In der heutigen Episode von BierTalk tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Craft-Bier-Kultur der USA, einem Land, das sich in den letzten Jahrzehnten von einer einheitsbreiigen Bierlandschaft zu einem Paradies für Bierliebhaber und -kenner entwickelt hat. Unser Gast ist kein Geringerer als Fred Scheer, ein Pionier der amerikanischen Craft-Bier-Bewegung, dessen Lebenswerk von Deutschland über Wisconsin bis nach Tennessee reicht. Scheers Reise begann vor vier Jahrzehnten, inspiriert von der legendären Figur Professor Narziß und einer zufälligen Begegnung, die sein Leben für immer verändern sollte. Er landete in einer Zeit in den USA, als das Land gerade einmal 20 Brauereien zählte und die Vielfalt des Biers auf ein Minimum reduziert war. Doch Scheers Abenteuerlust und sein unermüdlicher Einsatz für Qualität und Innovation führten ihn zu einer bahnbrechenden Rolle bei der Capital Brewery in Madison, Wisconsin, wo er als deutscher Braumeister die Craft-Bier-Revolution mitgestaltete.
Fred Scheers Erzählungen führen uns durch die Höhen und Tiefen der Bierbranche, von den frühen Tagen, als Craft-Bier noch ein Fremdwort war, bis hin zu seinen bahnbrechenden Experimenten bei Pabst, wo er die Grenzen des Möglichen auslotete – von Clear-Beer bis hin zu alkoholfreien Bieren, die weit über die damaligen Standards hinausgingen. Seine Geschichten spiegeln nicht nur die Evolution der Bierkultur in den USA wider, sondern auch die persönliche Reise eines Mannes, der sein Leben der Perfektionierung des Brauhandwerks gewidmet hat.
Heute, in seiner „Ruhestandsphase“, setzt Fred Scheer sein Engagement für die Bierwelt bei Mill Creek Brewing in Tennessee fort, wo er mit seiner Erfahrung und Leidenschaft neue Generationen von Brauern inspiriert. Sein Einfluss erstreckt sich über Kontinente und Generationen, ein lebendes Zeugnis dafür, wie weit Leidenschaft und Hingabe einen führen können.
Begleiten Sie uns auf dieser inspirierenden Reise durch Fred Scheers Bierwelt, eine Geschichte, die nicht nur Bierenthusiasten begeistern wird, sondern jeden, der verstehen möchte, wie Innovation, Tradition und unermüdlicher Einsatz die Landschaft einer ganzen Branche verändern können…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute machen wir wieder eine Reise und zwar über den großen Teich in ein großes Land mit einer großen Bierkultur und einem großen Biermarkt, nämlich in die USA und treffen dort einen ganz spannenden Menschen, der sich dort auch ganz viel um das Bier verdient gemacht hat. Und da bin ich schon ganz gespannt, es ist der Fred Scheer und heute ist er Mitbegründer der Mill Creek Brewery in Nolensville, in Tennessee, und hatte aber viele, viele andere Stationen. Und, ja, ich freue mich schon, dass wir uns da drüber unterhalten und sage jetzt erstmal hallo! Und vielleicht sagst du zwei, drei Sätze zu dir selber, dass unsere Hörer dich kennenlernen.
Fred: Okay. Guten Morgen, Markus. Mit meinem Deutsch, okay, geht noch ganz gut, aber nach 40 Jahren, da kann schon mal was schieflaufen. Ich bin ungefähr vor 40 Jahren, bin ich hier rübergekommen, da hat mich der Professor Narziß, der hat mich da mit einem angesetzt, mit einem Ed Janus in Madison, Wisconsin, und da habe ich dann angefangen hier in Amerika.
Markus: Also 40 Jahre, das ist ja wirklich eine lange Zeit, das heißt, wir reden da ja von 1990, 1980, diese Zeit?
Fred: Ja, ja.
Markus: Das ist ja eigentlich eine Zeit, wo die Bierkultur oder, ich sage mal, die Biervielfalt in den USA, zumindest so, wie ich das gelernt und gelesen hab, eher so an ihrem Tiefpunkt war. Also wo wir im ganzen Land noch 20 Brauereien hatten, wo mehr oder weniger eine Einheitskultur geherrscht hat und wo dieses Craftbeer-Thema aber an der Westküste schon angefangen hatte, so ein bisschen Fuß zu fassen. Also warum bist du überhaupt da rüber und wie hast du das dann vor Ort erlebt?
Fred: Da hat der Ed Janus, das war der President von der Capital Brewery in Madison, Wisconsin und die haben einen deutschen Braumeister gesucht. Und ich hatte einfach nix Besseres zu tun und habe ich dann ja gesagt. Und ich hatte ihn kennengelernt im Dezember und im Februar habe ich hier in Madison, Wisconsin Fuß gefasst. Und da haben wir dann, wir waren die dritte Craft-Brewery damals in dem Lande.
Markus: In den ganzen USA?
Fred: Ja.
Markus: Woah! Und wie muss man sich das damals vorstellen? Also ist man da normalerweise rumgefahren und konnte wählen zwischen Bud Light und Cours Light oder so oder wie war da so die Bierwelt, die man so vorgefunden hat?
Fred: Ja, da hat es ja nichts anderes gegeben, Bud Light, Miller Light, Cours Light, sonst hat es nichts gegeben. Und die anderen Biere, ich weiß noch, wenn ich in die Brauerei, in die Gaststätte oder Restaurant oder was rein bin, unser Bier vorgestellt, die haben mich anguckt, als ob ich aus dem siebten Himmel rausgekommen bin, weißt du, es war unglaublich. Und dann habe ich immer gesehen, die haben Salz in das Bier rein geschüttet, damit sie Schaum kriegen. Also ich habe Sachen erlebt, du, das kannst du dir gar nicht vorstellen, aber es war halt damals so, ne.
Markus: Ja. Also ich kann mich noch erinnern, dass man bei uns Reiskörner ins Bier gemacht hat, damit da eben ein bisschen Karbonisierung aufsteigt und so, aber Salz ist natürlich nochmal heftiger. Also Craft Brewery heißt dann praktisch, also die haben dich angeheiert, weil sie vorhatten, in dieses Business einzusteigen …
Fred: Ja.
Markus: … und hatten dann auch schon einen Plan, bestimmte Bierstile zu machen?
Fred: Ja, das waren deutsche Biere, wollten die, also Pils und ein Dunkel und ein Bockbier. Und mehr wollten wir nicht machen und haben wir auch nicht gemacht. Und da haben wir uns da, weißt du, du kannst dich ja nur auf eine Sache ganz groß verstärken, ja. Du kannst nicht, wie die Amis das machen, so 20 Biere haben, ja. Und da haben wir dann angefangen mit Capital Pils, dann Capital Dark und dann zur Weihnachtszeit ein Bockbier.
Markus: Und wie haben die Leute drauf reagiert, wenn man denen dann zum ersten Mal so ein Pils …
Fred: Wunderbar, wunderbar, einwandfrei, einwandfrei. Damals hatte ich noch so einen riesen großen Schnurbart und da hatten die von der Brauerei als Werbung mein schönes Gesicht mit einem bayrischen Hut und auf den Bussen, auf der Seite von den Bussen. Und da war immer die Information drüber, Capital Brewery, Middleton in Wisconsin und da sind die Leute gekommen, ja. Und da haben die noch nie solche Biere getrunken, ich würde sagen, 70 Prozent von denen haben solche Biere gar nicht getrunken, die wussten das gar nicht. Und dann, so ging das weiter. Und dann haben wir im ersten Jahr, haben wir 15.000 gemacht, 15.000 Barrel. Und dann, als ich wegging, waren es 32.000.
Markus: Wann bist du weg, nach wie viel Jahren?
Fred: Ich war zweieinhalb Jahre da.
Markus: Okay, dann war es ja eine richtige Leistung, also alles verdoppelt sozusagen.
Fred: Ja.
Markus: Und aber trotzdem nur die drei Sorten oder waren dann schon welche dazugekommen?
Fred: Als ich wegging, nur die drei Sorten und dann nach einem Jahr hatten sie 15.
Markus: Woah! Ab dann mit den klassischen IPA und was man eben so weiter hat?
Fred: Oh ja, oh ja und die waren schrecklich, die waren schrecklich.
Markus: Gibt es die Brauerei noch?
Fred: Ja, oh ja.
Markus: Was machen sie heute für Biere?
Fred: Auch immer noch das Gleiche. Wenn das eine nicht mehr verkauft wird, machen sie wieder ein neues.
Markus: Hm. Okay.
Fred: Also, ich würde sagen, von den IPAs, Indian Pale Ales, das Beste, dass ich getrunken habe, war in Hamburg. Da ist einer, ich weiß jetzt nicht mehr, ist eine Kleinbrauerei, die haben einen amerikanischen Braumeister da. Da war ich vor 25 Jahren, war ich da. Du weißt ja, dass ich mit Krones war, ne?
Markus: Mhm.
Fred: Und die haben eine Krones Anlage und da war ich da oben in Hamburg. Wunderbares, wunderbares IPA hat der gemacht. Ich weiß auch nicht, ob die Brauerei noch auf ist oder nicht. Aber hier in Amerika, da war am Anfang, war das ein ganz bekanntes IPA, ich würde den Namen sagen. Und der hat am Anfang in den 80er-Jahren wunderbar geschmeckt, wunderbar. Heute kannst du die gar nicht mehr aufmachen und trinken, ist schade. Dadurch habe ich aber bei Pabst angefangen.
Markus: Ja, also bevor wir vielleicht noch gleich weitergeh nach deinen zweieinhalb Jahren, vielleicht nochmal ganz kurz zurück. Du hast ja in Deutschland Braumeister gelernt, studiert.
Fred: Ja.
Markus: Und wie kam das denn überhaupt, also wo bist du großgeworden und wie kamst du auf die Idee mit dem Thema Bier?
Fred: Ich bin im Saarland aufgewachsen. Du weißt ja, wo das Saarland ist.
Markus: Ja, ganz links.
Fred: Ganz links, auf jeden Fall bin ich da aufgewachsen. Mein Vater war im Verkauf bei der Becker Brauerei in St. Ingbert. Und ich war immer ein fauler Hund, ich wollte nix machen, ne. Und da hat mein Vater, der kannte den Braumeister gut, hat mein Vater eines Tages gesagt: „Okay, wenn du nichts machst, dann lernst du Brauer.“ Und dann habe ich angefangen, Brauer zu lernen, drei Jahre war da, ja. Und der Braumeister war fantastisch, ja, Braumeister Schwarz. Und dann habe ich mich entschieden, da hatte ich noch nicht meine Gesellenprüfung gemacht, da habe ich mich entschieden, dass ich meinen Braumeister machen will. Und wie ich das ihm gesagt habe, hat der sofort angefangen, da war ich im Labor, da war ich überall, ja. Und da war ich mit 19, war ich Biersieder. Das hat es gar nicht gegeben damals, dass ein junger Kerl das machen darf, ne. Auf jeden Fall und dann bin ich weg und war dann noch in der Bundeswehr und habe dann meinen Braumeister bei Doemens gemacht.
Markus: Genau und bist dann quasi direkt in die USA abgeworben worden sozusagen.
Fred: Bin ich ungefähr, ja, genau, bin ich danach weg.
Markus: Tja. Okay, dann springen wir nochmal zurück, also dann warst du bei deiner ersten Station. Und dann nach zweieinhalb Jahren, wie ging das dann weiter?
Fred: Da hat mich, da war einer, wie hieß der noch, Karl Strauß. Hast du den Namen schon mal gehört?
Markus: Ja.
Fred: Onkel Karl, eines Tages kommt der in die Brauerei. Schön, habe ich mich gefreut, so eine Person. Ein schönes Bier habe ich ihm kredenzt, auf jeden Fall, da sagte er: „Hör mal, hast du Spaß, woanders hinzugehen?“ Ich sage: „Das kommt drauf an.“ Und da sagte er: „Ja, dann müssen wir uns mal drüber unterhalten.“ Und dann habe ich gesagt: „Wo denn?“ Sagt der: „Ja, in Milwaukee.“ Da habe ich gesagt: „Och, das ist ja nicht weit von hier.“ Und da sagt er: „Ja, bei Pabst Brewing.“ Wir waren damals die fünftgrößte Brauerei in der Welt. Und da sagte er: „Ich muss einen haben, der national und international alles macht im Bereich Technik.“ Und unbekannterweise so Pabst so, das habe ich noch nie gehört, bin ich dahin und habe dann da angefangen, die ganze Sache zu werfen. Auch international, China und so, war auch mehrere Male in Australien und weiß Gott, wo ich überall war. Und die Brauerei war so schlecht, die Tanks, da habe ich Angst gehabt durchzugehen, habe ich gemeint, die fallen um. Also es war alles so auf die letzte Nadel. Und, ja, dann, ich habe zugesagt natürlich wegen Geld, war ganz toll. Kann ich ja jetzt sagen, ich bin ja getimte.
Markus: Naja und in den 80ern, 90ern viel Geld in den USA, das war viel Geld in der Welt, ja.
Fred: Oh ja, oh ja. Und dann auch die Reisen, wir hatten fünf Jahre unser eigenen Jet, international. Den haben die nachher an Miller Brewing verkauft. Und eines Tages, ich habe immer als Junge dran gedacht, als junger, weil mein Vater immer seinen Haustrunk und alles mit Nachhause gebracht, den ich geklaut habe und da hat er gesagt: „Hauch mich mal an.“ Da sagt er: „Hast du mir schon wieder das Bier geklaut.“ Und da habe ich gedacht, Mensch, das muss doch mal irgendwo, dass man ein Bier herstellt, dass nicht riecht und wenn du es im Glas hast, sieht aus wie Wasser. Und da habe ich mich da dran geklammert wie verrückt. Und da habe ich das Eisenklar entwickelt. Schon mal was davon gehört?
Markus: Nein.
Fred: Das ist ein Clear-Beer, ein klares Bier. Kannst du mit auf die Straße gehen, sieht ja keiner, dass es Bier ist.
Markus: Hat auch keinen Schaum?
Fred: Es hat im Anfang ein bisschen Schaum, aber dann war der weg. Aber die Limonade hat ja auch einen Schaum, wenn du sie einschenkst, ne …
Markus: Stimmt.
Fred: … ganz so schwupp, weg ist sie. Und da habe ich das gemacht, da war ich stolz wie so ein kleiner König. Aber das konnte ich …
Markus: Und wie macht man das? Also das heißt, du verwendest dann kein Malz …
Fred: Doch.
Markus: … oder ganz wenig oder wie?
Fred: Es ist 60 Prozent Bier und 40 Prozent ist es Limonade, …
Markus: Ach so.
Fred: … Zitronenlimonade. Aber, die Filtration ist ganz, ganz scharf. Die ist also so scharf, dass du mit Hochdruck das durchdrückst, ja. Und hat einfach hingehauen. Und nachher haben wir das zu Course, glaube ich, verkauft, ja. Genauso habe ich mir gedacht, Mensch, damals ein Alkoholfreies, hat ja keiner geglaubt, ne und da habe ich gesagt: „Ja, dann mache ich ein Alkoholfreies.“ Und wie das auf die Sache kam, war, wenn ich in die Brauereien bei Pabst da rumgefahren bin, geflogen bin und bin ich in die Brauerei immer rein und das Erste, was ich gemacht habe, bin ins Sudhaus, schönen guten Tag. Weißt du, mit den Leuten, mit den Brauern, weil die waren ja alle schon in den 70er-Jahre, ja. Da habe ich da immer so 30, 40, 50 Donuts gekauft, dann haben wir da gesessen, die gegessen und Kaffee getrunken und uns unterhalten. Und eines Tages kam ich nach Milwaukee und der Hauptbrauer, Hauptbiersieder war nicht da, ich sage: „Wo ist der denn?“ Ja, der ist im Krankenhaus, der hat Kidney, wie heißt das, …
Markus: Niere.
Fred: … hat er Schwierigkeiten. Bin ich dahin und da hat er da gelegen und da haben die das Blut ausgetauscht. Und da hast du nur immer da gehört, pttt, sch, pttt, sch. Habe ich zuerst nur geguckt, da habe ich den Doktor gefragt, ja, wie geht denn das? Und da sagt er: „Ja, da geht das Blut rein und hier unten kommt es raus.“ Habe ich gesagt: „Ja, das sehe ich ja auch, aber was wird?“ Sagt er: „Alles, was kleinmolekular ist, kommt durch, aber größere Sachen kommen nicht durch.“ Habe ich gesagt: „Wie wäre denn das mit Alkohol? “ Ja“, sagt er, „der bleibt raus, der geht nicht rein.“ Und da habe ich so eine Maschine gekauft und bei Pabst oben haben wir sie unters Dach gestellt, das keiner sie sehen kann. Und da haben wir das Hauptbier, haben wir davon ein Alkoholfreies gemacht. Wir sind runter bis auf 0,5. Und den Alkohol, den wir raus, den konnten wir ja nicht in das Abwasser machen, den haben wir dann rausgenommen, in einen Tank rein und dann später in ein anderes Bier rein. Und da haben wir das entwickelt, das Olde English 800. Das war also das Bier in den braunen Bags, weißt du, wo die immer auf der Straße …
Markus: Okay, wo keiner sehen durfte, was da drin ist, genau, ja.
Fred: Und da haben wir das davon gemacht. Ich weiß auch nicht, ob die das heute noch haben oder nicht. Aber auf jeden Fall, da hat es mir dann Spaß gemacht, solche Sachen konnte ich da machen, ne.
Markus: Ah, das ist ja interessant. Also das heißt, ihr habt eine Dialyseanlage gekauft …
Fred: Ja.
Markus: … und habt die. Also, ich meine, heutzutage ist das ja durchaus einer der Standardprozesse bei der Entalkoholisierung, aber damals war das ja sehr innovativ. Also ich würde mal vermuten, wahrscheinlich wart ihr mit die Ersten, die sowas gemacht haben.
Fred: Ja, oh ja. Und wir haben die ganzen Brauereien, nicht die ganzen, die meisten Brauereien zugemacht, Pabst und haben die an die Chinesen geschenkt. Da haben die da in Chaozhou einen Bierpark, einen Pabst-Park, haben die die alle wieder aufgebaut, ne.
Markus: Als Ausstellungsstücke, oder?
Fred: Nee.
Markus: Oder zum Benutzen?
Fred: Zum Benutzen. Naja, mehr kann ich da nicht sagen. Die haben aber, die Amerikaner hier, die haben jede Menge Geld da dran gemacht.
Markus: Faszinierend, also das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Geschichte. Vielleicht noch eine Frage zu dem Blue Ribbon oder vielleicht überhaupt generell zu den Pabst-Bieren. Soweit ich das mitbekommen habe, war es ja so, dass man immer mehr in die adjuncts gegangen ist und immer mehr raus aus den Malzen. Hast du diesen Prozess noch mitbekommen oder war das schon in einem Stadium, wo es jetzt auch ist, als du da warst?
Fred: Das war schon da drin, ja. Die Probleme kamen, das kann ich ja ruhig sagen, weil da waren verschiedene da, die Technik, Marketing und Sales, die waren hier oben und die haben uns gedrückt und die haben immer gemeint, die können machen was sie wollen, ja. Und da haben die auch angefangen mit, immer höher der Corn Syrup und solche Sachen, das war also, das war Wahnsinn. Und ich konnte da auch nicht viel machen. Weil hier in Amerika, Sales, die haben die Hand über alles. Wenn dir ein Braumeister hier sagt, dass er über alles entscheidet, dann lügt er, ja.
Markus: Okay, also alles capital driven sozusagen.
Fred: Genau, genau.
Markus: Hm. Okay. Also dann warst du bei Pabst, wie lange warst du da?
Fred: Fünf Jahre, dann konnte ich es nicht mehr aushalten.
Markus: Also es kam nicht noch jemand mit noch einem besseren Angebot, sondern du hast einfach gesagt, es reicht?
Fred: Doch, doch.
Markus: Ja, okay.
Fred: Doch, ja. Da kam Krones und dann bin ich bei Krones, da habe ich da angefangen als Direktor für Brewing and Malting. Und das war schön, das war schön. Haben wir da die Brauereien ausgebaut und Engineer. Da habe ganz tolle Leute kennengelernt, also richtige Könner, ne.
Markus: Also im Grunde Brauanlagen verkauft und aufgebaut. Weltweit oder war USA der Markt oder weltweit?
Fred: Weltweit.
Markus: Okay.
Fred: Mein Aufgabengebiet war Nordamerika und Central-Amerika, Carribbean und Canada. Und hier in Amerika haben wir, also die Größte war ja die 107 Hektoliter-Brauerei, da haben wir ein, zwei verkauft, das war ein Wahnsinn. In Canada und dann ging es natürlich los in der Carribbean. Weil in Carribbean, die Inseln, jetzt musst du genau zuhören, die Inseln machen immer die Werbung, dass das Wasser von der Quelle kommt.
Markus: Naja, vielleicht auf der ein oder anderen gibt es vielleicht eine, ich weiß es nicht, ich war da noch nie.
Fred: Ja, ich wollte auch nicht zusehen. Nur die Schwierigkeit da ist, weil du ja immer die hohen Temperaturen hast und das Salzwasser verdunstet und da hast du immer Oxidieren und das war also schlimm. Aber die machen gute Biere, die Biere in der Karibik, man, die sind gut. Warst du schon mal da gewesen mit deinem Podcast?
Markus: Nein. Na, lass mal überlegen. Also kommt drauf an, wo man Karibik ansetzt, ich war schon mal an der Mexikanischen Küste, glaube ich und Kolumbien, aber noch nicht auf einer von den Inseln. Also das steht vielleicht auch noch an, …
Fred: Ja, ja, ja.
Markus: … mal gucken.
Fred: Das ist sehr gut, sehr gut machen die das.
Markus: Es gibt dort auch einen Bierwettbewerb, den Copa Caribe. Da war ich auch schon mal eingeladen, da konnte ich damals nicht. Da werde ich jetzt mal versuchen, dass ich da mal hinkam. Weil grundsätzlich interessiert mich das schon sehr, weil diese Inseln ja auch alle so unterschiedlich sind, dadurch, dass die diese Kolonialgeschichte haben. Das die einen halt den Dänen gehört haben oder den Holländern oder den Engländern logischerweise, den Franzosen, den Spaniern, Portugiesen, da waren ja alle irgendwie und teilweise über 100e von Jahren und damit gibt es dann eben schon auch kulturelle Prägungen und architektonisch und überhaupt. Und dann natürlich der ganze Bevölkerungsmischmasch, der dort logischerweise herrscht, auch durch die Sklaverei damals und so, also mit all den Eigenschaften oder Nebenkriegsschauplätzen, die da eben auch noch bestehen. Aber grundsätzlich ist das heute, glaube ich, eine ganz interessante Kultur. Ich erlebe es zumindest, wenn ich Menschen von dort treffe, mit ganz viel Lebensfreude, mit einer sehr lebendigen Art, mit einer sehr offenen Art, mit einer sehr kreativen Art auch und auch mit einem Spaß am Ausprobieren von Geschmäckern und Aromen. Und ich kann mir vorstellen, wenn man das ins Bier überträgt, dann ist das schon was anderes, als wenn ich, sagen wir mal, einen Braumeister in Grönland hab, der von seinem Mindset einfach ganz woanders steht, insofern ist das sicher spannend.
Fred: Na, die haben da in der Karibik sehr viele deutsche Braumeister. Und da ist einer in der Brauerei, ist eine deutsche Brauerei, also von deutschen Einwanderern und der Braumeister ist ein Einheimischer, sein Deutsch ist fantastisch. Und da hat er mir erzählt, wie er so ein kleiner Junge war, sechs oder sieben, die hatten Zuhause kein Geld. Und er hat noch nie Schuhe gesehen, bis er die in der Brauerei gesehen hat, mit Schuhen rumlaufen. Und da hat er da angefangen in der Brauerei, weißt du, Flaschen sortieren als Kind und so weiter. Und da kam der Braumeister, das war ein deutscher, da kam der einmal zu ihm und hat gesagt: „Was willst du denn mal werden, wenn du größer bist?“ Da sagt er: „I want your Job.“
Markus: Klar.
Fred: Das hat dem Deutschen so gut gefallen, der hat Brauer gelernt in der Brauerei in der Karibik. Und dann nach zwei Jahren hat er ihn nach Deutschland geschickt, nach Saarbrücken, da war Stone, Language. Da hat er Deutsch gelernt innerhalb von anderthalb Jahren. Und dann ist er nach Doemens und hat da innerhalb von zwei Jahren seinen Braumeister gemacht und ist dann wieder zurück. Und da hat der Deutsche, da hat der die Schlüssel geholt von der Brauerei, hat sie ihm gegeben, da hat er gesagt: „Du bist jetzt der Braumeister.“
Markus: Now you got my job.
Fred: Ja, unheimlich, unheimlich.
Markus: Großartig, da ist eine tolle Geschichte, ja.
Fred: Ja. Für den gibt es auch nur deutsche Sachen. Nur die Schwierigkeit ist mit dem Malz, Malz und Hopfen, ja. Die kriegen sehr wenig Kontakt, um nach Malz nach der Karibik zu kriegen, ja. Also das holen sie hier in Amerika, aber das ist ja eine andere Sache. Du musst dich mal mit den deutschen Mälzern unterhalten.
Markus: Ja, also das Feld ist ja noch groß, also da kann man noch vieles tun, spannend auf jeden Fall. Aber das war ja jetzt nur ein kleiner Einblick, aber ich denke, da hast du an ganz, ganz vielen Stellen einfach tolle Geschichten und tolle Menschen erlebt und kannst da auf einen ganz reichen Schatz zurückgreifen. Können wir ja gleich nochmal drauf einsteigen. Was mich noch interessieren würde, wir haben uns dann ja getroffen letztes Jahr oder dieses Jahr, kommt drauf an, der Podcast wird 2024 ausgespielt, das heißt, dann war es letztes Jahr. Wir zeichnen das grad kurz vor Silvester auf, dementsprechend sagen wir jetzt noch dieses Jahr. Aber haben wir uns getroffen, als ich in Nashville war beim World Beer Cup und dann haben wir da einen Ausflug gemacht mit ein paar Judges und waren dann in der Mill Creek Brauerei oder bei Mill Creek Brewing und dort haben wir dann dich getroffen. Und das ist ja so ein bisschen dein Ruhestandsprojekt, könnte man vielleicht sagen, also wo du dich engagierst und die Leute berätst und unterstützt. Und das fand ich ja insgesamt als Brauerei eine sensationelle Anlage. Also um das den Hörern mal so ein bisschen zu beschreiben, im Grunde hat man eine ziemlich große Halle, mal so grundsätzlich, in der Mitte, ziemlich in der Mitte steht die Brauanlage mit allem, was dazugehört, also Abfüllung, Tanks, das Brauhaus natürlich, alles drum und dran. Vorne dran entsprechend dann einen Tap, ein Ort, wo man eben die ganzen Biere ausschenkt logischerweise. Dann, da gibt es noch Foodtrucks, die dann da rumstehen, teilweise in der Hale, teilweise außerhalb der Halle. Und dann gibt es Vergnügungsbereiche mit Spielautomaten, man hat Bereiche, wo man seinen Hund mitbringen kann, …
Fred: Ja.
Markus: … es gibt Spielplätze auch für Kinder zum Beispiel also. Und das Ganze entwickelt sich dann zu einem Treffpunkt der Leute, die einfach längere Zeit dort hinkommen und die auch als Familien da hinkommen, die da ihre Kindergeburtstage feiern. Und das könnte man sich ja bei uns ganz schwer vorstellen, also überhaupt eine Brauerei in so einem Einraumkonzept. Das wäre bei uns wahrscheinlich nicht mal erlaubt von der ganzen hygienischen Geschichte her. Und auf der anderen Seite eben auch die Möglichkeit zu sagen, okay, wir bringen in eine Brauerei, wir bringen unseren Hund mit rein, wie auch immer und alle haben da Spaß und wachsen auch in ein Leben mit Brauerei mit Bier hinein. Das ist natürlich schon schön. Also magst du uns vielleicht ein bisschen mitnehmen, wie es überhaupt zu diesem Projekt kam und wie sich das so entwickelt hat.
Fred: Die Idee kam, weil, die Halle war leer, da war überhaupt nichts drin, ne. Und da hat einer von den Leuten, der da wohnt, darf man die Namen sagen hier, ja Chris war das damals und da hat der die Idee gehabt, naja, dann bauen wir hier eine Brauerei rein und alles Mögliche. Und er hat mit mir zusammen und haben wir das angefangen. Die Brauerei, die hat er gebraucht gekauft, ne, das waren 15 Barrel, das sind 18 Hektoliter oder 20 Hektoliter. Und die Tanks, wir haben sieben Tanks jetzt da, eine kleine Hefeanlage mit fünf-Hektolitertanks. Und die Biere sind nicht filtriert, werden unfiltriert abgefüllt. Deshalb haben wir auch die Toiletten größer gebaut. Und dann haben wir vor dem Sudhaus, die große Halle, da haben wir die bayrischen Tische, die dastehen.
Markus: Stimmt, es schaut aus, wie in einem bayrischen Biergarten. Das ist richtig, ja.
Fred: Ja, da kamen die Leute. Weil, also bei uns in der Brauerei dürfen die Leute ihr eigenes Essen mitbringen, ne, die kommen da mit Töpfen rein und alles Mögliche. Und dadurch machst du auch sehr viele Kunden, ne. Und dann haben wir vorne die Wirtschaft gebaut, die Bar. Und da können im Ganzen, können 500, 600 Leute darein, ne und dann noch vorne dran der Biergarten, da passen ungefähr 100 rein. Also ein ganzes Erlebnis, die Brauerei und alles Mögliche ist ein Erlebnis. Wir machen Besichtigungen, die Leute sind also unheimlich wissensbegierig, was da läuft. Und deshalb hatte ich auch die andere Brauerei, der andere Brew Pub, wo wir hin waren, hatte ich den auch ausgesucht, weil die zwei Gaststätten oder Brauereien, das sind die Einzigen, wo es ein Biererlebnis gibt.
Markus: War das Bearded Iris, die anderen, oder?
Fred: Ja, Bearded Iris.
Markus: Genau, das war auch ganz, ganz toll, ja.
Fred: Ja, hast du ja gesehen, du kannst ja hingehen, wo du da hingehst, zwischen den Tanks, solange, wie du nicht rauchst. Bier klauen darfst du auch, musst nur aufpassen, dass keiner die Polizei ruft, ne. Also das ist schon unheimlich. Und dann auch, ich rede nur von den Zweien hier, ne, als ich mit denen gesprochen habe, habe ich zuerst den Mill Creek, da habe ich gesagt: „Hör mal, hier ungefähr 30, 40 deutsche Braumeister oder Brauer, Braumeiser, Journalisten und so, das müssen wir da mal machen.“ Sagt er: „Okay, kein Problem, bauen wir alles auf, da können die sich reinsetzen“, wo wir waren, ne, da können sie machen was sie wollen. Und Bier wird solange, wie sie trinken, haben sie Bier. Und dann habe ich auch noch Essen da beigeholt. Also die haben sich da sehr gefreut, dass wir da waren.
Markus: Ja, nee, es war auch ein toller Abend, auf jeden Fall, ja.
Fred: Ich glaube nicht, findest du sowas noch in Deutschland?
Markus: Also es kommt drauf an, in der direkten Art und Weise natürlich nicht. Vor allem nicht in der Kombination, dass man jetzt da doch die eher jungen Unternehmer hat, die ja wirklich sich da grade was aufbauen und auch ganz anders so ein bisschen von ihrem Spirit, von ihrem Mindset dabei sind und das dann in Kombination mit einem auch eher traditionellen Denken und so, das gibt es bei uns jetzt nicht so oft. Aber es ist überhaupt schwierig zu vergleichen. Also ich fand jetzt beide Locations wirklich einzigartig in ihrer Art und Weise. Und bei Bearded Iris fand ich es halt interessant, dass die jetzt auch schon ein bisschen über diesen allerersten Schritt hinaus waren. Also normalerweise fängt man ja erstmal dann irgendwie jung an und hat dann sein junges Team und dann haben alle nur die Brauerei im Kopf und dann arbeitet man 24 Stunden da dran und alles ist gut. Aber dann werden ja irgendwann älter und kriegen Frauen und haben Kinder und so weiter oder andersrum, wie auch immer, aber jedenfalls sind dann andere Dinge im Leben auch wichtig und dementsprechend verändern sich dann so ein bisschen die Prioritäten. Und da waren die so mittendrin, in diesem Prozess, aber trotzdem hat da die Brauerei und das Entwickeln der Brauerei den höchsten Stellenwert gehabt. Und was ich so interessant fand war, egal, wo ich da in den USA bei den Brauereien gefragt hab, war immer so die erste Antwort, wenn ich gefragt habe, ja, was wollt ihr eigentlich, was ist euer Ziel und dann war die Antwort immer, ja, we wanna grow. Also so, also das heißt, wir wollen wachsen. Und wenn man sie dann ein bisschen weitergefragt hat, dann wussten sie ganz genau, nächstes Jahr machen wir so viel und in zwei Jahren machen wir so viel und dann so viel und dann sind wir so groß und dann verkaufen wir irgendwann oder so. Und das ist, glaube ich, der größte Unterschied. Weil, wenn man bei uns zu einer Brauerei geht, also die, die es schon länger gibt, die wollen in der Regel nicht wachsen. Also grade hier bei uns in Franken, in Bayern die vielen kleinen Familienbrauereien, die haben ihre Größe und die haben sie teilweise seit 50, 100 Jahren, länger und wollen gar nicht mehr, weil sie sagen, okay, mit dem, was wir produzieren, sind wir zufrieden, wir verkaufen, was wir machen, ist alles schön, wir überleben da auch gut und alles ist in Ordnung. Und andersrum, viele junge Neugründer haben nicht so einen ganz konkreten Plan, also die fangen halt mal irgendwie an. Und man muss ja manchmal für Kapital auch so einen Businessplan sich machen lassen, dann schreiben die halt irgendwas darein. Aber dass die das wirklich so verinnerlichen, wie ich das in den USA erlebt habe, das gibt es jetzt da nicht. Und das ist schon ein großer Unterschied, finde ich.
Fred: Die Brauereien, die kleinen Brauereien, mit denen ich noch sehr viel und denen ich helfe, ich habe da immer von der Brauwelt international, von der Lydia, denen gebe ich immer die Zeitschrift. Da sind die wie kleine Könige, die freuen sich so drauf, weil hier gibt es ja sowas gar nicht. Und die ganze Technik und alles Mögliche, was da drin ist, da habe ich ja den Fehler gemacht, dass ich denen die Zeitschriften gebe. Und ich musste mir eine andere Email-Adresse holen und alles Mögliche, weil da kamen 3-, 400 Emails am Tag, 3-, 400 Anrufe, wie ist das, was ist das? Weil die Amerikaner ja nicht Brauer lernen. Ich glaube, da ist keiner dabei, der Brauer gelernt hat. Und da hatte ich mir damals überlegt, warum soll man das nicht auch so als Lehrgänge? Und da habe ich dann Lehrgänge gemacht, da waren so immer 50, 60 Leute da und die dann ein Certificate gekriegt haben mit dem Brauerwappen, dass sie an dem Lehrgang teilgenommen haben. Da freuen sich die Amerikaner hier ganz groß, ne. Aber im Großen und Ganzen, die lernen ja nicht Brauer und es gibt auch keine Institution wie Doemens, Weihenstephan und Ulmen, gibt es ja hier nicht, ne. Es gibt einige, drei, vier, die sind nach Berlin und nach München und haben da ihren Braumeister gemacht. Einen kenne ich, der ist aber jetzt bei Budweiser, der war Soldat und ist dann dageblieben, hat dann seinen Braumeister gemacht, ne, so. Aber im großen Ganzen, die bauen eine Brauerei auf, haben ihr eigenes kleines bisschen Kapital, jede Menge Investor und dann nach drei, vier Jahren verkaufen sie, ne. Wir haben ja da genug Beispiele hier. Guckst du jetzt Anchor Brewing, das war Sapporo. Ich bin mal gespannt, wer die jetzt kriegt.
Markus: Ja, wenn sie überhaupt noch offen hat. Also da, soweit ich weiß, bauen sie, glaube ich, das Sudhaus mittlerweile schon ab. Das ist natürlich schon sehr schade. Aber gut. Klar, aber man könnte ja auch sagen learning by brewing, wenn man das versucht, so ein bisschen runter zu brechen. Was ich ja interessant fand bei Mill Creek war auch die Range an Bieren. Also einerseits, klar, klassisch moderne Craft-Biere, wie man sie bei uns jetzt auch kennen würde, ein Cold IPA und jede Menge verschiedene IPAs und Pale Ale und so weiter, aber eben auch ein Jack Pilsener zum Beispiel. Und dann interessanterweise auch ein Light, American Light Lager und von diesem Light Lager noch eine Premiumversion. Wobei ich da bis heute nicht verstanden habe, was der Unterschied ist, aber gut. Aber auch ein Mexican Lager und so, also wirklich eine ziemlich große Bandbreite unterschiedlichster Bierstile. Und das fand ich auch wieder erstaunlich, das ist auch ein bisschen was, was es bei uns gibt, das viele Craft-Brauereien jetzt eben auch anfangen, ganz klassische Bierstile wie ein Helles oder ein Pils oder sowas zu machen. Vielleicht auch, weil es verlangt wird, aber bei dem American Light Lager war ich schon erstaunt. Aber ist das da trotzdem auch von einer Craft-Brewery anders als das Original, sage ich mal?
Fred: Die versuchen das Original zu machen, ob es gelingt, das sei dahingestellt, ja. Aber wie bei uns, wir haben das ja nur nach Nachfragen. Da wird einmal im Monat, werden die ganzen, die Bartenders, die Verkäufer, die sitzen zusammen und da wird diskutiert, was verlangen die Leute, ja. Und dann, den Braumeister holen wir dazu und dann, willst du das machen oder nicht? Das ist ganz allein ihm seine Entscheidung, da redet ihm keiner rein. Ich habe da zu viel gesehen, wo Verkauf und diese, dem Techniker reinreden und dann klappt es nicht. So, das muss er entscheiden, ne. Genauso wie ja Great American Beerfestival, da kriegt er immer nur ein one-way-Ticket nach Denver und besser, er gewinnt da was.
Markus: Sonst darf er nicht mehr kommen. Und was habt ihr schon gewonnen an Preisen.
Fred: Wir haben jede Menge, jede Menge, verschiedene. Weißt du, hier gibt es ja an jeder Ecke, gibt es Bierverkostung, ne. Und jetzt fangen sie ja in Deutschland auch an, ne, der Kilian.
Markus: Ja, ja, auf jeden Fall. Also Bierwettbewerb meinst du jetzt vor allem, genau, da. Klar, wir haben bei uns den European Beer Star, der ja ein großer und alter Wettbewerb ist, der zweitälteste nach dem World Beer Cup sozusagen.
Fred: Ja.
Markus: Und, ja, in Amerika gibt es natürlich überall größere, kleinere Bierwettbewerbe.
Fred: An jeder Ecke.
Markus: Naja, ist ja auch schön.
Fred: Ja.
Markus: Ja, aber vielleicht zum Abschluss noch ein bisschen, wie ist denn die aktuelle Situation? Also bei uns in Europa, wir haben ja tatsächlich jetzt einiges mitzumachen wegen der Gesamtsituation. Also wir kamen ja aus der Pandemie schon ziemlich angeschlagen raus und dann kam ja mehr oder weniger der schon schwellende Ukraine-Krieg, der dann nochmal eins draufgekriegt hat und dementsprechend aber dann die Energiepreissituation. Jetzt insgesamt ist das Ganze offensichtlich ein bisschen schwierig und man merkt eben, wie die Konsumenten weniger für Bier ausgeben, vor allem weniger teure Biere jetzt vielleicht auch kaufen und man insgesamt so eine gewisse Zurückhaltung merkt und wir tatsächlich jetzt auch die ein oder andere Brauerei schon haben, die zumacht. Wobei es in Deutschland noch nicht so intensiv ist. In Frankreich zum Beispiel hat dieses Jahr ungefähr ein Drittel der Brauereien geschlossen. Das ist viel, weil vorher ein großes Wachstum war. Also Frankreich ist momentan in Europa das Land mit den meisten Brauereien, mit über 3.000 und da ist eben jetzt dann ein Drittel schon viel. Also der einzige Markt, der sich da erstaunlich robust zeigt, ist der Polnische. Aber, ich weiß nicht, wie ist das denn in Amerika, also wie läuft es bei euch grade, sind die eher happy oder eher weniger, wie sieht man das?
Fred: Das ist eine ganz interessante Frage, in Amerika ungefähr, ich würde sagen, ungefähr 20, 25 Prozent der Brauereien schließen. Also ich würde sagen, von fünf neuen Brauereien, eine wird geschlossen. Die sind da, jeder denkt, die können da schnell … Hier in Amerika sagt man, you make a quick buck, willst du schnell einen Dollar oder Geld machen, ne. Und das ist das verkehrte Denken, ja. Und die anderen vier Brauereien, die bleiben dann noch auf, drei, vier Jahre und dann haben sie, glaube ich, vielleicht drei, vier Investoren. Dann kommen zwei, die sagen: „Ej, ich will mein Geld, aus.“ Weißt du, dann sind nur noch drei auf von den fünf. Und das ist hier in Amerika sehr schlecht, auch die Qualität. Wirklich ein cooles Beispiel ist, da war einer, der hat eine Brauerei in Florida aufgebaut, der kam von Bayern Und da haben die den auch eingeladen gehabt als Jugde, als Verkoster. Und da kam er in seinem bayrischen Anzug und alles Mögliche. Und da war auch sein Bier, auch dabei, ne und das war furchtbar, das war voll Diacethyl und alles. Das hat ihm auch nichts soweit ausgemacht, wir haben ihm das alle gesagt. Und dann, das Jahr später kam er wieder, aber wir haben das gar nicht gewusst, das war er. Wie heißen die Franzosen mit den Cappys?
Markus: Ah, diesen Dreizack oder Dreispitz oder so, mhm.
Fred: Ja und da kam er mit so einem ganz dünnen Schnurbart, da haben wir gesagt: „Bist du das?“ Ja. Hast du die Brauerei noch? Sagt er: „Nee, als ich zurück kam nach Florida, habe ich die ganzen Biere, die infiziert waren, habe ich dann als belgische Biere verkauft.“ Der hat die Brauerei heute noch.
Markus: Aber eben als belgische Brauerei.
Fred: Ja, Wahnsinn, Wahnsinn. Aber der hat es natürlich gemacht, ne. Und ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht hat er die Brauerei schon verkauft, wer weiß das, ja. Es gibt auch nicht mehr so viele Deutsche hier. Einer war dabei, den habe ich mal gehört, Oliver Wesseloh, der war hier Verkäufer und wie ich gehört habe, hat der hier eine Brauerei aufgemacht.
Markus: In Hamburg, ja, Kehrwieder.
Fred: Ja, genau. Uns sonst, ja, es waren viele Deutsche da, die Brauereien aufgebaut habe und wie sie am Laufen waren, sind sie wieder zurück nach Deutschland.
Markus: Tja. Naja, haben dann ein neues Glück versucht, insofern auf jeden Fall eine sehr interessante Entwicklung. Ja, was hast du noch vor in Sachen Bier, bei Mill Creek zum Beispiel vielleicht noch ein Barrel-Aged-Thema zu etablieren oder gibt es irgendwas, wo du sagst, das würde dich vielleicht noch reizen, so ein Projekt?
Fred: Barleywine, ein schöner guter Barleywine und dann in 350-ml-Flaschen rein und dann so ein Glas Barleywine. Das war auch vorher bei Anchor Brewing, die hatten einen fantastischen Barleywine. Gibt es leider nicht mehr.
Markus: Das war das Old Foghorn, oder?
Fred: Ja, genau, genau.
Markus: Ein wunderbares Bier, ja.
Fred: Ach, ach war das und dann …
Markus: Ich hab noch ein paar Flaschen im Keller, aber nicht mehr viele.
Fred: Oh! Ja?
Markus: Ja.
Fred: Wann soll ich vorbeikommen?
Markus: Naja, nächstes Jahr.
Fred: Und dann ist Samuel Adams, der hat ja fantastische Starkbiere und der Jim macht da ein unheimlich gutes Starkbier.
Markus: Ja, ich meine, allen voran natürlich Utopias. Wobei ich das …
Fred: Ja.
Markus: … leider Gottes nur ein einziges Mal trinken durfte. Aber immerhin, also es gibt, glaube ich, gar nicht so viele Leute, die das jemals trinken durften …
Fred: Nee.
Markus: … zumindest außerhalb der USA. Und bei mir war das vor, ich glaube, fünf oder sechs Jahren, da hatten die das nämlich eingereicht beim European Beer Star. Und dann hat es beim European Beer Star natürlich auch die Goldmedaille gewonnen.
Fred: Ja.
Markus: Und es gibt da immer die Nacht der Sieger, wo dann alle Judges und alle prämierten Biere an einem Abend zusammen sind sozusagen und die Brauer auch, wenn sie denn da sind, und dann werden praktisch die Restflaschen, oder was heißt die Restflaschen, die Flaschen der prämierten Biere eben verkostet und da war dann eben auch das Utopias da. Und das war dann schon, da war natürlich eine lange Schlange und jeder wollte dahin und natürlich hat dann jeder auch nur einen kleines bisschen, damit auch jeder was bekommt. Und das Schöne war, am Ende habe ich dann eine von den leeren Flaschen noch mitnehmen können, das ist natürlich auch schön, weil das sind so Keramikflaschen, die im Grunde auch schon wie ein Sudkessel, ganz großartig. Und das sind Biere, die man halt, also wenn man jetzt bei eBays schaut oder so, dann können die Flaschen 2-, 3-, 4.000 Dollar kosten, eine und wenn man sie überhaupt bekommt. Also da ist es eher eine Frage der Verfügbarkeit und nicht unbedingt eine Frage des Preises. Und, ja, das ist natürlich ganz großes Bierkino, sagen wir mal so und ist auch immer lustig, wenn man das hier jemanden in Deutschland erzählt, weil die natürlich von einem Flaschenpreis von 60 Cent kommen und dann ist so eine 5.000-Dollar-Nummer, ist völlig unvorstellbar für irgendjemand in Deutschland. Also insofern, ja, ist ja auch irgendwie krass. Aber das stimmt, die gibt es natürlich auch noch. Und, ja, also dann hoffe ich mal, dass wir uns nächstes Jahr beziehungsweise, wenn der Podcast ausgestrahlt wird, dieses Jahr vielleicht wieder sehen. Ich werde wieder da sein beim World Beer Cup, diesmal ist er ja in Las Vegas. Mal schauen, vielleicht ergeben sich ja irgendwelche Zwischenpunkte, wäre schön.
Fred: Ja, genau, du bist immer herzlich eingeladen und wir haben uns alle sehr gefreut.
Markus: Ja, ja, ich mich auch, also war eine großartige Geschichte. Und insofern sage ich nochmal vielen, vielen Dank jetzt auch für deine Zeit und für den kleinen Einblick so in deine Geschichte. Und dir natürlich alles Gute, deiner Familie alles Gute und aus der heutigen Perspektive auch alles Gute für das neue Jahr. Und, ja, dann freue ich mich, wenn wir uns mal wiedersehen und wünsche dir heute noch einen wunderschönen weiteren Tag.
Fred: Danke, dir auch. Alles klar, Dankeschön.
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