Erik Schnickers erfüllte sich mit der Gründung des Online Biershops Bier-Deluxe einen Studientraum und entwickelte sich seitdem kontinuierlich weiter. Mittlerweile ist der sympathische Niederrheiner auch als Hobbybrauer und Biersommelier am Werkeln. Dabei begeistert er nicht nur seine besten Freunde vom Bier, sondern auch täglich neue Bier-Einsteiger, die er in neue Geschmacks- und Genusswelten entführt. Im BierTalk erzählt er von der Gründung von Bier-Deluxe und seinen Erfahrungen, unter anderem als Teilnehmer an einem Online Biersommelierkurs…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts BierTalk. Heute reisen wir mal wieder in den Westen, in den Westen Deutschlands, zu einem Mann wie ein Schokoriegel, könnte man auch sagen. Was das genau bedeutet, werden wir gleich noch hören. Also wir gehen zu Erik Schnickers, der auch vieles schon in der BierWelt getan hat und tut. Er kommt aus Xanten. Erik erstmal danke, dass du da bist. Vielleicht stellst du dich ganz kurz den Hörern mal selber vor.
Erik Schnickers: Ich bin Erik Schnickers, wie du gerade schon gesagt hast, wie der Schokoriegel nur mit „S c h“ aus Xanten, 38 Jahre alt. Und bewege mich nunmehr seit 2012 in der BierWelt, habe da immer irgendwie den Anschluss noch gehabt, aber war da noch nicht so tief drin wie jetzt. Und ich glaube, wir kennen uns mittlerweile seit 2015, wenn ich das richtig in Erinnerung habe?
Markus: Auf jeden Fall! Aber vielleicht vorher noch ein kleines Geheimnis lüften. Vielleicht kann der eine oder die andere gar nichts mit Xanten anfangen. Also für alle, die irgendwann mal Latein in der Schule hatten, klingt der Name natürlich ganz besonders. Aber wenn du vielleicht ein bisschen was sagen könntest: Wo ist das? Was kann man damit verbinden, was erlebt man, wenn man da groß wird?
Erik Schnickers: Xanten ist kurz vor der holländischen Grenze hier am Niederrhein. Xanten ist eine alte Römerstadt, wir sind das zweitgrößte Freilichtmuseum nach Berlin, wenn ich das richtig habe. Also eine historische Stadt mit sehr viel Römerpark, der Archäologische Park Xanten ist hier, vielen Sehenswürdigkeiten. Ich glaube, der Archäologische Park macht mittlerweile ein Viertel der ganzen Stadt aus. Wie ich immer sage, leben, wo andere Urlaub machen. Es lohnt sich, hier hinzukommen.
Markus: Tja, das klingt auf jeden Fall spannend. Wenngleich die Römer selber gar nicht unbedingt so die Bierfans waren, also haben sie wahrscheinlich eher Wein hinterlassen. Wie ist das so, bist du eher groß geworden mit Wein oder auch schon mit Bier?
Erik Schnickers: Nein, tatsächlich mit Bier absolut. Und hier aus der Region damals noch Diebels-Trinker, also Alt-Trinker. Damit sind wir alle groß geworden, so meine Generation. Das hat sich aber leider stark gewandelt.
Markus: Ja, hat sich stark gewandelt. Insgesamt natürlich auch die Bierwelt. Da greifen wir vielleicht schon mal ein bisschen vor. Du hast dann unter anderem Bier-Deluxe gegründet. Wie ist das, wie kommt man auf die Idee zu einer Zeit, wo das Ganze wirklich der Anfang eines möglichen Hypes vielleicht war, sich da so weit aus dem Fenster zu lehnen? Also wie entwickelt sich das, wie kommt man auf die Idee und was ist da so passiert?
Erik Schnickers: Das ist tatsächlich eine sehr interessante Geschichte und eigentlich hat der erste Gedanke schon 2006 angefangen. Ich habe Automobilwirtschaft studiert und habe mit einem Freund von mir an der Theke gesessen, ich habe damals immer eigentlich Weizenbier getrunken. Dann haben wir an der Theke gesessen und haben gesagt, wir müssten irgendwas anderes machen als Autos, irgendwas zusätzlich. Und dieser Gedanke hat uns während des Studiums immer weiter verfolgt. Der Guido ist dann noch nach Nizza und nach Miami gezogen. Wir haben uns trotzdem nicht aus den Augen verloren, haben immer wieder uns ausgetauscht. Und eigentlich ging’s immer, wenn wir da saßen, immer um das Thema, wir müssen irgendwas anderes machen außer Autos. Dann ist der Guido 2012 mit seinem Studium dann auch endlich mal fertig gewesen, kam nach Hause und hat im Prinzip gesagt „Jetzt weiß ich, was wir machen“ und hat mir dann direkt einen Link geschickt von ZDF Zoom, der hieß „Hopfen und Malz verloren“. Damals war eigentlich die Kernaussage, dass wir Deutschen zwar das Bierland Nummer 1 sind und auch sehr gute Biere machen, aber definitiv nicht kreativ sind in unserer Vielfalt. Dann habe ich mir das angeschaut und habe gesagt „Das ist die Idee“. Na ja, man hätte schon früher drauf kommen können. Wenn man die ganze Zeit beim Bier bespricht, dass man was anderes außer Autos machen soll, dann hätte das auch so naheliegen können. So war der Grundstein für Bier-Deluxe gelegt. Und dann ging‘s eigentlich auch sehr schnell. Im Mai hat mir der Guido diesen Link geschickt, im Juli war die Firma gegründet und am 18.10.2012 waren wir online mit 40 Bieren, glaube ich, damals.
Markus: Was damals schon eine ganz schöne Auswahl war. Vielleicht noch ganz kurz, der Guido war ein Studienfreund von dir oder ein Schulfreund, oder?
Erik Schnickers: Genau, Studienfreund. Wir haben beide Automobilwirtschaft studiert. Er kam halt aus der Nähe von Berlin und ich dann hier aus dem anderen Ende der Welt. Ja, da haben wir uns kennengelernt und sind da halt in Kontakt getreten.
Markus: Die Idee, das gleich online zu machen, war auch klar, oder hattet ihr vielleicht auch überlegt, eine Brauerei zu machen oder einen Laden oder irgendwie sowas?
Erik Schnickers: Tatsächlich war der Gedanke gar nicht da, dass wir irgendwie einen Laden oder sonst was machen. Dieses Thema Laden kam natürlich im Nachgang immer wieder mal auf, aber eigentlich war klar, wir machen was online. Irgendwie war die Zeit dafür da, der Guido war technisch auch immer sehr aufgeschlossen und war da auch gut unterwegs und hatte da auch seine Stärke. Von daher hat sich nie die Frage gestellt, ob wir ein Ladenlokal machen und schon gar keine Brauerei. Denn mittlerweile braue ich zwar ein bisschen nebenbei, aber damals war ich ganz weit weg von einem Brauer. Und ich würde auch immer noch nicht sagen, dass ich mich Brauer schimpfe, sondern ich braue hobbymäßig.
Markus: Tja! Apropos, also spätestens jetzt würde der Holger Durst bekommen. Der ist leider aktuell noch im Urlaub, deswegen sind wir zu zweit. Aber wir können trotzdem ein Holger-Gedächtnis-Bierchen aufmachen. Ich habe mir natürlich was ausgesucht und du hast dir bestimmt auch was ausgesucht. Vielleicht magst du mal anfangen, also sagen, was du dir für ein Bier ausgesucht hast, und das gerne auch schon mal aufmachen und mit uns verkosten.
Erik Schnickers: Sehr gerne! Also ein Holger-Gedächtnis-Bier trinke ich selbstverständlich gerne. Schade, dass er nicht mit dabei ist. Ich glaube, es ist ein wirklich schönes Bier, und zwar das Sierra Nevada Pale Ale.
Markus: Ein schönes und ein ikonisches Bier, würde man sagen, wenn man das direkt übersetzt.
Erik Schnickers: Ja, definitiv! Als du mir gesagt hast, bring dir doch ruhig ein Bier mit, eins, womit du was verbindest, da war der Blick eigentlich durch den Kühlschrank – ich meine, es sind genug Biere da -, aber relativ schnell beim Sierra Nevada. Aber letzten Endes ist dieses Pale Ale für mich der Inbegriff von Craftbier, so kann man schon fast sagen. Also war eins der ersten Biere, die ich probiert habe. Und es ist halt immer noch in meinem Kühlschrank. Also nicht das erste natürlich, sondern mittlerweile Charge x hoch n, so würde ich mal fast sagen.
Markus: Okay! Aber nichtsdestotrotz sind wir jetzt mal gespannt, was du dazu sagst, wie du es beschreibst. Lass uns mal ein bisschen teilhaben.
Erik Schnickers: Erstmal macht’s schon Spaß die Dose zu öffnen. Und diese orangene Farbe, fast Kupfer, finde ich super. Der Schaum ist wie immer toll. Ich habe extra dieses Pale Ale Glas, weil das Sierra Nevada schmeckt mir da extrem gut draus. Ist dafür einfach wie gemacht und da schießt dir direkt der Hopfen in die Nase, ohne aber direkt den Fruchtkorb, wie man so schön sagt, bei den ganzen Napas, da zu öffnen, sondern das ist ein Pale Ale, was zwar hopfig riecht, aber nicht so extrem fruchtig. Das finde ich sehr schön. Und man merkt so, ich würde das immer beschreiben, die Mischung aus dem englischen, also der Basis quasi, und dem amerikanischen Pale Ale. Das finde ich gut getroffen. Also das hat eine leichte Fruchtigkeit, aber ohne übers Ziel hinauszuschießen. Ansonsten würde ich jetzt erstmal sagen „Cheers!“.
Markus: Ja, absolut! Prost! Schauen wir mal, was du dann im Mund von diesem Pale Ale hast. Aber ich sage auch immer, das ist auch ein schönes Bier, was man quasi jeden Tag trinken kann, von dem man auch mal zwei oder drei trinken kann. Das überfordert einen nicht, aber es ist eben interessant und spannend und hat immer wieder neue Facetten. Also jedes Mal, wenn ich das trinke, entdecke ich wieder irgendwas, was ich vorher nicht so hatte. Und das finde ich auch sehr, sehr schön an diesem Bier.
Erik Schnickers: Absolut! Kann ich nur wiedergeben. Und auch der Geschmack, es ist einfach immer wieder ein Fest. Du hast wirklich so eine Knackigkeit, eine schöne Bittere. Und auch der Hopfen, der spiegelt sich da sehr gut wider. Aber ohne, wie du es gerade gesagt hast, zu überfordern. Es ist einfach ein rundes Bier. Es gibt eigentlich beim Bier keine wirklichen Allrounder, aber es ist schon fast ein Allrounder, weil du einfach tatsächlich den als Durstlöscher nehmen kannst, aber auch zum Genießen. Es ist wirklich einfach ein schönes Bier, anders kann ich es nicht sagen.
Markus: Wunderbar! Dann wünsche ich dir mal viel, viel Spaß mit deinem Bier und stell dir vielleicht noch eine Frage, bevor ich dann meins auch aufmache. Dann können wir mal virtuell anstoßen. Aber ich habe vorhin, als du so geschildert hast, so Craftbier und du und deine Erlebnisse und du kommst da so rein, da ist mir ins Gedächtnis gerutscht, ihr habt mal einen Werbespot von Bier-Deluxe gemacht. Und das war damals wirklich auch eine Sensation eigentlich, denn ihr habt Leute gezeigt, also mehr oder weniger ganz normale Menschen, die waren nackt, also man hat sie natürlich nur Oberkörper gesehen, und die haben dann jeweils verschiedene Craftbierer probiert. Und es ging darum, wie die reagieren, also den Gesichtsausdruck zu sehen, wie sie überrascht sind, wie sie vielleicht die Mundwinkel zusammenziehen, was da eben so passiert, wenn man neue Aromen, neue Geschmäcker und sowas erlebt. Konntest du das irgendwie nachvollziehen? War das bei dir persönlich vielleicht auch so? Oder wie seid ihr überhaupt auf diese Idee gekommen sowas zu machen?
Erik Schnickers: Als ich die Idee von dem Clip gehört habe, fand ich die total super. Schade, dass ihr mich gerade nicht durchgehend habt schmunzeln sehen können. Ich finde den immer noch mega. Und das beschreibt das Ganze sehr gut. Letzten Endes sind wahrscheinlich die Hörer vom Podcast alle tief in der Craftbier-Szene drin, aber wir dürfen nicht vergessen, dass draußen so viele Menschen noch unterwegs sind, die schon, ich sag mal, in manchen Teilen Deutschlands ein Kellerbier als Craftbier bezeichnen. Also eigentlich für andere Teile Deutschlands ein ganz normales Standardbier. Wenn man die an so ein Pale Ale, auch ein Sauerbier oder ich weiß nicht was ran setzt, oder noch viel schlimmer, dann quasi ein IPA oder ein Napa, wie man heute so schön sagt, und deren Reaktionen sieht, dann spiegelt das das immer noch wider. Man hat ab und zu Begeisterung, man hat Leute, die sich schütteln. Und deswegen, der ist immer noch, auch wenn er schon wirklich alt ist, topaktuell. Ja klar, auf jeden Fall. Ich finde, was der Clip auch ausstrahlt, dieses Oberkörperfreie, ich find‘s einfach immer noch mega. Das ist einfach so beschreibend. Und ein Freund von mir, der behauptet immer noch, ich hätte auch einen Part in diesem Video, und zwar der etwas kräftigere Mann mit dem Bart. Aber ich bin es nicht, nein.
Markus: Aber du könntest es sein. Ich meine, der schüttet sich am Ende das Bier sogar über seinen Kopf. Muss man auch sagen, das ist eine sehr spannende Geschichte. Aber vielleicht an der Stelle mal kurz, das war dann wirklich eine bundesweite Fernsehwerbung. Das finde ich jetzt auch eigentlich eine ganz schön krasse Sache, wenn man überlegt, ihr sitzt da zusammen, überlegt euch, wir gründen mal eine Firma. Dann gründet ihr eine Firma innerhalb von ein paar Monaten und dann auf einmal seid ihr bundesweit im Fernsehen. Wie ist das denn gelaufen? Kann man das einfach so machen oder wie kommt man auf so eine Idee?
Erik Schnickers: Kann man das einfach so machen? Ja und Nein. Natürlich könnte man das einfach so machen, aber das hat natürlich auch a) alles mit Geld zu tun. Da erzähle ich gerade, glaube ich, keine Geheimnisse. Der Anstoß kam von einem unserer Gesellschaft, dem Aaron, der ein sehr, sehr guter Freund von mir war und ansonsten auch das eine oder andere Online-Unternehmen hat. Und der hatte da schon Erfahrungen mit und dann hatten wir die Chance, das zu machen, was über ihn kam. Und dann haben wir gesagt „Die Chance müssen wir nutzen“. So sind wir dann quasi zu dieser Fernsehwerbung gekommen. Am Anfang hatten wir so ein paar andere Clips, die zwar auch nicht schlecht waren, aber man merkte so richtig, zu der Zeit war der Craftbier-Markt noch gar nicht so richtig beschrieben. Dadurch waren die Videos auch schwierig zu drehen, weil du wusstest in der Zeit gar nicht, wen du ansprechen musst. Wir haben welche, die waren auf Fußball ausgelegt, wir haben welche, die waren auf einen gemütlichen Abend, einen Dinner-Abend zwischen Mann und Frau ausgelegt. Und so ganz verschiedene Richtungen, auf Frauen ausgelegt, die sicherlich auch ein absolut wichtiger Markt sind. Also nicht nur ein Markt, sondern einfach ein wichtiges Publikum. Dieser Clip mit den oberkörperfreien Menschen, der hat es einfach auf den Punkt gebracht. Der war nun auch, ich glaube, ein Jahr später, ein oder zwei Jahre später, nachdem wir die anderen Clips alle hatten. Ja, der ist natürlich auch super angekommen. Kommt auch heute noch gut an.
Markus: Wir werden den auch in den Shownotes verlinken. Jetzt habe ich wirklich richtig Durst bekommen, muss ich sagen. Gerade wenn du über Frauen redest, macht der Holger natürlich auch immer gerne, deswegen also auch von mir ein Holger-Gedächtnis-Bier. Ich mach‘s mal auf.
Erik Schnickers: Ist auf jeden Fall eine Dose.
Markus: Auf jeden Fall auch eine Dose. Ja.
Erik Schnickers: Das hört sich ja fernsehreif an.
Markus: Mittlerweile hat man ja Übung. Wir haben fast die 100. Folge BierTalk. Die Leute fragen immer, ob wir da irgendwelche Sounds reinschneiden oder sonst was. Nein, das ist alles wirklich authentisch. Man bemüht sich halt, da dann irgendwie auch akustisch rüberzukommen. Mal kurz zu dem Bier, vielleicht beschreibe ich es erst und sage dann, was ich da habe. Also im Glas habe ich eine richtig schöne ockerbraune Farbe. Es ist relativ trüb, es scheint so ein bisschen durch. Heute scheint auch die Sonne, und die kommt jetzt gerade hier noch so ein bisschen durch mein Fenster und kommt eben genau in das Glas. Dann schaut das ein bisschen so aus, als würde da die Sonne untergehen. Wunderbar! Obendrauf steht ein schöner, richtig fester weißer Schaum. Jetzt rieche ich da mal rein. Wir haben ganz viele fruchtige Noten, also wesentlich mehr sicherlich als bei dem Sierra Nevada Pale Ale. Da sind ganz viele so Papaya, Mango, Ananas, Litschi, also ziemlich viele verschiedene tropische Früchte. Ich probiere das mal. Ja, es geht los, man hat erstmal diesen fruchtigen Eindruck, dann kommt so ein bisschen brotig, karamellig, und das geht dann über in eine ziemlich intensive Bittere, die sehr, sehr lange anhält, aber nicht überbordend ist, also ganz angenehm ist. Also ein schönes Bier. Es handelt sich um ein IPA, und der Name heißt GranIPA. Das spielt so ein bisschen mit dem Namen der Brauerei. Die Brauerei ist nämlich Granizo, die kommt aus Chile. Da war ich vor zwei, drei Jahren mal bei einem Bierwettbewerb und habe dort unter anderem eben auch Biere bewertet. Wir sind ein bisschen rumgefahren, haben dann auch diese Brauerei besucht. Und ich habe sie damals kennengelernt wirklich als Spezialisten für holzfassgereifte Biere, für Sauerbiere. Also die machen ganz viele Biere eben in vorbelegten Fässern. Es gibt ja viel Wein auch in Chile zum Beispiel und Spirituosen. Und sie haben auch ein spannendes Projekt, wo sie mit dem Chicha Bier, das ist dieses einheimische Urbier dort, experimentieren. So waren die mir im Gedächtnis geblieben. Und vor ein paar Tagen hatte ich Besuch von Freunden aus Chile, die mir Biere mitgebracht haben. Da war jetzt eben unter anderem auch ein IPA von denen dabei. Und das hat mich jetzt wirklich sehr interessiert, wie eben Jungs, die eigentlich in einer völlig anderen Ecke unterwegs sind, nämlich bei sehr, sehr starken, sauren und Barrel Aged Bieren, was die machen, wenn man jetzt sagt „Macht doch mal ein IPA“. Das haben sie wirklich gut hinbekommen, also sehr extrem in der Aromatik, aber gut noch trinkbar. Es hat immerhin 7,5 % Alkohol, also da haben sie schon auch zugegriffen, sage ich mal. Aber wirklich eine sehr, sehr schöne angenehme Geschichte, sehr würdig für unseren BierTalk. Und ich sag doch einfach mal „Prost!“.
Erik Schnickers: Prost! Hört sich auf jeden Fall so an, als müsste man das trinken.
Markus: Oh ja! Auf jeden Fall! Wenn man es denn bekommt. Das ist auch nicht so einfach. Da sind wir vielleicht nochmal zurück bei eurem Shop. Also du hast gesagt, ihr habt mit 40 Biersorten angefangen. Das reicht wahrscheinlich nicht. Wenn man dann bundesweit in die Werbung geht, da bestellen dann doch vielleicht drei oder vier Leute und die wollen vielleicht auch mehr als 40 Biere haben. Gab‘s denn da nicht Herausforderungen, wo ihr am Anfang gar nicht damit gerechnet habt, was dann so auf euch zugekommen ist und wie löst man das dann?
Erik Schnickers: Es gab wirklich tausende von Herausforderungen, von anstrengenden bis schönen Geschichten. Als erstes ist natürlich die Frage, wie kriegst du es innerhalb von Deutschland überhaupt in dein Lager, was letzten Endes quasi, ich glaub, die Scheune von Guidos Oma war am Anfang. Und wie kriegst du es dahin? Der Logistiker fragte „Wo ist denn die Rampe, wo wir ranfahren können?“. Die ist natürlich nicht da, die hatten wir natürlich nicht. Du hast Menschen, die fragen, ob sie deine Betriebsstätte besichtigen können, weil sie denken, sie kriegen eine Brauereiführung. Also das sind so mal nur zwei kleinere, aber ganz lustige Sachen. Aber einfach, wie gesagt, der Transport macht das Ganze sehr, sehr kompliziert. Teilweise haben wir die Sachen selber eingesammelt, weil du natürlich Kleinstmengen bestellst bei den Brauereien. Das sind nur so anfängliche Themen, die man dann ganz einfach hat. Wir sind dann auch recht schnell sehr gewachsen, damals war der Markt oder beziehungsweise war die Konkurrenz einfach gar nicht so extrem groß. Es gab einfach gar nicht so viele. Von daher sind wir sehr, sehr schnell gewachsen, auch durch die Fernsehwerbung. Dann musst du einfach nachziehen. Das Schwierigste war, glaube ich, und die größten Fehler haben wir gemacht, weil es einfach gar keinen Markt gab. Aber dann ist die Frage, ist ein Fehler dann überhaupt ein Fehler oder einfach ein Feststellen von Themen, die da sind? Letzten Endes haben wir die einfach gemacht und auch gemeistert. Es gibt ganz viele spannende Themen, die da sind. Da können wir, glaube ich, mehrere Podcasts draus machen.
Markus: Okay! Das können wir durchaus. Vielleicht so dein Highlight-Thema, wo du dich immer dran erinnern wirst, wo du dir heute noch an die Birne fasst, was da so schiefgegangen ist?
Erik Schnickers: Was da schiefgegangen ist, ein Highlight-Thema?
Markus: Na ja, oder eine Erkenntnis oder so. Kann auch was Gutes sein.
Erik Schnickers: Was immer wieder wehtut, ist, wenn man hört, eine Palette ist umgekippt. Das tut immer weh, das zieht komplett durch den Körper und man leidet richtig mit. Das sind so Themen, die man dann halt mal hat. Oder mit der Staplergabel ins Tor reinfahren, weil man da eine Abkürzung kennt, die man eigentlich gar nicht fahren sollte. Das sind so Highlight-Themen. Ich glaube, die schönen Themen sind eher dann sowas wie, dass man einen Anruf kriegt und sagt so „Hey! Habt ihr Stella Artois da?“. Und dann heißt das so „Ja, wie viel denn?“, „Wieviel habt ihr?“, „Ja, 200.“, „Ja, dann alle. Fakt ist nur, die müssen morgen in Nürnberg sein.“, „Okay warum?“, „Wir sind für die und die Band unterwegs und wenn die kein Stella haben, spielen die keinen Ton.“. Das sind so ganz witzige Geschichten. Haben wir halt auch geschafft. Die Band hat heutzutage ein eigenes Bier, aber das sind so Highlights, die man dann halt auch zwischendurch hat und das macht das Ganze auch irgendwie spannend und witzig. Dass wir das damals schon mit zwei Mann geschafft haben, die einfach quer durch Deutschland verteilt sind dann auch noch, das war schon cool. Also das war wirklich schön.
Markus: Klingt super. Ihr habt dann also nicht nur was für die Bierwelt getan, sondern auch für die Musikwelt. Das ist natürlich auch schön.
Erik Schnickers: Wenn die nicht aufgetreten wären, dann hätten wir echt ein Thema gekriegt.
Markus: Das kann ich mir echt gut vorstellen. Das hat natürlich für dich auch bedeutet, denke ich mal, dass du auf einmal ganz, ganz viele Biere probieren musstest, konntest, wolltest, wie auch immer. Also wie erlebt man das denn, wenn man praktisch so einen unendlichen Zugriff hat? Und muss man sich da irgendwann auch mal ein bisschen am Riemen reißen? Wie geht das denn so?
Erik Schnickers: Völlige Überwältigung am Anfang. Ich hatte so ein Schlüsselerlebnis tatsächlich mit einer unserer ersten Brauereien, die auch immer noch eine meiner Lieblingsbrauereien ist, dem Brauhaus Faust. Wir haben damals mit dem Cornelius Faust eine Führung durch seine Brauerei gemacht und dann auch viele Biere verkostet. Und ich war total überwältigt und habe danach zu ihm gesagt „Boah! Cornelius, ihr habt so viele gute Biere und was trinkst du denn am liebsten?“. Dann sagt er so „Mein Pils“. Und ich so „Wie?“. Also passte gar nicht in meine Welt. Ich sage „Wieso?“. Und keine Ahnung, und dann hat er es mir erklärt. Das kann ich mittlerweile sehr gut nachvollziehen. Er sagte „Na ja, wenn du einen Abend hast und du trinkst ein Bier, dann willst du natürlich herumexperimentieren, dann probierst du. Aber wenn du auch auf einer Veranstaltung bist oder sonst wo oder halt auch mal drei, vier, fünf Biere trinkst, dann bist du mit einem Pils einfach besser aufgehoben. Weil ansonsten überwältigt dich irgendwann der Geschmack.“. Das kann ich nur wiedergeben. Dennoch kombiniere ich nach wie vor sehr gerne. Das macht mir immer noch extrem viel Spaß. Deswegen habe ich eigentlich meistens nie mehr als irgendwie vier oder fünf die gleichen Biere auf Lager und probiere einfach immer noch gerne durch. Am Anfang möchte man natürlich noch viel mehr, als man trinken sollte. So sagen wir das mal. Aber nach einer Zeit lässt das auch ein bisschen nach. Also immer noch, (unv. #00:18:56.9#) die Lust am Probieren definitiv nicht, aber man hat da nicht den Druck hinter, weil man weiß irgendwann, es kommt genügend nach, so dass man da keine Verknappung hat. Und deswegen, mir macht‘s immer noch Spaß. Du weißt das, ich glaube, ich bin immer für neue Sachen zu begeistern. Aber ich schätze auch die Tradition, deswegen halt so ein Sierra Nevada Pale Ale, denn das werde ich irgendwie nicht leid.
Markus: Da hat auch deine Umwelt davon profitiert, denke ich mal, oder? Gewinnt man neue Freunde, wenn man so einen Bierladen hat?
Erik Schnickers: Na ja, ob man neue Freunde gewinnt, weiß ich nicht. Aber da erzähle ich auch immer ganz gerne von meinem Freundeskreis. Die waren am Anfang sehr skeptisch, haben mir den Vogel gezeigt und auch gefragt „Wer bestellt denn Bier online?“. Und die größten Kritiker, die bestellen mittlerweile die verrücktesten Sachen und sind da auch immer wieder froh, wenn ich neue Sachen im Kühlschrank habe. Ich habe es aber auch echt durchgezogen und das spiegelt auch so ein Stück weit den Craftbier-Markt wider. Ich habe so einen Getränkekühlschrank, so einen 180 Kühlschrank immer im Wohnzimmer gehabt und habe dann einfach meine Freunde wild durchprobieren lassen, habe sie ein bisschen angeleitet. Aber am Anfang vor allem gar nicht viel, mittlerweile weiß man etwas mehr, was denen schmeckt. Die haben vieles getrunken, was denen nicht geschmeckt hat, was ich dann entweder zu Ende getrunken habe oder weggekippt wurde. Und dadurch haben die aber auch eine gewisse Offenheit gekriegt. Wie gesagt, man weiß mittlerweile, was denen auch gefällt. Der eine trinkt halt super gerne Pale Ale IPA, der nächste geht halt eher so in die malzige Richtung und Richtung Dunkel und Bockbiere. Und den nächsten kann ich wiederum mit Barrel Aged abholen. Das macht dann die Vielfalt aus. Die sind wirklich nicht böse, dass mein Kühlschrank immer noch gut gefüllt ist. Aber es war ein langer Weg.
Markus: Das würden Freunde von mir wahrscheinlich auch sagen. Ja.
Erik Schnickers: Und ein teurer übrigens.
Markus: Und ein teurer, das stimmt. Ohne jetzt zu viel Eigenwerbung machen zu wollen, aber du hast dann dich auch noch entschlossen, ein bisschen mehr Know-how drauf zu setzen und hast die Ausbildung zum Biersommelier gemacht. Wie hat dich das denn so ereilt und wie hast du das erlebt?
Erik Schnickers: Wie hat mich das ereilt? Einerseits, ich habe mich immer ein Stück weit gewehrt, den Biersommelier zu machen, weil man auch nicht immer mit dem einen oder anderen die positivste Begegnung hatte. Ich finde das immer schade, wenn jemand, der einen Biersommelier hat und dann einem Braumeister erzählt, wie sein Bier eigentlich zu schmecken hat. Das finde ich immer schwierig. Deswegen habe ich mich da einerseits ein bisschen gegen gewehrt und andererseits war es natürlich für mich in der Vergangenheit aufgrund meiner beruflichen Laufbahn nicht unbedingt möglich, zwei Wochen am Stück den Biersommelier zu machen. Da kamen mir zwei Sachen zugute, einerseits dann halt das Thema, dass es sehr stark auf online ging, und zweitens, dass ich mit der Deutschen BierAkademie halt letzten Endes auch jemanden gefunden habe, der im Prinzip so einen Großteil meiner Interessen am Biersommelier auch widerspiegelt einfach und nicht zu sehr technisch wird. Weil das ist auch schön, das ist auch schön, das zu wissen, aber ich finde, das ist für mich jetzt persönlich der zweite Step. Ich möchte halt nicht tiefer ins Brauen oder sonst wie reingehen, sondern die Biergeschichte, das interessiert mich sehr und wo es herkommt und wie da eigentlich die Themen sind. Das hat mich halt fasziniert. Dann kam eins zum anderen. Das eine, dass ich beruflich da ein bisschen weiter umgeschwenkt bin und jetzt natürlich auch noch mehr im Thema Bier drin bin. Dann war das für mich ein absolut logischer Schritt und ich habe mich tierisch drauf gefreut. Das ist, glaube ich, kein Geheimnis, dass ich immer noch sehr an der Gruppe hänge, genauso wie, glaube ich, das Miteinander in der Gruppe halt immer noch gegeben ist und ich mich immer tierisch freue, wenn ich die live treffe, so wie letzte Woche in Hamburg. Das hat mir echt viel Spaß gemacht. Ich kann das jedem nur empfehlen, und das war für mich eine tolle Erfahrung und einfach ein super Schritt. Ich fühle mich da total wohl mit und mir macht das echt Spaß und ich verstehe viele Sachen tatsächlich besser. Also ich sag nur Stichwort belgische Biere.
Markus: Wie gesagt, es soll keine große Eigenwerbung sein, aber ich finde es trotzdem ein spannendes Thema und würde die Fragen auch stellen, wenn du das woanders gemacht hättest. Was ich so interessant finde, ist halt auch dieses Erlebnis online. Das war vorher eigentlich gar nicht wirklich auf dem Schirm, glaube ich, und durch die Pandemie wurden wir mehr oder weniger dazu gezwungen, solche Formate zu entwickeln und auch offen zu sein, die wirklich anzugehen. Ich war am Anfang selber auch sehr skeptisch: Funktioniert das? Ist das dann für die Leute so, als würden sie ein Video anschauen? Lernen die sich überhaupt kennen? Oder ist das dann eher so, ja, ich mach da halt irgendwie mit, damit ich irgendwie einen Titel bekomme oder so? Und war dann wirklich auch extrem überrascht, wie intensiv die Beziehung gewachsen ist zwischen den Teilnehmern. Das ist wirklich was, was mich selber eben absolut und auch absolut positiv überrascht hat. Und das würde mich auch interessieren: Wie hast du das erlebt? Ist das was, was mit der Zeit wächst, oder ist das schon am Anfang da? Und wie ist das dann, wenn der Kurs aus ist? Also wie entstehen solche Bindungen, wenn man sich ein halbes Jahr lang trifft, aber nie wirklich gegenübersteht?
Erik Schnickers: Ich habe es mir am Anfang auch etwas schwieriger vorgestellt tatsächlich. Ich glaube, unsere Gruppe hat sehr gut auch schon am Anfang zueinander gefunden, jetzt unabhängig von den einzelnen Beziehungen, die sich natürlich irgendwann noch festigen. Man findet da immer dann irgendwie Leute, die gleicher ticken noch mal als sowieso schon tun. Also wo einfach die Beziehung noch mal ein bisschen intensiver wird. Ich hätte es mir gar nicht so vorgestellt, dass das so möglich ist online. Das ist wirklich gut geworden bei uns in der Gruppe. Wie gesagt, ich habe den Anspruch an mich selber, dann auch noch mal mindestens 90 % der Menschen kennen zu lernen. Ich bin sehr überrascht, dass mein Bild aus den Onlinekursen auch mit dem übereinstimmt, was sich dann tatsächlich im normalen Leben dann halt auch, wenn man die live tritt, auch widerspiegelt. Der eine oder andere ist enttäuscht, das musste ich dann auch schon am eigenen Leib kennenlernen und erfahren, wo die Regine einfach zu ihrem Freund sagt so „Also ich dachte immer, der Erik wäre größer. Die haben doch gesagt, der ist größer. Also das kann doch gar nicht sein.“ Ja, ich bin leider nicht größer als, ich bin keine zwei Meter. Das war halt ganz witzig auch, wir haben darüber gelacht. Aber das sind halt so Sachen, die man vielleicht dann nicht unbedingt so auf dem Schirm hat, die sich dann im Nachhinein rausstellen. Aber generell die Leute, die ich da kennengelernt habe, also online, und wenn ich sie jetzt im wirklichen Leben am Telefon habe oder mit denen spreche oder die halt auch in live treffe, das überschneidet sich. Also man kriegt doch mehr mit von den Menschen als man erwartet. Wenn man mich persönlich fragt „Was ist besser, online oder Präsenz?“, ich glaube, die Wahrheit liegt am Ende des Tages in der Mitte. Ich glaube einfach, dass dieses Online-Thema für viele auch die Chance gibt, überhaupt erst mal einen Biersommelier zu machen. Weil man darf nicht vergessen, zwei Wochen unterwegs zu sein, sich da auch noch eine Unterkunft zu suchen, das ist einerseits natürlich ein finanzielles Thema und andererseits auch ein Thema von Urlaub beziehungsweise, wenn man Familie da mit unterbringen muss. Da denke ich mal, dieser Mittelweg aus Online- und einem Präsenz-Teil, der eine angemessene Zeit hat, das fände ich, glaube ich, da liegt einfach die Zukunft. Das ist meine Meinung dazu.
Markus: Ja, ich finde auch. Also da hat sich einfach wirklich vieles verändert und auch den Blick der Gesellschaft auf so etwas verändert und auch die Akzeptanz vielleicht irgendwie geschaffen. Das ist doch auf jeden Fall cool. Was mich noch interessieren würde, so als letzter Punkt: Du bist auch selber Hobbybrauer, würdest du, glaube ich, sagen. Wobei du schon vom Equipment her fast schon ein bisschen professioneller unterwegs bist, mittlerweile. Wie hat sich das denn entwickelt? Und was hast du da schon so alles zusammengebraut?
Erik Schnickers: Das war tatsächlich auch das Thema Zeit einfach. Ich hätte gar nicht gewusst, wann ich es früher machen soll. Mir war klar, dass das wirklich eine schöne Sache ist, dass Brauen eine schöne Sache ist, man hat mit den Rohstoffen zu tun. Ich finde einfach dieses Riechen, Schmecken, das Erleben und dann halt auch selber was zu machen, finde ich superspannend. Mein allererstes war ein klassisches niederrheinische Alt. Allerdings muss ich dazusagen, ich habe das zusammen mit dem Zapfanlagendoktor gemacht, der auch hier in Xanten sitzt, und der mir das das erste Mal dann auch gezeigt hat. Wir haben den Nachguss vergessen, das heißt, das hatte ordentlich Power das Bier. Also für nicht so Geübte war das schon ein Brett. Aber es war unheimlich lecker. Dann IPAs habe ich gemacht, Roggen Pale Ale habe ich letztes Mal gemacht. Das ist natürlich schon ein bisschen tricky vom Läutern her. Und ansonsten habe ich halt sehr viel Alt da, weil ich das immer noch hier als Niederrheiner gerne sehe, und habe da ein relativ traditionelles gemacht. Das schmeckt den meisten Leuten, darf ich sagen. Ein Weizenbier, also so ein bisschen rumprobiert, aber noch mal mehr Basis. Also ich kann da definitiv noch tiefer rein, aber das war auch schön so bei unserem Onlinekurs, wir haben wirklich zwei, drei Hobbybrauer dabei, wo man schon die Frage stellen muss „Sind das noch Hobbybrauer oder sind das schon eher Brauer?“. Denn die Jungs sind wirklich fit und da kann man sich immer gute Tipps holen. Wie mein Freund Axel immer sagt „Na ja, Bier wird’s immer.“.
Markus: Das stimmt natürlich. Genau! Da schließt sich fast so ein bisschen der Kreis. Also da sind wir wieder in Xanten angekommen. Wie würdest du denn da die örtliche Bierwelt beschreiben? Was trinken Leute da gerne? Wann trinken die Bier? Was ist so das klassische Trinkverhalten? Wie muss man sich das vorstellen?
Erik Schnickers: Es kommen so langsam regionale Brauereien, und die machen ihren Job tatsächlich gut. Was schwierig ist, ist die Akzeptanz, dass es dann einfach nicht zum Preis für einen Kasten von 8,99 angeboten werden kann. Das ist hier noch ein richtiger Kampf. Das sehe ich in anderen Regionen, also bei euch in Franken finde ich das total super, dass die da sagen „Hier, der Kasten kostet 17,50 oder sonst was.“. Hier noch fast undenkbar. Es gibt so ein paar Liebhaber, also da gibt’s noch ganz viel Aufbauarbeit zu leisten. Ich sag das mal ganz ehrlich: Wir dürfen, glaube ich, in Marken sprechen ohne zu werten. Aber wenn man hier am Niederrhein ist, es gibt halt Diebels, was auch nicht mehr das klassische Alt ist, was es früher ist, und dann hat man halt Köpi, Bitburger, Warsteiner. Und wenn man gerne mit Bier rumexperimentiert, dann ist das hier sehr eintönig. Wenn ich da zwischen entscheiden muss, dann ist es einfach keine Vielfalt in dem Sinne. Jetzt unabhängig davon, ob man das vielleicht auch zwischendurch mal gerne trinkt. Da ist man schon froh, wenn anstelle von Erdinger mal ein Benediktiner halt da ist. Also da ist noch viel Arbeit und noch viel Luft nach oben. Aber da können wir dann jetzt mithelfen. Ich bin dabei.
Markus: Das ist doch eine gute Idee. Ich denke, der Holger hätte jetzt wahrscheinlich wieder eine Geschichte erzählt, wie er dann immer einfach rübergefahren ist nach Holland oder nach Belgien, um sich dort zu versorgen. Ist das bei euch auch an der Tagesordnung?
Erik Schnickers: Nach Holland und nach Belgien eher nicht, weil die Leute, wie gesagt, noch bei den Craftbieren, so nenne ich sie jetzt mal, oder bei den belgischen Bieren noch nicht so offen sind. Wer regelmäßig nach Holland rüberfährt und ein IPA kennt, der macht das sicherlich, der holt sich dann schon mal auch gerne mal ein Lagunitas rüber, wo ich auch ein Riesenfan von bin. Oder andere Sachen, die Holländer sind da definitiv ein bisschen weiter. Aber es ist noch sehr vereinzelt. So langsam kommen aber Trinkgut, Trink & Spar, und wie die Getränkemärkte alle heißen, so ein bisschen in die Craftbier-Welt. Das finde ich auch gut so. Dadurch schafft das auch ein bisschen Offenheit. Aber ich finde, wir sind hier noch ganz weit, weit, weit weg von anderen Regionen, wo es einfach schon wirklich viel mehr Vielfalt gibt. Also da müssen wir noch was tun. Und ich arbeite dran.
Markus: Wunderbar! Und der Anfang ist gemacht. Also immerhin, es gibt Bier und Leute, die trinken gerne Bier, und darauf kann man auf jeden Fall aufbauen. Also in diesem Sinne …
Erik Schnickers: Absolut!
Markus: … sage ich ganz, ganz herzlichen Dank für deine Zeit und für den Einblick in eben so die Welt eines Bier-Entrepreneurs, würde man wahrscheinlich heutzutage sagen. Ich wünsche dir noch ganz viel Erfolg natürlich auf deinen Bierwegen. Und wir werden sicherlich weiter in Kontakt bleiben und noch das ein oder andere Bierchen zusammen trinken. Bis dahin! Danke schön! Auf Wiederhören und auf Wiedersehen!
Erik Schnickers: Vielen Dank! Es hat Spaß gemacht. Ich freue mich aufs nächste Mal.
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