BierTalk 14 – Interview mit Nina Anika Klotz vom Online-Magazin Hopfenhelden aus Berlin

Nina Anika Klotz startete als tapfere Journalistin in die Welt der großen Medien. Sie schaffte es, ihre meist vorurteilsbeladenen Auftraggeber davon zu überzeugen, dass das Thema Bier durchaus spannend sein kann. 2013 gründete sie mit „Hopfenhelden“ Deutschlands erstes Craft Beer Magazin und hat mittlerweile ein kleines Team um sich geschart, mit dem sie die deutsche Craftbier-Szene unter die Lupe nimmt. Hautnah hat sie vor allem auch Aufstieg und Fall von Stone Berlin erlebt – und sowieso alle Berliner Kleinbrauer ins Herz geschlossen. Lassen Sie sich von ihrer Energie anstecken und für eine gute halbe Stunde in die deutsche Bierhauptstadt entführen…

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Holger: Herzlich willkommen und guten Abend zum BierTalk Nummer 14 mit einem ganz besonderen Gast, der Nina Anika Klotz von dem wunderbaren Bierblog „Hopfenhelden“. Und am Mikrofon ist Holger und mit dabei ist wie immer auch der …

Markus: Markus.

Holger: Hallo Nina, toll, dass du da bist. Vielleicht sagst du ein bisschen was zu dir, was du so machst, was du treibst, warum nur einen Blog mit dem Thema Bier machst und was überhaupt Hopfenhelden ist. Stell dich doch einfach mal vor.

Nina Anika Klotz: Habt ihr ja schon zur Hälfte getan. Mein Name ist Nina Anika Klotz, ich bin eigentlich Journalistin, zweiteigentlich bin ich Biersommelier und ich habe vor sechs Jahren das Online-Magazin Hopfenhelden gegründet. Die Gründungsgeschichte ist so ein bisschen eine Bierwerdungsgeschichte, wie ich sie dann auch ganz oft von anderen gehört habe. Ich habe mein Leben lang immer ganz gerne Bier getrunken. Ich komme aus Bayern, ich bin fest davon ausgegangen, auch immer gutes Bier zu trinken, ganz automatisch, und habe dann mein erstes IPA probiert und festgestellt, dass der Bierhorizont einfach sehr viel weiter ist, als ich es erwartet hätte. Ich habe dann angefangen ein bisschen zu recherchieren, damals noch für ein Wirtschaftsmagazin, und habe dann auf der ersten Braukunst Live! in München festgestellt, dass es nicht nur die Biere sind, die wahnsinnig spannend sind, sondern auch die Menschen, die diese besonderen Bieren brauen. Und dann bin ich einfach drangeblieben an dem Thema, bin dann auch losgezogen und habe den Kunden, also den Magazinen und Zeitungen, für die ich damals vor allem geschrieben habe, immer meine Biergeschichten angepriesen, und dann saßen da oft so Männer an den entscheidenden Positionen und haben mir erzählt, dass sie keine Biergeschichten brauchen, weil da gibt’s überhaupt nichts zu erzählen, das sei alles gut wie es ist und da gibt es keine Trends und nichts Neues. Und dann habe ich gedacht, ich mag jetzt diese Geschichten aber, die ich so gut finde, nicht einfach aufgeben, ich bleib da dran, ich schreibe die trotzdem auf. Und das war dann eben der Beginn von Hopfenhelden, dem Online-Magazin, in dem es eben um die Helden hinter diesen guten und besonderen Bieren vor allen Dingen geht.

Holger: Und mit dem Untertitel, wer mehr weiß, trinkt besser.

Nina Anika Klotz: Ganz genau.

Holger: Habe ich das jetzt einfach falsch gesagt? Also ich habe ja nur von einem Blog gesprochen und du bezeichnest es jetzt als Online-Biermagazin. Darf ich gar nicht Blog sagen, oder?

Nina Anika Klotz: Ich bin da nicht eitel, du darfst gerne auch Blog dazu sagen. Ich selbst empfinde es mehr als ein Magazin als einen Blog, weil es tatsächlich nicht nur meine subjektiven Bierempfindungen sind, sondern es ist ja inzwischen schon auch ein kleines Team, das daran mitwirkt und das mit mir an Hopfenhelden schreibt. Und deshalb fände ich es immer so falsch auf einen bezogen, wenn ich es als Blog bezeichne. Ich empfinde halt Blogs immer noch so, weil ich alt bin und denke, als das anfing mit den Blogs, waren das ja die Online-Tagebücher, deshalb denke ich immer, dass ein Blog von einer Person kommen müsste. Und das ist eben bei Hopfenhelden nicht der Fall, ich fasse das damit ein bisschen weiter. Aber ich bin da auch völlig uneitel und hausiere auch gerne als Bierblog.

Holger: Markus, bist du noch da?

Markus: Absolut. Ich bin fasziniert, also ich habe die Nina kennengelernt, ich glaube 2014, als ich für meinen Berliner Brauereiführer recherchiert habe, oder 2013, kann ich mich noch gut erinnern, da waren wir glaube ich im Einstein oder sowas, in irgend so einem Kaffeehaus, und haben uns da unterhalten. Und eben, ja, du warst gerade in den Anfängen und ich habe mich grad so mit Berlin intensiv beschäftigt. Das fand ich dann doch eine ganz spannende Begegnung. Und ja, finde ich auch toll, was sich da mittlerweile daraus entwickelt hat. Und ich denke auch, ich meine, es hat halt als ein Blog angefangen, was eher so eine One Man oder in dem Fall One Woman Show ist, aber mittlerweile sind es doch durchaus mehr Leute, die daran beteiligt sind, und deswegen finde ich alleine deswegen schon, dass man das jetzt durchaus auch als Magazin bezeichnen kann. Und ist es ja auch, also ich lese da selber gerne und schlage mittlerweile auch Sachen nach. Also ich finde, das ist auch sowas, dass man Qualität dann merkt, wenn man sieht, dass Leute auch wieder zurückkommen und noch mal gucken und nachlesen. Und es sind viele spannende Interviews dabei, gerade wenn ich neue Biere in Verkostungen habe, schaue ich mal, ob du vielleicht schon die Leute interviewt hast oder drüber geschrieben hast. Und das ist für mich eine der Quellen rund ums Thema Bier, zu denen ich gerne gehe.

Holger: Ja, Wahnsinn. Das ist schon fast ein Ritterschlag.

Nina Anika Klotz: Mhm (bejahend).

Holger: Aber jetzt die ultimative Frage, Markus: Wer ist Clarissa Omiecienski? Da bist du sprachlos jetzt.

Markus: Ich bin völlig sprachlos. Zumal …

Holger: Jetzt ist für mich die absolute Frage, ob die Nina die Frage beantworten kann?

Nina Anika Klotz: Das ist eine meiner engagierten Mitarbeiterinnen.

Holger: Wunderbar. Und die ist Tänzerin.

Nina Anika Klotz: Richtig.

Holger: Das wäre übrigens die ideale Partnerin für dich, Markus, weil ich habe jetzt einfach mal bei Hopfenhelden Suchbegriff „Rauchbier“ eingegeben, weil wir haben es ja jetzt mit einem Franken zu tun. Da empfiehlt doch die Clarissa Rauchbier. Ich meine, die musst du doch kennenlernen. Da muss man doch mal was machen.

Markus: Da muss die Nina mal Kontakt herstellen, dann zeige ich ihr mal die Katakomben vom Schlenkerla und dann schauen wir mal.

Holger: Das ist auch das Bier, was sie empfiehlt. Unglaublich! Ihr passt zusammen.

Markus: Wobei ich sie ein bisschen enttäuschen muss, denn Schlenkerla hat jetzt was ganz Neues rausgebracht, ganz spannend und ganz aktuell. Die brauen jetzt zwei neue Biere, ein Helles und ein Dunkles, ohne Rauch, mit 0,9 % Alkohol: das Heinzlein. Völliger Wendepunkt für die Brauerei, mal was ohne Rauch zu tun, und dann eben auch noch mit einem neuen Label. Bin ich mal ganz gespannt. Aber können wir uns natürlich auch anschauen. Wenn die Clarissa möchte, zeige ich ihr das natürlich auch gerne.

Holger: Wunderbar. Also wir können da Verbindung schaffen. So. Jetzt, Nina, hast du dir ein Rauchbier ausgesucht oder hast du dir was anderes ausgesucht?

Nina Anika Klotz: Ich habe mir was anderes ausgesucht. Ich habe mir nämlich quasi mein Bier-Erweckungsbier rausgesucht: ein Punk IPA von BrewDog.

Holger: Sehr gut. Bier-Erweckungsbier heißt, da bist du dann so richtig auf den Geschmack gekommen?

Nina Anika Klotz: Genau. Die erste Geschichte, die ich geschrieben habe, war für Capital über den Markteintritt von Braufactum. Das waren schon ziemlich augenöffnende Biere. Und dann bin ich für die Effilee, das ist so ein Hamburger Food und Feinkost Magazin, nach Schottland zu BrewDog gefahren. Und ich war da am Tag davor angereist und abends allein in Aberdeen in einer der ersten BrewDog Bars oder vielleicht sogar der ersten BrewDog Bar gesessen und habe mir so ein Punk IPA da reingezogen. Das war so gut und so fantastisch, also ab da dachte ich, da bleibe ich auf jeden Fall dabei.

Holger: Das kann ich gut verstehen. Du darfst es gerne öffnen, auch ins Glas schütten, trinken und uns berichten.

Markus: Ist mal was Neues, dass wir nicht raten, sondern nachhören sozusagen. Spannend.

Holger: Ich meine, auch wir gehen mit der Zeit, Markus. Das muss man ganz klar sagen. Ich meine, beim 14. Podcast darf man ja auch mal was anderes machen.

Markus: Auf jeden Fall.

Nina Anika Klotz: Das heißt, ihr wollt jetzt von mir hören, was ich hier gerade rieche und schmecke und ihr leider nicht?

Holger: Oder erzähl einfach mal, was dich so fasziniert am Bier, wie du willst.

Nina Anika Klotz: Ich fand halt wirklich von Anfang an immer faszinierend bei IPAs von diesem Schlag, also es trifft jetzt nicht nur auf das Punk IPA zu, es gibt auch andere so aus der Liga, das ist einfach der Geruch, der so ganz anders ist als ich es bisher von den Hellen, von denen ich dachte, ich weiß, was gutes Bier ist, kannte. Ich mag auch, wenn man es trinkt, diese Vollmundigkeit. Das ist ein sehr abgegriffenes Wort, finde ich, beschreibt aber schon ganz gut, dass man einfach was im Mund hat dabei. Das hat Körper, das ist stämmig genug, da hat man was davon, und das bleibt eben auch danach. Und das mag ich bei solchen Bieren gerne, ohne dass es einen gleich so ganz überwältigt und zu sehr in Anspruch nimmt. Also ich finde, das ist ein Bier, das kann man auch gut noch zum Essen oder zum Gespräch trinken. Wohingegen ich gerade jetzt in den letzten zwei Jahren auch oft Biere probiert habe, da geht nichts anderes dabei, auf die muss ich mich voll konzentrieren. Die sind auch toll und spannend, aber die fordern einen dann auch schon sehr.

Holger: Das ist ja der absolute Klassiker. Und Markus, ich kann mich entsinnen, also ich weiß jetzt nicht mehr, in welcher Folge, aber du hast ja von diesem Bier die alkoholfreie Variante mal ausgewählt.

Markus: Richtig. Die ich auch sehr, sehr interessant und spannendfinde. Die ist verhältnismäßig neu, es gab vorher von BrewDog das Nanny State, was ich auch gut fand als Alkoholfreies, aber das Punk IPA ist noch ein bisschen kerniger. Ist ein gutes Pendant, wobei ich das Punk IPA ja auch sehr gerne trinke. Normalerweise mindestens einmal im Jahr, wenn ich in Nürnberg auf dem Bierfest meinen Stand habe, und da habe ich ja immer 100 verschiedene Biersorten, unter anderem auch immer das Punk IPA. Und das ist so traditionell mein Anfangs- und mein Endbier. Gibt’s ja dieses Jahr nicht, also habe ich es bei mir jetzt gerade im Keller stehen und werde es sicherlich bei einem der nächsten Podcasts auch noch mal rausholen.

Holger: Ich muss auch sagen, für mich ein totaler Klassiker. Und eigentlich ist es das perfekte IPA für Neueinsteiger und Wiederholungstäter.

Markus: Was viele nicht wissen: BrewDog macht über 90 % nur dieses Bier. Also die haben ja ganz, ganz viele verschiedene Biersorten und -varianten, aber weit über 90 % ist eben nur das Punk IPA. Das ist wirklich deren absolutes Flaggschiffbier.

Holger: Topseller würde man sagen hier in Oberbayern. So, Markus, jetzt bist du dran.

Markus: Jetzt bin ich dran? Bin ich mal gespannt, jetzt dürft ihr mal wieder raten.

Holger: Das ist jetzt schwierig, das könnte sogar eine Dose gewesen sein.

Nina Anika Klotz: Das war bestimmt eine Dose.

Markus: Absolut. Eine schöne Dose, eine fruchtige Dose.

Holger: Aber du musst uns schon noch ein bisschen mehr sagen.

Markus: Wenn ich das Bier jetzt anschaue, ist es ganz trüb, hat so eine …

Nina Anika Klotz: Ein Haze Craze?

Markus: Also der erste Anfang stimmt auf jeden Fall vom Bierstil her.

Holger: Hazy New England IPA?

Markus: Genau, also ein New England IPA. Und ja, ich kann es auch sagen, weil das wäre jetzt auch …

Nina Anika Klotz: Kommen denn die Gründer aus Berlin oder die Macher aus Berlin, ohne dass es in Berlin gebraut ist?

Markus: Das waren jetzt zu viele Fragen auf einmal. Das passiert mir öfters, wenn sich Frauen mit mir unterhalten, auf die ich unterschiedliche Antworten geben würde. Aber die letzte deiner Fragen würde ich mit Ja beantworten.

Nina Anika Klotz: Ah okay.

Markus: Es kommt aus Berlin, aber die sind dort nicht beheimatet.

Nina Anika Klotz: Ist es ein Fuerst Wiacek?

Markus: Nein.

Nina Anika Klotz: Okay.

Markus: Nein, es ist wirklich gemein. Muss man auflösen. Ich habe nämlich auch ein BrewDog Bier ausgesucht. Die Schleife zu drehen, wäre jetzt glaube ich ein bisschen kompliziert. Aber wir wissen ja vorher immer nicht, was die anderen aussuchen, deswegen ist es witzig. Aber ich fand eben gerade, wenn wir uns jetzt um Berlin kümmern, auch ein bisschen drüber sprechen, ist es natürlich naheliegend sich auch über BrewDog zu unterhalten. Ich habe mir das Obstkomplott ausgesucht, was ja so Fanbase-Rezept ist, was die von BrewDog gebraut haben, und ist ein unglaublich fruchtiges, frisches Bier, im Grunde wie ein Multivitaminsaft vom Geruch her. Ganz viel Pfirsich, Mango, Maracuja, unheimlich intensiv. Und vom Geschmack her kommt erst diese Frucht, aber dann schon ordentlich die Bittere, also für ein New England IPA auch kräftig bitter. Hat 7,2 % und ja, der Name Obstkomplott sagt eigentlich fast alles. Also richtig schön fruchtig, hatte ich mir jetzt für den Abend überlegt, sowas Geschmeidiges irgendwie, nicht ganz so krass, aber trotzdem ein bisschen was Angenehmes, Fruchtiges, so ein Obstsalat zum Trinken. Ganz schön.

Holger: Was hast du jetzt gesagt? Ein Fan…, was für ein Ding?

Markus: BrewDog hat doch immer so Rezepturen, die eben mit Fans zusammen auch entwickelt werden. Da kann man sich dann wünschen, welche Rezeptur gebraut werden soll und so. Und eines war jetzt eben dieses Obstkomplott, also ist so eine von diesen relativ seltenen Badges, die ab und zu mal gebraut werden.

Holger: Okay.

Markus: Vielleicht weiß die Nina mehr dazu, weiß ich nicht?

Nina Anika Klotz: Kannte ich tatsächlich auch nicht, kann ich mir aber gut vorstellen, dass die sowas machen, ihre Fans da mit ins Boot zu holen mit eigenen Ideen. So wie sie ja ihre eigenen Rezepte auch mit denen teilen, warum nicht auch umgekehrt?

Markus: Es gibt dann so BrewDog Kneipen, wo man dann abstimmen kann, welches Bier dann eben wieder gebraut werden soll oder im größeren Maßstab. Und ja, ganz spannend. Also wie gesagt, ein feines fruchtiges Bierchen. Ich denke mal, das ist schon auch was, was du ganz konkret miterlebt hast, dieser Aufstieg und Fall rund um die ganze Stone-Geschichte. Hast du das denn emotional auch so erlebt, also viele Fans waren erst völlig aus dem Häuschen, als der Greg da aufgetaucht ist und dann hat er erst mal ein paar Paletten Bier zerstört, dann hat er den Jesus gemacht und alles war gut. Dann war die Eröffnung, dann war er plötzlich als bayerischer Brauer dagestanden und hat ein Holzfassanstich gemacht. Und dann war er auf einmal wieder weg und die große Ernüchterung kam. Hast du dieses Auf und Ab auch mitgemacht oder wie ging dir das emotional dabei?

Nina Anika Klotz: Ich habe da schon einen gewissen professionellen Abstand und ich fand das unglaublich spannend zu beobachten, was die marketingtechnisch draufhaben. Also ich fand das alles großartig. Ich fand das auch total toll, wie er sich dann im Janker ins ZEITmagazin setzt und mit Georg Schneider über Bier spricht. Allein das zu schaffen, habe ich durchaus, das kann ich auch echt so sagen, habe ich bewundert. Die Sache mit dem Stein, da muss ich auch ganz ehrlich sagen, die fand ich nie so fürchterlich krass und verletzend. Ich verstehe, dass man es so empfinden kann, also ich persönlich auch wieder eher professionell betrachtet und weniger emotional. Ich weine dann nicht dem Bier nach, dass unter dem Stein irgendwie dahinfloss. Aber man konnte es ja auch verstehen, der Wumms, der sein musste, um da eben aufzutreten. Das Einzige, was ich dann schon tatsächlich auch emotional, ja, mehr oder weniger empfunden habe oder mitgemacht habe, war dann das plötzliche Aus. Weil das hat mich tatsächlich überrascht. Also klar, wusste man, das läuft nicht alles so toll, wie es laufen sollte, und klar, musste man nur einmal irgendwie unter der Woche da raus in die Gastronomie fahren, um festzustellen, hm, da würde schon noch mehr gehen, aber dass dann doch so ganz plötzlich ein doch mehr oder weniger totales Aus anstand, hat mich auch überrascht und fand ich auch echt schade. Ich fand‘s schade um Stone, ich fand’s auch schade für Greg Koch, aber ich fand‘s vor allem halt schade auch als Signal, dass halt die Idee vom neuen Bier ganz offenbar nicht so eingeschlagen hat.

Markus: Ich war ja mit dem Holger, noch vor einem Jahr waren wir dort, als es noch Stone war. Wir hatten interessante Gespräche und es war sogar die Idee, ob man dort Kurse und sowas veranstaltet. Ich hatte so ein bisschen den Eindruck, also ich habe mich mit ein paar Leuten dann noch im Nachhinein unterhalten, dass die einfach in Amerika viel Druck bekommen haben, weil dort hatten sie ja einen Prozess unter anderem geführt, der schwierig war und auch wirtschaftliche Schwierigkeiten, dass dann wahrscheinlich irgendwann so die Bereitschaft jeden Monat Geld nach Berlin zu überweisen, ein bisschen gelitten hat. Und auf der anderen Seite BrewDog kalt händeringend nach irgendeiner Braustätte in der EU gesucht hat, um dem Brexit-Chaos zu entgehen, und die hatten Collaboration Brew. Ich kann mir gut vorstellen, dass da die Stone Jungs und die BrewDog Jungs einfach zusammengesessen sind und sich dann überlegt haben, okay, das ist ja eigentlich eine absolute Win-Win-Situation, ihr habt eure Brauerei, wir sind raus aus der Nummer und können da schön unsere Wege gehen. Also hatte ich zumindest den Eindruck. Ich glaube, also ganz so dramatisch, wie er es dann später in dem Zeitungsartikel geschildert hat, fand ich es nicht, weil ja eigentlich klar gewesen sein muss von Anfang an, dass das nicht so ist, dass da jeden Tag die Bude brummt, allein von den logistischen und entfernungstechnischen Geschichten in Berlin, ohne S-Bahn-Anschluss ist das einfach schwierig.

Nina Anika Klotz: Wenn du als Unternehmer was schaffen willst, dann musst du halt verdammt groß träumen und dich trauen, dir was vorzustellen, was noch nicht da ist. Und ich glaube schon, dass die ernsthaft da geglaubt haben, 2014, als das anfing, dass du Craft Bier oder Stone Bier in Berlin zu einer richtig, richtig fetten Sache machen kannst. Sonst würdest du es ja nicht machen mit so einem Riesenprojekt zu starten.

Markus: Ich denke halt, sie wollten damals Europa erobern und haben sich Berlin als Hauptquartier ausgesucht, haben deswegen auch die große Brauerei hingestellt und dann halt gemerkt, es funktioniert nur so bedingt. Holger, wie hast denn du das aus der Münchner Perspektive erlebt? Kamen da jemals Stone Dosen aus Berlin an in den Getränkemärkten?

Holger: Nein, in den Getränkemärkten, also zumindest in den normalen eher nicht, im Biervana natürlich schon oder so in ein paar Spezialitätenläden. Aber das ist ja Wahnsinn, wenn sich zwei Journalisten da jetzt austauschen. Ich habe schon gedacht, wir reden gar nicht mehr über Bier. Und wisst ihr, was das Allertollste ist, also wirklich das Allerallertollste? Ich habe mir ein Stone Bier ausgesucht.

Markus: Ist ja unglaublich.

Holger: Und zwar, wer weiß eigentlich hier, was ein Gargoyle ist?

Nina Anika Klotz: Ich weiß, was ein Gargoyle ist. Ein wohlwollender guter Dämon. Man darf eben nicht Dämon dazu sagen. Man muss Gargoyle sagen, weil das die Guten sind. Die sehen nur so übel aus.

Holger: Die sehen nur so übel aus und wollen den Braumeister davor bewahren, wirklich Schlechtes zu produzieren. Und dann gibt es einen Text, den muss ich einfach vorlesen, weil es kann ja sein, dass das niemand kennt oder irgendwelche Leute noch nicht kennen. Du hast hier ein aggressives Bier vor dir. Es wird dir wahrscheinlich nicht schmecken, abgesehen davon ist es ziemlich fraglich, dass du genug Geschmack oder Erfahrung besitzt, ein Bier mit dieser Qualität und Intensität richtig genießen zu können. Wir raten dir also, in gewohnten Gefilden zu bleiben, vielleicht bei einem Bier aus einem dieser Hochglanz-Werbespots, die dich davon überzeugen sollen, dass es in einer kleinen Brauerei hergestellt wurde. Oder wie wäre es mit einem dieser geschmacklosen Dünnbiere, die dir Sexappeal vorgaukeln? Möglicherweise denkst du ja auch, dass Biere aus Werbekampagnen in Millionenhöhe besser schmecken. Und das ist auch Marketing. Also ich kann dir nur recht geben, mich hat das auch nicht zu 100 % nur fasziniert, aber auch sehr fasziniert. Und ich habe mir also schon das Bier ausgesucht, wo das normalerweise draufsteht, aber in einer besonderen Ausprägung, und zwar Bourbon Barrel Aged Arrogant Bastard Ale.

Markus: Mhm (bejahend). Das klingt richtig gut.

Holger: Wer weiß, was ein Kapselheber ist? Damit öffne ich es jetzt. Habt ihr es gehört?

Markus: Das klang fast wie eine Guillotine.

Holger: Die Farbe, ich sag euch, die Farbe, die Farbe ist unglaublich. Das ist für mich so unglaublich toll gemacht in diesen Eichenfässern, wo man die Eiche hat und alles Mögliche an Komplexität bis hin zum deutlichen Waldhonig und dann der Barrel Charakter macht das Bier nicht tot, weil das Bier ja selber so arrogant ist, dass es sich nur kaputtlachen kann wahrscheinlich über diese Bourbon Holzfässer. Prost!

Markus: Prost! Das war mal eine sehr schöne Erklärung. Ich muss aber auch sagen, das ist natürlich ein tolles Marketing, was die betrieben haben. Und ich fand auch den Greg, oder finde ihn auch eine ganz interessante, spannende Persönlichkeit. Ich kann mich erinnern, 2015 war die erste Berlin Beer Week, und da hatte ich eine Veranstaltung, die ich moderiert habe, wo es so rund um das Thema Berliner Weisse ging, und er war am Tag vorher mit dem Flugzeug gelandet und kam dann trotz Jetlag zu unserer Veranstaltungen mit zwei, drei Freunden noch. Und das war eine ganz angeregte Diskussion, wo man wirklich gemerkt hat, das ist echte Neugier, also der dann auch wirklich sich mit den Weisse Brauern unterhalten hat und gefragt hat. Und da kam ein toller Austausch zustande. Ich fand das auch toll, also kann auch nichts Negatives sagen, ganz im Gegenteil. Stone an sich hat mir auch viel Spaß gemacht. Mein Lieblingsbier ist das Xocoveza, da habe ich immer noch ungefähr 30 Dosen oder sowas bei mir in der Garage.

Holger: Und 20 Kästen Schlenkerla Eiche.

Markus: Und 20 Kästen Schlenkerla Eiche. Ja. Aber Xocoveza ist ein ganz, ganz großartiges Bier. Und endlich mal eins von Stone, was nicht totgehopft ist, aus der fränkischen Perspektive. Deswegen also durchaus sehr, sehr schön. Fand ich auch damals für Berlin einen ganz großen Gewinn, muss man sagen. Hat sicherlich auch die Szene noch mal angeschoben. Und ich fand es auch schön, dass Stone ja viel Raum auch gegeben hat den anderen Brauern. Da hast du ja sicherlich auch viel erlebt, Nina? Veranstaltungen dort mit anderen Brauern, mit Festen und so weiter.

Nina Anika Klotz: Absolut. Also der war von Anfang an bemüht da die Arme offen zu haben und ich glaube, das hat auch ganz gut funktioniert, dass er sich so in die Szene eingebracht hat.

Holger: Ich habe den auch immer als total sympathisch empfunden und fand jetzt auch die Stein-Aktion nicht so aufregend. Aber das hat halt provoziert und trotzdem hat es auch so ein Big Bang ausgelöst. Das war halt so, hoppla, hier komm ich jetzt und hier bin ich auch. Und das fand ich auch passend. Ich meine, wenn man da 30 Millionen in so einen Standort reininvestiert und auch mal zeigt, was Biergastronomie überhaupt sein kann in seiner höchsten Ausprägung, das hatte man ja in Deutschland so noch nie gesehen, das war schon sehr beeindruckend. Und er hat da sicher ein Zeichen gesetzt und für mich gibt’s da auch einen Nachhall. Und die Biere sind gut, also absolut. Ich meine, klar, die Amerikaner sind Hop Heads, man könnte sagen Hopfenhelden, Nina. Und so sind die. Ich finde das ja auch toll und so zu Tode gestopft, so wie du das jetzt beschrieben hast, das kommt auch oft vor, und das kommt auch bei Stone vor, aber eben auch nicht nur. Ich finde es schon sehr spannend, was die produziert haben. Und das Xocoveza, das ist ja der Wahnsinn. Da kannst du sogar einen Eiskaffee mit machen und die Schwiegermutter merkt’s nicht mal.

Markus: Die sind ja bis nach Mittelamerika gereist, haben sich dort den Kakao ausgesucht, waren auf den Farmen, haben dann die Kakaobohnen nach Deutschland transportiert, selber geröstet, selber daraus die Schokolade hergestellt und die dann ins Bier gegeben. Da ist ein ganzer Prozess dahinter. Und das fand ich wirklich auch eine großartige Sache.

Holger: Da gibt es ja einen Film dazu übers Xocoveza, das kann man auf YouTube sehen. Und der Markus macht das so ganz gern, wenn er Schulungen gibt und auch zeigt, was Bier sein kann, dass er einfach die Leute das Bier probieren lässt und dann wird sozusagen der Film geschaut und dann probiert man nochmal das Bier. Und dann schmeckt das total anders. Also du hast dann eine vollkommen andere Einstellung dazu. Das finde ich total spannend.

Markus: Das stimmt.

Nina Anika Klotz: Kann ich mir gut vorstellen.

Markus: Apropos Film, ein guter Freund von mir, der Matt Sweetwood, hat einen Film gedreht über den Greg Koch, und zwar den Beer Jesus. Also das kann man allen nur ans Herz legen, wenn ihr die Gelegenheit habt, schaut euch das an, gibt’s soweit ich weiß bei Amazon Prime, aber sicherlich auch in anderen Quellen. Da kann man die ganze Stone Geschichte noch mal anschauen mit tollen Bildern, tollen Interviews. Das macht auf jeden Fall spaß, solltet ihr beide auch mal tun. Generell, denke ich mal, hat sich die Berliner Brauer-Szene massiv entwickelt in der Zeit, seitdem du die Hopfenhelden machst. Gibt es denn Brauereien, wo du sagst, da hast du eine besondere Beziehung dazu oder die findest du besonders spannend in Berlin oder hast du sie alle gleich lieb?

Nina Anika Klotz: Natürlich alle gleich lieb.

Markus: Ja, das sage ich auch immer.

Holger: Nein, das sagst du nicht. Nein, du bist ziemlich offen mit deiner Vorliebe für Lemke.

Markus: Und Schneeeule.

Holger: Ja, das stimmt, und Schneeeule.

Markus: Aber lieb habe ich sie trotzdem. Aber jetzt lass uns mal die Nina zu Wort kommen.

Nina Anika Klotz: Wie gesagt, ich habe die tatsächlich alle gleich lieb und ich sehe auch bei allen, was die auf ihre Weise leisten. Das sind ja wirklich ganz unterschiedliche Unternehmensgrößen und ganz unterschiedliche Ziele vielleicht auch, die die Gründer und Gründerinnen so vor Augen haben. Ich finde bewundernswert, bei allem weiterzumachen. Ich weiß halt auch, wie anstrengend das ist kleine Unternehmen zu haben und wenig manchmal bei rumkommt und so weiter. Deshalb finde ich, haben alle da wahnsinnig viel Respekt verdient dafür, für das, was sie tun. Und das gilt auch nicht nur für die Berliner Brauer, sondern das gilt eigentlich für alle kleinen und mittleren Brauerinnen und Brauer. Natürlich gibt’s welche, wie zum Beispiel den Thorsten Schoppe, das war mein erster Berliner Craft Brauer, den ich interviewt habe. Den treffe ich auch immer wieder gerne, um mit ihm zu reden, weil das auch so eine Konstante ist in der Berliner Bierwelt, aber auch so in meiner Bierkarriere. Und es ist schön zu sehen, wie sich dann auch da die Dinge weiterentwickeln, also auch bei jemandem, der jetzt nicht irgendwie vor drei Jahren bei null angefangen hat, klar, tut sich bei dem ganz viel, sondern auch bei jemandem, der eben schon seit über zehn Jahren hier im Geschäft ist, was sich da noch so verändert und tut und wie die Leute weiterkommen. Ich habe da jetzt keine, die ich besonders gerne neu interviewe und treffe, sondern ich habe die tatsächlich alle gleich lieb und ich freue mich auch immer, wenn wieder neue dazukommen, die es noch mal auf eine ganz andere Art und Weise irgendwie machen und was Neues probieren. Jetzt zum Beispiel Motel, die finde ich auch spannend, die bringen ja Kaffee und Bier zusammen, selbst in den gleichen Räumlichkeiten. Gab’s davor auch nicht. Und die haben auch so eine erfrischende Offen- und Ehrlichkeit mit dem, was sie machen. Finde ich auch total spannend und interessant und gut.

Holger: Was ist eigentlich mit Heidenpeters jetzt gerade vor dem Hintergrund der Krise? Ich meine, Markthalle Neun ist zu und für den Johannes ist das doch sehr schwierig, oder?

Nina Anika Klotz: Die Markthalle Neun war sehr lange noch auf. Ich weiß nicht, ob sie nicht sogar immer noch auf ist, weil sie als Grundversorgung gilt. Meines Wissens nach tut er es auch immer noch weiter im Marktstand jetzt, also der Ausschank ist tatsächlich zu, aber er verkauft sein Bier in einem Marktstand, sowohl in der Markthalle als auch irgendwo am Paul-Lincke-Ufer. Er hat so einen Kiez-Liter eingeführt, das ist zum (unv. #00:22:38.8#) eigentlich für die Leute aus der Gegend. Ich weiß gar nicht, ob die nachweisen müssen, dass sie wirklich aus der Gegend sind oder nicht, wo die für einen sehr fairen Preis da auch Heidenpeters, also lokales Bier einkaufen können. Der macht damit, glaube ich, beides ganz gut. Der bedient auf der einen Seite seinen Hyperlokalmarkt Kreuzberg und dann noch eben so diesen kleinen Kiez innerhalb Kreuzbergs. Und auf der anderen Seite ist er natürlich auch so in der deutschen Craft-Szene bekannt und macht gutes Bier, das über Berlin hinaus, zumindest bei den Liebhabern, gern gekauft und genossen wird. Und er schafft dann, glaube ich, beides ganz gut zu bedienen. Aber das ist auch einer, wo man halt sieht, wie schwer das ist. Wenn man was neu gründet, das dann so irgendwie richtig, richtig groß zu machen, ist halt auch richtig, richtig schwer.

Markus: Ja, den fand ich auch total spannend, als ich ihn das erste Mal kennengelernt habe. Da war er ja unter der Markthalle in der ehemaligen Schlachterei, …

Nina Anika Klotz: Ist er immer noch. Ja.

Markus: … wo er seine Brauerei, oder ist er immer noch, genau, und hatte da ja seine Handabfüllung. Da war seine Schwester damals noch dabei und hat jedes Fläschchen selber abgefüllt und unheimlich viel Liebe und Kreativität. Wir haben uns dann rausgesetzt und dann hat er gesagt, jetzt braucht er aber mal einen Kaffee. Deswegen ist er auch der einzige in meinem Berlin Brauerei-Führer als Brauer, der kein Bier, sondern einen Kaffee in der Hand hat. Ist ja auch ein toller Typ und einfach auch ein Künstler, muss man sagen. Ist auch so einer, von denen, wo man sagt, das ist mal so ein Quereinsteiger, der wirklich mit einem ganz anderen Gedanken, einer ganz anderen Haltung an das Thema Bier rangegangen ist als so der klassische Brauer, den man so hat. Hast du den Brlo zum Beispiel auch verfolgt? Finde ich auch interessant, wie die sich so entwickelt haben. Gibt es da irgendwelche Neuigkeiten, jetzt gerade wegen der Krise oder so? Weißt du was?

Nina Anika Klotz: Brlo hat natürlich jetzt mit der Schließung der Gastronomie sehr zu kämpfen, weil das bei denen ja ein sehr wesentliches Standbein ist. Also nicht nur das Brwhouse, sondern auch die Gastronomie im KDW. Die betreiben da so einen Chicken & Beer Stand. Das ist mehr als ein Stand, da sind noch ein paar Sitzplätze dabei. Und es waren auch noch mehrere Gastro-Konzepte geplant, weil die halt festgestellt haben, mit ihrer hervorragenden Lage und auch mit einem extrem außergewöhnlichen und auch ansprechenden Gastro-Angebot hatten die halt viel Erfolg. Und dann liegt das natürlich nahe, dann machen wir das doch auch in anderen Städten, dann machen wir das auch noch anderswo. Und das hat für Brlo, glaube ich, gut funktioniert, bis dann eben jetzt Corona kam.

Holger: Dabei ist für mich Bier ja systemrelevant eigentlich.

Nina Anika Klotz: Ja, Gastronomie, irgendwie ja auch, also es ist ja auch ein wesentlicher Teil. Die machen jetzt auch wie viele, dass die Essen nach Hause liefern. Was sicherlich auch total wichtig ist, um einfach in Gedanken zu bleiben der Stammgäste und bestimmt auch ein bisschen was bringt, aber was sich natürlich nie so lohnen kann wie ein volles Lokal zu haben, wo die Leute dann noch das fünfte Bier bestellen, auch wenn sie eigentlich schon müde und besoffen sind. Also man kann eigentlich nur hoffen und wünschen, dass Restart Gastro bald tatsächlich passiert. Ich glaube, dass der Ben Pommer, der Küchenchef vom Brlo, da auch das mit unterstützt. Es gibt ja so eine Petition von, ich meine, Tim Mälzer und Tim Raue und noch so ein paar, dass sich da bald was bewegt in der Gastronomie, weil das eben verheerend ist für die solange zuzuhaben. Klar.

Markus: Wobei das Problem natürlich ein bisschen sein wird, auch wenn man die wieder aufmacht, dann werden sie es mit erheblich weniger Kapazitäten tun können und sie werden alle möglichen Sicherheitseinrichtungen zusätzlich einbauen müssen, und das müsste sich ja normalerweise in den Preisen niederschlagen. Ich glaube, da haben viele Angst davor und das wird sie dann nach einem halben, dreiviertel Jahr spätestens wieder einholen. Wie geht es dir eigentlich? Du hast ja jetzt praktisch dein Business auf dem Bierthema aufgebaut. Merkst du da jetzt was in den letzten vier, acht Wochen, dass sich was verändert für dich?

Nina Anika Klotz: Ja schon. Also noch gar nicht mal so konkret, beschäftigen kann ich mich gut und wir haben jetzt auch ganz früh angefangen, so eine Art Support-Kampagne zu starten. Also wer uns anschrieb und sagte, wir machen jetzt irgendwie Heimlieferung, wir machen einen speziellen Rabatt, wir machen versandkostenfrei und so weiter, da haben wir das immer gern geshared und gepostet, um quasi so unsere Protagonisten ein bisschen zu unterstützen mit dem, was halt im Rahmen unserer Mittel liegt, nämlich mit Reichweite und mit Pablo City. Aber natürlich merke ich schon, wie auch in allen anderen journalistischen Bereichen wird man wahrscheinlich mittelfristig von der Krise sehr betroffen sein. Das erste, was gekürzt wird bei vielen Unternehmen, sind halt die Marketing- und die PR-Budgets, und das schlägt sich dann eben so nieder, dass Anzeigen nicht geschaltet werden, was dann wiederum heißt, dass Magazine nicht erscheinen können. Und das ist schon ein Problem, das ich jetzt als freie Journalistin schon zu spüren bekomme und mit Hopfenhelden sicherlich auch noch zu spüren bekommen werde. Das ist halt nicht so unmittelbar, wie wenn man eine Bar direkt schließen muss oder eine Brauereiwirtschaft oder wenn einem 80 % des Bierabsatzes von heute auf morgen wegbrechen, weil man Fassware gemacht hat. Also wir Journalisten spüren es wahrscheinlich erst so über die nächsten ein bis zwei Jahre so richtig.

Holger: Das ist jetzt ein bisschen schwierig die Kurve zu kriegen, wieder in die Positivität zurückzukehren. Was machen wir denn da? Hat einer nicht noch ein Bier auf dem Tisch irgendwie?

Nina Anika Klotz: Ja, Positivität muss ja sein. Ich meine, ohne Hoffnung geht’s ja nicht. Also ein ernstgemeintes „Wird schon“, finde ich, muss man immer, wenn man über die Krise jammert, hinten nachschieben.

Holger: Ich schenke mir noch mal was ein.

Markus: Sollen wir das jetzt raten oder erzählst du es uns?

Holger: Ich meine, ich bin ja nicht aus Franken, Markus, weißt du. Und deshalb ist so ein Bourbon Barrel Aged Arrogant Bastard in deiner 0,33 Flasche, also da beschäftige ich mich eine Zeit damit. Verstehst du? Ich habe noch was zum Nachschenken.

Markus: Das trinkst du dann morgen beim nächsten Podcast weiter sozusagen. Was ich halt wichtig finde, ist, so eine Krise hat natürlich irgendwo auch was Positives, es hat auch einen gewissen reinigenden Effekt und es wird vieles geben, was Gastronomen vielleicht an dem, was sie jetzt in dieser Zeit erfinden oder machen oder tun und mitnehmen können, um dann eben, wenn das ganze rum ist, darauf ihr weiteres Geschäft so ein bisschen zu gründe. Und werden halt, was weiß ich, zum Beispiel dieses ganze Thema Lieferungen oder Mitnehmen oder überhaupt andere Gastro-Konzepte vielleicht auch sich verstetigen und so, dass man damit halt irgendwie überleben kann. Weil ich denke, was auf jeden Fall nicht geht, ist einfach wieder zurück zum alten. Es wird vielleicht auch neue Gastro-Konzepte geben, neue Ideen. Was passiert, ist, dass die Leute mehr regional trinken, sie kochen wieder mehr selber, man schaut wirklich vielleicht ein bisschen mehr auf die Zutaten, man empfindet vielleicht Gastronomie dann auch mehr als Luxus, den man sich leisten will, kann und auch muss. Und dann ist auch die Bereitschaft vielleicht ein bisschen mehr zu bezahlen höher. Also ich glaube, da wird sich sicherlich vieles auch in gewisser Weise positiv ändern. Allerdings ist es eine Veränderung und viele Leute haben grundsätzlich Probleme mit Veränderungen und für die wird das natürlich schwierig. Aber ich denke, wenn es eine Stadt schafft, dann ist es Berlin. Also da gibt es ja schon immer Veränderungen und bisher hat es immer irgendwie dann geklappt.

Holger: Was ist denn dein ultimativer Tipp, also wenn es jetzt wieder losgeht und alle dürfen wieder, wo muss man dann hin in Berlin? Was ist dein Tipp?

Nina Anika Klotz: Also der Brlo Biergarten ist schon auf jeden Fall eine gute Adresse für einen schönen sommerlichen Nachmittag in Berlin. Super gelegen, ganz zentral, trotzdem irgendwie frei und Luft zum Atmen. Das ist auf jeden Fall eine gute Wahl.

Holger: Okay, super. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend und dass es bald wieder losgeht und dass Hopfenhelden weiter so eine Erfolgsgeschichte bleibt, wie es ist.

Nina Anika Klotz: Vielen herzlichen Dank.

Holger: Und herzlichen Dank, dass du die Zeit gefunden hast, mit uns über Bier zu plaudern und den Markt. Und natürlich auch an dich, Markus, bevor ich es vergesse, vielen Dank. Schönen Abend.

Nina Anika Klotz: Vielen Dank euch.

Markus: Wunderbar, dann schönen Abend.

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