BierTalk 60 – Zweites Interview mit Sabine Anna Ullrich, Ex-Bierkönigin aus Würzburg

Sie ist und bleibt eine Bierkönigin – Sabine Anna Ulrich aus dem schönen Unterfranken. Auch wenn ihre offizielle Amtszeit bereits seit einigen Lenzen Vergangenheit ist, bleibt sie als Hobbybrauerin und Moderatorin von Verkostungen der Bierwelt verbunden, und damit natürlich auch dem BierTalk. Wie in der legendären Folge 30 versprochen – als Holger seine Unschuld verlor, haben wir uns 30 Folgen später wieder mit Sabine verabredet, um mit ihr über die letzten Monate, aber auch ihre Zukunft zu sprechen – und natürlich auch edle Biere zu verkosten. Es blieb kein Auge und auch kein Glas trocken, doch hört am besten selbst…

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Holger: Herzlich willkommen zum 60. Podcast. Wer jetzt treuer BierTalk-Hörer ist, der weiß, dass wir bei dem 30. Podcast die Sabine, die ehemalige bayerische Bierkönigin, zu Gast hatten. Und in dem Podcast haben wir vereinbart, dass sie dann in 30 Folgen – damals wussten wir noch gar nicht, ob es jemals eine 60. Folge geben wird – wieder dabei ist. Und so ist es, heute ist die 60. Folge, Sabine ist wieder da. Wir sind natürlich auch da, das heißt zum einen …

Markus: … der Markus …

Holger: … und natürlich der Holger. Sabine, schön, dass du da bist. Ich freue mich außerordentlich jetzt auf den 60. BierTalk mit dir. Wie geht’s dir, was gibt’s Neues und was ist seit der Zeit passiert?

Sabine Anna Ullrich: Grüßt euch erstmal, lieber Holger, lieber Markus! Schön, dass ihr euer Versprechen gehalten habt. Es ist mir eine Ehre, wieder da zu sein beim 60. BierTalk. Das letzte halbe Jahr war ganz schön spannend für mich, anstrengend für mich. Ich war nicht viel unterwegs, denn ich saß am Schreibtisch. Als Studentin der Medizin kommt es durchaus mal vor, dass man ein Staatsexamen anstrebt beziehungsweise das schreiben möchte. Und ich saß tatsächlich sehr, sehr viele Stunden daheim am Schreibtisch und habe gelernt, habe aber immer mal wieder BierTalk auch gehört und habe mich versucht, irgendwie trotzdem in der Bierwelt weiter auszukennen, rumzuhören und das Ganze auch zu genießen.

Holger: Sehr schön! Hast du dann immer abends ein Feierabend-Bierchen getrunken?

Sabine Anna Ullrich: Ah, nicht jeden Abend, aber wenn es dann mal wieder so ein ganz knüppel-schwieriges Thema war, was ich gerade lernen musste, habe ich mir da am Abend natürlich ein Bier gegönnt. Ich glaube, das ist schon mal ein richtig gutes Stichwort, weil beim BierTalk habe ich gelernt, trinkt man ja auch Bier. Und wenn wir Bier verkosten, ihr seid ja selber die Spezialisten, durch und durch geht das mit allen Sinnen, ich hoffe man hört es jetzt und es funktioniert.

Holger: Hola!

Sabine Anna Ullrich: Habt ihr was gehört?

Holger: Unbedingt!

Markus: Wunderbar!

Sabine Anna Ullrich: Ha!

Holger: Deutlich! Wir freuen uns auch, wenn du es schaffst, die Flaschen zu öffnen, das freut einen richtig.

Sabine Anna Ullrich: Die BierTalk-Hörer der 30. Folge, die werden sich sicherlich noch sehr gut daran erinnern können, dass mir da ein kleines Fauxpas passiert ist, dass ich wirklich es nicht geschafft habe, eine Flasche zu öffnen. Aber dieses Mal sehr gut vorbereitet, der Flaschenöffner liegt parat beziehungsweise habe ich mir heute eine Bügelverschluss-Flasche rausgesucht. Und diese Bügelverschluss-Flasche ist fast schon eine Rarität dieser Brauerei geworden, nämlich Brauerei Faust. Das ist aus meiner Heimat in Miltenberg. Ich trinke ein Schwarzviertler, das ist ein schönes Dunkles. Und warum ich sage, warum Rarität, Bügelverschluss und sonst was? Diese Brauerei stellt meines Erachtens leider die komplette Produktion um auf ganz normale Kronkorkenverschluss-Flaschen und dementsprechend wird das eines der letzten Biere sein, die ich noch im Bügelverschluss hatte. Und da habe ich mir gedacht: Was kann es Besseres geben, das heute jetzt nochmal akustisch wirken zu lassen, für die Ewigkeit aufgenommen zu haben und dann mit euch das Bier auch zu genießen.

Holger: Dann auf jeden Fall Prost!

Markus: Ja, Prost!

Sabine Anna Ullrich: Danke!

Holger: Markus, wie ist dein wertes Wohlbefinden heute Abend?

Markus: Ich bin jetzt total glücklich und man sieht schon wieder, die Sabine ist halt einfach ein absoluter Premiumgast oder Gästin, je nachdem wie man es auch immer sagen möchte. Weil ich glaube, es hat noch niemand so schnell das erste Bier im BierTalk aufgemacht.

Sabine Anna Ullrich: Echt jetzt?

Markus: Ja, ja! Das ist ein bisschen so wie beim FC Bayern München, wenn man sagt, nach 23 Sekunden ist das erste Tor. Das finde ich schon mal ganz, ganz toll. Und natürlich, dass du dann so ein schönes Bier hast von Faust, was ich auch liebe, also wo der Cornelius ja auch ein guter Freund von mir ist. Und sie machen einfach so schöne Biere. Ich habe auch noch ein paar Flaschen im Keller, allerdings eher von den stärkeren, die sie ja so herstellen. Und ich bin dann immer gespannt, wie sich das jetzt so ändert. Ein Vorteil ist vielleicht natürlich, man hat dann auch mehr Biere in 0,33. Das ist gerade bei den stärkeren Bieren gar nicht so schlecht, weil bisher gab’s die immer nur in den großen Flaschen, teilweise sogar nur 0,75. Und das dann mit 12, 13 % ist dann schon eine gewisse Herausforderung, die man meistern, aber die schon ein bisschen was mit sich hat.

Holger: Das war jetzt ein schöner freudscher Versprecher, aber du hast natürlich in beiden Richtungen recht. Sie ist ein Prämiengast und ein Premiumgast. Und es soll doch jetzt einfach mal so sein, dass du professionell verkostest, wie du das quasi als Bierkönigin mal eine Zeit lang jeden Tag gemacht hast. Dann lass uns doch mal teilhaben: Was ist im Glas? Wie kommt’s rüber? Und wie schmeckt es dir?

Sabine Anna Ullrich: Erstmal euch und natürlich den Zuhörern, ich habe ein Degustationsglas vor mir stehen. Das Bier ist gut gekühlt, aber nicht zu kalt. Das Bier ist eingeschenkt, hat eine wunderschöne Schaumkrone entwickelt und der Schaum, den würde ich schon schön cremefarben, feinporig beschreiben. Das Bier ist blank und es hat eine wunder-wunderschöne rostkastanien-braune Farbe. Das lächelt eigentlich einen schon an. Wenn die Sonne jetzt noch da wäre und hinhalten würde, würde man so richtig rotorangene Reflexe sehen, die sich dann widerspiegeln in dem ganzen Bier. Und wenn ich jetzt mal daran rieche: Ah! So wunderschöne brotige, karamellige Aromen, die da hochsteigen im Glas und dann auch in der Nase sich dann weiterentwickeln. Karamell, Waldhonig und weshalb es auch schon noch Schwarzviertler tatsächlich heißt, es hat so eine ganz, ganz zarte rauch-karamellige Note noch mit drin. Wenn man Miltenberg kennt und durch das Schwarzviertel, das heißt auch wirklich so, weil es recht duster dahinten ist bei der Brauerei, dann kann es durchaus auch sein, dass es so ein bisschen rauchig, brandig riecht, weil da hinten auch noch viel mit Holz geheizt wird. Die Aromen einer Stadt in einem Glas zu fangen, das ist wirklich toll. Und ich probiere es jetzt gleich, das macht nämlich so wahnsinnig durstig, das ist eines meiner Lieblingsbiere. Zum Wohle!

Markus: Prost!

Sabine Anna Ullrich: Mmh! Yamm! Sehr, sehr fein! Wunderschöne Kohlensäureperlen, die entlang meiner Zunge herabgleiten. Jetzt verhaspele ich mich schon, weil ich so begeistert bin. Und dann kommen wieder diese wunderschönen süßen karamelligen Noten an der vorderen Spitze der Zunge an. Eine angenehme herbe Bittere, vielleicht auch so eine leicht verbrannte Bitternote, und einfach ein schönes dunkles Bier wirklich zum Genießen, zum Brotzeit machen, zu einem Käse. Toll! Mit 5,2 % auch wirklich gut zu trinken. Wenn ich jetzt noch eins dahätte, würde ich euch es so direkt rüber beamen oder so rüberschicken, dass ihr gleich mittesten könnt.

Markus: Ach, das wäre schön.

Sabine Anna Ullrich: Wirklich ein ganz, ganz tolles Bier zum Genießen, zur Brotzeit-Platte, zum wunderschönen Hartkäse oder vielleicht sogar zum Gegrillten. Für mich ein schönes, feuriges, Dunkles. Ein tolles Bier der Brauerei! Das genieße ich jedes Mal super gerne im Sommer. Was sind denn eure Lieblings-Sommerbiere oder jetzt so die Biere des Frühlings, wenn ich euch fragen darf mal so direkt?

Holger: Markus, was hast du dir ausgewählt?

Markus: Das ist natürlich jetzt ein ganz großer Bogen, weil meine Lieblings-Sommerbiere, da muss ich sagen, da bin ich natürlich sehr klassisch beheimatet und dann am Ende des Tages doch ein Bamberger. Und da habe ich gerne mal ein schönes Rauchbier, auch mal eine Rauchbier-Radler oder so. Also da bin ich einfach in der klassischen Schiene zu Hause, schön malzig. Wenn wir dann von den Frühlingsbieren sprechen, da habe ich es auch gerne mal ein bisschen hopfig, ein bisschen fruchtig, da darf auch mal ein bisschen die Sonne im Bier scheinen, wenn sie schon draußen noch nicht scheint. Und jetzt nochmal eins zurück in diesem Abend, weil jetzt haben wir zwar offiziell Frühling, aber irgendwie ist es immer noch ein bisschen kalt. Da habe ich mir jetzt eher so ein bisschen was Wärmendes ausgesucht. Also ein ganz besonderes Bier. Ich mach‘s jetzt einfach mal auf. Oder Holger, oder willst du vorher noch erzählen?

Holger: Nein, nein unbedingt! Also unbedingt! Ich denke noch immer über Rauchbier-Radler nach, das stelle ich mir (unv. #00:07:19.2#) komisch vor. Aber kein Thema, mach dein Bier auf.

Markus: Rauchbier-Radler, das ist toll.

Sabine Anna Ullrich: Kann ich bestätigen. Also Rauchbier-Radler oder auch das Dunkle jetzt hier, was ich da drin im Glas habe, das als Radler zu trinken, ist echt was Erfrischendes. Es hat diese zitronensüßen Noten mit dabei und dann noch das Rauchige, das Bierige, das ist echt mal was ganz Anderes und wirklich super zu empfehlen im Sommer. Macht echt auch Spaß zu trinken. Also auch für jeden Rauchbier-Liebhaber, probiert’s mal aus!

Holger: Also mal was ganz Anderes habe ich mir auch ausgesucht, aber jetzt kommt erstmal der Markus dran.

Markus: Genau! Was habe ich mir jetzt ausgesucht? Und weil ja jetzt eben schon abends ist und es überraschenderweise doch wieder ein bisschen kälter geworden ist, habe ich gedacht: Dann nehme ich doch mal was ganz Besonderes, sowieso auch wegen Sabine. Und ich habe da ein Fläschchen entdeckt, ein kleines Fläschchen. Das ist so eine kleine italienische 0,33er Flasche, allerdings mit einem Bier aus einer deutschen Brauerei. Und zwar ist das eigentlich ein dunkler Doppelbock, den es normalerweise so als Josefi Bock gibt von einer wunderschönen Brauerei in Mittelfranken, nämlich der Ellinger Schlossbrauerei. Ganz, ganz tolle Biere. Die haben jetzt was Besonderes gemacht. Die haben nämlich diesen dunklen Doppelbock in Holzfässer gegeben und schön ausgebaut, und haben sich dann eine ganz besonders schöne Geschichte überlegt. Und zwar geht es da darum, dass das ja eigentlich Fürst Carl Brauerei ist, das heißt, also eine fürstliche Brauerei. Und da geht es um den Fürsten von Wrede, der da eben nach dem 30-jährigen Krieg dieses Schloss geschenkt bekommen hat zum Dank für seine Dienste. Und seine große Leidenschaft waren Pferde. Und er hatte so ein Lieblingspferd, das hieß (unv. #00:08:47.8# Meulena?). Und das hatte ganz tolle Eigenschaften, viel Temperament, aber eben auch sehr zuverlässig und sehr kräftig. Und das hat man dann auf dieses Bier ein bisschen übertragen. Und deswegen heißt das Ganze eben auch (unv. #00:08:58.7# Meulana?). Offiziell gibt’s das erst so Ende des Jahres. Es gab jetzt so eine kleine Vorcharge, da habe ich mir eine Flasche ergattern können. Also ich mache jetzt hier mal auf. Da ist natürlich nicht so viel Kohlensäure, weil wir hier natürlich ein holzfassgelagertes Bier haben.

Sabine Anna Ullrich: Hört sich schon mal gut an.

Markus: Ja, also ins Glas fließt das jetzt ganz, ganz schön. Und wir haben vom Bier her ein tolles Karamell, also wirklich richtig schönes, dunkles Karamell. Wer früher diese Karamellbonbons, die gab‘s in hellbraun und in dunkelbraun mit so einem weißen Zeugs drin, da hat man ewig dran rumgelutscht, so ungefähr sieht das aus. Und obendrauf hat man so einen richtig schönen cremefarbenen Schaum. Jetzt rieche ich mal da rein. Ah ja, und jetzt kommen hier auch so diese Holzfassaromen, ein bisschen weinig, ein bisschen rote Beeren, tatsächlich auch so Traubennoten. Interessant! Und jetzt probieren wir das mal. Jetzt hat man das Holz, jetzt hat man viel Vanille, viel Karamell, so ein bisschen Rum, Kirsche, so eher rote Kirsche, Sauerkirsche, ein bisschen Erdbeere. Und die 9 % kommen dann irgendwann auch vorbei und sagen Hallo. Dazwischen ist dann noch dieses Karamellige wieder, sehr süß, toller runder Abgang. Und es wärmt, also genau richtig für den heutigen Abend. Ach, wunderbar! Und so ein ganz tolles Bier und genau für dich eben ausgesucht. Ich weiß nicht, ob du dieses Klischee auch erfüllst, dass du Pferde gerne magst, aber auf jeden Fall ein tolles Bier. Und sobald es was gibt, bringe ich euch mal was vorbei.

Sabine Anna Ullrich: Das klingt auf alle Fälle superlecker, superklasse. Ja, ich gehöre zu der Kategorie Mensch, die auch Pferde mag, am liebsten anschauen. Das ist eigentlich das Allerwichtigste dabei. Und das Bier, die Geschichte dazu ist echt der Hammer. Und ich glaube, das Bier würde auch mir sehr, sehr gut munden. Ich bin mal gespannt, wann ich die erste Flasche da in die Finger bekomme.

Markus: Wie gesagt, ich werde versuchen, dass du auf jeden Fall so bald wie möglich eine bekommst. Und mein Erlebnis mit Pferden ist so ein bisschen bedingt. Also ich hatte mal eine Freundin und mit der musste ich dann auf den Reiterhof und wir haben da so ein bisschen rumgealbert. Und am Ende des Tages fiel ich dann drei Meter tief in irgendein Loch im Pferdestall, habe mir den Arm gebrochen.

Sabine Anna Ullrich: Um Gottes Willen!

Markus: Und das war ein Riesendrama. Und naja, da habe ich mit den Pferden nur so eine bedingt positive Erinnerung. Aber sie konnten ja gar nichts dafür eigentlich. Die waren halt nur zufällig auch da. Aber es gab damals eine Reitbeteiligung und da musste man eben hin. Aber egal, anderes Thema, wir sind ja beim Bier. Und Holger, wie sieht’s denn mit dir jetzt aus? Was hast du denn?

Markus: Du bist ja der Mann der besonderen Sätze heute. Ich hatte auch mal eine Freundin. Das ist auch wieder so ein ultimativer Satz von dir, den wir für die Ewigkeit festhalten sollten. Also ich liebe Pferde auch, besonders Kaltblüter, die Bier bringen.

Sabine Anna Ullrich: Sehr gut!

Holger: Was habe ich mir für euch beide heute ausgewählt? Man muss sich das vorstellen, also die ultimative bayerische Bierkönigin und dann der ultimative Rockstar der Bierszene Markus Raupach. Was wählt man sich da aus? Ich habe mir ein Waldbier von Kiesbye ausgewählt, 2014 Schwarzkiefer. Da ist es so, dass ich da einen umfassenden Bestand habe von diesen Waldbieren und immer wieder die Gelegenheit habe, die „jahrgangs“-zu-verkosten. Also eigentlich so im Abstand von zwei Jahren. Jetzt bin ich sehr gespannt, was mich jetzt also erwartet. Also im Jahre 2021 habe ich jetzt noch gar kein Waldbier getrunken. Naja gut, es ist jetzt wie gesagt sechs Jahre alt. Ich schenke es mal ein. Ja, Wahnsinn! Also das kann man sich gar nicht vorstellen, was da jetzt alles mir entgegen wabert. Ja wirklich, das ist echt unglaublich. So harzige Noten, Pinie, Vanille, auch so ein bisschen Amaretto, so ein bisschen marzipanähnlich. Ich verkoste es mal. Also es hat bei mir jetzt im Glas kaum Schaum, hat so eine schöne Naturtrübung, so ins Rötliche reingehend. Also könnte auch gut ein Rotbier sein. Ah ja, interessant! Also ich habe das, ich glaube, 2010 das letzte Mal getrunken. Und da war das noch so, dass es eine deutliche Säure hatte. Hat es jetzt überhaupt nicht mehr. Als es ist ganz toll ausbalanciert. Das bedeutet auch, dass eben die Waldbiere wirklich Zeit benötigen, glaube ich. Also das kann man schon sagen. Jetzt habe ich so ein bisschen Kirsche, so eine Kirschnote, in Verbindung eben mit diesem Marzipan. Also vielleicht auch so ein bisschen Bittermandel. Erinnert wirklich an Amaretto.

Sabine Anna Ullrich: Wahnsinn!

Holger: Also wirklich sehr komplex. Hat auch 8,7 % Alkohol. Der Axel macht das ja jedes Jahr, dass er mit dem österreichischen Bundesforsten irgendwo ein Stück Natur entnimmt. Und hat eben früh schon damit angefangen, ich weiß gar nicht mehr ganz genau in welchem Jahr, aber ich glaube so 2011 oder 2010 sogar, ich weiß es gar nicht ganz genau. Und dann gab es eben erst einfach mal die Nadelbäume. Also es gab die Tanne, die Zirbe, die Lärche, dann eben die Schwarzkiefer und mittlerweile sind es eben auch andere Waldfrüchte, die da verarbeitet werden. Aber es ist zu 100 % Österreich. Also alles, was in dem Bier verarbeitet ist, kommt eben aus Österreich und wird dann eben der Natur überlassen, auch in der Reifung. Und er pflückt dann eben diese Schwarzkiefernzapfen in dem Fall und braucht da auch eine relativ große Menge. Also ich war selber mal dabei, wenn man dann das alles eben vermengt und dieser Harz überhaupt nicht mehr abgeht von keinem einzigen Körperteil mehr. Also Wahnsinn! Aber ich bin jetzt ganz begeistert. Das hatte wirklich bei meiner letzten Verkostung noch wesentlich mehr Säure. Und jetzt ist das ein Hammerbier. Also das ist jetzt so ein Food Pairing Bier genauso auch zu Waldgerichten, also Wildgerichten, Pilzgerichten. Großartig! Als wirklich großartig. Da schwärme ich jetzt die ganze Zeit. Aber es muss ja auch noch mal jemand anders sprechen.

Markus: Auf jeden Fall Glückwunsch zu diesem Bier. Das ist ja toll.

Sabine Anna Ullrich: Ja!

Markus: Ich habe nicht ganz so viele von den Waldbieren, aber ich muss auch sagen, was ich am faszinierendsten finde, ist, dass er ja auch immer irgendwelche anderen Teile nimmt. Also das ist ja nicht immer derselbe Teil von irgendeinem Baum, sondern das ist immer mal wieder was anderes. Und dadurch hat man auch wirklich eine ganz tolle Vielfalt. Und ich finde das auch schön, einfach mit diesem Thema zu spielen, dass man sagt, man hat hier die Natur und hat eben verschiedene Ausprägungen im Wald und bringt die dann jeweils ins Bier und lässt dann auch die Natur so ein bisschen ihr Werk tun. Also das ist schon sehr, sehr schön. Und wir hatten auch selten, dass wir beide so starke Biere gleichzeitig hatten. Also du kannst dich schon wieder geehrt fühlen, Sabine. Wunderbar! Prost!

Sabine Anna Ullrich: Zum Wohle!

Markus: Zum Wohl!

Holger: Zum Wohle!

Markus: Mir fällt noch eine Frage zu Faust ein, Sabine. Da war es ja so, wenn ich mich recht erinnere, dass der Cornelius eigentlich Bürgermeister werden wollte, das hat dann nicht so ganz geklappt. Und dann ist er so ein bisschen raus aus der Brauerei. Ich weiß gar nicht, ist er jetzt wieder zurück? Wie ist denn da der aktuelle Stand?

Sabine Anna Ullrich: Ah! Jetzt bohrst du natürlich gut nach, Markus, als Journalist. Tatsächlich macht der Cornelius so sein eigenes Ding, würde ich jetzt sagen. Der nimmt sich jetzt erst mal so ein bisschen Zeit für sich und die Familie. Sein Cousin, der Johannes Faust führt ja die Brauerei weiter. Und parallel dazu wurde der liebe Stefan Falk als Hauptbraumeister oder als Braumeister mit in die Brauerei geholt. Und es passiert tatsächlich einiges gerade in der Brauerei Faust. Vielleicht, dass man sich mal das als Zuhörer vorstellen kann, der noch nie in Miltenberg war. Das ist ein wunder-wunderschönes kleines Örtchen, was total verwinkelt ist, Fachwerkhaus von oben bis unten. Und ein Teil der Stadt heißt Schwarzviertel. Das ist noch enger, noch schmäler, noch mehr Fachwerk auf einem Fleck gebaut. Und da hinten steht die Brauerei Faust mitten im historischen Stadtkern. Warum ich jetzt gerade so groß ausgeholt habe? Die Brauerei erweitert gerade beziehungsweise baut gerade neue Gärtanks ein. Das bedeutet aber auch parallel, dass wieder Kräne in Miltenberg stehen, dass die Kräne dann schlussendlich von (unv. #00:16:13.7# Ziemann + Bauer ?) dann die Tanks wieder einsetzen müssen, Dächer werden abgedeckt, Türen werden versetzt, um überhaupt das Ganze möglich zu machen. Aktuell, wer nach Miltenberg kommt und sich das anschaut, hinten an der Brauerei ist wirklich Ausnahmezustand, weil auch natürlich alles schlussendlich wieder in das Stadtbild und als Fachwerkfassade passen muss. Ist superspannend. Ich bin gespannt, was es für neue Biere gibt beziehungsweise was da Neues noch gebraut wird. Und ich glaube, die Brauerei Faust wird uns wieder überraschen.

Markus: Eine ganz tolle Brauerei, ich bin da auch total gerne. Und es ist ja immer so, dass die Gegend eigentlich eher mit dem Wein assoziiert wird, das ist dieses klassische Main-Viereck dort. Und auch die ganze Gegend eigentlich lebt von den Weinbergen, die da angelegt sind, direkt am Fluss in diesen schönen, steilen Lagen. Man hat diesen roten Sandstein überall. Und dazwischen ist eben dann dieser kleine Bierstachel, sagen wir mal, (unv. #00:17:01.7#) wo es dann eben ganz tolle Biere gibt und wo man dann auch mal zwischendurch sich von diesem ganzen Wein ein bisschen erholen kann und im Biergarten direkt am Main sitzen kann und dann richtig schön auch mal Biere genießen kann. Das ist ja großartig. Sehr schön! Ach, Wahnsinn! Holger, was hast du denn für Erinnerungen an unterfränkische Biere? Fällt dir da eins ein aus der Ecke?

Holger: Oh ja, natürlich! Da darf ich doch absolut meinen Freund Hans Christian Müller hier nochmal ins Gedächtnis rufen, der ja auch schon im BierTalk Gast war.

Sabine Anna Ullrich: Oh ja!

Holger: Da gibt es zwei absolute Klassiker für mich. Also Hans Christian braut ja in Aschaffenburg, das ist ja bekanntlich auch Unterfranken.

Sabine Anna Ullrich: Richtig!

Holger: Da ist dann für mich eben Backbone Splitter ein Evergreen IPA ohne Fehl und Tadel. Also das ist einfach ein tolles Bier. Davor gab‘s ja das Bayerisch Nizza, das es auch immer noch gibt, also sich zu einem Topseller auch über Jahre eben auch entwickelt hat und sich da auch in dieser Liga hält. Das wären so zwei unterfränkische Biere, die ich herausheben möchte. Das ist wirklich so. Und bei dem Bayerisch Nizza möchte ich sagen, das schmeckt ganz vielen Damen auch richtig gut. Also wer jetzt ein Bier sucht, wo man jetzt mal eine Frau überraschen will, die vielleicht nicht so gerne Bier trinkt oder da immer nur so zur Not mittrinkt, dann bitte mal ein Bayerisch Nizza kredenzen, dann durchaus auch mal in einem Weinglas. Da werdet ihr sehen, dass euch dann die Frauen anschauen und denken: Mensch, also der kennt mich. Der Markus hat ja auch in einem BierTalk mit dem Craft Beer Kontor da auch die Frage gestellt, so nach dem Motto: Habt ihr auch Biere, die eben Frauen verführen? Also er stellt ja immer solche Fragen. Und das wäre so eine Antwort. Also Bayerisch Nizza wäre es glaube ich.

Sabine Anna Ullrich: Das stimmt wirklich. Das kann ich nur bestätigen, Holger. Das ist wirklich der Fall. Das habe ich mit meinen Mädels gemacht. Und meine Mädels sind absolut keine Biertrinker. Ich war immer so das einzige Mädel in der Clique, die gesagt hat: Boah! Ich habe Lust auf ein Bier. Alle anderen haben ein Aperol oder einen Wein getrunken. Ist ja nichts Verwerfliches, trinke ich auch gerne mal. Aber ich habe sie damit gelockt und ich habe sie eigentlich ein bisschen verarscht. Ich habe gesagt: Ich habe einen wunder-wunderschönen Cocktail für euch hier im Kühlschrank und möchtet ihr mal was ausprobieren? Und habe dieses Bayerisch Nizza wirklich auch in Weingläser, Cocktailgläser dann auch ausgeschenkt, schön kalt. Und gesagt: Oh, jetzt macht mal die Augen zu. Jetzt riecht erstmal da dran. Und das ist echt der Wahnsinn. Da kommen diese fruchtigen Hopfenaromen heraus. Da kommt so leicht eine Bananennote heraus, die man wirklich toll aufnehmen kann. Ich habe dann gesagt zu den Mädels, die hatten immer noch ihre Augen zu: Jetzt trinkt mal einen Schluck. Und die waren hellauf begeistert. Und als ich ihnen am Ende erklärt habe, dass sie jetzt gerade ein Bier getrunken haben, haben sie gesagt: Nee! Echt jetzt! Das kann‘s doch echt nicht sein. Ich so: Doch, ich habe euch jetzt allen ein Bier untergejubelt. Und seitdem gibt’s auch das ein oder andere Mädel im Freundeskreis bei mir, was gerne mal sagt: Ah, Sabine, hast du wieder mal so ein leckeres Bier da, so ein Mädchenbier? Und kann dann das eine oder andere auch kredenzen.

Markus: Da sieht man mal, das kommt raus, wenn ein Zahnarzt Biere braut. Aber ich finde das eine ganz interessante Frage. Du warst ja als Bierkönigin ein bisschen auch Vertreterin von Unterfranken. Also hast du da besondere Gelegenheiten oder Möglichkeiten gehabt, eben gerade auch diese eher nicht so als Bierregion bekannte Ecke besser zu präsentieren? Oder hast du den Eindruck, dass du da auch eine gewisse Wirkung vielleicht hattest in manche Ecke?

Sabine Anna Ullrich: Ich kann mir das sehr, sehr gut vorstellen. Also gerade die Tourismusverbände sind im Anschluss nach meiner Bierkönigin-Zeit auf mich zugekommen, sei es Kurfranken, was spezifisch für die Miltenberg-Region steht, als auch der Franken-Tourismus, der natürlich Unter-, Ober-, Mittelfranken vertritt, die dann gesagt haben: Hey Sabine! Die Leute haben wirklich nachgefragt, sind die Türen so ein bisschen eingerannt. Hey, wo kommt denn die Bierkönigin her? Oder sie haben erfahren, dass Unterfranken, Franken allgemein, Bierfranken so schön sei. Wo können sie was erleben? Und tatsächlich ist daraus auch eine Kooperation entstanden, dass ich weiterhin auch nach meiner Amtszeit, das sind ja mittlerweile echt schon einige Jahre, ich möchte es gar nicht nachzählen, mit den Tourismusverbänden arbeite, auf die Messen gehe und eigentlich den Menschen erzähle, wie schön meine Heimat ist. Was gibt es Schöneres, über Heimat, über Bier, über Gesellschaft und Leute zu sprechen und das anderen Leuten näherzubringen?

Holger: Da kann man fast nichts mehr hinzufügen, oder?

Markus: Nein, eigentlich nicht. Man kann noch ein paar Ortsnamen erwähnen, also zum Beispiel gibt’s da einen schönen Ort, namens Amorbach. Also kann man sich schon vorstellen, dass das sicherlich eine schöne Gegend ist. Und ich bin da auch wirklich total gerne, weil es eben auch so eine Mischung ist, also aus diesem wunderschönen kleinen Städtchen und mit diesem ganzen roten Sandstein, aber eben auch richtig Wäldern, das ist ja schon Spessart-Einzugsgebiet. Also mit richtig viel Natur, die man da erleben kann. Dann eben der Fluss, der sich da durchschlängelt und auch großteils da noch naturbelassen ist. Das ist einfach eine ganz besondere Ecke, die viele Leute gar nicht kennen. Und insofern, also wirklich, du bist da sicher eine gute Botschafterin und hast da sicherlich auch viele Leute mal dazu gebracht, sich das Ganze anzugucken.

Sabine Anna Ullrich: Ich kann nur jedem Fahrradfahrer, Camper, Wanderlustigen eigentlich einladen in meine Heimat. Es gibt wunderschöne Radwege, es gibt wunderschöne Camper-Plätze, wo man sich wirklich niederlassen kann, direkt am Main gelegen. Als Wanderer im Spessart, Odenwald wirklich wandern zu gehen beziehungsweise spazieren zu gehen, für Jung und Alt ist da für jeden wirklich was dabei. Burgen links und rechts vom Main, je nachdem, wo man gerade unterwegs ist. Man fährt durch Wälder, man sieht überall Weinberge links und rechts, man kann in den Ortschaften überall natürlich einkehren in diverse Heckenwirtschaften. Der ein oder andere kennt vielleicht den Begriff, manche kennen den Begriff Besenwirtschaften. Das ist, wenn der Winzer zweimal im Jahr für eine Woche die Stube ausräumt und dann wirklich fränkische Kost und den einzelnen Wein dazu gibt. Oder man fährt einfach zwei Ortschaften weiter oder drei und ist in einem wunderbaren Biergarten am Main und genießt das heimische Bier der Leute dort. Ich kann nur sagen, die Unterfranken sind supergesellig, man rutscht gerne zusammen mal auf der Bierbank oder wo man sich gerade befindet. Und eigentlich genießt man hier, und natürlich auch überall woanders, klar, aber ich würde sagen, wir genießen hier schon sehr arg das Leben.

Markus: Den Eindruck habe ich auch. Holger, wusstest du, dass da sogar Schneewittchen wohnt, dort in dem Eck?

Holger: Nein, absolut nicht. Also ich habe immer gedacht, die Brüder Grimm Märchen sind im Wolfhagener Land bei Kassel. Aber tja, man lernt ja nie aus mit euch beiden.

Sabine Anna Ullrich: Es gibt auch den Nibelungensteig. Also du findest für jeden einzelnen was zu genießen. Ich habe aber was anderes, auch eine neue Heimat für mich entdeckt oder eine Brauerei eigentlich in eurer Heimat, die mich jedes Mal vom Hocker reißt, wenn ich da ein Bier probiere beziehungsweise dort im Biergarten einkehre. Jetzt die Frage an euch: Könnt ihr euch vorstellen, welche Brauerei das ist? Oder möchtet ihr weitere Tipps haben?

Holger: Wir haben ja keine gemeinsame Heimat. Der eine ist ja der totale Oberfranke und trinkt eben Rauchbier-Mischgetränke.

Markus: Unglaublich!

Sabine Anna Ullrich: Das Rauchbier, na klar.

Holger: Und ich bin ja Ruhrgebietler und lebe im Exil in München. Deshalb, ich glaube, wir brauchen da schon noch ein paar Tipps.

Markus: Hallo, hallo?

Holger: Ja hallo, hallo. Das ist ja jetzt lustig.

Markus: Wir haben wieder so eine Stelle, die ich da nicht rausschneiden werde.

Holger: Nein, nein, absolut. (unv. #00:24:01.3#) muss ich wieder …

Markus: … schwärmen. Bitte schwärmen Sie jetzt!

Holger: Bitte schwärmen Sie jetzt!

Markus: Genau!

Holger: Sabine Anna Ullrich, bitte komm wieder, ich vermisse dich. Ja, aber irgendwie ist sie jetzt draußen.

Markus: Da müssen wir ein bisschen weiter spekulieren. Wo mag sie wohl diese Heimat des Bieres angesiedelt haben für ihre zweite Heimat? Gar nicht so einfach.

Holger: Ich weiß es auch nicht. Jetzt müsste man halt wissen, wo studiert sie?

Markus: In Würzburg, denke ich mal.

Holger: In Würzburg. Naja, und da, hm, gibt’s da, also tja. Die Würzburger Hofbräu, aber das kann’s ja irgendwie nicht sein.

Markus: Nein, das glaube ich nicht. Also ich glaube, sie hat sich da eher weiter rüber orientiert und wahrscheinlich denke ich mal eher so in die bayerische Ecke. Da vielleicht, lass mal überlegen …

Sabine Anna Ullrich: Jetzt, wartet …

Markus: Oh!

Sabine Anna Ullrich: Wartet mal! Hört ihr mich jetzt wieder?

Markus: Ja.

Holger: Jetzt hören wir dich. Ja.

Sabine Anna Ullrich: Wunderbar! Das waren die Kopfhörer. Die haben grad voll gestreikt. Ich habe jetzt, glaube ich, gerade die ganze Zeit gesagt, ich höre euch nicht mehr, ihr seid weg und so. Ist es jetzt wieder besser?

Holger: Ja, es ist optimal.

Markus: Es hätte nicht besser passieren können. Wunderbar!

Holger: Nein, genau, ich habe jetzt wieder …

Sabine Anna Ullrich: Ihr habt mich stummgeschalten.

Holger: Nein, nein, ich habe jetzt wieder eine Runde geschwärmt. Und er hat jetzt wieder was, um es nicht herauszuschneiden.

Markus: Genau!

Holger: Das habt ihr beide doch abgesprochen.

Markus: Genau!

Sabine Anna Ullrich: Bei jedem BierTalk gibt’s einen kleinen Aussetzer. (unv. #00:25:17.0#)

Holger: Und deshalb hat er das auch hinterher, deshalb auch das Thema Prämie. Also er zahlt dir eine Prämie für dieses Verhalten. Das (unv. #00:25:23.9#)

Markus: Ach, (unv. #00:25:25.3# wie schön! ?).

Sabine Anna Ullrich: Ich bin echt gespannt, was da jetzt passiert.

Holger: Also auf jeden Fall waren wir ja stehengeblieben, ob wir uns vorstellen können, wo du jetzt genau schwärmst.

Sabine Anna Ullrich: Gerade (unv. #00:25:33.3#)

Holger: Und jetzt haben wir gesagt, wahrscheinlich irgendwas Bayerisches?

Sabine Anna Ullrich: Richtig!

Holger: Da kann man es ja, und dann ist halt die Frage, also Bayern ist ja groß, dann entweder was Oberfränkisches oder was Oberbayerisches?

Sabine Anna Ullrich: Da müsst ihr euch entscheiden.

Holger: Ich entscheide mich für Oberfranken. Du?

Markus: Ich würde mich für Oberbayern entscheiden. Ich glaube, sie hat sich in irgend so einen neuen Craft-Brauer verliebt. Also bierig natürlich.

Sabine Anna Ullrich: Nein!

Markus: Bierig.

Sabine Anna Ullrich: Ich bin in Oberfranken gelandet.

Markus: Oh!

Holger: Ja, da kannst du mal wieder sehen, ich kenne die Frauen doch besser als du.

Markus: Absolut, absolut!

Sabine Anna Ullrich: Tatsächlich habe ich diese Brauerei während meiner Bierköniginnen-Tour kennengelernt oder auch bei der ein oder andere Festivität. Ich war damals schon hin und weg. Diese Brauerei hat mich auch damals zum Rauchbier geführt, was mir tatsächlich das erste Mal bei denen dann auch geschmeckt hat in der Brauerei. Vielleicht wird es jetzt wärmer?

Markus: Naja, das können ja nur die Kundmüllers sein eigentlich, oder?

Sabine Anna Ullrich: Du triffst ins Schwarze. Anscheinend kennst du mich auch, Markus.

Markus: Siehst du Holger, ich kenne die Frauen nämlich doch.

Sabine Anna Ullrich: Die lieben Kundmüllers, die habe ich so ins Herz geschlossen. Einmal habe ich sie dann auf einem Fest irgendwie kennengelernt, dann haben sie mich direkt auch eingeladen gehabt in die Brauerei zu einem Starkbieranstich. Und habe bei ihnen die unterschiedlichsten Biere getestet. Und jedes Mal, wenn ich in Richtung Bamberg unterwegs bin, mache ich so einen kleinen Schlenker in Weiher vorbei, sage erstmal Servus und Grüß Gott bei den beiden beziehungsweise bei der Family. Ich lade jedes Mal mein Auto auch voll mit Bier, weil ich einfach nicht daran vorbeifahren kann. Und ich habe auch, um mich jetzt einzureihen, ein hochprozentiges oder hochprozentigeres Bier dabei mit 6,8 %, von 2018 schon, den Weiherer Weizenbock. Ich habe ähnlich jetzt wie du, Holger, eine ganze Serie dieser Brauerei. Ich habe, glaube ich, ein 16er, 17er, 18er, 19er, bis zum aktuellen Weizenbock, der dieses Jahr natürlich dann noch irgendwann rauskommt, alle daheim und teste die auch immer gerne parallel. Und zu Ehren des heutigen Tages, zum 60. BierTalk, habe ich gedacht, ich mach mal den 18er auf.

Markus: Wow! Ist es der mit Hopfen, also dieser hopfengestopfte?

Sabine Anna Ullrich: Nein! Es ist der normale. Also ich habe sowohl den im Holzfass gereiften da, den hopfengestopften, aber mein Lieblings-Weizenbock ist tatsächlich der ganz einfach klassische Weizenbock, den sie so produzieren und auf dem Markt haben.

Markus: Da ist ja dein Bierkeller besser sortiert als meiner. Unglaublich! Sehr gut!

Sabine Anna Ullrich: Ich mach‘s mal auf. Ich habe diesmal einen Flaschenöffner da. Das zischt, sehr schön. Gucken, wie es im Glas aussieht. Also das Bier ist von 2018 und das macht eine Schaumkrone, das ist der helle Wahnsinn. Wunderbarer feinporiger, sahniger Schaum, der schon wirklich wahnsinnig aromatisch ist. Und ein orange, goldgelbenes, leicht hefetrübes Bier. Ich hab‘s gerade schon eingeschenkt, und alleine von der Entfernung kann ich sagen, es ist schon wahnsinnig duftend nach Banane, Orange, Karamellnoten, auch leicht alkoholischen Noten, reife Pflaume rieche ich auch ein bisschen raus. Wirklich toll! Ich würde es gerne mit euch jetzt grade teilen. Vielleicht sollten wir das mal ausmachen, dass wir uns im Sommer mal bei Kundmüllers treffen. Zum Wohle!

Markus: Das machen wir zur Folge 90. Das wäre doch eine Idee.

Sabine Anna Ullrich: Sehr gerne! Dann nehmen wir Kundmüllers noch mit rein. Dann machen wir einen größeren BierTalk im Abstand und genießen zusammen das Bier.

Holger: Ist da dann Sommer? Ich meine, rechne doch mal. Jetzt haben wir April, plus 30 Wochen, also unglaublich.

Sabine Anna Ullrich: Ich hoffe, ich hoffe und ich drücke jedem die Daumen, dass die Zahlen baldmöglichst runtergehen, dass die Leute geimpft sind und dass natürlich die Gastronomen und natürlich die Geschäfte nach und nach auch öffnen können dürfen, ausschenken dürfen und dass sich das Ganze jetzt nach und nach erholt und noch zu retten ist, was zu retten da ist. Apropos Retten, das Bier ist der absolute Wahnsinn. Das schmeckt wirklich toll. Also wirklich, diese Pflaumen-, Karamellnoten, das ist so ein bisschen, wie würde ich es denn beschreiben, auch so diese wunderbaren, süßlichen Aromen kommen raus. Wie so ein bisschen ein Karamell-, Gutsle-Bonbon, würde man sagen, und dann merkt man auch die angenehme Wärme, die im Rachen so nach und nach jetzt aufscheint. Ein tolles Bier! Ein tolles Tier, wie ihr beide es auch habt bei einem so kalten Tag und einfach genießen kann. Super!

Markus: Holger, siehst du, da hast du natürlich recht, also in 30 Wochen, da ist es dann wahrscheinlich eher so ein Weihnachts-BierTalk. Aber das macht ja nichts, man kann ja bei den Kundmüllers auch reingehen. Für mich sind die immer so ein Inbegriff der fränkischen Familienbrauerei. Weil man muss sich das vorstellen, als ich so 16, 17 war, mit der Bierkultur so langsam wirklich warmgeworden bin, da ist man dann ab und zu mal mit Freunden, die schon Auto fahren durften, aufs Land gefahren und da haben wir uns zum Beispiel auch mal dem Bockbier-Anstich gewidmet. Und heutzutage ist der Bockbier-Anstich ein richtig großes Event, wenn es denn stattfinden darf. Wo dann Hunderte oder vielleicht sogar Tausende von Leuten hinkommen bei den verschiedenen Brauereien. Damals in den 80ern, 90ern, war das eher noch so ein Geheimtipp. Das heißt, du kamst da in Weiher an, damals bestand die Brauerei aus diesem einen großen weißen Haus, dann war ein Garagentor offen. In der Garage stand eine fürchterlich schlechte Coverband, hat irgendwie Metallica und was weiß ich was gecovert und gespielt zu dieser Zeit, ziemlich laut. Und dann gab’s eben das Bockbier. Also zu der Zeit hatte die Brauerei zwei Biere, das normale Bier und eben dann das Bockbier. Sie haben im Jahr 500 Hektoliter gebraut, waren also eine der kleinsten fränkischen Brauereien. Und das war einfach irgendwie kultig, aber auch eine recht einsame Veranstaltung. Wir waren dann vielleicht 30 Leute oder so, und sind dann trotzdem glücklich nachts um Zwei, Drei wieder abgedackelt. Wenn man sich dann überlegt, was in dieser Zeit passiert ist, also heute, wenn man dahingeht, dann ist das eine Brauerei mit einem tollen Biergarten, mit einem richtigen Restaurant dabei, mit Ferienwohnungen, mit einem Spielplatz. Sie brauen jetzt keine 500 Hektoliter mehr, sie brauen über 30.000. Das ist immer noch für eine Brauerei klein, aber natürlich eine Wahnsinns-Entwicklung von diesen 500. Sie haben ganz tolle Sorten neu dazu gemacht. Und eben diese beiden Brüder, der Roland und der Ossi, die haben einfach von ihrem Vater das übernommen und mit Abstand das Beste daraus gemacht. Das muss ich wirklich sagen, bewundere ich, wie sie das hinbekommen, wie sie trotzdem bodenständig geblieben sind, wie sie als Familie das leben. Und wie sie auch selber immer erzählen, das Wohnzimmer war praktisch das Gasthaus. Also da sind die als Kinder großgeworden. Da gab’s halt die Schanktheke und da gab’s das Zimmer und dazwischen war ein kleiner Raum und da saß die Familie halt an einer Eckbank. Aber letzten Endes war man immer irgendwie mit den Gästen zusammen. Und das erinnert mich auch an das, was du immer erzählst, Holger, wenn man so aufwächst in so einer Umgebung, dann ist man einfach ein Gastro-Kind.

Holger: Das ist so. Aber wenn ich dir jetzt so zuhöre, dann kriegst du jetzt von mir einen Auftrag. Und der Auftrag lautet so: Wenn wir jetzt gleich den herrlichen BierTalk hier beenden, dann nimmst du Kontakt mit den Kundmüllers auf und lädst die zu einem BierTalk ein.

Markus: Das kann ich super-gerne machen, keine Frage.

Holger: Na also! Und dann müssen die das auch nochmal alles bestätigen, was du da sagst. Und vielleicht noch mehr. Das wäre doch was.

Markus: Ja, das werden sie tun. Und der Roland sagt immer: Du musst das Bier behandeln wie eine Frau. Also man muss da Rücksicht nehmen, man muss es streicheln, man muss gut zu ihnen sein, man muss es wertschätzen, dann wird es am Ende auch gut. Tolle Einstellung als Braumeister, finde ich.

Holger: Nein, unbedingt! Und da gibt’s einen Film auch. Da kann man das sogar anschauen, wie er das sagt.

Markus: Stimmt! Den Weiherer Bierfilm. Den kann man auf der Homepage sich dann anschauen. Auch eine schöne Geschichte Spannend!

Holger: Perfekt!

Markus: Das freut mich total, dass die Sabine mittlerweile in Oberfranken angekommen ist. Sehr gut!

Sabine Anna Ullrich: Der Keller ist gut bestückt mit dem wunderbaren Bier auch aus dem Oberfränkischen. Wie gesagt, ich bin ein großer Fan der Brauerei Kundmüller oder des Weiherer Biers. Es ist eine so tolle Familie. Und wenn ich allein daran denke, wenn ich und mein Partner daran denken, wir sagen, ah, wir sind jetzt wieder irgendwo unterwegs Richtung Oberfranken, das erste, was wir sagen. Fahren wir bei Kundmüllers mal kurz vorbei. Mittlerweile haben sie auch alkoholfreies Bier. Also dementsprechend auch für die Autofahrer überhaupt kein Problem. Es ist einfach so herzlich bei denen. Es ist einfach nur schön. Also das kann ich persönlich dazu sagen. Ich habe bei denen auch schon Bier mitgebraut. Wunder-wunderbare Familie, toller Familienzusammenhalt. Wenn man mich jetzt sehen würde, meine Augen glänzen, ich bin am Grinsen, ich freue mich gerade, wenn ich mich mal wieder ins Auto setzen kann und nach Bamberg fahre in die Richtung. Also wirklich richtig schön und wirklich zu empfehlen auch.

Markus: Holger, von dir möchte ich das künftig auch so hören, dass du Pipi in den Augen hast, wenn du nach Bamberg fahren darfst.

Holger: Das habe ich doch. Also die Vorfreude dich zu sehen, ist doch grenzenlos. Du erinnerst dich vielleicht an deine Geburtstagsparty, wo die Claudia richtig eifersüchtig wurde, wie ich dich gelobhudelt habe. Weißt du das denn nicht mehr?

Markus: Das ist schon vor zwei Corona-Geburtstagen, da erinnere ich mich kaum noch. Aber ich hab‘s natürlich noch im Kopf. Klar!

Holger: Das war doch wieder ein schönes Gespräch unter Freunden.

Sabine Anna Ullrich: Das stimmt!

Holger: Und wir beide haben uns ja nur ein Bierchen vorgenommen. Und ich habe meins auch noch im Glas und lass es jetzt auch nochmal ein bisschen wärmer werden und da auch nochmal ein bisschen nachforschen, wie sich’s dann nochmal verändert. Also ich bin sehr begeistert, sehr begeistert. Das war doch heute der BierTalk der Lobhudelei.

Sabine Anna Ullrich: Des ultimativen, ultimativen, so wie du es gesagt hast, der ultimative Markus, die ultimative Besucherin beziehungsweise Talkerin, und das ultimative Waldbier.

Holger: So ist es.

Sabine Anna Ullrich: Du hast dreimal ultimativ gesagt.

Holger: Habe ich das gesagt?

Sabine Anna Ullrich: Ja, ich habe mitgezählt. In dem Sinne, ihr Lieben, oder auch liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, bleibt alle gesund, trinkt weiterhin Bier und unterhaltet euch über Bier. Weil so bleibt Bier auch am Leben, auch in einer schwierigen Zeit. Und zum Wohle!

Holger: Zum Wohle! Tschüss!

Markus: Zum Wohle! Tschüss!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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