BierTalk Spezial 35 – Interview mit Walter Proetzel Reelitz, Braumeister und Bier-TikTok Star aus Lima, Peru

Walter Proetzel Reelitz ist 61 Jahre alt und wohl der größte TikTok-Star der Bierwelt. Unermüdlich erklärt er dem staunenden Publikum die wichtigsten Fakten rund ums Bier, singt, tanzt, verkostet und macht einfach Lust, dieses spannende Getränk kennen zu lernen. Dabei sitzt er nicht in den USA, China oder Taiwan, er kommt aus der Andenhauptstadt Lima und hat eine facettenreiche Familiengeschichte, die sich komplett ums Bier rankt. Im BierTalk berichtet er von seinen vielfältigen Erfahrungen und der peruanischen Bierszene, die unter anderem auch ein eigenes Oktoberfest und eine BierAkademie aufzuweisen hat…

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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute mal wieder ein Speziell, die Nummer 35 und wir gehen über den Atlantik und zwar nach Süden, nach Südamerika in das ehemalige spanische Vizekönigreich oder auch Inkareich, nämlich nach Peru. Und viele fragen sich so ein bisschen, was hat Peru mit Bier zu tun? Und das frage ich mich ehrlich gesagt auch, dafür haben wir aber einen Gast, nämlich den Walter Proetzel. Und wenn man sich jetzt wundert, was hat dieser Name mit Peru zu tun, würde ich sagen, fragen wir ihn am besten selbst. Walter, wenn du dich vielleicht kurz den Hörern einmal vorstellst.

Walter Proetzel: Dann gehen wir los und danke auch für die Möglichkeit über Bier oder über die Biergeschichte in Peru zu erzählen. Die Braukultur in Peru ist fantastisch, ich möchte in den nächsten Minuten da weiter über Bier erzählen, sprechen. Und mein Name ist Walter Proetzel Reelitz und ich arbeite schon als Braumeister seit 28 Jahren in der größten Brauerei in Peru bei Backus und ich komme von einer Brauerfamilie. Mein Opa war Braumeister, Werner Reelitz, sein Bruder Richard Reelitz war auch Braumeister in Deutschland. Und zwar, mein Opa war Braumeister in Deutschland und in Peru, wir haben eine eigene Brauerei in Vetschau und in Kargow auch, in Europa. Der Bruder von meinem Opa, Richard Reelitz, der war auch Braumeister und hat bei der Bärenbrau in Gießen gearbeitet. Und mein Großonkel war auch Braumeister und ich bin der einzige Braumeister in Peru mit dieser Familientradition.

Markus: Also vielen Dank, das ist schon mal eine ganz spannende Geschichte, werden wir gleich noch ein bisschen einsteigen. Natürlich auch nochmal danke schön, dass du überhaupt dabei bist und mitmachst und deine Zeit opferst. Wir haben ja immerhin einen ganz schönen Zeitunterschied, das heißt, bei mir ist Nachmittag, bei dir ist früh am Morgen. Aber, ja, vielleicht vorneweg nochmal, du bist geboren in Peru oder in Deutschland, wo sind deine Wurzeln?

Walter Proetzel: Ja, die Familie von meinem Opa sind ausgewandert nach Peru. Weil, da ist eine schöne Geschichte, mit der Familie Landmann und deshalb bin ich in Lima geboren und war natürlich in Deutschland, Brauwissen studiert. Und diese Familie, ich erinnere mich jetzt daran, das war da, die Familie Landmann waren Hopfenimporteure in Südamerika und die kannte sich schon mit der Familie Reelitz in Europa. Und als mein Opa auswandern wollte mit der ganzen Familie, kontaktierte er die Familie Landmann in Südamerika. Mein Opa hatte fünf Möglichkeiten, Arbeitsstellen, ja, in Uruguay, Paraguay, glaube ich, Brasilien, Panama und Peru. Und es ist jetzt, ich kann leider dir oder euch die Antwort nicht geben, der Grund, warum mein Opa nach Peru gekommen ist, das werde ich nie wissen. Und das wusste auch meine Mutter nicht.

Markus: Wann war das denn, in welchem Jahr?

Walter Proetzel: 1900 circa 54

Markus: Ah.

Walter Proetzel: 1954, ja, schon lange her, schon lange her.

Markus: Schon lange her.

Walter Proetzel: Schon lange her. Und ich bin 1960 geboren in Lima, aber als ich immer meine Mutter gefragt habe: „Warum ist der Opa oder unser Opa, mein Opa nach Peru gekommen oder ausgewandert“, hat sie nie antworten können.

Markus: Ja, also das heißt, du bist in Lima geboren und dort aufgewachsen. Und hast du dann schon immer gesagt, ich will Brauer werden oder etwas mit Bier machen oder hattest du vielleicht andere Träume als Kind, was du gerne gemacht hättest?

Walter Proetzel: Mein Vater ist Rechtsanwalt und er wollte, dass ich ein Diplomat werde, ja, das ich Rechtsanwalt auch werde und dann Diplomat, ne. Aber ich war der Einzige in der Familie, der diese Brautradition nachvollziehen konnte, der Einzige, keiner hatte Interesse. Und ich muss dir dann erzählen und das habe ich dann vor ein paar Wochen hier in einer Lima-Zeitung erklärt, mein Opa hat mich dann zu der ersten Brauerei da mitgenommen und dann hat er meiner Mutter gesagt: “ Das ist unser nächster Braumeister.“ Mit sechs Jahren war ich in der Brauerei, ich habe nur Maschinen gehört, vieles gerochen, aber ich konnte natürlich nichts verstehen. Und mit zwölf Jahren bekam ich mein erstes Bier und mein Opa erklärte mir: „Guck mal, das ist, was ich mache.“ Und dann habe ich langsam das Bier verstanden, die Braukultur und nicht nur das, sondern auch die Tradition in meiner Familie. Und das war der Hauptgrund, warum ich mich dann von Diplomat auf Braumeister, dann umgeschult habe und dann habe ich Brauwissen in Deutschland studiert. Aber vorher habe ich meine Lehre abgeschlossen in München in der Hacker-Pschorr-Brauerei und dann noch gearbeitet in zwei Brauereien, Löwenbräu und dann noch in Fürstenfeldbruck.

Markus: Ja, also eine spannende Geschichte. Vorher vielleicht noch, wenn wir an Südamerika denken, dann denken wir ja an Fußball. War das nicht auch eine Option für dich, vielleicht eher Fußballer zu werden?

Walter Proetzel: Markus, ich habe Fußball gerne trainiert und ich habe sogar, als ich das erste Mal in Deutschland war 1977, ich habe in München bei 1860 und sogar, und sogar in Bayern bei Bayern München trainiert. Also ich wollte auch Fußballer werden und Fußballtrainer. Und ich war auch Co-Trainer bei FC Wacker in München für die Jugendlichen. Also Sport treibe ich immer noch, Fußball nicht mehr, aber immer Sport, immer noch sportaktiv.

Markus: Und bist du noch Fußballfan von einer Mannschaft in Peru oder auch in Deutschland oder beides?

Walter Proetzel: Ich sagte ja, mit einer bayrischen Mannschaft, Bayern München und Bayern München hat jetzt 3:0 in Barcelona gewonnen und da war ich überglücklich. Und jetzt spielt, glaube ich, Bayern München gegen Atlético Madrid, jetzt im Februar, März. Und in Peru, ja, natürlich habe ich auch eine Mannschaft, die ich nachvollziehe oder nachfolge, ist Cristal, was ich so sehe, unsere Mannschaft in Peru, die ich mag, ne.

Markus: Und wie kam es mit deiner Ausbildung bei Hacker-Pschorr, also wie hast du das überhaupt einfädeln können, dass das geklappt hat? Schreibt man da eine Bewerbung oder bist du nach Deutschland gefahren und hingegangen oder wie ging das?

Walter Proetzel: Nein, das sind Kontakte, die Braumeister, Brauer kennen sich alle überall in der Welt. Und das war ein Kontakt von einem Braumeister damals. Ich glaube, das war, ja, unwichtig jetzt, aber das war ein Kontakt. Dann war die Nachfrage, kann er bei euch dann eine Lehre anfangen? Dann kam das Ja und da war ich der Lehrling auf einmal. Und Herr Troppmann, das war der Braumeister damals, der damaligen Hacker-Pschorr-Brauerei und Herr Scheel, das war der Direktor dieser Brauerei zur damaligen Zeit.

Markus: Und hast du damals auch schon Deutsch gesprochen?

Walter Proetzel: Si, poso presto, ich habe hier die deutsche Schule besucht, Alexander von Humboldt Schule. Wir haben hier auch die Pestalozzi-Schule, ist ja eine Schule, wo man auch Deutsch lernen kann und es gibt verschiedene Schulen auch in Lima, wo man Deutsch lernen kann. Also ich bin schon als Deutscher, natürlich mit der deutschen Sprache und natürlich motiviert, dann mit der Lehre anzufangen.

Markus: Also das finde ich ganz, ganz spannend und auch sehr interessant. Ich war ja schon mehrmals in Südamerika, allerdings bisher nur in Brasilien und Chile. Und habe aber auch das sehr genossen und dieses Lebensgefühl auf dem Kontinent wirklich sehr, sehr gerne gehabt und auch eben die Biervielfalt. Und eben auch, dass viele deutsche Brauereien, zumindest in der Geschichte, die Länder sehr geprägt haben. Vielleicht, bevor wir noch mehr über Bier sprechen, magst du mal uns eines vorstellen und vielleicht eines mit uns trinken, auch wenn es noch früh am Morgen ist?

Walter Proetzel: Kein Problem, ich kann natürlich immer, weil, ich stelle immer die Frage, wann sollte man das Bier genossen oder genießen? Immer und zu jedem Zeitpunkt. Also dann können wir anfangen. Wir werden dann heute mit Cusqueña-Bier, unser Premiumbier in Peru, dann anfangen. Wir haben hier ein schönes Glas, ein Keru, das ist das Keru mit dem zwölfeckigen Stein. In Cusco ja bekannt, die Leute oder Touristen, die in Cusco waren, kennen diesen Stein. Und wir haben hier die Flasche und diese Flasche werden wir jetzt aufmachen, ein Cusqueña, Premiumbier von Peru. Exportieren wir überall, auch nach Europa, nach USA und in Südamerika natürlich. Da machen wir die Bierflasche auf. Wir haben den Saazer Hopfen, wir haben Karamellmalz und Pilsener Malz. Also, dann auf dein Wohl und auf euer Wohl!

Markus: Wunderbar, sa ute würde man sagen oder salute.

Walter Proetzel: Salud.

Markus: Salute, okay.

Walter Proetzel: Tiquero, salud. Also, salud amagos, ja.

Markus: Salud, ich mache mir auch ein Bier auf, aber du kannst ja vorher kurz ein bisschen erzählen, wie du das Bier empfindest, wie es riecht und wie es schmeckt.

Walter Proetzel: Also, typisch Saazer Hopfen, Citrus, ganz fein, ganz feiner Hopfen. Schaum, gefällt mir, ist gut. Und die Farbe natürlich auch, goldig, also nicht so gelb, sondern echt Gold. Und das Beste kommt jetzt, Markus.

Markus: Der Schluck.

Walter Proetzel: Einmal schlucken.

Markus: Genau.

Walter Proetzel: Schmeckt fantastisch. Körper ist gut, nicht so herb, sondern echt sehr gut ist das Bier. Also Hopfen passt und Geschmack bestens, gutes Bier.

Markus: Wunderbar, also jetzt machst du mir richtig Durst. Und ich habe auch in meinem Keller geschaut, was ich noch an Bieren da habe, eben leider nichts aus Peru, aber immerhin noch aus Südamerika. Und da habe ich zum Beispiel Bier aus der Nähe von Santiago oder in Santiago sogar und die benennen sich nach einem Kätzchen. Und da haben sie jetzt ein Oat Meal Stout in der Flasche und ich mache mal auf. Kennst du die vielleicht sogar?

Walter Proetzel: Nein, nein, nein, aber ich war in Chile, 2018 bin ich nach Chile geflogen und ich habe das Bier Cusqueña vorgestellt, allen Restaurants, überall, das war eine tolle Erfahrung. Damals war der Bierkonsum, Cusqueña-Konsum bei 44.000 Hektolitern pro Jahr, 200.000 Hektoliter.

Markus: Ah, dann hattest du Erfolg als Botschafter. Also, ich schenke mir mal ein.

Walter Proetzel: Nein, Markus, aber da gibt es so viel über Bier zu erzählen, weil viele Deutsche, und nicht nur in Peru, sondern auch in Chile, wir haben so viele deutsche, wir haben echt so viele Braukultur in Mittelamerika, Südamerika, viele Deutsche sind ausgewandert. Und die typischen Biere sind Lagerbiere und alle mit diesem Hopfen. Und das sind echt, wir haben sehr gute Braukultur in Brasilien, wie du erzählt hast, und in Chile und sogar in Peru. Vielleicht in Peru mehr bekannt, wie du gesagt hast, für die Inkas. Wir haben ein tolles Bier, also wirklich. Ich erzähle immer, wenn die Touristen nach Peru kommen, was ist das Erste, was die machen, Cusqueña trinken und dann Machu Picchu, aber zuerst Cusqueña.

Markus: Das stimmt, ein gutes Bier muss immer am Anfang stehen auf dem Speiseplan. Und in diesem Sinne, nochmal prost.

Walter Proetzel: Prost, Markus.

Markus: Und ich sage noch ganz kurz, also mein Old Mill Stout hier ist tatsächlich ein typischer Vertreter dieses Bierstils, richtig schöne dunkelbraune Farbe, oben drauf so ein rostfarbener, nussfarbener Schaum und schmeckt tatsächlich auch, wie es sich gehört, eben schön röstig, nussig, sehr weich, also angenehmes spannendes Bier. So ein bisschen das Gegenstück zu deinem, weil, du hast eher ein helles frisches Bier und meins ist jetzt eher so ein dunkleres und ein bisschen röstigeres Bier. Aber spannend, mal schauen, was du uns da noch weiter erzählst. Wie ging es dir denn dann überhaupt, wenn du in Deutschland die Ausbildung gemacht hast und kommst dann zurück nach Peru, macht man da andere Biere oder entwickelt man neue Biere? Oder haben die dich überhaupt rangelassen, also durftest du überhaupt selber Bierrezepte machen, wie war das als du zurückkamst?

Walter Proetzel: Nein, nein, nein, wir haben Rezepte schon seit Jahren in Backus. Wir haben das erste Bier überhaupt in Peru, wurde am 15. Oktober 1863 gebraut. Also wir hatten viele Braumeister und auch kleine Brauereien, aber dann haben sich dann drei Brauereiengruppen, da waren drei Brauereigruppen oder Braugruppen in Peru. Das war südlich von Lima, Cusco, Arequipa. Und mein Opa hat gearbeitet als damals der technische Direktor. Und in der ersten Brauerei, wo mein Opa gearbeitet hat, da ging ich mit ihm als ich klein war. Und, genau, dann sind da neue Brauereien gebaut, 1970 hat eine unglaublich schöne Brauerei, sehr modern, sehr modern. Wir haben die modernste jetzt Flaschenabfüllung in San Juan, stell dir mal vor, im Urwald, ne, mit 30, 40 Grad, also Bierkonsum garantiert. Und da ist das Bier San Juan, das ist das regionale Bier. Dann haben wir eine Brauerei nördlich von Lima. Und in Lima natürlich ist die größte Brauerei Perus, mit einer Ausstoßkapazität von fünf Millionen Hektolitern und wir gehen auf zehn Millionen Hektoliter. Unser Konsum, ich sage mal, per Person, also, ne, liegt bei 44 Liter pro Person. Im Durchschnitt liegt Südamerika bei 60, ne, also wir sind nah dran. Und in Europa liegt ihr bei 70, ne, Deutschland natürlich 120 und in der Tschechischen Republik, glaube ich, bei 140. Also da brauchen wir noch ein bisschen Zeit.

Markus: Ja, aber es scheint ja dann auf jeden Fall ein steigender, wachsender Markt zu sein. Das ist ja schon auf jeden Fall eine spannende Geschichte. Und was für Biere werden da getrunken, helle Lagerbiere oder gibt es auch ein Weißbier oder ein Export oder solche Sachen?

Walter Proetzel: Nein, also Bier hat sich sehr schön entwickelt in Peru. Früher war nur Cristal, das waren Lagerbiere. Und wir haben also Cusqueña, was auch ein Lagerbier ist, exportiert. Aber mit der Zeit, die Craft-Beer-Entwicklung überall in Südamerika ist sehr stark angefangen, also nicht nur in Chile, nicht nur in Brasilien, auch in Peru, auch in Ecuador, also überall sieht man Craft-Beer-Entwicklungen, und die haben die neuen Stile, Bierstile eingeführt. Da siehst du überall sehr schön differenziert die Biere aus Herkunft, Stile, Bierstile und Alkoholgehalt. Und da siehst, wir importieren jetzt Bier aus der ganzen Welt, ne, aus Schottland, aus Deutschland, aus Belgien. Also wir haben eine Biervielfalt in Peru, also immens, immens, ja. Also wir haben von Lagerbiere, auf Ale-Biere, auf dunkle Biere, Weißbiere. Und wir haben sogar bei Backus ein Weißbier auch, CUSQUEÑA Trigo, schmeckt fantastisch. Und das ist das meistgetrunkene Weißbier in Peru.

Markus: Spannend. Macht ihr das mit offener Gärung?

Walter Proetzel: Nein, alles geschlossene Gärung. Also wir haben, stell dir mal vor, zylindro-konische Tanks, 10.000 Hektoliter groß.

Markus: Das ist groß, das stimmt, ja.

Walter Proetzel: Aber, guck mal, ich wollte dir, Markus, auch eigene Fotos zeigen, wie das Bier in Peru angefangen hat. Ich weiß nicht, ob du das sehen kannst, siehst du was?

Markus: Ja, also ich muss es unseren Hörern etwas beschreiben, aber jetzt sehen wir praktisch einen historischen Lagerkeller, wenn ich das richtig sehe, mit Holzfässern unter der Erde. Das kenne ich aus Deutschland, dass man noch Eis sieht, was da irgendwo gestapelt ist, aber es schaut sehr typisch aus, wie wir das kennen, ja.

Walter Proetzel: Diese Holztanks, die haben wir aus Deutschland importiert. Jeder Tank hat eine Kapazität von 87 Hektoliter.

Markus: Das ist ordentlich, ja.

Walter Proetzel: Ja und, guck mal, ein Berieselungskühler. Kannst du dich noch erinnern?

Markus: Oh ja, kann ich auch sehen. Das wird sogar teilweise in Deutschland noch genutzt, zum Beispiel bei der Uerige Brauerei in Düsseldorf. Und das ist ganz spannend, weil da das Bier nämlich außen an dem Metall runter läuft, innen drin läuft dann kaltes Wasser dagegen und damit kann ich eben die Würze runter kühlen. Und das war früher einfach der wichtige Schritt zwischen Kühlschiff und Gärtank, dass man das Bier dann eben gut vergären konnte, ja.

Walter Proetzel: Da wollte ich dir auch ein bisschen Geschichte zeigen. Guck mal an, das ist die Geschichte von der größten Brauerei in Lima, damit ihr alle sehen könnt. Kannst du das Bild sehen?

Markus: Ja, jetzt. Also jetzt sieht man große Tanks außen vor dem Gebäude stehen, sehr große Biertanks. Das sind bestimmt, ja, 1.000 Hektoliter oder so. Wie groß sind die?

Walter Proetzel: 5.000 Hektoliter.

Markus: Ja, Wahnsinn.

Walter Proetzel: 5.000 Hektoliter. In der damaligen Zeit, als ich angefangen habe 93, ich habe bei Backus am 12. April 93 angefangen, wir hatten 21 Tanks, heute haben wir 58. Also, der Konsum steigt. Also wenn du fragst, wenn du heute fragst, Bierimporteure, Craft-Beer, große Brauereien, überall wird Bier getrunken.

Markus: Ja. Na, das ist doch schon mal eine gute Nachricht. Und ich habe das auch so erlebt in Brasilien zum Beispiel, aber auch in Chile, das also grade auch die jungen Leute wirklich sehr gerne Bier trinken und das auch so ein bisschen für sich entdecken. Und in Brasilien zum Beispiel ist es so, dass es dort sehr viele Leute gibt, die zum Beispiel die Ausbildung zum Biersommelier machen und dann auch später damit Geld verdienen wollen, also die das durchaus als Beruf sehen. Ist das in Peru auch so, gibt es da eine interessierte Gruppe an Bier?

Walter Proetzel: Ja, sehr sogar, genauso wie in Chile, Argentinia, Uruguay und Brasilien genauso. Also ich bin der Meinung und ich bin mir sicher, der Bierkonsum wird dann weiter steigen. Weil, Bier muss man verstehen, ne, Bier ist ein sehr komplexes Getränk. Also Bier ist nicht einfach, von heute auf morgen, dass ich Bier herstelle. Und unsere Konsumenten müssen das verstehen. Heutzutage bin ich nicht mehr als Braumeister tätig in der Brauerei, sondern ich teile Braukultur, den Konsumenten, ja und ich zeige denen, was Bierkultur bedeutet. Weißt du, viele Konsumenten denken, Bier ist nur Alkohol und es erfrischt, nicht mehr. Also Lager-Bier, Ale-Bier, die Tradition in Deutschland, Belgien, England, diese ganzen Traditionen, Bier muss man verstehen. Und heute arbeite ich sehr daran, das Food-Pairing mit Bier. Also ich bin ein Mann, ich bin ein Fan, Markus, zum Beispiel Bier, also Cheese and Beer, Cheese and Berr ist für mich einfach toll.

Markus: Ja, also da kann man tolle Sachen machen, müssen wir noch gleich drüber sprechen, Käse und Bier, tolle Kombination. Aber vorher, wo du es grade schon erwähnt hast, da bist du, glaube ich, also soweit ich das weiß, weltweit eigentlich führend, du machst ja bei TikTok Bieraufklärung. Also da gibt es 90- oder 100.000 Follower, die regelmäßig von dir eben kleine Filmchen anschauen, wo du ihnen Dinge über Bier erklärst, also zum Beispiel die richtige Temperatur für Bier. Oder, ich habe gesehen, da gibt es zum Beispiel ein Video, wo du eine Blindverkostung machst, also dir die Augen verbinden lässt und dann vier verschiedene Biere servieren lässt und die dann tatsächlich auch noch erkennst. Also das ist natürlich total spannend. Wie kamst du denn auf die Idee und was bekommst du da für Feedback?

Walter Proetzel: Genau, um ein Bierbraumeister zu sein, musst du einfach üben und üben. Und ich kenne schon einige Biere wie Budweiser und Heineken und was noch und die aus Europa kommen. Das heißt, du musst dir nur ein bisschen Zeit nehmen, dich ein bisschen konzentrieren und dann kannst du natürlich die Differenzierungen als Braumeister erkennen. Und dann kannst du sogar sagen: „Dieses Bier, dieses Bier, dieses Bier“ und die kannst du natürlich alle erkennen, aber dafür brauchst du ein bisschen Praxis. Das ist, was der Braumeister braucht eben, ein bisschen Praxis macht den Meister.

Markus: Ja, das auf jeden Fall. Ich meinte allerdings auch, wie du überhaupt auf TikTok gekommen bist. Also das ist jetzt, also ich bin ja jetzt Mitte 40 und habe auch keinen TikTok-Account also und du bist ja schon, wenn ich das sagen darf, über 60 und hast das eben und bist ja einer der bekanntesten Bierleute sozusagen auf TikTok. Wie kommt man auf die Idee?

Walter Proetzel: Ich gebe dir Recht, am Anfang war TikTok für mich schwierig zu verstehen, weil, natürlich mit den Jahren. Also Instagram, okay, kenne ich, aber TikTok war etwas Neues, etwas Schnelles. Aber ich sah die Möglichkeit oder wir sahen die Möglichkeit als Braumeister mit meinen ganzen Bierkenntnissen, Bierkulturen und so weiter und so fort, einfach mehr über Bier zu zeigen, mehr über Bier zu sprechen. Und ich nutze TikTok aus, um Bier zu zeigen. Braukultur, Bierkultur ist so wichtig, Bier verstehen. Genau, ja, stell dir mal vor, Markus, genau wie mein Opa damals mir gezeigt hat, Bier zu verstehen, also Hopfen, Malz, Wasser, Hefe, das alles zu verstehen, mit der richtigen Temperatur, unterscheiden zwischen Ale-Biere, Lager-Biere, diese kleinen Details, um eben die Bieratmosphäre noch schöner zu machen. Und deshalb nutze ich die Möglichkeit mit TikTok, einfach Bier zu zeigen. Bier zu verkosten, zu genießen und nicht einfach denken, dass Bier einfach nur Alkohol, ein Erfrischungsgetränk ist. No, Bier ist viel mehr. Und deshalb bin ich bei TikTok dabei.

Markus: Ja, also faszinierend, da gibt es sogar Tänze von dir, also ein unglaubliches Portfolio. Wenn jetzt jemand von unseren Hörern sich das anschauen möchte, wie finde ich dich bei TikTok, gibt es da so einen Hashtag oder wie geht das?

Walter Proetzel: Einfach Walter Biermeister, schreibe ich dir aber im Chat, ja und ihr könnt ja suchen. Und das Schöne dabei ist, ich bekomme auch Fragen von den Zuhörern. Ich habe inzwischen 200.000 Zuhörer, also die einfach Interesse haben an Bier. Und es steigt weiter. Also wie du siehst einfach, Bier ist einfach das beste Getränk.

Markus: Großartig. Also es sind sogar 200.000 Follower, das ist ja Wahnsinn. Also, liebe Hörer, wir schreiben das natürlich dann in die Shownotes, dann könnt ihr da auch direkt hingehen und euch das anschauen. Nun ist es ja so, also du machst einerseits Biererziehung so ein bisschen über TikTok, aber du machst auch überhaupt Bierausbildung in Peru, oder? Also bist du da irgendwie dabei auch, bei der Ausbildung von Leuten rund um das Thema Bier?

Walter Proetzel: Ja, ja, in eigenen Brauereien. Wir haben eine Schule, wir haben die BierAkademie, genau.

Markus: Genau, ja.

Walter Proetzel: Die BierAkademie und zwar, diese BierAkademie, und wir sind stolz darauf, wir gehören heute zu der größten Brauerei. Und wir haben vor drei Jahren entschieden, in Peru die Bierakademie zu eröffnen für die ganze Zone. Stell dir mal vor, für Mittelamerika, Südamerika, eine BierAkademie selber in unserer Brauerei zu haben. Wir haben einen Kurs, einen 13-Wochenkurs, ja und vier Wochen und die anderen Wochen in der Brauerei, mit Hausaufgaben. Aber wir sind echt stolz, dass man Peru ausgesucht hat. Ich weiß nicht, Peru ist irgendwie ein Magnet. Weil damals, wie mein Opa nach Peru gekommen ist, weiß man nicht, und warum man die BierAkademie in Peru, sich entschieden. Also irgendwer hat gesagt: „Nein, die BierAkademie muss in Peru sein.“ Und heuer bin ich in der BierAkademie und ich schule nicht nur Leute in der Brauerei am Wasser sozusagen, sondern auch, kommen externe Leute, Restaurants und Konsumenten und ich zeige und ich spreche über Bier und ich zeige. Und ich spreche und ich zeige ihnen, wie das mein Opa damals, genau dasselbe. Ja, Markus, Bier ist das komplexeste Getränk. Und wenn man etwas Natürliches zu sich nehmen möchte, dann denkt man oder dann, denke ich, Bier ist das Beste.

Markus: Ja, also da sind wir auf jeden Fall einer Meinung. Und es freut mich auch total zu hören, dass da eine andere BierAkademie auf der anderen Seite vom Atlantik existiert und floriert, dass das funktioniert. Spannend, also muss ich unbedingt mal vorbeischauen. Ich glaube auch, dass ich das schon verstehen kann, dass man Peru ausgesucht hat als Basis. Weil, ich denke, man braucht ein stabiles Land mit einer guten Biertradition und einer guten Lage auch irgendwie. Und ich glaube, da ist Peru sicherlich vielleicht strategisch ganz günstig gelegen und vielleicht auch noch ein bisschen normaler. Weil, in Brasilien wäre man dann so in diesen ganzen Wust gewesen, was sich da ja an Brauern und Craft-Brauern tut. Also finde ich eine gute Geschichte. Vielleicht nochmal kurz zu dir und deiner Geschichte, du hast eine Familie, du hast eine Frau und hast Töchter. Sind die auch irgendwie im Thema Bier?

Walter Proetzel: Ich habe zwei Töchter, zwei Söhne, zwei Kinder. Jana studiert in der Uni hier in Lima und Kevin ist in Deutschland, in München. Hallo Kevin. Und er hat sich am Anfang nicht für Bier interessiert, aber er ist in Deutschland jetzt, also er hat sich für Bier auch interessiert und kann auch Bier genießen. Und Jana noch nicht, aber so langsam kommt sie. Sie studiert…

Markus: Ernährungswissenschaft, ja.

Walter Proetzel: Ernährungswissenschaft und sie versteht schon langsam das Bier, Bier ist natürlich und Bier macht nicht dick. Also ich weiß nicht, warum man sagt: „Oh je, Bier macht dick.“ Nein, Bier macht nicht dick. Ich kämpfe immer und erkläre, Bier macht nicht dick, genieße dein Bier. Genieße dein Bier, das ich so ich immer, ne.

Markus: Absolut, ja.

Walter Proetzel: Und mein Sohn, der hat eine Lehre abgeschlossen in München und er möchte jetzt eine Umschulung beginnen auf Chemiker. Und vielleicht endet er auf Bier. Und er ist der Einzige, der mit der Biertradition weitermachen kann, sonst bin ich der Letzte, Markus, in der Familie.

Markus: Na, dann hoffen wir mal oder, na, vielleicht ist es ja einer seiner Söhne, die er dann vielleicht mal hat.

Walter Proetzel: Kann sein.

Markus: Man weiß es ja nicht. Vielleicht noch eine Frage zum Thema Peru. Wenn ich da bisher an Bier gedacht hab, ist mir auch immer das Chicha Bier in den Sinn gekommen. Hattest du da schon mal eine Berührung, hast du das mal erlebt vor Ort? Gibt es das überhaupt noch?

Walter Proetzel: Ich empfehle immer, weil, viele Touristen kommen nach Lima, nach Cusco, nehmen den Zug, das ist echt eine Erfahrung, Machu Picchu kennenzulernen, aber ich empfehle immer von Cusco nach Machu Picchu. Diese Reise ist für mich viel schöner. Da siehst du Häuser mit roten Fahnen. Und da, wo die roten Fahnen sind, da trinkt man Chicha. Also, du weißt Beschied, ihr wisst Bescheid, rote Fahnen, Chicha. Also im Süden wird noch viel Chicha getrunken. Aber, wenn du jetzt reingehst auf Victoria Bier, es ist eine Mischung, Bier mit Chicha. Habe ich selber noch nicht verkostet, aber ich so selber noch nicht getrunken, aber wir haben schon eine Mischung zwischen Bier und Chicha.

Markus: Okay, also klingt spannend. Vielleicht für unsere Hörer noch kurz, also Chicha ist so etwas wie das Urbier, was es eben in Südamerika gegeben hat oder gibt. Also zumindest früher war es so, dass die Zutaten dafür von Damen, die es meistens hergestellt haben, gekaut worden sind und man dann diesen Brei / also teilweise saßen die dann zu mehreren, um einen Brei aus Getreide herum und haben den dann abwechselnd gekaut. Und das Ganze ging dann ins Wasser. Und durch die Enzyme aus dem Speichel kann dann eben die Stärke vom Getreide umgewandelt werden in Alkohol, so wie wir das kennen oder überhaupt erst mal abgebaut werden in Zucker und dann später von der Hefe in Alkohol, so rum. Und, ja und das hat natürlich alleine wegen dieser Herstellung, dass das jemand vorher kaut erst mal, natürlich schwierige Assoziationen bei vielen Leuten in Europa. Aber mittlerweile gibt es auch andere Herstellungsmethoden. Aber gibt es noch jemand, der das wirklich auch kaut?

Walter Proetzel: Ja, immer noch.

Markus: Immer noch?

Walter Proetzel: Immer noch, immer noch. Muss man sagen, dass Chicha aus Mais kommt und Mais Morado. Also das hat eine andere Farbe, nicht nur gelb, sondern wir haben da einen Mais mit Violetfarbe und daraus wird Chicha gemacht. Man muss es einfach kennen. Man muss es einfach trinken, ausprobieren. Und wir haben auch dasselbe in Afrika. Auch in Afrika wird auch so ein, Sorghum, glaube ich, mit Sorghum, ne, dieses /

Markus: Genau, Hirse und Sorghum, ja.

Walter Proetzel: Genau, da wird auch dieses Getränk mit Sorghum hergestellt, auch mit Mund, auch mit Speichel.

Markus: Ja, auch der Reiswein in Japan und China war ursprünglich so, dass der tatsächlich gekaut worden ist. Da gab es sogar Vorschriften, dass das nur junge Frauen, also Jungfrauen machen durften mit ganz besonders weißen Zähnen. Also da hat man noch sogar darauf Wert gelegt, sehr spannend. Aber vielleicht nochmal oder möchtest du noch was sagen?

Walter Proetzel: Nein, nein, nein.

Markus: Nein. Vielleicht nochmal kurz zu dem Thema Food-Pairing, da hattest du ja grade schon gesagt, dass dich das sehr interessiert und sehr begeistert. Für uns auch ein wichtiger Punkt und grade auch mit Bier und Käse. Und da ist es bei uns ja so, dass es in Deutschland gar nicht so viele, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen, gute oder unterschiedliche Käsesorten gibt, sondern da müssen wir immer in die Schweiz oder nach Frankreich, um diese Käse eben dann zu nehmen für das Pairing. Wie ist es denn mit Käse in Peru, gibt es dort Käse, Käsereien, guten Käse?

Walter Proetzel: Wir haben sehr guten Käse in Peru. Wir haben eine Reise gemacht vor circa vier Wochen und da war ich in einer Käserei in Peru, einer von den besten Käsereien in Peru, ja. Und da wollte ich denen zeigen, oh je, machen wir ein Cheese-Beer. Nein, aber Käse trinkt man mit Wein. „Einen Moment hier“, habe ich gesagt, „jetzt werden wir das ausprobieren.“ Und am Ende, ja, am Ende haben sie sich so sehr gefreut, die Meisten. Also die haben das sehr schnell gelernt und die haben gesagt: „Es passt fantastisch Bier zu Käse.“ Weil, wir haben das Salzige oder den guten Geschmack vom Käse, aber wir haben den malzigen Geschmack vom Bier und das passt sehr, sehr gut. Und das war, die waren einfach fasziniert, die konnten sich selber nicht vorstellen, dass es passt, das Bier zu Käse passt oder Käse zu Bier. Aber nicht nur zum Käse, sondern wir haben eine sehr gute Gastronomie, sehr gehobene Gastronomie in Peru und wir haben das Bier für unsere Gastronomie. Und weil, wir sprechen nur über peruanische Gastronomie, peruanische Gastronomie, aber was passt am besten zur peruanischen Gastronomie? Und wir sind dabei, schon seit ein paar Monaten, alle, die Leute, die in der Brauerei arbeiten, auch Konsumenten, Restaurants, Chefs, Barman und so weiter zu zeigen, dass Bier auch zu unserer Gastronomie am besten passt. Weil, wir haben natürlich scharfes Essen, wir haben zum Beispiel das gewöhnliche oder das bekannte Ceviche. Aber Ceviche ist nicht immer dasselbe. Das heißt, wir haben ein Ceviche nördlich von Peru, südlich von Peru, also wir haben verschiedene Essgewohnheiten. Und zum Beispiel, stell dir mal vor, wir haben eine sehr schöne Gewohnheit, Bier wird dann begraben für zwölf Monate. Und dann wird das Bier aufgemacht nach zwölf Monaten und dann trinkt man das Bier. Das ist zum Beispiel etwas sehr Typisches. Und denen schmeckt es am besten nach zwölf Monaten.

Markus: Das ist faszinierend. Also ich kenne das aus Berlin, da gab es ja früher die Berliner Weisse und die hat man auch in Sand eingegraben. Und hat man dann auch nach zwölf Monaten oder auch nach zwei, drei Jahren und hat die dann verkauft als Sand Weisse. Und wenn du jetzt da in so einem Geschäft warst und wolltest was ganz Besonderes deinen Gästen bieten, dann hast du so eine Sand Weisse bestellt. Und dann wurde die wirklich ausgegraben und dann auf einem Tablett serviert, durch das ganze Wirtshaus getragen und richtig zelebriert. Und das fanden natürlich dann die Leute toll. Und dann hat man auch gezeigt, wie viel einem die Gäste wert sind, also auch spannend. Ich habe auch so ein bisschen gelesen über die Küche in Peru und habe festgestellt, dass da viele chinesische Einflüsse sind. Also gibt es zum Beispiel ein Gericht, das nennt sich Chifa oder Kiefer oder so ähnlich. Das habe ich, glaube ich, in Chile mal gegessen irgendwo in einem peruanischen Restaurant. Also stimmt das, ist da viel chinesischer Einfluss da?

Walter Proetzel: Ja, wir haben viel chinesischen Einfluss hier in Peru. Und Chifa ist das chinesische Restaurant. Also Chifa ist nicht nur ein Teller, sondern Chifa sagen wir zu allen chinesischen Restaurants, die nennen wir Chifa, ja. Und wir erklären auch immer, was ist hier Typisch, chinesisches Essen mit Inka Kola, ne. Ich dürfte vielleicht nicht Inka Kola sagen, aber es ist eine Gewohnheit, wenn ich Chifa esse, ich trinke Inka Kola. Und wir möchten jetzt zeigen, dass zum Beispiel das Weizenbier zum Chifa oder zum Chifa-Essen sehr gut passt. Und ich glaube, wir haben das seit Monaten schon überprüft, wir selber und tatsächlich, das Weizenbier zum chinesischen Essen passt am besten, passt sehr gut. Auch das belgische, das deutsche und das peruanische Weizenbier.

Markus: Ja, auf jeden Fall. Und überhaupt ist das bei uns auch ein Thema, grade bei der asiatischen Küche sage ich den Leuten immer, das ist perfekt für Bier und eben also eigentlich ganz dumm, dazu einen Wein zu trinken, weil es ja immer um Aroma geht, um Gewürze. Und das verstärkt eben grade die Kohlensäure aus dem Bier richtig schön, der Alkohol bringt das gut zur Geltung. Da wäre man mit einem Wein einfach völlig falsch dran.

Walter Proetzel: So ist es, so ist es, Markus, ganz deiner Meinung und ganz ihrer Meinung, also einfach ausprobieren. Und ich bin der Meinung und ich bin mir sicher, Food Pairing mit Bier ist eine Erfahrung und muss man machen, muss man machen. Und so lernt man eben das Ausprobieren mit Food Pairing mit Bier. Und Bier ist, was ich immer sage, ne, Bier muss man einfach genießen, aber man muss ein bisschen über Bier verstehen und ein bisschen über Bier lernen. Und dann wirst du verstehen, man trinkt nicht nur beim Fußball oder nur eiskalt, sondern man muss einfach lernen, es gibt doch verschiedene Bierstils, wie Ale-Biere und Lager-Biere. Und man muss nicht immer mit drei oder vier Grad Celsius das Bier genießen, sondern man muss, nein, tatsächlich auf die Temperatur aufpassen, dass richtige Einschenken, das richtige Glas haben, das saubere Glas, keinen Plastikbecher. Also man muss schon einiges lernen über Bier, ne.

Markus: Auf jeden Fall. Also dafür haben wir ja die Ausbildung zum Biersommelier zum Beispiel bei uns und ihr habt wahrscheinlich ähnliche Möglichkeiten, wie man sich da eben weiterbilden kann. Ja, das war jetzt ja fast schon ein perfektes Schlusswort, aber eine Frage habe ich noch. Ich habe auch gelesen von einem Bier Namens Bicolor Cristal, was du mitentwickelt hast oder was ihr entwickelt habt. Was hat es denn damit auf sich?

Walter Proetzel: Ja, das ist das Cristal Bicolor, Cristal Bicolor. Lass mich mal anrufen und vielleicht hier ein Telefonat zu machen. Und ich zeige euch die Flaschen, wir sind sehr stolz, dass wir einige der besten Malztypen von der Welt hier in Peru haben und das Malz kommt aus Deutschland, aus der Weyermann Mälzerei.

Markus: Also nicht nur aus Deutschland, sondern aus Bamberg, ja.

Walter Proetzel: Aus Bamberg, ganz genau, aus Cristal Bicolor benutzen wir das speziell Weyermann Malz. Und das ist ein malziges Bier, also es schmeckt mir fantastisch und schmeckt mir am besten also. Und wir haben auch, und da gibt es eine tolle Geschichte, Markus, das zwar für unser Oktoberfest in Peru, haben wir das Rocha entwickelt. Das war der Deutsche, der hat also angefangen mit dem Oktoberfest. Und der ist zu unserer Brauerei gekommen und wir haben das Rocha mit ihm selber entwickelt. Der ist dann am Nachmittag, einmal in der Woche gekommen, mit Wurst und alles und war den ganzen Nachmittag hier bei uns und Bier verkostet mit Wurst. Also das waren tolle Nachmittage, tolle Erfahrungen, tolle Erfahrungen.

Markus: Und Rocha heißt in dem Fall dann ein Rotbier oder wie?

Walter Proetzel: Ein Rotbier, ja. Wenn du mir eine Minute noch gibst, dann kann ich dir die Flaschen bringen und zeigen.

Markus: Ja, gerne.

Walter Proetzel: Gib mir eine Minute. Ich wollte dir auch über ein Bier erzähle, was sehr interessant ist und zwar, das ist Cristal Bier, das meistverkaufte und das meistgetrunkene Bier in Peru. Was ist das interessante an dieser Flasche? Schau mal dir hier genau das Symbol hier, das ist eine, wie soll man, aus Ägypten.

Markus: Eine Sphinx.

Walter Proetzel: Eine Sphinx, ganz genau. Und warum ist das Bier oder Cristal Bier mit einer Sphinx gekennzeichnet? Weil, wir respektieren einer der besten Bierkulturen überhaupt in der Biergeschichte, ne, deshalb hat Bier, unser Cristal Bier zum Beispiel eine Sphinx als Symbol, stell dir das mal vor.

Markus: Das ist schön, faszinierend. Also auch hier wieder als kurze Info, Ägypten ist eben eine der ältesten Bierkulturen, also nicht die älteste, aber eine der ältesten.

Walter Proetzel: Eine der Ältesten.

Markus: Und sie waren die, die es am professionellsten gemacht haben. Also es gab in Ägypten dann schon Brauereien, die die Dimension von Großbrauereien heutiger Zeit erreicht haben. Und interessanter Weise hat man auch rausgefunden, dass die Ägypter für ihre Biere zum Beispiel Datteln verwendet haben, um das ein bisschen zu aromatisieren. Und diese Datteln haben sie am Boden zertreten, um das eben besser lösbar zu machen dann in der Flüssigkeit. Und dabei haben sie Substanzen aus Flechten ins Bier gebracht, die am Boden wachsen und das wiederum hat dann dem Bier eine antibakterielle Wirkung gegeben. Und das ist vielleicht einer der Gründe, warum die Ägypter in der Antike eine verhältnismäßig lange Lebenserwartung haben. Also auch wirklich eine spannende Geschichte, hat viel mit Bier zu tun. Und das freut mich, dass ihr da ein Bier macht, was da dran erinnert, schön.

Walter Proetzel: Und was du gesagt hast, was du gemeint hast, das ist unser speziell Bicolor. Jetzt möchte ich schnell die Farbe euch zeigen, das ist so eine rötliche Farbe.

Markus: Und ganz kurz noch, Bicolor war auch ein Jubiläumsbier zum Jubiläum von Peru, oder?

Walter Proetzel: Ja, das stimmt, genau. Ja, wir haben jetzt 100 Jahre gefeiert und deshalb haben wir dieses Bier, gebraut mit Malz aus Bamberg. Wir wollten einfach die peruanische Fahne irgendwie darstellen mit einer rötlichen Farbe und der weiße Schaum, das ist so unsere peruanische Fahne.

Markus: Perfekt, also das kriegen wir in Deutschland niemals hin, ein schwarz-rot-goldenes Bier, ja.

Walter Proetzel: Perfekter Schaum, die Farbe natürlich rötlich und der Geschmack, also der Geschmack ist natürlich malzig, nicht so herb. Aber mir schmeckt zum Beispiel dieses Bier, einer der Besten überhaupt.

Markus: Na, dann prost. Dann muss ich mir auch noch eins aufmachen so kurz vor Schluss des BierTalks. Ich habe mir noch eins aus Chile mitgenommen. Da geht es wohl darum, grade die einheimischen Ureinwohner ein bisschen in verschiedenen Bierstilen auszudrücken. Und die Brauerei liegt so zwischen Santiago und der Pazifikküste. Da geht es wohl um einen Stamm aus der Atacama-Wüste, also auch ganz interessant. Vielleicht auch ganz interessant aus der peruanischen Sicht, weil das ja das Grenzgebiet ist zwischen Peru und Chile. Und das Bier selber ist ein Brown Ale. Dafür ist es ganz schön dunkel, wenn ich mir das hier so anschaue und hat aber auch die typischen nussigen Aromen von so einem Brown Ale. Ganz lustig, dass ich mir so instinktiv Bierstile rausgesucht habe, die dunkler sind als die, die du dir rausgesucht hast. Aber dein rotes Bier schaut wirklich ganz toll aus, also das gefällt mir auch sehr gut, würde ich auch gerne mal probieren. Also ich muss mal nach Peru kommen, unbedingt.

Walter Proetzel: Und zum Abschluss, Markus, ich möchte mich natürlich nicht nur bedanken für diese Chance, die du mir gegeben hast, was über Peru oder überhaupt über Peru zu sprechen, über die peruanische Gastronomie, Tourismus in Peru und nicht vergessen, das gute Bier in Peru. Und wichtig ist, Markus, wir haben so viele Craft-Brauereien in Peru, wir haben so eine schöne Bierkultur in Peru und deshalb, diese Reise, wenn man nach Cusco oder wenn man nach Peru kommt, man kommt schon Bier-Tours dann organisieren in Peru, also wir haben sehr gute Bier tatsächlich und überall, in den Anden und in Cusco, wir haben so schöne Craft-Brauereien, die man kennen muss. Also man muss einen extra Urlaub machen, nicht nur Machu Picchu, nicht nur die Archäologie, sondern wir haben Gastronomie, wir haben Tourismus, aber wir haben das gute Bier in Peru. Und wichtig ist, was wir immer lehren und zeigen hier in Peru, Bier verstehen, Bier ist nicht nur Alkohol und erfrischend, sondern Bier ist eine der komplexesten Getränke überhaupt in der Welt. Und man muss einfach Bier verstehen, Bierstile kennenlernen und diese ganze Möglichkeit, Food Pairing, Bier genießen und sich eine schöne Zeit nehmen, Markus, wie jetzt mit dir oder mit euch.

Markus: Genau, wunderbar, danke schön für dieses tolle Schlusswort. Und ich kann auch mich nur anschließen, unseren Hörern empfehlen, also unternehmt mal eine Reise nach Südamerika, vielleicht besonders nach Peru, da kann man natürlich auch die Geschichte verbinden mit dem Bier. Und ihr könnt mehr über den Walter eben erfahren über TikTok, über Facebook, wir werden die entsprechenden Links in die Shownotes einbinden und auch natürlich ein paar Artikel über dich und deine Brauerei. Und ich sage vielen, vielen Dank für heute, für die vielen Informationen, für diesen spannenden Einblick in eine ganz andere Welt. Und, ja, gerne bis zum nächsten Mal, da fällt uns bestimmt nochmal ein schöner Termin ein, prost.

Walter Proetzel: Prost, danke, Markus.

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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