Aufgewachsen als prädestinierter Hoferbe im Nördlinger Ries, fand Walter König dennoch seinen Weg in die Bierwelt und startete nach seinem Studium und kürzeren Stationen bei Mälzereien und Brauereien vor über 20 Jahren beim Bayerischen Brauerbund durch. Dort kümmert er sich nicht nur um die Öffentlichkeitsarbeit, sondern vor allem auch um die Rohstoffe als Geschäftsführer der Hopfenforschung und der Braugerstengemeinschaft. Abendlich schlüpft er gerne mal in eine andere Rolle, schnappt sich Janker und Klarinettenkoffer – und unterhält das nichtsahnende Publikum im Münchner Hofbräuhaus. Ganz nebenbei zeichnet er auch noch verantwortlich für die Idee zur Bayerischen Bierkönigin, die er in den letzten elf Jahren erst erfunden und dann zur stetig wachsenden Erfolgsgeschichte gemacht hat…
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Markus: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen BierTalk. Heute die Nummer 25, wie immer mit mir, dem Markus und …
Holger: … dem Holger.
Markus: Genau. Und natürlich wie immer auch mit einem Gast. Und heute haben wir einen sehr, sehr vielfältigen Gast. Er ist Biersommelier, er ist Wirtshausmusikant, er ist aber auch Geschäftsführer von einem großen Verband. Insofern freuen wir uns sehr, dass der Walter König da ist. Und ein bisschen was sagst du vielleicht gleich zu dir selbst.
Walter König: Servus zusammen! Servus, Holger! Servus, Markus! Ich freue mich sehr, dass ihr auf mich zugekommen seid für diesen BierTalk. Ich bin 52 Jahre alt, bin heuer seit 20 Jahren beim Bayerischen Brauerbund beschäftigt. Ich habe vorher eine Brauerlehre gemacht im Fürst Wallerstein Brauhaus. Was mir in meiner ganzen beruflichen Laufbahn sehr, sehr viel gebracht hat, so von der Pike auf mal wirklich Tankschlupfen und auch ein bisschen getriezt werden von den Gesellen. Dann habe ich nach der Bundeswehr in Weihenstephan studiert, Brauwesen und Getränketechnologie. Ich habe dann direkt vom Studium weg die Betriebsleitung von einer damals sehr großen deutschen Malzfabrik, Betriebszweig oder Außenstelle Frankfurt, bei der Henninger Brauerei übernommen. Dann den Mutterbetrieb übernommen und dann bin ich schon zum Brauerbund gewechselt wieder nach München zurück in die Heimat. Ganz Heimat ist es nicht, Bayern, weil kommen tue ich ursprünglich aus dem Nördlinger Ries, eben aus Wallerstein, wo auch meine Lehrbrauerei war. Und ich bin der älteste Sohn aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, aus einem Bauernhof raus. Wir haben keine Braugerste angebaut, wir haben keinen Hopfen angebaut, dafür sind die Böden im Nördlinger Ries einfach zu gut. Das heißt, wir waren ein Betrieb mit Zuckerrüben, mit Mais, mit Milchviehhaltung, mit Bullen-Mast, mit Schweinen, also damals ein Vollerwerbsbetrieb. Und als ältester Sohn hätte ich diesen Bauernhof auch übernehmen sollen. Ich bin so aufgewachsen, als ältester Sohn bist du einfach der Hoferbe. Das ist dir in die Wiege gelegt. Und erst, als ich dann eben gesagt habe, ja, ich will nicht direkt den Hof übernehmen, mein Vater war auch viel zu jung, dass ich direkt die Nachfolge da hätte antreten können und zu zweit, so groß war der Hof dann auch nicht. Dann habe ich gesagt, ich täte gerne eine Brauerlehre machen. Meine Eltern waren da ganz begeistert, sie haben gesagt: Ja, dann machen wir halt die Brauerlehre und dann kannst du vielleicht noch ein paar Jahre in der Brauerei als Geselle arbeiten und den Hof kannst du dann immer noch übernehmen, so ungefähr. Das Fatale für meine Eltern war halt, dass ich, als ich die Brauerlehre fertig hatte, die Landwirtschaft nicht mehr wollte. Gott sei Dank war ich nicht der einzige Sohn, wir waren fünf Kinder, und der Peter, mein Bruder, der dann nach mir gekommen ist, der hat den Hof gern übernommen. Er ist auch der bessere Bauer, glaube ich. Und ich habe dann den Berufsweg mit dem Brauer und Mälzer weiterverfolgt, ich habe halt in Weihenstephan mein Studium dann fertiggemacht. Und bisher nur glücklich gewesen, keinen Tag bereut und jeder Tag macht Spaß.
Markus: Du bist, glaube ich, auch einer der wenigen Brauer, die auch nach 20 Jahren immer noch in den Tank rein und rausschlupfen können, oder?
Walter König: Das könnte ich noch. Ja. Erstens habe ich die Technik drauf und zweitens muss ein Brauer keinen Bierbauch haben.
Markus: Ich glaube auch, dass dieses Thema Landwirtschaft für dich ja trotzdem wichtig ist, weil es Kenntnisse und Fähigkeiten sind, die dir trotzdem jetzt immer noch zugutekommen, oder?
Walter König: Das hätte ich damals nicht gedacht, dass mich die Landwirtschaft dann wieder so einholt, dass man sich dann innerhalb des Brauwesens vielleicht von seiner naturellen Neigung her wieder so spezialisieren kann. Ich habe halt dann das Glück gehabt, dass ich wie gesagt als Betriebsleiter einer Mälzerei schon sehr viel mit Braugerste zu tun hatte. Da habe ich dann erst gemerkt, wie wichtig der Rohstoff ist für die Bierqualität, wie wichtig auch die Behandlung des Rohstoffs schon vom Mähdrescher weg ist. Und wie wichtig auch die Arbeit des Landwirts ist, dass die Qualität gut ist. Das ist heute eine ganz tolle Grundlage für mich, weil es immer mehr um Pflanzenschutz geht, um Düngung geht, um die neue Düngeverordnung. Es geht permanent um neue Sorten, weil wir die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, von Dingen, die aus der Landwirtschaft kommen, ja immer mehr messen können, die sich bis ins Bier durchziehen und was man immer genauer messen kann. Früher hat man es halt nicht gefunden, jetzt findet man es und auf einmal ist es dann ein Riesenthema in der Presse. Genau das sind ja heute meine Themen. Deswegen bin ich dankbar für diese Grundausbildung, die ich als Kind schon genossen habe letztendlich in der Landwirtschaft, und auch dankbar, dass ich heute die Freiheit habe in meiner Position im Brauerbund, aber eben auch jetzt in der Hopfenforschung und bei der Braugerstengemeinschaft, dass ich wieder so nah an der Scholle arbeiten darf und dass ich so mich entfalten kann mit diesen Neigungen, dass ich einfach gern auf den Acker gehe und dass ich mich gerne um diese landwirtschaftliche Seite des Bierbrauens kümmern darf. Das ist einfach ein bisschen meine Passion. Und mit der Spezialisierung auf Hopfenforschung und Braugerstengemeinschaft innerhalb des Brauerbundes und dann auch noch das zweite Standbein Öffentlichkeitsarbeit, wo man auch noch erzählen darf, was man alles Schönes macht, habe ich eigentlich meinen Traumberuf gefunden.
Markus: Ja, Holger, noch jemand, der einen Traumberuf gefunden hat. Großartig! Was hättest du denn jetzt für einen Eindruck, was würdest du erwarten, wenn unser erster Schwabe im BierTalk sagt, er hat ein Bier mitgebracht? Was denkst du, was er dabei hat?
Holger: Uff! Da müsste natürlich vielleicht was aus seiner Heimat dabei sein. Das wäre doch vielleicht schön.
Walter König: Da habe ich jetzt nichts aus meiner Heimat. Ich habe mich jetzt eher ein bisschen so auf meine Hopfenpassion spezialisiert in der Bierauswahl. Das heißt, das erste ist ein alkoholfreies IPA. Das ist das IPA 2 + 3 von der Riegele Biermanufaktur.
Markus: Also dich ein bisschen Schwaben?
Holger: Ja genau.
Walter König: Ja, eigentlich schon, Schwaben. Richtig. Augsburg. Ja freilich, Schwaben. Aber nicht meine echte Heimat.
Holger: Und genialer Braumeister, Frank Müller, genialer Braumeister.
Walter König: Ja. Genial. Ich muss auch dazusagen, ich habe zwei Jahre in Augsburg gewohnt, weil ich ja zweiter Bildungswegler bin. Ich habe erst meine Lehre gemacht und dann das Abitur erst nachgemacht. Und fürs Abitur habe ich dann zwei Jahre in Augsburg gewohnt. Und Riegele war damals, das ist ja schon 30 Jahre her, noch nicht die Marke, die sie heute ist. Da hat man in Augsburg Thorbräu getrunken. Das war richtig kultig. Natürlich hat es auch Riegele gegeben, aber das war halt auch ein Bier wie viele andere. Und auch die Augsburger Drumrum-Brauereien waren in Augsburg sehr stark. Das heißt, da hatte man eigentlich alles als Student oder als einer, der da Studentenleben geführt hat in Augsburg, alles mitgenommen, was da war. Also auf ist es. Schenke ich es mal ein. Genial. Alkoholfreies, natürlich einen sehr schönen Schaum. Super. Naturtrüb, total schöne goldgelbe helle Farbe. Der Clou an diesem Bier ist natürlich diese tolle Hopfung. Und es ist auch für mich schön, dass hier auch Mandarina Bavaria drin ist, das ist ja ein Kind aus dem Hopfen-Forschungszentrum in Hüll, für die Grundhopfung. Und dann hinten drauf in der Kalthopfung sind das zwar nicht unsere eigenen Sorten, sondern zwei Amerikaner, aber diese Faszination für dieses Bier, die ich habe, ist, dass man ein alkoholfreies Bier heutzutage so toll mit Hopfen aufpimpen kann, dass man im ersten Moment sich wirklich fragen muss „Was für ein tolles Bier ist das?“ und überhaupt nicht die Frage nach dem Alkohol kommt. Das heißt, wenn jemand sagt, ich bin unterhopft, ich brauche jetzt unbedingt ein Bier, und er muss noch Auto fahren, dann ist so ein Bier das absolute Nonplusultra, weil man sein Hopfendefizit sehr schnell ausgleichen kann und absolut fahrtüchtig bleibt. Prost!
Markus: Prost!
Holger: Ja, Prost! Zum Wohl! Die alkoholfreien Biere sind wirklich, also da gibt’s ja viele Vertreter mittlerweile, wo man wirklich sagen muss, das ist ganz hervorragend, was man da an Genuss erleben kann. Und wenn man da im Vergleich mal alkoholfreien Sekt zum Beispiel probiert, wie furchterregend das ist. Da hat also die Brauwirtschaft schon wirklich richtig Tolles geleistet. Und wir, also Markus und ich, für versuchen ja immer wieder auch in den BierTalks dafür zu werben. Deshalb finde ich das ganz prima, dass du dir da ein alkoholfreies Bier ausgesucht hast. Das ist prima.
Walter König: Das schmeckt mir auch jetzt total gut. Nachdem ich den ganzen Tag heute noch keins hatte, ist das jetzt ein total schöner Feierabendschluck. Ich genieße es total jetzt dieses Bier. Und diese Fruchtigkeit und auch diese wirkliche Geschmacksfülle in einem alkoholfreien Bier zu finden, da ist wirklich viel passiert in den letzten Jahren. Brauverfahren, da haben wir auch Weihenstephan und VLB sehr viel zu verdanken mit diesen kombinierten Brauverfahren. Aber eben auch hier zwei Komponenten, das ist eben der Hopfen, der hier sehr stark, diese normale Lehre, was man früher ja so vor 20 Jahren mal in den Alkoholfreien hatte, zu kaschieren. Und hier in dem Fall auch, was ich auch gerne sehe, ein Steffi-Gerstenmalz, also auch ein Gerstenmalz mit einer alten Braugerstensorte, die besonders, ich sag jetzt mal, ein kerniges, bisschen ein strohiges, schon sehr gerstentypisches Aroma ins Bier reinbringt. Also einfach ein bisschen mehr Aroma. Und damit kann man diesen fehlenden Alkohol richtig schön weghübschen.
Markus: So ein weiteres Geheimnis ist ja auch, dass Riegele in dem Bier jetzt auch mit seiner eigenen speziellen Hefe arbeitet. Das find ich auch sehr interessant, also dass sie einerseits natürlich das Hopfenthema und das Gerstenthema aufgreifen, aber eben auch im Bereich der Hefe neue Wege gehen. Und ich glaube, das ist auch für viele Brauereien jetzt noch vielleicht Neuland, aber durchaus was, was in Zukunft immer spannender werden kann, oder?
Walter König: Da reißt der Braumeister Müller ja einen Fuchs. Also Hefe ist ja sein Leib- und Magenthema. Es ist wirklich so, die Hefe ist ein bisschen noch unterbewertet in ihrer Kraft, was sie alles kann. Wir hätten sicherlich in den Hefebanken noch viel mehr Möglichkeiten, hier spielerisch tätig zu werden, ohne dass man das Reinheitsgebot verlassen muss und noch viel größere Bandbreite in den Markt zu bringen. Also Hefe ist auch noch ein Thema, das neben Hopfen sicherlich ganz groß rauskommen wird.
Holger: Sebastian Priller hat erst noch am Sonntag gesagt, sie glauben, sie haben mehr Hefen als die Uni, also als Weihenstephan. Das hat mich sehr überrascht. Ich weiß, dass der Frank Müller da ein totaler Fuchs ist, aber die Hefebank der Weihenstephaner Fakultät ist ja auch nicht zu verachten. Und wenn in Augsburg noch mehr da ist, also das hat mich sehr beeindruckt.
Walter König: Das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nicht, wer da wie viel hat. Man kann ja da nicht hingehen und zählen.
Markus: Aber es ist interessant, dass auch hier mal wieder Bayern tatsächlich eine ganz wesentliche Rolle spielt. Wir haben im Hopfen ja sowieso klassischerweise eine große Rolle mit der Hallertau und dem Hopfenforschungsinstitut und auch in Sachen Malz sehr viele große Mälzereien, viele Innovationen, aber wenn jetzt eben auch in Sachen Hefe so viel Kompetenz geballt ist, ist natürlich schön und ist sicherlich auch für den Repräsentanten des Bayerischen Brauerbundes eine schöne Sache, oder?
Walter König: Dieses Selbstverständnis, mit dem wir in Bayern hier Bier leben und wenn man dafür im Verband auch eben dann in der Öffentlichkeit stehen darf, das ist schon genial. Wir schreiben zwar immer in den ganzen Texten, die ganzen Superlativen von Bayern zählen wir auf und zählen sie runter, und wenn man das 20 Jahre macht und so oft in der Woche macht, dann ist man manchmal fast schon ein bisschen so, dass man aufpassen muss, dass man diese Zahlen nicht einfach runterbetet, ohne daran zu denken, was das eigentlich bedeutet und was das heißt. Und da tut mir immer so gut, wenn ich unterwegs bin, wenn ich im Ausland bin, wenn ich im Ausland darauf angesprochen werde, was wir hier für einen Schatz haben, für eine Bierkultur haben, dann wird es einem wieder bewusst. Und man muss es sich wirklich so ein bisschen immer selber wieder bewusstmachen, weil sonst verliert man diese Wertschätzung für diese Selbstverständlichkeit, die wir hier jeden Tag erleben.
Markus: Und oft auch die Reduktion aufs Oktoberfest sozusagen, was dann für viele im Ausland ja oft so ist. Apropos München, Holger, was hast du denn für ein Bier dabei? Du hast gesagt, du hast ein ganz besonderes.
Holger: Ja, ich habe ein ganz besonderes. Man muss ja sich vor Augen führen, wir sprechen mit dem Bayerischen Brauerbund und ich bin ja Wahlmünchner und lebe hier in diesem Bundesland ganz bewusst und gern. Und dann habe ich mir überlegt: Was machst du jetzt? Also erst mal, es ist die höchste Brauereidichte, die wir in Deutschland haben, also war die Auswahl ausgesprochen gut. Und dann habe ich mich aber besonnen und habe mir gedacht: Da gibt’s ja einen Präsidenten, oder? Also es gibt ja einen Präsidenten vom Bayerischen Brauerbund. Und das ist ja auch eine ganz tolle Brauerei und mit Herrn Drexler, also Hans-Peter Drexler, auch einer meiner Braugötter, also ist ein großes Vorbild für mich auch als Hobbybrauer. Also du erzählst ja immer wieder von deinem Keller und was da für Schätze drin sind und so, und ich bin da ja dann immer ganz bescheiden. Aber heute bin ich dann auch mal in meinen Keller gegangen und habe mir überlegt: Mensch, da gibt’s doch diese tollen TAPX Biere von der Schneider Brauerei. Und da habe ich mir die Edition von 2016 ausgesucht, und zwar Marie‘s Rendezvous. Ich denke, ihr beiden kennt das Bier oder habt es schon mal getrunken, könnt euch vielleicht und hoffentlich auch noch dran erinnern. Das ist mehr oder weniger eine Hommage an die Anna-Maria Schneider, die eben die Ehefrau war vom Georg, den ersten, also jetzt der Präsident ist ja der Georg, der sechste. Und jetzt will ich gar nicht so lange sprechen, ich mach‘s jetzt mal auf. Ich werde es jetzt heute natürlich oder zumindest während des BierTalks nicht austrinken, aber so starte ich meinen Abend. Und mir schlägt da schon so einiges in die Nase. Wie gesagt, vier Jahre alt, hat 10 % Alkohol. Da habe ich gedacht, das ist jetzt genau das Gegenteil, Walter, …
Markus: Wenn ihr euch zusammentut, habt ihr wieder 5 %.
Holger: Ja genau. Hier ist jetzt schon einiges, also an Fruchtigkeit, das ist ja ein ganz klassischer Weißbier Doppelbock, aber der ist gut gereift. Ich möchte es mal probieren und halte mal einen Moment die Luft an, sozusagen.
Markus: Solange du die Luft anhältst, vielleicht mal kurz, Walter, der Bayerische Brauerbund, kannst du das für den Hörer vielleicht auch mal ein bisschen aufdröseln? Da gibt’s noch den Deutschen Brauerbund. Jetzt hat der Holger grad von dem Präsidenten gesprochen. Wie ist denn da so in etwa die Struktur, wenn man es auf den Punkt bringt? Was muss ich mir da vorstellen?
Walter König: In Deutschland gibt es in den verschiedenen Bundesländern, oft sind Bundesländer auch zusammengefasst, Landes-Brauerverbände. Der Bayerische Brauerbund, das ist keine Zusammenschließung, das ist, weil Bayern einfach fast 50 % der deutschen Brauereien stellt, ein eigenständiger Verband. Der Bayerische Brauerbund ist der größte Landesverband innerhalb dieser ganzen Einzel-Landesverbände, aber wir sind alle zusammengeschlossen im Dachverband Deutscher Brauerbund. Der deutsche Brauerbund ist eigentlich ein Verband der Verbände mit ein paar großen Direktmitgliedern, das sind Brauereigruppen, die in verschiedenen Ländern einfach Satelliten haben. Die müssten ja sonst in jedem Landesverband eigene Mitgliedschaften unterhalten und da hat man vor ein paar Jahren eine Strukturreform gemacht, und die können jetzt direkt Mitglied werden. Aber eigentlich ist der Deutsche Brauerbund ein Verband der Verbände und wir sind, ich sag mal jetzt, der größte Landesverband. Auf der anderen Seite sind wir über dem Deutschen Brauerbund bei den Brewers of Europe Mitglied, wo dann alle europäischen Länder als Vertretung in der europäischen Kommission oder eigentlich politische Vertretung in Europa gebündelt sind. Und das ist eine sehr, sehr effektive, schlagkräftige Struktur, die auf der einen Seite die Landesstrukturen in der Alkoholpolitik, in Dingen aufgreift, die einfach auf Landesebene oft stattfinden. Aber die auch immer das Ohr und den Fuß in der Tür in Europa hat, um eben schon bei Gesetzgebungsvorhaben oder bei Vorhaben, die in irgendwelche Rückstands-, Höchstmengenverordnungen und so weiter reingehen, da immer am Ball zu sein, immer runter zu informieren bis rein in die Landesverbände, sodass man einfach frühzeitig für die Mitglieder, für die Branche, und das ist ja unsere Hauptaufgabe, das Umfeld für die Brauereien so gut wie möglich zu gestalten, dass ein wirtschaftliches Arbeiten, ein gutes Bier verkaufen, ein auch effektives Arbeiten ohne zu viel Bürokratie notwendig und möglich ist.
Markus: Ja. Spannend und vielfältig. So wie dein Bier, Holger, glaube ich. Jetzt hat es sich doch bestimmt entwickelt, oder?
Holger: Absolut. Ich habe jetzt mich richtig damit beschäftigen können und das muss man auch, weil das strotzt nur so vor komplexer Fruchtigkeit, das kann man wirklich sagen. Also das ist üppig vollmundig, hat ganz wenig Kohlensäure. Ich hab‘s kellerkalt. Ich würde jetzt schätzen, so vielleicht 9 oder 10 Grad. Und das ist was ganz Besonderes, also so richtig schön vollmundig mit unglaublich weicher Süße, so ein Körper, der einfach ganz viel hergibt. Also so ein richtiges barockes Fest der Sinne, könnte man sagen. Jetzt müsste man eigentlich nur noch einen Apfelstrudel haben mit Vanilleeis. Das wäre dann perfekt.
Walter König: Das finde ich ja toll, diese Hommage an meinen Präsidenten Georg Schneider und sein Braumeister Drexler. Aber mir wäre es einfach jetzt zu früh für so ein schweres Gutenacht-Bier. Aber zu der richtigen Stunde liebe ich diese vollen und wirklich vor Aromen strotzenden Biere ja auch.
Holger: Ich mache mir ja nur Lust auf meinen Digestif dann irgendwann in drei Stunden. Wie gesagt, die Flasche, die wird jetzt in Ehren gehalten und natürlich bekommt meine liebe Frau Claudia auch noch was davon ab, und zwischendrin ist dann auch noch das Abendessen. Also das auf jeden Fall. Aber trotzdem habe ich mir überlegt: Was machst du? Und irgendwie ist die Entscheidung da in die Richtung gefallen. Also ich bin sehr zufrieden, sehr zufrieden. Markus, wie ist das denn bei dir so, du alter Franke? Das ist ja auch irgendwie Bayern, also irgendwie zumindest.
Markus: Ja, irgendwie.
Holger: Und da ist ja auch biertechnisch einiges geboten. Was hast du dir denn ausgesucht?
Markus: Ja, allerdings. Es ist biertechnisch sogar sehr viel geboten. Allerdings habe ich mir jetzt auch gedacht, wenn wir mit dem Bayerischen Brauerbund verkosten, brauche ich einen gewissen Bezug wenigstens dazu. Und ich habe mir dann überlegt, ich nehme aber auch was Besonderes. Und weil ich wusste, dass der Walter ja auch viel mit dem Thema Hopfen macht, habe ich mir ein hopfenbetontes Bier gesucht und habe dann eines genommen, was so verschiedene Welten verbindet. Und zwar wird in der Camba Bavaria ein Bier gebraut für ein Label namens Sudden Death. Die wiederum sitzen in Timmendorfer Strand, also bei Lübeck da oben, und brauen aber eben dieses Bier bei der Camba Bavaria und das nennt sich „Thicker than Blood“, also dicker als Blut, und ist ein New England IPA. Probiert habe ich es noch nicht, aber ich habe die Dose seit einiger Zeit hier stehen und nur auf den richtigen Moment gewartet. Jetzt mach ich es mal auf. Hei-hei-hei. Steht schon mal ordentlich unter Dampf. Daher vielleicht an der Stelle auch mal interessant: Dose. Walter, ist ja vielleicht jetzt auch was, was wieder kommt als Trend oder vielleicht als hochwertiger Trend überhaupt erst kommt. Merkt ihr da im Brauerbund was davon?
Walter König: Natürlich lesen wir auch, was in der brauwirtschaftlichen Fachpresse steht und was sich sonst tut, und haben Zahlen von Marktforschungsinstituten. Natürlich ist die Dose wieder im Kommen. Die Dose ist wieder hip. War ja damals ein riesiges Thema auch im Bayerischen Brauerbund, als das Dosenpfand eingeführt wurde. Dann ist die Dose ja relativ stark nach unten gegangen mit der Bepfandung. Das war gut, weil wir das Mehrweg somit über viele Jahre sehr starkmachen konnten. Und wenn die Dose jetzt mit Pfand, also bewusst wiederkommt und einfach als – wie war es letztens in der Brauwelt gestanden „kleine Litfaßsäule“ – auch als Werbeträger natürlich schön benutzt werden kann. Sie hat ihre Vorteile, und wenn sie zurückgeführt und recycelt wird, ist das ja alles nicht verkehrt. Wir beobachten das, es geht langsam, aber es ist ja eine schöne Entwicklung, wenn das jetzt mit dem Pfand eben geregelt auch dann vom Verbraucher akzeptiert wieder im Markt stattfindet.
Markus: Wir reden da ja auch viel bei den Verkostungen drüber und ich habe schon den Eindruck, dass die Dose einfach – also vor allem muss ja sagen, die Dose des Jahres 2020 ist ja nicht die Dose des Jahres 1990 – also da ist ja einiges passiert, sowohl was das Material, die Menge angeht, aber auch der Übergang von irgendwelchen Aromen in das Bier. Also im Grunde ist es, wenn es gut gemacht ist, wie ein kleines Fass. Insofern hat sie durchaus ihre Vorteile. Das sehe ich jetzt auch hier, also grad so ein New England IPA ist natürlich sehr anfällig für Licht zum Beispiel. Und hier haben wir ein ganz hazy, trüb finde ich kein so schönes Wort, gibt’s da ein schönes deutsches Wort dafür? Opal, opak? Ja.
Walter König: Das Schöne an der heutigen Dose ist, dass die Dose damals das Billiggebinde war. Billig war Dose. Sie kam auch nicht aus dieser Schmuddelecke raus. Und jetzt mit der Bepfandung und jetzt mit Bieren in der Dose, ich denke nur an zum Beispiel Mahrs Bräu aus deiner Heimat, …
Markus: Ja.
Walter König: Das sind einfach ganz starke Marken, die die Dose ganz bewusst wählen, aber die Dose auch hochpreisig positionieren. Und das ist eine ganz andere Dose, wie du richtig sagst, als wir sie vor der Einführung des Pfandes haben. Weiterhin ist natürlich Mehrweg für uns sehr wichtig, wir machen momentan auch eine ganz große Umfrage und einen Status Quo bei den Brauereien, weil wir daraus einen Leitfaden und einfach auch viel mehr entwickeln wollen in Richtung nachhaltige Produktion von Bier, Nachhaltigkeit in der Führung von Brauereien, also wirtschaftlich, sozial und ökologisch. Da wird man sehen, da kommen solche Themen natürlich wieder auf den Tisch, CO2-Fußabdruck von verschiedenen Gebinden. Wir haben im Mehrweg natürlich auch unsere Probleme, auch da ist man momentan ja dran mit dieser ganzen Flaschenvielfalt, mit den ganzen Individualflaschen, auch mit dem Schreddern von Kisten, die nicht zurückgebracht werden. Also es sind ja viele Dinge, die gerade diskutiert werden. Und da wird man auch in puncto Nachhaltigkeit sicherlich positivere oder negativere Gebinde dann ausfindig machen und auch da wird dann eine weitere Entscheidungsgrundlage in den Brauereien gelegt, wo man sich in der Zukunft hin entscheiden wird.
Markus: Ich denke mal, es wird halt einfach ein Bestandteil des Angebotes sein. Gerade für Brauereien, die viel Bier auch verschicken, ist Dose unter Umständen vielleicht tatsächlich auch ein Thema. Und bei mir ist es jetzt ein sehr hopfenintensives Bier, natürlich sehr fruchtig. Und in der Tat …
Walter König: Welche Farbe hat das denn? Das tät mich interessieren, ich sehe es nicht.
Markus: Ja, das stimmt. Wir sind bei einem hellen, so ein sandorange, würde ich sagen. Also es hat schon einen leicht rötlichen Touch, aber so sandig und halt ganz geschmeidig seidig von der Farbe her. Also wirklich ganz weich, so wie es auch schmeckt, also da wird auch Hafermalz mit verwendet, was ich immer sehr gerne mag, weil das das Mundgefühl so schön rund und weich macht. Vom Geruch her sind wir sehr in der tropischen Frucht, also dieses Pfirsich, Maracuja, Mango, Litschi, ganz intensiv, wie halt so ein New England IPA ist. Hat allerdings 7 %, also ist dafür schon wieder ganz schön ordentlich. Aber insgesamt ein gutes Bier. Und bei der Campa entstehen ja auch in der Regel gute Biere. Insofern konnte man sich da schon drauf verlassen. Sehr, sehr schön. Apropos, die haben ja auch ein sehr, sehr schönes Wirtshaus sich jetzt hingestellt, und du bist ja in Wirtshäusern auch gerne unterwegs und machst da gerne auch Musik. Was muss sich denn unser Hörer denn darunter vorstellen?
Walter König: Da habt ihr ja wieder alles von mir ausgegraben. Ich spiele seit früher Kindheit Musik, mehrere Instrumente, Hauptinstrument Klarinette. Ich habe lange bei der Nördlinger Knabenkapelle gespielt. Ich habe dann schon früh meine eigene kleine Tanzlmusi, also eine bayerische Volkstanzmusik aufgebaut. Das ist dann natürlich nach dem Studium ein bisschen auseinandergegangen, alle waren mit dem Studium fertig und dann habe ich die Klarinette auch ein paar Jahre in die Ecke gelegt gehabt. Aber wie ich dann nach München zurückgegangen bin, habe ich wieder Anschluss gesucht und habe in München eine tolle Truppe gefunden, Münchner Altstadt Musi. Und mit der haben wir die letzten, ach, fast zehn Jahre regelmäßig im Hofbräuhaus Musik gemacht, schön so zur Unterhaltung der Gäste. Es ist einfach toll, in so einem Traditionslokal wie dem Münchner Hofbräuhaus für unterschiedlichste Gäste aus allen Nationen, aber auch viele Münchner, das würde man gar nicht glauben, da Musik zu machen und die einfach mit dem auf der einen Seite Klischee zu bedienen, aber auf der anderen Seite auch einfach mal die Seiten zu wechseln und ein reiner Dienstleister für einen Abend zu sein, dass die Leute Spaß und Freude haben. Das ist so schön, wenn man das sieht, wie die mit der Musik und dem Bier, was die für schöne Abende haben. Für mich geht da das Herz auf, da kann ich den ganzen Abend nur zuschauen und glücklich sein, wenn ich sehe, was die für eine Erwartung haben, wenn sie in so ein bayrisches Wirtshaus gehen, ins Hofbräuhaus in dem Fall, das ist ja nicht irgendein Wirtshaus, und dann alles so ist, wie sie es sich erträumen. Also die Maß ist schön kühl, sie sieht super aus, es gibt tolles Essen, und dann spielt noch eine Musik dazu. Dann Bayern, wie man es sich vorstellt, und da ein Teil davon zu sein, das ist für mich ein ganz toller Ausgleich zum oft sehr schnelllebigen, stressigen Büro- und Berufsleben. Das ist, wie soll ich sagen, wenn ich in meine Lederhose schlupfe und meinen Hut aufsetze, meine Klarinette auspacke, dann schlüpfe ich in eine andere Rolle. Das ist dann wie so ein Avatar, dass man sagt: Jetzt bin ich für drei oder für vier Stunden nicht der Walter König, Geschäftsführer vom Bayerischen Brauerbund und, und, und, sondern jetzt bin ich innerhalb meiner Musikgruppe die Klarinette, ein kleines Lichtchen, das ein bisschen was dazu beiträgt, dass viele Leute Spaß haben. Und da bin ich so glücklich drüber.
Holger: Großartig, absolut großartig. Normalerweise kann man ja auf einem Bein nicht stehen, also so wie ich dich kenne, hast du ja noch ein Bierchen dabei?
Walter König: Ja, ich hätte eigentlich noch zwei hier. Jetzt muss ich mich ja direkt entscheiden.
Markus: Wer weiß, vielleicht ist ja noch Zeit, schauen wir mal.
Walter König: Ich glaube, da nehme ich jetzt wirklich hier ein schönes Hopfenbetontes. Da habe ich, was ich auch sehr gerne trinke, ein mit Hopfen gestopftes Helles. Das ist das Dolden Hell von der Riedenburger Brauerei. Das Schöne ist natürlich auch, ich gucke natürlich immer, wenn bayerische Brauereien hopfenbetonte Biere machen, ist natürlich schon wichtig, dass hier auch bayerische Hopfensorten zum Einsatz kommen. Natürlich hat in den letzten Jahren mit Cascade oder mit Amarillo, das sind natürlich die Bomben, die hinten draufkommen, aber wir haben ja auch schöne Züchtungen hier mit Callista zum Beispiel, und der ist hier verwendet. Das heißt, das ist ein Helles, ein ganz normales bayerisches Hell, das mit Callista gestopft ist. Bevor ich jetzt zu viel erzähle, mache ich einfach mal auf und schenke ein.
Markus: Da bin ich ja schon wieder ganz neidisch. Also die Riedenburger Biere mag ich auch sehr, sehr gerne. Das ging ja bei denen so ein bisschen los mit dem Dolden Sud, also diese speziellen Biere, und das war ja damals mehr oder weniger eins der ersten IPAs, die es so in Bayern gab in immer wieder verschiedenen Suden. Und da kommt ja auch die Maria Krieger her. So grundsätzlich ist das ja vielleicht auch ein Teil deines Schaffens, wenn wir sagen, die bayerischen Bierköniginnen.
Walter König: So ist es.
Markus: Wie ist das denn so? Also wenn du da so ein bisschen zurückschaust, du hast es ja mitkreiert, und so ein bisschen zurückblickst, wie sich das entwickelt hat, wie ist das so als Bierköniginnen-Vater?
Walter König: Ja, ein bisschen fühlt man sich schon manchmal so. Wir haben jetzt die 10. Bayerische Bierkönigin, die 11. ist jetzt heuer leider nicht wegen Corona gekrönt worden, die 10. macht noch ein Jahr weiter. 10 Mal haben das ganze Spektakel, sage ich schon fast, jetzt durch. Und es ist toll, wenn man sieht, wie die Mädels sich entwickeln in diesem Jahr, wenn man sieht, wie die Mädels als ehemalige Bierkönigin, Bierköniginnen, immer noch ganz starke Botschafterinnen fürs Bier sind, auch 7, 8, 9, 10 Jahre nach ihrem Amt, und sich starkmachen, sich identifizieren, zusammen auch jedes Jahr irgendwo in Bayern einen Sud brauen. Also das ist eine ganz tolle Sache, dass wir das gemacht haben. Und jetzt abgesehen von dieser Corona-Zeit hat sich auch das Amt der Bayerischen Bierkönigin in den letzten Jahren sehr stark in der Wertigkeit nach oben geschraubt. Die Auftritte sind mittlerweile so, dass wir wirklich auswählen müssen: Wo geht sie hin und was können wir zusagen? Viele Auslandsreisen in alle Herren Länder, wo bayerisches Bier hin exportiert wird, wo Oktoberfeste stattfinden, wo andere Exportdinge, Messen stattfinden. Es ist schon ein ganz tolles Marketinginstrument, wenn ich es darauf mal reduzieren darf, aber eins, das halt lebt, das mit wahnsinnig viel Emotionen Türöffner ist und Botschafter für uns. Eigentlich ist die Bayerische Bierkönigin unser bester Außendienstmitarbeiter, den wir haben in der Vermarktung von bayerischem Bier und vom Bierland Bayern. Sie steht ja für die Spezialitäten, aber eben auch für diese Bierkultur und für das Lebensgefühl, das wir nach außen tragen. Und deswegen ist sie halt auch oft Reisebegleitung von hochrangigen Politikern, sogar bis eben von EU-Politikern. Wenn die ins Ausland fahren, dann heißt es immer: Ja, wir wollen ein bayerisches Produkt mit. Und das ist gar keine Frage, da ist immer Bier, da ist immer ein Holzfass dabei, da ist die Bierkönigin als Repräsentantin einfach so authentisch, die steht so mit diesem Produkt für dieses Land, besser geht’s gar nicht. Eigentlich war das eine ganz tolle Entscheidung, die unser Präsidium damals getroffen hat, als wir das vorgeschlagen haben aus der Geschäftsführung raus. Gut, ich war halt zuständig für diesen Bereich Öffentlichkeitsarbeit und ich habe dann diese Kampagne „Bayerische Bierkönigin“ nach bestem Wissen und Gewissen kreiert und immer wieder nachgebessert und ausgefeilt, und so wie es jetzt ist, macht das ja mittlerweile meine Nachfolgerin in der Königinnenbetreuung. Jetzt gibt’s die Königinnen-Mutter, die Karin Kühn, die macht das perfekt. Die ist gelernte Eventmanagerin und ich als gelernter Brauer bin da nur, ich sag mal, der Wegbereiter gewesen. Und jetzt ist das so richtig rund.
Markus: Nicht nur der Wegbereiter, sagen wir mal so. Wie ist es denn, wie schmeckt denn dein Bierchen?
Walter König: Es ist jetzt für ein hopfengestopftes Helles mir ein bisschen süßlich, also es ist sehr stark malzbetont im Antrunk. Und erst, wenn dann diese Süße auf der Zunge etwas weggeht, dann kommt diese hopfengestopfte Callista-Note durch. Das ist sehr typisch für den Callista. Der Callista ist ja ein Aromahopfen mit sehr hohem Ölgehalt, sehr wenig Alphasäure, und eignet sich deswegen ganz toll eben, um Aroma ins Bier zu bringen. Und macht ein ganz mildes, weiches Bier, so eine milde, weiche Bittere, wenn man ihn auch von vorneweg einsetzt. Wir haben auch 100 % Biere mit Callista gebraut, die waren hervorragend, weil sie so eine schöne, samtweiche, milde Bittere haben. Und eben ein ganz tolles, rundes, hopfentypisches Aroma, jetzt gar nicht so sehr exotisch, fruchtig und was man sonst immer so reinstopft, sondern eher sehr hopfentypisch. Insgesamt ein sehr rundes Bier, am Anfang war ich ein bisschen, wenn man ein Helles jetzt aufmacht, habe ich mir gedacht, oh, ist ein bisschen süßlich, aber wird hintenraus schön vom Hopfen aufgelöst.
Holger: Du hast eigentlich schon wieder jetzt einen Trend ausgepackt. Du hattest ja erst den Trend der alkoholfreien Biere und mit dem Riedenburger hast du jetzt auch den Trend der Bio-Biere vielleicht auch noch mal ein bisschen besetzt. Vielleicht, das könnte man auch noch mal anmerken, dass die Riedenburger Brauerei wirklich ein richtiges Bio-Unternehmen ist. Und soviel ich weiß das auch schon ziemlich lange macht, also fast annähernd 30 Jahre oder 25 Jahre, ich weiß es gar nicht, aber zu 100 % rein ökologisch unterwegs ist. Das muss man vielleicht auch noch mal hervorheben, dass es echte Bio-Bierspezialitäten sind. Das ist ja auch eine Zielgruppe, die wird immer größer, und auch da hat dann Bayern einiges zu bieten. Also das würde ich gerne auch noch ergänzen.
Walter König: Ja, das ist richtig. Der Vater Krieger war ja auch neben dem Herrn Ernstberger von der Neumarkter Lammsbräu einfach ein Bio-Bierpionier. Damals vielleicht auch von vielen belächelt, aber er ist seinen Weg gegangen, er hat es durchgezogen. Es ist eine reine Bio-Brauerei, richtig, die auch mit eigenen Braugerstensorten, mit einem regionalen Direktanbau sich sehr, sehr stark um den Rohstoff kümmert. Also es stimmt, es wird zwar auf kleinem Niveau, aber der Trend weitet sich aus. Wir haben auch heuer im Hopfen, es gibt drei Umstellungsbetriebe, man muss ja drei Jahre lang Bio produzieren, wenn man von konventionell auf Bio umstellt, und das sind die drei Umstellungsjahre, und erst ab dem dritten Erntejahr kann man dann den Hopfen oder auch die Braugerste oder den Weizen als Bio-Hopfen oder Bio-Braugerste verkaufen. Da haben wir momentan drei Betriebe, die hier in Umstellung sind, und das sagt schon, dass der Markt da ist und dass der Markt eigentlich eine höhere Nachfrage hat, als momentan eben an Angebot da ist. Wir haben halt auch jetzt mit der Trockenheit in den letzten Jahren extreme Klimawandel-Jahre gehabt und der Hopfen reagiert sehr stark auf den Klimawandel. Der Hopfen braucht insbesondere dann, wenn er die Dolden bildet, sehr viel Wasser, schöne warme Temperaturen. Da haben wir in den letzten Jahren mit dem Hitzesommer 2018, überdurchschnittlich also an Hitzetagen, an Sommertagen, und an wenig Niederschlag in 2019, und heuer zeichnet sich ja schon wieder so eine extreme Geschichte ab. Jetzt hat es Gott sei Dank die letzten Tage ein bisschen geregnet, das hat Hopfen und Braugerste gutgetan, aber unterm Strich müssen wir uns mit dem Klimawandel, mit den Sorten beschäftigen, das ist ja eine große Herausforderung. Und auch die Bio-Hopfenbauern müssen sich Gedanken machen, welche Sorten können denn bei dem Aufwand, den die betreiben dürfen, mit weniger Düngung, mit weniger Pflanzenschutz, welche Sorten können diesen Klimawandel auch im Bio-Hopfen-Bereich standhalten? Das ist eine große Herausforderung für uns hier im Hopfenforschungszentrum auch für die Brauer, die sich für diesen Weg entschieden haben. Und da ist es einfach wichtig, dass wir jetzt ein bisschen mehr Fläche haben. Deswegen sind diese Umstellungsbetriebe notwendig, weil diese mageren Jahre treffen die Bio-Hopfenbauern viel stärker als einen konventionellen Hopfenbauern. Der hat vielleicht mal bei alten Sorten Einbußen von 40, 50 %, ein Bio-Bauer fällt dann gleich mal runter auf 60, 70 % Miese. Da ist einfach eine Flächenkompensation notwendig. Und deswegen sind wir ganz glücklich, dass wir da jetzt noch ein paar mehr Landwirte haben. Es gab auf der EU-Ebene vor zwei Jahren den Vorstoß, dass in so Miss- oder Mindererntejahren Bio-Biere auch dann weiter als Bio-Bier verkauft werden dürfen und bezeichnet werden dürfen, wenn man den Hopfen, weil die Ernte knapp war, nicht als Bio-Hopfen kriegt und dann einen konventionellen Hopfen reintut. Da haben wir uns als Deutscher Brauerbund, Bayerischer Brauerbund zusammen mit dem Hopfenpflanzerverband sehr starkgemacht in der EU, dass das nicht passiert: Wo Bio draufsteht, muss auch Hopfen-Bio drin sein und nicht nur Bio-Braugerste und alles andere ist dann wurscht. Die wollten das, weil Hopfen halt mengenmäßig so wenig im Bier drin ist, eben untern Tisch fallen lassen. Wir haben dann eben argumentiert, dass den Wert gebend der Hopfen doch sehr wichtig ist, was den Biergeschmack anbelangt und dass man den nicht untern Tisch fallen lassen kann. Das heißt, auch in der EU ist jetzt geregelt: Auch wenn es Missernten gibt, dann gibt’s halt weniger Bio-Hopfen. Und: Mei, dann ist halt mal auch irgendwann Ende. Aber es gibt kein Bio-Bier, in dem konventioneller Hopfen drin ist. Und das war ein ganz wichtiger Prozess.
Markus: Das ist mir ziemlich bewusst geworden, als wir uns letztes Jahr getroffen haben in Brüssel bei dem Global Hop Summit, als es darum ging, dass eine Gerste zum Beispiel ausweichen kann, indem man einfach sagt: Wenn es zum Beispiel in den südlicheren Breiten schwierig wird, die anzubauen, dann kann man sie einfach weiter nördlich anbauen. Aber der Hopfen hat da noch das Problem, dass er auch vom Licht bestimmte Bedingungen braucht. Und das heißt: Da gibt’s einfach eine natürliche Grenze, dass man mit dem Hopfenanbau gar nicht mehr weiter nach Norden gehen kann, weil sonst die Lichtverhältnisse nicht passen und man damit ja praktisch eine endliche Anbaufläche hat. Und damit momentan man sogar sagen kann, dass der Hopfenanbau in der Menge gefährdet ist. Gibt’s da schon neue Entwicklungen dazu?
Walter König: Ich war voriges Jahr sehr überrascht, wir waren mit dem Juniorenkreis des Bayerischen Bauerbundes in Finnland. Also nördlich von Helsinki haben wir uns da auch eine kleine Brauerei angeschaut, der selber seinen Hopfen anbaut, und ich war verwundert, wie schön dem seine Hopfenpflanzen waren. Aber um wirtschaftlich Hopfen anbauen zu können und auch einen Ertrag zu bekommen, von dem man leben kann, ist das nichts gewesen. Da stimmt schon, da muss man in die Breitengrade, in diesem Breitengradgürtel auf der Nord- und Südhalbkugel, wo einfach diese Tag-Nacht-Länge da ist, die der Hopfen braucht, und nur dann kann man gescheit ernten. Es ist schon so, dass die Fläche vom Gesamtwelthopfen momentan so hoch ist, wie sie nie war. Auch in Deutschland ist die Hopfenfläche so hoch wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Diese Fläche ist nur deswegen zustande gekommen, weil die Brauwirtschaft in den letzten 15 Jahren kontinuierlich mehr Hopfen gebraucht hat. Erst wie die Craftbier-Szene so richtig in Fahrt gekommen ist vor 6, 7 Jahren, hat man gedacht, so viel Hopfen bringt man gar nicht mehr her, wie die alle abrufen. Es hat sich dann etwas abgeflacht diese Kurve. Und jetzt, und das ist ganz neu, mit der Corona-Pandemie weltweit sieht man, dass gerade die Craftbier-Produzenten in Amerika sehr stark unter der Pandemie leiden, dass insgesamt auch weniger Bier produziert wurde jetzt in den letzten zwei Monaten, drei Monaten. Die Hopfenpflanzer gehen jetzt schon davon aus, dass der Hopfenbedarf weltweit, man muss ja sehen, dass für einen Hektoliter Craftbier teilweise zehnmal so viel Hopfen verwendet wird wie für einen Hektoliter Normalbier. Das heißt, wenn Craftbier-Hektoliter wegfallen, fällt überproportional viel Hopfenbedarf weg. Da hat man momentan schon ein bisschen Angst davor, dass wenn die Normalernte kommt, und das ist ja immer die Annahme, dass dann der Hopfenmarkt sich jetzt dreht und wir eine Überproduktion haben und wir aus der Fläche wieder raus müssen. Das heißt, diese Flächensteigerungen der letzten Jahre, das wird jetzt kippen und man wird aus der Fläche rausgehen. Es wird, denke ich, nicht sehr schnell und abrupt gehen, weil sehr viel Hopfen unter Vertrag ist – über 90 % des Hopfens, der im Boden ist, ist schon unter Vertrag und gekauft, den kann man nicht einfach rausnehmen – aber Freihopfen wird bei einer Normalernte dann günstiger werden und dann wird sich der Hopfenpflanzer überlegen, ob er den im Boden lässt. Aber wie gesagt, eine große Fläche ist für die Brauwirtschaft immer gut, weil wir haben gesehen, grad der Klimawandel, der bringt Enten, die unterdurchschnittlich sind, und ist auch in den Sorten ganz unterschiedlich. Die Verfügbarkeit einer Sorte ist für den Brauer ja wichtig, weil sie in seiner Rezeptur steht. Und er will ja nicht sein Bier mit einer anderen Sorte auf einmal brauen, sondern so ein Übergang muss ja schleichend und langsam und gut geplant gehen. Deswegen ist für die Brauwirtschaft eine große Hopfenfläche immer die Versicherung gewesen, dass man auch bei Minderernten einfach ein gutes Angebot in allen Sorten hat. Die Hopfenwirtschaft will natürlich auch bestimmte Preise erzielen, dass sie leben kann, und das ist bei einer zu hohen Fläche nicht möglich. Also wird sich jetzt, denke ich, wenn die Nachfrage schrumpft, auch der Preis wieder etwas an dem angleichen und dann werden wir eine kleinere Fläche sehen, die aber, so wie ich es heute einschätzen kann, immer noch ausreicht, dass die Brauwirtschaft auch bei einer Missernte gut versorgt werden kann.
Markus: Jetzt sind wir ziemlich am Ende schon von unserem BierTalk angelangt, andererseits …
Walter König: So schnell geht’s, gell.
Markus: Ja, so schnell geht’s. Andererseits würde uns, glaube ich, schon noch interessieren, was du als drittes Bier dabeihast. Vielleicht magst du es noch aufmachen und uns dabei ein bisschen erzählen, du bist ja nicht allein in der Geschäftsführung, ihr seid ja zu weit: Wie teilt man sich das so auf? Wie müssen wir uns das vorstellen? Lost ihr aus, wer wohin geht, oder gibt’s irgendwelche Lieblingsgeschichten, die der eine macht oder der andere? Oder wie funktioniert sowas?
Walter König: Zuerst habe ich jetzt aufgemacht, und zwar hier den Lokalfavoriten, ein Matador am Ort, das ist das Zuagroast von der Urban Chestnut Brewery hier in Wolnzach. Ich bin ja noch im Büro im Hopfenforschungszentrum in Hüll, deswegen haben wir das hier auch im Kühlschrank. Das trinke ich sehr gerne, das ist ein Pale Ale. Und auch dieses Pale Ale Zuagroast, das ist ja eigentlich eine amerikanische Wiederheimkehrer-Brauerei. Er hat sich hier gesagt: Okay, ich nehme nur Hopfen aus der Hallertau, das ist ein Hallertauer Mittelfrüh, das ist ein Hüll Melon, eine Mandarina Bavaria, und es ist ein sehr schönes Pale Ale, das ich sehr, sehr liebe. Nicht zu exotisch, nicht zu fruchtig, also nicht diese Bombe, sondern ein ganz sauberes, klassisches Pale Ale, das einfach gut zu trinken ist, wo man sich schon gleich auf die nächste Halbe freut. Also da nehme ich jetzt erst mal einen Schluck.
Markus: Prost! Und dabei kann man noch sagen, dass die Brauerei die erste amerikanische Brauerei war, die in Deutschland überhaupt wieder aufgemacht hat.
Walter König: So ist es.
Markus: Und mittlerweile auch die einzige.
Walter König: Ja, mittlerweile wieder. Du hast recht. Ich war erst letzte Woche in Berlin und habe mir den Wandel von Stone zu BrewDog angeschaut. Zum trauert noch mal: Es ist nicht richtig, dass wir zu zweit in der Geschäftsführung sind. Das mag vielleicht mancher von außen so sehen, weil die Öffentlichkeitsauftritte hauptsächlich Dr. Ebbertz, unser Hauptgeschäftsführer und der Präsident, natürlich, ganz vorneweg, auch ab und zu ich wahrnehme. Es gibt daneben noch den Peter Zacharias, der Geschäftsführer für den ganzen Bereich Umwelt, Energie und Technik ist. Dann gibt’s noch den Robert Scholz, unser Rechtsanwalt, der den ganzen Rechtsbereich verantwortet, und den Kollegen Manfred Newrzella, der die ganze Exportangelegenheit macht und nebenbei, so wie ich eben die Hopfenforschung und die Braugerste mache, auch noch den Verein der Münchner Brauereien betreut. Also wir sind relativ stark aufgestellt, wir haben alle unsere Spezialgebiete oder Spielwiesen, wie man es auch sagen möchte, aber Dr. Ebbertz als der Hauptgeschäftsführer, der macht natürlich das politische Lobbying und ist schon als Hauptgeschäftsführer natürlich auch das Gesicht des Verbandes, der mit dem Präsidenten zusammen oder mit dem Präsidium, mit den Präsidiumsmitgliedern hier den Brauerbund nach außen vertritt. Es ist wirklich so, wir sprechen uns ab, es sind sehr viele Termine, es sind viele Dinge, die man eben machen muss und nach außen wirken muss. Und ich halte gerne Vorträge, ich halte gerne Fachvorträge, weil ich eben der Spezialist hier für die Rohstoffe bin und auch eben von klein auf auf Bühnen gestanden bin. Ich liebe es auch, dass ich den Leuten erzähle, was es Neues gibt, was wichtig für die Zukunft ist, auf was wir achten müssen. Informationsweitergabe in Form von einer Podiumsdiskussion oder von einem Vortrag, also ich mache das einfach sehr gerne. Mei, der eine macht‘s lieber, der andere nicht so gern, und so hat sich das im Verband ein bisschen halt so entwickelt, dass ich auch angefangen von den Instituten und Lehrveranstaltungen, ob das Doemens oder Weihenstephan oder Rohstofftag in Spalt und wie sie alle heißen, bis hoch in die EU-Ebene. Beim EBC Congress halt immer wieder mit Vorträgen dann da bin, weil ich’s gerne mache, weil ich auch gerne diesen Austausch mit den Wissenschaftlern, den Austausch mit anderen Ländern pflege, weil ich immer wieder was lerne, weil ich immer wieder neue Impulse bekomme, die ich dann wieder hier in meiner täglichen Arbeit umsetzen kann. Das ist für mich so wichtig und es geht mir wahnsinnig arg ab in dieser Corona-Zeit, wenn man so vor sich hin wurschtelt, und zwar sehr viel leistet und sehr viel arbeitet, weil man keine Termine hat, aber auch der Input von außen, da merkt man erst, wie wichtig dieses Zusammentreffen ist und auch der Austausch. Mei, das Erzählen beim Bier mit Kollegen, wo man so viele Ideen spinnt, wo man so viele Sachen zusammenbringt, die man über Video und über Telefon überhaupt, glaube ich, gar nicht auf die Idee kommt, dass das zusammenpasst. Also das geht mir schon ab.
Markus: Ich glaube, das können wir beide nachfühlen, Holger. Ich finde, es kam grad noch ein interessantes Stichwort, ich weiß nicht, ob du überhaupt darüber reden darfst, Walter, aber wenn du sagst, der Verband der Münchner Brauereien, jetzt hat ja die Giesinger Brauerei ihre neue Brauerei eröffnet. Vielleicht, Holger oder auch Walter, je nachdem, wie ist denn da jetzt der aktuelle Stand? Es kamen ja schon die ersten Fragen: Sind die jetzt auf dem Oktoberfest oder nicht? Ist das etwas, worüber man überhaupt sprechen kann?
Walter König: Das ist ein Münchner Politikum, und nachdem ich beim Bayerischen Brauerbund arbeite, werde ich darüber nichts sagen.
Holger: Ich kann vielleicht sagen, also ich bin bei der Münchner Volksbank, und wenn ich jetzt Geld abhebe und da an einem Automaten dann meine Geheimnummer eingebe und so, und der Bildschirm wird dann bunt, dann ist da der Steffen Marx mit dem Slogan „Unternehmertum“ oder so.
Walter König: Super!
Holger: Egal, wie es wird, mich beeindruckt das sehr. Also was der da auf die Beine gestellt hat aus der Garage heraus und wie toll auch die Stadt und die Bevölkerung das alles annimmt. Ich würde es ihm auch gönnen, also absolut. Aber es ist eigentlich auch nicht wichtig so richtig, sondern ich finde, das, was er jetzt erreicht hat, kann man schon sehr wertschätzen. Und die Produkte sind ohne Fehl und Tadel, die ganze Mannschaft, die Gastronomie, die er da aufgebaut hat, alle ziehen an einem Strang. Es ist ein tolles Team, das spürt man auch, da ist ein echter Esprit dahinter und so. Da kann ich nur sagen: Chapeau! Also absolut Chapeau!
Walter König: Das kann ich auch nur sagen. Ich habe das ja, solange wie ich in München bin, also habe ich das mitverfolgt, wie das in der Garage losging. Ich hatte dann in den frühen Jahren auch mal einen Pressetermin in dieser Garage. Ich war total begeistert, da war ein Filmteam mit dabei und wie der Steffen da seinen Laden vorgestellt hat. Und ich habe mir gedacht: Hey! Genial! Aber als gelernter Brauer und Brauingenieur, wenn du das gesehen hast, wie rudimentär die da gearbeitet haben, da habe ich mir gedacht, ich kannte ja nur Bierbrauen aus der Brauerei: Um Gottes willen! Aber ich habe dann natürlich auf Reisen, in England hauptsächlich und auch bei den ersten Craft Breweries in Amerika, die ich gesehen habe, habe ich mir gedacht: Ja! So geht‘s wohl los, wenn man mit wenig Mitteln versucht, eine Brauerei aufzubauen. Ich habe immer nur fertige Brauereien gesehen, die seit Jahrhunderten existiert haben, aber nie einen Neustart. Da ist bei mir der Rollladen runtergegangen, wie ich das gesehen habe. Und deswegen kann ich auch nur sagen: Hut ab vor dieser Leistung und vor dieser Akzeptanz in der Münchner Bevölkerung, vor diesem Hype! Ich muss zugeben, gestern Abend erst bin ich vorbeigegangen, weil ich mir gedacht habe, es wäre jetzt gerade das Richtige zum Feierabend beim Stehausschank, der Giesinger unten am Viktualienmarkt, der leider noch zu ist. Also da musste ich dann ohne Bier weiterziehen. Aber es ist ganz toll, was die geleistet haben. Sie sind natürlich auch Mitglied im Bayerischen Brauerbund, von dem abgesehen, wir unterstützen sie, wo wir können, so wie alle anderen unserer Mitglieder. Und sie profitieren auch von dem, dass sie bei uns sind. Ich kann nur sagen: Also Hut ab!
Markus: Das ist doch ein schönes vorläufiges Schlusswort. Wir werden uns sicherlich bei dem einen oder anderen BierTalk auch mal wiederhören, aber auf jeden Fall vielen, vielen Dank für deine Zeit und für die vielen Infos, die du uns gegeben hast. Und vielleicht für die Hörer noch als Tipp: Man kann auf der Website vom Bayerischen Brauerbund auch nach den ganzen bayerischen Brauereien suchen, was durchaus auch eine spannende Geschichte ist, und sich da informieren. Holger, hast du vielleicht noch eine Frage oder einen Wunsch zum Schluss?
Holger: Nein! Ich habe euch gebannt zugehört. Man kann ja sagen, die Biere, die ihr beiden ausgewählt habt, das ist ja so ein bisschen, und ich denke, dafür steht auch die bayerische Brauwirtschaft, Tradition mit Vision. Und mit meinem hervorragenden Weißbier Doppelbock, also ein Bierstil, der so typisch bayerisch ist, das ist doch wohl ein Weißbier Doppelbock. Und damit will ich es dann auch abschließen. Danke euch beiden!
Walter König: Da hast du vollkommen recht. Also diese riesige Vielfalt, da kann man immer nur wieder von vorne anfangen und beim Weißbier Doppelbock aufhören. Genau. Das ist was Schönes, ich genieße das auch tagtäglich. Ich danke euch, dass ihr mich ausgewählt habt, dass ich mit euch hier eine Stunde verbringen darf. Vielleicht hören wir uns wieder mal, es gibt noch ganz, ganz viel zu erzählen über die Öffentlichkeitsarbeit im Brauerbund, die tollen Projekte, auch eben über die ganze Verflechtung der einzelnen Verbände, die wir jetzt hier im Brauerbund eben zum Wohle der Mitglieder vereinigt haben. Da hätten wir noch mal schöne Anknüpfungspunkte für ein zweites Gespräch. Danke euch!
Markus: Dankeschön! Tschüss!
Walter König: Servus!
BierTalk – der Podcast rund ums Bier. Alle Folgen unter www.biertalk.de