Oliver Boje hat zwei Herzensthemen: Bier und Eisenbahn. Letztere begleitete ihn in den ersten Jahrzehnten seines Lebens, als er in Baden Karriere auf Schienen machte. Nebenbei begeisterte er sich aber immer mehr für das Thema Bier, lernte schließlich brauen und begann, bei einer örtlichen Brauerei am Wochenende auszuhelfen. Außerdem kam nach und nach ein drittes Herzensthema dazu, die Liebe zu Brasilien. Drei waren jedoch eines zuviel, deswegen sagte er der Eisenbahn Adjeu und wanderte mit seinem Partner nach Südamerika aus, um dort eine Brauerei zu gründen. Mittlerweile ist dieses Baby über zehn Jahre alt und zu einer stattlichen Unternehmung gediehen, die in Brasilien ihresgleichen sucht. Wir haben Oli in seiner badischen Oase in Brasilien besucht und erlebt, dass man selbst im Paradies noch eine paradiesische Auszeit genießen kann…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute senden wir wirklich ein bisschen aus dem Paradies, in ganz vielerlei Hinsicht, sowohl was die Temperatur, das Wetter, die Sonne und überhaupt die Natur angeht, aber auch, was den Ort angeht. Es ist natürlich eine Brauerei, es ist ein ganz tolles Bier, was wir hier haben mit einer wunderbaren Location. Und, ja, ich freue mich, hier zusammen zu sein mit meinem Freund Oli, Oliver Boje, der hier in Brasilien eine Brauerei, ja, aufgebaut hat, kann man sagen. Und, ja, Oli, vielleicht stellst du dich einfach mal ganz kurz unseren Hörern selber vor, damit sie wissen, mit sie es zu tun haben.
Oliver: Ja, mache ich doch gerne. Vielen Dank, Markus, für die Einladung. Also mein Name ist Oliver Boje, ich komme ursprünglich aus Pforzheim, bin 54 Jahre alt, habe bis 2008 bei der Deutschen Bahn in Deutschland gearbeitet und mich dann mit meinem Partner entschlossen, hierher zu kommen nach Brasilien und eine Hausbrauerei aufzumachen. Und, ja, seit 2013 sind wir hier am Start, das sind jetzt 9 1/2 Jahre, im April werden es 10. Und, ja, wir sind ganz zufrieden hier, das läuft ganz gut. Ja, gut, die Pandemie hat natürlich auch Spuren hinterlassen, das ist auf der ganzen Welt so. Aber das ist schon mal im Groben das, was zu sagen wäre.
Markus: Ja, also und wir sitzen hier in einem wunderschönen Biergarten, also vielleicht den südlichsten Biergarten der Welt, ich weiß es nicht genau, aber auf jeden Fall einer der schönsten. Und das Tolle ist hier wirklich die Aussicht, wir haben diese brasilianische Natur, wir sind im Süden von Brasilien. Also wenn man auf die Karte schauen will, da gibt es dann eben Rio, Sao Paulo und wenn man noch ein bisschen weiter südlicher geht, dann kommt Florianópolis und da ist eine kleine Insel nebendran und gegenüber ist ein Stückchen Land und genau da, da sind wir jetzt und genießen dieses wunderschöne Bier zusammen und sind hier eben beim Oli. Und man hat hier die Aussicht, das ist so ein bisschen wie in den Alpen, würde ich sagen. Also man hat schöne Berge, also ohne jetzt Schnee oben drauf, aber eben Berge drum rum, kleine Häuschen, die da so in den Wäldern drin sind. Wir haben große Bäume über uns, sind riesen große Ahornbäume hier um uns rum, es steht aber auch ein großer Mangobaum, also daran erkennt man auch, dass wir jetzt nicht in Deutschland sind. Und es ist eben die Südhalbkugel, das bedeutet, wir haben jetzt hier im November, Oktober, November, schon Frühling, und wenn ihr en Podcast hört im Dezember, dann ist es schon Sommer, also dann ist es hier auch richtig warm. Und das ist einfach was, wo man diese unglaubliche Natur, diese Energie, die dieses Land hat, einfach spüren kann. Und da kann ich auch gut verstehen, dass du dich hier wohlfühlst, vielleicht sollten wir aber trotzdem mal zurückschauen, wie kam das denn? Also wenn du sagst, du hast bei der Eisenbahn gearbeitet, da muss ja irgendwann die Idee kommen, wenn man so im braven Baden-Württemberg ist, okay, ich will jetzt nach Brasilien, ist ja jetzt nicht grade um die Ecke.
Oliver: Ja, also das mit dem Brasilien, das begann 1993, als ich das erste Mal nach Brasilien kam, um hier meinen Urlaub zu verbringen, weil ich hier Familienangehörige habe in Dreizehnlinden, heißt die Stadt, auf Portugiesisch Treze Tilias, hier im Bundesstaat Santa Catarina. Die Stadt wurde in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts von Österreichern gegründet und das Ganze war ein Programm Brasiliens damals, die Südstaaten hier zu besiedeln. Ja, es war halt relativ dünn besiedelt, deswegen gibt es hier viele Italiener, viele Deutsche, viele Österreicher und so weiter, viele Portugiesen natürlich auch und es war ganz gezielt eine Kolloni, na, also eine Kollono …
Markus: Eine Kolonisation.
Oliver: Ja, vielen Dank. Und, ja und so kam ich also das erste Mal 1993 nach Brasilien, habe mich sofort in dieses Land verliebt und kam dann jedes Jahr im Januar, um den europäischen Winter abzukürzen und hier Sonne und neue Energie zu tanken. Und, ja, so hat sich das ergeben. Dann sind meine Eltern gestorben, mein Vater 2004, meine Mutter 2006 und 2005 hatte mein Geschäftspartner dann seinen ersten Herzinfarkt in Deutschland. Und dann haben wir also beschlossen, wollen wir so weitermachen wie bisher oder wollen wir eventuell nochmal was Neues im Leben ausprobieren? Und dann habe ich mit 40, damals 40 Jahren, haben wir dann das Abenteuer Brasilien gestartet und das ging bis jetzt ganz gut.
Markus: Ja, das Abenteuer Brasilien, das ist auf jeden Fall schon mal spannend, also ein Abenteuer, kann ich mir vorstellen. Es ist ja schon schwierig, in Deutschland einen Laden aufzumachen, aber wie ist das denn in Brasilien? Also kann man da einfach hingehen und sagen, gut, da würde ich jetzt gerne mal was aufmachen oder wie läuft das?
Oliver: Ja gut, natürlich haben wir uns zuvor in unseren Urlauben davor schon erkundigt, was man alles beachten muss und wie es ungefähr funktionieren könnte. Allerdings sind wir auf der Insel Florianópolis gelandet und hatten dort auch schon ein Grundstück und alles, wo das hätte erbaut werden sollen und dann haben wir also festgestellt, dass die Umweltgesetzgebung das gar nicht zulässt, weil zu damaliger Zeit die gesamte Insel Florianópolis als, ja, wie sagt man, sorna urbana auf Portugiesisch heißt …
Markus: Kritische Zone.
Oliver: … also als Stadtgebiet, ja, genau. Und in diesem Stadtgebiet also es nicht zulässig war, einen Industriebetrieb zu eröffnen, und das wussten wir nicht. Zur brasilianischen Gesetzgebung zählte zu dieser eine Hausbrauerei als Industriebetrieb, während in Deutschland ja eine Hausbrauerei noch eher als Gastronomiebetrieb läuft oder zumindest durchgeht. Und deswegen haben wir dann unsere Zelte auf der Insel abgebrochen und durch Zufall sind wir dann hier auf dem Kontinent gelandet, wie du schon erwähnt hast, in Santa Amaro oder Imeratriz, wo wir heute sind. Und wir sind hier am, ja, das heißt Bocca Di Serra, also am Mund des Gebirges, hier beginnt die Serra Catarinense und man kann hier schon die Ausläufer direkt vor unserem Tisch hier sehen. Und mir persönlich gefällt es hier sowieso besser, ich habe mit Strand nicht so viel am Hut. Ich komme aus dem Nordschwarzwald und da sind mir so Berge eigentlich eher lieber als Meer. Aber es sind 10 Kilometer an den Strand, wenn ich also im Sommer, wenn man dann den Strand will oder mal im Winter am Strand spazierenlaufen, ist man gleich da.
Markus: Ja, ja, also das kann ich aber sehr gut nachvollziehen. Also wobei wir in Bamberg immer sagen, das Positivste am Klimawandel könnte sein, dass wir irgendwann auch einen Strand haben, dann ist die Stadt komplett. Nein, aber, man muss wirklich sagen, Brasilien ist ja überhaupt so ein riesen großes Land, was sich, glaube ich, Leute gar nicht vorstellen können, also es ist größer als die Vereinigten Staaten auf dem Kontinent und es ist auch größer als ganz Europa. Und das ist natürlich schon einfach von der Dimension her ganz was anderes als wir so kennen und umso faszinierender, wie das hier alles funktioniert. Und vielleicht noch vorneweg gefragt, Gasthausbrauerei, du hast gesagt, du hast vorher bei der Eisenbahn gearbeitet, ist jetzt auch nicht so der direkte Übergang, also wie kamst du da zu diesem Thema?
Oliver: Das ist eine Geschichte extra, das kam so, nach den ersten Reisen nach Brasilien in den 90ern, war es dann mal empfehlenswert, auch etwas Portugiesisch zu lernen. Und in Deutschland gibt es ja eine Volkshochschule, Portugiesischkurs in Pforzheim eingeschrieben, war zwar Gall-Portugiesisch, aber das war ja Wurscht. Und da trafen wir unsere Freundin Silvia aus Ersingen, welche gleichzeitig auch die Repräsentanz der Volkshochschule in Ersingen damals hatte, wo man sich einschreiben konnte. Das gibt es wahrscheinlich heute alles nicht mehr, wird wahrscheinlich heute alles online gehen, aber damals war das noch so. Und die hat uns eingeschrieben an einem Hausbraubierkurs beim Pfarrer von Nussbaum an einem Samstag im November 2004. Und da habe ich dann das erste Mal in meinem Leben Bier gebraut, war sofort begeistert, habe das dann ausgebaut Zuhause als Hobbybierbrauer mit allem Pipapo. Und dann ist der Portugiesischkurs in Pforzheim in die Brüche gegangen, dann gab es einen neuen Portugiesischkurs in Karlsruhe, da dann brasilianisch, schon genau richtig. Und da musste ich eine Zeitlang dann alleine hingehen und mit dem Zug fahren. Und da war nach dem Portugiesischunterricht dann noch Zeit und so kam ich dann ins Badisch Brauhaus nach Karlsruhe, habe da zufälligerweise den Braumeister getroffen und wir kamen ins Gespräch, haben uns unterhalten. Und dann kam ich öfters dahin und dann habe ich gefragt, ob ich mal ein Bier mitbringen darf? Und letztendlich war es dann so, dass ich dort in meiner freien Zeit bei der Eisenbahn dann so ein bisschen ihm über die Schulter gucken durfte und gelernt habe. Er hat mir dann auch Bücher ausgeliehen aus seiner Meisterausbildung und so weiter, die ich dann während meiner Dienstzeit in den Nachtschichtstunden und am Wochenende, wenn es ruhiger war bei der Eisenbahn, dann verschlungen habe und so kam das mit dem Bierbrauen.
Markus: Faszinierend. Und wir haben so ein Ergebnis jetzt auch hier, also um gleich vorzugreifen, bevor es uns zu warm wird. Also wir haben hier ein wunderbares Bierchen stehen, es ist, ja, bernsteinfarben, also richtig schöne wunderbare braune Farbe mit so einem schönen Schimmer, ein bisschen orange, rot, golden. Oben drauf sitzt ein schöner weißer Schaum, leicht getönt. Strahlt mich richtig an, also passt hier auch wunderbar zur Natur. Ja, was haben wir denn da für ein Bierchen?
Oliver: Das ist unser Oktoberfestbier.
Markus: Okay, ein Oktoberfestbier am anderen Ende der Welt sozusagen.
Oliver: Edition 2022, ja, gebraut mit Wiener-Malz und mit Carahell, 28 Bittereinheiten, knappe 6% Alkohol. Und da wollen wir mal probieren.
Markus: Da wollen wir probieren. Also grundsätzlich auf jeden Fall ein wahrscheinlich Originaleres, Prost, als so Manches auf der Wiesn.
Oliver: Ja, wahrscheinlich, ja.
Markus: Ja. Wunderbar! Also schön cremig, rund, schöne Malzaromen, nussig, dann hat man, also, ja, tatsächlich, also wirklich so ganz angenehme, kann man sagen, leicht süße Karamellnoten. Ein ganz angenehmes Bier und dann hat man eine tolle Hopfennote, die also deutlicher ist als so Manche, die man so in Deutschland hat, aber sehr angenehm, die das ganze sehr rund macht, ein toller Trunk. Und hinten raus bleibt dann dieses karamellige, nussige und, ja, zaubert einen so ein Lächeln auf die Lippen, also ein sehr, sehr schönes Bier, Gratulation!
Oliver: Ja, freut mich, dass es dir schmeckt, mir schmeckt es auch. Aber ich bin ja da immer bescheiden, was meine Biere angeht, ich mache mir da nicht mehr so viel draus. Aber ich denke schon, also unseren Gästen schmeckt es auch und, irgendwas mache ich richtig, glaube ich.
Markus: Ich meine, das ist ja, immerhin, ich meine, ihr seit fast 10 Jahre jetzt hier, 9 1/2 Jahre, grade Jubiläum, werden wir gleich noch drüber reden. Und jetzt haben wir eben dieses wunderschöne Bier und, ja, warum ich gesagt habe, fast originaler, weil ja eigentlich die Oktoberfestbiere Märzenbiere waren und die ursprünglichen Märzenbiere waren ja alle eher bernsteinfarben, basierend auf den alten Kellerbieren und erst das, was wir heute als Oktoberfestbier kennen, ist so hell geworden. Also insofern ist das wirklich sehr, sehr ursprünglich und damit eben auch wunderbar trinkbar und faszinierend und natürlich toll, das hier zu genießen. Und vielleicht noch eine Information für die Hörer, hier in Blumenau das ist so ein bisschen um die Ecke, in Anführungsstrichen, also für brasilianische Verhältnisse, man fährt so zwei Stunden oder so.
Oliver: Ja, 160 Kilometer, ist in der Nachbarschaft.
Markus: Genau, fast nix. Und da ist das zweitgrößte Oktoberfest der Welt, also dementsprechend natürlich auch spannend, dass man so sieht, wie die Kultur sich eben so fortträgt. Aber da kommen wir eben gleich noch dazu, wenn wir uns drüber unterhalten, warum du überhaupt hier an diesem Fleck gelandet bist. Ja, machen wir das doch als Nächstes gleich. Wie ging es dann weiter, du hast also das Brauen gelernt und dann die Liebe zu Brasilien gelernt oder anders rum und, ja und dann wolltest du beides vereinen?
Oliver: Ja, das war dann in den währenden Urlauben, Anfang der 2000er-Jahre, wo dann also von USA die Craft-Beer-Welle erst hier in Brasilien angelandet war, bevor sie nach Deutschland oder nach Europa kam, hat es hier begonnen, dass hier die Eisenbahnbrauerei gegründet wurde. Also die Marke heißt Eisenbahn, dann gab es Schornstein, dann gibt es Bierbaum in Dreizehnlinden, das waren so die Ersten unter anderen, die da sich gegründet haben. Und nachdem ja dann, ja, dann ist 2004 mein Vater gestorben, 2005 hatte mein Partner den ersten Herzinfarkt und dann ist 2006 meine Mutter gestorben und dann war so die Frage, wollen wir denn so weitermachen in Deutschland oder wollen wir nicht was Neues machen und wollen wir nicht nach Brasilien gehen und das, was wir wissen über Bier und Gastronomie, nicht dort in einer Hausbrauerei aufgehen lassen? Und so haben wir es gemacht.
Markus: Das ist echt, stelle ich mir ganz schön mutig vor.
Oliver: Ja, das war, ich denke schon. Also ich sage immer, es ist gut, wenn man vorher nicht alles weiß, was auf einen zukommt.
Markus: Ja.
Oliver: Und, ja, es war, dann hat es auch bei der Eisenbahn gepasst, Deutsche Bahn AG, Personalreduzierung. Und dann wäre, also ich habe am Bahnhof Mühlacker gearbeitet, wäre angestanden, dass also Personal hätte reduziert werden müssen, aber ich schon mit dem Gedanken, auch wenn es noch ein Geheimnis war zu damaliger Zeit, aber schon mit dem Gedanken im Hinterkopf, nach Brasilien zu gehen und ich mir auch das finanziell zu dem Zeitpunkt leisten konnte, habe ich gesagt, wisst ihr was, wir machen das so, ich reduziere meine Arbeitszeit von 100 auf 70%, dann ist das, was ihr an Personal abbauen wollt, ausgeglichen, es muss keiner gehen, ich arbeite weniger. Und so haben wir es gemacht und das war gut für alle, Win-Win-Situation, wie man heute sagt. Und die Zeit, die ich dann mehr Zuhause war, war ich dann noch mehr in der Brauerei in Karlsruhe und habe zusätzlich noch im Restaurant in Pforzheim in der Küche gearbeitet, um auch da die Küchenorganisation und alles, was man halt so braucht, mich da weiterzubilden, fortzubilden, damit ich gut vorbereitet hier in Brasilien ankomme.
Markus: Und das, muss man sagen, haben wir jetzt auch grade schon probiert, haben einige Spezialitäten aus der Küche gehabt, von der Weißwurst bis zum Cordon Blue und dem Schnitzel. Und das war wirklich alles hervorragend, also kann man nur so weitergeben, also wirklich ganz große Küche. Und ich muss sagen, das sage ich jetzt auch mit dem Aspekt, dass ich, als ich zum ersten Mal vor vier oder fünf Jahren in Brasilien war, bin ich ja nach Blumenau gekommen und das ist ja so eine Stadt, die sich ganz viel auf ihre deutschen Wurzeln eben reduziert oder konzentriert. Und da gibt es auch so ein deutsches Dorf, was ein bisschen Disney World ist, um das so ein bisschen zu sagen und dort war es dann eben so, dass wir als Tchutches angekommen sind, als international Beer-Tchutches und das man dann uns gesagt hat, okay und als ganz besonderes Schmankerl dürft ihr Tchutches jetzt jeden Tag bei uns Mittagessen und Abendessen und zwar in unserem deutschen Restaurant. Und das war dann ungefähr, also die anderen Tchutches waren ja von allen möglichen anderen Ländern der Welt, aber ich war nun mal aus Deutschland und für mich war das dann ziemlich blöd, dass du dann jeden Mittag irgendwo in Brasilien bist, um Haxen und Schnitzel zu essen und eben auch in einer durchaus anderen Qualität, als man es so kennt. Und da bin ich jetzt sehr froh, dass bei dir ganz anders erlebt zu haben und da, muss ich sagen, kann man sehr, sehr gerne hinkommen. Ja, aber vielleicht trotzdem noch die Frage jetzt, wenn man sagt, Brasilien ist so groß, ich habe es ja schon erwähnt, wie oder wie habt ihr dann überlegt, dass ihr genau hierhinkommt, also ihr hättet ja auch irgendwo am Amazonas oder sonst irgendwo sein können?
Oliver: Ja, das hat halt diesen familiären Hintergrund, da halt um drei Ecken verwandt, die Familie Dreizehnlinden, wie die Stadt auf Deutsch heißt, lebt im Bundesstaat Santa Catarina. Sind von hieraus genau 410 Kilometer, Haustür, Haustür. Und weil wir hier schon von Anfang an herkamen und halt Santa Catarina, dann auch Florianópolis einen Flughafen hat, wo man auch gut hinkommen kann und weil natürlich dann die Insel auch den Charme einer Insel hatte und der Atlantik halt, auch der Strand gelockt hat, war das die richtige Idee, hierherzukommen. Vor allen Dingen gab es zu dem Zeitpunkt hier in der Region noch gar keine Hausbrauerei, heute sind es in der Zwischenzeit bestimmt 10, 12, würde ich mal schätzen. Es gibt also ganz, ganz viele, die Craft-Beer-Welle hat sich ausgebaut.
Markus: Und dann kommt man hierhin und muss sich ja erst mal einen Ort suchen. Also im Grunde, ist ja ein riesen großes Land, man hat eine lange Straße, die sind wir jetzt langgefahren, um hierher zu kommen und dann, irgendwann fängt halt eine Ortschaft an und da hat man rechts und links so ein paar Hütten. Also stelle ich mir jetzt auch schwierig vor zu sagen, okay, genau da möchte ich jetzt hingehen. Also wie funktioniert das denn?
Oliver: Ja, gut, das war jetzt halt, wie schon erwähnt, durch die Gesetzeslage auf der Insel es nicht möglich war, dann, wo gehen wir hin? Es musste natürlich der Großraum Florianópolis sein, weil, man braucht ja auch Publikum, man möchte ja Bier verkaufen, also konnte man sich nicht irgendwo in die Prärie zurückziehen. Und dann waren wir halt auf der Suche im Großraum Florianópolis. Waren erst in einer benachbarten Stadt, das war die erste deutsche Besiedelung in Santa Catarina 1829, wenn ich mich recht entsinne, in São Pedro de Alcântara. Da war es zwar ganz nett, wunderschön dort, aber das ist, wie sagt man so schön, jwd und das war da also nix. Und unser Anwalt, den wir hatten, um unsere Firma zu gründen, der hat auch eine Klientin hier in Santo Amaro und mit der hat er uns bekannt gemacht. Die hatte hier ein Hotel und hatte einen guten Draht zur Stadtverwaltung und zum Bürgermeister und die hat gesagt, weißt du was, ich gehe auf das Rathaus, ich mache für euch einen Termin aus, das kriegen wir hin. Und so war es und dann haben wir uns getroffen mit dem Bürgermeister. Und dann, um diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen, sind also mit unserem Projekt da im Rathaus aufgeschlagen zum Termin und haben uns vorgestellt, was wir vorhaben, wie wir das machen wollen, was das werden soll. Und haben also schon verlangt, das also er als Bürgermeister uns sagt, ja, das ist möglich in Santo Amaro oder es ist nicht möglich, damit das halt nicht also wieder in Gesetzesproblemen wegen Umweltgesetzen gibt und so. Und dann haben wir das also geklärt, jawohl, ist möglich. Also dann haben wir uns auf die Suche gemacht und haben das ganz geschickt, heute denke ich, ganz geschickt angestellt. Wir haben das so gemacht, das einmal mein Geschäftspartner alleine mit dem Auto durch die Stadt gefahren ist und geguckt hat, wo Grundstücke zum Verkauf waren, und am nächsten Tag bin ich alleine durch die Stadt gefahren und habe dasselbe gemacht. Und dann haben wir uns am Abend dann zusammengesetzt und haben gesagt, ich habe das gesehen, das gesehen, das gesehen und das hat mir gefallen und das fand ich weniger gut. Und so haben wir gemeinsam uns für dieses Grundstück entschieden und haben dann dieses Grundstück hier auch gekauft.
Markus: Ja, völlig richtige Entscheidung, wirklich ein Paradies, auf jeden Fall. Und das Tolle ist wirklich, man hat auf der einen Seite die geschäftige Straße und dann hat man die Brauerei und das Restaurantgebäude. Und wenn man da hinten rausschaut, ist eine Idylle, man hört nichts mehr von irgendwelchen Autos, es ist einfach von der Aussicht her bombastisch und man hat einfach eine, ja, eine wunderschöne Atmosphäre, um auch ein Bierchen zu genießen. Allerdings stand zu der Zeit ja noch viel, ne, da stand wahrscheinlich eine Halle?
Oliver: Nein, da stand, wo die Brauerei ist, das war eine Garage für zwei Omnibusse, für zwei Reisebusse und es war nur das Haus, wo ich heute lebe, wo ich heute wohne. Und ein Teil von dem, was heute Restaurant ist, war nochmal eine Garage, da haben wir dann aufgebaut und vergrößert. Und dann hatten wir erst so ein Deck, wie man bei uns sagt, wie heißt es, eine Terrasse aus Holz mit so Holzplanken und da haben wir dann 2018 unseren Pavillon, unseren Schwarzwald-Pavillon aufgebaut. Das ist heute unser Nebenzimmer, das kann man ja auch gut für Veranstaltungen, also wie sagt man immer so schön in Deutschland, für Hochzeiten, Konfirmationen und Beerdigungen, dann benutzen, für Familienfeste und so. Und das funktioniert eigentlich ganz gut, abgesehen, wenn nicht grade Pandemie ist oder so.
Markus: Ja, hat man ja normalerweise nicht ständig.
Oliver: Nein, ja.
Markus: Nein, nein, absolut. Und mittlerweile schaut es ja auch so ein bisschen aus wie so ein kleines bisschen Schwarzwald, also das Haus habt ihr wirklich sehr, sehr schön hergerichtet und es ist auch wirklich sehr schmuck. Trotzdem noch die Frage, wie ist denn so, also jetzt auch wieder, du hast eine Halle, da braucht man eine gewisse Vision und da muss ja irgendwoher eine Brauanlage kommen, die fallen ja jetzt auch nicht vom Himmel in Brasilien. Also wie kriegt man das alles hin, ich finde das faszinierend?
Oliver: Ja, das war gar nicht einfach, weil, ich kam ja dann schon mit gewissen Vorstellungen 2008 hierher, 2008, ja, im Oktober. Es werden jetzt genau, am Samstag jetzt, am 29. Oktober werden es genau 14 Jahre, das ich hier lebe. Und da war noch nix, Brauanlagen war überhaupt nix. Und da hatte ich ja zum Glück in Karlsruhe dann viel gelernt und hatte ja auch viel Literatur mitgebracht, Bücher, alles was man so braucht und so weiter, ne und dann ging das los. Da haben wir, also als wir festgestellt haben, dass es auf der Insel nicht geht, waren wir erst da noch, ja, beteiligt noch nicht, aber es war eventuell im Gespräch, uns zu beteiligen an einer schon existierenden Brauerei auf der Insel, die schon das Recht hatte, dort zu sein, bevor die Gesetze geändert wurden. Aber das hat dann nicht so richtig funktioniert. Aber da war schon die Idee, mir ein Sudhaus nach meinen Vorstellungen bauen zu lassen und das war auch schon in Auftrag gegeben. Aber, also ich bin jetzt ja schon 54, also ganz klassisch auf Millimeterpapier gezeichnet und so weiter, nix CAD und so weiter, das haben dann die alles dort gemacht, aber bemaßt und die Verrohrung eingezeichnet, alles von Hand. Habe das dann mal eingescannt und nach Karlsruhe zu meinem Braumeister geschickt, das er mal da einen Blick drauf wirft, ob ich was vergessen habe. Und nachdem dann das Okay war, das alles soweit gut ist, dann haben wir das also bauen lassen. Und dann war das Sudhaus schon fertig 2000, bow, jetzt lass mich lügen, 2011, ja, 2011, da war es schon bei der Brasil Brau in Sao Paulo ausgestellt vom Hersteller, da gab es hier noch gar nix. Und dann musste es von Sao Paulo wieder zurück nach Rio Grande do Sul, in den Nachbarbundesstaat und musste dort in der Halle eingelagert werden, weil hier noch nix fertig war. Und dann wurde es im Februar, Karneval 2013 wurde es also aufgebaut und installiert und im April 2013 gingen wir dann an den Start, ja.
Markus: Das heißt, das war mal ein 10-Hektoliter-Sudhaus, wir haben acht Tanks, die ihr dazu habt. Ihr macht fünf verschiedene Biersorten?
Oliver: Ja.
Markus: Ja und habt aber immer so regionale Specials, also so saisonalle Specials?
Oliver: Ja, das sind viele fixe Bierstile, ein brasilianisches Pilsner, etwas weniger gehopft, etwas leichter, wie es der Brasilianer gern hätte oder gern hat. Und das verkaufen wir aber hier bei uns nicht, das ist also ausschließlich für Geschäftskunden oder für Privatkunden, die also darauf bestehen, dass sie was Leichteres haben wollen. Ansonsten machen wir dann Münchner Hell, Münchner Dunkel und Weizenbier, klar, Klassiker, muss sein. Und dann ein Saisonbier und da haben wir jetzt grad Oktoberfestbier. Und da hat das Jahr so seinen Ablauf, den wir da haben und auf den unsere Gäste dann auch schon sehnsüchtig warten, weil, jedes unserer Saisonbiere hat natürlich seine Fans.
Markus: Also da gibt es dann zum Beispiel ein Bockbier und ein Märzen und sowas oder mal …
Oliver: Ja, fränkisches Rotbier.
Markus: Oh, Rotbier, sehr gut.
Oliver: Fränkisches Rotbier.
Markus: Wunderbar!
Oliver: Und das war auch Zufall. In Brasilien ist es so, ich muss ja die Biere beim Ministerium für Acrikulturen anmelden und man kann also nur Bierstile anmelden, die international anerkannt sind, die gelistet sind. Und dann ist das fränkische Rotbier bei Brewers Association, wenn ich mich recht erinnere, 2019 gelistet worden.
Markus: Ah, okay.
Oliver: Und dann habe ich gesagt, genau das ist das Bier, was gefehlt hat, was ich brauche. Und deswegen haben wir das ja dann 2019 auch der Stadt Santa Amaro gewidmet als Geburtstagsgeschenk und deswegen gibt es das immer im Juli, gibt es fränkisches Rotbier, heißt dann hier Ruby Imperial.
Markus: Wow, na, sehr schön. Aber jetzt dafür zur falschen Jahreszeit da, heißt also, ich muss auf jeden Fall mal wiederkommen.
Oliver: Ja!
Markus: Oder natürlich auch ihr, liebe Hörer, wenn ihr dann mal hier vorbeischaut, ist das vielleicht eine gute Jahreszeit. Ja, wie haben das denn die Brasilianer so aufgenommen, also dass da so ein Deutscher herkommt und sich dann mal so eine Brauerei hin baut mit Restaurant, wie kommt das an?
Oliver: Das kommt ganz gut an. Also am Anfang, wir hatten natürlich am Anfang dann so, wenn man baut und wenn man so ein Projekt hat, das wird natürlich alles noch viel teurer, dann war natürlich für Marketing kein Geld mehr übrig am Ende, klar. Und das hat natürlich dann gedauert und wir haben dann aber ganz speziell auch auf Mund-zu-Mund-Propaganda gesetzt. Und das war, glaube ich, im Nachhinein ganz gut, dass man die Geduld und die Zeit da aufgebracht hat. Und, ja, am Anfang war es so, ja, es gab am Anfang so, ja, das ist doch was für die Eliten und für die Reichen und wir würden Parkgebühren verlangen und Eintritt und was weiß ich nicht alles. Also lauter Fake-News, wie das heute so schön heißt. Und interessanter Weise ist es so, der Großteil unserer Gäste kommt tatsächlich nicht Santo Amaro, sondern aus dem Großraum Florianópolis, also direkt von der Insel oder aus den Stadtteilen auf dem Kontinent, aus San José, Palhoça, was ja dann direkt an Florianópolis anschließt. Und ein gewisser Kundenstamm kommt natürlich aus Santo Amaro auch, aber es gibt immer noch Leute aus Santo Amaro, die hier dann irgendwann mal samstags, sonntags oder am Abend zum Essen aufschlagen und, ach, das haben wir ja gar nicht gewusst, wir fahren hier jeden Tag vorbei und man sieht immer nur die Brauerei. Ja, gut, man sieht natürlich an der Straße immer nur die Brauerei. Aber so groß ist Santo Amaro jetzt nicht, wir haben 23.000 Einwohner, also wenn sich das noch nicht rumgesprochen hat in der Zwischenzeit, ja, dann kann man denen eigentlich auch nicht helfen. Aber, es ist tatsächlich so, ja.
Markus: Und kamst du denn mit deinem Portugiesisch, Brasilianisch gleich zu Recht, wie war das so?
Oliver: Naja, gut, wir kamen ja recht gut vorbereitet an, das hat dann auch ganz funktioniert. Es hat halt die Praxis gefehlt, wir haben halt in Deutschland bei der Volkshochschule dann halt Grammatik und Vokabeln, aber das Anwenden. Aber heute so, meine Gäste sagen, dass ich eigentlich sehr gut Portugiesisch spreche. Also auch grammatikalisch richtig und so weiter, da sind die Meisten doch erstaunt. Ich auch.
Markus: Ja, also es ist ja, glaube ich, einfach eine ganz tolle Sache, weil man sich ja dann irgendwie auch einleben muss. Also das habe ich mir heute auch überlegt, als ich so hierhergefahren bin, wie das so ist, wenn man hier ankommt und dann sagt, okay, ich habe die Zelte abgebrochen und ich habe praktisch meine Heimat, in Anführungsstrichen, so ein bisschen aufgegeben und komme dann irgendwo ganz neu an. Und das ist halt wie bei so einer Pflanze, man muss ja erst mal Wurzeln schlagen, erst mal irgendwo heimisch werden und sich dann da auch irgendwie Zuhause fühlen. Und das ist, glaube ich, ein Prozess, der geht nicht von 0 auf 100, oder?
Oliver: Nee, aber das hat ganz gut, weil wir ja dann in Florianópolis angefangen haben und da konnte man natürlich dann schon planen und sich einleben und herantasten. Gut war natürlich, zu der Zeit war sehr aktiv die, heißt Arserva, die Abkürzung, das sind also die Vereinigungen der Hausbrauer von Santa Catarina, die auf der Insel sehr stark waren. Und ich musste mich ja orientieren, ich mag ja kein brasilianisches Bier von AmBev, mag ja kein Mensch, deswegen musste ich ja dann schauen, wo ich meine Zutaten für mein eigenes Bier herkriege. Als der Container da war und meine Hausbrauanlage, alles da war, Flaschen und was man so haben muss, habe ich mich natürlich dann, bis die eigene Brauerei stand, den Hausbrauern angeschlossen und da mich regelmäßig einmal die Woche freitags mit denen in der Bäckerei getroffen, um da die Biere auszutauschen und zum schnacken. Und so hat man sich dann schon relativ schnell eingelebt.
Markus: Ist ein gutes Stichwort, was du grade so sagst, weil, ich meine, Brasilien ist jetzt nicht unbedingt bekannt dafür, dass die Rohstoffe hier wachsen. Also wie macht man das denn? Also du hast deine Brauerei und du hast die Idee, ein Bier zu brauen, aber dann brauchst du ja Hopfen und Malz und so und Hefe und wie kriegt man das?
Oliver: Ja, heute ist das auch kein Problem mehr, aber 2008, 2009, als es noch alles so für ganz Brasilien in den Kinderschuhen steckte, war das nicht so einfach. Also die erste und damals einzigste Firma, die Hausbrauer, also Privatpersonen beliefert hat, das war der Werner Emmel in Porto Alegre, Rio Grande do Sul und alles …
Markus: Der jetzt auch eher deutsch klingt oder österreichisch.
Oliver: Nee, nee, das ist auch Familie deutscher Abstammung und so weiter.
Markus: Okay.
Oliver: Aber der Werner, der ist schon Brasilianer, also das sind schon mehrere Generationen, wo die Familie hier ist. Aber das war damals die einzigste Möglichkeit in Porto Alegre als Privatperson zu Malz, Hopfen und zu Hefe zu kommen. Oder auch, wenn man was an Brauutensilien, also an Equipamento gebraucht hat, also an Ausrüstung und so. Heute ist das einfacher, in der Zwischenzeit gibt es das fast an jeder Ecke oder im Internet, im Internet, Online-Shop und so. Aber damals war das echt schwierig, ja.
Markus: Ja, kann ich mir gut vorstellen. Und wie ist es mit den Rezepturen oder überhaupt den ganzen Brauverfahren? Es ist ja hier ein anderes Klima, es ist wärmer, es ist feuchter vielleicht, die Jahreszeiten sind anders, musste man da irgendwas anpassen oder konntest du mehr oder weniger mit deinen Rezepturen so …
Oliver: Nee, ich bin mit meinen Rezepten, ich habe das nur angepasst von meiner Hausbrauanlage dann auf die große Anlage, aber ansonsten ist alles wie es in Deutschland auch war. Ein bisschen, ja, also beim Weizenbier bin ich am Anfang mit den Bittereinheiten runter, bin aber jetzt wieder hoch, weil ich selbst nicht damit zufrieden war. Und das bleibt jetzt auch so, also nix mehr dieses mir einreden lassen, dass der Brasilianer keine Bittereinheiten mag, das ist sowieso auch …
Markus: Nee, das stimmt nicht.
Oliver: … eine Geschichte aus dem Reich der Erzählungen und so weiter. Das ist auch, die Brasilianer glauben ja fest daran, dass wir Deutschen Bier immer zu Zimmertemperatur trinken.
Markus: Uh! Okay.
Oliver: Also 90 Prozent der Gäste sagen, ah ja, ihr Deutschen, ihr trinkt doch das Bier so, also wenn es jetzt hier bei 30 Grad steht, dann halt bei 30 Grad. Nee, nicht ganz. Das trifft vielleicht im Winter zu, wenn es draußen …
Markus: Aber ich muss sagen, dieses Vorurteil ist mir auch in China begegnet.
Oliver: Okay.
Markus: Mir wurde da ein lauwarmes Tsingtao serviert, in der Erwartung, dass ich dann vor Begeisterung nur so vom Tisch springe. Ich habe dann mein bestes Schauspieltalent zum Besten gegeben, aber das ist natürlich schon alles ein bisschen anders. Ja, aber letzten Endes, du bist ja oder ihr ward ja dann auch nicht alleine. Wie kommt man denn zu Personal und wie bringt man die dazu, dann ein vernünftiges Schnitzel zu braten auch? Das ist ja richtig brasilianische Urkunst.
Oliver: Nein, also unsere Küche ist ja speziell, also mehr basierend auf deutscher Küche, ja. Und ich habe das halt meinen Mitarbeitern angelernt, Sauerkraut kochen, Schnitzel panieren und Kartoffelsalat machen. Also schwäbischen Kartoffelsalat machen, muss man dazu sagen, also keine Mayonnaise. Und das können die alles. Semmelknödel machen die perfekt.
Markus: Ihr habt sogar Weißwürste und Nürnberger Bratwürste, also.
Oliver: Wir haben sogar jeden Tag, allerdings erst abends, jeden Tag machen wir frische Laugenstangen.
Markus: Wow!
Oliver: Und die gibt es abends oder am Wochenende halt schon zu Mittag, also wir machen aber jeden Tag Laugenstangen. Am Anfang musste ich das alles selber machen. Da bin ich dann am Tag, war ich in der Brauerei, 17 Uhr aus der Brauerei raus, schnell in die Küche, den Hefeteig für die Laugenstangen machen, dann ins Bad, umziehen. Und dann, wenn der Teig dann gegangen war, mit den Laugenstangen weitermachen und dann das Restaurant irgendwann aufmachen. Aber das machen wir auch, jeden Tag frische Laugenstangen, das muss sein.
Markus: Also durchaus auch eine kulturelle Missionsarbeit so ein bisschen.
Oliver: Ja, ja, ja, genau.
Markus: Ja und wie sind deine weiteren Pläne so? Also ihr habt euch jetzt ja gesättelt, der Laden ist jetzt da, steht, der Biergarten kann vielleicht ausgebaut werden, was sind so für Ideen?
Oliver: Das wäre jetzt, ja gut, die Pandemie hat natürlich auch bei uns ein Loch die Kasse gerissen, also Geld habe ich grade keins, zum investieren großartig. Da müssen wir jetzt nochmal ein Jahr arbeiten wieder, dass die Kriegskasse wieder gefüllt ist.
Markus: Also hier war auch Lockdown sozusagen?
Oliver: Ja, ja, aber nur fünf Wochen. Nur fünf Wochen, 2020, so wie überall die berühmten fünf Wochen, März, April 2020, aber danach war ja trotzdem nicht viel los, es war ja nicht wie vorher. Keine Familienfeste, kein Weihnachten, 2020 keine Jahresabschlussfeten. Letztes Jahr nur bedingt, auch noch nicht so richtig. Deswegen hoffe ich jetzt, dass da eigentlich jetzt dieses Jahr. Also die Leute sehnen sich schon danach. Also man hat es gesehen, ich war ja letzte Woche in Blumenau beim Oktoberfes. Und Gäste heute, die zum Mittagessen da waren, waren auch zum Oktoberfest da, die hatten ihre Karten schon über das Internet gekauft und hatten den Eintritt. Schlagen, sie haben immer nur da noch Leute rein gelassen, so wie auf der anderen Seite wieder Leute gegangen sind. Über den ganzen Block hat sich wohl die Schlange an der Kasse gezogen und es kamen nicht alle rein.
Markus: Wahnsinn.
Oliver: Ja, war also abartig viel los in Blumenau, weil alle heiß drauf waren, wieder rauszugehen, wieder zu feiern und so weiter. Ich freue mich jetzt schon auf das Bierfestival im März.
Markus: Also vor dem Bierfest ist nach dem Bierfest oder anders rum, je nachdem wie man das sehen mag, sehr schön. Naja, dann sage ich vielen, vielen Dank für diesen kleinen Einblick in deine wunderbare Welt. Wünsche dir noch ganz viel Erfolg und Glück und alles, was man eben so braucht, damit es weiter voranwächst, dein Pflänzchen und sage nochmal vielen Dank, hier gewesen sein zu dürfen oder noch hier sein zu dürfen, weil das wirklich echt ein tolles paradiesisches Erlebnis ist, danke schön.
Oliver: Ja, ich hab zu danken, Markus. Wir haben uns kennengelernt in Blumenau beim Bierfestival, ich durfte schon zweimal bei euch in Bamberg sein, einmal auch bei einem deiner Events und so weiter und wir waren zusammen in Nürnberg beim Tucher damals. Und das war sehr interessant, hat mich auch damals sehr gefreut und freut mich immer, wenn jemand aus Deutschland da ist und deshalb, wir bleiben dran.
Markus: Machen wir, danke.
Oliver: Ich danke auch.
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