Thorsten Schwämmle hat eine erstaunliche Bier-Karriere hinter sich. Quasi aus einer Bierlaune heraus stand auf einmal die Idee der Eröffnung eines Bierladens, die immer konkreter und nach der „Erfindung“ des Stuttgarter Craft Beer Festivals auch Realität wurde. Auch Vermieter-Querelen und daraus resultierende Ortswechsel konnten den Schwaben nicht davon abhalten, seinen Traum zu verwirklichen. Heute steht er für seinen „Kraftpaule“ und kann auf fünf sehr erfolgreiche Jahre zurückblicken, inklusive der Herausforderungen während der Pandemie. Kurzum: Ein BierTalk, den man gehört haben sollte…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute geht es mal wieder ins Ländle, zum Thorsten Schwämmle. Also man sieht schon, richtig schöne Wortspiele möglich. Und gefühlt sind wir zum achten Mal, glaube ich, in den letzten zehn Folgen in Baden-Württemberg. Aber das hat natürlich auch einen Grund, es gibt dort tolle Biere und tolle Menschen, wie eben den Thorsten. Vielleicht stellst du dich einfach mal kurz unseren Hörern selbst vor.
Thorsten Schwämmle: Dann sage ich mal Grüß Gottle aus dem Schwabenland. Ich heiße tatsächlich auch Thorsten Schwämmle, wie der Schwamm, nur auf Schwäbisch, sage ich immer. Ich mache seit 2015 den Kraftpaule hier in Stuttgart. Der erste Ansprechpartner für das Thema Bierspezialitäten und Craftbier wollen wir hier sein. Also spannende Geschichte, wie wir gleich hören werden. Aber vorher müssen wir natürlich noch den Dritten im Bunde begrüßen. Hallihallo Holger!
Holger: Hallo ihr beiden. Und heute bei mir auch ganz besonders, ich melde mich auch aus Baden-Württemberg, und zwar aus dem nordöstlichen Zipfel Baden-Württembergs, nämlich ich bin in Kirchberg an der Jagst.
Markus: Okay! Na, sehr schön, dann bist du auch da. Kennst du den Ort, Thorsten?
Thorsten Schwämmle: Nein, tatsächlich nicht.
Markus: Dann haben wir heute was gemeinsam.
Thorsten Schwämmle: Aber tut mir leid, dass du da sein musst, Holger.
Holger: Nein, nein, nein, nein, nein! Das ist das Hohenloher Land. Also da kann ich nur sagen, das ist eine sehr schöne Region, auch eine schöne Genussregion, und ist in der Nähe von Crailsheim. Und Crailsheim wiederum, also für die, die sich jetzt überhaupt nicht auskennen, liegt zwischen Nürnberg und Heilbronn.
Markus: Okay! Also bist du irgendwie auch ein bisschen in Franken. Dann ist ja die Welt wieder in Ordnung. Sehr schön! Bevor wir zum ersten Bier kommen, vielleicht noch mal kurz die Frage: Kraftpaule, Thorsten, wie passt das zusammen? Warst du schon als Kind der Paule, oder hast du dir das irgendwann überlegt? Wie kamst du überhaupt zum Thema Bier? Das fände ich mal interessant.
Thorsten Schwämmle: Erstmal zum Namen, damit habe ich gar nichts zu tun. Also natürlich mit der Namensfindung schon, aber ich war nicht der Paule, sondern unsere erste Location, die wir uns angeschaut haben, die wäre in der Paulinen Straße gewesen. Und die Location haben wir leider nicht bekommen, der Name ist aber geblieben, vor allem, weil die zweite Location dann die Nikolausstraße gewesen wäre und das natürlich nicht so geil gewesen wäre, den Laden dann Kraft-Nikolaus zu nennen. Von dem her blieb das mit dem Paule von der Paulinenstraße bestehen. Und wie ich zum Bier gekommen bin? Klassiker: Ein Kumpel von mir schreibt mir über Facebook „Hey, hast du Lust, was mit Bier zu machen?“ Und ich natürlich sofort „Ja“. Wir haben uns am nächsten Tag getroffen und es hat sich rausgestellt, dass Freunde von mir Interesse hatten, das Franchise einer Bierothek zu machen. Die ja bekannt ist und die auch mittlerweile in Stuttgart ist. Wir haben tatsächlich uns sehr intensiv damit auseinandergesetzt, da ein Franchise aufzumachen, haben dann aber irgendwann mal festgestellt, dass wir eigentlich gerne was Eigenes machen wollen, dass wir da unsere Kreativität auch nicht an einem Franchise-Konzept unterwerfen wollen, und haben dann eben zusammen mit dieser Gruppe aus insgesamt zehn Leuten den Kraftpaule gegründet und da gemeinsam investiert. Also besser gesagt, neun haben Geld gegeben, ich mache die Arbeit, so ist der Kraftpaule entstanden. Und tatsächlich hatte ich auch ganz am Anfang mit dir Markus da Kontakt, nämlich als das Thema Franchise der Bierothek noch anstand, habe ich bei dir meine allererste Weiterbildung zum Thema Bier gemacht. Wir haben uns dann zwei Tage getroffen in der Nähe von Bamberg und das war mein erster Kontakt mit dem Thema Craftbier.
Markus: Ja, coole Sache! Kann ich mich noch daran erinnern, war sehr spannend. Wir haben live Bier gebraut und das Fernsehen war irgendwie auch noch da zufällig. Das war jedenfalls eine faszinierende Zeit. Ja, das ist sehr, sehr spannend und die Idee gefällt mir, sich einfach neun Leute mit Geld zu suchen. Holger, wir bräuchten dann insgesamt 18. Hast du da jemand schon auf der Liste?
Holger: Ich glaube, Markus, wir können mal einen Aufruf starten über den BierTalk und können sagen: Mensch, gebt uns doch mal Geld und dann machen wir irgendwas Cooles.
Markus: Ihr habt’s gehört da draußen, wir brauchen jetzt noch 18 Leute, die uns ein bisschen Geld geben. Nein, aber cool, ich muss wirklich sagen, auch zum ersten Mal, als ich dann in Stuttgart war, ich habe dann vor Ort auch eine Schulung für euch gemacht, fand ich das toll, sowohl das Team, dein Engagement, die Location und die Idee. Und damals auch wirklich noch was Neues in Stuttgart, also sehr, sehr spannende Geschichte. Nur jetzt haben wir ein Problem, ich glaube, der Holger bekommt Durst, weil wir sind schon mindestens bei Minute 5 oder 6. Dementsprechend sollten wir jetzt mal anfangen, etwas zu trinken. Holger, wie groß ist dein Durst? Willst du anfangen?
Holger: Ja, weil wirklich, ich komme jetzt gerade von der Autobahn, wie immer (unv. #00:04:34.2#) gewesen. Jetzt bin ich hier rein ins Hotel und habe gesagt „Hey! Was habt ihr für besondere Sachen an Bier?“ Dann habe ich mir doch ein dunkles Hefeweizen hier aussuchen dürfen und das möchte ich wirklich gerne trinken. Also wenn ich starten darf, da wäre ich euch sehr dankbar, also sehr.
Markus: Ausnahmsweise, oder Thorsten?
Thorsten Schwämmle: Auf jeden Fall!
Holger: Normalerweise hat natürlich der Gast Vorrang, aber ich mach mal hier so ein schönes dunkles Hefeweizen auf. Dann habe ich natürlich nach einem Weißweinglas gefragt. Das war dann schon auch eine kleine Überraschung, so nach dem Motto, Sie haben doch jetzt ein Hefeweizen, wieso Weißweinglas? Ich sage „Ja, ich möchte es gerne aus einem Weißweinglas trinken, weil da schmeckt’s mir besser“. Und gesagt „Na ja, also irgendwie wegen Fußball, oder was?“ hatte sie gesagt. Und dann sage ich „Nein, nein. Einfach nur wegen des Geschmacks“. Und dann hat sie gemeint „Okay, ach, der ist sowieso total daneben der Typ“. Was habe ich jetzt hier im Glas? Eigentlich ganz toll auch von der Farbe her und auch vom Schaum, so richtig toll, ein sehr, sehr fester steifer Schaum, wie es sich halt für ein Hefeweizen dann auch gehört. Ich habe hier ein Paulaner Hefeweißbier dunkel. Die Farbe ist wirklich so richtig ein schönes naturtrübes Kastanienbraun. Ich rieche mal rein. Ja, Mhm (bejahend). Man hat halt so eine fruchtige Note, also da ist jetzt vielleicht nicht total die Banane im Vordergrund wie es typisch wäre für ein Weißbier, aber schon eine Fruchtigkeit. Ich würde sagen, wirklich fast süß. Man hat so Waldbeerennote, kann ich herausschmecken, und auch eine Karamellnote. Ich glaube, für Biertrinker, die jetzt nicht so gerne herbe Biere trinken, ist das ein richtig tolles Bier, was man jetzt natürlich hier mit zum Beispiel Maultauschen mit Kartoffelsalat oder so, würde ich mir jetzt vorstellen, kann man ganz wunderbar kombinieren. Wenn wir mit dem BierTalk fertig sind, dann gehe ich runter und werde mir das wahrscheinlich auch bestellen oder Maultaschen geschmelzt oder sowas. Oh Mann, da läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Aber jetzt wieder zurück zur Sendung quasi.
Markus: Ja, okay! Zurück zur Sendung.
Thorsten Schwämmle: Hat sich aber lecker angehört, du.
Holger: Nein, ist auch lecker. Also nichts gegen Paulaner.
Markus: Zurück zum dunklen Weizen, das ist für mich immer so der Geheimtipp oder die Geheimwaffe, wenn es ums Thema Food Pairing geht. Weil es eigentlich ganz wenige Speisen nur gibt, die man nicht mit einem dunklen Weizen kombinieren kann. Maultaschen natürlich ganz, ganz großartig. Aber da vielleicht an dich, Thorsten, die Frage: Wenn du jetzt hier hörst, dunkles Hefeweizen, Paulaner, wäre das etwas, was es bei euch im Laden auch gibt? Oder gibt’s da irgendwie so Grenzen?
Thorsten Schwämmle: Tatsächlich gibt’s das gerade im Kraftpaule in der Bar nicht, weil wir da natürlich eine klare Grenze ziehen und vorwiegend natürlich kleinere Brauereien supporten. Wobei da bei vielen natürlich auch das Thema kleine Brauerei in Frage gestellt werden kann. Es gibt natürlich auch internationale Craftbier-Sorten wie Sierra Nevada, die es bei uns gibt, oder BrewDog, die natürlich viel größer sind als Paulaner, würde ich jetzt mal tippen, aber da vielleicht einfach ein anderer Grundgedanke dahintersteckt. Und in der Kraftpaule Bar, wie gesagt, versuchen wir einfach die Vielfalt an Craftbier darzustellen. Wir sind aber gerade dabei, tatsächlich auf der anderen Straßenseite einen Bierkiosk oder einen Bier-Späti aufzubauen. Und da soll‘s dann auch ganz viele, sage ich jetzt mal, Trinkbiere geben, die gut laufen. Da verschließen wir uns auch nicht gegenüber, ja gut, Paulaner, das ist bei uns natürlich die Sache, vielleicht eher ein regionales Beispiel, Schönbuch Bräu, dann vielleicht ein Jäger Spezial oder ein Weizen dazu haben, was jetzt nicht den Titel Craftbier oder Bierspezialität auf dem Etikett hat. Wir wollen da auf gar keinen Fall elitär sein, wir suchen eigentlich schon immer den Schulterschluss zum traditionellen Biertrinker und versuchen, den dann immer einen Tick weiter in Richtung Bierspezialitäten zu bringen.
Markus: Kann ich mir grad vorstellen, dass das in Baden-Württemberg vielleicht auch besonders schwierig ist, weil natürlich schon der Hang zum Konservativen da durchaus da ist auch beim Thema Bier. Nichtsdestotrotz sind es auch natürlich Genussmenschen, und zu denen gehörst du auch und so habe ich dich auch kennengelernt. Bevor du mit deinem Bier einsteigst, vielleicht noch kurz eine Frage: Wie ging‘s denn dann weiter? Also wir haben uns kennengelernt, du hast die Weiterbildung gemacht, du bist in das ganze Thema Bier eingestiegen, du hast neue Leute gefunden, die Geld übrighatten. Wie kam es dann? War das dann so ein Selbstläufer oder musstest du ein bisschen kämpfen? Wie hat sich das weiterentwickelt?
Thorsten Schwämmle: Die erste große Aktion, die wir gemacht haben, war das Craftbier Festival. Das war tatsächlich ein Selbstläufer. Wir haben in einer Nacht quasi eine Facebook Veranstaltung erstellt, ohne groß Infos, einfach nur Craftbier Festival Stuttgart, Beer, Food & Music mit irgendeinem Stock Foto. Das hatte innerhalb von vier, fünf Tagen 4000 Zusagen. Wir haben dann gemerkt, oh, das Thema ist heiß in Stuttgart. Die Leute wollen Bierkultur haben. Das war dann so ein schönes Zeichen. Ich glaube, ohne das hätten wir es auch nicht so leidenschaftlich weitergemacht. Weil wir natürlich sehr schnell gemerkt haben, auf der anderen Seite eine Bar zu finden, ist ein riesiges Problem. Das war tatsächlich jetzt ein drei- bis vierjähriger Kampf, um die richtige Location zu finden. In der ersten wurden wir rausgeklagt, dann haben wir in Böblingen was aufgemacht, wo wir dann ziemlich viel versteckte Kosten hatten und es dann schließen mussten nach neun Monaten. Jetzt haben wir quasi die dritte Location aufgebaut und sind hier in der Neckarstraße sehr zufrieden. Das war auf jeden Fall ein Kampf, der sich aber gelohnt hat. Seit einem Jahr oder seit zwei Jahren läuft es ganz gut und wir kamen auch ganz gut durch die Corona-Zeit. Also alles gut.
Markus: Also angekommen, kann man sagen?
Thorsten Schwämmle: Genau! Auf jeden Fall!
Markus: Noch ganz kurz, das Festival hat dann mit 4000 Leuten stattgefunden oder musste da die Polizei kommen? Oder wie kann man sich das vorstellen?
Thorsten Schwämmle: Im ersten Jahr war das ausverkauft mit 2000. Da waren wir quasi schon weit vor Veranstaltungsbeginn einfach ausverkauft. Und wir haben es dann im zweiten Jahr erweitert auf zwei Tage und im dritten Jahr dann auf drei Tage. Also mittlerweile kommen da pro Tag dann 2500 Leute ungefähr.
Markus: Also schon mal ein Veranstaltungstipp, wenn es dann wieder stattfinden kann: Craft Beer Fest in Stuttgart. Großartig! Jetzt schauen wir mal, was du uns für ein Bier oder du dir für ein Bier mitgebracht hast. Da bin ich mal gespannt.
Thorsten Schwämmle: Was für ein Bier hat sich der Thorsten vom Kraftpaule ausgesucht? Tatsächlich habe ich hier das Tilmans Mit Ohne, also ein alkoholfreies Weizenbier. Warum habe ich das? Zum einen, weil ich da auch ganz offen darüber sprechen will. Ich mache jetzt seit fast sechs Jahren den Kraftpaule, bedeutet auch, dass ich eigentlich so ziemlich jeden Tag in den sechs Jahren ein Bier getrunken habe und meistens nicht nur eins, und zuletzt bei mir quasi eine Fettleber festgestellt wurde. Ich muss jetzt da ein bisschen aufpassen und entgiften und auch mal alkoholfrei trinken. Deswegen würde ich das Bier gern vorstellen, um zu zeigen, dass es auch bei alkoholfreiem Bier richtig tolle Alternativen mittlerweile gibt. Die Craftbier-Bewegung, also das ist gerade auch ein Trend alkoholfreie Biere zu machen oder Biere mit geringerem Alkohol. Da finde ich eigentlich, wenn man jetzt mal quasi nicht über den großen Teich schaut oder in andere Länder, das Tilmans Mit Ohne ein sehr gelungenes deutsches Beispiel, was auch wieder Tradition mit so ein bisschen was Modernem vereint. Ich schenke das jetzt gerade mal ein. Tilmans Mit Ohne, ein Weizen, wo erstmal auffällt, es ist sehr, sehr hell. Wenn man sonst ein Weizen einschenkt, dann kann das so bis bernsteinfarben auch mal sein oder ein bisschen dunkler. Das hier ist tatsächlich so, dass man erstmal denkt: Ah, ist da Sprudel mit reingemischt? Also sehr hell wirklich, auch nicht allzu trüb, was auch untypisch ist. Hat sehr viel Schaum, sehr viel weißen Schaum. Und wenn man jetzt hier dran riecht, dann merkt man gleich, dass es so ganz dezente Malz- und Bananennoten hat, also gar nicht so schwer riecht wie ein anderes Weißbier, aber auch schöne fruchtige kräuterige Noten hat vom Hopfen, die hier mitkommen. Dann probiere ich es mal. Ja, es ist einfach ein richtig schön schlankes spritziges, auch herbes Weißbier, was überhaupt nicht diese Mastigkeit hat von diesen typischen schweren Weißbieren. Also man kann da auch mal drei, vier, fünf am Abend trinken. Und auch nicht dieses Störende, was sonst so alkoholfreie Weißbiere haben, wo dann die Süße so ein bisschen störend wirkt.
Markus: Das klingt doch sehr, sehr fein. Ich muss sagen, ich bin auch ein großer Freund und Verfechter der alkoholfreien Biere, da hat sich auch in den letzten zwei, drei Jahren wirklich was am deutschen Markt getan. Lange Zeit waren schon eher die anderen Europäer und teilweise auch außerhalb von Europa da eher führend, aber mittlerweile muss ich wirklich sagen gibt’s ganz, ganz tolle Beispiele, unter anderem eben auch das Tilmans. Freut mich, dass du ein gutes Bier für dich gefunden hast. Und ich drücke die Daumen, dass es mit der Gesundheit auch wieder aufwärtsgeht. Wunderbar!
Thorsten Schwämmle: Auf jeden Fall!
Holger: Ich würde gerne mal wissen, ihr habt auch einige Biere on tap bei euch im Bottleshop. Das ist doch eine ganz schön tolle Auswahl. Wie kommt die zustande? Also wie wählt ihr aus? Lohnt sich das wirklich in heutigen Zeiten, 12 Biere am Zapfhahn zu haben? Und wie geht ihr damit um? Und wie managt ihr das?
Thorsten Schwämmle: Die Bierauswahl, die treffe ich im Kraftpaule. Wir haben 12 Biere am Fass bei uns in der Bar und meistens auch bis zu 100, 150 im Kühlschrank. Wir hatten bisher zum Glück noch keine Probleme. Also, dass jetzt ein Bier so lange drangehangen ist, dass man es nicht mehr zapfen konnte oder so, weil wir eigentlich einen recht guten Durchlauf haben. Das liegt natürlich auch so ein bisschen an unserer Sonderstellung, dass wir einfach die einzige Craftbier-Bar sind in Stuttgart, sagen wir immer, aber eigentlich auch in der Region. Also ich wüsste jetzt niemand, der hier in der Region Stuttgart 12 verschiedene Craftbier am Fass hätte, als auch mal natürlich so fassgereifte Stouts oder Sour-Biere, Geuzen et cetera. Das kommt uns da natürlich zugute, und wir hatten da eigentlich nie Probleme, haben sogar eher manchmal darüber nachgedacht, ob wir nicht noch erweitern sollen. Weil wir jetzt tatsächlich diese Trennung zwischen Bar und Bottleshop noch mal auch genauer machen, also da eine Grenze ziehen, und in der Bar eben wirklich nur das Fassbier im Vordergrund stehen soll in Zukunft. Und im Bottleshop, den ich vorhin erwähnt habe, den wir jetzt aufbauen, wir auch eine Konzession gerade beantragen, um hier dann das Flaschen- und Dosenbier auszuschenken.
Holger: Ihr habt auch eigene Produkte, ein helles Lager, ein Kraftpaule Bier zum Beispiel. Braut ihr das selbst? Lasst ihr das brauen? Wie läuft das?
Thorsten Schwämmle: Wir haben sieben eigene Bierstile mittlerweile. Wie ist es zustande gekommen, dass wir eigenes Bier haben? Eigentlich, weil ich mal mit einem Bruder von einer Mitarbeiterin von uns, der Heiner, und mit dem stand ich zusammen, es hat sich rausgestellt, er ist Brauer. Dann haben wir gesagt, hey, lasst uns doch eigenes Bier brauen von Kraftpaule. Und hatten da völlig Elan, haben angefangen, das zu machen. Ich beschreibe unsere Beziehung immer gern so: Ich sage ihm genau, was ich will, er macht genau das Gegenteil und dann suchen wir gemeinsam nach einem Etikett. Mit ihm habe ich quasi unsere ersten beiden Biere entwickelt. Also ich bin kein Bierbrauer, ich kann das auch nicht und werde es wahrscheinlich auch nicht mehr lernen in meinem Leben. Aber ich bilde mir ein, gut beurteilen zu können, was ich zumindest mag und was ich für unsere Bar gut finde. Deswegen haben wir als erstes zwei Biere einfach so ein schönes Trinkbier gemacht, wo man immer zwischendurch trinken kann, das ist unser Helles. Was überhaupt nicht mit Aromahopfen spielt, sondern eher mit verschiedenen Malzen. Da haben wir drei Spezialitäten-Malze reingemacht und eben das Malz in den Vordergrund geholt auch durch das Zweimaischverfahren. Das zweite war dann das Pale Ale, wo wir dann eben mit drei verschiedenen Aromahopfen experimentiert haben. Und mittlerweile ist das so erfolgreich bei uns gewesen, dass die Nachfrage so groß war, dass wir eben sieben Bierstile entwickelt haben. Der Heiner ist nicht mehr bei uns, wir machen das mittlerweile im Lohnbrau-Verfahren mit der Camba Bavaria. Und haben da den Michael Stange als Ansprechpartner. Mit dem telefoniere ich dann immer, wenn ich ein neues Bier haben will, beschreibe ihm, was ich mir vorstelle, gebe Vorschläge zum Hopfen, zum Malz, er schickt mir dann das Rezept. Dann versuche ich, irgendwas dazu zu sagen, und meistens entscheiden wir uns einfach dann das so auszuprobieren, wie wir es ausbaldowert haben und tasten uns dann Sud für Sud an den Geschmack ran, und ich gebe dann quasi immer Feedback, wie meine Wünsche sind.
Holger: Toll!
Thorsten Schwämmle: Also eigentlich eine totale Luxussituation.
Markus: Apropos Wünsche, ich bin noch bierfrei, sozusagen. Das Gute ist: Ich habe tatsächlich zwei von diesen Kraftpaule Bieren hier. Unglaublich! Deswegen kann ich jetzt auch dann live was dazu sagen. Toll, ne! Und zwar habe ich das Weizen und das Pils. Nachdem ihr jetzt beide auch ein Weizen habt, habe ich gedacht, dann fangen wir mal mit dem Weizen an. Das ist ganz spannend, also vorne steht erstmal Weizen drauf, ist ein grünes Etikett. Dann hat man ein Pferd, was so ein bisschen ausschaut wie so ein halbes trojanisches Pferd. Und obendrauf sind dann aber statt den Haaren von der Mähne eben Ähren. Also da sieht man dann schon Weizen. Sehr, sehr schön! Und dann ist auch sehr viel Grün und drunter steht dann auch noch ein bisschen versteckt Hopfenweizen. Also da wird es dann wahrscheinlich auch was mit Hopfen zu tun haben. Bin ich mal gespannt, 5,2 % hat es, also klassisch vom Alkohol. Ich mach mal auf. So! Wie man hört, einiges an Kohlensäure. Es hat einen richtig intensiven, starken, schönen, festen Schaum. Das Bier selber hat so eine schöne Honigfarbe, ist auch trüb, wie es sich für ein Weizen gehört. Jetzt rieche ich mal rein. Spannend! Also man hat tatsächlich die klassischen Weizenaromen, so ein bisschen Banane, eher grüne Banane hier, aber dann kommen so weitere fruchtige, tropisch-fruchtige Aromen drum rum, also ein bisschen Ananas, ein bisschen Litschi, ja, auch Mango. Also wirklich schön weich, rund. Jetzt probiere ich das mal. Also ganz schönes Mundgefühl, sehr weich, sehr cremig. Geht klassisch los, wie man sich so ein Weizen vorstellt. Und dann kommen auch diese ganzen Fruchtaromen. Dann kommt ein bisschen Honig und hinten raus kommt dann tatsächlich auch etwas Bittere. Also ein sehr spannendes Bier. Wenn ich das jetzt bekommen hätte ohne zu wissen, dass es sich offiziell um ein Weizen handelt, hätte ich es tatsächlich wahrscheinlich eher in die moderne Craftbier-Welt als Wheat Ale oder sowas verortet. was es letzten Endes auch ist. Aber es ist sehr schön trinkbar, sehr weich, sehr rund. Spannend! Ist das die siebte Kreation, Thorsten, oder die fünfte oder sechste?
Thorsten Schwämmle: Nein, das war die dritte Kreation.
Markus: Ah!
Thorsten Schwämmle: Also nach dem Hellen und nach dem Pale Ale dachten wir dann: Wir wollen wieder diese traditionelle Schiene weiter ausbauen, aber dem Ganzen noch so ein bisschen Twist mitgeben. Ich bin ein großer Fan zu der Zeit gewesen von der Hopfenweisse von Schneider Weisse. Aber die hat natürlich immer so reingeballert, dass man da eigentlich nur zwei, drei trinken konnte. Deswegen war eigentlich so ein bisschen die Idee: Es gibt nicht so viele Hopfenweißbiere, lass uns doch sowas machen, nur eben in einer bisschen abgespeckteren Version, schlanker, süffiger vielleicht.
Markus: Schön! Ehrlich gesagt, wenn du zwei, drei trinken kannst von dem Schneider Doppel-Weizenbock, bist du schon ziemlich vorne dabei. Oder, Holger? Also ich schaffe in der Regel nur eins.
Holger: Na ja, du bist ja auch Franke halt.
Markus: Vorsicht! Vorsicht!
Thorsten Schwämmle: Musst da ein bisschen üben mit.
Holger: Ja, ganz genau. Du hast ja wieder nur, ich meine, das war ja auch wieder so schön, da steht da ein Pils vor dir und ein Weißbier, weißt du, und dann versuchst du das irgendwie herzuleiten. Na ja, ihr habt auch schon ein Weißbier und so, dann nehme ich auch ein Weißbier. Nur, dass er kein Pils trinken muss. Du bist halt doch eine …, ich sage lieber nichts.
Markus: Ich mache das schon noch auf, weil ich will da auch noch was übers Etikett erzählen. Aber ich wollte mich eben erstmal über die Weizenschiene der ganzen Nummer nähern.
Thorsten Schwämmle: Vielleicht auch noch was zum Etikett vom Weizenbier. Du hast jetzt beschrieben, so ein bisschen wie ein trojanisches Pferd. Aber was so der Hintergrundgedanke war, also bei unseren Etiketten dreht sich alles ums Thema Zirkus und Rummelplatz. Aber wir kommen natürlich auch aus Stuttgart, was gegründet ist auf dem Stutengarten am Schillerplatz, und von dem her ist das so eine Anlehnung an diese Stuttgarter Stute, die man da sehen soll.
Markus: Ja, jetzt sehe ich sie auch.
Holger: Warum Zirkus? Gibt’s da irgendwie eine Verbindung?
Thorsten Schwämmle: Wegen dem Kraftpaule. Vielleicht muss ich da noch mal eine Sache dazu erklären. Wir hätten in der Paulinenstraße ein Kraftpaule haben sollen, dann hatte ich am Anfang so ein paar Namen vorgeschlagen an die Mitgesellschafter, da war auch Kraftpaule drauf. Kraftpaule fand ich am Anfang ziemlich blöd, weil ich dachte, das könnte auch ein Fitnessstudio sein oder so. Bis ich dann eines Nachts tatsächlich geträumt habe von einem Kraftpaule in so einem Starken-Mann-Outfit auf einem Rummelplatz. Das kann man sich so vorstellen wie einen Monty Python Film mit so einem Ansager „Hier, der Kraftpaule“. Dann bin ich aufgewacht, dachte mir, hey, das ist es, wir müssen so einen Style machen, Kraftpaule, starker Mann, dann macht’s für mich irgendwie Sinn. Deswegen das Zirkus- und Rummelplatz-Thema.
Holger: Nein, sehr gut. Weil das gefällt mir irgendwie, schön. Damit kann man auch so schön spielen. Mein Gott, da kann man Etiketten entwickeln ohne Ende. Da gibt’s gar keine Grenze.
Thorsten Schwämmle: Genau!
Holger: Schön wäre natürlich auch irgendwie, weiß ich nicht, ich meine, den Zirkusleuten geht’s gerade nicht so gut, auch wegen Corona. Das wäre doch auch eine schöne Idee, ihr sucht euch irgendwie einen Zirkus vor Ort und sagt jetzt, alle, die unsere Biere bestellen, was weiß ich, 1 Euro pro Kiste geht als Spende an den Zirkus XYZ. Das wäre doch irgendwie toll.
Thorsten Schwämmle: Das wäre richtig toll, aber ich kann hier noch exklusiv was spoilern, wenn ihr da Lust drauf habt?
Holger: Unbedingt!
Markus: Oh ja!
Holger: Prima! Da sind wir ganz interessiert dran, also was die Welt nicht weiß und nur durch den BierTalk erfährt, das ist natürlich was ganz (unv. #00:21:40.3#)
Thorsten Schwämmle: Das machen wir seit, wie viele Jahre sind es jetzt, es wäre das fünfte Mal gewesen, glaube ich, nächstes Jahr dann zum sechsten Mal, das Craft Beer Festival. Und wir merken schon, dass wir da in so eine bestimmte Richtung wollen. Wir haben aber noch so ein bisschen vor, ein bisschen was Verrückteres zu machen. Deswegen werden wir nächstes Jahr den Bierzirkus machen, Kraftpaules Bierzirkus. Wo wir tatsächlich ein 30-MeterZirkuszelt aufstellen werden in Stuttgart mit Artisten, mit Live-Musik und natürlich mit dem Thema Bier, also eine ganz verrückte Sache, so ein bisschen Mischung aus Freakshow und Bier-Unterhaltung.
Markus: Holger und ich, wir gehen in einen Käfig und sind dann Live BierTalk.
Thorsten Schwämmle: Ja, genau!
Holger: Da müssen wir für dich noch ein schönes Kostümchen überlegen, Markus. Dann werden wir dir noch die Beine rasieren und dann geht’s los. Hahaha!
Markus: Ein Kostümle sozusagen. Ja, Wahnsinn!
Holger: Ein Kostümle, ganz genau.
Thorsten Schwämmle: Die Frau mit dem Bart sein.
Holger: Du könntest auch diese Wahrsagerin sein, wo die Leute hinkommen, und du guckst dann in die Hände und sagst dann, welche Biere denn da so passen würden.
Markus: Mit Tarotkarten kann ich das. Das können wir machen. Falls du noch jemanden brauchst, sag Bescheid, Thorsten.
Thorsten Schwämmle: (unv. #00:22:53.0#)
Markus: Apropos, vielleicht können wir auch noch das Geheimnis lüften, warum habe ich diese beiden Biere hier? Das hat was damit zu tun, dass ihr vor kurzem ein großes Jubiläum hattet, das ihr auch ganz, ganz toll und vorbildlich gefeiert habt. Da durfte ich auch ein Bier mit verkosten. Und im Zuge des Pakets, was man eben da bestellt hat, habe ich diese beiden Biere bekommen. Vielleicht magst du noch kurz was zu dem Jubiläum sagen, was der Anlass genau war und wie du das erlebt hast. Und dann kann ich noch ein bisschen aus der Zuschauersicht was dazu sagen, weil das fand ich wirklich ein ganz, ganz tolles Erlebnis.
Thorsten Schwämmle: Ja, gerne! Wir haben 5 Jahre Kraftpaule gehabt, Jubiläum, und hatten eigentlich ein Jahr davor auch schon gedacht, wir machen unser vierjähriges Jubiläum mit dem Titel „The Future ist now“. Konnten es dann Corona-bedingt nicht feiern und haben dann eben dieses Jahr gesagt, drauf geschissen, wir machen es trotzdem, trotz Corona, und haben dann unsere 5-Jahres-Feier online veranstaltet, haben eine Bierauswahl getroffen von unseren Bieren und eben von Partnern, die wir jetzt schon seit Jahren auch begleiten, und haben dann quasi das gefeiert. Wir haben dann noch mal eben einen Tag gemacht, wo wir gesagt haben, lasst mal weggehen von dem ganzen Craftbier, was wir sonst haben, und lasst mal schauen, was es denn in Deutschland für traditionelle Biere gibt und traditionelle Brauereien, die wir hervorheben können. Und wollten da eben schauen, so eine schöne Auswahl finden von eben traditionellen deutschen Bierstilen. Genau da ist natürlich der Markus als die Bierbibel aus Bamberg der beste Mann dafür gewesen. Da hast du dann auch ein Bier vorgestellt.
Markus: Das stimmt, absolut! Besonders begeistert war ich auch von der kleinen Band, die ihr dabeihattet. Also wirklich, ich habe jetzt ganz viele Online-Events mitgemacht, aber das war mit Abstand das, das am besten rüberkam, als am authentischsten rüberkam, die Musik auch qualitativ wirklich am besten. Da hat es wirklich Spaß gemacht, man war den ganzen Abend vorm Bildschirm gesessen und viele Leute würden denken, das ist total langweilig. Aber das war wirklich richtig schön, die Zeit war schnell vorbei. Und man hatte auch wirklich Lust, gemeinsam diese Biere zu trinken, auch das hat man nicht immer. Das bleibt mir wirklich als absolut tolles und gelungenes Event in Erinnerung. Was man da auch gemerkt hat, vielleicht noch, ist der Punkt, dass du auch als Person unheimlich dafür stehst und auch wirklich sehr herausragst im positiven Sinn. Also wie ist das denn, wenn man so die Gallionsfigur geben muss? War das für dich okay? Warst du schon immer so oder bist du da reingewachsen? Wie lebt’s sich denn damit?
Thorsten Schwämmle: Danke erstmal, dass du das so wahrnimmst. Ich bin da eher immer ein bisschen überreflektiert manchmal. Man mag sich natürlich nicht immer so gerne da sehen und sprechen hören und alles, und deswegen, für mich ist das immer zwiegespalten. Also mir macht das natürlich Spaß, ich komme natürlich auch aus der Musik, also habe auch mal ein paar Jahre professionell Musik gemacht, stand schon immer auf Bühnen, und habe dann natürlich auch Spaß dran. Allerdings jetzt mit einer Gitarre und so auf der Bühne, da fühle ich mich sicherer, als wenn ich jetzt nur sprechen muss. Und mache das aber natürlich gerne und finde es natürlich auch eine spannende Zeit, also fand es eine spannende Zeit, die Corona-Zeit, um einfach dieses Medium Online-Talk, Online-Tasting, mal völlig auszureizen. Also wir haben tatsächlich fast täglich Online-Tastings gemacht, an manchen Tagen auch drei, vier, fünf hintereinander und parallel, weil wir natürlich ganz schnell umgeswitcht sind zu Online-Firmen-Tasting und Weihnachtsfeiern. Und hatten dann auch Gruppen für Fujitsu mit 1200 Leuten et cetera. Also das war schon echt spannend, diese ganzen Sachen zu machen. Ich muss auch sagen, Tag des deutschen Bieres und unser 5-jähriges Jubiläum waren meine zwei absoluten Lieblings-Events.
Markus: Jetzt habe ich noch eine gute Nachricht für den Holger. Ich mache jetzt das Pils auf. Weil das Weizen ist nämlich leer und deswegen machen wir das jetzt. Ich wollte vor allem auch für das Etikett oder von dem Etikett noch ein bisschen erzählen. Da haben wir also eine Figur, die schaut für mich ein bisschen aus wie Eddie The Eagle, wenn das jemand kennt. Steckt aber nicht auf einer Ski-Schanze, sondern in einer Kanone, und die Lunte brennt. Das heißt also, er wird gleich da rausgeschossen. Und vom Gesicht her weiß er, glaube ich, nicht so recht, ob er sich freuen soll oder Angst haben soll. Aber auf jeden Fall steht drunter „Sensationelles Pils“. Bin ich mal gespannt, machen wir es mal auf. Also auf jeden Fall wieder ein Etikett, was echt Lust macht.
Holger: Solange du das aufmachst und einschenkst kann ich nur sagen, also das Logo zum Kraftpaule, da stehts ja dann, auf Facebook steht zum Beispiel, es ist ein Hybrid aus Popeye und Freddy Mercury.
Thorsten Schwämmle: Ja!
Holger: So sieht’s auch wirklich aus. Dann mit dem Motto „Das Leben ist bunt und granatenstark“. Das ist doch wunderbar, wirklich ganz toll. So! Wie schmeckt das Pils? (unv. #00:27:23.9#) genug oder muss ich dir wieder die Hand halten?
Markus: Na ja, ein bisschen. Nein Quatsch! Zum Geschmack bin ich noch gar nicht vorgedrungen, weil ich gerade im Kopf deine Bilder noch verarbeitet habe und mit meinen zusammengebracht habe. Ich glaube, so im Vierergespann mit Freddy Mercury und den anderen ist das wirklich eine sehr, sehr gute Beschreibung. Wobei der Eddie The Eagle mir auch nicht aus dem Kopf geht. Aber jetzt rieche ich nochmal dran. Und da finde ich, ist es jetzt tatsächlich, wie du gesagt hast, Thorsten, das ist jetzt ein eher klassisches Pils, also schöne hopfige und getreidige Noten, wobei das Hopfige natürlich überwiegt. Grasig, leichte Zitrusaromen, und hinten raus kommt dann auch so ein bisschen, ja, Blumenwiese, würde man sagen, aber das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, wir haben jetzt 20 Uhr abends oder sowas, kurz vorm Deutschlandspiel, da geht wahrscheinlich ein bisschen die Fantasie mit mir durch. Aber es ist auf jeden Fall eine sehr schön spannende Hopfen-Aromatik für ein Pils, aber es riecht eben sehr klassisch trotz alledem. Jetzt probiere ich mal. Ach Holger, du kannst die Hand wieder loslassen. Das trinkt sich schön. Also sehr weich, sehr rund, von der Bittere präsent, aber nicht überbordend, also wirklich angenehm, auch für einen Franken sehr gut trinkbar. Es hat eine orangige Note hinten raus, finde ich, das ist auch sehr angenehm. Von der Farbe her ist es übrigens so schön, richtig schön sonnengelb, weißer fester Schaum oben drüber. Also ein Bier, was mir sehr viel Freude macht und sehr angenehm zu trinken ist und wirklich auch ein sensationelles Pils. Schön! Wie war eure Idee dahinter, Thorsten?
Thorsten Schwämmle: Die Idee dahinter war, dass nach fünf Jahren Kraftpaule wir im Team irgendwie gesagt haben: Hey! Wir haben richtig Bock auf Pils. Also so richtig, richtig, richtig Lust auf Pils. Das war einfach der Wunsch, dass wir ein gescheites Pils immer dahaben. Deswegen haben wir es gemacht. Also mein Lieblingspils ist oder war immer das Schönramer Pils. Wir mögen auch diese Pilse … sagt man da Pilse, Pilsata, diese Pilsen?
Markus: (unv. #00:29:13.6#)
Holger: Pilsener Biere, würde ich sagen.
Thorsten Schwämmle: … diese Pilsener Biere, die auch sehr bitter sind. Jetzt kommen wir gleich zu wieder Vorstellung und Realität. Ich wollte hier ein Bier machen, was eigentlich ein Single Hop Pils ist. Haben wir auch gemacht, also Hopfenzugabe ist hier viermal Saphir Hopfen gegeben worden, also einmal während dem Brauen, dann bei ein bisschen geringerer Temperatur, dann im Whirlpool und im Lagertank. Und zum Bittern haben wir noch zusätzlich US Warrior Hopfen reingeschoben, weil wir fanden, der passte ganz gut zu dieser Figur, die vorne drauf ist, der Stuntman Pete, der eigentlich angelegt ist an den Evel Knievel, auch so von den Farben und so. Dieses Bier hat tatsächlich 48 Bittereinheiten, also fast 50. Aber das schmeckt man an dem Bier überhaupt nicht. Als es gekommen ist, war ich mir gar nicht sicher, ob ich das weiterhin so haben will, weil für das, wie ich mir das Bier vorgestellt habe, dachte ich eigentlich, ich muss ihm sagen, es muss noch schlanker werden, es muss noch trockener, weniger süß sein, dass diese Bitterkeit noch extremer rauskommt. Aber dieses Bier kam so gut an, also ich habe, glaube ich, an dem Tag, wo es gekommen ist, saß ich mit dem Mitarbeiter Sebastian da und wir wollten eigentlich beide kein Bier trinken und haben dann zusammen eine ganze Kiste getrunken, muss ich ehrlich zugeben, weil es so gut gelaufen ist. Und dann haben wir gesagt: Hey! Dann lassen wir es halt so. Dann ist es halt ein süßliches Pils, aber mit 48 Bittereinheiten.
Markus: Ja, Wahnsinn! Da bin ich jetzt auch überrascht. Gut, ich meine, wenn man jetzt mal eine Zeit lang nicht getrunken hat, dann merkt man schon, dass die Bittere schon intensiv ist und lange nachhängt und auch schön austrocknet.
Thorsten Schwämmle: (unv. #00:30:42.3# trocken?)
Markus: Ja. Aber trotzdem, und ich finde aber, es erklärt sich auch mit dem Hopfen, wenn du das sagst. Weil der Saphir bringt einerseits dieses Kräutrige, Blumige mit, aber eben auch schöne Zitrus- und so Mandarinen-, Orangen-Noten. Und der Warrior geht auch noch mal in die Zitrusecke rein. Also das ist echt eine tolle Kombi. Ja, also Holger, das ist was, was du unbedingt auch probieren solltest.
Holger: Ja, ja, ich bin wirklich schon dabei, hier im Online Store mich kundig zu machen, und da gibt’s ja 12er Bierbox Kraftpaule. Da ist es mit drin. Ich glaube, ich bestelle mir das gleich, wenn wir fertig sind.
Markus: Na, das ist doch eine sehr, sehr gute Idee. Jetzt sind wir sowieso ein bisschen in der Gegenwart angekommen. Schauen wir doch noch ein bisschen nach vorne. Thorsten, wie denn jetzt eure Pläne? Also jetzt mal raus aus der Corona-Geschichte, du hast gesagt, ihr habt schon gegenüber praktisch einen Laden, wo ihr dann einen Bottleshop reinmacht und auch dann aus den Flaschen und Dosen ausschenkt. Wie soll es überhaupt so weitergehen? Was erwartest du dir jetzt auch von den Kunden letzten Endes nach dieser oder am Ende dieser Corona-Zeit, hoffentlich jedenfalls? Wie denkst du, wird es weitergehen? Was plant ihr?
Thorsten Schwämmle: Unsere Pläne sind natürlich wieder vielfältig. Ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich versuche einfach mal, das zu überreißen. Natürlich steht an erster Stelle, das Bargeschäft und auch die Speisekarte wieder voranzutreiben, da nicht müde zu werden, immer eine wechselnde schöne Auswahl zu haben an Bierspezialitäten. Dann wollen wir natürlich hier in unserem neuen Shop, der auch gleichzeitig Tasting-Room wird, weiter vorankommen. Da steht jetzt an quasi, die Konzession zu beantragen für den Ausschank auch. Dann sind wir tatsächlich, das kann ich aber noch nicht verraten, nochmal an einer weiteren Location dran in der Stadtmitte. Da sind wir gespannt, ob da was draus wird. Und dann planen wir natürlich ganz viele Veranstaltungen wie den Bierzirkus im nächsten Jahr und haben also alle Hände voll zu tun, da was zu machen. Was natürlich auch noch wichtig ist, unser Online-Shop, den tun wir auch gerade neu gestalten. Falls Holger da drauf ist, er kann es bestätigen, da gibt’s nicht nur Kraftpaule Bier, sondern auch ganz viele internationale Bierspezialitäten. Wir haben viele tolle Packages, neue Releases von Frau Gruber, von Mikela, Sudden Death. Wir versuchen da wirklich, unsere Wegbegleiter auch in den Online-Shop mitzunehmen und in den Bottleshop dann und da weiter voranzukommen einfach.
Holger: Ich bin oft in Karlsruhe, nicht so häufig in Stuttgart, aber wenn ich in Stuttgart bin, komme ich vorbei und dann gucke ich es mir an.
Thorsten Schwämmle: Sehr gerne!
Markus: Dann sagen wir dir auf jeden Fall vielen, vielen Dank für diesen spannenden Talk und für die tollen Bier, drücken dir die Daumen, dass das alles gut läuft und gut funktioniert, und hoffen, dass wir uns dann bald mal in Stuttgart sehen im Kraftpaule und gemeinsam anstoßen können.
Thorsten Schwämmle: Ich danke euch, dass ich dabei sein durfte. Es freut mich auch, wenn die Biere gemundet haben und die auch ein bisschen mehr so in den Mittelpunkt rücken. Man nimmt uns oft nur als Bar wahr, aber ich finde, unsere Biere kann man mittlerweile auch ruhig einem größeren Publikum bekannt machen. Da freue ich mich drauf, immer auch Feedback zu bekommen, wie es denn geschmeckt hat.
Holger: Und ich freue mich auf mein Paket, das ich gerade bestellt habe. Da werde ich noch mal an diesen schönen BierTalk zurückdenken und freue mich schon auf den Besuch bei dir vor Ort. Danke sehr!
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de