BierTalk 46 – Interview mit Stefan Stretz vom Schanzenbräu in Nürnberg

Stefan Stretz ist ein echter Glücksfall für die fränkische Bierwelt. Als Nürnberger Bub ging er gegenüber der Lederer-Brauerei zur Schule und entschloss sich dann folgerichtig auch für eine Lehre bei Tucher in der Frankenmetropole. Das Studium in Berlin schloss sich an und danach viele Jahre in der ganzen Welt. Zurück in Nürnberg stachelten ihn seine Kumpels an, selbst Hand an den Braukessel zu legen, und das Schanzenbräu war geboren. Nun hat Nürnberg eine echte Bierwirtschaft mehr und auch neue Interpretationen seines klassischen Bierstiles, des Rotbieres. Stefan Stretz nimmt hier nicht nur ganz besondere Hopfen für seine Rezeptur, er braut auch eine Weizen-Variante, die es dank Corona mittlerweile sogar in der Flasche zu kaufen gibt. Im BierTalk erzählt der sympathische Brauer die ganze Geschichte und verkostet nicht zuletzt vier seiner Köstlichkeiten mit Markus und Holger – also nichts wie ran an die Lautsprecher, aufdrehen und nach Bierfranken reisen…

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Holger: Herzlich willkommen zu einem erneuten BierTalk und das ist schon die Nummer 46, jetzt könntet ihr glauben irgendwie sind die ja beim BierTalk irgendwie frankenlastig. Man könnte es vermuten, wenn man jetzt alle durchgehört hätte, das Frankenland hat schon so eine kleine Betonung, aber man muss ja auch zugeben, es ist aber auch Qualität vorhanden. Und bevor wir jetzt verraten, wer unser Gast ist, ist am Mikrofon der Holger und wie immer …

Markus: … der Markus.

Holger: So! Und es geht jetzt also nach Mittelfranken, und zwar nach Nürnberg zum Schanzenbräu. Stefan, grüß dich, wenn du vielleicht was zu dir und deiner Brauerei sagst, wie ist es dazu gekommen, dass da so coole Biere herauspurzeln? Wie machst du das eigentlich? Leg mal los.

Stefan Stretz: Ja hallo zusammen! Ja, ich bedank mich recht herzlich für die Einladung. Freut mich riesig, dass ich da dabei sein kann. Ja zu meiner Person, ich bin der Stefan Stretz, ich bin dieses Jahr 50 Jahre alt geworden, bin schon seit 1991 in dem ganzen Bierzirkus drin. Habe damals in der Schule, das Dürer-Gymnasium in Nürnberg, da ist auf der einen Seite der Knast und auf der anderen Seite war die Lederer Brauerei, und ich habe mich dann zum Glück auf die Brauereiseite da geschlagen, obwohl es vielleicht manchmal die andere Seite auch gestreift hätte. Aber ich habe dann eine Lehre gemacht bei Tucher 1991 und bin danach nach Berlin, habe dort Diplom-Ingenieur studiert. 2003, in Berlin gearbeitet dort und dann bin ich wieder zurückgekommen 2003 nach Nürnberg, habe damals für eine ganz große Reinigungsmittelfirma gearbeitet, habe dort Wassermanagement durchgeführt. Das heißt, ich war also im In- und Ausland und habe da große Brauereien, Molkereien, Softdrink-Betriebe hinsichtlich des Wasserverbrauchs analysiert, optimiert, Aquacheck hieß dieses Programm damals, war in USA und Kanada und ach, weiß ich, Holland und überall, also es war echt höchst interessant und dann kam ich 2003 wieder nach Nürnberg in meine Heimatstadt und dann nahm das Schicksal seinen Lauf, weil dann hatten nämlich meine ganzen Kumpels haben dann zu mir gesagt: „Stefan, so jetzt zeigst du mal was du kannst“ und dann musste ich anfangen Bier zu brauen, weil ich mich immer über irgendwelche Biere, immer wenn ich ein Bier in der Hand hatte, dachte ich, ach das kann man nicht trinken, hach das ist hier, das ist oxidiert, immer so klugscheißermäßig und dann haben meine Kumpels gemeint: „Jetzt zeig mal was du kannst“, und na ja, dann habe ich eben in dem Keller in der Bärenschanzstraße, da haben wir oben Amischlitten geschraubt und unten im Keller haben wir dann bisschen Bier gebraut in alten Fässern und alten Kühltruhen und so weiter haben wir da rumgebraut. Na ja! Und so ging das dann eben, so ging das dann los.

Holger: Ja, das ist eine spannende Geschichte also so ein bisschen hört es sich ja an wie Giesinger, wann machst du Crowdfunding?

Stefan Stretz: Ich habe schon immer neidisch zum Giesinger runtergeblickt, was der da alles macht mit dem Crowdfunding. Wir haben alles bisher selber finanziert, Idee dahinter war einfach, dass wir halt uns woanders einmieten, haben Gypsy Brewing gemacht, haben uns bei der Brauerei Sauer in Roßdorf am Forst haben wir uns eingemietet. In der Nähe von Bamberg, alter Kumpel von uns, der Christian und der meinte ja, er hat noch Platz, er hat noch Kapazität frei, dann haben wir erst in Fässern das ganze Ding gemacht. 2006 haben wir die Wort-Marke angemeldet, 2009 haben Flaschen angefangen, 2008 dann unsere eigene Wirtschaft aufgemacht, also eine eigene Schankwirtschaft, Schankwirtschaft Schanzenbräu in Gostenhof wieder und so ging das weiter. Wir haben dann über dieses Gypsy Brauen die Marke aufgebaut. Und als wir dann so 5.000 Hektoliter hatten, war dann eben, der Christian hat dann gesagt okay Freunde, entweder ich bau jetzt an oder es muss sich was ändern und dann haben wir gesagt okay, dann bauen wir. 2012 sind wir schon in die Planung so ein bisschen eingestiegen, mein Bruder ist dann mit eingestiegen in die Brauerei, von da an ging es dann bergauf, 2014 das Grundstück gekauft, am 15. Juni 2015, weiß ich noch ganz genau, den ersten Baggerschurf gemacht und am 13. Januar 2016 dann den ersten Sud.

Holger: Ja Wahnsinn, also Markus, ich weiß gar nicht ganz genau wie das ist mit den Oberfranken und mit den Mittelfranken, aber da kann man schon voller Neid und Anerkennung nach Nürnberg blicken, oder?

Markus: Auf jeden Fall, also ich kann mich noch erinnern, ich war an den ersten Tagen vom Schanzenbräu, als die Schankwirtschaft dann eben gerade auf war, schon unten, weil ich da recherchiert hatte für ein Buch und da haben wir uns getroffen und es war schon total faszinierend, ich habe das erste Rotbier meines Lebens getrunken und war auch gleich hin und weg, verliebt in diesen Bierstil, fand natürlich auch die Lokation ziemlich cool, wie man heutzutage sagen würde und dementsprechend, ich meine, Nürnberg ist die fränkische Hauptstadt und Rotbier ist der fränkische Bierstil und deswegen finde ich das wirklich ganz, ganz großartig, was der Stefan da so macht und natürlich auch die Entwicklung ist toll also, weil man einfach sagen kann okay, das war eine sehr, sehr gute Idee, die sich auch immer weiter entwickelt hat, die er auch als Person vorangebracht hat und mittlerweile ist er ja als Botschafter auch wieder international unterwegs in Sachen Bier und das insgesamt als Gesamtpaket macht mir echt Spaß. Wobei ich sagen muss Holger, du bist ja sonst immer derjenige, der mich drängelt was zu trinken. Ich habe jetzt echt Durst, vor mir stehen diese schönen Fläschchen, die sind alle noch zu also vielleicht sollten wir das mal ändern.

Holger: Also das will ich mir auf jeden Fall nicht zweimal sagen lassen. Stefan, du kannst bestimmen was wir zuerst nehmen, Rotbier war jetzt ein Stichwort aber wir haben ja einiges an Auswahl, also womit sollen wir starten?

Stefan Stretz: Ja, dann starten wir doch gleich mit dem Roten.

Holger: Das wird doch was hier, also wenn ihr schon so anfangt.

Markus: Ein Mann, ein Wort oder ein Mann, ein Rot, je nachdem, ich mach mal auf.

Holger: Ich mach mal auf hier. Ach ja, herrlich.

Stefan Stretz: Das ist ein schönes Bier, also es gefällt mir auch sehr gut, das haben wir halt immer weiterentwickelt, da gibt es so ein schönes Buch, „Bier und blaue Zipfel“ – also ein Klassiker in Nürnberg. Ich muss natürlich auch ein bisschen sagen, es gibt eine andere Brauerei, die Altstadthof-Brauerei, die haben das Rotbier damals schon publik gemacht, aber ich möchte schon auch irgendwie für mich ein bisschen behaupten, dass wir es dann eben weiterentwickelt haben und weiter nach draußen gebracht haben und wieder publik gemacht haben und aus der Versenkung geholt haben.

Holger: Markus, du musst es ja eigentlich beschreiben, also wenn du schon sagst jetzt hier, das ist der fränkische Bierstil und ich jetzt diese unglaubliche Farbe schon sehe im Glas, komm, hau doch mal dein Sommelierdeutsch da raus, damit die da draußen auch wissen, was man alles so labern kann über so ein leckeres Bier.

Markus: Okay also ich versuch das mal in einigermaßen schnelle Worte zu fassen aber nichtsdestotrotz, das ist eben ein besonderes Bier, das auch wirklich viel Beachtung verdient. Der fränkische Bierstil sage ich deswegen, weil im Grunde ist ja der fränkische Bierstil das Kellerbier aber eben so der Urtyp des Kellerbiers ist eben dieses Rotbier. Warum? Weil eben durch die Malze das Bier so eine wunderschöne leichte rötliche Färbung bekommt, sieht man hier auch, wenn man das so im Glas hat, es ist so ein bisschen leicht trüb, es ist ein unfiltriertes Bier und dann hat man eben, so würd man sagen, also Grundton ist vielleicht so Kastanienbraun oder ein bisschen heller und dann scheint eben dieser schöne Rotstich dadurch und das ist schon mal was, was mich optisch natürlich sehr reizt und der Schaum obendrauf hat auch eine schöne Tönung. Passt wunderbar dazu, ist schon mal ein Gesamtkunstwerk und dann ist es eben so, im Gegensatz zu einem normalen Dunklen, wo ich doch ziemlich viele intensive Röstaromen hab, die dann manchmal Richtung Kaffee oder Schokolade gehen, ist das hier einfach geschmeidiger. Es ist ein bisschen mehr Karamell, es sind auch so ein bisschen rote Beeren mit dabei also durchaus auch ein bisschen was Fruchtiges, es ist insgesamt total weich also ich mag dieses Mundgefühl sehr, sehr gerne, das trinkt sich einfach schön, so ein richtiger Gaumenschmeichler und auch schon in der Nase habe ich eben diese schöne Mischung aus so Karamelltönen, bisschen Beerennoten, bisschen Röstaromen gehört natürlich auch dazu, ein bisschen Brotrinde ist auch da, natürlich die Getreidetöne aber also ein ganz schönes Bier und dazu sagt der Franke dann halt „Brauch ich mein Bratwurst“, sozusagen, ne? Schöne Nürnberger Bratwurst zum Beispiel passt perfekt dazu, dann hat man natürlich noch das Foodpairing, wo dann einfach der Franke sagt: „Das passt scho“, und der mehr Lob geht eigentlich net und dementsprechend, also ein wirklich wunderbares, schönes Bier, dass ich immer wieder gerne trinke.

Holger: Ne, also mir schmeckt es auch, würde ich sagen. Es gab ja schon Gold 2019 beim International Craft Beer Award, aber jetzt sag mal, wie kommt man jetzt auf die Idee in so ein klassisches Rotbier so Mandarina Bavaria reinzutun?

Stefan Stretz: Die Biere, die wir brauen, passen nicht immer so in das klassische Muster also wir wollen schon bisschen Brot, bisschen diese Karamellnote hier haben aber, wenn man manch andere dunkle oder rote Biere trinkt, die werden immer, nach dem zweiten, dritten werden die dann so schwer und dann kann man sie nicht mehr, finde ich, nicht mehr weiter trinken also es soll ja auch zum weiter trinken anregen. Wir haben ein bisschen rumexperimentiert mit den Hopfensorten und haben dann rausgefunden, dass wir den Mandarina Bavaria wunderbar als ein bisschen Ersatz für den Traditionen einsetzen kann und deswegen geben wir am Anfang etwas Mandarina mit dazu. Und das gibt dann auch noch mal ab und zu so eine leichte, schöne, fruchtige Note und ich habe es ganz gern gutgehopft.

Holger: Ich auch auf jeden Fall, Herr Raupach ja eher nicht aber da können wir mal ein ander mal drüber reden.

Markus: Das find ich eben hier sehr schön gelöst also ich finde mich wieder in den malzigen Noten, ich habe das Karamellige und ich habe so die klassischen Aromen, die mir eben bei so einem Rotbier Spaß machen, aber ich habe hintenraus schon natürlich den Hopfen und vor allem das, was ja für den Brauer auch gut ist, den Hopfen so, dass er meine Kehle schön austrocknet und ich richtig wieder Durst bekomme und das eben auf eine sehr angenehme Art und Weise. Wenn ich mir jetzt vorstell so was habe ich dann im Bierkeller, wenn ich schön im Sommer draußen sitze und dann geht halt eins und noch eins und noch eins und so und das ist genauso wie es sein sollte.

Holger: Ja absolut. Also ne, ich find auch, also es, wenn man jetzt sagt. „Pass auf, was würdest du noch ergänzen?“ und man kann ja fast nix mehr ergänzen, aber es ist total absolut wahnsinnig gut ausbalanciert, ne? Also es hat wirklich so eine Harmonie auch zwischen dem Hopfen und zwischen dem Malz und es ist echt mega, also ihr da draußen, bitte probieren, ne? Also Schanzenbräu Rotbier Nürnberg, kann ich dazu nur sagen.

Stefan Stretz: Ja vielen Dank für die Blumen also.

Holger: Ja, jetzt sind wir erst beim ersten Bier, ich weiß gar nicht wie das noch werden soll, aber ist ja egal, wir haben ja noch einiges vor uns. Was, was nehmen wir denn als Nächstes?

Stefan Stretz: Wenn wir jetzt diese Karamellnoten und so weiter schon drin haben, dann würde ich jetzt lieber mal das Festbier probieren.

Holger: Ja okay nehmen wir das Festbier. Also die Stammhörer, die werden es jetzt wissen, normalerweise, wenn ich jetzt einfach so überleite auf das nächste Bier, kommt ja der Herr Raupach um die Ecke und sagt: „Ne, ne Holgi, also Moment, ich, ich will noch mal was sagen, ne?“ Das hat er jetzt grade nicht gemacht also. Was für ein Tag, was für ein Tag und da passt das Festbier doch wie die Faust aufs Auge.

Markus: Ich wollt einfach nur in Ruhe mein Rotbier genießen also insofern, sei mir doch mal gegönnt, wir haben ja auch ein Feierabend, also insofern kann man das schön machen, aber ich mach natürlich gern das Festbier auf, gebe es jetzt auch mal ins Glas.

Stefan Stretz: Festbier haben wir zum Fest gemacht, wie der Name schon sagt und die Idee dahinter war, dass man sich zwei, drei Bier reinstellt und sich dann ganz langsam im Sessel so schön nach hinten runterfallen lässt und schön in den Sessel reinsinkt und dann hört man nach drei Bieren dann noch das Christkind klingeln und ja, dann hat man da sozusagen ein schönes Weihnachtsfest, also so war die Idee. Deswegen haben wir es eigentlich auch ein bisschen wieder in die Bernsteinfarben, in die Rotbierrichtung gemacht, ist aber allerdings nicht so richtig zu vergleichen mit dem Rotbier, es ist viel heller dafür aber fürs Festbier hat es 5,2 Prozent Alkohol, hochvergoren, endvergoren, na ja, lasst uns einfach probieren.

Holger: Ja, prost.

Markus: Prost.

Stefan Stretz: Prost.

Markus: Also ich muss ja sagen, mich erinnert auch sehr an ein typisches fränkisches Kellerbier von der kräftigeren Sorte, also schön, auch wieder schön ausbalanciert, eben jetzt ein bisschen mehr so die klassischen Malzaromen, auch sehr schön finde ich hier den Hopfen wieder, sehr gut eingebunden, hinten raus auch wieder schöne bittere, toller Schaum, also den muss man auch wirklich, liebe Hörer, wenn ihr die Biere probiert, schaut euch auch mal den Schaum an, das ist toll, wie der steht, wie der stabil ist. Das Festbier ist ja so ein Bierstil, der irgendwie so zwischen allen Welten ist und also ich finde das ist ein sehr, sehr angenehmes Bier, was auch zu vielen Dingen passt, die man beim Fest eben isst. Vom Braten über, was man da ebenso gerne mag, bis zum Nachtisch.

Holger: Also ich kann es nur bestätigen, auch die Rezenz, ne? Also mir, ich mag das jetzt ganz toll also das Rotbier war so ganz, vom Mundgefühl so samtig weich und das hat jetzt so eine schöne Rezenz, weckt einen so ein bisschen wieder auf auch also hat so einen eleganten Hopfen, so nach der Karamellnote. Man könnte ja meinen, wir sind eine Werbeveranstaltung, sind wir aber überhaupt nicht.

Stefan Stretz: Ja so langsam.

Holger: Sondern, sondern ja, also auch diesmal, das ist wirklich sehr lecker, wirklich sehr lecker.

Stefan Stretz: Freut mich, wenn es schmeckt. Also das ist halt, wie gesagt, wir sind schon echt sehr hopfenlastig auch, also wir haben ein Rotbier, da haben wir 25 Bittereinheiten drin. In unserem Hellen haben wir 23, im Festbier haben wir auch 23 Bittereinheiten, im Kehlengold 35. Also das ist immer schwierig dann bei irgendwelchen Wettbewerben mitzumachen, weil wir meistens immer an den Grenzen liegen also wir sind immer an den Obergrenzen, was dann irgendwie Farbe und Hopfen dann auch ausmacht, aber ich find halt diese Balance zwischen der bittere, der Malzbierton und der Vollmundigkeit also das Ganze ist ausbalanciert, es schmeckt mir sehr gut.

Markus: Ich denke, es ist auch eine Frage, wo man es eben einreicht, ne? Also ich denke bei einem Festbier, das würde ich wirklich bei dem Wettbewerb als Kennerbier einreichen, als Amber Lager, weil es da wirklich seine Stärken voll ausspielen kann. Ich glaube für viele ist ein Festbier ja eher so ein stärkeres Helles, so mehr als ein Export vielleicht und erwarten dann eben eher so ein klassisches filtriertes, klares, goldenes Ding und hier habe ich ja viel mehr, also da habe ich ja die ganze Hefe-Aromatik noch mit drin und viel mehr Körper und damit, glaub ich, kann man schon auch bei einem Wettbewerb was gewinnen.

Stefan Stretz: Wir waren jetzt erst mal damit beschäftigt unsere ganzen Biere wieder so einzustellen, wie wir das wollen in der Brauerei, nachdem wir da neu gebaut haben. Ist ja auch nicht ganz so einfach dann vom Gypsy Brauer dann hin zum eigenen Brauer, da die Brauerei einzufahren und dann die Hektoliter da rauszubekommen, sodass dann alles passt und immer eine gleichbleibende Qualität rauskommt. Jetzt schauen wir mal, wie es dann weitergeht.

Holger: Hör mal, ihr habt ja auch eine schöne Schank da im Gostenhof. Und erzähl doch da mal, also was ist das für eine Gaststätte? Was erwartet die Kunden, wie ist die Speisekarte aufgebaut? Kriegt man immer alle Biere frisch vom Zapfhahn oder wie ist es da? Erzähl mal.

Stefan Stretz: 2007 bin ich da dran vorbeigefahren, dachte ich mir, wieso ist denn diese Kneipe leer? Also warum steht die leer und hieß damals Deutscher Michel, dann habe ich mir das angeguckt und habe da reingeguckt, ich war sofort verliebt. Die Kneipe hat einen Garten hinten dran gehabt, wunderbar, dann haben wir das Ding gemietet, es ist eine alte holzvertäfelte Kneipe gewesen oder Wirtschaft, eine richtige Wirtschaft gewesen und da haben wir die wieder ein bisschen hergerichtet. Die Idee, deswegen heißt es ja auch Schanzenbräu Schankwirtschaft, war im Endeffekt, dass wir dort unser Bier ausschenken und es gibt kleine Speisen dazu. Also ein Brot, ein Käsebrot, Stadtwurst mit Musik, Brotzeiten und so weiter, hat sich gut entwickelt und dann wollten die Leute immer mehr und wollten dann einen Braten haben und Schäufele und Rollladen und was weiß ich und jetzt mittlerweile ist es eben echt eine Speisewirtschaft auch mit einer kleinen Karte, wir wechseln täglich die Karte. Wir haben keine Speisekarten in den Sinn, sondern wir haben eine Tafel, die hängt da über der Tür, da steht mit Kreide drauf geschrieben, was das gibt. Es sind ungefähr fünf Gerichte immer also warme Gerichte und Brotzeiten gibt es auch immer noch ein bisschen was, Bratwürste, Käsespätzle und so was gibt es immer, klassisch ist immer da aber, wenn aus ist, ist es aus und dann wird es durchgestrichen und am nächsten Tag dann wieder frisch gekocht und dann gibt es wieder was Neues.

Markus: Also das ist jetzt Folter Stefan, das ist echt gemein. Ich sitz hier daheim, die Gastro hat seit Wochen zu, ich weiß gar nicht mehr, wie eine Schäufele überhaupt ausschaut und du redest zwei Minuten von der Geschichte.

Stefan Stretz: Ich kann dir mal ein Bild schicken, wir haben letztens welche für die Website gemacht.

Markus: Das potenziert das ganze ja noch. Nein also unglaublich, aber das kann man auch allen nur sagen, also ob es jetzt oberfränkisch Schäufele oder mittelfränkisch Schäufele ist, das ist einfach auch das Nationalgericht und da sollte man unbedingt mal zuschlagen, wer das noch nicht kennt.

Stefan Stretz: Ja und da nimmt man halt auch Bier dazu, zum Kochen und so weiter und für uns ist es halt wichtig, also wir wollten eine Nachbarschaftskneipe sein, also Nachbarschaftswirtschaft. Wir nehmen nur 12 Plätze an, also wenn da jemand anruft und sagt: „Ja, ich will jetzt für 20:00 Uhr für 2 Personen irgendwie einen Platz“, dann sagen wir: „Ja, alles schön aber komm einfach vorbei, weil wir sind schon ausreserviert, wir haben nur 12 Plätze, weil wir wollen eben auch für die Nachbarn da sein“, also die, die uns immer, die immer zu uns kommen, unsere Stammgäste. Dann ist die ganze Kneipe ausreserviert und dann kriegen die kein Platz, das ist natürlich dann auch Blödsinn und deswegen sagen wir: „Ey, warte kurz, es ist kein Platz, dahinten gehen gleich 2, da kannst du dich da mit dazu setzen“, deswegen ist es in der Corona-Zeit natürlich mit dem Abstand immer schwierig, weil ja die Leute lieber gern zu zweit an den Sechsertisch sitzen oder an dem Vierertisch aber wir pferchen die zusammen da herein und sagen: „Nein, du setzt dich jetzt da mit hin und unterhältst dich mit denen“. Bei uns gibt es auch keine Musik, also wir haben keine Musik, das einzige, die einzige Musik soll das Stimmengewirr der Leute sein, die sich da unterhalten also der Gäste, ja? Vielleicht, wenn der Koch mal einen guten Tag hat, dann spielt er mal Motörhead hinten in der Küche und dann hört man das ein bisschen. Aber ansonsten ist eigentlich vorne keine Musik. Also die Unterhaltung der Gäste soll die Musik sein und wir legen sehr viel Wert auf Kommunikation, Trinken, Spaß haben, sich wohlfühlen in dieser holzvertäfelten Kneipe oder Wirtschaft also ich nenne es echt Wirtschaft, das ist für uns eine Wirtschaft, so wie man es sich vorstellt. Man kann Karten spielen, man kann da machen, was man will im Endeffekt, das ist einfach ein schöner Platz, um sich zu treffen dort.

Holger: Es gibt immer alle Biere oder, oder ist es nicht so?

Markus: Also Holger jetzt muss ich mal reingrätschen.

Holger: Ja.

Markus: Wir haben doch Durst. Wir können doch zu deiner nächsten Frage wieder ein Bierchen aufmachen, oder?

Holger: Ne unbedingt also dann sag doch mal was es da alles gibt und leg gleichzeitig das nächste Bierchen fest.

Markus: Wir haben hier noch ein Kehlengold, was ja schon ein sehr schöner Name ist und ein rotes Weizen, was ich auch spannend finde also insofern, bin hin- und hergerissen, also für mich klassischerweise.

Stefan Stretz: Wenn wir das Weizen probieren und dann das Kehlengold irgendwie, das Kehlengold ist ein schönes fruchtiges, eigentlich IPA, also ein Lager mit einer schönen, fruchtigen Note, nicht kaltgehopft, also ein höchst interessantes Bier, aber wir können vorher vielleicht das Weizen nehmen.

Markus: Na gut, dann nehmen wir vorher das rote Weizen und dann darf der Holger auch seine Frage noch wieder stellen und dann kommen wir zur Verkostung. Heute drehen wir mal alles um.

Holger: Heute drehen wir wirklich alles um also unglaublich.

Markus: Unglaublich, ich mach mal auf.

Holger: Ne und ich bin auch ganz zufrieden jetzt also mit der Reihenfolge, weil das Kehlengold ist ja, also neben dem Rotbier fast mein absolutes Lieblingsbier von dir, aber da können wir ja nachher noch drüber sprechen. Jetzt erst mal zum Weizen, zum roten Weizen. Auch wieder unfiltriert.

Stefan Stretz: Ja klar. Wir waren am Altstadtfest, das war eigentlich ganz witzig und beim Altstadtfest haben wir ja da so eine oder ein Wirt von uns, der hat ne, ne Hütte dort und gegenüber war der Fritz Gutmann von der Gutmann Brauerei, die hatten da auch eine Hütte und dann haben die da abgebaut und dann stand der Fritz da und dann hat er gesagt: „Na Fritz, wie ist es gelaufen?“ Fritz sagt: „Ja super, net schlecht und bei euch?“ habe ich gesagt: „Ja auch super, kann man nix sagen aber“, habe ich gemeint: „Nächstes Jahr kannst du zusperren, weil da bringen wir auch ein Weizen auf den Markt, ein rotes Weizen.“ Ich mal wieder ganz große Fresse gehabt sozusagen auf Deutsch gesagt und zwei Monate vor dem, vor dem Altstadtfest im Jahr drauf, dann der Wirt bei mir angerufen und hat gesagt: „Was ist denn jetzt mit deinem roten Weizen?“ Na ja! Und dann kam ich in Zugzwang und dann musste ich ein rotes Weizen brauen und bin damals dann zum Jörg Binkert gefahren, zum Mainseidla, und habe gesagt: „Jörg, wir müssen schnell was entwickeln“. habe dann dem ein Rezept gegeben und dann haben wir es bei ihm gebraut, abgefüllt auf Fässer und dann haben wir es auf das Altstadtfest gebracht und dann war es auf einmal ein Riesen, Riesenerfolg und seit dem gibt es das Bier normalerweise nur im Fass, nur auf dem Altstadtfest und auf der, vor der Kelchweih und dann ist es vorbei aber jetzt hier in der herausfordernden Situation haben wir uns dazu entschlossen, das das erste Mal in Flaschen zu füllen und es gibt es jetzt erst seit ja, September in Flaschen.

Holger: Ah ja, wunderbar. Also jetzt trinken wir es auch, wenn ihr es nicht schon sowieso getan habt. Prost.

Markus: Ein wirklich sehr, sehr schönes Bier und vereint so ein bisschen die Dinge, die mir an den beiden Bierstilen gefallen also einerseits das schöne fruchtige, was man eben vom Weizen kennt und andererseits diese schönen Karamellnoten, die wir aus dem Rotbier haben und für mich ist so ein Bier immer das perfekte Food Pairing Bier, weil man damit überall andocken kann, so schön cremig und weich also ganz angenehmes Bier. Holger, was sagst denn du?

Holger: Kann ich wieder nur bestätigen, also das ist auch so ein schönes Ding finde ich, also ganz typisch eigentlich, auch natürlich die Banane, die man sofort hat, aber auch so eine schöne Gewürznelke nehme ich wahr. Es ist eine schöne Hefetrübung im Glas, ich kann dir nur recht geben also und da fällt mir auch alles Mögliche zu ein also bis zum Nachtisch kann man da alles kombinieren, also sehr lecker, wirklich sehr lecker. Ich weiß jetzt gar nicht, ist jetzt meine Frage schon beantwortet worden, welche Biere in der Schankwirtschaft ausgeschenkt wird und ob du vielleicht auch noch, sage ich mal, so spannende andere Dinge da präsentierst oder, oder, oder habe ich jetzt wieder nicht richtig aufgepasst? Weil der Herr Raupach mich so abgelenkt hat.

Stefan Stretz: Ne, ich darf da drüber nicht reden eigentlich also. Es gibt immer alle unsere Biere in der Schankwirtschaft, wir haben natürlich auch früher immer mal so, so Geschichten gemacht wie einem Rum Bock oder einen blonden Baron, den haben wir im Whiskyfass ausgelagert und solche Sachen, haben dann aber festgestellt, dass sich diese Sachen nicht so sehr, nicht so gut verkaufen bei uns also das war echt schwierig, also hier in Nürnberg, hier in Franken, die Leute wollen halt dann ihr rot, ihr Hell, ihr Festbier, und dann war es das auch schon. Also so für große Experimente waren da die Kunden nicht ganz so zu haben, hat es immer einen kleinen Markt dafür gegeben, das haben wir auch schon 2013 Mal so ein bisschen ausgetestet mit Neoos Biersalon, da hat dann der Berti Zeltner hier aus Nürnberg und ich, wir haben dann zusammen gesagt, wir machen jetzt so mit dem Craft Bier, also diese Craft Bier Welle kam, lass uns mal das ausprobieren, was hier, was hier abgeht und haben dann uns so ein Popup Bier Shop da aufgemacht, da kam dann auch Braufactum vorbei, die bayerische Bierkönigin. Also mit Braufacturm haben wir dann die Biere da mit verkostet und ich bin rumgefahren und habe Biere eingekauft und haben wir versucht das Craft Bier so ein bisschen public zu machen, dachten Mensch, da ist ja echt ein Markt da aber haben dann festgestellt, bei uns in der Wirtschaft ist es eigentlich echt klassisch Rotbier, Festbier, Helles, Pils, Kehlengold, das sind so die, die, die Biere, die wir da am Hahn haben und die auch am meisten dort gehen und nachgefragt werden.

Holger: Versteh ich gut also ich mein, das ist ja so eine ganz klassische Schankwirtschaft und wenn du sagst, da kommen die Leute von der Nachbarschaft, die wollen halt einfach auch ihre Biere haben, die sie kennen und schön Karten spielen, Schnitzel mit Kartoffelsalat essen und dann wieder nach Hause gehen und einen schönen Abend gehabt zu haben.

Stefan Stretz: Wenn dann nicht Craft Brauerei, sondern wir sind einfach eine ganz normale, klassische Brauerei, die halt vielleicht alte Bierstile in das Neue interpretiert aber trotzdem auf den klassischen untergärigen Marken da oder Sorten eben da behagt.

Holger: Da gibt es ja den schönen Spruch, think global, drink local und das ist doch dann wirklich Programm, vor allen Dingen, wenn du sagst, du warst auf der ganzen Welt, lass uns da doch auch noch mal teilhaben, also was, was war die tollste Reise, die tollste Aufgabe? Was war das Tollste bisher?

Stefan Stretz: Was natürlich so immer super ist oder was echt so eins der Highlights war, das war natürlich immer der World Beer Cup, da als Juror dabei zu sein, das ist natürlich schon also das hat mich schon ja, sehr stolz gemacht, als ich da nominiert wurde, dass man da mit dabei ist so oder natürlich auch European Beer Star oder mal beim Great American Beer Festival, da als Juror mit dabei zu sein, das ist schon, schon cool. Oder dann hier zum Match zu Firestone Walker und so weiter, diese ganzen Sachen dann zu sehen, das hat mich schon, hat mich schon immer gefreut aber ja, da waren so, so, so im Biertechnischen so ein bisschen die Highlights gewesen, genau.

Holger: Dann würde ich doch sagen wir, wir gehen jetzt zum, zum Kehlengold, oder?

Stefan Stretz: Gehen wir zum Kehlengold.

Holger: Also da habe ich ja mich grad schon geoutet und was mir da so, weißte Stefan, ich bin ja, ich bin ja so ein klassischer Pilstrinker, ne?

Stefan Stretz: Ja.

Holger: Für mich muss ja so richtig, also da muss eine bittere drin sein und die muss auch im Nachtrunk so richtig noch mal rüberkommen, das Bier muss trocken sein, es muss richtig endvergoren sein und so und das hat alles dieses Kehlengold, das ist so genial.

Stefan Stretz: Da müssten wir unser Pils aber auch noch probieren irgendwann, das habe ich jetzt aber nicht dabei, aber das könnten wir auch mal trinken, weil das hat dann 45 Bittereinheiten und das ist eigentlich so wie ein Pils auch sein soll, mein ich.

Holger: Ja genauso ist es, also so ein, so ein, so ein Pils aus den 70ern, so wie die früher immer alle waren, ja? Bevor irgendwie alle nur noch gemeint haben sie, sie gehen irgendwie auf einen Mädchengeburtstag, obwohl das weiß ich gar nicht, ob ich das sagen darf also.

Stefan Stretz: Lassen wir es bleiben.

Holger: Markus trink doch mal ein Schluck und lass den Nachtrunk mal so schön wirken und dann sagst du mal was zur Bittere.

Markus: Ich bin jetzt nicht der absolute Megafreund von besonders bitteren Bieren aber trotzdem schätze ich es schon, wenn das einfach gut eingebunden ist und wenn eben nicht nur die bittere stattfindet, sondern was drum rum und das ist hier für mich auf jeden Fall der Fall, also man hat schon in der Nase so ein bisschen Citrus-Aromen, das geht so, so Grapefruit ja, es sind sehr, sehr spannende Citrus-Aromen, Bergamotte fast ein bisschen also sehr vielschichtig, dann hat man die Cremigkeit, das sieht man schon am Schaum, merkt man auch wieder auf der Zunge, da ist es auch gar nicht so bitter im Mund finde ich und wenn man dann getrunken hat, dann so hinten rausschleicht sich das ein und dann bleibt es auch selbstbewusst sehr lange da und sagt: „Okay, trink mich wieder“ und aber es ist jetzt keine unangenehme bittere, sondern eine die, die halt sehr selbstbewusst ist und die für mich auch okay ist, also ich würde jetzt vielleicht im Sommer im Biergarten nicht unbedingt 5 davon trinken, da würde ich lieber das Rotbier nehmen. Aber jetzt so als Beispiel für so einen Bierstil finde ich das sehr, sehr schön und auf jeden Fall deutlich prägnanter, als wenn man so, so ein verwaschenes Pseudopils hat, wo ich nicht weiß, wo die Reise hingehen soll, also das ist wirklich schön. Auch die Farbe ist schon schön, also weil, weil es ja auch Kehlengold heißt und man hat auch wirklich eine richtig schöne goldene Farbe also das gefällt mir auch gut.

Stefan Stretz: Ich wollte es ja schon Orange D’Amour nennen, weil es so ein bisschen Orangegold ist und so aber da können sich die Leute noch weniger vorstellen als unter Kehlengold. Ich find es halt einfach auch ein schönes goldfarbenes Bier und des eben in der Kehle schmeichelt und wieder diese Hopfennote wiedergibt. Das ist eigentlich genau der, der Hintergrund und entstanden ist es eigentlich dadurch, dass ich gesagt hab, ich möchte mal wissen, wie unser Rotbier mit etwas mehr Hopfen schmeckt und dann haben wir gerade Rotbier abgefüllt, habe ich Rotbier auf Fässer gezogen und steh an der Keganlage und nimm mir eine Probe aus dem Probehahn raus an der Keg und bin dann zum Pilstank gegangen und habe dann die beiden etwas verschnitten, weil das Pils eben auch so eine fruchtige Note hat und 45 Bittereinheiten hat und habe dann gemerkt oh, das ist ja cool, wenn man praktisch so eine helle mit diesen Rotbiernoten mischt und dann ist sozusagen das Kehlengold da draus entstanden.

Holger: Das klassische Mischbier, ne? Das haben wir schon mal gehabt in einem Bier.

Stefan Stretz: Ja klar, aber wir brauen es aber trotzdem ein, wir verschneiden es jetzt nicht, sondern wir brauen es klassisch ein, als Kehlengold haben wir eine eigene Rezeptur dafür, haben die natürlich auch etwas wieder angepasst und so. Aber das ist jetzt nicht irgendwie ein Verschnitt zwischen Rot und Pils, aber so ist es entstanden. also das war eigentlich sehr witzig halt.

Holger: Ja, ich komm ja auch aus so einer Wirtschaft, also ganz genau wie das bei euch ist, also so war das bei meinen Eltern und auch bei meinen Großeltern, wenn ich mich da so dran zurückerinnere, dann ist also kommen bei dem Bier echt absolut alle Bilder hoch also das ist so ein großartiges Getränk für mich, also das kann man sich gar nicht vorstellen, also es ist so richtig, also ich muss fast Danke sagen, was du mir hier für Momente bereitest mit diesem schönen Bier, also das ist Wahnsinn. Trocken und schlank und trotzdem eben dann auch so eine schöne Farbe und, und auch da der Schaum, der ist einfach hervorragend feinporig und also ich könnte ja nur noch schwärmen.

Stefan Stretz: Super freut mich. Aber das ist genau das Denken. Also ich meine, das ist so zum Beispiel auch das, was meiner Frau schmeckt, ist eine ganz gute Bierkennerin, die kommt aus dem hohen Norden auch, die kommt aus Bremen, ist die beste Kritikerin und die sagt uns: „Ja, da könnt ihr noch mal das und das noch mal ein bisschen machen und das noch mal verändern“, also das ist immer wunderbar, wenn Christiane immer ihren Kommentar dazu abgibt. Die hat eben auch genau das Gleiche gesagt, also echt schönes, trockenes und schönes Bier, das zum weiter trinken anregt.

Markus: Zeigt auch so ein bisschen die Range finde ich, also weil in Franken denken viele Leute immer, na ja, das ist so ein bisschen eindimensional, das geht halt irgendwie in Richtung Kennerbier aber es ist gar nicht so, es gibt eben diese große Bandbreite von den, sagen wir mal, eher malzbetonten Bieren wie jetzt bei dem Rotbier, bis eben hin zu so einem richtig schönen trockenen und schlanken quasi Pils und dem anderen Pils, das wir jetzt ja nicht haben aber das es bei dir eben auch noch gibt und ich denke mal, das ist vielleicht auch der Grund, warum du ja zum Beispiel zum Brau auch jedes Jahr so ein bisschen die Anlaufstelle bist und ja auch eine eigene Veranstaltung mittlerweile machst, wo sich dann abends so ein bisschen die Bierelite der Welt trifft. Die Karten sind ja immer schon Monate vorher ausverkauft, dieses Jahr ging es ja nun leider nicht, aber das hast du doch auch ins Leben gerufen, oder? Diese Veranstaltung?

Stefan Stretz: Schanzenbräu & Friends habe ich ins Leben gerufen, weil das kam von so einem Welt Bier Cup, da war ich auch, da war ich das erste Mal auf einem Welt Bier Cup und dann dachte ich mir Mensch, ey, das ist ja der Wahnsinn, was die Amis hier machen, die ganze Stadt ist beflaggt und Craft Brewers Konferenz und so weiter, also was ist denn da los? Und nach Nürnberg kommt auch die ganze Weltelite der Brauer und nix passiert und dann habe ich da die Andrea Kalrait von der Messe, den Marc Rauschmann angesprochen und den Thomas Raiser und so weiter, habe ich gesagt: „Mensch Freunde, wie schaut es denn aus, wollen wir da net irgendwie was machen?“ „Ja mach halt Stefan“, dann habe ich gesagt: „Okay, das werde ich machen“ und dann habe ich damals angefangen das einzufahren, Schanzenbräu &  Friends und die Idee war dabei, dass wir eben auch der ganzen Bierwelt Öffentlichkeit zeigen, dass wir in Franken auch gute Biere brauen können und das wir da eben eine große Range haben und deswegen habe ich da regionale Biere oder Brauereien eingeladen, also alle unsere Freunde, die wir so kennen aber auch internationale Freunde, dass man halt auch so ein also wie gesagt, so eine große Range hat und mittlerweile sind wir damit ungefähr 10,12 Brauereien, 30 verschiedene Sorten Bier, die es da gibt an dem Abend, das ist echt jetzt zu einem Highlight geworden, auch mit BarthHaas und der Messe zusammen ist das praktisch am 1. Messetag die Veranstaltung schlechthin. Ich mache immer noch die Bierauswahl bei der Dekoration und bei der Hallenauswahl lass ich dann BarthHaas nach vorne. Und die Messe unterstützt da immer auch super mit Werbung und ja, es ist der 1. offizielle Messetag und ja, hat sich als super Veranstaltung entwickelt.

Markus: Ich kann mich noch erinnern, beim allerersten Mal, da war das ja in irgend so einer Industriehalle.

Stefan Stretz: Wahnsinn, ja, ja.

Markus: Wo auch keiner so recht wusste, wo das war und das war eine ganze Pilgergeschichte, dass dann alle da irgendwie hin sind und jeder war glücklich, wenn er dann angekommen ist und also das war schon eine sehr, sehr coole Nummer und ist es jetzt einfach auch immer jedes Jahr und ist vielleicht, also ist vielleicht auch noch was, was die Hörer gar nicht so wissen, was in Nürnberg so alles abgeht also wir haben mit der Brau die größte oder wichtigste Branchenmesse der Welt, die eben drei Jahre stattfindet, dann ist immer ein Jahr die Veranstaltung in München, die drinktec, und dann ist wieder die Brau für drei Jahre, wo wirklich die ganze Welt zusammenkommt vom Hersteller bis zum Konsumenten, von allen Rohstoffen und was es eben so alles rund ums Thema Bier gibt. Dann gibt es jedes Jahr natürlich das Bierfest in Nürnberg, was auch eine Institution ist mit über 50 Brauereien aus ganz Franken, im Burggraben, viel besser geht es eigentlich nicht. Dann natürlich das Altstadtfest in Nürnberg und einer meiner Lieblingsveranstaltungen, die du auch schon erwähnt hast, ist die Kirchweih in Fürth, das ist so eine klassische Straßenkirchweih, die gegen Ende des Jahres ist, Michaelis-Kirchweih. Das ist immer so einer der letzten Termine im Kirchweihkalender und das ist eben ganz toll, weil Fürth kennt eigentlich so fast keiner, es ist aber eine Stadt mit unglaublich viel Denkmälern, mit ganz viel Geschichte auch und in diesen ganzen Straßen, wo eben die Denkmäler stehen, dort ist dann überall Kirchweih, das heißt, da stehen dann die Riesenräder rum und die Buden und die Autoscooter und natürlich auch die Brauereien und das ist wirklich ein ganz tolles Erlebnis hinzugehen, also das könnt ihr auch alle für nächstes Jahr in euren Kalender schreiben. Michaelis-Kirchweih in Fürth, das ist einfach ein tolles Erlebnis, einzigartig in Deutschland, für mich zumindest.

Stefan Stretz: Ja, das ist echt eine schöne Kirchweih, muss ich ehrlich sagen, gefällt mir sehr gut und auch wir haben dort einen schönen Stand zusammen mit der Familie Grauberger, eine Schaustellerfamilie und die präsentieren uns dort echt hervorragend und da haben wir einen sehr guten Platz und also da verkaufen wir gut Bier und da merkt man auch, dass wir da eben auch in Fürth gut angenommen werden. Wir verkaufen im Endeffekt nur um den Kirchturm rum also Nürnberg, Fürth, Erlangen ist unser großer Markt, wo wir dann in den ganzen Getränkemärkten drin sind, deswegen freut es uns umso mehr, wenn wir da in Fürth auf dieser Kirchweih sind und uns da auch präsentieren können, auf jeden Fall.

Holger: Ja siehst du mal wie, also da war ich noch nicht, das hast du mir schon wieder vorenthalten, aber ich habe es mir jetzt aufgeschrieben auf jeden Fall. Na ja.

Stefan Stretz: Das sind aber die ganzen Feste, die jetzt gerade der Markus gesagt hat, das ist echt genau das Ding, also und dann nicht zu vergessen ist auch immer noch unser Brauereifest, unser Brauereifest findet immer am 1. Wochenende also es kommt drauf an, wie der 1. Mai fällt, aber 1. oder 2. Wochenende im Mai statt und mittlerweile, wenn das Wetter eben nicht schlecht ist, dann kommen da bis zu 7.000 Leute zu uns in die Brauerei und feiern da mit uns. Das ist echt, da kommt jeder, vom 18-Jährigen bis zum 80-Jährigen und das ist echt so ein cooles Ding und da brauen wir extra immer ein Bier dafür und das ist eigentlich auch immer eine ganz coole Nummer.

Holger: Ja, ihr habt ja auch so ein leichtes Bier, das Sommerbier, ne?

Stefan Stretz: Sommerbier haben wir auch, ja genau, genau. Wir machen jetzt auch, wir haben eigentlich so viele, wir wollten eigentlich nie irgendwie so eine Sortimentsbrauerei werden aber wir sind halt auch Brauer und bei uns sind Mitarbeiter hier, der Dominik und der Marc, der Marc übrigens, muss ich auch mal sagen, ist der zweitbeste Geselle in Bayern geworden, also Lehrling, der zweitbeste Lehrling in Bayern und der Dominik, unser Braumeister, der bei uns jetzt als Braumeister angefangen hat wieder, das sind halt auch so Typen, die leben halt auch das Bier, die haben auch unseren Geschmack so und ja, da versuchen wir natürlich jedes Mal irgendwie ein neues Bier zu brauen, wollen nicht immer das gleiche machen und deswegen richten wir uns auch so ein Bierkalender ein und sagen, jetzt gibt es Anfang des Jahres gibt es das, dann gibts das, dann kommt das Sommerbier, dann kommt der rote Bock, dann kommt das rote Weizen, dann kommt das Festbier, dann also Sommerbier war auch so eine Idee von mir 2007 ist die auch entstanden, da haben wir gesagt: „Mensch, jetzt müssten wir doch mal so ein bisschen so ein Leichtbier machen, was man im Sommer, da war es auch so heiß und da können wir, wo man mittags schon mal zwei trinken kann“ und na ja, dann haben wir da eben so ein, so ein leichtes Bier entwickelt, dass eine schöne Hopfen-Aromatik trotzdem hat, trotz der schlanken Note, weil das finde ich, ist immer ultrawichtig, das Zusammenspiel der Vollmundigkeit und der Hopfennote, also wenn das Bier zu lasch ist und trotzdem zu viel Hopfen hat, dann passt es irgendwie nicht zusammen finde ich, also das muss echt gut ausgewogen sein und das ist uns da ganz gut gelungen mit der Malzmischung auch, die wir da gewählt haben und ja, da haben wir jetzt halt einfach dieses Sommerbier da am Start und das haben wir auch in die Flasche bekommen und das ist, ist auch ein ganz guter Renner geworden, Vorverkäufe sind gut gelaufen also rundum ein schönes Bier und das kann man auch mittags, wie gesagt, schon mal 2 Bier trinken, ohne Gefahr zu laufen ja, sich da leicht angeheitert in den weiteren Berufstag da rein zu schleppen.

Holger: Gib doch noch mal ein Ausblick also was dürfen wir noch erwarten von Schanzenbräu? Was ist im Köcher, was ist in Planung? Plaudere mal aus dem Nähkästchen.

Stefan Stretz: Ja, was ist in Planung? Also wenn es nach mir geht, ja dann müsst ihr mal, da müsst ihr mal meine Frau fragen und so weiter, die sagt: „Ey, keine neuen Projekte, das nicht, das nicht, das nicht“, also bei mir sprudelt es schon so ein bisschen raus aus meinem kleinen Bierbrauergehirn und alle sagen schon: „Ah Stefan, das jetzt wieder und das jetzt wieder“, aber was ich natürlich noch möchte ist, der alkoholfreie Markt ist sehr groß am Wachsen. Mit dem Sommerbier haben wir schon den ersten Anfang gemacht in die Richtung, dass wir sagen, wir wollen so ein alkoholärmeres Bier bringen, vielleicht wollen wir uns in die alkoholfreie Richtung noch ein bisschen, da noch ein bisschen experimentieren, das habe ich schon vor ein paar Jahren gesagt, dass wir ein gutes, alkoholfreies Bier rausbringen wollen, ja. Also wir wollen einfach das rote Weizen vielleicht noch ein bisschen besser auf den Markt bringen, ja das ist so die, die Sachen, wo wir dran arbeiten, dass wir die Sorten halt ein bisschen publik machen. Den Zirkel um den Kirchturm etwas erweitern, das ist eigentlich so unsere Idee und da müssen wir mal schauen wie wir da weiter, weiter vorankommen.

Holger: Also wir beide wünschen euch da alles Gute und viel Erfolg. Das war doch wirklich ein BierTalk der Superlative. Das kann man gar nicht anders sagen. Markus, mach doch mal ein schönes Schlusswort.

Markus: Ich bin auch begeistert und muss sagen, ich habe jetzt auch fast alle von den vier Flaschen schon ausgetrunken und ich freu mich Stefan, dass du da auch am Ball bleibst und gerade auch in Hinblick auf alkoholfrei denkst, ich glaube, das ist auf jeden Fall ein Baustein in der Zukunft, den jede Brauerei haben sollte. Auch, wenn es der eine oder andere noch nicht wahrhaben will. Insofern freue ich mich da auch schon drauf und wünsche dir natürlich auch alles Gute, auf das wir noch viele schöne Veranstaltungen zusammen haben, uns auf Festen sehen und überall ein bisschen das fränkische Leben vertreten, wo die Leute noch nicht wissen, was das ist und das ist schon sehr schön. Danke.

Stefan Stretz: Ich habe auch zu danken, also wir hatten ja auch schon mal 2014 eine Veranstaltung mit dem Karl-Ulrich Heyse, 6 Gänge, 10 Biere und so weiter da gemacht im Germanischen Nationalmuseum. Das war eigentlich auch eine coole Veranstaltung. Ja, da wollten wir auch schon immer das fränkische Bier nach vorne bringen, die Biervielfalt, die Aromatik, das Food Pairing, was passt zusammen, was geht? Und Bier ist halt so viel mehr als nur so ein Frühstücksgetränk, also man kann das echt zu allem trinken und selbst auch mal zum Erdbeerkuchen, da müssen wir weitermachen, da wollen wir auch weitermachen und das ist halt irgendwie aber auch so eine ganze Nummer, wenn man so eine Brauerei zum Beispiel baut, will ich einfach auch noch mal irgendwie sagen, muss das auch noch mal anmerken, dass man da natürlich auch nicht nur irgendwie alleine steht und nicht irgendwie nur allein der Stefan Stretz da ist, sondern das da viele Leute im Hintergrund sind, die da mithelfen, da ist natürlich als allererstes die Familie genannt, also auch meine Frau, die da viel mitmachen muss, die auch viel mitgemacht hat mit mir, um diese Ideen mit zu verwirklichen, aber die auch in schweren Zeiten zu mir gehalten hat und das ist irgendwie auch super. Auch die ganze Mannschaft, die da ist, die das alles mitgetragen hat, mein Bruder, die Julia, der Marc, der Dominik und so weiter, meine Mutter und ja, das ist einfach das ganze Ding. Wir sind alle auch so ein bisschen Bierverrückte und die, die tragen das mit, die tragen auch meine verrückten Ideen mit, das glaube ich, das bringt das ganze zum Erfolg und auch jetzt in dieser schwierigen herausfordernden Zeit dieser Zusammenhalt, den wir da gemacht haben und das alle auch ein bisschen mehr geleistet haben und Liquiditätsvorschau und hier und ja, Gespräche mit den Banken, mit den Lieferanten, mit den Kreditoren, Debitoren, ach das war echt eine harte, harte Zeit aber da haben alle zusammengehalten und allen hat die Idee, diese Bieridee da irgendwie zusammengehalten und weitergeführt und ja, wir haben dadurch auch diese schwere Zeit gemeistert und wir hoffen, dass wir in der nächsten Zeit so weitermachen können und vielleicht noch viele spannende Projekte rausbringen, spannende Biere und ja, würden uns freuen, auf ein gutes Feedback, auf jeden Fall.

Markus: So was hörst du nur aus dem Munde eines Franken. Bier ist mehr als ein Frühstücksgetränk. Das kannst du dir heute Abend unters Kopfkissen legen.

Holger: Unbedingt, das mach ich natürlich und ich bin ja auch so froh, dass ich so viele Franken kenne.

Stefan Stretz: Ich habe immer gesagt, Bier ist eigentlich flüssiges Sonnenlicht und alle so, was ist los? Aber das ist so, Bier ist flüssiges Sonnenlicht. Wenn ich dran denke also, wenn man echt so, wenn man jetzt zusammenhockt, hier Rohstoffe, Zeit, Temperatur, diese ganzen Parameter also ja, also ich weiß auch nicht. Bier ist halt irgendwie, für mich ist es das schönste Getränk der Welt.

Holger: Ja für mich auch. Also und das ist doch wirklich ein ganz tolles Schlusswort.

Markus: Absolut! Dann vielen Dank und euch beiden auch noch einen schönen Abend.

Holger: Tschüss!

Stefan Stretz: Servus! Tschau!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de

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