Thomas Lang gehört zu der kleinen, aber feinen Riege der Bier-Bestseller-Autoren. Ihm gehen kreative und spannende Krimis von der Feder, in denen der Held mit dem eigenwilligen Namen „Minkin“ regelmäßig Rätsel um verrückte Bier-Artefakte löst. Der aktuelle Band spielt sogar in Belgien und ergründet, dass die alliierte Invasion nur gelingen konnte, weil ein tapferer Trappisten-Brauer den Bieren für die deutschen Besatzer eine ordentliche Ladung krankmachender Keime mitgegeben hatte. Im BierTalk gehen Markus und Holger dieser Geschichte auf den Grund, klären die Hintergründe des Namens von Minkin und verraten gemeinsam mit Thomas schon ein bisschen was über den nächsten Band der Reihe…
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Holger: Herzlich willkommen, liebe BierTalk-Freunde, zum 61. BierTalk, und schon wieder ein besonderer Gast. Thomas Lang, der Krimis schreibt, die mit Bier zu tun haben. Der meint, das Zentrum der Welt sei Backnang. Aber am besten ist Thomas, du stellst dich dann auch selbst vor. Und am Mikrofon ist der Holger und wie immer der …
Markus: Markus.
Holger: Wunderbar! Thomas, herzlich willkommen bei uns! Schön, dass du da bist. Sehr spannend. Wir haben schon mal jemanden gehabt, der auch Krimis schreibt, den Günther Thömmes. Wie kommst du zum Krimi, zum Bücherschreiben und vor allen Dingen zum Bier?
Thomas Lang: Hallo! Guten Morgen! Ich bin der Thomas, Thomas Lang aus Stuttgart. Und ich schreibe Bierkrimis. Das ist jetzt der vierte Krimi, den ich rausgebracht habe: Goldberg und der unsichtbare Feind. Deine Frage, wie kam ich zum Bierkrimis schreiben? Was ist mein Bezug zu Bier und zu Brauen? Zunächst mal eine Grundvoraussetzung, ich bin auch ein großer Bierfan, Biertrinker, würde aber sagen, ich interessiere mich schon seit Ende der 90er, als ich so mit Freunden die ersten Wanderungen gemacht habe in der Fränkischen Schweiz, klassische Bierwanderungen, also interessiere mich für regionale Brauereien bei uns in Baden und in Württemberg. Wir sind ja nicht ganz so gesegnet wie ihr in Franken oder in Bayern insgesamt. Aber auch wir haben noch eine ganz gute regionale Brauereilandschaft. Ich habe auch den ein oder anderen Freund, der Brauer ist und der auch eine Brauerei hat. Und ich selber bin aufgewachsen im Kraichgau, das ist so eine Region, die kennt man irgendwie gar nicht so richtig. Ich glaube, man kennt sie so ein bisschen von Hoffenheim, seit die aufgestiegen sind in die Bundesliga. Also das ist so eine Ecke, Sinsheim, Heidelberg, aber so ein bisschen abseits. Und da habe ich eine Ausbildung gemacht bei einer landwirtschaftlichen Genossenschaft. Das war eine Genossenschaft, die tatsächlich auch im Grunde Braugerste vermarktet hat. Und da gibt’s auch eine schöne regionale Brauerei noch, die Palmbräu in Eppingen. Das waren also die ersten Berührungspunkte. Und jetzt mache ich so einen Schlenker und wie kommt man aber jetzt dazu zu schreiben über Bier? Ihr habt vielleicht mal reingeguckt in meinen Krimi. Es ist kein ganz harter Krimi mit einem Plot und mit Morden und der sehr blutig ist, sondern es ist eigentlich ein Genre, vielleicht ein humoristischer Bierkrimi. Und da kann ich jetzt so ein bisschen den Schlenker machen zum Schreiben. Ich habe angefangen in den 90er Jahren Kabarett zu machen, Studentenkabarett, in Tübingen habe ich studiert. Ich habe also da auch Texte geschrieben, eher humoristische Texte logischerweise, satirische Texte. Aber eigentlich immer kurze Texte, die geeignet waren für die Bühne. Und dann irgendwann hatte ich mal den Wunsch: Mensch, jetzt würde ich gerne mal was Längeres schreiben. Dann ist klar, das ist vom Ansatz her eher humoristisch satirisch. Und dann, das Thema lag dann einfach sozusagen auch auf der Pfanne, nämlich etwas über Bier zu machen, über Brauereien zu machen, über das Brauen zu machen. Und das Genre Krimi, das eignet sich einfach ganz gut, um eine Geschichte zu erzählen. Deshalb sage ich auch: Es sind keine klassischen Krimis, es sind eher Geschichten rund ums Bier, Abenteuergeschichten rund ums Bier mit einem starken humoristischen Einschlag. So würde ich es mal nennen. Und so kommen die Sachen ein bisschen zusammen, Interesse an Bier, an Brauen, dann dieses humoristische Schreiben vom Kabarett her, und das Ganze dann zusammengeführt, so würde ich es mal nennen. Ja.
Holger: Das ist doch ein spannendes Rezept.
Thomas Lang: Ja.
Holger: Jetzt ist natürlich die Frage: Was hast du dir für ein Bierchen überlegt? Und ist das auch ein spannendes Rezept? Oder was hast du dir gerade so aus der Küche geholt?
Thomas Lang: Ich habe mir, jetzt muss ich sagen, ich bin tatsächlich heute in Lindau am Bodensee, nicht in Stuttgart, und ich habe mir hier ein regionales Bier, das kommt aus Leutkirch. Jetzt mache ich mal das Quizz mit euch. Leutkirch, klingelt’s da bei euch?
Holger: Klingelt’s da bei dir, Markus? Ich weiß, das ist im Allgäu, im allerschönsten Allgäu.
Markus: Genau! Allgäu, soweit klingelt‘s. Ich habe auch irgendwas im Hinterkopf, aber ich denke nochmal nach.
Thomas Lang: Das war ein Brauer, der war vor ein paar Jahren ziemlich durch die Presse gegangen. Weil der hat sich durch, ich glaube, drei Instanzen geklagt. Weil er hatte auf seinen Etiketten immer geworben damit, dass sein Bier bekömmlich sei. Da gab’s so einen Verbraucherschutzverein, der hat ihn dann abgemahnt, und zwar vor dem Hintergrund: Das sei irreführend, wenn auf einem Etikett draufsteht, das sei bekömmlich. Weil das sei eine Gesundheitswerbung. Ihr merkt, jetzt kommt so ein bisschen der juristische Aspekt. Ich bin ja in der Hauptsache Anwalt. Der hat dann tatsächlich gesagt: Seit 100 Jahren steht das bei mir so drauf auf dem Etikett, dass das Bier bekömmlich ist. Und jetzt kommt irgendwie so ein blöder Abmahnverein aus Berlin und will halt Kohle damit machen, indem man irgendwelche Unternehmen abmahnt. Und dann ging das tatsächlich hier Landgericht Ravensburg und dann ging es hoch vor das Oberlandesgericht in Stuttgart, und zum Schluss ging‘s bis zum Bundesgerichtshof. Und da hat man darüber gestritten: Darf ein Brauer auf sein Bier schreiben „das ist bekömmlich“? Ihr könnt euch vorstellen, wie es ausging. Der Brauer hat dann tatsächlich verloren und musste quasi die ganzen Kosten zahlen, die in diesen drei Instanzen entstanden sind. Hat sich aber nicht unterkriegen lassen, der Clemens Härle, und braut weiterhin sein Bier. Und ich habe mir hier ein Lager hell jetzt quasi aus der Küche geholt.
Holger: Ich glaube, das war der Gottfried Härle, oder? Der Clemens Härle ist, glaube ich, der Gründer der Brauerei.
Thomas Lang: Ja, du hast vermutlich vollkommen recht. Genau!
Holger: Aber das ist total super, weil du kannst doch jetzt direkt den fünften Krimi schreiben und kannst erst mal diese Verbraucherschützer da, die kannst du im Krimi erstmal ermorden. Lass die doch einfach sterben. Und dann schreibst du da was Schönes dazu. Das wäre doch super.
Thomas Lang: Das stimmt eigentlich. Ja, da haben wir schon den nächsten Plot. Aber genau, aus solchen Geschichten entstehen auch teilweise meine Krimis.
Holger: Der Markus, der macht das auch. Der Markus hat auch schon Bücher über Bier geschrieben. Und eine Geschichte oder ein Buch heißt: Geschichte und Genuss. Also ein bisschen Schleichwerbung darf sein und er macht‘s auch nicht selber, sondern lässt mich das sprechen. Er überweist mir dann gleich die 10 Euro, wie er das dann immer so macht, wenn ich gut über ihn spreche. Deshalb geht’s mir auch so gut hier in Schwabing. Und in dem Buch, da ist es auch immer so. Also da gibt’s dann immer am Anfang so eine kleine Geschichte, die ist erfunden, aber die könnte sich auch so zugetragen haben. Und wenn man sich jetzt zum Beispiel mit den Wikingern beschäftigt oder so, dann geht’s wirklich blutig her. So kennt man ihn halt. Ne, Markus?
Markus: Ja, absolut! Es ist so, ich habe die Geschichten, solange ich praktisch keine echten Quellen hatte, eben erfinden müssen. Und wenn man dann in die Zeit kommt, wo man dann Quellen hat, dann sind das auch wirklich alles reale Geschichten. Und bei den Wikingern ist es so, dass es da eine heimliche Liebe gibt zwischen einem Brauer und der Tochter des (unv. #00:07:15.6# Jarls?), das ist der Chef, und der wird dann am Ende mit dem Blutadler-Ritual hingerichtet, was wirklich eine ziemlich grausame Nummer ist, und stürzt dann in sein Bier. Das stimmt schon, da kann man schon spannende Sachen machen. Und das Schöne ist als Autor: Du kannst dich da austoben, weil du schreibst das in dein Buch und die Leute können es lesen oder nicht. Aber du hast eine Möglichkeit, das einfach zu tun. Und das finde ich eine tolle Sache. Und merkt man auch deinen Büchern an, finde ich, dass du, glaube ich, auch sehr gerne mit den Geschichten spielst, mit den Personen spielst und die entwickelst und da echt richtig ein Leben entfachst. Und das ist toll.
Holger: Ich bin über viele Zitate gestolpert. Ich fange einfach mal an. Er: (unv. #00:07:53.9#) aus der Vorstadt gefällig, aber sowas von daneben. Das waren Achtsamkeitsübungen am Killesberg. Er: Gib’s endlich zu! Sie: Was? Er: Bist du so dumm? Willst du mich verarschen? Du hast einen anderen Kerl. Und dann geht’s so weiter und so weiter. Und der hat dann ein Champagner-Golf-Gesicht. Was ist das denn bitte, Thomas?
Thomas Lang: Das ist so eine Nebenstory, weil mein Ermittler muss sich ein bisschen über Wasser halten, mit Butter-und-Brot-Aufträgen, sagt man, glaube ich. Also wo ein bisschen Kohle reinkommt. Und da nimmt er ab und an Aufträge an, dass er untreue Ehefrauen überführt. Und das ist eben auch so ein unangenehmer Mensch, der ihn da beauftragt, dass er eben seine Frau überwacht, weil die hat angeblich eine Affäre. Der Killesberg in Stuttgart ist eben so eine sehr vornehme Wohngegend, wo so ein bisschen altes Geld auch mitunter sitzt – also natürlich sind da auch ganz viele sympathische Menschen – aber eben auch Menschen, die so ererbtes Geld einfach haben und die in die Villa der Eltern irgendwann eingezogen sind und die Firma der Eltern übernommen haben. Und das ist so ein Vertreter. Der fährt einfach einen SUV und verbringt viel Zeit auf dem Golfplatz und an der Champagner-Bar. Und macht aber einen immer auf dicke Hose, obwohl er selber nie was erschaffen hat, sondern im Grunde nur von dem lebt, was seine Vorfahren ihm sozusagen erarbeitet haben. Und meiner jetzt konkret, der ist im Tierkäfig-Business. Also der hat ein Unternehmen, das Tierkäfige herstellt. Einfach ein unsympathischer Mensch letztlich. Aber mein Ermittler muss eben auch manchmal so ein bisschen in den sauren Apfel beißen, dass er Kohle annimmt für Aufträge, die er eigentlich nicht unbedingt haben will.
Holger: Ich bin so ein Zitate-Freund. Mein absolutes Lieblingszitat ist: Es könnte ein Klischee sein, aber es könnte auch wahr sein. Und so ist das auch bei dir in deinen Büchern. Markus, was hast du dir denn heute vorgenommen zu trinken bei solchen Geschichten, wo es um Champagner-Golf-Gesichter geht?
Markus: Natürlich habe ich mir auch ein Bier ausgesucht und es geht ein bisschen auch um Klosterbrauereien und um Belgien. Da habe ich mir gedacht, da muss ich eigentlich mal ein bisschen in diese Ecke schweifen. Andererseits liebe Hörer, wir haben hier früh am Morgen bei der Aufzeichnung, da wollte ich mir jetzt nicht gleich so ein 12 % Westvleteren in die Rübe reinpfeifen, sondern ich habe mir gedacht: Es gibt eine schöne Alternative, und zwar gibt es aus Belgien von Leffe das Abteibier mit 0,0 %. Und dementsprechend mache ich das mal auf. Und ihr hört schon, das kommt aus einer Dose. Ich persönlich finde das ganz, ganz spannend, weil eben die Aufgabe ganz schön heftig ist für einen Brauer zu sagen, ein Bier, was eben sehr stark von seiner Hefe-Aromatik, von seinem Alkoholgehalt normalerweise lebt, das in ein Alkoholfreies zu übersetzen. Ich habe das vor ein paar Jahren, als das rauskam in Belgien, als einer der ersten verkosten dürfen. Und was ich ganz toll finde, die haben das gelöst dadurch, dass sie so eine Aromatik aus Honig und Rauch geschaffen haben. Und das wiederum macht es dann sehr rund und sehr voll und ersetzt diesen nicht vorhandenen Alkohol. Das ist ein ganz, ganz tolles, schönes, weiches und sehr schön strahlend goldenes Bier. Und da habe ich mir gedacht, das passt doch gut zum Goldberg und es passt gut zu unseren ganzen Mördergeschichten. Und vielleicht für die Hörer, wenn du mal so ganz kurz zusammenfasst, ohne das Ende zu verraten: Worum geht’s denn in dem aktuellen Buch überhaupt?
Thomas Lang: Die Hauptgeschichte ist die, dass Minkin, mein Ermittler, den Auftrag von Goldberg – also Goldberg ist immer der Spiritus Rektor im Hintergrund. der ihn losschickt – genau, mein Ermittler, der Minkin, der muss nach Belgien einen alten Mönch ausfindig machen, den Abbe Jean. Der Abbe Jean lebt im Kloster Rochefort, in den belgischen Ardennen, und der hat eine Geschichte hinter sich, der Abbe Jean. Als junger Novize war er beteiligt an einer Sabotage-Aktion der Résistance, der französischen Widerstandsbewegung. Und konkret hat er den Biernachschub für die deutsche Wehrmacht sabotiert. Und zwar just den Nachschub, der geplant war für die Normandie, kurz bevor, als die alliierten Truppen am D-Day gelandet sind. Also eine große Bierlieferung aus dem Elsass ging in die Normandie. Und die hat der Abbe Jean sabotiert, indem er sie verunreinigt hat mit Bakterien und das hat dann zu ganz schweren Erkrankungen in der Truppe geführt. Und deshalb konnten die Alliierten letztlich landen, weil die Truppe einfach stark geschwächt war durch dieses verunreinigte Bier. Das ist so ein bisschen die Hintergrundgeschichte. Und dieser Abbe Jean lebt noch, und der Minkin muss den ausfindig machen und in Sicherheit bringen, weil diese Fakten sind jetzt eben aufgetaucht. Und da gibt’s natürlich Menschen, die dem Abbe Jean an den Kragen wollen. Und der Minkin muss ihn eben ausfindig machen und in Sicherheit bringen. Das ist so die Grundgeschichte.
Holger: Wie kamst du denn auf den Vornamen Minkin? Der ist sehr ungewöhnlich. Ich komme aus dem Ruhrgebiet und da gibt’s einen Frauen-Rufname Mieken. Und Mieken heißt eigentlich Maria. Also Frauen, die eben eigentlich Maria heißen, hat man im Ruhrgebiet so, sag ich mal, in der Generation meiner Großeltern oft einfach Mieken gerufen.
Thomas Lang: (unv. #00:13:16.4#)
Holger: Wie kommt man auf Minkin?
Thomas Lang: Das ist sehr interessant, was du sagst. Dass das so eine Form von einem Frauen-Vornamen ist, wusste ich auch nicht. Als ich das erste Buch geschrieben habe, 2015, wollte ich dem Ermittler irgendwie, wollte ich dem einen Namen geben, der ungewöhnlich ist, den man auch nicht so kategorisieren kann. Und wenn man so regionale Krimis schreibt, dann haben die Ermittler oft auch so einen regionalen Bezug. Zum Beispiel, wenn du so einen Schwabenkrimi schreibst, dann ist das: Der Kommissar Häberle und seine Assistentin, die Tanja, sind unterwegs und so. Also dass man die regional irgendwie verortet diese Namen. Und das wollte ich gerade nicht, sondern ich habe was gesucht, was man nicht so richtig greifen kann. Und jetzt kommt auch wieder der Bezug, ich hatte mal einen Mitbewohner, das war ein Amerikaner, und der hatte Vorfahren, die aus der Ukraine kamen. Und sein Nachname ist Minkin. Ich glaube, er hat ukrainische Wurzeln, ist aber weltweit verbreitet. Das Schöne ist mit dem Namen, eigentlich ist es ein Nachname, aber irgendwann hat er die Rolle des Vornamens. Also der heißt nur Minkin, der hat keinen Vornamen mehr, sondern der heißt immer nur Minkin, obwohl es eigentlich sein Nachname ist. Das ist so ein bisschen, so ist der Name entstanden. Real, weil ich eine Person kenne, die so heißt, und weil ich eben einen Namen finden wollte, der nicht sofort irgendwie Assoziationen weckt, an eine bestimmte Region.
Holger: Was wir jetzt total vergessen haben, wir sind über Leutkirch ins Allgäu gekommen und haben dann den Allgäuer Bierstreit sozusagen über das bekömmliche Bier thematisiert. Aber die Härle Brauerei, die hat mehrere Biere. Und wir haben überhaupt noch nicht gehört, was hast du jetzt wirklich vor dir stehen und wie schmeckt‘s dir überhaupt?
Thomas Lang: Ich habe das Lager hell, ein eher leichtes Bier mit 4,7 Umdrehungen. Das ist jetzt was, was man auch am Morgen schon, wie der Markus das gesagt hat, man könnte jetzt keinen, ich weiß nicht, so ein schweres Rochefort mit 10 Umdrehungen irgendwie verkraften. Aber so ein leichtes, helles Lager, das, finde ich, geht schon. Und es ist dazu auch noch ein Biobier, also top gesund auch. Und auch noch klimaneutral gebraut, wie ich hier auf dem Etikett entnehme. Also im Grunde alles das, was man will. Ich muss ehrlich sage, ich bin auch, je älter ich werde, bin ich ein Freund der Hellen. Weil die doch einfach. wie sagt man, das wisst jetzt ihr besser, die Drinkability ist deutlich höher.
Holger: Die sind einfach bekömmlich.
Thomas Lang: Ja, bekömmlich.
Holger: Wenn ihr gestattet, da würde ich doch direkt mal nachziehen. Weil ich bin in die total andere Richtung gegangen wie ihr.
Markus: Okay!
Holger: Zum Glück auch natürlich, damit die Hörer so eine gewisse Vielfalt haben. Und ich habe gerade so ein aktuelles Lieblingsbier, und das ist der Valentinator vom Hopfenhäcker. Das ist ein dunkler Doppelbock. Jetzt sagt ihr: Mein Gott, können wir nicht am Morgen trinken und so. Ich kann das.
Markus: Tue dir keinen Zwang an. Alles gut! Aber du kannst es uns ein bisschen beschreiben.
Holger: Die Farbe ist schon so, wie man das von einem dunklen Bock auch erwartet. Geht so ein bisschen vielleicht ins Rötliche hinein, hat eben so Malzaromen, hat aber auch so eine gewisse Fruchtigkeit. Und ich nehme mal einen Schluck. Mhm (bejahend). Im Antrunk erwartet man dann bei so einem dunklen Doppelbock so eine richtig tolle Malz-Karamell-Bombe. Und das ist er eigentlich nicht, sondern er wirkt schlank, hat eine ganz komplexe Aromatik, also auch auf der Zunge, hat eine Lakritz-Note, finde ich, und hat einen ziemlich trockenen Abgang, so, dass es Lust auf den nächsten Schluck macht. Und deshalb bin ich so begeistert, weil das ist mal ein Doppelbock, der einfach schön interpretiert ist, der heraussticht, der sich nicht einreiht in die vielen tollen Doppelböcke, die wir sowieso hier auch in Bayern haben. Und dann kommt auch noch der Name, eben Valentinator, also von Karl Valentin. Und das ist wirklich einer meiner absoluten Vorbilder, was das Thema Sprücheklopfen angeht. Und da habe ich gedacht, das passt auch schön. Also deine Romane sind so (unv. #00:17:28.1#) und haben eben so eine, wie soll ich sagen, schlaue kabarettistische Note. Und das war bei dem Valentin auch so. Also viele Sprüche, die ich toll finde, also zum Beispiel: Früher war die Zukunft auch besser. Oder selig sind die, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten. Das sind alles so Karl Valentin Zitate, die ich einfach auch wirklich oft benutze. Aber jetzt wieder zurück zum Roman. Welche Beziehung hast du denn zu Belgien und belgischem Bier? Weil da gibt’s auch wiederum was, was hier im Roman steht. Ja, das finde ich schon sehr bemerkenswert. Also du lässt deinen Protagonisten irgendwann sagen: Also Belgier sind ja quasi Holländer, die nur besseres Bier brauen können. Und das ist schon eine heftige Aussage.
Thomas Lang: Ja. Meine Figur ist tatsächlich der klassische Biertrinker. Der kann mit Craftbier, ich weiß, jetzt bin ich hier natürlich in dem BierTalk, wo man gerne in die Tiefen der Craftbier-Welt einsteigt, aber mein Protagonist kann eigentlich mit Craftbier nicht so viel anfangen. Sondern der hat gerne klassisches Helles oder eine Halbe, wie man bei uns sagt, und gut. Um jetzt eine Brücke zu schlagen, weil du fragst, was ist mein Bezug? Ich war vor zwei Jahren das erste Mal bewusst so in Belgien. Mit der Familie haben wir eine Woche, in den Herbstferien waren wir in Brüssel und in Brügge, und auf dem Rückweg eben auch in Rochefort. Und da habe ich zum ersten Mal wirklich, ich weiß, das klingt jetzt doof, aber zum ersten Mal mich wirklich mit belgischen Bieren beschäftigt. Vorher ging das immer so ein bisschen, hm, Fruchtplärre irgendwie und braucht kein Mensch und nicht nach deutschem Reinheitsgebot gebraut und so weiter. Und das war aber diese Kultur in Belgien, also selbst in einem kleinen Ort irgendwie setzt man sich dann rein und dann gibt’s da eine Bierkarte mit 50 Bieren drauf. Also diese Kultur, die muss man einfach wirklich wertschätzen. Wobei, also meine Frau ist keine große Biertrinkerin, und wir haben dann aber auch in so einer Bierkneipe was bestellt. Und dann hat der empfohlen: Ja, das könnte vielleicht Ihrer Frau schmecken. Und dann kam da wirklich dieses, das kennt ihr vermutlich, das war so ein Fruchtbier, das kam in so einem Cocktail-Schwenker mit Eiswürfeln drin. Also eigentlich ein absolutes No-Go, würde ich jetzt mal sagen, aber hat natürlich absolut seine Berechtigung. Aber da könnt ihr vielleicht ein bisschen was dazu sagen, wo diese Kultur herkommt und dieses Verständnis. Aber das war für mich wirklich schon krass. Und dann waren wir in Brügge und haben da eine Brauerei besucht, De Halve Maan. Und in Brüssel natürlich das ein oder andere gemacht, und zum Schluss in Rochefort. Und so kam ich das erste Mal wirklich mit dieser Biervielfalt in Kontakt. Aber vielleicht sagt ihr jetzt was über belgische Biere?
Holger: In meinen Augen ist die belgische Bierkultur eine der spannendsten Bierkulturen der Welt. Das, was du eben ansprichst, diese Fruchtbiere, da gibt’s eben einen Oberbegriff, das sind eben diese Lambic-Biere. Die sind spontan vergoren, also das heißt, die haben jetzt keine Hefe, die dann so ganz gezielt und berechnet und alles dazukommt, sondern die ist wild in der Luft. Und da gibt’s eben eine große Tradition um Brüssel herum, und da sind eben diese wilden Hefen auch wahnsinnig aromatisch. Und deshalb hat sich das auch gehalten. Aber die belgische Bierkultur hat natürlich mehr zu bieten als die Fruchtbiere, sondern eben auch die Trappistenbiere und eben auch viele andere Bierstile, die wirklich unglaublich spannend sind. Und insgesamt die Sauerbiere, also die Geuzen, die Faros und was man da sonst noch alles sagen könnte, die sind spannend. Und wenn man jetzt da deinen Protagonisten, für den ein Craftbier ein Kraftbier ist. Das sagt er dann auch irgendwann, er sagt dann: Ja, in Stuttgart, der Hofbräu aus der Dose ist ein Kraftbier. Das ist aber auch super. Und das ist auch für uns ganz wichtig und das sagen wir auch immer und haben wir auch von Anfang an immer gesagt, dass wir eben für Bier insgesamt stehen, also nicht nur für Craftbiere oder nicht nur für abgedrehte komplexe Biere aus dem Holzfass oder so, sondern jede Bierkultur hat aus unserer Sicht ihre spannenden Komponenten. Und im Prinzip gibt’s eigentlich drei große Blöcke. Das ist eben diese belgische Bierkultur, das ist die britische Bierkultur und eben auch die deutsche Bierkultur. Daraus leitet sich dann sehr, sehr viel ab. Bier ist einfach wahnsinnig spannend, komplex, Get together, einfach, ehrlich. Ich weiß gar nicht, da gibt’s so viele Superlative. Markus, was möchtest du noch ergänzen? (unv. #00:22:13.6#)
Markus: Nein, du hast ja schon fast alles gesagt. Was ich total spannend finde und was mir auch dabei eben so richtig gut gefällt, ist diese Verknüpfung, die der Thomas schafft mit der Geschichte. Und das ist gerade in Belgien so spannend, weil einerseits für die Bier eben auch einen hohen Identifikationsfaktor darstellt, aber auf der anderen Seite eben auch so Sinnbild ihres Leidenswandels ist, weil Belgien nun mal zwischen Frankreich und Deutschland liegt. Und auch, wenn es früher zu den Niederlanden gehört hat und eben ein Land war, hatten die dieses Lageproblem. Und das bedeutet eben, nachdem Frankreich und Deutschland immer irgendwie im Clinch waren, dass die Armeen entweder von links nach rechts oder von rechts nach links immer auf dem Weg ins eine oder andere Land durch Belgien marschiert sind. Und unterwegs haben Soldaten natürlich Durst und haben sich immer ordentlich in den Brauereien bedient. Und man hat natürlich dann auch die Brauereien, vor allem im Ersten und dann auch im Zweiten Weltkrieg, vor die Wahl gestellt: Entweder ihr kooperiert, in dem Fall dann mit den deutschen Besatzern, oder wir nehmen euch die Brauanlagen weg und machen Kanonen draus. Und dann waren die Brauereien eben vor dem ganz großen Problem: Machen wir mit und können weiterbrauen? Aber dann sind wir quasi Vaterlandsverräter. Oder verweigern wir uns und verlieren unsere Brauerei? Und das ist etwas, was dann auch immer nach den Kriegen entsprechend, je nachdem wie sie sich entschieden haben, dann dazu geführt hat, dass sie eben in der Bevölkerung zu großen Differenzen geführt haben. Und auf der anderen Seite war das dann eben so, dass die belgische Kultur deswegen immer wieder einen Restart hatte beim Thema Bier, und es aber immer wieder hinbekommen haben. Und das finde ich eben toll. Und ich glaube, dass da auch so diese Verwurzelung einfach für die Belgier da mit drinhängt, weil auch, wenn sie verschiedene Sprachen sprechen in ihrem Land, auch wenn sie sich in vielen Sachen uneins sind, aber beim Bier kommen sie immer zusammen und haben da einfach eine sehr, sehr innige Beziehung. Und das bringst du alles sehr, sehr schön rüber. Also das hat mir am allermeisten Spaß gemacht, muss ich sagen, beim Lesen, dass du wirklich diese tolle Geschichte spinnst, die durchaus auch hätte wahr sein können. Und vielleicht als kleine Seitenanekdote: Es ging übrigens auch andersrum. Die Engländer haben wirklich mit Spitfire Flugzeugen Bier am D-Day von England nach Frankreich geflogen, damit die Soldaten was zu trinken hatten. Und haben den Trick auch gemacht, dass sie diese Biertanks unter die Flügel gehängt haben. Und eigentlich ist der Flug über den Ärmelkanal gar nicht so weit, aber sie sind dann absichtlich ganz hochgestiegen, damit das Bier gekühlt wird, und dann wieder gelandet, so dass sie dann auch noch frisches, kaltes Bier hatten. Also unglaublich, was so alles mit dem Thema Bier passiert und dass eben Fiktion und Realität dann fast so ein bisschen ineinander verschwimmt. Also tolle Sache, hat mir echt Spaß gemacht.
Thomas Lang: Beim nächsten rufe ich euch an und dann müssen wir vorher drüber sprechen. Das ist eine super Geschichte mit diesen Spitfires. Das hätte super reingepasst noch. Aber …
Markus: Na, in die nächste Auflage vielleicht.
Thomas Lang: Ja, genau!
Holger: Aber Thomas, was hast du gegen die Bierpolitik der Deutschen Bahn? Da sprichst du auch darauf an.
Thomas Lang: Viele Jahre war ich relativ viel unterwegs, mit der Bahn auch. Nein, nicht relativ viel, aber immer wieder halt beruflich unterwegs und bin auch immer Bahn gefahren. Und du hast immer nur Bitburger und Erdinger. Das ist einfach nicht geil. Und wenn man ab und zu das Glück hat, mit der österreichischen Bahn unterwegs zu sein, da gab‘s zumindest, also man muss jetzt denken vor Corona und nach Corona weiß ich nicht, wie es jetzt dann ausschaut, aber da gab’s immer ein Ottakringer aus Wien und dann gab‘s ein Budweiser. Und dann gab’s einmal ein, zwei andere Sorten. Da war einfach so ein bisschen die Vielfalt etwas größer. Und mein Protagonist regt sich halt jedes Mal auf, wenn er Bahn fährt, wieso gibt’s immer nur Bitburger oder halt ein Weizen von Erdinger? Haben die da einen Knebelvertrag über 100 Jahre abgeschlossen? Wieso könnte man da nicht auch etwas differenzieren und vielleicht regionale Spezialitäten anbieten et cetera? Also über so Sachen regt der sich halt auf. Das ist natürlich komplett sinnfrei, aber natürlich auch ein Thema, er beißt sich gerne in solchen Themen dann auch fest und philosophiert darüber oder fabuliert darüber. Und das ist ein schöner Anlass.
Holger: Obwohl, ich sag jetzt mal, ein Erdinger alkoholfrei, da kann man nichts gegen haben und ist auch ein schönes Bier. Du sagst dann auch, also Paderborner Pilsener nimmst du dann auch noch auf den Kieker. Auch das gibt’s in der Dose, also ist ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis, finde ich.
Thomas Lang: Ja, aber in der Relation, wenn ich die Wahl habe, Paderborner aus der Dose oder Bitburger im Bistro, dann ist klar, was ihr nehmt, oder?
Holger: Ja. Also für dich zu mindestens.
Thomas Lang: Ja genau!
Markus: Das ist auch gut, man muss als Autor auch einen gewissen Kompass haben. Ich meine, insofern ist das ganz spannend. Mir ist auch noch eine Sache aufgefallen. Du setzt dich auch ein bisschen mit den Verschwörungstheoretikern auseinander. Da ist mir dann dieses schöne Zitat aufgefallen, dass jemand einen Strahlenschutzring um den Flaschenhals erfindet, um eben das Bier vor Strahlung zu schützen. Also tolle Geschichte. Das heißt, du nimmst auch so ein bisschen Alltagsgeschichte, Alltagsthemen mit auf und zeigst da auch eine gewisse Haltung. Finde ich auch sehr schön.
Thomas Lang: Ja, das ist, ich weiß jetzt nicht, wie ihr dazu steht, aber man kann sich über bestimmte Menschen nur wundern. Das ist einfach so eine Auseinandersetzung auch, da sitzt er am Stammtisch und zwei schwadronieren über Bill Gates, der uns einen Chip einpflanzen will mit der nächsten Impfung. Dann kommen sie halt auch auf Gespräche, was eigentlich dieser Aluring da macht, den es bei manchen Brauereien gibt oder bei manchen Bierflaschen gibt. Und dann schwadronieren sie halt: Ja, ja. Das ist eben Schutz vor Strahlung. Also das ist einfach auch so eine satirische Übertreibung, wie man sie immer wieder findet in meinen Büchern.
Markus: Ja. Aber absolut klasse und hat mich auch ein bisschen erinnert an die Trappisten-Bierflaschen in Belgien. Die haben zwar keinen Aluring, aber die haben immer so einen aufgeschmolzenen Glasring um die Flasche, um den Flaschenhals obenrum. Woran man eben erkennt, dass es sich um ein Trappisten-Bier handelt. Und das ist auch eine schöne Anspielung, die dann noch mit reinfließt. Also tolle Geschichte. Und vielleicht noch so als Ausblick: Was erlebt denn unser Protagonist in der Zukunft? Hast du schon Ideen für weitere Romane, weitere Pläne, weitere Plots, wo man ihn hinschickt, wo er tolle Sachen erlebt?
Thomas Lang: Tatsächlich ist es jetzt, wo wir drüber sprechen, ich habe schon eine Idee. Mein Protagonist muss immer entweder eine Person, die etwas mit Bier zu tun hat, oder ein Artefakt, was mit der Biergeschichte zu tun hat, finden. Also in meinem letzten Band, da musste er das heilige Fass finden. Ihr wisst es vielleicht, dass Jesus und seine Jünger beim letzten Abendmahl, es hat sich 2000 Jahre lang die Geschichte gehalten, dass Jesus und seine Jünger Wein getrunken hätten beim letzten Abendmahl. Deshalb gibt’s auch beim letzten Abendmahl oder beim Abendmahl in den Kirchen immer Wein. Aber wir wissen natürlich, dass es kein Wein war, was die getrunken haben, sondern die haben Bier getrunken beim letzten Abendmahl. Und dieses heilige Fass, also analog zum heiligen Gral, dieses heilige Fass, das muss Minkin, also im letzten Band „Goldberg‘s heiliges Fass“, das muss er ausfindig machen und retten, weil das hat 2000 Jahre überlebt. Also er muss entweder immer so ein Artefakt auffinden oder eine Person retten. Und im nächsten Band, da ist meine Idee, da muss er eine bierweinende Madonna im Grunde auch finden und retten. Ihr kennt vielleicht die Geschichte, dass es solche Madonnen-Statuen gibt, die Blut weinen.
Markus: Ja.
Thomas Lang: Jetzt gibt’s da auch eine, die Bier weint. Die spielt natürlich eine zentrale Rolle für Brauer, ist eine Heilige für Brauer. Und die ist aber auch gefährdet und die muss er retten. Ich bin tatsächlich aber noch nicht ganz sicher, wo ich das ansiedle, weil Minkin muss immer weg aus Stuttgart irgendwohin fahren mit der Deutschen Bahn und dann muss er sich dort so ein bisschen reinfinden in die Region. Und tatsächlich bin ich am überlegen, ob es a) in die Toskana geht oder aber vielleicht tatsächlich, warum nicht nach Franken?
Markus: Absolut! Also Madonnen haben wir hier genug. Leider geben sie aktuell noch kein Bier, aber das würde auf jeden Fall den Leuten Spaß machen, darüber zu lesen. Ich denke da so an die Fronleichnamsprozession und dann wird die so über den Platz getragen und dann fängt sie an, ihr Bier von sich zu geben und alle kommen mit ihren Krügen und bedienen sich. Das ist durchaus ein schönes Bild, was da in meinem Kopf entsteht.
Thomas Lang: Das wäre doch auch so eine Begründung für dieses fränkische Bierwunder, dass quasi alles zusammenhängt mit der Existenz dieser bierweinenden Madonna.
Markus: Das wird immer besser, das Fränkische Bierwunder. Holger, jetzt bist du platt, oder?
Holger: Ja, jetzt bin ich platt. Irgendwie bin ich auch ein bisschen neidisch, weil ich finde das schön. Also wenn man das so kann, wenn man sich da so hinsetzt und diese Geschichten spinnt und das so miteinander eben verwebt. Und sich dann auch nicht verliert, sondern es dann auch irgendwie fassen muss und dass es dann auch zu einem Ende kommt. Das finde ich irgendwie toll. Ich bin auch jemand, der eben einfach auch sehr, sehr gerne liest und das schon immer auch gerne gemacht hat. Und dazu dann noch ein schönes Bierchen trinken, sowieso immer gut.
Markus: Ich habe noch einen kleinen Tipp, Thomas, wenn du noch was machen willst so um die Kriegszeit, sich da irgendwie dran wieder zu erinnern oder sowas. Die erste schwimmende Brauerei der Welt, das war ein englischer Minenleger, der wurde umgerüstet 43 in England. Und da wurde eben eine Brauerei in dieses Schiff eingebaut, um die kämpfenden Soldaten in Asien mit Bier versorgen zu können. Und das war also technologisch schon mal Wahnsinn, das überhaupt hinzubekommen, dass man eben auf dem Meer sozusagen vergären kann, dass das auch mit der Wasserentsalzung klappt und so weiter, und am Ende eben auch ein Bier dabei herauskommt. Dieses Schiff war dann auch tatsächlich ein paar Tage am Kriegsende im Einsatz. Da könnte man natürlich auch einen Krimi drauf spielen lassen. Da gibt’s dann auch eine Schiffskatze, die dann auch eine spannende Geschichte hat. Also das will ich jetzt gar nicht vorwegnehmen, vielleicht verbaust du es mal in einen Roman. Aber das fand ich auch eine tolle Geschichte, weil das auch keiner weiß. Und man denkt immer, die Aida wäre das erste Schiff mit einer Brauerei. Das stimmt gar nicht, das gibt’s schon eben seit 1943. Aber gut, so viel dazu. Also Ideen gibt’s natürlich genug.
Thomas Lang: Okay, krass! Das, was du sagst, Markus, so diese historischen Begebenheiten, die du auch in deinen Büchern verarbeitest und dann Fiktion, bei mir, ich fange meistens in der Fiktion an. Und wenn man aber dann gräbt und liest, dann stößt man plötzlich auf reale Geschichten, wie jetzt in meinem aktuellen Band. Da ist es so, dass die Brauerei in Rochefort beziehungsweise diese Quelle, die ist bedroht durch einen örtlichen Kiesproduzenten. Weil der will in den tieferen Schichten, dort in der Nähe vom Kloster, will der Kies abgraben oder Schotter abgraben. Und dazu muss er an die Quelle ran. Das ist tatsächlich ein ganz realer Streit, dass die Mönche eigentlich seit – schlag mich tot – dem 19. Jahrhundert diese Quelle nutzen, aber deren Ursprung ist außerhalb der Klostermauern in so einem Gebirge, und da gräbt dieser Kiesproduzent. Und die Mönche haben sich juristisch dagegen gewehrt und haben jetzt in der ersten Instanz auch recht bekommen. Das Ganze passiert, weil es eine Urkunde gibt, auch aus dem 19. Jahrhundert, wo drinsteht, ja, er darf dort Kies abbauen, dieser Dubois, so wie ich ihn nenne. Der heißt im realen Leben etwas anders, aber den gibt’s wirklich. Aber er darf den Lauf des Wassers nicht verändern. Und jetzt stelle man sich vor, der würde tatsächlich diese Quelle zum Versiegen bringen, was das für die belgische Bierkultur bedeuten würde.
Markus: Absolut! Katastrophe!
Thomas Lang: Katastrophe. Ja. Da bin ich aber tatsächlich erst drauf gestoßen beim Schreiben, dass es diesen realen Streit tatsächlich gerade gibt.
Markus: Das stimmt, diesen Effekt kenne ich auch. Man recherchiert so vor sich hin und dann stößt man auf Geschichten, wo man wirklich denkt, das gibt’s nicht, dass es die wirklich gegeben hat. Das macht dann aber auch wieder Spaß, also sowas dann im Nachhinein irgendwie noch einzuweben und sowas. Also tolle Geschichte. Holger, freust du dich dann schon auf das nächste Buch?
Holger: Wirklich unbedingt! Wie gesagt, mir hat das auch sehr, sehr viel Spaß gemacht. Es gibt auch noch dieses Nachwort, wo du das auch mit dem Schotterproduzenten wirklich dann auch nochmal reinschreibst. Und dann noch Gandhi zitierst und dann auch noch Poldi „So ist Fußball, manchmal gewinnt der Bessere“. Aber auch der letzte Satz, der sozusagen in der Geschichte noch spielt, ist: „Was in der Waldklause passiert, bleibt in der Waldklause. Außer Herpes, den Scheiß hast du ewig.“ Also besseres Schlusswort gibt’s eigentlich nicht.
Thomas Lang: Ich schaffe viel auch mit Film- oder Musikzitaten einfach. Und man sammelt einiges an im Laufe der Jahrzehnte an Kultfilmen oder Musik, die man liebt. Und das fließt da alles auch mit rein in die Figur.
Holger: Auf jeden Fall toll gemacht und hat uns die Gelegenheit gegeben, wieder mal einen ganz besonderen BierTalk zu produzieren, zu besprechen. Ich danke dir für deine Zeit und für deine tiefen Einblicke in deine Arbeit. Und kann nur jedem und euch beiden ein frohes Osterfest wünschen, auch wenn wir es hören, dann schon Ostern vorbei sein wird. Aber trotzdem frohe Ostern für euch beide!
Markus: Danke schön! Wir können den Hörern dann frohe Pfingsten wünschen. Das dürfte auf jeden Fall noch hinhauen. Wir werden natürlich auch den Zugang zu den Büchern, wie man sie bestellen kann und so weiter, in den Shownotes verlinken, unbedingt. Und können auch allen Lesern nur raten: Lest mal rein, lasst euch da ein bisschen mal in andere Welten entführen. Das ist sehr, sehr spannend und hat mir ganz viel Freude bereitet. Auch dafür vielen Dank, lieber Thomas! Und hoffentlich bis bald. Aber wie gesagt, danke schön für heute.
Thomas Lang: Vielen Dank Markus, vielen Dank Holger!
Holger: Tschüss!
Thomas Lang: Tschüss!
Markus: Tschüss!
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