In dieser Folge von BierTalk nehme ich euch mit nach Lahnstein – und zwar an den Verkostungstisch von Dr. Markus Fohr: Braumeister, Biersommelier, Craftbier-Tüftler und obendrein Marathonläufer. Gemeinsam probieren wir uns einmal quer durch seine Craftbiere und sprechen darüber, was hinter den Rezeptideen steckt: Warum genau diese Rohstoffe? Welche Aromen sollen im Glas landen? Und was macht ein Bier für ihn wirklich „stimmig“? Zwischendurch geht’s raus aus dem Sudhaus und rein in die Laufschuhe: Markus erzählt, wie er das Training für lange Distanzen mit dem Braueralltag zusammenbringt – und warum Ausdauer, Fokus und ein gutes Gefühl für Timing in beiden Welten entscheidend sind. Natürlich darf auch sein großer Moment nicht fehlen: der Sieg bei der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers – inklusive Einblicken, was dort wirklich zählt und wie man sich auf so einen Wettbewerb vorbereitet. Eine wahre Marathon-Folge voller Geschmack, Tempo und echter Leidenschaft fürs Bier. Kopfhörer auf, Glas bereit – los geht’s!
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BierTalk – Gespräche über und beim Bier.
Markus Raupach: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute habe ich eine spannende Reise unternommen von Bamberg aus nach Westen und besuche jemand, der schon ganz lange in der Bierszene, wie man so schön sagt, aktiv ist und auch das Thema Craft Beer als einer der ersten in Deutschland auf jeden Fall mitgeprägt hat und der eben auch die zehnte Generation einer Brauerei darstellt. Also da ist viel Herzblut und Geschichte und ganz viel dabei und der auch schon Titel errungen hat, aber da kommen wir jetzt gleich dazu. Schön, lieber Markus Fohr, dass wir heute endlich mal dazu kommen, seit Jahren haben wir das vor, heute können wir es endlich machen. Und auch schön, dass du mir 10 Biere geschickt hast, mal schauen, ob wir die heute alle schaffen. Aber vielleicht stellst du dich ganz kurz mal unseren Hörer: Innen selber vor.
Markus Fohr: Ja, danke für die Einladung. Freut mich auch sehr, dass das heute geklappt hat. Und du hast mir ja schon die Steilvorlage gegeben, ich bin durch erhebliche erbliche Vorbelastungen in die Branche gekommen. In meiner Familie gibt es jede Menge Bierbrauer und so war das dann zumindest naheliegend für mich, dann auch eine Ausbildung als Brauer und Melzer zu machen, in Weihenstephan Brauwesen zu studieren und zu promovieren. Und dann bin ich über eine kleine Ehrenrunde über die Bitburger Braugruppe dann 1999 nach Lahnstein in die elterliche Brauerei gekommen und war dann erst Assistent meines Vaters, 2007 haben wir dann getauscht und seither bin ich Alleininhaber in Lahnstein. 2011 habe ich den Biersommelier gemacht und das ist auch der Titel, den du angesprochen hast, denn 2018 bin ich auch deutscher Meister geworden, habe 2019 noch die Weiterbildung am Institute of Masters of Beer abgeschlossen und, ja, das war in Kurzfassung mein bieriger Werdegang.
Markus Raupach: Ja, können wir eigentlich schon wieder aufhören, aber natürlich tun wir das nicht, denn es gibt ja viel zu erzählen. Was mir vielleicht so als Allererstes ein bisschen auffällt ist, ich habe ja schon viel mit Leuten, mit Brauern, Brauerkindern und sowas gesprochen und da hat man ja auch oft so diesen Eindruck, es ist Last und Lust. Also wenn man in so eine Familie reinwächst, dann ist einfach die Brauerei ja schon da und irgendwie auch so ein inkohärenter Druck einfach, das mal übernehmen zu müssen oder zu wollen oder zu sollen oder eben auch nicht. Wie ging es dir denn? Also ich meine, klar, du bist als Kind wahrscheinlich da schon durch die Brauerei gerannt, aber als es da so ernst wurde, warst du da immer schon d’accord damit oder hast du dir überlegt, vielleicht doch was anderes zu machen?
Markus Fohr: Also glücklicherweise haben meine Eltern da keinen Druck ausgeübt. Das ist ja nicht bei allen selbstständigen Familien so, ich habe das oft auch anders kennengelernt. Aber bei mir war es definitiv nicht so, meine Eltern haben immer gesagt, wir würden uns natürlich freuen, wenn du das mal machst, aber wenn du lieber was anderes machst, dann ist es auch gut. Uns es ist wichtiger, dass du was hast, womit du dein Leben verbringen kannst, was dir Spaß macht, was dich ernährt. Ich habe mir auch Alternativen überlegt, aber, ja, Mathematik kann ich gut, aber wäre mir zu trocken gewesen. Luft- und Raumfahrttechnik hätte ich gern gemacht, aber dann mit dem Ziel, mal ins All zu fliegen und wie viele von denen, die das studieren, sitzen eher am Computer, als dass sie in den Raum fliegen, fast alle. Und dann dachte ich irgendwie, naja, Bierbrauen ist ja auch was Technisches, versuche ich mal und habe dann erst mal eine Ausbildung gemacht und habe während dieser Ausbildung festgestellt, dass mir das großen Spaß macht und, ja, bin dann meinen Weg weitergegangen. Eine wichtige Sache hast du aber wirklich schon erwähnt, das ist aber, glaube ich, bei jedem Beruf so, da gibt es einfach Lust und Last. Man hat sich ja den Beruf mal ausgesucht, weil man Lust darauf hat und Bierbrauer ist ja wirklich ein toller Beruf, auf dem man auch Lust haben kann. Aber natürlich, wenn man eine Firma hat, egal ob die große Tradition hat oder ob die neu ist, dann gibt es auch irgendwann mal eine Last, wenn es mal aus irgendeinem Grund Schwierigkeiten gibt, wenn der Absatz stockt, wenn eine Pandemie kommt, wenn eine Maschine kaputt geht, da gibt es ja ganz, ganz viele Sachen, die passieren können.
Markus Raupach: Ja und die ja auch schon teilweise passiert sind. Und was man ja auch sagen muss, du bist ja körperlich topfit, also Marathon gelaufen und so weiter, da werden wir vielleicht auch noch drüber reden. Das heißt also, man könnte bei der NASA ja mal anklopfen, falls sie jemals ein Bier im Weltraum brauen wollen, du wärst schon irgendwie bereit, oder?
Markus Fohr: Also das wäre auf jeden Fall was, worauf ich Lust hätte. Dann muss mir die NASA nur einen Geschäftsführer stellen, denn, ich glaube, so lange kann ich die Brauerei nicht allein lassen.
Markus Raupach: Naja, da hätten die Leute vielleicht Verständnis, dass das Bier dann mal ein bisschen später kommt. Aber wie auch immer, vielleicht noch ganz kurz, dass wir die Leute noch ein bisschen abholen, viele können sich jetzt ja unter Lahnstein gar nicht so wirklich viel vorstellen. Also wenn man auf die Flaschen schaut, dann sieht man immer so einen Turm, der so gezeichnet ist. Vielleicht erzählst du uns da ein bisschen, wo wir überhaupt sind, wie es da ausschaut, was das so für eine Landschaft ist, und dazu könnten wir ja vielleicht schon ein erstes Bier probieren, weil wir haben ja ein größeres Programm, also sollte man nicht zu lange damit warten. Was denkst du, wollen wir mit irgendwas anfangen?
Markus Fohr: Ja, wir können gerne mit irgendwas anfangen, ich hatte ja 10 Biere geschickt.
Markus Raupach: Oh ja.
Markus Fohr: Vielleicht suchen wir uns erst mal für den Einstieg ein bisschen was Leichteres raus und steigern uns dann. Ich muss gestehen, ich habe nicht in Erinnerung behalten, was ich dir im Detail geschickt habe, vielleicht magst du eins aussuchen.
Markus Raupach: Okay, also das Honigbier ist auf jeden Fall vom Alkoholgehalt eher weiter hinten, also stärker.
Markus Fohr: Definitiv, ja.
Markus Raupach: Alles, was irgendwie auf Ator endet, wahrscheinlich auch. Dann hätten wir in der Range noch ein IPA, ein Irish Lager. Dann das Bier, das nach deiner Ehefrau benannt ist, was ich auch schon großartig finde, generell. Und dann haben wir noch ein Kirschbier, das ist wahrscheinlich ein bisschen weniger stark. Also nachdem ich gerade erst in Belgien war, vielleicht könnte man mit dem Kirschbier anfangen, also wenn du das gut findest?
Markus Fohr: Natürlich, wir können mit dem Kirschbier anfangen.
Markus Raupach: Na dann mache ich hier mal auf.
Markus Fohr: Dann machen wir das mal auf. Und, ja, man sieht die Kirsche eigentlich schon beim Einschenken, das Bier hat eine Farbe, die man von einem Bier so nicht erwarten würde, aber es ist halt ein Kirschbier und weil es eins ist, ist es so richtig schön kirschrot, sogar der Schaum ist ein bisschen rosa. Und wie alle unsere Craft-Biere ist es naturtrüb. Schön anzuschauen, so eine Naturtrübung, die hat ja immer den Schleier des Mystischen.
Markus Raupach: Ja, also überhaupt, also wirklich wunderschön. Und, ich meine, klar, für ein Bier erwartet man das Rot nicht, für ein Kirschbier, würde ich sagen, hätte ich es schon erwartet. Und es ist wunderschön, also es ist wirklich ein ganz, ganz tolles Rot, geht in so einen Rosé-Hibiskus-Ton, also ganz, ganz schön. Und wie du schon sagst, der Schaum hat auch so eine schöne, leichte, rötliche Färbung und man hat diesen geheimnisvollen Schein, ja, sehr schön, also optisch schon mal eine Augenweide.
Markus Fohr: Ja und selbst, wenn man es nicht sehen könnte, spätestens wenn man dann dran riecht und es schmeckt, dann würde man die Kirsche auch merken.
Markus Raupach: Oh ja.
Markus Fohr: Die ist jetzt nicht so, dass sie alles andere an Aromen komplett an die Wand drückt, man hat schon noch einen schönen Malzkörper, man hat so eine leichte Säure, man hat eine ganz dezente Bittere. Ein schönes Sommerbier, erfrischend, fruchtig. Ein Bier, das man sehr gern auch Damen anbieten kann, von daher fast eine Geheimwaffe.
Markus Raupach: Okay, dann muss ich welches nachbestellen, sehr gut. Also auf jeden Fall finde ich auch, die Kirsche in der Nase ist ganz schön, also weil sie eben nicht so aufdringlich oder auch so ein bisschen künstlich ist, wie das manchmal bei so Kirschbieren ist, die man so kaufen kann, wo dann vielleicht oft auch mit Aromen nachgeholfen wird. Also hier hat man wirklich so einen echten, schönen, ehrlichen Kirschton, der auch so diese typische Begleitmusik hat, die die Kirsche so hat. Also ein bisschen Marzipan, ein bisschen Schokolade und dann natürlich diese Malztöne, wo es dann so ein bisschen in Honig, Spekulatius und sowas geht, also wirklich sehr, sehr schön. Also einerseits frisch, also Sommerbier, gehe ich absolut mit. Andererseits, wir zeichnen ja gerade in der Vorweihnachtszeit auf, finde ich auch gar nicht so schlecht, also dadurch, dass es so ein paar Gewürznoten hat und dieses schöne Fruchtige hat, holt es mich auch ab, muss ich sagen, also von der Nase her super, super intensiv. Jetzt nehme ich mal einen Schluck. Prost.
Markus Fohr: Ja, ein schönes Sommerbier auf jeden Fall, aber das heißt ja nicht, dass es zu anderen Jahreszeiten nicht eingesetzt werden kann.
Markus Raupach: Absolut. Und nicht so süß, das finde ich auch gut.
Markus Fohr: Ja, das ist so ein bisschen Hausphilosophie, die Biere sollen nicht zu süß sein, man soll sie ja gut trinken können. Wir sind ja nicht Coca-Cola oder irgendeine Limofabrik. Und wichtig natürlich auch, natürliche Zutaten. Das Kirschbier ist hier aus heimischen Mittelrheinkirchen, ist das gemacht, die kriegen wir auch von einer regionalen Kelterei. Also der Kirschnektar ist es, den vergären wir dann auch mit, ein richtiges Kirschbier, darf auch hochoffiziell Kirschbier heißen und von daher, ja, natürlich und echt.
Markus Raupach: Also das wäre jetzt tatsächlich auch noch eine Frage gewesen. Also das darf Kirschbier heißen, sprich, du hast dir da so eine Genehmigung geholt bei deinen örtlichen Behörden oder wie?
Markus Fohr: Ganz genau so ist das. Rein vom Gesetz her ist ja Kirschbier in Deutschland erst mal illegal.
Markus Raupach: Ja.
Markus Fohr: Im Gesetz steht Wasser, Hopfen, Malz und Hefe und sonst nichts, also von Kirsche steht da eindeutig nichts. Und Bier heißt es, weil wir diese Sondererlaubnis haben von unserer Kreisverwaltung in Bad Ems, dass das als Bier genehmigt ist und Kirschbier heißen darf.
Markus Raupach: Also wunderbar, das finde ich auf jeden Fall, kann man schon mal hier schönen Dank sagen an die Kreisverwaltung. Das wäre ein Drama gewesen, hätten sie das nicht genehmigt, also sehr, sehr, sehr schön. Und ich finde wirklich, also auch vom Geschmack her, es ist auch wieder schön auf einer sehr natürlichen Kirschseite, sehr angenehme Säure, ohne zu sauer zu sein und eben ohne so eine gezuckerte Süße zu haben, was ja solche Biere auch gerne mal haben. Und es hat aber eben auch noch diesen Bierteil, der dann so im Mittelteil kommt, würde ich sagen und hinten raus tatsächlich auch so ein bisschen eine Hopfennote, eine Bittere, eine kleine Adstringenz, die dann auch so den Mund wieder ein bisschen aufräumt, sodass es auch wirklich tatsächlich ein spritziges, schönes Bier ist, was man im Sommer sicherlich auch in größeren Mengen schön trinken kann, also toll, toll gemacht. Bevor wir jetzt noch weiterreden, vielleicht noch ganz kurz, erzähl uns ein bisschen, wo ist Lahnstein, was ist Lahnstein, wie schaut es da aus, was erleben wir da?
Markus Fohr: Also Lahnstein ist eine ganz schöne Stadt, selbst die stolzen Besucher aus Franken und aus Bayern sagen uns das immer wieder. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass wir in einer 3-Flüsse-Ecke liegen, bei uns mündet die Lahn in den Rhein, deswegen heißt es Lahnstein, weil es nach diesem Fluss benannt ist. Und ein paar Kilometer weiter fließt auch noch die Mosel in den Rhein. Die drei Täler sind hier sehr eng, sehr bizarr, es gibt viele Burgen hier. Man kann ganz toll eigentlich alles machen, man kann Radfahren, man kann Kanu fahren, man kann ganz toll wandern oder, wie ich, die Wanderwege zum Joggen nutzen. Und wir sind ja auch UNESCO-Welterbe, oberes Mittelrheintal wegen dieser schönen Region. Örtlich kann man vielleicht noch sagen, wir liegen unmittelbar an Koblenz, Koblenz ist ein klein bisschen bekannter. Ja, in Lahnstein haben wir die Lahnsteiner Brauerei, die nach dem Ort benannt ist. Und dieser Turm in unserem Firmenlogo, den du erwähnt hast, zu dem sind wir so ein bisschen gekommen wie die berühmte Mutter zum Kind. Die Brauerei ist an diesem Standort 1870 gebaut worden und damals gab es ja noch keine Kältemaschine, man brauchte also irgendwas wie Keller oder Höhlen, um das Bier im Sommer kalt zu halten. Und es war auch parallel die Zeit, wo der Stadtgraben zugeschüttet wurde, weil man ihn einfach als Verteidigungsfunktion nicht mehr gebraucht hat. Und dann kam ein schlauer Mensch namens Johann Junker auf die Idee und hat gesagt, lass uns doch eine Brauerei in den Stadtgraben stellen, dann brauchen wir ein großes Stück Stadtgraben nicht zuzuschütten und die Brauerei hat ihre Keller. Wirklich clever, also würde man heute noch sagen, clever. Und um das so bauen zu können, musste man natürlich ein Stück von der Stadtmauer, von der historischen, musste man mitnehmen. Und auf dem Grundstück, das damals ausgewählt wurde, da war auch ein Stadtturm, ein großer, mächtiger sogar, weil es die Südostecke war, ja, und so kam der Turm zur Brauerei. Damals wollte man den eigentlich gar nicht, 1870 hat man gesagt, ja, altes Zeug, was soll man damit? Es gab sogar Ideen, den abzureißen.
Glücklicherweise hat man es nicht gemacht, denn heute sagen uns die Marketingleute, das ist toll, das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Und deswegen ist es jetzt Teil unseres Firmenlogos und zentraler Teil von unserem Craft-Beer-Logo, da ist der Turm ja alleinig.
Markus Raupach: Genau, ja, sogar oben auf der Kapsel, sehr schön. Und insgesamt hatte ich noch gelesen, dass die Brauerei aber an sich bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht, auch eure Familie, ne?
Markus Fohr: Man kann die Brautradition in Lahnstein sogar bis ins Jahr der Gründung 1324 nachweisen, weil die Stadt von Anfang weg Einnahmen aus der Biersteuer hatte. Meine Familie kommt 1667 ins Spiel, da hat mein Zehn-Urs-Großvater Jakob die zweite Hälfte seines Braurechts erworben, hatte also dann ein Ganzes, was natürlich heißt, dass er die erste Hälfte auch schon vorher gehabt haben muss. Nur, ob er die drei Tage vorher ein Zimmer weiterbekommen hat oder ob er die auch schon geerbt hat, das wissen wir halt nicht, das geht dann in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und da ist ja einfach unheimlich viel verbrannt, verloren gegangen. Aber so 10 Generationen Tradition, das ist ja nicht ganz verkehrt. Wir haben sogar zwei Brauereien in der Familie. Der Ort, wo der Opa Jakob angefangen hat zu brauen, das war Ransbach-Baumbach im Westerwald, also so eine halbe, dreiviertel Stunde mit dem Auto weg von uns und da ging es dann weiter bis 1894 und dann hat sich das getrennt. Der älteste Bruder, der bekam damals die Brauerei, wie das so üblich war und der jüngere Bruder hat sich dann in Lahnstein in die Junkersche Brauerei eingekauft, die seither dann auch zu uns zur Familie gehört und jetzt bei mir gelandet ist.
Markus Raupach: Ja und schon hat man eine Brauerei, wunderbar, sehr schön.
Markus Fohr: So schnell kann es gehen.
Markus Raupach: Ja, so schnell kann es gehen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber, ich glaube, bei den Recherchen, die ich mal gemacht habe zur Geschichte des alkoholfreien Biers in Deutschland, hattet ihr auch eine Rolle ziemlich am Anfang oder liege ich da falsch?
Markus Fohr: Nee, da liegst du nicht falsch, wir waren tatsächlich die erste alkoholfreie Brauerei in Deutschland. Mein Vater hatte sogar mal ein Patent gehabt auf die Herstellung. Das war damals ein gestoppter Gärer und, ja, im Nachgang muss man tatsächlich sagen, so hat es halt auch geschmeckt. Am Anfang haben wir gut verkauft, bis nach Saudi-Arabien, weil wir die Einzigen anfangs waren und danach auch nur wenig Konkurrenz hatten, aber irgendwann haben dann mehr und mehr Brauereien das alkoholfreie Bier für sich entdeckt. Irgendwann kamen dann die modernen Verfahren wie Vakuum-Rektifikation, Membrantrennung und was es da alles gibt auf und das sind einfach Sachen, da konnten wir als kleine Brauerei nicht mit, so eine Anlage hätten wir uns nicht leisten können. Und dann haben wir irgendwann das alkoholfreie Bier komplett eingestellt, also im Moment haben wir gar keins.
Markus Raupach: Naja, was nicht mehr ist, kann ja vielleicht noch werden oder wieder werden, wie auch immer. Aber ich finde es auf jeden Fall total interessant, dass ihr da ganz am Anfang dabei wart, weil das ist ja durchaus auch eine spannende Geschichte, wie Deutschland am Ende des Tages zu seinem alkoholfreien Bier gekommen ist, also super spannend. Das Kirschbier übrigens war so gut, dass ich es tatsächlich schon geschafft habe, aber ich habe noch ein, zwei Fragen dazu. Aber wir können ja trotzdem schon mal noch was anderes aufmachen, wie gesagt, wir haben ja zehn. Soll ich mal noch wieder was sagen oder hast du noch was von meinen vorigen Ausführungen im Hinterkopf, was du gerade als nächstes öffnen möchtest?
Markus Fohr: Also anfügen möchte ich rein der Vollständigkeit halber, dass wir noch deutlich mehr Biere haben als zehn, aber, ja, dann hätte ich schon die mit einer Spedition als Stückgut schicken müssen, wenn es alle hätten sein sollen. Vielleicht nehmen wir jetzt einfach mal ein bisschen was Malziges wie das Irish Lager.
Markus Raupach: Ja, wunderbar. Hätte ich jetzt, wenn du mich gefragt hättest, hätte ich das auch gesagt, weil es lächelt mich die ganze Zeit schon so an. Also so schöner blauer Himmel auf dem Etikett, grüne Wiesen, wie man sich so Irland eben vorstellt, dann steht auch noch drauf Green Hills und Tastes like Ireland, also mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen, glaube ich. Hat das sogar so ein bisschen so einen grünen Stich bei mir, nee. Also, jetzt mache ich mir hier auf.
Markus Fohr: Ich mache mir parallel auch mal was auf.
Markus Raupach: Sehr schön, also wieder ein sensationeller Schaum. Das finde ich ja immer schon einen ganz wichtigen Punkt, weil daran sieht man natürlich schon auch, wie das so in der Brauerei zugeht. Und der steht wieder wie eine Eins, wie der vom Kirschbier gerade auch, ganz schön dicht und dick und feinporig. Und in dem Fall jetzt tatsächlich ganz weiß und darunter dann ein schönes, goldenes, wieder leicht angetrübtes, wunderbares Bierchen, wo die Blasen so aufsteigen und wo man, wenn man genau hinschaut, von unten so den Schaumteppich auch richtig schön sieht, wie er auf dem Bier schwimmt, finde ich immer einen ganz tollen Anblick. Also ein Bier, was wirklich auch hier wieder optisch schon mal richtig Lust macht, schauen wir mal.
Markus Fohr: Das auf jeden Fall. Und es ist auch, wenn man etwas flapsig das sagen darf, auf irischem Mist gewachsen, denn wir haben das in der Tat entwickelt, dieses Rezept, auf ganz konkreten Wunsch eines Kunden, der ein Bier nach irischer Art haben wollte und er hat uns dann tatsächlich auch ein paar irische Biere mitgebracht, wo er gesagt hat, also so in die Richtung hätte ich das gerne. Und dann haben wir für ihn exklusiv dieses Rezept entwickelt und brauen das jetzt in 1.000-Liter-Chargen auf unserer Craft-Beer-Brauerei.
Markus Raupach: Und der Kunde hat dann selber eine Gastronomie, nimmt er das alles ab?
Markus Fohr: Der nimmt das alles ab, also wir machen das exklusiv für ihn. Wir haben nur ein paar Flaschen tatsächlich bei uns immer auf dem Lager stehen, weil er sich gewünscht hat, dass wir das über unseren Onlineshop mitverkaufen, er selbst hat keinen und dadurch müssen wir ja auch ein bisschen was zum Verkaufen haben. Aber ansonsten nimmt er die Ware komplett ab und verzapft das bei sich und hat auch immer selbst ein paar Flaschen da. Dadurch generiert er sich einen Zusatzverkauf, weil natürlich manche Leute sagen, Mensch, das Bier ist lecker, da hätte ich gern mal ein paar Flaschen für daheim oder zum Verschenken, und deswegen hat er beides. Die Masse ist natürlich Fass, klar, in einer gutgehenden Gastronomie, da zapft man Fassbier und das Flaschenbier ist dann so ein Zuckerl, Giveaway, wie immer man das nennen möchte.
Markus Raupach: Ja und wunderbar. Also ich habe mittlerweile auch schon nicht mich zurückhalten können und einen Schluck davon genommen und auch natürlich ein Näschen davon genommen und ich muss sagen, mich erinnert es schon auch sehr an ein richtig schönes fränkisches Kellerbier. Also schöne Hopfennote in der Nase, so ein bisschen Heu und Blumenwiese und da hat man, glaube ich, auch ganz viel Irland so im Kopf, wenn man das so riecht, im Hintergrund ein bisschen Honig, so auch diese, ja, Heublumen und sowas. Und wenn man dann trinkt, ist es eine tolle Ausgewogenheit, also mit einem schönen intensiven Malzkörper, wo auch wieder ein bisschen Honig eine Rolle spielt, ein bisschen Biskuit, sowas. Und dann aber kommt schon auch eine schöne Hopfenbittere, die lange anhält und richtig schön knackig hinten raus so wieder ein bisschen eben aufräumt, sagen wir mal, aber eben wunderbar balanciert, also das gefällt mir richtig gut. Aber warum ist das jetzt ein Irish Lager? Was hast du da gemacht, um das eben als irisch zu bezeichnen?
Markus Fohr: Hauptsächlich ist das ein Irish Lager, weil die Idee dazu aus Irland kommt. Also der Inhaber von dem Irish Pub, der ist tatsächlich auch Ire,, zumindest der eine und auch die Vorbilder, die er uns mitgebracht hat, die waren ja definitiv aus Irland, sodass wir also, ja, da schon einen Klon machen konnten, könnte man sagen, und da haben wir tatsächlich auch mehrere Sude gebraucht, um dann wirklich genau da hinzukommen, wo er es haben wollte. Und jetzt, wo du sagst, das hat tatsächlich so ein paar Parallelen zum fränkischen Kellerbier, vielleicht sind doch irgendwie mal ein paar fränkische Braumeister ausgewandert nach Irland, das sollten wir vielleicht mal recherchieren. Aber, ja, die Farbe könnte von einem fränkischen Kellerbier sein, die Trübung auch. Es ist schon erkennbar gehopft, aber auch nicht übermäßig, was ich auch bei fränkischen Kellerbieren so sehe, es hat einen schönen Malzkörper. Und was dem Kunden auch ganz wichtig war, es sollte kein ausgefallenes Craftbeer sein. Es ist natürlich eins, es ist komplett naturbelassen, in kleinen Chargen wird es gemacht, aber es sollte wirklich gut trinkbar sein, das war ihm wichtig. Er hat so gesagt, ich habe ja in meinem Irish Pub nicht nur Freaks, im Gegenteil, ich habe eigentlich relativ wenig Leute, die sich mit Bier auskennen und da brauche ich ein Bier, das man einfach gut trinken kann.
Markus Raupach: Und das hast du absolut hinbekommen. Also ich glaube, dass das vielleicht auch die allerwichtigste Verbindung zu einem fränkischen Kellerbier ist, die wir hier haben, weil einfach die Drinkability, wie man so schön sagt, da ist. Also ich glaube, das ist einfach ein Bier, wo man sich eben gerne hinsetzt und dann ist es egal, ob dieser lange Tisch in einem Irish Pub irgendwo bei euch in der Nähe steht oder in einer fränkischen Brauerei-Gaststätte oder in Irland in irgendeinem Pub dort, aber du sitzt da einfach mit Gleichgesinnten und hast einen schönen Abend und kannst eins nach dem anderen von diesen Bieren trinken. Und es ist einfach ein toller Begleiter, egal auch, was du isst und egal, was da für Musik gesungen und gespielt wird und so, ist es einfach ein schönes, angenehmes, rundes Bier, mit dem man den Abend verbringen kann und das nicht nur einmal. Also ich glaube, das gefällt allen Iren, die ich kenne zumindest, die mögen das auch, die kommen ja auch gern nach Bamberg und frönen dann der Bierkultur dort, schön.
Markus Fohr: Also das man da auch ein paar mehr von trinken kann, davon kannst du dich in der Gaststätte jederzeit persönlich überzeugen.
Markus Raupach: Wie weit ist sie denn weg von dir?
Markus Fohr: Das ist nicht besonders weit. Man darf das auch sagen, das ist der Irish Pub in Koblenz.
Markus Raupach: Ah ja, na gut, ist ja klar. Nee, also wir sind ein grundsätzlich werbefreier Podcast, aber Fakten kann man immer nennen und das ist ja so, also insofern gerne. Ich schaue mal nachher, vielleicht kann ich den in den Show Notes auch verlinken. Toll, also auf jeden Fall wunderbar und schön, dass du das Projekt so machst. Und auch wunderbar, dass es da so ankommt, freut mich natürlich auch, dass die Iren das dann so annehmen. Die machen dann auch ihren St. Patrick’s Day und was sie sonst so alles machen, machen sie auch mit diesem Bier?
Markus Fohr: Ja, ja, auf jeden Fall. Also gerade zu solchen speziellen Anlässen, wie der St. Patrick’s Day einer ist, da kriegen wir immer einen Extraauftrag für das Irish Lager. Und der Irish Pub hat auch dieses Jahr Jubiläum gehabt, ich überlege gerade, wie viele Jahre alt er geworden ist, also das war schon ein bisschen was. Und anlässlich dieses Jubiläums gab es eine Schiffsfahrt und auf dem Schiff gab es dann auch ganz exklusiv Irish Lager.
Markus Raupach: Aber grün einfärben musstest du es noch nicht?
Markus Fohr: Nee, glücklicherweise war das in der Idee nicht vorhanden, das Bier grün einzufärben.
Markus Raupach: Wer weiß, vielleicht kommt das irgendwann noch auf dich zu. Aber auf jeden Fall wirklich ein sehr, sehr schönes Bier und, ja, also macht Spaß, freut mich schon mal und fühle mich heute schon gut abgeholt und bin ich jetzt auch schon sehr schön angekommen so in deiner Bierwelt. Das heißt, die, die du mir geschickt hast, sind eher welche aus der Craftbeer-Ecke sozusagen und du hast dann auch noch so ein klassisches, normales Sortiment, so Pilz, Weizen, Dunkel oder so?
Markus Fohr: Das haben wir durchaus. Das ist ja so ein Punkt, der eine historisch gewachsene Brauerei wie uns unterscheidet von einer reinen Craftbeer-Brauerei, wir haben eine Craftbeer-Schiene, da haben wir auch viel Spaß dran, aber wir haben natürlich auch die klassischen Biere wie Pilz, Weizen, Bock, Radler, Helles, Kellerbier, bei uns heißt es Wickel. Und wir haben natürlich auch die Spezialitäten der Region, wir sind ja am Rhein, wir sind nicht weit von Düsseldorf, wir sind nicht weit von Köln und so haben wir ein Altbier und ein Obergäriges, so nennen wir es, eine andere Bezeichnung dürfen wir ja hier in Lahnstein nicht wählen.
Markus Raupach: Ja und Lölsch würde ja irgendwie blöd klingen.
Markus Fohr: Also in der Tat ist diese Idee zu vorgerückter Stunde auf der Oberlahnsteiner Kirmes schon mal aufgetaucht und es war sehr spaßig, das mitzuverfolgen, weil der ein oder andere schon, ja, den gehopften Getränken etwas zugesprochen hatte und wenn die Leute dann versuchen, Lölsch zu sagen, es ist eine Ohrenweide, also es war einfach herrlich.
Markus Raupach: Super. Wenn du sagst, ihr macht auch ein Altbier, das ist ja in der Regel ein dunkles Bier, es gibt aber auch helle Altbiere. Wo sortiert ihr euch da ein?
Markus Fohr: Wir haben uns da ganz klassisch einsortiert, das Altbier ist Bernsteinfarben, also so, wie man das von einem Altbier erwartet. Was es allerdings nicht ist, gerade die klassischen Düsseldorfer Altbiere, die sind ja doch sehr bitter, sehr kräftig gehopft, ich persönlich mag das, aber so kräftig gehopft, wie es in der wirklich urtümlichen Düsseldorfer Art ist, das mögen halt doch viele Leute bei uns hier in der Ecke nicht und deswegen ist unser Altbier etwas milder. Aber ansonsten ist es so, wie man es kennt, es ist obergärig, es ist Bernsteinfarben, hat die übliche Stärke, wie ein Altbier das so hat, 4,9 %, es ist eben nur nicht ganz so bitter.
Markus Raupach: Also mir kommt das auf jeden Fall entgegen, weil es ist tatsächlich auch in Düsseldorf immer so ein Thema, da muss ich immer zu den zwei, dreien gucken, wo es auch nicht ganz so bitter ist. Also ich kann das schon trinken, aber es ist dann nicht so, dass ich sage, ich trinke da gerne zwei, drei, vier, fünf davon, sondern das ist dann halt eher nur so eins, das ist bei den anderen dann schon irgendwie schöner. Aber das ist halt auch, wenn man aus Franken kommt, dann hat man mit Hopfen nicht so viel am Hut, also die meisten zumindest, da gibt es sicher auch andere, aber für mich nehme ich das jetzt einfach mal so in Anspruch sozusagen. Was mich in Düsseldorf total fasziniert ist ja jetzt, dass ja die Meisten wirklich noch ihre offene Gärung in den Kellern zelebrieren und da wirklich Schaumberge sich aneinanderreihen, wenn man da unten in den Brauereien ist und das ja wirklich auch sehr imposant ist einfach jetzt, weil die meisten Brauereien das ja anders machen. Wie macht ihr das so mit eurer Anlage?
Markus Fohr: Also wir haben tatsächlich sowohl in der Craft-Beer-Brauerei als auch in der klassischen Brauerei komplett geschlossene Gärung und wir machen auch alles im Eintankverfahren. Also wir drücken nicht um zwischen Gärung und Lagerung, das hat einfach so viele Vorteile und wir machen es schon ganz, ganz lange. Aber wie das immer so ist, wenn man 10 Brauer nach dem idealen Rezept und dem idealen Prozess fragt, dann kriegt man fast 20 Antworten. Es ist ja so ein bisschen wie Kochen, da hat auch jeder seine eigene Philosophie.
Markus Raupach: Auf jeden Fall, ja und jeder glaubt, dass seine Besonderheit die ist, die das Bier dann auch besonders gut macht. Vielleicht auch zu Recht, aber dadurch kriegt man ja auch diese ganzen vielen verschiedenen Antworten, das finde ich schon auch immer sehr spannend. Aber ich diskutiere da auch ungern rum, ich höre es mir halt an und finde es schön und freue mich ja auch. Und es ist ja auch Teil dieser ganzen Geschichte, also Bier ist eben auch was, was emotionalisiert und wo auch jeder eben so ein bisschen natürlich sein Herzblut, seine Ideen rein gibt und dann gehört es einfach auch dazu. Finde ich auch gut, also insofern wunderbar. Aber ich finde es toll, dass ihr Alt und Kölsch sozusagen beides in einem Laden macht, da gibt es, glaube ich, auch gar nicht so viele Brauereien, die das tun. Seit wann habt ihr dann diese Craft-Bier-Ecke dazu bekommen?
Markus Fohr: Die haben wir 2019 dazu gebaut. Wir hätten natürlich schon gerne vorher ein bisschen, ja, so richtiges Craft-Bier gemacht, wir haben vorher auch unsere ersten Versuche gemacht durch Hopfenstopfen vorhandener Biere und solche Sachen, aber wir konnten eben nicht komplett extra brauen. Und irgendwann haben wir gemerkt, die Nachfrage nach den Craft-Bieren wird größer und wir haben auch mehr und mehr Anfragen von Kunden bekommen, die gebeten haben, wir sollten ihnen doch mal eine kleine Menge von Bier XY brauen und dann haben wir uns dazu entschlossen, da zu investieren, die Craft-Bier-Brauerei zu bauen. Und obwohl es dann ja eigentlich gar nicht beabsichtigt war, haben wir tatsächlich es geschafft, den ersten Sud auf der Craft-Bier-Brauerei an meinem 50. Geburtstag zu machen, war ein schönes Schmankerl dazu.
Markus Raupach: Und mit deiner Mutter zusammen, oder, die war da auch beteiligt?
Markus Fohr: Ja, die war da auch beteiligt. Das war sozusagen mein Geburtstagsgeschenk, die Craft-Bier-Brauerei.
Markus Raupach: Oh, okay.
Markus Fohr: Und natürlich wollte sie dann auch mal den Kopf in den Kessel stecken und dann haben wir diesen ersten Sud dann, haben wir gemeinsam gemacht mit unserem Braumeister zusammen, wir drei haben da im Kessel gerührt.
Markus Raupach: Wahnsinn. Ich glaube, eure Familie hat so ein Faible für Symbolik, oder? Also weil ich auch gelesen habe, dass du der erste echte Lahnsteiner Bürger sozusagen bist, weil vorher waren das irgendwie verschiedene Orte und dann wurden sie vereint und dann wurdest du geboren, sozusagen, so ungefähr, oder?
Markus Fohr: Ja, das sind so Zufälle, die kann man eigentlich nicht beeinflussen, aber manchmal passiert es einfach. Die Stadt Lahnstein, die ist am 1.
Juli 1969, ist die entstanden. Vorher waren wir zwei selbstständige Städte, Oberlahnstein und Niederlahnstein und das ist dann im Zuge der Strukturreform zusammengelegt worden. Und es war ein ganz klein bisschen anders, ich bin der letzte Oberlahnsteiner, ich bin also kurz vorher geboren. Und das kennen, glaube ich, alle, jeder hat so einen Nachbarort oder einen Ortsteil, wo man sagt, dass die, die da herkommen, dass die so ein ganz klein bisschen seltsam sind. Und bei uns in Oberlahnstein, da sind das natürlich die Niederlahnsteiner, von denen man sagt, dass die ein bisschen seltsam sind und von daher ist das natürlich für mich eine schöne Sache, dass in meiner Geburtsurkunde noch Oberlahnstein drinsteht.
Markus Raupach: Okay, dann bist du quasi der Letzte offizielle deiner Art, auch schön.
Markus Fohr: Ich bin der Letzte, genau, ja.
Markus Raupach: Naja, auf jeden Fall auch eine lustige Geschichte. Darauf müssten wir eigentlich auch anstoßen, weil auch das irische Bier hat sich bereits verabschiedet. Ja, mit was machen wir denn jetzt weiter? Ich hätte jetzt hier noch das IPA und das Donka und, ja, gut, die Martinatoren, die sind natürlich etwas heftiger. Dann haben wir hier noch das Grape Ale stehen und die Flasche, die du von Batzen geschickt hast, das ist allerdings ein Triple. Ja, kommt drauf an, du bist der Chef, was würdest du empfehlen?
Markus Fohr: Also ich denke, nach diesem schönen, malzigen Irisch Lager könnten wir doch jetzt ein leichtes, aber hopfiges IPA hinterherziehen.
Markus Raupach: Unbedingt, dann machen wir das. So, Moment.
Markus Fohr: Schreiten wir mal zur Tat.
Markus Raupach: Ach ja, schon wieder eine Augenweide, sehr schön. Jetzt etwas dunkler, so ein, ja, wie soll man sagen, so ein sandfarbener Sonnenuntergang mit einem wunderbaren, fluffigen Schaum obendrauf, der wieder echt wie eine Eins steht, wunderbar. Und auch durch das Unfiltrierte tatsächlich wieder so ein einladender, geheimnisvoller Schimmer, der so richtig, ja, neugierig auch macht auf dieses Bier.
Markus Fohr: An dem Schimmer merkt man auch, dass unsere Biere tatsächlich naturbelassen sind. Wir kriegen manchmal ganz erstaunte Rückfragen von Kunden, die sagen, ja, ist das richtig, ich habe da jetzt ein Kellerbier von euch, das ist fast klar und das Letzte, was ich hatte, das war richtig trüb. Für uns als Insider ist das halt so, bei einem naturbelassenen Bier, aber daran sieht man es halt und das ist vielen Leuten leider nicht bewusst, dass die Trübung in einem naturbelassenen Bier, je nachdem, wann man es abgefüllt hat und welche Flasche man vielleicht gerade erwischt hat, die kann halt sehr, sehr unterschiedlich sein. Das klarste trübe Bier hatten wir, glaube ich, nach Corona gehabt, da hat das Bier halt ein halbes Jahr im Tank gelegen, bevor wir es dann verkauft hatten und dann war es blitzeblank. Also man musste es wirklich in ein dickes Glas schütten und in die Sonne oder in eine Lampe halten, damit man da noch so einen leichten Schleier erkennen konnte. Das war definitiv das klarste trübe Bier, das wir jemals gebraut haben.
Markus Raupach: Ja, aber so ist es eben, naturbelassen, wie die Natur eben spielt und manchmal darf sie länger spielen. Da kommen wir bestimmt auch gleich noch ein bisschen dazu, die Pandemie war ja schon eine besonders herausfordernde Zeit für alle in der Branche sozusagen. Ich habe mich gerade in die Nase verliebt von diesem Bier, muss ich sagen. Also ich finde es ganz schön, weil man auf der einen Seite so Citrusaromen hat, so ananasmäßig, ein bisschen Erdbeere vielleicht auch und so, ein bisschen Rhabarber und auf der anderen Seite dann noch so mehr in diese, ja, Maracuja-, Pfirsich-, Mango-Ecke, also wirklich sehr viele fruchtige Sachen, allerdings so ein bisschen so wie so ein Orangenjoghurt, also so ein bisschen sahnig, weich, ganz spannend. Also was hast du da für Hopfen verwendet?
Markus Fohr: Ja, die Fruchtigkeit, die war uns natürlich sehr wichtig beim IPA, das ist ja einer der charakteristischen Faktoren. Es ist auch eher ein amerikanisch als ein historisch britisch inspiriertes IPA. Recht leicht im Alkohol, aber schön fruchtig in der Nase. Und da haben wir natürlich auch zwei passende Hopfen dazu uns ausgesucht, das eine ist ein deutscher, der Mandarina Bavaria. Da hört man ja schon am Namen, wo der herkommt und wonach er schmeckt. Und wonach er schmeckt, das hört man bei dem zweiten Hopfen auch, das ist der weltweit am meisten angebaute Aromahopfen, das ist der Citra. Eine schöne Kombination, wie wir fanden und die haben wir jetzt auch schon bestimmt 10 Jahre in der Kombination, wenn nicht noch ein bisschen länger. Also ein ganz, ja, für ein Craftbeer fast schon historisches Rezept, 10 Jahre alt.
Markus Raupach: Ja, stimmt, also dafür ist es schon ein Iconic IPA sozusagen.
Markus Fohr: Ja, genau.
Markus Raupach: Ja und vom Malz her aber trotzdem schon noch mit ein bisschen Karamellmalz, bisschen mehr auch eine Malz-Backbone, wie man so schön sagt, ne?
Markus Fohr: Aber nur ein Hauch, nur ein Hauch. So ein klein bisschen dunkelt das Bier ja immer auch nach, wenn es mal eine Weile in der Flasche ist. Also da ist tatsächlich zur ganz, ganz großen Masse einfach helles Gerstenmalz drin.
Markus Raupach: Und wenn du sagst, das ist so leicht, also ich kann es jetzt hier in meinem Podcast-Studio nicht wirklich lesen, was auf den Etiketten steht, aber es kommt mir schon ein bisschen stärker vor. Wo sind wir denn da ungefähr?
Markus Fohr: 4,9% sind wir.
Markus Raupach: Echt? Uih!
Markus Fohr: Also es ist kein Session IPA, aber, ja, ganz, ganz normale Trinkstärke, wir in Deutschland würden sagen Vollbier. Auch da war uns wichtig, man soll es gut trinken können. Denn auch, wenn wir es damals noch nicht gebraut haben, ich hatte das schon im Hintergrund und im Hinterkopf und mein Braumeister auch, dass wir irgendwann mal noch ein stärkeres IPA machen. Das ist sozusagen das für Einsteiger, wo man auch gut mal zwei, drei, vier Stück von trinken kann und das, was ein bisschen kräftiger ist, das heben wir uns bis zum Schluss auf.
Markus Raupach: Okay, dann machen wir das so, kein Problem.
Markus Fohr: Oder zu mindestens bis in die Nähe des Schlusses.
Markus Raupach: Ja, okay. Wenn du gerade vom Thema IPA sprichst, also in dieser Zeit, also vor eben 10, 15 Jahren oder wo es in Deutschland überhaupt so Richtung Höhepunkt ging, da hat man ja eine lange Zeit zumindest Craftbeer mit IPA mehr oder weniger gleichgesetzt und dann so nach und nach hat sich das erst so ein bisschen entwickelt, dass die Leute verstanden haben, dass IPA halt ein Bierstil ist, wie Pils auch und man in der Craft-Bier-Welt ganz, ganz viele andere Sachen machen kann und eben auch IPAs ganz anders sein können. Wie ging dir das eigentlich damals so mit dieser ganzen Craft-Geschichte, wenn du sagst, du hast 2019 dann die eigene Craft-Bier-Brauerei aufgemacht, vorher schon experimentiert, los ging das ja noch mal 10, 12 Jahre vorher, wie hast du das so erlebt, diese Zeit?
Markus Fohr: Das war tatsächlich eine spannende Zeit, man hat dann ja meistens erst mal gelesen, dass da irgendwie was Neues kommt. Und am meisten ist mir in Erinnerung, wie ich das erste Mal ein IPA probiert habe, man wollte natürlich mitreden können, also haben unser Braumeister, der Henrik Rohmann und ich uns mal ein IPA bestellt. Ich weiß gar nicht mehr, wo wir das damals hergekriegt haben, das war ja am Anfang gar nicht so einfach, diese Biere überhaupt zu bekommen. Und dann haben wir bei mir daheim im Wohnzimmer gesessen und haben das fachmännisch gemacht, wir haben es uns erst mal angeschaut und dann haben wir geschnuppert und waren fasziniert von diesen Citrusnoten, von dieser Frische. Das war ja sowas, das kannten wir in Deutschland zu dem Zeitpunkt in einem Bier überhaupt nicht. Und weil wir das so lecker und so spannend fanden, haben wir dann noch eine Nase genommen und noch eine Nase genommen und ich kann dir nicht mehr sagen, wie lange das ging, das Erste, was ich mich wieder erinnere, war, dass meine Frau ins Zimmer kam und sagte, trinkt ihr das irgendwann auch noch? Also das war so der erste Einstieg, natürlich mit einem IPA, ja klar, das war so das erste Bier, was auf der Craftbeer-Welle gesurft ist . Und natürlich kamen dann nach und nach die anderen Biere dann auch, die Portas und Stouts, die stärkeren IPAs, die belgischen Biere, die es ja eigentlich schon immer gab, aber dann wurden sie halt wieder so richtig wahrgenommen, also war schon eine spannende Zeit. Und auch die zwei Wochen Biersommelier, das war dann für mich eine ganz, ganz tolle Sache, weil man da ganz viel mal kennengelernt hat, mal in Ruhe probiert hat und plötzlich vielleicht auch Spaß gefunden hat an einem Bier, wo man vorher gesagt hat, naja, ob ich da dran gehe, weiß ich nicht.
Markus Raupach: Nee, das war schon, also wie du sagst, das war eine ganz spannende Zeit. Also ich habe damals diese Präsentation miterlebt, ich glaube, das war 2007 oder so, wo der Hans-Peter Drexler die Hopfenweise zum ersten Mal hier in Bamberg im Brauereisaal von Keesmann bei den sogenannten Bierquerdenkern präsentiert hat, das waren lauter gestandene Braumeister aus Bayern und darüber hinaus. Und da war es ähnlich, wie du es auch gerade geschildert hast, die haben dieses Bier im Glas gehabt und dann war erst mal still, minutenlang und die haben einfach nur geguckt und gerochen und nichts gesagt und wieder angeschaut, wieder probiert. Aber man hat wirklich gemerkt, dass das auch gedauert hat, bis die dieses Bier dann auch verstanden haben in dem Fall, weil das war ja dann als Weißbier Doppelbock und eben sehr stark gehopft, auch für viele so ein zumindest völlig unbekanntes Terrain damals noch. Und da, muss man wirklich sagen, hat sich wirklich viel getan, viel entwickelt und dann kam ja auch diese ganze Biersommelier-Geschichte auf. Und ich erinnere mich auch, wir haben dann 2013, wir haben ja von der BierAkademie am Anfang auch mit Doemens zusammen das Ganze gemacht, da habe ich dann die erste deutsche Meisterschaft damals der Biersommelier ausgerichtet, das war in Hallerndorf, im Brauhaus am Kreuzberg. Damals noch ein bisschen improvisiert, sage ich mal, also am Schluss hat der Dominik damals gewonnen mit einem Bierdartspiel sozusagen und du bist ja dann sechs Jahre später sozusagen Deutscher Meister geworden. Für alle, die sich jetzt da wenig drunter vorstellen können, vielleicht kannst du mal ein bisschen erzählen, wie wird man Deutscher Meister, also wie man Olympiasieger im 100-Meter-Lauf wird, das wissen, glaube ich, alle, aber wie wird man Deutscher Meister der Biersommeliers?
Markus Fohr: Also vom System her ist das mit dem 100-Meter-Läufer tatsächlich auch einfacher, Training steht sicherlich noch mehr dahinter. Ja, wie wird man Deutscher Meister oder überhaupt Biersommelier-Meister? Die nationalen Meisterschaften und auch die Weltmeisterschaft, die sind ja relativ gleich aufgebaut, es gibt zunächst mal Vorrunden, mehrere. Die Erste ist eine Aromen-Blindverkostung, da hat man dann 10 Biere vor sich stehen, die sehen alle gleich aus, es ist auch tatsächlich in allen 10 Bechern, Gläsern das gleiche Bier drin, aber die sind mit Aromen geimpft, die entweder biertypisch sein können oder die auch untypisch sind für Bier, auch die muss man ja kennen und dann ist es die Aufgabe des Kandidaten, die blind zu erkennen. Und um Blinderkennung geht es dann auch in der zweiten Vorrunde, da stehen wieder 10 Biere da, die sehen allerdings unterschiedlich aus, denn es sind auch 10 unterschiedliche Bierstile, da kann im Prinzip alles drinstehen, was es auf der großen weiten Welt so gibt. Und auch da geht es dann wieder um das Blindverkosten, man muss also dann seine Einschätzung abgeben, die Nummer eins ist ein deutsches Pilz, die Nummer zwei ist ein belgisches Tripel und so weiter. Und dann gibt es oft noch einen Multiple-Choice-Test und wer dann in diesen ganzen Runden die meisten Punkte gesammelt hat, der kommt dann in die Finalrunde. Da wird es dann ganz anders, da geht es dann nicht mehr um Blindverkostung, da geht es auf die Bühne, da bekommt man dann ein Bier zugelost und stellt das dann auf der Bühne vor. Und wer das sachlich am besten und natürlich auch mit dem besten Unterhaltungswert gemacht hat, der wird dann der neue deutsche, österreichische, Schweizer oder auch Weltmeister.
Markus Raupach: Ja, faszinierend. Und auf jeden Fall, es klingt super anstrengend, es klingt super komplex und vielfältig und eben in ganz vielen Ecken herausfordernd. Was würdest du sagen, war bei dir 2019 so der Punkt, wo du dann den entscheidenden Schritt gemacht hast, um das zu gewinnen?
Markus Fohr: Zum einen war sicherlich auch ein bisschen Glück dabei, wie immer, wenn man irgendwas gewinnt, dann braucht man auch ein bisschen Glück, ohne geht es nicht. Ich habe mit dem Düwel ein Bier zugelost bekommen im Finale, das ich sehr gut kannte und auch sehr mag.
Markus Raupach: Schön, ja.
Markus Fohr: Das ist, glaube ich, ein riesen Vorteil, das war zwar bei dem WM-Finale drauf genauso, aber da hat es mir leider nichts genützt, aber egal. 2018 war es im Finale der DM, da hatte ich auch diesen Vorteil, ein Bier, das ich gut kannte und auch sehr mag und das hat mir geholfen. Was mir, glaube ich, auch geholfen hat, ich habe ein bisschen einen schönen Rahmen um meinen Vortrag gebaut, ich habe erst mal das Publikum begrüßt, ich habe am Schluss noch ein kleines Gedicht aufgesagt und habe damit so zwei Schmankerl gesetzt, die vielleicht die anderen nicht so hatten und das sind eben die Sachen, die dann die Jury auch bewertet. Natürlich muss man das Bier richtig beschreiben, die Dinge, die man drumherum erzählt, die sollten dann auch stimmen. Wichtig ist ja auch, dass man überhaupt drumherum was zu erzählen hat, ansonsten wäre es schlecht. Und dann gibt es noch die Performance, wie man oft sagt und da werden eben solche Dinge bewertet, spricht der Kandidat flüssig oder kommt da ein äh nach dem anderen, ist eine schöne Begrüßung und ein schöner Schluss in dem Vortrag, hat der Vortrag eine rote Linie oder springt man ständig hin und her? Das sind alles so Dinge und in der Summe habe ich das einfach an dem Tag gut hinbekommen.
Markus Raupach: Ja, perfekt. Also klingt auch ein bisschen nach Tagesformabhängigkeit natürlich und auch ein bisschen Glück, welches Bier man da erwischt, aber man kann auch viel üben, denke ich mal. Und sowas wie so ein Gedicht ist natürlich eine sehr clevere, coole Strategie, also Glückwunsch schon mal auf der Seite noch mal. Und sorry, dass ich dich ein Jahr nach hinten versetzt habe, 2018. Aber dann hat man natürlich auch so einen gewissen, ja, eine geschwellte Brust, sagen wir mal so. Und als es dann im nächsten Jahr zur Weltmeisterschaft ging, war dann da was anders, bis auf die Tatsache, dass eben internationale Leute dabei waren oder gab es da generell noch andere Unterschiede?
Markus Fohr: Also vom Verlauf des Turniers war das genau gleich aufgebaut, bis auf das, dass der Multiple-Choice-Fest größer war als bei der deutschen Meisterschaft, aber vom System her war es dasselbe. Was natürlich 2019 in Rimini, hat da die Weltmeisterschaft stattgefunden, der Fall war, das war natürlich vom Ambiente her kaum zu toppen, Grand Hotel Rimini im September, ein paar Meter weg vom Strand und von der schönen Altstadt von Rimini, ein Buffet über zwei riesen Räume drüber, tolles Wetter, Stimmung war klasse. Und, ja, ich bin ja dann auch bis ins Finale gekommen, für den ganz großen Wurf hat es dann leider nicht gereicht, aber man kann halt nicht immer gewinnen.
Markus Raupach: Nein und immerhin, du hattest ja vorher schon einen Sieg in der Tasche, das ist ja schon mal auch gut. Und, ja, Rimini kann ich tatsächlich auch nachempfinden, ich bin da ja auch seit vielen Jahren in der Jury von dem jeweiligen italienischen Wettbewerb, der immer allerdings im Frühjahr ist. Also da sind wir auch immer in Rimini in so einem Hotel, allerdings dann meistens Februar, März irgendwie, das heißt da ist es dann eher kalt, aber auch schön, weil dann nämlich niemand ist, das heißt man kann tatsächlich dann am Strand entlang spazieren und tagsüber wird es dann auch schon ein bisschen wärmer und es ist auch eine tolle Stadt also. Aber im Sommer ist das bestimmt noch mal eine andere Liga, da bin ich schon ein bisschen neidisch, sehr schön. Also man kommt auch rum mit der ganzen Geschichte. Du warst ja jetzt, glaube ich, beim letzten Mal auch wieder dabei, oder?
Markus Fohr: Ja, ich war beim letzten Mal auch wieder dabei. Das war allerdings eher die klassische Variante, die WM war einen Tag vor der Drinctec in München.
Markus Raupach: Ja, das stimmt.
Markus Fohr: Was natürlich vom Veranstaltungs-Timing her absolut Sinn macht, die Meisten von uns sind ja dann sowieso da und wenn WM ist, dann kommt man eben zwei Tage früher. Aber es ist schon, ja, praktisch einfach, dass jedes zweite Mal die WM mit der Drinctec gekoppelt ist.
Markus Raupach: Aber es gilt wie immer, ich sage auch immer, München fehlt einfach ein Strand, sozusagen, dann wäre es perfekt wahrscheinlich.
Markus Fohr: Es gibt, glaube ich, einen Isar-Strand, aber den haben wir jetzt nicht frequentiert.
Markus Raupach: Das stimmt. Apropos Strand, Bier, wir brauchen wieder ein Bier. Womit machen wir denn jetzt weiter? Ich habe jetzt immer noch Donka da stehen und das Mega IPA, ein Grape Ale, das Triple, das Honigbier und die Atoren, was machen wir jetzt?
Markus Fohr: Nachdem du gerade so den Strand betont hast, da haben wir ja eigentlich fast keine andere Chance, als das Bier zu probieren, was in der Nähe von einer ganzen Menge wirklich schöner Strände gebraut worden ist und das wäre dann das Grape Ale.
Markus Raupach: Okay, dann machen wir das, wunderbar. Das ist ja ein Kollab mit einer zypriotischen Brauerei, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.
Markus Fohr: Ganz genau.
Markus Raupach: Cyprus Grape Ale.
Markus Fohr: Das ist die Octo Microbrewery, die heißt tatsächlich so, weil man, ja, was typisch Zyprisches haben wollte. Und Zypern ist nun mal eine Insel, wie das bei einer Insel so ist, da ist überall Meer drum und in dem Meer, da gibt es Massen von kleinen Tintenfischen und Oktopussen und deswegen hat man dann der Brauerei den Namen Octo Brewery gegeben. Und man sieht vielleicht an den Etiketten, dass der Inhaber, der Taras Lozhenko, von Haus aus eigentlich Designer ist. Das ist einer der vielen erfrischenden Quereinsteiger, die mal den Weg in die Braubranche gefunden haben und der schafft es auch immer wieder optisch sehr ansprechend irgend so ein Oktopus-Tentakel mit Saugnäpfen irgendwie in das Design vom Etikett einzubauen.
Markus Raupach: Ja, in dem Fall in eine Traube, also sehr schön.
Markus Fohr: Ja, das hat er wirklich gut hingekriegt.
Markus Raupach: Und was ich auch sagen muss, also Optik brauchen wir fast gar nicht mehr darüber reden, ist wieder sensationell, also wunderbar schönes, ja, so vom Braunton her vielleicht ein bisschen heller als das gerade eben, wunderschöner Schaum, aber was mich total gecatcht hat, ist der Geruch. Also der ganze Raum ist voll von dieser wunderbaren traubigen Note, die aber auch so ein bisschen, ja, so Süße, fast ein bisschen Bubblegum-Aromen mit hat, also sehr intensiv, sehr fruchtig, sehr süß, sehr reif, ganz viel, ja, Lust einfach auch macht und sehr komplex ist. Und wenn man näher hingeht, hat man auch wirklich so intensive Kohlensäurenoten, sehr spritzige Angelegenheit, also ganz toll. Weißt du, was das für Trauben sind, die ihr da verwendet habt?
Markus Fohr: Ja, da haben wir uns sehr viel Gedanken darüber gemacht im Vorfeld, was wir da für Trauben nehmen und wir sind dann, ja, haben uns natürlich von einem Profi, von einem Winzer beraten lassen und dann sind wir auf eine ganz klassische, heimische Rebsorte gekommen, Xynisteri heißt die, die wird in Zypern schon seit 3.000, 4.000 Jahren kultiviert, so ganz so genau wissen es die Zyprioten auch nicht, wie alt die genau ist, also in jedem Fall eine ganz typisch zyprische Rebe, eine Weißweinrebe, das war uns auch ganz wichtig für die Optik. Und ich denke, der Trick ist auch ganz gut gelungen, wenn man das Bier jetzt nur im Glas sieht, dann sind wir fast wieder beim fränkischen Kellerbier, für das man es halten könnte.
Markus Raupach: Genau, also da reiht es sich total ein.
Markus Fohr: Und dann ist es genauso wie du es sagtest, man merkt es dann aber im Duft dann schon, ja, da ist so eine Malzsüße, ist da drin, aber da ist auch noch was anderes drin und dann ist man schnell, ist man bei Weißweinnoten. Und was auch total spannend ist, wie sich dieses Bier entwickelt im Laufe der Zeit, es ist ja eine Jahrgangsedition und wenn das ganz frisch ist, ich habe das mal aus dem Tank probiert, da war es so, hatte es so zwei Wochen Lagerzeit gehabt, also es war durchgegoren plus zwei Wochen und dann ist dieses Bier noch mal heller und es duftet und es schmeckt fast wie ein Federweißer.
Markus Raupach: Uih! Okay.
Markus Fohr: Und diese Note, die geht dann natürlich mit zunehmender Reifung, geht die weg und dann ist es so wie du es jetzt beschrieben hast. Und ich bin selber mal sehr, sehr gespannt, wir werden demnächst mal eine Verkostung machen, wo wir alle vier Grape-Ale-Jahrgänge, die wir bis jetzt gemacht haben, mal nebeneinander verkosten. Ja, da freue ich mich schon sehr drauf, dann sieht man mal ganz genau, wie sich das über die Jahre so entwickelt hat.
Markus Raupach: Ja, also für mich geht es jetzt in so eine Champagner-Sekt-Richtung, also sehr schön, sehr hochvergoren, sehr edel, ein bisschen nobel auch, ganz, ja, komplex und ich habe auch so eine ganz leichte Brett-Note, oder kommt das vom Hopfen?
Markus Fohr: Nee, da ist tatsächlich so eine kleine Komponente, so eine kleine wilde Komponente ist da drin.
Markus Raupach: Aha.
Markus Fohr: Wir wollten jetzt nicht wie die Leute vor 3.-, 4.000 Jahren ein spontan vergorenes Bier machen, da hätten wir, glaube ich, doch zu wenig Fans dafür gefunden, aber wir wollten so ein klein bisschen was Wildes von der Traube, wollten wir dann noch mit reinbringen. Und das Bier wird auch tatsächlich mit komplett unbehandeltem Traubenmost gebraut, der ist nicht pasteurisiert und gar nichts. Das ist auch eine große Herausforderung, der wird gepresst und in Kegs gefüllt und dann steht praktisch schon einer von der Brauerei mit dem Lieferwagen daneben und lädt die direkt auf und dann werden die am gleichen Tag oder spätestens am nächsten Tag wird das Grape Ale dann gebraut. Und die Hälfte von dem von dem Most, die kommt dann am Ende der Kochung rein, das ist dann natürlich steril und die andere Hälfte, die kommt zur Hauptgärung rein und dadurch ist da ja so eine kleine Komponente drin, denn alles was an wilden Hefen auf der Traubenschale gesessen hat, das ist ja da mit drin. Und man sieht das auch ganz faszinierend, die Kollegen, die haben noch eine offene Gärung, also man kann die Kräusen sehen. Und vorhin hatten wir es ja schon mal mit der Idee von einem grünen Bier, also das Bier ist nicht grün, aber da sieht man so eine leichte wilde Komponente, die Kräusen, die haben sowas leicht grünliches, ist schon spannend und von daher kann das Bier auch durchaus so eine leichte Brett-Note haben.
Markus Raupach: Aber es ist wunderschön, also auch wieder ganz, ganz spannend. Hat natürlich schon auch ordentlich Alkohol, das merkt man, Weingeist, wie man so schön sagt, aber toll. Also gerade durch diese sehr noble Note und auch diese angenehme Bittere, also, ja, man kann durch Bittere sagen, aber da spielt ja eben auch diese Brett-Note so ein bisschen mit rein und dieses Hochvergorene ist wirklich ein ganz spannendes, schönes Finish. Also ein tolles Bier, kann ich mir auch gut vorstellen mal als Begrüßungsschluck zum Beispiel bei einem Menü oder so, das kann man sehr vielseitig einsetzen, großartig.
Markus Fohr: Auf jeden Fall, also genauso, wie man einen Champagner auch gerne als Begrüßungsschluck, als Aperitif reicht, geht das bei diesem Bier auch. Und wir haben auch tatsächlich vor, nächstes Mal so eine kleine Variante da rein zu bringen und das Bier mal mit einer Champagnerhefe zu vergären und noch ein bisschen mehr Kohlensäure reinzubringen, also wir wollen da mal in genau die Richtung gehen, da freue ich mich auch schon sehr drauf, Ja, du hast die den Alkoholgehalt angesprochen, es war ja auch von Anfang an die Idee ein Jahrgangsbier zu machen, also es sollte auch ein lagerfähiges Bier sein, deswegen haben wir auch direkt gesagt, soll stark sein. Und ein bisschen einen praktischen Aspekt hat man ja auch manchmal, es ist ja ein Kollab, wir brauen das Bier auf Zypern und die eine Hälfte behalten dann die Kollegen und die andere Hälfte kriegen wir. Und das Bier muss ja auch dann den Transport von Zypern nach Deutschland überleben und das tut natürlich so ein 9-%er eher als jetzt das fränkische Kellerbier
Markus Raupach: Wie läuft das, per Schiff oder per Flugzeug oder Hubschrauber oder wie bringt ihr das rüber?
Markus Fohr: Das läuft so, dass das Bier zunächst mal mit der Spedition von Sotira, das ist der Ort wo die die Brauerei auf Zypern liegt, dann nach Limassol fährt, das ist allerdings nicht weit, das ist so eine Stunde, ja, ein bisschen mehr. Und von da wird es dann mit einem Schiff gefahren bis nach Istanbul und von da kommt dann tatsächlich sogar eine Komponente aus dem Heimatland meiner Frau mit rein, dann wird es nämlich von einer bulgarischen Spedition, wird es zu uns nach Deutschland gefahren und, Stopp, ich habe jetzt etwas Falsches gesagt, es ist nicht Istanbul, es ist Thessaloniki, wo die Fähre hingeht
Markus Raupach: Okay. Ja, ich habe mich schon gewundert, wobei bei Zypern ist ja alles möglich, weil die Insel ist ja leider Gottes immer noch geteilt und der eine Teil ist ja quasi türkisch besetzt und der andere Teil ist eben die Republik und hätte ja auch sein können, also das ihr da irgendwie eher über Istanbul oder aus irgendwelchen Gründen gehen müsste, aber Thessaloniki ist da natürlich etwas eingängiger. Ja, wo du es jetzt gerade schon sagst und ich muss auch sagen, das Grape Ale war zwar ein wunderschöner Schluck, aber ich habe mir jetzt auch gar nicht so viel davon eingeschränkt, weil es relativ stark ist. Das heißt, ich wäre schon wieder bereit und wenn du gerade schon über deine Frau gesprochen hast, vielleicht wäre es jetzt mal an der Zeit, das Donka zu probieren, oder?
Markus Fohr: Ja, jetzt habe ich die Steilvorlage gegeben, in der Tat.
Markus Raupach: Eben, eben, eben.
Markus Fohr: Dann sollten wir die auch aufnehmen und mal das Bier meiner Frau probieren.
Markus Raupach: Okay, ich mache es mal auf.
Markus Fohr: Meine Frau stammt aus Bulgarien, das hatten wir ja eben schon kurz angerissen, sie hat auch da gelebt, bis sie 30 war und dann kam der entscheidende Faktor, weshalb sie aus Bulgarien weg ist, dann kam ich und ja, ich konnte die Brauerei so schlecht mit nach Bulgarien nehmen, sonst hätte das auch ein Thema sein können.
Markus Raupach: Allerdings, ja.
Markus Fohr: Ist auch ein sehr schönes Land, kann ich nur empfehlen, sich das mal anzuschauen, aber nicht unbedingt am Sonnen- und Goldstrand. Ja und meine Frau kam dann vor mittlerweile auch 25 Jahren nach Deutschland. Und die Idee dann, ihr ein Bier zu brauen, die habe ich eigentlich bei einem Kollegen aufgeschnappt. Vielleicht kennt der ein oder andere von den Hörern den Teo Musso, der ist so ein bisschen einer der Ikonen der italienischen Craft-Beer-Bewegung, war auch sehr früh dran, hat in den 1980ern schon die ersten Biere gebraut. Und der hat mal ein Bier zu Ehren seiner damaligen Frau, der Nora gebraut und die war afrikanisch stämmig und dann hat er sich Weizenmalz aus Ägypten besorgt und hat da ägyptischen Honig und ein paar nordafrikanische Gewürze mit rein. Und als ich das gehört habe und ich hatte auch die Idee, nicht die Idee, die Chance, das Bier mal zusammen mit meiner Frau in seiner Palatin-Gastronomie in Rom zu probieren, hat uns beiden sehr gut geschmeckt, ja, und so kam ich dann auf die Idee, sowas zu machen. Und da haben tatsächlich damals alle dicht gehalten, Donkas Schwester hat dann auf dem Markt in Neceva, hat sie bulgarischen Wildthymian erstanden und hat mir den geschickt und dann habe ich von einem Kollegen noch bulgarische Holzchips bekommen, Eichenholzchips und dann haben wir als meinen Teil eine klassisch deutsche Komponente genommen, unser Kellerbier und haben das dann reifen lassen auf dem bulgarischen Wildthymian und den Chips. Und wir haben es dann tatsächlich geschafft, sie hat es nicht mitgekriegt bis dahin, ihr an ihrem Geburtstag abends dann dieses Bier zu überreichen.
Markus Raupach: Na, das ist doch eine wunderschöne Geschichte, großartig, ja, auch total spannend. Also jetzt hast du es ja schon gesagt, ich wollte gerade fragen, was diese sehr schöne kräutige Komponente ist. Also für mich setzt sich das so ein bisschen zusammen aus, ja, Honignoten, Salbei, Thymian, Lavendel, also sehr komplexe Kräuteraromatik, aber der Wildthymian hat dann wahrscheinlich so besondere Aromen, also ganz toll. Es hat jetzt das Grape Ale aus dem Raum auch schon verdrängt sozusagen und ersetzt durch diese wunderbare blumig-kräutige Symphonie, die man hier so hat. Und am Gaumen auch schön, weil diese Holznote, das ist so ein bisschen, ja, so eine karamellige, vanillige Süße irgendwie bringt das ins Bier rein, auch einen schönen Körper, ein schönes Mundgefühl, das macht das Ganze sehr rund. Also ich hoffe, da war sie dann schon auch erfreut vom Bier an sich, oder?
Markus Fohr: Also sie war sehr erfreut, begeistert, kann man auch sagen und mittlerweile ist sie noch begeisterter, die Donka hat sich ja gehalten, also nicht nur meine Frau, sondern auch das Bier. Wir haben dann gesagt, naja, wenn wir das jetzt schon haben, dann können wir es ja mal zum Craft Beer Award einschicken und es hat dann direkt auch eine Auszeichnung bekommen und dann haben wir gesagt, ja, wenn das Bier so gut ist, dann müssen wir das ja im Sortiment behalten und mittlerweile sind aus der Auszeichnung mehrere geworden. Und dieses Jahr war das tatsächlich unser am höchsten ausgezeichnetes Bier bei der Finest Beer Selection, da ist meine Frau noch mal um 5 cm gewachsen.
Markus Raupach: Ja, da musst du echt aufpassen, die hat dich jetzt in der Hand. Nein, also schön. Ich finde auch überhaupt diese Idee schön, so seine Familie ein bisschen zu Bier zu machen. Und ich glaube, wahrscheinlich war der Teo Musso auch der Erste, der das so getan hat. Also ich kenne ihn auch ganz gut, er ist ja einer der beiden Väter vom Teku-Glas auch und hat ja nicht nur seine Frau zum Bier gemacht, sondern auch seinen Sohn, den Isaac, hat er ein tolles Witbier aus ihm sozusagen gemacht, was auch großartig ist. Und was ich besonders witzig finde, er hat dann auch ein Bier gemacht nach den ersten Lauten eines seiner Kinder, also ich weiß gar nicht, ob das auch der Isaac war oder das nächste Kind, aber das heißt dann Xyauyu und ist ein sehr starker, ja, Barley Wine oder so, ein sehr, sehr intensives, auch in verschiedenen Fässern gereiftes tolles Bier, aber eben von der Lautmalerei auch total spannend, also eine schöne Idee. Vor allem den Isaac habe ich dann eben auch nach und nach kennengelernt, am Anfang war er ja noch relativ jung, mittlerweile ist er selber mit in der Brauerei und das ist natürlich irgendwie auch cool, also wenn man das so erlebt, dass diese Namensträger von solchen Bieren dann da auch dabei sind. Ein Paradebeispiel bei uns in Deutschland ist wahrscheinlich der David Hertl mit seiner Mutti und seinem Vati und alle, die er da biermäßig verbraut hat, aber super Idee. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die Donka da wirklich sehr stolz ist. Bei welcher Gelegenheit hast du die in Bulgarien damals kennengelernt ,also warst du da im Urlaub oder auf einer Messe oder wie habt ihr euch getroffen?
Markus Fohr: Also das ist eine lange Geschichte, so richtig ging das dann los, als ich über Silvester 1999-2000 in Bulgarien war, also sozusagen eine Jahrtausendliebe.
Markus Raupach: Allerdings.
Markus Fohr: Und, ja, da bin ich dann sie besuchen geflogen und war 14 Tage dann in Bulgarien und die 14 Tage, die hatten wir uns dann mal genommen, um, ja, uns noch ein bisschen besser kennenzulernen und dann auch zu entscheiden, wollen wir es denn dann richtig machen, will sie nach Deutschland kommen und, ja, wie es gegangen ist, wissen wir jetzt alle. Und in der Tat, bei uns gibt es auch diese Familiengeschichte mit den Bieren. Bei meinem ältesten Sohn, da ist es ein bisschen schlecht, weil der keinen Alkohol trinkt, aber meine Tochter, die hat auch schon ihr eigenes Bier bekommen. Das war auch ein Kollab und zwar mit den Kollegen von der Rhombus Pivovana in Pazardzhik in Bulgarien, das ist so ein bisschen in der Nähe von Plowdiw, da haben wir einen Kräuterbier-Bock, haben wir gemacht. Der ist allerdings mittlerweile ausgetrunken, deswegen habe ich dir nichts davon geschickt. Und den haben wir dann Maya genannt und da ist auch noch ein kleines Späßchen verpackt, denn wenn man das Wort ein bisschen anders betont, Maya, ist das bulgarische Wort für Hefe.
Markus Raupach: Ah, schön.
Markus Fohr: Und unser Jüngster, der Victor, der kriegt jetzt demnächst sein eigenes Bier. Der hat auch eine charmante Idee gehabt, der hat mal zu mir gesagt, Papa, also natürlich möchte ich mein eigenes Bier, aber ich möchte da dann auch mitreden. Und damals war er halt noch ein bisschen zu jung zum Bier trinken und das hat sich mittlerweile geändert, der ist jetzt 17 und hat dann auch mir geholfen beim Training für die WM und hat dann natürlich auch immer mal hier und da und dort ein Schlückchen probiert und hat dann irgendwann seine Liebe zum NEIPA entdeckt, sodass wir ihm jetzt schon die erste Testcharge von seinem Bier gebraut haben.
Markus Raupach: Wunderbar, also dein Sohn möchte man sein, sage ich mal so, sehr schön, tolle Geschichte. Wachsen die bei euch dann zweisprachig auf, die Kinder?
Markus Fohr: Also die Kinder sprechen alle ein bisschen Bulgarisch, wir haben das auch tatsächlich versucht, die zweisprachig zu erziehen, aber so in dem Moment, wo die dann in den Kindergarten kamen und mit ganz, ganz vielen Kindern zusammenkamen, von denen natürlich niemand Bulgarisch gesprochen hat, da war es dann irgendwann vorbei, also irgendwann haben die drei das nicht mehr mitgemacht, sowohl Bulgarisch als auch Deutsch zu sprechen. Aber sie können alle drei ein bisschen Bulgarisch und mittlerweile haben sie das auch schätzen gelernt, dass sie sich zumindest ein bisschen mit ihren Großeltern oder mit unserer Verwandtschaft in Bulgarien unterhalten können, denn da sind tatsächlich viele dabei, die weder Deutsch noch Englisch sprechen, also wenn du dich verständigen willst, dann musst du es auf Bulgarisch tun und deswegen sind sie mittlerweile sehr froh, dass sie das zumindest so ein bisschen können.
Markus Raupach: Ja, ich glaube auch, dass das wirklich so eine Kompetenz ist, die das Gehirn aufbaut, wenn man so groß wird und eben mit zwei Sprachen oder mehreren sogar noch irgendwie aufwächst, das hilft einem, glaube ich das ganze Leben lang, also generell bei Sprachen, aber auch bei vielen anderen Sachen. Das ist was, was mir leider Gottes nie zuteilgeworden ist, das finde ich sehr spannend, also ein echtes Sprachgefühl in mehreren Sprachen zu entwickeln, das ist schon eine große Kunst, aber gut. Also insofern schön, dass deine Kinder das zumindest ein bisschen haben dürfen, toll. Das müssen wir feiern mit einem Bier, also ich will ja nicht so viel Druck machen, aber ein bisschen, ein paar haben wir ja noch, also insofern.
Markus Fohr: Jetzt würde sich doch langsam noch ein anderer Name anbieten, nämlich der Martinator, den du ja auch in holzfassgereiften Varianten hast.
Markus Raupach: Genau, ich habe einmal BC und einmal SC.
Markus Fohr: Genau. Wir haben den tatsächlich sogar in drei Varianten, da sind unterschiedliche Hölzer im Spiel, einmal sind das Holzchips aus Bourbon-Whisky-Fässern, deswegen dieses Kürzel BC, Bourbon Chips, dann gibt es den noch mit Holzchips aus Cognac-Fässern, da ist dann das Kürzel CC. Der war wahrscheinlich gerade alle, als wir dir das Paket gepackt haben. Und dann gibt es den mit Sandelholz, das ist der SC dann, Sandelholzchips. Der ist von den Dreien mein persönlicher Favorit, vielleicht hast du ja Lust den zu öffnen.
Markus Raupach: Auf jeden Fall, also einerseits, wenn du sagst, es ist dein Favorit dann sowieso, aber auch Sandelholz hatte ich jetzt noch nicht so oft bei Bier, deswegen bin ich da jetzt sogar richtig gespannt drauf auch in jeder Hinsicht, also auf die Nase, auf den Geschmack, schauen wir mal.
Markus Fohr: Ja, uns ging es ein bisschen ähnlich, wir haben irgendwann den Newsletter von unserem Lieferanten für die Chips gekriegt und da warb der für diese Sandelholzchips und wir haben auch gesagt, oh, Sandelholz mit Bier. Wir kennen viele Vorbelegungen, viele Hölzer, mit denen schon mal ein Bier gereift ist, aber Sandelholz haben wir noch nie gehabt, probieren wir einfach mal. Aber ich will jetzt mal nicht zu viel erzählen, sonst bist du ja schon voreingenommen.
Markus Raupach: Ja, ich bewundere gerade den Schaum, ich habe einen richtig mächtigen Schaum, also da ist bestimmt die Hälfte vom Glas, ist gerade Schaum, auch sehr dicht, sehr schön. Und das Bier an sich, würde ich sagen, ist so ein sehr goldenes, also wahrscheinlich dein heller Doppelbock als Basis?
Markus Fohr: Ganz genau, der Martinator ist unser heller Doppelbock. Das ist jetzt so einer von den ganz klassischen Rezepten, also eins, was ich von meinem Vater übernommen und nie verändert habe. Und der ist tatsächlich, wir haben mehrere Biere ausprobiert für die Holzreifung, aber man braucht einfach ein Bier, was selber auch schon ein bisschen Körper hat, Vollmundigkeit hat, Volumen hat, ein bisschen Alkohol hat, das ist einfach für so holzgereifte Biere, ist das eine tolle Basis.
Markus Raupach: Ich überlege die ganze Zeit, wie ich den Geruch beschreiben soll. Also man merkt auf jeden Fall auch einen Teil von dem Bockbier, aber so im Vordergrund, das geht für mich in so eine Mischung aus Haselnuss, Mandel und Kokosmakrone irgendwie und auch ein bisschen Holz, also klassische Holzaromatik ist so im Hintergrund natürlich auch da, aber tatsächlich, also ich würde fast auch ein bisschen in so eine weihnachtliche Richtung beschreiben, also auf jeden Fall ein ganz besonderer eigener Geruch, den ich so jetzt bei einem Bier auch noch nicht hatte.
Markus Fohr: Das Schöne an dem Sandelholz ist ja, das ist ja nicht jetzt aus irgendeinem Fass mit Vorbelegung, kommt das, wie jetzt die Bourbon-Chips oder die Cognac-Chips, da kommt so richtig das Holzaroma raus und das Sandelholz, wie du es ja auch schön beschrieben hast, das hat eher weiche, süße Noten. Manchmal sind ja die holzgereiften Biere so ein ganz klein bisschen kratzig und das ist hier gar nicht der Fall. Und leider können jetzt die Zuhörer die Farbe nicht sehen, die hat mich von Anfang an fasziniert, weil dieses Sandelholz so einen ganz leicht orangenen Unterton in das Bier rein gibt.
Markus Raupach: Absolut.
Markus Fohr: Also wenn du jetzt den hellen Doppelbock ohne Sandelholz danebenhalten könntest, dann würdest du sehen, ja, der hat zwar auch so eine richtig kräftige goldgelbe Farbe, aber dieser leicht orangene Touch, den das Sandelholz da noch mit reinbringt, der ist einfach, ja, wie haben wir bei der Bundeswehr früher gesagt, technischer Dienst an den Augen.
Markus Raupach: Also ganz schön, das stimmt, ja. Nachdem wir etwas vorgerückte Stunde haben, habe ich das noch gar nicht so wahrgenommen, ich habe es jetzt noch mal richtig vor das Licht intensiv gehalten und es ist absolut so, also richtig schöner, ja, so ein ganz intensiver Orange-Honigton, also golden im positivsten Sinn, sehr, sehr schön. Nehmen wir mal ein Schlückchen, Prost.
Markus Fohr: Zum Wohl.
Markus Raupach: Das ist ja eine richtige Reise, also geht eher fruchtig süß los und schlägt dann so ein bisschen um in diese holzigen Aromen, Vanille, Karamell und dann geht es über ins Bier, dann kommt Honig, so ein bisschen Weihnachtskekse, so Vanillekipferl und dann hinten raus noch so ein paar kräutige Noten, ja, ein bisschen Honig auch noch mal, so ein Akazienhonig vielleicht oder so. Und dann auch eine gewisse Bittere, schön, rund wohlig, wärmend, also merkt man auch den Alkohol natürlich ein bisschen, wenn man den dann so runterschluckt.
Markus Fohr: Ja, den merkt man durchaus auch etwas.
Markus Raupach: Aber wirklich unglaublich komplex, also das ist wirklich so eine ganze Reise da so durch. Und ich finde, das Holz ist sogar noch mal komplexer, also das hat für mich jetzt auch sowas ähnliches wie, wie soll man es beschreiben, vielleicht so ein bisschen wie Jasmin oder, ja, so wirklich ein bisschen exotische Noten, bis hin zu so auch Orangenblüten oder so. Also bin ich begeistert, Sandelholz kriegt von mir 5 Punkte von 5, sehr schön. Verstehe ich, warum das dein Favorit ist.
Markus Fohr: Es ist ein exotisches Holz, von daher auch exotische Noten. Und es hat halt sowas wunderbar Weiches, man merkt das Holz ein bisschen, ja, aber es ist nicht kratzig, es ist nicht unangenehm, es ist einfach eine ganz weiche angenehme Holznote und dann noch flankiert von dem einfach tollen Körper, den der Matinator hat, ja, ist wohlig, trinkt sich gut.
Markus Raupach: Ist euch toll gelungen. Und ich finde auch, dass die Hopfennoten wahrscheinlich, also ich kann es ja nur bedingt trennen, aber ich nehme mal an, dass die da schon auch mit drin sind, verbinden sich total schön mit dem Holz, also das ist wirklich, obwohl es so komplex ist, aber auch eine sehr runde harmonische Geschichte. Ja, also könnte ich mich dran gewöhnen, kann ich absolut verstehen, warum das bei euch ganz oder bei dir persönlich auch ganz oben steht, schön. Apropos ganz oben stehen, wir hatten ja vorhin schon mal angesprochen, du bist ja auch sportlich unterwegs oder sogar extrem sportlich, wenn ich das richtig verstanden habe, wolltest du einfach nur irgendwann mal einen Marathon laufen und daraus sind jetzt ganz viele Extremläufe geworden, die du schon absolviert hast, oder?
Markus Fohr: Ja, das ist tatsächlich so. Ich bin auch auf ganz, ganz ulkige Weise zum Laufen gekommen, ich habe, als ich jünger war, lieber Ballsportarten betrieben. Laufen war mir ein bisschen zu langweilig Fußball, Squash, Tennis, all solche Dinge, die fand ich spannender, aber natürlich braucht man dann auch ein bisschen Kondition und so war das Laufen eigentlich für mich anfangs so das Ding, um die Basiskondition zu legen oder um mich einfach fit zu halten, wenn beim Fußball Sommerpause war, so ging das mit dem Laufen los. Und wie es dann manchmal so ist, wenn man dann in den Beruf kommt, dann hat man nicht mehr so viel Zeit und irgendwann habe ich gemerkt, Mensch, ich komme ja kaum noch eine Treppe hoch, ohne ins Schnaufen zu kommen und dann war eben die Überlegung, ja, Laufen ist eigentlich ideal, wenn man den buckligen Terminkalender eines Selbstständigen hat, es ist halt einfach flexibel, man kann überall auf der Welt laufen, man kann zu jeder Tages- und Nachtzeit laufen, das ist einfach ideal, wenn man flexibel sein muss. Aber ich bin ja halt eben auch ein Mensch und jeder Mensch ist irgendwo ein bisschen faul und wenn man kein Ziel hat und es ist so wie jetzt, November, drei Grad und Regen draußen, dann ist vielleicht doch die hübsche Frau auf dem Sofa anziehender als die Laufschuhe. Also ich brauchte ein Ziel und habe dann gedacht, gut, also so ein Marathon laufen wäre mal was, einmal im Leben willst du das gemacht haben und habe ich dann gemacht. Ja und wenn man einmal auf so einer Droge ist, ja, dann wird es schwierig, da wieder zurück zu kommen, dann habe ich Spaß gefunden am Laufen und habe dann zuerst mal gedacht, ja, dann läufst du mal in Berlin und mal in München und es gibt ja viele tolle Städte, wo man laufen kann, es war auch mal der ein oder andere Landschaftsmarathon dabei. Und irgendwann hat mir so ein bisschen die Herausforderung gefehlt und dann dachte ich, Mensch, dann probierst du mal einen Ultra, ja und dann wurden aus 78 Kilometer, wurden 100, aus 100 wurden 170, aus 170 wurden 200, das Längste, was ich dann mal gelaufen bin waren 320 Kilometer.
Markus Raupach: Na, da wärst du ja praktisch in Bamberg von zuhause aus, oder?
Markus Fohr: Ja, ja, ja, wenn ich das auf gerade Weg laufen würde, könnte das langsam hinkommen, absolut.
Markus Raupach: Wie lange läuft man da für 300 Kilometer?
Markus Fohr: Das waren ziemlich genau 80 Stunden, die ich da gebraucht habe.
Markus Raupach: Boah! Schläft man da zwischendurch?
Markus Fohr: Ja, also absolut, 80 Stunden, das kannst du nicht mehr ohne schlafen machen, also das das geht dann nicht mehr. Die 100-Meilen-Rennen, so 160, 170 Kilometer, das kann man mit viel Willen und nach intensiven Begegnungen mit dem inneren Schweinehund, kann man das noch durchlaufen, aber dann geht das nicht mehr. Also bei den 80 Kilometern, da habe ich schon ein-, zwei-, dreimal zwischendrin habe ich mal ein wenig geschlafen, das hätte sonst nicht mehr funktioniert
Markus Raupach: Gibt es den inneren Schweinehund noch oder hast du den mittlerweile komplett vertrieben?
Markus Fohr: Den inneren Schweinehund gibt es definitiv. Im Moment merke ich den wieder ein bisschen mehr, ich konnte jetzt zwei Monate eigentlich nur spazieren gehen oder locker laufen, weil ich zwei neue Linsen in die Augen gekriegt habe und mich halt dann in der Zeit nicht belasten durfte. Und natürlich, wenn man dann jetzt so wieder auftrainiert, es geht erstaunlich gut, muss ich sagen, aber man merkt natürlich, dass da ein bisschen Schnelligkeit fehlt, dass da ein bisschen Ausdauer fehlt. De Begegnung mit dem inneren Schweinehund, die ist bei einem Ausdauersportler einfach programmiert, der lässt sich nicht immer abschütteln, der Kerl
Markus Raupach: Ja, ich kenne den leider auch ziemlich gut, aber meiner ist, glaube ich, doch ein bisschen, naja, durchsetzungsfähiger noch als deiner auf jeden Fall. Aber wer weiß also vielleicht muss ich mich irgendwann mal da auch solchen Sachen nähern. Ich glaube, das Weiteste, was ich bisher jemals gelaufen bin, waren, ich glaube, 11 Kilometer oder irgendwie sowas, in Bamberg so einen Stadtlauf und da bin ich, ich weiß gar nicht genau, wann das war, 2005 oder 2006 oder 2007, irgendwie so, bin ich mal mitgelaufen. War ich ganz gut, war ich in meinem Jahrgangsbereich Nummer sieben oder irgendwie so, aber gut, mittlerweile lange her, ehrlicherweise und eine ganze Bierkarriere später ist da bei mir doch das eine oder andere hängen geblieben. Apropos hängengeblieben, du machst doch auch Veranstaltungen oder also so Bierseminare, Bier-Tastings, Kulinarien oder Menüs oder solche Geschichten. Kann man das bei dir buchen, wenn jetzt jemand Lust hat dich mal zu erleben?
Markus Fohr: Ja, das kann man buchen. Wir machen eine ganze Reihe von Veranstaltungen, da sind auch dann mal, ja, Besondere dabei zu Spezialthemen, wie jetzt zum Beispiel am 7. März, da mache ich zusammen mit Michael Müller, der ist sowohl Metzgermeister als auch Biersommelier, spannende Kombination, wir machen dann einen Abend mit seinen Würsten und Schinken und Fleischwurst, was er da halt eben so hat und meinen Bier, das wird bestimmt eine schöne Sache. Es gibt auch Schulungen, wie zum Beispiel den Bierbotschaft IHK, den wir zusammen mit der IHK Koblenz machen, also da gibt es ganz viele Sachen, Braukurse und alles Mögliche. Würde mich natürlich freuen, den ein oder anderen Mal dort zu sehen, das Ganze ist auf unserer Homepage lahnsteiner-brauerei.de, ist das zu finden und da gibt es auch einen Veranstaltungskalender, wo man sieht, wann was ist und, ja, da kann man sich dann gerne anmelden, würde mich freuen.
Markus Raupach: Also der Aufruf geht schon mal an alle raus, die zuhören oder zulesen, je nachdem, wir werden auch in die Show Notes entsprechend die Links reinstellen, also das wird man dann auf jeden Fall finden. So, wir haben immer noch ein paar Bierchen stehen, ich weiß nicht, wie es um deine Ausdauer bestellt ist, aber wir können noch eins machen, zwei oder auch alle drei, je nachdem. Also bei mir steht noch das Mega IPA, dann das Honigbier und das Triple vom Batzenbräu und, ach ja, da hinten steht sogar noch ein Rohminator. Also wie gesagt, je nachdem, wir können sie gerne alle probieren, du kannst auch was aussuchen und wir reden über die anderen, also wie du es gerne hättest.
Markus Fohr: Also auf jeden Fall müssen wir noch das Mega IPA probieren. Schöne Geschichten haben die Biere alle, von daher, ja, das Mega IPA, wie der Name schon sagt, ist auch einfach mega aromatisch, von daher machen wir das am Schluss.
Markus Raupach: Oh, jetzt habe ich es eingeschenkt.
Markus Fohr: Okay, dann machen wir es eben nicht am Schluss.
Markus Raupach: Es tut mir leid, aber das war jetzt so eine schöne Einleitung, dass ich gedacht habe, okay, dann machen wir es jetzt auf.
Markus Fohr: Dann machen wir das jetzt.
Markus Raupach: Okay, ja, also ist sogar schon im Glas gelandet und präsentiert sich mal wieder mit wunderbarem Schaum und einer jetzt wieder etwas dunkleren schönen Farbe, braun, ja, so sonnenuntergangsmäßig, sehr, sehr schön. Der Schaum ist ein bisschen getönt, schöne feine Poren. Und die Nase, ja, ist noch mal viel intensiver als das IPA von vorhin und jetzt habe ich noch mehr auch diesen Eindruck von so Orangenjoghurt, Ananas, Mango, ja, ganz, ganz tolle Fruchtigkeit, auch so ein bisschen Erdbeeren. Also tatsächlich noch mal deutlich intensiver als das IPA vorhin, aber die Richtung ist ähnlich, schöne intensive Noten, also ganz toll. Auch ein bisschen anders als so viele andere IPAs, die dann oft so Kiefernadeln-mäßig daherkommen oder sehr Grapefruit-mäßig, was wir hier nicht so haben. Da ist auch mehr Pfirsich vielleicht mit dabei, ein bisschen so Maracuja. schön. Also baut das auf dem anderen auf oder ist das eine ganz andere Rezeptur?
Markus Fohr: Sowohl als auch. Der eine Aromahopfen, der drin ist, ist derselbe wie beim leichteren IPA, das ist der Citra. Den mögen wir alle sehr gerne und es ist ja auch kein Wunder, dass das der weltweit meistangebaute Aromahopfen ist, der hat ja einfach eine tolle Note. Aber der zweite Hopfen, das ist ein anderer, bei dem IPA hatten wir ja Mandarina Bavaria und hier haben wir den Sabro. Der ist letztlich die Erklärung dafür, dass du so viele verschiedene Aromen jetzt riechen konntest, denn das ist ja ein Hopfen, der nicht wie der Citra, seinen Schwerpunkt auf Citrusnoten hat sondern der ist sehr, sehr komplex, da ist wirklich alles drin von, ja, auch Citrusnoten über Beeren und viele andere Sachen. Also ein ganz, ganz toller Hopfen, der Sabro, sehr komplex, sehr vielseitig in seiner Aromatik. Und natürlich ist die Hopfengabe da auch höher als bei dem normalen IPA. Und da haben wir in der Tat auch ein bisschen Spezialmalze drin, da ist ein bisschen Münchner Malz drin, ich glaube, ein bisschen Cara ist auch drin, das ist die schöne Farbe. Hast du schon probiert?
Markus Raupach: Ja, jetzt während du gesprochen hast, ich kann mich da ja immer nicht so recht zurückhalten. Ich finde das Mundgefühl ist Hammer, also total cremig, total intensiv, sehr weich. Es ist eine schöne Bittere da, aber hinten raus ist es dann ein klassisches Double IPA, aber davor wirklich sehr, sehr harmonisch, sehr rund, sehr, ja, komplex trotzdem. Ich habe für mich noch so ein bisschen Kokosnuss entdeckt und auch vielleicht sogar so ein paar kräuterige Noten, sogar ein bisschen Holz, was weiß ich, also auf jeden Fall, Sabro ist ja total komplex, also ganz schön. Aber das Mundgefühl an sich, dieses weiche, cremige, moussierende, das begeistert mich total, schön.
Markus Fohr: Ja, das ist auch tatsächlich das von unseren Bieren, wo wir am meisten rumgetüftelt haben, bis wir das auf den Markt gebracht haben. Hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es mein Liebling ist. Ich hatte dir ja eingangs erzählt, dass ich total fasziniert bin von der Duftigkeit von solchen kräftigen IPAs, aber es ist natürlich auch was, was, ja, für viele Menschen in Deutschland einfach ungewohnt ist und deswegen habe ich mich lange nicht getraut, so ein kräftiges Bier zu brauen. Das Schätzchen hat auch ein Vorbild, das vielleicht der ein oder andere kennt oder zu mindestens die Brauerei, Sierra Nevada aus Kalifornien und die brauen ein Jahrgangsbier, das heißt Hoptimum. Ein, ja, ganz kräftiges IPA, Triple IPA, wie es manche nennen und das war jahrelang mein Lieblingsbier. Gut, ich hatte auch anfangs keine Craft-Beer-Brauerei gehabt und natürlich, ja, wenn man ein Bier auf den Markt bringt, dann soll das ja auch einer trinken und das habe ich mich eine Zeitlang einfach nicht getraut, das ist ja schon ein sehr aromatisches Bier, du hast es eben schön beschrieben. Ja und als ich dann eines schönen Sonntagnachmittags im Sommer bei mir im Garten saß und ein Hoptimum getrunken habe, kam mein Sohn und sagte, was trinkst du denn da? Ja, so und so. Ja, Papa, du hast doch eine Brauerei, warum trinkst denn du Bier aus Kalifornien und sagst auch noch, das wäre dein Liebling? Ja, ich konnte nicht umhin zu sagen, Sohn, du hast Recht. Und dann haben wir angefangen, unser Brauer Uli und ich, zwei Jahrelang mit unserer 50-Liter-Kreativbrauerei rumzuexperimentieren, immer mal wieder das Malz getauscht, den Hopfen getauscht, ein bisschen weniger Bittere, ein bisschen mehr Bittere, bis wir das dann stehen hatten. Und als wir es stehen hatten und es auf den Markt bringen wollten, da kam ein netter Mensch namens Axel Ritt, der ist Heavy-Metal-Gitarrist, wer in der Branche ein bisschen unterwegs ist, der kennt den vielleicht, sein Spitzname ist Ironfinger.
Markus Raupach: Ah, okay.
Markus Fohr: Die Kollegen sagen alle, Mensch, Axel, du spielst so dicke Seiten, da hole ich mir blutige Finger, du musst Hände aus Eisen haben, so entstand dieser Name. Und der Axel hat den Ironfinger auch als Markenname angemeldet und bringt da verschiedene Produkte auf den Markt und suchte genau so ein Bier und dann haben wir gesagt, gut Axel, dann lass uns das doch zusammen machen, du gibst den Namen und wir das Bier, und so ist das entstanden
Markus Raupach: Ah ja, genau, man sieht ja auf dem Etikett auch, jetzt sehe ich es auch schön, eine Gitarre spielende Hand.
Markus Fohr: Genau, das ist seine Hand, seine Gitarre. Das Foto haben wir bei ihm zu Hause in Babenhausen im Wohnzimmer aufgenommen und dann hat es unser Designer noch ein bisschen frisiert und jetzt ist es auf dem Etikett. Und ich habe es jetzt gerade noch schicker vor mir als du es jetzt siehst, denn wir haben letzte Woche das erste Mal Dosen abgefüllt und natürlich mit dem Ironfinger und dieses weiß-schwarz-silbrige Etikett auf der silbernen Dose, das sieht einfach cool aus.
Markus Raupach: Das finde ich sehr gut. Also das ist ja eine Sache, die sich jetzt Gott sei Dank so nach und nach auch bei uns ein bisschen durchsetzt, dass die Dose als Behältnis für Bier wieder ein bisschen hoffähiger wird. Und grundsätzlich ist sie ja, solange man nicht aus ihr trinkt, ist es das Beste, was man machen kann, um Bier irgendwie zu transportieren und zu lagern. Und das ist aber halt durch den gelben Punkt damals so ein bisschen in Verruf geraten und aus dem Blickfeld der Bierwelt so ein bisschen raus und jetzt ist sie eben wieder da und gibt natürlich viel Flexibilität was eben auch Versand, Verkauf und Lagern und so weiter angeht und letzten Endes auch Bierqualität, aber dauert noch ein bisschen. Wie habt ihr das gelöst? Weil, so eine richtige Dosenabfüllung ist ja eine Nummer, da investiert man ja 5-6-stellig, wenn man sich das dahinstellt.
Markus Fohr: Das auf jeden Fall, ja, deswegen haben wir diese Investition auch erst mal vermieden. Wir hatten letzte Woche Besuch von einem Kollegen, der hat so eine kleine mobile Anlage und mit der haben wir dann gefüllt und dann werden wir mal gucken, je nachdem, wie unsere Kunden das annehmen, werden wir dann entscheiden, ob wir in eine eigene Dosenabfüllung investieren oder auch nicht.
Markus Raupach: Also ich kann mir das sehr gut vorstellen und gerade für solche Biere ist es großartig
Markus Fohr: Wenn wir damit anfangen, dann werden wir sicherlich nicht als ersten Schritt die 1/2-Literflasche Pilz durch eine 1/2-Liter Dose Pilz ersetzen, dann werden wir sicherlich erst mal die Craft-Biere in die Dose füllen und dann mal schauen, ob wir vielleicht da auch im klassischen Bierbereich ein Angebot machen.
Markus Raupach: Ja, also ich denke halt, es ist schon auch noch ein Unterschied, also die klassische Flasche hat ja auch ihre Berechtigung und auch, was jetzt das ganze Umweltthema angeht und so, ist ja im regionalen Kreislauf das auch völlig sinnvoll. Aber in dem Moment eben, wo man solche Biere hat, wo die Leute eben wahrscheinlich mehrheitlich auch bei dir schon ein bisschen weiter weg wohnen und bestellen, wo das dann eben weite Strecken zurücklegen muss und so und das Bier an sich halt auch in der Dose einfach wie in so einem kleinen Fass viel besser geschützt ist, und so ein Bier wie dieses hier, das lebt halt davon, dass es eben möglichst frisch bleibt, dann ist das einfach eine ganz tolle Geschichte, dass man das mittlerweile eben so mobil sogar angehen kann erst mal zumindest zum Ausprobieren, superschön, also toll. Das heißt, ihr bleibt am Ball, sehr cool. Apropos am Ball, wenn wir noch Biere probieren wollen, sollten wir noch mal eins machen. Honig oder das Triple oder den Rohminator was sagst du?
Markus Fohr: Eine schöne Geschichte haben sie alle.
Markus Raupach: Das denke ich.
Markus Fohr: Worauf hättest du Lust?
Markus Raupach: Na, also ich glaube, das Honigbier muss man einfach probieren, also weil da gibt es, also ich vermute zumindest, dass es dazu auf jeden Fall viel zu erzählen gibt. Gut, Batzenbräu ist auch eine meiner Lieblingsbrauereien, da hast du bestimmt auch eine schöne Geschichte dazu. Unter dem Rohminator kann ich mir, ehrlich gesagt, noch nicht viel vorstellen, also insofern wäre ich auch für alle offen, je nachdem, du bestimmst.
Markus Fohr: Ja, dann lass uns doch gleich einfach mal den Rohminator nehmen.
Markus Raupach: Also gut, schauen wir mal. Geschrieben ist es ja so wie das deutsche Wort Roh, dann hätte ich jetzt gedacht, vielleicht ist es ein Raw Ale oder sowas, aber das ist natürlich auch nicht so einfach, also ein Bier, was man eben nicht kocht. Aber wahrscheinlich verbirgt sich irgendwas anderes dahinter, ich mache mal auf und du erzählst.
Markus Fohr: Ja, wie das oft so ist, ein Name kann auf viele verschiedene Weisen interpretiert werden, in der Hinsicht hat er aber eine ganz, ganz andere Bedeutung. Ich habe ja schon öfters hier und jetzt von unserem Braumeister gesprochen, der kommt da ins Spiel und die Geschichte, die fing eigentlich mit unserem Martinator an, mit dem hellen Doppelbock, den hatten wir mal eine Zeit lang eingestellt, weil mein Vater der Meinung war, naja, Bockbier geht nicht so, das war in den 90ern. Ich habe als Azubi, als Lehrling habe ich den letzten Martinator damals mit abgefüllt, ich habe noch eine Flasche und dann gab es den eben ein paar Jahre lang nicht. Und als unser jetziger Braumeister und ich dann das Ruder übernommen haben, da haben wir gesagt, Mensch, also eine Brauerei, die die keinen Bock hat, das ist doch nichts, wie hört sich das denn an, eine Brauerei, die keinen Bock hat, nee, also geht nicht. Ja und dann haben wir zusammen mit unserem alten Braumeister, haben wir dann den Martinator wiederbelebt und haben dann natürlich gesagt, ja, bevor wir den jetzt abfüllen und verkaufen, müssen wir uns ja persönlich überzeugen, dass das auch stadthaft ist, dass mit dem Bier alles in Ordnung ist und dann haben wir einen gemütlichen langen Abend mit viel Martinator gemacht. Ja und wenn man von so einem Doppelbock ein bisschen was trinkt, dann kommt man ja ins Philosophieren und dann kam die Idee auf, was passiert denn, wenn wir den noch stärker machen, technisch geht das ja. Und dann haben wir über die Jahre probiert und gemacht und getan und Schluss und endlich seit zwei Jahren brauen wir den jetzt nach Vorbild eines belgischen Strong Blond. Und dieses starke Bier, das musste ja auch einen starken Namen haben, da haben wir zuerst überlegt Vorrator oder Markusator oder Lahnsteinator, aber wir fanden, das klang alles krampfig und irgendwann kam einer auf die Idee, unser Braumeister heißt mit Nachnamen Roman, Rohminator, da haben wir den Namen. Also, ja, leider hast du mit deiner Idee von dem Raw Ale falsch gelegen, die war zwar, ja, wie hat unser BWL-Dozent immer früher gesagt, ihre Idee zeugt von großer Intelligenz, ist aber leider trotzdem falsch.
Markus Raupach: Okay, ja. Also das Ja meinte ich jetzt nicht auf meine Intelligenz bezogen, aber das ist tatsächlich wahrscheinlich knapp daneben. Wobei ich das schon spannend finde, wahrscheinlich war es bei mir jetzt deswegen, weil ich neulich erst mit einem belgischen Brauer da länger drüber gesprochen habe, der fast alle seine Biere als Raw Ales macht und total begeistert ist über den Effekt, den das hat, also den Effekt auf die Aromatik, auf die Hopfenaromatik, auf das Mundgefühl, auch auf das Gärverhalten und sowas. Also der schwört da mittlerweile voll drauf und wahrscheinlich ist es mir deswegen so ein bisschen hängen geblieben, aber egal. Also was ich hier schon mal großartig finde, ich habe natürlich während deiner Berichte auch schon ein bisschen vorgeschnuppert und vorgekostet, der Geruch ist Wahnsinn. Also, ja, also Honig ist auf der einen Seite da, aber auch schöne, ja, malzige, aber auch hopfige, wieder so ein bisschen kräuterige Aromen, unheimlich dicht, viel so Blüten, Heu, also ganz, ganz schöner intensiver Geruch. Im Geschmack dann eine unheimlich druckvolle Süße auch, also ganz intensiv, man merkt hinten raus natürlich den Alkohol, der ist da, aber schön eingebunden. Die Bittere auch schön, also das ist ja gar nicht so einfach bei, ich glaube, 13% oder sowas, hast du gesagt, ja, also kann auch den Vergleich mit den Belgiern durchaus mitgehen, es ist natürlich ein bisschen süßer, die sind ja alle sehr endvergoren. Aber, ja, Wahnsinn, also ein sehr intensives Bier. Ich weiß nicht, ob ich davon die ganze Flasche trinken könnte, um ehrlich zu sein, aber um sich das mit jemandem zu teilen und dazu dann einen schönen Käse oder sowas, oh, das ist großartig. Und ich muss sagen, es ist von der Optik her bei mir fast blank, also lagert ihr wahrscheinlich auch ein bisschen länger. Also ganz toll, Gratulation.
Markus Fohr: Solche Biere, die lagern wir grundsätzlich länger, je stärker das Bier ist, desto mehr Lagerzeit bekommt es. Und bei dem hat sich tatsächlich das auch sehr, sehr gut geklärt. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wie lang wir ihn gelagert haben, aber bestimmt zwei Monate mindestens und da haben wir auch eine sehr, sehr schöne Klärung bekommen.
Markus Raupach: Und hat auch so Süßweinnoten oder so. Kennst du Samos, diesen griechischen Süßwein …
Markus Fohr: Ja, kenne ich.
Markus Raupach: … in so eine Richtung geht das. Ah, schön, also toll, ganz, ganz intensiv. Und es gibt ja nicht mehr sehr viele helle Doppelböcke oder stärkere Biere in Deutschland und das ist ein ganz toller Vertreter, also sehr, sehr schön.
Markus Fohr: Mit ein Grund, warum wir das gerne machen. Das ist tatsächlich so, mittlerweile, wenn man in einen Getränkemarkt geht, ich habe mir den Spaß mal gemacht letztes Jahr und habe mal versucht in einem Getränkemarkt einen hellen Bock zu kriegen, selbst in größeren, gut sortierten Getränkemärkten ist es nicht so einfach, manchmal kriegt man nicht einen. Und das ist eigentlich sehr, sehr schade, weil, ich finde, dass das ein ganz toller Bierstil ist.
Markus Raupach: Ist bei dir jetzt allerdings auch obergärig, oder?
Markus Fohr: Also der Martinator, das Basisbier sozusagen, das ist untergärig, das ist ein ganz klassischer heller Doppelbock, wie man in Deutschland den gern so braut. Der Rohminator hier, der ist ja nach belgischem Vorbild gemacht und da haben wir tatsächlich auch eine belgische Hefe genommen, eine Belle Saison und die ist auch verantwortlich für die ganze Fruchtigkeit, für die Aromen, die du jetzt wahrgenommen hast, denn, ja, die kann ja nicht nur gut gären, die Belle Saison, die kann auch ein schönes Aroma machen.
Markus Raupach: Ja. Lasst ihr die auch relativ warm vergären?
Markus Fohr: Ja, ja, das vergären wir bei 25 Grad rum, haben wir den vergoren.
Markus Raupach: Das merkt man, da entwickelt die unglaubliche Aromen.
Markus Fohr: Das ist schon eine Hefe, die braucht ihre Temperatur. Die ist fast wie ein Mensch, die braucht es ein bisschen kuschelig, dann fühlt die sich wohl und dann gärt die auch gut.
Markus Raupach: Ja, dann macht sie es toll. Wisst ihr in Lahnstein, was ein Kirschenmichel ist?
Markus Fohr: Ich habe den Begriff schon mal gehört, aber ich kann ihn jetzt nicht zuordnen.
Markus Raupach: Das ist so eine Art Kuchen oder Auflauf mit Kirschen, einem dunklen Teig, ein bisschen schokoladig, Gewürze, das könnte ich mir zum Beispiel auch total gut dazu vorstellen. Also wirklich ein schönes intensives Bierchen, kleine Flasche, große Wirkung.
Markus Fohr: Was wir schon öfter probiert haben, sind aromatische Käse, Blauschimmelkäse oder ein kräftig gereifter Bergkäse, Parmesan, das geht wirklich toll.
Markus Raupach: Ja, es braucht halt wirklich einen Gegenspieler, der auch intensiv ist. Also wenn du da mit so einem leichten Gouda rangehst, der hat einfach verloren, aber mit so einem Blauschimmel zum Beispiel kann ich mir das auch gut vorstellen, ja.
Markus Fohr: Das ist definitiv so, was immer man dazu isst oder trinkt, das muss selbst schon eine kräftige Aromatik haben, sonst geht die komplett unter.
Markus Raupach: Und der Braumeister ist auch stolz, dass er sein eigenes Bierchen hat?
Markus Fohr: Der Braumeister ist sehr stolz, dass er sein eigenes Bierchen hat, das kann man nicht anders nennen. Also auch einige von unseren Mitarbeitern haben ihr eigenes Bier, der Uli, unser Brauer, der hat ein Ullis Dubbel und, ja, so versuchen wir, den ein oder anderen dann mitzunehmen.
Markus Raupach: Okay, also dann sind wir jetzt auf der Zielgeraden Zwei haben wir noch, jetzt hilft es auch nichts, jetzt müssen wir da durch. Machen wir erst das Honigbier oder erst das Tripel?
Markus Fohr: Dann machen wir jetzt erst mal das Honigbier.
Markus Raupach: Also machen wir das Honigbier. Dazu gibt es ja sogar eine Fernsehdokumentation, habe ich gesehen, die kann man bei YouTube anschauen.
Markus Fohr: Das muss aber tatsächlich länger her sein und das Honigbier ist auch eines von unseren ältesten Craft-Bieren tatsächlich, das machen wir schon recht lange. War auch eine Idee vom Braumeister Roman, da ist er wieder, ja, er ist ja auch Braumeister, er muss ja irgendwas tun, der kam eines schönen Tages mal mit einem Bier an und sagte, ja, probier mal, guck mal, was das ist. Also dass da Honig drin ist, das habe ich relativ schnell gemerkt, wo ich mich aber vertippt habe, ist beim Alkoholgehalt. Wie ich dich kenne, bist du gerade schon am Probieren und dann wirst du feststellen, dass es für 10% erstaunlich schlank ist, sich erstaunlich leicht trinkt.
Markus Raupach: Krass, also das hätte ich nicht gedacht. Also wie gesagt, ich bin jetzt durch die späte Stunde etwas gehandicapt, ich sehe nicht, was auf den Etiketten ist, jenseits des Namens, insofern habe ich das auch gar nicht vorher vermutet. Wenn du mich gefragt hättest, hätte ich gesagt, naja, vielleicht so 6,5%, also auf den ersten Blick, wenn man da ein bisschen mehr trinkt, dann merkt man schon, dass es wärmt und so. Aber 10% hätte ich nicht gesagt, also das ist in der Tat Wahnsinn.
Markus Fohr: Mein erster Tipp war in der Tat auch so 6, 7%, weil sich es halt wirklich so gut trinkt. Und, ja, es war lustig, wie es dann weitergegangen ist, wir haben diesen Test dann mit einigen von unseren Freunden auf ein paar Bierseminaren, haben wir dann ausgetrunken und da waren alle begeistert von dem Geschmack, haben aber alle auch gesagt, Mensch, 10,7% ist ja doch eine ganze Menge, guckt doch mal, ob ihr das nicht leichter machen könnt. Ja, haben wir gemacht, dann haben wir ein bisschen weniger Honig da rein, weniger Zucker, gibt auch weniger Alkohol, waren dann so bei 8% und dann haben wir das wieder mit der gleichen Klientel probiert und dann haben die alle gesagt, ja, das ist schon ganz nett, das Erste war aber besser. Und damit waren wir im Körbchen, seither ist das Rezept so geblieben und das Honigbier ist, mit dem Ironfinger zusammen, unser meistverkauftes Craftbeer.
Markus Raupach: Wann kommt der Honig da ins Spiel?
Markus Fohr: Das machen wir letztlich ähnlich, wie wir es mit dem Kirschnektar machen und wie wir es ja fast genauso auch mit dem Traubenmost machen, der Honig kommt zur Hauptgärung mit ins Bier, wird also mit vergoren. Und auch hier ist es so, dass wir eine Sondererlaubnis haben, also wir dürfen das Bier ganz offiziell Bier nennen. Und wir sind auch meines Wissens nach der Einzige in Deutschland, der wirklich ein Honigbier produziert, die meisten anderen machen ein Biermischgetränk oder ein bierähnliches Getränk, geben also einem fertigen Bier ein bisschen Honig zu, pasteurisieren das und dann wird es abgefüllt. Und das ist bei uns halt nicht so, der Honig wird mit vergoren und deswegen wird dieses Bier auch so schön schlank. Das ist praktisch der ähnliche Trick, wie die Belgier das machen, die geben ja gern Zucker dazu, um den Alkoholgehalt zu erhöhen, aber das Bier trotzdem schlank und trinkbar zu halten und der Zucker ist ja im Prinzip, der gibt reinen Alkohol, aber keine Vollmundigkeit.
Markus Raupach: Muss man da irgendwas beachten, weil Honig an sich doch auch eine gewisse antibakterielle Wirkung hat oder stört das die Hefe nicht?
Markus Fohr: Der hat eine gewisse antibakterielle Wirkung, das scheint alle Bakterien zu stören, außer der Hefe, die ja zum Glück ein Pilz ist. Also das klappt erstaunlich gut, wir hatten bei dem Honigbier, ich klopfe mal lieber meine hölzerne Tischplatte an, wir hatten bei dem Honigbier noch nie eine Infektion, noch nie.
Markus Raupach: Nee, also ein tolles Bier. Was ich auch schön finde ist, dass der Honig nicht so aufdringlich ist, also man merkt dann schon, dass diese Aromen da sind, aber in einer sehr angenehmen, sehr, ja, zugrundeliegenden, wie so eine Leinwand, wo das dann da ist, aber eben nicht so in your face. Weil, wir haben das oft bei Bierwettbewerben, also Honigbier ist da zwar keine Riesenkategorie, aber es wird schon immer wieder mal gemacht, aber sehr oft ist es dann wirklich eben fast so, als würde man in so einen Honigtopf reinriechen oder schmecken und das ist dann einfach zu viel, also da ist die Komponente Bier einfach nicht da und dann ist mir das auch oft zu einseitig irgendwie. Aber hier ist es eine schöne Verbindung, also aus den beiden Komponenten, aus Bier und aus Honig, sowohl aromatisch als auch vom Mundgefühl her. Und natürlich gemein, was den Alkohol angeht. Ich muss auch sagen, jetzt, wo ich ein bisschen mehr getrunken habe, merke ich schon, vor allem der Nachtrunk, wenn das dann eben so die Kehle runter rinnt und alles wärmt, das merkt man dann schon, aber auf den ersten Blick, wie schon von uns beiden festgestellt, denkt man das nicht, also großartig. Ist der Honig dann regional bei euch irgendwie so vor Ort?
Markus Fohr: Ja, der kommt aus der Region. Mittlerweile machen wir sogar im Grunde genommen ganz viele Honigbiere, es ist zwar immer das gleiche Rezept, aber die Imker der Region, die haben jetzt irgendwie alle so langsam Spaß an dem Honigbier gefunden, die kommen alle nach und nach und sagen, ich hätte gern ein Honigbier aus meinem Honig. Wenn das so weiter geht, dann müssen wir uns noch ein paar Tanks kaufen, denn, ja, man muss ja auch dann irgendwo den Platz haben, um so viele verschiedene Chargen zu brauen.
Markus Raupach: Auf jeden Fall, ja. Aber gut, es ist eine schöne Möglichkeit, Honig noch mal anders zu spielen und auch Bier noch mal anders zu spielen und mit der Region zu verbinden. Und die meisten Leute haben ja auch eine positive Konnotation mit Honig und mit Bienen, insofern ist das schon eine schöne Geschichte, schöne Idee. Und merkst du da auch Unterschiede, je nachdem, von wo der Honig kommt, ist das dann auch vom Biergeschmack her, gibt es da Veränderungen?
Markus Fohr: Also von wo der Honig kommt, das macht nicht so viel Unterschied, was sehr viel Unterschied macht, ist zu welcher Jahreszeit der Honig gelesen wurde, ob das jetzt eine Frühlingstracht ist oder eher ein Waldhonig, das macht große Unterschiede.
Markus Raupach: Frühlingshonig ist dann mehr blumig oder so oder leichter?
Markus Fohr: Genau, der ist eher blumig, so wie die frisch gemähte Blumenwiese, die wir ja gern apostrophieren beim Bier. Und wenn man dann so einen Waldhonig oder Tannenhonig hat, da hat man wirklich das Gefühl, dass das so ein bisschen harzig, holzig dann daherkommt, das Bier ist dann auch dunkler.
Markus Raupach: Kann man auch nur sagen, es ist schon wieder ein tolles Bier. Also der Abend macht mir sehr viel Spaß, muss ich sagen, schade eigentlich, dass du mir nicht diese ganzen anderen Biere auch noch geschickt hast, dann wäre es wahrscheinlich, obwohl, es ist schon auf dem Weg, glaube ich, der längste BierTalk zu werden, ich weiß es gar nicht genau. Also wir waren schon mal über zwei Stunden, aber ich weiß nicht genau wie viel, egal. Außerdem kann man ja jederzeit noch mal einen zweiten Teil irgendwann machen, wäre ja auch mal lustig. Aber eins haben wir noch, das machen wir jetzt auch noch, weil, wenn wir schon dabei sind, das machen wir noch. Zumal, ich bin ja ein bekennender großer Südtirol-Fan, muss ich sagen und der Bobo und das Batzenbräu sind mir da schon seit vielen, vielen Jahren ans Herz gewachsen und es gibt dort ja auch einen Bierwettbewerb, der anlässlich der Beer Craft in Bozen stattfindet, nächstes Jahr jährt sich das zum zehnten Mal. Und das Krasse ist, das wusste ich gar nicht, das hat er mir dieses Jahr erzählt, ich bin der Einzige, der aus der ersten Jury noch da ist, der also immer dabei war sozusagen, also ganz spannend und deswegen habe ich zu denen wirklich eine sehr, sehr enge Beziehung und freue mich immer, wenn ich ein Bier von Batzen habe. Und jetzt wirst du bestimmt erzählen, was du da jetzt damit zu tun hast, sozusagen, was bringt euch zusammen?
Markus Fohr: Ja, was bringt uns zusammen, die Geschichte, also ich kenne natürlich die Beer Craft und das Schloss Maretsch, war aber jetzt selber noch nicht dabei. Was den Bobo und mich zusammengebracht hat, das war tatsächlich was anderes, wir sind ja beide Biersommeliers und sind auch beide schon nationale Meister gewesen und für unsere Heimatländer bei der WM gewesen, das waren so Anlässe, wo wir uns immer wieder über den Weg gelaufen sind, dann haben wir beide die Fortbildung zum Master of Beer gemacht, auch da sind wir uns häufig über den Weg gelaufen. Und irgendwann haben wir festgestellt, wir haben beide ein 600 Jahre altes Gebäude in unserer Brauerei, der Bobo sein Wirtshaus, sein Batzenhäusl und wir unseren Turm und bei so vielen Gemeinsamkeiten kann man ja da fast nicht mehr raus, dann irgendwann zu sagen, lass uns doch mal ein Bier zusammen machen.
Markus Raupach: Ach. Und jetzt wo du sagst, jetzt habe ich doch noch mal auf das Etikett mit der Lampe und Lupe geschaut, da ist ja auch der Turm drauf.
Markus Fohr: Genau, da ist auch der Turm drauf. Ja und nachdem diese Idee dann da war, da habe ich öfters mal mit dem Christian telefoniert, mit seinem Braumeister und Schwiegersohn und dann haben wir so ein bisschen rumphilosophiert, was machen wir denn, sollte ja irgendwas Besonderes sein. Wir hatten beide noch nie ein Tripel gemacht, mögen diesen Stil aber sehr gerne, also haben wir überlegt, Tripel. Und das haben wir dann gemacht aus Südtiroler Malz, aus einem italienischen Hopfen, Emilia heißt der und damit es dann auch noch was Belgisches hat, haben wir eine belgische Saisonhefe genommen, die Belle Saison, und gebraut haben es mein jüngerer Sohn, der Victor, meine Frau, ich und der Christian und der Bobo natürlich auch, das war im Sommer 2022. Und die zwei Flaschen, die du da jetzt hast, das sind von den letzten 100, sind das welche.
Markus Raupach: Na, da fühle ich mich jetzt aber mega geehrt, muss ich sagen, in ganz vielerlei Hinsicht. Und, ja, also tolle Geschichte, die da dahintersteckt, auch von den Menschen, auch die Familien dann so zu beteiligen, ist natürlich großartig. Und das, finde ich, ist aber auch so schön irgendwie in Südtirol, man ist da ja auch gleich wie in so einer Familie, das ist ja wirklich, ja, so wie Heimkommen ein bisschen. Also Wahnsinn, ich fühle mich da so wohl, das ist immer einfach großartig und die sind ja auch eine große Familie da im Batzenhäusl und drum rum. Zurück zum Bier, also man merkt tatsächlich ein bisschen Anklänge an den Rohminator von der Hefe her.
Markus Fohr: Ja, das ist dieselbe Hefe.
Markus Raupach: Interessant, ja, es sind dieselben blumigen, aber auch ein bisschen Zitrusnoten, also sehr, sehr schön. Und, oh ja, das ist aber ein bisschen höher vergoren jetzt, aber schön.
Markus Fohr: Das ist so eine Eigenschaft von der Belle Saison, die schafft ja einen sehr hohen Vergärungsgrad, deswegen wird sie ja auch gern für so belgische starke Biere genommen, sie gibt dem Bier eine schöne Aromatik, die Biere sind relativ schlank, obwohl sie so stark sind, also auch das trinkt sich recht gut. Was man leider nicht mehr so merkt nach den drei Jahren, ist das Aroma von dem von dem Hopfen, von der Emilia. Das ist tatsächlich ein italienischer Hopfen, Italien ist ja kein großes Hopfen Anbauland, aber ein bisschen Hopfen gibt es da auch.
Markus Raupach: Weißt du, wo das ist?
Markus Fohr: Die Region ist, glaube ich, die Emilia Romagna, deswegen heißt der auch Emilia, der Hopfen. Da gibt es auch nicht viel davon, aber, ja, für einen 15-Hektoliter-Sud brauchten wir ja auch nicht so viel.
Markus Raupach: Wie würdest du den beschreiben? Also wie gesagt, da hast du recht, der ist jetzt nicht mehr sehr prominent. Wie würdest du den beschreiben im Ursprung?
Markus Fohr: Der geht schon in die Richtung klassischer, europäischer Aromahopfen, also so ein bisschen kräutige, würzig, aber, wie gesagt, da merkt man jetzt nicht mehr so viel davon.
Markus Raupach: Es ist ein wunderschönes rundes Tripel, repräsentiert den Stil, hat auch wieder ein schönes Mundgefühl. Und, ja und das vielleicht so zum Abschluss auch ein bisschen, erinnert eben, 2022 sagst du, das war ja dann die Endphase der Pandemie. Wie bist du da so durchgekommen, war das für dich, ja, also mehr Herausforderung, mehr Chance, mehr Krise, wie würdest du das reden?
Markus Fohr: Also, ehrlich gesagt, bin ich mir die Zeit so ein bisschen vorgekommen wie ein Schiffskapitän, der durch dichten Nebel navigieren muss. Man konnte eigentlich immer nur auf Sicht fahren, man wusste nicht, was kommt, man wusste nicht, wo es hingeht, da war eigentlich nur reagieren gefragt, man konnte kaum irgendwas aktiv machen. Und das ist natürlich für einen Unternehmer nicht so toll, man möchte ja immer gern vorausplanen und steuern und Konzepte entwickeln und das war da kaum möglich, weil man nie so richtig wusste, was passiert denn jetzt. Aber einen großen Vorteil hatte die Pandemie, sie war nämlich irgendwann vorbei.
Markus Raupach: Das stimmt, ja und sie ist relativ schnell relativ weit weg gewesen, fand ich.
Markus Fohr: Ja, definitiv.
Markus Raupach: Es ist ja gerade mal 3, 4 Jahre her und es fühlt sich an wie im letzten Leben, so ungefähr.
Markus Fohr: Man hat fast das Gefühl, dass das irgendeine Geschichte war, die man als Kind mal erzählt gekriegt hat, ja.
Markus Raupach: Du hast ja trotzdem auch Seminare damals gemacht, auch Online-Seminare und dich da auch ein bisschen irgendwie so über Wasser gehalten, wie wir alle halt immer irgendwie, das war schon krass.
Markus Fohr: Ja, man versucht halt dann, sich irgendwie mit der Situation zu arrangieren und das zu machen, was man machen kann, und da haben viele an dem Online-Format Spaß gefunden, ist halt besser, als ganz allein Bier zu trinken. Aber zumindest bei uns, ich weiß nicht, wie es bei dir geht, ist das Online-Format wieder komplett in sich zusammengefallen, die Menschen wollen doch lieber mit anderen Menschen persönlich, ohne Bildschirm, Bier trinken.
Markus Raupach: Ja, also es ist geblieben bei uns, was die Ausbildung angeht, also der Biersommelier-Kurs, also zumindest der eine Teil des Biersommelier-Kurses ist weiterhin als Online-Kurs, aber diese klassischen Verkostungen, das hat wirklich rapide abgenommen. Ich glaube, in diesem Jahr hatte ich eine, im letzten Jahr waren es vielleicht noch so 10, also das geht wirklich steil nach unten, das stimmt, also das sind die Leute irgendwie leid geworden, glaube ich und lieben es, jetzt wieder doch mehr zu unternehmen und sich irgendwo eben auch zu treffen und ein lokales Programm dazu zu machen, das ist schon so. Wobei ich trotzdem auch finde, dass diese Art der Herausforderung, also dass man so ein bisschen wie ein Kapitän im dichten Nebel und sich ständig neu erfinden muss und so, das ist trotzdem jetzt auch ein bisschen so geblieben. Also wenn ich überlege, wie oft wir in den letzten Monaten immer wieder uns irgendwie was Neues überlegen mussten, komplett Sachen anders aufstellen oder jetzt, ich meine, wenn man den Biermarkt anschaut, diese großen Umschwünge vom Weizen zum Hellen, zum Alkoholfreien, zu überhaupt ganz anderen Getränken ohne Alkohol oder dann noch mal ganz andere Getränkesorten, Kombucha, was weiß ich, was es alles gibt, also da ist ja auch, glaube ich, auch für die Brauereien ständige Herausforderung, sich irgendwo so eine Mischung aus Trendsetzen und Trendnachfolgen oder so, das ist schon schwierig. Also ich weiß nicht, ob es nur daran liegt, dass ich einfach älter werde, mir das früher nicht so aufgefallen ist oder leichter gefallen ist oder ob es tatsächlich so ist, dass diese Zeitsprünge wirklich kürzer geworden sind, wo man sich ständig wieder neue Sachen überlegen muss. Ich weiß nicht, wie geht es dir damit?
Markus Fohr: Das ist tatsächlich schon so, die Zyklen, die werden immer kürzer, was früher ein paar Jahre gedauert hat, das geht heute manchmal ruckzuck. Und es ist in der Tat so, gerade in diesem Jahr, wir sind auch ständig am Umstrukturieren, am Machen, am Tun, was leider auch ein bisschen damit zu tun hat, dass der Biermarkt im Volumen einfach runtergeht und da muss man dann schauen, wie man sich organisiert über Bierspezialitäten, über Craft-Biere, über Seminare, was auch immer. Irgendwas muss man ja tun, damit man seine Leute bezahlen kann.
Markus Raupach: Das wiederum, finde ich, ist auf der anderen Seite auch ein ganz positiver Ausblick, also weil, ich habe hier mit den Brauereien in Franken ja auch viel zu tun und vielen sage ich, schaut euch doch mal an, eure Läden gibt es seit 500 Jahren, was die alles an Veränderungen, Umschwüngen, Kriegen, anderen Pandemien, was weiß ich, was alles mit- und durchgemacht haben und sie sind immer noch da und ihr müsst, also in Anführungsstrichen, einfach nur. Aber man sollte diese Tugend irgendwie ein bisschen halt auch verinnerlichen und eben versuchen sich möglichst wenig hinzusetzen und zu heulen und eher zu versuchen, irgendwie Wege zu finden, weil es anders ja sowieso nicht geht, Heulen hilft ja nicht, auf lange Sicht jedenfalls nicht.
Markus Fohr: Ist interessanterweise fast eins zu eins das, was ich meiner Truppe zu Beginn der Pandemie gesagt habe, da waren natürlich auch einige am Jammern und haben gesagt, ja, was soll man denn jetzt machen und ich habe mich dann hingestellt und gesagt, Leute, das weiß ich auch nicht, ich habe Pandemie auch nicht in der Schule gehabt, aber was ich weiß ist, es waren Generationen vor uns, die Weltwirtschaftskrisen, Kriege und andere Dinge überstanden haben und die haben auch irgendwie einen Weg gefunden und wir werden ihn auch finden, was ja dann auch so passiert ist.
Markus Raupach: Am Ende haben dann doch die meisten eine gute Resilienz irgendwie gezeigt und es hat ja auch positive Veränderungen gebracht und viele Dinge angestoßen und muss man auch ein bisschen so sehen. Ja, also, dann sage ich dir auf jeden Fall vielen Dank, wir haben 10 Biere geschafft, ich vermute fast, dass das Rekord ist im BierTalk.
Markus Fohr: Wenn es das ist, nehme ich ihn gerne mit.
Markus Raupach: Ja, also hast du schon wieder mal eine Bestmarke gesetzt, wunderbar. Und ich muss auch wirklich noch mal sagen, Kompliment, die Biere waren wirklich alle ganz toll und in sich besonders, in sich stimmig und speziell und durchdacht, was man auch jedem Bier angemerkt hat und das ist ja auch schön, also eben nicht einfach nur Bier, sondern wirklich ein Genusskunststück sozusagen, also großartig, hat mir viel, viel Spaß gemacht. Und du hast viel zu erzählen, ich glaube, wir könnten noch mal 2 Stunden machen, vielleicht machen wir auch irgendwann mal einen zweiten Teil, aber für heute ist, glaube ich, jetzt ein schöner Schlusspunkt. Und vielen Dank für den Einblick auch in deine Welt und deine Brauerei und ganz, ganz liebe Grüße noch mal rüber an den Mittelrhein von der Regnitz sozusagen und bis bald mal wieder persönlich auf ein Bierchen.
Markus Fohr: Ja, bis bald mal wieder und ich weiß ja dann, was ich das nächste Mal zu tun habe, dann schicke ich 11 Biere.
Markus Raupach: Okay, genau, dann toppen wir uns noch mal selber, sehr gut oder du bringst sie als Marathon hierher, das wäre natürlich auch witzig.
Markus Fohr: Ich bringe sie mit, ja, klar.
Markus Raupach: Okay, also dann, einen schönen Abend dir noch, danke schön.
Markus Fohr: Wünsche ich dir auch, bis dann.
Markus Raupach: Bis dann.
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