BierTalk 71 – Interview mit Dominik Eichhorn, Inhaber der Schlossbrauerei Reckendorf

In Reckendorf wird schon seit dem 16. Jahrhundert Bier gebraut, das Aushängeschild war dabei immer die Schlossbrauerei. Dort arbeitet seit drei Generationen die Familie von Dominik Eichhorn, der als Brauingenieur und Biersommelier Pate für viele klassische und innovative Biersorten steht. Seinen persönlichen Weg zum heimischen Sudkessel fand er unter anderem über ein Engagement im fernen Japan, wo er neben der Liebe zum Bier auch dieselbige seines Lebens fand. In Eichhorns Brauerei entstehen auch so genannte „Gypsy“-Biere – und dort steht auch eines der modernsten Sudhäuser der Welt. Im Podcast verkostet er mit Markus und Holger fünf der Schlossbräu-Biere und lüftet nebenbei das ein oder andere Geheimnis. Wir wünschen viel Spaß beim 100. BierTalk, ein echtes Erlebnis, ungeschminkt und ungeschnitten…

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Holger: Herzlich willkommen! Also ihr werdet das kaum glauben, aber es ist der 100. BierTalk. Wie kommt der zustande? Also natürlich, 100 ist eine natürliche Zahl zwischen 99 und 101, und sie ist gerade, ist eine Quadratzahl, und ist natürlich was ganz Besonderes. Deshalb haben wir natürlich auch einen ganz, ganz besonderen Gast. Dominik, ich grüße dich! Und es ist uns eine Ehre, dass du dabei bist.

Dominik Eichhorn: Hallo, Holger und Markus! Es ist fast schon zu viel Ehre, ist mein erster Podcast überhaupt und dann gleich auch noch ein Jubiläums-Podcast, also der 100.. Danke, dass ich dabei sein darf.

Holger: Wir fühlen uns auf jeden Fall geehrt, dass du dabei bist. Markus, du bist auch dabei wie immer.

Markus: Jo!

Holger: Wie setzt sich die 100 zustande? Das muss ich vielleicht noch ganz kurz erklären. Wir haben ja Specials und wir haben die normalen BierTalks, und wenn man jetzt alles zusammennimmt, dann ist es wirklich der 100. BierTalk. Wenn man jetzt nur die BierTalks ohne die Specials nimmt, dann ist es der 71.. Jetzt starten wir aber. Dominik, magst du dich vielleicht kurz vorstellen den Hörern? Wer bist du …

Dominik Eichhorn: Wer bin ich.

Holger: … und was zeichnet dich aus?

Dominik Eichhorn: Gut! Meinen Namen hast du genannt, Dominik, und der Nachname ist Eichhorn. Ich habe eine kleine oder mittelständische sagen wir Brauerei in Reckendorf, das ist ein Dorf mit 2000 Einwohnern hier im Landkreis Bamberg, also in Oberfranken, da, wo es die meisten Brauereien gibt. Die Brauerei heißt Schlossbrauerei (unv. #00:01:52.0# Reckners?). Ich bin selbst Braumeister und Eigentümer dieser Brauerei und fungiere aber eigentlich als Geschäftsführer und Mädchen für alles eigentlich. Wir sind eine Sortimentsbrauerei, klassische Sorten, typisch fränkisch handwerklich geprägt, würde ich mal sagen. Über 50 bin ich auch schon, ein bisschen drüber, und sonst freue ich mich jetzt auf den weiteren Podcast.

Holger: Sehr gut! Wir müssen natürlich die Reihenfolge festlegen, weil ihr habt einiges im Sortiment. Jetzt ist es wieder so, dass ich mit zwei Oberfranken in einem Podcast stecke, schon wie so oft. Und der Markus wird sich natürlich aufs Kellerbier freuen. Aber vielleicht starten wir auch mit was anderem. Also Dominik, ich denke, du bist der beste Mann zu sagen, was ist jetzt unser Starter-Bier?

Dominik Eichhorn: Ich habe euch oder uns fünf Biere mitgebracht von unseren über zehn, die wir brauen. Wir fangen mit dem Hellen an, mit dem klassischen hellen Bier. Die anderen Biere verrate ich jetzt noch nicht, die kommen dann so nach und nach. Also es sind klassische Biere dabei, es ist aber auch die eine oder andere Besonderheit vielleicht dabei. Aber alles trotzdem typische fränkische Handwerksbiere. Unser Helles hat auch einen besonderen Namen, also das ist die „Helle Freude“. Das haben wir mal vor ein paar Jahren so genannt. Und jetzt unterscheidet es sich vielleicht ein bisschen von den normalen Hellen, bayerisch Hellen, dadurch, dass es nicht ein Plato 11 Bier ist, also nicht 11,x Stammwürze hat, sondern dass es schon knapp über 12 % Stammwürze hat. Das kann man auch schmecken, meine ich.

Holger: Dann sollten wir das tun. Auf jeden Fall! Markus, du musst dich leider noch ein bisschen gedulden, Kellerbier ist noch nicht dran. Aber es ist das absolute Trendbier eigentlich in der ganzen Bundesrepublik fast schon, Helles ist in aller Munde. Wir haben den frühen Feierabend und der Dominik konnte es jetzt im Vorgespräch sowieso nicht abwarten, endlich Bier zu trinken, und ich denke, da sollten wir jetzt auch Gas geben. Also machen wir alle uns mal das Helle auf.

Markus: Absolut! Dann machen wir es auf.

Holger: Ich schütte es mal ein, vielleicht hört man es sogar. Jawohl! Genau! So kommt‘s rein hier, goldgelb ist die Farbe. Man riecht schon so eine leichte Honignote und natürlich Malz kommt darüber. Aber ich will vielleicht gar nicht so viel erzählen, Dominik, also mach weiter. Du hast gerade so schön angefangen und „Helle Freude“ ist auch ein genialer Name. Blaues Etikett.

Dominik Eichhorn: Ein blaues Etikett, war schon immer blau. Es ist von der Stammwürze eben ein Exportbier, ist aber vielleicht nicht ganz so malzlastig voll wie manch andere Exportbiere, sondern ist ein bisschen schlanker und ist für mich so vielleicht ein Mittelding, würde ich mal sagen, zwischen einem Bayerisch Hell und einem Exportbier. Ist deswegen auch noch sehr leicht zu trinken, also hat eine hohe Drinkability, finde ich. Wie du schon gesagt hast, die Honignote schmecke ich auch immer raus. Die Malznoten sind da. Ist aber nicht zu mastig, finde ich. Also es ist sehr schön zu trinken.

Holger: Sehr schön! Dann steht sogar Exportbier drauf, und dann gibt es da noch so einen Kollegen, der unglaublich glücklich ist, dieses Bierglas vor sich zu haben. Wer ist das denn?

Dominik Eichhorn: Den Kollegen, den kenne ich selbst nicht. Den haben wir mal ausgesucht, mir hat das Bild so gut gefallen. Mir ist der Name einfach mal eingefallen und dann habe ich einfach ein Motiv sehr lange gesucht, bis ich das passende Motiv gefunden habe. Ich habe den Mann gesehen, wie er so einfach verträumt und glücklich irgendwie sein Glas anschaut, mit dem hellen Bier drin und der schönen Schaumkrone. Und dann habe ich gewusst, das ist das richtige Motiv einfach zu diesem Bier. So ist der aufs Etikett gekommen der Mann, der gute.

Holger: Markus, was sagst du denn zu dem Bierchen und auch zu dem Kollegen, der sich so sehr über das Bier freut? Freust du dich auch so sehr?

Markus: Ich freue mich absolut über dieses Bier. Ich muss auch den Hörern sagen, alles, was ihr jetzt so ein bisschen gehört habt, das ist ganz viel typisch klassisches oberfränkisches Understatement. Weil wir sind total nett und wir prahlen auch nicht und wir erzählen nicht, was wir alles können, was wir alles machen, was wir tun. Aber natürlich suchen wir uns zum 100. Podcast nicht irgendeinen Brauer aus, sondern das ist schon wirklich was Besonderes, und so sind eben auch die Biere. Ich persönlich bin gar kein so großer Freund des Hellen, das hast du schon gesagt, aber dieses ist wirklich eines, das mir richtig gut schmeckt. Weil es eben einen vollen Körper hat, weil es richtig schön harmonisch ist, weil es mir viel mehr erzählt als so manches klassisches typisch bayerisches helles Bier. Und das ist auch was, was ich sehr, sehr gerne zum Beispiel auch zum Essen, zur Brotzeit irgendwie oder auch mal an einem Grillabend oder sowas, das kann man immer schön trinken. Es ist absolut sauber, es ist ein wunderbarer Anblick auch schon, wenn man das so sieht mit diesem strahlenden Gelbgold, mit dem schönen weißen Schaum, der da so obendrauf thront. Und das ist einfach wirklich ein sehr, sehr gelungenes richtig gutes Bier. Und für mich auch wirklich so ein Benchmark in dem Thema, also wie mache ich ein Helles ein bisschen interessant. Das ist echt toll gelungen und da freue ich mich auch sehr und wir können gerne damit anfangen. Gar kein Thema!

Holger: Das ist jetzt wirklich spannend, weil ich bin jetzt hier in der bayerischen Hauptstadt und wenn jetzt schon die Oberbayern da so ins Spiel gebracht werden, so die mit ihren langweiligen Hellen und so, ich würde sie jetzt einfach mal verteidigen und würde sagen, na ja, lasst uns doch mal drüber streiten, ist das überhaupt ein Helles oder ist das wirklich ein schlankes Exportbier? Dann ist natürlich klar, dass dir das gut schmeckt.

Markus: Ja, ich meine, klar, den Streit kann man führen. Aber das ist sowieso so, dass sowohl in Bayern als auch in Franken Brauer einfach gerne was auf ihr Bier draufschreiben, ohne jetzt das ganz genau abzugleichen, wie das jetzt mit dem Bierstil ausschaut. Und die Grenze zwischen Hellen und Export ist ja auch fließend. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es da wirklich jetzt so eine Art Bußgeldkatalog gibt für diese beiden Biere, wo man das eine oder das andere draufschreiben muss. Das weißt du wahrscheinlich besser, Dominik, oder gibt’s da irgendwie eine genaue Vorgabe, wo das eine aufhört und das andere anfängt?

Dominik Eichhorn: Eigentlich sind sie nur über die Stammwürze definiert beziehungsweise Hell ist ja keine, ist vielleicht eine Sortenbeschreibung, aber es ist jetzt nicht biersteuerrelevant sozusagen. Wohingegen der Begriff Export eine Klasse beschreibt, die einfach über 12 % haben muss. Und das ist ja das Schöne, dass wir Brauer das dann interpretieren können und da einen Spielraum haben. Jede Brauerei oder jeder Braumeister versucht natürlich, da auch einen eigenen Stil ein bisschen noch reinzubringen. Also es ist ein Riesling auch nicht gleich ein Riesling. Das ist das Schöne irgendwie, dass wir da einen Spielraum haben, auch für den Verbraucher ist das schön, dass er da wählen kann.

Markus: Vielleicht ist das auch eine Philosophiefrage. Ich kann mir vorstellen, das Helle an und für sich ist in Bayern erfunden worden zur Zeit der Industrialisierung, als es eben darum ging, diesem mehr oder weniger Pils-Pendant möglichst nahe zu kommen. In Franken gab‘s das erst mal überhaupt nicht, sondern da gab’s halt Kellerbiere und die waren eben eher dunkler oder eher hell. Und auf diesem hellen Kellerbier hat man dann eine Zeit lang Pils draufgeschrieben, weil das halt besser lief, und dann irgendwann wurden die einfach helles Kellerbier oder Helles. Halt unfiltriert logischerweise und dann erst sehr viel später kamen dann eben diese modernen Varianten auf. Ich kann mir vorstellen, dass da wirklich vielleicht auch im Kopf des Brauers in Bayern vielleicht tatsächlich eher die Idee ist: Ich muss diesem, im positiven Sinne, Mainstream möglichst nahekommen. Und im Kopf des fränkischen Brauers vielleicht eher ist: Na ja gut! Ich mache jetzt halt in meiner Range mit meiner Idee, mit meiner Bierphilosophie, auch mal so ein Bier. Und dann hat das vielleicht ein bisschen mehr noch dieses Persönliche aus der Brauerei als vielleicht viele von den bayerischen. Ist jetzt aber nur eine Theorie. Kann auch sein, dass es nicht stimmt.

Dominik Eichhorn: Ja gut, ich weiß nicht, also das ist mit dem Pils, denke ich, also im Pils ist schon noch einfach hier deutlich mehr Hopfen drin …

Markus: Ja!

Dominik Eichhorn: … als im Hellen oder Exportbier natürlich. Wobei, ich glaube, bei uns sind vielleicht auch sogar ein bisschen, ein paar Bittereinheiten mehr drin als im durchschnittlichen Hellen, weil natürlich das Prozent mehr Stammwürze auch ein bisschen mehr Bittere verträgt und die dann auch auffängt und einbettet sozusagen in dem Ganzen, dass es eben harmonisch wird der ganze Geschmack. Es ist natürlich auch, ich weiß nicht, ich könnte jetzt mal die Nachkriegsgeschichte unserer Brauerei, nach dem Dünnbier irgendwie, das im Krieg und kurz nach dem Krieg gebraut werden durfte, waren die Leute natürlich erstmal begierig auf stärkere Biere und mastigere Biere. Und das erste, das stärkste Bier vom Volumen her, also was wir verkauft haben nach dem Krieg dann, das waren Märzenbiere. Da wurden hier nur Märzenbiere getrunken, weil die Leute endlich mal starke Biere trinken wollten oder stärkere Biere trinken wollten. Und irgendwann ist dann der Trend gekommen zu den ein bisschen schlankeren Bieren, und dann war unser Exportbier auf einmal Nummer 1, vorher war es das Märzenbier. Das wurde dann Ende der 70er Jahre, Anfang der 80er Jahre abgelöst vom Pilsbier. Da kam aber der Trend so aus Nord- und Westdeutschland irgendwie, da war Pils einfach Mode und ein Benchmark irgendwie auch schon ein bisschen. Und dann war es das Kellerbier bei uns zum Beispiel, und mittlerweile ist wieder das helle Exportbier unsere Nummer 1. Also so ändern sich irgendwie auch die Moden und die Geschmäcker irgendwie.

Holger: Der sogenannte Kollektiv-Geschmack. Aber vielleicht gehen wir wirklich mal ein bisschen in die Geschichte zurück. Du sagst, nach dem Krieg und die Brauerei hat schon eine längere Tradition und du bist dann auch irgendwie aus der Familie, oder? Also so ist das (unv. #00:12:54.2#)

Dominik Eichhorn: Ja, ja, ich bin aus der Familie. Okay, wenn du nach der Brauerei fragst, ist es ja eine Schlossbrauerei, heißt das ja, …

Holger: Du hast die Prinzessin geheiratet?

Dominik Eichhorn: … ich habe die Prinzessin nicht geheiratet, ich habe eine andere Prinzessin geheiratet, aber nicht die von der Brauerei.

Holger: Oh, da hast du aber noch mal die Kurve gekriegt.

Dominik Eichhorn: Die Brauerei existiert seit 1597, also vielleicht auch schon, wahrscheinlich auch schon länger, aber da gibt’s halt eine Erwähnung in der Urkunde im Staatsarchiv Bamberg hier. Dann war das ein adliger Besitz, ein kleines Schlösslein da in Reckendorf, und der ging dann durch verschiedene Hände. Und irgendwann ist von den Gebäuden her durch einen Brand nur noch die Brauerei übriggeblieben, das Schloss und alles andere ist abgebrannt. So um die Jahrhundertwende vom 19. und 20. Jahrhundert ging diese Brauerei dann in den Besitz der katholischen Kirche über, also das Bistum Würzburg war dann Besitzer. Dem Bistum wurde die Brauerei vererbt. Das war eine kleine Landbrauerei dann so in den 20er Jahren, 1920er Jahren, mit 400 Hektoliter Ausstoß. Es wurde eigentlich nur für die eigene Gaststätte gebraut und für die Dorfbewohner, die Hausbrauer, die da gekommen sind, wie wir sagen. War eine sehr unrentable Geschichte eigentlich für die Kirche, diese Brauerei aufrechtzuerhalten. Es kam da einmal die Woche oder alle 14 Tage ein Pater aus Kreuzberg Rhön von diesem Kloster, von dieser Klosterbrauerei, nach Reckendorf runter und hat ein Sudbier gemacht, um da den Schornstein weiterrauchen zu lassen. Und dann gab‘s ein paar Brauburschen in Reckendorf, die dann die restliche Arbeit gemacht haben. Es wollte die Kirche das Ganze auch loswerden mehr oder weniger und mein Großvater war ein Reckendorfer, hat Brauer gelernt bei einer Reckendorfer Brauerei, die es nicht mehr gibt, Brauerei (unv. #00:15:08.9# Zeck?), und hat einen Braumeister gemacht und hat dann 1930 die Brauerei gepachtet. Anfang der 50er Jahre konnte er sie dann kaufen von der Kirche und so ist es Familienbesitz geworden. Später hat meine Mutter dann die Brauerei geheiratet, äh geführt, und ich bin dann jetzt hier die dritte Generation im Familienbesitz.

Holger: Ist auch toll! Ich finde auch, das ist auch so typisch oberfränkisch, eben diese unglaubliche Tradition. Da gibt’s so viele Betriebe, so viele Familienbetriebe, die eben schon in mehreren Generationen dann die Betriebe führen. Und das ist immer beeindruckend auch, absolut. Wie ich den Markus kenne, hat der natürlich schon wieder unglaublich Durst. Und jetzt sollten wir langsam unser zweites Bierchen festlegen.

Markus: Ja, machbar!

Dominik Eichhorn: Ich habe jetzt mal schnell ausgetrunken. Das zweite Bier, was ich jetzt vorschlage, ich habe es jetzt kurz erwähnt auch irgendwie in einem Nebensatz, ich habe gesagt, dass in den 20er Jahren in dieser Brauerei, also nur für die eigene Wirtschaft und für die Hausbrauer von Reckendorf gebraut wurde. Ich habe ein Bier mitgebracht, das ist unser Alt-Hausbrauerbier. Und zu dieser Sorte, ich weiß gar nicht, ob man es Sorte nennen kann, zu diesem Bier, da steckt schon ein bisschen Geschichte dahinter. Und das will ich mal erzählen, weil viele kennen das wahrscheinlich nicht. Ich weiß nicht, wie es bei euch ausschaut, Holger und Markus, ob ihr wisst, was ein Hausbrauerbier sozusagen ist.

Markus: Ich muss zugeben, ich weiß es, aber ich würde trotzdem die Geschichte natürlich lieber von dir hören. Ich weiß nicht, Holger, wie ist es bei dir?

Holger: Auf jeden Fall, Dominik! Du musst das erzählen, das ist doch klar.

Dominik Eichhorn: Ja, ich erzähle das jetzt auch. Ich wollte halt mal so rückfragen. Gut, ihr seid Experten, ihr kennt das, aber viele Leute kennen das nicht. Es war eben so früher, dass mehr oder weniger jeder Hof, jeder Bauernhof sein Bier zu Hause selbst gebraut hat. Die Leute waren mehr oder weniger Selbstversorger, auch beim Bier, und da wurde eben dann in den früheren Zeiten das Bier zu Hause gebraut. Diese Höfe, Bauernhöfe, Gutshöfe, die hatten eben ein von der Obrigkeit verliehenes Recht, zu Hause Bier zu brauen. Weil normalerweise durfte nicht jeder eine Brauerei aufmachen oder eigenes Bier brauen, auch früher wollte der Staat schon da seine Steuer haben. Dieses Braurecht wurde aber dann im Laufe der Zeit von den Leuten an die Brauerei abgegeben, weil es einfach immer schwieriger wurde oder komplizierter wurde, zu Hause das Bier zu brauen, oder die wollten das nicht mehr. Dafür mussten die Leute aber Gerste und Hopfen bei der Brauerei abgeben für dieses Bier. Und dieses Bier war biersteuerrechtlich begünstigt, also die Biersteuer auf dieses Bier war nicht so hoch. Es musste aber auch ein bisschen schwächer sein von der Stammwürze. Und das war dieses Hausbrauerrecht, das die Bevölkerung, die Landbevölkerung eben bei der hiesigen, bei der örtlichen Brauerei ausgeübt hat und dass die Brauerei für die Leute eben das Bier gebraut hat. Die Leute haben dann das Bier bei der Brauerei abgeholt in ihren eigenen Fässern, man sagt dazu, die fassen das Bier, die haben das Bier gefasst. So alle vier Wochen war Hausbrauertag, da kamen dann die Bauern mit ihren Traktoren, Anhängern und hatten ihre Fässer drauf und haben das Bier geholt. Es war aber kein ganz fertiges Bier, sondern es war Bottich-Bier, wie man gesagt hat, also es war aus dem Gärkeller, ein Jungbier, das sie in die Fässer gefüllt haben. Das Jungbier wurde dann bei den Bauern gelagert in Felsenkellern, die sie hatten, und wurde dann immer abends ein Krug Bier geholt zum Abendessen oder wie die Leute das eben gemacht haben. Und das ist so dieser Hausbrauer-Gedanke. Irgendwann ist der Hopfen weggefallen, weil keiner mehr Hopfen angebaut hat, aber die Gerste wurde noch bei der Brauerei abgeliefert. Und auch bei uns, wir haben früher selbst noch gemälzt, also Malz gemacht, und da haben die Bauern ein Kontingent an Gerste abgegeben und für diese Gerste haben sie dann ein Bier äquivalent übers Jahr bekommen. Das wurde dann immer abgeschrieben oder abgerechnet jedes Mal, wenn sie gekommen sind, und da haben die immer 100, 200 Liter auf einmal geholt und haben es nach Hause gebracht in ihre Felsenkeller. Dieses Braurecht oder diese Vergünstigung, diese steuerliche, wurde dann Anfang oder Mitte der 80er Jahre, glaube ich, aufgehoben vom Staat, also das war nicht mehr steuerlich begünstigt. Aber wir haben dieses Bier nach diesem Rezept immer weiter gebraut und haben das aber dann, um das zu vereinfachen für die Leute, filtriert, also selbst gelagert in Lagertanks, filtriert und abgefüllt wie ein normales Bier auch. Weil die meisten Leute keine Felsenkeller mehr hatten und das Bier nicht zu Hause lagern konnten. Der Vorteil war aber jetzt, dass jeder dieses Bier holen konnte, früher nur die Leute, die ein Braurecht auf dem Hof hatten. Das war jetzt natürlich weg. Und mittlerweile können die Leute das Bier, wir haben das Bier immer da, aber nur ab Hof, wir haben das Bier nicht im Handel. Und das werden wir auch nach wie vor weiterhin so machen, weil das einfach auch ein bisschen günstiger ist und die Leute kommen zu uns in die Brauerei, die holen fünf Kästen, die holen zehn Kästen, manche holen 20 Kästen auf einmal, die geben es ihren Nachbarn dann. Und das ist schon ein bisschen so eine ganz alte Tradition noch bei uns.

Markus: Das sind noch Kunden, Holger, oder, die 20 Kästen Bier kaufen. Wahnsinn!

Holger: Ja, also da hat sich einfach viel verändert in dem Thema Hektoliter pro Kopf. Aber damit müssen wir halt leben. Aber trotzdem ist es ja toll, so eine alte Tradition so auf diese Weise wieder aufleben zu lassen. Aber jetzt müssen wir auch wirklich mal aufmachen, oder?

Dominik Eichhorn: Ja, macht’s mal auf und probiert mal. Ich bin auf euer Urteil auch gespannt irgendwie. Vor allen Dingen, wie ihr das einordnen würdet. Wie gesagt, das ist keine Sortenbezeichnung, Alt-Hausbrauerbier oder Hausbrauerbier. Das ist ganz witzig, ich wollte mir den Namen, kann ich euch hier erzählen, mal schützen lassen. Und hatte dann einen recht lustigen, muss man fast sagen, Wortwechsel, Briefwechsel mit dem Patentamt in München oder dem Patent- & Markenamt. Weil sie haben gesagt, das können Sie nicht schützen, weil Altbier auch schon einfach eine Bierbezeichnung ist. Dann habe ich versucht, denen das zu erklären, dass das kein Altbier ist, das Altbier gibt’s in Düsseldorf. Aber das haben sie irgendwie nie begriffen, also sie haben das mir nicht geschützt, den Markennamen.

Markus: Lustig! Also na gut, ich kann mal anfangen, oder Holger? Oder möchtest du?

Holger: Nein, also wunderbar, bitte, also unbedingt.

Markus: Sagen wir so, mich begeistert auf jeden Fall schon mal die Farbe, weil das wirklich so einen Kupferton irgendwie hat, also so einen leichten Rotstich, und auch der Schaum so eine leichte bräunliche Färbung hat. Das ist trotzdem, bei mir zumindest, ganz klar. Ich weiß nicht, filtriert ihr das, Dominik?

Dominik Eichhorn: Wir filtrieren es. Ja.

Markus: Okay! Also das leuchtet richtig, strahlt richtig. In der Nase habe ich dann tatsächlich auch eine schöne hopfige Note. Darunter liegen dann so ein bisschen Röstaromen, ein bisschen brotig, ein bisschen Toffee, so in diese Richtung. Und wenn man es dann trinkt, das ist ein unglaublich cremiges Mundgefühl, ganz rund, ausgewogen. Es hat einen schönen Körper, also obwohl es „nur“ 4,4, in Anführungsstrichen, hat, trotzdem ein schönes volles Bier. Es ist sehr erfrischend, trinkt sich schön und ist dann hinten raus auch sehr ausgewogen. Ich würde mir schwertun, das jetzt wirklich genau einzuordnen in der deutschen Bierwelt. Aber mir fällt ein, wenn du jetzt in England in einem Pub bist und bestellst dort so ein klassisches Best Bitter, …

Dominik Eichhorn: Geht das in die Richtung?

Markus: Genau! Das ist (unv. #00:23:55.3#) obergärig, aber …

Dominik Eichhorn: Ich weiß nicht, wie stark die sind, diese Bitterbiere.

Markus: Auch so. Die haben ungefähr denselben Alkohol, so zwischen 4 und 4,5.

Dominik Eichhorn: Die sind obergärig, aber die sind jetzt nicht (unv. #00:24:05.5#) obergärig.

Markus: Nein.

Dominik Eichhorn: Genau!

Markus: Meistens zumindest nicht. Und Ziel ist halt auch da, einfach ein genial trinkbares Bier zu haben, was vom Alkohol eben nicht so overpaste ist. Da kann man also wirklich 3, 4, 5, 6, 7, 8 davon trinken in der Kneipe. Man sitzt dann ganz lange an Tischen, trifft Gott und die Welt, lernt neue Leute kennen, redet über alles Mögliche und hat einfach einen wunderschönen Abend und hat einen Begleiter für alles, was man da essen kann. Und so kommt mir das auch ein bisschen vor. Ich wüsste jetzt gar nicht, im deutschen Bierstil-Wesen würde man es wahrscheinlich im weitesten Sinne als ein bernsteinfarbenes Kellerbier irgendwie einordnen vielleicht.

Dominik Eichhorn: Sowas, ja!

Markus: Aber so von der Idee her finde ich, kommt‘s wirklich diesen britischen Pub-Bieren sehr nahe. Ich weiß nicht, Holger, wie siehst du das denn?

Holger: Absolut! So sehe ich es auch. Absolut! Das ist so ein Get-Together-Bier, würde jetzt vielleicht jemand sagen, der in England im Pub sitzt. Das ist so ein Bier, wo die Leute zusammensitzen. Es ist nicht schwierig, sondern einfach, geht so über die Zunge und fördert die Geselligkeit. Absolut! So sehe ich es auch. Also ein richtiges Pub-Bier oder ein Kneipenbier halt.

Dominik Eichhorn: Ich glaube auch. Ich finde es ganz interessant, was man auch mit so Nischen ein bisschen machen kann. Was heißt Nischen, also es ist ja eigentlich ein P10 Bier, wir machen ein P10 Bier eigentlich, also mit Plato 10,7 ungefähr, 10,6, 10,7, 10,8 manchmal, so genau ist es nicht. Aber man kann dann schon auch interessante Biere machen aus der normalen eingefahrenen Range raus. Und für ein Bier, das „nur“, in Anführungszeichen, 10 Plato hat, finde ich, ist das trotzdem ein volles, nicht schweres, aber ein schönes volles harmonisches Bier. Wie ihr sagt, eins, das man gut trinken kann. Und das macht auch vielleicht ein bisschen den Erfolg aus. Also viele Leute sagen zu uns, das Bier ist klasse irgendwie, da kann ich nachmittags, wenn ich meinen Garten umgrabe, schon zwei trinken irgendwie, auch im Sommer, und falle nicht gleich um, so ungefähr. Das ist ein bisschen das Geheimnis des Erfolgs. Also wir haben da einen richtig tollen Erfolg mit dem Bier.

Holger: Was man hier vielleicht auch noch mal erwähnen muss, weil die Hörer haben es ja nicht vor Augen: Das ist auch auf jeden Fall ein Bier, was in der Etiketten-Gestaltung vollkommen aus dem Rahmen fällt. Das ist auch ganz besonders. Also das ist ein völlig anderes Etikett als ihr das sonst habt.

Dominik Eichhorn: Genau! Es ist einfach bewusst viel schlichter gehalten, einfach gehalten, hat auch nur Bauch und Rücken, wo halt die ganzen Angaben drauf sind. Es hat kein Brustetikett. Es sind eigentlich nur zweifarbig, fast keine Farbe drauf. Es war schon immer irgendwie so mehr oder weniger fast kein Etikett drauf auf diesem Bier, weil die Leute haben es als Fassbier geholt, und dann kam es halt in die Flasche, weil die Leute keine ganzen Fässer mehr holen wollten. Aber da kam auch nur ein kleines Etikett mit wenig Infos drauf, wenig Werbung, die Leute haben das Bier gekannt. Die sind in die Brauerei gekommen, die musste man nicht irgendwie mit Farben locken oder mit viel Gold oder irgendwas, sondern die Leute wissen, das ist unser Hausbrauerbier, da braucht‘s nicht mehr. Das ist auch der Grund, wieso hier ein ganz schlichtes Etikett drauf ist. Mittlerweile ist es schon ein bisschen kultig, muss ich sagen, klar. Das ist halt jetzt in unserer Zeit so vielleicht.

Holger: Und das Wappen, seid ihr das oder ist diese …

Dominik Eichhorn: Das ist das Wappen von dem Schloss, von dieser Familie, von diesen Adligen, die früher dieses Schloss besessen haben.

Holger: Ah ja, okay! Aber die gibt’s eigentlich nicht mehr, also …

Dominik Eichhorn: Die gibt’s nicht mehr. Nein, Wiesenthau hießen die. Das ist so ein fränkisches kleines, das weiß der Markus besser als Historiker, Ritteradelsgeschlecht gewesen, also kein hoher Adel. Aber gut, bei uns war alles so kleinteilig in Franken und überall war einer gesessen, ein kleiner Baron oder Ritter und hat da sein eigenes Süppchen gekocht, und so war es da wahrscheinlich auch.

Markus: Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Also diese ganzen kleinen Barone, die haben alle eben ihr Süppchen, in dem Sinne ihr Bier gekocht. Das ist ja auch der Ursprung, weswegen wir so eine Biervielfalt haben, weil einfach überall es was Eigenes gab.

Dominik Eichhorn: Ja, und diese Kleinteiligkeit in Franken eben, also kein großes Staatswesen außen rum wie in Bayern oder in Baden oder irgendwas oder dass da in Württemberg ein König dann da war mit einer (unv. #00:28:42.8#). Das macht eben auch die Vielfalt aus. Und es ist bei uns in der Gegend dann auch vom Konfessionellen völlig durchmischt.

Markus: Richtig! Jeder Herrschaftsbereich, jedes kleine Dörfchen hatte dann eben seine eigene Religion, seine eigene Kirche, sein eigenes Brauhaus, seine Verwaltung, und so ist das eben.

Dominik Eichhorn: Genau! Das macht die Vielfalt aus.

Markus: Ich finde das sehr schön, wenn man so an diese anderen Lagerbier-Kulturen denkt, die so leichte Biere kennen, das ist vor allem Tschechien mit den leichten Bieren, mit 9 %, 10 % Stammwürze. Aber da ist es so, die machen das entweder richtig hell oder richtig dunkel. Und was man dort dann bestellen kann, ist eine Mischung. Das heißt, die haben dann zwei fertige Biere und mischen die dann auf Verlangen. Aber so jetzt hier, diese wunderschöne Bernstein- oder Kupferfarbe, die das hier hat, sowas gibt’s da eigentlich nicht. Deswegen ist das schon wirklich eine ganz besondere einzigartige Geschichte eigentlich.

Dominik Eichhorn: Das muss man einmischen in Tschechien dann wahrscheinlich.

Markus: Ja genau! Da kann man mal mit so einer Flasche hingehen und sagen „Macht mal genau das!“.

Dominik Eichhorn: Aber das ist ganz interessant, ich weiß nicht, da kennst du dich besser aus, in Tschechien waren es dann eher so die Arbeiterbiere, für so Schwerarbeiter, die den ganzen Tag Kraft brauchten. Oder wie war das da?

Markus: Ja, das war auch bei uns mal so. Also die deutsche Bierkultur ist dadurch wirklich etwas anders, weil wir diese Kriege hatten, die Inflationszeit, und das immer so ein großer Reset sozusagen war. Es ist überhaupt erst mal eine Art einheitliche deutsche Bierkultur entstanden mit der Gründung des Deutschen Reiches. Dann war erstmal Jubel, Trubel, Heiterkeit angesagt, da hat man dann sowieso ausprobiert, was ging. Und dann war eben mit dem Ersten Weltkrieg schon mal so eine Phase, wo sie dann wirklich nur noch sehr, sehr leichte Biere überhaupt machen durften oder auch konnten, weil die Rohstoffe einfach nicht verfügbar waren. Weil man hat, das vergessen viele Leute, vor dem Ersten Weltkrieg war das eine sehr globalisierte Gesellschaft. Also all die Herrscherhäuser in Russland, in England, in Deutschland, das waren alles Cousins, Cousinen, Brüder, Schwestern. Die ganze obere Society hat einheitlich französisch gesprochen, egal ob du jetzt in Portugal warst, in Griechenland oder in Russland. Das heißt, sie haben sich alle gekannt, die haben sich alle verstanden. Und da war auch von der Wirtschaft ein riesengroßer Austausch. Da hat man dann zum Beispiel in der deutschen Brauwirtschaft irgendwann gesagt: Na ja! Warum sollen wir groß noch Getreide anbauen, das passiert ja in Russland viel billiger. Da hat man dann Flächen freigegeben wieder für andere Sachen. Und das war dann plötzlich mit dem Ersten Weltkrieg wirklich ein Drama.

Dominik Eichhorn: Ja, war’s weg.

Markus: Weil dann auf einmal die Grenzen eine Bedeutung hatten. Vorher waren die relativ egal, aber …

Dominik Eichhorn: Ja, da konntest du von Moskau bis Lissabon fahren, ohne kontrolliert zu werden.

Markus: Genau! Richtig! Und jetzt mit dem Ersten Weltkrieg war das auf einmal Feindesland und man hat zum Beispiel Russland auch ab dem ersten Tag die Getreidelieferungen natürlich eingestellt, nach Österreich und nach Deutschland, was dann die Brauereien vor ein Riesenproblem gestellt hat. Na ja, und so ging das dann mit den Auswirkungen des Krieges erst mal nach unten. Und dann kamen die Reparationszahlungen nach dem Krieg, und da hat man als Staat versucht, Deutschland, möglichst viel Geld über Biersteuern reinzuholen, weswegen dann die Brauereien wieder die Melkkühe waren. Dann kam die Inflationszeit, was dann auch wieder ein Drama für sehr, sehr viele war. Weil man nicht vergessen darf, eine Brauerei muss die ganze Rohstoffe einkaufen und dann dauert der Prozess, bis das Bier verkaufsfertig ist, Wochen oder Monate, und dann kann man da wieder Geld erlösen. Und wenn dazwischen natürlich das Geld Tausende von Prozent Inflation hat, dann ist das kein Gegenwert mehr. Du musst deine Mitarbeiter jeden Tag bezahlen, weil sie am nächsten Tag schon wieder mehr für ihr Brötchen bezahlen müssen. Also Riesenkatastrophe. Das ist dann fast nahtlos in die Nazizeit übergegangen, die dann so zweigleisig gefahren sind. Offiziell waren die voll gegen Bier und gegen Alkohol, aber inoffiziell haben sie sich natürlich in ihren Bierkellern getroffen und ihre Festchen gefeiert und so. Aber dann kamen die Zerstörungen im Krieg, dann waren die Brauereien erst mal wieder kaputt. Und nach dem Krieg hat man dann erst mal nur ganz leichte Biere brauen dürfen.

Dominik Eichhorn: Genau! Da war dann so die Dünnbierzeit (unv. #00:32:45.7#)

Markus: Und dann hat man halt sofort gefeiert, jetzt geht’s wieder richtig los.

Dominik Eichhorn: Das war dann die Märzenbier-Zeit bei uns gewesen.

Markus: Genau! Dann kamen eben, also bei uns war es Märzenbier, und im Ruhrgebiet war es halt Export. Das waren dann die Biere, die kräftigen Biere, die die Leute wieder haben wollten. Und da hat man halt diese ursprüngliche Kultur, die es eben davor genauso wie in Tschechien oder in England bei uns gegeben hat mit leichteren Bieren, die ist dabei völlig verlorengegangen. Und deswegen fangen sie bei uns halt eigentlich erst mit 5 % an, wo man in anderen Ländern eben eine durchaus bemerkenswerte Range hat, irgendwo zwischen 3,5 und 5, wo natürlich die Leute in den Kneipen oder so viel mehr trinken können und wo das auch während der Arbeit viel normaler war Biere zu trinken. Auch außerhalb von Bayern war das in Deutschland ja völlig verpönt, außer vielleicht im Bauwesen oder so. Aber da war das in anderen Ländern völlig gang und gäbe. Und insofern ist das schon auch in dieser Hinsicht ein Riesenunterschied. Aber ich rede schon wieder viel zu viel, der Holger …

Holger: Ich wollte gerade sagen: Mensch, Männer! Mensch, Männer!

Dominik Eichhorn: Wir schaffen die Biere nicht, ne, Holger?

Holger: Ja, ganz genau! Die Moderation ist ja Nötigung und jetzt muss ich euch einfach, aber Dominik, du hast einfach einen Knopf gedrückt. Also der Satz „Mensch, Markus, du weißt es ja viel besser und du bist ja Historiker“, das ist sozusagen der Hauptknopf beim Markus.

Markus: Ja, ja, ja!

Holger: (unv. #00:34:03.4#)

Dominik Eichhorn: (unv. #00:34:02.9#) ein Überraschungsthema, das ist doch okay. Ich schenke mir jetzt einfach das Kellerbier ein, Markus?

Markus: Ich bitte darum.

Dominik Eichhorn: Und dann machen wir weiter, wir lassen vielleicht eine Sorte weg dann und gehen dann gleich zum Bockbier über.

Markus: Nein, nein, nein! Nix da!

Holger: Also das auf gar keinen Fall!

Dominik Eichhorn: Nein, nein! Dann müssen wir aber schnell trinken.

Markus: Im 100. Podcast, also das Gute ist, ich zeichne auf meinem Computer auf und ich habe ungefähr 4 Terabyte Speicherkapazität.

Dominik Eichhorn: Okay, gut!

Markus: Wir können bis morgen früh weitermachen. Kein Problem!

Dominik Eichhorn: Kellerbier ist bei mir schon im Glas.

Markus: Moment!

Holger: Dominik, dann mach doch direkt weiter und beschreibe es direkt, also die einfach durch.

Dominik Eichhorn: Oh, nein, das beschreiben kann der Markus am besten, ich bin der Brauer. Wir haben jetzt das Kellerbier von der Farbe, es ist, wenn man es beschreiben muss, und ich sitze jetzt hier an einer Schreibtischlampe, es geht Richtung Bernstein, es hat einen schönen cremigen Schaum. Es perlt, wie es bei uns beim Kellerbier in Franken ist. Also das geht so Richtung ungespunden, also es perlt ganz leicht. Die Kohlensäure ist ganz leicht feinverteilt da drin und dann müssen wir einfach mal riechen und dann schmecken. Also macht ihr das auch mal und dann reden wir weiter. Gut, es hat eine schöne leichte Trübung, muss ich auch noch sagen. Also es ist unfiltriert, es ist nicht hefedick oder sowas irgendwie wie ein Hefeweizen, sondern es hat so eine ganz leichte schöne opale Note, finde ich.

Holger: Man kann es nur ergänzen, weil wunderbar beschrieben. Für mich ist es unglaublich gut ausbalanciert, wenn ich das so sagen darf. Also es ist unglaublich toll in der Balance. Ganz typisch dann auch oberfränkisches Kellerbier mit so einer schönen cremigen, wenig kohlensäurehaltigen Rezenz, würde der Sommelier sagen. Dann natürlich, also diese malzigen Aromen, alles ganz geschmeidig so auf der Zunge. Jetzt haben wir den Raupach noch nicht gehört, aber da bin ich fast sicher, dass er jetzt wieder in seinem Oberfranken-Himmel rumschwebt.

Markus: Ja, ich hüpfe gerade von Wolke zu Wolke sozusagen. Nein, also wirklich, natürlich, es ist wunderbar. Ich meine, so muss ein Kellerbier sein. Ich kann ja ganz ehrlich sein, wir zeichnen jetzt abends um sieben Uhr auf und ich habe jetzt heute schon um vier Uhr ein Bier-Tasting gehabt mit acht Gästen aus den USA. Da haben wir sieben Biere verkostet, und unter anderem eben auch so ein schönes Kellerbier. Da sind wir einfach draufgekommen, dass dieses Bier einfach der Grund ist, warum so viele Leute aus der Brauwelt nach Franken kommen. Weil die eine Sache umtreibt: Warum schaffen es hier die Brauer einfach von so einem Bier mehr als eins oder zwei zu verkaufen? Weil wenn die zu Hause ihr Double IPA brauen, dann kriegen die halt eins verkauft und danach wollen die Gäste was anderes haben. Das ist eben genau das Gegenteil hier. Also so ein fränkisches Kellerbier, das ist einfach was zum Reinlegen, zum gemütlich Trinken, so ein Best Buddy sozusagen. Und wenn ich es schaffe, sowas so hinzubekommen, so ausgewogen, so angenehm zu trinken, so weich, so rund, was sich so toll mit den typischen Speisen, die wir hier bei uns auch eben haben, verbindet, dann habe ich einfach nur gewonnen. Das ist eben was, was man nicht an der Uni lernt, sondern das hat was mit Tradition zu tun, mit einem Selbstverständnis, mit Erfahrung. Das ist einfach in der DNA unserer Brauereien hier drin und das müssen andere erst mal lernen beziehungsweise überhaupt die Idee, das Gefühl dazu bekommen, so ein Bier zu machen.

Holger: Ganz klar, Können kommt ja von Üben, nicht von Wissen, und das kann man hier schmecken. Aber jetzt muss ich wirklich sagen, okay, 100. Sendung, Oberfranken-Spezial, können wir auch sagen. Ich möchte hiermit offiziell anmelden, zur 200. Sendung machen wir auf jeden Fall ein absolutes Ruhrgebiets-Spezial. Da lade ich mir dann auch zwei Ruhrgebietler ein. Das ist ja unglaublich mit euch heute.

Dominik Eichhorn: Nein, also ich glaube, wenn wir jetzt nochmal zum Kellerbier kommen, Kellerbier wurde vor ein paar Jahren auch irgendwie Mode. Es hat sich blitzartig von Oberfranken, muss man sagen, auf ganz Deutschland verteilt beziehungsweise erst mal …

Holger: In die ganze Welt.

Dominik Eichhorn: … haben die Münchner angefangen, Kellerbiere zu machen und so weiter. Meiner Meinung nach sind die meisten Kellerbiere, die außerhalb von Oberfranken, oder muss man fast schon sagen, Landkreis Bamberg gebraut werden, sind in unsere Augen als fränkische Brauer oder Bamberger Brauer keine richtigen Kellerbiere. Für uns ist ein Kellerbier doch ein ungespundetes oder ein (unv. #00:38:55.9#)-gespundetes Bier, das heißt, mit sehr wenig Kohlensäure. Wohingegen die nachgemachten Kellerbiere, sage ich jetzt mal, einfach Zwickelbiere, unfiltrierte Biere sind. Das müssen keine schlechten Biere sein deswegen, aber es ist nicht das, was wir unter einem Kellerbier verstehen. Und die Kunst ist es, glaube ich, Biere zu machen, die eben wenig Kohlensäure haben, dadurch sehr angenehm, weich, samtig zu trinken sind, aber trotzdem nicht irgendwie fad oder abgestanden schmecken. Also das ist die Kunst, die hier die Brauer beherrschen, denke ich. Die machen Biere, die weniger Kohlensäure haben, aber trotzdem nicht irgendwie (unv. #00:39:36.6#)

Markus: Das fängt für mich mit dem Verständnis an. Weil auch da muss ich gerade wieder aktuell, wir waren mit unseren Biersommeliers jetzt gerade auf Exkursion in der Hallertau und haben uns dem ganzen Hopfen genähert und waren dann abends im Hotel. Und die hatten dann ein Bier von einer Ingolstädter Brauerei, und da stand Kellerbier drauf. Und gut, ist prinzipiell schon mal eine Herausforderung, aber gut, habe ich gesagt, schauen wir uns das Ganze mal an. Dann versucht man das zu trinken und das schmeckt eigentlich wie ein dunkles Hefeweizen. Da habe ich mich schon sehr gewundert und habe dann auf die Flasche draufgeschaut, und dann tatsächlich gesehen, dass eben zwar Gerstenmalz an erster Stelle, aber dann schon Weizenmalz. Und dann hat man auch wirklich gemerkt, da hat jemand wirklich einfach, sicher obergärig, denke ich mal, weil Weizenmalz drin war …

Dominik Eichhorn: (unv. #00:40:24.2#) Weizenmalz.

Markus: Aber da hat man richtig gemerkt, es fehlt einfach das Verständnis. Wenn ich nicht wirklich begreife, worum es beim Kellerbier eigentlich geht, dann mache ich halt irgend sowas. Das ist vielleicht auch nett und es schmeckt vielleicht auch irgendjemand, aber es wird niemals den Kern treffen, um den es eigentlich geht. Das ist, glaube ich, der Punkt, das kann man auch nur wissen, wenn man es mal vor Ort erlebt hat, wenn man verschiedene dieser Biere probiert hat. Und wenn man eben das, was sich um dieses Kellerbier rankt, nämlich die Bierkellerkultur, wenn man die dann auch mal kennengelernt hat, dann versteht man das Bier, glaube ich, und dann kann man sich auch mal dem nähern. Aber na ja, egal.

Dominik Eichhorn: Ja, wie du sagst, man muss einmal hierherkommen …

Holger: (unv. #00:41:01.6#) sage ich dazu nur. Meine Güte! Also was müssen die Leute jetzt von euch beiden denken?

Dominik Eichhorn: Ach, ja!

Markus: Ah ja! Also was kratzt die Eiche, wenn … nein, okay.

Dominik Eichhorn: Wir sind in der Überzahl, Holger, das ist einfach so.

Holger: Nein, nein, also ihr seid in der Überzahl und das Schlimme ist ja, ihr habt recht. Ihr habt recht. Aber Ingolstadt ist halt Oberbayern, und deren Bierstil von Haus aus ist eben kein Kellerbier. Und da muss man dann auch, das muss man ja auch verzeihen.

Markus: Nein, ist ja okay, aber sie brauchen nicht Kellerbier draufschreiben, wenn keins drin ist.

Holger: Du hast natürlich recht. Du hast vollkommen recht. Ich will dir auch gar nicht widersprechen, ich will nur darauf hinweisen, dass wir auch schon wieder zum nächsten Bier kommen könnten.

Dominik Eichhorn: Kommen könnten.

Markus: Könnten. Ja.

Holger: Wir können natürlich auch weiter noch beim Kellerbier verweilen und man kann auch noch ein bisschen sich abfeiern so. Also quasi …

Markus: Was ich noch ganz interessant finde, wäre vielleicht an dieser Stelle, weil wir grad beim Kellerbier sind und weil das ganz viel mit Tradition zu tun hat, Dominik, dass du vielleicht noch kurz ein kleines bisschen unseren Hörern erzählst, wie du überhaupt dazu gekommen bist? Weil wir haben jetzt die Geschichte der Brauerei ein bisschen gehört und dass du da jetzt drin bist und die dritte Generation bist, aber das ist doch sicher gar nicht so einfach. Wenn ich jetzt da reingeboren, geworfen werde und dann damit konfrontiert bin, da gibt’s irgend so einen Betrieb heimatlich, muss ich das machen, will ich das machen? Wie ist das gekommen, dass du jetzt am Ende (unv. #00:42:25.5#)

Dominik Eichhorn: Wie ich dazu gekommen bin, dann jetzt hier zu sitzen sozusagen, also in meiner …

Markus: Sozusagen!

Dominik Eichhorn: … Vita? Ja gut, ich muss dazusagen, die Brauerei, habe ich vorhin schon erwähnt, habe ich von meiner Mutter übernommen, nicht von meinem Vater, mein Vater war nie in dieser Brauerei tätig oder in keiner, noch nie in der Brauerei tätig. Und ich wurde aber auch nicht irgendwie gedrängt von meiner Mutter oder von meinen Eltern, da in den Betrieb zu gehen, sondern ich habe erst mal was anderes gemacht. Eine andere Ausbildung, sprich, nach dem Abitur und nach der Bundeswehr war ich in Erlangen und habe Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen studiert und bin ein Diplom-Ingenieur, Diplom-Chemieingenieur. Und habe aber dann schon im Laufe des Studiums gemerkt, dass ich als Verfahrensingenieur, Chemieingenieur nie arbeiten werde, weil dann habe ich schon dazu tendiert, in die Brauerei zu gehen und habe dann deswegen noch eine Ausbildung gemacht als Brauer und Mälzer und habe dann sozusagen im zweiten Bildungsweg dann bei Doemens noch einen Braumeister gemacht. Und bevor ich in die elterliche oder mütterliche Brauerei gegangen bin, war ich dann noch in Japan, habe ein halbes Jahr eine kleine Gasthausbrauerei eingefahren und da gearbeitet als Braumeister. Dort auch meine Frau kennengelernt und dann seit Ende 1999, 2000 bin ich dann in die Brauerei gegangen zu Hause und habe die dann auch übernommen ein paar Jahre später. Das ist so mein Werdegang, also zweiter Bildungsweg-Brauer, und ich habe es aber nie bereut.

Markus: Ja eben, du bist auch ganz glücklich damit sozusagen.

Dominik Eichhorn: Ja klar, man ärgert sich natürlich jeden Tag, wenn man ein Geschäft hat, aber das ist wahrscheinlich wie in jedem Geschäft so. Aber bereut habe ich es noch nicht, nein. Gar nicht!

Markus: Da gibt’s natürlich viele Herausforderungen, zum Beispiel unsere Pandemie, aber vorher sollten wir vielleicht tatsächlich dem Holger jetzt Tribut zollen und ein Lieblingsbier von ihm öffnen, glaube ich. Welches Bier (unv. #00:44:46.1#)

Dominik Eichhorn: (unv. #00:44:46.4#) weiß ich nicht. Holger, kennst du es?

Holger: Ja, Schlössla, oder?

Dominik Eichhorn: Schlössla, ja, Schlössla kommt jetzt. Ja genau!

Markus: He-he, das ist ganz schnell auf beim Holger.

Dominik Eichhorn: Das ist so ein Name, der jetzt keine Sortenbezeichnung ist. Es ist von der Stammwürze …

Holger: Aber auch wieder typisch fränkisch, oder?

Dominik Eichhorn: Von der Stammwürze her ist es …

Holger: (unv. #00:45:05.4#)

Dominik Eichhorn: … ein Märzenbier. Schlössla deswegen, weil das kleine Wasserschloss, das eben von unserer, das zu dem Anwesen gehört hatte, zur Brauerei, und das auch der Brauerei den Namen gegeben hat. Eine alte Federzeichnung war das, eine kolorierte, ist da auf dem Etikett drauf. Und deswegen heißt das Bier Schlössla. Und Schlössla auch deswegen, weil in Reckendorf die Leute, wenn sie zu uns gekommen sind zu uns in die Brauerei oder ins Gasthaus, haben sie gesagt, wir gehen in dein Schlössla. Deswegen steht da Schlössla auf dem Etikett. Und jetzt schenken wir es mal ein. Und dann, wenn das ein Lieblingsbier von dir sein könnte, Holger, dann kannst du ja mal anfangen.

Holger: Nein, unbedingt! Es ist in der Tat so. Aber was ich auf jeden Fall vorwegschicken muss, bevor ich meine Beschreibung folgen lasse: Was ist es auf jeden Fall? Es ist natürlich schon der Name, also alles mit …la ist auch dann so ein bisschen fränkisch. Aber hier, das ist auf jeden Fall auch wiederum ein ganz typisches fränkisches Märzenbier. Man hat sofort die Karamellnote im Vordergrund in der Nase, die ist also so absolut richtig präsent. Es ist so ein, ja, wie soll ich sagen, also so ein helles kastanien-farbenes Bier mit einer unglaublich tollen Farbe. Das haben wir heute schon ein paar Mal gehört, aber es ist auch tatsächlich so, dass alle Biere so richtig tolle schöne Farben haben für ihre jeweilige Ausprägung. Jetzt trinke ich es mal. Ja, da rinnt halt die rotgoldene Farbe die Kehle runter und der samtige Körper und die tollen Karamellnoten lassen mich schon sagen, es ist schon ein Lieblingsbier. Also auf jeden Fall! Das ist auch dann wiederum so ein schönes Mundgefühl, was dann auch wiederum ganz typisch fränkisch ist, eben mit so einer ganz geringen Rezenz. Und der Hopfen, der ist so gar nicht da in meinen Augen, also ist wahrscheinlich da und ist irgendwo versteckt, aber so dieses Karamellige, Samtige, Malzige und dann natürlich auch noch mal mit 13,2 % Stammwürze, das rinnt die Kehle runter und schreit nach mehr. So würde ich es beschreiben. Prost!

Markus: Prost!

Dominik Eichhorn: Prost!

Markus: Das ist ein richtiges Sonntagsbier eigentlich. So der Franke würde sechs Tage lang Kellerbier trinken und am Sonntag gibt’s dann …

Dominik Eichhorn: Genau! Das wäre ein bisschen die Steigerung. Genau, gut ausgedrückt.

Holger: Nein, und da fallen mir dann auch sofort wieder so unendlich viele Speisen dazu ein, die dann richtig passen. Da stelle ich mir jetzt, also gut, jetzt wieder Ruhrgebiet und Sauerland und so, da ist üblich, dann am Sonntag eine Hochzeitssuppe zu kredenzen. Und das wäre zum Beispiel sowas. Da würde ich jetzt beginnen mit der Hochzeitssuppe und danach eben so einen schönen Braten, so einen Sonntagsbraten dazu. Und zum Abschluss vielleicht eine Crème Brûlée, und das Bier passt immer.

Markus: Oder man tut den Pfannkuchen gar nicht erst in die Suppe, sondern macht Kaiserschmarrn draus, das würde hier auch gut dazu passen.

Holger: Nein, nein, aber die Hochzeitssuppe hat gar keinen Pfannkuchen, Markus, sondern die Hochzeitssuppe, die hat einen Eierstich. Und den hoffentlich dann auch selbstgemacht.

Markus: Ja, wie bei den Bieren auch, schreiben die Franken halt gern auch Sachen drauf. Und bei uns kriegt man zum Beispiel Hochzeitssuppe, da ist dann meistens drin Pfannkuchen, ein Leberknödel und ein Grießknödel. Das heißt dann auch Hochzeitssuppe, zum Beispiel.

Dominik Eichhorn: Fränkische Hochzeit. Genau!

Markus: Na ja! Auf jeden Fall nahrhaft. Und eine schöne, also ich mag die auch ganz gern, wenn es die mal gibt. Aber da muss ich eben auch mal die Ruhrpott-Sache probieren. Mal gucken!

Holger: Aber ihr könnt mich auch gerne nochmal ergänzen, also habe ich was Wesentliches vergessen? Jetzt habe ich den Hopfen so versteckt, vielleicht tue ich dem Bier unrecht, keine Ahnung?

Dominik Eichhorn: Du tust dem Bier nicht unrecht, würde ich sagen. Wobei jetzt nicht so wenig Hopfen drin sind, wir sind da, wenn ich es richtig im Kopf habe, so bei 24 EBC sogar, schon 24, 25 sogar schon fast. Aber gut, jedes Prozent Stammwürze bettet den Hopfen weiter ein. Also in einem schwächeren Bier merkst du jedes EBC einfach sehr deutlich. Und bei 13,2 %, 13,3 % Stammwürze, dann ist der natürlich schon, versteckt, möchte ich nicht sagen, aber halt einfach schön eingebunden (unv. #00:50:15.8#).

Markus: Ich finde, eins könnte man noch ergänzen, dass viele Leute, wenn man sagt, das ist ein malzbetontes Bier, dann haben viele Leute eben im Kopf, das ist jetzt ein Dunkles und das hat Schokolade und hat Kaffeearomen oder sowas. Aber es gibt auch eine Malzbetonung ohne Röstaromen. Und das ist das, das möchte ich eigentlich haben, dieses Toffee, Karamell.

Dominik Eichhorn: Genau!

Markus: Da ist Vanille so ein bisschen, das sind einfache schöne Aromen.

Dominik Eichhorn: Da geht nichts in Richtung irgendwie Kaffee oder röstig oder sowas, gar nicht.

Markus: Aber auch so ein bisschen Honig. Und wenn es jetzt ein bisschen wärmer wird, ich habe jetzt noch so ein (unv. #00:50:54.9# Nachla?), würde der Franke sagen, im Glas. Das ist jetzt schon ein bisschen wärmer und dann kriegt das auch so ein bisschen Trockenbeeren-Aromen.

Holger: Was bitte, was? Ein Nachla?

Markus: Ja. Oder ein Nachherla würde man sogar richtig sagen. Weil wir ja alles nochmal verkleinern.

Dominik Eichhorn: (unv. #00:51:08.6#)

Markus: Genau! Den Restschluck sozusagen. Ein Kölner würde Kölsch dazu sagen, aber nein, okay, lassen wir das.

Holger: Also jetzt wird es langsam, also …

Markus: Nein, das war jetzt ein platter Witz, ich gebe es ja zu. Aber jedenfalls, aber dann kommen schon so ein bisschen auch so Rosinen, Trockenbeeren mit rüber, die fast so in Richtung Bockbier gehen. Das finde ich wirklich eine sehr, sehr schöne Aromatik. Also ein tolles Bier.

Holger: Nein, stimmt ganz genau. Jetzt, wo du es sagst, ist das auch ganz präsent bei mir im Nachtrunk. Das ist toll. Also ich sag ja, Lieblingsbier.

Dominik Eichhorn: Hervorragend!

Markus: Vielleicht noch eine Frage von mir ganz kurz. Du hast gesagt, du hast aus Japan deine Frau mitgebracht. Wie macht man das? Ich überlege jetzt gerade, ich habe schon ein …

Dominik Eichhorn: Mitgebracht habe ich sie, nein, nein. Ich bin alleine nach Hause gekommen und …

Holger: Da sind wir wieder beim Thema, Raupach und die Frauen. Alles klar!

Dominik Eichhorn: (unv. #00:52:03.9#)

Markus: Ich habe schon eine Menge Japanerinnen kennengelernt, aber über ein Bier hinaus ging das nie, wegen dieser Sprachbarriere. Und ich stelle mir das echt total schwer vor, und sie dann auch davon zu …

Holger: Vielleicht ist es auch nicht nur die Sprachbarriere. Weißt du, könnte ja sein.

Markus: Wer weiß.

Dominik Eichhorn: Man fängt normalerweise auf Englisch an, wenn man irgendwo sich außerhalb von Deutschland befindet, wo keiner deutschspricht …

Markus: Hm!

Dominik Eichhorn: … und du sprichst die Landessprache nicht, dann fängt man mit Englisch an. Wir sind zwei Jahre oder zweieinhalb Jahre hin und her geflogen und dann haben wir gedacht …

Holger: Oh! Dann ist dein CO2-Footprint dann ganz schlecht.

Dominik Eichhorn: Der war schlecht damals. Aber damals hatte man auch noch nicht so ein schlechtes Gewissen. Man durfte sogar noch im Flieger rauchen, als ich nach Japan geflogen bin das erste Mal. Also das ist schon lange her, wollte ich sagen damit. Und gut, irgendwann hat man sich dann halt entschlossen oder gesagt, gut, jetzt probieren wir es. Und dann ist meine Frau rübergekommen, oder damals meine Lebensgefährtin, und dann haben wir geheiratet. Dann kamen die Kinder. Und jetzt ist das schon 20 Jahre her, über 20 Jahre. Ja, so schnell geht das.

Markus: Wahnsinn! Aber das ist schon ein krasser Kulturunterschied, oder?

Dominik Eichhorn: Ja ist es schon, klar. Also logisch! Wobei man natürlich sagen muss, es ist vielleicht, es ist ein Riesenkultur-Unterschied, aber Japan ist ein modernes westliches Land irgendwie. Das macht es vielleicht dann doch ein bisschen einfacher. Demokratie, westlich ausgerichtet sozusagen, ein ganz modernes Land, also mit einer sehr spezifischen und speziellen Kultur, aber wenn man will, dann geht das.

Holger: Na ja, also ich hatte mal einen Kollegen, der Auslandskundendienst gemacht hat, und der hat immer gesagt: Wenn du auf einen anderen Planeten reisen möchtest, dann ist Japan die kürzeste Entfernung. Hat der immer gesagt.

Dominik Eichhorn: Ja, es ist einfach schon krass der Unterschied. Der Unterschied ist krass und auch der Unterschied in Japan selbst ist auch so krass. Das macht‘s auch interessant irgendwie. Also der Unterschied in Japan zwischen dieser knallharten Moderne und alles das Neueste technologisch und so weiter, und auf der anderen Seite, da gehst du um die Ecke in Tokio und dann hast du ein uraltes Japan, wo du wirklich diese Geschichte, diese Kultur, diese Tradition fühlst und spürst. Das gibt’s nur in, ja, also das habe ich bis jetzt nur in Japan erlebt diesen Gegensatz auch im Land selbst, dieser kulturelle. Aber die schaffen das irgendwie, immer wieder Brücken zu schlagen, das geht.

Markus: Ich meine, dass du mit deiner Frau da klargekommen bist, das ist irgendwie verständlich, da sorgen auch die Hormone so ein bisschen dafür. Aber wie ist das denn, ich überlege, da gibt’s dann immer eine Schwiegermutter, einen Schwiegervater, deine Mutter, das ist doch für die alle auch bestimmt nicht so einfach, oder?

Holger: Ha-ha-ha-ha!

Dominik Eichhorn: Ja, okay!

Holger: (unv. #00:55:24.1#)

Dominik Eichhorn: Sind wir jetzt noch beim Bier, oder? Nein, okay. Ja, natürlich irgendwie sind die schon skeptisch am Anfang. Auch meine Eltern waren jetzt schon ein bisschen skeptisch, glaube ich. Also was macht der jetzt, so ungefähr, der Sohn. Aber ich war schon Ende 20 fast, als das passiert ist, da konnten die und wollten auch nicht mehr reinreden. Genauso bei meiner Frau. Der Opa zum Beispiel damals von meiner Frau hat noch gelebt, wurde schließlich 100 sogar, also die Japaner werden alle alt. Der hat am Anfang auch sehr, sehr skeptisch reagiert. Und auch so ungefähr, wie kannst du jetzt schon nach Deutschland fliegen, du bist ja gar nicht verheiratet, so. Aber eigentlich auch die gleichen Reaktionen, Reflexe wie auch deutsche Eltern, Großeltern haben, würde ich mal sagen. Diese Reflexe sind in Japan nicht anders gewesen als bei uns. Wahrscheinlich sind die auf der ganzen Welt fast gleich, also dass jede Kultur natürlich oder in jeder Kultur Eltern versuchen, ihre Kinder zu schützen oder die bestmögliche Zukunft zu ermöglichen oder den Weg zu zeigen für eine gute Zukunft für ihre Kinder. Also diesen Drang haben alle Eltern, glaube ich, und Großeltern.

Holger: Ich versuch mal, den Bogen wieder zurück zum Thema zu schaffen. Was ist denn ihr Lieblingsbier?

Dominik Eichhorn: Unterschiedlich, aber am liebsten ein Kellerbier ganz frisch vom Fass, bayerisch gezapft.

Holger: Okay! Also das haben wir jetzt schon gehabt, was uns jetzt noch fehlt, ist der Bock.

Dominik Eichhorn: Ist der Bock. Der Bock ist ein Bock, der jetzt schon ein paar Monate auf dem Buckel hat, denn es ist der Frühjahrsbock, den wir brauen. Das ist ein heller Bock. Gambrinus, ganz klassisch genannt nach dem Patron der Brauer. Ob es den gegeben hat, weiß keiner. Wir haben das nämlich ein bisschen falsch getimt, weil die Woche, morgen, nein, Mittwoch, Donnerstag, füllen wir unseren Henrici Bock ab, den Ritterbock, und auch den Weizenbock. Der kommt aber erst übermorgen, wie gesagt. Deswegen habe ich jetzt noch einen Gambrinus euch mitgebracht. Das sind die letzten Flaschen, die es gibt.

Markus: Aber Dominik, ganz kurz, das ist Programm, weil unter uns, es hört ja jetzt keiner zu, der Weizenbock ist ein absolut sensationelles Bier und da möchte ich einfach keine Flasche irgendwohin verlieren, sondern die muss dableiben und das möchte ich gerne haben und für unsere (unv. #00:58:38.2#)

Dominik Eichhorn: Ja, das (unv. #00:58:37.8#) deine Mitarbeiterin einen wegreservieren musste.

Markus: Ja genau!

Dominik Eichhorn: Ob dann für dich einer übrigbleibt, weiß ich nicht, Markus.

Markus: Oh, oh!

Dominik Eichhorn: Nein, nein.

Markus: Nein, aber deswegen reden wir jetzt hier auch gar nicht über diesen fantastischen Weizenbock, sondern wir sprechen über den nicht minder guten Gambrinus.

Dominik Eichhorn: Wir sprechen über den Gambrinus. Es ist ein Frühjahrsbock, also ein heller Bock, der einfach im April auf den Markt kommt, sozusagen manche sagen Maibock, Frühjahrsbock. Einfach ein bisschen leichter zu trinken, keine Ahnung, Imperial „Helle Freude“ oder sowas. Mit natürlich schon bei über 16% Stammwürze. Da wird es dann schon auch ein bisschen esteriger und fruchtiger auch teilweise. Aber probiert mal oder ich weiß nicht, ob ihr schon im Vorfeld mal getestet habt, ob ihr das Bier kennt, weiß ich nicht.

Markus: Nein, also ich mache ihn jetzt grad zum ersten Mal auf, muss ich sagen. Wunderbar!

Holger: Ich habe schon getrunken.

Markus: Na ja, gut! Wenn man dir ein Bier schickt, ist es quasi auf. Wenn der Postbote da über die Schwelle geht, so wie bei den englischen Pubs, wo dann das Bier, wenn das angeliefert wird in Fässern, sobald es über die Schwelle ist, gehört’s dem Besitzer, so ist es bei dir wahrscheinlich dann mit dem Bier, da wird es sofort aufgemacht. Nein, aber ich kann ja mal kurz sagen, wie das bei mir so ausschaut. Ich glaube, so dieser Ausdruck Imperial „Helle Freude“ finde ich eigentlich ganz witzig, weil es wirklich auch von der Farbe her daran erinnert. Das ist wieder richtig klar, schön filtriert, perfekter weißer Schaum, der richtig dick, schön fest sitzt. Und drunter dann dieses Goldgelb mit einem wirklich schönen Schein. Also das geht fast in so ein Rotgold, aber eben nur ganz dezent, also sehr, sehr schöne Farbe auch wieder, die wirklich so richtig animiert und Lust macht. Und wenn man da reinriecht, dann merkt man einerseits diese schöne ausgewogene Hopfen- und Malznote, die man von der „Hellen Freude“ her kennt. Aber drüber liegt dann das, was man auch von einem Bockbier erwartet. Du hast ja grad schon gesagt, der ist ein bisschen jetzt schon älter und dann kommen natürlich auch diese Aromen, eben Trockenbeeren, Rosinen, (unv. #01:00:41.2#)

Dominik Eichhorn: Genau! (unv. #01:00:41.8#) diese fruchtigen Sachen.

Markus: Ja, das kommt richtig schön rüber und lädt einen richtig ein, auch eine richtig schöne Honignote ist jetzt auch ganz schön ausgeprägt. Und wo das vorher vielleicht noch so ein Blütenhonig war, ist es jetzt eher ein Waldhonig. Also der ist schon ein bisschen intensiver, ein bisschen kräftiger. Jetzt probieren wir das mal.

Dominik Eichhorn: Du formulierst treffend, sowas fällt mir nicht ein immer gleich. Das ist, der Vergleich war gut.

Markus: Danke schön! Auch hier wieder dieses schöne cremige wunderschöne Mundgefühl. Das finde ich auch wieder ganz, ganz toll, weil das nämlich auch erfrischend ist. Und damit eben auch einen der Alkohol nicht erschlägt. Also beim Bockbier auch immer so ein Thema: Mache ich dann praktisch schon zu oder schaffe ich es trotzdem so zu bleiben, dass die Leute dann gerne auch noch einen Schluck nehmen? Und das habe ich hier wirklich wunderbar gelöst. Es spielt dann auch dieses schöne Cremige eben mit dem Mund, dann kommen so Toffee-Noten, dann kommt ein bisschen Malz, Karamell, brotige Töne. Und hintenraus dann trotzdem so eine leichte Bittere, die dann wieder ein bisschen stärker wird und den Mund austrocknet. Das ist wirklich ein sehr, sehr angenehmes Bier. Hintenraus dann noch mal ein bisschen diese Trockenbeer-Noten. Und auch schön, wenn man das im Glas hat und das Glas so ein bisschen dreht, dann bildet das Bier so einen richtigen Film am Glas. Da sieht man eben, dass es ein bisschen kräftiger ist, ein bisschen stärker ist und richtig selbstbewusst darauf wartet, dass man da einen Schluck nimmt. Also wunderbar! Tolles Bier! Holger, das müsste dir auch schmecken, oder?

Holger: Unbedingt! Das ist total, absolut klasse. Ich habe jetzt im Nachtrunk so fruchtige Aromen. Also für mich kommt so ein bisschen Apfel durch und sogar fast ein Hauch von Kirsche. Ich weiß nicht.

Markus: Mhm (bejahend). Ja!

Dominik Eichhorn: Bittermandeln im Hintergrund.

Markus: Genau! So ein bisschen, ja genau, so Bittermandel. Genau! (unv. #01:02:33.7#)

Dominik Eichhorn: Ich möchte nur kurz dazwischengehen, ich habe das Bier jetzt seit Mai nicht mehr getrunken, glaube ich, oder seit Juni nicht mehr getrunken. Es ist interessant, es hat sich schon, nicht krass verändert, aber es ist ein bisschen erwachsener geworden, für mich. Ihr kennt das ja nicht frisch. Seid ihr noch da?

Markus: Ja, ja.

Holger: Ja, wir sind noch da. Ja, ja, wir sind, wir denken nach und …

Dominik Eichhorn: Ihr denkt nach und …

Holger: … und …

Dominik Eichhorn: (unv. #01:02:57.0#)

Holger: … voll mit Malz und süßlich und mild und Abgang und Frucht und so. Das muss man erst mal im Kopf sortieren. Deshalb dauert‘s einen Moment, dass wir überhaupt reagieren.

Markus: Aber ich finde diese Metapher sehr schön, zu sagen, dass so ein Bockbier quasi in so einem jugendlichen Tatendrang ausgeschenkt wird. Was auch perfekt passt zu diesem ganzen Bockbieranstich-Thema. Und wenn man es eben dann noch ein bisschen liegenlässt, dann wird es reifer und dann wird es auch ein bisschen weiser und dann wird es ein bisschen abgeklärter und …

Dominik Eichhorn: Genau! (unv. #01:03:29.2#)

Markus: … hat dann eben noch mal eine ganz andere Qualität. Sehr schön!

Dominik Eichhorn: Ich habe zuletzt vor ein paar Wochen habe ich mit einem Freund ein Henrici Bock aufgemacht von 2013 oder 201. War auch gut. Interessant!

Markus: Das kann ich mir vorstellen. Eins der ältesten Biere, die ich mal getrunken habe, war ein amerikanischer Barley Wine. Den habe ich 2014 in Amerika gekauft, und da war er von 1999. Und war an sich schon absolut genial, er hatte ein bisschen so diesen Effekt, du hast ihn aufgemacht und dann war er super. Wenn man dann aber noch so ein paar Minuten gewartet hat, dann hat er ein bisschen verloren, also dann haben einfach die Reaktionen zugeschlagen. Aber ich fand einerseits das Bier toll und andererseits fand ich aber auch toll, dass jemand 1999 schon auf die Idee gekommen ist, …

Dominik Eichhorn: Einen Barley Wine zu machen.

Markus: … einen Barley Wine zu machen, und dass es eine gute Idee ist, was davon aufzuheben. Das ist auch so ein Punkt. Und das im Zusammenspiel war echt toll. Und ich glaube, das ist auch wirklich noch ein Potenzial, was in Deutschland noch nicht viele Brauer entdeckt haben, dass man aus den klassischen Bockbieren, die man so hat, tolle Jahrgangsbiere machen kann, die dann auch wirklich gewinnen über eine längere Zeit und wo man dann auch wirklich damit spielen kann und quer verkosten kann.

Dominik Eichhorn: Man sollte das vielleicht einfach mal von der Hefe nehmen und dann nochmal in andere Tanks und dann einfach bei null Grad nochmal drei Jahre liegenlassen in kleinen Tanks oder so.

Markus: Ja.

Holger: Ich finde, da darf man auf jeden Fall die Schneider Brauerei lobend erwähnen, Thema Aventinus Vintage. Und dann natürlich mein großes Vorbild Hans-Peter Drexler, natürlich auch schon im BierTalk.

Dominik Eichhorn: Der Braumeister dort, ne?

Holger: Ja, ja, absolut! Das muss man an der Stelle lobend erwähnen. Also die machen das.

Dominik Eichhorn: Nein, die waren schon eine der ersten in Deutschland, die da interessante Sachen gebracht haben. Ich weiß noch, ich kann mich erinnern, vor zehn Jahren oder noch länger, als ich die Hopfenweisse das erste Mal getrunken habe, das war ein ganz neues Geschmackserlebnis. Ich war da unten in der Gegend und bin dann bestimmt fünf oder zehn Getränkemärkte abgefahren, um eine Kiste Hopfenweisse zu bekommen, weil fast jeder Getränkemarktleiter gesagt hat: Den Schmarrn haben wir nicht, das wollen wir nicht. Die Leute kaufen das nicht. Das war so ungefähr die Aussage in den Getränkemärkten. Also es war da einfach in der Gegend auch nicht anerkannt.

Holger: Absolut! Also für die Hörer, es ist TAP5, also die Hopfenweisse ist TAP5. Und das muss man einfach betonen, das ist ja auch mutig, solche …

Dominik Eichhorn: Genau! Das wollte ich sagen, die haben das trotzdem gemacht und trotzdem durchgezogen.

Holger: So ist es! Allerdings war das Bier zuerst in den USA nur verfügbar und ist dann erst zu uns gekommen. Und ich weiß, es gab …

Dominik Eichhorn: Weil es doch so eine Zusammenarbeit mit der Brooklyn, oder?

Holger: Ja, mit dem Garrett Oliver. Ja. Absolut! Mit der Brooklyn Brewery. Genau! Aber auch, weißt du, also ich meine auch dann die TAPX, also dann Aventinus Barrique, da haben auch die Leute angerufen und haben gesagt, hey, das ist schlecht das Bier. Na ja, aber das nur am Rande erwähnt. Also, dass das eben schon auch hier Einzug erhält. Und wir haben das auch, glaube ich, im BierTalk immer wieder auch schon angesprochen, dass eben bestimmte lagerfähig sind, großes Potenzial haben und auch beim Altern durchaus noch besser werden. Also das Urbeispiel, um jetzt euch beiden wieder zu huldigen und wieder zurück nach Oberfranken zu gehen, und einen Bierstil haben wir noch nicht erwähnt, das ist ja das Rauchbier. Und da gibt’s dann halt die Schlenkerla Eiche, die der Markus wahrscheinlich in allen Jahrgängen, die es je gegeben hat, irgendwo in seinem Keller hat und die dann durch verkostet und nur dafür eine Verkostungskladde führt. Also das muss man halt auch sagen. Oder, Markus?

Markus: Absolut! Und ich muss eben, um diese patriotische Vollständigkeit auch ein bisschen noch zu haben, sie waren tatsächlich die ersten. Also Schlenkerla war die erste deutsche Brauerei, die wirklich so ein Jahrgangsbier gemacht hatten, noch vor Schneider. Also das war 2010 und der hat 2012 das erste gemacht in diese Richtung. Das ist schon erstaunlich. Und war ja damals auch wirklich eben insgesamt ein Umdenken in der Brauerlandschaft hier. Vorher war es ja so, dass ein Alterungsgeschmack grundsätzlich als Bierfehler gegolten hat und man alles getan hat, um sowas irgendwie zu vermeiden. Genauso wie mit der Hopfenweissen, wo man gesagt hat, ein Hopfen, ein Weißbier ist im Grunde ein Fehler. Das macht man einfach nicht. Das gehört da nicht rein. Und dann ganz bewusst zu sagen, wir verabschieden uns mal davon und schauen mal, wie ist es mit der Aromatik, wie ist es mit der Harmonie, mit all den kreativen Möglichkeiten, die wir haben innerhalb der Rohstoffe, die eben bei uns möglich sind? Das sind eigentlich so …

Holger: Also ich meine, das war so ein bisschen, also die Hopfenweisse ist ein klassischer Collaboration Brew. Und ich stelle mir das so vor, dass der Hans-Peter Drexler und der Garrett Oliver sich getroffen haben und haben einfach gegenseitig sich gefragt: Hey! Was ist das Geilste? Und dann hat natürlich der Hans-Peter Drexler gesagt: Na ja, also das Geilste ist natürlich ein Doppelbock-Weizen. Und der Garrett Oliver hat dann gesagt: Ja, das Geilste ist ein IPA. Und dann haben sie es halt einfach zusammengeschmissen und daraus ist dann die Hopfenweisse entstanden. So stelle ich mir das vor.

Markus: Ich denke, auch. Ja. Aber zurück zum Gambrinus. also wirklich ein ganz, ganz toller heller Bock. Das ist auch sowas, ein Bierstil, der wirklich sehr im Off oft steht. Weil die meisten Leute unter Bockbier eher so die dunklen Bock- und Doppelböcke verstehen, auch in der Tradition von Salvator. Und zugegebener Weise natürlich jetzt ein heller Bock oder Doppelbock auch aromatisch jetzt eben nicht so an die Wand spielt wie so ein dunkler, aber dafür lässt er eben auch Raum. Und das ist schön, weil das ist ein Raum, den man dann in der Gastronomie füllen kann oder den man dann eben auch nutzen kann, um halt nicht nur eins zu trinken. Da muss ich wirklich sagen, ist das echt ein tolles Bier. Also macht echt Spaß!

Dominik Eichhorn: (unv. #01:10:02.1#)

Holger: Jetzt haben wir so viele Hinkelsteine in den oberbayerischen Garten geworfen. Wir haben keine Biere mehr, also wir haben sie alle durch verkostet. Haben natürlich gnadenlos überzogen, aber so ist es. So ist es. Absolut, so ist es. Vielleicht hat der Moderator an der Stelle nicht gut funktioniert, aber ich konnte euch einfach nicht mehr stoppen.

Dominik Eichhorn: Du hast nicht gebremst.

Holger: Ja.

Markus: Wir fangen einfach nochmal von vorne an.

Holger: Auf jeden Fall verzeiht uns das Überziehen. Ich bin schon der Meinung es war ein würdiger 100. BierTalk. Das muss ich schon sagen. Was meinst du, Markus?

Dominik Eichhorn: Ich verspreche euch jetzt, ich fange jetzt mit der Folge 1 an. Ist sie noch online?

Markus: Natürlich!

Holger: Klaro! Überall verfügbar.

Dominik Eichhorn: Und werde sie nacheinander im Auto hören, wenn ich unterwegs bin. Da bin ich sowieso auf der Suche nach Abwechslung, weil Bayern 5 kannst du irgendwie nicht fünf Stunden, mal eine Viertelstunde hören, dann weißt du nicht mehr, was (unv. #01:11:03.5#)

Holger: Außerdem heißt Bayern 5 BR…

Dominik Eichhorn: BR24, Entschuldigung!

Holger: Nein, aber das ist ja, ich meine, Rauchbier gibt’s in Oberfranken nur, weil ihr schon die ganze Zeit so rückständig seid.

Dominik Eichhorn: Genau! Weil wir es nicht geschafft haben, einen anständigen (unv. #01:11:17.0#) zu bauen und einfach nur Holzscheite irgendwo reingeschmissen haben.

Holger: Genau! Genau!

Dominik Eichhorn: Das ist aber manchmal so. Dass die Rückständigkeit auch was Positives hat.

Markus: Dafür möchte ich auch nur sagen, dass wir auch vor 120 Jahren in unseren Brauereien alle Elektroautos gefahren sind. Also manchmal ist Rückständigkeit ja auch Fortschritt.

Dominik Eichhorn: Ja, gut gesprochen, Markus.

Holger: Nein, also unglaublich gut gesprochen. Zum Glück gehört ihr seit 1806 zu Bayern.

Dominik Eichhorn: Oh, das war (unv. #01:11:47.3#)

Markus: Zum Glück für die Bayern. Ha-ha-ha!

Holger: Ihr könnt jetzt nichts mehr vorwerfen, der Moderator glaube ich, hat alles getan, um doch noch einigermaßen zum Schluss zu kommen. Aber die Protagonisten aus Oberfranken verhindern es einfach.

Markus: Du musst einfach einen schönen Schlusspunkt machen.

Holger: Ja, also ich habe es ja mehrmals schon versucht. Versuch, du es doch mal.

Markus: Na gut, das ist ja ganz einfach. Dann sage ich vielen Dank an euch beide für diesen wunderschönen BierTalk. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Biere sind tatsächlich fast alle ausgetrunken, passiert mir relativ selten. Aber das wird heute noch ein schöner Restabend. Und danke, es war toll, hat mir sehr viel Spaß gemacht und wir haben, glaube ich, den 100. echt vernünftig gefeiert.

Holger: Jawoll!

Dominik Eichhorn: (unv. #01:12:29.5#) den Hörern.

Markus: Tschüss da draußen und probiert gerne auch mal unsere feinen Reckendorfer Biere. Ciao!

Holger: Bis die Tage! Ciao!

Dominik Eichhorn: (unv. #01:12:36.7#). Ciao!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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