BierTalk 4 – Interview mit Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes

2013 startete Holger Eichele als Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Brauer-Bund in Berlin und landete mitten im Berliner Craft-Bier-Boom. Drei Jahre später stand das größte Jubiläum des Jahrhunderts für die Deutschen Brauer auf dem Programm: 500 Jahre Reinheitsgebot. Und jetzt fordert die Corona-Krise alle Kräfte des erfahrenen Journalisten. Markus Raupach und Holger Hahn haben sich mit ihm zum virtuellen Gespräch getroffen…

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Markus: Ja, hallo zusammen! Wir begrüßen euch ganz herzlich zu unserem BierTalk Nummer vier, heute wieder in Berlin und diesmal mit Holger Eichele, dem Geschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Mit dabei wie immer Markus und…

Holger: … Holger…

Markus: … und eben unser Gast, wenn du dich vielleicht kurz vorstellst?

Holger Eichele: Ja, hallo in die Runde, danke für die Einladung. Erstmal freue mich sehr, dass dieses Gespräch zustande gekommen ist. Mein Name ist Holger Eichele. Ich bin Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes seit sechs Jahren. Ich habe eine journalistische Vergangenheit, war 20 Jahre Redakteur im Zeitungsverlag, Korrespondent in Berlin im Hauptstadtbüro und hatte dann dazwischen auch noch einen vierjährigen Ausflug in die Bundesregierung als Sprecher im damaligen Bundesverbraucherministerium.

 

Von der Zeitung zum Brauerbund

Markus: Wahnsinn, was für ein Lebenslauf! Wir haben uns natürlich alle auch ein Bierchen mitgenommen, die werden wir so nach und nach aufmachen und auch darüber ein bisschen sprechen. Vorher würde es mich aber interessieren: Du hast gerade gesagt, du bist seit sechs Jahren dabei, kann mich erinnern, wir haben uns sogar damals, ziemlich am Anfang, kennengelernt. Hättest du dir das alles gedacht, was in den sechs Jahren jetzt passiert ist, als du damals zum ersten Mal in dein Büro gekommen bist?

Holger Eichele: Nein, das hätte ich mir nicht gedacht. Das übertraf sicherlich die Erwartungen in die eine oder in die andere Richtung. Ich hatte Verbandsarbeit ja zuvor nur als Außenstehender wahrgenommen. Ich war lange Jahre Journalist und wusste, Verbände sind wichtig für die Meinungsbildung, dann war ich im Ministerium und habe erlebt, wie Verbände auftreten, wie Verbände organisiert sind, wie die Kommunikation zwischen Verbänden, also Wirtschaftsverbänden auf der einen Seite und Politik, Regierung auf der anderen Seite stattfindet. Aber Verbandsarbeit ist das eine, das andere ist unser Produkt und die Emotionalität von Bier, gerade in Deutschland. Die habe ich sicherlich unterschätzt, als ich in den Brauer-Bund eingetreten bin, dass ich hier ein Produkt vertrete, das sehr emotional ist, bei dem jeder mitredet und auch jeder mitreden kann und mitreden soll, und dass, egal, was es zu berichten gibt, es immer auf der ersten Seite der Bild-Zeitung steht. Also ein sehr prominentes, emotionales, weltweit bekanntes Produkt, und das ist wirklich eine Herausforderung in die eine Richtung, positive Richtung wie die negative Richtung. Natürlich ganz viel Positives ist mit Bier als Nationalgetränk verbunden: Die Braukultur, das Wissen, das dahintersteht, das Handwerk, die Vielfalt, die Rohstoffe wie Hopfen und Malz, das Reinheitsgebot, das sich damit verbindet. Aber natürlich bietet es auch eine Angriffsfläche oder lädt NGOs ein – Stichwort Münchner Umweltinstitut. Wenn ein Thema hochgezogen werden soll, und wenn es emotional hochgezogen werden soll, dann bedient man sich des Biers als Vehikel, oder missbraucht Bier auch, um Themen in die Schlagzeilen zu bringen. Man erinnere sich auch an den komischen Professor mit seiner Mikroplastik-Kampagne, der, wie man spät herausgefunden hat, die Fäden seines eigenen Hemdes in unserem Bier gefunden hat. Das ist dann die andere Seite der Medaille, und das ist eine Herausforderung für den Verband, damit umzugehen.

Markus: Ja, und da ist dann eigentlich auch die Kernkompetenz des Journalisten gefordert, oder?

Holger Eichele: Ja, Journalismus ist das eine, das journalistische Handwerk ist das eine, ich bin aber auch dankbar, muss ich sagen, für die Jahre im Ministerium, weil ich da gelernt habe, wie wichtig auch interne Kommunikation ist. Als Journalist kommentierst du immer nur extern, du publiziert in deinen Medien, und gerade die Berliner Journaille ist weit, weit weg von den Entscheidungsträgern, auch wenn sie immer den Eindruck erweckt, nahe dran zu sein. Aber dass Gerhard Schröder mich mal für einen kritischen Kommentar angerufen und gerügt hätte, ist mir jetzt nicht in Erinnerung. Kann man schalten und walten. Interne Kommunikation, also jetzt im Ministerium, war es so, das Parlament einzubinden, die Abgeordneten einzubinden, die Verbände einzubinden, die Bundesländer einzubinden. Das ist eine Herausforderung. Genauso wichtig ist es für den Verband, die Mitglieder einzubinden, auf einer Landesebene, auf der Bundesebene, auf der europäischen Ebene Behörden einzubinden. Die interne Kommunikation ist eine große Herausforderung für alle Verbände, da transparent zu sein, aktuell zu sein, relevant zu sein, gerade in der Krise. Gerade jetzt sehen wir wie ungeheuer wichtig Kommunikation ist, weil der Bedarf an Wissen ist immens.

 

Ein Auftakt nach Maß

Markus: Wobei ich ein bisschen den Eindruck habe, dass Wissen schon vorhanden ist, aber die Akzeptanz des Wissens bei vielen nicht. Aber bevor wir zu sehr in die Theorie abschweifen – ich hab‘s heut gar nicht so leicht mit zwei Holgers, aber vielleicht frage ich mal meinen normalen Holger sozusagen, was er denn für ein Bier mitgebracht hat. Vielleicht wollen wir mit dir dieses Mal starten.

Holger: Also ich habe mir lange, eigentlich sehr wirklich sehr lange überlegt: Was suche ich mir für ein Bier aus, wenn der Holger jetzt da ist, und Deutscher Brauer-Bund und so, also da hat man ja dann doch ein bisschen Respekt. Und dann habe ich so überlegt, welche Brauereien mich nachhaltig beeindrucken und das auch schon seit langer Zeit. Dann habe ich auch gedacht, ach irgendwie muss das auch was aus dem Süden sein, weil ich bin ja hier in München zuhause und habe mich dann für ein bayerisches Bier entschieden, und zwar für ein Meckatzer, und das hat mehrere Gründe. Also erstens schmeckt’s mir wahnsinnig gut, das ist ein Hefeweizen Alkoholfrei, also Meckatzer Hefeweizen Alkoholfrei. Ich finde die Brauerei insgesamt sehr bemerkenswert, insbesondere den Michael Weiß als Brauereiinhaber, der beeindruckt mich auch stark als Person, und deshalb habe ich mich dafür entschieden. Ich schütte das jetzt mal ein und versuche wie immer, Durst zu produzieren. Also, Achtung… So, ich weiß jetzt nicht, was ihr gehört habt, aber…

Markus: Ein Öffnen!

Holger: Ja, das Hefeweizen läuft ja so sanft ins Glas hinein, hat eine ganz tolle Farbe, also das ist so richtig, so eine Anmutung schon fast von Kupfer so ein bisschen. Wenn man reinriecht, so ganz klassisch, natürlich ist eine Bananennote da, aber auch so eine leichte Melonennote, also sehr schön. Ich würde es auch ganz gern mal probieren, ja? Einen Moment…

 

Als Bayer nach Berlin

Markus: So lange können wir ja den anderen Holger mal kurz fragen: Du bist ja eigentlich kein Berliner, sondern du bist ja tatsächlich echter Bayer.

Holger Eichele: Ja, ich bin in Starnberg geboren. Meine Eltern stammen auch aus Bayern, bin am Ostufer des Starnberger Sees aufgewachsen, dann in ein humanistisches Gymnasium gegangen, dort wurden einem noch die Reste des bayerischen Dialektes ausgetrieben, brutalstmöglich, und dann durch das Studium in Berlin an der FU, dann natürlich auch durch den Job, ist vom bayerischen Dialekt nicht mehr wie hängen geblieben, aber ich habe ihn drauf, das ist sicher. Ich spreche Bayerisch und ich verstehe Bayerisch. Seit 15 Jahren in Berlin, versuche ich mir, das Berlinerische mehr und mehr anzugewöhnen. Da unterstützt mich meine Tochter, die jetzt schon im Alter von drei die hübschen Sprüche aus dem Kindergarten mitbringt.

 

Dialekt als Chance

Markus: Das ist ja gar nicht so leicht. Wie ist es denn bei dir, Holger, andersrum? Ich meine, du kommst ja aus dem Ruhrgebiet und hast deine Kinder jetzt in München. Kann man das andersrum feststellen, dass die jetzt mehr Bayrisch sprechen, und du dadurch etwas mitnimmst?

Holger: Nee, überhaupt nicht. Ich denke, München ist auch so ein Umfeld, wo leider ganz wenig noch Dialekt gesprochen wird auf der Straße. Also klar, echte Münchner gibt es noch, aber ich müsste suchen und ja, wir sind alle hochdeutsch unterwegs, in der Schule auch. Ich kann’s auch nicht. Ich kann’s gut verstehen, also Oberbayerisch geht ja sowieso noch super, aber wenn man dann so ins Niederbayerische geht und so, da muss man sich dann schon ein bisschen mehr konzentrieren. Geht aber gut. Ich finde es total klasse, wenn das jemand kann, und wenn das auch gepflegt wird. Und Bayerisch, kann man ja sagen, ist ja gar kein Dialekt, sondern echte Sprache.

Holger Eichele: Mit einzelnen Elementen wie der dreifachen Verneinung, die man weltweit so einzigartig nur in Bayern findet. Wir hom fei koa Bier nimmer ned nochad. Die dreifache Verneinung, damit auch jedem klar ist, was die Stunde geschlagen hat.

Markus: Das gibt es nicht mal einmal im Fränkischen, also da habe ich doch schon wieder was dazugelernt. Meckatz, ist das ein Ort, an dem du auch schon mal warst?

 

Meckatz – ein Ort und ein Bier

Holger Eichele: Beim Michael Weiß war ich noch nicht, das habe ich auch vor mir, aber ich sehe seine Biere immer mal wieder in Berlin, auch in Feinkostgeschäften. Finde ich ganz spannend, wie so regionale Marken den deutschen Markt erobern.

Holger: Ja stimmt, also Michael Weiß ist da rührig und will auch in Berlin sich positionieren. Es heißt ja Meckatzer Löwenbräu und ansässig dann eben in Meckatz im Allgäu. So, da das halt ein Brot-und-Butter-Produkt ist, ist das Gold, also Meckatzer Gold, es wird dann gesagt, das ist ein Sonntagsbier. Ist in dem Zusammenhang dann auch ein eigener Bier-Stil, so wird das immer erklärt. Das gibt es also wirklich schon immer. Und das Hefeweizen Alkoholfrei ist jetzt vergleichsweise ein junges Produkt. Was mich ganz nachhaltig beeindruckt hat, Holger, ich weiß gar nicht, ob du das weiß oder ob das überhaupt irgendwie jemand nochmal so wahrgenommen hat wie ich. Das ist schon ziemlich lange her, da gab’s mal so eine Diskussion, dass man ein Werbeverbot für Alkohol einführt, also dass es eben auch für Bier keine Werbung mehr geben darf, so wie für Zigaretten. Und da hat man darüber diskutiert, und dann haben die sich eine Markenstrategie überlegt und haben gesagt, wir müssen anfangen, mit Bildern zu sprechen und haben dann so eine fiktive Allgäuer Landschaft kreiert. Die war künstlich, aber man hat sofort gemerkt: Alles klar, das ist Allgäu. Das haben die meines Erachtens so perfekt gemacht, dass du, wenn du dieses Bild gesehen hast, war klar, das ist Meckatzer. Ohne, dass da irgendwas stand, und das, fand ich, war eine ganz tolle Markenstrategie. Die hatten sogar einen Regenschirm, wo du dann auf der Innenseite eben diese Allgäuer Landschaft über dir hattest. Das fand ich beeindruckend, und ich habe mich schon ein paar Mal auch mit Michael Weiß getroffen und auch schon zusammengesetzt zu verschiedenen Themen. Ich habe das ja vorhin schon gesagt, für mich ein unglaublich spannender Mann als Diplombrauer und auch als Diplomkaufmann, also wirklich spannend, wie der, ja ich glaube jetzt in vierter Generation diese Brauerei hervorragend führt.

Holger Eichele: Prädestiniert, um bei euch eingeladen zu werden für einen der nächsten Podcasts.

Holger: Ja, werde ich machen!

Markus: Ist eine gute Idee! Ja, überhaupt das Thema Alkohol in der Brauerei, Alkohol im Bier ist ja sicherlich was, was dich auch viel beschäftigt im Brauer-Bund, oder?

 

Der deutsche Biermarkt im Vergleich

Holger Eichele: Ja, wir sind nicht nur der größte europäische Markt, der deutsche Markt mit ein bisschen weniger als 100 Millionen Hektoliter, also weit vor Russland, Frankreich, Großbritannien, Polen, et cetera. Wir sind als größter europäischer Biermarkt auch der freieste Markt Europas, wenn nicht sogar der westlichen Welt mit noch den wenigsten Regulierungen. Das hat verschiedene Gründe, aber klar ist, dass es eine Menge Arbeit und eine Menge Energie erfordert, die Freiheiten, die wir haben, die gesellschaftlichen Freiheiten auch für die Zukunft zu verteidigen. Und das heißt zum Beispiel: Freie Werbung, das heißt die Freiheit des Einkaufens, also ich kann in Deutschland in den Getränkemarkt gehen und muss nicht durch einen schwarzen Vorhang in einen schummrigen Bereich, wo dann der Alkohol angeboten wird, sondern ich kann alkoholische Getränke wie Bier, also ein niedrig alkoholisches Getränk kann ich in Deutschland bei erwerben, kann es frei konsumieren. Ich habe keine Warnhinweise auf den Produkten jetzt, wie sie zum Beispiel für Zigarettenschachteln vorgeschrieben sind et cetera. Das ist sicherlich eine Freiheit, die wir zu schätzen wissen, eine Freiheit aber, für die wir auch viel tun, nämlich uns beteiligen an Präventionskampagnen, Präventionskonzepten, um eben Alkoholmissbrauch in Deutschland auch eine klare Botschaft entgegenzusetzen, also deutlich zu machen: Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung als Brauerinnen und Brauer, wir brauen nicht nur gute Biere, sondern wir betreiben auch, unterstützen auch Prävention. Also wir tun was dafür, dass der Missbrauch in Deutschland bei Alkohol weiter zurückgeht, und wir tun was dafür, um uns diesen freien Markt zu erhalten.

 

Ein Hoch auf das alkoholfreie Bier

Markus: Ja, nun trinkt der Holger ja ein alkoholfreies Bier. Da erlebe ich ja oft – also ich bin ein großer Freund und Verfechter des alkoholfreien Bieres, aber ich erlebe oft gerade hier bei uns in Franken, dass viele Brauereien und auch vor allem Brauer selber so ein alkoholfreies Bier gar nicht als Bier sehen oder als Getränk sehen oder eher wirklich… das gar nicht wirklich in ihrer Welt sehen würden und es eher gar nicht gut finden, dass es so was gibt. Erlebst du das auch? Also dass aus den Brauereien, aus den Mitgliedern da auch Stimmen kommen, die da eher skeptisch sind oder ist das mittlerweile schon überall angekommen mit dem Thema alkoholfrei?

Holger Eichele: Markus, wenn du einverstanden bist, und Holger, wenn du einverstanden bist, ich würde das mal öffnen, weil ich ertrage es nicht länger, diese kühle Flasche anzuschauen und warm werden zu lassen. Ich schenke mir jetzt ein Warsteiner Alkoholfrei Herb ein, mein Kühlschrank ist etwas spärlich ausgestattet mit Bier. Weiß ich nicht, ob das jetzt was mit Corona zu tun hat… Zu alkoholfreiem Bier und deiner Frage, Markus, alkoholfreies Bier ist ein Segment, das sich sensationellen entwickelt. Wir sind jetzt bei 7 % Marktanteil, gehen auf 10 % Marktanteil hoch in Deutschland in den nächsten Jahren, und das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Welche andere Branche von Alkoholherstellern kann denn so ein Produkt bieten? Ich weiß nicht, wer von euch mal alkoholfreien Sekt probiert hat oder alkoholfreien Wein? Markus, du hast, glaube ich, kürzlich gesprochen über alkoholfreien Gin, aber auch nicht so, dass man eine Werbebotschaft daraus formulieren könnte. Also, nach der Geburt meiner Tochter ist mir ein alkoholfreier Sekt angeboten worden, das Erlebnis war furchtbar. Also ich meine jetzt nicht die Geburt, sondern das geschmackliche Erlebnis. Wir haben mit alkoholfreien Bieren eine völlig neue, eigenständige Produktkategorie geschaffen, wir haben es geschafft, von diesem Substitut, von diesem Autofahrerbier, es hieß ja auch AUBI, als das vor 46, 47 Jahren in der DDR auf der Leipziger Messe erstmals vorgestellt worden ist, da hieß es ja AUBI, Autofahrerbier. Das ist was, was ich trinken kann, wenn ich kein echtes Bier trinken darf. Da ist heute ein völlig anderer Ansatz dahinter, es ist ein eigenständiges Getränk, eine eigenständige Kategorie, ist ein Lifestyle-Getränk, es hat eine ungeheure geschmackliche Bandbreite, malzig, süßlich, herb… Ich habe jetzt ein Herb von mir, bis hin zu den alkoholfreien Bieren, die Craftbrauereien anbieten, also sehr hopfenintensive Biere, und ich habe ein Getränk, das zu jeder Tageszeit passt und das ich zu jedem Anlass trinken kann, auch, wenn ich Bock drauf habe, um neun Uhr zum Frühstück ein alkoholfreies Weißbier, warum nicht? Und danach eine Runde Sport! Also geniales Produkt. Ich würde es nicht verstehen, wenn innerhalb der Branche es da dann noch, sage ich mal, Denkverbote oder Fehlwahrnehmung gibt, also wer nicht verstanden hat, welche Chancen im alkoholfreien Bier liegen, welche Wertschöpfung, auch welcher Imagegewinn für die Brauwirtschaft. Alle Studien zeigen, wir erreichen mit alkoholfreien Bieren hunderttausende Haushalte, die wir mit alkoholhaltigen Bieren niemals erreicht hätten in Deutschland. Wir erschließen da völlig neue Konsumentenkreise. Deswegen gibt es nur Chancen durch diese Produktkategorie, und die müssen wir auch, da sind wir wieder bei der internen Kommunikation, die wir müssen wir natürlich auch als Verband herausstellen.

 

Das Reinheitsgebot und seine Berechtigung

Markus: Gilt das auch für das Thema Reinheitsgebot?

Holger Eichele: Ich hatte ein echtes Aha-Erlebnis in den ersten Monaten meiner Tätigkeit für den Brauer-Bund, als ich zu den Kollegen… Also, ich wollte das nicht so detailliert sagen… als ich in ein benachbartes europäisches Land gefahren bin, zu den Kollegen dort und habe einen Brauer von uns aus dem Verband mitgenommen, der Ahnung hat, ich bin ja kein gelernter Brauer, wie gesagt, und wir haben dann eine Brauereiführung gemacht, eine große, stolze Brauerei mit einer langen Geschichte und haben uns dann noch mal einzelne Schritte erklären lassen, und ich habe dann auch sehr kindlich naiv nachgefragt, was sind denn da für Säcke auf der Palette. Ja, das ist unser Entschaumungsmittel, damit wir den Schaum rausbekommen, bevor wir das Bier lagern. Warum müsst ihr den Schaum rausbekommen? Sonst erreichen wir nicht 100 % der Lagerkapazität im Tank. Ach so, und wie kommt der Schaum wieder rein? Dafür nehmen wir das Granulat dahinten. Dann hat er den Nachteil, sagte der Brauer, dass dann die Farbe kippt, aber mit der Farbe kann man ja auch nachsteuern. Diese Episode hat mir vor Augen geführt, welche Errungenschaft wir haben mit dem Reinheitsgebot, weil wir eben alle in der EU zugelassenen Zusatzstoffe durch das Reinheitsgebot ausschließen. Also dieser Griff in diese technische Trickkiste ist nach Reinheitsgebot nicht zulässig. Ich will nicht sagen, dass es irgendwas Unlauteres oder Gesundheitsgefährdendes wäre, was sich hinter den ganzen E-Nummern, die fürs Brauen in Europa zugelassen sind, verbirgt. Mitnichten. Wir haben die Biere auch verkostet dort in der Brauerei, und wir waren uns einig, dass sie ganz hervorragend schmecken. Auch viele internationale Biere, die ich in Berlin im Späti bekomme, schmecken ganz hervorragend, außerhalb des Reinheitsgebots, aber hervorragende, geschmacklich hervorragende Biere. Aber mir ist klar geworden, dass wir uns doch auf ein Verfahren committet haben, das nach Reinheitsgebot die Biere im Brauen deutlich aufwändiger und natürlich auch teurer macht in der Herstellung, als es eben ohne Reinheitsgebot und mit dem Griff in dieser E-Nummer-Trickkiste möglich wäre. Diesen Qualitätsvorsprung, den haben wir alle, den nutzen wir alle, und das ist, sag ich mal, die wichtigste Botschaft jenseits jetzt von Bio, Slow Brewing und anderen Raffinessen.

 

Das dritte Bier

Markus: Ja, dann komm ich doch vielleicht auch mal zu meinem Bier. Manchmal machen wir uns einen Spaß draus und machen es erst auf und schauen mal, ob jemand errät, was es ist, und das könnten wir ja mal probieren, vielleicht hört ja einer von euch beiden, was ich da gerade aufmache, Moment…

Holger: Also ich zum Beispiel bin mir hundertprozentig sicher, es ist kein Dosenbier.

Markus: Nicht schlecht. Ja, das ist schon mal richtig.

Holger: Ja, das ist ja bei dir nicht immer so!

Markus: Stimmt!

Holger: Du bist ja auch ein Liebhaber der Dose.

Holger Eichele: Ich würde die Glashöhe zwischen 15 und 23 Zentimeter einschätzen.

 

Der Weisse Bock aus Bamberg

Markus: Perfekt! Doch, da kommen wir ungefähr hin, hab zwar kein Metermaß da, aber ich würde auch sagen, die Glashöhe stimmt. Das ist ein klassisches Tekuglas, was ich gerade verwende, und ich muss sagen, ich habe schon erwartet, dass ihr beide ein alkoholfreies Bier nehmt, und da habe ich mich heute mal dafür entschieden, das vielleicht ein bisschen auszugleichen und habe mich für ein regionales Bier entschieden, nämlich einen Dunklen Weizenbock, der von der Mahrs Bräu kommt, der ein bisschen im Gegensatz zu dem steht, was ich gerade gesagt habe, denn da steht einfach nur „Weisser Bock, mehr Alkohol“, also insofern da eine klare Ansage in die Richtung. Ist ein ganz tolles Bier und eben ein Weizenbock, der dunkel ist und ganz hervorragend von diesen fruchtigen, bananisch-frischen Aromen lebt, aber eben auch Röstaromen, Malzaromen, bisschen was Schokoladiges hat, einfach so ein wunderschönes Allroundbier, was man auch super zum Beispiel mit Schokolade oder mit Marzipan kombinieren kann, also ein feines Bier. Weiß nicht, habt ihr das schon mal getrunken?

Holger: Ich kenne es, weil na ja, also ich habe ja schon auch ein Mahrs Bräu… Ich glaube bei der bei der ersten Folge, habe ich ja ein a U mir ausgewählt, und Mahrs ist… also eigentlich jedes Produkt finde ich da genial. Das ist so richtig schöne oberfränkische Bierkultur, wie sie leibt und lebt, und auch ein Beispiel ist für all das, was der Holger heute schon auch über das Tolle am Brauereiwesen in Deutschland alles schon gesagt hat, also das findet sich da alles wieder.

 

Bierkultur, Biergeschichte und Kulturgeschichte

Markus: Doch, also wirklich eine faszinierende Brauerei, die auch schon viele 100 Jahre alt ist, den einzigen Stehstammtisch hat in der Welt, das ist auch ganz spannend. Also man hat da im Durchgang von der Brauerei so ein Schränkchen stehen, mit lauter Fächern mit Schlössern dran, und es gibt einen Stammtisch, eine feste Gruppe, wo jeder einen Krug in einem dieser Fächer hat, und wenn er kommt, kann er eben seinen Krug rausholen, sich einschenken lassen, und dann stehen die da im Durchgang von der Brauerei und haben dann praktisch ihren Stammtisch jeden Tag. Man kann auch nicht einfach mitmachen, sondern muss da wirklich abwarten, bis man aufgenommen wird. Eine ganz spannende Geschichte, wo auch noch sehr viel Biertradition dahintersteckt. Ist vielleicht auch ein Thema, Tradition. Wenn du, Holger, aus Bayern vom Starnberger See kommst, dann bist du ja doch sicherlich mit viel Biertradition aufgewachsen. Erlebst du denn da in Restdeutschland Gegensätze oder Ressentiments, oder eher Begeisterung, oder wie ist es vielleicht auch im Ausland?

Holger Eichele: Ich erlebe, jede Region und auch jedes Bundesland, aber auch die Regionen in den Bundesländern pflegen die eigenen Traditionen. Das ist ja das Schöne, das Besondere auch in unserem Land. Die Bierstile, die auch sehr emotional vertreten und verteidigt werden, ich sag jetzt einmal Düsseldorf und Köln, das ist schon sehr interessant zu sehen, wie Bier Teil der Kulturgeschichte ist, wenn man die Schützenfeste ansieht, die Frühlingsfeste, das Oktoberfest, auch die kirchlichen Feste. Wenn man dann noch… Wem sag ich’s, Markus, du als Autor und auch Historiker bist ja da tief vorgedrungen, die Geschichte der Klöster, die das Brauen ja in Deutschland erstmals im größeren Maßstab hat möglich werden lassen. Das ist schon großartig in der Geschichte, egal wohin ich komme, und da schließe ich jetzt auch mal die politische Ebene ein, die ja im Zentrum unserer Arbeit steht, den Bundestag, aber egal, wohin ich ins Land komme, die Wertschätzung für Bier und Brauereien ist in Deutschland immens hoch. Das ist nicht das Verdienst des Verbandes, das ist das Verdienst der Brauerinnen und Brauer, das Verdienst der Brauereien, die genau dieses Image geschaffen haben, über viele Jahrhunderte und Jahrzehnte, und wir haben vor einem Jahr eine europaweite Umfrage zu Bier, Wein und Spirituosen gehabt, um unseren europäischen Dachverband, der diese kulturelle Wertschätzung zum Ausdruck gebracht hat, der Bevölkerung für ihre Brauereien, ganz buchstäblich ihre Brauereien, aber auch klar gezeigt hat: Auch der wirtschaftliche Beitrag, der wird klar gesehen. Brauereien produzieren nicht nur gutes Bier, sondern sie leisten auch einen großen Beitrag für unsere mittelständisch geprägte Volkswirtschaft, wenn man jetzt mal alles addiert, was da dranhängt an Jobs, in der Gastronomie, in der Logistik, in der Landwirtschaft. Es gibt eine Studie, die errechnet hat, dass am Ende unterm Strich 485.000 Jobs stehen, darunter 75 % im Hospitality, also in Gaststätten, Restaurants, Eventsektor, die ganz eng verbunden sind mit Brauereien und ihrem Produkt Bier. Und das ist vielleicht auch eine Botschaft, an die sollte man erinnern in diesen Tagen, wenn es um die Frage geht: Wie erhalten wir angesichts der Corona-Krise unseren Mittelstand und unser Handwerk?

 

Das Oktoberfest 2020

Markus: Es steht da jetzt mehr und mehr in Frage, ob es dieses Jahr überhaupt ein Oktoberfest geben wird. Ist das schon eine Sache, die man diskutiert, und ist es überhaupt vorstellbar, was könnte das für Auswirkungen haben, wenn so ein Fest nicht stattfindet?

Holger: Das ist erst mal noch weit weg, ein Stück weit, wahrscheinlich auch nicht richtig vorstellbar, das wäre auch für die Stadt und für die Region wäre das ein Nightmare! Also auch volkswirtschaftlich muss man das einfach auch bewerten, und da kann man jetzt überhaupt nicht sagen, was da am 19. September eröffnet wird oder nicht. Also ich hoffe schon, dass wir dann wieder ein normales gesellschaftliches Leben erleben, das hoffe ich sehr.

 

Die deutsche Brauwirtschaft in der Corona-Krise

Holger Eichele: Womit wir unsere Tage, teilweise auch die Nächte verbringen, Markus, ist die Beratung von Brauereien in dieser schwierigen Situation. Die Lage ist verheerend, und die Lage ist dramatisch. Man kann das nicht anders beschreiben. Ich spitze da auch zu, und ich übertreibe auch nicht, wenn man sieht, dass das Gastrogeschäft ja komplett weggefallen ist, das Geschäft mit Events, Schützenfeste, Frühlingsfeste, die Bundesliga steht still, die EM ist abgesagt und verschoben worden. Wir haben Brauereien, die haben einen Gastroanteil von 80 oder 90 %! Wenn das wegbricht, das kann durch nichts aufgefangen werden. Das Handelsgeschäft ist rückläufig, die zum Teil sehr positiven Meldungen, die ich zu Beginn gesehen habe, die habe ich immer nicht ganz geglaubt, und das war, glaube ich, auch richtig, da misstrauisch zu sein. Es gibt eine Kaufzurückhaltung bei Bier. Verbraucher konzentrieren sich jetzt auf andere Artikel und leider auch noch zu häufig auf Toilettenpapier. Aber zu sagen, wir hätten jetzt die Situationen, wie sie aus Spanien gemeldet werden, dass die Verbraucher jetzt in die Supermärkte rennen und die Getränkemärkte und Bier bunkern würden für die Tage und Wochenende und Abende, die sie zuhause verbringen müssen, das ist mitnichten so. Also der Handel geht nach unten, Gastronomie ist komplett abgestürzt auf null, das Eventgeschäft ist weg und die wichtigsten Länder für den Export aus deutscher Sicht, China und Italien, sind ausgerechnet die Länder, die von dieser schrecklichen Pandemie am meisten betroffen sind. Also die Lage für die Brauwirtschaft ist unterm Strich wirklich verheerend. Und wir haben auch diese Woche noch mal eine Initiative, um zu versuchen, das der Bundesregierung klarzumachen. Die Stundung von Steuern ist ein wichtiges Signal, ein wichtiger Schritt, Kredite über die KfW, auch ein wichtiger Schritt, so sie dann überhaupt von der Hausbank ermöglicht werden. Wir haben nur speziell in der Gastronomie und auch im Brauereigeschäft das Problem, es wird niemals einen Nachholeffekt geben. Ein Autokauf kann verschoben werden, der neue Staubsauger oder der Geschirrspüler kann verschoben werden. Aber was am Wochenende, an diesem sonnigen Wochenende in der Gastronomie eben nicht bestellt wurde, vom Schnitzel über das Vanilleeis bis zum Bier, das wird niemals nachgeholt werden. Deswegen sind Kredite da allenfalls nur sehr bedingt eine Lösung. Dann müssen wir gerade für die Brauereien und für die Gastronomiebetriebe, die eben eine sehr dünne Kapitaldecke haben, da müssen wir über ganz direkte und sehr schnelle Staatshilfen, über Zuschüsse sprechen. Wenn man es nicht tun, dann wachen wir nach dieser Krise auf in einer völlig veränderten Landschaft, und dann will ich mir nicht vorstellen, wie unsere Innenstädte aussehen und unsere Dörfer, in denen eben diese Gastronomie fehlt.

Markus: Wahre, aber auch sehr traurige Worte, die aber völlig berechtigt sind, sehe ich auch so. Gibt’s denn trotzdem irgendeine Art Lichtblick im Moment, wo du sagen kannst, was du vielleicht jemanden, gerade einem Brauer vielleicht, der grad sehr verzweifelt ist, ein bisschen mit auf den Weg geben kannst, oder ist es momentan einfach kaum möglich?

 

Ein düsterer Ausblick

Holger Eichele: Wir versuchen schon auch Erwartungsmanagement zu betreiben, das seriös ist. Es kam jetzt gerade vor paar Minuten die Eilmeldung rein, dass Österreich wieder öffnen möchte, aber auch schrittweise, und in Österreich ist es so, wie wir es für Deutschland auch erwarten, die Restaurants und die Gaststätten stehen bei der Eröffnung am Schluss. Also erst kommt der Handel dran, der Einzelhandel, die Kaufhäuser unter bestimmten Regularien, Bedingungen, Abstand, Hygiene, et cetera. Aber Gaststätten und Events werden sicherlich auch in Deutschland am Ende der Strecke erst wieder aufgemacht. Will ich auch gar nicht in Frage stellen, von hier aus.  Wir wissen, welche Ereignisse dazu geführt haben, dass die Ausbreitung sich dramatisch beschleunigt hat im Februar, im März. Es waren eben die Festivitäten jetzt wie in Ischgl, oder es war das Fußballstadion von Mailand et cetera. Deswegen ist es richtig, dass man da sehr sorgfältig ist und das genau abwägt. Das muss die Politik entscheiden, und ich traue das der Bundesregierung zu, dass sie das weiterhin auch gut entscheidet. Aber wir müssen darauf aufmerksam machen, dass es mit jedem Tag kritischer wird für die Gastronomie, aber auch für einzelne Brauereien, und dass denen geholfen werden muss, sonst haben wir hunderte Jahre Geschichte, und ich schaue da gerade auf unsere Familienbetriebe, die Bernecker Brauerei, sehr dramatisches Beispiel, 400 Jahre alt, Ersten Weltkrieg, Zweiten Weltkrieg überlebt, Corona aber jetzt nicht. Wenn wir da nicht rasch handeln, dann sterben uns auch gerade diese Familienbetriebe weg, und das ist wirklich die Verantwortung der Politik, da dann auch unkonventionell ranzugehen. Es ist ein Teil unseres kulturellen Lebens, es ist ein Teil unserer gesellschaftlichen Geschichte in Deutschland, was da im Moment zu kollabieren droht. Und diese Betriebe, diese Gaststätten, die Brauereien mit ihrer Jahrhunderte alten Geschichte, die kommen nie wieder.

Holger: Das sind so furchtbare Schlusswort, es geht ja gar nicht, da müssen wir noch mal die Kurve kratzen!

 

Es muss und wird weitergehen

Holger Eichele: Natürlich gibt es auch eine Zeit nach der Krise. Natürlich wird wieder gefeiert und miteinander angestoßen und gegrillt et cetera. Ich denke mir, dass viele Menschen auch Geselligkeit, Gemeinschaft, das ist ja das, wovon Bier und Braukultur auch lebt, dass viele Menschen Geselligkeit, Gemeinschaft auch ganz anders wertschätzen werden, wenn diese Krise vorbei ist. Vielleicht schafft diese Krise auch eine Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Also das sind schon positive Dinge, aber die Erschütterungen und die Bremsspuren und die Zerstörungen wirtschaftlicher Art wird man in jeder Branche noch viele, viele Jahre und Jahrzehnte später ablesen können, und da ist leider die Brauwirtschaft und die Gastronomie eben keine Ausnahme, bei allen Versuchen eines positiven Ausblicks, die ich so geben kann.

Holger: Ich glaube einfach, dass die Leute schon merken, was ist wirklich wichtig, und was vermissen sie sehr, und das ist einfach der Mitmensch, das gesellschaftliche Miteinander. Ich sag ja immer auf die Frage „Warum bin ich so begeistert vom Produkt? Und warum fasziniert mich das Thema Bier so?“, dann sage ich immer: Das ist einfach unkompliziert, ist bodenständig und ist es beste Mittel zu Get Together. Das ist für mich Bier, wenn es allen so nochmal richtig deutlich wird, dass sie das richtig vermissen gerade auch, dann glaube ich, ist es auch eine Errungenschaft, die man so oft auf einer anderen Weise gar nicht so sehr ins Bewusstsein hätte rücken können – das ist vielleicht jetzt so ein bisschen die Kurve gekratzt.

Holger Eichele: Bravo!

 

Ein Umdenken ist nötig

Markus: Ich denke auch letzten Endes, das eine ist ja auch die Realität, der wir uns schlicht und einfach stellen werden müssen, also auch die Brauwirtschaft und auch die Gastronomie, das kann man ja auch gar nicht wegdiskutieren. Das ist so, wie es ist. Die andere Frage ist natürlich schon, ob nicht gerade in der Gastronomie viele jetzt doch jahrelang so vor sich hin weiter existiert haben, ohne sich wirklich Gedanken zu machen, wie es denn überhaupt in Zukunft werden soll. Wir hatten ja auch schon andere krasse Veränderungen in der Gastronomiebranche bis hin eben zum Beispiel auch zum Thema Alkohol und der sinkende Bierkonsum überhaupt in der Bevölkerung, das Thema Preissensibilität und so weiter, auch für Familienbetriebe, wo lange Zeit einfach Familienangehörige weit unter Wert beschäftigt und angestellt worden sind. Also ich denke mal, da wird sich viel an Umdenken vielleicht auch ergeben. Und es ist für mich auch vielleicht noch eine positive Seite, dass man jetzt einfach noch mal die Möglichkeit hat, innezuhalten, sich neu aufzustellen, zu überlegen, wo kann ich vielleicht auch von den Dingen, die jetzt wichtig sind, also das Digitale, des Außer-Haus-Geschäft, das Liefergeschäft, die Kundenbindung, Regionalität, das Storytelling über die eigene Brauerei, über die eigenen Biere – das mehr in den Fokus zu rücken, könnte spannend werden. Also ich denk mal, was wir ja tun können, ist, dass wir uns vielleicht einem halben, dreiviertel Jahr, vielleicht zum Oktoberfest, noch mal zu einem BierTalk treffen und einmal kucken, so eine Zwischenbilanz ziehen, was passiert ist und wie es dann weitergeht. Fände ich ganz spannend, und da fallen mir bestimmt bis dahin auch wieder lustige Biere ein, die ich dann zu unserem BierTalk mitbringen kann.

Holger Eichele: Sehr sehr gerne. Also da sollten wir auf jeden Fall Oktoberfestbiere verkosten. Wie es auch immer kommt, darauf würde ich mich freuen.

Markus: Ich hätte sogar noch welche im Keller, du wahrscheinlich auch, Holger?

Holger: Unbedingt, du kennst mich doch!

Markus: Okay, ja dann vielen, vielen Dank an euch beide, natürlich ganz besonders an den Holger Eichele in Berlin. Viel Kraft, weil du natürlich jetzt quasi rund um die Uhr beschäftigt bist, und das wird sicherlich die nächsten vier oder sechs oder acht Wochen nicht aufhören. Viel Energie und viel Erfolg letzten Endes auch bei der Arbeit weiterhin für unser Bier!

Holger Eichele: Vielen Dank, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute und noch eine schöne Woche. Danke!

Holger: Danke ebenso! Tschüss!

BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle folgen unter www.biertalk.de.

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„Wir denken Bier neu“

Von einem Oberfranken, der in Welt zieht, um Bamberger Bier zu verkaufen Christian Klemenz, der im März 2013 sein 26. Wiegenfest feiert, wirkt bei der ersten Begegnung wie der sympathische,…