Schon als kleiner Junge orientierte sich Kilian Kittl in Richtung Brauerei, nicht zuletzt auf Anraten seiner Mutter. Nach zwei Stationen bei heimischen Brauereien im Chiemgau absolvierte er sein Studium in Weihenstephan. Kurz vor seinem Abschluss als „Großer Brauer“ konnte er dann noch ein Auslandssemester in den USA genießen und dabei natürlich in die Craftbier-Kultur eintauchen. Unbewusst trat er dann pünktlich zum ersten Corona-Lockdown seine neue Stelle als Chefkoordinator des European Beer Star an und managed seitdem einen der größten und ältesten Bierwettbewerbe der Welt. Im Podcast gibt uns Kilian einen exklusiven Einblick in seine neuen und alten Welten und plaudert auch ein bisschen aus dem berühmten Nähkästchen…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute reisen wir mal in bayrische Hauptstadt nach München zum Verband der privaten Brauereien und treffen dort jemanden, der für einen der größten Bierwettbewerbe der Welt zuständig ist und uns da auch ein bisschen was dazu erzählen kann, nämlich den Kilian Kittl. Und, ja, vielleicht stellst du dich mal ganz kurz unseren Hörern selber vor und dann steigen wir auch gleich ein.
Kilian: Ja, hallo Markus, vielen Dank für die Einleitung und auch für die Einladung zu deinem BierTalk. Mein Name ist Kilian Kittl, ich bin 34 Jahre alt, bin jetzt seit zwei Jahren beim Verband privater Brauereien als technischer Berater und auch als Projektleiter für die European Beer Start zuständig. Bin Master of Science Brauwesen, habe nach meinem Studium, war ich bei einem großen Anlagenbauer der Getränkeindustrie als Projektleiter tätig, hatte dann einen kurzen Abstecher noch in die Pharmaindustrie und, ja, hatte dann die Gelegenheit, wieder zurück zur Branche zu kommen, in dem ich zum Verband komme. Und, ja, es macht mir wahnsinnig viel Spaß, bin froh, dass ich hier sein darf. Und, ja, so schnell geht es, auf einmal ist man im BierTalk.
Markus: Ja und wir reden unter anderem auch gleich noch über den European Beer Star, eben einer der größten Bierwettbewerbe der Welt. Und vielleicht trotzdem gleich mal eine Frage, gibt es überhaupt noch ein Bier, was du jemals trinken wolltest, dass du noch nicht getrunken hast?
Kilian: Es gibt sogar sehr viele, die ich noch nicht getrunken habe und die ich trinken möchte. Ich sage mal, nur weil man den Wettbewerb veranstaltet, verkostet man ja nicht alle Biere, es ist eher im Gegenteil. Es bleiben zwar immer nach jeder Verkostung immer noch Biere übrig und, ja, natürlich kann man sich dann auch etwas aussuchen, aber diese Menge an Bieren schafft man sicherlich nicht. Und am Ende des Tages, muss man auch ganz ehrlich sagen, man ist dann auch froh, wenn die ganzen Biere dann mal weg sind vom Hof. Das heißt, wir sind froh, dass dann entweder die Schüler, die Helfer nochmal drüber gehen und die ganzen Biere einsammeln. Von dem her, es gibt noch sehr viel zu entdecken, ich meine, in meiner Funktion bin ich ja jetzt auch erst seit zwei Jahren, das heißt, da bin ich auch noch ein Newbie, da gibt es noch viel zu entdecken.
Markus: Ja, aber auf jeden Fall spannend und zumindest ein optionaler Zugriff, sagen wir mal.
Kilian: Eine Option, ja.
Markus: Ja, aber starten wir vielleicht trotzdem mal am Anfang. Was hat dich denn überhaupt zum Bier verschlagen, also war das schon so ein Berufstraum oder war das ein Zufall, wie lief das bei dir?
Kilian: Also wenn man in Oberbayern aufwächst, einfach auf dem Land, im Dorf, dann hat man vielleicht immer eine gewisse Affinität zu Bier. Wir haben halt Feuerwehrfest und so weiter, das heißt, man kommt ja relativ früh schon damit in Berührung. Aber der erste eigentliche Berufswunsch ist dann entstanden nach einem Praktikum, das ich bei der Brauerei Wochinger machen durfte. Das war so ein Schnupperpraktikum in der neunten oder zehnten Klasse. Und wie es halt so ist, man wusste nicht so Recht, ja, was will ich machen und man hat dahin überlegt, dahin überlegt. Dann hat meine Mutter irgendwann mal gesagt: „Mach doch in der Brauerei ein Praktikum.“ Das hat sich für mich gut angehört und mir hat das wahnsinnig viel Spaß gemacht und dann ist eigentlich auch recht schnell die Idee entstanden, dass ich nach dem Abitur auch eine Ausbildung machen möchte und dann hat sich das so entwickelt.
Markus: Ja und wo bist da hingegangen, nochmal zu der Brauerei, wo du schon warst?
Kilian: Nein, also die Ausbildung, die war dann bei der Schloßbrauerei Stein, Stein an der Traun. Da war ich dann für zwei Jahre nochmal, dann war ich noch kurz Zivildienst, einer der letzten Jahrgänge, die den noch genießen durften, um dann nach Weihenstephan zu gehen, genau.
Markus: Ja, Zivildienst durfte ich auch noch genießen, da habe ich auch noch viele, viele Erinnerungen dran.
Kilian: Ja, aber immer Gute.
Markus: Ja, ja, immer nur Gute, klar, also es ist heute noch, also man profitiert auch immer davon. Ich muss sagen, also ich habe zum Beispiel einer meiner Mitarbeiter und Freunde, der ist behindert und sitzt im Rollstuhl. Und den habe ich damals betreut als Kind in der Schule, so als Schulbetreuung als Zivi und da hat sich dann tatsächlich was entwickelt, was bis jetzt getragen hat. Das finde ich zum Beispiel sehr, sehr schön. Aber auch so persönliche Eigenschaften, das mich nichts umhaut, wenn irgendjemand über Dinge erzählt, wo es anderen Leuten schlecht wird, da hatten wir alles wirklich einmal durch. naja, egal. Wo warst du da eingesetzt, in welcher Ecke?
Kilian: In Traunstein bei den Maltesern im Fahrdienst im Endeffekt, ja, Behindertenfahrdienst.
Markus: Ah ja. Genau, Malteser war ich auch, aber da gab es dann eben neben dem Fahrdienst noch den sozialen Hilfsdienst und da war ich dann. Und das war dann eben Behindertenbetreuung, Altenbetreuung, Pflege und sowas, also schon auch eine krasse Geschichte. Naja, zurück vielleicht zur Brauerei, ich erinnere mich, hatten die nicht was mit einem Raubritter zu tun, die Brauerei vom Stein?
Kilian: Ja, in Stein, da ist der Heinz von Stein, der Wilde. Das ist ein Raubritter, der auch die Damen vergewaltigt hat und seine Opfer den Brunnen runter geschmissen hat und ach, was es da alles für Schauergeschichten gibt. Und da hat die Brauerei auch ein ganz nettes Marketing drum rum aufgebaut. Und ich bin ja auch noch bis heute in Kontakt mit der Brauerei, jetzt gehen sie das Thema Brauereiführung zusammen mit Burgführung an, päppeln das etwas auf, auch marketingtechnisch. Also da passiert grad auch noch einiges in der Brauerei, um das noch weiter auszubauen.
Markus: Und ist da auch eine sehr schöne Ecke. Also da rund um den Chiemsee habe ich früher als Kind viel Urlaub mit meinen Eltern gemacht und unter anderen Traunreut war da schon immer auch ein Ausflugsziel, wo man gerne hingelaufen oder hingefahren ist, also sehr, sehr schön.
Kilian: Ja, da lässt es sich sicherlich aushalten, in der Ecke. Und es gibt ja da auch rund herum gute Brauereien, gutes Bier und auch gute Anlagenbauer.
Markus: Das stimmt, ja, also nicht zuletzt genau direkt am Chiemsee, da kann man natürlich tolle Sachen kennenlernen.
Kilian: Genau.
Markus: Ja, dann hast du da deine Ausbildung fertiggemacht und dann?
Kilian: Genau, dann ist es nach Weihenstephan gegangen, wo ich fünf Jahre war und den großen Brauer machen konnte. Ja, durfte dann auch während meiner Studienzeit ein halbes Jahr ein Auslandspraktikum machen. Da war ich bei Krones Inc. in Wisconsin, bei Milwaukee ist das, wo ich auch bis heute noch tolle Kontakte habe. Das ist so das erste Mal, wo man dann so, ja, in die Berührung mit dem Craft-Beer gekommen ist, was ist ein IPA und so weiter. Auf einmal hat man da Hopfenbomben vor sich, das hat man vorher nicht so gekannt, das ist erst danach etwas gekommen. Ja und da ich dann schon irgendwo diesen Kontakt hatte zu Krones, bin ich dann, nachdem ich zurückgekommen bin nach Deutschland, konnte ich dann als Werksstudent im Vertrieb bei Steinecker arbeiten und dann auch noch weiterzumachen dann später als Trainee und als Projektleiter. Also das hat sich dann irgendwo durch dieses Auslandspraktikum so ein bisschen ergeben und war dann da auch insgesamt sechs Jahres bei Krones, genau, bevor es mich dann nach Wolfratshausen gezogen hat, eigentlich nach Penzberg, weil meine Frau dort lebt. Und arbeitet und als Projektleiter hat man ja doch relativ einen hohen Reiseanteil und dann hatten wir auch eine Fernbeziehung. Das heißt, wenn man schon beruflich viel unterwegs ist und dann, wenn man zurück ist, dann auch nicht noch bei seinem Partner ist, war das ein bisschen schwierig. Und dann war irgendwann die Entscheidung, okay, ich komme jetzt nach Penzberg. Und ich konnte dann in Wolfratshausen eine Stelle antreten bei Haupt Pharma in Wolfratshausen auch als Projektleiter und, genau und ein Jahr später hat sich aber die Gelegenheit wieder ergeben, in die Braubranche zu gehen. Ist doch eher das, wo das Herz schlägt und mit dem man sich identifizieren kann, was man gelernt hat, und für diese Chance bin ich auch sehr dankbar.
Markus: Ja, ist ja dann auch eher die Heimat, das kann ich mir vorstellen. Und das heißt ja auch BierTalk, weil man währenddessen mal das ein oder andere Bier verkostet. Und da wäre jetzt die Frage, was hast du dir denn vorbereitet und passt vielleicht eins der Biere zu den Dingen, über die wir grade gesprochen haben?
Kilian: Ich dachte, du fragst nie. Selbstverständlich habe ich was vorbereitet. Ich habe vom Wochinger was da, den Wochinger Urtrunk. Ich war am Samstag jetzt grade in der Heimat in Traunstein, mein Vater hat ein kleines Sommerfest geschmissen und da sind wir zum Wochinger und haben Bier abgeholt. Und da habe ich den Theo Wochinger, den Inhaber getroffen, dann haben wir geratscht und dann habe ich gesagt: „Ich bin am Montag bei Markus Raupach im BierTalk, gib mir mal ein Fläschchen mit von deinem Urtrunk und dann rede drüber.“ Und dann hat er gesagt: „Ja, das machen wir“ und das habe ich jetzt vor mir. Es ist ein naturtrübes Kellerbier, wird jetzt in der 14. Generation, die 15. Generation beim Wochinger steht vor der Tür, gebraut. Das Bier gibt es nur in der Brauerei beziehungsweise im Laden in der Brauerei, also das wird nicht an die Getränkemärkte ausgeliefert. Ist ein sehr bodenständiges Bier, ist für die warme Jahreszeit hier, vor allem heute bei den Temperaturen, wunderbar erfrischend und da freue ich mich jetzt drauf.
Markus: ja, da sind wir mal gespannt und hören schon mal zu, wie es aufgeht, sehr schön. Und da bin ich mal gespannt, wie du das beschreibst, ja, Kellerbier.
Kilian: So! Ich schenke es übrigens grade in die neuen European-Beer-Star-Gläser ein.
Markus: Oha! Kriege ich die dann auch?
Kilian: Die wirst du dann auch bekommen in zwei Wochen.
Markus: Sensationell, da freue ich mich schon drauf.
Kilian: Ich kann mich gar nicht zurückhalten, hier gleich einen Schluck zu nehmen. Eine schöne malzige Süße in der Nase, der Hopfen ist etwas im Hintergrund, aber deutlich erkennbar. Das ist einfach ein gutes Bier, ein ganz ein gutes bodenständiges Bier, von dem man auch gerne mal ein zweites oder drittes Glas trinkt. Wer schon mal beim Wochinger Bräu in Traunstein im Biergarten war, der weiß, wovon ich spreche, das ist ein Platz zum bleiben und genauso schmeckt es auch.
Markus: Ja, es gibt überhaupt relativ viele Brauereien, die gar nicht so bekannt sind da in der Ecke, also Wochinger unter anderem auch, aber der Schnitzlbaumer zum Beispiel auch, ne.
Kilian: Der Schnitzlbaumer ist in Traunstein auch, gut, dann gibt es natürlich noch ein Hofbräuhaus Traunstein, etwas größer. Das ist ja in der Gegend grad auch so ein bisschen ein Kultbier. Ja, aber generell im Chiemgau Schönramer, Wieninger, Steiner und das Camba Bavaria ums Eck,. Also die Qualität der Brauereien in dem Eck ist wirklich hervorragend, das muss man schon sagen.
Markus: Ja, also kann man allen nur empfehlen, unbedingt mal einen Urlaub am Chiemsee machen. Und aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich das Ostufer auch mehr empfehlen als das Westufer, aber das mag jeder selber sehen.
Kilian: Ja, ja, ja, es gibt am Westufer auch schöne Ecken.
Markus: Oder auf der Insel, man kann ja auch auf Frauen im Chiemsee zum Beispiel, da gibt es auch eine Brauerei.
Kilian: Ganz genau, ganz genau. Habe ich vorher grade einen Artikel gesehen, die Mannschaft vom TSV 1860 München war da jetzt letztes Wochenende zu Gast.
Markus: Im Frauenkloster?
Kilian: In der Brauerei, ja, ja. Der Daniel Hagen ist ein großer 60er.
Markus: Okay, na, sehr cool. Ja, beim Wochinger, erinnere ich mich dran, der hat doch noch ein richtig altes Kupfersudhaus, oder auch mit Läutergrant noch benutzt, glaube ich, wenn ich das richtig in Erinnerung habe?
Kilian: Genau, ganz richtig, Kupfersudhaus, Läutergrant. Ich glaube, das letzte Mal vor einem halben oder vor einem Dreivierteljahr war ich da in meiner Tätigkeit zu Besuch und damals hat man mir schon gesagt: „Ja, seid deinem Praktikum hat sich da nicht viel geändert.“ Also alles noch funktionstüchtig. Der Lagerkeller unter der Erde ist schon, klar, natürlich was zu machen, das ist immer eine große Herausforderung, technischer Art, ja, da was umzubauen. Aber die Brauerei ist in einem super Zustand und das schmeckt man dann auch an der Bierqualität.
Markus: Ja, bin ich jetzt richtig neidisch, also so ein schönes Kellerbier hätte ich jetzt eigentlich auch gerne. Ich habe neulich erst wieder eins in der Hand gehabt von einer anderen südbayrischen Brauerei, ich glaube, Südbayern, wo dann das Kellerbier ein obergäriges Bier war. Das habe ich nicht so ganz verstanden, aber es scheint mehrere zu geben, die das machen. Hast du da auch schon was zu gehört?
Kilian: Also ehrlich gesagt nicht, das ist mir jetzt auch neu. Also ich kann es jetzt auch nur sagen, zum Beispiel der Steiner, das Kellerbier ist ein untergäriges. Ich weiß, das Hofbräuhaus Traunstein hat ein Kellerbier, das untergärig ist. Also wäre mir jetzt neu, ja.
Markus: Ja, es widerspricht sich eigentlich, obergärig, Kellerbier, weil, eigentlich ist ja Kellerbier der Inbegriff des untergärigen Bieres. Aber ich glaube, zum Beispiel sogar Riegele macht ein obergäriges Kellerbier und glaube auch eben, noch weiter südlich gibt es auch die ein oder andere, aber, egal also.
Kilian: Kann natürlich auch sein, wenn man noch ein anderes Getreide mit reinnimmt ins Bier, dass man das deswegen obergärig machen muss, ja, wegen dem Reinheitsgebot.
Markus: Das kann natürlich sein, ja.
Kilian: Das weiß ich jetzt nicht.
Markus: Ich mache mir jetzt trotzdem auch mal schnell ein Bierchen auf.
Kilian: Unbedingt.
Markus: Ja, genau. Und zwar, ich habe Post bekommen neulich und da habe ich mir gedacht, das hebe ich mir für einen BierTalk auf. Und das passt jetzt in ganz vielerlei Hinsicht, weil es eine schöne kleine Flasche ist, die richtig gelb leuchtet und strahlt und draufsteht Fruity Tornado. Und es handelt sich also um ein Bier aus der Maisel & Friends Manufaktur. Und dort ist es so, dass die Azubis sich ein Bier wünschen durften und die haben dann so ein extrem fruchtiges Pale Ale wohl gemacht, also probiert habe ich es noch nicht. Und da gibt es nur eine ganz limitierte Auflage und da habe ich mir gedacht, dann nehme ich das jetzt mal und mache das mal auf, Moment. So, schauen wir mal.
Kilian: Ja, das hört sich schon fein an.
Markus: Ja. Also es strahlt auch, wie vom Etikett, es ist natürlich leicht trüb, aber trotzdem schöne goldene Farbe, leuchtet so richtig. Und wir haben ja jetzt auch hier in Bamberg die 30 Grad schon überschritten, also auch, wenn der BierTalk etwas später gesendet wird, aber es erinnern sich bestimmt alle Hörer da noch an diese Woche, wo es losging mit dieser extremen Hitze in 2022, das ist jetzt heute, grade geht es los. Oben drüber ist da ein richtig schöner cremiger weißer fester Schaum, der auch wirklich sehr, sehr stabil ist. Und die Nase ist schon voll von Ananas und Litschi und Mango und Wahnsinn. Also richtig, tatsächlich, Fruity Tornado ist völlig richtig, da ist jede Menge Frucht und jede Menge Tropenfrucht auch drin. Da steht drauf, es zeigt, was Weißbier kann, es hebt dich wie ein fruchtig frischer Hopfensturm in den Bierhimmel. Na gut, das hätte ich ja nicht schöner sagen können.
Kilian: Ja, das ist sehr blumig beschrieben, wunderbar.
Markus: Genau.
Kilian: Ja, aber das ist ja auch wichtig, das man Bier mal beschreibt in seiner ganzen Schöne wie es auch ist, ja.
Markus: Ja. Ja und so knackig auch, also drei Worte und es sagt schon alles, also der Hopfensturm im Bierhimmel, als Spruch hier. Ja, ist auch, also im Mund dann natürlich noch das klassische Weizen dazu, ein bisschen bananig und da drüber liegt dann diese ganze Tropenfruchtpalette, Mango, Ananas, Papaya auch so ein bisschen, ein bisschen Guave, also sehr, sehr facettenreich, sehr, sehr spannend. Schön, also freut mich. Und freut mich auch, das hier zum Beispiel Azubis auch eine Chance bekommen, sich mal auszutoben und sogar ein kommerzielles Bier draus zu machen, schön. Also dann nochmal Prost, jetzt wo wir beide ein Bier haben, auf diesen schönen BierTalk.
Kilian: Ja, Prost, Markus.
Markus: Jetzt hast du ja gesagt, du warst dann in Wisconsin und hast da ja so ein bisschen dann diese Craft-Beer-Kultur kennengelernt. Wie ging es dir denn da so, also kamst du dann wirklich so eher als mehr oder weniger reiner Bayern-Bierkenner dahin oder hattest du vorher schon ein bisschen geschnuppert? Und warst du da noch in der Branche, also mit Brauern gesprochen dort, wie lief das so?
Kilian: Ja, also ich war natürlich sehr geprägt von meiner bayrischen Ausbildung, sage ich mal, aber auch in Deutschland bin ich natürlich schon in Berührung gekommen mit Craft Beer. Aber ich hatte natürlich in den USA sehr viel Gelegenheit sehr viel auszuprobieren. Und ich hatte das Glück, dass ich in Milwaukee einige Leute kennengelernt habe, die sehr verbunden mit der Lakefront Brewery waren dort. Und der Tommy Gissy, ein Freund von mir, arbeitet bis heute dort und von dem her bin ich eigentlich jeden Freitag zum Friday Fish & Chips gegangen und, ja, mit private Brewery-Tours und so weiter, also ich war da schon gut drin auch, in der Brauerei dann. Und wer die Lakefront Brewery kennt, ist ja auch einer der Craft-Beer-Pioniere eigentlich mit in den USA und die hatten eine sehr große Auswahl und von dem her konnte ich mir ein sehr gutes Bild machen, von dem USA Craft-Beer-Markt dort. Auch in meiner Funktion bei Krones Inc. im Vertrieb bin ich natürlich auch in Berührung mit Brauereien gekommen und hatte dann auch Einsichten in den Markt vor Ort, also das war durchaus spannend. Ich war schon doch in dem Moment schon mitten drin, ja, kann man so sagen.
Markus: Ja, also das klingt auf jeden Fall super spannend. Und ich glaube eben auch, wenn man von der Brauerseite und dann gleich bei so einer Brauerei da einsteigt, dann kommt man auch vielleicht sogar richtig da rein, weil die ja doch durchaus nicht nur extreme verrückte Biere machen, sondern schon auch drauf achten, dass man das gut trinken kann.
Kilian: Ja und dann hatte ich natürlich auch das Glück, der Standort von Krones Inc., das war in Franklin, das sind ungefähr zehn, 15 Meilen vom Citycenter von Milwaukee entfernt und Milwaukee ist ja doch die Bierstadt in den USA mit den großen alte Brauereien, Miller auch, Pabst Blue Ribbon und so weiter und was da nicht alles früher war. Da merkt man schon auch eine gewisse Bierkultur und eine Bierverrücktheit sogar in diesem Staat Wisconsin und in der Stadt Milwaukee und, ja, von dem her war die Qualität da natürlich auch dementsprechend gut. Ich denke jetzt auch noch an New Glarus Brewery, an Spotted Cow zum Beispiel, das war ja da Volksbier Nummer eins. Also hervorragende Biere, hervorragend, kann ich nur, wer die Gelegenheit hat, mal in diesen Winkel der USA zu gehen, der sollte sich unbedingt ein bisschen Zeit nehmen und dort verweilen, ja.
Markus: Ja, das war mir noch nicht vergönnt, werde ich aber natürlich baldmöglichst nachholen, sobald es klappt. Ich habe aber gehört, das grade diese frühe amerikanischen Lagerbierbrauereien, die ja oft von deutschen Einwanderern gegründet worden sind, auch sehr nach dem Vorbild gebaut sind, also das es da richtige Lagerkeller zum Beispiel gibt und so. Konntest du da auch mal sowas besichtigen, gibt es das noch?
Kilian: Ist nicht ganz so einfach, weil die Braustätten, die es teilweise noch gibt, sind dann doch in Konzernhand mittlerweile, aber in ein, zwei Brauereien konnte ich schon mal reinschauen. Ja, da gibt es auch noch Kupfersudhäuser. Ich war zum Beispiel auch in New Glarus dann, New Glarus, das war eine relativ neue Steinecker Brauerei sogar, also das war eher modern. Aber die alten Brauereien, die eingesessenen, ich sage mal, wenn man Ähnlichkeiten erkennen möchte, erkennt man sie wahrscheinlich, aber ich würde jetzt auch nicht behaupten, dass da jetzt der Einfluss der Einwanderer irgendwie groß zu sehen war. Also zumindest nicht für mich, vielleicht müsste ich da auch nochmal genauer hinschauen.
Markus: Ja und vielleicht ist es einfach durch die Zeit jetzt auch nicht mehr so, es waren ja dann doch auch die krassen Jahre der Prohibition dazwischen und dann hat sich da sicherlich vieles verändert. Ich kann es eben nur so bei meiner Recherche auch zu den Bierstilen, wenn man dann mal guckt, wie sich das so entwickelt hat. Dann gibt es auch mal wieder Fotos, die man dann sieht, so alte Aufnahmen und das schaut dann oft ziemlich verwandt aus. Also hat mich zum Beispiel auch erinnert, ich war neulich in Köln bei der Sünner Brauerei und das wusste ich vorher auch nicht, das ist die älteste Brauerei in Köln, die noch aktiv braut, und die ist komplett nach bayrischem Vorbild gebaut worden. Also die könnte so wie sie ist, könnte die auch in München stehen, also mit Biergarten mit Lagerkellern, mit allem, was man sich so vorstellt. Also fand ich total faszinierend, sowas dann woanders zu sehen. Und vielleicht ist das dann damals in Amerika auch ein bisschen so gewesen, wer weiß.
Kilian: Ja, ja, das Thema Biergarten ist natürlich in Amerika schwierig, sowas findet man ja nicht wirklich, das Leben findet mehr im Gebäude statt, was etwas schade ist. Aber es war eine Rarität, dass man sich irgendwo gemütlich draußen hinsetzen hätte können in Milwaukee, das muss man leider schon sagen, ja.
Markus: Das liegt wahrscheinlich noch an den Gesetzen oder, darf man draußen überhaupt Alkohol trinken?
Kilian: Ja, unter gewissen Umständen, die ich jetzt aber auch natürlich nicht weiß, aber es gab schon die ein oder andere Location, wo man draußen auch Alkohol trinken konnte, aber es war sehr begrenzt, ja.
Markus: Vor der Prohibition war das ja völlig üblich, also da gab es ja richtige deutsche Bierkultur mit eben deutschen Biergärten, Vereinen, Festen und Zeitungen und Chören und Orchestern, also alles, was man sich so vorstellen kann, war da wirklich in Amerika auch aktiv, also sehr spannend. Und hat sich dann natürlich vor allem dann auch mit dem Ersten Weltkrieg, als die Deutschen dann mehr oder weniger zu den Feinden wurden, hat sich das dann massiv geändert, zusammen mit der aufkommenden Prohibition, wo dann wirklich man eben nach und nach auch diese Bierkultur, die hatte ja dann eben auch die negativen Seiten des Bierkonsums, also den Rausch sozusagen und auch Glücksspiel und Prostitution und so weiter. Und das ist dann alles so in diesem Mischmasch untergangen leider Gottes oder je nachdem, aber ist ja auch egal, also heute ein bisschen anders, aber nichtsdestotrotz spannend und die USA wirklich ein ganz tolles Bierland. Und schön, dass du da so viel Zeit verbringen konntest. Hast du denn da auch Biere verkosten können, so professioneller Art und Weise schon, in Wettbewerben oder so, als du dort warst?
Kilian: Nein, das war damals nicht bei mir irgendwo auf dem Schirm, muss ich ganz ehrlich sagen. Da wusste ich auch noch gar nicht, dass es so professionelle Bierwettbewerbe gibt, wenn ich ganz ehrlich bin oder habe mich zumindest nicht mit der Thematik beschäftigt.
Markus: Wann hat sich das bei dir so dann angekündigt am Horizont?
Kilian: Ja, tatsächlich eigentlich wie ich zum Verband gekommen bin, ja. Also natürlich kannte ich dann schon irgendwann einmal die Bierwettbewerbe, dann auch den European Beer Star und World Beer Cup und die großen Bierwettbewerbe, aber dann so richtig beschäftigt mit der Materie habe ich mich dann aber wirklich erst, als ich hier angefangen habe.
Markus: Und war das von Anfang klar, das mit diesem neuen Job das auch verbunden wäre oder war das dann sowas, was sich entwickelt hat?
Kilian: Nein, nein, das war schon tatsächlich auch damals in der Stellenausschreibung, die Leitung vom European Beer Star war da das zentrale Thema, nicht nur, aber ein zentrales Thema. Also das war schon klar, ja, doch.
Markus: Ah ja. Okay und bevor wir da ganz tief einsteigen, noch die Frage, das war ja dann, also zumindest der Antritt war ja dann kurz nach dem ersten Lockdown oder während des ersten Lockdowns. War dann, also dass die Stelle ausgeschrieben war, war da schon Corona da oder hast du dich vorher beworben und wurdest angenommen und dann auf einmal war dann dieser Lockdown?
Kilian: Ja, das war, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Also im Januar 2020 war das Bewerbungsgespräch und im April war dann der erste Lockdown, glaube ich, März, April. Das heißt im Endeffekt, das waren andere Vorzeichen. Ursprünglich hätte ich auch schon im April dann anfangen sollen und hatte schon auch mit meinem alten Arbeitgeber alles geklärt und dann war aber auf einmal Corona und Lockdown und jeder Zuhause und so schwierig. Dann hat es geheißen, fang doch lieber erst im Mai an, weil, es ist grad so schwierig alles, also der Start war dann holprig. Aber, ja, auch unter den Vorzeichen natürlich, das man gesagt, okay, jetzt müssen wir auch vieles anders machen als die Jahre zuvor. Und das ist natürlich einerseits herausfordernd, weil, man kann sich auf relativ wenig berufen, was halt immer schon irgendwo gelaufen ist. Andererseits ist es auch gut, wenn man seine neuen Ideen auch problemloser einbringen kann, ohne dass man auf oder das man auf weniger Widerstand stößt. Also von dem her, ja, selten ein Schaden wo nicht auch ein Nutzen ist.
Markus: Ja, das stimmt. Ich meine, der Beer Star ist ja immerhin auch der zweitälteste Bierwettbewerb, zumindest von den großen auf der Welt und das ist dann irgendwie schon auch so ein Tanker, den man gar nicht so einfach mal eben in eine andere Richtung lenken kann.
Kilian: Ja, sicherlich. Vor allem dann natürlich auch der Stefan Stang immer noch beim Verband ist als Hauptgeschäftsführer, der ja auch mit einer der Gründungsväter war vom European Beer Star und den Beer Star lange Zeit als Verkostungsleiter gemanagt hat. Das ist natürlich irgendwo sein Kind, ja und das man sein Kind dann natürlich auch nicht von heute auf morgen irgendwie komplett umkrempelt und so weiter, also normalerweise wäre, schätze ich, da schon auch mehr Gegenwehr gewesen, aber durch Corona musste man vieles anders machen und das war dann eben auch einfacher möglich, ja.
Markus: Gibt es da Beispiele, wo du sagst, da hast du wirklich gleich was verändert oder geändert oder umgestellt?
Kilian: Naja, eine Sache war natürlich, wir hatten ja trotz Corona über 2.000 Biere, allerdings wegen den Reisebeschränkungen und wegen den Corona-Hygienerichtlinien, nur 68 Verkoster. Also zum Vergleich, jetzt heuer zum Beispiel, heuer haben wir etwas mehr Bier, 2.168 und wir werden ungefähr 130 Verkoster haben. Aber dass das funktioniert, konnte sich damals irgendwie so keiner vorstellen. Das heißt, ich habe ein bisschen was am Verkostungsablauf verändert, an der Anzahl der Runden, an der Anzahl an Teams und so weiter. Auch praktisch, normalerweise, ja, gibt es halt so, wie soll ich sagen, pro angemeldeten Bier, da gibt es dann so Grenzwerte, ab dem es mehr Runden gibt. Diese Grenzwerte habe ich so ein bisschen angepasst, weil ich gesagt habe: „Ja, es muss, es geht ja nicht anders.“ Und wenn was muss, dann, wie gesagt, es war, ich würde es nicht mehr so machen wollen, wo wie wir es damals gemacht haben, aber es war halt so damals und dann hat es dann auch funktioniert am Ende des Tages. Es gibt so kleine Sachen, wo man sich einfach nicht vorstellen konnte, dass es funktioniert. Aber wenn es funktionieren muss, dann läuft es auch irgendwie.
Markus: Ja, überhaupt, ich glaube, viele Leute haben da gar nicht so richtig die Vorstellung, was das eigentlich bedeutet. Also viele sagen ja: „Na, okay, Wettbewerb, da treffen sich halt Leute und dann trinken die Bier und dann kriegt irgendein Bier eine Medaille und dann ist es fertig.“ Aber eigentlich ist ja der wirkliche Aufwand davor, also weil man ja diese ganzen Biere erst mal akquirieren muss, dann werden die ha irgendwie geliefert, da muss man schauen, dass die auch wirklich sind. Dann müssen die irgendwo eingelagert und gekühlt werden, dann müssen die anonymisiert werden und eingeschenkt werden und so weiter, das ist ja ein riesen Ding. Wie bist du denn da so reingekommen, hast du da jemanden gehabt, der dir ein bisschen geholfen hat oder hast du dir tatsächlich alles selber erarbeiten müssen?
Kilian: Ja, gut, dadurch, dass der Wettbewerb ja auch schon seit einigen Jahren existiert, gibt es natürlich hier auch gewisses Material, auf das man sich schon berufen kann, ja, wo man sich schon mal ein bisschen Gedanken macht oder sich ein bisschen einarbeiten kann in die Materie. Auch mein Vorgänger, der hat auch eine relativ gute, auch so eine Art Checkliste dagelassen, wo man sich auch mal ein bisschen ran hangeln konnte. Aber natürlich die größte Unterstützung, wie gesagt, der Stefan Stang ist ja auch noch beim Verband, der das jahrelang selber gemacht hat und der war natürlich immer mit Rat und Tat, vor allem dann im Corona-Jahr, da hat er natürlich am Anfang auch viel mitgearbeitet. Und als er dann gemerkt hat, ja, das Ding läuft, das kommt ins Rollen, das passt, dann ist er aber auch wieder etwas zurückgegangen. Aber es war natürlich schon immer gut zu wissen, dass da wer da hinter einem ist, der das schon jahrelang gemacht hat und der dann auch die Leute schon jahrelang kennt und so weiter. Also das ist schon eine große Hilfe, muss man sagen. #00:29:10-4#
Markus: Ja, auf jeden Fall. Jetzt hast du ja gesagt, in zwei Wochen ist es soweit, dafür bist du jetzt eigentlich relativ entspannt oder sagst du, es ist jetzt alles abgeschlossen, alles fertig und du wartest nur noch auf den Tag X?
Kilian: Naja, also der größte Stress der ist momentan direkt bei Clemens vor Ort, weil die ganzen Biere jetzt aktuell ankommen, es ist ja die letzte Woche der Anlieferung, also bis Freitag nehmen wir noch Biere an. Und wie es eigentlich bei jedem Wettbewerb der Welt ist, kommen die Biere genau am letzten Tag alle. Das heißt, in dieser Woche wird es noch rundgehen. Da werde ich dann die Woche auch etwas, ich schätze mal, gegen Mitte, Ende der Woche wird es auch bei mir da ein bisschen hektischer werden, aber im Großen und Ganzen, glaube ich, ist bald alles vorbereitet. Jetzt vorher grade hatte ich noch ein Telefonat wegen der Lieferung aus den USA. Also es kommt immer eine Sammellieferung, die die Brewers Association organisiert, mit denen wir zusammenarbeiten. Das ist dann eine Lieferung mit 250 Bieren ungefähr und, ja, das ist dann sowas, wo man sich ein bisschen dahinterklemmt, dass das auch mit der Verzollung und so weiter funktioniert. Aber soweit ist eigentlich alles eingetütet, es ist jetzt dann tatsächlich Manpower und Muskel-Power gefragt, um die Biere um zu etikettieren, wie du schon gesagt hast und die Biere auch richtig einzuordnen. Die Schreibtischarbeit, sage ich jetzt mal, ist aber soweit erledigt und jetzt geht es dann ans Physische.
Markus: Ja, also in Richtung Verkostung sozusagen, also durchaus spannend, aber es ist eben tatsächlich nicht so leicht, dass alles so im Vorfeld zu koordinieren. Also das eine ist der Zoll, dass, muss ich sagen, ist ja generell überhaupt ein Problem. Ich habe ja viele Online-Testings gemacht in der ganzen Welt und da dann eben ein Bier von hier aus irgendwohin zu verschicken, das geht bis ins Unmögliche, finde ich auch ganz schön krass. Aber auf der anderen Seite haben jetzt ja auch Sommer, also normalerweise ist der Beer Star ja immer eher im späteren Winter, jetzt ist Sommer, das heißt, es ist auch relativ warm. Wie geht ihr denn da damit um, dass die Bierproben möglichst da gut durchkommen, durch so heiße Tage?
Kilian: Ja, das ist leider so, dass wir natürlich am Zoll relativ wenig Einfluss drauf haben, wie die Biere geliefert werden. Also das haben, glaube ich, auch einige internationale Brauereien durchaus einen kleinen Nachteil. Das ist allerdings bei jedem Wettbewerb so, international. Das ist auch beim World Beer Cup so, wenn ich Biere in die USA schicke, die Biere im Zoll werden sicherlich nicht gelagert. Und wenn die Zollformalitäten, wenn das einfach lange dauert, weil Informationen fehlen oder, oder, oder, dann werden die da schon wahrscheinlich warm gelagert. Aber alles was zu uns auf den Hof kommt, das wird eigentlich sofort angenommen und auch sofort in Kühlzellen gelagert. Wir haben vier Kühlzellen, also mobile Kühlzellen, die angeliefert wurden, stehen da bereit und die Biere werden da bei neun Grad bis zur Verkostung gelagert, also sobald sie bei uns auf dem Hof wirklich sind. Das ist ja das ja im Endeffekt, was wir beeinflussen können, werden sie sofort in die Kühlung gestellt.
Markus: Und das sind, du hast gesagt, es sind ungefähr 2.130 oder so dieses Mal oder bisher zumindest, ne?
Kilian: 2.168, genau, die Anmeldung ist ja auch seit zwei Wochen, glaube ich, vorbei, genau und das ist jetzt auch die finale Zahl, genau.
Markus: Und wie viele Flaschen pro Bier kommen da?
Kilian: Wir haben jetzt so eine Sample-Größe von ungefähr fünf Liter pro Bier, pro eingereichten Bier, je nachdem in welchem Gebinde sie dann kommen, sind das halt zehn oder 15 Falschen oder 18 Flaschen, in die Richtung. Das setzt sich dann zusammen, also rein theoretisch bräuchte ich von Bieren, in denen es weniger Runden gibt, auch weniger Probematerial, ja. Was eine große Kategorie ist, ist immer das Helle, ja, German Style Helles, da reizt man diese fünf Liter schon gut aus. Je mehr Runden es gibt, desto mehr oder, wenn ein Bier halt ins Finale kommt und fünf Runden durchlaufen hat, da braucht man mehr an Probe. Aber man muss auch ganz ehrlich sagen, man muss es auch für die Brauereien so einfach wie möglich halten. Wenn ich jetzt erklären würde, ja, vom Hellen, da brauchen wir jetzt fünf Liter und vom Weißbier brauchen wir bloß vier Liter und so weiter, da kennt sich irgendwann keiner mehr aus.
Markus: Nee, mir ging es jetzt eher drum, den Leuten einfach mal die Dimensionen klarzumachen. Weil, das bedeutet ja, wir reden dann ja über 30.000 Bierflaschen und das heißt ja, wenn wir das in Kästen umrechnen, dann reden wir von 1.500 Bierkästen. Also das kriegt jetzt niemand mal eben so Zuhause in seinen Keller. Also das finde ich einfach schon Wahnsinn, also einerseits das alles zu haben, zu lagern, zu strukturieren, sodass man das dann nachher auch noch findet. Also wie gesagt, 30.000 Flaschen, wenn man da eine versucht zu finden, das ist schwierig. Also insofern, das ist echt Arbeit, ja.
Kilian: Ja, das Wichtigste ist im Endeffekt, nachdem die Anmeldung vorbei ist, dass der Verkostungsplan steht. Diesen Verkostungsplan, deswegen müssen wir auch immer relativ klare Kante zeigen, wenn eine Brauerei noch ein oder zwei Tage nach Anmeldeschluss kommt, ah, ich habe es vergessen oder so weiter, ich würde die da wahnsinnig gern noch teilnehmen lassen, aber ich muss eine klare Kante zeigen und leider nein sagen, weil dieser Verkostungsplan fertig sein muss. Genau aus diesem Grund, weil, die Biere kommen schon an, dementsprechend werden die Biere eingelagert. Und wenn ich jetzt da noch irgendwas reinschiebe, das geht vielleicht bei einem Bier, aber wenn ich das bei mehreren machen würde, da kommt ein riesen Chaos dabei raus. Und deswegen, ja, musste ich da auch heuer, musste ich die letzten Jahre ja auch schon, leider auch immer wieder Brauereien enttäuschen.
Markus: Ja und dann ist es ja auch nicht so, dass Flasche gleich Falsche ist, gibt es ja verschiedene Flaschengrößen und dann gibt es auch noch Dosen und große Flaschen, so mal so richtig große Flaschen. Hat sich da was verändert vom Verhältnis her, also die Jahre, die du jetzt überblicken kannst, wird da tendenziell zum Beispiel die Dose mehr?
Kilian: Kommt ja immer drauf an, woher die Biere kommen. Also aus den USA kommen tendenziell ja immer mehr Dosen zum Beispiel. Da haben wir jetzt in den letzten Jahren wieder eine Steigerung in der Anmeldezahl gehabt und deswegen ja auch tendenziell etwas mehr Dosen. Die deutschen Brauereien, hat sich nix geändert, da kommt die Mehrwegflasche. Was natürlich immer interessant ist, also da habe ich eine nette Anekdote. Letztes Jahr hatte ich eine chinesische Brauerei, die hatte ein IPA eingereicht in der 2-Liter-PET-Flasche. Das habe ich auch noch nie gesehen. Also in einer hellen PET-Flasche, muss ich dazu sagen also. Und ich habe gesagt, das war für mich so skurril, da muss ich eine Flasche von mitnehmen. Und vor zwei oder vor drei Wochen ist mir die wieder in die Hände gefallen, da hatte meine Frau, die auch leidenschaftliche IPA-Trinkerin ist, einen Mädelsabend und dann hat sie die Flasche aufgemacht und das war überraschend eigentlich gut, muss ich sagen, also ich hatte es viel schlimmer erwartet. Also, vielleicht machen sie ja auch einiges richtig da, ja. Ohne Quatsch, also man sieht da schon sehr witzige Sachen, ja.
Markus: Ja, also überhaupt, muss ich sagen, die asiatischen Brauer in den letzten Jahren, haben unglaublich aufgeholt, also gewinnen auch immer mehr Medaillen, grade auch chinesische Brauereien, aber zum Beispiel auch Brauereien aus der Mongolei oder Kirgisistan oder so. Also wo man jetzt weder mit Bier assoziiert noch denkt, dass die besonders hochwertige Biere machen. Also schon erstaunlich eigentlich, wie sich da was immer mehr verbessert und wie die auch in gutes Fahrwasser kommen. Merkt ihr sowas auch an den Einreichungen, also kommen so exotische Länder mehr und kommen da vielleicht auch bessere Biere?
Kilian: Ich würde jetzt mal sagen, in einem normalen Jahr wahrscheinlich ja. Heuer ist es natürlich so mit Wirtschaftskrise, Deflation, gestörten Lieferketten und so weiter, das hat ja weltweite Auswirkungen, sind die internationalen Einreichungen tatsächlich ein bisschen zurückgekommen, vor allem aus Asien. China war jetzt grad angesprochen, ich meine, China war jetzt bis vor Kurzem auch noch komplett geschlossen, ist nix rausgekommen und da haben schon einige Brauereien sich auch zurückgehalten. Aber grundsätzlich ja, wir kriegen wahnsinnig gute Einreichungen. Ich bin immer wieder begeistert, aus Japan und aus Südkorea kommen gute super Sachen. Wir hatten letztes Jahr eine Brauerei aus dem Libanon, die teilgenommen hat. Die habe ich auch probiert, die Biere, die waren auch spitze. Also der Trend ist schon da, ich würde jetzt heuer nochmal eine Klammer drum machen, weil die allgemeine Situation ja aktuell nicht so ganz einfach ist.
Markus: Okay, ja, da muss man dann vielleicht nochmal nachholen in einem der nächsten Jahre dann, wo wir da drüber sprechen.
Kilian: Unbedingt, unbedingt, ja.
Markus: Was mich allerdings schon nochmal interessieren würde, es gilt ja so als letzter großer Biermarkt, der noch nicht wirklich entdeckt ist oder noch nicht wirklich großgeworden ist, gilt ja Afrika mit doch auch immer mehr Brauereien und ziemlich viel Bierkonsum auch. Habt ihr da auch eine Zunahme an Einreichungen?
Kilian: Gar nicht eigentlich, also Afrika, wenn wir Einreichungen haben, eigentlich aus Südafrika. Und wir hatten in der Vergangenheit auch immer mal aus Namibia was oder einmal aus der Elfenbeinküste, das war auch sehr interessant, aber tatsächlich ist Afrika relativ schwierig einzusteigen, Südafrika noch am ehesten. Ich durfte in meiner Tätigkeit beim Steinecker auch längere Zeit in Kenia verbringen, in Afrika und generell ist der Biermarkt in Afrika ja schon sehr von Konzernen dominiert. Und so Konzerne davon überzeugen, bei so einem Bierwettbewerb mitzumachen, gibt es, klar, es machen welche mit, aber es ist jetzt nicht der Hauptfokus. Also da afrikanische Brauer dazu bewegen, ist sehr schwierig. Da muss man auch ganz klar sagen, es sind ja auch Kosten damit verbunden, die für einen afrikanischen Craft-Brewer doch oftmals schwerer zu stemmen sind. Von dem her ist Afrika, ich habe ja durchaus auch Connections nach Afrika und ich würde da sehr gerne noch viel mehr präsent sein mit dem Beer Star, stellt sich, glaube ich, aber aktuell auch ein bisschen als schwierig heraus, ja.
Markus: Das ist aber eine gute Sache, die du grade noch ansprichst, das heißt, du bist auch so ein bisschen als Botschafter für den Beer Star unterwegs?
Kilian: Ganz genau, ja, richtig. Also ich durfte jetzt, ich meine, es war Corona, da war mit Reisen sowieso weniger, das war das, was ich vorher gesagt habe, es war ja schon auch von Anfang an auch gedacht gewesen, dass ich international etwas unterwegs bin, nicht nur als Beer-Star-Botschafter, sondern durch aus auch für bayrisches Bier so ein bisschen, aber war natürlich, ja, durch Corona dann erst mal nix. Aber ich durfte jetzt heuer zum Beispiel nach Brasilien, habe jetzt da eine Einladung im Oktober nach Japan, also es rollt jetzt dann an so langsam. Ich war in Italien beim Birra dell’Anno also von dem her, es rollt an, ja.
Markus: Ja, das ist doch schön zu hören. Ja, da haben wir uns dieses Jahr tatsächlich ein bisschen verpasst. Also Brasilien habe ich nicht geschafft im Frühjahr und gehe dann zwar im Herbst nochmal hin, aber da bist du ja wahrscheinlich nicht da, weil du in Japan bist. Aber Blumenau an sich ist ja schon faszinierend so als deutscher Ort quasi mitten in Brasilien.
Kilian: Es war ja mein erstes Mal Südamerika und habe da gesagt, wie ich da war: „Ja, gut, also es ist ein sehr sanfter Einstieg nach Südamerika für einen Deutschen.“
Markus: Das stimmt auf jeden Fall. Ich fand es beim ersten Mal, wo ich da war, das ist schon einige Jahre her, auch zu demselben Wettbewerb und da fand ich das so krass dass die dann gedacht haben, sie tun den Judges was Gutes, wenn sie jeden Tag das deutsche Buffet servieren. Und das war für alle anderen Judges war das auch toll, aber für mich war das dann wirklich ein bisschen blöd, wenn man dann jeden Tag mittags mit Schweinshaxe konfrontiert ist und Wiener Schnitzel und so. Aber, nee, an sich natürlich toll, vor allem, ich werde nie vergessen, wie man da einfach die Caipirinhas dann einfach so auch mittags schon so im Garten schlürft und hat schon was. unv. #00:41:25-7#
Kilian: Ja, ja, natürlich, ja, das hat mich ja total fasziniert, unv. #00:41:30-8#
Markus: Also hat jetzt nix mit geschlechterspezifischer Sache zu tun, das sind einfach nur Damen gewesen. Und das fand ich aber ganz toll, dass die für die Judges eben zur Verfügung standen. Immer wenn man so ein bisschen gestresst war, dann konnte man sich da wieder beruhigen lassen, also toll.
Kilian: Ja, ja, es gab nicht nur einen Kommentar, das ich sowas auch machen soll, ja.
Markus: Stimmt.
Kilian: Ja, ja, ja.
Markus: Ich bringe hiermit offiziell diese Anregung an.
Kilian: Ich schreibe es mir mal auf meinen Zettel.
Markus: Genau, ja. Und Birra dell’Anno, da beneide ich dich ja auch, weil das einer meiner Lieblingswettbewerbe ist, weil die Italienern so kreativ sind und so vielfältig, aber auf der andern Seite auch so konsequent. Also die machen dann schon auch einen guten Job, also sagen wir mal, jenseits vom Weißbier, aber das ist wirklich alles spannend. Und vor allem diese Welt des Grape Ales, die die da jetzt so aufgemacht haben, das hat mich total fasziniert. Und, ja, war bestimmt auch eine schöne Erfahrung, oder?
Kilian: Ja, ich hatte das wahnsinnige Glück, dass ich zusammen mit dem unv. #00:42:28-8# und dem Olli Wesseloh zwei Sessions IGAs machen durfte, also Italian Grape Ales. Und jetzt ist ja der Olli Wesseloh auch, würde ich jetzt mal behaupten, kein unerfahrener Verkoster, aber wir haben uns die ersten ein, zwei Bierchen, haben wir uns dann an den Lucca gewandt und haben mal genau angeschaut, was er so sagt und dann hat aber der Lucca uns angeschaut und gesagt: „Was würdet ihr sagen?“ Okay, jetzt reden wir erst mal, wie wir das einschätzen würden und dann hat er uns so ein bisschen geleitet, in welche Richtung es geht und was wichtig ist beim Italian Grape Ale und so weiter. Also sehr spannend, da durften wir auch einiges lernen und war eine schöne Runde.
Markus: Ja, der Lucca ist überhaupt ein ganz, ganz toller Mensch, also mittlerweile ein guter Freund von mir, besucht mich immer einmal im Jahr. Auch während der Corona-Zeit war er immer da mit seiner kleinen Familie und wir haben dann hier so ein paar Brauereien in Franken uns immer angeschaut. Und so ein herzensguter Mensch, das ist wirklich schön.
Kilian: Absolut.
Markus: Und so ist er dann auch am Judging Table, also das ist wirklich sehr schön.
Kilian: Ach, absolut, ja. Nein, das war wirklich eine tolle Erfahrung da und wie du schon sagst, ganz tolle Biere verkostet. Und dann auch kulinarisch im Anschluss, da haben sie sich schon ins Zeug gelegt, muss man sagen.
Markus: Ja, also da kann man ja eigentlich nur gespannt sein, was dann in zwei Wochen auf uns zukommt, schauen wir mal. Also, ja, nee, dann würde ich sagen, machen wir für heute mal so einen kleinen Cut und gucken mal, das wir vielleicht nach dem Beer Star nochmal sprechen. Das fände ich total spannend, wenn du dann so ein paar Erlebnisse oder wir vielleicht gemeinsame Erlebnisse haben, über die wir nochmal sprechen können und hoffentlich dann andere Vorzeichen schon haben für die Branche, gucken wir mal, dass es wieder bergauf geht. Auf jeden Fall für jetzt schon mal ganz, ganz vielen Dank für diesen spannenden BierTalk und für den spannenden Einblick und dir noch heute einen wunderschönen weiteren Tag.
Kilian: Markus, ich bedanke mich. Dir auch noch einen wunderschönen Tag und, ja, gern noch nach dem Beer Star nochmal in Runde zwei.
Markus: Genau, ins Eingemachte.
Kilian: Genau, genau.
Markus: Tschau.
Kilian: Tschau.
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