: Ja, schon. Ich meine, gut, es gibt die Brauer, die das ganze Leben zwei Biersorten machen und das ist okay. Auch hier ist die Basis im Endeffekt Sauberkeit und Organisation. Es ist jetzt nicht so, dass hier nur neue Kreationen rauslaufen, die Basis ist, wie wir es vorhin gesagt haben, das Helle muss perfekt sein und dann kann ich zu spielen anfangen. Wenn das Basisbier nicht okay ist, dann kann ich es mit viel Hopfen vielleicht übertönen, das funktioniert beim IPA ganz gut, aber bei bestimmten anderen Biersorten funktioniert das halt nicht. Und bei uns ist einfach das Hauptziel, dass wir Biere auf den Markt bringen, wo du einfach total gern ein zweites Glas trinkst, wo du weitermachen willst, wo du einfach Freude am Bier hast und nicht nur die ersten fünf Minuten am riechen.
Markus Raupach: Das ist auch so ein bisschen das Bild, was ich vor Augen habe, wenn ich mir diese vier Biere anschaue, die da mit dem Wit zusammen in einer Front hier stehen, weil da immer drüber steht so Chiemsee-Edition sozusagen. Also es ist ein hopfiges Helles, hopfiges Lager, genau, dann haben wir ein schwarzes, ein dunkles Bier sozusagen und ein Pale Ale und jetzt eben dieses Wit. Und sind das praktisch alles Biere mit dieser Idee, dass man sagt, okay, der Urlauber ist hier vielleicht am Chiemsee, landet am Ende in einem Biergarten und möchte einfach schön entspannen, aber das eben mit einer gewissen Aromenvielfalt, ist das die Idee hinter diesen Bieren?
Markus Lohner: Ja, die sind alle vier letztendlich für uns eigentlich, ja, massentauglich, ist jetzt ein schwieriges Wort. Ich sage mal, wenn man ein Viererpack mit den verschiedenen vier Bieren hat und keines der vier Biere schmeckt einen, das ist dann höchst ungewöhnlich. Wenn man natürlich den Urlauber, der hier reinkommt, gleich mit einem IPA empfängt, das sein Erstes im Leben ist, dann kann es schon sein, dass man ihn überfordert. Man macht das ganz gerne in einer Bierprobe, man muss ihn zuerst einmal abholen, ja. Und auf der anderen Seite gehe ich schon gern mal ein, zwei Meter weiter, da haben wir natürlich auch Biere wie das Black Shark am Start, wo man mal zeigen kann, hej, so kann Bier auch schmecken, das würde dich aber überfordern. Tut es auch die Meisten beim ersten Mal. Aber es zeigt einfach eine Bandbreite von Bieren und das macht einfach Spaß. Und ist natürlich auch preislich, haben wir hier geschaut, dass wir zwischen den sogenannten Craft-Bieren und den Traditionellen, wo ja doch ein großer Gap dazwischen ist, dass wir das mit Bieren im 5%-Alkoholbereich ein bisschen auffüllen und, ja, das geht halt ganz gut. Also vor allem das Wit und das HopLa ist Richtung Italien, wo wir einen guten Importeur haben, absolut auf Wachstumskurs und wird extrem gut angenommen.
Markus Raupach: Ja, ich denke, für mich geht es da immer auf der einen Seite um das Thema Erwartung und auf der anderen Seite um das Thema Horizonterweiterung. Also dass ich einmal damit eben kämpfen muss, dass auf der einen Seite die Leute natürlich eine Erwartung an das Thema Bier haben. Und da gibt es durchaus Landstriche in Deutschland, wo das relativ eng ist, einfach weil sie ihr ganzes Leben lang mehr oder weniger nur eine Art von Bier kennengelernt haben oder vielleicht zwei. Und auf der anderen Seite ist eben die Frage, ist die Bereitschaft da, den Horizont zu verändern und wenn ja, in welchen Geschwindigkeiten? Und da kann man natürlich viel spielen und das ist tatsächlich auf der Welt auch überall ein bisschen unterschiedlich und mit unterschiedlichen Klientelen natürlich unterschiedlich. Und da finde ich auch, also diese vier Biere sind welche, glaube ich, wo man einfach, wie du sagst, zumindest mit einem auf jeden Fall jemanden abholen kann und ihn dann von seiner Wohlfühlzone, sage ich mal, so ein bisschen weiterführen kann. Und dabei geht es auch gar nicht drum, die Leute, ja, zu überzeugen oder zu bekehren oder wie auch immer, sondern es geht einfach drum zu sagen, okay, du hast dein Bier, wo du dich wohlfühlst. Das ist gut, dass du das trinkst, dann trinke es auch gerne weiter. Aber es gibt vielleicht Anlässe oder Ideen, wo du bisher nicht Bier getrunken hast, vielleicht eher einen Wein genommen hast, einen Cocktail oder eine Limo oder so und da haben wir jetzt auch mal ein interessantes Angebot aus der Bierwelt. Und so entdecken die das und dann ist es, glaube ich, auch nachhaltig, also so erlebe ich es zumindest. Ja, wie siehst du das mit euren Kunden?
Markus Lohner: Also der größte Spaß ist eigentlich, wenn Besucher uns, ja, besuchen und sagen, sie trinken kein Bier und sie mögen kein Bier.
Markus Raupach: Richtig.
Markus Lohner: Da geht natürlich die Herausforderung an. Und irgendwie, rausgelaufen ist noch nie jemand mit dieser Einstellung. Und das macht natürlich schon Spaß, weil, wie oft ist es, dass sie eigentlich nur das eine Bier kennen. Du hast verschiedene Regionen angesprochen, auch bei uns beschränkt es sich doch mehr und mehr auf das Helle. Weißbier ist leider im Sturzflug, was total bedauerlich ist, weil ich den Bierstil liebe. Aber das Bayrische Madsen, wo gibt es das noch? Ein Dunkles wird fast nicht mehr getrunken. Und das ist natürlich schon, was wir am Standort leben und das ist ein tolles Feedback, wenn die Leute sagen: „Ich mag ja eigentlich kein Dunkles, aber eures schmeckt mir super.“ Und die Leute wissen gar nicht, was für eine Biervielfalt es gibt und man muss die irgendwo heranführen, aber man muss es ja nicht gleich mit einem, ich sage immer, Jaglerhammer machen. Es gibt eben zwischen einem Hellen und einem IPA doch eine sehr große Biervielfalt und nicht jedem ist das Helle das Seine und nicht jedem ist das IPA das Seine. Und darum macht es die Bandbreite. Okay, als Produzent, als Brauerei muss man die teilweise natürlich auch hinbekommen, hinbekommen auch so, dass man es verkauft bekommt, weil ist man eher in der Kategorie eingetragener Verein und das will man ja auch nicht sein. Und da haben wir aber mittlerweile wirklich eine gute Balance gefunden mit festen traditionellen, mit festen internationalen saisonalen Bieren. Und was wir da noch haben, unsere Braumeister Edition und wenn es mir dann mal ganz langweilig ist, dann kann man ja auch eins der Biere genießen, die andere Brauereien bei uns brauen lassen.
Markus Raupach: Stimmt, also da kommen wir auch noch dazu, das ist natürlich auch ein spannendes Thema. Und ich finde, grade was du jetzt am Anfang gesagt hast, einfach wichtig, weil, es gibt so ein amerikanisches Lied, das sagt, between black and white there is more than grey, und das ist eben so. Und ich erlebe es zum Beispiel bei unseren Schokolade- und Bierseminaren, meistens kommen da Pärchen, die sich das geschenkt haben, so unter dem Motto, du kriegst das Bier und ich kriege die Schokolade. Und das Spannende ist wirklich, dass auch da es so ist, dass eigentlich nie so ein Pärchen rausgeht, ohne dass der oder die, meistens diejenige, die vorher gesagt hat, sie trinkt jetzt kein Bier, gesagt hat: „Mensch, jetzt habe ich was entdeckt, das mag ich und es überrascht mich“ und das ist toll. Und ich glaube, das macht am meisten Spaß, mit Bier eben zu agieren, Leute zu überraschen, zu begeistern, damit auch ein bisschen für sich einzunehmen und überhaupt, glaube ich, darauf dann ein erfolgreiches Unternehmen zu begründen. Jetzt haben wir hier das hopfengestopfte Lager.
Markus Lohner: Genau.
Markus Raupach: HopLa, was natürlich auch ein toller Name ist, da bin ich als Franke wieder voll dabei. Wobei wir wahrscheinlich Hoppala schreiben würden, ohne hartes B, wie man so schön bei uns sagen würde. Aber, ja, schön, riecht auch wunderbar. Hier ist auch klar so eine Zitrus-, Grapefruit-Note in der Nase, verbindet sich aber auch mit so ein bisschen malzigen leichten Honignoten, sehr schön. Und auch natürlich schön anzusehen, also tolle helle strahlende gelbe Farbe, oben drüber dann ein richtig schöner fester weißer Schaum, also wie es sich gehört. Probieren wir mal. Tolles Mundgefühl, das ist mir vorhin schon aufgefallen, sehr cremig, sehr weich. Und überraschend, finde ich so ein bisschen auch, mit diesen kräutrigen Hopfennoten, die dann hier auch dabei sind und ein schöner Malzkörper, spannend. Also wo wir grade dabei sind, mit Hopfen, klar, arbeitet ihr, macht ihr auch was mit dem Wasser?
Markus Lohner: Ja, gut, wir haben eine Wasseraufbereitung, aber in dem Bereich sind wir eigentlich, ja, sehr basic unterwegs, wir schauen, dass das Wasser die Voraussetzungen hat, dass wir die guten Biere produzieren können. Es ist ein Zukunftsprojekt, ob wir wirklich das Wasser und die Biersorten mal anpassen, da sind grade noch ein paar andere Projekte auf der Überholspur. Es ist sicherlich ein Feld, wo noch was rauszuholen ist. Aber, wie gesagt, es wird nicht langweilig beim Brauen, man findet definitiv immer was, wo man noch was verbessern kann, aber da haben wir grade andere Projekte, wo wir da dran sind, ja.
Markus Raupach: Was hat die Leute denn mehr überrascht, der Hopfen im Weizen oder der Hopfen im Lager?
Markus Lohner: Das wird sich die Waage halten, das HopLa ist doch ein bisschen, na, dezenter, das Lager-Weisse ist doch sehr prägnant, wo die Leute ja ganz klare Erwartungen haben. Das HopLa ist ein fruchtiges Lager, noch lange kein Pils, weil einfach die Bittere fehlt. Aber jetzt nicht so, dass die Leute da sagen, was ist denn das? Beim Weissbier, da hat man ganz klare Vorstellungen, wo dann sicherlich der ein oder andere schon mal gesagt hat: „Da stimmt was nicht.“ Ja, das haben wir jetzt bei dem Bier noch nicht gehört. Aber beide, das Wit und das HopLa, haben natürlich großes Potenzial, vor allem wenn es wärmer wird, erfrischende Biere, ja, richtig schöne Durstlöscher.
Markus Raupach: Also auch nochmal eins für die Kategorie im Biergarten.
Markus Lohner: Genau.
Markus Raupach: Und dafür aber auch was, was mit noch anderen Speisen geht. Also es geht auch mit den Klassikern im Biergarten, klar, mit dem, sage ich jetzt mal, Wurstsalat oder der Emmentaler-Platte oder so, aber hier könnte man auch ein asiatisches Gericht zum Beispiel dazu haben oder auch Grillgerichte funktionieren da schön. Also das ist ein Bier, was da auch nochmal ein bisschen mehr Potenzial hat, nicht nur der Durstlöscher zu sein, sondern auch ein bisschen aromatischer Gegenspieler, das schon.
Markus Lohner: Ja, das sehen wir schon, dass wir auch vor allem Richtung Italien grade Kombinationen, ob wir es wirklich noch mehr in das Foodpairing mit reinbringen, da hat es definitiv Potenzial.
Markus Raupach: Jetzt, was mir noch im Kopf rumschwirrt, du hast ja vorhin gesagt, ihr praktisch in Truchtlaching angefangen und seit dann hier nach Seeon. Wie lief das so oder vielleicht auch ein bisschen warum, also ihr hättet ja dort auch sagen können, wir bauen da einfach noch mehr oder größer oder höher?
Markus Lohner: Ja, gut, in Truchtlaching waren wir immer zur Miete, zur Pacht und in Truchtlachingen sind wir aus allen Nähten geplatzt. Wir haben eigentlich schon 2011, 2012 nach einem Standort gesucht, was jetzt im Chiemgau nicht ganz so einfach ist, ja, wir wollten jetzt natürlich keine Gastronomie bauen. Ich habe die Firma angefangen, ich werde immer gefragt, wieso die Firma in Truchtlaching oder in Seeon ist, da ist immer die Antwort, ja, weil ich hier wohne und eigentlich hat es ganz einfache Ursachen. Ist für die Brauerei nicht der perfekte Standort, natürlich wäre München da ein ganz anderer Standort gewesen, wo man das Potenzial von der Marke ganz anders ausschöpfen hätten können, aber muss es natürlich auch finanziert bekommen, von daher haben wir lange gesucht. Weil ja der Standort an der Alz in Truchtlaching, so schön wie er war, aber war relativ schnell dann am absoluten Limit auch von Verordnungen. Ich glaube, keiner von denen will irgendwas mit der unteren Naturschutzbehörde vom Landkreis Traunstein zu tun haben, da gibt es schon Wände, die sind so hoch, dass man einfach nicht drüber kommt. Und darum haben wir einfach das Ziel gehabt, das wir unsere eigene Firma bauen und das hat dann doch mit ein paar gehörigen Hindernissen 2016 ganz gut geklappt und seitdem sind wir hier.
Markus Raupach: Und da ist jetzt auch dieser Zweiklang zwischen Brauerei und allem, was zur Brauerei dazugehört, mit Ausschank und so weiter und auf der anderen Seite die Produktion, ist in diesem Gebäude ja vereint, ne?
Markus Lohner: Absolut und die Synergien, es ist einfach toll, es macht Spaß. So schwer es gefallen ist, den Standort Truchtlaching aufzugeben, aber es war halt trotzdem ein Standort außerhalb von einer 1.500-Seelen-Gemeinde, der schon manchmal ja auch gut gefüllt war, aber die Winterzeit, da das Thema, die dauert sieben bis acht Monate, bis die Leute wiederkommen. Und das betriebswirtschaftlich darzustellen, war fast unmöglich, heutzutage kann man sagen unmöglich, weil, ja, die Gastro-Branche es nicht leicht hat.
Markus Raupach: Richtig. Aber ihr habt immerhin den Vorteil, ihr habt den touristischen Anschuss an all das Geschehen am Chiemsee sozusagen , also wo ja doch eine gewachsene Tourismusregion ist, mit vielen Leuten, die auch viele Ausflüge machen, sei es jetzt als Wanderer oder Radfahrer und habt dann eben auch die Attraktion mit dem Kloster Seeon und dem See und so weiter hier nebenan. Das heißt, das ist für euch ein Potenzial, was jetzt zu dem dazu kommt, was sowieso vor Ort hier ist, oder?
Markus Lohner: Total, also der Standort wächst und gedeiht. Es ist unheimlich eine Freude, wenn man sich die Zahlen anschauen kann. Wir hatten natürlich während Corona, sind sie nicht nach oben gegangen. Aber wir haben eine hauseigene Bäckerei seit vier Jahren und auch hier irgendwo der Gedanke, zurück zu langsamer Produktion, zurück zum Fokus auf die Rohstoffe und es kommt unheimlich gut an. Also allein, wie die Marke profitiert hat von unserer Bäckerei, war eigentlich eine tolle Entwicklung. Camba ist ja im Endeffekt, das Wort kommt ja aus dem Lateinischen und ist der Raum in Klöstern, wo gebacken und gebraut wurde. Heute backe ich, morgen braue ich, der Zusammenhang hat mir schon immer gut gefallen. Und es ist auch für die Sinne, also wenn man reinkommt, Brot und Bier passt halt einfach auch geruchlich vom Brauen und vom Backen zusammen. Es geht voll auf, wird auch hier in der Region sehr gut angenommen. Da haben wir mit der Brauerei eher mehr Probleme gehabt. Brot, hast du auch keine Hemmnisse, dass du reinkommst in eine Bäckerei. Und, ja, der Standort ist von Montag bis Samstag jeden Tag geöffnet, von 8 bis 19 Uhr und es funktioniert sehr, sehr gut, keine Kurve, sondern eine Gerade nach oben.
Markus Raupach: Ja, absolut. Und ich muss sagen, ich bin ja auch ein altes Süßmäulchen sozusagen und immer, wenn ich hier bin, muss ich mir aus der Bäckerei was mitnehmen, weil es auch einfach sehr lecker ist. Und was ich auch spannend finde ist, ihr spielt ja auch wirklich so ein bisschen mit den Zutaten, also da gibt es ja zum Beispiel auch ein Brot mit Bier zum Beispiel und so. Also da gibt es durchaus auch Synergien zwischen diesen beiden Gewerken, oder?
Markus Lohner: Ja, ja, wir haben die Braukruste, die ist mit unserem Dark Side, Schwarzbier, wo einfach die Aromen super gut rüberkommen. Ein Bierbrot, was total gut zur Brotzeit passt, perfekt eigentlich. Und wir machen natürlich auch mal ein Treberbrot. Wobei wir lange gewartet haben. Das haben wir erst seit einem halben Jahr, weil ich nicht ein Treberbrot haben wollte, die Aufgabe war an den Stefan, du musst das Beste machen. Und da haben wir ziemlich rumgetüftelt und sind da sehr, sehr zufrieden damit.
Markus Raupach: Ich finde, man sieht das auch, wenn man den Leuten zuschaut, wie sie das Brot essen. Also weil, das ist zum Beispiel was, wo ich in Franken immer ein bisschen weine, weil sie sich oft in Bierkellern ganz große Mühe geben mit Hausmacherwurst und Käse und Zeug und dann gibt es halt irgend so ein billiges labbriges Graubrot dazu, das man mehr oder weniger wirklich nur als Unterlage benutzen kann, um irgendwas draufzulegen. Und hier, ich habe es ja grad selber gehabt zu meiner Gulaschsuppe, so ein schönes Schwarzkrüstchen. Aber wenn man auch die Leute sich anschaut, die essen einfach das Brot, da muss nix drauf sein, nicht mal Butter, sondern das hat einfach einen tollen Geschmack, ein tolles Aroma und so muss Brot, glaube ich, auch sein, also dann ist es gut. Ein bisschen ähnlich wie beim Bier eigentlich, da muss ein Charakter da sein und da muss ein schöner eigener Geschmack da sein. Und das ist cool, wenn man das selber beeinflussen kann, finde ich, weil, dann hast du auch immer ein gutes Brot Zuhause, ne?
Markus Lohner: Das hört sich jetzt vielleicht geschwollen an, aber durch die eigene Bäckerei hat das Ganze an Lebensqualität gewonnen. Das ist total, es macht jedem Spaß. Ein guter Indikator sind natürlich immer die eigenen Angestellten, das glaube ich nicht, dass jemand ein anderes Brot kauft wie unseres. Und, ja, wie gesagt, das rundet das Ganze extrem gut ab. Mal schauen, vielleicht fällt uns noch das eine oder andere ein, aber Zurzeit läuft das ganz gut so.
Markus Raupach: Sind wir mal gespannt. Ja, vielleicht noch eine Frage, aber, genau, du hast Recht, lass uns vorher noch ein Bierchen aufmachen. Ich weiß nicht, ob wir so viele heute noch schaffen.
Markus Lohner: Ich hätte es fast übersprungen und wäre auf das Dark gegangen.
Markus Raupach: Ja, dann lass uns mal ein Dark probieren.
Markus Lohner: Pale Ale, haben wir wahrscheinlich beide schon mal getrunken.
Markus Raupach: Ja, also muss ich ja zugeben, natürlich kenne ich die meisten eurer Biere auch schon lange und ich muss sagen, einer meiner old time favorit ist auch aus eurem Hause, das ist nämlich ein heller Doppelbock, den ihr damals in ein Sauternes-Fass, glaube ich oder irgend so ein Süßweinfass gelegt habt.
Markus Lohner: Muskateller?
Markus Raupach: Muskateller, richtig. Und das war oder ist immer noch ein Erlebnis, das ich nicht vergesse, weil das wirklich eine ganz tolle Kombination von solchen Aromen war. Und dementsprechend, natürlich kenne ich eure Biere, aber es ist Erstens immer gut, sie frisch in der Brauerei zu probieren und natürlich noch dazu mit dem, der sie letzten Endes verantwortet, das macht natürlich noch mehr Spaß. Und das hier macht natürlich seinem Namen jetzt alle Ehre, also es heißt Dark und es ist dark. Also für alle Märchenkenner, ist hier schwarz wie Ebenholz könnte man ein bisschen sagen. Oben drauf dieser wunderbare Schaum, der jetzt auch richtig schön, ja, in so eine Kastanienfarbe geht und auch da schön richtig drauf sitzt. Auch wenn man das schwenkt, wie das Bier sich so im Glas verhält, ganz toll. Und, tja, in der Nase ist dann eben diese Mischung Kaffee, dunkle Schokolade, ein bisschen Lakritz, aber auch so ein paar rote Beeren, ein bisschen Brombeeren, also ganz spannendes Zusammenspiel. Und ist das jetzt eher ein deutsches Schwarzbier oder eher in Richtung eines Dark britischen Bierstils, wie würdest du sagen? Untergärig ist es, ne?
Markus Lohner: Untergärig, ja, ja. Ich würde es schon als deutsches Schwarzbier sehen. Es gibt Leute, die finden Diacetyl drin, wobei es sicherlich nicht von der Gärung kommt. Aber, ich meine, wir schicken es eigentlich beim Wettbewerb immer beim tschechischen Schwarzbier ein, da haben wir in vier Jahren dreimal Gold geholt. Um das ein bisschen zu umgehen, weil das eigentlich nur die einzige Differenzierung zwischen den zwei Bierstilen ist, aber ich würde es ganz klar beim deutschen Schwarzbier sehen.
Markus Raupach: Ja, also ich bin nicht der beste Sensoriker, aber bei Diacetyl tatsächlich relativ sensibel. Und hier, muss ich sagen, habe ich es aber nicht, muss ich sagen. Also für mich ist diese Kaffeenote ganz, ganz toll. Geht in so eine, es gibt diese Schokolade mit Kaffeenoten und wenn man das so hat zusammen, finde ich, so riecht das hier, also wie so Kaffee-Nipps in einer mitteldunklen Schokolade. Und, ja und auch die Bittere ist hinten sehr schön, das Röstige kommt gut rüber. Und da haben wir auch in der Ausbildung immer so ein Thema, also wie unterscheide ich jetzt ein Bayrisch Dunkel von einem Schwarzbier? Ist das jetzt einfach nur Röstaromatik, wie sieht es mit der Vergärung aus und so? Und ich finde das hier wirklich ganz schön, weil es einfach zeigt, okay, die beiden haben schon was miteinander zu tun, aber ich bin hier halt wirklich in dieser röstigen, in dieser Kaffeenote drin und das ist der große Unterschied. Wo ich eben bei einem Bayrisch Dunkel eher in dieser schokoladigen, süßlicheren Welt Zuhause bin und auch mehr Körper jetzt habe. Und hier ist es halt ein bisschen schlanker, ein bisschen höher vergoren und, ja, aber sehr schönes Bier auch.
Markus Lohner: Ja, ich finde schon und viele von uns finden das Dark eins der drei besten Biere, die wir haben. Die Kategorie ist leider nicht der Verkaufsschlager, muss man da sagen. Aber, ja, vor allem, wenn man jetzt das Dark Side, das Schwarzbier im Vergleich zum Bayrischen Dunkel hat. Wobei, unser Bayrisches Dunkel ist auch ein relativ schlankes, ein bisschen dezent Karamell. Aber, ja, die zwei Biere unterscheiden sich massiv, muss ich sagen. Und ich mag dunkle Biere sehr, sehr gern. Wir haben Zeiten gehabt, da haben sechs oder sieben dunkle schwarze Biere im Sortiment gehabt. Aber wie gesagt, manchmal muss man den Verkauf dann auch hinbekommen und der Markt ist sehr schwierig für die Richtung. Und, okay, manche sind natürlich auch rausgefallen, weil sie nicht nach dem Reinheitsgebot waren damals.
Markus Raupach: Ja, also ich erinnere mich wehmütig, muss ich sagen, weil ich auch schon immer ein Freund dunkler Biere bin und jetzt eben auch miterlebe, wie immer wieder eins verschwindet und leider ersatzlos und das ist natürlich sehr, sehr schade. Weil, ja, also natürlich kann man schöne helle Biere machen, alles gut und schön, aber wenn man eben jetzt so sozialisiert ist in der Bierwelt, das eben eine gewisse Aromatik grade auch vom Malz da sein sollte, auch wenn man über das Rauchbier zum Beispiel kommt, da ja in der Regel auch eine ordentliche Malznote haben, dann ist einem diese helle Soße, in Anführungsstrichen, irgendwann mal ein bisschen langweilig und da ist es toll, wenn es sowas gibt. Also hoffe ich mal, ihr bleibt noch lange bei der Stange, was dieses Bier angeht. Willst du das Wort Millstone überhaupt in den Mund nehmen, wir können auch einfach über ein anderes Bier reden, gibt ja genügend hier am Tisch?
Markus Lohner: Ja, das produzieren wir schon lange nicht mehr, können wir gern überspringen.
Markus Raupach: Dann überspringen wir das. Was hier auch noch steht, das ja durchaus auch ein ganz spannendes Thema, sind zwei Dosen. Und das ist ja etwas, also das klingt jetzt ein bisschen blöd, aber wo ich schon lange auch mit Brauern hier drüber rede und wo grade in Franken mich viele immer ziemlich komisch anschauen, weil ich glaube, dass die Dose hier, also zumindest vor ein paar Jahren noch, vor einer Renaissance stand. Und jetzt, glaube ich, mitten drin ist, weil einfach das als Behältnis sich natürlich durchsetzt aus vielerlei Gründen, einerseits was die Logistik angeht, was die grundsätzlichen Kosten angeht, auch die Qualität unterm Strich. Und natürlich ist die Dose des Jahres 2023 nicht die Dose des Jahres 1993, wo man vielleicht noch einen metallischen Geschmack in der Limo hatte, das ist ja heutzutage alles nicht mehr der Fall. Und insofern, ihr steigt da jetzt auch in dieses Thema ein. Wie siehst du das, seit wann beschäftigst du dich damit und wie sind eure Pläne damit?
Markus Lohner: Wir haben eine Dose schon 2015, 2016, einen Versuch gehabt am anderen Standort, bei meinem Geburtsort in Gundelfingen. Und, ja, von der Dose sind wir schon lange überzeugt. Wir haben auch echt viele Langzeitversuche Dose-Flasche gehabt, die letzten Jahre und es ist einfach Fakt, dass vor allem hopfenbetonte Biere in der Dose absolut gewinnen, ich bezeichne sie als kleines Fass.
Markus Raupach: So ist es.
Markus Lohner: Und wenn ich die ein oder andere Biersorte teilweise nach ein paar Monaten in der Flasche probiere und habe es dann im Fass im Vergleich, da gibt es nichts zu diskutieren, es ist qualitativ für hopfenbetonte Biere besser, Punkt, da kann man nichts gegen sagen. Über Logistik, passt halt einfach zweieinhalb-mal so viel drauf, vom Aussehen kann man auch deutlich besser spielen. Wie gut das Mehrwegsystem insgesamt noch ist, das ist eine eigene Diskussion. Ich komme grad von einem ganz großen Center, wo ganz, ganz viele Flaschen und Kisten sortiert wurden im Dreischichtbetrieb. Also da kann man schon ein großes Fragezeichen mittlerweile hinmachen, je nachdem, wer die Statistik macht, finde die Dose besser oder findet die Flasche besser. Wenn ich regional hier aufgestellt bin und nicht weit fahre, dann ist es, ohne Wenn und Aber, eine Mehrwegflasche topp, absolut. Aber wenn man das als kleine Brauerei heutzutage sieht, wir kriegen seit 40 Jahren 3,10 Euro Pfand für den Kasten und der kostet im Einkauf 10 Euro. Also wenn ich 7 Euro bei jeder Kiste verliere, ja, es wäre schön, wenn man nur annähernd die Spanne hätte, das ist ein sehr mühseliges Thema. Und von daher haben wir uns jetzt aus mehreren Gründen in dieser internationalen Bierschiene für diese Spezialitäten für die Dose entschieden. Und die Entscheidung war nicht schwierig, von der Investitionsseite, ein ganz klarer Vorteil. Und wir sind hier weiterhin regional, traditionell in unserer roten Kiste unterwegs, Mehrweg, da gibt es auch keine Argumente dagegen. Und überregional, national, international soll so viel wie möglich in die Dose. Weil, eine Mehrwegflasche nach Amerika schicken, ist jetzt nicht Sinn und Zweck der Sache.
Markus Raupach: Nee, auf jeden Fall, also bin ich in beiden Richtungen 100-prozentig bei dir. Für mich auch immer sehr augenöffnend, wenn wir auf der Messe sind in München oder in Nürnberg und dann die Brewers Association da ist und die wirklich diese frisch abgefüllten IPAs, Double IPAs, was auch immer, dabei haben aus der Dose. Das ist einfach eine komplett andere Qualität als das, was wir normalerweise eben so bei uns in der Regel bekommen können, einfach aufgrund dieses Umstands. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich das Thema, und das ist ja auch was, was du völlig zu Recht ansprichst, wo ich glaube, einfach keiner eine Lösung hat. Dieses Mehrwegsystem krankt ja vor allem daran, dass es eben nicht den Wert repräsentiert. Also wie du schon gesagt hast, wenn ich einen Kasten an sich schon mal, wo ich 3,10 Euro oder sowas Pfand bekomme für den Kasten, wenn ich den für 6, 7, 8, 9 Euro kaufen muss, wenn ich jetzt noch Bügelflaschen habe oder sowas, dann bin ich sonst wo. Und das Pfand muss ja das repräsentieren, was es kostet, sonst passiert ja das Gleiche wie woanders auch, die Leute nehmen es mit und man hat den Verlust bei der Geschichte. Und grade bei erfolgreichen Brauereien, also bei uns zum Beispiel ja auch im Bamberger Raum, fast jeder Tourist nimmt ein, zwei Kisten Bier mit und die nimmt er natürlich dahin mit, wo er wohnt. Und wenn man dann mal versucht, einen Spezialbräu-Bierkasten zum Beispiel irgendwo in Hamburg beim Getränkemarkt abzugeben, das wird scheitern. Und andere wiederum sammeln die sogar und ich möchte gar nicht wissen, wie viele von diesen Kästen eben irgendwo rumstehen. Und das bedeutet, wie du eben sagst, pro Kasten meistens einen höheren Verlust als der Gewinn darstellt, den man mit dem Gewinn jemals haben konnte und damit macht das einfach wenig Sinn. Und ich glaube wirklich, das muss man in diese Diskussion der Dose mit einbeziehen, weil einem ja das Mehrwegsystem nichts nützt, wenn man es sich nicht leisten kann. Und das, so schön die potenzielle Umweltbilanz ist und wenn man dann noch da rumrechnet, was eben mit umeinander fahren, sortieren, das Spielchen eben auch der Zwischenhändler, wann verlange ich welchen Preis wofür, das macht die ganze Sache auch nicht besser. Jetzt hast du hier heimlich ein Bier eingeschenkt, als wir über Hopfen gesprochen haben und ich befürchte fast, es ist ein hopfenbetontes Bier, was haben wir denn da?
Markus Lohner: Ja, es ist unser IPA, das übernächste Woche in die Dose kommt das erste Mal. Und da haben wir ein klein wenig an der Rezeptur gespielt und waren die Woche in einer Blindverkostung mit 20 verschiedenen Bieren und waren über das Ergebnis mehr wie glücklich, muss man sagen. Aber probiere du es, ich hoffe, dir schmeckt es so wie uns.
Markus Raupach: Also ausschauen tut es auf jeden Fall auch wieder wunderbar, eine richtig schöne helle Farbe, ja, es ist opal. Und, ja, es hat einen richtig intensiven Hopfengeruch und zwar beides, einerseits diese grünen, grasigen Noten, die man sich auch grade von Hopfen-Pellets, wenn man die so vor sich hätte, aber hat und auf der anderen Seite aber ganz viel fruchtige Noten. Das geht in Mango, in die Tropenfrüchte, aber auch so ein bisschen Blaubeeren, Stachelbeeren, also eine sehr, sehr vielfältige Nase, die ich hier habe, auch Ananas, also ein richtiger Obstkrob. Bin ich mal gespannt, probieren wir das mal. Woah! Also im Mund nochmal intensiver. Das ist fast schon an der Grenze dessen, was man so machen kann in der Menge Wasser oder Flüssigkeit. Woah! Und zwar spannend, also es geht los mit dieser Fruchtigkeit, es hat eine süße Note, da drauf kommen dann diese, ja, reifen Früchte, Mango, wie ich sie grade beschrieben habe, rote Beeren, auch so ein bisschen Guave, also eine sehr interessante tropische Note mit dabei. Dann moussiert es auf der Zunge und man schluckt es runter und dann entfaltet sich aber auch eine Bittere, wie sich das für ein IPA gehört. Die sich aber Zeit lässt, also die noch ein bisschen Raum lässt für diese fruchtigen Aromen. Man hat die Cremigkeit noch im Mund davon und hinten dann, nach und nach, wenn die Fruchtigkeit abklingt, dann breitet sich die Bittere aus. Dann hat man auch ein bisschen den Eindruck, dass da eine alkoholische Note ist, kommt aber erst sehr spät. Wärmt auch ein bisschen, also wahrscheinlich ist es gar nicht so schwach auf der Brust. Ja, also ein tolles, intensives hopfenbetontes, fruchtiges IPA, ist euch gut gelungen. Freue ich mich auf die Dose.
Markus Lohner: Da wollte ich jetzt nicht unterbrechen, da hätte ich dich jetzt noch eine Viertelstunde weiterreden lassen können.
Markus Raupach: Habt ihr euch das so gedacht?
Markus Lohner: Ja, ja, wir sind sehr zufrieden damit, ja. Und wir freuen uns eben auch drauf, bei richtiger Lagerung natürlich, ich sage mal, im Sommer in der prallen Sonne soll es natürlich nicht sein, kühl gelagert, Licht ist eben kein Thema, schmeckt dieses Bier in der Dose einfach über Monate frischer, fruchtiger im Vergleich zur Flasche.
Markus Raupach: Ja. Also die Frische ist der entscheidende Punkt und das merkt man hier richtig. Oft haben solche Biere dann schnell so ein bisschen was Dumpfes.
Markus Lohner: Ja.
Markus Raupach: Und das ist hier gar nicht. Also das ist richtig, der Hopfen shinte, wie man so schön auf Englisch sagt, da gibt es ja wenig immer so deutsche Begriffe dafür. Und was auch toll ist, ist diese Harmonie. Also weil, es ist ja auch oft bei IPAs so, dass man die schon trinkt, aber so nach einem halben Glas oder spätestens einem, Glas ist dann irgendwie auch Ende Gelände. Aber das hier ist wirklich so rund, dass man danach sagt, Mensch, würde ich jetzt doch gerne weitermachen. Wo sind wir denn da alkoholisch, nur das ich mal frage?
Markus Lohner: 6,6.
Markus Raupach: Ah ja, okay.
Markus Lohner: Also gar nicht so.
Markus Raupach: Gar nicht so.
Markus Lohner: Wir haben früher, wo wir begonnen haben mit der Camba, war das IPA bei über 8, 8,2. Auch von der Farbe her deutlich dunkler, aber über die Jahre hat sich der Bierstil ja doch ein bisschen in eine hellere Richtung bewegt. Und auch von dem, ja, ich würde sagen, es ist ein bisschen mehr Mainstream geworden, was auch okay ist. Weil, es macht ja auch keinen Sinn, wenn du ein Imperial IPA mit 8,6 hast und ein IPA mit 8,2. Von daher haben wir eigentlich eine ganz schöne Bandbreite und haben eigentlich auch absichtlich das IPA in einen Bereich runtergebracht, wo vielleicht doch der ein oder andere mehr hin greift. Und ich finde schon, das ist jetzt keine Nische mehr.
Markus Raupach: Stimmt. Ja, das ist jetzt für einen deutschen Biertrinker noch ein Bereich, den er vielleicht vom Festbier her kennt und dann ist es ja absolut in Ordnung. Ja und ich finde auch, also das ist beim IPA eine spannende Entwicklung, wo wir, wenn wir so an diese ersten Craft-IPAs denken, so wie Sierra Nevada zum Beispiel oder so, wo das ja im Grunde noch eine britische Rezeptur war, mit Karamellmalz und wo auch der Malzkörper noch eine ordentliche Rolle gespielt hat und dann da auch die Frische vom Hopfen nicht ganz so kriegsentscheidend war. Dann hin zu einem Bier, wo ich diese Malznote komplett rausnehme und im Grunde dann eigentlich nur noch so eine Art Leinwand habe, auf der man dann den Hopfen hin malt. Und das hat natürlich ganz andere Herausforderungen auch an das Thema Hopfen als in dieser Ursprungsvariante. Und da sind wir ja jetzt und ich glaube, das ist auch nochmal so ein Punkt. Wie macht ihr das mit Hopfen, kriegt ihr den hier aus Bayern, aus der Hallertau oder global oder wie muss man sich das vorstellen?
Markus Lohner: Ja, schon global. Wir haben das Glück, dass wir ihn direkt aus den USA beziehen können und da recht gute Verträge haben. Aber auch natürlich für die heimischen Biere kommt der Hopfen aus der Hallertau oder aus Tettnang. Ganz klar, für ein Helles brauchen wir jetzt keinen amerikanischen Hopfen. Und auf der anderen Seite, Hopfen muss ja auch irgendwo eine Stabilität bekommen, darum braucht es da eben jahrelangen Anbau. Wir haben schon Biere auf den Markt gebracht, das war mal eins mit Melone dabei und nach sechs Wochen war die Melone weg und dann ist es auch nicht gut, wenn es nur noch auf dem Etikett zu sehen ist. Aber natürlich hat da die Hallertau, die dortigen bayrischen Hopfenhersteller total aufgeholt, aber sie haben natürlich auch Jahre aufholen müssen. Und von daher schauen wir schon, dass wir mehr und mehr heimisch bekommen, weil Malz ist sowieso heimisch. Gut, Hefe ist ein anderes Thema, aber da haben wir mittlerweile unsere ganz kleine Hefebank mit 40 oder 50 eigenen Hefen, die wir verwenden. Also in der Richtung sind wir, glaube ich, extrem gut unterwegs. Und Hopfen, ja, sobald wir eine Möglichkeit sehen, das Aroma, den Geschmack näherzubekommen natürlich, aber teilweise müssen wir es doch noch aus Amerika und aus Neuseeland beziehen.
Markus Raupach: Ja, wo du grade Neuseeland sagst, also ich finde interessant, es gibt ja grade so Strömungen, also auf der einen Seite so eine Renaissance des 45er-Pellets, also wo man einfach diese angereicherten Pellets wieder mehr haben will unter neuem Namen sozusagen. Und auf der anderen Seite aber auch diese, ja, quasi Extrakte, grade so aus Neuseeland, wo man nochmal sehr, sehr aromatische Sachen bekommen kann. Oder dann auch Dinge, wo wieder in die Frage mit dem Reinheitsgebot kommen, wenn da Traubenschalen mit verarbeitet werden oder irgendwie so, da gibt es ja durchaus Varianten. Aber sind das neue Spielwiesen, mit denen man sich so ein bisschen gerne auch rumschlägt?
Markus Lohner: Ja, Spielweisen schon. Du sagst es grade wieder, solange sie im Reinheitsgebotsbereich möglich sind, weil wir sind hier, glaube ich, im Eldorado der Gesetzeshüter und von daher ist die Spielwiese für uns nicht ganz so groß. Aber das Bier, das ist ein bestes Beispiel, das man auch mit einer etwas kleineren Spielwiese ganz gut spielen kann.
Markus Raupach: Da muss ich gleich noch eins nachfragen, wenn man unten die Brauerei sieht, dann hat man links die Hopfengabe und rechts so ein kleines Teil, da steht Gewürzdosierer oder so ähnlich drauf. Was muss ich mir da drunter vorstellen?
Markus Lohner: Das ist ein Ausstellungsstück von BrauKon.
Markus Raupach: Ah, sehr gut, wunderbar.
Markus Lohner: Nicht im Betrieb, nein. Wie gesagt, die Brauerei wurde 2016 installiert, geplant wurde sie schon vorher, damals haben wir noch ein bisschen mehr Handel gehabt in dem Bereich. Aber als Ausstellungsstück ist es natürlich total wertvoll, weil wir doch sehr viele internationale Kunden haben, die natürlich das Produkt brauchen. In dem Fall ist es das einzige Produkt, das wir ausstellen, das wir nicht selber hernehmen.
Markus Raupach: Okay. Wobei man ja sagen muss, auch das ist ja eine interessante Geschichte. Weil, in Bamberg haben wir ja zum Beispiel die Mälzerei Weyermann, die ja auch eine Versuchsbrauerei haben ganz bewusst, um ihren internationalen Kunden auch so ein bisschen zeigen zu können, was man so alles machen kann.
Markus Lohner: Ja, klar.
Markus Raupach: Und, also jetzt mal unter uns Gebetsschwestern, es hört ja keiner zu, da sind ja auch die ein oder anderen Biere dabei, die vielleicht nicht so ganz dem Reinheitsgebot entsprechen. Aber da hat man wohl einfach, und das ist ja das, was ja in letzter Zeit für mich so ein bisschen eine Frage an der ganzen Geschichte ist, grundsätzlich finde ich das Reinheitsgebot gut, aber was ich schwierig finde, das es halt regional so unterschiedlich gelebt wird, und das der eine Brauer halt so ein bisschen bestraft wird, dass er da ist und der andere eben ist 300 Meter weiter und da ist es anders. Musst du jetzt auch gar nix dazu sagen, habe ich jetzt gesagt, aber das finde ich dann schon einfach auch ein bisschen schade, weil man natürlich Potenzial nicht so nutzen kann, naja.
Markus Lohner: Natürlich. Aber, wie gesagt, wenn man dann nach mehreren Ordnungswidrigkeiten in den Genuss des Strafrechts kommt, und da bin ich mittlerweile, weil man doch wieder irgendwie eine Flasche Mix-Stout gefunden hat, dann hört irgendwann der Spaß auf, wenn dann die Option Freiheitsstrafe ist, so lächerlich, wie das klingen mag, von daher habe ich mir die Hörner zum Glück abgestoßen. Wir haben auch irgendwann erkannt, um einmalig auf das Thema Mix da zu kommen, das wirklich der Großteil der deutschen Verbraucher mit dem Thema nix anfangen kann. Das ist wie gegen Windmühlen, man gewinnt diese Auseinandersetzung nicht, weil ja auf der anderen Seite eben nicht die Zuhörer da sind, die eigentlich mit dem Thema was anfangen können. Das Reinheitsgebot ist vom Ursprung her eine wichtige, gute Sache und es ist auch eigentlich werbemäßig international, wie das gesehen wird, ich meine, ich komme ja viel in der Welt umher und wie international das Bayrische Reinheitsgebot gesehen wird, das ist einfach toll, aber es weiß halt niemand, was es bedeutet. Und wir haben in Österreich, haben wir ein Mix-Stout gebraucht als Biermischgetränk. Okay, war nett, interessiert hat es niemand. Wir haben dann mit Sondergenehmigung Mix-Stout in Bremen gebraut, haben dann sogar Bier drauf schreiben dürfen, obwohl es für mich ein Biermischgetränk ist, Resonanz keine. Vor Kurzem wurde mir dargelegt, dass man Bier nicht nach dem Reinheitsgebot brauen können und das hätten wir dann alkoholisches Malzgetränk taufen dürfen, auf meine Nachfrage, weil ich ja doch mit dem Thema sehr bewandert bin. Götz Steinle war da sehr hilfreich auch von uns, wir haben da jahrelang wirklich Geld investiert. Und im Endeffekt auf meine Frage hin, in welcher Steuerklasse ich das Ganze darf, da kam als Antwort, das können sie nicht sagen, weil, es ist eine andere Behörde. Also von daher, ich habe kein Problem, wenn das in Deutschland irgendwo möglich ist, in diesem Landkreis ist es nicht möglich. Das kann ich beim Notar unterschreiben, ja und wie gesagt, von daher ist das Thema bei uns aber auch wirklich schon lange kein Thema mehr, weil, wenn man diese Bandbreite anschaut, dann muss es nicht unbedingt hier produzieren. Wir haben auch einen Collab gemacht mit Omnipollo, da sind sogar Brezen mit dabei, der wurde in Schweden produziert und da geht das ja. Also man kann dann schon das eine oder andere trotzdem noch machen, wenn man das unbedingt haben will, aber letztendlich muss es ja irgendwo auch zielführend sein. Und für uns ist es nicht mehr zielführend, das Thema eigentlich zu bewegen und da haben wir uns wirklich genug die Hörner abgestoßen.
Markus Raupach: Ja, wobei ich sagen muss, in Sachen Marketing wäre es vielleicht nicht schlecht, also wenn du als Brauer vielleicht mal so vier Wochen Knast hättest, ich meine, also das wäre wahrscheinlich auf der ersten Seite von vielen Zeitungen, wenn ein Brauer fürs Bierbrauen in den Knast kommt, aber egal.
Markus Lohner: Das Thema besprechen wir dann danach, das ist im Gange, schauen wir mal.
Markus Raupach: Ich meine, es ist noch besser, früher hätte man dich wahrscheinlich im Fluss versenkt oder so, also insofern ist es …
Markus Lohner: Ja, ja, klar, also von daher hat es definitiv eine Weiterentwicklung gegeben. Heute zahlt man nur noch und hat eine Option, von daher, früher hat man die nicht gehabt.
Markus Raupach: Na, okay. Also zwei Themen möchte ich noch besprechen, sonst ufert das heute auch wieder aus. Und, ja, wunderbar, wir haben natürlich noch ein neues Bier, das können wir immer gerne zwischenrein besprechen, perfekt. Und zwar zwei Punkte, das eine hast du grade angesprochen, die Colloborationsbroth, da kommen wir vielleicht zum Schluss drauf. Und dazwischen gibt es ja noch so eine Zwischenstufe, also ihr seid natürlich Brauer, aber eben auch Brauanlagenhersteller. Und da gibt es natürlich Brauereien, die sich vielleicht nicht gleich eine Brauanlage bei euch leisten, aber trotzdem ein Bier bei euch machen lassen und das finde ich persönlich eigentlich immer eine gute Entwicklung. Weil, ich finde es vernünftiger zu sagen, man möchte eine eigene Rezeptur entwickeln, eine eigene Marke aufbauen und macht das aber mit einer Produktion, die funktioniert, die weiß, was sie tut, wo man einfach entsprechende Leute drum rum hat, die einen auch helfen und unterstützen, als man kauft sich mit dem letzten Cent irgendeine Brauanlage und rührt dann irgendwas zusammen, hat dann zwar auch sein eigenes Bier, aber in der Regel ein Qualitätsproblem. Und ich glaube, das ist tatsächlich etwas, was sich bei uns mittlerweile durchsetzt, das es also Marken gibt, die dann zum Beispiel zu Leuten wie zu euch kommen und sagen, wir haben da eine Idee, wir haben eine Rezeptur. Und dann ist wahrscheinlich die Bandbreite recht fließend, also zwischen den einen, die genau wissen, was sie wollen und ihr mehr oder weniger der ausführende Teil seit und die anderen, die halt schon auch eine Beratung brauchen, was sie denn da überhaupt machen und wie das am Markt ankommt und wie man das vermarktet.
Markus Lohner: Ja, die Bandbreite ist sehr groß, ja. Für uns ist es ein sehr interessantes Geschäftsfeld, weil wir durch den Neubau, wir haben hier eine 50-Hekto-Anlage und von Truchtlachingen rübergebracht, die 10-Hektoliter-Anlage. Wir haben eine Bandbreite, wie sie wahrscheinlich in Deutschland sehr selten zu finden ist. Also eben auch im kleinen Maßstab auf der kleinen 10-Hekto-Anlage da Dinge produzieren können, auf einem total automatisierten Level. Die zwei Anlagen sind fast baugleich, unterscheiden sich grade vom Automatiktyp oder des Automatisationstyp. Aber die Produkte wie HopBacan, HopBack und Würzekochsystem, ist eigentlich alles identisch bis auf die Größe. Und haben wir jetzt da mit der Dosenlinie natürlich auch das Feld noch erweitern können, Flaschenabfüllung, Dosenlinie, sind wir super aufgestellt und da schon, ich glaube, eine sehr, sehr gute Adresse für die Craft-Brauer. Und, ja, ist schon ein großer Sprung in die Selbstständigkeit. Ein Bier produzieren zu lassen und zu vermarkten ist ein Thema, aber das Bier, das man dann ja eventuell auch höherpreisig verkaufen will, muss halt dann schon bestimmten Qualitätsansprüchen genügen und auch konstant genügen. Und eine Brauerei zu betreiben, das haben wir 2016 beim Umzug gemerkt, dass ist sogar für jemand, der da schon im Thema ganz gut drin ist, wenn du da nicht die richtigen Leute hast und das nicht richtig organisiert ist, dann kannst du da in ein schiefes Fahrwasser reinkommen. Und das sollte man sich nicht zu leicht vorstellen, ohne dass ich jetzt da von BrauKon-Seite ein Bremsklotz sein will, aber es muss vom Konzept her schon Sinn machen und man muss auch die richtigen Leute haben. Weil, Brauen ist jetzt nicht auf den Knopf drücken und, egal von welchem Hersteller, läuft dann automatisch Bier raus, also Brauen ist schon eine Herausforderung. Ich habe mal in einem Buch, das eigentlich nicht über das Brauen ging, gelesen, und den Vergleich bringe ich eigentlich ganz gerne an, da schrieb ein Arzt, dass er in einer halben Stunde jemanden erklären kann, wie man einen Blinddarm operiert, er aber drei Jahre braucht, um zu erklären, was man machen muss, wenn was schiefgeht. Und beim Brauen kann man das Zuhause, man kann auch Glück haben, wenn man ein bisschen mehr im Thema drin ist, dann ist es nicht nötig, aber das Ganze auf einer Konstanz zu haben und dann in Richtung Abfüllung mit der ganzen Sauerstoffproblematik und Biologie. Wir haben ein Labor, das reicht für eine Hektoliterzahl, wo noch eine Null dazukommt, so ist das ausgestattet und vor allem auch mit unserer Karin auch qualitativ ausgestattet. Das sollte man nicht unterschätzen, das Thema. Und die ganzen regionalen und alteingesessenen Brauereien, das ist ja schon auch so, dass sie auch was können, so ist es ja nicht. Und jetzt einfach so Knöpfchen drücken und dann ein gutes Bier raus, so leicht ist dieses Brauhandwerk nicht. Braukunst, Brauhandwerk, man sollte das Thema nicht unterschätzen.
Markus Raupach: Ja, da gab es ja auch diverse lustige Filmchen, so der Sodastreamer, auf den man drauf drückt, mit dem Bierkonzentrat und so.
Markus Lohner: Ja, genau.
Markus Raupach: Das ist natürlich alles wirklich Quatsch. Und insofern, ja, finde ich sehr schön, das hier zum Beispiel von meinem guten Freund Thorsten Schwämmle ein Craftpaule-Bier, das bei euch entsteht, hier steht und da gibt es ja viele andere Beispiele auch, also das finde ich ganz toll. Und finde ich auch eine gute Möglichkeit, wie einfach so eine Kreativität dann auch leben kann und gepaart ist aber mit einem echten Handwerk, mit Leuten, die wissen, was sie tun und dann hat man auch ein zufriedenstellendes Ergebnis. Und da ist er ja ein gutes Beispiel, weil diese Biere in Stuttgart ja auch sehr gut laufen.
Markus Lohner: Absolut.
Markus Raupach: Und das ist natürlich ganz schön. Und, ja, so ein ähnliches Bier, wie solche Leute gerne denken, haben wir jetzt ja hier im Glas, hast du grade eingeschenkt. Das lief etwas schwerer hinein, hatte man so den Eindruck, sieht man auch, wenn man es hier so im, Glas hat und da entströmen auch tolle Aromen. Das ist jetzt also auf der einen Seite natürlich ein sehr Malzbetontes, da habe ich viel Lakritze, viel Kaffee, viel dunkle Schokolade, aber auf der anderen Seite habe ich hier auch Hopfennoten und habe hier so eine Ananas, die hier mit ins Spiel kommt, was natürlich schön zusammenspielt. Dunkle Schokolade, Ananas, ist eine Kombination, die eigentlich immer ganz lecker ist. Und auch so ein bisschen rote Beeren wieder, so wie vorhin. Jetzt probiere ich mal ein Schlückchen. Also als erstes fällt mir wieder das Mundgefühl auf. das, finde ich, ist oft so ein Punkt, wenn Biere das nicht haben, dass sie nicht im Mund jetzt hier schön cremig sind, schön mit der Zunge spielen, dann wirkt es oft leer oder dann ist es unrund. Und das habe ich hier und das sorgt auch dafür, dass man diesen Geschmack nach und nach annimmt. Und dann fängt es eben an mit einer gewissen süßen Note, mit diesen fruchtigen zitrusigen Noten und dann kommen immer mehr die schokoladigen, die Kaffeenoten. Und wenn man dann runterschluckt, dann breitet sich auch eine Bittere nochmal aus. Also, ja, intensiv, auch eine Wärme. Also dieses Bier kann man dann auch im Körper verfolgen, wie es dann so hinein kommt und bleibt. Aber, ja, also auch ganz schön. Ich glaube, auf der Flasche steht Imperial Stout oder so ähnlich?
Markus Lohner: Das ist unser Black Imperial IPA.
Markus Raupach: Ah, Imperial IPA, wunderbar.
Markus Lohner: Und die 20 Plato und 100 Bittereinheiten kann man nicht verstecken.
Markus Raupach: Nein. Ja, wobei diese Hopfennote ist echt schön, also das gefällt mir gut.
Markus Lohner: Das ist schon ein ganz besonderes Bier, auch von der Historie her. Wir haben ja unheimlich viele gute amerikanische Craft-Brauer als Kunden gehabt, ob das 3 Floyds, Droegs und so weiter und wenn sie dann unsere Biere mal probiert haben, dann kam oft das Wort nice. Und da habe ich mir gedacht, okay, ja. Okay, eure IPAs sind intensiver, aber wir haben hier auch ein bisschen einen anderen Markt. Und irgendwann, nachdem dann irgendwann letzten Nice haben wir gedacht, okay, jetzt, hej, übertreiben können wir auch. Und das war wirklich Huber Christina, ihn heißt das Bier too mutch, und mir gefällt der Bierstil unheimlich. Und beim IPA hat man viel Hopfen, noch mehr Hopfen, man kann da spielen, aber es geht auch immer in eine bestimmte Richtung rein und wenn es dann ganz viel Hopfen ist, dann ist es halt ein Imperial IPA. Aber hier muss man die Balance zwischen Malzkörper und Hopfen schaffen. Und es gibt kein Bier, wo wir so viele Versuche gebraucht haben, um das hinzubekommen, weil, die Bittereinheiten können direkt durchschlagen oder du hast einen Malzkörper der alles erschlägt. Und das in eine Balance zu bringen, und Balance bei dem Bier hört sich irgendwie komisch an.
Markus Raupach: Ja, auf hohem Niveau.
Markus Lohner: Vom Bier ist es natürlich auch das, was am meisten spaltet, aber auch, wo am meisten eine zweite Reaktion kommt. Wenn jemand sowas noch nicht getrunken hat, dann gehen die Augen auf, also man kann das alles lesen, die brauchen gar nichts sagen und dann kann man lesen, was der sich jetzt grade denkt. Und dann, puh, hui und so weiter und so fort. Und oft dauert es dann eine halbe Minute und dann kommen einige zurück und sagen: „Jetzt habe ich es nochmal probiert, das schmeckt mir“, es ist total interessant. Das Bier hat eine Geschichte und das Bier kann auch bei jedem, der es zum ersten Mal probiert, wirklich im Gesicht eine Geschichte erzählen und das macht dermaßen Spaß. Wir kriegen auch, wenn wir auf Bierfestivals sind, jetzt gibt es das ja zum Glück wieder, am Abend, die letzte halbe Stunde, kommen total viele daher und sagen: „Ah und jetzt zum Abschluss noch ein Black Shark.“ Und das ist natürlich schön, dann weißt du auch, wo du stehst.
Markus Raupach: Das kann ich voll nachvollziehen. Also was mir besonders gut gefällt, ist dieser Ausklang hinten raus, wo ich diese beiden Bitteren habe, also die Röstmalzbittere auf der einen Seite und die Hopfenbittere auf der anderen Seite, die so ein bisschen miteinander spielen. Und das wiederum macht sie beide zusammen weniger intensiv und trotzdem sehr facettenreich. Und das eine, was sie auf jeden Fall machen, ist den Mund natürlich austrocknen, aber sie bringen diese Fruchtigkeit auch wieder zurück und auch diese Schokoladigkeit. Und damit habe ich jetzt, selbst wenn ich jetzt seit ein paar Minuten nichts mehr getrunken habe, immer noch dieses Aroma im Mund und das ist natürlich, ja, eine tolle Geschichte und auch ein richtig schönes Foodpairing-Bier, würde ich sagen, also mit dem kann man richtig viel anstellen. Wir sind natürlich nicht mehr in einer Kategorie, wo man drei davon zur Halbzeit beim Fußballschauen trinkt sozusagen. Das muss man den Leuten auch immer ein bisschen erklären. Aber ich finde es auch einen ganz tollen Bierstil, aber ein schwerer Bierstil. Also alles, was mit Black IPA oder mit diesem Zusammenspiel zwischen den Hopfen- und den Malznoten hat, wie du sagst, die Balance hinzubekommen, das habe ich noch nicht so oft wirklich in einem schönen harmonischen Zusammenspiel erlebt. Und jetzt hier grade mit dem auch höheren Alkoholgehalt, ist natürlich nochmal eine dritte Komponente auch dabei, die ja auch noch aromatisch wirkt und nicht überborden darf. Und, ja, also auch wieder gelungen.
Markus Lohner: Ja, wir haben natürlich gefeiert, dass wir letztes Jahr beim World Beer Award in London drüben dann in der Oberkategorie IPA die Goldmedaille gewonnen haben für das Bier, das ja schon spaltet.
Markus Raupach: Ja.
Markus Lohner: Und, ja, wir sind totale Fans davon. Wir haben einen Mitarbeiter gehabt, der hat es immer als Gipfelhalbe mitgenommen.
Markus Raupach: Tja.
Markus Lohner: Kann man machen, aber ansonsten passt es mit Sicherheit auch vorm Kamin und so weiter. Es ist einfach ein Bier, wo man Spaß dran hat und trotzdem, finde ich, auch ein zweites trinken kann. Okay, man muss mit dem Alkoholgehalt natürlich aufpassen, aber es ist nicht so, dass du nach einem halben Glas sagst, okay, das überfährt mich jetzt. Wenn man an dem Bier ein Gefallen gefunden hat und ich habe es damals eigentlich nur als one-timer gesehen oder einmal im Jahr, weil, das ist ja so robust, dass das schon ein, zwei ohne Probleme durchhält und ich konnte es nicht verstehen, dass wir den ersten Sud damals nach sechs Wochen verkauft hatten. Und seitdem haben wir es im Sortiment und es kommt auch nicht mehr raus.
Markus Raupach: Ja, nee, sehr gut. Und ich finde auch, wenn es wärmer wird, entfaltet sich diese Schokoladennote nochmal mehr und das macht es natürlich auch nochmal schön. Und wie du schon sagst, ich finde auch, die World Beer Awards in diesen obersten Level, also wer dann am Ende den World Beer Award in der Kategorie bekommt, das ist eigentlich, so wie ich es kenne, wahrscheinlich der härteste Wettbewerb auf der Welt, weil man vorher natürlich die nationalen Entscheidungen, das ist alles eher machbar. Aber dann, war ich ja selber dabei in London letztes Jahr, dann sind es eben wirklich 20 völlig verschiedene IPAs, die da auf dem Tisch stehen und dann muss man wirklich jedes in sich bewerten und sagen, okay, von dem, worum es bei diesem Bierstil geht, wo bin ich da ungefähr. Und das ist eben natürlich beim einem Session IPA was anderes als zum Beispiel bei einem Black Imperial IPA oder so. Und da sind entsprechend auch Leute immer nur dabei in der Jury, die da schon entsprechend auch Erfahrungen haben. Was mir auch immer Spaß macht, weil man natürlich jedes Mal was dazulernt. Also das ist eigentlich das Coolste bei diesen Wettbewerben, dass man ja praktisch eine Gratis-Fortbildung bekommt, weil, wann hat man sonst schon die Leute der Welt, die sich damit intensiv beschäftigen, an einem Tisch und kann mit denen dann tolle Biere verkosten und einfach jeder bringt so seine Expertise, seine Sichtweise ein. Und das ist dann immer, auch wenn wir dann oft nach langen Diskussionen am Schluss sagen: „Okay, okay, so ist es jetzt, der gewinnt und so“, dann trinkt man nochmal, stößt nochmal an, feiert das auch nochmal ein bisschen, dass diese Entscheidung auch irgendwie ein bisschen geboren wurde am Ende und natürlich umso schöner, wenn man dann merkt, dass es beim Brauer auch entsprechend ankommt. Ja, also insofern auch vielleicht mal eine wichtige Messages, dass wir uns das nicht leichtmachen bei diesen Wettbewerben, sondern das ist in der Tat, also zumindest für die, die das ernsthaft angehen, ist das echt Arbeit, aber eine schöne, also das natürlich auf jeden Fall.
Markus Lohner: Ja, gut, da sind wir ja beide vertreten. Jetzt beim World Beer Award war ich leider noch nie in London drüben, aber ist mit Sicherheit eine wahnsinnig schöne Erfahrung.
Markus Raupach: Ist toll, ja.
Markus Lohner: European Beer Star ist klasse und es ist halt einfach eine Blindverkostung und mit sehr vielen, die sich mit Bier auskennen. Und die Medaillen sind einfach schon ein Gradmesser, dass du weißt, wo du als Brauerei stehst. Leider, wie gesagt, beim Konsumenten kommen sie bei Weitem nicht so an wie in den USA drüben. Da haben andere Wettbewerbe, wo es viele Medaillen gibt, einfach, ja, nicht dazu beitragen und auch die Brauereien selber teilweise nicht. Aber in der Branche wird das natürlich schon gesehen und ist für uns natürlich auch eine totale Synergie jetzt, nicht nur auf der Camba-Seite, sondern auch auf der BrauKon-Seite, also die Wettbewerbe sind für uns wichtig und darum nehmen wir auch dran teil und das ist eine unabhängige Jury, die dir sagt, wie gut du bist, Punkt. Und, ja, über die Ergebnisse Zurzeit freuen wir uns eigentlich sehr. Jetzt haben wir eins, das war jetzt eigentlich eine gute Brücke …
Markus Raupach: Na gut.
Markus Lohner: … unser dunkler Doppelbock, der Mastrobator.
Markus Raupach: Genau, den Namen musst du nochmal aussprechen, weil, ich verspreche mich garantiert dabei.
Markus Lohner: Der Mastrobator.
Markus Raupach: Genau, also dieses Spielchen mit den Bockbierennamen in Deutschland ist natürlich super und das ist ein besonders schönes. Wie kam es dazu?
Markus Lohner: Ja, unser Brauführer sagt immer: „Die ganzen guten Namen waren schon weg“ und dann ist der Chef mit dem dahergekommen. Wir bringen es nicht mehr ganz zusammen, ehrlich gesagt. Es muss an einem schönen Abend gewesen sein und das erste Jahr hieß er auch noch Doppelbock. Und was für uns als Brauerei das absolut Coole war, am Anfang, wenn man als Brauanlagenbauer Braumeister ist, dann ist man ja gar kein richtiger Braumeister so beim Stammtisch und so, ist mir wirklich mal passiert. Und das wurde regional natürlich schon ein bisschen, ja, ob es belächelt wurde, argwöhnisch angeschaut, die bauen Brauereinen, deswegen müssen sie noch lange kein Bier brauen können. Beim ersten European Beer Star, wo wir mitgemacht haben, haben wir mit unserem Doppelbock, damals leider noch nicht mit dem Namen, die Goldmedaille geholt und die Diskussion war rum, Doppelbock, Goldmedaille, in Bayern. Da weiß man, wie viel Wert die Brauereien auf ihren Doppelbock legen. Und die Rezeptur ist ziemlich strange, wir kochen die Vorderwürze mehrere Stunden. Ist natürlich von der Energieseite her furchtbar, aber man kriegt hier einfach ein viel ausgeprägteres Aroma hin im Karamellbereich. Und die Rezeptur ist eigentlich zusammen mit einem amerikanischen Brauer damals entstanden, mit dem ich beim Hofbräuhaus gebraut habe, wo ich am Anfang gedacht habe, ach, Tim, was machst denn du? Aber das Ergebnis war dann mehr wie überzeugend.
Markus Raupach: Es erinnert mich ein bisschen so an das, was wir in der Ausbildung immer erzählen, wenn wir über das mittelalterliche Brauen sprechen, weil die ja ganz bewusst gekocht haben für den Geschmack, also für das Aroma. Heute wissen wir ja, es hat auch einen großen, ja, Einfluss auf die Sauberkeit letzten Endes, aber das war denen ja damals gar nicht bewusst, sondern sie wussten einfach, durch diese Würzekochen entstehen karamellige schöne, angenehme Aromen. Und insofern ist es ja naheliegend, dass intensiver zu tun. So ein bisschen das Gegenteil von dem, was viele Brauereien normalerweise tun, in dem sie im Nachhinein noch einen Nachguss drauf geben und es eher wieder ein bisschen verdünnen. Ist natürlich sehr, sehr spannend, da ein Konzentrat zu erzeugen so in gewisser Weise, noch dazu mit all diesen Reaktionen, die dann durch das lange Kochen entstehen.
Markus Lohner: Also wenn ich nicht selber dabei gewesen wäre damals beim ersten Sud, ich hätte es eigentlich nicht geglaubt. Wir haben die Vorderwürze, glaube ich, zweieinhalb oder drei Stunden gekocht und er hat es immer wieder probiert. Und erst bei einem Punkt, wo für ihn das Karamellisieren ausreichend war, ging das Go. Und das war einer der besten Verkoster, den ich jemals getroffen habe, also der hat eine Nase gehabt, die war sensationell.
Markus Raupach: Wahnsinn.
Markus Lohner: Ja, das erweitert natürlich irgendwo den Horizont. Weil, ich vergesse nie ein Gespräch, wo ich mit einem technischen Leiter einer sehr, sehr, sehr bekannten amerikanischen Brauerei geführt habe und diesem Tim Rastetter, der damals der erfolgreichste Einzeleinsender beim Great American Beer Festival war über Jahre, ein brutal guter Braumeister und die haben sich da mehrere Stunden im Hofbräuhaus über Biere unterhalten und ich bin dabei gesessen und habe gedacht, boah, das sind lauter böhmische Dörfer. Und irgendwann ist einer von den Zweien auf die Toilette, also ein paar Stunden.
Markus Raupach: Passiert.
Markus Lohner: Und dann hat der andere, der Bill sich entschuldigt, Markus, entschuldige, das wir uns da mit unserem amerikanischen Gerede uns da in Ektase geredet haben. Und ich habe gesagt: „Hej, das ist mega interessant, mich haut es fast vom Hocker, toll, ich lerne da brutal was dazu.“ Und dann hat der mich angeschaut und hat gesagt: „Red kein so einen Mist“, hast den Maßkrug Helles genommen und hat gesagt: „Das ist Braukunst, wir spinnen. Aber das zu erzeugen, das ist eine wirkliche Gabe und das ist eigentlich das Höchste.“ Und da hast du erst gesehen, wenn man den Spagat schafft oder die Brücke schlägt zwischen diesem Erfindergeist, was die Amerikaner haben und dem, was wir in Deutschland hier einfach gelernt haben, das hat ja eine Basis und die wird total anerkennt drüben, dann macht Bierbrauen sowas von Spaß, das kann man sich gar nicht vorstellen. Aber man muss sich natürlich gegenseitig echt respektieren. Und die haben teilweise komplett andere Ansätze, wie gesagt, der deutsche Brauer überlegt sich, wie er das Pils macht, das Helle macht, das Dunkle macht, ist da in einem relativ überschaubaren Bereich drin. Und dann kommst du mit denen zusammen, die das alles über den Haufen schmeißen, teilweise auch Sachen machen, wo man sagt: „Ej, das haben wir echt anders gelernt.“ Aber dann schmeckt es aber so wie es schmeckt und dann sagt du: „Okay, vielleicht haben wir doch nicht alles richtig gelernt und vielleicht ist nicht alles richtig, was bei uns in den Büchern drinsteht.“ Weil am Ende des Tages zählt das, wie es schmeckt und wie es riecht, wie es im Mund ankommt. Und Bier kann so Spaß machen und das hat mir damals total gefehlt. Weil, wenn du in traditionellen Brauereien, ohne die abzuwerten, drin warst, dann hat sich das leider nicht bewegt. Und auch in dem Bereich hat die ganze Craft-Biergeschichte wirklich etwas erreicht, sie hat wieder traditionelle Brauer mehr an die Rohstoffe ran geführt, man macht sich mehr Gedanken über das Thema und wir haben alle davon profitiert, alle. Und das finde ich das Tolle. Und darum hat es mich immer total aufgeregt, wenn die anderen mit ihrem blöden IPA geredet haben und die anderen dann wieder gesagt haben, ein Helles ist kein Bier. Die Bierlandschaft ist so toll und die geht von hell oder alkoholfrei bis zum Imperial IPA und von rechts nach links und von oben nach unten. Und das ist Bierlandschaft und alles gehört dazu.
Markus Raupach: Das wäre jetzt ein gutes Schlusswort, wenn wir nicht noch zwei Biere hätten. Das ist völlig richtig und ich glaube, also was ich auch so in Gesprächen jetzt zum Beispiel, ich hatte ja auch Professor Narziß schon im BierTalk, ich habe den Eindruck, man hat sich einfach zulange drauf konzentriert, diesen Prozess für die bekannten und beliebten klassischen Biersorten soweit zu optimieren, dass man dabei völlig aus den Augen verloren hat, was eben das noch alles an Facetten haben kann, an Spielwiesen haben kann. Und das fängt bei dem reinen Brauvorgang an, geht aber auch zu Hopfen und zu den Diskussionen über das ganze Hopfenthema, bis hin eben, ja, zu solchen Experimenten, wo wir jetzt fast schon wieder in mittelalterliche Brauideen zurückkommen. Also was ich hier total toll finde an diesem Doppelbock, der hat so eine Note von karamellisierten Walnüssen, wenn ich das so rieche. Und das ist eine ganz, also Erstens mag ich Walnüsse total gern.
Markus Lohner: Ich auch.
Markus Raupach: Aber überhaupt eine nussige Note ist schön, aber normalerweise geht es eher in so eine Haselnussnote und hier hat man ein bisschen mehr Charakter noch über diese Walnuss. Und dazu dann dieses schöne Karamellige, also das ist schon von der Nase her eine ganz, ganz tolle Geschichte, optisch sowieso, also sehr schön, wie sich das im Glas bewegt und fließt und, ja.
Markus Lohner: In Kombination mit Woodfore Reserve und irgendwas, hat mir mal Amerikaner gesagt: „Schicke ihn ein, er gewinnt irgendwann Gold.“ Ja, mal schauen.
Markus Raupach: Mal schauen, ja, kann ich mir aber gut vorstellen.
Markus Lohner: Geschafft haben wir es noch nicht. Ja, er fand das eine total interessante Kombination, wo dann so die Vanillearomen noch mehr mit rein gemixt, Boah, das hat schon Spaß gemacht oder macht Spaß.
Markus Raupach: Ja. Also das finde ich übrigens, fällt mir jetzt auch grade auf, wo ich ihn trinke, also es ist einerseits natürlich ein wunderbarer Doppelbock mit vollem Aroma, allerdings lässt er etwas Raum, wo man sich gut vorstellen kann, dass da zum Beispiel so ein Bourbon-Fass oder andere Aromen sich auch noch mit verbinden können. Und auch eine Alterung bis zu einem gewissen Grad dem auch gut tun kann. Also das ist ein tolles Bier, mit dem man viel noch anstellen kann. Vielleicht kommt Mastrobator ja auch ein bisschen vom Meister, von Maestro, könnte man ja auch sagen.
Markus Lohner: Von daher kommt es.
Markus Raupach: Ja, genau, wunderbar. Also ein Bier haben wir noch, also da freue ich mich einfach so drauf, genau, diese Dose. Wenn wir schon ein Omnipollo Collab haben, also außer, du möchtest zwischendurch noch, mein Gott, also jetzt ist auch schon egal.
Markus Lohner: Na gut, bringen wir es. Schnabulierer ist eine Braumeister-Edition, für den wir letztes Jahr eben auch eine Medaille bekommen haben und vom Craftpaule das IPA, aber IPA haben wir vorhin schon gehabt, eben als Vertreter der Contract-Brauer, die wir hier haben. Aber man hört es, ich mache schon die Omnipollo …
Markus Raupach: Die Dose wird schon geöffnet, wir können trotzdem noch ganz kurz über den Schnabulierer vielleicht sprechen, also auch, wenn du, wie gesagt, auch gerne schon einschenken kannst, kein Thema. Also ist ja an sich schon wieder ein schöner Name, der Schnabulierer. Also ein Bier, was man einfach gern mal so wegschnabuliert, also einerseits genießt, andererseits aber auch einfach gerne trinkt, so würde ich das übersetzen vom Begriff her. Und die Braumeister-Edition sagt ja auch was, wo eben temporär sich die Leute hier so ein bisschen austoben können. Was ist das für ein Bier?
Markus Lohner: Ein belgisches Saison. Und das ist so schade, dass natürlich der Markt von bayrischen Brauereien für belgische Bierstile überschaubar ist, ich liebe es. Ich war jetzt schon bei mehreren Bierreisen schon in Belgien drüben und es macht jedes Mal unendlich Spaß, Tripel, Saison, Wit-Bier sowieso.
Markus Raupach: Vielleicht müssen wir es doch verkosten. Die Dose ist zwar offen, aber es ist noch nicht eingeschenkt.
Markus Lohner: Ja.
Markus Raupach: Also auch, wenn es jetzt unverschämt sein mag, aber das klingt jetzt so interessant, weil, ein gutes Saison ist natürlich ein fantastisches Bier, insofern.
Markus Lohner: Natürlich auch sehr gut geeignet für die Reifung, muss man schon sagen. Und auf den Reisen jetzt nach Belgien, wir waren so oft mit unserer Gruppe, Understatement, Die glorreichen Sieben, in Brauereien, wo wir die ersten Braumeister waren, die ersten Braumeister aus Deutschland. Da haben wir gesagt: „Die Wand zwischen Belgien oder die Bierwand zwischen Belgien und Deutschland ist mindestens so hoch wie die Berliner Mauer immer war“, was so schade ist, dass da kein Austausch stattfindet. Aber es sind natürlich auch komplett unterschiedliche Bierwelten. Und in Richtung Geschmacksvielfalt finde ich das, was da drüben abläuft, schon absolut faszinierend, ohne zu sagen, dass ich das bei uns in Bayern nicht genauso toll finde, es ist, wie gesagt, eine Bierlandschaft. Und das haben die Amerikaner natürlich gut verstanden, so ein bisschen noch was von England, sie haben sich überall die Sahne runtergeholt und sehen eigentlich das total Gute an den traditionellen Bierländern. Und wir müssen es manchmal ein bisschen noch mehr sehen, aber okay, es ist halt so, wie es ist.
Markus Raupach: Ja, ich finde, also was ich besonders interessant finde, ist, dass es ja eine unterschiedliche Entwicklung gab in England, Belgien und Deutschland, was die Entwicklung der Biere jetzt so in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgeht. Also bei uns war ja einfach durch die Kriege, durch die Zerstörung so eine Art Stunde null und man hat dann wieder angefangen. Und dann hat sich das bei diesen 12% Stammwürze, 5% Alkohol eingependelt und das war oder ist unsere Biernormalität, die wir seit 1945 ungefähr haben. Haben dabei halt unsere gesamte Palette an Leichtbieren mehr oder weniger vergessen, die es vorher gab und die Starkbiere haben sich eigentlich nur im Süden erhalten, wo man halt die Bockbiertradition hatte, mittlerweile natürlich auch wieder im Norden. In England ist es so verlaufen, dass die ja eigentlich ganz gut starke Biere hatten und dann aber über die beiden Kriege runtergegangen sind von der Stammwürze, immer weiter runter und das sich nie wieder erholt hat. Und wir deswegen in der englischen Bierwelt, wenn wir jetzt so in Pubs sind, mit einem Bier zwischen 3- und 4% in der Regel konfrontiert werden, was es da so normal am Hahn gibt, wenn man jetzt mal von Craft-Brauereien absieht, sondern das klassische Real Ale. Und in Belgien war es grad andersrum, da gab es eher eben die leichteren Farmbiere und was es da so alles gab. Und dann hat sich das über die Zeit, so Vandervelde-Gesetz und so entwickelt, dass die Biere alle eher weiter oben angelangt sind und wir deswegen jetzt ein Saison haben im Schnitt zwischen 6, 6,5 oder so, was dort als Normalbier angesehen wird. Und das finde ich im Vergleich dieser Bierwelten ganz spannend, dass es da halt wirklich so ganz große Unterschiede gibt, wo jetzt der Normalbiertrinker seit zwei, drei Generationen sich einnordet, wenn es da so aufwächst, wo die Belgier halt da sitzen und ihr Blond mit 6-, 6,5% ganz einfach mal so eben wegtrinken.
Markus Lohner: Das normal ist.
Markus Raupach: Und der Engländer eben, wenn er nach Belgien kommt, nach zwei Bieren vom Stuhl fällt, das ist dann halt was anderes. Und Saison ist ein ganz toller Bierstil, finde ich, weil er halt durch dieses Hochvergorene, Feine, Edle, diese weinigen Noten, fruchtigen Noten, ja, es anders repräsentiert und es auch trotzdem viel Spaß macht, dieses Bier zu trinken. Und so ein bisschen habe ich das hier auch. Also was heißt, ein bisschen, ich habe das hier auch.
Markus Lohner: Ich wollte grade sagen.
Markus Raupach: Schöne weinige Noten, ja.
Markus Lohner: Da kommt natürlich mittlerweile unsere Hefebank zu tragen, wo wir ganz spannende Sachen drin haben. Und, okay, weil wir haben natürlich auch ganz gern die Zuckergeschichte im Auge, die wir Deutsche negativ sehen. Aber wenn man vor allem Biere länger lagert, dann hat es auch deutliche Vorteile, weil bei uns einfach über die Lagerung, Doppelbock, du kriegst die Ester rein, das ist nicht alles so toll. Und in meinem Bierkühlschrank drüben sind ziemlich viele bayrische Biere drin, die dann halt nach Jahren noch Spaß machen.
Markus Raupach: Ja.
Markus Lohner: Da sind wir da ganz vorne mit dabei. Also ich bin ein großer Fan von belgischen Bieren.
Markus Raupach: Ja, also das eint uns auf jeden Fall schon mal. Und wie gesagt, wir haben hier richtig schön diese weinigen feinen Noten, also das ist ganz toll. Leichter Zitrus, ein bisschen auch Gewürznoten dabei. Wieder ein schönes cremiges Mundgefühl, auch eine gewisse Süße und hinten raus dann erst Recht wieder Zitrus, ein schöner Malzkörper, auch ein bisschen Honig, ja, das einfach lange bleibt und trotzdem sehr schlank ist also da, trinkt sich einfach schön. Kann ich mir auch vorstellen in einem Sektglas zum Beispiel mal zu einem Empfang, kann man sowas schön reichen.
Markus Lohner: Ja, funktioniert, absolut.
Markus Raupach: Funktioniert wunderbar, ja.
Markus Lohner: Absolut. Also auf das Mundgefühl, auf den Nachtrunk legen wir unheimlich Wert drauf. Ja, ist natürlich Kochen und Anlagetechnologie, ist schon ein wesentlicher Faktor, da stößt du teilweise an Grenzen. Weil, wenn man jetzt eine alte Brauerei mit direkter Beheizung sieht, da sind wir im dunklen Bereich natürlich gut unterwegs, aber du kommst einfach an deine Grenzen. Und wenn man das sieht, was möglich ist mit den Rohstoffen, was faktisch Malzvielfalt, also wie gesagt, mittlerweile kann ich es ganz gut ertragen, dass wir in dem Bereich bleiben müssen, bleibe eigentlich ganz gerne drin. Und ob das jetzt ein Wit ist, hopfengestopftes Lager, IPA, du hast da eine Bandbreite, die echt gut ist. Und alles Weitere gibt es ja von anderen Brauereien.
Markus Raupach: Ja, eben. Ja, wobei, ich meine, letztens Endes, ich meine, man kann halt einfach wirklich auf diesem Klavier spielen.
Markus Lohner: Genau.
Markus Raupach: Und das finde ich schon auch eine spannende Geschichte, dass die deutschen Brauer da auch so kreativ sind innerhalb der jeweiligen Vorgaben, das hinzubekommen. Und ich meine, gut, letzten Endes, es handelt sich immer um Aromen und um einen Umgang mit Prozessen und mit Rohstoffen und nachdem man ja da doch sehr viele Möglichkeiten hat, lässt sich natürlich auch vieles darstellen. Allerdings ist das immer so eine Geschichte, wo ich finde, da wird dem hier oft Unrecht getan, weil da natürlich viel Kunst drinsteckt. Also natürlich muss ein Winzer auch gut sein, logischerweise, aber an anderen Stellen in seinem Prozess. Also der macht halt viel im Weinberg und in dieser Zeit und dann eben beim Maischen letzten Endes, aber danach ist dann irgendwie so gut. Aber beim Brauen ist dieser Prozess, der da eben, das Brauen an sich, das Maischen und alles danach, hopfenstopfen zum Beispiel, aber insgesamt das Spiel da mit den verschiedenen Hefen, mit allem drum und dran, wo man doch sehr bewusst dran geht, auch eine große Kunst, die oft so ein bisschen verkannt wird, finde ich. Also zumindest, wenn wir in Deutschland sind, da ist der Stellenwert von Bier oft nicht da, wo er vielleicht hingehört.
Markus Lohner: Ja, wobei ich den Winzern jetzt nichts abtun will, aber …
Markus Raupach: Nein, nein, nein.
Markus Lohner: … die haben einen ganz anderen Ansatz und den finde ich total spannend. Ich kenne jetzt weniger deutsche Winzer, ich bin jetzt hier jahrelang im Winter in Südafrika gewesen und habe da das Glück gehabt, mit etlichen Winzern zu reden. Also denen ihr Ansatz ist komplett anders wie der vom Brauer. Okay, beim Wein heißt es ja Cuvee und beim Bier heißt es Bierpanscher. Wobei wir bei holzfassgereiften Bieren schon eher wie ein Winzer denken müssen. Und was die da teilweise machen mit Böden und mit einer Palette, die sie sich aneignen an Geschmäckern, an Noten, was sie dann irgendwo im richtigen Verhältnis zusammenmischen, total spannend, total. Also ich schaue schon ganz gern auf über den Tellerrand vom Brauer raus. Wo ich auch in der Bäckerei, wo wir das begonnen haben, das war total interessant, da habe ich mir gedacht, hej, das gibt es ja gar nicht, das könnte ja sein, der redet da teilweise fast vom Gedankengang wie amerikanische Craft-Brauer. Du hast da immer wieder in diesen produzierenden Lebensmittel, produzierenden Bereich, so viele interessante Ansätze, wenn der Rohstoff natürlich im Vordergrund steht. Wenn alles über Effizienz geht, das hast du vorhin gesagt, Deutschland hat einen sehr, sehr verbraucherfreundlichen Bierpreis. Das freut die Verbraucher, die Produzenten nicht ganz so, aber darum haben sich natürlich auch die Brauereien dahin entwickelt. Und das darf man nicht verteufeln, da gibt es schon einen Grund dafür, ist ein bisschen wachgerüttelt worden und das ist auch gut so, und der Mittelstand hat das ja auch erkannt. Und wie gesagt, in der Region sind wir sowieso sehr gut beieinander, das Ganze Fränkische, toll. Wir haben in Bayern einfach eine Bierlandschaft, die Spaß macht, muss man schon sagen. Und da beneidet uns, glaube ich, fast die ganze Welt. Die Belgier nicht, weil die wissen es gar nicht, wollen es nicht wissen. Aber, ja, ist schon ein Segen, in so einer Gegend sich Zuhause fühlen zu können.
Markus Raupach: Das stimmt, absolut. Ja, wobei ich noch einen Satz sagen muss, ich finde das wirklich ein sehr, sehr gelungenes Saison, weil es auch die, wie man so schön sagt, drinkability eines Saisons hat. Und das ist ja oft so ein Punkt, das hinzubekommen, ist auch gar nicht so einfach, trotz dieses hohen Vergärungsgrads und dieser intensiven Aromatik und der Bittere, die ja trotzdem da sein muss, da ein schönes ausgewogenes Bier hinzubekommen. Das gefällt mir wirklich sehr gut. Und, ja, das zeigt vielleicht auch, dass die Internationalität halt größer geworden ist, auch was die Bierstile angeht, was die Rohstoffe angeht und man da natürlich mittlerweile einfach noch mehr auch machen kann, weil der Verbraucher vielleicht jetzt auch ein bisschen mehr offener ist und auch mal gern was anderes ausprobiert. Und, ja, also, ja, sind wir mal gespannt auf diese Dose. Du hast ja schon gesagt, da ist eine Brezel drin, es ist zumindest auch eine drauf.
Markus Lohner: Ja, darum heißt es ja auch Free Lunch. Ja, Omnipollo macht natürlich schon sehr ausgefallene Sachen. Und wir haben hier den schwedischen Lehrling gemacht, witziger weise ja eigentlich ein bayrisch Helles mit schwedischem Malz. Und beim Free Lunch muss man das Glas jetzt vorher nicht unbedingt ausspülen, weil das erschlägt alles, was vorher war, auch das Saison. Und, ja, schaut ein bisschen ölig aus.
Markus Raupach: Absolut. Also ich muss den Namen nochmal sagen, hoffentlich kriege ich es jetzt nach den ganzen Bieren noch unfallfrei hin. Also da steht jetzt Chocolat and Vanila Sprinckled Pretzel Imperial Stout. Ich habe ja gelernt, man muss von hinten anfangen, also Stout, Imperial Stout kriegt man hin. Pretzel, das ist das klassische Wort für Bretzel und dann haben wir hier noch Schokolade und Vanille. Erinnert mich vielleicht so ein bisschen an diesen Snack, den es manchmal gibt, die Brezeln, die in Schokolade getaucht sind, die man so in kleinen Tütchen kaufen kann. Ja, also Omnipollo, das ist natürlich schon eine Hausnummer: Und das ist auch so ein typisches Omnipollo, vom Aussehen her, also sehr intensiv von der Farbe. Man merkt auch schon, da ist ein bisschen Alkohol dabei und natürlich sehr aromatisch. Und das ist eine Brauerei die wirklich spaltet, also muss man sagen, aber die in meinen Augen auch oft spannende Grenzen auslotet oder sogar wieder überschreitet, um nochmal neue Sachen vorzustoßen und, ja, die sich auch einfach trauen und ich glaube, wo es auch einfach Spaß macht, Collaborations zu machen. Ja,. wir können ja erst mal kurz über das Bier sprechen und dann würde mich interessieren, wie da so ein Collab eigentlich abläuft, weil es ja auch immer so eine Frage ist, wie so zwei Brauereien, kreative Köpfe, eigene Philosophien, dann sich treffen und zu sagen, jetzt machen wir hier gemeinsam ein Bier. Aber vielleicht erst zu diesem Bier, es ist ja echt sehr spannend. Also als Mittagessen zu bezeichnen, finde ich es auch interessant, aber das ist ja gratis, insofern also kommen wir zu Free Lunch. Aber man hat tatsächlich, und das, finde ich, ist immer die Herausforderung, wenn ich diese Zutaten habe jetzt hier wie Schokolade, Vanille, diese Bretzeln und dann Imperial Stout, dann möchte ich das irgendwie auch wahrnehmen können und das kann man. Und das, finde ich, ist für mich immer so die Benchmark, auch in einem Bierwettbewerb. Weil es gibt ja doch Brauer, die schreiben alles Mögliche da drauf, was angeblich drin ist und wenn man dann reinriecht, naja, dann riecht es halt wie ein ganz normales Jeweiliges von diesem Bierstil und dann ist man sogar eher enttäuscht. Und hier finde ich das ganz spannend, weil man wirklich von der Schokolade bis zur Vanille, bis zu dieser Brezenkruste und dann eben die Stout-Noten mit diesem kaffeeigen Ton, wirklich alles dabei hat, also sehr interessant. Wuchtig natürlich auch, 11%, okay, aber es ist halt drin was draufsteht. Und hat eine schöne süße Note und auch so eine herbale, so eine kräutrige Note, die finde ich ganz spannend. Ja, mal schauen, was da noch so draufsteht, Haferflocken, Vanille- und Kakaoraspeln, Bretzeln. Habt ihr da wirklich ganze Brezeln rein geschmissen?
Markus Lohner: Ja, allerdings sind die schon eher ein bisschen auf der Marketingseite, muss man sagen. Vanille, absolut, da ist auch richtig Geld ausgegeben worden. Zu dem Bier könnte natürlich mein Braumeister der Stangel Michael deutlich mehr sagen. Meine Tochter war ein paar Wochen oben in der Brauerei, die Brauerin gelernt hat und dort gearbeitet hat. Das war, glaube ich, auch in dem Zeitraum, wo es dann abgefüllt wurde. Ja, Omnipollo macht wirklich sehr außergewöhnliche Biere. Gut, mit ihnen kommen wir zusammen, weil wir die Brauanlage geliefert haben und so wie doch auch die Mehrzahl der Collabs eigentlich zusammenkommen, was natürlich auch eine schöne Synergie ist. Weil, wenn die Brauereien, Brauereibesitzer dann zu uns kommen zur Abnahme, um das Sudhaus anzuschauen, die Brauerei anzuschauen, hat man natürlich super gut Zeit für sowas. Den Brauprozess will man eh durchsprechen, die Automatik durchsprechen, dann eignet sich natürlich so ein Collab schon unheimlich dafür. Und das wollen wir auch noch viel mehr nutzen in der Zukunft. Ich verlagere eigentlich grade meinen Schwerpunkt Richtung Camba. Früher war ich ja sehr viel unterwegs in den USA und habe den Verkauf von Brauanlagen drüben gemacht, mittlerweile seit einem Jahr bin ich eigentlich viel mehr vertrieblich auf der Camba-Seite zuständig. Brauerei, brauche ich ja zum Glück nicht so viel machen, weil wir da ein ausgezeichnetes Brauereiteam haben und, ja, so kommt die Qualität, so kommt die Konstanz rein. Und ich versuche eigentlich grade, die Synergien nochmal zu nutzen und da sind die Collabs natürlich toll. War ja auch mit der Hauptgrund, wieso wir auch gesagt haben, die Brauerei als Showroom, als Technikum, Weiterentwicklung und dann diesen mega Erfahrungsaustausch, den du mit Spitzenbrauern aus der ganzen Welt hast. Wo, wenn ich jetzt irgendein Bier machen will, das jetzt eben nicht im deutschen Bierspektrum angesiedelt ist, dann weiß ich fünf Leute, die ich anrufen kann oder wenn ich eine Hopfensorte brauche, wie den Nelson damals, den es eigentlich nicht mehr gab, dann weißt du auch zwei, drei Braumeister, wo du anrufen kannst, wo du sagst, ej, kannst du mir da aushelfen? Das ist das Schöne an der Brauindustrie und da sind wir natürlich mitten drin. Und wie gesagt, die Collabs eignen sich da perfekt, weil vor allem im Ausland natürlich unser Know How von den traditionellen deutschen, bayrischen Biersorten angezapft wird und genauso haben wir dann höchstes Interesse, die anderen Sachen zu erfahren. Da reden wir jetzt nicht von irgendwie kopieren von Rezepturen, sondern vom Erfahrungsaustausch, weil, auf dem Level kopierst du nicht, das wäre dann doch ein bisschen erbärmlich. Ich vergleiche es immer mit einem Spitzenkoch, der die Chance hat, wobei ich mich jetzt nicht als Spitzenkoch bezeichnen würde. Aber wenn du das ganze Jahr mit absoluten top Koryphäen zu tun hast und diesen Austausch auf dem Level hast, dann kannst du entweder wegschauen oder du kannst es aufsaugen.
Markus Raupach: Ja, also du kannst eigentlich nur gewinnen, das ist der Punkt. Wobei, da finde ich, ist schon auch nochmal von der Anlagenbauseite interessant, weil ich ja jetzt, wenn ich eine klassische deutsche Brauanlage baue, dann weiß ich ja, okay, wo bewegen sich die Stammwürzen und was wird da verwendet, das ist ja alles bekannt. Aber wenn ich jetzt eine Brauanlage baue eben außerhalb des deutschen Bierraumes, dann sind vielleicht andere Stammwürzen, andere Zutaten, andere Anforderungen letzten Endes auch an das Rohr oder an irgendwelche Gerätschaften. Inwieweit muss man sowas auch noch berücksichtigen, wenn man zum Beispiel eine Anlage in Schweden baut?
Markus Lohner: Ja, Omnipollo, da reden wir schon von Stammwürzen über 30 Plato, die man jetzt im bayrischen Sektor nicht unbedingt braucht. Wir bauen unsere Anlagen extrem flexibel, also wir versuchen da schon so viel wie möglich rein zubekommen, aber mit Zusätzen oder mit Anpassungen, wo es da eben drüber rausgeht. Früher ist halt eine Sudhausgröße, war definiert, wie groß die Pfanne, wie groß der Bottich ist. Heutzutage ist es für uns ganz normal zu fragen, hej, was sind deine zwei, drei Main-Biersorten, in welchem Platobereich bewegen sich die? Gibt es noch ein paar andere Sachen, die wir wissen müssen, wo du das Teil, wo du das anpasst, aber so, dass das andere natürlich auch möglich ist. Und je breiter du von Grund auf da aufgestellt bist, umso leichter geht das irgendwann und das ist schon unser Ziel. Wir haben eigentlich noch keine Herausforderung nicht erfüllen können, weil, am Schluss ist es ja doch Bier, auch wenn es extrem stark, extrem leicht, extrem dunkel, extrem hopfig ist. Und mit anderen Brauereien, die da immer wieder drüber rausgehen, und das Black Shark ist ja auch was, wo man drüber rausgeht, lernst du ja immer mit dazu und kommst schon in einen Randbereich rein, wo du manchmal sagst, jetzt wird es echt spannend. Da können wir dann aber nicht zehn Sude raus pressen, aus dem Sudhaus, sondern das geht natürlich dann zu Einbußen in Punkto Effizienz, aber wenn du das für dein Bier, für deinen Geschäftserfolg für nötig hältst, ja, dann machen wir das. Weil, den Anspruch haben wir schon, dass wir das dann trotzdem schaffen. Und das war auch der Grund, glaube ich, vom Erfolg. In Amerika haben wir oft das Feedback bekommen über andere, das sind die, die zuhören. Weil, der deutsche Brauer ist schon sehr oft von sich selber überzeugt und geht da teilweise in ein anderes Land und erklärt denen, wie man Bier braut. So anmaßend war ich nie, wahrscheinlich weil ich auch nicht der Überbrauer bin, sondern einfach gesagt habe: „Hej, das Ding, das schmeckt so gut.“ Offensichtlich habe ich da beim Lernen ein paar Sachen übersehen und habe das immer nur bewertet an dem, wie das schmeckt, was für einen Erfolg der hat. Und wenn der mit dieser Methode Erfolg hat, dann muss ich mich als Lieferant drauf einstellen. Und das macht echt Spaß, wenn man das von der Seite dann sieht und vor allem, wenn du dann so eine Mannschaft hinter dir hast, die dann echt daran auch Spaß hat. Aber ansonsten ist man auch nicht lange bei uns, muss ich sagen. Das ist, Spaß am Bier gehört bei uns dazu, ja. Haben wir halt den Kundenkompass, da steht Lebensgefühl Bier und da stehen wir auch dafür.
Markus Raupach: Absolut, das sieht man auch allein schon daran, dass im Nebenraum ein Kicker steht, sich die Leute also durchaus auch mal vergnügen können. Und, ja, also ganz, ganz vielen Dank für deine Zeit, für all die Infos, für das Standing jetzt hier, auch diese ganzen Biere mal so durch zu verkosten, fand ich ganz spannend. Und auch vielen Dank dafür, dass du heute nicht nur zugehört hast, sondern auch was erzählt hast. Wobei du auch zuhören musstest, ich rede ja auch immer was zwischendurch. Aber, nein, also sehr, sehr spannend, vielen Dank nochmal, das war ganz toll. Und nochmal an die Hörer natürlich die Empfehlung, also die einfachste Möglichkeit ist, hier vorbeizukommen, es ist ein wunderschöner Ort. Hier kann man sogar Urlaub machen, also man kann die Zeit beliebig verlängern, die man hier in der Gegend ist, ganz, ganz wunderschön. Und natürlich kann man die Biere auch Online sich bestellen und dann vielleicht ein bisschen mit uns mit verkosten, auch das ist ja möglich. Also viel Spaß auf jeden Fall und dir nochmal vielen, vielen Dank.
Markus Lohner: Ja, danke, Markus, hat Spaß gemacht.
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